Arzteblatt Sachsen

Inhalt 12|2000

Die erste Seite Erfolge, Defizite und Herausforderungen im ausklingenden Jahr 2000 528 Berufspolitik Ergebnisse einjähriger Arbeit von 30 Verbänden und Körperschaften 529 Sächsischer Gesundheitsminister: Dringender Handlungsbedarf zugunsten der Ärzte in den neuen Ländern 529 Aus der Vorstandssitzung 530 23. Kammerversammlung 532 Besuch bei der polnischen Niederschlesischen Ärztekammer in Wroclaw 543 Erste Auswirkungen der Gesundheitsreform 2000 544 Amtliche Bekannmachungen Satzungsänderungen 545-560 Mitteilungen der Prüfungen im Ausbildungsberuf Geschäftsstelle „Arzthelferin/Arzthelfer“ 562 Stellenausschreibung 563 Mitteilungen der Bezirksstellen Chemnitz und 563 Die Sächsische Ärzteversorgung informiert 563 Konzerte und Ausstellungen 563 Erratum 563 Mitteilungen der KVS Ausschreibung von Vertragsarztsitzen 564 Impressum 564 Originalie Indikationen, Technik und Ergebnisse der Pankreastransplantation 565 H. Witzigmann, T. Lohmann, J. Hauss Verschiedenes Gründung des Arbeitskreises „Stadionäre Diabetesbehandlung in Sachsen“ 570 Alternativcurriculum für Anerkennung als Diabetologe 570 Personalia Prof. Dr. med. habil. Hans Haller zum 80. Geburtstag 571 Dr. med. Günter Bartsch zum 60. Geburtstag 572 Geburtstage im Januar 2001 572 Feuilleton Zum Weihnachtsfest: Lebkuchen und Stollen 574 Beilagen Fortbildung in Sachsen Ð Februar 2001

Die Sächsische Landesärztekammer und das „Ärzteblatt Sachsen” sind im Internet unter http://www.slaek.de, im DGN unter http://slaek.dgn.de und per e-Mail: [email protected] zu erreichen/abrufbar.

Ärzteblatt Sachsen 12/2000 527 Die erste Seite

Erfolge, Defizite und Herausforderungen im ausklingenden Jahr 2000

Liebe Kolleginnen und Kollegen, intensive Bemühen der Ärzteschaft, einer 100%igen Leistungs- pflicht für ambulante Patienten den dafür verfügbaren bisheri- ãNicht weil die Dinge unerreichbar sind, wagen wir sie nicht, gen Budgetanteil von 75 % auf mindestens 86 % anzuheben. sondern weil wir sie nicht wagen, bleiben sie unerreichbar.“ Weitere Problemfelder in der aktuellen Diskussion betreffen Lucius Seneca unsere scheinbare Omnipotenz bei der Steuerung und Gestal- tung der Lebensvorgänge am Anfang und Ende menschlichen Unabweisbar stehen Reformen für den deutschen Sozialstaat Daseins: Dürfen und müssen wir alles tun, was technisch auf der Tagesordnung. Alle unsere Sozialsysteme von den Steu- möglich ist? Im Hinblick auf genetische - und Präimplanta- ern über die Rente bis zur Krankenversicherung müssen auf den tionsdiagnostik, Transplantations- und Intensivtherapie bedarf Prüfstand, um sie auf ihre Zukunftssicherheit hin zu unter- es des intensiven Gesprächs mit Juristen und Philosphen, bei suchen. einigen Fragen auch der öffentlichen Meinungsbildung. Dabei zeigt sich immer deutlicher, dass es infolge demografi- Die ganz großen Herausforderungen an eine „humane Medizin“ scher Entwicklung, ungebremstem medizinischem Fortschritt sind mit der Einführung von vollpauschalierten Abrechnungen bei veralteter Beitragsschöpfung und staatlichen Belastungen zu für die ambulante und stationäre Medizin verbunden! EBM-plus gravierenden Ausgabensteigerungen bei drastischen Einnahme- und DRG sind die Kürzel, die für Leistungstransparenz, Ab- rückgängen kommt. rechnungsgerechtigkeit und Ökonomie in der Medizin stehen Reformversuche unter phantasieloser Beibehaltung von Aus- werden. Hier ist unsere ärztliche ethische Verantwortung in ganz gabendämpfung, Leistungskürzung, Budgets und Regressen besonderer Weise angefragt. Hier ist unser starkes ärztliches eignen sich nicht, einen sinnvollen Wandel des Systems einer Votum für eine ethisch-ärztliche Zuwendungsmedizin und solidarischen Krankenversicherung zu erreichen. gegen einen medizinischen Reparaturbetrieb mit Vollkasko- Deshalb haben wir „Heilberufler“ dem unausgegorenen Ge- Mentalität erforderlich! Weitere Fragen müssen gestellt und setzestorso vor über einem Jahr unsere Bündnisse Gesundheit redlich beantwortet werden: 2000 entgegengesetzt und am 14. 10. 2000 der Politik und Bleibt der Arzt in Zukunft Helfer, Heiler, Berater und Anwalt Öffentlichkeit beachtliche substanzielle Reformvorschläge vor- des Patienten oder wird er Erfüllungsgehilfe von Kranken- gestellt. kassen und Abhängiger des Krankenhausmanagements? Dreh- und Angelpunkt muss dabei die solidarische Absicherung Welchen Stellenwert wird eine fundierte ärztliche Weiterbil- der großen und größeren Lebensrisiken bleiben. Diesen Grund- dung im Hinblick auf die neuen Entgeltsysteme und eine rapide oder Basisleistungen stehen die sog. Gestaltungsleistungen aus Privatisierungswelle von Krankenhäusern haben? dem Sektor ãlifestyle, wellness, beauty“ gegenüber, die eigen- Neben diesen schwerwiegenden Richtungsentscheidungen ste- verantwortlich abgesichert werden müssen. Bei einigen Leis- hen weitere Reformen in der Aus-, Weiter- und Fortbildung tungen sollte künftig eine Mischfinanzierung greifen. Mit sowie bei der Vervollkommnung einer sektorübergreifenden Konsequenz müssen versicherungsfremde Leistungen steuerfi- Qualitätssicherung an. Zur Lösung aller dieser Aufgaben bedarf nanziert werden, sog. „virtuelle“ Krankenkassen müssen ab- es der gemeinsamen Aktion der ärztlichen Körperschaften und geschafft und staatliche ãVerschiebebahnhöfe“ zu Lasten der deren ständiger Verjüngung! – Krankenversicherung künftig ausgeschlossen werden. – Wir Ärzte haben für unser Gesundheitswesen nicht nur kritische Würde dieser Weg der Konsolidierung zielgerichtet betrieben, Diagnosen gestellt, sondern getreu unseres erweiterten Berufs- so käme es mittelfristig zu einer Stabilisierung der GKV und und Sicherstellungsauftrages notwendige Therapievorschläge damit auch zu besseren Möglichkeiten, die noch immer beste- zur Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems auf den henden Sozialdifferenzen zwischen Ost- und Westdeutschland Weg gebracht. zu beseitigen! Es bleibt noch viel zu tun! Hier ein deutliches Signal an die Bundespolitik abzugeben, war Ihnen allen ein herzliches „Glück auf“ für ein erfolgreiches das Ziel der von den fach- und hausärztlichen Berufsverbänden 2001! initiierten und den ärztlichen Körperschaften unterstützten Ihr Prof. Dr. med. habil. Jan Schulze erfolgreichen Aktionswoche in Sachsen. Es war und ist das Präsident

Der Vorstand der Sächsischen Landesärztekammer und das Redaktionskollegium „Ärzteblatt Sachsen“ sowie der Leipziger Messe Verlag wünschen allen sächsischen Ärzten und ihren Familien eine besinnliche Adventszeit, ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes Jahr 2001

528 Ärzteblatt Sachsen 12/2000 Berufspolitik

Ergebnisse einjähriger Arbeit von 30 Verbänden Presseerklärung und Körperschaften vom 14. Oktober 2000

ãWeiterentwicklung der medizinischen und dessen Finanzierbarkeit, die jetzt an Positionspapier sowie auch im gemein- Versorgung“ lautete das Thema der ihre Grenzen stößt, gelöst werden. Hier samen Handeln zum Ausdruck. Podiumsdiskussion und anschlie§ender helfen keine neuen Kontrollsysteme und Die Leistungserbringer erklären auch wei- Pressekonferenz, welches am Sonn- deren Verwaltungsapparat, sondern Poli- terhin ihre Bereitschaft zum Handeln, abend, den 14. Oktober 2000 in Dresden tik und Gesellschaft müssen ihre Ge- wenn Verhandlungen keine Ergebnisse stattfand. Vorgestellt und engagiert disku- sundheitsziele und deren Finanzierbar- erwarten lassen. Beides geschieht in Ab- tiert wurde das gemeinsame Positions- keit neu definieren, wie dies auch in der stimmung und Zusammengehen der papier von 30 im Bündnis Gesundheit Rentenfinanzierungsdebatte geschieht. Partner im Bündnis in Verantwortung 2000 zusammenwirkenden Verbänden In der Aktionswoche Ende September gegenüber den Patienten und der Gesell- und Körperschaften in Sachsen. 2000 wurde die neue Qualität des Zu- schaft. Das Sächsische Bündnis Gesund- Das sächsische Bündnis erschöpft sich sammenwirkens erstmalig deutlich im heit 2000 erklärt nochmals, dass es be- nicht in Kritik und Ablehnung, zum gemeinsamen Aufruf der sächsischen sondere und dringende Probleme im Ge- Beispiel der Budgetierung in jeglicher Hausarzt-, Facharzt- und Psychothera- sundheitswesen der neuen Länder gibt, Form, sondern es skizziert seine Vorstel- peutenverbände, der von mehr als 90 % die von der Bundesregierung ungenü- lungen wirklicher Reformierung des Ge- aller Praxen in ganz unterschiedlicher gend wahrgenommen werden. sundheitswesens unter weitgehender Bei- Weise umgesetzt wurde. Das Sächsische Bündnis Gesundheit 2000 behaltung des Solidarprinzips. Unter dem Druck rot-grüner Gesund- möchte den politischen Entscheidungs- Demnach muss der Grundkonflikt zwi- heitspolitik ist eine deutliche Annähe- gremien die Erwartung signalisieren, dass schen globalem Versorgungsanspruch rung zwischen den Bündnispartnern ge- diese in Zukunft die Kompetenz der Leis- unter sich verändernden Bedingungen wachsen. Dies kommt sowohl in dem tungserbringer rechtzeitig einbeziehen.

Dringender Handlungsbedarf Sächsischer zugunsten der Ärzte Gesundheitsminister: in den neuen Ländern

Rasches Handeln der Bundesregierung alten Bundesländern sowie Leistungs- Ärzte in den neuen Ländern ohnehin im ist nach Auffassung des Sächsischen zunahmen bei den Fachärzten. Vergleich zu den Ärzten in den alten Staatsministers für Soziales, Gesund- Eigentliche Ursache für die unzurei- Bundesländern zu niedrig ist. Werden im heit, Jugend und Familie, Dr. Hans chende Vergütung der sächsischen Ärzte Westen im ersten Halbjahr 2000 von den Geisler, zur Verbesserung der ärztlichen ist aber nach Auffassung des zuständigen Krankenkassen nach deren Angaben, die Vergütung in den neuen Ländern ge- Gesundheitsministers die Budgetierung als zuverlässig gelten und jederzeit über- boten. Die Fachärzte im Freistaat Sach- der ärztlichen Vergütung. Durch eine prüfbar sind, 17,96 % für die ärztliche sen haben im ersten Quartal 2000 einen andere Honorarverteilung würde sich Vergütung ausgegeben, so sind es in den Rückgang der Punktwerte von bis zu 31 % dieses Problem daher nicht aus der Welt neuen Ländern 14,57 %. Dies sind zu verzeichnen. Die Prognosen für das schaffen lassen. Wegen der Trennung der Fakten, die auch durch Zahlen über zweite Quartal sind nach Angaben der Honoraranteile zwischen Haus- und Fach- Durchschnittseinkommen aus dem Jahr Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen ärzten ist es nicht möglich, einen Aus- 1998 nicht widerlegt werden können. nicht besser. gleich herbeizuführen. Dies würde das Die niedrigere Vergütung ist ein Ost- Auslöser dieser Entwicklung sind bei- Problem auch nicht endgültig lösen. Es problem, welches sich im Freistaat Sach- spielsweise die Mitgliederverluste von fehlt insgesamt an Geld. sen existenzbedrohend auswirken kann. sächsischen Krankenkassen an geöffnete Diese Situation wird kritisch vor dem Das Problem kann nur dadurch gelöst Betriebskrankenkassen mit Sitz in den Hintergrund, dass die Vergütung der werden, dass der Budget-Deckel geöffnet

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wird, also mehr Geld in die ärztliche auch für die Verbesserung der Vergütung Der Bundesgesetzgeber ist dringend zum Vergütung fließt. Zu erreichen ist dies bestimmter finanziell benachteiligter Handeln aufgerufen. Sachsen ist zur Mit- durch den Einsatz von Mitteln aus dem Leistungserbringer, vor allem aber der arbeit und zu Gesprächen jederzeit bereit, gesamtdeutschen Risikostrukturausgleich. Ärzte verwendet werden können. Beitrags- betonte Dr. Hans Geisler am 29. 9. 2000 Dieser wird ab dem Jahre 2001 stufen- satzerhöhungen sind nach Einschätzung in Dresden. weise eingeführt und wird den ost- des sächsischen Gesundheitsministers für Pressemitteilung des Sächsischen deutschen Krankenkassen Mehreinnah- sächsische Kassen dadurch nicht zu be- Staatsministeriums für Soziales, Gesundheit, men bringen. Diese sollten stufenweise fürchten. Jugend und Familie

Aus der Vorstandssitzung 1. November 2000

Nach der Begrüßung durch den Präsi- Für die am 11. 11. 2000 in Dresden dienst, Herrn Dr. Burgkhardt, konnte die denten sowie der Protokollbestätigung stattfindende 23. Kammerversammlung Satzung zur Änderung der Satzung zur und der Beschlusskontrolle aus der letz- wurden noch letzte organisatorische Pro- Erteilung des Fachkundenachweises Ret- ten Vorstandssitzung folgte eine lebhafte bleme besprochen. tungsdienst als Beschlussvorlage für die Diskussion über den Stand, die Pro- Eine kleine Delegation unter Leitung 23. Kammerversammlung beschlossen bleme und Gedanken zur gesundheits-, unseres Präsidenten weilte anlässlich des werden. Inhalt ist die Änderung der Eig- sozial- und berufspolitischen Lage. 50. Jahrestages der Medizinischen Aka- nungsvoraussetzungen zur Verbesserung Eine sehr positive Bilanz konnte über demie Breslaus in Polen. Es konnten hier der ärztlichen Qualität gegenüber den die am 14. 10. 2000 in Dresden stattge- bereits bestehende Kontakte vertieft und Rettungssanitätern. fundene Podiumsdiskussion des „Bündnis weitere gegenseitige Konsultationen ver- Eine Nachberufung für den Ausschuss Gesundheit 2000 in Sachsen“ gezogen einbart werden. Ärztinnen machte sich wegen eines werden. Von den Referenten wurde das Berufsrecht: Wie nahezu in jeder Vor- Todesfalles eines bisherigen Mitgliedes in über einjähriger Tätigkeit in verschie- standssitzung musste auch diesmal wieder erforderlich. Frau Dr. Kaschl wurde ein- denen Arbeitsgruppen erstellte gemein- über einen Widerspruch gegen einen stimmig vom Vorstand in diesen wichti- same Positionspapier eindrucksvoll prä- Rügebescheid sowie über Rügeverfahren gen Ausschuss berufen. sentiert, was auch bundesweit ein sehr und Rügebescheide und über den Antrag Für die Arbeitsgruppe Durchführung positives Echo hervorrief. Die sich an- auf Einleitung eines berufsgerichtlichen externer Qualitätssicherungsmaßnahmen schlie§ende Diskussion der Vertreter der Verfahrens befunden werden. in der Kardiologie wurden vom Vorstand Bündnispartner sowie der Kassen und Finanzen: Der Vorstand befasste sich vier Mitglieder benannt. der Politik verlief sehr konstruktiv. mit der Haushaltinanspruchnahme per Dr. med. Claus Vogel Das Fortbildungsdiplom soll mög- 30. 9. 2000. Insgesamt konnte vom kauf- Vorstandsmitglied lichst deutschlandweit vereinheitlicht männischen Geschäftsbereich ein aus- und aufgewertet werden. Nachgedacht geglichener Haushalt vorgelegt werden. wird zum Beispiel über eine Vergünsti- Bis zum 30. 9. 2000 waren 98,4 % der gung bei der Berufshaftpflichtversicherung. geplanten Erträge aus Kammerbeiträgen Für den Berlinumzug ist vorgesehen, erreicht. Für das Beitragsjahr 2000 sind dass sowohl die Bundesärztekammer als von 12.959 Mitgliedern die Kammer- auch die Kassenärztliche Bundesvereini- beiträge gebucht. gung und die Krankenhausgesellschaft Weitere Themen: einen gemeinsamen Gebäudekomplex er- Nach eingehender Beratung mit dem richten und beziehen. Vorsitzenden des Ausschusses Rettungs-

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Dresden 23. Kammerversammlung 11. November 2000

Der Präsident der Sächsischen Landes- lastet er nur seine Geräte aus oder enthält ärztekammer, Herr Professor Dr. Jan er mir einiges aus Budgetgründen vor?!“ Schulze, eröffnete 9.00 Uhr im Plenar- Spätestens hier war und ist es wichtig, saal des Kammergebäudes die turnus- sich erneut auf unsere hippokratische mäßig einberufene 23. Kammerver- Ethik des Salus aegroti suprema lex zu sammlung und begrüßte herzlich die besinnen, die nicht zu einer ãKalkulations- Mandatsträger, Ausschussvorsitzenden und und Finanzierungsgröße“ verkommen Gäste. Willkommen hieß der Präsident darf! Die Sorge um das Wohl und die vom Sächsischen Staatsministerium für Gesundheit unserer Patienten gilt unab- Soziales, Gesundheit, Jugend und Fa- hängig von Finanztöpfen, unabhängig milie, Herrn Dr. Rainer Wedekind, Leiter von Klinik oder Praxis, von Universität des Referates Krankenhausfinanzierung, oder Gesundheitsamt, von Rehaklinik und Herrn Jürgen Hommel, Leiter des oder dem Medizinischen Dienst. Aus Referates Recht des Gesundheitswesen/ dieser ãVerantwortungsethik“ heraus hat Berufsrecht; von der Technischen Uni- die deutsche Ärzteschaft das 1999 kon- versität Dresden den Prodekan der Medi- zipierte GKV-Reformgesetz abgelehnt zinischen Fakultät, Herrn Professor Dr. Prof. Dr. Jan Schulze und in kraftvollen „Bündnissen Gesund- Richard Funk, und von der Philosophi- heit“ Alternativvorstellungen zu einer schen Fakultät den Geschäftsführender Hinblick auf Europa der Weg des tra- echten Gesundheitsreform entwickelt. Direktor des Zentrums für Interdiszi- dierten GKV-Systems ein Pfad in die Am 14. Oktober 2000 wurde ein Konsens- plinäre Technikforschung, Herrn Professor Sackgasse! papier des Sächsischen Aktionsbünd- Dr. Dr. Bernhard Irrgang. Diese Reformansätze haben bereits zum nisses Gesundheit nach einjähriger Ar- Mit gro§er Freude begrüßte Herr Abbau von Gesundheitsleistungen und beit von 30 Verbänden und Körper- Professor Dr. Jan Schulze die Träger der Qualitätseinbußen geführt, weil sie sich auf schaften zur ãWeiterentwicklung der Hermann-Eberhard-Friedrich-Richter- kurzatmige, rein ökonomisch motivierte medizinischen Versorgung“ der Presse, Medaille, Herrn Professor Dr. Heinz Ma§nahmen, wie Ausgaben- und Lei- Politik und Öffentlichkeit übergeben. In Diettrich, Ehrenpräsident der Sächsi- stungskürzungen, Budgets und Regress- der diesbezüglichen Podiumsdiskussion schen Landesärztekammer; Herrn Dr. androhungen, beschränken. wurde deutlich gemacht, dass die Heil- Heinz Brandt, und Herrn Dr. Peter Jedem von uns ist mittlerweile klar ge- berufler konstruktiv an einer Gesund- Schwenke. worden, dass ein rigide gedeckeltes Bud- heitsreform an „Haupt und Gliedern“ Zum Zeitpunkt der Eröffnung der 23. get uns Ärztinnen und Ärzten in Praxis mitwirken werden. Es gilt, unter weitge- Kammerversammlung waren 72 der 98 und Klinik vor nahezu unlösbare Pro- hender Beibehaltung des Solidarprinzips Mandatsträger anwesend. Damit war die bleme stellt. Der Zielkonflikt zwischen den Grundkonflikt zwischen globalen Kammerversammlung beschlussfähig. Im einem innovativen und prosperierenden Versorgungsansprüchen der Versicherten Hauptreferat berichtete der Kammerprä- Gesundheitsangebot von Pharmaindus- und den derzeitigen begrenzten Finan- sident über aktuelle gesundheits- und be- trie und Medizintechnik einerseits und zierungsgrundlagen der GKV/PKV zu rufspolitische Schwerpunkte und Probleme. begrenzten Mitteln und Möglichkeiten lösen. andererseits wird auf den Köpfen von Die Aufgabe der Politik ist es, Entschei- Zur Weiterentwicklung der uns Ärzten ausgetragen. Dies führt zu dungen herbeizuführen, was man künftig medizinischen Versorgung im unzumutbaren Belastungen der Ärzte- in einer Versichertengemeinschaft zu 21. Jahrhundert bedarf es Mut, schaft, die gewisserma§en ãim letzten welchen Konditionen solidarisch finan- Vertrauen und Kreativität Glied“ Rationierungsentscheidungen zu zieren will und kann und welche Leistun- treffen und dem Patienten gegenüber zu gen in die Eigenverantwortung und Ðvor- Von Christian Morgenstern stammt der vertreten hat, vor denen sich Politik und sorge des mündigen Bürgers übergehen treffende Zweizeiler Kassen noch immer herummogeln. Es sollten. Bezüglich des vollständigen ãWer den Weg nicht kennt, nimmt nicht Wunder, dass dadurch eine Positionspapiers und der hochinteressan- kann das Ziel nicht haben.“ gute und vertrauensvolle Patienten-Arzt- ten Statements der Bündnispartner, sowie Gerade weil die Reformbemühungen im Beziehung unnötigen Belastungen aus- der Presseerklärung vom 14. Oktober deutschen Gesundheitswesen der letzten gesetzt wird, wenn sich zum Beispiel 2000 verweise ich auf unser nächstes 20 Jahre in der Regel Fehlwege mit rei- unsere Patienten fragen: ãUntersucht und „Ärzteblatt Sachsen“. ner Kostendämpfung waren, ist auch im behandelt mich mein Arzt richtig oder Unter der Devise ãHandeln und Verhan-

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deln“ sehe ich auch die in der letzten matischen Umbruch. Der Weg führt von und schriftliche Informationsveranstal- Septemberwoche 2000 erfolgreich durch- den tradierten Krankenanstalten hin zu tungen. Seitens der Landesärztekammer geführte Aktionswoche der niederge- modernen Gesundheitsunternehmen. Ne- haben wir zusammen mit der Deutschen lassenen Ärzteschaft. Dem Aufruf der ben der bisherigen institutionalisierten Krankenhausgesellschaft mehrere hoch- sächsischen Hausarzt-, Facharzt- und Krankenbehandlung müssen sich Kran- karätige Vortrags- und Diskussionsver- Psychotherapeutenverbände waren mehr kenhäuser künftig als Orte der Vernet- anstaltungen durchgeführt – weitere wer- als 90 % der genannten Praxen gefolgt. zung von Gesundheits-, Sozial- und Reha- den folgen. Es ist nach meiner Kenntnis Ð weder bilitationsangeboten verstehen. Ein wichtiger, jedoch bis heute zu patienten- noch ärzteseitig - zu Stör- oder Krankenhäuser können und müssen eine Unrecht vernachlässigter Aspekt beim Zwischenfällen gekommen. Ziel der zentrale Rolle bei der Entwicklung einer beabsichtigten vollpauschalierten DRG- Aktion war und ist es, der Bundespolitik vernetzten Versorgungslandschaft in den System, sind grundsätzliche medi- kräftig zu signalisieren, dass 100 % jeweiligen Territorien spielen. Wer diese zinethische Erwägungen und Probleme Leistungsanspruch nicht dauerhaft mit intensive Kooperation als Unternehmen in der Patienten-Arzt-Beziehung, die es nur 75 % ambulanten Finanzanteilen zu Krankenhaus nicht rechtzeitig komplex zu lösen gilt. Diese zum Teil gravieren- bestreiten sind. Verschärft wurde die entwickelt, verpasst die Chance, zukünf- den medizinethischen und medizin- Situation besonders für die Gruppe der tig erfolgreich zu agieren. Wichtige rechtlichen Themen wurden zwar in Fachärzte, die mit geringeren Budget- Überlebensfaktoren, die bis zur Einfüh- Einführungskursen zum DRG diskutiert, mitteln auch noch die Psychologen aus rung des neuen DRG-Vergütungssys- jedoch nach Auskunft von Professor ihrem ãTopf“ finanzieren müssen. tems beachtet und verstärkt vorange- Leititis, Göttingen, bisher von der deut- Kassenärztliche Vereinigung, Kammer bracht werden müssen, sind: schen Medizinethik nicht professionell und Landessozialministerium setzen sich Patientenorientierung mit medizini- bearbeitet. Lassen Sie mich deshalb dazu für eine gezielte Ausgleichszahlung für scher, pflegerischer und organisatorischer einige wichtige Fragen aufwerfen, die bedrohte Facharztpraxen aus dem Risiko- 1a-Qualität sich in der Folge der DRG-Einführung strukturausgleich ein. Integration, Kooperation mit den Netz- ergeben: Am runden Tisch des Bündnisses Ge- partnern - Bleibt der Arzt der Anwalt des Patien- sundheit werden auch künftig die soge- Effektives Kosten- und Qualitätsmana- ten oder muss er künftig vorrangig den nannten Leistungserbringer geeint, im gement Zielen des Krankenhausträgers bezie- Willen zur kritischen Reflexion und dem Flexibilität und Bereitschaft zur Ver- hungsweise des Kostenträgers gerecht Mut zu Veränderungen am notwendigen änderung werden? Umbau der gewachsenen und manchmal Ob es sich bei dem im Gesetz ver- - Droht eine weitere Einschränkung ärzt- verkrusteten Strukturen unseres Gesund- ankerten DRG-System um Chancen oder licher Entscheidungsfreiheit durch stän- heits- und Sozialsystems mitzuwirken. Risiken für die unter Druck geratenen dige Kontrolle und Normierung der von In einer schnelllebigen Zeit, die von Wi- Krankenhäuser handeln wird, bleibt ihm genutzten Ressourcen durch das dersprüchen, Lobbyismen und Streit ge- abzuwarten. In jedem Falle handelt es Krankenhausmanagement? prägt ist, wird die Bewahrung und der sich um eine riesige Herausforderung, - Besteht bei den umfassenden Do- Ausbau innerärztlicher Solidarität immer die, wenn sie wirklich Ð wie beabsichtigt kumentationspflichten nicht die Gefahr wichtiger! Ð ab 2003 budgetneutral eingeführt einer Verletzung der ärztlichen Schweige- Dies gilt in allernächster Zeit für die werden sollte, zu gravierenden quantita- pflicht? Umgestaltung der Krankenhauslandschaft. tiven und qualitativen Veränderungen in - Welche Bedeutung haben künftig tradi- Die Krankenhäuser sind in Europa seit der deutschen Krankenhauslandschaft tionelle Werte der Krankenbehandlung, über 200 Jahren „Erfolgsmodelle“ für führen wird. wie Aufrichtigkeit, Vertraulichkeit, Wohl- Dienstleistungen aus dem Bereich der Die Krankenhausversorgung insgesamt tätigkeit, Achtung, Verteilungsgerechtig- Medizin und der Pflege und durch wird sich mit der flächendeckenden keit und andere? staatliche Gesetzgebung in ihrem Be- Einführung pauschalierter Vergütungs- Viele kritische Fragen, die recht bald einer stand geschützt. Diese traditionelle Rolle formen grundlegend ändern. Dieses gilt Bearbeitung und Beantwortung bedür- von staatlich oder kommunal betriebe- auch für die Krankenhausplanung und fen. Natürlich gilt auch, dass der un- nen „Rückzugs-, Behandlungs- und Ver- die Definition des Versorgungsauftrages wirtschaftliche Einsatz von beschränkten sorgungsrefugien“ für den kranken Bür- mit allen seinen prä- und poststationären Ressourcen in hohem Ma§e unethisch ger ist nachhaltig erschüttert, und die Facetten. Zur Einführung dieses verkürzt ist!! - Krankenhauslandschaft befindet sich in ausgedrückten „EBM“ für Krankenhäu- Deutschland und Europa in einem dra- ser laufen auf vielen Ebenen mündliche

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Patienteninformation Ð Patientenrechte kommen. Aber auch Anästhesisten, Kinder- Allerdings ist die Verbindung von Arzt Es mutet schon diabolisch an, dass ärzte, Labor- und Augenärzte sowie und Geld nur allzu oft prägend für angesichts rigider Budgetierung diese Hygieneärzte, sind zunehmende ãMangel- die Wahrnehmung der Ärzteschaft Thematik durch die Bundesregierung auf ware“. Unsere Statistiker sind dabei, für insgesamt. Hier nur die hässlichen die Tagesordnung gesetzt wurde, obwohl alle Facharztgruppen eine prospektive Stichworte vom Herzklappenkomplex, Patientenrechte in Deutschland, durch Epidemiologie der sächsischen Ärzte zu vom verschärften Antikorruptionsgesetz mehrere Rechtskreise so stark verankert erstellen, um möglichst valide Aussagen wegen angeblicher Vorteilsnahme, der sind, wie in keinem anderen Land in und gezielte Fördermaßnahmen für die Drittmittelkriminalisierung und vom Ab- Europa. Dennoch hat sich die Bundes- Zukunft zu initiieren. rechnungsbetrug einzelner ãschwarzer ärztekammer an einer diesbezüglichen Schafe“, den es natürlich konsequent zu Gesprächsrunde im Bundesministerium Bio- und Gentechnik bekämpfen gilt. Kein Verständnis hat die für Gesundheit beteiligt und den Entwurf Die Gentechnologien gelten medizinisch Ärzteschaft allerdings für medienwirk- einer ãCharta der Patientenrechte“ wie wirtschaftlich als die wichtigsten Zu- same Generalverdächtigungen und Pau- vorgelegt. kunftsfaktoren für den Standort Deutsch- schalverurteilungen wegen angeblichen In Sachsen bedienen die Körperschaften land. Der ärztlich ethische Diskussions- Abrechnungsbetruges in Größenordnun- gemeinsam das Informationsbedürfnis prozess muss differenziert erfolgen und gen – wie das anlässlich einer BKA- der Bevölkerung nach seriösen medi- zu einem baldigen Ergebnis kommen, Tagung in Wiesbaden seitens Polizei und zinischen Angaben zu Praxen, Kliniken, denn die Verabschiedung des Bio- Staatsanwaltschaft formuliert wurde. Rehaeinrichtungen, Apotheken und Ge- patentgesetzes im Bundestag steht nach Wir Ärzte sind mit hohen moralischen sundheitsämtern. Die Arbeitsgruppe Multi- positiver Kabinettentscheidung bevor. Ansprüchen angetreten, eine gute quali- media der Kammer hat viel Mühe in den Damit würde die EU-Patentrichtlinie um- tätsvolle Medizin zu betreiben. Dazu Aufbau und die Koordinierung dieses gesetzt und der Weg frei sein für Gen- bedarf es auch und gerade eines fairen Gesundheitsportals für das Internet ge- patentierungen, die die Herstellung von Umgangs mit der Jurisprudenz. Lassen steckt, welches künftig auch weiteren Impfstoffen und Medikamenten im gen- Sie uns gemeinsam die ärztlichen Gene- Nutzern für eigene Präsentationen zur technischen Verfahren ermöglichen. raltugenden der Patientenzuwendung, der Verfügung gestellt werden kann (zum Auch hier ergibt sich ein Spannungsfeld Wissenschaftlichkeit, des nihil nocere und Beispiel Physiotherapie, Pflegeberufe). zwischen ethischen Erwägungen und der Verschwiegenheit hochhalten und auch Da etwa nur 20 % der Bevölkerung diese ökonomischen Zukunftskalkulationen und in stürmischen Zeiten den nächsten Ärzte- Internetangebote nutzen können, wird in -perspektiven! generationen als kostbares Erbe weiter- einer weiteren Arbeitsgruppe bei der Im Hinblick auf unsere derzeitigen medi- geben. Lassen Sie uns auch weiterhin für Kammer über eine Koordinationsstelle zinischen Möglichkeiten am Anfang und das Wohl und Wehe des Einzelnen und der oder Hotline nachgedacht, die die viel- Ende menschlichen Lebens stellt sich Gesellschaft Verantwortung übernehmen. fältigen Informationsangebote der Körper- immer dringender die Frage: Lassen Sie uns nicht nur in diesen ge- schaften und Verbände transparenter als „Müssen und dürfen wir alles das tun, schichtsträchtigen Novembertagen deut- bisher und direkter zugänglich machen was technisch möglich ist?“ liche Zeichen setzen für mehr Toleranz sollen. Bei den Stichworten Gentechnik, Gen- und Integration, gegen Fremdenfeindlich- tests, Präimplantationsdiagnostik der so- keit und Gewalt, denn Ärztenachwuchs genannten Schwangerschaft auf Probe, ãder Scho§ ist fruchtbar noch aus dem Gro§e Sorgen bereitet uns die Nach- bei Transplantationsproblemen stehen das kroch!“ besetzung bestimmter Facharztgruppen, wir erst am Anfang dieser ethisch- die sich infolge Überalterung und Pen- rechtlichen Diskussionen. Auch können Ethische Probleme der Budge- sionierung in bestimmten Fachgebieten diese Konflikte nicht mehr allein von tierung im Gesundheitswesen drastisch defizitär auswirken wird. Die Medizinern, Philosophen oder Juristen Vortrag: Prof. Dr. Dr. Bernhard Irrgang sogenannte Ärzte-Schwemme wird kon- gelöst werden, da diese Problemfelder Geschäftsführender Direktor des terkariert von einem Mangel wichtiger den breiten gesellschaftlichen Diskurs Zentrums für Interdisziplinäre Arztgruppen in Klinik und Praxis. erfordern. Technikforschung an der Technischen Alarmierend ist die Nachwuchssituation Meine Damen und Herren, Universität Dresden, Philosophische in der Allgemeinmedizin, wo wir trotz der Arztberuf steht auf der Sozialprestige- Fakultät, Institut für Philosophie des Förderprogramms zunehmende Be- leiter nach wie vor auf Platz eins. Über setzungsschwierigkeiten und Praxisauf- 90 % der Bevölkerung sind mit den von Das Problemfeld Budgetierung ist ethisch gaben ohne Nachfolger zur Kenntnis be- ihnen gewählten Ärzten voll zufrieden. nicht einfach zu strukturieren. Wenn

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Ethik die Reflexion von Moral ist mit autonomie erlaubt dem Patienten die dem Ziel, eine vertretbare ethische Emp- eigene Entscheidung in Absprache mit fehlung zu erarbeiten, dann empfiehlt dem Arzt. Au§erdem sollten Anreiz- sich die Position einer Verantwortungs- strukturen für erfolgsorientiertes Handeln ethik, die sowohl von ethischen Grund- von Arzt und Patient (zum Beispiel Prä- sätzen wie von konkreten Folgenab- vention) geschaffen werden. schätzungen ausgeht. Dabei stehen ge- wisse ethische Grundsätze untereinander Ethische Anforderungen an die Ausge- in einem Spannungsverhältnis wie Pa- staltung des Gesundheitswesens tientenwohl und Patientenautonomie oder Sicherung einer Basisversorgung nach ausgleichende Gerechtigkeit und Soli- dem Solidaritätsprinzip darität mit Verteilungsgerechtigkeit Stärkung der Patientenautonomie und („Jedem das Seine“). Das Versicherungs- der Eigenverantwortlichkeit des Patienten prinzip beruht auf der Umverteilung von (auch durch Selbstbeteiligungen) Risiken im Sinne der ausgleichenden Ausdifferenzierung der versicherten Gerechtigkeit (Gesunde Ð Kranke, Junge Leistungen nach Wunsch des Patienten Ð Alte, Arme Ð Reiche). Die Organisation Anreizsysteme für Prävention, aber des Versicherungsprinzips kann je nach Prof. Dr. Dr. Bernhard Irrgang keine Life-Style-Medizin (wegen Diskrimi- Prinzip unterschiedlich ausgerichtet sein. nierung) Eine Gemeinwohlorientierung realisiert alte Frauen). Eine Verschärfung des Gesundheitserziehung ist Aufgabe der sich am besten in einer nationalen Kran- Kostendrucks entsteht durch Rückkop- Gesundheitsdienste, aber auch des Staates kenversicherung, Eigenverantwortung pelungseffekte. Budgetierung ist jedoch Überdenken des Prinzips der privaten korrespondiert private Krankenkassen wahrscheinlich dennoch ein falsches Mit- Krankenversicherung. oder Freistellung von der Versicherungs- tel der Kostendämpfung. Zentral für Inhalte des sich anschlie§enden ein- pflicht, sowie das Prinzip Solidarität - ethische Empfehlungen ist das Arzt- stündigen produktiven und engagierten gesetzliche Krankenkassen. Patienten-Verhältnis. Dabei ist von einem Meinungs -und Gedankenaustausches Kostenfaktoren für den wachsenden Fi- Konflikt zwischen Ärzten und Patienten waren: nanzbedarf im Gesundheitswesen erwach- über die Honorierung auszugehen. Eine ã der Patient“ sen der technologischen Herausforderung erfolgsabhängige Komponente des Arzt- - Das Wort Kunde und das Wort Leistungs- (eher Produkt-, weniger Prozess- und honorars ist nicht einfach zu realisieren erbringer sollte nicht bei der Positi- Organisationsinnovationen), die Alte- und vom Patienten schwer zu beurteilen. onierung eines kranken Menschen ver- rung der Bevölkerung aufgrund des Er- Daher dürfen ergänzende Sachwalter, wendet werden, da der Patient kein Gegen- folges der Medizin und die Veränderung wie Staat, Krankenversicherung oder stand ist und sich auch nicht als Gegen- der Familienstruktur (Singlehaushalte, Berufsverbände auftreten. Die Patienten- stand selbst definieren würde. Der würde-

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volle Name ãPatient“ muss erhalten blei- „Gesundheitsökonomie“ diskutiert werden, sondern muss in ben und auch der des „Arztes“ als Anwalt - Die Budgetierung unter dem Gesichts- einem gewissen Ma§ an Aggressivität der Patientenautonomie. Je würdevoller punkt Ð Aufbürdung von nicht lösbarer auch nach au§en getragen werden, um zu man den anderen achtet, desto mehr ist Verantwortung Ð ist als unethisch zu be- vereiteln, dass andere diesen Aufgaben- der Patient bereit, auf den Rat des Arztes trachten. bereich wahrnehmen. einzugehen. - Wir müssen auf die Folgen einer Budge- Auch der Gesetzgeber, insbesondere die - Patientenschulung, Patientenberatung und tierung hinweisen, die in einer Zweiklas- rot-grüne Koalition, hat sich dem Thema Patienteninformation muss in erster Linie senmedizin enden kann. Qualitätssicherung angenommen und man in unseren Praxen stattfinden. - Wir Ärzte werden für Kosten verant- hat derzeit den Eindruck, die Qualitäts- - In ein Beratungsgespräch mit dem Pati- wortlich gemacht, die durch die Pharma- sicherung sei zum Spielball der Politik enten über seine Krankheit gehört eine industrie und durch die Medizintechnik geworden. transparente Patienteninformation mit produziert werden. Die Gesundheitspolitiker verbinden diese, Grenzziehung in ethischer Richtung. Die Not der Krankheit wird benutzt, um ihre neue „Qualitätssicherung“ aber mit ãGenforschung“ das Prinzip der Marktwirtschaft - das den Schlagworten „Stärkung der Effi- - Wir Mediziner sollten einen ethischen Bessere müsste billiger sein - zu durch- zienz“, das hei§t sinkenden Kosten bei Ärztetag haben, der jedes Jahr aktuelle brechen. Diese Problematik sollte an konstantem Versorgungsumfang und ethische Probleme bespricht und der in den ãRunden Tischen“ so offen ausge- konstanter Versorgungsqualität und dies regelmäßigem Konsens mit den Gen- sprochen werden. Forschern berät und diskutiert, was an - Müssen wir nicht von einer medizini- neuen Erkenntnissen angewendet wer- schen Ethik und von einer Wirtschafts- den darf. ethik sprechen? Wir Ärzte sind für die genetische Er- - Gesundheitsökonomie und Qualitätsma- forschung des Menschen und für die nagement müssen zur Ausbildung und behutsame Mitteilung an den Patienten. zum Fachwissen eines Arztes zukünftig Wir sind auch für das Recht für Nicht- gehören. wissen, aber es muss ethisch begleitet - Wir müssen als Berufsorganisation einen sein. größeren Kampf gegen die Irrationalität - Was die Gen-Beurteilung und die gene- scheinbar medizinischen Handelns führen. tische Forschung betrifft, sollten wir „Bündnis Gesundheit“ Ärzte nichts verbieten, aber wir sollten Die 30 Bündnispartner im „Bündnis Ge- die Genforschung ethisch streng begleiten. sundheit 2000“ im Freistaat Sachsen - Die individuelle Lebensgestaltung ist haben in ihrem Positionspapier eindeutig auch geprägt vom genetischen Muster Lösungswege und Ziele für eine künftige eines Menschen. Es erhebt sich die be- Gesundheitsreform dargestellt. Dr. habil. Hans-Jürgen Hommel deutsame Frage, ob wir mit moralischen Aussprachen Lebensgestaltung ändern Qualitätssicherung im alles unter dem Blickwinkel der Bei- können oder sie dadurch untermauern tragsstabilität. müssen, indem jeder Mensch wei§, wie niedergelassenen Bereich Ð Neu ist im Gesundheitsreformgesetz seine genetische Struktur ist. Es wird Übersicht aus ausgewählten 2000, alle Leistungserbringer für die vieles verständlicher auch in der Prä- Leistungsbereichen Qualität und die Sicherung der Qualität vention, wenn ein Patient frühzeitig weiß, Referat: Dr. habil. Hans-Jürgen Hommel ihrer Leistungen in die Verantwortung zu dass er zum Beispiel suchtgefährdet ist. Vorstandsvorsitzender der Kassenärzt- nehmen. Der Begründung zum GKV-Ge- - Die genetischen Muster, die wir viel- lichen Vereinigung Sachsen sundheitsreformgesetz ist weiter zu ent- leicht selbst irgendeinmal bekommen nehmen, dass die gesetzliche Verpflich- könnten, zu wissen bis hin zu der Frage, Berufspolitische Einleitung tung zur Einführung eines einrichtungsin- für welche Krankheiten bin ich beson- Qualitätserbringung und Qualitätssi- ternen Qualitätsmanagements auf die sta- ders gefährdet, und dann Konsequenzen cherung sind grundsätzliche originäre ärzt- tionären Einrichtungen beschränkt wird. für die Lebensführung zu ziehen, wäre liche Aufgaben, die von den ärztlichen Der Gesetzgeber geht mit anderen Worten ethisch gut. Die Begleitung und die Ver- Körperschaften zu fördern und kontrol- davon aus, dass die positiven Wirkungen waltung dieses Wissens über das eigene ge- lieren sind. Die Problematik der Qualitäts- des Qualitätsmanagements insbesondere netische Muster, sind die gro§en Probleme. sicherung darf nicht nur innerärztlich in der vertragsärztlichen Versorgung an-

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erkannt sind und auch ohne die gesetz- Kommissionen des Vorstandes der Ma§nahmen/Verfahrensweisen der liche Vorgabe Qualitätsmanagement durch- Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen, Qualitätssicherung, geführt wird. die über die Erteilung von Besonderen die im Bereich der Kassenärztlichen Genehmigungen auf den genannten Vereinigung Sachsen zur Anwendung kommen Aktivitäten der Qualitätssicherung der Gebieten entscheiden: Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen Qualitätssicherungs- Anwendungsgebiete Ma§nahmen Qualitätssicherungsmaßnahmen, zu de- ¥ Ambulantes Operieren + Fachberater nen die KV Sachsen auf Grund gesetz- Arthroskopie Durchführung von ¥ Radiologie/ licher und überregionaler vertraglicher ¥ Computertomographie-Kommission Kolloquien Computer- Vorschriften verpflichtet ist und Ver- ¥ Diabetologie-Kommission + tomographie trägen und Maßnahmen, die selbst initi- Fachberater ¥ Kern- iert werden. ¥ Dialysekommission + Fachberater spintomographie ¥ Onkologie Das Gros der Ma§nahmen betrifft die LDL-Elimination ¥ Herzschrittmacher-Kommission ¥ Ultraschall- Prüfung der Gewährleistung der Struk- ¥ Homöopathie-Kommission diagnostik usw. turqualität im Rahmen der Erteilung so- ¥ Invasive Kardiologie Stichproben- ¥ Ultraschall- genannter „Besonderer Genehmigungen“, ¥ Labor-Kommission + Fachberater prüfungen diagnostik als Voraussetzung für die Abrechnung ¥ Langzeit-EKG-Kommission von Patienten- ¥ Schmerztherapie bestimmter vertragsärztlicher Tätigkeiten. ¥ Lithotripsie dokumentationen ¥ Magnetresonanztomographie- Prüfung Bild- ¥ Radiologie *) Der Vorstand der KV Sachsen greift Kommission dokumentationen ¥ Ultraschall- hierbei auf die Hilfe von Kommissionen ¥ Methadon-Kommission diagnostik ¥ Nuklearmedizin-Kommission zurück. Dokumentations- ¥ Ambulantes ¥ Onkologie-Kommission + Fachberater Insgesamt gibt es in der KV Sachsen 20 bögen Operieren derartige Kommissionen, die in Tabelle 1 ¥ Psychotherapie-Kommission ¥ Diabetes- ¥ Radiologie-Kommission + behandlung aufgelistet sind. Fachberater Die Tabelle 2 gibt einen Überblick über ¥ Schlafapnoe-Kommission Qualitätszirkel ¥ Diabetes- die Möglichkeiten der Qualitätssiche- ¥ Schmerztherapie-Kommission + behandlung rung, wie sie in der Kassenärztlichen Fachberater Fortbildungs- ¥ Schmerztherapie Vereinigung Sachsen zur Anwendung ¥ Sonographie-Kommission auf veranstaltungen ¥ Akupunktur/ kommen. Landesebene + Fachberater Homöopathie Die Methoden der Qualitätsprüfungen ¥ Zytologie-Kommission ¥ Onkologie usw. können recht unterschiedlich sein. Evaluierungen ¥ Diabetes- Tabelle 1 In der Sonographie haben vierteljährlich behandlung usw. fünf durch einen Zufallsgenerator ermit- ligten Ärzte; bei Auffälligkeiten dieser Statistisches ¥ Gynäkologische telte Ärzte je Bezirksstelle fünf konkret werden Einzelfallprüfungen nach § 6 Verfahren Zytologie vorgegebene Leistungen und fünf selbst 136 Absatz 1 SGB V angeschlossen. Die Erbringung ¥ Invasive ausgewählte pathologische Befunde zur hier durchgeführte Prüfungsform wurde Mindestanzahl von Kardiologie Prüfung einzureichen. Bisher wurden durch die Zytologie-Kommission initi- Untersuchungen 146 Praxen geprüft. In immerhin 13 % iert und durch den KV-Vorstand mit Vorgaben für Anzahl ¥ Dialyse der Fälle mussten Maßnahmen ergriffen Wirkung vom 1. Januar 1996 beschlossen. Ärzte bezogen auf werden, das hei§t, es wurden Beratungs- Im Bereich des ambulanten Operierens Patientenanzahl gespräche durchgeführt sowie Praxis- gehören die Kassenärztliche Vereinigung Schulungen des ¥ Diabetes- begehungen Vor-Ort, um die Mängel Sachsen zu einer der wenigen KVen, die Personals behandlung abzustellen. Vorwiegend handelte es sich hier aktiv war und bis zu 200.000 ¥ Onkologie hier um Probleme der Geräteeinstellungen, Operationen pro Jahr erfasst und ausge- Praxisbegehungen/ ¥ Radiologie die jedoch einen Genehmigungsentzug wertet hat. Selbst nach Wegfall der Beratungsgespräch ¥ Ultraschall- nicht erforderlich machten. Dokumentationspflicht der Operationen diagnostik unter der EBM-Ziffer 80, die ursprüng- ¥ Schmerztherapie In der gynäkologischen Zytologie prüft lich einen Anteil von ca. 50 % hatten, usw. die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen sind noch immer ca. 120.000 zu doku- Tabelle 2 *) Klärung im Rahmen der Kooperation jährlich Sammelstatistiken aller betei- mentierende Operationen pro Jahr ver- mit Ärztlicher Stelle

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blieben. Besonders bemerkenswert ist, Qualitätsmanagement im Dabei ist eine von Beginn an durch- dass 95 % der Bögen vom ambulanten stationären Bereich: zuführende Fortbildung und Schulung Bereich erstellt wurden und ein signifikan- Probleme, Schnittstellen, möglichst aller Mitarbeiter bezüglich der ter Vergleich zu den 5 % stationärer Aus- gemeinsam erarbeiteten Standards und fertigungen kaum möglich ist. konkrete Beispiele der den zu etablierenden Projekten zu orga- Auf dem Gebiet der Labordiagnostik Einführung von Qualitäts- nisieren, wobei Mitarbeiter, die von einem sind interne und externe Qualitätskon- managementsystemen speziellen (Schnittstellen)-Problem di- trollen vorgeschrieben, für deren Durch- Referat: Dr. Thilo Lipkow rekt betroffen sind, auch in vorderster führung der Leistungserbringer (Labor- Mitglied des Ausschusses Front an Lösungen mitarbeiten sollten. leiter) verantwortlich ist. Qualitätssicherung in Diagnostik Eine Alternative ist die Konsultation Die interne Qualitätskontrolle beinhaltet und Therapie externer Berater zur Durchführung einer Präzision und Richtigkeit jeder Labor- Selbstbewertung (zum Beispiel nach analyse beziehungsweise Analysenserie Das Gesundheitsstrukturreformgesetz European Foundation for Quality Manage- und deren Dokumentation auf Qualitäts- 2000 verpflichtet die Krankenhäuser zur ment (EFQM)). Hierdurch können rela- kontrollbögen, die sich am jeweiligen Einführung eines Qualitätsmanagements tiv kurzfristig Schwachstellen, aber auch Laborarbeitsplatz befinden. (QM). Der Aufbau eines Qualitätsma- Verbesserungsmöglichkeiten, die als An- Verantwortlich für die Kontrollen in den nagements im komplexen System Kran- satz für QM-Projekte dienen können, Laboratorien ist das „Sächsische Landes- kenhaus sollte von der Führungsebene erkannt werden. amt für Mess- und Eichwesen“. Die Kas- initiiert und gefördert werden und dann Eine weitere Möglichkeit ist die Ent- senärztliche Vereinigung Sachsen erhält von der Basis der Mitarbeiter aufgebaut scheidung für eine Zertifizierung, in regelmäßig einen Jahresbericht über die und eingefordert werden. Zur Koordi- deren Primärphase ebenfalls zunächst Qualitätsentwicklung in den Laboratorien nierung der Aktivitäten sollte frühzeitig eine Bewertung vorgenommen wird. und aufgetretene Mängel. Die externe ein QM-Beauftragter bestellt werden. Dabei erfolgt die Erstellung eines soge- Qualitätskontrolle beinhaltet die Teil- Dabei kann es sinnvoll sein, von au§en nannten Handbuchs (als Festlegung der nahme an zentral durchgeführten Ring- einen QM-Manager mit entsprechender Einrichtung zur Erfüllung von Standard- versuchen. Für die in den Richtlinien der Vorbildung zu berufen. Vorgaben) und die Etablierung eines Bundesärztekammer angegebenen Labor- Ein QM-Beauftragter ist dabei Mittler Qualitätsmanagement-Systems auf der parameter besteht Teilnahmepflicht. Zu zwischen der Geschäftsführung, der Be- Basis dieses Handbuchs. den positiven Seiten des Qualitäts- triebsleitung und einer Qualitäts-Ma- Jede Organisation sollte sich daher managements zählen die Qualitätszirkel. nagement-Gruppe, die ihrerseits über zunächst über ihre Besonderheiten, Qualitätszirkel sind auch ein Ort der Projektverantwortliche das Qualitäts- Strategien und Zielstellungen selbst Klar- Fortbildung, jedoch primär der Ersatz für management in der Durchführung vor heit verschaffen, bevor eine Entschei- das Konsil im stationären Bereich. Die Ort auf den Weg bringt. dung getroffen wird, da die Vorgehens- Fallbesprechung ist gerade für den „ein- weise wesentlich für die weitere Ent- samen Frontkämpfer“, Vertragsarzt, eine wicklung des Krankenhauses sein wird Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen und das Vorhaben aufgrund von oft und neue wissenschaftliche Erkenntnisse vorhandenen Vorbehalten gut vorbereitet mit seinen Fachkollegen auszuwerten. werden sollte.

Zusammenarbeit Sächsische Schwerpunkte der Diskussion über die Landesärztekammer, Notwendigkeit der Qualitätssicherung Kassenärztliche Vereinigung und im ambulanten und stationären medi- Krankenhausgesellschaft Sachsen zinischen Bereich waren: Die Zusammenarbeit von Sächsischer - Wir Ärzte müssen deutlich machen, Landesärztekammer, Kassenärztlicher dass Qualitätssicherung in den Ländern Vereinigung und Krankenhausgesellschaft stattfinden muss. Die Umsetzung dessen, ist eine Notwendigkeit, um die Durch- was Qualität und den Qualitätsbegriff setzung der Qualitätssicherung nach glei- umfasst, muss in den Ländern implemen- chen Standards und mit gleichen gesetz- tiert werden. Dazu braucht es entspre- lichen Vorgaben in allen medizinischen chende Strukturen und entsprechende Arbeitsbereichen durchzusetzen. Dr. Thilo Lipkow Mittel.

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- Auf alle Krankenhäuser kommt eine Herr Dr. Helmut Schmidt hat im August Analyse mit der kritischen Unterfragung 2000 die Funktion des Vorsitzenden des der Struktur-, Prozess- und Ergebnisquali- Verwaltungsausschusses der Sächsischen tät zu. Ärzteversorgung übernommen. Die damit - Eine echte und gute Zusammenfüh- verbundene zeitliche Beanspruchung rung der ambulanten Qualitätssicherungs- zwang ihn seine bisherige Tätigkeit und ma§nahmen und der Strukturen der sta- Mitgliedschaft im Ausschuss Finanzen tionären Qualitätssicherung ist not- aufzugeben. Herr Professor Dr. Schulze wendig. bedankte sich im Namen des Vorstandes - Wir brauchen eine enge Verzahnung der bei Herrn Dr. Helmut Schmidt für die seit Qualitätssicherung zwischen stationär und 1995 geleistete umfangreiche und inten- ambulant. Dr. Michael Burgkhardt sive ehrenamtliche Tätigkeit. - Die Kassenärztliche Vereinigung Sach- Die am Nachmittag noch anwesenden 61 sen hat die Qualitätssicherungsmaßnah- Privatdozent Dr. Eduard Bertram, Herrn Mandatsträger wählten Frau Dr. Marina men beeindruckend vorangebracht. Dr. Manfred Ramminger und Herrn Dr. Selbig einstimmig als neues Mitglied für - Die Sächsische Landesärztekammer und Wolfgang Krahwinkel für die Bestellung den Ausschuss Arbeitsmedizin. Die Nach- Kassenärztliche Vereinigung Sachsen als stellvertretende ehrenamtliche Richter wahl war notwendig, da Herr Dr. Bodo müssen auch in Zukunft noch enger in des Berufsgerichts für die Heilberufe von Schmude den Kammerpräsidenten der Qualitätssicherung zusammenarbei- am Oberlandesgericht Dresden einstim- gebeten hat, zum 31. Dezember 2000 ten. Ein Vertreter der Kassenärztlichen mig gewählt. von seinen Aufgaben als Mitglied des Vereinigung Sachsen sollte im Aus- Mit 41 Stimmen wurde Herr Dipl.-Med. Ausschusses Arbeitsmedizin entbunden schuss Qualitätssicherung und im Len- Ingolf Schmidt als neues Mitglied für zu werden. Mit Eintritt in den Ruhestand kungsausschuss der Landesärztekammer den Ausschuss Finanzen gewählt, der beendet Herr Dr. von Schmude seine aktiv mitarbeiten. 2. Kandidat, Herr Dr. Thomas Benusch, berufliche Tätigkeit. Herr Professor Dr. In der Arbeitstagung wurden am Sonn- erhielt 20 Stimmen. Die Nachwahl eines Schulze würdigte die von Herrn Dr. von abendnachmittag zunächst erforderliche Mitgliedes für den Ausschuss Finanzen Schmude geleistete Arbeit als lang- Satzungsänderungen behandelt. Herr Pri- war notwendig, da Herr Dr. Helmut jähriges Mitglied des Ausschusses Ar- vatdozent Dr. Wolfgang Sauermann,Vor- Schmidt an den Kammerpräsidenten den beitsmedizin und bedankte sich dafür sitzender des Ausschusses Satzungen, Antrag gestellt hat, von seiner bisherigen herzlich. trug die Satzung zur Änderung der Funktion als Vorsitzender des Finanz- In der Arbeitstagung stellte Herr Dr. Berufsordnung der Sächsischen Landes- ausschusses entbunden zu werden. Helmut Schmidt den Haushaltsplan für ärztekammer vor. In Anlehnung an die Beschlüsse des 103. Deutschen Ärzte- tages erfolgten Änderungen der Vor- schriften zur beruflichen Kommuni- kation sowie Novellierung zum Praxis- verbund. Herr Dr. Michael Burgkhardt, Vorsit- zender des Ausschusses Notfall - und Kata- strophenmedizin, interpretierte den Man- datsträgern die Satzung zur Änderung der Satzung zur Erteilung des Fachkunden- nachweises Rettungsdienst und die Sat- zung zur Änderung der Satzung zur Erteilung des Fachkundennachweises Leitender Notarzt. Im Mittelhefter dieser Ausgabe „Ärzteblatt Sachsen“ sind alle beschlossenen Satzungsänderungen im vollen Inhalt amtlich bekannt gemacht. Die Kammerversammlung der Säch- sischen Landesärztekammer hat Herrn Während der Abstimmung

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Öffentlichen Dienst (BAT-Ost) entfallen. ten nicht mehr erfüllen. Für den juristischen Geschäftsbereich ist Die Sachaufwendungen steigen gegen- folgende Erhöhung des Stellenplanes über dem Ist 1999 um 4 %. In dieser vorgesehen: Kostenart sind auch die Beiträge an die 1. Volljurist/in Bundesärztekammer (880 TDM) und die 2. Juristischer Sachbearbeiter/in mit Rückflussgelder an die Kreisärztekam- einer wöchentlichen Arbeitszeit von mern (398 TDM) erfasst. Werden beide 30 Stunden Positionen addiert, ergibt sich ein ãdurch- Die Begründung für diese Stellenplan- laufender Posten“ von 10,4 % des Ge- erweiterung liegt unter anderem in fol- samthaushaltes der Sächsischen Landes- genden Tatsachen: ärztekammer. Die Anzahl von zu bearbeitenden Vor- Auf der Einnahmenseite sinken die Ein- gängen im juristischen Bereich nimmt nahmen durch Kammerbeiträge gegen- stetig zu. Außerdem wächst die Bereit- über 1999 um 411,5 TDM. Der Anteil Der Präsident verabschiedet Herrn Dr. Bodo von schaft von Ärzten und Patienten, weiter- der Kammerbeiträge an den Gesamtein- Schmude gehende Entscheidungskontrolle zu su- nahmen des Haushaltes vermindert sich das Jahr 2001 vor und erläuterte um- chen, was eine umfassendere gerichtssi- gegenüber dem Vergleichszeitraum damit fassend die Satzung zur Änderung der chere Bearbeitung der Vorgänge zwin- um 0,7 % auf nunmehr 72,5 %. Dieser Beitragsordnung und Satzung zur Än- gend notwendig macht. Minderung der Einnahmen durch Kam- derung der Gebührenordnung der Säch- Die Betreuung verschiedener Aus- merbeiträge steht eine Erhöhung dersel- sischen Landesärztekammer. Auch diese schüsse ist durch die Juristische Geschäfts- ben durch Gebühren gegenüber (siehe Beschlussvorlagen wurden durch die führerin allein aufgrund des zeitlichen Satzung zur Änderung der Gebühren- Mandatsträger ohne Gegenstimme ange- Aufwandes, die Vorbereitung, Teilnahme ordnung). Der durchschnittliche Kammer- nommen. und Nachbereitung erfordern, nicht mehr beitrag pro Kammermitglied verringert zu leisten. sich um 30,24 DM auf 532,10 DM. Haushaltplan für das Jahr 2001 Neu hinzukommende Aufgaben wie Vortrag: Dr. med. Helmut Schmidt Patienteninformationssystem, Nutzung Vorsitzender des Ausschuses Finanzen Internet und Ähnliches führen zu einem Satzung zur Änderung der erhöhten Aufwand in der juristischen Be- Beitragsordnung Nach intensiven Diskussionen sowohl im wertung. Hauptziel der vorgelegten Änderung der Finanzausschuss wie auch im Vorstand Diese erhöhten Anforderungen lassen sich Beitragsordnung war die Vereinfachung der Sächsischen Landesärztekammer und mit der derzeitigen Stellenbesetzung ohne des Regelwerkes durch Konkretisierung mehrfacher Überarbeitung der Entwürfe Abstriche an Qualität, Quantität und der der Sachverhalte. Dadurch soll eine kann der Kammerversammlung nunmehr Einhaltung vertretbarer Bearbeitungsfris- bessere Handhabung für jedes Kammer- ein ausgeglichener Haushaltplan für das mitglied möglich werden. Der Hebesatz Jahr 2001 vorgelegt werden. für den Kammerbeitrag bleibt unverän- Als Vergleichsma§stab wurde der Jahres- dert bestehen. abschluss 1999 gewählt. Aus dem Bezug Folgende Änderungen wurden einge- zu den Ist-Zahlen aus 1999 ergibt sich arbeitet: eine enge Kalkulation; die Einhaltung der Vorgaben wird nur mit einem konse- Das Datum für die Übersendung der quenten Kostenmanagement möglich sein. Unterlagen zur Selbsteinstufung an die Insgesamt steigen die Aufwendungen Landesärztekammer verschiebt sich vom 2001 gegenüber dem Ist 1999 um 4,5 %. 01. Februar auf den 01. März. Dies bedeutet eine jährliche Steigerungs- Nachweispflicht und erforderliche vor- rate von 2,25 %, die als sehr moderat be- zulegende Unterlagen wurden konkreti- zeichnet werden kann. Gegenüber dem siert. Bezugszeitraum steigen die Personal- Für eine freiwillige Mitgliedschaft in kosten um 8,2 %, wovon 6,1 % auf die der Sächsischen Landesärztekammer Anpassung der Gehälter und Löhne auf wurde ein Kammerbeitrag von 340 DM der Grundlage des Tarifvertrages für den Dr. med. Helmut Schmidt pro Jahr festgesetzt.

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Ärzte, die keine ärztliche Tätigkeit lung wurde gegen 16.30 Uhr mit folgen- Beschlussvorlage Nr. 10: ausüben, sich im Mutterschafts- bezie- den Sätzen des Präsidenten, Herrn Termine 2001 – 11. Sächsischer Ärztetag hungsweise Erziehungsurlaub befinden Professor Dr. Jan Schulze, beendet. ã Ich (24. Kammerversammlung) und 25. Kam- oder arbeitslos sind, werden zum Mindest- danke Ihnen für Ihr Kommen, Ihr merversammlung kammerbeitrag von 30 DM pro Jahr ver- Ausharren, Ihre heftigen und kräftigen Beschlussantrag Nr. 11 anlagt. Diskussionen, die auch vieles noch Zur Beschlussvorlage Nr. 1 Berufsordnung Rentnerinnen und Rentner werden bis wieder in die richtige Richtung gebracht (bestätigt) zum 70. Lebensjahr veranlagt, falls sie haben. Der Souverän unserer Kammer nicht mehr ärztlich tätig sind, zum Min- hat wichtige Dinge diskutiert und be- Die Satzung zur Änderung der Berufsord- destbeitrag. fördert. Ich wünsche Ihnen ein gutes nung der Sächsischen Landesärztekam- Eine bundesweite Umfrage bei den ersprie§liches Restwochenende und einen mer, die Satzung zur Änderung der anderen Ärztekammern hat ergeben, guten Heimweg.“ klug Satzung zur Erteilung des Fachkunde- dass acht Ärztekammern ein Ende der nachweises Rettungsdienst, die Satzung Beitragspflicht überhaupt nicht kennen Beschlüsse der zur Änderung der Satzung zur Erteilung und weitere vier über das 70. Lebensjahr 23. Kammerversammlung des Fachkundenachweises Leitender Not- hinaus veranlagen. Die Mandatsträger der Sächsischen Lan- arzt, die Satzung zur Änderung der Bei- Die Berechnung von Verzugszinsen desärztekammer fassten zur 23. Kammer- tragsordnung der Sächsischen Landes- wurde gestrichen, da sie zu einem unver- versammlung am 11. November 2000 fol- ärztekammer und die Satzung zur Ände- hältnismäßig hohen Verwaltungsaufwand gende Beschlüsse: rung der Gebührenordnung der Säch- führt. Beschlussvorlage Nr. 1: sischen Landesärztekammer werden im In der Beitragstabelle findet sich der Satzung zur Änderung der Berufsordnung vollen Wortlaut im Mittelhefter unter nachrichtliche Ausweis der Eurowerte. der Sächsischen Landesärztekammer „Amtliche Bekanntmachungen“, Heft (mit redaktionellen Änderungen bestätigt) 12/2000, Seiten 545 bis 560, amtlich be- Satzung zur Änderung der Beschlussvorlage Nr. 2: kannt gemacht. Gebührenordnung Satzung zur Änderung der Satzung zur Die bisherige Gebührenordnung der Erteilung des Fachkundenachweises Ret- Sächsischen Landesärztekammer galt seit tungsdienst (bestätigt) Bekanntgabe von Terminen acht Jahren unverändert. Eine Novel- Beschlussvorlage Nr. 3: lierung ist damit zeitgemäß. Es ist auch Satzung zur Änderung der Satzung zur 11. Sächsischer Ärztetag berufspolitisch gewollt, bei der Finan- Erteilung des Fachkundenachweises Lei- (24. Kammerversammlung) zierung des Gesamthaushaltes den Anteil tender Notarzt (bestätigt) Freitag/Sonnabend, der Einnahmen durch Gebühren zu Beschlussvorlage Nr. 4: den 15. und 16. Juni 2001 erhöhen. Ärzte, die eine spezielle Dienst- Nachbenennung von ehrenamtlichen leistung der Sächsischen Landesärzte- Richtern für die Besetzung des Landes- 25. Kammerversammlung kammer in Anspruch nehmen, sollen im berufsgerichts (bestätigt) Sonnabend, den 10. November 2001. Vergleich zu den übrigen Kammermit- Beschlussvorlage Nr. 5: gliedern stärker belastet werden. Neu ist Nachwahl eines Mitgliedes für den Tagungsort: die Weiterberechnung von Auslagen, Ausschuss Finanzen Sächsische Landesärztekammer, zum Beispiel Entschädigungen für Beschlussvorlage Nr. 6: Schützenhöhe 16, 01099 Dresden, Zeugen und Sachverständige oder Be- Nachwahl eines Mitgliedes für den Aus- Plenarsaal. träge, die anderen Behörden oder schuss Arbeitsmedizin anderen Personen für ihre Tätigkeit zu- Beschlussvorlage Nr. 7: stehen. Zu den einzelnen Veränderungen Haushaltsplan für das Jahr 2001 (bestätigt) in der Gebührenhöhe wird auf das Ge- Beschlussvorlage Nr. 8: bührenverzeichnis verwiesen. Für die Satzung zur Änderung der Beitragsord- zweite Mahnung erfolgt aus Kosten- nung der Sächsischen Landesärzekam- gründen keine Zusendung mehr mit mer (bestätigt) Postzustellungsurkunde. Beschlussvorlage Nr. 9: Satzung zur Änderung der Gebühren- Die arbeitsreiche diskussionsaktive und ordnung der Sächsischen Landesärzte- sehr konstruktive 23. Kammerversamm- kammer (bestätigt)

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Besuch bei der polnischen Niederschlesischen Ärztekammer in Wroclaw 5. bis 7. Oktober 2000

Seit Bestehen der Sächsischen Landes- und nächste Arbeitsschritte besprochen. Rektoren sämtlicher polnischer Univer- ärztekammer gibt es freundschaftliche Be- Beim abendlichen Empfang im wunder- sitäten im traditionellen Habit aus Purpur ziehungen zur Niederschlesischen Ärzte- schönen alten Rathaus von Wroclaw und Hermelin unter Fahnen und feier- kammer in Wroclaw. Diese Beziehungen klang der erste Besuchstag aus. lichen Klängen in den Festsaal. Diese äußern sich in vielfältiger Weise, zum Durch eine glückliche Terminwahl hatte Tradition ist in Deutschland von den Beispiel durch gegenseitige Besuche bei es sich ergeben, dass der zweite Be- 68ern unter dem Motto ãUnter Roben besonderen Anlässen, durch Hospitationen suchstag auf den Festakt zum 50. Jahres- und Talaren ist der Mief von 1000 polnischer Kollegen in Sachsen oder durch tag der Medizinischen Akademie Jahren“ hinweggefegt worden. Eigent- die materielle Unterstützung von hoch- Wroclaws fiel. Als Ehrengäste waren lich schade. Nach den üblichen Reden wassergeschädigten polnischen Ärzten wir zu den Feierlichkeiten eingeladen wurden die Studenten feierlich imma- während der Hochwasserkatastrophe 1997 und konnten einen Eindruck von der trikuliert und leisteten ihren akademi- durch die Sächsische Landesärztekam- Traditionspflege in Polen mitnehmen. schen Schwur. Nachdem auch noch zwei Der Tag begann mit einem Ökumeni- Ehrendoktoren gekürt worden waren, schen Gottesdienst und der Heiligen schlossen die Feierlichkeiten mit dem Messe in der Kathedrale von Wroclaw. von allen gekannten, aber nur noch von Dann ging es mit Bussen in die Jahrhun- wenigen gekonnten Lied derthalle zum eigentlichen Festakt, der „Gaudeamus igitur ...“ unter der Schirmherrschaft des polni- Der Tag klang mit einem Konzert und schen Präsidenten Alexander Kwasniewski dem Ärzteball aus, bei dem die polnische stand, der übrigens zwei Tage später als Gastfreundschaft den Abend würdig ab- Präsident der Republik Polen wieder schloss. Obwohl Breslau im Krieg 80 % Begrüßung durch den Niederschlesischen gewählt wurde. Die Jahrhunderthalle, 1913 zerstört worden war, ist die Stadt inzwischen Kammerpräsidenten Dr. Bednorz aus Anlass des 100. Jahrestages der wunderbar restauriert und bietet das Flair Dr. Herzig, Prof. Dr. Schulze, Dr. Schmidt, Völkerschlacht bei Leipzig eingeweiht, einer polnischen Gro§stadt mit 640 000 Dr. Bednorz, Frau Dr. Janas (v.l.n.r.) war seinerzeit ein sensationeller Bau mit Einwohnern. Der Markt, genannt der mer. Bei einem Besuch zum 10. Jahres- seiner freitragenden Kuppel von 67 m „Ring“, mit seinem berühmten Rathaus tag der Gründung der Sächsischen Landes- Spannweite (Petersdom 44,40 m) aus ist in seiner alten Form wiedererstanden ärztekammer regte der polnische Kam- Stahlbeton, dem damals neuesten Bau- und ein architektonisches Kleinod. Es merpräsident Wlodzimierz Bednorz an, material. Mit dem Festakt zum 50-jähri- würde zu weit führen, alle weiteren ein deutsch-polnisches Symposium zur gen Bestehen der Medizinischen Aka- Sehenswürdigkeiten aufzuführen. Es kann medizinischen Vergangenheit Breslaus demie in Wroclaw war gleichzeitig die eingeschätzt werden, dass der Besuch bei und zur Geschichte der ärztlichen Zentrale Immatrikulation der Studenten der polnischen Niederschlesischen Ärzte- Selbstverwaltung unter deutscher oder des Akademischen Jahres 2000/2001 kammer wiederum dazu beigetragen hat, polnischer Herrschaft durchzuführen. verbunden. Aus diesem Anlass zogen die Annäherung unserer Kammern vor- Dieses wurde vom Vorstand der Säch- Vertreter der Studentenschaft, der Senat anzubringen und das gemeinsame Sym- sischen Landesärztekammer wohlwollend der Universität Wroclaw und die posium hat inzwischen Gestalt angenom- aufgenommen und angeregt, die not- men. Die Arbeitsgruppe, der auf der deut- wendigen Arbeitsschritte einzuleiten. schen Seite Prof. Albrecht Scholz Vom 5. bis 7. Oktober diesen Jahres (Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, war eine Delegation der Sächsischen Lan- Institut für Geschichte der Medizin), Dr. desärztekammer, der Prof. Jan Schulze, Schmidt und Dr. Herzig (Sächsische Präsident der Sächsischen Landesärzte- Landesärztekammer) angehören, werden kammer, Dr. Helmut Schmidt, Vorstands- bald erste Ergebnisse vorlegen. mitglied und Vorsitzender des Verwal- Das Symposium soll im nächsten Jahre tungsausschusses der Sächsischen Ärzte- in Kreisau (Polen), symbolträchtiger Ort versorgung, und Dr. Siegfried Herzig, des antifaschistischen Widerstandes Ärztlicher Geschäftsführer, angehörten, (Kreisauer Kreis, Moltke, Stauffenberg) in Wroclaw. Der Empfang war wie im- und in Dresden an der Sächsischen mer überaus herzlich und die Gespräche Landesärztekammer stattfinden. konstruktiv. Es wurden Festlegungen für Dr. med. Siegfried Herzig das gemeinsame Symposium getroffen Einzug der Rektoren der polnischen Universitäten Ärztlicher Geschäftsführer

Ärzteblatt Sachsen 12/2000 543 Berufspolitik

Erste Auswirkungen der Gesundheitsreform 2000

Beschluss des Bundeskuratoriums zur erfolgen. Ab dem Jahr 2002 werden dann liche Facharbeitsgruppe wird sich aus Qualitätssicherung bei Fallpauschalen definierte Vergütungsabschläge pro Fall den Kollegen rekrutieren, welche die und Sonderentgelten ab 1.1.2001 bei Nichtteilnahme von Krankenhäusern Fallpauschalen/Sonderentgelte zur Mam- wirksam werden. machirurgie begleiten. Erste Auswirkungen auf Bundesebene Umsetzung und Gültigkeit auf 6. Die Innere Medizin ist nun ab 1. Ja- Der Gesetzgeber hat mit der Gesund- Landesebene nuar 2001 erstmalig auch in die externen heitsstrukturreform 2000 deutliche Ak- Angesichts dieser Beschlüsse auf Bun- Qualitätssicherungsmaßnahmen einbe- zente zur Qualitätssicherung gesetzt. desebene hat das sächsische Lenkungs- zogen, und zwar für die Sonderentgelte Erste Auswirkungen ergeben sich für die gremium nachstehende Entscheidungen der Perkutanen transluminalen Koro- Ma§nahmen der externen Qualitätssi- getroffen. Vorweg gilt es zu betonen, narangioplastie (PTCA) und der Koro- cherung. Die folgenden Ausführungen dass im Freistaat Sachsen die notwendi- narangiographie. Damit geht einher die dienen dazu, sowohl über die aktuellen gen Strukturen zur Umsetzung der neuen Berufung einer Facharbeitsgruppe Kar- Entwicklungen auf Bundes- und Landes- Anforderungen wie eine Projektgeschäfts- diologie zum Zwecke der Begleitung ebene zu berichten und auch über die stelle, Facharbeitsgruppen einschlie§lich und Bewertung der erhobenen Daten. inzwischen geschaffenen Strukturen ins- Lenkungsgremium schon seit Jahren be- Nähere Einzelheiten zur weiteren Spezi- besondere auf Bundesebene zu infor- stehen und in der zurückliegenden Zeit fizierung, wie zum Beispiel Datentrans- mieren. ihre Kompetenz sowie Leistungsfähig- fer, finanzielle Kennziffern, Abrech- Das Bundeskuratorium hat in seiner 22. keit unter Beweis gestellt haben, so dass nungsmodalitäten et cetera liegen noch Sitzung am 25. September 2000 über die es grundsätzlich neuer Strukturen in Sach- nicht vor und sind damit anspruchsvolle Modalitäten der bundesweiten Ein- sen nicht bedarf. Aus dem Beschluss des Themen der folgenden Beratungen des führung der Qualitätssicherung bei Fall- Lenkungsgremiums geht hervor: Lenkungsgremiums. Spätestens im Ja- pauschalen und Sonderentgelten beraten. 1. Im Jahre 2001 werden die Qualitäts- nuar 2001 werden die klinischen Fach- Die hierzu gefassten Beschlüsse standen sicherungsma§nahmen in der Chirurgie vertreter im Rahmen einer Informations- im Mittelpunkt der 7. Sitzung des Len- mit den bekannten drei Tracerdiagnosen veranstaltung in der sächsischen Landes- kungsgremiums am 11. Oktober 2000 Cholezystitis/Cholelithiasis, Leisten- ärztekammer von der Projektgeschäfts- zur Sicherung der Qualität bei Fallpau- hernie und Oberschenkelhalsfraktur vor- stelle und Vertretern des Lenkungs- schalen und Sonderentgelten auf der erst wie bisher fortgeführt. gremiums über die noch zu klärenden Basis der bestehenden vertraglichen Ver- 2. Gleiches gilt für die Perinatologie/ Aspekte informiert werden. Die 8. Sit- einbarung zwischen den Vertretern der Neonatologie nach (bekannten) modi- zung des Lenkungsgremiums zu dieser sächsischen Krankenkassen, der Kranken- fizierten Rahmenbedingungen. Thematik ist für den 13. Dezember 2000 hausgesellschaft Sachsen und der säch- 3. Die bisherigen Qualitätssicherungs- vorgesehen. sischen Landesärztekammer. ma§nahmen bei Fallpauschalen und Son- Zukünftige Entwicklung und Gemäß Beschluss des Bundeskuratori- derentgelten werden im Jahr 2001 in Herausforderungen ums wird mit der ãVereinbarung nach dieser Form weitergeführt. Die Einführung weiterer externer Quali- ¤ 137 SGB V über Maßnahmen der 4. Gemäß der vom Bundeskuratorium tätssicherungsmaßnahmen bei Fallpau- Qualitätssicherung bei Fallpauschalen definierten ersten Stufe wird die Quali- schalen und Sonderentgelten bleibt und Sonderentgelten für die nach § 108 tätssicherung bei Fallpauschalen und den Phasen 2 und 3 vorbehalten, deren SGB V zugelassenen Krankenhäuser“ Sonderentgelten in der operativen Gynä- Terminierung noch weitestgehend offen dieses Qualitätssicherungsverfahren bun- kologie um die Ovar- und Salping- ist. Die stufenartige Umsetzung des desweit ab dem 1. Januar 2001 verbind- ektomie erweitert. Gleichzeitig ist in Ab- Gesamtpaketes mit eindeutiger Fokus- lich und mit allen Modulen (bisher 25) stimmung mit fachkompetenten Ver- sierung auf die Fallpauschale und das nach einem Stufenkonzept eingeführt. In tretern der Chirurgie zusätzlich die Sonderentgelt erfordert eine weitere Ländern, in denen bereits Module im Qualitätssicherung bei mammachirur- Kräftebündelung, sowohl in den betrof- Routinebetrieb sind, werden diese weiter- gischen Eingriffen zum 01. Januar 2001 fenen Abteilungen der Krankenhäuser geführt. Dies betrifft in Sachsen die einzuführen. Die hierzu erforderliche als auch der Projektgeschäftsstelle bei Hysterektomien, den Einbau oder Wech- Facharbeitsgruppe gilt es entsprechend der Sächsischen Landesärztekammer. sel von Hüftgelenksendoprothesen bei strukturell und fachkompetent zu erweitern. Nach Auffassung des Bundeskuratori- Coxarthrose und die Prostatektomien. 5. Das Fachgebiet der Chirurgie wird ums wird es vorerst nicht möglich sein, Auf Landesebene soll der Aufbau der eine Erweiterung um die Fallpauschalen/ den Wunsch einiger Fachgruppen zur notwendigen Strukturen gemäß des Ku- Sonderentgelte zur Appendektomie zum Einbeziehung ambulanter Operationen ratoriumsvertrages bis zum 1. April 2001 01. Januar 2001 erfahren. Die diesbezüg- auf die gleiche Weise umzusetzen.

544 Ärzteblatt Sachsen 12/2000 Berufspolitik

Dieses Anliegen bleibt einer Umsetzung herige Tätigkeit mit übernehmen. schalen und Sonderentgelten liegt nun- zur Öffnungsklausel der Kassenärzt- Das Bundeskuratorium ist das Gremium mehr das erste verbindliche Ergebnis aus lichen Bundesvereinigung vorbehalten. der Spitzenverbände der Krankenkassen, der Tätigkeit des Bundeskuratoriums vor. Gremien auf Bundesebene der privaten Krankenversicherung, der Ansprechpartner auf Landesebene Mit der bundesweiten Einführung der Deutschen Krankenhausgesellschaft so- Für die Umsetzung dieser anspruchsvollen Qualitätssicherung bei Fallpauschalen wie der Bundesärztekammer und dem Ziele braucht es den Dialog und regelmäßi- und Sonderentgelten gemäß § 137 SGB V Deutschen Pflegerat, welches gemäß gen Informationsaustausch. Sowohl die Pro- zum 1. Januar 2001 sind sowohl vor- ¤ 137 SGB V Maßnahmen der Qualitäts- jektgeschäftsstelle bei der Sächsischen Lan- bereitende als auch begleitende Ma§- sicherung für nach § 108 SGB V zuge- desärztekammer, als auch der Ausschuss nahmen notwendig. Zu diesem Zweck lassene Krankenhäuser vereinbart. Diese Qualitätssicherung gemeinsam mit den Ver- und zur Unterstützung des Bundeskura- gleichberechtigten Partner nehmen unter tretern des Lenkungsgremiums stehen für toriums bei der Realisierung und anderen folgende Aufgaben wahr: Anfragen aus der Ärzteschaft zur Ver- Weiterentwicklung der gesetzlich vor- Erstellung von Auswahlkriterien und fügung. geschriebenen Qualitätssicherungsmaß- Auswahl der in die Qualitätssicherung i. A. des Lenkungsgremiums nahmen wurde die Bundesgeschäfts- einzubeziehenden Leistungen, Anfragen und Hinweise richten Sie bitte stelle Qualitätssicherung (BQS) als Auftragsvergabe an Fachgruppen, ins- an die: Sächsische Landesärztekammer, gemeinnützige GmbH zum 1. Oktober besondere zur Entwicklung und Bewer- Projektgeschäftsstelle, Qualitätssicherung, 2000 mit Sitz in Düsseldorf gegründet. tung von Qualitätssicherungsmaßnahmen. Herr Dr. med. Torsten Schlosser Sie wird die Servicestelle Qualitäts- Mit der Einführung des Stufenkonzeptes Tel.: (03 51) 8 26 73 87 sicherung (SQS) ablösen und deren bis- zur Qualitätssicherung bei Fallpau- Postfach 10 04 65, 01074 Dresden

Weihnachtsaufruf für die Hartmannbund-Stiftung „Ärzte helfen Ärzten“

Sehr verehrte Frau Kollegin, gende Nachfrage bei der Stiftung, der wir Mit freundlichen kollegialen Grüßen sehr geehrter Herr Kollege, von Herzen gerne nachkommen würden, Prof. Dr. Hoppe Präsident der Bundesärztekammer und mehrere Tausende von Ihnen folgten in wenn es die Mittel unserer aller Stiftung des Deutschen Ärztetages den zurückliegenden 45 Jahren des Be- erlauben würden. Dr. Richter-Reichhelm 1. Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung stehens der Stiftung „Ärzte helfen Ärzten“ Die Hartmannbund-Stiftung „Ärzte hel- Dr. Thomas der keineswegs altmodischen oder über- fen Ärzten“ ist das große Gemeinschafts- Vorsitzender des Hartmannbundes - holten Mahnung von Friedrich Rückert: werk der gesamten Ärzteschaft. Sie ist ein Verband der Ärzte Deutschlands e.V Dr. Montgomery ãDu bringst nichts mit herein, du nimmst Gradmesser für das kulturelle und soziale 1. Vorsitzender des Marburger Bundes - Verband der angestellten und beamteten Ärztinnen mit hinaus, lass eine goldene Spur im Niveau unserer Berufsgruppe. Die Stiftung und Ärzte Deutschlands e.V., Bundesverband Erdenhaus“, und bedachten die Stiftung dokumentiert durch ihr anspruchsvolles Dr. Zollner Bundesvorsitzender des NAV-Virchow-Bundes - Verband mit großzügigen Spenden. Hilfeprogramm einzigartig das Engage- der niedergelassenen Ärzte Deutschlands, DAZ, e.V. Herausragende Motive waren dabei so- ment einer ganzen Berufsgruppe für ihre Frau Dr. Bühren wohl die Dankbarkeit gegenüber dem Angehörigen. Sie bietet vielen einen sozi- Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes e.V. Prof. Dr. Dr. Hoffmann eigenen Lebensschicksal als auch der vom alen Rückhalt und Erfahrungsraum, der Präsident des Verbandes der leitenden Solidaritätsgedanken geprägte Wunsch, für das Meistern ihrer existenziellen Krankenhausärzte Deutschlands e.V. denjenigen selbstlos zu helfen, die der Un- Problemlagen von gro§er Bedeutung ist. Dr. Jaeschke Vorsitzender des Bundesverbandes der Ärzte des terstützung durch ihre Kollegen bedürfen. Helfen Sie bitte, gerade jetzt in der Öffentlichen Gesundheitsdienstes e.V. Angesichts der zunehmenden Individu- Vorweihnachtszeit, dass wir all den Dr. Willmes Präsident der Bundeszahnärztekammer alisierung von Lebensstilen und Lebens- Kollegen eine Stütze sein können, die in Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Zahnärztekammern e.V. verhältnissen, aber auch in Anbetracht der ihrer momentanen Lebenssituation ver- Dr. Beckmann Bundesvorsitzender des Freien Verbandes Deutscher finanziell schwierigen Situation im Ge- zweifelt sind. Mit unserer dringenden Zahnärzte e.V. sundheitswesen, müssen immer größere Bitte um Hilfe verbinden wir unseren Prof. Dr. Pschorn Anstrengungen unternommen werden, um aufrichtigen Dank an alle Einzelspender Präsident der Bundestierärztekammer e.V. Die Stiftung hat folgende Konten: Spenden für die Stiftung einzuwerben. und Organisationen, die der Stiftung in den „Ärzte helfen Ärzten“, Deutsche Apotheker- und Ärztebank Stuttgart Nr. 0 001 486 942 (BLZ 60 090 609), Gleichzeitig bedingen die Probleme im letzten 45 Jahren durch ihre Unterstützung Postbank Stuttgart Nr. 41 533 - 701 (BLZ 60 010 070) Gesundheitswesen eine permanent stei- geholfen und Mut gemacht haben. oder Sparkasse Bonn Nr. 24000705 (BLZ 38 050 000).

Ärzteblatt Sachsen 12/2000 561 Mitteilung der Geschäftsstelle

Prüfungen im Ausbildungsberuf „Arzthelferin/Arzthelfer“

Zwischenprüfung Regierungsbezirk Dresden vermittelten Lehrstoffes Ð soweit es für die Die Sächsische Landesärztekammer führt Berufliches Schulzentrum Gesundheit Berufsausbildung wesentlich ist – müssen die nächste schriftliche Zwischenprü- und Sozialwesen dabei vollständig anwendungsbereit sein. fung im Ausbildungsberuf „Arzthelferin“ Bautzener Stra§e 116, 01099 Dresden 3.2. Bewerberinnen/Bewerber ohne vor- an folgendem Termin durch: Berufliches Schulzentrum für Wirtschaft angegangenes Berufsausbildungsverhält- und Soziales, Carl-v.-Ossietzky-Str. 13-16, nis, die nachweisen, dass sie mindestens Freitag, den 22. Juni 2001, 02826 Görlitz das Zweifache der Zeit, die als Ausbil- 8.00 Ð 10.00 Uhr dungszeit vorgeschrieben ist, in dem Beruf Regierungsbezirk Leipzig der Arzthelferin tätig gewesen sind (¤ 40 Die Schülerinnen oder Umschülerinnen Berufliches Schulzentrum 9 Gesundheit Abs. 2 Berufsbildungsgesetz). gehen anschlie§end wieder zum Unter- und Sozialwesen richt oder in die Arztpraxis. Die Frei- Schönauer Straße 160, 04207 Leipzig Über die Zulassung zur Abschlussprüfung stellung zur Zwischenprüfung (§ 7 Berufs- Berufliches Schulzentrum Torgau entscheidet die zuständige Stelle. Hält sie bildungsgesetz) umfasst nur den Zeit- Repitzer Weg 10, 04860 Torgau die Zulassungsvoraussetzungen nicht für raum der Prüfung. gegeben, so entscheidet der Prüfungsaus- schuss (¤ 39 Abs. 2 Berufsbildungsgesetz). Teilnehmerinnen an der Zwischenprüfung Die Termine für die praktischen Prü- Die Anmeldeformulare und die Gebühren- sind Schülerinnen des zweiten Aus- fungen werden voraussichtlich im Mai bescheide für die Prüfungsgebühren er- bildungsjahres und Umschülerinnen, die 2001 liegen. halten die ausbildenden Ärzte oder bei in diese Fachklassen integriert sind. Zur Abschlussprüfung am 27. April 2001 Ziffer 2. und 3.2. die Teilnehmerinnen von Die Anmeldeformulare und die Gebühren- können zugelassen werden: der Sächsischen Landesärztekammer. Für bescheide für die Prüfungsgebühren er- 1. Auszubildende und Umschülerinnen, die Anmeldung zur Abschlussprüfung sind halten die ausbildenden Ärzte von der deren Ausbildungs- oder Umschulungs- die Unterlagen vollständig bis spätestens Sächsischen Landesärztekammer. Die An- verhältnis nicht später als am 31. Juli 28. Februar 2001 einzureichen (gemäß § meldung zur Zwischenprüfung hat auf 2001 endet. 10 der „Prüfungsordnung der Sächsischen den bereitgestellten Formularen bis zum 2. Bewerberinnen/Bewerber, die den Antrag Landesärztekammer für die Durchführung 20. Mai 2001 zu erfolgen. auf eine Wiederholungsprüfung gestellt der Prüfungen im Ausbildungsberuf der Die Teilnahme an der Zwischenprüfung haben (¤ 34 Abs. 1 Berufsbildungsgesetz). Arzthelferinnen“, veröffentlicht im „Ärzte- ist nach dem Berufsbildungsgesetz eine 3. Zulassung in besonderen Fällen ge- blatt Sachsen“ Hefte 5/93 und 2/94). Bei der Zulassungsvoraussetzungen für die mäß § 40 Berufsbildungsgesetz Antrag auf vorzeitige Zulassung oder Zu- Teilnahme an der Abschlussprüfung. 3.1. Auszubildende und Umschülerinnen lassung ohne vorangegangenes Berufsaus- Abschlussprüfung (bei Umschulungszeit von 30 bis 36 Mo- bildungsverhältnis sind zusätzlich die Nach- Die Sächsische Landesärztekammer führt naten), deren Ausbildungs /Umschulungs- weise gemäß Ziffer 3.1. und 3.2. zum glei- die nächste schriftliche Abschluss- zeit nach dem 31. Juli 2001 endet, kön- chen Termin einzureichen. Wir möchten prüfung im Ausbildungsberuf ãArzt- nen den Antrag auf vorzeitige Zulassung darauf aufmerksam machen, dass bei un- helferin“ an folgendem Termin durch: um maximal sechs Monate zur Abschluss- vollständig und/oder verspätet eingereich- prüfung stellen (§ 40 Abs. 1 Berufsbil- ten Unterlagen eine fristgemäße Bearbeitung Freitag, den 27. April 2001, dungsgesetz), wenn die Leistungen das durch die Sächsische Landesärztekammer 8.00 Ð 14.15 Uhr rechtfertigen. nicht möglich und somit eine Zulassung Dabei sind gemäß Beschluss des Berufsbil- zum gewünschten Prüfungstermin am 27. dungsausschusses vom 4. Dezember 1993 April 2001 in Frage gestellt ist. Folgende Prüfungsorte für Zwischen- (veröffentlicht im „Ärzteblatt Sachsen“ und Abschlussprüfungen wurden fest- Heft 1/94, S. 10) nachweislich folgende Des Weiteren möchten wir darauf gelegt: Bedingungen zu erfüllen: aufmerksam machen, dass mit bestandener - sehr gute Lern- und Ausbildungsergeb- Regierungsbezirk Chemnitz Abschlussprüfung das Ausbildungs- oder nisse in der Arztpraxis Berufliches Schulzentrum für Technik I Umschulungsverhältnis beendet ist. Park der OdF 1, 09111 Chemnitz -gute Lernmotivation und -ergebnisse mit Berufliches Schulzentrum Wirtschaft Notendurchschnitt bis 1,8 in der Berufs- und Gesundheit schule Veronika Krebs Wielandstra§e 51, 08525 Plauen - Die Inhalte des Ausbildungsrahmen- Leitende Sachbearbeiterin planes und des im Berufsschulunterricht Referat Arzthelferinnenwesen

562 Ärzteblatt Sachsen 12/2000 Mitteilungen der Geschäftsstelle Mitteilung der Ärzteversorgung

An der Sächsischen Landesärztekam- Mitteilungen der Bezirksstellen Die Sächsische Ärzteversorgung mer ist die Stelle Chemnitz und Leipzig informiert Ärztin/Arzt für Qualitätssicherung Die Bezirksstelle Chemnitz der Sächsi- Hinweis für Selbstzahler zu besetzen. sche Landesärztekammer bleibt wegen Erfahrungsgemäß sind wegen der Feier- Wir freuen uns auf die Bewerbung einer Urlaub vom 22. 12. 2000 bis einschlie§- tage zum Jahreswechsel und einer zum Ärztin/eines Arztes, nach Möglichkeit mit lich 2. 1. 2001 geschlossen. Jahresende erhöhten Anzahl von Über- Facharztabschluss sowie mit Kenntnis- weisungen die Banklaufzeiten am Ende sen oder zumindest Interesse im medi- Die Bezirksstelle Leipzig der Sächsi- des Monates Dezember etwas länger als zinischen Qualitätsmanagement und in schen Landesärztekammer ist aus Urlaubs- üblich. Um eine Gutschrift der von der Informatik. gründen in der Zeit vom 21. 12. 2000 bis Ihnen überwiesenen Beiträge noch für 2. 1. 2001 nicht besetzt. das Jahr 2000 zu sichern, empfehlen Die Vergütung erfolgt nach den Tarif- wir Ihnen, Beitragsüberweisungen zur bestimmungen des BAT-O. In dringenden Fällen wenden Sie sich Sächsischen Ärzteversorgung im Mo- bitte an die Hauptgeschäftsstelle der nat Dezember so rechtzeitig zu ver- Ihre vollständige Bewerbung richten Sie Sächsischen Landesärztekammer anlassen, dass der überwiesene Bei- bitte an die in Dresden, trag der Sächsischen Ärzteversor- Sächsische Landesärztekammer, Schützenhöhe 16, 01099 Dresden, gung spätestens am 31. 12. 2000 zu- Schützenhöhe 16, 01099 Dresden. Telefon (03 51) 8 26 74 11. gegangen ist.

Erratum Konzerte und Ausstellungen in der Sächsischen Landesärztekammer Im „Ärzteblatt Sachsen“, Heft 11/2000, Seite 517, Medizingeschichte: ãCarl Donnerstag, 14. Dezember 2000 Foyer der Reinhold August Wunderlich (1815 bis 19.30 Uhr Sächsischen Landesärztekammer 1877)“ ist der Redaktion ein bedauer- Weihnachtskonzert licher Druckfehler unterlaufen. Ich steh an deiner Krippe hier Dieter Weidenbach Im ersten Satz des Artikels muss es Mädchenchor der Jugendkunstschule Malerei - Grafik - Zeichnungen richtig hei§en: ãSchlo§ Albrechtsberg“ Dresden bis 12. Januar 2001 ã... einem der bedeutendsten Kliniker des 19. Jahrhunderts und langjährigen Sonntag, 14. Januar 2001 Andrea Türke Ordinarius für Innere Medizin in 11.00 Uhr Dresdner Stadtlandschaften Leipzig.“ Junge Matinee 16. Januar 2001 bis 9. März 2001 Klaviermusik Die Redaktion Sächsische Spezialschule für Musik Vernissage: Dresden und Hochschule für Musik Donnerstag, 18. Januar 20001, Dresden 19.30 Uhr Einführung: Heinz Wei§flog, Dresden Programmänderungen bleiben vorbehalten Alle Kammermitglieder sind mit ihren Foyer der Angehörigen und Freunden sehr herz- Sächsischen Ärzteversorgung lich eingeladen. Telefonische Nachfrage unter Telefonnummer 03 51 / 82 67 0. Renate Rie§ Karten erhalten Sie auch an der Aquarelle Tageskasse.

Im Anschluss an die Sonntagskonzerte besteht in unserem Kammerrestaurant die Möglichkeit zum Lunch. Tischbestellungen werden unter der Telefon-Nr. 03 51 / 82 67 110 (Frau Arnold) gern entgegengenommen.

Ärzteblatt Sachsen 12/2000 563 Mitteilung der KVS Impressum

Ärzteblatt Sachsen Ausschreibung von Offizielles Organ der Sächsischen Landesärztekammer mit Publikationen ärztlicher Fach- und Standesorgani-satio- nen, erscheint monatlich, Redaktionsschlu§ ist jeweils der Vertragsarztsitzen 10. des vorangegangenen Monats.

Herausgeber: Von der Kassenärztlichen Vereinigung Bezirksstelle Dresden Sächsische Landesärztekammer, Sachsen werden gemäß § 103 Abs. 4 SGB Schützenhöhe 16, 01099 Dresden, Telefon (03 51) 82 67 - 0, Telefax (03 51) 82 67 - 4 12 V in Gebieten, für die Zulassungsbe- Internet: http://www.slaek.de schränkungen angeordnet sind, auf Antrag DGN: http://slaek.dgn.de Planungsbereich Dresden-Stadt e-mail: [email protected] folgende Vertragsarztsitze zur Übernahme Facharzt für Chirurgie (Vertragsarztsitz Redaktionskollegium: durch einen Nachfolger ausgeschrieben: in einer Gemeinschaftspraxis) Prof. Dr. Winfried Klug (V.i.S.P.) Dr. Günter Bartsch Prof. Dr. Siegwart Bigl Planungsbereich Landkreis Bautzen Prof. Dr. Heinz Diettrich Facharzt für Frauenheilkunde und Dr. Hans-Joachim Gräfe Dr. Rudolf Marx Bezirksstelle Chemnitz Geburtshilfe Prof. Dr. Peter Matzen Prof. Dr. Jan Schulze Dr. jur. Verena Diefenbach Schriftliche Bewerbungen sind bis zum Redaktionsassistenz: Ingrid Hüfner Planungsbereich Chemnitz-Stadt 20. 12. 2000 an die Kassenärztliche Anschrift der Redaktion Facharzt für Hals-Nasen- Vereinigung Sachsen, Bezirksstelle Schützenhöhe 16, 01099 Dresden Ohrenheilkunde Dresden, Schützenhöhe 12, 01099 Telefon (03 51) 82 67 - 3 51, Telefax (03 51) 82 67 - 3 52 Dresden, Tel. (03 51) 88 28 - 3 30 zu Verlag, Anzeigenleitung und Vertrieb Leipziger Messe Verlag und Vertriebsgesellschaft mbH Planungsbereich Aue- richten. Messe-Allee 1, 04356 Leipzig Schwarzenberg Postfach 90 11 23, 04358 Leipzig Telefon (03 41) 67 87 70, Telefax: (03 41) 6 78 77 12 Facharzt für Orthopädie Planungsbereich Dresden-Stadt Internet: http://www.leipziger-messeverlag.de 2 Fachärzte für Allgemeinmedizin e-mail: [email protected] Planungsbereich Mittlerer Facharzt für Chirurgie Verlagsleitung: Thomas Neureuter Herstellungsleitung: Elma Böttcher Facharzt für Chirurgie Planungsbereich Weißeritzkreis Anzeigenleitung: Maja V. Schneider Facharzt für Allgemeinmedizin Annahme von Kleinanzeigen für das Land Sachsen: Planungsbereich Stollberg Andrea Winkler, Leipziger Messe Verlag, Schützenhöhe 16, 01099 Dresden, Facharzt für Allgemeinmedizin Planungsbereich Landkreis Bautzen Telefon (03 51) 8 26 72 28, Fax (03 51) 8 26 72 29 Facharzt für Kinderheilkunde z. Z. ist Anzeigenpreisliste Nr. 3 vom 1. 1. 2000 gültig. Schriftliche Bewerbungen Druck: Druckhaus Dresden GmbH, sind bis zum 27. 12. 2000 an die Schriftliche Bewerbungen sind bis zum Bärensteiner Straße 30, 01277 Dresden Kassenärztliche Vereinigung Sachsen, 11. 01. 2001 an die Kassenärztliche Titelgestaltung: Hans Wiesenhütter, Dresden Bezirksstelle Chemnitz, Vereinigung Sachsen, Bezirksstelle Zuschriften redaktioneller Art bitten wir, nur an die Re- daktion, Postanschrift: Postfach 10 04 65, 01074 Dres-den, Postfach 11 64, Dresden, Schützenhöhe 12, 01099 zu richten. Für drucktechnische Fehler kann die Re-dak- 09070 Chemnitz, Dresden, Tel. (03 51) 88 28 - 3 30 zu tion keine Verantwortung übernehmen. Die Zeit-schrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildun-gen sind Tel. (03 71) 2 78 94 06 richten. urherberrechtlich geschützt, Nachdruck ist nur mit schrift- oder 2 78 94 03 zu richten. licher Genehmigung des Herausgebers und Ver-lages statt- haft. Mit Namen oder Signum des Verfassers gezeichnete Bezirksstelle Leipzig Artikel entsprechen nicht unbedingt der Mei-nung der Planungsbereich Chemnitz-Stadt Redaktion. Für unverlangt eingesandte Manus-kripte über- nehmen Redaktion und Verlag keine Haftung. Facharzt für Augenheilkunde Planungsbereich Leipzig-Stadt Es werden nur unveröffentlichte Manuskripte angenom- men. Mit der Annahme von Originalbeiträgen zur Veröf- Facharzt für Allgemeinmedizin fentlichung erwerben Herausgeber und Verlag das unein- Planungsbereich Plauen- geschränkte Verfügungsrecht. Die Redaktion behält sich Stadt/Vogtlandkreis Schriftliche Bewerbungen sind bis zum Änderungen redaktioneller Art vor. Facharzt für Urologie Bezugspreise/Abonnementpreise 15. 01. 2001 an die Kassenärztliche Inland: jährlich 71,00 € (138,86 DM) zzgl. Versandkosten Vereinigung Sachsen, Bezirksstelle Ausland: jährlich 73,00 € (142,78 DM) zzgl. Versandkosten Schriftliche Bewerbungen Leipzig, Braunstra§e 16, 04347 Leipzig, Einzelheft: 7,41 € (14,49 DM) zzgl. Versandkosten sind bis zum 13. 01. 2001 an die Tel. (03 41) 2 43 21 53 zu richten. Bestellungen nimmt der Verlag entgegen. Die Kündigung des Abonnements ist mit einer Frist von drei Monaten Kassenärztliche Vereinigung Sachsen, jeweils zum 31.12. eines Kalenderjahres möglich und Bezirksstelle Chemnitz, Wir weisen darauf hin, dass sich auch schriftlich an den Verlag zu richten. Die Abonnements-gel- der werden jährlich im Voraus in Rechnung gestellt. Postfach 11 64, die in den Wartelisten eingetragenen 09070 Chemnitz, Ärzte bei Interesse um den betref- Die Leipziger Messe Verlag und Vertriebsges. mbH ist Mitglied der Tel. (03 71) 2 78 94 06 fenden Vertragsarztsitz bewerben Arbeitsgemeinschaft Leseranalyse oder 2 78 94 03 zu richten. müssen. Medizinischer Zeitschriften e. V.

564 Ärzteblatt Sachsen 12/2000 Originalie

H. Witzigmann1, T. Lohmann2, J. Hauss1 Indikationen, Technik und Ergebnisse der Pankreastransplantation Universität Leipzig

Zusammenfassung Indikationen für eine kombinierte Pankreas-Nierentransplanta- Patienten ist nach Pankreas-Nierentransplantation auf lange tion sind Patienten mit Diabetes mellitus Typ I und prä- oder ter- Sicht deutlich besser als nach einer isolierten Nierentrans- minaler Niereninsuffizienz. Bei noch normaler Nierenfunktion plantation. Bei einem Teil der Patienten kann bei frühzeitiger ist eine isolierte Pankreastransplantation bei Patienten mit Transplantation ein Sistieren oder sogar eine Rückbildung der extrem instabilem Diabetes und wiederholten metabolischen diabetischen Spätschäden erreicht werden. Zusammenfassend Entgleisungen gerechtfertigt. Aufgrund der Multimorbidität kann die kombinierte Pankreas-Nierentransplantation als von Diabetikern ist eine kritische Auswahl der Empfänger, ins- Standardverfahren für die präterminal und terminal niereninsuf- besondere hinsichtlich kardialer Risikofaktoren, notwendig. fizienten Typ-I-Diabetiker bezeichnet werden. Die Insellzell- Die Fortschritte der simultanen Pankreas-Nierentransplantation transplantation ist derzeit noch ein experimentelles Verfahren. in den letzten Jahren wurden durch eine verbesserte Immun- suppression und eine Standardisierung der chirurgischen Technik erreicht. In Zentren werden inzwischen 1-Jahres- Schlüsselwörter: Pankreastransplantation, Indikation, Funktionsraten von 90 Prozent erreicht. Die Überlebensrate der Technik, Ergebnisse

1Klinik für Abdominal-, plungsgesteuerte endogene Insulinsek- versität von Wisconsin in Madison das Transplantations- und Gefäßchirurgie retion wiederhergestellt werden kann. Konzept der direkten Ableitung des Liebigstr. 20 a, 04103 Leipzig Die Inselzelltransplantation ist ein exper- exokrinen Pankreassekrets in die Harn- 2Medizinische Klinik und imentelles Verfahren (1). blase. Ca. 90 Prozent aller weltweit bis Poliklinik III, jetzt durchgeführten Transplantationen Philipp-Rosenthal-Str. 27, Historischer Hintergrund erfolgte durch die Verwendung eines 04103 Leipzig Die ersten erfolgreichen klinischen Pankreas-Duodenaltransplantats (gesam- Pankreastransplantationen wurden von tes Pankreas) und einer Anastomose Pathophysiologische Grundlagen Kelly und Lillehei an der Universität von zwischen dem Duodenalsegment und der Beim Gesunden wird die Konzentration Minnesota 1966 durchgeführt. Ihre Tech- Harnblase. Seit ca. 3-4 Jahren kommt es des Blutzuckers innerhalb eines sehr en- nik bestand in der Transplantation eines zu einer Renaissance der Dünndarm- gen Bereiches über einen sensitiven Rück- Pankreassegments in die Fossa iliaca mit drainagetechniken. kopplungsmechanismus konstant gehal- Ligatur des Pankreasganges. Diese Tech- ten. Das Fehlen eines solchen Rückkop- nik resultierte in einer signifikanten Indikationen plungsmechnismus macht verständlich, Inzidenz von Transplantatpankreatitiden. Die Pankreastransplantation kommt für dass beim diabetischen Patienten durch Deshalb erschien es notwendig, andere Patienten mit juvenilem Diabetes exogene Insulinapplikation selbst bei Techniken zur Ableitung der exokrinen (Diabetes mellitus Typ I) in Betracht Durchführung einer intensivierten Insulin- Pankreassekretion zu entwickeln. Groth (Tab. 1). Bei diesen Patienten besteht therapie keine Normalisierung des Glu- in Stockholm führte die Dünndarm- innerhalb der Langerhansschen Inseln cosestoffwechsels erreicht wird. Folge drainagetechnik ein. Er verwendete da- ein selektiver, autoimmun bedingter davon sind auf kurze Sicht akute bei eine nach Y-Roux ausgeschaltete Ausfall der das Insulin produzierenden metabolische Entgleisungen, das hei§t Dünndarmschlinge mit temporärer, ex- Betazellen. Im Gegensatz dazu findet Hypo- oder Hyperglykämien. Wesentlich terner Ausleitung des Pankreassekrets sich bei Patienten mit Diabetes mellitus gravierender sind jedoch die charakteri- durch einen kleinen Katheter. 1982 Typ II unter anderem eine hohe periphere stischen diabetischen Spätschäden, die entwickelten Sollinger et al. an der Uni- Insulinresistenz bei anfänglich hohen auf eine jahrelange unzureichende Diabetes mellitus Typ I Kontrolle des Blutzuckerspiegels zu- - mit (prä-)terminaler Niereninsuffizienz: simultane Pankreas-Nierentransplantation rückzuführen sind. Diese betreffen vor indiziert (bei Ausschluss allgemeiner Kontaindikationen); allem die Nerven und Gefäße im Bereich - mit gut funktionierendem Nierentransplantat: Pankreas- nach der Extremitäten, der Nieren, des Herz- Nierentransplantation indiziert (bei Ausschluss allgemeiner Kontraindikationen) ens, des Gehirns und der Augen. Die - mit weitgehend normaler Nierenfunktion: isolierte Pankreastransplantation bei Pankreastransplantation stellt im Mo- Patienten mit extrem instabilem Diabetes und wiederholten metabolischen ment das einzige Therapieverfahren dar, Entgleisungen (vitale Bedrohung!) indiziert. durch das in einem hohen Prozentsatz der Fälle die physiologische, rückkop- Tab. 1 Indikationen zur Pankreastransplantation bei Diabetes mellitus [4]

Ärzteblatt Sachsen 12/2000 565 Originalie

peripheren Insulinkonzentrationen. Die Typ-I-Diabetiker mit weitgehend Patienten besteht keineswegs per se eine Indikation zur Pankreastransplantation normaler Nierenfunktion Kontraindikation zur Pankreastrans- ist daher bei Typ-II-Diabetikern auch bei Bei diesen Patienten besteht die Schwie- plantation, da das perioperative Risiko Auftreten einer Insulinpflichtigkeit in rigkeit darin, die durch den Diabetes häufig durchaus noch vertretbar ist. Zu der Regel nicht gegeben. mellitus eingeschränkte Lebensqualität bedenken ist zudem, da§ diese Patienten, Bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ I und das Risiko der möglichen diabetoge- was den Zugewinn an subjektiver Le- hängt die Indikation zur Pankreastrans- nen Akut Ð und Langzeitkomplikationen bensqualität betrifft, im Einzelfall von plantation ganz wesentlich vom Ausma§ gegenüber den Risiken der nach einer einer Pankreastransplantation oft beson- der gleichzeitig bestehenden Nierenschä- Transplantation notwendigen Langzeit- ders profitieren. digung ab. immunsuppression abzuwägen. Die Indi- Bei geplanter Blasendrainage des exokri- kation zur isolierten Pankreastransplan- nen Pankreassekretes sollte das Ausma§ Typ-I-Diabetiker mit (prä-)termi- tation wird daher im Moment nur bei einer neurogenen Blasenentleerungs- naler Niereninsuffizienz Patienten mit extrem instabilem Diabetes störung mittels Restharnbestimmung Für diese Patienten stellt im Moment und wiederholten schweren metabolis- und Blasenmanometrie unbedingt abge- trotz der Risiken der notwendigen Lang- chen Entgleisungen generell anerkannt, klärt werden. Wichtig ist auch wie bei zeitimmunsuppression die Nierentrans- da solche Patienten nicht nur in ihrer allen anderen Organtransplantationen plantation sicher das beste Nieren- Lebensqualität stark eingeschränkt, son- der sichere präoperative Ausschluss ersatzverfahren dar. dern oft auch vital bedroht sind. Bei eines Infektfokus, ein virologischer Im Hinblick auf die hohe Erfolgsrate und Patienten mit relativ stabiler Diabetes- Status (CMV, EBV, Hepatitis B, C, HIV) das begrenzte zusätzliche Risiko durch einstellung und guter Nierenfunktion ist sowie die Bestimmung der Blutgruppe. eine gleichzeitige Pankreastransplanta- dagegen die Indikation zur isolierten Eine HLA-Typisierung hat im Gegensatz tion ist bei dieser Patientengruppe bei Pankreastransplantation vor allem im zur isolierten Nierentransplantation für Ausschluss allgemeiner Kontraindi- Hinblick auf die unzureichenden Lang- die Organauswahl nur eine untergeord- kationen die Indikation zur simultanen zeitergebnisse zur Zeit noch nicht ge- nete Bedeutung. Wegen des diabetischen Pankreas-Nieren-Transplantation grund- geben. Spätschadens sollte das Empfängeralter sätzlich gegeben. Im Hinblick auf die nicht über 45-50 Jahren liegen. Des- Progredienz der Spätschäden wird die Spezielle Risikofaktoren und Kontra- weiteren ist infolge der lebenslangen simultane Trans-plantation zunehmend indikationen Immunsuppression eine gute Comp- früher, das hei§t vor Beginn der Aufgrund der Multimorbidität von liance der Patienten Voraussetzung. Dialysepflichtigkeit, also bereits bei Diabetikern müssen sämtliche Organ- Absolute Kontraindikationen sind beste- einem Serumkreatinin von >250 µmol/l systeme (Herz, Lunge, Gastro-intestinal- hende bösartige Tumorerkrankungen, erwogen. trakt, Urogenitaltrakt, Gefäße, Gehirn, nicht sanierte akute und chronische Augen, Zähne, HNO-Bereich, Endo- Infektionen und eine fortgeschrittene Typ-I-Diabetiker mit gut funktion- krinium, Knochen) auf mögliche Begleit- Leberzirrhose. ierendem Nierentransplantat erkrankungen hin umfassend und ge- absolut Bei diesen Patienten ist die oben erwäh- gebenenfalls invasiv untersucht werden. Bestehende bösartig Tumorerkrankungen nte Akut- und Langzeitproblematik des Das Risiko eines perioperativen Myo- Bestehende akute und chronische Diabetes mellitus weiter vorhanden. Bei kardinfarktes ist bei nicht entsprechend Infektionen gut funktionierendem Nierentransplantat selektionierten Patienten erheblich. Eine Fortgeschrittene Leberzirrhose (Serumkreatinin <200 µmol/l) ist daher präoperative Koronarangiographie ist die Indikation zur Pankreas- nach Nie- daher unabhängig von den subjektiven relativ rentransplantation bei Fehlen allgemein- Beschwerden bei allen Patienten zu Alter >45-50 Jahre er Kontraindikationen ebenfalls grund- fordern. Fortgeschrittene diabetische Spätschäden sätzlich gegeben. Aufgrund der bei Diabetikern häufig Schlechte Compliance Im Moment ist allerdings die Erfolgs- anzutreffenden schweren peripheren Ma- rate bei diesem Patientenkollektiv in- kro- und Mikroangiopathie weisen viele Tab. 2 Kontraindikation zur Pankreastransplantation folge der Transplantation von zwei Patienten einen Zustand nach Apoplex, Organspende und ex situ-Präparation immunologisch unterschiedlichen Or- eine teilweise oder vollständige Erblin- Als Spender kommen kreislaufstabile, ganen noch schlechter, als bei Patienten dung, einen Zustand nach Myokardin- hirntote Patienten zwischen 5 und 55 mit simultaner Pankreas-Nieren-Trans- farkt und/oder nach Amputationen unter- Jahren infrage. In letzter Zeit wurden plantation. schiedlichen Ausma§es auf. Bei solchen auch Organe von Spendern unter 10

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Jahren erfolgreich transplantiert. In der heren postoperativen Risiko (venöse Regel erfolgen die Organentnahmen als Thrombose im Mesenterialstromgebiet) kombinierte Leber-Niere-Pankreasex- verbunden und wird derzeit nur in plantationen. Hohe Adrenalin/ Norad- Einzelfällen durchgeführt. Zur Ableit- renalindosen zur Kreislaufstützung, ung des exokrinen Pankreassekrets wird schwerwiegende längerdauernde hypo- das Duodenalsegment weltweit in zu- tensive Phasen, systemische Infektionen, nehmender Häufigkeit direkt mit dem eine Tumoranamnese, ein Zustand nach Dünndarm Seit-zu-Seit oder mit einer akuter oder chronischer Pankreatitis und ausgeschalteten Roux-Schlinge anasto- ein frisches Pankreastrauma stellen mosiert (Dünndarmdrainagetechnik). Ausschlusskriterien für eine Pankreas- Die Blasendrainagetechnik durch eine spende dar. Eine relative Kontraindi- Seit-zu-Seit-Anastomose zwischen dem kation liegt bei stark verfettetem Abbildung 1: Duodenalsegment und der Harnblase Pankreas vor. Die aktuellen Amylase-, Pankreas-Duodenum Transplantat wird wegen der bekannten Langzeit- Lipase- und Glucosewerte sind keine 1 = Vena portae, 2 = Arteria iliaca interna probleme (Harnwegskomplikationen, sicheren Parameter zur Verwendbarkeit (Spender), 3 = Arteria lienalis, metabolische Azidose) zunehmend sel- 4 = Arteria iliaca externa (Spender), des Organs. Die Organprotektion erfolgt 5 = Arteria mesenterica superior tener durchgeführt. Wegen der bei die- heute fast nur noch mit der University of sen Patienten häufig vorkommenden Wisconsin-Lösung und nur selten mit der stenosierenden Arteriosklerose müssen HTK(Histidin-Tryptophan-Ketoglutarat) Pankreaskopfes Ð an die Vena cava infe- gelegentlich in dem Bereich der Iliacal- - Lösung nach Bretschneider. Bei der rior oder Vena iliaca externa ange- Arterien Desobliterationen oder Patch- Organentnahme und der ex situ-Prä- schlossen (Abb. 2). Dies führt zu einer Plastiken durchgeführt werden. Von vie- paration ist von entscheidender Bedeu- systemisch venösen Drainage des Blu- len Zentren wird die gleichzeitige tung, dass Leber und Pankreas eine tes aus dem Transplantat. Um eine por- Appendektomie empfohlen. Im Falle gemeinsame arterielle und venöse tal-venöse Drainage zu erreichen, kann einer simultanen Pankreas-Nierentrans- Versorgung haben (Truncus coeliacus, die Vena portae des Transplantates alter- plantation wird die Niere anschlie§end eventuell Arteria mesenterica superior, nativ an die Vena mesenterica superior über denselben Zugang intraperitoneal Vena portae) und dass im Oberbauch oder direkt mit der Vena portae des auf der linken Seite implantiert (Abb. eine ganze Anzahl von anatomischen Empfängers anastomosiert werden. 3). Bei entsprechenden personellen Variationen existieren. Es besteht Einig- Diese Technik ist jedoch mit einem hö- Möglichkeiten kann während der Prä- keit darüber, dass die Arteria lienalis und die Arteria mesenterica superior am Pankreas und die Arteriae hepatica com- munis und propria bei der Leber ver- bleiben. Bei der Präparation in tabula wird das Duodenalsegment auf etwa 10 cm gekürzt und die arteriellen Gefäße und gegebenenfalls auch die Vena portae durch vom Spender entnommene Gefäßtransplantate rekonstruiert (Abb. 1).

Empfängeroperation Die Implantation von Pankreas und Niere erfolgt über eine mediane La- parotomie. Aus technischen Gründen werden das Pankreas in den rechten Unterbauch und die Niere in den linken Beckenbereich implantiert. Die Gefäße des Pankreastransplantats werden an die rechte Arteria iliaca communis und Ð je nach kranialer oder kaudaler Lage des

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paration des Pankreastransplantats ex wird kontrovers diskutiert. Sollinger et cher Transplantation ein deutlicher situ von einem zweiten Team die Niere al. berichteten über die Erfahrung mit Zuwachs an Leistungsfähigkeit, subjek- implantiert werden. Daraus resultiert 500 kombinierten Pankreas-Nieren- tivem Wohlbefinden und allgemeiner eine kurze kalte Ischämiezeit mit einer transplantationen seit 1985 (6). In die- Lebensqualität feststellbar. hohen initialen Funktionsrate des ser weltweit größten Serie lag das 1-, 5- Nierentransplantats. Eine primäre Nie- und 10-Jahresüberleben der Patienten Wir führten an der Universität Leipzig renfunktion erleichtert in der postopera- bei 96, 88 und 76 Prozent, der Nieren- seit Oktober 1998 19 kombinierte tiven Phase das Management der Volu- funktion bei 89, 80 und 67 Prozent und Pankreas-Nierentransplantationen bei mentherapie, die Medikamentendosie- der Pankreasfunktion bei 87, 78 und 67 Patienten mit Typ-I-Diabetes mellitus rung und das Immunmonitoring. Prozent. Diese Daten liegen im Bereich durch. Es trat keine OP-Letalität auf. der Ergebnisse der klinisch fest eta- Alle Patienten haben eine gute Nieren- Immunsuppression blierten Leber- und Nierentransplan- funktion mit einem Kreatinin unter 120 In den letzten Jahren wurde durch eine tation. In Langzeitstudien zeigt sich, µmol/l und 17 Patienten ein gut funk- Optimierung der Immunsuppression in dass die Überlebensrate von Patienten tionierendes Pankreastransplantat. Bei Form der Quadruple-Induktionstherapie mit Typ-I-Diabetes und terminaler zwei Patienten mu§te das Pankreas- die Inzidenz der Absto§ungsreaktionen Niereninsuffizienz nach einer simulta- transplantat infolge Pankreatitis bezie- auf etwa 30 Prozent gesenkt. nen Pankreas-Nierentransplantation hungsweise Transplantatthrombose bei gut Die derzeit mehrheitlich durchgeführte signifikant besser ist als nach einer funktionierender Niere entfernt werden. Immunsuppression beinhaltet präopera- isolierten Nierentransplantation (5, 7). Einer dieser beiden Patienen wurde tiv die Gabe von polyklonalen Anti- Auch ist zwischenzeitlich erwiesen, da§ inzwischen erfolgreich retransplantiert. körpern (”single-shot-ATG”) und post- die Normalisierung des Glukosemeta- operativ von Tacrolimus oder Cyclo- bolismus nach erfolgreicher Pankreas- Die kombinierte Pankreas-Nierentrans- sporin (Neoral), Mycophenolat-Mofetil transplantation bei einem Teil der plantation kann aufgrund der weltweit und Steroiden. Patienten zu einem Sistieren oder gar erreichten Ergebnisse als Standardver- einer Besserung der diabetischen Spät- fahren für präterminal und terminal Ergebnisse schäden führt. Morphologische Unter- niereninsuffiziente Typ-I-Diabetiker be- Patienten mit einem voll funktionsfähi- suchungen von Nierenbiopsien durch zeichnet werden. Die Fortschritte in den gen Pankreastransplantat benötigen kein Fioretto et al. ergaben Rückbildungen letzten Jahren können im wesentlichen exogenes Insulin, müssen keine Diät der diabetischen Schädigung bei Pa- auf eine verbesserte Immunsuppression mehr einhalten und weisen ein völlig tienten mit über 5 Jahre funktionieren- und die Standardisierung der chirurgis- normales Blutzuckertagesprofil sowie den Pankreastransplantaten (2). In der chen Technik (Pankreas-Duodenaltrans- einen normalen HBA1c-Wert auf. Fast Studie von Gaber et al. zeigte sich eine plantation; Dünndarm- oder Blasendrai- alle endokrin relevanten Parameter wer- signifikante Verbesserung der kardialen nage) zurückgeführt werden. Von der den normalisiert. Das Risiko einer Funktion nach simultaner Pankreas- amerikanischen Diabetesvereinigung akuten Absto§ungsreaktion geht nach Nierentransplantation (3). Insgesamt wird die simultane Pankreas-Nieren- 4 bis 6 Monaten deutlich zurück. zeigen die Ergebnisse im Schrifttum, transplantation als therapeutische Option Auf längere Sicht kann die anfangs dass die positiven Effekte einer erfol- für diese Patienten akzeptiert und die intensivere immunsuppressive Therapie greichen Pankreastransplantation auf Inselzelltransplantation derzeit als experi- reduziert werden. Transplantatverluste Mortalität und diabetische Spätschäden mentelles Verfahren betrachtet (1). durch chronische Absto§ung sind ge- erst nach 4-5 Jahren zum Tragen kom- ring. Ebenso ist ein Funktionsverlust des men. Andererseits besteht kein Zweifel, Literaturverzeichnis Pankreastransplantats durch ein Rezidiv dass bei diabetischen Spätschäden ein 1. American Diabetes Association: Pancreastrans- der Autoimmunerkrankung extrem sel- ”point of no return” existiert, nach plantation for patients with diabetes mellitus. ten. Wegen der Langzeitprobleme der dessen Überschreitung eine Normal- Diabetes Care 2000, 23: 112-116 2. Fioretto P, Steffes M, Sutherland D et al.: Blasendrainage für die exokrine Pankreas- isierung des Glucosestoffwechsels zu Reversal of lesions of diabetic nephropathy after sekretion gewinnt die Dünndarm- keiner Verbesserung mehr führt. pancreas transplantation. N Engl J Med 1998, drainage zunehmende Bedeutung. In- Deshalb profitieren Patienten mit wenig 339: 69-75 wieweit die milde Hyperinsulinämie fortgeschrittenen Spätschäden auf lange 3. Gaber A, Soliman El-G, Sugathan P et al.: Early improvement in cardiac function nach systemisch-venöser Drainage ei- Sicht am meisten von einer Pankreas- occurs for pancreas-kidney but not diabetic kid- nen negativen Einfluss zum Beispiel auf transplantation. Bei praktisch allen ney-alone transplant recipients. die Progression der Arteriosklerose hat, Patienten ist zirka 1 Jahr nach erfolgrei- Transplantation 1995, 59: 1105-1112.

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Abbildung 2: Abbildung 3: Intraoperativer Situs unmittelbar nach Reperfusion des Intraoperativer Situs des Nierentransplantats transplantierten Pankreas nach Reperfusion

4. Hopt UT: Pankreastransplantation. In: Lippert 6. Sollinger H, Odorico J, Knechtle S et Korrenspondenzadresse: H (Hrsg) Praxis der Chirurgie, Allgemeine und al.:Experience with 500 simultaneous pancreas- PD Dr. H. Witzigmann Viszeralchirurgie. 1998, Georg Thieme Stuttgart kidney transplants. Ann Surg 1998, 228: 284-296 Universität Leipzig, Zentrum für Chirurgie New York S. 804 7. Tydén G, Bolinder J, Solders G et al.: Improved Chirurgische Klinik und Poliklinik II 5. Smets Y, Westendorp R, vand der Pijl J et survival in patients with insulin-dependent Abdominal-, Transplantations- und al.:Effect of simultaneous pancreas-kidney trans- diabetes mellitus and end-stage diabetic ne- Gefäßchirurgie, Liebigstra§e 20a, 04103 Leipzig plantation on mortality of patients with type-1 phropathy 10 years after combined pancreas and diabetes mellitus and end-stage renal failure. The kidney transplantation. Transplantation 1999, 67: Artikel eingegangen: 18. 2. 2000 Lancet 1999, 353: 1915-1919 645-648 Artikel nach Revision angenommen: 6. 4. 2000

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Gründung des Arbeitskreises Sächsische Gesellschaft für „Stationäre Diabetesbehandlung Stoffwechselkrankheiten in Sachsen“ und Endokrinopathien e.V.

Die Behandlung von Patienten mit Dia- Dresden und Leipzig die Kommunikation Arbeitskreise der einzelnen Regierungs- betes spielt in allen Internistischen Kli- zwischen den diabetologisch tätigen bezirke sich treffen und speziellen Rahmen- niken quantitativ und qualitativ eine Kollegen der stationären Einrichtungen themen widmen. gro§e Rolle. Diabetiker werden sowohl fördern und die Qualität stationärer Dia- Die nächste gemeinsame Tagung aller in von der Deutschen Diabetesgesell- betologie verbessern. Regierungsbezirke findet am 28. März schaft anerkannten Behandlungseinrich- Unter der Leitung des Vorsitzenden der 2001 in Dresden statt. Leitung: Prof. Dr. tungen als auch in Kliniken ohne eine Sächsischen Gesellschaft für Stoffwechsel- med. habil. Karlheinz Bauch; Organisa- solche Anerkennung behandelt. krankheiten und Endokrinopathien e.V., tion: Dr. Kirsten, Telefon: (03 51) 8 56 Wie auch andere medizinische Teilge- Prof. Dr. med. habil. Karlheinz Bauch, 21 30, Fax: (03 51) 8 56 21 29. biete, befindet sich die Diabetologie im trafen sich am 21.06.2000 im Hörsaal der Für die einzelnen Arbeitskreise wurden Spannungsfeld von Leistungserbringung Klinikum Chemnitz gGmbH, Kranken- folgende Sprecher gewählt: und Kostenträgern, von ambulanter und haus Flemmingstra§e, 81 Ärzte aus 68 Chemnitz stationärer Medizin. Zunehmend wird Inneren Kliniken Sachsens zu einer kon- - Frau Dr. med. Gericke, Klinikum von den Kostenträgern die Forderung stituierenden Versammlung des Arbeits- Chemnitz gGmbH, Medizinische Klinik, nach Qualitätsmanagement in den Kli- kreises „Stationäre Diabetesbehandlung Krankenhaus Flemmingstra§e niken laut. in Sachsen“. - Herr Dipl.-Med. Teller, Klinikum Wie im ambulanten Bereich zum Teil Nach kurzer Erläuterung der Zielstellung Chemnitz gGmbH, Medizinische Klinik, schon erfolgt, ist es auch für die an der der Versammlung durch den Vorsitzen- Krankenhaus Flemmingstra§e stationären Betreuung von Diabetikern den der Gesellschaft, einem Fachvortrag Dresden beteiligten Kliniken erforderlich, sich von Herrn Dr. Krug aus Leipzig zu As- - Herr Dr. Reichel, Universitätsklinikum dieser Herausforderung zu stellen. pekten der modernen Insulintherapie bei Dresden Aus diesem Grunde lud die Sächsische Typ 1- und Typ 2-Diabetes und ver- - Herr Dr. Kirsten, Städtisches Kranken- Gesellschaft für Stoffwechselkrankheiten tiefenden Erläuterungen des Vorhabens haus Dresden-Neustadt und Endokrinopathien e.V. als Regional- durch Dr. Kirsten aus Dresden fanden Leipzig gesellschaft der DDG alle für die Dia- sich in getrennten Sitzungen die Vertreter - Herr PD Dr. Lohmann, Universität betologie vordergründig verantwort- der drei sächsischen Regierungsbezirke Leipzig, Medizinische Klinik und Poli- lichen Fachoberärzte und Chefärzte der zusammen. klinik III Inneren Kliniken Sachsen zur Gründung Nach lebhaften Diskussionen über die - Herr Dr. Steindorf, Stadtkrankenhaus eines Arbeitskreises „Stationäre Diabetes- Möglichkeiten, die Versorgungsqualität Leipzig, Friesenstra§e behandlung in Sachsen“ ein. Dieser der stationären Diabetesbehandlung zu Prof. Dr. med. habil. Karlheinz Bauch Qualitätszirkel soll auf regionaler Ebene verbessern, wurde der Beschluss gefasst, Chefarzt der Medizinischen Klinik Krankenhaus in den Regierungsbezirken Chemnitz, dass in regelmäßigen Abständen die Flemmingstra§e des Klinikums Chemnitz

Alternativcurriculum für Anerkennung als Diabetologe DDG

Nachdem alle Punkte des Curriculums Vorsitzenden, Dr. med. habil. Matthias des Weiterbildungsausschusses der Deut- erfüllt und Unterlagen über absolvierte Weck, beantragen. Nach erfolgreicher schen Diabetes Gesellschaft angehört, Kurse vorliegen, kann der Antragsteller Prüfung der Dokumentation durch eine beim Vorsitzenden Dr. med. habil. bei der Sächsischen Gesellschaft für vom Vorstand der Sächsischen Gesell- Matthias Weck eingereicht werden. Stoffwechselkrankheiten und Endokri- schaft ernannten Kommission kann der nopathien die Prüfung seiner Dokumen- Antrag für die mündliche Prüfung vor Sächsische Gesellschaft für tationen über die geforderte Zahl behan- einer Prüfungskommission der Säch- Stoffwechselkrankheiten delter Diabetiker vom Typ I und II beim sischen Gesellschaft, der ein Mitglied und Endokrinopathien e.V

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Prof. Dr. med. habil. Hans Haller zum 80. Geburtstag

Am 17. 12. Ð in diesem Jahr am 3. Advent Auch, wenn bei ihm aus dem Ruhestand Ð feiert Professor Hans Haller seinen über etliche Jahre ein „Unruhestand“ 80. Geburtstag. Wir als seine Wegge- wurde Ð sein Verdienst um die noch rela- fährten, Mitstreiter, seine Kollegen und tiv junge ärztliche Standesorganisation seine Schüler verehren in ihm nicht nur ist gro§, und wir möchten Hans Haller an eine der herausragenden professoralen dieser Stelle für sein Engagement sehr ärztlichen Persönlichkeiten Dresdens, herzlich danken. sondern den Menschen, der sich weit über seinen Beruf hinaus für die Wissen- Aus dem Seniorenausschuss der Kreis- schaft, die Lehre, die ärztliche Berufs- ärztekammer Dresden, dessen aktives politik, die Belange seiner Kollegen und Mitglied er bis zum vorigen Jahr war, den Arztberuf an sich engagiert hat. lässt sich sein Einfluss nicht wegdenken. Wissenschaftlich ist sein Name untrenn- Professor Hallers Gespräche und Vor- bar mit dem anerkannten Ruf Dresdens schläge waren stets Anregung, Diskus- als ãStoffwechsel Ð Hochburg“ verbunden. sionsgrundlage und Bereicherung. Wenn Seine klinische Karriere begann bei Otto er sich auch verständlicherweise aus der Rostoski, dem Begründer der ersten Dia- aktiven Arbeit etwas zurückgezogen hat, betesambulanz Europas, in Dresden- spüren wir weiterhin seinen Esprit und Friedrichstadt. Geprägt durch diesen Hochschullehrern wie er, die Studenten seine Vitalität bei anliegenden Aufgaben. Pionier der Stoffwechselforschung ver- nachhaltig zu beeinflussen in der Lage Dankbarkeit gebührt ihm heute dafür, fasste er grundlegende wissenschaftliche sind, werden in Zeiten zunehmender dass er soviel Kraft, Energie und Zeit Arbeiten, vor allem auf dem Gebiet der Stromlinienform unter Wissenschaftlern seines eigentlich wohlverdienten Daseins oralen Antidiabetika. und Professoren, trotz vermeintlicher als Emeritus seinen Kollegen, seinem Probleme des Fettstoffwechsels und der individueller Freiheit, immer seltener. Beruf und seiner Berufung gegeben hat. Artherogenese bildeten den Schwer- punkt seiner wissenschaftlichen Arbeit Was den Jubilar besonders auszeichnet, Wir gratulieren Hans Haller auf das herz- in den 60er und 70er Jahren. Die ist nicht nur seine glanzvolle und erfüllte lichste und wünschen ihm, bei guter Dresdner Stoffwechselschule, durch die Berufskarriere, sondern die Tatsache, wie Gesundheit einen dauerhaft befriedigen- das „Metabolische Syndrom“ zu einem er sich Ð lange nach seiner Emeritierung den und glücklichen Un-Ruhe-Zustand Paradigma der modernen Medizin wur- Ð in der neu gegründeten Ärztekammer im Kreise seiner Familie, Freunde und de, entwickelte sich im wesentlichen Sachsens engagierte. nicht zuletzt Kollegen zu verleben. unter seiner Ägide – als gründlicher, Alles Gute! ungemein flei§iger Arbeiter, als ein Als Vorsitzender der Widerspruchs- Forscher mit breitem enzyklopädischem kommission konnte er seine langjährige Für seine Schüler: Wissen, ein rhetorisch hochbegabter Berufsverfahrung bei mitunter kniffligen Prof. Dr. med. habil. Jan Schulze Lehrer (der seinen sächsischen Zungen- Verhandlungsfällen allen Beteiligten nutz- Prof. Dr. med. habil. Markolf Hanefeld schlag keinesfalls verleugnete) und als bringend zur Verfügung stellen und half, Prof. Dr. med. habil. Ulrich Julius ein Arzt, der ganze Generationen von zahlreiche ãverfahrene Verfahren“ zu Prof. Dr. rer. nat. habil. Wolfgang Schülern durch sein Vorbild in klinischer einem befriedigenden Abschluss zu brin- Leonhardt Allgemeinbildung, Detailkenntnissen, gen, Wogen zu glätten und gegebenen- Sorgfalt, vor allem aber durch sein falls mit Autorität und Weisheit ein Uta Katharina Schmidt Charisma prägte. Persönlichkeiten unter Machtwort zu sprechen. Kreisärztekammer Dresden

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Dr. med. Günter Bartsch zum 60. Geburtstag

Am 25. Dezember 2000 vollendet der war. Aus dem Glauben schöpfte er Hoff- Vizepräsident der Sächsischen Landes- nung, Kraft und Mut. ärztekammer das 60. Lebensjahr. Diese Attribute bestimmen sein Verhal- In Preu§isch Eylau geboren, musste sei- ten und Tun in der Zeit des Niederganges ne Familie in den Wirren des 2. Weltkrie- der DDR. Kollege Bartsch trat als Mit- ges die angestammte Heimat verlassen organisator und Redner der ersten De- und floh über das winterliche Haff, monstrationen in Chemnitz in Erschei- Danzig und Berlin nach Wei§enfels. Dort nung, gehörte zu den Mitbegründern des wurde er auch eingeschult und lebte bis Neuen Forums und agierte in dessen 1950, dem Jahr des frühen Todes der Sprecherrat. Mit dem gleichen Enthusias- Mutter, in der Saalestadt. mus übernahm er nach der Wende berufs- Der erst 1949 aus sowjetischer Gefangen- politische Aufgaben. Als Vorstandsmit- schaft zurückgekehrte Vater arbeitete zu glied und Mitarbeiter des Redaktions- dieser Zeit bei der SDAG Wismut in kollegiums des „Ärzteblatt Sachsen“, Johanngeorgenstadt. Das Erzgebirge wur- ebenso wie als Vorsitzender der Arbeits- de zum neuen Domizil des Heranwach- gruppe „Multimedia in der Medizin“, senden und ist es bis heute geblieben. setzt er sich unermüdlich für die Belange Während der Oberschulzeit in Schwar- der Ärzteschaft ein. zenberg und Schneeberg, hier legte er Kinderarztpraxis in Neukirchen, die seit Wache Aufmerksamkeit, scharfer Ver- 1959 das Abitur ab, reifte der Wunsch, 1990 in eigener Niederlassung betrieben stand und kritisches Hinterfragen zeich- Humanmedizin zu studieren. Diese Aus- wird. Während dieser Zeit erwarb er sich nen ihn aus. Von einer Sache überzeugt, bildung absolvierte der Jubilar an den das Vertrauen und hohes Ansehen seiner vertritt er diese mit hohem Einsatz und Universitäten Bukarest und Leipzig. Patienten und deren Eltern. scheut keine, dem Ziel und Erfolg Nach Promotion und Pflichtassistenz in Günter Bartsch, auch geprägt durch die dienende Auseinandersetzung. Bad Salzungen erfolgte von 1966 bis eigene entbehrungsreiche Kindheit, hat Mit der Wahl zum Vizepräsidenten unserer 1971 die Weiterbildung zum Facharzt für dem Streben nach Gerechtigkeit, Wissen Kammer im Jahr 1999 honorierten Sach- Pädiatrie bei Herrn Dozent Dr. Johannes und Harmonie stets eine zentrale Rolle sens Ärzte nicht nur seine Leistungen, Hempel, dem hervorragenden Hochschul- zugeordnet. So war es kein Zufall, dass sie entschieden sich auch für den Men- lehrer, Wissenschaftler und Direktor der er von 1979 bis 1991 der Landessynode schen Günter Bartsch. Kinderklinik Chemnitz. Im Oktober 1973 der Evangelischen Kirche angehörte und Dr. med. Rudolf Marx übernahm Kollege Bartsch die Staatliche über Jahre mit leitenden Aufgaben betraut Vorstandsmitglied

Unsere Jubilare im Januar Wir gratulieren 60 Jahre 05.01 Dr.med. Weber, Gerd 11.01 Dr.med. Frey, Elke 01829 Stadt Wehlen 01129 Dresden 02.01 Dr.med. Suntheim, Helga 06.01 Dr.med. Schöne, Heidelinde 11.01 Dr.med. Krause, Peter 04356 Leipzig 02827 Görlitz 01217 Dresden 03.01 Dr.med. Adomeit, Anke 08.01 Dr.med. Coder, Ingeborg 12.01 Derneff, Barbara 09350 Lichtenstein 08280 Aue 01307 Dresden 03.01 Franck, Regina 09.01 Dr.med. Gehlhar, Siegfried 12.01 Dr.med. John, Uta 01855 Sebnitz 01454 Ullersdorf 01307 Dresden 04.01 Dr.med. Loose, Helga 10.01 Bischoff, Lutz-Gregor 12.01 Prof. Dr.med.habil. Nitzsche, Hartmut 01097 Dresden 08451 Crimmitschau 01705 Freital 04.01 Dr.med. Puschmann, Matthias 10.01 König, Gerlinde 12.01 Dr.med. Weber, Ulrich 08223 Höhenluftkurort Grünbach 09120 Chemnitz 02906 Weigersdorf 05.01 Dr.med. Ebermann, Rosemarie 10.01 Teich, Horst 13.01 Dr.med. Berger, Fritz 01796 Pirna 09306 Rochlitz 01824 Kurort Gohrisch

572 Ärzteblatt Sachsen 12/2000 Personalia

13.01 Rothe, Christa 26.01 Dr.med. Müller, Eveline 29.01 Dr.med. König, Klaus 09126 Chemnitz 08124 Cainsdorf 04207 Leipzig 14.01 Hickel, Annelies 27.01 Kolle, Ulla 30.01 Dr.med. Pabst, Irene 04564 Böhlen 09350 Lichtenstein 01069 Dresden 15.01 Dr.med. Nitzsche, Monika 27.01 Dr.med. Ko§magk, Renate 31.01 Dr.med. Vogler, Wolfgang 01705 Freital 04249 Leipzig 04808 Wurzen 15.01 Rösler, Elisabeth 27.01 Dr.med. Mager, Sabine 02730 Ebersbach 01474 Wei§ig 70 Jahre 16.01 Dr.med. Schulze, Christine 27.01 Dr.med. Oelschlägel, Heidemarie 02.01 Dr.med. Wei§bach, Renate 08064 08228 Rodewisch 08371 Glauchau 17.01 Buch, Volker 30.01 Prof.Dr.med.habil. Spencker, 03.01 Dr.med. Schulz, Hans-Jürgen 09217 Burgstädt Friedrich-Bernhard, 04277 Leipzig 04838 Eilenburg 17.01 Dr.med. Leuteritz, Karin 31.01 Dr.med. Bollmann, Joachim 07.01 Dr.med. Holfert, Manfred 04860 Torgau 04838 Eilenburg 01705 Freital 17.01 Dr.med. Stoll, Dietmar 31.01 Dr. med. Fischer, Gisela 10.01 Dr.med. Nothaa§, Ernestine 09128 Euba 08349 Johanngeorgenstadt 04275 Leipzig 18.01 Dr.med. Weise, Wolfgang 31.01 Dr.med. Gla§, Dagmar 18.01 Dr.med. Herrig, Ruth 04249 Leipzig 08248 Klingenthal 09127 Chemnitz 18.01 Dr.med. Wepner, Dorit 23.01 MUDr. Benetka, Alois 01816 Bad Gottleuba 08058 Zwickau 19.01 Dr.med. Baldauf, Monika 65 Jahre 25.01 Prof.Dr.med.habil. Baerthold, 09131 Chemnitz 02.01 Grübel, Wilfried Wolfgang, 01187 Dresden 19.01 Dr.med. Fiege, Arnold 09337 Hohenstein-Ernstthal 26.01 Prof.Dr.med.habil. Winkelmann, 04860 Torgau 04.01 Dr.med. Unger, Christine Ernst, 01474 Wei§ig 19.01 Dr./ Med.Univ. Budapest 04105 Leipzig 30.01 Dr.med. Heuschkel, Harald Sohn, Ulrich, 09131 Chemnitz 05.01 Dr.med. Ehmann, Gertraude 04509 Delitzsch 20.01 Fasold, Ursula 08529 Plauen 01705 Pesterwitz 06.01 Dr.med. Eisenreich, Roland 75 Jahre 20.01 Dr.med. Gaunitz, Monika 08060 Zwickau 01.01 Prof.Dr.med.habil. A§mann, Dietmar 04157 Leipzig 07.01 Dr.med. Linemann, Ingrid 01796 Pirna 20.01 Dr.med. Gehrig, Peter 01217 Dresden 13.01 Dr.med. Schubert, Edith 04299 Leipzig 07.01 Dr.med. Müller, Ingeborg 08066 Zwickau 20.01 Prof.Dr.med.habil. Keller, Eberhard 01591 Riesa 18.01 Dr.med. Steglich, Heinz 04157 Leipzig 07.01 Dr.med. Pomplun, Eva 04435 Schkeuditz 20.01 Müller, Juliane 09599 Freiberg 20.01 Dr.med. Peschel, Gerhard 08209 Rebesgrün 08.01 Dipl.-Med. Lauschke, Gertraud 09130 Chemnitz 20.01 Dr.med. Petermann, Günther 01139 Dresden 04736 Waldheim 09.01 Dr.med. Zwarg, Dietrich 80 Jahre 21.01 Höhn, Brigitte 09496 Marienberg/OT 13.01 Dr.med. Purrucker, Fritz 01159 Dresden Niederlauterstein 09114 Chemnitz 21.01 Dr.med. Rosenkranz, Martin 11.01 Flechsig, Eberhard 18.01 Dr.med. Herzog, Eleonore 04299 Leipzig 04758 Oschatz 01217 Dresden 21.01 Dr.med. Siegert, Monika 11.01 Dr.med. Kohlschmidt, Eberhard 26.01 Dr.med. Möbius, Werner 04349 Leipzig 02994 Bernsdorf 01723 Wilsdruff 22.01 Prof.Dr.med.habil. Höring, Helmut 13.01 Dr.med. Vogler, Martina 27.01 Dr.med. Christof, Roland 08645 Bad Elster 04808 Wurzen 07919 Mühltroff 22.01 Neubauer, Gisela 16.01 Dr.med. Tzschoppe, Achim 09217 Burgstädt 01129 Dresden 81 Jahre 23.01 Dr.med. Engelstädter, Monika 19.01 Dr.med. Thierfelder, Maria 18.01 Prof.Dr.med.habil. Dietzsch, Hans- 01936 Königsbrück 09366 Stollberg Joachim, 01326 Dresden 23.01 Prof.Dr.med. Zimmer, Heinz-Gerd 22.01 Dr.med. Ferse, Wolfgang 22.01 Dr. med. Burkhardt, Hans 04275 Leipzig 01474 Wei§ig 04357 Leipzig 24.01 Dr.med. Göckritz, Wolfgang 22.01 Dr.med. Schmiedt, Gert 28.01 Dr.med. Lorenz, Irene 08318 Hundshübel 09599 Freiberg 01067 Dresden 24.01 Hentschel, Günter 25.01 Dr.med. Kumpf, Hanspeter 29.01 Dr.med. Leibiger, Wolfgang 01097 Dresden 01445 Radebeul 01896 Pulsnitz 24.01 Dr.med. Martin, Sieglinde 26.01 Dr.med. Beyer, Ursula 09131 Chemnitz 04347 Leipzig 82 Jahre 24.01 Dr.med. Siebert, Wolf 26.01 Dr.med. Rockstroh, Werner 02.01 Dr.med. Patzelt, Oskar 01587 Riesa 09395 Hormersdorf 04808 Wurzen 25.01 Dr.med. Haller, Wolfgang 27.01 Dr.med. Vogel, Dieter 08.01 Dr.med. von Zimmermann, Blandine 08527 Plauen 08280 Aue 01217 Dresden 25.01 Schürer, Helmut 28.01 Dr.med. Werner, Dieter 09.01 Dr.med. Gawantka, Joachim 09661 Hainichen 01877 Bischofswerda 09468 Geyer

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22.01 Dr.med. Nickol, Renatus 87 Jahre 89 Jahre 01219 Dresden 09.01 Prof.em.Dr.med.habil. Edel, Herbert 17.01 Dr.med. Singer, Harry 01465 Langebrück 84 Jahre 09127 Chemnitz 23.01 Dr.med. Illing, Heinrich 26.01 Dr.med. Wei§gerber, Renate 09496 Marienberg 88 Jahre 02.01 Dr.med. Runge, Anneliese 04758 Oschatz 86 Jahre 04157 Leipzig 17.01 Dr.med. Sieg, Heinz 04.01 Dr.med. Langer, Horst 09599 Freiberg 01689 Weinböhla 18.01 Dr.med. Merkl, Ursula 10.01 Dr.med. Schubert, Walter 04683 Naunhof 02999 Lohsa

Zum Weihnachtsfest: Lebkuchen und Stollen

Das Jahr neigt sich seinem Ende zu, und in Kaufhallen Backwerk mit dem die Feiertage stehen vor der Tür. Namen Dresdner Christstollen oder Die Adventszeit und das Weihnachtsfest Christstollen nach Dresdner Art. Das stimmen uns froh und in gewohnter Wei- Wort Stollen führt uns in die Symbolik se soll auch in diesem Jahr etwas Kurz- des weihnachtlichen Geschehens, in weiliges zur Weihnachtszeit unser „Ärzte- dem die Stollen uns das in wei§e Win- blatt Sachsen“ bereichern. deln gelegte Christkind versinnbild- Nachdem in den vorausgegangenen Jah- lichen. ren Geschichtliches zum Weihnachts- Die weihnachtliche Hausbäckerei hat fest, Brauchtum und Weihnachtsmusik insbesondere nach dem Zweiten Welt- beleuchtet wurden, wollen wir uns dies- krieg nochmals eine Hochblütezeit er- mal der schmackhaften Weihnachts- fahren. Hausfrauen sammelten im bäckerei zuwenden. Striezelmarkt eine bis heute gebliebene Jahreslauf die Zutaten für das gute Weihnachten ist vor allem eine Zeit, in Heimstatt. Die Tradition des Stollen- Backwerk, und im Dezember wurden der die Haus- und Festbäckerei eine Blü- backens verlangte sogar von der Dresd- beim Bäcker Bleche zum Abbacken für tezeit hat. Neben Plätzchen und Pfeffer- ner Bäckerinnung bis zum Abdanken des kleines Entgelt reserviert. Die Stollen oder Lebkuchen gehören Stollen zu den Sächsischen Königs 1918 die Lieferung durften aber erst am Heiligen Abend Köstlichkeiten des Verzehrs. zweier über einen Meter langen Stollen angeschnitten werden. Im Computer- Um die Urheberschaft der beliebten und zu den Weihnachtsfeiertagen. Nicht nur zeitalter werden sie schon ab Oktober bei uns bekannten Stollen gibt es bis Bäcker, auch Geschäftsleute haben we- verspeist, da doch inzwischen alles eine heute Rivalität. Berichtet wird von ei- sentlich zum Erhalt des Brauchtums Frage der Logistik und des Kommerz nem Privileg des Naumburger Bischofs beigesteuert. Sie waren es, die den Stol- geworden ist. Zu den schärfsten Stollen- aus dem Jahre 1329. Die Bäckerinnung len als auch die sächsische Weihnachts- konkurrenten gehören die Lebkuchen, war aufgefordert, dem Bischof jeweils bäckerei au§erhalb Sachsens bekannt die sich als Pulsnitzer und Nürnberger am Geburtstag Christi und am Michaelis- machten. Sachsen, die überall anzutref- Lebkuchen eine gro§e Beliebtheit ver- tag zwei lange Wei§brote, auch Stollen fen sind, haben den Brauch des Stollen- schafft haben. Auch diese haben eine genannt, als Zins zu liefern. Wenn man backens zu seinem Bekanntheitsgrad eigene Geschichte. der Historie Glauben schenken darf, weltweit verholfen. Es war und ist Bei Ausgrabungen im alten Meso- stellte der Koch vom Schloss Harten- deshalb üblich in der Weihnachtszeit, potamien hat man Backformen gefun- stein nahe Torgau erst um 1457 seiner dass Stollen auf dem Postweg in Europa den, die uns Glauben machen, dass Herrschaft dieses herrliche Backwerk und nach Übersee unterwegs sind. unsere Vorfahren Backwerk mit Ge- vor. Schon Ende Oktober findet man in den würzen und Honig versetzt verzehrt In Dresden bekamen die Stollen mit dem Geschäften der Konditoreibranche und haben, mit Zutaten also, denen die

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Menschen in jener Zeit neben dem Backstuben der Brotbäcker zu finden Nürnberg 1643 endlich die Gründung Genuss einen hohen gesundheitlichen war. Anfangs hatten es die Bäcker einer Nürnberger Lebküchlerzunft. Wert beima§en. schwer, ihre Lebkuchen auch au§erhalb Im Laufe der Zeit wurden braune Der Honigkuchen der vorchristlichen von Pulsnitz zu vertreiben. So gab es Lebkuchen, Lebkuchen mit Zucker und Zeit hat offenbar seinen Weg über itali- beispielsweise 1675 einen Pfefferkuchen- mit Schokoladenglasur hergestellt. Eine enische Klöster zu uns genommen. Da streit zwischen Kamenz und Pulsnitz. Besonderheit waren Pfefferkuchen mit die mittelalterlichen Klöster Stätten der Dieser konnte beigelegt werden, und Oblaten. Der Teig musste mit den Kultur waren, kam auch das Essen und es wurde den Pulsnitzern erlaubt, ihr Oblaten in Verbindung gebracht und Trinken nicht zu kurz. In klösterlichen Backwerk zu Weihnachten und auf gebacken werden. Bis in die drei§iger Handschriften tauchte im 11. Jahrhun- sonstigen Jahrmärkten feilzubieten. Im Jahre des letzten Jahrhunderts wurden dert erstmalig der Begriff ãpfeforzeltum Laufe der Zeit bildeten sich ganze die Oblaten Stück für Stück von Hand - Pfefferzelten oder Pfefferkuchen“ auf. Pfefferküchlergenerationen heraus. gestrichen. Der Begriff Pfeffer deshalb, weil die Zirka zehn dieser Traditionisten gelang Nach der Mechanisierung in den Vorliebe für Pfeffer damals so gro§ war, der Sprung in die Marktwirtschaft nach sechziger Jahren setzte sich dann die dass er geradezu zum Oberbegriff für 1990, was den Osten Deutschlands Automatisierung durch. Heute werden alle Gewürze wurde. betrifft. Die ererbten Rezepte wurden in der Bundesrepublik tausende Tonnen Die Version, dass Lebkuchen vom mit- und werden streng geheim gehalten, von Lebkuchen gebacken. Die Zeit zwi- tellateinischen Wort - libum also Fladen verbessert und verfeinert, und sie lassen schen September und Dezember ist oder Kuchen abgeleitet wurde, ist auch uns bis heute hohen Genuss erleben. Hochzeit der Pfefferkuchenbäckerei. nicht von der Hand zu weisen, weil Der Teig wurde durch schwere körper- Neben herkömmlichen Pfefferkuchen, Latein nun einmal die Klostersprache liche Arbeit von Hand gemacht, oft Dominosteinen und Nusslebkuchen sind und der Lebkuchen auch eine Kloster- lange, bisweilen auch Jahre gelagert, ehe die seit 1808 bekannten Elisen- sache war. er in Formen wie Brezeln, Sterne, Ringe, lebkuchen, offenbar nach der Tochter Vielleicht geht die Vorsilbe aber auch Herzen u. a. kam. Später halfen Ma- eines Nürnberger Pfefferküchlers oder auf Laib zurück oder das polnische Wort schinen die Arbeit zu erleichtern. vielleicht der Heiligen Elisabeth als Lipa/Linde, weil Bienen aus den Lin- In Sachsen hat der Pulsnitzer Lebkuchen Schutzpatronin der Bäcker und Leb- denblüten Nektar saugen, der zu Honig seinen Siegeszug über die Grenzen der küchler benannt, ein erlesener Lecker- verarbeitet wird und im Lebkuchen Heimat mit Bravur angetreten, und er ist bissen, der nicht in der Weihnachts- Verwendung findet. als Markenzeichen in Deutschland ge- nascherei fehlen darf. Aus den Klöstern ist die Lebkuchen- nau so bekannt wie der berühmte Nürn- Ob Stollen, Pulsnitzer oder Nürnberger bäckerei in alle Volksschichten gelangt. berger Lebkuchen. Lebkuchen, es handelt sich um Tra- Pfeforzelten, lebknoche und lebzelte Dank der weltweiten Handelsbeziehun- dition, die bei uns aktiv zu den wurden bekannt im schlesischen gen der Nürnberger Kaufmannsge- Feiertagen gelebt wird. Schweidnitz, in Thorn, Danzig, Pulsnitz, schlechter und der darüber hinaus Aber in Anbetracht des Hungers in vie- Salzburg, Basel, Ulm und Nürnberg. verkehrsgünstigen Lage der Stadt am len Teilen dieser, unserer Welt sollten Überall, wo es einerseits genug Honig Schnittpunkt der alten Salz- und Handels- wir auch im Bewusstsein des Über- und die notwendigen Gewürze gab und straße fehlte es den Nürnberger Pfeffer- flusses nicht vergessen, an die Menschen andererseits insbesondere dort, wo sich küchlern nicht an den notwendigen Zu- zu denken, die nicht wie wir frohen und Handelsstra§en kreuzten, sind Wurzeln taten und Gewürzen, ohne die eine behaglichen sowie satten Feiertagen ent- der Pfefferküchlerei zu finden. Herstellung der Lebkuchen undenkbar gegensehen können. Pulsnitz ist seit Jahrhunderten als säch- war und ist. Anis, Ingwer, Koreander, Wünschen wir uns nun neben den sische Pfefferkuchenstadt bekannt. Macis-Blüte, Nelken, Piment, Zimt, Gaumenfreuden zum Jahresende eine Der ausgezeichnete Geschmack und die Orangeat und Zitronat neben anderen friedliche und besinnliche Weihnachts- gute Bekömmlichkeit der Pfefferkuchen Gewürzen machen den guten Ge- zeit und ein gutes und erfolgreiches Jahr sorgten dafür, dass seit über 400 Jahren schmack der Pfefferkuchen aus. Von 2001 die Tradition von Meistern und Gesellen einem eigentlichen Lebküchlerhand- namens des Redaktionskollegiums des weitergetragen wurde. werk ist in Nürnberg allerdings erst im „Ärzteblatt Sachsen“. Im Jahre 1558 wurde die Pfeffer- 17. Jahrhundert die Rede. kuchenbäckerei in Pulsnitz bereits ur- Nach fast hundertjährigem vergeblichem kundlich erwähnt. Sie war damals noch Bemühen um Selbstständigkeit dieses Dr. med. Hans-Joachim Gräfe keine Spezifität, so dass sie noch in den Handwerks gewährte der Rat der Stadt Kohren-Sahlis

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