College of Saint Benedict and Saint John's University DigitalCommons@CSB/SJU

Honors Theses, 1963-2015 Honors Program

2014

Deutschlands Kulturerbe: Die Widerstandsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft

Austin Joseph Eighan College of Saint Benedict/Saint John's University

Follow this and additional works at: https://digitalcommons.csbsju.edu/honors_theses

Part of the Modern Languages Commons

Recommended Citation Eighan, Austin Joseph, "Deutschlands Kulturerbe: Die Widerstandsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft" (2014). Honors Theses, 1963-2015. 35. https://digitalcommons.csbsju.edu/honors_theses/35

This Thesis is brought to you for free and open access by DigitalCommons@CSB/SJU. It has been accepted for inclusion in Honors Theses, 1963-2015 by an authorized administrator of DigitalCommons@CSB/SJU. For more information, please contact [email protected].

Deutschlands Kulturerbe: Die Widerstandsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft

AN HONORS THESIS

College of St. Benedict/St. John's University

In Partial Fulfillment

of the Requirements for Distinction

in the Department of German

by

Austin Joseph Eighan

April 24, 2014

Eighan 1

Deutschlands Kulturerbe: Die Widerstandsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft

Approved by:

Lisa Ohm ______Lisa Ohm, Professor of German

Andreas Kiryakakis ______Andreas Kiryakakis, Professor of German

Mark Thamert ______Mark Thamert, Professor of German

Karen Erickson ______Karen Erickson, Chair, Department of Languages and Cultures

Tony Cunningham ______Tony Cunningham, Director, Honors Thesis Program Eighan 2

Inhalt

I. Einführung 3

II. Leitplan 8

III. Definitionen und wirtschaftliche Theorien hinter dem Kulturerbe 10

I V. Der bismarcksche Feuerball, der das Kulturerbe Deutschlands anzündete 19

V. Die erste Nachkriegszeit: Die Entwicklung und Manipulation der demokratischen Ideale 28

V I. Die Wiederbelebung der deutschen Wirtschaft nach der ersten Wirtschaftskrise: Der totale Krieg brach Deutschland zusammen 34

V II. Der Durchhaltewillen aus den Trümmern: Das Ende des Zweiten Weltkriegs, das Wirtschaftswunder und die Wiedervereinigung 42

V III. Zusammenfassung und das Kulturerbe in der Finanz- und Schuldenkrise 2008 61

I X. Schlussbemerkungen 68

X. Verzeichnis der zitterte Literatur 70

X I. Bibliographie 73

Eighan 3

Einführung

Schwarz, rot, gold. Die Farben der deutschen Fahne überschwemmen deutsche Straßen.

In den Großstädten befinden sich kleine deutsche Fähnchen auf deutschen Wangen. Zum Beginn der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland bekamen die Deutschen eine neue Rolle in der

GHVFKLFKWH*DVWJHEHU'DV0RWWRGHU:0ODXWHWHÄ'LH:HOW]X*DVWEHL)UHXQGHQ³0DWWKLDV von Hellfeld bei der Deutschen Welle EHULFKWHWÄ1DFKYLHU:RFKHQKDWWHQGLH'HXWVFKHQYLHOH

Millionen Freunde gewonnen und einen großen Schritt gemacht - DXIGHP:HJ]XHLQHUµJDQ]

QRUPDOHQ1DWLRQµ³1 Wie Verena Scheuble und Michael Wehner, deutsche Akademiker mit den fachlichen Schwerpunkten Politikwissenschaft und Geschichte, in ihrer 1DFKULFKWÄ)X‰EDOOXQG

QDWLRQDOH,GHQWLWlW³EHVFKUHLEHQmusste das deutsche Gefühl vom Nationalstolz vor 2006 verdrängt werden:

'DVÄNXOWXUHOOH*HGlFKWQLV³GHU'HXWVFKHQXQGGHU5FNEOLFNDXIGLH

gemeinsame nationale Geschichte bleiben trotz unterschiedlichster Perspektiven

immer am historischen Fluchtpunkt des Nationalsozialismus hängen. Bis heute

bewegt sich die Diskussion über die nationale Identität der Deutschen trotz

Wirtschaftswunder, Westbindung, Wende und Wiedervereinigung zumeist allein

um die Schuldbekenntnisse in Bezug auf die historischen Belastungen der NS-

Zeit und um die Warnungen vor einem überheblichen, rechtsorientierten

Nationalbewusstsein. Gegenwärtiges ± wie z.B. die demokratisch erlangte

staatliche Einheit ± oder auch Zukünftiges ± wie die Frage nach

1 9RQ+HOOIHOG0DWWKLDVÄ(LQ$XIUHJHQGHV-DKU]HKQW³':de. Deutsche Welle, 31 Dez. 2009. Web. 26 Apr. 2014. Eighan 4

nationalstaatlicher Politik im Zuge von Europäisierung und Globalisierung

werden häufig ausgeklammert.2

Nach der Fußballweltmeisterschaft 2006 gewannen die Deutschen ihren Nationalstolz zurück. Dieser Stolz ist nicht mehr allein als Symbol der Nazizeit anerkannt, sondern ein gemeinsames Gefühl, das die Nationalfußballmannschaft austeilte. Ramón García-Ziemsen, auch bei der Deutschen Welle, meint in seiner Nachricht über die Botschaft, die von der

1DWLRQDOPDQQVFKDIWYHUWHLOWZXUGHVLHVHLZLUNVDPDXIGLHJDQ]H*HVHOOVFKDIWÄ:HQQPDQ heute auf die Straße schaut, ist die Deutschlandfahne zu einem beinahe modischem Accessoire

JHZRUGHQNRPSOHWWXQSROLWLVFKGDEHL$XVGUXFNYRQ*HPHLQVFKDIW³3 Obwohl die Deutschen den FIFA-WM-Pokal nicht gewannen, sind sie trotzdem die echten Gewinner der

Weltmeisterschaft, indem sie den Mut die Farben ihrer Fahne fliegen zu lassen zurückbekamen.

Egal ob Deutschlands Bruttoinlandsprodukt (BIP) um bis zu 0,3 Prozentpunkte höher ausgefallen sei, war der Gewinn des Nationalstolzes und -rufes im Auge der ganzen Welt das

Beste, was Deutschland hätte passieren können.4 Durch die Mittel der Nationalhymne, Fahne und Charakter, wies Deutschland nach, dass es in ein neues Land verwandele. Die

Wiederaufbau, Wiedervereinigung und Machtergreifung wurden endlich nur Wegsteine, auf welche Deutschland springen musste, um den gegenwärtigen Zustand zu erreichen. Dieser

Standort, mit einem schönen, weit in die Zukunft gehenden Blick auf eine neue Identität und eine neue Rolle in der Welt und besonders in der globalen Wirtschaft, verdiente Deutschland durch die turbulente Geschichte und mit dem weltbekannten Fleiß der Bürger des Landes.

2 6FKHXEOH9HUQDXQG0LFKDHO:HKQHUÄ)X‰EDOOXQGQDWLRQDOH,GHQWLWlW³Der Bürger im Staat: Fußball und Politik (2006). Heft 1. 26-31. Web. 3 García-=LHPVHQ5DPyQÄ%XQW-XQJ3KDQWDVLHYROO³':de. Deutsche Welle, 7 Juli 2010. Web. 26 Apr. 2014. 4 +HOPHQVWHLQ&HWDOÄ9RONVZLUWVFKDIWOLFKH(IIHNWHGHU),)$)X‰EDOO:0LQ'HXWVFKODQG³$GKRF- Research der SportsEconAustria, Institut für Sportökonomie, Wien (2007). Web. Eighan 5

In dieser Arbeit prüfe ich meine These, um die folgende Frage deutlich zu beantworten:

Wie übersteht Deutschland stets erfolgreich wirtschaftliche Krisen? Ich behaupte, dass die politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen, die Deutschland als Reaktion auf wirtschaftliche

Krise verwirklichte, um tiefere Bedrängnissen zu vermeiden oder zu überwinden und wirtschaftliches Wachstum zu unterstützen, ergeben sich organisch aus den soziokulturellen

Aspekten der deutschen Gesellschaft, welche ein gemeinsames Nationalbewusstsein aus dem

Kulturerbe stammen. Deutschlands Nationalcharakter, geformt aus diesem Kulturerbe, spielt die

Hauptrolle in der Erklärung der Widerstandsfähigkeit der Volkswirtschaft. In dieser Arbeit soll dHU%HJULIIÄ.XOWXUHUEH³DOVHLQH%H]HLFKQXQJDQHUNDQQWZHUGHQDXIZHOFKHGLHZLFKWLJVWHQ soziokulturellen, wirtschaftlichen und politischen Ereignisse der deutschen Geschichte basiert sind. Dieser Begriff soll die entwickelnden strukturellen Veränderungen der deutschen

Gesellschaft auch erleuchten. Das heißt, Deutschlands Kulturerbe entspricht alles, was dem deutschen Volk seit der Einigung der deutschen und preußischen Herzogtümer unter Otto Von

Bismarck bis zur Gegenwart geschah. Eine sorgfältige Untersuchung Deutschlands Kulturerbe führt zu einem Verständnis, warum die Geschichte noch immer eine wirksame Rolle auf die

Entscheidungen in der Wirtschaftspolitik spielt.

Ich beschloss vier bestimme Zeitperioden und ihre heutigen Auswirkungen auf die

Wirtschaftspolitik als deutliche Beispiele zu handeln, die meine These unterstützen: die Einigung von Deutschland 1871 unter Bismarck, die Zwischenkriegszeit von 1919-1939, die

Nachkriegszeit von 1945-1968 und die Wiedervereinigungszeit rund um 1990 samt die Finanz- und Schuldenkrise 2008. Ich möchte mit diesen Vorbildern beweisen, dass Deutschlands wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit kein bloßer Zufall ist, sondern ein Treib, der durch das

Land seit der Vereinigung fließt. Der Kernpunkt meiner These ist nicht, dass Deutschlands Eighan 6

Volkswirtschaft alle Krisen vermeiden kann, sondern dass die Kulturerbe, anders gesagt, das

überlieferte Kulturgut einer Gemeinschaft oder eines Volkes5, versorgt das, womit sie sich wieder verstärken kann.

Ich möchte mit dieser Arbeit eine Lücke in der Wirtschaftsgeschichte, Soziologie- und

Politikforschung schließen, da ich hier mit diesen drei Fachrichtungen arbeite, um den Grund feststellen zu können, auf welchen Grund Deutschlands Volkswirtschaft so widerstandfähig geworden ist. Wenn ich diese holistische Methode anwende, die die drei Fachgebiete zusammenbringt, wird eine Lücke in der Sachliteratur geschlossen, in der die Erklärungen der

Stärke der deutschen Volkswirtschaft nur auf bestimmte, einzelne Maßnahmen fokussieren.

Ein wichtiger, einflussreicher Teil dieser Arbeit besteht aus elf Interviews, die ich während einer Forschungsphase in Deutschland durchführte. Um Deutschlands gegenwärtige

Volkswirtschaft und Wirtschaftsgeschichte besser in den Griff zu bekommen, befragte ich

Politiker, Volkswirtschaftswissenschaftler, Arbeitgeber, Arbeitnehmer, und Lehrer unter anderen.

)UDJHQZLHÄ:HOFKH(UHLJQLVVHLQGHU*eschichte Deutschlands waren am wichtigsten für den derzeitigen wirtschaftlichen Erfolg? Gibt es irgendwelche Eigenschaften, die die Deutschen besitzen, die die Deutschen von anderen Arbeitnehmern der Welt unterscheiden? Was ist Ihrer

Meinung nach wichtiger in der deutschen Gesellschaft: Das Teilen von Ressourcen und

Vermögen auf jeder gesellschaftlichen Ebene oder die Beibehaltung des Vermögens für das

,QGLYLGXXP"³ZROOWHLFKKHUDXVILQGHQZHOFKH)DNWRUHQGLH*HIUDJWHQals einflussreichsten hielten in Bezug auf die deutsche Wirtschaft und ihre Widerstandfähigkeit.

Ein Nebenzweck dieser Forschung ist zu prüfen, ob und inwiefern das deutsche

Wirtschaftsmodel übertragbar auf wirtschaftlich schwächeren Ländern wäre. In schwächeren

Wirtschaften, die eher geneigt in die Falle einer Wirtschaftskrise zu geraten sind, könnte dieses

5 Ä'DV.XOWXUHUEH³Duden. Web. 25 Jan 2014. Eighan 7 deutsche Model verwendet, um erheblichen Schaden an die Wirtschaft und das Land zu vermeiden. Am Ende dieser Arbeit gelange ich zu dem Schluss, ob es möglich und wertvoll wäre, dieses deutsche Wirtschaftsmodel an andere Wirtschaften der Welt zu übertragen.

In den Nachrichten, Schlagzeilen und Sendungen über Deutschlands Geschichte, die so extrem und polarisierend sind, lässt man es einfach vergessen, dass Deutschland eine Geschichte hat, die nicht nur während der Jahre 1914-1918 und 1939-1945 ist. Ich möchte mit dieser Arbeit und Forschung die vereinigenden Eigenschaften der deutschen Geschichte in Deutschland zeigen.

Der Zweck meiner Arbeit ist nicht den Leser zu überzeugen, dass die deutsche Wirtschaft allmächtig und unschlagbar ist. Natürlich gab es Zeiten in Deutschlands Geschichte, wann seine

Produktionskapazität fast komplett zerstört wurde, seine Arbeitskräfte verschwanden und sein

Platz in der globalen Wirtschaft nicht sicher war. Die Absicht meiner Forschung ist festzustellen, ob Deutschland stets erfolgreich wirtschaftliche Krisen wegen seines Kulturerbes überstand. Die

Wirtschafts-, Politisch- und Sozialgeschichte Deutschlands verbinden seine wirtschaftliche

Widerstandsfähigkeit zu seinem Kulturerbe. Dieses Kulturerbe bleibt gegenwärtig unerlässlich, so dass wir das Vergangene nicht blind wiederholen, sondern immer davon lernen können.

Schwarz, rot und gold. Die Farben der deutschen Fahne können wieder hochgeflogen werden. Es liegt nicht daran, dass die deutsche Fußballnationalmannschaft Weltmeister ist oder die deutsche Gesellschaft als pünktlichste der Welt genannt wurden ist. Die Farben wehen in dem Wind, weil sowohl die deutsche Gesellschaft als auch die Volkswirtschaft so widerstandsfähig geworden ist. Dieser Prozess dauerte seit der Vereinigung Deutschlands 1871 und verstärkt sich mit der Zeit.

Eighan 8

Leitplan

Die folgende Arbeit wird in sieben Teile gegliedert, um meine These auf der klarsten und verständlichsten Weise wie möglich darzustellen. Der erste Teil besteht aus Erklärungen und

Definitionen, die dem Leser sehr notwendig sind, um die Wichtigkeit und das

Entwicklungsprozess des Kulturerbes zu erkennen. Danach gehe ich chronologisch durch die

Geschichte Deutschlands, um weitere Beweise für das Kulturerbe in der deutschen Gesellschaft darzustellen. Ich fange mit dem ersten Zeitabschnitt an: die Zeit des Reichskanzlers Bismarck, um die Rolle Bismarcks, seine Realpolitik und seine gesellschaftspolitischen Programme als

Grundlagen der deutschen Widerstandsfähigkeit zu erklären. Ich setzte mich dann mit der

Zwischenkriegszeit 1919-1939 auseinander. Die dazugehörigen Themen sind die galoppierende

Inflation 1923, der darauffolgende Konjunkturabsturz und die Machtergreifung der

Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Viertens bespreche ich die

Nachkriegszeit 1945-1990 und beende diesen Teil mit der deutschen Wiedervereinigung, weil es so viele Beispiele in diesem Zeitraum gibt, die sehr eng mit der deutschen Widerstandsfähigkeit verknüpft sind, wie der Marshallplan, das folgende Wirtschaftswunder und die Zusammenarbeit, die die Deutschen damals ausübten. Wie die Deutschen, sowohl der Westen als auch der Osten,

Ressourcen sammelten, an einem Strang zogen, und wieder eine starke Wirtschaft bauten, ist verwunderlich. Um diese Arbeit zum Ende zu bringen, ziehe ich den Schluss, dass die

Widerstandsfähigkeit der deutschen Wirtschaft durch seine Geschichte kein Zufall war, sondern abhängig von seinem entwickelten Kulturerbe.

Jeder Teil dieser Arbeit kann als Baustein betrachtet werden. Obwohl die Verknüpfung zwischen dem Kulturerbe und den bestimmten Zeitperioden in jedem Kapital klar festgestellt Eighan 9 wird, wird jedes Kapital auf das vorige aufgebaut, indem das Kulturerbe immer neue Schichten und Aspekte annimmt. Am Ende dieser Arbeit versammeln sich alle vier Zeitperiode, um das deutsche Kulturerbe und seine geschichtlichen Entwicklung vollständig zu erklären.

Dieses Kulturerbe erarbeitete Deutschland durch die Ebben und Fluten seiner Geschichte und deswegen setzte ich voraus, dieses Wirtschaftssystem entwickelte sich auf einer bestimmen

Weise, die nicht wiederholbar ist.

Eighan 10

Definitionen und wirtschaftliche Theorien hinter dem K ulturerbe

Die Geschichte der modernen deutschen Wirtschaft und ihrer Widerstandsfähigkeit in

Krisenzeiten fängt mit der verfallenen deutschen Wirtschaft nach dem Ersten Weltkrieg.6 Die drastisch teilenden Auswirkungen des ungehemmten Kapitalismus waren ausgelegen. Obwohl die deutsche Regierung, damals die Weimarer Republik, mit der Zahlung von 132 Milliarden

Mark (nach heutigem Wechselkurs ca. 400 Milliarden Euro)7 an den Alliierten für die

Kriegsschädigungen, die die Alliierten erlitten, beantragt wurde, wurde die Hauptlast der

Zahlung auf alle gesellschaftliche und wirtschaftliche Ebene gespürt. Die großen

Industrieunternehmen, die für die deutsche Vorkriegsindustrialisierung zuständig waren, wurden stillgelegt. Die Arbeitnehmer dieser Industrien wurden plötzlich arbeitslos und konnten nicht genug verdienen, um die leeren Magen ihrer Familien und Kindern zu füllen. Die

Arbeitslosigkeit fügte noch mehr zum Schamgefühl, das die deutsche Gesellschaft nach dem

Ersten Weltkrieg spürte. Da die deutsche Regierung so eine zentrale Rolle in der plötzlich zunehmenden Arbeitslosigkeit spielte, begann Deutschland die Aufsicht über die Rechte der

Arbeitskräften von der Bundesregierung in Zusammenhang mit verschiedenen Marktkräften, bzw. Unternehmen, Gewerkschaften und Wirtschaftsverbände, zu sicheren. Damit gewährleisteten die Regierung als auch die Bürger, dass so eine zügige Erschöpfung des inländischen Arbeitsmarkts und Kapitals in der deutschen Wirtschaft nie wieder passieren könnte.

Wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit, Erfolg, Kulturerbe und die soziale Marktwirtschaft sind sehr weit umfassenden Begriffen. Bevor ich mit dem Erfolg der wirtschaftlichen

6 (LJKDQ$XVWLQ-³«$QG7KHQWKH5HFHVVLRQ+LW*HUPDQ\¶V1DWLRQDO(QGRZPHQWDQG(FRQRPLF5HVLOLHQF\LQ /LJKWRIWKH6RYHUHLJQ'HEW&ULVLV´2013. Druck. 7 ,VDEHOOHGH3RPPHUHDX&RUUHVSRQGHQWÄ*HUPDQ\ILQLVKHVSD\LQJ::,UHSDUDWLRQVHQGLQJFHQWXU\RI ÃJXLOWµ³Christian Science Monitor. 04 Oct. 2010. Web. 27 Apr. 2014. Eighan 11

Widerstandsfähigkeit Deutschlands und ihre Entwicklung anfangen kann, muss ich feststellen, wie und durch welche Methoden meine Beurteilungen und Einschätzungen gemessen werden können. Es ist von größter Wichtigkeit, dass die Leser sich über diese Ausdrucke und wirtschaftliche Theorien, die hinter der deutschen Volkswirtschaft stehen, im Klaren sind, sonst kommen sie leicht zum Missverständnis oder Vermutungen. Obwohl diese Begriffe und

Theorien einen wirtschaftswissenschaftlichen Hintergrund haben, beschreibe ich sie in den folgenden Auseinandersetzungen in der Hinsicht des Kulturerbes und Deutschlands Wirtschafts-,

Gesellschafts- und Politikgeschichte. Wenn die Leser diesen Ausdrücken später in dieser Arbeit begegnen, werden sie auf die folgenden Erklärungen wieder verweisen, falls ihnen die

Verbindung mit den Wirtschaftstheorien des Neoliberalismus, Neokorporatismus und der sozialen Marktwirtschaft oder deren Verknüpfung mit dem Kulturerbe nicht klar ist. Ich beende diesen Teil mit einer Erklärung der Messmethoden, die ich verwende, um wirtschaftlichen Erfolg und Widerstandsfähigkeit zu bezeichnen.

Die wirtschaftlichen Theorien des Neoliberalismus, Neokorporatismus und der sozialen

Marktwirtschaft wurden aus der turbulenten deutschen Geschichte und aus dem Wunsch nach einer engeren Verbindung zwischen den öffentlichen und privaten Sektoren geboren.

Die Gründungsprinzipien der liberalistischen Wirtschaftstheorie sind basiert auf

Privateigentum, Laissez-faire regulatorischen Aktivitäten und die Kontrollierung der Staatsmacht für die Absicherung der individualen Freiheit.8 Um den Durchschnittsarbeiter besser von den negativen Auswirkungen des Kapitalismus schützen zu können, wendete sich die

Bundesregierung nach der soziologischen neoliberalistisch (anders erkannt als

8 /HPNH7KRPDVĵ7KH%LUWKOf Bio-3ROLWLFVµ0LFKHO)RXFDXOW V/HFWXUH$W7KH&ROOqJH'H)UDQFH2Q1HR- /LEHUDO*RYHUQPHQWDOLW\³Economy & Society 30.2 (2001): 190-207. Web. 27 Apr. 2014. Eighan 12

Ordoliberalismus)9 Vorgehensweise, die von Walter Eucken und Alexander Rüstow unterstützt wurden. Rüstow umgrenzte in seiner Rede vor dem Verein für Sozialpolitik das kapitalistische

System Deutschlands als eine $UWYRQÄ&KDRVHLQHUSOXUDOLVWLVFKHQ5DXEZLUWVFKDIW³XQGKLHOWHV

IUHLQÄ9HUVDJHQGHV:LUWVFKDIWVOLEHUDOLVPXV³10 Er war erbitterter Gegner der unkontrollierten

Märkte und schätzte auch das anreiztreibende Kraft des freien Marktes. Rüstow und Eucken hatten solche liberalen Ideen gemeinsam, insbesondere, dass sie das soziale Netz und soziale

Gerechtigkeit als Grundpfeiler der modernen Gesellschaft hielten. Eucken war der Auffassung, im Gegensatz zu der traditionellen neoliberalistischen Haltung, dass staatlichen Eingriffe auf die

Wirtschaft nötig sind, um unerlässliche persönliche Grundfreiheiten in politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereiche zu gewährleisten.

Auf der anderen Seite legt die Wirtschaftstheorie des Neokorporatismus die Wucht für den Schutz der persönlichen Grundfreiheiten nicht auf der beiderseitigen Beziehung zwischen

Arbeitgebern und der Regierung, sondern auf eine dreiseitige Vereinbarung zwischen

Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden und der Regierung.11 Eine neokorporatistischen

Perspektive, die nach dem Ersten Weltkrieg von Ferdinand Tönnies im Bereich der deutschen

Wirtschaft geprägt wurde, bekam die deutsche Gesellschaft in seinem Buch Gemeinschaft und

Gesellschaft. Die neokorporatistische Ansicht aktuell wird von Philippe C. Schmitter, emeritierter Professor für Politik- und Sozialwissenschaften an dem Europäischen-Universität-

,QVWLWXWYHUWUHWHQ,QVHLQHU$UEHLWÄDer 9RONVZLUWVFKDIWVSROLWLNGHV.RUSRUDWLVPXV³EHVFKUHLEW er die Theorie als Zusammenspiel zwischen verschiedenen Organisationen und der Regierung,

9 Ä2UGROLEHUDOLVPXV³Bpb.de. Bundeszentrale Für Politische Bildung, n.d. Web. 27 Apr. 2014. 10 +DUWZLFK2OLYHU0DUFXQG5D]HHQ6DOO\Ä1HROLEHUDOLVPWKHJHQHVLVRIDSROLWLFDOVZHDUZRUG´The Center for Independent Studies. CIS Occasional Paper 114. 21 Mai 2009. Web. 27 Apr. 2014. 11 =LPPHU$QQHWWHÄ&RUSRUDWLVPUHYLVLWHG²The legacy of history and the German nonprofit VHFWRU³Voluntas: International Journal of Voluntary and Nonprofit Organizations 10. 1 (1999): 37-49. Web. 27 Apr. 2014. Eighan 13 um den Ausgleich von Macht während Verhandlungen in Bezug auf die Wirtschaft und

Arbeitskräfte als Endziel zu erreichen:

The state must be weak enough to recognize that the costs of implementing a

given policy authoritatively will exceed its likely benefits, and willing enough to

devolve some of its most distinctive resource ± legitimate coercion ± to

organizations which it does not administratively control.12

Lane Kenworth, Professor für Soziologie und Politikwissenschaft an der Universität von Arizona, befürwortet vier Indikatoren des Korporatismus besonders hilfreich zum besseren Verständnis der Hauptaspekte des Neokorporatsimus, die dazu verwendet werden, Industrie und Arbeitskräfte zu kontrollieren: die Organisation der Interessengruppen, die Übereinkommen der Lohnfindung, die Mitbestimmung in der Politikgestaltung der Interessengemeinschaften und letztlich die politische und wirtschaftliche Übereinstimmung der zahlreichen Organisationen.13 Das aktive

Engagement von allen Beteiligten an den Entscheidungsprozess, das die

Neokorporatismuspolitik Modell der Volkswirtschaft realisiert, verstärkt die demokratische

Unterstützung für dieses Modell der freien Marktwirtschaft. Die beste Lösung für die Probleme aller betroffenen Mitglieder einer Organisation, die unter einer politischen oder wirtschaftlichen

Entscheidung leiden, besteht aus der Möglichkeit öffentlich darüber zu diskutieren und um deren

Umsetzung zu verhandeln, was wiederum das durchgehende Wachstum der Volkswirtschaft fördert.

Mit normativer Herkunft, bzw. das enge Verhältnis zwischen Staat, Arbeitnehmer und

Arbeitgeber, vereinten sich die Theorien des Neoliberalismus und Neokorporatismus in dem

12 6FKPLWWHU3KLOLSSH&Ä1HR-FRUSRUDWLVPDQGWKH6WDWH³The Political Economy of Corporatism. Basingstoke: Macmillan, 1985. 49. Druck.. 13 .HQZRUWK\/DQHÄ4XDQWLWDWLYHLQGLFDWRUVRIFRUSRUDWLVP³International Journal of Sociology 33.3 (2003): 10-44. Web. 27 April. 2014. Eighan 14

Endprodukt der widerstandsfähigen heutigen deutschen Wirtschaft, der sozialen Marktwirtschaft.

2EZRKOGLH%H]HLFKQXQJÄVR]LDOH0DUNWZLUWVFKDIW³YRQGHPGHXWVFKHQ

Wirtschaftswissenschaftler Alfred Müller-Armack erfunden wurde, kam die erste vollständige

Durchsetzung dieses Systems nach dem Zweiten Weltkrieg 1948-1949 von dem selbsternannten

Ä:XQGHUPDQQ³GHUGHXWVFKHQ:LUWVFKDIW'LUHNWRUGHU9HUZDOWXQJIU:LUWVFKDIW, Ludwig

Erhard.14 Der Bundesminister für Wirtschaft nach 1956, Karl Schiller, folgte seinem Beispiel unGVHW]WHPHKUÄ:LUWVFKDIWVUDIIiQHVVH³LQdie Volkswirtschaft durch dieses neue

Wirtschaftsmodell der sozialen Marktwirtschaft ein.15 Müller-Armack erklärte das System als

HLQ:LUWVFKDIWVPRGHOOÄ]ZLVFKHQÃ/DLVVH]-IDLUHXQG/LEHUDOLVPXVµXQGÃ3ODQZLUWVFKDIWµ mit der

HLQJHZXU]HOWHQ*HIDKUGHU6R]LDOLVDWLRQ³16 Wie Christian Joerges und Florian Rödl, deutsche

:LUWVFKDIWVWKHRUHWLNHUQLQLKUHU$UEHLWÄÃ6RFLDO0DUNHW(FRQRP\µDV(XURSH¶V6RFLDO

0RGHO"³VFKUHLEHQrealisierte Müller-Armack die Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft durch die Infusion der Marktwirtschaft mit einer Sozialgefüge.17 Obwohl die soziale

Marktwirtschaftspolitik in der deutschen Wirtschaft die Laissez-faire wirtschaftlichen Prinzipien fördert, dient sie dazu, das sozioökonomische Gleichgewicht in der Gesellschaft zu halten und den Staat als kontrollierendes Instrument zu verwenden, das gegen Standesunterschiede durch

Besteuerung, Sozialhilfe, Renten und Zuschüsse kämpft.18 Schließlich bestimmen Joerges und

Rödl Müller-Armacks letzte Säule der sozialen Marktwirtschaft als Mittel, das sich auf die verbreitenden gesellschaftlichen Probleme der deutschen Wirtschaft fokussiert. Um gesellschaftliche Tendenzen nach Proletarisierung zu verhindern, müssen sozioökonomische

14 :DWULQ&KULVWLDQÄ7KH3ULQFLSOHVRIWKH6RFLDO0DUNHW(FRQRP\² Its Origins and Early +LVWRU\³Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft 135, No. 3 (1979): 405-425. 25 Jan. 2008. Web. 27 Apr. 2014. 15 +DOOHWW*UDKDPÄ7KH6RFLDO(FRQRP\RI:HVW*HUPDQ\³1HZ

Rahmenbedingungen für die ganze Gesellschaft erhört werden. Eine solche Verbesserung, wie die Autoren und Müller-Armack meinen, kann erreicht werden, indem die Gesellschaft, zum

Beispiel, die folgenden Maßnahmen trifft:

Increased public investment in higher education, currency stability to protect

HPSOR\HH¶VVDYLQJVOHJDOLQFHQWLYHVIRUWKHGLVWLQFWLRQRIVWDIILQELJILUPVWR

open career possibilities, centralized regional and urban planning, and the

expansion of public services in general.19

Der Schutz aller gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Schichten durch liberale Marktpolitik legt den Grundstein der sozialen Marktwirtschaft in Deutschland. Die Untermauerung der sozialen Marktwirtschaft ist ein weiterer Faktor, der zu der wirtschaftlichen

Widerstandsfähigkeit in Deutschland, und dadurch seinem Kulturerbe, dient.

Bevor ich den Begriff Widerstandsfähigkeit genauer abbilden kann, muss ich erklären wie sie gemessen wird. Dazu gehört die Grundvorstellung des Erfolges. Wie bestimmt man

Erfolg in Bezug auf Deutschlands Wirtschaftsgeschichte? Die besten Messmethoden bestehen aus mehreren Teilen wie zum Beispiel der Arbeitslosenquote, dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf, der Handelsbilanz und der Konsumlaune. Eine Rückkehr zur Stabilität, zum

Wachstum und Vertrauen sind grundlegende Indikatoren dafür. Ich beschließe in dieser Arbeit, dass Erfolg sich klar erkennbar identifiziert, indem er über einen bestimmen Zeitablauf eine positive Tendenz zeigt, in Bezug auf wirtschaftlichen Wohlstand. In den folgenden vier

Grafiken bekommen die Leser ein Grundverständnis des wirtschaftlichen Erfolgs, da die steigenden Tendenzen des BIPS pro Kopf, der Handelsbilanz und die Konsumlaune in

Deutschland 2006-2014 leicht zu sehen sind.20 In der vierten Grafik versteht man positiven

19 Ibid. 19. 20 Ä*HUPDQ\± (FRQRPLF,QGLFDWRUV³Tradingeconomics.com. Web. 27 Apr. 2014. Eighan 16 wirtschaftlichen Erfolg mit einer sinkenden Tendenz in Bezug auf die Arbeitslosenquote, da es weniger Arbeitslosen gibt. Erfolg bedeutet, dass man besser dasteht als vorher. Hier hat man vier Beispiele von Deutschlands wirtschaftlichem Erfolg.

Bild 1: Deutschlands Konsumlaune 2006-2014

Bild 2:Deutschlands Handelsbilanz 2006-2014 Eighan 17

Bild 3: Deutschlands BIP pro Kopf 2006-2014

Bild 4:Deutschlands A rbeitslosenquote 2006-2014

Mithilfe dieser Grafiken begreift man auch die Grundvorstellung der

Widerstandsfähigkeit. Ich versuche nicht die Ursachen und Erklärungen zu finden, die

Deutschlands wirtschaftlichen Abschwünge erläutern. Im entgegengesetzten Sinne stelle ich fest, wie Deutschland in Zeiten der wirtschaftlichen Krisen wieder wirtschaftlich mächtig wurde und wie es sich dadurch erholte. Das sieht man in den vier Grafiken, wenn man die Auswirkungen Eighan 18 der Finanz- und Schuldenkrise 2008 auf die deutsche Wirtschaft anschaut. Zum Beispiel, in der

Grafik des BIPs pro Kopf 2006-2014 (Bild 3) symbolisiert der abrupte Konjunkturrückgang

2010 solche Nacheffekte, aber der allgemeine steigende Trend danach im Jahr 2011, 2012 und

2013 beweist genau die Idee der Erfolg.

:LGHUVWDQGVIlKLJNHLWNDQQDXFKPLWZLUWVFKDIWOLFKHQÄ5HVLOLHQ]³YHUJOLFKHQZHUGHQ,Q einem Teil der Serie der Untersuchungsarbeiten Ä:DFKVWXPLP:DQGHO³ZLUGHVVRHUNOlUW

Bei wirtschaftlicher ResilLHQ]« unterscheidet man einen statischen und einen

dynamischen Begriff. Statisch ist ein Wirtschaftssystem dann resilient, wenn es

Schocks, Verluste oder Schäden abzufedern und zu dämpfen vermag und

dynamisch dann, wenn es die Fähigkeit besitzt, sich möglichst rasch von einer

solchen Krise oder Perturbation zu erholen.21

Obwohl es manchmal länger dauert, die Widerstandsfähigkeit in der deutschen Volkswirtschaft und Gesellschaft zu erkennen, bleibt sie ständig als eine treibende Kraft, die Deutschland verstärkt. Diese Kraft bezieht sich auf dem immer entwickelnden Kulturerbe dadurch, dass das

Kulturerbe sich sowohl ältere, bewährte Erfahrungen als auch neue, soziale Bewegungen ansammelt. Die Erinnerungen an solche Schwierigkeiten in der deutschen Geschichte, die zum

Teil des deutschen Kulturerbes gehören, lassen sich nicht leicht vergessen werden, und deswegen haben bis heute noch eine Wirkung auf politische, soziale und wirtschaftliche Maßnahmen und

Politik.

21 SchwaLJHU(OLVDEHWK,QHV2PDQQXQG+HLGL*UQHLVÄ:DFKVWXPLP:DQGHOXQGGLH /DQGZLUWVFKDIWLQGHU5ROOHGHU%HUHLWVWHOOXQJXQG1XW]XQJYRQgNRV\VWHPOHLVWXQJHQ³  Policy Paper Serie Ä:DFKVWXPLQ:DQGHO³ Sustainable Europe Research Institute. S. 15. Web. 27 Apr. 2014. S. 15. Eighan 19

Der bismarcksche Feuerball, der

das K ulturerbe Deutschlands anzündete

Die Regierungszeit von Otto von Bismarck brachte Deutschland in ein Zeitalter des

Wohlstands, der Einheit und Stärke. Ob Bismarck GXUFKÄ(LVHQXQG%OXW³fleißig arbeitete oder mit List und Tücke verschiedene politische Systeme manipulierte, um seine Politik umzusetzen, symbolisierte der erste Kanzler eine neue Hoffnung für das deutsche Volk. Bevor Bismarck

Deutschland und Preußen 1871 vereinte, diente das deutsche Kulturerbe als einigende Kraft in der damaligen Deutschen Bund. Durch eine Periode der kulturellen und politischen

Entwicklungen in einem neugebildeten Deutschland versicherte Bismarck, dass die Rolle, die seine Heimat auf der globalen Bühne spielen würde, nur stärker werden würde. Das Kulturerbe wurde in dieser Zeit verschärft, indem eine gemeinsame Identität, einen kritischen Blick auf

Missbrauch von politischer Macht, und die Entwicklung eines Sozialstaates, der die unteren

Schichten der Gesellschaft sowohl die Arbeitern pflegt, in Deutschland wuchsen.

Bevor Deutschland ein vereinter Staat wurde, umfasste der Deutsche Bund die zahlreichen Mitgliedsstaaten ² 39, um genau zu sein. Während die Mitgliedsstaaten ihre

Souveränität und Unabhängigkeit wahrten, arbeiteten sie zusammen, um eine Institution zu schaffen, die ein Zollverein wurde, um ihre getrennten Wirtschaften näher zu bringen und sie zu verstärken. Die ersten Verhandlungen zur Schaffung des einzigartigen

Ä:LUWVFKDIWVUDXPV³EHJDQQHQ1833 zwischen dem Preußisch-Hessischen und dem Bayerisch-

Württembergischen Zollverein.22 Die verschiedenen Erklärungen und Klarstellungen zur Frage, warum diese Union erstmals geschaffen wurde, bestehen aus politischen und wirtschaftlichen

22 Ä'HXWVFKHU=ROOYHUHLQ - ³HGIS Germany. Web. 27. Apr. 2014. Eighan 20

Gründen. 23 Der deutsche Historiker Heinrich von Treitschke schrieb in Dem Deutschen

Zollverein und seiner Geschichte, dass die 48 unterschiedliche Sorten von Währungen ² die sogenannten Länderwährungen ² in den Gebieten von Posen und Pommern , sowohl als auch die 71 sonstige Währungen, die in der Nähe der Elbe sich befanden, welche die verarmten

Staaten erkennen mussten, erschufen vielzählige logistische und amtliche Probleme. 24 25 Auf der anderen Seite behauptet Hans-Werner Hahn in seiner Arbeit, Geschichte des Deutschen

Zollvereins, dass der Hauptgrund für die Umsetzung dieser Art von Geldpolitik war, die

Hoffnungen auf Deutschlands Vereinigung zu wecken. 26 Sowohl James J. Sheehan als auch

W.O. Henderson stimmen überein, dass es für einen so großen Bruchteil der

ÄGHXWVFKHQ³%HY|ONHUXQJHLQHEHU]HXJHQGH0LVFKXQJaus beiden Institutionen geben musste, um sie alle zu vereinbaren. In seinem Vergleich von der deutschen Zollunion und der Schaffung

GHU(XURSlLVFKHQ8QLRQVFKUHLEW6KHHKDQÄ%RWKZHUHFUHDWHGE\VWDWHVERWKEHJDQDV essentially economic organizations designed to facilitate trade, although in both cases some of

WKHRUJDQL]DWLRQ¶VDGYRFDWHVDOVRKDGSROLWLFDODVSLUDWLRQV´27 Ganz gleich wo sie herkamen, stellten die positiven ökonomischen Beziehungen zwischen den Mitgliedsstaaten des Deutschen

Bundes sehr deutlich die Stärke der Zusammenarbeit und besonders den Willen der

Mitgliedsstaaten dar. Otto von Bismarck hatte es vor, genau das auszunutzen.

Da die Rolle von Preußen einen dominierenden Einfluss auf die internationale und europäische Wirtschaftspolitik von der Mitte bis zum späten 19. Jahrhundert hatte, konnte der

Ruf nach Einheit, Durchsichtigkeit und Demokratisierung nicht heruntergefahren werden.

23 Ibid. 24 Von Treitschke, Heinrich. Der Deutsche Zollverein und seine Geschichte. Bremen: Europäischer Hochschulverlag. 2009. Druck. 25 Ä6LQQXQG=LHOHGHV =ROOYHUHLQV³Schülerlexikon.de. Web. 27 Apr. 2014. 26 Hahn, Hans-Werner. Geschichte des deutschen Zollvereins. Vandenhoeck & Ruprecht, 1984. S. 5. Druck.. 27 Sheehan, James J.. Ä7KH)XWXUHRIWKH(XURSHDQ6WDWH6RPH+LVWRULFDO5HIOHFWLRQVRQWKH*HUPDQ&DVH³Bulletin of the German Historical Institute 42 (2008): 9-20. Web. 27 Apr. 2014. Eighan 21

Preußens fester Platz in der deutschen Kultur verstärkte sich durch die Krise im Kriege 1840.

:lKUHQG3UHX‰HQDOVÄ9HUWHLGLJHU'HXWVFKODQGV>GLHQWH@«]HQWULHUWHGLHJHPHLQVDPHIDVW-

QDWLRQDOH%HJHLVWHUXQJDXI3UHX‰HQ³ 28 Die Schaffung von dem Deutschen Bund, ein Art von

ÄVWDUNHGXDOLVWLVFKH+HJHPRQLDOO|VXQJ³29 um die politischen und ökonomischen Probleme zu lösen, wurde in der Wiener Kongress 1814-1815 erkannt als der erste Schritte zum vereinten

Deutschland angesichts Preußen. 1847-1848 wurde der Ruf nach Demokratisierung nicht

überhörbar.

Auf nachbarlichen Boden hatte auch Bayern gewisse Schwierigkeiten, die demokratischen Bedürfnisse deren Bürger zu decken. Um dem Beispiel der anderen europäischen Revolutionen zu folgen, konfrontierten viele deutsche Staaten auch gewaltsame

Aufruhre. Mit ihren noch hungernden Magen seit der Hungersnot 1847 waren die bayrischen

Bürger mit der königlichen Familie nicht zufrieden. John L. Snell beschreibt die Lage der

Demokratiebewegung in Bayern und ganz Deutschland in seiner Arbeit The Democracy

Movement in Germany, 1789-1914. Snell bringt ein Musterbeispiel des Kulturerbes und der

Verachtung der Deutschen der oberflächlichen, unverantwortlichen Haltung ihren Herrschern gegenüber, hier König Ludwig dem Ersten. Der bayrische König ließ sich von einer irischen

Kurtisane verführen, die halb so alt wie er war. Abgelehnt von einer Tanzgesellschaft in

München, wurde die Tänzerin Eliza Rosanne Gilbert, bekannt als Lola Montez, von Ludwig I. zum Adelstand erhoben. Die zum größtenteils katholischen Bürger von Bayern, deren Achtung auf den Bericht über die Ausschweifung des Königs zugerichtet wurde, drohten Aufstand, wenn

Fräulein Montez nicht sofort abgeschoben würde. Während der König langsam ihren

Forderungen nachkam, diente die Revolution 1848 in Paris als Brennstoff zu den Flammen der

28 Taylor, Alan John Percivale. The course of German History: A Survey of the Development of German History since 1815. Routledge, 2001. Druck. S. 65. 29 Ibid. Eighan 22

Unzufriedenheit, und die Bürger stürzten ihren König zugunsten einer Verfassung, die die fundamentale Rechte gewährten, um.

Eine heutige Parallele kann man zur deutschen Reaktion ziehen, als es veröffentlicht wurde, dass der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg seine

Doktorarbeit abgeschrieben habe. Bei der Beschreibung im Falle von Guttenberg erklärt Kurt

Kister in der Süddeutschen Zeitung:

*XWWHQEHUJYHUKDUUWELVKHULQMHQHP)HKOHUPXVWHU«GDV$PWJHNRVWHWKDW(UJLEWQLFKW

zu, was offensichtlich ist und gerät durch die stetige Verteidigung der Verteidigung

immer tiefer in die Bredouille. Dadurch gewinnt Fehlverhalten aus der Vergangenheit -

die unsaubere Abfassung einer Dissertation - in der Gegenwart eine gefährliche, politisch

lebensgefährliche Bedeutung.30

Eine vertrauensvolle Beziehung zwischen den Menschen und ihrem Staatsoberhaupt ist erforderlich. Ob die Situation erfordert, familiäre Sitten aufrechtzuerhalten oder akademische

Ehrlichkeit zu zeigen, verlangt dieser Aspekt des deutschen Kulturerbes Transparenz in der

Regierung. Diese Transparenz dient als Grundnahrungsmittel der deutschen Demokratie und bleibt eine Grundlage des Regierungsvertrauens. Außerdem kann ein Missverständnis einen neuen Ausdruck kreieren: VHLWGHP)DOO*XWWHQEHUJKHL‰WÄDEVFKUHLEHQ³ in der Umgangssprache

ÄJXWWHQEHUJHQ³31

Während der turbulenten Zeit der preußischen und deutschen Geschichte 1848-1871 verwandelte Otto von Bismarck die deutsche Politik und führte Preußen und danach Deutschland unter die meisten militärischen und kulturell bedeutendsten Staaten jener Zeit. Um Otto von

30 .LVWHU.XUWÄ*XWWHQEHUJ3ODJLDWVDIIlUH± Wenn einen die warme Wolke nicht mehr 7UlJW³Süddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung, 21 Feb. 2011. Web. 27 Apr. 2014. 31 Ä-XJHQGZRUW'HV-DKUHV6ZDJ- 3ODW]*XWWHQEHUJHQ³Süddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung, 5 Dez. 2011. Web. 27 Apr. 2014. Eighan 23

Bismarck und seine Rolle bei der Verstärkung der deutschen Gesellschaft und Kultur zu verstehen, ist es wichtig die Herkunft seiner Ideologien zu begreifen. Im folgenden Brief, der als ein leuchtendes Beispiel Bismarcks Verehrung der deutschen Kultur und sein unerschütterlicher

Wille dient, schrieb er an seinen Kommilitonen 1834:

,FKZHUGHGDKHUZRKO«PLFKHLQLJH-DKUHPLWGHUUHNUXWHQGUHVVHLUHQGHQ

Fuchtelklinge amüsieren, dann ein Weib nehmen, Kinder zeugen, das Land bauen

und die Sitten meiner Bauern durch unmäßige Branntweinfabrikation untergraben.

Wenn Du also in zehn Jahren einmal in die hiesige Gegend kommen solltest, so

biete ich Dir an, adulterium mit einer jungen mulier facilis et formosa zu treiben,

so viel Kartoffelschnaps zu trinken, als Du willst und auf der Hetzjagd den Hals

zu brechen, so oft es Dir gut erscheint. Du wirst hier einen fettgemästeten

Landwehroffizier finden, einen Schnurrbart, der schwört und flucht, daß die Erde

zittert einen gerechten Abscheu vor Juden und Franzosen hegt und Hunde und

Bedienstete auf das Brutalste prügelt, wenn er von seiner Frau tyrannisiert worden.

Ich werde lederne Hose tragen, mich zum Wollmarkt in Stettin auslachen lassen,

und wenn man mich Herr Baron nennt, werde ich mir gutmütig den Schnurrbart

streichen und um zwei Taler wohlfeiler verkaufen; zu Königs Geburtstag werde

ich mich besaufen, und vivat schreien, übrigens mich häufig anreißen und mein

GULWWHV:RUWZLUGVHLQµ$XI$HKUH6XSHUEHV3IHUGµ32

Dieser Brief, der oben ausführlich zitiert wurde, soll Bismarcks Rolle als Mitglied der Junker

Adel und seine Zuneigung für den Lebensstil der deutschen Bauern nebeneinanderstellen.

%LVPDUFNV$Q]LHKXQJVNUDIWDQGDVDOOJHPHLQH3XEOLNXPZLUGEOLFKHUZHLVHGXUFKVHLQHÄ(LVHQ

XQG%OXW³5HGHYRr dem preußischen Abgeordnetenhaus bezeichnet. Seine Aussage zur

32 Clark, Christopher. Preußen: Aufstieg und Niedergang-1600±1947. DVA, 2013. Druck. S. 592. Eighan 24 ständig wachsenden Rolle von Preußen als internationaler Akteur auf der globalen politischen

Bühne verkörpert sich in der folgenden leistungsfähigen Form der Rhetorik:

Wir haben zu heißes Blut, wir haben die Vorliebe, eine zu große Rüstung für

unsern schmalen Leib zu tragen; nur sollen wir sie auch utilisieren. Nicht auf

Preußens Liberalismus sieht Deutschland, sondern auf seine Macht; Bayern,

Württemberg, Baden mögen dem Liberalismus indulgieren, darum wird ihnen

doch keiner Preußens Rolle anweisen; Preußen muß seine Kraft zusammenfassen

und zusammenhalten auf den günstigen Augenblick, der schon einige Male

verpaßt ist; Preußens Grenzen nach den Wiener Verträgen sind zu einem

gesunden Staatsleben nicht günstig; nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse

werden die großen Fragen der Zeit entschieden ± das ist der große Fehler von

1848 und 1849 gewesen ± sondern durch Eisen und Blut.33

Als Bismarck den Weg für den Einsatz militärischer Macht vorbereitet, begann er die

Unterstützung für seine zukünftigen Kämpfe gegen Österreich und Frankreich zu sammeln. Er war der Einsicht, dass die deutsche Vereinigung nur hinter dem schwarz-rot-gold möglich wäre.

Bismarck wurde zu einem der einflussreichsten deutschen Staatsmänner durch seine List und feste Haltung als Politiker. Obwohl sein Studium an der Georg-August-Universität

Göttingen befasste sich hauptsächlich mit Jura, wurde seine Erfahrung als Offizier in der

Landwehr die Basis für seine militaristische Frechheit schaffen. Bismarck wurde als Royalist und listiger Politiker erkannt, während er die Posten als Vertreter im Landtag, preußischer

Diplomat in dem Deutschen Bund und Botschafter zum russischen Reich unter anderem diente.

Wenn es zu auffälligen Allianzen und Partnerschaften zwischen Staaten kamen, wie z.B.

33 von Bismarck, Otto. Reden 1847-1869. Hg., Wilhelm Schüßler, Band 10, Bismarck: Die gesammelten Werke. Hg. Hermann von Petersdorff. Berlin: Otto Stolberg, 1924-35, S. 139-40. Druck. Eighan 25

Österreich in dem Krieg gegen Dänemark, die Schaffung des Dreikaiserabkommens oder vor allem die Vereinigung der deutschen Staaten, die während des französisch-preußischen Krieg gegen Frankreich sich vereinten und zusammen kämpften, waren seine politischen und militärischen Fähigkeiten unvergleichbar. Theodore S. Hamerow, ein amerikanische Historiker und Geschichteprofessor an der Universität Wisconsin-Madison, beschreibt Bismarck als

Ä6FKLHGVULFKWHU³(XURSDV

As a practitioner of the art of diplomacy, he is without a peer. His grasp of detail,

his insight into motive, his ability to sense the limitations as well as opportunities

inherent in each new international development, his tireless search for alternative

solutions to every major political problem, his willingness to retreat at the precise

moment when risks begin to outweigh advantages, they all bespeak the master

craftsman.34

Egal ob er auf dem Schlachtfeld Europas standhaft oder in diplomatischen Verhandlungen für

Preußen kämpfte, bewies Bismarck dadurch seine zähe Treue zum deutschen Volk. 35

Im 19. Jahrhundert war die starke Persönlichkeit Bismarcks hinweisend ein Anzeichen von den Hoffnungen der deutschen Gesellschaft. Die allgemeine Bevölkerung sah einen Mann, der für Deutschland kämpfte, um seinen Platz an der Spitze der Tafel zu verdienen.

Währenddessen schaffte er neue Sozialgesetzgebung und Sozialprogramme, die eine sichere und stabilere Arbeitsumgebung für den durchschnittlichen Bürger forderten. Man könnte sagen, dass

Bismarck die Sozialgesetzgebung mit dem Wohlsein und Gesundheit seines Publikums im

34 Hamerow, Theodore S., ed. The Age of Bismarck: Documents and Interpretations. Taylor & Francis, 1973.S. xi. Druck.. 35 Ibid. S. X. Eighan 26

Auge36 durchführte. Wobei andere, wie David Khoudour-Castéras und Wolfgang Ayaß, deutsche Historiker und Soziologen, zweifeln an seine uneigennützigen Motive. Sie unterstützen die Ideen von seiner eigennützigen Politik und sind der Meinung, dass Bismarck diese Politik ausnutzte, um den Wind aus den Segeln seiner politischen Gegner, wie z.B. der Sozialisten und der Sozialdemokraten, zu nehmen.37 Obwohl diese Bewegung zur Sozialschutz als

Kernerinnerung an der Bismarckzeit geworden ist, war er mit seiner Unterstützung nicht ganz sicher. Er wusste nicht, ob es genau das war, was Deutschland zu dem Zeitpunkt brauchte.

Ursprünglich hatte er Angst, so ein Marktsystem zu unterstützen und kontrollieren, das mit so vielen Einschränkungen und entmutigenden Kapitalanlagen gehemmt war. Wolfgang Ayaß, ein deutscher Historiker, schreibt:

Für Bismarck waren Jugendarbeitsschutz, Einschränkung der

Frauenarbeit, Verbot der Sonntagsarbeit und Einführung eines

Normalarbeitstags im Kern Varianten ein und desselben Themas: staatlich

verordnete Arbeitszeitverkürzung ohne garantierten Lohnausgleich. Im

5HLFKVWDJHUNOlUWHHUDP-DQXDUÃ die Sonntagsarbeit, die

Frauenarbeit und die Ausdehnung der Zeit der Männerarbeit - sie haben

das miteinander gemein, dass sie die Zeitfrage betreffen, wenn man sie

NXPXOLHUWµXQGGDVVZHGHU$UEHLWJHEHUQRFKdie Arbeitnehmer für den

daraus entstehenden Lohnausfall aufkommen könnten. 38

36 Ä2WWRYRQ%LVPDUFN*HUPDQ&KDQFHOORU-³8QLWHGStates Social Security Administration. Web. 27 Apr. 2014. 37 Khoudour-&DVWpUDV'DYLGÄ:HOIDUH6WDWH$QG/DERU0RELOLW\7KH,PSDFW2I%LVPDUFN V6RFLDO/HJLVODWLRQ2Q *HUPDQ(PLJUDWLRQ%HIRUH:RUOG:DU,³Journal Of Economic History 68.1 (2008): 211-243. Web. 27 Apr. 2014. 38 $\DVV:ROIJDQJÄ%LVPDUFNXQGGHU$UEHLWHUVFKXW]2WWRYRQ%LVPDUFNV$EOHKQXQJGHVJHVHW]OLFKHQ Arbeiterschutzes ± HLQH$QDO\VHGHU'LPHQVLRQHQXQG+LQWHUJUQGH³Vierteljahrschrift Für Sozial Und Wirtschaftsgeschichte VSWG 89.4 (2002). S. 401 Web. 28 Apr. 2014. Eighan 27

Nichtsdestotrotz gewann er die Unterstützung des Publikums und das soziale Sicherheitsnetz wurde 1889 fertig aufgebaut. Bismarck PHLQWHÄ0HLQ*HGDQNHZDUGLHDUEHLWHQGHQ.ODVVen zu gewinnen, oder soll ich sagen zu bestechen, den Staat als soziale Einrichtung anzusehen, die

LKUHWZHJHQEHVWHKWXQGIULKU:RKOVRUJHQP|FKWH³39 Mit dieser Entscheidung schob Bismarck

Deutschland in eine neue Richtung, die den Bürgern, Arbeitern, und denen, die nicht arbeiten konnten, die Gesundheit, Wirtschaft und Zukunft sichern sollte.

Nachdem Deutschland zum Staat wurde und mit der Hilfe eines schlauen Kanzlers, Otto von Bismarck, der das Herz des Publikums durch Eisen und Blut sowohl als auch Sozial- und

Wirtschaftspolitik gewann, wuchs das Kulturerbe und Deutschland rasant zur Weltmacht im späten 19. Jahrhundert.

39 Niejahr, ElisabethXQG-DQ)OHLVFKKDXHUÄ/RJLNGHV.DOWHQ%XIIHWV³Spiegel.de. Der Spiegel, 20 Juli 1998. Web. 28 Apr. 2014. Eighan 28

Die erste Nachkriegszeit: Die Entwicklung und

Manipulation der demokratischen Ideale

Die große Angst in Deutschland vor Inflation wird noch gegenwärtig zutage gebracht.

Gerhard Illing, Professor im Fachbereich der Makroökonomie an der Ludwig-Maximilians-

Universität München, beschreibt die deutsche Mentalität der Inflation gegenüber sei ÄLQGHQ

Genen verDQNHUW³40 Ä'DVKlQJWVLFKHUPLWGHQ(UIDKUXQJHQ]XVDPPHQLQ der Weimar

5HSXEOLN«GLH>$QJVW@ KDWGDQQGDV%UJHUWXPLQ'HXWVFKODQGJHIDOOHQODVVHQ³1DFKHLQHP grauenhaften, zerstörenden Weltkrieg geriet Deutschland in eine noch schwerere Zeit:

Deutschland und die Deutschen wurden zum großen Feind der ganzen Welt gemacht und als kriegshungrige Industriellen gesehen. Die Deutschen waren auch verletzt, arm, hungrig, und vor allem hatten sie es mit der deutschen und preußischen Monarchie satt. Sowohl die Zeit als auch die Köpfe der Deutschen waren für eine Revolution reif. Nach der Hyperinflation in den frühen

1920s und der galoppierenden Arbeitslosigkeit bekam das deutsche Kulturerbe ein neues Gesicht, das wirtschaftlichen Wohlstand und einen Grund, wieder auf Deutschland stolz sein zu dürfen, erhofft.

Der Erste Weltkrieg brachte menschliche und wirtschaftliche Schaden mit sich. Obwohl die zahlreichen Kriegsgefallene des deutschen Reiches, die abgezählt mehr als zwei Milliarden waren,41 verletzte Deutschland und die deutsche Wirtschaft bezüglich der Arbeitskraft sehr, leider waren die Kriegsentschädigungen noch deutlich höher. Die Deutschen hatten schon viele

Schulden vor dem Ende des Kriegs. Andreas Austilat, Journalist beim Tagesspiegel, schreibt:

40 Illing, Gerhard. persönliches Interview. 9 Juli 2013. München. Auf Deutsch. 41 Ä*HIDllene Soldaten Im Ersten Weltkrieg Nach Länder 1914-_6WDWLVWLN³Statista. N.p., n.d. Web. 28 Apr. 2014. Eighan 29

Allein 164 Milliarden Reichsmark lieh sich das kaiserliche Deutschland bei

seinen Bürgern. Auf Rückzahlung konnten die erst nach einem siegreichen Ende

hoffen. Denn das hatte der konservative Abgeordnete Karl Helfferich bereits 1915

im ReichVWDJNODUJHVDJWÃDas Bleigewicht der Milliarden haben die Anstifter

dieses Krieges verdient, sie mögen es GXUFKGLH-DKU]HKQWHVFKOHSSHQµ42

Die Reparationen, oder anderenfalls der Geldbetrag, die Deutschland als Verlierer des Ersten

Weltkriegs den *HZLQQHUQ]DKOHQPXVVWHZDUHQÄGDV'UHLIDFKHGHV%UXWWRVR]LDOSURGXNWHV

'HXWVFKODQGV ³43 Diese beschwerlichen Kosten zusammen mit einem Schamgefühl, worunter ganz Deutschland nach dem Friedensvertrag von Versailles litt, vergrößerten die Antriebe einer sozialen, politischen und ökonomischen Veränderung der deutschen Gesellschaft.

Eine neue soziale Bewegung gegen die alte Monarchie wuchs schnell Wurzeln nach dem

Ersten Weltkrieg in der deutschen Gesellschaft. Der soziale Untergang der deutschen Monarchie begann zuerst mittendrin im Ersten Weltkrieg. Die Propaganda, die sogenannte

Meinungsmache, die durch amerikanische und französische Blätter verteilt wurde, stellte fest, dass der Kaiser hinter dem Krieg war.44 Als der Friedensvertrag von Versailles unterzeichnet wurde, bekamen die Deutschen den ersten Blick von Niederlage. Nachdem sie sich getäuscht und betrogen fühlten in Bezug auf den Glauben, dass die deutschen Streitkräfte im Krieg stets erfolgreich waren, stoß dieses Schamgefühl auf Überraschung und Mistrauen in der deutschen

Gesellschaft. A.J.P. Tayler in seinem Buch The Course of German History: A Survey of the

Development of German History since 1815 schreibt:

42 $XVWLODW$QGUHDVÄ(UVWHU:HOWNULHJ2IIHQH5HFKQXQJ9RQ³7DJHVVSLHJHOGH'HU7DJHVVSLHJHO1RY 2008. Web. 27 Apr. 2014. 43 Ibid. 44 Lutz, Ralph Haswell. The German Revolution, 1918-1919. Vol. 1. No. 1. The University, 1922. Druck.. Eighan 30

For more than four years the Germans had believed that they were winning the

war; only for a month (from October 2, until November 11, 1918) were they faced

with true defeat, and as soon as the fighting was over the impression of the truth

began to fade.45

Dieser Umhang um die militärische Macht, den der Kaiser verwendete, um die kommende

Niederlage des deutschen Militärs verbergen zu können, schürte das Feuer der Revolution in der deutschen Gesellschaft. Am wichtigsten sind die Auswirkungen der Unterzeichnung des

Friedenvertrags und die darauffolgenden Schwierigkeiten mit der Volkswirtschaft. Der Sog an die Wirtschaft bezieht sich auf die Versorgung der deutschen Truppen während des Krieges und die Reparationen, die von den Alliierten gefordert werden. Tayler schreibt weiter:

Germany had fought harder and more completely than any other country; the

resultant burden was bound to be greater. Not the Treaty of Versailles, but the

delayed strain and exhaustion of four years of military effort produced the

economic difficulties of Germany in the post-war years.46

Die zahlreichen Elemente, die damals zusammenliefen, regten Revolution an. Der Thronverzicht des Kaisers Wilhelm II war der Kronjuwel der sozialistischen und demokratischen gesinnten

Revolutionäre, die ein neues politisches System forderten. Obwohl diese zwei Bewegungen sich im blutigen Kampf um die richtige politische Gestaltung der Republik befanden, kamen die demokratischen Parteien ² die SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands), das Zentrum und die DDP (Deutsche Demokratische Partei) in eine Koalition zusammen, um die Weimarer

Republik zu bilden. 47

45 Taylor, Alan John Percivale. The Course of German History: A Survey of the Development of German History since 1815. Routledge, 2001.Druck. S. 223. 46 Ibid. 224. 47 'HXWVFKHU%XQGHVWDJÄ'LH5HYROXWLRQYRQ³Bundestag.de. Kultur und Geschichte. Web. 27Apr. 2014. Eighan 31

Diese revolutionäre Bewegung 1918 legte noch mehrere Grundsteine für Deutschlands

Kulturerbe hin, indem eine Verlangung nach Transparenz und Ehrlichkeit der Regierung klar gezeigt wurde. Obwohl starke sozialistische Idealen eine Rolle in der Revolution spielten, strebte die deutsche Gesellschaft eher nach demokratischen Tendenzen. Wie es in dem historischen Lexikon Bayerns steht, bedeuteten die Errungenschaften der Revolution, dass

Frauen endlich das Wahlrecht bekamen, dass SDUODPHQWDULVFKH'HPRNUDWLHÄDOOJHPHLQHV gleiches, unmittelbares und geheimes VHUKlOWQLVZDKOUHFKW³PLWVLFKEUDFK, und dass eine neue

Verfassung durchgeführt wurde.48 Der nächste große Teil des deutschen Kulturerbes kam sechs

Jahre später, als die wirtschaftlichen Folgen des Friedenvertrags von Versailles richtig eingriffen.

Besonders schwer wurde die deutsche Wirtschaft von den Konditionen des

Friedenvertrags betroffen. Die Kriegsentschädigungen, die zum Friedensvertrag gehörten, mussten nach der Revolution 1918 nach wie vor an die Alliierten bezahlt werden. Die

Geldanlagen, die benötigt sind, um einen Krieg zu führen, sind bereits überaus hoch. Diese

Kosten verschwinden nicht mit einem Regierungswechsel. Wenn Kriegsentschädigungen noch dazu hinzugefügt werden, musste die neue Weimar Republik eine Lösung finden. Deutscher

Historiker Gerhard Schulz beschreibt die Finanz- und Wirtschaftslage im damaligen

Deutschland sehr genau:

Die Gesamtschuld des Reiches belief sich auf 148 Milliarden Mark, von denen 51

Milliarden auf Schatzanweisungen entfielen. Im ersten Vierteljahr 1919 kamen

weitere 13 Milliarden neuer Schulden hinzu. Die einstweilen unbegrenzten

Reparationsverpflichtungen sowie unmittelbare Kriegsfolgelasten, etwa die

Versorgung der Kriegsopfer und der Hinterbliebenen, der entlassenen

Berufssoldaten, Wohnungsbau, Ernährungshilfen, Entschädigungen für

48 Ä5HYROXWLRQ³Historisches Lexikon Bayerns. 7 März 2014. Web. 27 Apr. 2014. Eighan 32

.ULHJVYHUOXVWH:LHGHUDXIEDXDUEHLWHQ«OLH‰HQQHXHJHZDOWLJHILQDQ]LHOOH

Belastungen des Reichshaushalts entstehen, deren Umfang kaum zuverlässig

abzusehen war.49

Nachdem die Währung 1914 von der Goldmark zur Papiermark verschoben wurde, um eine bessere Kredit aufnehmen zu können, begann die Unterstützung und Glauben an der deutschen Mark abzunehmen und sie verlor die zuverlässige Grundlage. Das Geld, das für die

Abzahlung der Schulden der Kriegsanstrengungen als auch der Reparationen verwendet wurde, musste mit Gold gedeckt werden. Während die Menge der Golddeckung des Papiermarkes nicht verwendbar war, wuchsen die Schulden aus den Darlehen von der Regierung nach dem Krieg dramatisch wegen der Notwendigkeit, diese Summen nach und nach zu tilgen. Diesen Prozess beschreibt der britische Journalist Adam Fergusson sehr klar:

Wenn die Preise stiegen, riefen die Menschen nicht nach einer stabilen Kaufkraft

ihres vorhandenen Geldes, sondern nach mehr Geld, um die benötigten Waren

kaufen zu können. Und so wurden immer mehr Geldnoten gedruckt. Die

Inflation, die bereits ins vierte Jahr ging, als die Revolution das alte Regime zu

Fall brachte, ergänzte die zahlreichen Ungewissheiten, die die Geburt der

Weimarer Republik begleiteten, um eine weitere überwältigende Ungewissheit.50

Mit dem Verlust des Vertrauens wegen des Krieges und der Regierung begannen die deutschen

Bürger auch ihrer Papierwährung zu misstrauen und forderten deshalb das Gold, womit ihre

Währung gedeckt war. Diese Tat stieß die deutsche Wirtschaft in eine unbeherrschte Spirale, besonders bei dem erhöhten Druck von Papierwährung, der die Nachfrage von Krediten und

Leihen befriedigen soll. Die Lebenshaltungskosten für einen Durchschnittsbürger im Mai 1921

49 Schulz, Gerhard. Deutschland seit dem Ersten Weltkrieg: 1918-1945. Vol. 10. Vandenhoeck & Ruprecht, 1982. Druck. S. 54. 50 )HUJXVVRQ$GDPÄ'DV(QGHGHV*HOGHV³Finanzbuchverlag, München (2011). Druck. S. 37. Eighan 33 waren mehr als vervierfacht im Juni 1922. 51 Arbeitslosigkeit begann 1922 mit 4,5% und wuchs

1932 auf 24%.52 Während einer Periode, in der ein einziger Laib Brot kostete 163 Mark im

Jahre 1922, kostete zu der Zeitpunkt September 1923 dieser gleiche Laib 1.500.000 Mark wegen der Hyperinflation. Der Vertrauensverlust stürzte die Währung. 53 54

Die Zerstörung der deutschen Wirtschaft und die Niederlage des Ersten Weltkrieges zwangen die deutsche Gesellschaft, ein Mittel zu finden, das sie zurück zu ihren rechtmäßigen

Platz auf die Weltbühne bringen soll. Obwohl eine Revolution untergrab die damalige

Monarchie, griff das deutsche Kulturerbe sowohl auf die politisch-demokratischen Ideale zurück als auch auf die negativen wirtschaftlichen Schattenseiten des Kapitalismus. Die Zeit war wiedermal reif für andere politische, soziale und wirtschaftliche Reformen, die die deutsche

Wirtschaft und das Militär wiederherstellen könnten. Adolf Hitler und seine

Nationalsozialistische Partei wurden zur Macht gewählt und wollten genau das machen. Leider hat er und seine Partei es auf einer wirtschaftlich erfolgreichen und gleichzeitig gesellschaftlich schrecklichen Weise versucht, die für immer einen Schatten auf Deutschland warf.

51 Kunz, Andreas. Civil Servants and the Politics of Inflation in Germany, 1914-1924. Vol. 7. Berlin, Walter de Gruyter, 1986. Druck. S. 236-258. 52 Dimsdale, Nicholas H., Nick Horsewood, und Arthur van Riel. Unemployment and Real Wages in Weimar Germany. No. 056. Economics Group, Nuffield College, University of Oxford, 2004. Web. 27 Apr. 2014. 53 Laidler, David E., und George W. Stadler. Ä0RQHWDU\([SODQDWLRQVRIWKH:HLPDU5HSXEOLF V+\SHULQIODWLRQ 6RPHQHJOHFWHG&RQWULEXWLRQVLQ&RQWHPSRUDU\*HUPDQ/LWHUDWXUH³Journal of Money, Credit and Banking (1998): 816-831. 54 Ä(LQ%URWIU0LOOLDUGHQ5HLFKVPDUN³Welt.de.. Die Welt. Web. 14 Nov. 2013. Eighan 34

Die Wiederbelebung der deutschen Wirtschaft nach der ersten

Wirtschaftskrise: Der totale K rieg brach Deutschland zusammen

Die wirtschaftliche, politische und soziale Lage Deutschlands lag in Trümmern nach dem

Ersten Weltkrieg und nach der erheblichen Auswirkung der Hyperinflation. Die Reichsmark wurde abgeschafft. Die Weimarer Republik verlor dem deutschen Volk gegenüber

Unterstützung und Vertrauen. Je höher wurde die Arbeitslosigkeit, desto gedämpfter wurde das

Gefühl vom Nationalstolz der Deutschen. Deutschland suchte einen Rettungsweg aus dem

Schatten des Ersten Weltkrieges, der die Wirtschaft auf jede mögliche Weise wieder lebendig machen könnte. Es fand ihn in einem österreichischen Kriegsveteran des Ersten Weltkrieges, der

ÄGDVGHXWVFKH9RON³LQHLQHU]HUVW|UHQGHQXQGYHUKHHUHQGen Weise wieder zur Weltmacht aufzurufen suchte. Dieser Retter ± aus heutigem Standpunkt Zerstörer ± des deutschen Volkes,

Adolf Hitler, schrieb in Meinem KampfÄ'HXWVFKODQGZLUGHQWZHGHU:HOWPDFKWRGHUEHUKDXSW

QLFKWVHLQ³55 Deutschlands Kulturerbe wuchs enorm in dieser Zeit in der deutschen Geschichte besonders dadurch, dass die Deutschen ihre unzuträgliche, kulturverändernde Erfahrung sammelten. Sie tauschten ihre ehemaligen Prioritäten aus, um militärisch und wirtschaftlich stärker zu werden und lernten dadurch, dass das nie wieder geschehen darf.

Nachdem 2,4 Millionen Deutschen im Ersten Weltkrieg ums Leben kamen, wurde nicht nur die Anzahl der wehrfähigen Männer in der Arbeitnehmerschaft geringer, sondern dazu wurden zu jener Menge noch 300.000 Fälle von Todesfällen, der mangelhafter Ernährung und

55 Janßen, Karl-+HLQ]ĵ:DVIUHLQ*OFNGD‰GLH0HQVFKHQQLFKWGHQNHQµ³Zeit.de. Zeit Online. 18 Juli 1975. Web. 27. Apr. 2014 Eighan 35 unzureichender medizinischer Versorgung zuschreiben.56 Der damalige Zustand Deutschlands

Industrie kann auch so beschrieben werden:

Weiterhin hatte die ganz auf die Rüstungsproduktion ausgerichtete

Kriegswirtschaft zu hohen Überkapazitäten in der Schwer- und

Investitionsgüterindustrie geführt, während die Konsumgüterindustrien einem

Prozess des Kapitalverschleißes und der Desinvestition ausgesetzt gewesen

waren.57

Darüber hinaus herrschte ein Rohstoffmangel in vielen deutschen Industrien, wie zum Beispiel in der Eisenindustrie.58 Alles zusammengenommen, die Reparationen, oder

Ä:LHGHUJXWPDFKXQJV³-leistungen, die von den Alliierten nach dem Ersten Weltkrieg verlangt wurden, zusammen mit der Hyperinflation der Mark, dem Verlust der Arbeitskräfte und

Unfähigkeit der deutschen Fabriken sich von einer Kriegswirtschaft durch Demobilmachung zur zivilen Produktion umzustellen, forderten die Große Depression auf deutscher Art und Weise.59

Die steigende Arbeitslosigkeitsquote zeigte auch deutlich, dass so eine Umstellung von sinkender Kriegswirtschaft zum Weltkonkurrent der großen Wirtschaftsmächte wie der USA und

UdSSR nicht möglich wäre, wenn es mit dem politischen und wirtschaftlichen System der

Weimarer Republik so weiter ginge. Die Große Depression gerät in den USA außer Rand und

Band. Die nachfolgenden Auswirkungen trafen Deutschland als Handelspartner auch sehr schwer, weil die USA, um ihre heimischen wirtschaftlichen Interessen zu schützen, hoch verletzende Tarife festlegte. Die Erzeuger deutscher Produkte konnten sie ihrem

56 Ä'LH:HLPDUHU5HSXEOLN³Bayerische Landeszentrale für Politische Bildungsarbeit. 1 Juli 2004. Web. 27 Apr. 2014. 57 Ibid. 58 6WXUP5HLQKDUGÄ=ZLVFKHQ)HVWLJXQJXQG*HIlKUGXQJ-³Weimarer Republik (1998): 32-48. Bundeszentrale für politische Bildung. 23 Dez. 2011. Web. 27 Apr. 2014 59 Ä'LH:HLPDUHU5HSXEOLN³ Eighan 36

Haupthandelspartner nicht verkaufen. Die Arbeitslosigkeitsquote lag deshalb 1929 bei 8,5

Prozent und stieg dramatisch auf 29,9 im Jahre 1932.60 61 Die deutsche Wirtschaft lag still. Die

übliche Stärke der deutschen Wirtschaft und deren Exporten waren verschwunden. Obwohl man am Anfang der 1930er Jahren Arbeit suchte, konnte man wegen der Massenarbeitslosigkeit sie nirgendwo in Deutschland finden.

Um die Stimmen der Menge von Arbeitslosen zum Schweigen zu bringen, führte 1927

YRQGHUÄ%UJHUEORFN³-Regierung unter Reichskanzler Wilhelm Marx eine

Arbeitslosenversicherung herbei. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung entschloss sich diese Regierung auf dieser Weise eine ZHLWHUHÄ)UVRrJHSULQ]LS³GXUFK]XIKUHQ

Anspruchsberechtigte Arbeitslose konnten bis zu 39 Wochen ihren Unterhalt aus einer

Versicherung beziehen, die zu gleichen Teilen durch Beiträge der Arbeitnehmer und der

Arbeitgeber finanziert wurde. Der Staat sollte im Notfall mit Darlehen einspringen. Somit wurde bei der sozialen Absicherung der Arbeitslosen das bisherige entwürdigende Fürsorgeprinzip durch das Versicherungsprinzip abgelöst.62

Die sozialen Kosten stiegen, da die Finanzmittel der Arbeitslosenversicherung

überfordert wurden.63 Die Große Regierungskoalition konnte sich nicht beschließen, an wen die

Finanzierungskosten liegen sollen.

Aus den Schatten des Ersten Weltkrieges kam ein Österreicher, der behauptete, eine

Lösung zu haben, die den Bürgern aus der Mittelschicht, deren Sparvermögen zunichte gemacht worden waren, und dem deutschen Volk ihren Stolz zurückgewinnen soll. Adolf Hitler, ein

60 Schmidt, Manfred G. Sozialpolitik in Deutschland: historische Entwicklung und internationaler Vergleich. Vol. 2. Springer DE, 2005. Druck. S. 64. 61 Glismann, Hans H., Horst Rodemer und Frank Wolter. Zur Natur der Wachstumsschwäche in der Bundesrepublik Deutschland: Eine empirische Analyse langer Zyklen wirtschaftlicher Entwicklung. No. 55. Kieler Diskussionsbeiträge, 1978. Druck. S. 23 62 6WXUP5HLQKDUGÄ=ZLVFKHQ)HVWLJXQJXQG*HIlKUGXQJ-³ 63 6WXUP5HLQKDUGÄ=HUVW|UXQJGHU'HPRNUDWLH± ³Bpb.de. Bundeszentrale für politische Bildung. 23 Dez. 2011. Web. 27 Apr. 2014. Eighan 37 dekorierter Gefreiter der 6. Königlich Bayerischen Reserve-Division, wurde zum Führer der

Nationalsozialistischen Arbeiterpartei (NSDAP). Wegen seiner politischen Klugheit und

Kühnheit wurde Hitler besonders durch seine erbitterten Reden bekannt. 30. Januar 1941 lX‰HUWHHUVHLQH0HLQXQJEHUGHQ9HUOXVWÄder deutschen 1DWLRQ³LQ%H]XJDXIGLH8QIlKLJNHLW der Weimarer Republik für die Deutschen nach dem Krieg einzutreten.

Als ich 1918 nach Hause kam und den Winter 1918 auf 1919 nun so durchlebte,

da wurde mir natürlich wie vielen anderen klar, daß von der vorhandenen

politischen Welt in Deutschland eine Erneuerung nicht mehr erwartet werden

durfte. Und ich begann daher, wie so viele andere, zu suchen. Und es entstand die

Konzeption, die später als Nationalsozialismus das deutsche Volk eroberte,

ausgehend von einer Erkenntnis: die deutsche Nation ist gefallen, weil sie sich

den Luxus erlaubte, ihre Kraft im Innern zu verbrauchen.64

Hitler war ein sehr begabter Redner und überzeugte sein Publikum mit seiner Beharrlichkeit. Er kam aber an die Macht nicht wegen seinem Charakter und seiner Leidenschaft, das deutsche

Volk, Militär und die Wirtschaft zu verstärken, sondern eher wegen der sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die damals existierten. Hitler hatte Lösungen, um das

Problem der Arbeitslosigkeit zu überwinden, und das hatten die deutschen zu jener Zeit schwer auf dem Herzen.

ILQJÄGLHGHXWVFKH7UDJ|GLH³65 mit Hitler an. Es ist sehr wichtig in der Behandlung dieser Zeitepoche zu erkennen, dass trotz allem Deutschlands Kulturerbe sich in dieser Zeit enorm entwickelt hat. Die Nationalidentität wuchs aus einer Art Minderwertigkeitsgefühl infolge der Niederlage des ersten Weltkriegs und der Kriegsentschädigungen, die noch zu

64 Hitler, Adolf. Rede am 30. Januar 1941 in Berlin. Worldfuturefund.org. Web. 27 Apr. 2014. 65 Grunfeld, Frederic V. Die deutsche Tragödie (The Hitler file, dt.) Adolf Hitler und Dt. Reich, 1918-1945, in Bildern. 1975. Druck. Eighan 38 bezahlen waren, und besonders aus der Bedrängnis der Massenarbeitslosigkeit. Manfred G.

6FKPLGW3URIHVVRUGHUSROLWLVFKHQ:LVVHQVFKDIWDQGHU8QLYHUVLWlW+HLGHOEHUJPHLQWÄ,P

Vergleich zur Massenarbeitslosigkeit der frühen 1930er Jahre verkörperte die Wiedererlangung

GHU9ROOEHVFKlIWLJXQJHLQHQVSHNWDNXOlUHQ.RQWLQXLWlWVEUXFK³66 Hitler versprach nicht nur die

Macht des ehemaligen Deutschlands wieder zurück zu bringen und genug Lebensraum und

Ressourcen für die Deutschen zurück zu gewinnen, sondern auch die notwendige Arbeit, die so viele Deutsche brauchten.

Hitler kam an die Macht, da er genau wusste, wie er sowohl sein Publikum begeistern als auch die Demokratie der Weimarer Republik ausnutzen konnte. Statt einer Demokratie, in der er gewählt wurde, zu fordern und unterstützen, war Hitler der Einsicht dieses System in eine autokratischen Cäsarenherrschaft zu wandeln. Er fand die Idee von Demokratie sogar lächerlich, wie Karl-Heinz Janßen, Journalist bei Der ZeitVFKUHLEWÄ'HPRNUDWLHZDUIU+LWOHU

JOHLFKEHGHXWHQGPLWÃ-lPPHUOLFKNHLW0XUNVHUHL9HUIDOO'XPPKHLWDOOJHPHLQHU9HUORJenheit

XQG%HWUJHUHLµ³67 Seine Partei wurde am größten im Reichstag und hatte deshalb eine

Stimmenmehrheit, die den NAZIs erlaubte, ohne Koalition die damalige Regierung zu bilden, auch wenn die Bedingung nicht erfüllt wurde, dass Hitler Reichskanzler wurde. Das heißt, dass die NSDAP keine Kooperation brauchte. Das Ermächtigungsgesetz, das am 23. März 1933 beschlossen wurde, erlaubte dem Staatsoberhaupt ohne die Zustimmung des Reichstags und

Reichsrates, Gesetzte zu verabschieden.68 Egal ob die Deutschen Hitler und seine Partei in den

Rahmen der Demokratie wählten, saßen sie hilflos jetzt unter seiner Macht.

66 Schmidt, Manfred G. Sozialpolitik in Deutschland: historische Entwicklung und internationaler Vergleich. S. 65. 67 Janßen, Karl-Heinz. 68 6FKQHLGHU+DQVÄ'DV(UPlFKWLJXQJVJHVHW]YRP0lU]%HULFKWEHUGDV=XVWDQGHNRPPHQXQGGLH $QZHQGXQJGHV*HVHW]HV³Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 1.3. (1953): 197-221. Druck. Eighan 39

Aus den wirtschaftlichen Krisen der Jahre 1920-1934 entstand ein Verlangen nach

Wohlstand und Wirtschaftswachstum in dem deutschen Volke. Wie Werner Abelshauser, berühmter deutscher Historiker, erwähnt:

'DV:LUWVFKDIWVZXQGHU³GHUGUHL‰LJHU-DKUHVFKXIDEHUDXFKLQVHLQHP

materiellen Ergebnis die Grundlagen für die Durchsetzung wichtiger Ziele des

Nationalsozialismus, sei es in der Außen- und Militärpolitik, sei es in

GHU*HVHOOVFKDIWVSROLWLN³GHV5HJLPHV1LFKWGLH'HPRNUDWLHQGHV:HVWHQV

sondern die deutsche Diktatur fand zuerst eine praktische Lösung auf der Suche

nach einem Weg aus der sozialen Katastrophe.69

Der sogenannte Totale Krieg, oder die Kriegsanstrengungen, die Deutschland und seine

Volkswirtschaft wieder aufwachten, sorgten für die sukzessive Vernichtung der Arbeitslosigkeit durch große Bauprojekte, wie zum Beispiel die Autobahn.70 Was zu jener Zeit einem am wichtigsten war, war die Fähigkeit zurück zu gewinnen, sich finanziell um seine Familie kümmern zu können. Hitler zeigte den Deutschen, dass er ihnen einen Ausweg aus der Krise geben konnte, wenn sie ihm und seiner Partei ihre Stimmen gaben und auch bereit dazu waren, hart zu arbeiten. Die Deutschen vertrauten ihm an, denn mit seinen wirtschaftlichen Idealen gewannen sie ihr Ansehen zurück.

In dieser Arbeit versuche ich nicht Hitlers Motiven und seine

Menschenrechtsverletzungen zu rechtfertigen, sondern zu erklären, wie Deutschlands Kulturerbe aus dieser Erfahrung in Bezug auf das deutsche Volk sich entwickelte. Ein Großteil von

Deutschen unterstützte nicht die Verbrechen, die Hitler und sein Regime begangen. Allmählich

69 $EHOVKDXVHU:HUQHUÄ.ULHJVZLUWVFKDIWXQG:LUWVFKDIWVZXQGHr. Deutschlands wirtschaftliche Mobilisierung für GHQ=ZHLWHQ:HOWNULHJXQGGLH)ROJHQIUGLH1DFKNULHJV]HLW³Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (1999): 503-538. Druck. S. 512. 70 :HEHU0DUNÄ+RZ+LWOHU7DFNOHG8QHPSOR\PHQWDQG5HYLYHG*HUPDQ\¶V(FRQRP\³Institute for Historical Review. Feb. 2012. Web. 27 Apr. 2014. Eighan 40 wurde es zu gefährlich, eine Gegenstimme zu der NSDAP zu äußern. Als ein deutliches Beispiel der Gefährlichkeit, Widerstand gegen die NSDAP zu leisten, scheint die Studentenopposition der

Weißen Rose ein Vorbild zu sein.71 Die Geschwister Scholl kamen im Jahr 1943 wegen

Blätterverteilung an der Ludwig-Maximilian-Universität München um das Leben. Gegen das

(QGHGHV=ZHLWHQ:HOWNULHJHVNDPHV]XHLQHPÄ9RONVVWXUP³RGHUHLQH3KDVHGHUPLOLWlULVFKHQ

Einstellung, in der deutsche Männer im Alter von 16 bis 60 Jahren aufgerufen wurden,

Deutschland zu verteidigen.72 Sie wurden dazu gezwungen, auf dieser Sicherheitsmaßnahme zu achten. Wenn sie dagegen waren, wurden sie genau wie die Studentenrebellen oft entweder erschossen oder in einen Lager geschickt. Deutschland und sein Volk saßen unter Hitlers Druck und seinen wachsamen Augen.

Deutschlands Kulturerbe wuchs in den Jahren 1933-1945 dadurch, dass die Deutschen erkannten, wie eine demokratische Regierungsform in eine Autokratie verwandelt werden könnte; wie eine gemeinsame deutsche Identität gegen sie verwendet werden kann; und vor allem wie wichtig es ist, die Minderheit in jeder Form, ob ethnische, politische oder soziale, zu schützen.

Hitler und die NSDAP erschuf Loyalität und Gehorsamkeit durch Propaganda, Täuschung und

Gewalt. Die Nötigungen und Rahmenbedingungen Hitlers und seiner Partei und ihr derzeitige

Ruf werden sehr klar von Hans-Ulrich Thamer, Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Münster, beschrieben:

Die Ursachen und Folgen der nationalsozialistischen Machtergreifung haben bis

in die Gegenwart das kollektive Gedächtnis der Deutschen und der europäischen

Nachbarn, die Opfer der Eroberungs- und Vernichtungspolitik wurden, belastet

und die politische Kultur im Nachkriegsdeutschland geprägt. Mehr als 50 Jahre

71 Scholl, Inge. Die weiße Rose. S. Fischer Verlag, 2011. Druck. 72 Yelton, David K. "" Ein Volk Steht Auf": The German Volkssturm and Nazi Strategy, 1944-45." Journal of Military History 64.4 (2000): 1061-1084. Druck. Eighan 41

nach dem Untergang des "Dritten Reichs" ist die nationalsozialistische

Vergangenheit darum noch immer gegenwärtig und wird es bleiben. Denn zu

einzigartig und unvorstellbar sind die Massenverbrechen, die vom

nationalsozialistischen Deutschland begangen wurden. Auch wenn die Fakten

längst bekannt sind, wird es immer schwer sein, die nationalsozialistische

Eroberungs- und Vernichtungspolitik begreiflich zu machen, sie mit unseren

sprachlichen und wissenschaftlichen Mitteln zu erklären, ohne sie dabei zu

verharmlosen.73

Obwohl die deutsche Volkswirtschaft sich mit Hilfe des Krieges sich erholen ließ, waren die gesellschaftlichen Umstände nicht reif genug, sich ohne die Alliierten, die Siegermächte des

Zweiten Weltkriegs, von Hitler und der NSDAP zu trennen.

73 Thamer, Hans-8OULFKÄ8UVDFKHQGHV1DWLRQDOVR]LDOLVPXV³Bpd.de. Bundeszentrale für politische Bildung. 6. Apr. 2005. Web. 27 Apr. 2014. Eighan 42

Der Durchhaltewillen aus den T rümmern:

Das Ende des Zweiten Weltkriegs, das Wirtschaftswunder

und die Wiedervereinigung

Trümmer lagen über ganz Deutschland. Die Wehrmacht und die Kriegskräfte Hitlers waren niedergeschlagen. Vor allem wurde die Wirtschaft fast komplett zerrüttet. Alles, was

übrig blieb, waren Trümmer und die wenigen Zivilisten, deren Aufgabe war, Deutschland wieder

DXI]XEDXHQ'LH=HLWZDUUHLIIUJUR‰H9HUlQGHUXQJHQGLH]XU,GHHÄ:RKOVWDQGIUDOOH³74 führten. Die soziale Marktwirtschaft, der Grundstein der deutschen Wirtschaft, musste schnell seine eigenen Beine finden, nachdem deren Idealen von der NSDAP runtergedrückt und zur

Seite geschoben wurden. Diese soziale Marktwirtschaft, das Kind der verkündeten ehemaligen

Wirtschaftsminister Ludwig Erhard, rettet Deutschland von der Gefahr auf sich selbst einzustürzen. Sogar am 29. Januar 2014 betonte Frau Bundeskanzlerin Angela Merkle die sichere Stelle der soziale Marktwirtschaft in Deutschland und wie es sich in Deutschlands

*HVFKLFKWHHQWZLFNHOWHÄ'LHVR]LDOH0DUNWwirtschaft ist unser Kompass, weil ihre Prinzipien zeitlos gültig sind und sie doch mit der Zeit gehen und weiterentwickelt werden können, wie dies

PLWGHU|NRORJLVFKHQXQGGHULQWHUQDWLRQDOHQ'LPHQVLRQXQVHUHV/HEHQVJHOXQJHQLVW³75 76

Durch vielzählige Reformen, das Kulturerbe und die starken, internationalen

Unterstützungsbeweise, die Deutschland Rückhalt verliehen, gelang es den Deutschen, einen

74 Erhard, Ludwig. Wohlstand für alle. Econ, 1957. Druck. 75 0HUNHO$QJHODÄ5HJLHUXQJVHUNOlUXQJYRQ%XQGHVNDQ]OHULQ0HUNHO³'HXWVFKHU%XQGHVWDJ%HUOLQ-DQ 76 Ä%XQGHVNDQ]OHULQ0HUNHOÃSoziale Marktwirtschaft ist unser Kompass.µ³Cdu-bw.de. Christlich Demokratische Union in Baden-Württemberg. 29 Jan. 2014. Web. 27 Apr. 2014. Eighan 43 sozialen, politischen und wirtschaftlichen Wiederaufbau in Gang zu setzen, das sogenannte

Wirtschaftswunder.

Die Deutschen trugen eine Art vom Schamgefühl als Verlierer des Zweiten Weltkrieges, das als Beweis nicht nur für dieder begangenen Kriegs- und Menschenrechteverbrechen hervorrufen soll, sondern auch für eine Art Verlust der Vernunft. Die Deutschen waren vor und während des Zweiten Weltkriegs Hitler und seiner Partei überraschend gehorsam; deswegen fürchteten sie sich sehr davor, dass ihre neue Demokratie schnell in etwas Grausames verwandelt werden könnte, egal ob ihre Unterstützung gezwungen wurde oder nicht. Dass sie so übertölpelt und betrogen wurden, zeigte den Deutschen, dass sie es nie wieder erlauben dürfen, dass eine

Regierung ihnen alles vormacht. Die NSDAP Regierung und ihre Machtkonsolidierung wurden von den Westalliierten ausgelöst und damit wurde Deutschland in vier Zonen verteilet, um das

Land zu regieren. Das Schamgefühl der Deutschen verschwendete sich allmählich durch schwere Arbeit, einen Fokus auf die Zukunft und den Trieb, ihre Heimat zum Wohlstand zu bringen.

Durch die Berliner Erklärung übernahmen die Alliierten die oberste Regierungsgewalt des ehemaligen Reiches. Es wurde darin ausgelegt:

Es gibt in Deutschland keine zentrale Regierung oder Behörde, die fähig wäre, die

Verantwortung für die Aufrechterhaltung der Ordnung, für die Verwaltung des

Landes und für die Ausführung der Forderungen der siegreichen Mächte zu

übernehmen.77

Die vier Besatzungszonen gehörten jeweils den Vereinigten Staaten, Frankreich, dem

Vereinigten Königreich und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR). Sie wurden dazu verpflichtet, Deutschland sicher und politisch neuorientiert in die Zukunft zu führen.

77 Berliner Erklärung. Documentarchiv.de. 5. Juni 1945. Web. 27 Apr. 2014. Eighan 44

Die vier Mächte unterschieden sich dadurch, dass ihre Zonen sehr verschieden zu diesem Zweck gesteuert wurden, besonders die Militärregierungen der USA und der UdSSR. Trotzdem veränderte sich die deutsche Gesellschaft in jeder Zone vom ehemaligen dritten Reich schnell

GXUFKGLHIQI.ULHJV]LHOHRGHUYHUHLQIDFKWGLHÄ'H¶V³'HQD]LIL]LHUXQJ'HPRNUDWLVLHUXQJ

Dezentralisierung, Dekartellisierung und Demilitarisierung, die die Militärregierungen verlangten.78 In den folgenden Beschreibungen erkläre ich die drei wichtigsten Kriegsziele in

Bezug auf Deutschlands Kulturerbe, die aus dem Ende des Krieges resultierenden Konsequenten für Deutschland und ihre Wirtschaft hatten, und die in der Berliner Erklärung während der

Konferenz von Jalta und der Potsdamer Konferenz klar dargestellt wurden: die Denazifizierung, die Demokratisierung und die Demilitarisierung.

Die Denazifizierung der Alliierten betrug die Aufgabe, die Mitglieder der NSDAP aus den Amtsstellen zu entlassen, um zu beweisen, dass die NSDAP überhaupt keine Macht mehr in der Regierung oder in Deutschland wieder aufbauen könnte.79 Wie in der sowjetischen Zone, die

Ä5LFKWOLQLHQfür die Bestrafung der Naziverbrecher und die Sühnemaßnahmen gegen die

DNWLYLVWLVFKHQ1D]LV³GLHVH0D‰QDKPHQYHUVXFKWHQVRVFKQHOOZLHP|JOLFKHLQH3UlVHQ]GHU

NSDAP zu vernichten.80 Die Verfahren und Prozessen, die gegen die NSDAP Führung durchgeführt wurden, bewilligten, dass die Kriegsverbrecher und Unterstützer der

Menschenrechtsverletzungen für ihre Taten verantwortlich gemacht werden konnten. Diese

Komponente trafen die Deutschen besonders schwer, da es im Wut oder Missverständnis leicht zu übersehen ist, dass viele Mitglieder der NSDAP am Ende des Krieges praktisch kein Wort für oder gegen Hitler und seine Regime hätten äußern können. Man hatte vier Möglichkeiten in

78 -XQJPDQQ0DUNXVÄ5DKPHQEHGLQJXQJHQIUGHQ:LHGHUDXIEDXGHU,QGXVWULHQDFKGHP:HOWNULHJ³   Universität Leipzig (Institut für Geographie). Druck. S. 6. 79 Ibid. 80 %HQ]:ROIJDQJÄ'HPRNUDWLVLHUXQJGXUFK(QWQD]LIL]LHUXQJXQG(U]LHKXQJ³Informationen zur politischen Bildung 259.2 (1998): 1945-1949. 13 Juli 2005. Web. 27 Apr. 2014. Eighan 45 damaligen Deutschland, entweder als Arbeitnehmer in der Wirtschaft des dritten Reiches zu arbeiten und dafür Geld für das Ernähren der Familie zu verdienen; im Namen des Volkssturmes als Soldat des Reiches zu kämpfen; ins Arbeitslager geschickt zu werden; oder einfach umgebracht zu werden. Detlev Crusius, Journalist bei Spiegel, berichtet in einer Erzählung über seine Erfahrung mit dem Volkssturm und wie er seine Familie und seine Stadt schwer traf:

Die Männer des Volkssturms waren über fünfzig Jahre, und einige der Älteren

mussten gestützt werden. In der Reihe der Erwachsenen standen auch einige

Jungen, vielmehr Kinder, vielleicht vierzehn Jahre alt. Sie trugen Uniformen, die

ihnen zu groß waren, Uniformen, in die sie in diesem Krieg nicht mehr

KLQHLQZDFKVHQZUGHQ6LHKDWWHQ$QJVW«(LQ0DQQPDFKWHVLFK9RUZUIH

nicht auf seine Frau gehört zu haben. Sie hatte ihn daran hindern wollen, zum

Sammelplatz zu gehen. Auch er hatte nicht gehen wollen, aber er hatte sich

gefürchtet den Befehl zu verweigern. Er hatte Angst gehabt, von einem

Standgericht der SS auf dem Marktplatz zur Abschreckung erhängt zu werden. So

wie es schon oft geschehen war.81

Indem Deutschland ohne Umschweife diese Verbrechen und tragische Zeit der deutschen

Geschichte entgegentraten, versuchten die Deutschen die Probleme ihrer Gesellschaft zu konfrontieren und eine Lösung oder ein Mittel zur Wiedergutmachung zu finden. Dadurch fang

GLHÄ9HUJDQJHQKHLWVEHZlOWLJXQJ³EDOG nach dem Krieg an.

,QGHU3KDVHGHU'HPRNUDWLVLHUXQJIDQGGLHÄDQWLIDVFKLVWLVFK-demokratisch

8PZlO]XQJ³8QWHUVWW]XQJLQDOOHQ%HVDW]XQJV]RQHQVWDWW, wurde aber am konsequentesten in der sowjetischen durchgeführt. Dieses Kriegsziel wurde von der Umerziehung der Deutschen

81 Ä+LWOHUV9RONVVWXUP'HUOHW]WH%HIHKO³Spiegel.de. Der Spiegel. 14. Sep. 2009. Web. 27 Apr. 2014. Eighan 46

JHSUlJW/DXWGHPÄ:KDW¶VZURQJZLWK'HPRFUDF\³$XIVDW]LQThe Economist, veröffentlicht am 1. März 2014:

All this has demonstrated that building the institutions needed to sustain

democracy is very slow work indeed, and has dispelled the once-popular notion

that democracy will blossom rapidly and spontaneously once the seed is planted.

$OWKRXJKGHPRFUDF\PD\EHD³XQLYHUVDODVSLUDWLRQ´DV0U%XVKDQG7RQ\%ODLU

insisted, it is a culturally rooted practice.82

Das Stimmrecht allein befestigt nicht das Aufblühen der Demokratie, dazu gehören auch die

Institutionen und kulturelle Normen, die Demokratie unterstützen. Um Deutschlands Kulturerbe sich demokratischer zu bilden, mussten die Deutschen die Vorteile einer

Mehrparteiendemokratie gegen die Nachteile des faschistischen Einparteiensystems des Dritten

Reiches bewiesen. Die Notwendigkeit der politischen Institutionen in dem Fall der

%XQGHVUHSXEOLN %'5 OHJW$QQD6D¶DGDK3URIHVVRULQGHU3ROLWLNZLVVHQVFKDIWDQ'DUWPRXWK

&ROOHJHVHKUJHQDXLQLKUHU$UEHLWÄ5HJLPH&KDQJH/HVVRQVIURP*HUPDQ\RQ-XVWLFH

,QVWLWXWLRQ%XLOGLQJDQG'HPRFUDF\³DXV

German success in the institutional realm was the result of specific and probably

nonreplicable circumstances, while frustration in the quest for justice is built into

the logic of democratization process and indeed persists after democratic

consolidation has occurred.83

82 Ä:KDW¶V:URQJZLWK'HPRUDF\"³The Economist. 1 März 2014. Druck S. 50. 83 6D¶DGDK$QQHÄ5HJLPH&KDQJH/HVVRQVIURP*HUPDQ\RQ-XVWLFH,QVWLWXWLRQ%XLOGLQJDQG 'HPRFUDF\³Journal of Conflict Resolution 50.3 (2006): 303-323. Druck. Eighan 47

Ohne eine politische und gesellschaftliche Auflockerung der Politik der Alliierten, die die Justiz, den Rechtsgrundsatz, die Pressefreiheit und die antikommunistischen Bewegung forderten, wäre die Demokratie in Westdeutschland nicht gelungen.84

Letztlich bedeutete die Demilitarisierung Deutschlands und seiner Wirtschaft sehr viel.

In der Berliner Erklärung steht es im Artikel 13 fest, dass Deutschland keine Kriegskräfte haben durfte und nach dem Unterschreiben der Erklärung unter der siegreichen Alliierten unter

Aufsicht stehen wurde:

In Ausübung der obersten Regierungsgewalt in Deutschland, die von den

Regierungen des Vereinigten Königreichs, der Vereinigten Staaten von Amerika

und der Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken sowie der Provisorischen

Regierung der Französischen Republik übernommen wird, werden die vier

Alliierten Regierungen diejenigen Maßnahmen treffen, die sie zum künftigen

Frieden und zur künftigen Sicherheit für erforderlich halten, darunter auch die

vollständige Abrüstung und Entmilitarisierung Deutschlands.85

Die wirtschaftlichen Folgen dieses Artikels betrafen nicht nur die Streitkräfte der

Bundesrepublik, sondern auch die Kriegsindustrien, die das Militär ausrüstete. Die deutschen

Industrien und die deutsche Wirtschaft spürten die Konsequenzen des Kriegs dadurch auf zweierlei Weisen; sie wurden nämlich fast komplett zerbombt und diejenige, die noch im Betrieb waren, hatten keine Nachfrage. Auf der anderen Seite konnten die Unterhaltungskosten einer

Kriegsmacht gespart werden. Die Deutschen durften keine Armee bauen und keine militärischen

Waffen herstellen, also konnten sie sich auf die heimische Wirtschaft konzentrieren. Deutschland durfte nicht mehr von der Vergangenheit gefangen sein, denn die Zeit des wirtschaftlichen,

84 Offe, Claus. Herausforderungen der Demokratie: zur Integrations-und Leistungsfähigkeit politischer Institutionen. Campus Verlag, 2003. Druck. S. 14 85 Berliner Erklärung. Eighan 48 sozialen und politischen Wiederaufbaus begann gleichzeitig mit der Demilitarisierung. Laut

Abelshauser:

Die militärische Niederlage und der wirtschaftliche Zusammenbruch des Jahres

1945 machten die Deutschen bettelarm und von fremden Mächten abhängig,

konfrontierten sie mit der =HUVW|UXQJLKUHU*UR‰VWlGWH«'DV

Entwicklungspotential der deutschen Industriewirtschaft war aber gleichwohl

beträchtlich verbessert worden, so daß auf vielen Gebieten die Grundlage für die

wirtschaftliche Dynamik der Nachkriegszeit gelegt worden war.86

Obwohl Deutschland in der Stunde-Null politisch und wirtschaftlich zerstört, ahnungslos und schwach dastand, begann der Wiederaufbau Deutschlands mit dieser Berliner Erklärung und mit den internationalen Unterstützungsbeweise, die Deutschland von den Alliierten bekam. Die obengenannten Kriegsziele hatten einen großen Einfluss auf den Wiederaufbau. Die Kriegsziele und die dazugehörende Schritten aus der Zeit der NSDAP verstärkten den Wiederaufbau.

Ein wichtiger, einflussreicher Faktor des Wiederaufbaus waren die internationalen

Rahmenbedingungen, in denen der Wiederaufbau stattfand. Auch wenn die Alliierten zusammen gegen Hitler und seine Regime kämpften, hatten sie verschiedene Vorstellungen von

Deutschland und wie es sich in der Zukunft weiter entwickeln sollte. Die westlichen Alliierten, die USA, Großbritannien und Frankreich, waren entschieden Kapitalisten. Im Gegenteil war die

UdSSR das weltberühmteste Leitbild des Kommunismus. Obwohl die vier Alliierten während des Zweiten Weltkriegs zusammenkämpften, wollten sie Deutschland und seine Entwicklung auf verschiedene Weisen beeinflussen.

86 $EHOVKDXVHU:HUQHUÄ.ULHJVZLUWVFKDIWXQG:LUWVFhaftswunder. Deutschlands wirtschaftliche Mobilisierung für GHQ=ZHLWHQ:HOWNULHJXQGGLH)ROJHQIUGLH1DFKNULHJV]HLW³Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (1999): 538. Druck. Eighan 49

Um wirtschaftliche Hilfe für den Wiederaufbau Deutschlands zu leisten, überzeugte der damalige Präsident der Vereinigten Staaten Harry S. Truman den amerikanischen Kongress, den

Marshallplan zu schaffen. Dieser Plan funktionierte zusammen mit der Truman Doktrin als ein

Hilfsmittel, die westdeutsche Wirtschaft zu verstärken und dadurch vor der Gefahr eines

Anschlusses von der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR), auch als

Ostdeutschland gekannt. Abelshauser erklärt die Wirkung des Marshallplans so:

Entscheidend für das hohe Ansehen, das die Wirtschaftshilfe im Zeichen des

Marshallplans seitdem sowohl in der Öffentlichkeit als auch unter Historikern

genießt, war aber die enge Korrelation zwischen der Abwicklung des ERP (das

amerikanische Hilfsprogramm für den Wiederaufbau Europas) und dem

wirtschaftlichen Wiederaufstieg, den Westeuropa nach der Krise des Jahres 1947

weit über die Laufzeit des Programms hinaus erlebte.87

'HPJHJHQEHUHU]lKOW$EHOVKDXVHUZLHGLH6RZMHWXQLRQGHQ0DUVKDOOSODQÄDOVHLQ,QVWUXPHQW

GHVÃ'ROODULPSHULDOLVPXVµEUDQGPDUNWH³KLHOWNRQQWHVLHVHLQHP(UIROg nicht widersprechen.88

Diese von den westlichen Mächten unterstützten Programme förderte die Wirtschaftswachstum, die Deutschland dringend brauchte.89

Als Teile des Wirtschaftswunders werden oft die Faktoren der Industrie und dazugehörenden technologischen Fortschritten und der Nachfrage in Bezug auf Stahl und Kohle.

Obwohl es eine Währungsreform im Jahr 1948 von der Reichsmark auf die Deutsche Mark gab, wird der Beginn des Wirtschaftswunders oft mit der Einführung 1951 Ludwig Erhards sozialen

Marktwirtschaftsystems in Deutschland zusammengebunden. In Bezug auf die technisch

87 $EHOVKDXVHU:HUQHUÄ+LOIHXQG6HOEVWKLOIH=XU)XQNWLRQGHV0DUVKDOOSODQV beim westdeutschen :LHGHUDXIEDX³Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (1989): 85-113. Druck. S. 87. 88 Ibid. S. 85. 89 Der DDR wurde auch der Marshallplan angeboten, wurde aber da abgelehnt wegen der obengenannten imperialistische Motive. Eighan 50 fortgeschrittenen Produkten, die exportiert wurden, hatte Deutschland einen großen Vorteil über die Konkurrenz: modernere Fabriken. Die Fabriken, die nicht als Kriegsreparationen ins

Ausland geliefert wurden, mussten wegen der Zerstörung des Zweiten Weltkriegs neugebaut werden. Damit gelangen damalige deutsche Industrien auf die effektivsten und billigsten

Produktionsmethoden. In der Zeit des Wirtschaftswunders 1951-1960 stieg der Index des

Bruttosozialprodukts in Westdeutschland von 100 auf 215 Prozent und die Industrieproduktion um 149 Prozent.90 Zu dieser Zeit des Wirtschaftswachstums mit der Führung des sozialen

Marktwirtschaftssystems in Westdeutschland wachte die deutsche Wirtschaft wieder auf.

Die Träger des Kulturerbes in der Nachkriegszeit in der BRD waren Konrad Adenauer und Ludwig Erhard. In seiner Regierungserklärung vom 20. September 1949 ahnte

%XQGHVNDQ]OHU$GHQDXHUVRJDUGDVVÄGLHEHVWH6R]LDOSROLWLNHLQH:LUtschaftspolitik ist, die

P|JOLFKVWYLHOHQ$UEHLWXQG%URWJLEW³91 Es gelang Adenauer und Erhard die Einführung eines sozialen Marktwirtschaftssystems in der BRD trotz des starken Einflusses der Amerikaner und

Plädoyers für Kapitalismus. Als die Währungsreform 1948 von Erhard in Kraft trat, begann schon die Ära des wirtschaftlichen Wiederaufschwungs in der BRD. Obwohl es vielleicht den

Besatzungsmächten rasch vorkam, war die Entscheidung für die Reform der Währung sehr wichtig. Die westlichen Alliierten sahen sie als ein Zeichen der deutschen Fähigkeit sich wieder

XQDEKlQJLJ]XUHJLHUHQ,QGHP%XFKÄKanzler, Krisen, Koalitionen: Von Konrad Adenauer bis

Angela Merkel³YRQ$UQXOI%DULQJXQG*UHJRU6FK|OOJHQZHUGHQGLHGDPDOLJH(UHLJQLVVHVR beschrieben:

Der Erfolg (der Währungswurde und Wirtschaftsreform) gab Erhard Recht.

90 Ä'HXWVFKH*HVFKLFKWHQ³Deutschegeschichten.de. S. 5. Web. 27Apr. 2014. 91 6FKPLGW0DQIUHG*HWDOÄ'HU:RKOIDKUWVVWDDW³Eine Einführung in den historischen und internationalen Vergleich. Wiesbaden (2007). Druck. Eighan 51

Nachdem die Besatzungsmächte sein Vorgehen zunächst für übereilt gehalten

KDWWHQ«EHJDQQXPGLH-DKUHVZHQGHODQJVDPDEHUPHUNOLFKGHU$XIVFKZXQJ

Das kalte Wasser verwandelte sich gewissermaßen in ein wohltemperiertes,

belebendes, energiespendendes Bad, und der zigarrerauchende Erhard wurde im

Laufe der Zeit zum Symbol für einen neuen ungekannten, ungeahnten

Wohlstand.92

Der dritte Weg, der weder mit kapitalistischen noch kommunistischen Steinen gepflastert wurde, unterstützte Adenauer und wehrte sich gegen den Einfluss der Amerikaner und Sowjetstern mit

Händen und Füßen.93

Die Verbindung zwischen Erhard und Adenauer war so wichtig für

Nachkriegsdeutschland, dass, ohne ihre Zusammenarbeit und Durchhaltungsvermögen den

Kapitalisten und sowohl den Kommunisten gegenüber, das Wirtschaftswunder hätte nicht passieren können. Prof. emeritiert Dr. Dr. Bodo Gemper erläutert in seiner ausführlichen Arbeit

über die rheinischen Wegbereiter der sozialen Marktwirtschaft und ihre Beziehung und ihren

Einfluss auf die BRD sehr klar:

OhnH(UKDUGVÃ3ULQ]LSGHU6R]LDOHQ0DUNWZLUWVFKDIWµhätten die optimistischen

Befürworter seiner konzeptionell vorausbedachten sozial verpflichteten

Wirtschaftspolitik nicht die Vielen von den Vorzügen der Marktwirtschaft

überzeugen können, die sich nach verlorenem Krieg und den Zerstörungen, nach

92 Baring, Arnulf, und Gregor Schöllgen. Kanzler, Krisen, Koalitionen: Von Konrad Adenauer bis Angela Merkel. Pantheon Verlag, 2010. Druck. 93 Vitols, Sigurt. Gibt es einen deutschen Kapitalismus?. Ed. Volker R. Berghahn. Campus, 2006. Druck. S. 106. Eighan 52

bedingungsloser Kapitulation, der Gewöhnung an Mangelwirtschaft und totale

NS-Diktatur, eine freiheitliche Ordnung überhaupt nicht vorstellen konnten.94

Die politische Führung Adenauers von seiner CDU (Christlichen Demokratischen Union) 1948-

1963 verbunden mit der ökonomischen Fachkenntnis Erhards leiteten eine neue Ära des wirtschaftlichen Wohlstands und Wachstums in der BRD.

Die Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft waren nicht die einzigen Faktoren, die

Deutschland aus den Trümmern des Zweiten Weltkrieges brachten. Die Produktionskapazität der

Bundesrepublik und gewerbliche Konzentration auf gefertigten Gütern des gehobenen Bedarfs hatten auch internationale Auswirkungen. Während des Koreakriegs 1950-1953 nutzte die USA die Möglichkeit der noch schwachen deutschen Wirtschaft zu verstärken, indem sie Nachfrage auf Stahl für ihre Kriegsgeräte schuf.95 Die Qualität der deutschen Produkte angesichts der

DPHULNDQLVFKHQPDFKWHGDV(WLNHWWÄ0DGHLQ*HUPDQ\³ZHOWEHNDQQWWilhelm Heinrich Riehl, bayerische Historiker und Ethnograf für König Maximilian II, schrieb 1861 genau über die

Wichtigkeit dieser Volkseigenschaft in seinem Buch Die deutsche Arbeit:

Jedes Volk arbeitet nach seiner Art. Der Griff, womit es die Arbeit anfaßt, der

Blick, mit dem es das Wesen der Arbeit erkennt, das Maß, nach welchem es Fleiß,

Talent und Erfolg verwerthet, sind Urkunden seiner tiefsten Charakterzüge. Die

Seele des Volkes springt aus seiner Idee der Arbeit hervor, wie aus seiner Praxis

der Arbeit.96

94 Gemper, Bodo. Rheinische Wegbereiter der Sozialen Marktwirtschaft: Charakter zeigen im Aufbruch. No. 2008- 02. Ordnungspolitische Diskurse, 2008. S. 12-13. Web. 27 Apr. 2014. 95 Abelshauser, Werner. Deutsche Wirtschaftsgeschichte seit 1945. Vol. 1. CH Beck, 2004. Druck. S. 159. 96 Riehl, Wilhelm Heinrich. Die deutsche Arbeit. JG Cotta, 1861. Druck. S. 1. Eighan 53

Die Genauigkeit und Stolz mit welchen die Deutschen arbeiteten, um aus der wirtschaftlichen

Krise der Nachkriegszeit zu kommen, waren zwei von den wichtigsten erklärenden Faktoren der

Widerstandsfähigkeit und dadurch die weitere Entwicklung des Kulturerbes.

Das deutsche Kulturerbe fand in ihrer Gegenstellung zum ungehemmten Kapitalismus in dieser Zeit seine Beine. Die Unterstützung der sozialen und demokratischen Ideale in Begleitung mit der Bewegung für die soziale Marktwirtschaft von der Führung des westdeutschen Staates war klar zu erkennen. Die kriegsmüden Deutschen fanden ein politisches Leitbild in Adenauer, besonders wegen seines Widerstandes zu der NSDAP. Sie erlernten wieder, wie man die widerstandsfähige Geschichte Deutschlands anzapfte und sich aus der Krise der Nachkriegszeit arbeitete.

Die BRD wuchs frustrierter wegen der höhen Tarifen und Import- und Exportsteuern auf

Rohstoff wie Stahl und Kohle. Genau aus diesem Grund, in Zusammenhang mit der Erinnerung an den ehemaligen Deutschen Bund, erfanden Deutschland und fünf andere europäische Staaten die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS). In dieser Gemeinschaft, die später zur Europäischen Union führte, arbeiteten die konkurrierend Wirtschaften zusammen wie ein

Handelspartner eines politischen und wirtschaftlichen Gemenges. Die Mitgliedsstaaten konnten auch ihre Produkte und Rohstoff zollfrei handeln. Die BRD fand ihren Platz und den Platz ihrer

Produkte auf der Weltbühne und verstärkte dadurch ihre Rolle in der globalen Wirtschaft mit der internationalen Unterstützung ihrer sozialen Marktwirtschaft.

Die UdSSR, bzw. Stalin, sah die Währungsreform 1948 als eine überraschende

Verfügung, die eine Bedrohung für ihn und sein Wirtschaftssystem darstellte. Um die ehemalige

DDR wirtschaftlich von dem Westen zu trennen, organsierte und führte die UdSSR den sozialistischen Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW). Die Mischung in der sowjetischen Eighan 54

Besatzungszone (SBZ) von Staat und Wirtschaft war total. Obwohl die ehemalige DDR als ein

Mehrparteiensystem dargestellt wurde, kam nur eine politische Partei zur Macht in dieser

Parteidiktatur, nämliche die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED). Die zentrale

Planwirtschaft funktionierte als das Hauptwirtschaftssystem in der ehemaligen DDR, in der die

Regierung ein Monopol an Außenhandel, Arbeitsplätze und das Einkommen des Einzelnen hatte.97 Holger Schmieding, deutscher Ökonom und Wirtschaftsforscher, zählte zehn

Fehlentwicklungen, die auf die Ineffizienz der ostdeutschen Wirtschaft bewiesen, wie zum

Beispiel der Verfall der Infrastruktur, die nach dem Krieg nicht komplett wiederaufgebaut wurde; der geringe Anreiz zu Innovationen und weiterer Entfaltung der technologischen Industrie; die unterentwickelte Arbeitsteilung zwischen den Betrieben; und das niedrige Niveau der

Arbeitsproduktivität.98

Die Lage der ostdeutschen Wirtschaft war nicht stark. Die folgende Grafik gibt Auskunft

über den wirtschaftlichen Vergleich zwischen der BRD und der ehemaligen DDR, um genau zu zeigen, wie wirtschaftlich schwach die damalige DDR dar stand.99

97 Bartling, Hartwig, Helmut Gröner, Erhard Kantzenbach und Otto G. Mayer, eds. Wirtschaftspolitische Probleme der Integration der ehemaligen DDR in die Bundesrepublik. Vol. 212. Duncker & Humblot, 1991. Druck. 98 Schmieding, Holger. Die ostdeutsche Wirtschaftskrise: Ursachen und Lösungsstrategien. Anmerkungen im Lichte der westdeutschen Erfahrungen von 1948 und des polnischen Beispiels von 1990. No. 461. Kiel Working Papers, 1991. Druck. S. 8-10. 99 Ä9HUJOHLFKYRQ:HVW- XQG2VWGHXWVFKODQGYRUGHU:LHGHUYHUHLQLJXQJLP-DKUE]Z_6WDWLVWLN³Statista. Web. 28 Apr. 2014. Eighan 55

Bild 5: Vergleich mit West- und Ostdeuschland

Obwohl es 1989-1990 die BDR auch nicht wirtschaftlich besonders gut ging, war es bereits das

Ende für die DDR. Sie hatte weniger und weniger Handelspartner, da Sozialismus und

Kommunismus auf der abnehmenden Tendenz waren. Die internationalen Rahmenbedienungen ließen die DDR wirtschaftlich schwach. Das sah man als die UdSSR an der Grenze von totaler

Auflösung war. Mit diesen Ereignissen, die öffentlichen Anerkennung der Stärke der westdeutschen Wirtschaft und der Schwäche der DDR, kamen die ersten Ideen von einer deutschen Wiedervereinigung.

Die grundlegenden Unterschiede der zwei Wirtschaftssysteme führten zu erheblichen

Auseinandersetzungen zwischen der BRD und der DDR, bevor die Träume von

Wiedervereinigung realisiert werden konnten. Das Wirtschaftswunder war in vollem Gang in den 50er Jahren als die Wirtschaft der DDR begann, sich abzuschwächen. Wie die oben- stehende Grafiken zeigen, erlitt Westdeutschland mithilfe des Wirtschaftswunders mit der Zeit Eighan 56 nicht mehr.100 Demgegenüber befand sich die DDR in einer viel schwierigeren wirtschaftlichen

Lage. Aufgrund der

Wiedergutmachungsleistungen und deren Verhältnis zu den industriellen Demontagen hatte der ostdeutsche Staat keine vorteilhafte Anfangslage.101

Probleme adäquater Anreiz in der

Betrieben und unter den

Beschäftigten zu schaffen, genügend inländische Produktion von Gütern, um gesellschaftliche

Nachfrage zu befriedigen und Bild 6: Daten der wirtschaftlichen Entwicklung Westdeutschlands 1948-1953 (vierteljährlich) 102 technologisch zeitgemäß zu bleiben, waren drückend in der DDR. Die Bürger suchten einen

Weg aus den verleitenden Prinzipen von Kommunismus und in den globalen kapitalistischen

Marktplatz.

Die DDR und die BDR fanden am 01. Juli 1990 einen Treffpunkt in der Deutschen

Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion. Diese Union, die nur sehr kurz in Betrieb war, diente

100 Abelshauser, Werner. Die langen fünfziger Jahre. Schwann, 1987. Druck. S. 78. 101 Roesler, Jörg. Die Wirtschaft der DDR. Landeszentrale für Politische Bildung Thüringen, 2002. S. 20. Web. 27 Apr. 2014. 102 6WHLQHU$QGUpÄ'HU:HJGHU''5LQGHQ8QWHUJDQJ³Faz.net. Frankfurter Allgemeine ± Wirtschaft. 28 Sep. 2010. Web. 27 Apr. 2014. Eighan 57 als eine Übergangsmethode für die voraussichtliche deutsche Wiedervereinigung. Die DDR konnte die BDR, ihre soziale Marktwirtschaft und ihre demokratischen und liberalen Idealen nicht mehr verweigern.

Die Berliner Mauer wurde nach Anordnung von oben in der DDR Regierung 1961 aufgebaut und blieb als Zeichen der unversöhnbaren Verschiedenheiten zwischen dem Westen und dem Osten. Um den Verlust der qualifizierten Arbeitskräfte zu dem Westen zu verhindern, wurde die Mauer im Osten mit der Zeit nur strenger und gewalttätiger überwacht. Darüber hinaus gab es in der ehemaligen DDR vielzählige Menschenrechtsverletzungen, die im Name der

Überwachung des Publikums und des Verbots, in die BRD zu fliehen, begangen wurden. Als erleuchtendes Beispiel für die Unterdrückung der ehemaligen DDR Regierung an die

Bevölkerung wird der Aufstand des 17. Juni oft genannt. In diesem Fall verwendete die

Regierung gewalttätige, brutale Mittel, um zahlreiche Proteste, Demonstrationen und Streiks zu unterdrücken. Wenn die Bürger eine Meinung gegen ihre Regierung äußern wollten, war es weder gestattet, noch hätte kaum passieren können, denn der Staatssicherheitsdienst (Stasi)

überwachte sie wahrscheinlich seit langem schon und wurde ihre Meinungen gewalttätig niederschlagen.103 Professor Dr. Ulrich Beck, berühmter deutscher Soziologe, machte in einer

Rede in der Paulskirche Frankfurt am 5. Juni 1998 klar, wie schädlich die ständig persönliche

Überwachung vom Staat für Demokratie sein kann:

Die Herausforderung an eine Politik, die dem Epochenwechsel unserer Tage

gerecht werden will, besteht darin, die Ängste und Nöte der Menschen ernst zu

103 *DURIDOR/DUDÄ2VWDOJLH(LQ 3KlQRPHQGHU(ULQQHUXQJ³(2012). Università Ca' Foscari Venezi. Eighan 58

nehmen, dies aber nicht mit einer Preisgabe demokratischer und weltoffener

Grundsätze zu bezahlen.104

Am 9. November 1989 fiel das Zeichen der Geschlossenheit der ehemaligen DDR, die

Berliner Mauer, und die DDR wurde am 3. Oktober 1990 aufgelöst. Obwohl die wirtschaftliche, politische und soziale Aufgaben enorm waren, um ein neues Deutschland und deutsches Volk glatt und erfolgreich zusammenzubringen, durften die Familien, Freunde und Landsleute, die wegen der Grenze getrennt waren, endlich unter einer Fahne stehen. Die Wiedervereinigung brachte mit sich die Umstellung von einer Planwirtschaft zur sozialen Marktwirtschaft, die

Umerziehung auf Demokratie statt Kommunismus und die benötigten Vorbereitungen, die

Industrien, Fabriken und Arbeitskräfte der ehemaligen DDR zum globalen Konkurrenz zu bringen. Diese Aufgaben brachten die nächste Wirtschaftskrise in Deutschland mit sich. Um das Land zu vereinen, mussten die Westdeutschen darum kümmern, dass die Infrastruktur,

Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und Arbeitnehmern erfüllten die internationalen Anforderungen. Der Solidaritätszuschlag, eine Einkommensteuer von 5,5% auf

Westdeutschen, die sie bezahlten, um die ehemalige DDR mit diesen Zielen zu helfen, repräsentiert die starke Verbindung zwischen Deutschen, egal in welcher wirtschaftlichen Lage sie sich befanden.105

Die zwei wirtschaftlichen Krisen, die 1946-1990 als leuchtende Beispiele für die

Entwicklung des deutschen Kulturerbes angesehen werden, betonen ähnliche geschichtlicher

Variablen. Die Wirtschaftsabschwünge, bzw. der Wiederaufbau der BRD nach dem zweiten

Weltkrieg und die Zeit nach der Wiedervereinigung in Deutschland, bezeichnen die Wichtigkeit und Wirksamkeit der zusammenbringenden sozialen, politischen und wirtschaftlichen Kräfte der

104 Beck, Ulrich. Ä:LHZLUG'HPRNUDWLHLP=HLWDOWHUGHU*OREDOLVLHUXQJP|JOLFK³Politik der Globalisierung (1998): 7-66. Web. 27 Apr. 2014. 105 ÄSolidaritätszuschlaggesetz´Outlook Verlag, 2013. Web. 27 Apr. 2014. Eighan 59 deutschen Gesellschaft. Die Rolle des deutschen Verlangens nach Demokratie geführt mit der

Bewegung gegen Faschismus, die Vergangenheitsbewältigung und das Übernehmen der

Verantwortung in Bezug auf Nationalsozialismus und die dazugehörende Kriegs- und

Menschenverbrechen, und letztlich die einflussriechen Aspekten der oben beschriebenen sozialen Marktwirtschaft förderten die Festigung des Kulturerbes in dem deutschen Geist.

Die Deutschen versuchten so hart wie möglich, Hitler, die Verbrechen seiner Regierung und den Zweiten Weltkrieg zu bewältigen. Obwohl sie diese Teile ihrer Geschichte noch nicht komplett verarbeitet hatten, hat das Kulturerbe viel aus dieser Zeit den Deutschen anzubieten.

Erhard und Adenauer förderten Deutschland neue Höchststände zu erreichen, indem sie die soziale Marktwirtschaft und die Demokratie weiterausprägten. Gemper schreibt:

In Königswinter legten beide [Erhard und Adenauer] mit unnachgiebiger

Entschlossenheit den Grundstein für die Enkulturation einer Wirtschaftsordnung

mit konzeptionell prästabilierter, d. h. eingebauter Sozialpflichtigkeit: einem

ordnungspolitischen Built-in Social Balancing, das zu einem auf

marktimmanentem Weg sich ständig vollziehenden sozialen Ausgleich Ãzur

AufrechWHUKDOWXQJGHUVR]LDOHQ2UGQXQJµverpflichtet. Eine Ãenge Koordinierung

der Sozialpolitik mit der Wirtschaftspolitik und darüber hinaus mit der

*HVDPWSROLWLN«XQGGDEHLYRQGHUÄNODVVLVFKHQ¶ÃQHXWUDOHQ¶ XQGÃDXWRQRPHQ¶

6R]LDOSROLWLNDEJHKREHQ³106

Aus der Stunde Null und der Trümmerwüste entwickelten sich die Grundsteine der heutigen deutschen Wirtschaft, des Regierungssystems und der Gesellschaft, wie zum Beispiel die soziale Marktwirtschaft, die liberale Demokratie, und eine Gesellschaft, die bereit ist, ein

Teil ihres Wohlstands aufzugeben, damit andere auch etwas davon genießen können. Das

106 Gemper, Bodo. S. 5-6. Eighan 60

Wirtschaftswunder und die deutsche Wiedervereinigung symbolisieren noch heute die Rolle des

Kulturerbes in Bezug auf die Fähigkeit Deutschland zahlreichen Krisen erfolgreich zu

überstehen.

Eighan 61

Zusammenfassung und das K ulturerbe

in der Finanz- und Schuldenkrise 2008

Deutschland hat sich in dem letzten Jahrhundert so stark entwickelt, dass es an zweiter

Stelle des globalen Markts der Exporte und an vierter Stelle der globalen Wettbewerbsfähigkeit gelang, und zum wirtschaftlichen Hegemon der Europäischen Union geworden ist.107 Was haben diese Tatsachen über die deutsche Wirtschaft gemeinsam? Sie konnten nur erreicht werden, wenn das deutsche Kulturerbe die Volkswirtschaft dazu brachte, sich in einer widerstandsfähigen

Form zu bilden. Die Entwicklungen des wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen

Hintergrunds in Deutschland wenden einen Betrag zu dem wirtschaftlichen Erfolg zu. Aber die

Kompetenz der deutschen Regierung Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit, Wohlstand und wirtschaftlichen Macht weiter zu fördern wurde hauptsächlich durch Erfahrung in Krisenzeiten gesammelt.

Die deutsche nationale Identität, der Sonderweg, das deutsche kollektive Gedächtnis: diese Begriffe bezeichnen nur verschiedene Teile des deutschen Kulturerbes, das für

Deutschlands wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit zuständig ist. In einem ähnlichen Vergleich mit Erinnerungspolitik wird diesen Teil des Kulturerbes so charakterisiert:

Die erinnerungspolitische Fragestellung erforscht diese Geschichtsdeutungen

unter dem Aspekt ihrer politischen Ziele und Funktionen. Dazu gehört die Frage,

wer bestimmte Deutungen in Umlauf gesetzt hat, wie sie weiterentwickelt und

transformiert wurden. Die erinnerungspolitische Frage gilt Geschichtsbildern im

Kontext gegenwlUWLJHQSROLWLVFKHQ+DQGHOQV>«@(ULQQHUXQJVSROLWLNLVWGDV

107 Global Competitiveness Index 2013-2014. World Economic Forum. Web. 27 Apr. 2014. Eighan 62

strategische Operieren mit Geschichtsdeutungen zur Legitimierung politischer

Projekt.108

Ähnlich wie das Konzept des kollektiven Gedächtnisses als Phänomenologie, unterscheidet sich das Kulturerbe dadurch, dass es viel mehr erklärt. Es wird dazu verwendet, nicht nur die

Erinnerungen der gemeinsamen deutschen Vergangenheit zu analysieren, sondern auch zu vollziehen, welche Bedeutung solche Ereignisse auf modernes Deutschland haben. Abelshauser verdeutlicht diese Auffassung:

Die wirtschaftshistorische Forschung ist keine Garküche, die das Menu

gegenwärtiger Krisenstrategien aus historisch bewährten Fertigrezepten liefern

könnte. Sie bietet aber Stoff für das Denken in Szenarien und damit für die realen

Möglichkeiten, die die Zukunft bringen kann.109

In Bezug auf den deutschen Sonderweg, die Unterschiede zwischen ihm und dem

Kulturerbe sind unaufdringlich aber wichtig. Hans-Ulrich Wehler, deutscher Historiker, dessen

Schwerpunkt der Sonderweg war, fand, dass mit ihm ein Gefühl der Superiorität miteingeführt wurde.110 6REDOGGLH16'$3LKQDOV%H]HLFKQXQJIUGLHÄKHUUVFKHQGH³.XOWXUGHU:HOWZXUGH er nach dem Zweiten Weltkrieg negativ angesehen.

Wie das deutsche Volk in Zeiten der vergangenen Krisen Schöpfe aus dem Sumpf zog und zukünftige staatliche, wirtschaftliche, monetäre oder politische Strategien durch die damaligen Schwierigkeiten verbesserte, rechtfertigt die Wirksamkeit und Wichtigkeit des deutschen Kulturerbes der deutschen Gesellschaft gegenüber.

108 Schwelling, Birgit, ed. Politikwissenschaft als Kulturwissenschaft: Theorien, Methoden, Problemstellungen. Springer DE, 2004. Druck. S 177. 109 $EHOVKDXVHU:HUQHUÄ$XV:LUWVFKDIWVNULVHQOHUQHQ±DEHUZLH".ULVHQV]HQDULHQLP9HUJOHLFK³Vierteljahrshefte Für Zeitgeschichte 57.4 (2009). Druck. S. 1. 110 Wehler, Hans-8OULFKĵ'HXWVFKHU6RQGHUZHJ¶RGHUDOOJHPHLQH3UREOHPHGHVZHVWOLFKHQ.DSLWDOLVPXV"³Merkur 35, no. 5 (1981): 478-87. Druck. Eighan 63

Bevor ich mich mit der aktuellen Form des Kulturerbes, das Deutschland immer wieder nach wirtschaftlichen Krisen eine heilende Kraft brachte, um sich gegen die negative Belastung auf seine Wirtschaft zu wehren, beschäftige, möchte ich die vielzähligen Elemente des

Kulturerbes noch einmal verdeutlichen und in ihre spezifische Zeitabschnitte einordnen. Ich erkläre die Beispiele nach der Reihenfolge meiner Arbeit, d.h., chronologisch, und wiederhole welche Teile des Kulturerbes aus jeder Zeit sich entwickelten. Obwohl die Entwicklung dieser

Erklärung und Beispiele der wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit seit dem Anfang der deutschen Geschichte bestehen blieb, veranschaulicht die Finanz- und Schuldenkrise 2008 seine heutige Durchsetzung.

Die deutsche Vereinigung und die führende Rolle, die Bismarck und seine Sozialpolitik in der früheren Zeit des vereinten Deutschlands spielten, schlugen die ersten Wellen des deutschen Kulturerbes. Die Vereinigung von den 39 Mitglieder des Deutschen Bundes unter einer Fahne bezeichnete das Verlangen nach Zusammenarbeit und gemeinsamen Identität, die die Deutschen zusammenhielt. Die zahlreichen sozialen Maßnahmen, die Bismarck durchführte, wie zum Beispiel Arbeiterversicherung, Rentenversicherung, Jungendarbeitsschutz,

Einschränkung der Frauenarbeit und die Einführung eines Normalarbeitstags unter anderem, sicherten Bismarcks Platz in der deutschen Geschichte. Obendrauf vererbte Bismarcks starke

Persönlichkeit der deutschen Gesellschaft eine Auffassungsgabe der einschneidenden politischen Taktik, die eine Staatsführung verwenden kann, um das Volk zu überzeugen.

Nach der Zerstörung und Verbreitung des Schamgefühls über ganz Deutschland, die zur

Zeitperiode nach dem Ersten Weltkrieg gehören, kamen die neuen Schichten des Kulturerbes von den Kriegsreparationen und Auswirkungen des Friedenvertrags von Versailles, der

Hyperinflation 1923 und dem Zusammenbruch der Monarchie. Die wirtschaftlichen und Eighan 64 politischen Krisen jener Zeit förderten eine Neuordnung in Deutschland. Der Verlust des

Vertrauens in der Monarchie und Eliten machte sich bekannt als die Entscheidung getroffen wurde, trotz der Nachrichten, dass die Deutschen die Oberhand hatten, den Krieg zu kapitulieren.

Noch dazu wurde das Publikum mit König Ludwig dem Ersten schnell unzufrieden, da er sich von einer Kurtisane verführen ließ, was nicht mit den Gesellschaftsnormen passte. Die

Deutschen fühlten sich auch beschämt wegen der Reparationszahlungen, die die Wirtschaft besonders schwer trafen. Die folgende Hyperinflation 1923 wird noch heute als Ursache und

Erklärung der deutschen Phobie vor Geldentwertung genannt. In den aktuellen Nachrichten in der Süddeutsche ZeitungZLUGHVVRHUZlKQWÄ)U.ULWLNHUDXVGHQ86$XQG(QJODQGGUFNW sich hierin eine Phobie der Deutschen vor Geldentwertung aus, die sich aus dem kollektiven

Erlebnis zweier Hyper-Inflationen (1923 und 1948) speise - also aus etwas angeblich

3DWKRORJLVFKHP³111 Deutschland suchte nach einem Ausstieg aus diesen Schwierigkeiten und fand ihn in der NSDAP.

Deutschland wurde während des Zweiten Weltkrieges unter der Führung von Hitler und seiner Partie schwer verletzt, im Sinne von der Zerstörung der Arbeitskräfte und Arbeitspotential, der Industrien und Fabriken und des gesellschaftlichen Rufes. Auch wenn Hitler und die

NSDAP durch eine Wahl an die Macht kamen, bekamen sie verbreitete Unterstützung von der deutschen Gesellschaft wegen ihrer Geld- und Arbeitspolitik, und wie sie die steigende

Arbeitslosigkeit versenkten. Die Auswirkungen der militärischen Niederlage traf die deutschen

Wirtschaft und Politik besonders schwer, indem Deutschland verteilt wurde. Das Kulturerbe dieser Zeit entstand aus einen gemeinsamen Bewältigung der Schwachstellen der deutschen

Gesellschaft und Politik. Die dazugehörenden Elemente des Kulturerbes bestehen aus einem

111 Freiberger, Harald, Hans--UJHQ-DNREVXQG0DUNXV=\GUDÄ%XQGHVEDQN-Chef bestreitet Aufweichung der ,QIODWLRQV]LHOH³Süddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung. 15. Mai 2012. Web. 27 Apr. 2014. Eighan 65

Verlangen nach Demokratie, der Aufstellung der Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft und

HLQHU9HUZDQGOXQJGHVPLOLWlULVFKHQELVPDUFNVFKHQ,GHDOVGHVÄ%OXWXQG(LVHQ³]XHLQHUKDUWHQ

Arbeitsmoral. Die Schädigung der deutschen Wirtschaft wurde dadurch verschärft, da die

Bomben der Alliierten der Industriekräfte zerrütteten. Der Wiederaufbau und das

Wirtschaftswunder hätten nur passieren können, wenn sie von den Prinzipien der sozialen

Marktwirtschaft und mit der Hilfe der Siegermächte gesteuert wurden.

Sobald die Verteilung Deutschlands stattfand, wuchsen die DDR und die BRD in zwei verschiedene Richtungen. Die Unterschiede zwischen der Planwirtschaft der DDR, die von

Kommunismus beeinflusst wurde, und der auf Kapitalismus basierten sozialen Marktwirtschaft waren unübersehbar. Obwohl es über 40 Jahre dauerte, bis die DDR und die BRD sich vereinten, fand das Kulturerbe in beiden Gesellschaften Wurzeln. Die sozialen Aspekten der Wirtschaft, bzw. das soziale Netzwerk, und die Kriegsmüdigkeit förderten eine friedliche Revolution, die mit dem Zusammenbruch der UdSSR und der Wiedervereinigung Deutschland endete. Der

Solidaritätszuschlag, den die Westdeutschen als Hilfsmittel für die ehemaligen Ostdeutschen und den Wiederaufbau ihrer Wirtschaft zahlten, dient als Hauptbeispiel des Kulturerbes. Die

Deutschen lernten schon nach dem Zweiten Weltkrieg, wie sie mit dem Wiederaufbau der

Infrastruktur und die Umerziehung umgehen sollten.

Das letzte, modernste Beispiel des Kulturerbes ist in den Reformen und Maßnahmen der

Finanz- und Schuldenkrise 2008 bemerkbar. Die Weltwirtschaft geriet in diese Krise 2008-2009 und erlitt dadurch erhebliche Schaden. Deutschland spürte im Gegensatz zu fast allen

Mitgliedsländern der Europäischen Union kaum die negativen Wirkungen der Eurokrise. Ich behaupte, dass die starke Rolle des Mittelstands, die Agenda 2010 und das moderne duale

Ausbildungssystem dafür verantwortlich waren. Diese Faktoren beziehen sich auch auf das Eighan 66

Kulturerbe, indem sie nicht plötzlich neu erfunden, sondern schrittweise in der deutschen

Geschichte entwickelt wurden. Zum Beispiel die von ehemaligem Bundeskanzler Gerhard

Schröder durchgeführten Reformen der Agenda 2010 und Hartz I-IV, wie die Umsetzung der

Kurzarbeit in den ringenden Unternehmen oder die Änderung der Bedienungen der

Arbeitslosenunterstützung, stammen aus dem Kulturerbe und dem sozialen Netzwerk, das

Bismarck im 19. Jahrhundert aufbaute. Die duale Ausbildung, die einen gleichseitigen Fokus auf

Praxis und Theorie setzt, erfüllt die Nachfrage der Arbeitskräfte, ähnlich wie die Arbeitskräfte zu den Maschinen und Werkzeugen nach dem Zweiten Weltkrieg gerufen wurden. Letztlich hatte die Änderung der Arbeitslosigkeitsversicherung vom Staat eine große Wirkung auf den

Anreiz der Arbeitslosen, indem sie mehr als zuvor dazu gefördert wurden, eine Arbeitsstelle früher zu finden. Dieser letzte Punkt hängt mit dem sozialen Netzwerk eng zusammen, weil das

Kulturerbe legt aus, wie die Gesellschaft immer auf die Personen, die Hilfe benötigten, Acht geben soll; ein ähnlicher Grund warum die Solidaritätszuschlag nach der Wiedervereinigung durchgeführt wurde. Dr. Tobias Kaiser, Wirtschaftsredakteur bei der Welt, erklärt mir in einem

Interview die wichtige Rolle, die diese Reformen auf die Stärke der deutschen Wirtschaft spielten:

)UGHQ(UIROJLQGHU.ULVHVSH]LHOOIUGLH=HLWQDFKHQWVFKHLGHQGZDU>«@

die Arbeitsmarktreformen nach der 2000 Wende. Zum zweiten, aber auch die

ausgesprochen korporatistisch Umgangsweise in der Wirtschaft zwischen

Unternehmen, Mitarbeitervertretern, Staat ± allen Beteiligten.112

Das Kulturerbe spielte während der Finanz- und Schuldenkrise 2008 eine sehr wichtige Rolle in der Verstärkung der Widerstandsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft, weil die Ausgänge aus der Krise schon erfunden wurden, aber nur modernisiert werden mussten.

112 Kaiser,Tobias. Interview. 9 Juli 2013. München ± Berlin. Auf Deutsch. Eighan 67

Schlussfolgernd ist Deutschlands Widerstandsfähigkeit auf das deutsche Kulturerbe zurückzuführen. Ulrich Beck, Professor emeritiert für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-

Universität München, vermittelt diese Behauptung in seinem Buch Das deutsche Europa:

Die Deutschen haben ihre Lektion mittlerweile gelernt. Sie sind Vorzeige-

Demokraten geworden, Vorzeige-Atomaussteiger, Vorzeige-Sparer, Vorzeige-

Pazifisten. Sie haben einen langen, bisweilen schwierigen Weg zurückgelegt.

Die Geister der Vergangenheit waren nicht immer vergangen, sondern manchmal

noch auffallend lebendig.113

Die Elemente des Kulturerbes entwickelten sich durch die Geschichte Deutschlands. Ich würde sie beschreiben als demokratisch, ehrlich, vorsichtig vor ungehemmtem Kapitalismus, kriegsmüde, stark konzentriert auf die Verstärkung ihrer Volkswirtschaft während ein wirksames sozialen Netzwerk in der Gesellschaft hineingebaut wird, und schließlich, dass sie nie wieder verschwindet noch aufgibt. Das Kulturerbe lässt sich nicht nur in einzelnen Ereignissen und wirtschaftlichen Krisen in der deutschen Geschichte auftauchen, sondern durch das Mittel des

Kulturerbes lernen die Deutschen, wie etwas hätte passieren können, und ändern ihre heutige und zukünftige Wirtschaftspolitik, um die Volkswirtschaft immer widerstandsfähiger zu machen.

113 Ulrich Beck, Das Deutsche Europa : Neue Machtlandschaften Im Zeichen Der Krise. Berlin: Suhrkamp, 2012. Druck. S. 55. Eighan 68

Schlussbemerkungen

Mit dieser Arbeit versuche ich darzustellen, wie passend meine Auffassung des deutschen

Kulturerbes der Entwicklung der wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit ist. Bisher untersuchte ich die deutsche Geschichte, aber in diesem letzten Teil bespreche ich die zwei folgende Fragen, die eher von der Zukunft handeln: Wie sieht die Zukunft für das deutsche Wirtschaftsmodell aus?

Kann es an wirtschaftlich schwächeren Ländern verbreitet werden? Ich beschließe diese Arbeit mit diesen Anmahnungen, die sich von meiner Forschung zusammenfassen ließen.

In Bezug auf die Zukunft für das deutsche Modell, das von den Wirtschaftstheorien des

Neokorporatismus und Neoliberalismus stammt, wird seine Widerstandsfähigkeit sich nur mit der Zeit und mit weiteren Krisen verstärken. Durch meine Forschung und meine Interviews fasste ich den Entschluss, dass Deutschland in der nahen Zukunft schon stark bleiben wird, solang es sich immer wieder an sein Kulturerbe erinnert und seine Politik in diesem Sinne prägt.

Richard Deeg, Professor für Politikwissenschaft an Temple Universität, geht näher in seinem

Glauben an das deutsche Modell ein:

*HUPDQ\¶VLQVWLWXWLRQDOUHIRUPVWRGDWHUHSUHVHQWVXFFHVVIXODGMXVWPHQWWRPRUH

global and competitive capital and product markets ± one that preserves an

economic model capable of combining relatively high social equality with long-

term competitiveness. In this sense Germany may still serve as a model for all of

the European Union.114

Die Zukunft für Deutschland sieht optimistisch aus, solange es den Prinzipien der sozialen

Marktwirtschaft folgt.

114 'HHJ5LFKDUGÄ7KH&RPHEDFNRI0RGHOO'HXWVFKODQG"7KH1HZ*HUPDQ3ROLWLFDO(FRQRP\LQWKH (8³German Politics 14.3 (2005): 332-353.S. 349. Druck. Eighan 69

Ich bin der Meinung, dass das deutsche Modell nicht übertragbar ist. Ich glaube, dass die deutsche Geschichte, die schwierigen Lagen, aus welchen die Deutschen sich zum Wohlstand herausarbeiteten, und die damaligen internationalen Rahmenbedingungen nicht wiederholbar sind. Oskar Holl, deutscher Journalist und Akademiker, sagte in einem Interview, dass das deutsche Modell auch nicht leicht übertragbar sei:

Theoretisch könnte das verbreitet werden. Aber aufgrund der Geschichte

Deutschlands werden wir alle große Sorge haben, anderen Leuten Lehren zu

HUWHLOHQ>«@6HQVLEOHQ'HXWVFKHQZHUGHQGHQDQGHUHQ0HQVFKHQDXVDQGHUHQ

Ländern keine Lehren erteilen. Sie werden vorsichtig sein. Abstrakt gesprochen,

ob etwas übernommen werden kann, das ist umgestritten.115

Deutschland und seine widerstandsfähige Wirtschaft sollen als Vorbild des Erfolges dastehen, aber nicht anderen Länder dazu zwingen, sein Modell nachzumachen.

115 Holl, Oskar. persönliches Interview. 26 Juni 2013. München. Auf Deutsch. Eighan 70

Verzeichnis der zitierten Literatur

$EHOVKDXVHU:HUQHUÄ$XV:LUWVFKDIWVNULVHQOHUQHQ±aber wie?: Krisenszenarien im 9HUJOHLFK³Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 57.4 (2009). Druck.

----Ä+LOIHXQG6HOEVWKLOIH=XU)unktion des Marshallplans beim westdeutschen :LHGHUDXIEDX³Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (1989). Druck.

----Ä.ULHJVZLUWVFKDIWXQG:LUWVFKDIWVZXQGHU'HXtschlands wirtschaftliche Mobilisierung für GHQ=ZHLWHQ:HOWNULHJXQGGLH)ROJHQIUGLH1DFKNULHJV]HLW³Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (1999). Druck.

$XVWLODW$QGUHDVÄ(UVWHU:HOWNULHJ2IIHQH5HFKQXQJ9RQ³Tagesspiegel.de. Der Tagesspiegel, 16 Nov. 2008. Web. 27 Apr. 2014.

$\DVV:ROIJDQJÄ%LVPDUFNXQGGHU$UEHLWHUVFKXW]2WWRYRQ%LVPDUFNV$EOHKQXQJGHV gesetzlichen Arbeiterschutzes ± eine Analyse der Dimensionen und +LQWHUJUQGH³Vierteljahrschrift für Sozial Und Wirtschaftsgeschichte 89.4 (2002). Web. 28 Apr. 2014.

Baring, Arnulf, und Gregor Schöllgen. Kanzler, Krisen, Koalitionen: Von Konrad Adenauer bis Angela Merkel. Pantheon Verlag, 2010. Druck.

%HQ]:ROIJDQJÄ'HPRNUDWLVLHrung durch Entnazifizierung und (U]LHKXQJ³Informationen zur politischen Bildung 259.2 (1998): 1945-1949. 13 Juli 2005. Web. 27 Apr. 2014.

Berliner Erklärung. Documentarchiv.de. 5. Juni 1945. Web. 27 Apr. 2014.

Clark, Christopher. Preußen: Aufstieg und Niedergang 1600±1947. DVA, 2013. Druck.

'HHJ5LFKDUGÄ7KH&RPHEDFNRI0RGHOO'HXWVFKODQG"The New German Political Economy in the (8³German Politics 14.3 (2005). Druck.

Ä'DV.XOWXUHUEH³Duden. Web. 25 Jan 2014.

Ä'LH:HLPDUHU5HSXEOLN³Bayerische Landeszentrale für Politische Bildungsarbeit. 1 Juli 2004. Web. 27 Apr. 2014.

Eighan, AustLQ-³«$QG7KHQWKH5HFHVVLRQ+LW*HUPDQ\¶V1DWLRQDO(QGRZPHQWDQG (FRQRPLF5HVLOLHQF\LQ/LJKWRIWKH6RYHUHLJQ'HEW&ULVLV´2013. Druck.

)HUJXVVRQ$GDPÄ'DV(QGHGHV*HOGHV³0QFKHQ)LQDQ]EXFKYHUODJ  'UXFN

Freiberger, Harald, Hans--UJHQ-DNREVXQG0DUNXV=\GUDÄ%XQGHVEDQN-Chef bestreitet $XIZHLFKXQJGHU,QIODWLRQV]LHOH³Süddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung. 15. Mai 2012. Web. 27 Apr. 2014. Eighan 71

García-=LHPVHQ5DPyQÄ%XQW-XQJ3KDQWDVLHYROO³DW.de. Deutsche Welle, 7 Juli 2010. Web. 26 Apr. 2014.

Gemper, Bodo. Rheinische Wegbereiter der Sozialen Marktwirtschaft: Charakter zeigen im Aufbruch. No. 2008-02. Ordnungspolitische Diskurse, 2008. Web. 27 Apr. 2014.

Grunfeld, Frederic V. Die deutsche Tragödie (The Hitler file, dt.) Adolf Hitler und Dt. Reich, 1918-1945, in Bildern. 1975. Druck.

Hamerow, Theodore S., ed. The Age of Bismarck: Documents and Interpretations. Taylor & Francis, 1973. Druck.

Hartwich, Oliver MarFXQG5D]HHQ6DOO\Ä1HROLEHUDOLVPWKHJHQHVLVRIDSROLWLFDO VZHDUZRUG´The Center for Independent Studies. CIS Occasional Paper 114. 21 May 2009. Web. 27 Apr. 2014.

Hitler, Adolf. Rede am 30. Januar 1941 in Berlin. Worldfuturefund.org. Web. 27 Apr. 2014.

Holl, Oskar. persönliches Interview. 26 Juni 2013. München. Auf Deutsch.

Illing, Gerhard. persönliches Interview. 9 Juli 2013. München. Auf Deutsch.

Janßen, Karl-+HLQ]ĵ:DVIUHLQ*OFNGD‰GLH0HQVFKHQQLFKWGHQNHQµ³Zeit.de. Zeit Online. 18 Juli 1975. Web. 27. Apr. 2014.

-RHUJHV&KULVWLDQXQG)ORULDQ5|GOÄ6RFLDO0DUket Economy'as Europe's Social 0RGHO"³A European Social Citizenship (2004). Web. 27 Apr. 2014.

Kaiser, Tobias. Interview. 9 Juli 2013. München ± Berlin. Auf Deutsch.

.LVWHU.XUWÄ*XWWHQEHUJ3ODJLDWVDIIlUH± Wenn Einen Die Warme Wolke Nicht Mehr 7UlJW³Süddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung, 21 Feb. 2011. Web. 27 Apr. 2014.

0HUNHO$QJHODÄ5HJLHUXQJVHUNOlUXQJYRQ%XQGHVNDQ]OHULQ0HUNHO³'HXWVcher Bundestag. Berlin. 29. Jan. 2014.

1LHMDKU(OLVDEHWKXQG-DQ)OHLVFKKDXHUÄ/RJLNGHV.DOWHQ%XIIHWV³Spiegel.de. Der Spiegel, 20 Juli 1998. Web. 28 Apr. 2014.

Ä5HYROXWLRQ³Historisches Lexikon Bayerns. 7 März 2014. Web. 27 Apr. 2014.

Riehl, Wilhelm Heinrich. Die deutsche Arbeit. JG Cotta, 1861. Druck.

6D¶DGDK$QQHÄ5HJLPH&KDQJH/HVVRQVIURP*HUPDQ\RQ-XVWLFH,QVWLWXWLRQ%XLOGLQJ DQG'HPRFUDF\³Journal of Conflict Resolution 50.3 (2006). Druck.

Eighan 72

Scheuble9HUQDXQG0LFKDHO:HKQHUÄ)X‰EDOOXQGQDWLRQDOH,GHQWLWlW³Der Bürger im Staat: Fußball und Politik (2006). Heft 1. Web.

Schmidt, Manfred G. Sozialpolitik in Deutschland: historische Entwicklung und internationaler Vergleich. Vol. 2. Springer DE, 2005. Druck.

6FKPLWWHU3KLOLSSH&Ä1HR-FRUSRUDWLVPDQGWKH6WDWH³The Political Economy of Corporatism. Basingstoke: Macmillan, 1985. 49. Druck.

Schulz, Gerhard. Deutschland seit dem Ersten Weltkrieg: 1918-1945. Vol. 10. Vandenhoeck & Ruprecht, 1982. Druck.

Schwaiger, Elisabeth, Ines Omann, und Heidi Grüneis. Ä:DFKVWXPLP:DQGHOXQGGLH Landwirtschaft in der Rolle der Bereitstellung und Nutzung von gNRV\VWHPOHLVWXQJHQ³(2012). 3ROLF\3DSHU6HULHÄ:DFKVWXPLQ:DQGHO³ Sustainable Europe Research Institute. Web. 27 Apr. 2014.

Schwelling, Birgit, ed. Politikwissenschaft als Kulturwissenschaft: Theorien, Methoden, Problemstellungen. Springer DE, 2004. Druck.

Sheehan, James J.. Ä7KH)XWXUHRIWKH(XURSHDQ6WDWH6RPH+LVWRULFDO5HIOHFWLRQVRQWKH *HUPDQ&DVH³Bulletin of the German Historical Institute 42 (2008). Web. 27 Apr. 2014.

6WXUP5HLQKDUGÄ=ZLVFKHQ)HVWLJXQJXQG*HIlKUGXQJ-³:HLPDUHU5HSXEOLN (1998). Bundeszentrale für politische Bildung. 23 Dez. 2011. Web. 27 Apr. 2014.

Taylor, Alan John Percivale. The Course of German History: A Survey of the Development of German History since 1815. Routledge, 2001. Druck.

Thamer, Hans-Ulrich. Ä8UVDFKHQGHV1DWLRQDOVR]LDOLVPXV³Bpd.de. Bundeszentrale für politische Bildung. 6. Apr. 2005. Web. 27 Apr. 2014.

Ulrich Beck, Das Deutsche Europa : Neue Machtlandschaften Im Zeichen Der Krise. Berlin: Suhrkamp, 2012. Druck.

Von Bismarck, Otto. Reden 1847-1869. Hg., Wilhelm Schüßler, Band 10, Bismarck: Die gesammelten Werke. Hg. Hermann von Petersdorff. Berlin: Otto Stolberg, 1924-35. Druck.

9RQ+HOOIHOG0DWWKLDVÄ(LQ$XIUHJHQGHV-DKU]HKQW³DW.de. Deutsche Welle, 31 Dez. 2009. Web. 26 Apr. 2014.

Ä:KDW¶V:URQJZLWK'HPRUDF\"³The Economist. 1 March 2014. Druck.

Eighan 73

Bibliographie

$EHOVKDXVHU:HUQHUÄ$XV:LUWVFKDIWVNULVHQOHUQHQ±aber wie?: Krisenszenarien im 9HUJOHLFK³Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 57.4 (2009). Druck.

----Ä+LOIHXQG6HOEVWKLOIH=XU)XQNWLRQGHV0DUVKDOOSODQVEHLPZHVWGHXWVFKHQ :LHGHUDXIEDX³Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (1989). Druck.

----Ä.ULHJVZLUWVFKDIWXQG:LUWVFKDIWVZXQGHU'HXWVFKODQGVZLUWVFKDIWOLFKH0RELOLVLHUXQJIU den Zweiten WelWNULHJXQGGLH)ROJHQIUGLH1DFKNULHJV]HLW³Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (1999). Druck.

----. Deutsche Wirtschaftsgeschichte seit 1945. Vol. 1. CH Beck, 2004. Druck.

----. Die langen fünfziger Jahre. Schwann, 1987. Druck.

Austilat$QGUHDVÄ(UVWHU:HOWNULHJ2IIHQH5HFKQXQJ9RQ³Tagesspiegel.de. Der Tagesspiegel, 16 Nov. 2008. Web. 27 Apr. 2014.

$\DVV:ROIJDQJÄ%LVPDUFNXQGGHU$UEHLWHUVFKXW]2WWRYRQ%LVPDUFNV$EOHKQXQJGHV gesetzlichen Arbeiterschutzes ± eine Analyse der Dimensionen und +LQWHUJUQGH³Vierteljahrschrift für Sozial Und Wirtschaftsgeschichte 89.4 (2002). Web. 28 Apr. 2014.

Baring, Arnulf, und Gregor Schöllgen. Kanzler, Krisen, Koalitionen: Von Konrad Adenauer bis Angela Merkel. Pantheon Verlag, 2010. Druck.

Bartling, Hartwig, Helmut Gröner, Erhard Kantzenbach und Otto G. Mayer, eds. Wirtschaftspolitische Probleme der Integration der ehemaligen DDR in die Bundesrepublik. Vol. 212. Duncker & Humblot, 1991. Druck.

%HFN8OULFKÄ:LHZLUG'HPRNUDWLHLP=HLWDOWHUGHU*OREDOLVLHUXQJP|JOLFK³Politik der Globalisierung (1998). Web. 27 Apr. 2014.

%HQ]:ROIJDQJÄ'HPRNUDWLVLHUXQJGXUFK(QWQD]LIL]LHUXQJXQG(U]LHKXQJ³Informationen zur politischen Bildung 259.2 (1998): 1945-1949. 13 Juli 2005. Web. 27 Apr. 2014.

Berliner Erklärung. Documentarchiv.de. 5. Juni 1945. Web. 27 Apr. 2014.

Ä%XQGHVNDQ]OHULQ0HUNHOÃ6R]LDOH0DUNWZLUWVFKDIWLVWXQVHU.RPSDVVµ³Cdu-bw.de. Christlich Demokratische Union in Baden-Württemberg. 29 Jan. 2014. Web. 27 Apr. 2014.

Clark, Christopher. Preußen: Aufstieg und Niedergang 1600±1947. DVA, 2013. Druck.

Ä'DV.XOWXUHUEH³Duden. Web. 25 Jan 2014.

Eighan 74

'HHJ5LFKDUGÄ7KH&RPHEDFNRI0RGHOO'HXWVFKODQG"The New German Political Economy in WKH(8³German Politics 14.3 (2005). Druck.

Ä'HXWVFKH*HVFKLFKWHQ³Deutschegeschichten.de. Web. 27Apr. 2014.

'HXWVFKHU%XQGHVWDJÄ'LH5HYROXWLRQYRQ³Bundestag.de. Kultur und Geschichte. Web. 27 Apr. 2014.

Ä'HXWVFKHU=ROOYHUHLQ - ³HGIS Germany. Web. 27. Apr. 2014.

Ä'LH:HLPDUHU5HSXEOLN³Bayerische Landeszentrale für Politische Bildungsarbeit. 1 Juli 2004. Web. 27 Apr. 2014.

Dimsdale, Nicholas H., Nick Horsewood, und Arthur van Riel. Unemployment and Real Wages in Weimar Germany. No. 056. Economics Group, Nuffield College, University of Oxford, 2004. Web. 27 Apr. 2014.

(LJKDQ$XVWLQ-³«$QG7KHQWKH5HFHVVLRQ+LW*HUPDQ\¶V1DWLRQDO(QGRZPHQWDQG Economic Resiliency in Light of the 2008 SovereLJQ'HEW&ULVLV´2013. Druck.

Ä(LQ%URWIU0LOOLDUGHQ5HLFKVPDUN³Welt.de. Die Welt. Web. 14 Nov. 2013.

Erhard, Ludwig. Wohlstand für alle. Econ, 1957. Druck.

)HUJXVVRQ$GDPÄ'DV(QGHGHV*HOGHV³München: Finanzbuchverlag (2011). Druck.

Freiberger, Harald, Hans--UJHQ-DNREVXQG0DUNXV=\GUDÄ%XQGHVEDQN-Chef bestreitet $XIZHLFKXQJGHU,QIODWLRQV]LHOH³Süddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung. 15. Mai 2012. Web. 27 Apr. 2014.

García-Ziemsen, Ramón. Ä%XQW-XQJ3KDQWDVLHYROO³DW.de. Deutsche Welle, 7 Juli 2010. Web. 26 Apr. 2014.

*DURIDOR/DUDÄ2VWDOJLH(LQ3KlQRPHQGHU(ULQQHUXQJ³(2012). Università Ca' Foscari Venezi.

Ä*HIDOOHQH6ROGDWHQ,P(UVWHQ:HOWNULHJ1DFK/lQGHU-_6WDWLVWLN³Statista. N.p., n.d. Web. 28 Apr. 2014.

Gemper, Bodo. Rheinische Wegbereiter der Sozialen Marktwirtschaft: Charakter zeigen im Aufbruch. No. 2008-02. Ordnungspolitische Diskurse, 2008. Web. 27 Apr. 2014.

Ä*HUPDQ\± (FRQRPLF,QGLFDWRUV³Tradingeconomics.com. Web. 27 Apr. 2014.

Glismann, Hans H., Horst Rodemer und Frank Wolter. Zur Natur der Wachstumsschwäche in der Bundesrepublik Deutschland: Eine empirische Analyse langer Zyklen wirtschaftlicher Entwicklung. No. 55. Kieler Diskussionsbeiträge, 1978. Druck. Eighan 75

Global Competitiveness Index 2013-2014. World Economic Forum. Web. 27 Apr. 2014.

Grunfeld, Frederic V. Die deutsche Tragödie (The Hitler File, dt.) Adolf Hitler und Dt. Reich, 1918-1945, in Bildern. 1975. Druck.

Hahn, Hans-Werner. Geschichte des deutschen Zollvereins. Vandenhoeck & Ruprecht, 1984. Druck.

+DOOHWW*UDKDPÄ7KH6RFLDO(FRQRP\RI:HVW*HUPDQ\³New York: St. Martin's Press, 1973. Druck.

Hamerow, Theodore S., ed. The Age of Bismarck: Documents and Interpretations. Taylor & Francis, 1973. Druck.

Hartwich, Oliver Marc, und Razeen 6DOO\Ä1HROLEHUDOLVPWKHJHQHVLVRIDSROLWLFDOVZHDUZRUG´ The Center for Independent Studies. CIS Occasional Paper 114. 21 Mai 2009. Web. 27 Apr. 2014.

+HOPHQVWHLQ&HWDOÄ9RONVZLUWVFKDIWOLFKH(IIHNWHGHU),)$)X‰EDOO:0LQ 'HXWVFKODQG³$GKRF-Research der SportsEconAustria, Institut für Sportökonomie, Wien (2007). Web.

Hitler, Adolf. Rede am 30. Januar 1941 in Berlin. Worldfuturefund.org. Web. 27 Apr. 2014.

Ä+LWOHUV9RONVVWXUP'HUOHW]WH%HIHKO³Spiegel.de. Der Spiegel. 14. Sep. 2009. Web. 27 Apr. 2014.

Holl, Oskar. persönliches Interview. 26 Juni 2013. München. Auf Deutsch.

Illing, Gerhard. persönliches Interview. 9 Juli 2013. München. Auf Deutsch.

Isabelle de Pommereau, Correspondent. ÄGermany finishes paying WWI reparations, ending FHQWXU\RIÃJXLOWµ³ Christian Science Monitor. 04 Oct. 2010. Web. 27 Apr. 2014.

Janßen, Karl-+HLQ]ĵ:DVIUHLQ*OFNGD‰GLH0HQVFKHQQLFKWGHQNHQµ³Zeit.de. Zeit Online. 18 Juli 1975. Web. 27. Apr. 2014.

-RHUJHV&KULVWLDQXQG)ORULDQ5|GOÄ6RFLDO0DUNHW(FRQRP\ DV(XURSH V6RFLDO0RGHO"³A European Social Citizenship (2004). Web. 27 Apr. 2014.

Ä-XJHQGZRUW'HV-DKUHV6ZDJ- 3ODW]*XWWHQEHUJHQ³Süddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung, 5 Dez. 2011. Web. 27 Apr. 2014.

-XQJPDQQ0DUNXVÄRahmenbedingungen für den Wiederaufbau der Industrie nach dem :HOWNULHJ³  8QLYHUVLWlW/HLS]LJ ,QVWLWXWIU Geographie). Druck.

Eighan 76

Kaiser, Tobias. Interview. 9 Juli 2013. München ± Berlin. Auf Deutsch.

.HQZRUWK\/DQHÄ4XDQWLtative Indicators of CRUSRUDWLVP³International Journal of Sociology 33.3 (2003). Web. 27 April. 2014.

Khoudour-Castéras, David. Ä:HOIDUH6WDWHDQG/DERU0RELOLW\7KH,PSDFWRf %LVPDUFNµV6RFLDO Legislation oQ*HUPDQ(PLJUDWLRQ%HIRUH:RUOG:DU,³Journal of Economic History 68.1 (2008). Web. 27 Apr. 2014.

Kister, Kurt. Ä*XWtenberg: Plagiatsaffäre ± Wenn einen die warme Wolke nicht mehr 7UlJW³Süddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung, 21 Feb. 2011. Web. 27 Apr. 2014.

Kunz, Andreas. Civil Servants and the Politics of Inflation in Germany, 1914-1924. Vol. 7. Berlin, Walter de Gruyter, 1986. Druck.

Laidler, David E., und George W. Stadler. Ä0RQHWDU\([SODQDWions of the Weimar Republic's +\SHULQIODWLRQ6RPHQHJOHFWHG&RQWULEXWLRQVLQ&RQWHPSRUDU\*HUPDQ/LWHUDWXUH³Journal of Money, Credit and Banking (1998). Druck.

/HPNH7KRPDVĵ7KH%LUWK2I%LR-3ROLWLFVµ0LFKHO)RXFDXOW V/HFWXUHat The Collège de France on Neo-/LEHUDO*RYHUQPHQWDOLW\³Economy & Society 30.2 (2001). Web. 27 Apr. 2014.

Lutz, Ralph Haswell. The German Revolution, 1918-1919. Vol. 1. The University, 1922. Druck.

0HUNHO$QJHODÄ5HJLHUXQJVHUNOlUXQJYRQ%XQGHVNDQ]OHULQ0HUNHO³'HXWVFKHU%XQGHVWDJ Berlin. 29. Jan. 2014.

Niejahr, Elisabeth, und Jan FleischhaXHUÄ/RJLNGHV.DOWHQ%XIIHWV³Spiegel.de. Der Spiegel, 20 Juli 1998. Web. 28 Apr. 2014.

Offe, Claus. Herausforderungen der Demokratie: zur Integrations-und Leistungsfähigkeit politischer Institutionen. Campus Verlag, 2003. Druck.

Ä2UGROLEHUDOLVPXV³Bpb.de. Bundeszentrale Für Politische Bildung. Web. 27 Apr. 2014.

Ä2WWRYRQ%LVPDUFNGerman Chancellor 1862-³8QLWHG6WDWHV6RFLDOSecurity Administration. Web. 27 Apr. 2014.

Ä5HYROXWLRQ³Historisches Lexikon Bayerns. 7 März 2014. Web. 27 Apr. 2014.

Riehl, Wilhelm Heinrich. Die deutsche Arbeit. JG Cotta, 1861. Druck.

Roesler, Jörg. ÄDie Wirtschaft der DDR.³ Landeszentrale für Politische Bildung Thüringen, 2002. Web. 27 Apr. 2014.

Eighan 77

6D¶DGDK$QQHÄ5HJLPH&KDQJH/HVVRQVIURP*HUPDQ\RQ-XVWLFH,QVWLWXWLRQ%XLOGLQJDQG 'HPRFUDF\³Journal of Conflict Resolution 50.3 (2006). Druck.

6FKHXEOH9HUQDXQG0LFKDHO:HKQHUÄ)X‰EDOOXQGQDWLRQDOH,GHQWLWlW³Der Bürger im Staat: Fußball und Politik (2006). Heft 1. Web.

Schmidt, Manfred G. Sozialpolitik in Deutschland: historische Entwicklung und internationaler Vergleich. Vol. 2. Springer DE, 2005. Druck.

6FKPLGW0DQIUHG*HWDOÄ'HU:RKOIDKUWVVWDDW³Eine Einführung in den historischen und internationalen Vergleich. Wiesbaden (2007). Druck.

Schmieding, Holger. Die ostdeutsche Wirtschaftskrise: Ursachen und Lösungsstrategien. Anmerkungen im Lichte der westdeutschen Erfahrungen von 1948 und des polnischen Beispiels von 1990. No. 461. Kiel Working Papers, 1991. Druck.

6FKPLWWHU3KLOLSSH&ÄNeo-FRUSRUDWLVPDQGWKH6WDWH³The Political Economy of Corporatism. Basingstoke: Macmillan, 1985. Druck.

6FKQHLGHU+DQVÄ'DV(UPlFKWLJXQJVJHVHW]YRP0lU]%HULFKWEHUGDV =XVWDQGHNRPPHQXQGGLH$QZHQGXQJGHV*HVHW]HV³Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 1.3. (1953). Druck.

Scholl, Inge. Die weiße Rose. S. Fischer Verlag, 2011. Druck.

Schulz, Gerhard. Deutschland seit dem Ersten Weltkrieg: 1918-1945. Vol. 10. Vandenhoeck & Ruprecht, 1982. Druck.

Schwaiger, Elisabeth, ,QHV2PDQQXQG+HLGL*UQHLVÄWachstum im Wandel und die Landwirtschaft in der Rolle der Bereitstellung und Nutzung von gNRV\VWHPOHLVWXQJHQ³ (2012). Policy 3DSHU6HULHÄ:DFKVWXPLQ:DQGHO³Sustainable Europe Research Institute. Web. 27 Apr. 2014.

Schwelling, Birgit, ed. Politikwissenschaft als Kulturwissenschaft: Theorien, Methoden, Problemstellungen. Springer DE, 2004. Druck.

Sheehan, James J.. Ä7KHFuture of the European State: Some Historical Reflections on the *HUPDQ&DVH³Bulletin of the German Historical Institute 42 (2008). Web. 27 Apr. 2014.

Ä6LQQXQG=LHOHGHV=ROOYHUHLQV³6FKOHUOH[LNRQGH:HE$SU

Ä6ROLGDULWlWV]XVFKODJJHVHW]´2XWORRN9HUODJ:HE$SU

6WHLQHU$QGUpÄ'HU:HJGHU''5LQGHQ8QWHUJDQJ³Faz.net. Frankfurter Allgemeine ± Wirtschaft. 28 Sep. 2010. Web. 27 Apr. 2014.

Eighan 78

6WXUP5HLQKDUGÄ=HUVW|UXQJGHU'HPRNUDWLH930 ± ³Bpb.de. Bundeszentrale für politische Bildung. 23 Dez. 2011. Web. 27 Apr. 2014.

----Ä=ZLVFKHQ)HVWLJXQJXQG*HIlKUGXQg 1924-³:HLPDUHU5HSXEOLN   Bundeszentrale für politische Bildung. 23 Dez. 2011. Web. 27 Apr. 2014

Taylor, Alan John Percivale. The Course of German History: A Survey of the Development of German History since 1815. Routledge, 2001. Druck.

Thamer, Hans-8OULFKÄ8UVDFKHQGHV1DWLRQDOVR]LDOLVPXV³Bpd.de. Bundeszentrale für politische Bildung. 6. Apr. 2005. Web. 27 Apr. 2014.

Ulrich Beck, Das Deutsche Europa : Neue Machtlandschaften Im Zeichen Der Krise. Berlin: Suhrkamp, 2012. Druck.

Ä9HUJOHLFKYRQ:HVW- und Ostdeutschland vor der Wiedervereinigung im Jahr 1988 bzw. 1989 | 6WDWLVWLN³Statista. Web. 28 Apr. 2014.

Vitols, Sigurt. Gibt es einen deutschen Kapitalismus? Ed. Volker R. Berghahn. Campus, 2006. Druck.

Von Bismarck, Otto. Reden 1847-1869. Hg., Wilhelm Schüßler, Band 10, Bismarck: Die gesammelten Werke. Hg. Hermann von Petersdorff. Berlin: Otto Stolberg, 1924-35. Druck.

9RQ+HOOIHOG0DWWKLDVÄ(LQ$XIUHJHQGHV-DKU]HKQW³DW.de. Deutsche Welle, 31 Dez. 2009. Web. 26 Apr. 2014.

Von Treitschke, Heinrich. Der Deutsche Zollverein und seine Geschichte. Bremen: Europäischer Hochschulverlag. 2009. Druck.

Ä:KDW¶V:URQJZLWK'HPRUDF\"³The Economist. 1 March 2014. Druck.

:DWULQ&KULVWLDQÄ7KH3ULQFLSOHVRIWKH6RFLDO0DUNHW(FRQRP\² Its Origins and Early +LVWRU\³Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft 135, No. 3 (1979). 25 Jan. 2008. Web. 27 Apr. 2014.

:HEHU0DUNÄ+RZ+LWOHU7DFNOHG8QHPSOR\PHQWDQG5HYLYHG*HUPDQ\¶V (FRQRP\³Institute for Historical Review. Feb. 2012. Web. 27 Apr. 2014.

Wehler, Hans-8OULFKĵ'HXWVFKHU6RQGHUZHJ¶RGHUDOOJHPHLQH3UREOHPHGHVZHVWOLFKHQ .DSLWDOLVPXV"³Merkur 35, no. 5 (1981). Druck.