geschlagen zu haben. Auch deshalb war Klasniƒ im vergangenen Jahr zum franzö- sischen Erstligisten FC Nantes gewechselt. Am vorigen Freitag gab das Landgericht bekannt, dass es nun in die Beweisauf- nahme eintreten werde, da kein Vergleich möglich sei. Zunächst soll ein unabhän- giger Gutachter herausfinden, ob und wann die Nierenerkrankung hätte erkannt werden müssen und welchen Einfluss die eingenommenen Medikamente für den Krankheitsverlauf gehabt haben. Dass Klasniƒ nun seine ehemaligen Wer- der-Kollegen als Zeugen aufruft, hat einen besonderen Grund: Die Gegenseite wirft dem Spieler vor, er habe sich eigenmäch- tig aus der Hausapotheke mit Schmerz- mitteln versorgt. Wer das behauptet, sagt Klasniƒ, kenne die Gepflogenheiten des Profifußballs nicht.

STUART FRANKLIN / GETTY IMAGES FRANKLIN STUART Ständig habe sich ein Betreuer unter den Anwalt Teichner, Profi Klasniƒ im Bremer Landgericht: Vitaminspritzen ins Gesäß Spielern erkundigt, wer unter Schmerzen leide. „Wer sich meldete, dem wurden ein ju Guha, der für die jährlichen Routine- oder zwei Tabletten ausgehändigt, um die- FUSSBALL untersuchungen zuständigen Internistin, se vor dem Spiel einzunehmen“, behauptet vor, zwischen 2001 und 2005 sich drama- Klasniƒs Anwalt Matthias Teichner, auch Soldaten auf tisch verschlechternde Nierenwerte nicht sein Mandant habe zugegriffen. Die Pillen beachtet zu haben (SPIEGEL 18/2008). seien ein ständiger Begleiter gewesen. Klasniƒs Schriftsatz für das Landgericht Schmerztabletten sind begehrt im Spit- Diclofenac birgt neuen Sprengstoff für Wer- zensport. Sie helfen nicht nur bei den vie- der Bremen, und er wird wohl auch ein len kleinen Verletzungen, sie lindern auch Dem Ex-Bremer Ivan Klasniƒ muss- Tabu der brechen: Wie viele die Muskelschmerzen bei Höchstbelastun- Schmerzmittel sind im Profigeschäft alltäg- gen. Wer sie nimmt, schaltet eine natür- ten zwei Nieren transplantiert lich, und welche Spritzen bekommen die liche Sperre des Körpers aus. werden. Vor Gericht geht es um die Profis Woche für Woche, um die Strapazen „Bekannt und beliebt waren auch so- Mitschuld des Clubs – und von über 50 Saisonspielen auszuhalten? genannte Vitaminspritzen“, schreibt Teich- den Tablettenalltag in der Liga. Die Ärzte wiesen bisher jegliche Schuld ner, die seien ins Gesäß injiziert oder in die von sich. Klasniƒ ging deshalb vor Gericht. Vene gespritzt worden. Da nach jeder uf der Zeugenliste stehen 64 Na- Mitte April machten die Richter einen Spritze auch die Schmerzen nachgelassen men. Dazu gehören Profis wie Ail- Gütevorschlag: 50000 Euro Schmerzens- hätten, geht der Medizinrechtler davon Aton Gonçalves da Silva, der jetzt geld und 300000 Euro Schadensersatz für aus, dass sich in diesen Vitaminspritzen wieder in Brasilien spielt, oder Mohamed Klasniƒ. Der in Hamburg aufgewachsene auch Schmerzmittel befunden hätten. Zidan von Borussia Dortmund. Deutsche Kroate lehnte jedoch ab. Er hätte wegen Über den Inhalt der Spritzen sei Klasniƒ Nationalspieler wie Tim Borowski, Torsten des Leichtsinns der Ärzte „auf dem Platz nie aufgeklärt worden. Es sei im Profifuß- Frings und sind genauso sterben können“, behauptet Klasniƒ, dies ball auch nicht üblich, den Medizinmann dabei wie die fast vergessenen Altstars hätten ihm seine Ärzte gesagt. zu hinterfragen. „Fußballprofis sind wie Andreas Herzog und sowie Zudem wirft er besonders Bremens Soldaten“, sagt Teichner, „sie tun das, was Trainer Thomas Schaaf mit Assistenten. Manager Klaus Allofs vor, ihn während die Vorgesetzten ihnen befehlen.“ Alle Spieler auf der Liste haben früher seiner Krankheit vernachlässigt und sich Die Anwälte des Bremer Mannschafts- bei Werder Bremen gespielt, ein paar von anschließend auf die Seite der Ärzte arztes sagen, Dimanski habe nur gerin- ihnen sind immer noch da. Sie sol- ge Dosen Diclofenac verordnet, len nun, so will es ihr ehemali- die Schmerzmittel könnten daher ger Mitspieler Ivan Klasniƒ, vor Ge- nicht für den Verlust der Niere richt aussagen, welche Tabletten und verantwortlich sein. Der Verlauf Spritzen sie bei dem Fußballverein der Krankheit sei „schicksalhaft“ bekommen haben. gewesen. Klasniƒ, 29, kroatischer National- Klasniƒs Anwalt bestreitet das. Er spieler und sieben Jahre lang An- überblicke über 2000 Medizinscha- greifer des Bundesligisten, verklagt densfälle, ergänzt Teichner, es sei zwei Ärzte und zwei medizinische ihm bisher kein Fall untergekom- Einrichtungen auf 1,1 Millionen Euro men, in dem Ärzte über so viele Schadensersatz- und Schmerzens- Jahre solche Versäumnisse unterlau- geld. Unter anderem sollen die fen seien. Offenbar habe Bremen Schmerzmittel, die er in Bremen Klasniƒs Tore unbedingt gebraucht. bekam, seine Nierenerkrankung Das jahrelange Nichtbeachten wich- verschlimmert haben. Zwei Nieren tiger Nierenwerte und die immer mussten transplantiert werden. wiederkehrende Gabe von Schmerz-

Klasniƒ wirft Werders Mann- / IMAGO ULMER mitteln „grenzen für mich an Vor- schaftsarzt Götz Dimanski und Man- Mannschaftsarzt Dimanski: Schicksalhafter Verlauf satz“. Udo Ludwig

der spiegel 20/2009 135