MAGAZIN FÜR HOLZBLÄSER Eine Vierteljahresschrift · Einzelheft € 6,50 Heft 4/2008 Termin: Samstag, 1. November 2008, 10.00–17.00 Uhr Ort: Kreistagssaal, Trift 26, 29221 Celle

Seminar 4

mit Ulrich Thieme

Pastorale und Siciliano – Weihnachtliche Musik für 2 Blockflöten und B. c. Ulrich Thieme stammt aus Westfalen und studierte von 1969 bis 1979 in Köln Blockflöte, Schulmusik/Violine, Musikwissenschaft und Philosophie. Nach seinem Konzertexamen 1975 promovierte er 1979 über die Jugend- werke Arnold Schönbergs. Als Solist, Kammermusiker und Kursleiter war er zu Gast in vielen europäischen Län- dern, in Nah- und Fern ost sowie in Südamerika – oftmals auf Einladung des Goethe-Instituts. 1982 übernahm er eine Professur an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Von 1989 bis 2005 war er Mitheraus- geber der Zeitschrift TIBIA, zwi schenzeitlich acht Jahre lang Vizepräsident der deutschen ERTA. Editionen ba- rocker Flötenmusik sind bei Bärenreiter, Moeck und Universal Edition erschienen. Alle Jahre wieder: Advents- und Weihnachtszeit sind flötisti sche Hochsaison. Im Mittelpunkt unseres Kurses stehen barocke Werke (bzw. Einzelsätze) mit pastoralem und wiegendem Charakter. Im sanften Schwingen der Siciliano-Sätze hat die weihnachtliche Musik ihren spezifischen Ton und Gestus gefunden – den Hirten auf dem Felde sei’s gedankt! In diesem Seminar haben die Teilnehmer die Möglichkeit, „typisch“ weihnachtliche Musik kennenzulernen oder auch in Einzellektionen vorzustellen. Der Eigenart dieser Musik wird aber auch an Ensemblestücken aufgezeigt und in gemeinsamem Musizieren aller Teilnehmer mit Leben gefüllt. Bitte bringen Sie neben Sopran- und Altblockflöten auch tiefe Blockflöten mit, denn am Anfang und am Schluss des Kurses soll auch vielstimmige Ensemblemusik erklingen. Das Notenmaterial dazu wird gestellt. Teilnahmegebühr € 40,00 Literaturvorschläge: – G. F. Händel: Pifa, aus: Neun Pastoralen alter Meister, Moeck 2060 – A. Vivaldi: Pastorale, aus: Neun Pastoralen alter Meister, Moeck 2060 – F. Giardini: Pastorale, aus: Neun Pastoralen alter Meister, Moeck 2060 – Anonymus: Sonate I, aus: Due sonate a due flauti e basso, Moeck 1115 – A. Corelli: Concerto op. 6, Nr. 8, das berühmte „Weih nachtskonzert“in einer Fassung von 1725 für 2 Flöten und B. c., Amadeus, BP 703 – G. Ph. Telemann: 1. Satz aus: Triosonate F-Dur, Schott, OFB 106 – A. Dornel: Musette en rondeau, aus: Concert en Trio, C-Dur, Bärenreiter, BA 8089 – A. Dornel: Air rustique, aus: Concert en Trio, C-Dur, Bärenreiter, BA 8089 – P. Danican Philidor: Sicilienne, aus: Suite Nr. 3 C-Dur, Universal Edition, UE 19487 – J. S. Bach: Andante, aus: Triosonate F-Dur (nach) BWV 1028, Moeck 2532 Weitere Literaturvorschläge s. www.moeck.com Weitere Informationen und Anmeldung: Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K., Lückenweg 4, D-29227 Celle · Tel. 05141-8853-0 · [email protected] · www.moeck.com Veranstalter: Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K. und Kreismusikschule Celle TIBIA · Magazin für Holzbläser 33. Jahrgang · Heft 4/2008

Inhalt Peter Thalheimer: Selten gespielte Originalliteratur für Blockflöte 242 Erik Bosgraaf: Dynamik auf der Blockflöte, Illusion oder Wirklichkeit? 253 Daniel Koschitzki: Drei Werke für Blockflöte und Klavier von Chiel Meijering 263 David Lasocki: Ein Überblick über die Blockflötenforschung 2004, Teil III 269 Rien de Reede: Plagiat oder Zitat? 272 Philipp Tenta: Der steile Weg zum wahren Aufführungspraxisfreak 276 Summaries 278 Berichte 279 Moments littéraires 283 Rezensionen Bücher 287 Noten 289 Tonträger und AV-Medien 303 Holzbläserwelt 313 Veranstaltungen 316 Impressum 320

Titelbild: Seite aus Game of Love von Chiel Meijering, Celle 2008, Moeck 1611 Diese Ausgabe enthält folgende Beilage: Bornmann Musikverlag, Schönaich Peter Thalheimer

Anlässlich des ERTA-Symposiums Hannover 2007, in gespielte Stücke vorgestellt werden. In der vorliegen- dessen Mittelpunkt der Wettbewerb „Jugend musi- den Druckfassung dieses Vortrags wurde der ziert“ stand, hat Peter Thalheimer das Repertoire Charakter einer Rede beibehalten. Die Hörbeispiele untersucht, das in den vergangenen 10 Jahren bei den und die Overhead-Partiturseiten mussten jedoch durch Bundeswettbewerben in der Solowertung Blockflöte kurze Notenbeispiele ersetzt werden. zur Aufführung kam. Es zeigte sich, dass einige weni- ge Werke immer wieder, viele andere aber nie gespielt wurden. Deshalb sollten in einem Vortrag selten

Peter Thalheimer Selten gespielte Originalliteratur für Blockflöte

Vor kurzem ergab eine Untersuchung, dass von Allerdings ist dabei die Wahrnehmung subjek- 100 wissenschaftlichen Neuerungen im Bereich tiv: Was der eine noch nie gehört hat, kann der der Medizin nach 20 Jahren nur 5 in der medi- andere schon nicht mehr hören. Man kann auch zinischen Praxis angekommen waren (Wie ticken unterschiedlicher Meinung darüber sein, ob ein die Ärzte, in: Der Spiegel 1/2007). Ähnliches Stück zu Recht oder zu Unrecht nicht gespielt stellt der englische Musikwissenschaftler wird. Wir Blockflötenspieler sollten es uns Jeremy Montagu für den Bereich der Mu sik - jedenfalls nicht leisten, ganze Stilbereiche aus- wis senschaft fest: Das Problem der heutigen zuklammern und zu tabuisieren – dann bleibt Auf führungspraxis sei nicht die fehlende For - nämlich von unserem Repertoire nur noch schung, sondern die fehlende Verbreitung und wenig übrig. Anwendung der Forschungsergebnisse. Meine subjektive Auswahlliste enthält nicht Übertragen auf unser Thema heißt das: Nicht nur Stücke, die in das Besetzungsraster von das Fehlen geeigneter Literatur ist das Problem, Jugend musiziert passen. Dieser Wettbewerb sondern die mangelnde Verbreitung der Neu - soll ja nicht das Zentrum oder das Ziel der Ar - entdeckungen und der neuen Kom po sitionen. beit sein, sondern höchstens ein Ne ben schau - Es ist müßig, darüber zu spekulieren, woher es platz, eine Zutat. Deshalb werde ich auch kommt, dass manche Stücke nicht den Weg in Stücke in ungewöhnlicher Besetzung vorstel- die Praxis finden. Sinnvoller ist es allemal, len, für die sich von selbst keine Auf füh rungs - etwas für die Verbreitung der zu Unrecht selten gelegenheit ergibt. Manchmal lohnt es sich aber, gespielten Stücke zu tun – und damit sind wir dafür eine Gelegenheit zu schaffen. Warum mitten im Thema. sollte nicht ein bestehendes Ensemble durch

Peter Thalheimer, geboren 1946 in Stuttgart, studierte Querflöte, Block flöte, Schul - musik und Musikwissenschaft in Stuttgart und Tübingen. Seit 1978 lehrt er in Nürnberg, zuerst als Dozent für Blockflöte, Traversflöte, Querflöte, Methodik, Aufführungspraxis und Kammermusik am damaligen Meistersinger-Konservatorium, jetzt als Professor für Historische Aufführungs praxis und Blockflöte/Traversflöte an der Hochschule für Musik Nürnberg. Konzerte, Rundfunk- und Tonträgerproduktionen, Kurse und Vorträge führten ihn in viele Länder Europas und die USA. Darüber hinaus sind aus seiner Tätigkeit zahlreiche Noteneditionen sowie Publikationen zur Aufführungspraxis und zur Instrumenten - kunde hervorgegangen.

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Abb. 1: Giovanni Battista Riccio: Canzona (1612), 2 Blfl, B. c., Lon - don pro Musica CS2

eine Erweiterung seiner Be - setzung ein völlig neues Re - pertoire entdecken? Um die Anzahl der vorgestellten Stücke in Grenzen zu hal- ten, mussten reine Block - flöten-En semblestücke zu - gunsten von Solostücken und Werken mit anderen In strumenten ausgeklam- mert bleiben.

Wir beginnen unseren chro - nologischen Gang im 17. Jahrhundert, also in der Zeit, in der die ersten Uccellini-Trios mit zwei c2-Flöten hört, weiß Ori gi nalkompositionen für Blockflöte geschrie- man auch, warum.) (s. Abb. 1) ben wur den. Wenn man die heutige Szene beob- achtet, hört man allerdings sehr viel mehr Ein weiteres, kürzeres und einfacheres Stück Violin- und Cornetto-Musik auf der Block flöte für dieselbe Besetzung scheint das Gegenteil zu als das originale Repertoire. beweisen: Die Notation, die Tonumfänge und die Besetzungsangabe „doi flautini“ lassen an Unser erstes Werk für „doi flautini“ ist zu gleich Sopranflöten denken – stünde da nicht noch die ein Beispiel dafür, mit welchen Block flö ten man Transpositionsanweisung im Bass-Stimmbuch im 17. Jahrhundert in Italien Trio stücke gespielt „alla quarta“. Damit werden aus den scheinba- hat, nämlich mit zwei g1-Flöten und Ge ne ral - ren Sopranflöten-Stimmen die üblichen g1- bass. Wenn diese nicht vorhanden sind, kom- Flötenpartien. In der vorliegenden Ausgabe men vom Um fang her ersatzweise auch barocke wurde allerdings die vorgesehene Transposition f1-Flöten in Frage. Dagegen gibt es für die heute nicht (!) vorgenommen. Damit wird das kleine übliche Besetzung mit 2 So pran block flö ten und Stück tatsächlich Easy Music of Monteverdi’s Bass keine Be le ge aus Italien oder Deutsch land. (Wenn man manche heuti- gen Auf füh rungen von Castello-, Fon tana- oder

Abb. 2: Bernard Thomas (Hrsg.): Easy Music of Monteverdi’s Time, Vol. I, darin: Bia gio Marini, So na - ta per doi Flautini (1626), 2 Blfl, B. c., Dolce Edition 103

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Abb. 3: Daniel Bollius: Symphonia (ca. 1630), 3 Blfl, B. c. (Orgel), Carus 11.221

Alle Titel, die ich Ihnen emp- fehle, sind in praktischen Ausgaben lieferbar – mit einer Aus nahme, den Stücken von Adam Jarzbski aus dem Jahre 1627. Jarzbski stammte aus Polen, wirkte aber einige Jahre in Berlin und auch in Italien. Time for two descant recorders, wie Bernard Die entsprechenden Einflüsse sind in seinen Thomas seine Edition genannt hat. (s. Abb. 2) Werke zu spüren. Seine In stru men tal musik ist für uns interessant, weil sie zahlreiche Partien Wenn allerdings zu den zwei g1-Flötenpartien in Sopranlage enthält, die mit „So pra no“ oder eine weitere Flöte dazu kommt, wie in der „Canto“ be zeich net und die mit dem notierten Symphonia von Daniel Bollius, dann kann das Umfang c1-h2 für Sopran- oder Te nor block - schon eine Sopranflöte in d2 oder c2 sein. Auch flöten wie ge schaffen sind. Die dreistimmigen hier können die g1-Flöten durch f1-Flöten Stücke verlangen zusätzlich zum Basso conti- ersetzt werden, allerdings liegen die Partien nuo noch eine obligate „Bastarda“, also eine dann sehr viel schlechter. Die enge Lage und die Viola da Gamba. Außerdem enthält die Samm - imitatorische Satztechnik stellen an die Spieler lung Stücke für drei So pra nin stru mente und hohe Ansprüche bezüglich Intonation, Klang Bass, wie wir sie von Gabrieli und Cesare ken- und Artikulation – auch wenn es auf den ersten nen, die man aber besser mit Tenor flöten spie- Blick nicht so aussieht. Das Stück von Bollius len sollte. (s. Abb. 4) kann gut kombiniert werden mit den bekann- ten Stücken von Scarlatti und Purcell für drei Wer sich die Mühe macht, den Ge samt aus ga - Altflöten und B. c. (s. Abb. 3) benband oder eine der vergriffenen Ein zel aus - gaben in einer Bibliothek aufzufinden, wird ein interessantes und unbe- kanntes Repertoire ent- decken.

Nach diesen Stücken, die für heute oft gepflegte Besetzungen geschrie- ben wurden, möchte ich

Abb. 4: Adam Jarzbski: Ope ra omnia, Canzoni e con - certi (1627), Pols kie Wydaw - nictwo Muzyczne, Kraków 1989

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Ihre Aufmerksamkeit noch auf drei Block flö ten stücke des 17. Jahrhun derts lenken, die für ungewöhn lichere Be set - zun gen gedacht sind. Fran cesco Spongia detto Usper: Sin fonia (1619), Blfl, Streicher, Laute, B. c., Fidula (s. Abb. 5). Diese Sinfonia ist für g1-Flöte, sechsstimmiges Streicher en semble mit 2 So lo - violinen und Basso continuo geschrieben. Die So lo stellen der Block flöte werden im Original von einer Laute begleitet. Alfred Ein stein, der Abb. 5: Francesco Spongia detto Usper: Sin fonia (1619), Blfl, Streicher, schon vor fast 100 Jahren auf Laute, B. c., Fidula dieses Stück aufmerksam wurde, sieht in der formalen Anlage mit Tutti-Solo-Wech - seln eine Frühform des Con - certo grosso. Johann Vierdanck: Canzona Nr. 30 (1641), für 3 Block flö - ten in g1 (f1), 2 Fagotte und B. c., Verlag Martin Lubenow (s. Abb. 6). Falls Sie je einmal 3 g1-Flöten und 2 Dulziane (oder andere Bass in stru men - te) zur Ver fü gung haben, sollten Sie die Canzona Nr. 30 von Johann Vierdanck Abb. 6: Johann Vierdanck: Can zona Nr. 30 (1641), 3 Blfl, 2 Fag, B. c., Martin spielen – oder spielen las- Lu benow sen. Vierdanck erhielt seine Ausbildung übrigens in der Dresdner Hofkapelle un ter Heinrich Schütz, später war er Organist an der Ma rien - kirche in Stralsund.

Abb. 7: Johann Melchior Gletle: Ist dann so groß (1677). Sopran, 5 Blfl, B. c., Cornetto MPR 051

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Abb. 8: Jacques Hotteterre: L’Art de Préluder, Paris 1719, Faksimilie-Ausgaben: Minkoff; Billau dot, Neuausgabe: Ed. Zurfluh 1131 Jacques Hotteterre: Deux Préludes. Extraits de l’Art de Préluder, Blfl, B. c. (transponiert), Ed. Zurfluh 1250

Stücke sehr selten. Deshalb wurden auch schon fast alle erreichbaren Traversflötenstücke für Blockflöte Ein letzter Hinweis auf ein un gewöhnliches transponiert und gedruckt. Das scheint beson- Block flö ten stück des 17. Jahr hun derts: Wenn ders für Hotteterre zu gelten, weil er ja durch Sie fünf tiefe Block flöten und eine Sopranistin sein Schulwerk unser Kronzeuge für die haben, die vom tiefen a bis zum as2 singen kann, Spielpraxis seiner Zeit ist. In seiner Kunst des dann sollten Sie dieses geistliche Konzert ken- Präludierens gibt es jedoch am Schluss zwei nenlernen. Es hat einen adventlich-weihnachtli- Préludes mit Generalbass in D-Dur und g- chen Text, der allerdings nicht jedermanns Moll, die noch weitgehend unbekannt geblie- Geschmack ist. Die Instrumentalstimmen sind ben sind, obwohl sie ausdrücklich für Block - original für Gamben oder Blockflöten gedacht, flöte geschrieben wurden. Sie sind aus dem am besten auszuführen mit einer Altflöte, drei Fak simile zu spielen, wenn man den französi- Tenorflöten und einem Großbass in B oder c. schen Violinschlüssel lesen kann. In der Zur - Leider ist der Notentext in der Neuausgabe fluh-Ausgabe der Kunst des Präludierens sind nicht ganz fehlerfrei, aber es gibt derzeit keine die beiden Préludes mit ausgesetztem Ge neral - Alternative. (s. Abb. 7) bass enthalten. Es gibt im gleichen Verlag zwar auch eine Einzelausgabe der beiden Préludes, Das Blockflötenrepertoire des 18. Jahr hun - allerdings hat der Herausgeber die beiden derts ist heute sehr viel verbreiteter als das des Stücke nach F-Dur bzw. a-Moll transponiert, 17., deshalb ist es auch schwieriger, Ihnen aus obwohl Hotteterre sich das anders gedacht dieser Zeit unbekannte und dennoch interes- hatte. – Die beiden Préludes gehören jedenfalls sante Stücke zu bieten. Ich versuche es trotz- zum Besten, was von Hotteterre erhalten ist. (s. dem. Abb. 8)

Im französischen Stilbereich sind ausdrücklich Wir wechseln zum italienischen Stil. Tomaso Al- für Blockflöte und Basso continuo geschriebene binoni ist den Blockflötenspielern hauptsächlich durch eine Sonate in a-Moll bekannt, die ursprünglich für Violine geschrieben wurde. Schon im 18. Jahrhundert kur- sierte sie hand schriftlich als

Abb. 9: Tomaso Albinoni: Con certo a-Moll, Blfl, B. c., Amadeus BP 790

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Abb. 10a und 10b: Georg Philipp Te le - mann: 2 Sonatinen c-Moll, a-Moll (1730/ 1731), Blfl, B. c., Schott OFB 181. Ausgaben mit rekonstruiertem Bass von Claus E. Main frank (Breitkopf MR 1916), Winfried Michel (Amadeus BP 490), Klaus Miehling (Privatdruck).

Flötensonate. Seit etwa 15 Jahren liegt aber ein noch interessanteres Stück Al bi nonis gedruckt vor, ein Concerto di camera per flautino oder Oboe oder Violine mit Ge ne - ral bass, ebenfalls in a-Moll. Unter „Flautino“ versteht Albinoni hier die Sopranblockflöte. Die Ober- stimme des dreisätzigen Werks trägt zwar deutlich oboistische Züge, sie liegt aber gut für die Sopranflöte. Der Bass ist sehr bewegt, die Har- monik interessant – beim ersten Aus pro bieren Bass viel schlichter ist als alle neu komponier- ist man fast versucht, an eine Stilkopie alla Simo- ten Bässe. An diese neuen, interessanten Bässe netti zu denken. (s. Abb. 9) hat man sich gewöhnt und möchte nicht gern zu einem einfacheren Bass zurückkehren müs- Die beiden nächsten Stücke meiner Emp feh - sen. Weil aber nun Telemann wieder im lungs liste sind wohl unter den unbekannten die Original verfügbar ist, wagt niemand mehr, eine bekanntesten. Georg Philipp Telemann veröf- überflüssig gewordene Ergänzung zu spielen. fentlichte 1730/31 in Hamburg zwei Sonatinen für Blockflöte oder Fagott oder Violoncello mit Hier setzt nun meine Empfehlung an: Wagen Generalbass (s. Abb. 10a und 10b). Von dem Sie, auch weiterhin die Bässe von Claus E. Druck blieb nur ein Exemplar der Flö ten stim - Maynfrank, von Winfried Michel oder von me erhalten, die ge druckte Bassstimme ist ver- Klaus Miehling zu benützen. Es gibt dafür schollen. Im Jahr 1977 erschien ein erster Ver - Kronzeugen, nämlich Johann Sebastian Bach such einer Er gän zung des verlorenen Basses, und seinen Schüler Johann Philipp Kirnberger. zwei weitere folgten 1986 und 1987. Der feh- Kirnberger beschreibt 1756 in seinem Traktat lende Bass wurde später in einem anonymen Methode, Sonaten aus’m Ermel zu schüddeln Manuskript in Dresden entdeckt. Im Jahre 1996 ein Verfahren, das er bei Bach gelernt hat. „Man brachte dann Nikolaus Delius eine neue Aus - nimmt ein Stück vom guten Meister … und gabe mit dem originalen Bass heraus. Danach macht zum Baß eine ganz andre Melodie. (…) geschah aber nicht das, was man eigentlich Ferner, man setzt zur neu erhaltenen Melodie erwartet hätte, nämlich dass die altbekannten einen Baß. Dadurch ist weder Baß- noch Sonaten zwei gleichberechtigte Schwester werke Diskant Stimme der ersten ähnlich.“ Über die bekommen hätten und diese ähnlich oft gespielt musikalische Wirkung dieses Verfahrens sagt würden wie etwa die große C-Dur-Sonate oder Kirnberger: „Die(se) melodische Schönheit die in f-Moll. Woran liegt das? Ein Grund dafür wird durch die mit der Baßstimme vorgenom- ist sicher, dass Telemanns wiederentdeckter mene Veränderung noch stärker und kräftiger.“

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Gattung des „Concerto da camera“ mit 2 Vi o li nen und Ge ne ra lbass ohne Viola, wie die bekannten Werke von Scarlatti, Vivaldi, Man - cini u.a. Durch die gleichzeitig er - schienene Ausgabe mit Kla vier - auszug wird das Stück „wettbe- Abb. 11: Giuseppe Tartini: Concertino F-Dur, Blfl, 2 Vl, B. c., Partitur, werbstauglich“. Stilistisch steht es Carus 11.213/01, Klavierauszug, Carus 11.213/03 schon dem „Mailänder“ oder „Londoner“ Jo hann Chris ti - an Bach nahe. (s. Abb. 11)

Im Umfeld des empfindsa- men Stils in Deutsch land hatte die Blockflöte nicht mehr viele Freunde. Das Highlight ist und bleibt das Trio für Bass block flöte, Viola und Generalbass von Carl Philipp Emanuel Bach. Sein Berliner Kollege Johann Abb. 12: Johann Gottlieb Janitsch: Sonata F-Dur, Blfl, Vl, B. c. oder Blfl, Gottlieb Janitsch steht obl. Cemb., Carus 11.220 immer noch im Schatten Carl Philipp Emanuels – so auch seine Blockflötenmusik – ohne dass es dafür musika- lische Gründe gäbe. Von Janitsch sind zur Zeit drei Quadros mit Blockflöte auf dem Markt, zwei davon mit Oboe und Violine, eines mit zwei Oboen. Ich will Ihre Auf merk samkeit heute aber auf eine Triosonate für Block flöte und Violine len- Abb. 13: Abbé Joseph Gelinek: Rondo (1812), Blfl, Klav., Carus 11.234 ken. Außer in der Ori - ginalbesetzung ist sie, nach Wagen wir also, neben dem schlichten Te le - Berliner Brauch, auch mit Blockflöte und obli- mann-Bass auch weiter die „stärkeren und kräf- gatem Cembalo oder Ham mer kla vier spielbar. tigeren“ Bässe von Maynfrank, Michel und Allerdings sind die für Blockflötenspieler unge- Miehling zu spielen. Telemanns Sonatinen wohnten Zu sam men spielprobleme mit dem haben eine größere Verbreitung verdient – egal, obligaten Tas ten instrument und die spezielle mit welchem Bass. Ver zie rungs praxis des Berliner Stils nicht zu unterschätzen. (s. Abb. 12) Bei Tartini denkt man sicher nicht zuerst an Blockflötenmusik, sondern an Sonaten und Aus dem 19. Jahrhundert möchte ich Ihnen je Konzerte für Violine. Er hat aber auch ein ein Stück des Csakan- und des Flageolett-Re - Block flötenkonzert geschrieben. Es gehört zur per toires vorstellen.

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Abb. 14: Carnaud aîné: Drei Soli (1828), Blfl solo, Carus 11.229

Aus dem klavierbegleiteten Csakan-Repertoire waren lange Jahre nur Stücke des Wiener Oboisten Ernest Krähmer zugänglich. von Anton He berle. Ob wohl die Heberle- Weniger romantisch, dafür klassischer, aber Sonate schon in mehreren tausend Exemplaren nicht weniger virtuos als Krähmers Musik ist exis tiert, werden davon heute noch immer vier- das Rondo von Abbé Gelinek. Es wurde 1812 mal so viele Exemplare verkauft wie von erstmals gedruckt, genau ein Jahr später als die Carnaud, der erst seit vier Jahren vertrieben bekannte Sonate brillante von Anton Heberle. wird. Carnaud wird also wohl auch noch etwa Immerhin erklang das Rondo als einziges 40 Jahre brauchen, bis er einen ähnlichen Be - Block flö ten stück des 19. Jahrhunderts beim kanntheitsgrad er reicht hat wie Anton Heberle. internationalen Wettbewerb in Feldkirch 2006 – Carnauds So lo stücke wären es aber sicher wert, und die Spie lerin errang damit den 2. Preis. (s. schon jetzt gespielt zu werden. (s. Abb. 14) Abb. 13) Bei der Auswahl der Beispiele aus der Neuen Die drei einsätzigen Soli des französischen Fla - Musik habe ich mich von zwei Prinzipien leiten ge olett-Virtuosen Carnaud kamen etwa 1828 lassen: Zum einen wollte ich keine allerneueste heraus, also gleichzeitig mit der Symphonie fan- Musik empfehlen, weil hier die Urteile erfah- tastique von Hector Berlioz und der Ent ste - rungsgemäß besonders subjektiv sind. Zum hung des Schwanengesangs von Franz Schu - andern wollte ich spezifische „Block flö ten - bert. Carnaud schreibt im Gegensatz dazu aber kom ponisten“ meiden. Stattdessen werde ich sehr traditionell, ähnlich wie die Klarinettisten Stücke vorstellen, die vielleicht gerade deshalb und Flötisten dieser Zeit. so unbekannt sind, weil sie von Komponisten

Betrachten wir bei die- sem Titel einmal die Ver - kaufszahlen der No ten - ausgabe als Maß für den Grad der Verbreitung. Als Vergleich soll das erste Blockflötenstück des 19. Jahrhunderts die- nen, das vor über 40 Jahren neu auf den Markt kam, die Sonate brillante

Abb. 15: Bohuslav Martinů: Pasto rals (1951), 5 Blfl, 2 Vl, Klarinette, Vc, Bärenreiter 3472

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Abb. 16: André Jolivet: Pipeaubec (1971), Blfl, kl. Schlagz., Heugel 33.697

sche Lied Dÿdi li der Komponistin Nira Chen (*1924), aller - dings ohne Verweis auf die Vorlage. Mit seinem zweiten Satz stammen, die nur ausnahmsweise für unser In - erinnert das Werkchen sehr an andere Stücke in stru ment geschrieben haben. Immerhin konn- derselben Besetzung: Le Tom beau de Mireille ten sie außerhalb der Blockflötenszene schon (1959) von Henri Tomasi und Prélude et Dance große Anerkennung finden. (1973) von Pierre Paubon. In dieser Zeit erleb- te also die mittelalterliche Idee „Flöte und Ich beginne mit den Pastorals von Martinů, ei- Trommel“ in Frank reich eine Wiedergeburt. (s. nem Klassiker aus dem Jahr 1951. Unter ande- Abb. 16) rem dachte ich an dieses Stück, als ich eingangs bemerkte, man müsse auch einmal eine Auffüh- Während Jolivet die Blockflöte in ein eher rungsgelegenheit aktiv herbeiführen, denn rein archaisches Umfeld stellte, verwendet Bozza in zufällig hat man 5 Blockflöten, 2 Violinen, eine seinem Interlude relativ rücksichtslos die Ele - C-Klarinette und ein Violoncello nie zusammen. mente impressionistischer Melodik. Das Stück Martinů, hat das Werk für die Trapp-Familie ge- beginnt mit der Sopranflöte, wechselt dann zur schrieben, die Uraufführung fand 1952 im Base- Altflöte und kehrt zum Sopran zurück. Leider ler Rundfunk statt. (s. Abb. 15) ist der Notentext nicht immer fehlerfrei notiert. Es empfiehlt sich, zum Vergleich ein anderes André Jolivet schrieb Pipeaubec für Sopran- Stück heranzuziehen, in dem Bozza einzelne oder Tenorflöte mit Trommel oder Tambourin Partien des Interludes zitiert hat. Das Stück schon 1971; gedruckt wurde es erst 1989, also heißt Phorbéia, geschrieben für Querflöte solo, 15 Jahre nach Jolivets Tod. Der erste Satz von erschienen ebenfalls bei Leduc. Für Block flö - Pipeaubec ist eine Pa ra phrase über das hebräi- ten spieler ohne Vorbehalte gegen den Im pres -

Abb. 17: Eugène Bozza: In - ter lude (1977), Blfl so lo, Le duc 25 639. Er gän zend einzusehen: Phor béia pour Flûte seule, Leduc 25 578

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Abb. 18: Jean Françaix: So - nata (1984), Blfl, Git., Schott OFB 164

sionismus ist das In ter - lude eine beachtens- werte Her aus for de - rung. (s. Abb. 17)

Wir bleiben in Frank reich und im Nach-Im - kräftig und aggressiv, und das Instrument ist pres sionismus. Viel leicht muss man für Jean wie ein Teil des Körpers. Es sind verschiedene Françaix und seinen Stil eine eigene Kategorie Flöten, die zu Klang kommen können. Quer- erfinden, weil er sich stets jeder Ka te go ri sie - oder Block flöten, auch als Piccolo-/So pra nino-, rung widersetzt hat. Witz und virtuose Spiel - Alt- (Tenor-) und Bassflöte in frei wählbaren freude waren für ihn immer die wichtigsten Ok tav transpositionen …“ kompositorischen Kriterien. Die Partitur ent- hält keinen Hinweis, für welche Blockflöte die Später schreibt Schnebel: „Aus den Haupt - Sonata geschrieben ist: Der notierte Umfang tönen der einzelnen Teile entwickelt ist die (nur reicht voll chromatisch von d1 bis e3. Ich emp- ad libitum geforderte) Begleitung – vorzugs- fehle eine Tenorflöte in langer Mensur bzw. ein weise ein Streichinstrument, denkbar ist auch rein überblasendes Instrument – und fleißiges Synthesizer/Keyboard oder Orgel/Akkordeon Üben. (s. Abb. 18) – in der Art eines Borduns.“ (s. Abb. 19)

Pan von Dieter Schnebel wurde zuerst als ein Der spanische Komponist Cristóbal Halffter ist Improvisations-Konzept veröffentlicht. 1988 wie Dieter Schnebel Jahrgang 1930. Seiner nie- ent stand dann eine vom Komponisten ausgear- dergeschriebenen Improvisation liegt der La - beitete Version, die erst seit 2005 gedruckt vor- mento di Tristano zugrunde, den wir aus den liegt.

Um das Interesse zu wek- ken genügt es, zwei Pas - sagen aus dem Vor wort zu zitieren: „Pan für Flöte mit Begleitung ist organische Musik. Atem strömt sanft oder heftig, Finger greifen vorsichtig, sensibel, ja zärtlich, oder

Abb. 19: Dieter Schnebel: Pan (1978/1988), Blfl, Be glei tung ad lib., Schott ED 7783

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Abb. 20: Christóbal Halffter: Im - provisación sobre el „La mento di Tristano“ (1999), Blfl solo, Uni - versal Edition 31 961

Mittelalterlichen Spielmannstänzen kennen. Am Schluss dieser kleinen Auswahl kann nur Das Stück verlangt Klangsinn und ein ausge- die Empfehlung stehen, in unserem Repertoire prägtes Gefühl für musikalische Zeitverläufe, weiter auf Ent deck ungs rei sen zu gehen. Für die spiel technisch ist es nicht sehr anspruchsvoll. (s. Ar beit mit den Raritäten wünsche ich viel Spaß Abb. 20) und guten Erfolg. o

252 TIBIA 4/2008 Dynamik auf der Blockflöte, Illusion oder Wirklichkeit?

Erik Bosgraaf Dynamik auf der Blockflöte, Illusion oder Wirklichkeit? Einige spieltechnische Konsequenzen und psycho-akustische Betrachtungen

Dynamik, Abstufungen von Lautstärke, hat es zu stark oder leise bläst, weil man dadurch die in der Musik natürlich immer schon gegeben. Töne zu hoch oder zu tief macht.“4 Sollten Schon in den ersten großen systematischen Blockflötisten sich einfach in Van Blancken - Trak taten der Musikgeschichte wurde dieses burghs Beschränkung fügen? Thema angesprochen. Im 17. Jahrhundert wurde Dynamik meistens mit der Figurenlehre verbunden. Michael Praetorius nennt in seinem Wirkliche Temperatur und gefühlte Tem pe ratur Syntagma Musicum „pian e forte“ als Mittel, „die affectus zu exprimiren und in den Men - Temperatur wird gemessen in Grad Celsius schen zu moviren“1. Mersenne beschreibt acht oder Fahrenheit. Es gibt aber mehrere Fak to - Stufen der Lautstärke, um die verschiedenen ren, die unsere Erfahrung von Wärme oder Stu fen von „Passionen“ auszudrücken.2 Auch Kälte beeinflussen, wie Luftfeuchtigkeit oder in Traktaten über die Blockflöte ist von Dyna - Wind. Bei der Erfahrung von Lautstärke gibt es mik die Rede. Silvestro Ganassi schreibt schon einen analogen Effekt. Sie ist nicht grund- im ersten Kapitel von La Fontegara (1535), dass sätzlich eine Frage von Dezibel. Es ist genau Blockflötisten die menschliche Stimme nach - dieser psycho-akustische Aspekt, der für ahmen müssen: „Wie der Maler die Werke der Spieler im allgemeinen und besonders für Natur mit verschiedenen Farben nachahmt, Blockflötisten wichtig ist. Hohe Instrumente kann das Instrument den Ausdruck der mensch - scheinen lauter zu sein als tiefere, obwohl sie lichen Stimme durch die Atemgebung und das – gemessen in Dezibel - oft nicht sind. Die durch Schattieren des Tones mit Hilfe entspre- Erfahrung von Lautstärke hat also auch mit der chender Griffe imitieren.“ 3 Van Blanckenburgh Tonhöhe zu tun. Dann gibt es noch die soge- beschreibt, dass man auf der Blockflöte nicht zu nannte Direktionalität der verschiedenen stark oder leise blasen soll: „Um [alle diese] Tonhöhen. Wenn man die Augen schließt und oben erwähnten Töne den Anweisungen gemäß jemand spielt einen Ton, so ist es bei einem sauber zu blasen, muss man auf zwei Dinge hohen Ton einfacher, die Richtung anzugeben, achten, und zwar: erstens, dass man mit den aus der er kommt, als bei einem tiefen. Genau Fin gern exact abdeckt, zweitens, dass man nicht deshalb ist es eigentlich egal, wo man bei elek-

Erik Bosgraaf (geb. 1980) gilt weltweit als einer der begabtesten und vielseitigsten Blockflötisten der neuen Generation. „Bosgraaf’s virtuosity is stunning, as is his artistry“, schrieb The Gramophone anlässlich der Veröffentlichung seiner 3-CD-Box (Brilliant Classics), die er den Werken Jacob van Eycks aus Der Fluyten Lust-hof widmete. „Bosgraafs Virtuosität, und insbesondere sein unanfechtbares Verständnis von jeder Note, die er spielt (…), sind imponierend“, urteilte auch NRC Handelsblad. Mit Werken von van Eyck gab der Blockflötist im Sommer 2007 auf dem Festival für Alte Musik in Utrecht sein Solodebüt. Bosgraafs Interesse an zeitgenössischer Musik sieht er unter anderem gestaltet in der Zusammenarbeit mit dem Gitarristen Izhar Elias. Das Duo hat dreißig Kompositionen weltweit uraufgeführt. Erik Bosgraaf unterrichtet und konzertiert in Europa, den USA, Südostasien und Australien. Im Juni wurde seine neue CD mit den zwölf Fantasien von Telemann und der Bach-Partita BWV 1013 bei Brilliant Classics veröffentlicht.

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tronischer Verstärkung einen „Subwoofer“ pla- bouchure) braucht. Die Blockflöte kann des- ziert. halb als eines von wenigen Instrumenten mit der Nase gespielt werden! Unterschiede im Die „Bandbreite“ der Blockflöte mag vielleicht Atem druck können also bei der Blockflöte nicht so groß sein wie die der anderen In stru - nicht mit Lippenspannung kompensiert wer- mente, doch ist es so, dass ein Publikum sich den. Bei manchen Rohrblattinstrumenten wird nach einer Weile daran gewöhnt und die feinen ein Ton bei gleichem Ansatz und höherem Atem - Nuancen der dynamischen Möglichkeiten mit druck tiefer. Durch Anpassung der Lip pen - großer Intensität erfährt. Dies ist vergleichbar spannung kann man also die Dynamik kontrol- mit einem Farb- und einem Schwarzweiß-Foto. lieren. Für die Blockflöte gibt es jedoch andere Es wäre ja kleingeistig, ein Schwarzweiß-Foto instrumentenspezifische Techniken, die eine als ein ästhetisch beschränktes Produkt zu unterschiedliche Dynamik ermöglichen oder sehen! Die Bandbreite in diesem Genre ist ein- suggerieren können. fach anders. In der Musik kann diese andere Band breite ja bekanntlich mit Hilfe der Psycho akustik zu bedeutenden kreativen Lö - Finger sun gen führen. Zum Beispiel: Das Hören eines wahrnehmbaren Unterschieds zwischen zwei Die Blockflöte ist in der Regel ein Instrument Tönen von unterschiedlicher Lautstärke ist ohne Klappen. Die Konsequenz ist, dass das abhängig von dem erwarteten Laut. Spiel tech - Instrument kaum nivellierte dynamische Ton - nisch heißt das: Kann man eine Note auf der verhältnisse kennt, wie diese ja im „sinfoni- Blockflöte nicht nach Wunsch lauter spielen, so schen Zeitalter“ bei anderen Blasinstrumenten, kann man doch wenigstens die Umgebung die- wie beispielsweise der Böhm-Flöte, entwickelt ser Note leiser machen. Genauso verhält es sich wurden. Den großen dynamischen Kontrast andersherum: Kann man eine Note nicht leiser zwischen den verschiedenen Griffen kann man spielen, so kann man wenigstens die Umgebung ausdrucksvoll einsetzen. Gabelgriffe sind grund - ein wenig lauter machen. sätzlich leiser als „normale“ Griffe (s. Beispiel 1a). Wenn jedoch „normale“ Griffe leiser ge - Ein anderer psychoakustischer Effekt ist das spielt werden sollen, können diese auch bei ge - „Decay“, ein dem „natürlichen Decrescendo“ rin gerer Blasstärke mit Gabelgriffen genommen ähnlicher Effekt, der den meisten natürlichen werden, womit man dynamische Unterschiede Klängen nach ihrer Entstehung folgt. Das wich- nivelliert. So kann zum Beispiel bei der Griff - tigste Beispiel ist vielleicht der gezupfte Ton, ver bindung 012456 – 0123 der Letz tere durch aber auch bei einem Blasinstrument ist der Ton 0124567 ersetzt werden, so dass beide Ga bel - endlich, weil die Kapazität der Lungen selbst- griffe sind (s. Beispiel 1b). Ga bel griffe kön nen verständlich physisch eingeschränkt ist. Beim manchmal auch mit alternativen „normalen“ Spielen eines liegenden Orgel- oder Block flö - Grif fen gespielt werden, was je doch seltener ten tons kann dadurch die Sensation entstehen, der Fall ist (s. Beispiel 1c). dass der Ton wachse. Unterschiede in der Tonhöhe, die durch höhe- ren Atemdruck entstehen, können von den Spieltechnische Aspekte Fingern des Spielers kompensiert werden. Kurz: man kann zum Beispiel bei einem Griff, Wir wissen alle, dass die Tonhöhe bei der Block - der bei starkem Atemdruck zu hoch wäre, flöte steigt, wenn wir den Blasdruck erhöhen. Finger hinzufügen. Umgekehrt kann man Dieses Phänomen ergibt sich aus der Tatsache, natürlich auch durch leiseren Atemdruck und dass man beim Spielen der Blockflöte – als ein- weniger Finger oder Alternativgriffe dieselbe zigem Instrument – keinen Ansatz (Em - Tonhöhe behalten. Übrigens suggeriert das

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Wort „Griff“ üb licherweise, dass man Löcher komplett ab - decken oder öffnen soll. Doch das muss nicht unbedingt so sein. Oft kann man ge rade durch partielle Ab deckung Dynamik kreieren, wie z. B. die sogenannte Übergangs - dynamik. In der Dynamik werden zwei For men unter- schieden: die Terrassen- und 1a 1b 1c die Übergangsdynamik. Bei Beispiel 1 der Terrassen dynamik gibt es einen „stufenweisen“ Über- gang zwischen einem lauten und einem leisen gestreckt ist und diagonal auf dem Instrument Ton. In der Mu sikhistoriographie wurde lange aufgesetzt wird.5 Zeit ge dacht, dass es in der Barockmusik auf- grund der geringen dynamischen Angaben wie „piano“ oder „forte“ nur Terassendynamik ge - Timing geben habe. Heutzutage wird dieser anachroni- stische Ge danke nicht mehr ernst genommen, Schon früh wurden Dynamik und Timing mit- weil eine Partitur aus der Barockzeit nicht so einander verbunden. So schreibt Praetorius: genaue Angaben zur Ausführung macht, wie es „Sonsten ist Pian so viel alß placidè, pedeten- in Par ti turen späterer Musik der Fall ist. tim, lento gradu: daß man die Stimmen nicht allein messigen: sondern auch langsamer singen Graduelle Dynamik kann man durch das soge- solle.“ 6 Wenn wir Dynamik als eine Frage von nannte „Leaking“ und „Shadowing“ produzie- Wahrnehmung betrachten und Dynamik auf ren. Im ersten Register kann man einfach mit der Blockflöte aufgrund des fehlenden An - dem Daumen (Finger 0) „leaken“ und im zwei- satzes schwer zu realisieren ist, dann ist Timing ten Register hauptsächlich mit den Fingern 1 ein effektives Mittel. Die Hörerfahrung von oder 2. Hier gilt: Je weiter das Daumenloch Timing basiert immer auf der „Erwartung“ und geöffnet ist, desto weniger Atemdruck darf man diese kann der Spieler in sein Spiel legen. geben. Diese Technik ist vor allem auf Wichtig dabei ist ein gewisses Maß an Vor her - „Ganassi“-Instrumenten und tiefen Flöten mit sagbarkeit. Eine Vorhersage tritt jedoch ab und großen Löchern effektiv. Je größer die Löcher zu (also in für den Interpreten wichtigen Mo - sind, umso einfacher ist diese Technik auszu- menten) und nicht zwangsläufig ein. Ein be - führen. Bei falscher Ausführung hört man ein kanntes Beispiel ist die Sinfonie No. 94 mit dem Glissando! Wird durch das „Leaking“ eine Paukenschlag von Joseph Haydn: in einem un - Note eigentlich künstlich zu hoch (und damit er warteten Moment gibt es einen fortissimo- leise) gemacht, so ist das beim „Shadowing“ Akkord. umgekehrt. Man kann zum Beispiel bei 0123 mit Finger 4 oder 5 zunehmenden Atemdruck In einstimmigem Repertoire, wie z. B. der ausgleichen. Ein anderes bekanntes Beispiel ist Musik Jacob van Eycks, muss es um die audi - der Consort- bzw. Ganassi-Griff 012567. Mit tive Konstruktion eines Tempo-Gefühls gehen. Hilfe eines Schattens durch den vierten Finger Wenn dieses Gefühl vom Zuhörer angenom- und zunehmenden Atemdrucks kann mehr men ist (was normalerweise eine Weile dauert), Volumen im Klang erreicht werden. Diese wird die Abweichung davon gewissermaßen Technik ist am effektivsten wenn Finger 4 entgegen der Vorhersage als eine Besonderheit

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erfahren. So kann das Betonen einer normaler- Klangfarbe weise leichten Taktzeit Aufmerksamheit erre- gen und die Erwartung durchbrechen. (s. Klangfarbe kann ein wichtiges Element bei der Beispiel 2) Suggestion dynamischer Unterschiede sein. So wird ein penetranter Klang als lauter erfahren als ein „schöner“ Ton. Mit der Position von Zunge, Zäpfchen, Lippen und Stimm bändern kann Beispiel 2 ein Blockflötist die Klangfarbe Eine zu früh gespielte Note wird oft als zu laut beeinflussen. Die präzise Wirkung dieser erfahren. Der Grund dafür liegt in der Sprache Elemente ist fast unmöglich zu erklären und in (oder in der Vokalmusik) mit ihren betonten diesem Rahmen auch eigentlich nicht so wich- und unbetonten Silben, so wie in dem Wort tig, weil wir in unserem Spiel nicht unbedingt Miserere. Dissonanz und Konsonanz betref- alle Elemente gebrauchen können, wenn wir sie fend, liegt die Dissonanz oft auf einem schwe- wissenschaftlich „verstehen“. In diesem Kon - ren und die Konsonanz auf einem schwachen text ist es wichtig, die Elemente intuitiv oder Taktteil. Im Generalbassspiel findet man ver- metaphorisch zu betrachten, also mit der Vor - gleichsweise oft die folgende Figur (s. Beispiel stellung eines Klangs. Wir können aber auch 3). andere Griffe nehmen, um eine gewisse Klang - farbe zu erhalten, so wie oben bereits beschrie- ben. Es gibt natürlich viele Al ter na tivgriffe, die man selbst entdecken oder auch im Internet fin- den kann.7 Im folgenden nenne ich einige gebräuchliche Alternativgriffe für eine Ba rock - Beispiel 3 altblockflöte in f (s. Beispiel 4).

Eine spezielle Art von Alternativgriffen sind diejenigen in einem anderen Register. Sie verur- Beispiel 4

Ton Normal Alternativ A 0 1 2 3 4 5 0 1 2 3 4 5⁄ 6 7 H 0 1 2 3 5 6 0 1 2 3 4 (ffff) C 0 1 2 3 0 1 2 4 5 6 7(7⁄ ) Cis 0 1 2 4 5 6 0 1 2 3⁄ D 0 1 2 0 1 3 4 5 (6⁄ ) Dis 0 1 3 4 0 1 3 5 6 (6⁄ ) E 0 1 0 2 3 F 0 2 0 3 4 Fis 1 2 1 3 5 (6⁄ ) G2 1 2 3 4 5 6 7 Gis 2 3 4 5 6 0⁄ 1 2 3 4 5 6⁄ A0⁄ 1 2 3 4 5 1 2 3 4 6 7 B0⁄ 1 2 3 4 6 0⁄ 1 2 3 5 6⁄ H0⁄ 1 2 3 5 0⁄ 1 2 3 6 7⁄ C0⁄ 1 2 3 0⁄ 1 2 4 6⁄ Cis 0⁄ 1 2 4 0⁄ 1 2 3⁄ D0⁄ 1 2 0⁄ 1 2 3 5 6 7⁄

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Beispiel 5

Ton Normal Alternativ Alternativgriffe im zweiten Register für Töne im ersten Register H 0 1 0⁄ 1 2 3 4 5 6 7 8⁄ C 0 2 0⁄ 1 2 3 4 5 6 7 (8⁄ ) C# 1 3, 0 oder eine Variante abhängig 0 2 3 4 5 6 7 von der Stimmung D Normalerweise offener Griff oder 2 0⁄ 1 2 3 4 5 6, 2 3 4 5 6 7, 2 4 5 6 7, 3 4 5 6 7 Alternativgriffe im ersten Register für Töne im zweiten Register D# 0⁄ 1 2 3 4 5 6⁄ Offener Griff (bei starkem Blasen) Alternativgriffe im dritten Register für Töne im zweiten Register G0⁄ 1 2 3 0 1 2⁄ 3 4 5⁄ 6 7 G# 0⁄ 1 2 4 0⁄ 1 2 3 5 6 7, 0 1 2⁄ 3 5 6 7 A0⁄ 1 2 0⁄ 1 2 5 6 7, 1⁄ 1 3 5 6 7, 0⁄ 1 2 8* 3 3 * Der Alternativgrif A auf einem Ganassi-Sopran mit zusätzlich 5 6 7 (also nicht nur 0⁄ 1 2) ist also eigentlich ein A im dritten Register (und nicht im zweiten Register wie 0⁄ 1 2). sachen eine andere Klangfarbe und Dynamik. Zuhörer. Wenn man den Zuhörer auf eine Das nächstliegende ist meist, einen normalen bestimmte Passage aufmerksam macht, wird Griff aus dem ersten Register nun im zweiten diese als „wichtiger“ erfahren. Ob diese Passage Register zu spielen. Diese Griffe für Consort- an sich dann lauter ist, ist eigentlich nicht rele- oder Ganassi-Instrumente (hier C-Flöten) sind vant. Das Gleiche kann mit Orna men ten und allerdings nicht unbedingt auf allen In stru - Vibrato getan werden. Ein Beispiel für diese menten und in allen Stilen brauchbar. (s. Art von Interpretation finden wir in der Dimi - Beispiel 5) nu tions kunst. Sprünge werden im allgemeinen energischer als Tonleiterfiguren erfahren. Dynamik wird auch vom Obertonspektrum eines Instruments geprägt; ein Aspekt, den man Durch Diminutionen kann man sich eines soge- „Präsenz“ nennen kann. Eine leise Flöte kann nannten idiomatischen Crescendos oder De cres - zum Beispiel durch ein reiches Ober ton - cendos bewusst werden. So wird eine sinkende spektrum weit klingen. Viele Ori gi nal in stru - Tonleiterfigur ohne zunehmenden Atem druck mente haben diese Eigenschaft. Daneben kann auf einer Barockblockflöte wie ein De cres cen - man Geräusch als musikalisches Mittel einset- do klingen. Wenn es Raum zur Improvisation zen. Es kann zu einem eher „ver schlei er ten“ der Diminutionen gibt, kann man durch die Ton führen, der sich im Ensemble besser mischt. Richtung der Diminutionen entweder ein Cres - Geräusch kann auch effektiv sein in Be ar - cendo oder Decrescendo suggerieren, in dem beitungen von Musik, die original für (mo derne) man idiomatische Merkmale der Blockflöte ein- Querflöte oder Shakuhachi komponiert ist. setzt. In Beispiel 6a sehen wir zwei Beispiele von Diminutionen auf drei Noten. Im Beispiel 6b folgen die Diminutionen dem natürliche Ornamente Decrescendo der Melodie und im Beispiel 6c Beispiel 6 Dynamik auf der Blockflöte kann man auch formulieren als 6a 6b 6c dosiertes Anziehen und Los - lassen der Aufmerksamkeit vom

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kontrastieren sie mit dem natürlichen De cres - Instrument wie dem Dudelsack, das keine cendo. Artikulation zulässt.

Sowohl Diminutionen als auch Tril ler ver zie - Auffallend in diesem Kontext sind die engli- rungen können improvisiert werden. Tril ler ver - schen Lehrwerke für Blockflöte vom Ende des zierungen werden normalerweise kodiert no - 17. Jahrhunderts, wie Salter und Hudgebut. tiert (so wie +, tr), Diminutionen hin gegen aus- Durch den Gebrauch von Tabulaturnotation geschrieben in Noten. Bei Tril ler ver zie rungen wird deutlich, dass sogar Anfänger auf dem In - kann man zum Beispiel mit einem beschleuni- stru ment Flattement lernen sollten. genden Triller, der mit einer Ap poggiatura ansetzt, ein Decrescendo suggerieren. Macht Mit Atemvibrato kann ebenfalls viel suggeriert man dazu noch abnehmendes Vibrato, so ist der werden. Der geschmackvolle Aufbau eines Vi - bra tos ist sehr wichtig. Am Aufbau sind drei Parameter beteiligt: Form, Amplitude und Ge - schwindigkeit. Mit zunehmender Größe oder Geschwindigkeit der Parameter wird ein Cres - cendo suggeriert und umgekehrt De cres cendo. Beispiel 7 Effektiv eingesetzes Vibrato ist ein wichtiges Mittel für den Ausführenden, einer Note mehr Effekt maximal. Ganassi unterscheidet drei oder weniger Intensität zu verleihen. Arten von Trillern: Vivace (= Terztriller), Nor - mal (= kleine oder große Sekund) und Suave (= kleiner als eine kleine Sekund). Selbst ver ständ - Dynamik in mehrstimmiger Musik lich hat der Terztriller die meiste Energie. Die - sen besonderen Triller hört man leider selten! Auch beim Spiel von mehrstimmiger Musik Der Trillo Suave wird eigentlich auch wenig kann man verschiedene Arten von Dynamik gespielt, obwohl er auch in anderen Quellen un terscheiden. Einerseits gibt es die dynami- erscheint. So spricht Van Blanckenburgh über: sche Relation zwischen den verschiedenen „Trillern mit dem Mit tel finger der oberen Stimmen, andererseits die dynamische Rich - Hand“ wenn er die Note D behandelt.8 Außer - tung der Gruppe im allgemeinen. Beim Ar bei - dem ist das Fingervibrato aufwärts eine idioma- ten mit der dynamischen Balance zwischen den tisch-logische Technik auf Zupf in stru men ten: verschiedenen Stimmen kann man nicht von Wo bei Blasinstrumenten ein hinzugefügter einem „menschlichen Mischpult“ sprechen; die Fin ger eine Senkung der Tonhöhe zur Folge Wahrnehmung der Lautstärke ist, wie schon hat, ändert sich bei einem Zupfinstrument die gesagt, mehr von Erfahrung als von Dezibel ab - Tonhöhe nach oben. Flat te ment (oder Fin ger - hängig! Was das Publikum erfährt, ist natürlich vibrato) wurde durch die Französische Ba rock - für einen Musiker relevant.10 Es gibt vielleicht musik bekannt, doch kommt es auch in anderen nichts Praktischeres als eine gute Theorie. Eine Quellen, wie Joan Albert Bans Zangh-Bloem - Theorie ist aber nur dann praktisch, wenn sie zel, vor. Er nennt Fingervibrato „liebliche Be - mög lichst viele Faktoren aus der Realität be - bung des Fingers“ (lieffelyke vinger-bevinghe).9 rücksichtigt. Eine Theorie, die sich nur auf De - Die Funktion des Flattements dient also nach zibel stützt, hat also einen zu einfachen Be zug Ban dazu, einem vielleicht etwas statischen zur Realität zwischen Musiker und Pu bli kum. Block flötenton „Lieblichkeit“ zu verleihen. So - wohl der mikrotonale Auf- als auch der Ab - Dynamik wirkt sich auch auf Intonation und wärts-Triller wird u. a. von Dudelsackspielern Stimmung aus; ein leises falsches Intervall kann benutzt. Beides sind gute Methoden, melodi- reiner klingen als ein lautes und stimmendes. sche Linien zu ge stalten, besonders bei einem Eine reine Prim, Oktav, Terz, Quart, Quint

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oder Sext produ- ziert einen Diffe - renz ton, wodurch die Sen sa tion ent- steht, dass man lauter spielt. Die - ses Prin zip ist in der Musik der Re - nais sance von Be - deu tung, z. B. wird da durch ein Bass - ton in einem sau- ber ge stimm ten Schlus s ak kord als lau ter empfunden.

Beim Verdoppeln von Stim men auf der Block flöte be - kommt man ei nen Effekt, der dem Beispiel 8 so ge nannten Chorus-Ef fekt der E-Gitarre ähn - Stimmung) und der „organischen“ Lautstärke lich ist. Zwei Alt block flöten in bei spiels weise der Tonhöhe im Klangspektrum. D. h., dass einer Bach-Kantate ha ben für den Zu hörer viel Töne mit einer tiefen Position in der Ober ton - mehr Präsenz als nur eine. Dabei spielen kleine reihe lauter gespielt werden können als die mit Stim mungs dif fe renzen natürlich eine große einer höheren Position. Gleichzeitig gibt es Rolle. Es ist auch wichtig, eine gute Mischung durch den Grundton des Instruments (z. B. C, zu finden, wenn mehrere Spieler unisono spie- D, F, oder G) und die natürliche Dynamik der len. Dabei kommen alle Aspekte, die wir zuvor Griffe (z. B. 0123 laut, 012356 leise) Mög lich - besprochen haben, zum Tra gen. Es kann auch keiten, auf die Dynamik einzuwirken. wirksam sein, eine Stimme mit zwei verschiede- nen In stru men ten zu spielen, wie z. B. einem G- Alles fängt mit der Vorstellung von der Ton - und F-Basset. höhe an. Diese Vorstellung basiert auf einer be - stimmten Stimmung. In der Renaissance-Musik Dynamik und Stimmung ist das oft die sogenannte „mitteltönige Stim - mung“; wir versuchen dabei alle wichtigen Dynamik und Stimmung können einerseits Intervalle rein zu stimmen, wobei die große zwei unvereinbare Aspekte sein, wie Van Terz das Wichtigste ist. Diese reine Stimmung Blancken burgh schon sagte. Unterschiede im funktioniert am besten, wenn wir die Ober - Atemdruck wirken sich sofort auf die In to na - tonreihe als Ausgangspunkt nehmen; jeder Ton, tion aus. Anderseits ist es möglich, Stimmung mit Ausnahme des Sinustons, hat ein bestimm- zu nutzen, um Bassnoten lauter zu machen, wie tes Spektrum. In einem Spektogramm können wir oben gesehen haben. Dynamik, Stimmung wir die Stärke von bestimmten Obertönen in und instrumentenspezifische Gegebenheiten Bezug zum „Grundton“ ablesen (s. Beispiel 8 stehen in Wechselwirkung zueinander: und 9). Der Grundton ist dabei meistens der kräftigste Ton und je weiter wir im Ober ton - Die Vorstellung von Tonhöhe basiert auf einer spektrum nach oben gehen, desto leiser sind die bestimmten Stimmung (z. B. gleichschwebende Obertöne. Dieses Prinzip ist natürlich auch

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Das zweite Standbein für die dynamische Ge staltung ist das In - stru ment selbst: Wenn die Ober stimme eines Bach-Chorals auf ei - ner Sopran- oder Te - norblockflöte ge spielt wird, dann ist der normale Griff für ein D auf einem Consort- In stru ment meistens ein offener Griff (es liegt kein Finger auf dem In stru ment) oder „2“. Dieser Griff ist von Natur aus ziem- lich laut. Das geht jedoch gegen die Beispiel 9 natürliche Dynamik in der Ober ton reihe, beim Spielen in einem Consort wichtig; je weil die ho hen Töne nicht zu laut sein sollen. höher ein Instrument, desto mehr muss es sich Wie gesagt klingen Ober töne mit einer tiefen mit der Unterstimme mischen. Die Dop pel - Num mer lauter als höhere. Au ßerdem bietet oktave ist ein natürlicher Oberton und soll so der normale Griff auf einem Consort-In stru - leise und rein sein, dass diese Note im Ober - ment (ein offener Griff) keine Möglichkeiten tonspektrum der Bassnote „verschwindet“. Die für „leaking“. In diesem Fall kann es deswegen Bassnote wird wegen des Dif fe renz tons auch gut sein, einen Alternativgriff zu nehmen (s. noch lauter wahrgenommen. Beispiel 10).

Ein Moment, in dem sich die natürliche Dynamik eines Griffs mit der musika- lischen und der aus der Ober tonreihe resultieren- den Funktion vereinigt, ist das „Fis“ im nächsten Bei - spiel (s. Beispiel 11). Mu si - ka lisch ist es logisch, diese Note leise zu spielen. Der normale Griff für das „Fis“ (Gabelgriff), kombiniert mit der Funktion in der Ober - tonreihe, die eine ziemlich tiefe Intonation erfordert, be wirkt, dass wir den Atem - druck ohne Pro bleme ver - Beispiel 10 Beispiel 11 ringern können.

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Dynamik in einem Raum abwechseln, dergestalt unter einander, das sowohl Harmonie als Melodie unverständlich In einem Raum mit „großer“ Akustik kommt wird.“ 11 ein Ton „zurück“, wenn der Spieler einen Ton wie eine Linie spielt. Der zurückkehrende Ton (der dann also eine reine Prim formt) „ver- Elektronik stärkt“ dann den gespielten Ton, der damit lau- ter erfahren wird. Ein Ton mit einem „Bauch“ Auch Mikrofone können effektiv für dynami- dagegen ist grundsätzlich leiser, weil er wegen sche Zwecke eingesetzt werden. Grundsätzlich der schwankenden Intonation nicht mit dem unterscheidet man zwei Arten von Mikro fo - zurückkommenden Ton übereinstimmt. Dass nen: dynamische Mikrofone und Kon den sa to - die Töne sich nicht genügend voneinander tren- ren. Mikrofontechnik ist am effektivsten mit nen hat schon Quantz bemerkt: „An einem dynamischen Mikrofonen, wie z. B. dem popu- grossen Orte, wo es stark schallet, und wo das lären Shure SM-58. Die Mikrofontechnik eig- Accompagnement sehr zahlreich ist, machet net sich sehr gut dazu, eine musikalische eine grosse Geschwindigkeit mehr Verwirrung Geschichte besser zu „verkaufen“. Man sehe als Vergnügen. (…) Der an grossen Orten alle- sich nur die großen Jazz-Sänger an, dann sieht zeit entstehende Wiederschall verlieret sich man, welche Möglichkeiten es für Meister gibt! nicht so geschwind; sondern verwickelt die Ein Beispiel ist der proximity effect von Töne, wenn sie gar zu geschwinde mit einander Mikrofonen, wobei die tieferen Töne mehr ver-

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stärkt werden als die höheren, abhängig von der sich durch das Schaffen einer „zweiten Rea - Nähe zum Mikrofon. Eine effektive An wen - lität“, mit der er Dynamik suggeriert. Die spe- dung für das Spiel auf der Blockflöte ist natür- zifischen Techniken, die ein Blockflötist nutzen lich das „Unterstützen“ der traditionell leiseren kann, sind vielfältig. Die Ausführung bleibt tiefen Töne auf einer (Barock-)Blockflöte. Bei aber natürlich immer unbedingt eine Frage des einem Mikrofon, das z. B. auf dem Instrument Geschmacks! oder der Stirn fixiert ist, kann man diesen Effekt allerdings natürlich nicht nutzen. Ein Dieser Artikel ist eine erweitete Fassung des von Erik Mikrofon auf einem Ständer hingegen kann Bosgraaf gehaltenen Moeck-Seminars vom 31. Mai 2008. man sehr wirkungsvoll als dramatisches Mittel –––––––––––––– einsetzen. Zusätzlich kann man auch noch von ANMERKUNGEN einem Volumenpedal Gebrauch machen. 1 Praetorius 1619, III: 112 (132). 2 Mersenne 1634, II: 363. 3 Ganassi 1535: 9: „lo instrumento imiterà il proferir Fazit della humana voce con la proportion del fiato & offusca- tion della lingua con lo agiuto de’ deti.“ (Übersetzung nach Hildemarie Peter) Dynamik auf der Blockflöte ist sowohl Illusion 4 Van Blanckenburgh 1656: 6: „Om alle deze bovensta- als auch Realität. Reale Unterschiede in Dezibel ende Toonen, volgens deze beschrijvinge, zuyver te sind auf einer Blockflöte vielleicht nicht so groß doen, zoo dient men op twee dingen wel te letten, als, te wie auf sinfonischen oder elektronischen In - weten: dat men de vingers net stopt, ende het ander is, dat men niet te hart ofte te zacht en blaest, alzoo men stru menten, aber der gute Blockflötist behilft daer deur de toonen te hoogh ofte te laegh maeckt.“ 5 In zeitgenössischer Musik kann man auch mit der rech- ten Hand – sofern diese natürlich nicht gebraucht wird! – das Labium teilweise abdecken, um extreme dynami- sche Unterschiede zu erhalten. 6 Praetorius 1619, III: 112 (132) 7 Site: http://blocki.info/recorder-fingerings 8 Van Blanckenburgh 1656: 5: „Trammelerende met de middelste vinger van de bovenste handt“. (Übersetzung: W. Michel) 9 Ban 1642: Onderrechtingh om dese zanghen wel te zin- gen, VI. Speeltuigh. 10 Im philosophischen Sinne geht es also um Em pi ris - mus und nicht Rationalismus. 11 Quantz 1752: 170.

Weiterführende Literatur J. A. Ban: Zangh-Bloemzel (, 1642) G. van Blanckenburgh: Onderwyzinge Hoemen alle de Toonen en halve Toonen, die meest gebruyckelyck zyn, op de Handt-Fluyt (Amsterdam, um 1656) S. di Ganassi dal Fontego: Opera intitulata Fontegara (Venedig, 1535) J. Hudgebut: A Vade Mecum for the Lovers of Musick Shewing the Excellency of the Rechorder (London, 1679) M. Mersenne: Harmonie universelle (Paris, 1634/R) M. Praetorius: Syntagma musicum, I (Wittenberg und Wolfenbüttel, 1614-1615, 2/1615/R); II (Wolfenbüttel, 1618, 2/1619/R); III (Wolfenbüttel, 1618, 2/1619/R) J. J. Quantz: Versuch einer Anweisung die Flöte traver- sière zu spielen (Berlin, 1752/R, 3/1789/R) H. Salter: The Genteel Companion (London, 1683) o

262 TIBIA 4/2008 Drei Werke für Blockflöte und Klavier von Chiel Meijering

Daniel Koschitzki Drei Werke für Blockflöte und Klavier von Chiel Meijering

Für die meisten Blockflötisten kommt das Zu - flötist auf dieses Abenteuer einzulassen. Die sammenspiel von Blockflöte und Klavier nach Blockflötenbauer haben in den letzten Jahren wie vor einem Zusammentreffen von David viel geleistet, um es dieser Duokombination und Goliath gleich – nur dass entgegen der etwas einfacher zu machen. Inzwischen werden biblischen Erzählung hier der vermeintlich viele moderne Blockflöten als Standard in der Schwächere auch auf dem Verliererposten zu Stimmung 443 Hz hergestellt – eine wichtige verharren scheint. Zu groß der Unterschied Reaktion auf das stetige Ansteigen des Kam - zwischen der Klanggewalt des Flügels und den mer tons im heutigen Konzertleben. Daneben doch eher bescheidenen dynamischen Mitteln sind neue Modelle entstanden, die vor allem im der Blockflöte. Dann das leidige Problem mit tiefen Register mit deutlich mehr Klangfülle der Intonation. Wie soll man eine in 440 Hz aufwarten und so ein ebenbürtigeres Agieren eingestimmte Flöte jemals mit einem Flügel der Blockflöte ermöglichen. zusammenführen, der in der heutigen Kon zert - praxis mindestens in 442 Hz, wenn nicht noch Abgesehen von den äußeren Umständen halte höher, gestimmt ist? Ganz zu schweigen von ich auch sonst die Zusammenarbeit zwischen der Tatsache, dass man als Blockflötist aus der Blockflötisten und Pianisten für äußerst berei- Consort-Praxis sehr gerne rein stimmt und chernd – und zwar für beide Seiten. Der Block - spielt, während das Klavier in gleichschweben- flötist lernt, die gegebenen Klangmöglichkeiten der Stimmung auf seinem (Un-)Recht beharrt. zur Gänze auszuschöpfen. Das kommt ihm auch für anderes Repertoire, zum Beispiel auf Aber liegt in dieser vermeintlichen Un aus ge - der Voiceflute, zugute. Daneben ist das Zu - wogenheit zwischen den beiden In stru men ten sammenspiel mit Klavier bestens geeignet, sich nicht auch ein ganz besonderer Reiz? In meinen mit dem Vibrato auseinanderzusetzen. Denn in Augen ist es mehr als lohnend, sich als Block - der Fähigkeit, einen Ton auszuhalten und mit

Daniel Koschitzki studierte an der Musikhochschule Karlsruhe Blockflöte bei Karel van Steenhoven und Klavier bei Michael Uhde und Markus Stange. Beide Instrumente führte er parallel bis zum zweiten Aufbaustudiengang im Konzertfach, wobei er auf der Blockflöte solistisch ausgebildet wurde und auf dem Klavier einen Schwerpunkt auf die Kammermusik legte. Als Blockflötist wurden ihm zahlreiche Preise bei nationalen und internationalen Wettbewerben zuerkannt, u. a. der Festa Special Award beim Internationalen Kammermusikwettbewerb Osaka oder der 1. Preis bei der Moeck/SRP Solo Recorder Playing Competition in London, dem ein Solistendebut in der Londoner Wigmore Hall folgte. Auf dem Klavier wurden seine kammermusikalischen Fähigkeiten u. a. mit dem 1. Preis beim Internationalen Kammermusikwettbewerb Charles Hennen in Heerlen belohnt. Er war Stipendiat der Stiftung Deutsches Musikleben, der Jürgen Ponto-Stiftung, der Stiftung Yehudi Menuhin Live Music Now, des Badischen Kulturfonds und der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Von 2001 bis 2007 war Daniel Koschitzki Mitglied des Amsterdam Loeki Stardust Quartets, mit dem er in Europa, Nordamerika, Brasilien, Taiwan und Japan konzertierte. Im Jahr 2007 gründete er zusammen mit der Flötistin Andrea Ritter das Ensemble Spark, dessen international einzigartige Besetzung zahlreiche Komponisten zu neuen Werken inspiriert hat. Als Solist und Kammermusiker hat Daniel Koschitzki CDs bei Channel Classics und Carus eingespielt. Seine Tätigkeiten als freischaffender Musiker wer- den durch einen Lehrauftrag als Blockflöten- und Klavierlehrer an der Pädagogischen Hochschule in Karlsruhe ergänzt. Außerdem gibt er als Blockflötist Meisterkurse und Fortbildungsveranstaltungen im In- und Ausland.

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einem Vibrato zum Blühen zu bringen, liegt Im Folgenden möchte ich gerne einige Spiel- letzt endlich eine ganz wesentliche Durch set - und Interpretationsvorschläge für die drei Werke zungs chance gegenüber dem Klavier, dem diese A Straw in the Wind, Please Tell Me More und Eigenschaft fehlt. Für den Pianisten ist das Game of Love zusammentragen. Zusammenspiel mit Blockflöte ein sehr gutes Anschlagstraining. Denn was die Dynamik be - trifft, so gilt beim Klavier ähnliches wie beim A Straw in the Wind Ge sang: Laut kann (fast) jeder. In einem diffe- renzierten Pia no liegt die wahre Kunst. A Straw in the Wind für Tenorblockflöte und Klavier trägt viele der zu Beginn angesproche- Drei neu im Moeck Ver lag erschienene Wer ke nen Gefahren der Duobesetzung Blockflöte für Blockflöte und Kla vier von Chiel Meijering und Klavier in sich. Die Tenorblockflöte lässt bieten dem fortgeschrittenen Block flötisten die sich schnell vom Klavier übertönen, weshalb Mög lichkeit, sich auf ganz unverkrampfte Weise der immer noch etwas stiefmüt- terlich be handelten Besetzung anzunä- hern. Der 1954 gebo- rene Meijering, der am Ams ter damer Sweelinck Con ser va - torium Kom position bei und Schlagzeug bei Jan Pustjens und Jan Labordus studierte, führt in seinen Wer - ken Einflüsse aus Minimal Music, Pop, Jazz und Avantgarde in einer völlig eige- A Straw in the Wind, Edition Moeck 1612 nen Ton sprache zus - ammen. Die Blockflöte hat er in seinem bishe- beide Spieler immer wieder die Balance über- rigen Œuvre reichlich mitbedacht: Von Block - prüfen müssen. Auf keinen Fall sollte das flö ten quar tetten über Doppel quartette für Problem durch ein Schließen des Flügels gelöst Blockflöten- und Streichquartett bis zur Groß - werden. Das Schließen des Flügels verhindert besetzung mit 20 Blockflöten, Oboe und Cem - jegliche Klangentfaltung des Instruments; es balo sind bereits zahlreiche Werke entstanden, klingt dann sehr matt und gedämpft. Deshalb da runter auch das bekannte Block flö ten - sollte der Flügel auf jeden Fall zumindest halb quartett Sitting Ducks aus dem Jahr 1990. Die geöffnet sein. Ich selbst bevorzuge eigentlich Zeit war reif für ein Werk in der Duo besetzung generell einen ganz geöffneten Flügel. Vor Blockflöte und Klavier aus der Feder des allem beim Spielen höherer Flöten wie Sopran Niederländers, und offensichtlich schien er so oder Sopranino mischen sich die Klänge der inspiriert, dass auf eine Anfrage meinerseits im beiden Instrumente so wesentlich besser, und es Frühjahr 2007 gleich ein ganzer Schwung von ist für den Blockflötisten auch deutlich ein - Stücken entstand. facher, sauber zu intonieren. Selbiges gilt übri-

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gens auch für das Zusammenspiel mit einem beiden Instrumente immer wieder auseinander, Klavier. Auch hier ist es zu empfehlen, den um dann an bestimmten Stellen des Stücks fast Deckel des Klaviers zu öffnen. zufällig wieder zusammenzufließen.

Entgegen der bei Geigern aus klanglichen Dynamisch gesehen stellt das Stück für den Gründen sehr beliebten Spielposition, auf der Block flötisten eine Herausforderung dar. Dies Bühne quasi in der Verlängerung zum Pianisten beginnt schon mit dem in den ersten 37 Takten zu stehen, würde ich dazu raten, sich als des Stücks geforderten Pianissimo im unteren Blockflötist vor die Einbuchtung des Flügels zu Register. Nimmt man dieses allzu wörtlich, ist stellen. Das erleichtert zum einen den Kontakt die Flöte sofort ein ganzes Stück zu tief. Da die zwischen den beiden Spielern und zum anderen Tenorflöte und die rechte Hand des Klaviers im erzeugt diese Position das beste Klanggemisch selben Tonraum agieren bzw. das Klavier in die zwischen Blockflöte und Flügel. Je größer die Liegetöne der Flöte hinein bisweilen dieselben Blockflöte ist, desto weiter sollte allerdings der Töne anschlägt, fallen derartige Diskrepanzen Abstand zum Flügel sein. Mit einem Tenor sofort unangenehm auf. Ein zu starkes An - oder Bassett ist dies unerlässlich, da es sonst für heben der Töne würde jedoch die vom Kom po - den Blockflötisten unmöglich ist, sich klanglich nisten ab Takt 38 gewünschte lange dynamische zu behaupten. Bei einer Sopran- oder So pra ni - Steigerung unmöglich machen. Ich selbst löse noblockflöte ist es dagegen möglich, sich direkt das Problem durch ein leichtes Öffnen des in die Ausbuchtung des Flügels zu stellen. So zweiten Tonlochs (rechter Mittelfinger). Da - kann es gelingen, selbst einen sehr durch - durch lassen sich alle zu Beginn gespielten Töne dringenden Sopranino im positivsten Sinne gleichermaßen anheben. Wer nicht so risiko- klanglich abzufedern und mit dem Flügelklang freudig ist, könnte darüber nachdenken, sich verschmelzen zu lassen. eventuell vom Publikum wegzudrehen und die- sen ersten Abschnitt in den Flügel zu spielen. Zurück zu A Straw in the Wind. Hier sollte Das könnte den geheimnisvollen Eindruck zu man sich dessen bewusst sein, dass ein partielles Beginn des Stückes unterstreichen und zugleich Abtauchen der Blockflöte im Flügelklang die allmähliche dynamische Öffnung im zwei- durch aus vom Komponisten intendiert ist. Dies ten Abschnitt verstärken. Hier könnte sich der wird umso deutlicher in der angeführten alter- Blockflötist allmählich zum Publikum drehen, nativen Auf führungs mög lich keit mit einem c- bevor in den letzten Takten wieder ein relativ Bass (Großbass). Es geht Meijering also um beschleunigtes Abwenden erfolgen würde, da einen Mischklang, nicht um ein klares Ver - hier in aller Kürze von F auf ppp decrescen- ständnis jedes einzelnen Block flötentons. Das diert wird. Stück arbeitet auch nicht wirklich mit einer Me lodie. Vielmehr geht es um eine Art Mo - Was die dynamische Steigerung ab Takt 38 ment aufnahme, eine Betrachtung in Zeitlupe. betrifft, so schlage ich auf jeden Fall vor, sie Die Klavierstimme ist ein von offenen Quart- vom Klavier aus aufzubauen. Ein über eine und Quintklängen geprägter, in Achteln flie- Minute stetig anwachsendes Crescendo ist auf ßender Klangteppich. Hierzu spielt die Block - der Blockflöte nur bedingt möglich. Deshalb flöte lange Haltetöne, die abgesehen vom An - sollte sich der Blockflötist zusätzlicher klang- fang immer die Quarte e1–a1 bzw. im weiteren belebender Maßnahmen bedienen. Hierbei Verlauf e2–a2 durchlaufen. Das Reiz volle am denke ich vor allem an ein anwachsendes Vi - Zu sammenspiel der beiden In stru mente ist, brato, eventuell auch ein zusätzlich Finger- dass die Blockflöte beständig in einem Vierer - oder sogar Labialvibrato. Außerdem sollte sich puls spielt, während im Kla vier part oft ein der Blockflötist nicht die Möglichkeit nehmen Drei ermetrum vorherrscht, aber auch Takt - lassen, durch ein Abdecken der Hauptgriffe mit wech sel vorgenommen werden. So wandern die weiteren Fingern ein möglichst großes Cres -

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cendo darzustellen. Bei aller Gestaltungsfreude man ihn nicht hören könnte. gilt es, die Intonation nie aus dem Auge zu ver- lieren. Der Titel und die Spielanweisung „Wie eine kaputte Drehorgel“ deuten auf den schwarzen Humor hin, der dem Stück zugrundeliegt. In Game of Love meinen Augen sind der Kreativität keine Gren - zen gesetzt, um diesem Ausdrucksgehalt genü- Game of Love stellt eindrucksvoll unter Be - gend Raum zu verleihen. Ein gut aufeinander weis, wie geschickt Meijering mit Re gister - eingespieltes Duo kann vor allem agogisch mit farben umgeht. Das Problem der dynamischen den Spiel figuren experimentieren und mit klei- nen Rubati den Ein druck der ka - putten Dreh orgel noch et was verstär- ken. Auch das Mo - dulieren von fis- Moll nach f-Moll bei der Rückkehr in den A-Teil kann etwas aufgespreizt werden. In teressant ist, dass Meijering hier einen Halbton nach unten und nicht – wie vor allem in der Po pu - Game of Love, Edition Moeck 1611 lar musik üblich – nach oben modu- Gegensätze zwischen Altblockflöte und Kla - liert. Was das wohl für die Liebe zu bedeuten vier löst er hier, indem die Blockflöte in den hat … Rahmenteilen (das Stück weist eine ABA’- Form auf) quasi als eine Art schräge Mixtur – Die Artikulation spielt in Game of Love keine zumeist im Dezimabstand – mit der rechten unwesentliche Rolle. Meijering ist in dieser Hand des Klaviers parallel geführt wird. Das Hinsicht sehr genau mit seinen Angaben und Balanceproblem löst sich somit ganz von selbst führt in den Rahmenteilen Klavier und Block - – zur Freude des Pianisten, der hier nicht wie so flöte konsequent parallel. Durch den strategi- oft nur mit Samthandschuhen spielen darf, son- schen Einsatz von Bindebögen entstehen kleine dern richtig beherzt zugreifen kann. Die Binnenmotive, die sich wie Signale im Verlauf Blockflötenstimme ist in den Rahmenteilen des Stücks beständig wiederholen. Bei den mehr ein fremder Schatten, der über der Staccati halte ich es für wichtig, dass der Pianist Klavierstimme blitzt. Da es wirklich wichtig ist, im Sinne eines Leggieroanschlags die einzelnen dass Oberstimme im Klavier und Flötenstimme Töne auch wirklich absetzt. Nur so kann der bei diesem Stück zu einer logischen Klang ein - Effekt einer gemeinsamen Artikulation für ein heit werden, sollte der Blockflötist sehr dicht Publikum wirklich hörbar werden. In der am Flügel stehen. Im Mittelteil wäre es mög- Flötenstimme ist bei den Staccati darauf zu ach- lich, etwas nach vorne zu treten, wobei sich der ten, dass sie nicht zu tonlos werden und immer Flötist aufgrund der hohen Lage zu keiner noch etwas Klang und Farbe behalten. Sekunde Sorgen darüber machen muss, dass Ein interpretatorisches Fragezeichen werfen

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sicher lich die fünfzehn Pausentakte für die Stimmung auf eine völlig andere umgeschaltet Block flöte kurz vor Schluss auf. Im größten werden. Stei gerungsmoment des Stücks entlässt Mei je - ring die Flöte in eine kleine Zwangspause und Der Schlüssel zu dem Stück liegt in meinen fokussiert sich völlig auf den Klavierpart. Da es Augen in einer Herausarbeitung größtmögli- sich hier doch um eine halbe Minute handelt, in cher Kontraste zwischen den vier Haupt ab - der der Blockflötist nichts zu tun hat, halte ich schnitten. Ein altes, in diesem Fall aber sehr es für wichtig, sich hier gerade in Be zug auf eine dienliches Mittel ist die Arbeit mit Bildern. konzertante Aufführung des Stücks Gedanken Meijerings Musik ist sehr farbenreich und pro- zu machen, wie der Block flö tist in dieser Zeit grammatisch angehaucht. Sie erinnert strecken- agieren kann. Auf jeden Fall ist es unmöglich, weise an Filmmusik. Da ist es nur legitim, sich nur dazustehen und Pau sen takte zu zählen. für die unterschiedlichen Abschnitte auch ent- Man könnte mit Bewegung arbeiten, sprich: die sprechende Szenerien einfallen zu lassen. Diese im Klavier angedeuteten Kreisbewegungen, die könnten ein Helikopterflug durch die Rocky an dieser Stelle vorherrschend werden, könnten Mountains, ein Märchen aus 1001 Nacht, eine durch Dreh be we gungen des Flötisten unter- düstere Jahrmarktszene, eine Fahrradfahrt stützt werden – sei es einfach nur auf der Stelle durch die engen Gässchen von Montmartre oder um den Flügel oder sogar etwas expansi- oder eine abenteuerliche Floßfahrt auf dem Rio ver auf der Bühne umherlaufend. Da bereits im Grande sein. Hier darf jeder seiner Fantasie Mittelteil auch mit Sprache gearbeitet wird, freien Lauf lassen. Warum nicht einmal für die könnte ich mir auch eine Stimmimprovisation drei zentralen Abschnitte jeweils ein kleines vorstellen. Ebenso wäre eine verrückte In stru - Drehbuch verfassen und in der Partitur festhal- mentalimprovisation möglich, die jedoch das ten? Je bewusster sich die Spieler der Ge - Rollen und Drehen der Klavierbegleitung auf- schichte sind, die sie in jedem der Abschnitte greifen sollte. Meijering hat für die Flöte jedoch erzählen wollen, desto spannender wird das eine Pause vorgesehen; deshalb halte ich diese Stück für den Zuhörer, und desto schneller ent- Möglichkeit für am wenigsten geeignet. steht auch die Sogwirkung, auf die der Kom - ponist im Titel anspielt: Please tell me more – bitte erzähl mir mehr … Please Tell Me More

Please Tell Me More ist das längste und wohl auch anspruchsvollste der drei Stücke. Es verbindet vier völlig verschiedene Ab - schnitte miteinander, in denen der Blockflötist auch unterschiedliche In stru - mente zu spielen hat. Le - dig lich der letzte Abschnitt ist – zumindest im Block - flötenpart – eine Art Rück - besinnung auf den ersten Teil. Beide Spieler müssen extrem wendig und flexibel agieren. Binnen weniger Sekunden muss von einer Please Tell Me More, Edition Moeck 1613

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Für den Blockflötisten könnte eine charakteri- nächsten Schauplatz, oder soll der Zuhörer stische Ausfeilung der einzelnen Abschnitte mit behutsam in die neue Atmosphäre mitgenom- einem Hinzufügen spezieller Spieltechniken men werden? Auf das Gesamtstück betrachtet, verbunden sein. Man könnte beispielsweise den nehmen diese Stellen eine verschwindend kurze „Mannheimer Raketen“-artigen Lauf in den Dauer ein, und doch sollte man ihre Bedeutung Takten 26 und 27 mit einer Flatterzunge verse- wirklich nicht unterschätzen. Das liegt auch hen. Am Ende des Stücks, in Takt 164 bis 168, daran, dass die Abschnitte selbst in einem mini- wird dieses Motiv wieder aufgegriffen, und so malistischen Fluss gestaltet und in sich abge- sollte man es hier ebenfalls mit Flatterzunge rundet sind. So wird der Zuhörer automatisch spielen. Die gesamte Erzählung wird durch der- auf die Bruchstellen, sprich: die Übergänge, artige Strukturierungen nicht nur spannender, zwischen diesen geschlossenen Abschnitten, sondern dem Zuhörer werden gleichzeitig auch ge stoßen. Ankerpunkte geliefert, anhand derer er den gesamten Aufbau des Stücks besser versteht. Nun noch ein paar technische Tips für den Pianisten, der sich diesem Stück widmet: Es Eine wichtige Rolle kommt den Übergängen gibt zwei Stellen, die sehr ungemütlich zu spie- zwischen den Teilen zu, die jedes Mal vom len sind. Zum einen wäre dies im ersten Ab - Pianisten gestaltet werden. Handelt es sich um schnitt eine knifflige Griffverbindung, die stän- einen abrupten Filmriss, ein Weiterzappen zum dig auftaucht: Eine Zweiunddreißigstel-Triole, die in einen sperrigen Oktavgriff mündet. In dem von Meijering gewünschten Tempo ist diese Griffverbindung so gut wie unspielbar. Mein Vorschlag wäre, in dem Zielakkord die untere Oktave wegzulassen. Es fällt nicht wirk- lich auf und ermöglicht einen wesentlich besse- ren Spielfluss, da der Pianist dann für den Akkord die Hand nicht immer komplett um - stellen muss. Zum anderen erfordern die Takte 131 bis 134 eine enorme Treffsicherheit bei Sprüngen und gleichzeitig eine immense Schnelligkeit. Wer sich dieser Hürde nicht stel- len möchte – und sei es nur unter Lampenfieber in der Konzertsituation – kann sich behelfen, indem er die Takte 123 bis 126 wiederholt – es

RUF ASW empfiehlt sich, die rechte Hand dann eine Oktave höher zu spielen, um zumindest mit einem kleinen Steigerungseffekt aufzuwarten.

Zum Schluss bleibt nur zu wünschen, dass Meijering auch in Zukunft die Blockflöte mit zahlreichen Werken beehrt. Mir machen seine Stücke sowohl als Ausführendem als auch als Zuhörer immer immensen Spaß, und ich hoffe, www.kueng-blockfloeten.ch dass viele Blockflötisten ihn über die drei hier vorgestellten Werke ebenfalls für sich ent - decken werden. Daher meine Bitte an Chiel Meijering: „Please tell us more! As soon as pos- sible!“ o

268 TIBIA 4/2008 Ein Überblick über die Blockflötenforschung 2004

David Lasocki Ein Überblick über die Blockflötenforschung 2004, Teil 3

Aufführungspraxis und Technik Auflage gehört, während das in der British Library der zweiten (1696) zuzurechnen ist. Im Juni 1905 erwarb Arnold Dolmetsch seine [Gerald Gifford: Introducing a Series of be rühmte Altblockflöte von Bressan, deren Facsimile Publications of Materials from the Ver lust ihn dann zur Anfertigung einer Kopie Dolmetsch Library of Early Music, Haslemere, anregte – der Rest ist natürlich Geschichte. An - in: The Consort 60, 2004, S. 78-88; siehe auch scheinend im selben Monat und beim selben David Lasocki: The Compleat Flute-Master Händler erwarb er im Tausch gegen ein von Reincarnated, in: American Recorder, Jg. 11, ihm selbst gebautes Clavichord „ein unbezahl- Nr. 3, Summer 1970, S. 83-85] bares kleines Buch“ – ein hoher Preis für jeg - liche Art Buch. Bei dem fraglichen Band han- Alec V. Loretto geht auf die Schwierigkeit ein, delte es sich um The Compleat Flute-Master, or sich per E-Mail über Blockflötengriffe auszu- The Whole Art of Playing on ye Rechorder tauschen, weil konventionelle Symbole für das (Lon don: Walsh, 1695), eine schöpferische Ankippen des Daumens (Ø) und teilweise Block flötenschule. Die darin enthaltenen An - Schließen (6) nicht zur Verfügung stehen. Statt - wei sungen zum Verzieren wurden, wiewohl dessen schlägt er als vernünftige Lösung vor, zu nehmend anachronistisch, von beinahe jeder das 1234567-System plus die 8 für die Öffnung erfolgreichen englischen Blockflötenschule bis am Fuß zu verwenden und das partielle Ver - 1780 wörtlich übernommen. Arnold benutzte schließen eines Tonloches durch Wiederholen diese Schule, um sich selbst das Block flö ten - der betreffenden Zahl zu kennzeichnen. So spiel beizubringen. wäre beispielsweise die Oktave zu 012345 die 0012345, und eine tiefere Version von 01245 Gerald Gifford, der eine Reihe von Faksimiles wäre 0124566. [Alec V. Loretto: Recorder aus der Dolmetsch-Bibliothek vorstellt, die Fingerings by E-mail, in: Recorder Magazine, demnächst veröffentlicht werden, stellt fest, Jg. 24, Nr. 2, Summer 2004, S. 55] dass Arnolds Enkelinnen Jeanne und Marie von ihrem Vater Carl nach derselben Schule unter- Anthony Rowland-Jones betrachtet die Haupt - richtet wurden. Jeanne bemerkt dazu: „Ob - schwierigkeiten, mit denen sich ein Block flö - wohl wir uns dessen damals nicht bewusst ten orchester konfrontiert sieht, von dem man waren, erkennen wir erwarten könnte, dass heute, dass das Stu - David Lasocki, Musikbiblio- es „einige der Qua li tä - dium dieser kurzen thekar an der Indiana Uni- ten besitzt, die man mit Stücke aus dem 17. versity (USA), schreibt über einem Orchesterklang Jahrhundert ein un - Holzblasinstrumente, ihre ver bindet, wie z. B. eine schätzbar wertvolles Geschichte, ihr Repertoire reizvolle Bandbreite bei Training in Bezug auf und ihre Aufführungspraxis. Dynamik und Timbre“. Stil, Technik und Ver - Die zweite Ausgabe seiner Eine Lösung liegt zierung darstellte.“ kommentierten Bibliogra- darin, die Anzahl der Gifford argumentiert phie der Veröffentlichungen Spie ler pro Stimme zu überzeugend, dass das über die Blockflöte, nun mit variieren, wobei Row - dem Titel The Recorder: A Research and Informa - Exemplar der Schule tion Guide (mit Richard Griscom) erschien 2003 bei land-Jones humorvoll in der Dolmetsch- Routledge, New York. Eine vollständige Liste sei ner anmerkt, dass die nicht Bibliothek zur ersten Publikationen: http://php.indiana.edu/~lasocki. ständig aktiven Spieler

TIBIA 4/2008 269 David Lasocki

„verstimmt“ reagieren könnten. Das Orchester portional groß. Das Bohrungsprofil des In stru - könnte auch ausschließlich aus fortgeschritte- mentes unterscheidet sich deutlich vom nen Spielern bestehen, die in der Lage sind, eine Bohrungsprofil eines ähnlichen Haka-In stru - breite Palette an Abstufungen der Dynamik mentes, das sich heute in Edinburgh befindet: und Klangfarbe mit aufeinander eingestimmten über beinahe die halbe Länge zylindrisch, zum Instrumenten zu erreichen. [Anthony Row - Schallbecher hin sich dann stetig verjüngend, land-Jones: Recorder Technique (3rd Edition) – schließlich sich erweiternd, während sich das Some Missing Bits; Part 1: The Recorder Or - Edinburgher Instrument konsequent ver- ches tra, in: Recorder Magazine, Jg. 24, Nr. 1, schlankt. Die Tonlöcher sind jedoch ähnlich Spring 2004, S. 11-12; Letters to the editor von angeordnet. Das Instrument ist nun konserviert Steve Marshall, Jg. 24, Nr. 2, Summer 2004, S. und lagert im archäologischen Archiv der Stadt 67-68, und von Rowland-Jones, Jg. 24, Nr. 3, Amsterdam. [Adrian Brown: Eine Blockflöte Autumn 2004, S. 103] von Richard Haka, gefunden im Jahre 2003 in Amsterdam, in: Tibia, Jg. 29, Nr. 3, 2004, S. 187- Rowland-Jones macht Amateuren Mut, das 190; und Adrian Brown: A Recorder by Solorepertoire für Blockflöte zumindest privat Richard Haka in Amsterdam im Galpin Society zu erkunden. Allerdings weist er darauf hin, Newsletter, Nr. 10, October 2004, S. 10-12] dass die schwierigeren Stücke auch eine fort- geschrittenere Technik voraussetzen. Am Bei - Die reizende Kolumne Fictorganology im spiel einer Bearbeitung des Flötenstücks Syrinx Galpin Society Newsletter wurde mit einer von Claude Debussy gibt er Hinweise zur Lö - weiteren Folge über die Blockflöte fortgesetzt. sung bestimmter Probleme bezüglich In to na - Die zugrunde liegende Idee besteht darin, das tion, Dynamik und Klangfülle. [Anthony Instrument selbst seine Geschichte erzählen zu Row land-Jones: Recorder Tech nique (3rd lassen. Diesmal handelt es sich um eine Alt - Edition) – Some Missing Bits; Part 2: Solos, in: blockflöte aus Elfenbein von Johann Bene dikt Recorder Magazine, Jg. 24, Nr. 2, Summer Gahn aus Nürnberg in hoher Stimmung 2004, S. 44-45] (etwa a1 = 475 Hz). Merkwürdigerweise verrät der Artikel nicht, wo das Instrument heute zu finden ist. Nach dem Katalog von Phillip T. Instrumente Young gibt es zwei Möglichkeiten: zum einen könnte es ein Instrument aus der Sammlung Bei Ausgrabungsarbeiten im Amsterdamer Willi Burger in Zürich sein, das derzeit „ver- Stadt teil Jordaan wurde im Jahre 2003 ein vom schwunden“ ist, zum anderen ein Instrument, Wasser aufgeweichtes Instrument entdeckt. das früher zur Sammlung James MacGillivray Adrian Brown beschreibt, wie er das In stru - ge hörte und dessen „derzeitiger Auf be wah - ment gemeinsam mit Boaz Berney, einem Bauer rungs ort unbekannt“ ist. Kennzeichnend für alter Flöten, als einteilige Sopranblockflöte des das Instrument ist die schlechte handwerkliche holländischen Instrumentenbauers Richard Ausführung des Fußes, die, so wird im Ar tikel Haka aus dem 17. Jahrhundert identifizierte. gemutmaßt, ebenfalls jenem Ent hu siasten des Das Instrument ist aus Palisander gefertigt, 20. Jahrhunderts zuzurechnen ist, der den Fuß einem damals ungewöhnlichen Holz. Den bei- einer heute in Berlin befindlichen Denner- den Instrumentenbauern wurde gestattet, das Blockflöte ersetzte. [From our FO Corres pon - Instrument aus der Polyethyl-Glykol-Lösung dent: Gahn Alto Recorder – Why I Limp, Fic - herauszunehmen, in die es zur Konservierung tor ganology (FO), Galpin Society Newsletter, eingelegt worden war, es auszuspülen, zu Nr. 9, Mai 2004, S. 9] trocknen und zu vermessen. Bei der Re kon - struk tion des zerbrochenen Elfenbeinwulstes Nach einigen Anmerkungen über Ein hand - am Schallbecher erwies sich dieser als überpro- block flöten von Carl Dolmetsch, Zen-On und

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Yamaha beschreibt Brenda Dickeson ihre teten Vorstellungen von Originalität und Spielerfahrungen mit einem „Gold Series“-In - Authenzität einschränken ließ. [Denis Thomas: stru ment von Dolmetsch Musical Instruments. A Novel Compact F Contra, in: Recorder Ma - Alles in allem hält sie das Instrument im Ver - ga zine, Jg. 24, Nr. 4, Winter 2004, S. 120-122] gleich zu seinen Vorgängern für eine Ver bes - serung. Allerdings ist das Legatospiel im mitt - Nik Tarasov, selbst beteiligt an der Ent wick - leren Register schwierig, und bestimmte Triller lung der modernsten aller Blockflötentypen, sind nicht ausführbar. Natürlich regt sie weitere erklärt die jüngste Geschichte des Instruments. Verbesserungen an. [Brenda Dickeson: The Zunächst beschreibt er die typischen Ei gen - One-Handed Recorder, in: Recorder Magazine, schaften der nun ein Jahrzehnt alten harmoni- Jg. 24, Nr. 3, Autumn 2004, S. 82-86] schen Blockflöte: lange Bohrung und Fußstück mit mindestens zwei Klappen. Das daraus „Obwohl ihre Form wenig äußerliche Ähn- resultierende obertonreine Überblasen wirkt lichkeit mit Originalinstrumenten (d. h. his- vielen „Unvollkommenheiten“ traditioneller torischen Instrumenten) aufweist, erfreuen sich Mo delle entgegen, eröffnet den neuen In stru - eckige Bassblockflöten aufgrund ihrer hohen menten erweiterte Anwendungsmöglichkeiten Qualität und ihres vergleichsweise vernünftigen und erlaubt die Kombination mit modernen Preises zunehmender Beliebtheit. Als ich vor Orchesterinstrumenten. Danach erläutert Tara - einigen Jahren einen eckigen Kontrabass mit sov, wie die Arbeit einiger Instrumentenbauer geknicktem Kopfstück herstellte, begann ich des 20. Jahrhunderts, kombiniert mit dem Wis - mich zu fragen, ob nicht auch die unteren Teile sen um bestimmte Eigenschaften von Kern - des Instrumentes in eine kompaktere Form spalt flöten des 19. Jahrhunderts, zur stark ver- geknickt werden könnten, was zudem die besserten harmonischen Blockflöte führte, die Einrichtung wünschenswerter Eigenschaften heute auf dem Markt ist. [Nik Tarasov: wie einen direkt angeblasenen Windkanal und Harmonische Blockflöte; Die Geschichte einer ein Daumenloch ohne Oktavklappe erleichtern neuen Blockflöten-Generation, in: Windkanal würde. Die Vorteile dieser Form lagen klar auf 2/2004, 14-21] o der Hand: leichtes Handhaben und Spielen sowie eine stabile einteilige Konstruktion ohne Danksagung: Für das Einsenden von Quellen sowie mechanische Probleme, wie sie an den Ver bin - sonstige Unterstützung bei der Vorbereitung dieser Besprechung möchte der Autor sich bedanken bei Sabine dungsstellen großer Instrumente auftreten.“ So Haase-Moeck und der Firma Moeck Musikinstrumente beginnt ein Artikel von Denis Thomas, der im und Verlag, Hans Maria Kneihs und ERTA Österreich, weiteren beschreibt, wie er einen solchen Nikolaj Tarasov und der Conrad Mollenhauer GmbH, Kontrabass baute. Die Herstellung eines direkt Adrian Brown, Herbert Myers, Robert Ehrlich, Thiemo Wind und den Kollegen in der William and Gayle Cook angeblasenen Windkanals gelang ihm nicht, Musikbibliothek an der Universität Indiana, besonders bei aber er entschied sich stattdessen für einen se - Mary Wallace Davidson, Michael Fling und Philip Ponella. paraten, von hinten angeblasenen Schnabel, in den er einen Luftfilter aus Polyesterschaum Er bittet die Leser, ihn über die Tibia-Anschrift auf einarbeitete, um durch Luftwirbel verursachte wichtige Publikationen hinzuweisen, die er möglicher- weise übersehen hat. Die meisten Artikel sind dem Leser Windgeräusche zu reduzieren. Er schlussfol- über Bibliotheken zugänglich – sie sind entweder direkt gert: „Es gibt keinen Grund, weshalb Kontras in großen Musikbibliotheken oder bei örtlichen Bib li o - ähnlicher Form nicht gebaut werden sollten, theken über Fernleihe erhältlich. jedoch geht die Idee einer Blockflöte in einer Übersetzung: D. Presse-Requardt Kiste im Hinblick auf Authentizität vielleicht einen Schritt zu weit.“ (Womit er sich an - scheinend wieder auf historische Vorbilder be - zieht.) Es ist schön, dass solch ein einfallsreicher Instrumentenbauer sich nicht von seinen veral-

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Rien de Reede Plagiat oder Zitat? Paul-Hippolyte Camus, Niccoló Dothel und ihre Etüden für Flöte

Den französischen Flötisten Paul-Hippolyte „Camus de la Chapelle du Roi et de l’Académie Camus kennen wir vor allem aufgrund seines rle. de Musique“. unermüdlichen Einsatzes für die Flöte von Theobald Böhm. Wahrscheinlich war er der Camus ist neben Dorus bekannt, als einer der Erste, der das Instrument „Böhmflöte“ („Flûte ersten und wichtigsten Verfechter der Böhm - Boehm“) nannte. Jedoch nimmt er auch eine flöte in Frankreich. Nach dem Böhm 1837 die bescheidene Position als Pädagoge und Kom - Ringklappenflöte an der Académie des Scien ces ponist ein. Mit einem Aspekt jener letzteren präsentiert hatte, wurde Camus dessen Ver - Qualität setzt sich dieser Artikel auseinander. treter für das In stru ment. Philip Bate schreibt: „Camus … adopted his [Böhm’s] in stru ment Paul-Hippolyte Camus (Paris 1796–1869, with enthusiasm and, as his agent, brought a Angers) studierte ab Juli 1806 bei Wunderlich specimen to Paris, handing it over to the excel- Flöte am Pariser Konservatorium. 1811 und lent maker Buffet. The latter copied it carefully 1812 erhielt er einen „second prix“, 1813 einen …“. Zudem publizierte er 1839 bei E. Gérard in „premier prix“. Ab 1819 hatte er mehrere Paris die erste Böhmflötenmethode, Méthode Stellen als erster Flötist: beim Théâtre de la pour la nouvelle Flûte Boehm. In Italien und Porte Saint-Martin, danach beim Gymnase dra- England erschienen Übersetzungen dieser matique und ab 1824 im Orchester, das unter Methode bei G. Ricordi und T. Prowse. Die der Leitung von Crémont im Odéon italieni- Tatsache, dass die Böhmflöte zu einem früheren sche und deutsche Opern – in französischer Zeitpunkt in Frankreich verbreitet wurde als in Übersetzung – aufführte. Nach einigen Reisen Deutschland, ist zu einem großen Teil die Folge als Flötenvirtuose wurde er ca. 1836 erster von Camus’ Einsatz für das Instrument. Flötist am Théâtre Italien. Auf der Titelseite der Bearbeitung von Deviennes Flötenmethode (Pl. Dass Theobald Böhm seine Grande Polonaise Nr. 433), die er (1829?) bei Meisonnier in Paris seinem „Freund Camus“ widmete, sagt nicht herausgab, wird er außerdem bezeichnet als nur etwas aus über die Freundschaft von Böhm

Rien de Reede ist Professor für Flöte und Kammermusik am Königlichen Kon ser va to - rium in Den Haag. Über 30 Jahre lang war er Flötist im Königlichen Concert ge bouw - orchester. Er spielt in verschiedenen Kammermusikensembles, wie z. B. dem Viotta Ensemble und dem Quartetto Amsterdam. Über zehn Jahre lang war er Mitglied des bekannten Wind Ensemble, mit dem er zahlreiche Tourneen im In- und Ausland unternahm. Als Kammermusiker gilt sein Hauptinteresse der Musik des 18. und des 20. Jahr hunderts. Zeitgenössische Komponisten, wie z. B. Rudolf Escher (NL), (NL), (NL), Isang Yun (Korea), Jean Françaix (F), und Per Nørgård (DK), schrieben Werke für ihn. Er spielte mehrere CDs ein und kon- zertierte mit Flötenkonzerten von Vivaldi, Mozart und Jolivet im holländischen Fernsehen. Regelmäßig gibt er Meisterklassen in Deutschland, Großbritannien, Portugal, Italien und den USA. In den letzten Jahren war er viel als Coach für Kammermusik- und Bläsergruppen in Orchestern tätig und gehörte zur Jury von verschiedenen Flöten- und Bläserwettbewerben. Als Herausgeber von Flötenmusik und Autor von Büchern über die Flöte ver- öffentlichte er bei Amadeus (CH), Broekmans & Van Poppel (NL) und Knuf (NL).

272 TIBIA 4/2008 Plagiat oder Zitat?

N. Dothel, Etüde e-Moll aus Studi per il Flauto in Tutti i Tuoni e Modi.

und Camus, sondern auch über dessen Kom - in der Flötenliteratur aus verschiedenen Grün - petenz als Spieler. W. N. James schreibt in A den einen besonderen Stellenwert. Die 100 Word or Two on the Flute: „M. Camus is a very Petits Solos or Etudes for the flute, Graf Gabriel popular player of the flute in Paris … his style Williamson gewidmet und herausgegeben von is decidedly elegant …“ Diverse Male reiste T. Prowse in London, sind wegen ihrer Zwei - Camus für Konzerte nach England (u. a. 1839). stimmigkeit und dem Schwerpunkt auf das Ein Kritiker schrieb: „[Camus] caused some Aufeinanderfolgen von Akkorden eine vor- sensation by performing Boehm’s music on a treffliche Vorbereitung zum Studium des Re - Godfroy flute with a Dorus G-# key.“ Ebenso pertoires aus dem 19. Jahrhundert. Auch seine begleitete Camus 1845 die Produktion der eigenen Etüden aus seiner Neuausgabe der Böhmflöte von T. Prowse in London. Laut Chr. Méthode von Devienne, die besonderen Wert Welch hat er 1849 sogar einige Zeit in London auf Artikulation legen, sind von Nutzen. gelebt, um dort die Böhmflöte zu unterrichten. Vergleicht man jedoch die Studi per il flauto in Den Komponisten Ca mus kennen wir vor tutti i tuoni e modi (Paris, Madame Bérault, allem von den Werken, die er für sein eigenes 1778) von Niccoló Dothel, erster Flötist und Instrument schrieb, so wie Airs variés für Flöte Kapellmeister von Leopold I. von Toscane, mit und Klavier, Duette für zwei Flöten und 100 den Etüden Camus’ in seiner Ausgabe der Petits Solos. Seine Méthode très facile soll, laut Méthode von Devienne, kommt man zu einer Rachel Brown, 1870 in Paris erschienen sein. interessanten Folgerung. Hat man es hier mit Die Etüden von Paul-Hippolyte Camus haben einem musikalischen Plagiat zu tun, oder kann

P.-H. Camus, Etüde Nr. 7 aus Méthode de Flûte Com - posée par Devienne, Revue et Augmentée par Camus, An hang.

TIBIA 4/2008 273 Rien de Reede

man von einem musikalischen Zitat sprechen? New York/N. Y. 1979 (Taplinger Pub. Co.), Unter anderem die Etüden in B-Dur (S. 14), in S. 61, 228, 229 e-Moll (S. 6), und in D-Dur (S. 4) von Dothel R. Wentorf: Victor Coches „Methode pour sehen wir teilweise zitiert in Camus’ Etüden servir à l’enseignement de la nouvelle Flûte“, Nr. 11 (B-Dur), 7 (e-Moll) und 10 (E-Dur) in Paris 1839, in: Travers & Controvers, Celle der Neuausgabe von Deviennes Méthode. 1992, (Moeck) S. 176-193 Manch mal handelt es sich um den Anfang einer T. Giannini: Great Flute Makers of France, Etüde, manchmal auch um Akkordmuster von London 1993 (T. Bingham), S. 108-109, 115- einigen wenigen oder mehreren Takten. 120, 125-126, 128 J. Bowers/T. Boehm: François Devienne’s Die Etüden von Dothel sind wahrscheinlich das Nouvelle Méthode Théorique et Pratique pour erste Bündel, in dem alle 24 Tonarten verwendet la Flûte, Aldershot 1999 (Ashgate), S. 59 ff werden und waren zu ihrer Zeit beliebt, denn A. Powell: The Flute, New Haven/London auch John Gunn hatte sie an seine Methode 2002 (Yale University Press), S. 158-159, 170- angefügt. Gunn bezeichnet sie als „written in a 171, 175-178, 214, 249, 317 masterly, and not inelegant style“. Camus hat R. Brown: The Early Flute, Cambridge 2002 die Etüden von Dothel gewiss während seiner (Cambridge University Press), S. 12, 55, 58, 148 Jugend geübt und wollte sie offenbar in seinen J.-M. Fauquet (Hrsg.): Dictionnaire de la eigenen Etüden zu seinem Vorteil nutzen. Musique en France au XIXe siècle, s. l. 2003, Urheberrechtexperten müssten feststellen, was (Fayard), S. 203. hier der Fall ist. Handelt es sich um Zitate oder ist es ein regelrechter Fall von einem Plagiat? Kompositionen (Auswahl): Flöte solo, u. a.: 24 Sérénades composées d’airs Eine Auswahl der 100 Petits Solos or Etudes for nationaux, op. 1; Trois Fantaisies et Variations the flute und Camus’ Wiederherausgabe von sur les plus jolis motifs d’«Emmeline» de Deviennes Méthode erschien unter dem Titel Hérold, op. 24 20 Études ou Petits Solos pour la Flûte bei Flöte und Klavier, u. a.: Fantaisie sur un air Billaudot in Paris. Deutsch: Tim Wintersohl écossais, op. 5; Fantaisie et variations, La Ronde de la Neige, op. 12; Fantaisie sur le Freischütz, Bibliographie (Auswahl): op. 14; Fantaisie Au clair de la lune, op. 28; Le W. N. James: A Word or Two on the Flute, Bouquet de Bal, air variée, op. 30 (auch für Edinburgh 1826 (C. Smith & Co./London, Flöte und Streichquartett); Fantaisie Le Duc de Cocks & Co.), S. 202-206 Reichstadt, op. 31; Fantaisie concertante, op. 33; Th. Boehm: Über den Flötenbau/On the Cavatines de la Somnambule (transcription) Construction of Flutes (1847), Reprint: Buren 2 Flöten, u. a.: Trois grands Duos concertants, 1982 (Knuf), = Flute Library, Vol. 16, Ein - op. 2; 3 Grand Duos, op. 6; 3 Duets, op. 11; 3 leitung: Karl Ventzke, S. 12 Duos concertants, op. 32; Kuhlau’s Solos, op. 57, F. J. Fétis: Biographie universelle des musiciens ..., arr. für zwei Flöten Band II, Paris 1866 (Firmin Didot Frères, Fils et Cie), S. 171 Lehrwerke: Chr. Welch: History of the Boehm Flute, Méthode de Flûte, Composée par Devienne, London 1896 (Rudall, Carte & Co.), S. 49ff, 55, Revue et Augmentée par Camus de la Chapelle 58, 63, 111, 133, 321, 330 du Roi et de l’Académie rle. de Musique, R. R. Rockstro: A Treatise on ... the Flute, Lon - Nouvelle Édition, Paris, Meissonnier (J. M. 433) don 1928 (Rudall, Carte & Co.), S. 361, 622, 629 Méthode pour la nouvelle Flûte Boehm, Paris Ph. Bate: The Flute, London 1969 (Ernest Benn 1839, E. Gérard Ltd./New York, W.W. Norton), S. 136, 239 Méthode très facile, Paris 1870 (laut R. Brown) N. Toff: The Development of the Modern Flute, o

274 TIBIA 4/2008 Meisterkurs: Flauto Traverso und Querflöte

12. – 14. März 2009, Freiburg

Karl Kaiser Freiburger Barockorchester, Barocke und Klassische Flöte

Martin Fahlenbock ensemble recherche, Moderne Querflöten

Kursgebühr EUR 170,-

Anmeldungen mit Lebenslauf und Repertoirevorstellungen bitte bis 15. Januar 2009 an Ensemble-Akademie Freiburg e.V., Kronenmattenstr. 3, 79100 Freiburg, Tel. 0761 - 70 20 79

www.ensemble-akademie.de

TIBIA 4/2008 275 Philipp Tenta

Philipp Tenta Der steile Weg zum wahren Aufführungspraxisfreak

Eine Einspielung der Brandenburgischen Kon - lediglich um ein Konvolut mit Messen von zerte unter Karajan mit den Wiener Phil har mo - Heinrich Isaak zurückzuerhalten, so sollte sich nikern kostet sie nur ein mitleidiges Lächeln, der heutige Mu sikfreund ge gen wärtig sein, dass eine CD der Matthäuspassion mit Karl Richter der eigene Hort musikalischer Schätze in dama- und seinem Bachorchester ein Kopfschütteln liger Zeit wahrscheinlich den Schutz von Wal - der Befremdung? Wer meint, sich mit ein biss- len steins gesammelter Streit macht verdient hätte. chen Hochmut bereits zum Auf führungs - Weg da mit! Der wahre Aufführungspraxisfreak praxisfreak gemausert zu haben, ist bereits auf wird sich bereitwillig von seinem unzeitgemäßen dem Holzweg. Nicht Karajan und Richter Sam mel surium be freien, um sich mit einer befanden sich damals auf interpretatorischen Auswahl zu begnügen, die sich dem historisch Irrwegen, sondern der geneigte Leser selbst, der Mög li chen annähert, zum Beispiel einem Fak - sich mit Konservenmusik abgibt! Wer Musik si mi le druck der Preludes & Voluntaries und So - hört, spielt und erlebt wie zur Zeit ihres na ten von Loeillet oder den Suiten von Entstehens, sollte eigentlich gar nicht wissen, Hotteterre. was ein CD-Spieler ist. Der wahre Freak, der nach authentischer historischer Auf füh rungs - „Das wird doch langweilig! Immer dasselbe praxis strebt, begnügt sich mit dem, was auch spielen!“ höre ich den Leser hier entrüstet prote- dem Musiker der Renaissance oder Barockzeit stieren, doch wer hat gesagt, dass wir dann zur Verfügung gestanden hätte. Das heißt vor immer dasselbe spielen müssen? Würden wir allem: sehr viel weniger! nicht ganz natürlich zum Improvisieren von Vor- und Zwischenspielen finden, or na men tie - Beginnen wir mit dem Notenschrank! Wir kön- ren und variieren über Melodie- und Har mo nie - nen es uns heute leisten, Musikalien zu hor ten, verläufe, die wir uns mit der Zeit so eingeprägt denn Noten sind leicht hätten, dass wir keine erhältlich und auch bil- Philipp Tenta ist ein erblich große Mühe mehr hät- lig, ob wohl uns das vorbelasteter Block flö ten - ten, uns von der ge - nicht immer so er - spieler, beide Elternteile schriebenen Vorlage zu scheint. Rech net man waren Dozenten für Block - lösen. Spielen wir hin- noch all die schamhaft flöte an der Hochschule gegen, sobald wir eine versteckten, meist un - Mo zarteum in Salzburg. So nate „können“, gleich ge ordneten Foto ko - Nach Studien am Mo zar - eine neue, ist die Gefahr teum (Musik pädagogik und pien dazu, kann man Blockflöte) und am Con ser - viel größer, immer das- davon ausgehen, dass vatoire de Rennes (Kom po - selbe zu spielen, Noten der durchschnittliche sition) leitete Philipp Tenta einen Verein für Alte mit einem gelegentli- Alte-Mu sik-Enthusiast Musik in der Bretagne und arbeitete als Komponist chen Triller oder Mor - über einen No ten - mit verschiedenen französischen Theatergruppen. dent. schatz verfügt, für den Mitte der Achtzigerjahre verlegte er seinen Le bens - ihn jedes Fürs ten haus mittelpunkt nach Taiwan, wo er vor allem in der Auch mit der Frage der der Ba rock zeit benei- Aus bildung von Blockflötenlehrern und Leitung Besetzung würden wir von Jugendensembles tätig war. Zahlreiche Kom po - det hätte. Wenn wir sitionen, Lehrwerke und CD-Einspielungen sind notgedrungen bald viel Bedenken, dass Her - bei verschiedenen europäischen und asiatischen kreativer umgehen. An - zog Ernst von Bayern Verlagen erschienen. Seit 2002 lebt er als freischaf- statt, wie bisher, für einen Kriegs zug gegen fender Künstler und Dozent auf einem Bauernhof in jede sich ergebende In - Konstanz geführt hat, der Nähe von Herford in Nordrhein-Westfalen. strumentenkombinati-

276 TIBIA 4/2008 Der steile Weg zum wahren Aufführungspraxisfreak

on eine passende Par ti tur aus dem Vorrat her - leisen Zweifel bei meinem geschätzten Leser. beizuzaubern, müssen wir jetzt die uns ver - Bevor man diesen Empfehlungen Folge leisten trauten Sonaten oder Suiten der neuen Si tu a tion will, stellt sich doch die Frage, ob der Autor immer neu an pas sen. Haben wir, neben einer selbst dieser Anleitung folgt. Hierzu sei erst soliden Begleitung, mehrere Spieler, die die einmal gebeichtet: Ich bin kein historischer Solostimme übernehmen könnten, sollte es Aufführungspraxisfreak! Trotzdem ist die nach einigen Versuchen machbar sein, eine Antwort ein freimütiges ja! Bedauerlicherweise zweite Stimme zu improvisieren, um eine Trio - jedoch nicht beim Spielen von Renaissance- sonate zu erhalten. Wer auch immer sich zu oder Barockmusik! unserem musikalischen Happening einfindet, mitspielen darf jeder, egal ob seine Stimme in Wenn ich mich mit ein paar Kumpels am den Noten steht oder nicht. Wochenende in den Partykeller verkrieche, um lauten Rock zu spielen, wird das No ten - Sollte unser musikalischer Freundeskreis bei sol - material, wenn überhaupt vorhanden, wirklich chen Unternehmungen allzu sehr schrumpfen, nur einmal kurz herumgereicht und sofort ver- lässt das den wahren Freak unbekümmert. innerlicht. Jeder, außer mir, hat dann ziemlich Schluss endlich können wir in der Not unsere bald eine klare Vorstellung von dem, was er zu Sonate auch alleine auf dem Cembalo darstellen spielen hat, es wird losgelegt, improvisiert, die und uns, unbelastet von den Bedenken anderer, Vorlage wird dabei manchmal vollständig über kreativ austoben. Für den Blockflötpuristen hat Bord geworfen, um spontanen Eingebungen zu hingegen schon Mersenne angeregt, simultan folgen. Die paar Nummern, die wir so zusam- zum Flöteln, die Bassstimme zu singen. Schon menbasteln, entwickeln sich jedesmal etwas da mals scheint der Weg zum Auf füh rungs praxis - anders. Es wird nach Lust und Stimmung kurz freak ein Weg in die Einsamkeit gewesen zu sein. oder endlos über Arrangement und Abläufe diskutiert. Das Ergebnis ist auch nicht unbe- Wir wollen jedoch noch weiter gehen! Nach dingt besonders toll und chartverdächtig, aber der Reduktion unserer Musikbibliothek auf ein es ist lebendiges Musizieren, wie ich mir das historisches Volumen erkennen wir eine weite- Musizieren von Barock oder Renaissancemusik re Herausforderun: Elektrisches Licht! Ein wünschen würde. Natürlich schrauben wir elektronisches Tasteninstrument in einem Kon - keine Glühbirnen raus und auch den Strom zert mit Barockmusik ist, weil unhistorisch, stellen wir nicht ab, schließlich gab es ja schon verpönt, warum dann nicht auch elektrisches Strom zur Zeit von Little Richard, außerdem Licht? Musizierte man früher nicht bevorzugt nehmen uns, nach zehn Uhr abends, die ge nerv - in der Halbdunkelheit der Dämmerung, wenn ten Mitbewohner gerne das Strom ab stellen ab. für manuelle Arbeit das nötige Licht fehlte? o Also Glühbirne rausgedreht und im Dunklen gespielt. Ist nicht nur umweltschonend, son- dern wird auch unsere Musizierpraxis entschei- dend verändern! Nebenbei sei auch daran erin- nert, dass sie sich als Musiker der Barockzeit ganz sicher keine Brille leisten konnten, also weg damit. Nun ist es endgültig vorbei mit dem von Noten spielen, stattdessen werden wir nun ge - zwungenermaßen lernen, einen Notentext erst zu verinnerlichen, um danach zu musizieren!

Musikaliensammlung veräußern, Glühbirne rausschrauben, Brille zertreten, ich spüre einen

TIBIA 4/2008 277 Summaries for our English Readers

Summaries for our English Readers

Peter Thalheimer Meijering, to compose for this combination of Original Literature for recorder, rarely per- instruments and introduces the pieces Game of formed Love, A Straw in the Wind and Tell Me More. On the occasion of the ERTA Symposium in He gives very detailed suggestions for playing Hanover, the central event of which was the and interpretation not only for the recorder music competition “Jugend musiziert”, Peter player but also in reference to the accompani- Thalheimer examined the repertoire which has ment of the pianist. Translation: A. Meyke been performed for solo recorder at the nation- al competitions over the past ten years. It David Lasocki became evident that a small body of composi- New Research on the Recorder, 2004 tions were frequently played, many others were This is the sixteenth of a series of reviews of not. In his talk, he presented pieces from vari- significant new research on the recorder. By “re- ous epochs which are seldom performed but search” Lasocki means anything written about nevertheless lend themselves well to competi- the recorder that advances our knowledge of the tion playing. This article is a printout of his instrument, its depiction in works of art, makers, talk. Translation: A. Meyke making, players, playing technique, perfor- mance practice and repertory, in the past or pre- Erik Bosgraaf sent. He has surveyed as many period icals and Dynamics on the recorder, illusion or reality? books in English, Dutch, French, Spanish, Ger- Some analyses of playing technique and man and Italian published during 2004 as he psycho-acoustic views could readily obtain (in addition, a few earlier Unlike other wind instruments there is no spe- items have reached him). cial lip technique (embouchure) required to play the recorder. This is appreciated by many Rien de Reede players, as it affords a very immediate affiliation Plagiarism or quotation? to the instrument. As a result, there are no pos- Paul-Hippolyte Camus, Niccoló Dothel and sibilities on the recorder to control the dynam- their exercises for the flute ics of the notes by breathing pressure or lip ten- sion. However, there are a variety of techniques We know the French flautist, Paul-Hippolyte specifically for the recorder, which allow for or Camus from his unstinting commitment to suggest differentiated dynamics. Bosgraaf illus- Theobald Böhm’s flute. He was probably the trates many of these techniques, maintaining a first person to call the instrument the “Böhm practically orientated emphasis. Translation: A. Meyke flute” (Flûte Böhm). He also occupies an unas- suming niche as a teacher and composer. This article examines his capacity in these roles. We Daniel Koschitzki know the composer Camus principally from Three pieces for recorder and piano by works he wrote for his own instrument, includ- Chiel Meijering ing exercises which he added to his new edition Many recorder players shun playing with piano of Devienne’s school. Comparing these etudes accompaniment as the difference between the with those of Niccoló Dothel (studi per il flau- powerful sound of the (grand) piano and the to in tutti i tuoni e modi, Paris 1778), which lesser dynamic means of the recorder seem to were hugely popular at the time, reveals marked be too great. Daniel Koschitzki recognises a similarities which begs the question as to certain attraction in this imbalance between the whether they are a musical quotation or per- two instruments. He asked the composer, Chiel haps even plagiarism. Translation: A. Meyke

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Stephanie Teschner 5. Internationaler Telemann-Wettbewerb, 7.–15. März 2009 in Magdeburg für historische Holzblasinstrumente (Blockflöte, Traversflöte und Oboe)

„… wenn nicht ein zu hefftiges Feuer mich an - Interesses 2001 und 2007 auf den En sem ble - ge trieben hätte, ausser Clavier, Violine und leistungen, so widmete sich der Wettbewerb Flöte, mich annoch mit dem Hoboe, der Tra - 2003 den historischen Holzblasinstrumenten verse, dem Schalümo, der Gambe etc. biß auf (Blockflöte, Traversflöte, Oboe), 2005 folgte den Contrebaß und die Quint-Posaune, be - die Ausschreibung für Barockvioline und Viola kannt zu machen.“ da gamba. Insgesamt zog es bisher 139 junge Musiker aus 27 Ländern von allen Kontinenten Als die Telemann-Gesellschaft e.V. (In ter na tio - in die Geburtsstadt Georg Philipp Telemanns. nale Vereinigung) 2001 erstmals einen In ter na - Sie stellten sich dem Urteil von Juroren, die zu tionalen Telemann-Wettbewerb ausgeschrieben den renommiertesten Alte-Musik-Interpreten hat, war den Initiatoren natürlich bewusst, dass unserer Zeit zählen. In den vergangenen Jahren sich das Repertoire Georg Philipp Telemanns gehörten Sarah Cunningham, Paul Dom brecht, be stens für solch einen musikalischen Leis - Robert Ehrlich, Reinhard Goe bel, Konrad tungs vergleich eignen würde. Denn Telemanns Hünteler, Gustav Leonhardt, Jaap ter Linden, umfangreiches kammermusikalisches Werk er - Siegfried Pank, Jaap Schröder, Johann Sonn - möglicht es problemlos, einen solchen Wett be - leitner, Simon Standage und Mary Jean Utiger werb im zweijährigen Rhythmus stattfinden zu zu der jeweils fünfköpfigen Jury des In ter na - lassen und dabei hinsichtlich Werkauswahl und tionalen Telemann-Wettbewerbs in Mag de - instrumentaler Besetzungen überaus interessant burg, wobei in der Regel nicht mehr als zwei und abwechslungsreich zu bleiben. Nicht abzu- Juroren aus einem Land kommen sollen. sehen war jedoch, wie die Musikstudierenden und jungen Musiker einen weiteren Wett be - Neben den Geld- und Sonderpreisen werden werb annehmen würden, gibt es doch auf inter- die Preisträger der Wettbewerbe auch zu Kon - nationaler Ebene eine unüberschaubare Fülle zerten namhafter Festivals (z. B. Bach-Fest derartiger Leistungsvergleiche. Unter ihnen ist Leipzig, Thüringer Bachwochen und Mag de - jedoch keiner, der das Profil des Internationalen burger Telemann-Festtage) und in verschiedene Telemann-Wettbewerbs in Magdeburg hat, der Telemann-Städte vermittelt. das Œuvre Georg Philipp Telemanns in den Mittelpunkt der Repertoireauswahl stellt und Dass der Wettbewerb binnen kurzer Zeit ein zudem von den Teilnehmern in einem Alter hohes künstlerisches Niveau erreicht hat, lässt zwischen 18 und 34 Jahren erwartet, dass sie auf sich auch daran erkennen, dass z. B. die zweiten historischen Instrumenten oder deren Nach - Preisträger 2001 (Ensemble Mediolanum) Aka - bauten musizieren. Das gewagte Konzept ging demieprojekte für das Goethe-Institut im auf. Eine Nische im bisherigen Ver an stal tungs - Ausland leiteten, und die Gewinner des Wett - angebot war entdeckt und auch der nahtlose be werbs 2001 – das Ensemble Travertino – Übergang geschaffen – die Aufgaben und Sendungen im Hessischen Rundfunk erhielten. Zielstellungen der Magdeburger Tele mann - Gleiches gilt für das Preisträgerensemble pflege und -forschung weiterzuführen: die Er - Meridiana im Jahr 2007 (Deutschlandradio schließung, Verbreitung und Interpretation von Kultur). Die erste Preisträgerin des In ter - Leben und Werk Georg Philipp Telemanns. nationalen Telemann-Wettbewerbs 2005 Miki Takahashi wurde wenige Wochen später bei Inzwischen wurden vier Wettbewerbe in Mag - dem renommierten Alte-Musik-Wett bewerb de burg ausgetragen. Lag der Mittelpunkt des des Flandern-Musikfestes in Brügge (Belgien)

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ebenfalls mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Instruments gaben; als einer der ersten deut- Dass Internationalität, Stimmigkeit des Wett - schen Komponisten schrieb er für die damals bewerbskonzeptes, Prinzipien im Hinblick auf noch junge Oboe beeindruckende Kam mer - die Interpretation Alter Musik, die inhaltliche musik und Konzerte; bis heute zählen seine Ausrichtung des Internationalen Telemann- Kompositionen für Blockflöte zum musikali- Wettbewerbs und die nachhaltige Un ter - schen Standard. Viele dieser anspruchsvollen stützung der Preisträger nach dem Wettbewerb und ausdrucksstarken Werke Telemanns gehö- inzwischen auch im außermusikalischen Be - ren zum festen Repertoire des Konzert- und reich auf Anerkennung stoßen, verdeutlicht Musiklebens und haben ihren Platz in der eine bundesweite Ehrung 2007: Den Kul tur - musikalischen Ausbildung. Sie in das Zentrum preis der deutschen Wirtschaft konnte die zu stellen, ist das Ziel des 5. Internationalen Stadtsparkasse Magdeburg als Partner dieses Telemann-Wettbewerbs, der für historische Leistungsvergleiches nach Magdeburg holen. Holzblasinstrumente (Blockflöte, Traversflöte und Oboe) ausgeschrieben sein wird und den So hat der Wettbewerb schon nach kurzer Zeit wechselnden Turnus im Hinblick auf die ausge- wichtige Zielsetzungen erreicht: Er motiviert schriebenen Instrumente der letzten Jahre fort- Musikstudierende zum Studium der Kom po si - setzt. tionen Georg Philipp Telemanns, insbesondere seiner kammermusikalischen Werke, führt auf Wie in den Jahren zuvor gelang es der Tele - internationaler Ebene in Magdeburg erfahrene mann-Gesellschaft e.V. (Internationale Ver ei ni - Interpreten und Dozenten Alter Musik mit gung) international anerkannte Interpreten der jungen Musikern zusammen, bietet den Wett - Alten Musik für die Jurytätigkeit während des bewerbssiegern exponierte Konzerte zur weite- 5. Internationalen Telemann-Wettbewerbs zu be - ren Profilierung und besitzt ein hohes künstle- geistern. Paul Dombrecht (Belgien), Barthold risches Niveau. Kuijken (Belgien), Dorothee Oberlinger (Deutsch - land) und Michael Schneider (Deutsch land) Getreu diesem Motto soll vom 7. bis zum 15. haben zugesagt. Den Vorsitz wird Peter Rei de - März 2009 der 5. Internationale Telemann- meister (Schweiz), der langjährige Leiter der Wettbewerb in Magdeburg veranstaltet werden. Schola Cantorum Basiliensis, übernehmen. Das oben angeführte Zitat aus der 3. Auto bio - András Székely (Ungarn) bekleidet traditions- grafie Georg Philipp Telemanns, 1740 von gemäß das Amt des Präsidenten. Johann Mattheson veröffentlicht, kündet vom Bestreben des Komponisten, durch praktische Bis zum 9. Januar 2009 können sich junge Mu - Auseinandersetzung mit den verschiedenen siker, die nach dem 7. März 1974 und vor dem Musikinstrumenten seiner Zeit, deren spezifi- 7. März 1991 geboren sind, um die Teilnahme schen Klang und spieltechnische Möglichkeiten bewerben. Die drei öffentlichen Wett be werbs - optimal kompositorisch auszunutzen – kurz, runden werden vom 8. März bis 10. März (1. jedem Instrument das zu geben, „was es leiden Runde), vom 11. März bis 12. März (2. Runde) kann“, wie Telemann weiter ausführte. und am 14. März (Finalrunde) stattfinden und eröffnen dem interessierten Besucher die Eben dieser künstlerische Anspruch charakteri- Möglichkeit, jede einzelne Phase des Wett be - siert auch Telemanns Kompositionen für Holz - werbes mitzuverfolgen und auch für sich selbst blasinstrumente – von der Solosonate bis zum „zu werten“. Gerade diese Offenheit und die orchesterbegleiteten Konzert, quer durch die Möglichkeit, Veranstaltungen am Tage, außer- Palette musikalischer Gattungen, Formen und halb sonst üblicher Konzertzeiten zu besuchen, Stile. Die Literatur für die Traversflöte hat der wurde in der Vergangenheit von vielen Mag de - Komponist um innovative Werke erweitert, die burgern wahrgenommen und ließ eine wunder- wichtige Impulse für die Entwicklung des bare „Wettbewerbsatmosphäre“ entstehen.

280 TIBIA 4/2008 Berichte

Das von der ersten Runde bis zum Finale im Schwierigkeitsgrad steigende Wett be werbs - re pertoire setzt sich aus kammermusikalischen Werken sowie Solokonzerten von Georg Philipp Telemann und seinen Zeitgenossen zusammen.

Die besten Teilnehmer konzertieren im Preis - trägerkonzert zum Abschluss des Wettbewerbs (15. März 2009) und werden während dieser Veranstaltung die mit 7.500, 5.000 und 2.500 Euro dotierten Preise in Empfang nehmen. Darüber hinaus können ein Sonderpreis der Melante-Stiftung Magdeburg für die beste Aus - führung stilgerechter Verzierungen sowie der Bärenreiter Urtext-Preis vergeben werden.

Um den Gästen des Wettbewerbs darüber hin- aus zusätzliche Anregungen für ihre künstleri- sche Entwicklung zu geben, wird der In ter na - tionale Telemann-Wettbewerb von Konzerten mit Musik Georg Philipp Telemanns bzw. sei- ner Zeitgenossen kombiniert. Neben der Fest li- chen Eröffnung mit dem 2. Preis trä ger en sem ble des 4. Internationalen Telemann-Wett be werbs Wooden Voices wird die Matthäuspassion aus dem Jahre 1758 (TWV 05:43) von Telemann (Erst auf führung) zu hören sein. Miki Takahashi (Vio line) und Frauke Hess (Viola da gamba), Preis trä gerinnen des 3. Internationalen Tele - mann-Wettbewerbs 2005, werden ebenfalls kon zertieren.

Mit „frischem Wind“, wie der französische Mu - sikschriftsteller Romain Rolland einmal formu- lierte, belebte Georg Philipp Telemann die Entwicklung der deutschen und europäischen Musik. Mit seinen Kompositionen und seinem pädagogischen Sendungsbewusstsein hat er sich schrankenlos an breite Publikumsschichten gewandt – an „Kenner und Liebhaber“, an Vir - tu osen und Musikinteressierte, an Lernende und berühmte Interpreten. Im übertragenen Sinne möchte – ganz in dieser Tradition stehend – auch der 5. Internationale Telemann-Wett - bewerb mit der universalen Sprache der Musik junge Menschen aus aller Welt zusammen füh- ren und mit europäischer Musikgeschichte in Berührung bringen. o

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Helga Sund 12. Österreichischer ERTA-Kongress 1.–4. Mai 2008, Kongresszentrum Schloss Seggau bei Leibnitz

Die diesjährige Fortbildung für Block flö ten - eine Einführung in die Grundlagen der Technik lehrer fand im Rahmen des mit insgesamt 87 zeitgenössischer Blockflötenmusik und die Teilnehmern aus ganz Österreich außerordent- Methoden zu ihrer Umsetzung im Unterricht. lich gut besuchten Kongresses der ERTA (Eu - ropean Recorder Teachers Association) in Parallel zu den Workshops betreute Maria Schloss Seggau statt. Agnes Dorwarth, Kom - Hof mann (Siegerin des Internationalen Wett - ponistin und Professorin an der Musik hoch - be werbes für Blockflöte solo 2006 in Feldkirch) schule Freiburg, deren Werke ihrer Beliebtheit PreisträgerInnen der Altersgruppen III bis V wegen ein fixer Bestandteil in den Pro grammen des Bundeswettbewerbes Prima la Musica 2007 der Prima la Musica-Wettbewerbe sind, konnte und erarbeitete mit ihnen vorbereitete Solo- als Dozentin für einen dreitägigen Workshop und Ensemblestücke. gewonnen werden. Passend zum Kon gress - thema Musik unserer Zeit im Block flö ten un - Umrahmt wurden die Workshops von Kon - terricht erarbeitete sie hauptsächlich eigene zerten mit Schülern der steirischen Mu sik - zum Teil noch unveröffentlichte Kom po si tio - schulen, des J. J. Fux-Konservatoriums, Stu - nen und überraschte mit spontanen Kreationen denten der Kunstuniversität Graz und in der wie Die Leibnitzer Kopfnuss oder dem ERTA- Schlussveranstaltung mit Prima la Musica- Kongress-Kanon. Preisträgern 2007 und den Workshop-Teil - nehmern. Ausreichend Gelegenheit zum Aus - Unvergessliche Eindrücke hinterließen bei allen probieren von Instrumenten und zum Stöbern Teilnehmern sowohl ein Mittagskonzert der in Notenmaterial wurde bei der Wiener Flö ten - Klasse Mag. Rosemarie Grün vom J. J. Fux- werkstatt (Werner Tomasi) und der Firma Konservatorium Graz, in dem ausschließlich ERGEO (Georg Ertl) aus Graz geboten. Werke von Agnes Dorwarth präsentiert wurden, als auch die anschließende Arbeit der Kom po - Zu den Höhepunkten zählten auch zwei Kon - nistin mit den talentierten jungen Künst lerinnen. zertabende mit virtuoser Blockflötenmusik. Dorothee Oberlinger (Blockflöte) und Florian Im Workshop mit dem Titel Keine Angst vor Birsak (Cembalo) konzertierten in der Wall - neuen Tönen präsentierte Dorothee Ober - fahrtskirche Frau en berg unter dem Titel linger, Professorin an der Universität Mo - Händel & Co in Lon don, Maria Hofmann im zarteum Salzburg und eine der führenden Schloss Seggau mit Spin, einem Solorecital zwi- Musikerinnen auf ihrem Instrument, neben schen Live-Elektronik und Mittelalter. Brillante einem geschichtlichen Abriss zur Block flö - Technik gepaart mit berührender Musikalität – tenmusik des 20. und 21. Jahrhunderts mit zum wenige Worte, die jedoch alles über eine Teil selbst vorgetragenen Klangbeispielen auch Künstlerin mit großer Zukunft aussagen.

Mein Dank ergeht zum Abschluss nicht nur an Verkaufe A-Klarinette den Vorsitzenden der ERTA-Österreich, Peter G. Zencker jun. Mar tin Lackner, sondern auch an alle jene Kol - 12 Klappen, Buchsbaum, spielbar le ginnen und Kollegen, die zum Gelingen dieses Kon gresses in der Steiermark beigetragen haben. Angebote unter Chiffre-Nr. 1408 o

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Moments littéraires Serie von Ulrich Scheinhammer-Schmid

Eine Querflöte, die keine ist Johann Wilhelm Wolf und seine Märchen „verschönert“ hat, zeigt schon ein flüchtiger Ver gleich der ursprünglichen Aufzeichnungen Märchenerzählern, selbst sehr berühmten, sollte mit dem endgültigen Text.3 Der Germanist man zutiefst misstrauen, besonders dann, wenn Felix Karlinger beurteilt die „Kinder- und sie davon erzählen, wo sie ihre Ge schichten Haus märchen“ in seiner „Geschichte des Mär - her haben. chens im deutschen Sprachraum“ in treffender Knappheit als „ein teilweise geglücktes und Nehmen wir als Beispiel die „Bäuerin“ mit dem teil weise problematisches kühnes Experiment, agrarischen Namen „Viehmännin“, „noch rüstig ein Modell, das verbesserungsbedürftig und und nicht viel über fünfzig Jahre alt“, dazu aus baufähig war“. 4 „ächt hessisch“ – so schildern die Brüder Grimm 1815 ihre wichtigste Mär chen lie feran - Der überraschende Erfolg dieser „Kinder- und tin. An dieser treuherzigen Darstellung stim- Hausmärchen“5 setzte ganze Scharen von men nur der Namen und (eher unscharf) die Märchensammlern in Bewegung. Sie zogen Altersangabe: Dorothea Viehmann (1755–1815) wirklich aufs Land, schauten, nach Luthers war trotz ihres landwirtschaftsnahen Namens berühmtem Wort, dem „gemeinen Mann […] als Gastwirtstochter geboren und mit einem auf das Maul “6 und konnten so in zahlreichen Schneidermeister im Umkreis der Stadt Kassel Büchern ihre Funde, mehr oder weniger bear- verheiratet. Darüber hinaus stammte sie auch beitet, veröffentlichen. noch aus einer französischen Hu ge not ten - familie, auf deren Überlieferungen sie zurück- Einer dieser Sammler ist Johann Wilhelm Wolf, griff, wenn sie den neugierigen Brüdern Grimm 1817 in Köln geboren und 1855 im hessischen „bedächtig, sicher und ungemein lebendig“ aus Hofheim gestorben. Wie er in seinen 1852 ihrem Märchenschatz Auskunft gab.1 erschienenen Erinnerungen7 berichtet, legte er schon als Junge eine „Sammlung von Alter - Dass ihre Geschichten „dem ersten und ein- tümern“ an: Stücke von Steinen aus den Kölner fachsten Leben […] nah“ seien, trifft ebenso Kirchen in der Umgebung der elterlichen nur begrenzt zu wie die Aussage, nichts sei von Wohnung sowie alte Bücher, die zuhause „in den beiden „beharrlichen und fleißigen Samm - der sehr geräumigen und hohen, sogenannten lern“ „hinzugedichtet oder verschönert oder Soldatenkammer, welche gewöhnlich nur für abgeändert“ worden. Dass und wie die beiden Einquartierung diente“, aufgestellt wurden. Gelehrten ihre Quellen verschleiert und mas- Stolz meldet er: „Ich wurde Konservator und kiert haben, hat die neuere Märchenforschung Bibliothekar“ dieser kindlichen Sammlung.8 überzeugend herausgearbeitet;2 dass und wie Wilhelm Grimm aber auch die Texte der Nach längeren Aufenthalten in Brüssel und „Kinder- und Hausmärchen“ nicht nur von Gent kehrte Wolf 1845 nach Köln zurück, hei- Auf lage zu Auflage überarbeitet und erweitert, ratete 1846 Marie von Ploennies, eine Tochter sondern von Anfang an „hinzugedichtet“ und der damals als Dichterin bekannten Louise von

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Wie der Teufel auf der Flöte blies. Dem Teufel fiel einmal in der Hölle die Zeit rief das Teufelchen, ›und du sollst mir eins auf- lang und er wollte eine Lustfahrt auf die Erde spielen.‹ ›Dazu gehören ihrer zwei, mein Sohn, machen. Damit er aber nicht allein sei (denn einer, der bläst, und der andre, der fingert.‹ das ist seine Leidenschaft nicht, er liebt die ›Dann blase du und ich will fingern,‹ sprach Gesellschaft sehr) nahm er sein jüngstes der Nestquackel und der Alte mußte das Rohr Söhnchen mit, ein kleines, schwarzes, neugie- an den Mund legen, er mochte wollen oder riges Nestquackelchen. Sie fuhren durch eine nicht, denn er hatte den kleinen Kerl sehr ver- Felsenhöhle heraus und kamen in einen Wald. zogen. Der Alte blies und der Nestquackel fin- Da gefiel es dem kleinen Teufelchen gar nicht gerte und fingerte, aber es wollte kein Ton übel, es sprang herum, kletterte auf die Bäume, kommen. ›Du mußt auf die Klappen drücken, hing sich an sein Schwänzchen, wie die dummer Junge‹ rief der Alte. Das Teufelchen Meerkatzen thun und trieb allerlei närrisches drückte auf den Hahn, da that es einen Schlag, Zeug. Sie kamen unter eine große Eiche, wo daß der Alte zu Boden stürzte, denn die ganze ein Mann in grünem Rock und grüner Mütze Ladung Schrot war ihm in den Hals gefahren; lag und schlief; neben ihm hing eine Tasche am der junge aber lief weg vor Schrecken. Der Baum, daraus guckten allerlei Gethier, Hasen, Alte erholte sich bald wieder und lief seinem Schnepfen und wilde Enten und neben der Buben nach, denn der Mann war erwacht von Tasche stand ein Gewehr. Das Teufelchen lief dem Knall des Gewehres. ›Das war kein schö- hinzu und beschaute Alles recht genau, nahm ner Ton‹ sprach der Nestquackel. ›Du hast auf das Gewehr und frug seinen Vater, was das für die unrechte Klappe gedrückt,‹ sagte der Alte, ein Ding sei. Der alte Teufel legte die Stirn in ›und die Flöte war staubig, da ist mir all der Falten und sprach: ›Das ist eine Flöte, mein Staub in den Hals gefahren.‹ Sohn, wenn die Menschen darauf spielen, dann läuft das wilde Gethier zu ihnen und sie brau- Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Haus märchen. Göt - chen es nur zu fangen.‹ ›Das muß ich sehen,‹ tin gen, Leipzig 1851, S. 438 f.

Ploennies (1803–1872), und zog Ende 1847 mit von Märchenerzählern umgeben waren, an die seiner Frau nach Darmstadt. Dort begann er wir bisher nicht gedacht hatten.“ Wilhelm von mit seinem Schwager, dem Leutnant Wilhelm Ploennies ließ nämlich als Offizier „die von Ploennies (1828–1871), Märchen zu sam- Soldaten Mann für Mann aufmarschiren und meln, wobei ihr erstes Ziel der (damals eher sagen und singen, was sie wußten, Märchen, abgelegene) Odenwald war, „um dort in der Sagen, Legenden, Beschwörungen, Aber glau - noch weniger von der sogenannten ‚Auf - ben, Lieder.“10 klärung’ und dem ‚Fortschritt’ angesteckten Bevölkerung die frisch duftenden Blüthen zu Eine zweite Quelle eröffnet sich, als Wolf nach lesen.“9 der Revolution von 1848/49 „aufs Land, in die Bergstraße“ übersiedelt: hier muss er zwar be - Ihre Streifzüge „lohnten sich über alle Er war - trübt feststellen, dass „die Bauern meiner tung“, doch bald kam ihnen eine noch weit bes- Gegend […] mehr schlechte Zoten und den sere Idee: „Da öffnete sich uns plötzlich eine Schnaps im Wirtshaus“ lieben als die Volks - neue, viel näher liegende und unendlich reiche überlieferungen, aber zugleich findet er einige Quelle; wir erkannten, daß wir von Tausenden „ältere Leute“, die „zu Hause“, auf „Feld zü -

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gen“ und in ihren „Wanderjahren“ einen „rei- die Teufel zum Tanzen bringt, „zum Obersten chen Schatz von Überlieferungen“ gesammelt in der Hölle“. Das ist „eine gute Anstellung“ haben, den sie nun bereitwillig zur Verfügung und „wenn er nicht abgesetzt worden ist, dann stellen. hat er sie noch“. 13

„Auch ein Zigeuner, Bletz heißt er, brachte mir Dieser Ablauf repräsentiert – mit einer origi- Geschichten zu Dutzenden ein und auch aus nell-gewitzten Variante am Ende – den bei Wolf aller Herren Länder, doch weiß er genau wo sehr häufigen Typus des Wunsch er fül lungs - und wann er jedes einzelne Stück gehört hat.“ märchens: ein Armer findet dauerhaftes Glück, Dieser Gewährsmann ist oft „Monate lang“ meist, indem er eine Königstochter heiratet und verschwunden, zieht aber im Winter „als fah- das Königreich dazu bekommt, weil er entwe- render Erzähler in den Spinnstuben herum und der Wunder wirkende Besitztümer gefunden ist überall froh begrüßt; gegen den geringen bzw. Räubern abgenommen hat oder weil er, Lohn von 48 Kreuzern erzählt er einen ganzen wie in der Zwerchpfeife, ein verwunschenes Abend, die kleine Summe wird von den Schloss erlöst hat. Typisch dafür ist etwa auch Burschen und Mädchen zusammen gelegt.“11 Der Geiger und seine drei Gesellen – eine Kombination aus einer ganzen Reihe von ähn- Da Wolf im Inhaltsverzeichnis seiner „Deut - lichen Handlungsmotiven mit glücklichem schen Hausmärchen“ genau angibt, welche der Ausgang: „Nun war nichts mehr zu machen, Geschichten von Wilhelm von Ploennies und die Prinzessin mußte den Geiger nehmen, und welche von ihm aufgezeichnet wurden, da er sogleich ernannte ihr Vater ihn zum Vicekönig überdies im Vorwort darauf hinweist, „Wilhelm […] und das Glück wohnte im Schlosse und überließ mir die Soldaten“, ist anzunehmen, wich nicht daraus.“14 dass das Märchen Wie der Teufel auf der Flöte blies aus dem Soldatenmilieu stammt. Es bildet Wie der Teufel auf der Flöte blies bezeichnet den Abschluss der Sammlung, die noch einige gegenüber diesen eher konventionellen, aber weitere Musikmärchen enthält. Die Zwerch - volkskundlich sehr interessanten Märchen pfeife gibt ihr Thema schon im Titel zu erken- sowohl durch seine Thematik wie durch seine nen: ein verabschiedeter Soldat erhält sie als witzige Erzählweise einen Sonderfall in Wolfs Geschenk, das „die Eigenschaft“ hat, „daß Sammlung. Sprachlich und wohl auch inhaltlich Alles tanzen mußte, wenn man sie blies“. 12 Er sind Wolfs Märchen offenkundig weit weniger erlöst ein „verwünschtes Schloß“, bekommt bearbeitet als die kunstvollen Erzählungen der dafür eine Prinzessin zur Frau und wird nach Brüder Grimm (deren sprachliche Glättung fast seinem Tod mit Hilfe seiner Zwerchpfeife, die ausschließlich auf Wilhelm Grimm zurück-

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geht). Auch Wolf verstand sich allerdings als Brüder Grimm. Synopse der Urfassung von 1810 und Nachfolger der Grimms, insbesondere bei sei- der Erstdrucke von 1812. Cologny-Genève 1975. Diese sogenannte Oelenberger Handschrift (nach dem Fund - nen Versuchen, „in dem Märchenschatz den ort, der Abtei Oelenberg im Elsass) von 1810, die die alten Mythenschatz unseres Volkes“ nachzu- ersten Märchenniederschriften der Grimms enthält, er - weisen.15 schien auch 1963 als Band 837 der Insel-Bücherei, mit einem Nachwort von Manfred Lemmer. 4 Wolf selbst zitiert im Vorwort zum ersten Band Felix Karlinger: Geschichte des Märchens im deutschen Sprachraum. 2. erweiterte Auflage. Darmstadt 1988, S. 55 seiner Beiträge zur deutschen Mythologie den 5 Zum Erfolg und den Auflagenzahlen vgl. Rölleke, wie anschaulichen Ausspruch eines Bibliothekars Anm. 2, S. 606 f. gegenüber der Märchenforschung seiner Zeit: 6 Martin Luther: Sendbrief vom Dolmetschen (1530). In: „Gegen solche Bücher habe ich eine Antipathie; Martin Luther Studienausgabe. Hg. von Karl Gerhard sie wiederholen alle längst Bekanntes; wer die Steck. Frankfurt am Main 1970 (Fischer Taschenbücher Grimmsche Sammlung kennt, kennt sie alle!“ 6007), S. 213-223 (Zitat S. 218). 7 Johannes Laicus [= Johann Wilhelm Wolf]: Aus meiner Wolf kommentiert ironisch mit „Gut gebrüllt, Kindheit. Erinnerungen. Göttingen 1852. Hier zitiert Löwe“.16 Farbigkeit und Witz seiner Ge - nach dem Teilabdruck in der Neuausgabe der Deutschen schichte vom Teufel, der auf der Flöte blies, Hausmärchen: Johann Wilhelm Wolf: Verschollene widerlegen diese Aussage: sie bietet keineswegs Märchen. Mit einem Bogen deutscher Land schafts - photographien. Nördlingen: Franz Greno 1988, S. 325- „längst Bekanntes“, sondern eine originelle 328. Wolfs Deutsche Hausmärchen, Göttingen. Leipzig Variante der Gattung Musikmärchen. 1851, sind auch im Internet erreichbar unter: www.zeno.org/Literatur/M/Wolf,+Johann+Wilhelm 8 –––––––––––––– Wolf (Greno), wie Anm. 7, S. 326 9 ANMERKUNGEN „Vorrede“ Wolfs zu seiner Sammlung, ebd., S.5 1 Alle Zitate aus den Vorreden zum ersten und zweiten 10 Ebd. Band der Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder 11 Ebd., S. 6f. Grimm, erschienen 1812 und 1815 (zitiert nach: Jacob 12 Ebd., 168-170 (Zitat S. 169) und Wilhelm Grimm: Über das Deutsche. Schriften zur 13 Ebd., S. 170 Zeit-, Rechts-, Sprach- und Literaturgeschichte. Her aus - 14 Ebd., S. 228 gegeben und mit einem Nachwort versehen von Ruth 15 Wolf (Greno), wie Anm. 7, S. 8 – Wolfs Beiträge zur Reiher. Leipzig: Reclam 1986, S. 273-285). deutschen Mythologie veröffentlichte ihr Verfasser aus- 2 Heinz Rölleke: Nachwort zu: Brüder Grimm: Kinder- drücklich als Ergänzung zu Jacob Grimms Deutscher und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Mythologie (1835); der erste Band, „Jacob Grimm Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Stuttgart: geweiht“, erschien 1852 und der zweite posthum 1857. Reclam 1982, Band 3, S. 599-601. 16 Johann Wilhelm Wolf: Beiträge zur deutschen Mytho - 3 Heinz Rölleke: Die älteste Märchensammlung der logie. Band 1. Göttingen, Leipzig 1852, S. XI f. o

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Bücher

Bernhard Morbach: Die Musikwelt des Ba- rock neu erlebt in Texten und Bildern, mit über 50 Werken Vorgängerbücher über auf CD-ROM, Kassel 2008, Bärenreiter-Verlag, ISBN Mit telalter und Re nais sance ist auch dieses 978-3-7618-1716-2, 302 S., 17,0 x 24,0 cm, brosch., nicht nur für das Fach publikum, sondern auch € 26,95 für den Musikfreund bzw. angehenden Mu sik - experten gedacht. Ge lungen! Peter Gnoss Dass sich die Musik des Barock nicht auf die Namen Bach, Händel, Telemann und Vivaldi beschränkt, ist inzwischen auch einem größe- ren Publikum bekannt. Neben der Mu sik wis - sen schaft haben daran auch die Ton trä ger in - dustrie sowie die Musikverlage mit ihren ent- NEUEINGÄNGE sprechenden Erzeugnissen einen gewichtigen Bania, Maria: „Sweetenings“ and „Babylonish Anteil. Die Musik des Barock ist – wie die frü- Gabble”, Flute Vibrato and Articulation of Fast herer und späterer Epochen auch – nur im Passages in the 18th and 19th centuries, inkl. 1 CD, Kontext zu den anderen Künsten richtig zu Göteborg 2008, ArtMonitor, ISBN 978-91- sehen und einzuschätzen, und so sorgt 975911-7-1, 350 S., 17,0 x 24,0 cm, brosch., Bernhard Morbach im dritten Band seiner keine Preisangabe „Musikwelt“-Reihe – den modernen techni- schen Möglichkeiten sei es gedankt – auch Heymann, Eberhard: Wörterbuch zur Auf füh rungs - dafür, dass der interessierte Leser (sofern er praxis der Barockmusik, 2., erw. und rev. Auflage, über einen Computer verfügt) entsprechendes Köln 2008, Verlag Christoph Dohr, ISBN 978- zusätzliches Hintergrundmaterial an die Hand 3-936655-50-6, 286 S., 17,5 x 24,5 cm, geb., bekommt. € 32,80 Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, die Musik Jacobshagen, Arnold / Leniger, Markus (Hg.): Re - zwischen 1600 und 1750 auf 300 Seiten er - bel lische Musik, gesellschaftlicher Protest und schöp fend darzustellen. Die Denkanstöße, die kultureller Wandel um 1968, Köln 2007, Verlag die einzelnen Kapitel geben, laden allerdings ein Christoph Dohr, ISBN 978-3-936655-42-1, 320 (und fordern mehr oder weniger indirekt auf), S., 17,5 x 24,5 cm, geb., € 39,80 sich näher mit der Materie auseinanderzuset- Reimer, Erich: Die Ritornell-Arien der Weimarer zen. Seien es Persönlichkeiten wie Johann Kan taten Johann Sebastian Bachs (1714–1716), Matt heson und Claudio Monteverdi, ein Dis - Köln 2007, Verlag Christoph Dohr, ISBN 978-3- kurs über Grundbegriffe und Gedanken über 936655-46-9, 163 S., 16,0 x 23,5 cm, geb., € 24,80 Affekt und Intellekt, Musik im sozialen Um- Schmuhl, Boje E. Hans / Lustig, Monika (Hg.): Ge - feld – hier liegt ein im guten Sinne „modernes“ schichte, Bauweise und Spieltechnik der Querflöte, Buch vor. Über Komponistinnen des Barock Michaelsteiner Konferenzberichte Band 74, 27. oder Musik dieser Zeit in der Neuen Welt war Musikinstrumentenbau-Symposium, Mi cha el - bisher auch nur wenig bekannt. stein, 6. bis 8. Oktober 2006, Augsburg 2008, Auch dem Leser, der „nur“ das Buch nutzen Wißner-Verlag, ISBN 978-3-89639-640-2 oder kann, bieten sich Abbildungen und No ten bei - Stiftung Kloster Michaelstein – Musikinstitut spiele sowie ein Text, der nicht nur für das für Aufführungspraxis, ISBN 978-3-89512- Fach publikum geeignet ist. Wie die beiden 136-4, 382 S., 17,0 x 24,0 cm, brosch., € 45,80

TIBIA 4/2008 287 Bücher

Welt-Wissen Musik

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Noten

Uwe Heger: Straßen musik für zwei So pran - vielleicht weil der Spaß - blockflöten faktor die Kon zen tra - Heft 2, Klezmer, Blues, Ragtime & Latin-Folk, 48 Sei - tion erhöht. Alle Stücke, ten, Noetzel Edition, Wilhelmshaven, 2006, N 4949, auch die langsameren, € 7,00 manchmal melancholischen Klezmer-Stücke werden heiß und innig geliebt und gehören zu Die Straßenmusik, Heft 2 stellt mich vor das den Favoriten bei Vorspielen aller Art, ob im gleiche Problem wie der Vorgängerband Stra - Klassenzimmer, bei Omas Geburtstag oder ßen musik, Heft 1, der 2002 erschien. Beide beim nächsten Schulfest. Ein weiterer Vorteil Bän de sind so gut, dass ich aufpassen muss, des zweiten Bandes ist es, dass die Unterstimme nicht zu enthusiastisch darüber zu schreiben nur in tiefer Lage und nicht wie im ersten Band oder gar ins Schwärmen zu geraten, um nicht sowohl tief als auch oktaviert abgedruckt zu riskieren, dass der geschätzte Leser von mei- wurde, was für einige Schüler die Lesbarkeit ner Überschwänglichkeit abgeschreckt wird. erschwerte. Es ist deutlich, dass Uwe Heger Uwe Heger unterrichtet in Leer und Ol den - beim Komponieren seine langjährige Un ter - burg Saxophon, Trompete und Jazz-Blockflöte richtsr fahrungen in die Waagschale wirft und und hat mittlerweile über 120 Kompositionen die Musik schreibt, die Schüler gerne spielen. veröffentlicht. Seit 1988 ist Uwe Heger Lektor Für 7 Euro bekommt man auch im 2. Heft sehr und Leiter des Noetzel Verlages in Wil helms - viel fürs Geld. Inés Zimmermann haven und ist in der glücklichen Lage, seine eigenen Noten herauszugeben. Unter dem Titel Straßenmusik hat der 1957 geborene Trompeter eine ganze Reihe mit zwei- und dreistimmigen Uwe Heger: Straßen musik à 2 Kompositionen für Querflöte, Blockflöte, Sa - Klezmer, Blues, Ragtime & Latin-Folk, Heft 2, für 2 xo fon, Trompete und Streicher geschrieben. Quer flöten (Alt- und Tenorblockflöte), Wilhelmshaven Bei der vorliegenden Ausgabe handelt es sich 2006, Noetzel Edition, N 4670, € 9,00 um die Besetzung für zwei Sopranblockflöten, Dies ist der 2. Band der Straßenmusik mit Klez - die für eine Aufführung in der Fußgängerzone mer-Blues-Ragtime-Latin- und Folk stücken, in oder U-Bahn ideal ist. Die 24 Stücke teilen sich der Anlage sehr ähnlich dem 1. Band, ein wenig in vier Gruppen: Klezmer (7), Blues (6), Latin anspruchsvoller. Auch für diesen Band gilt: die Folk (6) und Ragtime (5). Der Umfang ist mit c2 3 Stücke sind gut gemacht und bereiten den bis a sehr angenehm. Die Blues- und Rag time - Spielern Freude. Im Unterricht sind beide stücke sind sich sehr ähnlich, was den Lern - Bände sehr gut zu verwenden, zumal die beiden effekt erhöht und die synkopierten Rhythmen Stimmen gleich schwer sind und sehr oft auch und Chromatik nach anfänglichen technischen rhythmisch parallel verlaufen, was sich hier Schwierigkeiten für die Schüler zur Routine besonders positiv bemerkbar macht, wo es werden lässt. Das Gleichgewicht der Stimmen doch darum geht, swingende Rhythmen oder ist zugunsten der ersten Stimme verschoben, Synkopen spielerisch zu erlernen. In der Regel die überwiegend führt. Die zweite Stimme hat sind die Stücke eine, gelegentlich zwei Seiten eine begleitende Funktion und weniger Me lo - lang, auch dies entspricht einem guten Lern - die linie, ist aber trotzdem spannend geschrie- rhythmus in der Unter- bzw. beginnenden Mit - ben und gibt Impulse. telstufe an der Musikschule. Die launigen Titel Mit diesen Stücken lernen die Schüler schneller tun ihr übriges. Lustiges steht neben Me lan cho - komplexe Rhythmen als mit anderer Musik, lischem: z. B. Letzte Umarmung, eine Klezmer-

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Ballade die ein wenig an Tschaikowskys Bar - dazu benötigten Spezialgriffe finden sich in den carole aus dem Jahreszeiten-Zyklus erinnert, Notationshinweisen. Happy Rag, der wirklich happy ist! In diesem Es gibt einen kurzen Teil, der auf zwei Alt - Band gibt es auch Klezmerstücke, bei denen die block flöten gleichzeitig gespielt wird und in für diese Musik oft typische, über viele Takte dessen Mitte eine Improvisation stattfindet, gehende Beschleunigung verlangt wird, und deren Er gebnis ein zielloses, rhythmisch sich Tangos bei denen auch einmal Vierteltriolen mit wie derholendes Duett sein soll. Synkopen kombiniert erscheinen. Alles wirkt dabei schlüssig. Eine schöne Neuerscheinung, Mehr oder weniger verfremdet zieht sich die die auch spielbar ist mit Alt- und Tenor block - griechische Melodie als Minimal Music durch flöte. Frank Michael das Stück. Damit die Jazzeinwürfe ihre Wir - kung erhalten, müssen sie mühelos und blitz- schnell gespielt werden, was den Schwierig - Pete Rose: The Bird and the Donkey keits grad dieser Komposition erheblich nach für Blockflöte solo, Wilhelmshaven 2006, Hein richs - oben treibt. Für einige Schüler werden diese hofen’s Verlag, N 2583, € 6,50 Takte das Stück unspielbar machen, was sehr schade ist. Hinter dem Titel Der Vogel und der Esel ver- birgt sich keine Neuauflage von Der Kuckuck Andererseits sind die sich vom Kon text scharf und der Esel. Der amerikanische Blockflötist abhebenden Zitate zu einem Mar ken zeichen und Komponist Pete Rose ließ sich vielmehr seines Kompositionsstils geworden. Wer Pete durch Mozarts Zauberflöte, den legendären Rose kennt und schätzt, liegt hier ge nau richtig Saxofonisten Charlie „Bird“ Parker und ein und wird nicht enttäuscht. Be son ders Der Esel griechisches Volkslied über einen Esel inspirie- ist ein publikumswirksames Stück, das Spieler ren. und Zu hörer gleichermaßen unterhält. Inés Zimmermann Jedem Tier ist ein eigener Satz und eine andere Stimmlage gewidmet, ersteres ist auf der Hasso Gottfried Petri: Impressionen aus Sopranblockflöte, letzteres auf der Alt block - Süd ostasien flöte zu spielen. Der Vogel beginnt mit einem achttaktigen Zitat der Arie Papagenos „Der Vo - für 3 Altblockflöten/Flöten, Leipzig 2007, Friedrich Hof - gel fänger bin ich ja” aus Mozarts Zauberflöte, meister Mu sik verlag, FH 3269, € 15,80 das jeder Schüler sofort erkennt. Die einzige Der Komponist entführt uns mit acht Trios für Schwierigkeit dieser Passage besteht im Ok ta - drei Altblockflöten in eine „heile“ Welt. Als vieren des letzten Motivs und bereitet auf den Spieler wird man umgarnt von den für uns im Bebop-Blues-Stil gehaltenen zweiten und etwas exotisch anmutenden Klängen einer dritten Teil vor. Im angegebenen Tempo erfor- fremden, geheimnisvollen Sphäre. Man spürt, dert er durchaus einige Übung, denn die chro- dass es dem Komponisten nicht nur um die matischen Tonfolgen sind nicht so einfach Musik geht, sondern um eine musikalische „Vom Blatt“ zu lesen, da Jazzfloskeln den mei- Umsetzung seiner Lebensphilosophie. Petri hat sten Blockflötisten nicht so in den Fingern lie- nicht nur Komposition studiert, sondern auch gen wie barocke Floskeln. Theologie, Psychologie, Volkskunde, Mu sik - Der Esel steht im 7/8-Takt und der unterliegen- eth nologie, Kunstgeschichte und Mu sik wis sen - de Groove dieser Taktart wird nur in den Sech - schaft. Von ihm sind zahlreiche Bücher erschie- zehntel-Passagen durchbrochen. Sowohl Flat - nen, die sich mit einer positiven Le bens ein - ter zunge als auch gespuckte Töne werden be - stellung des Menschen auseinandersetzen, zum nutzt. Spaß macht auch der Abschnitt D, in Beispiel „Sage täglich Ja zum Leben“. Diesem dem das hohe Register mit geschlossener Öff- Motto folgen auch seine Trios, die mit verschie- nung des Fußteils gespielt werden muss, die denen Stimmungsbildern überschrieben sind.

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Besonders gut gelungen finde ich Ein Vogel zwitschert, Mutter, ich bin traurig, Trinklied und Wiegenlied für Butet. Die Impressionen aus Südostasien sollen keine Volksliedparaphrasen, sondern eigenständige Kompositionen sein, die sich mit der Cha rak - teristik fremder Musikkulturen auseinanderset- zen. Die Trios können von Musikschülern sehr gut bewältigt werden. Alle Stimmen sind gleichbe- rechtigt, und sie sind rhythmisch und technisch überschaubar. Die Trios sind sehr fugal gestal- tet. Moderne Spieltechniken werden nicht ver- wendet. Leider finden sich in der 3. Stimme einige e1. Vielleicht wurde der Komponist von den Möglichkeiten einer Blockflöte mit E-Fuß inspiriert, den Tonumfang nach unten etwas auszudehnen. Susanne Ehrhardt

Ulrich Herrmann: Quintett-Spielbuch II für fünf Blockflöten, Spielpartitur, 48 S., Wilhelmshaven 2006, Noetzel Edition, N 3978, € 12,50

„Oft bleibt beim Musizieren gerade noch genü- gend Zeit für ein kurzes Stück, ebenso in Musizierstunden, Gottesdiensten oder als Zu - gabe.“ Diese bunte Mischung aus Zweck be - stimmungen im Vorwort, vom „Gottesdienst“ bis zur „Zugabe“, charakterisiert die Sammlung treffend. Sie reicht von Orlando di Lasso bis zu Brahms und Peter Cornelius, von Weltlichem bis zu Geistlichem, und Quellenangaben fehlen ebenso wie sämtliche Texte oder gar Hinweise auf ursprüngliche Schlüssel oder Tonarten – Mon teverdi hat damals halt einfach ein „Madrigal“ geschrieben und Thomas Morley ein „Tanzlied“. Wer die eingangs beschriebenen Probleme hat, hat zweifellos für derartige Fein - heiten keine Zeit, und die Lebensdaten der Kom ponisten (fürs Programmheft beim Kurz - stückmusizieren) sind ja angegeben. Ein Rätsel bleibt: Warum erleichtert die „Aus - gabe als Spielpartitur […] das spontane Mu sik - machen“? Umgekehrt: Verhindern Stimmen Spon taneität? Der Rezensent grübelt und staunt. Ulrich Scheinhammer-Schmid

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Nahezu alles, was seinerzeit zu Werk und Aus - gabe von Summa gesagt wurde, trifft auch dieses ROHMER Mal wieder zu, z. B. über Pärts unverwechsel - Celle Tel: 05141 / 217298 baren, esoterischen und ausschließlich religiös motivierten Kompositionsstil, der in vieler Hin sicht seine Wurzeln in Alter Musik hat, vor allem im Consortstil der englischen Musik des 16. und 17. Jahrhunderts. Dies gilt ganz besonders für das neue Werk, das 2004/2006 ursprünglich für vierstimmigen Chor oder Solisten a cappella im Auftrag von Jordi Savall und Hesperion XXI komponiert wurde und in vieler Hinsicht Pari Intervallo ähnelt. Es „erinnert an den Klang von Glocken, die immer wieder angeschlagen werden, wenn in Da pacem Domine die Töne eines einzigen (d- Moll-)Dreiklangs gespielt werden und die Töne in allen Stimmen, durch Pausen getrennt, in einem gleich bleibenden rhythmischen Schema erklingen“. (Vorwort) [email protected] Man darf davon ausgehen, dass der Komponist www.rohmer-recorders.de sein Einverständnis für diese nun textlose Fas - sung seines Werks gegeben hat, die mit Stim - Arvo Pärt: Da pacem Domine men material in zwei Versionen (4-Fuß und 8- für Blockflötenquartett (Beutler/Rosin), Partitur und Stim- Fuß) für Blockflötenquartett vorgelegt wird. men, Wien 2008, Universal Edition, UE 33 704, €14,95 Auch hier wieder ist im Werbetext des Verlags vom „Sensibilisierungslehrgang zur Op ti mie - Vor zwei Jahren schrieb ich eine Rezension rung von Klang, Intonation und Zu sam men- über die Ausgabe des UE-Verlags von Pärts s piel auf einem der einfachsten und ursprüng- Summa, arrangiert für Blockflötenquartett von lichsten Musikinstrumente“ die Rede. Man mag Sylvia Rosin und Irmhild Beutler, nachdem es so sehen oder sich einfach freuen, dass es eine schon viele Jahre vorher bei UE eine Block flö - praktische Ausgabe gibt, mit der man auch die- ten ausgabe des Orgelstücks Pari intervallo er - ses Werk Pärts mit Gewinn auf Blockflöten schienen war. ausführen kann! Michael Schneider

Claire Schmid, Musikverlag, CH-8315 Lindau ALLEGRAALLEGRA Freuen Sie LehrgangLehrgang für SopranblockflöteSopranblockflöte sich mit mir: wurdewurde ausgezeichnet!ausgezeichnet! WorlddidacWorlddidac Award 2008*2008* neugierig?neugierig? www.blockfloetenlehrgang.dewww.blockfloetenlehrgang.de wwww.worlddidacaward.orgww.worlddidacaward.org „Heute ist der Worlddidac Award die bekannteste internationale Auszeichnung im Bildungsbereich. Er wird innovativen und pädagogisch* wertvollen Produkten verliehen, die ein grosses Potential zur Verbesserung oder Erleichterung des Lernens oder des Lehrens haben.“ (www.worlddidacaward.org).

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Pete Rose: Moondust für Blockflötenquartett (T /S, T/A, T, B), Wilhelmshaven 2007, Heinrichshofen’s Verlag, N 2641, € 13,50

Das im Jahr 2002 entstandene Stück Moondust von Pete Rose ist eine Auftragskomposition des Amsterdam Loeki Stardust Quartets und stellt nach Tall P. eine Fortsetzung der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen dem amerikani- schen Jazzblockflötisten und Komponisten und dem Quartett dar. Bereits im Jahr 1990 hatte Rose für das Quartett das Werk Tall P. geschrie- ben, das im Jahr 1992 bei Moeck verlegt wurde und mittlerweile zum Stammrepertoire vieler junger Blockflötenquartette gehört. Ähnliches möchte man auch dem Nachfolger Moondust wünschen, der nicht minder unterhaltsam daher kommt und ebenfalls von großer kompo- sitorischer Qualität zeugt. Wie schon Tall P. ist auch Moondust eine Hommage an den Bebopstil, der in den 1940er Jahren durch den legendären Charlie Parker geprägt wurde. Seinen Titel verdankt das Stück zum einen dem Jazzstandard How High the Moon, dessen Akkordschema der Komposition zugrunde liegt, zum anderen spielt Rose mit bliert er einen Funk-artigen Teil, in dessen dem Wort Stardust aus dem Namen des Auf - Weiterführung die nun zur SAT-Besetzung auf- traggebers. gespreizten Oberstimmen über eine pentatoni- How High the Moon war bei Bebop-Musikern sche Skala improvisieren. Im dritten Teil kehrt ein äußerst beliebter Standard. Parkers be - Rose zum Akkordschema von How High the rühm ter Titel Ornithology kann als eine Art Moon zurück, präsentiert das Ensemble nun improvisatorische Weiterentwicklung dieser jedoch in vierstimmiger Harmonie und im Stil Melodie betrachtet werden. Rose entwickelt in einer Saxophon-Sektion in einer Big Band. Moondust auf der Akkordfolge des Standards Der Spielspaß steht bei Moondust an allererster eine rasante, technisch höchst anspruchsvolle Stelle. Es ist ein Stück, an dem alle vier Spieler Bebop-Improvisation, die zudem von den drei gleichermaßen zu knabbern haben und das den- Oberstimmen auf drei Tenören im Unisono noch beim Proben und im Konzert immer für gespielt wird. Das ist aufgrund der technischen gute Laune sorgt. Die lange Eingangssequenz, wie rhythmischen Raffinessen alles andere als die durch sämtliche Tonarten, Skalen und Re - einfach, stellt aber für die Spieler eine hervorra- gister wandert, eignet sich übrigens auch her- gende Schule in puncto Zusammenspiel dar. Zu vorragend als Solo-Jazzetüde. Zu guter Letzt den Tiraden der drei Tenöre erklingt ein runden eine informative Legende mit klaren Walking Bass in der vierten Stimme, der als Spielanweisungen und interessanten In szenie - ordnendes und im Grundschlag pulsierendes rungs ideen des Komponisten sowie ein deutli- Element zugleich fungiert. Im zweiten Teil cher Notensatz und ein fantastisches Layout sucht Rose den größtmöglichen Kontrast. der Vorderseite diese erfreuliche Ausgabe ab. Eingeleitet durch ein kurzes Bassettsolo eta- Daniel Koschitzki

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Blockflötenbau Herbert Paetzold - Blockflöten in handwerklicher Einzelfertigung - Nachbauten historischer Blockflöten - Viereckige Bassblockflöten von Basset bis Subkontrabass

Schwabenstraße 14 – D-87640 Ebenhofen – Tel. 08342-899111 – Fax: 08342-899122 [email protected] ·www.alte-musik.info

Johann Sebastian Bach: 15 Inventionen Sicher, solche Stellen wie auch die anderen für 2 Altblockflöten (Marq), Offenburg 2007, edition hohen Töne sind auf der Altblockflöte natür- offenburg, BC 2073, € 15,00 lich „irgendwie“ ausführbar und der im Vor - wort geäußerten Absicht des Bearbeiters, Fünf der Inventionen werden den SpielerInnen Stimm knickungen möglichst zu vermeiden, ist ungetrübtes Vergnügen bereiten, denn sie ste- damit Genüge getan. Die klangliche Un aus ge - hen in „blockflötengerechten“ Tonarten (Nr. 1, wogenheit solcher Stellen spricht dennoch für 4, 8, 11, 14). In den übrigen, deren Ori gi nal - sich. (Eine Begründung, warum die Ori gi nal - tonarten beibehalten wurden, eröffnet sich für tonarten beibehalten wurden, fehlt leider!) Fortgeschrittene ein weites Experimentierfeld, in dem sie ihre Griffsicherheit um as1 (Nr. 2) Laut Vorwort wurde J. S. Bachs Reinschrift von bzw. gis1 herum (Nr. 6, 12, 15, besonders T. 6) 1723 für diese Ausgabe benutzt. Un glück li - cher weise wird nicht zwischen den von Bachs Handschrift stammenden Verzierungszeichen und den später nachgetragenen unterschieden, so dass sich hier viele verschiedene Tril ler for - men finden. Ihre Ausführung wird anhand Bachs Clavierbüchlein für seinen Sohn Frie de - testen oder ihre Vertrautheit mit Trillern wie h2- mann erläutert und der Bearbeiter fügt – gewis- cis3 oder fis2-gis2 beweisen können (Nr. 12). sermaßen beschwichtigend – hinzu: „Die Ver - Auch an die Intonationssicherheit der Aus - zierungen, die perfekt für ein Tasten in stru ment führenden werden erhebliche Ansprüche ge - eingerichtet sind, müssen nicht unbedingt stellt (Nr. 6 in E-Dur!). Hohe und höchste genauso auf der Blockflöte ausgeführt werden.“ Töne der Altblockflöte kommen ebenfalls zum (Übers.: Ruth Weber) Zuge: fis3 (Nr. 6, 7, 10, 12), gis3 bzw. as3 (Nr. 5, In den Inventionen Nr. 3 und 9 lassen die Bach - 6, 13), ja sogar a3 und h3 – die letzteren beiden schen Bindebögen oft nicht klar erkennen, von treffen ausgerechnet mit den „leisen“ Tönen welcher bis zu welcher Note sie gelten. Die gis1 und a1 der Unterstimme zusammen (Nr. Blockflöten-Bearbeitung gelangt daher zu völ- 13): lig anderen Resultaten als die Urtext-Ausgabe für Klavier (Henle-Verlag), geht aber in ihrem Vorwort darauf nicht ein. Durch die notwendi- gen Oktavierungen der 2. Altblockflöte er - klingt in den vielen imitatorischen Abschnitten der Inventionen statt eines canon all’ Ottava ein canon all’ Unisono, wie das Vorwort diese

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Stellen etwas vollmundig nennt und zur bliert. Dies betrifft die einzelnen Tanzsätze in Rechtfertigung anführt: „… eine Technik, die ihren jeweiligen rhythmischen Ausprägungen, Bach reichlich im Musikalischen Opfer, in der aber auch Spezifika wie melodische Bögen der Kunst der Fuge … verwendet hat“. Meines Er - Oberstimme, eine farbenreiche Harmonik so - ach tens ist diese Recht fer ti gung überflüssig. wie kontrapunktische Strukturen, die in formal Eine Bearbeitung ist nun mal eine Bearbeitung ausgewogener Balance gehalten werden. Satz - und als solche hat sie ihre Berechtigung (auch technisch sind die Suiten in das in Frank reich wenn es zu notwendigen Oktavierungen kom- entwickelte sonore Gewand des cemba listi schen men sollte) – vorausgesetzt, sie ist in der Lage, „style brisé“ gekleidet. Anstelle einer mehr die „semantische Qua lität“ des Originals, das oder weniger austauschbaren Abfolge einzelner „Wesen“ der Kom po si tion zu bewahren. Unter „Pièces“ früherer Samm lungen findet sich hier diesem Aspekt kann die vorliegende Be ar - eine streng geregelte und in allen 6 Suiten glei- beitung dazu beitragen, Bachs „polyphone che Satzfolge: Kunst im kleinen Format“ lebendig werden zu Ouverture-Allemande-Courante-Sarabande- lassen – allerdings auf zwei unterschiedlichen Gavotte-Menuett-Gigue (wenn man akzep- technisch anspruchsvollen Ebenen (s.o.). tiert, dass die einzige Ausnahme, das Passepied Martin Nitz der zweiten Suite auch zur Familie der Me nu - ette gehört). Charles Dieupart: Vier Suiten für Alt block - Nicht zuletzt Johann Sebastian Bach hat sich flöte und Basso continuo eigenhändig die erste und sechste Suite abge- (Continuo-Aussetzung und Hg.: Michel), Reihe: Ca me ra schrieben, wovon sich deutliche, auch themati- Flauto Amadeus, Winterthur 2006, Amadeus Verlag, sche Spuren vor allem in seinen Englischen BP 961, € 16,00 Suiten finden. Charles Dieupart: Zwei Suiten für So pran - Aber noch in einer anderen Hinsicht sind die blockflöte und Basso continuo Werke bedeutsam, legen sie doch Zeugnis ab (Continuo-Aussetzung und Hg.: Michel), Reihe: Camera von einer Praxis, die noch weitergehender Un - Flauto Amadeus, Winterthur 2006, Amadeus Verlag, ter suchung (und m. E. auch verstärkter prak - BP 962, € 12,00 tischer Nachahmung) harrt: das „mettre en concert“, d. h. die Ausführung von Cem ba lo - Charles Dieupart: 6 Suiten für Blockflöte werken durch Melodieinstrumente und Ge ne - und B.c. ral bass. Belegt sind etliche Beispiele dieser Mieroprint Musikverlag, Münster, EM 2024 Praxis in den Werken Robert de Visèes, Fran - cois Couperins und Jean Philippe Ra meaus, Charles Dieupart: 6 Suiten für Cembalo aber auch bei den Concerti C. P. E. Bachs. Be - Mieroprint Musikverlag, Münster, EM 2025 sonders wegen seiner auffälligen (und nicht zuletzt stilistisch auch deutlich englisch beein- Die gegen 1710 bei Roger in Amsterdam er - flussten) melodischen Qualitäten liegt eine schienenen 6 Cembalosuiten von Charles Dieu - Ausführung der Oberstimme bei den Suiten part sind von ganz besonderer Bedeutung für Dieuparts nahe. die musikalische Formenwelt des frühen 18. Jahrhunderts, stellen sie doch so etwas wie Wer sich selbst daran macht, Cembalo- oder einen stilistischen Gegenentwurf zu den seiner- Lautensuiten für sein Instrument in eine zeit in ganz Europa berühmten Violinsonaten Version „mis en concert“ zu bringen, sieht sich Arcangelo Corellis op. V dar: In ähnlich exem- gezwungen, zahlreiche mutige Eingriffe in den plarischer Weise wie bei Corelli die italienische Satz vorzunehmen, u. a. den „style brisé“ weit- Violinsonate wird bei Dieupart das „klassische“ gehend zu eliminieren und aus der Stimme für Modell der französischen Cembalosuite eta- die linke Hand des Cembalos eine typische

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Basso-continuo-Linie zu erstellen, außerdem die Überfülle clavecinistischer Agréments in eine für das jeweilige Instrument idiomatische Form zu überführen. Gerade hierfür sind die Suiten Dieuparts die beste denkbare Schule, denn von diesen Werken existieren sowohl eine bis in kleinste Detail (wie bei François Couperin) ausgeschriebene Cembaloversion sowie zwei Stimmhefte für Oberstimme („Violon & flute“) und bezifferten Basso conti- nuo („Viole & un Archelute“). Zweifellos han- delt es sich in beiden Versionen um dieselbe Musik, dennoch geben beide authentischen Fas sungen diese mit anderen Mitteln wieder: die „mis en concert“-Version ist „entcembali- siert“ und „entornamentiert“. Dass im Stimmheft die beiden zu verwenden- den Blockflötentypen genannt sind, beschert diesen wertvolle Originalliteratur. Dennoch sind auch heute noch nicht alle Block flö ten - spieler mit Fourth-Flute (für die zwei Suiten in B-Tonarten) und Voice-Flute (für die vier Suiten in Kreuztonarten) ausgestattet, was der Verbreitung der Werke entgegensteht. Deshalb sind schon seit langem transponierte Ausgaben für gängigere Instrumenttypen (Altblockflöte in f und Tenor- oder Sopranblockflöte in c) auf dem Markt, in denen die Suiten in B-Tonarten einen Ganzton, die Kreuztonarten eine kleine Terz aufwärts transponiert sind. Winfried Michel startet gleich mit mehreren Neu ausgaben der 6 Suiten eine neue Initiative in Sachen Dieupart. Bevor ich auf seine Aus - gaben eingehe, zunächst ein kurzer Rückblick Blockflöten, die ansprechen! über die modernen Veröffentlichungen der Suiten: Im Moeck-Verlag waren bereits 1939 Einzelausgaben in transponierter Form erschie- nen. Vielen Block flö tisten dürften diese Aus - gaben noch bekannt sein, deren Flötenstimme mit einer in unzäh ligen Einzelnötchen ausge- schriebenen Version der ornamentierten Cem - balo-Oberstimme über legt war. 1968 und 1970 gab Hugo Ruf im Verlag Pelikan MARSYAS Blockflöten GmbH die zwei letzten Suiten in der Originaltonart CH-8200 Schaffhausen (für Flauto traverso) heraus. In den 70er Jahren www.marsyas-blockfloeten.ch gab es dann auch im Verlag Leduc Ausgaben der ersten vier Suiten in der Orginaltonart (J. C.

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Veilhan). 1979 erschien zum ersten Mal eine wunderbare und ausgesprochen bibliophile Musikverlag Tidhar (aber leider sündhaft teure) Edition des gesam- Zwei Neue Schulen: Anhang als Fortsetzung ten Werks bei L’Oiseau lyre (P. Brunold und K. der Sopranschule, Band II „Der kleine Europäer“ MVT 04/06 Gilbert), die sowohl in modernem Neudruck „Die kleinen Weltenbummler“ die Cembaloversion als auch als Faksimile die 6KORPR7LGKDUV0RGHUQH$OWEORFNÀ|WHQ6FKXOH beiden Instrumentalstimmen enthält. Dass in 'DVJDQ]H+HIWVWLPPLJ dieser Ausgabe die Cembalofassung nicht als MVT 08/1 Faksimile wiedergegeben wurde, hängt mit der Tatsache zusammen, dass im Originaldruck die linke Hand des Cembalos in einem heute völlig ungewöhnlichen Schlüssel mit dem f auf der mittleren Linie notiert ist, was in der Praxis erheblich gewöhnungsdürftig ist. Nun zu Michels Ausgaben: Bei Mieroprint gibt es in der bekannten Ringbindung das Faksimile beider Versionen nach dem Wolfenbütteler Original. Dessen Anschaffung ist – denke ich – ein „Muss“ für alle Blockflötisten und Cem - balisten, zumal es, gemessen an der L’Oiseau- lyre-Ausgabe unschlagbar preiswert ist! Ein - Angebot:%ORFNÀ|WHQ/HKUHULQELWWH ziges praktisches Problem: die beschriebene No - 6KORPR7LGKDUNRQWDNWLHUHQ     tation der linken Hand in der Cem ba lo version. Michel meint, „dass der heutige Spieler sich sehr zung des Generalbasses, die vor harmonischen bald daran gewöhnt haben dürfte“. Mir persön- Hinzufügungen und gestischen Spielfiguren lich fiel es aber immer recht schwer, und ich habe nicht zurückschreckt und die insofern ein kras- dann doch schnell wieder nach dem bequem zu ses Gegenbeispiel darstellt zu den kreuzbraven spielenden modernen Druck gegriffen. Aussetzungen der uralten Moeck-Ausgaben. Im Amadeus-Verlag gibt Michel hingegen An Dieupart kommt man, in welch klanglicher prak tische Neuausgaben aller 6 Suiten in der Version auch immer, nicht vorbei! Insofern sind transponierten Version (wie Moeck 1939) her- alle Neuausgaben hochwillkommen! aus. Nachteil dieser Transpositionen ist natür- Michael Schneider lich, dass die Tonartencharakteristik verloren- geht, und vor allem, dass der Bass bei den 4 Suiten in Kreuztonarten um eine Terz nach Film Songs / Playalong for Flute oben versetzt, einfach kein richtiger Bass mehr Ten well-known songs in melody line arrangements ist, wodurch diese Werke klanglich „in der with specially recorded backing tracks, 1 Flö ten stim me Luft“ hängen. Bei den Sopranflötensuiten ist und 2 CDs, London 2007, Wise Publications, AM dies nicht ganz so tragisch, da es sich hier nur 992354 um einen Ganzton aufwärts handelt. Sehr zu loben ist die Entscheidung, alle 4 ersten Suiten Im Gegensatz zu dem durchaus positiv rezen- und die beiden letzten jeweils in einem Band zu sierten Blockflötenheft mit 10 Filmthemen, das vereinen, damit man sich nicht jedes Heft ein- vom selben Verlag in der Reihe von Mit spiel hef - zeln kaufen muss! ten erschien, fällt das Urteil bei dieser Aus gabe Michels Ausgaben sind Amadeus-typisch sehr für Querflöte weit weniger schmeichelhaft aus. gut gemacht und ausgestattet. Charakteristisch Nach demselben Muster, aber mit weniger Er - ist seine sehr persönliche und mutige Aus set - folg haben diesmal John Whelan an der Quer -

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Seit über 25 Jahren : den muss? Da hapert es an der Auswahl der Stücke, denn die eintönige Me lo dieführung und Alles für Blockflötisten das Fehlen der Texte lassen wenig Begeisterung aufkommen. In dieser schnelllebigen Welt, in der man den Soundtrack zum Film schon kaufen kann, bevor dieser an den Kinokassen startet, müssten Verlage doch Aktuelleres anbieten können als die schlecht arrangierten ollen Kamellen der Flöten 80er und 90er! Obwohl Wise Publications sich der internatio- Noten nalen Music Sales Group angeschlossen hat, lässt sich unter der angegebenen In ter net - Zubehör adresse kein Link zu diesem Verlag finden. Viel leicht haben die Herausgeber dieser Serie auch in anderer Hinsicht den Anschluss ver- Notenschlüssel passt. Inés Zimmermann Musikalienhandlung S.Beck & CoKG

Metzgergasse 8 D-72070 Tübingen Friedrich Kuhlau: 3 Grands Duos Concertants RUF 0 70 71- 2 60 81 FAX 2 63 95 opus 87, n° 3, pour 2 Flûtes (Bernold), Paris 2007, Internet: www.notenschluessel.net Billaudot, G 8049 B, € 15,42

Es ist schon erstaunlich, dass Friedrich Kuhlau (1786–1832) selbst nicht Flöte spielte. Sind doch vor allem seine überaus melodischen und char- flöte und Jonas Person, der wieder für die manten Etüden bis heute weit verbreitet und für Arrangements, die Aufnahme und die Ab - den Unterricht unverzichtbar. Sie treffen flötisti- mischung verantwortlich war, 10 bekannte sche Probleme im Kern und klingen dabei stets Film melodien eingespielt. Aber für welche animierend und erfreulich. Ihre miniaturhafte Ziel gruppe? Zwanzig bis dreißig Jahre alte Form muss man aber vergessen beim Blick auf Filme wie Saturday Night Fever (1977), Rocky die wahrlich „grands“ Duos. Das mir vorliegen- III (1982), Dirty Dancing (1987), Bodyguard de dritte Exemplar dauert ca. 20 Minuten, was (1991) gehören nicht zu den im Augenblick am beim Spiel ohne Pause immerhin einem Ansatz- meisten gespielten Soundtracks in deutschen Training gleichkommt. Es weist den damals zeit- Kinderzimmern. Und die wirklichen Klassiker gemäßen Stil auf und dient der Darstellung von wie Johnny Cashs Ring of Fire oder Roy unterhaltender Virtuosität: Modeware in bester Orbisons Pretty Woman sind so lahm und bil- Qualität, darf man wohl anmerken. Man erinnert lig arrangiert, dass sie eher wie eine Karikatur sich an die Besprechung eines Konzertes des des Originals wirken. Kuhlau-Zeitgenossen Fürstenau (AMZ, 1828). Wenn andererseits an eine erwachsene Käu fer - Virtuosenstücke sollten demnach nicht zu kurz schicht gedacht wurde, ist die synthetische Be - (!) sein, „wie das jetzt die Herrschaften verlan- gleitung nicht überzeugend genug, zumal man gen, da sie … so sehr wenig Zeit und Geduld, ob- den Soundtrack seiner Kultfilme sowieso im wohl für vielerlei so sehr viel Zeit und Ungeduld Regal stehen hat und eine andere musikalische haben.“ Dieses Duo ist, bei bescheidenem kom- Qualität er wartet. Oder ist es eine Ausgabe für positorischen Gehalt, denn doch wohl etwas zu ein ganz neues Publikum, das noch erobert wer - lang geraten … Hans-Martin Linde

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Joseph Haydn: Concertante Das canzonenartig angelegte Stück mit Schluss - für Oboe, Violine, Violoncello und Orchester, Hob. 1: fuge ist mit je zwei Violinen, Violen und Bässen 105 (Hg. Gerlach), Urtext der Joseph Haydn-Ge samt - besetzt. Die letzteren beiden bestehen aus einer ausgabe, Kassel 2008, Bärenreiter-Verlag, Partitur, BA bezifferten Generalbassstimme und einer obli- 4640, € 46,95 gaten, dieselbe diminuierend umspielenden Fa - gott stimme. Es ist ein vollstimmiges, gehaltvol- In großem Stil schreitet der Bärenreiter Verlag les Stück, das man z. B. gut als instrumentales voran, seine Gesamtausgaben der Werke Mo - Zwischenspiel in ein Programm mit vokalen zarts, Bachs und Haydns, die ja in allen Biblio - Ensemblewerken der Zeit um 1700 integrieren theksregalen stehen, durch Einzelausgaben könnte. Michael Schneider oder Taschenpartiturdrucke für den prakti- schen Gebrauch nutzbar zu machen. W. A. Mozart: Quartett in A-Dur Haydns Concertante muss hier nicht vorgestellt werden: zusammen mit Mozarts Concertante nach der Klaviersonate KV 331 für Flöte, Violine, Viola und Violoncello, bearbeitet von Robert Stallman, für Violine und Viola, Es-Dur markiert sie den Wien 2006, Musikverlag Doblinger, Best.-Nr. 06 772 Gipfel dieser Gattung: ein Meisterwerk aus (Par ti tur), € 12,90 Haydns Londoner Reifezeit. Das Werk ist in der Praxis eine immerwährende Her aus for - Zu dieser Bearbeitung kann man nur gratulie- derung, da es vier Solisten erfordert, die jeder ren! Eine der berühmtesten Klaviersonaten mit für sich meisterlich spielen können – vor allem dem Alla-Turca-Satz am Schluss in der Ori - für die beiden Streicher enthält es auch extreme ginaltonart, wie ja auch in der Bearbeitung von technische Anforderungen – die aber auch als Traeg für Flöte und Gitarre schon. Robert Stall - homogenes kammermusikalisches Quartett man schreibt im ausführlichen Vorwort, dass er auftreten müssen, nicht zuletzt in der großen sich bei der Bearbeitung vorstellte, wie wohl auskomponierten Kadenz des 1. Satzes. Mozart seine Sonate auf vier Stimmen ver teilt Auch über die editorische Sorgfalt, mit der die hätte. Vermutlich genau so. Kleine Imi tationen Haydn-Gesamtausgabe vom Kölner Haydn- fügt Stallman hinzu, kleine Kon tra punkte, aber In stitut erstellt ist, braucht hier sicher nicht immer aus dem Geiste des Werkes und Mo - weiter berichtet zu werden! Die von Sonja Ger - zarts. So fügt er z. B. in der 1. Variation des 1. lach betreute Partitur dürfte somit von sofort Satzes eine Seufzerimitation ab Takt 31 in der an die Referenz-Ausgabe für alle Aufführungen Flöte hinzu, die jedoch in analoger Weise des Werks darstellen. Michael Schneider Mozart selbst in der Adagio-Va ri ation auch bringt. Oder er fügt in der Moll variation in der Flöte über den Sech zehnteln der Streicher ein dreigestrichenes e als piano-Orgelpunkt hinzu. Johann Georg Rauch: Sonata duodecima Da ist viel Gespür für Mozarts Stil. Die einzige (Hg. Konrad Ruhland), für 2 Violinen, 2 Violen, Fagott Frage, die wir uns gestellt haben, betrifft die & B. c., Partitur und Stimmen, Magdeburg 2007, Edition Viola begleitstimme zu Beginn der 2. Variation. Walhall, Verlag Franz Biersack, EW 626, € 15,80 Hier schreibt Mozart in den ersten drei Takten immer als zweite und dritte Note der Sech zehn - Die Ausgaben Konrad Ruhlands von En sem - teltriolen dis-e, Stall man aber in den ersten zwei blemusik des 17. Jh. im Verlag Walhall werden Takten e-e, im dritten Takt dann auch dis-e. Die mit dieser Ausgabe einer kurzen, aber prächti- eventuell etwas größere Schwierigkeit in der gen Sonate des Straßburger Komponisten Rauch Aus führung kann’s doch wohl kaum sein, fortgeführt, die seiner Sammlung Cithara zumal das Werk ohnehin den bei den Mozart- Orphei duodecem Sonatarum entnommen ist. Quartetten üblichen Schwierigkeitsgrad auf- Diese ist nur noch in einem Druck exemplar in weist. Alles in allem ein Superwerk in einer der Zentralbibliothek Zürich erhalten. Su per bearbeitung. Frank Michael

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Breitkopf & Härtel, Wiesbaden Bach (?), Johann Sebastian (?): Sonate C-dur Musiklädle’s (Hg. Barthold Kuijken), BWV 1033, für Flöte Blockflöten- und Notenhandel und Basso continuo (Demeyere), Urtext, 2008, Der kompetente Partner an Ihrer Seite EB 8690, € 12,50 Neureuter Hauptstraße 316 Wilms, Johann Wilhelm: Two Sonatas (Hg. D-76149 Karlsruhe-Neureut Ernst A. Klusen/Luc van Hasselt), for Flute Tel. 0721/707291, Fax 0721/78 2357 e-mail: [email protected] and Piano op. 18, Partitur und Stimme, 2008, Notensuch- und Bestellservice unter MR 2289, € 21,00 www.musiklaedle.eu . Carus-Verlag, Stuttgart Umfangreiches Blockflötennotenlager, weltweiter Notenversand, großes Blockflötenlager namhafter Anonymus (um 1735): Concerto in F (Hg. Hersteller, Versand von Auswahlen, Reparatur- service für alle Blockflötenmarken. Klaus Hofmann), für Altblockflöte und obliga- tes Cembalo, Partitur und Stimme, 2007, CV Kennen Sie unser Handbuch? Über 35.000 Informationen. Jetzt im Internet auf 11.239, € 8,20 unserer homepage. Bornefeld, Helmut: Kleine Stücke (1930) (Hg. Peter Thalheimer), für eine, zwei und drei Block flöten, BoWV 132, 131.3, 160, 2008, CV 29.160, € 7,20 NEUEINGÄNGE Homilius, Gottfried August: Choralvorspiele edition baroque, Bremen (Hg. Ellen Exner), für Orgel und 1-2 obligate Marcello, Benedetto: Tre Sonate Inedite (Hg. Melodieinstrumente, Sonate für Oboe und Jörg Jacobi), drei handschriftlich überlieferte Basso continuo (Hg. Uwe Wolf), Urtext, 2008, Sonaten für Sopranino- oder Altblockflöte und CV 37.106, € 46,00 Basso continuo, 2008, eba 1160, € 14,00 Vivaldi, Antonio: Concerto in C (Hg. Peter Bibliothèque Cantonale et Universitaire, Lausanne Thalheimer), RV 443, PV 79, für So pra ni no - Gesseney-Rappo, Dominique: Oasis, quintette block flöte, Streicher und Basso continuo, Par - à vent pour flûte en sol (piccolo), cor anglais, titur, 2008, CV 11.238, € 12,00 clarinette basse, cor et basson, Partitur und Vivaldi, Antonio: Concerto in C (Hg. Peter Stimmen, 2008, ISBN 978-2-88888-130-8 Thalheimer), RV 443, PV 79, für So pra ni no - block flöte, Streicher und Basso continuo, Kla - Gérard Billaudot Éditeur, Paris vierauszug, 2008, CV 11.238/03, € 9,00 Magnier, François: Square des Batignolles, Edition Dohr, Köln pour flûte et piano, Serie: The French Flutists Allers, Hans-Günther: Musica Serena, für Blä - Pro pose, Collection Philippe Pierlot, Partitur ser quintett, op. 79, Partitur und Stimmen, 2008, und Stimme, 2008, G 8547 B E.D. 28911, € 39,80 de Michelis, Vincenzo: L’étoile d’Italie, Valse- Allers, Hans-Günther: Petite Suite, für Block - Caprice, opus 45, pour flûte piccolo (Beau ma - flöte und Klavier, op. 74, Partitur und Stimme, dier) et piano (original pour flûte et piano), 2008, E.D. 28914, € 11,80 Serie: The French Flutists Propose, Col lection Allers, Hans-Günther: Petite Suite, für Flöte Jean-Louis Beaumadier, Partitur und Stimme, und Klavier, op. 74, Partitur und Stimme, 2008, 2008, G 8505 B E.D. 28916, € 11,80 Musikverlag Bornmann, Schönaich di Lasso, Orlando: Vier Motetten, für Block - Englische Divisions: Duette für 2 Alt block flö - flö tenchor (Tripp), Partitur und Stimmen, 2007, ten (Hg. Johannes Bornmann), 2008, MVB 90, E.D. 27537, € 29,80 € 12,00 Nisle, Johann Friedrich: Ottetto, für Flöte, Hotteterre, Jacques Martin: „Echos“ (Hg. Klarinette, 2 Hörner, 2 Violinen, Viola, Vio lon - Johannes Bornmann), für Altblockflöte solo, cello (Kontrabass ad libitum), Partitur, Erst - 2008, MVB 89, € 8,00 druck, 2008, E.D. 27406, € 49,80

300 TIBIA 4/2008 Noten

Pleyel, Ignaz Joseph: Klaviertrio, B-Dur Stimme, inkl. 1 CD, 2008, EM 1612, € 10,90 [Benton 433] (Dohr), für Klavier, Flöte Meijering, Chiel: Game of Love, für Alt block - (Violine) und Violoncello, Partitur und flöte und Klavier, Partitur und 1 Stimme, inkl. 1 Stimmen, 2007, E.D. 27493, € 29,80 CD, 2008, EM 1611, € 11,40 Pleyel, Ignaz Joseph: Klaviertrio, G-Dur Meijering, Chiel: Please Tell Me More, für [Benton 432] (Dohr), für Klavier, Flöte (Vio - Block flöten und Klavier, Partitur und 1 Stim me, line) und Violoncello, Partitur und Stimmen, inkl. 1 CD, EM 1613, € 14,50 2007, E.D. 27492, € 29,80 Rosin, Sylvia C.: The River, Native American Emerson Edition Ltd., GB-York Song, for recorder orchestra and drum (Rosin), Kelly, Bryan: Harlequin Dances, for flute and score and 8 parts, 2008, EM 3310, € 22,00 piano, Partitur und Stimme, 2007, E533 Teschner, Hans Joachim: Elbtraum (2008), for Read, Tony: Pastorale, for oboe or flute and recorder orchestra, score and 10 parts, 2008, piano, Partitur und Stimme, 2007, E516 EM 3311, € 18,00 Teschner, Hans Joachim: Pops und Drops, für Edition Gamma, Bad Schwalbach Blockflötenquartett, Partitur und 4 Stimmen, Braun, Gerhard: Klanglandschaften mit Wind - 2008, EM 2142, € 14,70 maschinen, für großes Blockflötenensemble und Teschner, Hans Joachim: Seaport Jump, for Schlagzeug, Partitur, 2008, EGA 102, € 15,60 recorder orchestra, score and 10 parts, 2008, Edition Güntersberg, Heidelberg EM 3309, € 20,00 Graun, Johann Gottlieb: Trio G-Dur, für Tra - Watkins, Stephen: Quartet for Recorders, für vers flöte, Violine und Basso continuo, Graun Blockflötenquartett (SATB), Partitur und 4 WV C:XV:87 (Wendt 52), Partitur und Stim - Stimmen, EM 1614, € 15,70 men, 2008, G132, € 15,50 Schott Musik, Mainz Praetorius, Michael: Puer natus in Bethlehem Davies, Max Charles: Latin Themes, 12 vibrant (Hg. Günter und Leonore von Zadow), Weih - themes with Latin flavour and spirit, for Flute, nachts sätze für Vokal- und In stru men tal en - Serie: Schott Master Play-Along Series, inkl. 1 semble, Heft 1: 2-stimmig, 2008, G151, € 14,80 CD, 2008, ED 12992 Praetorius, Michael: Puer natus in Bethlehem Davies, Max Charles: Movie Themes, 12 mem- (Hg. Günter und Leonore von Zadow), Weih - nachts sätze für Vokal- und In stru men tal en - orable themes from the greatest movies of all semble, Heft 2: 3-stimmig, 2008, G152, € 19,50 time, for Soprano Recorder, Serie: Schott Master Play-Along Series, inkl. 1 CD, 2008, ED Glen Shannon Music, El Cerrito (USA) 12986 Shannon, Glen: French Sweets, for SATB Debussy, Claude: The Little Shepherd, für Flö te Recorders, Partitur und Stimmen, 2008, GSM und Klavier (Brison), Partitur und Stimme, 1001, Info: www.glenshannonmusic.com 2008, ED 09825 th Shannon, Glen: Zara Zote, for the 25 Anni - Dinescu, Violeta: Immaginabile, für Blockflöte ver sary of the Sarasota Chapter of the Ame ri - (Flöte), 2008, OFB 207 can Recorder Society, for 5 Instruments (Re - Falcinelli, Rolande: Azan (Hg. Sylviane Fal ci - cor ders, Reeds, Strings or Voices), Partitur und nelli), Suite pour Flûte et Orgue, opus 61, Par - Stimmen, 2008, GSM 1000, Info: www.glen titur und Stimme, 2008, ED 20191 shannonmusic.com Guillou, Jean: Intermezzo, für Flöte und Moeck Verlag, Celle Orgel, opus 17, Partitur und Stimme, 2008, ED Leenhouts, Paul: Ixi – Mixi – Dixi, for recorder 20373 ensemble, score and 7 parts, 2008, EM 3307, € Ludwig, Claus-Dieter: Happy Birthday, Ein 18,00 Geburtstagsständchen in fünf Gängen, für Meijering, Chiel: A Straw in the Wind, für Te - Bläsertrio, Partitur und Stimmen, 2008, ED nor blockflöte und Klavier, Partitur und 1 20436

TIBIA 4/2008 301 Noten 8:35 Uhr Seit

Marcello, Benedetto: Sonata (Hg. Hugo und Reinhard Matthias Ruf), für Altblockflöte und Basso continuo, opus 2/7, B-Dur, 2008, OFB H. C. FEHR 206 Blockflötenbau · Schweiz Purcell, Henry: A Third Set of Theatre Tunes (Hg. Gwilym Beechey), 12 Stücke für So pran - blockflöte und Klavier, Partitur und Stimme, Alleinvertrieb für Deutschland: 2008, ED 13217 Purcell, Henry: A Purcell Suite (Hg. Gwilym Flute Village Beechey), 7 Stücke für Sopranblockflöte und Inhaber Friedemann Koge Kla vier, Partitur und Stimme, 2008, ED 13218 www.musikhaus-da-capo.de Regner, Hermann: Pfiffikus, 4 kleine Stücke D-35216 Biedenkopf für Sopranblockflöte und Klavier, Partitur und Schulstraße 12 Stimme, 2008, OFB 210 Tel. o 64 61 Telemann, Georg Philipp: Don Quixote Suite 69 62 (Hg. Gwilym Beechey), 6 Stücke für So pran - block flöte und Klavier, Partitur und Stimme, 2008, ED 13219 Edition Tre Fontane, Münster Beutler, Irmhild: Chips ‚n’ Chocolate, für drei Blockflöten (ATB), Partitur und Stimmen, 2008, ETF 2067, € 14,00 Davis, Alan: Nachtfarben, für Block flö ten en - sem ble in 6 Teilen (S-A-T-B-GB-SB), 2008, ETF 2072, € 15,00 Meijering, Chiel: Cortège, für Sopran- oder Tenorblockflöte (Trompete) und Orgel, Par ti - tur und Stimme, 2008, ETF 2031, € 10,00 van Nieuwkerk, Willem Wander: Recorders without Borders, für 4-6 Blockflöten, A (A,T) T (T,B) B B ad lib, Partitur und Stimmen, 2007, ETF 2071, € 15,00 Verlag der Spielleute, Reichelsheim Das Lochamer Liederbuch, Teil 1, in neuer Über tragung und mit ausführlichem Kom men - tar von Marc Lewon, 2007, ISBN 978-3-927 240-83-4 Das Lochamer Liederbuch, Teil 2, in neuer

.musikhaus-da-capo.de Über tragung und mit ausführlichem Kom men - tar von Marc Lewon, 2008, ISBN 978-3-927 240-84-1 Wise Publications, London

www Gershwin, George: The Music of George Gersh win for Flute, arranged by Robin De

NEUES erfahren Sie immer NEUES unter: erfahren Smet, 2008, AM68503

302 TIBIA 4/2008 Tonträger

Tonträger

Songs without Words. Music for Flute and Harp Andrea Kollé (Flöte), Jasmin Vollmer (Harfe), Guild GmbH, Ramsen (Schweiz) 2007, 1 CD, Best.-Nr. GMCD 7316

Im kammermusikalischen Bereich hat sich zwar längst das Klavier als Begleitinstrument einge- La Spiritata 2. Blockflötenmusik durch die bürgert, doch aufgrund seiner Klangfülle muss Jahrhunderte man sich immer mit dem leicht entstehenden Flautando Köln: Katharina Hess, Susanne Hochscheid, akustischen Ungleichgewicht zu Lasten eines Ursula T helen, Kerstin de Witt (Blockflöten und Ge- Melodieinstruments auseinandersetzen. Zupf - sang), Torsten Müller (Schlagwerk), Freiburg 2007, Ars in strumente wie Gitarre, Mandoline oder Harfe Musici, Freiburger Musikforum GmbH in Co-Produktion sind in dieser Hinsicht wesentlich unproblema- mit WDR 3, 1 CD, AM 1422-2 tischer und eignen sich als „Partner“ gerade für Instrumente mit geringerem Klangvolumen viel Wenn eine CD mit dem Titel „Die Launige“ besser, was auch die vorliegende CD mit Be ar - überschrieben ist, kann sich der geneigte Hörer beitungen für Flöte und Harfe einmal mehr auf Einiges gefasst machen. Die munteren beweist. Der Titel ist aus inhaltlichen Gründen Block flötendamen des Ensembles Flautando gewählt worden, weil neun der insgesamt vier- Köln, verstärkt durch Torsten Müller am undzwanzig Nummern Felix Mendelssohn Schlag werk, führen uns durch alle musikali- Bartholdys im Original für Klavier komponier- schen Facetten des 14. bis hin ins 21. Jahr hun - ten Lieder ohne Worte entlehnt sind; hinzu dert. Höfisch-kunstvolles Musizieren wech selt kommen Liedarrangements von Wolfgang mit zeitgenössischen Klängen, Irish Folk und Ama deus Mozart, Gabriel Fauré, Manuel de Bearbeitungen barocker Ensemble- und Kam - Falla und Francis Poulenc sowie Ausschnitte mermusik. Die Idee, Musik nach Laune und aus Opern (Pique Dame von Peter Tschai - Gefühl aneinanderzureihen, steht über musik- kowsky, Don Quixote von Jules Massenet und geschichtlichen und aufführungspraktischen Cavalleria rusticana von Pietro Mas cagni). Zwängen. Renaissance und Früh barock haben Meistens handelt es sich um eher getragene und genaue Besetzungsangaben selten vorgeschrie- damit melodiebetonte Stücke, bei denen die ben („con ogni sorte di strumenti“ oder „auf Aufgabenverteilung der beiden Instrumente allerley Vokal- und Instrumental-Stimmen zu klar geregelt ist. Umso mehr entzückt deshalb gebrauchen“ geben als Anweisung die Fülle der der rhythmisch mit Synkopen ab wechs lungs - Möglichkeiten ja bereits vor), und so nehmen reich gestaltete Arabische Ge sang aus der Sin - sich die Interpreten auch entsprechende Frei - fonischen Dichtung Schehe razade von Nikolai heiten, nutzen allerdings neben modernen Block - Rimsky-Korsakow. Die Bearbeitungen sind flöten und Schlaginstrumenten auch solche, die sehr geschickt angefertigt, wenn sie auch das auf historische Vorbilder zurückgehen. Original nie ersetzen und diesem allenfalls Der ganzen Produktion ist die Freude, nicht auf einen neuen Aspekt abgewinnen können. Die ein bestimmtes Thema oder eine bestimmte beiden Musikerinnen erweisen sich als ein her- Epoche beschränkt zu sein, anzumerken, was vorragend eingespieltes Team, das bestens har- sich auch auf das dreisprachige, reich bebilderte moniert und die meist kurzen Stücke sehr le ben - Booklet ausgewirkt hat. Eine richtige Som mer - dig interpretiert. Georg Günther musik. Peter Gnoss

TIBIA 4/2008 303 Tonträger

Il Sassone. Musik von Georg Friedrich Hän- Le Poème Harmonique: Firenze 1616 del und Johann Adolph Hasse mit Werken von Domenico Belli, Claudio Saracini und Ensemble raccanto: Andreas Pehl (Countertenor), Giulio Caccini, Leitung: Vincent Dumestre, Paris 2008, Stefan Temmingh (Blockflöte), Robert Schröter (Cemba- ALPHA, 1 CD, ALPHA 120 lo), Andrea Cordula Baur (Arciliuto, Barockgitarre), Kat rin Lazar (Barockfagott), Sven Rössel (Violone), Aufgepasst! Vor mir liegt ein Suchtmittel. Seit München 2007, raccanto, 1 CD, rc 001 der Anschaffung der CD komme ich nicht mehr weg von dieser Musik. In der vielseitigen Hinreißende „Pocketoperas“, Westen taschen - Reihe des Alpha-Labels gibt es eine Neu er - opern, bietet diese CD, die den europaweiten scheinung die m. E. sowohl für Sänger als auch Ruhm zweier sächsischer Komponisten in für Bläser und „Continuisten“ zu den wichtig- überzeugender Weise begreif- und hörbar sten der letzten Jahrzehnte gehört. macht, indem sie zu den (italienischen) Wurzeln dieses Ruhms zurückgeht. Händels wie Hasses Spätestens ab Ganassis Fontegara (1535) heißt es Italienaufenthalte im Abstand von altersbe- in vielen Traktaten, die In stru men talisten sollen dingten 16 Jahren (1706–1710 bzw. 1718 ff.) die menschliche Stimme imitieren, und zwar mit galten eigentlich der Oper und brachten für all ihrer rhetorischen Ausdruckskraft. Anfang beide auf diesem Gebiet auch den entscheiden- des 17. Jahrhunderts erscheint eine „Neue den Durchbruch. Dabei experimentierten sie in Musik“, rhetorisch orientiert, wie Caccini sie vielfältiger Weise mit der musikalischen Dar - 1601/1602 komponiert und be schreibt. stel lung von Gefühlen und Stimmungen: in - Die Aufnahme, von der die Rede ist, widmet stru mental oder mit einem Continuo begleitete sich Caccini und seinem Zeitgenossen in Solokantaten boten die Chance, in kleiner Florenz. Zuerst hören wir Stücke von Saracini Besetzung die große Oper ohne den Apparat und aus Caccinis weniger bekanntem zweiten eines ganzen Theaters lebendig zu vergegen- Band des Nuove Musiche (1614). Nach eine wärtigen. Darüber hinaus legte es das päpstliche Würdigung von Caccinis einzigem Beitrag zur Opernverbot in Rom nahe, Schleichwege zu Gattung Oper (Il Rapimento di Cefalo) widmet suchen, die sich im geistlichen Oratorium eben- sich die zweite Hälfte der CD Domenico Bellis so wie in der Kammerkantate eröffneten. L’Orfeo Dolente, einer Oper von Mon te ver - Das Ensemble raccanto bezaubert in diesen Mi - discher Qualität, mit vielen Besonderheiten. ni aturkunststücken durch enorme Mu si ka lität, Belli muss ein eigensinniger Mann gewesen Abwechslungsreichtum und eine große emotio- sein. Euridice kommt in dieser Oper überhaupt nale Spannweite. Einmal (in Händels Vedendo nicht vor. Auch gibt es kein Happy End, wie es amor) begleitet das konzertant eingesetzte Brauch war. Fagott die Singstimme, in vier der Kantaten Die Kraft der Musik auf dieser CD ist mannig- erfreut der Wechsel von Singstimme und Solo - faltig: das Repertoire ist von ungekannter blockflöte (besonders ausdrucksvoll das Herz - Schön heit und rhetorischer Überzeugungs- klopfen in Händels Mi palpita il cor) und stellt kraft; auch gibt es keine einzige Schwachstelle erregt-rasante (Hasse Per te di lieto aprile) oder im Musiker-Team. Ich wüsste nicht, wo anzu- delikat-idyllische Stimmungen dar (schön A voi fangen mit Schwärmen: der Lautenist Vincent torno von Hasse: die Taube fliegt zu den Dumestre ist ein Musiker der Weltklasse. Er Waldtieren). kombiniert ein bestechendes Stilgefühl mit per- Andreas Pehl bewältigt die verschiedensten fektem Timing und Tempo. Gestaltungsaufgaben ausdrucksvoll und mit Die Musiker des Ensembles Le Poème Har mo - edler Counterstimme, stilsicher begleitet vom nique sind alle Meister(innen) des Verführens. Ensemble, das Händels Flö ten sonate D-Dur als „Star“ der Aufnahmen ist vielleicht der Tenor instrumentales Zwischenspiel expressiv ausge- Jan van Elsacker, aber dies zu behaupten wäre staltet. Ulrich Scheinhammer-Schmid nicht ganz fair den anderen Musikern gegen-

304 TIBIA 4/2008 Tonträger

über: Mélanie Flahaut (Blockflöte und Dul - Im Konzert die Spielerinnen agieren zu sehen, zian), Eva Godart (Cornetto), die reiche Be set - vielleicht Geräusche des Publikums etc. zusätz- zung des Continuos (Gamben, Lirone, Erz - lich wahrzunehmen, wäre die eine Welt des laute, Violone, Cembalo, Orgel) mit außerge- John Cage, die andere: mittels der CD dieses wöhnlich schönem und phantasievollem Spiel, Werk versunken in der Stille des eigenen all das lässt sich nicht gegeneinander aufrech- Wohnraumes zu hören. Da überträgt sich viel- nen. leicht noch viel stärker die außerordentliche Wenn es tatsächlich so ist, dass Bläser von Sän - Konzentration, die für eine solche Musik not- wendig ist, auch seitens der Ausführenden. Es gern (und vom Affekt des Textes) lernen soll- klingt so, als sei das alles ganz leicht zu spielen, ten, dann ist diese Aufnahme für uns ein abso- das genaue Gegenteil ist der Fall. Erforderlich lutes „Muss“. Jeder Blockflötist (Cornetto - ist ein Höchstmaß an Ruhe und Konzentration, spieler, Geiger), der Cima, Mealli, Fontana & ein Höchstmaß an flötistischem Können. Und Co. spielt, sollte Firenze 1616 kaufen, auflegen die Spielerinnen des Trio Dolce meistern diese und staunen! Dieses Repertoire in dieser Aus - Schwierigkeiten hervorragend, ebenso wie die führung erzeugt einfach eine Sucht. Man ganz anders gelagerten in dem Frühwerk Cages kommt nicht mehr davon los. Peter Holtslag von 1934: Solo with Obbligato Accompaniment of Two Voices in Canon, and Six Short In ven - tions on the Subjects of the Solo. John Cage: The Number Pieces 4 Solo with Obbligato Accompaniment of Two Voices in Dieses Werk erfordert in seiner komplexen Canon, and Six Short Inventions on the Subjects of the strukturellen Einheit eine Virtuosität ganz an - Solo, T hree, Trio Dolce (recorders), USA 2007, mode derer Art. Es ist in einer speziellen Wei ter ent - records, 1 CD, mode 186 wicklung von Schönbergs Dodekaphonie kom - poniert: In äußerster Strenge dürfen hier erst Für das Blockflötenensemble Trio Dolce mit Töne wiederkehren, wenn alle 25 Töne zweier den Mitgliedern Christine Brelowski, Geesche Oktaven erklungen sind. Allerdings nicht ange- Geddert und Dorothea Winter wurden schon ordnet in einer „Reihe“, sondern innerhalb des von zahlreichen Komponisten Werke geschrie- Ablaufs frei austauschbar. Solo mit zwei Ka - ben. So auch von John Cage 1989 das Number non stimmen und die anschließenden In ven - Piece Three für Blockflöten in wechselnden tionen suggerieren vom Titel her barocke Kom - Besetzungen von Sopranino bis Großbass. Es positionstechniken. In der Tat arbeitet Cage gehört zu den zahlreichen von John Cage am kontrapunktisch und auch Motive sind erkenn- Ende seines Lebens komponierten Number bar, aber immer ohne festgefügte In ter vall ord - Pieces. So ist auch dieses Werk zum größten Teil nung, jedoch mit deutlich hörbaren Konturen. in der Technik der „time brackets“, d. h. Zeit - Eine einzigartig originelle Art, an Tradition klammern komponiert. Innerhalb be stimm ter anzuknüpfen, ohne traditionell zu klingen. Die Zeiträume kann der Spieler seine Töne frei set- klanglichen Ähnlichkeiten zwischen dem frü- zen. In dem Werk gibt es verschieden lange an hen Werk und dem mehr als 50 Jahre später ent- Orgeltöne gemahnende Klänge in abgestufter standenen Three sind verblüffend. Dennoch Lautstärke und oft extrem lange Pausen. Ganz gibt es Unterschiede. Das Früh werk wirkt eher offensichtlich prägt sich hier Cages zur erfüll- virtuos, das späte ungeheuer ausgespart. Aber ten Leere des Zen hinneigende Philosophie in beiden scheint eine „Glas perlenspielwelt“ Tönen aus. Hier manifestiert sich Leere als eigen. Dies wird durch den „objektiven“ Klang Klang in der Stille. Aber Stille gibt es nach der Blockflöten noch verstärkt. Eine Musik, die Cages Meinung nie, und sei es, dass nur das genau aus diesem Grund einen in Bann zu zie- „Rauschen“ des eigenen Blutes zu hören ist, so hen vermag. Die Werke sind hervorragend auf- seine Mitteilung über sein Erlebnis im abge- genommen, des weiteren gibt es ein sehr in - schotteten „klangtoten“ Raum. struk tives Booklet. Frank Michael

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Brisk Recorder Quartet Amsterdam: Vintage durch gehendes Element der Kompositionen Brisk bilden. In Sequentia von Ron Ford (geb. 1959) Contemporary music for recorder quartet, mit Werken dominiert eine Stimme und setzt ihre Melodie von Ford/Visman/Tsoupaki /Janssen, Amsterdam immer wieder gegen die anderen durch. Mi ni - 2006, globe records, 1 CD, Best.-Nr. GLO 5220 ma listisch archaisch bleibt das vierminütige Stück lange im Gedächtnis. Der darauf folgen- Schon der Titel Vintage, was in diesem Zu sam - de Song von Bart Visman (geb. 1962) ist auch menhang so viel wie Auslese oder ausgezeich- sehr melodiebetont, aber frecher und mit seinen neter Jahrgang bedeutet, macht klar, dass hier hohen Tönen störender und damit weniger eine besondere Auswahl zum 20-jährigen Ju bi - lieblich als Sequentia. Wirklich unterhaltend ist läum des Blockflötenensembles Brisk getroffen auch Huba de Graaffs (geb. 1959) Frosch-Funk- wurde. Vintage Brisk ist keine Jubel CD mit Stück The Brisk Frog Projekt oder Willem Wan - Hip-Hip-Hurra Stücken, sondern eine an - der van Nieuwkerks (geb. 1955) Ka bi nett - spruchsvolle, interessante Mischung aus den 44 stückchen Catch (an Angel). Auftragskompositionen, die seit 1988 entstan- Brisk stellt Ansprüche an sich selbst, fordert den sind. Das sich darunter auch lustige, leichte aber auch etwas vom Publikum und kombiniert Stücke befinden, ist kein Widerspruch. den Block flö ten ton immer wieder mit Stimme Marjan Banis, Saskia Coolen, Alide Verheij und und Sprache wie in Theo Abazis (geb. 1967) Bert Honig sind erfahrene Blockflötisten, die Johnny Buy. Mit der Pianistin Tomoko Mu - mit höchster Präzision und Spielfreude außer- kaiyama arbeiteten sie in Willem Wander van gewöhnliche Quartettmusik zelebrieren. Dabei Nieuwkerks Oh, I’m sorry, Did I BREAK Your legen sie sich nicht gerne auf ein Genre fest. In Con cen tration und in Pogo 1 zusammen. Pogo ihren Konzertprogrammen kombinieren sie ist ein Tanz aus der Punk-Bewegung, bei dem Alte und Neue Musik. An der neuen Musik jeder in seinem eigenen Tempo tanzt, was in schätzen sie den direkten Kontakt zu den Kom - dieser Komposition weniger mit unterschied - ponisten, von denen einige auch zu Freunden lichen Tempi als mit diversen Melodiesträngen des Ensembles geworden sind. Schließlich hat ausgedrückt wird. Trotz der Divergenz finden man mit ihnen ein gemeinsames Stück des die Stimmen schließlich zueinander. künst lerischen Weges zurückgelegt. Ein wirkliches Geschenk ist die Kooperation von Brisk mit dem Egidius Kwartet, dass aus Calliope Tsoupaki hat vier Werke für Brisk vier Sängern besteht. Daan Mannekes (geb. geschrieben, Roderik de Man, Bart Visman und 1939) La flûte de Pan und Bart Vismans Hymn Willem Wander van Nieuwkerk haben je drei of Pan leben von der Interaktion dieser beiden Werke komponiert. Im Augenblick schreibt der hervorragenden Quartette. Das gleichnamige letztere an einem neuen Werk für Brisk. Wei ter - Gedicht Hymn of Pan des englischen Dichters hin ist ein Konzertprogramm mit Im pro vi sa - Percy Bysshe Shelley (1792–1822), eines der tionen und dem Fitzwilliam Virginal Book ge - bekanntesten Vertreter der „Romantic Poetry“, plant, bei dem Guus Janssen mitspielen wird. wird von Bart Visman eindrucksvoll untermalt. Das gute Verhältnis zwischen Brisk und den Er fügt dem Text eine weitere Komponente, die Komponisten zeigt sich auch in deren Be reit - der Ironie, hinzu und bereichert so die psycho- schaft, für das Booklet Texte zu schreiben, die logische Darstellung von Pans Transformation. neben der Beschreibung ihrer Werke auch Der in sich selbst verliebte Verführer Pan muss gleich zeitig eine Dokumentation ihrer Ver bun - sich schließlich den mächtigeren Göttern beu- den heit mit den Musikern sind. gen und wird am Ende von Bitterkeit erfüllt. Brisk ist nicht vordergründig gefällig, sondern Das fast 10-minütige Stück ist in verschiedene verfolgt eigene Ziele, die dem Ensemble eine Akte unterteilt, spannend wie ein kleines besondere Note geben. Es legt z. B. Wert auf Musical, und spiegelt sehr gut die unterschied- Klangschönheit und Klangvielfalt, die ein lichen Stimmungen wider.

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Zwei Nummern wurden vertauscht: auf der CD ist unter Nr. 6 Daan Manneckes La Flûte de Pan zu hören, unter Nr. 7 Rahoe von Guus Janssen. Den vier Musikern, die sich in ihren Konzerten seit 2005 auch intensiv mit dem Medium Film beschäftigen, kann man zu dieser CD wirklich nur gratulieren. Den Zuhörer erwarten 75 Mi nu - ten vielfältiger Blockflötenmusik, die auch einen guten Überblick über die in den Nie der landen lebenden und für Blockflöte schreibenden Komponisten vermittelt. Inés Zimmermann

Der tiefe Klang des Consorts, das nach histori- schen Vorbildern von Claude Rafi und der A Noble Noyse of Musicke: Vocal and instru- Bassano-Familie gebaut wurde, ist faszinierend mental master works of the English Renais- sance und gewinnt durch den Gebrauch des Sub kon - trabasses noch mehr an Tiefenwirkung. Es ist T he Royal Wind Music, Leitung: Paul Leenhouts, ein differenzierter und reiner Consortklang, Christopher Field (Countertenor), Israel Golani (Laute), Matthias Havinga (Orgel), Johan Hoffman dem es gelingt, den Hörer in Gedanken in das (Virginal), booklet (span., engl., dt.), Lindoro, Sevilla goldene Zeitalter der „whole and broken con- 2007, Lindoro, 1 CD, MPC 0118 sorts“ zurückzuführen. Die Solowerke bleiben, so gut sie gespielt sind, seltsam zeitlos und neutral. Das Repertoire der vom spanischen Label Die Programmzusammenstellung der CD ist Lindoro herausgegebenen CD A Noble Noyse unglücklich. Warum beginnt die CD mit vier of Musicke liest sich wie ein „Who is who“ eng- Solostücken, und warum werden die Soli von lischer Renaissance-Komponisten: In stru men - Laute, Cembalo und Orgel im weiteren Verlauf tal stücke von John Bull, William Byrd, John nicht untereinander gemischt? Bei den vier auf- Redford und Thomas Tallis und Lieder von einander folgenden Lautenstücken wird auch John Coperario, John Danyel und Thomas deutlich, dass die von Israel Golani ausgewähl- Campion. te Musik von Edward Collard und aus der Überraschend ist, dass das Block flö ten en sem - schottischen Rowallan Lautenhandschrift nicht ble The Royal Wind Music auf dieser CD nur an die Qualität der Dowlandschen Werke her- mit zwanzig Minuten Musik vertreten ist, und anreicht, die auf dieser Einspielung fehlen. die Programmfolge durch viele hintereinander In dem ausführlichen, vom Ensembleleiter Paul plazierte Solowerke recht zufällig wirkt. Den - Leenhouts geschriebenen Einführungstext er - noch: die wenigen Minuten Consortmusik mit fährt man viel über Heinrich VIII. und seine Blockflöte machen Appetit auf mehr. königliche Leidenschaft für das Block flö te spie - Paul Leenhouts begleitet den australischen len, Komponieren und Jagen. Leenhouts nennt Sänger Christopher Field und den Lautenisten die erstaunliche Zahl von 76 Blockflöten, die Israel Golani in John Danyels A cruel time. sich bei Heinrichs Tod in dessen Besitz befan- Erik Bosgraaf, Hester Groenleer und Maria den und belegen, dass sich der englische König Martinez Ayerza intonieren das anonyme I ganze Sätze von Consort-Blockflöten nach ita- loved unloved, und das gesamte zwölfköpfige lienischer Mode hatte bauen lassen. Doch findet Blockflöten-Ensemble ist bei fünf weiteren sich keine der dem König zugeschriebenen Stücken von William Byrd, Anthony Holborne Kompositionen auf der CD, was eine weitere und John Coperario zu hören. Inkonsequenz darstellt.

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4. ERPS-Biennale „Encounters“ vom 24.–26. Oktober 2008 in Bremen Konzerte und Vorträge mit Adrian Brown, Ulrike Volkhardt, Blockbusters, Susanna Borsch, Erik Bosgraaf, Come Parlato, Il Giardinetto del Paradiso, Tobias Reisige, Spark u.a. Instrumenten- und Notenausstellung mit Stephan Blezinger, Blockflötenshop.de Fulda, Edition Baroque, Edition Tre Fontane, Margret Löbner, Moeck, Mollenhauer, Musikinstrumententaschen Ursula Kurz-Lange, Joachim Rohmer, Jacqueline Sorel u.a.

Eine Veranstaltung der European Recorder Players Society e.V. in Kooperation mit der Hochschule für Künste Bremen Weitere Informationen unter www.erps.info

Im 16. Jahrhundert verwendete man Con sort - artikuliert, aber die Qualitäten der beiden gut musik oft im Theater, wobei den einzelnen In - aufeinander eingespielten Interpreten zeigen stru menten ein symbolischer Charakter zuge- sich bald in den anrührend schönen langsamen schrieben wurde. Der zarte Ton der Flöten und ebenso wie in den dynamisch vorwärtstreiben- Blockflöten wurde manchmal als „still music“ den schnellen Sätzen. Peter-Lukas Graf, seit bezeichnet und symbolisierte den Tod. Leicht Jahr zehnten Meister eines unaufgeregten und könnte man süchtig werden nach dieser engli- zugleich für Neues aufgeschlossenen Flö ten - schen Musik, die der europäischen durchaus spiels, harmoniert gut mit seiner Tochter, so verwandt ist, sich aber dennoch durch eine ganz dass vor allem die Sonaten in E und h eine aus- eigene Tonsprache vom Kontinent distanziert. drucksvolle Vergegenwärtigung von Bachs po - Aber um diese Sucht zu befriedigen, muss man ly phonen Strukturen bieten. Dass die a-Moll- wohl eine weitere CD von The Royal Wind Partita mit souveräner Klangschönheit und Music kaufen. Inés Zimmermann Gestaltungskraft erklingt, ist bei einem Könner vom Rang Peter-Lukas Grafs selbstverständ- lich. Ulrich Scheinhammer-Schmid Bach: Six Flute Sonatas Peter-Lukas Graf (Flöte), Aglaia Graf (Klavier), Thun Mozart et les Bohémiens: la dernière jour- 2005, claves records, 1 CD, CD 50-2511 née à Prague Werke von Vaneˇrˇovsky, Druzˇeky´, Domaschek, Salieri Ausgefallen und apart ist diese CD in mehrfa- und W. A. Mozart, Le Trio di Bassetto & ses invités: Jean- cher Hinsicht: entgegen dem Titel enthält sie Claude Veilhan, Eric Lorho, Jean-Louis Gauch, Philipp nicht sechs, sondern nur fünf Bach-Sonaten für De Deyne (alle: cor de Basset), Michèle Claude (percus- Flöte, und die beiden Musiker sind Vater und sions), Harmonia Mundi, 1 CD, Best.-Nr. K 617145 Tochter, die sich hier bewusst und gegen den Strom historischer Aufführungspraxis für eine Mozarts „letzten Prager Tag“ inszeniert das Trio Interpretation mit der modernen Böhmflöte und di Bassetto auf dieser CD mit viel Witz und dem Flügel entschlossen haben (leider ohne Augenzwinkern sowie mitreißenden und teil- Angaben über die verwendeten In stru mente). weise skurrilen Klangeffekten (z. B. einem auf Fla schen geblasenen Menuett). Die Un ter - Fünf Sonaten – das sind die vier authentisch von haltungs musik böhmischer Komponisten für Bach stammenden Werke für Flöte und ob li ga - drei Bassethörner, teilweise um eine Klarinette tes Clavier (wie der neutrale Ausdruck in der Ba - er weitert und vom spritzig eingesetzten Schlag - rockzeit lautete) in A und h sowie für Flöte und zeug untermalt, stellt Mozarts Abschied von B. c. in e und E und die Solopartita in a. Prag 1791 in vier musikalischen Stationen dar. Das Hauskonzert bei Grafs beginnt zwar mit Sie reichen von einem Ball im Palais des Baron der A-Dur-Sonate noch etwas kurz und spitz Bretfeld an der Spornergasse über eine Har mo -

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niemusik in den Wallensteingärten und ein Kaffee hauskon zert im Spitalkeller bis zur Ab - schiedssoirée in der berühmten Villa Bertramka Verkaufe neuwertige des mit den Mozarts befreundeten Ehepaars Duschek, wo der tönereiche Tag mit dem auf Barock-Traversflöte, den (ausge trun kenen) Gläsern gespielten Ada - Moeck, 440 Hz, Grenadill gio für Glasharmonika (KV 617 a) melancho - Preis Verhandlungssache (Neupreis € 1.060,00) lisch ausklingt. Vor diesem ausdrucksvollen Finale gibt es aber Anne Donath, jede Menge brillanter Darbietungen: Märsche, Mühlweg 7, 88427 Steinhausen (kein Telefon) Polonaisen, Romanzen und vieles andere Un - ter haltsame, bis hin zu Mozarts Lied Die Alte hochpsychologische Ebene der Textausdeutung (KV 517), für das Eric Lorho seine ausdrucks- neben Cencics vokaler Präsenz und Aus drucks - volle (übrigens auch jodelfähige) Falsett stimme kraft. Dass die in einem Manuskript der Öster- zum Einsatz bringt. reichischen Nationalbibliothek Wien überliefer - Das umfangreiche Booklet informiert in Eng - ten Kantaten vom berühmten Hofdichter Pietro lisch und Französisch ausführlich über das Metastasio getextet wurden und ursprünglich Thema Mozart und Prag, über das Bassetthorn wohl für den Kastraten Carlo Broschi (1705– und über den Aufnahmeort – bis auf die fehlen- 1782), den berühmten „Farinelli“, bestimmt wa - de deutsche Textfassung eine rundum gelunge- ren, definiert die sängerischen Ansprüche und ne und sehr hörenswerte Mozart-Huldigung! seelischen Expressionen dieser hier farbig umge - Ulrich Scheinhammer-Schmid setzten Werke. Traum- und Trostarien wechseln mit vibrierenden und zuckenden Emotionen Domenico Scarlatti: Cantate d´amore wie Zärtlichkeit, Eifersucht oder Wut, die das Max Emanuel Cencic (Countertenor), Ensemble Orna- kleine Orchester in seinen höchst fantasievollen mente 99, Leitung: Karsten Erik Ose, Parnassus Arts Instrumentenmischungen vorzüglich zum Aus - Productions, 1 CD, Best.-Nr. 67067 druck bringt: Blockflöten und Violinen geben hier die schönsten Klangwirkungen. „Furios“ ist das erste Wort, das einem beim Ulrich Scheinhammer-Schmid Hören dieser CD einfällt: ein rasanter Parcour durch alle Spielarten der Liebe und der Lie bes - raserei wird hier exerziert, der dem Furor von Händels und Vivaldis Arien in keiner Weise Anno 1756 nachsteht. Domenico Scarlatti erlebt gerade mit Das Ensemble Petit Trianon (Florian Birsak, Cembalo, seinen äußerst vielfältigen und formenreichen Isolde Hayer, Violoncello und Dorothea Seel, Tra vers - Klaviersonaten eine Renaissance – aber dass er flöte), mit Werken von J. Schobert, A. Fils, F. X . Richter, auch als Vokalkomponist in höchst expressiver J. C. Bach und W. A. Mozart, Bergkamen 2006, LASKA Records, 1 CD, LAS 780088 Weise viel zu sagen hat, demonstrieren der fle - xible Countertenor Max Emanuel Cencic und Diese Aufnahme wirft einen willkommenen Karsten Erik Ose mit dem Ensemble Orna - Blick auf Mozarts Leben und die Zeit zwischen mente 99, das aufspielt, als sitze es als Gefühls er - 1756 und 1764. Vom Juni 1763 bis November hitzer im Proszenium eines barocken Thea ter - 1766 unternahm Familie Mozart eine große chens und müsse den ganzen Raum binnen Reise, die über München und Mannheim nach kür zester Zeit in Glut bringen. Paris, London, die Niederlande, Belgien und in Kein Zweifel: das würde dieser Melange aus die Schweiz führte. Die auf dieser CD dargebo- Streichern, Blockflöten und Bassinstrumenten tenen Werke sind alles Stücke, die während die- problemlos gelingen – sie bilden eine eigene, ser Zeit entstanden sind, und mit deren Ton set -

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Anfänglich erinnert mich das Stück an die Pièces de Clavecin en Concert von Rameau – zahlreiche deutsche Komponisten, unter ihnen auch Carl Philip Emanuel Bach, waren damals vom französischen Stil geprägt. Die drei In stru - mente kommen in Schoberts Stück gleichwer- tig, jedes mit solistischen Stellen sowie als Be - gleitung, zum Zuge. Das Trio Petit Trianon musiziert ausgezeichnet zusammen, mit einem sehr gut entwickelten Gespür für Rhetorik. Akzente sind gut ange- bracht, und die Intonation ist einwandfrei. Alle drei Musiker beherrschen ihre Instrumente technisch vollkommen, und es ist schön zu hören, wie sie ihr Können mit Freude voll aus- schöpfen, zum Beispiel in Schoberts letztem Satz oder im zweiten der Mozart-Sonate. Dorothea Seel spielt die Kopie einer Flöte von Jacob Denner, das Violoncello ist ein Original von André Castagneri, und das Cembalo, von Christoph Kern gebaut, entspricht einem typi- schen, wohlklingenden franko-flämischen Ravalment-Instrumentes des 18. Jahrhunderts. Die drei Instrumente mischen sich unterschied- zern der junge Mozart, direkt oder über „Um - lich in den einzelnen Stücken. Wahrscheinlich wege“, wahrscheinlich in Berührung kam. hat es etwas mit dem Kompositonsstil zu tun, Neben Mozarts Sonate KV 15 von 1764 hat aber ich habe auch das Gefühl, dass Flöte und Vio loncello bei der Aufnahme hinsichtlich der Petit Trianon wenig bekannte Werke von Jo - Laut stärke unterstützt wurden. Vielleicht hann Schobert, Anton Fils und Franz Xaver fürch tete man, dass die Flöte vom stärkeren Richter entdeckt. Abgerundet wird die CD mit Cembaloklang übertönt werden könnte. In der Sonate A-Dur op. 2/5 von Johann Christian Schoberts Menuet ist die Flöte tatsächlich sehr Bach, dem Mozart in London begegnete. tief gesetzt, kommt aber doch gut zur Geltung. Die meisten Stücke sind Dialoge zwischen Manchmal scheint mir, dass verhältnismäßig Cembalo und Traversflöte mit einer Be gleit - unwichtige Begleitfiguren zu stark im Vor der - stimme im Violoncello, aber eine Ausnahme grund stehen. macht die Sonate D-Dur von Anton Fils (Filz, Ein Silbermannsches Fortepiano wäre vielleicht Filtz), wo die Rollen ausgetauscht sind und ein besseres Begleitinstrument gewesen als das Flöte und Cello vom Cembalo begleitet wer- hier eingesetzte Cembalo. C. Ph. E. Bach den. Dies ergibt eine interessante und ganz schreibt in seinem Versuch, dass man ein Forte - andere Klangstruktur. Fils schreibt gut für piano „bey einer nicht gar zu starck gesetzten Cello, und es ist nicht überraschend zu erfah- Music“ gut gebrauchen könnte. In Johann ren, dass er selber Cellist war. Christian Bachs Sonate hätte ich mir auch ein Die CD beginnt mit einer Sonate, op. 16/4, von Tafelklavier, von dem der Komponist selber Johann Schobert, einem heutzutage unter- ziemlich begeistert war, vorstellen können. schätzten Komponisten; die eingespielte Sonate Trotzdem ist diese Aufnahme sehr zu empfeh- ist elegant und kunstgerecht geschrieben. len; die Einspielung ist gut gelungen, und das

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dreisprachige Begleitheft ist informativ und Reichtum an Aus drucks mitteln das späte 16. leserfreundlich zusammengestellt. Man hat hier Jahrhundert seine polyphonen Strukturen ge - die Möglichkeit, selten gehörte Musik ein- staltet! Ulrich Scheinhammer-Schmid wandfrei gespielt zu erleben. Paul Simmonds Danck unde Loff. Musik aus dem Kloster Philippus de Monte: Motets, Madrigals & Wienhausen Chansons Wienhäuser Liederbuch und Fragmente. Musik der de- Ensemble Orlando Fribourg, Laurent Gendre (conduc- votio moderna, Ensemble devotio moderna, 1 CD tor), Pully 2007, Claves Records, 1 CD, Best.-Nr. 50-2712 Adieu naturlic leven mijn. Wie Orlando di Lasso hatte der Mann mehrere Songs from the Koning Manus cript (Brussels, Royal Libra- Namen, entsprechend den Sprachräumen, in ry MS II, 270). Ensemble Aventure; Challenge Records In- denen er sich bewegte. Von den Niederlanden, ternational, 1 CD, FL 72411 wo er um 1521 geboren wurde, führte ihn sein Lebensweg nach einer längeren Zeit in Italien, Reformbestrebungen begleiteten die gesamte wo er zweimal war, und in Antwerpen schließ- Kirchengeschichte des Mittelalters – immer lich nach Prag, an den Hof des kunst- und wieder bildeten sich Gegenbewegungen zur musikliebenden Kaisers Rudolph II. Auch der Prachtentfaltung der Amtskirche, zu ihrer Ver - Umfang seines Werks steht Lasso kaum nach: weltlichung und ihrem Reichtum. die Musikwissenschaft hat genau nachgezählt Die „devotio moderna“, Ende des 14. Jahr hun - und festgestellt, dass er neben 38 Messen 1.073 derts von den Niederlanden ausgehend, war unter weltliche und 144 geistliche Madrigale kompo- ihnen sicher eine der wirkungsvollsten, ausge- niert hat, daneben natürlich auch zahlreiche richtet auf Innerlichkeit (innicheit) und die per- Motetten, Chansons etc. sönlich-meditative Begegnung des Menschen Die vorliegende CD bietet 17 Beispiele aus die- mit Gott. Ihre Gemeinschaften, die sich bald über sem überreichen Lebenswerk in einer interes- Mittel- und Süddeutschland verbreiteten, er - santen und abwechslungsreichen Kombination strebten die „Nachfolge Christi“ und seelischen sowie im Wechsel von vokaler und instrumen- Frieden (Gelassenheit) abseits der Welt. Ihre taler Wiedergabe, letztere mit einem Zink und Ideale propagierte diese Be we gung nicht nur in vier Posaunen. Bei de Monte und bei dieser aus- Traktaten, geistlichen Tage büchern (Rapiarien) drucksvollen Interpretation durch das En sem - und Briefen, sondern auch in zahlreichen geistli- ble Orlando aus dem schweizerischen Fribourg chen Liedern und in Mu sik stücken. kann man lernen, wie vollendet und kunstvoll Die beiden hier zu besprechenden CDs bieten die „musica reservata“ das Wort im geistlichen Ausschnitte aus diesem Repertoire der devotio wie im weltlichen Bereich ausdeutet. Sei es die moderna – mit unterschiedlicher Akzent set - Prachtentfaltung der Ge gen re for mation (Hodie zung. Während die Lieder-Sammlung aus dem dilectissimi omnium sanctorum zum Aller hei li - Kloster Wienhausen (um 1470 entstanden, 1934 genfest) oder die eindringliche, fast einschmei- wiederentdeckt) einstimmige Lieder aus dem chelnde Beschwörung des Frie dens und der 15. Jahrhundert überliefert, enthält das nieder- Eintracht (Beati qui habitant: Glücklich die ländische Koning Manuskript (heute in Brüssel friedlich zusammenwohnen), sei es die düstere aufbewahrt) 29 zweistimmige Sätze, die um Trauer des Quare tristis es (Warum bist du trau- 1500 aufgezeichnet wurden. Dem entsprechend rig, meine Seele) oder die wechselnde Glut der ist die Wienhäuser CD eher am Mittelalter und geistlichen Madrigale, einer Spezialität de einem farbigen und abwechslungsreichen Montes, die die unterschiedlichsten Stim mun - Klang bild orientiert, mit Glocken und Or gel - gen in einem einzigen Satz vereinen kann: ver- punkten, gesprochenen Texten, die im Hin ter - folgt man anhand des mehrsprachigen Booklets grund von Instrumenten untermalt werden, die Texte, lernt man das Staunen, mit welchem sowie mit freien Melismen der Singstimme.

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Verkaufe Traversflöten leucht dort her, Der winter will hin weichen, Czart lip wie suß dein anfanck ist, Verlangen Potter, King-Str. West, London thut mich krencken, Mein hercz in hohen M.C. Brustgrün, Flensburg frewden ist, Möcht ich dein wegeren, Do mit ein H. Skousboe, Kopenhagen gut Jahre/Der Summer, Ach meyden dw vil Angebote unter Chiffre-Nr. 2408 sene pein, Mit ganczem willen wünsch ich dir, Mein trawt geselle vnd mein liebster hort, Bei der Interpretation der Sätze aus der Koning Anauois, Paumgartner, Mein frewd möcht sich Sammlung dagegen wird der Bezug zur nieder- wol meren, All mein gedencken dy ich hab, Ich ländischen Polyphonie deutlich, nicht zuletzt, sach ein pild In plaber wat, Ich spring an disem weil das Ensemble Aventure die Vokalsätze ringe, Es fur ein pawr gen holz, Mir ist mein immer wieder mit dreistimmigen Sätzen in pfërd vernagellt gar, Ein vrouleen edel von instrumentaler Wiedergabe mischt, die von naturen, Wilhelmus Legrant, Ellend dw hast, Blockflöten gespielt werden. Während die Sing - Der wallt hat sich entlawbet, Ellend dw hast, stimmen flächig und gelegentlich wenig diffe- Des klaffers neyden, Benedicite almechtiger got, renziert klingen, spielen die drei Block flöten Ich bin pey Ir, Mark Hummel: Bariton, Dulce schwung- und ausdrucksvoll. Das englischspra- Melos: Marc Lewon (Laute), Margit Übellacker chige Booklet verrät darüber hinaus zwar (Hackbrett), Yukiko Yaita (Flöten), Elizabeth wenig über den Hintergrund der Hand schrift, Rumsey (Fidel), Uri Smilansky (Fidel), belegt aber mit einigen Abbildungen die NAXOS, Münster 2008, 1 CD, 8.557803 Totentanznähe der Geisteswelt, der es ent- Yasunori Imamura: Lute Sonatas Vol. 2, Silvius stammt: ständische Figuren wie der König oder Leopold Weiss: Sonata in D Major, Prélude & die Edelfrau werden jeweils ihrer Gestalt als Fugue in C Major, Sonata in G Minor, Yasunori Toter gegenübergestellt. Imamura (baroque lute), Claves Records, CH- Beide CDs geben auf jeweils spezifische Weise Pully 2008, 1 CD, CD 50-2809 interessante Einblicke in den musikalischen Antonio Vivaldi: Complete Recorder Concertos, Ausdruck der niederdeutschen devotio moder- Concerto for Flautino, Strings & B. c. in G major na im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit. (C major) RV 443, Concerto for Alto Recorder, Ulrich Scheinhammer-Schmid Strings & B.c. in C minor RV 441, Concerto for Flautino, Strings & B. c. in A minor RV 445, NEUEINGÄNGE Concerto for Alto Recorder, Strings & B.c. in F major RV 442, Concerto for Flautino, Strings & Amsterdam Loeki Stardust Quartet: „Fade Control“ B. c. in C major RV 444, Concerto da camera for – Fulvio Caldini, Loud (from: Sixteen Letters op. Alto Recorder, 2 Violins & B. c. in A minor RV 96/B), Fade Control op. 47/C, Christe op. 59/C, 108, Sonata a due for Alto Recorder, Bassoon & Clockwork Toccata op. 68/C, Sonatina in B. c. in A minor RV 86, Michael Schneider Quartetto op. 65/F, Disco Rhythm, Disco (Recorder & Direction), Cappella Academica Minuet, Disco Rondo, Beata Viscera op. 74/B, Frankfurt: Petra Müllejans, Swantje Hoffmann, Clockwork Game op. 72/A, Pensieri Del Tra - Ildiko Hadhazy (Violin I), Hans Berg, monto op. 107, molto andante, poco andante, Zsuzsana Hodasz, Fan Li (Violin II), Hongxia scorrevole, Amsterdam Loeki Stardust Quartet: Cui, Min-Kyeong Chang (Viola), Rainer Zip - Daniel Brüggen, Andrea Ritter, Daniel Ko - perling (Violoncello solo), Annette Schnei der schitzki, Karel van Steenhoven (Recorders), (Violoncello), Denton Roberts (Double Bass), Channel Classics Records, NL-Herwijnen Christian Beuse (Bassoon), Yasunori Imamura 2007, 1 CD, CCS SA 25707 (Lute), Sabine Bauer (Harpsichord/Organ), Ensemble Dulce Melos/Mark Hummel: Das classic produktion osnabrück, Ge orgs ma rien - Lochamer Liederbuch, Wach auf mein hort der hütte 2008, 1 CD, cpo 777 304-2

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Neues aus der Holzbläserwelt

Inés Zimmermann „Austausch zwischen Individualisten“ – die European Recorder Players Society (ERPS)

che Leidenschaft verfolgen. Gleichzeitig ist es ein Zu sam - menschluss von absoluten In di vi du a listen, mit unter- schiedlichen Er fahrungs ho ri - zon ten und Motiven, sich der ERPS anzuschließen. Dies positiv zu sam menzubringen und einen befruchtenden Aus tausch herzustellen sehe ich als eine der Haupt auf - gaben an. Es gibt viele Ideen und Chancen, aber auch eini- ge Hindernisse, die überwun- den werden wollen. Per spek - tiven sind schön, aber es muss auch realistische Chancen für die Umsetzbarkeit geben. Annette John: Im Moment steht die Organisation der 4. Dörte Nienstedt und Annette John Biennale Encounters in Bre - men im Vor der grund. Bre - Bei der neuen Präsidentin der ERPS Dörte men ist eine sehr offene, tolerante Stadt; es gibt Nien stedt und ihrer Vizepräsidentin Annette eine fantastische Ausbildung im Bereich der John laufen im Moment Computer und Te le - Alten und der Neuen Musik, und auch dadurch fone heiß, denn die 4. Biennale mit dem Titel gibt es hier eine sehr interessante, bunte und Encounters vom 24.–26. Oktober 2008 an der vielfältige Musikszene. Hochschule für Künste Bremen steht vor der Dörte Nienstedt: Die Hochschule für Künste Tür. Mit Konzerten, Vorträgen und Dis kus - zieht viele Block flötisten nach Bremen, die sionsforen stellt sich der junge Verein dar und dann in Bremen bleiben und in dieser schönen wirbt um neue Mitglieder. (Festivalprogramm Stadt Fuß fassen. Wir haben sehr gute Spieler unter www.erps.info) und in der Folge natürlich auch tolle Ensembles Dynamisch und energiegeladen präsentieren und engagierte Pä da gogen. Die besten Vor aus - sich auch die beiden Festivalleiterinnen und setzung, die Biennale hier abzuhalten. schätzen ihr Engagement und die Mög lich kei - Die beiden Blockflötistinnen haben bei Han ten für die ERPS mit typisch norddeutschem Tol studiert und kennen sich bereits viele Jahre. Understatement ein: Seit kurzem sind sie auch Hochschul-Kol le - Dörte Nienstedt: Die ERPS ist für mich im ginnen, denn Annette John wurde in den Do - Grundsatz ein Pool von Menschen, die die glei- zen tenkreis der HfK Bremen aufgenommen.

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Das Berufsbild für Blockflötisten als ausübende Vorbereitung für den Künstler hat sich in den letzten 20 Jahren ge - Solowettbewerb wandelt: „Blockflöte“ Dörte: Das Spielerniveau auf der Blockflöte ist bei Jugend musiziert enorm gestiegen, nur gut auf seinem Instrument & Vorspielsituationen zu sein, reicht nicht mehr aus. Aussagekräftige Programmkonzeptionen, Viel sei tigkeit und Flexi bilität sind Voraussetzungen, um auf dem freien Markt bestehen zu können. Außerdem Kurs mit braucht es ein Netzwerk an Kontakten und eine Prof. Myriam Eichberger, Weimar glückliche Hand, sich selbst vermarkten zu kön- nen. Die Präsentationsmöglichkeiten sind viel- Samstag, 22. November 2008 fältig, kosten aber auch viel Energie und Zeit. Auf der anderen Seite können wir heute mit Berufsfachschule für Musik Selbstbewusstsein sagen: Ich bin Blockflötist! Oberfranken Annette: Durch die Fokussierung auf den dar- Kulmbacher Str. 44 · 96317 Kronach stellenden Künstler bietet die ERPS jedem Spieler die Möglichkeit der ganz individuellen Kosten 40/20 €Erwachsene künstlerischen Darstellung, des Kontaktes und 20/10 €Schüler des Austausches – sowohl auf der Homepage als Infos Tel. 09261 91314 auch bei den Biennalen. [email protected] Dörte: Das Profil der ERPS spricht Block flö - tisten verschiedenster Tätigkeitsbereiche und Spielniveaus an, also nicht nur die „Arri vier - ten“, sondern auch Studenten und Spieler im semiprofessionellen Bereich. In der Vielfalt liegt Musik ist ... die Stärke! Wir versuchen gerade, unter den Studenten zu werben, um generationsübergrei- fend Kontakte herzustellen und Erfahrungen mit frischen Ideen zu mixen. Es ist nicht schwierig, neue Mitglieder zu wer- ben, wenn man sich die Vorteile der ERPS- Mitgliedschaft anschaut: Fachlichen Austausch, europaweite Vernetzung von Spielern und Blockflötenbauern, die Biennale mit der Mög - lich keit einer eigenen Konzert- oder Aus stel - lungspräsentation, kostenlose Teilnahme am ... ein Lichtstrahl im Nebel des Daseins Festival, Darstellung der Mit glieder auf der Internetseite und nicht zuletzt der unschlagbar günstige Vereinsbeitrag. Zu dem ist die ERPS ein kleiner Verein, in den sich jeder einbringen kann, ohne in der anonymen Masse unterzuge- hen. o HUBER swiss musical instruments

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Gudrun Gleba, Sieglinde Heilig „Lechol isch jesch schem – Jeder hat einen Namen“. Ein ungewöhnliches Projekt

in zwei Workshops unter der An lei - tung von Bart Spanhove (Bel gien) und Winfried Michel (Deutsch land) die Palette der zeitgenössischen Spieltechniken und lernten, sie so einzusetzen, dass sie die mu si ka - lischen Kontraste in den Kom po - sitionen unterstreichen. Beim Landeswettbewerb Jugend musiziert, Kategorie Neue Musik, Das ganze Ensemble erspielten die jungen Mu siker im Hat jeder einen Namen? Zählt dieser Name März in Hannover einen zwei- auch dann noch, wenn der Mensch, dem er ge - ten Platz. In Oldenburg beein- hörte, ausgelöscht wurde? druckten sie zum Abschluss der dortigen Anne-Frank- „Musik ist das Geräusch, das denkt“, sagte Vic - Aus stellung Organisatoren tor Hugo. Wie viel Musik mit denken, nach- wie Zuhörer gleichermaßen. denken und gedenken zu tun haben kann, zeigt das Blockflötenensemble Olegretto der Mu sik - Nun plant das Ensemble wei- schule Sieglinde Heilig aus Oldenburg mit sei- tere Aufführungen in Schulen nem Stück Lechol isch jesch schem. Ba sie rend und an Gedenkstätten sowie auf dem Besuch in der Holocaust-Ge denk stätte als Höhepunkt eine erneute Yad Vashem während einer Kon zert reise durch Konzertreise nach Israel, dort- Israel im Jahr 2007 entstand allmählich eine hin, wo die Idee zu diesem musikalisch-dramatische Col lage. Darin setzen Pro jekt geboren wurde. Spon - Nora mit den Steinen für die Zuggeräusche sich die 18 jungen Mu si ker im Alter von 10-18 so ren werden noch ge sucht. Jahren mit Texten und Schicksalen von Jeder hat einen Namen. Die Erinnerung an Jugendlichen im Holocaust und anderen Texten diese Namen können die Menschen, denen sie von Verfolgten der NS-Zeit auseinander und gehörten, nicht zurückholen. Aber sie erweist verarbeiten sie zu einem Stück über geraubte ihnen den gebührenden Respekt. Das Ensemble Kindheit, Schmerz und Tod, aber auch über die Olegretto tut dies mit dem ihm zu Gebote ste- Chance der verzeihenden Erinnerung. henden Mittel: mit Frans Geysens Lichtspleten, Teile aus seiner Musik. Komposition Installaties, sowie Stücke aus sei- Aktuelle In for ma tio - nem Großen Quartettbuch arrangierte Sieg - nen über weitere Auf - linde Heilig zusammen mit traditionellen jiddi- füh run gen des Melo - schen Melodien und weiteren Klang bil dern zu drams Lechol isch jesch einem Melodram für wechselnde Be set zungen schem erfährt man über (von Sopranino bis Subbass). Die Um set zung die Homepage des verlangt sowohl spielerische Technik auf Ensembles: www.ole hohem Niveau als auch große künstlerische gretto.de. o Einfühlung in die Kompositionen. Um dies nach den Vorstellungen des Komponisten zu realisieren, erarbeiteten die Ensemblemitglieder Besen für Klangsplitter

TIBIA 4/2008 315 Veranstaltungen

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23.10.–26.10.2008 29. Musikinstrumentenbau- (Flöte), Simon Standage (Violine), Anja Symposium, Ort: Kloster Michaelstein/Harz, Breuer (Klavier), Info: Akademie für Alte Ge schichte, Bauweise und Repertoire der Kla - Musik in Baden Württemberg, Ahornweg 33, ri netteninstrumente, Fachleute aus Deutsch - 71155 Altdorf, Tel.: +49 (0)7031 606644, Mobil: land, der Schweiz, Österreich, Schweden, +49(0)172 790 6760, [email protected], Slowakei, den Niederlanden und den USA wer- www.aamwue.de den zum Thema referieren. Info: Kloster Mi - 29.10.–02.11.2008 Workshop im Rahmen des Oktober cha elstein (Musikinstitut für Auf füh rungs - Renaissancefestivals, Ort: Wittenberg, Leitung: praxis), www.kloster-michaelstein.de Thomas Höhne, mit M. van Lieshout (hist. 25.10.2008 Workshop: Gewinnoptimierung, Ort: Improvisation, Blfl.), I. Voelkner, B. Stilz (hist. Kassel, Kulturhaus Dock 4, für private Mu sik - Blasinstr.), H. Faust-Peters (Vdg., Fidel) I. lehrer und Musikschulinhaber, Leitung: Ellen Klein (Vdg.), R. Gehler (Dudelsack; 31.10.– Svoboda, Info: DTKV Nordhessen e.V., Tel.: 02.11.), Chr. Burmester (Ges.), M. Greb (hist. +49 (0)561 9207788, www.tonkuenstler-nord Tanz; 31.10.–02.11.), Ges. Friedrich (Kinder- hessen.de und Jugendarbeit), Info: Wittenberger Hof - 25.10.2008 Spieltag im Ibach-Haus, Ort: Schwelm, kapelle, Th. Höhne, Pfaffengasse 5, 06886 „ein danserey mit Händels Wassermusik“, es Lutherstadt Wittenberg, Tel.: +49 (0)3491 werden einige Sätze erarbeitet und ein Tänzer 437805, www.wittenberger-renaissancemusik.de begleitet, Leitung: Wolf Meyer und Christian 29.10.–02.11.2008 Kurs für Barockorchester und Heim, Info: early music im Ibach-Haus, Wil - Kammermusik, Ort: Altdorf bei Böblingen, für helmstr. 43, 58332 Schwelm, Tel.: +49 (0)2336 Traversflöte, Blockflöte, Barockoboe, Violine, 990290, [email protected], www.block Viola, Cello (Viola da gamba), Violone, Cem - floetenladen.de balo, Leitung: Ulrike Engelke, Info: Aka demie 28.10.–02.11.2008 Wittenberger Renaissance für Alte Musik in Baden-Württemberg e.V., Musikfestival, Ort: Wittenberg, Thema: Luthers Ahornweg 33, 71155 Altdorf, Tel.: +49 (0)7031 Ankunft in Wittenberg – mitteldeutsche und 606644, Fax: +49 8097031 604324, Mobil: +49 europäische Musik um 1500, das Festival bein- (0)172 7906760, [email protected], www. haltet zahlreiche Konzerte, Vorträge und ein aamwue.de Workshop für historische Instrumente, Info: 30.10.–02.11.2008 Meisterkurs Traversflöte, Ort: Thomas Höhne, Pfaffengasse 5, 06886 Luther - Forum Artium, Am Kasinopark 1-3, 49124 stadt Wittenberg, Tel.: +49 (0)3491 437805, Georgsmarienhütte, Leitung: Prof. Barthold Mobil: +49 (0)172 3560908, mail@wittenberger- Kuijken (Brüssel), Info: Forum Artium, Tel.: renaissancemusik.de, www.wittenberger-renais +49 (0)5401 34160, Fax: +49 (0)5401 34223, sancemusik.de [email protected], www.forum-artium.de 29.10.2008 Konzert: Kammermusik aus Vorklassik 30.10.–02.11.2008 11. Mitteldeutsche Heinrich- und Klassik, Ort: Stadthalle Holzgerlingen, Schütz-Tage: „Musik und Bildung“, Ort: Dresden, 20.00 Uhr, mit Sonaten für Violine, Klavier von Konzerte mit dem Vocal-Concert Dresden, W. A. Mozart (Sonate B-Dur, KV 454) G. F. Dresdner Instrumental-Concert, Peter Kopp, Pinto, Sonaten für Flöte und Klavier von F. A. Cappella Sagittariana Dresden, Norbert Hoffmeister (Sonata in G, op.14), J. G. Tromlitz Schuster, Dresdner Barockorchester, Säch si - (Sonate G-Dur) sowie Triosonaten von C. sches Vocalensemble, Matthias Jung u. a., Vor - Stamitz und Ph. E. Bach, Internationales Kam - träge, Info: Dresdner Hofmusik e.V., Tel./Fax: mer ensemble der AAMBW: Ulrike En gelke +49 (0)351 8012815, www.dresdner-hofmusik.de

316 TIBIA 4/2008 em fueeoxtoln.e www.edition [email protected], heim, Info: Kip 77971 pen Kurses, 1a, Uhlandstr. - Kurz, des Johannes Block Mittelpunkt flö - ten mit im orchester Zusammenhang im werk parnass.de Hand dirigent. und - Probengestaltung aufbau, Pro wie Themen ben stehen daneben - geprobt, ek vn e Rnisne i zr Moderne zur bis Renaissance der von Werke Renaissanceinstrumenten, Leitung: Leitung: Renaissanceinstrumenten, demie.de (0)8342 info@modaka 40799, (0)8342 +49 +49 Fax: 9618-0, Tel.: Marktoberdorf, 87616 19, Kurfürstenstr. Marktoberdorf, Musikakademie Türk-Espitalier Franz Jürgen Leitung: Körperbewusstsein, und Flötenkunst , an diesem Wochenende werden Wochenende diesem an Kurz, hannes Leitung: Schwanau-Nonnenweier, 77963 e. +9 041 082 info@loebnerblock www.loebnerblockfloeten.defloeten.de, 702852, (0)421 +49 Tel.: Bremen, Blockflötenzentrum Info: V:Künning, Kurs Leitung Bremen, trum Ente i de . hs ist Phase 2. www.aamwue.deInfo: möglich, noch die in Einstieg Engelke, Ulrike Leitung: Laien, interessierte und flötengruppen Musiklehrer, Er Block für von Erzieher,Leiter und zieherinnen - Phasen 6 in dungs lehrgang otecrtee oaitn n Silr von Spieler und Vokalisten fortgeschrittene TIBIA 4/2008 TIBIA auf dich „Mache Consortkurs 07.11.–09.11.2008 für Kurs und Ensembleleitung, „Stimmwerck“ flö tenorchesters Block des - Probenwochenende 07.11.–09.11.2008 FluteFit, 07.11.–09.11.2008 Renaissance“, der musik „Weih V: nachts Ensemblekurs - 07.11.–09.11.2008 Phase, 2. 05.–09.11.2008 Kurs „die Blockflöte im Unterricht“, bliebene, Jung ge für - Blockflötenwoche 01.11.–08.11.2008 4 ()1 300, a: 4 ()1 8360001, (0)81 +41 [email protected], Fax: 8360000, (0)81 +41 Tel.: Laudinella, Hotel Info: Zusammenspiels, des Ensemble- Grundlagen und Blockflöten für zwölfstimmige Literatur bis drei- Thema: Leitung: Moritz, n wre Licht“, werde und November r: oe Luiel, H70 St. CH-7500 Laudinella, Hotel Ort: r: aenc b Griz Fort bil Görlitz, - b. Jauernick Ort: (Hamburg) und und (Hamburg) Fakut, no Bayerische Info: (Frankfurt), r: v Diakonissenhaus, Ev. Ort: r: ug üseek für Fürsteneck, Burg Ort: atn Joos Martina r: Block flö Ort: ten zen - r: Marktoberdorf, Ort: Ebba-Maria Alexandra (Zürich), Sabine Jo - e. +9 034 932, a: 4 (0)3944 +49 Fax: 903029, (0)3944 Blan ken +49 burg, 38889 Tel.: 3, Michaelstein praxis, Auf für Musikinstitut – füh Michaelstein rungs - Eichberger agre, e. +9 056 960 Fx +49 www.iam-ev.de996310, (0)5461 Fax: 99630, (0)5461 +49 Tel.: Malgarten, Bramsche- 49565 1a, Klostergarten Am Musik, Müller Cassola enad Klapprott Bernhard enLc Boudreau, Jean-Luc 16.00 Uhr Ausstellung mit: 83 Shem Tl: 4 ()36 990290, (0)2336 www.blockfloeten +49 [email protected], Tel.: Schwelm, 58332 ilnel, ebl/lvcod Leitung: Cembalo/Clavichord, gamba, Violoncello, da Viola Violine/Viola, Blockflöte, – Jahrhunderts 18. des Kammermusik und Solo- 17. Jahrhundert, Leitung: Jahrhundert, 17. If: uihf eefl, R. Fesenfeld, Waldeck,[email protected] Musikhof Info: Rappold, Ilsa 81.08 . lcföetg m Ibach-Haus, im Blockflötentag 1. 08.11.2008 Lauten, und Gamben Blockflöten, für Ensemblekurs 08.11.2008 Worte, ohne Chansons – 1500 um Ensemblemusik Blockflötenkurs: 08.11.2008 31.1.120 Smnr ü Sl- n Kam- und Solo- für Seminar 13.11.–16.11.2008 4 ()2 779, a: 4 ()2 788102, (0)721 +49 [email protected],www.musiklaedle.eu Fax: 707291, (0)721 +49 Tel.: Karlsruhe, 76149 3, Leopoldshafenerstr. Leitung: delt, behan- 1500 um Handschriften italienischen in Chanson-Repertoires flämisch-burgundischen des Bearbeitungen instrumentalen die werden Ensemblekurs mit mit Steenhoven Ensemblekurs van mit Meisterkurs Karel Uhr 11.00–13.30 Schwelm, Cranmore laden.de 43, Wilhelmstr. Ibach-Haus, im music early Leenhouts, Paul mermusik, Eta ie 3 Jahre 30 – Time mit ALSQ Extra Quartet: Stardust Lange, 16.30UhrKonzert:AmsterdamLoeki Musikinstrumententaschen, BeLaMusic, Co) If: n. retkes für Arbeitskreis Int. Info: (Chor), (Ensemble) und und (Ensemble) Ort: Kloster Michaelstein, Deutsche Michaelstein, Kloster Ort: , , , Brüggen Daniel Ort: Fesenfeld, Musik des 16. und 16. des Musik Fesenfeld, Ort: Mieroprint, Wia) If: tfug Kloster Stiftung Info: (Weimar), oi Diesen Bodil , Info: Flautando, Info: Form, Michael , Info: Steenhoven, van Karel al Leenhouts Paul din Breukink, Adriana Wia) und (Weimar) Veranstaltungen Edition TreEdition Fontane , Rainer WaldeckRainer 1.01.0 Uhr 11.00–13.30 , Stephan Blezinger, , , Ort: Karlsruhe, es Karlsruhe, Ort: ne Christina Anke eto Driever , Bertho oi Kulossa Doris rua Kurz- Ursula 13.30– , Myriam Ort: Tim und 317 , Veranstaltungen

903030, [email protected], 28.11.2008 Lichtbildervortrag, Ort: Wienhausen, www.kloster-michaelstein.de Karsten Erik Ose über „Symbolische Be deu - 13.11.–16.11.2008 33. Tage Alter Musik: „Für dich. tung von Musik in der Bildenden Kunst des 16. Für mich. Für alle. ‚Öffentlich’ und ‚Privat’ in der bis 18. Jahrhunderts“, Info: Kloster Wien - Musik vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert“, hausen, An der Kirche 1, 29342 Wienhausen, Ort: Herne, Konzerte mit Elbipolis, Ensemble Tel.: +49 (0)5149 1866-0, Fax: +49 (0) 5149 Daedalus, Bell’Arte Salzburg, Chorus Musicus 1866-39, [email protected], www. Köln, Das Neue Orchester, Ensemble Phoenix wienhausen.de Munich, L’Orfeo-Barockorchester, Diabolus in 28.11.–30.11.2008 Basiskurs für Querflöte, Ort: Musica, Christian Rieger, Gesualdo Consort, Staufen, Spielmethodik, Atmung, Ansatz, Ton - La Venexiana u. a., Kulturpolitisches Forum bildung, Intonation, Ensembleliteratur, Kör - (15.11.), Musikinstrumenten-Messe, Sym po - per haltung, instrumentenspezifische Be son - sium, Info: Stadt Herne, Fachbereich Kultur, derheiten, für Instrumentalisten aus den Mu - Th. Schröder, Willi-Pohlmann-Platz 1, 44623 sikvereinen und fortgeschrittene Jung mu siker, Herne, Tel.: +49 (0)2323 16-2839, Fax: +49 Leitung: Angeles Gomez, An mel de schluss: (0)2323 16-2977, www.tage-alter-musik.de 15.10.2008, Info: BDB Musikakademie, Alois- 14.11.–16.11.2008 Kammermusik – Neue Musik – Schnorr-Str. 10, 79219 Staufen, Tel.: +49 (0)7633 Improvisation, Ort: Osterode, gemeinsames 7015, Fax: +49 (0)7633 7016, info@bdb-musik- Musizieren von Werken unterschiedlicher akademie.de, www.bdb-musikakademie.de Epochen wobei die Musik unserer Zeit ein- 28.11.–30.11.2008 Basiskurs für Oboe und Eng - schließlich Improvisation und Live-Elektronik lischhorn, Ort: Staufen, Spielmethodik, At - einen unverzichtbaren Raum einnimmt, für mung, Ansatz, Tonbildung, Intonation, En sem - Blockflötisten, Holzbläser, Blechbläser, Strei - bleliteratur, Körperhaltung, instrumentenspezi- cher, Gitarristen und andere Instrumentalisten, fische Besonderheiten, für Instrumentalisten Leitung: Helmut W. Erdmann, Info: JMD – aus den Musikvereinen und fortgeschrittene LV-Niedersachsen, An der Münze 7, 21335 Jung musiker, Leitung: Roland Hensler, An - Lüneburg, Tel./Fax: +49 (0)4131 309390, erd [email protected] mel deschluss: 15.10.2008, Info: BDB Mu sik - akademie, Alois-Schnorr-Str. 10, 79219 Staufen, 15.11.2008 Workshop: When I am 64, Ort: Tel.: +49 (0)7633 7015, Fax: +49 (0)7633 7016, Würzburg, Musikunterricht mit älteren Men - [email protected], www.bdb-musik schen – wie?, Leitung: Ellen Svoboda, Info: akademie.de Vielfalt Seminare, Tel.: +49 (0)931 9916269, www.strategischer-arbeitskreis.de 28.11.–30.11.2008 Basiskurs für Fagott, Ort: Staufen, Spielmethodik, Atmung, Ansatz, Ton - 21.11.–22.11.2008 Neue Musik – Computermusik – bildung, Intonation, Ensembleliteratur, Kör - Live-Elektronik, Ort: Osterode, Erörterungen per haltung, instrumentenspezifische Be son der - geschichtlicher und theoretischer Hintergründe heiten, für Instrumentalisten aus den Musik - sowie ausgewählte Werke live-elektronischer vereinen und fortgeschrittene Jungmusiker, Musik internationaler Studios bieten In for - Leitung: Helen Bath, Anmeldeschluss: mationen über Möglichkeiten elektronischer 15.10.2008, Info: BDB Musikakademie, Alois- Klanggestaltung, es werden mit In stru ment/ Schnorr-Str. 10, 79219 Staufen, Tel.: +49 (0)7633 Stimme, Synthesizern, Modulationsgeräten und 7015, Fax: +49 (0)7633 7016, info@bdb-musik Effektgeräten Klangerweiterungen experimen- akademie.de, www.bdb-musikakademie.de tell erprobt, Leitung: Helmut W. Erdmann und Claus-Dieter Meier-Kybranz, Info: JMD 29.11.2008 Spieltag im Ibach-Haus, Ort: Schwelm, – LV-Niedersachsen, An der Münze 7, 21335 Musik zur Advents- und Weih nachts zeit, Lei - Lüneburg, Tel./Fax: +49 (0)4131 309390, erd tung: Heida Vissing, Info: early music im [email protected] Ibach-Haus, Wilhelmstr. 43, 58332 Schwelm,

318 TIBIA 4/2008 Veranstaltungen

Tel.: +49 (0)2336 990290, info@blockfloeten für Alte Musik in Baden Württemberg, Ahorn - laden.de, www.blockfloetenladen.de weg 33, 71155 Altdorf, Tel.: +49 (0)7031 06.12.–07.12.2008 Flötenwettbewerb für 606644, Mobil: +49 (0)172 790 6760, Ulrike. Amateure, Ort: Frankfurt, in Zusammenarbeit [email protected], www.aamwue.de mit Dr. Hoch’s Konservatorium veranstaltet die 09.01.–11.01.2009 Blockflöte und Cembalo, Ort: Januar Deutsche Gesellschaft für Flöte e.V. einen Schloss Engers (nahe Koblenz), Wett be werbs - Amateurwettbewerb. Teilnehmen können alle vorbereitung für Solisten und ihre Begleiter, Flötistinnen und Flötisten ab 21 Jahren, die dies auch für die Solowertung des Wettbewerbs nicht beruflich ausüben bzw. ausgeübt haben „Jugend musiziert“, Leitung: Bettina Seeliger und auch kein Musikstudium absolvieren/ (Cembalo) und Martin Heidecker (Blockflöte), absolviert haben. Anmeldeschluss: 01.11.2008. Info: Landesmusikakademie Rheinland-Pfalz

Dezember Kategorien: Flöte solo, Flöte im Ensemble und auf Schloss Engers, www.landesmusikakade Flöte und Klavier (ein offizieller Kla vier be - mie.de gleiter steht zur Verfügung, Probezeiten wer- 09.01.–11.01.2009 Kurs für Flöte/Traversflöte und den am Wettbewerbstag zugeteilt). In allen Cembalo, Ort: Forum Artium, Am Kasinopark Kategorien sind zwei komplette Werke aus ver- 1-3, 49124 Georgsmarienhütte, Leitung: Klaus schiedenen Epochen nach eigener Wahl vorzu- Holsten und Beata Seemann, Info: Forum bereiten. Länge des Vortrags in der 1. und 2. Artium, Tel.: +49 (0)5401 34160, Fax: +49 Runde: jeweils zwischen 10 und 15 Minuten. (0)5401 34223, [email protected], www. Die Jury behält es sich vor, einzelne Sätze aus forum-artium.de mehrsätzigen Werken zum Vortrag auszuwäh - len. Info: [email protected], www.floete.net 17.01.2009 Spieltag im Ibach-Haus, Ort: Schwelm, Englische Ensemblemusik gestern und heute, 11.12.–14.12.2008 Meisterkurs Flöte, Ort: Forum Leitung: Daniel Koschitzki, Info: early music Artium, Am Kasinopark 1-3, 49124 Ge orgs ma - im Ibach-Haus, Wilhelmstr. 43, 58332 rienhütte, Leitung: Prof. Andrea Lieberknecht Schwelm, Tel.: +49 (0)2336 990290, info@ (Hannover), Info: Forum Artium, Tel.: +49 blockfloetenladen.de, www.blockfloetenla- (0)5401 34160, Fax: +49 (0)5401 34223, info@ den.de forum-artium.de, www.forum-artium.de 24.01.2009 Blockflötenkurs: Wege zu J. S. Bach, 12.12.–14.12.2008 Kammermusik – Neue Musik – Ort: Karlsruhe, in diesem Kurs soll versucht Improvisation, Kursbeschreibung und Infos werden, an Hand von sinnvollen Bearbeitungen siehe Termin vom 14.11.–16.11.2008 einen erweiterten Zugang zum Gesamtwerk zu 19.12.–20.12.2008 Neue Musik – Computermusik – ermöglichen, Analysen und spieltechnische Live-Elektronik, Kursbeschreibung und Infos Hinweise ergänzen sich bei dieser Erweiterung siehe Termin vom 21.11.–22.11.2008 des Blockflötenrepertoires, Leitung: Prof. 20.12.2008 Konzert: Per La Notte Di Natale, Ort: Dorothee Oberlinger und Prof. Gerhard Kongresshalle Böblingen/Württembergsaal, Braun, Info: Flautando, Leopoldshafenerstr. 3, 20.00 Uhr, Weihnachtskonzerte und Kantaten 76149 Karlsruhe, Tel.: +49 (0)721 707291, Fax: von Albinoni, Vivaldi, Scarlatti, Torello, Man - +49 (0)721 788102, [email protected], www. fredini, Bach und Telemann, Internationales musiklaedle.eu Barockorchester der Akademie für Alte Musik 31.01.2009 2. Blockflötentag im Ibach-Haus, Ort: in Baden-Württemberg, Leitung: Simon Stan - Schwelm, 11.30–14.30 Uhr Blockflötenklinik dage, Solisten: Simon Standage (Barock - mit Mollenhauer Blockflötenbau, 11.00–14.00 violine), Janos Pilz (Barockvioline), Ulrike Blockflötentechnik in all ihren Facetten – Engelke (Traversflöte u. Blockflöte), Achim Workshop mit Han Tol, 15.00 Uhr Ideen, Dannecker (Blockflöte), Marec Stryncel Initiativen und Erfahrungen mit La Fon te gara (Barockcello), N.N. (Gesang), Info: Akademie Amsterdam – Gespräch mit Saskia Coolen

TIBIA 4/2008 319 Veranstaltungen

und Peter Holtslag, 16.30 Uhr Konzert: La Infos, Austausch …, mit Andreas Küng oder Fontegara Amsterdam: Ten years after … – ein Geri Bollinger, 11.00–14.00 Uhr Duette – aber Revival mit Saskia Coolen, Peter Holtslag und bitte selbstgemacht! Improvisieren, Schreiben, Han Tol, Info: early music im Ibach-Haus, Spielen einer 2. Flötenstimme, oder: Aller Wilhelmstr. 43, 58332 Schwelm, Tel.: +49 Anfang ist leicht. Workshop mit Winfried (0)2336 990290, [email protected], Michel, 15.00 Uhr 75 Jahre Küng Block - www.blockfloetenladen.de flötenbau – der Blick zurück und nach vorn. Gespräch mit Andreas Küng oder Geri 14.02.2009 Spieltag im Ibach-Haus, Ort: Bollinger, 16.30 Uhr Konzert: Dorothee Schwelm, Big Band Music – Arrangements für Oberlinger, Maurice Steger, Alexander großes Blockflötenensemble, Leitung: Nadja Puliaev: A due, a tre – ein bunter Mix für zwei Schubert, Info: early music im Ibach-Haus, Blockflöten oder Blockflöte(n) und Cembalo, Wilhelmstr. 43, 58332 Schwelm, Tel.: +49 Info: early music im Ibach-Haus, Wilhelmstr. (0)2336 990290, [email protected], 43, 58332 Schwelm, Tel.: +49 (0)2336 990290, www.blockfloetenladen.de [email protected], www.blockfloeten 25.02.–01.03.2009 Meisterkurs Flöte, Ort: Forum laden.de Artium, Am Kasinopark 1-3, 49124 Ge orgs ma - 28.03.2009 Blockflöteninstrumente vom Mittelalter rienhütte, Leitung: Prof. Wally Hase (Weimar), bis zur Gegenwart, Ort: Karlsruhe, an Hand von Info: Forum Artium, Tel.: +49 (0)5401 34160, Originalinstrumenten und Kopien aus seiner Fax: +49 (0)5401 34223, [email protected], eigenen Sammlung demonstriert Peter www.forum-artium.de Thalheimer den Wandel in der Geschichte der 07.03.2009 3. Blockflötentag im Ibach-Haus, Ort: Blockflöte, Info: Flautando, Leo polds ha fe ner - Schwelm, 11.30–14.30 Uhr Ausstellung und str. 3, 76149 Karlsruhe, Tel.: +49 (0)721 707291, Reparaturen vor Ort mit Ralf Ehlert, 11.00– Fax: +49 (0)721 788102, [email protected],

März 13.00 Uhr Küng Blockflötenbau: Beratung, www.musiklaedle.eu

Impressum TIBIA · Magazin für Holzbläser Erscheinungsweise: viermal jährlich – Januar, April, 33. Jahrgang · Heft 4/2008 Juli, Oktober. Redaktionsschluss: 15. November, 15. Februar, 15. Mai und 15. August Herausgeber: Sabine Haase-Moeck, Michael Schneider, Peter Thalheimer Bezugskosten: Jahresabonnement im Inland € 20,00, Schriftleitung: Sabine Haase-Moeck Ein zelheft € 6,50; Jahresabonnement im Ausland E-Mail: [email protected] € 22,50; zuzüglich Versand kosten Anschrift der Redaktion: Anzeigenverwaltung: Ulrich Gottwald, Moeck Musikinstrumente +Verlag e. K., Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K. Postfach 31 31, D-29231 Celle Postfach 31 31, D-29231 Celle Telefon: 05141/88 53 0, Fax: 05141/88 53 42 Telefon : 05141/88 53 67, Fax: 05141/88 53 42 E-Mail: [email protected] E-Mail für redaktionelle Beiträge: 1 Zur Zeit gilt Preisliste Nr. 19, € 30,00 ( /16 Seite, s/w) [email protected] 1 Gezeichnete Beiträge stellen nicht unbedingt die Mei- bis € 525,00 ( /1 Seite, 4c) zuzüglich Mehrwertsteuer; nung der Herausgeber, der Schriftleitung oder des anfallende Satz- und Bearbeitungs kosten werden ge- Verlages dar. Sämtliche Rechte für alle Länder blei- sondert in Rechnung gestellt. ben vorbehalten. Nachdruck – auch teil weise – nur Anzeigenschluss: 1. Dezember, 1. März, 1. Juni, mit vorheriger Genehmigung des Verlages. Für 1. September unver langt eingesandte Manuskripte und Fotos Satz: Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K., Celle übernehmen Verlag und Redaktion keine Haftung. Druck: müllerDITZEN, Bremerhaven Die Redak tion behält sich vor, Leserbriefe gekürzt zu © 2008 by Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K., Celle, ver öf fentlichen. Printed in Germany, ISSN 0176-6511

320 TIBIA 4/2008 Termin: Samstag, 31. Januar 2009, 10.00–17.00 Uhr Ort: Kreistagssaal, Trift 26, 29221 Celle

Seminar 1

mit Erik Bosgraaf

Musica Spaziale – Musik im Raum Erik Bosgraaf (geb. 1980) gilt weltweit als einer der begabtesten und vielseitigsten Blockflötisten der neuen Generation. „Bosgraaf’s virtuosity is stunning, as is his artistry“, schrieb The Gramophone an- lässlich der Veröffentlichung seiner 3-CD-Box (Brilliant Classics), die er den Werken Jacob van Eyk- ks aus Der Fluyten Lust-hof widmete. „Bosgraafs Virtuosität, und insbesondere sein unanfechtbares Verständnis von jeder Note, die er spielt (…), sind imponierend“, urteilte auch NRC Handelsblad. Mit Werken von van Eyck gab der Blockflötist im Sommer 2007 auf dem Festival für Alte Musik in Utrecht sein Solodebüt. Bosgraafs Interesse an zeitgenössischer Musik sieht er unter anderem gestaltet in der Zusammenar- beit mit dem Gitarristen Izhar Elias. Das Duo hat dreißig Kompositionen weltweit uraufgeführt. Erik Bosgraaf unterrichtet und konzertiert in Europa, den USA, Südostasien und Australien. Im Ju- ni wurde seine neue CD mit den zwölf Fantasien von Telemann und der Bach-Partita BWV 1013 bei Brilliant Classics veröffentlicht. Nach dem sehr erfolgreichen Seminar über Dynamik auf der Blockflöte, das Erik Bosgraaf im Mai 2008 gehalten hat, konnten wir ihn nun für ein Ensemble-Seminar gewinnen. Diesmal geht es um Werke aus verschiedenen Epochen, von der Renaissance-Polyphonie bis zu zeitgenössischen Klän- gen. Unter Leitung von Erik Bosgraaf werden einige Stücke für große Besetzung einstudiert. Dabei wird besonders die Aufstellung im Raum und die theatralische Auswirkung im Vordergrund stehen. Durch die besondere akustische Wirkung einer großen Gruppe Blockflötisten und die sogenannte „kontrollierte Improvisation“ werden sich neue Klangwelten eröffnen. Das Seminar eignet sich für gute Spieler, die vielleicht schon Ensemble-Erfahrung haben, sowie für ganze Ensembles, die auf der Suche nach neuen Impulsen sind. Die Noten stehen während des Seminars leihweise zur Verfügung. Teilnahmegebühr € 40,00

Weitere Informationen und Anmeldung: Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K., Lückenweg 4, D-29227 Celle · Tel. 05141-8853-0 · [email protected] · www.moeck.com Veranstalter: Moeck Musikinstrumente + Verlag e. K. und Kreismusikschule Celle 1<‚'~ ‚}‚  &~ ^%~€T Samstag, 8. November 2008 1. Blockflötentag 11 oo –13 3o Meisterkurs mit Karel van Steenhoven 11 oo –13 3o Ensemblekurs mit Paul Leenhouts Samstag, 7. März 2009 13 3o –16 oo Ausstellung mit: Samstag, 31. Januar 2009 3. Blockflötentag Stephan Blezinger 2. Blockflötentag Jean-Luc Boudreau 11 3o –14 3o Ausstellung und Reparaturen Adriana Breukink, Tim Cranmore, 11 3o –14 3o Blockflötenklinik vor Ort mit Ralf Ehlert Bodil Diesen, Doris Kulossa; mit Mollenhauer Blockflötenbau 11 oo –13 oo Küng Blockflötenbau: BeLaMusic, Mieroprint, 11 oo –14 oo Blockflötentechnik Beratung, Infos, Austausch... Edition Tre Fontane; in all ihren Facetten. mit Andreas Küng Musikinstrumententaschen, Workshop mit Han Tol oder Geri Bollinger Ursula Kurz-Lange 11 oo –14 oo Duette – aber bitte 16 3o Konzert: 15 oo Ideen, Initiativen und Erfahrungen selbstgemacht! Amsterdam Loeki Stardust Quartet mit „La Fontegara Amsterdam“. Improvisieren, Schreiben, Spielen Gespräch mit Saskia Coolen Extra Time – 30 Jahre ALSQ einer 2. Flötenstimme, oder: und Peter Holtslag mit Daniel Brüggen, Bertho Driever, Aller Anfang ist leicht. Paul Leenhouts, 16 3o Konzert: Workshop mit Winfried Michel Karel van Steenhoven La Fontegara Amsterdam 15 oo 75 Jahre Küng Blockflötenbau – Ten years after... – ein Revival der Blick zurück und nach vorn. mit Saskia Coolen, Peter Holtslag, Gespräch mit Andreas Küng Samstag, 25. April 2009 Han Tol oder Geri Bollinger 4. Blockflötentag 16 3o Konzert: 11 3o –14 3o Moeck im Ibach-Haus: Dorothee Oberlinger, Blockflöten, Noten und Reparaturen vor Ort Maurice Steger, Alexander Puliaev 11 oo –14 oo Blockflötenausstellung mit Stephan Blezinger A due, a tre – ein bunter Mix für zwei Blockflöten oder 11 oo –14 oo Bach für’s Blockflötenensemble – Blockflöte(n) und Cembalo Entdeckungen und neue Erfahrungen. Workshop mit Bart Spanhove 15 oo Konzerteinführung mit Manfredo Zimmermann 16 3o Konzert: Flanders Recorder Quartet + Cello, Cembalo Bach – Vivaldi – Purcell. Mit Tom Beets, Bart Spanhove, Anrufen. Reservieren. Joris Van Goethem, Paul Van Loey, Pieter Stas, Bart Jacobs 02336-990290

...und die Spieltage im Ibach-Haus! Sie bringen Ihre Flöten und Notenständer mit, die Ensembleleiter besorgen das Übrige – und gemeinsam geht’s los: immer samstags von 10 bis 16 Uhr .

20.9.08: Herrliche Zugabestücke für 29.11.08: Musik zur Advents- 14.3.09: Liedvariationen und Blockflötenensemble, und Weihnachtszeit, -bearbeitungen mit Bart Spanhove mit Heida Vissing aus dem 17. Jahrhundert, mit Katja Beisch 25.10.08: „ein danserey 17.1.09: Englische Ensemblemusik mit Händels Wassermusik“ gestern und heute, 9.5.09: La bella Italia – – wir erarbeiten einige Sätze mit Daniel Koschitzki eine musikalische Reise und begleiten einen Tänzer, ins Land, wo die Zitronen blühen, mit Wolf Meyer 14.2.09: Big Band Music – mit Lucia Mense und Christian Heim Arrangements für großes Blockflötenensemble, 20.6.09: Folklore – irisch, schottisch, mit Nadja Schubert lateinamerikanisch, mit Susanne Hochscheid