QUARTET

24. OKTOBER 2020 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL MODERNE KULTUR IN EINZIGARTIGER GESTALT. WELCHE VISION MÖCHTEN SIE VERWIRKLICHEN?

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Elbphilharmonie_DE-ElbphilharmonieAbendprogramme-148x210-13072018.indd 1 12.07.18 14:47 Samstag, 24. Oktober 2020 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal

Streichquartett | 1. Konzert MODERNE KULTUR IN EINZIGARTIGER GESTALT. WELCHE VISION PAVEL HAAS QUARTET VERONIKA JARŮŠKOVÁ VIOLINE MÖCHTEN SIE MAREK ZWIEBEL VIOLINE PAVEL NIKL VIOLA VERWIRKLICHEN? PETER JARŮŠEK VIOLONCELLO

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Bedřich Smetana (1824–1884) Streichquartett Nr. 1 e-Moll »Aus meinem Leben« (1876) Allegro vivo appassionato Allegro moderato àl la Polka Largo sostenuto juliusbaer.com Vivace ca. 30 Min.

Leoš Janáček (1854–1928) Streichquartett Nr. 2 »Intime Briefe« (1928) Andante – Con moto – Allegro Adagio – Vivace Moderato – Adagio – Allegro Allegro – Andante – Adagio ca. 30 Min.

keine Pause

Elbphilharmonie_DE-ElbphilharmonieAbendprogramme-148x210-13072018.indd 1 12.07.18 14:47 Es ist das Besondere, das Wellen schlägt.

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AZ_A5_Elbphilharmonie_Hawesko_Image_148x210mm_RZ.indd 1 15.05.18 15:57 Es ist das Besondere, WILLKOMMEN das Wellen schlägt.

Das Pavel Haas Quartet zählt zu den »aufregendsten Streichquartetten der Welt« (Gramophone Magazine) – das hat es 2018 eindrucksvoll beim Festival »Czech it out« in der Elbphilharmonie bewiesen. Nun kehrt das preisgekrönte tschechische Ensemble mit dem viel- besungenen böhmisch-goldenen­ Klang zurück. Auf dem Programm stehen mit Bedřich Smetana und Leoš Janáček zwei Komponisten aus seiner Heimat, die zum absoluten Kern- und Lieblings­ repertoire des Quartetts gehören.

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AZ_A5_Elbphilharmonie_Hawesko_Image_148x210mm_RZ.indd 1 15.05.18 15:57 DIE MUSIK

EIN LEBEN IN TÖNEN

Bedřich Smetana: Streichquartett Nr. 1

Bedřich Smetana gilt als Schöpfer der tschechischen National­ musik; mit seinem Zyklus sinfonischer Dichtungen Ma vlast (Mein Vaterland) lieferte er eine Art inoffizielle Hymne. Die- sen Status erreichte das Werk weniger, weil darin böhmische Volksmusik verarbeitet worden wäre, als vielmehr durch den Bezug auf außermusikalische Inhalte von nationaler Bedeutung. Inhaltsgebundene Stücke (sogenannte »Programmmusik«) kam im späten 19. Jahrhundert groß in Mode, besonders in der Sinfonik. Dass ein Kammer­musikwerk dieser Zeit Außer- musikalisches in Töne übersetzt, ist dagegen ungewöhn- lich – neben Schönbergs Streichsextett Verklärte Nacht zählt Smetanas Streichquartett Aus meinem Leben zu den seltenen Beispielen. Die Wahl der intimen Besetzung lag allerdings nahe, denn das Quartett basiert auf keiner großen politischen oder weltanschaulichen Idee, sondern auf einer sehr persön- lichen Geschichte: Smetanas eigenem Leben. Dass der Komponist das 1876 entstandene Werk als klin- gende Autobiografie verstand, geht aus Notizen hervor, die er auch der gedruckten Partitur voranstellte. Danach beschreibt der erste Satz »meine jugendliche Liebe zur Kunst, meine romantischen Stimmungen, ein unbeschreibliches Sehnen nach etwas Unbestimmtem und eine Vorahnung künftigen Unglücks.« Diese Vorahnung kommt vor allem im Hauptthema mit sei- nen ominösen fallenden Intervallen zum Ausdruck – zu hören Bedřich Smetana gleich zu Beginn in der Bratsche. Ein zweiter Gedanke wendet die dramatische Stimmung ins Lyrische; er steht für die »Liebe zur Kunst« und das »unbeschreibliche Sehnen«. Diese beiden Themen werden im Folgenden abwechselnd weitergesponnen. Gleichzeitig pflegt Smetana damit das traditionelle Modell der »Sonatenhauptsatzform« mit zwei kontrastierenden Themen. Man muss das Programm gar nicht unbedingt kennen, um dem Ablauf folgen zu können. So stellte sich der Maler František Dvořák Smetanas Sozialleben vor

Ähnlich verhält es sich mit der an zweiter Stelle folgenden Polka, die das tra­ ditionelle Scherzo ersetzt. Sie »nimmt Bezug auf die fröhliche Jugendzeit, in der ich mit Vorliebe tschechische Tänze schrieb und selbst als unermüdlicher Tänzer galt«, so Smetana mit einigem Stolz. Romantisch wird es dagegen im dritten Satz, der »die Seligkeit der ersten Liebe zu jenem Mädchen schildert, das später meine teure Gattin wurde«. Nach einer kurzen Einleitung brechen die beiden unterschiedlichen Melodien erst einmal ratlos wieder ab – stehen sie für die beiden Liebenden? Gut möglich: Am Ende vereinen sie sich zu einem weit ausschweifenden neuen Thema. Das Finale beginnt laut Smetana mit der »Erkenntnis der nationalen Musik« und der »Freude über den errungenen Erfolg«. Entsprechend heiter ist über weite Strecken sein Charakter. Nach einem plötzlichen Halt jedoch erklingt über dem Zittern der tiefen Streicher ein langgezogener Ton höchster Höhe – jenes »verhängnisvolle, schrille Sausen in den Ohren, das 1874 den Anfang meiner Taubheit ankündigte«. Nach freundlichen Reminiszenzen an den ersten Satz endet das Quartett in verhaltener, trauriger Stimmung – Smetanas »vorüber- gehende Hoffnung auf Heilung, eine kurze Erinnerung an meine Liebe zur Kunst und schließlich ein Gefühl von nichts als Schmerz«. ELBPHILHARMONIE HAMBURG PRESENTS

REFLEKTOR ANOUSHKA SHANKAR 4.8.11.2020

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AP_Anzeige_Shankar_148x210-v2_cmyk_farbLogo_korr_Rz2.indd 1 09.10.20 12:52 DIE MUSIK

ERFÜLLUNG IM TRAUM

Leoš Janáček: Streichquartett Nr. 2 »Intime Briefe«

Nur zwei von drei Streichquartetten Leoš Janáčeks sind erhalten geblieben. Dass ein Werk aus seiner Studienzeit verloren ging, lässt sich aber vielleicht verschmerzen, schließlich fand der tschechische Komponist ungewöhnlich spät zu einem eigenen Stil. Vor seinem fünfzigsten Lebensjahr schrieb er kaum etwas von Belang, und die Stücke, die ihm weltweiten Ruhm verschafften, entstanden Leoš Janáček alle erst in seinen Sechzigern und Siebzi- gern. Nicht zuletzt durch lange und inten- sive Auseinandersetzung mit der dörflichen Musik seiner Heimat konnte Janáček eine charakteristische Tonsprache entwickeln. Daneben prägten die Melodien und Tonfälle der gesprochenen tschechischen Sprache den Stil seiner Reifezeit – kurze Melodie- fragmente, häufige Taktwechsel, bizarre Intervallschritte und freie Formen. Speziell für sein zweites Streichquar- tett hatte Janáček aber noch eine weitere Inspirationsquelle: seine heftigen Gefühle für eine verheiratete Frau. »Hinter jedem Ton stehst Du, lebhaft, nahe, strahlend vor Liebe«, heißt es in einem seiner mehr als 700 Briefe (!) an Kamila Stösslová. Janáček, damals schon 63, hatte die 37 Jahre jüngere Frau 1917 kennen gelernt; sie blieb bis zu seinem Tod seine Muse. Allerdings gestaltete sich die Beziehung recht einseitig. Denn obwohl Kamila dem Komponisten immerhin etwa 200 freund­ liche, ja ermutigende Briefe schrieb, dachte sie nie daran, ihren Mann zu verlassen. Vor diesem musste sie den Briefwechsel auch gar nicht geheim halten. Anders als Leoš Janáček mit Ehefrau Zdenka … und Muse Kamila Stösslová

Janáčeks rasend eifersüchtige Ehefrau Zdenka fühlte sich der Antiquitätenhändler Daniel Stössel nicht bedroht – eher schmeichelte ihm wohl das Interesse des berühmten Kompo- nisten an seiner Gattin. »Ich habe begonnen, etwas Schönes zu schreiben«, heißt es in einem Brief Janáčeks an Kamila im Februar 1928. »Unser Leben wird darin enthalten sein. Es soll Liebesbriefe heißen. Ich glaube, es wird reizend klingen. Wir hatten ja genug Erlebnisse. Die werden wie kleine Feuer in meiner Seele sein und in ihr die schönsten Melodien entfachen. Das Ganze wird von einem besonderen Instrument zusammen- gehalten werden. Es heißt ›Viola d’amour‹ – Liebesviola.« DIE MUSIK

Den Titel des zweiten Quartetts änderte Janáček letztlich in Intime Briefe, weil er seine »Gefühle nicht Dummköpfen preisgeben« wollte. Und die ursprünglich vorgesehene Viola d’amore, ein Instrument aus der Barockzeit, ersetzte er durch eine gewöhnliche Bratsche, die allerdings immer wieder Son- deraufgaben erhält – so bereits nach wenigen Takten des ers- ten Satzes: Dort spielt sie »sul ponticello« (in der Nähe des Stegs) mit geheimnisvoll fahlem, obertonreichem Klang. Wie bereits in seinem ersten Streichquartett, der Kreutzer- sonate, geht Janáček auch im zweiten gängigen Form­modellen aus dem Weg und reiht stattdessen kurze, prägnante Motive »Man muss gut zuhören, was und Phrasen aneinander. Sie werden oft vielfach wiederholt, die Musik einem sagen will, und sodass vor allem schnelle Partien manchmal wie Vorweg­ es dann mit allen technischen Mitteln ausdrücken. Alles braucht nahmen der Minimal Music klingen. An anderen Stellen las- seine Zeit, es ist ein aufregender, sen harte Brüche und Kontraste an Bilder eines Kaleidoskops abenteuer­reicher Prozess – und denken. das ist das Schönste am Quartett- Über den Inhalt seines Werks hat sich Janáček in Briefen an Spiel.«­ die (zumeist) ferne Geliebte geäußert: Der Kopfsatz beschreibt – Marek Zwiebel (Zweite Violine) seine Gefühle bei ihrer ersten Begegnung: Schüchternheit, innige Sehnsucht, heftigstes Verlangen. Im zweiten Satz geht es um gemeinsame sommerliche Erlebnisse. Der dritte beginnt mit einem heiter-wiegenden Gesang und endet mit einer Vision von »Deinem Ebenbild«. Im Finale geht die »Furcht um Dich« zunehmend über in Hoffnung und Erfüllung. Wie heißt es in einem weiteren von Janáčeks Briefen an Kamila: »Was nicht sein kann, schenkt Gott im Traum.« JÜRGEN OSTMANN DIE KÜNSTLER

PAVEL HAAS QUARTET Spätestens seit dem Gewinn der Spring Festival Competition in Prag und des Premio Paolo Borciani im italienischen Reg- gio Emilia 2005 gilt das Pavel Haas Quartet als eines der welt- weit spannendsten Streichquartette. 2002 von Violinistin Veronika Jarůšková und Bratschist Pavel Nikl gegründet, tritt das Ensemble in den renommierten inter- nationalen Konzertsälen und bei Festivals weltweit auf. Seine Mitglieder studierten unter anderem mit Milan Škampa, dem legendären Bratschisten des . Von 2007 bis 2009 wurden die vier von der BBC zu »New Generation Artists« ernannt; 2010 erhielten sie ein Stipendium der Borletti-­Buitoni Stiftung. Zu den Höhepunkten der vergangenen Spielzeiten gehören Konzerte in der Tonhalle Zürich, der Wigmore Hall Aufgrund der aktuellen Einreise- London, der Philharmonie Luxemburg und im Stockholm Kon- bestimmungen kann Bratschistin zerthuset. In der Saison 2020/21 ist – neben zahlreichen wei- Luosha Fang nicht zum heutigen teren Gastspielen im In- und Ausland – ein Zyklus aller sieben Konzert anreisen. An ihrer Stelle Streichquartette von Bohuslav Martinů geplant. spielt Pavel Nikl, der dem Pavel Die Diskografie des Pavel Haas Quartet umfasst bislang acht Haas Quartet als Gründungs­ mitglied von 2002 bis 2016 an- CDs mit Werken von Leoš Janáček, Bedřich Smetana, Antonín gehörte und ihm noch heute als Dvořák, , Dmitri Schostakowitsch und Georg ständiger Gast verbunden ist. Das Friedrich Haas – unter ihnen auch die Quartette des heutigen Bild zeigt das Pavel Haas Quartet Programms. Alle Aufnahmen wurden von der Kritik gefeiert in der Besetzung des heutigen und mit prestige­trächtigen Preisen ausgezeichnet. So erhielt Konzerts. das Ensemble den Diapason d’Or, den BBC Music Magazine Award und sechs Gramophone Awards, darunter den bedeu- tendsten – beste Einspielung des Jahres 2011 – für das vierte Album mit Aufnahmen von Dvořáks Streichquartetten op. 96 und op. 106. Benannt hat sich das Ensemble nach dem tschechischen Komponisten Pavel Haas (1899–1944), einem Schüler von Leoš Janáček, der 1941 nach Theresienstadt deportiert und drei Jahre später in Auschwitz ermordet wurde. Pavel Haas’ Werk umfasst unter anderem drei herausragende Kompositionen für Streichquartett, die ebenfalls vom Pavel Haas Quartet einge- PAVEL HAAS QUARTET spielt wurden. TIPP

BEETHOVENS KAMMERMUSIK »Gemeinsam zu musizieren ist das Intimste, was es gibt« – das wusste schon Leoš Janáček, das wissen die Mitglieder des Pavel Haas Quartet, und das bestätigt auch Nicolas ­Altstaedt. Der Star-Cellist konzertiert regelmäßig mit musikalischen­ Partnern – nicht nur beim Festival im österreichischen Locken- haus, dessen Leitung er von Gidon Kremer übernommen hat. Mit dreien seiner besten Freunde, der norwegischen Geigerin Vilde Frang, dem englischen Bratscher Lawrence Power und dem deutsch-rumänischen Pianisten Herbert Schuch, bringt er nun drei furiose Frühwerke vom 250-Jahr-Jubilar in die Laeiszhalle.

3.11.2020 | Laeiszhalle Großer Saal | Frang / Power / Altstaedt / Schuch

Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren.

IMPRESSUM Herausgeber: HamburgMusik gGmbH Geschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jochen Margedant Redaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, François Kremer, Laura Etspüler Lektorat: Reinhard Helling Gestaltung: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyer Druck: Flyer-Druck.de Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier

Anzeigen: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, [email protected]

BILDNACHWEIS Bedřich Smetana, 1878 (unbezeichnet); Smetana unter Freunden, 1865: Gemälde von František Dvořák, 1923 (Privatsammlung); Leoš Janáček (unbezeichnet); Leoš Janáček mit Ehefrau Zdenka, 1881 (Wikimedia Commons); Leoš Janáček mit Kamila Stösslová (tresbohemes. com); Pavel Haas Quartet (Marco Borggreve); Frang / Power / Altstaedt (Julien Mignot) WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN

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