22 Hamburger Abendblatt Sonnabend/Sonntag, 25./26. März 2017

„Das Theater ist wie eine zweite Familie“

30.000 begeisterte Zuschauer haben den Theater Club Katten­ dorf (TCK) in den ver­ gangenen drei Jahr­ zehnten überregional bekannt gemacht. „Unsere 75 Aktiven sind auf fünf Ensemb­ les verteilt, die pro Saison jeweils ein „Bio­Produkte für den Ort und die Region“ Stück auf die Bühne bringen“, sagt Birgit Anette Tenthoff wollte schon immer auf einem Hof leben und Schnackenberg. In in der Natur arbeiten. Vor 20 Jahren verwirklichte sie sich ihrer Funktion als „Ich identifiziere mich mit “ ihren Traum und stieg bei der Hofgemeinschaft Kattendorf „Speelbaas“ (Spielchefin) unterstützt sie die ein. Mit Gleichgesinnten produziert sie Demeter­Produkte, die Amateurschauspieler in allen Belangen. Zu seinem Bürgermeisteramt kam Horst­Helmut Ahrens im Kattendorfer Hofladen, auf einem Hamburger Wochen­ Außerdem führt Birgit Schnackenberg seit 20 mehr oder weniger zufällig: Als sein Vorgänger überraschend markt und in den drei eigenen Bioläden verkauft werden. Jahren bei der Gründungsgruppe, den „Platt­ ausfiel, saß Ahrens plötzlich auf den Bürgermeisterstuhl. In „Unser Hauptgeschäft ist aber die ‚solidarische Landwirt­ schnackern“, Regie. „Wir sind hier wie eine den vergangenen zehn Jahren hat er in der kleinen Gemeinde schaft‘, ein Bio­Abo, das seit Jahren regen Anklang findet“, S Bad 975 Familie, mit allen Vor­ und Nachteilen“, sagt viel bewegt. „Für mich ist Kattendorf Lebensmittelpunkt und ramstedt betont Tenthoff. Zwar seien die 25 Hofbewohner sehr unter­ die ehemalige Lehrerin. „Und wir sind alle mit Heimat zugleich“, betont Ahrens, der viel im Ort unterwegs schiedlich, trotzdem herrsche untereinander ein freundschaft­ viel Herzblut dabei.“ ist und einen guten Draht zu den Bürgern hat. Einmal im liches Miteinander. StruvenEBredenbeksE Monat besucht der Bürgermeister den Stammtisch in Steen­ Nützen hüttenhorst buck´s Gasthof, wo er regelmäßig ein ehrliches Feedback von den Kattendorfern bekommt. „Mal positiv, mal kritisch, aber Kampen AS Kalten8 Kattendorf kirchen immer fair“, so Ahrens. SieversE ! Hüttblek hütten Kalten8 kirchen Winsen Brunshorst

AS Henstedt8 B km Ulzburg w A a Nah fik ra 649 Henstedt8 WakenE G Ulzburg dorf II Serie Sie sind hier geboren und Kayhude verwurzelt. Oder sie sind voller Überzeugung in den Ort gezogen, weil es ihnen hier so gut gefällt. Mein Aber was genau ist es eigentlich, das ihre Städte und Gemeinden so lebens­ und liebenswert macht? Patrick Schwager hat mit Bürgern in der Gemeinde Kattendorf gesprochen

Kattendorf aus der Luft in Blickrich­ tung Nordwesten. im Vordergrund zu sehen ist das Ge­ lände des TSV Kattendorf von 1947 sowie das Gebäude des Thea­ ter­Clubs Katten­ dorf an der Sievers­ hüttener Straße TA CAPS/Thorsten Ahlf/ Patrick Schwager (6) Kattendorf

„Im Einklang mit der Natur“

Bei den Angelfreunden Kattendorf e.V. wird Jürgen Roger Babst nur „George“ genannt. Mehrmals im Mo­ nat packt der leidenschaftliche Sport­ „Bei uns wird Inklusion gelebt“ angler seine Rute ein und besucht die zwei Pachtgewässer des Vereins, um Reittherapeutin Annelie Rehfeld liebt ihre Arbeit auf dem Karpfen, Rotaugen, Zander und ande­ Dalarna Kattendorfer Reiterhof. Der 242 Mitglieder starke re Speisefische zu angeln. „Da Verein bietet für seine Klienten und Kooperationspartner draußen bin ich fernab von der Hektik Die kleinste Gemeinde mit eigenem Theater therapeutisches Reiten an. „Hier ist es vollkommen normal, des Alltags und genieße die Natur“, dass Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam ihren schwärmt der 82­Jährige. Aber auch Alltag gestalten“, sagt sie. Die Therapie hilft den Menschen die Geselligkeit ist bei den Angel­ Die Gemeinde Katten­ linien im Wappen stellen mit Handicap Körpererfahrungen zu machen, die Motorik zu freunden ein Thema – gemeinsame dorf wird erstmals im den kleinen Fluss „Kat­ schulen und Ängste zu überwinden. Auch die Versorgung Angelausflüge und Feste erfreuen sich Jahre 1326 urkundlich tenbek“ dar. der Pferde und deren Pflege sind fester Bestandteil des nicht nur bei „George“ Bapst großer erwähnt. Über die Ent­ therapeutischen Reitens. „Mein Job ist immer wieder he­ Beliebtheit. „Wir kennen uns alle seit stehung des Ortsna­ Heute leben circa 850 rausfordernd und abwechslungsreich. Er macht mir aber vielen Jahren und sind auch privat mens ist wenig überlie­ Menschen in Katten­ auch nach 20 Jahren noch unglaublich viel Spaß.“ miteinander befreundet.“ fert: Ob die Namensge­ dorf, wo auch die Amts­ bung auf Abtrünnige verwaltung des Amtes des Cattenvolkes an der Kisdorf ihren Sitz hat. Weser zurückzuführen Die schöne Natur rund ist oder die Silben „Kat­ brochen werden. Die drei um die Gemeinde lädt ten“ auf eine Sumpf­ Blätter symbolisieren zum Wandern, Radfah­ landschaft schließen die drei Baugebiete in ren und Reiten ein. Der lassen, ist historisch Kattendorf (Brahmberg, Ort selbst hat in den nicht belegt. Ebenso Am Hang, Vogelbusch), vergangenen 15 Jahren wenig wie die Annahme, der Zweig steht für die einige Modernisierungs­ „Hier will ich alt werden“ dass sich aus dem nie­ Urbevölkerung. Bei maßnahmen erfahren – derdeutschen Begriff seinem Entwurf hat sich Sporthalle, Kindergarten Dass sich Anatol von Heyking in der Wohnanlage des Rauhen „Catte“ beziehungswei­ Journalist Jens M. und Feuerwehr wurden Hauses wohlfühlt, steht außer Frage. Sein Einzelzimmer ist se „Katte“ die Deutung Lucke für die Stechpal­ energetisch saniert, ein ganz nach seinem Geschmack eingerichtet, und seinen Alltag „Katzendorf“ ableiten me entschieden, weil Theater gebaut. Damit kann der behinderte Mann weitgehend selber gestalten. „Ich lässt. diese in der Katten­ ist Kattendorf die kleins­ lebe sehr gern in Kattendorf und möchte hier alt werden“, dorfer Natur weit ver­ te Gemeinde in Schles­ sagt der 76­Jährige. In den drei betreuten Wohneinheiten des Das Wappen zeigt breitet ist. Der gelbe wig­Holstein mit einem Rauhen Hauses haben 27 Menschen ein harmonisches Zuhau­ einen dreiblättrigen Grund nimmt Bezug auf eigenen Theatergebäu­ se gefunden. Ein Großteil der Bewohner arbeitet in umliegen­ Stechpalmenzweig auf die landwirtschaftlichen de. Zahlreiche Sportan­ den Tagesförderstätten oder Werkstätten, einige haben in der gelbem Grund. Darunter Flächen, das Grün ver­ gebote und ein reges Wohnanlage einen Job gefunden. Das Areal des Rauhen Hau­ sind grüne Wellen zu bildlicht die vielen Grün­ Vereinsleben sorgen ses war vor 25 Jahren die Entstehungsstätte der Behinder­ sehen, die von zwei flächen und die starke zudem für kulturelle tenhilfe in Schleswig­Holstein. silbernen Fäden unter­ Bewaldung. Die Wellen­ Vielfalt. (pasch)