Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 7/6276 03.07.2020

Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schrift- lichen Beantwortung

Abgeordneter Hannes Loth (AfD)

Zustand der Löschwasseranlagen im Landkreis

Kleine Anfrage - KA 7/3690

Vorbemerkung des Fragestellenden:

Am 27.04.2020 berichtete die Mitteldeutsche Zeitung über Warnungen vor „großflä- chigen Waldbränden“ im Harz. Außerdem fehlten in Drs. 7/3260 (20.08.2018) diverse Angaben zur Löschwasserausstattung der Gemeinden im Landkreis Harz.

Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Inneres und Sport

Namens der Landesregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt:

Vorbemerkung der Landesregierung:

Die Gemeinden sind gemäß Brandschutz- und Hilfeleistungsgesetz des Landes Sachsen-Anhalt (BrSchG) Träger der Feuerwehr und haben eine örtlich angepasste Risikoanalyse und daraus resultierende Brandschutzbedarfsplanung zu erstellen. Diese enthält regelmäßig auch ein angepasstes Löschwasserkonzept für das Ge- meindegebiet. Das Aufgabenspektrum umfasst damit auch die Löschwasserbedarfs- planung bei Schadensereignissen außerhalb des bebauten Gemeindegebietes. Der Landkreis hat hierbei im speziellen die Aufgabe der fachlichen Beurteilung der von den Gemeinden erhobenen Daten und Konzeptionen und wird gebeten die geschil- derten Maßnahmen aufsichtlich zu verfolgen.

Hinweis: Die Drucksache steht vollständig digital im Internet/Intranet zur Verfügung. Bei Bedarf kann Einsichtnahme in der Bibliothek des Landtages von Sachsen-Anhalt er- folgen oder die gedruckte Form abgefordert werden.

(Ausgegeben am 03.07.2020) 2

Das Land Sachsen-Anhalt unterstützt die Gemeinden mit der Fördermaßnahme der zentralen Beschaffung, welche bereits seit dem Jahr 2013 die Beschaffung von Fahrzeugen auch für das Einsatzspektrum der Vegetationsbrandbekämpfung vor- sieht. Für die Aufgabe der Einsatzvorbereitung und Einsatzplanung im Zuge des vor- beugenden Brandschutzes bietet das Land Sachsen-Anhalt bereits viele Jahre den Weiterbildungslehrgang für Führungskräfte der Feuerwehren „Einsatzplanung und Einsatzvorbereitung“ am Institut für Brand- und Katastrophenschutz in Heyrothsberge an. Diese geschulten Führungskräfte der Feuerwehren können die Gemeinden in Ih- rer Aufgabenerfüllung fachlich unterstützen.

1. Wann wurden die Wasserentnahmestellen der Gemeinden im Landkreis Harz kontrolliert? Bitte den Gemeinden das letzte aktuelle Kontrolldatum mit Ergebnis zuordnen und auflisten.

Die Abfrage der Gemeinden seitens des Landesverwaltungsamtes hat Folgen- des ergeben:

Gemeinde Kontrolle Prüfung erfolgt jährlich Letzte Prüfung: September/Oktober 2019. Ergebnis: alle Anlagen sind funktionstüchtig. Prüfung erfolgt jährlich Letzte Prüfung: 14.02.2020 Ergebnis: ohne Beanstandungen am Prüfung erfolgt alle zwei Jahre Letzte Prüfung: keine Angaben Ergebnis: mangelhaft Prüfung erfolgt jährlich Letzte Prüfung: drittes Quartal 2019 Ergebnis: ohne Beanstandung Falkenstein/Harz Letzte Prüfung: 2018 Ergebnis: leichte Mängel (bereits behoben) (Harz) Prüfung erfolgt jährlich Letzte Prüfung: 2019 Ergebnis: ohne Beanstandung Keine Angaben

2. Nach Drs. 7/3260 (20.08.2018) hatten die Gemeinden , Falkenstein/Harz und keine Löschwasserkonzepte aufgestellt. Wurden diese mittlerweile aufgestellt? Wenn ja, wann? Wenn nein, warum wurde dies nicht unternommen? Bitte begründen.

Nein, die in der Frage aufgeführten Gemeinden haben keine konkreten Lösch- wasserkonzepte aufgestellt. Auf Nachfragen des Landes Sachsen-Anhalt ant- worteten die betreffenden Gemeinden wie folgt: 3

Gemeinde Antwort Oberharz am Brocken Ein Löschwasserkonzept ist entbehrlich und auch nicht verpflichtend, da die Probleme in der geforderten Brandschutzbedarfsplanung beschrieben sind. Es feh- len leider die finanziellen Mittel zur Abarbeitung der Mängel. Eine Freigabe der Mittel wird nicht erteilt.

Falkenstein/Harz Ein Löschwasserkonzept ist in Bearbeitung; Angaben in Risikoanalyse und Brandschutzbedarfsplanung sind enthalten.

Wernigerode Die Stadt Wernigerode gab dazu keine Stellungnahme ab.

Die Gemeinde Falkenstein/Harz wird bis Ende des Jahres ein schlüssiges Löschwasserkonzept vorlegen.

3. Nach Drs. 7/3260 (20.08.2018) wurde der notwendige Investitionsbedarf für die Löschwasserversorgung der Gemeinden im Landkreis Harz (außer Gemeinde Quedlinburg) für 2019 auf 440.000 Euro und 2020 auf 605.000 Euro geschätzt. Erfolgten die Investitionen und wenn ja, was wur- de angeschafft? Bitte je Gemeinde, Objekt, technische Ausstattung des- selben und Kosten (Euro) angeben. Wenn die Investitionen nicht erfolg- ten, bitte entsprechend begründen.

Folgende Investitionen sind von den betreffenden Gemeinden gemeldet wor- den:

Gemeinde Investitionen

Halberstadt 2018: zwei Löschwasserzisternen mit 80 m³; Investiti- onssumme 110.000,00 Euro Keine Umsetzung der geplanten Erweiterung des In- dustriegebietes Ost in Halberstadt; Investitionssumme 2019/50.000 Euro und 2020/80.000 Euro nicht erforder- lich. Osterwieck Löschwasserzisternen in und Veltheim, Investi- tionssumme 160.000,00 Euro Falkenstein/Harz 2019: 25.000,00 Euro, Löschwasserentnahmestelle OT Ermsleben Plan 2020: 25.000,00 Euro, Bau Löschwasserentnah- mestelle OT Meisdorf Blankenburg (Harz) 2019 Planung Ersatzneubau einer Zisterne im Ortsteil Heimburg, Planungskosten in Höhe von 11.359,19 Euro 2019 Wartung, Erneuerung und Instandsetzung der Hydranten, Investitionssumme 10.287,74 Euro 2020 Planung- und Bauüberwachung der Zisterne Kos- ten in Höhe von 63.990,57 Euro geplant 2020 Planung Wartung, Erneuerung und Instandset- zung der Hydranten, Investitionssumme 12.300,00 Euro 4

Die Stadt Ballenstedt meldete keine Maßnahmen und dazugehörige Kostenauf- schlüsselung.

4. In Drs. 7/3260 (20.08.2018) machten die Gemeinden Oberharz am Brocken, Falkenstein/Harz, Welterbestadt Quedlinburg und Halberstadt keine An- gaben zum Vorhalt von Löschwasseranlagen und deren Fassungsvermö- gen sowie die Gemeinde zum Fassungsvermögen ihrer Löschwasseranlagen. Liegen diese Angaben nun vor? Wenn ja, bitte ent- sprechend auflisten. Wenn nein, warum haben die Gemeinden keinen Überblick über diese notwendige Grundausstattung? Bitte begründen.

Folgende Auflistungen liegen vor:

Gemeinde Löschwasseranlagen Halberstadt 14 Zisternen: 1.144 m³ 5 Löschteiche: 3.675 m³ 1 Brunnen: 36 m³/h. Quedlinburg Grundsätzlich erfolgt die Löschwasserversorgung inner- halb der Kernstadt, sowie der bebauten Ortsteile (Grund- schutz) über das vorhandene Hydrantensystem. Zusätzlich (Objektschutz einzelne Objekte und durch die Brandschutzbehörde des LK gefordert) werden nachfol- gende Entnahmestellen durch die jeweiligen Eigentümer vorgehalten. 3 Zisternen mit 1.800m3,100m3 und 190 m³ 2 Löschteiche mit 450 sowie 350 m³ 2 Entnahmestellen an offenen Fließgewässer

Falkenstein/Harz 1 Zisterne OT Ermsleben 100m³ 4 gewerbliche Zisternen 100m³ - 240m³ 1 Löschwasserteich im LSP Degenershausen 800m³ 13 Feuerlöschteiche in den OT 200m³ - 7.000m³ 2 Löschwasserentnahmestellen an der Selke bis 96 m³/h im OT Meisdorf und Ermsleben

Die Stadt Oberharz am Brocken beantwortete eine Anfrage durch das Landes- verwaltungsamt wie folgt:

In der Stadt Oberharz am Brocken gibt es nur sehr wenige Löschwasseranla- gen, die nicht von der Gemeinde unterhalten werden, da sie im Privatbesitz sind. Sie wurden im Rahmen des Objektschutzes im Baugenehmigungsverfah- ren durch den Landkreis beauflagt.

Eine erneute Anfrage zur genauen Anzahl, Standort und Volumen blieb unbe- antwortet. 5

5. In Drs. 7/3260 (20.08.2018) machten die Gemeinden Falkenstein/Harz und die Welterbestadt Quedlinburg keine Angaben zu den Ergebnissen der letzten Kontrollen der Löschwasseranlagen (aktuelle Situation bzw. der technische Zustand der Löschwasseranlagen). Erfolgten diese Kontrollen nun? Wenn ja, wann und mit welchem Ergebnis? Warum erfolgen bzw. er- folgten derartige Kontrollen nicht? Bitte begründen.

Die in der Stadt Quedlinburg befindlichen Löschwasseranlagen, welche sich im Besitz der Welterbestadt Quedlinburg befinden, wurden überprüft und es erga- ben sich keine Beanstandungen.

In der Stadt Falkenstein/Harz wurden die Löschwasseranlagen Ende 2019 bis Anfang 2020 überprüft und es wurden dabei nur leichte Mängel festgestellt.

6. In Drs. 7/3260 (20.08.2018) stellten die Gemeinden Oberharz am Brocken, Halberstadt und Osterwieck dem technischen Zustand ihrer Löschwas- seranlagen ein nur „befriedigendes“ Ergebnis aus. Welche Mängel führten zu diesem Ergebnis, wurden diese abgestellt und welches Kontrollergeb- nis weisen die Löschwasseranlagen aktuell auf? Bitte entsprechend der Gemeinden auflisten und ausführen.

Die Stadt Halberstadt meldete kleinere Mängel an den Außenanlagen der Löschwasserentnahmestellen, wie Beschilderungen oder Umzäunungen. Diese wurden zwischenzeitlich in eigener Zuständigkeit behoben.

Bei der Stadt Osterwieck bestanden bauliche Mängel an den Saugstellen der Anlagen, welche auch die Sicherheit für den Nutzer beeinflussten. Diese Män- gel wurden seit dem Jahr 2018 fast vollständig beseitigt. Ein Abschluss aller Maßnahmen zur Beseitigung noch vorhandener kleinerer Mängel wird noch im laufenden Geschäftsjahr erwartet.

Die Stadt Oberharz am Brocken verzeichnet massive Mängel bei den beste- henden Hydranten zur Löschwasserentnahme aus dem Trinkwassernetz. Diese Hydranten sind zum Teil über 50 Jahre alt. Da die Stadt durchgängig über kei- nen genehmigten Haushalt verfügt, sind auch keine finanziellen Mittel vorhan- den, um das bestehende Hydrantennetz zu erneuern oder auszubauen.

7. Im Ergebnis der Drs. 7/3260 und bezogen auf die Fragen 4 und 6 ergibt sich der interessante Zusammenhang, dass die Gemeinden Oberharz am Brocken und Halberstadt etwas kontrollieren, was sie offenbar nicht ha- ben - oder kennen. Wie bewertet die Landesregierung die Aussagekraft derartiger Angaben?

Die Stadt Halberstadt konnte die fehlenden Informationen nachliefern und es ergibt sich eine schlüssige Aufstellung, welche den Normen entspricht.

Die Stadt Oberharz am Brocken hingegen lieferte auch auf Nachfrage keine schlüssigen Aufstellungen oder Ergebnisse. Der Gemeinde obliegen laut Brandschutz- und Hilfeleistungsgesetz des Landes Sachsen-Anhalt alle Maß- 6

nahmen zur Vorbereitung der wirksamen Brandbekämpfung. Begründungen zum Fehlen dieser Informationen oder der Wahrnehmung der Aufgaben sind seitens der Landesregierung nicht schlüssig nachvollziehbar.

8. Im Ergebnis der Fragen 1 bis 7 und der Drs. 7/3260: Wie bewertet die Lan- desregierung die Ausstattung mit Löschwasseranlagen im Landkreis Harz und deren Einsatzfähigkeit sowie deren Kapazitäten? Bitte ausführen.

Die Pflicht zur Vorhaltung einer ausreichenden Löschwasserversorgung obliegt gemäß § 2 Abs. 2 Nr. 1 BrSchG den Gemeinden im eigenen Wirkungskreis. Vorgaben zur detaillierten Ausgestaltung dieser kommunalen Aufgabe bestehen nicht, sodass eine Vergleichbarkeit und somit auch eine Bewertungsmöglichkeit der jeweiligen Löschwasserversorgung der Gemeinden anhand festgelegter Kri- terien nicht möglich sind. Vielmehr muss die Gemeinde selbst Art, Umfang und Einsatz der Löschwasservorhaltung, anhand des in der Gemeinde befindlichen Gefahrenrisikos ermitteln. Zusätzlich ist dieses Risiko in regelmäßigen zeit- lichen Abständen zu aktualisieren und neu zu bewerten. Ggf. sind in der ge- meindlichen Brandschutz-Bedarfsplanung Maßnahmen zur Ertüchtigung aufzu- zeigen und umzusetzen.

9. Wie bewertet die Landesregierung das aktuelle und zukünftige Risiko des Auftretens eines Großbrandes im Landkreis Harz? Bitte entsprechend der aktuellen und prognostizierten Sachlage ausführen und begründen.

Gemäß DIN 14010 (Punkt 7.7) wird als Großbrand eine Schadenslage bezeich- net, bei deren Bekämpfung mehr als drei C-Strahlrohre eingesetzt werden. Durch diese weitgefasste Definition des „Großbrandes“ lässt sich weder ein mögliches Schadensszenario aufgrund der Bandbreite an möglichen Einsätzen, Einsatzobjekten und Einsatzorten allgemein beschreiben, noch ein hypotheti- sches Risiko hierzu in undefinierter Zukunft.

Ursachen und Verlauf eines Brandschadenereignisses sind vielfältig und bedin- gen sehr viele verschiedene Faktoren. Die Löschwasserversorgung spielt für den möglichen Brandverlauf eine Rolle ebenso wie beispielsweise - Witterung und Trockenheit, - Art, Umfang und Gefährlichkeit des Brandmaterials, - Anzahl von betroffenen Personen und Wichtung der zu schützenden Rechts- güter, - zeitkritische Umstände wie Branddetektion und Einsetzen von ersten Lösch- maßnahmen, - personelle und technische Ausstattung der Feuerwehr, - Ausbildungsstand der eingesetzten Feuerwehrmitglieder, usw.

Eine besondere Bedeutung wird im Landkreis Harz natürlich auch der Gefähr- dung durch einen Waldbrand beigemessen. Maßnahmen zur Vorbeugung und Eingrenzung des Waldbrandgeschehens wurden auch in der im vergangenen Jahr vom Land durchgeführten Waldbrandkonferenz erörtert und ausgetauscht.