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Regionaldossier de s Landkreises M ä r k i s c h - O d e r l a n d und Veranstaltungs - dokumentation

Veranstaltung „ K i n d e r s t ä r k e n – Armut bekämpfen“ am 24. N o v e m b e r 2017

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Inhaltsverzeichnis

1. Landkreis Märkisch-Oderland ...... 3 1.1 Lagepläne der Städte Bad Freienwalde, und sowie der umliegenden Regionen ...... 3 1.2 Steckbrief ...... 4 1.3 Kurzportrait ...... 4 2. Aktiv in den Regionen...... 5 2.1 Workshop „Kinder stärken – Armut bekämpfen“ am 24. November 2017 in Bad Freienwalde ...... 6 2.2 Programm ...... 6 2.2.1 Begrüßung und Eröffnung der Veranstaltung ...... 7 2.2.2 Quizz „Was ist Kinderarmut?“ ...... 8 2.2.3 Impulsvortrag ...... 8 2.2.4 Workshop Teil I ...... 9 2.2.5 Workshop Teil II ...... 13 2.3 Teilnehmende Institutionen ...... 14 2.4 Visuelle Tagesdokumentation ...... 15 3. Quellen ...... 16

1. Landkreis Märkisc h - O d e r l a n d

1.1 Lagepläne der Städte Seelow, Bad Freienwalde und Strausberg sowie der umliegenden Regionen

(Quelle: Landesamt für Bauen und Verkehr 2016)

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1.2 Steckbrief

Standort Seelow Bad Freienwalde Strausberg (Oder)

Wappen

Einwohner (31.12.2014) 5.366 12.382 25.946

Bevölkerungsdichte EW/km² 126 94 382

SchülerInnen an allgemeinen 975 1.113 2.932 Schulen (2014/15)

Anzahl der allgemeinen Schulen 3 5 9 (2014/15)

% gemeldete Arbeitslose 13,4 11,3 8,1 (30.06.2014)

% ALG I- und II-Bezieher 25,3 21,2 19 (30.06.2014)

% SGB II-Bezieher (30.06.2014) 25,3 21,5 19,1

1.3 Kurzportrait

Mit ca. 190.000 Einwohnern ist Märkisch-Oderland der drittgrößte Landkreis in . Er entstand 1993 durch die Zusammenlegung der Kreise Bad Freienwalde, Seelow und Strausberg und umfasst Teile der alten Landschaften Ober- und Niederbarnim, des Landes sowie ein kleines Stück der Neumark, die seit 1945 größtenteils zu Polen gehört. Die Kreisstadt ist Seelow.

Seelow liegt am Anstieg der Ostbrandenburgischen Platte, westlich des Oderbruches. Zur Stadt Seelow gehört der Ortsteil Werbig. Die insgesamt 975 Schülerinnen und Schüler verteilen sich auf jeweils auf eine Grundschule (300 SchülerInnen), Oberschule (314 SchülerInnen) und ein Gymnasium (361 SchülerInnen). Zudem gibt es eine Förder- schule. Auch das Oberstufenzentrum Märkisch-Oderland befindet sich in Seelow. Des Weiteren gibt es vier Kinderta- gesstätten und ein Hort. Zu den wichtigsten sozialen Einrichtungen gehören das christliche Jugenddorf Seelow, das Freizeitzentrum „FRIZZ“ sowie der Frauen- und Familientreff DFB. Mehr als 50 Vereine organisieren jährlich zahlreiche Feste und Veranstaltungen, wie das Sport- und Spielfest des SV Victoria Seelow e.V. oder der Weltkindertag im Frei- zeitzentrum „FRIZZ“. Eine Nebenstelle des Jugendamtes und das Sozialamt des Landkreises Märkisch-Oderland befinden sich ebenfalls in Seelow.

Die amtsfreie Stadt Bad Freienwalde liegt im Osten von Brandenburg ca. 50 km in nordöstlicher Richtung von entfernt. Nordöstlich von Bad Freienwalde befindet sich die Oder. Zu den sieben Ortsteilen gehören Altglietzen, Alt- ranft, Bralitz, Hohensaaten, Hohenwutzen, Neuenhagen und Schiffmühle. Die Ortsteile verteilen sich in Teilen des Oderbruchs über die Insel Neuenhagen bis hin zum Rand des Nationalparks Unteres Odertal verteilen.

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In Bad Freienwalde befinden sich fünf allgemeine Schulen mit insgesamt 1.113 Schülerinnen und Schülern. Davon sind drei Grundschulen (578 SchülerInnen), eine Oberschule (247 SchülerInnen) und ein Gymnasium (288 SchülerIn- nen). Zudem gibt es zwei Förderschulen sowie fünf weitere Bildungseinrichtungen, wie die Kreismusikschule und eine Volksschule und zahlreiche Kindergärten. Die wichtigsten öffentlichen Einrichtungen sind das Jugend-, Kultur-, Bil- dungs- und Bürgerzentrum "Offi", die Bibliothek und das Stadtarchiv sowie ein Freibad.

Strausberg ist die größte Stadt im Landkreis Märkisch-Oderland und befindet sich im Osten der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg. Zu der amtsfreien Stadt gehören der Ortsteil Hohenstein sowie die Wohnplätze Alte Walkmühle, Fasanenpark, Friedrich-Schiller-Höhe, Gartenstadt, Gladowshöhe, Jenseits des Sees, Johanneshof, Neue Mühle, Postbruch, Provinzialsiedlung, Roter Hof, Ruhlsdorf, Spitzmühle, Steuerhaus, Torfhaus, Treuenhof und Wilhelmshof. Etwa 320 Handwerksbetriebe sowie über 1.500 Gewerbebetriebe sind in Strausberg ansässig. Mit dem Kompetenzfeld Luftfahrttechnik ist Strausberg in dem Branchenkompetenzfeldern eingeordnet.

In Strausberg befinden sich neun allgemeine Schulen mit insgesamt 2.832 Schülerinnen und Schülern, welche sich auf fünf Grundschulen (1.308 SchülerInnen), zwei Oberschulen (504 SchülerInnen) und zwei Gymnasien (1.020 Schül- erInnen) verteilen. Zudem gibt es zahlreiche Kindertagesstätten sowie Bildungszentren und Weiterbildungsstätten. Zu den wichtigsten sozialen Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche gehören das Kinder-, Jugend- und Familienbüro sowie das Familienbündnis Strausberg. Außerdem gibt es ein Kinder- und Jugendparlament.

2. A k t i v in den R e g i o n e n Die Initiative „Starke Familien – Starke Kinder“, Runder Tisch gegen Kinderarmut des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie entwickelt gemeinsam mit den verschiedenen staatlichen und gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren Lösungsstrategien und konkrete Handlungsmöglichkeiten zur Bekämpfung und Vermeidung von Kinderarmut im Land Brandenburg.

Durch die Sensibilisierung auf Landesebene, aber auch im kommunalen Bereich soll das Thema Kinderarmut als Querschnittsaufgabe verstanden werden, so dass sich eine breite Basis von verschiedenen Akteurinnen und Akteuren der Aufgabe widmen kann. Anhand vielfältiger Projekte in den Regionen sollen Familien und Kinder gestärkt werden.

Mit dem Veranstaltungsformat „Aktiv in den Regionen“ sollen insbesondere in den Regionen bereits vorhandene Strukturen einbezogen und genutzt werden. Auch sollen die vorhandene lokale Motivation und die Rahmenbedingungen zur Auseinandersetzung mit der Thematik „Kinderarmut“ eingebunden und berücksichtigt werden. Durch die Einzelfallbetrachtungen wird angestrebt, Beispiele guter Praxis herauszufiltern und auch in andere Regionen zu übertragen. Erfahrungswerte können somit weitergegeben und Unterstützungsbedarfe aufgenommen werden.

Außerdem können gegebenenfalls regionale Akteurinnen und Akteure motiviert werden, sich dem landesweiten Ansatz zu öffnen. Durch die Bottom-up-Herangehensweise ist es möglich, dass regionale Strukturen im Rahmen der Steuerungsgruppe „Runder Tisch“ beteiligt und eingebunden werden. Hierdurch findet dann eine Stärkung der Handlungs- und Gestaltungskompetenzen statt.

Parallel zu diesem Workshop fand ein „Kinderbeteiligungsworkshop“ statt. 23 Jungen und Mädchen aus verschiedenen Schulen des Landkreises Märkisch-Oderland im Alter zwischen zehn und 18 Jahren setzten sich mit dem Thema „Kinderarmut“ in ihrer Region auseinander, beschreiben Folgen und entwickelten Ideen für Handlungsstrategien. Die teilnehmenden Kinder wurden im Bewusstsein um ihre Rechte gestärkt, lernten den positiven Zusammenhang zwischen Teilhabe und Resilienzstärkung kennen und entwickelten gezielt Ideen zur Verbesserung der Teilhabe von Kindern in Schule, Freizeit und Kommune. Die Ergebnisse beider Workshops wurden am Ende gemeinsam zusammengetragen und ausgewertet.

5 │ REGIONALDOSSIER LANDKREIS MÄRKISCH - ODERLAND 2.1 Workshop „Kinder stärken – Armut bekämpfen“ am 24. November 2017 in Bad Freienwalde

Der Workshop „Kinder stärken – Armut bekämpfen“ fand am Freitag, den 24. November 2017 von 10:00 bis 14:00 Uhr im OFFi" Stiftung SPI Jugend-, Kultur-, Bildungs- und Bürgerzentrum, Berliner Straße 75, 16259 Bad Freienwalde, statt.

2.2 Programm

Vormittag

Begrüßung und Eröffnung der Veranstaltung 10:00 Uhr Begrüßung Friedemann Hanke, 1. Beigeordneter und Fachbereichsleiter II, Fabian Brauns, Kreis-Kinder- und Jugendring Märkisch-Oderland e.V., Claudia Kleinert, Moderatorin

Vorstellung der Initiative „Starke Familien - Starke Kinder“, Runder Tisch gegen Kinderarmut

Was ist Kinderarmut? 10:20 Uhr Quizz Annett Bauer, Fachstelle für Kinder- und Jugendbeteiligung, Brandenburg

Impulsvortrag 10:40 Uhr Armut bei Kindern erkennen, beobachten und darauf reagieren – Strategien und Möglichkeiten des Jugendamtes Dr. Andrea Kopp, Jugendamtsleiterin

11:00 Uhr Kaffeepause

11:10 Uhr World Café Entwicklung von Handlungsoptionen gegen Kinderarmut

12:30 Uhr Mittagspause

13:00 Uhr Vorstellung der Visionen und Ideen der Kinder- und Erwachsenen-Workshops Austausch und gemeinsame Verabredung von Handlungsoptionen gegen Kinderarmut

Zusammenfassung und Verabschiedung

14:00 Uhr Ende

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2.2.1 Begrüßung und Eröffnung der Veranstaltung

Grußwort von Friedemann Hanke, 1. Beigeordneter und Fachbereichsleiter II, Landkreis Märkisch-Oderland

Begrüßung von Fabian Brauns, Kreis-Kinder- und Jugendring Märkisch-Oderland e.V.

7 │ REGIONALDOSSIER LANDKREIS MÄRKISCH - ODERLAND 2.2.2 Quizz „Was ist Kinderarmut?“

Quizz zum Thema Kinderarmut von Annett Bauer, Fachstelle für Kinder- und Jugendbeteiligung Brandenburg

2.2.3 Impulsvortrag

Armut bei Kindern erkennen, beobachten und darauf reagieren – Strategien und Möglichkeiten des Jugendamtes Dr. Andrea Kopp, Jugendamtsleiterin

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2.2.4 Workshop Teil I

Im ersten Teil des Workshops wurde anhand der Methode „World Café“ in drei Runden an je drei Tischen in Gruppen diskutiert, welches die Probleme und Herausforderungen sind, welche Erfolge erreicht werden konnten und was in Zukunft unternommen und gewünscht wird. Die Methode des „World Cafés“ zeichnet sich dadurch aus, dass alle Teil- nehmerinnen und Teilnehmer bei Kaffee und Snacks in einen ungezwungenen und gleichberechtigten Austausch treten und die Themenpunkte besprechen können. Auf der Papiertischdecke können alle Gedanken und Meinungen als Stichpunkte, Skizzen und Schlagworte festgehalten werden. An jedem Tisch empfängt eine festgelegte Gastgebe- rin oder ein Gastgeber die Teilnehmerinnen und Teilnehmer jeder Runde und begleitet die Diskussion bzw. berichtet über die Ergebnisse der vorherigen Gesprächsrunde. Nach 20 Minuten erfolgt ein Wechsel an einen anderen Tisch zu einer neu gemischten Gruppe.

An dem „World Café“-Tisch „Herausforderungen“ haben sich die Akteure aus dem Landkreis MOL in drei Runden über die Schwierigkeiten und Probleme ausgetauscht, die im Kampf gegen Kinderarmut auftreten.

Herausforderungen Fachleute aus dem Landkreis Märkisch-Oderland hoben am Thementisch Herausforderungen hervor, dass es grund- sätzlich notwendig sei, den Menschen im Fokus zu haben. Des Weiteren sei es zentral, eine Strategie zu entwickeln, um aus der "vererbten" Armut herauszukommen. Wie einfach man unverschuldet in finanzielle Nöte rutschen kann, wurde anhand zahlreicher konkreter Beispiele aufgezeigt. Häufig komme es zu einer Art Dominoeffekt, der in einer negativen Abwärtsspirale münde. Dieser Mechanismus erschwere das Herauskommen aus der prekären Lage zu- sätzlich. Bei den Gesprächsrunden sind insbesondere folgende Schwerpunkte diskutiert worden:

Schule/ Hort Die Diskutierenden stellten fest, dass Hort und insbesondere Schulen ein breites Spektrum an Aufgaben zu bewälti- gen haben. In erster Linie habe Schule jedoch einen Bildungsauftrag. Der Fachkräftemangel und auch die schlechte finanzielle Ausstattung erschwere die Ausgangslage zusätzlich. Um diese Situation zu verändern, sei eine bessere finanzielle und personelle Ausstattung in der Schule unbedingt notwendig. Gute Qualität an Personal koste Geld. Moniert wurde zusätzlich das stagnierende Personalkostenförderprogramm. Auch fühlten sich einige Diskutanten mit ihren Anliegen vom Schulamt im Stich gelassen. Als problematisch wurden auch die Kitakosten sowie die fehlenden Betreuungsplätze in der Region genannt.

Der Einsatz von Quereinsteigern entlaste die Situation nicht ausreichend, sondern verursache vielfach neue Heraus- forderungen. Quereinsteiger seien häufig nur kurz auf die bevorstehende Arbeit vorbereitet. Dies führe dazu, dass sie die Problemlagen der Kinder falsch einschätzten, was wiederum zur Überforderung führe. Pädagogisches Personal benötige Kompetenz, um Bedarfe rechtzeitig zu erkennen, d.h. eine gute Ausbildung gekoppelt mit einem ausrei-

9 │ REGIONALDOSSIER LANDKREIS MÄRKISCH - ODERLAND chenden Personalschlüssel. Einige Diskutanten bedauerten die Abschaffung der Hausbesuche der Lehrerinnen und Lehrer. Dies verhindere nun, die soziale Situation der Kinder vor Ort kennenzulernen. Kinder aus bedürftigen Fami- lien litten zumeist auch unter beengten Wohnverhältnissen und seien daher kaum in der Lage, ihre Hausaufgaben zu Hause vernünftig zu erledigen. Eltern, die in mehrere Jobs eingebunden und zu wenig zu Hause seien, hätten keine Kapazitäten um ihre Kinder unterstützen und beaufsichtigen zu können. Hier könnten Jugendclubs zum Teil als Kompensation für Familie und ihre Probleme dienen. Auch das Thema Kochen werde in den Familien vernachlässig.

Zielgruppe Eine große Herausforderung sei, die Zielgruppe überhaupt zu erreichen. Aus diesem Grund kämen Hilfsangebote oftmals nicht an. Die Gründe hierfür seien vielfältig, doch wurde vor allem moniert, dass Unterstützungsleistungen nicht ausreichend adressatenorientiert kommuniziert würden und die oftmals behördliche Sprache Barrieren erzeuge. So wüssten zum Beispiel Betroffene häufig nicht, dass Urlaub unter bestimmten Maßgaben bezuschusst werden könne. Oder dass die Stiftung „Hilfe für Familien in Not“ in unvorhergesehenen Notsituationen schnelle finanzielle Unterstützung leiste.

Auch sei das Thema mit viel Scham behaftet und daher notwendig, dass sich zunächst ein Vertrauensverhältnis aufbaue. Besonders fatal sei, dass es in vielen sozialen Bereichen keine Kontinuität gebe und die Ansprechpartner häufig wechseln. Dies laufe jedoch dem Ziel, betroffene Familien aus der Isolation zu holen, zuwider.

Behörden Ursächlich für die unzureichende Beantragung von Fördergeldern oder anderer Hilfsmaßnahmen seien die zu schwierigen, kompliziert, komplexen und in Behördendeutsch formulierten Anträge. Auch die Bescheide seien zu kompliziert und unübersichtlich. Daher wünschen sich die Akteure eine Umstellung oder ein zusätzliches Angebot der Formalitäten in leichter Sprache. Dies sei auch sicherlich hilfreich für Geflüchtete mit nicht ausreichenden deutschen Sprachkenntnissen. Auch die Konsequenzen aus dem neuen Unterhaltsvorschuss seien noch ungelöst. Wohngeld zähle als Einkommen sowie das Bildungs- und Teilhabe Paket. Kritisiert wurde in diesem Zusammenhang die Inflexi- bilität und starre Verwaltung.

Weitere Aspekte, die angesprochen wurden, waren Mobilität - fehlende bzw. teure Bustransporte oder auch die ho- hen Kosten (von bis zu 12 Euro) einer Gesundschreibung für Kinder und deren Auswirkungen auf betroffenen Fami- lien. Auch sei es wichtig einzusehen, dass nicht alle Probleme vom Ehrenamt abgefangen werden könnten. Insge- samt gebe es viele Daten und Fakten in der Region, auf die reagiert werden müsste.

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Im Rahmen von drei „World Café“-Runden wurden die Erfolge und Erfolgsfaktoren in Hinblick auf die Arbeit gegen Kinderarmut diskutiert und viele verschiedene Aspekte notiert.

Erfolge Die Teilnehmenden der Diskussionsrunden nannten zunächst den Schulsozialfonds, das Bildungs- und Teilhabepa- ket sowie die Förderung sozialer Projekte im Allgemeinen als Erfolge. Dabei wurde u. a. auf die Bildung verschiede- ner Netzwerke (z. B. die Netzwerke „Frühe Hilfen“ und „Gesunde Kinder“) und Familienzentren hingewiesen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wiesen allerdings auf den erheblichen bürokratischen Aufwand bei der Antrags- stellung hin. Auch der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz wurde genannt, wobei in diesem Fall auf die schwierige praktische Umsetzung hingewiesen wurde.

Als konkrete Projekte und Angebote in der Region wurden kostenlose Kinderfeste über freie Träger, z. B. in Bad Freienwalde oder in Rüdersdorf, die Sprachförderung in Kindertagesstätten durch externe Beraterinnen und Berater sowie die Umsetzung des Programms „Kultur macht stark“ hervorgehoben. Hier werden u. a. kostenlose Ferienfahr- ten angeboten. In Rüdersdorf gibt es zudem eine monatliche Beratungsrunde für junge Mütter, die direkt in den betreffenden Wohngebieten stattfindet.

Gemeinsam mit dem Freizeitzentrum „FRIZZ“ bietet der Integrationsverein in Seelow außerdem Ferienaufenthalte, Mutter-Kind-Erholungen und Klassenfahrten für die Kinder von Asylbewerberinnen und Asylbewerber an. Außerdem wurde auf die jährlichen Integrationsfachtage des Kreis- Kinder- und Jugendring Märkisch-Oderland e.V. hingewie- sen. Zudem gibt es eine Landesförderung im Bereich Integration.

Das Regionalnetzwerk „Gesunde Kinder Märkisch-Oderland“ richtet sich an schwangere Frauen sowie an Mütter und Väter mit Kindern von 0 bis 3 Jahren mit Wohnsitz im Landkreis Märkisch-Oderland. Eine Familienpatin oder ein Familienpate unterstützt die Familien dabei regelmäßig. Das Eltern-Kind-Zentrum „Gioco“ der Stiftung SPI in Bad Freienwalde für junge Eltern und ihre Kinder wurde ebenfalls genannt. Sowohl das Eltern-Kind-Zentrum in Bad Freienwalde, als auch der im Jahr 2017 neu eröffnete Eltern-Kind-Treff „Plauderstübchen“ in bieten Eltern eine unabhängige und offene Kontaktstelle, um sich regelmäßig zu treffen und auszutauschen.

Zudem wurde die gute Kooperation mit dem Jugendamt hervorgehoben und beispielsweise die Weiterführung des Patenschaftsprojekts „Du und Ich“ gemeinsam mit dem MIKO e. V. gelobt. Ehrenamtliche Paten unterstützen die Familien und Kinder beispielsweise bei den Hausaufgaben oder nehmen mit den Kindern an Freizeitaktivitäten teil. Das Jugendamt finanziert außerdem die Qualifizierung von Kinderschutzexperten.

Seit 2016 gibt es zudem auch in Strausberg den Stephanus-Treffpunkt der Stephanus-Stiftung, wo Bürger und Bürgerinnen jeden Alters Unterstützung erhalten. Auch die Initiative „Runder Tisch gegen Kinderarmut“ wurde als Erfolg genannt.

Festgehalten wurde außerdem, dass sich das Bewusstsein der Eltern für soziale Angebote allgemein verbessert habe. Das Erreichen der Familien in schwieriger sozialer Lage wurde dennoch weiterhin als Herausforderung ange- sehen.

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In den „World-Café“-Runden wurden aktiv Visionen, Wünsche und Ziele von den Teilnehmenden gesammelt, die einen positiven Einfluss auf die Vermeidung und Bekämpfung von Kinderarmut in der Region haben könnten.

Ideenwerkstatt Im Rahmen des Tisches der Ideen zur Bekämpfung und Vermeidung von Kinderarmut im Landkreis wurde eine bereits in der Umsetzung befindliche Idee genannt: Gesundheitssport für benachteiligte Kinder. Hier ist der Kreis- sportbund im Gespräch mit dem Landkreis, dem Landessportbund und dem MBJS. Eine Schulsportgruppe werde derzeit entwickelt und könne in 2018 mit einem Programm beginnen. Ein Beispielprojekt, welches als Idee für Nach- ahmer aufgegriffen werden könne, sind die „Kinderträume“ aus Strausberg. Hier werden für die Ermöglichung von Freizeitaktivitäten Spenden von Privatpersonen und Unternehmen der Region gesammelt.

Ein erster Vorschlag war die Einrichtung einer Anlaufstelle zur gebündelten Beratung und Beantragung von Leistun- gen, statt diese Leistungen auf verschiedene Stellen und Behörden zu verteilen. Diese „Koordinierungsstellen“ sollten nicht nur in größeren Siedlungen, sondern auch in kleinen Orten zu finden sein. Optional könne es auch ein mobiles Angebot geben. Hintergrund sei, die Mobilitätsproblematik zu verringern und vor Ort Zugänge zu gewähr- leisten sowie die Hürden zur Beantragung zu minimeren. Generell solle letzteres ein wichtiges Ziel sein. Aufgrund von komplizierten Antragsformularen, langen Bearbeitungszeiten und der Fülle an Zuständigkeiten komme für viele Betroffene die Hilfe erst sehr spät oder werde erst gar nicht in Anspruch genommen.

Die vorhandenen Angebote müssten durch bessere Vernetzung der Strukturen stärker bekannt gemacht werden. Dies sollee auch über die Kommunikation in den sozialen Netzwerken oder über andere moderne Kanäle gesche- hen. Auch die Folgeangebote für beispielsweise „Frühe Hilfen“ sein ausbaufähig. Generell solle das Thema Präven- tion mehr an Bedeutung gewinnen. Beispielsweise müssten neben dem Rahmenlehrplan auch weitere Angebote in der Schule aufgebaut werden. So wurde der Vorschlag gemacht, schon in der Schule für junge werdende Eltern Kurse zum Thema Kindeserziehung anzubieten, um über die Aufgaben und die Verantwortung zu informieren, da die jungen Mädchen bereits in der Schwangerschaft oft schon überfordert seien. Auch die Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen zur Talentförderung und Motivationssteigerung bei der Findung des individuellen Berufsweges war eine Idee. Allgemein wurde die Reformierung des Bildungssystems gefordert und der vereinfachte Zugang zu Bildung, insbesondere aus finanzieller Sicht. Einige Kinder sozialschwacher Familien würden laut Teilnehmeraussa- ge trotz guter Noten von den Eltern nicht für das Gymnasium angemeldet, da dies mit hohen Kosten für beispiels- weise die Anschaffung von Büchern, Lernmaterial und PCs verbunden sei. Daher solle dies generell kostenlos sein. Dies gelte auch für die Verpflegung mit Frühstück und Mittagessen in Kita und Schule, wie auch für Kitaplätze all- gemein. Statt Kosten für die Verwaltung und Bearbeitung von Anträgen diverser Sozialleistungen zu verursachen, sollte das Geld direkt in kostenfreie Angebote fließen, um sie für alle Kinder zur Verfügung zu stellen.

Oft liege die Ursache solcher Defizite auch bei den Eltern, da die persönlichen Prioritäten anders verteilt seien und

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dementsprechend kein Geld der beantragten Leistungen in gesundes Essen oder Schulbücher fließet. Daher müsse auch die Verantwortung der Eltern gestärkt werden und beispielsweise Elternkurse angeboten werden oder mehr Maßnahmen der Hilfe zur Selbsthilfe ergriffen werden. Zudem solle es neben Anlaufstellen für Eltern auch mehr Anlaufstellen für Kinder geben, sei es, um jemanden zum Reden zu finden oder einen Raum zum Spielen oder Hausaufgaben machen. Allgemein müssten die Wünsche und Anregungen der Kinder und Jugendlichen mehr Be- achtung finden und eine stärkere Beteiligung stattfinden. Hierfür bedürfe es qualifiziertes Personal, welches jedoch sehr knapp sei. Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter fehlten in Kitas und Schulen und selbst diese seien aufgrund des Lehrermangels noch zusätzlich eingebunden.

Eine Idee zur Entlastung des Kita-Personals war die Einreichung einer Eltern-Kind-Zeit in der Kita. Um weniger Personal zu beanspruchen, müsse es am Nachmittag die Möglichkeit geben, dass Eltern mit Ihren Kindern in den Räumlichkeiten der Kita spielen und die dortige Ausstattung nutzen können. Erfahrungen anderer Teilnehmender zeigten jedoch, dass dies aufgrund von mangelndem Interesse der Eltern, die dafür Zeit hätten, sehr schwierig sei. Die Eltern, die Interesse hätten, seien berufstätig und hätten keine Zeit solche Angebote zu nutzen. Ein weiterer Vorschlag war, den Zugang zu kulturellen Angeboten zu verbessern, beispielsweise durch rabattierten oder freien Eintritt ins Kino oder ins Museum. Hier sei seitens lokaler und regionaler Anbieter noch wenig ermöglicht worden.

Festgehalten wurde, dass die meisten Ideen und Forderungen nicht wirksam werden könnten, solange sie nicht gesetzlich festgelegt seien. Eine optionale Handlung werde oft aufgrund einer schwierigen Haushaltslage gestrichen und somit keine Verbesserung im Kampf gegen Kinderarmut erzielt.

2.2.5 Workshop Teil II

Im zweiten Workshop-Teil wurden in Kleingruppen die nächsten konkreten Schritte in der Region Märkisch-Oderland festgelegt. Bei der Zusammenstellung der Ergebnisse im Plenum wurde durch die Teilnehmenden erörtert, wann bzw. wo und durch welche Verantwortlichen diese Schritte umgesetzt werden sollen.

WAS? WER? WANN/WO? Sichtung der Ergebnisse durch Steue- KKJR, Jugendamt, SPI, KSB Januar 2018 rungsrunde/ Themen für Fachaus- Gremienarbeit ganzjährig 2018 schüsse zusammenstellen Informationen zu Fördermöglichkeiten Fachdienstleiterin Kindertagesbe- 2018 und Beratungsangeboten zusammen treuung stellen Tauschbox in der Schule Schülerinnen/Schüler und Sozial- Bis Frühjahr 2018 arbeiter Schulbücher umsonst, Sammelkiste Schulsprecherinnen/Schulsprecher, Anfang des nächsten Schuljahres Lehrerinnen/Lehrer, Eltern, Spielzeug/Bücher Tauschmarkt, z.B. Kinder, Eltern, Schule Zum nächsten Fest Wochenmarkt, Familienfest, Schulfest Fahrradrennen/Spendenfahrt Schule, Stadtverwaltung, Polizei, In den Sommermonaten Vereine Tauschmarkt, Spielzeug sammeln Schülerinnen/Schüler, Lehrerin- Frühjahr 2018

13 │ REGIONALDOSSIER LANDKREIS MÄRKISCH - ODERLAND WAS? WER? WANN/WO? nen/Lehrer, Sozialarbeiterin- nen/Sozialarbeiter Plätzchen verkaufen, Geld wird Kinder informieren über Work- Jetzt gespendet shop weitere Plätzchenbäcke- rinnen/Bäcker finden; Eltern, Sozi- alarbeiterinnen/Sozialarbeiter, Lehrerinnen/Lehrer, Erzieherinnen/ Erzieher Bücher- und Spielzeugflohmarkt Schule, Hort, Sozialarbeiterin- Anfang 2018 nen/Sozialarbeiter in Rüdersdorf Kindern zuhören Alle Immer Kostenlos Fußball, Konzerte Veranstalter, Firmen anfragen durch Sozialarbeiter der Lorenzo Schule Bus und Zug kostenlos Landkreis Hausaufgaben im PC-Raum, Firmen ansprechen, Geld spenden Kostenloses Obst in der Schule und dafür, Schulsozialarbeiter Herr Kita, kostenloses Ferienessen Bröning

2.3 Teilnehmende Institutionen An der Veranstaltung am 24. November 2017 haben 40 Akteurinnen und Akteure teilgenommen. Eine große Bereiche- rung waren darüber hinaus die 23 Schülerinnen und Schüler, die durch einen anderen Blickwinkel, die Arbeit in den Workshops ergänzt haben.

Folgende Institutionen waren bei der Veranstaltung vertreten:

Institution Website MdL/CDU www.kristy-augustin.de Landkreis MOL – Erziehungs- und Familienberatung maerkisch-oderland.de Kreis- Kinder- und Jugendring Märkisch-Oderland e.V. www.leben-in-mol.de Diakonie Oderland - Spree e.V. diakonie-ols.de Fachstelle für Kinder- und Jugendbeteiligung, Bran- kijubb.de denburg Mitarbeiter MDL Bettina Fotunato / Die Linke www.bettina-fortunato.de Jugend-, Kultur-, Bildungs- und Bürgerzentrum www.stiftung-spi.de/projekte/offi/ „OFFi“/Stiftung SPI Landkreis MOL/FD KiTa maerkisch-oderland.de Stadtverwaltung Strausberg www.stadt-strausberg.de Eltern-Kind-Zentrum „Gioco“/Stiftung SPI www.stiftung-spi.de/projekte/gioco/ Jugendamt Landkreis MOL maerkisch-oderland.de Jugendhilfeplanung Landkreis MOL maerkisch-oderland.de Freie Heilpädagogische Praxis Schwab www.fhp-schwab.de Integrationsverein Seelow www.integrationsverein-seelow.de Mitarbeiter MDL Marco Büchel / Die Linke www.marco-buechel.de Haus sozialer Integration e.V. www.hsi-ev.de Amt Märkische Schweiz www.amt-maerkische-schweiz.de Stephanus Stiftung www.stephanus.org/stiftung/tochtergesellschaften/stephan us-werkstaetten-ggmbh-bad-freienwalde/ Gemeinde www.neuenhagen-bei-berlin.de Jobcenter Märkisch Oderland www3.arbeitsagentur.de/web/content/DE/dienststellen/rdb

14 │REGIONALDOSSIER LANDKREIS MÄRKISCH - ODERLAND

Institution Website b/frankfurtoder/JobcenterMaerkischOderland/index.htm Hort „Rappelkiste“/Johanniter www.johanniter.de/einrichtungen/fuer-kinder-und- jugendliche/kindertageseinrichtungen/hort-rappelkiste-in- ruedersdorf/ Kreissportbund MOL e. V. www.ksb-mol.de Theodor-Fontane Schule www.letschiner-schule.de Stadt Bad Freienwalde bad-freienwalde.de/stadt/ Mitarbeiter MdL Jutta Lieske www.jutta-lieske.de Naturfreunde e. V. www.berg-frei.de

2.4 Visuelle Tagesdokumentation

15 │ REGIONALDOSSIER LANDKREIS MÄRKISCH - ODERLAND 3. Q u e l l e n Website der Stadt Bad Freienwalde (2017): www.bad-freienwalde.de/ Website der Stadt Seelow (2017): www.seelow.de Website der Stadt Strausberg (2017): www.stadt-strausberg.de Landesamt für Bauen und Verkehr (2016): Mittelbereichsprofile 2016 Landkreis Märkisch-Oderland (2016): www.staedte-verlag.de/blaetterbroschueren/ib-kreis-maerkisch-oderland.pdf Stiftung SPI Bad Freienwalde (2017): www.stiftung-spi.de/projekte/gioco/

16 │REGIONALDOSSIER LANDKREIS MÄRKISCH - ODERLAND

Herausgeber: Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Landes Brandenburg Henning-von-Tresckow-Straße 2-13 14467 Potsdam

Telefon: 0331 866 - 0 Telefax: 0331 866 - 5108 Mail: [email protected] www.masgf.brandenburg.de www.starke-familien-starke-kinder.de

Gestaltung und Umsetzung: PepComm GmbH Mahlsdorferstr. 61b 15366

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Fotos: Dominik Schwarz

1. Auflage Januar 2018