Amt für Land- und Wasserwirtschaft Husum

FACHPLAN KÜSTENSCHUTZ

Aufgestellt:

Husum, den 13.01.1985

Andresen

Ltd. Regierungsbaudirektor

Überarbeitet (Rechtschreibung, Silbentrennung, Zeilenfuß): 02.11.2005

FACHPLAN KÜSTENSCHUTZ SYLT (2. überarbeitete Auflage) (Stand: 13.01.1985)

Amt für Land- und Wasserwirtschaft Husum

Inhalt Seite 1. VERANLASSUNG UND ZWECK 1 2. ENTWICKLUNG DER SYLTER KÜSTEN OHNE EINGRIFFE DES MENSCHEN 3 3. ENTWICKLUNG DES KÜSTENSCHUTZES 11 3.1. Westküste 11 3.1.1. Biotechnischer Küstenschutz 11 3.1.2. Buhnen 11 3.1.3. Strandmauern und Deckwerke 14 3.1.4. Sandvorspülungen 18 3.2. Niederungsküsten 20 3.3. Sandige Küsten an der Wattenseite 23 4. PLANUNGSGRUNDLAGEN 25 4.1. Wasserstände 25 4.2. Sturmflutgeschehen 29 4.3. Tideströmungen und Wassertransporte 32 4.4. Westküste 37 4.4.1. Grundriss 37 4.4.2. Querschnitt 38 4.4.3. Mechanik des Strand— und Kliffabbruchs 40 4.4.4. Abbruchraten an der Westküste 43 4.4.5. Hörnum und Hörnum Odde 59 4.4.6. Abbruchmengen 66 4.5. Inselküsten an der Wattenseite 68 5. PLANUNG DER KÜSTENSCHUTZMAßNAHMEN 70 5.1. Allgemeine Grundsätze 70 5.2. Planung Westküste 71 5.2.1. Planungsabschnitte 71 5.2.2. Verzicht auf weitere Küstenschutzmaßnahmen 72 5.2.3. Küstenschutz im bisherigen Umfang 75 5.2.4. Maßnahmen zur Sicherung der gegenwärtigen Küstenlinie 79 5.2.5. Ausführungsvorschlag für den Schutz der Westküste 116 5.3. Planung Wattenküsten 123 5.3.1. Vorhandene Küstenschutzanlagen 123 Deckwerke 125 5.3.2. Planung von Küstenschutzmaßnahmen 126 6. KÜSTENSCHUTZ UND ANDERE BELANGE 131 6.1. Küstenschutz und Bebauung 131 6.2. Küstenschutz und Fremdenverkehr 133 6.3. Küstenschutz, Landwirtschaft und Gewerbe 134 6.4. Küstenschutz und Naturschutz 134 7. UNTERSUCHUNGEN 136 8. ZUSAMMENFASSUNG 139 9. TRÄGER UND FINANZIERUNG 146 10. SCHRIFTTUM 148 11. ANLAGENVERZEICHNIS 157

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1. Veranlassung und Zweck

In den vergangenen drei Jahrzehnten sind in häufiger schwere Sturmfluten eingetreten, als es den Erfahrungen früherer Jahr- zehnte entspricht. Gleichzeitig haben sich die Abbrüche an der West- küste der Insel Sylt, vor allem am südlichen Ende bei Hörnum, ver- stärkt. Diese Entwicklung fand ihren vorläufigen Höhepunkt in der Sturmflut vom 24. November 1981, deren Höchstwasserstände auf Sylt alle bisher gemessenen Wasserstände übertrafen.

Ausgelöst durch dieses Ereignis erhielt die Wasserwirtschaftsverwal- tung des Landes Schleswig—Holstein von Bürgern und aus der Wirtschaft zahlreiche Anregungen, Vorschläge und Anträge, die sich mit dem Küstenschutz auf Sylt befassen. Andererseits enthält die Fortschrei- bung 1977 des Generalplans "Deichverstärkung, Deichverkürzung und Küstenschutz in Schleswig—Holstein" Vorstellungen über die Bauvorhaben des Küstenschutzes, die die Landesregierung für Sylt durchzuführen plant.

Die Sylter Gemeinden halten die Vorstellungen des Generalplanes von 1977 für unzureichend und fordern ein umfassendes Konzept für den Schutz der gesamten Insel. Die Gemeinden auf Sylt sind - zusammengeschlossen im Landschaftszweckverband Sylt - bisher gemein- sam als Träger und Zuwendungsempfänger für die Küstenschutzmaßnahmen aufgetreten.

Nach mehrfachen Verhandlungen zwischen dem zuständigen Landwirt- schaftsministerium, dem Landschaftszweckverband und dem ALW Husum er- hielt letzteres den Auftrag, einen Fachplan Küstenschutz Sylt aufzu- stellen mit dem Ziel, eine Gesamtkonzeption für die zukünftigen Küstenschutzmaßnahmen auf Sylt zu liefern.

Dieser Fachplan soll

— Planungsgrundlage für alle Baumaßnahmen des Küstenschutzes sein,

— begleitende Untersuchungen vorschlagen, um die Wirkung und den Er- folg durchgeführter Maßnahmen erkennen zu können,

— weitere Untersuchungen aufzeigen, die notwendig sind, um die bestehenden Erkenntnisse zu vertiefen und um noch offene Einzelfra- gen zu beantworten,

— die Kriterien liefern, nach denen Anträge für Küstenschutzmaßnahmen von Privaten und Gemeinden beurteilt werden und nach denen über sie entschieden wird.

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Der Fachplan soll konkrete Maßnahmen für die nächsten 10 Jahre vor- schlagen und Planungsgrundlage für die nächsten 35 Jahre sein. Er muss die Vorstellungen der Sylter Gemeinden berücksichtigen und ist mit diesen abzustimmen. Der Fachplan ist fortzuschreiben, sobald die be- gleitenden Untersuchungen die Notwendigkeit dafür ergeben.

Der Fachplan ist entstanden unter der wissenschaftlichen Beratung der Herren

Prof. Dr.—Ing. Führböter und Dr.—Ing. Dette, Leichtweiß—Insti- tut der Technischen Universität Braunschweig

Prof. Dr. Köster, Geologisch—Paläontologisches Institut der Universität

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2. Entwicklung der Sylter Küsten ohne Eingriffe des Men- schen

Die Insel Sylt unterscheidet sich in Form, Aufbau und in ihrer Lage zur Hauptangriffsrichtung von Seegang und Brandung von fast allen an- deren aus Lockergesteinen aufgebauten Inseln an der niederländischen, deutschen und dänischen Nordseeküste.

Die west— und ostfriesischen Inseln sind Düneninseln, gebildet als Teil eines von West nach Ost gerichteten umfangreichen Sandtranspor- tes, wobei die Ausprägung der Einzelformen wesentlich von den Gezei- tenströmen bestimmt wird. Auf den Rückseiten dieser Inseln konnten kleinere Marschflächen entstehen.

Die dänischen Inseln Röm und Fanö sind durch Wellen, Strömung und Wind aufgeworfene Sandinseln mit breiten bzw. sehr breiten Sandstränden.

Die vor der schleswig—holsteinischen Westküste liegenden Nordseeinseln lassen sich nach ihrem geologischen Aufbau in zwei Gruppen einteilen. Die im südlichen Nordfriesischen Wattenmeer liegenden Inseln , Nordstrand und die Halligen sind ausschließlich aus holozänen Ablage- rungen aufgebaut und Überreste einer im Mittelalter durch Sturmfluten zerstörten Marsch.

Die drei nördlich liegenden Inseln Sylt, Föhr und Amrum dagegen haben einen Kern aus pleistozänen Ablagerungen, an denen sich im Holozän Strandhaken bzw. Marsch angelagert haben (Abbildung 1, HOFFMANN 23).

Die schleswig—holsteinischen und dänischen Inseln sind durch die Rich- tung des Küstenverlaufes und den davor liegenden ausgedehnten Seege- bieten mit großen Streichlängen und Wassertiefen dem Angriff der Wel- len stärker ausgesetzt als die west— und ostfriesischen Inseln. Als einzige dieser Inseln sind der am weitesten nach Westen vorgestreckten Insel Sylt keine schützenden Flachwassergebiete und breiten Strände vorgelagert. Nach Westen fällt der Inselsockel von Sylt verhältnis- mäßig steil ab und erreicht in rd. 2 km Uferabstand die NN-10 m Tie- fenlinie (Abbildung 2).

Die Entwicklung der Insel Sylt zu ihrer heutigen Gestalt begann, als der Meeresspiegel nach der letzten Eiszeit im Verlauf der Transgres- sion den am weitesten nach Westen reichenden Sylter Moränenrücken er- reichte. Der Rest dieses westlichsten pleistozänen Moränenrückens ist der heutige Geestkern von Wenningstedt—.

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Abbildung 1

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Abbildung 2

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Das Ansteigen des Meeresspiegels wurde überwiegend verursacht durch Abschmelzen von Gletschern und Polkappen infolge höherer Temperaturen.

Der Meeresspiegel stieg dabei nicht kontinuierlich an, sondern unter- schiedlich schnell (anfänglich um mehr als 150 cm und gegenwärtig um etwa 25 cm je Jahrhundert) und wahrscheinlich auch unterbrochen durch Zeiten niedrigerer Wasserstände (Abbildung 3).

Das vorrückende Meer erreichte den pleistozänen Geestkern vor etwa 8.000 Jahren an einer Linie, die wohl 8—10 km weiter westlich verlau- fen ist (Abbildung 4). Die durch die Brandung aufgearbeiteten Bodenmassen des Geestkerns wurden an diesem entlang nach Norden und Süden verfrachtet und begannen, an den Flanken des Geestkerns Neh- rungshaken zu bilden. Im Schutze dieser Nehrungshaken konnten an der Wattenseite Marschflächen entstehen. Gleichzeitig setzte die ständige Rückverlagerung des Westrandes unter der Wirkung der Brandung von West nach Ost ein.

Es muss offen bleiben, welche Zwischenformen die Insel im Wasser- standsverlauf dieser Veränderungen eingenommen hat. Es wird allgemein angenommen, dass die Rückverlagerung der Westküste in die heutige Lage und die Ausbildung der beiden Haken im Norden und Süden etwa die glei- che Zeit beansprucht haben. Denkbar ist jedoch auch, dass sich schon lange vor unserer Zeit eine Nord—Süd—Ausdehnung in der heutigen Länge herausbildete, eventuell unter Anlehnung an weitere - heute nicht mehr vorhandene – pleistozäne

Kerne im Norden und Süden, und dass sich dieses Gebilde dann insgesamt nach Osten verlagerte.

Stark wechselnde Klimaeinflüsse mögen auch dazu geführt haben, dass aus einer schon bald entstandenen langgestreckten Insel zwischendurch durch Zerstörung oder Abtrennung der Haken einmal oder mehrmals wieder eine abgerundete Inselform entstand, die hauptsächlich aus den Geest- kernen bestand.

Die heutige Südspitze der Insel ist (neben dem Ellenbogen) zweifellos einer der jüngsten Teile von Sylt. Neu entdeckte Kleischichten west- lich des Hörnumer Muscheltales lassen jedoch vermuten, dass ebenfalls schon in vorgeschichtlicher Zeit weiter im Westen eine Landzunge vor- handen gewesen ist, in deren Schutz sich Marsch bilden konnte, ohne dass eine Wattrinne wie das Hörnum—Tief die Sedimentation störte.

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Abbildung 3

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Abbildung 4

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Dünen konnten erst entstehen, als eine ausreichend große Menge Sand aus den Abbrüchen des Geestkerns aufbereitet worden war. Die Dünenbil- dung wurde durch ein Anhalten oder Sinken des Meeresspiegels be- günstigt, wenn dadurch breite Strände entstanden.

Unter den heutigen Verhältnissen wird bei starkem westlichem Wind Sand aus dem Strandbereich sogar bis in hohe Lagen des Roten Kliffs geweht.

Wann Sylt die ständige Verbindung zum Festland verlor, ist nicht fest- stellbar. Um 1150 wird Sylt urkundlich als Insel erwähnt. Aber noch um 1400 soll es einen Wattenweg von Sylt nach Hoyer gegeben haben. In der Folgezeit nahmen dann die Wassertiefen im nördlichen Sylter Watt wei- ter zu, als Folge des säkularen Meeresspiegelanstiegs und des Abtrags von Wattflächen. In diesen Jahrhunderten trugen dazu auch schwere Sturmfluten bei (z.B. 1300, Mandränke von 1362, November—Flut von 1436, Sturmflut von 1634).

In Nord—Süd—Richtung wächst die Insel zur Zeit nicht mehr. Am nörd- lichen Ende finden lediglich Umlagerungen statt, die allerdings be- achtlich sind. Die Südspitze hat sich noch in den durch Karten beleg- ten Zeiträumen verlängert:

1793- 1878 um 280 m (nach LAMPRECHT)

(MÜLLER/FISCHER: 500 m)

1878- 1928 um 400 m (HUNDT)

1870- 1952 um 290 m (LAMPRECHT).

Nach DOLEZAL, zitiert bei GRIPP, war die maximale Länge der Insel be- reits um 1930 erreicht, hielt sich bis ungefähr 1960 und begann danach leicht abzunehmen.

Die Entwicklung der Abbruchraten der Westküste von 1870 bis heute ist im Abschnitt 4.4.4 im einzelnen untersucht und das Ergebnis in Tabelle 3 zusammengefasst worden. Danach waren, mit Ausnahme des Nordberei- ches, in allen Küstenabschnitten die mittleren Abbruchraten von 1952 bis 1984 etwa doppelt so hoch wie von 1870 bis 1952. Das ist die Folge der im Abschnitt 4.2 beschriebenen Entwicklung des Sturmflutgesche- hens.

Als mittlere Abbruchrate für die Westküste zwischen dem Tetrapoden- querwerk Hörnum und dem Ellenbogendeckwerk in List ergaben sich rd. 0,90 m je Jahr von 1870 bis 1950 und rd. 1,50 m je Jahr von 1950 bis 1984.

Als Sonderfall ist im Abschnitt 4.4.5 die Entwicklung vor Hörnum und

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der Hörnum—Odde näher untersucht worden. An der rd. 2 km langen West- küste der Odde betrug die mittlere Abbruchrate der letzten 10 Jahre rd. 15 m je Jahr.

In den letzten 35 Jahren hat Sylt rd. 250 ha Inselfläche an der West- küste verloren; das entspricht einem Substanzverlust von etwa 50 Mio. m3.

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3. Entwicklung des Küstenschutzes

3.1. Westküste 3.1.1. Biotechnischer Küstenschutz Frühere Generationen verfügten noch nicht über die technischen Mög- lichkeiten von heute und beschränkten sich an den Sylter Brandungs- küsten als Reaktion auf die Angriffe der Nordsee auf ein bewegliches Verhalten: Sie pflegten und bepflanzten die Randdünen und verlegten ihren Wohnsitz nach Osten, wenn es erforderlich wurde.

Unter Graf Baudissin wurden seit 1865 zum Aufbau und Festhalten der Dünen erstmals von der Preußischen Verwaltung Buschzäune verwendet. Man begann mit der Schließung von Windrissen und legte am Fuß der Randdünen parallele Buschzäune an, die den Aufbau von Vordünen unter Ausnutzung des natürlichen Sandflugs bewirkten. Diese Vordünen sind ein erhebliches Verteidigungspotential zum Schutz der Randdünen in den jeweils folgenden Herbst— und Wintermonaten und müssen erst abgetragen werden, bevor die Wellen einer auflaufenden Sturmflut die Randdünen angreifen können.

Das Land Schleswig—Holstein hat die Aufgaben der Preußischen Verwal- tung übernommen und führt biotechnische Küstenschutzmaßnahmen regelmä- ßig im Regiebetrieb und zum Teil mit Firmeneinsatz durch. In günstigen Jahren werden heute entlang der Westküste Vordünen mit einem Volumen von bis zu 700 000 m3 aufgebaut, wofür nur ein relativ geringer Aufwand erforderlich ist.

Man muss sich darüber im Klaren sein, dass der zum Aufbau der Vordünen gefangene Sand dem Strand entzogen wird. Die Gesamtmaterialbilanz wird dadurch nicht verändert.

Die biotechnischen Küstenschutzmaßnahmen haben zusammen mit den Siche- rungsarbeiten der Gemeinden an den Binnendünen dazu geführt, dass der Transport von Sand durch Wind über die Insel zum Stillstand gekommen ist und die Dörfer nicht mehr gefährdet werden. Eine Ausnahme bilden die Lister Wanderdünen, die als Naturdenkmäler erhalten bleiben sol- len.

3.1.2. Buhnen Seit 1869 wurden an der Sylter Westküste Buhnen gebaut, um den Küsten- abbruch zu verhindern oder zumindest zu verzögern. Eine entscheidende Verminderung des Küstenrückganges ist durch Buhnen der unterschied- lichsten Bauformen nicht erreicht worden.

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Es können durchaus Anfangserfolge durch den Bau von Buhnen eintreten, die jedoch in der Folgezeit wieder verschwinden. Die Berechnungen, die für den Mittelteil von Sylt einen etwas verringerten Küstenabbruch ergeben, enthalten sämtlich einen oder mehrere der folgenden Fehler:

— betrachtete Zeiträume zu kurz

— allgemeine Küstenentwicklung nicht berücksichtigt

— besondere Wetterlagen nicht berücksichtigt

— verglichene Abschnitte zu unterschiedlich

— nur ein Teil des Strand—/Vorstrandprofils ausgewertet

— berechnete Unterschiede zu gering und deshalb nicht stichhaltig

— Wirkung auf Nachbarbereiche vernachlässigt

— Unsicherheiten in der Vermessung

Die Erosion der Sylter Westküste ist durch die Buhnen nicht messbar verringert worden. KRAATZ (45): "Bisher ist der Anlage von Buhnen auf Sylt ein echter Erfolg versagt geblieben." LAMPRECHT (43): "Ein fun- dierter Beweis der positiven Buhnenwirkung wird in keiner Arbeit ge- führt ... Der von Fischer durchgeführte Vergleich lässt keinen Nutzen der bisherigen Sylter Buhnen erkennen."

Dieses Ergebnis deckt sich mit den Aussagen von Kramer, Lorenzen und Magens, wonach eine positive Buhnenwirkung vor ausgesprochenen Bran- dungsküsten mit nur schwacher Tideströmung bisher in keinem Falle be- obachtet wurde.

Als Sonderfall von Buhnen ist die Kombination eines Quer— und Längs- werkes mit zusätzlichen Stummelbuhnen zu nennen, die vor Hörnum aus Tetrapoden aufgebaut wurden (Baujahr 1968, Abbildung 5 und Abbildung 9):

Das Querwerk (Tetrapodenbuhne) im Süden von Hörnum hat nur für etwa zehn Jahre die erwartete Wirkung gehabt, nämlich auf der Nordseite zum Schutz der Düne mit vorgelagertem Tetrapodenlängswerk eine Sandabla- gerung zu erzielen. Ob diese erhoffte Wirkung auch wünschenswert war, erscheint aus heutiger Sicht zweifelhaft. Sie lässt seit etwa 1979 of- fensichtlich nach: Der Strand wird auch in diesem Bereich schmaler, die Setzung des Längswerkes und der Rückgang der Randdüne schreiten nach Süden voran. Unter Setzung wird hier der Vorgang verstanden, dass bei schwerer Brandung der Sand unter dem Bauwerk fließfähig wird und die Tetrapoden einsinken.

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Abbildung 5

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Auf der Südseite des Querwerks sind infolge Lee—Erosion und wahr- scheinlich auch durch Änderung der Strömungsverhältnisse im Hörnum Tief außerordentlich starke Abbrüche ausgelöst worden, so dass es 1981 bei der bislang schwersten Sturmflut zu Wassereinbrüchen bei der Süd- siedlung kommen konnte. Die Errichtung des Querwerks hat die natür- liche Entwicklung des dortigen Küstenverlaufs entscheidend gestört und ein Vorwerk geschaffen, dessen Erhaltung einen steigenden Aufwand er- fordert.

Die Stummelbuhnen am Hörnumer Tetrapodenlängswerk haben nach den bis- herigen Untersuchungen in ihrer unmittelbaren Umgebung besonders starke Turbulenz erzeugt. Das scheint dazu geführt zu haben, dass von den Stummelbuhnen ausgehend besonders ausgeprägte Setzungen des Längs- werkes eingetreten sind.

3.1.3. Strandmauern und Deckwerke Zum Schutz der Randdüne und ihrer Bebauung wurden 1907 — 1954 vor Westerland Längswerke von insgesamt 3 km Länge in Form einer Strand- mauer und schräg geneigter Deckwerke errichtet (Abbildung 6 und Abbildung 7).

Alle diese Bauwerke zeigen die gleichen Nebenwirkungen, die auch von anderen befestigten Küstenabschnitten bekannt sind. Die Reflexion der Brandungswellen an den Schutzbauwerken, mehr oder weniger stark je nach Neigung des Bauwerkes, führt zu einer vermehrten Turbulenz und damit zu einer Fußerosion vor dem Bauwerk; an den Enden der befestig- ten Strecken tritt Lee—Erosion auf, die die Schäden dann verstärkt auf die benachbarten Küstenabschnitte ableitet.

Da die Sylter Westküste eine Erosionsküste ist und die Bauwerke in ihrem Bereich die Zufuhr von Abbruchmaterial aus der Inselsubstanz oberhalb MThw in den Küstenlängstransport unterbinden, werden der Vor- strand und der Strand immer stärker ausgeräumt und die Standsicherheit der Bauwerke am Fuß immer mehr gefährdet.

Die Erfahrung insbesondere mit den Längswerken vor Westerland hat ge- zeigt, dass solche Bauwerke einen erheblichen Aufwand an Sicherungsar- beiten erfordern; dazu gehören z.B. die Fußvorlagen vor der Ufermauer Westerland (Abbildung 8). Es mussten bis 1970 immer wieder neue Fußvorlagen angelegt werden, um die Ufermauer vor einer Unterspülung zu schützen.

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Abbildung 6

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Abbildung 7

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Abbildung 8

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Ebenfalls dem Schutz der Randdüne sollen die Tetrapodenlängswerke in Westerland (1962/63) und Hörnum (1968) dienen (Abbildung 9). Die Tetrapoden im Westerländer Bereich wurden auf einer stabilen Unterlage verlegt oder sogar mit ihr vergossen. Die Tetrapoden haben deshalb und wegen der bisherigen Sandvorspülungen ihre Höhenlage und damit die an- fängliche Wirkung behalten. (Ausnahme: Die nördlichsten 50 m vor dem Bioklimatischen Institut waren direkt auf den Sand gesetzt worden. Sie sackten in der Sturmflut vom Januar 1968 um max. 2,5 m direkt neben der Steinasphalt—Fußsicherung ab: die Setzungen nahmen bis auf 0,4 m zum Nordende hin ab).

Im Bereich Hörnum hingegen dienten nur sandgefüllte Nylonmatten als Unterlage für die Tetrapoden. Die Erosion am Fuß der Tetrapodenlängs- werke gefährdet wegen der beweglichen Bauweise kaum die Standsicher- heit. Aber die Unterlage sinkt mit den Tetrapoden immer tiefer in den Strand ein und entsprechend nimmt die Wirkung ab.

Außerdem können auch stark durchlässige Tetrapodenlängswerke die Re- flexion von Wellen nicht ganz unterbinden, so dass eine zusätzliche Belastung des Strandes hinsichtlich der Ausräumung nicht verhindert werden kann.

An der Westseite des Ellenbogens wurde 1938 ein Basaltdeckwerk errich- tet (Abbildung 7). Der ursprünglich geplante zusätzliche Bau von Buh- nen zum Fernhalten der Strömung unterblieb. Der südliche Teil des Deckwerks wird seit 1946 von einer Schadenstelle ausgehend, von Süden nach Norden fortschreitend zerstört, während der nördliche Teil zur Zeit noch durch Sandablagerungen geschützt ist.

3.1.4. Sandvorspülungen Die Erprobung einer für Sylt neuen Küstenschutzmethode bedeuteten die beiden Sandvorspülungen 1972 und 1978 vor Westerland. Sie dienten dazu, den durch Seegang und Gezeiten vor den Längswerken verlorenge- gangenen Sand durch vorgespülten Sand möglichst gleicher oder gröberer Körnung zu ersetzen (Methode des Materialersatzes). Die bisherigen Auswertungen der Untersuchungen zu Sandvorspülungen zeigen vor allem dreierlei:

— der erwünschte Schutz für die Küstenschutzbauwerke stellte sich ein, und zwar für den erwarteten Zeitraum von mehr als 5 Jahren,

— das Küstenprofil reicherte sich mit Sand aus der Vorspülung bis zu einer Tiefe von etwa NN-5 m an,

— die an die zu schützenden Bauwerke anschließenden Uferabschnitte profitieren infolge Küstenlängstransport von der Sandvorspülung.

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Abbildung 9

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Die letzten Untersuchungsergebnisse nach der Sandvorspülung von 1978 lassen eine Verlagerung von Sand auch in tiefere Bereiche des Vor- strandes vermuten (vgl. Abbildung 10). Diese nachträgliche natürliche Umlagerung im Strandprofil scheint beim Auftreten von schweren Sturm- fluten besonders ausgeprägt zu sein (wie 1976 und 1981). Im Unter- suchungszeitraum 1978-1982 zeigen jedenfalls die Tiefen von NN-6,00 m bis NN-8,00 m eine insgesamt ausgeglichene Bilanz (vgl. Abbildung 10 und Abbildung 11a—c). Dies würde bedeuten, dass die künstliche Anreicherung der Strand— und Vorstrandbereiche oberhalb NN—5,00 m auch zu einem Ersatz von verdriftetem Material in Tiefen unterhalb NN— 5,00 m führen kann. Es ist jedoch zu betonen, dass Vergleichszeitspan- nen von weniger als 10 Jahren zur Bestimmung von Tendenzen nicht aus- reichen. Wiederholungsmessungen in kurzen Abständen lassen z.T. erheb- liche örtliche und zeitliche Schwankungen in der Topographie des Vor- strandes erkennen, die bei einer Interpretation für lange Fristen zu falschen Schlüssen führen können.

Die Entwicklung der jährlichen Abbruchmengen vor den Westerländer Uferschutzanlagen ist in Abschnitt 4.4.6 beschrieben.

Nach 1982 sind weitere Sandvorspülungen vor Hörnum und Rantum sowie die dritte Sandvorspülung vor Westerland durchgeführt worden (vgl. 5.2.3).

3.2. Niederungsküsten Das tiefliegende Kulturland im Osten der Insel geriet durch die stei- genden Wasserstände zunehmend in Gefahr, überflutet zu werden. Im Mit- telalter begann der Mensch hier, wie an anderen Küsten der Nordsee, mit dem Bau von Deichen. Wegen der technischen Unzulänglichkeiten wur- den die mittelalterlichen Deiche jedoch vom Meer zerstört, Priele bil- deten sich aus, und die Südermarsch geriet immer mehr in den Bereich der Gezeiten. Diese Entwicklung kam erst 1937 durch den Bau des Nösse- deiches zum Stehen.

Gegenüber den starken Abbrüchen auf der Westseite der Insel hat sich der höherliegende Teil der Ostküste nur langsam verändert. Mül- ler/Fischer (50) vergleicht hierfür die Vermessungen von 1793 und 1878 und stellt nennenswerte Abbrüche südlich von Archsum und zunächst an der Küstenstrecke nördlich zwischen Morsum und Keitum fest. Hier setzt dann aber seit 1800 Sedimentation ein; es bildet sich der sogenannte Anwachs.

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Abbildung 10

Abbildung 11a

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Abbildung 11b

Abbildung 11c

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Wegen der Unklarheit darüber, welche Uferlinie bei den früheren Ver- messungen aufgenommen wurde, ist allerdings erst ab 1878 ein zuverläs- siger Vergleich möglich. Lamprecht (44) gibt für den Zeitraum 1878— 1955 einen Abbruch von insgesamt rd. 1,50 m für die Strecke zwischen Kampen—Ost und Nössedeich an. Schwerpunkte des Abbruchs sind die Be- reiche zwischen Kampen und , am Anwachs vor Keitum, vor Morsum und teilweise an der Südküste der Nössehalbinsel. Die Abbrüche betra- gen hier 0,2 bis 0,5 m je Jahr, teilweise noch etwas mehr.

Die an den Niederungsküsten von Sylt durchgeführten Küstenschutzmaß- nahmen entsprechen denen an den übrigen Küsten von Nordfriesland und haben sich bewährt.

3.3. Sandige Küsten an der Wattenseite Schutzwerke an den sandigen Küsten auf der Wattenseite befinden sich in

— List: — Mövenbergdeich (teils Deich und teils Deckwerk zum Schutz der Randdüne seit 1935/36)

— Deckwerk südlich des Hafens (seit 1935/36)

— Hörnum: — Schirmdeich südlich des Hafens (seit 1936/38)

— Betonpfahl— und Stahlspundwandbuhnen Ostseite Hörnum—Odde (seit 1936 und 1938).

Die Deckwerke haben zwar in der gewünschten Weise den Inselrand ge- schützt. Ihre Standsicherheit ist jedoch durch die fortschreitende Erosion des Seegrundes an ihrem Fuß und durch die Erosion der seitlich anschließenden ungeschützten Strecken gefährdet.

Die Spundwandbuhnen an der Hörnum—Odde sollten den Angriff des Ebbe- stroms im Hörnum—Tief von der Küste fernhalten. Dies ist bis jetzt weitgehend gelungen; größere Abbrüche lassen sich aus den vorliegenden Unterlagen nicht erkennen. Einzelne Buhnen haben jedoch den Anschluss an die Düne oder den hohen Strand verloren und werden bei höheren Was- serständen auf der Landseite umströmt.

Zum Schutz der Ostspitze des Ellenbogens gegen die Strömungsangriffe des Lister Tiefs wurden vor etwa 50 Jahren 19 Stahlbuhnen angelegt. Sie sind größtenteils noch erhalten und zum Teil eingesandet. An der Wattenküste des Ellenbogens werden zur Zeit keine nennenswerten Sub- stanzverluste festgestellt. Dies gilt auch für seine Nordküste.

Zu erwähnen ist an dieser Stelle der , der in den drei- ßiger Jahren auf der topographischen Wattwasserscheide zwischen Hör-

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numer Tief und Lister Tief angelegt wurde. Der Hindenburgdamm wirkt als Sicherungsdamm, vergleichbar den Dämmen zu den Nordfriesischen In- seln und Halligen, indem er nachteilige Umströmungen östlich von Sylt verhindert. Für den östlichen Teil der Nössehalbinsel bildet der Hin- denburgdamm das Rückgrat der dort zum Schutz des Dammes und der Küste laufenden Vorlandarbeiten. Der nach Westerland weiterführende Bahndamm schützt den Nössekoog in der Senke zwischen Keitum und Morsum gegen Überflutungen von Norden.

Im übrigen haben alle Auswertungen gezeigt, dass, wie auch zu erwar- ten, das Abbruchgeschehen an der Westküste nicht durch den Hindenburg- damm beeinflusst wird.

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4. Planungsgrundlagen

Die heutige Gestalt der Insel ist das Ergebnis der Wechselwirkung zwi- schen den angreifenden Kräften und der Landmasse der Insel. Die an- greifenden Kräfte sind vor allem Seegang, Gezeiten und Wind (Seegang: angreifende Wellen und den durch sie hervorgerufenen wellenerzeugten Orbital— und Brandungsströmungen; Gezeiten: Einfluss der Tide im Hin- blick auf wechselnde Tidewasserstände und Tideströmung; Wind: Windstau schwerer Sturmfluten bei Starkwind— und Orkanwetterlagen, Dünen— und Vordünenbildung durch Sandtransport). Hinzu kommen seit gut hundert Jahren die Maßnahmen der Menschen, die darauf zielen, den Substanzver- lust der Insel zu unterbinden.

Sylt ist dem Seegang wesentlich stärker ausgesetzt als alle anderen deutschen Nordseeinseln mit Ausnahme von Helgoland. Die dabei ausge- tauschten Energiemengen sind außerordentlich groß (durchschnittliche Jahresenergiemenge allein des Seegangs der auf die Sylter Küsten trifft: 5,6 x 1O9 kWh/a als potentielle Energie; zum Vergleich: 1982 verkauften die Hamburger E—Werke an Fernwärme 4,6 x 1O9 kWh/a und an elektrischem Strom 12,8 x 109 kWh/a) (vgl. Abbildung 12). Gegenüber diesen Kräften nehmen sich die Möglichkeiten von Küstenschutzmaßnahmen bescheiden aus. Tatsächlich ist die Wirkung solcher Maßnahmen bisher örtlich oder zeitlich stets sehr begrenzt geblieben.

Die für die Küstenentwicklung wichtigen Belastungsgrößen des Meeres sind Wasserstand, Seegang, Strömung und Wind.

4.1. Wasserstände Exakte Wasserstandsmessungen werden seit 1835 (Pegel Westerland, im Rahmen des Messprogramms von Whewell), wenn auch zunächst kurzzeitig und mit Unterbrechungen, durchgeführt. Ihre Auswertung und die zahl- reicher anderer Pegel ergibt einen säkularen Wasserspiegelanstieg seit der Jahrhundertwende von 20 bis 30 cm/100 J., der überwiegend aus dem Ansteigen des Meeresspiegels infolge Schmelzens polarer u.a. Eismassen herrührt. Da heute allgemein damit gerechnet wird, dass durch großkli- matische Veränderungen oder Schwankungen die Eismassen der Erde weiter zurückgehen werden, ist ein stärkerer Anstieg des Meeresspiegels in den nächsten Jahrzehnten durchaus denkbar.

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Abbildung 12

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Für die Pegel List und Hörnum sind für die Jahresreihe 1971/80 fol- gende mittlere Tidewasserstände ermittelt worden (Abbildung 13):

Pegel List Pegel Hörnum

MSpTnw = NN-1,14 m NN-1,44 m (1976/80)

MTnw = NN-1,02 m NN-1,11 m

MThw = NN+0,73 m NN+0,87 m

MSpThw = NN+0,82 m NN+0,96 m (1976/80)

Der mittlere Tidehub an den Sylter Küsten liegt zwischen 1,8 m und 2,0 m.

Örtlich begrenzte Wasserstandserhöhungen sind durch den Bau des Hin- denburgdammes eingetreten. Sie betragen nach anfänglichen höheren Wer- ten für das MThw 17 cm in Morsum Süd und nehmen bis Hörnum auf etwa 5 cm ab. Die Sturmflutwasserstände erhöhten sich im Mittel um 25 cm (Morsum Süd) bis 0 cm (Hörnum) (DREBES, 8). Verglichen wurden Pegelda- ten aus der Zeit von 1920 bis 1938: Dammbau 1925-1927. (Noch längere Datenreihen wären nicht mehr vergleichbar, da langfristige und groß- räumige Wasserstandsveränderungen, z. B. aus meteorologischen oder morphologischen Ursachen, den Einfluss des Dammes verdecken würden.)

Bei Stürmen aus westlichen Richtungen können die mittleren Wasser- stände weit überschritten werden. Die höchsten bisher gemessenen Was- serstände an den Pegeln List und Hörnum wurden mit NN+4,04 m bzw. NN+4,05 m während der Sturmflut vom 24.11.1981 registriert (Tabelle 1).

Für Planungsaufgaben im Küstenschutz ist für die einzelnen Küstenab- schnitte der Bemessungswasserstand festgelegt worden, der aus Erfah- rungen und statistischen Überlegungen als der Höchstwasserstand anzu- sehen ist (Generalplan, 33).

Der Bemessungswasserstand beträgt für

Mövenbergdeich: NN+4,30 m Nössekoog: NN+4,70 m

Hörnum—Ost: NN+4,50 m Westküste: NN+4,50 m

Rantumdamm: NN+4,60 m

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Abbildung 13

Tabelle 1

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4.2. Sturmflutgeschehen Die Häufigkeit extremer Sturmfluten hat in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. Eine Gegenüberstellung der Wasserstandshäufigkeit zweier Zeiträume 1941-1961 und 1962—1982 am Pegel List zeigt eine deutliche Zunahme von höheren Wasserständen oberhalb PN+700 cm (rd. 1,20 m über MThw) im zweiten Zeitraum (Abbildung 14).

Für die Schadensauswirkung einer Sturmflut auf Küstenabschnitte ist aber nicht allein die Höhe des eingetretenen Sturmflutscheitelwasser- standes maßgebend, sondern auch die Verweilzeit, während der sich der Wasserstand um diesen Scheitelwert aufgehalten hat. Die Entwicklung der Sturmflutaktivitäten darf daher nicht nur von den Scheitelwasser- ständen her, sondern muss auch im Zusammenhang mit den Verweilzeiten gesehen werden als den Zeiten, in denen sich ein Sturmflutwasserstand innerhalb eines bestimmten Höhenbereiches oder oberhalb eines bestimm- ten Horizontes aufhält.

Auf Abbildung 15 sind die Verweilzeiten der Sturmfluten am Pegel List/Sylt vom Jahre 1900 an oberhalb der Horizonte PN+700 cm, 750 cm und 800 cm ausgewertet; das entspricht etwa Wasserständen von MThw+1 m, 1,5 m und 2 m. Sowohl für die mittleren Sturmfluten (PN+700 cm bis PN+750 cm) als auch für die Extremsturmfluten (PN>800 cm) geht aus Abbildung 15 die Zunahme der Sturmflutaktivität ab etwa 1950 hervor.

In Tabelle 2 ist die Anzahl der Jahre, in denen die Wasserstände PN+700 cm, 750 cm und 800 cm in Verbindung mit vorgegebenen stündli- chen Verweilzeiten vor und nach 1950 überschritten wurden dargestellt.

Werden nur die Sturmflutwasserstände bis PN+750 cm betrachtet, so er- geben die Verweilzeiten für die nur rd. 35 Jahre nach 1950 eine rd. 5- fache Sturmflutaktivität gegenüber den 50 Jahren vor 1950. Wird das Sturmflutgeschehen der Jahre 1950/1983 auf ebenfalls 50 Jahre bis zum Jahr 2000 linear extrapoliert, so ergibt sich sogar — bei gleicher Ge- wichtung — eine rd. 8- bis 10-fache Verstärkung des Sturmflutgesche- hens. Aber auch bei den Extremsturmfluten (PN>+800 cm) ist eine 3- bis 4-fache Zunahme der Verweilzeiten nach 1950 gegenüber der Zeit von 1900 bis 1950 festzustellen (Abbildung 15 und Tabelle 2).

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Abbildung 14

Abbildung 15

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Tabelle 2

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Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass sich das Sturmflutge- schehen in den letzten Jahrzehnten in bedenklicher Weise verstärkt hat. Zunehmende Uferabbrüche — wie auch auf Sylt — sind daher nur eine sehr natürliche Folge physikalischer Vorgänge, die am Ende ihre Ur- sache in unbekannten langfristigen meteorologischen Entwicklungen ha- ben.

Wie diese Entwicklung in der Zukunft — und damit sollen zunächst nur die kommenden 3 bis 4 Jahrzehnte gemeint sein —weitergehen wird, kann nicht vorausgesagt werden, weil die Frage nach der künftigen Entwick- lung der Weltklimalagen nicht beantwortet werden kann. Grundsätzlich bestehen die drei Möglichkeiten nach Abbildung 16; der gegenwärtige Stand des Datenmaterials (Sommer 1984) lässt eine Entwicklung nach Abbildung 16 a oder gar Abbildung 16 c leider eher möglich als die nach Abbildung 16 b erscheinen (FÜHRBÖTER, 14).

4.3. Tideströmungen und Wassertransporte Über Veränderungen im Strömungsregime um die Insel Sylt ist weit weni- ger bekannt als über die Wasserstände. Hervorzuheben sind die Verhält- nisse an den Inselenden, da hier die formenden Kräfte der Gezeiten- strömungen die der anderen Einflüsse, insgesamt über einen längeren Zeitraum betrachtet, deutlich überwiegen.

Im Norden treten die größten Tiefen östlich und nördlich der Ellenbo- genspitze mit NN-35 bis -40 m auf. Hier hat HUNDT (26, 48) auch die größte Strömungsgeschwindigkeit gemessen (lotrecht gemittelte Werte): Flut max. 1,4 m/s, Ebbe max. 1,0 m/s. Diesen stehen jedoch die Ge- schwindigkeiten an einer besonders flachen Stelle, zwischen Landtief und Lister Außen-Tief (Landtiefbarre vor dem Ostindienfahrerhuk) nicht nach: Flut max. 1,4 m/s, Ebbe max. 1,5 m/s. Die wesentliche Änderungs- tendenz besteht nach HUNDT in einer Verschwenkung des Landtiefs im Uhrzeigersinn um sein nördliches Ende, im Zusammenhang mit der gleich- sinnigen Schwenkung des Außentiefs.

Auch am Südende der Insel treten sehr große Tiefen mit hohen Strö- mungsgeschwindigkeiten auf: Größte Tiefe unmittelbar südöstlich der Hörnum—Odde NN-42 m (KÖSTER, 30). Dort wurden erstmals von SCHUMACHER (60) (1923) Strömungsgeschwindigkeiten gemessen: Flut max. 1,6 m/s, Ebbe max. 1,1 m/s. KNOPs Messungen (28) (1958) ergaben: Flut max. 1,8 m/s, Ebbe max. 1,7 m/s. Es sind bei ihm die höchsten, im gesamten Untersuchungsgebiet (Hörnum—Tief, Vortrapptief, Westküste Hörnum) für mittlere Tide überhaupt gemessenen Strömungsgeschwindigkeiten.

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Abbildung 16

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Ursachen für die Unterschiede zu SCHUMACHER können sein: meteorologi- sche, hydrologische, morphologische Einflüsse, besonders gerätetech- nische Verschiedenheiten, Messtiefe usw.

KNOP vergleicht auch die mittleren Strömungsgeschwindigkeiten bei Flut und Ebbe miteinander und findet einen überwiegend seewärts gerichteten Strom in der Rinne querab Hörnum—Odde. Zum gleichen Ergebnis gelangt RAMMING (56) im numerischen Modell (s.u.) bei vertikal gemittelten Strömungsgeschwindigkeiten einer mittleren Gezeit durch die Bestimmung der mittleren Geschwindigkeit.

Mit der heute erreichten Länge der Südspitze wird das Hörnum—Tief in seinem Verlauf stark eingeschnürt, was wahrscheinlich zu den hohen Strömungsgeschwindigkeiten führt (ähnlich wie im Lister Außentief). Ein weiteres Längenwachstum der Insel in südlicher Richtung ist nicht mehr zu erwarten.

RAMMING hat in seinem numerischen Modell eine weitere Analogie zur Si- tuation am Ellenbogen festgestellt: Die südwestlich der Hörnum—Odde vorgelagerten Sände, vor allem der Theeknobs, werden wie die Landtief- barre mit sehr hohen Geschwindigkeiten überströmt, die die Geschwin- digkeiten im Hörnumtief sogar beträchtlich übersteigen (um schätzungs- weise 50 %)‚ und zwar in beiden Tidephasen. Ebenso hohe Geschwindig- keiten hat er für die Strömung aus dem Amrumtief ins Hörnumtief bei Einsetzen der Ebbe errechnet (Abbildung 17a und b).

Die größten Wassertransporte gehen nach den Ergebnissen des numeri- schen Modells jedoch eindeutig durch das Hörnumtief; in wesentlichem Umfang an der Füllung und Entleerung des Flutraumes ist nur noch die Theeknobsrinne beteiligt. Das Hörnumloch fördert nur in den ersten 2 h nach Einsetzen des Ebbestroms an der Odde nennenswerte Mengen, und zwar um die Odde herum nach Norden. Die Transportleistung des Amrum- tiefs ist im Vergleich mit den anderen Rinnen verschwindend gering.

Das numerische Modell weist außerdem, zunächst nur qualitativ, den Übertritt beträchtlicher Wassermengen aus dem Flutraum der Norderaue über die Föhrer Schulter hinweg in den Flutraum des Hörnumtiefs aus. Die Föhrer Schulter wird danach während etwa 2 h nach Thw von Süd nach Nordwest überströmt. Die Größe dieser Wassermenge war von PFEIFFER (55) auf 60x106 m3 berechnet worden. Die durch das Hörnumtief ab- fließende Wassermenge betrug seinerzeit 480x106 m3, das heißt (60/480)x100 = rd. 15 % des abfließenden Wassers sind zwischen Föhr und Festland zugeströmt.

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Abbildung 17a

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Abbildung 17b

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Durch den Bau des Hindenburgdammes hat sich die gesamte in das Tide- becken des Hörnumtiefs zufließende Menge von 548 auf 540x106 m3 verrin- gert (PFEIFFER, DREBES). Diese Menge muss jetzt vollständig durch das Hörnumtief und in die Norderaue abgeführt werden.

Der Abfluss in die Norderaue lag vor dem Bau bei 40x106 m3, die jetzige Größe ist nicht bekannt. Nimmt man näherungsweise die damalige Menge von 40x106 m3 an, so mussten jetzt 500x106 m3, d.h. 4 % mehr als früher durch das Hörnumtief abgeführt werden. Das bedeutet eine geringe Erhö- hung der Ebbestromgeschwindigkeit im Hörnumtief.

Eine weitere Erhöhung, deren Größe bislang aber auch nicht angenähert bekannt ist, dürfte durch die Vertiefung der Föhrer Schulter und damit durch die Erhöhung der dort von Süd nach Nordwest übertretenden Was- sermengen entstehen. Tatsächlich weisen örtliche Beobachtungen darauf hin, dass sich die Wattrinnen nördlich des Föhrer Ley vertiefen, dass also, ähnlich wie am Ostrand des Pellwormer Wattsockels, die Tendenz zu einer Zunahme der Umströmung besteht.

Von Einfluss auf die Entwicklung der Rinnen und der Strömungsgeschwin- digkeiten ist auch der Tidehub, der sich in der letzten Zeit erhöht (Abbildung 18). Nähere Aufschlüsse hierzu werden von einer vor dem Ab- schluss stehenden wissenschaftlichen Arbeit erwartet.

4.4. Westküste 4.4.1. Grundriss Die Westküste Sylts besteht im Grundriss heute aus zwei fast geraden Abschnitten, die etwa in der Inselmitte einen Knick bilden. Diese Li- nienführung scheint zunächst durch die Form des ursprünglichen Morä- nenrückens (Abbildung 4) vorgezeichnet und dann bei der Bildung der Haken stabilisiert worden zu sein. Noch bis vor 200 Jahren waren die südliche und die nördliche Westküste schwach konkav geformt (vgl. Anlage 2). Möglicherweise herrschte in den vorangegangenen Jahrhunder- ten an den Enden ausreichende Sandzufuhr, weil ein anderes Verhältnis zwischen der Wirkung der Tideströmungen (vor allem des Ebbestroms aus dem Watt) und des Seegangs bestand. Seit etwa 1800 wurden dann die beiden Abschnitte der Westküste begradigt. Die Ursache hierfür muss eine Veränderung des Kräftespiels gewesen sein: Seegang und Brandungs- strömung wurden stärker oder der Tidestrom geringer, oder beides zu- sammen. Jedenfalls schufen besonders starke Abbrüche die heutige ge- rade Flucht.

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Abbildung 18

4.4.2. Querschnitt Im Querschnitt weist der Mittelteil der Westküste ein Standardprofil auf, das aus Strand, Rinne, Riff und Riffhang bis zum Seegrund besteht (Abbildung 19). Dieses Profil ist ein dynamisches Gleichgewichtspro- fil, das durch die Wirkung der erodierenden Kräfte unter Wahrung sei- ner Form nach Osten wandert. An den anderen Abschnitten der Westküste ist dieses Profil weniger ausgeprägt, was auch von den hydrologischen Bedingungen abhängt. So scheint sich vor dem Roten Kliff nach größeren Sturmfluten das Riff zunächst deutlicher auszuprägen, um sich dann wieder zurückzubilden oder in Richtung Strand zu verlagern.

Die Strandneigung wird häufig als sogenanntes Sommerprofil mit im Durchschnitt 1:15 bis 1:17 angegeben. Dies ist nur als Mittelwert zu verstehen. Da der Strand aber Teil des dynamischen Gleichgewichtspro- fils ist, ändert sich seine Neigung ständig unterschiedlich, insbeson- dere bei Sturmfluten mit Strandneigungen von 1:40 bis 1:50. Die natür- lichen Kräfte schaffen sich "ihren" Strand immer wieder selbst, und zwar innerhalb kurzer Zeit nach einem Ereignis, da er aus rolligem Ma- terial besteht.

Die Strandneigung hängt im Wesentlichen ab

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— vom Seegang: Größe und Richtung (auflandiger oder ablandiger Wind)

— vom Wasserstand (nasser oder trockener Strand)

— von der Strömung

— von der Korngrößenverteilung und ist ein wesentlicher Faktor für die Art der Energieabgabe der Wel- len. Ein zu steiler Strand fördert die Ausbildung von Sturzbrechern und konzentriert damit die Strandbrandungszone auf einen schmaleren Streifen. Jedoch stellt sich die zum herrschenden Seegang gehörende Strandneigung schon nach wenigen Stunden wieder ein; sie kann also nicht vom Menschen vorgegeben werden. Bei Sandvorspülungen allerdings kann durch die Wahl der Korngrößenverteilung versucht werden, günstige Verhältnisse zu schaffen. Schwierigkeiten bereitet dabei ein Wider- spruch: Feines Material fördert die für eine verteilte Energieabgabe günstige flache Strandneigung; grobes Material verringert die Verluste durch die Küstenlängsdrift.

In der an den Strand sich anschließenden Rinne findet ein wesentlicher Teil der Erosion des Inselsockels statt. Der Boden der Rinne trägt meist nur eine geringe oder gar keine Bedeckung mit marinem Sand, so dass der ursprüngliche Untergrund unmittelbaren Kontakt mit dem Meer hat. Von Westerland—Süd bis Puan Klent besteht das Liegende des See- sandes aus Geschiebelehm, der der Erosion einen gewissen Wiederstand entgegensetzt. In den übrigen Gebieten steht jedoch Kaolinsand an, der leicht abgetragen werden kann.

Ein wichtiger Bestandteil des Standardprofils ist das Riff. Das Riff ist ein auf dem ursprünglichen Inselsockel aufgelagerter Transportkör- per, dessen Form und Lage sich in gewissen Grenzen in Abhängigkeit vom jeweiligen Seegang ändern (vgl. Abbildung 19). Der seeseitige Riffhang geht unterhalb NN—5 bis —6 m in den wesentlich flacher nach Westen ab- fallenden Seegrund über. Das Riff wirkt als Wellenfilter und hält hohe Wellen vom Strand fern. Allerdings hängt die wellenfilternde Wirkung vom jeweiligen Wasserstand ab und setzt erst nachhaltig ein, wenn die Wellenhöhe etwa gleich der halben Wassertiefe über dem Riffkamm oder größer ist (FÜHRBÖTER, 10).

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Abbildung 19

Die Rolle des Riffs als natürlicher Schutz für den Strand ist schon früh beobachtet worden z.B. 1821, bei MÜLLER/FISCHER (50) und auch im Luftbild am Verlauf der Strandlinie deutlich zu erkennen (Anlage 5): Im Bereich von Lücken im Riff ist allgemein der Strand schmaler als in den angrenzenden Bereichen, wo ein Riffkörper vorgelagert ist. Es be- steht also ein großes Interesse daran, das Riff in gutem Zustand mit möglichst hoch liegendem Kamm zu erhalten.

4.4.3. Mechanik des Strand— und Kliffabbruchs Allen Abbruchküsten ist gemeinsam, dass sich Strand und Kliff - ob es sich um eine Dünenküste aus strandeigenem Material oder um eine Steil- uferküste aus strandfremdem Material handelt -in Form eines im lang- zeitigen Mittel stabilen Gesamtprofiles allmählich landwärts verla- gern. Als Kliff soll hierbei allgemein entweder der seeseitige Hang der im Abbruch befindlichen Düne oder des entsprechenden Steilufers (vom Fuß bis zur Abbruchkante) verstanden werden. Hier ist die Ab- bruchkante am einfachsten zu definieren; es ist diejenige Linie, wo die bisherige Oberfläche in den Kliffhang übergeht. Der Fuß einer Düne oder eines Steilufers ist dagegen schwieriger festzulegen; es könnte hier der Schnittpunkt der (mittleren) Neigung des trockenen Strandes oberhalb des MThw und der (mittleren) Neigung des Kliffes gewählt wer- den; in der Praxis ist aber dieser Schnittpunkt nicht immer eindeutig

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erfassbar.

Die Entwicklung eines Strandes in Abhängigkeit von den angreifenden Kräften ist auf Abbildung 20 in allgemeiner Form schematisch (nach FÜHRBÖTER, 15) dargestellt. Die Abbildung 20 zeigt den nassen Strand mit der Wasserwechselzone zwischen den Höhen des MSpTnw und MSpThw; darüber liegt der sog. trockene Strand, der nur bei erhöhten Wasser- ständen (Wind— und Sturmfluten) vom Wellenauflauf und von Brandungs- strömungen erreicht wird. Daran schließt sich der Dünen— bzw. Klifffuß an, dessen Höhenlage für jeden Strand eine kennzeichnende Größe für den Strandzustand im Zusammenhang mit dem vorherrschenden Wellenan- griff ist. Die Abbruchkante gibt schließlich die Grenze an, bis zu der das Abbruchgeschehen vorgedrungen ist. Dem Strandprofil ist auf Abbildung 20 eine mittlere Wasserstandsdauerlinie gegenübergestellt, die zu den einzelnen Höhenlagen angibt, wie viele Stunden im Jahr (oder in % eines größeren Zeitraumes) diese unter dem Ruhewasserspie- gel liegen und damit von Wellen und wellenerzeugter Strömungen (Orbi- tal— und Brandungsströmungen) mit ihren entsprechenden Turbulenzen und den damit verbundenen Materialverfrachtungen betroffen werden können.

Es hängt jetzt ganz von der Höhenlage des Klifffußes und auch von der Breite und Höhe des vorgelagerten Strandes ab, wann es durch Wellenan- griff zum Kliffabbruch kommt.

Der Abbruch eines Kliffes kann — unter Berücksichtigung der boden- mechanischen Eigenschaften des Kliffmaterials sowie unter Kenntnis der Angriffskräfte (Wellenhöhe, —steilheit und -angriffsrichtung) - weit- gehend vorausgesagt werden, wenn diese Einflussgrößen bekannt sind (vgl. z.B. Vellinga 1982).

Für Abbruchküsten wie die von Sylt ist es aber so, dass gerade diese Wellenparameter so stark von den Strand— und Vorstrandverhältnissen abhängen, dass hier keine exakte Voraussage möglich ist, zu welchen Wellenparametern — und damit auch zu den entsprechenden Sturmflutwas- serständen — bestimmte Abbruchraten (z.B. in Abhängigkeit von Wasser- stand, Verweilzeiten und Wellenhöhen) gehören.

Auf Sylt sieht es so aus, dass die Strandhöhen erheblichen zeitlichen Veränderungen unterworfen sind, die auch in bestimmter Beziehung zu den (ebenfalls zeitlichen Veränderungen unterworfenen) Entwicklungen des Riffes stehen. Kurzfristige Änderungen im Seegangsklima können Strandhöhenveränderungen in Meterhöhe bewirken.

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Abbildung 20

Im Gegensatz zu den Strandveränderungen, die kurzzeitig gesehen posi- tiv oder negativ verlaufen und nur im langjährigen Trend bei einem Erosionsstrand eine negative Resultierende aufweisen, sind die Verän- derungen an einem Kliff — ob als Dünenabbruchkante oder als Steilufer aus strandfremden Material — an einer Erosionsküste im allgemeinen nur negativer Art und dadurch besonders gekennzeichnet, dass sie als Dis- kontinuitäten bei bestimmten Sturmflutereignissen plötzlich in Er- scheinung treten, während die Kontinuität der negativen Strandentwick- lung durch die dauernden kurzfristigen Veränderungen verdeckt wird. Dies ist auf Abbildung 21 schematisch dargestellt (FÜHRBÖTER, 15). Als stellvertretend für den Strandzustand ist hier in einem Zeit—Weg—Dia- gramm der Verlauf einer mittleren MSpThw—Linie dargestellt, dem die kurzfristigen Strandumlagerungen überlagert sind. Als Gegensatz dazu zeigt der stufenweise (diskontinuierliche) Rückgang eines Kliffs (hier durch den Dünenfuß repräsentiert) den Einfluss einzelner Sturmfluter- eignisse.

Bei gleicher Sturmfluthöhe und —verweilzeit wird ein Kliff um so stär- ker angegriffen, je niedriger und schmaler der Strand vor dem Eintref- fen dieser Sturmflut war. Diese Strandverhältnisse wurden aber wesent- lich durch das Seegangsklima der vorhergehenden Wochen oder sogar Mo-

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nate bestimmt.

Dass auch bei gleichen Sturmflutparametern (Wasserstand, Verweilzeit und Seegang) und gleichen Strandzuständen unterschiedliche Uferab- brüche auftreten können, hängt schließlich noch mit den speziellen Verhältnissen vor dem Klifffuß selbst zusammen (Vordünenbildung usw.).

4.4.4. Abbruchraten an der Westküste Zahlen über das Maß des Rückgangs der Sylter Westküste setzen zuver- lässige Karten voraus.

Karten aus der Zeit vor 1793 reichen bis 1585 zurück; es sind vor al- lem Seekarten. Eine Darstellung aufgrund von mündlichen Überlieferun- gen hat z.B. Meyer um 1640 für 1250 angefertigt. Derartige Karten las- sen sich nicht mit modernen Vermessungskarten vergleichen, doch können sie immerhin qualitative Informationen zu bestimmten Fragen liefern.

Eine interessante Angabe für einen einzelnen Punkt der Küste findet sich bei MEYN, zitiert bei DIETZ/HECK (6) und bezieht sich auf den Un- tergang des Hafens Wenningstedt im Jahre 1300. Bis 1640 soll die Küste an dieser Stelle um eine halbe Meile zurückgewichen sein, das ent- spricht einer Rate von 2,6 m/Jahr.

Früheste kartografische Darstellungen, die die Proportionen der Insel einigermaßen richtig wiedergeben, stammen von 1793 (Dänische Gesell- schaft der Wissenschaften und Du Plat). Wegen der bei der Vermessung eingesetzten Verfahren und Geräte der Trigonometrie stellen diese Kar- ten die ersten zuverlässigen Unterlagen dar, die sich mit heutigen Karten vergleichen lassen.

Danach folgten dann Messtischblätter von 1878 und 1928/30. Der Zeit- raum, der durch vergleichbare Karten bis zur Gegenwart erfasst wird, ist mit knapp 200 Jahren zwar nur kurz im Verhältnis zur gesamten Ent- wicklung der Insel. Aber bei der Ermittlung von mittleren Abbruchraten über sehr lange Zeiträume werden andererseits langfristige Witterungs- schwankungen, die sich innerhalb dieser Zeiträume abgespielt haben, vernachlässigt. Sie können jedoch die Küstenentwicklung nachhaltig be- einflusst haben.

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Abbildung 21

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Sollen Abbruchraten aus der Vergangenheit zu Prognosen dienen, so sind sie deshalb aus Zeiträumen zu berechnen, die dem Prognosezeitraum und der vermutlichen Wetterentwicklung angemessen sind (z.B. 20 bis 30 Jahre). Dabei können selbst moderne Seekarten kaum verwendet werden. Sie werden zu anderen Zwecken als für morphologische Vergleiche aufge- nommen. Deshalb machen die Aufnahmeverfahren (Echolot erst seit 1936!), der Bezug auf das veränderliche Seekartennull (säkularer Meeresspiegelanstieg und Änderungen des Gezeitenregimes!) und der Maß- stab diese Karten wenig geeignet für die Ermittlung des Küstenabbruchs und der Vorstrandausräumung in Zeiträumen von wenigen Jahrzehnten.

Für die Insel Sylt liegt seit 1870 ein umfangreiches Datenmaterial über das Abbruchgeschehen an der Westküste vor; eingehende Auswertun- gen dieser Daten finden sich bei LAMPRECHT (39, 41) und KRAATZ (45). Es geht daraus hervor, dass das Abbruchgeschehen längs der Westküste örtlich sehr verschieden sein kann.

Es gibt - besonders an den Inselenden — Gebiete mit verhältnismäßig großen Abbruchzonen, während im Bereich der Inselmitte Stellen mit großer Stabilität auffallen.

Nachteilig ist bei den vorhandenen Aufmaßen, dass sie in sehr großen zeitlichen Abständen und nicht immer im Zusammenhang mit bestimmten Sturmflutereignissen durchgeführt wurden. So ist es z.B. für die Zeit vor 1950 kaum möglich, bestimmte Abbrüche bestimmten Sturmfluten (vgl. Abbildung 21) zuzuordnen.

Es gibt aber für die jüngste Vergangenheit einige Stellen, wo ein sehr genaues Aufmaß nach jeder Sturmflut vorgenommen wurde. Es ist dies z.B. beim Haus Kliffende (etwa bei Profil 13 N), beim Haus der Landes- zentralbank (LZB) in Rantum (südlich von Profil 12 S) und im Lee—Ero- sionsbereich des Tetrapoden—Querwerkes bei Hörnum (Profil 35 S) der Fall (vgl. Anlage 1). Auf Abb. 22 bis 24 sind diese Abbrüche zusammen mit dem Sturmflutgeschehen (vgl. Abbildung 15) dargestellt.

Abbildung 22 zeigt für das Profil vor Haus Kliffende deutlich dieje- nigen Abbrüche, die durch die Sturmfluten vom 15.01.1968, durch die Sturmflutkette von 1973, durch die Januar—Sturmfluten von 1976 und vor allen Dingen durch die Sturmflut vom 24.11.1981 hervorgerufen wurden.

Aus Abb. 22 geht weiterhin hervor, dass auch die Häufung von mittleren Sturmfluten im Winterhalbjahr 1982/1983 weitere Abbrüche verursacht hat. Es kann ferner aus Abbildung 22 entnommen werden, dass zwar keine eindeutige Beziehung zwischen Abbruchrate und Verweilzeit festgestellt werden kann, dass aber dennoch die einzelnen Sturmfluten als Diskonti-

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nuitäten im Zeit—Weg—Diagramm des Abbruchgeschehens deutlich in Er- scheinung treten.

Ähnliche Verhältnisse sind auf Abbildung 23 (Profil vor dem Haus der LZB in Rantum) zu erkennen. Auch hier fehlen leider solche Aufmasse, die die Wirkungen der Sturmfluten vor 1973 erkennen lassen. Nach 1973 ist wieder der stufenweise Rückgang bei den einzelnen Sturmflutereig- nissen zu erkennen.

Bei den vorstehend behandelten Entwicklungen handelt es sich um den Rückgang der Abbruchkante, der bei bestehender Bebauung natürlicher- weise den wichtigsten Parameter für die Beurteilung des Abbruchgesche- hens darstellt. Allerdings ist die Verwendung der Abbruchkante als Pa- rameter für den Küstenrückgang insofern mit Schwierigkeiten verbunden, weil

— in hügeligem Dünengelände diese Abbruchkante oft sehr unregelmäßig verläuft,

— durch Windrisse Veränderungen gerade dieser Kante verursacht werden können und

— durch Nachgeben aus bodenmechanischen Gründen, u. U. auch durch menschliches Hinzutun, die Abbruchkante verändert werden kann, ohne dass der Angriff von der See her dafür verantwortlich zu machen ist.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Lage des Klifffußes (was sowohl für die Düne als auch für ein Steilufer gilt) entsprechend der Definition nach 4.4.3 und Abbildung 20 zu wählen. Erschwerend kommt hier hinzu, dass

— durch Überwehungen der Dünenfuß verdeckt werden kann,

— durch künstliche Schaffung von Vordünen (durch Sandfangzäune) die Lage des Klifffußes verändert wird und

— durch bodenmechanische Nachbrüche von oben her eine seewärtige Verlagerung des Dünenfußes vorgetäuscht werden kann.

LAMPRECHT (41) hat als mittlere Höhe des Dünenfußes an der Westküste von Sylt die Höhenkote NN+3,75 m festgestellt. Diese Definition wird im Folgenden für die mittlere Höhe des Klifffußes für Düne und Steil- ufer beibehalten.

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Abbildung 22

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Abbildung 23

Abbildung 24

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Es kann davon ausgegangen werden, dass bei dem Rückgang einer Düne bzw. eines Kliffes der Abstand zwischen Fuß und Abbruchkante annähernd beibehalten wird, so dass zu erwarten ist, dass sich bei der Auswer- tung längerer Zeitreihen etwa gleiche Abbruchraten für den Klifffuß und für die Abbruchkante ergeben.

Als weitere Frage stellt sich die nach der zeitlichen Auflösung dieses Materials; es ist nämlich zu erwarten (vgl. 4.2), dass mit der Zunahme der Sturmflutaktivitäten nach 1950 ebenfalls eine Verstärkung des Ab- bruchgeschehens verbunden ist; dies ist an einem Beispiel (Profil 12 N, Kampen) auf Abbildung 25 dargestellt.

Es sind für die Zeit vor 1950 im Allgemeinen nur wenige Messpunkte vorhanden; diese wurden durchweg in den Auswertungen von LAMPRECHT (41) verwendet. Würde durch die aufgetragenen Punkte eine Ausgleichs- gerade gelegt, so ergäbe sich von 1900 bis 1952 ein mittlerer Rückgang von 0,5 m/Jahr. Die Messpunkte nach 1950 zeigen eindeutig eine ver- stärkte Abbruchtendenz. Wird hier eine Ausgleichsgerade bis zu den Werten von 1984 angelegt, so ergibt sich ein Rückgang von 1,5 m/Jahr.

Nach eingehender Sichtung und Wertung des vorliegenden Materials zeigte es sich als beste Lösung, für den Zeitabschnitt erhöhter Sturm- flutaktivität die Zeit von 1952 bis 1984 zu verwenden und aus diesen Daten die mittleren Abbruchraten zu bestimmen. In abgerundeter Form kann das veränderte Abbruchgeschehen auf das Jahr 1950 bezogen werden (vgl. Abbildung 15). Somit kann der Inselrückgang in folgende Zeitab- schnitte eingeteilt werden:

a) Vom Beginn der ersten Messung (1870) bis zum Jahre 1950 bzw. 1952.

b) Vom Jahre 1952 bis zu den letzten Aufmaßen im Sommer 1984. Die- ser Zeitraum kann auch auf das Jahr 1950 bezogen werden, damit eine 35jährige Messreihe erhalten wird, die ggf. auf einem glei- chen Zeitraum bis zum Jahre 2020 extrapoliert werden könnte (vgl. Abbildung 25).

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Abbildung 25

Hier ist so vorgegangen worden, dass jeweils der Anfangs— und Endpunkt einer Messreihe geradlinig verbunden wird, so dass mit der Steigung dieser Geraden die mittlere Abbruchrate für den entsprechenden Zeitab- schnitt gefunden wird. Dieses Verfahren wurde von LAMPRECHT (41) ange- wendet und wird im Folgenden als "Virtuelle Regression" bezeichnet werden (Abbildung 26 oben). Eine andere Möglichkeit ist die, nach der Methode der kleinsten Quadrate durch sämtliche Punkte eines Zeitraumes nach dem bekannten Verfahren "Linearen Regression" eine Ausgleichsge- rade zu legen, deren Ausgleichsgerade wiederum die Ermittlung einer mittleren jährlichen Abbruchrate ermöglicht (Abbildung 26 unten).

Mit den Auswerteverfahren der "Linearen" und der "Virtuellen Regres- sion" wurden für die Küstenprofile von 35 S (Tetrapodenquerwerk Hör- num) bis 33 N (Deckwerk List), die auch LAMPRECHT (41) verwendet hat, die Rückgänge der Abbruchkante und des Klifffußes für die Jahre vor und nach 1950 bestimmt. Auf Abbildung 27 bis Abbildung 32 sind die

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Ergebnisse graphisch dargestellt.

Aus den Auswertungen ist nun deutlich zu erkennen, dass sich das Ab- bruchgeschehen nach 1950 erheblich verstärkt hat. Um einen zahlenmäßi- gen Vergleich der Abbruchraten in den gewählten Zeiträumen zu erhal- ten, ist es sinnvoll, die Westküste Sylts in repräsentative Teilab- schnitte einzuteilen. Nach den Ergebnissen der Auftragungen auf Abbildung 27 bis Abbildung 32 wurden folgende Teilabschnitte defi- niert:

1. HÖRNUM (Profil 35S bis 23 S)

2. RANTUM/WESTERLAND (Profil 22S bis 2 S)

3. WESTERLAND/KAMPEN (Profil 5N bis 22 N)

4. LIST/WESTSTRAND (Profil 23N bis 33 N)

Werden jetzt für die vorgenannten Uferabschnitte, die nach den vier verschiedenen Verfahren (Klifffuß und Abbruchkante mit "Virtueller Regression" und "Linearer Regression") ermittelten mittleren jährli- chen Abbruchraten für die Zeitabschnitte vor 1950 (1870 bis 1952) und nach 1950 (1952 bis 1984) zusammengestellt, so ergibt sich die Dar- stellung nach Tabelle 3. Mit dieser Auflistung kann sehr klar die Frage beantwortet werden, ob die einzelnen Verfahren konvergente Er- gebnisse zeigen.

Wie Tabelle 3 zeigt, unterscheiden sich die Ergebnisse nur im Dezimeterbereich und können daher in Mittelwerten zusammengefasst wer- den. Es geht aus Tabelle 3 eindeutig hervor, dass sowohl vor als auch nach 1950 die größten Abbruchraten jeweils an den Inselenden (Hörnum und List) auftraten.

Weiterhin ist deutlich zu erkennen, dass die Abbrüche auf der Strecke Westerland/Kampen immer g r ö ß e r als in dem vergleichbaren Bereich Rantum/Westerland sind. Die Ursache für die unterschiedlichen gemes- senen Abbruchraten ist im Wesentlichen darin zu sehen, dass südlich von Westerland zwischen Dikjen Deel und Puan Klent der Inselsockel aus bindigem Geschiebelehm besteht, der bis über 10 m mächtig werden kann. Der lockere Kaolinsand findet sich erst unterhalb dieser Grenze. Der Inselsockel leistet also hier materialbedingt der Erosion einen größe- ren Widerstand als an allen anderen Küstenabschnitten von Sylt, die überwiegend aus lockerem Sand unterschiedlicher Zusammensetzung beste- hen (KÖSTER, 29, 30).

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Abbildung 26

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Abbildung 27

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Abbildung 28

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Abbildung 29

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Abbildung 30

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Abbildung 31

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Abbildung 32

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Am deutlichsten aber geht aus Tabelle 3 hervor, dass sich das Abbruchgeschehen vor allem in den Mittelabschnitten von Rantum bis Kampen in den Jahren nach 1950 gegenüber denen vor 1950 verdoppelt hat. Es ist somit aus dieser Auswertung zu ersehen, dass das ver- stärkte Sturmflutgeschehen (vgl. Abbildung 15) sich auch in verstärk- ten Abbruchraten bemerkbar macht.

Die Werte auf Tabelle 3 stellen Mittelwerte für Uferbereiche dar, die eine Mehrzahl von Profilen enthalten, die im Mittel etwa 500 m von einander entfernt sind. Bei jedem Profil gehen örtliche Besonderheiten in das Abbruchgeschehen ein (z.B. Windrisse usw.). Es ist daher nicht erstaunlich, dass innerhalb der einzelnen Uferbereiche starke Streuun- gen der Abbruchraten zwischen den einzelnen Profilen auftreten. Auf Tabelle 4 sind daher zu den Mittelwerten der einzelnen Abschnitte auch die maximalen und minimalen Abbruchraten angegeben.

Eine Extrapolation der ermittelten Abbruchraten kann nur unter hypo- thetischen Annahmen der Sturmflutentwicklungen vorgenommen werden. Es sind zunächst keine Anzeichen dafür vorhanden, dass die Sturmfluttä- tigkeit nachlässt, eher könnte das Gegenteil vermutet werden.

Eine sinnvolle und vertretbare Annahme besteht darin, dass das mitt- lere Sturmflutgeschehen der nächsten 35 Jahre dem der vergangenen 35 Jahre (1950 bis 1984) entsprechen wird. Aufgrund dieser Annahme können die zu erwartenden Abbruchwerte nach den Tabelle 3 und Tabelle 4 sowie den Abbildung 31 und Abbildung 32 bis auf das Jahr 2020 extrapoliert werden (vgl. dazu auch Abbildung 25).

4.4.5. Hörnum und Hörnum Odde Während die Tideströmungen vor dem mittleren Bereich der Insel im Ver- gleich zur Wirkung von Wellen und Brandung in ihrer Bedeutung zurück- treten, erreichen sie an beiden Enden der Insel eine erhebliche Wir- kung. Die starken Strömungen vermögen in erheblichem Umfange durch Seegang suspendiertes Material zu verfrachten und darüber hinaus selbst zu erodieren. Daraus ergibt sich ein zusätzlicher Angriff.

Die Hörnumer Halbinsel ist südlich von Puan Klent bis in etwa NN— 20,00 m aus lockeren feinkörnigen Sanden aufgebaut. Der Geschiebelehm, der den Untergrund des nördlichen Teils der Halbinsel bildet, sinkt hier stark ab und wird vom Eem—Ton überlagert, dessen Oberfläche bei etwa NN-20,00 m liegt. Der Geschiebelehm bzw. der Eem—Ton werden ge- genwärtig nur in Kolken des Rinnensystems des Vortrapptiefs (Tiefe östlich Hörnum Odde bis NN-42 m) angegriffen.

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Tabelle 3

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Tabelle 4

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Der Küstenrückgang der Hörnumer Halbinsel südlich von Puan Klent spielt sich ausschließlich im Bereich der Sande ab (KÖSTER).

Der starke Küstenabbruch am Südende der Insel erreichte eine kritische Situation, als in der Sturmflut von 1962 die Randdüne vor der Kersig- Siedlung (die gegen die abratende Stellungnahme des damaligen Mar- schenbauamtes Husum gebaut worden war) völlig abgetragen wurde. Das zum Schutz der Kersig-Siedlung 1968 errichtete Tetrapodenbauwerk er- füllte bis etwa 1980 seine Aufgabe, vor der Kersig-Siedlung den Ver- lust von 1962 auszugleichen und weitere Abbrüche oberhalb MThw zu ver- hindern.

Das Querwerk trennt zwei Küstenstrecken von sehr unterschiedlichem Verhalten voneinander.

Im nördlichen Teil, vor der Ortslage von Hörnum, scheinen die Verhält- nisse von der überwiegend nach Süd setzenden Gezeitenströmung be- herrscht zu sein. Äußeres Zeichen dafür, das in einigen Luftbildserien auftaucht, ist eine ausgeprägte Kette von Sandhaken (sog. Crossbars) oder Sandbänken (die dem Riff im Mittelteil der Insel entspricht), die unter starker Veränderung ihrer Form nach Süden wandern. Ihr Abstand vom Strand beträgt nur etwa 250 m. Kurz vor dem Querwerk entfernt sich die Kette vom Strand, löst sich teilweise auf und schwingt in einem großen Bogen etwa 1.200 m weiter südlich auf den Strand zu (vgl. Anlage 5f u. g).

Die Tetrapodenbauwerke konnten die Ausräumung des Vorstrandes nicht verhindern. Die Folge waren:

— das Längswerk setzte sich immer stärker, und zwar vor allem schub- weise bei Sturmfluten; größtes Setzungsmaß 3,8 m (1968-1980). Die Setzungen stellten sich im Wesentlichen von Nord nach Süd fort- schreitend ein.

— das Querwerk setzte sich ebenfalls (am seeseitigen Ende der Buhne 3,5 m bis zur Buhnenwurzel auf Null abnehmend (vgl. Abbildung 5), büßte infolgedessen an positiver Wirkung (Auffangen von Sand) ein und begünstigte dadurch die Ausräumung des Vorstrandes.

— der nördl. vom Querwerk seit 1968 abgelagerte Sandkörper wurde im- mer schmaler und kürzer. Sein Einfluss am Tetrapodenlängswerk reichte 1982 nur noch bis 370 m nördlich des Querwerks (gegenüber 700 m im Mai 1972).

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Dadurch, dass das Längswerk fortlaufend in die Tiefe absinkt, geriet der Dünenfuß wieder zunehmend in den Bereich des Wellenangriffes. In- folgedessen schob sich von Nord her wie ein Keil die Erosion der Rand- düne hinter dem Längswerk nach Süden vor; die Keilspitze reicht bis 440 m nördlich des Querwerks. Die Abbruchraten in diesem Bereich betragen für den Zeitraum 1972-1980:

Aralsteg (3,3 m/a)

100 m nördl. der Tetrapoden (4,0 m/a) i.M. 3..4 m/a

Campingplatz Hörnum (3,0 m/a)

Hörnum Nord (3,6 m/a)

Die Abbruchraten sind, verglichen mit denen im Mittelteil der Insel, wesentlich höher. Zur Wirkung des Seeganges kommt hier die direkte Erosion durch hohe Tideströmungsgeschwindigkeit hinzu.

Die Verhältnisse südlich des Tetrapodenquerwerkes, an der Hörnum—Odde, sind durch das vorherrschende Kräftespiel sehr verwickelt. Es überla- gern sich

— die Gezeitenströmungen des Hörnumtiefs und des dazugehörenden Tide- beckens

— die Gezeitenströmungen entlang der Westküste

— der Seegang aus den Richtungen von Süd über West bis Nord mit den zugehörigen Brandungsströmungen.

Bei den Gezeiten im Flutraum des Hörnumtiefs ist vor allen die Phase des ablaufenden Wassers für die Hörnum—Odde von Bedeutung. Der Ebbe- strom trifft von Ost kommend auf die Odde und wird von dieser nach Süd umgelenkt. Die hohen Strömungsgeschwindigkeiten (s. 4.3) führen zu Erosionen am Ostrand der Insel; der Unterwasserhang ist hier tatsäch- lich sehr steil: maximal 1:2 (1981), 1:4 (1965), 1:3 (1953). Die Er- gebnisse des numerischen Modells von Ramming lassen vermuten, dass der Zustrom aus dem Amrumtief durch die hohen Geschwindigkeiten gleich nach Hochwasser anfachend auf den Ebbestrom im Hörnumtief wirkt (Abbildung 17a, b). In der abfließenden Tidewassermenge sind etwa 12 % (≅ 60x106 m3, grobe Schätzung, vgl. 4.3) enthalten, die zwischen Föhr und Festland dem Tidebecken des Hörnumtiefs zugeströmt sind. Ihr An- teil dürfte sich in Zukunft noch steigern, falls sich die Rinnen auf der Föhrer Schulter tatsächlich vertiefen.

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Während der Hauptebbestrom durch das Vortrapptief abfließt, geht ein Teil mit hohen Strömungsgeschwindigkeiten direkt an der Spitze um die Odde herum nach Norden und trifft je nach Tidephase auf den von Norden kommenden Küstenlängsstrom. Die sichtbare Folge sind Wirbel, Schaum- bänder und stehende Wellen. Im Luftbild fällt außerdem das Fehlen ei- nes Riffes bis ca. 900 m nördlich der Inselspitze auf. Vor allem der von Norden kommende küstenparallele Sedimentstrom, aber auch die Transporte aus dem Flutraum des Hörnumtiefs haben wahrscheinlich ge- meinsam die Reihe der der Odde südwestlich vorgelagerten Sände und ausgedehnten Flachwassergebiete aufgebaut.

Diese Sände und Flachwassergebiete bildeten früher einen wirksamen Schutz der Hörnum—Odde gegen Seegang aus Südwest.

Seit knapp 20 Jahren sind Veränderungen in der Entwicklung der Hörnum— Odde sichtbar. Vorher bestand über längere Zeit - von GRIPP (18) für ein Jahrhundert nachgewiesen - insoweit ein Gleichgewicht zwischen Sandzufuhr aus Norden und Erosion, dass die Länge der Hörnum—Odde i.M. konstant blieb. Nur die Westseite unterlag dem "normalen" Rückgang. Die Hauptmündung des Vortrapptiefs lag während dieser Zeit im Süden ("Vortrappmündung").

Seit etwa 1965 ist dieses Gleichgewicht deutlich erkennbar gestört. Gegenwärtig überwiegt die Abtragung in Form eines nach Süden zunehmen- den Abbruches bei gleichzeitigem Zurückweichen der Südspitze. Eine Vertiefung des der Odde vorgelagerten Seegrundes muss schon mehrere Jahrzehnte vorher eingesetzt haben, wie aus dem Wellenangriff auf die Amrum-Odde zu schließen ist.

Die Hörnum—Odde wird gegenwärtig zunehmend schmaler und kürzer, so dass sich auch die Widerstandsfähigkeit des Restes zunehmend vermin- dert. Dieses wirkt sich als "Aufrollen" der Hörnum Odde von Süden und Südwesten her aus (KÖSTER, vgl. Anlage 5e).

Im Profil 35a S (320 m südlich des Querwerks) tritt zunächst nach Bau des Tetrapodenbauwerks ein stärkerer Abbruch ein als im Profil 36 S (250 m weiter südlich). Ab Januar 1974 wird dann der Abbruch geringer als der des Profils 36 S, und ab Ende 1979 entwickeln sich die Ab- bruchraten beider Profile ziemlich gleichartig. Doch bereits im Zeit- raum 1972—1980 hatte die Abbruchrate im Profil 36 S den gleichen Be- trag wie weiter südlich (Abbildung 33).

Seit etwa 1972 bricht die Westküste der Hörnum—Odde verstärkt ab, und zwar in rasanten Schüben bei Sturmfluten, aber auch fortlaufend bei etwas erhöhten Tidehochwasserständen.

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Abbildung 33

Die Abbruchraten für den Zeitraum 1972—1983 sind wie folgt ermittelt worden (vgl. Abbildung 33):

Profil 36 S 14,3m/a

ehemaliges Unterfeuer 14,2m/a

Muscheltal 15,9m/a

südl. Dünenende 14,6m/a

Für Planungsaufgaben in den nächsten Jahren wird vorerst mit einer mittleren Abbruchrate an der Westküste der Hörnum—Odde von 15 m/a ge- rechnet.

Der starke Abbruch an der Westküste von Hörnum und der Hörnum— Odde ist nicht auf Maßnahmen wie Bau des Hindenburgdammes, Landgewinnung im Wattenmeer, Sandentnahmen für Sandvorspülungen zurückzuführen. Er wird verursacht durch die bekannten Faktoren

Strömung und Seegang in Verbindung mit dem Ansteigen der Wassertiefen auf der Westseite der Insel. An der Odde kommen noch verstärkend der natürliche Abbau schützender Sände, ungünstigere Windrichtungen und vor allem die Störung der Küstenlängsdrift durch das Tetrapodenquer- werk hinzu.

Die Entwicklung verläuft parallel zu einer Eintiefung der nördlichen

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Rinnen zwischen Vortrapptief und Nordsee, sowohl der Theeknobsrinne wie des Hörnumloches, hervorgerufen durch den Ebbestrom des Hörnum- tiefs (vgl. Abbildung 1). Dadurch drängen sich die Gezeitenströme zunehmend gegen die Hörnum—Odde. Es besteht wahrscheinlich folgender Kausalzusammenhang für den zunehmenden Rückgang der Küste: Zunahme der Strömungsgeschwindigkeiten in den Gezeitenrinnen - Ausräumung der Flachwassergebiete südwestlich der Hörnum—Odde - stärkere Seegangsbelastung des Strandes.

Die Verlagerung der Strömung kann als der entscheidende Faktor für die Verschiebung des Gleichgewichtes angesehen werden. Die Hörnum—Halbin- sel wird so lange von Süden her weiter "aufgerollt" werden, bis sich wieder stabilere Bedingungen eingestellt haben, weil entweder:

a) die Verkürzung der Halbinsel die Strömungsverhältnisse so verän- dert hat, dass sich der weitere Angriff vermindert, oder

b) durch deutlich verstärkte — auch künstlich durch Einspülung ausreichender Sandmengen — Sandzufuhr wieder eine Annäherung an ein Gleichgewicht im Bereich des heutigen Uferverlaufes erreicht wird, und/oder

c) der Hauptstrom sich durch natürliche Pendelbewegung wieder nach Süden verlagert.

(Eine Gewichtung dieser Faktoren ist beim heutigen Kenntnisstand noch nicht mit ausreichender Sicherheit möglich (KÖSTER). Eine Pendelbewe- gung des Hauptstromes nach Süden ist aber nicht ausgeschlossen, wie frühere Entwicklungen der Gezeitenrinnen anhand von Karten zeigen (ZAUSIG, 70; FISCHER, 50; GRIPP, 18).

4.4.6. Abbruchmengen Das Abbruchmaterial der Westküste wandert vorwiegend im Vorstrandbe- reich nach Norden und Süden und wird in den Flachwassergebieten vor dem Lister Tief und Vortrapptief abgelagert bzw. wandert über die See- gaten hinweg und geht damit dem Sedimenthaushalt der Insel verloren.

Angaben über die Größenordnung des an der Sylter Westküste in einem bestimmten Zeitraum abgetragenen Bodenmaterials sind erforderlich, u.a. als Grundlage für die Ermittlung der Sandmassen, die in den ein- zelnen Küstenabschnitten langfristig ersetzt werden müssen, wenn man dort den Rückgang der Insel aufhalten will. Ein Näherungswert für den Materialverlust der Insel lässt sich aus den jährlichen Abbruchraten ermitteln. Die Berechnung beruht auf der Tatsache, dass das mittlere Sylter Küstenprofil sich unter Wahrung seiner Gestalt um das mittlere Abbruchmaß nach Osten verlagert.

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Die Ostverlagerung der Sylter Westküste beginnt an der oberen Dünen- oder Kliffabbruchkante.

Bis zu welcher Tiefe im Vorstrand die Verlagerung des Profils reicht, ist nicht genau bekannt.

Lamprecht wertete Tiefenpläne für den Zeitraum von 1888 bis 1954 aus und stellte eine Ostverlagerung der NN-6,00 m—Linie fest; für die NN- 10,00 m—Linie war nach Lamprecht (42) kein nennenswertes Heranwandern an die Westküste zu erkennen.

Die in neuerer Zeit mit ausreichender Messgenauigkeit aufgenommenen Tiefenpläne zeigen ebenfalls nur oberhalb NN-6,00 m eine eindeutige Ostverlagerung. Für den Bereich unterhalb davon kann nach den vorlie- genden Vermessungen keine eindeutige Aussage über eine Ostverlagerung getroffen werden.

Strömungsmessungen u.a. während der Sturmflutkette 1973/74 lassen darauf schließen, dass durch die relativ geringen Geschwindigkeiten seewärts des Riffs hier keine nennenswerten küstenparallelen Verlage- rungen von Sedimenten mehr zu erwarten sind (DETTE, 3).

Der flacher abfallende Seegrund lässt nach KÖSTER (30) die Annahme zu, dass hier nur noch ein langsamerer Abtrag bei sehr schweren Wetterla- gen erfolgt, der bei einer auf 35 Jahre gerichteten Planung vernach- lässigt werden kann.

Es dürfte demnach auf der sicheren Seite liegen, wenn man für die Be- rechnung der Abbruchmengen als untere Begrenzung des ostwärts wandern- den Profils die NN-7,00 m—Linie annimmt.

Diese Annahme reicht zumindest aus zur Berechnung der Abbruchmengen, in den nächsten 10 Jahren mit den gem. Abschnitt 4.4.4 extrapolierten Abbruchraten der einzelnen Küstenabschnitte.

Zur Überprüfung der o.a. Annahmen müssen in Zukunft weitergehende Un- tersuchungen durchgeführt werden.

Die Berechnung der jährlich zu erwartenden Abbruchmengen gestaltet sich unter den getroffenen Annahmen relativ einfach, indem für jeden der auf Anlage 1 dargestellten Küstenabschnitte die mittlere Abbruch- rate mit der mittleren Profilhöhe (Höhe der oberen Abbruchkante über der auf NN-7,00 m angenommenen Profilunterkante) und der jeweiligen Abschnittslänge multipliziert wird (vgl. Tabelle 5).

Wegen des sehr flachen Seegrundes südwestlich von Sylt wird im Bereich der Hörnum—Odde als untere Grenze für die Abbruchmengenberechnung die Tiefenlinie NN-5,00 m angesetzt.

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Im Bereich des durch Längswerke geschützten Küstenabschnittes vor Westerland (ca. 3,00 km) wird näherungsweise angenommen, dass die Ab- bruchmenge gleich dem Materialverlust aus dem Spülsandkörper der bei- den durchgeführten Sandvorspülungen (1972, 1978) ist:

vorgespülte Sandmenge 1972/1978: 2.100.000 m3

Länge Küstenabschnitt: 3,00 km

Verweildauer: 12 Jahre

Abbruchmenge: 2,1 x 106/12 x 3.000 = rd. 60 m3/lfdm.a. Zwischen dem Tetrapodenquerwerk Hörnum (Profil 35 S) und dem Ellenbo- gendeckwerk (Profil 33 N) verliert die Sylter Westküste auf einer Länge von 34 km 1.085.000 m3/a = rd. 1,1 Mio. m3/a.

Die aus den Beobachtungsergebnissen zu den Sandvorspülungen errechnete mittlere Abbruchmenge vor Westerland (3 km) beträgt 180.000 m3/a.

Für die 31 km lange ungeschützte Westküste ergibt sich somit ein jähr- licher Substanzverlust von 1.085.000 - 180.000 = 905.000 m3/a = rd. 29.200 m3/km x a.

4.5. Inselküsten an der Wattenseite An der Sylter Ostküste, beginnend im Norden an der Ellenbogenspitze, der Lister Wattenküste, der Keitumer Bucht, der Nösse—Halbinsel mit dem Hindenburgdamm, der Rantumer Bucht bis Hörnum—Odde, wechseln sich Bereiche von hochwassergefährdeten Flachküsten und Steilküsten einan- der ab. Bei den Steilküsten ist noch zwischen Dünen— und Kliffküsten zu unterscheiden.

Es gibt Küstenstrecken, an denen ein ständiger Abbruch festgestellt wird, z.B. im Bereich der Steilküsten und auch Küstenbereiche mit Vor- land, wo ein Anwachs zu beobachten ist. Der größte Teil der Sylter Ostküste befindet sich aber im Abbruch.

Der z.Zt. festzustellende Uferabbruch an ungeschützten Küstenstrecken mit 0,4 bis 0,6 m/a kann in Zukunft noch leicht zunehmen. Die Stand- sicherheit der Küstenschutzbauwerke wird zum Teil durch Erosion am Fuß und an den Flanken gefährdet, und zwar um so eher, je näher sie zu den Inselenden und damit im Einflussbereich größerer Gezeitenströmungen liegen. Diese Entwicklung muss sorgfältig beobachtet werden, um recht- zeitig Sicherungsmaßnahmen treffen zu können.

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Tabelle 5

Die sandigen Küsten an der Wattenseite bestehen zum größten Teil aus nichtbindigen Böden, in den Kliffs findet sich auch Geschiebelehm und Ton. Dieses meist feine Material wird bei höheren Wasserständen leicht erodiert, selbst bei dem im Vergleich zur Westküste geringeren Wellen- angriff.

Die Bodenbeschaffenheit des Watts ist unterschiedlich und wechselt von weichem Schlickwatt bis hin zum festen Sandwatt.

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5. Planung der Küstenschutzmaßnahmen

5.1. Allgemeine Grundsätze Bei der Festlegung des Küstenschutzkonzepts stellt sich die Frage, wie wichtig es ist, die Insel in ihrer jetzigen Form und Größe zu erhal- ten. Dafür sprechen folgende Gesichtspunkte:

— der Schutz der Menschen und des Eigentums auf der Insel

— die Nutzung für den Fremdenverkehr als Erwerbsquelle und Existenz- grundlage

— die schützende Wirkung der Insel als Wellenbrecher vor der Festlandküste

— die Erhaltung einer charakteristischen Landschaft.

Dagegen sprechen:

— der starke Angriff durch Seegang und seegangserzeugte Kräfte mit dem sich daraus ergebenden ständigen Substanzverlust am Inselsockel

— die hohen Kosten für den Küstenschutz.

Entscheidend ist die Zeitspanne, für die geplant werden soll. Der mit- telfristigen Planung der Küstenschutzmaßnahmen wird ein Zeitraum von 10 Jahren zugrundegelegt. Diese Zeitspanne entspricht dem Planungs- zeitraum des Generalplanes “Deichverstärkung, Deichverkürzung und Küstenschutz in Schleswig—Holstein“.

Bei der Festlegung des Zeitraumes für eine langfristige Küstenschutz- planung ist zu berücksichtigen: Die Lebensdauer der Baukonstruktion, die Möglichkeiten einer vernünftigen Prognose der natürlichen Bedin- gungen, die Entwicklung von Technik und Wirtschaft.

Die Frage nach der zukünftigen Belastung der Inselküsten durch Sturm- fluten wird mit der Annahme beantwortet, dass das mittlere Sturmflut- geschehen und damit der Rückgang der Küstenlinie (Abbruchkante) in den nächsten 35 Jahren dem der vergangenen 35 Jahre entsprechen werden (vgl. 4.4.4).

Für die langfristige Planung wird daher ein Zeitraum von 35 Jahren zugrunde gelegt.

Es wird besonders erwähnt, dass fortlaufende begleitende Beobachtun- gen, Messungen und Auswertungen insbesondere der Entwicklung des Sturmflutgeschehens und der Abbruchraten stattfinden müssen, um den Fachplan rechtzeitig fortschreiben zu können (vgl. Abschnitt 7.).

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Für die Niederungsküsten an der Ostseite der Insel bestehen bewährte Bauweisen, die die Küstenlinie für die nächsten 35 Jahre in ihrem Ver- lauf sichern können.

Ebenso ist die Sicherung der sandigen Küsten an der Wattenseite eine Aufgabe, die sich mit vertretbarem Aufwand für einen längeren Zeitraum lösen lässt.

Die Erhaltung der Westküste ist im Vergleich dazu weitaus schwieriger. Die Substanzverluste an der Westküste sind das eigentliche Problem des Küstenschutzes auf Sylt.

Der Fachplan hat dafür die nach dem heutigen Stand der Technik sich bietenden Lösungsmöglichkeiten zu untersuchen, in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht zu vergleichen und Lösungsvorschläge zu ent- wickeln.

Die Kostenberechnungen basieren auf dem Preisstand 01.01.85. Die Kostenvoranschläge sind wegen ihres Umfangs nicht beigefügt. Sie lie- gen - in fachtechnischer und rechnerischer Hinsicht geprüft und fest- gestellt - beim ALW Husum und können dort eingesehen werden.

5.2. Planung Westküste Alle denkbaren Küstenschutzkonzepte für die Sylter Westküste lassen sich zwischen zwei Extremen einordnen, dem Sich—selbst—Überlassen der Insel (Verzicht auf weitere Küstenschutzmaßnahmen) und der absoluten Festlegung der Küstenlinie (Definition der Küstenlinie: Obere Abbruch- kante).

5.2.1. Planungsabschnitte Der mittlere Küstenabschnitt von Sylt mit einer Länge von rd. 14 km (Sylt Mitte, Stat. 14 S bis 14 N; vgl. Anlage 3) liegt vor dem am dichtesten besiedelten Bereich der Insel. Hier schützen die Randdünen in Teilabschnitten vor Westerland und Rantum überflutungsgefährdete Flächen von insgesamt rd. 2.650 ha gegen Sturmfluten. Davon sind rd. 435 ha Siedlungsflächen mit ca. 5.000 Einwohnern. Zu dem überflu- tungsgefährdeten Gebiet gehören auch dichtbebaute Flächen in Wester- land mit einer Größe von rd. 215 ha.

Der südliche Küstenabschnitt (Sylt—Süd) von Stat. 14 S (Rantum) bis Stat. 35 S (Tetrapodenquerwerk Hörnum) kann nach den Abbruchraten und den zu schützenden Objekten in zwei Bereiche aufgeteilt werden (vgl. Anlage 3).

Der nördliche Teilbereich umfasst den 8,5 km langen Küstenabschnitt zwischen Stat. 14 S (Rantum) und Stat. 31 S (Ortseinfahrt Hörnum) mit

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nach Süden zunehmenden Küstenabbrüchen, aber sehr geringer Bebauung. Die Dünenkette ist auf weiten Strecken schmal und niedrig; bei einem Randdünendurchbruch können Verkehrsverbindungen gefährdet werden.

Der nach Süden anschließende 2,0 km lange Teilbereich von Stat. 31 S bis Stat. 35 S (Hörnum) ist von besonderer Bedeutung für den unmittel- baren Hochwasserschutz der Ortschaft Hörnum (überflutungsgefährdete Fläche 135 ha). Hier sind in den letzten 10 Jahren, verglichen mit den Verhältnissen im Mittelteil der Insel, besonders hohe Abbrüche festge- stellt worden (vgl. 4.4.4 und 4.4.5).

Südlich des Tetrapodenquerwerks schließt die 2,0 km lange Westküste der Hörnum—Odde (Stat. 35 S bis Stat. 39 S) an mit dem größten während der letzten 10 Jahre an der Sylter Westküste gemessenen Küstenrückgang (vgl. 4.4.5).

Der nördliche Küstenabschnitt (Sylt-Nord) zwischen Kampen und List (Stat. 14 N bis Stat. 33 N/Deckwerk List) verfügt entlang der 9,5 km langen Westküste über einen hohen und breiten Dünengürtel. Die Bebau- ung in unmittelbarer Nähe der Küste ist gering. Am nördlichsten Teil der Insel sind abwechselnd Anlandungen und Abbrüche ohne bestimmte Tendenz zu beobachten.

In der Anlage 3 sind ferner die Teilabschnitte für die unter Ziffer 5.2.4.2 behandelten einmaligen und fortlaufenden Sandvorspülungen eingetragen worden.

5.2.2. Verzicht auf weitere Küstenschutzmaßnahmen Eine grundsätzliche Betrachtung über die Entwicklung der Insel, wenn man die Sylter Westküste sich selbst überlässt, ist für die Beurtei- lung von zu planenden Küstenschutzmaßnahmen von Bedeutung. Rechnet man in geologischen Zeiträumen, so wäre denkbar, dass Sylt soweit zurück- weicht, bis die Westküsten der Inseln Röm, Sylt und Amrum auf gleicher Höhe liegen (Abbildung 1). Eine derartige Entwicklung würde dem Bestreben des Meeres entsprechen, einen ausgeglichenen Küstenverlauf zu schaffen (GRIPP, 17).

Betrachtet man einen Zeitraum entsprechend der definierten langfristi- gen Planung (35 Jahre), so kann die zukünftige Entwicklung und die sich daraus ergebenden Konsequenzen, wenn keine Küstenschutzmaßnahmen durchgeführt werden, unter Annahme des Sturmflutgeschehens der letzten 35 Jahre und der ermittelten Rückgangsraten wie folgt abgeschätzt wer- den.

Die mittleren Abbruchraten im Bereich der Wurzel des Ellenbogens be- trugen von 1950-1984 etwa 2,00 m/a. Die jetzige Straße zum Ellenbogen

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würde bei einem Anhalten des gegenwärtigen Abbruchgeschehens in etwa 20 Jahren nicht mehr befahrbar sein. Sollte der Abbruch wieder höhere Werte annehmen und sich z.B. mit 4,00 m/a fortsetzen (vgl. Abbildung 32, 1870-1952), so wäre die Dünenkette an der Wurzel des Ellenbogens nach 35 Jahren nahezu abgetragen.

Eine Abtrennung des Ellenbogens ist allerdings wegen des flachen Ge- biets des Königshafens nicht zu befürchten. Hier werden sich wegen der günstigen Materialzufuhr immer wieder Dünen bilden, so dass eine Ost- wanderung der Ellenbogenwurzel eintritt. An dieser Stelle gelang es nach der Sturmflut vom 23.02.1967, in wenigen Jahren allein mit bio- technischen Maßnahmen wieder eine 50 m breite Düne aufzubauen, nachdem die ursprüngliche Düne in der Sturmflut durchgebrochen war.

Beim Gebäude der Kurverwaltung List (Strandhalle List) kann sich die Abbruchkante in 5 bis 10 Jahren an das Gebäude vorgeschoben haben. Ein Abriss wird dann unvermeidlich sein.

Im nördlichen Dünenbereich (Stat. 14 N bis Stat. 33 N) ist für die nächsten 35 Jahre mit einer mittleren Abbruchrate von ca. 1,50 bis 2,00 m/a zu rechnen. Im Bereich des Klappholttals (Stat. 19 N bis 21 N) liegen die mittleren Abbruchraten unter 1,00 m/a. Bei Anhalten der gegenwärtigen Entwicklung besteht für die dort vorhandene Bebauung (Kinderheim und Heimvolkshochschule Klappholttal) während des lang- fristigen Planungszeitraums keine besondere Gefahr (vgl. Anlage 1 und Anlage 3).

Am Roten Kliff (Stat. 4b N bis Stat. 14 N) kann für die nächsten 35 Jahre eine mittlere Abbruchrate von 1,20 m/a angenommen werden. Bei der natürlichen Entwicklung wird am Haus Kliffende das vorgelagerte Kliff nach ein oder zwei schweren Sturmfluten abgetragen sein, und in Wenningstedt wird die Abbruchkante ebenfalls nach ein oder zwei schwe- ren Sturmfluten das Haus Wüstefeld erreicht haben.

Für den Küstenabschnitt vor Westerland (Stat. 1b S bis Stat. 4b N, Länge ca. 3,00 km) gelten Abweichungen, da bereits Küstenschutzanlagen vorhanden sind.

Ohne zusätzliche Küstenschutzmaßnahmen wird der Abbruch unter Wasser und am Fuß der Längswerke in der Weise fortschreiten, dass als erstes die Standsicherheit der Ufermauer und dann die des schräg geneigten Deckwerkes ernsthaft gefährdet sein wird.

Besondere Aufmerksamkeit verdient der Strandübergang Brandenburger Straße. Hier beginnt eine alte Niederung, die am Bahnhof vorbei bis in die Niederung südlich der Tinnumburg führt. Die Zerstörung von Deck-

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werk und Randdüne würde daher zu einer Überflutung von Teilen der Stadt Westerland führen und auch den Nössekoog gefährden.

Vor Rantum—Nord (Küstenabschnitt zwischen Stat. 1b S und Stat. 14 S) beträgt die mittlere Abbruchrate 0,90 m/a. Das LZB—Heim könnte schon bei der nächsten sehr schweren Sturmflut von der Abbruchkante erreicht werden. In absehbarer Zeit besteht bei schweren Sturmfluten die Ge- fahr, dass der Ort Rantum infolge eines Dünendurchbruches von Westen her überflutet wird. Bei der Beurteilung der gegenwärtigen Hochwasser- sicherheit des Ortes muss daher die Gefahr von kurzzeitigen, aber be- sonders starken Abbrüchen während schwerer Sturmfluten bzw. Sturmflut- ketten (vgl. Abbildung 23) besonders berücksichtigt werden.

Von Stat. 14 S bis 31 S im Bereich Sylt—Süd ist mit mittleren Abbruch- raten zu rechnen, die für die nächsten 35 Jahre zwischen 0,90 und 2,20 m/a (von Nord nach Süd zunehmend) liegen. Randdünendurchbrüche bei schweren Sturmfluten und damit Gefährdungen von Verkehrsverbindun- gen sind während des langfristigen Planungszeitraumes von 35 Jahren zu erwarten.

Vor der Ortschaft Hörnum nördlich des Tetrapodenquerwerkes (Stat. 31 S bis Stat. 35 S) ist aus dem Beobachtungsmaterial der letzten 35 Jahre eine mittlere Abbruchrate von 2,20 m/a ermittelt worden. Für den Zeit- raum der letzten 10 Jahre ergibt sich eine Abbruchrate von 3,0 bis 4,0 m/a (vgl. 4.4.5). Die stark im Abbruch befindliche Randdüne wird an den schmalsten Stellen dieser Belastung ohne zusätzliche Küsten- schutzmaßnahmen höchstens noch 3 bis 4 schweren Sturmfluten standhal- ten. Am Campingplatz Hörnum kann bereits nach ein bis zwei schweren Sturmfluten der letzte schmale Dünenstreifen abgetragen sein.

Bei einem weiteren Rückgang der Hörnum—Odde mit den gegenwärtigen Ab- bruchraten ist am Ende des langfristigen Planungszeitraums mit einer zunehmenden Hochwassergefährdung der Ortschaft von Süden her zu rech- nen.

Der Verzicht auf jeden weiteren Küstenschutz an der Westküste bedeu- tet:

Ständige Verluste an Inselfläche und an unbebauten und bebauten Grundstücken; Flächenverlust in den nächsten 10 Jahren rd. 50 ha zwi- schen Tetrapodenquerwerk Hörnum und Ellenbogendeckwerk; Überschwemmung tiefliegender Ortsteile in Westerland, Rantum, Hörnum mit einer Ge- samtfläche von rd. 2.785 ha bei sehr hohen Wasserständen; sehr lang- fristig Aufteilung der Insel durch das Meer, aber "Selbsterhaltung" der heutigen Inselform durch Abbruchsubstanz für einige hundert Jahre.

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Die Folgen wären: Erhaltung von Strand und Heilklima, aber unmittel- bare Sturmflutgefahr für etwa 570 ha Siedlungsfläche mit ca. 6.000 Be- wohnern, Beeinträchtigung oder Vernichtung der Existenz eines Teils der Sylter Bevölkerung infolge Verluste ihrer Grundstücke.

Diese Alternative ist daher keine brauchbare Lösung und verbietet sich aus sozialen und volkswirtschaftlichen Gründen.

5.2.3. Küstenschutz im bisherigen Umfang Die Fortführung des Küstenschutzes an der Westküste im bisherigen Um- fang würde im Wesentlichen aus folgenden Maßnahmen bestehen:

— Sicherung der hochwassergefährdeten Ortschaften;

— Baumaßnahmen zur Vordünenbildung;

— Sicherung der Randdünen durch Verbau und Anpflanzungen.

Zur Sicherung des 3,0 km langen Längswerkes vor Westerland, das die unter dem maßgebenden Sturmflutwasserstand (Bemessungswasserstand, vgl. 4.1) liegende Gebiete der Stadt und ihres Hinterlandes mit rd. 2.050 ha vor Überschwemmungen bei Sturmfluten schützt, wurden seit 1972 drei Sandvorspülungen mit unterschiedlicher Form durchgeführt.

Die Verweilzeit einer Sandvorspülung bzw. die zeitliche Dauer der Schutzwirkung hängt im Wesentlichen von dem Wellenklima der einzelnen Winterhalbjahre ab.

Es kann nach den bisherigen Untersuchungen davon ausgegangen werden, dass während der angegebenen Planungszeiträume jeweils in Abständen von 6 Jahren mindestens die bisherigen Sandmengen vorgespült werden müssen, wenn nicht durch die zunehmend exponierte Lage stärkere Ma- terialverluste eintreten.

Weite Teile des Ortes Hörnum (rd. 135 ha) liegen unter dem Bemessungs- wasserstand von NN+4,50 m. Gegen Überflutungen von Westen her wird die Ortschaft z.Zt. nur noch durch eine stark im Abbruch befindliche Randdüne geschützt. Nach einigen vorläufigen Sicherungsmaßnahmen, z.B. durch Herstellen von Sandverwallungen im Trockenbetrieb (1981/82) binnenseitig der Randdüne, entschloss sich die Landesregierung, 1983 eine Versuchssandvorspülung nördlich des Tetrapodenquerwerkes durchzuführen, durch die gleichzeitig eine vorläufige Sicherung des am stärksten gefährdeten Abschnitts erreicht wurde. Ziel des Versuches ist es herauszufinden, wie eine wirtschaftliche Sicherung des gefährdeten Dünenfußes durch Sandvorspülungen durchzuführen ist.

Im Rahmen dieser Betrachtung wird angenommen, dass zukünftige Sandvor-

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spülungen zum Schutz von Hörnum auf einer Länge von 2,00 km (Stat. 31 S bis 35 S, vgl. Anlage 3) bei im Vergleich zum Versuch erhöhten Sandmengen und in zeitlichen Abständen von 5 bis 6 Jahren vorgenommen werden müssen. Das Planungskonzept muss nach Abschluss des Versuches und nach Vorliegen der Untersuchungsergebnisse überprüft werden.

Im Norden von Rantum ist die Dünenkette zur Westküste hin nur von ge- ringer Mächtigkeit. Ihre Breite beträgt an der schwächsten Stelle in Höhe von NN+4,50 m (Bemessungswasserstand) nur 58 m und bei NN+5,00 m ca. 52 m. Wenn dieser natürliche Schutzwall durch eine Reihe von schweren Sturmfluten entscheidend geschwächt ist, besteht die Gefahr der Überflutung einer Fläche von rd. 600 ha, davon 65 ha Siedlungs- fläche.

Wegen der dichten Bebauung übernimmt die Randdüne eine Funktion, die der eines Landesschutzdeiches vergleichbar ist. Für die ausreichende Hochwassersicherheit des Ortes sollte die Dünenbreite bei NN+4,50 m nicht geringer als 50 m sein (neue Landesschutzdeiche mit schützender Kleiabdeckung haben eine Breite von 30 m bei NN+5,00 m und von 38 m bei NN+4,50 m). Mit dieser Forderung wird zugleich den Besonderheiten der örtlichen Lage Rechnung getragen:

— 0berfläche und Kern aus Dünensand (statt Kleidecke oder Kleikern)

— höherer Wellenauflauf, da scharliegend zur freien Nordsee

— steile Binnenböschung.

Die einzuhaltende Mindestbreite von 50 m wird für erforderlich gehal- ten, um den Hochwasserschutz auch zukünftig durch eine Randdüne zu er- möglichen. Daher wurde 1984 eine Verstärkung der Randdüne auf einer Lange von 1.700 m (vor der schmalsten Randdüne und vor Bebauungs- schwerpunkten) durch Aufspülen eines 40 m breiten Sandkörpers mit ei- ner Höhenlage von NN+8,00 m als Sanddepot im Bereich des trockenen Strandes durchgeführt.

Der Sandkörper kann wegen der Höhenlage des Fußes nur bei Sturmfluten abgetragen werden. Der Fuß der künstlichen Düne liegt aber um die Breite des Sandkörpers nach Westen vorgeschoben. Die Strandbreite und damit die Energieumwandlungszone vor dem neuen Dünenfuß ist dement- sprechend um 40 m schmaler, so dass die künstliche Düne bei Sturmflu- ten stärker angegriffen und abgetragen wird als vorher die natürliche Düne. Hinzu kommt, dass die Erosion des Vorstrandes weitergeht.

Bei der nächsten Wiederholungsvorspülung werden zusätzlich Strand— und

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Vorstrandaufspülungen in diesem Bereich erforderlich sein. Ohne diese muss mit einem stärkeren Verschleiß des Sandvorrates im Vergleich zum Abbruch der natürlichen Düne gerechnet werden, jedenfalls solange, bis sich durch das von dem Sandkörper abgetragene Material wieder die ur- sprüngliche Strandbreite gebildet hat. Seit 1972 sind an der Westküste im Wesentlichen folgende Küstenschutzmaßnahmen durchgeführt worden:

Westerland: Sandvorspülungen 1972/78/84

Sandmenge insges. ca. 3,0 Mio. m3

Kosten ca. 17,0 Mio. DM

Hörnum: a) Dünenverstärkungen 1981/82

Sandmenge (Trockenbetrieb) ca. 50.000 m3

Kosten ca. 0,57 Mio. DM

b) Versuchssandvorspülung 1983

Sandmenge ca. 640.000 m3

Kosten ca. 3,24 Mio. DM

Rantum: Sandvorspülung 1984

Sandmenge ca. 310.000 m3

Kosten ca. 1,84 Mio. DM

Als Kosten für diese Maßnahmen sind die reinen Baukosten ohne die Auf- wendungen für die begleitenden Untersuchungen angegeben.

Für die Erhaltung der baulichen Substanz der vorhandenen Längswerke sind seit 1972 keine nennenswerten Kosten angefallen. Ein Grund hier- für sind die bisherigen Sandvorspülungen, wodurch die am meisten bean- spruchten Bauwerksteile ständig gegen Wellenangriff geschützt sind.

Zum Aufbau von Vordünen und zum Schließen von Windrissen und Dünen- durchbrüchen werden seit Jahrzehnten mit gutem Erfolg Halmpflanzungen und Buschzäune (Biotechnische Maßnahmen) eingesetzt. So können unter günstigen Verhältnissen (Sandtransport durch Wind) in einem Sommer die schlimmsten Sturmflutschäden an der Oberfläche der Randdünen beseitigt werden. Man wird auch in Zukunft auf diese natürliche und bewegliche Form des Küstenschutzes nicht verzichten können. Für Maßnahmen des biotechnischen Küstenschutzes sind seit 1976 jährlich rd. 1,0 Mio. DM ausgegeben worden.

Bei Fortführung des Küstenschutzes an der Westküste im gegenwärtigen Umfang werden unter Berücksichtigung einer mittelfristigen Planung von

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10 Jahren jährlich etwa folgende Kosten anfallen:

Westerland: erforderliche Sandvorspülmenge: 1,0 - 1,1 Mio. m3

Wiederholung der Maßnahme: i.M.6 Jahre

Einheitspreis: 6,50 DM/m3

jährlicher Aufwand: 1,2 Mio. DM/a

Rantum: erforderliche Sandvorspülmenge: 0,50 Mio. m3 (350 m3/m, 1.400 m)

Wiederholung der Maßnahme: i.M. 6 Jahre

Einheitspreis: 6,50 DM/m3

jährlicher Aufwand: 0,5 Mio. DM/a

Hörnum: erforderliche Sandvorspülmenge: 0,75 Mio. m3 (500 m3/m, 1.500 m)

Wiederholung der Maßnahme: i.M. 6 Jahre

Einheitspreis: 5,50 DM/m3

jährlicher Aufwand: 0,7 Mio. DM/a

Für die biotechnischen Küstenschutzmaßnahmen werden entsprechend der Aufwendungen in den vergangenen Jahren vorgesehen: 1,0 Mio. DM/a

Die jährlichen Gesamtkosten betragen danach 3,4 Mio. DM/a.

Zu den Baukosten kommen die Kosten für baubegleitende Untersuchungen (Untersuchungen für eine Optimierung der Bauweisen) hinzu, die über- schlägig mit 3 – 5 % der Baukosten angegeben werden können (vgl. 7). Beim jetzigen baulichen Zustand der Längswerke kann angenommen werden, dass auch in den nächsten 10 Jahren keine wesentlichen Unterhaltungs- arbeiten erforderlich sein werden, jedenfalls solange die Belastung durch Sturmfluten nicht wesentlich zunimmt und die Sandvorspülungen jeweils rechtzeitig durchgeführt werden.

Die alternative "Fortführung des Küstenschutzes im bisherigen Umfang" kann bestenfalls als Minimalprogramm angesehen werden — mit dem vor- rangigen Ziel, den Schutz der durch Sturmfluten gefährdeten Orte Westerland, Rantum und Hörnum durch breite Strände vor den bestehenden Längswerken bzw. durch einen zusätzlichen Dünenstreifen vor schwachen Randdünen mittelfristig zu erreichen.

Durch die Beschränkung der aktiven Küstenschutzmaßnahmen auf drei Be- reiche der Westküste ist folgende Entwicklung noch während des defi- nierten langfristigen Planungszeitraumes zu erwarten:

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In den nicht geschützten Nachbarbereichen geht der Küstenrückgang mit den ermittelten Abbruchraten im Wesentlichen weiter. Dadurch geraten die verteidigten Küstenabschnitte in eine immer exponiertere Lage und der Aufwand für die Küstenschutzmaßnahmen wird zunehmen. Eine derar- tige Entwicklung wird noch während des langfristigen Planungszeitrau- mes (35 Jahre) zu einer Änderung des Küstenschutzkonzeptes führen, und zwar in der Weise, dass dann auch - und mit großem Aufwand - in den dazwischen liegenden Küstenabschnitten vorgespült werden muss, um wie- der einen ausgeglicheneren Küstenverlauf zu erhalten sowie gefährdete Bereiche mit Verkehrswegen usw. zu schützen.

5.2.4. Maßnahmen zur Sicherung der gegenwärtigen Küstenlinie Von den Gemeinden auf Sylt, von der Öffentlichkeit und von Politikern aller Parteien Nordfrieslands wird gefordert, durch Küstenschutz- maßnahmen jeglichen Abbruch entlang der gesamten Sylter Westküste zu verhindern.

Das Festhalten der gegenwärtigen Küstenlinie (Def.: heutiger Kliff— bzw. Dünenfuß oder obere Abbruchkante) kann durch massive Bauwerke (Ufermauern, Deckwerke, Wellenbrecher, etc.) und durch Sandvorspülun- gen erreicht werden. Inwieweit derartige Küstenschutzlösungen für die Westküste finanzierbar sind, soll zunächst dahingestellt bleiben.

In den nachfolgenden Abschnitten werden die grundsätzlichen techni- schen Möglichkeiten nach Funktion, Konstruktion und den auftretenden Problemen beschrieben, die Kosten angegeben und der voraussichtliche Endzustand dargestellt.

5.2.4.1. Massive Bauweisen

5.2.4.1.1. Ufermauern und Deckwerke (Längswerke)

Funktion: Das Bauwerk soll den Schutz des seeseitigen Dünenhanges oder Kliffs gegen Wellen und Strömungen gewährleisten.

Die Oberkante der Konstruktion muss so hoch liegen, dass keine Gefahr der Hinterspülung durch auflaufende Wellen besteht. Der Fuß der Kon- struktion ist so tief zu legen bzw. mit Kolkschutz zu versehen, dass keine Unterspülung auftreten kann. Es sind an der Sylter Westküste be- reits kurzfristige Höhenveränderungen (innerhalb von 2 Tagen) im Be- reich des trockenen Strandes von mehr als 2,0 m festgestellt worden (vgl. Abbildung 34 und Abbildung 35).

Konstruktion:

Die Küstenschutzwerke können in herkömmlicher Bauweise als Ufermauern (Beton, Stahl, Spundwandkonstruktionen etc.) bzw. als geneigte Deck-

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werke (Schüttsteine, Asphaltbeton etc.) hergestellt werden oder nach neueren Vorschlägen z.B. aus Stahlbetonfertigteilen in terrassenförmi- ger Bauweise (vgl. Abbildung 36).

Probleme

Entschließt man sich, die bisher unbefestigte Küste mit Längswerken zu schützen, so setzt davor sofort die Ausräumung von Strand und Vor- strand ein. Dabei werden die Abbruchmengen ständig steigen, weil mit fortschreitender Ausräumung immer höhere Wellen an das Längswerk ge- langen können und dort reflektiert werden, wodurch wiederum die Räum- kraft vor dem Bauwerk verstärkt wird.

Beschleunigt wird diese Entwicklung dadurch, dass der natürliche Nach- schub von Material aus dem Abbruch des unbefestigten Ufers fehlt, mit dem vorher der Strand— und Vorstrandbereich bei schweren Sturmfluten - wenn auch auf Kosten der Inselsubstanz - jeweils aufgefüllt wurde.

Die noch geringste Belastung des Strandes durch Reflexion tritt auf vor flachen, geneigten und rauen Deckwerken(z.B. Deckwerk Westerland). Das terrassenförmige Deckwerk ist nach seiner Wirkung hinsichtlich der Wellenreflexion eher den senkrechten Bauweisen (Ufermauern) zuzuord- nen.

Hinzu kommt die bekannte Lee—Erosionswirkung seitlich der befestigten Strecken. Das bedeutet für den Bau solcher Anlagen, dass sie konse- quent weitergeführt und in möglichst kurzer Bauzeit fertiggestellt werden müssen. Sonst bewirkt die Lee—Erosion in den benachbarten unbe- festigten Küstenabschnitten verstärkte Einbrüche in die Dünen und es kommt zu einer unregelmäßigen Küstenlinie, die den späteren Weiterbau der Deckwerke erschwert und verteuert.

In jedem Falle wird die Standsicherheit der Längswerke zunehmend da- durch gefährdet, dass Strand und Vorstrand fortschreitend abgetragen werden. Zur Erhaltung der Bauwerke sind sehr bald Sicherungsmaßnahmen erforderlich, und zwar entweder durch Herstellen von Fußvorlagen oder durch Sandvorspülungen.

Das größte Problem bei Anlage von massiven Längswerken, gleich welcher Konstruktion, ist ihre landschaftszerstörende Wirkung.

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Abbildung 34

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Abbildung 35

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Abbildung 36

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Sie würden als starre Fremdkörper in der Sylter Küstenlandschaft den natürlichen Zusammenhang und die Wechselwirkungen zwischen Düne bzw. Kliff und Strand abrupt unterbrechen. Die Böschungen von Kliff und Düne würden hinter einer 6 bis 7 m über dem mittleren Wasserspiegel aufragenden Spundwand verschwinden oder bis zur halben Höhe mit As- phalt, Beton oder Schüttsteinen bedeckt werden.

Der Sandstrand vor dem Bauwerk wurde in kurzer Zeit abgetragen sein, so dass das Wasser bei jeder Tide den Fuß des Längswerks erreichen würde. Dadurch ginge eine Hauptattraktion von Sylt verloren, nämlich das unbeschwerte Baden in der Brandung auf dem allmählich ansteigenden Sandstrand der Wasserwechselzone.

Mit dem Sandstrand würden aber auch die sommerhochwassersicheren Stellflächen verloren gehen, auf denen zur Zeit rd. 12.000 Strandkörbe für die Kurgäste bereitgehalten werden, und es könnten dort keine Strandburgen mehr gebaut werden.

Die landschaftsgestalterischen und die wirtschaftlichen Folgen des Einsatzes von massiven Längswerken wären unabsehbar und der ökolo- gische Eingriff durch keine Maßnahmen auszugleichen.

Baukosten:

Die Baukosten für die in Abbildung 36 angegebenen Küstenschutzbauwerke sind für die 31 km lange unbefestigte Küste wie folgt ermittelt wor- den:

1. Ufermauer, verankerte Stahlspundwand: 6,2 Mio. DM/km x 31 km

= rd. 192 Mio. DM

2. Terrassenförmiges Deckwerk: 8,2 Mio. DM/km x 31 km

= rd. 257 Mio. DM

3. Geneigtes Deckwerk, Asphalt: 7,0 Mio. DM/km x 31 km

= rd. 217 Mio. DM

Geneigtes Deckwerk, Schüttsteine: 5,4 Mio. DM/km x 31 km

= rd. 167 Mio. DM

Mit der Festlegung der Küste durch massive Bauwerke muss im Anschluss an die bestehenden Längswerke vor Westerland begonnen werden. Dadurch wird der Umfang möglicher Schäden (Lee—Erosion) in den noch unbe- festigten Nachbarbereichen geringer gehalten.

Der Umfang jährlich durchzuführender Maßnahmen ist von der Bauausfüh- rung her wegen der Behinderung des Fremdenverkehrs durch die Maßnahmen

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und umgekehrt sowie wegen der ungünstigen Infrastruktur (Zufahrtswege usw.) im Baubereich begrenzt. Danach kann max. eine Deckwerksstrecke von 6 km je Jahr fertiggestellt werden. Eine entsprechende Finanzie- rungsmöglichkeit vorausgesetzt, erfordern die massiven Bauwerke zur Festlegung der Küste eine Bauzeit von mind. 5 Jahren.

Sicherungs— und Unterhaltungsmaßnahmen:

Fußvorlagen

Wie oben beschrieben, ist die Folge der Errichtung eines Längswerks, dass sehr bald der natürliche Sandstrand verloren geht und in abseh- barer Zeit Fußvorlagen angebracht werden müssen vergleichbar der Ent- wicklung vor der Ufermauer von Westerland bis 1972 (vgl. Abbildung 8). Die Vorlagen müssen mit wachsendem Aufwand immer weiter nach unten verlängert werden, bis sie so tief herunterreichen, dass der Seegang davor keinen Sand mehr ausräumen kann.

Auf Abbildung 36 sind zwei Zustände mit je 10 m breiten Fußvorlagen bis zu einer Tiefe von NN-3,0 m angegeben, wobei die Baukosten für die

1. Fußvorlage: 3,25 Mio. DM/km und für

2. Fußvorlage: 4,00 Mio. DM/km betragen.

Die Sicherung der Längswerke mit Fußvorlagen führt zur Verfelsung von Strand und Vorstrand. Der natürliche Sandstrand würde dadurch zerstört und damit die Existenzgrundlage des Sylter Fremdenverkehrs. Außerdem werden Fußvorlagen auf Dauer wesentlich teurer als Sicherungsvorspü- lungen.

Sandvorspülungen (kombinierte Methode):

Als Alternative zu den ständig weiter fortzuführenden Befestigungen des Unterwasserbereichs vor den massiven Schutzwerken werden seit 1972 zur Sicherung des Deckwerksfußes Sandvorspülungen vorgenommen, die in gewissen Zeitabständen zu wiederholen sind (kombinierte Methode). Vor Westerland mussten dazu nach den Ergebnissen zweier Sandvorspülungen in den letzten 12 Jahren im Durchschnitt 60.000 m3/km x a. vorgespült werden. Das ist mehr als das Dreifache der für den südlich angrenzen- den Küstenabschnitt von Stat. 1b S bis 22 S errechneten durchschnitt- lichen Abbruchmenge der letzten 35 Jahre (19.000 m3/km x a.) und fast das doppelte des Abbruchs im nördlich angrenzenden Abschnitt von Stat. 4b N bis 14 N (35.000 m3/km x a) (vgl. Tabelle 5).

Im Vergleich zur durchschnittlichen Abbruchmenge an der Westküste in den letzten 35 Jahren (29.200 m3/km x a, vgl. Tabelle 5) musste zur Sicherung der Schutzwerke vor Westerland je km mehr als die doppelte

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Menge vorgespült werden.

Vernachlässigt man hier, dass der mittlere Energieeintrag während der letzten 12 Jahre (vgl. Abbildung 14 und Abbildung 15) infolge der meteorologischen Entwicklung etwas stärker war als im Mittel der letz- ten 35 Jahre, und dass gewisse Unterschiede in der Beschaffenheit des Untergrundes bestehen, so sind für den gegenüber dem natürlichen Ab- bruch derartig verstärkten Abtrag vor dem befestigten Westerländer Ufer folgende Gründe zu nennen:

— Seit Errichtung der Schutzwerke sind die angrenzenden Küstenab- schnitte durch Abbruch ständig weiter zurückgegangen, so dass der befestigte Westerländer Abschnitt immer exponierter zu liegen kam und der Brandungsangriff entsprechend stärker war als in den an- grenzenden Bereichen.

— Strand und Vorstrand waren infolge der Reflexion der Brandungswel- len an den Schutzwerken stärker ausgeräumt und lagen viel niedriger als an der übrigen Küste. Dadurch konnten höhere Wellen häufiger bis in den Bereich der Sandvorspülungen gelangen und diese stärker abtragen, wobei neben der küstenparallelen Verfrachtung auch Sand- mengen in den vorher tief ausgeräumten Vorstrandbereich umgelagert wurden, so dass dieser sich teilweise auffüllte (vgl. Abbildung 11a bis c).

— Mit fortschreitendem Abtrag des jeweils vorgespülten Sandkörpers kamen die Bauwerke zunehmend wieder frei, entsprechend verstärkte sich ihre Reflexionswirkung, und die Räumkraft des Seegangs nahm in der Zeit von einer Sandvorspülung bis zur folgenden auch ent- sprechend zu.

Will man die natürlichen Strandverhältnisse vor einem neuen Längswerk aus den oben genannten Gründen erhalten, so muss vor jedem fertigge- stellten Teilstück sofort ein Sandvorrat angelegt werden, der alle Sandverluste bis zur nächsten Ergänzungsvorspülung ausgleicht.

Nur dann besteht Aussicht, dass Strand und Vorstrand in ihrer bisheri- gen Form erhalten werden können, und dass die zu ersetzenden Sandver- luste die bisherigen Abbruchmengen der unbefestigten Küste nicht all- zusehr überschreiten.

Wenn die Längswerke in der Mindestbauzeit, d.h. in fünf Jahresab- schnitten, erbaut werden, würde sich ein Intervall von 5 Jahren für die Ergänzungsvorspülungen ergeben.

Unter den o.a. Voraussetzungen müsste jährlich ein Sandverlust von

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mindestens 905.000 m3/a entsprechend der bisherigen Abbruchmenge an der unbefestigten Küste (vgl. Tabelle 5) ersetzt und im Zuge der einzelnen Bauabschnitte einmalig ein Sandvorrat von insgesamt mindestens 5 x 905.000 m3/a = 4,53 Mio. m3 angelegt werden.

Der benötigte Sand kann in ausreichender Menge westlich von Sylt außerhalb des Inselsockels schadlos mit Hopperbaggern gewonnen (vgl. Anlage 3) und am kostengünstigsten mit Hilfe von Dükern durch den Vor- strandbereich an das Ufer gefördert werden (vgl. Abbildung 37).

Die Verteilung des Sandes mit Hilfe von stationären Leitungen und sta- tionären Pumpstationen am Ufer ist wesentlich aufwendiger. Die Kosten für 1 m3 vorgespülten Sand betragen nach dem Preisstand 01.01.1985 6,50 DM/m3.

Die einmaligen Kosten für den Sandvorrat betragen somit mindestens 4,53 Mio. m3 x 6,50 DM/m3 = 29,5 Mio. DM.

Als Mindestaufwand für die fortlaufenden Ergänzungsvorspülungen des Sandvorrats ergeben sich

905.000 m3/a x 6,50 DM = 5,88 Mio. DM/a.

Abbildung 37

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5.2.4.1.2. Vorgelagerter Brandungswall als Längswerk

Funktion: Abwehr der Wellen vor Erreichen des Dünen— bzw. Klifffußes durch einen auf den Strand gesetzten Wellenbrecher.

Die Höhe des Brandungswalles muss so bemessen sein, dass auch bei Ex- tremsturmfluten keine nennenswerten Abbrüche auftreten können.

Konstruktion:

Der Brandungswall kann als durchlässige Konstruktion aus Schüttsteinen oder aus geeigneten Betonfertigteilen hergestellt werden. Dafür sind eine Vielzahl von Betonkörpern entwickelt worden, wie Tetrapoden, Hexapoden, Quadripoden, Dolosse usw. (vgl. "Die Küste" Heft 36, S. 235). Die in den Veröffentlichungen des Deutschen Küstenschutzver- eins von Böck vorgeschlagene Schalenbauweise ist hier einzuordnen. Als Betonfertigteile wurden auf Sylt bereits vor Westerland und Hörnum Tetrapoden eingebaut (vgl. Abbildung 9).

Um ein Versinken der Bauelemente in den Untergrund zu verhindern, ist ein geeigneter breiter Unterbau mit seeseitigem Kolkschutz vorzusehen (vgl. Abbildung 38 und Abbildung 39).

Probleme:

Es treten im Wesentlichen die gleichen Probleme auf wie bei den be- reits unter Pkt. 1 beschriebenen Bauweisen, nämlich Abtrag des Stran- des durch Wellenreflexion, Lee—Erosion an den Enden der befestigten Küstenabschnitte.

Baukosten

Die Baukosten für ein Tetrapodenlängswerk (vgl. Abbildung 9) betragen

5,5 Mio. DM/km x 31 km = rd. 171 Mio. DM

Andere Konstruktionen wie z.B. Betonschalen nach Vorschlägen von Böck erfordern mindestens den gleichen Aufwand. Auch Schüttsteinwälle sind nicht kostengünstiger.

Sicherungs— und Unterhaltungsmaßnahmen:

Die schädlichen Nebenwirkungen müssen durch Sandvorspülungen ausgegli- chen werden. Der Sandverlust vor solchen Brandungswällen ist, wie die Messungen vor Westerland ergeben haben, nicht geringer als vor Deck- werken. Deshalb muss auch vor Brandungswällen ein Sandvorrat angelegt und fortlaufend Sand vorgespült werden (vgl. Abschnitt 5.2.4.1.1).

Dafür entstehen einmalig Kosten von mind. rd. 29,5 Mio. DM und lau- fende Kosten von mind. rd. 5,88 Mio. DM/a.

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Abbildung 38

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Abbildung 39

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5.2.4.1.3. Wellenbrecher

Funktion:

Der Abbruch der Sylter Westküste wird im Wesentlichen durch angrei- fende Wellen und die durch Wellen erzeugte Brandungsströmung bewirkt. Durch Wellenbrecher, angeordnet im gewissen Abstand von der Küste, können die Wellen in Höhe und Richtung so verändert werden, dass die Belastung des Strandes auf ein unschädliches Maß verringert wird. Dazu müssen sie mit ihrer Oberkante so hoch liegen, dass sie auch bei höchsten Sturmflutwasserständen die Wellen noch brechen können.

Um erodierende Längsströmungen (Tide—, Windstau— und Brandungsströ- mung) zwischen Wellenbrecher und Strand zu unterbinden, sind die Wel- lenbrecher am zweckmäßigsten durch eine Mole mit dem Ufer zu verbin- den, d.h. in T—Form auszubilden (vgl. Abbildung 40 bis Abbildung 43). Es werden zwei Wellenbrecher in 200 m (Rinnenquerschnitt weitgehend unverbaut) bzw. 400 m (völliger Verbau der Rinne) Abstand von der Küste untersucht.

Durch Brechen der Wellen (Reflexion), Diffraktion und Refraktion wird die Wellenenergie in den Feldern zwischen den einzelnen Wellenbrechern abgemindert.

Eine weitgehende Stabilisierung im Bereich des Vorstrandes bis an das Riff heran kann durch die 400 m lange Ausführung erreicht werden.

Höhe und Länge der Wellenbrecher sowie Abstand müssen durch eingehende Optimierungsuntersuchungen (Modellversuche etc.) ermittelt werden.

Konstruktion:

Die Wellenbrecher können in Kasten— oder Schüttsteinbauweise oder in schwerer Ausführung als kombinierte Kasten—Schüttstein—Konstruktion (400 m lang) ausgeführt werden. Als Schutz gegen Unterspülung ist eine ausreichend breite Vorlage (Kolkschutz) vorzusehen.

Probleme:

Der Eingriff in das Naturgeschehen ist insbesondere bei dem Wellen- brecher in 400 m Abstand von der Küste nicht vertretbar.

Vor den Wellenbrechern geht die Erosion des Vorstrandes verstärkt wei- ter, so dass die Standsicherheit der Bauwerke voraussichtlich in eini- gen Jahrzehnten gefährdet sein wird.

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Abbildung 40

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Abbildung 41

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Abbildung 42

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Abbildung 43

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Starke bis schwerste Lee—Erosionen sind seitlich der befestigten Küstenabschnitte zu erwarten.

Da mit einem Materialtransport von See her nach bisherigen Erkenntnis- sen nicht gerechnet werden kann, sind zum Schutz gegen Extremsturmflu- ten zusätzliche Maßnahmen, z.B. Sandvorspülungen erforderlich.

Baukosten:

Die Baukosten betragen für die untersuchten Konstruktionen in kombi- nierter Kasten—Schüttstein—Konstruktion (vgl. Abbildung 44):

1. T—förmiger Wellenbrecher, Länge = 200 m

Baukosten für 1 Stück: 12,1 Mio. DM,

bezogen auf 1 km Küstenlänge: 30,3 Mio. DM/km

insgesamt: 31 km x 30,3 Mio. DM/km = rd. 939 Mio. DM

2. T—förmiger Wellenbrecher, Länge = 400 m

Baukosten für 1 Stück: 24,7 Mio. DM,

bezogen auf 1 km Küstenlänge: 31,0 Mio. DM/km

insgesamt: 31 km x 31,0 Mio. DM/km = 961 Mio. DM.

5.2.4.2. Sandvorspülungen (allein)

Funktion: Das Kliff bzw. die Randdüne können gegen weiteren Abbruch geschützt werden, indem vor der Abbruchkante eine künstliche Düne als Sanddepot angelegt wird. Bei Sturmfluten wird dann nicht mehr das ur- sprüngliche Ufer sondern die davor liegende künstliche Düne angegrif- fen und abgetragen. Sie wirkt wie ein Verschleißbauwerk, das immer wieder ergänzt werden muss, wenn es bis auf eine bestimmte, als Si- cherheit dienende Reserve aufgezehrt ist.

Der seeseitige Böschungsfuß des vorgespülten Sandkörpers gelangt je nach Breite des Sandkörpers mehr oder weniger in den Einflussbereich mittlerer bzw. leicht erhöhter Tidewasserstände. Die Folge ist ein entsprechender Abtrag durch täglichen Wellenangriff auch bei normalen Witterungsverhältnissen. Dieser tägliche Abtrag kommt zwar dem Strand und Vorstrand zugute, begrenzt aber die zeitliche Wirkung des Sandde- pots in erheblichem Maße.

Es ist daher sinnvoll, die Vorspülung des Sanddepots und auch die Er- gänzungsvorspülungen jeweils mit einer Strandauffüllung im Bereich des nassen Strandes und des Vorstrandes zu verbinden und so die Strandver- hältnisse während der Vorspülintervalle zu verbessern.

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Abbildung 44

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Der Grundgedanke der Strandauffüllung ist, durch einen breiten und ho- hen Strand die Seegangsenergie in einer breiten Brandungszone flächen- haft umzuwandeln, wodurch ein wesentlicher Teil der Zerstörungskraft vom dahinterliegenden Küstenstreifen ferngehalten wird.

Auch in der Natur gibt es Strandauffüllungen, wenn eine schwere Sturm- flut Material von Kliff bzw. von der Düne abbricht und teilweise in den vorher durch das tägliche Tide— und Brandungsgeschehen ausgeräum- ten Strand— und Vorstrandbereich verfrachtet.

Der Unterschied besteht darin, dass die künstliche Strandauffüllung bzw. ihre fortlaufende Ergänzung regelmäßig bei Bedarf und ent- sprechend den vorangegangenen Substanzverlusten dosiert vorgenommen werden können, um zu verhindern, dass die natürliche Inselsubstanz weiter angegriffen wird. Der benötigte Sand wird aus einem Gebiet ent- nommen, das in ausreichendem Sicherheitsabstand von der Insel liegt (vgl. Anlage 3).

Sandvorspülungen als Kombination aus Strandauffüllung und Depotvorspü- lung (siehe Abbildung 45) sind mit Erfolg an vergleichbaren Küsten in den Niederlanden (Texel) und an der dänischen Westküste durchgeführt worden.

Auch die Erfahrungen mit den bisherigen Vorspülungen auf Sylt sprechen nicht gegen diese Lösung, bei der am ehesten erwartet werden kann, dass die natürliche Abbruchmenge der unbefestigten Küste als Vorspül- menge zur fortlaufenden Ergänzung der Strandauffüllung und des Sandde- pots ausreichen.

Abbildung 45

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Konstruktion

Es ist zweckmäßig, eine künstliche Düne als Sanddepot besser breit und relativ flach anzulegen, weil die Abbruchraten nach FÜHRBÖTER (15) im Wesentlichen von der Dauer und der Höhe der Wasserstände bei einer Sturmflut, weniger aber von der Höhe der abbrechenden Dünen abhängig sind. Nach Sturmfluten ist tatsächlich zu beobachten, dass unabhängig von den Dünen— oder Kliffhöhen, deren Unterschiede bis zu 10 m oder mehr betragen können, der Kliff— oder Dünenfuß sich entlang der be- troffenen Küstenabschnitte als nahezu gerade Linie darstellt.

Die künstliche Düne muss aber mindestens so hoch sein, dass der Sand- körper durch Wellenauflauf nicht überströmt werden kann. Dadurch soll ein beschleunigter Abbruch durch rückschreitende Erosion vermieden werden. Nach den Erfahrungen an der Sylter Westküste ist mit einem Wellenüberlauf nicht mehr zu rechnen, wenn die Dünenhöhe oberhalb NN+7,00 m liegt. Die Höhe des Spülkörpers wird daher an der Seeseite auf NN+7,00 m festgelegt mit einem allmählichen Ansteigen zur beste- henden Abbruchkante bis auf NN+8,00 m (vgl. Abbildung 45).

Die notwendige Breite des Sanddepots ist abhängig von den Abbruchraten und dem Zeitraum für den es — bis zur nächsten Sandvorspülung — die Küste vor Abbruch schützen soll.

Als realistische Bauzeit für die Durchführung der Sandvorspülung, be- stehend aus künstlicher Düne und Strandauffüllung entlang der unbe- festigten Westküste können 5 Jahre angenommen werden. Diese Bauzeit entspricht der in technischer Hinsicht möglichen Mindestbauzeit für Längswerke (vgl. 5.2.4.1.1). Damit würde sich ein Vorspülintervall von 5 Jahren ergeben.

Es ist zweckmäßig, die Westerländer Sicherungsvorspülung in den Turnus der Wiederholungsvorspülungen vor unbefestigten Küstenabschnitten ein- zubeziehen und die Sylter Westküste in sechs Abschnitte einzuteilen, die im wiederkehrenden Zyklus von 6 Jahren vorgespült werden. Der Ver- schleißteil des Sanddepots muss somit für den in sechs Jahren zu er- wartenden Abbruch ausreichend bemessen sein.

Legt man die mittleren Abbruchraten der unbefestigten Küste gemäß Tabelle 5 zugrunde, so würden in 6 Jahren vor dem Mittelteil der In- sel von Stat. 22 N bis 22 S maximal 6 x 458.000 = rd. 2.800.000 m3, vor List 6 x 187.000 = rd. 1.200.000 m3 und vor Hörnum

6 x 260.000 = rd. 1.600.000 m3 als Verschleißteil und Strandauffüllung vorgespült werden müssen (vgl. Tabelle 7).

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Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass sich während eines Vorspül- intervalles von 6 Jahren Sturmfluten so häufen können, dass die mitt- leren Abbruchraten überschritten werden. Abbildung 22 und Abbildung 23 zeigen z.B., dass in den letzten 10 Jahren vor Kampen ebenso wie vor Rantum rd. 20 m abgebrochen wurden. Es soll deshalb zur Sicherheit durchgehend ein 20 m breites Verschleißteil vorgesehen werden (vgl. Abbildung 45). Nur vor der bebauten Ortslage von Hörnum (Stat. 31 S bis 35 S) werden 30 m für notwendig gehalten, um die dort infolge der Überlagerung von Brandungs— und Tideströmung zu erwartenden stärkeren Abbrüche sicher auffangen zu können.

Außerdem soll das Sanddepot ein Reserveteil von 20 m Breite erhalten als ständigen Sicherheitsvorrat für extreme Sturmflutereignisse.

Als obere Breite des Sanddepots werden demnach 20 m + 20 m = 40 m vor- gesehen (vgl. Abbildung 45) Vor der bebauten Ortslage von Hörnum soll wegen der dort sehr schwer voraussehbaren Entwicklung das Sanddepot 30 m + 30 m = 60 m breit angelegt werden (vgl. Anlage 4).

Es wird für notwendig gehalten, die jeweilige Strandauffüllung so zu bemessen, dass die MThw—Linie mindestens 70 m vom Fuß des Sanddepots entfernt liegt und der aufgespülte Strand bis zum Fuß des Sanddepots auf NN+3,00 m (ca. 2,0 m über MThw) ansteigt (vgl. Abbildung 45). Die Böschung des Sanddepots liegt dann im Schutz eines breiten hohen Strandes, so dass sie nur bei schweren Sturmfluten vom Wellenangriff erreicht wird. Entsprechend der beschriebenen Abbruchmechanik (4.4.3) beginnt der Abbruch des Sanddepots durch das tägliche Tide— und Bran- dungsgeschehen erst dann, wenn durch den Einfluss ständiger Wellenbe- lastung, insbesondere auch durch kleine und mittlere Sturmfluten der aufgefüllte Strand entsprechend abgetragen worden ist.

Aus Tabelle 6 sind die für Sanddepot und Strandauffüllung benötigten Vorspülmengen ersichtlich, die unter Zugrundelegung der mittleren Pro- file für die einzelnen Strandabschnitte errechnet worden sind. Danach erfordern Sanddepot und Strandauffüllung entlang der 31 km langen un- befestigten Westküste eine Vorspülmenge von insgesamt 10,3 Mio. m3. Davon entfallen etwa je ein Drittel auf die Strandauffüllung, das Ver- schleißteil und das Reserveteil (vgl. Abbildung 45).

Als Sandbedarf für die zu Ergänzung der Strandauffüllung und des Ver- schleißteils fortlaufend zu wiederholenden Sandvorspülungen werden die in 4.4.6 ermittelten Abbruchmengen zugrunde gelegt (vgl. Tabelle 5 und Tabelle 7). Das sind für die 31 km lange unbefestigte Westküste (ohne Westerland) 905.000 m3/a. oder durchschnittlich rd. 29.200 m3/km a.

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Rechnet man die vor den Westerländer Längswerken jährlich zu ersetzen- den Sandverluste von 180.000 m3/a hinzu, so entsteht insgesamt jährlich ein Sandbedarf von 905.000 m3/a + 180.000 m3/a = 1.085.000 m3/a (Hör- num—Odde vgl. Abschnitt 5.2.4.5).

Auf Tabelle 7 sind die Sandbedarfsmengen zur Ergänzung des Verschleiß- teils und der Strandauffüllung für die einzelnen Küstenabschnitte zu- sammengestellt. Die Tabelle enthält ferner den Vorschlag für einen Zeitplan, nach dem es möglich ist, mit etwa gleichen Jahresmengen die einzelnen Küstenabschnitte in einem 6-jähigen Vorspülrhythmus mit Sand zu versorgen.

Lage, Form und Anordnung der jeweiligen Vorspülkörper sowie der end- gültige Zeitplan müssen im Einzelnen aufgrund der jeweiligen örtlichen Verhältnisse in baureifen Entwürfen festgelegt werden. Dabei sind die Erfahrungen und Untersuchungsergebnisse der vorangegangenen Sandvor- spülungen zu berücksichtigen. Auf diese Weise kann im Laufe der Jahre eine Optimierung der Vorspülmethode erreicht werden.

Probleme

Sandvorspülungen müssen als Verschleißbauwerke rechtzeitig wiederholt werden, damit die Schutzwirkung erhalten bleibt. Die Verweilzeit einer Sandvorspülung hängt im Wesentlichen von der jeweiligen Wellenbe- lastung und damit vom Energieeintrag in den jeweiligen Winterhalbjah- ren ab.

Eine Frage, die im Rahmen von begleitenden Untersuchungsprogrammen weiterhin untersucht werden muss, ist die nach der Wirkung von Sand- vorspülungen in den tieferen Bereichen des Profils seeseitig vom Riff. Es wäre noch zu erproben, inwieweit durch Riffspülungen (Einbau des Sandes seewärts vom Riff) eine Vorstrandauffüllung auch über das Riff hinaus möglich ist.

Die angegebenen Einschränkungen gelten auch für die sogenannte kombi- nierte Lösung, wo vor einem massiven Küstenschutzbauwerk Sand zur Si- cherung des Bauwerks vorgespült werden muss.

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Tabelle 6

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Tabelle 7

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Baukosten

1. In einer ersten Bauphase würden vor den unbefestigten Küstenabschnitten zwischen Stat. 35 S (Tetrapodenlängswerk Hörnum) und Stat. 33 N (Deckwerk List) die Strandauffüllung und das Sandde- pot hergestellt (vgl. Abbildung 45 und Anlage 3).

gesamte Sandvorspülmenge: 10,3 Mio. m3

Einheitspreis (Spülsand): 6,50 DM/m3

Gesamtkosten:

10,3 Mio. m3 x 6,50 DM/m3 = 66,95 Mio. DM

= rd. 67,00 Mio. DM

oder 67 / 31 = rd. 2,20 Mio. DM/km.

2. Nach erstmaliger Fertigstellung von Strandauffüllung und Sanddepot würden für die einzelnen unbefestigten Küstenabschnitte, die fort- laufend in bestimmten Zeitabständen zu wiederholenden Sandvorspü- lungen zum Ersatz der an der Strandauffüllung und am Verschleißteil eingetretenen Sandverluste beginnen:

jährliche Sandvorspülmengen: 0,905 Mio. m3/a

jährliche Kosten:

0,905 Mio. m3/a x 6,50 DM/m3 = 5,88 Mio. DM/a

oder 5,88 / 31 = rd. 190.000,-- DM/km a.

Die Kosten für eine eventuelle Ergänzung des Reserveteils sind abhän- gig von der Häufigkeit extremer Sturmflutereignisse (vgl. dazu Ab- schnitt 5.2.5)

5.2.4.3. Biotechnischer Küstenschutz Der biotechnische Küstenschutz hat das Ziel, den vom Wind transpor- tierten Sand durch Buschbestick, Halmpflanzungen und Sandfangzäune an der Luvseite der Randdüne festzuhalten. Dadurch wird eine Strandaufhö- hung am Fuß der steilen Randdüne erreicht und nach einer gewissen Zeit in Abhängigkeit von dem Sanddargebot im Strandbereich und von den Windverhältnissen eine Vordüne (vor— gelagerter Dünenwall) aufgebaut. Diese Vordüne schützt dann unter Sturmflutbelastungen bis zu einem ge- wissen Umfang die Randdüne vor Abtrag.

Eine weitere Einsatzmöglichkeit des biotechnischen Küstenschutzes ist der Verbau von Windrissen. In diesem Fall soll verhindert werden, dass eine ungünstig geformte Dünenformation durch Wind bis zu einer Auflö-

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sung der Dünen zerstört wird.

Als eindruckvolles Beispiel für die Wirksamkeit von biotechnischen Maßnahmen kann das Schließen der während der Februarsturmflut 1962 durchbrochenen Dünen vor Hörnum angegeben werden. Innerhalb von zwei Jahren und mit relativ geringem Aufwand wurde auf einer Länge von 250 m wieder eine ausreichend Schutz bietende Randdüne, bestehend aus einer abgelagerten Sandmenge von rd. 50.000 m3, aufgebaut (Czock, 2).

Durch die geplanten Sandvorspülungen wird das durch Wind transportier- bare Sanddargebot zunehmen. Damit wird auch der zukünftige Aufwand für biotechnische Maßnahmen höher als bisher sein. Das gilt insbesondere für Küstenabschnitte mit dahinterliegenden Bebauungen, die vor Sand- flug geschützt werden müssen.

Die biotechnischen Maßnahmen im Bereich der aufgespülten künstlichen Düne (Sanddepot) können zum Herstellen von günstigen aerodynamischen Formen durch Planierraupen unterstützt werden.

Für biotechnische Maßnahmen ist bisher für die Sylter Westküste zwi- schen Tetrapodenquerwerk Hörnum (Stat. 35 S) und Deckwerk List (Stat. 33 N) ein jährlicher Betrag von rd. 1,0 Mio. DM/a aufgewendet worden (vgl. 5.2.3).

Durch die im Abschnitt 5.2.4.2 beschriebenen Sandvorspülungen wird sich nach den bisher gemachten Erfahrung der jährliche Aufwand um 0,2 bis 0,3 Mio. DM/a erhöhen.

Es wird daher für den Zeitraum der mittelfristigen Planung von 10 Jahren ein jährlicher Aufwand für die biotechnischen Küstenschutz- maßnahmen von

rd. 1,3 Mio. DM/a angenommen.

5.2.4.4. Sonstige Bauweisen

Massive Bauweisen zum Schutz der Westküste von Sylt erfordern einen erheblichen Aufwand an Sicherungsmaßnahmen entweder als ständig zu verlängernde massive Fußvorlagen oder als Sandvorspülungen.

Bei der Methode der Sandvorspülung (Strandauffüllung und Sanddepot) wird nun wiederum vielfach als nachteilig angesehen, dass die Haltbar- keit und damit die Schutzwirkung zeitlich begrenzt ist.

Es wird daher nach Bauweisen gesucht, um entweder einen wirksameren und wirtschaftlicheren Küstenschutz als mit den beschriebenen Vertei- digungsmaßnahmen zu erreichen oder die konventionellen Küstenschutz-

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maßnahmen in ihrer Wirkung durch zusätzliche Maßnahmen zu verbessern.

1. Künstlicher Seetang oder ähnliche Bauweisen

Funktion: Unter der Bezeichnung "künstlicher Seetang" und ähnliche Bauweisen können Bausysteme (z.B. Seascape, Imra, Netzwände der Firma de la Motte etc.) verstanden werden, die durch ihre Auftriebswände (Einzelfasern, Netzform) wie natürlicher Seetang (Seegras) dämpfend durch Reibung auf die Orbitalbewegungen der Wellen, auf die wellener- zeugten Strömungen (Brandungsströmungen) und auf die Tideströmungen einwirken. Durch die Auftriebsfasern werden die Strömungsgeschwindig- keiten verringert; auf die Leeseite der Auftriebswand wird nur ein Teil Wellenenergie übertragen. Beides wirkt dann dahingehend, dass sich sowohl zwischen den Auftriebsfasern als auch landwärts davon Sand ansammelt.

In welchem Maße Sandablagerungen auftreten, hängt außer von dem See- gangsklima und dem Sandtransport auch von der Dichte, Länge und Form der künstlichen Seetangfelder ab. In besonders günstigen Fällen könnte erreicht werden, dass die Seetangfelder bis zu einer Höhe mit Sand aufgefüllt werden, die etwa der halben Länge der Auftriebsfasern ent- spricht. Außerdem hört die sandfangende Wirkung etwa einen Meter unter dem oberen Ende der Auftriebsfasern auf.

Eine unmittelbare Beeinflussung des Küstenabbruches (als Dünen— oder Kliffabbruch) kann durch solche Maßnahmen nicht erreicht werden. Der künstliche Seetang ist nur dort wirksam, wo sich die Auftriebsfasern ständig unter Wasser befinden, d.h. vor Sylt in den Bereichen, die un- ter dem Tideniedrigwasserstand bei etwa NN-1,00 m liegen. Bei Anord- nung der Seetangfelder am landseitigen Hang des Vorstrandes zwischen Strand und Riff könnte dort zum Beispiel nur Sand bis NN-2,0 m fest- gehalten werden. Hinsichtlich des Dünenrückganges ist aber bekannt, dass der Küstenabbruch erst bei Wasserständen über MThw+2,00 m = rd. NN+3,00 m beginnt; das HHThw wurde bisher mit NN+4,05 m (1981) am Pegel Hörnum und NN+4,04 m(1981) am Pegel List gemessen.

Die Seegangsbelastung des Kliffes ist allein von den Wellen abhängig, die noch über dem oberen Strandbereich verlaufen. Für überschlägige Berechnungen kann angenommen werden, dass die maximale Wellenhöhe etwa der Wassertiefe unter dem Ruhewasserspiegel entspricht. Derjenige See- gang, der den Kliffabbruch bewirkt, würde daher von der durch den künstlichen Seetang unterhalb von NN-2,00 m bewirkten Auflandung nicht mehr beeinflusst. Eine Auflandung unterhalb dieser Zone ist auch bei Sturmfluten mit geringeren Wasserstandserhöhungen kaum wirksam.

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Die Verhältnisse vor Sylt unterscheiden sich von denjenigen Küsten, wo auch bei stärksten auflandigen Winden kein nennenswerter Windstau ent- steht, wie es z.B. an den amerikanischen Küsten der Fall ist. Hinzu kommt vor Sylt auch noch der erhebliche Tidehub.

Insgesamt gesehen, besteht vor Sylt zwischen dem niedrigsten Tidenied- rigwasserstand (NN-3,64 m) und dem bisher höchsten aufgetretenen Sturmflutwasserstand (NN+4,05 m in Hörnum) ein Unterschied von nahezu 8,00 m.

Zusammenfassend kann über die Funktion festgestellt werden, dass durch künstlichen Seetang bestenfalls unterhalb NN—2,OO m eine Vorstrandver- breiterung zu erreichen ist. Ein nennenswerter Schutz des Kliffes vor weiterer Erosion ist aber aus den genannten Gründen nicht möglich.

Konstruktion

Von der Konstruktion her sind bei allen Systemen des künstlichen See- tangs die Verankerung sowie die eigentliche Auftriebswand (in Einzel- fasern oder in Netzform) zu unterscheiden.

Bei der Auftriebswand gibt es wiederum zwei Möglichkeiten:

Entweder das Material selbst hat eine Dichte, die geringer als die des Wassers ist und daher eigenen Auftrieb hat; oder es handelt sich um Strukturen, die keinen eigenen Auftrieb haben und deshalb mit Auf- triebskörpern versehen werden müssen.

An die Konstruktionen sind die Anforderungen zu stellen, dass die Ver- ankerungen stark genug sind, um die Wellenkräfte aufzunehmen; gleiches gilt für die eigentlichen Auftriebswände.

Das Material muss eine ausreichende Widerstandsfähigkeit gegen Sand- schliff haben. Zu beachten ist weiterhin, dass die einzelnen Auf- triebsfasern sich nicht miteinander verflechten, so dass die Wirksam- keit herabgemindert oder sogar ganz aufgehoben wird.

Probleme

Es erscheint sehr zweifelhaft, ob die Baukörper den in der Brandungs- zone (Strand- Riff-Bereich) wirkenden Kräften vor Sylt widerstehen können. Im Bereich der Nordsee sind derartige Bauweisen bisher mit Er- folg nur im tieferen Wasser (Westküste von Dänemark, Kolkschutz Nord- seeplattform) und im Wattenmeer (Niederlande) eingesetzt worden, aber nicht vor einer vergleichbaren Brandungsküste.

Vor Sylt besteht außerdem im Winter die Gefahr, dass die Auftriebsfa- sern im Eis festfrieren und bei steigendem Wasser abreißen oder durch

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Eisgang zerstört werden, wenn Tauwetter und Westwind einsetzen.

Schließlich ist daran zu denken, dass durch die Kunststofffasern bei Niedrigwasser Badende gefährdet werden können.

Inwieweit die bisherigen Vorschläge in bezug auf ihre Konstruktion bei den vor Sylt herrschenden Wellenbedingungen einsetzbar sind, kann nur in Großversuchen festgestellt werden, die sich über eine längere Zeit- spanne erstrecken müssen.

Die bisher von den interessierten Firmen eingereichten Angebote rei- chen nicht aus, um daraufhin öffentliche Mittel für Naturversuche be- reitzustellen.

Baukosten

Die Baukosten werden, bezogen auf die Meeresbodenoberfläche, je nach Art und Konstruktion von Verankerungen und Auftriebswänden sehr schwanken.

Eine Firma hat z.B. für eine Versuchsstrecke bei Anordnung der Ele- mente in einer Breite von 16 m einen Betrag von 566.00,-- DM/km gefor- dert.

Es erscheint äußerst zweifelhaft, ob ein 16 m breites künstliches See- tangfeld, das nur unterhalb NN- 2,0 m wirksam ist, Sandverluste in ei- ner Größenordnung verhindern kann, dass sich die Investition lohnen würde.

Bevor für Naturversuche öffentliche Mittel bereit gestellt werden kön- nen, sollten die interessierten Firmen zunächst Eignung, Belastbarkeit und Lebensdauer ihrer Konstruktionen in Modellversuchen testen lassen.

Bei Naturversuchen ist ferner der enorme Messaufwand in der Brandungs- zone zu berücksichtigen, ohne den eine Bewertung nicht möglich ist.

2. Schwimmende Wellenbrecher

Funktion:

Schwimmende Wellenbrecher beeinflussen die Wellenbewegung von der Oberfläche her sowohl durch Dämpfung der vertikalen Wasserbewegung als auch durch Reibung an der Unterseite. (Störung der Orbitalbewegung der Wasserteilchen). Dadurch wird die potentielle und kinetische Energie der Wellen herabgesetzt, so dass leeseitig von schwimmenden Wellen- brechern Anlandungen entstehen können. Diese Anlandungen werden sicht- bar bei einzelnen Wellenbrechern in Form von senkrecht zur Küste lie- genden Sandbarren (sog. Tombolos) und bei einer langgestreckten Wel- lenbrecherfront als Verbreiterung sowie Anhebung des Strandes.

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Schwimmende Wellenbrecher können sich durch Heben und Senken den ver- änderten Wasserständen anpassen und bleiben daher auch bei Sturmfluten wirksam — vorausgesetzt, dass die Konstruktion den Sturmflutbelastun- gen widerstehen kann.

Die Wirksamkeit eines schwimmenden Wellenbrechers wird durch den sog.

Transmissionskoeffizienten H1/H2 (H1 = Wellenhöhe der ankommenden

Welle, H2 = Wellenhöhe der gedämpften Welle) beschrieben. Bei geeig- neter Ausbildung des Wellenbrechers (Anpassung an die Wellenlänge) kann es durchaus möglich sein, diesen Transmissionskoeffizienten so- weit herabzusetzen, dass durch diese Bauweise ein wirksamer Küsten- schutz erreicht wird.

Konstruktion

Schwimmende Wellenbrecher können aus flexiblen Strukturen (Behälter, Autoreifen etc.) oder aus starren Pontons bestimmter Formen bestehen. Die horizontalen Kräfte werden durch Verankerungen aufgenommen, die aus Ankerseilen, Ketten, elastischen Kabeln bestehen können.

Probleme

Das große technische Problem aller schwimmenden Wellenbrecher liegt in der Verankerung, insbesondere bei Einsatz in Gebieten mit stark wech- selnden Wasserständen. Die Verankerungssysteme werden besonders bei Sturmfluten durch äußerst starke Wechselkräfte in den Trossen bean- sprucht. Besonders hohe Beanspruchungen erfahren dabei diejenigen Punkte, wo die Trossen oder Ketten an den schwimmenden Wellenbrecher angeschlossen werden.

Aber auch bei normalem Seegang sind die dauernden Wechselbeanspruchun- gen erheblich. Wird angenommen, dass nur die Hälfte der Zeit eines Jahres ein Seegang mit einer mittleren Periode von 5 s besteht, so be- deutet dies eine Zahl von 6.307.200 Lastwechseln im Jahr. Die Probleme durch diese hohen Wechsellasten sind es im Wesentlichen, die gelöst werden müssen. In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden, dass die Kraftwirkungen innerhalb einer Brandungszone noch wesentlich ungünstiger als die unter Offshore—Bedingungen werden können. Hinzu kommt die Wirkung des Sandschliffs, wodurch die Belastbarkeit und die Lebensdauer verringert wird.

3. Unterwasserwellenbrecher, künstliche Riffe

Funktion:

Unterwasserwellenbrecher sind in ihrer Wirkung natürlichen Riffen nachempfunden. Die Wellen werden je nach Höhenlage des Unterwasserwel-

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lenbrechers mehr oder weniger stark gedämpft. Neben dem Verhältnis von Kronenhöhe und Wasserstand ist die Kronenbreite des Unterwasserwellen- brechers ein weiterer wichtiger Parameter für die Wirksamkeit derarti- ger Bauwerke. Bei Sturmfluten gelangt aber immer ein Teil der Wellen- energie ungedämpft in den zu schützenden Leebereich und belastet da- durch Strand und Randdüne. Außer einer Verminderung des Wellenangrif- fes auf den Küstenbereich ist die durch Naturmessungen und Versuche festgestellte Ablagerung zwischen Bauwerk und Ufer eine weitere Haupt- wirkung dieser Bauwerke.

Eine weitere Verringerung der Kronenhöhe führt zu Riffbauweisen, die eine Verminderung der wellenbedingten Strömungen bewirken und somit den Sedimenttransport beeinflussen (Strömungsriffe). Durch diese Bau- weisen wird angestrebt, eine dauerhafte Anhebung des Vorstrandes her- beizuführen. Im günstigsten Falle kann auf der Leeseite eine Sandbank entstehen, die wiederum den Wellenangriff auf den Strand verringert. Eine wesentliche Verminderung des Dünenangriffes unter Sturmflutbe- lastung ist aber dadurch nicht zu erreichen (vgl. Wirkung des künst- lichen Seetangs und ähnliche Bauweisen). Das Anordnen von küstenpa- rallelen Riffen und Unterwasserschwellen, um dem Küstenrückgang entge- genzuwirken, wurde bereits schon 1937 von Wasmund vorgeschlagen (MAGENS, 37)

Konstruktion

Unterwasserwellenbrecher können in geschütteter Bauweise, als senk- rechte Wände oder auch nach neueren Vorschlägen aus Betonfertigteilen (z.B Betonschalen) hergestellt werden. Die Konstruktionen müssen einen ausreichenden Widerstand gegen Wellenangriff haben, standfest gegrün- det und mit einem Kolkschutz versehen sein.

Für Strömungsriffe sind neuerdings auch Fertigteilbauweisen vorge- schlagen worden (z.B. dreieckige Riffelemente mit geraden bzw. ge- krümmten Frontseiten). Wichtig ist auch hier eine sorgfältige Grün- dung, damit die Baukörper bei zeitweise auftretender Erosion nicht in den Boden versinken.

Probleme

Ein wesentliches Problem für diese Bauweisen ist die starke Kolkent- wicklung, durch die die Standsicherheit der Bauwerke gefährdet wird. Ein weiteres Problem ist das beobachtete Einsinken der gesamten Kon- struktion in den Untergrund, wobei die Ursachen im Zusammenhang mit der Kolkbildung und der Sandbewegung am Fuß des Bauwerkes durch hy- draulische Gradienten (Gefälle) zwischen Strand— und Seeseite zu sehen

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sind.

Ergebnisse über das Verhalten der neuerdings entwickelten Strömungs- riffe aus kleinmaßstäblichen, zweidimensionalen Versuchen im Wasser- baulaboratorium können wegen der Maßstabeffekte und der unberücksich- tigten strandparallelen Strömungen (Brandungsströmung als wesentliche Belastung) nicht quantitativ auf die Verhältnisse in der Natur über- tragen werden. Um die Wirksamkeit dieser Bauweisen ausreichend sicher beurteilen zu können, sind daher Versuche im Naturmaßstab erforder- lich, die aber zweckmäßigerweise an weniger stark belasteten Küsten als vor Sylt durchgeführt werden sollten.

An dieser Stelle sei noch auf folgendes hingewiesen: Die Sylter West- küste ist eine Erosionsküste mit andauernder negativer Sandbilanz. An dieser grundsätzlichen Situation können Strömungsriffe nichts ändern. Diese Bauweisen können zwar in engen örtlichen Grenzen den Rückgang der Küste dadurch verzögern, dass sich vorübergehend Sand ablagert. Zum Ausgleich dieser Störung der natürlichen Transportvorgänge an der Küste treten dann jedoch an anderen, vorwiegend ungeschützten Stellen, erhöhte Erosionen auf.

Sollten diese Bauweisen für die Sicherung der Sylter Westküste mit Er- folg eingesetzt werden können, dann nur in Verbindung mit Sandvorspü- lungen mit dem Ziel, die Wirkung der Sandvorspülungen zu verbessern.

Aus den vorstehenden Untersuchungen ist zu entnehmen, dass die be- trachteten Küstenschutzbauweisen wie künstlicher Seetang o.ä., schwim- mende Wellenbrecher, Unterwasserwellenbrecher und Strömungsriffe ins- besondere auch wegen der auftretenden starken Belastungen für einen Einsatz an der Sylter Westküste entweder ungeeignet oder noch ungenü- gend entwickelt sind. Alle diese Maßnahmen können nicht die negative Bilanz im Sedimenthaushalt verbessern und damit das eigentliche Pro- blem einer Erosionsküste lösen.

Keine der betrachteten Methoden ist in ihrer Technik soweit ent- wickelt, dass sie in den Vergleich der Lösungsmöglichkeiten im Rahmen dieses Fachplanes einbezogen werden könnte.

5.2.4.5. Hörnum Odde

Im Rahmen der Planung von Küstenschutzmaßnahmen wird unter Hörnum—Odde der Bereich der Halbinsel verstanden, der südlich an das Tetrapoden- querwerk Hörnum anschließt. Die Westküste der Odde, die durch die Küstenprofile zwischen Stat. 35 S und 39 S (Länge insgesamt 2,00 km, vgl. Anlage 1 u. Anlage 3) vermessungstechnisch festgelegt ist, kann hinsichtlich der eingetretenen Entwicklung in zwei Abschnitte einge-

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teilt werden:

1) vom Tetrapodenquerwerk (Stat. 35 S) bis 1.000 m südlich davon (Stat. 37 S),

2) von Stat. 37 S (etwa 250 m nördlich des ehemaligen Unterfeuers) bis Stat. 39 S (Inselende, Südspitze Odde).

Die Entwicklung im Küstenabschnitt zwischen Stat. 35 S und Stat. 37 S ist wesentlich durch das Tetrapodenquerwerk beeinflusst worden. Durch das Querwerk wird die von Norden nach Süden verlaufende Küstenlängs- drift behindert. Als Folge davon ist in Lee (im Süden) ein verstärkter Küstenrückgang (Lee—Erosion) eingetreten. Die Riffzone löst sich nörd- lich des Querwerks aus der ufernahen Lage und erreicht als eine im großen Bogen nach Süden verlaufende Barre den Strand im Bereich von Stat. 37 S (vgl. Anlage 5).

Im Süden der Hörnum—Odde wird die Entwicklung im Wesentlichen durch den Einfluss der Gezeitenströmungen bestimmt (Ebbestrom aus Hörnum Tief, Vertiefung des Hörnum Lochs, Ausräumung der Flachwassergebiete, vgl. auch Abbildung 17b).

Die Wechselwirkung zwischen Seegang, Gezeiten, Strömung und dem Rück- gang der Hörnum—Odde sowie die Möglichkeiten einer zukünftigen Ent- wicklung sind unter 4.4.5 beschrieben.

Die Verstärkung der Ebbeströmung im Bereich der Südspitze der Hörnum— Odde muss im Zusammenhang mit den hydrologischen Veränderungen im Ti- debecken des Hörnum Tiefs gesehen werden. Durch die Verdriftung be- trächtlicher Wassermengen aus dem Flutraum der Norderaue über die Föhrer Schulter und aus dem Amrum Tief werden die Ebbewassermengen im Hörnum Tief nach jetzigem Kenntnisstand bis zu 12 % erhöht (vgl. 4.4.5). Diese Verdriftungen von Tidewassermengen führen zu einer zunehmenden Vertiefung der Wattsockel und können dadurch langfristig die Inseln Föhr und Amrum gefährden. Im Generalplan "Deichverstärkung, Deichverkürzung und Küstenschutz in Schleswig—Holstein" ist daher der Bereich des Wattblocks Föhr—Amrum als zukünftiger Untersuchungsschwer- punkt ausgewiesen worden. In diesem Zusammenhang soll auch untersucht werden, ob durch bauliche Eingriffe (z.B. Sicherungsdämme Föhr—Fest- land und Föhr-Amrum) die z.Z. ungünstige natürliche Entwicklung im Bereich der Hörnum—Odde beeinflusst werden kann.

Das im Wesentlichen aus Dünen bestehende Gebiet der Hörnum—Odde ist unbewohnt und als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Unter Berücksichti- gung dieser Randbedingungen sind die Küstenschutzmaßnahmen zu planen.

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Im Lee—Erosionsbereich südlich des Tetrapodenquerwerks wurde durch Ab- trag der Randdüne 1981 das Dünental südlich der Sommerhaussiedlung freigelegt. Die Küstenlinie zeigt weiterhin die Tendenz, sich durch Abtrag der großen Düne am Tetrapodenquerwerk nach Norden zu ent- wickeln.

Die Höhenlage des Dünentales beträgt etwa NN+2,00 m, die am Nordrand des Dünentales gelegenen Häuser der Sommerhaussiedlung liegen mit Aus- nahme von drei Häusern (Höhe des Hauseinganges NN+2,80 m bis NN+3,50 m) über dem Bemessungswasserstand von NN+4,50 m. Zum Schutz der Sommerhaussiedlung wurde 1983 im Zusammenhang mit der Versuchs- sandvorspülung Hörnum entlang der südlichen Zufahrtsstraße eine Sand- verwallung auf NN+5,00 m angelegt, die durch biotechnische Maßnahmen festgelegt worden ist. Aktive Küstenschutzmaßnahmen für die Hörnum— Odde haben sich zukünftig gerade auf diesen Bereich zu konzentrieren, um der gegenwärtigen Entwicklungstendenz entgegenzuwirken und damit die jetzige Hochwassersicherheit der Ortschaft Hörnum durch den beste- henden Dünengürtel im Süden weiterhin zu erhalten.

Für die Westküste der Hörnum—Odde sind folgende Sicherungsmaßnahmen untersucht worden:

1. Ersatz des Substanzverlustes durch Sandvorspülungen

Für den Zeitraum 1972-1983 ist für die 2,00 km lange Westküste eine jährliche Abbruchrate von i.M. 15 m/a ermittelt worden (vgl. 4.4.5). Die jährliche Abbruchmenge ergibt sich zu 330.000 m3/a (vgl. Tabelle 5). Die erforderliche Sandmenge kann, wie 1983 vor Hörnum geschehen, durch Hopperbagger von der Ostseite her vorgespült werden.

Die jährlichen Baukosten für die Sandvorspülungen betragen

330.000 m3/a x 6,50 DM/m3 = 2.145.000,-- DM/a, das entspricht etwa 30 % des späteren Aufwandes für die zu wiederho- lenden Sandvorspülungen (Ersatz des Sandverlustes) entlang der 31 km langen Westküste zwischen Stat. 35 S (Tetrapodenquerwerk) und Stat. 33 N (Deckwerk List), (vgl. Tabelle 6).

Ein derartig hoher Aufwand ist unter Berücksichtigung der zu schützen- den Werte nicht zu vertreten.

2. Herstellen einer Großbuhne

Es sind wiederholt Vorschläge gemacht worden, den Lee—Erosionsbogen vor Hörnum durch eine südlich davon anzulegende Sichelbuhne zu schüt- zen. Bei einer geeigneten Form und Höhe einer solchen Buhne und bei einer Lage im Bereich von Stat. 37 S kann eine Sanierung des Lee—Ero-

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sionsbereiches durchaus erreicht werden, wenn die Maßnahme in Verbin- dung mit einer Sandvorspülung durchgeführt wird. Die Großbuhne würde dem vorgespülten Küstenbereich auch zukünftig eine gewisse Stabilität geben.

Die Baukosten für eine 800 m lange Sichelbuhne aus Tetrapoden (6 Tetrapoden/m, OK Buhne i.M. mindestens auf NN+1,00 m) mit groß- flächigem Erosionsschutz betragen etwa

7,7 Mio. DM.

Ein wesentlicher Nachteil einer derartigen Lösung ist, dass die Pro- bleme der Lee—Erosion und damit der jetzige Schaden auf den verblei- benden südlichen Teil der Hörnum—Odde abgeleitet werden. Bei der An- lage einer Buhne, wie vorgeschlagen, muss damit gerechnet werden, dass in relativ kurzer Zeit — je nach Sturmflutaktivität — nach wenigen Jahren — der gesamte Teil der Hörnum—Odde abgetragen wird, der südlich dieser Buhne liegt, und dass dann die Buhne von der Wurzel her zer- stört wird.

Was bei diesem Prozess aber am bedenklichsten ist, ist der Eingriff in das großräumige Strömungssystem (Ebbe— und Flutbewegungen im Vortrapp— Tief). Wenn eine solche Buhne im Bereich hoher Strömungsgeschwindig- keiten errichtet wird (vgl. auch Abbildung 17b), kann nicht ausgeschlossen werden, dass ihre Auswirkungen sich bis auf den Nord- strand der Insel Amrum auf der einen Seite und auf die Wattenver- hältnisse bei Hörnum auf der anderen Seite ausweiten werden. Hier müssten eingehendste theoretische Untersuchungen über die Veränderung der Wellen— und Tideströmungen durchgeführt werden, um diese Folgen abzuschätzen (FÜHRBÖTER).

Gerade die bisherige Entwicklung der Hörnum—Odde nach dem Bau der Tetrapoden—Buhne zeigt, wie empfindlich dieser Bereich der Insel und die vorgelagerten Sände auf menschliche Eingriffe reagieren (vgl. Luftbildserien der Anlage 5).

3. Beseitigung des Tetrapodenquerwerkes

Nach Beseitigung des Tetrapodenquerwerkes könnte Material insbesondere aus den Sandvorspülungen im Norden durch die natürliche Längsdrift ungehindert nach Süden wandern und die Strandverhältnisse dort wesent- lich verbessern. Eine günstige Entwicklung deutet sich nach der Sand- vorspülung 1983 in der Weise an, dass Sandmaterial durch das teilweise durchlässige Querwerk hindurchwanderte und einen Strand vor dem süd- lichen Teil des Längswerkes aufgebaut hat (vgl. Anlage 5k u. l).

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Das Tetrapodenquerwerk hat eine Länge von 270 m, davon bestehen 230 m aus 6 Tetrapoden/m und 40 m als Spitze der Buhne aus 2 Tetrapoden/m (vgl. Abbildung 5). Es kann davon ausgegangen werden, dass etwa noch 50 % der Tetrapoden mit vertretbarem Aufwand aufgenommen werden kön- nen. Der übrige Teil der Buhne ist bereits so tief abgesunken, dass eine Beseitigung nur mit hohen Kosten möglich ist.

Die Baukosten für die Beseitigung von 700 Tetrapoden (Tetrapodenquer- werk besteht aus insgesamt etwa 1.400 Tetrapoden) betragen

700 Tetrapoden x 1.000,-- DM/Tetrapode = ca. 700.000,-- DM

Die jetzige Entwicklung unter Einwirkung der Sandvorspülungen im Nor- den muss aber noch eine Zeit beobachtet werden, bevor es möglich ist, unter Berücksichtigung der Folgewirkungen zu beurteilen, ob das Quer- werk ganz oder teilweise beseitigt werden kann.

4. Aufspülen von Dünentälern

Eine wesentliche Verbesserung für den Schutz des Dünengürtels im Süden der Ortschaft Hörnum und der Sommerhaussiedlung kann durch Aufspülen des davor liegenden Tales erreicht werden.

Umfang der aufzuspülenden Fläche: 200 m x 200 m

Aufspülhöhe (NN+5,00 m): 3 m

erforderliche Sandmenge: 120.000 m3

Die Baukosten für eine einmalige Aufspülung einschl. der biotechni- schen Maßnahmen betragen

rd. 900.000,-- DM.

5. Biotechnische Maßnahmen

Die biotechnischen Maßnahmen im Bereich der Hörnum—Odde müssen wie an der übrigen Sylter Westküste durchgeführt werden, um Vordünen aufzu- bauen, Randdünen zu befestigen und Windrisse zu verbauen. Weiterhin soll durch diese Maßnahmen ein unkontrolliertes Wandern der Dünen ver- hindert werden.

Eine gegenüber dem gegenwärtigen Umfang verstärkte Durchführung von biotechnischen Maßnahmen an der 2.000 m langen Westküste der Odde (Stat. 35 S - 39 S) erfordert jährlich einen Aufwand von

rd. 100.000,-- DM/a.

Für den Zeitraum der mittelfristigen Planung von 10 Jahren wird vorge- schlagen, folgende Küstenschutzmaßnahmen durchzuführen:

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1. Aufspülen des Dünentales südlich des Tetrapodenquerwerkes,

Baukosten: 900.000,-- DM;

diese Baumaßnahme könnte im Zusammenhang mit der nächsten Sandvor- spülung vor Hörnum durchgeführt werden.

2. Biotechnische Maßnahmen mit einem jährlichen Kostenaufwand von: 100.000,-- DM/a.

Der Bereich der Hörnum—Odde gehört im Rahmen der laufenden Messpro- gramme zu einem der Untersuchungsschwerpunkte. Aufgrund der Unter- suchungsergebnisse wird langfristig über etwaige weitere Maßnahmen zum Schutze der Hörnum—Odde entschieden.

5.2.5. Ausführungsvorschlag für den Schutz der Westküste Beim Vergleich der Lösungsmöglichkeiten sind die im Abschnitt 5.2.4.1.3 beschriebenen T—förmigen Wellenbrecher wegen der außer- ordentlich hohen Baukosten von mehr als 900 Mio. DM auszuschließen, wobei auch die nicht unerheblichen Unterhaltungskosten und die nicht überschaubaren Risiken ebenso wie die Zerstörung der natürlichen Strandverhältnisse gegen diese Lösung sprechen.

Die gleichen Gesichtspunkte sprechen gegen Ufermauern, wenngleich diese mit 192 Mio. DM nur etwa ein Fünftel des Aufwandes für T-förmige Wellenbrecher erfordern.

Die kostengünstigste Längswerklösung ist ein vergossenes Schüttstein- deckwerk für rd. 167 Mio. DM. Ein Brandungswall aus Tetrapoden oder ähnlichen Konstruktionselementen erfordert mit rd. 171 Mio. DM etwa den gleichen Aufwand. Beide Lösungen müssen abgelehnt werden, weil sie als starre Fremdkörper die natürliche Küstenlandschaft zerstören wür- den (vgl. dazu Abschnitt 5.2.4.1.1).

Hier bietet das terrassenförmige Bauwerk nach dem Vorschlag von Spran- ger eine vergleichsweise bessere Lösung, indem die Terrassen (vgl. Abbildung 36) ständig mit Sand bedeckt gehalten und auch begrünt wer- den sollen. Diese Lösung erfordert Baukosten von rd. 254 Mio. DM ohne die von Spranger vorgeschlagene Sandtransportleitung.

Bei jeder Längswerklösung muss das Bauwerk gegen Zerstörung infolge der Ausräumung des Strandes gesichert werden.

Aus den im Abschnitt 5.2.4.1.1 genannten Gründen kommen Fußvorlagen dafür nicht in Betracht. Es müsste statt dessen durch Sandvorspülungen der vor dem Bauwerk ausgeräumte Sand fortlaufend ersetzt werden.

Dabei müssen aus landschaftsgestalterischen Gründen die natürlichen

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Strandverhältnisse in der bisherigen Form erhalten bleiben und zu die- sem Zweck sofort nach der abschnittsweisen Fertigstellung des Bauwerks ein Sandvorrat von insgesamt mindestens 4,53 Mio. m3 vorgespült werden mit Baukosten von rd. 29,5 Mio. DM (vgl. Abschnitt 5.2.4.1.1).

Nur unter dieser Voraussetzung kann auch erwartet werden, dass die zu ersetzenden Sandverluste die natürlichen Abbruchmengen der unbefestig- ten Küste nicht erheblich überschreiten, so dass jährlich nicht we- sentlich mehr als eine Sandmenge von 905.000 m3/a mit einem Aufwand von rd. 5,88 Mio. DM/a vorgespült werden müsste.

Auf diese Weise würde zumindest der untere Teil des Bauwerks ständig mit Sand bedeckt sein, was die landschaftsgestalterischen Bedenken ge- gen das Schüttsteindeckwerk vielleicht ein wenig mildert, zumal es mit 167 Mio. DM am kostengünstigsten ist.

Insgesamt würde eine solche Lösung einmalige Baukosten von mindestens 167 + 29,5 = rd. 197 Mio. DM erfordern. Für die fortlaufende Sandvor- spülung wären mindestens 5,88 Mio. DM/a zu veranschlagen.

Das Schüttsteindeckwerk hat außerdem den Vorteil, dass es wegen seiner geringeren Neigung (1:4) die Wellen bei Sturmfluten nicht so stark re- flektieren würde wie die Terrassenmauer, so dass eher die Aussicht be- stünde, dass die Sandverluste nicht viel höher werden als an der unbe- festigten Küste.

Die Terrassenmauer wäre bei Baukosten von 254 Mio. DM + 29,5 Mio. DM = rd. 284 Mio. DM nicht nur wesentlich teurer, sondern dabei die Aus- sicht geringer, dass man mit jährlichen Kosten von 5,88 Mio. DM/a für die fortlaufenden Sandvorspülungen auskommt.

Die im Abschnitt 5.2.4.2 beschriebene Methode der Sandvorspülung erfordert für die erstmalige Herstellung der Strandauffüllung und des Sanddepots, das aus Verschleiß— und Reserveteil bestehen würde (vgl. Abbildung 45), einmalige Baukosten von rd. 67 Mio. DM (vgl. Abschnitt 5.2.4.2). Bei dieser Lösung würden die bisherigen natürlichen Strand— und Uferverhältnisse weitgehendst erhalten, und es bestünden die besten Aussichten, dass weiterhin nur die natürlichen Sandverluste der unbefestigten Küste auftreten, für deren Ersatz dann mit Sicherheit ein jährlicher Aufwand von 5,88 Mio. DM/a ausreichen würde.

Die einmaligen Kosten für die Sandvorspülung sind somit 197 Mio. DM – 67 Mio. DM = 130 Mio. DM niedriger als die einmaligen Kosten für die kostengünstigste Längswerklösung der kombinierten Methode (vgl. dazu auch Abbildung 46).

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Abbildung 46

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Ein Vergleich der fortlaufenden Kosten dieser beiden Lösungen trifft auf Schwierigkeiten, weil die einzelnen Kostenfaktoren sich nur unter vielen Annahmen ermitteln lassen, die das Ergebnis jeweils recht un- sicher machen.

Dafür lassen sich folgende Beispiele nennen:

- Nach den Erfahrungen werden die Sandverluste bei der Deckwerks- lösung höher sein als bei der Sandvorspülung allein. Sie lassen sich jedoch kaum mit hinreichender Genauigkeit quantifizieren. Des- halb wurde angenommen, dass sie nicht höher sind als die Abbruch- mengen der unbefestigten Küste und damit genauso hoch wie die Sand- verluste an der künstlichen Düne nebst Strandauffüllung.

— Es ist einerseits nicht bekannt, ob und wann das Reserveteil der Sandvorspülung durch Extremfluten einmal angegriffen wird und er- gänzt werden muss (vgl. Abschnitt 5.2.4.2). Andererseits ist nicht bekannt, wie groß in diesem Extremfall die zusätzliche Ausräumung des davor liegenden Strandbereiches infolge der Reflexionswirkung des Deckwerks sein wird.

— Für das Längswerk der kombinierten Lösung entstehen im Gegensatz zur Sandvorspülung allein Unterhaltungskosten, die schwer abzu- schätzen sind. Eine Erneuerungsrücklage müsste einbezogen werden, wobei niemand die Lebensdauer eines solchen Längswerks mit hin- reichender Genauigkeit angeben kann.

— Der Aufwand für die biotechnischen Maßnahmen (vgl. Abschnitt 5.2.4.3) würde bei den beiden Lösungen unterschiedlich anzusetzen sein, ohne dass heute schon ausreichend genaue Angaben darüber mög- lich sind.

Insgesamt hat sich bei den nach verschiedenen Richtungen angestellten Betrachtungen und Abschätzungen ergeben, dass die Unterschiede der einzelnen Kostenstellen für die beiden Lösungen sich vermutlich gegen- seitig nahezu aufheben werden. Zumindest würde der entstehende Fehler das Ergebnis nicht maßgeblich beeinflussen, wenn man diese Unter- schiede vernachlässigt und annimmt, dass die fortlaufenden Kosten für beide Lösungen gleich groß sind.

Somit ist die Methode der Sandvorspülung wegen der damit verbundenen Einsparung von 130 Mio. DM die wirtschaftlichste Lösung.

Auch aus landschaftsgestalterischer und ökologischer Sicht ist dieser Methode der Vorzug zu geben, weil das bisherige Landschaftsbild und die natürlichen Strandverhältnisse erhalten werden können. Als Bei-

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spiel kann die 1984 vor Rantum angelegte künstliche Düne herangezogen werden, die sich gut in das Landschaftsbild einfügt. Dies gilt insbe- sondere wenn bei zukünftigen Maßnahmen der Strand mit aufgefüllt wird.

Es muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass ein massives Längswerk nach der kombinierten Methode an der Westküste von Sylt wegen des da- mit verbundenen Eingriffs in Natur und Landschaft nur genehmigt werden darf, wenn der mit dem Bauwerk verbundene Eingriff ausgeglichen werden kann und wenn es keine gleichwertige andere Lösung gibt, die sich ohne Eingriff in Natur und Landschaft verwirklichen lässt.

Die Methode und der Bauvorgang der Sandvorspülung kommt dieser Anfor- derung am nächsten. Sie fügt sich harmonisch ein in das empfindliche Gebilde der Insel Sylt mit ihrem turbulenten Abbruchgeschehen und dem täglichen Wechselspiel zwischen Tide, Seegang und Sandbewegung.

Im Hinblick auf die Sicherheit können die kombinierte Methode und die Sandvorspülung als gleichwertig angesehen werden, solange die Annahmen über das Sturmflutgeschehen im Planungszeitraum zutreffen.

Treten ungünstigere Verhältnisse ein, indem Häufigkeit, Stärke und Dauer der Sturmfluten zunehmen, so sind beide Lösungen gleichermaßen betroffen, und die Sandverluste würden zunehmen.

Dabei wird es immer unwahrscheinlicher, dass vor dem Längswerk nur Sandverluste entsprechend den natürlichen Abbruchmengen eintreten. Das dann öfter freigelegte Bauwerk würde nämlich die Wellen stärker re- flektieren, es käme zu größeren Ausräumungen, und das Bauwerk würde entsprechend schneller durch Erosion am Bauwerksfuß gefährdet. Die Sandverluste an der künstlichen Düne würden nicht im selben Maße stei- gen, weil auch bei Angriff des Reserveteils keine Reflexion wie an ei- nem Bauwerk die Ausräumung zusätzlich verstärken.

Gelegentlich wird die Meinung vertreten, dass ein Längswerk nach der kombinierten Methode eine größere Sicherheit hat als eine künstliche Düne für den Fall, dass in Zukunft irgendwann einmal die Mittel fehlen sollten, um die benötigten Sandmengen regelmäßig vorspülen zu können.

Dem ist entgegenzuhalten, dass, wenn der Sandvorrat nach etwa 6 Jahren aufgezehrt ist, die Abbruchmengen vor dem Längswerk viel schneller an- steigen als an dem durch die Sandvorspülung geschützten Ufer. Die Re- flexionswirkung des Bauwerks nimmt nämlich mit fortschreitender Aus- räumung ständig zu und steigert wiederum die Räumkraft der Brandungs- wellen.

Auf diese Weise wird sehr schnell der Fuß des Längswerks freigelegt,

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und es muss damit gerechnet werden, dass das Bauwerk nach weniger als 6 weiteren Jahren vom Fuß her zerstört wird. Dies zeigt die Zerstörung der Ufermauer von Westerland, nachdem sie während des Krieges mangel- haft unterhalten und ihr Fuß nicht rechtzeitig gesichert worden ist.

Solange bietet auch die künstliche Düne Schutz, denn bevor das Ufer wieder angegriffen werden kann, muss nach dem Verschleißteil erst das 20 m breite Reserveteil abgetragen werden.

Bei der Längswerklösung kommt dann aber erschwerend hinzu, dass ohne Vorspülung der Totalverlust des Bauwerks droht.

Bei beiden Lösungen ist man demnach in spätestens 10 bis 12 Jahren gezwungen, wieder Sand vorzuspülen, um Schäden durch Uferabbrüche zu verhindern bzw. das Längswerk vor Zerstörung zu schützen. Die dazu benötigte Sandersatzmenge wird dann aber vor einem Längswerk wegen der verstärkten Ausräumung wesentlich größer sein als vor einer künst- lichen Düne.

Hinzu kommt bei der Längswerklösung, dass nach Aufzehrung des Sandvor- rats sehr schnell der natürliche Strand verloren geht, was für den Er- holungsbetrieb auf der Insel unabsehbare Folgen haben würde (vgl. Abschn. 5.2.4.1.1).

Ein Vorteil der Sandvorspülung ist ferner, dass Sylt — gleiche jährli- che Finanzierungsbeträge vorausgesetzt — viel schneller gegen weiteren Abbruch geschützt werden kann. Die künstliche Düne kostet einschließ- lich Strandauffüllung 67 Mio. DM, während für das kostengünstigste Längswerk nebst Sandvorrat 197 Mio. DM ausgegeben werden müssten. Man benötigt für die Längswerklösung also eine dreimal so lange Bauzeit wie für das Sanddepot nebst Strandauffüllung, wenn bei beiden Lösungen jährlich die gleiche Investitionssumme eingesetzt wird.

Aufgrund des Kostenvergleichs und der übrigen dargelegten Vorteile wird vorgeschlagen, die bisher ungeschützte Westküste von Sylt auf ei- ner Länge von 31 km durch ein Sanddepot in Form einer künstlichen Düne in Verbindung mit einer Strandauffüllung zu schützen und den Abbruch von diesen Sandbauwerken regelmäßig durch Vorspülungen zu ersetzen. Es wird ferner vorgeschlagen, das 3 km lange Längswerk am Westerländer Ufer wie bisher durch Sandvorspülungen zu schützen.

Die einzelnen Bauabschnitte sind so festzulegen, dass jährlich etwa die gleiche Sandmenge von rd. 2 Mio. m3 vorgespült werden kann (vgl. Tabelle 6).

Die Reihenfolge der Bauabschnitte ist nach dem Gefährdungsgrad zu

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bestimmen. Danach muss als erster der Abschnitt Wenningstedt - Kampen (Stat. 4b N bis 14 N) vorgespült werden. Es müssen folgen die Ab- schnitte Hörnum/Hörnum Nord (Stat. 26 S bis 35 S), Rantum Nord (Stat. 1b S bis Stat. 14 S), Rantum Mitte (Stat. 14 S bis Stat. 22 S) zusam- men mit Kampen Nord (Stat. 14 N bis Stat. 22 N) und als letzter Rantum Süd (Stat. 22 S bis 26 S) zusammen mit List (Stat. 22 N bis 33 N) (vgl. Tabelle 6 und Anlage 3).

Auf Tabelle 7 wird ein Zeitplan für die fortlaufenden Vorspülungen zum Ersatz des Verschleißteils und zur Ergänzung der Strandauffüllung vor- geschlagen. Danach sollen unter Berücksichtigung der Sandvorspülung vor Westerland in einem 6-jährigen Turnus jedes Jahr rd. 1,1 Mio. m3 vorgespült werden.

Die einzelnen Jahresabschnitte und ihre Reihenfolge sind so festge- legt, dass in den Abschnitten vor den bebauten Ortslagen mindestens noch die Hälfte der bei der ersten Vorspülung für künstliche Düne und Strandauffüllung eingebrachten Sandmenge als Reserve vorhanden ist, wenn die nächste Ersatzvorspülung vorgenommen wird (vgl. Tabelle 8).

Ein Vergleich der in den einzelnen Abschnitten errechneten Abbruchmen- gen (m3/m x a) mit den für Sanddepot und Strandauffüllung ermittelten Vorspülmengen (m3/m) in Tabelle 6 zeigt, dass an allen Küstenabschnitten mit Bebauung (Stat. 14 S bis 14 N und Stat. 31 S bis 35 S) mindestens die l2-fache Abbruchmenge vorgespült werden soll. Nach 6 Jahren liegen dort also noch mindestens 50 % der Vorspülmenge als Reserve.

Auf Tabelle 8 ist für die einzelnen Abschnitte der in 6 Jahren eintre- tende Sandabtrag errechnet worden und der als Reserve verbleibende Sandvorrat in Prozent angegeben. Die errechnete Reservemenge beträgt nur an unbebauten Strandstrecken, z.B. Hörnum Nord und List, weniger als 50 % der jeweils insgesamt vorgespülten Sandmenge, was hingenommen werden kann, denn dort ist es für den Fall einer Extremflut vertret- bar, dass die Randdüne einmal angegriffen wird. Der Verlust lässt sich durch entsprechend größere Vorspülmengen jederzeit wieder schadlos ausgleichen.

Im oberen Teil der Tabelle 8 ist eine Berechnung des zu erwartenden Flächenabbruchs während der Bauzeit von 5 Jahren enthalten. Danach ge- hen noch 15,95 ha = rd. 16 ha Inselfläche verloren, bis überall die künstliche Düne Schutz vor weiteren Abbrüchen bietet. Voraussetzung ist, dass 1985 mit dem ersten Abschnitt vor Wenningstedt - Kampen (2,1 Mio. m3) begonnen wird und anschließend jedes Jahr die in Tabelle 6 eingetragenen Mengen vorgespült werden.

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Auf Tabelle 9 sind der Sandbedarf sowie die Kosten für die einmaligen und fortlaufenden Sandvorspülungen zusammengestellt.

Danach sind unter Zugrundelegung von 5 Bauabschnitten für die Herstel- lung des Sanddepots und der Strandauffüllung 5 Jahre lang

(67 Mio. DM) / 5 = rd. 13,4 Mio. DM/a aufzubringen.

Unter Einbeziehung der Westerländer Sicherungsvorspülung, für die der bisherige Sandbedarf von 3 km x 60.000 m3/km x a = 180.000 m3/a zugrunde gelegt wird, müssen nach Herstellung des Sanddepots und der Strandauffüllung im Durchschnitt jährlich 905.000 m3/a + 180.000 m3/a = 1.085.000 m3/a = rd. 1,1 Mio. m3/a als Ersatz der Sandverluste vorge- spült werden.

Der jährliche Aufwand für die fortlaufenden Ergänzungsvorspülungen der Strandauffüllung und des Verschleißteiles beträgt durchschnittlich

1,1 Mio. m3/a x 6,50 DM/m3 = rd. 7,15 Mio. DM/a.

Darin ist der Aufwand für die Sicherung der bebauten Ortslagen vor Hörnum enthalten (bzgl. Hörnum—Odde vgl. Abschn. 5.2.4.5).

5.3. Planung Wattenküsten 5.3.1. Vorhandene Küstenschutzanlagen Um Überflutungen in den Niederungen und Abbrüche an den Wattenküsten zu verhindern, sind in den vergangenen Jahrzehnten Küstenschutzbau- werke (Deckwerke, Deiche) hergestellt worden.

Je nach Beschaffenheit des zu schützenden Küstenabschnittes (hochwas- sergefährdete Flachküste oder Steilküste) wurden seit etwa 1936 fol- gende Küstenschutzbauwerke errichtet:

- Landesschutzdeiche

- Deckwerke

- Buhnen

- Lahnungen

In Tabelle 10 sind die vorhandenen Küstenschutzanlagen zusammenge- stellt.

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Tabelle 8

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Tabelle 9

Der etwa 360 m lange Deich südlich des Hörnumer Hafens erfüllt eben- falls die Funktion eines Landesschutzdeiches, indem er die überschwem- mungsgefährdeten Wohnflächen im südlichen Teil der Gemeinde Hörnum ge- gen Sturmfluten schützt. Der Deich ist im Eigentum und in der Unter- haltungspflicht der Gemeinde Hörnum (vgl. Tabelle 10, Nr. 28).

Deckwerke

Zur Sicherung von bebauten Dünenküsten und abbruchgefährdeten Küsten- strecken sind im Gebiet der Gemeinde List, Keitum, Rantum und Hörnum Stein— und Asphaltdeckwerke gebaut worden. Diese Anlagen befinden sich im Eigentum und in der Unterhaltung von öffentlich rechtlichen Körper- schaften, von Vereinen und von natürlichen Personen (Tabelle 10; Nr. 1, 6, 8, 10, 11, 13, 17, 25, 26).

Buhnen und Lahnungen

Im Zusammenhang mit den Deckwerks— und Dammbauten sind in den 1930er Jahren zur Abweisung von Längsströmungen mehrere Stahlspundwandbuhnen vor dem Lister Deckwerk, vor dem Frischwassertal, vor dem Nössedeich, vor dem Rantumdamm und am Oststrand südlich des Hafens Hörnum errich- tet worden (Tabelle 10; Nr. 14, 22, 23, 25, 29).

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In den 1950er Jahren wurden von der damaligen "Kommission landwirt- schaftlicher Anwachs ", später "Zweckverband Anwachs und Uferschutz Sylt", heute "Landschaftszweckverband Sylt“, in der Keitumer Bucht Buschlahnungen sowie einige Schüttsteinbuhnen herge- stellt. Die Schüttsteinbuhnen sind heute noch z.T. funktionsfähig er- halten, während die Buschlahnungen inzwischen verfallen und aufgegeben worden sind.

1982 hat der Landschaftszweckverband Sylt wieder begonnen, zur Siche- rung des Abbruchufers in der Keitumer Bucht und vor Rantum-Inge Lah- nungsfelder anzulegen.

Weiterhin werden Vorlandarbeiten von der Bundesbahn an der Südseite des Hindenburgdammes und vom Land Schleswig—Holstein vor dem Nösse- deich durchgeführt (Tabelle 10; Nr. 18, 21,22, 24).

5.3.2. Planung von Küstenschutzmaßnahmen Bei der Planung von Küstenschutzmaßnahmen ist die Entwicklung des je- weiligen Küstenabschnittes zu berücksichtigen.

Im Interesse des Landschafts— und Naturschutzes sollten nach Möglich- keit Küstenbereiche mit natürlicher Entwicklung erhalten bleiben und dort entsprechende Küstenveränderungen hingenommen werden. Diese Ver- änderungen sind sorgfältig zu beobachten, um u.U. rechtzeitig Gegen- maßnahmen einzuleiten.

Landesschutzdeiche und sonstige Deiche

Die Verstärkung der Landesschutzdeiche erfolgt nach den Grundsätzen des "Generalplanes Deichverstärkung, Deichverkürzung und Küstenschutz in Schleswig—Holstein". Träger der Baumaßnahmen ist das Land Schles- wig—Holstein.

Mit der Verstärkung des Nössedeiches ist 1982 in der bestehenden Li- nienführung begonnen worden. Die Deichkrone wird auf NN+7,00 m erhöht; das Deichprofil wird flacher gestaltet (Tabelle 10; Nr. 22).

Die see— und landseitige Fußsicherung des Rantumdammes muss erneuert werden. Maßnahmen zur Wiederherstellung sind geplant (Tabelle 10; Nr. 23).

Die Wattenseite des Ortes Rantum besitzt keinen Schutz gegen schwere Sturmfluten. Die dortige Bebauung liegt teilweise unter dem Bemes- sungswasserstand von NN+4,60 m, teilweise auf Warfen. In der Vergan- genheit sind Überflutungen mit Schäden an baulichen Anlagen aufgetre- ten.

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Tabelle 10

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Abbildung 47

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Zum Schutz dieses Gebietes ist der Bau eines Deiches mit einer Kronen- höhe von NN+5,00 m von der Gemeinde Rantum geplant (Tabelle 10; Nr. 24).

Der südlich des Hafens Hörnum liegende Deich (sog. Ostuferschutzdamm) ist zu verstärken und zu verlängern. Das Südende des Deiches bindet in eine Randdüne ein, die bebautes Gebiet vor Überflutung schützt. Durch zunehmende Erosion am Südende besteht die Gefahr einer Umströmung und damit eines Dünendurchbruches bei Sturmfluten (Tabelle 10, Nr. 28).

Der Überlaufdeich der Vogelkoje Kampen (Tabelle 10, Nr. 14) ist zum besseren Schutz der Vogelkoje zu verstärken.

Deckwerke

Das Deckwerk vor dem Frischwassertal südlich des Hafens List übernimmt für Teile der Gemeinde List den Hochwasserschutz und sichert die an der Abbruchkante liegende Bebauung. Schäden am Deckwerk sind zu be- seitigen. Die Gemeinde List beabsichtigt, das Deckwerk zu verstärken (Tabelle 10, Nr. 6).

Im Bereich zwischen dem Deckwerk vor dem Frischwassertal und dem süd- lich davon befindlichen Sonnenland sind während der letzten Sturmflu- ten Abbrüche aufgetreten. Hier ist zum Schutz der landseitigen Bebau- ung geplant, den Küstenabschnitt zwischen den beiden genannten Deck- werken auf einer Länge von etwa 180 m durch den Bau eines weiteren Deckwerkes zu befestigen (Tabelle 10, Nr. 7).

Die Anlage weiterer Deckwerke an der Sylter Ostküste ist z.Z. nicht vorgesehen. Das schließt aber nicht aus, dass durch Entwicklungen, die bei der Aufstellung dieses Fachplanes noch nicht zu übersehen waren, auch zukünftig Deckwerke zum Schutz der Abbruchufer und —kanten herge- stellt werden müssen. Massive Bauwerke sollten aber auf ein Mindestmaß beschränkt werden. Natürliche Bauweisen wie das Anlegen von Lahnungs- feldern und kleineren Sandvorspülungen sowie der Bau von Sanddämmen (Dünenverwallungen) und das Bepflanzen mit Dünenhalm sind vorzuziehen.

Für die Planung von Sandvorspülungen zum Schutze der Steilküsten an den Wattenseiten nördlich des Hindenburgdammes sind noch geeignete Sandvorkommen zu erkunden. Bohrungen im Watt zwischen Braderup und Kampen führten zu keinen befriedigenden Ergebnissen.

Lahnungen

Zwischen dem Hafen Munkmarsch und dem Morsum Kliff beabsichtigt der Landschaftszweckverband Sylt, die im Jahre 1982 begonnenen "Vorland- arbeiten" fortzuführen. Es wären ein oder zwei Lahnungsfelder vor der

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Küste ausreichend und erfolgversprechend, um die Abbruchkanten zu si- chern.

Das gleiche gilt für die Küstenstrecke vor Kampen, vom Anschluss des Hindenburgdammes bis zum Nössedeich und vor dem Rantumer Vorland vor Rantum—Inge.

Träger dieser Maßnahmen ist der Landschaftszweckverband Sylt (Tabelle 10, Nr. 14, 16, 18, 19, 24).

Vor dem aktiven Morsum Kliff auf etwa 1,0 km Länge sollten keine Maß- nahmen durchgeführt werden, um im Interesse des Landschafts— und Na- turschutzes den Charakter des Kliffs zu erhalten.

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6. Küstenschutz und andere Belange

6.1. Küstenschutz und Bebauung In den an die Westküste angrenzenden Gemeinden reicht die Bebauung vielerorts bis nahe an die Abbruchkante heran. In List, Kampen und Wenningstedt liegen die absturzgefährdeten Häuser durchweg höher als der maßgebliche Sturmflutwasserstand. In Westerland, Rantum und Hörnum kommt erschwerend hinzu, dass fast 600 ha der bebauten Ortslagen un- terhalb des maßgebenden Sturmflutwasserstandes liegen und nur noch durch eine schmale Randdüne gegen Sturmfluten geschützt werden. Diese Gebiete würden bei einem Dünendurchbruch wie ein Koog überschwemmt werden.

Eine besonders dichte und strandnahe Bebauung hat sich in Westerland im Schutze der Ufermauer entwickelt. An diesem Beispiel wird deutlich, wie sich zwischen Küstenschutzbelange und Bebauung eine Wechselwirkung herausbilden kann: Vom Abbruch bedrohte Gebäude können der Grund für den Bau eines massiven Küstenschutzbauwerks sein, und das Küsten- schutzbauwerk fördert wiederum die Entstehung weiterer Gebäude.

Die Wasserwirtschaftsverwaltung hat sich wegen dieser verhängnisvollen Wechselwirkung in der Vergangenheit immer mit Nachdruck für eine be- bauungsfreie Zone entlang der gesamten abbruchgefährdeten Sylter Küsten eingesetzt.

Bereits vor über 20 Jahren haben das damalige Marschenbauamt Husum und das ehemalige Landesamt für Wasserwirtschaft in ihren Stellungnahmen zu einem Regionalplan "Sylt" dringend empfohlen, eine Bauverbotszone von 100 m Breite von der jeweiligen Abbruchkante aus gerechnet bzw. die Festsetzung der seeseitigen Bebauungszone in den Bebauungsplänen sowohl an der West— als auch an der Ostküste der Insel mit 100 m von der oberen Steiluferkante bzw. oberen Abbruchkante der Randdünen fest- zulegen.

Diese Stellungnahmen wurden teilweise im Regionalbezirksplan Nord- friesische Inseln vom 06.03.1967 berücksichtigt. Unter Ziffer 4.51 Nr. 2 heißt es dort:

"Die Bebauung muss von der Vordüne oder von der Abbruchkante der Westseite einen Mindestabstand von 100 m einhalten."

Diese gemäß Landesplanungsgesetz die Gemeinde in ihren Planungen bin- dende Vorschrift ist leider entgegen den Vorstellungen der Wasserwirt- schaftsverwaltung im Regionalplan V vom 26.03.1975 auf eine Empfehlung abgeschwächt worden. Im Regionalplan V lautet die entsprechende Ziffer

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7.7.1 Abs. 4 heute:

"Im Hinblick auf die Erhaltung der Inselsubstanz sind die Küsten- schutzmaßnahmen auf den Nordfriesischen Inseln von besonderer Be- deutung.

Der Gefährdung der Westküste von Sylt ist vor allem im Mittelab- schnitt des Weststrandes durch Schutzmaßnahmen Rechnung zu tragen. Bei diesen Maßnahmen soll der Sandstrand mit Rücksicht auf den Fremdenverkehr soweit wie möglich gesichert werden. Bei baulichen Entwicklungen ist dennoch ein Sicherheitsabstand von 100 m zur Küste hin anzustreben."

Die Fassung wird den Sylter Verhältnissen in keiner Weise gerecht. In Zukunft muss vielmehr im Flächennutzungsplan der Insel und in den Be- bauungsplänen der Sylter Gemeinden eine absolute Bauverbotszone ent- lang der gesamten Inselküsten von mindestens 100 m Breite, jeweils ge- messen von der oberen Abbruchkante, verbindlich vorgeschrieben werden.

Die Gründe für diese zwingende Vorschrift sind folgende:

Gebäude haben eine Lebensdauer von 50 bis 100 Jahren. Der Planungs- zeitraum für den Fachplan beträgt zwangsläufig nur 35 Jahre (vgl. Abschn. 4.4.4). Der Fachplan muss fortgeschrieben werden, wenn an der Küste unvorhersehbare Entwicklungen eintreten, insbesondere wenn seine Annahmen über das zukünftige Sturmflutgeschehen zu günstig waren. Nie- mand kann heute vorhersagen, zu welchen Entscheidungen der Planungs- träger dann kommen muss.

Jede zwischenzeitliche Bebauung im Nahbereich der Abbruchkanten ist somit ein unzumutbares Risiko für die Eigentümer und gleichzeitig eine nicht zu vertretende Einengung des Entscheidungsspielraumes für künf- tige Planungen, wie das Beispiel der Bebauung der Randdünen in Hörnum durch die Kersig—Siedlung gezeigt hat. Dies gilt auch, wenn alle An- nahmen des Fachplans sich als zutreffend erweisen, aber politische oder wirtschaftliche Verhältnisse eintreten, die eine Veränderung des Fachplankonzepts erforderlich werden lassen.

Es ist deshalb notwendig, im Regionalplan V, Ziffer 7.7.1, Abs. 4 den letzten Satz wie folgt zu ändern:

"Bei baulichen Entwicklungen muss entlang der gesamten Inselküsten ein Sicherheitsabstand von mindestens 100 m Breite, jeweils gemes- sen von der oberen Abbruchkante, als Bauverbotszone ausgewiesen und eingehalten werden."

In einer besonderen Lage befindet sich Rantum—Inge. Hier sind Gebäude

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bei Sturmflut durch Überflutung vom Wattenmeer her bedroht. Da es un- gewiss ist, wann der von der Gemeinde geplante Deich gebaut wird, muss weiterhin mit den Baugenehmigungen die Auflage verbunden werden, die Gebäude hochwasserfrei auf Warfen zu errichten.

6.2. Küstenschutz und Fremdenverkehr Die Sylter Gäste kommen zum größten Teil nach Sylt wegen der Brandung, wegen des Strandes, wegen des besonderen Reizklimas. Dabei ist zwar nicht auszuschließen, jedoch unwahrscheinlich, dass sich der Geschmack der Urlaubsgäste grundlegend ändert und in 35 Jahren z.B. das Baden im Meer unbeliebt geworden ist.

Zur Zeit jedenfalls übt die Insel, so wie sie ist, eine starke An- ziehungskraft aus, und es ist festzuhalten, dass die Sylter Gäste durchaus Verständnis für die schwierige Lage haben. Sie begreifen, dass ein natürlicher Strand mit brandenden Wellen wegen der ständigen Erosion zugleich Verlust von Sand bedeutet, der wieder ersetzt werden muss, wenn die Inselsubstanz nicht allmählich aufgezehrt werden soll. Es liegt also im Interesse beider Seiten, einen möglichst guten Mit- telweg zu finden, um die Erosion der Inselküste zu bremsen und dennoch ihre natürliche Struktur zu erhalten.

Der Erhaltung der Insel dient es auch, in der Nutzung des Inselgelän- des Einschränkungen hinzunehmen:

— Reiten darf nur auf besonderen Reitwegen zugelassen werden, die sehr sorgfältig auszuwählen sind. Der Vertritt durch die Pferdehufe belastet die Vegetation und die Kohäsion des Bodens sehr stark. Reitpfade können leicht der Ausgangspunkt für schädliche Wind— und Wassererosion werden.

— Das Betreten der Dünen ist in den intensiv genutzten Küstenabschnitten ebenfalls mit einer starken Belastung der Vegeta- tion verbunden, da sich innerhalb kurzer Zeit Trampelpfade heraus- bilden, die häufig vom Wind zu Windrissen ausgeweitet werden. Be- sonders schädlich ist das Betreten der Vordünen. Beides ist deshalb zu untersagen.

Sollte in Zukunft in bestimmten Dünenbereichen wieder der freie Sand- flug zugelassen werden, so können diese ausdrücklich zum Betreten freigegeben werden.

— Der Bau von Sandburgen auf dem Strand ist im Verhältnis zu den häu- fig schnellen und beträchtlichen Veränderungen des Strandes durch den Seegang von geringer Bedeutung. Aus der größeren Rauhigkeit des

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Strandes infolge der Strandburgen lassen sich sowohl Vor— als auch Nachteile vermeintlicher Art begründen:

—- der Sandflug wird ähnlich wie durch Sandfangeinrichtungen verrin- gert und Wellenenergie verzehrt (Vorteil).

—- der Strand trocknet stärker aus und begünstigt den Sandflug (Nach- teil).

Das Interesse des Küstenschutzes wird durch den Burgenbau aus heutiger Sicht kaum berührt.

In Gutachten ist zur Belastung des Strandes durch den Badebetrieb Stellung genommen worden. Aus der Sicht des Küstenschutzes ist indes- sen eine schädliche Auswirkung der großen Zahl von Urlaubern auf den Zustand des Strandes nicht festzustellen. Nach dem Ende der Badesaison sorgen Wind und Meer immer sehr schnell dafür, dass die Spuren eventu- ellen sommerlichen Missbrauchs verschwinden.

6.3. Küstenschutz, Landwirtschaft und Gewerbe Landwirtschaft wird auf Sylt hauptsächlich im Nössekoog betrieben. Große Teile des Nössekooges liegen unter dem Bemessungswasserstand von NN+4,70 m. Für die Landwirtschaft ist es deshalb lebenswichtig, dass der Nössekoog einen Hochwasserschutz besitzt, der den Vorgaben des Ge- neralplans entspricht. Die danach notwendige Verstärkung und Erhöhung des Nössedeiches ist z.Z. in der baulichen Durchführung.

Die nördlich der Bahnlinie liegenden Marschflächen besitzen keinen Hochwasserschutz, sie werden nur als Weideflächen bewirtschaftet.

Wie in Nordfriesland allgemein üblich, werden die Deich— und Vorland- flächen als Schafweiden verpachtet. Diese Nutzungsart fördert die Wi- derstandsfähigkeit der Deichoberfläche und dient somit beiden Teilen, dem Küstenschutz und der Landwirtschaft.

Das Gewerbe auf der Insel Sylt wird fast ausschließlich entweder vom Fremdenverkehrsgewerbe direkt gestellt oder ist doch, anders als die Landwirtschaft, mittelbar Nutznießer des Fremdenverkehrs und abhängig von ihm. Deshalb gilt für den Bereich Küstenschutz — Gewerbe dasselbe, was bereits in den Abschnitten 6.1 und 6.2 dargelegt wurde.

6.4. Küstenschutz und Naturschutz Auf einer Strecke von rd. 25 km liegen Naturschutzgebiete unmittelbar an der Westküste. Die Küstenabbrüche führen zu einem fortschreitenden Verlust dieser ökologisch hochwertigen Biotope. Am stärksten wird das Naturschutzgebiet Hörnum—Odde betroffen.

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Es liegt im Interesse des Naturschutzes und der Landschaftspflege, dass durch die Küstenschutzmaßnahmen einerseits weitere Verluste an Biotopfläche verhindert werden, andererseits aber die natürliche Dyna- mik im Strand— und Vorstrandbereich erhalten bleibt. Diese Forderungen lassen sich mit Hilfe der geplanten Sandvorspülungen am weitgehendsten erfüllen.

Aus der westlich von Sylt in ausreichendem Sicherheitsabstand vom In- selsockel vorgesehenen Sandentnahme sollen in den ersten 5 Jahren im Durchschnitt 2 Mio. m3/a und anschließend durchschnittlich 1,1 Mio. m3/a entnommen werden (ohne Hörnum—Odde).

Zur Zeit verfügt das Land Schleswig—Holstein über ein Entnahmerecht von 10 Mio. m3. Die Erweiterung auf eine Entnahme von rd. 17 Mio. m3, die für die nächsten 10 Jahre erforderlich ist, muss in einem förm- lichen Verfahren beantragt werden, sobald dieser Fachplan die Zustim- mung des Trägers und des MELF gefunden hat.

Um den Eingriff in die Ökologie des Meeresgrundes zu minimieren, sind die über den Planungszeitraum vorgesehenen Sandentnahmen in einem ge- eigneten Gebiet zu konzentrieren. Die Entnahme sollte küstenparallel in N/S—Richtung angelegt werden, um die in gleicher Richtung fischen- den Kutter (Krabben, Seezungen) so wenig wie möglich zu beeinträchti- gen.

Im Zuge der Entnahmetätigkeit muss die Entwicklung der Entnahmeflächen (Böschungsneigung, evtl. Wirkung als Sandfalle) überwacht werden. Im übrigen werden die Einzelheiten, wie bisher, vom Bergamt Celle in den jährlichen Betriebsplänen festgelegt.

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7. Untersuchungen

Es hat sich allgemein die bereits von Lamprecht vertretene Auffassung durchgesetzt, dass Misserfolge im Küstenschutz nur durch systematische Untersuchungen vermieden werden können, und dass daran nicht gespart werden darf. Solche Untersuchungen müssen nicht nur im Rahmen der Vor- arbeiten, sondern auch zu Überprüfung des Erfolgs der Maßnahmen ange- stellt werden. Insbesondere sind jetzt noch solche Untersuchungen er- forderlich, die dazu beitragen, dass

— die Kenntnisse über die Ursachen und die natürlichen Tendenzen des Rückgangs der Küsten Sylts vertieft werden,

— das Gesamtkonzept dieses Fachplans fortlaufend überprüft und ggf. fortgeschrieben werden kann,

— die Wirksamkeit der eingesetzten Mittel und Verfahren verbessert wird,

— die Wirtschaftlichkeit der Küstenschutzmaßnahmen gesteigert wird.

Ein umfassendes Untersuchungsprogramm sollte stets folgende feste Be- standteile enthalten:

- morphologische Untersuchungen mit

- Vermessungen von Strand und Vorstrand

- Serien von Senkrechtluftbildern bei Tideniedrigwasser und als Wellenbefliegung

- hydrologische Untersuchungen mit

- Wasserstandsmessungen

- Wellenmessungen

- Strömungsmessungen

- meteorologische Untersuchungen mit Registrierung von Windstärke und —richtung

- sedimentologische Untersuchungen.

In der Anlage 3 sind die Untersuchungsgebiete Westerland, Hörnum, Hör- num—Odde und im eingeschränkten Maß Sylt—Mitte angegeben, für die Un- tersuchungsprogramme im o.a. Umfang bereits durchgeführt werden bzw. geplant sind. Für die übrigen Bereiche der Westküste werden Strandver- messungen (Überwachungsprofile) in größeren Zeitabständen vorgenommen. Der Untersuchungsumfang wird in Sonderentwürfen nachgewiesen.

Zu Baumaßnahmen des Küstenschutzes auf Sylt sind stets begleitende

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Untersuchungen durchzuführen.

Die nachfolgend aufgezählten Untersuchungsthemen bilden keine abge- schlossene Liste, sondern stellen den erforderlichen Umfang nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand dar. Bei ihrer Bearbeitung können durchaus neue wichtige Fragen auftauchen, und bisherige Ergebnisse müssen häu- fig erneut überprüft werden. Dies ist eine Eigenart der Aufgabe "Küstenschutz an sandigen Küsten" und eine besondere Schwierigkeit. Bei der Planung eines Untersuchungsvorhabens ist zu vermeiden, dass Kernfragen am Ende wegen zu enger Grenzen (z.B. finanzieller Art) un- beantwortet bleiben.

- Auswertung der Versuchssandvorspülung Hörnum 1983 sowie der Sandvorspülungen Westerland und Rantum 1984 im Vergleich mit den Ergebnissen der Auswertung der Versuchssandvorspülungen Westerland 1972 und 1978;

- morphologische Untersuchungen, um Lage, Form und Anordnung der Vor- spülkörper in den jeweiligen Küstenabschnitten optimieren zu kön- nen;

- Untersuchung des Abbruchgeschehens an der unbefestigten Küste und an den vorgespülten Küstenabschnitten zur Überprüfung und ggf. zur Anpassung der in den Abschnitten 4.4.4 und 4.4.6 über das Abbruch- geschehen getroffenen Annahmen;

- Studien zur Optimierung des Verfahrens zur Gewinnung, zum Transport und zum Einbau des Spülsandes unter Berücksichtigung der Sylter Verhältnisse. Ggf. Erschließung noch günstigerer Spülsandvorkommen;

- Untersuchungen zur Vertiefung der Kenntnisse über die Strömungen und den Sandtransport am Riff und in der Rinne (Brandungs— und Ti- deströmungen) sowie über Größe und Richtung des großräumigen Sand- transports an der Sylter Westküste bis zur Tiefenlinie NN-10 m;

- Untersuchung über den Einfluss der ausgeführten und geplanten Sandvorspülungen auf den Strand— und Vorstrandbereich, insbesondere auf Tiefenbereiche unterhalb NN-6,00 m (vgl. Abschn. 4.4.6);

- Untersuchung über Wirkung und Wirtschaftlichkeit von Auffüllungen im Bereich von Riff und Rinne im Vergleich zu den ausgeführten und geplanten Strandauffüllungen;

- Untersuchung der weiteren Entwicklung der Hörnum Odde infolge des Zusammenwirkens von Tideströmungen und Seegang unter besonderer Be- rücksichtigung des Einflusses des Tetrapodenquerwerks vor Hörnum und der Tideentwicklung im Hörnum—Tief sowie der Möglichkeiten ei-

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ner Sicherung der Odde;

- Untersuchung der Entwicklung des Ellenbogens im Zusammenwirken von Tideströmung und Seegang;

- Überwachung der Küstenentwicklung an der Wattenseite.

Nach den bisherigen Erfahrungen muss mit einem Aufwand für die Unter- suchungen von 3 – 5 % der einmaligen und der laufenden Investitions- kosten gerechnet werden.

In den ersten fünf Jahren während der Herstellung von künstlicher Düne und Strandauffüllung sind somit für Untersuchungen rd. 400.000,-- bis 700.000,-- DM/a und im Rahmen der turnusmäßigen Ergänzungsvorspülungen rd. 200.000,-- bis 350.000,-- DM/a erforderlich.

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8. Zusammenfassung

In den vergangenen drei Jahrzehnten sind in Nordfriesland häufiger schwere Sturmfluten eingetreten, als es den Erfahrungen früherer Jahr- zehnte entspricht. Gleichzeitig haben sich die Abbrüche an der West- küste der Insel Sylt, vor allem am südlichen Ende bei Hörnum, ver- stärkt. Vorläufiger Höhepunkt war die Sturmflut vom 24. November 1981, deren Höchstwasserstände an den Sylter Küsten alle bisher gemessenen Wasserstände übertrafen.

Diese Entwicklung war Anlass für mehrfache Verhandlungen zwischen dem zuständigen Landwirtschaftsministerium, dem Landschaftszweckverband Sylt und dem ALW Husum mit dem Ergebnis, dass das ALW beauftragt wurde den Fachplan Küstenschutz Sylt aufzustellen, um eine Gesamtkonzeption für die zukünftigen Küstenschutzmaßnahmen auf Sylt zu erhalten.

Der Fachplan, dessen Schwerpunkt zwangsläufig die Westküste ist, be- schreibt zunächst die Entwicklung der Sylter Küsten und die Maßnahmen, die bisher zu ihrem Schutz unternommen wurden sowie deren Erfolge und Misserfolge.

Das Kapitel Planungsgrundlagen enthält u.a. eine Darstellung des Ab- bruchgeschehens, das kurz gefasst wie folgt beschrieben werden kann: Im täglichen Wechselspiel von Tide, Seegang und Sandbewegung werden Strand und Vorstrand fortwährend umgeformt und allmählich abgetragen, wobei das abgetragene Material durch Brandungs— und Tideströmung über- wiegend in die südlich und nördlich anschließenden Außensandbereiche verfrachtet wird. In unregelmäßigen Zeitabständen auftretende schwere Sturmfluten brechen Material von Kliff und Düne ab und füllen damit den vorher ausgeräumten Strand— und Vorstrandbereich wieder auf. Nur in diesem dauernden Wechselspiel zwischen Abbruch und Auffüllung, fortwährender Umformung und allmählicher Abtragung erhält sich das empfindliche Gebilde aus Riff, Finne, Strand und Abbruchufer mit der Folge, dass das entsprechende mittlere Profil auf Kosten der Insel- substanz schubweise nach Osten verlagert wird (vgl. Abbildung 19).

Häufigkeit, Höhe und Verweildauer der Sturmfluten haben in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen (vgl. Abbildung 15). Die im Fachplan ausgewerteten Messungen an rd. 80 Strandprofilen haben ergeben, dass als Folge dieser Entwicklung die Abbruchraten der Westküste im Mittel der Jahre von 1952 bis 1984 nahezu doppelt so hoch waren als von 1870 bis 1952:

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Bereich Abbruchrate Abbruchrate 1870 - 1952 1952 - 1984

m/a m/a

Hörnum (Stat. 35 S — 23 S) 1,3 2,2

Rantum—Westerland (Stat. 22 S — 2 S) 0,4 0,9

Westerland—Kampen (Stat. 5 N — 22 N) 0,7 1,4

List Weststrand (Stat. 23 N — 33 N) 1,9 2,0

Die stärksten Abbrüche wurden für die Hörnum—Odde in den letzten 10 Jahren mit durchschnittlich 15 m/a ermittelt.

An der Westküste zwischen Tetrapodenquerwerk Hörnum (Stat. 35 S) und Ellenbogen—Deckwerk (Stat. 33 N) betrug die Abbruchrate im Durch- schnitt der letzten 35 Jahre jährlich rd. 1,5 m (vgl. Tabelle 5). In diesem Bereich sind während eines Sturmflutereignisses bisher maximal 8 m abgebrochen (vgl. Abbildung 22).

Das Ergebnis der Abbruchmengenberechnung ist in Tabelle 5 dargestellt. Danach beträgt die mittlere jährliche Abbruchmenge der Westküste, er- rechnet aus den mittleren Abbruchraten des Zeitraumes 1950 bis 1984 1.415.000 m3/a. Davon entfallen allein auf den 2 km langen Küstenab- schnitt der Hörnum—Odde 330.000 m3/a.

Zwischen dem Tetrapodenquerwerk Hörnum (Profil 35 S) und dem Ellenbo- gendeckwerk (Profil 33 N) verliert die Sylter Westküste auf einer Länge von 34 km 1.085.000 m3/a = rd. 1,1 Mio. m3/a.

Die aus den Beobachtungsergebnissen zu den Sandvorspülungen errechnete mittlere Abbruchmenge vor Westerland (3 km) beträgt 180.000 m3/a.

Die 31 km lange ungeschützte Westküste verliert somit 1.085.000 m3/a - 180.000 m3/a = 905.000 m3/a = rd. 29.200 m3/km x a.

Der mittelfristigen Planung der Küstenschutzmaßnahmen wird ein Zeit- raum von 10 Jahren zugrunde gelegt. Diese Zeitspanne entspricht dem Planungszeitraum des Generalplanes "Deichverstärkung, Deichverkürzung

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und Küstenschutz in Schleswig—Holstein".

Die Frage nach der zukünftigen Belastung der Inselküsten durch Sturm- fluten wird mit der Annahme beantwortet, dass das mittlere Sturmflut- geschehen und damit der Rückgang der Küstenlinie (Abbruchkante) in den nächsten 35 Jahren dem der vergangenen 35 Jahre entsprechen werden (vgl. 4.4.4). Für die langfristige Planung wird daher ein Zeitraum von 35 Jahren zugrunde gelegt.

Im Planungsteil des Fachplans werden zunächst die Folgen dargestellt, wenn die Insel unter Verzicht auf weitere Küstenschutzmaßnahmen sich selbst überlassen würde.

Diese Alternative ist keine brauchbare Lösung und verbietet sich aus sozialen und volkswirtschaftlichen Gründen.

Sodann wird untersucht, welche Erfolge die Fortführung des Küsten- schutzes im bisherigen Umfang haben würde. Diese Möglichkeit wird vom Landschaftszweckverband Sylt als unzureichend abgelehnt.

Von den Mitgliedsgemeinden des Landschaftszweckverbandes, von der Öf- fentlichkeit und von Politikern aller Parteien Nordfrieslands wird vielmehr gefordert, durch Küstenschutzmaßnahmen jeglichen Abbruch ent- lang der gesamten Sylter Westküste zu verhindern.

Im Fachplan werden die sich dafür nach dem heutigen Wissensstand bie- tenden technischen Möglichkeiten nach Funktion, Konstruktion und den auftretenden Problemen beschrieben, die Kosten angegeben und der vor- aussichtliche Endzustand dargestellt.

Beim Vergleich der Lösungsmöglichkeiten zum Schutz der 31 km langen unbefestigten Westküste sind T—förmige Wellenbrecher (vgl. Abbildung 42, Abbildung 43 und Abbildung 44) wegen der außerordentlich hohen Baukosten von mehr als 900 Mio. DM auszuschließen, wobei auch die nicht unerheblichen Unterhaltungskosten und die nicht überschaubaren Risiken ebenso wie die Zerstörung der natürlichen Strandverhältnisse gegen diese Lösung sprechen.

Die gleichen Gesichtspunkte sprechen gegen Ufermauern (vgl. Abbildung 36), wenngleich diese mit 192 Mio. DM etwa nur ein Fünftel des Aufwan- des für T—förmige Wellenbrecher erfordern.

Die kostengünstigste Lösungsmöglichkeit ist ein vergossenes Schütt- steindeckwerk für rd. 167 Mio. DM (vgl. Abbildung 36). Ein Brandungs- wall aus Tetrapoden oder ähnlichen Konstruktionselementen erfordert mit rd. 171 Mio. DM etwa den gleichen Aufwand. Beide Lösungen müssen abgelehnt werden, weil sie als starre Fremdkörper die natürliche

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Küstenlandschaft zerstören würden.

Hier bietet das terrassenförmige Bauwerk nach dem Vorschlag von Spran- ger eine vergleichsweise bessere Lösung, indem die Terrassen (vgl. Abbildung 36) ständig mit Sand bedeckt gehalten und auch begrünt wer- den sollen. Diese Lösung erfordert Baukosten von rd. 254 Mio. DM ohne die von Spranger vorgeschlagene Sandtransportleitung.

Bei jeder Längswerklösung wird der Strand vor dem Bauwerk abgetragen und das Bauwerk muss gegen Zerstörung infolge Unterspülung gesichert werden. Wählt man dazu Fußvorlagen, so setzt eine Entwicklung ein wie vor der Ufermauer Westerland (vgl. Abbildung 8).

Aus landschaftsgestalterischen und wirtschaftlichen Gründen kommen Fußvorlagen (vgl. Abbildung 36) nicht mehr weiter in Betracht. Es müsste statt dessen mit Hilfe von Vorspülungen der vor dem Bauwerk ausgeräumte Sand fortlaufend ersetzt werden.

Dabei bestünde nur Aussicht, die Strandverhältnisse annähernd in der bisherigen Form erhalten zu können, wenn sofort nach der abschnitts- weisen Fertigstellung des Bauwerks ein Sandvorrat von insgesamt min- destens 4,53 Mio. m3 vorgespült wird mit Baukosten von rd. 29,5 Mio. DM.

Nur unter dieser Voraussetzung kann auch erwartet werden, dass die zu ersetzenden Sandverluste die natürlichen Abbruchmengen der unbefestig- ten Küsten nicht erheblich überschreiten, so dass jährlich nicht we- sentlich mehr als 905.000 m3/a mit einem Aufwand von rd. 5,88 Mio. DM/a vorgespült werden müssten.

Auf diese Weise würde zumindest der untere Teil des Bauwerks ständig mit Sand bedeckt sein, was die landschaftsgestalterischen Bedenken ge- gen das Schüttsteindeckwerk vielleicht ein wenig mildert, zumal es mit 167 Mio. DM am kostengünstigsten ist.

Insgesamt würde eine solche Lösung einmalige Baukosten von mindestens 167 + 29,5 = rd. 197 Mio. DM erfordern. Für die fortlaufende Sandvor- spülung wären mindestens 5,88 Mio. DM/a zu veranschlagen.

Das Schüttsteindeckwerk hat außerdem den Vorteil, dass es wegen seiner geringeren Neigung (1:4) die Wellen bei Sturmfluten nicht so stark re- flektieren würde wie die Terrassenmauer, so dass eher die Aussicht be- stünde, dass die Sandverluste nicht viel höher werden als an der unbe- festigten Küste.

Die Terrassenmauer wäre bei Baukosten von 254 Mio. DM + 29,5 Mio. DM = rd. 284 Mio. DM nicht nur wesentlich teurer, sondern dabei die Aus-

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sicht geringer, dass man mit 5,88 Mio. DM/a für die fortlaufenden Sandvorspülungen auskommt.

Die im Abschnitt 5.2.4.2 beschriebene Methode der Sandvorspülung erfordert für die erstmalige Herstellung der Strandauffüllung und des Sanddepots in Form einer künstlichen Düne, die aus Verschleiß— und Reserveteil besteht (vgl. Abbildung 45), einmalige Baukosten von rd. 67 Mio. DM (vgl. Abschnitt 5.2.4.2).

Bei dieser Lösung würden die bisherigen natürlichen Strand- und Ufer- verhältnisse weitgehendst erhalten, und es bestünden die besten Aus- sichten, dass weiterhin nur die Sandverluste der unbefestigten Küste auftreten, für deren Ersatz dann mit Sicherheit 5,88 Mio. DM/a aus- reichen würden.

Die einmaligen Kosten für die Sandvorspülung sind somit um 197 Mio. DM – 67 = 130 Mio. DM niedriger als die einmaligen Kosten für die kostengünstigste Längswerkslösung der kombinierten Methode (vgl. dazu auch Abbildung 46).

Ein Vergleich der fortlaufenden Kosten dieser beiden Lösungen trifft auf Schwierigkeiten, weil die einzelnen Kostenfaktoren sich nur unter vielen Annahmen ermitteln lassen, die das Ergebnis jeweils recht un- sicher machen.

Insgesamt hat sich bei den nach verschiedenen Richtungen angestellten Betrachtungen und Abschätzungen ergeben, dass die Unterschiede der einzelnen Kostenstellen für die beiden Lösungen sich vermutlich gegen- seitig nahezu aufheben werden, zumindest wird der entstehende Fehler das Ergebnis nicht maßgeblich beeinflussen, wenn man diese Unter- schiede vernachlässigt und annimmt, dass die fortlaufenden Kosten für beide Lösungen gleich groß sein werden.

Somit ist die Methode der Sandvorspülung wegen der damit verbundenen Einsparung von 130 Mio. DM die wirtschaftlichste Lösung. Auch aus landschaftsgestalterischer und ökologischer Sicht ist dieser Methode der Vorzug zu geben, weil das bisherige Landschaftsbild und die natür- lichen Strandverhältnisse am weitgehendsten erhalten werden können.

Im Hinblick auf die Sicherheit können die Deckwerkslösung mit Fußvor- spülung und die Methode der Sandvorspülung als gleichwertig angesehen werden.

Aufgrund des Kostenvergleichs und der übrigen dargelegten Vorteile wird als Ergebnis des Fachplans vorgeschlagen, die bisher ungeschützte Westküste von Sylt in einer Länge von 31 km durch ein Sanddepot in

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Form einer künstlichen Düne in Verbindung mit einer Strandauffüllung zu schützen und den Abbruch von diesen Sandbauwerken regelmäßig durch Vorspülungen zu ersetzen.

Es wird ferner vorgeschlagen, das 3 km lange Längswerk am Westerländer Ufer wie bisher durch Sandvorspülungen zu sichern.

Die einzelnen Bauabschnitte sind so festzulegen, dass jährlich etwa die gleiche Sandmenge von rd. 2 Mio. m3 vorgespült werden kann (vgl. Tabelle 6).

Die Reihenfolge der Bauabschnitte ist nach dem Gefährdungsgrad zu bestimmen.

Auf Tabelle 7 ist ein Zeitplan für die fortlaufenden Sandvorspülungen zur Ergänzung des Verschleißteils und der Strandauffüllung eingetra- gen. Danach sollen unter Berücksichtigung der Sandvorspülung vor Westerland in einem 6-jährigen Turnus jedes Jahr rd. 1,1 Mio. m3/a vorgespült werden.

Auf Tabelle 9 sind der Sandbedarf sowie die Kosten für die einmaligen und fortlaufenden Sandvorspülungen zusammengestellt.

Danach sind unter Zugrundelegung von 5 Bauabschnitten für die Her- stellung des Sanddepots und der Strandauffüllung während eines Zeit- raumes von 5 Jahren

(67 Mio. DM) / 5° = rd. 13,4 Mio. DM/a aufzubringen.

Unter Einbeziehung der Westerländer Sicherungsvorspülung, für die der bisherige Sandbedarf von 3 km x 60.000 m3/km/a = 180.000 m3/a zugrunde gelegt wird, müssen nach Herstellung des Sanddepots und der Strandauf- füllung im Durchschnitt jährlich 905.000 m3/a + 180.000 m3/a = 1.085.000 m3/a = rd. 1,1 Mio. m3/a zum Ersatz der Sandverluste vorge- spült werden.

Der jährliche Aufwand der fortlaufenden Ergänzungsvorspülungen für die Strandauffüllung und den Verschleißteil beträgt durchschnittlich

1,1 Mio. m3/a x 6,50 DM/m3 = rd. 7,15 Mio. DM/a.

Darin ist der Aufwand für die Sicherung der bebauten Ortslagen von Hörnum enthalten.

Die Entwicklung der Hörnum—Odde muss unter der Einwirkung der Sandvor- spülungen nördlich des Querwerks noch einige Zeit beobachtet werden, bevor über etwaige weitere Maßnahmen zu ihrem Schutz entschieden wer-

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den kann.

Der Fachplan geht von der Annahme aus, dass sich das Sturmflutgesche- hen der letzten 35 Jahre zwar unvermindert fortsetzt, aber nicht noch weiter zunimmt. Des weiteren ist vorausgesetzt, dass die Materialbi- lanz des seeseitigen Riffhanges durch Sandvorspülungen hinreichend be- einflusst werden kann.

Auch für den Fall, dass diese Annahmen zu günstig sind und in Zukunft größere Vorspülmengen erforderlich sein werden, bleibt die Methode der Sandvorspülung gegenüber den anderen in Betracht kommenden Methoden die günstigste Lösung.

Der benötigte Sand ist in ausreichender Menge seewärts vor Sylt vor- handen und kann mit selbstfahrenden Laderaumsaugbaggern (Hopperbagger) vom Seegrund entnommen, zur Küste transportiert und dann am wirt- schaftlichsten in Rohrleitungen durch die Brandungszone ans Ufer ge- fördert werden.

Systematische Untersuchungen werden die im Fachplan vorgeschlagenen Küstenschutzmaßnahmen begleiten, um ihren Erfolg überprüfen und ggf. den Fachplan fortschreiben zu können.

Die Untersuchungen sollen insbesondere dazu beitragen, die Kenntnisse über den Rückgang der Küsten Sylts zu vertiefen, die Wirksamkeit der eingesetzten Verfahren zu verbessern und die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen zu steigern.

Ob und in welchem Umfang die zum Schutz von Sylt vorgeschlagenen Maß- nahmen realisiert werden können, hängt ab von den Finanzierungs- möglichkeiten mit Hilfe von Zuschüssen des Bundes und des Landes im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Küstenschutz sowie den entsprechenden Eigenleistungen.

Wenn aus Finanzierungsgründen zunächst kleinere Lösungen ausgeführt werden müssen, haben diejenigen Küstenabschnitte Vorrang, wo die Dünen in der Art von Landesschutzdeichen sturmflutgefährdete Flächen schüt- zen (vgl. Abschnitt 5.2.1).

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9. Träger und Finanzierung

Die bisherigen Küstenschutzmaßnahmen auf Sylt standen zum größten Teil unter der Trägerschaft des Landes Schleswig—Holstein und des Land- schaftszweckverbandes Sylt. Daneben nahmen der Bund und verschiedene Gemeinden die Ausführung und Unterhaltung von Einzelmaßnahmen wahr.

Die vom Land durchzuführenden einmaligen Baumaßnahmen sind im General- plan Küstenschutz des MELF enthalten. Für sie hat das ALW Einzelent- würfe nebst Kostenanschlägen aufgestellt, die hier im Einzelnen nicht aufgeführt werden.

Alle fortlaufenden Küstenschutzarbeiten, die dem Land obliegen, sind in einem entsprechenden generellen Entwurf von 1974 erfasst, der zur Zeit für die nächsten 10 Jahre fortgeschrieben wird.

Für die in Abschnitt 5 vorgeschlagenen Maßnahmen zum Schutz der West- küste von Sylt ist ebenfalls ein Planungszeitraum von 10 Jahren ge- wählt worden. Ein solcher Zeitabschnitt ist überschaubar, sowohl im Hinblick auf die zu treffenden technischen Annahmen als auch im Hin- blick auf die Finanzierungsmöglichkeiten.

Entschließt sich der Landschaftszweckverband Sylt zur Übernahme der Trägerschaft und zur Anwendung der in diesem Fachplan vorgeschlagenen Sandvorspülung, so wären, vorbehaltlich der Sicherstellung der Finan- zierung,

ab 1985 fünf Jahre lang rd. 13,4 Mio. DM/a

und anschließend

fortlaufend rd. 7,15 Mio. DM/a

aufzubringen, um die Westküste vor weiterem Abbruch zu schützen.

Nach Ziffer 3.1 der Förderungsgrundsätze von Küstenschutzmaßnahmen im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe des Bundes und der Länder können das Land oder Körperschaften des öffentlichen Rechts, d.h. auch Wasser— und Bodenverbände, Träger der Vorhaben sein.

Nach der Rechtsform wäre der Landschaftszweckverband Sylt als Zusam- menschluss der Sylter Gemeinden als Träger geeignet.

Voraussetzung für eine Förderung im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe ist gem. Ziff. 4.2 der Förderungsgrundsätze, dass der Begünstigte durch Eigenleistungen nicht geringer belastet wird, als ihm unter Be- rücksichtigung aller Vorteile zugemutet werden kann.

Es ist vorgesehen, die aus dem Fachplan Küstenschutz Sylt resultieren-

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den Maßnahmen auf ihre technisch—naturräumlichen und sozioökonomischen Auswirkungen hin zu analysieren und aufgrund der für die Inselgemein- den bzw. Grundstückseigentümer sich ergebenden Vorteile einen Kosten- schlüssel für die Festlegung der Eigenleistung der Begünstigten zu entwickeln.

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10. Schrifttum

1. Amt für Land— und Wasserwirtschaft Husum (D. Wenzel): Untersuchun- gen zur Sandbewegung vor der Insel Sylt, Bereich Westerland: Ver- änderungen im Strand— und Vorstrandbereich. Gewässerkundlicher Be- richt Nr. 2/77, 1977.

2. Czock, H., P. Wieland: Naturnaher Küstenschutz am Beispiel der Hörnum—Düne auf der Insel Sylt nach der Sturmflut vom 16./17. Feb- ruar 1962. Die Küste, H. 13, 1965.

3. Dette, H. H.: Über Brandungsströmungen im Bereich hoher Reynolds— Zahlen. Leichtweiß—Institut für Wasserbau der TU Braunschweig, Mitteilungen H. 41, 1974.

4. Dette, H. H.: Ein Vorschlag zur Analyse eines Wellenklimas. Die Küste H. 31, 1977.

5. Deutsche Gesellschaft für Erd— und Grundbau, Ausschuss "Küsten- schutzwerke" der DGEG/HTG: Empfehlungen für die Ausführung von Küstenschutzwerken — EAK 1981. Empfehlung D: Strandauffüllung als Küstenschutz. Die Küste H. 36, 1981.

6. Dietz, C., H.—L. Heck: Geologische Karte von Deutschland, N. 1 : 25.000, Erläuterungen zu den Blättern Sylt—Nord und Sylt—Süd. Kiel, 1952.

7. Draga, M.: Das Problem des Sandtransports durch Wind auf einem Spülfeld — Beobachtungen und Untersuchungen bei der Sandvorspülung vor Westerland (Sylt) 1978. Würzburg, 1981.

8. Drebes, H.; Untersuchung über den Einfluss des Hindenburgdammes auf die Tidehochwasserstände im Wattenmeer. Die Küste H. 17, 1969.

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9. Figge, K.: Das Sanddriffsystem vor dem Südteil der Insel Sylt. Deutsche Hydrografische Zeitschrift, Band 29, H. 1, 1976.

10. Führböter, A.: Einige Ergebnisse aus Naturuntersuchungen in Bran- dungszonen. Leichtweiß—Institut für Wasserbau der TU Braunschweig, Mitteilungen H. 40, 1974.

11. Führböter, A. et al.: Beurteilung der Sandvorspülung 1972 und Empfehlungen für die künftige Stranderhaltung am Weststrand der Insel Sylt. Die Küste H. 29, 1976.

12. Führböter, A.: Über zeitliche Änderungen der Wahrscheinlichkeit von Extremsturmfluten an der deutschen Nordseeküste. Leichtweiß— Institut für Wasserbau der TU Braunschweig, Mitteilungen H. 51, 1976.

13. Führböter, A. et al.: Energieumwandlungen in Brandungszonen. Abschlußbericht DFG "Sandbewegung im Küstenraum". Boppard, Harald Boldt Verl., 1979.

14. Führböter, A.: Wahrscheinlichkeiten und Häufigkeiten von Ex- tremsturmfluten. Die Küste H. 34, 1979.

15. Führböter, A.: Bemerkungen zu einer EDV—Auswertung des Abbruchge- schehens an der Westküste Sylts, Braunschweig, 1984.

16. Gripp, K., W.G. Simon, W. Becker: Untersuchungen über den Aufbau und die Entstehung der Insel Sylt. I. Nord—Sylt, II. Mittel—Sylt. Die Westküste 2, 1940.

17. Gripp, K.: Ursachen und Verhinderung des Abbruches der Insel Sylt. Die Küste Jahrg. 14, H. 2, 1966.

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18. Gripp, K.: Zur jüngsten Erdgeschichte von Hörnum/ Sylt und Amrum mit einer Übersicht über die Entstehung der Dünen in Nordfries- land. Die Küste H. 16, 1968.

19. Gutsche, H.: Über den Einfluß von Strandbuhnen auf die Sandwande- rung an Flachküsten. Mitteilungen des Franzius—Instituts für Wasserbau der TH Hannover, H. 20, 1961.

20. Harck, D.: Zur Datierung des Listlandes und der Hörnumer Halbinsel auf Sylt. Meyniana Bd. 24, Kiel 1974.

21. Hasselmann, K. et al.: Neasurements of Wind—Wave Browth und Swell Decay during the Joint Wave Projekt /JONSWAP), , Deutsches Hydrographisches Institut, 1973.

22. Hoffmann, D.: The Marine Holocene of Sylt—Discussion of the Age and Facies. Geologie en Mijnbouw Vol. 48 (3), 1969.

23. Hoffmann, D.: Zur Geologie des Seegebietes westlich von Sylt. Meyniana Bd. 21, Kiel 1971.

24. Hoffmann, D.: Zum Geologischen Aufbau der Hörnumer Halbinsel auf Sylt. Meyniana Rd. 24, Kiel 1974.

25. Hoffmann, D.: The Geological Development of the North—Frisian Is- lands. Wadden Sea Working Group, Section "Geomorphology", Final Report, Leiden, 1981.

26. Hundt, C.: Abbruchursachen an der Nordwestküste des Ellenbogens auf Sylt. Die Küste, Jahrg. 6, H. 2, 1957.

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27. Kirchner, H.: Untersuchung zur Sandvorspülung vor Westerland/Sylt, Geologie. Kiel, Geologisch—Paläontologisches Institut und Museum der Universität Kiel, 1974.

28. Knop, F.: Untersuchung über Gezeitenbewegung und morphologische Veränderungen im nordfriesischen Wattengebiet als Vorarbeiten für Dammbauten. Mitteilungen aus dem Leichtweiß—Institut für Wasserbau und Grundbau der TH Braunschweig, H. 1, 1961.

29. Köster, R.: Geologie des Seegrundes vor den Nordfriesischen Inseln Sylt und Amrum. Meyniana Bd. 24, Kiel 1974.

30. Köster, R.: Dreidimensionale Kartierung des Seegrundes vor den Nordfriesischen Inseln. Abschlußbericht DFG "Sandbewegung im Küstenraum", Boppard, Harald Boldt Verlag, 1979.

31. Lamprecht, H. D.: Wirkungsweise von Küstenschutzbauwerken auf Sylt. Die Wasserwirtschaft 47. Jahrg. 5, 1957.

32 Lamprecht, H. 0.: Uferveränderungen und Küstenschutz auf Sylt. Die Küste Jahrg. 6, H. 2, 1957.

33. Landesregierung Schleswig—Holstein: Generalplan "Deichverstärkung, Deichverkürzung und Küstenschutz in Schleswig—Holstein", Fort- schreibung 1977. Kiel, Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schleswig—Holstein, 1977.

34. Leichtweiß—Institut für Wasserbau der TU Braunschweig: Hydrolo- gische Beobachtungen und Untersuchungen zur Sandvorspülung vor Westerland/Sylt im Jahre 1972. Bericht Nr. 268, 1974.

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35. Leichtweiß—Institut für Wasserbau der TU Braunschweig: Sandvorrat vor Westerland/Sylt nach der Sandvorspülung 1972 bis zum August 1976, Bericht Nr. 323, 1977.

36. Lüneburg, II.: Untersuchungen des oberflächennahen Sedimenthabitus und der daraus ersichtlichen Bodendynamik im Lister Tief und seinem Einzugbereich (1970—1973). Abschlußbericht DFG “Sandbewegung im Küstenraum“. Boppard, Harald Boldt Verl. 1979.

37. Magens, C.: Seegang und Brandung als Grundlage für Planung und Entwurf im Seebau und Küstenschutz, Franzius—Institut der TH Hannover, Mitteilungen II. 14, 1958.

38. Mager, F.: Der Abbruch der Insel Sylt durch die Nordsee. Schriften der Baltischen Kommission zu Kiel, Bd. VI. Breslau, Ferdinand Hirt, 1927.

39. Marschenbauamt Husum (H.—0. Lamprecht): Ufervermessungen auf Sylt. Bericht 4, 1954.

40. Marschenbauamt Husum (H.—O. Lamprecht): Mikroseismische Messungen der Brandungsenergie auf Sylt. Bericht 7, 1954.

41. Marschenbauamt Husum (H.—O. Lamprecht): Brandung und Uferverände- rungen an der Westküste von Sylt. Bericht 8, 1955.

42. Marschenbauamt Husum (R.—0. Lamprecht): Verminderungen des Unterwasserstrandes an der Westküste von Sylt seit 1870. Bericht 9, 1955.

43. Marschenbauamt Husum (H.—O. Lamprecht): Wirkungsweise von Küsten- schutzmaßnahmen auf Sylt. Bericht 10, 1956.

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44. Marschenbauamt Husum (H.-O. Lamprecht): Ufervermessungen der Syl- ter Ostküste. Bericht 12, 1956.

45. Marschenbauamt Husum (D. Kraatz): Strand— und Küstenveränderungen an der Westküste Sylts und deren Beeinflussung durch technische Maßnahmen. Bericht 21 1966.

46. Marschenbauamt Husum (W. Wiedecke): Bericht über die Untersuchung des Untergrundes im Bereich der Tetrapodenlängswerke vor Wester- land, Wenningstedt und Hörnum, 1968.

47. Marschenbauamt Husum (D. Wenzel): Bericht über die Tetrapodensicherung vor Hörnum/Sylt, 1970.

48. Marschenbauamt Husum (C. Hundt): Denkschrift über die Abbruchur- sachen an der Nordwestküste des Ellenbogens auf Sylt und Folge- rungen für die Sicherung dieser Küstenstrecke, 1939.

49. Meyn, L.: Geognostische Beschreibung der Insel Sylt und ihrer Umgebung. Berlin 1876.

50. Müller, F., 0. Fischer: Das Wasserwesen an der schleswig—holstei- nischen Nordseeküste. II. Die Inseln, 7. Folge Sylt. Berlin 1938.

51. Nachtigall, K. H.: Über die Unterwasserhangmorphologie vor Rantum und Rampen auf Sylt. Meyniana Bd. 18, Kiel 1968.

52. Nasner, H., H.—W. Partenscky: Sturmfluten in der Elbe und an der deutschen Nordseeküste in diesem Jahrhundert. Die Küste H. 28, 1975.

53. Neumann, H., C. Meier: Die Oberflächenströme in der Deutschen Bucht. Deutsche Hydrographische Zeitschrift Bd. 17, H. 1, 1964.

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54. Newig, J.: Die beste kartographische Darstellung des Herzogtums Schleswig am Ende des 18. Jahrhunderts — das kaum bekannte Karten- werk von H. du Plat. Die Heimat 84. Jahrg., Nr. 12, 1977.

55. Pfeiffer: Untersuchungen über den Einfluß des geplanten Dammbaues zwischen dem Festland und der Insel Sylt auf die Wasserverhält- nisse am Damm und der anschließenden Festlandsküste. Die Küste 17, 1969.

56. Ramming, H.—G.: Ergebnisse eines numerischen Modelles zur Ermitt- lung der Wasserstände, Geschwindigkeiten und Massentransport — Nordfriesisches Wattenmeer —‚ Hamburg 1982 und 1983.

57. Reinhard, R.: Quantitative Messung der Sandwanderung an der Bran- dungsküste vor Westerland/Sylt (3 Bände). Kiel 1972.

58. Rohde, H.: Wasserstandsbeobachtungen im Bereich der deutschen Nordseeküste vor der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Küste H. 28, 1975.

59. Schott, C.: Die Westküste Schleswig—Holsteins. Schriften des Geo- graphischen Instituts der Universität Kiel, Bd. XIII, H. 4, 1950.

60. Schumacher, A., R. Thorade: Die Gezeiten der Sylter Gewässer nach den Beobachtungen im August 1921. I. Die Gezeitenströmungen. II Die Schwankungen des Wasserspiegels. Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte, ILI. Jahrg., Hamburg 1923.

61. Seibold, E.: Zur Geologie der Insel Sylt. Kurzer Geologischer Exkursionsführer für Schleswig—Holstein. Kiel 1967.

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62. Tietze, G.: Seismische Aufnahmen eines potentiellen Sandentnahmegebietes vor dem Roten Kliff, Sylt. Abschlußbericht Projekt Sylt 79. Institut für Geophysik der Universität Kiel, 1980.

63. Ulrich, J.: Bodenrippeln als Indikatoren für Sandbewegung. Abschlußbericht DFG "Sandbewegung im Küstenraum". Boppard, Harald Boldt Verl., 1979.

64. Vollbrecht, K.: Der Mechanismus der Küstenzerstörung an der Nord— und Ostsee. Interocean ‘70, 3d. 2, Düsseldorf 1970.

65. Vollbrecht, K.: Der Küstenrückgang an der Insel Sylt. Deutsche Hydrographische Zeitschrift, Bd. 26, H. 4, 1973.

66. Vollbrecht, K., B. Wünsche: Dynamik der Sandbewegung vor Sylt — Suspensionstransport in der Brandungszone. Abschlußbericht DFG “Sandbewegung im Küstenraum“. Boppard, Harald Boldt Verl., 1979.

67. Weiss I., H. H. Lamb: Die Zunahme der Wellenhöhen in jüngster Zeit in den Operationsgebieten der Bundesmarine, ihre vermutlichen Ur- sachen und ihre voraussichtliche weitere Entwicklung. Fachliche Mitteilungen Luftwaffenamt Inspektion Geophysikalischer Beratungs- dienst der Bundeswehr. Porz—Wahn, 1970.

68. Wenzel, D.: Strand— und Vorstrandentwicklung in Westerland nach der Sandvorspülung 1972. Die Küste H. 34, 1979.

69. Wunderlich, F.: Riff— und Platenranduntersuchungen Testfeld Sylt. Abschlußbericht DFG "Sandbewegung im Küstenraum". Boppard, Harald Boldt Verl., 1979.

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70. Zausig, F.: Veränderungen der Küsten, Sande, Tiefs und Watten der Gewässer um Sylt (Nordsee) nach alten Seekarten, Seehandbüchern und Landkarten seit 1585. Geologie der Meere und Binnengewässer, 3. Bd. Berlin, Gebrüder Borntraeger, 1939.

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11. Anlagenverzeichnis

Anlage 1: Übersichtskarte

- Bestehender Zustand —

Anlage 2: Veränderung der Inselgestalt von 1793 bis 1952

Anlage 3: Übersichtskarte

— Planung Küstenschutzmaßnahmen —

Anlage 4: Regelprofile Westküste

Anlage 5 a - l: Bildflug Hörnum

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