-Unterlagen-Archiv www.bstu.de Inhalt

Demokratie statt Diktatur 4

Stasi-Unterlagen-Archiv 6

Akteneinsicht 10

Informationen zur Stasi 14

Stasi-Zentrale. Campus für Demokratie 24

Rekonstruktion 26

Über uns 28

2 3 Titel: Magazinraum des Berliner Stasi-Unterlagen-Archivs, Foto: BStU/Mulders | S. 2: Karteikarten des MfS, Foto: BStU/Böttcher Demokratie statt Diktatur

Ein symbolisches Archiv. Seit nunmehr fast 30 Jahren steht das Stasi- Unterlagen-Archiv für einen besonderen Vorgang: Erstmalig in der Welt wurden die Akten einer Geheimpolizei den zuvor überwachten Bürgerinnen und Bürgern zugänglich gemacht. Erstmals erlangten so Bürger umfänglichen Zugang zu den Daten, die ein Staat menschen- rechtswidrig über sie gesammelt hatte. Was als ein ­emanzipatorischer Akt in der Friedlichen Revolution begann, ermöglicht seither millionen­ fach Aufklärung über das eigene Schicksal, aber auch über die Ver­ Ein Menschenrechtsarchiv. Indem das Stasi-Unterlagen-Archiv mithilft, strickung in die Diktatur. aufzuklären darüber, wie die SED-Diktatur 40 Jahre lang funktioniert hat, trägt es auch zur Schärfung der Sinne für die Gestaltung der Gesellschaft Ein aktuelles Archiv. Zugang zu den Stasi-Akten trug und trägt intensiv heute bei. Welche Werte wollen wir leben? Wie wahren wir die Rechte zu einem gesellschaftlichen Diskurs über das Unrecht der Vergangen- des Einzelnen? Die Mechanismen des Geheimen, die Systematik der heit, über Herrschaftsmechanismen von Diktaturen und über die indivi- Unterdrückung von Rechten, die Verführbarkeit von Menschen, all dies duelle Verantwortung bei. Ein Diskurs, der sich immer wieder auch als dokumentieren die Stasi-Akten. Damit steht das Archiv auch für die ein Spiegel aktueller Herausforderungen darstellt. Und ein Diskurs, der Beschäftigung mit dem Thema Menschenrechte. das Archiv zu einem internationalen Modell gemacht hat. Je besser wir Diktatur begreifen, umso besser können wir Demokratie ­ gestalten.­

Roland Jahn Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen (BStU) 4 5 S. 4: Demonstration am 7. Oktober 1989 in Berlin (Ost), Foto: Andreas Schoelzel | S. 5: Foto: BStU/Mulders Stasi-Unterlagen-Archiv Geschichte der Unterlagen Seinen Hauptsitz hat der BStU in Berlin. Zudem gibt es Außenstellen in zwölf ehemaligen Bezirksstädten der DDR: Die Stasi-Unterlagen sind die Dokumentation der Arbeit des Ministe­ Chemnitz, Dresden, Erfurt, Frankfurt (Oder), Gera, Halle, Leipzig, riums für Staatssicherheit (MfS) der DDR, auch Stasi genannt. ­Magdeburg, Neubranden­burg, Rostock, Schwerin und Suhl. In Pots- dam und Cottbus gibt es Beratungsstellen. Unabhängig vom Wohnort Die Stasi war zugleich innenpolitische Geheimpolizei, Ermittlungs- ­können Bürgerinnen und Bürger in allen Dienststellen Aktenein- behörde und Auslandsnachrichtendienst. Im Zuge der Friedlichen sicht beantragen, die zu ihnen angelegten Unterlagen lesen oder Revolution im Herbst 1989 wurde sie von den Bürgerinnen und Bürgern Veranstaltungen und Ausstellungen ­besuchen. Beim BStU arbeiten der DDR entmachtet. 1.522 Beschäftige an 14 Stand­orten (Stand 1. Januar 2018).

Die von der Stasi gesammelten Informationen und archivierten Unter­ Ausführliche Informationen zur Arbeit des BStU finden Sie im Internet lagen sind seit dem 3. Oktober 1990 über die Einrichtung des Bundes­ unter www.bstu.de. beauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU) im Stasi-Unterlagen- Archiv zugänglich.

6 7 IM-Akten im Archiv, Foto: BStU/Morgenstern Das Archiv Das Archiv in Zahlen

Im Archiv des BStU stehen über 111 Regal-Kilometer Schriftgut für die Recherche zur Verfügung. Davon sind 51 Kilometer bereits von der Stasi archiviert worden und personenbezogen zugänglich. Weitere 60 Kilo- Schriftgut: 111 Regal-Kilometer meter wurden 1990 unsortiert in den Büros der Stasi gefunden und sind Bündel für Bündel von den Archivarinnen und Archivaren des BStU verfilmtes Schriftgut: umgerechnet Regal-Kilometer erschlossen worden. Bis heute sind 91 % dieser Unterlagen erschlossen 47 (Stand Juli 2018). Karteikarten: 41 Millionen Das Stasi-Unterlagen-Archiv ist derzeit auf 13 Standorte verteilt. Von den mehr als 111 Kilometer Stasi-Unterlagen sind ca. 43 Kilometer Fotos, Fotonegative, Dias: Millionen Material aus dem Ministeriumsstandort Berlin und ca. 68 Kilometer 1,8 Material aus den Bezirksverwaltungen der Staatssicherheit überliefert. Tondokumente: 23.700

Filme und Videos: 2.866

zerrissenes Material: 15.500 Säcke 8 9 Magnettonbänder gehören neben Kassetten zu den am zahlreichsten vorhandenen Tonträgern. Foto: BStU Akteneinsicht Persönliche Akteneinsicht Nutzung für öffentliche und nicht-öffentliche Stellen Jeder hat das Recht, die Unterlagen einzusehen, die das MfS über die eigene Person angelegt hat. Unter bestimmten Voraussetzungen Auf Ersuchen öffentlicher oder nicht-öffentlicher Stellen teilt der BStU können auch nahe Angehörige die Unterlagen von Vermissten oder mit, ob zu Personen in gesellschaftlich und politisch herausgehobenen Verstorbenen einsehen. Positionen Hinweise auf eine Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Staatssicherheit vorliegen. Die Entscheidung, ob Überprüfungen Um sicherzugehen, dass niemand unberechtigt Einblick in die Unter­ durchgeführt und welche Konsequenzen aus den Ergebnissen gezogen lagen beantragt, bedarf es neben der Unterschrift auch einer Identitäts­ werden, liegt bei der anfragenden Stelle. bestätigung. Bei Vorlage eines gültigen Personaldokuments stellen die BStU-Dienststellen diese aus, für die Antragstellung per Post die Darüber hinaus macht der Bundesbeauftragte zweckgebundene Mit- zuständigen Meldebehörden. teilungen zur Rehabilitierung und Wiedergutmachung, aber auch zur Strafverfolgung und Gefahrenabwehr. Er bearbeitet zudem Ersuchen zu Um den Antrag online zu stellen, benötigen Sie: offenen Vermögensfragen, Rentenangelegenheiten ehemaliger haupt- • einen neuen Personalausweis oder einen elektronischen Aufenthalts­ amtlicher Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes und zu Ordens­ titel, jeweils mit freigeschalteter Online-Ausweisfunktion, angelegenheiten. • ein Kartenlesegerät zum Auslesen des Ausweisdokumentes sowie • die AusweisApp2 (Version ab November 2014).

Weitere Informationen zur Antragstellung finden Sie auf unserer ­Homepage (www.bstu.de/akteneinsicht/privatpersonen). 10 11 Im Lesesaal können die Stasi-Unterlagen eingesehen werden. Foto: BStU Nutzung für Zwecke der Forschung, der Medien Anträge in Zahlen 1990–2017 und der politischen Bildung Anträge auf Auskunft, Einsicht in und ­Herausgabe von ­Unterlagen: 3,21 Mio. Auch die Forschung, die Medien und Einrichtungen der politischen Bildung haben das Recht, die Unterlagen einzusehen. Damit unterstützt Anträge für Zwecke der Forschung, der BStU die historische und politische Aufarbeitung des Wirkens der der Medien und der politischen Bildung 34.400 Staatssicherheit. Auf Antrag stellt der BStU themenbezogene Unter- Ersuchen zu Fragen der Rehabilitierung, lagen über die Tätigkeit des MfS und zu den Herrschaftsmechanismen Wiedergutmachung, Strafverfolgung: 508.000 der ehemaligen DDR beziehungsweise zur ehemaligen sowjetischen Besatzungszone zur Verfügung. Der BStU gibt auch Unterlagen zur Ersuchen zur Überprüfung von Mitarbeitern Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit heraus, welche des öffentlichen Dienstes: 1,76 Mio. die Stasi für ihr eigenes Wirken benutzt hat. Ersuchen zur Überprüfung wichtiger Funktionsträger und weitere Ersuchen: 234.000 Recherchen im Stasi-Unterlagen-Archiv haben zu vielen Dokumentar­ filmen, wissenschaftlichen Publikationen, Spielfilmen und Serien Ersuchen zu Sicherheits- und Zuverlässigkeits- ­beigetragen. Dazu zählen Das Leben der Anderen, Gundermann und überprüfungen: 260.000 Weissensee. Ersuchen zu Rentenangelegenheiten: 1,17 Mio. Ein Antragsvordruck für Forschung, Medien und Einrichtungen der politischen Bildung ist auf der Homepage des BStU (www.bstu.de) Gesamt: 7,17 Mio. 12 hinterlegt. 13 Dreharbeiten zum Film Gundermann, Foto: BStU Informationen zur Stasi Einblick ins Geheime. Mit „Einblick ins Geheime“ gibt es erstmals ein Dauerangebot, mit dem ­Ausstellung zum ­Stasi-Unterlagen-Archiv man unabhängig von Führungen durch Magazinräume des Archivs die Überlieferung der Stasi kennen lernen kann. Auf vier Etagen erläutert die Ausstellung die Entstehung der Unterlagen und die Arbeit der Stasi, Warum und auf welche Art und Weise hat die Geheimpolizei der DDR, verdeutlicht aber auch die Herausforderungen, vor denen das Archiv die Staatssicherheit, all die Informationen gesammelt, gespeichert und heute steht. weiterverarbeitet? Warum existieren die Akten bis heute, was beinhal­ ten sie und was können sie zeigen? Wie werden sie aufbewahrt und „Haus 7“, Ruschestraße 103, 10365 Berlin von der Gesellschaft genutzt? Öffnungszeiten: Mo–Fr 10:00–18:00; Sa, So 11:00–18:00 Der Eintritt ist frei. Antworten darauf gibt die Dauerausstellung „Einblick ins Geheime“ www.einblick-ins-geheime.de am historischen Ort des Ministeriums für Staatssicherheit. Über Origi­ nalobjekte, historische Fotos und Filmaufnahmen sowie interaktive Medienstationen können Besucherinnen und Besucher das Archiv kennen lernen. Überdimensionale begehbare Akten dokumentieren per- sönliche Schicksale und zeigen die Auswirkungen der flächendecken- den Überwachung auf die Betroffenen. Besucherinnen und Besucher haben auch die Möglichkeit, sich mit ausgewählten Stasi-Unterlagen zu beschäftigen, um so einmal selber in Akten über die Methoden und das Wirken der Stasi nachzulesen.

14 15 Begehbare Akten in der Ausstellung „Einblick ins Geheime“, Foto: BStU/Mulders Dauerausstellung im Stasimuseum „Haus 1“, Ruschestraße 103, 10365 Berlin Öffnungszeiten: Mo–Fr 10:00–18:00; Sa, So und Feiertage 11:00–18:00 Auf einem zuletzt 22 Hektar großen Gelände in Berlin-Lichtenberg Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 4,50 Euro, Schüler 3 Euro hatte die Stasi von 1950 bis 1989 ihr Hauptquartier. Mittelpunkt des www.stasimuseum.de Areals war das „Haus 1“, der Dienstsitz von Minister . Heute befindet sich dort das Stasimuseum. Wander- und Wechselausstellungen Die Ausstellung „Staatssicherheit in der SED-Diktatur“, die gemeinsam Mit einer Vielzahl an Ausstellungen informiert der BStU über Entste- von BStU und ASTAK e. V. (Antistalinistische Aktion) erarbeitet wurde, hung, Struktur und Wirkungsweise der DDR-Geheimpolizei sowie ihrer erläutert die Struktur und die Methoden des MfS und zeigt, dass hinter Überwachungs- und Verfolgungsmethoden. Vornehmlich in den alten dem Apparat konkrete Menschen mit konkreten Handlungen und Ent- Bundesländern ist die Wanderausstellung „Feind ist, wer anders denkt“ scheidungen standen. Hunderttausende waren als hauptamtliche oder zu sehen. Sie wird für das jeweilige regionale Publikum durch Bausteine inoffizielle Mitarbeiter für das MfS aktiv. Wie sind sie zur Stasi gekom- ergänzt, die die Spionage-Aktionen der Stasi vor Ort aufzeigen. Eine men, wie sah ihre Laufbahn aus, was war ihr sozialer und beruflicher breite Auswahl bietet das modulare Ausstellungssystem „Die Stasi“: Aus Hintergrund, was haben sie getan, wenn sie für die Stasi arbeiteten? einem Pool von über 110 Modulen zu regionalen Themen, Ereignissen und Biografien kann je nach Anlass und Raumfläche eine passende Teil der Ausstellung ist auch die „Mielke-Etage“ mit den im Original ­Ausstellung zusammengestellt werden. erhaltenen Arbeitsräumen des Ministers für Staatssicherheit, Erich Mielke, und seiner engsten Mitarbeiter.

16 17 Besucher in der „Mielke Suite“ im Stasimuseum auf dem ehemaligen Stasi-Gelände in Berlin-Lichtenberg, Foto: BStU/Dresen Angebote für Schulen Internet

Mit Fortbildungen für Lehrkräfte und Projekten für Schulklassen am Die Webseite www.bstu.de ist ein Portal, das auf vielfältige Weise zur Lernort Stasi-Zen­trale trägt das Stasi-Unterlagen-Archiv zur Diktatur- historisch-politischen Bildung anregen will. Die Seite ermöglicht einen aufklärung und Demokratievermittlung bei. Die Module für Projekttage Überblick über alle Service- und Informationsangebote des BStU umfassen die Quellenarbeit mit Stasi-Dokumenten, die Angebote im sowie Schwerpunktbeiträge zu besonderen Stasi-Themen. Ein Termin- Stasimuseum sowie im Stasi-Unterlagen-Archiv mit der Ausstellung kalender informiert über Veranstaltungen und Ausstellungen in ganz „Einblick ins Geheime“. Das historische Außengelände wird in die ­Deutschland. Projekttage einbezogen. Darüber hinaus stellt das Bildungsteam speziell für Schulen gestaltete Materialien zur Verfügung. Das Quellenmaterial Das Webportal bietet vielfältige Recherchemöglichkeiten in den zeigt Beispielfälle von verfolgten Jugend­lichen oder den Werdegang von ­Stasi-Unterlagen. In Quellensammlungen sind Grundsatzdokumente jugendlichen Stasi-Zuträgern, aber auch den Arbeitsalltag der haupt- ver­öffentlicht, die Informationen zu Status, Aufgaben und Funktions­ amtlichen Mitarbeiter. Weitere Informationen und die Materialien finden weise des MfS enthalten. Auf www.bstu.de finden Sie eine Über- Sie unter www.bstu.de/informationen-zur-stasi/bildungsangebote. sicht ­aller BStU-Publikationen, diese stehen teilweise zum direkten Download bereit. Die Seite enthält außerdem Hinweise und Tipps zur Veranstaltungen ­Nutzung der Stasi-Unterlagen sowie zur Antragstellung auf Akten­ einsicht. Sie ­können auch das Antragsformular dort herunterladen. Der BStU regt zu einem direkten Austausch über Themen wie Über- wachung, Repression, Zivilcourage und Widerstand an. Mehr als 200 Die Suche auf der Webseite beinhaltet auch Ergebnisse aus der Stasi- Veranstaltungen finden jährlich statt, oft in Kooperation mit Aufarbei- Mediathek sowie die Bestände-Übersichten des Stasi-Unterlagen-­ tungsinstitutionen. Archivs, die auch auf der Bundesarchiv-Plattform ARGUS verfügbar sind. 18 19 Schulgruppe in der Projektwerkstatt des Bildungsteams, Foto: BStU/Herud Stasi-Mediathek Eine intuitiv gestaltete Oberfläche ermöglicht einen gleichermaßen rationalen wie emotionalen Zugang zu den Inhalten. Mit dem Kernstück Die Stasi-Mediathek ist das digitale Schaufenster ins Stasi-Unterlagen- des Angebotes, einer semantischen Suche, sind alle Medien im Volltext Archiv. Tausende Dokumentenseiten, hunderte Bilderserien sowie meh- durchsuchbar. Redaktionell erstellte Themensammlungen bieten einen rere Stunden Audio- und Videomaterial geben einen vielfältigen Einblick unkomplizierten Einblick in Ereignisse und Schicksale. Sie machen deut- in die Methoden und das Wirken der Staatssicherheit. lich, wie die Stasi in das Leben von DDR-Bürgerinnen und DDR-Bürgern eingriff. Die Stasi-Mediathek ist eine Einladung an alle, sich selbst ein Bild von den Stasi-Unterlagen zu machen. Begleitende Texte und Begriffserklä- Die Inhalte der Stasi-Mediathek sind sowohl über Desktopcomputer als rungen helfen dabei, die komplexen Inhalte einzuordnen. auch über mobile Endgeräte, wie Tablets und Smartphones, zugänglich.

Die Mediathek enthält Grundsatzdokumente und anschauliche www.stasi-mediathek.de ­Fallbeispiele. Sie dokumentieren schlaglichtartig Wirken, Struktur und Entwicklung des Ministeriums für Staatssicherheit in der 40 Jahre währenden SED-Diktatur.

20 21 Foto: BStU Forschung Bibliothek

Mit den Unterlagen der Staatssicherheit können auf einzigartig Die Bibliothek des Stasi-Unterlagen-Archivs ist eine wissenschaftliche breiter Quellenbasis Strukturen, Funktionsmechanismen, Denk- und Spezialbibliothek. Sie sammelt Veröffentlichungen zu Themenfeldern, Arbeitsweisen sowie die Wirkungsgeschichte der DDR-Geheimpolizei die für die Aufarbeitung der Tätigkeit des Staatssicherheitsdienstes ­detailliert erforscht werden. Die Historikerinnen und Historiker beim der DDR von Bedeutung sind. Sie unterstützt die Arbeit der Beschäf- BStU betreiben Grundlagenforschung und veröffentlichen eine Vielzahl tigten des Stasi-Unterlagen-Archivs und steht allen Interessierten zur an Studien und Quelleneditionen. Nutzung vor Ort zur Verfügung.

Hervorzuheben sind neben Monografien grundlegende ­Publikationen Die zum größten Teil frei zugänglichen Bestände umfassen, neben wie das MfS-Lexikon und das Handbuch „Anatomie der Staatssicher­ dem Buchbestand, auch Zeitschriften und Zeitungen sowie zahlreiche heit“, die fundiert über das MfS informieren, sowie die ­Edition audiovisuelle Medien (CD, DVD und CD-ROM). Zusätzlich verfügt die von ZAIG-Dokumenten, den geheimen Berichten des MfS an die Fachbibliothek über einen großen Archivbestand an deutschsprachi- ­SED-Führung. gen Zeitschriften.

Die Publikationen können über den BStU, über das Internet oder Karl-Liebknecht-Str. 31/33, 10178 Berlin den Buchhandel bezogen werden und sind in der Fachbibliothek des Öffnungszeiten: Mo, Di, Do 09:00–16:30; Mi 09:00–18:00, Fr 09:00–14:30 BStU einzusehen. Viele sind auch als kostenlose Downloads unter www­ .­ bstu.de­ abrufbar.

22 23 Die Bibliothek des Stasi-Unterlagen-Archivs in Berlin steht allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung. Foto: BStU/Mulders Stasi-Zentrale. Campus für Demokratie

Die Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg galt fast 40 Jahre lang als Seither hat der historische Ort eine neue Bedeutung bekommen: geheimnisumwitterter Ort – nur wenig war über den abgeriegelten Der ehemalige Stasi-Komplex entwickelt sich zu einem „Campus für Sperrbezirk bekannt, der sich über knapp zwei ­Quadratkilometer Demokratie“. Ein Ort, der jahrzehntelang für Unterdrückung stand, erstreckte. Heute ist die frühere Bastion der Geheimpolizei ein ist heute ein Ort, um die gesellschaftliche Dynamik zwischen ­Diktatur Ort der Aufklärung über Diktatur und Widerstand, ein Lernort für und Demokratie zu reflektieren und damit Impulse für heute zu ­Demokratie. setzen. Denn hier befinden sich das Stasi-Unterlagen-Archiv und das Archiv der DDR-Opposition der Robert Havemann Gesellschaft e. V. Das gigantische Areal des Hauptquartiers des Ministeriums für Staats- Ausstellungen, Angebote für Schulklassen, Führungen und Veran- sicherheit umfasst rund 50 Gebäude und tausende Büros. Zu DDR-­ staltungen ermöglichen historische Aufarbeitung und lebendige Zeiten waren hier bis zu 7.000 hauptamtliche Stasi-Mitarbeiterinnen Auseinander­setzung mit Diktatur und Demokratie. und Mitarbeiter tätig. Um die Macht der SED zu sichern, ­organisierten sie von hier aus den Repressionsapparat zur Überwachung und ­Unterdrückung der DDR-Bevölkerung sowie die Auslandsspionage der DDR.

Im Januar 1990 drangen Bürgerinnen und Bürger auf das Gelände vor und trugen dazu bei, dass das Wirken der Stasi beendet und die Vernichtung der Akten weitgehend gestoppt wurde.

24 25 Auf dem Gelände der ehemaligen Stasi-Zentrale finden regelmäßig öffentliche Veranstaltungen statt. Foto: BStU/Hensel Rekonstruktion Rekonstruktion zerrissener Unterlagen Deutschen Bundes­tag 2015 weitere Haushaltsmittel bereitgestellt. BStU und Fraun­hofer IPK führen zukünftig ein virtuelles Verfahren nach Während der Friedlichen Revolution 1989/90 versuchte das MfS, dem Prinzip des „begleitenden Erschließens“ durch, mit einer weniger möglichst viele Dokumente zu vernichten oder unbrauchbar zu machen, auf Masse und stärker auf inhaltliche Prioritäten ausgerichteten Ziel­ um Spuren seines Tuns zu verwischen. Durch die Erstürmung der Stasi- stellung. Gleichzeitig werden weniger stark zerrissene Unterlagen auch Dienststellen wurde die Vernichtung weitgehend gestoppt. Tausende weiter­hin manuell zusammengesetzt. von Säcken mit bereits zerrissenen Unterlagen blieben übrig. Die rekonstruierten Unterlagen belegen beispielsweise, wie die Geheim- Seit 1995 werden diese zerrissenen Unterlagen per Hand zusammen- polizei RAF-Terroristen in der DDR Unterschlupf gewährte oder führten gesetzt, insgesamt bislang ca. 1,6 Millionen Blatt aus 500 Säcken. Der zur Enttarnung ehemaliger auch prominenter Stasi-Zuträger. Zu weite- Deutsche hat ergänzend im Jahr 2007 Haushaltsmittel für ein ren rekonstruierten Funden gehören Pläne des MfS zur Errichtung von Pilotverfahren zur computergestützten Rekonstruktion bereitgestellt. Isolierungslagern für politische Gegner des SED-Regimes, aber auch Das Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstech- Unterlagen zur Verfolgung von Nazi-Kriegsverbrechern. nik (IPK) wurde mit der Entwicklung einer Software beauftragt, die das Puzzeln anhand formaler Übereinstimmungsmerkmale wie Risskanten- profil, Farbe oder Schrift virtuell leisten soll.

Mit Hilfe des „ePuzzlers“, der seit 2013 grundsätzlich funktioniert, konnten bislang über 90.000 Seiten wieder hergestellt werden. Die Testphase ließ allerdings erkennen, dass eine massenhafte Zusam- mensetzung noch nicht umsetzbar ist. Insbesondere die Scan-Technik 26 muss für das Verfahren neu aufgesetzt werden. Dafür wurden vom 27 In Säcken gelagerte, zerrissene Unterlagen, Foto: BStU/Dresen Über uns Kurz-Chronik des BStU Regionale Revolutionsgeschichte

Am 3. Oktober 1990, dem Tag der Wiedervereinigung Deutschlands, Die Archive in den Außenstellen des BStU sind Zeugnis für das flächen- wurde der Rostocker Pfarrer zum ­„Sonderbeauftragten deckende Wirken der Staatssicherheit und ihrer Entmachtung während der Bundesregierung für die personenbezogenen Unterlagen des der Friedlichen Revolution. In 12 der 14 früheren DDR-Bezirksstädte ­ehemaligen Staatssicherheitsdienstes“ ernannt. sind die Stasi-Unterlagen der früheren Stasi-Bezirksverwaltungen noch regional verwahrt. Sie sind das sichtbare Erbe der Revolution in Am 29. Dezember 1991, zwei Jahre nach der Erstürmung der ersten der Region und fördern so konkrete Aufarbeitung. In Dresden, Erfurt, Stasi-Dienststellen in der DDR, trat das Stasi-Unterlagen-Gesetz in Frankfurt (Oder) und Halle unterhalten die Außenstellen zudem Infor- Kraft. Aus dem „Sonderbeauftragten“ wurde damit der erste „Bundes­ mations- und Dokumentationszentren. beauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehe- maligen DDR“. Am 2. Januar 1992 nahmen die ersten Bürgerinnen und Bei Veranstaltungen, in Ausstellungen und bei der Arbeit mit Schulen Bürger Einsicht in die Unterlagen, die von der Stasi zu ihnen angelegt stellen die Außenstellen Stasi-Dokumente zur Verfügung und tragen wurden. durch die Vermittlung der Wirkungsweise der Stasi zur regionalen Auf- arbeitung bei. Für Schulen, Gedenkstätten und öffentliche Einrichtun- Im Oktober 2000 wurde die Nachfolgerin von gen stellen sie Bildungsmaterialien und Wanderausstellungen kostenlos ­Joachim Gauck. Im März 2011 folgte ihr Roland Jahn als Bundesbeauf­ zur Verfügung. tragter, der für eine zweite Amtszeit von fünf Jahren im Juni 2016 bestätigt wurde. Alle Amtsinhaber wurden vom Deutschen Bundestag In den Stasi-Akten ist das Leben in der DDR dokumentiert, so wie die mit breiter Mehrheit gewählt. Stasi es beobachtete. Sie enthalten daher wichtige Informationen zur Regionalgeschichte, beispielsweise zu den Themen Umweltpolitik oder 28 Jugendkultur. 29 Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck, der Botschafter von Guatemala, José Francisco Calí Tzay (links), mit dem Bundesbeauftragten Roland Jahn im Archiv, 13.01.2017, Foto: BStU/Mulders Kontakt

Zentralstelle Berlin Abteilung Bildung und Forschung Karl-Liebknecht-Straße 31/33 | 10178 Berlin Tel.: 030 2324-8801 Postanschrift: 10106 Berlin Fax: 030 2324-8809 Tel.: 030 2324-50 | E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]

Bürgerberatung Fachbibliothek Persönliche Beratung ist zu folgenden Zeiten möglich: Öffnungszeiten: Mo–Do 8:00–12:00 und 13:00–17:00, Fr 8:00–14:00 Mo, Di, Do 09:00–16:30 Telefonische Beratung und Terminvereinbarung: 030 2324-7000 Mi 09:00–18:00 Fr 09:00–14:30 Anfragen von Forschern und Medienvertretern AU 5 | AU 6 Tel.: 030 2324-8862 Tel.: 030 2324-9051 / -9061 | Fax: 030 2324-9059 / -9069 Fax: 030 2324-8819 E-Mail: [email protected] | [email protected] E-Mail: [email protected]

Stasi-Unterlagen-Archiv Berlin Historisch-politische Bildung und Ausstellungen Ruschestraße 103, Eingang „Haus 7“ | 10365 Berlin Tel.: 030 2324-8831 Tel.: 030 2324-6699 | Fax: 030 2324-6619 Fax: 030 2324-8839 E-Mail: [email protected] 30 31 Hauptsitz des BStU in Berlin-Mitte, Foto: Franz Brück Außenstelle Chemnitz Außenstelle Gera Jagdschänkenstraße 52 | 09117 Chemnitz Hermann-Drechsler-Straße 1, Haus 3 | 07548 Gera Tel.: 0371 8082-0 | E-Mail: [email protected] Tel.: 0365 5518-0 | E-Mail: [email protected]

Außenstelle Dresden Außenstelle Halle (Saale) Riesaer Straße 7, Seiteneingang „C“ | 01129 Dresden Blücherstr. 2 | 06122 Halle Tel.: 0351 2508-0 | E-Mail: [email protected] Tel.: 0345 6141-2711 | E-Mail: [email protected]

Außenstelle Erfurt Außenstelle Leipzig Petersberg Haus 19 | 99084 Erfurt Dittrichring 24 | 04109 Leipzig Tel.: 0361 5519-0 | E-Mail: [email protected] Tel.: 0341 2247-0 | E-Mail: [email protected]

Außenstelle Frankfurt (Oder) Außenstelle Magdeburg Fürstenwalder Poststraße 87 | 15234 Frankfurt Georg-Kaiser-Str. 7 | 39116 Magdeburg Tel.: 0335 6068-0 | E-Mail: [email protected] Tel.: 0391 6271-0 | E-Mail: [email protected]

32 33 Karteien im Leipziger Stasi-Unterlagen-Archiv, Foto: BStU Außenstelle Neubrandenburg Außenstelle Suhl Neustrelitzer Straße 120 | 17033 Neubrandenburg Weidbergstr. 34 | 98527 Suhl Tel.: 0395 7774-0 | E-Mail: [email protected] Tel.: 03681 456-0 | E-Mail: [email protected]

Außenstelle Rostock Beratungsstelle Cottbus Straße der Demokratie 2 | 18196 Waldeck-Dummerstorf Karl-Marx-Straße 67 | 03044 Cottbus Tel.: 038208 826-0 | E-Mail: [email protected]

Außenstelle Schwerin Görslow Resthof | 19067 Leezen Tel.: 03860 503-0 | E-Mail: [email protected] Impressum Herausgeber BStU Karl-Liebknecht-Straße 31/33 10178 Berlin Gestaltung Pralle Sonne Berlin © BStU 2018 34 Rückseite: Karteischrank mit Petschaften in der Austellung „Einblick ins Geheime“, 35 Mit Petschaften versiegelte die Stasi Schränke und Dienstzimmer. Foto: BStU/michael uhlmann .:. photographie Foto: BStU/Mulders Stasi-Unterlagen-Archiv