KULTUR MAL DREI

Interkommunale Kulturentwicklungsplanung in , und

Abschlussbericht

Mai 2021

Redaktion: Dr. Ina Rateniek, Dipl.-Ing. Kurt Eichler, Tobias Bäcker M.A. startklar a+b GmbH, Schwerte

Gefördert durch Mittel der Regionalen Kulturpolitik vom

Vorwort

Der Anfang ist gemacht – wir sind (alle) gefragt!

Unter dieses kurze Motto lässt sich die Beauftragung einer Machbarkeitsstudie zur Interkommunalen Kulturentwicklungsplanung stellen.

Als direkte Nachbarn haben sich die Städte Arnsberg, Meschede und Sundern gemeinsam auf den Weg gemacht, Handlungsfelder zu eruieren, um neue Potenziale für die Entwicklung unserer vielfältigen Kulturregion zu erschließen.

Im Gegensatz zu den Metropolregionen mit ihren bedeutenden Kultur-Leuchttürmen wie Museen, Theatern und Festivals zeichnet sich unsere Region durch vielfältige Initiativen und Kulturangebote aus, die nicht selten zivilgesellschaftlich getragen und mit viel Engagement und Herzblut ihren ganz eigenen Charme entfalten.

Bei aller vorhandenen Qualität fehlt es mitunter an der öffentlichkeitswirksamen Inwertsetzung und Vernetzung der Akteure, obgleich Kultur auch im ländlichen Raum als Standortfaktor an Bedeutung zunimmt. Die vorhandene Vielfalt stellt sich dabei als große Herausforderung für alle Akteure dar. Dies als gemeinsame Chance zu begreifen, um die Kulturlandschaft zukunftssicher zu gestalten, ist der erste Schritt eines Prozesses, der nur gemeinsam mit vielen Akteuren gelingen kann.

Wie wichtig Kulturangebote für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, für eine nachhaltige Bildung und lebenswerte Wohnungsumgebung sind, wird uns gerade jetzt – in Zeiten der Pandemie – schmerzlich bewusst. Wir wissen: Kultur macht stark. Individuen werden in ihrer persönlichen Entwicklung gefördert, aber auch die Resilienz der Gesellschaft bei sich immer schneller ändernden Rahmenbedingungen wird unterstützt. Wir erkennen die Funktion als Innovationsmotor, die Synergien sowie die positiven wirtschaftlichen Effekte. Umso wichtiger und dringender ist daher die Aufgabe, Kultur und ihre Akteure selbst zu stärken, damit sie nachhaltig ihre Wirkung für eine lebenswerte Region entfalten kann.

Kulturentwicklungsplanung als offener Kommunikationsprozess führt Menschen in der Region zusammen. Auch wenn die avisierte Kulturkonferenz pandemiebedingt nicht stattfinden konnte, freuen wir uns, dass sich bereits im ersten Schritt des Prozesses viele kulturelle Akteure aktiv beteiligt haben und damit ein großes Interesse an der aktiven Gestaltung bekunden.

Unser Dank gilt daher dem beauftragten Büro „startklar“ und allen aktiven Bürger*innen, die sich mit Ideen und Anregungen eingebracht haben.

Lassen Sie uns weiter gemeinsam an Optionen für eine gemeinsame nachhaltige Kulturentwicklungsplanung arbeiten!

Bürgermeister Stadt Arnsberg Bürgermeister Stadt Meschede Bürgermeister Stadt Sundern

Inhaltsverzeichnis

1. Auftrag, Zielsetzung und Planungsprozess 3

1.1 Bestandsaufnahme 4 1.2 Vertiefte Analyse 5 1.3 Entwicklung von Perspektiven und Schwerpunktbildung 5 1.4 Allgemeine Kommunikation 6 2. Die Städteregion und ihre Kultur 8

2.1 Profil der Städteregion 8 2.2 Siedlungsstruktur und Mobilität 8 2.3 Bevölkerung 9 2.4 Kulturelle Infrastruktur 10 2.5 Kulturverwaltung und Kulturpolitik 11 2.6 Frei-gemeinnützige und private Kulturangebote 12 2.7 Kultur und Stadtentwicklung 12 2.8 Interkommunale Kooperation 13 3. Bestandsaufnahme in Dialog- und Beteiligungsformaten 14

3.1 Interviews mit den Kulturbüros 14 3.2 Kulturelle Präferenzen der Bürgerschaft – Postkarten-Umfrage 18 3.3. Interviews mit ausgewählten Personen der Städteregion 24 3.4. Digitale Workshops 32 3.4.1 Kulturelle Bildung 33 3.4.2 Zivilgesellschaftliche Vernetzung in der Kultur 35 3.4.3 Städteübergreifende Öffentlichkeitsarbeit in der Kultur 37

4. Gesellschaftliche Herausforderungen und kommunale Kulturarbeit 40

4.1 Nachhaltigkeit 40 4.2 Diversität 41 4.3 Digitalität 42 4.4 Kulturteilhabe 43 4.5 Kulturmoderation 44 5. Expertise zu zentralen interkommunalen Handlungsfeldern in der Städteregion 45

5.1 Kulturelle Bildung 45 5.2 Zivilgesellschaftliche Vernetzung in der Kultur 51 5.3 Städteübergreifende Öffentlichkeitsarbeit in der Kultur 56 6. Schlussfolgerungen und Leitlinien für die interkommunale Kulturentwicklung in der Städteregion 61

7. Anhang 63

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1. Auftrag, Zielsetzung und Planungsprozess

Die Städte Arnsberg, Meschede und Sundern wollen zukünftig ihre Kulturangebote besser aufeinander abstimmen, stärker zusammenarbeiten und eine öffentlichkeitswirksamere Darstellung erreichen. Diese Zielsetzung sollte durch eine interkommunale Kulturentwicklungsplanung unterstützt werden, um gemeinsame kulturpolitische Positionen und Strategien zu erarbeiten. Im Kulturfördergesetz (2014) misst das Land Nordrhein- Westfalen der Förderung der interkommunalen Zusammenarbeit eine hohe Bedeutung zu: „Das Land unterstützt gemeindeübergreifende Kooperationen und Kulturentwicklungsplanungen, die der Erhaltung und Weiterentwicklung der kulturellen Infrastruktur, der Verbesserung der Auslastung, der Sicherung der Qualität und der Verbesserung der Wirtschaftlichkeit dienen“ (§ 16 KFG). Gerade in den ländlichen Regionen kommt der Kultur perspektivisch eine wachsende Bedeutung als Standortfaktor und im Hinblick auf die Daseinsvorsorge und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu. Diesen Herausforderungen hat sich die Städteregion Arnsberg – Meschede – Sundern mit der gemeinsamen Kulturentwicklungsplanung aktiv gestellt.

Die interkommunale Kulturentwicklungsplanung sollte als ergebnisoffener Untersuchungsprozess angelegt sein. Es ging um Analyse und Übersicht, Transparenz und Planbarkeit für die Kultur in der Städteregion. Konkrete Vorschläge und gemeinsame Handlungsfelder sollten zu einem neuen Miteinander von Kulturverwaltungen und zivilgesellschaftlichen Kräften führen.

Über eine Ausschreibung wurde für die Konzeption, Organisation und Moderation des Kulturentwicklungsprozesses das Büro startklar a+b beauftragt. Das Verfahren dauerte von September 2020 bis Februar 2021 und wurde zu 50 % mit Mitteln aus dem Förderansatz „Regionale Kulturpolitik“ des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen finanziert.

Für die Dauer des Planungsprozesses wurde eine städteübergreifende, verwaltungsinterne Lenkungsgruppe geschaffen, die sich aus Vertreter*innen der Kulturbüros der drei Städte zusammensetzte (Peter Kleine, Kirsten Minkel, Uta Koch, Anne Wiegel). Als antragstellende Stadt übernahm Arnsberg die Federführung für das Vorhaben. Die Lenkungsgruppe bildete gemeinsam mit dem Team startklar (Dr. Ina Rateniek, Kurt Eichler, Tobias Bäcker) den organisatorischen und operativen Kern für die Steuerung des Verfahrensablaufs, der Recherchen, der Beteiligungsverfahren und der Kommunikation. Die Abstimmung erfolgte vor allem durch regelmäßige Arbeitstreffen. Aufgrund der Corona-Pandemie war ab November 2020 ausschließlich eine digitale Kommunikation möglich.

Zu Beginn des Planungsprozesses wurden folgende Leitfragen definiert, die auch den Verlauf und die Arbeitsschritte der Kulturentwicklungsplanung bestimmten:

▪ Wie stellen sich die kulturelle Infrastruktur und Praxis in den Kommunen und der Städteregion dar? ▪ Wie kann es gemeinschaftlich besser gelingen, den kulturellen Bestand nachhaltig strukturell und konzeptionell zu stärken? ▪ Welche Rolle spielen zivilgesellschaftliches Engagement und Ehrenamt bzw. die Selbstwirksamkeit von Einzelnen und Interessensgruppen für die Kultur? Wie kann dieses Feld gestärkt werden? ▪ Wie ist es um Angebote und Strukturen für Informationstransfer und Vernetzung von Künstler*innen, Kulturschaffenden, Kultureinrichtungen und kulturinteressierten Bürger*innen bestellt? Welche zukunftsrelevanten Verbesserungen sind hier denkbar? ▪ Wie wird die Kulturlandschaft in den Städten und in der Region aktuell wahrgenommen? Welches Potenzial liegt in städteübergreifenden Informations- und Öffentlichkeitsmaßnahmen und gemeinsamem Marketing?

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▪ Welche Ansätze für eine intensiver vernetzte, interkommunale Förderung von Kunst und Kultur gibt es? Welche konkreten Vorteile, welcher Mehrwert ergeben sich daraus für die Kommunen, Akteur*innen und Kultur-Nutzer*innen? Was sind zentrale Handlungsfelder für eine städteübergreifende Kulturarbeit?

Ausdrücklicher Wunsch von Lenkungsgruppe und Team startklar war es, in den Kulturentwicklungsprozess unterschiedlichste Akteursgruppen partizipativ einzubinden: die Macher*innen, die Ermöglicher*innen und die Nutzer*innen sowohl aus dem öffentlichen wie auch dem privaten und zivilgesellschaftlichen Sektor inklusive engagierter Einzelpersonen und Mitarbeiter*innen aus anderen Ressorts der Stadtverwaltungen.

Das Planungsverfahren war in vier Bausteine untergliedert, die eng miteinander korrespondierten:

Bestandsaufnahme

Vertiefte Analyse

Perspektivenentwicklung und Schwerpunktbildung

Allgemeine Kommunikation

Im Folgenden werden wesentliche Arbeitsinhalte dieser Bausteine vorgestellt.

1.1 Bestandsaufnahme

Dokumentenanalyse und Recherche Zunächst wurden Informationen, Vorüberlegungen und grundlegende Dokumente aus Arnsberg, Meschede und Sundern ausgewertet, auf die sich die Kulturentwicklungsplanung stützen konnte. Bereits vorliegende empirische Daten, Leitbilder und Konzeptpapiere (u. a. ISEK und Kulturkonzept Sundern, Kulturentwicklungsplanung und Dorfentwicklungsprozesse in Meschede, Konzepte für Kunst im öffentlichen Raum und die Bibliothek in Arnsberg) wurden analysiert und anschließend um kulturelle Bestands- sowie demografische Daten und Kennzahlen zur Einwohnerstruktur ergänzt. Die Auswertung lieferte erste Anhaltspunkte im Hinblick auf kulturelle Aktionsfelder der einzelnen Kommunen sowie für bestehende fachliche, organisatorische oder strukturelle Besonderheiten oder Defizite.1

Öffentlicher Auftakt Mit Auftaktveranstaltungen in den drei Städten wurde die interkommunale Kulturentwicklungsplanung Anfang Oktober 2020 der Öffentlichkeit vorgestellt. An Infoständen in den Fußgängerzonen von Arnsberg, Meschede und Sundern kamen die Mitarbeiterinnen der Kulturbüros und das Team startklar mittels einer Postkarten- Umfrage mit Bürger*innen ins Gespräch und machten auf das Projekt des Städteverbundes aufmerksam.

1 Die Datenlage war in den drei Kommunen sehr unterschiedlich ausgeprägt und nur Teilbereiche waren valide vergleichbar. Auch jeweils innerhalb einer Kommune bezogen sich Aussagen zu bestimmten Sachverhalten auf unterschiedliche statistische Quellen.

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1.2 Vertiefte Analyse

Interviews mit ausgewählten Personen der Städteregion In Abstimmung mit der Lenkungsgruppe führte das Team startklar im Oktober 2020 persönliche Interviews mit Vertreter*innen wichtiger Kulturträger, Einrichtungen und Vereine sowie mit Einzelpersonen aus den drei Kommunen durch. Die zehn Interviews ergaben ein differenziertes Gesamtbild über das Angebot, die Infrastruktur, die Handlungsfelder, die Netzwerke, die Gelingensbedingungen, die Stärken und Schwächen der Kultur und der Kulturförderung in der Städteregion.

Digitale Workshops Im Rahmen der Kulturentwicklungsplanung war ursprünglich eine ganztägige Kulturkonferenz vorgesehen, an der Persönlichkeiten aus verschiedenen künstlerischen und kulturellen Tätigkeitsbereichen und gesellschaftlichen Gruppen der drei Städte teilnehmen sollten, um erste Ergebnisse des Planungsprozesses vorzustellen, zu diskutieren und Stärken, Schwächen und Chancen für die interkommunale Kulturkooperation in der Städteregion zu identifizieren. Diese Konferenz konnte aufgrund der geltenden Einschränkungen durch die Corona-Pandemie nicht stattfinden. Als alternatives Format wurden im Februar 2021 drei digitale Workshops durchgeführt, um die Vernetzung und Beteiligung mit Vertreter*innen der Kulturszene zu ermöglichen. Jeder Workshop war einem speziellen Handlungsfeld gewidmet, abgeleitet aus den Ergebnissen der Bestandsaufnahme und der Interviews. Durch eine vorlaufende Kurzbefragung der Teilnehmenden wurden die Workshops inhaltlich strukturiert und dokumentiert. Die Auswertung diente als Input zum jeweiligen Workshop. Die in den drei Workshops behandelten Handlungsfelder waren:

▪ Kulturelle Bildung ▪ Zivilgesellschaftliche Vernetzung in der Kultur ▪ Städteübergreifende Öffentlichkeitsarbeit.

1.3 Entwicklung von Perspektiven und Schwerpunktbildung

Internes Strategietreffen Ein abschließendes Strategietreffen diente der interkommunalen Reflexion der Erkenntnisse und Ergebnisse der Kulturentwicklungsplanung sowie der Identifizierung zentraler, zukünftiger Handlungsfelder für die Zusammenarbeit in der Städteregion. Dabei standen die drei konkret ausgearbeitete Handlungsfelder zur Diskussion (s.o.). Es wurden mögliche Schwerpunkte für die aktuellen und ggf. zukünftigen Kulturprofile in Arnsberg, Meschede und Sundern benannt werden, die in eine Kooperation eingebracht werden können. Darüber hinaus wurden erste Überlegungen zu möglichen Förderzugängen auf Landes- und Bundesebene sowie für notwendige Abstimmungen für die Umsetzung einzelner Handlungsfelder und -optionen mit anderen städtischen und externen Stellen angestellt.

Verfassen und Präsentation des Abschlussberichts Der Abschlussbericht fasst die im Planungsprozess erarbeiteten Analysen und Ergebnisse zusammen. Er beinhaltet auch die konkrete Ausarbeitung von drei interkommunalen Handlungsfeldern für den Kulturbereich der Städteregion. Vor dem Hintergrund der kommunalen und regionalen Gegebenheiten werden Perspektiven einer zukünftigen interkommunalen Kulturentwicklungsplanung von Arnsberg, Meschede und Sundern und Empfehlungen für die gemeinsame Weiterentwicklung aufgezeigt.

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1.4 Allgemeine Kommunikation

Öffentlichkeitsarbeit Flankierend zu den öffentlichen Veranstaltungen fand im Rahmen der Kulturentwicklungsplanung eine kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit u. a. durch eine Presseberichterstattung statt. Gleichfalls sollten die politischen Gremien, insbesondere die Kulturausschüsse in Arnsberg, Meschede und Sundern, regelmäßig über den Prozessverlauf informiert werden. Aufgrund der Corona- Pandemie unterlagen öffentliche Veranstaltungen und Gremiensitzungen starken Restriktionen, so dass die damit zusammenhängende Öffentlichkeitsarbeit und Berichterstattung nicht in vollem Umfang umgesetzt werden konnte.

Online-Plattform Als Unterseite der städtischen Internetseite arnsberg.de © startklar a+b wurde eine Online-Plattform Laufend aktualisiert: Online-Plattform auf der städtischen eingerichtet. Diese informierte Homepage von Arnsberg kontinuierlich mit Texten, Ergebnisdokumentationen, Fotos und Ankündigungen über einzelne Schritte und Maßnahmen des Verfahrens. Zudem ermöglichte eine eigene Projekt-Emailadresse (kulturmaldrei@startklar- ab.de) durchgängig die Kontaktaufnahme, Kommunikation und Partizipation. Mit diesen digitalen Formaten konnten zumindest teilweise die durch Corona eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten kompensiert werden. Für die Außendarstellung der interkommunalen Kulturentwicklungsplanung wurde ein Logo entwickelt. Es beinhaltet mehrere Aspekte, die für den städteübergreifenden Prozess wichtig sind: Es stellt die Kulturregion als dynamische, bewegte Einheit aus drei Nachbarkommunen dar, das Verbindende, aber auch die Eigenständigkeit sowie die Bedeutung der Stadtzentren.

Im blau-orangen Corporate Design der interkommunalen Kulturentwicklungsplanung für Arnsberg, Meschede und Sundern wurde ein Roll-up produziert. Es setzte einen optischen Akzent und ordnete die Einzelaktionen dem Gesamtprojekt zu, u. a. bei den Auftaktveranstaltungen im öffentlichen Raum der drei Städte mit der Postkarten- Umfrage und bei den Workshops.

Erfahrungen aus dem Planungsprozess Die interkommunale Kulturentwicklungsplanung der Städte Arnsberg, Meschede und Sundern war die erste konzeptionell angelegte Maßnahme im Rahmen einer Kooperation dieser drei Kommunen. Aus Sicht der Verantwortlichen in den Kulturverwaltungen konnten durch den Planungsprozess sowohl der Blick auf die Kultur

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der anderen Städte verstärkt sowie weitere Kulturakteur*innen in der Städteregion kennengelernt werden. Hervorgehoben wurden die Arbeitsgespräche und der Austausch untereinander. Die „Sicht von außen“ durch das Team startklar wurde als konstruktiv empfunden. Stärken und Schwächen wurden benannt. Dabei waren für einzelne Beteiligte aus den Kommunen die Erkenntnisse nicht in jedem Fall positiv, aber nachvollziehbar. Die externe Begleitung hat nicht nur eine neutrale Beurteilung der kulturellen Gegebenheiten in der Städteregion ermöglicht, sondern mit dem Abschlussbericht auch objektivierbare Ergebnisse erbracht. Deshalb wird für die Befassung in den politischen Gremien ein höherer Aufmerksamkeitswert erwartet, als wenn die Kulturverwaltungen die Planungsaufgabe selbst wahrgenommen hätten.

Die interkommunale Kulturentwicklungsplanung fand unter den Bedingungen der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Restriktionen statt. Insbesondere der Lockdown ab November 2020 führte zu Veränderungen bei den vorgesehenen Planungsschritten und Veranstaltungen, die nach Möglichkeit durch digitale Formate ersetzt wurden. Dadurch konnte zwar ein ergebnisorientierter Verlauf der Kulturentwicklungsplanung sichergestellt werden. Allerdings wurde der Verzicht auf persönliche Präsenz insbesondere bei der ursprünglich vorgesehenen Kulturkonferenz mit 50 bis 60 Teilnehmenden aus den drei Städten als eine Beeinträchtigung empfunden, da die damit beabsichtigte Kontaktaufnahme und Kommunikation auch mit „normalen“ Kulturnutzer*innen entfiel. Die als Ersatz durchgeführten Workshops mit aktiven Kulturakteur*innen waren auch durch die strukturierte Vorbereitung und Durchführung inhaltlich durchaus ergiebig, aber konnten die Positionen des Kulturpublikums nicht berücksichtigen. Daraus ergab sich die Überlegung der Verantwortlichen in den Kulturverwaltungen, zukünftig eine Nutzer*innen- / Nicht- Nutzer*innen-Befragung in der Städteregion durchzuführen.

© startklar a+b Bericht im „Sauerlandkurier“ über die Auftakt-Veranstaltung in Sundern

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2. Die Städteregion und ihre Kultur

2.1 Profil der Städteregion

Arnsberg, Meschede und Sundern schließen den westlichen Teil des Hochsauerlandkreises ab. Seine charakteristischen Merkmale – die Mittelgebirgslandschaft, die Flüsse und Seen, Natur und Wälder als Zieldestination für Tourismus und Kurzurlaub – finden sich auch in den drei Städten. Möhnesee, Sorpesee und Hennesee sind attraktive und vielbesuchte Freizeitorte für ein überregionales Publikum. Gegenüber dem Großteil des Kreises verfügen die drei Kommunen aber auch über Besonderheiten: Arnsberg ist als alte Residenzstadt der Standort eines der fünf Regierungspräsidien in Nordrhein-Westfalen, und es ist die größte Stadt des Kreises. Die im Rahmen der kommunalen Neugliederung eingemeindeten Stadtteile Neheim und Hüsten sind industriell geprägt und verfügen nach wie vor über eine starke eigene Identität. In Meschede ist der Sitz der Kreisverwaltung, und die Fachhochschule Südwestfalen ist mit Bachelor- und Masterstudiengängen in den Bereichen Elektrotechnik, Maschinenbau und Wirtschaft am Ort präsent. Sundern wird gegenüber den anderen beiden Städten in stärkerem Maße vom produzierenden Gewerbe geprägt. Primär sind dies die metallverarbeitende Industrie, Produktion von Elektro- und Küchengeräten sowie die Papier- und Kartonagenherstellung, die auch im internationalen Markt agieren. Ein Problem in der Städteregion stellt der Mangel an qualifizierten Fachkräften für die Industrie dar. Positiv ist hingegen der Stand der Breitbandausstattung und des Netzausbaus.

Vergleichbare strukturelle Gegebenheiten und Potentiale verbinden Arnsberg, Meschede und Sundern nicht nur mit anderen Gemeinden im , sondern auch mit der ganzen Region Südwestfalen.

2.2 Siedlungsstruktur und Mobilität

Alle drei Städte blicken auf eine Geschichte von mehreren hundert Jahren zurück und verfügen über historisch gewachsene Ortskerne. Neben den innerstädtischen Verdichtungen sind – vor dem Hintergrund der Bevölkerungszahlen – die Gemeindeflächen und -ausdehnungen vergleichsweise groß und entsprechen dem Bild vom „ländlichen Raum“. Dafür steht auch die hohe Zahl an Bezirken, Stadtteilen und Ortschaften, die u. a. im Zuge der Gemeindeneuordnung (1975) den drei Städten zugeordnet worden sind. In Arnsberg sind es heute 15 Stadtteile, in Meschede 49 Stadtteile, Dörfer und Wohnplätze und in Sundern 16, die insbesondere in den Außenbereichen ihren dörflichen Charakter und eine eigene Identität beibehalten haben.2 Diese Siedlungsstruktur hat jedoch zur Folge, dass die Erreichbarkeiten und die öffentlichen Verkehrsangebote innerhalb der Gemeindegebiete nicht befriedigend sind.

Dies gilt auch für die Mobilität zwischen den drei Städten. Aktuell dauert eine Fahrt mit dem öffentlichen Nahverkehr – Bus und Bahn – von Sundern nach Meschede tagsüber ca. eine, abends ca. zwei Stunden. Die meisten Kulturveranstaltungen finden in den Abendstunden statt. Die letzte Möglichkeit, an einem Freitagabend z.B. mit Bahn und Bus von Meschede nach Sundern zu kommen, ist 20.45 Uhr, von Meschede nach Arnsberg 22.15 Uhr.3 Die Straßenentfernungen zwischen beiden Orten betragen lediglich 23 bis 25 Kilometer.

Demgegenüber ist mit der Autobahn A 46 eine schnelle Anbindung der Städteregion an die Hellwegschiene und sowie und das Ruhrgebiet mit seinen Einkaufs- und Freizeitangeboten vorhanden. Diese Verkehrsachse spielt insbesondere eine Rolle für den An- und Ablieferungsverkehr der produzierenden Betriebe

2 Vgl. Stadt Arnsberg: Integriertes kommunales Entwicklungskonzept. Die Arnsberger Dörfer. Kurzfassung (Beiträge zur Stadtentwicklung INFO 64), 2017 3 Quelle: www.westfalenfahrplan.de

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sowie die Ein- und Auspendler. Entlang des Ruhrtals gibt es eine Personen- und Güterbahntrasse, die die Ruhrmetropole mit Arnsberg und Meschede – beide auch untereinander – sowie weiteren Gemeinden im Hochsauerlandkreis verbindet. Tagsüber bedient der RE 57 stündlich diese Ziele direkt. Bislang ist Sundern vom öffentlichen Schienenverkehr abgekoppelt. Es gibt jedoch Planungen, die frühere Röhrtalbahn zu reaktivieren.

2.3 Bevölkerung

Die größte Kommune in der Städteregion mit 73.573 Einwohnerinnen und Einwohnern ist Arnsberg (Stichtag: 30.06.2020).4 In den vergangenen zehn Jahren war die Bevölkerungszahl relativ stabil. Entsprechend dem städtischen Demografiebericht 2019 lag der Ausländeranteil bei 9,84 %, mit leicht ansteigender Tendenz.5 Nach dieser Untersuchung wächst auch die Altersgruppe der über 65-jährigen. Insgesamt wird jedoch trotz Wanderungsgewinnen eine regressive Bevölkerungsentwicklung erwartet und im Jahr 2038 der Bevölkerungsumfang auf nur noch ca. 69.000 Personen geschätzt.6

Eine vergleichbare Bevölkerungsentwicklung zeigt sich in den beiden anderen Städten. Zum Stichtag 30.06.2020 lebten 29.720 Menschen in Meschede, mit leicht abnehmender Tendenz in den vergangenen zehn Jahren.7 Folgt man dem Demografiebericht 2020 der Stadt, so betrug der auch hier wachsende Ausländeranteil 10,5 %.8 Ebenso nimmt in Meschede der Anteil älterer Bevölkerungsgruppen stetig zu. Der Wanderungssaldo war in den vergangenen Jahren ausgeglichen und z.T. sogar positiv, auch durch die Fluchtmigration. Dennoch gehen vorsichtige Schätzungen nur noch von 23.000 bis 26.000 Einwohnerinnen und Einwohnern im Jahr 2040 aus.9

Sundern ist mit 27.645 Einwohnern (Stichtag 30.6.2020) die kleinste Kommune in der Städteregion.10 In den statistischen Dokumenten finden sich keine Angaben zum Ausländeranteil. Festzustellen ist auch in Sundern eine Überalterung der Bevölkerung sowie eine weitgehend gleiche Zu- und Abwanderung.11 Zwischen den Jahren 2012 und 2030 wird ein Rückgang der Bevölkerung um 13,4 % angenommen.12

Die Arbeitslosenquote ist in der Städteregion vergleichsweise niedrig. In Meschede und Sundern liegt sie bei 4,9 % bzw. 4,8 %, in Arnsberg bei 7,8 % mit Abstand am höchsten im gesamten Kreisgebiet.13

Fasst man die Ergebnisse zur demografischen Entwicklung in der Städteregion zusammen, so ist zu konstatieren, dass alle drei Kommunen in den kommenden Jahren voraussichtlich mit Bevölkerungsverlusten zu kämpfen haben, die vor allem auf die negative „natürliche Bevölkerungsentwicklung“ (Saldo von Sterbefällen und Geburten) zurückzuführen sind. Selbst ein weiter anwachsender Ausländeranteil und ein gleichbleibender Wanderungssaldo können diese Entwicklung nicht aufhalten. Sie könnte erhebliche Auswirkungen auf das innere Siedlungsgefüge der Städte, ihre Finanzkraft sowie die städtischen Infrastrukturen und Dienstleistungen nach sich ziehen. Insofern wird es darauf ankommen, in Zukunft durch attraktive Rahmenbedingungen für Arbeit, Wohnen, Bildung, Mobilität sowie Kultur und Freizeit die Standortqualität in der Städteregion zu erhalten und weiter zu verbessern, um damit Fachkräfte und Familien als Einwohner*innen zu gewinnen und zu halten.

4 Demografieatlas des Hochsauerlandkreises. www.demografie.hochsauerlandkreis.de/atlas.html 5 Stadt Arnsberg: Demografiebericht 2019, S. 23 ff. (Angaben mit Stichtag 31.12.2017) 6 Ebd. S.37 7 Demografieatlas, ebd. 8 Demografiebericht 2020 für die Kreis- und Hochschulstadt Meschede, S. 8 ff. (Angaben mit Stichtag 31.12.2019) 9 Ebd., S. 14 10 Demografieatlas, ebd. 11 Bertelsmann Stiftung: Demografiebericht Sundern. Ein Baustein des Wegweisers Kommune, S. 5 ff. (Angaben mit Stichjahr 2018) 12 Ebd., S. 4 13 Demografieatlas, ebd.

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Für den Hochsauerlandkreis dürfte die Bevölkerungsentwicklung in den drei Städten gleichfalls von Relevanz sein, denn in Arnsberg, Meschede und Sundern lebt die Hälfte seiner 260.000 Einwohnerinnen und Einwohner.

2.4 Kulturelle Infrastruktur

Die Städteregion kann auf eine ausgebaute Kulturlandschaft verweisen. Nahezu alle Kunstsparten und Einrichtungstypen sind vertreten. Das vom Kreis getragene -Museum ebenso wie das Sauerland- Theater in Arnsberg sowie die Stadthalle in Meschede sind zentrale Orte des Kulturgeschehens. Weiterbildungsangebote, auch in der kulturellen Bildung, werden durch die Volkshochschule Arnsberg / Sundern und die Volkshochschule Hochsauerlandkreis in Meschede abgedeckt. In Arnsberg gibt es die Phantasiewerkstatt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Kreativaktivitäten. Alle drei Städte unterhalten öffentliche Bibliotheken sowie Archive. Die Musikschule Hochsauerlandkreis deckt alle drei Städte ab und ist gemeinsam mit 29 Grund- und Förderschulen am JeKits- Programm des Landes beteiligt. Hervorzuheben ist, dass nicht nur etablierte Kultureinrichtungen © Arnsberg_map-arnsberg-aram-bartholl-2019 Zeitgenössische Kunst im öffentlichen Raum in Arnsberg: zum öffentlichen Angebot Aram Bartholls „Map“, entstanden im Rahmen des „Kunstsommers“ gehören, sondern auch sehr besondere Kulturorte wie etwa Lichthaus und Lichtturm sowie die KulturSchmiede in Arnsberg oder das Bürgerzentrum Alte Synagoge in Meschede.

Nach der Schließung der Stadtgalerie im Jahr 2020 gibt es in Sundern keinen zentralen Kulturort mehr. Im Rahmen des integrierten Stadtentwicklungskonzepts für die Innenstadt soll diese auch städtebauliche Lücke durch ein multifunktionales Kultur-, Bildungs- und Informationszentrum (KuBIZ) am Franz-Josef-Tigges-Platz gefüllt werden. u. a. Stadtgalerie, Stadtbücherei und Volkshochschule sollen dort eine neue Heimstatt finden, zusätzlich Veranstaltungsräume sowie weitere öffentliche und private Dienstleistungen.14

Neben den kommunalen Institutionen spielt das private und zivilgesellschaftliche Engagement eine große Rolle für die Kultur in der Städteregion. In den drei Städten existieren Bürgerstiftungen, die auch kulturelle Projekte unterstützen.

In Arnsberg und Sundern gibt es Kunstvereine mit regelmäßigen Ausstellungsprogrammen. Das KunstWerk in Neheim in der ehemaligen Kaiser-Leuchtenfabrik ist heute eine „Denkfabrik“ für Kreative, verfügt aber auch über Ateliers, Büros und Studios für verschiedene Anlässe und Veranstaltungen.

14 Stadt Sundern: InSEK Innenstadt Sundern 2025. Kurzfassung und Maßnahmensteckbriefe, 2017, S. 32 ff.

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Das Teatron Theater (KulturSchmiede), ein Jazz- und ein Folk-Club, die Literarische Gesellschaft oder die Freilichtbühne Herdringen (Arnsberg), der Werkkreis Kultur Meschede e.V., der Kulturring Meschede e.V., Villa KünstlerBunt e.V., Veranstaltungen im AbteiForum Königsmünster (Meschede), der Museumsverein (Alte Kornbrennerei), der Kulturtrichter (Alte Molkerei), die Akademie für Kunst und Kultur Stockum (Altes Berghaus) und Kultur Rockt (Pferdestall / Sundern) sind weitere Beispiele für den privaten und ehrenamtlichen Kultureinsatz mit durchaus beachtlichen Qualitäten. Hinzu kommen Künstler- und Ateliergemeinschaften, Amateurtheater und die zahlreichen musikpraktizierende Vereinigungen (in Meschede 32, allein in Sundern 39 Musikvereine und Chöre, in Arnsberg über 70).

Zahlreiche Kulturveranstaltungen in der Städteregion ergänzen die stationären Angebote, städteübergreifend etwa der Kunstsommer oder das interkommunale Kulturkooperationsprojekt aufruhr (mit den Gemeinden Arnsberg, , und Meschede). Alle drei Städte beteiligen sich zudem ab 2021 gemeinsam mit © startklar a+b Sichtbar werden und ins Gespräch kommen mit einem am Landesprogramm Kulturrucksack NRW. Infostand in Meschedes Stadtzentrum

2.5 Kulturverwaltung und Kulturpolitik

Innerhalb der Verwaltungen der drei Städte sind Zuständigkeiten für kulturelle Aufgaben ausgewiesen und organisatorisch geregelt. In Arnsberg sind dies das Kulturbüro, die Stadtbibliothek und das Stadtarchiv, die als Fachdienste im Fachbereich Bildung, Kultur, Sport angesiedelt sind. In Meschede gehören die Aufgabengebiete Kultur sowie Stadtarchiv und Stadtbücherei zum Fachbereich Generationen, Bildung, Freizeit. In Sundern ist das Kulturbüro mit den Dienstleistungen Kulturförderung und Museum dem Fachbereich Arbeiten und Leben in Sundern / Bürgerservice zugeordnet. Wenn auch mit unterschiedlicher Personalausstattung versehen, nehmen alle Stellen umfängliche Aufgaben der Kulturförderung und Kulturarbeit wahr. Sundern und Meschede verfügen über Kulturkonzeptionen, die die Räte beschlossen haben.

Das „Konzept zur Kulturarbeit in der Stadt Sundern“ aus dem Jahr 2006 beinhaltet eine Bestandsaufnahme und Bewertung der kulturellen Ist-Situation in den verschiedenen Handlungsfeldern, eine Zieldefinition mit Grundsätzen zu Kulturpolitik, -arbeit und -förderung sowie Handlungsempfehlungen, u. a. die Schaffung einer hauptamtlichen Kulturstelle / Kulturbüro (die im Jahr 2009 eingerichtet wurde).15 Weitere Handlungsempfehlungen beziehen sich auf Räume für kulturelle Zwecke, die Einrichtung eines Kulturbeirats und die Sicherung der Finanzierung. Auf der Grundlage des Konzepts wurden im Jahr 2010 Kulturförderrichtlinien für die Unterstützung frei-gemeinnütziger Kulturvereinigungen, -einrichtungen und -projekte verabschiedet.16 2018 und 2019 fanden zwei öffentliche Kulturforen statt, um „Strategien, Strukturen und Ideen zu entwickeln, um den neuen Herausforderungen an die Kulturszene zukunftsfähig entgegen treten zu können“.17 Ein besonderes

15 Stadt Sundern: Konzept zur Förderung der Kulturarbeit in der Stadt Sundern vom 19.10.2006, S. 33 16 Kulturförderrichtlinien der Stadt Sundern (Sauerland) vom 30.9.2010 17 Dokumentation Kulturforum Sundern, 7.12.2018 – Dokumentation 2. Kulturforum Sundern, 22.3.2019

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Modell für die Zusammenarbeit freier Träger auf kommunaler Ebene ist der im Jahr 2020 gegründete Dachverband Kultur in Sundern, der sich kulturpolitisch engagieren will.

Das im Jahr 2016 unter Mitwirkung eines Arbeitskreises Kultur entwickelte Konzept „Kultur in Meschede“ hebt insbesondere auf Kultur- und kulturelle Bildungsangebote für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ab sowie auf weitere Handlungsfelder wie Kulturmarketing und Vernetzung / Interkommunale Kooperation. Dazu werden konkrete Maßnahmen und Verfahrensvorschläge dargestellt. Um Meschedes Kultur zukunftsfest zu machen, wurden in diesem Konzept drei Wege aufgezeigt: „1. eine Orientierung des Angebotes an den Nutzerinnen und Nutzern, 2. eine Anpassung des Marketings an veränderte Kommunikationsgewohnheiten und die Ansprache neuer Zielgruppen, 3. eine Vernetzung der Kulturakteur*innen vor Ort und in der Region, um Wissen zu bündeln und eine breitere und tiefere Angebotspalette bereitzustellen. Die größte Herausforderung im Kulturbereich wird jedoch voraussichtlich die Kompensation der bisher ehrenamtlich geleisteten Arbeit darstellen.“18

In allen drei Städten nehmen Kunst- und Kulturprogramme für Kinder und Jugendliche einen breiten Raum ein, sowohl als Angebote der Kulturellen Bildung als auch durch zielgruppenorientierte Veranstaltungen. In der Spielzeit 2018/2019 entfielen etwa 23 von 39 der städtischen Veranstaltungen in Meschede auf diese Kategorie (und 70 % der Teilnehmenden und Gäste). Auch das Angebotsspektrum des Kulturbüros in Sundern hat einen umfangreichen Kinder- und Jugendschwerpunkt.

2.6 Frei-gemeinnützige und private Kulturangebote

Neben den von den Kommunen getragenen Kultureinrichtungen und -angeboten haben für das Kulturleben in der Städteregion die frei-gemeinnützigen und privaten Kulturaktivitäten eine große Bedeutung. Sie bilden eine „zweite Säule“ des kulturellen Gesamtangebots. Allerdings ist auch zu vergegenwärtigen, dass das ehrenamtliche Engagement in und für die Kultur an materielle und zeitliche Grenzen der Akteur*innen stößt. Die Bewältigung des Generationenwechsels ist für viele Kulturvereinigungen eine Herausforderung, die Nachwuchsgewinnung ein Problem. Eine zentrale Aufgabe ist deshalb die Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements im Rahmen städtischer Kulturförderung. Des Weiteren besteht ein dauerhafter Bedarf nach adäquaten Proben- und Veranstaltungsräumen für die Kultur in frei-gemeinnütziger Trägerschaft. Da die städtischen Kapazitäten begrenzt sind, ist die Organisation und Unterstützung von Mehrfach- und Mehrzwecknutzungen in Schulen und Schulaulen, Bibliotheken, Sporthallen, kirchlichen Gemeindehäusern, Schützenhallen, Landgütern, Gastronomiebetrieben usw. eine zentrale Aufgabe im Rahmen der Kulturförderung.

2.7 Kultur und Stadtentwicklung

In Arnsberg, Meschede und Sundern werden kulturelle Infrastrukturen und Projekte im Rahmen von Städtebau, Stadtgestaltung und Stadtentwicklung berücksichtigt. Ein Beispiel dafür ist das Konzept zur Kunst im öffentlichen Raum, das das Kulturbüro Arnsberg vorgelegt hat.19 Im Städtebaulichen Entwicklungskonzept 2018 „Innenstadt und Hennelandschaft“ für Meschede sind Projekte im Handlungsfeld „Kultur, Tourismus und Bildung“ ausgewiesen (Geschichtserleben und Besucherleitsystem mit Multimedia-Information und Stelen).20 Die

18 Kreis- und Hochschulstadt Meschede: Kultur in Meschede (Kulturkonzept), 2016, S. 42 19 Stadt Arnsberg, Kulturbüro: Kulturzentrum Arnsberg stärken – Konzept zur Kunst im öffentlichen Raum und anlassbezogener Gestaltungswettbewerb, Drs. 46/2018 20 Kreis- und Hochschulstadt Meschede: Städtebauliches Entwicklungskonzept 2018 „Innenstadt und Hennelandschaft“, 2018, S. 53

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Projektierung eines Kultur-, Bildungs- und Informationszentrums in Sundern als Ersatz für die aufgegebene Stadtgalerie im Zusammenhang mit dem innerstädtischen Entwicklungskonzept wurde bereits dargestellt.21

2.8 Interkommunale Kooperation

Kooperation und Vernetzung der Kulturträger sind essenziell für die Kulturentwicklung, insbesondere außerhalb der Ballungszentren, im ländlichen Raum, wo durch Synergieeffekte und gemeinsame Projekte Kapazitäten besser ausgenutzt, vorhandene Potentiale entwickelt und ein differenzierteres Kulturangebot realisiert werden können. Insofern ist die Forderung nach mehr Vernetzung und interkommunaler Kooperation, wie sie im Kulturkonzept der Stadt Meschede aufgestellt wird, nachvollziehbar und begründbar. Im Kulturfördergesetz Nordrhein-Westfalen ist ausgeführt, dass das Land gemeindeübergreifende Kooperationen und Kulturentwicklungsplanungen unterstützt, „die der Erhaltung und Weiterentwicklung der kulturellen Infrastruktur, der Verbesserung der Auslastung, der Sicherung der Qualität und der Verbesserung der Wirtschaftlichkeit dienen“ (§16, Absatz 3). Kooperationen dürfen jedoch nicht den Zugang zu Kultureinrichtungen und die Teilhabe an Veranstaltungen einschränken, was z.B. die Folge einer interkommunalen Arbeitsteilung mit Angebotskonzentrationen sein könnte. Die Grenzen des öffentlichen Personenverkehrs in der Städteregion sind zu berücksichtigen und sie spielen als Teilhabeschwelle vor allem eine Rolle für Nutzer*innengruppen, die nicht über individuelle Fortbewegungsmöglichkeiten verfügen, also für Kinder, Jugendliche und ältere Bürgerinnen und Bürger.

Fehlende Mobilität scheint allerdings kein grundlegendes Hindernis für die Teilnahme an einer Kulturveranstaltung in einer Nachbarstadt zu sein. Darauf deutet das Ergebnis einer Befragung im Rahmen der Kulturkonzeption aus dem Jahr 2015 in Meschede hin, bei der mehr als die Hälfte der Haushalte angaben, eine Veranstaltung in Arnsberg besucht zu haben.22

© Stadtmarketing Meschede e.V. Innenstadt-Dinner in Meschedes Zentrum

21 Vgl. Fußnote 8 22 Kreis- und Hochschulstadt Meschede: Kultur in Meschede (Kulturkonzept), 2017, S. 45

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3. Bestandsaufnahme in Dialog- und Beteiligungsformaten

Eine zentrale Zielsetzung der interkommunalen Kulturentwicklungsplanung für Arnsberg, Meschede und Sundern war ein transparenter, niedrigschwelliger und partizipativer Prozess. Es sollten unterschiedliche Akteursgruppen aus dem gesamten Spektrum der Kunst und Kultur mit ihren Meinungen und Ideen aktiv eingebunden werden: die Macher*innen, die Ermöglicher*innen und die Nutzer*innen sowohl aus dem öffentlichen wie auch dem privaten und zivilgesellschaftlichen Sektor inklusive engagierter Einzelpersonen und Mitarbeiter*innen aus den der Kultur benachbarten Ressorts der Stadtverwaltungen.

3.1 Interviews mit den Kulturbüros

Eine wesentliche Quelle für die Bestandsaufnahme stellte die Einbeziehung und Informationsvermittlung durch die Kulturbüros der drei Kommunen dar. Dadurch konnten die spezifischen Kenntnisse und Erfahrungen angemessen berücksichtigt werden und in das Beteiligungsverfahren einfließen. Im Rahmen von Einzel- Interviews des Teams startklar mit den Kulturbüros aus Arnsberg, Meschede und Sundern wurden die Schwerpunkte Kulturförderung, städtische Veranstaltungsplanungen, ressortübergreifende Kooperationen, personelle Ausstattung und anderen Themen behandelt. Im Folgenden sind die erhaltenen Informationen, aber auch die Eindrücke und Schlussfolgerungen des Teams startklar aus den Interviews dokumentiert.

Kurzportrait Kulturbüro Arnsberg

Das Kulturbüro der Stadt Arnsberg ist im Dienst für ein lebendiges, kulturell attraktives, lebenswertes Arnsberg. Kreative Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fördern, aktivieren und gestalten Kultur in Arnsberg. Tätigkeitsfelder sind u.a. • für Sauerland-Theater und KulturSchmiede: Betrieb, Verwaltung, Vermietung, Programmgestaltung, Durchführung von eigenen Veranstaltungen sowie von Schulen, Vereinen und Institutionen • Konzeption von Ausstellungen an unterschiedlichen Orten und Beteiligung an Ausstellungskonzeptionen • konzeptionelle und operative Verantwortung für Kunst im öffentlichen Raum inklusive Vermittlungsangebote • Kulturförderung institutionell und projektbezogen für ortsansässige Vereine und Kulturschaffende der freien Szene • Kooperationsprojekte mit unterschiedlichen Partnern (auch städteübergreifend) • Konzeption und Durchführung eines spartenübergreifenden Sommerprogramms (ca. 90 Formate) • Planung und Durchführung der jährlichen Donatorenfeierlichkeiten (Veranstaltungsreihe zum Gedenken an die Waldschenkung Graf Gottfried IV) • Mitarbeit bei der Durchführung von Veranstaltungen zum Volkstrauertag • Mitarbeit in Gremien des Kultursekretariats NRW Gütersloh und überregionalen Arbeitskreisen • Öffentlichkeitsarbeitsarbeit und Kommunikation für sämtliche Aufgaben • Akquise von öffentlichen und privaten Förder- und Drittmitteln für sämtliche Aufgabenbereiche • Pflege des städtischen Veranstaltungskalenders • Angelegenheiten der Künstlersozialkasse für die Gesamtverwaltung

Stellen: 7 (inkl. Fachkräfte für Veranstaltungstechnik u. Hausmeisterei)

Die Kulturverwaltung in Arnsberg realisiert viele gute, zukunftsweisende Projekte, obwohl ein Großteil der städtischen Kulturangebote nicht durch den städtischen Haushalt finanziert wird, sondern durch Fördermittel

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z.B. des Landes NRW, des Bundes oder der Interessensverbünde (z.B. 2018/2019 Teilnahme am Gastspielprogramm Tanzland INTHEGA). Als Mitglied im Kultursekretariat NRW Gütersloh werden Programme wie das Kindertheater des Monats und Aufführungen der Landestheater mit Vergünstigungen gebucht.

Mit Antragstellungen und Teilnahmen an Angeboten solcher Verbünde ist man zwar sehr erfolgreich, doch es entsteht auch ein erheblicher personellen Aufwand in der Verwaltung. Personelle Unterstützung z.B. durch eine/n (junge/n) Kulturvolontär*in oder eine/n Mitarbeiter*in im Freiwilligen Sozialen Jahr in der Kultur wären sehr hilfreich und könnten zudem neue Impulse und alternative, zeitgemäße Zugänge zur Kultur für junge Menschen fördern.

Arnsberg ist erfolgreich am kulturellen Puls der Zeit z.B. durch Poetry Slam, LEGO-Kunst im öffentlichen Raum oder getanzte Stadtführungen. Darüber hinaus könnten durch ein kontinuierliches Residenz-Programm künstlerische Innovationsimpulse gesetzt und eine Entlastung von kurzfristig neuem Planungs- und Koordinationsaufwand erreicht werden.

Es gibt viele Aktivitäten in der Kulturellen Bildung – gerade in Kooperation mit lokalen Vereinen und Künstler*innen bzw. Kulturpädagog*innen –, für deren fachliche Zusammenführung ein Gesamtkonzept für Kulturelle Bildung dienlich wäre. Dazu zählen auch das Kursprogramm der Phantasiewerkstatt, die Kunst- Lehrwerkstatt und Angebote der Büchereien z.B. mit augmented reality. Das Kulturzentrum Neheim möchte ebenfalls seine Jugendkulturarbeit intensivieren. Die konzeptionellen Verknüpfungen zwischen dem Kulturbüro und der Jugendverwaltung im Bereich der Kulturellen Bildung haben Ausbaupotenzial.

Kurzportrait Kulturbüro Meschede

Ideen entwickeln, Organisieren, Vernetzen, Unterstützen – der Fachbereich Generationen, Bildung, Freizeit der Kreis- und Hochschulstadt Meschede hat die Aufgabe, für Meschede ein Kulturangebot zu ermöglichen, das möglichst breite Bevölkerungsschichten erreicht. Ein wichtiger Schwerpunkt liegt dabei auf Angeboten im Bereich der Kulturellen Bildung für Kinder und Jugendliche. Tätigkeitsfelder sind u.a. • Organisation von Angeboten für das Förderprogramm Kulturrucksack NRW (jährlich ca. 10) • Koordination der Angebote für die Kulturstrolche (jährliche für ca. 350 Kinder) • Organisation eines Konzert- und Theaterangebots für Kinder und Jugendliche (schulisch und außerschulisch) in enger Zusammenarbeit mit den Mescheder Schulen • Organisation der Spielzeit für den Erwachsenenbereich (jährlich ca. 16 Angebote) sowie für Kitas, den schulischen und außerschulischen Bereich (jährlich ca. 9 Angebote) • Organisation von Veranstaltungen im Rahmen des interkommunalen Kultur-Netzwerks aufruhr • Organisation von Kunstprojekten im öffentlichen Raum (z.B. im Rahmen des Programms „Stadtbesetzung“ des Kultursekretariats NRW Gütersloh) • Abwicklung von Förderanträgen im Kulturbereich • Öffentlichkeitsarbeit für Kulturveranstaltungen • Koordination der Mitgliedschaft im Kultursekretariat NRW Gütersloh • Unterstützung der ehrenamtlichen Kulturschaffenden vor Ort

Stellen: 1,41

Trotz sehr dünner Personaldecke zeigt das Sauerland-Theater neben dem regulären Bespielprogramm pro Jahr ca. vier Eigenproduktionen, die z.B. über Kooperationen mit externen Künstler*innen zustande kommen (2020 Michael Douglas Kollektiv, Köln, finanziert über das Heimwärts-Programm des Heimatministeriums NRW).

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Mit einer geringen Personalausstattung wird in Meschede vieles bewegt. Seit einigen Jahren ist die Kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche ein deutlicher Schwerpunkt im Kulturangebot. Über das Kultursekretariat NRW Gütersloh wird das vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW geförderte Programm Kulturstrolche realisiert, die Stadtbücherei Meschede nimmt außerdem regelmäßig am Sommerleseclub teil. Auch mit dem aki – Offener Treff und Abenteuerspielplatz der Diakonie -Hellweg und dem Deutschen Kinderschutzbund Ortsverein Meschede e.V. werden regelmäßig Angebote realisiert (z.B. im Rahmen des von der Landesregierung NRW geförderten Programms Kulturrucksack NRW).

Sehr engagiert war man in den letzten Jahren bei der Netzwerkarbeit: An vielen Schulen gibt es seit einigen Jahren Kultur-Beauftragte und eine gute Resonanz auf die Kulturaktivitäten in Schulen. Ausbaufähig sind die Kooperationen mit der Jugendverwaltung. Hier bieten mehrere Jugendzentren, u. a. das der Falken, ein Rockcafé und ein Haus in Trägerschaft des Kinderschutzbundes, gute Ansatzpunkte. Meschede signalisiert großes Interesse, beim Land NRW ein Gesamtkonzept für Kulturelle Bildung einzureichen.

Das Theaterprogramm der Stadt versucht z.B. über Produktionen der Landestheater mit zeitgenössischen, modernen Stücken mehr Zuschauer*innen zu erreichen.

Ein Arbeitskreis Kultur mit Mitgliedern aus allen Ratsfraktionen und kulturinteressierten Personen ist in Meschede zuständig für das Controlling. Dieser Kreis kommt einmal im Jahr zu einer Konzeptionstagung zusammen, um die großen Entwicklungslinien in der Kultur zu diskutieren und abzustimmen.

Übersichtliche Strukturen in der gesamten Stadtverwaltung ermöglichen eine einfache, direkte und ressortübergreifende Kommunikation. Der Kulturbereich und das Stadtmarketing, das auch eigene Kulturveranstaltungen wie das HenneSeefest oder die Mescheder SommerMomente organisiert, arbeiten sehr gut zusammen. Lange Zeit organisierte der ehrenamtlich getragene Kulturring Meschede, unterstützt durch städtische Fördermittel, das Spielzeit-Programm in Meschede. Aktuell organisiert der Verein noch einmal jährlich den Mescheder Orgelsommer und veranstaltet regelmäßig Ausstellungen im Bürgerzentrum Alte Synagoge in Meschede. Weiterhin aktiv ist der Werkkreis Kultur Meschede e.V., bekannt für Angebote im Bereich Weltmusik, Folk etc. mit teils hochkarätigen Künstler*innen. Die Bewältigung des Generationenwechsels in diesen zivilgesellschaftlichen Organisationen wird mit darüber entscheiden, wie tragfähig und belastbar diese Strukturen zukünftig sind.

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Kurzportrait Kulturbüro Sundern

Das Kulturbüro der Stadt Sundern steht für Kulturelle Bildung, Vernetzung, Förderung, Beratung, Kooperation und Unterstützung. Es ist Gesprächspartner, (gemeinsamer) Ideenentwickler, Veranstalter sowie Vermittler in allen Bereichen der Kultur und Heimatgeschichte. Tätigkeitsfelder sind u.a. • Organisation umfangreicher Angebote im X-tra Programm für Kinder und Jugendliche sowie krass & clever – der Kreativclub und dem Förderprogramm Kulturrucksack NRW • Organisation verschiedener Kulturangebote, z.B. Soundcheck – Das Rockfestival, Nacht der Jugendkultur, Konzerte, Ausstellungen • Initiierung von und Mitwirkung in lokalen Netzwerkstrukturen wie Kulturforen, Dachverband Kultur und Runder Tisch Kultur • Organisation von Veranstaltungen mit Bezug zur Sunderner Geschichte z.B. Heimat-Preis • Durchführung und Organisation städtischer Veranstaltungen zu besonderen Anlässen • Umsetzung der Kulturförderrichtlinien • Kooperationsveranstaltungen • Organisation von Angeboten politischer Bildung; u.a. Ausstellungskonzept, Vorträge • Archivierung von Material insbesondere zu Heinrich Lübke und Sunderner Künstler*innen • Öffentlichkeitsarbeit für Kulturveranstaltungen

Stellen: 1

Sundern ist kulturell betrachtet ein reges, vielseitiges und unterschätztes Kleinod. Die Themen Sport und Bewegung scheinen allerdings bei Politik und Bevölkerung deutlich mehr im Vordergrund zu stehen. Tradierte Strukturen und Teilhabemuster in Kunst und Kultur behindern die Zugänglichkeit für kulturungewohnte Bevölkerungsgruppen. Nach der Schließung der zentral gelegenen Stadtgalerie sind die Bemühungen der Akteur*innen um Öffentlichkeit im Bereich Bildende Kunst zusätzlich erschwert. Ein sehr positives Signal ist die im Jahr 2020 erfolgte Gründung des Dachverbandes Kultur, der für die Kultur-Szene Sunderns gemeinschaftlich mehr Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit erreichen will. Zusätzlich will der Dachverband den Austausch untereinander aktivieren, z.B. durch die Organisation eines Runden Tischs und die Durchführung von mehreren Austauschforen.

Der Kunstverein, 2012 gegründet, präsentiert nach dem Auszug aus der Stadtgalerie aktuell seine Ausstellungen an einem Übergangsort. Dort versucht man, Verbindungen zu anderen Aktivitäten in Sundern herzustellen.

Das Kulturbüro ist besonders im Bereich Kulturelle Bildung aktiv. Seit 2021 nimmt Sundern als Teil der Städtekooperation mit Arnsberg, Meschede und Schmallenberg am Landesprogramm Kulturrucksack NRW teil. Der Kulturrucksack ergänzt das bestehende Angebot der Kinder- und Jugendkulturarbeit wie X-tra und den Kreativclub krass & clever.

Im Musikbereich mit seinen vielen aktiven Vereinen und guter Jugendarbeit gibt es einen Mangel an Fachkräften z.B. für die Chor- und Kursleitungen.

Ein klares Manko in Sundern ist der Verzicht auf eine eigenständige städtische Kulturarbeit außerhalb der Einrichtungen. Selbst das Budget der Kulturförderung ist klein; es stehen dem Kulturbüro nur 6.000 Euro für Projekte und wenige eigene Veranstaltungen zur Verfügung, z.B. das Ortsheimatpflegertreffen. Eigenmittel für die Inanspruchnahme von Fördergeldern etwa bei Land oder Bund stehen in der Regel nicht zur Verfügung.

Sundern ist nicht mehr Mitglied im Kultursekretariat Gütersloh, wodurch dessen Förderzugänge, Vergünstigungen und Serviceleistungen nicht zugänglich sind.

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Unabhängig von allen interkommunalen Planungen braucht Sundern dringend ein eigenes, neues Kulturzentrum. Darüber besteht bereits ein politischer Konsens und eine Festlegung im Entwicklungskonzept für die Innenstadt; konkrete Planungen gibt es jedoch noch nicht.

3.2 Kulturelle Präferenzen der Bürgerschaft – Postkarten-Umfrage

Unter „Kultur“ kann vieles verstanden werden – je nach Blickwinkel von Politik, Verwaltung, Kulturschaffenden oder Bürger*innen. Man kann mit dem Begriff die kulturelle Infrastruktur oder Kulturveranstaltungen assoziieren, aber auch Kunst im öffentlichen Raum oder individuelle Lebensweisen. Dabei ist Kultur nie statisch, sondern ändert fortlaufend ihre Ausdrucksformen, Darstellungsformate und Spielräume – und ebenso verändern sich auch die Erwartungen der Menschen an die Kultur. Diese unterschiedlichen Auffassungen ergeben ein vielfältiges und weitgespanntes Meinungsbild, das auch im Rahmen kultureller Entwicklungsplanungen zu berücksichtigen ist.

Als öffentliche Auftakt- veranstaltungen wurden am 1. und 2. Oktober 2020 in den Fußgängerzonen von Arnsberg- Neheim, Meschede und Sundern Infostände aufgebaut, um mit den Bürger*innen ins Gespräch über die Kultur in ihren Städten und der Region zu kommen.

Gesprächspartner*innen waren die die Vertreterinnen der drei Kulturbüros und das Team startklar. Dabei wurden © startklar a+b die Passant*innen zur Interessante Rückmeldungen zu den Kulturinteressen von 159 Bürger*innen ergab die Postkarten-Umfrage Teilnahme an einer Postkarten- Umfrage eingeladen, bei der sie drei kurze Aussagen zur Kultur in Arnsberg, Meschede und Sundern ergänzen konnten.

Es handelte sich nicht um eine repräsentative Umfrage, und sie verfolgte auch keinen wissenschaftlichen Anspruch. Sie wurde auf den Weg gebracht, um einerseits die Menschen der teilnehmenden Städte auf das Projekt aufmerksam zu machen, andererseits sollten die Aktionen eine erste Möglichkeit bieten, die Bürger*innen vor Ort zu Wort kommen zu lassen und am Dialog über die Kulturentwicklung in der Städteregion zu beteiligen.

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Gebeten wurde um Vervollständigung folgender Sätze:

1. Mein Lieblings-Kultur-Ort ist … 2. Meine Lieblings-Kultur-Veranstaltung ist … 3. Für die Kultur- und Freizeitangebote in Arnsberg, Meschede und Sundern wünsche ich mir ….

Es nahmen insgesamt 159 Personen an der Postkarten-Umfrage teil; sie beantworteten aber nicht immer alle drei Fragen: ▪ 49 Personen in Arnsberg-Neheim: mit 40 Antworten zu Frage 1, 42 zu Frage 2, 45 zu Frage 3 ▪ 60 Personen in Meschede: mit 48 Antworten zu Frage 1, 51 zu Frage 2, 54 zu Frage 3 ▪ 50 Personen in Sundern: mit 43 Antworten zu Frage 1, 43 zu Frage 2, 48 zu Frage 3

Die Beteiligung in allen drei Städten war demnach recht ausgeglichen.

Herkunft der Teilnehmer*innen (insgesamt 159 Personen)

31% 31% Arnsberg Meschede 38% Sundern

Auswertung für die Stadt Arnsberg Auf die Frage nach den Lieblings-Kulturorten in Arnsberg wurden häufig die KulturSchmiede (18 %), das Sauerland-Theater (13 %) und das Kino (8 %) genannt. Eine weitere Antwort war z.B. das Sauerland-Museum (5 %).

Lieblings-Kultur-Orte (40 Angaben)

18% 13% 8% 5%

Kulturschmiede Sauerland-Theater Kino Sauerland-Museum

Am häufigsten genannt wurden als Lieblings-Kultur-Veranstaltungen der Kunstsommer (17 %), die Kirmes oder Schützenfeste (14 %). Weiterhin wurden angegeben: Neheim-Live (10 %), der Weihnachtsmarkt (7 %) sowie weniger häufig das Sparkassen Brückenfest Möhnesee (5 %) und das Kino (5 %). Den Satzanfang „Für die Kultur- und Freizeitangebote in Arnsberg, Meschede und Sundern wünsche ich mir…“ ergänzten die Passanten in Arnsberg mit „mehr Konzerte“ (18 %) und „mehr Veranstaltungen auf öffentlichen

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Plätzen / Open-Air“ (9 %). Weitere Antworten waren z.B. kostenlose, barrierefreie Angebote (4 %) und „mehr Lesungen“ (4 %).

Wünsche bezüglich der Kultur- und Freizeitangebote (45 Angaben)

18%

9% 4% 4%

mehr Konzerte mehr Open-Air kostenlose, barrierefreie Lesungen Angebote

Lieblings-Kultur-Veranstaltungen (42 Angaben) Kino 5% "Sparkassen Brückenfest Möhnesee" 5% Weihnachtsmarkt 7% "Neheim-Live" 10% Kirmes/Schützenfest 14% "Kunstsommer" 17%

Auswertung für die Stadt Meschede Häufig wurden als Lieblings-Kultur-Orte in Meschede die Stadthalle (15 %), das Bürgerzentrum Alte Synagoge (8 %) und der Hennesee (6 %) genannt. Weitere Antworten waren z.B. die Abtei Königsmünster (4 %) und die Rockkneipe Tröte (4 %).

Lieblings-Kultur-Orte (48 Angaben)

15%

8% 6% 4% 4% 4%

Stadthalle "Alte Synagoge" Hennesee Abtei "Tröte" "Gut Möglich" Königsmünster

Lieblings-Kultur-Veranstaltungen (51 Angaben)

12% 8% 8% 4% 4%

"Volksbank-Open-Air" "Henne in Flammen" "Sparkassen "Sauerland-Herbst" Weihnachtsmärkte InnenstadtDinner"

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Lieblings-Kultur-Veranstaltungen, die am häufigsten genannt wurden, waren das Volksbank-Open-Air im Sommer mittwochs auf dem Stiftsplatz (12 %), Henne in Flammen (8 %) und das Sparkassen InnenstadtDinner (8 %). Außerdem wurden der Sauerland-Herbst – International Brass Festival (4 %) und die Weihnachtsmärkte (4 %) genannt. Für die Kultur- und Freizeitangebote in Arnsberg, Meschede und Sundern wünschten sich die Passanten in Meschede am häufigsten mehr Angebote für Kinder und Jugendliche (15 %). Außerdem mehr und bessere Theaterveranstaltungen (13 %), klassische Konzerte (7 %), zeitliche Flexibilität in Programm und Tageszeit (6 %) und Comedy / Kabarett (6 %). Weitere Antworten waren z.B. Ausstellungen (4 %) und Lesungen (4 %).

Wünsche bezüglich der Kultur- und Freizeitangebote (54 Angaben)

Lesungen 4%

Ausstellungen 4%

Comedy/Kabarett 6%

zeitliche Felxibilität 6%

klassische Konzerte 7%

Theaterveranstaltungen 13%

Angebote für Kinder u. Jugendliche 15%

Auswertung für die Stadt Sundern Als Lieblings-Kultur-Orte in Sundern wurden der Kulturtrichter Sundern e.V. (bzw. die Alte Molkerei in Allendorf, 12 %), Veranstaltungen rund um den Sorpesee (9 %) und Ausstellungen im Kunstverein Sundern (7 %) genannt. Weitere Antworten waren z.B. das Berghaus Stockum (5 %), die Bücherei (2 %) und das Kunsthaus Knapstein (2 %).

Lieblings-Kultur-Orte (43 Angaben)

12% 9% 7% 5% 2% 2%

Kulturtrichter Rund um den Ausstellungen im Berghaus Stockum Bücherei Kunsthaus Sundern e.V. Sorpesee Kunstverein Knapstein Sundern

Die am meisten genannten Lieblings-Kultur-Veranstaltungen waren die Matinee im Grünen (14%), einzelne Veranstaltungen in Arnsberg (12%), die Veranstaltungsreihe Mittwochs am Sorpesee (9%) und Kultur Rockt (7%). Zudem kamen als Antworten Schützenfeste (5%) und Workshops (5%).

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Als Wunsch für die Kultur- und Freizeitangebote in Arnsberg, Meschede und Sundern ergänzten die Passanten in Sundern sehr häufig eine stärkere Vernetzung / Transparenz und eine geeignete Plattform zur Verbreitung von Veranstaltungen (21 %), mehr musikalische Veranstaltungen (19 %) sowie abwechslungsreiche Angebote (13 %). Ein Programm speziell für Jugendliche (10 %), Kunstausstellungen (10 %), mehr Kino-Programm (8 %) und mehr Veranstaltungen in Sunderns Innenstadt (6 %) wurden ebenfalls genannt.

Lieblings-Kultur-Veranstaltungen (43 Angaben)

14% 12% 9% 7% 5% 5%

"Matinee im einzelne "Mittwochs am "Kultur rockt" Schützenfest Workshops Grünen" Veranstlatungen Sorpesee" in Arnsberg

Allgemeine Beobachtungen Häufig werden auf die Frage nach den Lieblings-Kultur-Orten und Lieblings-Veranstaltungen solche im Freien, in der Natur oder im öffentlichen Raum genannt. Events im Grünen stehen bei den Befragten in Sundern hoch im Kurs (9 % der Kultur-Orte, 23 % der Veranstaltungen). In Meschede finden insgesamt 28 % der am häufigsten genannten Lieblings-Veranstaltungen im Freien, im Ortszentrum oder im Grünen statt. Der nahegelegene Hennesee gehört zu den Lieblings-Kulturorten (6 %). In Arnsberg gibt es dagegen zwar keine Aussagen über Lieblings-Veranstaltungen oder -Orte in der Natur, aber einen konkreten Wunsch nach mehr Open-Air- Veranstaltungen (9 %).

Die Ergebnisse korrespondieren mit der geographischen Lage und unterschiedlichen Struktur der Städte. Sundern liegt im Grünen, und der Sorpesee ist nah. Arnsberg dagegen ist eher städtisch geprägt und verfügt über einen attraktiven, öffentlichen Raum. In Sundern dagegen wird das Stadtbild aktuell durch Leerstand unterbrochen. Es gibt deutliche Abwanderungstendenzen nach Arnsberg (Lieblingsveranstaltungen 12 %), und der Wunsch nach Veranstaltungen im eigenen Ortszentrum ist wenig ausgeprägt (6 %).

Wünsche bezüglich der Kultur- und Freizeitangebote (48 Angaben)

Veranstaltungen in Sundern Innenstadt 6% Kino-Programm 8% Kunstausstellungen 10% ein Programm speziell für Jungendliche 10% abwechslungsreiche Angebote 13% musikalische Veranstaltungen 19% stärkere Vernetzung/Plattform 21%

Bei den Teilnehmenden an der Postkarten-Umfrage liegt ein sehr unterschiedliches Kulturverständnis zugrunde. Auf der einen Seite wünschen sich die Menschen zum Beispiel mehr Angebote aus dem Segment der Kultursparten wie mehr klassische Konzerte, Ausstellungen, Theater, Museen und Lesungen (Arnsberg: 16 %;

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Meschede: 33 %; Sundern: 16 %). Im Durchschnitt sind das über ein Fünftel der Teilnehmenden. Andererseits werden auch häufig Veranstaltungen wie z.B. Schützenfeste, Kirmes, Weihnachtsmarkt oder Innenstadt-Dinner erwähnt. Des Weiteren gibt es den Wunsch nach deutlich unterhaltungsorientierten Angeboten wie Open Air- Events (Arnsberg: 9 %), Comedy (Meschede: 6 %) oder Kino (Sundern: 8 %).

Sehr deutlich wird der Wunsch nach partizipativen Angeboten und kultureller Vielfalt geäußert. Ein breit gefächertes Angebot wünschen sich 41 % aller Befragten (Arnsberg: 42 %; Meschede: 33 %; Sundern: 48 %).

Eine Mobilität für Kultur in der Städteregion ist zwar gegeben, indem Orte wie z.B. die KulturSchmiede in Arnsberg Anlaufpunkt auch für Menschen aus Sundern und Meschede sind. Demgegenüber schreiben einige Teilnehmende, dass sie wenig oder gar nicht an Veranstaltungen teilnehmen, weil sie sich entweder zu alt fühlen oder weil sie nicht mobil sind. Manche Teilnehmer*innen geben an, keine Veranstaltungen zu besuchen, selbst wenn sie sich dafür interessieren würden, weil sie sich besonders abends in der Dunkelheit aufgrund einer Bewegungseinschränkung oder ihres Alters nicht sicher fühlen (4 % aller Befragten). Die Mobilität war ebenfalls in den persönlichen Gesprächen an den Infoständen ein häufiges Thema.

Für die Kultur- und Freizeitangebote in Arnsberg, Meschede und Sundern wünsche ich mir …

… dass die Menschen das gute Angebot vor … nichts, finde das Angebot Ort nutzen. ausgewogen und vielfältig.

… Events zum interkulturellen … mehr Zeit dafür. … mehr leichte Unterhaltung. Kennenlernen.

… dass sie erhalten bleiben. Kultur ist Daseinsvorsorge

… mehr Unterstützung durch die und keine freiwillige Leistung.

Politik.

… als Rentnerin die Möglichkeit, … dass mehr Menschen sich mobil zu sein. beteiligen.

… vernünftige Busverbindungen von den Dörfern in … dass alle Kulturen zusammen die Ortszentren auch am Wochenende! einbezogen werden!

… mehr Veranstaltungen für … Kulturförderung von das Nachtleben. unten (Stadt erobern).

(Zitate der Postkarten-Umfrage von Bürger*innen)

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3.3. Interviews mit ausgewählten Personen der Städteregion

Im Rahmen der Interkommunalen Kulturentwicklungsplanung (IKEP) für Arnsberg, Meschede und Sundern wurden sogenannte „Expert*innen-Interviews“ durchgeführt, mit denen persönliche Wahrnehmungen, Meinungen und Stellungnahmen zum Kulturleben in der Städteregion erfasst werden sollten. Insgesamt wurden zehn Interviews mit Personen durchgeführt, die durch ihre Kenntnis der Kultur in der Region ausgewiesen sind, eine gewisse Multiplikationsrolle für die öffentliche Meinung innehaben, einen kritischen Blick von außen ermöglichen und / oder eine aktive Rolle in der Kulturarbeit wahrnehmen, aber nicht selbst in den städtischen Kulturverwaltungen verankert sind. Bei allen Aussagen ist zu berücksichtigen, dass es sich um subjektive Einschätzungen handelt und der Kreis der Befragten vergleichsweise klein war. Auch wenn statistische Repräsentativität nicht beansprucht werden kann, so gibt die Auswertung doch einen Einblick in das Kulturleben der Region, der sich in vielen Punkten zu einem allgemeinen Meinungsbild mit übereinstimmenden Einschätzungen ergänzt. In den Interviews wurden auch Besonderheiten hervorgehoben, die für den kulturpolitischen Diskurs im Rahmen der IKEP zukünftig weiterverfolgt werden können. Für die vorliegende Auswertung wurden die Interviews anonymisiert und die Befunde zusammenfassend dargestellt. Angaben zum Untersuchungsansatz und zur Methodik der Befragung sind im Anhang dargestellt.

Aktuelle Einschätzung des Kulturlebens

Erinnerung an ein Kulturereignis in der Region Befragt man die Interviewten nach Sie prägenden Kulturereignisse der letzten Jahre in der Städteregion, sind die Antworten breit gestreut. Eine eindeutige Präferenz ist nicht feststellbar. Häufig erwähnt werden Open-Air- Veranstaltungen wie Konzerte oder Kunstaktionen, z.T. auch mit Festivalcharakter an prägnanten Orten der Region wie dem Möhne-, Henne- und Sorpesee. Explizit hervorgehoben werden z.B. der Kunstsommer

© Kulturbüro Arnsberg Arnsberg, das Volksbank Open-Air in Meschede „aufruhr“ eroberte Kultureinrichtungen und öffentliche oder der Attendorner Kultursommer. Angebote Räume nicht nur in Arnsberg und Meschede der sogenannten Hochkultur spielen bei den Nennungen ebenso wenig eine Rolle wie experimentelle Kunstansätze. Positiv wahrgenommen werden der Umbau und die Erweiterung des Sauerland-Museums zum Museums- und Kulturforum Südwestfalen sowie die August-Macke- Ausstellung zur Wiedereröffnung. Des Weiteren werden einzelne Kultureinrichtungen bzw. -programme genannt, mit denen die Interviewten positive Erinnerungen verbinden.

Kulturereignis im Rahmen einer kommunalen Kooperation Ein Kulturereignis, das auf einer Zusammenarbeit der drei Städte beruht, ist den Interviewten nicht durchgängig erinnerlich. Genannt werden ein Comic-Workshop, wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Landesprogramm Kulturrucksack NRW (Arnsberg, Meschede und Sundern), eine Wanderausstellung der Fachhochschule Südwestfalen zum Thema Nachrichten / Kommunikation und das Projekt aufruhr (Arnsberg, Bestwig, Brilon, Meschede).

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Einschätzung des aktuellen Kulturangebots Bei dieser Frage konnten die Befragten das aktuelle Kulturangebot in der Region mit Noten zwischen 1 (sehr gut) und 6 (sehr schlecht) bewerten. Der Mittelwert liegt bei 2,6, die häufigsten Nennungen bei 2 (Median 2).

Begründung für die Qualitätsmerkmale des regionalen Kulturangebots Die relativ hohe Bewertung des regionalen Kulturangebots wird mit der Vielfalt und Breite – einschließlich der zahlreichen kleineren Aktivitäten mit hoher Qualität – begründet. Bildende Kunst, Konzerte und Feste werden als häufige Veranstaltungsformen genannt. Eine stark ausgeprägte kommunale Kulturarbeit mit einem qualitätsvollen Programm wird der Stadt Arnsberg zugesprochen; Stadtmarketing und Stadthalle in Meschede spielen ebenfalls eine wichtige Rolle für das Kulturangebot in der Region. Besonders hervorgehoben für die Qualität des Kulturlebens wird jedoch das große ehrenamtliche Engagement z.B. der örtlichen Vereine und Organisationen. Ergänzt wird dies durch gute private und gemeinnützige Veranstalter. Die kritischen Stimmen bemängeln eine Diskontinuität und Inhomogenität bei den Angeboten, fehlende kulturelle Spitze, Defizite in der Theatersparte und zu wenig Präsentations- und Begegnungsmöglichkeiten in der Bildenden Kunst.

Alleinstellungsmerkmale für die regionale Kulturlandschaft Gefragt nach den prägenden Kultureinrichtungen, Künstler*innen, Veranstaltungen und Projekten in der Städteregion werden der Sauerland-Herbst – International Brass Festival und die KulturSchmiede Arnsberg mit dem Teatron-Theater mit jeweils vier Nennungen am häufigsten erwähnt. Das Sauerland-Museum, Rock im Pferdestall in Sundern, den Kunstsommer Arnsberg, den Werkkreis Kultur in Meschede und den Bildhauer Johannes Dröge, aber auch Einzelpersonen im Veranstaltungsbereich, nennen die Befragten jeweils zwei Mal.

Stärken, Schwächen, Potentiale

Bedarfsgerechtes Kulturangebot Die Frage an die Interviewten, inwieweit das Kulturangebot in der Städteregion dem Bedarf entspricht (1 = vollständig, 6 = unzureichend), ergibt Bewertungen zwischen 2 und 4 und einen Mittelwert von 3,0. Die häufigste Nennung ist der Wert 3 (Median 3).

Stärken des regionalen Kulturangebots Positiv werden von den Interviewten der Umfang und die Bandbreite des Kulturangebots in der Städteregion Arnsberg, Meschede und Sundern konnotiert, von der Förderung der Basiskultur über künstlerische Experimente bis hin zur Hochkultur. Das Programm insgesamt wird als anspruchsvoll und von hoher Qualität bewertet, wozu auch die Gastauftritte hochkarätiger Künstler z.B. der Weltmusik beitragen. Arnsberg zeichnet sich durch eine stark kommunal getragene Kulturarbeit aus, Meschede durch viele, auch innovative Impulse durch das Stadtmarketing. Besonders hervorgehoben werden Heimatnähe, engagierte Vereine, Eigeninitiative und eine breite ehrenamtliche Grundlage, die auch die gesellschaftliche Relevanz des Kulturangebots unterstreichen.

Schwächen des regionalen Kulturangebots Als Schwächen der regionalen Kulturlandschaft werden in erster Linie die zu geringe Finanzausstattung des Kulturbereichs sowie fehlende Präsentations- und Arbeits- / Probenräume bemängelt. Zu den strukturellen Problemen zählen auch eine nicht ausreichende Personalausstattung bzw. fehlende Professionalität im Veranstaltungsbereich. Die Ansprache bzw. kulturelle Angebotsvielfalt für einzelne Zielgruppen, insbesondere auch für junge Menschen, wird als nicht ausreichend bewertet.

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Fehlende kulturelle Angebotssegmente in der Region Überwiegend vermissen die Interviewpartner*innen keine besonderen Veranstaltungen oder andere kulturellen Aktivitäten in der Städteregion. Ein gewisser Mangel wird bei klassischen Kulturangeboten konstatiert: z.B. durch das Fehlen eines städtischen Museums und von Galerieräumen sowie bei Theater- und Konzertangeboten, aber es besteht auch der Wunsch nach mehr zeitgenössischer Musik, Jazz, Rock und Blues. Als weiteres Defizit werden – wie bereits bei den Schwächen dargestellt – adäquate Programme für Jugendliche und junge Erwachsene genannt, einschließlich besonderer Angebote für die Nachwuchsförderung, sowie die Kinder- und Jugendkultur.

Entwicklungspotentiale für die Kultur in der Region Hinsichtlich der Nennung von besonderen Entwicklungspotentialen für die Kultur in der Städteregion gibt es keine eindeutigen Prioritäten, aber sehr unterschiedliche Vorstellungen. Sie umfassen eine weitere Qualifizierung bestehender Einrichtungen (z.B. hochwertige Ausstellungen im Sauerland-Museum, Ensemble- Theaterbetrieb), mehr Kooperationen (z.B. Mitgliedschaft im Kultursekretariat Gütersloh sowie bei der Programmreihe Klangkosmos Weltmusik, verstärkte Mitarbeit in der Regionalen Kulturpolitik) und den Ausbau der räumlichen Kapazitäten (z.B. Nutzung von Leerständen, Etablierung eines Kunsthauses). Weitere Entwicklungspotentiale werden in einem Ausbau kulturtouristischer Angebote und einer Vernetzung mit Aktivitäten des Stadtmarketing gesehen. Im Gegensatz zu „Events“ wird eine Kontinuität und Verdichtung von Angeboten gewünscht. Vereine und ehrenamtliches Potential sollen unterstützt werden. Die Sichtbarkeit der Kultur in der Region soll durch Bestandserhebungen, gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit einschließlich eines Veranstaltungskalenders für die Städteregion und die Nutzung sozialer Medien verbessert werden. Außerdem sollen neue Zielgruppen angesprochen werden.

Bedeutung der Kultur in den einzelnen Städten

Alle Interviewten verfügen über eine spezielle Expertise für ihre Stadt, die mit ausgewählten Fragen einbezogen wurde. Aufgrund der vergleichsweise geringen Interviewzahl je Stadt und der unterschiedlichen fachlichen bzw. funktionsspezifischen Zugänge ist eine zusammenfassende Darstellung nur sehr bedingt möglich und sinnvoll. Im Folgenden werden deshalb nur die Aussagen ausgewertet, die für Einschätzungen und Handlungsoptionen

© Uta Koch übergreifend bzw. allgemein relevant sind. Fassadenbeleuchtung in Sundern Stärke des Kulturangebots in den einzelnen Städten im Vergleich Die Interviewten sollten die Stärke des Kulturangebots in ihren Kommunen auf einer Skala von 1 (sehr stark) bis 6 (sehr schwach) bewerten, aber auch in Beziehung zur Städteregion, zum Hochsauerlandkreis und zu den Städten Soest, , und Dortmund bringen. Die Antworten bewegen sich in einem relativ homogenen Bewertungskorridor ohne gravierende Abweichungen untereinander. Die Stärke des Kulturangebots auf örtlicher Ebene bewerten die Befragten aus den drei Städten mit 2,8 (häufigster Wert 3, Median 3). Ähnlich stellt sich die Bewertung der eigenen Stadt in Bezug zur Städteregion mit einem Wert von 2,6 dar (häufigster Wert 2, Median 2). Die Stärke des regionalen Kulturangebots innerhalb des Hochsauerlandkreises wird mit 2,8 benotet (häufigster Wert 3,

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Median 3). Das recht homogene Bild in der Einschätzung des Kulturangebots der drei Städten verändert sich, wenn es von den Befragten mit den Städten Soest, Siegen, Hagen und Dortmund verglichen wird. Hier wird das eigene Kulturangebot mit 3,8 bewertet (häufigster Wert 4, Median 4). Dabei vergeben die Befragten aus Meschede eine leicht bessere Bewertung für das eigene Kulturangebot von 3,0. Von den Destinationen außerhalb der Städteregion genießt Dortmund im Vergleich mit dem Kulturpotential in der eigenen Stadt den höchsten Stellenwert.

Bedeutung zentraler Einrichtungen, Angebote und Akteur*innen für das Kulturangebot Befragt nach den Einrichtungen, Veranstaltungen, Projekten oder Einzelpersonen, die für die Existenz und die Entwicklung des Kulturangebots in ihrer Kommune besonders wichtig sind, nennen die Interviewpartner*innen aus Arnsberg das Kulturbüro und das Teatron-Theater, des weiteren Sauerland-Museum, KunstWerk, Kunstverein, Bürgerbahnhof und Kunstsommer. In Meschede sind dies ebenfalls das Kulturbüro, die Stadthalle / Stadtmarketing und der Werkkreis Kultur, darüber hinaus Alte Synagoge, Musikschule, Benediktinerkloster und Agentur Wiesevent. In Sundern stellt sich das Bild wie folgt dar: Genannt werden Kulturring Sundern, Dachverband Kultur, Kulturbüro, Jugendbüro sowie Alte Molkerei / Kulturtrichter.

Raum- / Infrastrukturbedarf für kulturelle Angebote und Nutzungen Bei der Frage nach zusätzlichen Räumen und Infrastrukturen für die kulturelle Nutzung werden für Arnsberg die Schaffung eines Kunsthauses mit Residenzmöglichkeiten für Künstler*innen sowie Theaterproben- und Lagerräume annonciert. In Meschede sind es ein Ort mit Flair für den Musikbereich, ein mittelgroßer und technisch gut ausgestatteter Veranstaltungsraum (für 150 bis 300 Personen) sowie ein Ausstellungsraum. Nach Schließung der städtischen Galerie besteht in Sundern der dringende Bedarf nach einem neuen multifunktionalen Kulturzentrum mit Ausstellungsmöglichkeiten, verschiedenen Veranstaltungsräumen, Probenmöglichkeiten, auch als Kommunikationsort und Treffpunkt für alle Bevölkerungsgruppen.

Unterstützung und Förderung durch die Stadt Auf die Frage nach intensiverer Unterstützung oder Förderung durch die einzelnen Städte konnten von den Interviewten einzelne Kultureinrichtungen, Veranstaltungen, Projekte und Künstler*innen genannt werden. Die Aussagen zu diesem Thema fallen für alle drei Städte unterschiedlich aus. In Arnsberg geht es vor allem um die Förderung von verschiedenen kulturellen Einrichtungen, Vereinen und Initiativen, ohne dass daraus eine besondere Gewichtung abgeleitet werden kann. Für Meschede werden die städtischen und zivilgesellschaftlichen Kulturvermittler*innen als besonders unterstützungswürdig hervorgehoben. Ähnliches gilt für Sundern, mit einem weiteren Förderungsbedarf für die Kinder- und Jugendkultur. Insgesamt vermittelt sich das Bild, dass die Strukturen der derzeitigen Kulturszene erhalten und weiterhin unterstützt werden sollen. Eindeutige Prioritäten in der Städteregion sind nicht erkennbar.

Neue künstlerische und kulturelle Entwicklungen und Trends Die Interviewpartner*innen wurden auch nach neuen künstlerischen und kulturellen Entwicklungen in ihrer Stadt befragt. Für Arnsberg werden der Tanz und die Kunst im öffentlichen Raum als neue Trends identifiziert. Comedy, kinder- und jugendkulturelle Angebote sowie innovative Präsentationen in der Bildenden Kunst werden für Meschede genannt. Als neue Impulse für die Kulturarbeit werden in Sundern die „offenen“, für alle Menschen zugänglichen Veranstaltungsformate wie die Gartenmatineen und Rock im Pferdestall, die Arbeit mit Geflüchteten und die Selbstorganisation im sozio-kulturellen Bereich wahrgenommen.

Kulturpolitische Herausforderungen in den Städten Für alle drei Städte stellen die finanziellen Ressourcen nach Aussage der meisten Befragten die größte Herausforderung dar. Davon unmittelbar abhängig sind die erforderlichen Personalkapazitäten für die Kultur und den Betrieb der kulturellen Einrichtungen. Vor diesem Hintergrund wird eine bessere Kommunikation und Vernetzung der Kulturakteur*innen als ebenso wichtig bewertet wie die Bündelung der Kräfte und die

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Erschließung von Synergiepotenzialen. Kultur wird als wesentlicher Standortfaktor gesehen, um die Attraktivität der Städte zu erhöhen, Abwanderung zu verhindern und Fachkräfte und ihre Familien anzuziehen. Ein wichtiges Ziel ist die Verwirklichung kultureller Teilhabe für alle Bevölkerungsgruppen.

Handlungsfelder

Beurteilung von Handlungsfeldern für das aktuelle Kulturleben Die Beurteilung ausgewählter Handlungsfelder für das aktuelle Kulturleben in den drei Städten und in der Region durch die Interviewpartner*innen sollte Aufschluss darüber geben, inwieweit diese durch eigene Erfahrungen und / oder durch die öffentliche Kommunikation überhaupt bekannt sind und welche Bedeutung ihnen beigemessen wird. Insofern war die Beantwortung dieser Frage in besonderem Maße von der persönlichen Wahrnehmung und der kulturpolitischen Disposition der Befragten abhängig. Die Beurteilung erfolgte anhand vorgegebener Begriffe für ausgewählte Handlungsfelder, deren Bedeutung auf einer Skala von 1 (sehr groß) bis 6 (sehr gering) bewertet wurde. Nach Bedarf erfolgte während der Interviews eine kurze inhaltliche Erläuterung zu den einzelnen Handlungsfeldern. Es werden im Folgenden je Handlungsfeld der Mittelwert, der am häufigsten genannte Wert sowie der Median angegeben Die Differenz dieser Werte offenbart u. a. die Größe der Meinungsspanne bei den Interviewten zu diesem Handlungsfeld.

Häufigster Handlungsfelder Mittelwert Median Wert

Vereins- und Quartierskultur 2,2 2,0 2,0 Künstlerische und kulturelle Eigentätigkeit 2,7 2,0 2,5 Kulturelle Bildung und Vermittlung 3,0 3,0 3,0 Gesellschaftliche Teilhabe durch Kunst und Kultur 3,3 3,0 3,0 Kulturtourismus 3,3 3 3 Mitwirkung der Bürger*innen bei Programmgestaltung 3,3 3 / 4 3,0 Publikumsentwicklung („Audience Development“) 3,6 3 3 Künstler. Experimente / Innovationen 3,6 3,0 3,5 Digitalisierung 3,7 4 4 Inklusion 4,1 4 / 5 4,0 Interkultur 4,2 4 4

Nach diesen Bewertungen liegt der Mittelwert über alle Handlungsfelder bei 3,4. Damit testieren die Interviewten der Verankerung der Handlungsfelder in den drei Kommunen und in der Region eine befriedigende bis ausreichende Ausprägung. Erheblich unter diesem Mittelwert liegen die Handlungsfelder Interkultur und Inklusion. Besonders große Bedeutung kommt der Vereins- und Quartierskultur sowie der künstlerischen und kulturellen Eigentätigkeit zu. Auch die Kulturelle Bildung und Vermittlung liegen leicht über dem Mittelwert. Mit Ausnahme der unmittelbar partizipationsbezogenen Schwerpunkte sind nur vergleichsweise geringe Abweichungen zwischen den anderen Handlungsfeldern festzustellen.

Unterstützung und Entwicklung der kulturellen Handlungsfelder Auf die Frage, in welchen kulturellen Handlungsfeldern die Kommunen bzw. die Städteregion aktiver werden sollten, sehen mehr als die Hälfte der Interviewpartner*innen an erster Stelle die künstlerischen Experimente / Innovationen (7 Nennungen). Es folgen die Handlungsfelder Interkultur sowie Kulturelle Bildung und Vermittlung

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(je 4). Auf die weiteren Handlungsfelder entfallen eine oder zwei bzw. gar keine Nennungen für einen besonderen Unterstützungs- bzw. Entwicklungsbedarf.

Netzwerke von Kultureinrichtungen und Kulturakteur*innen Bei der Frage nach der Bedeutung von formellen (nicht informellen!) Netzwerken von Kultureinrichtungen und Kulturakteur*innen in den Städten und in der Region werden von den Befragten die Kooperationsverbünde oder kulturtragenden Vereine auf kommunaler Ebene genannt. Zu dieser Frage gibt es von den Interviewpartner*innen aus Arnsberg keine Aussagen. In Meschede werden Werkkreis Kultur und Kulturring, aber auch Kulturbüro und Stadtmarketing als Netzwerke wahrgenommen. In Sundern gehören der dortige Kulturring, der neu gegründete Dachverband Kultur sowie die Volkshochschule Arnsberg-Sundern zu dieser Kategorie. Auch der Vereinsring im Sunderner Ortsteil Allendorf findet Erwähnung.

Überregionale Bedeutung

Überörtlicher Stellenwert der Kulturregion Die Frage nach dem Stellenwert der Kultur in der Städteregion in Bezug zum Hochsauerlandkreis wird von den Interviewten auf einer Skala von 1 (sehr hoch) bis 6 (sehr niedrig) mit dem Mittelwert von 2,6 (häufigster Wert 2, Median 2,5) relativ hoch eingeschätzt. Die Auswertung der einzelnen Nennungen in Bezug zum gesamten südwestfälischen Raum ergibt einen bereits deutlich niedrigeren Mittelwert von 3,3 (häufigster Wert 3, Median 3). Bezogen auf Nordrhein-Westfalen setzt sich dieser degressive Trend mit einem Mittelwert von 4,1 (häufigster Wert 4, Median 4) fort. Die Beurteilung der Befragten bezüglich des bundesweiten und darüber hinausreichenden Stellenwertes der Städteregion ergibt erwartungsgemäß den niedrigsten Mittelwert von 5,0 (häufigster Wert 5, Median 5).

Rolle einzelner Kultureinrichtungen, Veranstaltungen, Projekte oder Künstler*innen Im Urteil der Interviewpartner*innen gibt es nicht den eindeutigen kulturellen „Champion“ in der Städterregion. Vielmehr ist es eher das vielfältige Bild von Einrichtungen, Veranstaltungen und Akteur*innen, das das Kulturprofil prägen. Mehrfach genannt werden der Sauerland-Herbst – International Brass Festival, das Sauerland-Theater, die KulturSchmiede Arnsberg mit dem Teatron-Theater, der Kunstsommer Arnsberg und der August-Macke-Preis.

Marketing und Öffentlichkeitsarbeit für die Kultur in der Region Die Beurteilung von Marketing und Öffentlichkeitsarbeit für die Kultur in der Städteregion durch die Interviewpartner*innen auf einer Skala von 1 (sehr gut) bis 6 (sehr schlecht) fällt noch befriedigend aus und ergibt einen Mittelwert von 3,3, wobei die häufigste Nennung auf den Wert 3 entfällt (Median 3).

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Handlungsbedarf und Maßnahmen für Marketing / Öffentlichkeitsarbeit Für die Entwicklung von Kulturmarketing und Öffentlichkeitsarbeit in der Städteregion sehen die Interviewten vor allem die Notwendigkeit einer stärkeren Kooperation und Vernetzung der Kulturträger, und zwar strukturell und dauerhaft z.B. durch einen Arbeitskreis und regelmäßige Absprachen und Treffen. Hier kommt insbesondere den städtischen Stellen eine Verantwortung zu. Dieser Forderung sollte auch durch eine stärkere Berücksichtigung kultureller Belange im Stadtmarketing entsprochen werden. Vorgeschlagen werden eine zwischen den Städten abgestimmte Veranstaltungsplanung sowie interkommunal koordinierte Veranstaltungspublikationen / -kalender, insbesondere mit einer gemeinsamen Homepage, sowie die Nutzung sozialer Netzwerke. Weitere Vorschläge © Uta Koch betreffen die Bündelung der Plakatwerbung und gemeinsame Fassadenkunst an Privatgebäuden in Sundern Printkampagnen in der Lokalpresse.

Kulturentwicklung

Zentrale Herausforderungen für die Kultur in der Region Die gesellschaftliche Wertschätzung von Kultur und der kulturellen Institutionen, ein erweitertes Verständnis von Kultur, die Förderung des Nachwuchses und der kulturellen Teilhabe insbesondere der jungen Bevölkerungsgruppen, die Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements und des Generationenwandels, die Sicherung der finanziellen und professionellen Ressourcen, die Herausbildung eines Profils bzw. einer Marke für die Kultur in der Städteregion: Das sind die häufigsten Antworten der Interviewpartner*innen auf die Frage, vor welchen zentralen Herausforderungen die Kultur in der Region insgesamt steht.

Gesellschaftliche Einflussfaktoren für die regionale Kulturentwicklung Die Frage nach den gesellschaftlichen Einflussfaktoren für die Entwicklung der Kultur in der Städteregion beantworten die Befragten auf unterschiedlichen Bedeutungsebenen. Einerseits werden eher übergreifende Faktoren wie der demografische Wandel, der Wertewandel, Diversität, Migration und Multikulturalität, die gesellschaftliche Polarisierung und Radikalisierung sowie der Klimawandel und die Digitalisierung hervorgehoben, andererseits Trends, die in einem engeren Zusammenhang mit der Kultur und ihrer Nutzung stehen. Diese letztgenannten Faktoren beinhalten die Identitätsstiftung und Wertebeeinflussung durch Kultur, die Kultur als Möglichkeit gesellschaftlicher Partizipation, die wirtschaftliche Entwicklung als wichtige Voraussetzung für Kultursponsoring, die Veränderung des hochkulturellen Angebotsportfolios aufgrund veränderter (Event)Interessen der jüngeren Generationen und die Frage der Erreichbarkeit von Kulturangeboten angesichts begrenzter Mobilität vor allem für Jugendliche im ländlichen Raum.

Gemeinsame Maßnahmen der Städte für die Kultur in der Region Als wichtigste Maßnahmen, die in den kommenden Jahren in der Region von den drei Städten gemeinsam umgesetzt werden sollen, nennen die Interviewten ein abgestimmtes Kulturangebot, die Schärfung des Kulturprofils und die Konzentration auf „Leuchtturmprojekte“, mehr Koordination und Vernetzung, kulturpolitische Konzepte unter Einbeziehung anderer Sauerland-Kommunen, eine regionale Kulturkonferenz, die Qualifizierung und Professionalisierung der Kulturanbieter*innen, gemeinsames Kulturmarketing und

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Öffentlichkeitsarbeit, eine gemeinsame Kulturmarke / Label, Nachwuchsförderung hinsichtlich der Kulturakteur*innen und der Nutzer*innen, Erweiterung der kulturellen Teilhabe und der eigenkreativen Beteiligungsmöglichkeiten (im Gegensatz zu rezeptivem Kultur-„Konsum“) sowie eine besondere Ansprache von Zugewanderten und Neubürger*innen.

Gemeinsame künstlerische und kulturelle Vorhaben der Städte in der Region Unter der Voraussetzung einer intensiveren Kommunikation und eines Ideenaustausches sind für die Interviewpartner*innen unterschiedliche gemeinsame künstlerische und kulturelle Projekte denkbar, die von den drei Kommunen gemeinsam entwickelt und umgesetzt werden können. Als allgemeine Ziele genannt werden mobile Kulturaktivitäten, um auch die Ortsteile in der Fläche zu erreichen, die wechselseitige Übernahme von Kulturangeboten bzw. übergreifende Veranstaltungen in den drei Städten und die Erschließung interessanter Kulturorte. Konkret vorgeschlagen werden die regionale Erweiterung des Arnsberger Kunstsommers oder der Gartenmatineen in Sundern, ein gemeinsames Theater- und Konzertprogramm, Kunstausstellungen etwa zu August Macke und gemeinsame Projekte für die Jugend.

Gründe für das Scheitern einer Zusammenarbeit der Städte Eine stärkere Zusammenarbeit der drei Städte könnte nach Auffassung der Befragten vor allem an fehlenden finanziellen Mitteln für gemeinsame kulturelle Vorhaben scheitern. Als weitere Gründe werden „Kirchturmdenken“, fehlende Kommunikationsstrukturen und Schnittstellen der Kulturträger untereinander, komplizierte Abstimmungen der zeitlichen und finanziellen Planungen, mangelnde personelle Ressourcen, kein gemeinsames Agieren auf „Augenhöhe“ sowie Eigeninteressen der handelnden Personen angeführt, wodurch Kooperationen in der Städteregion gefährdet sind oder scheitern können.

Partizipation von Vertreter*innen der Kultureinrichtungen, Kulturakteur*innen und Bürgern*innen Die Interviewten sollten auch ihre Meinung zur Einbeziehung von Kultureinrichtungen, Kulturakteur*innen und Bürgern*innen bei der Weiterentwicklung des Kulturangebots in der Region z.B. durch Beteiligungsverfahren, Kulturkonferenzen und Bürgeranhörungen äußern. Für diese Einschätzung waren Bewertungen auf einer Skala von 1 (sehr positiv) bis 6 (sehr negativ) möglich. Die Summe aller Antworten ergibt einen Mittelwert von 2,7 (häufigster Wert 2, Median 2,5) und damit keine durchweg positive Beurteilung solcher Partizipationsmodelle. Die Stimmen, die eine weitgehende Ablehnung oder eine weitgehende Zustimmung artikulieren, fallen stark auseinander.

Präsentation von Kulturangeboten in der Region für auswärtige Besucher*innen Zum Abschluss der Interviews wurde sehr persönlich gefragt, welche Kultureinrichtungen, Veranstaltungen, Projekte oder Künstler*innen in der Region man einem auswärtigen Besucher oder einer Besucherin gerne zeigen bzw. vorstellen würde, und zwar nicht in der eigenen Stadt. Die Antworten auf diese Frage fielen nicht eindeutig zugunsten einer einzigen oder nur weniger kultureller Attraktionen aus, und dies ist sicherlich auch ein Spiegelbild der Vielfalt der regionalen Kulturlandschaft. Im Feld sehr nahe beieinander liegen etwa das Sauerland-Museum, das Sauerland-Theater, die KulturSchmiede / das Teatron-Theater, die Alte Molkerei, die Alte Synagoge und der Sauerland-Herbst. Es werden aber auch Einrichtungen und Veranstaltungen in den Nachbargemeinden der Städteregion genannt.

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3.4. Digitale Workshops

Im Rahmen der interkommunalen Kulturentwicklungsplanung war ursprünglich eine ganztägige Kulturkonferenz geplant, in der Stärken, Schwächen und Chancen der Kulturarbeit in Arnsberg, Meschede und Sundern diskutiert werden sollten. In der Kulturkonferenz sollten möglichst viele Akteur*innen, Gruppen und Institutionen mit unterschiedlichen Tätigkeits- und Interessenshintergründen zusammengeführt werden, insgesamt ca. 50 bis 60 Teilnehmende, um unterschiedliche Erfahrungen, Kompetenzen und Perspektiven für die kulturelle Entwicklung in der Städteregion in den Planungsprozess einfließen zu lassen. Die Kulturkonferenz sollte zugleich ein Forum sein, bei dem sich die Akteur*innen aus den drei Städten besser persönlich kennenlernen, Gemeinsamkeiten formulieren und in einen inhaltlichen Austausch treten sollten.

Aufgrund der im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie erfolgten Restriktionen konnte die Kulturkonferenz nicht stattfinden. Als Alternative wurden drei digital organisierte Themen-Workshops zu folgenden zentralen Handlungsfeldern durchgeführt:

An den Workshops beteiligten sich jeweils 10 bzw. 11 externe Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die Mitarbeiterinnen der drei Kulturbüros in den Städten sowie das Team startklar mit drei Personen. Sie dauerten jeweils 90 bis 100 Minuten. Die Diskussion wurde vom Team startklar moderiert und von den Kulturbüroleitungen abschließend kommentiert.

Im Vorfeld der Workshops wurden die Teilnehmenden in einer

Kurzbefragung gebeten, in vier Kategorien – Potentiale und Stärken, © startklar a+b Angeregter Austausch beim digitalen Workshop zum Probleme und Schwächen, Thema „Kulturelle Bildung“ Herausforderungen, Ideen und Vorschläge – ihre Sicht auf das jeweilige Handlungsfeld stichwortartig zu formulieren. Eine Zusammenfassung der Antworten wurde den Beteiligten vor den Workshops zugeleitet. Die vier Kategorien dienten als inhaltlicher Leitfaden für den Ablauf der Workshops. Die in der Kurzbefragung geäußerten Aussagen wurden vertieft und ergänzt. Die folgende Darstellung umfasst die Ergebnisse der Kurzbefragung und die sich darauf beziehenden Diskussionsbeiträge in den Workshops.

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3.4.1 Kulturelle Bildung

3. Februar 2021, 17 Uhr, 10 externe Teilnehmende, 3 Mitarbeiterinnen der Kulturbüros, 3 Personen Team startklar

Im Handlungsfeld Kulturelle Bildung werden in den drei Städten diese Potenziale und Stärken gesehen:

▪ engagierte Arbeit seitens der Kommunen ▪ kompetentes Personal ▪ kurze Wege, schnelle Entscheidungen ▪ Förderungen kommen zu 100 % an ▪ der Blick über den Tellerrand ist bei den Kommunen da ▪ viele kulturelle Initiativen, die in den Prozess einbezogen werden können ▪ funktionierende Netzwerke ▪ gutes Zusammenwirken zwischen Künstlern*innen und Stadtverwaltungen ▪ in jeder Stadt mindestens eine Kleinkunstbühne ▪ VHS ist überall mit Angeboten vor Ort (z.B. Kulturelle Bildung, Theater-Mitspiel-Angebote) ▪ sehr breites, gut angenommenes Musikangebot ▪ viele, von den Kommunen finanzierte Angebote für Kinder: Theater, Kulturrucksack NRW, Kulturstrolche ▪ Paten-System beim Programm Kulturrucksack zur Ansprache kulturunerfahrener Kinder und Jugendlicher ▪ ausgebuchtes Angebot im Rahmen von Kultur macht stark (gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung) u. a. durch intensive Elternarbeit ▪ aufruhr – interkommunales Projekt ▪ vorhandene Informationsmedien wie Spielzeitheft, Kulturrucksack-Flyer

Als Probleme und Schwächen der Kulturellen Bildung in der Städteregion werden identifiziert:

▪ Ansprache von Kindern und Jugendlichen (Werbung, Digitalisierung, Erreichbarkeit) ▪ Angebote für Grundschüler*innen fehlen teilweise ▪ Ansprache von Menschen mit Migrationsgeschichte ▪ außer Sprachkursen kaum Wahrnehmung von anderen VHS-Angeboten durch Migrant*innen ▪ Qualitätsentwicklung bei Anbietern, Dozent*innen, Künstler*innen ▪ gegenseitige Akzeptanz und Augenhöhe, Anknüpfen an Nutzer*innen-Interessen ▪ zu wenig Mut für ungewöhnliche Formate / Themen, keine „Fehlerkultur“ ▪ Bereitschaft für künstlerische Experimente bei wirtschaftlichem Risiko ▪ Zusammenwirken von Künstler*innen und Stadtverwaltungen ▪ unzureichende Nutzung der digitalen Möglichkeiten und Tools durch Kommunen und Kultureinrichtungen, fehlende Sichtbarkeit in der digitalen Welt ▪ ausgeprägte Stadtgrenzen – wenige Verbindungen erkennbar ▪ wenig Einblick in die regionalen Zusammenhänge der Kulturellen Bildung ▪ Vernetzung ist nicht genug sichtbar, kein klares Ziel für die Region ▪ barrierefreie Kommunikation ▪ Hauptproblem Corona: analog-digitale Zugänge und hybride Kommunikationsformate

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Die Kulturelle Bildung steht vor diesen Herausforderungen:

▪ Teilnahme an Kultureller Bildung setzt (bei den Nutzer*innen) viel Eigeninitiative voraus, Agieren statt Konsumieren ▪ Unverbindlichkeit der Jugendlichen hinsichtlich der Kulturangebote ▪ Mobilitätsgrenzen bei der Nutzung von Angeboten durch den ÖPNV ▪ Kreativität als Kompetenz für das Berufsleben (mehr) als Chance begreifen ▪ Gewinnung von Neubürger*innen durch attraktive Kulturlandschaft ▪ dynamische Veränderung des Kulturbereichs und des Nutzer*innenverhaltens ▪ Kulturkonsum erfolgt nicht mehr zwingend über eine Institution ▪ Erkennbarkeit und Sichtbarkeit der Einrichtungen bei digitalen Angeboten ▪ höhere Wertigkeit von analogen gegenüber digitalen Angeboten ▪ Gewährleistung der Standards und der Qualitäten der Bildungsangebote ▪ Region als Chance – klares Profil erarbeiten – Zusammenarbeit stärken ▪ Erhalt und Sichtbarkeit der Einrichtungsprofile bei Kooperationen ▪ verlässliche Finanzierung; Grundförderung, aber auch Fördertöpfe ▪ Kulturelle Bildung ist nur „nice to have”; sie hat keine Lobby ▪ (deutliche) Unterstützung der Politik als Voraussetzung für Engagement im Handlungsfeld Kulturelle Bildung ▪ Unsicherheit wegen Corona: wieviel Kultur wird noch da sein? – Förderlandschaft städteübergreifend neu justieren

Zur Weiterentwicklung des Handlungsfeldes Kulturelle Bildung in der Städteregion werden die folgenden Ideen und Vorschläge eingebracht:

▪ Bestandsaufnahme erarbeiten: Standorte, Angebote, Bedarfe ▪ App zur Information über Kulturangebote, Weiterentwicklung von überregionalen Vernetzungsansätzen ▪ Einbindung des Kulturbüros des Hochsauerlandkreises; Austausch Städteregion – Kreis verstärken ▪ „Werbeauftritte“ von Künstler*innen in Schulen, Werbevideos für 7. und 8. Klassen ▪ Verknüpfung von Schule und Sozialarbeit, z.B. zur Ansprache von Kindern und Jugendlichen mit Migrationsgeschichte ▪ außerschulische Veranstaltungen für Jugendliche mit niedriger Hemmschwelle ▪ über digitale Wege verschiedene Zielgruppen ansprechen und erreichen ▪ mehr interkulturelle Projekte ▪ Entwicklung städteübergreifender Angebote, z.B. Theaterstücke, Tournee-Prinzip ▪ Kooperation zwischen Kunst Lehrwerkstatt (KunstWerk) und VHS z.B. bei Kursen ▪ Schaffung von neuen analogen „Dritten Orten“, Treffpunktcharakter, niedrige Zugangsschwellen ▪ mehr Angebote im Freien / öffentlichen Raum, auch hybrid (u. a. wegen der Corona-Restriktionen) ▪ Gewinnung von Vermittler*innen für die Kulturelle Bildung, Weiterbildungsangebote zur Qualitätssicherung ▪ Austausch über die verschiedenen Sichtweisen auf „Kunst erleben” ▪ gemeinsame Exkursionen von Verwaltung, Kulturbüros, Künstler*innen und Kulturpolitiker*innen zu Kulturorten / Kultureinrichtungen in der Städteregion, Austausch und Kennenlernen von „best practice“ ▪ Schaffung einer Sockelförderung für Einrichtungen, um Spielräume zu eröffnen ▪ gemeinsame Lobbyarbeit gegenüber möglichen Fördergebern ▪ Entwicklung gemeinsamer Strategien zur Reaktion auf Probleme und Krisen (z.B. Corona und Neustart)

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3.4.2 Zivilgesellschaftliche Vernetzung in der Kultur

5. Februar 2021, 17 Uhr, 10 externe Teilnehmende, 3 Mitarbeiterinnen der Kulturbüros, 3 Personen Team startklar

Im Handlungsfeld „Zivilgesellschaftliche Vernetzung in der Kultur“ werden in den drei Städten diese Potenziale und Stärken gesehen:

▪ große Region; Entfernungen sind kein Hindernis für Kooperation ▪ vielfältige Kulturlandschaft ▪ starke Region Südwestfalen mit Wirtschaft, Touristik und Kultur ▪ zahlreiche Veranstaltungsorte, z.B. Ausstellungsräume ▪ viele engagierte ehrenamtliche Träger, Initiativen und Einzelpersonen ▪ großes, buntes Vereinsleben ▪ viele Migrantenselbstorganisationen; kommunales Integrationszentrum ▪ Vernetzung bereits vorhanden z.B. bei aufruhr, Kulturrucksack, Museumslandschaft ▪ gute Kontakte innerhalb der Städte; engagierte Kulturbüros als Vernetzungsinstanzen

▪ kurzer Draht der Beteiligten untereinander ▪ Zusammenarbeit bei kleineren Projekten, © Kulturbüro Arnsberg Ideenaustausch Klassische Konzerte stehen hoch im Kurs in Arnsberg ▪ Stadtmarketing ▪ Ehrenamtskoordinatorin / Ansprechpartner für Ehrenamtler*innen

Als Probleme und Schwächen der zivilgesellschaftlichen Vernetzung in der Kultur in der Städteregion werden identifiziert:

▪ die Größe der Region ▪ die Erreichbarkeit der Kulturstätten mit dem ÖPNV ▪ Finanzierung und Ko-Finanzierungen; keine Planungssicherheit ▪ Vernetzung in Zivilgesellschaft ist schwach, und es gibt kein Bewusstsein dafür ▪ kein gemeinsames Konzept, um Zivilgesellschaft und Kulturentwicklung zu fördern ▪ bisher kein Bewusstsein als Kulturregion ▪ es fehlen: Informationen, Interesse, Wissen und Einschätzungen ▪ Zusammenarbeit und Ideenaustausch sind (bisher) nicht gegeben ▪ jeder „kocht eigenes Süppchen“; Kulturvereine denken sehr lokal, nicht regional ▪ keine Koordination der Träger innerhalb der Städte und zwischen den Städten, kein Blick über eigenen Bereich hinaus; keine Jahresplanung ▪ Wegbrechen von ehrenamtlichen Strukturen und Einzelpersonen

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▪ manchmal komplizierte Zusammenarbeit mit Verwaltung; überbordende Bürokratie; z.B. Auflagen bei Versicherungen / mögl. Haftung schreckt Ehrenamtliche ab ▪ Haltung der Verwaltung ist „Das geht nicht!“ statt „Wie machen wir es möglich?“ ▪ zu wenig zielgerichtete Angebote ▪ bestimmte Gruppen sind unterrepräsentiert: Kinder, Jugendliche, Menschen mit Migrationsgeschichte ▪ Kulturvereine der migrantischen Communitys gibt es zahlreich, „bleiben aber unter sich“; kein Kontakt, keine Vernetzung ▪ Kulturprojekte von, für und mit Geflüchteten sind nicht bekannt ▪ vermutlich ist zu wenig bekannt, dass die Bürgerstiftungen auch kulturelle Projekte fördern

Die zivilgesellschaftliche Vernetzung in der Kultur steht vor diesen Herausforderungen:

▪ gesellschaftlicher Wandel: Demografie, Heterogenität, Freizeitverhalten, Lebensformen, Berufssituationen ▪ großer Wandel in den Dörfern: viele alleinstehende, ältere, schwer erreichbare Menschen, insbesondere Frauen; Antworten auf Wandel der Familienstrukturen ▪ die Größe des Raumes, z.B. öffentliche Verkehrsanbindungen ▪ die IKEP-Kommunen werden teils nicht als gemeinsame Kulturregion wahrgenommen; für manche liegen Brilon, Soest oder Dortmund näher ▪ Überwindung von „Städtedenken“; Bewusstsein schaffen für Vorteile durch Vernetzung ▪ für manche reicht es, das „eigene Süppchen zu kochen“; der Mehrwert einer Städte-Kooperation ist nicht klar ▪ Vermeidung einer Priorisierung der Kernstädte, stattdessen die Ortsteile einbeziehen ▪ Synergien zwischen den kulturellen Angeboten der Städte schaffen; Terminabstimmungen und Jahresplanungen; Hochsauerlandkreis einbeziehen ▪ Installation eines überregionalen Städteaustauschs; analoge und digitale Vernetzung schaffen ▪ Wandel im Ehrenamt; Ehrenamt und dessen Strukturen gemeinsam unterstützen ▪ Zusammenarbeit von Ehren- und Hauptamt fördern; verwaltungsseitige Unterstützung; Kulturservice des Hochsauerlandkreises ▪ digitale Teilnahmemöglichkeiten schaffen; kritisch: digitale Medien vs. Kultur für Jugendliche ▪ Entwicklung nach der Corona-Pandemie; Krise abfedern ▪ Finanzierung; Einwerbung von Drittmitteln ▪ städteübergreifende Vernetzung der Bürgerstiftungen ▪ Vorgaben bei Landes-Förderungen: Eigenanteile, Projektbezogenheit, Befristung, regionale Vernetzung; keine Regelförderungen

Zur Weiterentwicklung der zivilgesellschaftlichen Vernetzung in der Kultur in der Städteregion werden die folgenden Ideen und Vorschläge eingebracht:

▪ stärkere Einbeziehung der Akteur*innen und der Dörfer ▪ analoge und digitale Vernetzung der Akteur*innen: Kennenlernen, Austausch von Konzepten und „Gelungenem“ ▪ jährliche Kulturkonferenz zum überregionalen Austausch ▪ Runder Tisch der Kulturschaffenden zur gemeinsamen Jahresplanung ▪ Ehrenamt gemeinsam fördern: z.B. Austauschformate, Schulungen, pragmatische Hilfe z.B. bei Anträgen, Projekten

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▪ Servicestelle für Kultur u. a. zur Entlastung des Ehrenamtes (z.B. Hochsauerlandkreis oder Regionale Südwestfalen) ▪ als Service: Katalog mit Ansprechpartner*innen für ehrenamtliche Akteur*innen ▪ Aufgabenteilung: gute Kooperation der Städte als Voraussetzung für zivilgesellschaftliche Kooperation ▪ „große“ Projekte, Wanderausstellungen oder monatliche Programme, die örtlich wechseln können ▪ bessere Abstimmung der kulturellen Aktivitäten und Termine: Einrichtung einer „Infoplattform“; allerdings wegen Menge sehr kleinteilig und aufwändig ▪ gemeinsame Marke entwickeln; überregionaler Kulturkalender oder gemeinsames Internetportal; Fokus auf gemeinschaftliche Wirkung ▪ Anforderungen an interkommunale Netzwerk-Struktur: anlass- und bedarfsbezogen, punktuell, intelligent, schlank, digital; keine institutionelle Bürokratie schaffen ▪ ggf. Erweiterung des Städteverbundes um Brilon und Schmallenberg ▪ Austausch über best practice zur Jugendkultur und ihrer Vernetzung

3.4.3 Städteübergreifende Öffentlichkeitsarbeit in der Kultur

11. Februar 2021, 17 Uhr, 10 externe Teilnehmende, 3 Mitarbeiterinnen der Kulturbüros, 3 Personen Team startklar

Im Handlungsfeld „Städteübergreifende Öffentlichkeitsarbeit in der Kultur“ werden in den drei Städten diese Potenziale und Stärken gesehen:

▪ Überzeugung: „Wir sind eine starke Region“ ▪ Weiterentwicklung als Kulturregion ▪ Vielfalt und Qualität der Kulturangebote, vor allem Sauerlandmuseum und als vernetztes Musterbeispiel Kulturrucksack ▪ hohes Engagement der Verantwortlichen in ihren Bereichen; große Bereitschaft, eigene Ressourcen einzubringen ▪ viele vorhandene professionelle und persönliche Kontakte für das Netzwerken in der Städteregion ▪ starkes ehrenamtliches und zivilgesellschaftliches Engagement ▪ agile Stadtverwaltungen ▪ geringe Profilierungstendenzen; keine offensichtlichen subjektiven und objektiven Hindernisse, die einer Kooperation der drei Städte entgegenstehen ▪ zielgruppenspezifische Vermarktung (welche Kanäle, wer, wie) ▪ vorhandenes Netzwerk von Vereinen und Institutionen ▪ Vernetzung der Angebote ▪ relativ kurze Wege der Standorte untereinander ▪ hohe Mobilität und Vernetzung der kulturaffinen Zielgruppen ▪ hoher Digitalisierungsgrad

Als Probleme und Schwächen der städteübergreifenden Öffentlichkeitsarbeit in der Kultur in der Städteregion werden identifiziert:

▪ Denkweisen in vorhandenen Strukturen / Kreisen ▪ im ehrenamtlich getragenen Bereich teils sehr eigene, autarke Netzwerke ohne Verzahnung zu anderen ▪ wenig Zusammenarbeit; teils gewachsene Barrieren

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▪ fehlende Vernetzung der Akteur*innen (abgesehen vom Kulturrucksack) ▪ fehlende Ansprechpartner*innen ▪ Kirchturmdenken oftmals noch stark ausgeprägt ▪ Bündelung fehlt; teils wenig Kooperationserfahrung ▪ fehlende oder unzureichende Informationen in anderen Städten ▪ fehlende digitale Sichtbarkeit ▪ Stadtmarketing unterschiedlich stark präsent ▪ ÖPNV-Verbindungen als Barriere für den Besuch abendlicher Kulturveranstaltungen in einer anderen Stadt ▪ Mobilität zur Nutzung von Kulturangeboten in der Städteregion wird unterschiedlich bewertet: ▪ insgesamt schwach ausgebildet ▪ primär vom jeweiligen Angebot abhängig ▪ Mentalitätsfrage; „Sauerländer“ bleibt gern am Heimatort ▪ Generationsfrage ▪ zielgruppenspezifische Ansprachen ▪ relativ geschlossene „Kulturzirkel“ bei Veranstaltungen, die nicht als „offen“ für neue Gäste erscheinen (Besuchshemmnis) ▪ Kommunikation über verschiedene Medien, die nicht vernetzt sind ▪ keine einheitlichen Lokalteile der Tageszeitungen in der Städteregion für Presseveröffentlichungen ▪ „geteilte“ Presselandschaft durch zwei unterschiedliche Lokalredaktionen für Arnsberg / Sundern und Meschede; Informationsverluste über kulturelle Angebote in der Städteregion ▪ kein gemeinsamer Veranstaltungskalender als notwendige Basisinformation für die Städteregion (trotz hohem Digitalisierungsgrad)

Die städteübergreifende Öffentlichkeitsarbeit in der Kultur steht vor diesen Herausforderungen:

▪ flächenmäßig sehr große Region ▪ Verödung der Stadtzentren ▪ Weiterentwicklung und Fokussierung der Kultur als Standortfaktor ▪ Provinzialität ▪ zu wenige überregional bekannte Künstler*innen als „Aushängeschilder“ für die kulturelle Vitalität der Städteregion ▪ Generierung von kulturellen Themen und Ereignissen, die eine überregionale Aufmerksamkeit erzeugen können ▪ Entwicklung von gemeinsamen Aktionen und städteübergreifenden Angeboten ▪ Abstimmung und Koordination; stärkere, sichtbare Vernetzung ▪ Vernetzung von kleinen Gruppen oder Künstler*innen ▪ Vermittlung der Synergieeffekte an die Kultur-Akteur*innen / -Beteiligten; Hervorhebung des konkreten Nutzens interkommunaler Kooperation ▪ Vernetzung und Vermarktung on- und offline ▪ städteübergreifende, digitale Plattform / Internetseite ▪ gemeinsamer Veranstaltungskalender auf einer gemeinsamen Internetseite der drei Städte ▪ stärkeres Zusammenspiel unterschiedlicher Player (z.B. Stadtmarketing) bei der Öffentlichkeitsarbeit; nicht primärer Auftrag der Kulturbüros

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Zur Weiterentwicklung der städteübergreifenden Öffentlichkeitsarbeit in der Kultur in der Städteregion werden die folgenden Ideen und Vorschläge eingebracht:

▪ Strategien der kulturellen Öffentlichkeitsarbeit für die einzelnen Städte und die Städteregion ▪ Erarbeitung einer Zielgruppenanalyse ▪ Erarbeitung gemeinsamer Handlungsfelder ▪ Entwicklung einer gemeinsamen Strategie, wie besondere interkommunal organisierte Kulturangebote über das Stadtmarketing der drei Städte kommuniziert werden können ▪ Verstärkung der Sichtbarkeit der kulturellen Entwicklung ▪ konkrete Kooperationen; gemeinsame Entwicklung von Angeboten, Kulturformaten, Veranstaltungsreihen, um Synergien zu schaffen ▪ Formate mit einladendem Charakter zum Kennenlernen unbekannter Kultur-Orte und Veranstaltungen ▪ mehr Mobilität durch Shuttlebusse oder Mitfahrgelegenheiten zu Veranstaltungen ▪ gemeinsame Werbung; z.B. Kampagne(n) als starke Kulturregion („Es lohnt sich!“) ▪ Leitlinie für die Kulturberichterstattung in der Presse ist die Relevanz für die (lokale) Leserschaft, nicht die künstlerische Bewertung der Angebote ▪ Berücksichtigung der Reichweite der beiden zuständigen Lokalredaktionen ▪ Umsetzungsmöglichkeit im „Sauerlandkurier“ (Print + online) ▪ verstärkte Nutzung der Online-Medien für die interkommunale Information und Kommunikation ▪ gemeinsamer Veranstaltungskalender als zentraler „Ankerpunkt“ für die Vermittlung der Kulturangebote ▪ zu klärende Fragen für die Akzeptanz eines Veranstaltungskalenders: o Was sind die interkommunal und überregional wichtigen Angebote mit Strahlkraft? o Nach welchen Kriterien werden diese herausgehobenen Angebote bewertet („Filterfunktion“)? o Wer entscheidet? ▪ Durchführung eines eigenen Forums für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing für die ehrenamtlich in der Kultur engagierten Akteur*innen und die zivilgesellschaftlich organisierten Kulturangebote / -einrichtungen

© Stadtmarketing Meschede e.V. Die Himmelstreppe am Sorpesee

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4. Gesellschaftliche Herausforderungen und kommunale Kulturarbeit

Der gesellschaftliche Wandel stellt auch die kommunale Kulturpolitik und Kulturarbeit in der Städteregion Arnsberg – Meschede – Sundern vor neue Aufgaben und erfordert eine kontinuierliche Überprüfung ihrer Ziele, ihrer Agenda und ihres Angebotsportfolios. Dabei gestalten sich Aussagen zu Trends oder Prognosen im kulturellen Feld schwierig. Zum einen fehlen weitgehend empirische Daten zu den Auswirkungen gesellschaftlicher Entwicklungen auf den Kulturbereich, z.B. hinsichtlich des demografischen Wandels. Zum anderen vollziehen sich gesellschaftlich relevante Prozesse in einem anderen Tempo als deren – in der Regel nachlaufende – Berücksichtigung durch den organisierten Kulturbetrieb.

Diese Situation erfordert ein Kulturpolitik-Modell, das offen für neue Entwicklungen ist und diese in der kulturellen Programmatik vor Ort verankert. Neben dem kulturellen Kernbereich betrifft dies auch die Sekundäreffekte von Kunst und Kultur, die in verschiedenen gesellschaftlichen Feldern evident sind: in der Stadtentwicklung, bei der Standortpolitik, in der „sozialen Stadt“, in Bildung und Jugendhilfe, beim Stadtmarketing und als eigener Wirtschaftsfaktor. Die Herausforderungen des gesellschaftlichen Wandels für die Kultur werden aber nicht nur auf diesen gesellschaftlichen Handlungsebenen sichtbar. Die Veränderungen äußern sich auch im persönlichen und sozialen Umfeld der Menschen. In diesem Kontext kann Kulturarbeit einen Beitrag zur individuellen und kollektiven Lebensorientierung leisten.

Mit der interkommunalen Kulturentwicklungsplanung für die Städteregion Arnsberg – Meschede – Sundern werden Perspektiven aufgezeigt und konkrete Handlungsfelder beschrieben. Darüber hinaus macht es für die Kulturpolitik Sinn, aktuelle und zukünftige gesellschaftlichen Entwicklungen zu verfolgen und daraus Schlüsse für die Kulturarbeit in der Städteregion zu ziehen. Die nachfolgenden Themen sollen dazu einen Beitrag leisten und zur Diskussion anregen.

4.1 Nachhaltigkeit

Künstlerische Ausdrucksmittel und Kulturarbeit bieten vielfältige Ansatzpunkte zur Reflektion über die Frage, wie wir in Zukunft leben wollen. In diesem Sinne ist die Auseinandersetzung mit einer nachhaltigen Entwicklung für Kulturpolitik und Kulturakteur*innen von Bedeutung. Bereits 1998 wurde auf der UNESCO-Konferenz in Stockholm das Prinzip nachhaltiger Entwicklung und kultureller Entfaltung als zwei sich gegenseitig beeinflussende Faktoren festgehalten. Im Jahr 2004 haben im Rahmen des Weltforums der Kulturen in Barcelona über 300 Städte die „Agenda 21 für Kultur“ verabschiedet.23 Sie unterstreicht für die kommunale Ebene den Zusammenhang zwischen kulturellen und ökologischen Fragen und postuliert eine umfassende kulturelle Dimension der Nachhaltigkeit, die soziale, bildungsbezogene und ökonomische Faktoren einbezieht. Durch die erhöhte gesellschaftliche Sensibilität für Nachhaltigkeitsfragen u. a. durch die weltweite Fridays For Future- Bewegung sind diese globalen Herausforderungen massiv in den gesellschaftlichen Fokus gerückt und bilden auch ein Handlungsfeld für die kommunale Kulturpolitik, die den vielfältigen Anforderungen des Klimaschutzes und des nachhaltigen Wirtschaftens Rechnung tragen muss.

Kulturproduktion und -rezeption tragen zum Verbrauch natürlicher Ressourcen bei, z.B. durch bauliche Infrastrukturen, Mobilitätsbedarfe und die Art und Weise der künstlerischen Produktion selbst. Die energetische Ertüchtigung von bestehenden Gebäuden sowie Bauen im Bestand erhaltenswerter Gebäude sind ein wesentlicher Faktor von Nachhaltigkeit. Dazu trägt auch die Vermeidung von Leerständen und die Ermöglichung von temporären Nutzungen bei. Zudem können Kulturbetriebe und -angebote ressourcenschonendes

23 http://www.agenda21culture.net

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Wirtschaften durch kollektive Modelle erreichen: z.B. durch gemeinsame Veranstaltungsstätten, Lager und Werkstätten, Technikpools, Reduzierung von Printmaterial durch digitale Portale, Wiederverwendung von Ausstattungen, Programmkooperationen und Veranstaltungsübernahmen. Im Sinne der sozialen Gerechtigkeit sind aber auch die Bedingungen „guter Arbeit“ im Kulturbereich – soziale Mindeststandards, adäquate Vergütungen – zu thematisieren.

Im Rahmen kommunaler Nachhaltigkeitsstrategien kann im Kulturbereich die Einführung von Nachhaltigkeitskriterien als Prüfraster zum Beispiel bei der Genehmigung von Veranstaltungen, Bauvorhaben, Programmkonzepten und Förderverfahren verankert werden. Konzepte für Abfallvermeidung oder Energieeinsparung und die Verstetigung von infrastrukturellen Voraussetzungen durch Mehrfach- und Mehrzweck- sowie Nachnutzungen sind weitere Beiträge der Kultur zur nachhaltigen Entwicklung.

Empfehlung: In kommunalen Nachhaltigkeitskonzepten und -berichterstattungen sollte der Kulturbereich wie andere gesellschaftliche Sektoren und Politikfelder integriert und dauerhaft verankert werden. Für kulturelle Einrichtungen und Angebote sowie die Kulturförderung sollten Nachhaltigkeitskriterien entwickelt und entsprechende Maßnahmen umgesetzt werden. Nachhaltigkeitsaspekte sind auch bei der städteübergreifenden Zusammenarbeit zu berücksichtigen, bei denen Kriterien wie Ressourcenverbrauch, Mobilität und Mehrfachnutzungen eine Rolle spielen.

4.2 Diversität

In der gesellschaftspolitischen Diskussion ist Diversität ein weit gefasster Begriff. Er zielt auf die Anerkennung und Wertschätzung aller Menschen unabhängig von ihrer sozialen oder ethnischen Herkunft, ihrem Geschlecht, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Religionszugehörigkeit oder Weltanschauung, ihrem Lebensalter, ihrer physischen oder psychischen Besonderheiten oder anderer Merkmale. Die Sensibilität und die Akzeptanz für Unterschiede hat in den vergangenen Jahren zugenommen, und auch der Kulturbereich trägt der Forderung nach Diversität Rechnung. Dabei gibt es – abhängig von der konkreten Situation und den Diversitätsmerkmalen – unterschiedliche Umsetzungserfahrungen und -erfolge.

Der traditionelle Kulturkanon bezog sich auf eine vermeintliche Mehrheitsgesellschaft und wies eine vergleichsweise homogene Prägung auf. Das determinierte u. a. die Regeln und Verfahren zur Ansprache des Publikums. Lebenspraxis ist heute nicht nur das Miteinander verschiedener Herkunftskulturen, sondern auch die Anerkennung unterschiedlicher Bedürfnisse und Interessen, die sich aus z.B. sozialen, körperlichen, ethnischen und sexuellen Merkmalen ergeben. Kulturelle Teilhabe für diese Bevölkerungsgruppen bedeutet die Schaffung adäquater Zugänge zu den Einrichtungen und Veranstaltungen, aber auch von Voraussetzungen für eine aktive Partizipation. In den Kultureinrichtungen, bei den Kulturakteur*innen und in der Kulturpolitik bedarf es einer Sensibilität und eines Bewusstseins für diversitätsorientierte Arbeit, die die aktive Teilhabe ermöglicht und Zugangsschwellen vermeidet.

Grundlagen für Diversitätsprozesse in der Kultur können Besuchsanalysen oder Statusberichte liefern, mit denen diversitätsorientierte Maßnahmen von Kultureinrichtungen oder bei Veranstaltungen evaluiert und daraus Schlussfolgerungen für die Kulturarbeit gezogen werden. Dabei müssen die Ansätze für die unterschiedlichen Kulturangebote die jeweils spezifischen Voraussetzungen der Kulturvermittlung und -rezeption berücksichtigen.

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Insbesondere den kleinräumigen und dezentralen Kulturangeboten kommt dabei eine wichtige Rolle zu, da die Nähe zum Lebensumfeld der Menschen eine Kommunikation auf Augenhöhe ermöglicht und die Chance besteht, der Segregation sozialer Gruppen entgegenzuwirken.

Empfehlung: Kunst und Kultur können das

Bewusstsein für und die Akzeptanz von Diversität und unterschiedlichen © Stadtmarketing Meschede e.V. „Volksband OpenAir“ in der Innenstadt von Meschede Lebensformen in der Gesellschaft stärken helfen. Diversitätssensibilität zu entwickeln ist ein herausfordernder Prozess, bei dem die Kultureinrichtungen und -angebote hin zu einer programmatischen und strukturellen Öffnung aktiv motiviert und unterstützt werden sollten. Insofern ist Diversität ein Aspekt umfassender kultureller Teilhabe.

4.3 Digitalität

Der digitale Wandel stellt einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Einschnitt dar. Digitalität schafft neue Realitäten in der Arbeits-, Bildungs- und Freizeitwelt, und auch im Kulturbereich sind digitale Technologien angekommen. Die Digitalisierung von Sammlungs-, Archiv- und Bibliotheksbeständen sind für die meisten Kultureinrichtungen keine offene Frage mehr. Auch die künstlerischen Arbeitsprozesse in allen Kunstsparten sind dem digitalen Wandel unterworfen. Besonders hervorzuheben ist die Medien- und Netzkunst, die sich durch digitale Arbeits- und Präsentationsprozesse zu einer eigenen Kunstform entwickelt hat. In der Musik sind digitale Formate unter anderem auch im klassischen Bereich zu finden, z.B. über kollektiv im Netz produzierte Aufführungen. Theaterproduktionen experimentieren mit virtuellen Realitäten. Digitale Erzählformate finden sich mittlerweile auch im Literaturbereich.

Für den Kulturbereich bietet die Digitalität – auch unabhängig von der Corona-Pandemie – die Möglichkeit einer Verlängerung ihrer Angebote vom realen in den virtuellen Raum und somit die Chance auf eine größere Verbreitung. Denn in einer immer unübersichtlicher werdenden Angebotslandschaft wird die Sichtbarkeit und die Relevanz von Kulturaktivitäten heute entscheidend daran gemessen, ob sie im Netz auffindbar sind. Dies betrifft nicht nur die Informationsebenen, sondern die künstlerische und kulturelle Rezeption selbst. Nicht allein die Kulturproduzent*innen und -anbieter*innen bestimmen die Rezeptionsbedingungen, sondern das digitale Publikum, das die Standards der kommerziell und technisch fortgeschrittenen Kulturindustrie anlegt. Deshalb muss das Engagement der Kulturakteur*innen im digitalen Raum mehr als eine Form des Marketings sein, das hauptsächlich die Darstellung der analogen Präsenzangebote im Fokus hat. Der digitale Kulturraum braucht andere kulturelle Veranstaltungsformate als die Eins-zu-Eins-Übertragung eines Konzerts, einer Lesung, einer Theatervorstellung oder eines Museumsrundgangs ins Netz. Diese Vermittlungsformate sind schnell erschöpft. Digitalität bedeutet auch die Ermöglichung direkter und interaktiver Rezeption und Rückkopplung zu den produzierenden Kulturakteur*innen und -einrichtungen. Für den Kulturbereich sind deshalb hybride Begegnungs- und Angebotsformate eine Möglichkeit, virtuelle und reale Räume zu verbinden.

Die durch Covid-19 bedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens haben die Bedeutung digitaler Angebote für den Kulturbereich offenkundig gemacht. Das hat zu einem unerwarteten kreativen Schub im Bereich digitaler

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Formate geführt. Aber es sind auch die Defizite hinsichtlich entsprechender Ausstattungen mit Personal, Hard- sowie Software deutlich geworden. Die Ressourcenfrage wird ganz wesentlich darüber entscheiden, ob auch der Kulturbereich den Anschluss an die Digitalität findet. Es fehlen – das haben die mit guter Absicht ins Netz gestellten Kulturproduktionen auch gezeigt – verlässliche und einfach zu handhabende Bezahlmodelle, die den zusätzlichen Aufwand digitaler Kulturproduktionen abdecken. Kommerzielle Anbieter haben hier Lösungen entwickelt, die auch auf den Kunst- und Kultursektor übertragen werden können.

Empfehlung: Spätestens seit der Covid-19-Pandemie ist die Bedeutung der Digitalität auch für den Kultursektor unbestritten. Dies betrifft die Informations- und Kommunikationsebene ebenso wie die Kunstproduktion und -präsentation. Die netzbasierte Partizipation von Nutzer*innen kann auch einen leichteren Zugang zu Einrichtungen und Veranstaltungen ermöglichen. Bei der städteübergreifenden Zusammenarbeit zwischen Kultureinrichtungen und bei gemeinsamen Angeboten sollte die digitale Dimension von Beginn an berücksichtigt und umgesetzt werden, um Teilhabe-, Reichweiten- und Mobilitätsbarrieren zu verringern.

4.4 Kulturteilhabe

Die Kompatibilität von Kulturangebot und Kulturnachfrage ist eine zentrale Frage für kulturpolitische Entscheidungen. Kulturinteressen sind nicht statisch, sondern verändern sich von Generation zu Generation und selbst innerhalb eines Lebenszyklus. Zunehmend wird auch das Internet für kulturelle Zwecke im weiteren Sinne genutzt und bindet freie Zeit. Daher können Kultureinrichtungen und Veranstaltungen, ob kommunal, zivilgesellschaftlich oder erwerbswirtschaftlich organisiert, nicht von einem unbegrenzten Besucherpotential ausgehen, das jedes neue Angebot dankend annimmt und die erforderliche Auslastung garantiert. Ein vorhandenes Publikumsinteresse kann sich, örtlich und / oder angebotsbezogen, auch in stagnierende oder regressive Teilnahme- und Besuchszahlen umkehren. Die Nachfrageorientierung ist daher ein entscheidendes Kriterium bei kulturpolitischen Entscheidungen, die Nutzer*innen- oder Publikumsgewinnung und -bindung eine zentrale Aufgabe der Kultureinrichtungen und -angebote, städteübergreifende Kooperationen sind auch deshalb ein Gebot der Stunde.

Kulturelle Teilhabe äußert sich einerseits im Besuch von Veranstaltungen und anderen Angeboten, andererseits wächst bei Bürger*innen der Wunsch nach aktiver Partizipation und künstlerischer Eigentätigkeit. Alltagskulturelle Zusammenhänge sind oft die Basis für diese kreative und kulturell unterlegte Freizeitgestaltung. Kulturelle Partizipation setzt bei den Adressat*innen, ihrem Alltag, ihren sozialen Beziehungen und ihren Themen an. Durch partizipationsorientierte Konzepte in den Kultureinrichtungen und in der Kulturellen Bildung können Bürger*innen angesprochen werden, die bislang nicht zum regelmäßigen Publikum zählen.

Überträgt man die Forderung nach gleichwertigen Lebensverhältnissen auf die kommunale Ebene und den Kulturbereich, so hätte dies eine Stärkung der kleinräumig verorteten Kulturangebote u. a. in Orts- und Stadtteilen zur Folge. Kultur-, Freizeit- und Bildungsangebote werden in Wohnortnähe häufiger wahrgenommen als außerhalb, vor allem wenn dies mit einem erhöhten Mobilitätsaufwand verbunden ist. Über diese Zugänge erschließt sich kulturelle Teilhabe auf einer häufig informellen Ebene, die Kultur- und Bildungseinrichtungen mit ihren zentralen Standorten nicht leisten können.

Empfehlung: Die Verwirklichung kultureller Teilhabe für alle Menschen ist ein grundlegendes Ziel der Kulturpolitik. Wohnortnahe Einrichtungen leisten vor allem abseits der städtischen Agglomerationen einen wesentlichen Beitrag zum kulturellen Leben. Die fehlende Dichte der kulturellen Infrastruktur sowie andere äußere Bedingungen können strukturell bedingte Teilhabedefizite zur Folge haben. Dabei sind auch Angebots- und Nachfrageveränderungen zu berücksichtigen. Bei der Zusammenarbeit der Kommunen sollte die Möglichkeit von Synergieeffekten z.B. beim Einsatz mobiler oder temporärer Angebote geprüft werden. Auch dezentrale Konzepte können so organisatorisch und finanziell tragfähig werden.

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4.5 Kulturmoderation

Kulturpolitik und Kulturarbeit sind zwei der letzten Freiräume kommunaler Selbstverwaltung, in denen den Städten eine weitgehende Entscheidungs- und Gestaltungsfreiheit zukommt. Unabhängigkeit von Vorgaben und örtlicher Bezug sind positive Voraussetzungen, um auf Veränderungen in der Gesellschaft und im kulturellen Feld schnell und flexibel reagieren zu können.

Wachstum und Differenzierung der Kultur- und Freizeitangebote stellen die Kulturverwaltungen vor neue Aufgaben und bedingen eine Überprüfung der eigenen Arbeit und ihrer Ziele. Denn der Kulturtransfer wird nicht mehr nur durch die öffentlichen Kulturbetriebe gewährleistet, sondern neue soziokulturelle Akteur*innen, frei organisierte Gruppen, privates Kulturengagement und zivilgesellschaftliche Vereinigungen und Einrichtungen sowie eine Veranstaltungskultur mit marktorientierten Anbieter*innen ergänzen das kommunale Kulturportfolio.

© Arnsberg_Flussgeflüster©Jochem Ottersbach 2017 Die Erweiterung und die strukturellen Tanzperformance in der Ruhr im Rahmen des Veränderungen des Kulturangebots erfordern „Kunstsommers“ einen Mehrbedarf an Planungs- und Koordinationskapazitäten sowie eine Verstärkung der Fachkompetenzen in den Kulturverwaltungen. Sie sind die zentralen Kulturagenturen in der Stadt und müssen fachlich und administrativ für neue Herausforderungen gerüstet sein. Kulturverwaltungen in diesem Sinne sind keine Behörden, aber auch keine Dienstleister. Sie sind Entwickler und Transferstellen für Ideen, Initiativen, Konzepte, Projekte, Förderstrukturen, Zusammenarbeit und Vernetzung. Nicht der Anspruch einer Kulturversorgung, sondern die Kulturmoderation liegt diesem Selbstverständnis zugrunde. Dies schließt die Schaffung von institutionalisierten, partnerschaftlichen Kooperationsformen auf Augenhöhe zwischen städtischen Kulturverwaltungen und zivilgesellschaftlichen sowie erwerbswirtschaftlichen Kulturträgern ein. Kennzeichen einer agilen Kulturverwaltung sind das ganzheitliche und ressortübergreifende Denken und die Berücksichtigung gesellschaftlicher Bezüge, aber auch die Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams, die Bildung von kleinen und großen Netzwerken, die flexible Reaktion auf neue Anforderungen, eine konstruktive Wegweiserfunktion für die örtliche Kulturszene und das Lösen von Konfliktsituationen.

Empfehlung: Zivilgesellschaftliches Engagement und frei-gemeinnützige Einrichtungen, z.T. auch erwerbswirtschaftliche Initiativen, sind im ländlichen Raum in besonderer Weise prägend und profilbildend für das kulturelle Leben. Sie ergänzen die kommunalen Angebote, setzen aber auch ganz eigene Akzente. Sie bilden mit den städtischen Aktivitäten eine Einheit, die von außen als kulturelles Gesamtszenario wahrgenommen wird. Dieser Situation müssen das Selbstverständnis und die Aufgaben einer zeitgemäßen kommunalen Kulturverwaltung entsprechen. Vernetzung und Partnerschaften, Kooperationsmodelle und die Moderation der kulturellen Prozesse sind wesentliche Faktoren einer erfolgreichen städtischen Kulturpolitik, die die lokalen und regionalen Potentiale adäquat einbindet und unterstützt. Diese Prozesse und Strukturen gilt es aktiv zu unterstützen, zu gestalten und zu moderieren.

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5. Expertise zu zentralen interkommunalen Handlungsfeldern in der Städteregion

Der Auftrag zur interkommunalen Kulturentwicklungsplanung für die Städteregion Arnsberg – Meschede – Sundern beinhaltete die Ausarbeitung eines festzulegenden interkommunalen Handlungsfeldes bzw. eines städteübergreifenden Projekts, das möglichst konkrete Aussagen zur Konzeption, Umsetzung und Finanzierung enthalten sollte. Im Verlauf des Planungsprozesses und insbesondere im Rahmen der Partizipationsverfahren stellte sich heraus, dass die Beschränkung auf ein Handlungsfeld bzw. Projekt den formulierten Herausforderungen und Bedarfen, aber auch den Potentialen in der Städteregion nicht gerecht würde. Die städteübergreifende Lenkungsgruppe und das Team startklar entschieden deshalb einvernehmlich, drei Handlungsfelder (also zwei zusätzliche) konkreter auszuarbeiten. Kriterien für die Auswahl der Handlungsfelder waren

▪ ein erkennbarer Mehrwert für die Kulturarbeit in allen drei Städten, ▪ ein starker, städteübergreifender Entwicklungsimpuls, ▪ vorhandene positive Ausgangsbedingungen bzw. Anknüpfungspunkte, ▪ multidimensionale Wirkung über den Kulturbereich hinaus, ▪ klare Identifizierung im Rahmen der Partizipationsprozesse und ▪ eine Bedarfs- bzw. Schwerpunktformulierung seitens der Kulturverwaltungen.

Vor diesem Hintergrund wurden die folgenden Handlungsfelder ausgewählt, die bereits eine inhaltliche Vertiefung durch die Workshops im Rahmen der interkommunalen Kulturentwicklungsplanung erfahren hatten:

Kulturelle Bildung

Städteübergreifende Öffentlichkeitsarbeit in der Kultur

Zivilgesellschaftliche Vernetzung in der Kultur

Alle drei Handlungsfelder werden nach einem einheitlichen Raster analysiert und dargestellt.

5.1 Kulturelle Bildung

Skizzierung des Handlungsfelds

Kulturelle Bildung ist eine Querschnittsaufgabe, die einen Bezug zu allen Kunstsparten und kulturellen Arbeitsbereichen aufweist. Sie kann zum dauerhaften Angebot von Einrichtungen gehören, etwa als eigene Abteilung für Museums- bzw. Theaterpädagogik, oder stellt in den Musikschulen und Jugendkunstschulen das Kernangebot dar. Kulturelle Bildungsaktivitäten werden in erheblichem Umfang aber auch projekt- oder veranstaltungsbezogen durchgeführt. Sie richten sich vor allem an Kinder und Jugendliche. Konzepte der Kulturellen Bildung stellen einen Zusammenhang mit dem Alltag ihres Adressatenkreises her und knüpfen an deren Interessen an. Kulturelle Bildung ist nicht eingegrenzt auf die ästhetische Bildung, die Musik- oder Kunsterziehung, sondern umfasst inhaltlich und strukturell ein sehr viel breiteres Spektrum an Themen, Zugängen und Orten mit der Zielvorstellung, kulturelle und gesellschaftliche Teilhabeprozesse dauerhaft zu unterstützen. Kommunale Gesamtkonzepte für die kulturelle Bildung sind ein fachliches und organisatorisches

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Bindeglied für die unterschiedlichen Träger, Einrichtungen, Organisationen und Akteur*innen, die in diesem Handlungsfeld aktiv sind.

Bezug zur interkommunalen Kulturentwicklungsplanung Im Rahmen der Beteiligungsverfahren zur interkommunalen Entwicklungsplanung für die Städteregion Arnsberg – Meschede – Sundern ist der Kulturellen Bildung eine hohe Wertigkeit als Handlungsfeld attestiert worden. Die Hinweise bei der Postkarten-Umfrage, die Informationen der städtischen Kulturbüros und die Interviews mit ausgewählten Personen belegen übereinstimmend nicht nur einen aktuell hohen Stellenwert der Kulturellen Bildung in den Städten, sondern aufgrund der Angebotsdichte und -qualität auch ein großes Vernetzungspotential in der Städteregion. Diese Einschätzung wird für kein anderes Handlungsfeld geteilt. Der Workshop Kulturelle Bildung hat diesen Stellenwert als mögliches interkommunales Entwicklungsprogramm unterstrichen.

Zielsetzung des Handlungsfeldes Kulturelle Bildung will mit ihren spezifischen fachlichen Ausprägungen und Trägerschaftsmodellen dazu beitragen, kulturelle Teilhabe zu ermöglichen und zu verstärken. Teilhabe bezieht sich dabei nicht nur auf die Teilnahme an künstlerischen und kulturellen Angeboten, sondern schließt die eigene aktive und selbsttätige Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur ein. Im Mittelpunkt der Kulturellen Bildung steht der Mensch, nicht das Kunstwerk oder die Kulturinstitution. Kulturelle Bildung will als Querschnittsaufgabe die institutionellen Grenzen von Kulturarbeit, Bildung und Jugendarbeit überschreiten, konzeptionell, methodisch und praktisch den Austausch und die Zusammenarbeit unterschiedlicher Sektoren und Akteur*innen fördern. Öffentliche und zivilgesellschaftliche Träger sollen Verantwortungspartnerschaften für Kulturelle Bildung bilden. Voraussetzungen und Rahmenbedingungen Die Voraussetzungen für die Entwicklung des Handlungsfeldes in der Städteregion sind günstig: In den städtischen Kulturkonzeptionen wird die Kulturelle Bildung besonders hervorgehoben. Die Musikschule des Hochsauerlandkreises ist in den drei Städten vertreten, u. a. mit dem Landesprogramm JeKitz (Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen) in den Grund- und Förderschulen. Ein starkes kulturelles Programmsegment hat die Volkshochschule Arnsberg-Sundern. Auch frei-gemeinnützige und private Einrichtungen und Organisationen organisieren kulturelle Bildungsangebote. Alle drei Städte möchten sich zudem demnächst gemeinsam mit Schmallenberg als Städteverbund am Landesprogramm Kulturrucksack NRW, Arnsberg und Meschede am Programm Kulturstrolche (über das Kultursekretariat NRW Gütersloh) und Sundern auch an der Nacht der Jugendkultur (über die LKJ NRW). Damit bestehen bereits gute Voraussetzungen und konkrete Strukturen für eine städteübergreifende Ausrichtung des Handlungsfeldes. Als Entwicklungstreiber für die Kulturelle Bildung haben sich kommunale Gesamtkonzepte bewährt. In diesen Konzepten werden die Zielvorstellungen, die geplanten Programmlinien, die Umsetzungsbedingungen, die Zielgruppen, die beteiligten Einrichtungen und Organisationen sowie die Verfahrens- und Finanzfragen zusammengefasst. Ein Gesamtkonzept kann auch interkommunal entwickelt und getragen werden. Mit der erfolgreichen Beteiligung an einer wettbewerbsähnlichen Ausschreibung des Kulturministeriums NRW für kommunale Gesamtkonzepte kann eine Landesförderung erreicht werden (Preisgeld, Konzeptförderung und Stellenfinanzierung).

Reichweite und Partizipation Kulturelle Bildung wendet sich grundsätzlich an alle Bevölkerungsgruppen mit dem Ziel, die Teilhabe an kulturellen Angeboten zu unterstützen und künstlerische und kulturelle Selbsttätigkeit zu fördern. In der Praxis nehmen jedoch die Angebote für Kinder und Jugendliche den breitesten Raum ein, auch wegen der inhaltlichen Korrespondenzen zu Schule und Jugendarbeit. Da in diesen Schnittfeldern vor allem auf Landesebene zahlreiche Förderzugänge eröffnet worden sind, werden diese Zielgruppen durch kulturelle Bildungsangebote vergleichsweise gut erreicht. Dies gilt in besonderer Weise für die unmittelbar schulgebundenen Programm wie

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JeKitz und Kultur und Schule, aber ebenso für die Musikschulen und Jugendkunstschulen. Hinzu kommt eine hohe außerschulische Projektdichte durch die Kultureinrichtungen und die Angebote der kulturellen Jugendarbeit. Kulturelle Bildungsansätze spielen bei den im Rahmen der Jugendhilfe aufgelegten Programmen für Kinder und Jugendliche mit Benachteiligungen, Migrationshintergrund oder zur Entwicklung von Medienkompetenz eine große Rolle, da künstlerische und kulturelle Mittel das Bedürfnis nach Selbstbetätigung und Anerkennung – auch auf einer emotionalen Ebene – erfüllen können. Ein weiterer Faktor für die hohe Reichweite Kultureller Bildung ist ihre starke Dezentralität. Viele Angebote lassen sich vor Ort, in Stadtteilen und Wohnbezirken durchführen, wodurch eine gute Erreichbarkeit gewährleistet ist © Uta Koch und Mobilitätsbarrieren wegfallen. Graffiti-Projekt mit Jugendlichen in Sundern Generell ist zu konstatieren, dass gegenüber anderen Bildungsformaten die Kulturelle Bildung durch ihre zahlreichen und differenzierten Beteiligungszugänge einen hohen Partizipationsgrad aufweist. Diese Tatsache ist ein Grund für ihren gewachsenen Stellenwert in der Kulturlandschaft.

Nachhaltigkeitsaspekte Die Kulturelle Bildung ist konzeptionell und strukturell gut aufgestellt: Sie ist politisch unumstritten und gilt als eigene und anerkannte Kultursparte, gleichrangig mit den Künsten. Einrichtungsbasierte und projektbezogene Aktivitäten bilden gemeinsam eine stabile Angebotsbasis, die eine fast flächendeckende Erreichbarkeit gewährleistet. Der Ressourcenverbrauch ist aufgrund von Mehrfach- und Mehrzwecknutzungen von Gebäuden, Technik und Material sowie einer kleinteiligen Infrastruktur und geringem Mobilitätsaufwand begrenzt. Ihre Verschränkungen mit der Kultur-, Bildungs- und Jugendarbeit haben zudem ein Netz von Interdependenzen geschaffen, die zur Verstetigung und Dauerhaftigkeit von Programmen geführt haben. Kulturelle Bildungsprogramme, die sich an Kinder und Jugendliche richten, tragen bei zu Sozialisations- und Bildungsprozessen, die lebenslang wirken. Insofern kann die Kulturelle Bildung auf eine hohe Nachhaltigkeitswirkung verweisen. Die Agenda 21 für Kultur (2005), eine von Kommunen weltweit entwickelte Positionsbestimmung, unterstreicht den Einfluss der Kulturellen Bildung und der Bildungsprozesse insgesamt für die Nachhaltigkeitsstrategie.

Organisationsstrukturen Kulturelle Bildung ist im Schnittfeld von Kultur, Schule und Jugendhilfe angesiedelt, und im besten Fall kooperieren die entsprechenden Ressorts und Institutionen dauerhaft bei der Umsetzung kultureller Bildungsprogramme. Diese breite fachliche Aufstellung ist auch zielführend bei einer interkommunalen Kooperation. In der Regel übernimmt innerhalb der beteiligten Verwaltungen eine Stelle die Federführung; Abstimmung und Koordination werden z.B. durch eine dezernats-, fachbereichs- oder ämterübergreifende Lenkungsgruppe sichergestellt. In Organisationsformen wie etwa einem interkommunalen Beirat für Kulturelle Bildung können alle fachrelevanten Einrichtungen und sonstige Verwaltungseinheiten, Initiativen und frei- gemeinnützigen Vereinigungen, ggf. auch exponierte Einzelakteur*innen, Multiplikator*innen und Künstler*innen städteübergreifend einbezogen werden. Während die Lenkungsgruppe für die Finanzierung,

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Organisation und personelle Ausstattung zuständig ist, kommt dem Beirat eine fachliche Beratungs- und Koordinationsfunktion z.B. bei gemeinsamen Vorhaben zu. Das Organisationsmodell empfiehlt sich auch für ein städteübergreifendes Kooperationsprogramm für Kulturelle Bildung. Es kann zunächst durch eine vertragliche Vereinbarung der beteiligten Städte eingesetzt werden. Sollte die Notwendigkeit einer organisatorisch verbindlicheren Form gesehen werden, bietet dafür das Gesetz über kommunale Gemeinschaftsarbeit NRW den möglichen rechtlichen Rahmen (öffentlich-rechtliche Vereinbarung, Arbeitsgemeinschaft, Zweckverband).

Personelle Ressourcen Wie jede andere Aufgabe braucht auch die Kulturelle Bildung personelle Ressourcen. In erster Linie sind dies Künstler*innen, Kulturpädagog*innen und andere Vermittler*innen, die die fachlichen Voraussetzungen zumeist durch ein entsprechendes Studium, eine professionelle Fortbildung oder Praxiserfahrung erfüllen. Für die Durchführung von Kursen, Seminaren, Projekten u. ä. werden in der Regel Honorar- oder Werkverträge geschlossen. In den Einrichtungen bestehen überwiegend dauerhafte Beschäftigungsverhältnisse. Hier sind im Leitungsbereich administrative, planende, konzeptionelle und finanz-budgetäre Aufgaben angesiedelt. Die Erfahrung

zeigt, dass für eine erfolgreiche Entwicklung und Professionalisierung der Kulturellen Bildung auf kommunaler Ebene neben einer Lenkungsgruppe und einem Beirat eine operative Ebene notwendig ist, die die anfallenden Koordinierungsaufgaben übernimmt und © Uta Koch zentrale Anlauf- und Beratungsstelle ist. Für diese Aufgabe Ortszentrum von Sundern empfiehlt sich die Einrichtung einer Stabs- bzw. Koordinierungsstelle Kulturelle Bildung, die einer sachberührten Verwaltungseinheit zugeordnet ist, aber ihre Querschnittsaufgaben uneingeschränkt wahrnehmen kann. Eine solche Stelle muss personell eindeutig und ausreichend ausgestattet sein, ggf. mit einer eigenen Planstelle oder als Teilaufgabe eines anderen Sachgebietes. Für ein städteübergreifendes Handlungsfeld Kulturelle Bildung ist aufgrund eines höheren Vernetzungsgrades die Einrichtung einer Stabs- bzw. Koordinierungsstelle bei einer der beteiligten Städte das wesentliche Erfolgskriterium.

Federführung für das Handlungsfeld

Die Federführung für das Handlungsfeld Kulturelle Bildung sollte in jedem Fall innerhalb der kommunalen Verwaltungsstrukturen liegen. Dafür sprechen das umfassende kommunale Programmangebot, die Kontinuität, die Finanzierungszugänge und die Erfahrungen in organisatorischer und verwaltungstechnischer Hinsicht. Bei einem städteübergreifenden Handlungsfeld Kulturelle Bildung sollte sich die Übernahme der Federführung durch eine der beteiligten Städte und ihrer Fachverwaltung an der vorhandenen Verwaltungskraft orientieren.

Externe Kooperationen Die Kulturelle Bildung ist in Deutschland und Nordrhein-Westfalen fachlich gut aufgestellt und breit vernetzt. Für die Planungsphase und bei der Umsetzung einer interkommunalen Gesamtkonzeption für Kulturelle Bildung

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bestehen zahlreiche, teils kostenneutrale Informations- und Beratungsmöglichkeiten. In Nordrhein-Westfalen sind u. a. diese Ansprechstellen zu nennen:

▪ Arbeitsstelle Kulturelle Bildung NRW (gemeinsame Einrichtung der Ministerien für Kultur, Jugend und Schule), dort auch angesiedelt die Koordinierungsstelle Kulturrucksack NRW ▪ Landesvereinigung Kulturelle Jugendarbeit NRW (Dachverband für die Landes- und Bezirksarbeitsgemeinschaften der kulturellen Jugendarbeit) ▪ Landesarbeitsgemeinschaft Kulturpädagogische Dienste – Jugendkunstschulen NRW (Landesverband mit über 60 Einrichtungen und großem Fachkräftepool) ▪ Landesverband der Musikschulen NRW ▪ Akademie der Kulturellen Bildung des Bundes und des Landes NRW (renommierte Fortbildungsangebote in allen Kunst- und Kultursparten) ▪ Forschungsverbund Deutsches Jugendinstitut / Technische Universität Dortmund ▪ außerdem für die jeweiligen Teilsegmente Kultureller Bildung die Fachreferate in den Ministerien für Kultur, Jugend und Schule.

Neben dieser Auswahl verfügen die Fachhochschulen und Universitäten mit ihren Fachbereichen und Studiengängen im Kulturmanagement und Kulturpädagogik über Ausbildungs- und Forschungskapazitäten. Hier sind auch die Kunst- und Musikhochschulen in Nordrhein-Westfalen zu nennen, die den künstlerischen Nachwuchs ausbilden.

Förderzugänge Entsprechend ihrer Vielfalt und Breite stellt sich auch die Förderlandschaft für die Kulturelle Bildung differenziert dar. Je nach Anlass oder Maßnahme kommen unterschiedliche Förderquellen infrage. In der Regel können auch städteübergreifende Vorhaben finanziert werden. Bedacht werden muss dabei, dass für das Verfassen und Bearbeiten von Förderanträgen sowie die Abrechnung von Bundes- oder Landesmitteln die entsprechenden personellen Ressourcen sowie ein kommunaler Eigenanteil bereitzustellen sind.

Im Folgenden sollen ausgewählte öffentliche Förderzugänge insbesondere in Nordrhein-Westfalen genannt werden, die auch für interkommunale Projekte infrage kommen:

▪ Kommunale Gesamtkonzepte für kulturelle Bildung (Wettbewerb und Beratungsangebot – Kulturministerium NRW – www.kulturellebildung-nrw.de/fuer-kommunen-und-kreise/kommunale- gesamtkonzepte-fuer-kulturelle-bildung) ▪ Landesprogramm Kultur und Schule (Projekte mit Künstler*innen im außerunterrichtlichen Bereich – Kulturministerium NRW – www.kultur-und-schule.de) ▪ Landesprogramm Kulturrucksack NRW (Projekte für die Altersgruppe der Zehn- bis Vierzehnjährigen - Kulturministerium NRW – www.kulturrucksack.nrw.de) ▪ Landesprogramm JeKits – Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen (z.B. in Kooperation mit der Musikschule des Hochsauerlandkreises – Kulturministerium NRW – www.jekits.de) ▪ Kinder- und Jugendförderplan (Förderung von Projekten, Workshops, Seminaren, Veranstaltungen der kulturellen Jugendarbeit sowie der Jugendkunstschulen – Kooperation mit den Landes- und Bezirksarbeitsgemeinschaften der kulturellen Jugendarbeit – Jugendministerium NRW – www.lkj- nrw.de, www.lkd-nrw.de) ▪ Bundesprogramm Kultur macht stark (Förderung außerschulischer Angebote der Kulturellen Bildung von lokalen Bündnissen – Bundesbildungsministerium – www.buendnisse-fuer-bildung.de) ▪ Fonds Soziokultur e.V. (Bundesfond mit einem Förderschwerpunkt in der Kulturellen Bildung für Projekte frei-gemeinnütziger Träger – Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien – www.fonds-soziokultur.de) ▪ Landesprogramm Regionale Kulturpolitik (regionale Kulturprojekte – Kulturministerium NRW)

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▪ Landesprogramm für neue interkommunale Kooperationen (ggf. Anschubfinanzierung für neue Vorhaben – Kommunalministerium NRW – www.mhkbg.nrw/themen/kommunales/interkommunale- zusammenarbeit)

Informationen zu weiteren Landesprogrammen des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW sind abrufbar unter www.mkw.nrw/kultur/foerderungen. Informationen und Beratungen zu Förderzugängen bietet auch die Arbeitsstelle Kulturelle Bildung NRW (www.kulturellebildung-nrw.de).

Im Rahmen der Landesfinanzierung von Jugendkunstschulen durch den Kinder- und Jugendförderplan NRW werden auch Gründungsinitiativen für Jugendkunstschulen von Kommunen und frei-gemeinnützigen Trägern gefördert. Die Möglichkeit einer solchen Anschubfinanzierung, die nach Erfüllen bestimmter Kriterien in eine Regeförderung übergeht, besteht auch für eine interkommunale Jugendkunstschule. Ein neuer Kinder- und Jugendförderplan beginnt im Jahr 2023 (www.lwl-landesjugendamt.de/de/jufoe/finanzielle_hilfen2/ljpl).

Budgetrahmen und Finanzierung Die kommunale Finanzierung von kulturellen Bildungsangeboten kann in unterschiedlichen Einzeletats und Haushaltsansätzen der beteiligten Ressorts erfolgen. Dabei sollte eine Abstimmung über den Mitteleinsatz erfolgen. Es empfiehlt sich die Schaffung eines eigenen Haushaltsansatzes für die Kulturelle Bildung, ggf. auch in gemeinsamer Bewirtschaftung durch die beteiligten Ressorts. Eine allgemeine Vorgabe zur Höhe der Mittel besteht nicht und ist naturgemäß abhängig von den zu finanzierenden Aufgaben in kommunaler oder freier Trägerschaft. Bewährt hat sich die Einrichtung eines Fonds, mit dem kurzfristig und unbürokratisch Maßnahmen der Kulturellen Bildung unterstützt werden können. In der Regel werden frei-gemeinnützige Einrichtungen ebenso wie einmalige Vorhaben im Rahmen der Projektförderung und entsprechenden Nebenbestimmungen finanziert. Hier wäre bei dauerhafter Existenz eine institutionelle Förderung adäquat, um Planungssicherheit zu gewährleisten. Generell ist bei der Projektförderung die Festbetragsfinanzierung zu empfehlen, da sie Flexibilität der Mittelverwendung und das förderunschädliche Einwerben von Drittmitteln erleichtert sowie einen geringeren Verwaltungsaufwand als bei der Anteilfinanzierung erfordert. In der Kulturellen Bildung stellt die kommunale Förderung häufig eine Finanzierungssäule dar, die durch öffentliche Dritt- oder andere Komplementärmittel ergänzt werden kann. Wegen der zu erbringenden Eigenanteile sollte der eigene Mitteleinsatz so hoch sein, dass diese Förderungen in Anspruch genommen werden können.

Beteiligung der politischen Gremien Eine städteübergreifende Konzeption für die Kulturelle Bildung sollte allein wegen ihrer vertragsgleichen Grundlagen in den politischen Vertretungen – Kultur-, Schul-, Jugendausschüsse und Räte – der beteiligten Städte vorgestellt und beschlossen werden. Eine solche Beschlusslage ist damit Ausdruck eines politischen Willens zur Zusammenarbeit und erhöht die Verbindlichkeit und Selbstbindung einer interkommunalen Vereinbarung. Positiv für die öffentliche Wahrnehmung wirkt sich aus, wenn sich die Bürgermeister*innen oder andere Hauptverwaltungsbeamte persönlich für die städteübergreifende Zusammenarbeit in der Kulturellen Bildung einsetzen.

Evaluation und Erfolgskontrolle Wie bei anderen Aufgaben sollte auch ein städteübergreifendes Handlungsfeld Kulturelle Bildung auf seine Wirksamkeit und seinen Erfolg überprüft werden. Allerdings ist bei neuen Maßnahmen ein Erprobungs- und Erfahrungszeitraum von ca. vier bis fünf Jahren zu berücksichtigen, bevor valide Ergebnisse gewonnen und Schlussfolgerungen für evtl. notwendige Programmanpassungen gezogen werden können. Für die Evaluation kultureller Bildungsangebote empfehlen sich die methodischen Ansätze der Selbstevaluation mit einem abgestimmten Kriterienraster sowie der Wirksamkeitsdialog, wie er z.B. in der Kinder- und Jugendförderung angewendet wird. Auch in der bildungs- und kulturpolitischen Forschung sind Evaluationsansätze entwickelt worden, die modifiziert genutzt werden können. Allerdings sollte der Aufwand für Evaluationsmaßnahmen in

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einem Verhältnis zum erwarteten Ertrag stehen. Vielfach ergeben sich bereits bei der Durchführung von Programmen aktuelle Erkenntnisse, die dokumentiert und ausgewertet werden sollten.

„Erste Schritte“ für die Städteregion Vor Beginn einer strukturierten städteübergreifenden Kooperation in der Kulturellen Bildung ist für die Planungs- und Abstimmungsphase von einem Zeitfenster von mindestens einem Jahr auszugehen. Für die Weiterentwicklung des Handlungsfeldes stellen die zahlreich vorhandenen Angebote und Einrichtungen der Kulturellen Bildung in allen drei Städten eine positive Voraussetzung dar. Deshalb empfiehlt sich als Startschuss für eine vertiefte Kooperation die Durchführung einer interkommunalen Konferenz zur Kulturellen Bildung. Dabei kann die Arbeitsstelle Kulturelle Bildung NRW Beratung und Unterstützung leisten.

Die Durchführung einzelner Pilotprojekte – wie bereits bisher – ist davon unabhängig und sollte auf jeden Fall möglich sein, auch um weitere Erfahrungen in der Zusammenarbeit zu sammeln. Bei der Planung sollte die Zahl der Programmlinien, die städteübergreifend realisiert werden, zunächst begrenzt werden. Dies wird auch dem Aufwuchs der zur Verfügung stehenden Mittel geschuldet sein. Umso mehr sollten die interkommunalen Programme und Projekte auf Wirksamkeit, Sichtbarkeit und die Einlösung von Teilhabe orientiert sein, um den Mehrwert der städteübergreifenden Zusammenarbeit zu unterstreichen.

Wenn die grundsätzliche Übereinstimmung für ein städteübergreifendes Handlungsfeld Kulturelle Bildung erzielt ist, wird als weiterer Schritt die Entwicklung einer interkommunalen Konzeption für Kulturelle Bildung vorgeschlagen, die für die jährlichen Ausschreibungen für Kommunale Gesamtkonzepte für Kulturelle Bildung des Kulturministerium NRW eingereicht werden sollte. Die bereits bestehenden Angebote in den drei Städten sollten dabei eingebracht, Vernetzungspotentiale beschrieben werden.24

Vorgeschlagen wird die Gründung einer städteübergreifend arbeitenden Jugendkunstschule in kommunaler oder frei-gemeinnütziger Trägerschaft. Eine Einrichtung sichert für das Handlungsfeld Kulturelle Bildung die notwendige Kontinuität. Sie schafft Verortung, Sichtbarkeit, Identität und Akzeptanz und kann auch die Aufgabe einer Koordinierungsstelle für Kulturelle Bildung in der Städteregion übernehmen. Sie kann Angebote bündeln und dezentral vermitteln. Gegenüber Einzelaktivitäten kann durch eine Institutionalisierung als Jugendkunstschule eine dauerhafte Landesförderung aus Mitteln des Kinder- und Jugendförderplans erreicht werden. Empfohlen wird eine Gründungsinitiative mit projektbasiertem Programm, das organisatorisch und strukturell weiterentwickelt werden kann. Neben den Teilnehmerbeiträgen für die Angebote sollte städteübergreifend für eine solche Gründungsinitiative eine Förderung in Höhe von mind. 15.000 € jährlich zur Verfügung stehen. Es wird davon ausgegangen, dass eine solche Einrichtung anfänglich von Honorarkräften getragen wird und nach der Aufbauphase mit hauptamtlichen Kräften arbeitet. Beratung und Unterstützung bei der Gründung einer Jugendkunstschule kann die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendkunstschulen – Kulturpädagogische Dienste NRW e.V. leisten (www.lkd-nrw.de).

5.2 Zivilgesellschaftliche Vernetzung in der Kultur

Skizzierung des Handlungsfeldes Zivilgesellschaftliches Engagement in der Kultur ist in allen Städten und Gemeinden selbstverständlich. Bürgerinnen und Bürger stützen sowohl kommunal wie bürgerschaftlich getragenen Kultureinrichtungen und -initiativen zum Beispiel durch Vorlesenachmittage in Bibliotheken, Führungen durch Museen oder Tanztee im Bürgertreff. Sie engagieren sich freiwillig als Vorstandsmitglied im Kunstverein, sind Fundraiser für ein Freies Theater oder Mitglied des Heimatvereins. Immer mehr Menschen bringen sich abseits von traditionelle

24 Beispiel für die Ausschreibung 2020: www.mkw.nrw/sites/default/files/documents/2020-04/2020-04-07- ausschreibung_kommunale_gesamtkonzepte_2020.pdf

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Vereinsstrukturen projekt- und quartiersorientiert ein und bringen ihre individuellen Ressourcen und Kompetenzen zu mehr Gemeinwohl ein. So entstehen zunehmend selbstorganisierte Gruppen, die selbstständig Musikveranstaltungen, kulturelle Mitmachangebote, Vortragsreihen oder Literatursalons durchführen, auch ohne verbindliche Organisationsstrukturen zu bilden. Nicht zuletzt werden etwa von Vereinen, Bürgerstiftungen oder Genossenschaften mit kultureller Ausrichtung viele Finanzmittel für kulturelle Projekte und Maßnahmen generiert.

Bezug zur interkommunalen Kulturentwicklungsplanung

Die Analyse der Kulturlandschaft in der Städteregion Arnsberg – Meschede – Sundern belegt die außerordentlich große Rolle des zivilgesellschaftlichen Sektors als Kulturträger. Die Kultur wird hier maßgeblich durch Angebote einer Vielzahl privater Initiativen, Vereine, engagierter Einzelpersonen und auch Stiftungen vorgehalten. In Sundern und Meschede sind es seit langer Zeit hauptsächlich Vereine – vor allem die Kulturringe oder der Werkkreis Kultur in Meschede –, die, abgesehen von Angeboten Kultureller Bildung für Kinder und Jugendliche, das lokale Kulturangebot tragen. In Meschede hat es allerdings in den vergangenen drei Jahren einen Wandel gegeben: Durch den weitgehenden Rückzug des Kulturring Meschede e.V. aus dem Bereich der Konzert- und Theaterveranstaltungen hat die Stadtverwaltung eine deutlich stärkere Rolle bei der Organisation von Kulturveranstaltungen übernommen.

Zielsetzung des Handlungsfeldes Für die sich in der Kultur engagierenden Personen ist ihre Tätigkeit sinnstiftend. Sie ermöglicht ihnen kreativ zu sein, teilzuhaben, etwas mitzugestalten, Verantwortung zu übernehmen und zu lernen in einem Bereich, mit dem sie sich identifizieren. Ob junge oder ältere Menschen: alle erleben sich als in hohem Maße selbstwirksam. Das bewirkt eine Stärkung des Einzelnen, aber auch der Gemeinschaft und dient dem Gemeinwohl.

Themen- bzw. spartenbezogen sind auf Dauer angelegte Kulturinitiativen oft eingebunden in überregionale, z.T. professionell geführte

Organisationsstrukturen (z.B. Verbände) wie etwa im

© Arnsberg_obsolete-presence-odyssey-moehnesee- Musikbereich (z.B. Chöre), bei den Freien aram-bartholl-kunstverein-arnsberg-2017 Darstellenden Künsten (z.B. Theater, Tanz), den Exponat von Aram Bartholl bei einer Ausstellung des Kunstverein Arnsberg in und um den Möhnesee Kunstvereinen oder Jugendkunstschulen. Was allerdings den Grad von Vernetzung, Informationsaustausch und Kooperation untereinander angeht, ist er sehr abhängig vom Engagement, den Zielen und den Ressourcen (vor allem der Zeit!) von Einzelpersonen.

Eine stärkere Vernetzung der Akteure insgesamt und spartenunabhängig ermöglicht Ideen- und Erfahrungsaustausch, Know-how-Transfer und damit Qualifizierung und Professionalisierung in der Breite bei einer Optimierung des Ressourceneinsatzes. Dies ist relevant mit Blick auf die Zeit- und Energiekapazitäten der ehrenamtlich Tätigen wie auch der Kommunen.

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Voraussetzungen und Rahmenbedingungen Die Größe, die Vielfalt und der Output des sogenannten „dritten Sektors” in Arnsberg, Meschede und Sundern sind überdurchschnittlich hoch, auch in der Kultur. In allen Kunstsparten und kulturellen Feldern sind sehr aktive Personen, Initiativen und Institutionen zu finden. Sie verteilen sich über die gesamte Städteregion mit stark ausgeprägtem Stadt-, Quartiers- bzw. Ortsteilbezug und halten ein breites Repertoire an Kultur-, Freizeit- und Bildungsangeboten vor. In allen drei Städten sind die Bürgerstiftungen sehr aktiv im Kulturbereich durch die Förderung von Aktivitäten der Kulturellen Bildung und bei Einzelprojekten. Hier sprechen die Erfolge für sich: 2018 konnte sich ein von der Bürgerstiftung Arnsberg finanziertes Kunstprojekt mit historischen Stadtbezug von Schülern gegen 225 Mitbewerbungen beim Jugend.Kultur.Preis NRW durchsetzen. Auch Bürger- und Heimatvereine schaffen eine gute © Kulturbüro Arnsberg Eine Ausstellung im Arnsberger Kunstverein Verknüpfung ihrer heimatgeschichtlichen Anliegen mit kulturellen Inhalten und Methoden (z.B. ausgezeichnete Projekte des Heimat-Preis-Arnsberg).

Reichweite und Partizipation Aus Arnsberg, Meschede und Sundern liegen keine fundierten Daten vor, die eine belastbare Gesamtbewertung zu Reichweite und Partizipation im zivilgesellschaftlichen Handlungsfeld zulassen. Deutlich ist jedoch, dass besonders der Musikbereich starke Strukturen aufweist (109 Musikvereine und Chöre nur in Arnsberg und Sundern). In der Bildenden Kunst, die eine lange Tradition in der Region hat, beeindrucken die Aktivitäten der Kunstvereine in Arnsberg und Sundern, die auch international tätige Künstler*innen aus dem ganzen Bundesgebiet in die Region holen und ihre Werke ausstellen. Verschiedene bürgerschaftlich organisierte Einrichtungen in der Region haben internationale Kontakte und locken ein überregionales Publikum an. Die Analysen im Rahmen der Kulturentwicklungsplanung weisen jedoch darauf hin, dass die zum Teil qualitativ sehr hochwertigen Angebote von der eigenen Bevölkerung teilweise nicht in angemessenem Umfang angenommen werden. Inwiefern dies ggf. mit unzureichenden Informationen, Vermittlungsangeboten oder der Außendarstellung zu tun hat, wäre zu untersuchen. Im Kulturentwicklungsprozess zeigte sich, dass selbst unter den frei-gemeinnützigen Kulturaktiven einige in der Nachbarstadt gelegene Initiativen miteinander nicht bekannt waren.

Nachhaltigkeitsaspekte Wie besonders in den Interviews deutlich wurde, bei denen die Aussagen eher auf den persönlichen Wirkungsbereich bezogen waren, ist der dritte Sektor stark geprägt von einem sich bereits vollziehenden und in den nächsten Jahren dominanter werdenden Generationenwechsel. Verschiedene Gesprächspartner*innen aus Vereinen berichteten von Überalterungstendenzen und Nachwuchssorgen besonderes für Vorstandsaufgaben. Die Weiterentwicklung des bürgerschaftlichen Engagements und seiner tragenden Strukturen ist somit eine der dringendsten Zukunftsaufgaben für das Kulturleben in der Städteregion.

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Federführung für das Handlungsfeld und personelle Ressourcen Menschen, die sich ehrenamtlich im Kulturbereich engagieren wollen, schließen sich in der Regel entweder einer bestehenden Institution an (Vereine, Stadtbücherei, Heimatbund etc.) oder tun dies anlass- bzw. projektgebunden und zeitlich begrenzt (z.B. im Rahmen einer einmaligen Veranstaltung, Kampagne). Aber auch neue Organisationen entstehen, wie etwa der Dachverband Kultur in Sundern. Die Vernetzung dieser engagierten Bürger*innen untereinander ist in Arnsberg, Meschede und Sundern in Anbetracht ihrer Menge aber eher rudimentär und bedarf der Unterstützung, Moderation und Dienstleistung der Verwaltung. Es gibt bereits in verschiedenen Städten erfolgreiche Arbeit und positive Kontakte zwischen den Kulturbüros, den Bürgerstiftungen und Formaten wie den „Mescheder Stadtgesprächen“ als Marktplatz für ehrenamtliche Beteiligung. Daran sollte für eine interkommunale Strategie angeknüpft werden. Dabei ist wichtig, dass die Zusammenarbeit der Verwaltung mit dem zivilgesellschaftlichen Sektor auf Augenhöhe (bürgerschaftlich Engagierte sind keine Lückenfüller!) und unter Wahrung ihrer Selbstständigkeit erfolgt.

Externe Kooperationen Kooperationen sind kein Selbstzweck, und ihr Sinn erschließt sich nicht immer auf den ersten Blick. Da zivilgesellschaftliches Engagement oft viel Zeit und Energie kostet, müssen für die potenziellen Teilnehmer*innen eines zu gründenden Netzwerks die Vorteile und Mehrwerte dieser Konstellation nachvollziehbar sein. Dies kann ein Zugewinn an Ressourcen (z.B. Zeit, Geld, Räume, Personal), ein zusätzlicher Nutzen für die Kultur, der immaterielle Gewinn für die Person (Erleichterung, Glück, Anerkennung etc.) oder die Stärkung einer Initiative (z.B. Wissen, Prestige, Öffentlichkeit) sein.

Ein wichtiger Teil der vernetzten Beratung und Qualifizierung von Kultur-Engagierten sollte darin bestehen, an professionelle Strukturen und Netzwerke heranzuführen und deren Angebote der Beratung, des Austausches und der Fortbildung zugänglich zu machen. Dies gilt gerade dort, wo bestimmte Gruppen noch unterrepräsentiert sind. Um mehr Teilnehmer*innen oder Kultur-Publikum z.B. aus der Gruppe der Jugendlichen, jungen Erwachsenen oder Menschen mit Migrationsgeschichte zu erreichen, sollten stadtinterne und städteübergreifende Kontakte zu anderen Verwaltungsressorts und Institutionen (z.B. Schulen, Schulsozialarbeit, Dolmetscher*innen, Kinder- und Jugendzentren, Ressort Integration und Migrantenselbstorganisationen) genutzt werden.

Ein regelmäßiges Austauschformat bzw. -gremium in der Städteregion könnte die Einrichtung eines Regionalfonds für Kulturprojekte durch Wirtschaftsunternehmen unterstützen. Solch ein Fonds würde viel Energie sparen, die bisher jedes Jahr aufs Neue zahlreiche Initiativen bei den gleichen Unternehmen mit Einzelanfragen für Sponsoring und Spenden aufwenden. Zur Finanzierung von städteübergreifenden Projekten, die mit ihren Aktionen und / oder Ergebnissen durch Arnsberg, Meschede und Sundern wandern, wäre die Einrichtung eines interkommunalen Kultur-Fonds der drei Bürgerstiftungen denkbar. Eine interdisziplinäre, interkommunale Jury sollte anhand von transparenten Bewertungskriterien über die Mittelvergabe entscheiden.

Budgetrahmen und Finanzierung

Die bürgerschaftlichen Akteur*innen in der Kultur können für ihre Ideen viele bestehende Ressourcen, Kontakte und Förderzugänge nutzen. Oft brauchen die Vereine und Initiativen eine Information oder Beratung zur Antragstellung bei Förderinstitutionen sowie zu rechtlichen Fragestellungen (z.B. Versicherungen, GEMA, Lärmimmissionen). Das KunstWerk in Neheim, das 2019 als Creative Space ausgezeichnet wurde, belegt das zugleich kreative und auf Kooperation ausgelegte Arbeiten des zivilgesellschaftlichen Sektors. Durch hauptamtliches Personal, das informiert, berät und vernetzt, können solche Entwicklungen unterstützt werden, die auch im Hinblick auf Professionalisierung und Aufmerksamkeit interessant sind. Darüber hinaus wird es immer wieder die Notwendigkeit kurzfristiger finanzieller Hilfen geben, die durch einen (inter)kommunalen Unterstützungsfonds ermöglicht werden können.

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Beteiligung der politischen Gremien Lokalpolitiker*innen und die Mitarbeiter*innen in Leitungsebenen der Stadtverwaltungen tragen eine Mitverantwortung für die Wirkmöglichkeiten der Zivilgesellschaft in der Kultur. Es ist an ihnen, die Rahmenbedingungen für das zivilgesellschaftliche Engagement in der Kultur zu befördern und stetig an den Bedarf anzupassen.

In der Breite und besonders für den Kulturbereich sind weniger Verwaltungsauflagen und -aufgaben zielführend. Entbürokratisierung kann auch dem Nachwuchsmangel in Vereinen in der Kultur sehr konkret entgegenwirken. Menschen, die bereit sind, sich für die Kultur zu engagieren, sollten gefördert und nicht behindert werden. Für sie sollten Möglichkeitsräume geschaffen werden zur Umsetzung ihrer Ideen, sowohl real-räumlich wie ideell und organisatorisch. Gerade Jugendliche und junge Erwachsenen möchten ihre konkrete Lebenswelt und die sie umgebenden gesellschaftlichen Verhältnisse mitgestalten. Nicht immer möchten sie sich in tradierte Vereinsstrukturen einbringen, sondern eher in neuen, befristeten und © Kulturbüro Arnsberg selbstorganisierten Projekten mitwirken. Tanz-Performance mitten in der Arnsberger City Entwicklungen in anderen Städten zeigen, wie groß das Potenzial solcher anfänglichen „Projekte“ sein kann, und welche Dynamik sie entfalten können, wenn sie Unterstützung von Seiten der Stadt erfahren.

Aktuelle Entwicklungen belegen bereits den gewachsenen Stellenwert des Ehrenamtes im politischen Raum. Mit dem Mescheder Bürgertreff existiert eine Schaltstelle für das Ehrenamt und die Freiwilligenarbeit, die auf Vernetzung und Qualifizierung setzt. Der gemeinsam von den Mescheder Stadtgesprächen, der Bürgerstiftung und der Stadt Meschede neu gestartete Wettbewerb Machen!!! und der 2020 erstmals verliehene Ehrenamtspreis sind weitere Bausteine in der Offensive für mehr bürgerschaftliches Engagement. Doch neben der Anerkennung für zurückliegendes Engagement braucht es in der Zukunft vielmehr bessere organisatorische und finanzielle Bedingungen, damit freiwilliges Engagement attraktiv erscheint. Die „Mescheder Stadtgespräche – Der Marktplatz für unser Ehrenamt“ greifen mit vielen einzelnen Projekten wie einem Generationencafé, Gemeinschaftsgärten oder Foodsharing Ideen aus der engagierten Bevölkerung auf.

„Erste Schritte“ für die Städteregion Im Kulturbereich sollten generell in Vereinen, bei Projekten und im Rahmen von Planungen beteiligungsfreundliche Prozesse für Bürger*innen geschaffen und nachhaltig strukturell verankert werden. Dies ist auch für den Aufbau eines interkommunalen Netzwerks von bürgerschaftlich organisierter Kultur zu beachten.

Eine städteübergreifende Konferenz für den dritten Sektor in der Kultur sollte organisiert werden, so dass sich die Akteur*innen gegenseitig kennenlernen sowie für den Austausch von Erfolgsgeschichten und guten Beispielen. Diese gäbe Gelegenheit zu ermitteln, wo die konkreten Bedarfe an Information, Vernetzung, Beratung und Qualifizierung liegen.

Erstes Ziel wäre – als Spiegelbild der interkommunalen Zusammenarbeit – die Einrichtung einer städteübergreifenden Kommunikations-Plattform, wo sich die kulturtragenden Vereinigungen und Institutionen

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des zivilgesellschaftlichen Bereichs zusammenfinden können. Damit ist ein regelmäßiges Austauschformat gemeint, das auf freiwilliger Basis Gelegenheit zur gegenseitigen Information und Vernetzung untereinander gibt und so konkrete Kooperation erleichtert.

5.3 Städteübergreifende Öffentlichkeitsarbeit in der Kultur

Skizzierung des Handlungsfeldes In einem Umfeld, das in zunehmendem Maße von Informationsangeboten und Werbebotschaften geprägt ist, die das Rezeptionsverhalten der Menschen bestimmen, muss auch der Kulturbereich seine Strategien und Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit dieser neuen Situation anpassen. In die Öffentlichkeit treten kulturelle Einrichtungen und Angebote, sichtbar werden sie abseits der physischen Orte und Live-Events auf vielen Wegen: durch eigene Image- und Werbemedien wie Flyer, Veranstaltungskalender und Plakate, durch Berichterstattungen und Anzeigen in den Printmedien (Tagespresse, Magazine, Werbezeitungen), im (Lokal-) Radio und (Lokal-)Fernsehen und im Internet. Neben den digitalen Werbewegen kommt den kostenlosen Stadtzeitungen eine große Bedeutung zu. Für den Kulturbereich sind die Homepages von Kommunen, Kultureinrichtungen und Projekten relevant, aber auch die Internetseiten von Tourismus- und Freizeitportalen sowie ganz besonders die sozialen Netzwerke wie Facebook, Instagram, Twitter oder TikTok. Informations- und Öffentlichkeitsarbeit ist eine anspruchsvolle Kommunikationsleistung, die heute auch in der Kultur meist parallel über verschiedene Kanäle erfolgt. Dabei werden vermehrt einzelne Zielgruppen spezifisch mit Blick z.B. auf ihr Nutzer*innenverhalten, Interessen und Alter adressiert. Aufgrund des aktuellen Freizeitverhaltens, das stark durch digitale Medien geprägt ist, kann eine internetbasierte Kommunikations- und Marketingstrategie dazu beitragen, dass mehr, andere und diverse Nutzer*innen Zugang zu Kultur-Angeboten und -Einrichtungen finden. Die adäquate Erreichbarkeit durch digitale Information und Werbung ist zugleich eine Voraussetzung für Zugang und Teilhabe an Kulturangeboten.

Bezug zur interkommunalen Kulturentwicklungsplanung Die bisherigen Wege der Ansprache und Erreichbarkeit mit Kulturinformationen, besonders mit Blick auf Jugendliche und junge Erwachsene, wurden von Kulturakteuren im IKEP-Prozess mehrfach als schwierig eingestuft und die (inter)kommunalen Anstrengungen als wenig ausgeprägt beschrieben. Die Wünsche nach städteübergreifender Werbung, der Bildung einer gemeinsamen Marke, der Schaffung eines überregionalen Kulturkalenders sowie dem Aufbau und der Pflege eines interkommunalen Internetportals wurden wiederholt geäußert. Wie sich zeigte, gibt es in der Region durchaus die Bereitschaft zur Mobilität für (genügend attraktive) Kulturangebote, aber bisher noch viel Unkenntnis über die Kulturangebote in den Nachbarstädten. Hinweise der Akteur*innen deuten darauf hin, dass die Nutzung kultureller Angebote steigen würde, gäbe es eine bessere Informationspolitik, effektivere Werbewege und teilweise konzertierte Marketingaktionen zu ausgesuchten kulturellen Feldern und Projekten mit Strahlkraft.

Zielsetzung des Handlungsfeldes Sowohl auf Seiten der Kommunen wie auch bei den Kulturträgern in Arnsberg, Meschede und Sundern besteht der Wunsch, die Öffentlichkeitsarbeit für die Kultur strukturell und langfristig zu verknüpfen, um eine bessere Sichtbarkeit der Einrichtungen, Angebote und Initiativen zu erreichen. Sie soll mehrere Effekte haben: eine breitere Wahrnehmung, eine gesteigerte Aufmerksamkeit, größeres Interesse bei potenziellen Nutzer*innen, eine positive Imagewirkung und letztendlich eine bessere Auslastung der Angebote. Diese positiven Wirkungen sollen sich sowohl für die einzelnen Städte als auch für die Einrichtungen, Angebote und Kulturinitiativen in der Städteregion insgesamt lohnen. Dabei muss allen relevanten Akteur*innen frühzeitig vermittelt werden: Ziel einer städteübergreifenden Öffentlichkeitsarbeit von Arnsberg, Meschede und Sundern ist es nicht, alle

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Aktivitäten auf dem Feld von Kunst und Kultur unter einem Marketing-Dach zu vereinen, alle Programmlinien aller Kunstsparten miteinander abzustimmen oder den einzelnen Kommunen und Kulturinitiativen die autonome Planung ihres Programms abzusprechen. Stattdessen geht es darum, durch den gemeinsamen Einsatz von Ressourcen – und zwar neben Finanzen auch Personal, Wissen und Kontakte – für die kulturelle Vielfalt und Qualität in der Städteregion mehr Zuspruch und Nachfrage zu erzeugen, indem man sich anlassbezogen gemeinschaftlich attraktiv positioniert. Denkbar sind z.B. auch gemeinsame, überregionale Kampagnen zum Kulturangebot der Städteregion.

Besonders wenn zukünftig mehr junge Menschen erreicht werden sollen, müssen vermehrt digitale Wege der Ansprache auch in den sozialen Medien gewählt werden. Eine Studie der Fachhochschule Südwestfalen von 2016 mit 4.151 Befragten im Alter von 14 bis 25 Jahren aus der Region zeigt, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Sauerland hauptsächlich (zu 52,3 %) über Freunde / Bekannte, soziale Netzwerke und das Internet auf kulturelle Angebote aufmerksam werden. Allein mit Blick auf die dokumentierte Unzufriedenheit der eigentlichen „Kulturliebhaber*innen“ innerhalb dieser Altersklasse ist das Potenzial von steigender Zufriedenheit bei effektiverer Informationspolitik deutlich: 19 % aller Befragten halten die Kulturveranstaltungen in ihrer Region für sehr wichtig oder wichtig, aber in der Menge nicht für ausreichend.25

Voraussetzungen und Rahmenbedingungen Die Pluralität unterschiedlicher Einrichtungen, Veranstaltungen und Projekte in öffentlicher und frei- gemeinnütziger Trägerschaft in der Kulturlandschaft Arnsbergs, Meschedes und Sunderns ist für die Größe der Städteregion beachtlich. Sie ist Ausdruck der Qualität, Vielstimmigkeit und Lebendigkeit, die in einer ländlichen Region nicht zwingend erwartet wird und die erhalten bleiben sollte. Gleichwohl muss nicht jedes Angebot, nicht jede Kulturinitiative im Rahmen der städteübergreifenden Öffentlichkeitsarbeit berücksichtigt werden. Entscheidender ist vielmehr die Botschaft: Diese kleinteilige Vielfalt ist der Identitätskern der Kulturregion, und sie bietet allen Bürger*innen einen Zugang. Gerade im zivilgesellschaftlich organisierten Kulturbereich gibt es Strukturen, die stark lokal an das Quartier oder den Stadtteil angebunden sind, und ihr Publikum dort erreichen, wie Schützenvereine oder Heimatbünde. Für diese macht eine regionale Werbung oft deutlich weniger Sinn als etwa für Festivals mit Konzerten lokaler Rockbands oder die gemeinschaftliche Werbung für Auftritt namhafter Künstler*innen in Veranstaltungsstätten der Region.

Anlässe, bei denen von Arnsberg, Meschede und Sundern bereits eine städteübergreifende Öffentlichkeitsarbeit umgesetzt wird, funktionieren sehr gut. Beispiele wie die Bewerbung des Kunstsommers, die Resonanz auf die Flyer des Landesprogramms Kulturrucksack NRW oder die Programmhinweise auf die Veranstaltungen im Rahmen von aufruhr zeigen, dass diese Aktivitäten gut wahrgenommen werden und gute Resonanz erhalten.

Reichweite Hinsichtlich der Printmedien in der Städteregion ist im IKEP-Prozess deutlich geworden, dass die „geteilte“ Medienlandschaft mit zwei verschiedenen Lokalredaktionen den Fokus primär auf die für den jeweiligen Ort relevanten Kulturereignisse richtet. Weitere Einschränkungen der Tagespresse sind eine regressive Entwicklung der Leserschaft und eine zunehmende Verlagerung ins Digitale. Für die Lokalredaktionen sind kulturelle Anlässe, die nicht am eigenen Ort stattfinden, nur dann relevant, wenn sie eine überörtliche Ausstrahlung besitzen. Hier können interkommunal angelegte Projekte mit einer abgestimmten Informationspolitik und Pressearbeit durchaus mehr Aufmerksamkeit erlangen.

25 Prof. Dr. Anne Jacobi, Fachhochschule Südwestfalen, Kulturangebot für Jugendliche in Südwestfalen, Kurzpräsentation der Ergebnisse am 19.02.2016

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Nachhaltigkeitsaspekte Druckerzeugnisse wie Plakate, Broschüren oder Zeitungen haben eine negative Wirkung auf die Umwelt durch die Produktion von Papier und die Nutzung verschiedener belastender Substanzen wie Tinte, Lösungsmittel, Kunststoffe und Klebstoffe. Allerdings bewirken die digitalen Medien ebenfalls Treibhausgasemissionen durch den Betrieb von Servern und die Nutzung der für Sendung und Empfang relevanten technischen Geräte. Trotzdem ist durch die Reduzierung von (wenig effektivem) Druckmaterial, der teilweisen Verlagerung auf (auch zielgruppenspezifischere) digitale Medien und durch den städteübergreifenden konzertierten Ressourceneinsatz bei Öffentlichkeitsarbeit und Werbung mit größerer Sichtbarkeit und Resonanz von einem nachhaltigeren Effekt und einer ökologisch vertretbareren Umweltbelastung auszugehen. Dabei bedarf der Abgleich zwischen der Wirkungskraft einzelner Maßnahmen und den dafür erforderlichen Produktionsressourcen einer Bewertung, die nur auf der Grundlage einer genaueren Analyse erfolgen kann. In den meisten Fällen wird man diesbezüglich auf Erfahrungswerte der Praxis zurückgreifen müssen.

Organisationsformen © Stadtmarketing Meschede e.V. Für die Veranstaltungsplanungen und die Die Abtei Königsmünster in Meschede Kulturprogramme in Arnsberg, Meschede, Sundern sowie für die kulturelle Öffentlichkeitsarbeit sind aktuell sowohl die Kulturbüros wie auch die Stadtmarketinggesellschaften verantwortlich. Kulturbüros und Stadtmarketing in den einzelnen Städten arbeiten mit unterschiedlichen Aufgabenschwerpunkten gut zusammen. Allerdings spielen Kulturthemen für die Stadtmarketing- Verantwortlichen eine unterschiedlich wichtige Rolle. Wesentliche Verschränkungen gibt es in der Städteregion mit dem Tourismusbereich. Im Hinblick auf die Bewerbung von Kultur spielt der regional aktive Sauerland Tourismus e.V. eine große Rolle. In einer einzurichtenden städteübergreifenden Arbeitsgruppe für die kulturelle Öffentlichkeitsarbeit sollten daher der kommunale Kultur- wie auch der Marketingbereich gleichermaßen vertreten sein, um die notwendigen Abstimmungen und Verknüpfungen beider Arbeitsfelder möglichst effizient zu gestalten.

Personelle Ressourcen und Federführung für das Handlungsfeld Arnsberg, Meschede und Sundern verfügen über Verwaltungsstrukturen, Personal und fachliche Kompetenzen, um das Handlungsfeld der kulturellen Öffentlichkeitsarbeit innerhalb der Städteregion für die eigenen Bürger*innen und für auswärtige Gäste zu bearbeiten. Interkommunale Strategiekonzepte und Werbemaßnahmen erfordern zwar in der Planung und Umsetzung viel Kommunikation, doch nicht zwingend neue Strukturen. Vielmehr sollte es darum gehen, ein regelmäßiges Austauschforum mit den Akteuren aus den Kulturbüros, dem Stadtmarketing und den Tourismusagenturen zu schaffen, das gemeinsam eine Konzeption für eine Umsetzungsstrategie erarbeitet und daraus konkrete Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit entwickelt, wie z.B. festzulegen, zu welchem Anlass welches Medium genutzt werden soll, um bestimmte Zielgruppen anzusprechen. Eine städteübergreifende Instanz sollte die Ziele dieses Austauschforums definieren und überprüfen. Generell ist eine hierarchieflache Arbeitsweise zu empfehlen.

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Externe Kooperationen

Als Partner für die überregionale und (tages)touristische Vermarktung von Kultureinrichtungen und für die Verbreitung von Werbung für Kulturveranstaltungen ist der Sauerland Tourismus e.V. der kompetente Partner und hat sich bereits am IKEP-Verfahren beteiligt (Workshop Städteübergreifende Öffentlichkeitsarbeit in der Kultur). Hier bestehen ein grundsätzliches Interesse und eine Bereitschaft für weitere Kooperationen. Auch Plattformen wie der Dachverband Tourismus NRW e.V. mit ihren Informationen zu Kurztrips sind perspektivisch interessant, sollte das Thema der Öffentlichkeitsarbeit für die Kultur zukünftig stärker mit dem Bereich Tourismus verbunden werden.

Förderzugänge Auf Bundesebene startete 2017 für den Ländlichen Raum die Fördermaßnahme LandKULTUR, die kulturelle Aktivitäten und Teilhabe in ländlichen Regionen stärkt. Hier werden u. a. neue Formen für eine zeitgemäße kulturelle Infrastruktur und modellhafte, neue Kulturprojekte, -initiativen, -einrichtungen gefördert. Bisher haben rund 260 Initiativen in ganz Deutschland für eine Laufzeit von bis zu drei Jahren Fördersummen bis maximal 100.000 Euro erhalten. Es ist zu prüfen, wann die Bundesregierung nach Auswertung der Modellprojekte entsprechende Schwerpunkte für die Regelförderung ländlicher Räume bilden wird. 26

In Nordrhein-Westfalen ist das Landesprogramm Regionale Kulturpolitik des Kulturministeriums der geeignete Förderzugang, wenn es um die Profilierung und Stärkung der Attraktivität und Identität von Kulturlandschaften geht. Der Ansatz des Städteverbundes Arnsberg, Meschede, Sundern ist hier geeignet, über das Handlungsfeld der kulturellen Öffentlichkeitsarbeit sowie konkrete Marketingmaßnahmen für die Kommunikation und Kooperation zwischen Kulturschaffenden und Kulturverantwortlichen neue Vernetzungsimpulse in der Städteregion zu setzen.

Budgetrahmen und Finanzierung Der Kostenrahmen für eine interkommunale Öffentlichkeitsarbeit im Kulturbereich ist abhängig von der Abstimmung über konkrete Maßnahmen. Dabei wird vorausgesetzt, dass Mitarbeiter*innen der Verwaltungen für Kommunikations- und Vernetzungsaufgaben der Öffentlichkeitsarbeit und des Marketings mit noch ausreichenden Arbeitskapazitäten diese Aufgaben mit übernehmen können, so dass nur der Sach- und ggf. ein Agenturaufwand zu finanzieren sind. Der Förderzugang im Rahmen der Regionalen Kulturpolitik erfordert z.B. ein mindestens 50%-iges finanzielles Engagement der Kommunen. Das Kulturbüro des Hochsauerlandkreises dient als Kontaktstelle für dieses Förderprogramm und ist auch darüber hinaus ein wichtiger Netzwerkpartner, der frühzeitig in die Überlegungen zur kulturellen Öffentlichkeitsarbeit in der Städteregion einbezogen werden sollte.

Beteiligung der politischen Gremien Für das Handlungsfeld Öffentlichkeitsarbeit tragen die Städte die konzeptionelle und finanzielle Hauptverantwortung. Dies ist kein einfaches Geschäft der laufenden Verwaltung, sondern auch wegen der interkommunalen Kooperation eine grundsätzliche Frage. Soll dieser Bereich langfristig entwickelt werden, ist eine politische Beschlussfassung durch die zuständigen Ausschüsse und die Räte angezeigt. Ein Agieren in Gemeindegrenzen, bestehenden Strukturen und das bekannte Kirchturmdenken sind dabei kontraproduktiv. Es bedarf einer bewussten und gewollten Entscheidung und Weichenstellung für eine kooperative, interkommunale Öffentlichkeitsarbeit in der Kulturlandschaft Arnsberg, Meschede und Sundern.

26 https://www.bmel.de/DE/themen/laendliche-regionen/freizeit-und-kultur/mud-land-kultur.html

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„Erste Schritte“ für die Städteregion Voraussetzung zur Positionierung der drei Kommunen als kulturaktive Städteregion auch in der Öffentlichkeitsarbeit ist eine Verzahnung der Kulturverwaltungen und weiterer Kulturakteure mit dem Stadtmarketing. Ein ad-hoc-Arbeitskreis oder ein Austauschforum wären dafür geeignete Formate, um in einem ersten Schritt mögliche gemeinsame Aktionsfelder, Themen und Strategien zu definieren und zu verabreden. Dieser Abstimmungsprozess kann bereits zu einer und besseren Passung von Sparten-Schwerpunkten und Terminen bei der Veranstaltungsplanung beitragen.

Durch eine Rückkopplung mit der kulturellen Praxis in der Städteregion ist zu identifizieren, an welchen Punkten für die Kultureinrichtungen, -initiativen und -träger sowie die Künstler*innen eine gemeinsame kulturellen Öffentlichkeitarbeit Sinn macht. Im IKEP-Prozess wurden bereits unterschiedliche Maßnahmen genannt, die auf diesem Handlungsfeld möglich wären. Zudem wurde deutlich, dass die Städte bereits unterschiedliche Aktivitäten umgesetzt oder geplant haben. Die Praktikabilität z.B. eines gemeinsamen Internet- Veranstaltungskalenders, die Einrichtung einer Kultur-App oder die Frage, welche bereits bestehenden Medien für eine gemeinsame und effektivere Außendarstellung ggf. zu verändern, anzupassen oder aufzugeben sind, müssen im Detail geprüft werden. Auch dieser Prozess sollte unbedingt unter Einbeziehung der Kulturträger erfolgen.

Für die Bürger*innen werden interkommunal getragene Veranstaltungen eine andere, vielseitigere, attraktivere und insgesamt positivere Wahrnehmung der Städteregion bewirken. Ideen hierfür sollten auch von den Kulturträgern und Künstler*innen vor Ort entwickelt werden. Dabei können neue gemeinsame Formate mit kultureller Strahlkraft für die Region oder die Kombination bestehender Veranstaltungen unter einem neuen Dach in den Blick genommen werden. Vielversprechend für die regionale Kulturidentität wäre die Ausweitung eines erfolgreichen Veranstaltungsformats wie z.B. der Gartenmatineen in Sundern auf die gesamte Städteregion und ggf. die Ergänzung um weitere Kunstsparten. Zudem sollte über Kampagnen mit Aufforderungscharakter zum Entdecken und Kennenlernen der starken, vielfältigen Kulturangebote in der Städteregion nachgedacht werden.

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6. Schlussfolgerungen und Leitlinien für die interkommunale Kulturentwicklung in der Städteregion

Kulturentwicklung ist ein offener Prozess. Arbeitsstrukturen und Teilschritte sind planbar und werden in der Regel auch umgesetzt, aber besonders dort, wo in hohem Maße Partizipationsverfahren in den Planungsprozess integriert werden, sind die Ergebnisse nicht vorhersehbar. Dies betrifft allgemeine Zielaussagen und Leitlinien wie konkrete Maßnahmen und Vorschläge. Hinzu kommt nach Abschluss der Planungen die Realisierungsphase.

Stellt man in Rechnung, dass durch die Restriktionen der Corona-Pandemie das öffentliche Leben stark eingeschränkt war, so konnten im Rahmen der interkommunalen Kulturentwicklungsplanung in Arnsberg, Meschede und Sundern die vorgesehenen Beteiligungsverfahren dennoch durchgeführt werden, wenn auch in modifizierter Form. Dabei war zu Beginn nicht absehbar, wer daran teilnimmt, wie produktiv und offen die Austausch- und Diskussionsprozesse verlaufen, welche Ergebnisse man erzielt, welche Maßnahmen vorgeschlagen werden, und ob diese umsetzbar sind. In der Städteregion war die Resonanz aus den Kulturverwaltungen und aus dem zivilgesellschaftlichen kulturellen Feld auf die Einladung zur Planungspartizipation sehr gut. Offenheit und Gesprächsbereitschaft waren bei allen Beteiligten sehr groß, das Interesse, sich konstruktiv einzubringen, durchweg sichtbar.

Abschließend ist zu konstatieren: Es sind Übersicht, Transparenz und neue Kontakte entstanden, der Prozess hat sehr konkrete Ideen geliefert und zu einer Stärkung des Miteinanders von Kulturverwaltungen einerseits und Akteur*innen der Kulturarbeit andererseits geführt. Dieses Potential ist für die Weiterentwicklung der Kulturlandschaft in der Städteregion zumindest genauso hoch zu bewerten wie die Identifizierung gemeinsamer Vorhaben und Handlungsfelder für die künstlerische und kulturelle Praxis.

Bei allen Überlegungen zur Weiterführung des begonnenen Weges sollte beachtet werden: Nicht nur die Kulturentwicklungsplanung, sondern auch die Kulturentwicklung selbst benötigt partizipative Ansätze. Dies gilt insbesondere für ländliche Regionen. Kulturelle Projekte und Programme lassen sich nicht allein durch Vorgaben der Stadtverwaltungen und nicht allein durch Initiativen der Verantwortlichen im Fachbereich Kultur voranbringen. Aufgrund ihrer Erfahrungen, fachlichen Expertise und bestehenden Kontakte sowie im Hinblick auf die verwaltungs- und fördertechnischen Strukturen kommt gleichwohl den städtischen Kulturbüros die aktivierende, impulsgebende und koordinierende Funktion zu. Hierfür brauchen sie einen eindeutigen politischen Willen und einen Auftrag ihrer Verwaltungsspitzen und der Stadtparlamente.

Damit interkommunale Kulturentwicklung umfassend und dauerhaft funktionieren kann, muss zudem ein planvolles Zusammenspiel der Stadtverwaltungen mit einem größeren Netzwerk von Kultur-Akteur*innen wie Institutionen, Unternehmen, anderen Verwaltungsstellen, Künstler*innen und zivilgesellschaftlichen Vereinigungen organisiert werden. Alle diese Partner müssen zusammenwirken und die Kulturentwicklung nicht nur mittragen, sondern aktiv mit ihren jeweiligen Bedürfnissen, Ideen, Fähigkeiten und Ressourcen mitgestalten. Dabei gilt es eine Balance herzustellen aus Bewährtem und Neuem, aus Tradition und Innovation.

Als Orientierungshilfe für die zukünftige Zusammenarbeit eines solchen interkommunal aktiven Akteursnetzwerks in der Städteregion empfehlen sich einige zentrale kulturpolitische Leitlinien, die Richtungen aufzeigen, aber auch einen Rahmen im breiten Themen- und Tätigkeitsfeld der Kultur abstecken.

Auf Grundlage der bisherigen Beobachtungen und als Essenz der Erkenntnisse hat das Team startklar in Abstimmung mit den drei Kulturbüros die folgenden kulturpolitischen Leitlinien formuliert, die handlungsleitend für zukünftige Arbeitsschwerpunkte und Programmplanungen sein können.

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Sie verstehen sich als eine Orientierung für die Fortführung des interkommunalen Kulturentwicklungsprozesses und haben eine Unterstützungs- und Querschnittsfunktion für die Bearbeitung konkreter Handlungsfelder, sollen aber auch den kulturpolitischen Diskurs in der Städteregion insgesamt befördern.

LEITLINIEN INTERKOMMUNALER KULTURENTWICKLUNG IN ARNSBERG, MESCHEDE UND SUNDERN

1. Informationsaustausch und Vernetzung Einladung zu und Unterstützung eines regelmäßigen interkommunal organisierten Erfahrungs- und Informationsaustauschs der Kulturakteur*innen zu Themen der Kulturentwicklung in der Städteregion innerhalb einer freiwilligen Kooperationsstruktur der zivilgesellschaftlichen Gruppen und Vereinigungen

2. Kooperationen innerhalb der Verwaltungen Intensivierung der Zusammenarbeit verschiedener Verwaltungsressorts in den drei Städten, insbesondere von Kultur, Bildung, Schule, Stadtentwicklung, Stadtmarketing und Integration bei fachübergreifenden Themen wie z.B. Kulturelle Bildung oder Öffentlichkeitsarbeit / Marketing

3. Unterstützung des Ehrenamtes Beratung, Vernetzung, Qualifizierung und Wertschätzung der ehrenamtlich tätigen Persönlichkeiten, Gruppen, Projekte und Vereinigungen im zivilgesellschaftlich getragenen Kulturbereich und Unterstützung ihrer Vorhaben zur Produktion, Förderung und Vermittlung von Kunst und Kultur

4. Gewinnung externer Künstler*innen Aufbau attraktiver Kommunikations- und Kooperationsstrukturen, um vermehrt Künstler*innen von außerhalb für die Region zu gewinnen, u.a. durch Kulturprojekte, Stipendien, Aufführungen, Ausstellungen oder Vermittlungstätigkeiten

5. Städteübergreifende neue Kulturformate Initiierung und Erprobung von kooperativen Kulturformaten unter Mitwirkung aller drei Städte, die die künstlerische und kulturelle Vielfalt und Qualität der Region einer breiten Öffentlichkeit präsentieren und dazu einladen, Unbekanntes zu entdecken

6. Kulturteilhabe von jungen und besonderen Zielgruppen Ausrichtung von speziellen Kulturprogrammen und zielgruppenspezifische Ansprache in Bezug auf Jugendliche, junge Erwachsene und Familien sowie die Unterstützung von selbstorganisierten Initiativen und Projekten einzelner Alters-, Herkunfts- und Interessengruppen

7. Mobilität in der Städteregion Verbesserung der Mobilitätschancen für die Teilhabe an Kulturangeboten in der Städteregion, besonders für Kinder, Jugendliche und Senioren, ggf. durch kollektiv organisierte Mobilitätsmöglichkeiten oder dezentrale Programmangebote

8. Entwicklungsmanagement Schaffung von konkreten Anlässen wie z.B. Foren, Konferenzen und Arbeitsgruppen für Information, Austausch und Beratung, um übergreifende Entwicklungen bzw. Zukunftsthemen wie Digitalität, Kulturteilhabe oder Nachhaltigkeit sowie daraus abzuleitende Herausforderungen (wie aktuell die Auswirkungen der Corona-Pandemie) städteübergreifend, planvoll und ressourceneffizient zu bearbeiten

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7. Anhang

Teilnehmer*innen aus der Städteregion

In das Verfahren des interkommunalen Kulturentwicklungsprozesses haben sich zahlreiche Personen aktiv eingebracht:

Ulla Almagor, Teatron-Theater, Arnsberg Hubertus Becker, Volkshochschule Hochsauerlandkreis Dieter Beckmann, Familienbüro, Stadt Arnsberg Mathias Berghoff, Kultur Rockt / Haus Berghoff, Sundern-Dörnholthausen Annette Boekholt, Kulturtrichter Sundern-Alllendorf e.V. / Alte Molkerei Wilm-Hendric Cronenberg, BürgerStiftung Arnsberg Jürgen Dörner, Bürgerstiftung Meschede Sabine Dohle, koko konzept & kommunikation, Arnsberg Dr. Jürgen Fischbach, Sauerland Tourismus e.V. Karin Fischer, Sauerland-Museum, Arnsberg Irmgard Haarmann-Schütz, Dachverband Kultur Sundern Martin Haselhorst, Lokalredaktion Arnsberg, Westfalenpost Beate Herrmann, Jugendkunstschule kunsthaus alte mühle e.V., Schmallenberg Dorothee Hüster, Fachbereich Generationen, Bildung, Freizeit, Stadt Meschede Maria Kitsaki, Allg. Schulsozialarbeit, Fachbereich Generationen, Bildung und Freizeit, Stadt Meschede Susanne Klinke, St. Walburga-Realschule, Meschede Anne Knapstein, Kunstverein Sundern-Sauerland e.V. Marcos Kopf, Musikschule Hochsauerlandkreis Lars Lenneper, Lokalredaktion Meschede, Sauerlandkurier Josef Lödige, Werkkreis Kultur Meschede e.V., Meschede Jutta Ludwig, Standort Neheim, Stadtbücherei Arnsberg Lisa Machula, Stadthalle Meschede Christoph Meinschäfer, Kunst Lehrwerkstatt e.V., Arnsberg Sylvia Müller-Dörfler, VHS Arnsberg-Sundern Matthias Ostrop, Bürgerstiftung Sundern Mike Petri, Kulturtrichter Sundern e.V. Mahir Şahin, Alevitische Gemeinde Hochsauerlandkreis e.V., Sundern Tatjana Schefers, Fachdienst Stadtmarketing I Tourismus, Stadt Arnsberg Jennifer Schmitt, Stadtmarketing eG, Sundern Steffi Schrade, koko konzept & kommunikation, Arnsberg Andrea Schulte, Kulturring Sundern e.V. Monika Stich, Dorfgemeinschaft Wennemen-Bockum-Stockhausen e.V., Meschede Dr. Johannes Teiser, Kunstverein Arnsberg e.V.

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Antje Tetzlaff, Jazzclub Arnsberg e.V. Nelly Trabitz, Jugendkunstgruppe YOUTH, Sundern Christian Wendt, Gymnasium der Stadt Meschede Claudia Wilmers, Volksbank Sauerland eG Christina Wolf, Stadtmarketing Meschede e.V.

Unser herzlicher Dank gilt allen Kultur-Engagierten, die sich an den Gesprächen, Interviews und Workshops beteiligt haben!

Das Team startklar bedankt sich herzlich für das mit der Beauftragung verbundene Vertrauen bei den Verantwortlichen der Kommunen, die den Kulturentwicklungsprozess intensiv mitgestaltet und zu jeder Zeit konstruktiv unterstützt haben.

Peter Kleine, Fachbereichsleiter Kultur, Stadt Arnsberg Uta Koch, Kulturbüro, Stadt Sundern Kirsten Minkel, Fachdienstleitung Kultur, Stadt Arnsberg Anne Wiegel, Fachbereich Generationen, Bildung und Freizeit, Stadt Meschede

Untersuchungsansatz und Methodik der Interviews mit ausgewählten Personen

Die Auswahl der Interviewpartner*innen erfolgte in Abstimmung mit den Kulturverantwortlichen der Städte. Es sollten Persönlichkeiten aus drei Bereichen, der städtischen und zivilgesellschaftlich getragenen Kulturarbeit, der gemeinnützigen Kulturförderung und des bürgerschaftlichen Engagements beteiligt werden. Diese Kategorien lagen der Auswahl der Interviewten in allen drei Städten zugrunde.

Die Interviews wurden in der Zeit vom 14.10. bis zum 4.11.2020 durchgeführt und dauerten jeweils ca. eineinhalb Stunden. Sechs Interviews fanden in Kultureinrichtungen der drei Gemeinden oder an privaten bzw. beruflichen Orten der befragten Persönlichkeiten statt, vier Interviews wurden telefonisch geführt.

Die Befragung erfolgte anhand eines Interview-Leitfadens (standardisierter Fragebogen), bestehend aus 30 Fragen zu fünf Themenkomplexen:

▪ Aktuelle Einschätzung des Kulturlebens in der Region ▪ Stärken, Schwächen, Potenziale ▪ Bedeutung der Kultur in den einzelnen Gemeinden ▪ Handlungsfelder ▪ Überregionale Bedeutung und Sichtbarkeit ▪ Kulturentwicklung.

Es handelte sich um Fragen mit offenen Antwortmöglichkeiten und Fragen, bei denen zu bestimmten Aussagen eine Bewertung von 1 – 6 (z.B. sehr gut / hoch – sehr schlecht / niedrig) abgegeben werden konnte.

Für die vorliegende Auswertung wurden die Interviews anonymisiert und die Befunde zusammenfassend dargestellt. Bei der Auswertung der offenen Fragen mit maximal drei Antwortmöglichkeiten wurden die Ergebnisse mit mindestens zwei Nennungen besonders hervorgehoben. In Fällen, bei denen keine zwei gleichartigen Nennungen erfolgten, wurden alle Antworten berücksichtigt. Dabei wurden inhaltlich ähnliche bzw. vergleichbare Aussagen zu Themenkomplexen zusammengefasst.

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Die Interviews mit den ausgewählten Personen sind Teil der vertieften Analyse im Rahmen der IKEP Arnsberg – Meschede – Sundern. Dabei ergänzen die Ergebnisse der Interviews die Dokumentenanalyse und Recherchen, die Infostand-Umfragen (Postkartenaktion auf den Märkten), die Aussagen der Kulturverantwortlichen in den Städten und die Workshops.

Die Ergebnisse der Expert*innen-Interviews dienten auch zur Vorbereitung bzw. als Input (Kernthesen) für eine ursprünglich geplante Kulturkonferenz bzw. der – den Corona-Bedingungen angepassten – digital durchgeführten Workshops. Bei diesen wurden mit den Teilnehmer*innen die Stärken, Schwächen, Herausforderungen und Vorschläge für eine zukünftige interkommunale Kulturarbeit in Arnsberg, Meschede und Sundern diskutiert und identifiziert.

Quellen - und Literaturverzeichnis

▪ Bertelsmann Stiftung: Demografiebericht Sundern. Ein Baustein des Wegweisers Kommune, (Angaben mit Stichjahr 2018) ▪ Demografieatlas des Hochsauerlandkreises. www.demografie.hochsauerlandkreis.de/atlas.html ▪ Stadt Arnsberg: Demografiebericht 2019 (Angaben mit Stichtag 31.12.2017) ▪ Demografiebericht 2020 für die Kreis- und Hochschulstadt Meschede (Angaben mit Stichtag 31.12.2019) ▪ Dokumentation Kulturforum Sundern, 7.12.2018 ▪ Dokumentation 2. Kulturforum Sundern, 22.3.2019 ▪ Kreis- und Hochschulstadt Meschede: Kultur in Meschede (Kulturkonzept), 2016 ▪ Kreis- und Hochschulstadt Meschede: Stadtstrategie 2025 ▪ Kreis- und Hochschulstadt Meschede: Städtebaulichen Entwicklungskonzept 2018 „Innenstadt und Hennelandschaft“, 2018 ▪ Kulturförderrichtlinien der Stadt Sundern (Sauerland) vom 30.9.2010 ▪ Prof. Dr. Anne Jacobi, Fachhochschule Südwestfalen, Kulturangebot für Jugendliche in Südwestfalen Kurzpräsentation der Ergebnisse am 19.02.2016 ▪ Stadt Arnsberg: Integriertes kommunales Entwicklungskonzept. Die Arnsberger Dörfer. Kurzfassung (Beiträge zur Stadtentwicklung INFO 64), 2017 ▪ Stadt Arnsberg, Kulturbüro: Kulturzentrum Arnsberg stärken – Konzept zur Kunst im öffentlichen Raum und anlassbezogener Gestaltungswettbewerb, Drs. 46/2018 ▪ Stadt Sundern: InSEK Innenstadt Sundern 2025. Kurzfassung und Maßnahmenstreckbriefe, 2017 ▪ Stadt Sundern: Konzept zur Förderung der Kulturarbeit in der Stadt Sundern vom 19.10.2006

Fotos Titelseite: oben: „Map“ von Aram Bartholl (s. S.11), Mitte: Uta Koch, Sundern (s. S.27), unten: „Löcherstopfen“, ein Projekt der TANZETAGE Meschede im Rahmen des Kulturrucksacks NRW 2016 (gefördert durch die Landesregierung Nordrhein-Westfalen), Foto © Birgit Knippschild

Impressum

Startklar a+ b GmbH Dr. Ina Rateniek, Dipl.-Ing. Kurt Eichler, Tobias Bäcker M.A. Ruhrstr. 18, 58239 Schwerte Mai 2021

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