NNN eujahrsblatt 2011

WWW angen an der Inhaltsverzeichnis 2011 ______

Vorwort 2

Vor 200 Jahren geboren: der spätere Dekan Johannes Walther 4 Hählen Markus

Was vor 200 Jahren in den Turmknopf gelegt wurde 14 Hählen Markus

Die zweiten Akten von 1876, welche in den Knopf des Zeitglockenturms deponiert wurden 23 Hählen Markus

Von einer schröcklichen Schelmerei und Frevlerei in Wangen 33

Die Altstadt Wangen in früherer Zeit 36 Neuenschwander Heinz

Noch ein Jubiläum: 100 Jahre alte Kasse Vorstadt 1 41 Hählen Markus

Kennen Sie Wangen? 44 Jost Hans

Jahreschronik 47 Klaus Elsbeth, Jutzler Beat

Unsere Verstorbenen 52

In eigener Sache 54

1 Vorwort ______

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, liebe Mitglieder und Freunde des Museumsvereins

Das rechtzeitige Erscheinen der 22. Auflage des Neujahrsblatt macht die letztjährige zeitliche Verzögerung zur Ausnahme. Dem Redaktionsstab ist es gelungen, wiederum ein thematisch weitgefächertes, interessantes und ortsspezifisch betontes Blatt zu kreieren.

Das vorliegende Neujahrsblatt steht ganz im Zeichen dreier Jubiläen. So beschäftigen wir uns mit Pfarrer Johannes Walther, dessen Geburtstag sich 2011 zum 200sten Mal jährt. Und vor ebenfalls 200 Jahren wurden die ersten Dokumente in der vergoldeten Turmkugel unseres Zeitglockenturmes deponiert, als Zeitdokument für kommende Generationen. Und vor 100 Jahren wurde eines der markantesten und architektonisch wertvollen Gebäude von Wangen, die „Alte Kasse“, heute bewohnt durch Familie Howald, fertiggestellt. Es ist ein schöner Auftrag des Museumsvereins, der Bevölkerung solche Eckdaten der Geschichte des Ortes in Erinnerung rufen zu können.

Die Vereinstätigkeiten im vergangenen Jahr bewegten sich mehr oder weniger im gewohnten Rahmen. Die Hauptversammlung war ordentlich besucht. Peter Burki wurde als neuer Präsident gewählt. Im Anschluss an die Versammlung konnten die Mitglieder ein weiteres Meisterwerk von Hans Jost geniessen. Die Diaschau „Blütenpracht auf der Insel Mainau“, untermalt mit gefühlvoller Musik, erhielt begeisterten Applaus.

Der letztjährige Ausflug am 19. Juni wurde in verdankenswerter Weise von unserem Ehren- mitglied Dr. Franz Schmitz organisiert und stiess bei den Mitgliedern auf ein überaus reges Interesse. Die Führung durch den oberen Teil der Verenaschlucht und der Häusergruppe mit Grabkirche von Roll auf Kreuzen durch Dr. Urban Fink-Wagner, sowie durch Dr. Franz Schmitz, brachte uns einen wichtigen Teil solothurnischer Geschichte näher. Im Anschluss an die Führung dislozierte man in den „Müllerhof“, wo uns Dr. Franz Schmitz die Geschichte dieses Ensembles auf sehr eindrückliche Art erklärte. Auf Einladung der Besitzerin, Frau Anne Egli-Schmitz, offerierte man den Mitgliedern einen sehr attraktiven Aperitif und fuhr anschliessend zurück in das Restaurant „Kreuzen“ zum Nachtessen und einem fröhlichen Ausklang. Unserem Ehrenmitglied, sowie seiner Tochter Anne Egli-Schmitz, Mitglied unseres Museumsvereins, sei an dieser Stelle im Namen aller Teilnehmer ganz herzlich gedankt.

Der öffentliche Vortrag im Burgersaal fand unter dem Motto „Das Bienenvolk im Laufe des Jahres“ statt. Frau Sabine Perlasca-Bühler, in Wangen aufgewachsen, erzählte von ihrem

2 Hobby als Imkerin. Der Abend gestaltete sich zum vielleicht interessantesten Anlass im Rahmen der Vortragsreihe des Museumsvereins seit je. Aus unerklärlichen Gründen fand nur eine enttäuschend kleine Zahl von Personen den Weg ins Gemeindehaus.

Die Zahl der Vorstandssitzungen hielt sich im gewohnten Rahmen. Nach wie vor stehen umfangreiche Aufräum- resp. Entrümpelungsarbeiten im Estrich an. Ein Konzept für eine Teilausstellung im Estrich steht – für die Realisierung fehlen allerdings Arbeitskräfte und Geld. Die Schaffung einer permanenten Ausstellung muss notgedrungen mittels kleiner Schritte erfolgen.

Guter Bericht kommt von unserem „Aussenposten“ Städtliführungen. Irène Hodel und Markus Wyss haben erfreulich viele Führungen durchführen können. Den beiden sei an dieser Stelle für ihr Engagement ganz herzlich gedankt.

Anlässlich der Sanierung der Holzbrücke hat sich der Museumsverein Teile der Fundament- pfosten gesichert. Diese sollen in geeigneter Form unter der Laube des Gemeindehauses aufgestellt und präsentiert werden. Der Gemeinderat hat einen Kredit gesprochen und die Arbeiten sollen bis Anfang 2011 ausgeführt sein. Diese Eichenpfosten geben Aufschluss über die Baukunst vergangener Jahrhunderte und bilden einen kleinen Beitrag im Bilderbuch der Geschichte der Holzbrücke.

Zum Schluss möchte ich meinen Dank an die Vorstandsmitglieder für ihre Mitarbeit, sei es als Mitgestalter dieses Blattes, als Helfer im Museumsbereich als solches oder als Schöpfer von Ideen und Beiträgen zum Vereinsleben aussprechen. Ein grosses Dankeschön an Markus Hählen, unserem Chefredakteur des Neujahrsblattes. Und last but not least be- danken wir uns bei Ihnen, liebe Mitglieder und Freunde des Museumsvereins, für Ihre Treue und Interesse, welche Ihr uns stets entgegenbringt.

Peter Burki, Präsident

 

3 Vor 200 Jahren geboren: der spätere Dekan Johannes Walther ______

Markus Hählen

Im NB2001 wurde die Familie Walther von Helene Roth, Kunstmalerin, recht anschaulich dargestellt (Johannes & Nanette Walther-Geiser waren die Grosseltern mütterlicherseits von Helene Roth). Deshalb werden hier, im Gedenken an den Wanger Pfarrer und Dekan, hauptsächlich Ergänzungen zu jenem Beitrag vorgebracht. Die nachfolgenden biografischen Aufzeichnungen stammen zur Hauptsache von seinem Sohn Adolf (1840-1912) und seiner Tochter Pauline (1845-1924). Interessant ist auch die Tatsache, dass in seinem Geburtsjahr die ersten Akten in den Zeitglockenturmknopf zu Wangen gelegt wurden und 65 Jahre später er es war, der die zweiten Akten schrieb, die im Turmknopf deponiert wurden. Siehe diese Dokumente weiter hinten in diesem Heft.

Die Walthers waren eines der angesehensten Seeländer Geschlechter. Der Vater von Johannes hiess Rudolf, die Mutter Anna Maria geb. Hirschi. Sie hatten drei Söhne und eine Tochter. Der mittlere der Söhne war unser Johannes. Er wurde im Dezember 1811 zu Mett bei Biel geboren. Das Bauernhaus, in dem sie aufwuchsen, wurde noch mit Stroh gedeckt und einige sagten, es sei das schönste Bauerngut der Gegend gewesen. Sein Vater Rudolf war von stattlicher Erscheinung und ein tüchtiger Landwirt, welcher den damals von der bernischen Landbevölkerung sonst sehr vernachlässigten Obstbau in rationeller Weise betrieb. Zu seinem Gute gehörten zwei Rebberge, einer in Bözingen, Johannes Walther 1811-1879 der andere in Biel. Auch war er lange Jahre im Forstfache tätig. Grosse Stücke Wald wurden unter seiner Leitung angepflanzt. Im Militär war er Hauptmann einer Grenadierkompagnie. Als 18-jähriger Jüngling hatte er anno 1798 das Gefecht bei St. Niklaus mitgemacht und wäre dort beinahe von eigenen Leuten erschossen worden, die ihn für einen Franzosen hielten, da er eine der französischen ähnliche Uniform trug. Dem Sohne teilte sich etwas von der obstbaulichen Kultur seines Vaters mit, denn bis in sein Alter waren ihm schönes Obst und gut gewachsene und gepflegte Bäume eine besondere Freude. Der Vater, der sich auch gerne mit Schreinerarbeiten beschäftigte, hatte seinen Johannes zum Schreiner bestimmt, denn er war praktisch und geschickt in Handfertigkeiten. Doch es sollte anders kommen. Der Ortspfarrer, auf die geistigen Anlagen des Knaben aufmerksam geworden, weckte in ihm die Lust zum theologischen Studium und veranlasste dessen Versetzung aus der Dorfschule von Mett in eine Lateinschule nach Nidau. Später kam er zu seiner weiteren Ausbildung nach Bern und wurde in die

4 philologisch-theologische Abteilung der Akademie aufgenommen, welche ein Jahr später zur Hochschule umgewandelt wurde. Namentlich war es die imposante Persönlichkeit von Professor Lutz, welche auf die ganze damalige Theologengeneration den nachhaltigsten Ein- fluss ausübte. In wahrer Verehrung hing er an diesem Lehrer und bewahrte ihm zeitlebens Mett zu finden. Mett zu von südlich ist Battenberg Der 1888). von (Siegfriedkarte aufwuchs Walther Johannes der in Gegend, die Nidau-Biel-Mett, Kartenauschnitt

5 ein dankbares Andenken. Nebstdem zog ihn die Geschichte stark an. Auch in späteren Jahren beschäftigte er sich gerne mit historischen Studien, und zwar interessierte ihn besonders das römische Altertum und was damit zusammenhing. Cäsars Commentarien „de bello Gallico“ gehörten bis zuletzt zu seiner Lieblingslektüre.

In seiner Studentenzeit erlitt die Familie einen Schicksalsschlag, von dem sie sich nur schwer erholte. Der jüngere Bruder von Johannes sollte, wie es damals üblich war, den Hof einmal übernehmen. Der Bauernhof stand im Dorf Mett, und etwas abseits gegen den Battenberg wurde für den jüngsten Sohn ein neues Haus gebaut. Er hatte sich mit einem reichen Mädchen der Gegend verlobt. Und da wurde das junge starke Leben von einer Lungenentzündung befallen und innert kurzer Zeit wurde es ausgelöscht. Die ganze Familie stand erschüttert und fassungslos am Grab. Die Eltern zogen dann in das noch nicht ganz vollendete Haus und der ältere Bruder von Johannes übernahm den Hof. Er war ein ebenso tüchtiger Landwirt und Obstbauer wie sein Vater (und hiess ebenfalls Rudolf wie sein Vater). Dieser Rudolf hatte einen Sohn (ebenfalls Rudolf) und drei Töchter. Der Vater von unserem Johannes richtete es so, dass er in späteren Jahren alle bezahlten Rechnungen und die Schuldscheine, die für die Studiumskosten für Johannes anfielen, zerriss, damit Johannes trotzdem mit seinen Geschwistern miterben konnte. Und so war es denn auch, dass das Vermögen nach dem Tod des Vaters aufgeteilt wurde, denn den Gutshof wollte man nach Möglichkeit nicht aufteilen. Leider lebte der ältere Bruder von Johannes nicht mehr lange und sein Sohn, der den Hof vorläufig übernahm, war den Anforderungen nicht gewachsen. Seine drei Schwestern verheirateten sich und wollten lieber ihr Erbe als einen ungeteilten Hof. So kam es, dass der schöne Gutshof zerschlagen und verkauft wurde.

Oftmals bezeugte Johannes, dass für ihn der Ausspruch „von der Wiege bis zur Bahre – sind die schönsten die Studentenjahre“ zutraf. Schon auf der Akademie schloss er sich dem Zofingerverein an und war ein rühriges Glied desselben. Hier wurde das Feuer einer vaterländischen Begeisterung angefacht, das nie in ihm erlosch; hier fand er treue, gleichgesinnte Freunde, mit deren manchem er bis zum Tode verbunden blieb. Als er nach vorzüglich bestandener Prüfung im August 1836 die Ordination erhalten und ins Ministerium aufgenommen worden war, trat er verhältnismässig wohlausgerüstet ins öffentliche Leben ein. Der Anfang wurde ihm nicht leicht gemacht. Es war ihm vom Staat eine der grössten Landgemeinden, , übertragen worden, deren geistliche Leitung er allein unter dem bescheidenen Titel eines Vikars, aber mit der ganzen Bürde des Amtes, zu übernehmen hatte. Fünf Jahre vor ihm war noch Albert Bitzius (der spätere Autor Jeremias Gotthelf) Vikar in dieser Gemeinde. Doch mit seinem Gottvertrauen, seinen frischen, lebendigen Predigten, seinem offenen, frohgemuten Wesen, gewann er bald einmal die Herzen der Leute. Der bekannte Bauer, Amtsrichter und Grossrat Joseph Burkhalter vom Fluhacher in Niederönz und der etwa zehn Jahre jüngere Albert Bitzius verband eine lebenslange Freundschaft. Oft sassen sie auf dem Bänklein vor seinem Haus und konnten

6 stundenlang philosophieren. Auch Johannes gewann bald einmal die Freundschaft dieses freundlichen, älteren Mannes mit der schwarzseidenen Zöttelikappe und Burkhalter wurde ihm ein treuer Berater. Acht Jahre blieb er in dieser Stellung als Vikar. Dort fand er auch seine Gattin Nanette Geiser bzw. Witwe Moser-Geiser (1812-1886), ursprünglich aus . Dem Ehepaar wurden neun Kinder geschenkt, wobei das dritte nach gut fünf Monaten starb, die übrigen Kinder waren sechs Mädchen und zwei Buben (mehr dazu von Helene Roth). Im Jahre 1844 wurde seine erste Bewerbung um eine Pfarrstelle von Erfolg gekrönt, es war dies in der Nachbarkirchgemeinde Wangen, wo er den verstorbenen Pfarrer Ludwig Dachs ersetzen sollte. So zogen sie in das Pfarrhaus in der nordwestlichen Ecke der Ringmauer, welches in alten Zeiten eine Benediktinerpropstei war. 35 Jahre des Wirkens an dieser Gemeinde sollten ihm beschieden sein. Und wenn der Amtsrichter Burkhalter nach Wangen aufs Amtsgericht kam, verfehlte er nie im Pfarrhaus vorzusprechen. Bald einmal gewann er in der Bevölkerung von Wangen die gleiche Anerkennung wie in Herzogen- buchsee. Den Mittelpunkt seiner Arbeit sah er allerdings in der Verkündigung des Evan- geliums in Predigt, Seelsorge und im Unterweisungsunterricht. Aber er zog jederzeit auch das gemeinnützige Wirken in Bekämpfung der Armut, in Förderung des Schulwesens (eine Reihe von Jahren war er Schulkomissär, der die Primarschulen im Amt Wangen beauf- sichtigte, Vorgänger der ständigen Inspektoren) und in Unterstützung der Werke der Barm- herzigkeit mit in den Kreis seiner Tätigkeit. Sein Wort und sein Rat galten etwas. Seine Kenntnisse in kirchenpolitschen und staatlichen Dingen, sein Takt und sein organisa- torisches Talent führten ihn bald auch ein in eine nachhaltige, langjährige Tätigkeit in den

Aus der Bilderchronik von Hans Mühlethaler, Band 6, S. 65.

7 kirchlichen Angelegenheiten des Bezirks und des Kantons. Von 1857 hinweg bis zur Ein- führung der neuen Kirchenverfassung im Jahre 1874 war er ununterbrochen Dekan (Vorsteher) der Bezirkssynode Langenthal. Lange Jahre hindurch war er einer der Vertreter des Bezirks in der Kantonssynode, an deren Verhandlungen er sich in nachhaltiger Weise beteiligte. Ebenso war er Mitglied des Synodalausschusses, der obersten kirchlichen Verwaltungsbehörde. Bis zu seinem Tode (1879) lag auch das Präsidium des oberaar- gauischen Pfarrvereins in seiner Hand.

Er war ein Mann der Natürlichkeit, auch seine Frömmigkeit. Sein Auftreten war keine steife, gekünstelte, überlegene Würde, wie man sie von einem Kirchenmann seines Formats vermuten könnte. Allen kam er mit aufrichtigem, herzlichem Wohlwollen entgegen. Dazu kam ein liebenswürdiger, niemals verletzender Humor. In nicht gewöhnlichem Masse besass er die Gabe, Ernst und Humor zu verbinden. Seine unzähligen Ansprachen und Tischreden waren ebenso gemütvoll als weise, mit natürlichem Takte stets den richtigen Ton treffend. „Als Theologe und Pfarrer war er ein Prediger der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, beides: ein Rufer zur Busse und ein Bote des Friedens, daraus göttliche Gnade kommt zur Vergebung der Sünden. Dass im Evangelium Jesu Christi, im recht verstandenen und herzlich ergriffenen, der Grund des Heils für Herzen und Völker, der höchste Trost im Leben und Sterben, gegeben sei, und dass dem Menschen keine Weltweisheit und keine Bildung, keine Kunst und Wissenschaft das ersetzen könne, was ihm das Wort von der göttlichen Gnade gibt. Das war sein im eigenen Leben erfahrener Glaube.“

Seine Tochter Pauline berichtet (Seiten 33-34): „Im Pfarrhaus Wangen wehte eine gesunde, fröhliche Luft. Die Frömmigkeit hatte nicht ihre aparte Schublade. Alles, das ganze Leben sollte von diesem Geiste beseelt sein. Es wurden nicht viele Worte gemacht, aber nach dem Evangelium gelebt, so viel man konnte. Wir Kinder achteten und verehrten die Eltern sehr hoch. Mutterli ist mir immer das Vorbild einer Frau und Mutter geblieben, auch in religiöser Beziehung. Sie las mit Vorliebe abends, wenn die jüngern Geschwister zu Bett waren, oben in der Kinderstube in der Bibel. Petrol kannte man damals noch nicht; man hatte Oel und Kerzenlicht, das aber ziemlich teuer war.“ An einem andern Ort berichtet sie von den Leuten, die während der Predigt im Kirchenchor sassen (Seiten 21-23): „Wenn ich mich zurück in die Kirche versetze, so sehe ich das Chor fast allsonntäglich besetzt, zunächst von den oberen Amtspersonen. Wenn andernorts die Amtssitze fürs kirchliche Leben verpönt waren, so machte Wangen da eine rühmliche Ausnahme. Der alte Regierungsstatthalter Leu, eine markige, grosse, feste Erscheinung, fehlte selten im Landvogtenstuhl und sehr oft, immer an höheren Festtagen, sass vor ihm der Landjäger Hofmann, der lange Jahre in Wangen war. Vom Regierungsstatthalter wurde erzählt, dass einmal ein Schelm oben am Auskneifen war, er ihn aber noch schnell entschlossen beim Schopf nahm. Auch seine Frau war eine würdige Erscheinung. Weil sie in ihrem geschlossenen Stuhl nicht gern allein war, hat sich jahrelang Mutter Rikli (Verena Rikli-Moser, 1798-1868) jeweilen am Sonntag neben sie gesetzt. Diese

8 beiden Frauen fehlten nie, oder selten. Im Chor schloss ferner der alte Gerichtspräsident an, in meiner Kindheit ein Herr Kilchenmann, mit dessen Kindern wir auch zusammen kamen. Dann war der gemütliche Amtsschreiber Mathys (gemeint Johann, 1798-1866). Seine Frau sehe ich noch mit dem Körbchen am Arm strickend vor dem Schloss auf und ab gehen. Eine feine, edle Erscheinung war ferner alt Gerichtsschreiber Anderegg (Johann Heinrich), den der Vater sehr hoch schätzte. In den letzten Jahren, vom Amt zurückgetreten, war seine fast tägliche Beschäftigung die Ordnung im Kirchhof, namentlich den Wegen, aufrecht zu erhalten. Den Amtspersonen schlossen sich würdig die Gemeindebeamten an, Vater Roth (Johann Jakob Roth-Moser 1809-1879), der langjährige Gemeindepräsident und zu Vaters Freude sein Sohn Adolf Alfred (Anm.: es ist nicht klar, meint sie hier die Söhne Adolf und Alfred, oder einen von beiden), auch Herr Rudolf Rikli und andere. Der Handwerkerstand hatte ebenfalls einige markante Gestalten, wie Schuhmacher Roth, Uhrmacher Anderegg. Diese beiden Männer hielten bei dem lieben Vater die Totenwache. Als die Rotfarb in grossem Betrieb war, Herr Rikli zu alt um die Leitung ganz zu führen, wurde ein Herr Ofenhäuser von Zofingen beigezogen, der mit seiner Familie in der Rotfarb wohnte; das waren auch gute Freunde. Überhaupt war Wangen ein liebes, freundliches Nestchen, das dem jetzigen Wangen (anf. des 20. Jh.) kaum mehr ähnelt.“ An einem dritten Ort beschreibt sie, wie ihr Vater Johannes praktische Seelsorge auslebte (Seiten 29-31 und 41-45, Zusammenfassung): Der Vater bewirtschaftete für einige Zeit das Land, das zum Pfarrhaus gehörte samt dem, das er dazugekauft hatte, zusammen mit einem Knecht. In der Hohfure lebte die ehrwürdige, stattli-

Aus der Bilderchronik von Hans Mühlethaler, Band 3, links S. 49, rechts S. 90.

9 che und geachtete Bauersfamilie Ingold (die unteren Ingolds). Das Haus zeichnete sich immer durch seine mit blühenden Primeln geschmückten Fenster aus. Dieser Vater Ingold beriet meinen Vater in Sachen Landwirtschaft. Sein ältester Sohn Jakob ging eines Tages auf einen Viehmarkt. Dort steckte er sich mit Typhus an und kam krank nach Hause. Zu Hause wurden so auch Familienmitglieder angesteckt. Jakob durfte sich nach und nach erholen, aber er musste hilflos zusehen, wie in wenigen Wochen vier Glieder der Familie durch die heimtückische Krankheit dahingerafft wurden. Der arme, junge Mann kam vor Schmerz fast vom Verstand. Mein Vater machte den Weg auf die Hohfure wohl täglich und nahm den innigsten Anteil. Ich erinnere mich gut, wie er jeweilen der Mutter seine Eindrücke und Sorgen mitteilte. Es war anfangs Dezember, als der jüngste Sohn Adolf starb. Bald folgte der zweitjüngste Sohn Gottfried; und Elise, eine ganz besonders nette, erwachsene Tochter lag im Sterben und folgte wirklich auch bald nach. Wie gebeugt der alte Vater da den Särgen seiner Kinder nachging! Es scheint mir jetzt noch herzzerreissend. Doch jetzt kommt Vater heim mit der Nachricht: die Krankheit hat auch den Vater Ingold ergriffen und wirklich, nach kurzer Zeit wurde er neben seine drei Kinder gebettet. Die andern Kranken durften sich nach und nach erholen. Aber nun denke man sich den armen Jakob, der der Verzweiflung nahe war und sich immer als Urheber anklagte. Es gelang dem Vater, ihn zum rechten Trost zu führen, ihn dahin zu bringen, das grosse Unglück als von Gott zugelassen anzusehen. Und von daher ist die grosse Anhänglichkeit geblieben, die Jakob Ingold später auf alle Glieder vom Pfarrhaus ausdehnte. Er war auch unter Adolf (Sohn und Nachfolger von Johannes Walther) des Pfarrhauses treuster Freund. An einem weitern Ort schreibt sie von dem Pfarrhausbrand, der sich um 1850 ereignete und die Besonnenheit und den Ruf der Eltern zeigen sollte und ihre älteste Erinnerung an Oberst Alfred Roth werden sollte (Seiten 46-48). Sie erinnerte sich: „In dem ganzen Wirrwarr hat wohl damals niemand auf uns besonders acht gegeben. Ich geriet unter die neugierige Menge auf der Schlossmatte. Plötzlich kommt Alfred, ein hoch aufgewachsener Bursche, auf mich zu, nimmt mich auf den Arm mit den Worten ‚das ist nicht für dich’ und trägt mich fort. Der Brand trug sich folgendermassen zu: im Pfarrhaus wurde tags zuvor geglättet. Um den Stein heiss zu machen, wurde ein eiserner Hafen mit einem Rost in die Küche gestellt und darin den ganzen Tag gefeuert. Der Küchenboden muss etwas schadhaft gewesen sein. Ohne dass es bemerkt wurde, fielen jeweilen feurige Kohlen durch die Ritze und im Keller auf alte, hölzerne Balken. Niemand ahnt Schlimmes, bis am Morgen die Magd kommt und ruft ‚es brennt irgendwo, es ist so ein Rauch im Gang’. Vater steht schnellstens auf und wie er die Kellertür öffnet, kommen ihm Flammen entgegen. Er weiss sofort, was geschehen ist. Schnell besonnen geht er zum Sigrist, der damals nebenan im Strasserhaus wohnte. Jetzt sind dort, glaube ich, nur Stallungen, früher war oben eine gute Wohnung und unten hatte der Sigrist, der Sattler von Beruf war, seine Werkstatt. Vater bittet ihn, schnell eine Handspritze herbei zu holen, indem durchs Fenster der Brand gut zu löschen sei. Die alten gewölbten Keller waren nicht so schnell in Gefahr. Stattdessen geht der Sigrist und läutet mit allen Glocken, sodass natürlich im Städtli schnell Panik ausbrach: ‚das Pfarrhaus brennt!’ Die Spritzen

10 rennen herbei und pflanzen sich hinter dem Haus, hinter der Küche auf, arbeiten und verderben natürlich durch das Wasser viel mehr als es das Feuer tun konnte. Das war schnell erstickt; die schwarzen Balken d.h. nicht etwa verkohlte, aber geschwärzte, sind wohl noch heutzutage zu sehen.“

Pfarrhaus auf einer Ofenkachel aus der Hafnerei Anderegg aus dem Haus Kurt im Städtli. Aus der Bilderchronik von Hans Mühlethaler, Band 5, S. 29.

Im Militär war Johannes ein von Offizieren und Mannschaft geschätzter Feldprediger. Zweimal zog er mit dem oberaargauischen Bataillon ins Feld: im Sonderbundskrieg (im November 1847) und bei der Grenzbesetzung am Rhein im Jahre 1849 wegen Unruhen im deutschen Reich (Nachwirkungen der Märzrevolution von 1848).

Jugendlich warm bis ins Greisenalter schlug sein Herz. Doch fühlte er in den letzten Lebensjahren unter dem Einflusse mannigfacher körperlicher Beschwerden wohl, dass seine Tage gezählt seien. Der wenige Monate vor seinem eigenen Tod erfolgte Hinschied der geliebten ältesten Tochter Bertha Roth-Walther von der Seite ihres Mannes Jakob Adolf (gut fünf Jahre später heiratete er Ida, eine jüngere Schwester von Bertha) und acht unmündigen Kindern hatte ihn aufs Tiefste ergriffen. Am Neujahrstag 1879 predigte er über Moses Abschied, wie er vom Berge Nebo hinüber schaute in das Land der Verheissung (letztes Kapitel in 5. Mose). Er führte dabei aus dem allemannischen Lied „Freude in Ehren“ von Johann Peter Hebel den Vers an: „Der Chilchhof isch nit wit, wer weiss, wer bald dört lit?“

11 U n d wir kli c h s ollt e er n a c h s ei n e m st er bli c h e n T eil b al d d ort li e g e n. N a c h d e m er n o c h a m er st e n S o n nt a g d e s J a hr e s s ei n e l et zt e Pr e di gt, wi e ei n V er m ä c ht ni s a n di e S ei n e n, ü b er d a s W ort a u s L u k a s 1 2, 3 1: „ Tr a c ht et n a c h d e m R ei c h e G ott e s, s o wir d e u c h d a s Ü bri g e z uf all e n,“ gehalten, und de m Lied: „ Alle Menschen müssen sterben,“ trat den folgenden Sonntag den 12. Januar 1879, genau zehn Monate nach seiner Tochter Bertha, der Todesengel in Gestalt ei n e s H er z s c hl a g e s pl öt zli c h a n i h n h er a n, i h n a b z ur uf e n i n di e e wi g e H ei m at.

So schied mit ih m ein Mann, der durch seine Persönlichkeit, seine tüchtige, zusa m men- h alt e n d e Kr aft ei n e n s e g e n sr ei c h e n Ei nfl u s s a u s g e ü bt h at. D e k a n W alt h er d arf f ü gli c h d e n Männern beigezählt werden, welche in sch wieriger Zeit das Schifflein der bernischen Kirche mit w ei s er H a n d d ur c h di e W o g e n st e u ert e n.

Sein Nachfolger als Pfarrer in Wangen wurde sein ältester Sohn Adolf Walther- Bach mann.

N a n ett e W alt h er- G ei s er l e bt e n o c h dr ei M o n at e i m Pf arr h a u s, d a n n w o h nt e si e i m St ä dtli u n d et w a s s p ät er k o n nt e si e d a n n mit d e n dr ei T ö c ht er n M ari e, I d a u n d S o p hi e i n d a s St ö c kli i n d er G a s s d er F a mili e n R ot h ei n zi e h e n u n d d ort bi s z u i hr e m T o d bl ei b e n. I d a w ur d e 1 8 8 3 di e z w eit e Fr a u ( a n S c h w e st er s St att) v o n A d olf R ot h. 1 8 8 4 h eir at et e S o p hi e u n d v erli e s s Wangen Richtung Strassburg. Leider starb sie dort 1885 bei der Geburt ihres ersten Kindes. N a n ett e n a h m di e N a c hri c ht mit er st a u nli c h er R u h e a uf, vi ell ei c ht i n l ei s er V or a h n u n g, d a s s sie selber bald nachfolgen werde. Jedenfalls wurde sie sch wächer, konnte nur noch kleine Spaziergänge in Richtung Hohfuren machen, als sie in den ersten Apriltagen 1886 einen S c hl a g a nf all erlitt u n d et w a ei n e W o c h e s p ät er, e b e nf all s ei n S o n nt a g, d e n 1 1. A pril, f ür i m m er di e A u g e n s c hl o s s. Di e G e m ei n d e W a n g e n b ot d e n Hi nt er bli e b e n e n a n, di e M utt er neben den Vater zu betten, was dann auch geschah. Vor de m Kirchtur m i m alten Friedhof von Wangen ruhen Johannes und Nanette Walther- Geiser, die für die Ge meinde eine Zierde ge wesen waren ( Pauline zitierend).

Q u ell e n: A u s Berner Biografien. Die Biografie über Johannes Walther schrieb sein Sohn Adolf, Pfarrer von Wangen. Handschriftliche Fa milienchronik der Walther (von Mett), aufgeschrieben von der Tochter Pauline Nil- W a lther wenige Jahre vor ihre m Tod, wohnhaft ge wesen in Kirchberg, nach de m Tod ihres Gatten bei ihrer T o c ht er i n B er n l e b e n d.

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‚Hier ruhen in Gott’. Das Grabkreuz von Pfarrer Johannes Walther und seinem Sohn und Nachfolger Adolf mit ihren Frauen vor dem Kirchturm der reformierten Kirche Wangen. (Fotos vom Autor)

Gedenktafel im Eingang zur reformierten Kirche Wangen:

„In dankbarer Erinnerung an Johannes Walther Dekan 35 Jahre Seelsorger hiesiger Gemeinde geb. 8. Dec. 1811 gest. 12. Jan. 1879 Die Kirch-Gemeinde Gedenket an euere Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben und folget ihrem Glauben nach. Ebr. 13,7“

13 Was vor 200 Jahren in den Turmknopf gelegt wurde ______

Markus Hählen

Im Juni 1968 wurden die Dokumente im Zeitglockenturmknopf vorübergehend entnommen. Von Hans Mühlethaler wurden sie entziffert und abgeschrieben. Nachfolgend also die Daten von 1811, welche die damaligen Städtlipolitiker für die nachfolgenden Generationen in den Turmknopf legten. Dabei können die darin vorkommenden monetären Werte von wichtigen Gütern schwerlich nachvollzogen und mit heutigen Werten verglichen werden. Wie jedoch aus dem Zusammenhang zu entnehmen ist, müssen sie eher teuer gewesen sein.

Bey Errichtung eines neuen Dachstuhls und Helms auf diesen Thurm Im Herbstmonat des Jahres 1811 wird der Nachwelt, durch Einlage gegenwärtiger Schrift in den Knopf desselben, kund gethan: 1. dass der alte Dachstuhl dieses Thurms seit Anno 1662 gestanden (zwei Jahre später malt der bekannte Maler A. Kauw die Ansicht von Wangen. Anm. MH), der Helm aber Anno 1771 erneuert worden. 2. der gegenwärtige neue Bau des Dachstuhls wurde durch Andreas Schaad von Bann- wyl, obrigkeitlicher Werkmeister zu Wangen ausgeführt, und zu einer zukünftigen Vier- teluhr eingerichtet; - der Helm durch Weissspenglermeister Jakob Roth von Wangen beschlagen und die nöthige Maurerarbeit durch Samuel Tanner, Maurermeister von daselbst, besorgt. Alles kunsterfahrene Männer. 3. ist dieses Jahr das 9te der durch den damahligen Consul und gegenwärtigen Kaiser der Franzosen, Napoleon I, erhaltenen Vermittlungsakte, wodurch unsere jetzige Landes- Regierung wiedrum eingeführt und von derselben zu einem zweyten Oberamtmann nach Wangen ist gesetzt worden, der hHr Oberstlieutenant Mutach von Bern; ferners zu dessen Amtsstatthalter Hr. Joh. Rudolf Vogel, Schiffmeister von Wangen und Schloss- Schaffner allda; zu einem Amtsschreiber der hHr. Albrecht Stettler von Bern, Mitglied des Grossen Raths. Als Seelsorger haben wir seit 9 Jahren der WewhHr Pfarrer Carl Ludwig Dachs von Bern; - als obrigkeitliche Beamte werden ferners gezelt: Hr. Samuel Rikli von Wangen, Salzfaktor, und Joh. Marti von Langenthal, Zollbeamter (seit 1784), denne seit Einführung der gegenwärtigen Regierung als Amtsweibel: Hr. Joh. Jakob Strasser, Metzgermeister, und als verordnete Amtsnotarien: die Hren Joh. Heinrich Strasser, beyde von Wangen, und Josef Blumenstein daselbst, sonst gebürtig von . 4. Zu ebendieser Zeit sind Vorgesetzte der Stadtgemeinde Wangen: - des weltlichen Gerichts: Hr. Joh. Heinrich Vogel, als Gerichtsstatthalter. Denne als Beysitzere: Abraham Zumstein, Joh. Jakob Strasser, Quartierhauptmann und Amts- ohmgeldner, und Bartlome Schwander, der Rössliwirth, sonst gebürtig von Herzogen-

14 buchsee. Gerichtsweibel: Friedrich Anderegg. - des geistlichen Gerichts: die Chorrichtere Josef Anderegg, Hafner, Johannes Schmitz, Siegrist, und Josef Kummer auf der Breiti. - des Burgermeisters Vier sind: Gerichtsess J. J. Strasser vorgemelt (vorgenannt), und Wagnermeister Jakob Schmitz. - des hHrn Oberamtmanns Vier: Chorrichter Josef Anderegg obgemelt und Jakob Roth, jünger, Haarfabrikant in der Gass. - Bannwart: Johannes Strasser, Strumpfer. - Schulmeister zu Wangen ist seit Anno 1802 Johannes May von Rohrbach. 5. Das Direktorial Hauptort der ganzen Eydgenossenschaft ist dieses Jahr zu , allwo sich die Tagsatzung unter dem Presidio Sr. Excellenz des Herrn Landammann, Schultheiss Grimm von Wartenfels, zum 3ten Mahl (1 Mahl ordentlich und 2 Mahl ausserordentlich) versammelte, und wirklich versammelt ist. 6. War in diesem Jahr ein sehr früher Frühling und überaus warmer Sommer, der gegen- wärtige Herbstmonat ist noch so warm wie der August. Aussert dem Obst sind die Früchten wohl gerathen, besonders die Trauben. Die Heu-Ernde war reichlich, die Ge- treyde-Ernde mittelmässig, und so wird im Ganzen auch die Weinlese ausfallen. Zu Puly, im Canton Waadt, wurde am 1. 7bre (September) beyr Communion Brodt und Wein von dissjährigem Gewächs genossen. Im Canton Basel, und weiterhin am Rhein, ist die Weinlese grösstentheils schon vorbey. Der Wein erhält durchgehends, und selbst im Canton Zürich, sehr gute Qualität, und wird deswegen allenthalben theuer und allhier auf dem Lande en gros auf 5 bz die Mass zu stehen kommen (1 Mass/Maas = 1,67 Liter). Der jetzige Krieg verursachte in und ausser der Schweitz einen starken Aufkauf des Getreydes, so dass die Preisen desselben seit dem letzten Jahr wiedrum gestiegen sind: Nach dem letzten Berner Wochenblatt wurde verkauft: Dinkel, der Mütt, alter bz 120 bis 127 (1 Berner-Mütt = 12 Mäss Dinkel, der Mütt, neuer bz 110 bis 118 1 Mäss = 14 Liter) Kernen, das Mäs, alter bz 24,5 bis 25,5 (bz = Batzen) Kernen, das Mäs, neuer bz 24 bis 25,25 Roggen, das Mäs bz 14 bis 17,5 Haber, der Mütt bz 60 bis 75 Anken, das Pfund bz 4 die Milch, die Maas 6 d (d event. Abk. für Denier, wie Rp.) Rindfleisch, das Pfund 7 Kreuzer 7. In diesem Jahr wurde die Strass von Herzogenbuchsee auf ausgemarchet, und die Schaal zu Wangen mit Solothurnsteinen belegt. Ferndriges Jahr wurde das neue Baad zu Unterholz errichtet und Anno 1804 die Allmend vertheilt. Anno 1786 wurde die Strasse von Wangen auf Wiedlisbach gerade durchs Moos angelegt, und die neue Fronte des Schlosses erbauen.

15 Anno 1789 der neue Brunnen vor der Kronen errichtet und darfür in der Steingrube zu Solothurn 21 Duplonen bezalt; - zugleich auch der Stadtbach von der Kronen bis zum Schloss mit Solothurnsteinen eingefasst, wovon der Schu Ankauf 1 Thaler gekostet hat. 8. Zum Beschluss werden einige Stuk Eydgenössisches Geld von verschiedenen Canto- nen, grösstentheils vom Jahr 1811, beygelegt.

Also zu künftiger Nachricht aufgenommen in Wangen, den 14. Herbstmonat 1811 durch Franz Roth, Handelsmann und der Zeit Burgermeister

Joh. Friedr. Marti, Not., von Langenthal, zu Wangen wohnhaft

NB: Mit dem Werkmeister Schad habe ich für die Holzarbeit zu diesem neuen Thurm den Accord um 200 Franken oder ? 80 geschlossen. Das Stuk Blech kostet 18d oder 4,5 bz.

* * * * *

Wegen dem gesperrten Colonial Handel giltet der Caffé 32 bz, der Zuker noch mehr, und alle Spezerey-Waaren im Verhältniss. Am 21ten ist der Helm glüklich aufgesetzt worden mit grosser Lebensgefahr; bis dato ist nicht nur noch alles glüklich gegangen, sondern es hat noch niemand keine Blessur gemacht – jetzt wird aber der Knopf angemacht, allso Adieu Ihr künftigen Geschlechter. Präs. Franz Roth, Brgmster d. 23ten Morgens um 9 Uhr 1811

* * * * *

16

Die Die Volkszählungvon Wangen hatte1811 zwei auf SeitenPlatz. Abbildungder Originaldokumente.

17 Verzeichnis der sämtlichen Einwohner zu Wangen im Herbstmonat 1811

Im Städtli, von der Bruck bis zum Zeitglockenturm Brand- Diensten Assekur Heimat Kinder o. andere Total * anz-No. Bewohner / Haushaltung Herkunft Knaben Mädchen Personen Bewohner Diff. 12 Joh. Marti, Zöllner und seine Frau /: von zwei Söhnen sind zu Hause :/ Langenthal 1 1 4 19 Joh. May, Schulmeister, und seine Frau Rohrbach 2 5 9 20 Joh. Jakob Strasser, Metzger und Amtsweibel, und seine Frau Wangen 4 1 2 9 20 Joh. Jakob Strasser, dessen Sohn, Metzger und Gerichtssäss, und seine Frau Wangen 1 1 4 21 Joh. Lanz, Rechtsagent, und seine Frau Leimiswyl 2 2 6 21 Franz Roth des Schusters sel. Witwe Wangen 1 2 22 Susana Rikli, Rudolfs sel. Witwe Wangen 1 2 23 Abraham Zumstein, Schuster und Gerichtssäss und seine Frau Wangen 1 3 23 Joh. Vogel, Sattler, der jüngere, und seine Frau Wangen 2 1 5 /: die neue Schmidte an Gerichtsstatthalter Vogel :/ 24 Andreas Schorer, Schreiner, und seine Frau Wangen 1 3 Rudolf Trechsel, Schmied, und seine Frau 25 /: von 4 Söhnen bey Hause 3 :/ Aarburg 3 1 6 -1 * 25 Jakob Trechsel, Seiler, dessen Sohn, und seine Frau Aarburg 2 * 26 Franz Roth, Handelsmann und Burgermeister, und seine Frau Wangen 1 3 27 Andreas Anderegg, Seiler, Nachtwächter und Zeitrichter, und seine Frau Wangen 1 2 5 27 Christina und Barbara Anderegg, dessen Schwestern Wangen 2 28 Andreas Meyer, Schneider, und seine Frau 1 1 4 8 5 Hr. Amtsschreiber Stettler und seine Frau Bern 2 4 77 -1 Im Städtli, vom Zeitglockenthurm bis zum Thurm im hintern Ecken

29 Bartlome Schwander, Rössliwirt, und seine Frau /: von 6 Kindern bey Hause 3 :/ H'buchsee 1 2 3 8 30 Abraham Strasser, Schiffmeister, nebst Frau und Bruder Joh. Strasser Wangen 3 3 9 31 Hans Ulrich Churts sel. Witwe, nebst Tochter und Tochtermann Jakob Roth, Schuster Wangen 1 2 6 31 Samuel Tanner, Maurermeister, nebst Frau Wangen 2 4 32 Jakob Schmitz, Spengler und Wegmeister, nebst Frau Wangen 1 3 33 Jakob Klaus, Schuster, nebst Frau Wangen 1 3 6 33 Rudolf Wagner, alter Walliswyl 1 34 Rudolf Wagner, Schuster, dessen Sohn, nebst Frau Walliswyl 4 3 1 10 -4 * 34 Rudolf Wagner, jünger, Schuster, dieses letzteren Sohn, nebst Frau Walliswyl 1 3 * 34 Hans Ulrich Wagner, Zimmermann - Bruder - nebst Frau Walliswyl 1 3 * 34 Schwestern Elisabeth und Barbara Wagner Walliswyl 2 18 35 Hans Ulrich Roth und Frau Wangen 2 35 Jakob Tanner, Uhrenmacher, und Frau Wangen 1 2 5 36 Ludwig Anderegg und Frau Wangen 2 36 Johannes Strasser, Strumpfer und Bannwart, und Frau Wangen 2 4 37 Urs Gränicher und Frau Röthenbach 2 37 Abraham Friedrich Gränicher, der Sohn, und Frau Röthenbach 2 4 38 Jakob Roth, Weissspengler, und Frau Wangen 4 2 1 9 -1 * 38 Samuel Roth, Vieharzt, dessen Sohn, und Frau Wangen 1 3 * 39 /: dieses Haus gehörte an Peter Anderegg und wurde Anno 1811 von der Gemeind gekauft :/ 40 Jakob Schorer, Schneider, und Frau Wangen 1 3 /: der Thurm, im Ecken :/ Bendicht Schorers sel. Witwe und 41 Rudolf Schorer, Schuster, ihr Sohn und seine Frau Wangen 1 1 5 (siehe Nachtrag weiter unten) 94 -5

Im Städtli, von diesem Thurm bis zum Pfarrhaus

42 Johannes Strasser, Schneider, und Frau Wangen 2 3 7 42 Hans Ulrich Schmitz Witwe, und ihr Sohn Johannes Schmitz, Siegrist & Chorrichter Wangen 1 3 43 Friedrich Klaus, Metzger /: ledig :/ Wangen 1 43 Felix Klaus, Trexler, und Frau Wangen 1 3 43 Samuel Klaus und Frau Wangen 2 1 5 43 Johannes Klaus und Frau Wangen 1 3 44 Samuel Schorer des Küfers sel. Witwe Wangen 5 2 8 -1 * 44 Rudolf Schorer und Frau Wangen 1 3 * 45 Rudolf Spuhler und Frau Wangen 1 3 45 Barbara Howald, Jakob Schmitz Ehefrau, und ihre Tochter 1. Ehe, Barbara Tanner Wangen 2 38 -1 Im Städtli, vom Pfarrhaus bis zum Schloss 8 /: Pfarrhaus :/ Hr. Pfarrer Dachs und Frau Bern 3 1 6 46 Joh. Heinrich Vogel, Gerichtsstatthalter und Frau /: von 4 Söhnen 3 zu Haus :/ Wangen 3 1 1 7 46 Hans Ulrich Sutter und Frau Langnau 3 5 46 Friedrich Roth und Frau Wangen 1 3 47 Friedrich Strassers sel. Witwe geb. Schorer Wangen 1 2 4 48 Samuel Strassers sel. Witwe geb. Schorer Wangen 1 2 1 5 48 Hans Ulrich Bek und Frau Rohrbach 2 48 Catharina Lempp /: unverheyratet :/ Wangen 1 1 /: Schloss :/ MhH Oberamtmann Mutach und Frau Bern 2 8 12 45 Summa Blatt (Zwischentotal Blatt 1) 254 247

19 Im Städtli, in der Mitte

Brand- Diensten Assekur Heimat Kinder o. andere Total * anz-No. Bewohner / Haushaltung Herkunft Knaben Mädchen Personen Bewohner Diff. Reihe gegen Mitternacht - Hans Schorer, Küfer Wangen 1 - Johannes Schorer, dessen Sohn, und Frau Wangen 2 1 5 49 /: Spithal :/ Hans Simons sel. Witwe Elisabeth Wangen 1 49 /: Spithal :/ Hans Ulrich Schorers sel. Witwe Wangen 2 1 4 49 /: Spithal :/ Maria & Elisabeth Schorer /: 2 alte ledige Schwestern :/ Wangen 2 49 /: Spithal :/ Hans Ulrich Zumstein, Schreiber /: von 5 Töchtern 1 bey Haus :/ nebst Frau Wangen 1+3 Grosskinder 6 49 /: Spithal :/ Jakob Schorers sel. Witwe Verena Wangen 1 Reihe gegen Abend 50 Joh. Heinrich Strasser, Amtsnotarius, und Frau Wangen 1 1 4 51 Rudolf Vogel, Wagner, und Frau Wangen 2 4 51 Friedrich Sommers sel. Witwe Landsas 2 3 52 Urs Schorer, Ziegler, und Frau Wangen 1 3 2 8 -1 * 52 Melchior von Gunten und Frau Siegriswyl 3 5 Reihe gegen Mittag 53 Rudolf Vogel, Schiffmeister, sel. Witwe Wangen 1 2 53 Joh. Rudolf Vogel, Schiffmeister und Amtsstatthalter, nebst Frau Wangen 1 3 1 7 54 Jakob Vogel, Gerichtstatthalters Sohn, nebst Frau Wangen 1 1 4 55 Peter Blaser des Schloss-Schafners sel. Witwe Trub 1 2 55 Albrecht Blaser, ihr Sohn, nebst Frau Trub 1 1 4 Reihe gegen Morgen 56 /: Kronen :/ Joh. Jak. Blaser, Kronenwirth, nebst Frau Trub 3 6 4 15 - Andreas Seeberger, nebst Frau Wangen 1 1 4 57 Joh. Rudolf Strasser, Schiffmeister, nebst Frau (?) Wangen 6 1 1 10 58 Andreas Howald, Chirurgus /: von 4 Kindern 2 bey Hause :/ Wangenried 1 1 3 Ganz in der Mitte 59 Samuel Schorer, Ziegler, nebst Frau Wangen 1 2 2 7 59 Joh. Simons sel. Witwe Wangen 3 4

Nachtrag 41 /: im Thurm No. 41 wohnt auch noch: Rudolf Tanner, Maurer, und Frau Wangen 2 1 5 111 -1

20 Ausser dem Städtli Links der Strasse auf Herzogenbuchsee (Vorstadt) 81 Samuel Anderegg, alter Schlosser /: hat 4 Söhne :/ Wangen 1 81 Samuel Anderegg, junger Schlosser, nebst Frau Wangen 2 1 5 81 Johannes Anderegg, Feilenhauer, nebst Frau Wangen 1 1 4 60 David Pfister, Wagner, nebst Frau Wangen 2 60 Johannes Pfister, Wagner, der Sohn, nebst Frau Wangen 1 1 4 61 Johannes Bösiger, Müller, nebst Frau Baumgarten 4 6 8 20 63 Samuel Rikli, Salzfaktor, nebst Frau Wangen 3 5 3 13 64 Johannes Seeberger, nebst Frau Wangen 2 4 65 Friedrich Roth, des Beks sel. Witwe Wangen 3 3 7 -1 * 65 Samuel Roth, der Sohn, Nachtwächter, nebst Frau Wangen 1 3 * 65 Peter Anderegg /: und bey Hause 1 Tochter :/ Wangen 1 2 65 Conrad Anderegg, dessen Sohn, Wagner, nebst Frau Wangen 2 1 5 66 Josef Roth, nebst Frau Wangen 2 2 6 67 Johannes Blumenstein, Färber, nebst Frau Niederbipp 3 5 67 Josef Blumenstein, Amtsnotarius Niederbipp 2 3

Rechts bemelter Strasse 130 Hans Ulrich Schorer /: im äussersten Hause gegen dem Unterholz :/ nebst Frau Wangen 1 1 1 5 69 Jakob Hartmann, Zimmermann, nebst Frau Wangen 3 5 - Johannes Roth, Haarfabrikant, nebst Frau Wangen 5 1 1 9 70 Josef Anderegg, Hafner und alt Chorrichter, nebst Frau Wangen 2 4 * 70 Johannes Anderegg, dessen Sohn, nebst Frau Wangen 1 1 4 -1 * 71 Johannes Anderegg, des obigen Chorrichters Bruder, nebst Frau Wangen 1 3 72 /: ist des Amtsweibel Strassers neue Gerbe, annoch unbewohnt :/ 73 Jakob Hartmann, alt Allmosner Wangen 1 * 73 Heinrich Klaus, dessen Tochtermann, nebst Frau Wangen 1 3 6 12 -6 * 74 Rudolf Tschumi, Tabakfabrikant, nebst Frau Wangen 1 3 75 Hr. Salzfaktor Rikli Stok /: nicht besonders bewohnt :/

21 Brand- Diensten Assekur Heimat Kinder o. andere Total * anz-No. Bewohner / Haushaltung Herkunft Knaben Mädchen Personen Bewohner Diff. In der sogenannten Gass - Johannes Vogel, älter, Sattler /: von 5 Kindern 3 bey Hause :/ Wangen 1 2 4 76 Hans Anderegg, gew. Chorrichter, und seine Frau Wangen 2 76 Johannes Anderegg, dessen Sohn, nebst Frau (?) Wangen 5 2 9 77 Jakob Roth, Vater, Haarfabrikant, und Frau /: von 3 Söhn und 5 Töchtern sind bei Haus Wangen 2 4 77 Jakob Roth, Sohn, Haarfabrikant, und Frau Wangen 1 2 9 14 - Friedrich Anderegg, Gerichtsweibel, Schlosser, und Frau Wangen 2 - Niklaus Obrechts sel. Witwe und ihr Sohn Johannes, nebst dessen Frau Wangenried 1 nebst Grosskindern vom verstorbenen Sohn Samuel Obrecht 1 1 6 79 Johannes Anderegg des Metzgers und Pintenwirths sel. Witwe Wangen 1 2

Jenseits der Aar 95 Johannes Anderegg Schreiners sel. Witwe, Wangen nebst Sohn Johannes und dessen Frau /: hat noch 2 Töchteren :/ 3 176 -8

Summa aller Einwohner (Blatt 2) 541 525

*) Bei den Summen mit Stern sind im Original die Total als eine Summe angegeben. Wenn aber die einzelnen (Zeilen-)Summen ermittelt werden, ergeben sich die angegebenen z. T. nicht ganz nachvollziehbaren Differenzen. Im Original ist die Summe aller Einwohner mit 525 (mit Differenz) angegeben, ohne Differenz sind es 541 Einwohner.

22 Die zweiten Akten von 1876, welche in den Knopf des Zeitglocken- turms deponiert wurden ______

Markus Hählen

Es ist ein Brauch, dass bei einer Renovation oder Restauration eines markanten Gebäudes eines Ortes Akten oder Dokumente von dieser Generation eingeschlossen werden, damit spätere Geschlechter, meist wieder bei einer Renovation, diese finden und wie ein Gruss dieser früheren Generation zu ihrer Ergötzung studieren können und diese vielleicht für das Gebäude oder den Ort von Wichtigkeit werden können.

In den Knopf des Zeitglockenturmes von Wangen wurden erstmals 1811 Daten eingelegt im Zusammenhang mit einer Turmrenovation. Die zweite Renovation und damit die zweite Serie von Daten erfolgte 1876. Die dritte 1891, die vierte 1912, die fünfte 1968 und die sechste 2004. Die hier abgedruckten Dokumente wurden von Pfarrer und Dekan Johannes Walther (siehe Beitrag in diesem Blatt) etwa 2½ Jahre vor seinem Tod geschrieben. Im ersten Teil macht er quasi ein Inventar von Wangen, im zweiten Teil schreibt er geschichtliche Notizen seit 1811 nieder. Er schrieb das Folgende:

Pro Memoria

Im Juli 1876 wurde der Zeitglockenthurm von Spenglermeister Pfister, von Walliswyl, zu Wangen, neu gedeckt. Bei diesem Anlasse wurde der Knopf heruntergenommen, die in demselben vorgefundenen Acten von 1811 von dem gegenwärtigen Geschlecht mit grossem Interesse gelesen, daher zu Handen eines zukünftigen fortgesetzt, mit neuen Notizen aus der Zwischenzeit und Gegenwart vermehrt und so wieder in den Knopf eingeschlossen. Die Einwohnerzahl beträgt nach der Volkszählung von 1870 1107 Seelen – 386 Burger, 653 Kantonsbürger, 55 Schweizer aus andern Kantonen und 13 Ausländer. Dieselben vertheilen sich auf 213 Haushaltungen und bewohnen mit Einschluss sämtlicher Gebäulichkeiten circa 150 Häuser.

Mitglieder des Grossen Raths des Kantons Bern aus der hiesigen Ortschaft sind zur Zeit J. Rudolf Vogel, Vater und J. Jakob Roth, Vater, beide vom Wahlkreis (Wangen, Ober- und Niederbipp) erwählt, der 4 Vertreter nach Bern in die oberste Landesbehörde zu senden hat. Der Erstere bekleidet diese Rolle mit kurzer Unterbrechung seit 1839, der Letztere ununterbrochen seit 1848.

Bezirksbeamten seit 1830: Regierungsstatthalter: Franz Roth, von Wangen; J. Mühlemann von Bitwyl; J. Jakob Leu von Grasswyl; J. Bösiger, von Röthenbach.

23 Gerichtspräsidenten: J. Strasser, von Wangen; Bossard von Bern; Fürsprech J. Steiner, von Zielebach, nachmaliger Regierungsrath; Notar J. Kilchenmann, von Herzogenbuchsee; Doct. J. Lerch, von Wiedlisbach, zur Zeit Oberrichter in Bern; J. Bösiger, gegenwärtiger Regierungsstatthalter und Karl Forster, Fürsprech, von Erlach. Amtsschreiber: J. Mathys, von und J. Schneeberger, von Seeberg. Amtsgerichtsschreiber: J. Heinrich Anderegg älter; J. Heinrich Anderegg, jünger, des vorhergehenden Neffe, beide von Wangen und J. Gottlieb Jost, von Attiswyl.

Gemeindsbehörden: Kirchgemeinderath: Präsident: J. Gottlieb Jost, Amtsgerichtsschreiber; Vicepräsident: Major Alfred Roth, von Wangen; J. Friedrich Obrecht, von Wangen; Johannes Ingold, von Röthenbach, auf der Hohfuhren; Friedrich Obrecht, Gemeindspräsident, von Wangenried; J. Jakob Obrecht, Burgerpräsident, von Wangenried, Andreas Haas, Gemeindspräsident von Walliswyl; J. Wagner, gew. Gemeindspräsident von Walliswyl, und J. Walther, Pfarrer, als Secretär. Sigrist, Chorweibel und Todtengräber: J. Klaus, von Wangen. Einwohnergemeinderath: Präsident: Oberstlieutenant J. Adolf Roth, von Wangen; Vicepräsident J. Ingold, von Röthenbach, auf der Hohfuhren; Amtsgerichtsschreiber Jost, J. Jakob Kurt, Amtsweibel, von Attiswyl; J. Schneeberger, Amtsschreiber, von Seeberg; Rudolf Schweizer, Fabricant, von Entfelden; J. Friedrich Obrecht, Fabricant, von Wangen; J. Wüthrich, Beck, von Trüb und J. Pfister, Spenglermeister, von Walliswyl. Secretär: Bendicht Joss, Lehrer; Weibel: J. Strasser, Barbier. Burgerrath: Präsident: J. Rudolf Rikli, Fabricant; Vicepräsident: Samuel Anderegg, Uhrenmacher; Major Alfred Roth; Bezirkskommandant Friedr. Roth; Rudolf Schorer, Pintenwirth; Friedrich Roth, Schuhmachermeister; J. Friedrich Obrecht, Fabricant; Franz Roth, gew. Bannwart; J. Jakob Anderegg, Hafner. Secretär: Sigmund Jäisli, Lehrer; Weibel: J. Strasser, Tabackfabricant. Schulcommission: Präsident: J. Walther, Pfr.; Vicepräsident: J. Schwander, zum Rössli; Gemeindspräsident J. Adolf Roth; Amtsgerichtsschreiber Jost; Burgerpräsident J. Rudolf Rikli; Amtsschreiber Schneeberger und Samuel Anderegg, Uhrenmacher. Secretär Sigmund Jäisli, Lehrer Die Schule besteht aus 5 Classen, wovon die erste und zweite den Namen einer Kirchgemeindeoberschule tragen, in Wirklichkeit aber eine Secundarschule bilden und nach dem Gesetz über dieselben eingerichtet sind. Die Gründung einer solchen war auch beschlossen, erhielt aber wegen der Nähe derjenigen von Wiedlisbach von der Regierung weder die erforderliche Sanction, noch die im Gesetz über die Secundarschulen zugesicherte Staatssubvention. Daher behalfen wir uns vorderhand mit der Errichtung einer Kirchgemeindeoberschule und müssen nun um so grössere Opfer dafür bringen. An derselben wirken als Lehrer: Jakob Sahli, von Wohlen und Friedrich Stucki, von Brenzikofen, die beide das Secundarlehrerexamen bestanden haben, jeder mit einer Besoldung von Fr. 2300; an den beiden Mittelclassen Bendicht Joss, von Zollikofen und Sigmund Jäisli, von

24 , jener mit einer Barbesoldung von Fr. 1450, dieser mit einer solchen von Fr. 1350; an der Unterschule Johanna Bösiger von Graben mit einer Besoldung von Fr. 760. Bei sämtlichen Besoldungen ist der Staatsbeitrag inbegriffen, bei den letztern drei jedoch weder Wohnung, noch Holz, noch Pflanzland. Pfarrer des Orts seit Juni 1844: J. Walther, von Mett. Arzt u. Wundarzt: August Oboussier, von Lausanne. Thierarzt: Peter Stockmann, von Sarnen. Posthalter: Karl Friedrich Jost, von Attiswyl.

Fabrikgeschäfte: Rothfarb, Firma A. F. Rikli und Comp.; Pferdehaarfabrik, Firma Jakob Roth; 3 Blousenfabriken von J. Friedrich Obrecht von Wangen, Rudolf Schweizer von Entfelden und Samuel Egger, von Aarwangen. 3 Bürstenfabriken, eine ausgedehnte von Bezirkscommandant Friedrich Roth auf der Allment, 2 kleinere, die eine von Frau Vogel- Brand, die andere von Karl Hermann, von Rohrbach, betrieben; eine Seilerbahn der Witwe Pfister-Baumgartner, von Dietwyl, eine Mühle Christian Leibundgut, von Affoltern i.E., eine Kunstsäge J. Rudolf Vogel, Vater; eine Oehle mit Schleife Gottfried Vogel, eine Bierbrauerei Jakob Kurt, von Attiswyl, eine Ziegelbrennerei Rudolf Tanner, eine Gerberei Samuel Strasser angehörend. Von der Käserei später. Kramläden besitzen J. Kurt, Amtsweibel und Civilstandsbeamter, von Attiswyl, Fr. Christen, Amtsnotar, von Herzogenbuchsee und J. Pfister, Spenglermeister, von Walliswyl. Inhaber von Wirthschaften sind J. Schwander, Besitzer des Gasthofes zum Rössli, Samuel Müller, von Niederbipp, Besitzer des Gasthofes zur Kronen, Rudolf Schorer, Pintenwirth, Witwe Schärer geb. Bösiger von Sumiswald, Pintenwirthin, J Kurt, Bierbrauer und Pintenwirth, Gottfried Schorer, Pinten und Speisewirth, Friedrich Roth auf der Allment, Besitzer des neu errichteten Restaurants. Handwerker: 1 Baumeister, 4 Bäcker, 3 Metzger, 5 Schuhmacher, 2 Schneider, 1 Buchbinder, 2 Schmiede, 2 Schlosser, 4 Schreiner, 2 Wagner, 2 Maurer (Vater und Sohn Tanner), 2 Uhrenmacher (Vater und Sohn Anderegg), 2 Hafner (Brüder Anderegg), 2 Spengler, 4 Gypser, 3 Küfer, 3 Gärtner, 1 Barbier.

Steuerverhältnisse: Der Flächeninhalt der hiesigen Gemeinde beträgt laut Grundsteuerregister 1238 Juchart, davon fallen a) auf cultiviertes Land 815 Juch. b) auf steuerfreie Hausplätze und steuerfreies Land 21 Juch. c) auf steuerpflichtige Hausplätze und Gärten 23 Juch. d) auf Corporationswaldungen 315 Juch. e) auf Privatwaldungen (inbegriffen die Schächen) 64 Juch. Summa 1238 Juch.

25 Rohes Grundsteuercapital pro 1876 I. Steuerpflichtiges a) Gebäude Fr. 1'474‘920 b) Hausplätze, Gärten, Hofräume Fr. 82‘790 c) Cultiviertes Land Fr. 750‘000 d) Corporationswald Fr. 210‘000 e) Privatwald Fr. 18'000 Summa Fr. 2'535‘710

II. Steuerfreies a) Gebäude Fr. 308‘100 b) Hausplätze, Gärten, Hofräume Fr. 10‘640 c) Land der S.C.B* und ½ Juch. Pfarr- und ½ Juch. Schulland Fr. 19'510 Summa Fr. 338‘250 Summa rohes Steuercapital Fr. 2'873‘960 * (S.C.B. heisst Schweizerisch Central-Bahn)

Gegenüber dem Staat können die Grundsteuerpflichtigen ihre Schulden vom rohen Grundsteuercapital abziehen. Wie gross nun dieser Schuldenabzug aller Steuerpflichtigen pro 1876 sich gestalten wird, kann mit Sicherheit nicht beziffert werden, da man sich gegenwärtig, Juli 1876, mitten in der Steuerarbeit für den Staat befindet. Er mag um circa 30- 50‘000 Fr. höher zu stehen kommen als pro 1875.

Schuldenabzug pro 1875 a) Gesamtschuldenabzug pro 1875 Fr. 886‘000 b) Schuldenüberschuss Fr. 171‘000 c) Wirklicher Schuldenabzug Fr. 715‘000 Pro 1875 betrug die Anzahl der Liegenschaftsbesitzer 159 davon waren schuldenabzugsberechtigt 102 davon waren schuldenfrei 57 Steuerpflichtig durch Vermögensüberschuss 124 Steuerfrei durch Schuldenüberschuss 30 Pro 1876 werden sich diejenigen, die durch Vermögensüberschuss steuerpflichtig werden, bedeutend vermehren, indem durch die diesjährige Hauptrevision der Grundsteuerschat- zungen die Steuerpflichtigen Gebäude, Hausplätze und Gärten und das cultivierte Land um 660‘000 erhöht wurden.

26 Bestand der grundpfändlich versicherten Capitalien pro 1875 1) Anzahl der Steuerpflichtigen: 63 2) Capitalforderung Fr. 4'036‘043 3) Jährlicher Zins oder Rente Fr. 181‘354 4) Betrag des Steuercapitals (25facher Zins) Fr. 4'533‘865 Bei diesen Angaben ist die Amtsersparniscasse inbegriffen und zwar 1) mit einer Capitalforderung von Fr. 3'433‘776 2) mit einem jährlichen Zins davon Fr. 154‘512 3) mit einem Steuercapital von Fr. 3'862‘821 Gegenwärtig fordert der Staat von einem Grundsteuercapital und von den Capitalien frs. 2 pro Mille (= 2‰).

Bestand über die Einkommenssteuer pro 1875 1) Das reine Steuercapital der I. Classe d.h. Einkommen von Be- rufen, von Beamten, von Handwerken, von Industrie u. Handel betrug für hiesige Gemeinde Fr. 145‘500 2) Das reine Steuercapital der III. Classe d.h. Einkommen von nicht unterpfändlich versicherten Capitalien, Aktien, Depositen Fr. 21‘100

Summa Fr. 166‘600

In der III. Classe des Einkommens figuriert die Amtsersparnisscasse mit einem Capital von frs. 16‘200. Der Staat fordert von der I. Cl. des Einkommens frs. 3 vom Hundert (= 3%) Der Staat fordert von der III. Cl. des Einkommens frs. 5 vom Hundert (= 5%)

Viehbestand nach der Zählung von 1876 51 Pferde, 279 Stück Rindvieh, 114 Schweine, 65 Schafe, 93 Ziegen, 47 Bienenstöcke.

Preise der Lebensmittel Hierüber gibt eine gedruckte Beilage Auskunft. Zur Ergänzung diene nun folgendes: der 4-pfündige Leib Brod kostet 75 Rpp, die 3-pfündige Maas Milch 30 Rpp, die Maas Wein 70 Rp – Fr. 1.20, ausgeschenkt ungefähr das Doppelte. Kaffee das Pfund Fr. 1.20 – 1.70, Zucker das Pfund 45 – 50 Rpp. Der Käse wurde im Jahr 1875 verkauft der Centner zu Fr. 85.

27 Einige geschichtliche Notizen seit 1811 1813 beim Durchzug eines Theils der Armee der Alliierten durch die Schweiz nach Frankreich passierten grössere u. kleinere Abtheilungen Wangen. Die Ersten, welche im November hier anlangten waren ungarische Husaren. Am Weihnachtsfest zogen während mehreren Stunden Oesterreicher Mann an Mann, 8 Glieder hoch, durch das Städtchen, so dass viele Leute, die zur Kirche wollten, nicht hindurchzukommen vermochten. Die nächste Folge darvon war der Ausbruch eines heftigen Nervenfiebers, das namentlich unter den Frauen viele Opfer forderte u. von da an längere Zeit das kaiserliche Fieber hiess. 1815 Sturz der Mediation u. Einsetzung der Stadt u. Republik Bern. Die Witterung war sehr regnerisch; im Juni waren nur 8 Tage und im Juli 15 Tage ohne Regen. Das Jahr 1816 war noch schlimmer, im Monat Mai waren 4, im Juni 9, im Juli 3, im August 13, im September 9 Tage regenlos. Daher grosse Überschwemmungen, gänzliches Missrathen der Heu- u. Fruchternte, Theuerung u. Hungersnoth im Jahr 1817. Wein gab es gar keinen, der Schoppen vom geringsten kostete 4 alte Batzen oder 60 Rappen neue Währung. Anfangs der Zwanziger Jahre wurde hier die zweite Käserei des Cant. Bern errichtet. Gründer derselben waren: Oberamtmann Effinger von Wildegg u. Jakob Roth, Vater, der gegenwärtige Grossrath u. Inhaber der Pferdehaarfabrik. 1824: Stiftung der Ersparnisscasse für den hiesigen Amtsbezirk durch Oberamtmann Effinger u. andere gemeinnützige Männer von Wangen u. andern Orten des Amtsbezirks. 1825 Neubau der Kirche, von der alten wurde nur das Chor beibehalten. 1830/31: Sturz der Aristokratie u. Ernennung eines Verfassungsrathes, dem von hier angehörten Franz Roth und Abraham Friedrich Rikli. 1831 den 31. Juli Annahme der Verfassung u. Einsetzung eines neuen Gr. Rathes, zu Mitgliedern desselben wurden von hier erwählt Ab. Friedrich Rikli u. Jakob Roth. 1843 Anschaffung 4 neuer Kirchenglocken. Die Kosten für die grösste wurden aus freiwilligen Beiträgen von Privaten u. Corporationen bestritten u. betrugen Fr. 2409 alte Währung oder in jetzigem Geld Fr. 3441.40. Die beiden mittleren bezahlte der Staat, die kleinste Wangenried u. Walliswyl. 1844 wurde die Strasse von Wangen über nach Solothurn durch das Rindermoos angelegt, wozu Wangen nicht nur den Anstoss gegeben, wofür es auch ansehnliche Opfer gebracht hat. Thätig dabei waren insonderheit J. Rudolf Vogel, J. Jakob Roth u. J. Heinrich Anderegg älter, damaliger Amtsgerichtsschreiber und nachheriger Grossrath. 1845 den 31. März u. 1. April fand in Folge der Berufung der Jesuiten nach Luzern der sogenannte Freischaarenzug statt. An demselben betheiligten sich von hier Gerichtspräsi- dent Steiner von Zielebach, nachmaliger Regierungsrath u. Oberst, J. Rudolf Rikli, gegen- wärtiger Burgerpräsident, J. Rudolf Roth u. dessen Bruder Doct. Gottfried Roth. Alle 4 geriethen in Gefangenschaft, der erstere wurde jedoch der Luzerner Regierung nicht ausgeliefert, sondern nach einer qualvollen Nacht gegen ein namhaftes Lösegeld frei- gelassen. Die Anderen dagegen blieben, der eine im Spital zu Luzern, die Gebrüder Roth in der Jesuitenkirche daselbst in Haft, bis sie mit den übrigen Bernern, die mit ihnen das

28 gleiche Loos theilten, von der bern. Regierung ausgelöst wurden. Die Lärmkanone vom Schloss Bipp, welche die genannten Herren mitgenommen hatten, fiel in die Hände der Luzerner, kam restauriert und aufgepuzt als Geschenk für geleistete Hülfe nach Schwytz, von wo sie später die als Sieger aus dem Sonderbundskrieg heimkehrenden Berner mit hieher brachten, wo sie zur Stunde noch aufbehalten wird zum Andenken an eine ernste u. sehr bewegte Zeit. 1840 Entwerfung einer neuen Verfassung durch einen Verfassungsrath, in dem Wangen durch J. R. Vogel vertreten war. Im neuen grossen Rath sass neben Ihm J. Rudolf Roth. Nachdem die schweiz. Tagsatzung die Auflösung des Sonderbundes beschlossen hatte, begann gegen das Ende October unter General Dufour der Sonderbundsfeldzug. Denselben machten von Wangen mit im Auszug: Artillerie-Hauptmann J. Jakob Roth, Commandt. der Batterie Nos. 12 (Oberland), Gerichtspräsident Jb. Kilchenmann, Hauptmann in der Infan- terie, J. Heinrich Anderegg jünger, 1er Unterlieutenant im Bat.No.43 (), J. Walther, Feldprediger des nämlichen Bat., J. Schwander, Feldweibel in der Cavallerie, J. Isaak (?) Vogel, Cavallerist; J. Strasser, Burgerweibel, Sappeur; die Infanteristen: Samuel Anderegg, Uhrenmacher, Wachtmeister; Friedrich Roth, Schuhmacher, Wachtmeister; Franz Roth, Sager, Wachtmeister; Gottlieb Strasser, Corporal (nachher nach Amerika ausge- wandert, wie der vorher genannte Franz Roth), Jakob Vogel + Friedrich Tanner + Friedrich Schorer + Rudolf Ammon, Andreas Geissbühler, Samuel Schorer, Spengler, Rudolf Howald (ausgewandert), Johann Strasser (ausgewandert), Samuel Wagner im Unterholz, Scharf- schütz. In der Reserve: Cavalleriemajor J. R. Vogel als Generaladjutant bei der Division Ochsenbein, die durch’s Entlebuch marschierte. J. Rudolf Roth, Artilleriehauptmann; Regie- rungsstatthalter Leu, Infanteriehauptmann; Doct. Oboussier, Bataillonsarzt; J. Andres, im Wangenschachen, Wachtmeister; Samuel Tanner, Corporal; Johannes Klaus, Schuhmacher; Stephan Strasser + Isaak Strasser + Rudolf Schorer, Samuel Roth, die beiden letzten nach Amerika ausgewandert. Nur die Reservisten kamen an der Emme bei Schüpfheim mit den Sonderbündlern in Kampf. Während die letztern nach der Übergabe von Luzern sofort ihren Heimweg antraten u. in Bern entlassen wurden, blieben die Auszüger noch längere Zeit als Besatzungstruppen im Feld, die letzten des Bat. No. 43 kehrten erst Ende Januar 1848 in die Heimath zurück. 1848: Schluss der Tagsatzungsperiode. Annahme einer neuen Bundesverfassung, wodurch die Schweiz aus einem Staatenbund in einen Bundesstaat umgewandelt wurde. Unter den vier Vertretern des Oberaargaus im Nationalrath war J. R. Vogel, der dieser Behörde während mehreren Wahlperioden angehörte und erst durch einen andern ersetzt wurde, als er eine Wiederwahl ausschlug. 1852 erreichten die Gewässer eine solche Höhe, dass die Aare mehrere Fuss hoch über ihre Ufer trat. Die Verbindung mit Wiedlisbach wurde durch einen Kahn hergestellt, für dessen Sicherheit vermittelst eines längs den Bäumen angebrachten Seiles Vorsorge getroffen wurde. Dennoch schlug derselbe mit einer schmucken Solothurnerin um, die hernach in ein ‚Bärnermeitschi‘ umgekleidet den Rückweg antreten musste.

29 1854, den 6. Mai abends nach 8 Uhr brannten im Städtchen nördlich vom Gasthof Kronen drei Häuser ab. Die Krone selbst nebst den daran stossenden Häusern konnte nur mit der grössten Anstrengung gerettet werden. Die Ursache des Brandes blieb unbekannt. 1857 wurde zwischen dem Staat und der Kirchgemeinde Wangen ein Vertrag abge- schlossen, wodurch letztere in den Besitz der Kirche sowie eines Kirchengutes von Fr. 10'000 gelangte. Der Staat, der zur Zeit der Reformation das beträchtliche Kirchengut der Probstei Wangen behändigte, war nämlich von da an Eigenthümerin wie des Gutes so auch der Kirche und was dazu gehörte, zugleich aber verpflichtet, für sämmtliche kirchliche Bedürfnisse der hiesigen Gemeinde zu sorgen. Mit dem Abschlusse genannten Vertrages hörte diese Ausnahmestellung von Wangen auf und die hiesige Kirchgemeinde wurde den übrigen des Cantons gleichgestellt. 1870, gegen das Ende des deutsch-französischen Krieges wurden circa 80'000 Mann Franzosen – die sogenannte Bourbakische Armee – von den Deutschen bei Verrières und bei Lac de Joux auf Schweizerboden gedrängt. Dieselben wurden entwaffnet und im Innern der Schweiz vertheilt, wobei auch Wangen seinen Antheil bekommen hatte. Nachdem bereits mehrere Abtheilungen hier angekommen, um nach einem kurzen Aufenthalt und nach erhaltener Erfrischung von Seite der hiesigen Einwohner bei schlechter, winterlicher Witterung und noch schlechterer Bekleidung an den Ort ihrer nächsten Bestimmung zu marschieren, langte den 7ten Februar abends 7 Uhr die für Wangen bestimmte Truppe an, nämlich 500 Mann der Mobilgarde, meistens dem 84. Regiment von Sâone-Loire ange- hörend. Hinzu kamen den 9ten gleichen Monats 52 Soldaten mit 80 Pferden, die letztern ausgehungert und abgemagert, dass sie sich fast nicht mehr zu tragen vermochten. Die Pferde wurden folgenden Tags vertheilt, die Mannschaft sammt den zuvor angekommenen 500 Mann im sogenannten Salzhaus untergebracht. Das Betragen war tadellos, viele arbeiteten in Privathäusern, eine Anzahl legte eine neue Strasse vom Galgenrain bis zum Wangerholz nach Walliswyl an. Sie wurden auf Rechnung der franz. Regierung verpflegt, aber auch reichlich von hiesigen Ortsbewohnern unterstützt. Den 21. März, nachdem zwischen Frankreich und Deutschland der Friede abgeschlossen worden, verliessen sie uns, wohl ein dankbares Andenken an Wangen mitnehmend, wovon sie nicht nur bei ihrem Weggang, sondern auch seither vielfache Beweise gegeben haben. 1875, den 19. Januar Morgends etwas nach 1 Uhr fand ein grosser Brand statt, der sämmtliche Häuser zwischen dem alten Rössli und dem südlichen Thurm, 9-10 an der Zahl, mit beispielloser Schnelligkeit in Asche legte. 20 Haushaltungen und 110 Personen, meistentheils aus der ärmeren Bevölkerung, verloren dabei ihr Obdach und den grössten Theil ihrer Habe. Bei dem ziemlich starken Westwind, der eben wehte und die Flammen von Haus zu Haus trug, erschien es beinahe wie ein Wunder, dass nicht auch noch andere Theile der Stadt dasselbe Schicksal erfuhren. Doch war auch die Noth gross, so war die Hülfe noch grösser, die nicht nur dem Umsichgreifen des Brandes kräftiglich wehrte, sondern auch nachher bemüht war, die Wunden zu heilen, die derselbe geschlagen hat. Auch hier blieb die Ursache des Brandes unbekannt.

30 Vom gleichen Jahre datiert sich das für Wangen seit Jahren, vielleicht Jahrhunderten wichtigste Ereignis, von dem wir erwarten, dass es der hiesigen Industrie, dem Handel und Gewerbe, dem Wohlstand der Gemeinde überhaupt einen neuen Aufschwung verleihen werde. Es ist dies die Erstellung einer Eisenbahn von nach Solothurn und Lyss, die über Wangen führt. Nachdem für die Linie über Wiedlisbach alle Hebel in Bewegung gesetzt wurden, nicht nur von Wiedlisbach selbst und den umliegenden Berggemeinden, sondern auch von der bern. Regierung, die sich unverholen zugunsten der Bergbahn ausgesprochen hatte, bedurfte es der ganzen Energie und der Anstrengung aller Kräfte von Seite der hiesigen Einwohnerschaft, insonderheit der Spitzen derselben, um die schweiz. Centralbahn zu vermögen, den Bau zu übernehmen und über Wangen zu führen. Dabei darf die hiesige Gemeinde nie vergessen, dass sie namentlich bei Solothurn und auch Büren kräftigliche Unterstützung gefunden. Bereits ist die Brücke über die Aare vollendet, der Damm mit seinen schwierigen Bauten so viel als fertig, das Stationsgebäude errichtet und mit der Legung der Schienen der Anfang gemacht, so dass man hoffen darf, noch vor Ende des Jahres die Bahn benützen zu können. Möge es geschehen, jedermann sieht ihrer Eröffnung mit Sehnsucht entgegen. 1876: Die erste Hälfte dieses Jahres war sehr unbeständig und vorherrschend nass. Im Frühling fanden an vielen Orten, namentlich auch am Jura, bedeutende Erdrutschungen statt, so unter anderem eine solche oberhalb Walden in den Waldungen, welche Niederbipp angehören, mit einem Schaden, der amtlich auf Fr. 32‘800 geschätzt wurde. Ungefähr zu gleicher Zeit stürzte infolge der Anschwellung des Mühlebachs die hiesige Fahrbrücke ein, die nun durch eine eiserne erstellt werden soll und zur Zeit in Arbeit begriffen ist. Im Juni richteten Überschwemmungen insonderheit in der Ostschweiz solche Verheerungen an, dass hier und beinahe überall in der Schweiz, ja ausserhalb ihren Grenzen Spenden für die davon Betroffenen gesammelt werden. Gleichwohl wurde den 22. Juni der 400jährige Gedenktag an die Schlacht bei Murten und an den daselbst von unsern Vätern über den burgundischen Herzog Karl den Kühnen errungenen Sieg, weil die Vorbereitungen dazu bereits zu weit fortgeschritten waren, auf glanzvolle Weise gefeiert. Bei dem historischen Zuge, welcher veranstaltet wurde, war der Oberaargau durch 13 Mann vertreten, welche in den Farben von Wangen, blau und weiss, gekleidet, mit den beiden Schlüsseln auf der Brust, unter dem Fähnlein mit dem hiesigen Stadtwappen marschierten. Dieser kleine Zug war zusammengesetzt aus 6 Mann aus dem Amt Aarwangen, 4 von Herzogenbuchsee und 3 aus der hiesigen Ortschaft. Die Kosten für die Ausrüstung trugen für je einen Mann der Gemeinderath, der Burgerrath und Privaten. Die Teilnehmer waren: Sigmund Jäisli, Lehrer, Gottfried Ingold, Tambour-Corporal und Fr. Schorer, Gypser.

Das gegenwärtige Geschlecht, das bei Vornahme abermaliger Reparatur des Thurmes und bei Öffnung der im Knopfe enthaltenen Kapsel wahrscheinlich zu seiner Ruhe eingegangen sein wird, empfiehlt sein liebes Wangen dem Schutze des Allmächtigen, wünscht der künftigen Generation Glück und Segen und bringt ihr seinen Gruss entgegen.

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Im Juli 1876. verfasst durch J. Walther, Pfr.

Signiert: Die Grossräthe: die Gemeinderäthe: J. R. Vogel, Vater Adolf Roth, Gemeindepräsident Jacob Roth, Vater Joh. Ingold, Vicepräsident Die Burgerräthe: J. G. Jost, Notar Rudolf Rikli, Präsident J. J. Kurt Samuel Anderegg, Vicepr. J. Schneeberger, Notar Friedrich Roth, Burgergutsverwalter R. Schweizer Alfred Roth Friedr. Obrecht, Fabricant J. J. Anderegg, Hafner Joh. Wüthrich J. R. Schorer, Küfer Joh. Pfister, Spengler Friedr. Obrecht, Fabricant B. Joss, Sekretär Friedr. Roth F. Roth, Bannwart Stempel: E.gemeinde S. Sigmund Jäisli, Sekretär Wangen a.Aar Cant. Bern

Ostfront von Wangen vom Kirchturm aus gesehen. Aus der Bilderchronik von Hans Mühlethaler, Band 3, S. 53.

32 Von einer schröcklichen Schelmerei und Frevlerei in Wangen ______

Von der schröcklichen Schelmerei und Frevlerei in Wangen, begangen an der Kasse des Richteramtes

Besungen und zu Papier gebrungen von Schartenmeier dem jüngern

Jetzo sollet Ihr erfahren, Was sich an dem Strand der Aaren Kürzlich zugetragen hat. Zwar der Vorgang ist fast schmerzlich Und der Ausgang sehr barmherzlich In der alten Wangen-Stadt.

Sanft war da der Schlaf der Bürger, Sicher war man vor'm Erwürger Eigenthums und Ruh der Nacht; Sintemal im Schloss zu Wangen Dicke Mauern den umfangen, Der zum Stehlen sich erfracht.

Diesmal aber ist's ganz schaurig, Ohne Massen himmeltraurig, Ob der Frevler Frechheit Die um schnöden Raubes Willen Schnaps- und Gelddurst jach zu stillen, Drungen ein bei'r Obrigkeit.

Auf die Obrigkeit, der besten, Hinter Mauern dick und festen, Hatten sie es abgesehn, Ohngeachtet zwei Landjäger, Fast so schwarz wie Chemifeger, Tag und Nacht thun Wache stehn.

Ungeacht' auch der Laterne, Die beim matten Licht der Sterne Bei dem Schloss zu Wangen brennt,

33 Wenn in nebeliger Ferne Schwach der Schein der Brücklaterne Blinzet wie am Firmament.

In der letzten Nächte Düster Ging ein heimliches Geflüster Um die Schlossburg Wangen 'rum. Und den Thurm, den schrecklich hohen, Wie das Schloss thut man bedrohen -- Grässlich, ist's, o Publikum!

Nebel lag, ein grauslich dichter, Um die Burg, wo der Herr Richter Sein Bureau und Schreibstub hat; Da, wo manchem Sündenbocke Recht geschah im zweiten Stocke, Nun geschah die Missethat.

Und des Richteramtes Kasse Raubt in seinem blinden Hasse Satansschwarz der freche Dieb, Dass von Fränkli und Santinen In des Richters Bureau innen Weder Gold noch Nickel blieb.

Mit dem Beutel, mit dem vollen, Hat er sich hinweggetrollen Wohl mit einem leisen Sprung; Denn ob all den schlechten Sachen Keine Wächter sind erwachen, Nicht einmal des Schlosses Hung.

Corporal mit langer Bartung, Dem zusteht der Schelmen Wartung, Diesmal war er blind und taub; Er, der feine Detektive Mit dem schwarzen Bart, er schliefe, Merkte nichts von all dem Raub.

34 Nicht einmal sein Hund, der grosse, Der da bellet in dem Schlosse Und um seinen Herrn herum, Hat in seines Amtes Schlummer Weder Ahnung oder Kummer, Schweigt sich bei der Unthat stumm.

Aber als der Morgen tagte, Man sich ganz verwundert fragte: Ist das eine Möglichkeit, Dass in unserm Schloss des Amtes Sich so schrecklich Unerchanntes Wirklich habe zugetreit?!

Doch, ob leer auch war die Kassen, Gleich that man sich wieder fassen, Spricht noch von viel Glück dabei, Dass die Polizei, die wacker Pflügt und eggt den längen Acker, Nicht auch noch gestohlen sei! S. K.

Aus: "Das Liederbuch der 'Buchsi-Zeitung', Der Titel-Gedichte IV. Band von Ulrich Dürrenmatt, Redaktor der 'Berner Volkszeitung'. 1889"

Aus der Bilderchronik von Hans Mühlethaler, Band 2, S. 47.

35 Die Altstadt Wangen in früheren Zeiten ______

Heinz Neuenschwander

Im Stedtli war in früheren Zeiten viel Betrieb. Es gab Läden, Handwerker, Wirtschaften. Herr Baumann führte mit seiner Schwester an der Hauptstrasse einen Schreibwarenladen (heute sagt man „Papetterie“). Die Schaufenster wurden jeden Abend mit Fensterläden ver- schlossen und mit einer Eisenstange mit Vorhangschloss gesichert. Der Besitzer führte gleichzeitig im Hinterstedtli eine Buchbinderei. Das anschliessende Haus mit der schönen Natursteinfront und der runden Steintreppe war der Ursprungsort der Kleiderfabrik Howald. Im nächsten Gebäude befand sich die Schmiede von Herrn Burkhardt und seinen Söhnen. Das helle Klingen der Schmiedehämmer konnte man im ganzen Stedtli hören. Die Pferde wurden am Rande der Hauptstrasse im Freien beschlagen. Der nachfolgende „Stadtgarten“ der Familie Fischer lud schon damals zum Verweilen ein. In der Kegelbahn hinter der Wirtschaft wurde abends fleissig gekegelt. In den nächsten beiden Schaufenstern präsentierte die Familie Hersberger Schuhe in ver- schiedenen Grössen und Ausführungen. Im hinteren Teil des Hauses betrieb Herr Reinmann seine Schusterwerkstatt. Im folgenden Haus führte Familie Kurt im linken Teil ein führendes Stoff- und Modegeschäft, im rechten Teil einen Spezereiladen mit der Salzbütte. Später führten die Töchter Kurt nur noch den Spezereiladen weiter. Der Salzverkauf war gesetzlich geregelt. In jeder Gemeinde durfte nur das von der Obrigkeit bezeichnete Geschäft Salz verkaufen, und zwar zum vorgeschriebenen Preis (Salzregal). Weitergehend kommen wir am Comestibelladen von Frau Sollberger vorbei und dann folgt der Damen- und Herrensalon von Coiffeur Strasser. Nördlich vom Schlosstor führte Herr Jäggi eine Metzgerei. Unter anderem stellte er Zehner- würste her (Preis 10, später 20 Rappen das Stück). Sie hatten die Grösse einer Cervelat. Mir läuft noch heute das Wasser im Munde zusammen. wenn ich daran denke. Wenn wir als Kinder mit der Mutter bei Herrn Jäggi einkaufen gingen, erhielten wir immer eine halbe Zehnerwurst geschenkt, war das jeweils eine Freude!

Gehen wir weiter dem Schloss entlang ins Hinterstedtli, treffen wir an der Westfront auf die Wagnerei Kläy. Die beiden Brüder stellten Wagen und Holzräder für die Landwirtschaft, aber auch Breaks und Kutschen her. Das alles wurde mit einfachen Maschinen und viel Hand- arbeit erstellt. Aber auch Boote, Ruder und Stacheln sowie Leiterwägeli und Handkarren entstanden in dieser Wagnerwerkstatt.

36 Richtung Süd betrieb der alte Schuhmacher Müller seine Werkstatt. Er war gleichzeitig Uhrwart und läutete werktags um drei- resp. vieruhr die Glocke im Städtliturm. Es kam vor, dass er das Läuten vergass. „Es hets niemer ghört“ antwortete er stets, wenn er darauf angesprochen wurde. In dem folgenden Gebäude befand sich die Tapeziererwerkstatt von Herrn David Meyer (ungefähr da wo heute die Städtligalerie ist). Der ältere Herr trug immer ein glänzendes Lederkäppi. Durch die Fenster konnte man sehen, wie er Polstermöbel mit wunderschönem Stoff bezog und mit glänzenden Nägeln beschlug. Gleich anschliessend kommen wir am Haus vorbei, in dem, wie schon erwähnt, Herr Baumann seine Buchbinderwerkstatt betrieb. In der südlichen Ecke vom Stedtli ist der Turm, wo sich im Erdgeschoss die Küferwerkstatt befand. Küfermeister Brügger stellte Eichenfässer, Milchbrenten, Holzzuber, aber auch Butterfässer mit einfachen Maschinen und viel Handarbeit her.

Gehen wir nach links der südliche Gebäudereihe entlang, sehen wir drei Stellen, wo keine Häuser stehen. Nach einer Brandkatastrophe vor vielen, vielen Jahren wurde hier nicht mehr aufgebaut (siehe Chronik von Johann Walther weiter vorne in diesem Heft). Im grossen Gebäude mit vielen Wohnungen war das Spengler- und Installationsgeschäft von Herrn Pfister untergebracht, dem Urgrossvater vom jetzigen Geschäftsinhaber. Damals konnte zum Waschtag bei Herrn Pfister ein Waschherd gemietet werden, der mit einem mitgelieferten, speziellen Karren abgeholt werden konnte. Im nächsten Haus, in dem sich heute ein Coiffeur-Salon befindet, war das Schuhgeschäft der Familie Wälchli. Vater Wälchli hatte im hinteren Teil seine Schusterwerkstatt und der Laden führte seine Tochter Friedy. Weiter Richtung Hauptstrasse führte Fräulein Zoss, eine schlanke, ältere Dame mit weissen Haaren, ein Handarbeitsgeschäft. Ihr Warenangebot war sehr reichhaltig. Von der Näh- und Stricknadel, Wolle, Stoffe, Knöpfe bis hin zum Nahtbändeli konnte man alles kaufen, was man brauchte, um ein Kleid herzustellen. Das vorderste Haus bewohnte der alte Herr Schwander. Seine Fenstersimsen und das Laubengeländer waren immer mit schönen Blumen dekoriert, weshalb man Herrn Schwander auch „Blüemeli-Albert“ nannte.

Auf der linken Seite der Hauptstrasse steht der Gasthof „Zur Krone“, geführt von der Familie Berchtold. Das Gebäude war damals noch viel einfacher, es wurde aber immer wieder renoviert und verändert. Ein Durchgang mit Stallungen führte ins Innere des Stadtkerns, geradewegs zum Raucherwarenlädeli der Familie Burkhalter, in dem es immer angenehm nach Tabak roch. Anschliessend an den Durchgang befanden sich noch zwei Autogaragen, die zur Krone gehörten.

37 Die folgende Schmiede gehörte den beiden alten Brüder Köppli. Das waren kauzige Handwerker, die überall den Teufel wähnten. Als Kind bekam man fast Angst, wenn man einem dieser Männer begegnete. Angebaut an die Schmiede finden wir die Bäckerei-Conditorei mit einem Tea-Room, damals der Familie Blaser gehörend. Nach dem frühen Tode von Herrn Blaser heiratete Frau Blaser Hermann Walther und das Geschäft hiess fortan Bäckerei Walther. Herr Walther war in der Bäckerei beschäftigt und Frau Walther bediente die Kundschaft im Laden. Hinter der Bäckerei Richtung Hinterstedtli steht ein freistehendes Haus, in dem Karl Vogel eine Sattler- und Tapeziererwerkstatt betrieb. Da wurden noch Reitsättel und Pferde- geschirre angefertigt, meist in Handarbeit. Aber auch Unter- und Obermatratzen entstanden hier. Auch gebrauchte Matratzen wurden aufgefrischt, eine meist staubige Arbeit. Das benötigte Rosshaar bezog man in der „Rosshaari“ der Firma Roth. Auch Polstermöbel wurden hier gepolstert und überzogen. Im hinteren Eckhaus wohnte Alfred Blaser, von Beruf Schreiner. Er besass eine benzin- motorgetriebene Brennholzkreissäge. Durch Umlegen des Transmissionsriemens konnte er das Kreissägeblatt in Betrieb nehmen oder das Fahrwerk der Maschine in Gang bringen. Auf dem Maschinentisch sitzend konnte er mit einem einsteckbaren Lenkrad zu der Kundschaft fahren, die er in seiner Freizeit bediente. Richtung Süden befanden sich einfache Wohnhäuser, einige mit Ställen für Kleinvieh. Im Vordersten, dem Eckhaus, wohnte Bauer Stampbach mit seinem landwirtschaftlichen Hof. Zwischen diesem Bauernhaus und dem Gasthof Krone führte die Gattin von Spenglermeister Pfister-Affolter den Lebensmittelladen. Die Ladengeschäfte wurden gut besucht und die Handwerksbetriebe hatten meist gute Aufträge. In den Dreissigerjahren gab es aber oft auch schwierige Momente.

Die Hauptstrasse vom Bahnübergang (heute Unterführung) durch die Vorstadt und das Stedtli bis zur Holzbrücke war mit schöner Rundbogenpflästerung versehen. Der stattliche Stedtlibrunnen stand schon damals stolz an seinem Platz.

Das war die Lage der Altstadt in meiner Jugendzeit, vor etwa siebzig/fünfundsiebzig Jahren. Seither hat sich vieles verändert, zum Teil positiv, zum Teil negativ. Aber ich wohne trotzdem noch heute gerne in Wangen.

 

38

So hat es im Städtli vor ungefähr 90-100 Jahren ausgesehen. Oben die Hauptgasse mit Blick vom Schloss Richtung Süden. Links die Läden Kurt und anschliessend der Schuhladen E. Hersperger. Unten die südl. Quergasse Richtung Osten. Links das Stampbachhaus. (Fotos Schenkung A. Reinmann)

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steht dasPonte. Hotel (FotoAl Schenkung A. Reinmann) taurantStadthof Wangenvon Norden vor gut 100 Jahren (ca. 1907). Aufgenommen auf derEndmoräne bei Moselen(Wiedlisbach). Vorne das Moos, das Schützenhaus stehtnoch nicht (erbaut 1908), rechts über der Aare das Schlösschen. Vorne an derStrasse Wangen-Wiedlisbachdas Restaurant Stadthof und linksdavon die Kanalbrücke(der eiserneBogen). Der wurde Kanal 1905-06 erbaut.Heute zerschneidet bekanntlich die A1das Moos und hinterdem ehemaligen Res-

40 Noch ein Jubiläum: 100 Jahre alte Kasse Vorstadt 1 ______

Markus Hählen

Vor 100 Jahren baute sich die Ersparniskasse Wangen ihr erstes Gebäude, heute Vorstadt 1. Vorher hatte sie ihre Lokalität im Hause ihres Buchhalters Notar Fritz Christen, heute Vorstadt 10. Nach dem Hinschied von Notar Christen 1902 lief das Mietverhältnis vorerst weiter, der Kauf des Hauses Christen zerschlug sich dann aber 1908. Ende 1909 bewilligte die Generalversammlung der EKW einen Kredit für einen Neubau am jetzigen Standort. Hier der kurze Steckbrief des Gebäudes:

1910 – 1911 Bau des ersten Bankgebäudes vor dem Gemeindehaus. Bauherrin: die Ersparniskasse Wangen. Architekt: Rudolf Sandreuter aus Basel. Kostenvoranschlag: Fr. 70'000.--. Bezug Frühjahr 1911. Im Hochparterre waren die Bureaus und Schalter, und darüber eine Wohnung. 1911 – 1949 Nutzung als Bank durch die EKW. 1950 – 1971 Die Firma Howald & Cie kaufte dieses Gebäude bereits 1947, nachdem die Leitung der EKW es ihr offeriert hatte. Nachdem die EKW in ihr neues Ge- bäude im Bifang gezogen war, nutzte die Firma es als Bureau für die Buch- haltung und Zahltage, und einem Ausstellungsraum als Repräsentation. Der obere Stock diente als Wohnung. 1972 – 1992 Nachdem die Howald AG weiter ausgebaut hatte, kamen die Buchhaltung und Zahltage in die neuen Gebäulichkeiten und die alte Kasse blieb leer. So wurde für sie ein Mieter gesucht, dieser wurde in Urs Strähl gefunden, der dort eine Galerie einrichtete. Zwei Jahre später wurde daraus die Städtligalerie und als Träger derselben der Kunstverein Wangen. 1993 – heute Private Nutzung der Familie Howald-Senn.

Ersparniskasse nach einer Foto, skizziert von Hans Mühlethaler, aus seiner Bilderchronik Band 3, S. 18

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Ansichten des Bankgebäudes aus den Originalplänen vom Architekten Rud. Sand- reuter. Oben die Westfassade, unten die Südfassade.

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Oben: Dieses Foto ist vermutlich kurz nach der Fertigstellung der Kasse entstanden. Links das Gemeindehaus mit dem Eingang. Skizze auf Seite 40 gehört zur gleichen Fotoserie. Unten: Dieses Foto ist vielleicht etliche Jahre nach dem Bau der Kasse entstanden. Es stehen Platanen vor der Kasse. Ganz links das Dach der Scheune und Stallung zum Hotel Rössli. (Foto oben Schenkung H. Mühlethaler, Foto unten Schenkung A. Reinmann)

43 Kennen Sie Wangen? ______

Hans Jost

Hier sind wieder einige Bilder des Wanger „Hoffotografen“ Hans Jost, die er zum Heraus- finden zusammengestellt hat. Viel Spass beim Erraten!

← Abb. 1

Wo befindet sich diese Brücke und wie heisst sie?

Abb. 2 →

Wo befindet sich diese Brücke und wie heisst der Bach?

← Abb. 3

Wo befindet sich diese Brücke und wie heisst der Bach?

44

Abb. 4 Abb. 5 Wem gehört diese Turmspitze? Und wem diese?

Abb. 6

Wo befindet sich dieses Doppelfenster?

45 Abb. 7

Wo ist dieses Signet?

Lösung:

 

46 Chronologische Zusammenfassung des Geschehens und der Vorkommnisse in Wangen an der Aare (Auswahl) November 2009 bis Oktober 2010 ______

Elsbeth Klaus, Beat Jutzler

November 2009

Kath. Kirche Christopherus: Die Besucher des Gottesdienstes an Allerheiligen kamen dank den fünf Männerstimmen von „Mensemble“ in den Genuss eines aussergewöhnlichen Hörerleb-nisses. Gewerbeverein Wangen: Der Verein und die Wirtschaftskommission laden zum Vortrag „Unter-nehmensnachfolge – der Generationenwechsel ist eine gemeinsame Herausforderung für Familie und Unternehmen“ ein. Fischereiverein Wangen und Umgebung: Das Fischessen im Salzhaus zieht Jahr für Jahr mehr Gäste aus nah und fern an. Schule Wangen: Die Lehrkräfte der unteren Klassen der Schulen Wangen und Walliswil- Wangen organisieren den diesjährigen Räbeliechtli-Umzug. Ein ad hoc Orchester begleitet den Gesang der Kinder. Kellertheater: Der Verein lädt zur Matinée in die Städtligalerie mit Schuberts Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ ein, dargeboten vom Tenor Gerhard Unternährer und dem Pianisten Daniel Kreder aus Wangen. Städtligalerie: Der bekannte Kunstmaler Fred Baumann, , zeigt zum wieder-holten Male seine Bilder mit Motiven aus der Umgebung, aber auch aus Südfrankreich. Skater: Nach drei Jahren Wartezeit haben die rund 25 Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen neu erstellten Skaterpark beim Werkhof. Jungbürgerfeier: 14 Jungbürgerinnen und Jungbürger finden sich mit ihren Eltern und Gemein-deratsmitgliedern im Singsaal zur Jungbürgerfeier ein. Gastreferent ist Franz Fischlin, Nach-richtensprecher vom Schweizer Fernsehen.

Dezember 2009

Museumsverein: Am Vortrag unter dem Motto „Ein Wanger in der weiten Welt“ erzählt der Wanger Dr. Paul Baumann über seine interessante Arbeit als Erdölgeologe in fernen Ländern. Simatec AG, Wiedlisbach/Wangen: Die Firma beim Wangen-Kreisel lässt statt der heute üblichen Lichterketten während der Adventszeit jeden Tag ein neues Weihnachtssujet an die Firmenfassade projizieren. Kath. Kirche: 2009 Kerzen verleihen der Kirche im Rorategottesdienst eine hellleuchtende warme Stimmung. Ref. Kirche: Das Mond-Sterne-Abendkonzert von Chor und Quartett Crescendo des Vereins Musik im äusseren Wasseramt erfreut mit seinen vorzüglichen Darbietungen die Besucher des Konzertes. Militär: Gegen 400 Kaderleute, Ausbildner und Gäste, dabei Bundesrat Ueli Maurer und Regie-rungsrat Hans-Jürg Käser treffen sich zum Jahresrapport Lehrverband Genie/Rettung im Salz-haus Schloss Wangen: Das Regierungsstatthalteramt Oberaargau und das Grundbuchamt Emmen-tal/Oberaargau sind in die renovierten Räume eingezogen. Gemeinde Wangen: Nach der Silvester-Kehrichtabfuhr geht der langjährige Gemeindeange- stellte Lothar Meister auch als „Ghüderi“ in Pension. 47

Januar 2010

Reformierte Kirche: Zum Dreikönigstag lädt die Ref. Kirchgemeinde die „Königinnen bzw. Könige“ zum Kamelritt und Laternenumzug durchs Städtli ein. Verwaltungskreis Oberaargau: Regierungsstatthalter Martin Sommer begrüsst die Gemeinde-präsidenten, Grossräte und Amtsvorsteher des Oberaargaus zum Traditionsanlass, dem Neu-jahrsapéro, im renovierten Schloss Wangen. Trachtengruppe Wangen und Umgebung: Unter dem Motto „Bündner Gemütlichkeit“ bietet der Verein am Heimatabend mit Kindertänzen, Liedern, z.T. rätoromanische und Volkstänze aus Graubünden und dem Lustspiel „Alpeluft und Muusgift“ fröhliche Unterhaltung. Waffenplatz Wangen – Wiedlisbach: Am traditionellen Neujahrs-Apéro auf dem Waffenplatz Wangen – Wiedlisbach informiert Schulkommandant Oberst i Gst Heinz Büttler über zahlreiche anstehende Neuerungen. Er blickt auch auf ein erfolgreich verlaufenes Jahr zurück. Gleichzeitig verabschiedet er Kurt Rickli, der 1973 seine Tätigkeit als Bäcker- Konditor beim Schweizerischen Volksdienst angetreten hat und nun per Ende 2009 in Pension geht. Finanzverwaltung: Mitarbeiter Peter Rolli nimmt nach 14 Jahren eine neue Herausforderung an und verlässt die Gemeindeverwaltung. Als Nachfolgerin hat der Gemeinderat Joëlle Sandoz gewählt. Mofa-Rennen Roggwil: Der Wanger Reto Schaller wird an der GV für seinen Jahreserfolg 2009 geehrt. Von ca. 50 Fahrern erreichte er mit 250 Punkten den ersten Platz.

Februar 2010

Samariterverein Wangen: Nach 20 Jahren als Präsidentin des Vereins erklärt Maja Jenzer an der Hauptversammlung ihren Rücktritt per Ende Jahr. Peter Epprecht wird für 50 Jahre und Hermann Grünig für 30 Jahre Vereinsmitgliedschaft geehrt. Greti Epprecht und Trudy Kiener werden für langjährige Arbeit im Verein zu Ehrenmitgliedern ernannt. Sportlicher Erfolg: An der Generalversammlung der IG Mofa werden in der Kategorie 64 ccm Patrick Eggimann, Steffisburg, und in Kat. 100 ccm Reto Schaller, Wangen a.A. für ausserord-entliche Leistungen im vergangenen Jahr mit Preisen geehrt. Transportgemeinschaft AG Wangen: Heimbewohnerinnen und Heimbewohner des Alters- zentrums Jurablick Niederbipp werden zu einem Rundgang durch den Logistikbereich des Unternehmens in Wangen a. A. eingeladen. Bei diesem Anlass überreicht Markus Weber, Inhaber der Transportgemeinschaft Wangen, Beat Hirschi, Heimleiter des „Jurablick“, einen Check über Fr. 10'000.-- . Kellertheater Wangen: „Tschou zäme“, die drei Musiker aus dem Bernbiet begeistern einmal mehr die Zuhörer im ausverkauften Kellertheater mit Berndeutschen Liedern vom Feinsten. Rettungstruppen: In der Klosterkirche St. Urban werden 56 Praktikanten der Offiziers- und Unteroffiziersschule der Rettungstruppen Wangen von Oberst i Gst Heinz Büttler zu Leutnants, Hauptfeldweibeln, Fourieren und Wachtmeistern befördert. AG: Der Reiseveranstalter stellt am Kundenanlass sein neues Reisepro-gramm 2010 vor. Für Irène Hodel ist es der letzte Einsatz dieser Art. Die Reisefachfrau geht nach 22 Jahren Arbeit in der asm in den Ruhestand und wird von den anwesenden 200 meist langjährigen Kunden herzlich verabschiedet. Fasnacht: Motto „Showtime“ – zum Urknall am Freitag, der Beizenfasnacht am Samstag und zum farbenprächtigen Umzug am Sonntag treffen sich eine grosse Zahl aktive Fasnächtler und Zuschauer bei schönem Wetter im Städtli. Besuchstag der Rettungs-RS: Eine grosse Alarmübung und die Arbeit in den Zügen stehen im Zentrum des Besuchstags der Rekrutenschule in Wangen.

48 März 2010

Kellertheater Wangen: Der frisch gekürte Preisträger des „Salzburger Stiers“ Michael Gam- menthaler gastiert mit seinem Soloprogramm „Zeitraffer“ im Kellertheater und begeistert das Publikum mit bewährter Zauberkunst, kombiniert mit Kabarett und Comedy und seiner Schau-spielkunst. Gemeinnütziger Frauenverein: Die Hauptversammlung wählt Cornelia Pelloli als neue Prä- sidentin. Sie tritt die Nachfolge von Sonja Vogel an. Kinderkleiderbörse: In den Räumlichkeiten des Evangelischen Gemeinschaftswerkes findet zum zwanzigsten Mal die Kinderkleiderbörse „Wungernase“ statt. Männerchor Wangen: Für die zurückgetretene Dirigentin Christina Lohner wird an der Haupt-versammlung Fredy Aeschlimann aus Wiedlisbach neu als Dirigent gewählt. Ehrenmitglied Theo Schneeberger erhält für seine ununterbrochene 25-jährige Mitgliedschaft die Urkunde „Vereins-veteran“. „Gsungni“ Krankenkasse: Präsident Markus Schneeberger heisst die beiden neuen Vor- standsmitglieder Roland Lehmann und Andreas Nussbaum willkommen. HV Trachtengruppe Wangen und Umgebung: Für 40-jährige Mitgliedschaft werden Ursula und Mädi Gygax geehrt, für 30-jährige Treue zum Verein Ursula Mosimann und Elda Ryf. Schule: Unter der Leitung der Lehrerin Margrit Oeggerli führt die 2. Klasse das Theater „Der König, der die Zeit vergessen hatte“ gekonnt und mit grossem Erfolg auf.

April 2010

Schule: Lehrerin Manuela Kästli hat mit der 4. Klasse ein römisches Theater einstudiert. Die Kinder spielen mit Begeisterung das in ausgezeichneter Schriftsprache abgefasste Stück “Polynikes und der Tiger“. Feuerwehr: Während fünf Tagen findet in Wangen der Einsatzleiterkurs-1- Gruppenführerkurs im Auftrag des Kantons Bern statt. 17 Einsatzleiter, davon eine Frau, und 40 Gruppenführer, davon drei Frauen aus 29 Feuerwehrorganisationen, nehmen an diesem Ausbildungskurs teil. Handels- und Gewerbeverein Wangen und Umgebung: Der Verein hat bei der Bushaltestelle beim Coop-Parkplatz eine neue Informationstafel über Einkaufsmöglichkeiten und das Gewerbe-angebot in Wangen und Umgebung aufgestellt. Auch die Infotafel beim Bahnhof ist neu ge-staltet worden. Städtligalerie: Jeannette Hämmerle zeigt ihre vielseitigen, farbenfrohen Aquarelle. Gemeinde Wangen: Drei Jahre mussten die Skater warten, bis sie jetzt ihren neuen Skater- platz beim Werkhof einweihen können. Museumsverein: 23 Mitglieder genehmigen an der Hauptversammlung Jahresbericht, Jahres-rechnung und Tätigkeitsprogramm einstimmig. SVP Wangen: Unter dem Motto „sauberes Städtchen“ sammeln Mitglieder der Partei Abfall in und ums Städtchen. regioW: Präsident Hubert Rohner kann an der HV hauptsächlich Positives berichten: Zunahme der Kundenkontakte, Erfolg der Ausstellung beim Internationalen Alt-Opel-Treffen mit rund 300 Fahrzeugen aus neun Ländern, und das zum zweiten Mal durchgeführte „Italauto“-Treffen.

Mai 2010

Gewerbeausstellung Wangen: 61 Aussteller präsentieren an der GEWA ihre Produkte und Dienstleistungen. Über 10'000 Besucher benützen die Gelegenheit, das grosse Angebot anzu-sehen und sich zu informieren. Burger- und Waldgemeinde: Die Versammlung genehmigt die beiden Rechnungen einstimmig. Gleichzeitig werden die neuen Burgerinnen und Burger herzlich Willkommen geheissen. Schwimmbad Wangen: Bei 16 Grad Wassertemperatur und misslichem Wetter eröffnet die Badi die Saison 2010.

49 Holzbrück-Veteranen: Der Original-Militärsuppentag beim Pontonierhaus ist auch dieses Jahr ein voller Erfolg.

Juni 2010

Ref. Kirchgemeinde Wangen: Lücken im Personal und die Renovation der Kirche beschäftigen die Kirchgemeinde. Die Rechnung 2009 schliesst positiv ab. Kindergarten: Eine Glanzleistung bieten die Kindergärteler als Zirkus „Ratteschwanz“ im Kin-dergarten ihren Eltern und Verwandten. Ihre Kostüme sind farbenprächtig und auch die rote Nase gehört dazu. Gemeinnütziger Frauenverein: Am traditionellen „Spatze-Näschtli-Fest“ bieten die Veranstalter verschiedene lustige und unterhaltende Aktivitäten für Kinder und Eltern. Militär: Spezialisten der Rettungstruppen zeigen am Besuchstag im Rettungsdorf Angehörigen ihr Können, das sie in den letzten 14 Wochen gelernt haben. Rettungs-RS 75: In der Klosterkirche St. Urban werden 47 Praktikanten zu Leutnants, höheren Unteroffizieren, Unteroffizieren und Wachtmeistern befördert. Museumsverein: Wir besichtigen unter kundiger Führung des Solothurner Wissenschafters Dr. Urban Fink den oberen Teil der Einsiedelei mit der Grabkirche von Roll und die Häusergruppe Kreuzen. Beim Aperitif im Müllerhof in Solothurn erzählt uns Dr. Franz Schmitz die Geschichte dieser historischen Gebäudeanlage.

Juli 2010

Schule: Die Tagesschule wird auf das bevorstehende Schuljahr eingeführt. Montag, Dienstag und Donnerstag werden die Kinder über Mittag verpflegt und z.T. auch am Nachmittag betreut. Hotel Krone: Das Hotel erlebt eine weitere Renovation. Fassade und Fenster werden saniert und das frühere Pub als Bankett/Seminarraum wieder in das andere Angebot integriert. „Bar und Hof Night“: Auf dem Hof von Andreas Fankhauser findet seit fünf Jahren jeweils am 31. Juli eine Party für Jung und Alt statt. Der Anlass zieht immer mehr hauptsächlich junge Leute an. Städtlizwirble: „Weisch no“ heisst das Motto für die Fasnacht 2011. Die Städtlizwirble geben es auch dieses Jahr am „Schlosshofplausch“ bekannt.

August 2010

Römisch-katholische Pfarrei Wangen-Niederbipp: Domherr Alex L. Maier, Pfarrer in Wangen-Niederbipp, wählt mit 16 Domherren den Nachfolger von Bischof Kurt Koch. Militär: Die Swiss Army Gala Band unter der musikalischen Leitung von Gilbert Tinner kon- zertiert vor dem alten Zeughaus für das Kader und die Rekruten der Rettungs-RS 75, der Kp 6 der Verkehrs- und Transport RS 47 und zivilem Publikum. Aarefestival: Das erste Aarefestival steht hauptsächlich im Zeichen von Mundartrock. Trotz Dauerregen finden sich eine grosse Anzahl Besucher ein. Brocante: Es gibt kaum Gegenstände, die man an einem Antiquitätenmarkt nicht findet. Das ist auch an der diesjährigen Brocante im Salzhaus so. Aussteller und Besucher sind zufrieden. Oberaargau: Vor fünf Jahren kreierten 9 Landwirte aus dem Oberaargau eine neue Kosmetik-linie, u.a. aus einheimischen Pflanzen. Die Genossenschaft „Suissessences“ aus Wangen an der Aare hat nun einen Beitrag von Fr. 260'000.-- im Rahmen der neuen Regionalpolitik (NRP) von Bund und Kanton erhalten. Der Beitrag ist für die Lancierung neuer Produkte und die Er-schliessung neuer Märkte bestimmt. Pontonier-Sportverein Wangen an der Aare: Das traditionelle Fischessen an der Aare mit Attraktionen wie Wettbewerbe im Plausch-Schlauchboot fahren, Schnüren etc. war wiederum ein grosser Erfolg.

50 September 2010

Ref. Kirche: Mit dem Motto „very british“ eröffnet das Huttwiler Kammerorchester in der Kirche Wangen mit britischen Streichorchesterkompositionen ihre diesjährige Konzertreihe. Oberaargauer Brass-Band: Drei Stunden Blasmusik-Feuerwerk bot die Brass-Band an ihrer Jahres-Gala im voll besetzten Salzhaus. Perfekt war das Zusammenspiel mit dem Geiger Alexandre Dubach. Kellertheater: Mit der Lesung der Bestsellerautorin Yangzom Brauen eröffnet der Kellertheater-verein erfolgreich die Saison 2010/2011. Sportschützen Wangen: Die Kleinkaliber-Jungschützen der Sportschützen Wangen haben das Schülerschiessen in mit hervorragenden Resultaten bestritten. ARA-Wangen: 500 Personen besuchen die Einweihung der Hochlastfaulung der Abwasser- reinigungsanlage. Aus erster Hand informieren sie sich, wie Speiseabfälle von regionalen Gas-trobetrieben mit der Membranvergärung verarbeitet werden. Waffenplatz Wangen: Mit dem traditionellen Städtli-Marsch der Truppen des Waffenplatzes Wangen-Wiedlisbach danken Kader und Soldaten der Bevölkerung für ihr Verständnis. Durch die Mitwirkung der berittenen Artilleriemusik Solothurn und die „Bag-Pipers of Wangen“ wird der Anlass noch aufgewertet. Die Militärkäseschnitten für alle Besucher beim alten Zeughaus gehö-ren ebenfalls dazu.

Oktober 2010

Rettungs-Rekrutenschule 75: In Anwesenheit zahlreicher Gäste sowie Vertretern aus Armee und Politik nimmt Kommandant Heinz Büttler im Chor der Klosterkirche St. Urban die Beförde-rungen von zehn Oberwachtmeistern zu Leutnants, zwei Wachtmeistern zu Höheren Unter-offizieren und 37 Obergefreiten zu Unteroffizieren vor. Swiss Open Diensthundewettkampf: Hundeführer aus ganz Europa messen sich mit ihren Diensthunden auf den Uebungsplätzen des Waffenplatzes. Die Kaserne stand den vielen an- gereisten Gästen zur Verfügung. Als Siegerin in der Sparte Spürhund Sprengstoff durfte sich das Team der Kantonspolizei Solothurn auszeichnen lassen. Feuerwehr Wangen: An der Hauptübung werden Kommandant Jakob Schneider Vizekomman-dant Herbert Brügger verabschiedet. Die frei werdenden Ämter werden ab 1.1.2011 von Daniel Reist und Oliver Grünig übernommen. Juraschützen Wangen/Wiedlisbach: Bereits zum dritten Mal in Folge gewinnen die Jura- schützen den Amtscup der Ämter Aarwangen und Wangen in der Kategorie A. Museumsverein: Am diesjährigen Vortrag erzählt uns die Präsidentin des Bienenzüchter- vereins Bipperamt, Frau Sabine Perlasca-Bühler, wohnhaft in Wangen, über ihr interessantes Hobby als Imkerin. Feuerwehrsporttag: Unter der Leitung von Hptm Stephan Müller findet in Wangenried der 32. Feuerwehrsporttag statt. Der Zug IV „Les rouges“ Buchsi-Önz sind die neuen Sieger und über-nehmen die Nachfolge der abwesenden Walliswil-Wanger. Städtligalerie: Bereits zum sechsten Mal präsentiert Therese Colongo, Roggwil, ihre farben- frohen Acrylbilder und Aquarelle in der Städtligalerie.

 

51 Unsere Verstorbenen November 2009 bis Oktober 2010 ______

09. November 2009 Minder Heinz, 1940 Jurastrasse 31, Wangen an der Aare

15. November 2009 Uebelhart Kurt, 1930 Bahnhofallee 4, Wangen an der Aare

26. Dezember 2009 Zuber Franz, 1946 Finkenweg 2, Wangen an der Aare

09. Januar 2010 Furrer Martin, 1929 Oeschbachweg 17, Wangen an der Aare

05. Februar 2010 Matter-Hänni Gertrud, 1910 Beundenstr. 9, / Langzeitpflege SRO, Niederbipp

27. März 2010 Büttiker-Bögli Martha, 1915 Beundenstrasse 32, Wangen an der Aare

13. April 2010 Berchtold-Bütikofer Emma, 1911 Vorstadt Wangen / Altersheim Jurablick Niederbipp

15. April 2010 Zürcher-Schulthess Madeleine, 1929 Amselweg 4, Wangen an der Aare

22. April 2010 Lauper-Koch Hedwig, 1920 Jurastrasse Wangen / Altersheim Jurablick Niederbipp

06. Mai 2010 Schwaller Anton, 1920 Oeschbachweg 13, Wangen an der Aare

10. Mai 2010 Sterki-Studer Erna, 1925 Metzgermattstrasse 4, Wangen an der Aare

20. Mai 2010 Blaser-Friedli Frieda, 1909 Städtli 15, / Altersheim Lindenhof, Langenthal

24. Mai 2010 Gerster Albert, 1927 Sternenstrasse 1, Wangen an der Aare

26. Mai 2010 Schertenleib Max, 1941 Städtli 15, Wangen an der Aare

19. Juni 2010 Sollberger Ulrich, 1958 Dählenweg 1, Wangen an der Aare

17. Juli 2010 Lieberherr Hans Peter, 1967 Bifangstrasse 1, Wangen an der Aare

52 16. August 2010 Minder Wilhelm, 1937 Vorstadt 14, Wangen an der Aare

18. August 2010 Bieri Therese, 1935 Weihergasse 6, Wangen an der Aare

22. August 2010 Lehmann-Klaus Gertrud, 1933 Bifangstrasse 4A, Wangen an der Aare

29. August 2010 Kummer-Eggimann Martha, 1921 Mattenweg Wangen / Altersheim Jurablick Niederbipp

08. September 2010 Weber-von Gunten Lilly, 1931 Schachenstrasse / Altersheim Jurablick Niederbipp

03. Oktober 2010 Gyger-Reber Rosa, 1916 Vorstadt / Altersheim Scheidegg, Herzogenbuchsee

24. Oktober 2010 Bolognini Hugo, 1925 Metzgermattstrasse 12, Wangen an der Aare

Den Angehörigen sprechen wir unser herzliches Beileid aus.

‚Wangen von Westen’ aus der Bilderchronik von Hans Mühlethaler, Band 2, S. 47

53 In eigener Sache ______

Der Museumsverein Wangen an der Aare besteht seit 1988. Gemäss Statuten kümmert er sich im Auftrag der Gemeinde um den Aufbau, die Organisation und den Betrieb eines Ortsmuseums und fördert das Geschichtsbewusstsein. Seine reguläre Publikation ist das Neujahrsblatt.

Mit Vorträgen, Ausstellungen und Exkursionen versuchen wir, diesen Zielen gerecht zu werden.

Falls Sie an Lokalgeschichte interessiert sind, können Sie mit einer Mitgliedschaft oder einem Abonnement des Neujahrblattes unsere Bestrebungen unterstützen.

Anmeldung an: Elsbeth Klaus, Sekretärin, Finkenweg 14, 3380 Wangen a/A

Unser Dank

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Der Museumsverein wird unterstützt

 durch die Vereinsmitglieder mit der Einzahlung des Jahresbeitrages und der Teilnahme an den Vereinsveranstaltungen

 mit einem Budgetkredit durch die Einwohnergemeinde

 durch die Burgergemeinde sporadisch bzw. für spezielle Auslagen.

Wir danken allen, die im vergangenen Jahr Interesse an der Tätigkeit des Museumsvereins gezeigt haben.

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54 Impressum Neujahrsblatt 2011 22. Jahrgang ______

Herausgeber: Museumsverein Wangen an der Aare, im Gemeindehaus Wangen a.A.

Satz: Markus Hählen

Druck: Böhlen Druck AG Meiniswilstrasse 2 4912 Aarwangen

Autoren: sind aus dem Inhaltsverzeichnis ersichtlich

Auflage: 220 Exemplare, erscheint jährlich

Verkauf: Gemeindeverwaltung Wangen a.A.

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Titelbild: Stadteingang Wangen von Süden um 1805. So hat Wangen in etwa ausgesehen, als die ersten Dokumente 1811 in den Turmknopf gelegt wurden. Signatur auf dem Original ausserhalb des Bildrandes rechts unten (nicht sichtbar auf dieser Skizze): „R. Stettler 1805“. Aquarell gemalt von Rudolf Stettler (1731-1825), Vater des hiesigen Amtsschreibers Bernhard Albrecht Stettler, der von 1803-1832 hier in Wangen seines Amtes pflegte. Aus der Bilderchronik H. Mühlethaler, Band 6, S. 46. ______

(Die Wiedergabe der Skizzen und Fotos sind nach dem Scan z. T. leicht retouchiert und aufbereitet worden, um so ein schöneres Bild zu erzielen. Sie sind jedoch nicht manipuliert.)

 

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