Theodor Eicke

(BArch (Koblenz), Bild 146-1974-160-13A)

* 17.10.1892 (Hampont/Elsass), † 26.2.1943 (Ostfront) -Zahlmeister; 1923–1930 bei der I. G. Farbenindustrie AG beschäftigt; 1928 NSDAP, 1930 SS; 1933 Kommandant des KZ Dachau; Juli 1934 bis Ende 1939 Inspekteur der Konzentrations- lager und Chef der Wachtruppen, ab 1936 Chef der SS-Toten- kopfverbände, dann Kommandeur der 3. SS-Division „Toten- kopf“, starb beim Absturz seines Aufklärungsflugzeuges.

KZ-Gedenkstätte Neuengamme | Reproduktion nicht gestattet 2 Theodor Eicke Theodor Eicke 3

Theodor Eicke

Theodor Eicke wurde am 17. Oktober 1892 in Hampont im Elsass als Sohn eines Deutschen und einer Französin geboren.

Nach dem Abbruch der Schule 1914 diente er an der West- front als Zahlmeister. 1919 wurde Eicke arbeitslos. Er war verheiratet und hatte ein Kind. 1920 arbeitete er als bezahl- ter Informant für die Polizei in Ilmenau in Thüringen, wur- de aber bereits im Juli 1920 wieder entlassen. 1923 wurde Eicke Wachmann beim Betriebsschutz der I. G. Farbenindu- strie AG in . Diese Beschäftigung verlor Eicke 1930, da er sich wiederholt an gewalttätigen politischen Auseinandersetzungen beteiligt hatte. Seit Dezember 1928 war er Mitglied der NSDAP und der SA, 1930 wechselte er zur SS. Eickes organisatorische Fähig-keiten und sein ideo- logischer Fanatismus beeindruckten Himmler. Er beförderte Eicke 1931 zum SS-Standartenführer. Als Eicke nach einem 4 Theodor Eicke

Bombenanschlag zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt wurde, konnte er sich der Haftverbüßung mithilfe Himmlers entziehen und übernahm in Italien ein Lager für SS-Männer, die aus „politischen“ Gründen aus Deutschland geflohen waren. Im Frühjahr 1933 zurückgekehrt, geriet Eicke nach 1935 in Konflikt mit SS-Gruppenführer Joseph Bürckel, dem späteren NSDAP- des Saarlandes, der ihn in die psychiatrische Universitätsklinik Würzburg einweisen ließ. Als „geistesgestört“ und „gefährlich“ wurde Theodor Eicke – vorübergehend – aus der SS ausgeschlossen.

1933–1943

Von Mitte März bis Ende Juni 1933 blieb Eicke als Patient in der psychiatrischen Klinik in Würzburg. Dort freundete er sich mit dem Psychiater Dr. Werner Heyde an, den er für die SS gewann und der nach 1939 an verantwortlicher Stelle das „Euthanasie“-Programm „“ organisierte. Ein positives Gutachten Heydes führte zur Entlassung Eickes und zur Wiederaufnahme in die SS. Am 26. Juni 1933 kam Eicke, zum SS-Oberführer ernannt, als Kommandant ins KZ Dachau. Unter seiner Leitung wurde es zum „Musterlager“ der SS.

Theodor Eicke war am 1. Juli 1934 an der Ermordung des im Stadelheimer Gefängnis inhaftierten SA-Chefs Ernst Röhm beteiligt. Zuvor hatte er bereits mit ausgesuchten Kräften der Dachauer Wachmannschaften den Führer der „SS-Leib- Theodor Eicke 5

“, , bei der Inhaftierung der wichtigsten SA-Führer unterstützt. Der nach diesen Aktionen zum SS-Gruppenführer beförderte Eicke wurde noch im Juli 1934 Leiter der „Inspektion der Konzentrations- lager“. In dieser Funktion organisierte er das KZ-System neu und schuf damit die Grundlage für die Ausweitung der Ver- folgung, die nicht nur politische Gegnerinnen und Gegner, sondern auch aus „rassischen“ Gründen ausgegrenzte Men- schen betraf.

Für die Umsetzung des systematischen Terrors bildete Eicke entsprechend Personal aus. Bereits 1933 hatte er die Dienstvorschrift für KZ-Wachmannschaften entworfen, die ab 1936 als maßgebend für den allgemeinen KZ-Dienst ein- geführt wurde. Auch setzte Eicke die gestreifte Kleidung und die Kennzeichnung der Häftlinge durch farbige Stoff- dreiecke durch. Die SS-Männer waren angehalten, Häft- linge „hart anzufassen“ und auch zu misshandeln. Das so ge-nannte „Dachauer Modell“ wurde auch in anderen Kon- zentrationslagern übernommen. Die Männer, die die „Schu- le der Gewalt“ im KZ Dachau von Beginn an durchlaufen hatten, machten im nationalsozialistischen KZ-System auch in anderen Konzentrationslagern Karriere, wie die später im KZ Neuengamme eingesetzten Martin Weiß und , der außerdem letzter Kommandant von Auschwitz wurde. Im Juli 1937 fasste Eicke die -sturmbanne der Konzentrationslager in eigenständige SS-Totenkopf- standarten zusammen, die daraus entstandenen Totenkopf- 6 Theodor Eicke

Verbände übernahmen die militärische Ausbildung der Allgemeinen SS.

Im Oktober 1939 beauftragte Himmler Eicke, aus den To- tenkopfstandarten eine SS-Division aufzubauen. In der Zeit zwischen 1. Oktober und 1. November 1939 schuf Eicke aus Teilen von Polizei und Totenkopf-Verbänden die SS-Divisi- on „Totenkopf“, die er selbst befehligte und die zahlreiche Verbrechen an der Zivilbevölkerung verübte. Zum Nachfol- ger Eickes als Inspekteur der Konzen-trationslager ernannte Himmler dessen langjährigen Stell-vertreter Richard Glücks. Aus der SS-Division sollte Eicke auf Befehl Himmlers 1942 eine SS-Panzerdivision aufbauen. Im selben Jahr wurde er zum SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS befördert. Am 26. Februar 1943 stürzte Theodor Eicke mit seinem Aufklärungsflugzeug über der Ostukraine ab. Theodor Eicke 7

Theodor Eicke. Foto: unbekannt. (BPK, 10005833)

Verfügung Heinrich Himmlers vom 10. Dezember 1934 über die Eingliederung der Inspektion der Konzentrationslager unter Leitung von Theodor Eicke in die . (BArch, R 58/239)

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Schreiben der SS vom Mai 1939 an das Reichsfinanzministerium betreffend die Dienstvilla von Theodor Eicke, die in Oranien- burg von Häftlingen des KZ Sach- senhausen errichtet wurde. (BArch, R 2/12163)

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Dienstzeitbescheinigung der Waffen-SS für Theodor Eicke vom 30. März 1943. Vorlage für den Rentenantrag der Witwe. (BArch, BDC/SSO, Eicke, Theodor, 17.10.1892)