GENEHMIGUNG STAND: MÄRZ 2019

BEGRÜNDUNG FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

AUFGESTELLT DURCH DIE

EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

DER STADTRAT SCHULSTRASSE 11 39624 KALBE (MILDE)

VON:

LANDSCHAFTSPLANUNG & SIEDLUNGSÖKOLOGIE BAULEIT- & LANDSCHAFTSPLANUNG / BERATUNG & GUTACHTEN PAUL-SINGER-STRASSE 7, 16548 GLIENICKE/NORDBAHN TEL.: 033056 95685 BEARBEITUNG: DIPL.- AGR.- ING. A. F. SCHNEIDER DIPL. -ING. ANNE EGGELING 28.03.2019 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

INHALTSVERZEICHNIS

PRÄAMBEL 1. PLANVERFAHREN 7 1.1 ÜBERBLICK ZUM VERFAHREN 8 1.2 DARSTELLUNGEN DES FLÄCHENNUTZUNGSPLANES 10 1.3 PLANUNGSANLASS / GESETZLICHE REGELUNGEN ZUR AUFSTELLUNG DES FNP 10 1.4 LAGE, GRÖßE UND BEDEUTUNG DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) 12 2. RAUMSTRUKTUR UND RAUMBEDEUTSAME PLANUNGSGRUNDLAGEN 13 2.1 ÜBERGEORDNETE ZIELE DER RAUMORDNUNG UND SONSTIGE PLANUNGSGRUNDLAGEN 14 2.2 LEITBILDER, GRUNDSÄTZE UND ZIELE AUS LANDESENTWICKLUNGSPLANUNG UND REGIONALPLANUNG 14 2.3 EINORDNUNG DER EINHEITSGEMEINDE SATDT KALBE (MILDE) IN DIE ZENTRALÖRTLICHE GLIEDERUNG 21 2.4 VORRANG- UND VORBEHALTSGEBIETE AUS DEN ENTWICKLUNGSPLÄNEN MIT BELANG 21 2.5 TRINKWASSERSCHUTZGEBIETE 33 2.6 ÜBERSCHWEMMUNGSGEBIETE / HOCHWASSERSCHUTZ 33 2.7 VERKEHRSINFRASTRUKTUR/VERKEHRSFLÄCHENENTWICKLUNG 37 2.7.1 BUNDESVERKEHRSWEGEPLAN 2030 37 2.7.2 RAD-, WANDER- UND REITWEGE 44 2.7.3 ÖFFENTLICHER PERSONENNAHVERKEHR (ÖPNV) 44 2.7.4 FAZIT FÜR DEN FNP 47 2.8 GEWÄSSERENTWICKLUNGSKONZEPT „MILDE/BIESE“ 2014 48 2.9 KLIMASCHUTZKONZEPT KALBE (MILDE) 2013 50 2.10 DASEINSVORSORGE 53 3. NATURRÄUMLICHE GRUNDLAGEN 56 3.1 LANDSCHAFTSEINHEITEN FÜR DAS GEBIET DER EINHEITSGEMEINDE KALBE (MILDE) 56 3.2 ENTSTEHUNG UND CHARAKTERISTIK DER ÖSTLICHEN ALTMARKPLATTEN 56 3.3 ENTSTEHUNG UND CHARAKTERISTIK DER WESTLICHEN ALTMARKPLATTEN 58 3.4 LEITBILD DER ÖSTLICHEN UND WESTLICHEN ALTMARKPLATTEN 58 3.5 ENTSTEHUNG UND CHARAKTERISTIK DER ALTMARKHEIDEN 59 3.6 LEITBILD DER ALTMARKHEIDEN 60 4. HISTORISCHE ENTWICKLUNG 62 4.1 DIE GESCHICHTLICHE ENTWICKLUNG DER 62 4.2 VERWALTUNGSGESCHICHTE - KALBE (MILDE) 74 4.3 SIEDLUNGSFORMEN DER ALTMARK 76 4.4 HISTORIE DER VERKEHRSENTWICKLUNG IM RAUM KALBE (MILDE) 77 4.5 ANFÄNGE DER MILDEREGULIERUNG 79 4.6 BEDEUTUNGSVOLLE MAGNETE/AKZENTE ALTMÄRKISCHER SIEDLUNGSGESCHICHTE 79 4.7 FAZIT FÜR DEN FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) 86 5. BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) 87 5.1 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG DER VERGANGENHEIT 87 5.2 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG PROGNOSE 93 5.3 DEMOGRAPHISCHER WANDEL 98 5.4 LEITBILD 100 5.4.1 ÜBERGEORDNETES LEITBILD 100 5.4.2 GRUNDZÜGE EINER LEITBILDENTWICKLUNG FÜR DIE EINHEITSGEMEINDE KALBE (MILDE) IM FNP 101 5.5 FAZIT FÜR DEN FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE KALBE (MILDE) 103 6. WOHNBAUFLÄCHENBEDARF 104 6.1 ERMITTLUNG DES WOHNBAUFLÄCHENBEDARFS 104 6.2 FAZIT FÜR DEN WOHNBAUFLÄCHENBEDARF IN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) 106 7. BRACHFLÄCHEN- UND LEERSTANDSMANAGEMENT 107 7.1 VERANLASSUNG, AUSGANGSLAGE UND ZIELSTELLUNG 107 7.2 WESENTLICHE ERHOBENE DATEN DES BRACHFLÄCHEN- UND LEERSTANDSKATASTERS 107 7.3 HANDLUNGSANSÄTZE, MAßNAHMEN ZUR REAKTIVIERUNG VON BRACHEN UND LEERSTAND 110 7.4 FAZIT FÜR DEN FNP 111 8. DARSTELLUNGEN IM FLÄCHENNUTZUNGSPLAN 112 8.1 DARSTELLUNG DER FLÄCHENNUTZUNGEN 112 8.2 VERHÄLTNIS BAUFLÄCHEN - BAUGEBIETE 113 8.3 ALLGEMEINE BESCHREIBUNG DER BAUFLÄCHEN IN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) 114 8.3.1 W - WOHNBAUFLÄCHEN 114 8.3.2 M - GEMISCHTE BAUFLÄCHEN 114 8.3.3 MD – DORFGEBIET (IM FNP NICHT DARGESTELLT) 117 8.3.4 KLEINSIEDLUNGSGEBIET (IM FNP NICHT DARGESTELLT) 118 8.3.5 G - GEWERBLICHE BAUFLÄCHEN 118 8.3.6 S - SONDERBAUFLÄCHEN 119 8.3.7 GEMEINBEDARFSFLÄCHEN 119 8.3.8 VERKEHRSFLÄCHEN 119 8.3.9 FLÄCHEN UND ANLAGEN FÜR DIE VER- UND ENTSORGUNG 119

2 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

8.3.10 GRÜNFLÄCHEN 119 8.3.11 FLÄCHEN FÜR DIE LANDWIRTSCHAFT 120 8.3.12 FLÄCHEN FÜR DEN WALD 122 8.3.13 WASSERFLÄCHEN 122 8.3.14 ABGRABUNGEN, AUFSCHÜTTUNGEN, BERECHTSAMSFLÄCHEN 122 8.4 VERBINDLICHE BAULEITPLANUNG 125 8.4.1 BESTAND VERBINDLICHER BAULEITPLÄNE 125 8.4.2 BEGRÜNDUNG DER AUFHEBUNG / LÖSCHUNG VON SATZUNGEN (GENEHMIGTER) BAULEITPLÄNE 126 8.5 NEUAUSWEISUNG VON BAUFLÄCHEN 129 8.6 ÜBERSICHT DER BESTANDS- UND PLANFLÄCHEN BAULICHER NUTZUNGEN 130 8.7 ANRECHNUNG DER WOHNBAUFLÄCHEN AUF DIE GEPLANTEN BAUFLÄCHEN 131 8.8 BEGRÜNDUNG DER BAUFLÄCHENDARSTELLUNGEN IM FNP 132 8.9 NACHRICHTLICHE ÜBERNAHMEN, KENNZEICHNUNGEN UND VERMERKE 141 9. TECHNISCHE INFRASTRUKTUR / VER- UND ENTSORGUNGSANLAGEN 142 9.1 VERKEHR 142 9.1.1 STRAßENVERKEHR 142 9.1.2 SCHIENENWEGE 147 9.2 TRINKWASSERVERSORGUNG UND ABWASSERENTSORGUNG / NIEDERSCHLAGSWASSER 148 9.3 FLÄCHEN FÜR VERSORGUNGSANLAGEN, FÜR DIE ABFALLENTSORGUNG UND ABWASSERBESEITIGUNG SOWIE FÜR ABLAGERUNGEN 150 9.3.1 ENERGIE - HAUPTVERSORGUNGSLEITUNGEN, UMSPANNWERKE 150 9.3.2 ABFALLENTSORGUNG 150 9.3.3 ABWASSER 150 9.3.4 NIEDERSCHLAGSWASSER 151 9.3.5 ABLAGERUNG 152 9.3.6 GAS, HAUPTVERSORGUNGSLEITUNG UNTERIRDISCH 152 9.3.7 INTERNETVERSORGUNG / TELEKOMMUNIKATION 153 9.4 ALTERNATIVE / ERNEUERBARE ENERGIEN 155 9.5 RICHTFUNKSTRECKEN 157 10. WIRTSCHAFTSSTRUKTUR UND ARBEITSMARKT 158 10.1 ÜBERBLICK 158 10.2 ARBEITSMARKT UND BESCHÄFTIGUNG 158 10.3 GEWERBLICHE NUTZUNGEN 161 10.4 FAZIT FÜR DIE DARSTELLUNGEN DES FNP DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) 162 11. TOURISMUS UND ERHOLUNG 163 12. SOZIALES, KULTUR UND FREIZEIT 164 12.1 KINDERTAGESSTÄTTEN (KITA) UND SCHULEN 164 12.2 GESUNDHEIT 164 12.3 FREIZEIT, KULTUR UND SPORT 165 12.4 FAZIT 165 13. IMMISSIONSSCHUTZ 166 13.1 RECHTSGRUNDLAGEN 166 13.2 EXPLIZITES ABSTANDSKRITERIUM 166 13.3 IMPLIZITE ABSTANDSKRITERIEN 167 13.4 WINDENERGIEANLAGEN (WEA) UND DAS SCHUTZGUT MENSCH 169 13.4.1 KRITERIEN DER REGIONALPLANUNG / ABSTÄNDE ZU SIEDLUNGSFLÄCHEN 169 13.4.2 FAZIT FÜR DEN FNP 170 14. FREIFLÄCHEN 172 14.1 FREIFLÄCHEN IM BESIEDELTEN RAUM 172 14.2 FREIFLÄCHEN IM UNBESIEDELTEN LANDSCHAFTSRAUM 172 14.2.1 WASSERFLÄCHEN 172 14.2.2 FLÄCHEN FÜR DIE LANDWIRTSCHAFT 175 14.2.3 MAßNAHMEN DER BIOTOPVERBUNDPLANUNG 175 14.2.4 FLÄCHEN FÜR WALD 176 14.2.5 MAßNAHMEN DER BIOTOPVERBUNDPLANUNG 176 14.2.6 FLÄCHEN OHNE NUTZUNG 176 14.3 FAZIT FÜR DEN FNP 176 15. KULTURDENKMALE UND WÜSTUNGEN 177 16. ALTLASTEN 178 17. FLÄCHENBILANZ 180 18. ZUSAMMENFASSUNG DER DARSTELLUNGEN ZUM DEMOGRAFISCHEN WANDEL 182 18.1 AUSWIRKUNGEN MIT WECHSELWIRKUNG UND STEUERUNGSMÖGLICHKEITEN 182 18.1.1 ÜBERGEORDNETE MÖGLICHKEITEN DER BEGEGNUNG DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS 182 18.1.2 LEBENSUMFELDGESTALTUNG 183 18.1.3 GEEIGNETE HANDLUNGSANSÄTZE 183 18.2 DASEINSVORSORGE 184 18.3 WOHNBAUFLÄCHENBEDARF 185 18.4 INFRASTRUKTUR / VERKEHR 186 18.5 WIRTSCHAFTSSTRUKTUR UND ARBEITSMARKT 187

3 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

18.6 GEMEINBEDARF / SOZIALES 188 18.7 TOURISMUS / ERHOLUNG 188 18.8 IMMISSIONSSCHUTZ 188 18.9 UMWELT- UND NATURSCHUTZ 189 18.10 AUSBLICK / OPEN END 190

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ANLAGEN

4 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

ABBILDUNG 1 AUSZUG AUS DEM LEP LSA 2010, BEIKARTE 1 „ RAUMSTRUKTUR“ 21 ABBILDUNG 2 AUSSCHNITT AUS DEM LANDESENTWICKLUNGSPLAN LSA (LEP LSA) STAND 2010 MIT LEGENDE 22 ABBILDUNG 3 AUSSCHNITT AUS DEM REGIONALEN ENTWICKLUNGSPLAN ALTMARK (REP ALTMARK) 23 ABBILDUNG 4 AUSSCHNITT - ERGÄNZUNG DES REP ALTMARK 2005 UM DEN SACHLICHEN TEILPLAN „WIND“ 26 ABBILDUNG 5 BUNDESFERNSTRAßEN IM DREIECK HAMBURG-HANNOVER-BERLIN 37 ABBILDUNG 6 BUNDESSCHIENENWEGE IM DREIECK HAMBURG-HANNOVER-BERLIN 38 ABBILDUNG 7 BUNDESWASSERWEGE IM DREIECK HAMBURG-HANNOVER-BERLIN 39 ABBILDUNG 8 BUNDESWASSERWEGE IM BUNDESDEUTSCHEN ÜBERBLICK 40 ABBILDUNG 9 ÜBERSICHT ÜBER DIE BINNENHÄFEN NORDDEUTSCHLANDS – EIN AUSSCHNITT 41 ABBILDUNG 10 FLUGPLÄTZE IM LAND SACHSEN-ANHALT 42 ABBILDUNG 11 ÜBERSICHTSKARTE GRENZEN UND RELEVANTE FLIEßGEWÄSSER DES GEK „MILDE/BIESE“ 48 ABBILDUNG 12 ÜBERSICHT DER LANDSCHAFTSEINHEITEN IM PLANGEBIET (OHNE MAßSTAB) 56 ABBILDUNG 13 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG DER ALTMARK 1800 - 1995 68 ABBILDUNG 14 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG DER DDR VON 1949 - 1989 72 ABBILDUNG 15 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG 1990 – 2014; VERGLEICH: LSA – GEMEINDE KALBE (MILDE) 87 ABBILDUNG 16 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG 1990 – 2014 LSA - ALTMARKKREIS 87 ABBILDUNG 17 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG EINHEITSGEMEINDE KALBE-MILDE VOR 2000 88 ABBILDUNG 18 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG EINHEITSGEMEINDE KALBE-MILDE VON 2000 BIS 2014 88 ABBILDUNG 19 BEVÖLKERUNGSBEWEGUNG / BEVÖLKERUNGSSALDO VON 1995 BIS 2014 89 ABBILDUNG 20 WANDERUNGSPROFIL KALBE-MILDE VON 2009 – 2012 NUR FRAUEN 90 ABBILDUNG 21 WANDERUNGSPROFIL KALBE-MILDE VON 2009 – 2012 NUR MÄNNER 90 ABBILDUNG 22 DERZEITIGE ALTERSSTRUKTUR DER EINHEITSGEMEINDE KALBE (MILDE) 91 ABBILDUNG 23 VON 2012-2030 93 ABBILDUNG 24 BEVÖLKERUNG UND BEVÖLKERUNGSSTRUKTUR DER GEMEINDE KALBE-MILDE VON 2012- 2030 93 ABBILDUNG 25 LEBENSBÄUME STADT KALBE (MILDE) VOM BASISJAHR 2012 (LINIENDARSTELLUNG) – 2030 95 ABBILDUNG 26 BEVÖLKERUNGSEMTWICKLUNG INKLUSIVE PROGNOSE (AB 2020) 96 ABBILDUNG 27 BEVÖLKERUNGSBEWEGUNG ALTMARKKREIS SALZWEDEL 1991 . 1995 96 ABBILDUNG 28 LEBENSBÄUME ALTMARKKREIS SALZWEDEL VON 1981 - 2025 97 ABBILDUNG 29 GEBURTENRATE 1990 – 2010 99 ABBILDUNG 30 ANTEIL DER BRACH- UND LEERSTANDSOBJEKTE IN DER EG STADT KALBE (MILDE) (OBEN) 108 ABBILDUNG 31 OBJEKTTYPEN DER BRACH- UND LEERSTANDSOBJEKTE EINSCHLIEßLICH DEPONIEN 108 ABBILDUNG 32 OBJEKTTYPEN DER BRACH- UND LEERSTANDSOBJEKTE OHNE DEPONIEN 109 ABBILDUNG 33 ÜBERSICHT DER ZULÄSSIGEN NUTZUNGSKOMBINATIONEN 113 ABBILDUNG 34 BEISPIEL DER DARSTELLUNG EINER AUFLÄSSIGEN SANDGRUBE – HIER: SÜDLICH SALLENTHIN 123 ABBILDUNG 35 ÜBERSICHT DER TRINKWASSERVER- UND ABWASSERENTSORGUNG 148 ABBILDUNG 36 ÜBERSICHT DER BESTEHENDEN UND POTENZIELL ZUSÄTZLICH MÖGLICHEN BIOGASANLAGEN 156 ABBILDUNG 37 VERHÄLTNIS DER BESTANDS- UND PLANFLÄCHEN BAULICHER NUTZUNGEN 181

5 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

TABELLENVERZEICHNIS

TABELLE 1 ORTSCHAFTEN UND WOHNPLÄTZE IN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) 12 TABELLE 2 VORRANGGEBIETE FÜR NATUR UND LANDSCHAFT 24 TABELLE 3 VORRANGGEBIETE FÜR DEN HOCHWASSERSCHUTZ 24 TABELLE 4 VORRANGGEBIETE FÜR DIE ROHSTOFFGEWINNUNG 25 TABELLE 5 VORRANGGEBIETE FÜR DIE WASSERGEWINNUNG 25 TABELLE 6 VORRANGGEBIETE FÜR DIE NUTZUNG VON WINDENERGIE… 26 TABELLE 7 GRUNDLAGENINFORMATIONEN - VORRANGGEBIETE FÜR DIE NUTZUNG VON WINDENERGIE 29 TABELLE 8 REGIONAL BEDEUTSAME VORRANGSTANDORTE 29 TABELLE 9 VORBEHALTSGEBIETE FÜR DIE LANDWIRTSCHAFT 30 TABELLE 10 VORBEHALTSGEBIETE FÜR TOURISMUS UND ERHOLUNG 30 TABELLE 11 VORBEHALTSGEBIETE FÜR DEN AUFBAU EINES ÖKOLOGISCHEN VEBUNDSYSTEMS 31 TABELLE 12 VORBEHALTSGEBIETE FÜR DIE ERSTAUFFORSTUNG 32 TABELLE 13 VORBEHALTSGEBIET FÜR DIE WASSERGEWINNUNG 32 TABELLE 14 WICHTIGSTE, IN DER NÄHE BEFINDLICHE SCHIENENVERKEHRSPROJEKTE 39 TABELLE 15 NAHEGELEGENE FLUGHÄFEN MIT LINIENFLÜGEN 41 TABELLE 16 NAHEGELEGENE KLEINERE FLUGHÄFEN MIT CHARTERFLÜGEN FÜR PRIVAT- UND GESCHÄFTSKUNDEN 43 TABELLE 17 EFFIZIENZAUSSCHÖPFUNG UND ERZEUGUNGSPOTENTIAL 51 TABELLE 18 STRATEGISCHE MAßNAHMEN - ÜBERTRAGBAR AUF DIE EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) 54 TABELLE 19 ZEITTAFEL DER VERWALTUNGSGESCHICHTE LANDKREIS KALBE (MILDE) VON 1945 BIS 1990 74 TABELLE 20 VERHÄLTNIS DES WEIBLICHEN UND MÄNNLICHEN EINWOHNERRÜCKGANGS 89 TABELLE 21 ABSOLUTE BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG DER EINHEITSGEMEINDE KALBE (MILDE) 92 TABELLE 22 PROGNOSE ANZAHL EINWOHNER (ABSOLUT) DER ALTERSGRUPPEN FÜR KALBE (MILDE) 94 TABELLE 23 PROZENTUALE ENTWICKLUNG DER ALTERSGRUPPEN FÜR KALBE (MILDE) BIS 2030 94 TABELLE 24 ENTWICKLUNG DER BEVÖLKERUNG UND AUSGEWÄHLTE ALTERSGRUPPEN IN KALBE-MILDE 94 TABELLE 25 PROZENTUALE BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG BIS 2030 ZUM BASISJAHR 2014 95 TABELLE 26 ENTWICKLUNG DER WOHNFLÄCHE - EINHEITSGEMEINDE KALBE (MILDE) 104 TABELLE 27 WOHNRAUMLEERSTANDSENTWICKLUNG BIS 2025 FÜR DIE EINHEITSGEMEINDE KALBE (MILDE) 109 TABELLE 28 BAULEITPLÄNE (SIEHE AUCH ANLAGE 1) 126 TABELLE 29 BEREINIGTE ÜBERSICHT DER BAULEITPLÄNE UND DEREN BEHANDLUNG IM FNP KALBE (MILDE) 128 TABELLE 30 ZUSAMMENFASSUNG DER VARIANTENBETRACHTUNG 144 TABELLE 31 ÜBERSICHT DER LANDESSTRAßEN IM PLANUNGSRAUM 145 TABELLE 32 KREISVERKEHRSSTRAßEN IM GEMEINDEGEBIET 146 TABELLE 33 ÜBERSICHT - ART DER SCHMUTZWASSERENTSORGUNG 149 TABELLE 34 VERSORGUNGSABDECKUNG MIT INTERNET (BREITBAND-INFRASTRUKTUR) 153 TABELLE 35 BESCHÄFTIGTE NACH SEKTOREN, GESCHLECHT UND GERINGVERDIENER 2012-2014 159 TABELLE 36 PENDLER, BESCHÄFTIGTE UND ZAHL DER BETRIEBE VON 2013-2015 159 TABELLE 37 ARBEITSLOSE, KINDER- UND JUGENDARMUT, PENDLER 160 TABELLE 38 VERWENDETE ABSTANDSKRITERIEN DES REP-ALTMARK TEILPLAN WIND FÜR DAS SCHUTZGUT MENSCH 170 TABELLE 39 ÜBERSICHT DER EINGELAGERTEN SCHADSTOFFE – DEPONIE BRÜCHAU 179 TABELLE 40 ÜBERSICHT DER FLÄCHENNUTZUNG GESAMT 180 TABELLE 41 ÜBERBLICK DER THEMENFELDER 184

6 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

PRÄAMBEL

Mit dem Flächennutzungsplan stellt die Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) folgende Grundsätze, Ziele und Schwerpunkte in den Zusammenhang:

GRUNDSÄTZE • Wahrung und Weiterentwicklung der ortstypischen Strukturen • Sparsamer Umgang mit Grund und Boden • Vermeidung der Zersiedelung der Landschaft (Innenentwicklung vor Außenentwicklung) • Konzentration neuer zusammenhängender Entwicklungsbereiche auf möglichst stadt- bzw. ortsnahen Arealen unter anderem zur Verkehrsvermeidung, soweit möglich • Begrenzung der Wohnbauflächendarstellung auf der Grundlage der zu erwartenden Bevölkerungsentwicklung • Sicherung und Nutzung der natürlichen Ressourcen

ZIELE • Schaffung einer einheitlichen gemeindeumfassenden Flächennutzungsplanung • Erfassung und Darstellung der Entwicklungstendenzen bis 2030 / 2035 • Beitrag zur Festigung der Ortsverbundenheit der Bürger in der Einheitsgemeinde

SCHWERPUNKTE • Berücksichtigung der geänderten Gebietsstrukturen zur Sicherung und Stärkung der Entwicklung des Grundzentrums Kalbe (Milde) in Verbindung mit dem Achsendreieck Badel – Brunau – Kakerbeck • Schaffung der Grundlagen und planerischen Voraussetzungen für die Siedlungs-, sowie die Wirtschafts- und Infrastrukturentwicklung zur Anpassung an die Wirkungen des demografischen Wandels • Standortgerechter Einsatz erneuerbarer Energien auf der Grundlage des Klimaschutzkonzeptes für die Stadt Kalbe (Milde) • Stabilisierung und Entwicklung des regionaltypisch ausgeprägten Tourismus als Wirtschaftsfaktor • Sicherung und Entwicklung einer nachhaltigen Raumnutzung auf der Grundlage der gewachsenen Kulturlandschaft

7 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

1. PLANVERFAHREN

1.1 ÜBERBLICK ZUM VERFAHREN Aufstellungsbeschluss vom 26.06.2014 Zuwendungsbescheid – Sachsen-Anhalt REGIO vom 01.09.2014 Gewährung von Zuwendungen zur Förderung der Regionalentwicklung in Sachsen-Anhalt

Planungsbeginn: 02.01.2015

Frühzeitige Abstimmungen Frühzeitige Abstimmung mit dem Landesverwaltungsamt, Ref. Bauwesen sowie dem Bauordnungsamt Altmarkkreis Salzwedel am 19.03.2015 Frühzeitige Abstimmung mit dem Bauordnungsamt des Altmarkkreises Salzwedel über die Plandarstellungen und Bauflächenausweisungen am 15.06.2016

Frühzeitige Bürgerbeteiligung – Informationsveranstaltung am 12.07.2016 Vorstellung und Diskussion des Flächennutzungsplanes im Bauausschuss der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) am 08.11.2016.

Frühzeitige Behördenbeteiligung und landesplanerische Abstimmung vom 08.12.2016 bis 31.01.2016. Veröffentlichung des Vorentwurfsstandes zum Flächennutzungsplan auf der Internetseite der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) am 08.12.2017.

Ergänzende Abstimmungen zur Entwurfsfassung • Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde / unteren Wasserbehörde am 27.01.2017; • Erneute Abstimmung der Plandarstellungen des FNP mit dem Bauordnungsamt am 27.01.2017; • Erneute Abstimmung mit dem Landesverwaltungsamt, Ref. Bauwesen am 21.06.2017; • Abstimmung mit dem Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr, Ref. 24 am 17.07.2017; • Abstimmung zu Diskrepanzen über die Art der Plandarstellungen des FNP unter Federführung des Landrats des Altmarkkreises Salzwedel mit dem Bürgermeister der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde), dem Bauordnungsamt der Kreisverwaltung Altmarkkreis Salzwedel und dem Referat Bauwsen des Landersverwaltungsamtes Sachsen- Anhalt am 05.09.2017.

Festlegungen des Bürgermeisters der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) über die Art der Plandarstellungen des FNP am 05.09.2017

Abstimmungstermine zu den Plandarstellungen mit den Ortschaftsräten: OT Kalbe (Milde), Vahrholz und Bühne 08.06.2017 OT Neuendorf a.D., Karritz 13.06.2017 OT Kakerbeck, Jemmeritz und Brüchau 11.07.2017 OT Engersen und Klein Engersen 19.07.2017 OT Altmersleben und Butterhorst 19.07.2017 OT Dolchau, Mehrin, Vienau und Beese 20.07.2017 OT Brunau und Plathe 25.07.2017 OT Wernstedt und Neu Wernstedt 07.08.2017 OT Jeggeleben, Zierau, Mösenthin und Sallenthin 05.09.2017 OT Zethlingen und Cheinitz 14.09.2017 OT Badel und Thüritz 21.09.2017 OT Packebusch und Hagenau 26.10.2017 OT Güssefeld 02.11.2017 OT Winkelstedt, Wustrewe und Faulenhorst 07.12.2017

8 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

Beratung des Stadtrates der Stadt Kalbe (Milde) zur Vorbereitung der Auslegung des FNP 15.03.2018 mit Beschlussfassung zur Höhenbegrenzung von Windkraftanlagen.

Auslegungsbeschluss von 22.03.2018

Öffentliche Auslegung vom 14.05.2018 bis einschließlich 15.06.2018 gem. § 3 Abs. 2 Satz 1 und 2 BauGB

Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange vom 07.06.2018 bis einschließlich 11.07.2018 gem. § 4 Abs. 2 BauGB

Abwägungsbeschluss vom 06.09.2018 ZUSAMMENFASSUNG Im Rahmen der Beteiligung der Behörden und sonstigen TÖB wurden 36 Stellen angeschrieben. 28 Stellungnahmen wurden fristgerecht abgegeben bzw. mitgeteilt, dass keine Äußerung erfolgt. 8 Beteiligte Stellen gaben keine Stellungnahme ab. 4 Bürger gaben eine Stellungnahme ab. 17 abwägungsrelevante Inhalte der Stellungnahmen betreffen: • Bauflächendarstellungen bzw. geplante Bauflächen im Innenbereich, landwirtschaftliche Nutzflächen • Belange der Gewässerentwicklung, des Hochwasserschutzes, sowie der Niederschlagswasserableitung und -bewirtschaftung sowie der Darstellung nachrichtlicher Übernahmen aus dem Altlastenkataster.

Weitere Hinweise und Anregungen wurden aus dem Abstimmungsverfahren in die Planung übernommen. Zusätzlich wurden sachliche Inhalte ergänzt, die für die Vollständigkeit der Planung zweckmäßig sind.

Feststellungsbeschluss vom 06.09.2018

Einreichen der Verfahrensakten zur Genehmigung

Genehmigung der höheren Verwaltung des Landes Sachsen-Anhalt am: 27.03.2019 Az.: 305.1.2-21101-SAW/240

Bekanntmachung der Genehmigung des FNP am: ......

9 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

1.2 DARSTELLUNGEN DES FLÄCHENNUTZUNGSPLANES Der FNP sowie Themen- und Detailpläne werden in folgenden Maßstäben ausgegeben:

FNP GESAMTPLAN (ÜBERSICHTSPLAN) M 1 : 25.000 (Papierformat A0) M 1 : 35.000; (Papierformat A1) 6 THEMENPLÄNE M 1 : 25.000 im Original M 1 : 35.000; (Papierformat A1) ÜBERSICHTSPLAN / 24 DETAILPLÄNE DER ORTSLAGEN M 1 : 75.000 / M 1 : 5.000 (Papierformat A1; A2; A3)

Beim Lesen der Detailpläne ist besonders für Behörden darauf zu achten, dass die sonst übliche Darstellung des Maßstabs 1 : 10.000 im FNP der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) eine ausreichende Genauigkeit der Plandarstellung vieler Ortslagen aufgrund der Kleinräumigkeit nicht hinreichend ermöglichen würde.

Der besondere Hinweis erfolgt, da für Behörden die Darstellung speziell der Bauflächen größer vorkommen / wirken kann, als sie tatsächlich sind (M 1 : 5.000).

Im FNP werden Flächennutzungen üblicherweise ab einem Hektar dargestellt. Kleinere Flächennutzungen werden normalerweise nicht im FNP gesondert dargestellt, es sei denn, dass sie von besonderer Bedeutung sind.

Im FNP der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) werden wegen der überwiegend kleinen Ortslagen Flächennutzungen deutlich kleinteiliger dargestellt und gehen, insbesondere wegen der Anforderungen der Genehmigungsbehörde sowie der UNB, in Bereiche unter 1.000 Quadratmeter. Alle Flächenangaben erfolgen dennoch in Hektar (ha).

1.3 PLANUNGSANLASS / GESETZLICHE REGELUNGEN ZUR AUFSTELLUNG DES FNP Im Baugesetzbuch (BauGB) §1(2), Satz 1, haben die Gemeinden Bauleitpläne aufzustellen, sobald und soweit es für die städtebauliche Entwicklung erforderlich ist, wobei gemäß §2(1) die Aufstellung in Eigenverantwortung der Gemeinden geschieht.

Der Flächennutzungsplan dient der Steuerung der städtebaulichen Entwicklung der Gemeinde. Er stellt bestehende und zukünftig erwünschte Flächennutzungen dar und ist als eine zukunftsorientierte konzeptionelle Entwicklungsplanung zu verstehen.

Der Bauleitplanung übergeordnet sind Regionalplanung mit dem Instrument des Regionalplans, die Landesplanung mit dem Instrument des Landesentwicklungsprogramms und die Raumordnung des Bundes mit dem Instrument des Bundesraumordnungsprogramms. Übergeordnete Pläne und Programme beinhalten Zielvorgaben und Grundsätze, die in den jeweils tieferen Planungsebenen zu beachten bzw. zu berücksichtigen sind.

Der Flächennutzungsplan ist der vorbereitende Bauleitplan der Gemeinde Stadt Kalbe (Milde) bestehend aus 38 Ortschaften. Er entwickelt keine unmittelbare Rechtswirkung gegenüber dem Bürger. Aus den Darstellungen sind weder Rechtsansprüche, wie etwa auf Baugenehmigung für ein bestimmtes Grundstück, noch Entschädigungsansprüche aus der Ausweisung der baulichen und sonstigen Nutzung der Grundstücke herzuleiten.

Während der Bebauungsplan verbindlicher Natur ist (§ 1 Abs. 2 BauGB) und rechtsverbindliche Festlegungen enthält (§ 8 Abs. 1 Satz 1 BauGB), hat der Flächennutzungsplan lediglich vorbereitenden Charakter. Er ist weder Rechtsnorm noch Verwaltungsakt.

Der bestätigte Flächennutzungsplan besitzt Behördenverbindlichkeit. Bebauungspläne sind aus dem Flächennutzungsplan zu entwickeln. Die Aufstellung, der Inhalt und die Genehmigung des Flächennutzungsplanes sind im Baugesetzbuch (BauGB) §§ 1 bis 7 gesetzlich geregelt.

10 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

RECHTSGRUNDLAGEN:

• Gemeindeordnung für das Land Sachsen-Anhalt (GO) • Kommunalverfassungsgesetz des Landes Sachsen-Anhalt (Kommunalverfassungsgesetz - KVG LSA) vom 17. Juni 2014 • Baugesetzbuch in der Fassung der Bekanntmachung vom 3. November 2017 (BGBl. I S. 3634) • Baunutzungsverordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 21. November 2017 (BGBl. I S. 3786) • Raumordnungsgesetz vom 22. Dezember 2008 (BGBl. I S. 2986), das zuletzt durch Artikel 2 Absatz 15 des Gesetzes vom 20. Juli 2017 (BGBl. I S. 2808) geändert worden ist • Bundesnaturschutzgesetz vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542), das zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom 15. September 2017 (BGBl. I S. 3434) geändert worden ist • Gesetz zur Erhaltung des Waldes und zur Förderung der Forstwirtschaft, vv "Bundeswaldgesetz vom 2. Mai 1975 (BGBl. I S. 1037), das zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom 17. Januar 2017 (BGBl. I S. 75) geändert worden ist" • Gesetz zur Erhaltung und Bewirtschaftung des Waldes, zur Förderung der Forstwirtschaft sowie zum Betreten und Nutzen der freien Landschaft im Land Sachsen-Anhalt (Landeswaldgesetz Sachsen-Anhalt - LWaldG)* vom 25. Februar 2016 • Bundes-Immissionsschutzgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 17. Mai 2013 (BGBl. I S. 1274), das zuletzt durch Artikel 3 des Gesetzes vom 18. Juli 2017 (BGBl. I S. 2771) geändert worden ist • Planzeichenverordnung vom 18. Dezember 1990 (BGBl. 1991 I S. 58), die durch Artikel 3 des Gesetzes vom 4. Mai 2017 (BGBl. I S. 1057) geändert worden ist • Bauordnung des Landes Sachsen-Anhalt (BauO LSA) in der derzeit gültigen Fassung, • Naturschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt (NatSchGLSA) vom 10.12.2010 in der derzeit gültigen Fassung, • Landesentwicklungsplan für das Land Sachsen-Anhalt vom 14.12. 2010 • Regionaler Entwicklungsplan Altmark (2005), zuletzt geänderte Ergänzung um den Sachlichen Teilplan „Wind“ vom 19.12. 2012 • Ergänzung des Regionalen Entwicklungsplanes Altmark (REP Altmark) 2005 Regionalstrategie Daseinsvorsorge und Entwicklung der Siedlungsstruktur 28.06.2017

Bei der Aufstellung, Änderung oder Ergänzung von Bauleitplänen ist nach § 2 Absatz 4 BauGB und § 2a Satz 2 Nr. 2 BauGB für die Belange des Umweltschutzes nach § 1 Absatz 6 Nr. 7 und § 1a BauGB grundsätzlich eine Umweltprüfung erforderlich, in der die voraussichtlichen erheblichen Umweltauswirkungen ermittelt, bewertet und beschrieben werden.

Entsprechend § 2 Absatz 4 Satz 2 BauGB legt die Gemeinde zudem für jeden Bauleitplan fest, in welchem Umfang und Detaillierungsgrad die Ermittlung der Belange des Umweltschutzes für die Abwägung erforderlich ist. Außerdem hat die Umweltprüfung nach § 2 Absatz 4 Satz 3 BauGB den Inhalt und Detaillierungsgrad des jeweiligen Plans zu berücksichtigen.

Die Ergebnisse der Ermittlung von Umweltauswirkungen werden im, zum Flächennutzungsplan zugehörigen, Umweltbericht dargestellt.

11 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

1.4 LAGE, GRÖßE UND BEDEUTUNG DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) Die Gemeinde Kalbe (Milde) befindet sich im Altmarkkreis Salzwedel des Bundeslandes Sachsen- Anhalt. Sie liegt inmitten der Altmark. Die Region ist durch die Milde- und Secantsgrabenniederung landschaftlich deutlich geprägt. Mit zahlreichen Fließen und feuchten Niederungen durchzogen, steht die Landschaft im Wechsel mit saaleeiszeitlich entstandenen Hochflächen. Mit seiner unterschiedlichen Oberflächenstruktur und dennoch überwiegend weiträumigen Sichtbeziehungen, den Niederungsflächen mit seinen Fließen, den Wiesen, Feldern, Wälder und Hügelketten zeigt die Landschaft im Gemeindegebiet ein abwechslungsreiches Bild mit eigenem ausgeprägtem Charakter.

Die Ortslagen tragen bis auf die Stadt Kalbe (Milde) einen überwiegend dörflichen Charakter.

UMLIEGENDE GEMEINDEN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE): im Norden Hansestadt Salzwedel und Einheitsgemeinde Stadt (Altmark), im Osten Landkreis Stendal mit den Gemeinden von Nord nach Süd: Seehausen, Osterburg und Bismark im Süden Hansestadt , im Südwesten Stadt Klötze, im Westen Verbandsgemeinde Beetzendorf-.

Die Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde), mit ihren insgesamt 37 Ortlagen hat eine Gesamtfläche von ca. 273 km². „Ortslage“ wird als allgemeiner Begriff für mit baulichen Nutzungen besiedelte Räume benutzt.

ORTSTEIL MIT DEN ORTSCHAFTEN UND WOHNPLÄTZEN Stadt Kalbe (Milde), Bühne, Vahrholz Kalbe (Milde) Altmersleben Altmersleben, Butterhorst Badel Badel, Thüritz Brunau Brunau, Plathe Engersen Engersen, Klein Engersen Güssefeld Güsselfeld Dammkrug Jeetze Jeetze, Siepe Jeggeleben Jeggeleben, Sallenthin, Zierau Mösenthin, Feine Sache Kahrstedt Kahrstedt, Vietzen Kakerbeck Kakerbeck, Brüchau, Jemmeritz Ziegelei Brüchau, Neue Mühle, Alt Jemmeritz Neuendorf am Neuendorf am Damm, Karritz Damm Packebusch Packebusch, Hagenau Vienau Vienau, Beese, Dolchau, Mehrin Wernstedt Wernstedt Neu Wernstedt Winkelstedt Winkelstedt, Faulenhorst, Wustrewe Zethlingen Zethlingen, Cheinitz

TABELLE 1 ORTSCHAFTEN UND WOHNPLÄTZE IN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

12 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

2. RAUMSTRUKTUR UND RAUMBEDEUTSAME PLANUNGSGRUNDLAGEN Der Flächennutzungsplan der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) baut auf den überregionalen und regionalen Plänen und Programmen der Raumplanung sowie der Landschaftsplanung auf.

Festgestellte Vorgaben, Ziele und Grundsätze werden dabei berücksichtigt und fließen sowohl in die graphische- als auch textliche Darstellung ein. Die planerisch maßgeblichen Inhalte, die für den FNP von außerordentlicher Bedeutung sind, werden zur besseren Übersicht vorangestellt. Alle Grundlagen und zur Herleitung dienenden Informationen und Ausarbeitungen werden dem Flächennutzungsplan als Anlage beigefügt.

• Raumordnungsgesetz (ROG) vom 22.12.2008 • Landesplanungsgesetz des Landes Sachsen-Anhalt (LPIG LSA) • Landesentwicklungsgesetz des Landes Sachsen-Anhalt (LEntwG LSA) vom 15.04.2015, • Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030 • Landesentwicklungsplan Sachsen-Anhalt (LEP LSA) vom 14.12.2010 • Regionaler Entwicklungsplan Altmark (REP Altmark) vom 14.02.2005 • Landschaftsprogramm des Landes Sachsen-Anhalt vom September 1995 • Landschaftsrahmenplan für den Altkreis Salzwedel vom September 1995 • Landschaftsrahmenplan Altmarkkreis Salzwedel (Endfassung Mai 2018) • Landschaftsrahmenplan für den Altkreis Gardelegen vom Januar 1996 • ILEK • Zukunftskonzept Tourismus Altmark 2030 • Tourismusperspektiven in ländlichen Räumen 2013 • Klimaschutzkonzept Kalbe (Milde) 2013 • Gewässerentwicklungskonzept „Milde/Biese“ 2014

Für die Bürger und Bürgerinnen der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) übernimmt die Stadt Kalbe (Milde) als Grundzentrum eine wesentliche Versorgungsfunktion mit Infrastruktur- einrichtungen. Daneben sind in Brunau und Kakerbeck Teilversorgungsfunktionen vorhanden.

Das für eine Kleinstadt wie Kalbe (Milde) begrenzte Arbeitsplatzpotenzial hat auch für den umgebenden Raum große Bedeutung. Für die Stadt Kalbe (Milde) sind die Firma Grocholl, deren Export von Kartoffel- und Zwiebelprodukten in die ganze Welt erfolgt und die Median Klinik mit 220 Betten für Orthopädie und Onkologie hervorzuheben.

Darüber hinaus ist Kalbe (Milde) als „Stadt der 100 Brücken“ touristisch überregional bekannt. In diesem Zusammenhang stehen die zahlreichen Fließe und insbesondere die Milde, die diese Landschaft geprägt haben und prägen.

Neben Schutzgebieten nationaler Bedeutung finden sich insbesondere für Flora und Fauna auch Schutzgebiete mit europäischem Gebietsschutz. Zahlreiche Vogelarten nutzen den Landschaftsraum sowohl als Brutplatz- bzw. auch als Nahrungsgast.

Im gesamten Gemeindegebiet sind Denkmale Zeugen bedeutender Siedlungsgeschichte.

Weiterhin hat sich Kalbe (Milde) als Künstlerstadt, mit dem ortsansässig eingetragenen Verein „Künstlerstadt Kalbe“, einen Namen gemacht. Der Verein hat nicht nur zum Ziel, die Stadt und die Region mit Kunst zu bereichern, sondern engagiert sich zudem in der Migrationsarbeit und im Bereich der Stadtgestaltung. Die Vereinstätigkeiten werden durch Ausstellungen bekräftigt, Campusangebote und Workshops für Studenten und Interessierte gewährleistet. Vor diesem Hintergrund ist der „Kalbenser Garten der Nationen“ erwähnenswert.1

1 Informationen aus: http://kuenstlerstadt-kalbe.de/index.php, vom 01.08.2016

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2.1 ÜBERGEORDNETE ZIELE DER RAUMORDNUNG UND SONSTIGE PLANUNGSGRUNDLAGEN Das Landesplanungsgesetz Sachsen-Anhalts teilt das Land in fünf Planungsregionen. Die Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) zählt zur Planungsregion Altmark mit dem Landkreis Altmarkkreis Salzwedel und dem Landkreis Stendal, wobei die Einheitsgemeinde selbst dem Altmarkkreis Salzwedel zugeordnet ist. Der Landesentwicklungsplan schreibt vor, dass für alle Planungsregionen unter Beachtung ihrer Eigenart und ihrer unterschiedlichen Entwicklungsvorraussetzungen, Regionale Entwicklungspläne aufzustellen sind. Grundlage für die jeweilige Planungsregion bildet der zugehörige oberzentrale Einzugsbereich. Die Altmark befindet sich im Einzugsbereich des Mittelzentrums mit Teilfunktion eines Oberzentrums Stendal.

Außer den Verdichtungsräumen Halle und Magdeburg sind alle weiteren Räume, also auch die Altmark dem sogenannten ländlichen Raum zugeordnet. Der ländliche Raum wird im LEP-LSA für die Altmark nicht näher definiert.

Im Regionalen Entwicklungsplan Altmark (REP Altmark) sind die Grundsätze der Raumordnung nach dem Raumordnungsgesetz (ROG) und die Grundsätze und Ziele nach dem Landesentwicklungsplan Sachsen-Anhalts (LEP-LSA) regionalisiert ausgearbeitet.

Nach dem REP Altmark wird diese Planungsregion dem strukturschwachen ländlichen Raum ohne Verdichtungsansätze mit einer geringen Bevölkerungsdichte (Altmarkkreis Salzwedel 38 EW/km², Stand 31.12. 20152) und einem anhaltenden Bevölkerungsrückgang zugeordnet.

2.2 LEITBILDER, GRUNDSÄTZE UND ZIELE AUS LANDESENTWICKLUNGSPLANUNG UND REGIONALPLANUNG Die raumbedeutsamen Planungsgrundlagen (LEP-LSA und REP-Altmark) geben die Leitbilder, Grundsätze und Ziele der Raumordnung vor, an denen sich die planerischen Belange der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) orientieren.

LEITBILDER Für die Planungsregion Altmark wird folgendes Leitbild3 gegeben: „Die Altmark soll als wirtschaftlich und ökologisch attraktiver Lebens-, Wirtschafts- und Landschaftsraum nachhaltig gestaltet, und wo erforderlich, geordnet werden.“

Diesem Anspruch kommt die Aufstellung des Flächennutzungsplanes der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) entgegen.

Bezogen auf die Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) können aus den 11 regionalen Leitbildern Wesensmerkmale herausgefiltert werden, die für den Flächennutzungsplan bedeutsam sind. LEITBILDER FÜR DIE PLANUNGSREGION ALTMARK MIT BELANG FÜR DIE EINHEITSGEMEINDE KALBE (MILDE) v Die Einwohnerzahl der Altmark wird weiter sinken. Die Bevölkerung wird durch einen wachsenden Anteil älterer Menschen gekennzeichnet. Die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Altmark ist auf diese Bedingungen angemessen zu gestalten und dieser Situation anzupassen. v Der notwendige Ausbau des Verkehrsnetzes wird die wirtschaftlichen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen mittel- und langfristig spürbar verbessern. v Beschäftigung und Ausbildung hängen … von einer gesunden, wettbewerbs- und innovationsfähigen Entwicklung des altmärkischen Mittelstandes ab, dessen Bestandssicherung oberste Priorität zukommt. v Als ausbaufähige Wachstumskerne in der Region erweisen sich vor allem die Holzverarbeitung, die Zulieferindustrie für die Automobilwirtschaft, die Verarbeitung nachwachsender pflanzlicher und tierischer Rohstoffe sowie die Nahrungsgüterbranche. v Land- und Forstwirtschaft stellen auch langfristig ein entscheidendes wirtschaftliches Standbein der Altmark dar (Aufbau und Weiterentwicklung von Wertschöpfungsketten bei regionalen Produkten und Leistungen). Das Zusammenwirken mit dem Naturschutz ist durch Schaffung von Voraussetzungen zu unterstützen und zu bestärken. v Entwicklung und Erhalt der landschaftlichen Vielfalt und naturnaher Landschaftsteile.

2 http://www.altmarkkreis-salzwedel.de/desktopdefault.aspx/tabid-74/ vom 02.05.2016 3 REP Altmark

14 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

v Entwicklung eines regionalen Biotopverbundsystems zur Verbesserung der Umweltqualität. v Großschutzgebiete stellen ein einzigartiges Naturraumpotenzial der Altmark dar. Die Belange des Naturschutzes sind mit den Lebens- und Arbeitsbedingungen … in Einklang zu bringen. v Der Natur- und Landtourismus für die Bereiche Radwander-, Reit-, Wasser-, Wander- und Naturtourismus ist weiter auszubauen. Nachhaltige Tourismusangebote in Großschutzgebieten sollen das einzigartige Naturraumpotential der Altmark thematisch verankern. (Stichwort: Zukunftskonzept Tourismus Altmark 2030) v Ausbau und Verknüpfung von Bildungs- und Wissenstransferkapazitäten durch Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien (Stichwort: Machbarkeitsstudie Breitband Altmark) v Der Stellenwert regionaler Netzwerke und Verbindungen wird anwachsen, um größenbedingte Nachteile im ländlichen Raum auszugleichen. (Stichwort: Regionalverein Altmark e.V., Tourismusverband Altmark e.V., Zweckverband Breitband Altmark, etc.) v Die historisch gewachsene und die Region prägende Siedlungsstruktur soll – soweit möglich, erhalten werden. Der auf eine Gleichwertigkeit ausgerichteten Versorgung der Bevölkerung mit Infrastrukturangeboten wird unter dem Aspekt der abnehmenden Einwohnerdichte eine größere Bedeutung zukommen. Die Vielfalt der altmärkischen Kulturlandschaften mit ihren abwechslungsreichen Stadt-, Dorf- und Landschaftsbildern und der reiche Naturraum stellen ein wichtiges Potenzial für die regionale Entwicklung und die Ausprägung als Tourismusregion dar.

GRUNDSÄTZE Wegen ihrer Bedeutung werden die raumbezogenen Grundsätze der Raumordnung für die Planungsregion Altmark und im speziellen für die Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) zusammenfassend dargestellt.

GRUNDSÄTZE DER RAUMORDNUNG4 MIT BELANG FÜR DIE EINHEITSGEMEINDE KALBE (MILDE): v Die Siedlungsstruktur und die Entwicklung der wirtschaftlichen, infrastrukturellen, sozialen und kulturellen Verhältnisse sind den Bedürfnissen einer schrumpfenden Bevölkerung anzupassen. v Der Schaffung gleichwertiger Lebens-, Arbeits- und Versorgungsbedingungen in allen Teilen der Altmark, bei gleichzeitiger Schaffung von schnellen und verkehrsgünstigen Zugängen zu den zentralen Orten … sind vorrangig umzusetzen. v Die Stärkung der wirtschaftsnahen Infrastruktur, des Innovations-, Forschungs- und Bildungspotenzials ist vorrangig zu betreiben. v Der Schutz der Umwelt, der Erhalt der vielfältigen regionalen und kulturellen Traditionen ist zu sichern. Stärkung der landschaftlichen und kulturellen Eigenheiten zur touristischen Nutzung unter naturschutzfachlichen Aspekten v Die regionalen Kulturlandschaften mit ihren typischen Landschafts- und Ortsbildern sind in ihrer Eigenart, Vielfalt und Schönheit als Lebens- und Wirtschaftsraum zu sichern und zu entwickeln. Die Siedlungsentwicklung der Gemeinden soll sich im Einklang mit den Zielen der Pflege und Entwicklung der regionalen Kulturlandschaft vollziehen. v Tourismus, Erholung und Freizeitaktivitäten sind umweltgerecht sowie unter Nutzung der landschaftlichen und kulturellen Eigenheiten zu entwickeln. Die Landschaftsnutzung ist der ökologischen Belastbarkeit anzupassen

Die räumlichen Voraussetzungen für die Land- und Forstwirtschaft als Träger der Kulturlandschaft Altmark sind zu sichern, um ihre Entwicklung als leistungsfähige Wirtschaftszweige, unter Wahrung der natürlichen Lebensgrundlagen, unterstützen zu können. v Speziell in den sehr dünn besiedelten Gebieten der Altmark … sind Einrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge aufrecht zu erhalten und durch Nutzung neuer innovativer Ansätze zu verstetigen. Die Grundversorgung der Bevölkerung mit Waren des täglichen Bedarfs soll in der Region verbrauchsnah gesichert werden.

4 Grundsätze gemäß LEP LSA

15 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

ZIELE Aus dem REP Altmark ergeben sich planungsbedeutsame Ziele, die im Folgenden zusammengefasst dargestellt werden.

ZIELE DER RAUMORDNUNG5 MIT BELANG FÜR DIE EINHEITSGEMEINDE KALBE (MILDE): v Stärkung und Sicherung der zentralen Orte im ländlichen Raum v Bei allen Planungen und Maßnahmen zur Entwicklung der Siedlungsstruktur ist auf die Bevölkerungsstruktur und –entwicklung zu achten sowie auf die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Ausweisungen von Wohnbauland v Ländliche Räume mit günstigen Produktionsbedingungen für die Landwirtschaft und /oder Potentialen im Tourismus sind zu sichern ohne dass die Intensität beider Nutzungsformen zu negativen Folgen führt v Ländliches Teilgebiet, mit relativ günstigen Produktionsbedingungen für die Landwirtschaft, ist das Gebiet um Brunau v Ländliche Teilräume im Umfeld von Grundzentren mit relativ günstigen Potentialen für die Landwirtschaft in Verbindung mit dem Tourismus unter dem Aspekt „Urlaub auf dem Bauernhof“ sind Gebiete um das Grundzentrum Kalbe v Ländliche Räume, die aufgrund ihrer peripheren Lage sowie einer niedrigen Siedlungs- und Arbeitsplatzdichte besondere Strukturschwächen aufweisen: Hier sind die Voraussetzungen für eine funktions- und bedarfsgerechte Ausstattung der Teilräume zu schaffen und eine Erhöhung ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zu sichern. Vorrangig soll es auch darum gehen, außerlandwirtschaftliche Arbeitsplätze zu schaffen oder Einkommenskombinationen zu ermöglichen. v In Gebieten mit ländlicher Raumstruktur sind Voraussetzungen für eine funktions- und bedarfsgerechte Ausstattung der Städte und Gemeinden und für eine Erhöhung ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zu schaffen bzw. zu verbessern.

Hierfür dienende Maßnahmen sowie solche der Dorferneuerung sind im REP Altmark näher aufgeführt.

ERGÄNZENDE DARSTELLUNGEN MIT WESENTLICHEM BELANG FÜR DEN FNP AUS DER STELLUNGNAHME DES MINISTERIUMS FÜR LANDESENTWICKLUNG UND VERKEHR – REFERAT 24 RAUMORDNUNHG, LANDESENTWICKLUNG VOM 09.08.2018

„Landesplanerische Feststellung: Das beantragte raumbedeutsame Vorhaben, Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) ist zum überwiegenden Teil mit den Erfordernissen der Raumordnung vereinbar. Nicht vereinbar ist eine geplante Wohnbaufläche (Nr. 6) in der Stadt Kalbe (Milde), die sich im Vorranggebiet für Hochwasserschutz (Überschwemmungsgebiet der Milde, Z.123 LEP-LSA 2010) befindet.“...

Aufgrund der aktuellen und sonstigen Sachverhalte wird die geplante Wohnbaufläche (Nr. 6) in der Stadt Kalbe (Milde) durch die Gemeinde abgewogen und festgestellt, dass die Vereinbarkeit mit den Erfordernissen der Raumordnung besteht, da unter anderem die Fläche nicht mehr im fesgesetzten Vorranggebiet für Hochwasserschutz (Überschwemmungsgebiet der Milde, Z.123 LEP-LSA 2010) liegt.

...„BEGRÜNDUNG DER RAUMBEDEUTSAMKEIT Gemäß § 3 Nr. 6 ROG sind raumbedeutsame Planungen und Maßnahmen Planungen einschließlich der Raumordnungspläne, Vorhaben und sonstige Maßnahmen, durch die Raum in Anspruch genommen oder die räumliche Entwicklung oder Funktion eines Gebietes beeinflusst wird, einschließlich des Einsatzes der hierfür vorgesehenen öffentlichen Finanzmittel. Bei der vorgesehenen Neuaufstellung des FNP handelt es sich insbesondere aufgrund der räumlichen Ausdehnung des Plangebietes (Gesamtfläche von ca. 273 km2) um eine raumbedeutsame Planung im Sinne von raumbeanspruchend. Gleichermaßen handelt es sich um eine raumbedeutsame Planung im Sinne von raumbeeinflussend insbesondere aufgrund des Ziels und Zwecks, die städtebauliche Entwicklung des gesamten Gemeindegebietes der EHG Kalbe

5 REP Altmark…

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(Milde) für einen mittelfristigen Zeitraum (zunächst bis zum Jahr 2025) mittels Bauflächendarstellungen zu steuern. Zu dem raumbedeutsamen FNP der EHG Kalbe (Milde) ist daher eine landesplanerische Abstimmung erforderlich, die ich in Form dieser landesplanerischen Stellungnahme vornehmen werde.

BEGRÜNDUNG DER LANDESPLANERISCHEN FESTSETZUNG ERFORDERNISSE DER RAUMORDNUNG Die der Planung zugrunde zu legenden Erfordernisse der Raumordnung ergeben sich aus dem Landesentwicklungsplan 2010 des Landes Sachsen-Anhalt (LEP 2010) und dem Regionalen Entwicklungsplan für die Planungsregion Altmark (REPI Altmark). Laut der Überleitungsvorschrift in § 2 der Verordnung über den Landesentwicklungsplan 2010 gelten die Regionalen Entwicklungspläne für die Planungsregionen fort, soweit sie den in der Verordnung festgelegten Zielen der Raumordnung nicht widersprechen.

Diese im Rahmen der Neuaufstellung des FNP der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) zu beachtenden bzw. zu berücksichtigenden Erfordernisse der Raumordnung aus dem LEP-LSA 2010 und dem REPI Altmark wurden in der Planbegründung zum Entwurf des FNP weitgehend analysiert. Daher werden Ergänzungen für nur für einzelne Punkte als erforderlich und Wiederholungen als grundsätzlich entbehrlich angesehen.

ZENTRALÖRTLICHE FUNKTIONEN IM BEREICH DER EG KALBE (MILDE) Die Regionale Planungsgemeinschaft Altmark nahm durch die Aufstellung des sachlichen Teilplan „Regionalstrategie Daseinsvorsorge und Entwicklung der Siedlungsstruktur eine Anpassung des REP-Altmark 2005 an den LEP-LSA 2010 in Beziehung auf die Neufestlegung von Grundzentren vor. Der Sachliche Teilplan wurde am 28.06.2017 durch die Regionalversammlung beschlossen. Entsprechend § 9 (3) des Landesentwicklungsgesetzes (LEntwG) wurde dieser durch das Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr (MLV) am 23.08.2018 genehmigt und am 23.05.2018 in den Amtsblättern des Landkreises Stendal und des Altmarkkreis Salzwedel bekannt gemacht. Kalbe (Milde) ist darin weiterhin als Grundzentrum bestätigt. Die Flächendarstellungen der räumlichen Abgrenzung des zentralen Ortes im sachlichen Teilplan (Beikarte 12) stimmen mit den Flächendarstellungen des FNP überein.“...

...“ Die Zentralen Orte sind so zu entwickeln, dass sie ihre überörtlichen Versorgungsaufgaben für ihren Verflechtungsbereich erfüllen können. (LEP-LSA 2010, Ziffer 2.1. Z 25) In den übrigen Ortenist die städtebauliche Entwicklung auf die Eigenentwicklung auszurichten. (LEP-LSA 2010, Ziffer 2.1 Z 26) Da im Sachlichen Teilplan „Regionalstrategie Daseinsvorsorge und Entwicklung der Siedlungsstruktur“ nur der Gemeinde Kalbe (Milde) die zentralörtliche Funktion eines Grundzentrums zugewiesen wurde, ist bei den übrigen Ortsteilen der Einheitsgemeinde die Eigenentwicklung die für den Bauflächenbedarf zu Grunde zu legende Eigenentwicklung der Gemeinde, die sich aus der natürlichen Bevölkerungsentwicklung und aus den Ansprüchen der örtlichen Bevölkerung an zeitgemäße Wohnverhältnisse ergibt, zu ermitteln.

Die EHG Kalbe (Milde) hat sich im vorliegenden Entwurf des FNP mit der demographischen Entwicklung auseinandergesetzt und den zukünftigen Bedarf an neuen Wohnbauflächen, bezogen auf die Kernstadt Kalbe (Milde) und die 35 Ortsteile ermittelt.

Trotz eines prognostizierten Bevölkerungsrückgangs bis zum Jahr 2030 von 13,5 % zum Basisjahr 2014 (6. Regionalisierte Bevölkerungsprognose des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt) und einer Zunahme der über 65 - Jährigen (67 und mehr) um ca. 30 % (31,25 %), sollen auch die Wohnraumansprüche in der EHG Kalbe (Milde) steigen. Ein Bedarf für die Neuausweisung von Wohnbauflächen lässt sich damit allerdings nicht begründen.

Ebenfalls ist ein Bedarf an neuen Bauflächen für Wohnen aus dem gutachterlichen Dokument aus dem Jahr 2016 mit der Bezeichnung „Abschlussbericht - Entwicklung eines interkommunalen, landkreisübergreifenden Brachflächen- und Leerstandsmanagement zur gemeinsamen Raumbeobachtung und -gestaltung in der Verbandsgemeinde Seehausen (Altmark), der Einheitsgemeinde Tangerhütte und der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) nicht unbedingt zu erkennen. So zeigt sich, dass die EHG über eine hohe Anzahl von leerstehenden Objekttypen die im Zusammenhang mit Wohnen stehen verfügt. Dies beziffert sich etwa auf 79 Objekte mit ca. 220 Wohnungen. Es wird gutachterlich ermittelt, dass sich der Leerstand von Wohnraum bis zum

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Jahr 2025 auf 689 Wohnungen erhöhen wird. Dies sei auf den Umstand der immer geringer werdenden Anzahl der innerhalb eines Haushaltes lebenden Personen, trotz sinkender Bevölkerungszahlen im Zusammenhang mit der Fortschreitenden Überalterung der Bevölkerung zurückzuführen.

Neben im Entwurf des FNP vorgestellten Handlungsansätzen wie Rückbau und Abriss von unattraktiven Wohnbauten, wie Geschosswohnungen wird die Darstellung von gemischten Bauflächen durch die EG Kalbe (Milde) als wirksames und geeignetes Instrument der Bauleitplanung erachtet und angewendet, um Leerstände oder Brachflächen einer zukünftigen Nutzung zuführen zu können. Dementsprechend wurden gegenüber dem Vorentwurf mit Stand vom 08.12.2016 nun vermehrt gemischte Bauflächen in den einzelnen Orten dargestellt. Damit soll u. a. die bauleitplanerische Voraussetzung geboten werden, den ursprünglichen spezifischen Gebietscharakter der Leerstands- und Brachflächen und den ausgeprägten dörflichen Charakter der Ortsteile insgesamt zu erhalten.

Trotz des nicht direkt zu ermittelnden Bedarfs werden neben vorhandenen Potentialen in B-Plänen wie Nr. 09/98 "Am Petersberg" und "Feldstraße" Eigenheimbau der Stadt Kalbe (Milde) und Potentialen in Baulücken, Bauflächen für Wohnen in einer Flächengröße von 8,22 ha mit einem Schwerpunkt auf Gemischten Bauflächen mit einem Anteil von 5,52 ha dargestellt. Den Großteil machen jedoch mit 3,18 ha gemischte Bauflächen Wohnbauflächen in der Stadt Kalbe (Milde) aus. Inklusive verfügbarer Bauplätze in den o.g. B-Plänen sind dort 33,5 potentielle Wohngrundstücke möglich. Die übrigen Flächenanteile erstrecken sich kleinräumig (unter einem Hektar) auf 14 von 35 weiteren Ortsteilen, wovon in 10 Ortsteilen sich aufgrund der geringen Flächengröße die Anzahl der Wohngrundstücken auf 0,5 - 1,5 beschränken würde.

Außerdem wird deutlich, dass Bauflächen für das Wohnen innerhalb „im Zusammenhang bebauter Ortsteile gemäß § 34 Baugesetzbuch (BauGB) dargestellt werden und der Hauptteil der Neuausweisungen mit einer Flächeninanspruchnahme über einem Hektar, sich auf das Stadtgebiet Kalbe (Milde) in der zentralörtlichen Funktion als Grundzentrum erstreckt. Nur im Einzelfall in der Ortslage Brunau und Packebusch, erfolgt eine straßenbegleitende Darstellung einer gemischten Baufläche, die dem Außenbereich zuzuordnen wäre (0,59 ha, Potenzial für 3 Wohnbaugrundstücke, 0,54 ha, Potenzial für 3 Wohngrundstücke). Zum anderen ist den vorliegenden Flächendarstellungen und -berechnungen zu entnehmen, dass durch Entsiegelung und Rückbaumaßnahmen in den Planflächen selbst sowie an anderer Stelle in den jeweiligen Ortslagen eine zuvor bestehende Versiegelung um insgesamt 7,96 ha (ebenfalls berücksichtigt werden Entsiegelungen bei gewerblichen Bauflächen, Sonderbauflächen und Satzungen) gesenkt werden kann.

Darüber hinaus wurden nicht mehr bedarfsgerechte Flächen innerhalb von genehmigten B-Plänen und/oder Satzungen ermittelt um perspektivisch die entsprechenden Bauleitplanungen aufzuheben, was seitens der obersten Landesentwicklungsbehörde ausdrücklich gewürdigt wird. Dies betrifft 8 Abrundungs- oder Ergänzungssatzungen, in den Ortsteilen Engersen, Güsselfeld, Jeetze, Kakerbeck, Neuendorf a.D. und Winkelstedt mit einer Gesamtfläche von 25,22 ha.“...

...“Aus obersten Landesentwicklungsbehörde sind die dargestellten Flächen für das Wohnen trotz des nicht zu errechnenden Bedarfs angemessen dimensioniert.

RAUMORDNERISCHE FESTLEGUNGEN ZUM FREIRAUMSCHUTZ UND FREIRAUMNUTZUNG Mit Schreiben der obersten Landesentwicklungsbehörde vom 13.02.2017 wurde eine bloße Auflistung von innerhalb des Geltungsbereich befindlichen Vorrang- und Vorbehaltsgebiete des LEP-LSA 2010 und REPI Altmark 2005 und eine fehlerhafte bis ausbleibende Analyse bemängelt. In den Planunterlagen zum Vorentwurf des FNP wurde die geplante Wohnbaufläche W1 gemäß REPI Altmark 2005 innerhalb des Vorranggebietes für Wassergewinnung (Nr. XXX, Winterfeld) dargestellt. Als Ziel der Raumordnung sind Vorranggebiete für Wassergewinnung, Gebiete von überregionaler, regionaler und herausragender Bedeutung für die Sicherung der öffentlichen Trinkwasserentsorgung. Planungen und Maßnahmen die mit diesem Ziel nicht vereinbar sind, sind unzulässig. In den vorliegenden Planunterlagen zum Entwurf ist diese Baufläche nicht mehr dargestellt. Eine Auseinandersetzung kann dementsprechend unterbleiben.

Die geplante Wohnbaufläche Nr. 6 in der Stadt Kalbe (Milde) befindet sich im Vorranggebiet für Hochwasserschutz (Überschwemmungsgebiet der Milde, Z. 123 LEP-LSA 2010). Vorranggebiete

18 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

für Hochwasserschutz sind zum Schutz von Leben und Gesundheit der Bevölkerung von Neubebauung freizuhalten. In den vorliegenden Planunterlagen ist ersichtlich, dass sich gegenständlich auf der geplanten Fläche ein Garagenkomplex befindet, welcher zurückgebaut werden soll, um Platz für Wohnraum zu schaffen. Nach dem LEP-LSA 2010 (Punkt 4) sind allerdings Ortslagen und baurechtlich gesicherte Flächen von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten ausgenommen. Aus Sicht der Raumordnung wird daher vorhandener Bebauung, die sich innerhalb im Zusammenhang bebauten Ortsteile i.S.d. § 34 BauGB befindet und als Baufläche innerhalb des Überschwemmungsgebiet ausgewiesen wird, zugestimmt. Diese Flächendarstellungen sind nur den Erfordernissen der Raumordnung vereinbar, insofern es sich um bereits bebaute Bereiche handelt. Darüber hinaus kann aus raumordnerischer Sicht dieser Planung zugestimmt werden, wenn eingeschätzt wird, dass der Hochwasserschutz nicht negativ beeinträchtigt wird, die Planung also nicht dme Ziel des LEP-LSA 2010 zuwiderläuft.“...

Wie bereits dargestellt, befindet sich die Fläche nicht mehr im Überschwemmungsgebiet.

...“ GEWERBLICHE BAUFLÄCHEN Gemäß dem LEP 2010 ist die Ansiedlung und Entwicklung von Industrie und Gewerbe (ausschließlich des großflächigen Einzelhandels) im gesamten Gebiet des zentralen Ortes möglich. In den übrigen Orten ist die Entwicklung auf den Eigenbedarf auszurichten (Ziel Z 26, LEP 2010). Unter diesem Gesichtspunkt sind die Entwicklungsziele wichtiger Gewerbestandort / Schwerpunkt Gewerbe für die Gemeinden zu prüfen. Insgesamt werden 5,66 ha als geplante gewerbliche Baufläche dargestellt, während sich ein Flächenanteil von 5,46 ha allein auf die Kernstadt Kalbe (Milde), innerhalb der Abgrenzung des Zentralen Ortes (Beikarte 12, Sachlicher Teilplan „Regionalstrategie Daseinsvorsorge und Entwicklung der Siedlungsstruktur in Ergänzung des REPI Altmark 2005) erstreckt. Gegründet werden die Gewerblichen Bauflächen auf Konversionsfläche sowie gewerblichen Brachflächen mit zum Teil hohem Versiegelungsgrad. Die Neuerschließung und Erweiterung von Industrie- und Gewerbeflächen ist insbesondere an zentralen Orten sowie an strategisch und logistisch wichtigen Entwicklungsstandorten sicherzustellen (Z 56 LEP-LSA 2010). Diesem Ziel der Landesentwicklung sowie der Schaffung von Arbeitsplätzen durch die Entwicklung attraktiver Standortbedingungen wird durch die Darstellung der Planflächen entsprochen. Die Auswahl der Standorte entspricht darüber hinaus dem Grundsatz der räumlichen Entwicklung (G 49 LEP-LSA 2010), eine Erweiterung oder Neuerschließung von Industrie- und Gewerbefläche auf innerstädtischen Industriebrachen sowie andere baulich vorgenutzte Flächen zu prüfen und zu initialisieren. Eine geplante gewerbliche Baufläche befindet sich in einer Flächenausdehnung von 0,2 ha angrenzend an ein bestehendes Gewerbegebiet in der Ortslage Brunau. Es handelt sich hierbei um eine bei der EHG Kalbe (Milde) angemeldete Bedarfsfläche.

Windenergie Im Gegensatz zum Vorentwurf werden nun nur noch die im sachlichen Teilplan „Wind in Ergänzung des REPI Altmark 2005 festgelegten Vorranggebiete für die Nutzung von Windenergie mit der Wirkung von Eignungsgebieten, nachrichtlich in der Plankarte übernommen. Mithin bestehen auch zu dieser Darstellung seitens der obersten Landesentwicklungsbehörde keine Bedenken.

PHOTOVOLTAIK UND BIOGAS Ziel der Landesplanung ist es, dass Energie stets in ausreichender Menge, kostengünstig, sicher und umweltschonend in allen Landesteilen zur Verfügung steht. Dabei sind insbesondere Möglichkeiten für den Einsatz erneuerbarer Energien auszuschöpfen und die Energieeffizienz zu erhöhen (LEP-LSA, Z 103). Entsprechende Planungen tragen dazu bei, die Energieversorgung des Landes Sachsen-Anhalt im Interesse der Nachhaltigkeit auf einen ökonomisch und ökologisch ausgewogenen Energiemix auszurichten (LEP-LSA, G 75).

Die im Rahmen des Schreibens der obersten Landesentwicklungsbehörde vom 13.02.2017 angemahnte Auseinandersetzung mit diesen Belangen insbesondere im Hinblick auf die künftige Ansiedlung von Freiflächen-Photovoltaik- oder Biogas-Anlagen wurde im Entwurf des FNP aufgegriffen und für das Gebiet der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) jeweilige Potentialanalysen vorgelegt, was aus hiesiger Sicht gewürdigt wird.

Im Rahmen der Potentialanalyse für Biogasanlagen wurden ergänzend zu Bestandsanlagen die Potenzialflächen für weitere Biogasanlagen ermittelt. Kriterium für die Ermittlung der Fläche für

19 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

die Anlage selbst, ist vor allem auch der Flächenbedarf für die Energiepflanzenproduktion. Es wird ein Flächenbedarf von 2.500 ha für eine Biogasanlage angenommen. Unter der Beachtung der ausschlaggebenden Standortfaktoren sind sieben Potenzialstandorte für Realisierung von Biogasanlagen möglich.

Im Rahmen der Potentialanalyse für die Nutzung von solarer Sonnenstrahlungsenergie sind unter Beachtung der Kriterien für die Nutzung von Flächen für Photovoltaikanlagen (bereits versiegelten Flächen oder Konversionsflächen) sind im Planungsraum drei potenzielle Flächen vorhanden. Davon werden zwei von diesen im FNP Entwurf als Sonderbaufläche (Solar) für Photovoltaik- / Freiflächenanlagen dargestellt (Alt Jemmeritz, Winkeltstedt). Im Rahmen der Aufstellung des vBP „Freiflächensolarstromanlage Jemmeritz der Stadt Kalbe (Milde) in Alt Jemmeritz wurde bereits in Form einer landesplanerischen Stellungnahme mit dem Aktenzeichen 20221/32-00192.1 am 18.06.2018 festgestellt, dass die Planung mit den Erfordernissen der Raumordnung vereinbar ist.

Diese konzeptionellen Auseinandersetzungen mit den im Entwurf des FNP vorgenommenen Flächendarstellungen entsprechen dem Ziel Z 103 des LEP-LSA und tragen dem Grundsatz der räumlichen Entwicklung G 75 des LEP-LSA 2010 in besonderem Maße Rechnung.“...

20 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

2.3 EINORDNUNG DER EINHEITSGEMEINDE SATDT KALBE (MILDE) IN DIE ZENTRALÖRTLICHE GLIEDERUNG Zentrale Orte sollen als Versorgungskerne über den eigenen örtlichen Bedarf hinaus soziale, wissenschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Aufgaben für die Bevölkerung ihres Verflechtungsbereiches übernehmen. Auch sollen sie Schwerpunktstandorte für die touristische Entwicklung der Altmark sein.

Die Stadt Kalbe (Milde) wird im REP Altmark als Grundzentrum eingestuft. Salzwedel übernimmt die Funktion des Mittelzentrums. Magnetfunktion für den Raum Kalbe (Milde) hat außerdem das (relativ) nahegelegene Grundzentrum Gardelegen mit Teilfunktion eines Mittelzentrums und Stendal als Mittelzentrum mit Teilfunktion eines Oberzentrums. Die Landeshauptstadt Magdeburg ist das Oberzentrum.

Für die Planungsregion Altmark ist eines der raumordnerischen Ziele, die zentralen Orte im ländlichen Raum so zu stärken, dass sie als Impulsgeber und Versorgungsschwerpunkt die regionale Entwicklung sichern.

LEGENDE

Auszug LEP LSA 2010, Beikarte 1 „Raumstruktur“ Raum Kalbe (Milde)

ABBILDUNG 1 AUSZUG AUS DEM LEP LSA 2010, BEIKARTE 1 „ RAUMSTRUKTUR“6

2.4 VORRANG- UND VORBEHALTSGEBIETE AUS DEN ENTWICKLUNGSPLÄNEN MIT BELANG VORRANGGEBIETE Gemäß § 8 Abs. 7 Nr. 1 ROG, sind Vorranggebiete für eine bestimmte raumbedeutsame Nutzung vorgesehen. Andere raumbedeutsame Nutzungen werden ausgeschlossen, soweit sie mit der vorrangigen Nutzung unvereinbar sind. Durch ihre endgültige Abwägung haben sie den Charakter von Zielen der Raumordnung und müssen beachtet werden.

VORBEHALTSGEBIETE Vorbehaltsgebiete haben nach § 8 Abs. 7 Nr. 2 ROG den Charakter von Grundsätzen der Raumordnung, denen in der Abwägung mit anderen Nutzungen ein besonderes Gewicht zukommt.

EIGNUNGSGEBIETE Sie bezeichnen Gebiete, die nach § 8 Abs. 7 Nr. 3 ROG für bestimmte raumbedeutsame Funktionen geeignet sind und gleichzeitig diese Nutzungen an anderer Stelle im Planungsgebiet ausschließen. Hier liegt die Bedeutung im Sinne der Raumordnung auf den für die Nutzung nicht geeigneten Gebieten außerhalb des Eignungsgebietes.

Für die Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) sind Maßgaben und Belange aus den Planungsgrundlagen der Regionalplanung zu beachten bzw. zu berücksichtigen.

6

21 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

Wegen der Bedeutung für die Flächennutzungsplanung sind zur Übersicht die Abbildungen 2 und 3 enthalten: ‚Ausschnitt aus dem LEP-LSA 2010‘ und Ausschnitt aus dem ‚Regionalen Entwicklungsplan 2005’.

LAGE DES PLANGEBIETES

ABBILDUNG 2 AUSSCHNITT AUS DEM LANDESENTWICKLUNGSPLAN LSA (LEP LSA) STAND 2010 MIT LEGENDE7

7

22 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

LEGENDE Vorranggebiete Natur und Landschaft

Hochwasserschutz

Rohstoffgewinnung Wassergewinnung

Nutzung der Windenergie

Regional bedeutsame Vorrangstandorte

Kultur- und Denkmalpflege Gebiete zur unterirdischen behälterlosen

Speicherung Standorte zur Abwasserbehandlung (Bestand) Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft Tourismus und Erholung Aufbau eines ökologischen Verbundsystems Erstaufforstung Wassergewinnung

Verkehr Bestand Hauptverkehrsstraße mit Landesbedeutung Straße mit regionaler Bedeutung Schienenverbindung für den Fernverkehr

ABBILDUNG 3 AUSSCHNITT AUS DEM REGIONALEN ENTWICKLUNGSPLAN ALTMARK (REP ALTMARK)8

8 Stand 15.12.2005

23 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

VORRANGGEBIETE FÜR NATUR UND LANDSCHAFT

Gemäß dem LEP-LSA 2010 dienen sie dem Erhalt und der Entwicklung der natürlichen Lebensgrundlagen und werden zur Sicherung des Naturhaushalts, insbesondere zur Sicherung der Artenvielfalt, der Biotopsicherung, der Pflege der Landschaft und dem Schutz von Naturgütern ausgewiesen.

„Hierzu gehören NATURA 2000 Gebiete, bedeutende naturschutzrechtlich geschützte Gebiete, für den langfristigen Schutz von Natur und Landschaft, besonders wertvolle Gebiete und Gebiete von herausragender Bedeutung für ein landesweites ökologisches Verbundsystem“.

XIV Kalbscher Werder bei Erhalt des Nebeneinanders extrem trockener Vienau Binnendünen und nasser Quellbereiche sowie deren Übergänge. Erhalt der typischen Vegetationsabfolgen von Kiefern-Dünenwald bis zum Bruchwald VII Teile der Milde und Erhalt und Sicherung des Vogelschutzgebietes, der Secandsgrabenniederung zahlreichen Fließgewässer und deren Randbereiche sowie deren Bedeutung als regionales und überregionales Brut-, Nahrungs- und Rastgebiet zahlreicher z.T. vom aussterben bedrohter Vogelarten. Teile der Milde-/Secantsgrabenniederung Altmark wurden im REP Altmark konkretisiert/erweitert, um FFH-Gebiete, die dem NATURA 2000 Netz angehören, raumordnerisch zu schützen XII Buchenwald östlich von Erhalt seiner potentiell natürlichen Vegetation eines Klötze und Jemmeritzer Waldmeister-Buchenwaldes Moor

TABELLE 2 VORRANGGEBIETE FÜR NATUR UND LANDSCHAFT

VORRANGGEBIETE FÜR DEN HOCHWASSERSCHUTZ

Gemäß dem LEP-LSA 2010 sind Gebiete der Flussniederungen für den Hochwasserrückhalt und den Hochwasserabfluss zu erhalten. Nachteilige Veränderungen der Flächennutzung die die Hochwasserentstehung begünstigen oder beschleunigen sind zu vermeiden.

XI Secantsgraben Im Plangebiet nördlich von Karritz und Neuendorf am Damm fließt der Secantsgraben, jedoch liegt im REP das zeichnerisch dargestellte Gebiet für Hochwasserschutz außerhalb der südlichen Plangebietsgrenze am Secantsgraben südlich Kremkau und Berkau XIV Augraben An der Linie Kackerbeck – Güsselfeld weiter entlang der nördlichen Plangebietsgrenze IV Milde Im Plangebiet östlich von Vienau entlang der Milde bis Kalbe und um Kalbe herum VI Aland-Biese An der nordöstlichen Plangebietsgrenze bei Hagenau an der Biese

TABELLE 3 VORRANGGEBIETE FÜR DEN HOCHWASSERSCHUTZ

24 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

VORRANGGEBIETE FÜR DIE ROHSTOFFGEWINNUNG

Gebiete, die laut LEP-LSA, dem Schutz von erkundetem Rohstoffvorkommen insbesondere vor Verbauung und somit der vorsorgenden Sicherung der Versorgung der Volkswirtschaft mit Rohstoffen dienen.

IV Kiese und Kiessande Bühne Zwischen Vahrholz und Bühne Untertage Erdgasfelder Altmark Im REP für das Plangebiet nicht konkretisiert. Im LEP- LSA 2010 Beikarte 3 Nr. VII verzeichnet. Betrifft ungefähr die westliche Hälfte des Plangebietes

TABELLE 4 VORRANGGEBIETE FÜR DIE ROHSTOFFGEWINNUNG

VORRANGGEBIETE FÜR DIE WASSERGEWINNUNG

Laut LEP-LSA 2010 dienen sie der quantitativen und qualitativen Sicherung der öffentlichen Trinkwasserversorgung.

Die Trinkwasserversorgung ist essentieller Bestandteil der Daseinsvorsorge. Grundwasser ist flächendeckend vor Belastungen zu schützen.

Flächenhafte Belastungen des Grundwassers sind durch ordnungsgemäße Landbewirtschaftung und durch Vermeidung anderer Emissionen zu verringern.

Gegebene natürliche Bedingungen der Grundwasserneubildung dürfen nicht verschlechtert werden. Einleitung von Stoffen in das Grundwasser dürfen nur erlaubt werden, wenn eine Verschlechterung des Grundwasserzustandes auszuschließen ist.

XXX Winterfeld Südlich von Sallenthin

TABELLE 5 VORRANGGEBIETE FÜR DIE WASSERGEWINNUNG

25 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

WINDENERGIE

ABBILDUNG 4 AUSSCHNITT - ERGÄNZUNG DES REP ALTMARK 2005 UM DEN SACHLICHEN TEILPLAN „WIND“

VORRANGGEBIETE FÜR DIE NUTZUNG VON WINDENERGIE MIT DER WIRKUNG VON EIGNUNGSGEBIETEN

LEP-LSA: “Die Regionalen Planungsgemeinschaften sollen […] unterstützen, dass der Anteil der erneuerbaren Energien in Form von Windenergie […] am Energieverbrauch entsprechend dem Klimaschutzprogramm und dem Energiekonzept des Landes ausgebaut werden kann.“9 In den Regionalen Entwicklungsplänen sind die räumlichen Voraussetzungen für die Nutzung der Windenergie zu sichern.10

REP Altmark: „Vorranggebiete für die Nutzung der Windenergie mit der Wirkung von Eignungsgebieten werden ausgewiesen, um mögliche Konflikte der Windenergienutzung mit anderen raumbedeutsamen Nutzungsarten zu vermeiden.

Mit der Festlegung eines Nutzungsvorranges für Windenergie wird die gemeindliche Bauleitplanung nach § 1Abs. 4 BauGB zur Anpassung verpflichtet.

Mit der Ausweisung als Vorranggebiet mit der Wirkung eines Eignungsgebietes sollen die für die Windenergienutzung geeigneten Gebiete, die ein geringes Konfliktpotenzial zu allen Schutzgütern beinhalten, langfristig gesichert werden, damit im Rahmen einer nachhaltigen Nutzung eine Leistungskraftsteigerung möglich bleibt.“11

TABELLE 6 VORRANGGEBIETE FÜR DIE NUTZUNG VON WINDENERGIE…

9 LEP-LSA 2010 Seite 46 10 LEP-LSA 2010 Seite 47 11 Ergänzung des REP Altmark (2005) um den sachlichen Teilplan „Wind“ für die Planungsregion Altmark, genehmigt am 14.01. 2013

26 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

BEZEICHNUNG FÜR DEN FNP RELEVANTE AUSZÜGE AUS DEM FACHBEITRAG UNB ALTMARKKREIS SALZWEDEL ZU IM REP- UMWELTBERICHT DES REP-ALTMARK ALS DEN VORHANDENEN UND GEPLANTEN ALTMARK ÜBERGEORDNETER LEITPLAN UND VORGABE DER WINDKRAFTANLAGEN (WKA) IM GEMEINDEGEBIET RAUMORDNUNG II Liesten, Schutzgut Flora Fauna Biodiversität • Erstreckt sich über die Gemarkung Jeggeleben; Im Vorranggebiet befinden sich Hecken, Liesten (Einheitsgemeinde Stadt 218 ha Gehölzstreifen und eine kleinräumige Salzwedel) und Jeggeleben Nördlich von Waldfläche. • Im Bereich Jeggeleben zurzeit 13 WKA, Jeggeleben Brut der Wiesenweihe in 500 m Entfernung 9 Anlagen Typ Micon NM82 zu 1,5MW zur bestehenden Anlage. Spezielle und 134m Gesamthöhe, 4 Anlagen Typ Untersuchungen zur Wiesenweihe sind im Enercon E-92 zu 2,35MW und 184m Rahmen eines Genehmigungsverfahrens zu Gesamthöhe prüfen. Schutzgebiete im Umfeld des • 2003 wurden die 9 kleineren Anlagen Vorrangebietes werden nicht direkt genehmigt. Damals hat die beeinträchtigt. Geringes Konfliktpotential. eigenständige Gemeinde Jeggeleben ein Bebauungsplanverfahren begonnen. Schutzgut Landschaftsbild Nach ausreichender Planreife wurden Östlich angrenzend sind Flächen mit die Anlagen auf Grundlage §33 BauGB besonderem Wert für das Landschaftsbild genehmigt. Danach ist das Interesse am (Studie IHU Stendal von 2001). Geringes B-Planverfahren eingeschlafen, sodass Konfliktpotential aufgrund von es nie zum Satzungsbeschluss kam. Das Vorbelastungen durch das VR Badel IX mit was damals im Planentwurfsstadium 11 WKA erarbeitet worden ist, ist nie rechtswirksam geworden und nicht Schutzgut Kultur- und Sachgüter rechtlich bindend Die im Vorranggebiet befindlichen • Die 4 größeren Anlagen TYP Enercon steinzeitlichen Grabanlagen sind im wurden im März 2015 genehmigt und Rahmen der Genehmigungsverfahren zu sind Ende 2015 in Betrieb gegangen behandeln. Geringes Konfliktpotential. • Fläche nach UNB mit 13 WKA technisch ausgeschöpft • Kleinere Anlagen haben 2/3 ihrer Förderungsdauer hinter sich. Für diese wird Repowering interessant. • Im Liestener Teil gibt es 9 alte Anlagen Typ Micon NM82 zu 1,5MW und 134m Gesamthöhe. Aktuell werden 3 Anlagen vom Typ Vestas V112 zu 3,3MW und 196m Gesamthöhe gebaut. Danach ist die Teilfläche ausgeschöpft VIII Kakerbeck; Schutzgut Flora, Fauna, Biodiversität • Liegt nur zu einem Teil in der 110 ha Einheitsgemeinde, mit der Teilfläche Westlich von Im nördlichen Bereich des Gebietes Gemarkung Kakerbeck. Andere Kakerbeck befindet sich ein überregionaler Teilfläche mit Gemarkung Neuendorf Vogelzugkorridor. gehört zur Einheitsgemeinde Klötze Geringes Konfliktpotential • Insgesamt 27 WKA Typ Frisia F56 zu 0,86 MW und 97m Gesamthöhe, davon Schutzgut Landschaftsbild 12 in Gemarkung Kakerbeck Nördlich (1.500 m), südlich (ca. 1.000 m) • Genehmigung und Errichtung der und östlich (ca. 1.500 m) des geplanten VR Anlagen im Jahr 2000 Wind befinden sich Flächen mit besonderem • Vorhabensbezogener B-Plan wurde Wert für das Landschaftsbild (Studie IHU angestrengt und nach ausreichender Stendal 2001) und Flächen des Planreife WKA über §33 BauGB Biotopverbundsystems LSA (Milde- genehmigt Niederung, Bäke, Traubeneiche-Rotbuchen- • Ausgang des B-Planverfahrens der UNB Wälder bei Jemmeritz). unbekannt, Herr Klösch von der Stadt Nördlich (ca. 1.000 m) und südlich (ca. Kalbe könnte weiterhelfen 2.500 m) befinden sich besonders wertvolle • Regionalplanung (REPLA) hat nur einen Bereiche für den Vogelartenschutz. Teil der Fläche als Vorranggebiet Aufgrund der Vorbelastung mittleres ausgewiesen. Es befinden sich lediglich Konfliktpotential 8 WKA eindeutig innerhalb der Vorrangflächen (4 in Gemarkung Schutzgut Kultur- und Sachgüter Kakerbeck und 4 in der Gemarkung Im Vorranggebiet befindet sich ein Neuendorf) archäologisches Kulturdenkmal aus der Zeit • Sowohl der Windpark als auch das des Neolithikums. Der Umgang damit ist im Vorranggebiet sind ausgeschöpft Rahmen der notwendigen • Investor für Repowering bereits da, Genehmigungsverfahren zu regeln. eventuell noch 2 Jahre bis Pläne konkret werden

27 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

BEZEICHNUNG FÜR DEN FNP RELEVANTE AUSZÜGE AUS DEM FACHBEITRAG UNB ALTMARKKREIS SALZWEDEL ZU IM REP- UMWELTBERICHT DES REP-ALTMARK ALS DEN VORHANDENEN UND GEPLANTEN ALTMARK ÜBERGEORDNETER LEITPLAN UND VORGABE DER WINDKRAFTANLAGEN (WKA) IM GEMEINDEGEBIET RAUMORDNUNG IX Badel/ Schutzgut Flora, Fauna, Biodiversität • Größte Teil erstreckt sich auf Gemarkung Thüritz; 1.000 m nördlich und 2.500 m südlich Thüritz (Stadt Kalbe), eine Teilfläche 111 ha besonders wertvolle Bereiche für den liegt in der Gemarkung Lüge (Stadt Nördlich von Vogelartenschutz Arendsee) Thüritz an • Der UNB liegen keine Informationen zu der Schutzgut Landschaftsbild B-Planungen vor Plangebiets- Flächen mit besonderem Wert für das • Alle Anlagen über grenze Landschaftsbild und Flächen des Außenbereichsprivilegierung nach §35(1) Biotopverbundsystem LSA (Milde- BauGB genehmigt Niederung, Bäke, Traubeneiche- • In Gemarkung Lüge bestehen zwei 2003 Rotbuchen- Wälder bei Jemmeritz) sind genehmmigte Anlagen vom Typ Vestas 1.500 m nördlich, 1.000 m südlich und V80 mit 2 MW und 118 m Gesamthöhe. 1.500 m östlich vom Vorranggebiet. Aktuell werden drei 2015 genehmigte Besonders wertvolle Bereiche für den Anlagen vom Typ Nordex N117 mit je Vogelartenschutz sind 1.000 m nördlich 3 MW und 178/199 m Gesamthöhe und 2.500 m südlich. Ein überregionaler errichtet Vogelzugkorridor befindet sich im • In der Gemarkung Thüritz bestehen 8 nördlichen Bereich des Vorranggebietes. zwischen 2000 und 2001 genehmigte Aufgrund des vorhandenen Bestandes von Anlagen vom Typ Bonus 62 mit je 9 WKA wird die Beeinträchtigung des 1,3 MW und 99m Gesamthöhe. Aktuell Schutzgutes als mittel bewertet. sollen zwei 2016 genehmigte Anlagen vom Typ Nordex N117 mit je 3MW und Schutzgut Kultur- und Sachgüter 199 m Gesamthöhe zugebaut werden, Es befindet sich ein archäologisches was für Juli 2016 geplant ist. Kulturdenkmal aus mittelalterlicher Zeit im • Um weitere Anlagen zu errichten, wäre Vorranggebiet. Der Umgang damit ist im nach Meinung der UNB ein Rückbau von Rahmen der notwendigen Altanlagen erforderlich Genehmigungsverfahren zu regeln. X Zethlingen; Schutzgut Flora, Fauna, Biodiversität • Zethlingen wurde neu aufgenommen 96 ha FFH-Gebiet (0185 LSA) Köhe in ca. und war bis vor kurzem noch unbebaut. Nordwestlich 5.000 m Entfernung in nordwestlicher 2014 beantragte der Investor 8 Anlagen Richtung (westlich von Winterfeld), Typ General Electric 2.75 mit 2,75 MW 3.500 m nördlich FFH Gebiet und 199 m Gesamthöhe und schöpfte (0260 LSA) Kuhschellenstandort bei damit die Vorrangfläche komplett aus. Recklingen. 6 davon wurden Anfang 2016 genehmigt Biotopverbundflächen LSA sind die und sind derzeit im Bau. Zwei Anlagen Mildeniederung, Purnitz-Niederung sowie sind aus naturschutzrechtlicher Sicht der Baarser Mühlengraben. In ca. 1.300 m (Rotmilan) derzeit nicht südwestlicher Entfernung sind besonders genehmigungsfähig. wertvolle Bereiche für den Vogelartenschutz. 1.200 m südlich vom Vorranggebiet befindet sich ein überregionaler Vogelzugkorridor. Geringes Konfliktpotential.

Schutzgut Landschaft und Landschaftsbild Flächen mit besonderem Wert für das Landschaftsbild (Studie IHU Stendal 2001) und Flächen des Biotopverbundsystems LSA (Mildeniederung, Purnitz-Niederung, Baarser Mühlengraben) befinden sich in 3.000 m nordwestlicher – und in 1.000 m südlicher Entfernung zum Vorranggebiet. Die wertvollen Bereiche für den Vogelartenschutz und der überregional bedeutsame Vogelzugkorridor sind, wie unter dem vorangegangenen Schutzgut erwähnt, ebenso bedeutsam für das Schutzgut Landschaft und Landschaftsbild. Aufgrund keiner vorhandenen Vorbelastung wird das Konfliktpotential als mittel eingestuft. Mittleres Konfliktpotential durch vorhandene WKA.

28 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

BEZEICHNUNG FÜR DEN FNP RELEVANTE AUSZÜGE AUS DEM FACHBEITRAG UNB ALTMARKKREIS SALZWEDEL ZU IM REP- UMWELTBERICHT DES REP-ALTMARK ALS DEN VORHANDENEN UND GEPLANTEN ALTMARK ÜBERGEORDNETER LEITPLAN UND VORGABE DER WINDKRAFTANLAGEN (WKA) IM GEMEINDEGEBIET RAUMORDNUNG XII Jeetzte, Schutzgut Flora, Fauna, Biodiversität • Im Bestand 28 Anlagen Brunau; IBA 0009 LSA Milde-Niederung und • Der UNB liegen keine B- 325 ha gleichnamige SPA 0009 LSA in ca. Planungsinformationen vor Zwischen 2.600 m südlicher Richtung, FFH-Gebiet • Anlagen über Kehrstedt 0003 LSA Kalbescher Werder. Außenbereichspriviligierung genehmigt und Jeetze Kalbescher Werder und die Augraben • Ende 2000 wurden 4 Anlagen vom Typ Niederung sind Flächen des Enercon E-44 mit 0,6 MW und 87 m Biotopverbundsystems LSA. Gesamthöhe genehmigt In 2.500 m südöstlicher Entfernung • 2004 Genehmigung für 16 Enercon E-70 befinden sich besonders wertvolle mit je 2 MW und 134 m Gesamthöhe Bereiche für den Vogelartenschutz. Das • 2011 Genehmigung für 3 Anlagen, Typ Vorranggebiet liegt in einem Enercon E-82 mit 2,3 MW und überregionalen Vogelzugkorridor, dem 125/149 m Gesamthöhe jedoch durch die bereits genehmigten • 2013 Genehmigung der letzten 5 WKA eine mittelbare Relevanz zukommt. Anlagen, Typ Vestas V112 mit 3 MW und Im Rahmen der Beteiligung zum ersten 196 m Gesamthöhe Entwurf wurden naturschutzfachliche • Laut UNB ist noch Platz für 2-3 weitere Hinweise berücksichtigt. Belange des Anlagen, ohne das Altanlagen Vogelschutzes wurden im zurückgebaut werden müßten. Genehmigungsverfahren zu den bereits • Bisher nur ein Investor, der im Bereich errichteten WKA unter Berücksichtigung der vier, im Jahr 2000 genehmigten der angrenzenden Schutzgebiete nach Anlagen zubauen möchte. Er würde dann FFH- und EU SPA geprüft. Eine mögliche 5 Anlagen errichten und dafür die 4 Beeinträchtigung der sich in der Nähe Altanlagen abbauen befindenden Schutzgebiete durch vorhandene WKA wurde nicht festgestellt.

TABELLE 7 GRUNDLAGENINFORMATIONEN - VORRANGGEBIETE FÜR DIE NUTZUNG VON WINDENERGIE

REGIONAL BEDEUTSAME VORRANGSTANDORTE

REP-Altmark Vorrangstandorte werden für die Ansiedlung landesbedeutsamer Industrie- und Verkehrsanlagen festgelegt. Schwerpunkte für die Entwicklung von Industrie und Gewerbe sowie für die infrastrukturelle Anbindung an andere Räume sind alle Zentralen Orte.

„Planungen zur Ansiedlung von Industrie und Gewerbe, von Verkehrseinrichtungen, Abfallentsorgungsanlagen, Standorte für Kultur- und Denkmalpflege, großflächige Freizeitanlagen sowie Häfen und Umschlagplätze können Größenordnungen erreichen, die deutlich über den örtlichen Bedarf hinausgehen und vielmehr von regionaler Bedeutung sind. Deshalb ist es notwendig, derartige Standorte von regionaler Bedeutung festzulegen und sie von entgegenstehenden raumbeanspruchenden und raumbeeinflussenden Nutzungen freizuhalten.“12 Kutur- und Denkmalpflege Städte und Gemeinden, die auf Grund Ihrer Kulturgüter und/oder ihrer geschichtlichen Entwicklung eine Zethlingen, Engersen, Bereicherung der Kulturlandschaft Altmark darstellen. Kalbe,Brunau Gebiete zur unterirdischen Wichtige volkswirtschaftliche, überregional bedeutsame behälterlosen Speicherung: Einrichtungen zur Sicherstellung einer verlässlichen Primärenergieversorgung mit Erdgas. Die Errichtung von Untergrundspeicher Meßdorf Windenergieanlagen ist auf diesen Flächen (östlich Beese, außerhalb ausgeschlossen. östlich angrenzend am Plangebiet) Standorte zur Abwasserbehandlung:

Kakerbeck, Kalbe-Milde

TABELLE 8 REGIONAL BEDEUTSAME VORRANGSTANDORTE

12 Regionalen Entwicklungsplan Altmark (REP Altmark) Stand 15.12.2005, Seite 17.

29 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

VORBEHALTSGEBIETE FÜR LANDWIRTSCHAFT LEP-LSA Vorbehaltsgebiete für die Landwirtschaft bezeichnen solche, in denen die Landwirtschaft als Nahrungs- und Futtermittelproduzent, als Produzent nachwachsender Rohstoffe sowie als Bewahrer und Entwickler der Kulturlandschaft den wesentlichen Wirtschaftsfaktor darstellt.

REP-Altmark: „Die landwirtschaftliche Nutzung des Freiraumes soll dazu beitragen, dass naturbetonte, die Landschaft prägende Strukturelemente der Feldflur erhalten werden.

In Gebieten, in denen die Landwirtschaft aufgrund spezifischer Standortfaktoren besondere Funktionen für den Naturhaushalt, die Landschaftspflege, die Erholung und die Gestaltung des ländlichen Raumes besitzt oder in denen die Landwirtschaft eine hervorgehobene Rolle zur Pflege und zum Erhalt der Kulturlandschaft einnimmt, sind diese Funktionen bei allen raumbeanspruchenden Planungen und Maßnahmen zu berücksichtigen, zu unterstützen bzw. langfristig zu sichern.“13

Laut REP-Altmark befinden sich nach LEP LSA folgende Vorbehaltsgebiete der Landwirtschaft im Plangebiet: Teile der Altmark (vgl. Kartenauszug aus REP-Altmark) Betrifft den nordwestlichen Planungsraum des Flächennutzungsplans

TABELLE 9 VORBEHALTSGEBIETE FÜR DIE LANDWIRTSCHAFT

VORBEHALTSGEBIETE FÜR TOURISMUS UND ERHOLUNG

REP Altmark Gebiete, die aufgrund der naturräumlichen und landschaftlichen Potenziale, der Entwicklung und/oder des Bestandes an touristischen Einrichtungen für den Tourismus und die Erholung besonders geeignet sind. Eine verstärkte Weiterentwicklung von Tourismus und Erholung wird angestrebt unter Beachtung der Umwelt- und Sozialverträglichkeit von Vorhaben in diesen Räumen. Für die Region bedeutsame Vorbehaltsgebiete sind laut REP-Altmark:

Engersen In der Ausdehnung Engersen – Wernstedt bis zur westlichen Plangebietsgrenze. Kalbe-Milde In etwa das gesamte Stadtgebiet und in weiterer westlicher Ausdehnung, auf Hälfte der Strecke nach Wernstedt.

LEP-LSA Touristische Markensäulen die das Plangebiet betreffen: Straße der Romanik Entdeckungsreise ins Mittelalter, kulturtouristisches Landesprojekt; 80 Objekte in 65 Orten; Markensäule und Dachmarke des Geschäftsfeldes Kulturtourismus Im Plangebiet befindet sich in Engersen die Dorfkirche aus dem 13Jhd. auf der Straße der Romanik

TABELLE 10 VORBEHALTSGEBIETE FÜR TOURISMUS UND ERHOLUNG

13 Regionalen Entwicklungsplan Altmark (REP Altmark) Stand 15.12.2005, Seite 19.

30 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

VORBEHALTSGEBIETE FÜR DEN AUFBAU EINES ÖKOLOGISCHEN VERBUNDSYSTEMS

REP Altmark: Gebiete zur Vermeidung von Isolation von Biotopen oder ganzen Ökosystemen werden für den Aufbau eines ökologischen Verbundsystems festgelegt.

Sie umfassen großräumige, naturraumtypische, reich mit naturnahen Elementen ausgestattete Landschaften sowie Verbundachsen zum Schutz naturnaher Landschaftsteile inklusive gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Kulturlandschaften mit ihren charakteristischen Lebensgemeinschaften zählen ebenso dazu. Zum ökologischen Verbundsystem gehören in der Regel auch die Vorranggebiete für Hochwasserschutz und teilweise die Vorranggebiete für Wassergewinnung und nach LEP-LSA auch die Vorranggebiete für Natur und Landschaft.

Die Flächen sind schwerpunktmäßig für die Durchführung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vorzusehen und können in Teilbereichen für eine Erstaufforstung genutzt werden. Im LEP-LSA dargestelltes Vorbehaltsgebiet für den Aufbau eines ökologischen Vebundsystems im Plangebiet: Nr. Bezeichnung Beschreibung 13 Niederungen der Altmark „In der überwiegend land- und forstwirtschaftlich geprägten Altmark stellen die Niederungen mit ihren Grabensystemen, Grünland und Sumpfwäldern sowie angrenzenden flechtenreichen Kiefernwäldern auf Sandböden die wesentlichen Biotopverbundstrukturen zwischen dem Elbetal, dem Drömling und der Colbitz- Letzlinger Heide dar. Die Niederungen bilden ein eng vernetztes System. Unter dieser Bezeichnung wurden insbesondere die Landgraben-Dumme-Niederung, die Jeetze- Niederung, die Secandsgraben-Niederung und die Tangerniederung zusammengefasst, die die Altmark einzigartig vernetzen.“14 5 Milde- und Zwischen Kalbe und Klein Engersen Secantsgrabenniederung Zwischen Neuendorf am Damm und Karritz Altmark Südöstlich von Kahrstedt 8 Zichtauer Berge/Klötzer Forst Südlich von Kakerbeck von der Bundesstraße zur westlichen Plangebietsgrenze mit der Jemmeritzer Heide 13 Milde-Biese-Niederung Entlang der Linie Mehrin, Packebusch, Hagenau bis zur nordöstlichen Plangebietsgrenze Östliche Plangebietsgrenze auf der Höhe von Vienau

TABELLE 11 VORBEHALTSGEBIETE FÜR DEN AUFBAU EINES ÖKOLOGISCHEN VEBUNDSYSTEMS

14 LEP-LSA 2010 G90 Punkt 13

31 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

VORBEHALTSGEBIETE FÜR DIE ERSTAUFFORSTUNG

LEP-LSA: „Vorbehaltsgebiete für Erstaufforstungen sind Gebiete in denen das Bewaldungspotenzial des Landes im Interesse ausgewogener Anteile von Wald, offenem Gelände und Bebauung in einer harmonischen Kulturlandschaft durch Aufforstungen erhöht werden soll. Für die Ausweisung dieser Gebiete sind Bergbaufolgelandschaften, durch Industrieemissionen beeinflusste Flächen und landwirtschaftlich nicht nutzbare Böden besonders zu berücksichtigen. Durch die Regionalplanung können Vorbehaltsgebiete für Erstaufforstungen festgelegt werden.“15

REP-Altmark: „Ausgehend von der Verpflichtung zur Nachhaltigkeit bei der Waldbewirtschaftung und zur Verbesserung der Schutz- und Erholungsfunktion des Waldes ist langfristig eine Erhöhung des Waldanteils in der Altmark auf 25 % anzustreben. Eine weitere Erhöhung des Waldanteils ist nicht ausgeschlossen, wenn Flächen in größerem Umfang aus der landwirtschaftlichen Nutzung entlassen werden.“16

Nr. Bezeichnung Beschreibung 1 Berkau-Bismark An/außerhalb der Plangebietsgrenze östlich Karritz Richtung Poritz (Grützland)

TABELLE 12 VORBEHALTSGEBIETE FÜR DIE ERSTAUFFORSTUNG

VORBEHALTSGEBIETE FÜR DIE WASSERGEWINNUNG

LEP-LSA: „Vorbehaltsgebiete für Wassergewinnung sind Gebiete mit Wasservorkommen, die im Interesse der Trinkwasserversorgung kommender Generationen langfristig gesichert werden sollen“17.

REP-Altmark: „Vorbehaltsgebiete für Wassergewinnung werden festgelegt, um die öffentliche Wasserversorgung langfristig sichern zu können. In diesen Gebieten ist bei Abwägung mit konkurrierenden Nutzungen dem Vorbehalt Wassergewinnung ein besonderes Gewicht beizumessen.“18

Nr. Bezeichnung Beschreibung 6 Dolchau-Mehrin Weitläufiges Gebiet, in der Ausdehnung Brunau, Jeetze, Kahrstedt, Vienau, Mehrin, Hagenau

TABELLE 13 VORBEHALTSGEBIET FÜR DIE WASSERGEWINNUNG

15 LEP-LSA 2010 16 REP-Altmark 2005, Seite 25 17 LEP-LSA 2010, Z 143 18 REP-Altmark 2005, Seite 22

32 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

2.5 TRINKWASSERSCHUTZGEBIETE Im Planungsraum des Flächennutzungsplanes sind keine Trinkwasserschutzgebiete ausgewiesen. Es sind auch keine Trinkwasserschutzgebiete aktuell in Planung.

Es befindet sich ein Vorbehaltsgebiet für Wassergewinnung „Dolchau – Mehrin“ im Untersuchungsraum, zur langfristigen Sicherung der öffentlichen Wasserversorgung. Im Ergebnisbericht über hydrogeologische Pionierbohrungen Landkreis Salzwedel – Ost der IHU- Geologie und Analytik GmbH Stendal vom 15.01.1992 wurde das Untersuchungsgebiet aus „[…] geologischen Erwägungen (Vorkommen wasserführender geschützter Tertiärsande) und aus Gründen des Grundwasserschutzes (Möglichkeit der Festlegung wirksamer Schutzzonen) so ausgewählt, dass ein land- und forstwirtschaftlich genutztes Areal zwischen den Ortschaften Jeetze, Brunau, Packebusch, Hagenau, Beese, Mehrin, Vienau, und Dolchau vorzugsweise zu bearbeiten war.

„Trotz der bestehenden Biogasanlage spricht nichts gegen den Erhalt des Vorbehaltsgebietes und eine spätere Nutzung zur Trinkwassergewinnung. Im Falle einer Ausweisung eines Trinkwasserschutzgebietes würde die Anlage ggf. zunächst Bestandsschutz haben und müsste im Nachhinein an die Vorschriften der Wasserschutzgebietsverordnung angepasst werden.“19

2.6 ÜBERSCHWEMMUNGSGEBIETE / HOCHWASSERSCHUTZ ÜBERSCHWEMMUNGSGEBIETE / HOCHWASSERSCHUTZ Hochwasser ist eine zeitlich beschränkte Überschwemmung von normalerweise nicht mit Wasser bedecktem Land (vgl. § 72 WHG).

Zum Verständnis und als wichtige Hintergrundinformation zum Themenkapitel werden im Folgenden wesentliche Paragraphen des Abschnittes 6 „Hochwasserschutz“ des Wasserhaushaltgesetztes tiefergehend betrachtet.

Das Wasserhaushaltgesetz (WHG) • Nach § 76 (1) WHG sind Überschwemmungsgebiete Gebiete, zwischen oberirdischen Gewässern und Deichen oder Hochufern und sonstige Gebiete, die bei Hochwasser überschwemmt oder durchflossen oder für die Hochwasserentlastung oder Rückhaltung beansprucht werden. • • Die Landesregierung setzt durch Rechtsverordnung Überschwemmungsgebiete gemäß § 76 (2) Satz 1 Nr. 1 und 2 WHG, die innerhalb der Risikogebiete oder der nach § 73 (5) Satz 2 Nr. 1 WHG zugeordneten Gebiete, in denen ein Hochwasserereignis statistisch einmal in 100 Jahren zu erwarten ist und die zur Hochwasserentlastung und Rückhaltung beanspruchten Gebiete fest (festgesetzte Überschwemmungsgebiete) • • Noch nicht nach Absatz 2, WHG festgesetzte Überschwemmungsgebiete sind vorläufig zu sichern (vorläufig gesicherte Überschwemmungsgebiete) • • Überschwemmungsgebiete sind in ihrer Funktion als Rückhalteflächen zu erhalten (vgl. § 77 Abs. 1) Sowohl festgesetzte - als auch vorläufig gesicherte Überschwemmungsgebiete sind rechtsverbindlich.

BAULICHE SCHUTZVORSCHRIFTEN IN FESTGESETZTEN ÜBERSCHWEMMUNGSGEBIETEN (§ 78 WHG) Absatz 1 und 2 In festgesetzten Überschwemmungsgebieten ist die Ausweisung neuer Baugebiete im Außenbereich in Bauleitplänen oder in sonstigen Satzungen nach dem Baugesetzbuch untersagt (vgl. § 78 (1)). Ausnahmen die zugelassen werden können regelt der Absatz 2 in den Punkten eins bis neun.

19 UWB Altmarkkreis Salzwedel – Mail vom 09.12.2016

33 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Absatz 3 In festgesetzten Überschwemmungsgebieten hat die Gemeinde bei der Aufstellung, Änderung oder Ergänzung von Bauleitplänen für die Gebiete, die nach § 30 Absatz 1 und 2 oder § 34 des Baugesetzbuches zu beurteilen sind, in der Abwägung nach § 1 Absatz 7 des Baugesetzbuches insbesondere zu berücksichtigen: 1. die Vermeidung nachteiliger Auswirkungen auf Oberlieger und Unterlieger, 2. die Vermeidung einer Beeinträchtigung des bestehenden Hochwasserschutzes und 3. die hochwasserangepasste Errichtung von Bauvorhaben. Dies gilt für Satzungen nach § 34 Absatz 4 und § 35 Absatz 6 des Baugesetzbuches entsprechend.

Absatz 4 und 5 Allerdings formuliert der folgende Absatz 4 pauschal, dass in festgesetzten Überschwemmungsgebieten die Errichtung oder Erweiterung baulicher Anlagen nach den §§ 30, 33, 34 und 35 des Baugesetzbuches untersagt ist. In Absatz 5 kann die zuständige Behörde wiederum abweichend von Absatz 4 die Errichtung oder Erweiterung einer baulichen Anlage im Einzelfall genehmigen, wenn: 1. das Vorhaben • a. die Hochwasserrückhaltung nicht oder nur unwesentlich beeinträchtigt und der Verlust von verloren gehendem Rückhalteraum umfang-, funktions- und zeitgleich ausgeglichen wird, b. den Wasserstand und den Abfluss bei Hochwasser nicht nachteilig verändert, c. den bestehenden Hochwasserschutz nicht beeinträchtigt und d. hochwasserangepasst ausgeführt wird oder • 2. die nachteiligen Auswirkungen durch Nebenbestimmungen ausgeglichen werden können. Die Auswirkungen auf die Nachbarschaft sind zu berücksichtigen.

Absatz 6 Bei der Festsetzung nach § 76 Absatz 2 kann die Errichtung oder Erweiterung baulicher Anlagen auch allgemein zugelassen werden, wenn sie

1. in gemäß Absatz 2 neu ausgewiesenen Gebieten nach § 30 des Baugesetzbuches den • Vorgaben des Bebauungsplans entsprechen oder 2. ihrer Bauart nach so beschaffen sind, dass die Einhaltung der Voraussetzungen des Absatzes 5 Satz 1 Nummer 1 gewährleistet ist.

Zunächst beschränkt sich das Verbot der Ausweisung neuer Baugebiete nach Absatz 1 auf den Außenbereich in Bauleitplänen. Betrifft die Aufstellung, Änderung oder Ergänzung von Bauleitplänen Gebiete, die nach §§ 30 (1,2), 34 des BauGB zu beurteilen sind, ist in der Abwägung verstärkt der Hochwasserschutz zu berücksichtigen. Der Absatz 4 schließt jedoch eine Errichtung oder Erweiterung baulicher Anlagen (bspw. nach § 34 BauGB) aus, trotz Abwägungsgebot in Bauleitplänen. Demnach geht die Darstellung der Bauflächen in Bauleitplänen in die Abwägung, während der konkrete Fall bezüglich Errichtung oder Erweiterung einer baulichen Anlage (z.B. innerhalb der Bauflächendarstellung nach § 34 BauGB) nur im Einzelfall genehmigungsfähig ist.

In den rechtsverbindlichen Überschwemmungsgebieten regelt der §78a sonstige Schutzvorschriften. U.a. ist die Umwandlung von Grünland in Ackerland sowie die Umwandlung von Auwald in eine andere Nutzungsart untersagt. Diese und andere Untersagungen sind raumbedeutsam, da ein Hochwasserereignis je nach Ausprägung mehr oder weniger Raum in Anspruch nimmt.

Im Geltungsbereich des Flächennutzungsplans Kalbe (Milde) befinden sich die Überschwemmungsgebiete entlang der Unteren Milde und Biese an der südlichen und östlichen Grenze des Plangebietes sowie um die Stadt Kalbe, weiter in nördliche Richtung, entlang der

34 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Unteren Milde nach Zehtlingen, weiter westwärts bis Brüchau und Cheinitz. Ebenso befinden sich Überschwemmungsgebiete am Verlauf des Augrabens zwischen Bühne und Thüritz in östlich Richtung an der nördlichen Plangebietsgrenze über Plathe, Packebusch bis nach Hagenau.

Alle Überschwemmungsgebiete werden im FNP Kalbe (Milde) als rechtsverbindliche Überschwemmungsgebiete dargestellt. Zur Unterscheidung der festgesetzten Überschwemmungsgebiete kann über die Untere Wasserbehörde des Altmarkkreis Salzwedel Auskunft eingeholt werden.

Festgesetzte Überschwemmungsgebiete vorläufig gesicherte Überschwemmungsgebiete • Milde und Untere Milde • Aland / Biese • Augraben • Milde • Obere Milde • Untere Milde

Im Plangebiet gibt es keine neuen Bauflächen die zusätzlich innerhalb rechtsverbindlicher Überschwemmungsgebiete vorkommen. Alle neuen Bauflächen innerhalb der Ortslagen dienen als Lückenschluss gemäß dem Leitbild Innenentwicklung vor Außenentwicklung.

Ist die Errichtung oder Erweiterung von baulichen Anlagen im ÜSG geplant, so kann die zuständige Behörde eine Ausnahme erteilen. Das Verfahren wird abgekoppelt vom Baugenehmigungsverfahren durch die Untere Wasserbehörde geführt.

RISIKOGEBIETE Hochwasserrisiko ist, nach § 73 (1), die Kombination der Wahrscheinlichkeit des Eintritts eines Hochwasserereignisses mit den möglichen nachteiligen Hochwasserfolgen für die menschliche Gesundheit, die Umwelt, das Kulturerbe, wirtschaftliche Tätigkeiten und erhebliche Sachwerte.

Risikogebiete außerhalb von Überschwemmungsgebieten sind Gebiete, für die nach § 74 Absatz 2 Gefahrenkarten zu erstellen sind und die nicht nach § 76 Absatz 2 oder Absatz 3 als Überschwemmungsgebiete festgesetzt sind oder vorläufig gesichert sind […] (§ 78b).

Für Risikogebiete außerhalb von Überschwemmungsgebieten gilt (§ 78b): • bei der Ausweisung neuer Baugebiete im Außenbereich sowie bei der Aufstellung, Änderung oder Ergänzung von Bauleitplänen für nach § 30 Absatz 1 und 2 oder nach § 34 des Baugesetzbuches zu beurteilende Gebiete sind insbesondere der Schutz von Leben und Gesundheit und die Vermeidung erheblicher Sachschäden in der Abwägung nach § 1 Absatz 7 des Baugesetzbuches zu berücksichtigen; dies gilt für Satzungen nach § 34 Absatz 4 und § 35 Absatz 6 des Baugesetzbuches entsprechend

In der Stellungnahme der Unteren Wasserbehörde (UWB) des Altmarkkreises Salzwedel20 – Zum Schutz der Gewässer und deren Zugänglichkeit für die Gewässerunterhaltung – heißt es: • Grundsätzliches Verbot der Errichtung von Anlagen sowie der Herstellung befestigter Flächen auf Grünflächen an Gewässern. Die Mindestbreite beträgt 5m ab Böschungsoberkante, bei Gewässern erster Ordnung 10m. Aufgrund der noch nicht parzellenscharfen Darstellung im Flächennutzungsplan als vorbereitender Bauleitplan ist eine Einhaltung der Regelung in künftiger nachfolgender Bauleitplanung zu beachten. • • Anpflanzungen von gewässertypischen heimischen Arten an Gewässern, z. B. zu Kompensationszwecken, sollten in Abstimmung mit dem Unterhaltungspflichtigen erfolgen.

20 Stellungnahme Altmarkkreis Salzwedel – Untere Wasserbehörde, 15.02.2017

35 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Weiterhin wird auf folgende Verbots- und Genehmigungstatbestände hingewiesen: • § 36 WHG i.V.m. § 49 WG LSA Anlagen in, an, über und unter Gewässern Die Herstellung und die wesentliche Änderung von baulichen Anlagen, auch von Aufschüttungen und Abgrabungen, in, an, über und unter oberirdischen Gewässern bedürfen der Genehmigung der UWB. Baulichen Anlagen am und über dem Gewässer kann aus wasserwirtschaftlicher Sicht nur zugestimmt werden, wenn sie als überaus notwendig angesehen werden und andernorts nicht gebaut werden können bzw. dort nicht ihre Funktion erfüllen. Mit baulichen Anlagen sollte von Gewässern zweiter Ordnung ein Mindestabstand von 5 m ab Böschungsoberkante, von Gewässern erster Ordnung ein Mindestabstand von 10 m ab Böschungsoberkante eingehalten werden. • § 38 WHG i.V.m. § 50 WG LSA Gewässerrandstreifen Gewässerrandstreifen dienen der Erhaltung und Verbesserung der ökologischen Funktionen oberirdischer Gewässer, der Wasserspeicherung, der Sicherung des Wasserabflusses sowie der Verminderung von Stoffeinträgen aus diffusen Quellen. Im Gewässerrandstreifen ist es verboten, nicht standortgebundene bauliche Anlagen, Wege und Plätze zu errichten. Bäume und Sträucher außerhalb von Wald dürfen nur beseitigt werden, wenn dies für den Ausbau oder die Unterhaltung der Gewässer, den Hochwasserschutz oder zur Gefahrenabwehr zwingend erforderlich ist. Die Wasserbehörde kann im Einzelfall auf Antrag Ausnahmen von diesem Verbot zulassen, soweit ein überwiegendes öffentliches oder privates Interesse dies erfordert und nachteilige negative Auswirkungen auf den Naturhaushalt nicht zu erwarten sind. • Unterhaltungsordnung: Nach § 6 Abs. 3 Unterhaltungsordnung des Altmarkkreises Salzwedel ist bei der Anpflanzung von Bäumen und Sträuchern ein Lichtraumprofil von 5 m ab Böschungsoberkante freizuhalten, es sei denn, die Anpflanzungen dienen der Unterhaltung oder sind mit der unteren Wasserbehörde abgestimmt. Eventuelle Tierhaltung am Gewässer ist nur mit Errichtung eines mobilen Elektrozaunes im Mindestabstand von 1 m zur Böschungsoberkante gem. § 5 Abs. 1 Unterhaltungsordnung gestattet. Zäune über dem Gewässer sind verboten. Tiere dürfen die Gewässer aus Schutzgründen nicht betreten. Das Tränken von Tieren am/im Gewässer ist untersagt.

Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt stellt für das Gebiet der EG Kalbe (Milde) Hochwassergefahrenkarten und Hochwasserrisikokarten zur Verfügung. Kartenauszüge sind im Internet unter https://www.geofachdatenserver.de/de/lhw- hochwassergefahrenkarten.html abzurufen.

Empfehlungen der Unteren Wasserbehörde des Altmarkkreises Salzwedel: 1. Für den Hochwasserfall à Rückumwandlung von Ackerflächen in Grünland Nutzung alter Wege und Flurstücke entlang von Gewässern die aktuell landwirtschaftlich genutzt werden als Ausgleichsflächen oder Gewässerschonstreifen oder zur Gewässer- und Landschaftsentwicklung im Interesse der Allgemeinheit

36 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

2.7 VERKEHRSINFRASTRUKTUR/VERKEHRSFLÄCHENENTWICKLUNG Zur Beurteilung der Verkehrsinfrastruktur und der Verkehrsflächenentwicklung wurden der Bundesverkehrswegeplan 2030, der LEP-LSA 2010 und der REP-Altmark 2005 zugrunde gelegt. Es gibt zwei Ausfertigungen des REP-Altmark, die es aufgrund inhaltlicher Unterschiede erforderlich machen, auf den LEP-LSA und den BVWP 2030 zurückzugreifen.

LEITBILDER AUS DEM LEP-LSA 2010 UND DEM REP-ALTMARK 2005 MIT BEDEUTUNG FÜR DIE EINHEITSGEMEINDE KALBE-MILDE

Dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur kommt für das Wirksamwerden der Standort- und Lagegunst eine große Bedeutung zu. Sowohl ausgebaute Straßen- und Schienenwege, als auch die Angliederung der Altmark in das Bundesautobahn- und Wasserstraßennetz werden die wirtschaftlichen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen mittel- und langfristig verbessern.

Schnelle, verkehrsgünstige Zugänge zu den zentralen Orten, Verbesserung der Verbindungen zu den nahen Metropolräumen und Verbesserung der Anbindung an das nationale und internationale Verkehrsnetz sind vorrangig umzusetzen.

Zur Sicherung des Bestandes, Ausbaus oder Neubaus landesbedeutsamer Verkehrsverbindungen und -wege sind die Vorgaben aus übergeordneten Plänen der Raumordnung in Plänen auf Ebene der Region (Teilgebietsentwicklungsplan, regionaler FNP) zu konkretisieren und zu sichern.

Im Kurzstreckenbereich soll der Rad- und Fußgängerverkehr in Verkehrs- und Bauleitplänen für Innerortslagen vorrangig beachtet werden.

Von den Haltepunkten des ÖPNV ausgehende Verknüpfungen zum Rad- und Wanderwegenetz sollen geschaffen bzw. erhalten werden.

2.7.1 BUNDESVERKEHRSWEGEPLAN 2030 BUNDESFERNSTRAßEN Die Einheitsgemeinde Kalbe-Milde liegt im Zentrum der Dreieckverbindung der nahegelegenen Hauptmetropolen Hamburg im Nordwesten, Hannover im Südwesten und Berlin im Osten.

ABBILDUNG 5 BUNDESFERNSTRAßEN IM DREIECK HAMBURG-HANNOVER-BERLIN21

21 Bundesverkehrswegeplan 2030, Bundeministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur März 2016; verändert um Gebietsgrenze Altmark und Stadt Kalbe-Milde, LPS-Schneider Mai 2016

37 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Mit der Anbindung der Altmark an das bundesdeutsche Autobahnnetz (A14 Magdeburg – Stendal in Richtung Wittenberge sowie A39 Wolfsburg – Hamburg) wird für die Einheitsgemeinde eine Voraussetzung geschaffen, den überörtlichen Verkehr zeitnah zu erreichen. Die geplanten Autobahnen sind im BVWP 2030 als 4-streifiger Neubau mit vordringlichem Bedarf festgehalten. Das von Süden, aus Richtung Magdeburg, lila gefärbte Teilstück der A14, ist als laufendes bzw. fest disponiertes Projekt im BVWP 2030 eingetragen.

Die B190, im Norden der Altmark, soll mit Ortsumgehungen und einer geplanten Verlängerung in westlicher Richtung - über die Landesgrenze hinaus bis zur B4 (Gifhorn-Uelzen-Lüneburg) - die geplanten Autobahnen A39 und A14 miteinander verbinden und als Zubringer fungieren. Die Bundesfernstraße steht als weiterer Bedarf, zum Teil mit Planungsrecht, für das Teilstück westlich der A39, im BVWP 2030. Das Gebiet des FNP Kalbe-Milde wird mit der geplanten, östlichen Ortsumgehung bei Kakerbeck, an der B71, direkt betroffen. Dieser Abschnitt ist als weiterer Bedarf im BVWP 2030 gekennzeichnet. Auf eine nähere Betrachtung geplanter Ortsumgehungen außerhalb der Einheitsgemeinde Kalbe-Milde wird aufgrund des großräumlichen Maßstabs verzichtet.

BUNDESSCHIENENWEGE

ABBILDUNG 6 BUNDESSCHIENENWEGE IM DREIECK HAMBURG-HANNOVER-BERLIN22

Für den Schienenverkehr ist der Knotenpunkt und Umsteigebahnhof Stendal von überregionaler Bedeutung. Hier geht der Schienenverkehr in fünf verschiedene Richtungen. U.a. erreicht man die Landeshauptstadt Magdeburg und die Großmetropolen Hamburg, Hannover und Berlin. Von der Stadt Kalbe-Milde liegt Stendal zirka eine halbe Autostunde entfernt.

22 Bundesverkehrswegeplan 2030, Bundeministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur März 2016; verändert um Markierung Stadt Kalbe-Milde, LPS-Schneider Mai 2016

38 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

FARBE NUMMER KURZBESCHREIBUNG lila N06 Im FNP Kalbe-Milde auf der Strecke Beese im Süden bis Plathe im Norden mit der Bezeichnung: „Bezugsfall: Salzwedel-Hohenwulsch, Bf Uelzen (Amerikalinie)“. Aufgrund des Baufortschritts wurden zahlreiche Bedarfsplanprojekte - aus dem Bedarfsplan für Bundesschienenwege von 2004 - bei der Aufstellung des BVWP 2030 nicht erneut untersucht und als realisiert unterstellt. Dem liegt ein subtanzieller Baubeginn bis spätestens Ende 2015 zugrunde rot 02-018-V01 Vordringlicher Bedarf, Engpassauflösung Ausbaustrecke (ABS) Uelzen-Stendal, Magdeburg, Halle (Ostkorridor Nord) Zweigleisiger Vollausbau zur Auflösung der Engpässe im Güterverkehr zwischen Hamburger Hafen und Mitteldeutschland23 orange 02-032-V01 Vordringlicher Bedarf, Engpassauflösung ABS Hannover-Berlin (Lehrter Stammbahn) Elektrifizierung der Lehrter Stammbahn zwischen Wustermark und Vorsfelde stellt eine kapazitive Erweiterung des Korridors Hannover-Berlin für den Güterverkehr dar, mit gleichzeitiger Verkürzung der Reisezeiten im Schienenpersonenverkehr (SPFV)24

TABELLE 14 WICHTIGSTE, IN DER NÄHE BEFINDLICHE SCHIENENVERKEHRSPROJEKTE

BUNDESWASSERSTRAßEN

ABBILDUNG 7 BUNDESWASSERWEGE IM DREIECK HAMBURG-HANNOVER-BERLIN25

23 http://www.bvwp-projekte.de/schiene/2-018-V01/2-018-V01.html; heruntergeladen vom 01.06.2016 24 http://www.bvwp-projekte.de/schiene/2-032-V01/2-032-V01.html, heruntergeladen vom 01.06.2016 25 Bundesverkehrswegeplan 2030, Bundeministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur März 2016; verändert um Markierung Stadt Kalbe-Milde, LPS-Schneider Mai 2016

39 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Das Gebiet der Einheitsgemeinde Kalbe-Milde liegt mittig - im hellblau gekennzeichneten bestehenden Netz - folgender nächstgelegener Wasserstraßen:

Elbe im Osten (Magdeburg bis Havelberg) Elbe im Norden (Havelberg bis Hamburg) Elbe-Seitenkanal im Westen (Hamburg-Uelzen-Braunschweig) Mittelland-Kanal im Süden (Braunschweig-Magdeburg)

Im bundesdeutschen Vergleich sind das gute Anbindungsmöglichkeiten für die Einheitsgemeinde Kalbe-Milde an das Bundeswasserstraßennetz. Nächstgelegene Häfen sind Uelzen im Nordwesten, Wolfsburg im Südwesten und Magdeburg im Süden. Aufgrund der zentralen Lage, dem Anschluss an die Autobahn A2, mit Nähe zum Autobahnkreuz A14 und der Anbindung an das Eisenbahnnetz, stellt der Magdeburger Landeshafen ein wichtiges Wasserstraßenkreuz für die Region dar.

ABBILDUNG 8 BUNDESWASSERWEGE IM BUNDESDEUTSCHEN ÜBERBLICK26

26 Bundesverkehrswegeplan 2030, Bundeministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur März 2016

40 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

ABBILDUNG 9 ÜBERSICHT ÜBER DIE BINNENHÄFEN NORDDEUTSCHLANDS – EIN AUSSCHNITT27

LUFTVERKEHR „Zur Ergänzung der Schienen-, Straßen- und Wasserstraßennetze hat sich der Luftverkehr zu einem wichtigen Wirtschafts- und Standortfaktor […] entwickelt.“28

Der Flughafen Halle/Leipzig und der Flughafen Hannover sind als Flughäfen mit Linienverkehr, für weltweite Ziele, am schnellsten in zirka 2 Autostunden zu erreichen. Mit der Bahn ist man am schnellsten in Hannover mit 2 Stunden Fahrzeit.

FLUGHAFEN ANBINDUNG/VERBINDUNG VON KALBE ANGEBOT Halle/Leipzig Auto: Über B71, ca. 2 Stunden Zurzeit über 100 Ziele Bahn: ab Stendal mindestens 3 Stunden weltweit Hannover Auto: über B248 und B188, ca. 2 Stunden Zurzeit 137 Ziele weltweit Bahn: ab Stendal ca. 2 Stunde Hamburg Auto: über B71, B4, A39, A7 und B433 ca. Zurzeit 253 Ziele welteit 2,5 Stunden Bahn: ca. 3 Stunden von Hohenwulsch

TABELLE 15 NAHEGELEGENE FLUGHÄFEN MIT LINIENFLÜGEN

27 http://medienwerkstatt-online.de/lws_wissen/bilder/5021-1.jpg, heruntergeladen am 01.06.2016 28 LEP-LSA 2010, G68, Seite 41

41 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

ABBILDUNG 10 FLUGPLÄTZE IM LAND SACHSEN-ANHALT29

In nur 36 Autominuten erreicht man die kleineren Flughäfen wie Stendal/Borstel, Magdeburg City, Magdeburg Cochstedt und Braunschweig/Wolfsburg. Ihr Angebot beschränkt sich auf Charterflüge für Industrie (kleinere Frachten) und Personen (Touristik) sowie auf sportliche- und Freizeitaktivitäten. Der Flugplatz Gardelegen beschränkt sich, als Sonderlandeplatz bis maximal 2 Tonnen, auf den Sport- u. Freizeitbereich.

29 Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr, März 2008; http://www.mlv.sachsen- anhalt.de/fachthemen/luftverkehr/; heruntergeladen am 06.06.2016

42 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

FLUGHAFEN ANBINDUNG/VERBINDU KURZINFO NG VON KALBE Gardelegen Auto: ca. 20 Minuten Im REP-Altmark eingetragen als Sonderlandeplatz (Segel- u. Motorsportflugzeuge, Hubschrauber, Fallschirmspringer, Modellflugzeuge); zugelassen für Flugzeuge bis 2 Tonnen Stendal/Borstel Auto: 36 Minuten Für Geschäftskunden, Hobby- und Freizeitflieger Bahn: keine und Touristen. Zugelassen bis 14 Tonnen. Als Verbindung Verkehrslandeplatz im REP-Altmark und LEP-LSA eingetragen als regional bedeutsamer Vorrangstandort mit strategischer Bedeutung für neue Industrieansiedlungen. Magdeburg Auto: über B71 und Anfang 2009 wurde der gesamte Betrieb des City A14, ca. 1 Stunde Flugplatzes Magdeburg von der Flughafen Magdeburg Bahn: ab GmbH an die privat geführte FMB Flugplatz Brunau/Packebusch Magdeburg Betriebsgesellschaft mbH verpachtet mit ca. 2 Stunden dem Ziel, die Infrastruktur und das Dienstleistungsangebot des Flugplatzes an den Interessen des Geschäfts- und Privatflugverkehrs auszurichten und weiter zu entwickeln. Der Flughafen bedient den Charterverkehr für Flugzeuge bis maximal 5,7 Tonnen Abfluggewicht. Die Landebahn ist für größere Maschinen zu kurz, daher gibt es keinen Linienverkehr.30 Magdeburg Auto: über B71, A14 Ehemaliger Militärflugplatz; wurde in internationalen Cochstedt und B81, ca. 1,5 Airport für Kleinflugzeuge umgewandelt, jedoch kein Stunden Durchbruch als Passagier- oder Frachtflughafen. Die Bahn: es gibt keine Landebahn ist den größeren Maschinen zu kurz. Von reguläre Verbindung 2011-2013 ließ Ryanair Maschinen starten. Seit 2014 alternativ: läuft Antragsverfahren, die Start- und Landebahn zu Brunau/Packebusch verlängern, um größere Maschinen aufnehmen zu bis Staßfurt ca. 2,5 können.31 „Dem Standort Flughafen Cochstedt Stunden kommt aufgrund der Kombination von Verkehrsflughafen und Gewerbepark eine besondere Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung zu. Die Entwicklung des Standortes als Logistikstandort sowie als Standort für Industrie und Gewerbe ist gesondert zu berücksichtigen und sicherzustellen.“32 Braunschweig- Auto: über Klötze, Startbahn für Instustrie, Touristik und Luftsport Wolfsburg Obisfelde, B188, A2 Verkehrs- und Forschungsflughafen ab Königslutter ca. 1 Stunde 15 Min. Bahn: ab Brunau/ Packebusch ca 2,5 Stunden

TABELLE 16 NAHEGELEGENE KLEINERE FLUGHÄFEN MIT CHARTERFLÜGEN FÜR PRIVAT- UND GESCHÄFTSKUNDEN

30 http://www.edbm.de/39-0-Wir+ueber+uns.html, heruntergeladen am 02.06.2016 31 http://www.volksstimme.de/sachsen-anhalt/20151128/flughafen-cochstedt---das-millionengrab, vom 28.11. 2015, heruntergeladen am 02.06.2016 32 LEP-LSA 2010, G67

43 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

2.7.2 RAD-, WANDER- UND REITWEGE Nach dem REP-Altmark gibt es im Gebiet der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) keine überregional bedeutsamen Rad-, Wander- und Reitwege.

Im Landesradverkehrsplan (LRVP) des Landes Sachsen-Anhalt wird der Ausbau der Querverbindungen zur Vernetzung, entlang der Bahnstrecke ab Hohenwulsch am Elbe-Uchte- Radweg über Bismark bis Kalbe mit Anschluss an die Milde-Biese-Tour (Altmarkkreis Salzwedel) angestrebt.33 Nach Informationen der Stadt Kalbe (Milde) geht die Milde-Biese Tour zurzeit von Letzlingen über Gardelegen, Kalbe (Milde) bis nach Arendsee. Diese Strecke soll bis nach Beuster erweitert werden. Die Bereiche Bismark, Osterburg und Seehausen kommen hinzu. Dafür entfällt die Strecke nach Arendsee. Die neue Strecke soll dann über Gladigau, Rossau, Krumke, Osterburg, dann entlang der B189 Richtung Seehausen bis nach Beuster führen. Eine naheliegende Verknüpfung beider Radwege (Elbe-Uchte und Milde-Biese-Tour) würde sich zwischen Hohenwulsch und Bismark ergeben. Genauere Planungen diesbezüglich liegen dem FNP nicht vor.

Derzeit ausgeschriebene Radwanderwege:

„MILDE-BIESE-ALAND-TOUR“ (Abschnitt Kalbe – Vienau – Dolchauer Berg – Brunau – Packebusch – Hagenau)

„DER KALBESCHE WERDER“ (Str. d. Jugend 11 – Goliath – Kalkberg – Altmersleben – Bormholdteich – Vietzen – Güssefeld – Dammkrug – Alte Heerstraße – Vahrholz – Kalbe)

„FAHRT IN DIE ALTMÄRKISCHE SCHWEIZ“ (Kalbe (Milde) – Str. d. Jugend 11 – Ostpromenade – Westpromenade – Schwarzer Weg – Pflaumenweg – Alter Bahndamm – Karpfenteich – Plattenweg – Winkelstedt – Kakerbeck – Jemmeritz – Zichtau – Wiepke – Engersen – Klein Engersen – Pickelsberg – Plansweg – Kuhbrücke – Kalbe (Milde))

WANDERWEGE

• Altmarkwanderroute 3 – „Jemmeritzer Heide“34 • Altmarkwanderroute 6 – Kalbe „Zwischen Himmel und Hölle“35 • „Zum Alten Fritz“36 (Kreuztannen – Mildebrücke – Goliath – Kalkberg – Altmersleben – Bormholdteich – Vietzen – Reiterhof Dammkrug – Alte Heerstraße – Kalbe (Milde)) • Naturlehrweg Neu Wernstedt37 • Straße der Romanik Abschnitt von Klötze nach Engersen38

2.7.3 ÖFFENTLICHER PERSONENNAHVERKEHR (ÖPNV) Die Erschließung der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) über den ÖPNV (öffentliche Personennahverkehr) erfolgt über den SPNV (Schienenpersonennahverkehr) und über den ÖSPV (öffentlicher straßen gebundener Personennahverkehr). Die Anbindung an den SPNV erfolgt über den Bahnhof Brunau-Packebusch, an dem Züge der Regionalbahn Salzwedel-Stendal und vereinzelt des Regionalexpresses Uelzen-Salzwedel- Stendal-Magdeburg halten (siehe obieger Abschnitt Schienenwege). Der ÖSPV auf der Straße wird mit Bussen von der PVGS Personenverkehrsgesellschaft Altmarkkreis Salzwedel mbH organisiert und durchgeführt. Unter der Webseite: www.pvgs- salzwedel.de sind alle wichtigen Informationen für den potenziellen Fahrgast festgehalten.

33 Landesradverkehrsplan des Landes Sachsen-Anhalt, Oktober 2011 34 http://www.wanderkompass.de/Altmark/, 23.03.2016 35 http://www.wanderkompass.de/Altmark/, 23.03.2016 36 http://stadt-kalbe-milde.de/tourismus/aktiv/wandern/, 06.06.2016 37 http://www.altmarktourismus.de/urlaubstipps/tipp.php?id=200&suchthema=2, 06.06.2016 38 http://stadt-kalbe-milde.de/engersen/, 06.06.2016

44 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Aufgrund des Umfangs der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) wird im Folgenden ein zusammengefasster Überblick dargestellt. Detaillierte Informationen können der Webseite entnommen werden.

Der ÖPNV mit Bussen basiert im Altmarkkreis auf folgenden drei Säulen:

1. HAUPTLINIEN ALLE ZWEI STUNDEN IN RICHTUNG UND GEGENRICHTUNG Die landesbedeutsame Hauptlinie 100 fährt von Kalbe nach Salzwedel bzw. nach Gardelegen, Haldensleben und Magdeburg. Auf der Strecke gibt es in der Einheitsgemeinde mehrere Zwischenhalte, die den aktuellen Fahrplänen entnommen werden können. Magdeburg ZOB erreicht man laut Fahrplan von der Haltestelle Kalbe ZOB in 1 Stunden 43 Minuten. Verglichen mit dem Auto ist man in 1 Stunde 29 Minuten, laut google maps, in Magdeburg. In Salzwedel ZOB ist man in 41 Minuten. Das Auto benötigt, laut google maps, für die Strecke etwa 36 Minuten.

Die regionale Hauptlinie 500 fährt von Kalbe über Brunau und Fleetmark bis nach Salzwedel. Auf dieser Strecke erreicht man Salzwedel ZOB von Kalbe ZOB in etwa einer Stunde. Zwischenhalte können den Fahrplänen der Webseite entnommen werden.

2. RUFBUSFLÄCHE Die Rufbusse fungieren als Zu- und Abbringer zu den Hauptlinien, alle zwei Stunden, zwischen ca. 05-22 Uhr, im Zwei-Stunden-Takt. Laut dem Altmarkkreis Salzwedel sind alle Orte, mit mindestens 50 Einwohnern, mit einer Bushaltestelle versehen und somit in den Busverkehr des ÖPNV integriert. Nur drei Orte in der Einheitsgemeinde liegen unter der Mindesteinwohnerzahl (Zahl der Einwohner vom 31.12.2015). Diese sind Butterhorst, Mösenthin und Wustrewe. Diese Orte haben alle eine Bushaltestelle, jedoch wird Butterhorst von der PVGS mbH nicht angefahren. Die Rufbusse verkehren entsprechend Fahrplan, der den Anschluss zu den Hauptlinien an Verknüpfungspunkten und auf Wunsch des Fahrgastes von Ort zu Ort innerhalb der Fläche eine Beförderung ermöglicht. Zwei Stunden vor Fahrtantritt soll über eine zentrale Rufnummer der Fahrtwunsch bekannt gegeben werden. 2008 wurde das System der Rufbusse erstmals auf Kreisebene eingeführt und seitdem spricht die Verdoppelung der Angebotswahrnehmung für einen eindeutigen Erfolg. „Damit erfolgt die Anpassung des ÖPNV an die Folgen des demografischen Wandels, wie Einwohnerabwanderung, alternde Gesellschaft, Fahrschülerrückgang und Konzentration von Versorgungs- und öffentlichen Einrichtungen auf wenige Standorte. Eine wichtige Rolle hierbei spielt ebenfalls der schonende und sparsame Umgang mit Energieträgern einschließlich ökologischer Zielstellungen.“39

Über das Rufbussystem ist eine Verbindung in ein bis 1,5 Stunden nach Stendal möglich. Je nach Abfahrtzeit fährt man von Kalbe ZOB mit Umstiegen entweder über Bismark, Gardelegen, Meßdorf oder Hohenwulsch. Von Hohenwulsch und Gardelegen geht es mit dem SPNV weiter nach Stendal. Von den anderen Orten mit dem Bus. Mit dem Auto benötigt man vergleichsweise 45 Minuten von Kalbe bis zum Bahnhof Stendal.

3. SCHÜLERVERKEHR Die Schülerbeförderung ist so organisiert, dass für die Grundschüler eine Hinfahrt und eine Rückfahrt durchgeführt wird. Die Fahrzeit soll grundsätzlich maximal 30 Minuten betragen.

Im Sekundarschulbereich und bei Sonderschulen werden eine Hinfahrt und zwei Rückfahrten (nach 6. und 8. Stunde) angeboten, wobei hier die Fahrzeit für eine Fahrt 60 Minuten beträgt. Schüler mit einer Sammel-Schülerzeitkarte können mit dem Erwerb einer Netzkarte über den Schülerverkehr hinaus kreisweit den gesamten ÖPNV z. B. für Freizeitaktivitäten nutzen.

Im Bereich der Berufsschule kommt es zu langen Anfahrtswegen mit einer Beförderungszeit bis zu 90 Minuten, da es diese Schulform im Landkreis nur in Salzwedel gibt.

39 http://www.pvgs-salzwedel.de/fahrplan/anrufbus, heruntergeladen am 09.01.2017

45 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

BARRIEREFREIHEIT Die Bushaltestellen, die seit 5 Jahren neu gebaut werden, entsprechen den neuen gesetzlichen Vorgaben der Barrierefreiheit. Bis zum 01.01.2022 ist im gesamten ÖPNV die vollständige Barrierefreiheit durchzusetzen. Für die Einheitsgemeinde steht somit die Anforderung, an allen Bushaltestellen die vollständige Barrierefreiheit zu gewährleisten.

Derzeit gibt es 50 Buswartehallen und 116 Bushaltestellen im Gebiet der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde). Davon sind etwa die Hälfte barrierefrei.

Auf den beiden Hauptlinien werden ausschließlich Niederflurbusse eingesetzt, so dass die Barrierefreiheit gesichert ist. Sie bieten Platz für Rollstuhlfahrer, Rollatoren, Kinderwagen und Fahrräder. Das Betreten dieser Busse ist bei Erfordernis über eine Rampe möglich.

Im Rufbusverkehr und im Schülerverkehr erfolgt überwiegend der Einsatz von Niederflurbussen. Dies ist jedoch nicht durchgehend gesichert. Bei Rufbussen kann bei der Bestellung hingewiesen werden, dass man mobilitätsbeeinträchtigt ist, so dass ein barrierefreies Fahrzeug bereitgestellt werden kann.

AUSBLICK Das Angebot der PVGS mbH ist vielgestaltig und bietet für Kinder, Schüler, Erwachsene, Rentner, Bedürftige bis hin zu beeinträchtigten Personen unterschiedliche Tarife und Tarifkombinationen. Es wird von der Bevölkerung sehr gut angenommen. Eine Fahrradmitnahme ist stets kostenfrei. Das Angebot gewährleistet bereits eine für den Altmarkkreis Salzwedel größtmögliche Mobilität seiner Bürger. Das derzeitige Konzept der PVGS mbH ist im Hinblick der Begegnung des demografischen Wandels erfolgreich und finanzierbar. Langfristig wird es bis 2022 noch den Vorschriften der Barrierefreiheit angepasst.

Gute Verbindungen und Erreichbarkeiten sind eine wichtige Voraussetzung für die Daseinssicherung und Stärkung von Kommunen.

46 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

2.7.4 FAZIT FÜR DEN FNP Um den Vorgaben der Raumordnung zu entsprechen, der demografischen Entwicklung entgegenzusteuern sowie die Daseinsvorsorge weitestgehend sicherzustellen, ist es notwendig, alle dafür erforderlichen verkehrsinfrastrukturellen Vorraussetzungen für das Gebiet des Flächennutzungsplans zu schaffen. Dabei reicht es nicht aus, nur bis zu den Plangebietsgrenzen zu schauen. Vielmehr spielt hierfür die Anbindung der Einheitsgemeinde an den überregionalen Verkehr eine wesentliche Rolle. Vor diesem Hintergrund sind die geplanten Autobahnen A14 und A39, für eine Nord-Südanbindung der Region, von Bedeutung. Die nahegelegene Stadt Stendal übernimmt die Anbindung an den regionalen und überregionalen Schienenverkehr und schafft darüber hinaus mit dem Flughafen Stendal/Borstel, als wichtigen Wirtschafts- und Standortfaktor, die Möglichkeit, den Luftverkehr zu nutzen. Die Anbindung der Gemeinde Kalbe (Milde) an Stendal sollte daher sichergestellt sein. Weiterhin bietet das Bundeswasserstraßennetz mit den Häfen in Uelzen, Wolfsburg und Magdeburg für die Gemeinde Kalbe (Milde) gute Vorrausetzungen diese Infrastruktur zu gebrauchen.

Im Gemeindegebiet selbst soll der Rad- und Fußgängerverkehr, in Verknüpfung mit Haltestellen des ÖPNV, vorrangig beachtet werden auch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung (z.B. Barrierefreiheit, 30-Zonen, …).

Folgende direkte Vorhaben/Planungen/Projekte aus den überregionalen Plänen der Raumordnung des Landes Sachsan-Anhalt betreffen dabei das Gemeindegebiet:

• Schienenweg Salzwedel-Hohenwulsch (im BVWP als bereits realisiert unterstellt) • Ortsumgehung Kakerbeck • Elbe-Uchte Radweg (bzw. laut Gemeinde Milde-Biese-Aland Radweg)

47 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

2.8 GEWÄSSERENTWICKLUNGSKONZEPT „MILDE/BIESE“ 2014 Es sind zwei Gewässerentwicklungskonzepte (GEK) betroffen. Zum einen das GEK Jeetze/Dumme mit den Ortschaften Sallenthin, Mösenthin, Zierau und Jeggeleben und zum anderen das GEK Milde/Biese für die restlichen Ortschaften der Einheitsgemeinde.

Für die Einbeziehung des GEK Jeetze/Dumme wird auf die von der unteren Wasserbehörde des Altmarkkreises Salzwedel weiter unten angeführten Grundsätze verwiesen. Berichtspflichtige Gewässerabschnitte sind für den Bereich der Flächennutzungsplanung nicht betroffen. Deshalb stellt der folgende Betrachtungsschwerpunkt das GEK Milde/Biese dar.

Die Dokumente sind im Internet unter folgenden Seiten nachzulesen: http://www.lhw.sachsen-anhalt.de/untersuchen-bewerten/gewaesserentwicklungskonzepte/gek-mildebiese/ bzw. unter https://lhw.sachsen- anhalt.de/fileadmin/Bibliothek/Politik_und_Verwaltung/Landesbetriebe/LHW/neu_PDF/5.0_GLD/Dokumente_GLD/Wass erhaushalt_Bio/GEK_Jeetze-Dumme/01_Endbericht_GEK_Jeetze_Dumme.pdf

Das Gebiet der Flächennutzungsplanung betrifft das Gewässerentwicklungskonzept „Milde/Biese“, dass sich auf das Einzugsgebiet von Milde (Oberlauf) und Biese (Unterlauf) mit einer Fläche von 743 km² erstreckt. Damit ist das Gebiet größer als das der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) und wird mit dem Konzept nahezu flächendeckend erfasst. Lediglich der Bereich nördlich Badel liegt außerhalb der Grenzen.

Der Bereich der Ortschaften Sallenthin, Mösenthin, Zierau und Jeggeleben gehört zum Verbandsgebiet des Unterhaltungsverbandes Jeetze. Es handelt sich in dem Bereich um kleinere Gewässer 2. Ordnung, die nicht im GEK Jeetze betrachtet worden sind.

ABBILDUNG 11 ÜBERSICHTSKARTE GRENZEN UND RELEVANTE FLIEßGEWÄSSER DES GEK „MILDE/BIESE“

48 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Derzeit entspricht eine Vielzahl der Gewässer nicht den Anforderungen der EG-WRRL. Stoffliche Belastungen, hydromorphologische Veränderungen (insbesondere die ökologische Durchgängigkeit der Gewässer) und negativ veränderte Gewässerstrukturen zählen zu den Hauptbelastungsfaktoren der Fließgewässer Sachsen-Anhalts.

In Artikel 4 der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) wird als operatives Ziel das Erreichen eines mindestens guten Zustands der Oberflächengewässer und des Grundwassers festgehalten.

Das umweltpolitische Ziel ist neben einer Vermeidung einer Verschlechterung des ökologischen Zustandes der Fließgewässer, spätestens bis 2027 (siehe § 29 WHG) einen guten Zustand der Oberflächengewässer zu erreichen. Zur Erreichung der Zielstellung, Gewässer in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen, werden über das Planungsinstrument der Gewässerentwicklungskonzepte, flächendeckend für ganz Sachsen-Anhalt, fachliche konzeptionelle Grundlagen erarbeitet, die einen Überblick über geeignete Maßnahmen in den betreffenden Gewässern und Gewässerauen liefern.

Da das Gewässerentwicklungskonzept Milde/Biese eine umfangreiche eigenständige Planung ist, wird im Folgenden nur auf die prioritären Maßnahmen eingegangen. In nachfolgenden Planungen tieferer Planungsebene sind auch die anderen Maßnahmen aus dem GEK zu berücksichtigen.

In Abstimmung mit der unteren Wasserbehörde (UWB) des Altmarkkreises Salzwedel berücksichtigt der FNP die im GEK Milde/Biese vorgeschlagenen punktuellen und linearen Maßnahmen als Prioritäre Maßnahmen, da der Großteil der hier vorhandenen Gewässer durch erheblich veränderte Wasserkörper gekennzeichnet ist. Weiterhin erwähnt die UWB, dass auf diesem Wege die gezielte Rückentwicklung naturfern ausgebauter Vorfluter unterstützt werden kann.

Mit Hilfe gezielter räumlicher Differenzierung können die Talniederungen von konkurrierenden Nutzungen freigehalten werden, wodurch eine naturnahe Gewässer- und Auenentwicklung angeregt wird.

Für folgende Gewässer des GEK Milde/Biese sind für die Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) priori- täre Maßnahmen vorhanden:

Kakerbecker Mühlenbach/Bäke

• Kakerbecker Mühlenbach/Bäke: KM14_PA01 bis BE 14_PA05, Ökologische Sanierung des Gewässerlaufes • Untermilde: UM13_PA01 & UM13_PA03, Reduzierung des Niedrig- und Mittelwasserprofils und Einbau von Strukturelementen • Biese: BI02_BW19, Stauanlage Beese: Errichtung eines Umgehungsgerinnes

EMPFOHLENE GRUNDSÄTZE FÜR DIE EINBEZIEHUNG DER GEK IM FNP: • Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen am Gewässer zur Gewässerentwicklung (Ausbildung des natürlichen Gewässerverlaufs, Altarmanschluss, Auenausbildung) oder Maßnahmenumsetzung (lineare/ punktuelle) vorsehen. • Grünflächen oder Flächen für die Wasserwirtschaft ausweisen und als öffentliches Eigentum behalten oder kaufen zur Erleichterung der Umsetzung von Maßnahmen aus den GEK. • Ausweisung von Gewässerrandstreifen und Gewässerentwicklungsstreifen. • Schaffung von standortgerechten Ufergehölzen, welche strukturierend wirken, Barrierewirkung in Bezug auf Dünge- und Pflanzenschutzmittel, welche so nicht ins Gewässer gelangen.

49 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

2.9 KLIMASCHUTZKONZEPT KALBE (MILDE) 2013 Zum Verständnis und zur Übersicht über die Rolle und Integration des Klimaschutzes folgt ein, für den Flächennutzungsplan Kalbe (Milde), gekürzter Auszug. Das vollständige Dokument ist im Internet unter der Seite http://docplayer.org/5750189-Kommunales-klimaschutzkonzept.html nachzulesen.

LEITBILD UND ZIEL • In der Ist-Situation sind steigende Energiepreise, eine Zunahme des CO2 Gehaltes in der Erdatmosphäre, eine Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur, extremer werdende Wetterbedingungen und ein ungebremster Verbrauch fossiler Energieträger Mitverursacher des Klimawandels. • Vor diesem Hintergrund wurde ein Energiekonzept der Bundesregierung erstellt, klimarelevante Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 um 40 % gegenüber dem Basisjahr 1990 zu reduzieren. Darüber hinaus wird eine Förderung der Unabhängigkeit von Energieimporten durch Nutzung regionaler Energieträger und eine dezentrale Energieversorgung angestrebt.

ZIEL: eine 100%-erneuerbare-Energien-Kommune

HINTERGRUNDINFORMATION IN KURZFORM • Stadt will sich durch Klimaschutz einen Namen als Luftkurort machen. • Ökotourismus, Erholung und Klimaschutz koppeln. • Einheitsgemeinde erzeugt 500 % des Strombedarfs selbst. • Windenergie wird von Investoren außerhalb der Region betrieben, folglich fließt ein Großteil der Wertschöpfung aus der Gemeinde ab, deshalb soll der Anteil gemeindeproduzierten Stromes steigen. • Wärme wird bisher durch Verbrennung von Erdgas und Heizöl erzeugt. • 2011 wurden 65.000 Tonnen CO2 emittiert, die nach heutigen Erkenntnissen um 3,5 % jährlich reduziert werden können, sodass 2025 nur noch 40.000 t an Emissionen entstehen. • Reduktionen können sich folgendermaßen verteilen, Strom -4 %, Wärme -6 % und Verkehr -1 %. • Eine Realisierung ist vorrangig durch Projekte der dezentralen Energieversorgung vorstellbar und mit Hilfe der anstehenden Energiewende realistisch zu betrachten. • Eine Planung zum Nahwärmenetz für 50 private Haushalte und zum Bau eines Blockheizkraftwerkes laufen. • Erweiterung der Leistung der Biogasanlage in der Stadt Kalbe (Milde) um die gleiche Leistung, für ein neues Nahwärmenetz.

EFFIZIENZAUSSCHÖPFUNG UND ERZEUGUNGSPOTENTIAL

Siehe folgende Seite

50 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

STROM WÄRME EFFIZIENZ- • Jeder Bürger Stromverbrauch • Entscheidend für den Heizwärmebedarf AUSSCHÖPFUNG reduzieren sind Wohnungsgröße und die Summe der • Energiesparende Geräte Wohnfläche. Die Wohnfläche pro Person • LED-Beleuchtung in wird zukünftig ansteigen. Gesetzliche Privathaushalten und im Rahmenbedingungen und Stadtgebiet Mindeststandards führen dennoch zu (Straßenbeleuchtung) Effizienzsteigerungen. • Umweltbildung zur Steigerung • Verbesserungen durch Technologien und umweltbewussten Umgangs mit Anreize (z.B. Steuervergünstigungen, Strom Zuschüsse) im Gebäudesektor und Industrie. • Zusammenschluss der Gemeinden zu einer landkreisweiten Biomasseregion wäre Schritt in Energieautarkie ERZEUGUNGS- STROM WÄRME POTETIAL SOLAR • Mobilisierbares Potential bis • Besonders im privaten Sektor geeignet zur 2050 aus Photovoltaik- Bereitstellung von Warmwasser oder Freiflächenanlagen (ca. 3000 Unterstützung vorhandener MWh) und Photovoltaik- Heizungsanlagen. Mobilisierbares Dachflächenanlagen (ca. 25.000 Potential liegt bei 2800 MWh und steigert MWh) sich bis 2050 auf 9600 MWh. • Bestückung kommunaler Gebäude mit Aufdachanlagen • Stärkung der Selbstinvestition der Bürger WIND • Stromverbrauch der Gemeinde • Mobilisierbares Potential für das Jahr 2050 ca. 20000 MWh; 50 Windräder 17.800 MWh, das entspricht nach im Gemeindegebiet erzeugen heutigem Stand der Technik ungefähr der 120000 MWh Strom, allein die Leistung von 17 Biomasseanlagen. Windkraft übersteigt den Wert Die Energieerzeugung sollte über Kraft- um ein Fünffaches Wärme-Kopplung erfolgen • Mobilisierbares Potential kann bis 2050 noch auf ca. 200000 MWh gesteigert werden durch Repowering und neue Windräder BIOMASSE • Ist für Strom- und • 100 % Energiebereitstellung Wärmeerzeugung verwendbar (Wärme und Strom) durch Biomasse aus und kann auch zu Kraftstoff der näheren Umgebung. Voraussetzung - verarbeitet werden, wobei die sichere und kontinuierliche Biomasse nur in Kraft-Wärme- Rohstofflieferung (von landwirtschaftlichen Kopplungsanlagen verwendet Flächen und aus der Tierhaltung z.B. werden sollte, um Energie nicht Gülle). Technische Umsetzung über zu verschwenden. Biogastechnologie mit angeschlossenem • Im Bezug zur Blockheizkraftwerk. landwirtschaftlichen Nutzfläche • Technisch für die Realisierung geeignete der Gemeinde ergibt sich ein Bioenergiedörfer: Potential von 1700 MWh. Durch Ø Packebusch technischen Fortschritt bis 2050 Ø Kahrstedt ist hierbei noch eine Steigerung Ø Beese zu erwarten GEOTHERMIE • Für das Gemeindegebiet Kalbe • Oberflächennahe Geothermie eignet sich (Milde) ist Stromerzeugung aus für dezentrale Wärmelösungen in Erdwärme nicht rentabel Neubaugebieten, in denen eine klimaschonende Bauweise angestrebt wird. Unter Ausschluss aller Restriktionen und unter Beachtung der wirtschaftlichen Prognosen, ließe sich das Potential im Jahr 2011 von ursprünglich 1400MWh auf ca. 22800 MWh für das Jahr 2050 steigern.

TABELLE 17 EFFIZIENZAUSSCHÖPFUNG UND ERZEUGUNGSPOTENTIAL

51 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

VERKEHRSBLICK à VERKEHRSVERMEIDUNG Verkehrsbedarf reduzieren und Wegstrecken verkürzen (Konzept „Stadt der kurzen Wege“)

à VERKEHRSVERLAGERUNG Verlagerung höher emittierender Verkehrsmittel (Lkw, PKW, Flugzeug) auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel (Carsharing, Bus, Bahn)

Ausweitung des ÖPNV in infrastruktureller Hinsicht (mehr Haltestellen, bessere Taktung)

à VERKEHRSOPTIMIERUNG Steigerung des Auslastungsgrades der Verkehrsmittel und Einsatz alternativer Antriebstechnologien

MAßNAHMENKATALOG – AUSZUG MIT RELEVANZ FÜR DEN FNP VON DIREKTER BIS INDIRKETER BEDEUTUNG 1. Errichtung von Bürgerwindrädern Die meisten Gewinne fließen bisher ab. Durch Bürgeranlagen profitieren die Einwohner direkt.

2. Errichtung von einem Bürgersolarpark

3. Aufbau von Bioenergiedörfern 100 % lokale Energiegewinnung

4. Nutzung von Bioenergiereststoffen Biomassenutzung ohne Nahrungsmittelkonkurrenz als sinnvolle Verwertung der Reststoffe vor Ort.

5. Biomassepakt mit dem Landkreis / der Region Zusammenschluss mehrerer Gemeinden zur Bereitstellung von Biomasse und Reststoffen zur Bioenergieregion Altmark, und effizientere Verteilung der anfallenden Biomasse an Biogasanlagen/Verbrauchsorte.

6. Erweiterung des Wärmenetzes im Zentrum von Kalbe (Milde) bis Median-Klinik Durch Ausweitung des Nahwärmenetzes, Einsparung von fossilen Energieträgern; Erweiterung der Leistung der bestehenden Biogasanlage und Anschluss öffentlicher Gebäude an das Wärmenetz.

7. Ausbau eines Nahwärmenetzes in Kakerbeck Es ist bereits ein Nahwärmenetz, ausgehend von der bestehenden Biogasanlage, vorhanden. Eine Erweiterung des Nahwärmenetzes ist in Planung (für alle privaten Haushalte).

8. Energielehrpfad Entwicklung von mehr touristischen Elementen im Gemeindegebiet. Lehrpfad mit Informationen zu erneuerbaren Energien und zum Thema Klimaschutz, unter Einbeziehung von Windenergie, Biogasanlagen und Solaranlagen. Kooperation mit Betreibern und Gastgewerbe.

9. Kalbe als klimafreundliche Naturerlebnisregion Bündelung der Maßnahmen im Bereich Tourismus und Klimaschutz zu einem attraktiven Angebot für Touristen.

10. Biomethan- und Wasserstoffeinspeisung ins Erdgasnetz Biogasaufbereitung in Erdgasqualität für Einspeisung ins Erdgasnetz. Dezentral erzeugtes Biogas kann von den Landwirten zu einer größeren Aufbereitungsanlage geführt werden, was technisch an allen Stellen des Gasnetzes realisierbar wäre. Verstärkte Nutzung von biogenen Reststoffen.

52 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

AUSBLICK MIT BEDEUTUNG FÜR DEN FNP Mit dem Klimaschutzprogramm 2020 des Landes Sachsen-Anhalt und dem vor dem Beschluss stehenden Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung, sind planerische Vorgaben zum Schutz des Klimas und zur Verwirklichung des Ziels einer deutschlandweiten Versorgung mit 100% erneuerbaren Energien gegeben. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass der Flächennutzungsplan Kalbe (Milde) Möglichkeiten offenhält bzw. vorrausschauend integriert, um den Zielen des Klimaschutzes, aus der übergeordneten Raumplanung, Rechnung zu tragen.

Das vorhandene Klimaschutzkonzept Kalbe (Milde) gibt hierfür Anregungen und Vorschläge wie zukünftig langfristig eine Versorgung der Gemeinde denkbar wäre. Der vorliegende Flächennutzungsplan hat die Aufgabe dieses Ziel zu berücksichtigen. Möglichkeiten ergeben sich diesbezüglich vor allem in der Bereitstellung verfügbarer Flächen in Abwägung konkurrierender Nutzungen und in der Entwicklung von Siedlungsstrukturen der kurzen Wege.

2.10 DASEINSVORSORGE Aufgrund der Bedeutung der Daseinsvorsorge geht der folgende Abschnitt auf das Strategiepapier 2013 ein, dessen Handlungsempfehlungen sich auch heute noch auf die Einheitsgemeinde übertragen lassen und auf das aktuelle Strategiepapier mit Bekannmachung vom 23.05.2018.

Aus dem Strategiepapier zur „Sicherung der Daseinsvorsorge für die Altmark im Jahr 2030“ vom November 201340:

Das Strategiepapier zeigt notwendige Maßnahmen auf, um die regionale Daseinsvorsorge in der Planungsregion Altmark bis zum Jahr 2030 sicherzustellen. Dabei spielt die Erreichbarkeit grundzentraler Versorgungskerne eine Schlüsselrolle. „Die Gewährleistung einer zumutbaren Erreichbarkeit von grundzentralen Einrichtungen ist die Voraussetzung für die Sicherung der regionalen Daseinsvorsorge.“ Diese beschränkt sich nicht auf Straßen und Wege, sondern meint vielmehr die gesamte technische Infrastruktur, auf der Personen, Güter und Daten transportiert werden. Um einer fortschreitenden Ausdünnung des grundzentralen Versorgungsnetzes frühzeitig zu entgegnen, werden neue Haltepunkte in peripheren Räumen, im Sinne des Zentralen Ortesystems, zur Verbesserung der Erreichbarkeit, definiert. Des weiteren wird für die Altmark angestrebt, bestehende Einrichtungen der Daseinsvorsorge mit Synergieeffekten (insbesondere Standorte mit einer Bündelung von Aufgaben und Funktionen, z.B. Schule neben Kindergarten), die nicht im zentralen Ortesystem erfasst sind, langfristig zu erhalten. Raumordnerische Verträge zwischen dem Land, den Landkreisen, der Regionalen Planungsgemeinschaft und den Gemeinden sollen dabei als Umsetzungsinstrument fungieren.

Die dargestellten Handlungsempfehlungen dienen als Vorschläge und haben keine Bindungswirkung.

40 Anlage 2 zum ersten Entwurf der Ergänzung des REP Altmark 2005 um den sachlichen Teilplan – Strategiepapier „Regionale Daseinsvorsorge und Entwicklung der Siedlungsstruktur“, November 2013

53 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Folgende strategische Maßnahmen sind auf die Planungsregion der Einheitgemeinde Kalbe (Milde) übertragbar:

HANDLUNGSFELDER

STRAßEN UND WEGE Straßeninstandhaltung des jetzigen Straßennetzes Nutzen von Einsparpotentialen Einsparung der Beleuchtung ab 23:00 Uhr und kostengünstige Beleuchtungssysteme (LED) Kostensparung durch schmalere Straßenbreiten Einrichtung von Überholspuren Landkreisübergreifender Straßenzustandkataster Anpassung der gesamten technischen Infrastruktur an dezentrale Versorgungseinrichtungen Geschwindigkeitsbegrenzung außerorts auf 70km/h

SCHULE, KITA, JUGENDARBEIT Konzentration von Bildungs,-Betreuungs- und Freizeiteinrichtungen ÖPNV-Angebot auch in den Abendstunden, damit Kinder nach Hause kommen Optimierung des Schülerverkehrs durch kurze Wegestrecken zur nächstgelegenen Schule (offene Grenzen für den Schuleinzugsbereich) Grundschulen mit Außenstellen

GESUNDHEITSVERSORUNG Einrichtung von Filialpraxen und/oder Praxisaußenstellen, die z. T. durch Ärzte, Schwestern und/oder Hilfsärzte (Zwischenstufe zwischen Arzt und Schwester) besetzt sind Anstellung von Jungmedizinern über die KVSA (Einsparung der bürokratischen Selbstständigkeit), Ärztebus für die ambulante Versorgung unter Nutzung der Dorfgemeinschaftshäuser als Warte- und/oder Behandlungszimmer Ausbau von eHealth (Telemedizin)

BRAND- UND Einbezug hauptamtlicher Kräfte, wo notwendig KATASTROPHENSCHUTZ Pflichfeuerwehr Anreizsystem für mehr Einsatz im Brandschutz, Vergünstigungen

TABELLE 18 STRATEGISCHE MAßNAHMEN - ÜBERTRAGBAR AUF DIE EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) Im April 2018 wurde das neue Strategiepapier „Ergänzung des Regionalen Entwicklungsplans Altmark (REP Altmark) 2005 um den sachlichen Teilplan „Regionalsstrategie Daseinsvorsorge und Entwicklung der Siedlungsstruktur“ vom Ministerium für Landesplanung und Verkehr genehmigt.

Für die Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) ist das Grundzentrum mit geteilter Funktion Brunau / Fleetmark mit der Genehmigung des neuen Papiers zur Daseinsvorsorge weggefallen. Zur Begründung heißt es, dass schon seit Jahren nicht mehr die erforderlichen Funktionen erfüllt werden.

Dennoch ist Brunau - aufgrund mehrerer Einzelhandelsgeschäfte, Kleinunternehmen, Grundschule, Kindergarten, Hort und Versorgungsmöglichkeiten des täglichen Bedarfs - innerhalb der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) als auch Fleetmark - mit seinen Versorgungsmöglichkeiten des täglichen Bedarfs, Kleinunternehmen und Grundschule – außerhalb, nicht unwesentliche Standorte für die Einheitsgemeinde mit wichtigen Teilfunktionen der Daseinsvorsorge, deren Erhaltung für die Bürger von wesentlicher Bedeutung ist.

54 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Darüber hinaus fallen die Ortschaften Jeggeleben, Mösenthin und Zierau aus der planerisch angesetzten Zeit, innerhalb von 15 Minuten einen zentralen Ort zu erreichen, raus. Insofern bleiben Fleetmark und Brunau wichtige Anbindungspunkte für diese Orte, da zu den beiden Orten eine Erreichbarkeit innerhalb 15 Minuten gegeben ist.

55 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

3. NATURRÄUMLICHE GRUNDLAGEN

3.1 LANDSCHAFTSEINHEITEN FÜR DAS GEBIET DER EINHEITSGEMEINDE KALBE (MILDE)41 Die flächenmäßig größte Landschaftseinheit bilden die „Östlichen Altmarkplatten“ (siehe Abb. 12, römisch II). Deren nördliche Grenze verläuft nahe der Orte Plathe, Jeetzte, Güsselfeld und bildet im Westen an der groben Linie Winkelstedt - Engersen eine Abgrenzung zur Landschaftseinheit „Altmarkheiden“ (römisch III) , die im Norden nördlich der Ortslagen Winkelstedt und Brüchau zur Landschaftseinheit „Westliche Altmarkplatten“ (siehe römisch I) übergeht.

ABBILDUNG 12 ÜBERSICHT DER LANDSCHAFTSEINHEITEN IM PLANGEBIET (OHNE MAßSTAB)42 Bei der Darstellung der Kurzcharakteristik der Altmarkplatten wird sich vorwiegend auf das Gebiet der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) bezogen und geographisch notwendige Erläuterungen darüber hinaus werden um ein notwendig sinnvolles Maß ergänzt. Das Landschaftsprogramm unterteilt die Altmarkplatten aufgrund deutlicher Ausstattungsdifferenzierungen in einen östlichen- und einen westlichen Teil. Unterschiedliche Gegebenheiten betreffen das Klima, Auen und Moore sowie die floristisch-, vegetationskundliche Situation.

3.2 ENTSTEHUNG UND CHARAKTERISTIK DER ÖSTLICHEN ALTMARKPLATTEN Die „Östlichen Altmarkplatten“ bezeichnen das Hinterland der Hauptendmoränenlage des Warthestadiums der Saalekaltzeit, als Bereich der Grundmoränen- und Schmelzwasserbildungen. Diese werden durch meist mächtige Grundmoränen, die aus Lehm bzw. Mergel im Wechsel mit Sand und Kies aufgebaut sind, gebildet. Großflächige Toteisblöcke hinterließen Spülrinnen und Abflussbahnen, die in der Weichselkaltzeit mit Talsanden aufgefüllt wurden. Zurückgebliebene Hohlformen ließen im Holozän teilweise Moore entstehen. Während sich das Höhenniveau der Niederungsflächen um die 30m bewegt, liegen die Platten noch um 20-30m höher. Treibsanddecken mit einer Mächtigkeit zwischen 30 – 60 cm zeugen von periglaziären Prozessen der Weichselkaltzeit.

41 Textinhalte basieren auf: Ministerium für Raumordnung Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt: „Die Landschaftsgliederung Sachsen-Anhalts - Ein Beitrag zur Fortschreibung des Landschaftsprogramms des Landes Sachsen-Anhalt; Reichhoff, Kugler, Refior, Warthemann; Januar 2001 42 Nachrichtliche Übernahme aus: „Fachkarte der für den Naturschutz besonders wertvollen Bereiche“, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, M 1:50.000; 1994;

56 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Im Unterschied zu den benachbarten „Westlichen Altmarkplatten“ haben die „Östlichen Altmarkplatten“ eine größere geschlossene Ausdehnung der Grundmoränenplatten sowie in den Sohletälern des Biesesystems, an der östlichen Grenze des Plangebietes, eine flächenmäßig größere Ausbildung der weicheslkaltzeitlichen Niederterrassen und holozänen Nierdermoorbildungen. BODEN Die Böden dieser Landschaftseinheit setzen sich aus einem Mosaik grund- und stauwasser- beeinflusster Platten und Niederungen der Altmoränen zusammen. Auf den relativ niedrig liegenden Grundmoränenplatten haben sich zu einem Großteil Tieflehm-Staugleye entwickelt. Auf den höher liegenden Platten bildeten sich Lehm- bzw. Tieflehm-Fahlerden aus, die auf trockenen Sandstandorten durch Sand-Braunpodsole bzw. untergeordnet durch Sand- Podsolbraunerden abgelöst werden. Auf den flachen, grundwasserbeeinflussten weit verbreiteten Niederungen mit Grundwasserflurabständen zwischen 60 und 150cm unter Flur befinden sich Gleye und Decklehm-Gleye. Permanente Grundwasserflurabstände höher als 60 cm ließen in den Niederungen Moormosaike entstehen. Nieder und Gleymoore sind zwar eher vereinzelt verbreitet, aber dennoch für die Landschaft typisch, vor allem im Übergangsbereich zu den höher gelegenen Altmarkheiden.

Vorherrschende Bodentypen der Milde- und Augrabenniederungen im Plangebiet sind laut vorläufiger Bodenkarte M 1:50.00043 Erdniedermoor- und Niedermoortorfe im Wechsel mit Humusgleyen und Gleyböden mit fluviatilen Lehmsanden. Südlich der Mildeniederung bei Karritz treten hauptsächlich Braunerden im Wechsel mit kleinflächigeren Gley-Braunerden mit Geschiebedecksand über Schmelszwassersanden auf. Zwischen dem Augraben und der Milde sind vereinzelt Podsolböden mit äolischen Sanden vertreten. Braunerde-Fahlerden und Pseudogley-Braunerden sind hier die dominierenden Bodentypen.

WASSER Während auf den Hochflächen keine Oberflächengewässer anzutreffen sind, konzentrieren sie sich auf den holozänen Niederungen. Das Biese-Milde- und das Uchte-Gewässernetz entwässern die gefälleschwachen Altmarkplatten. In den weiten Niederungen ist durch hoch anstehendes Grundwasser und einer schwachen Vorflut vorwiegend nur eine Grünlandnutzung möglich.

KLIMA Das Klima der östlichen Altmarkplatten wird dem Binnentieflandklima, als subatlantisch- subkontinentaler Übergangsbereich zugeordnet mit abnehmenden Jahresniederschlägen (550 - 500 mm/a) und zunehmenden Julitemperaturen (um 18°C).

POTENTIELL NATÜRLICHE VEGETATION Die potentiell natürliche Vegetation stellen die, aus dem Pleistozän hervorgegangenen, Flattergras-Buchenwälder in Abwechslung mit Linden-Eichen-Hainbuchenwäldern dar. Waldmeister-Buchenwälder sind im Bereich der Arneburger Hochfläche situiert. Waldziest- Stieleichen-Hainbuchenwälder treten abwechselnd mit Sternmieren-Stieleichen- Hainbuchenwäldern auf grundwasserbeeinflussten Standorten auf. Standorte mit Versumpfungsmooren verzeichnen Walzenseggen-Erlen- und Moorbirken-Erlenbruchwälder sowie Traubenkirschen-Erlen-Eschenwälder als potentiell natürliche Vegetation, wohingegen auf trockenen Sanddünen Straußgras-Eichenwälder dominieren. Grundmoränen, Sander- und Talflächen lassen unterschiedlich naturnahe Waldtypen erkennen. So dominieren auf den höheren Platten Linden-Eichen-Hainbuchenwäler während in den Versumpfungsmooren der Niederungen Erlen-, bzw. Erlen-Eschenwälder vorkommen, die auf den höher gelegenen grundwasserbeeinflussten Talsandstellen durch Stieleichen- Hainbuchenwälder abgelöst werden.

43 Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, „Vorläufige Bodenkarte – M 1:50.000“; http://www.lagb.sachsen-anhalt.de/service/bodenkarten/vorlaeufige-bodenkarte/#; 15.04.2016

57 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

3.3 ENTSTEHUNG UND CHARAKTERISTIK DER WESTLICHEN ALTMARKPLATTEN Geologie und Geomorphologie sind mit den „Östlichen Altmarkplatten“ vergleichbar. Lediglich nehmen in den „Westlichen Altmarkplatten“ Schmelzwasserbildungen einen größeren Anteil ein. Stauwasser beeinflusst die Platten der Altmoränenlandschaft und das Grundwasser prägt den Charakter der Niederungen.

BODEN Die Zusammensetzung der Böden dieser Landschaftseinheit ähnelt der der östlichen Altmarkplatten, wobei hier vermehrt Braunerden eine Rolle spielen. Wie auch in den östlichen Altmarkplatten, sind auf den grundwasserbeeinflussten Niederungen Sand-Gleye und Decklehmgleye vorzufinden. Auch Nieder- und Gleymoore bildeten sich in den Niederungen bei ständig anstehendem Grundwasser.

Nach der „Vorläufigen Bodenkarte“44 treten im Plangebiet bei Badel, im Unterschied zu den „Östlichen Altmarkplatten“ und den „Altmarkheiden“, zusätzlich schmale, Nord-Süd ausgerichtete Pseudogleystreifen mit Decklehm über Geschiebemergel auf. Ansonsten sind Gleye, Braunerde-Fahlerden und Braunerden vorherrschende Bodentypen.

WASSER Oberflächengewässer beschränken sich auf das Gebiet holozäner Niederungen. Geringes Gefälle prägt das gesamte Gewässernetz der westlichen Altmarkplatten deren Hauptentwässerer das Jeetze-System ist.

KLIMA Das Klima wird dem subatlantisch geprägten Binnentieflandklima des Niederelbegebietes und der Lüneburger Heide zugeordnet, mit mittleren Jahreswerten von 8,5° C und Julitemperaturen von durchschnittlich 17,5°. Niederschläge sinken von West (600mm/a) nach Ost (578mm/a) ab.

POTENTIELL NATÜRLICHE VEGETATION Sowohl Flattergras-Buchenwälder als auch kleinflächig auftretende Drahtschmielen-Buchwälder sind als potentiell natürliche Vegetation anzusehen. Das Bild der feuchten Niederungen und Täler bestimmen Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwälder sowie Pfeifengras-Eichenwälder. In Versumpfungsmooren der Niederungen treten Walzenseegen-Erlen- und Moorbirkenbruchwälder im Wechsel mit Traubenkirschen-Erlen-Eschenwäldern auf. Kleinflächige Vorkommen von Flechtenkiefernwald betreffen die trockenen Standorte der Sanddünen.

3.4 LEITBILD DER ÖSTLICHEN UND WESTLICHEN ALTMARKPLATTEN Die östlichen und westlichen Altmarkplatten wurden bei der Betrachtung des Leitbildes zusammengefasst, da diese sich bezüglich des Leitbildes, auf dem Gebiet der Einheitsgemeinde Kalbe, nicht wesentlich unterscheiden.

Das Landschaftsbild einer harmonisch- vielfältigen, bäuerlichen Kulturlandschaft soll durch den Wechsel landwirtschaftlich genutzter pleistozäner Hochflächen mit Feldgehölzen, kleineren Waldstücken und Hecken mit breiten, feuchten holozänen Niederungen erreicht werden.

Erhöhung des Anteils an Waldfläche im Bereich der Äcker durch standortgerechte Aufforstung ertragsschwacher Bodenstandorte.

Der Bestockungswandel in der Waldbewirtschaftung soll bezwecken, dass Kiefernforste durch Stieleichen - Hainbuchenwälder und auf lehmigeren Untergründen durch rotbuchenreiche Eichenmischwälder ersetzt werden. Neben Sandtrockenrasen auf Dünen und Flugsandfeldern sollen silbergras-, flechten- und zwergstrauchreiche Kiefernwälder gedeihen.

44 Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, „Vorläufige Bodenkarte – M 1:50.000“; http://www.lagb.sachsen-anhalt.de/service/bodenkarten/vorlaeufige-bodenkarte/#; 15.04.2016

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Die aus denkmalpflegerischer und ökologischer Sicht wertvollen Wölbäcker unter Wäldern bedürfen, wenn unvermeidbar, einer schonenden Bewirtschaftung.

Wichtige Randbiotope wie Krautsäume und Waldmäntel bereichern das Landschaftsbild. Standortgerechte Alleen und Straßengehölze heimischen Ursprungs sollen Wälder und kleinere Waldstücke mit umliegenden Siedlungen verbinden. Wobei Hecken und Feldgehölze, neben ihrer Lebensraumfunktion für zahlreiche Kleintiere und Insekten, auf Feldstandorten einen wesentlichen Beitrag zur Verminderung der Winderosion leisten. Erhalt und Sicherung der Magerrasen auf Dünenstandorten.

Bestückung der Talsandniederungen und Auen durch zahlreiche Solitärgehölze, Kopfweiden und Feuchtgebüsche. Sicherung und Erhöhung des Grünlandanteils der Niederungen über eine extensive Nutzung, zur Erzielung artenreicher Wiesen und Weiden. Zur Anhebung des Grundwassers wird ein weitestgehender Rückbau meliorativer Eingriffe angestrebt.

Seggenriede, Röhrichte, Erlenbrüche, Erlen-Eschenwälder und Feuchtwiesen sollen ein abwechslungsreiches Bild auf Niedermoorstandorten bieten. Fließgewässerrenaturierungen zu mäandrierendem Verlauf, Ufergehölzpflanzungen und die Gewährleistung unbelasteten Wassers ermöglichen ein artenreiches Vorkommen an Pflanzen und Tieren und sichern das Vorkommen des Fischotters. Artenreiche Sumpf- und Wasserpflanzengesellschaften der Gewässervegetation der Altmark sind von besonderem Wert.

Für das ganze Altmarkgebiet wird ein sanfter Tourismus angestrebt. Die traditionelle Rinderzucht soll auf ökologische Produktion ausgerichtet werden. Auf die Ausweisung umweltbelastender und das Landschaftsbild nachhaltig beeinträchtigender Industriegebiete soll im ländlichen Raum verzichtet werden. Über grünordnerische Konzepte sollen siedlungsnahe Gewerbeflächen harmonisch in die Ortslage mit ihren bestehenden Grünanlagen und Bauerngärten eingebunden werden.

3.5 ENTSTEHUNG UND CHARAKTERISTIK DER ALTMARKHEIDEN Auf der groben Linie Rogäth – Wittingen verlaufen die Altmarkheiden girlandenartig und berühren dabei das südwestliche Plangebiet des Flächennutzungsplans der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) an der Linie Engersen – Brüchau, mit starken Ausbuchtungen nach Westen südlich Engersen, Wernstedt und Kakerbeck. Die durch saalekaltzeitliche Inlandvereisung hervorgegangenen aufgeschütteten und aufgestauchten Endmoränen der Hauptrandlage des warthestadialen Inlandeisvorstoßes prägen das Bild der Altmarkheiden. In den Hellbergen bei Zichtau, dem Plangebiet im Südosten angrenzend, werden Höhen bis zu 160 m über NN erreicht. An die Endmoränenzüge angrenzend fällt das Gelände flachwellig ab. Trockentäler, die in tieferen Lagen feuchter werden und vereinzelt Anmoordecken aufweisen zerschneiden die Endmoränenrücken.

Nach der geologischen Karte von Sachsen-Anhalt45 wird der überwiegende Teil dieser Landschaftseinheit auf dem Gebiet des Flächennutzungsplanes zwischen Kakerbeck und Engersen von, durch Wind verursachten, äolischen Ablagerungen mit Sandlöß der Weichselkaltzeit bestimmt. Binnendünen und Flugsandfelder prägen hier den landschaftlichen Charakter.

BODEN Östlich von Klötze bis in den Planungsbereich, sind tondurchschlämmte Böden der Salm- und Decksalm Fahlerden auf schluffreicheren Sandlößinseln vorzufinden. Sand-Gleye und Decksalm-Gleye treten im Wechsel mit Sandpodsolen in den Niederungen auf. Flugsanddecken und Binnendünen der Sanderflächen werden von nährstoffarmen, sauren Sand- Rankern und Rankern mit Tendenz zum Podsol bestimmt.

45 Geologische Karte von Sachsen-Anhalt – Karte der quatären Bildungen- Oberfläche bis 5m Tiefe, Blatt 42 Magdeburg; M1:200.000

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Nach der vorläufigen Bodenkarte M 1:50.00046 überwiegt Braunerde mit kiesführendem periglaziärem Lehmsand (Geschiebedecksand) über glazifluviatilen Sand (Schmelzwassersand) im Plangebiet. Flussbegleitend treten Gleye mit fluviatilem Lehmsand im Wechsel mit vereinzelt vorkommenden Erd- und Niedermoortorfen auf. Gley-Braunerde mit Geschiebedecksand über Schmelzwassersand tritt im Einzugsgebiet des „Schäferberger Grabens“ zwischen Faulenhorst und Jemmeritz auf. Kleinflächig vertreten sind Braunerde-Fahlerde Standorte mit Geschiebedecksand über tiefem kiesführendem, glazigenen Lehm (Geschiebelehm). Westlich an Kakerbeck angrenzend sind Stellen mit Pseudogley-Braunerde aus Geschiebedecksand über Geschiebelehm vorzufinden.

WASSER Lockergesteine der Altmarkheiden lassen Oberflächenwasser schnell versickern, sodass ein stark eingeschränkter Oberflächenabfluss mit einer kaum vorhandenen Fließgewässernetzdichte gegeben ist. Die dem Plangebiet im Süden angrenzenden Altmarkheiden bilden mit dem Teilbereich der Colbitz-Letzlinger Heide ein bedeutendes Grundwasserentstehungsgebiet. Die mit den Sandböden einhergehende schlechte Bodenfiltereigenschaft bedeutet jedoch eine permanente Gefahr der Grundwasserverunreinigung.

Bedeutende Fließgewässer, die in der Landschaftseinheit Altmarkheiden entspringen und das Gebiet der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) berühren, sind die Beeke, der Mühlenbach und die Milde. An den Ausläufern der Altmarkheiden sind häufig kleinflächige Quellmoore vorzufinden. Geringes Gefälle und dichtes Gestein behindern hier den Oberflächenabfluss und sorgen für Wasserüberschuss und Moorentstehung.

KLIMA Die Altmarkheiden sind die flächenmäßig kleinste Landschaftseinheit auf dem Gebiet der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde). Demzufolge nimmt auch das Klima der Altmarkplatten Einfluss auf den kleinen Bereich der Altmarkheiden, weshalb es sich kaum von den klimatischen Gegebenheiten der Altmarkplatten unterscheidet.

POTENTIELL NATÜRLICHE VEGETATION Auf bodensauren Standorten ist als potentiell natürliche Vegetation ein subatlantisch geprägter Wald aus Rotbuchen zu nennen. Als Waldgesellschaft dominiert der Flattergras – Buchenwald. Auf Standorten mit nährstoffarmen Bodenverhältnissen ist der Drahtschmielen-Buchenwald und an nährstoffreicheren der Waldmeisterbuchenwald die potentiell natürliche Vegetation. Moorbirken und Schwarzerlenbruchwälder sind auf Quell- und Niedermoorstandorten potenziell natürlich. Vereinzeltes Auftreten von offenen Durchströmungsmooren und Hochmooren ist möglich.

3.6 LEITBILD DER ALTMARKHEIDEN Die unterschiedlichen ökologischen Verhältnisse der Endmoränenlandschaft sollen über das Landschaftsbild durch eine entsprechende Waldzusammensetzung und Bewirtschaftung sichtbar werden. Dies bedeutet auch den Erhalt von Offenflächen wie Moore und Niederungswiesen. Gehölze linear begleiteter Strukturen wie Flüsse, Straßen und Wege sollen die landschaftliche Gliederung hervorheben.

Zur Erhaltung der Mosaike naturnaher Laubwälder sollen traditionelle Waldbewirtschaftungs- formen (Waldhutung, Nieder- und Mittelwaldbewirtschaftung) beitragen. In einzelne Abschnitten soll jegliche Nutzung unterlassen werden. Waldschutzgebiete benötigen eine Mindestgröße, um sich durch Verjüngung selbst zu erhalten. Sie umfassen den Schutz von Söllen, Kerbtälchen, Quell- und Moorstandorten sowie trockenen Rohbodenflächen.

46 Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, „Vorläufige Bodenkarte – M 1:50.000“; http://www.lagb.sachsen-anhalt.de/service/bodenkarten/vorlaeufige-bodenkarte/#; 15.04.2016

60 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

• Erhalt von Dünen- und waldbestandenen Flugsandfeldern sowie historischen Wölbäckern unter Wald durch bodenschonende Bewirtschaftung. • Erhalt bzw. Renaturierung vorhandener Moorflächen über Wasserregulierung. • In Schutzgebieten hat der Arten-, Biotop- und Landschaftsschutz Priorität vor anderen Nutzungen. • Verbesserung der Lebensräume für Kranich, Schwarzstorch und weitere gefährdete Arten in den wald- und gewässerreichen Landschaftsteilen. • Verbesserung der Qualität der Oberflächengewässer, als stabiler Reproduktionsraum anspruchsvoller Tier- und Pflanzenarten durch eine umweltfreundliche Flächenbewirtschaftung und Abwasserbehandlung. • Erhalt landwirtschaftlich genutzter Rodungsinseln durch umweltverträgliche Bewirtschaftung, insbesondere zum Schutz des Grundwassers vor Verunreinigungen. • Steuerung des sanften Tourismus durch Erschließung der Natur u.a. über Dorferneuerungsmaßnahmen, Naturlehrpfade und Wanderwege, die gleichzeitig einen Beitrag zur Umweltbildung liefern.

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4. HISTORISCHE ENTWICKLUNG Die siedlungsgeschichtliche Betrachtung der einzelnen 38 Ortschaften in der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) würde den Rahmen der Flächennutzungsplanung sprengen und eine deutliche Unverhältnismäßigkeit hervorrufen. Aus diesem Grund wird schwerpunktmäßig die Stadt Kalbe (Milde) als bedeutungsvollster Ort der Einheitsgemeinde bezüglich der historischen Enteicklung betrachtet. Ausführungungen über die siedlungsgeschichtliche Entwicklung der Altmark lassen darüber hinaus Rückschlüsse auf alle Ortschaften der Einheitsgemeinde zu, Geschichtsbedeutende Eckpunkte gemeindezugehöriger Orte werden dabei hervorgehoben.

Informationen zur siedlungsgeschichtlichen Entwicklung konnten aufgrund fehlender Unterlagen nicht vollständig zu allen Ortslagen eingeholt werden. Hauptsächliche Unterlagen stellten das Stadtarchiv, die Touristinformation der Stadt und das Internet zur Verfügung. Zur Ur- und Frühgeschichte der Altmark lieferte das Buch: „Beiträge zur Kulturgeschichte der Altmark, Hünengräber, Siedlungen, Gräberfelder“47 wertvolle Informationen.

4.1 DIE GESCHICHTLICHE ENTWICKLUNG DER ALTMARK Die Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) gehört mit 40 Fundplätzen aus der Steinzeit zu den ergiebigsten Fundstandorten Norddeutschlands. Die Fundstücke erlauben Rückschlüsse auf eine bereits 10.000 jährige Besiedlung der Gegend um Kalbe. Gefunden wurden u.a. feingezähnte Elchknochen, Steinbeile, Klingen, Stichel und Schaber. Bewohner aus der mittleren Steinzeit siedelten bevorzugt dort, wo günstige Lebensbedingungen, ertragreiche Jagdgründe, Waldnähe und ausreichende Wasserflächen das Überleben sicherten.48

DIE UR- UND FRÜHGESCHICHTE

• ALT- UND MITTELSTEINZEIT Im Zeitalter der Eiszeit spielte sich die Geschichte altsteinzeitlicher Jäger und Sammler ab. In der Altmark bestanden gute Lebensbedingungen in den eisfreien Zeiten. Nachfolgende Eiszeiten und meterhohe Moränen verwischten jedoch erste Besiedlungsspuren. Aus der Zeit um 200.000 vor Christus stammen erste magere Funde. Weitere Spuren menschlicher Besiedlung in der Altmark wurden als Wiederbesiedlung von Jägern und Sammlern im Zeitraum des Spätpaäolithikums und Mesolithikums nachgewiesen. Einzelfunde verteilen sich über die gesamte Altmark bis auf den Drömling und die Colbitz- Letzlinger Heide. Die Unterbrechung entstand vermutlich wegen der zeitweilig schlechten Lebensbedingungen.

• JUNGSTEINZEIT Etwa 5.300 vor Christus setzte die Jungsteinzeit in der Altmark ein. Die wenigen linienbandkeramischen Streufunde blieben jedoch auf den östlichen Teil begrenzt. Die Funde könnten sich um Hinterlassenschaften sporadischer Wanderungen handeln. In der zweiten Hälfte des fünften vorchristlichen Jahrtausends lassen sich erste sesshafte Bewohner nachweisen. Funde von Steingeräten dieser Zeit wurden in der gesamten Altmark entdeckt. Etwa tausend Jahre darauf erfolgte eine dauerhafte Landnahme durch eine bäuerliche Gesellschaft. Die Nordmitteleuropäische „Trichterbecherkultur“ (Zeitepoche der archäologischen Kultur- und Jungsteinzeit von 4.200 vor Christus bis 2.800 vor Christus49) verdrängte, ab 3.500 vor Christus, die mittelsteinzeitlichen Wildbeuter. Es war auch die Zeit der Errichtung von Megalithgräbern. Die der Trichterbecherkultur zuzuordnende Tiefstichkeramik ist in der gesamten Altmark verbreitet zu finden. Die „Becherkultur“ prägte das Endneolithikum ab zirka 2.800 vor Christus.

• BRONZE UND EISENZEIT

47 Archäologie in der Altmark, Band 1: Altsteinzeit bis Frühmittelalter; Redaktion: Bock, Fritsch, Mewes, Mittag; erschienen 2002 48 „Die Stadt der 100 Brücken, Kalbe an der Milde“, vom Kalbenser Kultur- u. Heimatverein „Johann Friedrich Danneil“ e.V. 2006 49 Internet, https://de.wikipedia.org/wiki/Trichterbecherkultur, heruntergeladen vom 16.09.2016

62 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Ab 2.200 vor Christus beginnt, mit Einführung der Bronzetechnologie, die Bronzezeit. Ab 1.600 vor Christus nahm die Besiedlung der Altmark zu, das beweisen zahlreiche Steingrabhügel, in zum Teil großen Grabhügelfeldern. Die Anzahl der Siedlungsfunde nimmt weiter bis zur vorrömischen Eisenzeit (600 – 50 vor Christus) zu. Sie zeigen eine unterschiedliche Entwicklung der Altmark, wobei im westliche Teil Einflüsse der Lüneburger Gruppe und im östlichen Teil Einflüsse der Elb-Havel Gruppe nachweisbar sind. Ab Ende der Bronzezeit und zu Beginn der Eisenzeit zeigen Funde aus Siedlungen die Verarbeitung von Eisen.

• FRÜHGESCHICHTE Traditionelle Urnengräberfelder der Eisenzeit wurden auch in der römischen Kaiserzeit (ca. 50 vor Christus – 375 nach Christus) vorzugsweise auf selbigen Standorten weiter belegt. Weitere Fundstellen nehmen bis zur späten Kaiserzeit zu, die Rückschlüsse auf eine dichte Besiedlung der Altmark bis in die Völkerwanderungszeit (zirka 450 nach Christus) geben. Eine Verhüttung von Raseneisenerz und die Weiterverarbeitung von Eisen ist für diese Zeitepoche hervorzuheben. Weiterhin lassen römische Importfunde auf einen Handel mit dem Römischen Reich schließen.

• MITTELALTER UND NEUZEIT Neben zahlreichen überlieferten Wüstungen und mittelalterlichen Vorgängersiedlungen altmärkischer Dörfer, prägten insbesondere Burgen und Städte das mittelalterliche und frühneuzeitliche Besiedlungsbild um 1.000-1.600 vor Christus.

POLITISCHE HINTERGRÜNDE/SCHWERPUNKTE ALTMÄRKISCHER SIEDLUNGSGESCHICHTE – EIN ABRISS

• BIS ZUM 10. JAHRHUNDERT Die Altmark erstreckt sich von der Ostgrenze Niedersachsens bis an die Elbe und vom Wendland im Norden bis an die Ohre im Süden, wobei der größte Teil des Drömlings (Niederungsgebiet im Südwesten der Altmark) dazugehört. Ihre politischen Grenzen bildeten sich bereits seit dem 10 Jhd. heraus. Sächsische Herzöge bzw. Könige bezeichneten dieses Areal erstmals als „Mark“, welches das Grenzland zwischen dem westlich gelegenen Herzogtum Sachsen und dem östlich und nördlich gelegenen Wend- bzw. Slawenland kennzeichnet. Hier siedelten Sachsen und Slawen nebeneinander.

983 fielen die Slawen in Gebiete der heutigen Altmark ein. Der Aufstand wurde am „Tangerflus“ durch den Bischof von Halberstadt und den Erzbischof von Magdeburg zerschlagen. Die Slawen blieben jedoch östlich der Elbe unbesiegt.50 Erste nachweislich überlieferte Nachrichten zur Besiedlung des altmärkischen Raumes stammen aus dem Jahr 937, zu ottonischer Zeit. Otto I. übertrug zahlreiche Ortschaften dem Magdeburger Moritzkloster, dabei trugen alle wüst gewordenen Dörfer slawische Namen. 956 schenkte er dem Stift Quedlinburg weitere Ortschaften. Damit bezeugen die ersten echten Urkunden die Besiedlung des altmärkisch- wendländischen Raums mit ausschließlich slawischen Ortsnamen.51

• BIS ZUM 13. JAHRHUNDERT 1134 fiel die Nordmark an die Askanier. Albrecht (Graf zu Ballenstedt, Graf von Aschersleben, seit 1136 Markgraf von Brandenburg und von 1136-1142 Herzog zu Sachsen und Markgraf von Anhalt) regierte von 1134 bis 1170. Bekannt auch als „Albrecht der Bär“ beherrschten er sowie seine Söhne und Enkel die wesentlichsten neu eroberten Marken des gesamten Mittelelbe- und Saalebereichs. Dabei entwickelte sich die Nordmark (deren südlicher Bereich entspricht der heutigen Altmark) durch Albrecht, dem Bären als Kräftesammelpunkt für die große ostelbische Kolonisation. Unter der Askanierherrschaft entstand ein Burgensystem, unter Einbeziehung vorhandener Befestigungsanlagen. Dazu gehörten die Burgen Werben (1018), Hindenburg (1196), Uchtenhagen (1196), Osterburg (1115) und die Schulenburg (1200) bei Stappenbeck. Die Burgen Kalbe und Gardelegen verteidigten im 12. Und 13. Jahrhundert askanisches Land.

50 Dorferneuerungsplan Kahrstedt, der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) 51 „Siedlung, Wirtschaft und Verfassung im Mittelalter – ausgewählte Aufsätze zur Geschichte Mittel- u. Ostdeutschlands“ in der Reihe „Quellen und Forschungen zur Geschichte Sachsen-Anhalts 5“; Hans K. Schulze; 2006

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Im Zuge der Missionierung fand unter Führung von Albrecht dem Bären ein umfangreiches Kolonisationsprojekt statt, welches Kolonisten aus dem Rheinmündungsgebiet und Flandern im Gebiet zwischen Salzwedel und mittlerer Havel ansiedelte. 1160 wurde von Albrecht dem Bären die Johanniter-Komturei-Werben gegründet, die der Diözese Halberstadt zugehörig war. 1170 gründete ein Neffe von Albrecht dem Bären, Graf Albrecht von Osterburg, ein Kloster im Ort Krevese. Mit den Klöstern begann ein Teil wesentlicher deutscher Kulturgeschichte.

Das 1144 gegründete Prämonstratenserkloster in Jerichow war der Diözese Havelberg zugeordnet und entwickelte sich zum Brückenpunkt ostelbischer Mission. Die innerliche Verbundenheit der Klöster strahlte auch der äußerliche Baukörper aus. Sie entstanden in der Übergangszeit zwischen Romanik und Gotik und gelten als architektonische Kostbarkeiten.

Der Askanier Graf Heinrich von Gardelegen (1184-1192) wurde durch seine kirchenpolitischen Bestrebungen weit über die Grenzen seines Einflußbereiches hinaus bekannt. Sein Plan, zwischen den Bistümern Halberstadt und Verden ein altmärkisches Bistum zu gründen, wurde von den Bischöfen der Orte verworfen und, an Stelle dessen, ein markgräflicher Stift gegründet. Er bewohnte abwechselnd die Burgen Tangermünde, Stendal, Gardelegen und Salzwedel. Aufgrund des Münzrechts von Salzwedel ließ er von 1184-1192 Prägungen durchführen und belebte dadurch den Handel, der daraufhin in Salzwedel und Stendal an Bedeutung gewann.

Im Zuge des Fortschreitens der großen Kolonisierung des 12.-und 13. Jhd. entwickelten sich aus den Siedlungen um bedeutende Burgen selbstständige Städte mit eigenem Recht. So gingen Ende des 12. Jhd. zum Beispiel die Städte Stendal, Salzwedel, Gardelegen und Werben hervor. Zu kleineren Siedlungen an Burgen zählten währenddessen die Orte Osterburg, Tangermünde, Arneburg, Kalbe und Klötze. Um das Kloster in Arendsee war eine Siedlung im Entstehen.

Der Markgraf löste im 13. Jhd. die Burgwartsverfassungen auf und führte fünf Vogteibezirke (Salzwedel, Stendal, Gardelegen Tangermünde und Arneburg) ein, deren Vögte in seinem Sinn Gericht hielten.

Trotz Ausweitung der Herrschaft der Askanier bis weit über die Oder hinweg, nach Pommern und gegen die Ostseeküste, wurde die Nordmark durch neu eroberte Gebiete zur „alten Mark“ oder Altmark und blieb der Schwerpunkt ihres Staates.

Bedeutende altmärkische Städte wie Stendal und Salzwedel wurden Mitglieder im nordeuropäischem Hanseverbund, was die die Kulturlandschaft der Altmark maßgebend beeinflußte. Der nordeuropäische Stil floss in die Backsteinbaukunst des Mittelalters, insbesondere die der Kirchen, Rathäuser und Stadtbefestigungsanlagen ein.

• 14. JAHRHUNDERT Nach dem Aussterben der letzten Askanier-Linie, die im wesentlichen die Grundstruktur der Altmark prägte, kam Ende des 14. Jhd. Kaiser Karl der IV. aus Luxemburg an die Macht. Er setzte sich zum Ziel, die Mark in einen Nord und Süd umgreifenden Elbstaat zu verwandeln. Als politisches und militärisches Zentrum entwickelte sich Tangermünde. Mit der stattlichen Erweiterung der Burg und der Stephanskirche lag die Illusion eines „zweiten Prags“ nahe.

1378 starb Kaiser Karl der IV, woraufhin es zwischen den mächtigen Städten einerseits und den schwachen Landsherrn, sowie den durch Raub und Plünderungen erstarkenden niederen Adel, andererseits, zu Eskalationen kam. Etwa 500 Ortschaften der Altmark wurden wüst, Bewohner flüchteten schutzsuchend in nächst größere Siedlungen oder Städte.

64 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

• BIS ZUM 16. JAHRHUNDERT Nach der Erhebung von Friedrich von Hohenzollern in den Markgrafen- und Kurfürstenstand durch König Sigismund, wurde ihm 1417 die Mark Brandenburg belehnt. Kurfürst Friedrich I. (1415-1440) wollte die Mark zu einer einträglichen Einnahmequelle machen und sie für eine Erweiterung des hohenzollernschen Famililienbesitzes nutzen.

Die mit Münz-, Markt- und Zollrechten wachsende Macht der Städte, die selbstständig Handel betrieben und über eigene Stadtrechte verfügten, sahen brandenburgische Kurfürsten als Bedrohung. Mit der Erhebung der „Bierziese“ (einer Steuer) der Regierung des Kurfürsten Johann Cicero (1486-1499) kam es zu einem blutigen Aufstand der Bürger gegen den Adel. Nach anfänglichem Erfolg der Bürger, durch Erstürmung der Schlösser, siegten am Ende jedoch die kurfürstlichen Truppen.

• BIS ZUM 17. JAHRHUNDERT / DREIßIGJÄHRIGER KRIEG Die Altmark litt stark am Verlauf, den Auswirkungen und Folgen des 30-jährigen Krieges. Von 1662 an war die Mark Brandenburg ein fast permanenter Kriegsschauplatz. Sie galt als eines der am meisten verwüsteten deutschen Gebiete, worunter die Altmark (als Teil der Mark Brandenburg) am härtesten betroffen war. Osterburg blieb zeitweise völlig unbewohnt und wurde fünfmal restlos geplündert. Bismarck wurde viermal geplündert und Tangermünde siebenmal erobert. Zwei Drittel seiner Bevölkerung verloren Salzwedel, Stendal und Gardelegen.

Von 1640 bis 1688 regierte Kurfürst Friedrich Wilhelm. Schwedische Einheiten zogen sich auch nach Friedensschluss (Westfälischer Frieden) 1648 nicht zurück. Erst nach 1656 endeten die meisten Truppendurchmärsche. Erwähnenswert ist der Mut der altmärkischen Bauern, die selbstbewusst ihre persönliche Freiheit und ihren Besitz verteidigten und dadurch bewahrten.

Herrschende Kraft nach Ende des Krieges waren die Landstände, der Adel, die Geistlichen und die unabhängigen Städte, mit dem Steuerbewilligungsrecht als ausschlaggebendes Machtmittel.

Wirtschaftliche Strukturveränderungen führten während des 15 Jahrhundert zur stärkeren Bedeutung größerer Städte, wie Hamburg und Berlin. Tangermünde und Stendal verloren an Bedeutung. Salzwedel verabschiedete sich aus der Hanse. Immer mehr Menschen zog es in die großen Hansestädte an die Nordküste Deutschlands. Dieser Verlauf fand jedoch nicht aprubt statt, sodass Salzwedel noch bis ins 16 Jahrhundert hinein zu den bedeutensten Städten der Mark Brandenburg zählte. Die Stadt investierte Ende des 15. Jahrhunderts bis ins 16. Jahrhundert in zahlreiche Erneuerungs- und Restaurationsmaßnahmen von bedeutenden, noch heute erhaltenen, Bau – und Kunstdenkmalen.

Vergangene Epochen (besonders das 15. bis 17. Jahrhundert) sind zum Teil noch heute, beispielsweise an Stadtbefestigungsanlagen, mittelalterlichen Wegeführungen, alten Grundstücksgrenzen, Bau- und Kulturdenkmalen sowie Inschriften an den Trauf- und Giebelsteinen alter bzw. restaurierter Fachwerkhäuser, nachzuvollziehen.

• DIE ALTMARK UND DIE REFORMATION Durch die rasante Verbreitung der Lehre Luthers mit Hilfe von Theologiestudenten aus Wittenberg, fahrenden Schülern und Handwerksgesellen, begann die kirchliche Erneuerungsbewegung bereits früh in der Altmark. Zu Luthers Lehre bekannten sich auch an die Altmark angrenzende Landesteile sehr zeitig, wie das Magdeburgische, das Lüneburgische sowie die Reichsstädte Hamburg, Bremen und Lübeck.

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• DIE ALTMARK UND DIE ANFÄNGE DES ABSOLUTISMUS Der Absolutismus unter Kurfürst Friedrich Wilhelm bedeutete die Auflösung der politischen Macht der Landstände und des Adels, nachdem er nach Ende des 30-jährigen Krieges seine Truppen nicht auflöste und von den Landständen Geld für seine Truppenvermehrung forderte. Grund dafür war die Machtstellung des Staates durch sein Heer auch zu Friedenszeiten. Das setzte allerdings die Verfügbarkeit ständiger Geldquellen voraus, was die Aufhebung des landständischen Steuerbewilligungsrechtes bedeutete und damit die weitestgehend politische Entmachtung der Landstände. Infolgedessen kam es zum Aufbau eines modernen zentral organisierten Finanz- und Verwaltungssystems mit ständigen Steuerabgaben.

Den Landständen widerstrebte diese Entwicklung. Sie wurden schließlich, für ihre Zustimmung zum stetigen Heer, mit umfangreich zugestandenen Privilegien bezahlt. Sie bewilligten dem Kurfürsten 530.000 Taler für sein Heer. Zu den Privilegien zählte insbesondere die Bestätigung der bäuerlichen Leibeigenschaft. Diese Regelung für die ganze Kurmark Brandenburg konnte sich jedoch in der Altmark nicht durchsetzten. Die altmärkischen Bauern bewiesen ihr starkes Selbstbewußtsein bereits im 30-jährigen Krieg. Ihr Land/Hof und das der Kossaten (oder auch Köthner genannt - Besitzer von Katen) war bereits Familienerbe, worauf sie beharrten. Die Bauern unterstanden zwar meist einer Domäne, dem Amt oder einem Adligen mit der Verpflichtung zu Abgaben, jedoch waren sie nicht persönlich unfrei und einem Gutsherren leibeigen.

Auch heute sind die Besitzverhältnisse der Bauern oft an den Bauernhäusern ablesbar. Sie tragen repräsentativ, mit Richtedatum, die Namen der Bauern, die sich als Bauherr oder Baufrau bezeichnen. Dies galt auch als wichtiges Beweismittel für die Besitzverhältnisse des Bauernhofes, um die Familie gegen Willkür und Machenschaften zu schützen.

• DIE ALTMARK UND DER NORDISCHER KRIEG 1674 – 1679 Im Kampf gegen die Schweden (Brandenburgisch-Schwedischer Krieg) bewiesen die altmärkischen Bauern ein weiteres Mal ihren Mut und bildeten freiwillige Kampfeinheiten. Nach ersten Anfangserfolgen der Schweden im Dezember 1674, die zunächst große Teile der Mark besetzten, wehrte Brandenburg, unter Führung von Kurfürst Friedrich Wilhelm ohne weitere Unterstützung, im Juni 1675 erfolgreich den schwedischen Einfall in die Kurmark ab. Schwedische Besitztümer in Nordeutschland, Schwedisch–Pommern und Bremen-Verden wurden von den Brandenburgern, Dänen und ihren Verbündeten erobert.

• DAS 18. JAHRHUNDERT / DER BRANDENBURGISCH-PREUßISCHE STAAT In Stendal waren, infolge der Kriege, ein Drittel und in Salzwedel ein Fünftel der Grundstücke wüst und verlassen. Die Menschen wurden außerdem von der Wirtschaftsentwicklung der Großstädte angezogen. In den Städten der Altmark wuchs die Bevölkerung erstmalig wieder im Verlauf der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Zur Jahrhundertwende wurde erst die Hälfte der Einwohnerzahl von vor dem 30-jährigen Krieg wieder erreicht.

1701 erlangte Preußen die Erhebung zum Königtum. Die Verwaltung wurde grundlegend neu organisiert. Steuerabgaben wurden professionell kontrolliert. Es entwickelte sich im gesamten Handels- und Gewerbeleben eine neue Struktur. Die städtische Selbstverwaltung wurde aufgehoben. 1713 wurde Salzwedel über einen Magistrat (Kollegialorgan) verwaltet. Das zog Torvisitationen, Zollschranken an Ländergrenzen, Einfuhrbeschränkungen und Ausfuhrverbote nach sich. Zwangsläufig ergaben sich daraus für das Grenzgebiet Beeinträchtigungen im Handwerk und Handel. Traditionsgemäß waren sich Braunschweigische und Lüneburgische Kaufleute eng verbunden.

Von 1740 – 1786 änderte auch die Regierungszeit des Königs Friedrich II. nichts an dieser Art der Verwaltung.

66 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Im 18. Jahrhundert war Salzwedel der größte Kreis der Provinz. Er führte von Erxleben -vom Kreis Haldensleben im Süden- bis zur Ortschaft Wustrow -der lüneburgischen Verwaltung- im Norden. Dabei lag Klötze vom braunschweigisch-lüneburgischen Amt als Enklave mitten im Kreis Salzwedel.

• DAS 19. JAHRHUNDERT / WACHSTUM UND FREIHEIT Im 19. Jahrhundert vollzogen sich auf dem Lande und in den Städten grundlegende Veränderungen in der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Struktur.

Unter Angriff der Truppen Napoleons brach 1806 der preußische Staat zusammen. Ein Jahr später wurde die Altmark, nach dem Tilsiter Frieden, aus dem brandenburgisch-preußischen Staat herausgelöst und an das 1807 gegründete Königreich Westfalen angegliedert. Als Teil der Rheinbundstaaten unterstand es der französischen Verwaltung.

Nach dem Schock der Niederlage Preußen stellten sich für die Bevölkerung, durch eine neue bürgerliche Gesetzgebung, wesentliche Vorteile ein, die einen freieren wirtschaftlichen Handlungsspielraum eröffneten. 1808 wurde aus der Akzise eine billige Consumtionssteuer. Der Adel verlor auf dem Land an Macht und Einfluss. In der neuen Gesindeordnung von 1810 stand eine Lohnzahlung für die Arbeit von Knechten und Mägden. Das verschaffte ihnen einen Anreiz, sich freizukaufen und eine eigene Existenz aufzubauen. Daraufhin stieg insbesondere in den Städten die Bevölkerungszahl, welche sich bis zum Ende des 19. Jahrhundert verdoppelte.

Nach der Reichseinigung 1871 belebten die Gründerjahre in den Städten das Gewerbe und führten zur Agrarkonjunktur auf dem Land. Zur Verwertung landwirtschaftlicher Erzeugnisse entstanden kleinere bis mittlere Betriebe. Salzwedel und Gardelegen galten als vorwiegend landwirtschaftlich ausgerichtete Zentren. Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur über Schiene und Straße verbesserte die Vorraussetzung einer günstigen Wirschaftsentwicklung. In Salzwedel entstanden Brauereien, ein Düngemittelbetrieb, eine Zuckerfabrik und eine Eisengießerei für Landmaschinen.

Gardelegen boomte im Hopfenhandel und Brauwesen und die Einwohnerzahlen stiegen kontinuierlich. Die Bedeutung des Hopfens war enorm, da viele Orte der Altmark vom Hopfenanbau über viele Jahre profitierten. Über 200 Dörfer waren sogenannte Hopfendörfer. Erst in den 30-iger Jahren des 19. Jahrhunderts stagnierte der Absatz und der verarmte (ausgemergelte) Boden brachte den Hofpenhandel der Region vollständig zum Erliegen.

• DAS 20. JAHRHUNDERT / KRIEGE, ELEND, GRAUEN, UNENDLICHES LEID Im 20. Jahrhundert überschlugen sich die Ereignisse: Erster Weltkrieg, Inflation, Weltwirtschaftskrise, Faschismus, Zweiter Weltkrieg, katastrophale Lebensverhältnisse, Krankheit, Seuchen, Hunger, Zusammenbruch Deutschlands, Gründung der DDR, Wiederaufbau, Mauerbau, Wiedervereinigung / Mauerfall.

ANFÄNGE DES 20. JAHRHUNDERT Die Sozialstruktur der altmärkischen Dörfer veränderte sich an der Schwelle zum 20. Jahrhundert durch Ablösung vom Feudalismus zu Anfängen der Separation. Zu Gunsten der ärmeren dörflichen Schicht, nahm die über Jahrhunderte konstant gebliebene Anzahl der Ackerhöfe in den Dörfern ab. Bedingt durch Konjunkturen und Krisen wurden ehemalige Ackerhöfe in Parzellen verkauft, mit dem Ergebnis einer Vielzahl kleinerer Wirtschaften.52

52 Knechte und Mägde, Vom Leben der armen Leute in der nordwestlichen Altmark; Hartmut Bock und Peter Fischer

67 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

ABBILDUNG 13 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG DER ALTMARK 1800 - 199553 Bis 1925 wuchs die Gesamtbevölkerung der Altmark. In der Mitte und zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert kam es zu starken Veränderungen. Die ländliche Bevölkerung der Altmark stieg 1946 im Vergleich zu 1925 um 63.221 Einwohner, die der Städte um 36.507 Einwohner.

In der Zeitspanne von 1946 bis 1990 verringerte sich in den Dörfern der Altmark die Einwohnerzahl um 102.000. Dieser Bevölkerungsverlust setzte sich auch nach 1990 fort, jedoch viel weniger ausgeprägt als in den Städten, sodass sich seitdem in der Altmark der Anteil der ländlichen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung etwas erhöht hat. In der Altmark hatte es diese eher ungewöhnliche Situation im Verlauf der letzten 200 Jahre aber schon zweimal gegeben – um 1900 und nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Dörfer nahmen mehr Flüchtlinge als die Städte auf.54

ZWEITE HÄLFTE DES 20. JAHRHUNDERT – SITUATION UND VERLAUF DER NACHKRIEGSZEIT DES II. WELTKRIEGES Die jüngste Geschichte ist aufgrund der intensiven Einflussnahme auf künftige Entwicklungen (in gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Art), bis heute für die Altmark von sehr großer Bedeutung. Deshalb sind die folgenden Ausführungen ausführlicher, da sich auch wesentliche Aussagen im Hinblick auf die voraussichtlich weitere Entwicklung daraus ergeben.

Aus dem Kreis Salzwedel verloren 6.954 Menschen ihr Leben im Zweiten Weltkrieg.

53 Die Altmark - eine Region in Geschichte und Gegenwart, Beiträge zur Regional- und Landeskultur Sachsen-Anhalts Heft 8, Protokoll des wissenschaftlichen Kolloquiums am 11./12.10.1997 in Havelberg, Landesheimatbund Sachsen- Anhalt e.V. 1998; Seite 39 54 Die Altmark - eine Region in Geschichte und Gegenwart, Beiträge zur Regional- und Landeskultur Sachsen-Anhalts Heft 8, Protokoll des wissenschaftlichen Kolloquiums am 11./12.10.1997 in Havelberg, Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e.V. 1998

68 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

1939 – 1948 ZUWANDERUNG DURCH VERTRIEBENE DER SOWJETISCHEN BESATZUNGSZONE55 In den letzten Kriegs- u. Nachkriegswochen des Zweiten Weltkrieges vollzogen sich umfangreiche Bevölkerungsbewegungen in Sachsen-Anhalt. Ausländische Zwangsarbeiter und Verschleppte, die in ihre Heimat zurückkehren wollten, aus dem Krieg heimkehrende deutsche Soldaten und Offiziere, kamen nach bzw. zogen auch durch Sachsen-Anhalt. Befreite Häftlinge aus nationalsozialistischen Konzentrationslagern und Ausgebombte, die ein neues Obdach suchten, kamen ebenfalls suchend in die Region. Evakuierte aus luftkriegsgefährdeten Städten, die nach Kriegsende aus den Gemeinden in ihre Heimatstädte zurückkehrten, soweit diese eine Wiederaufnahme ermöglichten, hineinströmenden und hindurchziehende Flüchtlinge aus den ehemals deutschen Gebieten östlich der Oder und Neiße kamen zu den Wanderungsbewegungen hinzu.

Ungefähr 7,5 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene, davon 300.000 im Land Sachsen-Anhalt, suchten Zuflucht. Die Zuwanderung der Vertriebenen führte zu einem Wandel in der Bevölkerungszahl, in der Alters- und Geschlechtsstruktur. Der Anteil der Vertriebenen betrug laut Volkszählung vom 29.10.1946 an der Gesamtbevölkerung Sachsen- Anhalts 21%.

Gegenüber 1939 kam es zu einem Bevölkerungszuwachs von 20,2 % bei einem Anteil von Frauen mit 36% und Männern mit 4,2%. Somit wurden die menschlichen Verluste des Zweiten Weltkrieges ausgeglichen.

So wurde auch die Altmark zu einer neuen Heimat für Umsiedler und Vertriebene aus den östlichen Gebieten und für Flüchtlinge aus zerbombten Städten.

Im Ergebnis des Zweiten Weltkrieges wurde Deutschland nach 1945 geteilt, was die Entwicklungsbedingungen der altmärkischen Dörfer und Städte in den folgenden Jahren deutlich beeinflusste. Die Truppen der westlichen Besatzungsmächte zogen sich Anfang Juli 1945 in die von den Alliierten vereinbarten Besatzungsgebiete zurück. Die Altmark stand seitdem unter Kontrolle der sowjetischen Militäradministration.56 Das Gebiet der Altmark wurde erneut zur Grenzregion.

Durch Rohstoffmangel sowie Demontagen und Entnahmen aus der laufenden Produktion, der Versorgung mit Energie, Brenn- und Treibstoffen, einschließlich metallurgischer Erzeugnisse gingen in großen Anteilen der bis dahin noch erhaltenen Kapazitäten verloren. Durch Kriegszerstörungen gingen 30% landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte kaputt.57

Folgender Abschnitt bezieht sich auf: „DIE INDUSTRIE SACHSEN-ANHALTS IM SPANNUNGSFELD ZWISCHEN NEUAUFBAU, BESATZUNGSREGIME UND GESELLSCHAFTLICHEN UMBRÜCHEN (1945 – 1947)“58

Neben dem Aufschwung einzelner Industriezweige binnen weniger Monate (Sommer 1945 bis Ende 1945), die zu beachtlichen Erfolgen insbesondere in der Brennstoffversorgung, der Energieversorgung sowie bei der Zuckerfabrikation führten, war die Situation anderer Industriezweige weitaus schwieriger. Sorge und erhebliche Schwierigkeiten bei der Entwicklung und dem Wiederaufbau der Wirtschaft bereitete der Abbau von Industrieanlagen, der unmittelbar nach dem Besatzungswechsel an die Sowjetunion, in Verbindung mit der Erfüllung der Reparationsaufträge des Deutschen Volkes als Wiedergutmachung an die Sowjetunion einsetzte. Diese umfangreichen Reparationsleistungen lasteten schwer auf der Wirtschaft der Provinz. Hinzu kamen negative Auswirkungen durch die Umwandlung aller wichtigen Großunternehmen der Provinz in sowjetische Aktiengesellschaften.

55 Flüchtlinge und Vertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg in Sachsen-Anhalt, Ihre Aufnahme und Bestrebungen zur Eingliederung in die Gesellschaft, Torsten Mehlhase 1997 56 Die nordwestliche Altmark – eine Kulturlandschaft, Sonderband zur Schriftenreihe zur Heimatkunde der Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg, u.a. Ingelore Fischer, 1991 57 Flüchtlinge und Vertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg in Sachsen-Anhalt, Ihre Aufnahme und Bestrebungen zur Eingliederung in die Gesellschaft, Torsten Mehlhase 1997 58 Heft 2 Sachsen-Anhalt Land mit Geschichte, Wissenschaftliche Beiträge zur Landesgeschichte Sachsen-Anhalts, Manfred Wille; Erscheinungsjahr unbekannt

69 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Der strenge Winter 1946/1947 und verschärfter Rohstoffmangel zogen Versorgungs- schwierigkeiten, Produktionseinbrüche und Betriebsschließungen nach sich. Schließlich kam 1947 der Befehl zur Einstellung der Demontagen. Bis dahin fielen 200 Betriebe einem vollständigen Abbau und 81 Betriebe dem Teilabbau zum Opfer. Das betraf vorrangig die Bereiche Maschinenbau, Chemie, Metallurgie, Eisenindustrie und Nahrungs- und Genussmittel. Der Wert des Abbaus wird mit 1,3 Milliarden Mark veranschlagt.

Aus dem Dieker-Bericht an die Deutsche Wirtschaftskommission im August 1947 formulierte der spätere Vizepräsident für Wirtschaft Willi Dieker: „Weder die Demokratie noch der Sozialismus können wachsen, wenn Millionen Werktätiger auf der Schwelle zwischen Leben und Sterben dahinvegetieren“.

Diese Lebenssituation führte bei der Bevölkerung zur Mutlosigkeit und einem enormen Vertrauensverlust in die sowjetische Führung. Im Sommer 1947 folgten Bemühungen einer wirtschaftlichen Konsolidierung und Schaffung besserer Lebensbedingungen, die jedoch zu keiner grundlegenden Trendwende führten. Die Formung der Gesellschaft nach dem Vorbild der stalinistischen Sowjetunion und einer Wirtschaftsverfassung nach dem Modell der totalen Planwirtschaft versagte für die Behebung grundlegender Schwierigkeiten der ersten Nachkriegsjahre bzw. trug zur Verschärfung der Probleme bei.

Folgende Ursachen verdeutlichen ein jahrzehntelang nicht aufbrechendes Bedingungsgefüge für die damalige Entwicklung: • einseitige Anbindung der DDR an die Sowjetunion und an den RGW (Rat gegenseitiger Wirtschaftshilfe sozialistischer Staaten) • Abschottung des Westens • Wirtschaftsblockade der DDR im Rahmen des Kalten Krieges (1947 – 1989) • Veränderung in der Eigentumsordnung • Ausschaltung der Marktautomatismen • unzureichende materielle und finanzielle Möglichkeiten für den Ausbau und die Modernisierung der Industrie

SED – KREISLEITUNG SALZWEDEL 1945 – 1970 Im April 1946 fand die Vereinigung der beiden Arbeiterparteien, KPD – Kommunistische Partei Deutschland und SPD – Sozialdemokratische Partei Deutschland zur SED – Sozialistische Einheitspartei Deutschlands statt.59 Dieser auch als Zwangsvereinigung bezeichnete Zusammenschluss entstand unter massiven Druck der sowjetischen Besatzungsbehörden. Opponierende Sozialdemokraten wurden verhaftet oder massiv unter Druck gesetzt. 60 Die SED wurde Merkmal eines Einparteiensystems, demzufolge eine Opposition faktisch nicht existierte.61

Die im Zuge der Demokratischen Bodenreform im Landkreis Salzwedel gegründete Kreisbodenkommission hatte zum Ziel, den deutschen Militarismus über Enteignung der Naziführer, Junker und Großbauern, zugunsten kleinerer Bauern zu entmachten. Für landlose und landarme Bauern sowie Umsiedler wurde eine neue Existenzgrundlage geschaffen. Von 1948 – 1950 wurden im weiteren Verlauf der antifaschistisch-demokratischen Revolution, im Zuge der Industriereform, die Betriebe der Hauptschuldigen an den zwei Weltkriegen in volkseigene Betriebe überführt. Nach der Bodenreform wurden von Partei und Regierung, zur Unterstützung der Klein- und Mittelbauern, Maschinenausleihstationen und Maschinentechnikstützpunkte eingerichtet. Nicht zuletzt wurde vor allem unter der Landbevölkerung der schrittweise Übergang zur sozialistischen Großraumwirtschaft, verbunden mit der Einführung landwirtschaftlicher

59 Zur Geschichte der Salzwedeler Arbeiterbewegung von 1945 – 1970, Teil III, Ausgabe anlässlich des 25. Gründungstages der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands 60 https://de.wikipedia.org/wiki/Zwangsvereinigung_von_SPD_und_KPD_zur_SED, heruntergeladen 12.03.2018 61http://www.geschichte-abitur.de/lexikon/uebersicht-deutsche-teilung/volksaufstand-am-17-juni-1953, heruntergeladen 12.03.2018

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Produktionsgenossenschaften, durch Überzeugung der Bauern für die gemeinschaftliche Produktion erreicht.

Erste LPG‘s im Kreis Salzwedel entstanden 1952. Bis 1960 verzeichnete der Kreis 127 landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften.

Durch die verstärkte Mechanisierung wurden einzelne Arbeitsgänge rationalisiert. Flächenzusammenlegungen ermöglichten eine optimale Nutzung der Großtechnik.

Wesentliche Hauptanbaufrüchte waren Getreide (um ein Dreifaches höher in der Anbaufläche als Kartoffeln) gefolgt von Kartoffeln und Zuckerrüben und in der Viehzucht, in der Stückzahl zirka ein Dreifaches mehr Schweine als Rinder.62

VOLKSAUFSTAND AM 17. JUNI 1953 Mit dem Beschluss der SED auf einem Parteitag 1952 zum planmäßigen Aufbau des Sozialismus (unter Ausschaltung jeglicher Opposition, Ausbau der SED als staatstragende Partei, Enteignungen und Verstaatlichung privater Betriebe), verstärkten sich die Spannungen aufgrund zwanghaft eingeforderter höherer Abgaben unter Bauern und Handels- und Gewerbetrieben. Selbstständige sollte ihre Tätigkeit aufgeben und Großgrundbesitzer mussten ihren Besitz verlassen und sich den LPG’s anschließen. Die DDR-Führung veranlasste im Mai 1953, aufgrund der nicht erreichten Ziele im Zuge des wirtschaftlichen Aufbaus, eine Erhöhung der Arbeitsnorm in allen verstaatlichten Betrieben. Es folgten Proteste, Demonstrationen und Streiks in Großbetrieben, die am 17. Juni 1953 ihren Höhepunkt erreichten. Die Demonstranten forderten einen Rücktritt der DDR-Regierung und freie Wahlen. Der von der Sowjetunion verhängte Ausnahmezustand der DDR wurde mit Panzern blutig niedergeschlagen. Die DDR-Führung propagierte den Aufstand als faschistischen Putschversuch der imperialistischen Kräfte Westdeutschlands63,64.

DDR / MAUERBAU 1961 – 1970 / FLÜCHTLINGE Seitens der SED wurde die Politik Westdeutschlands zunehmend als Bedrohung empfunden. Nach eigenen Angaben der Partei wurde zur Gewährleistung der Sicherheit und der Erhaltung und Festigung des Weltfriedens am 13. August mit dem Bau von Grenzsicherungsanlagen begonnen.65 Hingegen war die Regierung der DDR bemüht, durch die massive Abriegelung der Grenzen, die Zahl der Flüchtigen gering zu halten.66 Die steigende Unüberwindbarkeit der Grenze kappte das nördliche und westliche Hinterland der Altmark und erschwerte neben den persönlichen, auch politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Beziehungen und Interessen.67

Von 1949 (Gründung der DDR) bis 1961 (Mauerbau) flohen insgesamt 2.738.566 Bürger aus der DDR und dem Ostsektor von Berlin.68 Die Gesamtbevölkerungszahl der DDR betrug für das Jahr 1960 17,19 Millionen Einwohner.

62 Zur Geschichte der Salzwedeler Arbeiterbewegung von 1945 – 1970, Teil III, Ausgabe anlässlich des 25. Gründungstages der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands 63http://www.geschichte-abitur.de/lexikon/uebersicht-deutsche-teilung/volksaufstand-am-17-juni-1953, heruntergeladen 12.03.2018 64 Zur Geschichte der Salzwedeler Arbeiterbewegung von 1945 – 1970, Teil III, Ausgabe anlässlich des 25. Gründungstages der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands 65 Zur Geschichte der Salzwedeler Arbeiterbewegung von 1945 – 1970, Teil III, Ausgabe anlässlich des 25. Gründungstages der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands 66https://de.wikipedia.org/wiki/Flucht_aus_der_Sowjetischen_Besatzungszone_und_der_ DDR#Hintergr%C3%BCnde 67 Die nordwestliche Altmark – eine Kulturlandschaft, Sonderband zur Schriftenreihe zur Heimatkunde der Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg, u.a. Ingelore Fischer, 1991 68 http://www.chronik-der-mauer.de, heruntergeladen 06.03. 2018

71 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

ABBILDUNG 14 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG DER DDR VON 1949 - 198969 Der starke Zustrom von Flüchtlingen beeinflusste die Entwicklung in den Jahren 1946 bis 1990 maßgeblich. 1946 nahm die Bevölkerung der Altmark um 39,2% im Vergleich zu 1925 zu.70 J edoch zog es in der Zeit der 1950er bis 1960er Jahre viele, insbesondere junge Menschen (Jugendliche bis 25 Jahre), aufgrund der Perspektivlosigkeit aus der Altmark weg. In Grenznähe fielen ganze Dörfer menschenleer bzw. der Grenze zum Opfer.71 Die Bevölkerungszahl der Altmark sank nach 1946 bis 1990 auf fast den gleichen Wert von 1925, wobei die Abnahmeraten zwischen 1990 und 1995 höher als in der Zeitspanne von 1946 bis 1990 ausfielen.

Den Flüchtlingszustrom nach dem Krieg hatte die Altmark folglich eingebüßt (vgl. Abb.13; 1925 zu 1990). In dieser Zeitspanne vollzogen sich in der Altmark bedeutende Veränderungen. Der Anteil der Stadtbevölkerung erreichte mehr als 55 %, wobei nur 5 Städte wuchsen, darunter Kalbe. Für diese Städte war die Ausübung als Kreisstadtfunktion (für Kalbe bis 1988) von herausragender Bedeutung. Im Vergleich von 1946 bis 1990 verloren mehr als die Hälfte (ca. 52%) der Dörfer deutlich an Einwohnern. Besonders im äußersten Nordwesten der Altmark wurden Bevölkerungsverluste bis zu über 70 % nachgewiesen. Darunter fiel auch der Bereich zwischen Salzwedel und Kalbe / Klötze und weiter bis nach Gardelegen. An den neuen Bahnlinien gelegene Dörfer – das betrifft für die Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) die Strecke Stendal / Salzwedel mit dem Bahnhof Brunau / Packebusch – verzeichnete die Statistik hingegen Bevölkerungszuwachs. Die westliche Altmark wurde jedoch insgesamt von der Abnahme seiner Bevölkerung stärker betroffen als der östliche Altmarkraum.72

Neuen Aufschwung für die nordwestliche Altmark brachte die Erschließung des Erdgasförderfeldes Salzwedel-Peckensen Ende der 1960-er Jahre.

69 Von W like wiki - Eigenes Werk, based on File:Bev DDR.png, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=38868869 70 Die Altmark - eine Region in Geschichte und Gegenwart, Beiträge zur Regional- und Landeskultur Sachsen-Anhalts Heft 8, Protokoll des wissenschaftlichen Kolloquiums am 11./12.10.1997 in Havelberg, Landesheimatbund Sachsen- Anhalt e.V. 1998 71 Die nordwestliche Altmark – eine Kulturlandschaft, Sonderband zur Schriftenreihe zur Heimatkunde der Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg, u.a. Ingelore Fischer, 1991 72 Die Altmark - eine Region in Geschichte und Gegenwart, Beiträge zur Regional- und Landeskultur Sachsen-Anhalts Heft 8, Protokoll des wissenschaftlichen Kolloquiums am 11./12.10.1997 in Havelberg, Landesheimatbund Sachsen- Anhalt e.V. 1998

72 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Das führte weniger zu dauerhaften Gewinnen an der Bevölkerungszahl als mehr zur Verbesserung der Infrastruktur vieler altmärkischer Dörfer.73

Am 3. Oktober 1990 erfolgte die Wiedervereinigung Deutschlands mit der Neugliederung der sechs „neuen“ Bundesländer, worunter die Altmark nun zum Bundesland Sachsen-Anhalt gehört.

Nach 1990 kam es zu einem Einbruch der Geburtenzahlen. Die Abwanderung von Menschen in die „alten“ Bundesländer führte zu einer weiteren Ausdünnung der altmärkischen Bevölkerung. Von 1990 bis 1995 zeigen die sehr hohen jährlichen Abnahmezahlen der Bevölkerung ein Bild des Schrumpfens der Einwohnerzahlen, ebenso, wie die von starken Rückgängen geprägte Zeit davor. Alle Städte der Region verlieren an Bevölkerung.

Aktuell ist für die Altmark ganz neu, dass im Ergebnis von Zuwanderungen seit langer Zeit ein Teil der Dörfer in der Region wieder eine Bevölkerungszunahme verzeichnen. In der kurzen Zeitspanne lag der Zuwachs in einigen Gemeinden bei mehr als 50 %. Diese Situation hängt mit dem Rückstrom ehemals zwangsweise ausgesiedelter Bevölkerungsteile an der früheren innerdeutschen Grenze zusammen. Anlass und Ausmaß sind als einmaliges Ereignis zu betrachten. Darüber hinaus treten erstmals Suburbanisierungsprozesse in der Altmark auf. Dem Zuwachs einiger Gemeinden stehen wiederum Gemeinden mit Bevölkerungsverlusten gegenüber.

Betrachtet man die letzten 150 Jahre, so ist festzustellen, dass die altmärkische Bevölkerung zugenommen hat, jedoch die Altmark sich zugleich – ungeachtet der Ausnahmesituation nach dem Zweiten Weltkrieg – bis heute zu einem Abwanderungsgebiet entwickelte.

Der massive Umbau der landwirtschaftlichen Produktion, verbunden mit einer bedeutenden Verringerung der Arbeitskräftebindung, ist als weiterer Aspekt der gegenwärtigen Bedingungen zu berücksichtigen.

ALTMÄRKISCHES SIEDLUNGSBILD UND SOZIALISTISCHE SPUREN AUSZÜGE AUS: „STÄDTEBAU UND STADTUMBAU OST“74 Für die Weiterentwicklung der Siedlungsstruktur zerstörter Regionen galt bis 1989 das Leitbild der sozialistischen Stadt. Sozialistische Planwirtschaft ermöglichte ein einheitliches Lenken von Grund, Boden und Investitionen durch den Staat. Kommunen hatten als eigenständige politische Instanzen kaum erheblichen Einfluss. Die Wohnsuburbanisierung blieb durch den geringen Umfang an privatem Wohneigentum weit unter dem Niveau der alten Bundesländer. Die DDR- Wohnungsbaupolitik richtete ihren Schwerpunkt einseitig auf Planung und Umsetzung von am Stadtrand gelegenen Großwohnsiedlungen in Plattenbauweise. Es entstanden viele Städte mit dem Charakter einer Doppelstadt, bestehend aus Alt- und Neustadt. Für den Staat war eine Sanierung des teilweise noch im Privatbesitz befindlichen Bestandes alter Gebäude im Vergleich zum Neubau unrentabel. Investitionen gingen am Bestand vorbei, sodass bis nach der Wende 1989innerstädtischer Altbau überwiegend auf dem technischen Stand von 1949 blieb. Ein Großteil der Altbausubstanz fiel dem Verfall zum Opfer.

Mit der Wiederbestärkung von Privateigentum im Zuge der Wiedervereinigung und der auflebenden Konkurrenz des Marktsystems wandelte sich das städtebauliche Erscheinungsbild in Ostdeutschland. Aufgrund vernachlässigter Altbausubstanz und dem Wunsch, den Lebensstandard Westdeutschlands zu erreichen, war der Investitionsdruck ostdeutscher Städte sehr hoch. Mittel der Städtebauförderung flossen in den Erhalt des kulturellen Erbes und in die Wiederherstellung der Funktionsvielfalt historischer Altstädte mit dem Hauptanliegen, den städtischen Raum als Wohn- und Wirtschaftsstandort zu stärken.

73 Die Altmark - eine Region in Geschichte und Gegenwart, Beiträge zur Regional- und Landeskultur Sachsen-Anhalts Heft 8, Protokoll des wissenschaftlichen Kolloquiums am 11./12.10.1997 in Havelberg, Landesheimatbund Sachsen- Anhalt e.V. 1998 74 Heft 03. Städtebau und Stadtumbau Ost, Dipl.- Geogr. Inga Schütte, Oktober 2004

73 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Der durch die Wende entstandene Strukturwandel führte zu einer Deindustrialisierung und Demilitarisierung vieler Städte und Regionen. Durch Abwanderung in die alten Bundesländer stieg die Zahl der Leerstände und Stadtbrachen. Gegen Ende der 1990-er kam es trotz finanzieller Förderung der neuen Bundesländer durch anhaltende Abwanderungstendenzen und Einbruch der Geburtenrate zu mehr Wohnungsangeboten als Nachfrage und damit zu einer Bedrohung der gesamten Funktionsfähigkeit der Siedlungsstrukturen.

Das Bund-Länderprogramm Stadtumbau Ost von 2002 – 2009 sollte erstmals durch Rückbau und Abriss von dauerhaft leerstehenden Wohnungen und Gebäuden zur Stärkung des innerstädtischen Altbaus, zur Unterstützung kommunaler Entwicklungskonzepte zur Schaffung intakter Stadtstrukturen und funktionierender Wohnungsmärkte beitragen.

4.2 VERWALTUNGSGESCHICHTE - KALBE (MILDE) In der zweiten Hälfte des 20. Jhd. vollzogen sich zahlreiche Verwaltungs- und Gebietsreformen in der Altmark. Der folgende Abschnitt enthält eine chronologische Zusammenfassung verfügbarer Informationen zur verwaltungsgeschichtlichen Entwicklung der Region Kalbe (Milde). Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann aufgrund des spärlichen bzw. lückenhaften Materials nicht gegeben werden.

ZEITTAFEL INFO bis 1945 Preußen, Provinz Sachsen, Regierungsbezirk Magdeburg 1945 - 1949 sowjetische Besatzungszone, Land Sachsen- Anhalt 1949 - 1952 DDR – Land Sachsen - Anhalt 1952 - 1990 DDR – Bezirk Magdeburg, Landkreis Kalbe (Milde)

TABELLE 19 ZEITTAFEL DER VERWALTUNGSGESCHICHTE LANDKREIS KALBE (MILDE) VON 1945 BIS 199075

1952 GRÜNDUNG DES LANDKREISES KALBE (MILDE) Am 25. Juli 1952 wurde der Landkreis Kalbe (Milde), dem Bezirk Magdeburg zugehörig, gegründet. Vor dieser Verwaltungsreform befanden sich die Flächen in Teilen des ehemaligen preußischen Landkreises Salzwedel, Gardelegen und Stendal.76

MITGLIEDSGEMEINDEN 195277: Altmersleben Arensberg Baars Badel Berkau Bismark Brüchau Brunau Bühne Büste Cheinitz Döllnitz Dolchau Engersen Faulenhorst Güssefeld Hagenau Holzhausen Jeetze Jeggeleben Jemmeritz Kahrstedt Kakerbeck Kalbe (Milde) Karritz Könnigde Kremkau Lüge Mehrin Meßdorf Molitz Neuendorf am Damm Packebusch Plathe Poritz Recklingen Saalfeld Sallenthin Schenkenhorst Spänigen Thüritz Vahrholz Vienau Vietzen Wartenberg Wernstedt Winkelstedt Winterfeld Zethlingen

75 http://www.verwaltungsgeschichte.de/calbe.html, heruntergeladen am 13.03. 2018 76 https://de.wikipedia.org/wiki/Kreis_Kalbe_(Milde) 77 https://de.wikipedia.org/wiki/Kreis_Kalbe_(Milde)

74 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

EINWOHNER LANDKREIS KALBE (MILDE)78 1955 1960 1975 24.300 22.760 19.525

1988 AUFLÖSUNG DES KREISES KALBE (MILDE) Der Kreis Kalbe (Milde) wurde mit Wirkung zum 01.01.1988 wieder aufgelöst und der überwiegende Teil dem Kreis Gardelegen zugeteilt. Kleine Teile wurden den Kreisen Salzwedel und Osterburg angegliedert.79

1994 KREISGEBIETSREFORM Der Landtag von Sachsen-Anhalt beschließt am 13. Juli 1993 ein Gesetz zur Kreisgebietsreform. Das Land gliederte sich mit Wirkung zum 01. Juli 1994 in drei kreisfreie Städte und 21 Landkreise.80 1994 wurde die Verwaltungsgemeinschaft Kalbe (Milde) gegründet. 81

MITGLIEDSGEMEINDEN DER VERWALTUNGSGEMEINSCHAFT KALBE (MILDE): Altmersleben Kalbe Engersen Neuendorf a. D. Güssefeld Wernstedt Kahrstedt Winkelstedt Kakerbeck

200582 GRÜNDUNG DER VERWALTUNGSGEMEINSCHAFT ARENDSEE-KALBE Am 01.01.2005 wird die Verwaltungsgemeinschaft Arendsee-Kalbe gegründet.

MITGLIEDSGEMEINDEN DER VERWALTUNGSGEMEINSCHAFT ARENDSEE-KALBE: Arendsee Altmersleben Brunau Engersen Güssefeld Höwisch Jeetze Kahrstedt Kakerbeck Kalbe Kläden Kleinau Leppin Neuendorf a. D. Neulingen Packebusch Sanne-Kerkuhn Schrampe Thielbeer Vienau Wernstedt Winkelstedt Ziemendorf

2009/2010 NEUBILDUNG DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) Zum 01.01. 2009 bzw. 01.01. 2010 wird die Gebietsreform mit der Neubildung der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) vollzogen. Die Ortschaft Kalbe (Milde) bestand schon lange vorher aus den Ortsteilen Stadt Kalbe (Milde), Bühne und Vahrholz.83

Die Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde), mit ihren insgesamt 37 Ortslagen hat zum heutigen Zeitpunkt (März 2018) eine Gesamtfläche von ca. 273 km². „Ortslage“ wird als allgemeiner Begriff für - mit baulichen Nutzungen besiedelte Räume - verwendet.

.

78 http://www.verwaltungsgeschichte.de/calbe.html, heruntergeladen am 13.03. 2018 79 https://de.wikipedia.org/wiki/Kreis_Kalbe_(Milde) 80 https://www.statistik.sachsen-anhalt.de/gk/fms/fms1li.html heruntergeladen am 13.03. 2018 81 Untere Kommunalaufsichtsbehörde Landkreis Salzwedel, Datenübermittlung vom 13.03. 2018 82 Untere Kommunalaufsichtsbehörde Landkreis Salzwedel, Datenübermittlung vom 13.03. 2018 83 Untere Kommunalaufsichtsbehörde Landkreis Salzwedel, Datenübermittlung vom 13.03. 2018

75 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

4.3 SIEDLUNGSFORMEN DER ALTMARK EINE TYPISCH ALTMÄRKISCHE SIEDLUNG ZU BEGINN DER ZEITRECHNUNG84 Die Lage altmärkischer Siedlungen zeigt eine eindeutige Beziehung zu Gewässern auf. Bei der Besiedlung wurden Abhänge kleinerer Hügel auf wasserdurchlässigen Böden mit unweit gelegenen Weidemöglichkeiten und zugänglichen Gehölzbeständen zur Niederwaldnutzung bevorzugt. Unwegsame und unwirtschaftliche Areale (Sumpfgebiete, geschlossenen Wälder, Dünen) trennten Siedlungen voneinander. Wohnstallhäuser (in Pfostenbauweise), Speicher und Grubenhäuser (Stall, Werkstatt, Schuppen), Brunnen und Öfen gestalteten das damalige Ortsbild. Fenster sind nicht bekannt. Als Dacheindeckung verwendete man Stroh, Riet, Grassoden oder Holzschindeln.

Anfänge der landwirtschaftlichen Nutzung lassen den Einsatz von Rindern, die einen Hakenpflug oder Ard zogen, vermuten. Es wurden als Getreide Emmer, Nackt- und Spelzgerste sowie Roggen angebaut. Außerdem wurden Hülsenfrüchte wie Ackerbohnen und Erbsen als pflanzlicher Eiweißlieferant angebaut. Erweitert wurde das Nahrungsangebot durch Sammeln von Wildbeeren, Wildobst, Nüssen, Kräutern, Pilzen und Honig. Der mühselige Ackerbau wurde durch das Halten von Tieren zur Fleicherzeugen ergänzt. Dafür wurden in erster Linie Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde und Schweine gehalten.

Zur damaligen Zeit gewann die Erzeugung von Eisen im Rennverfahren (Eisengewinnung durch Erhitzen der Erze mit Holzkohle) an großer Bedeutung. Werkstätten hierfür befanden sich in der Regel außerhalb der Siedlungen (z.B. Schmelzerwerkstatt bei Zethlingen mit zwölf Rennfeueröfen). Die Textilherstellung (Handwerksbezeichnung z.B. Tuchmacher und Weber) ging mit dem Anbau von Faserpflanzen (Lein oder Hanf) einher. Tischler und Stellmacher sind Vertreter des Holzhandwerks. Knochen, Geweihe und Horn verarbeitete man beispielsweise zu Griffen, Knochennadeln, Kämmen oder Perlen.

AUS DER MITTELALTERLICHEN SIEDLUNGSGESCHICHTE 85 Das Nebeneinander deutscher und slawischer Siedlungen kennzeichnet die mittelalterliche Siedlungsgeschichte der Mark Brandenburg, dennoch ist das Verhältnis deutscher und slawischer Siedlungen im altmärkischen Raum bis heute nicht ausreichend untersucht.

In der Altmark lassen sich zwei Siedlungslandschaften aufgrund von Ortsform, Lage und Größe unterscheiden. Siedlungen in der westlich und nordwestlichen Altmark und solche in den übrigen Gebieten.

Ortsnamen zeigen das Nebeneinander deutscher und slawischer Siedlungen noch heute auf.86

-an, -ow, -litz, -ritz = i.d.R. wendischen Ursprungs -hagen, -wohl, -holz, -horst = i.d.R. deutschen Ursprungs

DIE WESTLICH UND NORDWESTLICHE ALTMARK Die westliche und nordwestliche Altmark ist durch kleinere Siedlungen wie Rundlinge, Zeilen und Gassen, sowie kleinere Straßendörfer geprägt. Sie fügen sich geografisch in die Endmoränenlandschaft, durch Wasserläufe reich gegliederte, aber wenig fruchtbaren Böden, ein. Oft wurde der Niederungsrand bevorzugt. Straßendörfer oder Zeilen sind häufig entlang von Gewässern zu finden, Rundlinge auf kleineren Erhebungen (auch „Horste“ genannt) oder auf schmalen vorgezogenen Spornen der Flussauen.

84 „Beiträge zur Kulturgeschichte der Altmark, Hünengräber, Siedlungen, Gräberfelder – Archäologie in der Altmark, Band 1: Altsteinzeit bis Frühmittelalter; Redaktion: Bock, Fritsch, Mewes, Mittag; 2002 85 „Siedlung, Wirtschaft und Verfassung im Mittelalter – ausgewählte Aufsätze zur Geschichte Mittel- u. Ostdeutschlands“ in der Reihe „Quellen und Forschungen zur Geschichte Sachsen-Anhalts 5“; Hans K. Schulze; 2006 86 Dorferneuerungsplan Brüchau, der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde)

76 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

In der Regel gehörten zu einer dörflichen Gemarkung 10 – 20 Hufe (1 Hufe = 30 Morgen, 1 Morgen = 2.500 m²). In diesem Gebiet der Altmark ist die gleiche Siedlungsstruktur wie in den westlich benachbarten Gebieten bis zur Ise (heute bei Gifhorn) und dem nördlichen Wendland erkennbar.

ÜBRIGE TEILE DER ALTMARK Die Siedlungen, vorwiegend Straßendörfer, befinden sich auf den Hochflächen der mittleren und östlichen Altmark. Andere Dorfformen sind selten vertreten. Recht gleichmäßig ausgeprägte Dörfer befinden sich südlich des Arendsees, die vermutlich schon als Übergangsform vom Straßendorf zum Angerdorf zu lesen sind. Die Ortschaften liegen hier weiter auseinander als in der westlich angrenzenden Altmark. In der Regel sind 30 – 40 Hufe zu einer Gemarkung zugehörig. Es gibt häufiger kleinere als größere Dörfer.

SIEDLUNGSSTRUKTUR / DORFTYPEN IN DER ALTMARK87

• MARSCHHUFENDÖRFER Unregelmäßig getrennt angelegte Gehöfte auch abwärts liegend

• HAUFENDÖRFER Unregelmäßig flächenhaft angelegt Gehöfte ohne Struktur.

• RUNDLINGE / RUNDDÖRFER / RUNDWEIHER In regelmäßiger Struktur flächenhaft angelegte Gehöfte, meist um einen Platz oder Anger herum; Kirche meistens am Ortseingang etwas außerhalb. Große Brandgefahr durch dichte Bebauung der strohbedeckten Häuser

• STRAßENDÖRFER Bebauung in der Regel entlang der Straße. Dorfstraßen mit durchgehendem Verkehr und getrenntem Wegenetz, die sich am Dorfende bzw. Dorfanfang wiedervereinigen, meistens in der Mitte erweitert.

4.4 HISTORIE DER VERKEHRSENTWICKLUNG IM RAUM KALBE (MILDE) Verkehrs- und Siedlungsentwicklung bedingen sich gegenseitig, weshalb im Folgenden, in einem kurzen Abriss, die historische Verkehrsentwicklung im Raum Kalbe aufgezeigt wird.

Die Informationen hierfür stammen aus dem Buch: „Die Stadt der 100 Brücken, Kalbe an der Milde“88. Es ist u.a. in der Touristeninformation der Stadt Kalbe (Milde) erhältlich.

Um entfernte Ziele miteinander zu verbinden und Händlern ihr Geschäftstreiben zu ermöglichen, entstanden Heerstraßen und Handelswege. Sumpfgebiete wie die Wische und der Drömling wurden ausgelassen. Der Kalbesche Werder hingegen wurde aufgrund seiner Besiedelungsdichte von einem engen Wegenetz durchzogen. Die Salzstraße von Lüneburg nach Stendal durchquerte in einer Ost- West-Verbindung das Gebiet. Eine große Nord-Süd-Strecke verlief von Hamburg-Lüneburg- Wustrow-Salzwedel-Mahlsdorf-Jeggeleben-Thüritz-Güsselfeld-Kalbe weiter über Gardelegen- Magdeburg bis nach Leipzig. Später bezeichnete man die Verbindung als „Große Poststraße“, die heute noch abschnittsweise „Alte Heerstraße“ genannt wird.

Flussübergänge und Knüppeldämme benötigten ständige Ausbesserungen, wofür die Bauern angrenzender Siedlungen zuständig waren. Betroffen waren der Güssedamm bei Güssefeld, der Vossdamm zwischen Kalbe und Vahrholz, der Neuendorfer Damm östlich von Kalbe und der Damm nach Engersen.

87 Dorferneuerungsplan Neuendorf am Damm, der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) 88 Kalbenser Kultur- u. Heimatverein „Johann Friedrich Danneil“ e.V. 2006.

77 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Eine Urkunde aus dem Jahr 1487 überliefert ein eingetragenes Recht, Dammgeld/Brückenzoll auf die Nutzung der Heerstraßen zu erheben. Später wurden die Dammverbindungen durch Sandaufschüttungen und Gräben beidseits der Wege verbessert.

Zwischen Hamburg und Leipzig entstand im 14. Jahrhundert eine wöchentliche Postbotenverbindung auf dem Fußweg. Zum Ende des 14. Jahrhunderts wurde der Fußweg durch den Einsatz zu Pferd und wenig später durch eine „Landkutsche“ bis zum Ende des 19. Jahrhundert ersetzt. Damit hielt sich die Ära der Postkutschen fünf Jahrhunderte.

1820 wurden in der Gegend (Altmark) erste sogenannte „Kunststraßen“ gebaut, womit eine erhebliche Verbesserung der Postverbindungen einherging. Entfernungen zur nächsten Poststation zeigten Postmeilensteine an. Kalbe unterhielt eine Poststation sowie Herbergen und Pferdewechselstationen. In der Nähe solcher Stationen befanden sich zur Versorgung „Speisemeistereien“ und betriebsnotwendige Gewerke, wie Schmieden und Stellmacher (auch Wagnerei genannt). Die Verbesserungen führten 1840 zu einer Personenpostbeförderungskombination dreimal in der Woche von Kalbe nach Stendal, Salzwedel, Gardelegen, Magdeburg, Klötze und Arendsee. Durch ein ausgereiftes Zeitmanagement wurden die Zielorte mit Anschlüssen zu weiteren Orten pünktlich erreicht. Schon 1860 gab es mehrheitlich zu allen Postquartieren tägliche Verbindungen.

Ende des 19. Jhd. verdrängte die Eisenbahn das Postkutschengewerk und übernahm den Personen- und Postverkehr nach und nach auf den neu eingerichteten Strecken. 1927 entstand in Kalbe ein Verwaltungsgebäude der Altmärkischen Kleinbahn AG mit einem Verwaltungsumfang von 130 Kilometern Eisenbahnnetz. Dampfloks beförderten neben Personen auch Vieh und Güter. Die Kleinbahn AG beschäftigte 163 Arbeiter und 31 Agenten in den insgesamt 46 Bahnhöfen und Haltestellen. 1975 wurden die Dampfloks durch Dieselloks ersetzt. 1949 wurde die Altmärkische Kleinbahn AG von der Deutschen Reichsbahn übernommen.

Straßenausbau und die Zunahme der Motorisierung zwangen die Bahn daraufhin unrentable Strecken stillzulegen, bis nach 100 Jahren die Eisenbahngeschichte in Kalbe (Milde) endete.

78 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

4.5 ANFÄNGE DER MILDEREGULIERUNG Informationen aus dem Buch: „Die Stadt der 100 Brücken, Kalbe an der Milde“, vom Kalbenser Kultur- u. Heimatverein „Johann Friedrich Danneil“ e.V. 2006

Zwischen Polvitz und Letzlingen entspringt die Milde, die über Gardelegen, Lüffingen und Schenkenhorst nach Kalbe fließt. Vor den ersten Meliorationsmaßnahmen floss sie in einem weit verzweigten System: • westlich von Schenkenhorst und Nonnenwerder in Richtung Bühne, in den Augraben bei Güssefeld; • durch die Vossfleete, die heutige Untermilde; • durch den Bereich des jetzigen Königsgrabens.

Zwischen Kalbe und Schenkenhorst legten holländische Siedler im 12. Jahrhundert einen künstlichen Flusslauf, einige Meter über den angrenzenden Äckern, an. Mit dem Mildewasser wurden die Burggräben gespeist und der Betrieb der Burgmühle gewährleistet.

Der Name Milde kann vom althochdeutschen „Milti“ als Güte und Freigiebigkeit gedeutet werden. Das saubere und fischreiche Wasser schenkte den angrenzenden Siedlern Nahrung. Alle drei Jahre kam es zu einem Großereignis. Um Kalbe wurde das Mildewasser abgeleitet und für drei Tage das Flussbett trockengelegt. In dieser Zeit wurden Räumungsarbeiten durchgeführt, Schlamm herausgeschippt und die Mildeböschung repariert. Jeder Bürger von Kalbe hatte das Recht während dieser Zeit zu fischen. Mächtige Niederschläge führten immer wieder zu Überflutungen, da Wiesen und Äcker noch keine ausreichende Vorflut hatten. Schon Friedrich der Große unternahm erste Anstrengungen die Vorflut stückweise zu verbessern. 1903 wurde zum Absenken des Grundwassers auf etwa 7.000 Hektar landwirtschaftlicher Grundfläche die Milde und Biese sowie deren Zuflüsse ausgebaut und reguliert. Für einen schnelleren Durchfluss wurde die Große Milde (östlich gelegene Begrenzung der Altstadt von Kalbe) mit zahlreichen Betonplatten gesichert und ausgebaut.

4.6 BEDEUTUNGSVOLLE MAGNETE/AKZENTE ALTMÄRKISCHER SIEDLUNGSGESCHICHTE Informationen stammen aus: 1 - „Die Stadt der 100 Brücken, Kalbe an der Milde“, ² - den Dorferneuerungsplänen der Ortsteile ³ - Bürgerinformationsbroschüre der Einheitsgemeinde, 2. Auflage 2015 4 - Internet; https://de.wikipedia.org vom September 2016

ALTMERSLEBEN³ • Vermutlich eines der ältesten Dörfer der Gegend • Befindet sich auf dem Werder, einem alten Siedlungshügel • Das wahrscheinlich älteste Bauwerk auf dem Werder ist die Sakristei der romanischen Feldsteinkirche aus dem Jahr 1174 • Kalkberg: Der Kalkberg südlich von Altmersleben galt einst als das massivste Kalkvorkommen der Altmark, dessen aufbereiteter Mörtel im altmärkischen Ziegelbau und als Bindemittel bei der Verarbeitung von Naturstein Verwendung fand89,90. In der geologischen Urgeschichte der Altmark stellt der Kalkberg eine Besonderheit dar, da im norddeutschen Flachland ähnliche Vorkommen (von der im wissenschaftlichen Sprachgebrauch bezeichneten Muschel-Kalk-Formation) nur vereinzelt auftreten. Diese, mit Kalk durchsetzte Höhe, entstand vor etwa 200 Millionen Jahren aus unzähligen Resten von Muscheln und verhärtetem Schlamm des Meeresgrundes, dessen Urmeer einst die Landschaft bedeckte.

89 „Backsteintechnologien in Mittelalter und Neuzeit“ Band 4, Ernst Badstübner, 2003 90 Zeitungsausschnitt Chronik Altmersleben: „Geologisches Kleinod: Kalkberg bei Altmersleben“, Fritz Hagen, Datum unbekannt

79 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Spätere Faltungen der Erdrinde führten zu einem Empordrücken. Erstmals 1324 urkundlich erwähnt, soll Altmerslebener Kalk für Bauzwecke genutzt worden sein. Nachweislich wurden hiesige Kirchen und ein Teil der Burg Kalbe damit gebaut. Zu Beginn des 13 Jhd. entstand ein Kalkofen, der über mehrere Jahrhunderte das geschürfte Material aufbereitete. Zur Jahrhundertwende nahm eine Ziegelei den Betrieb auf. Trotz des in den Zeitungen formulierten „Unternehmen größten industriellen Stils“ waren dessen wechselnde Besitzer weniger erfolgreich, darunter auch zum Lehnbesitz derer von Alvensleben zu Kalbe/M gehörend91,92. 1913 erfolgte schließlich der Abbruch der Ziegelei mit Demontage der Dampfmaschine und Schneckenpresse.93

In einem Text von 1877 - aus der Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft, Band 29, Heft 3 - heißt es, dass damals noch drei kleine Brüche aufzufinden waren, von denen einer bereits komplett zugewachsen sei und bei den anderen sich zwei kleine Teiche gebildet hätten. Noch heute zeugen Schilfbestände mit Charakter eines Feuchtbiotopes davon. Das Areal ist Teil der Biotopverbundplanung und wird als Station in örtlichen Radtouren vorgeschlagen, die jedoch lediglich (Privatgelände) daran vorbeiführen. Das Gebiet war einst als flächenhaftes Naturdenkmal unter Schutz gestellt, der zum jetzigen Zeitpunkt (März 2018) aufgehoben ist.

BEESE • Ist ein eng gebautes Straßendorf² • Liegt am Fluss namens Biese, dessen Namen sich die Niederländer ausdachten („beze“ = das Fließende²), die zur Trockenlegung der Biese-Niederung von Albrecht dem Bären extra angesiedelt wurden. In deutscher Übersetzung als Binse (Pflanze) bekannt, die zur damaligen Zeit häufig war. ³ • Biese war Grenzfluss der Grundherrengebiete derer von Osterburg und Bartensleben östlich, sowie derer von Alvensleben und Jeetze westlich des Flusses.² • Eine sandige Aufschüttung befindet sich westlich am Ort angrenzend und wird im Volksmund als „Kellerberge“ bezeichnet. Bewohner, die keinen Keller aufgrund des hohen Grundwasserstandes hatten, lagerten dort ihre Vorräte.²

BADEL³ • 1899 Anschluss an die Schmalspurbahn von Bismark-Kalbe (Milde) bis Salzwedel. • 1987 Stilllegung der Bahn • Bis heute ist die hölzerne Eisenbahnbrücke ein Wahrzeichen von Badel.

BRÜCHAU² • Aus einer Hufeisenform entstandener Rundling • Die im Norden der Siedlung liegenden Gehöfte grenzen an das Niederungsgebiet „Großer Bruch“, höchstwahrscheinlich stammt daher der Name (Bruchaue). • Wechselweise von Wenden und Deutschen bewohnt • Aufgrund des Brüchauer Tonvorkommens entstand 1850 eine Ziegelei • 1898 Eröffnung der Kleinbahn Kalbe (Milde)-Wernstedt-Brüchau-Klötze und Ziegeleihaltestelle, mit großer Bedeutung für den Betrieb der Ziegelei • 1901 wurden in einer Woche bis zu 102 Waggons mit Mauersteinen beladen.

BRUNAU • Erste Erwähnung 1324 als „brunowe“² • Heute erinnern vor allem die Kirche St. Martin (12. Jhd.), die Augrabenbrücke sowie renovierte Fach- und Backsteinhäuser an die Besiedlung vergangener Zeiten.³

91 Zeitungsausschnitt Chronik Altmersleben: „Geologisches Kleinod: Kalkberg bei Altmersleben“, Fritz Hagen, Datum unbekannt 92 „Die Altmark: Geschichte einer kurmärkischen Landschaft in der Frühneuzeit (Ende des 15. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts), Liselotte Enders, Januar 2018 93 Zeitungsausschnitt Chronik Altmersleben: „Geologisches Kleinod: Kalkberg bei Altmersleben“, Fritz Hagen, Datum unbekannt

80 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

BUTTERHORST³ • Auf der Talsandinsel Horst im Mildetal gelegen • Name stammt von „Batter“ zu Deutsch Großtrappe ab • Sakristei der romanischen Feldsteinkirche stammt aus dem Jahr 1174

BÜHNE² • Aus einem einst einseitig bebauten Straßendorf hervorgegangen • Urnenfunde belegen Siedlungen lange vor der Zeitrechnung. • Bühne trägt diesen Namen vermutlich aus seiner Entstehung auf einer Bune (vom Fluss angespülter Hügel/Fleckchen Land) heraus. • Grenzt nach Westen an das Niederungsgebiet der „Unteren Milde“ • Sumpf und Wasser reichten einst bis an die Gehöfte heran. Sie boten Schutz vor Überfällen und waren gleichzeitig Nahrungsmittelquelle in Form von Wassergeflügel und Fisch. • Hopfen und Tabakanbau vergangener Zeiten führten zu Ruhm und Wohlstand. • 1884 erste Pferdedeckstation für Kaltblüter, schon vorher hatte der Ort einen guten Namen auf Grund seiner Pferdezucht. • Inbetriebnahme der Kleinbahnstrecke um die Jahrhundertwende mit Haltestelle Bühne- Güssefeld

CHEINITZ • 1370 als „cheinitze“ erstmals erwähnt² • Wendisches Rundlingsdorf³ mit einer aus Backsteinen und Findlingen erbauten romanischen Dorfkirche4 • Feldsteinkirche stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jhd.4 • 1801 hat das Dorf 93 Einwohner, Anbau von Ackerfrüchten und Hopfen² • Großer Dorfplatz in der Dorfmitte - diente nachts als Sammelplatz für das tagsüber auf der Allmende (gemeinschaftliche Weide) weidende Vieh. Das war sehr praktisch, da bedingt durch nur eine Zufahrt zum Platz nur ein Tor zur sicheren Verwahrung des Viehs betätigt werden musste und verriegelt werden konnte.² • Zwischen 1821 und 1850 Separation und Auflösung der Almende; Der Dorfplatz verlor seine Nutzung als Viehsammelplatz; Ablösung der Frondienste (Bauer, der auf den Ländereien seines Grundherren arbeiten musste, ohne Entlohnung) ² • 1848 Großbrand zerstört Teil des Dorfes² • 1943-1945 Schließung und Umbau der dorfeigenen Molkerei zu einem Notschlachtungsbetrieb² • Cheinitz war lange durch Rinder- und Pferdezucht geprägt²

DOLCHAU³ • Der Name gibt Rückschlüsse auf wendischen Einfluss, worunter der noch heute erhaltene Tonteich für die Namensgebung von Bedeutung war. • Feldsteinkirche stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jhd.

ENGERSEN³ • Erstmals urkundlich erwähnt im Jahre 1238 unter dem Namen „engerbu magnum“. • Feldsteinkirche aus dem Jahr 1150 • Von kulturhistorischer Bedeutung sind der Kleinbahnanschluss und die Dampfmolkerei.

FAULENHORST • Keine Informationen

GÜSSEFELD³ • Mit jahrhunderterlanger verkehrsbedeutender Funktion, aufgrund der Lage am Dammkrug im Augrabental. Die Handelsstraße nach Norden (Salzwedel, Lüneburg, Hamburg) war nur über den Damm zu erreichen. • Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges kam es zu schweren Zerstörungen.

81 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

HAGENAU³ • Erste urkundliche Erwähnung 1100

JEETZE³ • Rundlingsdorf, 1238 erstmals urkundlich erwähnt • Romanische Feldsteinkirche von 1150 • Reste der ehemaligen Ritterburg derer von Jeetze sind noch vorhanden.

JEGGELEBEN • Keine Informationen

JEMMERITZ • Ursprung der Besiedlung ist Alt-Jemmeritz ganz in der Nähe der Bäke, die diesen Bereich durchfließt, dem Jemmeritz seine Existenz verdankt.² • 1392 erstmals benannt² • Ort wird aus Alt-Jemmeritz und Neu-Jemmeritz gebildet (oder auch Ober- und Unterdorf genannt)² • 1474 als Jelmeritze („jelm“ – Ulme oder Rüster, „ritz“ kommt von rece oder reka – Bach, also bedeutet der Name vermutlich Ulmenbach bzw. Rüsterbach)² • 1633 Ziegelei am Lehmkuhlenweg nachweisbar² • Ab 1720 wurde das Vorwerk Jemmeritz von Zichtau aus geleitet und entwickelte sich zu einem wirtschaftlich gestärktem Gut, 1811 erfolgte die Trennung von Zichtau.² • 1820 besaß Jemmeritz ein adliges Gut mit 12 Wohnhäusern, Schäferei, Försterei und einer Wassermühle sowie 74 Einwohnern.² • 1906 Übernahme des Gutes durch August Damke; er gründete Neu Jemmeritz, indem er in Zeitungen einen Aufruf startete. Daraufhin kamen 18 Interessenten, die sich über einen Kredit eine Existenz als Grundbesitzer und Kuhbauer aufbauten. Letztes Grundstück wurde 1910 bebaut.² • Erster Strom 1919² • 1921 wurde der Straßenbau der neuen Chaussee von Klötze über Neu Jemmeritz nach Kakerbeck beendet.² • 1928 erste eigene Schule mit einem Lehrer² • Ort ohne Kirche² • 1928 Umwandlung des Gutsbezirks Jemmeritz in eine Landgemeinde mit 190 Einwohner.² • 1920-1930 Anbau und späterer Export von Saatkartoffeln auf der Jemmeritzer Feldmark.² • Großsteingrab bei Jemmeritz war womöglich eine megalithische jungsteinzeitliche Grabanlage, die spätestens im 19. Jhd. zerstört wurde.4

KAHRSTEDT • Als „Carstede“ erstmals 1324 urkundlich erwähnt. ³ • 1892 wurden 224 Einwohner gezählt. ²

KAKERBECK • Erste Erwähnung 1394 auf Verkaufsbescheiden des Dorfes an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, woraus nicht das Alter der Siedlung abzuleiten ist.² • Vermutlich einst aus einer Hufeisenform hervorgegangen und heute ein typisches Straßendorf.² • Mit zwei Kilometern Gesamtlänge, länger als alle Dörfer der mittleren und nördlichen Altmark.² • Vermutlich verdankt der Ort seine Existenz dem Mühlengraben, da sich Siedler vorzugsweise an Gewässern niederließen, wo es lebenswichtiges Wasser gab und Fische und Wasservögel der Nahrung dienten.² • Der Ortsname leitet sich vom Bachlauf ab, schnellfließender Bach heißt plattdeutsch „Beke“ oder „Bäke“ und wallend/kochend anmutendes Wasser wurde als kaokend auf Plattdeutsch bezeichnet, woraus dann „Kokerbeke“ entstand.² • 1480 Umwandlung in „Kakerbeck“² • 1479 erster Nachweis über eine Wassermühle.²

82 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

• Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Kakerbeck zwischen 1622 – 1642 mehrmals komplett zerstört.² • Auf dem „Mühlenberg“ westlich von Kakerbeck wurde 1650 die erste Windmühle in Betrieb genommen.² • Bis 1896 Knotenpunkt in Postsachen³

KALBE • Aufgrund der Niederschrift des Bischofs Thietmar muss Kalbe bereits 983 existiert haben.3 • Handwerker haben in den Städten seit dem Mittelalter Einzug gehalten. Die Märkte bildeten eine grundlegende Voraussetzung zur Ausübung des Handwerks. Die Blütezeit der Zünfte war vom 13.-16. Jahrhundert. Handwerker erwirkten Einfluss und Mitspracherechte in den Stadtverwaltungen. Im Zuge der Entwicklung jedoch verschwanden viele alte Berufe wie z.B. Bleicher, Wollspinner, Seifensieder, Gerber, Leinenweber und andere.1 • Um 1900 begann eine größere Bauphase, die eine räumliche Ausdehnung der Stadt zur Folge hatte, mit Verwaltungsgebäuden, Privat- und Geschäftshäusern. Jede Familie hatte neben dem Haupterwerb noch Kleintierhaltung, einen Garten und einen „Damm“ wo bis vor einhundert Jahren Hopfen und danach zum Teil Tabak kultiviert wurde.1

BURGGESCHICHTE DER BURG KALBE: • Errichtung der Burg im 9.-10. Jhd., nach Brand und Zerstörungen mehrmals wiederaufgebaut, letztmalig 15843 • Im Laufe der Jahre wurde die Burg ausgebaut. Eine Urkunde von 1196 bezeichnet die Burg als „burgward Calve“.1 • Im 14. Jhd. erlangte die Burg mit drei Burggräben, und vier Brücken die größten Ausmaße. Sie galt als uneinnehmbar. Die Gesamtanlage betrug sechs Hektar. Die Insel der Burg nahm 2,5 Hektar Raum ein. Mit Platz für 400 Pferde war die Burg eine der Größten im Gebiet der Altmark.1 • Mehrmaliger Besatzungswechsel der Burg im Zuge des Dreißigjährigen Krieges, umliegende Siedlungen wurden ausgeplündert, um Truppen zu versorgen.3 • Trotz des vom Brandenburgischen Kurfürsten angeordneten Abrisses der Burg 1632 gingen die Plünderungen weiter.3 • 1903 Sicherung der Burgreste durch Oskar von Alvensleben, die 1982/1983 durch Kulturbundmitglieder wieder instandgesetzt wurden.3 • 1899 erste Fahrt des Eisenbahnzuges von Bismark über Kalbe (Milde) nach Beetzendorf (Bahnstrecke nicht mehr aktiv)3

KARRITZ3 • In jüngerer Steinzeit von germanischen Stämmen bewohnt² • Rundlingsdorf³ • Im 19.Jhd. gewann die Viehzucht (Rinder) immer mehr an Bedeutung.² • Mühlenbetrieb Anfang des 19. Jhd. bis 1970 durch eine Bockwindmühle auf einer nahegelegenen Anhöhe³

KLEIN ENGERSEN • Erstmals im Jahr 1238 als Engerbu parvum erwähnt.4 • Feldsteinkirche aus dem 12. Jhd. 3

MEHRIN3 • Erste Erwähnung 1318 („morin“)² • Erweitertes Straßendorf² • Wechselweise bewohnten Wenden, Franken und Sachsen das Siedlungsgebiet² • Feldsteinkirche / Wehrkirche aus dem 12. Jhd. 3 • War Standort einer Burganlage aus dem Mittelalter² • Wall im nordwestlichen Teil des Ortes als mittelalterliche Verteidigungsanlage der Burg² • Ruine eines Herrenhauses der Familie von Kalben von 17474

83 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

MÖSENTHIN3 • Eines der ältesten Dörfer im Umkreis, mit einer urkundlichen Erwähnung von 1160. • Aus einer Hufeisenform entstanden und heute noch als vermutlich wendischer Rundling erkennbar. • Kleine Feldsteinkirche im Ort

NEUENDORF AM DAMM² • Erste urkundliche Erwähnung 1375 unter dem Namen „Nigendorp“. • Aus einer Hufeisenform entstanden • Heute ein Straßendorf germanischen Ursprungs • Um eine Wegeverbindung von Bismark und Gardelegen nach Kalbe herzustellen wurde ein befahrbarer Weg durch die sumpfige Niederung der „Großen Wiese“ und den Carritzer Bruch mit Secantsgraben und Untere Milde gebaut. Unter enormen Aufwendungen entstand ein aufgeschütteter Damm. Markgraf Friedrich erwähnte in einem Lehnbrief 1472 den Ortsnamen „Newendorff vor dem damme zu calue“.

PACKEBUSCH3 • Erstmals 1324 erwähnt

PLATHE3 • Erste Erwähnung als „plote“ 1324²

SALLENTHIN3 • Erstmals 1370 erwähnt • Breite Straße mit historischer Pflasterung

SIEPE3 • Romanische Feldsteinkirche von 1150

THÜRITZ3 • Spätromanische Feldsteinkirche

VAHRHOLZ² • In einer Verkaufsurkunde an Albrecht von Altmersleben von den damaligen Besitzern, Gebrüder von Kröcher, wird der Ort „Vorholt“ genannt. • Urnenfunde und eine gefundene Flintaxt deuten bereits auf eine Besiedlung westlich des Ortes vor 2000 Jahren. • Auf einem Hügel bei Vahrholz lag die Hochgerichtsstätte derer von Altmersleben, auch als Galgenberg bekannt; hier wurden jahrhundertelang Todesurteile vollstreckt. • Im Mittelalter wichtige Station auf Handelsstrecke, die Nord- und Süddeutschland verband. Der Voßdamm war die einzige befestigte Verbindung zwischen der Bismark- Kremkauer Hochfläche und dem Kalbeschen Werder. • Vahrholzer Vorspanndienst leistete Hilfe, um schwere Fuhrwerke durch die „Häringsfurt“ der Milde-Niederung und durch die Sandschellen der Werder Höhen zu befördern.

VIENAU • Erstmals 1324 erwähnt (vynowe).3 • Dorfkirche aus dem 11./12. Jhd. 3 • Vinow deutet auf eine Weinpflanzung, einen Weinberg, nordöstlich des Ortes gab es zu damaliger Zeit einen Weinberg.² • 1747 wurde auf Veranlassung vom Adligen Gebhard Johann von Alvensleben ein Herrenhaus errichtet, dass in einem Sumpf auf Pfählen stand.² • 1820 ging das Rittergut in den Besitz von Otto von Kalben, dazu gehörten sieben Wohnhäuser, 53 Einwohner, Äcker, Wiesen, Weiden, Gärten und Holzungen.² • Die Lehmgrube nördlich des Dorfes hatte für die anliegenden Bewohner eine große Bedeutung als Baustoffquelle.² • 1957 wurde eine neue gepflasterte Dorfstraße fertiggestellt.²

84 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

VIETZEN3 • Feldsteinkirche aus dem 12. Jhd.

WERNSTEDT3 • Keine Informationen

WINKELSTEDT3 • Ort mit Rundlingscharakter

WUSTREWE3 • Keine Informationen

ZETHLINGEN • Erstmals 1324 erwähnt.3 • Mühlberg wurde 1957 unter Denkmalschutz gestellt.3

LANGOBARDENWERKSTATT BEI ZETHLINGEN94 • Grund für das Entstehen der Werkstatt war ein Brandgräberfeld auf dem Hügel (Mühlenberg) bei Zethlingen. • Bestattungsplatz stammt aus der Römischen Kaiserzeit des 2. und 4. Jhd. • Johann Friedrich Danneil meldete um 1820 erste Urnenfunde vom Mühlenberg. • 2000 Gräber sind bis heute wissenschaftlich nachgewiesen. • Es wird angenommen, dass zurzeit um Christi Geburt u.a. auch Langobarden in der westlichen Altmark siedelten. • Auf dem Gelände ist 1990 eine Langobardenwerkstatt als Außenstelle des Salzwedeler Johann-Friedrich-Danneil- Museums entstanden. Seitdem erfolgten Versuche die Lebensumstände der vor 2000 Jahren dort lebenden germanischen Siedler zu erforschen. Diese Werkstatt entwickelte sich dabei zu einem museumspädagogischen Zentrum, indem unterschiedliche Veranstaltungen den Alltag der Germanen aus vergangenen Zeiten nacherlebbar veranschaulichen.

ZIERAU3 • Ungefähr 1321 entstanden • Bockwindmühle aus dem Jahr 1755, Mühlenbetrieb bis 1954

DER LÄNGSTWELLENSENDER „GOLIATH“ Die Deutsche Kriegsmarine ließ zwischen den Orten Almersleben, Butterhorst, Karritz und Kalbe, Ende 1940 bis April 1943, den Längstwellensender „Goliath“ errichten, um Verbindung mit getauchten U-Booten herzustellen.³ Mit einer Sendeleistung von einem Megawatt befand sich die Anlage auf einem ca. 263 Hektar große Wniesengelände. Der feuchte Standort in der Altmark war ideal als Voraussetzung für gute Erdungsbedingungen, die eine hohe Reichweite versprachen. Außerdem war ein Eisenbahnanschluss der heutigen Strecke Hohenwulsch – Wittingen in unmittelbarer Nähe bereits vorhanden. 1940 baute die Deutsche Reichsbahn ein drei Kilometer langes Anschlussgleis, welches dem Transport von Baumaterial diente. Nach 27 Monaten Bauzeit konnte die Anlage 1943 in Betrieb genommen werden. 4

Sie umfasste drei Rundmasten von je 220 Metern Höhe, umgeben von fünf 175 Metern hohen Gittermasten, die wiederum jeweils mit neun Stahlseilen gesichert wurden. Jeder Ort der Erde konnte mit dieser Funkleistung erreicht werden. Die Alliierten Bombenverbände haben den Goliath nie beschossen, da Spezialisten der britischen Marine in der Lage waren, die verschlüsselten Funksprüche zu entziffern. Im April 1945 besetzten amerikanische Truppen die Funkstation. 1947 erfolgte die Demontage der Anlage im Auftrag der ehemaligen Sowjetunion, deren Einsatzkräfte den Sender in 62 Güterzügen mit jeweils 50 Waggons abtransportiert haben sollen.

94 Flyer der Stadt Salzwedel-Museen des Altmarkkreises Salzwedel: „Langobardenwerkstatt Zethlingen“, ohne Datum

85 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Zurückgebliebene Gebäude wurden von ihnen gesprengt, sodass heute nur noch das Wiesengelände und ein Betonsockel an den „Riesen“ erinnern.3

Von den Amerikanern gefangen genommene deutsche Soldaten wurden von April 1945 bis Juli 1945 hinter den hohen Zäunen des Goliathgeländes sicherungsverwahrt. Unter anfänglich katastrophalen Umständen wurden im Gefangenenlager („POW-Camp Calbe“) bis zu zirka 100.000 Gefangene weggeschlossen.3

4.7 FAZIT FÜR DEN FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) Die vorangestellten Darstellungen zeigen, dass die Altmark seit ihrem Bestehen von enormen Wanderungsbewegungen der Bevölkerung und damit stark schwankenden Bevölkerungszahlen geprägt ist.

Diese Schwankungen stehen mit den historischen, politischen, wirtschaftlichen, sozialen Hintergründen und Lebensbedingungen markant im Zusammenhang, was die vorausgegangene ausführliche Darstellung als zweckmäßig erweist.

Die Vergangenheit zu berücksichtigen, schafft wesentliche Voraussetzungen für eine nachvollziehbare und zukunftsorientierte Planung.

Zukunftsorientierte Planung für die Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) bedeutet, trotz aktuellem Einwohnerrückgang ausreichend Flächen für bauliche Nutzungen vorzuhalten und eine möglichst breitgefächerte Nutzung dauerhaft zu ermöglichen. Eine großflächige Darstellung von Wohnbauflächen im FNP würde unter Berücksichtigung der Historie den tatsächlich möglichen Anforderungen an künftige bauliche und sonstige Nutzungen deutlich entgegen stehen.

86 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

5. BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

5.1 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG DER VERGANGENHEIT Bevölkerungsdaten und deren Prognose geben im Verfahren der Flächennutzungsplanung eine wesentliche Grundlage, um Aussagen zum Bedarf an Wohnungen, deren Bauflächen und der damit verbundenen Infrastruktur treffen zu können. Prognosen unterliegen jedoch ständigen Fortschreibungen und Anpassungen an die reale Entwicklung und stellen keine feste Größe dar. Beispielsweise schätzte das statistische Landesamt Sachsen-Anhalt, zum Basisjahr 2008, die Einwohnerzahl in der Gemeinde Kalbe (Milde) für 2010 auf 8.223 Einwohner. Tatsächlich waren es 8156 Einwohner. Wiederum UNTERSCHEIDET sich diese Zahl, von den Erhebungen der Gemeinde selbst mit 8.081 Einwohnern. Auch wenn die verschiedenen Statistiken - mit der Darstellung der Bevölkerungsentwicklung - alle das gleiche Ziel verfolgen, sind die Methodiken jedoch zum Teil stark verschieden und führen zu ungleichen Ergebnissen. Hingegen ist der Trend der Entwicklung aller verwendeten Statistiken, trotz unterschiedlicher Methodik, übereinstimmend vergleichbar.

ABBILDUNG 15 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG 1990 – 2014; VERGLEICH: LSA – GEMEINDE KALBE (MILDE)95 Die Abbildung (oben) zeigt die Bevölkerungsentwicklung der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) im Vergleich zum Land Sachsen-Anhalt (LSA).

ABBILDUNG 16 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG 1990 – 2014 LSA - ALTMARKKREIS SALZWEDEL96 Vergleicht man die beiden Diagramme miteinander, ist beim Land Sachsen-Anhalt wie beim Altmarkkreis und bei der Gemeinde Kalbe (Milde) ein Bevölkerungsrückgang von 1990 bis 2014 zu erkennen. Die rückläufige Einwohnerentwicklung im Altmarkkreis Salzwedel ist dabei seit 1993 überdurchschnittlich gegenüber dem Land.

95 Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Gebietsstand: 01.01. 2014, letzte Aktualisierung 05.10.2015 96 Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Gebietsstand: 01.01. 2014, letzte Aktualisierung 05.10.2015

87 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Ab 2001 liegt die Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) unter der durchschnittlichen Bevölkerungsentwicklung des Landes und noch deutlicher unter der Tendenz des Altmarkkreises.

14000 12000 10000 6751 6582 5902 5803 8000 5589 5500 5113 6000 4000 5968 5966 2000 5367 5360 5274 5156 4969 0

VZ 1964 VZ 1971 VZ 1981 31.12.1985 31.12.1989 03.10.1990 31.12.1995 männlich weiblich

ABBILDUNG 17 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG EINHEITSGEMEINDE KALBE-MILDE VOR 2000 In der Abbildung 15 ist ein deutlicher Rückgang der Einwohnerzahl von Kalbe (Milde), besonders von 1972 an, um etwa 2.466 Einwohner zu erkennen. 1964 gab es noch insgesamt 12.719 Einwohner im Raum der jetzigen Einheitsgemeinde Kalbe (Milde), 1995 waren es noch 10.082.

Im Vergleich zum Jahr 1995 bedeutet das einen Rückgang von 2.637 Einwohnern, was einem Minus von 20,7 % entspricht.

Besonders erwähnenswert ist dabei die Abnahme der weiblichen Personen um 24,3 %. Das sind 7,6 Prozentpunkte mehr als bei den männlichen Personen. In der Statistik sind zwei deutliche Knicke zu erkennen. Einmal zwischen 1971 und 1981 und zum anderen ab 1989 zunehmend.

10000 9000 8000 7000 4749 4732 4641 4578 4539 4494 4451 4399 4304 4230 6000 4144 4088 4047 3985 3971 5000 4000 3000 4789 4706 4631 2000 4558 4455 4376 4334 4273 4179 4079 4012 3956 3893 3826 3828 1000 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

weiblich männlich

ABBILDUNG 18 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG EINHEITSGEMEINDE KALBE-MILDE VON 2000 BIS 2014 Auch in den Jahren 2000 bis 2014 ist für die Gemeinde Kalbe (Milde) ein deutlicher Einwohnerrückgang zu verzeichnen.

Bemerkenswert ist dabei die Umkehr der Verteilung der Geschlechter, wie dem Diagramm ab 2005 zu entnehmen ist. Fortan überwiegen die männlichen Personen, mit einem zunehmenden Trend der Abweichung bis 2014.

Vergleicht man diese Entwicklung mit den letzten 14 Jahren vor 2000, ergibt sich folgende Situation (folgende Seite):

88 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

14 JAHRE VOR 2000 14 JAHRE NACH 2000 (1981-1995) (2000-2014) Rückgang der Gesamtbevölkerung in % 10,53 18,2 Männliche Personen Rückgang in % 7,4 16,4 Weibliche Personen Rückgang in % 13,4 20,1

TABELLE 20 VERHÄLTNIS DES WEIBLICHEN UND MÄNNLICHEN EINWOHNERRÜCKGANGS Der Rückgang der Gesamtbevölkerung hat für den Zeitraum nach 2000 um 7,7 % zugenommen. Bei den männlichen Personen hat sich der Rückgang sogar mehr als verdoppelt. Der Rückgang der weiblichen Personen hat um 6,7 % zugenommen.

Im Bericht „Den demografischen Wandel gestalten“97, wird der fast flächendeckende „Frauenmangel“ als eine ostdeutsche Besonderheit bezeichnet. 2010 kamen im Altmarkkreis Salzwedel weniger als 80 Frauen auf 100 Männer. Junge Frauen nehmen öfter ein Studium auf als gleichaltrige Männer und streben vermehrt nach höheren Qualifikationen. Darüber hinaus führen Schwierigkeiten auf dem ländlichen Arbeitsmarkt bei den Frauen zu einer verstärkten Abwanderung.

Demnach sind unausgewogene Geschlechterproportionen ein Spiegelbild regionaler Strukturen und Besonderheiten.

Nach der Wende erfolgte aufgrund des Übergangs von der Plan- zur Markwirtschaft ein enormer Arbeitsplatzabbau. Bestehende Arbeitsplätze waren von der Elterngeneration bereits belegt, sodass den vergleichsweise geburtenstarken DDR-Jahrgängen der 70er und 80er Jahre meist nur die Wahl zwischen Arbeitslosigkeit oder Abwanderung blieb. Besonders junge ostdeutsche Frauen, mit einer traditionell begründet hohen Erwerbsorientierung, hatten und haben nach wie vor geringere Chancen auf eine Übernahme in einem ostdeutschen Ausbildungsbetrieb und sind vor diesem Hintergrund bereit, für eine Arbeitsstelle nach Westdeutschland zu ziehen.98

Einheitsgemeinde Kalbe-Milde Altmarkkreis Salzwedel 500

0 1500 1995 2000 2005 2010 2014 1995 2000 2005 2010 2014 -500 -3500

Sachsen Anhalt 90000

40000

-10000 1995 2000 2005 2010 2014

-60000

ABBILDUNG 19 BEVÖLKERUNGSBEWEGUNG / BEVÖLKERUNGSSALDO VON 1995 BIS 2014

97 Stabstelle für demografische Entwicklung und Prognosen des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt – Berichterstattung an den Landtag –Demografiebericht-; März 2013 98 Stabstelle für demografische Entwicklung und Prognosen des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt – Berichterstattung an den Landtag –Demografiebericht-; März 2013

89 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Der Saldo der natürlichen Bevölkerungsbewegung ergibt sich aus der Summe der Lebendgeborenen und Gestorbenen. Die Summe der Zu- und Fortzüge ergibt den Wanderungssaldo. Der Bevölkerungssaldo ergibt sich aus der Summe des Saldos der natürlichen Bevölkerungsbewegung und des Wanderungssaldos.

Die Gemeinde Kalbe (Milde) sowie der Altmarkkreis Salzwedel als auch das Land Sachsen-Anhalt haben von 1995 bis 2014 einen stets negativen Bevölkerungssaldo.

Für die Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) nähert sich der Bevölkerungssaldo von 2010 bis 2014 wieder der Null an.

Die Wanderungsbewegung nach Darstellung der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass die Wanderungsaktivität der Frauen und Männer zwischen 18 und 35 Jahren am häufigsten auftritt. Sobald die Schulausbildung beendet ist und eventuell über Arbeitsplätze und Familiengründung nachgedacht wird, orientiert sich diese Altersgruppe neu.

Bei beiden Geschlechtern überwiegen dabei die Fortzüge. Ein Verlust von Frauen zum Zeitpunkt der Nachwuchsplanung wirkt sich dabei besonders negativ auf die Geburtenrate für die Bevölkerungsentwicklung in der Gemeinde aus.

ABBILDUNG 20 WANDERUNGSPROFIL KALBE-MILDE VON 2009 – 2012 NUR FRAUEN99

ABBILDUNG 21 WANDERUNGSPROFIL KALBE-MILDE VON 2009 – 2012 NUR MÄNNER100

99 Statistische Ämter der Länder, Deenst GmbH, ies, eigene Berechnung; Bertelsmannstiftung; http://www.wegweiser- kommune.de/statistik/wanderungsprofile vom 24.02.2016 100 Statistische Ämter der Länder, Deenst GmbH, ies, eigene Berechnung; Bertelsmannstiftung; http://www.wegweiser-kommune.de/statistik/wanderungsprofile vom 24.02.2016

90 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

ABBILDUNG 22 DERZEITIGE ALTERSSTRUKTUR DER EINHEITSGEMEINDE KALBE (MILDE)101 Zum Ende des Jahres 2015 dominierte die Altersgruppe der 45-65 Jährigen mit 35 % des Gesamtanteils der Bevölkerung, gefolgt von den 25-45 Jährigen mit einem Anteil von 22,2 %. Zieht man jedoch alle Einwohner über 65 Jahre zusammen, übersteigt diese Altersgruppe mit einem Anteil an der Gesamtbevölkerung von 22,6 %, die der 25-45 Jährigen. Die 0-25 Jährigen sind mit 20,2 % am geringsten vertreten.

Von der Stadt Kalbe (Milde) liegen absolute Zahlen der einzelnen Ortsteile zur Bevölkerungsentwicklung von 2010 bis 2015 vor.

Die Stadt Kalbe (Milde), Brunau, Engersen sowie Kakerbeck - als größere Orte - wurden in der Tabelle 22 (folgende Seite) blau hinterlegt. Alle schwach orange hinterlegten Orte verzeichnen einen leichten Einwohnerzuwachs, worunter Packebusch, besonders von 2010 zu 2011, mit insgesamt 32 Personen, die meisten Einwohner dazugewonnen hatte. Im prozentualen Vergleich liegt jedoch Butterhorst mit 75 % mehr Einwohnern vorn. Bei Berücksichtigung der insgesamt geringen Bevölkerungszahl hat jeder Einwohner mehr oder weniger große statistische Auswirkungen, was die Prozentzahl relativieren lässt.

Alle anderen Orte einschließlich der blau hinterlegten verlieren Einwohner. Schlusslicht ist, mit 22,6 % weniger Einwohnern, Wustrewe, bei allerdings auch sehr geringer Gesamtbevölkerungszahl. Selbst die zentraleren Orte Stadt Kalbe (Milde), Brunau, Engersen und Kakerbeck mit ihren Versorgungsfunktionen (z.B. Ärzte, Kitas, Schulen, Lebensmittel, Arbeit, Verwaltung, etc.) können ihre Einwohnerzahlen nicht halten.

Spitzenreiter ist Kakerbeck mit einem Verlust von 7,4 %, gefolgt von Brunau mit 3,2 % weniger Einwohnern, obwohl die Ortschaft am verkehrsgünstigsten zu den größeren umliegenden Orten wie Klötze, Gardelegen und Salzwedel liegt. 1,4 % weniger Einwohner von 2015 im Vergleich zu 2010 verliert Kalbe (Milde) als einwohnerstärkster Ort am geringsten unter den drei für die Gemeinde größten Orte.

Für die gesamte Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) ergibt sich für den Betrachtungszeitraum 2010 bis 2015 ein durchschnittlicher Rückgang der Einwohnerzahl von 3,8 %. Somit liegt die Stadt Kalbe (Milde) deutlich unter der durchschnittlichen negativen Entwicklung (Einwohnerrückgang) der Einheitsgemeinde gesamt.

Die anteilige Zunahme der Einwohner in kleinen Orten wie Bühne und Butterhorst zeigten, dass ein unmittelbarer Zusammenhang von Ortsgröße, Arbeitsstätten und Serviceeinrichtungen nicht hergeleitet werden kann.

101 Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt

91 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Bevölkerungsentwicklung Einheitsgemeinde Stadt Kalbe Prozentuale OT/Ortslage 31.12.2010 31.12.2011 31.12.2012 31.12.2013 31.12.2014 31.12.2015 Entwicklung Altmersleben 258 263 261 249 251 250 -3,1 Badel 275 265 274 270 264 256 -6,9 Beese 71 71 69 68 69 70 -1,4 Brüchau 162 157 152 149 143 144 -11,1 Brunau 499 493 487 468 468 483 -3,2 Bühne 91 93 106 104 105 101 11,0 Butterhorst 16 17 17 23 29 28 75,0 Cheinitz 97 106 104 104 97 97 0,0 Dolehau 69 67 68 64 61 56 -18,8 Engersen 462 449 434 425 432 419 -9,3 Faulenhorst 103 92 87 86 84 82 -20,4

Güssefeld 195 206 196 197 180 174 -10,8 Hagenau 74 73 72 71 72 70 -5,4 Jeetze 312 324 314 303 313 329 5,4 Jeggeleben 102 112 99 115 108 98 -3,9 Jemmeritz 101 101 104 102 99 109 7,9 Kahrstedt 141 140 151 141 136 134 -5,0 Kakerbeck 625 617 597 583 593 579 -7,4 Kalbe (Milde) 2.372 2.339 2.312 2.300 2.288 2339 -1,4 Karritz 101 107 110 105 113 107 5,9 Klein Engersen 62 62 62 64 69 61 -1,6 Mehrin 86 90 93 92 92 86 0,0 Mösenthin 29 28 28 27 29 25 -13,8 Neuendorf am Damm 105 95 102 105 111 113 7,6 Packebusch 227 262 259 255 259 255 12,3 Plathe 106 112 107 107 105 102 -3,8 Sallenthin 124 118 110 105 101 97 -21,8 Siepe 53 52 52 50 48 49 -7,5 Thüritz 124 122 119 112 114 116 -6,5 Vahrholz 103 104 102 100 97 96 -6,8 Vienau 129 125 123 124 113 112 -13,2 Vietzen 109 108 107 105 101 103 -5,5 Wernstedt 204 201 197 183 189 191 -6,4 Winkelstedt 111 110 107 106 101 96 -13,5 Wustrewe 62 62 57 57 52 48 -22,6 Zethlingen 199 188 189 180 188 184 -7,5 Zierau 122 112 114 112 116 117 -4,1 gesamt lt. 8.081 8.043 7.942 7.811 7.790 7.776 -3,8 Berechnung

TABELLE 21 ABSOLUTE BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG DER EINHEITSGEMEINDE KALBE (MILDE)102

102 Stadt Kalbe (Milde) Februar 2016

92 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

5.2 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG PROGNOSE Für die Vorausschau zur Bevölkerungsentwicklung in der Gemeinde Kalbe (Milde) werden die Prognosen der Bertelsmann Stiftung sowie des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt zum Vergleich herangezogen.

PROGNOSEN DER BERTELSMANN STIFTUNG

40,0

30,0

20,0

10,0

0,0 -7,0 -1,7 -5,8 -1,1 -9,7 -0,3 -13,8 -10,0 2012 2020 2025 2030

-20,0 Zuzüge (je 1.000 Ew.) Fortzüge (je 1.000 Ew.) Wanderungssaldo (je 1.000 Ew.)

ABBILDUNG 23 ALTMARKKREIS SALZWEDEL VON 2012-2030103

60 8.500 50 8.000 40 7.940

30 7.500 7.370 20

Prozent 10 7.020 7.000 Einwohner 0 6.680 0 6.500 2012 -7,2 -11,6 -10 -15,9 2020 2025 2030 -20 6.000

Relative Bevölkerungsentwicklung (%) Bevölkerungsanteil männlich (%) Bevölkerungsanteil weiblich (%) Bevölkerung (Einwohner)

ABBILDUNG 24 BEVÖLKERUNG UND BEVÖLKERUNGSSTRUKTUR DER GEMEINDE KALBE-MILDE VON 2012- 2030104

Zur Ermittlung der Bevölkerungsprognose wurde von der Bertelsmann Stiftung das Jahr 2012 als Basisjahr festgelegt. Sowohl der Altmarkkreis Salzwedel als auch die Gemeinde Kalbe (Milde) werden bis 2030 deutlich an Einwohnern verlieren. Dabei wird prognostiziert, dass die Gemeinde mit vorausgeschätzten 15,9% (relative Bevölkerungsentwicklung unter Berücksichtigung der Wanderungsbewegung), um 2,1 Prozentpunkte mehr Verlust als der zugehörige Landkreis haben wird, wobei beim Landkreis in der prozentuellen Berechnung der natürlichen Bevölkerungsentwicklung der Wanderungssaldo nicht eingeflossen ist. Der Wanderungssaldo nähert sich im Altmarkkreis für den Betrachtungszeitraum von -7 (je 1000 EW) der Null an. Das Verhältnis zwischen Fort- und Zuzügen gleicht sich hierdurch nahezu an. Für Kalbe (Milde) lässt sich jeweils eine fast gleichbleibende Stagnation des männlichen und weiblichen Anteils an der Bevölkerung, bei insgesamt deutlich abnehmender Bevölkerungsentwicklung, voraussagen.

103 Statistische Ämter der Länder, Deenst GmbH, ies, eigene Berechnung; Bertelsmann Stiftung; http://www.wegweiser-kommune.de/statistik/bevoelkerungsprognose vom 24.02.2016 104 Statistische Ämter der Länder, Deenst GmbH, ies, eigene Berechnung; Bertelsmann Stiftung; http://www.wegweiser-kommune.de/statistik/bevoelkerungsprognose vom 24.02.2016

93 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Einwohner an Kalbe (Milde) Kalbe (Milde) Kalbe (Milde) Kalbe (Milde) Entwicklung von Altersgruppen 2012 2020 2025 2030 2012 – 2030 in % 0- bis 2-Jährige 180 150 130 120 -33,33 3- bis 5-Jährige 180 170 150 140 -22,22 6- bis 9-Jährige 250 240 220 200 -20,00 10- bis 15-Jährige 430 360 350 330 -23,26 16- bis 18-Jährige 160 170 160 160 0,00 19- bis 24-Jährige 420 310 280 270 -35,71 25- bis 44-Jährige 1.790 1.480 1.330 1.200 -32,96 45- bis 64-Jährige 2.780 2.520 2.210 1.890 -32,01 65- bis 79-Jährige 1.300 1.310 1.550 1.740 33,85 ab 80-Jährige 440 650 620 620 40,91

TABELLE 22 PROGNOSE ANZAHL EINWOHNER (ABSOLUT) DER ALTERSGRUPPEN FÜR KALBE (MILDE)105 Altersgruppen 2020 2025 2030

0 - 18 Jahre -9% -16% -21% 19 – 64 Jahre -14% -23% -33% 65 Jahre und älter +13% +25% +36%

TABELLE 23 PROZENTUALE ENTWICKLUNG DER ALTERSGRUPPEN FÜR KALBE (MILDE) BIS 2030106 Trotz des deutlichen Rückgangs der Einwohnerzahlen von Kalbe (Milde) bis 2030 nimmt der Anteil der über 65-Jährigen um ca. 36% zu, bei gleichzeitiger Abnahme aller anderen Altersgruppen bis auf die 16 – 18Jährigen, deren Zahl sich halten kann. Mit dem stärksten Verlust von 33% ist die Altersgruppe der 19 – 64-Jährigen betroffen, unter dieser die bis 24Jährigen mit 35,7% über dem Durchschnitt von 33% liegen.

PROGNOSEN DES STATISTISCHEN LANDESAMTES SACHSEN-ANHALT

VERÄNDERUNG ALTERS- BASISJAHR IST 2030 ZU 2014 GRUPPEN 2014 2015 2020 2022 2024 2026 2028 2030 IN %

0 - 3 176 184 167 154 142 133 126 122 -30,68 3 - 6 192 204 202 190 177 163 152 144 -25,00 6 - 10 265 271 277 287 278 262 244 227 -14,34 10 - 16 427 421 441 442 449 456 458 441 3,28 16 - 19 187 218 178 184 192 195 195 201 7,49 19 - 25 324 272 335 321 304 300 308 322 -0,62 25 - 55 3128 3098 2515 2350 2219 2106 2032 1973 -36,92 55 - 67 1545 1581 1747 1733 1687 1589 1441 1274 -17,54 67 und mehr 1555 1538 1675 1733 1793 1860 1944 2041 31,25 Kalbe (Milde) 7799 7787 7537 7394 7241 7064 6900 6745 -13,51

TABELLE 24 ENTWICKLUNG DER BEVÖLKERUNG UND AUSGEWÄHLTE ALTERSGRUPPEN IN KALBE-MILDE107

105 Statistische Ämter der Länder, Deenst GmbH, ies, eigene Berechnung; Bertelsmannstiftung; http://www.wegweiser-kommune.de/statistik/kalbe-milde+bevoelkerungszahl-nach-altersgruppen+2012- 2030+tabelle vom 10.03.2016 – Basisjahr 2012 106 http://www.wegweiser-kommune.de/statistik/kalbe-milde+bevoelkerungszahl-nach-altersgruppen+2012- 2030+tabelle vom 10.03.2016 – verändert – Grundlage – Tabelle 24 107 „6. RBP von 2014 bis 2030 für die Stadt Kalbe (Milde) im LK Altmarkkreis Salzwedel", heruntergeladen unter der Seite: https://www.statistik.sachsen-anhalt.de/Internet/Home/Auf_einen_Blick/Bevoelkerung-_regionale- Gliederung_/6_-Regionalisierte-Bevoelkerungsprognose-2014-bis-2030/index.html, heruntergeladen am 23.06. 2017,

94 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

2012 2020

2025 2030

ABBILDUNG 25 LEBENSBÄUME STADT KALBE (MILDE) VOM BASISJAHR 2012 (LINIENDARSTELLUNG) – 2030108

ALTMARKKREIS ALTERSGRUPPEN SACHSEN-ANHALT SALZWEDEL STADT KALBE (MILDE) 0 - 3 -22,4 -30,8 -30,5 3 - 6 -18,5 -24,8 -24,8 6 - 10 -10,4 -14,3 -14,3 10 - 16 3,0 3,4 3,2 16 - 19 18,2 7,1 7,4 19 - 25 8,2 0,4 -0,5 25 - 55 -27,7 -37,1 -36,9 55 - 67 -18,4 -17,8 -17,6 67 und mehr 17,2 30,1 31,3 Bevölkerungs- entwicklung gesamt -11,0 -14,0 -13,5

TABELLE 25 PROZENTUALE BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG BIS 2030 ZUM BASISJAHR 2014109

leicht verändert (Übernahme der absoluten Zahlen der Altersgruppen mit eigener Berechnung der Gesamtsumme und prozentualer Veränderung) 108 Statistische Ämter der Länder, Deenst GmbH, ies, eigene Berechnung; Bertelsmann Stiftung; http://www.wegweiser-kommune.de/statistik/ bevoelkerungspyramiden+kalbe-milde+2030+2012 vom 04.03.2016 109 Zahlen übernommen von: https://www.statistik.sachsen-anhalt.de/Internet/Home/Auf_einen_Blick/Bevoelkerung- _regionale-Gliederung_/6_-Regionalisierte-Bevoelkerungsprognose-2014-bis-2030/index.html, „6. RBP von 2014 bis 2030 für den Altmarkkreis Salzwedel“ heruntergeladen am 28.06.2017

95 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Bis 2030 verzeichnet die Altersgruppe der über 67-Jährigen in der Gemeinde Kalbe (Milde) den deutlichsten Anstieg mit 31,3% zu 2014. Der Altmarkkreis liegt mit 30,1% Anstieg nur sehr leicht dahinter. Jedoch ist für das Land Sachsen – Anhalt der Zuwachs der Altersgruppe der 16 – 19-Jährigen mit 18,2% der stärkste, gefolgt von den Ältesten mit 17,2%. Hingegen wird für die 16-19-Jährigen Jugendlichen im Altmarkkreis und der Gemeinde Kalbe (Milde) nur ein Zuwachs von 7,1% bzw. 7,4% prognostiziert. Auch gibt es für das Land einen statistischen Zuwachs der 19-25-Jährigen um 8,2%, wohingegen für Kreis und Gemeinde keine nennenswerten Veränderungen zu erwarten sind. Der stärkste Rückgang im Vergleich betrifft die 25 – 55-Jährigen gefolgt von den 0 – 3-Jährigen, wobei der Rückgang im Land deutlich unter den Werten von Kreis und Gemeinde liegt.

Die Werte für das Land Sachsen-Anhalt spiegeln die durchschnittliche Entwicklung aller seiner Landkreise und Gemeinden wider und der Altmarkkreis den Druchschnitt seiner ihm zugehörigen Gemeinden. Die Zahlen der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) und des Altmarkkreises liegen nah beieinander. Jedoch bestehen gegenüber dem Land große Abweichungen, insbesondere bezüglich der im Text erwähnten Altersgruppen. Die zirka doppelte Zunahme der ältesten Menschen und weniger als die Hälfte an Zunahme bei den 16 – 19-Jährigen zeigen eine deutliche Verschiebung dieser Altersgruppe im Vergleich zum Landesdurchschnitt, mit einer für diese Region resultierenden Verschärfung des demografischen Wandels. Das Land Sachsen-Anhalt verliert bis 2030 11% seiner Einwohner. Der Altmarkkreis und die Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) liegen leicht über dem Durschnitt an Verlusten mit 14% bzw. 13,5%.

100,00 90,00 80,00 70,00 Prozent 60,00 50,00 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 Kalbe Altmarkkreis Salzwedel Sachsen-Anhalt

ABBILDUNG 26 BEVÖLKERUNGSEMTWICKLUNG INKLUSIVE PROGNOSE (AB 2020) 110

1995

1991

-3500 -2500 -1500 -500 500 1500 2500 3500 4500

Saldo Fortzüge Zuzüge Gestorbene Lebendgeborene

ABBILDUNG 27 BEVÖLKERUNGSBEWEGUNG ALTMARKKREIS SALZWEDEL 1991 . 1995 Betrachtet man die Entwicklung seit 1985, inklusive der Prognose im Landes- und Kreisvergleich, im Liniendiagramm (Abbildung 24), fällt der Blick zunächst auf den Altmarkkreis zwischen 1990 und 1995. Erstmals und einmalig steigen hier die Bevölkerungszahlen in einem Fünfjahreszeitraum.

110 Datengrundlage: Statistisdches Landesamt Sachsen-Anhalt von 2010, 2012, 2015; http://www.statistik.sachsen- anhalt.de/bevoelkerun vom 25.02.2016 ausgehend von 1985 als Basisjahr (=100%) bis 2030 im Überblick, ab 2015 Werte aus der 6.RBP

96 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Aus dem Diagramm (Abbildung 27) sprechen die verdoppelten Zuzüge im Altmarkkreis für diese Entwicklung. Für die Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) und das Land Sachsen-Anhalt ergeben sich jedoch keine Auswirkungen.

Die Wiedervereinigung Deutschlands führte nach 1989 zu größeren Wanderungsbewegungen vom Osten in den Westen Deutschlands, mit deutlichen Einwohnerverlusten bei den Neuen Bundesländern. Dieser Trend hält, wenn auch schwächer als in den ersten Jahren nach der Wende, nach wie vor an. Der prognostizierte Bevölkerungsverlust sowohl für die Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde), wie für den Altmarkkreis, als auch für das Land, lassen darauf schließen, dass weiterhin Einwohner aus dem ostdeutschen Raum, durch das wirtschaftliche und soziale Ost-West-Gefälle, ihre Perspektiven in der Abwanderung in die alten Bundesländer sehen.

Einzelne, grenznahe ostdeutsche Gebiete hingegen gewannen nach dem ersten großen „Wanderungssturm“ allmählich an Attraktivität. Günstiges Wohnen, kombiniert mit der Nähe zu den alten Bundesländern, bildete und bildet bis heute einen Anlaufpunkt sowohl für west-, als auch für ostdeutsche Einwohner. Jedoch spielen diese Zahlen durch ihre Kleinräumigkeit nur eine untergeordnete Rolle.

Abbildung 28 Lebensbäume Altmarkkreis Salzwedel von 1981 - 2025111

VERGLEICHSANALYSE DER STATISTIKEN ZUR BEVÖLKERUNGSPROGNOSE Den Statistiken liegen unterschiedliche Basisjahre zugrunde. Die Bertelsmanstiftung berechnet eine relative Bevölkerungsentwicklung bis 2030 zum Basisjahr 2012 mit -15,9%. Das Statistische Landesamt legt für eine Prognose bis 2030 das Jahr 2014 als Basisjahr fest mit einer voraussichtlichen Bevölkerungsprognose von -13,5%.

Für einen Vergleich dient eine eigene Berechnung mit dem gemeinsamen Basisjahr 2014, bei einer Ausgangsbevölkerung von 7.790 Einwohnern; siehe:

TABELLE 21 ABSOLUTE BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG DER EINHEITSGEMEINDE KALBE (MILDE) Für das Statistische Landesamt ergibt sich über eine Verhältnisgleichung ein Verlust von 13,4% Einwohnern. Demgegenüber - mit einem Prozentpunkt mehr Verlust - steht die Bertelsmanstiftung mit 14,4% weniger Bürgern für die Einheitsgemeinde Kalbe (Milde).

Beide Datenrecherchen sind vergleichbar und ergeben einen eindeutigen Trend zum prognostizierten Bevölkerungsverlust.

Etwas widersprüchlich sind die Angaben beider Statistiken gegenüber der Entwicklung zum Kreis. Bei der Bertelsmann Stiftung ist der Rückgang der Einwohner der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) um 2,1% stärker als der des zugehörigen Landkreises. Das Statistische Landesamt hingegen ermittelte 0,5% weniger Verluste bei der Gemeinde als beim Altmarkkreis Salzwedel.

111 Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt; Gebietsstand 01.01.2014, Aktualisierung 03.01.2011; http://www.statistik.sachsen-anhalt.de/bevoelkerung/prognose/index.html,

97 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Durch die verschiedene Altersgruppeneinteilung ist ein Vergleich nahezu unmöglich. Dennoch fällt die Betrachtung der Gruppe der 10-24-Jährigen (Bertelsmann) bzw. 10-25- Jährigen (Landesamt) ins Auge. Die Bertelsmann Stiftung kommt auf einen Rückgang von 24,8%, wohingegen das Statistische Landesamt einen Zuwachs von 2,8% prognostiziert112. Der Unterschied könnte sich u.a. aus den verschieden angesetzten Basisjahren ergeben haben, sowie weiterer Indikatoren, beispielsweise in der Daten - und Berechnungsgrundlage.

Im Trend der Entwicklung der über 67-Jährigen sind sich jedoch beide Statistiken mit einem deutlichen Zuwachs von mehr als 30% einig. Auch bei den unter 10-bzw. unter 11-Jährigen wird ein einheitlicher Trend zum Rückgang zwischen 14- und 33% beschrieben.

5.3 DEMOGRAPHISCHER WANDEL Sowohl beim Altmarkkreis Salzwedel als auch bei der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) zeichnet sich für die weitere Bevölkerungsentwicklung eine Verstärkung des demographischen Wandels ab.

Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts reduzierte sich die Kinderzahl aufgrund fortschreitender Industrialisierung und Verstädterung. Auch durch die Einführung der Rentensysteme entfiel der ökonomische Nutzen kinderreicher Familien, deren Kinder als Arbeitskräfte eingeplant wurden. Kinder wurden zum Kostenfaktor.

Nach dem II Weltkrieg kam es zwischen 1955 und 1964 im Zuge des „Wirtschaftswunders“ und vermehrten Wohlstands zu einem kurzzeitigen „Babyboom“. Trotz positiver Wirtschaftsentwicklungen nahm wenig später die Kinderzahl pro Frau weiter ab. Soziale Umbrüche, die Einführung der Antibabypille, die Veränderung der Rolle der Frau und die Befreiung von der als „bürgerlich“ empfundenen Moralvorstellung, haben in den 1960er Jahren zu einem gravierenden Geburteneinbruch geführt.113

Die neuen Bundesländer sind im Vergleich zu den alten Bundesländern stärker vom Ausmaß des demografischen Wandels betroffen, dessen beschleunigte Entwicklung auf die Wiedervereinigung Deutschlands zurückzuführen ist.

Die für die ehemalige DDR damit einhergehende Deindustrialisierung der ostdeutschen Wirtschaftsstruktur, aufgrund der unvorbereitet einsetzenden Wirtschafts- und Währungsunion im Sommer 1990, führte zur „Erosion seiner wirtschaftlichen Basis“, was sich bis heute in einem anhaltend schwächeren Arbeitsmarkt Ostdeutschlands im westdeutschen Vergleich wiederspiegelt. 114

In dessen Ergebnis wanderten und wandern viele arbeitssuchende, insbesondere junge Frauen ab, deren Weggang den „Geburtenknick“ zusätzlich verschärft.

Die aus der Wiedervereinigung Deutschlands resultierende Verunsicherung nahezu aller Lebensumstände und die „Übertragung westdeutscher Institutionen“ führte zu einem historischen Tiefstand bei den Geburten115. Waren es Ende der 80er Jahre noch 1,52 Kinder pro Frau, so sind es 1994 nur noch 0,77 Kinder je Frau. Die Folgen des Geburtenknicks aus den 1990er Jahren wirken sich anhaltend auf die Demografie der neuen Bundesländer aus.

112 Für die Berechnungen lagen die absoluten Zahlen der jeweiligen Basisjahre und des Prognosejahrs 2030 zugrunde, woraus über eine Verhältnisgleichung die Prozentwerte ermittelt wurden 113 Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung: Deutschland – eines der Kinderärmsten Länder; Sabine Sütterlin; Januar 2008 114 Zapf, Wolfgang und Steffen Mau, 1994: Eine demographische Revolution in Ostdeutschland?, in: Wolfgang Zapf (Hg.), Modernisierung, Wohlfahrtsentwicklung und Transformation, Berlin, S. 167 – 174. 115 Zapf, Wolfgang und Steffen Mau, 1994: Eine demographische Revolution in Ostdeutschland?, in: Wolfgang Zapf (Hg.), Modernisierung, Wohlfahrtsentwicklung und Transformation, Berlin, S. 167 – 174.

98 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Bleibt für die kommenden Jahrzehnte ein massiver Zuzug aus, wird sich die demografische Abwärtsspirale in Ostdeutschland selbstverstärkend fortsetzen.116

ABBILDUNG 29 GEBURTENRATE 1990 – 2010 117 Zwar erholte sich die Zahl der Geburten ab Mitte der 90er Jahre langsam wieder, dennoch bleibt sie von der Bestanderhaltung weit entfernt, welches langfristige Schrumpfungsprozesse für Ostdeutschland nach sich zieht.118 2014 wurden in Sachsen-Anhalt 1,5 Kinder pro Frau geboren.119 Die daraus resultierende niedrige Kinderzahl zusammen mit der gestiegenen Lebenserwartung führen zu einem Anstieg der älteren Menschen. Auf Dauer schrumpfende Zahlen Neugeborener stehen einer immer größer werdenden Zahl Älterer und hochbetagter Menschen gegenüber.120

Aus der ursprünglichen Bevölkerungspyramide (siehe Abbildung 28: Lebensbaum 1981 als Beispiel), bei der die Menschen im „besten Alter“ eine schmaler werdende Spitze Älterer über sich hatten, wird bis 2030 eine pilzähnliche Form (vgl. Abbildung 29 für das Jahr 2030 als Beispiel) werden.

Die Gesellschaft des Landes Sachsen-Anhalt sowie des Altmarkkreises und der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) wird weniger und älter.

Die zu erwartende Bevölkerungsentwicklung nimmt wesentlichen Einfluss auf die Infrastruktur, sowie den Wohn- und Arbeitsmarkt. Weniger Kinder bedeuten geringere Schülerzahlen. Folglich wären damit Schulzusammenlegungen bis hin zu Schulschließungen verbunden. Das wiederum könnte zu längeren Anfahrtswegen der Schüler zu den noch übrigen Schulen führen, welches nicht selten ein Wegzugsgrund aus der ländlichen Region darstellt.

116 Christian Reinboth: Der demografische Wandel (2): Sachsen-Anhalt; April 2015; http://www.pflegenetzwerk- halberstadt.de/der-demografische-wandel-2-sachsen-anhalt/ 117 Stabstelle für demografische Entwicklung und Prognosen des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt – Berichterstattung an den Landtag –Demografiebericht-; März 2013 118 Zapf, Wolfgang und Steffen Mau, 1994: Eine demographische Revolution in Ostdeutschland?, in: Wolfgang Zapf (Hg.), Modernisierung, Wohlfahrtsentwicklung und Transformation, Berlin, S. 167 – 174. 119 http://de.statista.com/statistik/daten/studie/76262/umfrage/geburtenziffer---anzahl-der-kinder-pro-frau 120 Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung: Deutschland – eines der Kinderärmsten Länder; Sabine Sütterlin; Januar 2008

99 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Potentielle Fachkräfte gehen der Region folglich verloren. 2005 waren es in Sachsen-Anhalt noch 5 % der Arbeitsplätze, die im Fachkräftebedarf nicht zeitnah besetzt werden konnten. 2011 waren es schon 24 %. 23 % der angebotenen Lehrstellen konnten im selben Jahr im Land Sachsen-Anhalt nicht besetzt werden, während die Zahl für 2005 nur 6 % betrug.121

Eine wesentliche Gefahr bei dieser Arbeitsmarktentwicklung könnten Besetzungsengpässe darstellen, zum Leid der Wettbewerbsfähigkeit der ansässigen Wirtschaft. Ohne Fachkräfte wäre ein Unternehmen nicht konkurrenzfähig und müsste zwangsläufig aufgeben oder abwandern, woraus wiederum ein weiterer Arbeitsplatzabbau resultiert, der hingegen wieder zu einer Verstärkung der Abwanderung von Fachkräften beiträgt. Das schwächt die Finanzkraft der privaten Haushalte sowie gleichzeitig die Nachfrage nach Fachkräften und die „demografisch-ökonomische Abwärtsspirale“ beginnt erneut.122

Die Zahl der Erwerbsfähigen geht bis 2030 insgesamt zurück. Dabei sind mehr ältere als jüngere Menschen im erwerbsfähigen Alter.123 Gleichzeitig steigt die Zahl der über 65-bzw. 67-Jährigen zwischen 31- und 36 % an. Erwartungsgemäß wird damit auch die Anzahl der Pflegefälle und zu betreuenden alten Menschen zunehmen.

5.4 LEITBILD In das Leitbild fließen u. a. Ziele und Grundsätze übergeordneter Planungen ein.

5.4.1 ÜBERGEORDNETES LEITBILD VERORDNUNG ÜBER DEN LANDESENTWICKLUNGSPLAN 2010 DES LANDES SACHSEN-ANHALT VOM 16. FEBRUAR 2011

AUSZUG AUS DER PRÄAMBEL: „Die gesellschaftliche Entwicklung in Sachsen-Anhalt wird durch den Demografischen Wandel stark geprägt. Dieser hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche und Regionen im Land Sachsen- Anhalt. Durch die Landesentwicklungspolitik müssen rechtzeitig die planerischen Grundlagen gelegt werden, um die Folgen des Rückgangs der Bevölkerungszahl und die Verschiebungen in der Altersstruktur bei der räumlichen Entwicklung der Infrastruktur berücksichtigen zu können. Eine familienfreundliche Entwicklung der Infrastruktur soll dazu beitragen, der weiteren Verschärfung der demografischen Entwicklung entgegen zu wirken. Insbesondere aufgrund der Zunahme des Anteils älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung ist die Barrierefreiheit als Querschnittsziel in allen Planungsprozessen zu verankern. Dabei sollen unter konsequenter Anwendung des Leitziels - gleichwertige und gesunde Lebens- und Arbeitsbedingungen in allen Landesteilen zu erreichen - umweltverträgliche und ausgewogene Raumstrukturen geschaffen und die wirtschaftliche Entwicklung befördert werden. Der Erhalt und weitere Ausbau der sozialen und technischen Infrastruktur, insbesondere auch in strukturschwachen ländlichen Räumen, ist hier eine vordringliche Aufgabe“

Weiterhin steht unter den Zielen, dass bei allen Planungen und Maßnahmen, die Auswirkungen des Demografischen Wandels, die Entwicklung der Bevölkerungsstruktur sowie die räumliche Bevölkerungsverteilung zu beachten sind. Dabei sind alle Anstrengungen zu unternehmen, um das Geburtenniveau zu stabilisieren und um einen ausgewogenen Wanderungssaldo zu erreichen.

121 Christian Reinboth: Der demografische Wandel (2): Sachsen-Anhalt; April 2015; http://www.pflegenetzwerk- halberstadt.de/der-demografische-wandel-2-sachsen-anhalt/ 122 Stabstelle für demografische Entwicklung und Prognosen des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt – Berichterstattung an den Landtag –Demografiebericht-; März 2013 123 Länderbericht zur Bevölkerungsprognose 2030 – Sachsen-Anhalt, www.wegweiser-kommune.de; Bertelsmannstiftung

100 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

ÜBERGEORDNETE MÖGLICHKEITEN DER BEGEGNUNG DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS 1. Förderung regionaler Stärken à Regionalisierung statt Globalisierung (von der Region für die Region) 2. Erhalt und Ausbau der regionalen Vielfalt (multi-sozio-kulturell, multi-wirtschaftlich, multi-naturräumlich) 3. ländlicher Raum als Chance - ökologisch/gemeinschaftlicher [Pilot]Projekte (z.B. Ökodorf Siebenlinden, Wagendörfer, Selbstversorgerhöfe/-kommunen, biologisch-ökologischer Anbau, Pflanzenkläranlagen, Freiheiten schaffen für „verrückte“ / ausgefallene Lebensmodelle, Solidargemeinschaften) - politisch-/ wissenschaftliche Forschungsprojekte (z.B. Aufhebung bestimmter Steuern, Steuerbegünstigungen, kostenlose Kinderbetreuung, Grundeinkommen, etc.)

LEBENSUMFELDGESTALTUNG UND DEMOGRAFISCHER WANDEL - Verbesserung der räumlichen Qualitäten Umnutzung / Rückbau / sonstige Aktivierung leerstehender Immobilien unter Zulassung von Mehrfachnutzungen und Eigentümergemeinschaften Barrierefreiheit Wegequalität/ Wegenetz Parken im Einkaufsbereich Höhere Sitzbänke Öffentliche Toiletten Steigerung der Verkehrssicherheit (Tempo 30 Zonen, längere Ampelphasen, Verkehrsberuhigung) Außenstellen Arzt- Sprechstunden (Zweigpraxen) Zusammenlegung der Schüler mehrerer Klassenstufen in eine Unterrichtsklasse - Fahrdienste - Generationshäuser / Begegnungsstätten à Stärkung einer aktiven Nachbarschaft

5.4.2 GRUNDZÜGE EINER LEITBILDENTWICKLUNG FÜR DIE EINHEITSGEMEINDE KALBE (MILDE) IM FNP Die Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Kalbe (Milde) für die kommenden 25 Jahre lässt keine übliche Leitbildbeschreibung (im FNP) auf Anhieb zu. Die Planung vermag den Eindruck erwecken, dass neben den Darstellungen für die Ortsumgehung Kakerbeck und den geplanten Sondergebieten (Biogas, Photovoltaik und Camping) städtebaulich kaum weitere Entwicklungen geplant sind bzw. sich in der Entwicklung befinden.

Doch selbst eine rückläufige Entwicklung mit verbundenem Rückbau bzw. verfallender Gebäudebestände ist ein Schritt in die Zukunft.

Eine konzeptionelle Grundlage ist dennoch oder gerade wegen des demografischen Wandels und weiterhin abwandernder Bevölkerung zur Sicherung und Stabilisierung der Daseinsfunktion in der Gemeinde zwingend erforderlich. So schreibt es schon der Landesentwicklungsplan vor.

Für die Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) ergibt sich die wesentliche Aufmerksamkeit • auf die schwerpunktmäßige Nutzung vorhandener Baulücken, • auf den Rückbau alten / verfallenden Gebäudebestandes, • auf den Erhalt der Dörfer in ihrer Nutzungsstruktur und • die Beschränkung der Darstellung von Wohnbauflächen im FNP in ihrem eng begrenzten Bestand, außerhalb der Stadt Kalbe (Milde) selbst.

Im Rahmen der Flächennutzungsplanung hat sich in der Beteiligung der Bevölkerung ein ganz klarer Satz herauskristallisiert:

„Dörfer sollen Dörfer bleiben.“

101 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Nur durch ein attraktives Angebot an Bauflächen für die individuelle Entfaltung seiner (potentiellen) Anwohner gibt es Chancen, Menschen für ein Leben in der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) zu gewinnen.

Innenentwicklung hat Priorität vor Außenentwicklung. Kleinräumige Ausnahmen werden im FNP als Inanspruchnahme von Außenbereichsflächen für bauliche Nutzungen dargestellt, • wenn sie einen klaren räumlichen Zusammenhang zum Innenbereich haben, • keine ausreichenden Flächen im Innenbereich aufgrund der Eigentumsverhältnisse zur Verfügung stehen, • bzw. wenn es Flächen der Gemeinde sind, für die ein direkter Bedarf bekannt ist. Die voranschreitende Digitalisierung und Internetnutzung bietet eine Existenzgrundlage für die ländliche Bevölkerung und die Aussicht, sich für ein Leben auf dem Land zu entscheiden.

Umso mehr ist es von Bedeutung, Möglichkeiten für gewerbliche Nutzungen im direkten Wohnbereich / Wohnumfeld breitgefächert offenzuhalten.

Verdichtungspotentiale sind in fast vernachlässigbarem Umfang vorhanden und betreffen Einzelflächen in der Stadt Kalbe (Milde). Diese Verdichtungspotenziale stehen jedoch eher nicht zur Verfügung. Es ist erkennbar, dass in den vereinzelten potenziellen Verdichtungsräumen die Anwohner / Eigentümer die potenziellen Bauflächen derart in ihre eigenen Nutzungen einbeziehen, dass sichtbar ist, dass nur in Not eine Abgabe / Verkauf der verfügbaren Flächen erfolgen würde.

Unter dem Aspekt der immer stärkeren Entwicklung zur Zentralisation erhält der FNP neben den bestimmungsgemäßen Darstellungen eine identitätsfördernde Funktion. Der einzelne Bürger auf dem Land / Dorf fühlt sich häufig mit den umliegenden Nachbardörfern nicht, oder nicht mehr verbunden. Aktuell sind aktuell 36 Orte in der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) vereint.

102 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

5.5 FAZIT FÜR DEN FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE KALBE (MILDE) Dieses Fazit ist im Zusammenhang mit dem Ergebnis aus dem Kapitel des Brachflächen- u. Leerstandsmanagements zu betrachten. Diese beiden Kapitel sowie das des Wohnbauflächenbedarfs stehen in einem engen Zusammenhang.

Um dem demografischen Wandel entgegenzusteuern und um der absehbaren Veränderung der Bevölkerungsentwicklung gut vorbereitet begegnen zu können ist es notwendig, im Flächennutzungsplan dem Bedarf entsprechende und geeignete Flächen auszuweisen, die bedarfsgerechte Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen.

Vor diesem Hintergrund ist es von besonderer Bedeutung, die im Gemeindegebiet bestehenden sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentren zu erhalten, zu fördern bzw. zu entwickeln, mit dem Ziel des Entgegenwirkens der demografischen Entwicklung einerseits und der frühzeitigen Begegnung der Auswirkungen des demografischen Wandels andererseits.

GEEIGNETE HANDLUNGSANSÄTZE, UNTER WAHRUNG DER ORTSTYPISCHEN STRUKTUREN UND DES SPARSAMEN UMGANGS MIT GRUND UND BODEN KÖNNEN SEIN:

• Erhalt bzw. Bereitstellung von Flächen für den Gemeindebedarf (z.B. soziale Institutionen wie Kindergärten, Schulen, Arztpraxen, Erholungs-u. Sportmöglichkeiten).

• Förderung einer familienfreundlichen und alterstauglichen Infrastruktur zur Sicherung der Daseinsvorsorge ohne lange Anfahrtswege. Dabei spielt für das Gemeindegebiet eine ausgewogene Verteilung der Versorgungseinrichtungen eine wichtige Rolle. Dafür sind Kalbe (Milde) und Kakerbeck im Süden, Brunau im Nordosten und Badel (geografisch betrachtet) im Nordwesten besonders zu berücksichtigen.

• Konzentration neuer zusammenhängender Entwicklungsbereiche auf möglichst stadt- bzw. ortsnahen Arealen unter anderem zur Verkehrsvermeidung (z.B. Ausbau altersgerechter, betreuter Wohnformen, Schaffung von geeignetem Wohnraum für junge, insbesondere alleinstehende Menschen (Singles); Sicherung von Möglichkeiten für wirtschaftliche Entwicklungen), wobei Raumansprüche bedarfsorientiert und umweltverträglich aufeinander abzustimmen sind.

• Stabilisierung und Entwicklung des regionaltypisch ausgeprägten Tourismus als Wirtschaftsfaktor

• Vermeidung der Zersiedlung der Landschaft (Innenentwicklung vor Außenentwicklung).

• Begrenzung der Wohnbauflächenausweisung an der realen Bevölkerungsentwicklung bzw. falls erforderlich, Rückbau.

• Verbesserung und Ausbau einer flächendeckenden Kommunikationsinfrastruktur.

103 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

6. WOHNBAUFLÄCHENBEDARF Der Wohnbauflächenbedarf ist die eine wesentliche Grundlage zur Ausweisung bzw. Nichtausweisung neuer Bauflächen für die Wohnnutzung.

6.1 ERMITTLUNG DES WOHNBAUFLÄCHENBEDARFS Hinweis: Siehe auch hierzu nachfolgend das Kapitel „Brachflächen- und Leerstandsmanagement“ der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde), welches eine wesentliche Grundlage für die Ermittlung des Wohnbauflächenbedarfs darstellt und dem aufgrund seiner Bedeutung ein extra Kapitel im FNP gewidmet wird.

Jahr / Entwicklung über 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Art 8 Jahre Wohnungen in Ein- u. k. A. 69,6 69,6 69,6 70,5 70,5 70,7 70,7 70,7 + 1,1 % zu 2007 Zweifamilien- häusern Einpersonen- + 5,7 % von haushalte 32,8 34,2 36,2 37,1 38,4 38,5 37,8 38,5 k. A. 2006-2013 in % Wohnfläche + 3,5 m² zu pro Person k. A. 46 47,1 48,1 42 47,8 48,5 49,3 49,5 2007 in m²

TABELLE 26 ENTWICKLUNG DER WOHNFLÄCHE - EINHEITSGEMEINDE KALBE (MILDE) Trotz sinkender Bevölkerungszahlen ist der Tabelle zu entnehmen, dass insbesondere der Anteil der Einpersonenhaushalte im Gemeindegebiet seit 2006 zugenommen hat. Die Stagnation seit 2010 könnte auf eine Sättigung der Einpersonenhaushaltsangebote zurückzuführen sein. Der Anteil der Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern bleibt stabil und ist über den betrachteten 8- Jahreszeitraum leicht angestiegen. Der Wohnflächenbedarf pro Person hat über diesen Zeitraum um 3,5 m² zugenommen.

Der Bedarf an Wohnflächen resultiert aus der zu erwartenden demografischen Entwicklung, die im Wesentlichen durch124:

„WENIGER“ Schrumpfende Bevölkerungszahlen, wobei Zuzüge zukünftig eine wichtige Rolle spielen, um Einwohner zu gewinnen, „BUNTER“ Zuwanderungen aus anderen Regionen Deutschlands und anderen Ländern. Steigerung der Vielfalt an Kulturen und Milieus in der Gesellschaft, Wohnquartieren und Belegschaften, „VEREINZELTER“ Zunahme des Anteils an kleinen - bzw. Singelhaushalten „Living apart together“ über alle Altersstufen aufgrund steigender Mobilitätsansprüche, unterschiedlicher Lebensvorstellungen und Alters sowie wegen Todes des Lebenspartners, „ÄLTER“ Veränderung in der Altersstruktur mit Verschiebung zu einem überwiegenden Anteil der über 60- Jährigen gekennzeichnet ist.

Diese Veränderungen ziehen steigende Bedürfnisse an Wohnqualität (u.a. Wohnumfeld, Größe, Ausstattung), Veränderungen der Haushaltsformen und der Infrastruktur nach sich.

Der Bedarf an seniorengerechtem Wohnraum wird weiter zunehmen.

Deshalb ist es notwendig, den unterschiedlichen Bedürfnissen angepasste Haushaltsformen wie z.B. günstig geschnittene Wohnungen, betreutes Wohnen oder gemeinschaftliches Wohnen entsprechend der Nachfrage bereit zu halten.

124 Regionalstrategie demografischer Wandel - Leitbild, Umsetzungsstrategie und Vorgehensweise -, Metropolregion Rhein-Neckar; Juli 2010

104 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Eine Neuausweisung von Bauflächen im FNP ist dafür nicht vordergründig notwendig.

Vielmehr sollte in erster Linie geprüft werden, inwieweit ein Einklang im Sinne eines solidarisch- sozialen Miteinanders von Jung und Alt mittels Integration verschiedener Wohnformen in vorhandener oder geplanter Wohnbebauung erzielt werden kann.

Dem Trend zum Wohnen in Ein- und Zweifamilienhäusern muss nicht immer durch einen Neubau von Immobilen bzw. mit der Neuausweisung von Wohnbauflächen begegnet werden. Hierfür ist es sinnvoll, zunächst die zweckmäßige Verwendung von Bestandsimmobilien zu prüfen. Besonders die ehemaligen Hofstellen (Gehöfte) in vielen Ortslagen der Gemeinde bieten ein geeignetes, wertvolles Potenzial dafür. Darüber hinaus bieten oft die vorhandenen baulichen Strukturen die Möglichkeiten, Nutzungen aus Wohnen, Arbeiten und Leben zu verbinden.

Die in der Tabelle zum Wohnbauflächenbedarf dargestellte Entwicklung wird sich weiter verschärfen, da der demografische Wandel fortschreitet und selbstverstärkend wirkt, bzw. wirken kann.

Man kann aufgrund sinkender Bevölkerungszahlen nicht von einem Wohnraummangel ausgehen, sondern vielmehr von einer Verschiebung bezüglich Wohnqualität und Wohnformen, woraufhin der FNP, als Instrument der Bauleitplanung, frühzeitig gezielt reagieren muss.

Vor diesem Hintergrund, als auch vor dem Hintergrund des Leitbildgedankens aus dem Landesentwicklungsplan (2011), mit dem Ziel, des Entgegenwirkens der demografischen Entwicklung einerseits und der frühzeitigen Begegnung der Auswirkungen des demografischen Wandels andererseits ist es notwendig, sowohl Wohnbauflächen, als auch Infrastrukturflächen für Sozial-, Wirtschafts- und Verkehrsbelange im erforderlichen Maß ausreichend auszuweisen.

„Der Erhalt und weitere Ausbau der sozialen und technischen Infrastruktur, insbesondere auch in strukturschwachen ländlichen Räumen, ist hier eine vordringliche Aufgabe“125.

Über die varangestellten Grundsätze sind weitere Belange zu berücksichtigen, die sich aus der unmittelbaren Lebensrealität ergeben.

In den Abstimmungen mit den Bürgern und in den Ortsteilen wurde immer wieder deutlich, dass es einen, zwar geringen, Wohnbauflächenbedarf gibt, aber oft keine Flächen für die bauliche Nutzung zur Verfügung stehen. Die Gemeinde hat sogut wie keinen Einfluss auf die Eigentümer. Baugebote sind unter den gegebenen Bedingungen in den Orten nicht zu rechtfertigen.

Es ist in der Region ein markantes „Phänomen“, dass Eigentümer ihre Bauflächen nicht verkaufen, selbst wenn Diese verfallen, solange keine Not oder finanzieller Zwang besteht. Daher stehen viele leer stehende Wohnhäuser und ganze Gehöfte für eine Entwicklung nicht zur Verfügung. Die Gemeinde hat kaum eigene potenzielle Bauflächen. Für diese potenziellen Bauflächen wurde in der Vergangenheit eine bauliche Nutzung versagt. Das betrifft jedoch auch nur kleine Flächen in Wernstedt und Packebusch, die nun im FNP als Bauflächen dargestellt werden.

In den vergangenen fünf Jahren wurden im Durchschnitt fünf Wohngebäude pro Jahr beantragt und gebaut. Auf 36 Orte bezogen, ist das ein, auch für die Zukunft, als real zu betrachtender Umfang anzunehmen.

125 Verordnung über den Landesentwicklungsplan 2010 des Landes Sachsen-Anhalt vom 16. Februar 2011: Auszug aus der Präambel

105 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

6.2 FAZIT FÜR DEN WOHNBAUFLÄCHENBEDARF IN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) Ausgehend von der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung und unter Berücksichtigung des Wohnungsleerstandes (wie nachfolgend betrachtet) ist kein zusätzlicher Wohnbauflächenbedarf für die Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) ableitbar.

Andererseits sind die Steuerungsmöglichkeiten der Gemeinde bezüglich der „Wohnraumlenkung“ erheblich begrenzt, bzw. nicht vorhanden. Real kann die Gemeinde nur auf Flächen Einfluss nehmen, die in ihrer Zuständigkeit stehen.

Mittels Baugebot (zum Beispiel) lassen sich Leerstände oder Baubrachen in der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) nicht regulieren. Dafür besteht kein rechtlich bzw. sachlich nachvollziehbarer Bedarf, zumindest solange, wie zusätzliche Bauflächen im gegenwärtigen Innenbereich der Orte bestehen.

Die gegenwärtig erkennbare Wiederinnutzungnahme leerstehender Wohngebäude und Hofanlagen in einzelnen Ortslagen der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) zeigt, dass der Bestand und Bedarf dynamisch sind, ohne dass die Gemeinde bisher eingreift. Eine Lenkung durch die Gemeinde ist zudem fast ausgeschlossen, wie bereits dargestellt.

106 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

7. BRACHFLÄCHEN- UND LEERSTANDSMANAGEMENT Zum Verständnis und der Übersicht zur Rolle und Integration des Brachflächen- und Leerstandsmanagements im FNP folgt ein, auf den Flächennutzungsplan Kalbe (Milde) abgestimmter Auszug. Das vollständige Dokument liegt der Stadtverwaltung Kalbe (Milde) vor und wird als „Abschlussbericht – Entwicklung eines interkommunalen, landkreisübergreifenden Brachflächen- und Leerstandsmanagements zur gemeinsamen Raumbeobachtung und -gestaltung in der Verbandsgemeinde Seehausen (Altmark), der Einheitsgemeinde Tangerhütte und der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde)“126 bezeichnet, mit Fertigstellung im April 2016. Alle folgenden Graphiken und Abbildungen sind Übernahmen aus dem Abschlussbericht. Auf einen den Abbildungen zugeordneten separaten Quellennachweis wird daher verzichtet.

Ergebnisse aus dem Brachflächen- und Leerstandsmanagement sind zukunftsweisend und von wesentlicher Bedeutung für den Flächennutzungsplan, der als Instrument der vorbereitenden Bauleitplanung eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung verfolgt.

7.1 VERANLASSUNG, AUSGANGSLAGE UND ZIELSTELLUNG Grund und Boden, sprich die Flächenverfügbarkeit, zählt zu den nicht vermehrbaren essentiellen Ressourcen. Veränderungen im Anforderungsprofil der Flächennutzung ergeben sich aus dem demografischen, wirtschaftlichen und sozialen Wandel. Das Kapitel der Bevölkerungsentwicklung im Flächennutzungsplan Kalbe (Milde) verdeutlicht diesen Wandel ausführlich. Auf Bevölkerungsrückgang und gleichzeitiger Zunahme alter Menschen sowie stagnierende Wirtschaftsleistung folgen Leerstand und die Entstehung von Brachen. Desolate Ortsbilder, eine im Verhältnis zur Bevölkerungszahl und Wirtschaftsleistung überhöhte Inanspruchnahme von Siedlungs- und Verkehrsfläche, steigende Kosten für den Erhalt der Infrastruktur einerseits und veränderte Ansprüche an Lage und Nutzungseigenschaften von Objekten sowie eine sinkende Nachfrage andererseits, stellen einen langfristigen Fortbestand einzelner betroffener Orte ernsthaft in Frage.

Das Brachflächen- und Leerstandsmanagement legt Augenmerk auf den Flächenverbrauch durch die Nutzung als Siedlungs- und Verkehrsfläche mit dem Ziel, eine belastbare Datenbasis (Brachflächen- und Leerstandskataster) als Entscheidungsgrundlage für Planungs- und Investitionsentscheidungen zu schaffen, welches einen Ausgangspunkt zur Entwicklung eines interkommunalen Managements darstellt, um über praxisorientierte Handlungsansätze eine Inwertsetzung bzw. Nutzbarmachung/Reaktivierung einschlägiger Objekte zu erreichen.

7.2 WESENTLICHE ERHOBENE DATEN DES BRACHFLÄCHEN- UND LEERSTANDSKATASTERS Basisdaten umfassen Angaben zur: • Gemeinde • (Bezeichnung) • Gemarkung • Eigentümerstatus • Flur/Flurstück • Adresse • (Grundbuchblatt) • Flächengröße

Standorteigenschaften beschreiben Objektmerkmale: • Brachentyp • Nutzungseinschränkungen • Ursache der Brachenentstehung • Planungsstand • Aktueller Zustand • Verkehrliche und technische • Nutzungsoption Erschließung • Priorität der Nutzbarmachung • Sonstige Informationen

126 IGZ BIC Altmark GmbH Stendal und LandLeute GbR – Agentur für Regionalentwicklung Stendal

107 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Weitere Klassifizierungen zu den genannten Punkten sind möglich. Für den FNP ist insbesondere der Brachentyp von Bedeutung, der sich wie folgt unterteilt in:

• GHD (Gewerbe, Handel, • Gemeinbedarf Dienstleistungen) • Militärobjekt • Landwirtschaft • Deponie (Lagerung von • Althof (Bauernhof mit Wohn und Abfällen/Reststoffen Funktionsgebäuden einer familiären • Baulücke/Freifläche Landwirtschaft) • Gewerbegebiet • Wohnen (reine Wohnobjekte) • Industrie • Verkehr

WICHTIGE UNTERSUCHUNGSERGEBNISSE Ende April 2016 wurden 173 Brach- und Leerstandsobjekte mit 108 ha Gesamtfläche erfasst. Untersucht wurden alle einzelnen Ortsteile, wobei sich die Stadt Kalbe (Milde) deutlich von den übrigen Ortsteilen abhebt. Hier sind etwa ein Viertel aller betroffenen Objekte sowohl flächenmäßig als auch zahlenmäßig konzentriert. Sie sind überwiegend an der Peripherie und im historischen Stadtkern anzutreffen. Wernstedt und Jeetze verzeichnen den geringsten Anteil an Brach- und Leerstandsobjekten. Im Verhältnis zur Gesamtfläche der Einheitsgemeinde nehmen die Brach- und Leerstandsobjekte 0,39 % der Fläche ein. Betrachtet man die einzelnen Objekttypen ist ein hoher Anteil an Deponieflächen auffällig. Lässt man die Deponien jedoch außen vor (ohne Handlungsoption, Kreisangelegenheit, unbedeutend), so ergibt sich eine Verschiebung der Schwerpunkte auf den Bereich „Althof“ und „Wohnen“

ABBILDUNG 30 ANTEIL DER BRACH- UND LEERSTANDSOBJEKTE IN DER EG STADT KALBE (MILDE) (OBEN) ABBILDUNG 31 OBJEKTTYPEN DER BRACH- UND LEERSTANDSOBJEKTE EINSCHLIEßLICH DEPONIEN

108 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

ABBILDUNG 32 OBJEKTTYPEN DER BRACH- UND LEERSTANDSOBJEKTE OHNE DEPONIEN Althöfe nehmen fast 40 % der Fläche aller Leerstandsobjekte ohne Deponien ein. Dicht gefolgt von der Anzahl der Althöfe ist die Anzahl der leerstehenden Wohnobjekte. Die Situation der Althöfe wird sich verstärken. Sie werden zumeist von der Generation 50+ oder älter bewohnt. Darüber hinaus ist der ursprüngliche Nutzungszweck meistens nicht mehr gewährleistet. Bewohner solcher Anwesen nutzen zumeist die baulichen Anlagen nur noch ausschließlich zu Wohnzwecken. Eine ursprünglich familiär land-u. viehwirtschaftliche Nutzung ist nicht, oder nur selten noch vorhanden. An einer Aufrechterhaltung der Neben- u. Funktionsgebäude besteht oft kein Interesse. Eine reine Wohnnutzung ist für künftige Generationen bei dem Objektausmaß von Hofanlagen zumeist unattraktiv.

Der Hauptteil der Leerstandsobjekte befindet sich in privatem Eigentum und Mischformen mit anteiligem Privateigentum.

Es wird angenommen, dass bis 2025 mit einem hohen Zuwachs an Leerstand zu rechnen ist. Die folgende Tabelle aus dem Brachflächen- und Leerstandsmanagement gibt einen Überblick über die Wohnraumleerstandsentwicklung bis 2025 für die Einheitsgemeinde Kalbe (Milde).

Anzahl Haushalte 3.548 Gesamtbevölkerung 2011 8.078 Prognose Gesamtbevölkerung 2025 6.506 Durchschnittliche Haushaltgröße 2011 2,28 Brach- und Leerstandobjekte gesamt 2016 173 Davon Objekte in Kombination mit Wohnraum: 79 Objekte mit ca.: ENTHALTENER WOHNRAUM (HOCHRECHNUNG) 220 WOHNUNGEN PROGNOSE ZUSÄTZLICHER LEERSTAND WOHNRAUM 2025 689 WOHNUNGEN HAUSHALTE MIT AUSSCHLIEßLICH SENIOREN/INNEN 2011 730 (20,6 %)

TABELLE 27 WOHNRAUMLEERSTANDSENTWICKLUNG BIS 2025 FÜR DIE EINHEITSGEMEINDE KALBE (MILDE)

109 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Trotz abnehmender Bevölkerungszahlen entstand, durch die immer geringer werdende Anzahl der innerhalb eines Haushaltes lebenden Personen, ein Mehrbedarf an Haushalten und Wohnungen. In Deutschland kommt der Trend zu Privathaushalten voraussichtlich in 15 Jahren zum Stocken, wobei dies für die neuen Bundesländer bereits jetzt gilt.

Diese Prognosen beziehen sich ausschließlich auf den Leerstand von Wohnungen bzw. Gebäuden.

7.3 HANDLUNGSANSÄTZE, MAßNAHMEN ZUR REAKTIVIERUNG VON BRACHEN UND LEERSTAND • Bei künftigen Aktivitäten der Kommune -à möglichst breite Einbindung privater Eigentümer. • Analyse des Objektes zur Feststellung verschiedener Nutzungsmöglichkeiten oder Einschränkungen. • Zustandsbeurteilung des Leerstandes und Gegenüberstellung mit den Möglichkeiten und Chancen einer zukünftigen Nutzungskonzeption.

MAßNAHMENKATEGORIEN

OBJEKTBEZOGENE MAßNAHMEN

à Wenn nicht vermarktungsfähig, Abriss oder Rückbau von Gebäuden

Mögliche Förderprogramme: • Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung der regionalen ländlichen Entwicklung in Sachsen-Anhalt (RELE) • Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung von Maßnahmen zur Altlastensanierung und zum Bodenschutz • Bundesmodellvorhaben „Land(auf)Schwung“ à Sanierung von Gebäuden • Z.B. Instandsetzung mit anschließender Vermietung à Gebäudeanpassung an den Immobilienmarkt • Z.B. Zusammenlegung von Grundstücken um attraktive Angebote zu schaffen à Umnutzung von Gebäuden • Frage der Nachnutzung insbesondere öffentlicher Gebäude kann über Ideenworkshop interessierter Bürger erfolgen à Social Design und kreativer Umgang mit Leerstand • Gemeinnützige Gestaltung als Übergangsnutzung

UMFELDBEZOGENE MAßNAHMEN

à Dorf-/ Stadtentwicklung und Umfeldgestaltung • Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung des Umfeldes

SONSTIGE BEGLEITENDE AKTIVITÄTEN

à Schaffung kommunaler Rahmenbedingungen • Sensibilisierung der Grundstückseigentümer, der Öffentlichkeit, der Verwaltung und der politischen Mandatsträger à Marktanalyse • Beobachtung der Immobiliennachfrage à Aufbau von Vermarktungsaktivitäten • Z.B. Immobilienbörse à Eigentümerberatung (gemäß Art. 14 (2) - Eigentum verpflichtet) à Ehrenamtliche als Brachflächenscouts à Ideenwerkstatt • Einbindung der Bevölkerung in direkte Entwicklung und Umsetzung von Lösungen

110 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

7.4 FAZIT FÜR DEN FNP Flächennutzungsplan und Bebauungsplan sind in der Bauleitplanung zentrales Steuerungselement der Siedlungsentwicklung. So kann auf den Umgang mit Brachen und Leerstand über diese formellen Planungsinstrumente Einfluss genommen werden.

Bei Aufstellung oder Änderung eines Flächennutzungsplans ist es notwendig, dass die Flächennutzung unter Maßgabe der Bevölkerungsentwicklung, des bestehenden und des prognostizierten Leerstandes neu zu betrachten ist. Das Brachflächen- und Leerstandskataster gibt an, dass dessen Informationen einzubauen und zu beachten sind.

STEUERUNGSMÖGLICHKEITEN Ein Angebotsüberhang an Bauflächen hat negative Folgen, da sich Neubau in Neubaugebieten meist einfacher gestaltet als Sanierung, Abbruch oder Ersatzneubau von Gebäuden in den Ortskernen. Bewohner von Ortszentren können in Neubaugebiete ziehen, was zu einem Leerstand und Verfall der Ortskerne führt. Eine vorhandene Nachfrage sollte auf bereits bestehende Baugebiete gelenkt werden.

Eine Prüfung, ob bereits erschlossene Baugebiete ganz oder teilweise zurückgebaut werden könnten oder ob eine Ausweisung bebauter Flächen in eine andere Nutzung außer Bauland sinnvoll wäre, ist zweckdienlich.

Befindet sich eine Ortschaft in einem stark fortgeschrittenen Leerstandstadium, wäre darüber hinaus zu überlegen, ob ein Entgegenwirken überhaupt sinnvoll erscheint. Die Situation wäre mit weiteren Kosten der Infrastrukturaufrechterhaltung verbunden.

Mit der Streichung von Flächen für Gewerbe und der Ausweisung von gemischten Bauflächen wird dazu angeregt, Baulücken und leerstehende Gebäude der Ortschaften verstärkt zu nutzen.

Um in der ländlich geprägten Region Kalbe (Milde) Brachen und Leerstand vorzubeugen bzw. zu reaktivieren, ist es sinnvoll oder sogar zwingend notwendig, bauleitplanerische Voraussetzungen zu schaffen, den ursprünglichen Charakter des jeweiligen Leerstandes oder der Brache für eine zukünftige Nutzung zu ermöglichen.

Je weit gefächerter die Nutzungsoption, desto größer/breiter das Interesse einer Aktivierung.

Hierfür sind Dorfgebiete und Mischgebiete (gemischte Bauflächen im FNP der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde)) geeignete Instrumente der Bauleitplanung, dem Leitgedanken des zugrundeliegenden Brachflächen- und Leerstandsmanagement Rechnung zu tragen.

Auch der Abbruch von Geschosswohnungen mit hohem Leerstand und, bei nachgewiesenem Bedarf, die Ausweisung von Bauplätzen für Eigenheime, sind eine weitere wichtige Möglichkeit der Steuerung. Ist der Bedarf für den Bau von Eigenheimen vorhanden, ist es zweckmäßig, auch entsprechende Bauplätze nach dem Geschmack der Interessenten anbieten zu können.

Bei rückläufigen Bevölkerungs- und Haushaltszahlen steigt die Konkurrenz um Wohnungssuchende. Daher kommt es zukünftig darauf an, attraktive Wohnplätze in einem verlockendem Wohnumfeld bereit halten zu können. Damit verknüpft ist auch ein entsprechendes Maß an technischer und sozialer Infrastrukturausstattung sowie möglichst wenig oder keine Einschränkungen für andere begleitende Nutzungen. Diese vorgenannten allgemeinen Grundsätze lassen sich in den meisten Ortslagen kaum umsetzen, da das Angebot entsprechend geeigneter und zusammenhängender Flächen im Innenbereich nicht vorhanden ist und eine Ausweitung auf Außenbereichsflächen nicht in Frage kommt.

111 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

8. DARSTELLUNGEN IM FLÄCHENNUTZUNGSPLAN

8.1 DARSTELLUNG DER FLÄCHENNUTZUNGEN Der Flächennutzungsplan enthält keine flurstücksscharfen Darstellungen. Im FNP werden Flächennutzungen üblicherweise ab einer Größe von ca. einem Hektar dargestellt. In vielen Orten (im Weiteren mehrfach auch als „Ort“ bzw. Ortslage bezeichnet) wäre die Darstellung ab einem Hektar zu großflächig, um die tatsächlich vorhandene bzw. geplante Flächennutzung überhaupt (angemessen) darstellen zu können.

Geplante Wohnbau- bzw. gemischte Bauflächen erreichen im Einzelfall Flächengrößen bis maximal 0,4 ha. Dies weist schon auf die Kleinräumigkeit der überwiegenden Bauflächendarstellungen hin.

Eine weitere Differenzierung der Bauflächendarstellungen erfolgt auf der zweiten Stufe der Bauleitplanung im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung. Im Bebauungsplan wird dann von Baugebieten gesprochen. Im Bebauungsplan werden die Darstellungen des FNP durch konkrete Festsetzung zulässiger Nutzungen für jedes Einzelgrundstück präzisiert.

Für die Bauflächen stellt der Flächennutzungsplan die allgemeine Art der baulichen Nutzung dar. Die Darstellung von Wohnbauflächen im FNP kann im Bebauungsplan zum Beispiel als

Kleinsiedlungsgebiet (WS), reines Wohngebiet (WR), allgemeines Wohngebiet (WA) oder besonderes Wohngebiet (WB) gemäß Baunutzungsverordnung (BauNVO) festgesetzt werden.

Auch die bauordnungsrechtliche Feststellung von Art und Umfang der zulässigen Flächennutzung ohne Bebauungsplan (zum Beispiel für einen Bauantrag / Baugenehmigung innerhalb des Ortes - Innenbereich) erfolgt nach der tatsächlichen überwiegenden Nutzung im räumlich funktionalem Zusammenhang.

WESENTLICH IST: Im Flächennutzungsplan werden Flächennutzungen dargestellt, nicht festgesetzt.

Im FNP der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) werden die Flächen mit rechtskräftigem Bebauungsplan oder einem Satzungsgebiet (Innenbereichs-, Abrundungs-, Ergänzungssatzung als Beispiele) durch die Darstellung des Geltungsbereiches als Baugebiet nachrichtlich übernommen (nur Detailpläne der Ortslagen ab M1:5.000). Die nachrichtliche Übernahme des jeweiligen Baugebietes erfolgt nach Prüfung der Nutzung des Baugebietes, bzw. nach dem real erkennbaren Bedarf, wenn noch keine bauliche Nutzung erfolgt ist. Im Einzelfall wird ein Baugebiet nicht mehr als Solches dargestellt, wenn die Realnutzung oder tatsächliche Entwicklung der genehmigten Nutzung aus der aktuellen Betrachtung heraus nicht mehr zur erwarten ist, bzw. die Gemeinde keinen Bedarf mehr erkennt.

Diese Abweichung der Darstellung von der genehmigten Satzung wird entsprechend für jeden Einzelfall der Nichtübernahme in den FNP begründet.

Daraus schließt sich für die Gemeinde selbst die Notwendigkeit der Aufhebung der Satzung des Baugebietes.127

127 Nach Aussage der Genehnigungsbehörde (FNP) sind die betroffenen Satzungen vor der Genehnigung des FNP durch Satzungsaufhebungsverfahren abzuschließen. Das heißt, die Satzungen müssen durch Beschluss (Veröffentlichung) der Satzungsaufhebung abgeschlossen sein.

112 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Zum besseren Verständnis der zulässigen Nutzungen und Nutzungskombinationen innerhalb der ausgewiesenen Bauflächen wird (im Ergebnis der frühzeitigen Beteiligungen und der Befindlichkeiten der Bürger) eine Übersicht (Abbildung folgende Seite) beigefügt.

8.2 VERHÄLTNIS BAUFLÄCHEN - BAUGEBIETE Im Folgenden werden den Bauflächen im FNP (W; M; und G) die möglichen Baugebiete mit ihrer Kurzbezeichnung zugeordnet:

W – WOHNBAUFLÄCHEN: WS - Kleinsiedlungsgebiet WR – Reines Wohngebiet WA – Allgemeines Wohngebiet sowie WB – Besonderes Wohngebiet M - GEMISCHTE BAUFLÄCHEN: MD – Dorfgebiet MI - Mischgebiet bzw. MK – Kerngebiet MU – Urbanes Gebiet G - GEWERBLICHE BAUFLÄCHEN: GE – Gewerbegebiet bzw. GI - Industriegebiet.

ABBILDUNG 33 ÜBERSICHT DER ZULÄSSIGEN NUTZUNGSKOMBINATIONEN128 Die Übersicht der Nutzungskombinationen für die entsprechenden Baugebiete verdeutlicht jeweils die zulässigen baulichen Nutzungen, die sich im Detail aus der Darstellung der jeweiligen Art der Baufläche im FNP der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) ableiten lassen.

128 https://de.wikipedia.org/wiki/Baunutzungsverordnung

113 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

8.3 ALLGEMEINE BESCHREIBUNG DER BAUFLÄCHEN IN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

8.3.1 W - WOHNBAUFLÄCHEN Als Wohnbauflächen werden Bauflächen dargestellt, die vorrangig der Wohnnutzung dienen. Der Wohnnutzung zuzuordnende Nutzungen, zum Beispiel Gärten und Garagen (einschließlich sonstiger Nebenanlagen), Einrichtungen zur Versorgung der Bevölkerung, wie Grundschulen, Sport- und Spielplätze, medizinische und soziale Einrichtungen sowie kleinere Lebensmittelmärkte und nicht störende Handwerksbetriebe, sind funktionale Bestandteile der Wohnnutzung.

Diese, der Wohnnutzung zuzuordnenden Nutzungen, werden nicht (zwingend) gesondert dargestellt.

Insbesondere, die den Wohnnutzungen (gleichfalls bei den gemischten Bauflächen) zuzuordnenden Gartenflächen (im FNP allgemein als Grünflächen dargestellt), werden dann gesondert kenntlich gemacht, wenn der räumliche Zusammenhang eine zweckmäßige Unterscheidung zulässt, bzw. die Abgrenzung aus raumordnerischen Gründen der Gemeinde erforderlich ist.

Aus der Abgrenzung der Bauflächen von den Grünflächen leitet sich dann zumeist auch die Abgrenzung des Außenbereichs vom Innenbereich ab.

Die im FNP dargestellten Wohnbauflächen weisen überwiegend die bestehenden baulichen Nutzungen aus. Neuplanungen von Wohnbauflächen sind im FNP, bis auf die Darstellungen in der Stadt Kalbe (Milde) selbst, nur als geringfügige Ergänzungen (zum Beispiel in Badel) berücksichtigt.

Die Erhaltung und Weiterentwicklung des Wohnungsbestandes, in Abhängigkeit von der jeweils örtlich prognostizierten Bevölkerungsentwicklung, ist neben der Steigerung der Lebensqualität zu gewährleisten.

Im Einzelfall kann eine planerische Rückentwicklung von Bauflächen angemessen sein. Im FNP werden in diesem Zusammenhang zwei Wohnblocks in der Stadt Kalbe (Milde) als Rückbauflächen berücksichtigt, die seit vielen Jahren leer stehen.

8.3.2 M - GEMISCHTE BAUFLÄCHEN Gemischte Bauflächen können sich im städtischen Raum gegenüber denen im ländlichen Raum in ihrer Art deutlich unterscheiden.

Da im FNP diese Differenzierung nicht kenntlich gemacht wird, soll die Unterscheidung zumindest textlich berücksichtigt werden.

Grundsätzlich dienen gemischte Bauflächen dem Wohnen und der Unterbringung von nicht wesentlich störenden Gewerbebetrieben sowie der Unterbringung von Handelsbetrieben und zentralen Einrichtungen.

GEMISCHTE BAUFLÄCHEN IM STADTRAUM - STADT KALBE (MILDE) In Abhängigkeit von der jeweiligen Versorgungsfunktion lässt die Ausweisung als gemischte Baufläche eine Nutzungsmischung und -dichte zu, die mit der eines Kern- oder Mischgebiets vergleichbar ist. Wohnnutzungen sollen in der zentralen Lage von Kalbe (Milde) gestärkt werden. Der Leerstand von Gebäuden und Brachflächen im zentralen Raum ist besonders geeignet, die bestehenden Wohnnutzungen zu ergänzen und Möglichkeiten zu schaffen, moderne Wohnbedingungen ergänzend zu gewährleisten, auch, um weiteres abwandern in umliegende größere Städte mit besserer Infrastruktur zu verringern bzw. zu vermeiden.

114 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Mischgebiete dienen dem Wohnen und der Unterbringung von Gewerbebetrieben, die das Wohnen nicht wesentlich stören. Kerngebiete dienen vorwiegend der Unterbringung von Handelsbetrieben sowie zentraler Einrichtungen der Wirtschaft, der Verwaltung und der Kultur.

MU - Urbane Gebiete, dienen dem Wohnen sowie der Unterbringung von Gewerbebetrieben und sozialen, kulturellen und anderen Einrichtungen, die die Wohnnutzung nicht wesentlich stören. Die Nutzungsmischung muss nicht gleichgewichtig sein. Darstellungen dieser Gebietsart sind im FNP nicht vorgesehen, bzw. nicht dargestellt.

Die nähere Beurteilung der konkreten Art der Flächennutzung ist nicht Belang dieses Flächennutzungsplanes.

GEMISCHTE BAUFLÄCHEN IM LÄNDLICHEN BEREICH Die gemischten Bauflächen im ländlichen Raum umfassen Flächen mit einer (ausgewogenen) Mischung unterschiedlicher Nutzungen. In gemischten Bauflächen ist die parallele Nutzung durch Wohnen und nicht wesentlich störendes Gewerbe, Einzelhandel, Dienstleistungen und/oder Landwirtschaft in einer geringeren Nutzungsintensität zumeist vorhanden bzw. zulässig und besonderes Ziel der Ausweisung im FNP der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde).

In sehr kleinem Umfang werden ergänzend zum baulichen Bestand der Ortslagen geeignete Flächen im räumlichen Zusammenhang zusätzlich als gemischte Bauflächen ausgewiesen, die weitestgehend dem Innenbereich zuzuordnen sind, bzw. im Einzel- und Ausnahmefall sich dem Innenbereich anschließen. Die Darstellung erfolgt meist nicht aus Gründen des unmittelbaren Bedarfs an Bauflächen, sondern aus der räumlichen Gegebenheit des baulichen Zusammenhangs. Die Nutzungsintensität ist vergleichbar mit den Baugebietstypen Misch- und Dorfgebiet.

Insbesondere im ländlichen Raum werden gemischte Bauflächen auch dann als Solche ausgewiesen, wenn die aktuellen Nutzungsstrukturen überwiegend dem Wohnen dienen, aufgrund immissionsschutzrechtlicher Belange, bezogen auf emittierende Anlagen im räumlich funktionalen Zusammenhang, eine Ausweisung als Wohnbaufläche jedoch nicht zulässig ist. Die Ausweisung von Wohnbauflächen könnte im Einzelfall eine „heranrückende schutzwürdige bauliche Nutzung“ an bestehende emittierende Anlagen darstellen, die zu Einschränkungen der Nutzung oder Entwicklung der jeweiligen Anlage führen könnte. Dies ist nicht zulässig.

Ein zusätzlicher wesentlicher Aspekt für die Darstellung gemischter Bauflächen ist, kleinräumige Mischungen von Nutzungen, soweit Diese aktuell nicht oder nicht mehr gegeben sind, dauerhaft zuzulassen bzw. zu ermöglichen.

Dieser Grundsatz ist für die Sicherung der „Lebensfähigkeit“, auch im Hinblick auf den demographischen Wandel der Orte, in der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) von wesentlichem Belang.

Unter Berücksichtigung der berechtigten Anforderungen an den Schutz des Wohnens (als besonderes Schutzgut) ist es dennoch wesentlich, ausreichend Raum für künftige Nutzungen, innerhalb der bestehenden, geeigneten Bauflächen, über das Wohnen hinaus zu sichern.

Dabei ist unter geeigneter Baufläche zu verstehen, dass eindeutig als Wohnsiedlungen erkennbare Bauflächen auch als Wohnbauflächen ausgewiesen werden, es sei denn, immissionsschutzrechtliche Belange (vor allem landwirtschaftliche Betriebsstätten) oder vorhandene (auch einzelne) gewerbliche Nutzungen stehen dem entgegen.

Dagegen sollen besonders die historisch gewachsenen und mit dörflichem Charakter gekennzeichneten Siedlungsbereiche als gemischte Bauflächen dargestellt werden, soweit Diese

115 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

im räumlichen Zusammenhang überwiegen und entsprechende Nutzungsmischungen zulassen, unabhängig von der aktuell überwiegenden Nutzung.

Das bedeutet, wenn gegenwärtig eine überwiegende Wohnnutzung festzustellen ist, werden Bauflächen als gemischte Bauflächen ausgewiesen, sofern die bauliche und sonstige Struktur für eine Nutzungsmischung geeignet ist bzw. dies zulässt.

Als dörflicher Charakter wird für den FNP der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) definiert: Räumlich zusammenhängende Ortslage mit 10 oder mehr Gebäuden / Gebäudekomplexen, bzw. zusammengehöriger Teil eines Ortes, einschließlich historischer Bau- und Infrastruktur, wie Kirche und / oder Gasthaus.

Vereinfacht lässt sich für viele Orte in der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) auch die Bezeichnung Dorfkern oder Ortskern anwenden, wobei die Bezeichnung Dorf nicht mit der Nutzungsart Dorfgebiet gleichzustellen ist.

Auch die zusammenhängende Baustruktur aus (ehemaligen) Hofstellen / Bauernhöfen als wesentliches Merkmal, in der Altmark oft Drei- oder Vierseitenhöfe, oder die Strukturierung mit einem bedeutenden Anteil an Scheunen, sind ein ergänzendes markantes Kennzeichen für die als dörflichen Charakter zu bezeichnende Ortslage. Die Definition ist nicht abschließend. Sie dient lediglich der klaren Vorstellung des Dorfcharakters.

Durch die allgemeine Forderung maßgeblicher Behörden, überwiegend Wohnbauflächen aufgrund der erkennbaren bzw. scheinbaren aktuellen Nutzungssituation darzustellen, können sich ungewollte Restriktionen ergeben, die für die dauerhafte Lebensfähigkeit einzelner Orte in der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) nicht hinzunehmen sind.

Die Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) hat die klare Zielsetzung, eine dauerhafte kleinräumige Mischung unterschiedlicher Nutzungen, insbesondere in den Ortskernen mit dörflichem Charakter, zu sichern und mögliche Behinderungen geeigneter Nutzungen durch die Ausweisung als Wohnbaufläche zu vermeiden.

Ein Beispiel für die Wirkung der Ausweisung von Wohnbauflächen in Gebieten mit dörflichem Charakter: Wohnbauflächen können Kleinsiedlungsgebiete darstellen. Stellplätze und Garagen für Fahrzeuge über 3,5 t und deren Anhänger sind in Kleinsiedlungsgebieten und allgemeinen Wohngebieten unzulässig. Das bedeutet, dass in den dörflich geprägten (ehemaligen) Hofstellen und Bauernhöfen derartige Fahrzeuge nicht mehr abgestellt werden dürften.

Gerade die Erhaltung, Sicherung und Stärkung der dauerhaften Nutzung der meist großen Gebäude und Gebäudekomplexe kann nur durch eine geeignete Nutzung gewährleistet werden. Dabei ist die Abstellmöglichkeit für zum Beispiel Landtechnik ein wesentlicher Aspekt.

In Kleinsiedlungen sind nur sonstige Wohngebäude mit nicht mehr als zwei Wohnungen zulässig. Dies kann dem Ziel, speziell im Hinblick auf den demographischen Wandel entgegenstehen, altersgerechtes Wohnen in ehemaligen Hofstellen / Bauernhöfen unterzubringen. Altersgerecht bedeutet die Nutzung durch nicht nur betagte und hochbetagte Menschen, sondern ebenso durch junge Menschen, die den elterlichen Haushalt verlassen wollen.

Das sind lediglich Beispiele für reale Wirkungen, die sich aus dem FNP ergeben können.

Diese umfassende Herleitung und Darstellung ist erforderlich, um die Bedeutung der Wirkungen der Bauflächendarstellung als gemischte Baufläche bzw. als Wohnbaufläche aufzuzeigen.

116 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

8.3.3 MD – DORFGEBIET (IM FNP NICHT DARGESTELLT) „Die Ausweisung eines Dorfgebiets in einem Bebauungsplan ist nur zulässig, wenn in ihm auch land- oder forstwirtschaftliche Betriebe untergebracht werden können… Die allgemeine Zweckbestimmung eines Dorfgebiets sei nach Ansicht der Richter nur gewahrt, wenn im Plangebiet auch Wirtschaftsstellen land- oder forstwirtschaftlicher Betriebe untergebracht werden könnten (BVerwG, 4 CN 5.07).“129

Gleichbedeutend kann im FNP ein Dorfgebiet nur dort dargestellt werden, wo diese Nutzungsstrukturen vorhanden oder möglich sind, bzw. diese Nutzungsarten zu erwarten sind oder geplant werden.

Dorfgebiete dienen der Unterbringung der Wirtschaftsstellen land- und forstwirtschaftlicher Betriebe, dem Wohnen und der Unterbringung von nicht wesentlich störenden Gewerbebetrieben sowie der Versorgung der Bewohner des Gebiets dienenden Handwerksbetrieben.130

Wegen der Bedeutung und Abgrenzung des Dorfgebietes als besondere Darstellung im FNP gegenüber der allgemeinen Ausweisung „gemischte Bauflächen“ soll das nachfolgende Zitat als Hilfe zum Verständnis dienen.

„Auf die Belange der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe einschließlich ihrer Entwicklungsmöglichkeiten ist vorrangig Rücksicht zu nehmen.“131

Bei den Dorfgebieten handelt es sich um ein Nebeneinander von Wohn-, gewerblicher und landwirtschaftlicher Nutzung. Hierbei hat die landwirtschaftliche Nutzung jedoch Vorrang. Dies bedeutet, dass die Wohnnutzung eines wesentlich geringeren Schutzes bedarf als beispielsweise in reinen oder allgemeinen Wohngebieten.

Aus diesem Grund ist zum Beispiel auch ein kleiner Landwirtschaftsbetrieb mit etwa 25 Schweinen zulässig und von den Gebietsbewohnern somit zu dulden. Auch die von Landwirtschaftsbetrieben ausgehenden Emissionen sind von den Gebietsbewohnern im Dorfgebiet in höherem Umfang zu ertragen als in anderen Baugebieten, insbesondere Wohngebieten (Wohnbauflächen).

Zulässig sind im Dorfgebiet Wirtschaftsstellen land- und forstwirtschaftlicher Betriebe und die dazugehörigen Wohnungen und Wohngebäude. Dazu gehören etwa Pferdezuchten, Erwerbsobstbau oder Weinbau. Neben den Betrieben ist auch ein Wohnteil für die Landwirte zulässig. Dieser ist in den meisten Betrieben zur ordnungsgemäßen Versorgung der Tiere sowie zur regelmäßigen Kontrolle sowie des rechtzeitigen Einschreitens erforderlich.

Des Weiteren sind Kleinsiedlungen einschließlich Wohngebäuden mit entsprechenden Nutzgärten und landwirtschaftliche Nebenerwerbsstellen zulässig. Zulässig sind ebenfalls sonstige Wohngebäude. Hierbei kann es sich um Bauvorhaben handeln, die eine Wohnnutzung unabhängig von landwirtschaftlichen Betrieben vorsieht. Überdies sind Betriebe zur Be- und Verarbeitung und Sammlung land- und forstwirtschaftlicher Erzeugnisse im Dorfgebiet zulässig. Diese Betriebe müssen dem Gebietscharakter entsprechen. Zudem ist ein örtlicher Bezug erforderlich. Es müssen also Erzeugnisse aus dem Dorfgebiet selbst oder aus der näheren Region verarbeitet oder gesammelt werden. Zulässig sind ebenfalls Einzelhandelsbetriebe, Schank- und Speisewirtschaften sowie Betriebe des Beherbergungsgewerbes. Das umfasst Lokale, Gaststätten, Kneipen, Hotels, Pensionen und Jugendherbergen. Auch sonstige Gewerbebetriebe sind in einem Dorfgebiet zulässig. Im Gegensatz zu anderen Gebieten, in denen die Wohnnutzung einen höheren Anteil ausmacht, liegt im Dorfgebiet keine Beschränkung von nichtstörenden Gewerbebetrieben vor. Dies folgt daraus, dass der Wohnnutzung im Dorfgebiet kein besonderer Schutz gewährt wird.

129 http://www.streifler.de/baurecht-3a-bebauungsplan-3a-kein-dorfgebiet-ohne-landwirtschaft-_4413.html 130 Baunutzungsverordnung (BauNVO) § 5, Absatz 1, Satz 1 131 BauNVO § 5, Absatz 1, Satz 2

117 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Ferner können Anlagen für örtliche Verwaltungen sowie für kirchliche, kulturelle, soziale, gesundheitliche und sportliche Zwecke im Dorfgebiet angesiedelt werden. Anlagen für örtliche Verwaltungen sind Gebäude der öffentlichen Hand mit regionalem Bezug, zum Beispiel Gemeindeverwaltungen. Zu den anderen Anlagen gehören insbesondere Kirchen, Spiel- und Sportplätze sowie Betreuungseinrichtungen für Kinder und ältere Menschen. Des Weiteren sind Gartenbaubetriebe und Tankstellen als Bauvorhaben zulässig…“132

Im Flächennutzungsplan der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) werden keine Dorfgebiete dargestellt, obwohl zum Beispiel Faulenhorst in wesentlichen Teilen noch den typischen Charakter eines Dorfgebietes aufweist. Die Gemeinde stellt ausschließlich Bauflächen dar, auch, um langfristigen Veränderungen wesentlicher Nutzungen vorzugreifen und planerisch zu ermöglichen.

8.3.4 KLEINSIEDLUNGSGEBIET (IM FNP NICHT DARGESTELLT) Kleinsiedlungsgebiete können, unter anderem, als Wohnbaufläche im FNP der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) dargestellt sein.

Daraus resultiert, dass die oft genannten Befürchtungen, bei dargestellten Wohnbauflächen im ländlichen Raum keine Tiere mehr halten zu dürfen, nicht gerechtfertigt sind.

Kleinsiedlungsgebiete dienen vorwiegend der Unterbringung von Kleinsiedlungen einschließlich Wohngebäuden mit entsprechenden Nutzgärten und landwirtschaftlichen Nebenerwerbsstellen.133

„Das Kleinsiedlungsgebiet ist ein Baugebiet mit besonderer Zweckbestimmung und Prägung und dient neben der eigentlichen Wohnnutzung in den Wohngebäuden, oder Mietshäusern auch der Selbstversorgung im Wirtschaftsteil des angemessen großen Grundstücks durch gartenbauliche Nutzung und Kleintierhaltung. Die Selbstversorgung ist allerdings in den vergangenen Jahren zurückgegangen und an die Stelle der Nutztierhaltung weitgehend die Haltung von Kleintieren als Freizeitbeschäftigung getreten. Bei steigenden Lebenshaltungskosten kann sich dieser Trend wieder ändern und damit die Kleinsiedlung an Bedeutung gewinnen.“134

8.3.5 G - GEWERBLICHE BAUFLÄCHEN Gewerbliche Bauflächen dienen der Unterbringung von Gewerbebetrieben, die weder innerhalb der Wohnbauflächen noch der gemischten Bauflächen zulässig sind.

132 https://www.minilex.de/a/was-sind-dorfgebiete-und-wozu-dienen-sie, ergänzt durch redaktionelle Bearbeitung 133 BauNVO § 2 Kleinsiedlungsgebiete 134 https://de.wikipedia.org/wiki/Wohngebiet#Kleinsiedlungsgebiet

118 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

8.3.6 S - SONDERBAUFLÄCHEN Bei den Sonderbauflächen wird die jeweilige Zweckbestimmung, z.B. für Energiegewinnung aus Biomasse, Erholung, Einzelhandel oder Kliniken kenntlich gemacht.

8.3.7 GEMEINBEDARFSFLÄCHEN Die Einrichtungen zur Versorgung mit Dienstleistungen des öffentlichen und privaten Bereiches sind als Gemeinbedarfsflächen dargestellt (z.B. Schulen, konfessionelle Einrichtungen, sozialen, gesundheitlichen und sportlichen Zwecken dienende Einrichtungen sowie kulturelle Einrichtungen). Da nur die übergeordneten Einrichtungen ab einer bestimmten Größe flächenhaft dargestellt werden, bleiben Kindertagesstätten oder Feuerwehren sowie weitere Einrichtungen, die in den Bauflächen integriert sind, im Flächennutzungsplan unberücksichtigt, bzw. werden lediglich mit entsprechenden Piktogrammen gekennzeichnet.

8.3.8 VERKEHRSFLÄCHEN Bei den Verkehrsflächen werden die Flächen für den überörtlichen Verkehr und die örtlichen Verkehrszüge dargestellt. Auch innerhalb der Bauflächen werden die Verkehrsflächen entsprechend gekennzeichnet, soweit eine Darstellung räumlich sinnvoll darstellbar ist, bzw. die topografische Kartengrundlage dies vorgibt. Die Darstellung der Verkehrsflächen innerhalb von Bauflächen ist nicht zwingend erforderlich, wird wegen der kleinräumigen Darstellung jedoch bevorzugt.

Ist eine kleinräumige (untergeordnete) Verkehrsfläche keiner anderen Nutzung zuzuordnen, wird diese Fläche ebenfalls als Verkehrsfläche dargestellt. Das betrifft zum Beispiel mehrfach Brücken (im Zusammenhang mit Feldwegen) oder auch Feldwege selbst, wenn Diese in der topografischen Karte als Verkehrsfläche gesondert ausgewiesen werden. Dies hat den Hintergrund, dass diese Flächen oft beidseitig von Gehölzflächen begleitet werden und keine unmittelbare Zuordnung zur landwirtschaftlichen Nutzung des Umfeldes gegeben ist. (Auch hier gilt: Die Darstellung ist keine Festsetzung. Es lassen sich keine unmittelbar rechtlichen Belange daraus ableiten.)

8.3.9 FLÄCHEN UND ANLAGEN FÜR DIE VER- UND ENTSORGUNG Bei den Flächen für Ver- und Entsorgungsanlagen, z. B. Kläranlagen oder Deponien, werden die Standorte dargestellt, die von der beanspruchten Fläche betrachtet, darstellbar und bedeutsam sind. Darüber hinaus sind wesentliche Anlagen durch entsprechende Signaturen gekennzeichnet.

8.3.10 GRÜNFLÄCHEN Grünflächen werden wegen der Bedeutung der unterschiedlichen Strukturen in verschiedener Weise dargestellt.

Dargestellt werden, teilweise durch Signaturen unterschieden: • Friedhof, Parkanlage, Dorfanger; • Sport- und Spielplätze entsprechend der Größe als Grünfläche mit Signatur bzw. nur Signatur; • Gartenflächen und Grabeland nur als Grünflächen, soweit diese Flächen nicht unmittelbar den Bauflächen zugeordnet werden, Kleingartenanlagen als Grünflächen mit Signatur gemäß Planzeichenverordnung; • Sonstige, überwiegend keiner Nutzung unterliegende Grünflächen (Ruderalfluren / Gehölzflächen, die keine Waldflächen sind - naturnahe Flächen).

119 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

• Brachflächen mit überwiegender Vegetation, sogenanntes „Unland“ bzw. sonstige, nicht genutzte Flächen, besonders im ortsnahen Raum werden gesondert ausgewiesen, soweit dies möglich bzw. zweckmäßig ist. In Einzelfällen betrifft dies auch geschützte Biotope. Diese Flächen sind oft Ruhezonen und Rückzugsraum für wildlebende Pflanzen und Tiere und somit bedeutend für die örtliche Artenvielfalt, was der Grund der besonderen Darstellung ist.

In den Detailplänen (M1:5.000) werden Grünflächen weiter differenziert. Grünflächen mit ergänzender schwarzer Punktschraffur sind Flächen mit: • größerer Strukturvielfalt, • besonderem Wert für den Naturhaushalt, • hervorzuhebender Biotop- bzw. Habitatfunktion.

Die Darstellung erfolgt aufgrund der Analyse der Orthofotos und kann Veränderungen, zum Beispiel durch Nutzungsintensivierungen, unterlegen sein. Die Darstellung stellt eine Momentaufnahme dar, die zum Beispiel bei der Bewertung künftiger baulicher Nutzungen zu berücksichtigen ist. Im Einzelfall können derartig dargestellte Flächen auch nicht erfasste geschützte Biotope sein, insbesondere in der freien Landschaft.

8.3.11 FLÄCHEN FÜR DIE LANDWIRTSCHAFT Als Flächen für die Landwirtschaft werden Flächen dargestellt, die überwiegend der Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte dienen und für diese Nutzung langfristig gesichert werden sollen.

Wegen des Umfangs und der Bedeutung für die Landschaft und den Naturhaushalt wurden in der Vorentwurfsfassung die (potenziellen) Flächen für Dauergrünland (Wiesen und Weiden) gesondert gekennzeichnet. Diese Flächen wurden den topografischen Karten im Abgleich mit Luftbildern entnommen und sind informativ zu werten. Es ergeben sich keine unmittelbaren Restriktionen der landwirtschaftlichen Nutzung.

Andererseits sind die Gemeinde und die betroffenen Behörden gefordert, darauf zu achten, den Bestand an Dauergrünland nicht weiter einschränken zu lassen. Im Zeitraum der Luftbildauswertung135 2009 bis 2014 konnte ein bedeutender Schwund an Grünland bei der Bestandsaufnahme im Rahmen der Flächennutzungsplanung festgestellt werden.

Zu der festgestellten Veränderung äußert sich die untere Wasserbehörde des Altmarkkreises Salzwedel in der Stellungnahme vom 12.07.2018 folgendermaßen: „Ein stichprobenhafter Vergleich mit den Informationen aus dem Feldblockkataster kann diesen Befund nicht bestätigen. Die aktuellen Feldblöcke südl. Kalbe an den Eisgräben sind als Grünland ausgewiesen. Gleiches gilt für Feldblöcke östlich Engersen, östl. Klein Engersen, die Marschwiesen östl. Faulenhorst, im Winkel zwischen Königsgraben und Milde und zwischen Güssefeld und Thüritz. Zwischen Güssefeld und Thüritz konnten zwei Feldblöcke gefunden werden, die seit 2010 als Ackerland ausgewiesen sind, aber 2009 noch als Grünland. Im Gewässerschonstreifen wurde hier auf den Umbruch verzichtet.“

Weiterhin stellt die Stellungnahme vom 19.07.2018 des Amtes für Landwirtschaft Flurneuordnung und Forsten (ALFF) fest „Anhand der Daten der Antragstellung im Rahmen der Betriebsprämienregelung (Direktzahlungen/ Beihilfen für landwirtschaftliche Betriebsinhaber) wurde grob geprüft, ob die in der Themenkarte 7 dargestellten Grünlandflächen des Jahres 2009 derzeit als Grünland beantragt worden sind. Es wurde festgestellt, dass die Grünlandflächen in der Regel noch als Grünlandflächen bewirtschaftet werden.

135 Google earth

120 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Die Quelle der Erfassung der Grünlandflächen 2009 und 2014 sollte noch einmal überprüft und die Daten korrigiert werden. Zur Information weise ich darauf hin, dass die Umwandlung von Dauergrünland nach der VO (EU) 1307/2013 in Verbindung mit dem § 16 Absatz 3 des Direktzahlungen-Durchführungsgesetz einer Genehmigung des zuständigen Amts für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten bedarf, wenn Zuwendungen nach der o. g. Verordnung in Anspruch genommen werden.“

In der festgesetzten Planfassung wird auf die Darstellung der Themenkarte 7 verzichtet, da die Darstellung ein Nebenprodukt der raumordnerischen Auswertung mit signifikanten Merkmalen war. Die langfristige Brisanz des Rückganges von Dauergrünland sowie Wiesen und Weiden bleibt dennoch bestehen. Die Sicherung der verbliebenen Wiesen und Weiden, Dauergrünland, steht in engem Zusammenhang mit Grund- und Oberflächenwasserhaushalt, der naturräumlichen Diversität und dem Klimaschutz.

Landwirtschaftliche Betriebsstätten und Lagerflächen sind weitgehend in der topografischen Kartengrundlage bereits durch Punktschraffuren kenntlich gemacht. Darüber hinaus werden landwirtschaftliche Betriebsstandorte ergänzend mit der schwarz/weiß- Schraffur (Punktschraffur) der Flächen für die Landwirtschaft (gem. Planzeichenverordnung) im Maßstab 1:5.000 differenziert dargestellt.

Aus der Differenzierung ergeben sich keine unmittelbaren Rechtswirkungen. Die Darstellung ist oftmals zusätzlich zur allgemeinen Darstellung „Flächen für die Landwirtschaft“ (hellgelbe Schraffur) schon deswegen zweckmäßig, um zu erkennen, dass mögliche immissionsschutzrechtliche Belange im räumlich funktionalen Zusammenhang zu anderen baulichen Nutzungen zu beachten sind.

Gewerbliche landwirtschaftliche Betriebsstätten, soweit eindeutig bekannt und als gewerbliche Nutzungen genehmigt (soweit Diese keinen Sonderbaustatus (aufgrund immissionsschutzrechtlicher Zulassung z. Bsp. haben), werden als gewerbliche Bauflächen ohne nähere Signatur der landwirtschaftlichen Nutzung dargestellt.

121 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

8.3.12 FLÄCHEN FÜR DEN WALD Bestehende Waldflächen, durch Wald geprägte innerstädtische bzw. dörfliche Parkanlagen und geplante Aufforstungsflächen werden als Flächen für Wald dargestellt. Im Siedlungsraum, soweit vorhanden, erfolgt eine Darstellung ab einer Flächengröße von 2 ha. Mit dem FNP wird jedoch keine Aussage darüber getroffen, ob Wald im Sinne des Waldgesetzes vorliegt. Flächen kleiner einem Hektar werden (entgegen der Erfassung des GIS136) nicht als Waldflächen dargestellt, wenn diese Gehölzflächen in der freien Landschaft liegen.

8.3.13 WASSERFLÄCHEN Als Wasserflächen werden stehende und fließende Gewässer dargestellt. Eine planzeichnerische Darstellung erfolgt für fließende Gewässer ab einer Breite von etwa 5 m. Alle Gräben und Bachläufe mit geringerer Gewässerbreite sind durch die Hinterlegung der topografischen Karte sichtbar und in der digitalen Planversion als Shapes hinterlegt. Stehende Gewässer werden planzeichnerisch ab einer Größe von ca. 0,5 ha (in Abhängigkeit von der Darstellbarkeit) wiedergegeben. Alle weiteren stehenden (einschließlich temporärer) Gewässer sind durch die Hinterlegung der topografischen Karte sichtbar gemacht bzw. sind als geschützte Biotope erfasst und nachrichtlich übernommen. Ergänzend werden auch Gartenteiche aus den Luftbildaufnahmen nachrichtlich übernommen. Diese Kleingewässer können eine hohe Bedeutung für die naturräumliche Vielfalt haben, auch wenn sie im baulich genutzten Umfeld angesiedelt sind. Die Darstellungen der privaten Teichanlagen haben informativen Charakter (nachrichtliche Übernahme).

8.3.14 ABGRABUNGEN, AUFSCHÜTTUNGEN, BERECHTSAMSFLÄCHEN Nachrichtliche Übernahme der Angaben vom Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt:

D14 – MARKSCHEIDE- UND BERECHTSAMSWESEN, ALTBERGBAU Innerhalb des Planungsbereichs befinden sich vier Bergbauberechtigungen: „Kakerbeck“, „Struktur Altmark/außer Salzstock Peckensen“, „Bühne“ und „Wustrewe“. Das Bergwerkseigentumsfeld „Struktur Altmark/außer Salzstock Peckensen“ erstreckt sich über einen Großteil des Planungsgebietes.“ (siehe FNP und Beikarte Berechtsamsflächen).

„Bei der Bergbauberechtigung „Kakerbeck“ handelt es sich um einen Grundeigenen Bodenschatz nach § 3 Abs. 4 Bundesberggesetz.“

„Hinweise auf mögliche Beeinträchtigungen durch umgangenen Altbergbau liegen dem LAGB im gesamten Planungsgebiet nicht vor.“

GEOLOGIE „Im Plangebiet der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe sind Sande / Kiessande, Ton sowie Kalkstein als oberflächennahe nutzbare Rohstoffe verbreitet. Kalkstein wurde früher in einem Steinbruch südlich von Altmersleben gewonnen.

Auch die Gewinnung von Tonen erfolgt heute nicht mehr. Zeugen vom früheren Abbau sind die Tongruben (Geschiebemergel) der Ziegelei Brüchau (heute Deponie) sowie die Tongruben bei Packebusch (heute Naherholung).

Die größte Verbreitung haben die Sande / Kiessande im Plangebiet.

136 GIS = Geoinformationssystem

122 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Drei Gewinnungsstellen sind derzeit zum Abbau zugelassen. Das sind die Abbaue „Wustrewe“ und Bühne“, die dem Bergrecht unterliegen sowie die Sandgrube „Faulenhorst“, die in Zuständigkeit des Landkreises liegt.“

Auflässige Sandguben befinden sich z. B.: bei Karritz, Engersen Pickelsberg, südlich von Engersen, südlich Badel, östlich Sallenthin. Sie sind in der Planzeichnung meist als Grünfläche mit besonders funktionaler Prägung gekennzeichnet.

Redaktioneller Hinweis: Die Lage der oben bezeichneten aufgelassenen Sandgruben ist der topografischen Kartengrundlage zu entnehmen. Im FNP wird die aktuelle bzw. geplante Nutzung dargestellt.

ABBILDUNG 34 BEISPIEL DER DARSTELLUNG EINER AUFLÄSSIGEN SANDGRUBE – HIER: SÜDLICH SALLENTHIN

Bei Kakerbeck befindet sich ebenfalls eine seit langem auflässige Sandgrube, die Teil einer noch nicht erschöpften Sandlagerstätte ist (Bodenschatzeinstufung nach § 3 Abs. 4 Bundesberggesetz). Konkrete Abbaupläne für diese Lagerstätte sind bisher nicht bekannt.“

„Gemäß § 6 BBergG Satz 1 bedarf, wer bergfreie Bodenschätze aufsuchen will der Erlaubnis, wer bergfreie Bodenschätze gewinnen will, der Bewilligung oder des Bergwerkseigentums.

VERRITZTE BEREICHE „Verritzte Bereiche sind Bereiche, in denen bereits die Gewinnung eines Bodenschatzes stattgefunden hat.“

Der geschlossene Kalkabbau im Bereich Kalkberg Altmersleben findet in den Stellungnahmen keine Erwähnung.

123 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

ZUSAMMENFASSUNG „Im Planungsgebiet befindet sich (bzw. wird berührt) die nachfolgend nach §§ 6 ff Bundesberggesetz (BBergG), in der jeweils gültigen Fassung, aufgeführte Bergbauberechtigung:

Art der Berechtigung Bewilligung Feldesname Wustrewe Nr. der Berechtigung II-B-f-302/95 Bodenschatz Kiese und Kiessande zur Herstellung von Betonzuschlagstoffen Rechtsinhaber bzw. Rechtseigentümer i-Bau GmbH, Am Meilenstein 2, 29416 Pretzier

Art der Berechtigung Bergwerkseigentum Feldesname Strukt. Altmark/Salzstock Peckensen Nr. der Berechtigung III-A-h-49/90/847 Bodenschatz Formationen und Gesteine mit Eignung für behälterlose unterirdische Speicherung Rechtsinhaber bzw. Rechtseigentümer

Art der Berechtigung Bergwerkseigentum Feldesname Bühne Nr. der Berechtigung III-A-f-378/90/211 Bodenschatz Kiese und Kiessande zur Herstellung von Betonzuschlagstoffen Rechtsinhaber bzw. Rechtseigentümer Steinfelder Kies und Sand GmbH, Zur Sandgrube 1, 39599 Steinfeld

Im Planungsgebiet befindet sich (bzw. wird berührt) nachfolgend nach § 3 Abs. 4 Bundesberggesetz (BBergG), in der jeweils gültigen Fassung, aufgeführter Grundeigener Bodenschatz: Feldesname Kakerbeck Nr. der Berechtigung VI-f-888/00 Bodenschatz grundeigener Bodenschatz Quarz und Quarzit Rechtsinhaber bzw. Rechtseigentümer Frau Elisabeth Kowalke, Neue Mühle 1, 39624 Kakerbeck

Die in o.a. Tabelle angegebene Bergbauberechtigung räumt dem Rechtsinhaber bzw. dem Eigentümer die in den §§ 6 ff BBergG aufgeführten Rechte ein und stellt eine durch Artikel 14 Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland (GG) geschützte Rechtsposition dar.

124 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

8.4 VERBINDLICHE BAULEITPLANUNG UND STÄDTEBAULICHE SATZUNGEN

8.4.1 BESTAND VERBINDLICHER BAULEITPLÄNE UND STÄDTEBAULICHE SATZUNGEN Der FNP stellt keine Bauleitpläne (Bebauungsplan, vorhabenbezogener Bebauungsplan, sowie Satzungsgebiete nachrichtlich dar. Eine Übersicht der Bauleitpläne und Satzungsgebiete sowie ihre Behandlung stellt die Themenkarte 1 dar.

BAULEITPLÄNE UND SATZUNGEN - EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) ORTSLAGE NR. PLANART NAME FLÄCHEN- FLÄCHE JAHR GENEH- BEBAUT WEITERES IM NUTZUNG IN HA MIGT VERFAHREN FNP Stadt Kalbe 1 BP Gewerbegebiet "Nord I" G 9,45 1997 x x k (Milde) 2 BP Salzwiese 1 WA 1,03 2017 x - k 3 BP Nr. 09/98 WA 1,72 2001 x x k "Am Petersberg" 4 vBP EKZ, Hotel, Wohnungen SO 0,67 1991 ? x k 5 vBP "Wohnen am Park" WA 0,48 1995 x x k 6 BP "Feldstraße" WA 3,24 1993 x t k Eigenheimbau 7 BP Nr. 3A "Kurgebiet" SO 9,43 1994 x x k Altmers- 1 Satzung (Kahrstedter Straße) WA 0,44 1995 ? - L leben Vorhaben Brunau 1 Ergänzungs- Plather Straße WA 0,3 1999 x x k satzung Brunau Ergänzungs- Plather Straße WA 0,21 1999 x x k satzung Brüchau 1 Abrundungs- Flurstück M 0,24 2013 x x k satzung Engersen 1 Abrundungs- (Zichtauer Straße) WA 0,38 2009 x x k satzung Engersen 2 Ergänzungs- Ortsstraße Engersen M 0,88 2004 x t A satzung Güssefeld 1 Abrundungs- Ortslage Güssefeld keine 20,27 1994 x t A satzung Güssefeld 2 vBP Biogas / andere Nutzung SO 1,43 2007 x x k Jemmeritz 1 Ergänzungs- Kakerbeck - OT WA 0,35 2006 x t k satzung Jemmeritz Jeetze 1 BP Nr. 1 WA Jeetze WA 2,24 1993 x - A Kakerbeck - BP Tierhaltung / SO 11,19 2013 - t L Photovoltaik 1 Abrundungs- Fläche 1 / 2 M 0,43 1996 x t k satzung 2 Abrundungs- Fläche 3 M 0,46 1993 x t k satzung 3 Abrundungs- Fläche 4 / 5 M 0,46 1996 x t k satzung 4 Abrundungs- "Grüner Weg" M 0,56 2001 x t k satzung 5 BP Nr. 01/96 "Grüner Weg" WA 1,35 1999 x t k

6 Abrundungs- Fläche 6 WA 0,18 1996 x x k satzung 7 Abrundungs- Fläche 7 WA 0,44 1993 x t A satzung 8 Abrundungs- Fläche 11 WA 0,08 1996 x x k satzung 9 Abrundungs- Fläche 10 WA 0,17 1996 x t A satzung 10 Abrundungs- Fläche 9 WA 0,08 1996 x - A satzung 11 Abrundungs- Fläche 8 WA 0,23 1996 x x k satzung * digitale Datengrundlage. / x = ja / - = nein / t - teilweise / k - keine / A - Aufhebung / L - Löschung W - Wohnbaufläche / WA - allgemeines Wohngebiet / GE - Gewerbegebiet / SO - Sondergebiet BP - Bebauungsplan / vBP - vorhabenbezogener BP /

125 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Fortsetzung von vorheriger Seite

BAULEITPLÄNE - EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) ORTSLAGE NR. PLANART NAME FLÄCHEN- FLÄCHE JAHR GENEH- BEBAUT VERFAHREN IM NUTZUNG IN HA MIGT FNP Mehrin 1 BP "Die Buchten" W 0,26 1996 x x k Neuendorf 1 BP Bahnhofstraße W 1,03 1997 - t A / L a.D. Packebusch 1 BP Nr. 1 "Am Feldrain" WA 0,33 1996 x x k Vahrholz 1 vBP "Am Butterberg" WA 1,32 1996 x t k Wernstedt 1 Ergänzungs- Ortsteil Wernstedt M 0,03 2009 - - L satzung Wernstedt 2 Ergänzungs- Ortsteil Wernstedt M 0,16 2009 - - L satzung Winkelstedt 1 Ergänzungs- Ortsteil Winkelstedt WA 0,11 2010 x - A satzung * digitale Datengrundlage. / x = ja / - = nein / t - teilweise / k - keine / A – Aufhebung / L - Löschung W - Wohnbaufläche / WA - allgemeines Wohngebiet / GE - Gewerbegebiet / SO - Sondergebiet BP - Bebauungsplan / vBP - vorhabenbezogener BP /

TABELLE 28 BAULEITPLÄNE (SIEHE AUCH ANLAGE 1) Mehrere Bauleitpläne entsprechen nicht mehr dem aktuellen Stand oder sind im Verfahren nicht weiter geführt worden, bzw. ein Bedarf an baulicher Nutzung ist überholt. Die Aufhebung dieser Planungen ist mit der jeweiligen Begründung in einem entsprechenden Aufhebungsverfahren durchzuführen.

Für Satzungsgebiete sind die Informationen teilweise nicht mehr vollständig vorhanden. Satzungsgebiete, für die keine (weitere) Entwicklung / Nutzung vorgesehen ist, werden in der Tabelle 28 als „Löschung“ gekennzeichnet und nicht weiter erfasst bzw. im FNP nicht als Bauflächen dargestellt. Die Darstellung der Satzungsgebiete in Tabelle 28 dient der Klarstellung des Verfahrensstandes sowie der rechtlichen Situation, um für die entsprechend gekennzeichneten Satzungsgebiete gleichzeitig eine Löschung im Raumordnungskataster zu bewirken.

8.4.2 BEGRÜNDUNG DER AUFHEBUNG / LÖSCHUNG VON SATZUNGEN (GENEHMIGTER) BAULEITPLÄNE In Tabelle 28 sind genehmigte, einschließlich der zum Teil umgesetzten Bauleitpläne und Satzungen erfasst, die aufgehoben, bzw. gelöscht werden.

Für die Aufhebung ist eine Begründung mit nachvollziehbaren Gründen erforderlich. Im Rahmen des FNP erfolgt für die betroffenen Satzungen eine allgemeine Begründung, um die Grundlagen der Aufhebung nachvollziehbar darzustellen.

Die konkrete Untersetzung der Begründung ist im Rahmen des jeweiligen Aufhebungsverfahrens zu gewährleisten. Soweit der Nachweis im weiteren Verfahren erbracht werden kann, reicht eine Löschung der Satzungen bei fehlender Rechtsgrundlage (keine Genehmigung, nicht bekannt gemacht) aus.

STADT KALBE (MILDE)

BEBAUUNGSPLAN NR. 09/98 "AM PETERSBERG" (IN THEMENKARTE 1 SATZUNGSGEBIET NR. 3 KALBE (MILDE)) Das Bebauungsplangebiet ist weitgehend baulich genutzt. Im FNP wird die Baufläche als Wohnbaufläche dargestellt, um die genehmigte Nutzung des Bebauungsplanes nachrichtlich zu übernehmen. Die Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) hat sich im Verfahren entschlossen, vorerst den genehmigten Stand der Nutzung darzustellen, um das Verfahren des FNP nicht zu behindern.

Die genehmigte Wohnbaunutzung stellt aus immissionsschutzrechtlicher Sicht eine unzulässige, zumindest ungünstige, heranrückende bauliche Nutzung an die umliegenden bestehenden gewerblichen Nutzungen dar.

126 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Im Einzelfall kann das zu Behinderungen der Entwicklung, der am Standort Kalbe (Milde) bedeutsamen, gewerblichen Nutzungen führen. Dies ist nicht hinnehmbar und im Bedarfsfall durch geeignete immissionschutzrechtliche Maßnahmen der Wohnbaunutzung oder durch Aufhebung der Satzung des Baugebietes, bzw. einer Kombination beider Lösungsmöglichkeiten zu regulieren.

ENGERSEN

ERGÄNZUNGSSATZUNG „ORTSSTRAßE ENGERSEN“ (IN THEMENKARTE 1 SATZUNGSGEBIET NR. 2 ENGERSEN) Die Satzung wurde aufgestellt, um eine Wohnbebauung südöstlich der Ortslage von Engersen zu ermöglichen. Die Wohnbaunutzung ist aktuell im Bestand vorhanden und genutzt. Eine weitere Bebauung, als Lückenschluss, soll nicht erfolgen. Aus diesem Grund soll die Ergänzungssatzung aufgehoben werden. Darüber hinaus soll die Aufhebung der Satzung möglichen weiteren baulichen Begehren im Umfeld vorbeugen.

GÜSSEFELD

ABRUNDUNGSSATZUNG ORTSLAGE GÜSSEFELD (IN THEMENKARTE 1 SATZUNGSGEBIET NR. 1 GÜSSEFELD) Im FNP wird anhand der Umgrenzung des Satzungsgebietes der Abrundungssatzung deutlich, dass gegenüber den Darstellungen des FNP über die angemessene, bzw. auch mögliche zulässige bauliche Nutzung hinaus, Flächen als Innenbereich deklariert werden. Mit der Aufhebung der Abrundungssatzung werden die Differenzen gegenüber dem Flächennutzungsplan aufgehoben, der die realen Bauflächen und Entwicklungsbereiche begründet darstellt.

JEETZE

BEBAUUNGSPLAN Nr. 1 WA Jeetze (IN THEMENKARTE 1 SATZUNGSGEBIET NR. 1 JEETZE) An der Entwicklung der aufgelassenen landwirtschaftlichen Betriebsstätte wird nicht festgehalten. Eine reale Entwicklung als Wohngebiet ist vorausschauend nicht mehr zu erwarten, da kein Bedarf erkennbar ist. Es stehen weitere Flächen als Baulücken für eine bauliche Entwicklung zur Verfügung.

KAKERBECK

ABRUNDUNGSSATZUNG FLÄCHE 7 (IN THEMENKARTE 1 SATZUNGSGEBIET NR. 7 KAKERBECK) Das Satzungsgebiet befindet sich an der Straße „Mühlenstücke“ westlich der Ortslage. Das Wohngebiet ist mit fünf Wohngrundstücken bebaut. Für die weiteren möglichen Wohnbaugrundstücke in südlicher Richtung ist die Erschließung nicht gesichert. Es stehen ausreichend Flächen im baulichen Zusammenhang (Innenbereich) als Entwicklungsflächen zur Verfügung. Ein dringender Bedarf für die weitere Entwicklung dieses Baugebietes ist nicht erkennbar und aktuell nicht absehbar. Daher soll die Abrundungssatzung aufgehoben werden.

ABRUNDUNGSSATZUNG FLÄCHE 9 (IN THEMENKARTE 1 SATZUNGSGEBIET NR. 10 KAKERBECK) ABRUNDUNGSSATZUNG FLÄCHE 10 (IN THEMENKARTE 1 SATZUNGSGEBIET NR. 9 KAKERBECK) Im Jahr 1996 wurden in Kakerbeck sieben Bauflächen als Abrundungssatzungen genehmigt. Vier dieser Satzungsgebiete befinden sich im Südosten von Kakerbeck (sogenanntes „Klein Hamburg“, wie auch eine der Straßen dort heißt).

Die Flächen der Abrundungssatzungen „Fläche 8“ und „Fläche 11“ (im FNP Nr. 8 und 11) sind vollständig, bzw. überwiegend baulich entwickelt.

127 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Im Bereich der Abrundungssatzung „Fläche 9“ erfolgte eine teilweise bauliche Entwicklung. Das Satzungsgebiet „Fläche 10“ wurde bisher baulich nicht genutzt. Die bisher nicht bebauten Flächen der Satzungsgebiete Flächen 9 und 10 sind dem Außenbereich zuzuordnen. Darüber hinaus befinden sich diese Flächen im Landschaftsschutzgebiet „Zichtauer Berge und Klötzer Forst“. Weiterhin ist für die „Fläche 9“ die Erschließung teilweise nicht gesichert. Eine zeitnahe bauliche Nutzung der Flächen ist nicht zu erwarten. Aus diesen Gründen sind die Satzungen aufzuheben.

NEUENDORF AM DAMM

BEBAUUNGSPLAN BAHNHOFSTRAßE (IN THEMENKARTE 1 NR. 1 NEUENDORF AM DAMM) Das Plangebiet befindet sich nördlich der Ortslage entlang der Karritzer Straße bis an den stillgelegten Bahnhof.

Die Planung wurde aufgestellt, um die bauliche Nutzung zu Wohnzwecken im Bereich des Bahnhofes zu sichern. Genaue Daten zur Satzung liegen nicht vor (siehe Tabelle 28). Da eine bauliche Nutzung in diesem als Außenbereich zu definierenden Areal nicht erfolgte und kein dringender Bedarf für die bauliche Entwicklung nachvollziehbar ist, wird die Satzung aufgehoben bzw. gelöscht.

WINKELSTEDT

ERGÄNZUNGSSATZUNG ORTSTEIL WINKELSTEDT (IN THEMENKARTE 1 SATZUNGSGEBIET NR. 1 WINKELSTEDT) Das Satzungsgebiet befindet sich südwestlich der Ortslage an der Winkelstedter Bahnhofstraße. Die Fläche ist in Ackernutzung. Eine dringender Bedarf sowie die reale bauliche Entwicklung ist nicht (mehr) erkennbar. Die Fläche ist ohne Satzung dem Außenbereich zuzuordnen. Die räumliche Lage widerspricht den Zielen der Gemeinde über die bauliche Nutzung von Flächen, die die Entwicklung in den Außenbereich, ohne wesentlichen Grund, vermeiden soll.

Mit der Aufhebung der oben dargestellten Satzungen wird in der Summe die bauliche Nutzung auf ca. 4,5 ha vermieden.

BAULEITPLÄNE - EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE)

ORTSLAGE NR. PLANUNG NAME FLÄCHEN- FLÄCHE JAHR GENEH- BEBAUT VERFAHREN NUTZUNG IN HA MIGT Stadt Kalbe 1 BP Gewerbegebiet "Nord I" G 9,45 1997 x x k (Milde) 2 BP Salzwiese 1 WA 1,03 2017 x - k 3 BP Nr. 09/98 "Am Petersberg" WA 1,72 2001 x x k 4 vBP EKZ, Hotel, Wohnungen SO 0,67 1991 ? x k 5 vBP "Wohnen am Park" WA 0,48 1995 x x k 6 BP "Feldstraße" Eigenheimb. WA 3,24 1993 x t k 7 BP Nr. 3A "Kurgebiet" SO 9,43 1994 x x k Jeetze 1 BP Nr. 1 WA Jeetze WA 2,24 1993 x - A Kakerbeck - BP Tierhaltung/Photovoltaik SO 11,19 2013 - t A

5 BP Nr. 01/96 "Grüner Weg" WA 1,35 1999 x t k Mehrin 1 BP "Die Buchten" W 0,26 1996 x x k Neuendorf a.D. 1 BP Bahnhofstraße W 1,03 1997 - t A / L Packebusch 1 BP Nr. 1 "Am Feldrain" WA 0,33 1996 x x k Vahrholz 1 vBP "Am Butterberg" WA 1,32 1996 x t k x = ja / - = nein / t - teilweise / k - keine / A - Aufhebung Satzung / L - Löschung W - Wohnbaufläche / WA - allgemeines Wohngebiet / GE - Gewerbegebiet / SO - Sondergebiet BP - Bebauungsplan / vBP - vorhabenbezogener BP /

TABELLE 29 BEREINIGTE ÜBERSICHT DER BAULEITPLÄNE UND DEREN BEHANDLUNG IM FNP KALBE (MILDE)

128 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

8.5 NEUAUSWEISUNG VON BAUFLÄCHEN Bei der Aufstellung des Flächennutzungsplanes sind die Entwicklungsmöglichkeiten baulicher Nutzungen von wesentlicher Bedeutung. Neben den allgemeinen Entwicklungstendenzen ist für die betroffenen bzw. berührten Bürger (insbesondere Grundstückseigentümer) der Umgang mit ihren Flächen maßgeblich und ihr Interesse richtet sich im Wesentlichen nur darauf.

Neben den ca. 12,2 ha potenziellen Flächen für Rückbau werden rund 34,2 ha als geplante Bauflächen sowie Bauflächen mit Entwicklungsoption im FNP dargestellt. Darüber hinaus werden etwa 21,1 ha potenzielle Bauflächen ohne Entwicklungsoption erfasst, die allein durch ihre Lage im Innenbereich entwicklungsfähig wären, aktuell ein Bedarf jedoch nicht festgestellt werden kann.

Die ergänzende Neudarstellungen von Wohnbau- und gemischten Bauflächen erfolgen in überwiegend sehr kleinräumigem Umfang als Grundlage für die Schaffung von neuem, bezahlbaren, individuellen, energieeffizienten, ökologischen und insbesondere auch barrierefreien Wohnraum und den, mit dem Wohnen verbundenen, sonstigen Nutzungen.

Einerseits resultieren diese ergänzenden Bauflächen aus einem bekannten und nachvollziehbaren ortsbedingten Bedarf. Andererseits ergeben sich ergänzende Bauflächendarstellungen einfach aus dem Vorhandensein bebaubarer Flächen, die dem Innenbereich zuzuordnen sind oder eine zweckmäßige Abrundung von Bauflächen (Innenbereichsflächen) darstellen bzw. darstellen würden.

Im Einzelfall, wie in Brunau, erfolgt die straßenbegleitende Darstellung einer geplanten gemischten Baufläche im bisherigen Außenbereich. Für die Flächendarstellung liegt ein unmittelbarer begründeter Bedarf vor, da andere geeignete Bauflächen in diesem Zusammenhang nicht zur Verfügung stehen.

Die bebaubaren Flächen werden in den Detailplänen der Ortslagen entweder als unbeplanter Innenbereich dargestellt, ohne das im Planungshorizont eine unmittelbare reale bauliche Nutzung der Fläche zu erwarten ist, oder es sind Flächen, für die ein Bedarf im Zeithorizont der Planung erkennbar oder vorhanden ist.

Die jeweiligen Entwicklungsszenarien für die planerisch dargestellten Bauflächen werden in der Bauflächenanalyse entsprechend berücksichtigt.

Bei der Darstellung von Bauflächen in nicht bereits bebauten Innenbereichsflächen ist zusätzlich folgender Aspekt zu beachten: • Werden Innenbereichsflächen, die gegenwärtig keiner baulichen Nutzung unterliegen, jedoch bebaubar sind, im Flächennutzungsplan nicht als Bauflächen dargestellt, ist eine bauliche Entwicklung auf dieser Fläche gemäß § 34 Baugesetzbuch nur im Einzelfall zulässig. • Umfangreichere bauliche Nutzungsentwicklungen, die eine Bauleitplanung erfordern und im FNP nicht als Bauflächen dargestellt werden, sind dann nicht aus dem Flächennutzungsplan entwickelt und widersprechen somit den Darstellungen des FNP.

Die Darstellung von Bauflächen im Innenbereich ist nur dort nicht zulässig, wo eine bauliche Nutzung aufgrund anderer Belange (wie zum Beispiel: nicht zulässiger Eingriff in den Naturhaushalt) unzulässig wäre. Die Darstellung des baulichen Zusammenhanges im FNP, insbesondere in kleinen Orten, ist darüber hinaus auch für den Erhalt (Zusammenhalt) der Ortslagen von Bedeutung.

Der Darstellung des baulichen Zusammenhanges stehen restriktive Forderungen der maßgeblichen Behörden über die „Anrechnung der durch eine zusätzliche Bauflächenausweisung möglichen Wohnnutzungen auf das Entwicklungspotenzial der Gemeinde im FNP“ teilweise und massiv entgegen.

129 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Da die Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) aus der Analyse der Bevölkerungsentwicklung keinen zusätzlichen Wohnbauflächenbedarf nachweisen kann, dürften auch keine zusätzlichen (Wohnbau-) Flächen dargestellt werden. Diese Diskrepanz wirkt sich beispielsweise besonders nachteilig auf die Darstellung einer zusammenhängenden Ortslage von Hagenau aus. Der am nordöstlichen „Rand“ der Gemeinde gelegene Ort, mit relativ großer Distanz zu den Grundzentren im Umfeld, weist bereits einen hohen Anteil an brachliegenden baulichen Nutzungen bei vergleichsweise sehr großen Baugrundstücken auf. Der bauliche Zusammenhang lässt sich insbesondere im westlichen Ortsabschnitt (für den Straßendorfbereich nördlich der Straße „Hagenau Nr.“) im FNP kaum noch erkennen. Das kann beispielsweise die Entwicklung / Zunahme der bereits umfangreich brachliegenden Bauflächen noch bestärken. Bei einer nicht derart restriktiven Darstellung, wie im aktuellen FNP, ließe sich der bauliche Zusammenhang subjektiv günstiger darstellen und würde nicht eine solche „Vereinzelung“ der Bauflächen suggerieren.

Neben den Wohnbau- und gemischten Bauflächen werden gewerbliche Bauflächen sowie Sonderbauflächen als Planflächen im FNP dargestellt.

Gewerbliche Bauflächen werden vor allem in der Stadt Kalbe (Milde) auf ehemaligen Konversionsflächen (im Bereich Petersberg) dargestellt. Die Erschließung ist gesichert.

Geplante Sonderbauflächen werden in Alt Jemmeritz, Winkelstedt und Brüchau (Alte Ziegelei) dargestellt. Für die Flächen bei Alt Jemmeritz und Winkelstedt wurde ein unmittelbarer Bedarf für die Umnutzung aufgelassener landwirtschaftlicher Betriebsstandorte angemeldet.

Für den Bereich „Alte Ziegelei“, einer geeigneten ehemaligen Lagerfläche, wird die Fläche als Bedarfsfläche dargestellt.

Außer den gewerblichen Bauflächen in der Stadt Kalbe (Milde) sowie den genannten Sonderbauflächen Photovoltaik sind keine geplanten Bauflächen größer als 0,5 ha.

Die Einzeluntersuchung der betreffenden Bauflächen ist in Anlage 4 beigefügt und beinhaltet folgende Elemente: • Zusammenfassung – Bauflächenübersicht und Rückbaupotenziale • Erfassung der Bauflächendarstellungen und Rückbaupotenziale nach Ortslagen

8.6 ÜBERSICHT DER BESTANDS- UND PLANFLÄCHEN BAULICHER NUTZUNGEN Das Verständnis von Bestand und Planung ist für den Einblick in die Verhältnismäßigkeit der Plandarstellungen des FNP bedeutsam.

Gegenüber den genehmigten Flächennutzungsplänen / Teilflächennutzungsplänen werden mit der Neuaufstellung des FNP für die Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) mindestens 20 ha Bauflächen weniger dargestellt, bzw. in den FNP nicht übernommen, da für diese Flächen kein Bedarf erkennbar bzw. nachweisbar ist.

In Anlage 4 ist die Übersicht der Bauflächen im Bestand und Plan nach Nutzungen und Ortslagen zusammgefasst.

Mit rund 340 ha haben gemischte Bauflächen im Bestand den größten Umfang an baulichen Nutzungen. Zusätzlich werden rund 4,7 ha gemischte Bauflächen planerisch dargestellt, was einem Anteil von weniger als 1,4 % der Bestandsflächen entspricht. Dieses Verhältnis ist in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung.

Einerseits zeigt es den verantwortungsvollen Umgang der Gemeinde mit seinen Flächen entsprechend des realen voraussichtlichen Bedarfs.

130 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Andererseits lässt sich bereits an der Verhältnismäßigkeit der Flächen erkennen, dass keine kumulative Wirkung der Inanspruchnahme von Flächen für bauliche Nutzungen auf die Belange von Naturhaushalt und Landschaftsbild hergeleitet werden kann.

Zusätzliche Wohnbauflächen werden in der Stadt Kalbe (Milde) sowie Badel mit einem Gesamtumfang von 2,35 ha dargestellt. Gegenüber der Bestandsdarstellung im FNP ergibt das im Vergleich zum Bestand einen Umfang von 5,87 %.

In der Summe ist die zusätzliche bauliche und sonstige Nutzung von knapp 20 ha im FNP als Planflächen (ohne Baulücken) dargestellt (siehe Anlage 4). Darunter nehmen die Planflächen für Sonderbauflächen (Photovoltaik) mit ca. 7,5 ha den größten Umfang ein. Diese Planflächen werden auf baulich und sonstig vorgeprägten Standorten dargestellt.

Mit einem Umfang von 5,18 ha und einem Anteil von ca. 9 % gegenüber dem Bestand sind gewerbliche Bauflächen als Planflächen im FNP dargestellt. Allein in der Stadt Kalbe (Milde) sind rund 5 ha geplante gewerbliche Bauflächen zusätzlich auf ehemaligen Konversionsflächen mit entsprechender Eignung dargestellt.

8.7 ANRECHNUNG DER WOHNBAUFLÄCHEN AUF DIE GEPLANTEN BAUFLÄCHEN In Anlage 4 sind die auf die Bauflächen anrechenbaren Wohnbauflächen nach einzelnen Ortslagen sowie in der Übersicht erfasst.

Für gemischte Bauflächen wird je potenziellem Baugrundstück 50 % Wohnbaufläche angerechnet, je Wohnbaufläche 100 %. Als Grundlage wurden die durchschnittlichen Größen der potenziellen Baugrundstücke, differenziert für die Stadt Kalbe (Milde) und die weiteren Orte schätzend ermittelt und durch die Gemeinde für die Berechnung festgelegt.

Aus der Zusammenfassung ist abzuleiten, dass 115,5 potenzielle Wohnbauflächen aufgrund der Darstellungen des FNP als Planflächen und „anrechenbare“ Baulücken entstehen können.

Bezieht man diese Anzahl der Wohnbauflächen auf 25 Jahre, als voraussichtlichen Zeithorizont des FNP, sowie die Anzahl der Orte, ist das eine geringe Zahl.

Auf den Zeithorizont dieser 25 Jahre bezogen, ergibt sich eine mittlere jährliche Wohnbauentwicklung von 4,6 Wohnbauflächen, verteilt auf 36 Ortslagen.

Wird das aktuelle Baugeschehen in der Gemeinde mit dieser mittleren Zahl verglichen, lässt sich erkennen, dass dies dem realen Baugeschehen nahe kommt.

Andererseits steht dieses Entwicklungspotenzial von rund 116 Wohnbauflächen dem rechnerisch nicht feststellbaren Bedarf an Wohnbauflächen, aus der Bevölkerungsanalyse ableitend, entgegen. Das ein realer Bedarf an Wohnbauflächen besteht, ergibt sich, neben der Herleitung im FNP, aus den Abstimmungen in den Ortschaften. Mehrfach wurde von den Ortschaftsräten vermittelt, dass ein Bedarf an Wohnbauflächen, bevorzugt in gemischter Nutzung besteht, dieser Bedarf wegen fehlender, bzw. nicht zur Verfügung stehender Bauflächen jedoch nicht gedeckt werden kann.

Grundstückspreise und Nachfrage an Bauland im Zusammenhang gesehen, sind in diesem Raum der Altmark relativ gering, sodass für die meisten Eigentümer der Wille zum Verkauf von bebaubaren Grundstücksflächen gegenwärtig nicht, bzw. kaum, besteht. Es ist festzustellen, dass Bauflächen lieber brachliegend gelassen werden, als zu verkaufen

Unter Berücksichtigung der Flächen, die der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) zur Verfügung stehen (siehe Anlage 2) und der leerstehenden Wohnungen und Brachflächen, zeigt sich, dass die Möglichkeiten zur Einflussnahme der Gemeinde auf die Wohnbauflächenentwicklung verschwindend gering sind.

131 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

8.8 BEGRÜNDUNG DER BAUFLÄCHENDARSTELLUNGEN IM FNP Die Begründung der Darstellung von Bauflächen im FNP ergibt sich aus dem Bestand, der geplanten Bauflächenentwicklung sowie insgesamt aus den bestehenden örtlichen Gegebenheiten herzuleitenden baulichen Zusammenhang.

Um ein Leitbild für langfristige Entwicklungen zu geben, wäre es zweckmäßig, zu bevorzugende bauliche Entwicklungsareale zumindest in den größeren Orten der Gemeinde zu definieren. Diese ergeben sich aus den abiotischen und biotischen Naturhaushaltsfaktoren in Verbindung mit der bisherigen Flächennutzung. Im Rahmen der Bestandsaufnahmen wurde deutlich, dass sich einige Teile von Ortslagen, wie zum Beispiel in Kakerbeck, in Bereichen entwickelt haben, die von den Schutzgütern des Naturhaushaltes ausgehend, ungünstig sind, während andere Bereiche besser für eine bauliche Entwicklung geeignet wären. Im Hinblick auf damit evtl. ungewollt provozierte Grundstücksspekulationen wird im FNP jedoch darauf verzichtet, da bei künftigem Bedarf zusätzlicher Bauflächen die naturräumlichen Belange angemessen zu berücksichtigen sind.

Die Darstellung der bestehenden überwiegenden Nutzungen, der allgemein begründeten geplanten Entwicklung, wie in Kapitel 8.3 beschrieben, einschließlich der durch ihre Lage gegebenen Baulücken (mit oder ohne Anrechnung an die Entwicklungsoption der Gemeinde), ergeben das vorliegende Gesamtbild des Flächennutzungsplanes für die bebauten bzw. bebaubaren Flächen der Ortslagen.

Mit der in den Ortschaftsräten immer wieder eindrücklich betonten Redewendung: „DÖRFER SOLLEN DÖRFER BLEIBEN“ ist für die Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) klar, dass die Orte bevorzugt im Sinne einer vielfältig gemischten Nutzung entwickelt werden sollen.

Reine Schlafstätten, wie im Umfeld von Ballungszentren haben in diesem ländlich geprägten Raum keine Chance. Es gibt dafür keinen, bzw. kaum Bedarf. In der Stadt Kalbe (Milde) selbst gibt es nur wenige Flächen, die überwiegend durch Wohnen geprägt sind.

Das Ruhebedürfnis der in den „Dörfern“ lebenden Menschen ist sehr hoch, was im Grunde einer gemischten Nutzung widerspricht. Das Schutzgut Wohnen einerseits hat einen sehr hohen Stellenwert für die Gesundheit, das Wohlergehen und die Erholung der Menschen. Ohne wohnortnahe Arbeits- und Nutzungsmöglichkeiten, die über die zulässigen Nutzungen des allgemeinen Wohnens hinaus gehen können, haben andererseits viele der Orte kaum Entwicklungsmöglichkeiten, wie bereits zuvor umfangreich erläutert.

Darüberhinaus sind die in vielen Orten bestehenden emittierenden Anlagen, vorwiegend in Verbindung mit Landwirtschaftsbetrieben, die oft erst bei genauem Hinsehen sichtbar werden, für die Darstellung der zulässigen Flächennutzung zu berücksichtigen (siehe Anlagen 3 und 5).

Die Erfassung der gewerblichen Nutzungen und emittierenden Anlagen sind, neben der Zielstellung für die Entwicklungsrichtung, maßgeblich für die Darstellung der baulichen Nutzungen in den jeweiligen Ortslagen.

Im Flächennutzungsplan werden, zumeist im Bereich der bestehenden baulich genutzten Flächen, ergänzend differenzierte Planflächen überwiegend im verhältnismäßig kleinen Umfang dargestellt.

Umfangreiche planerische Entwicklungen sind in allen Orten der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) nicht vorgesehen. Daher sind auch keine Begründungen der planerischen Darstellungen abzugeben. Ausgehend von den zumeist kleinen Planflächen und der umfassenden tabellarischen Einzelerfassung in Bestand und Planung für die einzelnen Ortslagen ist eine ergänzende textliche Begründung nicht zwingend erforderlich.

132 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

STADT KALBE (MILDE) Für die Stadtentwicklung von Kalbe (Milde) liegen drei vorbereitende Planungen vor: Generalbebauungsplan 1972 Flächennutzungsplan-Entwurf 1994 Flächennutzungsplan-Entwurf 2000

Die Darstellungen des Generalbebauugsplanes von 1972 sind im Wesentlichen noch heute für die Stadtstruktur verwendbar :

„Kalbe liegt im altmärkischen Hügel- und Niederungsland. Die mittelalterliche Stadtanlage erweiterte sich erst wesentlich im 19. und 20. Jahrhundert. ... Die derzeitige Flächennutzung zeigt keine den Stadtorganismus belastende Funktionsüberlagerungen.

Die Arbeitsstätten, wobei vor allem die Produktionsanlagen der Landwirtschaft am flächenaufwändigsten sind, liegen im Wesentlichen am Nordrand der Stadt mit guter Anbindung zu den Hauptwohngebieten.

Die Zentrumsflächen sind relativ klein bemessen und außerdem zersplittert angesiedelt. Die Stadt wird von einem nahezu geschlossenen Grünring umgeben, der zu einem hohen Anteil aus Gartenflächen besteht.

Kalbe liegt an der Milde, die von Süden kommend, allseitig den alten Stadtkern umfließt, in dem sie sich am südlichen Stadtrand in zwei Wasserläufe aufteilt. Dadurch entsteht für den Altstadtkern eine Insellage, die eine natürliche Begrenzung in der Stadtentwicklung zur Folge hat.

Die Stadterweiterungen der Neuzeit erfolgten daher in nördlicher bzw. nordwestlicher Richtung entlang der Ausfallstraßen, da hier, außerhalb des Niederungsgebietes der Milde, besserer Baugrund vorhanden ist, der keinen Beschränkungen in der Bebaubarkeit durch zu hohen Grundwasserstand unterliegt.“

Die Darstellungen zur Stadtgeschichte im FNP-Entwurf 1994 runden wesentliche Informationen zur Stadtentwicklung ab:

„Funde aus der Mittelsteinzeit belegen eine sehr frühe Besiedlung. Die ursprünglich hier ansässigen Thüringer wurden von den Sachsen nach Süden gedrängt. Im Bistum Halberstadt gelegen, war hier schon 803 eine fränkische Siedlung. Die Altmark gehörte auch unter dem Erzbischof von Magdeburg zum Bistum Halberstadt. Sie galt als altes Siedlungsgebiet gegenüber den Neu-„erwerbungen“ in Brandenburg. In sächsischer Zeit 919- 1005 wurde Kalbe eine Grenzfestung, die aus Hauptburg und 4 Vorburgen- wie die Uhlenburg- bestand. Die Grabensysteme waren sehr breit, sind heute aber zum Teil verschüttet. (Hinweis auf evtl. mögliche Funde südl. der Burg). 1324 ging die Burg Kalbe an Ritter Albrecht von Alvensleben. Jede Burg hatte einen Bezirk. Burgmannsfamilie von Kalbe. Der Hausmannsturm entstand am Ende des 15. Jahrhunderts. Im „Weichbild der Stadt befand sich das Kloster St Laurentius, ein Nonnenkloster und ein Augustiner Chorherren Stift.

Bisherige Siedlungsstrukturen Der mittelalterlichen Bürgersiedlung von Kalbe lehnte sich an die Wasserburg an, bewahrte sich gleichzeitig eine gewisse Selbständigkeit.

Haustypen Die Substanz an Fachwerkbauten in der Altstadt ist nicht eindeutig einer Hauslandschaft zuzuordnen. Es sind noch Einflüsse aus dem Harzvorland (In Gardelegen finden sich noch Harzer Haustypen) wie auch aus dem norddeutschen Bereich, mit den giebelständigen Hallenhäusern, festzustellen.

133 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Im 19. Jahrhundert hat sich Kalbe nach Norden zum Bahnhof hin entwickelt, so dass dieser tangential angebunden wurde. Ein weiterer Entwicklungsast lief nach Westen in das höher gelegene Gelände. Hier befindet sich das Rathaus, das heute zentral gelegen ist. Aus der jüngsten Geschichte stammen die NVA Kaserne (wegen der Nähe zur innerdeutschen Grenze) und die „Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft“ (LPG).“

Im FNP-Entwurf 1994 werden bedeutende Ziele der Stadtentwicklung genannt, die grundsätzlich auch aktuell von Bedeutung sind:

„1. Ansiedlung von Gewerbe besonders mittelständisches Gewerbe Dazu sind entsprechende Gebiete auszuweiden und dann planerisch und rechtlich zu entwickeln.

2. Entwicklung zur Kurstadt Die gegebenen Voraussetzungen- u.a. zentrale doch ruhige Lage, landwirtschaftliche Reize, überschaubare alte Bausubstanz, alte Parkanlagen- sich zu einer Kurstadt zu entwickeln sind anzureichern und zusammenzuführen.

3. Sanierung der Altstadt. Die Gebäudesubstanz ist zu renovieren, zu modernisieren evtl. maßstäblich zu ergänzen um die Altstadt zu revitalisieren.

4. Der Kernbereich um das Rathaus kann durchaus maßvoll verdichtet werden um die derzeitige Stadtmitte kenntlich zu machen.

5. Wohngebiete Schließlich sind Wohngebiete zu entwickeln, die familiengerechtes Leben ermöglichen und den Bedarf, der durch Kurbetrieb und Gewerbe ausgelöst werden wird, zu befrieden. Sie sollen in den am besten geeigneten Bereichen-- nicht in den Niederungen- ausgewiesen werden. Flächen einer Stadt üben eine Wechselwirkung zueinander aus. Arbeitsplätze der Gewerbegebiete erfordern entsprechende Wohngebiete und Flächen für den Gemeinbedarf. Eine attraktiv bewahrte Altstadt kann durchaus Voraussetzung für eine Investitionsbereitschaft in anderen Flächen sein. So hängt die Anziehungskraft einer Kurstadt gleichwertig von der Qualität der medizinischen Einrichtungen und den „sympathischen“ Faktoren des Stadtraumes ab. Für Gewinnung von Pflegepersonal spielt auch das Angebot entsprechender Wohnungen eine wesentliche Rolle. Die wesentlichen Erweiterungen sind im FN Plan nach Westen und Osten gerichtet. Sie sind konzentriert und eng der vorhandenen Bausubstanz angelagert. Das ist die Voraussetzung, die Infrastruktur- Straßen, Kanäle, Schulen, öffentlichen Nahverkehr wirtschaftlich zu erstellen und zu betreiben. Mit der Konzentration der Bauflächen werden gleichzeitig Frei- und Grünflächen im Zusammenhang belassen bzw. neu verbunden.“

WOHNBAUFLÄCHEN PLANFLÄCHEN NR. 1 BIS 5 BEREICH SALZWIESE SÜDLICH DER EUGENIE-SCHILD-STRAßE, ÖSTLICH DER BAHNHOFSTRAßE FLÄCHEN GESAMT: 1,72 ha Ergänzung der bestehenden Bauflächen unter Einbeziehung eines aufgelassenen Industriestandortes (ehemaliges KfL). Begrenzend für die bauliche Nutzung ist das temporär hoch anstehende Schichtenwasser / Stauwasser zu beachten.

134 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

PLANFLÄCHE NR. 6 GARAGENKOMPLEX „AM PARK“ FLÄCHE: 0,33 ha Die Fläche ist mit mehreren Reihen Garagen bebaut und nahezu vollversiegelt. Dabei handelt es sich um die einzige der Stadt zur Verfügung stehenden Entwicklungsfläche. Die Garagen werden in wesentlichen Umfang nicht mehr genutzt. Die natürlichen Standortbedingungen entsprechen denen des nahen Umfeldes mit hoch anstehendem Grundwasser, was im Zuge der baulichen Nutzung zu beachten ist. Der westlich angrenzende Grünstreifen ist der beschriebenen Fläche zugehörig.

GEMISCHTE BAUFLÄCHEN PLANFLÄCHEN NR. 1 UND 2 WESTLICH DER BAHNHOFSTRAßE, SÜDLICH KASTANIENWEG FLÄCHE GESAMT: 0,57 ha Die Flächen sind aktuell Brachflächen mit teils intensiver Bebauung. Für die Entwicklung und das städtebauliche Gesamtbild ist die bauliche Nutzung dieser Planflächen von Bedeutung.

PLANFLÄCHE NR. 3 IM ALTSTADTKERN, ÖSTLICH DER GERICHTSTRAßE FLÄCHE: 0,08 ha Die bauliche Nutzung dieser eher als Baulücke zu betrachtenden Fläche ergibt sich aus der Nutzung des Umfeldes. Die Erhaltung, Sanierung und Entwicklung der Altstadt ist von weitreichender Bedeutung, die mehrfach beschrieben wurde.

PLANFLÄCHE NR. 4 IM BEREICH STRAßE DER JUGEND, NÖRDLICH DES SONDERGEBIETES KLINIK - ENTWICKLUNGSFLÄCHE FLÄCHE: 0,48 ha Ergänzung einer gemischten Baufläche mit Potenzial für Dienstleistungen im medizinischen Bereich, neben möglichen Wohnnutzungen.

GEWERBLICHE BAUFLÄCHEN PLANFLÄCHEN NR. 1 BIS 4 BEREICH PETERSBERG FLÄCHEN GESAMT: 4,41 ha Die Planflächen runden die bereits bestehenden gewerblichen Nutzungen ab. Die gewerbliche Nutzung ist auf baulich vorgeprägten bzw. Konversionsflächen dargestellt.

PLANFLÄCHE NR. 5 SÜDLICH DER ALTSTADT / WESTPROMENADE FLÄCHE: 1,08 ha Ehemaliges Industriegelände mit hohem Versiegelungsgrad. Die Gemeinde braucht dringend Flächen für die langfristige bauliche Entwicklung und Schaffung von Arbeitsplätzen. Dafür bietet diese Fläche günstige Voraussetzungen. Die Belange des Hochwasserschutzes werden dabei berücksichtigt.

135 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

BADEL

WOHNBAUFLÄCHEN PLANFLÄCHEN NR. 1 BIS 2 BEREICH GRÜNER WEG BADEL FLÄCHEN GESAMT: 0,65 ha W 1 - Ergänzung der bestehenden Bauflächen; W 2 – Bedarfsgerechte straßenbegleitende Erweiterung der bestehenden Bauflächen

BRÜCHAU

SONDERBAUFLÄCHE PLANFLÄCHE NR. 1 BEREICH ZIEGELEI BRÜCHAU FLÄCHE: 1,85 ha Geeignete Fläche für die Nutzung für Photovoltaik auf bebauter bzw. vollversiegelter Fläche

BRUNAU

GEMISCHTE BAUFLÄCHE PLANFLÄCHE NR. 1 ÖSTLICHE BAHNHOFSTRAßE, NORDSEITE FLÄCHE: 0,4 ha Angemeldete Bedarfsfläche

PLANFLÄCHE NR. 2 AM SPORTPLATZ FLÄCHE: 0,19 ha Angemeldete Bedarfsfläche

GEWERBLICHE BAUFLÄCHE PLANFLÄCHE NR. 1 BEREICH GEWERBLICHE >BAUFLÄCHE SÜDLICH DER BAHNHOFSTRAßE FLÄCHE: 0,2 ha Angemeldete Bedarfsfläche

BUTTERHORST

GEMISCHTE BAUFLÄCHE PLANFLÄCHE NR. 1 NÖRDLICH AM ORTSAUSGANG FLÄCHE: 0,1 ha Angemeldete Bedarfsfläche

ENGERSEN

GEMISCHTE BAUFLÄCHE PLANFLÄCHEN NR. 1 UND 2 SIEDLUNG ZUR SPORTSTÄTTE FLÄCHE: 0,34 ha Ergänzung und Abrundung als Bedarfsflächen

136 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

GEMISCHTE BAUFLÄCHE PLANFLÄCHE NR. 3 STRAßENDORFBEREICH ORTSMITTE, ZICHTAUER STRAßE FLÄCHE: 0,12 ha Ergänzung und Abrundung

GÜSSEFELD

GEMISCHTE BAUFLÄCHE PLANFLÄCHE NR. 1 GÜSSEFELDER ACHTERSTRAßE SÜDLICH DORFGEMEINSCHAFTSHAUS FLÄCHE: 0,2 ha Angemeldete Bedarfsfläche

SONDERBAUFLÄCHE REITERHOF DAMMKRUG FLÄCHE: 0,63 ha Nutzung als Fläche für Erholung (Reiterhof Dammkrug Güssefeld) im Bestand Siehe: https://www.bauernhofurlaub.de/hofdetails/reiterhof-dammkrug-guessefeld-309.html137 Wegen der regionalen und überregionalen Bedeutung sowie dem angemeldeten Bedarf der Ergänzung baulicher Nutzungen für die Erweiterung des Angebotes, einschließlich der Verbesserung der Nutzungsqualitäten, sichert die Gemeinde mit der Darstellung der Sonderbaufläche (vorbereitend) die Voraussetzung, erforderliche ergänzende bauliche Nutzungen zu ermöglichen.

JEETZE

SONDERBAUFLÄCHE „JEETZEPROJEKT“ PLANFLÄCHE NR. 1, ZWEIGETEILT BEREICH LANDWIRTSCHAFTLICHE BETRIEBSSTÄTTE FLÄCHE: 3,37 ha Angemeldete Bedarfsfläche gemäß Entwicklungskonzept

ALT JEMMERITZ

SONDERBAUFLÄCHE PHOTOVOLTAIK PLANFLÄCHE NR. 1 ZWEIGETEILT BEREICH LANDWIRTSCHAFTLICHE BETRIEBSSTÄTTE FLÄCHE: 3,37 ha Angemeldete Bedarfsfläche

KAKERBECK

GEMISCHTE BAUFLÄCHE PLANFLÄCHE NR. 1 NÖRDLICH KLEIN HAMBURG AN DER B 71 FLÄCHE: 0,17 ha Umnutzung der brachliegenden Wohnbaublöcke in straßenbegleitende Bebauung; Fläche der Gemeinde

137 Stand 04/2018

137 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

KARRITZ

GEMISCHTE BAUFLÄCHE PLANFLÄCHE NR. 1 SÜDLICH ROHR-PFUHL-WEG FLÄCHE: 0,11 ha Bedarfsfläche

KLEIN ENGERSEN

GEMISCHTE BAUFLÄCHE PLANFLÄCHE NR. 1 WINKELSTRAßE FLÄCHE: 0,29 ha Ergänzung und Abrundung als Bedarfsflächen

GEMISCHTE BAUFLÄCHE PLANFLÄCHE NR. 2 DORFANGER FLÄCHE: 0,17 ha Angemeldete Bedarfsfläche

NEUENDORF AM DAMM

GEMISCHTE BAUFLÄCHE PLANFLÄCHE NR. 1 KARRITZER STRAßE FLÄCHE: 0,09 ha Ergänzung und Abrundung als Bedarfsflächen

PACKEBUSCH

GEMISCHTE BAUFLÄCHE PLANFLÄCHE NR. 1 BOOCKER WEG FLÄCHE: 0,22 ha Angemeldete Bedarfsfläche

GEMISCHTE BAUFLÄCHE PLANFLÄCHE NR. 2 LOHMER STRAßE FLÄCHE: 0,12 ha Ergänzung und Abrundung als Bedarfsflächen in einem Entwicklungsgebiet

GEMISCHTE BAUFLÄCHE PLANFLÄCHEN NR. 3 UND 4 BEESER WEG FLÄCHE: 0,2 ha Angemeldete Bedarfsfläche der Gemeinde

138 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

VAHRHOLZ

GEMISCHTE BAUFLÄCHE PLANFLÄCHE NR. 1 BUTTERBERGSTRAßE NÖRDLICH DES FRIEDHOFS FLÄCHE: 0,18 ha Angemeldete Bedarfsfläche VIENAU

GEMISCHTE BAUFLÄCHE PLANFLÄCHE NR. 1 AN DEN SIEBEN QUELLEN, WEINBERGSTRAßE FLÄCHE: 0,27 ha Ergänzung und Abrundung mit Bedarf

WERNSTEDT GEMISCHTE BAUFLÄCHE PLANFLÄCHE NR. 1 WERNSTEDTER BAHNHOFSTRAßE, NÖRDLICH DES SPORTPLATZES FLÄCHE: 0,11 ha Dringender Bedarf, Gemeindefläche

GEMISCHTE BAUFLÄCHE PLANFLÄCHE NR. 2 WERNSTEDTER BAHNHOFSTRAßE, ECKEWERNSTEDTER DORFSTRAßE FLÄCHE: 0,4 ha Ergänzung und Abrundung mit Bedarf

GEMISCHTE BAUFLÄCHE PLANFLÄCHE NR. 3 WERNSTEDTER BAHNHOFSTRAßE, ECKEWERNSTEDTER DORFSTRAßE FLÄCHE: 0,46 ha Ergänzung und Abrundung mit Bedarf

In Wernstedt gibt es immer wieder Nachfragen nach Bauflächen, wahrscheinlich auch wegen der günstigen Lage zur Stadt Kalbe (Milde).

WINKELSTADT

SONDERBAUFLÄCHE PHOTOVOLTAIK PLANFLÄCHE NR. 1 BEREICH LANDWIRTSCHAFTLICHE BETRIEBSSTÄTTE FLÄCHE: 2,17 ha Angemeldete Bedarfsfläche

ZETHLINGEN

GEMISCHTE BAUFLÄCHE PLANFLÄCHE NR. 1 NÖRDLICHER ORTSRAND IM ZENTRALEN ORTSBEREICH FLÄCHE: 0,11 ha Angemeldete Bedarfsfläche

139 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

GEMISCHTE BAUFLÄCHE PLANFLÄCHE NR. 2 ZETHLINGER DORFSTRAßE, AM ORTSAUSGANG RICHTUNG WUSTREWE FLÄCHE: 0,14 ha Angemeldete Bedarfsfläche

140 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

8.9 NACHRICHTLICHE ÜBERNAHMEN, KENNZEICHNUNGEN UND VERMERKE Der Flächennutzungsplan beinhaltet auch Nutzungsregelungen oder -beschränkungen aufgrund anderer gesetzlicher Vorschriften oder Fachplanungen.

Sie stellen keine eigene Planung der Gemeinde dar, wirken sich aber auf die Planinhalte oder verbindliche Bauleitplanungen sowie möglicherweise auch auf Einzelbauvorhaben aus.

Beispiele sind Planungen des Bundes oder Landes, Schutzgebiete bzw. Schutzobjekte nach Naturschutzrecht, Denkmalrecht, Überschwemmungsgebiete nach Wasserrecht oder kennzeichnungspflichtige Altlasten, Flächen für Ver- und Entsorgungsanlagen, wie auch zum Beispiel überregionale Radwege.

Für die Darstellung dieser Belange sind, neben den Darstellungen des FNP, ergänzend spezielle Themenkarten beigefügt, die teilweise Bestandteile des FNP sind.

Hochwassergefahren- bzw. Hochwasserrisikoflächen liegen weitestgehend im Bereich der Darstellung festgesetzter Überschwemmungsgebiete und unterliegen einer häufigeren Änderung. Unter folgendem Link können Diese beim LHW als shape-file heruntergeladen, bzw. eingesehen werden: "https://www.geofachdatenserver.de/de/hochwassergefahrenkarte-hq200-download.html" oder über die Ansicht unter "http://www.geofachdatenserver.de/de/lhw-hochwassergefahrenkarten.html"

141 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

9. TECHNISCHE INFRASTRUKTUR / VER- UND ENTSORGUNGSANLAGEN

9.1 VERKEHR

9.1.1 STRAßENVERKEHR Der Straßenverkehr gliedert sich in vier Ebenen:

a. Bundesfernstraßenverkehr b. Landesstraßenverkehr c. Kreisstraßenverkehr d. Gemeindestraßenverkehr

A BUNDESFERNSTRAßENVERKEHR Nach dem Bundesfernstraßengesetz (FStrG) §1 (1) sind Bundesfernstraßen öffentliche Straßen des Fernverkehrs, „[…] die ein zusammenhängendes Verkehrsnetz bilden und einem weiträumigen Verkehr dienen oder zu dienen bestimmt sind. In der geschlossenen Ortslage (§ 5 Abs. 4) gehören zum zusammenhängenden Verkehrsnetz die zur Aufnahme des weiträumigen Verkehrs notwendigen Straßen. Absatz (2) des Gesetztes gliedert Bundesfernstraßen in Bundesautobahnen und Bundesstraßen mit Ortsdurchfahrten. Zur Bundesfernstraße gehört nach Absatz (4) weiterhin der Straßenkörper, der Luftraum über dem Straßenkörper, das Zubehör (z.B. Verkehrszeichen und Bepflanzung), Nebenanlagen, die der Verwaltung der Bundesfernstraßen dienen (z.B. Straßenmeisterei und Lager) und Nebenbetriebe an den Bundesautobahnen.

Für die Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) ist die Bundesstraße B71 die Hauptverkehrsanbindung zum überregionalen Verkehr. Als Nord-/Südzubringer verbindet die B71 die größeren Städte Salzwedel im Norden und Gardelegen im Süden. Im Anschluss erreicht man in Salzwedel Richtung Norden die B248 und nach Osten, die B190. Die B71 verläuft weiter Richtung Westen nach Uelzen, in deren Verlängerung die Autobahn A7 (Hannover-Hamburg) erreicht wird. Folgt man der B71 von Gardelegen weiter nach Süden, gelangt man auf die Autobahn A2, die als West/Ost - Querverbindung Braunschweig und Postdam verbindet. Nördlich von Magdeburg hat die B71 direkten Anschluss an die Autobahn A14 nach Süden Richtung Leipzig. Die Bundesstsraße B188 verbindet, bei Gardelegen im Ost-/Westverlauf, die näheren größeren Orte Stendal und Wolfsburg.

Mit der Anbindung der Altmark an das bundesdeutsche Autobahnnetz (A14 Magdeburg – Stendal in Richtung Wittenberge und an die A39 Wolfsburg – Hamburg) wird für die Einheitsgemeinde eine bessere Voraussetzung geschaffen, den überörtlichen Verkehr zeitnah zu erreichen. Die geplanten Autobahnen sind im BVWP 2030 als 4-streifiger Neubau mit vordringlichem Bedarf festgehalten. Weitere Ausführungen siehe Kapitel 2.8.1 „Bundesverkehrswegeplan 2030“.

Bei Kakerbeck ist als weiterer Bedarf im Bundesverkehrswegeplan 2030 eine Ortsumgehung der B71 geplant.

AUSZÜGE AUS DEN ANMELDEUNTERLANGEN ZUR ORTSUMGEHUNG KAKERBECK B 71 ALS NACHRICHTLICHE ÜBERNAHME VON DER LANDESSTRAßENBAUBEHÖRDE:

Der im Titel bezeichnete Abschnitt gehört zum Gesamtprojekt B 71 Gardelegen - Salzwedel (B248), welches die wichtigste Nord-Süd-Verbindung zur Aufnahme des Schwer- und Berufsverkehrs zwischen Magdeburg und Hamburg darstellt. Dabei sind auf der Strecke die Orte Magdeburg, Haldensleben, Gardelegen, Salzwedel und Uelzen bedeutungsvolle Zentren. Mit den geplanten Ortsumgehungen sollen die Gemeinden vom Durchgangsverkehr entlastet werden. Mehr zum Projekt und zur Ortsumgehung Kakerbeck unter der Internetseite: http://www.bvwp- projekte.de/strasse/B71-G20-ST-T2/B71-G20-ST-T2.html.

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GRÜNDE FÜR EINE ORTSUMGEHUNG: "Mit der Verlegung der B 71 außerhalb der Ortslage von Kakerbeck wird ein ca. 13 km langer Abschnitt der B 71 zwischen Wiepke und Cheinitz mit einer einheitlichen Streckencharakteristik geschaffen. Für Kakerbeck erfolgt durch die Verlagerung des Verkehrs eine Entlastung vom Durchgangsverkehr der B 71. In der Ortslage tritt neben der Verbesserung der Lebens- u. Wohnqualität auch eine Erhöhung der Verkehrssicherheit ein. In Kakerbeck sind Landwirtschaftsbetriebe mit Milchviehanlagen, mittelständische Unternehmen und Dienstleistungsbetriebe angesiedelt. Für den Kindergartenstandort in Kakerbeck wird die Verkehrssicherheit wesentlich verbessert, insgesamt kann die Gefährdung der Fußgänger und Radfahrer gesenkt werden. Das trifft auch für den durch Kakerbeck führenden straßenbegleitenden Radweg zu, da der Radverkehr in der Ortslage die Fahrbahn queren muss. Die Linienführung in der Ortsdurchfahrt wird durch die Bebauung und die Rechtskurve im Bereich der Grabenquerung beeinflusst. An den Knotenpunkten mit dem nachgeordneten Netz (K 1091 und K 1093) sind keine Lichtsignalanlagen, Abbiegespuren oder Aufstellbereiche vorhanden. Die Sichtverhältnisse an den Grundstückszufahrten sind teilweise eingeschränkt. Änderungen an der Linie und die richtlinienkonforme Ausbildung der Knotenpunkte greifen in die bauliche Struktur ein. Insgesamt wurden in der Ortslage drei Bedarfsampeln zur Erhöhung der Verkehrssicherheit geschaffen, die jedoch den Verkehrsfluss insbesondere in den Spitzenzeiten behindern.“

GRÜNDE FÜR EINE OSTTANGENTE: „Bei der vergleichenden Gegenüberstellung der Ortsumgehungs-Varianten werden von der östlichen Umfahrung für nahezu alle Schutzgüter günstigere Werte erreicht, die damit auch die Vorzugsvariante darstellt. Infolge des westlichen von Kakerbeck gelegenen Windparks muss die Trasse der Westumfahrung so dicht entlang der Siedlungsbebauung geführt werden, dass für diese der Orientierungswert nach DIN 18005 auf nahezu der gesamten Strecke nicht eingehalten werden kann. Als weitere Nachteile einer Westumfahrung sind insbesondere die Querung des Mühlenbaches in einem sehr naturnahen Abschnitt (Schutzgut Tiere und Pflanzen), das höhere Maß der Flächenbeanspruchung (Schutzgut Boden) sowie die Durchschneidung eines LSG aufzuführen. Nach dem umweltfachlichen Variantenvergleich wurde ebenfalls die östliche Umfahrung von Kakerbeck als Vorzugsvariante herausgearbeitet. Die Trasse befindet sich ausschließlich innerhalb des konfliktarmen Korridors. Konfliktschwerpunkte konnten gänzlich vermieden werden.“

Nach telefonischer Auskunft des zuständigen Planungsbüros sind wesentliche Abwägungsgründe zusammengefasst in der folgenden Tabelle dargestellt, jedoch im Blick auf Wesentliche, nicht vollständig. Die vollständige Untersuchung zur Ausarbeitung der Vorzugsvariante ist deutlich umfangreicher. Eine Einsicht des kompletten Dokumentes im Zuge der Erstellung des FNP wurde nicht ermöglicht. Aufgrund fehlender Unterlagen kann eine vollständige Betrachtung und Darlegung der Herleitung der Vorzugsvariante nicht erfolgen.

Darüber hinaus sind wesentliche Aspekte der Raumordnung, des Zerschneidungseffektes der beieben Varianten, der bestehenden Geräuschkulissen sowie die räumlichen Nutzungen nicht berücksichtigt (zumindest nicht bekannt gemacht). Weiterhin haben sich die Belange bezüglich des Windparks verändert, sodass andere Abstände zur Ortslage möglich wären.

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BETROFFENHEIT / WESTVARIANTE OSTVARIANTE KONFLIKTPOTENTIAL Forst gering sehr hoch LW sehr hoch mittel bis hoch Siedlungen gleich gleich DIN 18005 in Konfliktschwerpunkt „Neue Erhebliche Beunruhigung eines Zusammenhang mit Mühle“ bezüglich Siedlung, bisher sehr ruhigen 16. BIMSCHV Trasse und Windkraftanlagen. Landschaftsraumes Kein ausreichender Abstand. Archäologische (möglicherweise) betroffen nicht betroffen Bereiche Wirtschaftlichkeit wirtschaftlicher Aufwand gleich wirtschaftlicher Aufwand gleich Verkehr gleich betroffen gleich betroffen Sicherheitstechnische Gleich betroffen Gleich betroffen Gründe Massen- u . Geringfügig ungünstiger günstiger Flächenbilanz LSG betroffen nicht betroffen Biotopverbund gering bis mittel betroffen Erheblich betroffen

TABELLE 30 ZUSAMMENFASSUNG DER VARIANTENBETRACHTUNG138

BEEINTRÄCHTIGUNGEN DURCH DIE VORZUGSVARIANTE (OSTTANGENTE): „Zu den wesentlichen Eingriffssachverhalten zählen die Flächeninanspruchnahme von Braunerde-, Fahlerde-, sowie im Nahbereich der Gräben nordöstlich des Ortes auch von Humusgleyböden. Diese stehen zumeist unter intensiver Ackernutzung. Weiterhin wird östlich Kakerbeck eine Waldfläche durchschnitten, die im Wesentlichen als monotoner Kiefernforst zu charakterisieren ist. Auswirkungen auf NATURA-2000-Gebiete wurden ausgeschlossen. In den Bereichen der Ausschwenkung von der Bestandstrasse der B 71 sind Überschreitungen des Orientierungswertes nach DIN 18005 für allgemeine Wohngebiete zu erwarten. Mit einer Überschreitung des Grenzwertes der 16. BImSchV ist jedoch nicht zu rechnen. Die erheblichen Auswirkungen der Trasse sind durch geeignete landschaftsplanerische Maßnahmen kompensierbar. Die Verkehrsbelastung für den Prognosehorizont 2025 beträgt ca. 7.122 Kfz/24h mit einem SV- Anteil von 19 %. Innerhalb der Ortsumgehung ist die Anordnung von Überholfahrstreifen möglich. Der gewählte Querschnitt RQ11,5+ mit Überholfahrstreifen bündelt die Überholvorgänge ohne Mitbenutzung der Gegenverkehrsfahrstreifen."

BETRACHTUNGEN DES FNP - VARIANTENDISKUSSION Nach dem Bundesfernstraßengesetz (§9 FStrG), in der aktuell gültigen Fassung, gibt es für Bundesstraßen eine Bauverbotszone von 20m und eine Baubeschränkungszone von 40m (§24StrG LSA). Die DIN 18005 beschreibt einen Abstand von Bundestraßen aufgrund der Lärmimmission zum Allgemeinden Wohngebiet von 450 m und zu Mischgebieten von 200 m. Das Papier Bund-Länder-Initiative: „Handreichung zu Windenergieanlagen an Infrastrukturtrassen“ (BLWE Juni 2012) empfiehlt einen Abstand von 300 m von WKA zu Bundesstraßen und 200 m zu Landes- und Kreisstraßen im Land Sachsen-Anhalt.

Eine westliche Ortsumgehung wäre aufgrund der Abstände nicht ohne Konflikt zwischen der Exklave „Neue Mühle“und der im Süden gelegenen westlichen Randbebauung möglich. Zwischen beiden bebauten Bereichen beträgt der Abstand etwa 500m. Auf diesem Abschnitt wären Schallschutzmaßnahmen erforderlich, ebenso wie bei der Ostvariante.

138 mit Anpassungen aufgrund offensichtlich unausgewogener Beurteilung

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Im weiteren Verlauf der Westtangente können die Abstandsregelungen, entgegen der Darstellungen zur Vorzugsvariante, eingehalten werden. Nördlich führt die Variante an der Grenze zwischen Wald und landwirtschaftlichem Betriebsstandort entlang. Eine Trassenführung westlich um Kakerbeck würde aufgrund des vorhandenen Windparks Eingriffe in die Landschaft bündeln und bisher eingriffsfreie Flächen schonen. Inwieweit kumulative Wirkungen durch die zusätzliche Lärmbelastung zum tragen kommen, kann hier nicht beurteilt werden. Ebenso sind die topografische Lage im westlichen Trassenraum sowie die Hauptwindrichtung (allgemein Südwest – Nordost-Richtung) zu beachten.

Zu den erheblichen Beeinträchtigungen zählt auch hier der Flächenverbrauch von landwirtschaftlichen Nutzflächen. Eine bewaldete Brachfläche wäre betroffen und die Querung des Mühlenbaches in einem naturnahen Abschnitt. Die Zerschneidung der Waldfläche bei der Ostvariante ist jedoch von wesentlich größerem Ausmaß. Der Biotopverbund zur siedlungsnahen Waldfläche wäre nicht mehr gegeben. Grundsätzlich ist der Zerschneidungseffekt und die erhebliche Beunruhigung eines bisher nicht gestörten Landschaftsraumes in der Vorzugsvariante nicht ausreichend gewürdigt worden.

Im Ergebnis der Darstellungen werden im Flächennutzungsplan vorsorglich zwei Trassenverläufe als nachrichtliche Übernahme dargestellt, deren Räume sowie dessen Umfeld von anderen Nutzungen freizuhalten sind. Es ergeben sich daraus keine unmittelbaren Wirkungen bezüglich der Trassenführung, bis auf den Ausschluss anderer Nutzungen gegenüber dem gegenwärtigen Bestand.

B. LANDESSTRAßENVERKEHR Nach dem Straßengesetz §3 (1) Pkt.1 des Landes Sachsen-Anhalt sind Landesstraßen „[…] Straßen, die innerhalb des Landesgebietes untereinander oder zusammen mit Bundesfernstraßen ein Verkehrsnetz bilden und überwiegend dem Durchgangsverkehr dienen oder zu dienen bestimmt sind.“

Bezeichnung Lage von West nach Ost bzw. Süd nach Nord L1 v. L11 Apenburg – B71 Winterfeld – Mösenthin – Zierau - L15 – Ladekath - Fleetmark – L10 – Sanne Kerkuhn – L9 – Thielbeer – B190 – Arendsee – in nördliche Richtung zur B493 L12 v. B71 Winterfeld – Wiepke – Klein Engersen – Kalbe (Milde) – Altmersleben – Kahrstedt – Dolchau – Brunau / L15 – Packebusch – L10 – Boock – Kossebau – L9 L15 v. B71 nördl. Mahlsdorf – Benkendorf – Liesten – Depekolk – L1 – Lüge – Störpke – Jeetze – Brunau – L12 – Beese – Meßdorf – L13 – Büste – Bismarck – L21 – Steinfeld - Stendal L21 v. B71 südl. v. Kakerbeck – Wernstedt – Kalbe – L12 – Neuendorf am Damm – L27– Karritz – Bismarck L27 Gardelegen – Hemstedt – Algenstedt – Kremkau – Neuendorf am Damm – L21

TABELLE 31 ÜBERSICHT DER LANDESSTRAßEN IM PLANUNGSRAUM

C. KREISSTRAßENVERKEHR

Nach dem Landesstraßengesetz §3 (1) Pkt.2 des Landes Sachsen-Anhalt sind Kreisstraßen „[…] Straßen, die überwiegend dem Verkehr zwischen benachbarten Kreisen und kreisfreien Städten, dem überörtlichen Verkehr innerhalb eines Kreises oder dem unentbehrlichen Anschluß von Gemeinden oder räumlich getrennten Ortsteilen an überörtliche Verkehrswege dienen oder zu dienen bestimmt sind.“

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BEZEICHNUNG LAGE VON WEST NACH OST BZW. NORD NACH SÜD

K1386 B71 – Sallenthin – Jeggeleben – Zierau – Badel (Anschluss an 1387) – Zethlingen – B 71 / Cheinitz K1387 a Badel – Thüritz – K1088 / Dammkrug K1387 b K1088 / Güssefeld – Vietzen – Kahrstedt (Anschluss an L12) K1088 Siepe – L15 – Dammkrug – Güssefeld – Bühne – K1412 – Kalbe (Anschluss an L12, L21) K1086 B71 – K1087 - Engersen – nörlich Klein Engersen bis zur L12 K1087 K1093 bei Wustrewe – Winkelstedt – Faulenhorst – L21 / Wernstedt – Neuwernstedt – K1088 westlich Engersen K1089 nördlich Plathe – Plathe – Brunau mit Anschluss an L15 und L12 K1080 L12 / Packebusch – Hagenau K1388 L15 westlich von Beese – Mehrin - Vienau K1412 K1088 zwischen Bühne und Kalbe – Vahrholz K1093 B71 / Kakerbeck – K1087- Wustrewe K1091 B71 / Kakerbeck – Neue Mühle – Jemmeritz -Richtung Klötze

TABELLE 32 KREISVERKEHRSSTRAßEN IM GEMEINDEGEBIET Ortsdurchfahrten von Kreisstraßen sind im Gemeindegebiet teilweise vorhanden. Zumeist enden Kreisstraßen am Ortseingangsschild.

D. GEMEINDEVERKEHRSSTRAßEN Nach dem Landesstraßengesetz §3 (1) Pkt. 3 des Landes Sachsen-Anhalt sind Gemeindestraßen „[…] Straßen, die überwiegend dem Verkehr innerhalb einer Gemeinde oder dem nachbarlichen Verkehr zwischen Gemeinden oder dem weiteren Anschluss von Gemeinden oder räumlich getrennten Ortsteilen an überörtliche Verkehrswege dienen oder zu dienen bestimmt sind.“

In Planung befindet sich die Umstufung / Aufstufung des Teilbereichs der Kreisstraße K1080 von Ortseingang Hagenau bis Brücke Biese als Kreisstraße aufgrund der Verkehrsbedeutung mit Antragstellung vom 22.07.2016 an den Altmarkkreis durch die Gemeinde Stadt Kalbe (Milde).

Begründet wird wie folgt: „Nicht nur der Blick auf die Landkarte, sondern die tägliche Belastung der Ortsdurchfahrt in Hagenau lassen erkennen, dass diese Straße den überwiegenden Verkehr zwischen den benachbarten Kreisen Altmarkkreis Salzwedel und Stendal über die Ortsverbindungsstraße nach Biesenthal aufnimmt und damit die Kriterien zur Einstufung als Kreisstraße gem. § 3 (1) Pkt. 2StrGLSA insgesamt erfüllt. […]. Beide Ortschaften enden nicht in einer Sackgasse sondern stellen eine, überwiegend dem Durchgangsverkehr dienende Verbindung dar und bilden damit ein kreisübergreifendes Verkehrsnetz bis hin nach Salzwedel und Kalbe (Milde) bzw. Osterburg und weiter bis Seehausen und Stendal. Beide Kreisstraßen werden bis zum Ortseingang herangeführt und nur die Existenz der Kreisgrenzen zwischen dem Altmarkkreis Salzwedel und dem Landkreis Stendal verhinderte bislang die Klassifizierung zur Kreisstraße. […]. Die Aufnahme des überörtlichen Verkehrs darf nicht Aufgabe der Gemeinde bzw. einer Gemeindestraße sein.“

LÄNDLICHE WEGE / BRÜCKENANLAGEN Mehrere ländliche Wege haben (trotz der Sperrung für den öffentlichen Verkehr) auch wichtige Funktionen für die ortsnahe Verbindung. Auf vielen ländlichen Wegen haben Brücken kein Geländer oder halten aufgrund ihrer Bausubstand dem landwirtschaftlichen Verkehr nicht mehr stand und müssen nach Auskunft der Gemeinde gesperrt werden. Das zieht eine Beeinträchtigung der landwirtschaftlichen Nutzung / Erreichbarkeit landwirtschaftlicher Nutzflächen nach sich und ist in der Regel mit erhöhtem wirtschaftlichen Aufwand (Spritt- und Zeitkosten) der ortsansässigen Landwirtschaftsbetriebe verbunden oder

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mit einem gänzlichen Ausfall der Bewirtschaftung der Fläche. Ein Neubau oder eine Restauration ist seitens der Gemeine nicht finanzierbar. Da es sich zum Teil um Brücken zu Separationsflächen handelt, sind Zuschüsse übergeordneter Stellen ausgeschlossen.

NEUANLAGE / NEUERSCHLIEßUNG VON VERKEHRSFLÄCHEN Zwischen der Stadt Kalbe (Milde) und Wernstedt ist im FNP die neue Straßentrasse berücksichtigt und dargestellt.139

Derzeit gibt es keine weitere Planung zur Neuerschließung von Straßen in der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) Für die sich aus dem FNP ergebenden zusätzlichen Bauflächen sind keine zusätzlichen Verkehrsflächen erforderlich.

Wegen der Kleinräumigkeit und der hohen „Auflösung“ der Detailpläne im Maßstab 1 : 5.000 ist es für die bessere Lesbarkeit des Planes zweckmäßig, alle in der topgrafischen Karte dargestellten Verkehrsflächen im FNP auch als Verkehrsflächen darzustellen.

9.1.2 SCHIENENWEGE140 Die Deutsche Bahn Netz AG ist Betreiber der Infrastrukturtrasse Schiene für den Fern-, Nah- und Güterverkehr. Einzelne Strecken sind verpachtet an ein anderes Infrastrukturunternehmen. Dazu zählen im Nahbereich der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) die Strecken Salzwedel – Arendsee – Gestgottberg und Salzwedel – Klötze. Der Bahnhof Meßdorf soll voraussichtlich im September 2017 geschlossen werden. Meßdorf liegt in der benachbarten Einheitsgemeinde Bismark unweit der Grenze zur Einheitsgemeinde Kalbe (Milde), nur 3,5 km von Beese entfernt.

Aktuell gibt es auf der Strecke Salzwedel – Stendal am Bahnhof „Brunau-Packebusch“ keinen planmäßigen Fernverkehr. Zu den Nahverkehrsprodukten zählen die Regionalbahn (RB), der Regionalexpress (RE) und der Interregioexpress (IRE).

In Kapitel 2.8.1 sind die im Bundesverkehrswegeplan 2030 verzeichneten Schienenverkehrsprojekte mit Auswirkung auf die Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) dargestellt.

Für den Schienenverkehr ist der Knotenpunkt und Umsteigebahnhof Stendal von überregionaler Bedeutung. Hier geht der Schienenverkehr in verschiedene Richtungen. Unter anderen, erreicht man die Landeshauptstadt Magdeburg und die Großmetropolen Hamburg, Hannover und Berlin. Neben den Regionalbahnen und dem Regionalexpress hält auch ein IC Berlin-Amsterdam im Zweistundentakt. Von der Stadt Kalbe-Milde liegt Stendal zirka 45 Autominuten entfernt.

Alle Produkte wurden mit Stand vom Dezember 2016 und Januar 2017 recherchiert.

Verbindungen / Produkte ab Bahnhof Brunau-Packebusch (innerhalb der EG Kalbe (Milde) • Regionalbahn mit Halt an allen Bahnhöfen auf der Strecke • Regionalbahn Richtung Salzwedel in ca. 20 Minuten, unregelmäßig stündlich • Regionalbahn Richtung Stendal in ca. 30 Minuten, unregelmäßig stündlich • Verbindungen /Produkte ab Hohenwulsch (ca. 19 Autominuten von der Stadt Kalbe (Milde) entfernt) • Regionalbahn wie unter Produkte ab Bahnhof Brunau-Packebusch • Regionalexpress Richtung Salzwedel, in ca. 17 Minuten alle zwei Stunden • Regionalexpress Richtung Stendal, in ca. 11 Minuten alle zwei Stunden

139 Straßenbau 2017 140 Informationen: Nahverkehrsservice Sachsen – Anhalt (NASA)

147 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

9.2 TRINKWASSERVERSORGUNG UND ABWASSERENTSORGUNG / NIEDERSCHLAGSWASSER In der Einheitsgemeinde befinden sich keine Trinkwasserschutzgebiete (mehr dazu siehe Kapitel 2.6 Trinkwasserschutzgebiete).

Die Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) teilt sich für die Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung in drei Zuständigkeitsbereiche.

• WASSERVERBAND BISMARK (WVB) für den Bereich OL Neuendorf am Damm und OL Karritz

Vom Wasserverband Bismark heißt es: „Der Wasserverband Bismark nimmt nur die schmutzwasserseitige Entsorgung wahr. Gegenwärtig besteht für alle (100%) kommunal genutzten bzw. bewohnten Grundstücke ein Anschluss an die zentrale öffentliche Schmutzwasserentsorgung zur Kläranlage in Bismark.

„[…] Die Stadt Kalbe (Milde) ist für eine genehmigungsrechtliche Entscheidung für die Beseitigung von Niederschlags-/Oberflächenwasser zuständig. Ggf. führt die Stadt Kalbe (Milde) eigenständig die Ableitung von Niederschlags-/Oberflächenwasser aus. Eine Ableitung von Niederschlags-/Oberflächenwasser über den Schmutzwasserkanal des WVB ist nicht zulässig.“

Planungen zu Änderungen / Erweiterungen und Rückbau seitens des WVB Bismark bestehen nicht.

• WASSERVERBAND GARDELEGEN (WVG) Für den Bereich siehe folgende Grafiken (Quelle WVB Gardelegen, Dez. 2016):

ABBILDUNG 35 ÜBERSICHT DER TRINKWASSERVER- UND ABWASSERENTSORGUNG Die Grafik mit den blauen Linien stellt Trinkwasserleitungen dar. Grüne und braune Linien stellen Schmutzwasserleitungen dar. Die gelben Flächen sind vom WVG „bewirtschafteten Flächen“ der Stadt Kalbe (Milde).

Im Schreiben vom Wasserverband Gardelegen heißt es, dass eine leitungsgebundene Trinkwasserversorgung vom Wasserwerk Wiepke erfolgt. Dort wird Grundwasser zu Trinkwasser aufbereitet.

Das Regenwasser wird von der Kommune in getrennter Kanalisation aufgenommen. Es erfolgt eine „überwiegend zentrale Schmutzwasserkanalisation mit Anschluss der Grundstücke an Freispiegelkanäle. Pumpwerke leiten das eingesammelte Schmutzwasser zu den zentralen Kläranlagen Kakerbeck oder über Wiepke zur Kläranlage Gardelegen.

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Butterhorst und Neu Wernstedt sind dauerhaft dezentral, d.h. dort ist keine zentrale Erschließung vorgesehen. Die Grundstückseigentümer betreiben dort dezentral abflusslose Sammelgruben oder Kleinkläranlagen. Die Leerung der Sammelgruben und die Entsorgung des Fäkalschlammes der Kleinanlagen obliegt uns als Abwasserbeseitigungspflichtigem.“

Gegenwärtig sind keine konzeptionellen Änderungen vorgesehen.

• VERBAND KOMMUNALER WASSERVERSORGUNG UND ABWASSERBEHANDLUNG SALZWEDEL (VKWA)

Ort Schmutzwasser zentral Schmutzwasser dezentral Altmersleben X Badel X Beese X Brüchau X Brunau X Bühne X Butterhorst X Cheinitz X Dolchau X Engersen X Faulenhorst X Güssefeld X Hagenau X Jeetze X Jeggeleben X Jemmeritz X Kahrstedt X Kakerbeck X Kalbe (Milde) X Karritz X Klein Engersen X Mehrin X Mösenthin X Neuendorf a D. X Neu Wernstedt X Packebusch X Plathe X Sallenthin X Siepe X Thüritz X Vahrholz X Vienau X Vietzen X Wernstedt X Winkelstedt X Wustrewe X Zethlingen X Zierau X

TABELLE 33 ÜBERSICHT - ART DER SCHMUTZWASSERENTSORGUNG

149 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

9.3 FLÄCHEN FÜR VERSORGUNGSANLAGEN, FÜR DIE ABFALLENTSORGUNG UND ABWASSERBESEITIGUNG SOWIE FÜR ABLAGERUNGEN

9.3.1 ENERGIE - HAUPTVERSORGUNGSLEITUNGEN, UMSPANNWERKE Den Planungsraum queren zwei Hochspannungsleitungen (110 kV) in Nord-Süd Richtung, auf einer Länge von ca. 15,5 km entlang einer gemeinsamen Trasse. Eine Queranbindung an das Umspannwerk Güssefeld besteht. Im FNP ist die in Planung befindliche Leitungstrasse (110 kV) Güssefeld – Richtung Messorf bereits dargestellt. Ein voraussichtlich neuer Standort des Umspannwerkes ist im FNP noch nicht berücksichtigt (nicht dargestellt), da keine ausreichende Planungssicherheit für den Standort besteht. Im Trassenraum der Hochspannungsleitungen sind mehrere Travostationen und Umspannwerke nachrichtlich dargestellt.

9.3.2 ABFALLENTSORGUNG Standorte der Abfallentsorgung sind als nachrichtliche Übernahme erfasst: • Betriebsdeponie Brüchau

Zwei weitere Deponien sind geschlossen bzw. in Schließung: • Baustoffdeponie Faulenhorst nördlich der Kiesabbaufläche, aktuell als Grünfläche dargestellt, Teilflächen mit der Umgrenzung von Flächen, deren Böden erheblich mit umweltgefährdeten Stoffen belastet sind. • Deponie südlich Kakerbeck (Breiter Berg)

Planungen der Abfallbewirtschaftung liegen aktuell nicht vor.

9.3.3 ABWASSER Im FNP sind die Flächen für die Abwasserentsorgung nachrichtlich dargestellt. Das betrifft dezentrale Abwasserbehandlungsanlagen sowie Übergabepunkte (Pumpstationen).

Standort zentraler Abwasserbehandlunganlagen • Kalbe (Milde), östlich der Ortslage • Kakerbeck, nördlich der Ortslage

Standorte dezentraler Abwasserbehandlungsanlagen (Klärteiche): • südlich Jeggeleben • südlich „Feine Sache“ • Beese • Kalbe (Milde) „An der Untermilde“

Übergabepunkt • Güssefeld an der ehemaligen Kläranlage

Ehemaligen Kläranlagen nachfolgend aufgeführter Orte werden als Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und Entwicklung von Natur und Landschaft dargestellt: • Brunau • Güssefeld • Wernstedt

Die ehemalige Kläranlage (südlich der Feldstraße) Kalbe (Milde) wird als Grünfläche mit besonderem Wert für den Naturhaushalt und das Artenspektrum dem Umfeld entsprechend zugeordnet.

150 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

9.3.4 NIEDERSCHLAGSWASSER Nach § 54 Abs. 1 Nr. 2 WHG ist Niederschlagswasser Abwasser, wenn es aus dem Bereich von bebauten oder befestigten Flächen gesammelt abfließt.

Neben Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen von Eingriffen in das Schutzgut Wasser mittels Sicherung von Grünflächen innerhalb der Bauflächen einschließlich zwischen den Bauflächendarstellungen (Retentionsraum zur Versickerung von Niederschlagswasser), erfolgt die Ableitung des Regen- bzw. Straßenwassers in ein oder mehrere Gewässer II. Ordnung, deren Ableitungen mit hohem Aufwand gereinigt und gewartet werden müssen. Darüber hinaus wird in nachfolgender Planungsebene die Betrachtung einer möglichen Nutzung der Altkanäle (ehemalige Mischkanalisation) zur Ableitung (Tiefbaubereich) angeregt.

Als Hinweise von der Unteren Wasserbehörde des Altmarkkreises werden folgende Abschnitte aus der Stellungnahme der frühzeitigen Behördenbeteiligung übernommen:

NIEDERSCHLAGSWASSER Zur Beseitigung des innerhalb des Geltungsbereiches auf den Privatgrundstücken anfallenden Niederschlagswassers ist gemäß § 79b Abs. 1 WG LSA anstelle der Gemeinde der Grundstückseigentümer verpflichtet, soweit nicht die Gemeinde den Anschluss an eine öffentliche Abwasseranlage und deren Benutzung vorschreibt oder ein gesammeltes Fortleiten erforderlich ist, um eine Beeinträchtigung des Wohls der Allgemeinheit zu verhüten. Den Trägern der öffentlichen Verkehrsanlagen obliegt nach § 79 b Abs. 2 WG LSA die Entwässerung ihrer Anlagen.

Gemäß § 55 Abs. 2 WHG soll Niederschlagswasser ortsnah versickert, verrieselt oder direkt oder über eine Kanalisation ohne Vermischung mit Schmutzwasser in ein Gewässer eingeleitet werden, soweit dem weder wasserrechtliche noch sonstige öffentlich-rechtliche Vorschriften noch wasserwirtschaftliche Belange entgegenstehen.

Einer ökologischen Regenwasserbewirtschaftung mit dem Ziel der Minimierung von Regenwasserabflüssen und der naturnahen Wiedereingliederung der unvermeidbaren Niederschlagsabflüsse in den natürlichen Wasserkreislauf sowie der Förderung der lokalen Grundwasserneubildung ist dabei Rechnung zu tragen. Bei der Erschließung von neuen Bauflächen ist darauf zu achten, dass die lokale Wasserbilanz nach der Erschließung möglichst nahe derjenigen der unbebauten Flächen kommt.

Unter dem Aspekt des Schadstoffrückhalts ist die Versickerung von Niederschlagswasser der getrennten Ableitung von Regenwasser in ein oberirdisches Gewässer vorzuziehen, sofern diese schadlos möglich ist. Um die wasserrechtlich gebotene Vorsorge zu gewährleisten sollte die Versickerung möglichst über die belebte Bodenzone erfolgen. Die Mächtigkeit des Sickerraumes muss - bezogen auf den mittleren höchsten Grundwasserstand – mindestens 1 m betragen. Bei unterirdischen Versickerungsanlagen ist ein Sickerraum von mindestens 1,5 m erforderlich.

Die Ausweisung neuer Bauflächen bzw. die Verdichtung der vorhandenen Bebauung darf bei Einleitung des Niederschlagswassers in ein oberirdisches Gewässer nicht zu einer wesentlichen Abflussverschärfung führen. Maßnahmen zur Reduzierung bzw. zur Verlangsamung des Oberflächenwasserabflusses sind für diese Bereiche zur Vermeidung von lokalen hydraulischen Überlastungen der lokalen Vorfluter vorzusehen.

Bei Neuerschließungen ist die Bodenversiegelung auf das unbedingt notwendige Maß zu beschränken. Flächenbefestigungen sind, soweit die Nutzung der Fläche dem nicht entgegensteht, wasserdurchlässig und begrünt zu gestalten.

Grundsätzlich stellen sowohl die Versickerung von Niederschlagswasser als auch die Einleitung in ein Oberflächengewässer eine erlaubnispflichtige Benutzung gemäß § 8 Abs. 1 i. V. m. mit § 9 Abs. 1 Ziff. 4 WHG dar. Hierfür ist eine wasserrechtliche Erlaubnis bei der unteren Wasserbehörde zu beantragen.

Nach § 69 Abs. 1 WG LSA ist das Einleiten von Niederschlagswasser in das Grundwasser wasserrechtlich erlaubnisfrei, wenn das Niederschlagswasser auf Dach-, Hof- oder Wegeflächen

151 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

von Wohngrundstücken anfällt und auf dem Grundstück versickert werden soll; für die Einleitung des auf den Hofflächen anfallenden Niederschlagswassers gilt dies jedoch nur, soweit die Versickerung über die belebte Bodenzone erfolgt.

Die Einleitung in ein oberirdisches Gewässer kann dem Gemeingebrauch gem. § 25 WHG i.V.m. § 29 Abs. 1 WG LSA unterliegen. Dies wäre nachzuweisen und an Stelle des Antrages auf wasserrechtliche Erlaubnis ein Antrag hinsichtlich der Errichtung einer Anlage (Einleitungsbauwerk) am Gewässer gem. § 36 WHG i.V.m. § 49 WG LSA einzureichen.

„Neben Vermeidungs und Minimierungsmaßnahmen von Eingriffen in das Schutzgut Wasser mittels Sicherung von Grünflächen innerhalb der Bauflächen einschließlich zwischen den Bauflächendarstellungen (Retentionsraum zur Versickerung von Niederschlagswasser), erfolgt die Ableitung des Regen- bzw. Straßenwassers in ein oder mehrere Gewässer II. Ordnung, deren Ableitungen mit hohem Aufwand gereinigt und gewartet werden müssen. Darüber hinaus wird in nachfolgender Planungsebene die Betrachtung einer möglichen Nutzung der Altkanäle (ehemalige Mischkanalisation) zur Ableitung (Tiefbaubereich) angeregt.“141

9.3.5 ABLAGERUNG Flächen für Ablagerungen werden nur westlich von Jeetze dargestellt, da die Fläche weder dem umgrenzenden Wald, noch dem nördlich angrenzenden Parkplatz zugeordnet werden kann.

9.3.6 GAS, HAUPTVERSORGUNGSLEITUNG UNTERIRDISCH Im Planungsraum sind eine Reihe von Bohrpunkten für Erdgasförderung mit einer deutlichen Konzentration im zentralen südlichen Raum der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) verteilt.

Diese Bohrpunkte sind ind Nutzung, teilweise im Rückbau und teilweise bereits zurück gebaut.

Im FNP ist die Ferngasleitung 110, DN 600142, die den Raum südlich von Jeetze, nördlich von Dolchau und Mehrin in West-Ost-Richtung betrachtet quert, dargestellt.

Nachrichtliche Übernahme aus der Stellungnahme der GDMcom mbH vom 20.01.2017:

„Aus den Planunterlagen ist zu entnehmen, dass die Ferngasleitung 110 die Sondergebietsfläche für Windenergieanlagen (südöstlich der Gemarkung Jeetze) kreuzt. Hier ist es notwendig, bereits vor der Bestätigung des Vorentwurfes des Flächennutzungsplans auf mögliche Konsequenzen bezüglich der Einschränkung für die Bauleitplanung hinzuweisen oder möglicherweise eine Standortänderung in Erwägung zu ziehen.

Bei der Bestimmung der Mindestabstände zwischen WEA und gasführenden Anlagen ist, gemäß DVGW-Rundschreiben G 07/15 vom 01.12.2015, der Schlussbericht/das Gutachten „Windenergieanlagen in der Nähe von Schutzobjekten – Bestimmung von Mindestabständen“ der Dr.-Ing. Veenker Ingenieurgesellschaft mgH, Hannover, vom 11. 12.20145, Rev. 07, anzuwenden.

Der dort geltende Mindestabstand ist, in Abhängigkeit von den Fundamentabmessungen, gegebenfalls noch so zu vergrößern, dass sich ein Mindestabstand von 10 m zwischen Fundamentaußenkante der WEA und Rohrleitungsachse ergibt.

Alle im Zusammenhang mit der Errichtung bzw. dem Betrieb der Windkraftanlage/n stehenden Maßnahmen und Arbeiten (z.B. die Standorte der Windkraftanlagen, die Errichtung von Zuwegungen, E-Kabelzuführungen, Kranstellflächen und Umspannwerken, Lager- und Montageflächen, Kabelverlegungen, landschaftspflegerische Begleitmaßnahmen) sind ei der GDMcom schon in der Entwurfsphase zur Stellungnahme einzureichen.

Sofern Änderungen des Flächennutzungsplans vorgenommen werden, ist die GDMcom zur erneuten Stellungnahme aufzufordern. ...“

141 Stellungnahme vom UHV Milde vom 25.06.2018 142 Stellungnahme der GDMcom mbH vom 20.01.2017

152 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

9.3.7 INTERNETVERSORGUNG / TELEKOMMUNIKATION INTERNETVERSORGUNG Bezüglich der Internetversorgung geht es ausschließlich um die Verfügbarkeit der Breitband- Infrastruktur als Vorraussetzung für die Internetnutzung; einschließlich der neuen Dienste und Möglichkeiten. Anbieterabhängigkeiten- und verfügbarkeiten bleiben unberücksichtigt. Diese sind im Detail beim Anbieter selbst zu erfragen. Folgende Ausführungen entstanden dazu in Zusammenarbeit mit dem Zweckverband Breitband Altmark.

ORTSTEIL MIT DEN ORTSCHAFTEN UND WOHNPLÄTZEN

Stadt Kalbe Stadt Kalbe (Milde) ist zum Teil (Milde) förderfähig Bühne, Vahrholz Altmersleben Altmersleben, Butterhorst Badel Badel ist zum Teil förderfähig, Thüritz Brunau Brunau, Plathe Engersen Engersen, Klein Engersen Güssefeld Güsselfeld Dammkrug Jeetze Jeetze, Siepe Jeggeleben Jeggeleben, Sallenthin, Zierau Mösenthin, Feine Sache Kahrstedt Kahrstedt, Vietzen Kakerbeck Kakerbeck, Brüchau, Jemmeritz Ziegelei Brüchau, Neue Mühle, Alt Jemmeritz Neuendorf am Neuendorf am Damm, Karritz Damm Packebusch Packebusch, Hagenau Vienau Vienau, Beese, Dolchau, Mehrin Wernstedt Wernstedt Neu Wernstedt Winkelstedt Winkelstedt, Faulenhorst, Wustrewe Zethlingen Zethlingen, Cheinitz

TABELLE 34 VERSORGUNGSABDECKUNG MIT INTERNET (BREITBAND-INFRASTRUKTUR)

LEGENDE: rot wurde von der Privatwirtschaft als versorgt gemeldet (mindestens ≥ 30 Mbit/s) und ist somit nicht förderfähig orange zum Teil förderfähig grün förderfähig

Zur Erläuterung: Was bedeutet versorgt? Alle Bereiche, die Ende 2016 mit weniger als 30 Mbit/s versorgt wurden bzw. für die kein privatwirtschaftlicher Ausbau mit 30 Mbit/s (Download) geplant ist, sind grundsätzlich förderfähig. Grundlage für die Förderfähigkeit sind Bundes- und Landesförderrichtlinien. Der Zweckverband Breitband Altmark (ZBA) hat für den Ausbau dieser Bereiche auf Grundlage der o. g. Förderrichtlinien Fördermittel beantragt. In diesen Bereichen wird der ZBA den Ausbau mit Glasfasleitungen bis ins Haus (FTTB/H) vornehmen.

TELEKOMMUNIKATION In der Anlage werden die Übersichtspläne der der Deutschen Telekom AG nachrichtlich dargestellt. Der FNP enthält zwei Darstellungen der Telekommunikation (Richtfunkturm nördlich von Thüritz sowie Funkturm auf dem Dolcher Berg).

Bei der Aufstellung von Bebauungsplänen ist in allen Straßen geeignete und ausreichende Trassen für die Unterbringung der Telekommunikationslinien vorgesehen werden.

153 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Das Gesetz zur Erleichterung des Ausbaus digitaler Hochgeschwindigkeitsnetze (DigiNetz- Gesetz) ist seit dem 10. November 2016 rechtskräftig. Daher gelten für die Eigentümer und Betreiber öffentlicher Versorgungs- und Telekommunikationsnetze und die Kommunen neue Pflichten, aber auch neue Rechte.

Dementsprechend ist bei jeder geplanten Baustelle im Bereich Straßen-, Schienennetz- und Gebäudeausbau sowie privaten und gewerblichen Neubaugebieten der weitere Bedarf für den Breitbandausbau durch Mitverlegung von Glasfaserkabeln zu prüfen.

Es ist zu beachten, dass für öffentlich finanzierte Bauarbeiten nunmehr eine Koordinierungsverpflichtung bzw. eine Verpflichtung zur Mitverlegung von Leerrohren mit Glasfaserkabeln besteht.

In diesem Zusammenhang tritt die Bundesnetzagentur als zentrale Informationsstelle für den notwendigen Austausch (Infrastruktur-/Baustellenatlas für den Breitbandausbau) gem. § 77h Telekommunikationsgesetz (TKG) auf (Tel. 0800/8111777 oder E-Mail [email protected]).

ABGRABUNGEN, AUFSCHÜTTUNGEN, BERECHTSAMSFLÄCHEN – SIEHE SEITE 122

154 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

9.4 ALTERNATIVE / ERNEUERBARE ENERGIEN Für den Planstandort relevante erneuerbare Energien sind im Sinne des EEG 2017 (Gesetz für den Ausbau erneuerbarer Energien) § 3 Pkt. 21:

• Wasserkraft (mit Einschränkungen) • Windenergie • Solare Strahlungsenergie • Geothermie • Energie aus Biomasse einschließlich Biogas, Biomethan, Deponiegas und Klärgas sowie aus dem biologisch abbaubaren Anteil von Abfällen aus Haushalten und Industrie

EEG §1 (1) „Zweck dieses Gesetzes ist es, insbesondere im Interesse des Klima- und Umweltschutzes eine nachhaltige Entwicklung der Energieversorgung zu ermöglichen, die volkswirtschaftlichen Kosten der Energieversorgung auch durch die Einbeziehung langfristiger externer Effekte zu verringern, fossile Energieressourcen zu schonen und die Weiterentwicklung von Technologien zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien zu fördern.“ (2) „Ziel dieses Gesetzes ist es, den Anteil des aus erneuerbaren Energien erzeugten Stroms am Bruttostromverbrauch zu steigern auf

1. 40 bis 45 Prozent bis zum Jahr 2025, 2. 55 bis 60 Prozent bis zum Jahr 2035 und 3. mindestens 80 Prozent bis zum Jahr 2050.

Dieser Ausbau soll stetig, kosteneffizient und netzverträglich erfolgen.“ (3) Das Ziel nach Absatz 2 Satz 1 dient auch dazu, den Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Bruttoendenergieverbrauch bis zum Jahr 2020 auf mindestens 18 Prozent zu erhöhen.

POTENZIALANALYSE WASSERKRAFT IM RAUM DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) Eine wirtschaftliche Nutzung der Wasserkraft ist im Planungsraum nicht gegeben. Die Gefällesituation, die Abflussmengen sowie die Belange des Hochwasserschutzes stehen dem grundsätzlich entgegen.

Als Schauwasserkraftwerk ist im Bereich der Mühle in Kalbe eine Wiederbelebung anzuregen. Eine wirtschaftliche Nutzung ist aus aktueller Sicht nicht zu erwarten.

Beachte immissionsschutzrechtliche Darstellungen der Höhenbegrenzung von Windkraftanlagen in Kapitel 13.4

155 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

POTENZIALANALYSE BIOGASANLAGEN IM RAUM DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) Im Flächennutzungsplan der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) ist zu prüfen, ob und wo neben dem Bestand, weitere Biogasanlagen voraussichtlich zulässig sein können.

Dazu wurde eine grafische Darstellung des Bestandes an Biogasanlagen sowie die potentiell zusätzlich zulässigen Standorte aufbereitet (siehe Abbildung 36).

ABBILDUNG 36 ÜBERSICHT DER BESTEHENDEN UND POTENZIELL ZUSÄTZLICH MÖGLICHEN BIOGASANLAGEN Der Darstellung in Abbildung 36 ist die räumliche Verteilung der bestehenden Biogasanlagen zu entnehmen. Für die bessere Kennzeichnung und Raumwirkung wurde den bestehenden Biogasanlagen in einem Radius von 2.500 m um jede Anlage eine „Überdeckung“ des Raumes zugeordnet, die einem angenommenen mittleren Flächenbedarf von etwa 2.500 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche entspricht. Die im räumlich funktionellen Raum, außerhalb der Einheitsgemeinde, gelegenen Biogasanlagen wurden ebenfalls zur Beachtung dargestellt. Bei einem jährlichen Flächenbedarf, einer der Biogasanlage Brunau zum Beispiel vergleichbaren Energieleistung, werden ca. 500 ha für die Energiepflanzenproduktion benötigt. Unter Berücksichtigung einer ausgewogenen Fruchtfolge leitet sich ein Flächenbedarf von 2.500 ha Fläche ab.

Es wird deutlich, dass der zentral gelegene nördliche Raum der Einheitsgemeinde mit seinen umfangreichen landwirtschaftlichen Nutzflächen drei Biogasanlagen „aufnimmt“.

Neben dem Bestand der zehn Biogasanlagen sind weitere sieben Standorte, unter Berücksichtigung der oben genannten Standortfaktoren, in der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) als Potenzial zusätzlich vorhanden, die in der Abbildung entsprechend dargestellt sind. Eine Einzelprüfung über die Zulässigkeit ist nicht Bestandteil der Flächennutzungsplanung.

156 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

POTENZIALANALYSE SOLARE STRAHLUNGSENERGIE IM RAUM DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) Die folgenden Darstellungen beziehen sich auf Photovoltaik-Freiflächenanlagen gemäß EEG 2017143. Im Planungsraum sind drei potenzielle Flächen aufgrund ihres allgemeinen Charakters und der Vornutzung geeignet. Zwei Flächen werden explizit als Sonderbauflächen (Solar) für Photovoltaik-Freiflächenanlagen dargestellt (Alt Jemmeritz, Winkelstedt). Die brachliegende Gewerbefläche der ehemaligen Ziegelei Brüchau ist ebenfalls aufgrund der umfangreichen bestehenden Versiegelung grundsätzlich für Photovoltaik-Freiflächenanlagen geeignet.

Eine weitergehende Bewertung erfolgt im Rahmen des Umweltberichtes für die entsprechenden Belange.

Da keine Autobahn im Plangebiet verläuft, ist in diesem Bezug nicht zu prüfen.

Die Potenzialanalyse im Rahmen der Flächennutzungsplanung ergab, dass keine geeigneten Flächen für Photovoltaik-Freiflächenanlagen im Bereich längs von Schienenwegen bestehen, bzw. grundsätzlich wesentliche Belange der Nutzung (landwirtschaftliche Nutzflächen) oder von Naturhaushalt und Landschaftsbild dem entgegenstehen.

9.5 RICHTFUNKSTRECKEN Nach Auskunft der Bundesnetzagentur sind im Plangebiet folgende Betreiber von Richtfunkstrecken betroffen:

Planrechteck im ermittelten Koordinaten-Bereich (WGS 84) NW: 11E1332 52N4700 SO: 11E3323 52N3551

Arche Netvision GmbH Bismarckstraße 141 26384 Wilhelmshaven Deutsche Telekom Technik GmbH, Ziegelleite 2-4 95448 Bayreuth Zentralbetrieb Technik E-Plus Service GmbH E-Plus-Straße 1 40472 Düsseldorf Ericsson Services GmbH Prinzenallee 21 40549 Düsseldorf MEDIA BROADCAST GmbH Erna-Scheffler-Straße 1 51103 Köln Technisches Polizeiamt Sachsen- August-Bebel-Damm 19 39126 Magdeburg Anhalt Telefónica GmbH & Co. OHG Georg-Brauchle-Ring 50 80992 München Vodafone GmbH Ferdinand-Braun-Platz 1 40549 Düsseldorf

In nachfolgenden Verfahren mit konkreten Bauplanungen und Höhen über 20 m (z.B. Windkraftanlagen, Hochspannungsfreileitungen, Masten, hohen Gebäuden, Industrie- und Gewerbeanlagen etc.) sowie für Photovoltaikanlagen mit einer Fläche ab ca. 200 qm, sollte eine Beteiligung der Bundesnetzagentur unter der Mailadresse [email protected] stattfinden.

143 Gesetz für den Ausbau erneuerbarer Energien (Erneuerbare-Energien-Gesetz - EEG 2017) § 37 Gebote für Solaranlagen

157 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

10. WIRTSCHAFTSSTRUKTUR UND ARBEITSMARKT

10.1 ÜBERBLICK Die Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) ist durch landwirtschaftliche Betriebe, mittelständische Unternehmen, Dienstleistungsbetriebe und Einrichtungen der medizinischen Für- und Nachsorge wirtschaftlich geprägt.144

Im Gemeindegebiet sind Rindermast, Schweinemast und Hähnchenmast im Bereich der Tierproduktion zu finden. Außerdem sind zehn Biogasanlagen in Nutzung.

10.2 ARBEITSMARKT UND BESCHÄFTIGUNG Folgender Abschnitt bezieht sich auf Angaben der Statistischen Ämter der Länder, Bundesagentur für Arbeit, ZEFIR, und eigene Berechnungen der Internetseite: www.wegweiser- kommune/statistik/kalbe-milde+beschaeftigung+2012-2014+tabelle, am 01.11. 2016. Erklärungen zu den einzelnen Indikatoren, die über folgende Betrachtung hinausgehen, können im Internet nachgelesen werden.

ERLÄUTERUNGEN ZUR NACHFOLGENDEN TABELLE SEKTOR 1 Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei

SEKTOR 2 Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Bergbau, verarbeitendem Gewerbe, Energie und Bau

SEKTOR 3 Handel, Gastgewerbe, Verkehr, Vertrieb, Dienstleistungen, öffentliche Verwaltung, Soziales usw.

BESCHÄFTIGUNGSQUOTE Prozentsatz der Bevölkerung, im erwerbsfähigen Alter von 18-64J sind im Wohnort als sozialversicherungspflichtig beschäftigt gemeldet.

AUFSTOCKER GESAMT Prozent der erwerbsfähigen Leistungsbezieher sind zusätzlich zum ALG II Bezug erwerbstätig.

144 Bürgerinformationsbroschüre Stadt Kalbe (Milde), 2. Auflage 2015

158 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

TABELLE 35 BESCHÄFTIGTE NACH SEKTOREN, GESCHLECHT UND GERINGVERDIENER 2012-2014 Der Beschäftigungsanteil im dritten Sektor ist seit 2012 am stärksten vertreten, gefolgt vom 2. Sektor. In Sektor 1 (Land-, Forstwirtschaft und Fischerei) nimmt die Landwirtschaft zwar eine große Fläche ein und ist optisch nahezu immer präsent, jedoch gibt es im Vergleich nur eine geringe Beschäftigungsquote.

Zirka 60 % der erwerbsfähigen Bevölkerung hat ein Beschäftigungsverhältnis. Der Anteil der geringfügig Beschäftigten ist von 2012 bis 2014 um 5,8 % gestiegen. Dabei gibt es 16,3 % mehr geringfügig beschäftigte Frauen als Männer. Etwa 30 % aller Leistungsbezieher von ALG II sind zusätzlich erwerbstätig.

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.06. des Jahres mit Wohnort / Arbeitsort in der vg. Gemeinde davon / darunter: Spalte 1 Ein- Aus- Wohnort 55 Zahl Wohnort u. 20 20 - u Arbeitsort gleich Männer Frauen Deutsche Ausländer J. u pendler 1) der J. 25 J. Arbeitsort älter Betriebe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 2015 3.028 1.700 1.328 3.007 21 55 163 683 1.624 935 645 2.093 194 2014 3.035 1.712 1.323 3.017 17 55 207 658 1.600 926 634 2.109 187 2013 3.082 1.750 1.332 3.073 9 64 221 609 1.591 921 627 2.161 187

TABELLE 36 PENDLER, BESCHÄFTIGTE UND ZAHL DER BETRIEBE VON 2013-2015145 Vergleichbare Daten für einen längeren Zeitraum lagen dem FNP nicht vor. Drei Jahre zu betrachten, um Aussagen zur Entwicklung zu treffen, sind jedoch unzureichend und ungenau. Im Folgenden wird auf besondere Auffälligkeiten eingegangen. Bemerkenswert ist die Zahl der Pendler. Von allen Beschäftigten, die in der Gemeinde wohnen, haben nur ca. 30 % auch ihren Arbeitsplatz dort.

145 Statistik Service Ost; http://statistik.arbeitsagentur.de, heruntergeladen am 08.11.2016

159 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Das heißt, dass 70 % der Erwerbstätigen aus der Gemeinde pendeln, um ihrer Beschäftigung nachzugehen. Hingegen fahren ca. 20 % von außerhalb in die Gemeinde Kalbe (Milde) um dort zu arbeiten. Die Zahl der 20-u. 25-Jährigen ist von 2013 bis 2015 deutlich, um ca. 26 %, gesunken. Parallel dazu ist der Anteil der 55-Jährigen und älteren Beschäftigten um 12 % gestiegen.

ERLÄUTERUNGEN ZUR NACHFOLGENDEN TABELLE

ALG II QUOTE (%) (ARBEITSLOSENGELD-QUOTE) X % der erwerbsfähigen Bevölkerung von 15 bis unter 65 Jahren beziehen ALG II-Leistungen.

ARMUT146 Die nationale Armutsgrenze wird durch einen Prozentsatz des Medianeinkommens errechnet. Das Medianeinkommen ist das mittlere Einkommen aller Erwerbstätigen. Im Unterschied zum Durchschnittseinkommen ist es das Einkommen derjenigen Person, die, wenn sich alle Personen Deutschlands mit ihren Einkommen in einer Reihe aufstellen würden, genau in der Mitte stünde. Es sind also alle die Personen arm, die weniger als 50 % des Medianeinkommens zur Verfügung haben. Das Medianeinkommen liegt derzeit bei 1.500 €. Hingegen liegt das Durchschnittseinkommen doppelt so hoch.

KINDERARMUT (%) X % der Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren erhalten Leistungen nach SGB II (Sozialgeld). Bezieher von Kinderzuschlag sind nicht erfasst.

JUGENDARMUT (%) X % der Jugendlichen von 15 bis 17 Jahren erhalten Leistungen nach SGB II.

ARBEITSLOSENANTEIL (%) AN SVB (SOZIALVERSICHERUNGSPFLICHTIG BESCHÄFTIGTE) X % der Erwerbspersonen unter 25 Jahren sind arbeitslos. Arbeitslosenzahl: Jahresdurchschnitt. Erwerbspersonen in diesem Zusammenhang: (SvB) am Wohnort + Arbeitslose

EINPENDLER AN DEN SVB GESAMT (%) X % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (SvB) in der Kommune pendeln ein. Einpendler arbeiten in der betrachteten Kommune, aber wohnen außerhalb dieser Kommune.

AUSPENDLER AN DEN SVB GESAMT (%) X % der erwerbsfähigen Bevölkerung in der Kommune pendeln aus. Auspendler wohnen in der betrachteten Kommune, aber arbeiten außerhalb dieser Kommune.

Jahr 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Arbeitslose absolut 779 706 537 455 480 450 435 428

ALG II Quote (%) 15,5 14,7 12,2 11,8 11,8 11,8 12,4 k.A. Kinderarmut (%) 31,4 28,9 22,4 24,0 24,1 23,6 22,5 k.A. Jugendarmut (%) 10,1 k.A. 17,0 14,6 19,7 21,2 25,7 k.A. Arbeitslosenanteil (%) an SvB 20,3 19.0 14,9 13,1 13,3 12,8 12,6 k.A. Einpendler an den SvB gesamt (%) k.A. k.A. k.A. 43,2 41,3 42,4 39,9 k.A. Auspendler an den SvB gesamt (%) 69,9 70,2 70,3 69,8 Einpendler Frauen an den SvB gesamt (%) 43,0 41,4 41,2 k.A. k.A. Einpendler Männer an den SvB gesamt (%) 43,3 41,2 43,5 k.A. k.A. Auspendler Frauen an den SvB gesamt (%) 65,9 67,4 66,3 66,1 k.A. Auspendler Männer an den SvB gesamt (%) 72,4 72,3 73,4 72,6 k.A.

TABELLE 37 ARBEITSLOSE, KINDER- UND JUGENDARMUT, PENDLER147

146 http://armut.de/armut-in-deutschland_berechnung-der-armut.php, heruntergeladen am 11.11.2016 147 Arbeitslose absolut vom Statistik Service Ost, http://statistik.arbeitsagentur.de, heruntergeladen am 08.11.2016, alle weiteren Indikatoren: Statistischen Ämter der Länder, Bundesagentur für Arbeit, ZEFIR, und eigene Berechnungen der Internetseite: www.wegweiser-kommune.de/statistik, Stand: 09.11.2016

160 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Die absoluten Arbeitslosenzahlen zeigen einen deutlichen Rücklauf seit 2008 an. Allerdings sind diese Werte ohne Verhältnis (Vergleich zu Indikatoren aus der Bevölkerungszahl der Gemeinde) nicht aussagekräftig. Die ALG II Quote ist seit 2008 um 3,1 % zurückgegangen. Die Kinderarmut ist um ca. 9 % gesunken, wohingegen die Jugendarmut um knappe 15,6 % deutlich angestiegen ist. Der Arbeitslosenanteil aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist um 7,7 % rückläufig. Trotz gleicher Art der Berechnung unterscheidet sich diese Statistik bei den Einpendlern, von der des Statistik-Service-Ost. Hier pendeln ca. 40% der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zur Arbeit in die Kommune. Bei den Auspendlern sind die Zahlen ähnlich, bei 70 %. Dabei ist der Anteil der Männer leicht höher.

10.3 GEWERBLICHE NUTZUNGEN Im Rahmen der Planung erfolgte die Auswertung des Gewerberegisters148 der Stadt Kalbe (Milde), einschließlich der zur Verfügung gestellten Ergebnisse des ALLF149.

Neben den allgemeinen Aussagen über die Geschäftigkeit in der Gemeinde haben die Daten Auswirkungen auf die Darstellungen des FNP der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde).

Das Gewerberegister enthielt 2.361 Einträge für die Gemeinde. Für eine bessere Übersichtlichkeit wurden die Daten in mehreren Schritten ausgewertet und in einer Übersicht zusammengefasst (siehe Anlage 2).

Bei den Abstimmungen mit den Ortschaftsräten gab es meist Erstaunen bei der Zahl der Schankwirtschaften. Wenn man durch die Orte kommt, fällt auf, dass die Bewirtung durch Gaststätten oder Pensionen, wie sie es vormals in fast jedem Ort gegeben hat, inzwischen extrem ausgedünnt ist. Daran wird beispielsweise sichtbar, dass die Auswertung des Gewerberegisters mit Vorsicht anzuwenden ist. Ausnahme bilden die Landwirtschaftsbetriebe, für die eine relativ hohe statistische Sicherheit in der Erfassung besteht.

Die gewerblichen und sonstigen Nutzungen werden in der Übersicht (Anlage 2) in drei Kategorien dargestellt: • in Wohnbauflächen zulässige / ausnahmsweise zulässige gewerbliche Nutzungen und freie Berufe • in gemischten Bauflächen zulässige gewerbliche Nutzungen • emittierende Anlagen und Betriebe Die Differenzierung trägt neben dem allgemeinen Überblick wesentlich dazu bei, die Art der Bauflächendarstellungen in den Ortslagen zu begründen, weswegen zusätzlich die Kategorie emittierende Anlagen in die Übersicht aufgenommen wurde.

Von den insgesamt gemeldeten 2.361 Gewerberegistrierungen wurden 765 als relevant erfasst. Beispielsweise wurden Schankwirtschaften für Vereine oder Ähnliches nicht berücksichtigt, ebenso die Mehrfachregistrierungen derselben Person.

Im Ergebnis wurden erfasst: • 467 nichtstörende gewerbliche Nutzungen, • 242 gewerbliche Nutzungen, • 45 Landwirtschaftsbetriebe sowie • 11 gewerbliche Landwirtschaftsbetriebe Auf die Einwohner der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) bezogen, sind rund 10 % der Bevölkerung in bzw. mit gewerblichen Nutzungen tätig bzw. unmittelbar verbunden.

148 Stand 06/2017 149 Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Altmark

161 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

10.4 FAZIT FÜR DIE DARSTELLUNGEN DES FNP DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) Die Grundsätze und Ziele der Raumordnung beinhalten wesentliche Aussagen für die wirtschaftliche Stärkung des Standortes.

Da deutlich mehr als die Hälfte der Beschäftigten nicht in der Kommune tätig sind, spielen Verkehrswege zur Erreichung der Arbeitsorte nächstgrößerer Städte (wie z.B. Stendal, Gardelegen, Salzwedel, Osterburg, Wolfsburg) eine bedeutende Rolle, die es zumindest in einem guten Zustand zu erhalten gilt.

Mit der Ausweisung angemessener zusätzlicher Bauflächen und Sicherung vorhandener Bauflächen z.B. zu Umnutzungszwecken, sowie einer breitgefächerten Nutzungsmöglichkeit mit der Darstellung gemischter Bauflächen aufgrund der Analyse der gewerblichen Nutzungen und der mehrfach genannten Zielstellung der Gemeinde, schafft der Flächennutzungsplan die Voraussetzung, flexibel auf ein notwendiges Maß von Entwicklungen der Wirtschafts- und Wohnstruktur reagieren zu können.

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11. TOURISMUS UND ERHOLUNG Im aktuell gültigen „Regionalen Entwicklungsplan Altmark“ (2005) sind Vorbehaltsgebiete für Tourismus und Erholung in der • Stadt Kalbe (Milde) • sowie in der Ausdehnung Engersen- Wernstedt ausgewiesen. Sie werden als Gebiete beschrieben, die aufgrund der naturräumlichen und landschaftlichen Potenziale, der Entwicklung und/oder des Bestandes an touristischen Einrichtungen für den Tourismus und die Erholung besonders geeignet sind.

Eine verstärkte Weiterentwicklung von Tourismus und Erholung wird unter Beachtung der Umwelt- und Sozialverträglichkeit von Vorhaben in diesen Räumen angestrebt.

Darüber hinaus wird im Landesentwicklungsplan LSA (2010) die Straße der Romanik hervorgehoben. Als kulturtouristisches Landesprojekt lädt sie mit 80 Objekten in 65 Städten zu einer Entdeckungsreise ins Mittelalter. Im Plangebiet befindet sich in Engersen die Dorfkirche aus dem 13. Jahrhundert auf der Straße der Romanik.

Die Stadt Kalbe (Milde) bezeichnet sich selbst als Erholungsort im Herzen der Altmark. Durch die Milde auch bekannt als Stadt der 100 Brücken wird zu einem erholsamen Land- und/oder Aktivurlaub eingeladen. Es wird mit viel Fachwerk, aktueller Geschichte, beschaulichen Dörfern und intakter Natur geworben welches verknüpft mit Wander- und Radwegen, Lehrpfaden und buchbaren Führungen erlebt werden kann.

Über zahlreiche Sehenswürdigkeiten, Ausflugsziele und Veranstaltungen sowie bei Fragen zur Urlaubsgestaltung kann, im Informationszentrum der Stadt Auskunft gegeben werden. Überregional bekannte Feste wie z.B. die „Nacht für Verliebte“, das „Blumenfest“, die „Kalbenser Kulturnacht“ oder das traditionelle „Altstadt- und Burgfest“ locken viele Besucher an.

Tourismus ist für die Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) ein wichtiges Standbein. Zirka 23 gewerbliche Unterkunftsmöglichkeiten werden in einschlägigen Broschüren für das Gemeindegebiet genannt. Der Tourismus belebt die Region und ist für viele Bürger eine wichtige Einkommensquelle, insbesondere für das Gastgewerbe, die Versorgung und Veranstalter.

FAZIT Für den Flächennutzungsplan ist es von entscheidender Bedeutung, einen gelungenen Konsens konkurrierender Nutzungen zu finden, um auch künftig zu einer nachhaltigen touristischen Entwicklung beizutragen. Dabei spielen Barrierefreiheit, Mobilität, Infrastruktur und Vernetzung sowie eine nachhaltige Entwicklung ländlicher Lebensräume, zur Erhaltung und Steigerung der touristischen Attraktivität, eine entscheidende Rolle.

163 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

12. SOZIALES, KULTUR UND FREIZEIT

12.1 KINDERTAGESSTÄTTEN (KITA) UND SCHULEN Zwar sind die Kinderzahlen nach der Wende drastisch eingebrochen, jedoch konnten sich alle KITAs außer einer Einrichtung bis heute halten. Die Nachfrage nach einem KITA-Platz ist derzeit so hoch, dass eine wunschgemäße Platzsicherung nicht in jedem Fall gewährleistet ist. Aktuell gibt es drei Kindertagesstätten mit jeweils integriertem Hortbereich, zwei Kindertagesstätten und einen separaten Hort.

In der Einheitsgemeinde existierten bereits seit 1990, drei Schulen.150 Die Grundschule „Astrid Lindgren“ in Kalbe (Milde), die Grundschule Brunau und die Sekundarschule „Johann-Friedrich-Danneil“ in Kalbe (Milde). Alle Schulen sind auch heute noch mit zweizügigen Klassenstufen in Betrieb. Schüler, die in Kalbe (Milde) die Grundschule besuchen und anschließend auf ein Gymnasium wechseln, fahren dann nach Gardelegen. Brunauer Schüler gehen, nach Abschluss der Grundschule, auf das Jahn-Gymnasium in Salzwedel. Sowohl von der Grundschule in Kalbe (Milde), als auch von Brunau sind es bis zu den Gymnasien, zirka 30 Kilometer. In Anbetracht dessen, dass die Busse in allen Dörfern ihre Haltestellen haben, bedeutet das einen langen Anfahrtsweg und einen langen Tag für ein Schulkind.

12.2 GESUNDHEIT Die Gesundheitsversorgung151 wird gemeindeweit über vier allgemeinmedizinische Praxen abgedeckt. Darüber hinaus gibt es eine zahnärztliche Gemeinschaftspraxis und drei niedergelassene Zahnärzte. Zwischenzeitlich (um 2013) war die Versorgung aufgrund der Pensionierung einiger Ärzte nicht gesichert, was sich jedoch wieder stabilisiert hat. Unter den Fachärzten ist ein Frauenarzt vertreten, der zweimal wöchentlich vor Ort ist. Der nächstgelegene Augenarzt befindet sich in Bismark. Die Orte Gardelegen, Stendal und Wolfsburg ist für das Aufsuchen spezialisierter Fachkräfte im Gesundheitswesen als nächstgelegene Orte bei Bedarf möglich. Es befinden sich vier physiotherapeutische Einrichtungen im Gemeindegebiet sowie zwei Apotheken.

Nächstgelegene Krankenhäuser außerhalb der Einheitsgemeinde befinden sich in Gardelegen und in der Hansestadt Salzwedel. Anfang der 1990er Jahre entstand in der Stadt Kalbe (Milde) eine Rehabilitationsklinik für Orthopädie und Onkologie mit integriertem Schwimmbad (nur für Kursteilnehmer und Patienten) und einem Fitnesspark in der Außenanlage, der auch von der Öffentlichkeit, gegen Gebühr, genutzt werden kann.

150 Information der Stadtverwaltung Kalbe (Milde) 151 Bürgerinformationsbroschüre, zweite Auflage 2015

164 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

12.3 FREIZEIT, KULTUR UND SPORT Vielfältige Möglichkeiten zur Förderung von Kontakten zwischen den Generationen eröffnen die zahlreichen Dorfgemeinschaftshäuser der einzelnen Ortschaften oder das Kulturhaus in Kalbe. Drei Anlaufstellen der Volkssolidarität, eine Arbeiterwohlfahrt und ein Seniorenpflegeheim bieten Angebote und Betreuung für die Freizeitgestaltung von Senioren.

Nach der Wende stieg die Vereinstätigkeit um zirka ein Drittel auf 35 eingetragene Vereine. Es überwiegen dabei die Sportvereine, gefolgt von Chören, Gesang sowie künstlerisch kulturell tätigen Organisationen. Zur Ausübung sportlicher Aktivitäten bietet die Gemeinde auf acht Sportplätzen und drei Turnhallen (Kalbe, Brunau, Kakerbeck) sowie einer Reithalle (Kakerbeck) ausreichend Gelegenheit. Das Freibad Kalbe (Milde) öffnet von Mai bis Ende August. Zwei Bibliotheken und ein mobiler Bücherbus versorgen die Bürger mit den unterschiedlichsten Medien.

12.4 FAZIT In der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) ist eine ausreichende Betreuung der Kindergartenkinder, Schüler und Senioren gewährleistet. Sport- und Vereinstätigkeiten bieten vielfältige Möglichkeiten die Freizeit zu gestalten. Die Stadt Kalbe (Milde) ist in dem Zusammenhang als sozial-, kulturell- und freizeitbezogenes Zentrum zu sehen. In den Dörfern ist Mobilität eine wesentliche Voraussetzung, um vorhandene Infrastruktureinrichtungen zu nutzen. Der Schülerverkehr wird durch die PVG abgesichert.

Jedoch ist der Bereich der Jugendarbeit ausbaufähig und sollte in Zukunft mehr Aufmerksamkeit erhalten.

Im FNP ist darauf zu achten, geeignete Strukturen für die Sicherung und Entwicklung soweit möglich, auszuweisen, um bisherige Angebote und deren Erreichbarkeit zu erhalten und insbesondere Voraussetzungen für die Jugendarbeit zu schaffen. Hierfür bieten sich z.B. Teil- und/oder Umnutzungen von Bestandsimmobilien und Erhaltung/Umnutzung von Außenanlagen für die Freizeitgestaltung.

165 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

13. IMMISSIONSSCHUTZ152

13.1 RECHTSGRUNDLAGEN § 50 Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG). Hiernach sind „bei raumbedeutsamen Planungen … die für bestimmte Nutzungen vorgesehenen Flächen einander so anzuordnen, dass schädliche Umwelteinwirkungen … auf die ausschließlich oder überwiegend dem Wohnen dienenden Gebiete und sonstige schutzbedürftige Gebiete … soweit wie möglich vermieden werden“. Weiterhin sollte die Planung das Heranrücken schutzbedürftiger Nutzungen an bestehende oder geplante Anlagen, die schädliche Umwelteinwirkungen verursachen können, vermeiden.

Relevant ist dies in erster Linie für im Flächennutzungsplan auszuweisende Wohngebiete, die sich zu WS-, WA- oder WR-Gebieten entwickeln sollen oder können. Für diese Gebiete besteht gemeinhin ein höherer Schutzanspruch als für klassische Dorfgebiete bzw. gemischte Bauflächen (Mischgebiete u.a.). Für die im Gebiet der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) vorhandenen landwirtschaftlichen und industriellen Anlagen ergibt sich der Schutzanspruch gewöhnlich aus der Technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm) oder der Geruchsimmissionsrichtlinie (GIRL 2008).

Hiernach bestehen die folgenden Schutzansprüche:

Gebietsstatus MD WS und WA WR Lärmrichtwert tags 60 dB(A) 55 dB(A) 50 dB(A) Lärmrichtwert nachts 45 dB(A) 40 dB(A) 35 dB(A) Geruchsimmissionsrichtwert 15 % 10 % 10 %

Im Rahmen der Flächennutzungsplanung soll vermieden werden, dass Flächen als Wohnbauflächen ausgewiesen werden, auf denen heute schon die Immissionsrichtwerte für Dorfgebiete bzw. gemischte Bauflächen ausgeschöpft oder sogar überschritten werden. Hierzu bieten sich die folgenden Abstandskriterien an.

13.2 EXPLIZITES ABSTANDSKRITERIUM Der Abstandserlass (MLU RdErl. vom 25.08.2015) stellt ein explizites Abstandkriterium dar, welches in der Bauleitplanung anzuwenden ist. Dieser gilt vorrangig für die Abstandsfindung zu immissionsschutzrechtlich genehmigungsbedürftigen Anlagen, ist aber in Teilen auch so gefasst, dass dieser für einige bauordnungsrechtlich genehmigungsbedürftige Anlagen ebenfalls gilt. Relevant für die aktuelle Flächennutzungsplanung sind die folgenden Abstandskriterien:

- 300 m zu Biogasanlagen (Abstandserlass, Anhang 1, lfd. Nr. 145, 151) - 300 m zu Güllelagern > 2.500 m³ (Abstandserlass, Anhang 1, lfd. Nr. 149) - 500 m zu Getreidelager (Abstandserlass, Anhang 1, lfd. Nr. 85) - 500 m zu Bauschuttrecyclinganlagen (Abstandserlass, Anhang 1, lfd. Nr. 81)

Weiterhin werden folgende Abstände empfohlen: - 1.500 m zu Motorcross-Anlagen (Abstandserlass, Anhang 2) - 1.000 m zu Massentierhaltungsanlagen mit mehr als 700 GV Schweine oder 450 GV Geflügel (Abstandserlass, Anhang 2)

Für die bekannten Anlagen sind diese Abstände in der beigefügten Datei „Anlagenliste Kalbe.xls“ (Arbeitsblatt „ohne Wind“, Spalte P) zusammengestellt.

152 Flächennutzungsplan Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde); Immissionsschutzrechtliche Zuarbeit; Dr. H. Tepper, Altmarkkreis Salzwedel, SG 72.2, 08.06.2016

166 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

13.3 IMPLIZITE ABSTANDSKRITERIEN Leider enthält der Abstandserlass keine Abstandsregelungen für die im Gebiet der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) in großer Zahl vorhandenen Tierhaltungs- und Windkraftanlagen. Für die Tierhaltungsanlagen kann ersatzweise auf Abschnitt 5.4.7.1 der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft) sowie den Rinderhaltungserlass zurückgegriffen werden. Diese dienen zwar ursprünglich der überschlägigen Prüfung in Genehmigungsverfahren, geben aber auch in der Planung Anhaltspunkte für ausreichende Abstände zu schutzbedürftigen Nutzungen. Die entsprechenden Werte hierzu sind in der beigefügten Datei „Anlagenliste Kalbe.xls“ (Arbeitsblatt „ohne Wind“, Spalten Q und R) zusammengestellt.

Weiterhin kann auf im Rahmen von Genehmigungsverfahren vorgelegte Schall- und Geruchsgutachten, sowie auf die darauf aufbauende Grenzwertfestsetzung in den Genehmigungsbescheiden zurückgegriffen werden, insbesondere bei den Windenergieanlagen. Folgende Prognosen liegen vor und können bei der Gebietsausweisung berücksichtigt werden:

WINDPARK LIESTEN-JEGGELEBEN Aus dem Gutachten zur letzten Erweiterung des Windparks geht hervor, dass die Geräuschimmissionswerte für WS-/WA-Gebiete in der gesamten Ortlage Jeggleben nicht eingehalten werden können. Folglich kann hier nur eine gemischte Nutzung ausgewiesen werden.

WINDPARK KAKERBECK Hierzu ist aktuell kein Gutachten verfügbar. Das Kreisarchiv wird angefragt und bei Erfolg nachgetragen.

WINDPARK BADEL-THÜRITZ Aus dem Gutachten zur letzten Erweiterung des Windparks geht hervor, dass die Geräuschimmissionswerte für WS-/WA-Gebiete in großen Teilen der Ortlage Thüritz nicht eingehalten werden können. Folglich kann hier nur eine gemischte Nutzung ausgewiesen werden.

WINDPARK ZETHLINGEN Aus dem Gutachten zur Errichtung des Windparks geht hervor, dass die Geräuschimmissionswerte für WS-/WA-Gebiete in den Ortlagen Zethlingen und Cheinitz eingehalten werden können. Vorbehaltlich der Einflüsse aus ladwirtschaftlicher Nutzung wäre eine W-Ausweisung möglich.

WINDPARK BRUNAU-JEETZE Aus dem Gutachten zur letzten Erweiterung des Windparks geht hervor, dass die Geräuschimmissionswerte für WS-/WA-Gebiete im westlichen Teil der Ortlage Kahrstedt und im östlichen Teil der Ortlage Siepe nicht eingehalten werden können. Folglich kann hier nur eine gemischte Nutzung ausgewiesen werden.

BIOGASANLAGE KALBE (AN DER UNTERMILDE) Aus dem Geruchsgutachten zur Erweiterung der Biogasanlage geht hervor, dass der Geruchsimmissionsrichtwert für W-Gebiete im Umkreis von ca. 1.600 m um das Anlagengelände nicht eingehalten werden kann.

167 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

MEHRIN Aus dem Geruchsgutachten zur Errichtung der Biogasanlage Mehrin geht hervor, dass der Geruchsimmissionsrichtwert für W-Gebiete in großen Teilen der Ortslage Mehrin nicht eingehalten werden kann. Ursächlich hierfür sind neben der Biogasanlage auch die beiden Tierhaltungsanlagen. Eine ähnlich Aussage lässt sich dem Schallgutachten zur Errichtung der Biogasanlage Mehrin entnehmen.

ANLAGE 5 EMITTIERENDE ANLAGEN – ABSTAND ZU WOHNBAUFLÄCHEN ANLAGENLISTE KALBE

RECHTQUELLEN Abstandserlass Abstände zwischen Industrie- oder Gewerbegebieten und Wohngebieten im Rahmen der Bauleitplanung unter Berücksichtigung des Immissionsschutzes, RdErI. des MLU vom 25. 8. 2015— 33.2/4410, MBl. LSA S. 758 vom 07.12.2015

BImSchG Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und ähnliche Vorgänge (Bundes- Immissionsschutzgesetz) in der Fassung der Bekanntmachung vom 17. Mai 2013 (BGBl. I S. 1274), zuletzt geändert durch Artikel 76 der Verordnung vom 31. August 2015 (BGBl. I S. 1474)

Rinderhaltungserlass Handlungsempfehlung zur Beurteilung von Geruchsimmissionen bei Rinderhaltungsanlagen für Sachsen-Anhalt, Fachinformation Nr. 07/2007, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt

GIRL 2008 Feststellung und Beurteilung von Geruchsimmissionen (Geruchsimmissions- Richtlinie) in der Fassung vom 29. Februar 2008 und einer Ergänzung vom 10. September 2008 mit Begründung und Auslegungshinweisen in der Fassung vom 29.Februar 2008

TA Lärm Sechste Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Bundes- Immissionsschutzgesetz (Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm) vom 26. August 1998 (GMBl. S. 503)

TA Luft Erste Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Bundes-Immissionsschutzgesetz (Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft) vom 24. Juli 2002 (GMBl. S. 511)

168 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

13.4 WINDENERGIEANLAGEN (WEA) UND DAS SCHUTZGUT MENSCH Als regenerativer Energieträger ist die Nutzung der Windenergie ein wichtiger Bestandteil zur Deckung des Strombedarfs. Ziel der Bundesregierung ist es, den zügigen Ausbau der erneuerbaren Energien voranzubringen. Damit werden Planungsträger verpflichtet, der Windenergienutzung im Plangebiet in substanzieller Weise Raum zu schaffen. Alle untergeordneten Pläne und Programme haben dieses Ziel aufzunehmen bzw. zu berücksichtigen. Für raumbedeutsame Windenergieanlagen wurden auf Ebene der Regionalplanung Vorranggebiete mit der Wirkung von Eignungsgebieten festgelegt. Gemäß der Formulierung im LEP-LSA153 heißt es: “Die Regionalen Planungsgemeinschaften sollen […] unterstützen, dass der Anteil der erneuerbaren Energien in Form von Windenergie […] am Energieverbrauch entsprechend dem Klimaschutzprogramm und dem Energiekonzept des Landes ausgebaut werden kann.“154 In den Regionalen Entwicklungsplänen sind die räumlichen Voraussetzungen für die Nutzung der Windenergie zu sichern.155

Ziele aus dem REP-Altmark156: 5.4.6.1.Z „Die Errichtung von Windenergieanlagen (WEA) ist wegen ihrer vielfältigen Auswirkungen räumlich zu konzentrieren und zu steuern. Die raumordnerische Sicherung von geeigneten Gebieten für die Errichtung der WEA wird durch ein flächendeckendes Plankonzept umgesetzt. Dazu werden Vorranggebiete zur Nutzung der Windenergie mit der Wirkung von Eignungsgebieten festgelegt.“

5.4.6.2.Z „Vorranggebiete zur Nutzung der Windenergie mit der Wirkung von Eignungsgebieten sind Gebiete, in denen der Bau und Betrieb von raumbedeutsamen Windenergieanlagen das überwiegende öffentliche Interesse darstellen und die andere raumbedeutsame Nutzungen ausschließen, soweit sie mit dem Bau und Betrieb von raumbedeutsamen Windenergieanlagen nicht vereinbar sind und in denen auch raumbedeutsame Belange deren Bau und Betrieb nicht entgegenstehen. Der Bau von raumbedeutsamen Windenergieanlagen an anderer Stelle wird ausgeschlossen.“ Informationen zur tiefergehende Betrachtung der Herleitung und notwendigen Integration von WEA können dem REP-Altmark entnommen werden.

13.4.1 KRITERIEN DER REGIONALPLANUNG / ABSTÄNDE ZU SIEDLUNGSFLÄCHEN Der REP-Altmark unterscheidet zwischen „weichen“ und „harten“ Tabukriterien. „Harte“ Tabukriterien schließen eine Windenergienutzung aus, wohingegen „weiche“ Tabuzonen einer weiteren Abwägung zugänglich sind. „Der Bereich bis 500 m Abstand zu Wohnbebauung ist ein harter Tabubereich, da in diesem Bereich entsprechend den Genehmigungstatbeständen bzw. der aktuellen Rechtsprechung eine Genehmigung raumbedeutsamer Windenergieanlagen nicht zulässig ist. Der Bereich zwischen 500 m und 1.000 m ist ein weiches Tabukriterium.“

153 Landesentwicklungsplan 2010 des Landes Sachsen-Anhalt (LEP-LSA 2010) 154 LEP-LSA 2010 Seite 46 155 LEP-LSA 2010 Seite 47 156 Ergänzung des Regionalen Entwicklungsplans Altmark (REP-Altmark) 2005 – Um den sachlichen Teilplan „Wind“ für die Planungsregion Altmark

169 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

lfd.Nr. Kriterium Flächenbewertung / Puffer 1 dörfliche und städtische Siedlungen, tabu bis 500 m hartes Kriterium

Wohnbebauung im Außenbereich 500-1000 m weiches Kriterium reine Wohngebiete tabu 1000 m bis 1500 m weiches Kriterium 2 Kurgebiete, Luftkurorte tabu weiches Kriterium 5000 m 18 Vorbehaltsgebiete für Tourismus und Restriktion, Einzelfallprüfung Erholung 20 Regional bedeutsame Standorte für tabu 1.000 m weiches Kriterium Kultur und Denkmalpflege

25 Landschaftsbild Einzelfallbetrachtung

TABELLE 38 VERWENDETE ABSTANDSKRITERIEN DES REP-ALTMARK TEILPLAN WIND FÜR DAS SCHUTZGUT MENSCH157 Der Umweltbericht zum Teilplan Wind bewertet die Umweltwirkung auf Mensch und Gesundheit wie folgt:

gering Pufferzone bis 1000 m um Siedlungsbereiche im Innen- und Außenbereich generell; Pufferzonen bis 5000 m um Kurgebiete und Luftkurorte mittel Pufferzone bis 800 m um Siedlungsbereiche im Innen und Außenbereich; Pufferzonen bis 4500 m um Kurgebiete und Luftkurorte hoch Pufferzone von 500 m um Siedlungsbereiche im Innen- und Außenbereich; Pufferzonen bis 4000 m um Kurgebiete und Luftkurorte

13.4.2 FAZIT FÜR DEN FNP Bis auf das Vorranggebiet Jeggeleben, mit einem Abstand zum Ort von ca. 550 m, sind alle Siedlungsflächen zu Vorranggebieten für Windkraftanlagen mindestens 1000 m entfernt. Der Eingriff in das Schutzgut Mensch bei Jeggeleben wurde in der Regionalplanung als mittel bewertet. Für alle WEA, die 1000 m Mindestabstand zu Siedlungsflächen unterschreiten, legt die Gemeinde im Falle eines Repowering oder Neubaus eine Höhenbeschränkung fest, die nicht über die Bestandshöhen der Alt- bzw. Bestandsanlagen hinaus geht. Für alle dargestellten Vorranggebiete für WEA mit der Wirkung von Eignungsgebieten wird weiterhin eine Höhenbegrenzung auf 150 m Nabenhöhe festgelegt. Diese Festlegung lässt eine variable Gesamthöhe zu, da sich Rotorblätter in ihrer Dimension und Ausprägung unterscheiden können. Die Nabenhöhen im Plangebiet variieren zwischen 65 m und 149 m158. Die Gesamthöhe einer bspw. im Windpark Jeetze/Brunau befindlichen Anlage des Typs Vestas V136 erreicht mit einer Nabenhöhe von 149 m eine Gesamthöhe inklusive Rotorblatt von 217 m. Dabei beträgt der Durchmesser des Rotorblattes 136 m.

Da gesetzliche Regelungen (ROG, BauGB, REP-Altmark), eine nicht raumbedeutende Windkraftnutzung außerhalb der Vorranggebiete für WEA nicht eindeutig ausschließen wird von der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) die Nutzung von Windkraft zur Stromerzeugung außerhalb der regionalplanerisch vorgeschriebenen Vorranggebiete für nicht zulässig erklärt.

157 AUSZUG AUS DEM ERGÄNZUNG DES REGIONALEN ENTWICKLUNGSPLANS ALTMARK (REP-ALTMARK) 2005 – UM DEN SACHLICHEN TEILPLAN „WIND“ FÜR DIE PLANUNGSREGION ALTMARK S. 97

158 Umweltamt Salzwedel, immissionsschutzrechtliche Zuarbeit, April 1028

170 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

BEGRÜNDUNG / MÖGLICHE BEEINTRÄCHTIGUNGEN AUF DEN MENSCHEN: Zu den wichtigsten Beeinträchtigungen von Windenergieanlagen auf den Menschen zählen Lärm, Eiswurf, Schattenwurf, optische Bedrängung, landschaftsgebundene Erholung / Tourismus und befürchteter Werteverlust von zu Wohnzwecken genutzten Grundstücken innerhalb von Siedlungsflächen im umliegenden Einwirkungsbereich von Windenergieanlagen, sowie der Verlust von potentiellen Zuwanderern durch Störwirkung.

Es wurde festgestellt, dass zum jetzigen Zeitpunkt, im Wirkungsbereich von WEA betroffene Anwohner im Untersuchungsraum keine höheren Anlagen mehr ertragen. Vor dem Hintergrund der rückläufigen Bevölkerungsentwicklung ist es ein wichtiges Anliegen, jeden einzelnen Bürger ernst zu nehmen und ihm ein attraktives Umfeld zu schaffen, um auf windkraftbedingte Abwanderungen vorbeugend zu reagieren. Im Hinblick auf die Entwicklung der Bevölkerungsstruktur ist bereits im LEP-LSA aufgeführt, alle Anstrengungen zu unternehmen, um das Geburtenniveau zu stabilisieren und ein ausgeglichenes Wanderungssaldo zu erreichen.

ANLASS: Die technische Entwicklung von Windkraftanlagen hat in den letzten 20 Jahren eine enorme Steigerung erlebt. Das zeugen bspw. die unterschiedlichen Nabenhöhen von 65 m und 149 m. Heutige Anlagen sind mehr als zweimal so hoch. Ohne begründetes wirtschaftliches Interesse und Nutzen wurden auch die ersten Anlagen jedoch nicht gebaut. Das heißt: Selbst eine Anlage mit 65 m Nabenhöhe galt zur Zeit ihrer Genehmigung als wirtschaftlich. Die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit ist daher von verschiedenen Faktoren abhängig, die eine langfristige Interpretation kaum möglich macht bzw. deren Grenzen sich nicht abschließend fassen lassen. Unter anderem ist sie an staatlichen Förderungen, wie der Einspeisevergütung, gekoppelt, die jedoch – wie die Geschichte zeigt - kein langfristig verlässliches Instrument bildet. Auch wenn die Vorranggebiete - bis auf den Windpark Brunau/Jeetze (mit ca. 2 bis 3 zusätzlich möglichen Anlagen; vgl. Kap. 2.4 „Vorrang- und Vorbehaltsgebiete) nahezu in ihrer Anlagenzahl ausgeschöpft sind, gibt die Gemeinde trotz Höhenbegrenzung dennoch ausreichend Spielraum, die Nennleistung im gesamten Plangebiet durch Repowering von Altanlagen bzw. Rückbau für Neubau zu steigern. Die optische Bedrängniswirkung nimmt mit jedem Höhenmeter der WEA zu. Eine hier als Beispiel erwähnte Sichtbarkeitsanalyse159 bestätigt bei freier Landschaft und geringem Geländeprofil eine deutliche Zunahme der optischen Bedrängniswirkung, wenn man in der Gesamthöhe an Stelle von beispielsweise vier 150 m hohen Anlagen, vier 210 m hohe Anlagen setzt. Weiterhin spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, um letztendlich die Signifikanz der Sichtbarkeit für den speziellen Untersuchungsraum abschließend festzustellen. Weitere Informationen zur Sichtbarkeitsanalyse - siehe Fußzeile.

Mit der Einschränkungsregelung für WEA bei Jeggeleben unterhalb des Siedlungsabstandes von 1000 m sollen quantitativ keine weiteren WEA innerhalb des Vorranggebietes gebaut werden. Zukünftige Anlagen, die aufgrund von Repowering ersetzt / verändert werden, sollen vorhandene Bestandshöhen nicht überschreiten. Damit wird eine Erhöhung, über bestehende Beeinträchtigungen auf den Menschen hinaus, zukünftig vermieden.

Sowohl der gewählte Schutzabstand von mindestens 1.000 m als auch die Höhenbegrenzung von höchstens 150 m Nabenhöhe, gelten für alle zukünftigen Veränderungen/Planungen innerhalb der Vorranggebiete, begrenzen -als Bewahrung vor sehr hohen WEA- Beeinträchtigungen vor einer „erdrückenden“ Wirkung.

Für gleiches Recht, gleiche planungsrechtliche Schutzabstände aller im gesamten Planungsraum befindlichen WEA, bewahren die naheliegenden Anwohner vor akustischen und optischen Emissionen über die Höhenbegrenzung hinaus.

159 „Sichtbarkeitsanalyse für das Konzentrationsgebiet Chüden-Riebau des F-Plans der Stadt Salzwedel“, Seite 6, Planungsgruppe Umwelt, Dipl.-Ing. Dietrich Kraetzschmer, 2014

171 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

14. FREIFLÄCHEN Zu den Freiflächen zählen alle Flächen ohne Bebauung. Man unterscheidet Freiflächen außerorts im unbesiedelten Landschaftsraum und Freiflächen in den einzelnen Ortslagen im besiedelten Raum.

14.1 FREIFLÄCHEN IM BESIEDELTEN RAUM Innerörtliche Freiflächen werden als Grünflächen dargestellt. Darunter sowohl öffentliche als auch private Grünflächen und solche mit besonderer funktionaler Prägung. Näher definiert werden die Grünflächen mit zusätzlichen Symbolen für: • Parkanlagen • Dauerkleingärten • Badeplätzen / Freibädern • Sportplätzen • Friedhöfen • Spielplätze Grünflächen ohne zusätzliche Zweckbestimmung durch Symbol- und / oder Signaturdarstellung sind Freiflächen beispielsweise als Schutz- und Abstandsflächen, zur Sicherung von Freiraumverbindungen und sonstigen Vernetzungen.

Nach gemeindlicher Auskunft gibt es nur elf Ortslagen mit einer Einrichtung zu sportlichen Zwecken. Aus Kostengründen und der dauerhaften Pflege und Unterhaltung vorhandener Anlagen wird auf Neuplanungen verzichtet.

Dauerkleingärten und ein Freibad befinden sich ausschließlich im Grundzentrum Kalbe (Milde). Parkanlagen sind sowohl in Kalbe (Milde) als auch im Ort Jeetze zu finden.

Friedhöfe sind für jede Ortslage vorhanden, wobei Neu Wernstedt über Wernstedt und Alt Jemmeritz über Jemmeritz sowie sonstige außerhalb liegende Einzelgehöfte über die zugehörige übergeordnete Ortschaft abgedeckt werden.

14.2 FREIFLÄCHEN IM UNBESIEDELTEN LANDSCHAFTSRAUM

14.2.1 WASSERFLÄCHEN FLIEßGEWÄSSER 1. UND 2. ORDNUNG Das Gebiet der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) ist geprägt durch zahlreiche Fließe. Das bedeutendste Fließgewässer ist die • Milde, die zusammen mit dem • Königsgraben zu den Fließgewässern erster Ordnung zählt. Aus Richtung Gardelegen fließt die Milde durch die Stadt Kalbe, weiter zwischen den Ortschaften Karritz und Butterhorst, bis sie die östliche Plangebietsgrenze darstellt und ab Beese den Namen Biese trägt. Der Königsgraben fließt südöstlich von Kalbe ab der Plangebietsgrenze in nordöstliche Richtung und mündet kurz vor der Verbindungsstraße der Orte Karritz und Butterhorst in die Milde.

Alle weiteren Fließgewässer zählen zu den Gewässern zweiter Ordnung. Darunter sind nach Auskunft des Unterhaltungsverbandes Milde/Biese folgende Gräben raumbedeutsam (von Süd nach Nord): • Wiepker Bach als südlicher Grenzfluss • Schanzgraben • Beeke • Secantsgraben • Landgraben • bei Cheinitz (Flussverlauf westlich der B71): Untere Milde – Obere Milde • bei Cheinitz (Flussverlauf östlich der B71 in östl. Richtung): Untermilde – Untere Milde • Moorgraben • Augraben als nördlicher Grenzfluss

172 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Darüber hinaus ist für Natur und Landschaft die Bäke bei Jemmeritz, die im weiteren Verlauf bei Kakerbeck Mühlenbach genannt wird und in die Untermilde fließt von Bedeutung.

Die Gräben sind größtenteils Gewässer zweiter Ordnung in den jeweiligen Wassereinzugsgebieten von Milde, Biese, für die die Unterhaltungspflicht bei dem zuständigen Unterhaltungsverband (UHV) Milde/Biese mit Sitz in Engersen liegt. Ein kleiner Teil im Nordwesten des FNP (Sallenthin, Mösenthin, Jeggeleben und Zierau) liegt im Wassereinzugsgebiet der Jeetze, für die die Unterhaltungspflicht bei dem zuständigen UHV Jeetze mit Sitz in Salzwedel liegt.

Für die Milde/Biese und den Königsgraben ab dem Abschlag von der Milde bei Schenkenhorst, sowie für alle folgend aufgelisteten wasserwirtschaftlichen Anlagen ist der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) Sachsen-Anhalt, Flussbereich Osterburg unterhaltungspflichtig.

Wasserwirtschaftliche Anlagen im Geltungsbereich des FNP Kalbe (Milde):

Zur Milde gehörend: • Wehr Schenkenhorst • Lutzenstau Kalbe • Mühlenstau Kalbe • Sohlgleite Goliath • Pegel Karritz • Wehr Büste • Wehr Poritz/Habichtshorst Zur Biese gehörend: • Wehr Beese • Pegel Hagenau • Wehr Hagenau Zum Königsgraben gehörend: • Wehr Königsgraben

Die Milde/Biese und der Königsgraben ab dem Abschlag von der Milde bei Schenkenhorst sind Gewässer erster Ordnung, für das der LHW Sachsen-Anhalt, Flussbereich Osterburg unterhaltungspflichtig ist.

Im Plangebiet befinden sich mehrere Grundwasserbeobachtungsbrunnen des Grundwassermessnetzes des Landes Sachsen-Anhalt. Sie dienen der langfristigen Beobachtung des Grundwassers. Ihre Zugänglichkeit für die regelmäßigen Grundwassermessungen sowie für die Pflege und Wartung dieser Anlagen darf durch die geplanten Nutzungen im Geltungsbereich des FNP nicht beeinträchtigt werden.

Ableitend aus dem Landeswassergesetz (WG LSA) § 50 ist auf die zwingende Einhaltung des Gewässerschonstreifens von 10 m an Gewässern erster Ordnung bzw. 5 m an Gewässern zweiter Ordnung hinzuweisen. Bei genehmigungspflichtigen Handlungen ist die zuständige Behörde (Untere Wasserbehörde Altmarkkreis Salzwedel) zu informieren, gesetzliche Vorschriften sind zu beachten. Weitere Informationen zum Thema Überschwemmungsgebiete und Hochwasserschutz können aus dem gleichnamigen Kapitel entnommen werden.

Der Bereich der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) liegt im Gewässerentwicklungskonzept „Milde/Biese“ 2014. Das Konzept ist als eigenständiges Planwerk und bei geplanten Veränderungen an Fließgewässern und seinen räumlich funktionalen Zusammenhang zu berücksichtigen.

173 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

STILLGEWÄSSER Das derzeit bedeutendste naturnahe Einzelstillgewässer der Einheitsgemeinde ist mit einer Größe von ungefähr zwei Hektar der Bornholmteich (auch zu schreiben als Bornholdteich, Bornholtteich oder Bornholdt - Teich). Er ist außerdem als Flächennaturdenkmal und als ein für den Naturschutz besonders wertvoller Bereich160 erfasst.

Zirka 2,8 Hektar umfasst der Kies-/ Kiessandsee der Berechtsamsfläche „Bühne“ südöstlich von Bühne. Zusammen mit der dem Betrieb des Abbaus verbundenen Freifläche ergibt sich ein Gesamtareal von etwa 17 Hektar.

Im räumlich-/ funktionalen Zusammenhang sind die Gewässer des Naherholungsgebietes Packebusch und Umgebung zu betrachten. Darunter zählen einige zu den naturnahen Bereichen gesetzliche geschützter Biotope und zu den für den Naturschutz wertvollen Bereichen. Das größte Gewässer umfasst eine Fläche von zirka 1,4 Hektar. Das Gesamtareal nimmt eine Fläche von zirka 13 Hektar ein.

Entlang der Ortsverbindungsstraße Zierau - Thüritz befinden sich auf hälftiger Strecke nördlich der Straße zwei Kleingewässer, die temporär trockenfallen können. Im räumlich funktionalen Zusammenhang ergibt sich eine Gewässerfläche von einem knappen Hektar. Beide Flächen sind zudem als Kompensationsmaßname angelegt worden.

Kleinere Stillgewässer sind als Dorfteiche, Weiher und Blänken im Untersuchungsraum mehrfach vorhanden. Dabei sind die drei Teiche östlich der Ortslage Wernstedt, mit einer Gesamtflächengröße von knappen 0,8 Hektar hervorzuheben. Aufgrund der Betrachtungsebene des Flächennutzungsplanes wird auf kleinere Stillgewässer nicht näher eingegangen.

Fasst man alle Stillgewässer aus der digitalen topografischen Karte161 zusammen, ergibt sich eine Gesamtfläche von 0,18 km². Das sind 0,06 % der Fläche der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde).

GRUNDWASSER Im Geltungsbereich des FNP befinden sich mehrere Grundwasserbeobachtungsbrunnen des Grundwassermessnetzes des Landes Sachsen-Anhalt. Sie dienen der langfristigen Beobachtung des Grundwassers. Ihre Zustgänglichkeit für die regelmäßigen Grundwassermessungen sowie für die Pflege und Wartung dieser Anlagen darf durch die geplanten Nutzungen im Geltungsbereich des FNP nicht beeinträchtigt werden.

MAßNAHMEN DER BIOTOPVERBUNDPLANUNG Die Biotopverbundplanung des Altmarkkreis Salzwedel162 umfasst überwiegend den Bereich der Überschwemmungsgebiete der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde). Folgende Maßnahmen werden dabei für Gewässer angestrebt:

• Renaturierung, naturnaher Gewässerausbau, Schutzpflanzungen • Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit und Sicherung des Fischwechsels an Querbauwerken Weitergehende Informationen zur Biotopverbundplanung siehe auch Kapitel 2.5. „Vorrang- und Vorbehaltsgebiete…“ und die in der Fußnote genannte Planung.

160 Topographische Karte 1:50 000, L3334 Kalbe (Milde) – Fachkarte der für den Naturschutz besonders wertvollen Bereiche im Land Sachsen-Anhalt, Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Fachbehörde für den Naturschutz, Bearbeitungsstand 01.07.2001 161 1:10.000 aus dem Raumordnungskataster; Übermittlung der Daten 2016 162 „Ökologisches Verbundsystem des Landes Sachsen-Anhalt - Planung von Biotopverbundsystemen im Altmarkkreis Salzwedel, Erläuterungsbericht; Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt (Stand: 30.11.2003)

174 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

14.2.2 FLÄCHEN FÜR DIE LANDWIRTSCHAFT163 Der Flächenanteil landwirtschaftlicher Nutzflächen (Acker- und Grünland) an der Gesamtgemeinde beträgt rund 80%. Darunter sind rund 195km² (etwa 95%) Ackerflächen und rund 10km² (etwa 5%) der landwirtschaftlichen Nutzflächen Grünland (Niederungsflächen und Wiesen).

Das Verhältnis der Grünflächen mit rund 10km² ist im Vergleich zum Flächenanteil der vorläufig gesicherten Überschwemmungsgebiete mit rund 59km², unter denen ein Niederungscharakter zu verstehen wäre, sehr gering. Wenn man den Anteil der Waldflächen und den Anteil der Grünflächen in den Überschwemmungsgebieten abzieht, verbleiben dennoch rund 51km² (das sind 86%) ackerbaulich genutzte Flächen in Überschwemmungsgebieten. Nach Aussage der Unteren Wasserbehörde der Kreisverwaltung des Altmarkkreises Salzwedel wird darauf hingearbeitet, Ackerflächen in Überschwemmungsgebieten die einst Grünland waren, wieder in Grünland umzuwandeln.

14.2.3 MAßNAHMEN DER BIOTOPVERBUNDPLANUNG MAßNAHMEN FÜR ACKERFLÄCHEN UND GRÜNLAND

Grünland Ackerflächen Maßnahmen naturschutzgerechte bzw. Bewirtschaftung von Ackerflächen unter extensive Bewirtschaftung von Berücksichtigung von wildlebenden Grünland Pflanzen und Tieren (Feldhamster, Großtrappen etc.) Einführung / Beibehaltung eines Einführung / Beibehaltung eines ökologischen Anbauverfahrens ökologischen Anbauverfahrens gemäß gemäß VO EWG/2092/91 VO EWG/2092/91 Umwandlung von Acker in extensive Bewirtschaftung von extensives Grünland Ackerflächen oder Ackerrandstreifen Strukturierung von Ackerflächen

Weitergehende Informationen zur Biotopverbundplanung siehe auch Kapitel 2.5 und die in der Fußnote genannte Planung.

Die Bodenwertzahlen stammen aus dem Geodatendienst Sachsen-Anhalt – empfohlen vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Altmark - unter folgender Internetseite am 12.06.2017 heruntergeladen: https://apk.lvermgeo.sachsen-anhalt.de/ASWeb/ASC_Frame/portal.jsp

Im Nordwesten der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde), ungefähr nördlich der Linie Wustrewe – Güssefeld - Thüritz, liegen die Zahlen für Acker und Grünland bei 40, wobei Acker mit 1,00€ und Grünland mit 0,90€ pro m² als Bodenrichtwert angeben werden. Für den östlich anschließenden Großteil der Gemeindefläche (entlang der Linie Wustrewe – nördlich Wiepke, weiter nach Osten bis zur Plangebietsgrenze) betragen die Zahlen für Acker und Grünland 45, wobei Ackerland mit 1,30€ pro m² als Höchstwert der Gesamtgemeinde und Grünland unverändert mit 0,90€ pro m² als Bodenrichtwert angeben wird. Die Ackerzahl im westlichen Teil der Gemeinde (Jemmeritz, Kakerbeck, Brüchau) ist mit 40 am geringsten und wird mit 1,00€ pro m² Wert angeben. Die Grünlandzahl beträgt 45 wird jedoch mit nur 0,80 € pro m² Wert angeben. In diesem Gebiet überwiegen forstwirtschaftlich genutzte Flächen, mit einem für das gesamte Gemeindegebiet höchsten Bodenrichtwert von 0,13€ pro m².

163 Berechnungsgrundlage sind Datenshapes der digitalen topografischen Karte 1:10.000 und Datenshapes aus dem Raumordnungskataster übermittelt 2016

175 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

14.2.4 FLÄCHEN FÜR WALD164 Die Waldflächen im Gemeindegebiet nehmen eine Fläche von rund 55km² ein. Das sind 20% Flächenanteil an der Gesamtgemeindefläche. Im REP-Altmark wird für die Altmark eine Erhöhung des Waldanteils auf 25% angestrebt. Um die 25% Marke innerhalb der Flächen der Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) zu erreichen, wäre eine zukünftige Aufforstung von ungefähr 13,6km² Waldflächen notwendig.

Die Naturschutzgebiete Kalbscher Werder bei Vienau - mit einer Größe von rund 1,2 km² und das Jemmeritzer Moor - mit etwa 22 Hektar (0,22 km²), werden fast vollständig von Waldflächen bedeckt. Das Landschaftsschutzgebiet Zichtauer Berge und Klötzer Forst hat mit einer zirka 17km² großen Gesamtfläche einen Waldanteil von 11,4km². Die forstwirtschaftliche Nutzung erfolgt hier im Einklang mit den Entwicklungszielen der Schutzgebiete.

Die größten zusammenhängenden / raumbedeutsamsten Forstflächen befinden sich von West nach Ost zwischen Jemmeritz und Engersen (Jemmeritzer Heide), bei Badel (Parchen) und entlang der Linie Bühne – Vahrholz – Altmersleben – Vienau (Kalbscher Werder) – Mehrin sowie zwischen Brunau und Beese (Buschtannen). Nach Aussagen des zuständigen Revierförsters ist die vorherrschende Baumart die Kiefer. Ziel ist ein ökologisch stabiler Wald mit langfristiger Erhöhung des Laubholzanteils standortgerechter überwiegend einheimischer Baumarten mit der Verpflichtung zu einer nachhaltigen Waldwirtschaft. Vergleiche auch Kapitel 2.5. Vorrang- und Vorbehaltsgebiete. In dem Zusammenhang sind Eiche, Buche, Berg- und Spitzahorn zu nennen. Die Birke wird aufgrund ihrer starken natürlichen Selbstverbreitung nicht explizit angebaut. Zu einem geringen Anteil ist als nichteinheimische Baumart die Amerikanische Roteiche von Bedeutung.

Eine Erstaufforstungsfläche befindet sich südöstlich von Brüchau mit einer Fläche von rund 5,8 Hektar (0,058km²). Diese Fläche entstand als Ausgleichsmaßnahme zu den Quarzwerken in Weferlingen. 2014 entstand auf einer Ackerfläche eine Aufforstung mit Kiefer, Lärche und Roteiche. Als Umgrenzung wurde ein Gürtel aus Baum- und Straucharten im Sinne eines Waldmantels angelegt.

14.2.5 MAßNAHMEN DER BIOTOPVERBUNDPLANUNG165 MAßNAHMEN BEI WÄLDERN AUF FLÄCHEN DES BIOTOPVERBUNDES

• Erstaufforstung, Voranbau und Waldpflegemaßnahmen

14.2.6 FLÄCHEN OHNE NUTZUNG Flächen ohne Nutzung liegen verstreut im Plangebiet. Zusammen umfassen sie eine Fläche von ungefähr 90 Hektar, also einem knappen Quadratkilometer.

14.3 FAZIT FÜR DEN FNP Den Großteil der Freiflächen (mit 76% an der Gesamtgemeindefläche) nehmen ackerbaulich genutzte Flächen ein. Nach einem großen Abstand folgen die Waldflächen mit rund 20%. Zirka 3,7% der Gemeindefläche sind den Grünflächen zugehörig, gefolgt von verhältnismäßig wenigen Flächen für Unland und Wasser. Es wird daraufhin gearbeitet, den Anteil der Grünflächen in Niederungsbereichen bzw. in den Überschwemmungsgebieten zu erhöhen.

164 Berechnungsgrundlage sind Datenshapes der digitalen topografischen Karte 1:10.000 und Datenshapes aus dem Raumordnungskataster übermittelt 2016 165 „Ökologisches Verbundsystem des Landes Sachsen-Anhalt - Planung von Biotopverbundsystemen im Altmarkkreis Salzwedel, Erläuterungsbericht; Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt (Stand: 30.11.2003)

176 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

15. KULTURDENKMALE UND WÜSTUNGEN Kulturdenkmale im Sinne des Denkmalschutzgesetz Sachsen-Anhalt sind: • Baudenkmale • Denkmalbereiche Mehrheiten baulicher Anlagen, auch Garten-, Park- und Friedhofsanlagen • Archäologische Kulturdenkmale Als Reste von Lebewesen, Gegenständen und Bauwerken, die im oder auf dem Boden, im Moor und unter Wasser erhalten geblieben sind und die von der Geschichte des Menschen Zeugnis ablegen. • Archäologische Flächendenkmale Mehrheiten archäologischer Kulturdenkmale • Bewegliche Kulturdenkmale und Bodenfunde als Einzelgegenstände z.B. Hausrat, Gefäße, Waffen, Schmuck • Kleindenkmale z.B. Meilensteine, Obelisken, Steinkreuze, Grenzsteine Im Plangebiet des FNP Kalbe (Milde) befinden sich zahlreiche Bodendenkmale, Wüstungen sowie Baudenkmale innerhalb und außerhalb von Ortschaften. Deren Lage kann aus den entsprechenden Themenkarten entnommen werden. Eine Liste mit Adresse und Art des Baudenkmals ist dem FNP als Anlage beigefügt.

Bekannte Kulturdenkmale sind insbesondere die Burg Kalbe (als Wasserburgruine), städtische und dörfliche Kirchen, Pfarrhöfe, der Zethlinger Mühlenberg als Brandgräberfeld mit einem Eisenverhüttungsplatz am Rande des Hügels und eine ca. 1km entfernte Wüstung, Reste des Rittergutes von Alvensleben in Vienau.

Unter Wüstungen werden mittelalterlich wüst gefallene Siedlungen verstanden.166

Bei den Bodendenkmalen handelt sich um archäologische Kulturdenkmale im Sinne des §2 Abs. 2 Ziff. 3 Denkmalschutzgesetz Land Sachsen- Anhalt (DenkmSchG LSA). Für Baumaßnahmen in diesen Bereichen ist es erforderlich die Denkmalrechtliche Genehmigung gem. §14 DenkmSchG LSA beim Altmarkkreis Salzwedel einzuholen.

Bodeneingriffen kann i.d.R. zugestimmt werden, wenn gemäß §14 (2) 9 DenkmSchG LSA durch Nebenbestimmungen gewährleistet ist, dass das Kulturdenkmal in Form einer fachgerechten Dokumentation der Nachwelt erhalten bleibt.167

Aus Sicht des Denkmalschutzes ist zu erwähnen, dass historisch bedeutsame Straßenbezeichnungen als Überlieferungen, die mit der Identität der Region in Verbindung stehen eine Notwendigkeit der Erhaltung bzw. Wiederherstellung begründen - insbesondere bei Gebietsreformen und Aktualisierungen topografischer Grundlagenkarten.

Es wird darauf hingewiesen, dass die in der Anlage beigefügte Denkmalliste einen Auszug aus dem nachrichtlichen Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt darstellt. Der Auszug befindet sich stetig durch das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Überarbeitung und ist nicht abschließend.168

166 Fachliche Teilstellungnahme, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, 22.04.2016 167 Fachliche Teilstellungnahme, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, 22.04.2016 168 Auszug aus der Stellungnahme der unteren Denkmalschutzbehörde vom 12.07.2018

177 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

16. ALTLASTEN Im Gebiet der Einheitsgemeinde kommen zahlreiche Altlasten, zumeist entfernt von Siedlungen, vor. Der Altmarkkreis Salzwedel beschreibt Altlasten wie folgt: „Altlasten sind stillgelegte Abfallbeseitigungsanlagen sowie sonstige Grundstücke, auf denen Abfälle behandelt, gelagert oder abgelagert worden sind (Altablagerungen wie z.B. ehemalige Deponien, Halden, Müllkippen, Düngelager) sowie Grundstücke stillgelegter Anlagen, so genannte Altstandorte, auf denen mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen worden ist, ausgenommen Anlagen, deren Stilllegung einer Genehmigung nach dem Atomgesetz bedarf. Altstandorte sind ehemalige Tankstellen, Stallanlagen, Silos, Technikstützpunkte, Werkstätten, Produktionsstätten, Dienstleistungsbetriebe und Lager durch die schädlichen Bodenveränderungen oder sonstige Gefahren für den Einzelnen oder die Allgemeinheit hervorgerufen werden.“169 SONDERFALL OBERTAGEDEPONIE BRÜCHAU ... auch als „Silbersee“ im Volksmund oder Bohrschlammdeponie bezeichnet. Folgender Text entstand auf Grundlage der „Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung“ zur „Schließung der Bohrschlammdeponie Brüchau (Altmark)“ von der Abgeordneten Dorothea Federking (Bündnis 90/Die Grünen) vom 17.09.2015 in Zusammenarbeit mit dem Amt für Wasserwirtschaft / Untere Bodenschutzbehörde des Altmarkkreises Salzwedel. Die vollständige Antwort des Landtages Sachsen-Anhalt auf die Kleine Anfrage ist nachzulesen unter: http://bohrplatz.org/bibliothek/parlamentarische-drucksachen-im-bereich-bergbau-chronologisch/

Betreiber der Deponie ist der Erdgasförderer Gaz de France Suez.

Hervorgehoben wird der besondere Fall dieser Deponie, da es sich um eine Anlage zur Ablagerung bergbaulicher Abfälle im Sinne von §22a der Allgemeinden Bundesverordnung handelt, die in der Presse und den Medien heiß diskutiert wird. Von 1972 bis April 2012 wurde ölkontaminiertes Material sowie fester und flüssiger Produktionsabfall aus der Erdgasförderung eingelagert. Zusätzlich erfolgten Fremdeinlagerungen ab 1977 aus anderen Industriezweigen der DDR. Allein das für Lebewesen toxische Quecksilber ist in einer Menge von 250 Tonnen eingelagert. Weitere Schadstoffe können aus der folgenden Tabelle entnommen werden.

169 http://www.altmarkkreis-salzwedel.de/desktopdefault.aspx/tabid-97/, heruntergeladen am 22.11.2016

178 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

TABELLE 39 ÜBERSICHT DER EINGELAGERTEN SCHADSTOFFE – DEPONIE BRÜCHAU Es ist vorgesehen, die Deponie zu schließen, weshalb sich ein Abschlussbetriebsplan gemäß §53 Bundesberggesetz in Erstellung befindet (Stand 2017). Als Vorzugsvariante wurde eine Oberflächenabdichtung als Kombinationsabdichtung (mineralische Dichtung und Kunststoffdichtungsbahn) ermittelt, um einen Austrag an Schadstoffen nachhaltig zu unterbinden. Ein Rückbau hingegen würde erhebliche Risiken für Arbeitnehmer und Umwelt nach sich ziehen.

Zeitliche Planungen zur Realisierung liegen dem Landesbergamt für Geologie und Bergwesen (LAGB) derzeit noch nicht vor.

179 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

17. FLÄCHENBILANZ Die Fläche der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) umfasst laut Flächennutzungsplan rund 27.400 ha. Den größten Anteil der Flächen nehmen landwirtschaftliche Nutzflächen mit ca. 73 % der Gesamtfläche ein. Darunter sind die landwirtschaftlichen Betriebsstätten berücksichtigt. Waldflächen sind mit knapp 20 % im Planungsraum in zwei zusammenhängenden Räumen und weiteren, kleinen verteilten Flächen, vorhanden.

Die baulichen und Sonderbaunutzungen beanspruchen im Bestand eine Fläche von rund 480 ha. Das entspricht 1,76 % der Gesamtfläche.

FLÄCHENNUTZUNG HA % GELTUNGSBEREICH 27.366,76 100,00 Wohnbauflächen 40,00 0,15 Geplante Wohnbauflächen 2,35 0,01 Gemischte Bauflächen 339,34 1,24 Geplante gemischte Bauflächen 4,67 0,02 Gewerbliche Baufläche 58,14 0,21 Geplante gewerbliche Baufläche 5,69 0,02 Sonderbauflächen 28,05 0,10 Geplante Sonderbauflächen 7,51 0,03 Flächen f. d. Gemeinbedarf 16,04 0,06 Bahnanlagen 7,80 0,03 Straßenverkehrsflächen 272,02 0,99 Flächen f. d. Ver- u. Entsorgung 13,13 0,05 Abgrabung 37,08 0,14 Aufschüttung 2,57 0,01 Grünflächen 919,40 3,36 Öffentliche Grünflächen 58,38 0,21 Geplante Grünflächen 6,66 0,02 Sumpf (keine Nutzung) 2,19 0,01 Wasserflächen 83,97 0,31 Flächen f. Landwirtschaft 20.017,03 73,14 Flächen f. Wald 5.426,59 19,83 Splitterflächen (-siedlung) Bestand 18,15 0,07

TABELLE 40 ÜBERSICHT DER FLÄCHENNUTZUNG GESAMT Mit knapp 20 ha nehmen die geplanten Bauflächen einen Flächenanteil von etwa 0,07 % an der Gesamtfläche des Plangebietes ein. Gegenüber den Flächen mit baulichen Nutzungen im Bestand in Relation gesetzt, sind 0,4 % als Planungsflächen im FNP dargestellt.

Unter Berücksichtigung der räumlichen Verteilung der geplanten Bauflächen auf 36 Ortslagen stellt sich die Frage nach der möglichen kumulativen Wirkung auf die Schutzgüter von Naturhaushalt und Landschaftsbild170 sachlich nicht.

Die Grafik in Abbildung 37 verdeutlicht das Verhältnis von Bestands- und Planflächen.

Es wird deutlich, dass gemischte Bauflächen im Bestand bei den baulichen Nutzungen überwiegen, was den Charakter der Orte und die Zielrichtung der Gemeinde unterstreicht.

Mit rund 270 ha nehmen Straßenverkehrsflächen einen vergleichsweise sehr großen Raum bei Betrachtung der Infrastruktur / Ver- und Entsorgung ein. Daraus resultieren entsprechend große Aufwendungen der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) für die Unterhaltung.

170 Von der UNB im Rahmen der frühzeitigen Behördenbeteiligung gefordert.

180 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Die im Rahmen der Abstimmungen (zum FNP) erfahrende Unzufriedenheit von Bürgern der Gemeinde über den Straßenzustand in einigen Orten ist teilweise berechtigt. Im Zusammenhang mit der Flächenbetrachtung zeigt sich jedoch deutlich, dass die Gemeinde nur begrenzte Möglichkeiten für die Straßenunterhaltung und Erneuerung aufbringen kann.

Dabei wird wieder gleichzeitig das Verhältnis - Einwohner je Fläche - verdeutlich. Sinken die Einwohnerzahlen weiter, kann sich das Verhältnis von Bedarf und finanziellem Spielraum für die Erhaltung und Verbesserung der Infrastruktur weiter verschlechtern.

Bauflächenübersicht - Anteile in ha

Flächen f. d. Gemeinbedarf Geplante Sonderbauflächen Sonderbauflächen Geplante gewerbliche Baufläche Gewerbliche Baufläche Geplante gemischte Bauflächen Gemischte Bauflächen Geplante Wohnbauflächen Wohnbauflächen

0,00 50,00 100,00 150,00 200,00 250,00 300,00 350,00 400,00

ABBILDUNG 37 VERHÄLTNIS DER BESTANDS- UND PLANFLÄCHEN BAULICHER NUTZUNGEN Rund 900 ha private Grünflächen werden im FNP dargestellt. Ein bedeutender Anteil an Grünflächen weist aufgrund seiner Grünstrukturen einen hohen Wert für den Naturhaushalt auf. Dies ist ein wichtiger Bestandteil für die Habitat- und Artenvielfalt in der Gemeinde.

181 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

18. ZUSAMMENFASSUNG DER DARSTELLUNGEN ZUM DEMOGRAFISCHEN WANDEL

18.1 AUSWIRKUNGEN MIT WECHSELWIRKUNG UND STEUERUNGSMÖGLICHKEITEN Der Demografische Wandel, der sich im Wesentlichen durch eine Zunahme älterer Menschen bei gleichzeitig sinkender Geburtenrate auszeichnet, nimmt erheblichen Einfluss auf die Gesellschaft, das Lebensumfeld und den Arbeitsmarkt. Ausführliche Informationen zur Entstehung / Ursachen und Wirkung des Demografischen Wandels und an das Thema eng geknüpte Kapitel - geschichtlichen Entwicklung (insbesondere das 19. Jhd.), Bevölkerungsentwicklung und Daseinsführsorge - werden in der Begründung zum FNP Kalbe (Milde) in den entsprechenden Kapiteln dargestellt.

An der Stelle soll das LEITBILD aus der Verordnung des LEP-2010 LSA hervorgehoben werden: Auszug aus der Präambel: „Die gesellschaftliche Entwicklung in Sachsen-Anhalt wird durch den Demografischen Wandel stark geprägt. Dieser hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche und Regionen im Land Sachsen- Anhalt. Durch die Landesentwicklungspolitik müssen rechtzeitig die planerischen Grundlagen gelegt werden, um die Folgen des Rückgangs der Bevölkerungszahl und die Verschiebungen in der Altersstruktur bei der räumlichen Entwicklung der Infrastruktur berücksichtigen zu können. Eine familienfreundliche Entwicklung der Infrastruktur soll dazu beitragen, der weiteren Verschärfung der demografischen Entwicklung entgegen zu wirken. Insbesondere aufgrund der Zunahme des Anteils älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung ist die Barrierefreiheit als Querschnittsziel in allen Planungsprozessen zu verankern. Dabei sollen unter konsequenter Anwendung des Leitziels - gleichwertige und gesunde Lebens- und Arbeitsbedingungen in allen Landesteilen zu erreichen - umweltverträgliche und ausgewogene Raumstrukturen geschaffen und die wirtschaftliche Entwicklung befördert werden. Der Erhalt und weitere Ausbau der sozialen und technischen Infrastruktur, insbesondere auch in strukturschwachen ländlichen Räumen, ist hier eine vordringliche Aufgabe“

Das Dokument der Bundesregierung zur Demografiestrategie ist unter folgendem Link bzw. der genannten Broschüre nachzulesen. Eine nähere Betrachtung findet nicht statt.

„Jedes Alter zählt, Die Demografiestrategie der Bundesregierung, Arbeitsgruppenergebnisse zum Demografiegipfel am 16. März 2017“, Bundeministerium des Inneren, März 2017171

Flächennutzungsplan und Bebauungsplan sind in der Bauleitplanung zentrales Steuerungselement der Siedlungsentwicklung. So kann, über diese formellen Planungsinstrumente, auf den Umgang des demografischen Wandels, unter Einbeziehung des Leitbildes der Bundesregierung und der Landesentwicklungsplanung, Einfluss genommen werden. Im Fokus des Flächennutzungsplans für die Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) steht dabei die Steigerung der Attraktivität des Lebensumfeldes seiner Einwohner. Um den demografischen Herausforderungen wirksam begegnen zu können reicht das Instrument der Flächennutzungsplanung allein nicht, vielmehr ist ein Zusammenspiel der unterschiedlichen Planungsebenen/-stufen gefordert notwendige gesellschafts-, sozial-, und wirtschaftspolitischer Instrumente und Maßnahmen zu koordinieren.

18.1.1 ÜBERGEORDNETE MÖGLICHKEITEN DER BEGEGNUNG DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS • Verbesserung und Ausbau einer flächendeckenden Kommunikationsinfrastruktur. • Förderung regionaler Stärken à Regionalisierung statt Globalisierung (von der Region für die Region) • Erhalt und Ausbau der regionalen Vielfalt (multi-sozio-kulturell, multi-wirtschaftlich, multi-naturräumlich)

171 https://www.dbb.de/fileadmin/pdfs/2017/170317_demografiestrategie_ergebnisse.pdf

182 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

• ländlicher Raum als Chance 1. ökologisch/gemeinschaftlicher [Pilot]Projekte (z.B. Ökodorf Siebenlinden, Wagendörfer, Selbstversorgerhöfe/-kommunen, biologisch-ökologischer Anbau, Pflanzenkläranlagen, Freiheiten schaffen für „verrückte“ / ausgefallene Lebensmodelle, Solidargemeinschaften) 2. politisch-/ wissenschaftliche Forschungsprojekte (z.B. Aufhebung bestimmter Steuern, Steuerbegünstigungen, kostenlose Kinderbetreuung, Grundeinkommen, etc.)

18.1.2 LEBENSUMFELDGESTALTUNG • Verbesserung der räumlichen Qualitäten 1. Umnutzung / Rückbau / sonstige Aktivierung leerstehender Immobilien unter Zulassung von Mehrfachnutzungen und Eigentümergemeinschaften 2. Barrierefreiheit 3. Wegequalität/ Wegenetz 4. Parken im Einkaufsbereich 5. Höhere Sitzbänke 6. Öffentliche Toiletten 7. Steigerung der Verkehrssicherheit (Tempo 30 Zonen, längere Ampelphasen, Verkehrsberuhigung) 8. Außenstellen Arzt- Sprechstunden (Zweigpraxen) 9. Zusammenlegung der Schüler mehrerer Klassenstufen in eine Unterrichtsklasse • Fahrdienste • Generationshäuser / Begegnungsstätten à Stärkung einer aktiven Nachbarschaft

18.1.3 GEEIGNETE HANDLUNGSANSÄTZE Im Flächennutzungsplan geeignete Handlungsansätze, unter Wahrung der ortstypischen Strukturen und des sparsamen Umgangs mit Grund und Boden, können sein:

• Erhalt bzw. Bereitstellung von Flächen für den Gemeindebedarf (z.B. soziale Institutionen wie Kindergärten, Schulen, Arztpraxen, Erholungs-u. Sportmöglichkeiten). • Förderung einer familienfreundlichen und alterstauglichen Infrastruktur zur Sicherung der Daseinsvorsorge ohne lange Anfahrtswege. Dabei spielt für das Gemeindegebiet eine ausgewogene Verteilung der Versorgungseinrichtungen eine wichtige Rolle. Dafür sind Kalbe (Milde) und Kakerbeck im Süden, Brunau im Nordosten und Badel (geografisch betrachtet) im Nordwesten besonders zu berücksichtigen und zu sichern. • Konzentration neuer zusammenhängender Entwicklungsbereiche auf möglichst stadt- bzw. ortsnahen Arealen unter anderem zur Verkehrsvermeidung (z.B. Ausbau altersgerechter, betreuter Wohnformen, Schaffung von geeignetem Wohnraum für junge, insbesondere alleinstehende Menschen (Singles); Sicherung von Möglichkeiten für wirtschaftliche Entwicklungen), wobei Raumansprüche bedarfsorientiert und umweltverträglich aufeinander abzustimmen sind. Hierfür sind zum Beispiel die geplanten gewerblichen Bauflächen im Bereich Petersberg der Stadt Kalbe (Milde) geeignet. • Stabilisierung und Entwicklung des regionaltypisch ausgeprägten Tourismus sowohl als Wirtschaftsfaktor als auch zur Erholung Ortsansässiger. Im Vordergrund steht dabei eine langfristige Sicherung des vorhandenen Bestandes und potentieller Flächen und Wege (z.B. Wander-, Reit-, Fahrradwege, Motocrossanlage, Erholungsnutzung Packebusch). Durch die Darstellung als gemischte Bauflächen bleibt die Option z. B. Rentnern und/ oder Jugendlichen ein gemeinschaftliches Aus (Bau)-projekt zu ermöglichen. Der Erhalt und die Förderung eines vielfältigen Lebensumfeldes sind wesentlicher Schwerpunkt im Flächennutzungsplan. • Vermeidung der Zersiedlung der Landschaft (Innenentwicklung vor Außenentwicklung). • Begrenzung der Wohnbauflächenausweisung an der realen Bevölkerungsentwicklung bzw. falls erforderlich, Rückbau.

183 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Im Folgenden werden maßgeblich vom Demografischen Wandel berührte Themenfelder und deren Steuerungsmöglichkeiten, ggf. themenübergreifend, zusammenfassend verdeutlicht. Ursachen und Wirkung werden in den entsprechend ausführlich behandelten Kapiteln in der Begründung zum FNP Kalbe (Milde) beschrieben.

Thema mit Bezug zur Demografie Daseinsvorsorge Wohnbauflächenbedarf Leerstandsmanagement Bauflächen Infrastruktur / Verkehr Wirtschaftsstruktur und Arbeitsmarkt Chance der Digitatlisierung Gemeinbedarf und Soziales Tourismus / Erholung Immissionsschutz Klimaschutz Umwelt- und Naturschutz Ausblick / Open End

TABELLE 41 ÜBERBLICK DER THEMENFELDER

18.2 DASEINSVORSORGE172 Aus dem Strategiepapier zur „Sicherung der Daseinsvorsorge für die Altmark im Jahr 2030“ vom November 2013:

Das Strategiepapier zeigt notwendige Maßnahmen auf, um die regionale Daseinsvorsorge in der Planungsregion Altmark bis zum Jahr 2030 sicherzustellen. Dabei spielt die Erreichbarkeit grundzentraler Versorgungskerne eine Schlüsselrolle.

„Die Gewährleistung einer zumutbaren Erreichbarkeit von grundzentralen Einrichtungen ist die Voraussetzung für die Sicherung der regionalen Daseinsvorsorge.“ Diese beschränkt sich nicht auf Straßen und Wege, sondern meint vielmehr die gesamte technische Infrastruktur, auf der Personen, Güter und Daten transportiert werden.

Um einer fortschreitenden Ausdünnung des grundzentralen Versorgungsnetzes frühzeitig zu entgegnen, werden neue Haltepunkte in peripheren Räumen, im Sinne des Zentralen Ortesystems, zur Verbesserung der Erreichbarkeit, definiert. Des weiteren wird für die Altmark angestrebt, bestehende Einrichtungen der Daseinsvorsorge mit Synergieeffekten (insbesondere Standorte mit einer Bündelung von Aufgaben und Funktionen, z.B. Schule neben Kindergarten), die nicht im zentralen Ortesystem erfasst sind, langfristig zu erhalten. Raumordnerische Verträge zwischen dem Land, den Landkreisen, der Regionalen Planungsgemeinschaft und den Gemeinden sollen dabei als Umsetzungsinstrument fungieren.

172 Ungekürztes Kapitel

184 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

18.3 WOHNBAUFLÄCHENBEDARF LEERSTANDSMANAGEMENT / BAUFLÄCHEN Für die Zukunft von Gemeinden und Städten haben attraktive Innenstädte, Stadtteilzentren und Ortskerne eine herausragende Bedeutung auch in Hinblick auf das kulturelle Leben. Gleichzeitig ist jedoch die Beseitigung der Leerstände schwierig. Für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung ist es notwendig, die Innenentwicklung zu stärken.173

Ausgehend von der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung und unter Berücksichtigung des Wohnungsleerstandes (wie nachfolgend betrachtet), ist kein zusätzlicher Wohnbauflächenbedarf für die Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) ableitbar. Andererseits sind die Steuerungsmöglichkeiten der Gemeinde bezüglich der „Wohnraumlenkung“ erheblich begrenzt, bzw. nicht gegeben. Real kann die Gemeinde nur auf Flächen Einfluss nehmen, die in ihrer Zuständigkeit stehen. In diesem Zusammenhang wurden die der Gemeinde verfügbaren Flächen untersucht, in Anlage 2 zusammengefasst und die Entwicklungspotenziale betrachtet.

Mittels Baugebot (zum Beispiel) lassen sich Leerstände oder Baubrachen in der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) nicht regulieren. Dafür besteht kein rechtlich bzw. sachlich nachvollziehbarer Bedarf, zumindest solange nicht, wie zusätzliche Bauflächen im aktuellen Innenbereich der Orte bestehen und kein dringender Bedarf an zusätzlichen Wohnbauflächen nachweisbar ist.

Die gegenwärtig erkennbare Wiederinnutzungnahme leerstehender Wohngebäude und Hofanlagen in einzelnen Ortslagen der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) zeigt, dass der Bestand und Bedarf dynamisch sind, ohne dass die Gemeinde selbst eingreift.

Fällt der Bedarf, steigt jedoch zumeist gleichzeitig die Anforderung an die Qualität des jeweiligen Angebotes. Anstelle der Quantität spielt nun vielmehr die Qualität eine vordergündige, gewichtige Rolle. Vor diesem Hintergrund definiert sich Qualität an den Erwartungen und Interessen potenzieller „Nachfrager“.

Ein Angebotsüberhang an Bauflächen hat negative Folgen, da sich Neubau in Neubaugebieten meist einfacher als Sanierung, Abbruch oder Ersatzneubau von Gebäuden in den gewachsenen Ortskernen gestaltet. Bewohner alter Orte können in Neubaugebiete ziehen, was zu einem Leerstand und Verfall der historisch gewachsenen Orte führt. Eine vorhandene Nachfrage sollte auf bereits bestehende Baugebiete gelenkt werden.

Eine Prüfung, ob bereits erschlossene Baugebiete ganz oder teilweise zurückgebaut werden könnten, oder ob eine Ausweisung bebauter Flächen in eine andere Nutzung, außer Bauland, sinnvoll wäre, ist zweckdienlich. Für die Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) bestehen solche Fragen jedoch nicht unmittelbar, da keine derartigen Baugebiete entwickelt wurden.

Befindet sich eine Ortschaft in einem stark fortgeschrittenen Leerstandstadium, wäre darüber hinaus zu überlegen, ob ein Entgegenwirken überhaupt sinnvoll erscheint. Die Situation wäre mit weiteren Kosten der Infrastrukturaufrechterhaltung verbunden. Mit der Streichung von zusätzlichen Flächen für Gewerbe und der Ausweisung von gemischten Bauflächen wird dazu angeregt, Baulücken und leerstehende Gebäude der Ortschaften verstärkt zu nutzen.

Um in der ländlich geprägten Region Kalbe (Milde) Brachen und Leerstand vorzubeugen bzw. zu reaktivieren, ist es sinnvoll oder sogar zwingend notwendig, bauleitplanerische Voraussetzungen zu schaffen, den ursprünglichen Charakter des jeweiligen Leerstandes oder der Brache für eine zukünftige Nutzung zu ermöglichen.

173 „Jedes Alter zählt, Die Demografiestrategie der Bundesregierung, Arbeitsgruppenergebnisse zum Demografiegipfel am 16. März 2017“, Bundeministerium des Inneren, März 2017

185 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

Je weit gefächerter die Nutzungsoption, desto größer/breiter das Interesse einer Aktivierung.

Hierfür sind Dorfgebiete und Mischgebiete (gemischte Bauflächen im FNP der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde)) geeignete Instrumente der Bauleitplanung, dem Leitgedanken des zugrundeliegenden Brachflächen- und Leerstandsmanagement Rechnung zu tragen.

Auch der Abbruch von Geschosswohnungen mit hohem Leerstand und bei nachgewiesenem Bedarf, die Ausweisung von Bauplätzen für Eigenheime, sind eine weitere wichtige Möglichkeit der Steuerung. Ist der Bedarf für den Bau von Eigenheimen vorhanden, ist es zweckmäßig, auch entsprechende Bauplätze nach dem Geschmack der Interessenten anbieten zu können.

Bei rückläufigen Bevölkerungs- und Haushaltszahlen steigt die Konkurrenz um Wohnungssuchende. Daher kommt es zukünftig darauf an, attraktive Wohnplätze in einem verlockendem Wohnumfeld bereit halten zu können. Damit verknüpft ist auch ein entsprechendes Maß an technischer und sozialer Infrastrukturausstattung. Diese vorgenannten allgemeinen Grundsätze lassen sich in den meisten Ortslagen kaum umsetzen, da das Angebot entsprechend geeigneter und zusammenhängender Flächen im Innenbereich nicht vorhanden sind und eine Ausweitung auf Außenbereichsflächen nicht in Frage kommt

18.4 INFRASTRUKTUR / VERKEHR Um den Vorgaben der Raumordnung zu entsprechen, der demografischen Entwicklung entgegenzusteuern sowie die Daseinsvorsorge weitestgehend sicherzustellen, ist es notwendig, alle dafür erforderlichen verkehrsinfrastrukturellen Voraussetzungen für das Gebiet des Flächennutzungsplans zu schaffen. Dabei reicht es nicht aus, nur bis zu den Plangebietsgrenzen zu schauen. Vielmehr spielt hierfür die Anbindung der Einheitsgemeinde an den überregionalen Verkehr eine wesentliche Rolle. Vor diesem Hintergrund sind die geplanten Autobahnen A14 und A39, für eine Nord- Südanbindung der Region, von Bedeutung. Die nahegelegene Stadt Stendal übernimmt die Anbindung an den regionalen und überregionalen Schienenverkehr und schafft darüber hinaus mit dem Flughafen Stendal/Borstel, als wichtigen Wirtschafts- und Standortfaktor, die Möglichkeit, den Luftverkehr zu nutzen. Die Anbindung der Gemeinde Kalbe (Milde) an Stendal sollte daher sichergestellt sein. Weiterhin bietet das Bundeswasserstraßennetz mit den Häfen in Uelzen, Wolfsburg und Magdeburg für die Gemeinde Kalbe (Milde) gute Vorrausetzungen, diese Infrastruktur zu gebrauchen. Im Gemeindegebiet selbst soll der Rad- und Fußgängerverkehr, in Verknüpfung mit Haltestellen des ÖPNV, vorrangig beachtet werden (u.a. Barrierefreiheit, Geschwindigkeitsbegrenzung 30-er Zonen).

Folgende direkte Vorhaben/Planungen/Projekte aus den überregionalen Plänen der Raumordnung des Landes Sachsen-Anhalt betreffen dabei das Gemeindegebiet:

• Schienenweg Salzwedel-Hohenwulsch (im BVWP als bereits realisiert unterstellt) • Ortsumgehung Kakerbeck • Elbe-Uchte Radweg (bzw. laut Gemeinde Milde-Biese-Aland Radweg)

Das Angebot der PVGS ist vielgestaltig und bietet für Kinder, Schüler über Erwachsene, Rentner, Bedürftige bis hin zu beeinträchtigten Personen unterschiedliche Tarife und Tarifkombinationen und wird von der Bevölkerung sehr gut angenommen. Eine Fahrradmitnahme ist stets kostenfrei. Das Angebot gewährleistet bereits eine für den Altmarkkreis Salzwedel größtmögliche Mobilität seiner Bürger. Das derzeitige Konzept der PVGS mbH ist im Hinblick der Begegnung des demografischen Wandels erfolgreich und finanzierbar. Langfristig wird es bis 2022 noch den Vorschriften der Barrierefreiheit angepasst.

Gute Verbindungen und Erreichbarkeiten sind eine wichtige Voraussetzung für die Daseinssicherung und Stärkung von Kommunen.

186 FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DER EINHEITSGEMEINDE STADT KALBE (MILDE) - BEGRÜNDUNG

18.5 WIRTSCHAFTSSTRUKTUR UND ARBEITSMARKT CHANCE DER DIGITALISIERUNG Die Grundsätze und Ziele der Raumordnung beinhalten wesentliche Aussagen für die wirtschaftliche Stärkung des Standortes.

Da deutlich mehr als die Hälfte der Beschäftigten nicht in der Kommune tätig sind, spielen Verkehrswege zur Erreichung der Arbeitsorte nächstgrößerer Städte (wie z.B. Stendal, Gardelegen, Salzwedel, Osterburg, Wolfsburg) eine bedeutende Rolle, die es zumindest in einem guten Zustand zu erhalten gilt.

Mit der Ausweisung angemessener zusätzlicher Bauflächen und Sicherung vorhandener Bauflächen z.B. zu Umnutzungszwecken, sowie einer breitgefächerten Nutzungsmöglichkeit mit der Darstellung gemischter Bauflächen aufgrund der Analyse der gewerblichen Nutzungen und der mehrfach genannten Zielstellung der Gemeinde, schafft der Flächennutzungsplan die Voraussetzung, flexibel auf ein notwendiges Maß von Entwicklungen der Wirtschafts- und Wohnstruktur reagieren zu können.

Darüber hinaus sollten über politische-wirtschaftliche Instrumente insbesondere kleine Firmen und Selbstständige im ländlichen Raum möglichst unbürokratisch attraktiv gefördert werden (steuerliche Begünstigungen, etc.). Dazu könnte auch ein sinnvoller Abbau von Hindernissen in der Existenzgründung und Führung eines Unternehmens beitragen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf spielt eine wesentliche Rolle bei der Arbeitsplatzsuche bzw. Standortwahl junger Familien und solche die es werden wollen. Auch sollten hier politische Möglichkeiten forciert werden, Beruf und Familie gut kombinieren zu können.

Aufgrund der zunehmend Alleinerziehenden ist es eine vordringliche Aufgabe, diese Gruppe zu stärken und den Eltern ein attraktives Betreuungsangebot sowie gesetzliche Regelungen für Berufsangebote in Teilzeit weitestgehend unbürokratisch für Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu gestalten. Regelungen sollten einladen, anstatt abschrecken.

Allein die Digitalisierung reicht nicht, um das Problem der Landflucht zu stoppen. Doch gibt sie eine Chance im Gesamtgefüge an Maßnahmen, den ländlichen Raum als digitalen Arbeitsplatz zu fördern.

Folgender Abschnitt bezieht sich auf den Artikel „Digitalisierung könnte Landflucht stoppen“ aus dem Magazin Spiegel Online vom Februar 2018174

84 % schätzen laut einer Erhebung, die dem Magazin vorliegt, dass Digitalisierung den ländlichen Raum als Wohn- und Arbeitsort aufwertet. 67% gingen davon aus, dass eine Verlagerung von Lebensbereichen wie Bildung, Wirtschaft, Politik oder Medizin ins Internet, strukturelle Nachteile des Lebens auf dem Land reduzieren könne.

Derzeit ist die Situation vieler Firmen, deren Erwartung an die Digitalisierung mit dem schleppenden Ausbau eines schnellen Netzes kollidieren, unbefriedigend. Die Geschwindigkeiten in den Gemeinden liegen noch deutlich unter 50 Megabit pro Sekunde. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) betont durch Hauptgeschäftsführerin Katherina Reiche: "Der Glasfaserausbau ist das wichtigste Infrastrukturprojekt der Legislaturperiode. Zu gleichwertigen Lebensverhältnissen gehört der Zugang zu hochleistungsfähiger digitaler Infrastruktur."

Der VKU-Umfrage ist weiterhin zu entnehmen, dass 57 % der kommunalen Betriebe steigende Kosten für Strom- und Abwassernetze beklagen. Das betrifft insbesondere Regionen mit Bevölkerungsrückgang, da infrastrukturelle Erhaltungskosten auf immer weniger Bürger verteilt werden müssen. Konzeptionelle Grundlagen fehlen, um sich dieser Problematik gezielt anzunehmen.

174 174 http://www.xing- news.com/reader/news/articles/1217750?cce=em5e0cbb4d.%3AAAdltyR2vRQvzj8nlrtPFtAP&link_position=digest&new sletter_id=31213&toolbar=true&xng_share_origin=email, heruntergeladen am 14.04.2018

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18.6 GEMEINBEDARF / SOZIALES In der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) ist eine ausreichende Betreuung der Kindergartenkinder, Schüler und Senioren gewährleistet. Sport- und Vereinstätigkeiten bieten vielfältige Möglichkeiten die Freizeit zu gestalten. Die Stadt Kalbe (Milde) ist in dem Zusammenhang als sozial-, kulturell- und freizeitbezogenes Zentrum zu sehen. In den Dörfern ist Mobilität eine wesentliche Voraussetzung, um vorhandene Infrastruktureinrichtungen zu nutzen. Der Schülerverkehr wird durch die PVG abgesichert. Jedoch ist der Bereich der Jugendarbeit ausbaufähig und sollte mehr Aufmerksamkeit für die Zukunft bekommen.

Im FNP ist darauf zu achten, geeignete Strukturen für die Sicherung und Entwicklung soweit möglich, auszuweisen (z.B. in Form von Mischgebieten / gemischte Bauflächen), um bisherige Angebote und deren Erreichbarkeit zu erhalten und insbesondere Voraussetzungen für die Jugendarbeit zu schaffen. Hierfür bieten sich z.B. Teil- und/oder Umnutzungen von Bestandsimmobilien und Erhaltung/Umnutzung von Außenanlagen für die Freizeitgestaltung.

18.7 TOURISMUS / ERHOLUNG Der Tourismus braucht ein gesundes Maß an Qualität, Infrastruktur, Unterkünften, NaturErlebnis – Angeboten / Konzepten und Fachkräften.

Ferner ist für den Flächennutzungsplan von entscheidender Bedeutung, einen gelungenen Konsens konkurrierender Nutzungen zu finden, um auch künftig zu einer nachhaltigen touristischen Entwicklung beizutragen. Dabei spielen Barrierefreiheit, Mobilität, Infrastruktur und Vernetzung, Natur- und Umweltschutz sowie eine nachhaltige Entwicklung ländlicher Lebensräume zur Erhaltung und Steigerung der touristischen Attraktivität, eine entscheidende Rolle.

In der Bereitstellung der Infrastruktur nimmt der FNP direkten Einfluss mit der Sicherung des vorhandenen Bestandes und potentieller Flächen (bspw. für Rad-, Wander- und Reitwege, Motocross, Naherholung Packebusch). Darüber hinaus zeichnen sich Wechselwirkungen zum Naturschutz, zum Landschaftserleben und vorhandenen archäologischen sowie kulturhistorischen Denkmalen ab, die im Zusammenhang einer erlebbaren außergewöhnlichen Landschaft stehen. Der FNP orientiert sich hierbei an übergeordnete fachlich relevante Vorgaben, die in der Darstellung nachrichtlich übernommen werden.

18.8 IMMISSIONSSCHUTZ KLIMASCHUTZ

Im Rahmen der Flächennutzungsplanung soll vermieden werden, dass Flächen als Wohnbauflächen ausgewiesen werden, auf denen heute schon die Immissionsrichtwerte für Dorfgebiete bzw. gemischte Bauflächen ausgeschöpft oder sogar überschritten werden. Weiterhin ist darauf zu achten, ein ausreichend attraktives Wohnumfeld zu erhalten bzw. zu fördern. Nicht selten sind Immissionsbeeinträchtigungen im Umfeld eines potentiellen Wohnortes maßgebliche Faktoren Wohnsuchender, sich gegen diesen Standort zu entscheiden. Notwendige Abstandskriterien schließen Beeinträchtigungen von Immissionen weitestgehend aus, bzw. halten diese auf einem geringen Maß. Das betrifft insbesondere Beeinträchtigungen über Lärm, Gerüche und optische Bedrängung. Neben Windkraftanlagen kommen im Planungsraum gehäuft auch Tiermast- und Biogasanlagen als wesentliche Emissionsstandorte vor.

Die Stadt Kalbe (Milde) strebt danach, Luftkurort zu werden. Mit diesem Ziel lassen sich zudem Klimaschutz, Erholung und Ökotourismus koppeln. Zwar erzeugt die Einheitsgemeinde bereits 500% ihres Strombedarfs selbst, jedoch fließt ein Großteil der Wertschöpfung aus der Gemeinde ab. Zukünftig soll der Anteil des für die Gemeinde

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produzierten Stroms steigen. Sowohl die Realisierung der Deckung des Strombedarfs aus Gemeindestrom, als auch das ambitionierte Ziel einer Reduktion des Verbrauchs durch Einsparung, ist durch Projekte der dezentralen Energieversorgung vorstellbar.

Zur Verbesserung der Luftqualität ist es zwar schwierig, auf dem Land den Verkehr zu reduzieren (Erreichbarkeiten), jedoch ist das Instrument der Flächennutzungsplanung darum bemüht, Siedlungsstrukturen der kurzen Wege planerisch vorzubereiten. Darüber hinaus lässt sich der Vebrauch von Treibstoffen über den Auslastungsgrad der Verkehrsmittel als auch durch den Einsatz alternativer umweltfreundlicher Antriebstechnologien reduzieren.

Eine energieautarke, starke Gemeinde, deren Bürger direkt vom gemeindeproduzierten Strom und Wärme profitieren und von Beginn der Konzeptideen bis hin zur Planungsdurchführung involviert bzw. am Gesamtprozess beteiligt, schafft Vertrauen, Akzeptanz und die Bereitschaft seiner Einwohner, sich für die Gemeinde einzusetzten / zu aktivieren, um die Attraktivität ihres Umfelds zu verbessern. An dieser Stelle seien Bürgerwindräder, Bürgersolarparks, Bürgermobile (z.B. gemeinschaftliche Fahrt zum Supermarkt) und der touristische Ausbau unter dem Motto von Energielehrpfaden genannt. Wichtig ist hierbei, den Bürger an der Wertschöpfung spürbar zu beteiligen (z.B. finanzielle Vorteile) und Maßnahmen zum Klimaschutz in einem, für alle betroffenen Schutzgüter, gesunden und nachhaltigen Maß, abzuwägen.

Im Hinblick auf den Demografischen Wandel steht der Bedarf und das Interesse der Einwohner der Einheitsgemeinde ganz oben und sollte bewusst wahrgenommen und berücksichtigt werden. Eine gute Luftqualität sowie mit dem Bürger geteilte Einnahmen bzw. sonstige Vorteile aus gemeindeinterner Strom- und/oder Wärmeproduktion steigern die Attraktivität des Lebensumfeldes.

18.9 UMWELT- UND NATURSCHUTZ Eine intakte Natur und Umwelt steigern die Attraktivität des Lebensumfeldes und nicht zuletzt die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen. Naturverträgliche und nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden von Landflächen liefern gesunde Lebensmittel und erhalten unsere natürlichen Lebensgrundlagen. Schutzgebiete braucht die Natur als Rückzugsraum vor dem Menschen und um Natur sein zu dürfen. Gleichzeitig erholt sich der Mensch in der Natur und findet zurück zu seinem Ursprung. Die Natur braucht nicht den Menschen. Der Mensch braucht die Natur. Niemand möchte in der Nähe eines Müllplatzes wohnen. Deswegen ist eine Lenkung naturverträglicher menschlicher Nutzung zwingend erforderlich. Angefangen von der Reduktion großer landwirtschaftlicher Flächen mit nur einer Feldfrucht (Monokulturen) zu kleineren Flächengrößen. Umwandlung konventioneller zu ökologisch verträglicher Landnutzung unter Steigerung der Biodiversität. Verzicht auf schädliche Substanzen bei der Pflanzen- und Tierproduktion um nur einige wenige zu nennen. Der langfristige Schutz der Natur und Umwelt ist eine „Win-Win“ Situation für Mensch und Natur. Hierfür ist der FNP bemüht, Grünflächen in Nahbereichen von Gewässern, neben den gesetzlich geschützten Gebieten und Flächen (z.B. Überschwemmungsgebiete, Naturschutzgebiete, FFH- Gebiete, SPA-Gebiete, Biotope), als Retentionsraum und als Feuchtlebensraum wertvoller Arten zu sichern und ggf. rückzuführen. Es bestehen Wechselwirkungen zu Maßnahmen aus dem Gewässerentwicklungskonzept (vgl. Kap.2.8) und zum Tourismus. Alle potentiellen Bauflächen wurden im Hinblick auf ihre Umweltverträglichkeit geprüft und in einem Umweltbericht detailliert dargestellt.

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18.10 AUSBLICK / OPEN END Grund und Boden, sprich die Flächenverfügbarkeit, zählt zu den nicht vermehrbaren essentiellen Ressourcen. Veränderungen im Anforderungsprofil der Flächennutzung ergeben sich aus dem demografischen, wirtschaftlichen und sozialen Wandel. Auf Bevölkerungsrückgang und gleichzeitiger Zunahme hochbetagter Menschen sowie stagnierende Wirtschaftsleistung folgen Leerstand und die Entstehung von Brachen. Desolate Ortsbilder, eine im Verhältnis zur Bevölkerungszahl und Wirtschaftsleistung überhöhte Inanspruchnahme von Siedlungs- und Verkehrsfläche, steigende Kosten für den Erhalt der Infrastruktur einerseits und veränderte Ansprüche an Lage und Nutzungseigenschaften von Objekten sowie eine sinkende Nachfrage andererseits, stellen einen langfristigen Fortbestand einzelner betroffener Orte ernsthaft in Frage. Davon sind die Orte in der Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) zwar weit entfernt, Ansätze sind jedoch erkennbar. Bestes Beispiel ist der Zustand des Rundlings von Brüchau.

Dieses zusammengetragene Kapitel zum Thema Demografie vermag sich nicht auf Vollständigkeit berufen. Zu jung sind alle Planungen und Strategiepapiere, um bereits heute auf Erfahrungen zurückgreifen zu können und zu weitläufig das Gesamtgefüge im Demografiestrom der Wechselwirkungen und Steuerungsmöglichkeiten. Jedoch besteht ein klarer gesetzlicher Auftrag, der Verschärfung des demografischen Wandels entgegen zu wirken und eine nachhaltige Daseinsvorsorge zu gewährleisten. Dazu schöpft der vorliegende FNP alle ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der Steuerung aus.

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