GRUEN WEEKEND-TRIP

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1 Das Mineralbad wird von einer Quelle mit sulfathaltigem Wasser gespeist.

2 Archaische Natur: einer der Strudeltöpfe in der -Schlucht.

3 Auf der mittelalterlichen Bilderdecke der Kirche in Zillis lassen sich fabelhafte Seelöwen oder ein Meereinhorn entdecken.

Abendstimmung 4 Tief schlafen: Die sieben Zimmer der in Mathon, mit Blick Pensiun Laresch haben Lärchenholzböden, über das , dazu ist es traumhaft ruhig. einen Abschnitt des Hinterrheintals 5 Zum Frühstück in der «Pensiun» gibt im Bündnerland. es unter anderem selbst gebackenen Zopf und Eier vom Nachbarsdorf.

EIN WOCHENENDE IM VAL SCHONS 6 Die Fassade der Pensiun Laresch in ­Mathon ist aus reinem Kalk, so wie die Bündner Häuser früher verputzt wurden.

7 Martin Bienerth von der Sennerei Andeer.

8 Safranfäden und die Knollen der Pflanze, Ein Bergtal für 8 ab Mitte Oktober blühen sie. 4 Träumer Das Schams, auf Romanisch Val Schons, erfüllt alles, was man unter einem Geheimtipp versteht: kannten Zeitgenossen: Friedrich Nietzsche wenig Touristen, liebevolle Gast- war hier, Goethe besichtigte die Viamala- geber und dazu viel, viel Natur. 359 Treppenstufen runter – und dann ge- Schlucht 1781 auf der Rückreise von Itali- nauso viele wieder hoch. Wer sich darüber en. Seine Muse Marianne von Willemer tat beklagt, soll einfach an all die Säumer es ihm gleich und fand: «Die Viamala ist Text: Barbara Halter ­denken, die sich zur Römerzeit mit Sack der schauerlichste Felsenspass in der gan- Fotos: Flurina Rothenberger und Pack über die Viamala quälten, den zen Schweiz.» Damals gab es die komfor- «schlechten Weg». Ab dem 18. Jahrhun- table Treppe noch nicht, man pflichtet aber dert stand die Schlucht dann auf so man- von Willemer ­gerne bei: Der Blick ins 7 6 5

cher touristischen Bucket-List. Auch bei be- blaugrüne eisige Wasser in der Tiefe Zillis (1) Zillis: © Stiftung Kirchendecke Kirchendecke

60 Graubünden Tourismus www.graubuenden.ch Übernachtungstipp in Lohn www.legreia.ch Pizzeria in Lohn www.bergrestaurant-orta.ch Die Gemeinde Lohn www.lohn-gr.ch Die Gemeinde Mathon www.mathon.ch Restaurant in Mathon www.muntsulej.ch 61 2 1 2 3 1 Im Gewächshaus des Biohofs Taratsch wuchert es wild und ungestüm, ganz nach Rebecca­ Clopaths­ Geschmack.­ «Bei meinen 2 Vorsichtig zupft sie die­ roten Blüten 1 Esswahrnehmun- der Goldmelissen. gen verarbeite ich ­ keine Produkte löst auch 190 Jahre später noch ein mulmi- Floh, wie Bienerth von allen genannt ges Kribbeln aus. wird. Einen Stock tiefer lagern die Laibe von ausserhalb des Die Viamala ist unser Tor ins Schams. im Keller. Hier wähnt man sich in einem alpinen Raums.» Nach der Felsenlandschaft wirkt das Val Gold­tresor – ausser dass es nach Ammo­ Schons, wie es auf Rätoromanisch heisst, niak riecht, der bei der Reifung aus dem Rebecca Clopath lieblich-friedlich. Seine Talseiten sind grün Käse tritt. Besonderes­ Schmuckstück ist und oberhalb mit Arven bewaldet. Im Tal der Andeerer Schiefer in Form eines machen wir halt in Zillis und bewundern ­Parmesans. Aus Spass hat Floh jedem die bekannte mittelalterliche Bilderdecke Käse einen Paten zugeordnet und dessen in der Kirche St. Martin, dann geht es Namen in die Rinde geritzt. Im Regal weiter nach Andeer. ­«liegen» Spitzenköche wie Andreas Cami­ 7 4 nada, Sven Wassmer – oder Rebecca Clo- Keine Bergbahnen, wenig path, die wir einen Tag später treffen. Rebecca Kochkurse oder lädt zu Gourmet- ­Touristen: Im Schamsertal fährt Fährt man von Andeer den Schamserberg Anlässen. Ihre neungängigen Esswahrneh- 1 Eine Mohnkapsel: Aus dem, was auf dem das gestresse Städterherz runter hoch, eröffnet sich eine neue Welt. Der mungen beginnen jeweils um halb zwölf Biohof wächst und produziert wird, gestaltet Naturköchin Rebecca Clopath ihre Gourmet- Blick übers Tal wird frei, die hohen Berge und dauern bis fünf oder sechs Uhr. Zur- Anlässe, die Esswahrnehmungen. Mitten im Dorf befindet sich dieSennerei scheinen plötzlich greifbar nahe. An der zeit bereitet sich Rebecca für den Herbst 2 + 4 Im Dörfchen Lohn leben nur gerade Andeer von Maria Meyer und Martin rechten Talseite thronen die Dörfer Wer- vor. Sie fermentiert Gemüse und Früchte fünfzig Einwohner. Von der Kirche aus ­Bienerth, die man weit über das Schams genstein, Mathon und Lohn, die Heimat von Hof und Garten, trocknet Kräuter, hat man einen tollen Ausblick über das Val hinaus kennt. Die besten Schweizer Kü- von Rebecca Clopath. Nach ihrer Lehre sammelt Beeren. «Bei meinen Esswahr- Schons, mit Kindern empfiehlt sich der Klangwald, ein Rundweg mit 22 tönenden chenchefs gehören zum Kundenstamm. beim «Chrüter Oski» Oskar Marti und nehmungen verarbeite ich nichts von aus- Objekten. Das Ehepaar hat die Aufgaben klar ver- ­einigen Jahren in der Küche von Stefan serhalb des alpinen Raums. Jeder Anlass teilt: Sie macht den harten Käse, er den Wiesner liess sie sich als Bäuerin aus­bil­ ist persönlich gestaltet, zu jedem Gang gibt 3 Eine der ältesten und schon etwas zerzausten Hennen auf dem Hof Taratsch, weichen. Sie bleibt gern im Hinter- den und kehrte auf den Biohof ihrer ­Eltern es eine Geschichte. Die zwölf Gäste lernen ein Appenzeller Haubenhuhn. grund, er ist der leidenschaftliche Ver­ zurück. Seitdem hat sie sich einen Namen viel über die Region und die Produkte, die 5 + 6 Selten hat ein Kaiserschmarrn so käufer und liefert neue Ideen. «Meine Ma- als eigenständige, kreative Naturköchin hier in der Natur wachsen.» gut geschmeckt wie auf der Alp Nurdagn! ria würde sonst immer den gleichen Käse gemacht und übernimmt bald mit einem Die Natur ist allgegenwärtig im Schamser- Aus dem alten Kuhstall ist eine schlichte, machen.» In der Ladenvitrine liegen über befreundeten Paar den Hof Taratsch. «Mir tal, sie umschliesst den Besucher und lässt zeitgemässe Alpwirtschaft entstanden mit Massenlager unter dem Dach. 25 verschie­dene Sorten. Der Weichkäse wird es schnell zu eintönig», begründet sie jedes gestresste Städterherz runterkommen. ist verziert mit Blüten oder aromatisiert ihren Tatendrang. Ihre kleine Gaststube «Die Region ist perfekt für Leute, die nicht 7 In der ehemaligen Besenbeiz von ihrer mit Arvenspitzen. «Wenn man reinbeisst, bespielt sie ganz unterschiedlich: Mal ist sie in ein Skigebiet wollen und keinen Touris- Mutter wirtet nun Rebecca. Vier Monate im 6 5 Jahr ist der Raum als Bistro Stivetta offen,8 kommt man sich vor wie im Wald», findet offen als Bistro Stivetta, dann wieder gibt tenort suchen», sagt Marianne Peyer, im Herbst stehen die Esswahrnehmungen an.

62 Die mehrtägige Wanderung Via Spluga www.kulturwege-schweiz.ch/via-routen/viaspluga.html www.schweizmobil.ch Die Wanderung auf den Biz Beverin www.wanderrouten.ch/beverin.htm www.alpenfreunde.info/beverin.php 63 1 Magnasch Michael kennt die besten Plätze,­ um im Naturpark Beverin Stein- böcke zu beobachten. 2 Der Lai Grand (auf ­Romanisch grosser See) liegt ungefähr eine halbe Stunde oberhalb der Alp Nurdagn.

Die Pensiun liegt mitten im Naturpark ­Beverin, der sich über vier Täler erstreckt. Um die Kulturlandschaft zu erhalten, wer- den regionale Produkte gefördert. Eines davon ist der Safran von Claudia und ­Peider Michael in Donat. Dieser blüht zwischen Mitte Oktober und Ende Novem­ ber. Noch sieht man auf dem Feld nichts. Die Knollen des Safrans, eine Krokus- Art, dösen­ noch unter den mit Sägemehl be­deck­ten Beeten. Wenn der Zeitpunkt 1 2 stimmt, gehts rasant: «Wir hatten schon Tage, da sahen wir um acht Uhr morgens noch nichts, drei Stunden später standen Hunderte violette Blüten da», erzählt Clau- «Manchmal sind dia Michael. Die Blüten werden zweimal täglich geerntet. Um an die drei roten Saf- dreissig Stein­ «beim Wandern ist man zum Beispiel viel ranfäden zu kommen, wird jede vorsichtig böcke zusammen alleine unterwegs.» Mit ihrem Mann Lu- von Hand geöffnet. Für hundert Blüten be- kas Hug führt sie die Pensiun Laresch in nötigt Claudia ungefähr eine Viertelstunde.­ unterwegs. Man Mathon. Das Haus steht gleich einem Resultat: ein halbes Gramm Safran. Wächter am Dorfeingang, die quadrati- sieht nur Böcke, schen Fenster in der hellen Kalkfassade Im Mondschein wandern die Weibchen blicken wie grosse, offene Augen übers und Kaiserschmarrn essen auf Tal. Wegen der modernen Bauweise ver- der Alp Nurdagn sind sehr scheu.» mutetet man Architekturfans anzutreffen. Marianne und Lukas schmunzeln. Nein, Den Naturpark Beverin erlebt man am Magnasch Michael sie kämen nicht aus dieser Szene, aber un- besten wandernd oder bei einer Tierbeob- ter den Gästen gebe es viele Architekten. achtung, im Park leben rund 350 Steinbö- Sie ist Bibliothekarin, ihr Mann gelernter cke. Im Hotel Capricorns in Wergenstein Sozialpädagoge. Beide kommen aus dem treffen wir Magnasch Michael. Er nimmt luzernischen Sursee und haben sich mit ih- uns mit hoch zum Parkplatz Tguma. Auf rer Pensiun Laresch einen Traum erfüllt. dem Rücksitz seines Jeeps liegen Fern- EIN WOCHENENDE IM VAL SCHONS «Beim Bau des Hotels, aber auch im tägli- rohr und Feldstecher bereit. «Manchmal chen Betrieb fragen wir uns immer, was sind bis zu dreissig Tiere zusammen unter- ERLEBEN Oktober/November, Fr bis Mo. Die Plätze 10 ALP NURDAGN Ab Parkplatz Tguma uns selbst in den Ferien gefällt, und ent- wegs. Man sieht aber meist nur die Böcke, sind begehrt, wer den Newsletter abon- 30 Minuten zu Fuss. Juni bis Oktober offen. scheiden danach.» die Weibchen sind sehr scheu», erzählt er. 1 VIAMALA-SCHLUCHT Das Besucher- niert, bleibt auf dem Laufenden, auch was Massenlager CHF 70.–, Sechsbettzimmer Leider sind wir zu früh dran, die Capri- zentrum ist bis am 3. November offen. Kurse betrifft. www.rebecca-clopath.ch CHF 90.– pro Person mit Abendessen und corns zeigen sich erst gegen den Abend. Winterpause bis März. www.viamala.ch Älplerzmorge. www.alpnurdagn.ch Entschädigt werden wir mit jeder Menge 2 KIRCHE ST. MARTIN, ZILLIS Täglich EINKAUFEN 11 HOTEL RESTAURANT CAPRICORNS WANDERN, BIKEN, SKITOUREN Murmeltieren, die in ihrem lustigen Hop- 10 bis 17 Uhr. www.zillis-st-martin.ch in Wergenstein. Regionale Küche, pelgang über die Alpwiesen springen – 3 MINERALBAD ANDEER Erholung 7 SENNEREI ANDEER Täglich ausser ausgezeichnet­ mit 13 GaultMillau-Punkten. „ Für Naturliebhaber ist das Schams eine tolle Region. Man kann gut und einer grandiosen Portion Kaiser- im 34 Grad warmen Wasser, auch Sauna. Sonntag offen. Im Juli/August Käserei- Steinbock-Ausstellung­ im Haus. wandern, zum Beispiel auf den Piz Beverin. Vom Gipfel sieht man über schmarrn. Auf der Alp Nurdagn wirtet www.mineralbad-andeer.ch Führungen. www.sennerei-andeer.ch DZ ab CHF 148.–. www.capricorns.ch die umliegenden Täler wie das Safiental oder in den Heinzenberg. Das Familie Gufler aus Südtirol. Erst vor zwei 4 NATURPARK BEVERIN Vierstündige 8 SCHAMSERBERG SAFRAN in Donat. Gebiet wird auch immer beliebter zum Biken. Zwei Trails mag ich beson- Jahren wurde die Alp umgebaut, im alten Wildtierbeobachtungen mit Magnasch Bezug direkt über [email protected]. UNTERWEGS ders: Der eine geht von Summapunt zur Viamala-Schlucht, der andere Kuhstall ist eine schlichte, stilvolle Unter- Michael im Juli und August oder auf An- Erhältlich bei Molki , Sennerei Andeer ab der Alp Curtginatsch Richtung Andeer. Im Winter unternimmt man kunft entstanden, wo man gern übernach- frage. Gästeinformation Viamala, Tel. 081 oder im Viamala-Besucherzentrum. 12 BUS ALPIN BEVERIN Juli bis Mitte Skitouren. Das Gelände ist einfach und nicht lawinengefährdet, Skilifte ten möchte. Der Sternenhimmel auf der 650 90 30. www.naturpark-beverin.ch Oktober fährt der Bus von Wergenstein hat es keine. Empfehlen möchte ich auch das Mineralbad Andeer – dort Alp sei traumhaft, «und bei Vollmond- 5 KLANGWALD LOHN Zwei Kilometer ESSEN & ÜBERNACHTEN zum Parkplatz Tguma, Ausgangspunkt habe ich als Kind schwimmen gelernt.“ Jonas Baumann, 29. Der Profi- nächten kann man sogar zum Lai Grand langer Rundweg mit 22 Klangobjekten, für Wanderungen. www.busalpin.ch Langläufer ist in Lohn aufgewachsen. Er lebt und trainiert heute in Davos. spazieren», sagt Andreas Gufler. In aller von Mai bis November frei zugänglich. 9 PENSIUN LARESCH Sechs Zimmer 13 E-MOBILITÄT Ladestationen für Bikes

Stille selbstverständlich. Christoph Köstlin (1), Illustration: Anna Haas Fotos: Flurina Rothenberger, www.klangwald.lohn-gr.ch plus eine Ferienwohnung/Suite. Mi, Do und Autos an diversen Orten. Tagsüber ✁ 6 REBECCA CLOPATH in Lohn. Die und Sa wird für die Gäste auf Anmeldung E-Auto in Wergenstein. Mietbar über: «Stivetta» ist Januar/Februar und Juli/ gekocht. DZ ab CHF 188.–. www.laresch.ch www.sharoo.com August geöffnet. Esswahrnehmungen im 64 Umweltfreundliche Hotels www.oekohotel.ch (Hotel Capricorns) Agrotourismus Schweiz www.myfarm.ch (Alp Nurdagn) 65