Wege weisen in und

Foto: Caritas Rodgau/Seligenstadt/

Der Ausflug nach Heidelberg Ende Juni war für die Integrationslotsenteams aus Rodgau und Seligenstadt ein Highlight, zumal keiner von ihnen die Stadt bisher kannte. Es war der Wunsch beider Teams, sich nach ihrer Qualifizierung bei der Caritas im November 2017 wieder zu treffen. Für Suraya Schahin war es das erste Mal, dass sie ohne ihre Familie unterwegs war, „eine ganz neue und schöne Erfahrung“. „Mit ihrem Engagement und neuen Erfahrungen tragen die Integrationslotsinnen und -lotsen auch zu ihrer eigenen weiteren Integration bei,“ stellt Karin Effenberger fest. Sie koordiniert als Ehrenamtsbeauftragte des Caritasverbandes im Kreis die beiden Lotsenteams.

In diesen Teams sind bisher ausschließlich Frauen und Männer mit Migrationsgeschichte aktiv, bei der zweiten Gruppe, die im August mit einer Qualifizierung startet, wird auch eine Deutsche dabei sein. Hintergrund, die Lotsengruppen zu gründen, war 2017 die Feststellung von Karin Effenberger, dass sich in den ehrenamtlichen Netzwerken kaum Menschen mit Migrationsgeschichte engagierten. So war das Lotsenprogramm des Landes eine gute Möglichkeit, hier Abhilfe zu schaffen und den Geflüchteten in Rodgau und Seligenstadt weitere Unterstützung beim Ankommen in der neuen Heimat zu bieten.

Über Projektarbeit Nähe schaffen

Suraya Schahin lebt seit 20 Jahren in Deutschland und ist in einem Rodgauer Sprachcafe Ansprechpartnerin und oft auch Übersetzerin für die Frauen aus den Gemeinschaftsunterkünften. Beim heutigen Treffen werden bei der Flüchtlingsberatung der Caritas Waffeln gebacken und mit frischen Erdbeeren verzehrt, durch den Flur der zieht der leckere Duft. Die Frauen tauschen sich teils auf Deutsch aus, untereinander auch in der Heimatsprache. Eine junge Frau ist glücklich und stolz, nach ihrem B1-Sprachkurs nun ein mehrwöchiges Praktikum bei einem Arzt machen zu können, ihr Ziel ist, bald eine medizinische Ausbildung zu beginnen. An anderen Tagen wird gekocht, gebastelt oder genäht, doch die Kommunikation untereinander steht im Vordergrund. Nun wird geplant, selbstgenähte Taschen auf dem Fest der Begegnung im September anzubieten.

Von Suraya Schahin kam der Vorschlag, den Frauen einen größeren Aktionsradius durch das Fahrradfahren zu ermöglichen. Gemeinsam mit dem ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V.) und der Flüchtlingsberatung wurde im Frühjahr eine Verkehrsschulung organisiert, an der Frauen teilnehmen konnten, die bereits Erfahrungen mit dem Fahrradfahren hatten. „Um das Radfahren zu lernen, müssten wir auf einen Übungsplatz, den gibt es im Rodgau leider nicht,“ bedauert sie, will aber nun entsprechende Kontakte nach Offenbach knüpfen.

Kollegialer Austausch und Unterstützung

Suraya Schahin und ihre Teamkollegen arbeiten eng mit den Flüchtlingsberaterinnen und -beratern bei der Caritas zusammen. Über sie oder Karin Effenberger erhalten sie ihre Lotsenaufträge, bei Bedarf aber auch Unterstützung. Vorab wird geprüft, ob die Begleitung der Geflüchteten tatsächlich nötig ist und nicht nur womöglich reine Bequemlichkeit. „Hilfe zur Selbsthilfe steht bei uns an erster Stelle,“ sagt Karin Effenberger. „Aber wichtig sind uns bei der Lotsentätigkeit auch die Wertschätzung von Vielfalt und Sozialraumorientierung.“ Dies vermittelt sie bei der Basisqualifizierung und legt Wert darauf, praktisches, greifbares Wissen zu vermitteln. „Informationen über Gesetzestexte helfen uns da wenig weiter, wichtiger ist zu wissen, wo die Sportvereine sind und wer die Ansprechpartner bei den Behörden sind.“ Für die nächste Qualifizierung will sie noch stärker auf die Abgrenzung Ehrenamt/Hauptamt eingehen, sowie auf das Nein-sagen-können und auf kulturelle Sensibilisierung. „Diese Themen sind im Alltag immer präsent.“ Und sie weiß, dass der Integrationsprozess Zeit braucht, daher findet sie das WIR-Landesprogramm so wichtig und hofft auch weitere Ausweitung. „Wichtig wäre, nicht nur ehrenamtliche, sondern auch die hauptamtliche Koordination zu fördern.“ Dreh- und Angelpunkt der Lotsentätigkeit sind für sie die monatlichen Treffs zum kollegialen Austausch. „Hier geben sich unsere Teams untereinander Tipps, berichten von ihren Erfahrungen und erhalten Hilfestellung. Das gibt Sicherheit im Tun“, betont Karin Effenberger.

Kontakt: Caritasverband Offenbach am e.V. Rodgau/Seligenstadt/Mainhausen, Senefelderstraße 2 a, 63110 Rodgau, Tel: 0151 09291524, [email protected]