Arzteblatt Sachsen
Inhalt 12|2000
Die erste Seite Erfolge, Defizite und Herausforderungen im ausklingenden Jahr 2000 528 Berufspolitik Ergebnisse einjähriger Arbeit von 30 Verbänden und Körperschaften 529 Sächsischer Gesundheitsminister: Dringender Handlungsbedarf zugunsten der Ärzte in den neuen Ländern 529 Aus der Vorstandssitzung 530 23. Kammerversammlung 532 Besuch bei der polnischen Niederschlesischen Ärztekammer in Wroclaw 543 Erste Auswirkungen der Gesundheitsreform 2000 544 Amtliche Bekannmachungen Satzungsänderungen 545-560 Mitteilungen der Prüfungen im Ausbildungsberuf Geschäftsstelle „Arzthelferin/Arzthelfer“ 562 Stellenausschreibung 563 Mitteilungen der Bezirksstellen Chemnitz und Leipzig 563 Die Sächsische Ärzteversorgung informiert 563 Konzerte und Ausstellungen 563 Erratum 563 Mitteilungen der KVS Ausschreibung von Vertragsarztsitzen 564 Impressum 564 Originalie Indikationen, Technik und Ergebnisse der Pankreastransplantation 565 H. Witzigmann, T. Lohmann, J. Hauss Verschiedenes Gründung des Arbeitskreises „Stadionäre Diabetesbehandlung in Sachsen“ 570 Alternativcurriculum für Anerkennung als Diabetologe 570 Personalia Prof. Dr. med. habil. Hans Haller zum 80. Geburtstag 571 Dr. med. Günter Bartsch zum 60. Geburtstag 572 Geburtstage im Januar 2001 572 Feuilleton Zum Weihnachtsfest: Lebkuchen und Stollen 574 Beilagen Fortbildung in Sachsen Ð Februar 2001
Die Sächsische Landesärztekammer und das „Ärzteblatt Sachsen” sind im Internet unter http://www.slaek.de, im DGN unter http://slaek.dgn.de und per e-Mail: [email protected] zu erreichen/abrufbar.
Ärzteblatt Sachsen 12/2000 527 Die erste Seite
Erfolge, Defizite und Herausforderungen im ausklingenden Jahr 2000
Liebe Kolleginnen und Kollegen, intensive Bemühen der Ärzteschaft, einer 100%igen Leistungs- pflicht für ambulante Patienten den dafür verfügbaren bisheri- ãNicht weil die Dinge unerreichbar sind, wagen wir sie nicht, gen Budgetanteil von 75 % auf mindestens 86 % anzuheben. sondern weil wir sie nicht wagen, bleiben sie unerreichbar.“ Weitere Problemfelder in der aktuellen Diskussion betreffen Lucius Seneca unsere scheinbare Omnipotenz bei der Steuerung und Gestal- tung der Lebensvorgänge am Anfang und Ende menschlichen Unabweisbar stehen Reformen für den deutschen Sozialstaat Daseins: Dürfen und müssen wir alles tun, was technisch auf der Tagesordnung. Alle unsere Sozialsysteme von den Steu- möglich ist? Im Hinblick auf genetische - und Präimplanta- ern über die Rente bis zur Krankenversicherung müssen auf den tionsdiagnostik, Transplantations- und Intensivtherapie bedarf Prüfstand, um sie auf ihre Zukunftssicherheit hin zu unter- es des intensiven Gesprächs mit Juristen und Philosphen, bei suchen. einigen Fragen auch der öffentlichen Meinungsbildung. Dabei zeigt sich immer deutlicher, dass es infolge demografi- Die ganz großen Herausforderungen an eine „humane Medizin“ scher Entwicklung, ungebremstem medizinischem Fortschritt sind mit der Einführung von vollpauschalierten Abrechnungen bei veralteter Beitragsschöpfung und staatlichen Belastungen zu für die ambulante und stationäre Medizin verbunden! EBM-plus gravierenden Ausgabensteigerungen bei drastischen Einnahme- und DRG sind die Kürzel, die für Leistungstransparenz, Ab- rückgängen kommt. rechnungsgerechtigkeit und Ökonomie in der Medizin stehen Reformversuche unter phantasieloser Beibehaltung von Aus- werden. Hier ist unsere ärztliche ethische Verantwortung in ganz gabendämpfung, Leistungskürzung, Budgets und Regressen besonderer Weise angefragt. Hier ist unser starkes ärztliches eignen sich nicht, einen sinnvollen Wandel des Systems einer Votum für eine ethisch-ärztliche Zuwendungsmedizin und solidarischen Krankenversicherung zu erreichen. gegen einen medizinischen Reparaturbetrieb mit Vollkasko- Deshalb haben wir „Heilberufler“ dem unausgegorenen Ge- Mentalität erforderlich! Weitere Fragen müssen gestellt und setzestorso vor über einem Jahr unsere Bündnisse Gesundheit redlich beantwortet werden: 2000 entgegengesetzt und am 14. 10. 2000 der Politik und Bleibt der Arzt in Zukunft Helfer, Heiler, Berater und Anwalt Öffentlichkeit beachtliche substanzielle Reformvorschläge vor- des Patienten oder wird er Erfüllungsgehilfe von Kranken- gestellt. kassen und Abhängiger des Krankenhausmanagements? Dreh- und Angelpunkt muss dabei die solidarische Absicherung Welchen Stellenwert wird eine fundierte ärztliche Weiterbil- der großen und größeren Lebensrisiken bleiben. Diesen Grund- dung im Hinblick auf die neuen Entgeltsysteme und eine rapide oder Basisleistungen stehen die sog. Gestaltungsleistungen aus Privatisierungswelle von Krankenhäusern haben? dem Sektor ãlifestyle, wellness, beauty“ gegenüber, die eigen- Neben diesen schwerwiegenden Richtungsentscheidungen ste- verantwortlich abgesichert werden müssen. Bei einigen Leis- hen weitere Reformen in der Aus-, Weiter- und Fortbildung tungen sollte künftig eine Mischfinanzierung greifen. Mit sowie bei der Vervollkommnung einer sektorübergreifenden Konsequenz müssen versicherungsfremde Leistungen steuerfi- Qualitätssicherung an. Zur Lösung aller dieser Aufgaben bedarf nanziert werden, sog. „virtuelle“ Krankenkassen müssen ab- es der gemeinsamen Aktion der ärztlichen Körperschaften und geschafft und staatliche ãVerschiebebahnhöfe“ zu Lasten der deren ständiger Verjüngung! – Krankenversicherung künftig ausgeschlossen werden. – Wir Ärzte haben für unser Gesundheitswesen nicht nur kritische Würde dieser Weg der Konsolidierung zielgerichtet betrieben, Diagnosen gestellt, sondern getreu unseres erweiterten Berufs- so käme es mittelfristig zu einer Stabilisierung der GKV und und Sicherstellungsauftrages notwendige Therapievorschläge damit auch zu besseren Möglichkeiten, die noch immer beste- zur Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems auf den henden Sozialdifferenzen zwischen Ost- und Westdeutschland Weg gebracht. zu beseitigen! Es bleibt noch viel zu tun! Hier ein deutliches Signal an die Bundespolitik abzugeben, war Ihnen allen ein herzliches „Glück auf“ für ein erfolgreiches das Ziel der von den fach- und hausärztlichen Berufsverbänden 2001! initiierten und den ärztlichen Körperschaften unterstützten Ihr Prof. Dr. med. habil. Jan Schulze erfolgreichen Aktionswoche in Sachsen. Es war und ist das Präsident
Der Vorstand der Sächsischen Landesärztekammer und das Redaktionskollegium „Ärzteblatt Sachsen“ sowie der Leipziger Messe Verlag wünschen allen sächsischen Ärzten und ihren Familien eine besinnliche Adventszeit, ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes Jahr 2001
528 Ärzteblatt Sachsen 12/2000 Berufspolitik
Ergebnisse einjähriger Arbeit von 30 Verbänden Presseerklärung und Körperschaften vom 14. Oktober 2000
ãWeiterentwicklung der medizinischen und dessen Finanzierbarkeit, die jetzt an Positionspapier sowie auch im gemein- Versorgung“ lautete das Thema der ihre Grenzen stößt, gelöst werden. Hier samen Handeln zum Ausdruck. Podiumsdiskussion und anschlie§ender helfen keine neuen Kontrollsysteme und Die Leistungserbringer erklären auch wei- Pressekonferenz, welches am Sonn- deren Verwaltungsapparat, sondern Poli- terhin ihre Bereitschaft zum Handeln, abend, den 14. Oktober 2000 in Dresden tik und Gesellschaft müssen ihre Ge- wenn Verhandlungen keine Ergebnisse stattfand. Vorgestellt und engagiert disku- sundheitsziele und deren Finanzierbar- erwarten lassen. Beides geschieht in Ab- tiert wurde das gemeinsame Positions- keit neu definieren, wie dies auch in der stimmung und Zusammengehen der papier von 30 im Bündnis Gesundheit Rentenfinanzierungsdebatte geschieht. Partner im Bündnis in Verantwortung 2000 zusammenwirkenden Verbänden In der Aktionswoche Ende September gegenüber den Patienten und der Gesell- und Körperschaften in Sachsen. 2000 wurde die neue Qualität des Zu- schaft. Das Sächsische Bündnis Gesund- Das sächsische Bündnis erschöpft sich sammenwirkens erstmalig deutlich im heit 2000 erklärt nochmals, dass es be- nicht in Kritik und Ablehnung, zum gemeinsamen Aufruf der sächsischen sondere und dringende Probleme im Ge- Beispiel der Budgetierung in jeglicher Hausarzt-, Facharzt- und Psychothera- sundheitswesen der neuen Länder gibt, Form, sondern es skizziert seine Vorstel- peutenverbände, der von mehr als 90 % die von der Bundesregierung ungenü- lungen wirklicher Reformierung des Ge- aller Praxen in ganz unterschiedlicher gend wahrgenommen werden. sundheitswesens unter weitgehender Bei- Weise umgesetzt wurde. Das Sächsische Bündnis Gesundheit 2000 behaltung des Solidarprinzips. Unter dem Druck rot-grüner Gesund- möchte den politischen Entscheidungs- Demnach muss der Grundkonflikt zwi- heitspolitik ist eine deutliche Annähe- gremien die Erwartung signalisieren, dass schen globalem Versorgungsanspruch rung zwischen den Bündnispartnern ge- diese in Zukunft die Kompetenz der Leis- unter sich verändernden Bedingungen wachsen. Dies kommt sowohl in dem tungserbringer rechtzeitig einbeziehen.
Dringender Handlungsbedarf Sächsischer zugunsten der Ärzte Gesundheitsminister: in den neuen Ländern
Rasches Handeln der Bundesregierung alten Bundesländern sowie Leistungs- Ärzte in den neuen Ländern ohnehin im ist nach Auffassung des Sächsischen zunahmen bei den Fachärzten. Vergleich zu den Ärzten in den alten Staatsministers für Soziales, Gesund- Eigentliche Ursache für die unzurei- Bundesländern zu niedrig ist. Werden im heit, Jugend und Familie, Dr. Hans chende Vergütung der sächsischen Ärzte Westen im ersten Halbjahr 2000 von den Geisler, zur Verbesserung der ärztlichen ist aber nach Auffassung des zuständigen Krankenkassen nach deren Angaben, die Vergütung in den neuen Ländern ge- Gesundheitsministers die Budgetierung als zuverlässig gelten und jederzeit über- boten. Die Fachärzte im Freistaat Sach- der ärztlichen Vergütung. Durch eine prüfbar sind, 17,96 % für die ärztliche sen haben im ersten Quartal 2000 einen andere Honorarverteilung würde sich Vergütung ausgegeben, so sind es in den Rückgang der Punktwerte von bis zu 31 % dieses Problem daher nicht aus der Welt neuen Ländern 14,57 %. Dies sind zu verzeichnen. Die Prognosen für das schaffen lassen. Wegen der Trennung der Fakten, die auch durch Zahlen über zweite Quartal sind nach Angaben der Honoraranteile zwischen Haus- und Fach- Durchschnittseinkommen aus dem Jahr Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen ärzten ist es nicht möglich, einen Aus- 1998 nicht widerlegt werden können. nicht besser. gleich herbeizuführen. Dies würde das Die niedrigere Vergütung ist ein Ost- Auslöser dieser Entwicklung sind bei- Problem auch nicht endgültig lösen. Es problem, welches sich im Freistaat Sach- spielsweise die Mitgliederverluste von fehlt insgesamt an Geld. sen existenzbedrohend auswirken kann. sächsischen Krankenkassen an geöffnete Diese Situation wird kritisch vor dem Das Problem kann nur dadurch gelöst Betriebskrankenkassen mit Sitz in den Hintergrund, dass die Vergütung der werden, dass der Budget-Deckel geöffnet
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wird, also mehr Geld in die ärztliche auch für die Verbesserung der Vergütung Der Bundesgesetzgeber ist dringend zum Vergütung fließt. Zu erreichen ist dies bestimmter finanziell benachteiligter Handeln aufgerufen. Sachsen ist zur Mit- durch den Einsatz von Mitteln aus dem Leistungserbringer, vor allem aber der arbeit und zu Gesprächen jederzeit bereit, gesamtdeutschen Risikostrukturausgleich. Ärzte verwendet werden können. Beitrags- betonte Dr. Hans Geisler am 29. 9. 2000 Dieser wird ab dem Jahre 2001 stufen- satzerhöhungen sind nach Einschätzung in Dresden. weise eingeführt und wird den ost- des sächsischen Gesundheitsministers für Pressemitteilung des Sächsischen deutschen Krankenkassen Mehreinnah- sächsische Kassen dadurch nicht zu be- Staatsministeriums für Soziales, Gesundheit, men bringen. Diese sollten stufenweise fürchten. Jugend und Familie
Aus der Vorstandssitzung 1. November 2000
Nach der Begrüßung durch den Präsi- Für die am 11. 11. 2000 in Dresden dienst, Herrn Dr. Burgkhardt, konnte die denten sowie der Protokollbestätigung stattfindende 23. Kammerversammlung Satzung zur Änderung der Satzung zur und der Beschlusskontrolle aus der letz- wurden noch letzte organisatorische Pro- Erteilung des Fachkundenachweises Ret- ten Vorstandssitzung folgte eine lebhafte bleme besprochen. tungsdienst als Beschlussvorlage für die Diskussion über den Stand, die Pro- Eine kleine Delegation unter Leitung 23. Kammerversammlung beschlossen bleme und Gedanken zur gesundheits-, unseres Präsidenten weilte anlässlich des werden. Inhalt ist die Änderung der Eig- sozial- und berufspolitischen Lage. 50. Jahrestages der Medizinischen Aka- nungsvoraussetzungen zur Verbesserung Eine sehr positive Bilanz konnte über demie Breslaus in Polen. Es konnten hier der ärztlichen Qualität gegenüber den die am 14. 10. 2000 in Dresden stattge- bereits bestehende Kontakte vertieft und Rettungssanitätern. fundene Podiumsdiskussion des „Bündnis weitere gegenseitige Konsultationen ver- Eine Nachberufung für den Ausschuss Gesundheit 2000 in Sachsen“ gezogen einbart werden. Ärztinnen machte sich wegen eines werden. Von den Referenten wurde das Berufsrecht: Wie nahezu in jeder Vor- Todesfalles eines bisherigen Mitgliedes in über einjähriger Tätigkeit in verschie- standssitzung musste auch diesmal wieder erforderlich. Frau Dr. Kaschl wurde ein- denen Arbeitsgruppen erstellte gemein- über einen Widerspruch gegen einen stimmig vom Vorstand in diesen wichti- same Positionspapier eindrucksvoll prä- Rügebescheid sowie über Rügeverfahren gen Ausschuss berufen. sentiert, was auch bundesweit ein sehr und Rügebescheide und über den Antrag Für die Arbeitsgruppe Durchführung positives Echo hervorrief. Die sich an- auf Einleitung eines berufsgerichtlichen externer Qualitätssicherungsmaßnahmen schlie§ende Diskussion der Vertreter der Verfahrens befunden werden. in der Kardiologie wurden vom Vorstand Bündnispartner sowie der Kassen und Finanzen: Der Vorstand befasste sich vier Mitglieder benannt. der Politik verlief sehr konstruktiv. mit der Haushaltinanspruchnahme per Dr. med. Claus Vogel Das Fortbildungsdiplom soll mög- 30. 9. 2000. Insgesamt konnte vom kauf- Vorstandsmitglied lichst deutschlandweit vereinheitlicht männischen Geschäftsbereich ein aus- und aufgewertet werden. Nachgedacht geglichener Haushalt vorgelegt werden. wird zum Beispiel über eine Vergünsti- Bis zum 30. 9. 2000 waren 98,4 % der gung bei der Berufshaftpflichtversicherung. geplanten Erträge aus Kammerbeiträgen Für den Berlinumzug ist vorgesehen, erreicht. Für das Beitragsjahr 2000 sind dass sowohl die Bundesärztekammer als von 12.959 Mitgliedern die Kammer- auch die Kassenärztliche Bundesvereini- beiträge gebucht. gung und die Krankenhausgesellschaft Weitere Themen: einen gemeinsamen Gebäudekomplex er- Nach eingehender Beratung mit dem richten und beziehen. Vorsitzenden des Ausschusses Rettungs-
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Dresden 23. Kammerversammlung 11. November 2000
Der Präsident der Sächsischen Landes- lastet er nur seine Geräte aus oder enthält ärztekammer, Herr Professor Dr. Jan er mir einiges aus Budgetgründen vor?!“ Schulze, eröffnete 9.00 Uhr im Plenar- Spätestens hier war und ist es wichtig, saal des Kammergebäudes die turnus- sich erneut auf unsere hippokratische mäßig einberufene 23. Kammerver- Ethik des Salus aegroti suprema lex zu sammlung und begrüßte herzlich die besinnen, die nicht zu einer ãKalkulations- Mandatsträger, Ausschussvorsitzenden und und Finanzierungsgröße“ verkommen Gäste. Willkommen hieß der Präsident darf! Die Sorge um das Wohl und die vom Sächsischen Staatsministerium für Gesundheit unserer Patienten gilt unab- Soziales, Gesundheit, Jugend und Fa- hängig von Finanztöpfen, unabhängig milie, Herrn Dr. Rainer Wedekind, Leiter von Klinik oder Praxis, von Universität des Referates Krankenhausfinanzierung, oder Gesundheitsamt, von Rehaklinik und Herrn Jürgen Hommel, Leiter des oder dem Medizinischen Dienst. Aus Referates Recht des Gesundheitswesen/ dieser ãVerantwortungsethik“ heraus hat Berufsrecht; von der Technischen Uni- die deutsche Ärzteschaft das 1999 kon- versität Dresden den Prodekan der Medi- zipierte GKV-Reformgesetz abgelehnt zinischen Fakultät, Herrn Professor Dr. Prof. Dr. Jan Schulze und in kraftvollen „Bündnissen Gesund- Richard Funk, und von der Philosophi- heit“ Alternativvorstellungen zu einer schen Fakultät den Geschäftsführender Hinblick auf Europa der Weg des tra- echten Gesundheitsreform entwickelt. Direktor des Zentrums für Interdiszi- dierten GKV-Systems ein Pfad in die Am 14. Oktober 2000 wurde ein Konsens- plinäre Technikforschung, Herrn Professor Sackgasse! papier des Sächsischen Aktionsbünd- Dr. Dr. Bernhard Irrgang. Diese Reformansätze haben bereits zum nisses Gesundheit nach einjähriger Ar- Mit gro§er Freude begrüßte Herr Abbau von Gesundheitsleistungen und beit von 30 Verbänden und Körper- Professor Dr. Jan Schulze die Träger der Qualitätseinbußen geführt, weil sie sich auf schaften zur ãWeiterentwicklung der Hermann-Eberhard-Friedrich-Richter- kurzatmige, rein ökonomisch motivierte medizinischen Versorgung“ der Presse, Medaille, Herrn Professor Dr. Heinz Ma§nahmen, wie Ausgaben- und Lei- Politik und Öffentlichkeit übergeben. In Diettrich, Ehrenpräsident der Sächsi- stungskürzungen, Budgets und Regress- der diesbezüglichen Podiumsdiskussion schen Landesärztekammer; Herrn Dr. androhungen, beschränken. wurde deutlich gemacht, dass die Heil- Heinz Brandt, und Herrn Dr. Peter Jedem von uns ist mittlerweile klar ge- berufler konstruktiv an einer Gesund- Schwenke. worden, dass ein rigide gedeckeltes Bud- heitsreform an „Haupt und Gliedern“ Zum Zeitpunkt der Eröffnung der 23. get uns Ärztinnen und Ärzten in Praxis mitwirken werden. Es gilt, unter weitge- Kammerversammlung waren 72 der 98 und Klinik vor nahezu unlösbare Pro- hender Beibehaltung des Solidarprinzips Mandatsträger anwesend. Damit war die bleme stellt. Der Zielkonflikt zwischen den Grundkonflikt zwischen globalen Kammerversammlung beschlussfähig. Im einem innovativen und prosperierenden Versorgungsansprüchen der Versicherten Hauptreferat berichtete der Kammerprä- Gesundheitsangebot von Pharmaindus- und den derzeitigen begrenzten Finan- sident über aktuelle gesundheits- und be- trie und Medizintechnik einerseits und zierungsgrundlagen der GKV/PKV zu rufspolitische Schwerpunkte und Probleme. begrenzten Mitteln und Möglichkeiten lösen. andererseits wird auf den Köpfen von Die Aufgabe der Politik ist es, Entschei- Zur Weiterentwicklung der uns Ärzten ausgetragen. Dies führt zu dungen herbeizuführen, was man künftig medizinischen Versorgung im unzumutbaren Belastungen der Ärzte- in einer Versichertengemeinschaft zu 21. Jahrhundert bedarf es Mut, schaft, die gewisserma§en ãim letzten welchen Konditionen solidarisch finan- Vertrauen und Kreativität Glied“ Rationierungsentscheidungen zu zieren will und kann und welche Leistun- treffen und dem Patienten gegenüber zu gen in die Eigenverantwortung und Ðvor- Von Christian Morgenstern stammt der vertreten hat, vor denen sich Politik und sorge des mündigen Bürgers übergehen treffende Zweizeiler Kassen noch immer herummogeln. Es sollten. Bezüglich des vollständigen ãWer den Weg nicht kennt, nimmt nicht Wunder, dass dadurch eine Positionspapiers und der hochinteressan- kann das Ziel nicht haben.“ gute und vertrauensvolle Patienten-Arzt- ten Statements der Bündnispartner, sowie Gerade weil die Reformbemühungen im Beziehung unnötigen Belastungen aus- der Presseerklärung vom 14. Oktober deutschen Gesundheitswesen der letzten gesetzt wird, wenn sich zum Beispiel 2000 verweise ich auf unser nächstes 20 Jahre in der Regel Fehlwege mit rei- unsere Patienten fragen: ãUntersucht und „Ärzteblatt Sachsen“. ner Kostendämpfung waren, ist auch im behandelt mich mein Arzt richtig oder Unter der Devise ãHandeln und Verhan-
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deln“ sehe ich auch die in der letzten matischen Umbruch. Der Weg führt von und schriftliche Informationsveranstal- Septemberwoche 2000 erfolgreich durch- den tradierten Krankenanstalten hin zu tungen. Seitens der Landesärztekammer geführte Aktionswoche der niederge- modernen Gesundheitsunternehmen. Ne- haben wir zusammen mit der Deutschen lassenen Ärzteschaft. Dem Aufruf der ben der bisherigen institutionalisierten Krankenhausgesellschaft mehrere hoch- sächsischen Hausarzt-, Facharzt- und Krankenbehandlung müssen sich Kran- karätige Vortrags- und Diskussionsver- Psychotherapeutenverbände waren mehr kenhäuser künftig als Orte der Vernet- anstaltungen durchgeführt – weitere wer- als 90 % der genannten Praxen gefolgt. zung von Gesundheits-, Sozial- und Reha- den folgen. Es ist nach meiner Kenntnis Ð weder bilitationsangeboten verstehen. Ein wichtiger, jedoch bis heute zu patienten- noch ärzteseitig - zu Stör- oder Krankenhäuser können und müssen eine Unrecht vernachlässigter Aspekt beim Zwischenfällen gekommen. Ziel der zentrale Rolle bei der Entwicklung einer beabsichtigten vollpauschalierten DRG- Aktion war und ist es, der Bundespolitik vernetzten Versorgungslandschaft in den System, sind grundsätzliche medi- kräftig zu signalisieren, dass 100 % jeweiligen Territorien spielen. Wer diese zinethische Erwägungen und Probleme Leistungsanspruch nicht dauerhaft mit intensive Kooperation als Unternehmen in der Patienten-Arzt-Beziehung, die es nur 75 % ambulanten Finanzanteilen zu Krankenhaus nicht rechtzeitig komplex zu lösen gilt. Diese zum Teil gravieren- bestreiten sind. Verschärft wurde die entwickelt, verpasst die Chance, zukünf- den medizinethischen und medizin- Situation besonders für die Gruppe der tig erfolgreich zu agieren. Wichtige rechtlichen Themen wurden zwar in Fachärzte, die mit geringeren Budget- Überlebensfaktoren, die bis zur Einfüh- Einführungskursen zum DRG diskutiert, mitteln auch noch die Psychologen aus rung des neuen DRG-Vergütungssys- jedoch nach Auskunft von Professor ihrem ãTopf“ finanzieren müssen. tems beachtet und verstärkt vorange- Leititis, Göttingen, bisher von der deut- Kassenärztliche Vereinigung, Kammer bracht werden müssen, sind: schen Medizinethik nicht professionell und Landessozialministerium setzen sich Patientenorientierung mit medizini- bearbeitet. Lassen Sie mich deshalb dazu für eine gezielte Ausgleichszahlung für scher, pflegerischer und organisatorischer einige wichtige Fragen aufwerfen, die bedrohte Facharztpraxen aus dem Risiko- 1a-Qualität sich in der Folge der DRG-Einführung strukturausgleich ein. Integration, Kooperation mit den Netz- ergeben: Am runden Tisch des Bündnisses Ge- partnern - Bleibt der Arzt der Anwalt des Patien- sundheit werden auch künftig die soge- Effektives Kosten- und Qualitätsmana- ten oder muss er künftig vorrangig den nannten Leistungserbringer geeint, im gement Zielen des Krankenhausträgers bezie- Willen zur kritischen Reflexion und dem Flexibilität und Bereitschaft zur Ver- hungsweise des Kostenträgers gerecht Mut zu Veränderungen am notwendigen änderung werden? Umbau der gewachsenen und manchmal Ob es sich bei dem im Gesetz ver- - Droht eine weitere Einschränkung ärzt- verkrusteten Strukturen unseres Gesund- ankerten DRG-System um Chancen oder licher Entscheidungsfreiheit durch stän- heits- und Sozialsystems mitzuwirken. Risiken für die unter Druck geratenen dige Kontrolle und Normierung der von In einer schnelllebigen Zeit, die von Wi- Krankenhäuser handeln wird, bleibt ihm genutzten Ressourcen durch das dersprüchen, Lobbyismen und Streit ge- abzuwarten. In jedem Falle handelt es Krankenhausmanagement? prägt ist, wird die Bewahrung und der sich um eine riesige Herausforderung, - Besteht bei den umfassenden Do- Ausbau innerärztlicher Solidarität immer die, wenn sie wirklich Ð wie beabsichtigt kumentationspflichten nicht die Gefahr wichtiger! Ð ab 2003 budgetneutral eingeführt einer Verletzung der ärztlichen Schweige- Dies gilt in allernächster Zeit für die werden sollte, zu gravierenden quantita- pflicht? Umgestaltung der Krankenhauslandschaft. tiven und qualitativen Veränderungen in - Welche Bedeutung haben künftig tradi- Die Krankenhäuser sind in Europa seit der deutschen Krankenhauslandschaft tionelle Werte der Krankenbehandlung, über 200 Jahren „Erfolgsmodelle“ für führen wird. wie Aufrichtigkeit, Vertraulichkeit, Wohl- Dienstleistungen aus dem Bereich der Die Krankenhausversorgung insgesamt tätigkeit, Achtung, Verteilungsgerechtig- Medizin und der Pflege und durch wird sich mit der flächendeckenden keit und andere? staatliche Gesetzgebung in ihrem Be- Einführung pauschalierter Vergütungs- Viele kritische Fragen, die recht bald einer stand geschützt. Diese traditionelle Rolle formen grundlegend ändern. Dieses gilt Bearbeitung und Beantwortung bedür- von staatlich oder kommunal betriebe- auch für die Krankenhausplanung und fen. Natürlich gilt auch, dass der un- nen „Rückzugs-, Behandlungs- und Ver- die Definition des Versorgungsauftrages wirtschaftliche Einsatz von beschränkten sorgungsrefugien“ für den kranken Bür- mit allen seinen prä- und poststationären Ressourcen in hohem Ma§e unethisch ger ist nachhaltig erschüttert, und die Facetten. Zur Einführung dieses verkürzt ist!! - Krankenhauslandschaft befindet sich in ausgedrückten „EBM“ für Krankenhäu- Deutschland und Europa in einem dra- ser laufen auf vielen Ebenen mündliche
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Patienteninformation Ð Patientenrechte kommen. Aber auch Anästhesisten, Kinder- Allerdings ist die Verbindung von Arzt Es mutet schon diabolisch an, dass ärzte, Labor- und Augenärzte sowie und Geld nur allzu oft prägend für angesichts rigider Budgetierung diese Hygieneärzte, sind zunehmende ãMangel- die Wahrnehmung der Ärzteschaft Thematik durch die Bundesregierung auf ware“. Unsere Statistiker sind dabei, für insgesamt. Hier nur die hässlichen die Tagesordnung gesetzt wurde, obwohl alle Facharztgruppen eine prospektive Stichworte vom Herzklappenkomplex, Patientenrechte in Deutschland, durch Epidemiologie der sächsischen Ärzte zu vom verschärften Antikorruptionsgesetz mehrere Rechtskreise so stark verankert erstellen, um möglichst valide Aussagen wegen angeblicher Vorteilsnahme, der sind, wie in keinem anderen Land in und gezielte Fördermaßnahmen für die Drittmittelkriminalisierung und vom Ab- Europa. Dennoch hat sich die Bundes- Zukunft zu initiieren. rechnungsbetrug einzelner ãschwarzer ärztekammer an einer diesbezüglichen Schafe“, den es natürlich konsequent zu Gesprächsrunde im Bundesministerium Bio- und Gentechnik bekämpfen gilt. Kein Verständnis hat die für Gesundheit beteiligt und den Entwurf Die Gentechnologien gelten medizinisch Ärzteschaft allerdings für medienwirk- einer ãCharta der Patientenrechte“ wie wirtschaftlich als die wichtigsten Zu- same Generalverdächtigungen und Pau- vorgelegt. kunftsfaktoren für den Standort Deutsch- schalverurteilungen wegen angeblichen In Sachsen bedienen die Körperschaften land. Der ärztlich ethische Diskussions- Abrechnungsbetruges in Größenordnun- gemeinsam das Informationsbedürfnis prozess muss differenziert erfolgen und gen – wie das anlässlich einer BKA- der Bevölkerung nach seriösen medi- zu einem baldigen Ergebnis kommen, Tagung in Wiesbaden seitens Polizei und zinischen Angaben zu Praxen, Kliniken, denn die Verabschiedung des Bio- Staatsanwaltschaft formuliert wurde. Rehaeinrichtungen, Apotheken und Ge- patentgesetzes im Bundestag steht nach Wir Ärzte sind mit hohen moralischen sundheitsämtern. Die Arbeitsgruppe Multi- positiver Kabinettentscheidung bevor. Ansprüchen angetreten, eine gute quali- media der Kammer hat viel Mühe in den Damit würde die EU-Patentrichtlinie um- tätsvolle Medizin zu betreiben. Dazu Aufbau und die Koordinierung dieses gesetzt und der Weg frei sein für Gen- bedarf es auch und gerade eines fairen Gesundheitsportals für das Internet ge- patentierungen, die die Herstellung von Umgangs mit der Jurisprudenz. Lassen steckt, welches künftig auch weiteren Impfstoffen und Medikamenten im gen- Sie uns gemeinsam die ärztlichen Gene- Nutzern für eigene Präsentationen zur technischen Verfahren ermöglichen. raltugenden der Patientenzuwendung, der Verfügung gestellt werden kann (zum Auch hier ergibt sich ein Spannungsfeld Wissenschaftlichkeit, des nihil nocere und Beispiel Physiotherapie, Pflegeberufe). zwischen ethischen Erwägungen und der Verschwiegenheit hochhalten und auch Da etwa nur 20 % der Bevölkerung diese ökonomischen Zukunftskalkulationen und in stürmischen Zeiten den nächsten Ärzte- Internetangebote nutzen können, wird in -perspektiven! generationen als kostbares Erbe weiter- einer weiteren Arbeitsgruppe bei der Im Hinblick auf unsere derzeitigen medi- geben. Lassen Sie uns auch weiterhin für Kammer über eine Koordinationsstelle zinischen Möglichkeiten am Anfang und das Wohl und Wehe des Einzelnen und der oder Hotline nachgedacht, die die viel- Ende menschlichen Lebens stellt sich Gesellschaft Verantwortung übernehmen. fältigen Informationsangebote der Körper- immer dringender die Frage: Lassen Sie uns nicht nur in diesen ge- schaften und Verbände transparenter als „Müssen und dürfen wir alles das tun, schichtsträchtigen Novembertagen deut- bisher und direkter zugänglich machen was technisch möglich ist?“ liche Zeichen setzen für mehr Toleranz sollen. Bei den Stichworten Gentechnik, Gen- und Integration, gegen Fremdenfeindlich- tests, Präimplantationsdiagnostik der so- keit und Gewalt, denn Ärztenachwuchs genannten Schwangerschaft auf Probe, ãder Scho§ ist fruchtbar noch aus dem Gro§e Sorgen bereitet uns die Nach- bei Transplantationsproblemen stehen das kroch!“ besetzung bestimmter Facharztgruppen, wir erst am Anfang dieser ethisch- die sich infolge Überalterung und Pen- rechtlichen Diskussionen. Auch können Ethische Probleme der Budge- sionierung in bestimmten Fachgebieten diese Konflikte nicht mehr allein von tierung im Gesundheitswesen drastisch defizitär auswirken wird. Die Medizinern, Philosophen oder Juristen Vortrag: Prof. Dr. Dr. Bernhard Irrgang sogenannte Ärzte-Schwemme wird kon- gelöst werden, da diese Problemfelder Geschäftsführender Direktor des terkariert von einem Mangel wichtiger den breiten gesellschaftlichen Diskurs Zentrums für Interdisziplinäre Arztgruppen in Klinik und Praxis. erfordern. Technikforschung an der Technischen Alarmierend ist die Nachwuchssituation Meine Damen und Herren, Universität Dresden, Philosophische in der Allgemeinmedizin, wo wir trotz der Arztberuf steht auf der Sozialprestige- Fakultät, Institut für Philosophie des Förderprogramms zunehmende Be- leiter nach wie vor auf Platz eins. Über setzungsschwierigkeiten und Praxisauf- 90 % der Bevölkerung sind mit den von Das Problemfeld Budgetierung ist ethisch gaben ohne Nachfolger zur Kenntnis be- ihnen gewählten Ärzten voll zufrieden. nicht einfach zu strukturieren. Wenn
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Ethik die Reflexion von Moral ist mit autonomie erlaubt dem Patienten die dem Ziel, eine vertretbare ethische Emp- eigene Entscheidung in Absprache mit fehlung zu erarbeiten, dann empfiehlt dem Arzt. Au§erdem sollten Anreiz- sich die Position einer Verantwortungs- strukturen für erfolgsorientiertes Handeln ethik, die sowohl von ethischen Grund- von Arzt und Patient (zum Beispiel Prä- sätzen wie von konkreten Folgenab- vention) geschaffen werden. schätzungen ausgeht. Dabei stehen ge- wisse ethische Grundsätze untereinander Ethische Anforderungen an die Ausge- in einem Spannungsverhältnis wie Pa- staltung des Gesundheitswesens tientenwohl und Patientenautonomie oder Sicherung einer Basisversorgung nach ausgleichende Gerechtigkeit und Soli- dem Solidaritätsprinzip darität mit Verteilungsgerechtigkeit Stärkung der Patientenautonomie und („Jedem das Seine“). Das Versicherungs- der Eigenverantwortlichkeit des Patienten prinzip beruht auf der Umverteilung von (auch durch Selbstbeteiligungen) Risiken im Sinne der ausgleichenden Ausdifferenzierung der versicherten Gerechtigkeit (Gesunde Ð Kranke, Junge Leistungen nach Wunsch des Patienten Ð Alte, Arme Ð Reiche). Die Organisation Anreizsysteme für Prävention, aber des Versicherungsprinzips kann je nach Prof. Dr. Dr. Bernhard Irrgang keine Life-Style-Medizin (wegen Diskrimi- Prinzip unterschiedlich ausgerichtet sein. nierung) Eine Gemeinwohlorientierung realisiert alte Frauen). Eine Verschärfung des Gesundheitserziehung ist Aufgabe der sich am besten in einer nationalen Kran- Kostendrucks entsteht durch Rückkop- Gesundheitsdienste, aber auch des Staates kenversicherung, Eigenverantwortung pelungseffekte. Budgetierung ist jedoch Überdenken des Prinzips der privaten korrespondiert private Krankenkassen wahrscheinlich dennoch ein falsches Mit- Krankenversicherung. oder Freistellung von der Versicherungs- tel der Kostendämpfung. Zentral für Inhalte des sich anschlie§enden ein- pflicht, sowie das Prinzip Solidarität - ethische Empfehlungen ist das Arzt- stündigen produktiven und engagierten gesetzliche Krankenkassen. Patienten-Verhältnis. Dabei ist von einem Meinungs -und Gedankenaustausches Kostenfaktoren für den wachsenden Fi- Konflikt zwischen Ärzten und Patienten waren: nanzbedarf im Gesundheitswesen erwach- über die Honorierung auszugehen. Eine ã der Patient“ sen der technologischen Herausforderung erfolgsabhängige Komponente des Arzt- - Das Wort Kunde und das Wort Leistungs- (eher Produkt-, weniger Prozess- und honorars ist nicht einfach zu realisieren erbringer sollte nicht bei der Positi- Organisationsinnovationen), die Alte- und vom Patienten schwer zu beurteilen. onierung eines kranken Menschen ver- rung der Bevölkerung aufgrund des Er- Daher dürfen ergänzende Sachwalter, wendet werden, da der Patient kein Gegen- folges der Medizin und die Veränderung wie Staat, Krankenversicherung oder stand ist und sich auch nicht als Gegen- der Familienstruktur (Singlehaushalte, Berufsverbände auftreten. Die Patienten- stand selbst definieren würde. Der würde-
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volle Name ãPatient“ muss erhalten blei- „Gesundheitsökonomie“ diskutiert werden, sondern muss in ben und auch der des „Arztes“ als Anwalt - Die Budgetierung unter dem Gesichts- einem gewissen Ma§ an Aggressivität der Patientenautonomie. Je würdevoller punkt Ð Aufbürdung von nicht lösbarer auch nach au§en getragen werden, um zu man den anderen achtet, desto mehr ist Verantwortung Ð ist als unethisch zu be- vereiteln, dass andere diesen Aufgaben- der Patient bereit, auf den Rat des Arztes trachten. bereich wahrnehmen. einzugehen. - Wir müssen auf die Folgen einer Budge- Auch der Gesetzgeber, insbesondere die - Patientenschulung, Patientenberatung und tierung hinweisen, die in einer Zweiklas- rot-grüne Koalition, hat sich dem Thema Patienteninformation muss in erster Linie senmedizin enden kann. Qualitätssicherung angenommen und man in unseren Praxen stattfinden. - Wir Ärzte werden für Kosten verant- hat derzeit den Eindruck, die Qualitäts- - In ein Beratungsgespräch mit dem Pati- wortlich gemacht, die durch die Pharma- sicherung sei zum Spielball der Politik enten über seine Krankheit gehört eine industrie und durch die Medizintechnik geworden. transparente Patienteninformation mit produziert werden. Die Gesundheitspolitiker verbinden diese, Grenzziehung in ethischer Richtung. Die Not der Krankheit wird benutzt, um ihre neue „Qualitätssicherung“ aber mit ãGenforschung“ das Prinzip der Marktwirtschaft - das den Schlagworten „Stärkung der Effi- - Wir Mediziner sollten einen ethischen Bessere müsste billiger sein - zu durch- zienz“, das hei§t sinkenden Kosten bei Ärztetag haben, der jedes Jahr aktuelle brechen. Diese Problematik sollte an konstantem Versorgungsumfang und ethische Probleme bespricht und der in den ãRunden Tischen“ so offen ausge- konstanter Versorgungsqualität und dies regelmäßigem Konsens mit den Gen- sprochen werden. Forschern berät und diskutiert, was an - Müssen wir nicht von einer medizini- neuen Erkenntnissen angewendet wer- schen Ethik und von einer Wirtschafts- den darf. ethik sprechen? Wir Ärzte sind für die genetische Er- - Gesundheitsökonomie und Qualitätsma- forschung des Menschen und für die nagement müssen zur Ausbildung und behutsame Mitteilung an den Patienten. zum Fachwissen eines Arztes zukünftig Wir sind auch für das Recht für Nicht- gehören. wissen, aber es muss ethisch begleitet - Wir müssen als Berufsorganisation einen sein. größeren Kampf gegen die Irrationalität - Was die Gen-Beurteilung und die gene- scheinbar medizinischen Handelns führen. tische Forschung betrifft, sollten wir „Bündnis Gesundheit“ Ärzte nichts verbieten, aber wir sollten Die 30 Bündnispartner im „Bündnis Ge- die Genforschung ethisch streng begleiten. sundheit 2000“ im Freistaat Sachsen - Die individuelle Lebensgestaltung ist haben in ihrem Positionspapier eindeutig auch geprägt vom genetischen Muster Lösungswege und Ziele für eine künftige eines Menschen. Es erhebt sich die be- Gesundheitsreform dargestellt. Dr. habil. Hans-Jürgen Hommel deutsame Frage, ob wir mit moralischen Aussprachen Lebensgestaltung ändern Qualitätssicherung im alles unter dem Blickwinkel der Bei- können oder sie dadurch untermauern tragsstabilität. müssen, indem jeder Mensch wei§, wie niedergelassenen Bereich Ð Neu ist im Gesundheitsreformgesetz seine genetische Struktur ist. Es wird Übersicht aus ausgewählten 2000, alle Leistungserbringer für die vieles verständlicher auch in der Prä- Leistungsbereichen Qualität und die Sicherung der Qualität vention, wenn ein Patient frühzeitig weiß, Referat: Dr. habil. Hans-Jürgen Hommel ihrer Leistungen in die Verantwortung zu dass er zum Beispiel suchtgefährdet ist. Vorstandsvorsitzender der Kassenärzt- nehmen. Der Begründung zum GKV-Ge- - Die genetischen Muster, die wir viel- lichen Vereinigung Sachsen sundheitsreformgesetz ist weiter zu ent- leicht selbst irgendeinmal bekommen nehmen, dass die gesetzliche Verpflich- könnten, zu wissen bis hin zu der Frage, Berufspolitische Einleitung tung zur Einführung eines einrichtungsin- für welche Krankheiten bin ich beson- Qualitätserbringung und Qualitätssi- ternen Qualitätsmanagements auf die sta- ders gefährdet, und dann Konsequenzen cherung sind grundsätzliche originäre ärzt- tionären Einrichtungen beschränkt wird. für die Lebensführung zu ziehen, wäre liche Aufgaben, die von den ärztlichen Der Gesetzgeber geht mit anderen Worten ethisch gut. Die Begleitung und die Ver- Körperschaften zu fördern und kontrol- davon aus, dass die positiven Wirkungen waltung dieses Wissens über das eigene ge- lieren sind. Die Problematik der Qualitäts- des Qualitätsmanagements insbesondere netische Muster, sind die gro§en Probleme. sicherung darf nicht nur innerärztlich in der vertragsärztlichen Versorgung an-
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erkannt sind und auch ohne die gesetz- Kommissionen des Vorstandes der Ma§nahmen/Verfahrensweisen der liche Vorgabe Qualitätsmanagement durch- Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen, Qualitätssicherung, geführt wird. die über die Erteilung von Besonderen die im Bereich der Kassenärztlichen Genehmigungen auf den genannten Vereinigung Sachsen zur Anwendung kommen Aktivitäten der Qualitätssicherung der Gebieten entscheiden: Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen Qualitätssicherungs- Anwendungsgebiete Ma§nahmen Qualitätssicherungsmaßnahmen, zu de- ¥ Ambulantes Operieren + Fachberater nen die KV Sachsen auf Grund gesetz- Arthroskopie Durchführung von ¥ Radiologie/ licher und überregionaler vertraglicher ¥ Computertomographie-Kommission Kolloquien Computer- Vorschriften verpflichtet ist und Ver- ¥ Diabetologie-Kommission + tomographie trägen und Maßnahmen, die selbst initi- Fachberater ¥ Kern- iert werden. ¥ Dialysekommission + Fachberater spintomographie ¥ Onkologie Das Gros der Ma§nahmen betrifft die LDL-Elimination ¥ Herzschrittmacher-Kommission ¥ Ultraschall- Prüfung der Gewährleistung der Struk- ¥ Homöopathie-Kommission diagnostik usw. turqualität im Rahmen der Erteilung so- ¥ Invasive Kardiologie Stichproben- ¥ Ultraschall- genannter „Besonderer Genehmigungen“, ¥ Labor-Kommission + Fachberater prüfungen diagnostik als Voraussetzung für die Abrechnung ¥ Langzeit-EKG-Kommission von Patienten- ¥ Schmerztherapie bestimmter vertragsärztlicher Tätigkeiten. ¥ Lithotripsie dokumentationen ¥ Magnetresonanztomographie- Prüfung Bild- ¥ Radiologie *) Der Vorstand der KV Sachsen greift Kommission dokumentationen ¥ Ultraschall- hierbei auf die Hilfe von Kommissionen ¥ Methadon-Kommission diagnostik ¥ Nuklearmedizin-Kommission zurück. Dokumentations- ¥ Ambulantes ¥ Onkologie-Kommission + Fachberater Insgesamt gibt es in der KV Sachsen 20 bögen Operieren derartige Kommissionen, die in Tabelle 1 ¥ Psychotherapie-Kommission ¥ Diabetes- ¥ Radiologie-Kommission + behandlung aufgelistet sind. Fachberater Die Tabelle 2 gibt einen Überblick über ¥ Schlafapnoe-Kommission Qualitätszirkel ¥ Diabetes- die Möglichkeiten der Qualitätssiche- ¥ Schmerztherapie-Kommission + behandlung rung, wie sie in der Kassenärztlichen Fachberater Fortbildungs- ¥ Schmerztherapie Vereinigung Sachsen zur Anwendung ¥ Sonographie-Kommission auf veranstaltungen ¥ Akupunktur/ kommen. Landesebene + Fachberater Homöopathie Die Methoden der Qualitätsprüfungen ¥ Zytologie-Kommission ¥ Onkologie usw. können recht unterschiedlich sein. Evaluierungen ¥ Diabetes- Tabelle 1 In der Sonographie haben vierteljährlich behandlung usw. fünf durch einen Zufallsgenerator ermit- ligten Ärzte; bei Auffälligkeiten dieser Statistisches ¥ Gynäkologische telte Ärzte je Bezirksstelle fünf konkret werden Einzelfallprüfungen nach § 6 Verfahren Zytologie vorgegebene Leistungen und fünf selbst 136 Absatz 1 SGB V angeschlossen. Die Erbringung ¥ Invasive ausgewählte pathologische Befunde zur hier durchgeführte Prüfungsform wurde Mindestanzahl von Kardiologie Prüfung einzureichen. Bisher wurden durch die Zytologie-Kommission initi- Untersuchungen 146 Praxen geprüft. In immerhin 13 % iert und durch den KV-Vorstand mit Vorgaben für Anzahl ¥ Dialyse der Fälle mussten Maßnahmen ergriffen Wirkung vom 1. Januar 1996 beschlossen. Ärzte bezogen auf werden, das hei§t, es wurden Beratungs- Im Bereich des ambulanten Operierens Patientenanzahl gespräche durchgeführt sowie Praxis- gehören die Kassenärztliche Vereinigung Schulungen des ¥ Diabetes- begehungen Vor-Ort, um die Mängel Sachsen zu einer der wenigen KVen, die Personals behandlung abzustellen. Vorwiegend handelte es sich hier aktiv war und bis zu 200.000 ¥ Onkologie hier um Probleme der Geräteeinstellungen, Operationen pro Jahr erfasst und ausge- Praxisbegehungen/ ¥ Radiologie die jedoch einen Genehmigungsentzug wertet hat. Selbst nach Wegfall der Beratungsgespräch ¥ Ultraschall- nicht erforderlich machten. Dokumentationspflicht der Operationen diagnostik unter der EBM-Ziffer 80, die ursprüng- ¥ Schmerztherapie In der gynäkologischen Zytologie prüft lich einen Anteil von ca. 50 % hatten, usw. die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen sind noch immer ca. 120.000 zu doku- Tabelle 2 *) Klärung im Rahmen der Kooperation jährlich Sammelstatistiken aller betei- mentierende Operationen pro Jahr ver- mit Ärztlicher Stelle
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blieben. Besonders bemerkenswert ist, Qualitätsmanagement im Dabei ist eine von Beginn an durch- dass 95 % der Bögen vom ambulanten stationären Bereich: zuführende Fortbildung und Schulung Bereich erstellt wurden und ein signifikan- Probleme, Schnittstellen, möglichst aller Mitarbeiter bezüglich der ter Vergleich zu den 5 % stationärer Aus- gemeinsam erarbeiteten Standards und fertigungen kaum möglich ist. konkrete Beispiele der den zu etablierenden Projekten zu orga- Auf dem Gebiet der Labordiagnostik Einführung von Qualitäts- nisieren, wobei Mitarbeiter, die von einem sind interne und externe Qualitätskon- managementsystemen speziellen (Schnittstellen)-Problem di- trollen vorgeschrieben, für deren Durch- Referat: Dr. Thilo Lipkow rekt betroffen sind, auch in vorderster führung der Leistungserbringer (Labor- Mitglied des Ausschusses Front an Lösungen mitarbeiten sollten. leiter) verantwortlich ist. Qualitätssicherung in Diagnostik Eine Alternative ist die Konsultation Die interne Qualitätskontrolle beinhaltet und Therapie externer Berater zur Durchführung einer Präzision und Richtigkeit jeder Labor- Selbstbewertung (zum Beispiel nach analyse beziehungsweise Analysenserie Das Gesundheitsstrukturreformgesetz European Foundation for Quality Manage- und deren Dokumentation auf Qualitäts- 2000 verpflichtet die Krankenhäuser zur ment (EFQM)). Hierdurch können rela- kontrollbögen, die sich am jeweiligen Einführung eines Qualitätsmanagements tiv kurzfristig Schwachstellen, aber auch Laborarbeitsplatz befinden. (QM). Der Aufbau eines Qualitätsma- Verbesserungsmöglichkeiten, die als An- Verantwortlich für die Kontrollen in den nagements im komplexen System Kran- satz für QM-Projekte dienen können, Laboratorien ist das „Sächsische Landes- kenhaus sollte von der Führungsebene erkannt werden. amt für Mess- und Eichwesen“. Die Kas- initiiert und gefördert werden und dann Eine weitere Möglichkeit ist die Ent- senärztliche Vereinigung Sachsen erhält von der Basis der Mitarbeiter aufgebaut scheidung für eine Zertifizierung, in regelmäßig einen Jahresbericht über die und eingefordert werden. Zur Koordi- deren Primärphase ebenfalls zunächst Qualitätsentwicklung in den Laboratorien nierung der Aktivitäten sollte frühzeitig eine Bewertung vorgenommen wird. und aufgetretene Mängel. Die externe ein QM-Beauftragter bestellt werden. Dabei erfolgt die Erstellung eines soge- Qualitätskontrolle beinhaltet die Teil- Dabei kann es sinnvoll sein, von au§en nannten Handbuchs (als Festlegung der nahme an zentral durchgeführten Ring- einen QM-Manager mit entsprechender Einrichtung zur Erfüllung von Standard- versuchen. Für die in den Richtlinien der Vorbildung zu berufen. Vorgaben) und die Etablierung eines Bundesärztekammer angegebenen Labor- Ein QM-Beauftragter ist dabei Mittler Qualitätsmanagement-Systems auf der parameter besteht Teilnahmepflicht. Zu zwischen der Geschäftsführung, der Be- Basis dieses Handbuchs. den positiven Seiten des Qualitäts- triebsleitung und einer Qualitäts-Ma- Jede Organisation sollte sich daher managements zählen die Qualitätszirkel. nagement-Gruppe, die ihrerseits über zunächst über ihre Besonderheiten, Qualitätszirkel sind auch ein Ort der Projektverantwortliche das Qualitäts- Strategien und Zielstellungen selbst Klar- Fortbildung, jedoch primär der Ersatz für management in der Durchführung vor heit verschaffen, bevor eine Entschei- das Konsil im stationären Bereich. Die Ort auf den Weg bringt. dung getroffen wird, da die Vorgehens- Fallbesprechung ist gerade für den „ein- weise wesentlich für die weitere Ent- samen Frontkämpfer“, Vertragsarzt, eine wicklung des Krankenhauses sein wird Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen und das Vorhaben aufgrund von oft und neue wissenschaftliche Erkenntnisse vorhandenen Vorbehalten gut vorbereitet mit seinen Fachkollegen auszuwerten. werden sollte.
Zusammenarbeit Sächsische Schwerpunkte der Diskussion über die Landesärztekammer, Notwendigkeit der Qualitätssicherung Kassenärztliche Vereinigung und im ambulanten und stationären medi- Krankenhausgesellschaft Sachsen zinischen Bereich waren: Die Zusammenarbeit von Sächsischer - Wir Ärzte müssen deutlich machen, Landesärztekammer, Kassenärztlicher dass Qualitätssicherung in den Ländern Vereinigung und Krankenhausgesellschaft stattfinden muss. Die Umsetzung dessen, ist eine Notwendigkeit, um die Durch- was Qualität und den Qualitätsbegriff setzung der Qualitätssicherung nach glei- umfasst, muss in den Ländern implemen- chen Standards und mit gleichen gesetz- tiert werden. Dazu braucht es entspre- lichen Vorgaben in allen medizinischen chende Strukturen und entsprechende Arbeitsbereichen durchzusetzen. Dr. Thilo Lipkow Mittel.
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- Auf alle Krankenhäuser kommt eine Herr Dr. Helmut Schmidt hat im August Analyse mit der kritischen Unterfragung 2000 die Funktion des Vorsitzenden des der Struktur-, Prozess- und Ergebnisquali- Verwaltungsausschusses der Sächsischen tät zu. Ärzteversorgung übernommen. Die damit - Eine echte und gute Zusammenfüh- verbundene zeitliche Beanspruchung rung der ambulanten Qualitätssicherungs- zwang ihn seine bisherige Tätigkeit und ma§nahmen und der Strukturen der sta- Mitgliedschaft im Ausschuss Finanzen tionären Qualitätssicherung ist not- aufzugeben. Herr Professor Dr. Schulze wendig. bedankte sich im Namen des Vorstandes - Wir brauchen eine enge Verzahnung der bei Herrn Dr. Helmut Schmidt für die seit Qualitätssicherung zwischen stationär und 1995 geleistete umfangreiche und inten- ambulant. Dr. Michael Burgkhardt sive ehrenamtliche Tätigkeit. - Die Kassenärztliche Vereinigung Sach- Die am Nachmittag noch anwesenden 61 sen hat die Qualitätssicherungsmaßnah- Privatdozent Dr. Eduard Bertram, Herrn Mandatsträger wählten Frau Dr. Marina men beeindruckend vorangebracht. Dr. Manfred Ramminger und Herrn Dr. Selbig einstimmig als neues Mitglied für - Die Sächsische Landesärztekammer und Wolfgang Krahwinkel für die Bestellung den Ausschuss Arbeitsmedizin. Die Nach- Kassenärztliche Vereinigung Sachsen als stellvertretende ehrenamtliche Richter wahl war notwendig, da Herr Dr. Bodo müssen auch in Zukunft noch enger in des Berufsgerichts für die Heilberufe von Schmude den Kammerpräsidenten der Qualitätssicherung zusammenarbei- am Oberlandesgericht Dresden einstim- gebeten hat, zum 31. Dezember 2000 ten. Ein Vertreter der Kassenärztlichen mig gewählt. von seinen Aufgaben als Mitglied des Vereinigung Sachsen sollte im Aus- Mit 41 Stimmen wurde Herr Dipl.-Med. Ausschusses Arbeitsmedizin entbunden schuss Qualitätssicherung und im Len- Ingolf Schmidt als neues Mitglied für zu werden. Mit Eintritt in den Ruhestand kungsausschuss der Landesärztekammer den Ausschuss Finanzen gewählt, der beendet Herr Dr. von Schmude seine aktiv mitarbeiten. 2. Kandidat, Herr Dr. Thomas Benusch, berufliche Tätigkeit. Herr Professor Dr. In der Arbeitstagung wurden am Sonn- erhielt 20 Stimmen. Die Nachwahl eines Schulze würdigte die von Herrn Dr. von abendnachmittag zunächst erforderliche Mitgliedes für den Ausschuss Finanzen Schmude geleistete Arbeit als lang- Satzungsänderungen behandelt. Herr Pri- war notwendig, da Herr Dr. Helmut jähriges Mitglied des Ausschusses Ar- vatdozent Dr. Wolfgang Sauermann,Vor- Schmidt an den Kammerpräsidenten den beitsmedizin und bedankte sich dafür sitzender des Ausschusses Satzungen, Antrag gestellt hat, von seiner bisherigen herzlich. trug die Satzung zur Änderung der Funktion als Vorsitzender des Finanz- In der Arbeitstagung stellte Herr Dr. Berufsordnung der Sächsischen Landes- ausschusses entbunden zu werden. Helmut Schmidt den Haushaltsplan für ärztekammer vor. In Anlehnung an die Beschlüsse des 103. Deutschen Ärzte- tages erfolgten Änderungen der Vor- schriften zur beruflichen Kommuni- kation sowie Novellierung zum Praxis- verbund. Herr Dr. Michael Burgkhardt, Vorsit- zender des Ausschusses Notfall - und Kata- strophenmedizin, interpretierte den Man- datsträgern die Satzung zur Änderung der Satzung zur Erteilung des Fachkunden- nachweises Rettungsdienst und die Sat- zung zur Änderung der Satzung zur Erteilung des Fachkundennachweises Leitender Notarzt. Im Mittelhefter dieser Ausgabe „Ärzteblatt Sachsen“ sind alle beschlossenen Satzungsänderungen im vollen Inhalt amtlich bekannt gemacht. Die Kammerversammlung der Säch- sischen Landesärztekammer hat Herrn Während der Abstimmung
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Öffentlichen Dienst (BAT-Ost) entfallen. ten nicht mehr erfüllen. Für den juristischen Geschäftsbereich ist Die Sachaufwendungen steigen gegen- folgende Erhöhung des Stellenplanes über dem Ist 1999 um 4 %. In dieser vorgesehen: Kostenart sind auch die Beiträge an die 1. Volljurist/in Bundesärztekammer (880 TDM) und die 2. Juristischer Sachbearbeiter/in mit Rückflussgelder an die Kreisärztekam- einer wöchentlichen Arbeitszeit von mern (398 TDM) erfasst. Werden beide 30 Stunden Positionen addiert, ergibt sich ein ãdurch- Die Begründung für diese Stellenplan- laufender Posten“ von 10,4 % des Ge- erweiterung liegt unter anderem in fol- samthaushaltes der Sächsischen Landes- genden Tatsachen: ärztekammer. Die Anzahl von zu bearbeitenden Vor- Auf der Einnahmenseite sinken die Ein- gängen im juristischen Bereich nimmt nahmen durch Kammerbeiträge gegen- stetig zu. Außerdem wächst die Bereit- über 1999 um 411,5 TDM. Der Anteil Der Präsident verabschiedet Herrn Dr. Bodo von schaft von Ärzten und Patienten, weiter- der Kammerbeiträge an den Gesamtein- Schmude gehende Entscheidungskontrolle zu su- nahmen des Haushaltes vermindert sich das Jahr 2001 vor und erläuterte um- chen, was eine umfassendere gerichtssi- gegenüber dem Vergleichszeitraum damit fassend die Satzung zur Änderung der chere Bearbeitung der Vorgänge zwin- um 0,7 % auf nunmehr 72,5 %. Dieser Beitragsordnung und Satzung zur Än- gend notwendig macht. Minderung der Einnahmen durch Kam- derung der Gebührenordnung der Säch- Die Betreuung verschiedener Aus- merbeiträge steht eine Erhöhung dersel- sischen Landesärztekammer. Auch diese schüsse ist durch die Juristische Geschäfts- ben durch Gebühren gegenüber (siehe Beschlussvorlagen wurden durch die führerin allein aufgrund des zeitlichen Satzung zur Änderung der Gebühren- Mandatsträger ohne Gegenstimme ange- Aufwandes, die Vorbereitung, Teilnahme ordnung). Der durchschnittliche Kammer- nommen. und Nachbereitung erfordern, nicht mehr beitrag pro Kammermitglied verringert zu leisten. sich um 30,24 DM auf 532,10 DM. Haushaltplan für das Jahr 2001 Neu hinzukommende Aufgaben wie Vortrag: Dr. med. Helmut Schmidt Patienteninformationssystem, Nutzung Vorsitzender des Ausschuses Finanzen Internet und Ähnliches führen zu einem Satzung zur Änderung der erhöhten Aufwand in der juristischen Be- Beitragsordnung Nach intensiven Diskussionen sowohl im wertung. Hauptziel der vorgelegten Änderung der Finanzausschuss wie auch im Vorstand Diese erhöhten Anforderungen lassen sich Beitragsordnung war die Vereinfachung der Sächsischen Landesärztekammer und mit der derzeitigen Stellenbesetzung ohne des Regelwerkes durch Konkretisierung mehrfacher Überarbeitung der Entwürfe Abstriche an Qualität, Quantität und der der Sachverhalte. Dadurch soll eine kann der Kammerversammlung nunmehr Einhaltung vertretbarer Bearbeitungsfris- bessere Handhabung für jedes Kammer- ein ausgeglichener Haushaltplan für das mitglied möglich werden. Der Hebesatz Jahr 2001 vorgelegt werden. für den Kammerbeitrag bleibt unverän- Als Vergleichsma§stab wurde der Jahres- dert bestehen. abschluss 1999 gewählt. Aus dem Bezug Folgende Änderungen wurden einge- zu den Ist-Zahlen aus 1999 ergibt sich arbeitet: eine enge Kalkulation; die Einhaltung der Vorgaben wird nur mit einem konse- Das Datum für die Übersendung der quenten Kostenmanagement möglich sein. Unterlagen zur Selbsteinstufung an die Insgesamt steigen die Aufwendungen Landesärztekammer verschiebt sich vom 2001 gegenüber dem Ist 1999 um 4,5 %. 01. Februar auf den 01. März. Dies bedeutet eine jährliche Steigerungs- Nachweispflicht und erforderliche vor- rate von 2,25 %, die als sehr moderat be- zulegende Unterlagen wurden konkreti- zeichnet werden kann. Gegenüber dem siert. Bezugszeitraum steigen die Personal- Für eine freiwillige Mitgliedschaft in kosten um 8,2 %, wovon 6,1 % auf die der Sächsischen Landesärztekammer Anpassung der Gehälter und Löhne auf wurde ein Kammerbeitrag von 340 DM der Grundlage des Tarifvertrages für den Dr. med. Helmut Schmidt pro Jahr festgesetzt.
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