Förderverein Weltkulturerbe Rammelsberg / e.V. Haus Schulenburger Suchort am Herzberg

Jahresgabe 2014/2015 für die Fördervereinsmitglieder Titelbild: Michael Klein, Olf Sack, Peter Eichhorn und Karl Sander (v.l.n.r.) bei der Erstbefahrung des Haus Schulenburger Suchorts, 2014

Diese Jahresgabe wurde herausgegeben im Eigenverlag des Fördervereins. Goslar, Dezember 2014

Druck: Papierflieger Clausthal-Zellerfeld Layout: Ulrich Kammer Verfasser: Peter Eichhorn

Haus Schulenburger Suchort am Herzberg

Jahresgabe 2014/15 des Fördervereins Weltkulturerbe Rammelsberg e.V.

1 Inhaltsverzeichnis

Vorwort...... 4

1 Einleitung...... 10 2 Geographie und Geologie...... 11 3 Geschichte des Haus Schulenburger Suchorts und seiner Nachbargruben...... 22 3.1 Bis zum 16. Jahrhundert...... 24 3.2 Das 16. Jahrhundert...... 27 3.3 Das 17. Jahrhundert...... 33 3.3.1 Weißer Hirsch...... 37 3.3.2 Herzberger Stollen...... 39 3.3.3 Haus Schulenburger Suchort...... 40 3.3.4 Herzberger Suchort...... 59 3.3.5 Andere Suchprojekte am Herzberg...... 60 3.4 Das 18. Jahrhundert...... 64 3.4.1 Herzberger Suchort...... 66 3.4.2 Haus Schulenburger Suchort...... 67 3.4.3 Weißer Hirsch...... 80 3.5 Das 19. Jahrhundert...... 80 3.6 Das 20. Jahrhundert...... 86 4 Die letzten Jahre und der aktuelle Stand...... 90 4.1 Argumente für die Wahl dieses Stollens als Vereinsprojekt...... 90 4.2 Denkmalpflegerische Zielstellung und vorgesehene Besucherfrequenz.92 4.3 Fledermausschutz...... 94 4.4 Projektverlauf...... 98 4.5 Vorgefundene Untertagesituation...... 112 Danksagung...... 123 Abbildungsverzeichnis...... 124 Quellenverzeichnis...... 128

2 3 Vorwort - 2011/12 Suche und Erkundung am Rammelsberg Seit 2004 erhalten die Mitglieder - 2012/13 Erzaufbereitung Rammels- unseres Fördervereins alljährlich zum berg Jahreswechsel Hefte, in denen beson- - 2013/14 Fünfzig Jahre Knappenver- dere Aspekte des ehemaligen Ram- ein Goslar melsberger Bergbaus, seiner Rahmen- Seit einem Jahr können diese zehn bedingungen und Begleitumstände Hefte auch auf der Internet-Seite näher beschrieben werden. Die The- unseres Vereins nachgelesen werden. men waren: 2011/12 war schon einmal die (Erz-) - 2004/05 Die Diesellok Ruhrthaler Suche und Erkundung am Rammels- G42 unseres Vereins berg und in seiner Umgebung The- - 2005/06 LHD-Technik im Rammels- ma einer Jahresgabe. Darin spielte die berg Geschichte des Haus Schulenburger - 2006/07 Schächte des Rammelsbergs Suchorts allerdings nur eine unterge- - 2007/08 Stollen des Rammelsbergs ordnete Rolle. Mittlerweile ist dieser - 2008/09 Tagesanlagen des Rammels- Stollen in den Mittelpunkt unserer bergs Vereinsarbeit gerückt. Bei seiner Wie- - 2009/10 Erzabbau im Rammelsberg deraufwältigung wurden viele neue - 2010/11 Der Röderstollen vor der Erkenntnisse gewonnen. Deshalb war Museumsgründung es naheliegend, diesen Stollen geson- dert zum diesjährigen Thema der Jah- resgabe zu machen.

Alle Vereinsmitglieder, die nicht Gele- genheit hatten, aktiv vor Ort mitzuwir- ken, und alle Förderer und Freunde des Vereins sollen sich mit dem vor- liegenden Heft über den Stand der Arbeiten informieren können. Und natürlich verbindet unser Vereinsvor- stand damit die Hoffnung, weitere aktive Mitstreiter zu gewinnen.

Besonders zu erwähnen ist, dass auch bei diesem Projekt wieder Clausthaler Studenten der Fachschule für Wirt- Abbildung a: Die Clausthaler Berg- schaft und Technik, Nachfolgerin der schüler Olf Sack (rechts) und Michael ehemaligen Bergschule (im Weiteren Klein (in der Mitte) bei Ausbauarbeiten als Bergschüler bezeichnet), aktiv mit- am Haus Schulenburger Suchort. Links arbeiten: Olf Sack und Michael Klein Karl Sander. Foto 2014 (s. Abb. a).

4 Abbildung b: Claustha- ler Bergschüler bei Auf- wältigungsarbeiten am Stollen der 4. Sohle der ehemaligen Schiefergru- be Glockenberg. Dieses Bergwerk befindet sich im südlichen Bereich Stadtforstgebiet Goslars. Foto Marco Schulz 2004

Das hat mittlerweile Tradition, denn von Fledermäusen als Winterquartier Bergschüler waren es auch, die maß- genutzt werden kann. geblich bei den Wiederaufwältigungen anderer verschütteter Stollen im Nord- Die Denkmalpflege und die Jahresga- harz geholfen haben (s. Abb. b und c). ben (vor 2004 waren es die schönen Foto-Kalender mit Bildern von Richard Außerdem wurde 2006 mit Hilfe der Bothe) sind aber nur ein Teil unseres Bergschüler das Mundloch des Bären- Vereinslebens. Daneben hat sich unser stollens (gehörte zur ehemaligen Kali- Verein in den letzten drei Jahrzehnten grube Hercynia Vienenburg) gesichert, mit vielfältigen Aufgaben und Pro- so dass auch dieser Stollen wieder jekten beschäftigt.

Abbildung c: Clausthaler Bergschüler bei Aufwältigungsarbeiten am Schroederstol- len. Ehemalige Eisenerzgrube Georg-Friedrich in Döhren. Foto Stefan Dützer 2006

5 Beispiele für Projekte unseres Fördervereins

• 1985 die Ausrichtung der Feier anlässlich des 400 Jahre zuvor erfolgten Stollendurchschlags im Tiefen-Julius-Fortunatusstollen, • Ausrichtung der Feierlichkeiten zur Einstellung der Erzförderung am Ram- melsberg am 02. und 03. Juli 1988, (s. Abb. d).

Abbildung d: Feier zur Einstellung der Erzförderung auf dem Platz vor der Kaiserpfalz, 1988 von unserem Förderverein organisiert. Foto aus der Sammlung von Hans Westphal • Bis 1989 Ausstellungen und Informationsstände (zum Beispiel mehrfach auf dem Altstadtfest) über die Geschichte des Ram- melsbergs in Vorbereitung einer Museumsgründung, Verteilung von Infor- mationsmaterial mit Werbung für unsere Museumsidee (s. Abb. e).

Abbildung e: Ausstellung in Vorbe- reitung der Museumsgründung, 1988 von unserem Förderverein organisiert. Im Bild Hans Westphal, Initiator und Gründungsmitglied unseres Förder- vereins

• Kauf, Restaurierung und Aufstellung von Förderwagen (mit Erzfüllungen) im Stadtgebiet Goslars, zum Beispiel auf dem Markt und an der Straßen- kreuzung Clausthaler Straße - Rammelsberger Straße • Herausgabe der Veröffentlichung "Kleiner Führer durch den Roeder-Stollen im Rammelsberg bei Goslar/Harz" • Bewirken der Aufnahme des Rammelsberges in die "Rote Liste" gefährdeter Denkmäler des Niedersächsischen Heimatbundes

6 • Unterschriftensammlung für die Gründung eines Rammelsberger Berg- baumuseums • Finanzierung der Restaurierung alter Bücher für Museum und Stadtarchiv Goslar, zum Beispiel Restaurierung des Goslarer Bergrechts durch die Her- zog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel • Sammlung von musealen Gegenständen für das Bergbaumuseum, zum Bei- spiel die Mineraliensammlung des ehemaligen Geologiesteigers Fritz Bövers, Dauerleihgaben des Vereins an unser Museum • Ausrichtung einer großen Sonderschau mit Verlegung und Betrieb einer "Grubenbahn" im bzw. vor dem Amsdorf-Haus am "Tag der Niedersachsen". Ministerpräsident Ernst Albrecht besuchte unsere Ausstellung und sprach sich dort für die Erhaltung der Anlagen am und im Rammelsberg sowie die Einrichtung eines Museums dort aus und das zu einer Zeit, als uns noch "der Wind ins Gesicht blies", seitens der Preussag und auch der Stadt Goslar! • Entwurf und Prägung einer Medaille zur Einstellung des Erzbergbaus im Rammelsberg. Geprägt wurden, entsprechend der Zahl der Betriebsjahre, ins- gesamt 1020 Medaillen (1000 in Silber, 20 in ) • Initiierung, Mitwirkung und Unterstützung von diversen Veröffentlichungen, zum Beispiel Reprint "Der Rammelsberg" von Karl Koch, "Das Rammels- berger Gold" und "Der historische Rammelsberg", beide von Heinfried Spier • Initiative zur Gründung und danach aktive Mitarbeit bei der Arbeitsgemein- schaft Harzer Bergbau- und Hüttenmuseen

Abbildung f: Röderstollenportal, zuvor im Preussag-Besitz, gekauft durch unseren Förderverein und übergeben an unser Museum, v.r.n.l. Bernhard Pollak, Dr. Blumenberg, Prof. Elzer und der Verfasser. Foto Goslarsche Zeitung 1994

7 • Neubeschaffung, Restaurierung und Inbetriebnahme einer Diesellok für unser Museum • Herausgabe des "Rammelsberg-Journals" • Kauf des Röderstollenportals und des umgebenden Geländes für unser Muse- um (s. Abb. f). • Kauf von elektrischen Grubenloks für unser Museum (s. Abb. g)

Abbildung g: Akku- mulatorenlok, zuvor im Preussag-Besitz, gekauft durch unse- ren Förderverein und übergeben an unser Museum, v.r.n.l. Dr. Blumenberg, Prof. Elzer, Bernhard Pollak und der Verfas- ser. Foto Goslarsche Zeitung 1994

• Vorführung historischer Bleiverhüttung zu besonderen Anlässen auf der Werkstraße unseres Museums (s. Abb. h)

Abbildung h: Vorführung einer Bleiverhüttung, wie sie im Mittelalter ausgesehen haben könnte. Im Bild rechts Ulrich Kammer, links der Ver- fasser. Aufgenommen von Catrin Kam- mer 2007

• Hilfe bei der Finanzierung des Kanekuhler Kehrrades • Bereitstellung von Kopflampen für den Museumsbetrieb (s. Abb. i) • Renovierung des Saales im Obergeschoss der Schlosserei

8 Abbildung i: Übergabe von Kopf- lampen an unser Museum. Foto aus der Sammlung von Willi Wägeling. (v.l.n.r.: Willi Wägeling, der Verfasser, Bernhard Pollak, Achim Jahn und Susanne Abel)

• Installation einer Beleuchtungsanlage im Röderstollen, Bereiche Serenissi- morum Schacht (s. Abb. j)

Abbildung j: Installation einer Beleuchtungsanlage im Röderstollen. Im Bild Karl Sander.

• Schmiedevorführungen und Besucherbahnfahrten auf der Werkstraße für Museumsbesucher bei festlichen Anlässen unseres Museums • Hilfe bei der Herrichtung des Weges vom Museum zum Maltermeister Turm • Betreuung von Museumsständen bei Volksfesten in Goslar und in anderen Städten • Aufräumarbeiten am Schrägaufzug • Konservierung von Förderwagen, die für den Personenverkehr umgebaut worden waren • Mitarbeit in der Gesellschafterversammlung, im Aufsichtsrat und im Wissen- schaftlichen Beirat unseres Museums • Herausgabe von Jahresgaben für unsere Vereinsmitglieder, in den ersten Jah- ren zum Beispiel das Buch "Der Rammelsberg: Bergbaugeschichte - Geolo- gie - Mineralien"

9 Bei den vielfältigen Vereinspro- 1 Einleitung jekten wurden viele schöne Erfah- rungen gemacht, auch hinsichtlich der Das Erzbergwerk Rammelsberg und Resonanz in der Öffentlichkeit und seine Vorgängergruben waren immer durch unser Museum. Es hat sich Hüttengruben, das heißt, dass sie nahe- als vorteilhaft heraus gestellt, dass, zu ausschließlich für die nachgeschal- bei aller engen Zusammenarbeit mit teten Hütten arbeiteten, mit denen sie unserem Museum, die beiderseitigen organisatorisch und betriebswirtschaft- Kompetenzen berücksichtigt werden lich verbunden waren. Das Haupt- müssen. augenmerk wurde auf die Belange und Wünsche der Hütten gelegt. Dort Die Vereinsarbeit sollte unserem wurde „das Geld gemacht“. Dort wur- Museum möglichst viel helfen und de bestimmt, welche Erze abzubauen gleichzeitig möglichst wenig zusätz- sind, wie groß die Produktion ist und liche Arbeit bereiten, denn die Per- wie hoch der Erzpreis. sonaldecke im Museum ist dünn. Überstunden und Wochenendein- Innerhalb des Bergwerksbetriebes sätze von Museumsmitarbeitern zur lag der Schwerpunkt immer auf der Betreuung von Vereinsaktivitäten Erzproduktion und nicht auf der Suche dürfen nur Ausnahmen sein. Unsere nach neuen Erzvorräten. Das lag in Vereinsmitglieder haben aber gerade der Natur der Erzlagerstätte. Sie war außerhalb der regulären Arbeitszeit so groß und so massiv, dass die Suche ihre Möglichkeiten zur Mitarbeit an nach anderen benachbarten Lagerstät- Vereinsprojekten. Außerdem sind ten lange Zeit in den Hintergrund bei der Arbeit auf dem Museums- trat. Geologische und lagerstätten- gelände Sicherheits- und Versiche- kundliche Forschungen wurden zwar rungsaspekte zu berücksichtigen. Bei durchgeführt, erlangten aber für den selbständigen Arbeiten unserer Ver- Bergwerksbetrieb nie die Bedeutung einsmitglieder ist das nicht immer wie für andere Erzbergbaureviere. möglich. In Beschreibungen des Erzbergwerks Deshalb ist die Wahl des aktuellen Rammelsberg und seiner Geschichte Vereinsprojekts, der Denkmalpfle- wird häufig versucht, einen Gesamt- ge am Haus Schulenburger Suchort, überblick zu geben. Die Suchprojekte bewusst auf ein Objekt gefallen, das und insbesondere das Haus Schulen- sich nicht auf dem unmittelbaren burger Suchort sind dabei nur kleine Museumsgelände befindet, aber Episoden. Sie stehen deshalb natur- trotzdem zum Rammelsberger Berg- gemäß im Schatten der anderen Berg- werk gehört, beziehungsweise gehört werksfacetten. Hier soll nun die Gele- hat. Ein zweites Kriterium für diese genheit genutzt werden, etwas detail- Wahl war der Wunsch einiger unserer lierter über das Haus Schulenburger aktiven Vereinsmitglieder nach berg- Suchort und die Rahmenbedingungen männischer Betätigung. seiner Entwicklung zu berichten.

10 2 Geographie und Geologie Diese Gesteinsschichten wurden bereits in der Zeit des Mittel- und Das Haus Schulenburger Suchort Unterdevons (vor ungefähr 380 Milli- ist ein Stollen, der sich am Nordhang onen Jahren) als Sedimente abgelagert. des Herzberges auf 410 m NN befin- Seitdem sind sie abgesunken, verfes- det. (Zum Vergleich: Die Werkstraße tigt, vielfach gefaltet, verworfen und unseres Museums liegt auf 330 m NN wieder gehoben worden. Eine zwei- und der Goslarer Markt auf 265 m te Gemeinsamkeit beider Berge ist, NN. dass es sowohl im Rammelsberg als auch im Herzberg Blei-, Zink-, Kupfer- Die direkte Entfernung vom oberen und Silbererze gibt. Unterschiedlich Parkplatz unseres Museums zum Haus ist aber die Art der Erzvorkommen. Schulenburger Suchort beträgt etwa Unterschieden werden Erzlager und 750 m. Der Weg führt allerdings um Erzgänge. den Herzberger Teich herum und ist deshalb länger. Sowohl der Rammels- Die abbauwürdigen Erze des Ram- berg als auch der Herzberg bestehen melsbergs waren Erzlager. Sie hatten aus Wissenbacher Schiefer mit schräg sich zu derselben Zeit gebildet, wie darüber liegendem Kahleberg-Sand- die Tonschichten, aus denen später das stein (s. Abb. 2.a). umgebende Schiefergestein entstand.

Abbildung 2.a: Lage des Haus Schulenburger Suchorts und prinzipiel- ler Aufbau des Herz- und Rammelsbergs aus Wis- senbacher Schiefer und Kahleberg-Sandstein

11 relativ dünnen Erzschlammschichten, verfestigte sich dann im Laufe der Jahrmillionen zu Tonschiefer bezie- hungsweise Erz und wurde schließlich durch tektonische Bewegungen geho- ben und durch Erosion zum Teil freige- legt (Altes Lager).

Bei den Erzvorkommen des Herz- bergs handelt es sich dagegen um Erz- gänge. Die Gänge im Herzberg passen hinsichtlich ihrer Bildungsart und -zeit, Form und Zusammensetzung zu den Oberharzer Gangerzlagerstätten, nicht aber zu den Erzlagern des Rammels- bergs. Sie waren im Karbon, das heißt etwa 100 Millionen Jahren später als Abbildung 2.b: Schema Erzlagerbildung die Rammelsberger Erzlager entstan- im Rammelsberg den. Wie am Rammelsberg war auch im Bereich des heutigen Herzberges Das Erz und der Ton waren ursprüng- aus den mitteldevonischen schlammi- lich waagerechte oder leicht geneigte gen Tonablagerungen zwischenzeitlich Schlammablagerungen in einem seich- festes Schiefergestein geworden. Es ten Meer. Die Metalle kamen in Form hatte durch mechanische Beanspru- wässriger Lösungen aus tieferen Erd- chungen Klüfte bekommen. Sie wur- schichten, stiegen durch Gesteinsrisse den von Flüssigkeiten, Dämpfen und auf, gelangten am Meeresboden ins Gasen durchströmt. Dabei schieden Meerwasser, setzten sich auf dem Mee- sich auf den Kluftflächen Mineralien resboden als Schlamm ab und bildeten ab, vergleichbar mit Kalkablagerungen dort große flache Linsen. Die Erz- in Wasserrohren (s. Abb. 2.c). mächtigkeit betrug bis zu zehn Meter und der Durchmesser etwa fünfhundert Diese mit Mineralien gefüllten Klüf- Meter (s. Abb. 2.b). te werden als Gänge bezeichnet. Nur relativ selten sind darin Metalle ent- Der sich gleichzeitig aus dem Meer- halten, die für eine bergmännische wasser absetzende Tonschlamm war Gewinnung interessant sein könnten. vorher von Flüssen ins Meer gespült Gewöhnlich sind diese Gänge am worden. Seine Mächtigkeit beträgt in Herzberg nur wenige Zentimeter bis dem Gebiet, zu dem der Rammelsberg Dezimeter dick und unterscheiden sich und der Herzberg gehören, mehrere hun- schon allein dadurch von den mehrere dert Meter. Das ganze Paket, bestehend Meter mächtigen Erzlagern des Ram- aus den sehr mächtigen Tonschlamm- melsbergs. Erzgänge haben auch die schichten und den darin eingebetteten Eigenart, ab und an in ihrem Verlauf

12 Abbildung 2.c: Schema Bildung von Erzgängen im Herzberg aufzuscharen (sich in Trümer oder Tru- Herzberg intensiv betriebene Suche me aufzuspalten), das heißt, dass aus nach Erzen. einem Gang mehrere parallele Gänge entstehen, die dann in ihrem weiteren Ein wesentlicher Antrieb für die Verlauf wieder zusammenführen kön- Riss- und Kluftbildung, die wiederum nen. Aufscharungen sind besonders eine Voraussetzung für die Erzgang- erzhöffig und deshalb ein Ziel der bildung ist, ist ein hoher Innendruck Such- und Erkundungsprojekte gewe- im oberen Rissbereich und ein ver- sen. Eine typische Aufscharung ist gleichsweise geringer Druck im umge- im Herzberg zu finden. Sie beginnt benden Gestein. Bezeichnet werden am Westufer der Herzberger Teichs kann dieser Vorgang in Anlehnung an und zieht sich bis ins Gosetal. Das das in der Erdöl- und Erdgasförderung war auch einer der Gründe für die am übliche Verfahren als natürlicher Frac.

13 /EIC 2011/ Die Erkenntnisse über die- etwa fünfzig Bar notwendig. Zusätzlich se Zusammenhänge sind relativ neu müssen die Pumpen den Druck erzeu- und sollen deshalb etwas ausführlicher gen, der das eigentliche Aufreißen des beschrieben werden. Gesteins bewirkt.

Beim technischen Frac wird von der Der Prozess des natürlichen Fracs Erdoberfläche Wasser durch Bohrlöcher könnte in Anlehnung an Artesische hinunter in das aufzureißende Gestein Brunnen erklärt werden. Die Verhält- gepumpt, um Risse zu erzeugen, fort- nisse sind ähnlich, nur dass das Was- schreiten zu lassen und aufzuweiten. ser nicht aus tieferen Gebirgsberei- Dafür sind große Pumpen notwendig, chen heraus gepresst wird und durch denn sie müssen den Druck aufbringen, einen Brunnen beziehungsweise ein der unten im Bohrloch herrscht, abzüg- Bohrloch nach übertage gelangt. Beim lich des Drucks, den die Wassersäule natürlichen Frac ist der Weg zur Erd- im Bohrloch von sich aus durch ihr oberfläche versperrt. Der Wasserdruck Eigengewicht erzeugt. Pro Kilometer versucht sich trotzdem einen Weg nach Bohrlochtiefe ist ein Pumpendruck von oben zu bahnen und reißt das Gestein auf.

Erfahrungsgemäß beträgt die Druck- differenz, bei der ein Riss weiter wächst, nur einige Bar bis etwa hundert Bar. Beim natürlichen Frac kann sich dieser Fracdruck ohne menschliches Zutun einstellen, wenn der Dichteunterschied zwischen Gestein (etwa 2 t/m3) und Fluiden, die sich in den Gesteinsrissen und Klüften befinden (etwa 1 t/m3 bei Wasser), dafür ausreicht (s. Abb. 2.d). Bei Gasen und Dämpfen tritt dieser Effekt sogar noch früher ein, denn die Dichte von Gasen ist gewöhnlich viel geringer als die von Flüssigkeiten.

Risse suchen sich den Weg des geringsten Widerstands. Die Hori- zontalspannung im Gebirge ist erfah- rungsgemäß deutlich geringer als der Gebirgsdruck, der aus der Auflast des darüber anstehenden Gebirges entsteht. Abbildung 2.d: Druckverhältnisse in Erklärbar ist das durch die Gewölbe- einer Kluft und im umgebenden Gebir- wirkung des natürlichen Gebirgsver- ge bands.

14 Die Öffnungsweite oder Rissdicke nimmt deshalb bevorzugt in horizonta- ler Richtung zu. Die Rissspitze wandert nach oben. Risse und Klüfte stehen deshalb bei ihrer Bildung fast immer nahezu senkrecht im Gebirge. Anders ausgedrückt übertragen die Fluide den Druck aus den tieferen Gesteinsschich- ten zum oberen Riss-Ende. Wenn dann noch das umgebende Gestein anfällig ist für Fracs, kommt es zum Rissfort- schritt, bei dem die Rissspitze nach oben wandert (s. Abb. 2.e).

Das Aufreißen geschieht allerdings nicht kontinuierlich. Ist der Riss ein Stück aufwärts gelaufen, wird sein Volumen dadurch größer und der Innendruck baut sich im gesamten Riss ab. In seinem unteren Bereich kann der Druck so gering werden, dass der Riss dort zusammen gedrückt wird. Der Innendruck stellt sich wie- Abbildung 2.e: Natürlicher Frac, der auf den Druck ein, der in mitt- Druckverhältnisse in der Kluft und im lerer Höhe im umgebenden Gestein umgebenden Gebirge herrscht. Er wächst am oberen Ris- sende, so dass er dort höher ist als der • wenn der Riss eine Schicht erreicht Gebirgsdruck. Dadurch kann der Riss hat, die aufgrund ihrer geomecha- dort wieder fortschreiten. Es entsteht nischen Eigenschaften ein weiteres ein schrittweiser Prozess, der erst zu Risswachstum verhindert. Ende ist, Der offene Kluftabschnitt wandert • wenn der Riss die Erdoberfläche somit allmählich aufwärts. Der wie- erreicht hat oder der geschlossene Riss kann von unten • wenn der Druck durch Nieder- erneut geöffnet und mit Fluid gefüllt schlagen vormals dampfförmiger werden, sobald sich im Rissabschnitt Bestandteile nicht mehr hoch genug darunter wieder ein genügend großer ist beziehungsweise die Fluide zu Fluiddruck aufgebaut hat. Im Rhyth- weit abgekühlt worden sind oder mus des durchwandernden Kluftöffnens • wenn der Riss in poröses undichtes und -schließens ändern sich auch die Umgebungsgestein vorgedrungen ist Bedingungen für das Ausscheiden von und die Fluide aus dem Riss in das Mineralien (Druck, Temperatur, Mine- Gebirge entweichen können oder ralienzufuhr). Das bewirkt, neben der

15 unterschiedlichen Mineralfracht im Flu- te und die wiederum hängt ab von der id, die für Erzgänge typischen Bände- Aufreißbarkeit des Gesteins, von sei- rungen der Mineralienabscheidungen. ner Elastizität, Plastizität, Brüchigkeit, Sprödigkeit, Homogenität und vielen Die Zufuhr der Mineralien kann auf anderen geomechanischen und geophy- unterschiedliche Art erfolgen. In den sikalischen Eigenschaften. Im Ober- vergangenen Jahrhunderten ging die harz handelt es sich beim umgebenden Lehrmeinung davon aus, dass die Klüf- Gestein um Grauwacke. Das sind was- te aus einem viel tiefer liegenden „Erz- serundurchlässige Sandsteine unter- spender“ mit Fluiden versorgt wurden. schiedlicher Zusammensetzung. Auch Das wird bestimmt in einigen Fällen so die Herzberger Erzgänge durchziehen sein. Bei durchlässigem umgebenden vor allem Sandsteinpartien. Allerdings Gebirge werden aber auch Minerallö- handelt es sich hier um Kahleberg- sungen aus dem umgebenden Gebirge Sandstein. /EIC 2012/ in die Kluft diffundieren. Das kommt besonders dann vor, wenn der Druck Sandsteine, bei denen die Horizon- in der Kluft geringer ist als im umge- talspannungen relativ zu den Verti- benden Gebirge. Das kann schon allein kalspannungen klein und die Homo- durch Höhenunterschiede der Gelän- genität groß sind, reißen relativ gut deoberfläche passieren. Dann kommt und geradlinig auf und bilden stabile es untertage zu Grundwasserfließbe- Klüfte. Im Schiefer behindern dagegen wegungen vom höher liegenden umge- die Schieferungs- und Schichtungsflä- benden Gebirge zur Kluft oder von chen die Rissausbreitung. Hier sind die der Kluft hangabwärts in das Gebirge. mechanischen Eigenschaften parallel Damit kann eine erhebliche Minerali- und rechtwinklig zu den Flächen sehr enzufuhr einhergehen. unterschiedlich. Sobald die Schiefe- rungsflächen nicht parallel zur span- Und es gibt innerhalb großflächiger nungsbedingten Rissausbreitung lie- Klüfte auf- und absteigen Fluide, wie gen, und das ist in den weitaus meisten im Heizkreislauf von Zentralheizungen. Fällen so, dann „zackt“ der Riss. In unteren wärmeren Gebirgsbereichen werden die Fluide erwärmt und steigen Die Risse öffnen sich deshalb im auf. In den oberen kälteren Bereichen Schiefer nicht so weit und über so große kühlen sie ab und fließen wieder nach Längen, wie im undurchlässigen Sand- unten. Dadurch treten an bestimm- stein. Im Herzberg und Rammelsberg ten Stellen der Klüfte Lösungsvorgän- weisen die Gänge in den Bereichen, die ge auf, in anderen Bereichen Abla- aus Schiefer bestehen, deshalb nicht die gerungsvorgänge. Das Resultat sind Mächtigkeit auf, wie in der Oberharzer stellenweise Ablagerungen mit hohen Grauwacke und im Kahleberg-Sand- Mineralkonzentrationen. stein. Dazu kommt, dass die Schiefer- und Sandsteinschichten im Herz- und Entscheidend dafür ist in jedem Fall Rammelsberg nicht scharf voneinander die Größe und Öffnungsweite der Klüf- abgegrenzt sind. Stattdessen gibt es

16 Übergangsbereiche mit Schiefer-Sand- zung zwischen beiden Gesteinsarten stein-Wechsellagerungen. gab es zu dieser Zeit noch nicht.

Am Herzberg wurde als entscheiden- Ein anderes in dem Bergamtsproto- des Kriterium für die Erzsuche betrach- koll genanntes Kriterium für die Ein- tet, dass das umgebende Gestein Schie- stellung der Vortriebsarbeiten war, dass fer sein müsse, denn das war bei den unter „steilen“ Bergkuppen in der Regel Erzlagern im Rammelsberg so beob- keine Gänge zu finden seien. 1785 hieß achtet worden. Man war sich nicht über es dazu, dass mit dem Haus Schulen- den Unterschied zwischen Erzlagern burger Suchort die Gegend erreicht und Erzgängen im Klaren und auch worden sei, in der der Berg anfängt, nicht darüber, dass es sich bei den im sehr steil zu werden und deshalb nicht Herzberg gefundenen Erzen nicht um weiter betrieben werden sollte. /WBÜ Erzlager, sondern um Erzgänge gehan- 1783/ Eine Erklärung für dieses Mei- delt hatte. nung könnte sein, dass das Gestein unter steilen Bergkuppen der Verwitte- Das hatte dazu geführt, dass der rung stärker widerstanden hatte, als in Stollenvortrieb im Haus Schulenburger den Tälern, in denen sich die Bachläufe Suchort nach Erreichen des Schiefer- aufgrund von dort vorhandenen Klüften Sandstein-Übergangs eingestellt wur- und Schwächezonen besser einschnei- de. Als zweites Kriterium dafür wur- den konnten. Eine andere Erklärung de betrachtet, dass die Streichrichtung dafür könnte sein, dass an Berghängen vom Alten Lager (damals als „Liegen- der unterirdische Zustrom von Wasser des und Hangendes Trum“ bezeichnet) zu offenen Klüften besonders groß ist mit dem Haus Schulenburger Suchort und dadurch mitgeführte Mineralien in erreicht beziehungsweise deutlich die Klüfte gelangen und Gänge bilden überschritten war. Der Stollenvortrieb können. Unter Bergkuppen war das wurde auch deshalb eingestellt. nicht so ausgeprägt. /VAN 1900/

Dabei wurde allerdings eine gewisse Mit dem Erreichen des steileren Unschärfe einkalkuliert, beispielswei- Berghangs wurde jedenfalls die Hoff- se, als der Stollen 1785 noch einmal um nung aufgegeben, mit dem weiteren 13 m verlängert worden war. Man ging Stollenvortrieb im Haus Schulenbur- davon aus, dass sich der Verlauf der ger Suchort vererzte Gänge zu fin- Flächen wahrscheinlich nicht geradli- den. Stattdessen wurde vom Stollen nig fortsetzt und vergrößerte den Ziel- ein Querschlag in Richtung der Grube bereich um einige Meter. Als aber auch Weißer Hirsch begonnen. Als Abzweig- der deutlich überschritten war, wurde punkt wurde die Stelle gewählt, an der der Vortrieb endgültig eingestellt. Die mit dem Stollen das Erztrum des Weiße angetroffenen Kahleberg-Sandstein- Hirscher Gangs angetroffen worden schichten wurden damals übrigens als war, das auch übertage untersucht wor- feste Grauwacke beschrieben. Eine fes- den war. Dieses Gangtrum bestand in te Definition beziehungsweise Abgren- der ganzen Länge aus schmalen Kup-

17 fererztrümern, stellenweise auch aus Bleierzen. Es wurde aber im Allgemei- nen als nicht bauwürdig eingeschätzt.

Ein weiterer Anhaltspunkt für die Gangsuche war die Form der Erdober- fläche. Am Herzberg gibt es schwach ausgeprägte, den Abhang hinab verlau- fende rinnenartige Vertiefungen, wie zum Beispiel Abbildung 2.f: Täler des Herzbergs • die Ascharre, früher auch St. Annen- tal genannt, verläuft vom Forsthaus diese Geländevertiefungen auch auf zur Grube Weißer Hirsch und weiter Risse und Gänge hinweisen können, Richtung Bergkuppe (2), die dort das Gestein durchziehen und • das Tal von den Goseterrassen der Erosion Angriffspunkte bieten. hinauf zum Haus Schulenburger Suchort und weiter Richtung Berg- Diesen Zusammenhang zwischen kuppe (3), Geländemorphologie und zu vermuten- • das Christofstal (4) von den Gose- den Gängen hat schon Agricola allge- wasserfällen hinauf Richtung Berg- mein beschrieben. Es kann also davon kuppe (auch Christoffsthal oder ausgegangen werden, dass auch die Christoffelsthal genannt, befindet Goslarer Bergleute recht früh davon sich am Westhang des Herzbergs / wussten. Sie gingen deshalb gezielt GRU 1960a/), diesen Oberflächenvertiefungen des • die Steinerne Gleye (5), etwas süd- Herzbergs und besonders den dabei lich vom Christofstal und gefundenen Erzgängen nach. • das Schnakental (6), das den Herz- berg im Südsüdwesten gegen den Über die Erzbildung gab es in frühe- Schleifsteinsberg begrenzt (s. Abb. ren Jahrhunderten die unterschiedlichs- 2.f und 3.2.b). ten Theorien. Und, als ob die Natur den Streit unter den Geologen noch weiter Diese Geländevertiefungen haben anheizen wollte, gibt es auch im Ram- sich gebildet, weil dort das bis an melsberg Erzgänge. Sie führen bis in den die Erdoberfläche anstehende Gestein Herzberg, wie beispielsweise der Weiße einen geringeren Widerstand gegen Hirscher Gang, der Feuergezäher Gang Erosion hat. Es verwittert dort relativ und der Kindertaler Gang. Gegenüber schnell und wird hangabwärts weg- den Erzlagern waren sie zwar von unter- transportiert. Das kann zwar auch mit geordneter wirtschaftlicher Bedeutung. der Schieferungsrichtung oder mit dort Irritationen entstanden aber vor allem vorkommenden weicheren Minerali- durch den Umstand, dass der Metallge- en zusammenhängen. Interessanter ist halt und die Minerale in den Erzlagern aber in diesem Zusammenhang, dass und Erzgängen ähnlich waren.

18 Manche dieser Erzgänge durch- in einem Brief an Herzog Julius, dass schneiden die Rammelsberg Erzlager der Rammelsberg keinen streichenden sogar. Das verstärkte die Meinung, Gang, wie im Herzberg, sondern Sto- dass sich Gänge und Lager gleichzei- ckerz habe, wovon im Herzberg nichts tig gebildet hätten und dass es einen zu vermuten wäre. /BAC 1578/ Zusammenhang hinsichtlich ihrer Bil- dung geben müsse. Man versuchte des- Stock hat hierbei nichts mit dem halb, im Herzberg ähnliche Erzlager zu Verb stocken zu tun oder mit Stock- finden wie im Rammelsberg, indem die werken eines Hauses. Die Bezeichnung Erzgänge verfolgt wurden. Stock wird im Sinne von großvolumi- gem Vorrat mit großen Erstreckungen Beispielsweise wurde 1580 beim in allen drei Richtungen verwendet, Weiterteufen des Rammelsberger Bul- wie beispielsweise bei dem Begriff genschachts ein Gang angetroffen, der Salzstock. zwar richtigerweise als Fortsetzung eines im Herzberg gefundenen Gangs Wie so oft im Bergbau hätte aber gedeutet wurde. Es wurde aber nicht das Eingeständnis, eine falsche Theorie erkannt, dass er ein separates, mit den vertreten zu haben, einen Gesichts- Rammelsberger Erzlagern nicht zusam- verlust bedeutet. Das wiederum zog menhängendes Erzvorkommen ist. nach sich, unglaubwürdig zu werden und damit in anderen Bereichen der Verwirrend war auch, dass die Erzla- Betriebsplanung und -organisation an ger nicht, wie ursprünglich abgelagert, Einfluss zu verlieren. Und das war fast horizontal geblieben sind, sondern den Betreffenden die Sache nicht wert. durch tektonische Bewegungen schräg Deshalb setzte zum Beispiel von Treb- gestellt und sogar überkippt worden ra seine im Wesentlichen richtige Mei- waren. Und auch die Erzgänge sind nung nicht durch. schräg stehend und selten so steil ste- hend geblieben, wie sie zur Zeit ihrer Es blieb bei der vorherrschenden Bildung gewesen waren. Erzgänge Meinung, dass sich die geologischen und Erzlager fallen also beide mehr Verhältnisse am Rammelsberg mit Hil- oder minder stark ein. Damit ließ sich fe der Erkenntnisse aus dem Oberhar- auch in dieser Hinsicht kein deutlicher zer Gangerzbergbau erklären lassen Unterschied feststellen. und die Rammelsberger Erzlager als Erzgänge zu betrachten sind. Dem kam Im Gegensatz zu der weit verbrei- die Dominanz der damaligen Ober- teten falschen Meinung, dass Erzlager harzer Geologen entgegen, die in den und Erzgänge genetisch zusammen- Bergbaurevieren des Oberharzes unbe- hängen, kamen den leitenden Beamten stritten erfolgreich waren. des Unterharzer Bergamtes aber bereits frühzeitig Zweifel an der Richtigkeit 1694 sollte mit dem von der Ram- dieser These. So bemerkte der Zehnt- melsberger Grube Feuergezähe in ner Sander bereits am 21. April 1579 Richtung Herzberg beginnenden

19 Abbildung 2.g: Streichen von Rammelsberger Erzlagern und Herzberger Erzgängen, Daniel Wehmeyer 1784

Suchstreckenvortrieb ausdrücklich Als Beweis für einen Zusammenhang der vermeintliche „Rammelsbergische zwischen Weißem Hirscher Gangzug Hauptgang“ untersucht werden. Man und Altem Lager wurde gewertet, dass war der Meinung, damit im Herzberg die Erze auf der Halde der Grube Wei- die „Rammelsbergischen Erze wieder ßer Hirsch denen des Alten Lagers sehr zu finden“. ähnlich waren. Dagegen sprach nach Ansicht Oberbergmeister Roeders, wie Als Alternative dazu wurde das er Anfang Dezember 1795 berichtete, weitere Vortreiben des Feuergezäher dass nach siebzig Jahren Betriebsruhe Feldorts erwogen. (Ein Feldort dien- die in der Grube Weißer Hirsch unbe- te der Erkundung bereits entdeckter rührt gestandenen Wässer „nicht den Erzvorkommen, ein Suchort diente mindesten vitriolischen Geschmack“ dagegen der Suche nach bis dahin hätten. Deshalb wären diese Erze wohl unbekannten Erzvorkommen.) Es läge nicht der „Rammelsberger Art“. /BAC zwar im Streichen des Hangenden 1785/ Trums (nach heutigen Erkenntnissen ein separat entstandenes Erzlager, das Anfangs sind mit dem Feuergezäher sich dicht am Alten Lager befindet), Feldort sogar abbauwürdige Erzmäch- aber man war sich nicht sicher über tigkeiten angetroffen worden. Dabei den Zusammenhang zwischen Weiße handelte es sich nach heutigen Erkennt- Hirscher Gang und Rammelsberger nissen um die Westliche Hauptstörung, Erzlager. Vermutlich sei das „Ram- die das Alte Lager mechanisch abge- melsbergische liegende Trum“ (heute schert und dabei entlang der Störung als „Altes Lager“ bezeichnet) „dasje- Erz verschmiert hatte. Das wurde frü- nige, worauf der Weiße Hirsch baut“ her als Gang gedeutet. Bemerkt wur- (s. Abb. 2.g). de auch, dass sich die Streichrichtung

20 deutlich von der der im Herzberger und in welcher Richtung im Herzberg Suchort angetroffenen Gänge unter- nach Gängen gesucht werden sollte. schied. Man versuchte das damit zu erklären, dass sich die Streichrichtung, Hinsichtlich der Suche nach wei- wie auch bei anderen Gängen beobach- teren Erzlagern wird bis heute die tet worden war, zwischenzeitlich durch Meinung vertreten, dass die Flächen Verbiegungen ganzer Schichtenpakete der Rammelsberger Erzlager, Lager- wesentlich geändert hätte. horizont genannt, im Herzberg und darüber hinaus weiter verfolgt werden Trotzdem verordnete das Bergamt müssten. Auf diese Art war schließ- 1712, das Feuergezäher Feldort „mit lich 1859 das Neue Lager gefunden desto größerem Fleiße fortzutreiben“. worden. Es befand sich allerdings im Als Begründung wurde angegeben, Rammelsberg und damit relativ dicht dass „das Rammelsbergische Haupt- am Alten Lager. Im Falle weiter ent- streichen“ sonst nur mit zu großem fernterer Bereiche, wie zum Beispiel Aufwand erreicht werden könnte, weil im Herzberg, ist die Verfolgung dieses die Vortriebskosten anderenorts zu Lagerhorizontes schwieriger, weil er hoch wären. Bislang hätte die Vor- stark und unregelmäßig verfaltet und triebsleistung in vier Wochen nur einen vielfach verworfen ist. /EIC 2012/ Meter betragen und 16 Gulden gekos- tet, zuzüglich zwei Pfund Schwarz- Die Besonderheit der Rammelsber- pulver. Trotzdem wurde angezweifelt, ger Lagerstätte, aus wenigen sehr mas- dass es im Rammelsberge überhaupt siven Erzlagern zu bestehen und nicht „rechte Hauptgänge“ geben würde, die in viele kleine Erztrümer zergliedert „beständig ins Feld setzen“. Falls doch, zu sein, ermöglichte bis zum Ende des dann wäre man mit dem Feuergezäher 19. Jahrhunderts, mit relativ einfach Feldorte ja bereits auf dem (vermeintli- strukturierten Such- und Erkundungs- chen) Hauptgang. arbeiten auszukommen. Der Erfolg, das Neue Lager auf diese Art gefunden Abgesehen von dem eher platoni- zu haben, bestärkte auch in den Jahr- schen Streit, ob es eine Verwandt- zehnten danach die Meinung, weiterhin schaft von Rammelsberger Erzlagern so vorgehen zu können. Sie war vor und Herzberger Erzgängen gibt, ging allem auf Seiten der Betriebsbeamten es bei der Planung der Such- und und Betriebsingenieure ausgeprägt. Erkundungsprojekte eher darum, ob die bereits gefundenen Gänge im Herz- Demzufolge erkundete man neue Erz- berg bauwürdige Erzmächtigkeiten vorräte vor allem nach bergmännischen und -qualitäten erreichen können. Das Gesichtspunkten und das hieß durch schien angesichts der Oberharzer Erz- kurze Erkundungsstrecken im unmittel- bergwerke, die fast ausschließlich Erz- baren Vorfeld der bereits existierenden gänge dieser Art abbauten, und das sehr Gruben oder entlang der Gänge und Stö- erfolgreich, durchaus möglich. Es war rungen, die durch die Erzlager verliefen. aber fraglich, in welchen Bereichen Bei der Festlegung der Suchrichtungen

21 Abbildung 2.h: Riss Suchstrecken im Niveau der 7. und 12. Sohle des Erzbergwerks Rammels- berg war der geologische Fachverstand weni- men mit der des Erzbergwerks Ram- ger gefragt. Den Geologen blieb oft nur, melsberg. Zusätzlich wirkten die in den bereits aufgefahrenen Stollen, jeweiligen politischen, juristischen Strecken und Schächten die angetroffe- und wirtschaftlichen Rahmenbedin- ne Geologie aufzunehmen, auszuwerten gungen, sodass seine Geschichte in und neu zu bewerten. mancher Hinsicht eine eigene Ent- wicklung nahm. Einen großen Ein- Ging es dann aber um die Suche fluss hatten das persönliche Enga- neuer, weiter entfernt liegender Erzla- gement und die Überzeugungen der gerstätten, zum Beispiel im Herzberg, maßgeblichen Personen, zum Beispiel dann versagten die einfachen berg- der Landesherren (Herzöge), der Lei- männischen Vorstellungen. Der Ein- ter der Bergbehörden und der privaten fachheit halber wurde die Richtung der Investoren, zumal sich die Erzsuche Suchstrecken auf der 7. und 12. Sohle kaum auf gesicherte Erkenntnisse in gerader Linie vom Rammelsberg stützen konnte. Ausschlaggebend unter dem Herzberg hinweg zum Gose- waren oft subjektive Meinungen und tal und weiter bis unter den südwestlich Überzeugungen. anschließenden Berg Hohe Kehl (7. Sohle) beziehungsweise zum Steinberg Grob vereinfachend kann die (12. Sohle) gelegt (s. Abb. 2.h). Geschichte des Haus Schulenburger Suchorts gegliedert werden nach den 3 Geschichte des Haus Schu- einzelnen Jahrhunderten. Vor dem lenburger Suchorts und seiner 17. Jahrhundert gab es dort bereits Nachbargruben Such- und Erkundungsprojekte, aller- dings noch nicht unter dem Namen Die Geschichte des Haus Schulen- Schulenburg. Sie lassen sich aufgrund burger Suchorts hängt eng zusam- fehlender Archivunterlagen und noch

22 Abbildung 3: Zeitlicher Verlauf der Such- und Erkundungsprojekte am Herzberg 1680 bis 1800 und korrespondierende Projekte am Rammels- berg

Es bedeuten: Pfeile Umsetzungen der Bergleute von einem Projekt zu einem unmittelbar anschließenden FD Grube Fräulein Dorothea WH Grube Weißer Hirsch beziehungsweise Vorgängergrube St. Anna HSS Haus Schulenburger Suchort SuO Herzberger Suchort (Endlänge einschließlich Querschlag 426 m) Sto Herzberger Stollen (Endlänge 79 m) SfS Schurfer Suchort (Endlänge 116 m) Scht Schurfer Schacht (Endteufe 44 m) Ost Suchstrecken im Osten des Alten Lagers FiF Finkenflucht Tgbr Suchort nach dem Großen Tagebruch (Endlänge 224 m) ausstehender Felduntersuchungen an Namen. Im 19. Jahrhundert wurden den Herzberger Pingen, Stollen und Überlegungen angestellt, das Haus Schächten noch nicht näher beschrei- Schulenburger Suchort noch einmal ben. Es scheinen aber zum Teil direkte zu aktivieren, jedoch ohne dass das zu Vorgänger am selben Ort gewesen zu nennenswerte Arbeiten geführt hätte. sein, deren untertägige Bauwerke spä- Im 20. Jahrhundert wurde das Stollen- ter nachgenutzt wurden. mundloch durch Sprengung verschlos- sen und im 21. Jahrhundert wieder Im 17. und 18. Jahrhundert fand geöffnet. der Vortrieb in dem Stollen statt, der heute als Haus Schulenburger Suchort Bei der zeitlichen Zusammenstellung bekannt ist, ab Ende des 17. Jahr- aller Herzberger Such- und Erkun- hunderts auch schon unter diesem dungsprojekte (s. Abb. 3) fällt auf, dass

23 sie unabhängig davon, ob sie staatlich noch bauwürdige Erzgänge zu finden. oder privat finanziert waren, nur sel- Im Oberharzer Gangerzbergbau war ten länger als zehn Jahre dauerten. das oft erfolgreich der Fall gewesen, Oft wurde nach einer Unterbrechung warum also nicht auch im nur wenige von einigen Jahren oder Jahrzehnten Kilometer entfernt liegenden Unter- am selben Ort eine erneute Such- und harz? Oft wurden die vorhandenen Erkundungskampagne gestartet. Das Stollen weiter vorgetrieben oder die scheint verwunderlich zu sein, lag alten Schächte weitergeteuft. Daneben aber in der Natur der Sache. Wie wir wurden aber auch gänzlich neue Such- heute wissen, enthielten die im Herz- standorte gewählt. berg untersuchten Gänge keine Erze, die hinsichtlich ihrer Metallgehalte, 3.1 Bis zum 16. Jahrhundert Mächtigkeit und Erstreckung für eine lukrative und dauerhafte Erzförderung Das Haus Schulenburger Suchort ist ausreichend gewesen wären. zwar erst Ende des 17. Jahrhunderts begonnen worden, aber seine Geschich- Die Finanziers, seien es nun die te lässt sich besser verstehen, wenn herzogliche Kammerverwaltung, oder auch die Geschichte seiner Vorgän- Gewerke (privatwirtschaftliche Gru- gerprojekte betrachtet wird. Bergbau benanteilseigner, die Gruppe aller und damit auch die Suche und Erkun- Eigentümer einer Grube hieß Gewerk- dung von Erzvorkommen wird es am schaft und deren Anteilsscheine Kuxe), Rammelsberg und am Herzberg schon knüpften große Erwartungen an die vor mehr als tausend Jahren gegeben Projekte, hatten aber nur begrenzt haben. Vom 11. bis 13. Jahrhundert hat- Geduld. War sie erschöpft, beziehungs- te der Rammelsberger Erzabbau bereits weise ein finanzielles Limit überschrit- eine Blütephase erlebt. ten, und das war meist schon nach wenigen Jahren der Fall, dann stellten Zum Verständnis der wirtschaftli- sie die Zahlungen ein und das Projekt chen und politischen Verhältnisse der lief aus. damaligen Zeit ist es wichtig, die han- delnden Akteure zu kennen. Bergbau War ein Versuchsbergwerk einge- auf Bunt- und Edelmetalle gehörte zu stellt worden, dann verblassten im den Regalrechten, war also dem König Laufe der Jahre die Erinnerungen beziehungsweise Kaiser vorbehalten. an die Probleme, die zur Einstellung War diese Zentralgewalt schwach, wie der Suchprojekte geführt hatten. Das es in Deutschland im Spätmittelalter der Studium der Archivakten blieb den Fall war, dann nahmen sich die jeweili- Bergbeamten vorbehalten, die sich gen Landesherren dieses Recht. Bereits aber auch nur selten damit beschäf- 1235 waren die königlichen Rechte über tigten. Erhalten blieb die Hoffnung, bei den Harzer Bergbau mit der Reichsfürs- einem erneuten Versuch mit frischem tenbelehnung König Otto des Kindes Kapital, neuen Methoden und verän- an das Fürstengeschlecht der Welfen derten Suchrichtungen vielleicht doch übergegangen. /HEC 2009/

24 In Zeiten, als auch sie zu schwach jemand in Goslar wohnte. Alle, die waren, Bergbau zu betreiben, oder aus nicht abgewandert waren, hatten ein anderen Gründen kein Interesse daran zu hohes Alter erreicht, um noch in hatten, gaben sie dieses Recht weiter. den Gruben arbeiten zu können. Bei Bereits seit dem 13. Jahrhundert hatte Versuchen, wieder Gruben in Betrieb die Stadt Goslar begonnen, wichti- zu nehmen, fehlte es dann an fach- und ge Verfügungsmöglichkeiten über die ortskundigen Bergleuten. Produktion der Gruben und Hütten zu übernehmen. Mitte des 14. Jahrhun- Im 15. Jahrhundert muss wieder eine derts kam der Harzer Bergbau jedoch überregionale Nachfrage nach Bunt- fast völlig zum Erliegen. Die Gründe metallen eingesetzt haben. Das zeigt dafür waren vielfältig. Es häuften sich sich daran, dass die damaligen alten bergbautechnische Probleme. Die Pest Rammelsberger Bergwerkshalden, die dezimierte die Belegschaft. Für die sich an den Schächten aus vormals notwendigen Investitionen fehlte das nicht verwertbarem Haufwerk gebildet Kapital. Die allgemeine wirtschaftliche hatten, wieder aufgearbeitet, das heißt Lage Mitteleuropas war schlecht. Dazu noch einmal nach Erz durchsucht wur- kam ein Brennstoff- und Bauholzman- den. Aus den wertlosen Rückständen gel durch die Übernutzung der Wälder. entstanden neue Halden, die übrigens Die Belegschaft wanderte ab, als die noch heute an der Straße zum Malter- Verdienstmöglichkeiten geringer wur- meister Turm zu sehen sind. den, beziehungsweise keine Möglich- keiten bestanden, in den Gruben zu Erhalten geblieben sein wird die arbeiten. Erinnerung an die in früheren Berg- bauperioden erwirtschafteten großen Ähnlich verhielt es sich mit den Ver- Gewinne und die Hoffnung, diesen hüttungsbetrieben. Bei ihnen handelte Bergbau wiederbeleben zu können. es sich damals allerdings noch nicht Es fanden sich deshalb immer wieder um Gebäude, die längere Stillstandzei- Unternehmer, die am Rammelsberg ten überdauern konnten, sondern um oder in seiner Umgebung Erzbergbau saisonal betriebene Wanderbetriebe, und -verhüttung betreiben und sich die jedes Jahr an einem anderen Ort mit der Weiterverarbeitung der Metalle neu aufgebaut werden konnten. Wie bei oder dem Metallhandel beschäftigen den Bergleuten handelte es sich auch wollten, allen voran Goslarer Bürger. bei ihnen um Fachleute, die bereits Sie nutzten, vertreten durch die Stadt- nach wenigen Jahrzehnten Betriebsru- verwaltung, die folgenden Jahrzehnte, he abgewandert waren. um die bis dahin von Adeligen, Klös- tern und anderen Städten gehaltenen War der Bergbau am Rammelsberg Grubenanteile günstig zu erwerben. erst einmal zum Erliegen gekommen, /HAU 2004/ wird es nur wenige Jahre bis höchstens Jahrzehnte gedauert haben, bis von der Sie betrieben im 15. Jahrhundert ehemaligen Belegschaft kaum noch einen immensen Aufwand, um die

25 abgesoffenen und verfallenen Ram- Bekannt gewesen waren die Herz- melsberger Gruben zu sümpfen und berger Erzvorkommen schon seit län- wieder in Betrieb zu nehmen. Aus gerer Zeit, denn die Erzgänge gingen eigener Kraft war ihnen das jedoch nach übertage aus und waren relativ nicht möglich. Sie nahmen deshalb einfach zu finden. Die im Rammels- auswärtige Bergbauunternehmer unter berg arbeitenden Bergleute werden Vertrag, die sowohl Bergleute aus spätestens, als sie im Rammelsberg anderen Bergbaurevieren mitbrach- nicht mehr arbeiten konnten, die nähe- ten, als auch technisches Know How re Umgebung untersucht und dabei am sowie Geschäftsverbindungen und das Herzberg fündig geworden sein. Auf notwendige Startkapital. Die erteilten einer der ältesten erhalten gebliebe- Aufträge betrafen das Sümpfen der nen Landkarten Goslars steht bereits ersoffenen Gruben, die Wiederaufnah- das Wort „Erz“ am Herzberg (s. Abb. me der Erzförderung und die Erzver- 3.1). hüttung. Die ältesten erhalten gebliebenen Es blieb jedoch bis zum Ende des schriftlichen Belege über Schurfar- Jahrhunderts fraglich, ob die Ram- beiten am Herzberg sollen aus dem melsberger Gruben zu reaktivieren sein Jahr 1488 stammen. /BOR 1930/ Die würden. Jahrzehntelang schlugen die von Wilhelm Bornhardt angegebenen Versuche fehl. Da lag es nahe, auch „ungeordneten Goslarer Akten“ haben in der Umgebung des Rammelsbergs sich allerdings bis heute noch nicht abbauwürdige Erze zu suchen, zum wiederfinden lassen. Bornhardt hat Beispiel am Herzberg. Die Verträ- auch nicht erwähnt, ob in den Akten ge zwischen Stadt und Fremdfirmen beschrieben wird, wo, in welcher betrafen deshalb neben dem Bergbau Form und durch wen die Schurfarbei- im Rammelsberg, ausdrücklich auch ten betrieben worden waren. den im Herzberg.

Abbildung 3.1: Hinweis auf Erz im Herzberg, Ausschnitt aus einer Landkarte um 1530 / GSA 1530/

26 3.2 Das 16. Jahrhundert

Mit der Wiederinbetriebnahme der Rammelsberger Gruben durch die Stadt Goslar begann auch wie- der eine verstärkte Suche und Erkun- dung am Herzberg. Dafür wurde von der Stadt das kaiserliche Forstgebiet, zu dem auch der Herzberg gehörte, in Anspruch genommen. Bornhardt erwähnt, dass 1506 der Rat der Stadt Goslarer Bürger mit Bergbaurechten im Goslarer Stadtforstgebiet belehnt hat, wobei es fraglich erscheint, ob die Stadt dazu überhaupt berechtigt war. Bis 1510 haben die Belehnten 6.000 Gulden in die Herzberger Suchpro- Abbildung 3.2.a: Herzog Heinrich der jekte investiert. Sie scheinen bis 1519 Jüngere /FÜR 1990/ gelaufen und dann wegen Wasserhal- tungsproblemen eingestellt worden zu Das Recht, in Goslar Bergbau zu sein. /BOR 1930/ betreiben, musste er sich allerdings gegen den Willen der Stadt mit militä- Auch die Welfischen Herzöge rischen Mitteln zurückholen. Sie hatte begannen, nachdem sie ihre Macht erhebliche finanzielle Mittel in den gefestigt hatten, sich wieder für die Rammelsberg investiert und wollte nun Unterstützung der heimischen Wirt- auch davon profitieren. schaft und speziell für den Bergbau am Rammelsberg und Herzberg zu Bereits 1515 und 1522 hatte der Her- interessieren. Hauptsächlich ging es zog trotz Einspruch der Stadt Goslar ihnen um den Gewinn, der sich aus am Herzberg Such- und Erkundungs- dem Metallhandel erzielen ließ. projekte beginnen lassen. Sie scheiter- ten aber, wie die der Stadt, an Wasser- Herzog Heinrich I. („der Ältere“), haltungsproblemen. Möglicherweise bis 1514 Landesherr von Braun- wurden sie aber auch wegen der ange- schweig-Wolfenbüttel, fand, wie seine spannten Situation zwischen Herzog Vorgänger, noch nicht die Möglich- und Stadt zeitweise eingestellt. keit, Goslar zur Rückgabe des Ram- melsbergs zu veranlassen beziehungs- 1524 wurden die Such- und Erkun- weise den Bergbau für sich in Betrieb dungsarbeiten am Herzberg auf aus- zu nehmen, aber sein Sohn Herzog drücklichen Wunsch des Herzogs wie- Heinrich II. (der Jüngere), bis 1568 der begonnen. Er engagierte dafür den Braunschweig-Wolfenbütteler Lan- Grafen von Schligk, einen in Berg- desherr (s. Abb. 3.2.a). bauangelegenheiten sehr erfahrener

27 Unternehmer aus dem Erzgebirge. Die be des Rammelsbergs an den Herzog zweite in diesem Zusammenhang zu festschrieb, ließ er wieder Bergbauver- erwähnende Persönlichkeit ist der vom suche am Herzberg durchführen. Als Herzog für das Harzer Bergbaurevier Rechtsform wählte er Gewerkschaften. ernannte Berghauptmann Wolf Sturz. /DEN 1979/ 1553 wurde für den Herzberg ein Stollenvortrieb erwähnt. Ein dabei Die Arbeiten am Herzberg erregten gefundenes Erzstück erhielt der Herzog sofort den Unwillen der Stadt Goslar, als Beleg für die Bauwürdigkeit dieser zumal sie sich noch immer in militäri- Grube. 1555 schrieb ihm der Berg- schen Auseinandersetzungen mit dem voigt, dass dort „unter einem Schacht“ Herzog befand, die in engem Zusam- Erze gefunden worden wären. 1562 ist menhang mit dem Schmalkaldischen im „Christoffelsthal des Herzbergs“ Krieg standen. Einige Nachbarstäd- ein Suchprojekt aufgenommen worden, te versuchten, die Angelegenheit als das 1567 nochmals Erwähnung fand (s. Mediatoren „in der Güte“ beizulegen. Abb. 2.f und 3.2.b) Aus den Akten ist nicht ersichtlich, ob sie damit Erfolg gehabt haben und wie 1565 wurde die Zeche „Glückliche die Einigung ausgesehen haben könnte. Hoffnung“ begonnen. Dort fand man Es ist nichts über unmittelbar anschlie- einen Kupfererzgang von ungefähr 25 ßende weitere Projekte des Herzogs am cm Mächtigkeit, die aber nach der Herzberg bekannt. Teufe hin abnahm. Der Gang endete auch schon nach sechs Metern Länge. Erst 1552, nach Abschluss des Rie- 1570 „hatten die bauenden Gewerken chenberger Vertrages, der die Überga- Kupfererz und ettliches Kupfer davon

Abbildung 3.2.b: Täler des Herzbergs, Aus- schnitt aus einer Land- karte aus „Die Flurna- men in der Stadtforst Goslar, /GRU 1960a/

28 gemacht“. Zu dieser Zeit soll es am Friedrich Achaz von der Schulenburg- Herzberg auch Bergbauversuche durch Hehlen (s. Kap. Der Name Haus Schu- Bergleute aus dem Mansfelder Berg- lenburger Suchort, Abb. Schbg.7). baurevier gegeben haben, jedoch hätten sich die Gänge „verdrücket, kluftweise Fritz von der Schulenburg hatte verfallen, zertheilet und abgeschnit- die ersten beiden Jahre direkt an der ten“. /SPE 1979/, /BAC 1700/ Führung des Unter- und Oberharzer Bergbaus mitgewirkt, dann aber die Der Sohn und Nachfolger von Her- Geschäfte weitgehend dem sehr fähi- zog Heinrich II., Herzog Julius (s. Abb. gen und engagierten Oberverwalter 3.2.c), war bis 1589 der Braunschweig- Christof Sander überlassen, der diesbe- Wolfenbütteler Landesherr. Er behielt züglich in regelmäßigem und direktem den von seinem Vater bezüglich der Kontakt zu Herzog Julius stand. Suche und Erkundung eingeschlagenen Weg bei. Bereits 1569 gründete Herzog Juli- us eine Gewerkschaft, die sich spezi- ell mit der Suche und Erkundung am Herzberg beschäftigen sollte. Bis 1573 hatte er 275 Gewerke angeworben. Sie haben die für damalige Verhältnisse gewaltige Summe von 40.100 Thalern aufgebracht.

Am Herzberg stellte sich aber nicht sofort ein greifbarer wirtschaftlicher Erfolg ein. Dagegen wurde gleichzeitig in der Lautenthaler Grube St. Jacobs Stollen Erz von hoher Qualität und Menge gefunden (zwei Loth Silber und 66 Pfund Blei im Zentner Erz, das entspricht ungefähr 660 kg Blei und 625 g Silber pro Tonne Erz). Das hat die Gewerkschaft bewogen, „darauf- hin oben gedachte Summe ... alda zu Abbildung 3.2.c: Herzog Julius /KRA employiren“. 2006/ Im Jahre 1572 wurde am Herzberg die Für die Bergbauverwaltung setzte er Hedwigs-Zeche gemutet und begonnen 1569 Fritz von der Schulenburg-Heh- (Mutung ist ein bergbaulich-juristischer len (geboren 1518, gestorben 1589) Begriff für einen bei der Bergbehör- als Berghauptmann ein (s. Abb. 3.2.d), de gestellten Antrag auf Bestätigung ein Verwandter des 131 Jahre später von Bergwerkseigentum). Für dasselbe ebenfalls mit diesem Amt betrauten Jahr ist in den Akten erwähnt, dass der

29 Abbildung 3.2.d: Ernen- nungsschreiben von Fritz von der Schulenburg zum Oberberghauptmann / BAC 1569/

Montags den zehnten Januar d. J. 69* ist die verschobene Bergrechnung aufm Zellerfeld, welche hatte sollen montags nach Luciae d. J. 68 gehalten sein, fürgenommen worden. Und ist nach gehaltener Rechnung fürs erste, dem Hauptmann, Bergmeister, Gegenschreiber, Geschworenen und Schicht- meistern unseres gnädigen Fürsten und Herrn Befehl fürge- lesen worden, darinn erstlich die Vollmacht zur Bergrechnung verleibt, zum anderen, dass S.f.Gn.** bis auf weiteres Ver- ordnung, S.f.Gn. Rath und Diener Fritz von der Schulen- burg zu einem Oberberghauptmann aller S.f.Gn. Berg- werk geordnet haben, laut obangezogenen S.f.Gn. unter- schriebenen und versiegelten Befehl. *des Jahres, gemeint ist 1569 **seiner fürstlichen Gnaden

Bergvoigt und die Geschworenen bei dass an der Tagesoberfläche ein Gang einer Befahrung „einsten“ im Herzberg gefunden worden war, der Kupfererz ein Grubenbauwerk angetroffen hät- von einem Spann (entspricht 10 Zoll ten, in dem auch Erze mit zwei Loth oder etwa 25 cm) Mächtigkeit führ- Silber pro Zentner Erz anstanden. Dort te, aber schon in sechs Metern Teufe wären daraufhin zwei Gruben eröff- wieder auskeilte. Der Herzog erlaubte net worden, die „Glückliche Hoffnung seinen Bergbeamten (dem Bergvoigt Zeche“ und die „Kupfer Ertz Grube und jedem Geschworenen) drei Kuxe auf der Sophien Zechen“. Aus den zu erwerben. Hierbei bestimmte er Akten ist allerdings nicht ersichtlich, auch, dass dem Superintendenten drei wo diese Gruben lagen und wie lange und dem Pastor zwei Kuxe von dieser sie betrieben wurden. Erwähnt ist nur, Grube zuzuschreiben sind, „damit sie

30 fleißig für den Bergbau beten möch- als bis dahin. Einige Zeit später wur- ten“. Das Erzvorkaufsrecht behielt sich de vom Bergamt vermerkt, dass diese der Herzog vor. Strecke bereits 72 m lang ist. Geplant war, sie noch bis zu dem Schacht (um 1577 ist auf Befehl des Ober- und weitere 300 m) zu verlängern. Unterharzischen Bergamts ein Bericht verfasst worden, in dem erörtert wird, Gleichzeitig wurden am Herzberg ob ein weiterer Such- und Erkundungs- zwei weitere Erzgänge angetroffen. Ihr betrieb am Herzberg ratsam wäre. Die Streichen sei nach Südwesten verlau- Bergbeamten kommen darin zu dem fen. Der Herzog befahl daraufhin, dort Ergebnis, dass „die Alten“ dort bereits einen 80 m tiefen Schacht abzuteufen, um die hundert Schurfe angelegt hät- „damit der Herzberg recht erkundet ten, damit aber „kein Reicherz und werden möge“. Der herzogliche Ober- keine Hauptgänge“ gefunden, sondern verwalter Sander hielt das für unver- nur den Baumbestand des Herzber- hältnismäßig und zu teuer. Er schlug ges stark beeinträchtigt hätten. Der seinerseits in einem Brief vom 21. April Herzberger Bergbau sei daraufhin ins 1579 vor, das nun bereits 124 m nach Stocken geraten und letzten Endes ein- dem Herzberg getriebene Ort zu verlän- gestellt worden. Ihr Resümee war, dass gern. Damit würde man weit tiefer als der Herzberg insgesamt nicht bauwür- 80 m unterhalb ankommen. (Daraus ist dig sei. Dessen ungeachtet ging das zu schließen, dass mit diesem Ort die Schürfen am Herzberge weiter. Strecke gemeint sein müsste, die vom Ratstiefsten Stollen abzweigt.) Außer- 1578 erging ein Befehl des Herzogs, dem ließe sich der Herzberg auf diese dass in einer nicht namentlich genann- Art auch besser erkunden, als bis dahin. ten und deshalb heute nicht mehr Überhaupt würde der Fundgrube Wol- genauer lokalisierbaren Schiefergrube fenbüttel sehr viel Wasser zufließen, so am Herzberg „ettliche Arbeiter“ einen dass ohnehin ein Wasserhaltungsstollen Stollen weiter in den Herzberg treiben notwendig sei. In einem Gegengutach- sollen. ten schrieb ein Bergsachverständiger namens Franz Braun von Straßberg an 1579 wurde die „Fundgrube Wolfen- den Herzog, dass es doch ratsam wäre, büttel“ erwähnt (später Grube St. Anna einen Suchschacht zu teufen. Braun und letztlich Grube Weißer Hirsch), die konnte sich aber offensichtlich mit sei- im Herzberg „auf einem schönen Gang ner Meinung nicht durchsetzen. baut“. In einer anderen Akte wird von „zwei feinen Erztrümern“ berichtet. 1580 wurde erwähnt, dass ein gering- Der Schacht sei bereits sechs Meter mächtiger Gang auf eine Länge von 66 tief. Der Herzog ordnete daraufhin an, m mit einem Suchort verfolgt worden vom Rathstiefsten Stollen eine Unter- ist. Gefunden wurde jedoch nur „wei- suchungsstrecke in diese Richtung zu ßer Spath und Wasserkies“. Gemeint beginnen. Damit hätte der Gang 108 waren damit Calcit (Kalkspat, CaCO3) m tiefer untersucht werden können, und Markasit (Wasserkies, FeS2). Im

31 Abbildung 3.2.e: Schnitt Herzberg-Rammelsberg mit Suchorten vom Rat- stiefsten Stollen und von der Grube Feuergezähe. Angefertigt von Mark- scheider Spörer, 1795 (Ausschnitt) selben Jahr traf man beim Weiterteufen gen Suchort untersucht worden sei. des Rammelsberger Bulgenschachts Unter dem Schachtsumpf wäre einige ein Gang an, der als Fortsetzung des Meter schräg weiter geteuft worden. im Herzberg gefundenen Gangs gedeu- Von dort wäre zu Herzog Heinrichs tet wurde. Daraufhin verordnete das Zeiten eine 108 m lange Suchstrecke Bergamt, im Schacht ein Suchort anzu- nach Südsüdwesten aufgefahren wor- setzen. Es wurde später als Oberes Feu- den, mit der „etzliche Trümer überfah- ergezäher Suchort bezeichnet (s Abb. ren, aber nichts angetroffen“ worden 3.2.d). sei. /AHR 1853/

Ebenfalls 1580 wurde über eine Der Sohn und Nachfolger von Her- Befahrung berichtet, bei der man auf zog Julius, Herzog Heinrich Julius (s. dem „neuen Lichtloch am Herzberg“ Abb. 3.2.e), war bis 1613 Landes- eingefahren wäre (wahrscheinlich war herr von Braunschweig-Lüneburg und das die Fundgrube Wolfenbüttel bezie- hungsweise die spätere Grube Weißer Hirsch) und „befunden hätte“, dass der „alte Herr Herzog Heinrich“ einen Stollen von sechzig Metern Länge nach dem Herzberg hat treiben lassen, der verschlammt gewesen war, aber aus- geräumt worden wäre. Die dort gefun- denen Erze hatten einen Gehalt von 16 Pfund Blei und einem Loth Silber im Zentner Erz (das entspricht pro Tonne Erz 160 kg Blei und 312,5 g Silber).

In einem Bericht aus dem Jahre 1584 ist diese Grube wiederum erwähnt. Im Herzberg würde ein 31 m tiefer Schacht existieren, von dem aus ein Abbildung 3.2.f: Portrait Herzog Hein- „unartiger Gang“ mit einem 58 m lan- rich Julius /LIT 1993/

32 daneben auch Bischof von Halberstadt Von den Hannoveraner Herzögen und Administrator des Bistums Min- Christian Ludwig (regierte bis 1665) den. Unter seiner Landesverwaltung und Johann Friedrich (regierte bis wurde die Entwicklung und Unter- 1679) kamen ebenfalls kaum Impulse stützung des Bergbaus nicht mehr als für die wirtschaftliche Entwicklung. vordergründig betrachtet. Die Such- Erst unter Herzog Ernst August (regier- und Erkundungsarbeiten am Herzberg te bis 1698) wurde wieder eine kon- kamen offensichtlich zum Stillstand. sequentere wirtschaftspolitische Linie Jedenfalls enden die Akten über den spürbar. Herzberger Versuchsbergbau in den 1580er Jahren. /AHR 1853/ Braunschweig-Wolfenbüttel hatte bereits 1635 mit Herzog August dem 3.3 Das 17. Jahrhundert Jüngeren (regierte bis 1666) ein sehr fähiges und erfolgreiches Staatsober- Herzog Friedrich Ulrich, Sohn und haupt bekommen. Er hatte zwar anfangs ab 1613 Nachfolger von Herzog Hein- noch neun Jahre Krieg zu überste- rich Julius, überließ, wie sein Vater, hen, führte aber danach umfangreiche die wirtschaftspolitische Entwicklung Reformen durch, machte sich als erstes seines Herzogtums und speziell die an den Aufbau eines funktionierenden des Harzer Bergbaus seinem bürokra- Kirchen-, Schul- und Justizwesens und tischen Verwaltungsapparat. Nach- erfasste systematisch alle Kriegsschä- drückliche Impulse blieben von ihm, den in allen Gemeinden seines Für- wie auch von seinem Vater aus. Der stentums, um eine Finanzplanung für Ausbruch des Dreißigjährigen Krie- den Wiederaufbau zu erstellen. Die ges tat ein Übriges. Über Such- und beträchtlichen Einkünfte aus dem Har- Erkundungsarbeiten am Herzberg ist zer Bergbau und eine vergleichsweise aus der Zeit Friedrich Ulrichs nichts bescheidene Hofhaltung ermöglichten überliefert. eine schnelle Erholung des Landes.

1634 starb Herzog Friedrich Ulrich Sein Nachfolger Rudolf August ging kinderlos. Sein Erbe wurde aufgeteilt. lieber seinen Studien und der Jagd Davon ausgenommen blieb sein Harzer nach. Er betraute schon 1667 seinen Gruben- und Hüttenbesitz. Er wur- jüngeren Bruder Anton Ulrich mit de einer Communion-Bergverwaltung den Amtsgeschäften und ernannte ihn unterstellt. Sie setzte sich aus Vertre- schließlich 1685 sogar zum gleich- tern der verbliebenen erbberechtigten berechtigten Mitregenten (regierte bis Welfischen Linien zusammen. Nach 1714). Anton Ulrich trat dem Macht- dem Aussterben einer weiteren erb- streben des Hannoveraner Herzogs berechtigten Linie verfügten ab 1642 Ernst August entschlossen entgegen. die Celle-Calenberger Linie (später Die daraus resultierenden Spannun- Königshaus Hannover) über 4/7 und gen machten sich in der gemeinsam die Wolfenbüttler Linie (später Land gebildeten Communion-Bergverwal- Braunschweig) über 3/7 des Besitzes. tung deutlich bemerkbar, allerdings

33 nicht nur in negativer Hinsicht. Neben Die Communion-Bergverwaltung zeitweise auftretenden Verzögerungen musste abwägen, welche Herzberger dringender Entscheidungen setze eine Such- und Erkundungsprojekte in Regie ausgefeilte gegenseitige Kontrolle und des Staates (Vollfinanzierung aus der eine für die Bergbauentwicklung posi- herzoglichen Kasse) und welche nur tive konstruktive Diskussion über vor- finanziell unterstützt werden sollten. zunehmende Verbesserungen ein. Nicht Andere Optionen waren eine zeitliche zuletzt begann nun auch wieder eine Zurückstellung oder eine Überlassung verstärkte Erzsuche und -erkundung an privatwirtschaftliche Finanzierungs- am Herz- und Rammelsberg. gesellschaften (Gewerkschaften). Die Entscheidung für oder gegen eine staat- Den Leiter der Communion-Bergver- liche Finanzierung hing vor allem von waltung stellten die beiden Herrscher- der Verhältnismäßigkeit zwischen den häuser im jährlichen Wechsel und zwar Überschüssen der Unterharzer Gruben- in geraden Jahren Hannover, in Per- und Hüttenbetriebe und den vorherseh- son des Clausthaler Berghauptmanns, baren Investitionen ab. Alle Projekte und in ungeraden Jahren Wolfenbüttel konnten nicht verwirklicht werden. Es in Person des Zellerfelder Berghaupt- musste deshalb überlegt werden, wel- manns. /BOR 1930/ Beispielsweise war ches Projekt zu favorisieren und wie Friedrich Achaz von der Schulenburg die zeitliche Reihenfolge der anderen 1691 Wolfenbütteler Berghauptmann Projekte zu wählen ist. In der Regel (vgl. Kap. Der Name Haus Schulenbur- wurden nur jeweils ein oder zwei Pro- ger Suchort). jekte zeitgleich betrieben und erst nach deren Abschluss ein neues begonnen Diesen Berghauptmännern unter- (s. Abb. 3). stand unter anderem das Goslarer Bergamt, das sich speziell mit der Die Communion-Bergverwaltung Verwaltung der Unterharzer Berg- und beschränkte im und nach dem Drei- Hüttenwerke und dabei insbesondere ßigjährigen Krieg die Goslarer Erkun- des Rammelsbergs und Herzbergs zu dungsarbeiten auf das Rammelsber- befassen hatte. Der jährliche Wechsel ger Alte Lager und seine unmittelbare der Berghauptmannschaft behinderte Umgebung. Dabei handelte es sich um zeitweise die Betriebskontinuität und Strecken („Suchörter“), die untertage damit die perspektivische Ausrichtung von bereits bestehenden Grubentei- der Suchprojekte. Es gab aber auch len begannen und zur Erkundung der viele Bergamtssitzungen, bei denen unmittelbar benachbarten Erzreserven beide Berghauptleute teilnahmen und dienten. einvernehmliche Beschlüsse fassten. Beispielsweise befuhren sie gemein- Erst Jahrzehnte nach dem Dreißig- sam mit den Goslarer Bergamtsmit- jährigen Krieg begannen wieder Such- gliedern 1693 den Herzberg und seine und Erkundungsprojekte außerhalb des Gruben und besprachen anschließend eigentlichen Grubenbereichs, beispiels- die zukünftigen Projekte. weise der „Suchort nach dem großen

34 Tagebruch“ (mit Tagebruch waren die die Auffahrung neuer Abbausohlen staffelartigen Risse auf der Kuppe des und das Weiterteufen von Schächten, Rammelsbergs gemeint, unter denen waren in der Regel unproduktiv und Altbergbau und Erzvorräte vermutet unterblieben. wurden). Das Stollenmundloch lag etwa zweihundert Meter südlich vom In den Generalbefahrungsprotokol- Maltermeister Turm. Dieser Stollen len wurde immer wieder beschrieben, war bereits Mitte der 1670er Jahre dass der größte Teil der Gruben „in begonnen worden. Der Stollenvortrieb Brüchen stünde“ und keine Erze mehr endete Anfang 1684 mit einer Länge angreifbar wären. Das bedeutet, dass von 186 m. Angetroffen worden waren bei dem damals eingesetzten Abbau- nur „weißer Spat und Blaugebirge“, verfahren „Feuersetzen“ das geziel- also erzfreie Gänge im Schiefer (s. te Zubruchgehenlassen der Erzfirsten Abb. 3.3). /WBÜ 1697/ soweit fortgesetzt worden war, bis tau- bes Nebengestein (Schiefer) mit herein gebrochen war, und weiteres Feuer- setzen kein Erz mehr einbrachte. Nun wurden Such- und Erkundungsarbeiten und letztlich die Vorbereitung neuer Gewinnungspunkte dringend notwen- dig, um die Höhe der Erzproduktion zu halten. Dafür ordnete das Bergamt an, eine neue tiefere Sohle im Alten Lager, dem bis dahin bekannten Teil des Ram- melsberger Erzlagers, anzulegen. Abbildung 3.3: Suchort nach dem Gro- ßen Bruch Die damals maßgeblichen Bergbe- amten gingen davon aus, dass sich Im Rammelsberg gab es Ende des das Alte Lager nach der Tiefe unbe- 17. Jahrhunderts zwar ungefähr ein grenzt fortsetzen würde. Darin bestärkt Dutzend Erz fördernde Gruben (Gru- wurden sie durch die Erzfunde, die benschließungen und -neugründungen Ende des 17. Jahrhunderts unter den ließen diese Zahl etwas schwanken). damals tiefsten Gruben gemacht wor- Sie waren aber in den Kriegs- und den waren. (In der letzten Betriebspe- Nachkriegszeiten aufgrund mangeln- riode bis 1988 wurde dieser Bereich der finanzieller Mittel und Arbeits- übrigens als Zwischensohle und Firste kräfte nicht so betrieben worden, dass der 1. Sohle bezeichnet.) genügend große Erzvorräte für den Abbau erschlossen worden waren. Am 22. März 1685 wurde erstmalig Der Zugriff auf schnell erreichbare in einem Quartalsbericht eine reguläre Erze war einem planmäßigen, vor- Erzförderung aus der „unteren Kunst- ausschauenden Bergbau vorgezogen strecke“ aufgeführt. Eigentlich sollten worden. Ausrichtungsarbeiten, wie dort nur die Streckenabschnitte begra-

35 digt werden, die für die waagerechte Rammelsberg zu helfen stünde“. Alle Kraftübertragung der Wasserpumpen- anderen bis dahin außerhalb des Ram- antriebe zu kurvenreich waren. Die melsbergs unternommenen Versuche Strecke lag aber im Erzlager, so dass wurden als fruchtlos eingeschätzt. bei der Verbreiterung des Strecken- querschnitts gutes Erz anfiel. Daraus In den Bergamtsakten sind ausführ- entwickelte sich mit der Zeit eine der liche Erörterungen protokolliert, in leistungsfähigsten Gruben des Ram- denen die Bergbeamten beratschlag- melsbergs. ten, welches der Herzberger Such- und Erkundungsprojekte als hoffnungsvoll Ein zweiter Bereich der Prospektion zu betrachten wären. Das Ergebnis war, lag im 17. Jahrhundert in der gedach- dass die bis dahin privatwirtschaftlich ten Verlängerung des Alten Lagers (im geführte Grube St. Anna aufgrund der Streichen) nach Ostnordosten. In diese dort gefundenen Erzgänge von der Richtung verlief der Julius Fortuna- Communion-Verwaltung übernommen tusstollen (TJF) und von ihm wurde wurde, das heißt als staatliche Grube. ab 1687 ein Querschlag aufgefahren, Die Grube Segen Gottes, die eigentlich um eine Fortsetzung des Alten Lagers nicht zu den Herzberger Gruben zu zu finden. Er begann in der Nähe des rechnen ist, sondern am südlich benach- Ersten Lichtlochs des TJF, dem Fin- barten Schleifsteinsberg lag, wurde hin- kenfluchter Schacht. Diese Idee war gegen als nicht so hoffnungsvoll einge- grundsätzlich richtig, wurde doch in schätzt und sollte privaten Investoren diesem Bereich im 19. Jahrhundert das (Gewerken) überlassen bleiben. Neue Lager gefunden (s. Abb. 2.h). Am Herzberg gab es im 17. Jahr- Die Bergbauprojekte am Herzberg hundert neben der Grube St. Anna spielten gegenüber denen im Ram- zwei weitere Stollenprojekte, die in melsberg sowohl hinsichtlich des auf- staatlicher (landesherrlicher) Regie und gewendeten finanziellen Umfangs als finanziert durch die herzogliche Kam- auch der Zahl der dort arbeitenden merverwaltung betrieben wurden, den Bergleute eine untergeordnete Rolle. Herzberger Stollen (auch „Stollen hin- Trotzdem ruhte damals auf ihnen ein ter dem Zechenhaus“ genannt) und das großer Teil der Hoffnungen für die Herzberger Suchort (mit Mundloch am zukünftige Entwicklung des Goslarer westlichen Fuß des Herzberger Teich- Bergbaus. damms). Und schließlich übernahm der Staat auch Schritt für Schritt das 1693 haben die beiden Berghauptleu- Haus Schulenburger Suchort, nachdem te und die Goslarer Bergamtsmitglieder sich die privaten Investoren nach und bei ihrer Befahrung des Herzbergs und nach von diesem Projekt zurückgezo- der anschließenden Zusammenkunft gen hatten beraten, wie im Herzberge ein „neu- es und beständiges Bergwerk“ anzu- Daneben gab es am Herzberg Mitte legen wäre, „damit dem siechenden der 1680er Jahre die vier privat finan-

36 zierten Such- und Erkundungsprojek- des Bergamts nur der Unterstützung te Fräulein Dorothea, Bartholomäus, dieser Grube dienen. Geplant war vor Herzbeil (auch Herzbock genannt) und allem, mit Hilfe dieser Stollen, die Stadt Goslar (vgl. Kap. 3.3.5). /WBÜ allesamt weiter unterhalb am Berges- 1653/ hang angesetzt wurden, das Gruben- wasser aus der Grube Weißer Hirsch 3.3.1 Weißer Hirsch abzuleiten (s. Abb. 3.3.1.b).

Die Grube Weißer Hirsch (1579 unter Außerdem sollten bei den Stol- dem Namen Fundgrube Wolfenbüttel lenauffahrungen die Fortsetzung der geführt, 1681 bis 1692 als Grube St. Gänge untersucht und möglichst wei- Anna bezeichnet und erst danach als tere Gänge gefunden werden. Eine Grube Weißer Hirsch, s. Abb. 3.3.1.a) dritte, allerdings nur untergeordnete galt dem Bergamt als wichtigste aller Aufgabe war die Verbesserung der Herzberger Unternehmungen. Nur hier Wetterführung für die Grube Weißer waren Erze aufgeschlossen worden, Hirsch. die abbauwürdig zu sein schienen. Ihre Mächtigkeit betrug zum Teil fast einen Schon Anfang der 1680er Jahre, als Meter, allerdings nur auf einer Länge das Bergamt sich wieder verstärkt um von vier Metern. Diese Erze wurden die Wiederbelebung der Suche und zeitweise in einem regelrechten Gru- Erkundung am Herzberg bemühte, benbetrieb gewonnen, allerdings ohne lag sein Hauptaugenmerk auf dieser jemals einen wirtschaftlichen Erfolg Grube. 1681 gestattete das Bergamt erzielt zu haben. einer neu gegründeten Gewerkschaft, die ehemalige Grube Haus Wolfen- büttel unter dem Namen St. Anna wieder in Betrieb zu nehmen. Mit den probehalber gewonnenen Erzen wurden Verhüttungsversuche unter- nommen, die jedoch ungünstig aus- fielen. Es zeigte sich, dass diese Erze nicht wie die Rammelsberger Erze verarbeitet werden sollten, sondern wie Oberharzer (Gang-)Erze. Aber auch die Verhüttung auf diese Art war nicht rentabel. Zusätzlich wurde Abbildung 3.3.1.a: Riss Grube Weißer der Grubenbetrieb dadurch erschwert, Hirsch. Ausschnitt aus einem Riss von dass das Grubenwasser manuell aus Ahrend, 1853 den tiefer als der Stollen liegenden Grubenbereichen heraus gepumpt Alle anderen Herzberger Suchpro- werden musste. Die Grube wurde jekte, einschließlich des Haus Schu- nach 1½ Jahren wieder aufgegeben. lenburger Suchorts, sollten aus Sicht /BAC 1700/

37 Abbildung 3.3.1.b: Schnitt durch die Gruben Weißer Hirsch und Haus Schulenbur- ger Suchort. Ausschnitt aus einem Schnitt von Ahrend, 1853. Die obere hier einge- zeichnete Sohle des Haus Schulenburger Suchorts gibt nur den damaligen Planungs- stand wieder und nicht einen tatsächlich aufgefahrenen Grubenhohlraum.

Nach der Schließung der Grube des Suchortes vorgetrieben werden, Weißer Hirsch war im Bergamt die das mehr als einhundert Jahre zuvor Frage aufgekommen, ob sie nicht vom Ratstiefsten Stollen in Richtung auf Rechnung der Landesregierung Herzberg aufgefahren worden war. weiter zu betreiben wäre, zumal doch Die dadurch zu schaffende Verbin- bis zu 50 cm mächtiges Erz aufge- dung zu den Gruben des Rammels- schlossen sei. bergs sollte sowohl die Wetter- als auch die Wasserprobleme der Grube Die Entscheidung zog sich mehrere St. Anna lösen. Jahre hin. Erst 1690 sind von der Communion-Verwaltung dafür 100 1692 drängten die technischen Gulden pro Quartal bewilligt worden Bergbeamten auf den Bau eines zwei- und 1691 zusätzlich 25 Gulden pro ten Stollens, dessen Mundloch nur Quartal. Davon wurden sechs Arbei- wenige Meter unterhalb des beste- ter bezahlt, zwei für das Schachtteu- henden Stollens liegen sollte, um die fen, zwei für die Erzgewinnung und Wasserhaltungs- und Wetterführungs- zwei für den Streckenvortrieb. 1691 probleme kurzfristig zu bewältigen, wurde ein „Suchort ins Liegende“ denn die Fertigstellung der Verbin- getrieben. Nach 56 m Vortrieb wurde dung zum Rammelsberg würde noch ein Gang gefunden, der mit einem zu lange dauern. Der neue Stollen 12,5 m tiefen Schacht und einem sollte sich in unmittelbarer Nähe des von dort vorgetriebenen 45 m langen ersten befinden. Die Bergbeamten Suchort untersucht wurde. konnten sich aber nicht mit ihrer Mei- nung durchsetzen. Bereits 1690 ist das obere Suchort eingestellt worden, weil zuviel Wasser 1693 befuhren Beamte des Ober- zufloss. Vom unteren Suchort sollte und Unterharzischen Bergamts die ein 13,5 m tiefer Schacht geteuft und Grube. Sie entschieden dabei, dass von dort eine Strecke in Richtung ein Stollenneubau noch nicht ratsam

38 wäre, aber die gefundenen Erze wei- ter nach der Teufe zu untersuchen seien. 1694 erwies sich das Gestein als so fest, dass die Arbeit eingestellt werden musste. Die beiden Arbeiter wurden daraufhin zum Herzberger Suchort umgesetzt. 1695 wurde auch das Suchort nach dem Liegenden ein- gestellt und damit der gesamte Betrieb der Grube Weißer Hirsch. Man wollte warten bis zum Durchschlag mit dem Haus Schulenburger Suchort oder Abbildung 3.3.2.a: Foto Stollenmundloch einem der anderen Stollen. Eine Wie- Herzberger Stollen derinbetriebnahme erfolgte erst 1718, allerdings ohne dass ein Durchschlag erreicht worden war.

3.3.2 Herzberger Stollen

Im Bergamt war schon seit Anfang der 1680er Jahre überlegt worden, wie sowohl die Wasserhaltung als auch die Wetterführung der Grube St. Anna zu verbessern wäre. Beschlos- Abbildung 3.3.2.b: Riss Herzberger sen wurde, einen Wasserlösungsstol- Stollen in räumlicher Zuordnung zur len von der Talsohle der in Grube Weißer Hirsch (vormals Grube den Herzberg anzulegen. Die Lage des St. Anna), Haus Schulenburger Suchort Stollenmundlochs sollte so gewählt und Herzberger Suchort. Darstellung werden, dass sowohl möglichst wenig der heutigen Erstreckung der Gruben- Stollenlänge bis zum Erreichen der hohlräume Grube notwendig ist, als auch ein möglichst großer Gebirgsbereich und b) Der neue Stollen bekam den unter der Grube durch den Stollen Namen Herzberger Stollen. Die entwässert wird. Angesetzt wurde Arbeiten begannen 1686. der Stollen schließlich hinter dem Zechenhaus, heute das letzte Haus Die Kosten für das Projekt wur- der Rammelsberger Straße kurz vor den nicht von der Gewerkschaft St. dem Herzberger Teich-Damm. Schon Anna übernommen, sondern von der vor Betriebsbeginn scheint es dort Landesregierung. Ziel war, unter die einen alten Stollen gegeben zu haben. Grube St. Anna zu kommen und von Er war bereits 34 m lang gewesen dort einen Schacht als Verbindung hin- und war entlang eines tauben Gangs auf zur Grube anzulegen. Sollte sich vorgetrieben worden. (s. Abb 3.3.2.a dadurch die Grube St. Anna vorteilhaft

39 entwickeln, so hätte die Landesregie- und unteren Maaßen auch Wasserfälle rung nicht nur erhöhte Zehnt-Einnah- zu Kunst-, Poch- und Hüttenwerken, men (10%ige Steuer) erwarten können, wo am besten sie benötigt würden“. sondern auch den Neunten für die /WBÜ 1783/ Wasserlösung (weitere 10%). Außer- dem hätten die Hüttenbetriebe und der In einem Brief des Bergamtes vom Metallhandel profitiert, die beide in der 04. Oktober 1712 an die Berghaupt- Hand der Landesregierung lagen. mannschaft ist folgende Zusam- menfassung enthalten: „Es sein die Als Orientierung für den Stollenvor- vorhandenen Acta nachgesehen und trieb diente weiterhin der Gang, auf ergeben dieselben, dass, nachdem der dem auch der Vorgängerstollen vorge- Rammelsberg ein altes Bergwerk und trieben worden war. Bei einer Stollen- mit der Zeit die Füße nach sich ziehen länge von 76 m wurde ein 18 m tiefer möchte, der posteriret zum Besten Schacht geteuft, der bei 12 m Teufe auf nöthig sein würde, sich zu bemü- einen „milden Spattrumm“ traf. Vom hen, ob nicht neben diesem ande- Schachttiefsten wurde eine 48 m lange re Bergwerke rege zu machen. In Strecke angesetzt. Die Gesamtlänge solcher Absicht hat man vormahlen des Stollens betrug 79 m. Angetroffen unterschiedliche Örter in Vorschlag wurde nur Tonschiefer. Zuletzt war gebracht, auch unter anderen den nahe das Gestein so fest geworden, dass die am Rammelsberg belegenen Hertz- Vortriebskosten auf sieben Gulden pro berg, an welchem ein und andere Spann stiegen, was vom Bergamt als Zechen aufgenommen, und vergewerk- unverhältnismäßig teuer eingeschätzt schaftet, unter welchen auch die Zeche wurde. Das Projekt wurde daraufhin Schulenburgs Glück, welche nachhero 1694 beendet. /AHR 1853/ das Haus Schulenburg benahmet mit gewesen, welches den 9. August 1690 3.3.3 Haus Schulenburger von Arend Wagnern und Hennig Hei- Suchort teln gemutet und die Mutung bestätigt mithin mit 3 Arbeitern belegt worden. Am 9. August 1690 legten Arnd Bei Betreibung dieses Orts ist gute Wagener und Hennig Hendel für den bergmännische Anzeige befunden, und Bereich des heutigen Haus Schulen- da man durch Quergestein gefahren, burger Suchorts beim Bergamt Goslar Schwartz­gebirge und Spat auch etwas eine Mutung ein, das heißt, sie bean- Bleierz mit Kniest angetroffen wor- tragten eine Genehmigung, dort Erz den. Die durchl. Comm. Herrschaft suchen und abbauen zu dürfen. Die hat auch solchen Bau gnädigst secun- Grube erhielt von ihnen den Namen dieret und über ihre 4 Erbkuxe noch Schulenburgs Glück. Das Bergamt 16 Kuxe also 20 Kuxe mit gebauet...“. verlieh ihnen daraufhin eine „Fund- Nach Antreffen des Gangs seien zwei grube und 3 Maaßen über der damals weitere Gedingarbeiter angelegt wor- sogenannten Lichtenberger Mühle am den. /WBÜ 1792/ (Gedinge ist eine Herzberg belegenen Feld nebst oberen leistungsbezogene Entlohnung).

40 Abbildung 3.3.3.a: Schurf der Grube Schulenburgs Glück, Foto 2014

Unter dem Begriff Fundgrube wurde existiert hatte, und wie groß er vor damals ein ungefähr achtzig Meter 1690 gewesen war. langer Abschnitt eines Gangs verstan- den, auf dem ein Muter oder eine Jedenfalls ist in den Akten schon kur- Gruppe von Mutern das alleinige Recht ze Zeit später erwähnt, dass mit dem zur Erzsuche und gegebenenfalls zum Teufen eines Tagesschachtes begonnen Betrieb eines Bergwerks eingeräumt wurde und mit dem Vortrieb eines Stol- bekamen. Die Breite einer Fundgrube lens. /WBÜ 1783/ betrug ungefähr sieben Meter. Die Teu- fe hatte keine ausdrückliche Begren- Bei Untersuchungsprojekten der Art, zung. Als Maaßen bezeichnete man wie sie im 17. Jahrhundert im Harz die Fortsetzung der Fundgrubenlänge und in anderen Gangerzbergbaurevie- entlang des Gangs. Wasserfälle waren Wasserrechte für den Antrieb von Wasserrädern, die wiederum für den Antrieb von Künsten (Wasserpumpen), Pochwerken (Erzaufbereitungsanlagen) und Verhüttungsbetrieben (hier beson- ders von Gebläsen für Schmelzöfen) eingesetzt werden konnten.

Die Arbeiten im Bereich der Grube Schulenburgs Glück sind mit dem Anle- gen eines steinbruchartigen Schurfs begonnen worden, der noch heute deut- lich zu erkennen ist (s. Abb. 3.3.3.a). Abbildung 3.3.3.b: Prinzipschnitt eines Es ist heute nicht mehr eindeutig zu Schurfs, wie er im Bereich Grube Schu- klären, ob dieser Schurf schon vorher lenburgs Glück angelegt worden ist

41 ren üblich waren, wurde gewöhnlich Später wurden vom Schachttiefsten zuerst ein Schurf in Form eines kleinen Strecken entlang des Gangs aufgefah- Steinbruchs angelegt. Schurfe waren ren (s. Abb. 3.3.3.c). die schnellste und betriebswirtschaft- lich effektivste Art, den an der Tages- Gruben, die ausschließlich durch oberfläche gefundenen Gang zu unter- einen Schacht zugänglich sind, haben suchen (s. Abb. 3.3.3. b). den Nachteil, dass das zufließende Wasser nur durch den Schacht gehoben Wenn der Gang schon an der Tages- werden kann. Damals kam erschwe- oberfläche ausreichend Erz führte, rend hinzu, dass es nur die Möglichkeit konnte sofort ein Abbaubetrieb in der gab, das Wasser mit Eimern auszu- Art eines Steinbruchs beziehungsweise schöpfen oder manuelle Pumpen einzu- Tagebaus eingerichtet werden. Wenn bauen. Beides war aufwendig und teuer oberflächennah nicht genügend Erz zu und es behinderte den Schachtteufbe- finden war, aber Hoffnung bestand, ent- trieb. Wasserpumpen mit Pferde- oder lang des steil einfallenden Gangs fün- Wasserradantrieb kamen für die relativ dig zu werden, dann wurden Schächte kleinen und nicht allzu lange betrie- angelegt, die dem Gang folgten. Oft benen Suchprojekte aus betriebswirt- begannen diese Schächte im tiefsten schaftlichen Gründen kaum in Frage. Teil eines Schurfs, denn dort befand sich gewöhnlich der Gang. Das hatte Wenn ein Suchschacht wegen Was- zwar den Nachteil, dass Regenwasser serhaltungsproblemen nicht mehr wei- wie in einem Trichter gesammelt und ter zu betreiben war, half nur eine dem Schacht zugeleitet wurde, aber mit Stollenauffahrung und die war auch dieser Schurf-Schacht-Anordnung kam nur dann möglich, wenn der Schacht man vorerst am schnellsten zum Ziel. oberhalb eines Tals lag. Der Stollen musste dann so weit unterhalb begon- nen werden, dass er die Grube in der gewünschten Teufe erreicht. Nur dann konnte das Wasser selbsttätig durch den Stollen ablaufen (s. Abb. 3.3.3.d). Bei der am Herzberg üblichen Hangneigung musste die Länge der Stollen vier- bis fünf Mal so groß sein, wie die Schachtteufe. Das bedeutete bei den damaligen Vortriebsleistungen einen lange Stollenbauzeit und erheb- liche Zubußezahlungen (Ausgleich des betriebswirtschaftlichen Verlusts). Abbildung 3.3.3.c: Prinzipschnitt eines Aber ein Stollen dieser Art brachte Schurfs mit anschließendem Schacht auch Vorteile für die Haufwerksförde- und abzweigender Suchstrecke recht- rung, Wetterführung und Mannschafts- winklig zur Bildebene fahrung.

42 Abbildung 3.3.3.d: Riss und Schnitt Prinzip des Schurfs mit anschließen- dem Schacht und Stollen, wie sie im Bereich Grube Schulenburgs Glück angelegt worden sind

War erst einmal ein Stollen angelegt, Die vier Gedingarbeiter dieser Grube dann wurde die Suche und Erkundung arbeiteten nun ausschließlich im Stol- parallel verlaufender Gänge einfacher lenvortrieb. /WBÜ 1783/ und effektiver. Statt einen Schacht (weiter) zu teufen, konnte horizontal 1692 wurde für dieselbe Grube eine weiter gebaut und beim Antreffen von neue Gewerkschaft mit 128 Kuxen Gängen dort das Gebirge weiter nach gebildet. Die Grube erhielt nun den der Teufe untersucht werden. Namen Haus Schulenburger Suchort. Die wichtigsten Gewerken waren Berg- Mit dem Schacht der Grube Schu- beamte, wie Georg Brühningk (sechs lenburgs Glück wurde zwar ein ein Kuxe), Philipp Christoph Berkelmann Meter mächtiger „guter Spatgang“ auf- (fünf Kuxe), Heinrich Zacharias Schlü- geschlossen und die Gewerken zahl- ter (vier Kuxe), Henning Keitel (vier ten auch anfangs noch die benötigte Kuxe) und Christoph Uslar (zwei Zubuße von zwei Gulden pro Kux und Kuxe) (s. Tab. 3.3.3.a). Quartal. Im September 1691 wurde die Grube aber als bereits fünf Quartale Diese Gewerken und das Bergamt darnieder liegend beschrieben. Vermut- hatten erkannt, dass nur die Umstel- lich hatten die Gewerken die Zubuße lung auf einen neuen tieferen Stollen nicht mehr aufbringen wollen oder eine Perspektive für den Betrieb dieser können. Im Befahrungsprotokoll vom Grube bot (s. Abb. 3.3.3.e). 27. Juni 1692 ist festgehalten, dass das Schachtteufen wieder eingestellt wer- Der Stollen wurde schon 1692 den musste, weil sich die Wasserzu- begonnen. 1694 trat allerdings erneut flüsse mit den zur Verfügung stehenden eine Betriebsunterbrechung ein, weil Mitteln nicht mehr bewältigen ließen. die Gewerken die Zubuße verweiger-

43 Tabelle 3.3.3.a: Kuxbesitzer des Haus Schulenburger Suchorts, Gewerkenwechsel zwischen den Jahren 1692 und 1696

ten. Die Zubuße pro Kux und Quartal Landesregierung über die gewöhnli- betrug nach wie vor zwei Gulden pro chen vier Erbkuxe, die ihr ohnehin Quartal. Der Stollen war bereits 77 m zustanden, weitere vier Kuxe über- lang. /BAC 1694/ nommen werden und die Zubuße aus den Zehnteinnahmen bezahlt wird. Das Am 20.11.1695 genehmigte die Com- sollte so lange beibehalten werden, wie munion-Verwaltung, dass „zur Beför- mindestens die Hälfte der Gewerken derung dieses Baues“ auf Kosten der ebenfalls ihre Zubuße bezahlen. Die

44 Entscheidung der Landesregierung Tabelle 3.3.3.b: Kuxbesitzer des Haus Schu- für eine stärkere Unterstützung des lenburger Suchorts, die sowohl 1692 als Haus Schulenburger Suchorts wurde auch 1696 Gewerke waren dadurch erleichtert, dass 1694 der Betrieb des Herzberger Stollens ein- gestellt worden war. Außerdem war auch der Betrieb auf der Grube Wei- ßer Hirsch eingestellt worden, weil noch keine technische Lösung für die Grubenwasserhaltung gefunden war. Dadurch wurden nun sowohl finanzi- elle Mittel als auch Arbeitskräfte frei gesetzt, die für das Haus Schulenbur- ger Suchort zur Verfügung standen.

1698 spitzte sich die finanziel- le Lage für das Haus Schulenbur- ger Suchort bereits wieder zu. Nur noch für 66½ Kuxe wurde Zubuße bezahlt. Von den „liegen gebliebe- nen“ übernahm die Herrschaft wei- tere 16 Kuxe. Damit konnte der Stol- len zwar bis ins Quartal Crucis 1699 (Quartal von Pfingsten bis Mitte September) auf über 130 m verlän- gert werden. 1699 zogen sich aber die Gewerken noch weiter zurück und der Betrieb musste eingestellt werden. Der Stollen hatte eine Länge von 144 m erreicht und es waren bis dahin 3.478 Gulden Zubuße verbaut worden (s. Abb. 3.3.3.f und g). Teilung des Vortriebs vorgenommen werden. Ein Gedingnehmer arbeitete Der damals übliche Stollenquerschnitt im oberen Stollenbereich (im heutigen hatte eine Höhe von fast 2,5 m (1 1/4 Tunnelbau würde man das als Kalotte Lachter, im Harz rechnete man mit bezeichnen) und einer nahm die Strosse 1,925 m pro Lachter) und eine Breite nach. Unter Strosse wurde der untere von ungefähr einem Meter (1/2 Lachter). Teil des Stollenquerschnitts verstanden. Diese Stollenbreite ermöglichte eigent- Die Strosse blieb mehrere Meter hinter lich nur für jeweils einen Gedingneh- dem Kalottenvortrieb zurück, so dass mer genügend Platz. Sollte ein zweiter sich die beiden Gedingarbeiter nicht Gedingnehmer gleichzeitig eingesetzt gegenseitig behinderten (s. Abb. 3.3.3.h werden, dann musste eine vertikale und 3.3.3.i).

45 Abbildung 3.3.3.e: Riss und Schnitt Prinzip des Schurfs mit anschlie- ßendem Schacht und zwei Stollen, wie sie im Bereich Grube Schulen- burgs Glück und Haus Schulenburger Suchort angelegt worden sind

Abbildungen 3.3.3.f: Riss Vortriebsstände Haus Schulenburger Suchort bis 1699

46 Abbildungen 3.3.3. g: Schnitt Vortriebsstände Haus Schulenburger Suchort bis 1699

Abbildung 3.3.3.h: Prin- zipschnitte durch einen Stollen entlang seiner Längs- und Querachse. Vortrieb in einem obe- ren Teil (Kalotte) und einem unteren (Strosse nachnehmen)

Abbildungen 3.3.3.j: Prinzipschnitt ver- fallene Mundlöcher Grube Haus Schu- lenburger Suchort bis 1699

Abbildung 3.3.3.i: Foto Stollenquer- schnitt Haus Schulenburger Suchort. Teilung in oberen Teil des Stollenquer- schnitts und unteren (Strosse nachneh- men)

47 Nach 1699 ist zehn Jahre lang nicht gearbeitet worden. Das Stollenmund- mehr am Haus Schulenburger Suchort loch verfiel (s Abb. 3.3.3.j und 4.4.d).

Aus den Bergamtsprotokollen

1695-09-09: Im Stollen arbeitet nur ein Gedingnehmer. Ein weiterer soll dazukommen. Bislang ist nur Schiefer und Spat angetroffen worden.

1696-03-12: Im Stollen arbeiten zwei Gedingarbeiter. Bislang sind nur Wasserkiese angetroffen worden, aber es besteht Hoffnung auf Erze.

1696-06-22: Es handelt sich „nur um eine Gewerkschaftszeche“. Im Stollen arbeiten zwei Gedinghäuer. Der Stollen ist bereits 94 m in den Berg getrieben. Angetroffen wor- den ist „guter Spat“. Es besteht gute Hoffnung, Erz zu finden.

1696-12-10: Stollen ist bereits 104 m lang, Im Stollen arbeiten zwei Gedingarbeiter. Es sollen bald drei werden. Ab und zu Spat, verliert sich aber immer wieder.

1697-02-25: Im Stollen arbeiten drei Gedingarbeiter, zwei vor Ort, einer zum Strossen Nachbrechen eingesetzt. Gestein ist "mit Spat beflossen".

1697-07-23: Es handelt sich nur um eine Gewerkschaftsgrube. Im Stollen arbeiten drei Gedingarbeiter, zwei vor Ort, einer reißt Strossen nach. Der oberer Schacht ist gereinigt. Dort "etwas Erze verspürt", aber „böse Wetter“. Deswegen Arbeiten eingestellt.

1697-11-22: Im Stollen arbeiten zwei Gedingarbeiter. Einer reißt die Strosse nach. "Flei- ßiger" Vortrieb. Angetroffen worden ist „Hornstein und Spat“.

1698-06-09: Im Stollen arbeiten drei Gedingarbeiter. Der Stollen ist 134 m lang. Ange- troffen worden ist Schwarzgebirge, Hornstein und Spat. 76 ½ Kuxe sind ausgeteilt. Die Zubuße im Quartal Reminiscere (1. Quartal, vom 13. Dezember bis Fastnacht = 5. Sonntag vor Ostern) beträgt 30 Groschen pro Kux, im Quartal Trinitatis (2. Quartal, von Aschermittwoch bis Pfingsten) auch.

1698-12-22: Im Stollen arbeiten drei Gedingarbeiter im Vortrieb. Angetroffen worden ist „Schwarzgebirge und Spat“. Die Zubuße beträgt im Quartal Lucia (4. Quartal, von 14. September bis 13. Dezember) zwei Thaler pro Kux, im Quartal Reminiscere 30 Groschen Zubuße.

1699-09-08: Im Stollen arbeiten drei Gedingarbeiter im Vortrieb. Angetroffen worden ist „Schwarzgebirge, mit Spat beflossen“. Die Gewerke beginnen sehr auszufallen. Damit endet diese Akte. /BAC 1694/

48 Abbildung Schbg. 1: Portrait Friedrich Achaz von der Schulenburg /OET 1702/

49 Der Name Haus Schulenburger Suchort

Das Haus Schulenburger Suchort und auch die Vorgängergrube Schulenburgs Glück waren nach dem damaligen Wolfenbütteler Berghauptmann Friedrich Achaz von der Schulenburg-Hehlen benannt worden, dem obersten für den Communion-Harzer Berg- bau zuständigen Bergbeamten (s. Abb. Schbg. 1).

Am Rammelsberg gab es im 17. Jahrhundert bereits eine lange Tradition, Gruben nach Familien zu benennen. Dabei handelte es sich vor dem 16. Jahrhundert um Familien, die Eigentümer der betreffenden Gruben waren. Beispiele dafür sind die Gruben Ludolf Winkel, die Lüdersüller Grube und die Voigtsche Grube.

Es war aber auch in den anderen deutschsprachigen Bergbaurevieren üblich, Gruben nach maßgeblichen Personen zu benennen. Das war als Ausdruck der Hochachtung vor einer Person oder Familie zu verstehen und wohl auch der Hoffnung, Unterstützung von den Betreffenden zu bekommen. Häufig wurde nicht der Name einer speziellen Person verwendet, denn es stand zu befürchten, dass ihr nach dem Tod nicht mehr das hohe Ansehen entgegen gebracht würde, wie bis dahin. Stattdessen wurde vor den Famili- ennamen das Wort „Haus“ gesetzt. Das leitete sich von der üblicherweise in Häuser eingeteilten Struktur größerer Adelsgeschlechter her.

Auch am Herzberg gab es bereits im 16. Jahrhundert eine Grube, die so benannt worden war. Die Vorgängergrube der Grube St. Anna (später Grube Weißer Hirsch) hieß Haus Wolfenbüttel, hatte also einen Bezug zum welfischen Herzogshaus. Ein anders Beispiel für einen Grubennamen dieser Art ist die im Oberharz gelegene, 1680 eröffnete Haus Herzberger Fundgrube. Sie befand sich unmittelbar nördlich vom heutigen Clausthal- Zellerfeld. Ihr Name bezog sich auf das damalige Residenzschloss der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg in der Südharzer Stadt Herzberg.

Als Beispiel für ein anderes Bergbaurevier, in dem ebenfalls Grubennamen dieser Art verwendet wurden, sei das Erzgebirge angeführt. Dort gab es unter anderem folgende Gruben:

Haus Bieberstein (Erbstolln bei Obergruna), Haus Bräunsdorf (Fundgrube bei Bräunsdorf), Haus Sachsen (Erbstollen bei Hermsdorf), Haus Sachsen (Fundgrube an der Schieferleithe bei Weißenborn), Haus Sachsen (Fundgrube bei Conradsdorf), Haus Sachsen (Fundgrube bei Tuttendorf), Haus Sachsen (Fundgrube im Freiwald bei Erbisdorf), Haus Sachsen (Fundgrube vor dem Kreuztor bei Freiberg) und Haus Waltersdorf (Erbstollen bei Kleinwaltersdorf). /KUG 2014/

50 Auch im Oberharz gab es Grubennamen dieser Art, zum Beispiel:

Grube Haus Braunschweig, Silbernaaler Gangzug, 1577-1734 Grube Haus Herzberg, Haus Herzberger Gangzug, 1588-1768 Grube Haus Braunschweig, Burgstätter Gangzug, 1619-1742 Grube Haus Lüneburg, Burgstätter Gangzug, 1646-1724 Grube Haus Wolfenbüttel, Haus Herzberger Gangzug, 1670-1676 Grube Haus Braunschweig, Bockswiese, 1672-1689 Grube Haus Celle, Zellerfelder Gangzug, 1691-1803 Grube Haus Hannover, Burgstätter Gangzug, 1715-1753 Grube Haus Brandenburg, Rosenhöfer Gangzug Grube Haus Imhoff und Heinitz, Rosenhöfer Gangzug

Abbildung Schbg. 2: Wappen Fr. A. v. d. Abbildung Schbg. 3: Schulenbur- Schulenburg /PET 2008/ ger Stammwappen /GEN 2002/

Im Falle der letzten dieser Gruben sind keine Namen regierender Fürstenhäuser verwen- det worden. Von Imhoff und von Heinitz waren, wie Friedrich Achaz von der Schulen- burg Berghauptleute am Wolfenbütteler Hof.

Friedrich Achaz von der Schulenburg wurde am 3. Mai 1647 auf Schloss Hehlen als Sohn von Achaz von der Schulenburg-Hehlen und Dorothea Elisabeth von Bülow geboren und starb 1701, ebenfalls auf Schloss Hehlen (s. Abb. Schbg. 2). Er war eine der herausra- genden Persönlichkeiten, die das Schulenburger Adelsgeschlecht hervorgebracht hat.

Das Schulenburger Adelsgeschlecht ist eines der ältesten und überdies eines der berühmtesten. Urkunden aus dem 13. Jahrhundert belegen, dass Mitglieder der Schulen- burger Familie in der Mark Brandenburg ansässig waren, damals noch unter dem Namen

51 Sculenborch (s. Abb. Schbg. 3). Von der namensgebenden Burganlage Schulenburg, einer kleinen Turmhügelburg in den Jeetzesümpfen (liegt etwa 3 km südsüdöstlich vom Ortsausgang Salzwedel), ist heute allerdings nur noch ein Erdhügel zu erkennen (s. Abb. Schbg. 4). Das Wort „schulen“ bedeutete früher „sich verstecken“. Im Englischen gibt es dafür noch heute das Wort „skulk“. /SCH 1899/

Abbildung Schbg. 4: Foto Hügelburgreste der Schulenburg, Foto von Axel Hinde- mith

Im 14. Jahrhundert teilte sich die Schulen- burger Familie in eine sogenannte Weiße und Schwarze Linie und seitdem wei- ter in Stämme, Äste und Häuser. Kaiser Ferdinand I. erhob 1565 Daniel von der Schulenburg in den Freiherrenstand. 1728 wurden die Freiherren von der Schulen- burg Reichsgrafen.

In den letzten Jahrhunderten gab es immer etwa fünfzig bis einhundert männliche Mitglieder dieser Familie. Aus ihr sind Abbildung Schbg. 5: Schloss Hehlen Reichsfreiherren, Reichsgrafen, dänische /PET 2008/ und preußische Grafen, Feldmarschälle, Generäle und zahlreiche hohe Offiziere, Staatsminister, Herrenmeister des Johanniterordens und Bischöfe hervorgegangen. 1944 wurden zwei hohe Offiziere, Fritz-Dietlof von der Schulenburg und Friedrich Werner Graf von der Schulenburg, hingerichtet, weil sie sich am Attentat auf Hitler beteiligt hatten. /GEN 2002/

Die Burg Hehlen an der Weser, auf die sich der Name Schulenburg-Hehlen bezieht, war einer von zeitweise bis zu 18 Herrensitzen der Weißen Linie. Schon 1560 war Fritz von der Schulenburg (1518-1589) als Dank für seine Verdienste vom Braunschweiger Her- zog mit dem Dorf und Gut Hehlen und anderen Gütern belehnt worden. 1564 begann in Hehlen der Bau einer Befestigungsanlage, dem Ursprung des heutigen Schlosses.

52 1956 wurde das Familienstammgut Hehlen von Graf Johann-Heinrich verkauft (s. Abb. Schbg. 5).

Heute ist der Stammsitz des derzeitigen Schulenburger Familienoberhaupts, Dr. Günzel Graf von der Schulenburg, das Schloss Wolfsburg. Sein 1965 geborener Sohn, Günther Graf von der Schulenburg, übernahm 1998 die Verantwortung für den land- und forst- wirtschaftlichen Betrieb der Familie. Bewirtschaftet werden insgesamt 53 km2 Forst- fläche in der Region Wolfsburg, in der Altmark, in der Colbitz-Letzlinger Heide und im Fläming. Daneben betreibt die Familie in Nordsteimke einen großen landwirtschaftlichen Betrieb.

Die Lebensgeschichte von Friedrich Achaz von der Schulenburg, dem zu Ehren das Haus Schulenburger Suchort seinen Namen erhalten hat, ist die eines resoluten und erfolgreichen Beamten am Wolfenbütteler Hof unter Herzog Heinrich Julius. Er hat es zu großem Ansehen und auch zu erheblichem Reichtum gebracht. Das war ihm allerdings nicht ohne weiteres zugefallen.

Seine Mutter war bereits neun Tage nach seiner Geburt gestorben und 16 Jahre später sein Vater, als Friedrich Achaz in Marburg Student war. Er brach daraufhin sein Stu- dium ab und kehrte nach Hehlen zurück. Seine Vormünder schickten ihn aber bald darauf wieder zum Studium, dieses Mal allerdings nach Helmstedt. Eine Schlägerei unter Studenten beendete aber auch dieses Studium. /PAT 1664/

Friedrich Achaz ging daraufhin zurück nach Hehlen, um dort sein Studium mit Hilfe seines langjährigen Privatlehrers Abbildung Schbg. 6: Route der Kava- Henricus Fettenius abzuschließen, der ihn liersreise von Friedrich Achaz von der schon beim Studium in Marburg und Schulenburg Helmstedt begleitet hatte und auch später im Erwachsenenalter sein Hofmeister blieb. Mit ihm machte er 1670 bis 1673 eine ausgedehnte Kavaliersreise in die Niederlande, nach Belgien, Frankreich und Italien (s. Abb. Schbg. 6).

Die erste Reiseetappe führte nach Den Haag. Der erkrankte Hofmeister kam erst ein halbes Jahr später nach. Nach dessen Ankunft fuhren beide über Antwerpen und Brüssel nach Paris. Dort perfektionierte Friedich Achaz sein Französisch. Die Reise ging weiter über Orleans, Saumur nach La Fleche. Nach einem längeren Aufenthalt reisten beide weiter über Angers, Nantes, La Rochelle, Bordeaux, Toulouse, Narbonne, Beziers, Mont-

53 pellier, Nimes und die Rhone hinauf bis Lyon und von dort mit dem Schiff den Fluss hinunter bis Avignon, von dort zu Pferd über Marseille, Toulon und Frejus nach Cannes, von dort mit dem Schiff nach Livorno, von dort über Land nach Pisa, Lucca, Florenz, Siena und schließlich nach Rom. Dort folgte wieder ein längerer Aufenthalt. Von Rom aus besuchte Friedrich Achaz mit "einiger Gesellschaft" Neapel. Er lernte Italienisch und Spanisch und vervollkommnete sein politisches Wissen und seine diplomatischen Umgangsformen. 1673 begann die Rückreise von Rom über Loreto und Venedig, durch Tirol, über München, , Nürnberg, Frankfurt und Kassel nach Hehlen.

Reisen dieser Art waren damals für junge Adelige üblich, um ihre Femdsprachenkennt- nisse zu verbessern und weltmännische Umgangsformen zu erlernen. Für Friedrich Achaz zahlte sich das aus, denn bereits 1674 wurde er von Herzog Anton Ulrich als Cammer-Junker an den Wolfenbütteler Hof berufen. Dort scheint er einen guten Ein- druck gemacht zu haben.

1675 schickte ihn der Herzog in diplomatischer Mission an den Brandenburgischen Hof. Es folgten Audienzen zu Kletze an der Prignitz, Mecklenburg und Pommern und wäh- rend des Feldzugs gegen Schweden auch in Berlin. Diese Position scheint für Friedrich Achaz jedoch wenig erstrebenswert gewesen zu sein. 1676 bat er um seine Ablösung. Der Herzog schickte ihn daraufhin als Envoyé extraordinair an den kaiserlichen Hof in Wien,

Abbildung Schbg. 7: Verwandtschaftliche Beziehungen von Friedrich Achaz von der Schulenburg zu Margarete Gertrud von der Schulenburg und Fritz von der Schulenburg

54 um auf diplomatischem Wege den drohenden Krieg mit Frankreich abzuwenden. Nach dem Friedensschluss mit Frankreich kehrte Friedrich Achaz 1678 nach Hehlen zurück, auch, weil er diverse Erbschaftsangelegenheiten regeln musste, insbesondere im Zusam- menhang mit einer ihm zugefallenen märkischen Erbschaft und weil er der einziger Erbe und Stammhalter geworden war.

Als landsässigen Adeliger hatte Friedrich Achaz Sitz und Stimme im ständischen Parla- ment. Das prädestinierte ihn nicht nur für eine Karriere am Hof, sondern zog auch Ver- pflichtungen nach sich. Beispielsweise hatte er als Mitglied der märkischen Ritterschaft dem Brandenburger Kurfürst Friedrich Wilhelm zu huldigen. Anlässlich einer dafür unternommenen Reise nach Halle lernte er 1681 Margaretha Gertrud von der Schulen- burg, älteste Tochter des damaligen Magdeburger Cammer-Präsidenten Gustaf Adolf von der Schulenburg, eines entfernteren Verwandten, kennen (s. Abb. Schbg. 7). Friedrich Achaz und Margarethe Gertrud heirateten am 28. Juni 1681 in Hehlen und begleiteten bereits im selben Jahr Herzog Anton Ulrich auf einer mehrmonatigen Italienreise, Fried- rich Achaz als Hofmeister.

Aus der Ehe von Gertrud Margarethe und Friedrich Achaz sind elf Kinder hervorgegan- gen. Fünf davon sind vorzeitig gestorben. Überlebt haben Christian Günther, Adolph Friedrich, Achatz Johann, Dorothea Ottilia, Anna Lovisa Sophia und Petronella Melusina (Reihenfolge nach Geschlechtern und Alter). /OET 1702/

In einem Schreiben der beiden Herzöge von Wolfenbüttel vom 10. Januar 1690 wird neben anderen Regularien erwähnt, dass sie Friedrich Achaz von der Schulenburg zum Berghauptmann ernannt haben:

Von Gottes Gnaden wir Rudolph-August und Anthon August Gebrüder Hertzöge zu Braunschweig und Lüneburg, Uhrkunde und bekennen hiermit, dass wir den Edlen und gunst unserer Geheimbten Rath auch Hof-Richter und lieben Getreuen Achatz Friedrich von der Schulenburg nunmehro auch für unseren Berghauptmann unserer Ober- und Unterharzischen Communion-Bergwerke und was denselben mehr angehörig in Gnaden bestellet und in Kraft dieses Briefes derogestalt und also, dass uns und unsere...

Es folgt eine ausführliche Aufzählung der Rechte und Pflichten eines Berghauptmanns und letztlich sogar die Festlegung der Vergütung. Sie betrug täglich sechs Thaler. /WBÜ 1686/ Zum Vergleich: Ein Rammelsberger Steiger verdiente durchschnittlich zwei Thaler pro Woche.

55 Berghauptmann zu sein war im 17. Jahrhundert nicht nur eine Ehre, sondern ein durchaus anspruchsvolles Amt. Währenddessen in Preußen die Berghauptleute Ende des 18. Jahr- hunderts sogar in den Rang eines Ministers (zum Beispiel Friedrich Anton von Heinitz) erhoben wurden, blieben die Berghauptleute am Wolfenbütteler und Hannoveraner Hof von untergeordneter Bedeutung. Nach dem Rangreglement von 1696, das bis in das 19. Jahrhundert fast unverändert gültig blieb, rangierten sie unter den zehn höfischen Klas- sen an der siebenten Stelle. /STI 2005/

Friedrich Achaz von der Schulenburg war allerdings auch mit anderen Hofämtern betraut, zum Beispiel dem des Hofrichters. Außerdem war er Geheimer Rat und damit zwei Ränge höher eingestuft. Das dürfte eine gute Voraussetzungen gewesen sein, bei Hofe den Interessen des Harzer Bergbaus genügend Gehör zu verschaffen. Die überlie- ferten Bergamtsakten und seine persönliche Dienstpost zeigen, dass Friedrich Achaz von der Schulenburg seine Aufgaben als Berghauptmann trotz seiner vielfältigen anderwei- tigen Ämter intensiv und detailliert wahrgenommen hat und nicht als bloßes Titularamt, wie es zu jener Zeit bei Hofe oft vorkam.

Von Geburt an war Friedrich Achaz von der Schulenburg im Vergleich zu seinen letzten Lebensjahren eher finanziell bescheiden ausgestattet. Sein späterer großer Reichtum ergab sich vor allem aus einer Vielzahl von Erbschaften. Sie betrafen Güter und Län- dereien unterschiedlicher Größe. Die darauf betriebenen landwirtschaftlichen Betriebe arbeiteten jedoch kaum mit Gewinn und waren fast alle hoch verschuldet. Eine sinnvoll- sparsame Haushaltsführung und besser werdende Zeiten ermöglichten jedoch schrittwei- se die Schuldentilgung und sogar ein positives Betriebsergebnis, so dass Friedrich Achaz zusätzlich einige Rittergüter von verarmten Familienangehörigen der Weißen Linie auf- kaufen und nach seinem Tod seinen Kindern ein großzügiges Erbe hinterlassen konnte.

Im Einzelnen gehörten zu den Erbschaften, die Friedrich Achaz von der Schulenburg erhalten hatte:

Schloss und Gut Hehlen von seinem Vater Achaz von der Schulenburg (1602-1661), Angern-Vergunst und Ramstedt von Kasper Ernst von der Schulenburg (1649-1657), Anteile von Beetzendorf und Apenburg sowie Angern, Uetz und Detzel von Lippold von der Schulenburg (1624-1679) und Osterwohle und Dähre von Heinrich Christoph von der Schulenburg (1666-1687). /SCH 1899/, /OET 1702/

Neben seinen ausgedehnten Ländereien und landwirtschaftlichen Immobilien besaß Friedrich Achaz von der Schulenburg einige Kuxe von Oberharzer Gruben und darüber hinaus zwei Kuxe vom Haus Schulenburger Suchort. Die Ausbeutezahlungen, die ihm aus diesem Bergwerkseigentum zuflossen waren im Vergleich zu den Einkünften von sei- nen Gütern und Ländereien vernachlässigbar. Eine Aufstellung des Kuxbesitzes, die kurz

56 nach seinem Tode angefertigt wurde, zeigt, dass sein Bergwerksbesitz eher bescheiden war (s. Tab. Schbg. 1). /PAT 1710/

Tabelle Schbg. 1: Grubenanteile im, die 1702 im Schulenburgischen Besitz waren

Kuxe Grube 2 Gnade Gottes (Zellerfelder Revier) 1 Silbern Mond (Zellerfelder Revier) 1 Güldener Stern (Zellerfelder Revier) 2 Treue (Zellerfelder Revier) 2 Baumgarten (Zellerfelder Revier) 2 Schwaner Zuges Glück (Zellerfelder Revier) 2,5 Zellerfelder Hoffnung (Zellerfelder Revier) 1 Haus Zelle (Zellerfelder Revier) 1,5 Neue Fundgrube am Decherwege (Zellerfelder Revier) 1 Glücksgarten (Zellerfelder Revier) 1 Haus Cronenburg (Zellerfelder Revier) 1 Churprinz August (Clausthaler Revier) 1 Rosenbusch (Clausthaler Revier) 1 Weinstock (Clausthaler Revier) 1 Grube Weinstock (Sankt Andreasberger Revier)

Nur die ersten beiden Gruben brachten im Jahre 1702 Ausbeute. Die restlichen blieben entweder ohne Ausbeutezahlung oder sogar zubußepflichtig. Insgesamt ergab sich für die Kuxe eine negative Bilanz von etwa zwanzig Thalern pro Quartal. Für Kuxbesitzer waren allerdings die Ausbeute- beziehungsweise Zubußezahlungen nicht von entschei- dender Bedeutung. Wichtiger waren die An- und Verkaufspreise. Das wird deutlich aus einer im Schulenburger Nachlass enthaltenen Gegenüberstellung (s. Tab. Schbg. 2).

Tabelle Schbg. 2: Kuxpreise für Grubenanteile im, die 1710/11 im Schulenburger Besitz waren

Kuxe Grube Preis im Juli 1710 [Thaler/Kux] März 1711 [Thaler/Kux] 1 Glücksgarten 5 10 3 Fundgrube 50 100 2/3 Cronenburgs Glück 190 180 1 Haus Zelle 12 10 2 Baumgarten 8 50 2 Gnade Gottes 35 120 1 Silbern Mond 190 340 1 Güldener Stern 70 100 Summe 703 1280

57 Der Kursgewinn war also beträchtlich. Außerdem ist bei der Einschätzung dieser Zah- len zu bedenken, dass Friedrich Achaz von der Schulenburg bereits zehn Jahre zuvor gestorben war, also nicht mehr aktiv in das Betriebsgeschehen eingreifen oder weniger lukrative Kuxe rechtzeitig abstoßen konnte. Zu seiner Zeit als Berghauptmann hatte er von einem hervorragenden Insider-Wissen profitieren können. Dementsprechend wird er durch gezielten An- und Verkauf zur Mehrung seines Besitzes beigetragen haben. Möglicherweise hat er sich auch, nachdem er sich seit 1697 aus seinem aktiven Dienst als Berghauptmann verabschiedet hatte, von den Kuxgeschäften zurückgezogen und von Teilen seines Grubenbesitzes getrennt. Bezeichnend ist jedenfalls, dass er seinen Kuxbesitz am Haus Schulenburger Suchort offensichtlich schon nach wenigen Jahren wieder veräußert hatte.

Aus heutiger Sicht erscheint es kriminell, das Bergbeamte Eigentümer der ihnen zur Aufsicht anvertrauten Bergwerke waren, konnten sie doch durch ihr Insider-Wissen und Kraft ihres Amtes eigennützig die betriebswirtschaftlichen Entscheidungen dieser Gruben treffen und damit den Betriebsgewinn und den Kuxpreis beeinflussen. Ende des 17. Jahrhunderts war das aber im Harzer Bergbau sogar üblich. Offensichtlich sollten die Beamten dazu gebracht werden, sich um die Verbesserung der Betriebsergebnisse zu bemühen. Ein nicht zu unterschätzender Aspekt scheint auch gewesen zu sein, dass die Beamten dadurch eine Möglichkeit bekamen, ihr Gehalt aufzubessern. Das machte diese Personalstellen interessanter für besonders befähigte Anwärter.

Abbildung Schbg. 8: Schreiben von Friedrich Achaz von der Schulenburg zur Regelung des Schichtmeisterlohns, 1699 /BAC 1694/ Stephen Conrad Helle, Schichtmeister auf dem Haus Schulenburg am Hertz­ berg, werden bewenden Umständen nach auch gethanen Anhalte um Ver- besserung seiner Besoldung wöchentlich fünf mgl* Zulage hiermit verwilliget, und bekommt also in künftig 15 mgl. Was sonsten die des Schichtmeister so genannte Almonstration betrifft, so hat er diejenigen Bergleute, so ihm inju- rieret, namhaft zu machen, also selber nach befinden angesehen werden sollen. Zellerfeld, den 6ten April 1699 A. v. H. Schulb *Mariengroschen

58 1697 starb Friedrich Achaz´ Ehefrau Gertrud Margarethe. Er hat ihren Tod nie verwun- den, zog sich von seinen Hofämtern, einschließlich dem des Berghauptmanns, weitge- hend zurück und blieb nur als Hofrichter aktiv. Ein letztes handschriftliches Schreiben von ihm ist aus dem Jahre 1699 erhalten (s. Abb. Schbg. 8).

Nach seiner letzten Reise nach Wolfenbüttel, die er 1701 unternommen hatte und bei der er das Hofgericht gehalten hatte, fühlte er sich "nicht so recht wohl", klagte "oft über große Mattigkeit" und litt unter starkem Husten. Flecken im Gesicht, die bei Wind brannten, lenkten den Verdacht der behandelnden Ärzte auf Masern. Die verordnete Medizin schlug anfangs gut an, doch Friedrich Achaz verlor stetig an Gewicht und litt unter starkem Husten, an einer "gefährlichen Brustkrankheit" und "Steck-Fluss" (Asthma bronchiale). Schließlich starb er nach insgesamt vierzehn Tagen Krankheit am 25. Mai zwischen 10 und 11 Uhr mittags im Alter von 53 Jahren.

Am 16. August 1701 wurde Viceberghauptmann von Hakelberg Nachfolger von Fried- rich Achaz von der Schulenburg im Amt des Berghauptmanns. /WBÜ 1701/

3.3.4 Herzberger Suchort

Das Bergamt ließ 1693 nach gemein- schaftlicher Beratung der beiden Berg- hauptleute das Herzberger Suchort beginnen, nachdem der Vortrieb im Herzberger Stollen wegen zu großer Gesteinshärte und damit auch zu hohen Vortriebskosten hatte eingestellt wer- den müssen. Das Mundloch vom Herz- berger Suchort befindet sich unterhalb des Herzberger Teichs (s. Abb. 3.3.4.a und 3.3.4.b).

Als Ziel wurde festgelegt, mit dem Herzberger Suchort „die Gänge im Herzberg zu überfahren und die Fort- setzung des Rammelsberger Erzlagers aufzusuchen“. Auch mit diesem Stol- len sollte die Grube Weißer Hirsch Abbildung 3.3.4.a: Stollenmundloch unterfahren und entwässert werden. des Herzberger Suchorts von innen Man hoffte, hier nicht wieder an der mit Verschlussmauer im Hintergrund. Gesteinshärte zu scheitern. Ende des Braun abgesetzt ist seitlich der ehema- 17. Jahrhundert war der Stollenvortrieb lige Wasserstand zu erkennen. Foto von in vollem Gange und wurde auch in Peter Mühr

59 1695-03-02: vier Gedingarbeiter, 15 Lachter vorgetrieben, Schiefer, Spat und Hornstein 1696-03-12: drei Gedingarbeiter, zuwei- len Spat, sonst blauer Schiefer 1696-06-22: drei Gedingarbeiter, 30 Lachter in den Berg gehauen, nur schwarzer Schiefer 1696-09-09: vier Gedingarbeiter, mehr Hoffnung 1696-12-10: drei Gedingarbeiter, Ort nun 35 Lachter lang, nur schwarzer Schiefer 1697-02-25: drei Gedingarbeiter, Hoff- nung auf Erze 1697-07-23: drei Gedingarbeiter, Hoff- nung auf Erze 1698-06-09: drei Gedingarbeiter, kein Erz Abbildung 3.3.4.b: Herzberger Suchort, 1698-12-22: drei Gedingarbeiter, Hoff- in der Mitte des Bildes stehen ein was- nung auf Erze serdichter Transportbehälter und eine 1699-09-08: vier Gedingarbeiter, etwas Grubenlampe. Foto von Peter Mühr Kupfererze verspürt /BAC 1712/ den Jahren danach fortgesetzt. Seine wichtigste Betriebszeit lag dann auch im 18. Jahrhundert (vgl. Kap. Das 18. Jahrhundert). lung war als Argumentationshilfe für die Diskussion gedacht, ob das Haus 3.3.5 Andere Suchprojekte am Schulenburger Suchort als privatwirt- Herzberg schaftliches Unternehmen (Lehnschaft) zugelassen werden sollte oder eher Einen Überblick über die privatwirt- eine direkte staatliche (landesherrliche) schaftlichen Suchprojekte, die im 17. Eigentumsform zu befürworten sei. Jahrhundert am Herzberg angesiedelt Die Nähe und die Zugehörigkeit zum waren, gibt ein fast hundert Jahre spä- Rammelsberg ließ das dort übliche ter für das Bergamt Goslar angefer- Eigentumsmodell ratsam erscheinen tigter Bericht. Darin ist eine Zusam- (Staatsbergbau). Als Gegenargument menstellung aller „Lehnschaften“ ent- wurden in dem Bericht Präzedenzfälle halten, die hundert Jahre zuvor in der zusammengestellt für privates Gruben­ näheren Umgebung des Rammelsbergs eigentum, das es im 17. Jahrhundert zur Suche und Erkundung betrieben am Herzberg und in der Umgebung worden waren. Diese Zusammenstel- gegeben hatte.

60 Zitat: 5. Herzbock daselbst 6. Alter Braunschweigischer Löwe am „Was nun die Frage betrifft, ob die Hahnenberge Acten Exempel an die Hand geben, 7. Segen Gottes daselbst dass vordem Gewerken bei dem 8. Stadt Goslar im Schnakenthal Unterharzischen Bergbau zugelassen 9. Hiob im Schleifsteinthal sind, so hat sich bei der Nachsicht 10. Friedberg daselbst befunden, dass in der letzten Hälfte 11. Segen Gottes daselbst des vorigen Jahrhunderts folgende 12. Teutsche Fürst an der Grane Lehnschaften in Betrieb gewesen: 13. Jupiter daselbst 14. Ludwig daselbst 1. St. Annen, nachmals Weißer Hirsch 15. Weißer Adler daselbst am Herzberg 16. Alter Fürst am Stadtwege 2. Haus Schulenburg daselbst 17. Braunheyde am Nordberg 3. Bartolomäus daselbst 18. Teutsche Treue am Sangenberg“ 4. Fräulein Dorothea daselbst (Ende des Zitats) /WBÜ 1768/

Abb. 3.3.5.a: Suchprojekte in der unmittelbaren Umgebung des Rammelsbergs im Jahre 1692. Illustration einer Bergamtsakte. Hervorgehoben ist der Bereich Herzberg und Rammelsberg. /WBÜ 1768/

61 Abb. 3.3.5.b: Übertra- gung des Ausschnitts Rammelsberg und Herzberg von 1692 auf eine orthogonale Kar- tendarstellung

Abb. 3.3.5.c: Übertra- gung der Standorte der Such- und Erkun- dungsprojekte aus der Karte von 1692 auf eine orthogonale Kartendar- stellung

Am Herzberg lagen davon nur die wäre der Zeichner dieser Karte in der ersten fünf Gruben. Lage gewesen, eine Landkarte heutiger Art anzufertigen, aber das Verständnis Ein Bericht aus dem Jahre, der 1692 bei seiner Zielgruppe war dafür wohl vom Bergamt an die Berghauptleute noch nicht vorhanden. geschickt worden ist, enthält eine Kar- te, die die Lage von einigen dieser Gru- Er hat auch keine rein zentralpers- ben zeigt (s. Abb. 3.3.5.a). Damals war pektivische Darstellung gewählt. Die die heute übliche Art von Landkarten wurde zwar damals in der bildenden (Blick senkrecht von oben, rechtwinkli- Kunst bereits praktiziert, hätte aber auf- ges Koordinatennetz, Ausrichtung nach grund der steilen Berghänge des darzu- Norden, einheitlicher Maßstab) noch stellenden Gebiets Probleme bereitet, nicht gebräuchlich. Wahrscheinlich denn viele Gruben wären durch Berge

62 verdeckt gewesen. Deshalb hat der war. Das muss das Gangtrum gewesen Zeichner das Gebiet in einer heute sein, das später auch vom Haus Schu- merkwürdig anmutenden, damals aber lenburger Stollen und seinen beiden durchaus übliche Mischung aus ortho- längeren Stollenquerschlägen unter- gonaler Landkarte und Zentralperspek- sucht wurde. Dazu passt auch die heute tive dargestellt. noch im Gelände erkennbare Vertie- fung (s. Abb. 3.3.3.a) Auf den heutigen Betrachter wirkt besonders verwirrend, dass sich inner- Die westlich benachbarte Gelände- halb der Karte sowohl der Maßstab, vertiefung gehört demzufolge bereits als auch die Orientierung ändert. Bei- zur damaligen Grube Bartholomäus. spielsweise ist die Stadt Goslar im Von dieser Grube sind bislang weder Vergleich zu ihrer Umgebung viel zu der Betriebsbeginn noch die Betriebs- klein dargestellt und nur stilisiert als dauer bekannt. Es sollen mehrere Stol- Stadtmauer, die markante Gebäude len gewesen sein, die zu dieser Grube umschließt. Insgesamt scheint die Kar- gehört haben. Erhalten geblieben sind te nach Nordnordosten orientiert zu davon allerdings nur Geländemulden sein. Bestimmte Bereiche, wie zum und Halden. Sie befinden sich west- Beispiel der Herzberg und der Ram- südwestlich des Stollenmundlochs vom melsberg, sind dagegen so gezeichnet, Haus Schulenburger Suchort. Zur Gru- als ob der Betrachter vom Berg Hohe be gehörte offenbar auch ein kleinerer Kehl nach Osten schaut. Der Zeichner Untersuchungsschacht. Das Untersu- konnte dadurch Details aufnehmen, die chungsziel wird der Gang gewesen sonst verdeckt gewesen wären, wie sein, auf dem auch die Grube Haus zum Beispiel den Schacht Schulen- Schulenberg baute, oder ein Nebent- burgs Glück und das Stollenmundloch rum. der Grube Haus Schulenburg. Die Wasserhebungsprobleme, mit Betracht man nur den Ausschnitt denen der Haus Schulenburger Schacht Herzberg-Rammelsberg, so sind an zu kämpfen hatte, werden auch im Hand des Verlaufs der eingezeichneten Schacht Bartolomäus aufgetreten sein drei Gangtrümer und der beiden Berg- und letztlich das Weiterteufen verhin- kuppen die Standorte der Gruben Haus dert haben. Es ist heute nicht mehr Schulenburg, Fräulein Dorothea, Bar- bekannt, wo sich die Stollen der Grube tholomäus und Herzbeil zu erkennen Bartolomäus befinden. Geht man davon (s. Abb. 3.3.5.b und 3.3.5.c). aus, dass der Schacht ungefähr vierzig Meter westlich von dem der Grube Haus Demzufolge lag der zur Grube Haus Schulenburg gelegen hat und ein Stollen Schulenburg gehörende Schacht süd- parallel zu dem des Haus Schulenburger östlich vom Stollen. Der genaue Stand- Suchorts angelegt worden ist, dann wäre ort erschließt sich aus Aktennotizen, das Stollenmundloch etwa dort zu ver- wonach anfangs ein Schacht auf einem muten, wo sich heute der westlich vom ausbeißenden Gang geteuft worden Haus Schulenburger Stollenmundloch

63 liegende Wassersammelbehälter befin- sem früheren Zeitabschnitt erschwert det (siehe Abb. 3.6.c). Möglicherweise die Beurteilung allerdings erheblich. wird er vom Stollen der ehemaligen Grube Bartholomäus gespeist. 3.4 Das 18. Jahrhundert

Noch weiter westlich befinden sich Nach dem Dreißigjährigen Krieg mehrere Pingen, die von der ehemali- wurde das Gebiet des heutigen Nieder- gen Grube Fräulein Dorothea stammen. sachsens erst wieder im Siebenjährigen Hier scheinen ebenfalls erhebliche Gru- Krieg (1756 bis 63) durch unmittelba- benhohlräume aufgefahren worden zu re Kriegseinwirkungen in Mitleiden- sein, denn die Halden und Geländever- schaft gezogen. Ansonsten war das 18. tiefungen haben ein verhältnismäßig Jahrhundert eine Zeit stabiler Verhält- großes Volumen. Über den Betrieb der nisse. Die hannoverschen und braun- Grube Fräulein Dorothea wurde 1692 schweigischen Fürstenhäuser konnten berichtet, dass „auf festem Schram ihre Macht festigen und ihr Territo- mächtig abgesunken“ worden sei. Dar- rium erweitern. Den Hannoveranern unter ist wohl ein Schurf zu verstehen. gelang es sogar, die Kurfürstenwürde Der Betrieb scheint aber nicht darüber zu erlangen und den englischen Thron hinaus entwickelt worden zu sein, denn zu besteigen. /HAU 2004/ in späteren Bergamtsberichten finden sich keine Erwähnungen mehr zu die- Die Amtszeit von Herzog August ser Grube. Wilhelm von Braunschweig-Wolfen- büttel (geboren am 08. März 1662, Von der Grube Herzbeil, für die gestorben am 23. März 1731) war zeitweise auch der Name Herzbock geprägt von höfischem Prunk, Ver- verwendet wurde, ist nur noch unge- schwendung, horrenden Staatsschulden fähr der Bereich bekannt, an dem der und hohen Steuern. Der 1735 bis 1773 Betrieb stattgefunden hat: „lieget unter regierende Karl. I. von Braunschweig- dem Haus Schulenburg am Zellerfelder Bevern orientierte sich an Merkantilis- Wege“. Gefunden worden sei „nichts mus und Aufklärung. Der Siebenjäh- als Schiefer“. Es bestünde wenig Hoff- rige Krieg brachte das Herzogtum an nung, Erz zu finden. den Rand einer Katastrophe, auch in finanzieller Hinsicht. Bei den Arbeiten unserer Förder- vereinsmitglieder sind unmittelbarer Für den Rammelsberger Bergbau war östlich des aufgewältigten Stollen- das 18. Jahrhundert eine Zeit relativ mundlochs des Haus Schulenburger ruhiger politischer und wirtschaftlicher Suchorts eine weitere Stollenhalde und Rahmenbedingungen. Die Erze wurden ein Geländeeinschnitt gefunden wor- nach wie vor an die landesherrlichen den. Beide sind offensichtlich älteren Hütten in , Astfeld und Langels- Datums als das Haus Schulenburger heim geliefert und dort verarbeitet. Die Suchort. Das Fehlen jeglicher Abbil- bergbehördliche Aufsicht über die Gru- dungen und Beschreibungen aus die- ben führte die mittlerweile bewährte

64 Unterharzer Communion-Verwaltung. ergingen dementsprechend nur halbher- Prämissen der Verwaltung waren eine zig. Die Personalzuweisungen und die gleichbleibende Erzfördermenge und Bereitstellung von Finanzmitteln blie- -qualität, in Zeiten stärkerer Metall- ben deutlich hinter denen zurück, die nachfrage aber auch eine Produktions- für die Vorfelderkundungen der Ram- steigerung. Ein besonderes Interesse melsberger Gruben, besonders der Ent- galt einer möglichst hohen Fördermen- wicklung der Gruben Kunststrecke und ge kupferhaltiger Erze. Untere Nachtigall angewiesen wurden.

Dem entgegen standen die stetig Bei der im Folgenden aufgeführ- schlechter werdenden Abbaubedingun- ten Zusammenstellung von Such- und gen. Viele der damals im Rammelsberg Erkundungsprojekten handelt es sich betriebenen Gruben waren schon Jahr- übrigens nicht um alle derartigen Pro- hunderte alt und verfügten kaum noch jekte des Erzbergwerks Rammelsberg. über ausreichende Erzvorräte. Neue Vielmehr gehörten dazu auch noch ließen sich sowohl durch Erkundungs- andere, die hier aber aus Platzgründen strecken (Suchörter) finden, die im nicht näher beschrieben werden sollen. unmittelbaren Vorfeld und unterhalb der Viele von ihnen hatten ihre räumlichen betreffenden Gruben angelegt wurden, Ausgangspunkte in den Rammelsberger als auch durch Schurfe, Suchschächte Gruben. Und es gab andere kosteninten- und Suchstollen in entfernteren Gebie- sive Projekte, die, wie die Suchprojekte, ten, zum Beispiel am Herzberg. Letztere nicht in unmittelbarem Zusammenhang hatten jedoch erfahrungsgemäß deutlich mit der Erzproduktion standen, zum geringere Chancen, fündig zu werden, Beispiel zur Verbesserung und Erweite- und standen deshalb nicht im Mittel- rung der Hauptförderschächte und der punkt der bergamtlichen Bemühungen. zentralen Wasserhaltung.

Die Bergbeamten äußerten zwar Anfang des Jahrhunderts zeigte die immer wieder den Wunsch, dass auch Communion-Bergverwaltung noch, außerhalb des Rammelsbergs nach neu- wie im 17. Jahrhundert, ein starkes en Erzvorräten gesucht wird. Dahinter Interesse für die Gruben Weißer Hirsch, stand aber keine zwingende Notwen- Herzberger Suchort und Haus Schulen- digkeit, denn auf den im Alten Lager burger Suchort. Das ließ aber in den neu angelegten tieferen Sohlen stand 1720er Jahren wegen übergeordneter genügend Erz für die Einrichtung neuer finanzieller Gründe nach. Gewinnungspunkte zur Verfügung. Ein Beispiel dafür war die Grube Kunst- Ab den 1730er Jahren gab es neue strecke und die neue, eigentlich als Suchprojekte, die sich aber im Wesent- Erweiterung der Grube Nachtigall ent- lichen auf den östlichen Bereich des standene Grube Untere Nachtigall. Rammelsbergs konzentrierten und im Siebenjährigen Krieg endeten. Den Die Anordnungen zu Such- und Herzberg betreffend blieb es bei den Erkundungsprojekten am Herzberg 1734/35 durchgeführten Arbeiten im

65 Herzberger Suchort. Zu den Projekten 3.4.1 Herzberger Suchort am Rammelsberg gehörten 1735 bis 1739 das Teufen des Schurfer Schachts. Das im Jahre 1693 angesetzte „Ort Er erreichte eine Teufe von 44 m, hatte unter dem Herzberger Teiche“ war das dann aber einen zu starken Wasserzu- einzige Herzberger Projekt, das über fluss. 1739 bis 1749 wurde das Schur- die Wende vom 17. zum 18. Jahrhun- fer Suchort aufgefahren. Es erreichte dert hinweg weiter betrieben wurde. eine Länge von 116 m. Dann bestand Bis zu seiner Einstellung im Jahre 1710 keine Hoffnung mehr auf Erzfunde und hat es eine Länge von 139 1/2 Lachter stattdessen folgte ab 1749 die Auffah- erreicht. Gefunden hatte man damit nur rung weiterer Suchstrecken im Osten einige unbedeutende Blei- und Kupfer- des Alten Lagers, ausgehend von den erze, die zwar untersucht, aber nicht Sohlen der Rammelsberger Gruben. als bauwürdig eingeschätzt wurden (s. In den 1780er Jahren brachte (Vice-) Abb. 3.3.2.b). /AHR 1853/ Bergmeister Röder neuen Schwung in die Suche und Erkundung (s. Abb. 3). In den Akten des Bergarchivs Clausthal sind über das Herzberger All diese Projekte hatten eine Suchort folgende Angaben zu fin- Gemeinsamkeit: Sie waren zeitlich den: befristet und unterschieden sich damit vom normalen Grubenbetrieb des Ram- 1701 vier Gedingarbeiter, sehr festes melsbergs. Für all diese Projekte stand Gestein, weiterer Vortrieb, pro Quar- nur eine zahlenmäßig begrenzte Beleg- tal nur ein Lachter wegen großer schaftsstärke zur Verfügung, denn die Festigkeit des Gesteins, 100 Gulden Communion-Verwaltung achtete auf pro Quartal, nur Grauschiefer die damals übliche Arbeitsplatzgaran- 1702 vier Gedingarbeiter, 84 Lachter tie für Bergleute. Dazu gehörte, dass aufgefahren nach Ende der Projekte die frei gesetz- 1703 vier Gedingarbeiter ten Bergleute weiter beschäftigt wer- 1704 vier Gedingarbeiter, drei Pfund den mussten, und deshalb auch, dass Schwarzpulver pro Woche, ab Juni die Belegschaftsstärke nicht beliebig nur noch drei Gedingarbeiter und erhöht werden konnte, wenn ein neues zwei Pfund Pulver, kein Erz, ab und Projekt begonnen werden sollte. Dar- an Spat aus ergab sich eine zeitliche Reihung 1705 Lichter wollen bei warmen der Such- und Erkundungsprojekte, Außentemperaturen nicht brennen zum Beispiel am Herzberg (Sauerstoffmangel, Grubenlampen verlöschen), 103 Lachter aufge- 1693 bis 1709 Herzberger Suchort (am fahren Teich), 1706 Querschlag 15 Lachter lang auf- 1710 bis 1718 Haus Schulenburger gefahren Suchort und 1707 rechts Gang „verspürt“ 1719 bis 1725 Grube Weißer Hirsch 1708 Stollenlänge 130 Lachter (s. Abb. 3). 1709 Stollenlänge 136 Lachter

66 Abbildung 3.4.1: Quer- schlag des Herzberger Suchorts, Foto Peter Mühr 2005

1710 insgesamt 139 ½ Lachter auf- den zum Haus Schulenburger Suchort gefahren, Streichen bleibt konstant, in den Querschlagsvortrieb versetzt. keine Erze /BAC 1712/ 3.4.2 Haus Schulenburger Beendet wurde der Vortrieb wegen Suchort der zu großen Festigkeit des ange- troffenen Gesteins. Die Kosten waren Im 18. Jahrhundert gab es zwei Pha- auf 50 Gulden pro Meter gestiegen sen, in denen das Haus Schulenburger und es bestand kaum noch eine Aus- Suchort verlängert wurde: 1710-18 sicht, bauwürdige Gänge zu treffen. und 1786-1796.

1724 hat das Bergamt ein „Flügel- Anfang des 18. Jahrhunderts ort“ (Querschlag) auf einem Gang- Trum des Weißer Hirscher Gangzu- Bis 1709 wurden Überlegungen, das ges anlegen lassen, das die Schie- Haus Schulenburger Suchort durch die ferschichten quer durchschneidet. Landesregierung weiter zu betreiben, Der Querschlag zweigt bei 160 m mit Hinblick auf den mehr Erfolg Stollenlänge fast rechtwinklig vom versprechenden Betrieb im Herzber- Stollen ab (s. Abb. 3.4.1). ger Suchort nicht weiter verfolgt. Erst nachdem der Vortrieb dort hat- 1733 bis 1734 wurde der Stollen te eingestellt werden müssen, kam noch einmal verlängert, wiederum das Schulenburger Suchort wieder ins ohne Erz gefunden zu haben. Heute ist Gespräch, „um die Untersuchung im das Stollenmundloch mit einer Mauer Herzberge nicht ganz aufzugeben“ verschlossen (siehe Abb. 3.3.4.a). und „um den Weißen Hirscher und andere Herzberger Gänge zu suchen“. Die beiden Gedingnehmer, die dort Die Kosten sollten aus der Bergbau- noch bis zuletzt gearbeitet hatten, wur- accise-Casse bestritten werden, das

67 heißt zu Lasten der Landesregierung. /AHR 1853/

Es sollte aber noch bis 1710 dauern, bis die Communion-Bergverwaltung tatsächlich finanzielle Mittel dafür bewilligte. Im Bergamtsprotokoll vom 09. Januar 1709 wird beschrieben, dass in der Betriebsperiode, die zehn Jahre zuvor geendet hatte, bereits zwei Gän- ge überfahren worden seien. Der erste sei „rechterseits“ 23 3/4 Lachter lang „ausgelängt“. Dort wären aber nur „Flittchen von Kupfer- und Silbererz“ gefunden worden. „Linkerseits“ wären 5 3/4 Lachter aufgefahren worden. Es wird vorgeschlagen an den Stellen, an denen Erze gefunden worden sind, ein „Absinken“ anzulegen (weiter nach der Teufe zu suchen).

Am 30. Oktober 1709 sprach sich auch Berghauptmann Albert von dem Busche für eine Wiederinbetriebnahme des Haus Schulenburger Suchorts aus. Die Kosten sollten seiner Meinung nach durch die „Unterharzer Bergbau- Cassa“ gedeckt werden.

Ebenfalls Ende Oktober 1709 wur- de festgelegt, dass der Markscheider Schreiber ermitteln soll, ob das Haus Schulenburger Suchort bereits die ver- längerte Achse des Feuergezäher Feld- orts („das Hauptstreichen“) erreicht hat. Schreiber gab daraufhin zu beden- ken, dass der Weiße Hirscher Gang Abbildung 3.4.2.a: Haus Schulenburger nicht unbedingt in der Verlängerung Suchort und Streichen des Weiße Hir- des Feuergezäher Gangs liegen müs- scher Gangs. Ausschnitt aus einem Riss se. Eindeutig ermitteln ließe sich das aus dem Jahre 1785 nicht, weil nicht absehbar sei, ob das Streichen geradlinig weiter läuft, oder wie es „jetzt“ scheint. Fraglich sei ob es seine Richtung nach links ändert, auch, ob der Gang seine Tonnlage (sei-

68 ne Schrägstellung) beibehalten wür- vorgeschlagen. Der Vorschuss solle aus de. Das Feuergezäher Feldort befindet dem Zehnt und die endgültige Bezah- sich nach seinen Angaben 32 Lachter lung aus der Bergbau-Accise-Casse unter der Tagesoberfläche. Wenn es genommen werden. Am 17. Januar weiter in Richtung Herzberg verlän- 1710 verfasste auch der Clausthaler gert werden würde, dann würde es in Berghauptmann eine entsprechende 87 5/8 Lachtern in einer Teufe von Resolution. In einem Brief vom 14. 71 Lachtern unter dem Haus Schulen- Februar 1710 erläuterte der Goslarer burger Suchort ankommen. Das Haus Bergamtsleiter Berkelmann dem Gosla- Schulenburger Suchort sei „von den rer Zehntner (Bergbaukassenchef) Pfef- Gewerken“ schon 72 Lachter „fortge- fer die vorzusehenden Zahlungsmodali- trieben“ und hätte dort eine Überde- täten. Pfeffer schrieb seinerseits am 02. ckung von 20 3/8 Lachtern. Bei einer März 1710 an die Accise-Casse eine weiteren Verlängerung um 96 Lachter entsprechende Anweisung. Im Berg- würde es den Weiße Hirscher Gang amtsprotokoll vom 19. Februar 1710 ist treffen (s. Abb. 3.4.2.a). erwähnt, dass im Haus Schulenburger Suchort vier Gedingnehmer neu ver- Am 14. Dezember 1709 fragte das dungen worden seien. Vom 10. März Bergamt Goslar bei „den Herren Berg- 1710 ist ein Brief erhalten geblieben, in hauptleuten“ an, ob der mündlichen dem die Holzanlieferung erwähnt wird. Zusage nun auch eine schriftliche Die Arbeiten hätten, wie in einem Berg- „Ratification“ folgen wird. Anfangs amtsprotokoll vom selben Tag beschrie- würden für den Betrieb des Haus Schu- ben ist, zwar begonnen. Das im Stollen lenburger Suchorts wöchentlich 16 anfallende Wasser hätte aber wegen des bis 18 Thaler Lohnkosten erforderlich starken Frosts nicht abgeleitet werden sein. Im Mundlochbereich wären 7 bis können. In der vorletzten Märzwoche 8 Lachter Ausbau neu zu stellen. Dafür ist das Haus Schulenburg dann aber wäre „ein Halbschock Schachtholz und mit Arbeitern belegt worden. Sie hatten ein Halbfuder Dielen“ notwendig. Die in den ersten vier Wochen unter ande- Aufgaben des Schichtmeisters (buch- rem den Ausbau des Mundlochbereichs halterische Leitung des Betriebs) sol- komplett erneuert. Dort war auch eine le Vitriolmeister Schnur (Leiter der neue Rösche angelegt worden. Mitte ebenfalls zu den herzoglichen Mon- März haben die Gedingenehmer mit tanbetrieben Goslars gehörenden Vitri- dem „Nachnehmen“ der in der vori- olsiederei) nebenher übernehmen. Für gen Betriebsperiode 13 Lachter lang ihn wären wöchentlich 10 Groschen stehen gebliebenen Strosse begonnen. Schichtmeisterlohn vorzusehen. Am 24. Mai 1710 hatten sie schon zwei Lachter geschafft und am 23. Juni 1710 Am 06. Januar 1710 wies der Zel- 4 ½ Lachter. lerfelder Berghauptmann an, dass vier Arbeiter im Haus Schulenburger Im Bergamtsprotokoll vom 28. Juli Suchort angelegt werden sollen, wie im 1710 sind Überlegungen festgehalten, Protokoll vom vergangenen Dezember ob die Gedingnehmer in zwölf-Stun-

69 den-Schichten arbeiten sollen und nicht dem Haus Schulenburger Suchort der wie bisher in acht-Stunden-Schich- Weiße Hirscher Gang gesucht werden. ten. Angeregt wird darin auch, den An der Tagesoberfläche würden noch Anschnitt (die wöchentliche Abrech- einige alte Pingen und Schurfe in der nung des Betriebsergebnisses) in der Stollenvortriebsrichtung liegen, was Form einzurichten, wie es bei den die Vermutung unterstütze, dass noch anderen Rammelsberger Gruben üblich Gänge folgen müssten. war. Außerdem wurde diskutiert, ob die Nachtschichten abgeschafft werden Im Dezember 1711 wurden im Berg- könnten, weil der Stollen etwas abseits amt Überlegungen angestellt, ob es liegt und der Weg vom Wohnort der sinnvoll sei, die Bergleute des Haus Bergleute dorthin sehr lang ist. Am 16. Schulenburger Suchorts zwischen den August 1710 waren bereits insgesamt regulären Schichten und den Über- 9,5 Lachter Strosse nachgenommen stunden-Schichten Pausen einlegen zu worden. In der folgenden Woche wurde lassen. Im Rammelsberg wäre das sinn- der eigentliche Stollenvortrieb begon- voll, denn dort seien die Temperaturen nen. untertage angenehm für Ruhepausen, im Haus Schulenburger Suchort dage- Am 22. Oktober 1711 befuhren die gen nicht. Die Leute könnten wegen Viceberghauptleute von Steinberg und der Kälte und Nässe nicht in der Grube von Heimburg, der Zehntner Uslar, der bleiben, sondern müssten den weiten Hüttenreuther Schlüter, der Zehntge- Weg nach Hause auf sich nehmen. genschreiber Berkelmann, der Berg- Außerdem könnten nur jeweils zwei schreiber Schlüter, der Bergvoigt Leute vor Ort arbeiten. Deshalb wäre Peters, der Markscheider Schreiber es sinnvoll, wenn zwei Mann tagsüber und die Obergeschworenen Gläsener und zwei nachts arbeiten würden. die Rammelsberger Gruben und dabei auch das Haus Schulenburger Suchort. Anfang April 1712 wurde ein Gang Im Befahrungsprotokoll ist festgehal- angetroffen, der „rechterseits“ drei ten, dass der Stollen bereits 23 Lach- Spann mächtig und „etwas edler“ sei ter über das Streichen vom Feuerge- und links „ein paar Kupfererze“ ent- zäher Hauptgang hinaus aufgefahren halte. In den folgenden Wochen wurde worden sei. Es wurden Überlegungen auf der rechten Seite „ausgelängt und angestellt, den Vortrieb einzustellen. abgesunken“. Die Erze keilten aber in Allerdings sei 18 Lachter zuvor ein 1 ½ Lachter Teufe wieder aus. /AHR Gang angetroffen worden, der zwar 1853/ kein Erz führt, aber „gute Anweisung“ geben würde, „wannenhero für guht Am 02. Mai 1712 beklagten sich die angesehen“ mit drei bis vier Arbeitern „Bedienten vom Leder“ (Technische „in der Weile“, also nach der regulären Bergbeamte) beim Berghauptmann, Arbeitszeit und „jeder zu 4 Gulden dass sie, als die Grube noch privat- gerechnet“ (pro Quartal), den Gang wirtschaftlich geführt worden war, zu verfolgen. Außerdem solle nun mit Fahrgeld und zwei Pfund Unschlitt

70 (Brennstoff für die mitgeführten Lam- Die Betriebskosten beliefen sich seit pen) bekommen hätten. In letzter Zeit, Trinitatis (zweites Quartal) 1710, wie seitdem die Grube aus der herzoglichen in einem Brief des Bergamtes vom 04. Bergbau-Kasse finanziert würde, bekä- Oktober 1712 an die Berghauptmann- men sie aber nichts mehr. schaft aufgeführt, auf 1.582 Thaler, 6 Groschen und 10 Pfennig, „über- Im Bergamtsprotokoll vom 15. all“ (zusätzliche Verwaltungs- usw.- August 1712 wird berichtet, dass die Kosten) 506 Thaler und 2 Groschen, Accise-Einnahmen nicht ausgereicht insgesamt also 2.811 Thaler und 2 haben, um das betriebswirtschaftli- Groschen. Bezahlt worden sind sie aus che Defizit des Haus Schulenburger der Bergbau-Accise-Kasse. Suchorts auszugleichen. Im letzten Quartal seien Kosten von 122 Thaler Am 20. März 1713 wies die Berg- und 23 Groschen angefallen. Außer- hauptmannschaft an, dass die Unter- dem wurden Überlegungen angestellt, deckung notfalls aus dem Unterharzi- ob übertage vor dem Stollen eine schen Zehnt auszugleichen sei. Sollten „Wasserkunst“ (Wasserrad) und im sich bauwillige Gewerke finden, dann Stollen ein „Geschlepp“ (Kraftüber- sei zu überlegen, ob eine Übernahme tragungsgestänge) für den Antrieb der des Betriebs durch eine privatwirt- im Absinken zu betreibenden Was- schaftliche Gesellschaft zu gestatten serpumpen gebaut werden sollte. Das ist. /WBÜ 1792/ würde jedoch sehr teuer werden. Bis- lang seien auch nur ungefähr 15 t Am 30. Januar 1714 ermahnten die „ausgeschlagenes“ (bereits aufberei- Berghauptleute das Bergamt wegen zu tetes verkaufsfähiges) Erz ausgeför- geringer Vortriebsleistung und fragten, dert worden. Dabei handle es sich ob die Aufsicht über die Bergleute aus- jedoch hauptsächlich nur um „Kniest“ reichend sei. Am 17. Februar 1714 ant- (geringhaltiges Erz). Es sei zu wenig, wortete das Bergamt Goslar, die gerin- um „zugute gemacht“ (verhüttet) zu gen Vortriebsleistungen lägen nicht an werden. Eine Gewerkschaft würde einer schlechten Aufsicht. Die Aufsicht deshalb „schwerlich zusammen zu über die Bergleute wäre sogar ausge- bringen“ sein. Es bestünde trotzdem sprochen gut. Selbst der Vice-Bergvoigt die Hoffnung, dass „demnächst dem oder einer seiner Geschworenen kämen alten Rammelsberg“ durch den Herz- „alle Schichten“ zur Befahrung. Es berg „secundieret“ werden könne. hätte sich aber erwiesen, dass sich bei dem anstehenden festen Hornstein mit Am 14. Oktober 1712 wiesen die Schlägel und Eisen in vier Wochen nur Berghauptleute an, trotz der buchhal- 3/8 Lachter lang, 1 1/4 Lachter hoch terischen Deckungslücke weiter zu und 1/2 Lachter weit auffahren lassen. arbeiten. Das Bergamt schlug vor, den Die Leute hätten also mit Schlägel und gefundenen Gang weiter zu verfolgen Eisen „nichts gewinnen können“ und und dort besonders den Bereich unter- müssten deshalb alles mit „Schießen“ halb der Stollensohle zu untersuchen. herein gewinnen. Die Sprengungen der

71 Bohrlöcher „heben manchmal wenig, bemeldter Gang sich auftun und edler manchmal gar nicht“, weil die Löcher werden möchte, denenselben wird in nicht verschrämt werden können. Es 4 Wochen in und neben der Schicht musste also aus dem Vollen gesprengt 3/4 ltr. lang, 1 1/4 ltr. hoch und 1/2 werden, was zu dieser Zeit noch nicht ltr. weit, um 16 Gulden und 4 Pfund üblich war. Das heißt, dass man sonst Pulver verdungen, und erweisen sich vor der Sprengung mit Schlägel und jetzo vor dem Orte Gang-Gebirge, in Eisen einen Einbruch herstellte, eine welchen Kupfer- und Silber-Ertze sich freie Fläche seitlich parallel zum Bohr- fleckenweise spühren lassen. in fidem loch. Das später übliche Sprengen aus Heinrich Schlüter“ * (Lachter) dem Vollen, das heißt ohne vorher zu verschrämen, war noch nicht zur Im April 1715 wurde ein Gang ange- Anwendungsreife entwickelt. Wegen troffen, der allerdings Ende des Monats „ungemeiner Festigkeit“ würden erst 1/2 Lachter „durchbrochen“ war. wöchentlich 90-100 Bohrer „verschla- gen“. Aus der „Rammelsbergischen Gene- ral-Befahrung Aus der „Rammelsbergischen Gene- ral-Befahrung Angefangen den 18ten Juni und geendigt den 20ten August 1715 Angefangen den 12ten Juni und ...Desgleichen haben wir heute das geendigt den 21ten August 1714 Haus Schulenburger Suchort mit …Auch haben wir heute das Haus befahren, welches mit 6 Gedinghäu- Schulenburger Suchort mit befahren, ern beleget, wovon 4 mit erwehn- welches mit 6 Geding-Häuers beleget, ten Suchort seit letzterer quartaligen davon 4 mit gedachten Suchort bis Befahrung 1 1/2 ltr und nun insge- hierhin 126 3/4 ltr.* fortgangen, in samt 133 5/8 ltr. fortgangen, in Hoff- Hoffnung die im Hertzberge vermu- nung die im Hertzberge vermuthende thende Gänge damit rege zu machen, Gänge damit rege zu machen, maßen denenselben wird in 4 Wochen in davon, den andere zwar auch getrof- und neben der Schicht 1 ltr. lang fen, aber noch nicht gantz durchbro- 1/4 ltr. hoch und 1/2 ltr. weit um 32 chen, gedachten 4 Arbeitern wird in Gulden und 14 Pfund Pulver verdun- 4 Wochen in und neben der Schicht gen, und beweist sich fürn Orte fes- wegen itzo fürgefallener Festigkeit 1/2 ter Hornstein und Schiefer-Gebirge ltr. lang, 1 1/4 ltr. hoch, und 1/2 ltr. und untermengeten Spaht. 106 3/4 weit um 32 Gulden und 14 Pfund Pul- ltr. von Mundloch anzurechnen, ist ver verdungen, für diese Orte bricht mit diesem Orten ein Gang überfah- fester Horngestein mit etwas unter- ren, und nachdem sich anfänglich mengten Kupfer-Ertz und Knieste. auf diesen Gange trümerich Kupfer- Die übrigen beyden Geding Arbeiter Erz und Kniest erwiesen, ist mit 2 haben auf den von neuem angetrof- Geding-Arbeitern 18 ltr. darauf aus- fenem Gange bereits 2 1/4 ltr. ausge- gelängt, um zu versuchen, ob mehr länget, und die alda sich erweisende

72 Silber Ertze zu verfolgen, denenselben Gangauslängen keine Hoffnung mehr wird in 4 Wochen 1/2 ltr. lang, 1 1/4 besteht, bauwürdige Erze zu finden. ltr. hoch, 1/2 ltr. weit, umb 16 Gulden Das Bergamt Goslar schlug deshalb und 9 Pfund Pulver verdungen, die vor, die beiden Gedingnehmer abzuzie- Silber Ertze beweisen sich fleckweise hen und „rechterseits im Gangauslän- in festen Hornstein.“ gen an den Kupfererzen“ einzusetzen.

Aus der Rammelsbergische General- Am 05. Januar 1717 wurde angeord- Befahrung net, dass der Markscheider das Haus Schulenburger Suchort genau einmes- Angefangen den 9ten Juni und sen soll. Das markscheiderische Auf- geendigt den 24ten August 1716 maß ergab, dass zwei Gänge über- ...Hiernächst haben wir auch heute fahren worden sind. Auf dem ersten das Haus Schulenburg am Hertzber- wären rechterseits 23 3/4 Lachter und ge mit befahren, so annoch mit 6 linkerseits 5 3/4 Lachter aufgefahren Geding-Arbeiterns beleget, davon 4 worden. seit Schluss Reminicere bis hierhin mit den Suchorte 2 5/8 ltr. und nun Im Januar 1717 vertieften die bei- insgesamt 138 7/8 ltr. fortgefahren, den Gedingnehmer, die vorher im Quer- denenselben wird in 4 Wochen 1/2 ltr. schlagsvortrieb gearbeitet hatten, die lang 1 1/4 ltr. hoch und 1/2 ltr. weit um 32 Gulden und 16 Pfund Pulver verdungen. Vor den Ortstoße hat sich das Schwarze Schiefer Gebirge in grauen Hornstein verwandelt, wor- innen dann und wann Kupfer-Kieß- Flittchen brechen, und findet sich oben vor gedachten Orte wiederum Schwartzer Schiefer an mit starken Wassern. Die übrigen beiden Geding- Arbeiter haben seit Schluss Reminis- cere bis jetzo auf dem Gange linker- seits 2 ltr. und um insgesamt 4 7/8 ltr. ausgelängt, denenselben wird in 4 Wochen 1/4 ltr. lang 1 ltr. hoch, 1/2 ltr. weit um 16 Gulden und 6 Pfund Pulver verdungen und beweist sich daselbst fester grauer Hornstein fle- ckenweise mit Silber-Erzen. in fidem Schlüter“ Abbildung 3.4.2.b: Kupferhaltiges Stück Erz, gefunden bei der Erstbefahrung im Am 19. Dezember 1716 meldete das westlichen Teil des großen Querschlags. Bergamt den Berghauptleuten, dass im Foto Olf Sack 2014

73 Abbildung 3.4.2.c: Vor- triebsstände des Haus Schulenburger Suchorts bis 1718, Schnitt

Sohle an den im Gang angetroffenen Communion Bergverwaltung, die dafür Kupfererzen (s. Abb. 3.4.2.b). Die Erze notwendigen Kosten in Höhe von 96 würden dort aber immer mehr „zuspit- Gulden 16 Groschen 9 Pfennig zu spa- zen“. Der Stollen hatte eine Länge von ren und in der Grube Weißer Hirsch ein- 298 m erreicht. Errechnet worden war, zusetzen. Dort hatte man, nachdem der dass der Weiße Hirscher Gang erst in Schacht gesümpft war, ein 20 cm mäch- einer Entfernung von 113 m angetroffen tiges „glänziges Erz entblößt“, dass erst werden müsste. Daraufhin verfügte die einmal verfolgt werden sollte, ehe eine

Abbildung 3.4.2.d: Vor- triebsstände des Haus Schulenburger Suchorts bis 1718, Riss

74 Entscheidung über das weitere Vorgehen Haus Schulenburger Suchort seit 1717 im Haus Schulenburg zu fällen wäre. nicht weiter verfolgt und „vermöge der 9ten gnädigsten Bergresolution de Im Juli 1717 arbeiteten im Haus 1719 bis 1720“ eingestellt worden war Schulenburger Suchort nur noch die und deshalb „vor das mahl nicht mit vier Gedingnehmer im Stollenvortrieb. befahren“ worden wäre (s. Abb. 3.4.2.c Die beiden anderen Gedingnehmer und 3.4.2.d). waren ab Quartal Crucis 1717 in den Rammelsberg versetzt worden. Sie Ende des 18. Jahrhunderts hatten rechterseits einen Querschlag von 23 3/4 Lachter Länge aufgefahren. Am 21. Juli 1783 forderte Oberberg- Nachdem die Vortriebsarbeiten dort hauptmann von Praun vom Bergamt eingestellt worden waren, hatten sie einen Bericht an, in dem die Frage zu linkerseits den Querschlag auf 5 3/4 klären ist, ob das Haus Schulenbur- Lachter verlängert. Anschließend hat- ger Suchort durch eine Lehnschaft zu ten sie das Absinken begonnen. Es hat betreiben sein könnte, denn es wäre eine Teufe von 1 1/2 Lachter erreicht. beim Unterharzischen Bergbau unüb- Die Kostenzusammenstellung ergab: lich, Bergbaurechte an Gewerkschaften zu vergeben. In diesem Bericht solle 1710 durchschnittlich etwa 140 Thaler auch die bisherige Geschichte des Haus pro Quartal, Schulenburger Suchorts zusammenge- 1711 durchschnittlich etwa 150 Thaler fasst werden. pro Quartal, 1712 durchschnittlich etwa 180 Thaler Das Goslarer Bergamt favorisierte pro Quartal und den Vorschlag, das Haus Schulenbur- 1713 bis 1717 durchschnittlich etwa ger Suchort weiter zu betreiben. Es 240 Thaler pro Quartal. wäre zwar nicht am tiefsten möglichen Punkt der Umgebung angesetzt worden, Im Januar 1718 arbeiteten im Haus dem Tal der Abzucht, sondern sechzig Schulenburger Suchort nur noch zwei Meter über der Talsohle und damit Gedingnehmer im Stollenvortrieb. Die könnten diese sechzig Meter nicht Stollenlänge betrug 149 Lachter. In ohne Pumpen entwässert werden. Das der Ortsbrust stand fester grauer Horn- zwischen Tagesoberfläche und Suchort stein an. Es wurde eingeschätzt, dass befindliche Gebirge wäre aber dort, wo die Distanz bis zum Weiße Hirscher das Haus Schulenburger Suchort den Gang „schwerlich erreicht“ werde. Das Weiße Hirscher Gang erreichen würde, Bergamt Goslar schlug deshalb die ausreichend mächtig für einen Berg- Einstellung des Vortriebs vor. Damit baubetrieb (s. Abb. 3.4.2.a). endet diese Akte. /WBÜ 1792/ Dafür sprach nach Ansicht des Berg- Im Rammelsbergischen General- amt außerdem, dass es sich besser Befahrungs-Protokoll vom 04. Juli zur Heranführung eines Wassergrabens 1730 ist festgehalten, dass das Projekt eigne. Wasser könnte möglicherwei-

75 se für den Antrieb von Kunst- und aufgewältigt. Die Befahrung hatte erge- Kehrrädern gebraucht werden, sobald ben, dass, „wie schon früher beschrie- bauwürdige Erze erreicht wären. Vor- ben, 37 Lachter hinter dem Ortsstoß auf geschlagen wurde deshalb, das Haus den überfahrenen trümerigen Kupfer- Schulenburger Ort wieder zu belegen erzen ausgelängt worden, das Auslän- und die mittlerweile zugefallene sechs gen aber größtenteils verbrochen“ sei. Lachter lange Tagesrösche wieder in Außerdem solle eine Schmiede angelegt Zimmerung zu bringen. werden, aber nicht am Stollen, da sie „sonst der Dieberei ausgesetzt“ wäre, Am 22. Oktober 1785 fragte das sondern besser hinter dem Haus des Bergamt Goslar beim Berghauptmann Bergvogts. Sie müsste einschließlich an, ob nun mit den Arbeiten für die eines Kohlenschuppens im Grundriss Wiederherstellung des Haus Schulen- 20 x 13 Fuß sein und 8 Fuß hoch. Die burger Suchorts begonnen werden soll. geschätzten Kosten beliefen sich auf In der Accisekasse wäre genug Geld 16 Thaler, 34 Groschen und 3 Pfennig. dafür vorhanden. Der Vitriolmeister Dem stimmten am 21. Mai 1786 von Pape hätte sich angeboten, die Rech- Reden, von Trebra und von Praun zu. nungen dafür zu führen. Er würde dafür eine Vergütung von 10 Groschen pro Am 17. Juni 1786 berichtete das Woche erwarten. /WBÜ 1783/ Bergamt, dass am „vorigen Montag ... begonnen worden wäre, die Tagesrös- Am 26. Dezember 1785 folgte durch che wieder aufzumachen und in Gezim- die Berghauptleute von Praun, von mer zu bringen“. Holz sei dafür in der Reden und von Trebra die Genehmi- Nähe gehauen worden. Der Steiger vom gung für die Wiederherrichtung der Absinken im Kanekuhler Schacht hät- verfallenen Tagesrösche einschließlich te die Aufsicht übertragen bekommen, des Neubaus der Zimmerung (des Aus- auch die buchhalterische Grubenfüh- baus) und der Rechnungsführung durch rung, zum Beispiel der Einnahmen und Pape. Ausgaben für Geleucht und Pulver.

Schon am 25. März 1786 war der Stol- Am 08. Juli 1786 war die Tages­ len wieder zugänglich und die Rösche rösche „nunmehro in Gezimmer

Abbildung 3.4.2.e: Höherlegen der Stollen- firste im Mundlochbe- reich im Jahre 1786

76 gebracht und aufgefüllt“. Die Stollen- Lachter „nichts als Schiefergestein“ sohle steige aber so stark an, dass zu an. Bei 102 Lachter „von den Alten befürchten sei, dass die Sprengschwa- auf schmalem Kießtrum 24 Lachter den („Pulverdampf“) nicht gut abzie- ausgelängt gegen Abend“. Dabei war hen. Deswegen solle die Stollensohle „nichts weiter als gniestiges Gang- nicht bis auf das alte Niveau gebracht gebürge mit eintzelnen Kießflecken“ werden. Stattdessen soll die Firste auf gefunden worden. 6,5 Lachter hinter eine Länge von 24 Lachtern um 3/8 „gedachten Auslängen ist abgesunken Lachter höher „nachgeschossen“ wer- worden“. Dieser Bereich stünde „jetzt“ den, ehe das Stollort belegt werden unter Wasser. 126 3/4 Lachter hinter kann (s. Abb. 3.4.2.e). dem Stollenmundloch gäbe es ein wei- teres Auslängen, wobei zwei Lachter Am 20. Juli 1786 folgte die Abrech- „gegen Abend“ (nach Westen) und fünf nung für den Bau des Schmiedegebäu- Lachter „gegen Morgen“ (nach Osten) des. Die Mehrkosten gegenüber den aufgefahren worden seien. bewilligten Mitteln betrugen 1 Thaler, 7 Groschen und 3 Pfennig. Gefunden worden war dort ein „schmaler Spattrum mit fleckenweise Am 06. April 1787 berichtete das liegenden Kiesblumen“. Der Schiefer Bergamt, dass der Gedingarbeiter hatte dahinter das gleiche Einfallen, Heinrich Wehmeyer wöchentlich 10 wie der Gang. Er führte nur „schma- Groschen für die Steigeraufsicht im le Glantz-Erztrümer“. Der Stollen ist Haus Schulenburg Suchort erhält. Es noch weitere sechs Lachter vorgetrie- folgen Klagen des Rammelsberger ben worden. Damit war scheinbar das Vicebergmeisters Röder über die Qua- Hangende dieses „gniestigen“ Gangs lität der Arbeit Wehmeiers. Er kümme- erreicht. 132,75 Lachter vom Stollen- re sich nicht genügend um das Härten mundloch entfernt stand in der Soh- und Schärfen der Bohrer. Sollte sich le tauber Schiefer und in der Firste das nicht bessern, müsse ihm die Stei- Grauwacke an, beides „gegen Mittag“ gertätigkeit und -vergütung entzogen (nach Süden) einfallend. Damit sei der werden. Eventuell dadurch auftretende Gang wohl deutlich überfahren, ohne Verzögerungen im Vortriebsfortschritt dass bauwürdige Trümer angetroffen wären nicht problematisch, „zumal die worden wären. Außerdem sei der Stol- Betreibung des Suchorts nicht beeilt lenvortrieb sehr teuer geworden wegen werden brauche“. des anstehenden festeren Gebirges und die Ortsbrust befände sich „jetzt“ unter Am 26. September 1787 schrieb der der steiler werdenden Böschung der Markscheider F. H. Spörer eine „Pro Bergeskuppe und unter solchen Berg- Memoria“. Darin hielt er fest, dass die kuppen fänden sich gewöhnlich keine Stollenrichtung 10 bis 12 gegen Mit- Gänge. Spörer stellte deshalb die Fra- tag sei und der Stollen „gegenwärtig“ ge, ob nicht andere Projekte statt des eine Länge von 147 Lachtern habe. Haus Schulenburger Suchorts betrie- Vom Stollenmundloch an stünde 102 ben werden sollten.

77 Abbildung 3.4.2.f: Vor- triebsstände des Haus Schulenburger Suchorts bis 1795, Schnitt

Am 02. Oktober 1787 sprachen unter Tage und das „alte Suchort unter sich von Praun, von Reden und von dem Herzberger Teich“ lag 37 Lach- Trebra dementsprechend aus. Im Juli ter tiefer als der Haus Schulenburger 1788 wurde ein Grund- und Profil- „Such-Stollen“. Auf dem Niveau des riss angefertigt. Demzufolge war das Ratstiefsten Stollens sei „auf einem Haus Schulenburger Suchort 149 schneidigen (gut gewinnbaren) Trum Lachter lang. Der Ortsstoß stand in 100 Lachter fortgebracht“. Dort wäre fester Grauwacke, 68 Lachter seiger man noch 324 Lachter vom Haus Schu-

Abbildung 3.4.2.g: Vor- triebsstände des Haus Schulenburger Suchorts bis 1795, Riss

78 lenburger „Stollenort“ entfernt und 58 gegen einen Weiterbetrieb. Die ver- Lachter tiefer. Bei gleichbleibendem fügbaren finanziellen Mittel wurden Streichen und Einfallen würde dieser für den Bau des neuen Rammelsber- Gang „gleich vor dem“ Stollenmund- ger Hauptförderschachts (Neuer Treib- loch des Haus Schulenburger Suchorts schacht, späterer Neuer Serenissimo- „vorbeikommen“. Das Feuergezäher rum Tiefster Schacht, heute nur noch Obere Suchort sei auf einem schnei- Serenissimorum Schacht genannt) digen Gang 176 Lachter fortgebracht gebraucht. Deshalb fehlten vorerst die und läge 69 Lachter tiefer als das Haus Mittel für Suchprojekte. Erst, als der Schulenburger Suchort und 303 Lach- Neue Treibschacht 1792 fertiggestellt ter entfernt. Dieser Gang würde 25 war und im Zusammenhang damit die Lachter nördlich vom Stollenmundloch Accise-Casse weitgehend entlastet „ankommen“. Das Feuergezäher Unte- wurde, begannen wieder die Arbeiten re Suchort, das auch auf „schneidigem im Haus Schulenburger Suchort. Es Gang baue“ und 115 Lachter „fortge- wurden zwei Gedingarbeiter angelegt. bracht“ sei, läge 83 Lachter tiefer als /BAC 1785/ das Haus Schulenburger Suchort und 388 Lachter entfernt. Ende des vierten Quartals 1794 berichtete Vicebergmeister Röder im Spörers Resümee ist, dass mit dem Bergamt, dass das „Auslängen auf dem Haus Schulenburger Suchort keiner Gange 29 ½ Lachter“ betrage und dabei von den Gängen zu finden sein dürfte, ein Gangstreichen von Stunde 9 und 2 die „anvisiert“ wurden. Den Weiße min (ungefähr Richtung Westen) ermit- Hirscher Gang hätte man längst fin- telt worden wäre. Das Einfallen des den müssen, weil zurzeit die Ortsbrust Gangs hätte 80-90° betragen. Der Gang schon „in der Grauwacke“ stünde. Viel- selber führe schmale Kupfererzbänder leicht läge es daran, dass dieser Gang und fleckenweise Bleierze. Insgesamt dort keine edle Ausprägung habe. bestünde keine große Hoffnung, bau- würdige Erze zu finden. Ein Absinken Trotzdem schlugen das Bergamt und wäre vielleicht sinnvoll (Tieferlegen der Bergvoigt am 09. August 1788 der Sohle, um die Fortsetzung der Erze die Fortführung des Stollenvortriebs nach der Teufe zu untersuchen). /BAC vor. Ihre Begründung war, dass das 1785/ Erz im Rammelsberg auch nur auf einer Länge von 150 Lachter edel sei 1794 wurde noch einmal vorgeschla- und der Abstand zwischen der Grube gen, „einige Lachter auf dem Gange“ Weißer Hirsch und dem Haus Schulen- aufzufahren. Aktivitäten scheinen dem burger Suchort so groß sei, dass eine Vorschlag aber nicht gefolgt zu sein. Lagerstätte der Rammelsberger Größe dazwischen passen würde. 1795 verlegte die Communion- Bergverwaltung den Schwerpunkt ihre Vorerst stand aber die Haushalts- Suchaktivitäten wieder auf die Grube lage der Communion-Bergverwaltung Weißer Hirsch. Für das Haus Schulen-

79 Abbildung 3.4.2.h: Quer- schläge des Haus Schu- lenburger Suchorts 1795, Rissdetail Ahrend 1853 burger Suchort war damit das Ende der Erst von Ende November 1795 bis bergmännischen Auffahrungen gekom- Anfang Dezember 1797 wurde in der men (s. Abb. 3.4.2.f bis 3.4.2.h). Grube Weißer Hirsch wieder weiter gearbeitet. Ungefähr acht Meter unter 3.4.3 Weißer Hirsch dem bereits bestehenden Stollen wur- de ein zweiter, tieferer Stollen ange- Nach 23 Jahre Betriebsruhe wurde legt und der Erzgang davon beginnend im Juli 1718 der Betrieb in der Grube im Firstenbau herein gewonnen. Aber Weißer Hirsch mit den Arbeitern des auch dieser Versuch blieb betriebs- kurz zuvor still gelegten Betriebs des wirtschaftlich erfolglos. Die gewon- Haus Schulenburger Suchorts wieder nenen Erze enthielten nur 37% Blei begonnen. /BAC 1730/ und 0,22% Silber („haben á Zentner 37 Pfund Blei und ¾ Loth Silber gehal- Aber bereits am 02. April 1721 ten“), was für damalige Verhältnisse waren sich die Mitglieder des Berg- ungenügend war. amts Goslar nach einer Grubenbe- fahrung einig, dass diese Grube nicht 3.5 Das 19. Jahrhundert weiter als bauwürdig einzuschätzen sei. „Die Erze [würden] nicht ins Feld Anfang des 19. Jahrhunderts waren fortsetzen wollen“, einen „gar gerin- die Hannoverschen und Braunschwei- gen Gehalt“ haben und „niederwärts gischen Gebiete einschließlich des zuspitzen“. Deshalb wurde sowohl der Harzes, wie auch der gesamte deutsch- Betrieb in der Grube Weißer Hirsch sprachige Raum, französisch besetzt eingestellt als auch der im Haus Schu- (die Stadt Hannover 1803 bis 1813 lenburger Suchort, das ja das Ziel und die Stadt Braunschweig 1806 bis hatte, mit der Grube Weißer Hirsch 1813). Die Communion-Bergverwal- durchschlägig zu werden, nicht wieder tung bekam in dieser Zeit eine neue, aufgenommen. auf die liberalere französische Berg-

80 baugesetzgebung orientierte Ausrich- als 40.000 Gulden erwirtschaftet, der tung. Die Besatzungszeit war jedoch zu in Höhe von etwa 500 Thalern in die kurz, als dass die neuen Ideen in aller Suche und Erkundung neuer Erzvorrä- Konsequenz hätten durchgesetzt wer- te investiert werden sollte. Außerdem den können. Am Rammelsberg blieb hatte die Stadt Goslar 1825 ihre Ram- es bei einer, wenn auch beachtlichen, melsberger Gruben an die Communion- Bestandsaufnahme und -analyse der Bergverwaltung verkauft, sodass die Bergwerksanlagen. Suchprojekte am Communion freie Hand für weitrei- Herzberg gab es in dieser Zeit jedoch chende Planungen hatte. Und bereits nicht. 1789 war dem Bergwerksbetrieb infol- ge des Communion-Teilungs-Rezesses Gravierender wirkten sich die das gesamte Goslarer Stadtforstgebiet Nachkriegsphase und die damit ver- für die Erzsuche und -erkundung zur bundenen wirtschaftlichen Probleme Verfügung gestellt worden. Nach dama- aus. Teuerungswellen und finanziel- liger Meinung kamen davon besonders le Anstrengungen zur Ernährung der der Herzberg und das große Schleif- Belegschaft in Form einer Brotzula- steintal für die Suche nach Erzen in ge, sowie hohe Holzkosten führten Frage, um „wo möglich, den Bergbau zu negativen betriebswirtschaftlichen auf die spätere Nachkommenschaft zu Ergebnissen der Unterharzer Bergwer- bringen“. Die Grube Weißer Hirsch und ke und Hüttenbetriebe. das Haus-Schulenburger-Suchort wur- den wieder geöffnet, und risslich dar- Gleichzeitig wurde die Holzknapp- gestellt, „um zweckmäßige Vorschläge heit infolge des 1768 -1799 im Harz tun zu können, wo es ratsam sei, mit durch Borkenkäferbefall großflächig den Versuchen zuerst anzufangen“. abgestorbenen Waldes so einschnei- dend, dass sogar überlegt wurde, die „Man machte folgende Vorschläge. Unterharzer Berg- und Hüttenwerke Wollte man das Haus-Schulenbur- vollständig still zu legen, um wenigs- ger-Suchort benutzen, so würde das tens die Oberharzer Gruben weiter Auslängen nach Osten einige Lachter betreiben zu können. Eine Betriebs- weiter fort zu bringen sein und 7 ¼ schließung konnte zwar abgewendet Lachter Teufe unter dem tiefsten Punk- werden, aber nur unter der Bedingung, te der Weiße Hirscher Gebäude ein- den Holzverbrauch auf das Notwen- bringen. Es möchte wohl kein Zweifel digste zu beschränken. Suchprojekte haben, dass dieser Versuch vielleicht ließen sich unter diesen Bedingungen als Hilfs-Versuch des durchaus nicht nicht weiter betreiben. als erschöpfenden Haupt-Versuchs zu betrachten sei.“ /AHR 1853/ Erst 1821 hatte sich die wirtschaft- liche Lage der Unterharzer Montanbe- Erwogen wurden noch, das Herzber- triebe wieder deutlich verbessert. Statt ger Suchort oder den Herzberger Stollen der Verluste der Jahre zuvor wurde nun zu verlängern. Ins Gespräch kam auch ein jährlicher Überschuss von mehr die Anlage eines völlig neuen Stol-

81 lens oberhalb des Herzberger Teichs. Auch die Möglichkeit, von den Gru- Die Berghauptleute entschieden sich bensohlen des Rammelsbergs in Rich- schließlich gegen jegliche Projekte auf tung Herzberg Suchstrecken vor zu der dem Rammelsberg zugewandten treiben, hätte diese Probleme erzeugt, Seite des Herzbergs aber für Schurfe denn diese Suchstrecken wären über an seinem gegenüber liegenden Hang 400 m lang geworden. Das hätte außer- im Gosetal. Das betraf einen Gangauf- dem eine beschwerliche Förderung schluss an den Gosewasserfällen, einen erwarten lassen. Und das Gebirge war Schurf oberhalb der Ölmühle und einen auch hier relativ fest. Der Vortrieb wäre etwas weiter südlich in der Steinernen deshalb nur sehr langsamen und damit Gleihe. zu teuer geworden.

Das Herzberger Suchort wurde 1821 Das Bergamt plante deshalb den erst einmal neu vermessen und zeich- Bau eines Stollens, der oberhalb des nerisch dargestellt, um eine bessere Herzberger Teichs beginnen und bis Planungsgrundlage zu erhalten. Es soll- unter die Grube Weißer Hirsch führen te entschieden werden, ob sein Vortrieb sollte. Er käme dort 100 m unter der fortzusetzen ist. Grube an. Mit diesem Stollen würden zugleich die Gänge untersucht wer- Die Vermessungsergebnisse bewo- den können, die bereits mit den vom gen das Bergamt, nicht mehr das Rammelsberg beginnenden Suchörtern Herzberger Suchort und den Herzber- verfolgt worden waren. ger Stollen für die Unterfahrung der Grube Weißer Hirsch zu favorisieren. Dieses Projekt böte sowohl genü- Als Gründe wurden angeführt, dass gend Platz für eine Halde, als auch die Vortriebskosten dieser Stollen zu gute Voraussetzungen für den Fall der hoch seien und dass sie noch ziemlich späteren Einrichtung eines regelrechten weit von der Grube Weißer Hirsch Bergwerks. Zum Beispiel hätten weiter entfernt lägen. Stattdessen wurde dis- oberhalb im Wintertal ein neuer Teich kutiert, einen neuen, näher liegen- und ein Graben zum Stollen angelegt den Stollen anzulegen, oder das Haus werden können für Wasserhaltungs- Schulenburger Suchort bis unter die und Fördermaschinen. Das verbrauchte Grube Weißer Hirsch zu verlängern. Wasser könnte dem Herzberger Teich Damit ließe sich mit insgesamt 190 m zugeleitet werden. Sollte auch noch ein Stollenlänge das Ziel erreichen. Aber Pochwerk gebaut werden, so hätte der auch mit dem Haus Schulenburger Stollen nur etwas weiter oben am Hang Suchort würde man noch ziemlich gebaut werden müssen. Für die Bauzeit weit von der Grube Weißer Hirsch des Stollens wurden zehn bis zwölf entfernt sein. Bei der großen Stollen- Jahre veranschlagt und seine Kosten länge würden wahrscheinlich Proble- mit 9600 Thalern. me mit der Wetterführung auftreten und eine Wettermaschine erforderlich Ein anderer Vorschlag sah einen werden. 214 m langen Stollen vor, der im St.

82 Abb. 3.5.a: Riss pro- jektierter Stollen und Grube Weißer Hirsch. Ausschnitt aus einem Riss von Ahrend, 1853

Annenthale beginnen und nur etwa beauftragt, diesen Plan zu untermauern 3800 Gulden kosten sollte (s. Abb. und die Arbeiten im Kostenrahmen von 3.5.a). 1822 ist vom Berghauptmann 50 Thalern zu beginnen. angeordnet worden, den Gang weiter untersuchen zu lassen und zu überle- 1824 sind die vorgeschriebenen gen, ob ein tiefer Stollen unmittelbar Schurfversuche in der Nähe der Ölmüh- auf dem Gange anzusetzen ist. Es solle le durchgeführt worden, jedoch ohne dabei nicht vorrangig darauf ankom- einen Gang auffinden zu können. 1826 men, die Wasserhaltung der Grube bewilligt der Berghauptmann nochmals Weißer Hirsch zu verbessern, als viel- 400 Thaler für die Fortsetzung der mehr den Gang selbst auf möglichst Schurfversuche am Herzberg. großer Länge zu untersuchen. In den 1830er Jahren begann in Außerdem sollte ein Schurf in der Deutschland die Industrielle Revoluti- Nähe der obersten Fahrenholzschen on. Das machte sich ab Mitte des 19. Ölmühle (Im Gosetal unterhalb der Jahrhunderts auch für die Metallnach- Gosewasserfälle, s. Abb. 3.5.b und d) frage, den wirtschaftlichen Erfolg der angelegt und damit das Ausgehen des Unterharzer Bergwerke und Hütten und Gangs nach übertage untersucht werden. letztlich für deren Such- und Erkun- Von dort hätte dann ein Untersuchungs- dungsprojekte bemerkbar. Gleichzeitig stollen entlang des Gangs aufgefahren zeichnete sich beim Aufschluss neuer werden sollen. Das Bergamt wurde tieferer Abbausohlen ab, dass sich die

83 Erzvorräte des Alten Lagers nicht wie fähr 45° bis 50° geneigt und verläuft in erhofft mit gleichbleibender Mächtig- Richtung Westsüdwest-Ostnordost. Die keit und Längenerstreckung in der Tiefe Such- und Erkundungsprojekte wurden fortsetzen. Das führte zu verstärkten deshalb unmittelbar östlich und west- Bemühungen, weitere Erzlager zu fin- lich des Alten Lagers betrieben und den. das führte 1859 schließlich zum Erfolg. Das östlich neben dem Alten Lager im Es folgten vor allem Such- und Rammelsberg gefundene Neue Lager Erkundungsprojekte in der Umgebung war ungefähr genauso groß, wie das des Alten Lagers. Am Herzberg und Alte Lager. in der weiteren Umgebung des Ram- melsbergs blieb es dagegen bei spo- Für die Suchprojekte am Herzberg radischen kleineren Projekten. /BAC bedeutete das jedoch, nicht mehr das 1758/ Das lag an der Überzeugung Interesse entgegen gebracht zu bekom- der leitenden Bergbeamten, dass ein men, wie bis dahin. Das Bergamt ori- weiteres Erzlager dort zu suchen ist, entierte nun verstärkt auf die Erkun- wo zur Zeit der Entstehung des Alten dung des Neuen Lagers, das heißt Lagers die Bildungsbedingungen gleich auf die Ermittlung seiner Erstreckung oder wenigstens sehr ähnlich gewesen und Qualität. Daran änderte sich auch waren. Und das deutete auf die unmit- nichts, als das Königreich Hannover telbare Umgebung des Alten Lagers. 1866 an Preußen fiel und anschließend Besonders Augenmerk wurde auf die die vergleichsweise fortschrittliche und Fortsetzung der Fläche gelegt, in der leistungsstarke preußische Bergbau- sich das Alte Lager befand. Sie ist unge- verwaltung den Unterharzer Bergbau

Abb. 3.5.b: Schurfe im Gosetal. Ausschnitt aus einer geologischen Karte von 1876 /BAC 1876/

84 Abb. 3.5.c: Landkarte mit Schurfstollen und dem Stollen zum Schulenburger Ort. Aus- schnitt aus einer Gangkarte von E. Borchers, 1862 /BAC 1862/ modernisierte. Die beiden vom Gosetal Namen erhalten. Er befindet sich im in den Herzberg getriebenen Schurfstol- Flurstück Jagen 99, ungefähr 150 m len waren die einzigen weiter betriebe- östlich der ehemaligen Ölmühle zwi- nen Suchprojekte. schen Schleifweg und Kükenkorbsweg. Sein Querschnitt hat eine Fläche von Der nördlicher gelegene, fast genau 1,6 m2 und seine Länge beträgt 130 m. nach Osten aufgefahrene Stollen wird in den Akten nur „Schurfstollen“ genannt Der südlicher gelegene Stollen heißt und hat bis heute keinen besonderen „Stollen zum Schulenburger Ort“,

Abb. 3.5.d: Landkarte mit Gosewasserfall. Aus- schnitt aus einer Land- karte /GRU 1960b/

85 liegt im Flurstück Jagen 100, unge- der1930er Jahre. In dieser Zeit wur- fähr 220 m östlich der Bundesstraße B de ernsthaft überlegt, die Unterharzer 241 bei Kilometerstein 3,5. Auch sein Berg- und Hüttenwerke zu schließen. Querschnitt hat eine Fläche von 1,6 m2 Der Abschlussbetriebsplan war bereits und auch er hat eine Länge von 130 m. beim Bergamt eingereicht worden. Er ist Richtung Nordosten aufgefahren worden (s. Abb. 3.5.c und 3.3.2.b). Auch Mitte der 1980er Jahre waren Beide Stollenmundlöcher sind heute die Metallpreise auf dem Weltmarkt verfallen und nicht mehr im Gelände soweit gesunken, dass die Gestehungs- zu erkennen. kosten für das produzierte Metall nicht mehr gedeckt werden konnten. Außer- Im letzten Viertel des 19. Jahrhun- dem war die Erzlagerstätte weitest- derts ruhten die Sucharbeiten am Herz- gehend abgebaut. Deshalb musste die berg fast völlig. Sporadische Anfragen Betriebsschließung eingeleitet werden. der Communion-Verwaltung an das Das machte sich schon mehrere Jahre Bergamt ergaben, dass kein Interesse zuvor in Form der Verringerung und mehr bestand, dort weiterhin aktiv zu letztlich Einstellung der Such- und sein. Nur 1875 fanden noch einmal Erkundungsarbeiten bemerkbar. 1988 Schurfarbeiten auf dem Weiße Hirscher endete die Erzförderung und es begann Gangzug statt und zwar auf einem Blei- die bergrechtlich geforderte Verwah- glanz-Erzgang an den Gosewasserfäl- rung des Grubengebäudes. In den len gegenüber der Sennhütte (s. Abb. 1990er Jahren wurden die verbliebenen 3.5.d). Es folgten aber keine weiteren Gruben- und sonstigen Werksanlagen Erkundungsarbeiten. /SPE 1979/, /BAC des Rammelsbergs an unser Museum 1792/ übergeben.

3.6 Das 20. Jahrhundert Im Verlaufe des 20. Jahrhunderts standen der Suche und Erkundung aber Das 20. Jahrhundert brachte für die auch völlig neue und weiter entwickel- Unterharzer Berg- und Hüttenwerke te Techniken und Verfahren zur Verfü- erhebliche Absatz- beziehungswei- gung, so dass sie weitaus effektiver und se Nachfrageschwankungen und sehr tiefgehender gestaltet werden konnten, unterschiedliche Metallpreise auf dem als bis dahin. Zu den klassischen berg- Weltmarkt. Während der Kriege, beson- männischen Such- und Erkundungs- ders während des Ersten und Zweiten methoden, wie Anlegen von Schur- Weltkriegs, aber auch während des fen, Suchstollen, Suchschächten und Korea-Kriegs und abgeschwächt noch Suchstrecken, kamen vor allem das einmal während des Vietnam-Kriegs Bohren über lange Distanzen und meh- waren die Metallnachfrage und -preise rere geophysikalische und geochemi- verhältnismäßig hoch. Dem gegenüber sche Verfahren. Trotzdem blieb für den gab es aber auch Phasen sehr gerin- Goslarer Bergbau die Auffahrung von ger Metallpreise, zum Beispiel wäh- Suchstrecken ein grundlegender Teil rend der Weltwirtschaftskrise Anfang der Suche und Erkundung.

86 Abbildung 3.6.a: Übersichtsriss mit den Suchstrecken unter dem Herzberg, die von den tieferen Sohlen des Erz- bergwerks Rammelsberg begonnen worden waren

Der Herzberg war als Suchgebiet mussten. Entscheidend blieb aber die nach wie vor von großer Wichtigkeit. Frage der Verhältnismäßigkeit zwi- Allerdings wurden hier keine Suchstol- schen aufgewendetem Suchaufwand len und -schächte mehr von der Tages- und wirtschaftlichem Betriebsergebnis oberfläche angesetzt. Die vorhandenen des gesamten Bergwerks- und Hütten- Suchstollen wurden auch nicht mehr komplexes. Eine Durchörterung des weiter vorgetrieben. Stattdessen wur- Herzberges, die das Vorhandensein den von den tieferen Sohlen des Ram- abbauwürdiger Erzvorkommen hätte melsbergs Suchstrecken aufgefahren. mit letzter Gewissheit ausschließen können, war nicht bezahlbar. Die vor- Nun war es möglich geworden, den genommenen Suchprojekte deuteten Herzberg komplett mit Suchstrecken aber in die Richtung, dass es im Herz- und Bohrlöchern zu durchörtern und berg keine nennenswerten Erzlagerstät- mit geophysikalischen Methoden in ten gibt. Gänze zu erfassen, währenddessen in den Jahrhunderten zuvor die Such­ Die für den Herzberg wichtigste neue stollen nach zweihundert oder höchs- Suchstrecke war die auf der 7. Soh- tens dreihundert Metern aufgrund der le. Sie wurde 1937 im Rammelsberg dort zunehmenden Gesteinsfestigkeit begonnen und in den 1950er Jahren und der deshalb steigenden Stollen- unter dem Herzberg hindurch sogar bis vortriebskosten eingestellt werden weit über das Gosetal hinaus nach Wes-

Abbildung 3.6.b: Schnitt mit den Suchstrecken unter dem Herzberg, die von den tieferen Sohlen des Erzbergwerks Ram- melsberg begonnen wor- den waren

87 ten verlängert (s. Abb. 3.6.a und 3.6.b). des Herzberger Teichs einen heute Von ihr aus wurden viele Suchbohrun- noch existierenden untertägigen Was- gen gestoßen. Dieses Suchprogramm servorratsbehälter. Mit ihm wurden war Teil eines übergeordneten ausführ- Zeiten geringen Wasseraufkommens lichen Bohrprogramms. Es bestand vor überbrückt. Mit dieser Anlage wurde allem aus Bohrungen, die von übertage bis zum Anfang der 1990er Jahre das angelegt wurden. Erzbergwerk Rammelsberg und unser Museum mit Trinkwasser versorgt. Die vorhandenen Suchstollen, wie Danach musste sie stillgelegt werden, das Haus Schulenburger Suchort, die weil sie nicht mehr den Vorschriften Grube Weißer Hirsch, das Herzberger entsprach. Suchort, der Herzberger Stollen und die beiden vom Gosetal in den Herz- Das Wasser aus der Grube Weißer berg vorgetriebenen Stollen wurden Hirsch wurde ebenfalls zur Trinkwas- noch einmal Gegenstand ausführlicher sergewinnung genutzt. Angeschlossen Untersuchungen, jedoch ohne dass waren die unterhalb liegenden Wohn- weitere Auffahrungen dazu kamen. häuser in der Rammelsberger Straße. Neu angelegt wurden nur kleinere Dieses Wasser erwies sich allerdings Schurfe. Sie dienten vor allem zur als zu schwermetallhaltig. Deshalb Gewinnung von Wasser, das dann geo- musste auch diese Wasserversorgung chemisch untersucht wurde. Einer die- eingestellt werden. ser Schurfe befindet sich am Westufer des Herzberger Teichs, den ehemali- Das Haus Schulenburger Suchort gen Freibadgebäuden gegenüberlie- versorgte das ehemalige „Herzberg- gend, ungefähr acht Meter über dem haus“ und seine Nebengebäude mit Teichwasserspiegel. Mit ihm wurden Trinkwasser. Die Wasserfassung der Übergang Sandstein-Schiefer und befand sich allerdings nicht unmit- der Kindertaler Gang untersucht, auf telbar am Stollenmundloch, sondern dem bereits im 19. Jahrhundert auf der ungefähr zwanzig Meter daneben in gegenüber liegende Seite des Herz- einem eigens dafür gebauten Sam- berger Teichs im Rammelsberg das melbehälter. Er ist ein im Grundriss Kindertaler Suchort aufgefahren wor- quadratischer gemauerter Wasserspei- den war. cher mit Stahlbetonabdeckplatte und bergseitiger Einlauföffnung. Er hat Die bestehenden Such- und Erkun- eine Kantenlänge von sechs Metern dungsstollen wurden im Laufe des und eine lichte Höhe von 1,5 m. 20. Jahrhunderts größtenteils für die Die Oberkante dieser Abdeckplatte Trinkwasserversorgung genutzt. 1920 befindet sich ungefähr 1,5 m unter erhielt das Kindertaler Suchort im Geländeniveau, so dass dieser Bereich vorderen Stollenbereich ein gemauer- wie eine flache Pinge aussieht. Es gibt tes Wehr und ungefähr 150 m weiter zwei Einstiegsöffnungen, die jeweils nordwestlich vom Stollenmundloch mit einer Stahlklappe verschlossen oberhalb der ehemaligen Badeanstalt sind.

88 Abbildung 3.6.c: Riss Wasserfassung für das Herzberghaus

Von diesem Wasserspeicher führt eine In Vorbereitung der absehbaren Rohrleitung den Berghang hinab zu Betriebsschließung des Erzbergwerks zwei weiteren, etwas kleineren Behäl- Rammelsberg entschied die Berg- tern, die ebenfalls gemauert und in den werksdirektion, dass alle ungenutz- Boden eingelassen sind. In den Behäl- ten Tagesöffnungen von Stollen und tern hielt eine Schwimmerregelung die Schächten zu verschließen sind. Das Wasserspiegelhöhe konstant (s. Abb. betraf auch das Haus Schulenburger 3.6.c und 4.4.a bis c). Mit dem Abriss Suchort. Einerseits wird das im Berg- des Herzberghauses und der benach- gesetz für alle bergbaulichen Tages- barten Gebäude verlor diese Trinkwas- öffnungen nach der endgültigen Ein- sergewinnungsanlage ihre Aufgabe. Sie stellung des Betriebs gefordert und verfiel und geriet, wie das Haus Schu- andererseits sollte Unfällen bei Befah- lenburger Suchort, in Vergessenheit. rungen durch Unbefugte vorgebeugt

Abbildung 3.6.d: Schnitte Sprengung des Stollen- mundlochs

89 werden. Der Mundlochbereich wurde Herz- und Rammelsberg noch einmal durch eine Sprengung des Firstbe- völlig neue Bedingungen. Die Rechte reichs verschlossen. Die Sprenglöcher dazu waren von der TUI, der Rechts- wurden von oben in die gewachsene nachfolgerin der Preussag AG, zurück- Firste gebohrt (s. Abb 3.6.d). 1992 gegeben worden, sodass sie neu verge- hatte Heinrich Stöcker, der bis 1988 ben werden konnten. Ein Bewerber, Grubenbetriebsführer des Erzberg- der sich dafür gemeldet hatte, war die werks Rammelsberg gewesen und Scandinavian Highlands Holding A/S, danach in den Ruhestand gegangen eine dänische Such- und Erkundungs- war, mit dem Verfasser, der zu dieser firma. Sie erhielt von der dafür zustän- Zeit Geschäftsführer des Rammelsber- digen Bergbehörde die Genehmigung ger Bergbaumuseums gewesen war, zur Aufsuchung von Erzvorkommen. am Herzberg eine gemeinsame Wan- Die Suche umfasste geophysikalische derung unternommen. Dabei zeigte er Versuche und ein Tiefbohrprogramm, ihm unter anderem das Stollenmund- nicht aber die Auffahrung von Stol- loch der Grube Weißer Hirsch und die len. Das ohnehin schon über 35 Jah- Stelle, an der sich das Stollenmund- re verschlossene Haus Schulenburger loch des Haus Schulenburger Suchorts Suchort wurde nicht wieder geöff- befunden hatte. Er erläuterte ihm die net. Das blieb unserem Förderver- Gründe, warum er die Schließung des ein vorbehalten. Zurzeit befasst sich Stollenmundlochs angewiesen hatte die Scandinavian Highlands mit der und wie es verschlossen worden war. Modellrechnung für den betreffenden Gebirgsbereich, die weiterführenden Daraufhin hatte sich der Verfas- Suchprojekten dienen soll. ser vorgenommen, diesen Stollen als Denkmal für Museumsbesucher und 4.1 Argumente für die Wahl Wanderer herzurichten, jedoch fast dieses Stollens als zwanzig Jahre keine Gelegenheit dazu Vereinsprojekt gefunden. Für unser Museum gab und gibt es zu viele Projekte, die wesent- Erst in den letzten Jahren ist die lich dringender und wichtiger sind. Das Erkenntnis gereift, dass die Öffnung Projekt Haus Schulenburger Suchort des Haus Schulenburger Suchorts und konnte deshalb bis heute nicht auf die seine denkmal- und fledermausgerech- Liste der zu realisierenden Museum- te Wiederherrichtung jetzt das richtige sprojekte gesetzt werden. Stattdessen Projekt für unseren Museumsförderver- hat sich unser Museumsförderverein ein ist. Unbestritten ist der räumliche dieser Aufgabe angenommen. Zusammenhang mit dem Rammelsberg und seine Zugehörigkeit zum Komplex 4. Die letzten Jahre und der Erzbergwerk Rammelsberg. Schließlich aktuelle Stand gehörte er auch betriebsorganisatorisch und verwaltungstechnisch Jahrhunder- Das 21. Jahrhundert brachte für die te lang zu dessen Grubenanlagen. Klar Suche und Erkundung im Bereich war auch, dass er von großer histo-

90 risch-denkmalpflegerischer Bedeutung fähr zwanzig Meter lange Betonröhre. für das Weltkulturerbe Rammelsberg Sie endet an einer dicken Betonmauer und ein sehr gutes Fledermausquartier mit sehr robuster Stahlluke, die eine sein könnte, wenn er wieder zugäng- Durchstiegsöffnung von nur 30 x 50 lich wäre. Aber es war nicht sicher, cm hat. Ein zugängliches Denkmal ob ein Projekt dieses Umfangs durch lässt sich daraus nicht mehr entwi- unseren Förderverein zu realisieren ckeln. Die anderen beiden Stollen am wäre. Abschätzungen des notwendi- Osthang des Herzbergs, das Herz- gen Arbeits- und Finanzaufwandes, der berger Suchort und der Herzberger sich bei ähnlichen Projekten ergeben Stollen, sind zukünftige Aufgaben der hatte, und die Gegenüberstellung zu Denkmalpflege. Die beiden Stollen den personellen Möglichkeiten unseres am Westhang („Schurfstollen“ und Vereins führten schließlich zu der Ent- „Stollen zum Schulenburger Ort“) sind scheidung, das Projekt zu beginnen. nicht mehr im Gelände erkennbar. Die Abschätzung ihres Denkmalwertes Ein weiteres Argument für den Pro- und der Möglichkeit beziehungsweise jektbeginn war, dass durch die Wie- Notwendigkeit ihrer Wiedereröffnung deraufwältigung eines Stollens in der bleibt späteren Überlegungen vorbe- Umgebung des Museumsgeländes keine halten, was auch für die restlichen Abgrenzungsschwierigkeiten zwischen Versuchsbergwerke am Herzberg gilt. unserem Museum und unserem Muse- umsförderverein entstehen. Außerdem Die Ziele, die unser Verein mit dem beeinträchtigen die Arbeiten nicht den Projekt Haus Schulenburger Suchort Museums- und Besucherbetrieb und verfolgt, können so zusammenfasst unser Museum kommt nicht in die Ver- werden: sicherungs- und Aufsichtspflicht. • Steigerung der Attraktivität der Das Haus Schulenburger Suchort Museumsumgebung für Spaziergän- bot sich auch an, weil seine Wieder- ge/Wanderungen der Museumsbesu- herrichtung als Denkmal technisch cher, möglich und gleichzeitig anspruchs- • Pflege eines Denkmals, das zum voll war. Andere Projekte ähnlicher Weltkulturerbe Erzbergwerk Ram- Art schnitten dagegen schlechter ab. melsberg gehört und Das Versuchsbergwerk Grube Wei- • Schaffung eines Winterquartiers für ßer Hirsch hatte sein ursprüngliches gefährdete Fledermausarten. Mundloch durch Straßenbauarbeiten verloren. Bereits vor Jahrzehnten wur- Und nicht zuletzt ist dieses Pro- de dort im Zusammenhang mit der jekt ein spannendes Betätigungsfeld Betriebsschließung des Erzbergwerks für Vereinsmitglieder und interessierte Rammelsberg der Zugang für Unbe- Freunde unseres Vereins und es handelt fugte unterbunden und ein Fleder- sich um ein allgemein anerkanntes, mausquartier eingerichtet. Geblieben gemeinnütziges und unterstützungs- ist ein enger Zugang durch eine unge- würdiges Projekt.

91 4.2 Denkmalcharakter und wertvolle Aufschlüsse der gefundenen vorgesehene Frequentierung Erzgänge zeigen anschaulich, wonach durch Besucher damals gesucht wurde. Dieses einzig- artige Denkmal gilt es zu erhalten und Auf dem heute museal genutzten seine Bedeutung für die Entwicklung Gelände des ehemaligen Erzbergwerks der Region der Öffentlichkeit zu ver- Rammelsberg, in der Altstadt Goslar mitteln. und in der umgebenden Kulturland- schaft sind wie in kaum einer ande- Das Bundesberggesetz steht den Inte- ren Region der Welt Relikte des Berg- ressen der Denkmalpflege entgegen, baus aus vielen Jahrhunderten erhalten indem es den Verschluss aller bergbau- geblieben. Die umgebenden Kulturland- lichen Tagesöffnungen fordert, sobald schaft steht zu großen Teilen unter dem sie funktionslos geworden sind. Ziel ist besonderen Schutz der Allgemeinheit. dabei vor allem der Schutz der Öffent- Dazu gehören vor allem die über- und lichkeit. Darüber hinaus ist in diesem untertägigen Bergwerksrelikte. Sowohl Gesetz festgeschrieben, dass die betref- der Wald als Plantage für bergbaulich fende Tagesoberfläche weitestgehend nutzbares Fichtenholz, als auch die rekultiviert oder sogar renaturalisiert Topographie wurden an die Bedürf- werden soll. Zum Teil waren die Herz- nisse des Bergbaus angepasst. Neben berger Stollen und Schächte bereits bis den Tagesanlagen und den untertägigen zur Mitte des 20. Jahrhunderts ver- Hohlräumen, die unmittelbar auf dem fallen. Die danach noch zugänglichen Gelände des ehemaligen Erzbergwerks mussten dauerhaft von der Preussag Rammelsberg liegen, hat der Bergbau AG verschlossen werden. Seit ihrer Halden, Versatzsteinbrüche, Erzabfuhr- Außerdienststellung Ende des letzten wege, Straßen, Seil-und Eisenbahnanla- Jahrhunderts hat sich ihre Zahl deshalb gen und viele näher oder weiter entfernt dramatisch verringert. Damit drohen die liegende Versuchsbergwerke hinterlas- Erinnerungen an die Arbeitsbedingun- sen. Eins der wichtigsten ist das Haus gen ganzer Generationen zu verschwin- Schulenburger Suchort. den. Außerdem wird dadurch die Pflege und Erhaltung untertägiger Grubenhohl- Hier ist in einzigartiger Weise zu räume verhindert, denn das kann nur erleben, wie mit einem langen Stollen erfolgreich sein, wenn diese Hohlräume versucht wurde, außerhalb des Ram- befahren, kontrolliert und gegebenen- melsbergs unbekannte Erzlagerstätten falls gesichert und saniert werden. Eine aufzufinden. Fast über den gesamten Lösung dieses Interessenskonflikts bie- Stollenverlauf finden sich gut erhaltene, tet die Umwandlung der ehemaligen typische Stollenprofile und Spuren von Bergbauanlagen in Denkmale. Damit Schlägel- und Eisenarbeit. Die Arbeits- bekommen sie wieder eine Nutzung und bedingungen der Bergleute, die hier müssen nicht verschlossen werden. vor ungefähr 325 Jahren die Arbeit begonnen haben, sind am authenti- In dieser Hinsicht fällt unserem Muse- schen Ort nachvollziehbar. Geologisch um und seinem Förderverein eine Son-

92 derrolle zu. Das Kernthema des Ram- hohem Qualitätsanspruch durchgeführt melsberges – Stellung des Menschen werden. Das betrifft die größtmögliche im bergbaulichen Produktionsprozess, Erhaltung und die fachgerechte Sanie- der Erzabbau und seine Auswirkungen rung der Originalsubstanz. Die Not- auf Mensch und Natur – lässt sich nicht wendigkeit, die Anlagen der Öffentlich- auf das unmittelbare Museums-Areal keit zugänglich zu machen, muss aber beschränken. Die Denkmalpflege- und auch die geltenden Sicherheitsnormen Museumsarbeit muss sich deshalb auch berücksichtigen. Die dafür notwendi- über das Museumsgelände hinaus in gen baulichen Maßnahmen werden als die nähere und die mittelbare Umge- sensible Ergänzung ausgeführt. Im Falle bung erstrecken, wozu in besonderem des Haus Schulenburger Suchorts betref- Maße die Versuchsbergwerke zählen. fen sie vor allem die Gestaltung des neu Ihre Umwidmung zum museal genutz- anzulegenden Wegs von der Forststra- ten Denkmal und Winterquartier für Fle- ße hinunter zum Stollenmundloch, das dermäuse gibt ihnen wieder Funktionen, Verschließen des Stollens gegen unbe- die eine Offenhaltung als zugänglicher rechtigtes Betreten, die Sicherung des Grubenhohlraum rechtfertigen. Stollens gegen das Zusammenbrechen der Firste beziehungsweise gegen nach- In der Begründung der Aufnahme des rutschendes Haufwerk und die Beschil- Rammelsberges in das Weltkulturerbe derungen. und im aktuellen Museumskonzept sind neben den Alleinstellungsmerkmalen Alle neu hinzugefügten Bauteile müs- auch die Pflicht zum Bewahren, Erfor- sen so gestaltet werden, dass dem Besu- schen und Präsentieren der Relikte des cher der Unterschied zwischen Origi- Rammelsberger Bergbaus aufgeführt. nalsubstanz und neuen Details ohne Die von ihm geprägten Arbeitswel- gesonderte Erläuterung deutlich wird. ten, der Wert und die Bedeutung die- Der verwendeten Stil, die Form und die ser einzigartigen Kulturdenkmäler und Farbgebung, wie zum Beispiel der Hin- der unmittelbar mit ihnen verknüpften weisschilder und der Stollentür, müssen Geschichte sind aber auch zu vermit- die Zugehörigkeit zum Weltkulturerbe teln. Daraus ergeben sich nicht nur Rammelsberg erkennen lassen. Umfang Aufgaben hinsichtlich der Bewahrung, und Form der Denkmalpflege am Herz- Pflege und Erhaltung der Zugänglich- berg sind deshalb abgestimmt mit dem keit der Bestandteile des Denkmals Denkmalkomplex des Weltkulturerbes Haus Schulenburger Suchort, sondern Rammelsberg, insbesondere aber mit auch hinsichtlich seiner Erforschung dem Rammelsberger Bergbaumuseum. und darüber zu veröffentlichender Pub- /ROS 2000/, /RIE 2012/ likationen, zum Beispiel in Form des vorliegenden Jahresgabenheftes. Abgeschlossen ist das Projekt mit der dauerhaften Sicherung des Stollenzu- Der Anspruch, zum Weltkulturerbe gangs, der Anlage des Verbindungswegs zu gehören, bedingt aber auch, dass die zur Forststraße und der mit unserem baulichen Sanierungsmaßnahmen mit Museum abgestimmten Beschilderung.

93 Langfristig sind turnusmäßige Kont- rollbefahrungen vorgesehen. Siche- rungs- und Sanierungsarbeiten müssen gegebenenfalls durchgeführt werden, sind aber aufgrund der Gestaltung und Dimensionierung des Stollenmundloch- bereichs kaum zu erwarten. Aus Sicher- heitsgründen sind keine selbständige Befahrungen der untertägigen Stollen- bereiche durch Besucher vorgesehen, sondern nur in Ausnahmefällen geführte Befahrungen für speziell Interessierte und dann auch nur in der Zeit, in der Fledermäuse kein Winterquartier benö- tigen. Unabhängig davon soll der äußere Stollenmundlochbereich eine wichtige Abbildung 4.3.a: Großes Mausohr, Bereicherung des Angebots für spezi- aufgenommen im Haus Schulenburger ell interessierte Museumsbesucher und Suchort im November 2014 von Siegfried Wanderer sein. Wiellert

4.3 Winterquartier für Breitflügel-, Zwerg-, Große und Kleine Fledermäuse Bartfledermaus, Großer Abendsegler und Braunes Langohr (s. Abb. 4.3.a Fast alle in Deutschland vorkom- bis 4.3.e). menden Fledermausarten sind in ihrem Bestand gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht. Dazu kommen ungerechtfertigte Vorurteile gegenüber Fledermäusen. Gerade bei dieser Tier- gruppe wird deutlich, dass der bloße gesetzliche Schutz kaum Auswirkungen hat, wenn nicht gezielter Artenschutz am konkreten Objekt hinzukommt. Zu diesem absolut notwendigen geziel- ten Artenschutz kann und wird das Haus Schulenburger Suchort einen sehr wichtigen Beitrag leisten.

Der Harz und das Nordharzer Vor- land sind der natürliche Lebensraum von vielen Fledermausarten. Dazu gehören unter anderen die relativ häu- figen Arten Mausohr-, Wasser-, Nord-, Abbildung 4.3.b: Wasserfledermaus

94 Abbildung 4.3.c: Nordfledermaus

Abbildung 4.3.e: Braunes Langohr

Abbildung 4.3.d: Große Bartfledermaus

Seltener sind Bechstein-, Mücken-, Nymphen- und Zweifarbfledermaus Abbildung 4.3.f: Bechsteinfledermaus sowie Kleiner Abendsegler. Sehr sel- tene Arten sind Teich- und Mopsfleder- Nach erfolgter Aufwältigung und maus sowie Graues Langohr (s. Abb. fledermausgerechter Sicherung sind 4.3.f). Rauhautfledermäuse sind, soweit im Haus Schulenburger Suchort als bekannt, nur Durchzügler und treten Wintergäste (das heißt Fledermäuse, sehr vereinzelt als Wintergäste auf. die hier ihren Winterschlaf zwischen

95 Anfang Oktober und Ende April ver- Die Winterquartiere sollten eine kon- bringen) folgende Arten zu erwarten: stante Temperatur halten, denn die Tie- Braunes Langohr (gilt als hauptsäch- re können während des Winterschlafs liche Pionierart, die neue Quartiere nicht auf Frost reagieren und sie sollten als erste entdeckt und nutzt), Wasser-, eine hohe und gleichmäßige Luftfeuch- Große und Kleine Bart- und Nordfle- tigkeit haben (>90% rel.), damit die dermaus sowie Großes Mausohr (letz- Tiere nicht austrocknen. Zugluft, große tere schon mit einem Exemplar im Wasserflächen auf den Stollensohlen, Haus Schulenburger Suchort vertreten, helles Licht und Lärm sind weitere siehe Abbildung 4.3.a). Ausschlusskriterien. Besonders wichtig ist jedoch Ruhe über den gesamten Win- Fledermäuse haben zwar kaum natür- ter, denn für das Erwachen benötigen liche Feinde, leiden aber sehr unter der die Fledermäuse viel Energie, die sie Veränderung und Biotopverarmung der schnell wieder „nachtanken“ müssen. Landschaft und durch die Schadstoff- Werden sie im Winter geweckt, dann belastung der Ökosysteme. Sie sind finden sie keine Nahrung. Wiederholte von der intensiven Land- und Forst- Störungen im Winterschlaf, besonders wirtschaft sowie von der Vernichtung plötzliches Erwachen, schwächen die natürlicher Lebensräume besonders Tiere und haben dann oft tödliche Fol- betroffen. Viele ihrer traditionellen gen. Quartiere wurden zerstört und ihre Nahrungsquellen reduziert. Der Nah- Der Harz hat eine überregionale rungsmangel zwingt viele Tiere nun Bedeutung als Fledermaus-Winter- zur Änderung ihres Verhaltens. Eini- quartier. Hierher kommen aus einem ge Arten stehen unmittelbar vor dem Umkreis von ca. 200 km Fledermäuse Aussterben. Der Fledermausschutz zur Überwinterung – insbesondere aus bekam deshalb eine hohe Priorität ein- dem norddeutschen Flachland, da es geräumt. dort nur sehr wenige geeignete Win- terquartiere gibt. Dies wurde immer Besonders schwer haben es die Fle- wieder durch Markierungsnachweise dermäuse, da sie von Insekten leben belegt. Insbesondere sind es die Höhlen und somit im Winter keine Nahrung und Bergbaustollen, die den Harz im finden. Die Tiere reagieren darauf mit Winter für die Fledermäuse attraktiv Winterschlaf, das heißt mit reduzierten machen. Lebensfunktionen. Der Stoffwechsel wird stark gedrosselt. Ihr Herz schlägt Sie eignen sich besonders, wenn sie nur noch dreimal pro Minute und die im Winter ohne Arbeits- und Besucher- Atemfrequenz verringert sich auf einen betrieb sind. Bis vor wenigen Jahrzehn- Atemzug pro Minute. Die Körpertem- ten boten der Harz und das Nordharzer peratur der Tiere sinkt von etwa 39°C Vorland den Fledermäusen viele Win- auf die Umgebungstemperatur, je nach terquartiere dieser Art. Die touristische Fledermausart und Winterquartier auf Erschließung und der gesetzlich gefor- 3 bis 8°C. derte Verschluss von ungenutzten Berg-

96 werken hat dieses Angebot jedoch dras- gemacht worden sind, ist zu beobach- tisch eingeschränkt. Dazu zählen auch ten, dass es gewöhnlich einige Jahre die früher sehr zahlreichen Tagesöff- dauert, bis sie von den Fledermäusen nungen des ehemaligen Erzbergwerks als Winterquartier angenommen wer- Rammelsberg. den. Offensichtlich müssen sie zuerst einmal von den Fledermäusen gefun- Nun wäre es natürlich unangemes- den werden, um sich dann als taug- sen, wenn unser Museum aus Grün- lich zu erweisen. Es besteht aber nach den des Fledermausschutzes im Winter Aussage der Fachleute gute Hoffnung, den Besucherbetrieb und die techni- mit der Öffnung und Herrichtung des sche Instandhaltung im Röderstollen, Haus Schulenburger Suchorts ein gutes in der Tagesförderstrecke und in den Winterquartier geschaffen zu haben. anderen untertägigen Bereichen ein- Letzte Gewissheit werden aber erst die stellen würde. Aber das Anlegen von Fledermauszählungen der kommen- gut geeigneten Ausweichquartieren in den Jahre bringen, durchgeführt durch unmittelbarer Umgebung ist dringend den Fledermaus-Regionalbetreuer des angeraten und die Wiederherrichtung Landkreises Goslar. des Haus Schulenburger Suchorts bietet dazu eine hervorragende Möglichkeit. Als Erfolgskontrolle und zur Erfas- sung der Fledermausbestände wird es Erfahrungsgemäß ist die Wetterbe- in den folgenden Wintern jeweils eine wegung in Stollen dieser Art gering. Kontrollbefahrung des Stollens durch Schon nach wenigen Metern besteht den Fledermaus-Regionalbetreuer keine Frostgefahr mehr. Die Menge geben. des im Haus Schulenburger Suchort anfallenden Wassers ist zwar erheblich, Dabei werden die Arten erfasst, die wird aber so abgeleitet, dass keine Was- Bestände gezählt und dokumentiert, serflächen entstehen. Die Zugänglich- an welchen Stellen des Stollens Win- keit des Stollens ist durch eine stabile terschlafplätze der Fledermäuse sind. Stahlgittertür gewährleistet, die sicher Daraus ergeben sich wertvolle Informa- verschlossen werden kann. Die Gitter- tionen über die unterschiedlichen Arten streben der Tür sind so angeordnet, dass und die Entwicklung der Population. genügend große Durchflugöffnungen Beides ist für statistische Erhebungen bleiben, aber Störungen der Fledermäu- und für den Vergleich im nationalen se durch Besucher ausgeschlossen wer- und europäischen Rahmen von großem den. Zusätzlich weist ein Schild, das an Wert. der Tür angebracht ist, darauf hin, dass es sich hier um ein schützenswertes Erfahrungsgemäß kann bei dem aus- Fledermausquartier handelt. gedehnten, nicht überall von Menschen befahrbaren Stollen nur ein Teil der Bei anderen Stollen in der näheren oft sehr versteckt in engen Spalten und weiteren Umgebung, die eben- hängenden Tiere beobachtet werden. falls neu für Fledermäuse zugänglich Sicher wird aber eine Einschätzung des

97 jeweiligen momentanen Standes und halb des Kükenkorbswegs schien die der Entwicklungstrends möglich sein. richtige Stelle zu sein, zumal es logisch Allgemein zeigt sich in den letzten erschien, dass sich ein Wassersammel- Jahren bei den im Harz durchgeführten hälter vor dem ehemaligen Stollen- Kontrollen der Fledermaus-Winterquar- mundloch befindet und nicht einige tiere ein insgesamt positiver Trend. Als Meter daneben und ohne erkennbare Beispiele seien hier die auch erst vor Verbindung. wenigen Jahren wieder aufgewältigten Grubenhohlräume des Lehrbergwerkes In Vorbereitung der Arbeiten wur- Grube Roter Bär in St. Andreasberg de die Wassergewinnungsanlage der oder im Raum Wolfshagen genannt. ehemaligen Gebäude vom „Herzberg- Das lässt auch für das zukünftige Fle- haus“ besichtigt. Zu dieser Anlage dermausquartier Haus Schulenburger gehören Suchort hoffen. /WIE 2012/ • eine Wasserfassung mit Sammel- 4.4 Projektverlauf behälter unterhalb des Forstweges Kükenkorbsweg, Höhenniveau 410 2011 haben Mitglieder unseres För- m NN (s. Abb. 4.4.a und 3.6.c), dervereins parallel zu den Archivstudi- • eine von dort den Hang hinab ver- en begonnen, die Genehmigungen von laufende Wasserleitung und den zuständigen Behörden einzuholen • zwei nebeneinander liegende Was- und sich mit der räumlichen Situati- sersammelbehälter im Bereich des on im Gelände vertraut zu machen. ehemaligen Herzberghauses (ca. Unvorhergesehene Probleme bereitete 380 m NN, s. Abb. 4.4.b und 3.6.c). es, die genaue Position des ehemaligen Stollens zu finden. Die Geländetopo- Eberhard Riech (Gründungsmitglied graphie gab keine eindeutigen Hinwei- unseres Fördervereins) hatte glückli- se. Der Wassersammelbehälter unter- cherweise noch vor dem Beginn der

Abbildung 4.4.a: Gelän- devertiefung, unter der sich der Wassersammel- behälter befindet. Im Bild Silke Svea Eichhorn, 2010

98 Abbildung 4.4.b: Karl Sander (li.) und Jobst Stietenroth (re.) 2011 an der Wasserversorgungs- anlage des ehemaligen "Herzberghauses"

Abbildung 4.4.c: Was- sersammelbehälter (Betonplatte mit geöff- neter Einstiegluke im Vordergrund) und Gelän- deeinschnitt des Haus Schulenburger Suchorts (im Hintergrund), v.l.n.r. Markus Liebermann, Robert Helms, Mattes Liebermann, Eberhard Riech, Karl Sander, Ast- rid Dützer und Stefan Dützer. Foto von 2011

Abbildung 4.4.d: Erste Erkundung des Bereichs des späteren Geländeeinschnitts, Bild 1: v.l.n.r. Markus Liebermann, Karl Sander und der Verfasser. Bild 2: v.l.n.r. Karl Sander, der Verfasser, Mattes und Markus Liebermann. Fotos aufgenommen von Ast- rid Dützer, 2011

99 Abbildung 4.4.e: Riss- und Schnitt-Skizze manu- elle Grabung 2011

Abbildung 4.4.f: Erste Grabung. An der Abbildung 4.4.g: Erste Grabung und Schubkarre Eberhard Riech. Foto aufge- Einmessung. Am Nivellier Siegfried nommen von Stefan Dützer, 2011 Wielert. Fotos aufgenommen von Stefan Dützer, 2012 Aufwältigungsarbeiten erkannt, dass das ehemalige Stollenmundloch nicht, verschüttet und deshalb kaum zu erken- wie zuerst fälschlich angenommen, nen (s. Abb. 4.4.d). am oberen Wassersammelbecken liegt, sondern wesentlich weiter östlich. (s. Eine ausschließlich manuelle Auf- Abb. 4.4.c, 4.4.f, 3.6.c) wältigung kam nicht in Frage, weil die zu bewegende Haufwerksmen- Der Geländeeinschnitt, der auf das ge für die zur Verfügung stehende ehemalige Stollenmundloch zuläuft, Mannschaft zu groß war. Erste manu- war durch größere Mengen Haufwerk elle Probegrabungen (s. Abb. 4.4.e

100 Abbildung 4.4.h: Erste Grabung mit kleinem Bagger, auf dem Bagger Frederik Mohr, auf dem Dumper Ulrich Kammer und Stefan Dützer. Fotos 2011 und 4.4.f) und Arbeiten mit einem standsicherer Stollenbereich angetrof- kleineren Bagger zeigten, dass nicht, fen werden konnte (s. Abb. 4.4.h und wie ursprünglich erhofft, schnell ein 4.4.i).

Abbildung 4.4.i: Riss- und Schnitt-Skizze Gra- bung mit kleinem Bagger 2011

101 Deshalb wurde, nachdem die Böschung unterhalb der Forststraße überprüft und gesichert worden war (s. Abb. 4.4.j und 4.4.k), ein größerer Bagger, der zufällig zu dieser Zeit am Herzberg mit dem Wegebau beschäftigt war, eingesetzt. Mit diesem Bagger wurde zuerst in der Mitte des Gelände- einschnitts die aus gewachsenem Fels bestehende Stollensohle gesucht und, als sie erreicht war, der ehemalige Geländeeinschnitt bis zur Böschung unterhalb der Forststraße freigelegt. Der Stollen wurde damit jedoch noch nicht geöffnet, sondern lediglich der Einschnittbereich, in dem seitlich gewachsenes Gebirge ansteht. Die Stollenfirste war in diesem Bereich zu Abbildung 4.4.j: Karl Sander und Robert Helms (im Vordergrund) bei der Überprüfung der Böschung unterhalb der Forststraße. Foto 2012

Abbildung 4.4.k: Erste Firstsicherung, Bild 1: Karl Sander am Hammer, Bild 2: Karl Sander und Stefan Dützer beim Messen, Olf Sack an der Schubkarre, im Vordergrund Robert Helms. Fotos 2013

102 Abbildung 4.4.l: Grabung mit größerem Bagger. Foto 2013

Abbildung 4.4.m: Riss- und Schnitt-Skizze Grabung mit größerem Bagger 2013

Bruch gesprengt worden. Sie hätte erst dings kein Verlass darauf sein, dass das unmittelbarer unterhalb der Forststraße auch weiterhin der Fall sein wird. Der angetroffen werden können. Das hätte Schlamm, den das Stollenwasser durch aber die Standsicherheit der Forststraße die Erdarbeiten mit sich führte, drohte gefährdet. Deshalb wurde nicht weiter die Fließwege im Haldenkörper zuzu- in Richtung Forststraße gebaggert (s. setzen. Besonders bei Frost musste Abb. 4.4.l und 4.4.m). damit gerechnet werden, dass sich das Wasser im Einschnitt sammelt und die Es zeigte sich auch, dass die mit dem vorgesehenen Trockenmauern in Mit- Bagger freigelegte Einschnittsohle fast leidenschaft zieht. zwei Meter tiefer liegt, als die Halden- fläche. Bis zu den Baggerarbeiten war Deshalb wurde mit dem Bagger im das Stollenwasser zwar ohne Probleme Zusammenhang mit der Freilegung des in der Halde versickert. Es konnte aller- Geländeeinschnitts ein Entwässerungs-

103 Abbildung 4.4.n: Entwässerungsgraben mit Drainagerohren, geschützt durch Schiefer- platten. Bild 1: Olf Sack und Jobst Stietenroth im Graben Bild 2: Jobst Stietenroth oberhalb des Grabens und der Verfasser im Graben Bild 3: Karl Sander im Graben und der Verfasser oberhalb Bild 4: Siegfried Wielert am Nivellier und der Verfasser an der Messlatte. Alle Fotos aufgenommen von Astrid Dützer 2013 graben vom Einschnitt durch die Halde re durch Schieferplatten abgedeckt, um gezogen. Er erhielt eine minimale Nei- sie gegen mechanische Beschädigung gung in Richtung Tal, so dass das aus bei der späteren Verfüllung des Gra- dem Stollen austretende Wasser selbst- bens zu sichern (s. Abb. 4.4.n). tätig ablaufen kann. In den Graben sind Drainageschläuche gelegt worden. Hinsichtlich der Wahl des Sollenaus- Anschließend wurden die Drainageroh- baubaumaterials fiel die Entscheidung,

104 Abbildung 4.4.o: Ein- schnittböschungen aus lockerem Haufwerk. Foto 2013

Abbildung 4.4.p: Skizze Ausbau im Bereich des Einschnitts 2013. Stol- lenseitig Kappen mit darauf liegendem Verzug, haldenseitig Kappen auf Stempeln mit Beginn der Verzugsarbeit abweichend vom Original, zugunsten delt es sich um ausgemusterte stäh- von Stahl. Originalgetreu wären für lerne Bundesbahn-Rungen. Sie hatten die Stempel und Kappen Rundhölzer ursprünglich beim Langholztransport mit etwa 200 bis 250 mm Durchmesser als senkrechte Begrenzungen der Platt- gewesen und als Verzug Schwartenholz formwaggons gedient. Es handelt sich oder Holzbretter. Damit wären aber nur dabei um zwei verschiedene Arten von Standzeiten von höchsten zehn Jahren Profilen. Die an den Längsseiten der möglich geworden und der Aufwand Waggons verwendeten Rungen beste- für die dann notwendigen regelmäßi- hen aus Stahlprofilblech von 3 mm gen Auswechselungen erschien allen Wandstärke, die an den Stirnseiten der Beteiligten als ungerechtfertigt hoch. Waggons verwendeten Rungen dage- gen aus Doppel-T-Trägern. Als Ver- Bei dem stattdessen verwendeten zugsbleche wurden ausgemusterte Stempel- und Kappenmaterial han- Autobahnleitplanken verwendet.

105 Abbildung 4.4.q: Ausbau aus Stahlträgern im Bereich des Einschnitts. Bild 1: Blick in Richtung des noch nicht geöffneten Stollenmundlochs, v.l.n.r. Stefan Dützer, Robert Helms, Karl Sander, Olf Sack (verdeckt) und Michael Klein. Im Hin- tergrund Kappe in Bühnlöchern mit darauf liegenden Verzugsblechen. Davor wird gerade ein Türstock aus Kappe und Stempeln gebaut. Bild 2: Olf Sack im dritten Türstock stehend. Im Hintergrund die Forststraße. Bild 3: Blick in Richtung Halde, v.l.n.r. Karl Sander, Robert Helms, Olf Sack und Michael Klein. Bild 4: Blick in Richtung Halde, im Bild Michael Klein und Olf Sack. Fotos 2013

106 Abbildung 4.4.r1 und r2: Stefan Dützer beim Zuschneiden von Kappen und Verzugs- blechen. Foto 2013

Neben der Sicherung des Einschnitt- dass ein lichter Raum von zwei Meter bereichs gegen hereinrutschendes Höhe und einem Meter Breite bleibt. Böschungsmaterial musste besonders Als Kappen wurden halbierte Rungen die stirnseitige Einschnittböschung verwendet. Die Verbindung zwischen unterhalb der Forststraße stabilisiert Stempeln und Kappen erfolgte durch werden. Sie bestand im Bereich zwi- Einschneiden und Zusammenstecken schen ehemaligem Stollenmundloch (s. Abb. 4.4.r). und Halde ebenfalls aus lockerem Haufwerk. Die Böschungshöhe war Schritt für Schritt wurden weitere zu hoch und zu steil, als dass sie ohne Türstöcke in den Einschnitt gestellt zusätzliche Stabilisierungsmaßnahmen und verzogen, wobei der seitliche Ver- dauerhaft standsicherAbbildung 8.3.f: geblieben Einstellung wäre. aus zugdem immer nur so hoch gebaut wur- Deshalb wurden,Film Metropolis wie es bei vom derartigen Fritz Lang, de, aus dass noch Haufwerk, das bei der Stollenmundlöchernwikipedia üblich ist, Kappen Stollenaufwältigung anfiel, als Versatz in zuvor hergestellte Bühnlöcher einge- dahinter gefüllt werden konnte. Die zogen und darauf gelegte Verzugsble- Türstöcke sind zu ihrer Stabilisierung che in die Böschung geschlagen. Damit mit Nägeln von 0,75 m Länge und konnte Haufwerk nachrutschen, ohne 30 mm Durchmesser im gewachsenen die Arbeiten im Einschnitt zu gefähr- Gebirge verankert worden. Auf eine den. (s. Abb. 4.4.o bis 4.4.q). gegenseitigen Verbindung (Verbolzen) konnte deshalb verzichtet werden (s. Die Rungen haben eine Länge von Abb. 4.4.s). 2,4 m und konnten deshalb ungekürzt als Stempel verwendet werden. Die Dieser Ausbau wurde so weit ausge- Türstockkappen sind 1,2 m lang, so führt, wie es für die Böschungsstabi-

107 Abbildung 4.4.s1 und s2: Foto Ein- schnittbereich mit Türstöcken und seitli- chen Verzugsblechen, dahinter Versturz von Haufwerk aus der Stollenaufwälti- gung, im Bild links Olf Sack und rechts Michael Klein. Fotos aufgenommen von Astrid Dützer 2014 lisierung ratsam erschien. Schließlich lenmundlochs wegzuladen und damit wurde an einer Stelle, die vermutlich die Stollenaufwältigung in Richtung auch der Ort des ursprünglichen Stol- des Bergesinneren voran zu treiben. lenmundlochs gewesen war, das neue Angewendet wurde dabei die Technik Stollenmundloch errichtet und seitlich der Getriebezimmerung, die es ermög- mit Trockenmauern gesichert (s. Abb. licht, sich schrittweise durch einen ver- 4.4.t). brochenen Stollenabschnitt zu arbeiten. Dabei werden in den jeweils letzten Zeitgleich mit der Einschnittsiche- Türstock ein zweiter, etwas kleinerer rung wurde begonnen, das Haufwerk gestellt und zwischen beiden Türstock- aus dem Bereich des ehemaligen Stol- kappen hindurch Verzugsbleche schräg

Abbildung 4.4.t: Foto fertiggestelltes neues Stol- lenmundloch mit Verzug dahinter und seitlicher Trockenmauer, vor dem Mundloch arbeitet der Verfasser am Einlaufbau- werk der Drainagerohre. Foto aufgenommen von Astrid Dützer 2014

108 Abbildung 4.4.u: Skizze Getriebezimmerung 2014 nach oben und vorne in das Haufwerk reich und 90 t für die Herstellung des getrieben. Im Schutze dieser Verzugs- Entwässerungsgrabens bewegt worden. bleche wird das Haufwerk weggela- Nach dem Durchschlag mussten noch den, bis ein weiterer Türstock in den einmal etwa 38 t Haufwerk von Hand entstandenen Hohlraum passt (s. Abb. weggeladen und auf die Halde gefah- 4.4.u und 4.4.v). ren werden, um die Sohle im Bereich, in dem die Stollenfirste nachgeschos- Von August 2013 bis Juli 2014 wur- sen und die Stollensohle aufgefüllt den in wöchentlichen Arbeitseinsätzen worden war, wieder auf das ursprüngli- weitere Türstöcke in Getriebezimme- che Niveau zu bringen. rung gesetzt, bis der ursprüngliche Stollen angetroffen wurde (s. Abb. Der Stollen musste, nachdem er wie- 4.4.w). Am 24. Juli 2014 war der von der durchschlägig gemacht worden war, übertage in Getriebezimmerung vor- gegen unerlaubte Befahrungen gesichert getriebene Stollen mit dem ursprüng- werden, um Unfällen vorzubeugen. Die lichen Teil des Stollens durchschlägig. dafür eingebaute Tür entspricht den Bis dahin waren etwa 3 t Stahl in Form Anforderungen an ein Fledermausquar- von Türstöcken, Verzugsblechen und tier. Die Maße und Anordnung der Kleineisen verbaut und 84 t Haufwerk Durchflugöffnungen für Fledermäuse manuell weg geladen und auf die Hal- folgt den Vorgaben des Fledermaus- de gebracht oder als Versatz hinter beauftragten. Die Tür wurde außer- die Verzugsbleche gefüllt worden. Die dem entsprechend den Erfahrungen Haufwerksmenge setzte sich zusammen gestaltet, die im Rammelsberg und bei aus etwa 12 t, die im Einschnittbereich anderen Stollenmundlöchern gemacht angefallen waren, und 72 t aus der Auf- worden sind. Die Wahl der Profile wältigung in Getriebezimmerung. und die farbliche Gestaltung wurden mit dem am Rammelsberg arbeiten- Zusätzlich waren mit dem Bagger den Architekturbüro abgestimmt. Es noch einmal 180 t im Einschnittbe- wurde der im und am Rammelsberg

109 Abbildung 4.4.v1 bis v4: Beim Stollenaufwältigen in Getriebezimmerung: 1. Karl Sander beim Haufwerkladen, 2. Karl Sander und Stefan Dützer, 3. Der Verfasser und Stefan Dützer , 4. Olf Sack und Michael Klein unter einem Getriebetürstock. Fotos aufgenommen von Astrid Dützer 2014

110 Abbildung 4.4.w1, w2 und w3: Durch- schlag am 24. Juli 2014. Bild 1: Blick in Richtung Stolleninneres. Stollenquer- schnitt noch weitgehend mit Haufwerk gefüllt. Oben im Bild Robert Helms. Bild 2: Olf Sack, Michael Klein, der Verfas- ser und Karl Sander (v.l.n.r.) kurz nach dem Durchschlag. Fotos aufgenommen von Astrid Dützer. Bild 3: Olf Sack beim Stuffen eines Bühnlochs für eine Kappe im unmittelbaren Durchschlagbereich. Foto aufgenommen von Robert Helms

übliche Stil verwendet, um auch damit sich deshalb auch nicht im äußeren den Besuchern die Zugehörigkeit die- Türstock, sondern einen Türstock wei- ses Denkmals zum Rammelsberg zu ter in das Innere des Stollens versetzt verdeutlichen. Es wurde Wert darauf (s. Abb. 4.4.x und 4.4.y). gelegt, dass Besucher erkennen, dass es sich nicht um eine historische Tür Nach Ende der bergmännischen handelt, sondern um einen Neubau. Die Arbeiten wurde die im Einschnittbe- Tür ist sowohl hinsichtlich ihrer Farbe reich bis dahin frei stehende Stahlkon- als auch ihrer Form und Anordnung struktion, bestehend aus Türstöcken zurückhaltend gestaltet. Sie befindet und Verzugsblechen, mit Haufwerk

111 Abbildung 4.4.x: Skizze Stollentür verfüllt, um die Türstöcke abzudecken, um ein unkontrolliertes Nachrutschen Abbildung 4.4.y: Stollentür, Foto Sieg- der Böschungen zu vermeiden und um fried Wieland

Abbildung 4.4.z: Skizze geplanter Endzustand den Bereich des anstehenden Gesteins ten, durchweg standsicher und ohne gegen Frostschäden zu sichern (s. Abb. Brüche. Nur in den Querschlägen und 4.4.z). besonders in den Gangbereichen ist es zu Nachbrüchen gekommen, die 4.5 Vorgefundene allerdings nur geringfügig sind. Aus- Untertagesituation bau ist deshalb bis auf eine Stelle im westlichen Flügel des ersten Quer- Der Stollen ist, wie bei dem durchör- schlags nicht verwendet worden (s. terten Schiefer und Sandstein zu erwar- Abb. 4.5.a).

112 aufgewältigten und dem ehemaligen Stollen gemacht wurde, etwas mehr als zwei Meter hoch Haufwerk. Es musste auf einer Länge von ungefähr zwanzig Metern weggeladen werden. Die Hauf- werksoberfläche, die seit dem Ende des 18. Jahrhunderts auch gleichzeitig die Stollensohle darstellte, war dort fast horizontal.

Der größte Teil des Stollens ist mit Schlamm bedeckt, allerdings nur bis Abbildung 4.5.a: Hölzerne Ausbaustre- zu 20 cm tief. Die Wetter wiesen bei ben im westlichen Flügel vom ersten der Erstbefahrung keine merklichen Querschlag. Aufgenommen von Robert Über- oder Unterkonzentrationen auf Helms und bereiten bis heute keine Probleme. Der Stollenquerschnitt hat auf den ers- ten etwa 250 m die für Schlägel- und Eisenarbeit typische Form mit waa- gerechter, sehr gleichmäßig und glatt heraus geschlägelter Firste und leicht tonnenförmig nach außen ausgebauch- ten Seitenstößen. Die Höhe des Stollens beträgt fast überall etwa 2,5 m.

In den vom Stollenmundloch gerech- net ersten ungefähr zwanzig Metern ist gut zu erkennen, dass der Stollen in den 1690er Jahren eine ungewöhnlich große Steigung von bis zu 1:10 bekommen hatte. Die Firste verläuft dagegen fast waagerecht. Sie hat hier die typische Oberfläche, wie sie beim Nachschie- ßen entsteht. Durch die von unserem Förderverein vorgenommene Wieder- Abbildung 4.5.b: Ungewöhnlich hoher aufwältigung hat der Stollen nun eine Stollenquerschnitt ungefähr zwanzig ungewöhnlich große lichte Höhe von Meter hinter dem Stollenmundloch. bis zu fünf Metern (s. Abb. 4.5.b). Blickrichtung Süden. Im Bild Robert Helms. Im vorderen Bereich ist auch die Stollenbreite ungewöhnlich groß für Auf der Stollensohle lag an der Stelle, einen Suchstollen. Sie beträgt in der an dem der Durchschlag zwischen dem Regel ungefähr 1,5 m und verjüngt sich

113 erst im oberen Viertel (s. Abb. 4.4.v). te der untere, der von einem zweiten Das war wahrscheinlich auch aus Grün- Gedingnehmer nachgenommenen Stol- den einer besseren Wetterführung so lenteil (Strosse, s. Abb. 3.3.3.i). eingerichtet worden. Bis wenige Meter vor dem ersten Im hinteren Bereich hat der Stollen Querschlag wurde der Stollen vorwie- den Querschnitt von etwa zwei Metern gend in Schlägel- und Eisenarbeit auf- Höhe und einem Meter Breite, der auch gefahren. Das war zu jener Zeit auch aus anderen Bergwerken und Suchstol- üblich, denn die Bohr- und Sprengar- len bekannt ist (s. Abb. 4.5.c). beit war noch nicht so weit entwickelt gewesen, als dass damit der komplette Stollenvortrieb hätte durchgeführt wer- den können. Das passt mit den Archiv- hinweisen zusammen, in denen für diesen Stollenvortrieb ein gleichmäßi- ger aber relativ geringer Schwarzpul- ververbrauch dokumentiert ist. Firste,

Abbildung 4.5.c: Stollenabschnitt im Kreuzungsbereich Stollen und erster Querschlag mit typischer Höhe und Breite. Blickrichtung Norden. Foto auf- genommen von Stefan Dützer

In vielen Bereichen ist an der leicht sanduhrähnlichen Querschnittsform des Stollens erkennbar, dass er in zwei Abbildung 4.5.d: Astrid Dützer in Abschnitten aufgefahren wurde. Der einem Stollenabschnitt mit stufenartig erste ist der vorwegschreitende kalot- verringerter Höhe und Bohrloch. Blick- tenartige obere Stollenteil, in dem ein richtung Süden. Foto aufgenommen von Gedingnehmer arbeitete, und der zwei- Stefan Dützer

114 die nicht gesprengt wurden (s. Abb. 4.5.d).

Die hinteren Stollenabschnitte wur- den bereits größtenteils mit Bohren und Sprengen aufgefahren. Dort wurde auf das manuelle Glätten von Firste und Seitenstößen verzichtet. Die Oberfläche der Stöße und Firste sind hier deutlich schroffer und ungleichmäßiger(s. Abb. 4.5.e).

Der Einbruch (Vorbereitung einer freien Fläche für die nachfolgende Sprengung) erfolgte aber offensichtlich noch mit Schlägel und Eisen, wie an den Ortsstößen zu sehen ist. Einige der geschlägelten vorderen Stollenbereiche

Abbildung 4.5.e: Robert Helms (re.) und Astrid und Stefan Dützer (li.) am Ortsstoß-Einbruch

Wände und Sohle wurden ausgespro- chen akkurat hergestellt und mit viel Aufwand manuell geglättet.

Die Höhe des Stollens scheinen die Gedingarbeiter beim Stollenvortrieb bewusst oder unbewusst immer wieder leicht anwachsen gelassen zu haben. Jedenfalls wurde an mehreren Stel- len, möglicherweise jeweils anlässlich der Quartalsbefahrungen, die für den nächsten Stollenabschnitt vorzuse- hende Stollenhöhe kleiner festgelegt. Dadurch entstanden in der ansonsten sehr glatten und ebenmäßigen Firste Abbildung 4.5.f: Robert Helms in einem Absätze von ungefähr 30 bis 50 cm. geschlägelten Stollenbereich, der mit In manchen dieser Firststufen sind Bohr- und Sprengarbeit deutlich verbrei- ein oder zwei Bohrlöcher zu sehen, tert wurde

115 wurden mit Bohr- und Sprengarbeit Der westliche Flügel vom ersten erweitert. Das scheint der Stollenbe- Querschlag ist bis zu seinem Ende pro- gradigung und Querschnittsvergröße- blemlos befahrbar. Der östliche ist halb rung und damit Verbesserung der Wet- mit Haufwerk verfüllt (s. Abb. 4.5.g), terführung gedient zu haben (s. Abb. wie auch beide Flügel des zweiten 4.5.f). (südlichen) Querschlags. Das Haufwerk stammt offensichtlich aus dem Stollen- Vielfach sind in den Seitenstößen vortrieb der letzten Betriebsperiode und Bühnlöcher auf etwa halber Stollenhöhe wurde in den damals bereits nicht mehr erhalten geblieben, die vermutlich die benötigten Querschlägen untergebracht, Aufgabe hatten, Querbalken aufzuneh- um den langen Förderweg bis hinaus men, auf denen ein horizontaler Wetter- auf die Halde zu sparen. scheider lag. Es gibt aber auch Bühnlö- cher, die kurz über der Sohle angelegt Das Gesenk im westlichen Flügel wurden. Sie scheinen für Holzbalken des ersten Querschlags steht bis fast als Auflage gedient zu haben, auf denen zur Stollensohle unter Wasser. Darin ein Tretwerk lag (Lauffläche aus Holz- haben sich Reste einer hölzernen Fahrt bohlen). Darunter konnte das anfal- und andere Holzteile erhalten (s. Abb. lende Wasser frei ablaufen. Dadurch 4.5.h). kamen die Bergleute trockenen Fußes durch den Stollen – ein bei der damali- gen Qualität des Schuhwerks bestimmt nicht zu verachtendes Argument für den Einbau eines Tretwerks.

Abbildung 4.5.h: Holz im abgesoffenen Gesenk, Ostflügel des ersten Querschlags

Färbungen und Versinterungen sind im Stollen relativ selten. Sie treten nur im Bereich des großen Querschlags Abbildung 4.5.g: Der Verfasser im östli- auf, scheinen also aus dem dort ange- chen Flügel des ersten Querschlags, der troffenen Gang zu stammen. Die brau- zum Teil mit Haufwerk versetzt ist. Foto nen Versinterungen lassen auf eisen- aufgenommen von Olf Sack haltige Sekundärmineralien schließen,

116 Abbildung 4.5.i: Braune Versinterungen. Michael Klein im Stollenbereich kurz vor dem ersten Querschlag. Aufgenom- men von Olf Sack

die vom durchgesickerten Wasser mit- geführt worden sind (s. Abb. 4.5.i). Der Gang selber, der sowohl in der Querschlagfirste als auch an seinem Ortsstoß zu erkennen ist, weist keine erkennbare Erzmineralisation auf (s. Abb. 4.5.j). Die grünen Partien im seitlichen Stoß des westlichen Flügels vom ersten Querschlag sind verwitter- te Kupferminerale (s. Abb. 4.5.k und 3.4.2.b). Hinweise auf Bleierze wurden bislang noch nicht gefunden.

Keramikfunde waren im Stollen selten. Im ersten Querschlag-West- flügel lag etwa in Schulterhöhe in einem Bohrlochrest der Kopf einer zerbrochenen Tabakspfeife aus wei- ßem Ton, innen vom Rauchen tief Abbildung 4.5.j: Robert Helms am Orts- schwarz gefärbt (s. Abb. 4.5.l). Im stoß. Gange ohne auffällige Mineralisati- vorderen Stollenbereich wurden drei onen. Westflügel des ersten Querschlags Scherben von Tongefäßen gefunden,

Abbildung 4.5.k: Grüne Partien im Westflügel des ersten Querschlags. Foto aufgenommen von Olf Sack

117 wahrscheinlich von Trinkflaschen (s. Abb. 4.5.m und n).

An den Stollenwänden wurden 40 Vermessungszeichen (37 Gedinge- oder Stuffenzeichen und vier Mark- scheiderkreuze) und zwei Jahreszahlen (1692 und 1714) gefunden (s. Abb. 4.5.o).

Abbildung 4.5.l: Tabakspfeifenkopf aus Die Markscheiderkreuze dienten den dem Westflügel des ersten Querschlags. damaligen Vermessern als Festpunkte. Foto aufgenommen von Astrid Dützer Sie ermöglichten auch die Einordnung des Stollens auf Zeichnungen mit grö- ßerem Bildausschnitt. Ihre räumliche Lage war durch vorangegangene Mes- sungen bestimmt worden. Bei dem Kreuz in Mundlochnähe wird das von übertage geschehen sein und in Rela- tion zu übertägigen Festpunkten, wie zum Beispiel Grenzsteinen. Es befin- det sich in etwa Schulterhöhe an der Stollenwand. Die beiden kurz vor dem ersten Querschlag gefundenen Kreu- ze haben den gleichen Abstand zum Stollenmundloch. Eines ist zentral an der Firste und eines oben an der östli- chen Stollenwand angebracht (s. Abb. 4.5.p).

Die beiden Jahreszahlen sollen wahrscheinlich zeigen, bis wohin in dem betreffenden Jahr der Vortrieb gelangt war, wobei ihre genaue Funk- tion bislang noch nicht geklärt ist (s. Abb. 4.5.q und r). Ihre Positionen im Stollen stimmen jedenfalls gut mit den Entfernungs- und Vortriebsangaben der Bergamtsprotokolle überein. Abbildung 4.5.m und n: Keramikscher- ben aus dem Haufwerk des vorderen Die Gedingezeichen, auch Stuffen Stollenbereichs. Foto aufgenommen genannt, dienten den Bergbeamten als von Astrid Dützer Bezugspunkte für die Ermittlung der

118 Abbildung 4.5.o: Riss mit den gefundenen Vermessungszeichen und Jahreszahlen im Haus Schulenburger Suchort im Akkord aufgefahrenen Stollenlän- ge. Die Bergleute sollten, wie in dem entsprechenden bergamtlichen Regle- ment ausgeführt wird, nicht verlei- tet werden, ihren Akkordlohn durch unerlaubte Manipulationen an diesen Messpunkten zu verbessern.

Die Stuffen sollten also fälschungs- sicher und einfach handhabbar sein. Die praktische Lösung waren Kerben,

Abbildung 4.5.p: Die beiden dicht beieinander angeordneten Markschei- derkreuze im Haus Schulenburger Suchort. Der Gliedermaßstab verdeut- licht den Übergang zwischen Stollen- firste und -wand

119 zu gestalten. Außerdem sollte sich diese Stelle möglichst in ganzahli- ger Lachterentfernung zum Ortsstoß befinden.

Abbildung 4.5.q und r: Jahreszahlen 1692 und 1714 Abbildung 4.5.s: Gedingezeichen mit die in die Stollenwände geschlagen 3 Kerben. Aufgenommen von Stefan wurden. Das ließ sich relativ leicht Dützer mit den vorhanden Leuten und dem üblichen Gezähe bewerkstelligen. Der Bergbeamte (Geschworene) suchte sich für das Einschlagen der Stuffe einen günstigen Standort. Das wich- tigste Kriterium für die Wahl war vor allem eine möglichst glatte Stollen- wandoberfläche, damit sich die Stuf- fen gut leserlich herstellen ließen. Ein zweites Kriterium war eine günstige Entfernung zum Ortsstoß. Einerseits sollten die Stuffen weit genug vom Ortsstoß entfernt liegen, um eine Zer- störung durch die Vortriebsarbeiten auszuschließen. Anderseits sollte sie nicht allzu weit vom Ortsstoß ent- Abbildung 4.5.t: Gedingezeichen mit 6 fernt liegen, um die Messung einfach Kerben

120 An der ausgewählten Stelle ließ der erfolgten Gedingeabrechnungen bezie- Bergbeamte die Entfernung zum Orts- hungsweise -überprüfungen eine neue stoß einschlagen, für jedes Lachter Stuffe zu schlagen. Erst Mitte des eine senkrechte Kerbe (s. Abb. 4.5.s 19. Jahrhunderts ist davon abgegangen und t). In Ausnahmefällen gab es auch worden und gut erhaltene Gedingezei- schräge Kerben, die entsprechend des chen durften mehrfach hintereinander bergamtlichen Gedingezeichen-Reg- benutzt werden. Da war der Vortrieb lements für halbe Lachter standen. im Haus Schulenburger Suchort aber /BAC 1855/ bereits abgeschlossen. Manche Stuffen im Haus Schulenburger Suchort haben Im jeweils nächsten Quartal konnte aber eine erstaunlich großen Zahl von der Bergbeamte leicht den Abstand Kerben (s. Abb. 4.5. u). zwischen der Stuffe und dem fortge- schrittenen Ortsstoß ausmessen und Neben den senkrechten und schrä- damit die Differenz zur letzten Mes- gen Kerben sind bei den Gedingezei- sung ermitteln. Bei diesem System chen seltener andere Zeichen verwen- hatten die Gedingnehmer keine Mög- det worden. Die Zeichen in L-Form lichkeit, die Längenmessung zu ihrem oder in Form eines liegenden T geben Vorteil zu verfälschen. Auslöschen lie- wahrscheinlich eine Richtung an. Eine ßen sich die Kerben nicht und neu hin- weitere Ausnahme bildet das Gedin- zugefügte Kerben hätten den Gedinge- gezeichen, das die Buchstaben A und lohn sogar verringert. /LAM 2008/ F enthält. Es soll möglicherweise auf einen Namen hinweisen (s. Abb. 4.5. Die große Zahl der im Haus Schu- v). lenburger Suchort gefundenen Gedin- gezeichen ergibt sich aus der im berg- amtlichen Reglement enthaltenen For- derung, bei jeder der quartalsweise

Abbildung 4.5.u: Gedingezeichen mit Abbildung 4.5.v: Gedingezeichen mit 9 Kerben AF, 3 Kerben und einem liegendem T

121 Abbildung 4.5.w: Gedingezeichen mit Kerben in Form einer römischen 17 Abbildung 4.5.x: Gedingezeichen mit Über V- und X-förmigen Zeichen Mehrfachnutzung einer Stelle. Aufge- ist im Reglement nichts zu finden ist. nommen von Stefan Dützer Sie sind wahrscheinlich in der Art von römischen Zahlen zu deuten (s. Abb. Dazu und zu den vielen anderen 4.5. w). unerforschten Themen, die sich um die Geschichte des Haus Schulenbur- Vielleicht wurde die Mehrfachnut- ger Suchorts ranken, sollten zukünftig zung im Haus Schulenburger Suchort kontinuierlich weitere Untersuchungen doch schon praktiziert und an beste- durchgeführt werden, auch wenn die hende Stuffen einfach die aktuelle Sicherung, Sanierung und Umnutzung Lachterzahl in Form zusätzlicher Ker- dieses Stollen bereits weitgehend abge- ben vermerkt (s. Abb. 4.5. x). schlossen ist.

122 Danksagung

Für die Hinweise und Hilfe bei Gedankt sei auch dem ehrenamt- der Erforschung der Schulenburger lichen Fledermaus-Regionalbetreuer, Familiengeschichte sei Herrn Günzel Herrn Siegfried Wielert, für die freund- Graf von der Schulenburg gedankt liche Unterstützung und Beratung in und Herrn Peter Steckhan, dem His- fachlichen Belangen, für das Vermes- toriker der Familie Schulenburg. Mein sen des Übertagebereichs und für die Dank gilt auch Herrn Ulrich Albers, Vermittlung von Fachleuten und För- Leiter des Stadtarchivs Goslar, und derern, besonders für den Bau der Stol- seinen Mitarbeitern sowie den Mit- lentür. Für die Gestaltung dieser Tür arbeitern der Staatsarchive Wolfen- hat dankenswerterweise das Architek- büttel und Hannover/Pattensen, mit turbüro Kleineberg wichtige Hinweise deren Hilfe die Erforschung der Stol- gegeben. Herr Gerhard Klapproth hat len- und Regionalgeschichte möglich die Schlosserarbeiten ausgeführt, und wurde. Hinsichtlich der Geologie und der Landkreis Goslar die Finanzierung Lagerstättenkunde hat mich Herr Eck- übernommen. art Walcher in dankenswerter Weise beraten und bei Fragen zur Geschichte Unserem Förster Henning Rath- der geologischen Theorien Herr Uwe je möchte ich für die freundliche Steinkamm. Unterstützung, den Jagdpächtern des betreffenden Gebiets, den Herrn Peter Viele unserer Vereinsmitglieder und Otto und Eduard Borchers, für die Freunde unseres Vereins haben sich bei Abstimmung unserer Arbeiten mit den bergmännischen Arbeiten zur Wie- den Jagdaktivitäten und dem Harz- deraufwältigung des Haus Schulenbur- klub Goslar und besonders seinem ger Suchorts, aber auch bei den vor- Vorsitzenden Dirk Lübker für die all- bereitenden Arbeiten, Planungen und wöchentliche Zurverfügungstellung Genehmigungen, verdient gemacht. eines Grillplatzes am Rammelsberger Ihnen sei für die außerordentlich tat- Anfahrhaus danken. kräftige und ideenreiche Arbeit bei den allwöchentlichen Aktionen am Stollen Und nicht zuletzt sollen alle erwähnt herzlich gedankt, allen voran Astrid sein, die beim Schreiben und Gestal- und Stefan Dützer, Karl Sander, Robert ten des vorliegenden Hefts mitgewirkt Helms und den beiden Clausthaler haben. Gedankt sei Astrid und Stefan Bergschülern Olf Sack und Michael Dützer und Herrn Dietrich Bartmann Klein, sowie Herrn Frederik Mohr, für die Durchsicht des Textes und die unserem Baggerfahrer bei den ersten Korrekturvorschläge, Herrn Ulrich Baggeraktionen und Herrn Andreas Kammer für das Layout und Herrn Truskaller bei den Baggeraktionen mit Rudolf Voss von der Druckerei Papier- dem größeren Gerät. flieger in Clausthal.

123 2.c: Schema Bildung von Erzgängen im Herz- Abbildungsverzeichnis berg a: Die Clausthaler Bergschüler Olf Sack (rechts) 2.d: Druckverhältnisse in einer Kluft und im und Michael Klein (in der Mitte) bei Ausbauar- umgebenden Gebirge beiten am Haus Schulenburger Suchort. Links 2.e: Natürlicher Frac, Druckverhältnisse in der Karl Sander. Foto 2014 Kluft und im umgebenden Gebirge b: Clausthaler Bergschüler bei Aufwältigungs- 2.f: Täler des Herzbergs arbeiten am Stollen der 4. Sohle der ehemaligen Schiefergrube Glockenberg. Dieses Bergwerk 2.g: Streichen von Rammelsberger Erzlagern befindet sich im südlichen Bereich Stadtforstge- und Herzberger Erzgängen, Daniel Wehmeyer biet Goslars. Foto Marco Schulz 2004 1784 c: Clausthaler Bergschüler bei Aufwältigungs- 2.h: Riss Suchstrecken im Niveau der 7. und 12. arbeiten am Schroederstollen. Ehemalige Sohle des Erzbergwerks Rammelsberg Eisenerzgrube Georg-Friedrich in Döhren. Foto 3: Zeitlicher Verlauf der Such- und Erkundungs- Stefan Dützer 2006 projekte am Herzberg 1680 bis 1800 und korres- d: Feier zur Einstellung der Erzförderung auf pondierende Projekte am Rammelsberg dem Platz vor der Kaiserpfalz, 1988 von unse- 3.1: Hinweis auf Erz im Herzberg, Ausschnitt rem Förderverein organisiert. Foto aufgenom- aus einer Landkarte um 1530 men von Hans Westphal 3.2.a: Herzog Heinrich der Jüngere e: Ausstellung in Vorbereitung der Museums- gründung, 1988 von unserem Förderverein in 3.2.b: Täler des Herzbergs, Ausschnitt aus einer der Sparkasse Goslar organisiert. Im Bild Hans Landkarte aus „Die Flurnamen in der Stadtforst Westphal, Initiator und Gründungsmitglied Goslar“ unseres Fördervereins 3.2.c: Herzog Julius f: Röderstollenportal, zuvor im Preussag-Besitz, gekauft durch unseren Förderverein und überge- 3.2.d: Ernennungsschreiben von Fritz von der ben an unser Museum, v.r.n.l. Bernhard Pollak, Schulenburg zum Oberberghauptmann Dr. Blumenberg, Prof. Elzer und der Verfasser. 3.2.e: Schnitt Herzberg-Rammelsberg mit Foto Goslarsche Zeitung 1994 Suchorte vom Ratstiefsten Stollen und von der g: Röderstollenportal, zuvor im Preussag-Besitz, Grube Feuergezähe. Markscheider Spörer, 1795 gekauft durch unseren Förderverein und überge- (Ausschnitt) ben an unser Museum, v.r.n.l. Bernhard Pollak, 3.2.f: Portrait Herzog Heinrich Julius Dr. Blumenberg, Prof. Elzer und der Verfasser. Foto Goslarsche Zeitung 1994 3.3: Suchort nach dem Großen Bruch h: Vorführung einer Bleiverhüttung, wie sie im 3.3.1.a: Riss Grube Weißer Hirsch. Ausschnitt Mittelalter ausgesehen haben könnte. Foto auf- aus einem Riss von Ahrend, 1853 genommen von Catrin Kammer 2007 3.3.1.b: Schnitt durch die Gruben Weißer Hirsch i: Übergabe von Kopflampen an unser Museum und Haus Schulenburger Suchort. Ausschnitt aus einem Schnitt von Ahrend, 1853 j: Installation einer Beleuchtungsanlage im Röderstollen. Im Bild Karl Sander 3.3.2.a: Foto Stollenmundloch Herzberger Stollen 2.a: Lage des Haus Schulenburger Suchorts und prinzipieller Aufbau des Herz- und Ram- 3.3.2.b: Riss Herzberger Stollen in räumlicher melsbergs aus Wissenbacher Schiefer und Zuordnung zur Grube Weißer Hirsch (vormals Kahleberg-Sandstein Grube St. Anna), Haus Schulenburger Suchort und Herzberger Suchort. Darstellung der heuti- 2.b: Schema Erzlagerbildung im Rammelsberg gen Erstreckung der Grubenhohlräume

124 3.3.3.a: Schurf der Grube Schulenburgs Glück, Schbg. 8: Schreiben von Friedrich Achaz von Foto 2014 der Schulenburg zur Regelung des Schichtmeis- terlohns, 1699 3.3.3.b: Prinzipschnitt eines Schurfs, wie er im Bereich Grube Schulenburgs Glück angelegt 3.3.4.a: Stollenmundloch des Herzberger worden ist Suchorts von innen mit Verschlussmauer im Hintergrund. Braun abgesetzt ist seitlich der 3.3.3.c: Prinzipschnitt eines Schurfs mit ehemalige Wasserstand zu erkennen. Foto von anschließendem Schacht und abzweigender Peter Mühr Suchstrecke rechtwinklig zur Bildebene 3.3.4.b: Herzberger Suchort, in der Mitte des 3.3.3.d: Riss und Schnitt Prinzip des Schurfs mit Bildes stehen ein wasserdichter Transportbehäl- anschließendem Schacht und Stollen, wie sie ter und eine Grubenlampe. Foto von Peter Mühr im Bereich Grube Schulenburgs Glück angelegt worden sind 3.3.5.a: Suchprojekte in der unmittelbaren Umgebung des Rammelsbergs im Jahre 1692. 3.3.3.e: Riss und Schnitt Prinzip des Schurfs mit Illustration einer Bergamtsakte. Hervorgehoben anschließendem Schacht und zwei Stollen, wie ist der Bereich Herzberg und Rammelsberg sie im Bereich Grube Schulenburgs Glück und Haus Schulenburger Suchort angelegt worden 3.3.5.b: Übertragung des Ausschnitts Rammels- sind berg und Herzberg von 1692auf eine orthogona- le Kartendarstellung 3.3.3.f: Riss Vortriebsstände Haus Schulenbur- ger Suchort bis 1699 3.3.5.c: Übertragung der Standorte der Such- und Erkundungsprojekte aus der Karte von 1692 3.3.3.g: Schnitt Vortriebsstände Haus Schulen- auf eine orthogonale Kartendarstellung burger Suchort bis 1699 3.4.1: Querschlag des Herzberger Suchorts, Foto 3.3.3.h: Prinzipschnitte durch einen Stollen Peter Mühr 2005 entlang seiner Längs- und Querachse. Vortrieb in einen oberen Teil und einen unteren (Strosse 3.4.2.a: Haus Schulenburger Suchort und Strei- nachnehmen) chen des Weiße Hirscher Gangs. Ausschnitt aus einem Riss aus dem Jahre 1785 3.3.3.i: Foto Stollenquerschnitt Haus Schulen- burger Suchort. Teilung in oberen Teil des Stol- 3.4.2.b: Kupferhaltiges Stück Erz, gefunden bei lenquerschnitts und unteren (Strosse) der Erstbefahrung im westlichen Teil des großen Querschlags. Foto Olf Sack 2014 3.3.3.j: Prinzipschnitt verfallene Mundlöcher Grube Haus Schulenburger Suchort bis 1699 3.4.2.c: Vortriebsstände des Haus Schulenburger Suchorts bis 1718, Schnitt Schbg. 1: Portrait Friedrich Achaz von der Schulenburg 3.4.2.d: Vortriebsstände des Haus Schulenburger Suchorts bis 1718, Riss Schbg. 2: Wappen Fr. A. v. d. Schulenburg 3.4.2.e: Höherlegen der Stollenfirste im Mund- Schbg. 3: Schulenburger Stammwappen lochbereich im Jahre 1786 Schbg. 4: Foto Hügelburgreste der Schulenburg, 3.4.2.f: Vortriebsstände des Haus Schulenburger Foto von Axel Hindemith Suchorts bis 1795, Schnitt Schbg. 5: Schloss Hehlen 3.4.2.g: Vortriebsstände des Haus Schulenburger Schbg. 6: Route der Kavaliersreise von Fried- Suchorts bis 1795, Riss rich Achaz von der Schulenburg 3.4.2.h: Querschläge des Haus Schulenburger Schbg. 7: Verwandtschaftliche Beziehungen von Suchorts 1795, Rissdetail Ahrend 1853 Friedrich Achaz von der Schulenburg zu Marga- 3.5.a: Riss projektierter Stollen und Grube rete Gertrud von der Schulenburg und Fritz von Weißer Hirsch. Ausschnitt aus einem Riss von der Schulenburg Ahrend, 1853

125 3.5.b: Schurfe im Gosetal. Ausschnitt aus einer 4.4.g: Erste Grabung und Einmessung. Am geologischen Karte von 1876 Nivellier Siegfried Wielert. Fotos aufgenommen von Stefan Dützer, 2012 3.5.c: Landkarte mit Schurfstollen und dem Stollen zum Schulenburger Ort. Ausschnitt aus 4.4.h: Erste Grabung mit kleinem Bagger, auf einer Gangkarte von E. Borchers, 1862 dem Bagger Frederik Mohr, auf dem Dumper Stefan Dützer (Bild 1 und 2) und Ulrich Kam- 3.5.d: Landkarte mit Gosewasserfall. Ausschnitt mer (Bild 3). Fotos 2011 aus einer Landkarte von Martin Stöber 1992 4.4.i: Riss- und Schnitt-Skizze Grabung mit 3.6.a: Übersichtsriss mit den Suchstrecken unter kleinem Bagger 2011 dem Herzberg, die von den tieferen Sohlen des Erzbergwerks Rammelsberg begonnen worden 4.4.j: Karl Sander und Robert Helms (im Vor- waren dergrund) bei der Überprüfung der Böschung unterhalb der Forststraße. Foto 2012 3.6.b: Schnitt mit den Suchstrecken unter dem Herzberg, die von den tieferen Sohlen des 4.4.k: Erste Firstsicherung, Bild 1: Karl Sander Erzbergwerks Rammelsberg begonnen worden am Hammer, Bild 2: Karl Sander und Stefan waren Dützer beim Messen, Olf Sack an der Schubkar- re, im Vordergrund Robert Helms. Fotos 2013 3.6.c: Riss Wasserfassung für das Herzberghaus 4.4.l: Grabung mit größerem Bagger. Foto 2013 3.6.d: Schnitte Sprengung des Stollenmundloch 4.4.m: Riss- und Schnitt-Skizze Grabung mit 4.3.a: Großes Mausohr größerem Bagger 2013 4.3.b: Wasserfledermaus 4.4.n: Entwässerungsgraben mit Drainageroh- 4.3.c: Nordfledermaus ren, geschützt durch Schieferplatten. Bild1: Olf Sack und Jobst Stietenroth im Graben. Bild 4.3.d: Große Bartfledermaus 2: Jobst Stietenroth oberhalb des Grabens und 4.3.e: Braunes Langohr der Verfasser im Graben. Bild 3: Karl Sander im Graben und der Verfasser oberhalb. Bild 4: 4.3.f: Bechsteinfledermaus Siegfried Wielert am Nivellier und der Verfasser an der Messlatte. Alle Fotos aufgenommen von 4.4.a: Geländevertiefung mit Wassersammelbe- Astrid Dützer 2013 hälter, im Bild Silke Svea Eichhorn, 2010 4.4.o: Einschnittböschungen aus lockerem Hauf- 4.4.b: Karl Sander und Jobst Stietenroth 2011 werk. Foto 2013 an der Wasserversorgungsanlage des ehemaligen „Herzberghauses“ 4.4.p: Skizze Ausbau im Bereich des Einschnitts 2013. Stollenseitig Kappen mit darauf liegen- 4.4.c: Wassersammelbehälter (im Vordergrund) dem Verzug, haldenseitig Kappen auf Stempeln und Geländeeinschnitt des Haus Schulenburger mit Beginn der Verzugsarbeit Suchorts (im Hintergrund). Foto von 2011 4.4.q: Ausbau aus Stahlträgern im Bereich 4.4.d: Erste Erkundung des Bereichs des späte- des Einschnitts. Bild 1: Blick in Richtung ren Geländeeinschnitts, Bild 1: v.l.n.r. Markus des noch nicht geöffneten Stollenmund- Liebermann, Karl Sander und der Verfasser. lochs. Bild 2: Olf Sack im dritten Türstock Bild 2: v.l.n.r. Karl Sander, der Verfasser, Mattes stehend. Im Hintergrund die Forststraße. und Markus Liebermann. Fotos aufgenommen Bild 3: Blick in Richtung Halde, v.l.n.r. Karl von Astrid Dützer, 2011 Sander, Robert Helms, Olf Sack und Micha- 4.4.e: Riss- und Schnitt-Skizze manuelle Gra- el Klein. Bild 4: Blick in Richtung Halde, bung 2011 im Bild Michael Klein und Olf Sack. Fotos 2013 4.4.f: Erste Grabung. An der Schubkarre Eber- hard Riech. Foto aufgenommen von Stefan 4.4.r: Stefan Dützer beim Zuschneiden von Kap- Dützer, 2011 pen und Verzugsblechen. Fotos 2013

126 4.4.s: Einschnittbereich mit Türstöcken und 4.5.f: Robert Helms in einem geschlägelten seitlichen Verzugsblechen, dahinter Versturz Stollenbereich, der mit Bohr- und Sprengarbeit von Haufwerk aus der Stollenaufwältigung, deutlich verbreitert wurde im Bild links Olf Sack und rechts Michael Klein. Fotos aufgenommen von Astrid Dützer 4.5.g: Der Verfasser im östlichen Flügel des 2014 ersten Querschlags, der zum Teil mit Haufwerk versetzt ist. Foto aufgenommen von Olf Sack 4.4.t: Fertiggestelltes neues Stollenmundloch mit Verzug dahinter und seitlicher Trocken- 4.5.h: Holz im abgesoffenen Gesenk, Ostflügel mauer. Der Verfasser am Einlaufbauwerk der des ersten Querschlags Wasserrrohre. Foto aufgenommen von Astrid 4.5.i: Braune Versinterungen. Michael Klein im Dützer 2014 Stollenbereich kurz vor dem ersten Querschlag. 4.4.u: Skizze Getriebezimmerung 2014 Aufgenommen von Olf Sack 4.4.v: Fotos Getriebezimmerung. Bild 1 Karl 4.5.j: Robert Helms am Ortsstoß. Gange ohne Sander. Bild 2 Karl Sander und Stefan Dützer. auffällige Mineralisationen. Westflügel des ers- Bild 3 Stefan Dützer und der Verfasser. Bild 4 ten Querschlags Olf Sack und Michael Klein. Bild 5 Stefan Düt- 4.5.k: Grüne Partien im Westflügel des ersten zer und Robert Helms. Fotos aufgenommen von Querschlags. Foto aufgenommen von Olf Sack Astrid Dützer 2014 4.5.l: Tabakspfeifenkopf aus dem Westflügel 4.4.w: Unmittelbar nach dem Durchschlag. Bild des ersten Querschlags. Foto aufgenommen von Robert Helms. Bild 2 (v.li.n.re.) Karl Sander, der Astrid Dützer Verfasser, Michael Klein und Olf Sack. Bild 3 Olf Sack beim Stuffen eines Bühnlochs für eine 4.5.m: Keramikscherbe aus dem Haufwerk des Kappe im unmittelbaren Durchschlagbereich. vorderen Stollenbereichs. Foto aufgenommen Foto aufgenommen von Robert Helms 2014 von Stefan Dützer 4.4.x: Skizze Stollentür 4.5.n: Keramikscherben aus dem Haufwerk des vorderen Stollenbereichs. Foto aufgenommen 4.4.y: Fotos Stollentüreinbau am 02. Oktober von Stefan Dützer 2014 4.5.o: Riss mit den gefundenen Vermessungszei- 4.4.z: Skizze Endzustand chen und Jahreszahlen im Haus Schulenburger 4.5.a: Hölzerne Ausbaustreben im westlichen Suchort Flügel vom ersten Querschlag. Aufgenommen 4.5.p: Die beiden dicht beieinander angeordne- von Robert Helms ten Markscheiderkreuze im Haus Schulenburger 4.5.b: Ungewöhnlich hoher Stollenquerschnitt Suchort. Der Gliedermaßstab verdeutlicht den ungefähr zwanzig Meter hinter dem Stollen- Übergang zwischen Stollenfirste und -wand mundloch. Blickrichtung Süden. Im Bild Robert 4.5.q und r: Jahreszahlen 1692 und 1714 Helms. 4.5.s: Gedingezeichen mit 3 Kerben. Aufgenom- 4.5.c: Stollenabschnitt im Kreuzungsbereich men von Stefan Dützer Stollen-erster Querschlag mit typischer Höhe und Breite. Blickrichtung Norden. Foto aufge- 4.5.t: Gedingezeichen mit 6 Kerben nommen von Stefan Dützer 4.5.u: Gedingezeichen mit 9 Kerben 4.5.d: Astrid Dützer in einem Stollenabschnitt 4.5.v: Gedingezeichen mit AF, 3 Kerben und mit stufenartig verringerter Höhe und Bohrloch. einem liegendem T Blickrichtung Süden. Foto aufgenommen von Stefan Dützer 4.5.w: Gedingezeichen mit Kerben in Form einer römischen 17 4.5.e: Robert Helms (re.) und Karl Sander (li.) am Ortsstoß-Einbruch 4.5.x: Gedingezeichen mit Mehrfachnutzung einer Stelle. Aufgenommen von Stefan Dützer

127 /BOR 1930/ Bornhardt, Wilhelm: Geschichte Quellenverzeichnis des Rammelsberger Bergbaus von seiner Auf- nahme bis zur Gegenwart. Goslar 1930 /AHR 1853/Ahrend, G. H.: Beschreibung des Rammelsberg. Handschrift, Goslar 1853 /BOR 1935/ Bornhardt, Wilhelm: Die Flurna- men des Stadtkreises Goslar. Teil 1: Namen aus /BAC 1569/ Bergarchiv Clausthal, Fach 1a, Nr. dem Bereiche des Rammelsberger Bergbaus. 4, 1., 1569-01-10, Bericht des Bergamts Zel- Goslar, Geschichts- und Heimatschutzverein, lerfeld an Herzog Julius über die abgehaltene 1935. Bergrechnung, Einsetzung eines Oberberg- hauptmanns (Fritz von der Schulenburg) /DEN 1979/ Dennert, Herbert: Quellen zur Geschichte des Bergbaus und des Hüttenwe- /BAC 1578/ Bergarchiv Clausthal, Fach 84a, sens im Westharz von 1524 - 1631. Clausthal- Acc. 1, Nr. 13, Akte 34, Eigenhändiger Bericht Zellerfeld 1979. Darin: Fach 1a, Nr. 1, Akte des Zehntners Christof Sander über eine Bespre- 1.), Datum 16.05.1524, Inhalt: Eigenhändiges chung mit Herzog Julius, 1578 Schreiben des Grafen Steffan Schligk aus St. Joachimsthal an Herzog Heinrich d.J. betr. /BAC 1855/ Bergarchiv Clausthal, Fach 84a Abordnung des Bergmeisters Wolff Sturtz aus Nm, 7106, Entwurf eines Gedingereglements, St. Joachimsthal in den Harz, um Herzog Hein- 1855 rich d.J. wegen Erhebung des Bergwerks zu /BAC 1694/ Bergarchiv Clausthal, Hann. 84 b, beraten. Acc. 3, Nr. 86, Acta betr. Die Grube Haus Schu- /EIC 2011/ Eichhorn, Peter: Suche und Erkun- lenburg am Hertzberge, 1694-1718 und Acta dung am Rammelsberg und in seiner Umge- Nr. 4 Fach Nr. 132 Wiederbelegung des Hauses bung. Goslar 2011 Schulenburg beym Unterharze, 1694 /EIC 2013/ Eichhorn, Peter: Entstehung von /BAC 1700/ Bergarchiv Clausthal, Hann. 84b, Gangerzspalten. In: Geohistorica, Zeitschrift des Acc. 1, Nr. 846, Acta betreffend Nachrichten Vereins Berlin-Brandenburgischer Geologie- über den Bergbau an dem nahe am Rammels- Historiker. Heft 10, Berlin 2013 berg belegenen Herzberg. 1700-1715 /FÜR 1990/ Fürst, R. und Kelsch, W.: Wolfen- /BAC 1709/ Bergarchiv Clausthal, Hann. 84b, büttel. Ein Fürstenhaus und seine Residenz, Acc. 2, Nr. 846, Acta betreffend Versuchsbau Wolfenbüttel 1990 am Herzberg. 1709-1723 /GEN 2002/ Genealogisches Handbuch des /BAC 1730/ Bergarchiv Clausthal, Generalbe- Adels (GHdA) Band 128, Limburg, 2002 fahrungsbericht Rammelsberger Gruben. 1730 /GRU 1960a/ Grundner-Culemann, Alexander: /BAC 1758/ Bergarchiv Clausthal, Hann. 84b, Die Flurnamen des Stadtkreises Goslar, Teil II, Acc. 2, Nr. 90, 1712 ff., Acta betreffend Ver- Goslar 1960 suchsbau am Herzberg. /GRU 1960b/ Grundner-Culemann, Alexander: /BAC 1785/ Bergarchiv Clausthal, Hann. 84b, Die Flurnamen des Stadtkreises Goslar, Teil III, Acc. 2, Nr. 103, 1792 ff., Acta betreffend Goslar 1960 Versuche behufs Aufsuchung neuer Erzlager- stätten /GSA 1530/ Landkarte des nördlichen Harzge- biets um 1530, Stadtarchiv Goslar /BAC 1862/ Bergarchiv Clausthal, Rissarchiv, B0993_2Bc, ehem. IV B 78, General Gang /HAU 2004/ Hauptmeyer, Carl-Hans: Nie- Charte des nordwestlichen Harzgebirges von E. dersachsen, Landesgeschichte und historische Borchers Regionalentwicklung im Überblick, Hannover 2004 /BAC 1876/ Bergarchiv Clausthal, Rissarchiv, Riss 529, ehem. VIII P 35a /HEC 2009/ Hechberger, Werner und Schuller, Florian (Hrsg.): Staufer & Welfen. Zwei rivali- /BOR 1862/ Borchers, E.: Harzer Gangkarte, sierende Dynastien im Hochmittelalter. Regens- 1862, Bergarchiv Clausthal burg 2009

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Anschrift: Bergtal 19, 38640 Goslar Bankverbindung: Sparkasse Goslar/Harz, IBAN: DE85 2685 0001 0000 0127 40