Die Namenswahl der Juden 1808 in den ehemaligen Bürgermeistereien Burgbrohl und Königsfeld Dokumente zur jüdischen Familienforschung

Hans Kleinpass

ach der Französischen Revolution, die in miliennamen. Bei den männlichen Nachkom- N Frankreich mit einem mörderischen Blutbad men kam es dadurch mitunter vor, dass Vor- ungeahnten Ausmaßes begonnen hatte, waren und Familiennamen gleichlautend waren, eine die linksrheinischen Gebiete ab 1794 für rund in mancher Hinsicht verwirrende Regelung. zwei Jahrzehnte von den französischen Revo- Ein Dekret Napoleons vom 20. Juli 1808 zwang lutionstruppen besetzt. Nach dem Frieden von schließlich auch die Juden im linksrheinisch Lunéville (9. 2. 1801) wurden die hiesigen Ein- besetzten Gebiet, die uralte Tradition der jüdi- wohner einschließlich der hier ansässigen Juden schen Namensgebung mit ständig wechseln- sogar französische Staatsbürger und blieben es den Familiennamen aufzugeben und sich vor mit allen Rechten und Pflichten, bis 1814 die allem für gleichbleibende und damit auch ver- Herrschaft Napoleons hier ein Ende fand. In- erbliche Familiennamen zu entscheiden. nerhalb von zwei Jahrzehnten nahmen die Zwei Jahrhunderte sind seitdem vergangen. Franzosen auch in den linksrheinisch besetzten Größe, Einwohnerzahl und räumliche Ausdeh- Gebieten zahlreiche Veränderungen vor. Im nung der einzelnen Gemeinden haben sich im Rahmen einer völlig neuen Verwaltungsorgani- Laufe der Zeit in ungeahnter Weise verändert. sation schufen sie auf kommunaler Ebene als In wechselnder Folge entstanden völlig neue neue Verwaltungseinheit die „mairie“ mit ei- Verwaltungsstrukturen. Besonders in den Jah- nem „maire“ an der Spitze. In preußischer Zeit ren 1969 / 1970 führten eine Reihe von Lan- wurde daraus die „Bürgermeisterei“ mit dem desgesetzen zur Verwaltungsreform in Rhein- „Bürgermeister“ als verantwortlichem Leiter. land-Pfalz weithin zu einer kommunalen Neu- Damals begründeten die Franzosen u. a. auch ordnung und zur Bildung größerer Gemeinden die heute noch bestehenden „Standesämter“. mit völlig neuen Namen. Die Gemeinden der Für ein gutes Jahrzehnt war hier bis Ende 1805 ehemaligen Bürgermeistereien Burgbrohl und auch der französische „Revolutionskalender“ Königsfeld gehören inzwischen seit nahezu zwangsweise eingeführt. Zu diesen grundsätz- vier Jahrzehnten zur neu gebildeten Verbands- lichen Neuerungen von damals vergleiche aus- gemeinde „“, deren Verwaltung ihren führlicher die Beiträge zum gleichen Thema in Sitz in hat. den letzten Heimatjahrbüchern (2005, S. 161- 165 / 2006, S. 143-148 / 2007, S. 164-169). Die „Register“ für Burgbrohl Auch die hier lebenden Juden blieben damals Für jede „mairie“ (= Bürgermeisterei) wurden in der französischen Besatzungszeit nicht von 1808 von der französischen Justizverwaltung den zahlreichen Änderungen verschont. Bis in des jeweiligen Arrondissements „Register“ zur das 1. Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts führten Namenswahl der Juden vorbereitet, und zwar die Juden hier von Generation zu Generation jeweils in zweifacher Ausfertigung, davon eine wechselnde Familiennamen. Kinder erhielten für das zuständige Standesamt. Alle jüdischen in der Regel den Vornamen des Vaters als Fa- Einwohner waren nach dem kaiserlichen Edikt

150 ◆ Heimatjahrbuch Kreis 2008 vom 20. Juli 1808 verpflichtet, ihre Erklärun- * in Bourgbrohl „le six nivôse an douze“ / = gen zur Namenswahl innerhalb von drei Mo- 28. Dezember 1803): Ernestine FRIEHSEM. naten beim zuständigen „maire“ beurkunden 4) André FRIEHSEM (für Sohn „Jeschi“, * in zu lassen, der hier gleichsam als Standesbeam- Bourgbrohl „le six nivôse an douze“ / = 28. ter tätig wurde. Für die minderjährigen Kinder Dezember 1803): Marc FRIEHSEM. gaben in der Regel die Väter die Erklärungen 5) André FRIEHSEM (für Tochter „Claire“, * in ab. Entsprechend der damals hier geltenden Bourgbrohl „le cinq avril an dix sept cent Amtssprache erfolgten die Eintragungen in quatre vingt dix sept“ / = 5. April 1797): diese „Register“ handschriftlich in französi- Claire FRIEHSEM. scher Sprache, teilweise sehr ordentlich und 6) André FRIEHSEM (für Sohn „Moises“, * in gut lesbar, manchmal aber auch weniger sorg- Bourgbrohl „le dix avril an dix sept cent fältig und nicht immer mit der wünschenswer- quatre vingt quinze“ / = 10. April 1795): ten und gebotenen Vollständigkeit. Alexandre FRIEHSEM. Im Oktober 1808 gehörte die damalige „mairie“ 7) Heymann Jacob LEVI: Jacques KAUF- Burgbrohl zum französischen Rhein-Mosel- MANN. Departement / Arrondissement Koblenz / Kan- 8) Freudgen NATHAN: Claire MAYER. ton Andernach. Dementsprechend wurde das 9) Hendel AARON („adopté...“ / adoptiert von „Register“ für die „mairie“ Burgbrohl in Ko- Freudgen NATHAN / künftig: Claire MAY- blenz vorbereitet, dort vorab zur Sicherheit ER): Anne MAYER. Blatt für Blatt mit Seitenzahlen versehen und 10)Jacques KAUFMANN (für Sohn „Falk“, * in paraphiert. Ein einleitender Text, der Sinn und Niederweiler „le vingt quatre octobre an Zweck des Registers erläutert, wurde unter- dix sept cent quatre vingt dix sept“ / = 24. schrieben am 13. Oktober 1808 von Sebastien Oktober 1797): Rodolphe KAUFMANN. Philippe DUPONT, 1er Juge, Président de la 11)Jacques KAUFMANN (für Tochter „Schoen- chambre des vacations du Tribunal de 1ère In- chen“, * in Niederweiler „le quatorze fri- stance... (1. Richter, Präsident/Vorsitzender der maire de l’an neuf“ / = 5. Dezember 1800): Ferienkammer des Tribunals 1. Instanz in Ko- Julie KAUFMANN. blenz). Bereits zwei Tage später war das Regis- Demnach gab es im Oktober 1808 in der „mai- ter beim „maire“ in Burgbrohl, und noch am rie“ (= Bürgermeisterei) Burgbrohl insgesamt gleichen Tag nahm der dortige „maire“ Ferdi- elf jüdische Einwohner, davon männlich = 5, nand BOURSCHEIDT die Erklärungen der jüdi- weiblich = 6, Erwachsene = 5, Minderjährige = schen Einwohner entgegen. 6. Alle elf Erklärungen wurden vom damaligen Für den nachfolgenden Abschnitt über die Na- Bürgermeister von Burgbrohl, Ferdinand menswahl der Juden in der „mairie“ Burgbrohl BOURSCHEIDT, am 15. Oktober 1808 beurkun- wurde das im Landeshauptarchiv Koblenz auf- det. Bei den sechs Erklärungen zu Nrn. 1-6 bewahrte „Register“ (LHA Ko., Best.: 256 / Nr. zeichnete er als „maire“ der Gemeinde Burg- 344) ausgewertet. Aufgeführt ist jeweils mit brohl, bei den Nrn. 7-11 als „maire“ der Ge- Namen, wer (ggf. für wen) die betreffende Er- meinde Niederweiler. Demnach gab es damals klärung abgab und welche Namen man künf- in Burgbrohl sechs, in Niederweiler fünf jüdi- tig zu führen gedachte. Am Schluss der einzel- sche Einwohner. In vier Fällen (Nrn. 3-6) beur- nen Erklärungen sind hier jeweils nach dem kundete der Bürgermeister als Geburtsort der Doppelpunkt die künftig geltenden Vor- und betreffenden Minderjährigen „Bourgbrohl“, ei- Familiennamen aufgeführt. ne damals wohl noch übliche Schreibweise. Obwohl der französische „Revolutionskalen- Die Namenswahl 1808 in Burgbrohl: der“ bereits Ende 1805 wieder abgeschafft und 1) André MOISES: André FRIEHSEM. ab 1806 wieder durch den alten Gregoriani- 2) Joedgen HEYMANN (Ehefrau des André schen Kalender ersetzt wurde, erscheinen in FRIEHSEM): Gudule FRIEHSEM. drei Erklärungen des Burgbrohler Registers 3) André FRIEHSEM (für Tochter „Zellgen“, von 1808 (Nrn. 3-4, 11) noch Datenbezeich-

Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2008 ◆ 151 nungen des französischen Revolutionskalen- noch ihre bürgerlichen Namen ohne den Adels- ders. Offenbar legten die Eltern damals franzö- titel zu führen. Aus diesem Grund unterschrieb sische Geburtsurkunden ihrer Kinder vor. der „maire“ von Burgbrohl im Jahre 1808 jeweils Bei keiner der elf Erklärungen wurden seiner- nur mit „Ferdinand Bourscheidt“. Das Amt ei- zeit in der „mairie“ Burgbrohl die alten Vor- und nes „maire“ bzw. Bürgermeisters war hier unter Familiennamen unverändert beibehalten. In der französischen Verwaltung ein unbesoldetes drei Fällen (Nrn. 2, 8, 9) wurden Vor- und Fa- Ehrenamt. Die Kandidaten mussten nicht nur in miliennamen gewechselt, für sechs Personen der Gemeinde ansässig sein und das Vertrauen (Nrn. 3-6, 10, 11) wurden neue Vornamen ge- der Bürger genießen, sondern auch eine ange- wählt, während man sich in zwei Fällen (Nrn. messene Lebensstellung vorweisen können und 1, 7) für neue Familiennamen entschied. Die im Besitz eines ausreichenden Vermögens sein. neuen Vornamen wurden damals grundsätz- Man ging dabei von der Überlegung aus, dass lich in der französischen Schreibweise einge- weniger Vermögende ihr Amt leicht zu unred- tragen, nach der Franzosenzeit dann wohl in der licher Bereicherung nutzen könnten. Insofern deutschen Fassung benutzt. Im übrigen wurde war „maire“ BOURSCHEIDT von Burgbrohl für keine der elf Erklärungen mit den neuen bzw. dieses Ehrenamt in jeder Hinsicht bestens ge- künftig geltenden Namen unterschrieben. Acht eignet. Erklärungen (Nrn. 1, 3-7, 10-11) haben eine he- Ferdinand Josef Leopold Freiherr von BOUR- bräische Unterschrift, während drei Personen SCHEIDT, geboren 1765, war der jüngste von (Nrn. 2, 8-9) erklärten, nicht unterschreiben zu vier Söhnen des Franz Carl Freiherr von BOUR- können („ne sait pas signer“). Das „Register“ der SCHEIDT zu Burgbrohl... und der Maria Char- „mairie“ Burgbrohl hat zwar sechs Blätter, von lotte Felicitas Freiin von BOURSCHEIDT zu denen aber nur drei beidseitig beschrieben Büllesheim. Der älteste der vier Brüder, Friedrich sind. Nach der letzten Beurkundung schloß Ludwig Felix Frhr. v. B. (* 1757) war Domherr „maire“ BOURSCHEIDT das Burgbrohler „Regi- zu Münster und Hildesheim. Der zweitälteste, ster“ am 15. Oktober 1808 und unterschrieb Carl Joseph Frhr. v. B. (* 1761) war Deutschor- auch den Abschlussvermerk nur mit „Ferd. dens-Komtur zu Regensburg sowie des Bourscheidt“. Auch die Personenstandsurkun- Deutschmeisters Statthalter in Schlesien und den des damaligen Standesamtes Burgbrohl Mähren. Der zweitjüngste Bruder, Johann Lud- von 1808 wurden von Ferdinand Bourscheidt wig Frhr. von B. (* 1763) stand zunächst als Kgl. unterschrieben,1) weil er als „maire“ in seinem bayr. Oberst in militärischen Diensten. In einer Amtsbereich auch die Aufgaben des Standes- überlieferten Inschrift von 1774 werden die El- beamten wahrzunehmen hatte. tern des Ferdinand Freiherrn von BOUR- SCHEIDT als Erbauer der Kirche zu Burgbrohl Ein „adliger“ Bürgermeister genannt.2) Nach dem Tode der Mutter (5. 4. Dieser ehemalige „maire“ bzw. Bürgermeister 1805) zog der Vater nach Köln, wo er im April von Burgbrohl war nun nicht gerade irgendwer, 1814 im 83. Lebensjahr verstarb. sondern in Wirklichkeit eine ebenso gebildete Als der verwitwete Vater nach Köln zog, über- wie gut situierte Persönlichkeit von altem Adel. trug er die Verwaltung der umfangreichen Be- Der Name „von BOURSCHEIDT“ ist untrennbar sitzungen in Burgbrohl und Umgebung seinem mit der Geschichte von Schloss Burgbrohl, ei- jünsten Sohn Ferdinand, weil dessen ältester nem ehemals landtagsfähigen Rittersitz, ver- Bruder klein und schwächlich und deshalb we- bunden. niger geeignet war, die bedeutsame Verwal- Im Zuge der Französischen Revolution waren u. tung der Güter zu übernehmen.3) a. auch die alten Standesvorrechte des Adels, Ferdinand Freiherr von BOURSCHEIDT hatte in Erbadel, Adelstitel usw. weitgehend abgeschafft 1. Ehe 1797 Friderica Freiin von Spies - Bül- worden. Auch in den französisch besetzten Ge- lesheim zu Rath geheiratet, in 2. Ehe 1802 Ma- bieten galt die völlige Gleichheit aller Bürger, ria Josefa, die Schwester seiner 1. Frau. Neben und die Adligen hatten damals offiziell nur seinen Aufgaben als „maire“ von Burgbrohl

152 ◆ Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2008 hatte er noch weitere Ehrenämter, war unter Lamberz in Bonn und dem unterzeichneten preußischer Herrschaft Chef des rheinischen Notar einzusehen. Kamp.“ Landsturms, Ritter des roten Adlerordens 1. Klasse, alles in allem ein vielbeschäftigter Das „Register“ für Königsfeld Mann. Er starb leider allzu früh und ohne Hin- Die „mairie“ Königsfeld gehörte im Oktober terlassung von Leibeserben im Alter von etwa 1808 zum französischen Rhein-Mosel-Departe- 51 Jahren am 22. Mai 1816, nachdem ein Sohn ment / Arrondissement Bonn / Kanton Wehr. aus 2. Ehe noch jung und vor dem Vater ver- Demzufolge wurden die Registerblätter für die storben war. Die Verwaltung von Burgbrohl... „mairie“ Königsfeld damals in Bonn vorberei- übernahm nach dem Tod des Ferdinand Frei- tet. Den einleitenden Text unterschrieb Herr herrn von BOURSCHEIDT dessen Bruder Jo- „de BOUVIER“ seinerzeit „Président du tribunal hann Ludwig, der keine Kinder hatte und als civil“, am 12. Oktober 1808 im „Palais de ju- Letzter seiner Linie ohne Testament am 6. März stice“ in Bonn. Acht Tage später wurde das 1836 in Köln verstarb. „Register“ am 20. Oktober 1808 durch Bürger- Die 2. Ehefrau des Ferdinand Freiherrn von meister GEIGER in Königsfeld mit den ersten BOURSCHEIDT überlebte ihren Mann noch um Beurkundungen eröffnet. Leider hat der Kö- gut zwei Jahrzehnte, verließ damals Burgbrohl nigsfelder Bürgermeister damals nicht alle Er- und zog schließlich nach Bonn. Im „Bonner klärungen mit der gebotenen Vollständigkeit Sackkalender“, dem Vorgänger der späteren beurkundet. In zwölf Fällen fehlt beispielswei- Adressbücher, erscheint „v. Burscheid“ als se ein Eintrag über die künftig geltenden Vor- Hauseigentümer 1825 bis 1828 unter der namen. Adresse „Martins-Platz Nr. 55“, von 1829 bis Für die Erklärungen zur Namenswahl der Ju- 1838 unter der Anschrift „Kleinhöfchen Nr. den in der „mairie“ Königsfeld wurde hier das 55“. Am 5. Oktober 1838 starb „Josephine von im Landeshauptarchiv Koblenz aufbewahrte Spies, Wittwe von Ferdinand von Bourscheidt, „Register“ (LHA Ko., Best.: 256 / Nr. 329) aus- alt 54 Jahre“ in Bonn.4) Bereits im folgenden gewertet, das aus vier doppelseitig beschriebe- Monat stand ihr Bonner Sterbehaus mit um- nen Blättern besteht. Unter den einzelnen Po- fangreichem Mobilar zum Verkauf. Eine erste sitionen ist in der folgenden Auflistung jeweils Verkaufsanzeige5) erschien wie folgt bereits 14 mit Namen aufgeführt, wer (ggf. für wen) die Tage nach dem Tod der verwitweten Freifrau entsprechende Erklärung abgab. Welche Na- von BOURSCHEIDT: men künftig gelten sollten, ist jeweils am „Freiwilliger V erkauf. Das zu Bonn am Mar- Schluss nach dem Doppelpunkt angegeben, so- tinsplatz sub Nro. 55 in der Nähe des neuen weit die entsprechenden Angaben eindeutig Thores, der Münsterkirche gegenüber gelegen, aus der Beurkundung hervorgehen. zur Nachlassenschaft der seeligen Freifrau von Bourscheidt gehörige Haus sammt Garten, soll Die Namenswahl 1808 in Königsfeld: unter annehmbaren Bedingungen am sechsten 1) Isaac LAIB: Isaac LAIB. November 1838, Nachmittags um 3 Uhr, vor 2) Isaac LAIB (für Tochter „Fratgen, sa fille dem unterzeichneten Notar auf dessen mineur“, * 25. März 1775 in Hain): künfti- Schreibstube dem Meistbietenden verkauft ger Vorname nicht vermerkt / künftiger werden. Dasselbe enthält zur ebenen Erde ei- Fam.-Name: LAIB. nen Saal mit vier Zimmern und einer Küche, auf 3) Isaac LAIB (für Tochter „Sara, sa fille mi- der ersten Etage 9 Zimmer, auf der zweiten Eta- neur“, * 10. Sept. 1776 in Hain): künftiger ge 8 Zimmer und einen Speicher, unter dem Da- Vorname nicht vermerkt / künftiger Fam.- che zwei Speicher und drei Zimmer. Im Garten Name: LAIB. befindet sich ein Springbrunnen und ein Re- 4) Isaak LAIB (für Tochter „Forle, sa fille mi- gensarg. Im Hofe befindet sich eine Wagenre- neur“, * 2. Juni 1772 in Hain): künftiger mise, ein Kutscherzimmer und mehrere Schop- Vorname nicht vermerkt / künftiger Fam.- pen. Die Bedingungen sind bei Herrn Justizrath Name: LAIB.

Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2008 ◆ 153 5) Isaak LAIB (für Tochter „Händel“, * 1. Mai 21)Vogel LEVI: Loe SCHWARZ. 1794 in Hain): künftiger Vorname nicht 22) Heitgen LEVI: Gertrude RIEDEN. vermerkt / künftiger Fam.-Name: LAIB. 23) Loel MOISES: Elisabeth BLUM. 6) Raphael MAYER: Raphael MAYER. 24) Schein DAVID, Witwe: Jeannette WEISS. 7) Jacob COSMANN: Jacob COSMANN. 25) Jeannette WEISS, Witwe (für Sohn „Moi- 8) Jacob COSMANN (für Tochter „Sibille“, * ses“, * 10. Mai 1788 in ): Michel 19. Febr. 1798 in Büschhof): künftiger Vor- MAYER. name nicht vermerkt / künftiger Fam.-Na- 26) Jeannette WEISS, Witwe (für Tochter me: COSMANN. „Rütsch“, * 2. Juni 1791 in Dedenbach): 9) Jacob COSMANN (für Tochter „Johanna“, Claire MAYER. * 9. Sept. 1803 in Hain): künftiger Vorname 27) Theodor MAYER (für sein „pupille“ / = nicht vermerkt / künftiger Fam.-Name: Mündel / „Minck ou (oder) Madelaine COSMANN. KAHN“, * in Dedenbach, 17 Jahre alt / dem- 10)Jacob COSMANN (für Sohn „Moises“, * „le nach * um 1791): Madelaine KAHN. sept messidor an treize“ / = 26. Juni 1805 28) Moises LAIB: Moises LAIB in Hain): künftiger Vorname nicht vermerkt 29) Moises LAIB (für Tochter „Rütsch“, * 19. / künftiger Fam.-Name: COSMANN. März 1807 in Hain): Rose LAIB. 11)Jacob COSMANN (für Sohn „Bendikt“, * 4. 30) Moises LAIB (für Sohn „Abraham“, * 8. Ok- April 1808 in Hain): künftiger Vorname tober 1808 in Hain): Abraham LAIB. nicht vermerkt / künftiger Fam.-Name: 31)Scheingen SALOMON: Jeannette KAUF- COSMANN. MANN. 12) Barmann GOTTSCHALK: Barmann GOTT- 32) Moises GOTTSCHALCK (für sein „pupille“ / SCHALK. = Mündel / „Jeckel GOTTSCHALCK“, * in 13) Barmann GOTTSCHALK (für Tochter „De- Dedenbach, 14 Jahre alt / demnach * um borah“, * „le 20 Brumaire an dix“ / = 11. 1794): Jacob GOTTSCHALK. Nov. 1801 in Königsfeld): künftiger Vorna- 33) Moises GOTTSCHALCK (für sein „pupille“ / me nicht vermerkt / künftiger Fam.-Name: = Mündel / Jachert GOTTSCHALCK“, * 14. GOTTSCHALK. Januar 1788 in Dedenbach): Therese GOTT- 14) Barmann GOTTSCHALK (für Tochter „Re- SCHALK. becca“, * „le trente Floréal l’an douze“ / = 34) Scheingen ABRAHAM: Jeannette BRAUN. 20. Mai 1804 in Königsfeld): künftiger Vor- Im Oktober 1808 gab es demnach in der dama- name nicht vermerkt / künftiger Fam.-Na- ligen „mairie“ Königsfeld insgesamt 34 jüdische me GOTTSCHALK. Einwohner, davon männlich = 14, weiblich = 15) Barmann GOTTSCHALK (für Tochter 20, insgesamt die Hälfte minderjährig. Die „Scheilgen“, * 1. März 1807 in Königsfeld): Mehrzahl der Erklärungen beurkundete der da- Loe GOTTSCHALK. malige Bürgermeister GEIGER als „maire“ der 16) Levi GOTTSCHALK: Levi GOTTSCHALK. Gemeinde Königsfeld. Nur bei den Erklärungen 17) Moises GOTTSCHALK: Moises GOTT- zu den Nrn. 28 bis 31 zeichnete er als „maire“ SCHALK. der Gemeinde Niederdürenbach. Abgegeben 18) Moises GOTTSCHALK (für Sohn „Fromm und beurkundet wurden die Erklärungen zu ou (oder) Abraham“, * 22. Febr. 1807 in De- den Nrn. 1-11 am 20. Okt., Nrn. 12-15 am 24. denbach): künftiger Vorname nicht ver- Okt., Nrn. 16-19 am 25. Okt., Nrn. 20-23 am 26. merkt / künftiger Fam.-Name: GOTT- Okt., Nrn. 24-34 am 31. Okt. 1808. SCHALK. Die Entscheidung zur Namenswahl fiel damals 19) Moises GOTTSCHALK (für Sohn „Salo- bei den jüdischen Einwohnern der „mairie“ Kö- mon“, * 25. Sept. 1808 in Dedenbach): nigsfeld recht unterschiedlich aus. In acht Fäl- künftiger Vorname nicht vermerkt / künfti- len (Nrn. 1, 6-7, 12, 16-17, 28, 30) wurden Vor- ger Fam.-Name: GOTTSCHALK. und Familiennamen beibehalten. In neun Fäl- 20) Seborah ISAAC: Rose ROTH. len (Nrn. 20-26, 31, 34) wechselte man Vor- und

154 ◆ Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2008 Familiennamen. Während vier Personen (Nrn. Unterschrift, während neun Personen (Nrn. 20- 15, 29, 32-33) nur einen neuen Vornamen 26, 31, 34) erklärten, nicht unterschreiben zu wählten, wurde in einem Fall (Nr. 27) nur der können („ne savoir signer“). Am 31. Oktober Familienname gewechselt. 1808 schloss „maire“ GEIGER das Register über Auffallend und nicht nachvollziehbar ist die die Namenswahl der Juden in der „mairie“ Kö- Tatsache, dass „maire“ GEIGER damals (im Ge- nigsfeld. gensatz zur grundsätzlichen Anweisung) in 12 Diese alten, inzwischen 200 Jahre alten „Regi- Fällen (Nrn. 2-5, 8-11, 13-14, 18-19) keine An- ster“ sind ebenso einmalige wie wertvolle Do- gaben über die künftig geltenden Vornamen kumente zur jüdischen Familienforschung, beurkundet hat, offensichtlich auch nicht ent- weil nur mit ihrer Hilfe heute noch nachweis- sprechend nachgefragt hat. Bemerkenswert bar ist, welche Vor- und Familiennamen 1808 sind auch die Beurkundungen zu den Nrn. 2 bis an die Stelle der alten jüdischen Namen getre- 4, wo der Vater die Erklärungen zur Namens- ten sind. wahl für seine drei Töchter abgab, der „maire“ sie jeweils als „fille mineur“ (= minderjährige Tochter) eintrug, obwohl jede der drei Töchter Anmerkungen: 1) Frdl. Auskunft des Standesamtes Brohltal in Niederzissen (Standesbeam- schon über 30 Jahre alt war. tin Alexandra SCHLEICH) vom 29. 03. 2007. Fünf Erklärungen (Nrn. 1-5) sind mit „Isack 2) Chr. von STRAMBERG, Rhein. Antiquarius, III, 5 (Koblenz 1858), S. 392 f. 3) Ebd., S. 393 f. Lieb“ unterschrieben, zwanzig Erklärungen 4) Bonner Wochenblatt, Nr. 125, vom Freitag, 19. 10. 1838, S. 2 (Nrn. 6-19, 27-30, 32-33) haben eine hebräische 5) Ebd., S. 3.

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