Führung behauptet Führung ausgebaut Führung verteidigt Ein Start-Ziel-Sieg Trotz eines Gegentors Obrigheims Gewicht- ist Doppelweltmeis- zum 1:1 in der Nach- heber hatten beim ter Sebastian Vettel spielzeit baute Fuß- 862:532-Sieg über St. bei der Formel-1- ball-Drittligist SV Ilgen leichtes Spiel und Premiere in Indien Sandhausen seine Ta- führen die Bundesli- gelungen. bellenführung aus. gatabelle klar an.

Sport Rhein-Neckar-Zeitung Die aktuellen Berichte und Hintergründe vom Wochenende Ausgabe Nr. 252 – Montag, 31. Oktober 2011

LINKS AUSSEN Stark, aber nicht lautstark

Von Frank Enzenauer

Sagt der Mann zum Kollegen am Vor- standstisch: „Meine Kinder müssen nicht unbedingt Abitur machen. Handwerk hat ja goldenen Boden.“ Sagt die Frau zur Golffreundin: „Ich brauche keinen Porsche. Mein al- ter Golf tut’s auch.“ Sagt der Sohn zu seinem Kumpel: „Besser als ’ne Vier schreib ich in der Mathe-Klausur eh nicht.“ Sagt die Tochter zu ihrer ersten großen Liebe: „Ich will nie mehr ’nen Anderen haben.“ Eine schrecklich nette Familie, so bodenständig und bescheiden. Wie der SV Sandhausen. Ganz oben rangiert der Dorfklub nach 15 Spiel- tagen – doch „Aufstieg“? Igitt. Keiner mag darüber reden, und wenn sie das A-Wort hören, verziehen sie das Ge- sicht, als würden sie beim Vesper Ma- den im Speck entdecken. Also sagt der Trainer: „Wir den- ken nur von Spiel zu Spiel.“ Sagt der Torwart: „Mit 29 Punk- ten ist man schon öfter abgestiegen.“ Sagt der Kapitän: „Ich schaue im- mer noch nach unten und nicht nach oben.“ Willkommen im Klub der Demü- tigen! Die Herren Dais, Ischdonat und Löning machen’s wie der Mann, die Frau, der Sohn, die Tochter: sie sta- Vergeblich reklamiert Gylfi Sigurdsson (2.v. links neben Isaac Vorsah) das Handspiel von Raul. Der Senor und „Jäger“ Huntelaar erlegten Hoffenheim. Fotos: APF peln tief. Sie kündigen nur Ziele an, die sie locker erreichen können. Die defensive Variante des Erwartungs- managements ist das. Die Taktik des Sich-kleiner-ma- Die Berg- und Talfahrt chen-als-man-ist gilt ja auch ge- meinhin sympathischer als größen- Tom Starke hat eine Vermutung für die Schwankungen bei 1899 Hoffenheim: Vielleicht geht es uns zu gut wahnsinniges Gehabe und die Nei- gung zur Hochstapelei; der Fall des Freiherrn zu Guttenberg war weit we- Von Wolfgang Brück mann hat es nötig zu lügen“, fauchte der Stanislawski zu. Die Lobeshymnen des „Es fehlen Selbstbewusstsein und niger witzig als die Geschichte des Fe- Hoffenheimer Torwart. Allerdings: Die Kollegen vermochten auch nicht aufzu- Überzeugung“, klagt Stanislawski, „ir- lix Krull. Abschreiber da, Charmeur Gelsenkirchen. Am Freitagabend waren Zeitlupe im Fernsehen zeigte, dass Raul muntern, zumal sie vorrangig den Zweck gendwann müssen unsere jungen Spieler dort. die Profis von 1899 Hoffenheim im Kino den Ball unabsichtlich an den Unterarm hatten, die Leistung der eigenen Mann- lernen, den schmalen Grat zwischen Uns fällt dazu eine Zeile ein von und amüsierten sich über die neuen bekam, das Handspiel eher hinderlich und schaft aufzuwerten. „Hoffenheim hat schönem und erfolgreichem Fußball zu Konstantin Wecker, Musiker, Poet, Abenteuer des Mr. Bean. Die Vorstel- das Tor somit regulär war. spielerischvieldrauf“,schlugderKnurrer finden.“ Am Ende verhinderte Tom Star- Lebemann, Fan von 1860 München: lung, die morgen auf dem Programm ste- Beim 1:2 durch einen Elfmeter von von Kerkrade, Huub Stevens, unge- ke Schlimmeres. Schade, dass Hoffen- „Es sind nicht immer die Lauten stark, henwird,dürftewenigervergnüglichsein. Klaas-Jan Huntelaar (73.) – zwischen- wohntlieblicheTönean,„diewerdennoch heim nicht mehr Profis mit dem Cha- nur weil sie so lautstark sind ...“ Eher ein Gruselfilm als eine Action-Ko- zeitlich hatte Vedad Ibisevic ausgeglichen viele Punkte holen und vorne mitspie- rakterdesTorwartshat.EinProfi,dersich Freilich geht zuweilen beim Un- mödie. „Die Jungs dürfen sich einein- (63.) – ahndete der Unparteiische einen len.“ nicht mit wenig zufrieden geben will, derstatement der Schuss nach hinten halb Stunden lang anschauen, was sie da Schubser von Marvin Compper. Das muss Stanislawski hat seine Zweifel. Und wenn viel mehr möglich ist. „Wir müssen los. Als Bundesligatrainerneuling fabriziert haben“, drohte nach dem 1:3 bei man nicht unbedingt pfeifen. Auch das 1:3 das mit Recht. „Wenn ei- verfressener werden“, for- Marco Pezzaiuoli die TSG 1899 Hof- Schalke 04 Holger Stanislawski mit aus- (78.) war umstritten. Huntelaar stand aber nem guten Spiel ein dert Starke, „wir dürfen uns fenheim in der vergangenen Winter- giebiger Trauerarbeit. wohl eher nicht im Abseits. schlechtes folgt, wenn es Stanislawski war nicht mit zwei Siegen im pause auf dem achten Tabellenplatz Der Trainer war nach der dritten Aus- Es weist auf einen sympathischen Ge- ständig auf und ab geht, mal Monat begnügen, wenn wir übernommen hatte und gleich den wärtsniederlage in Folge angefressen. rechtigkeitssinn hin, dass sich der Hof- hui und mal pfui, dann bitter enttäuscht viermal gewinnen können.“ „Nicht-Abstieg“ als Ziel nannte, war Und er machte aus seinem Herzen keine fenheimer Unmut auf Herrn Welz in brauchen wir den Blick nicht Die falsche Beschei- das unfreiwillig komisch – und der Mördergrube. Er schimpfte: „Ich habe Grenzen hielt. „Wir hätten es nicht ver- nach oben zu richten“, meint denheit ärgert ihn maßlos. ganze Verein irritiert. Auf wunder- nicht damit gerechnet, dass meine Spie- dient gehabt, hier was mitzunehmen“, gab er. Hoffenheim hat das Potenzial zur Er hat sich Gedanken gemacht über mög- same Weise schaffte Hoffe den Klas- ler so unkonzentriert sein würden, so vie- Spitzenmannschaft. Aber Hoffenheim ist liche Gründe: „Vielleicht haben wir es in senerhalt, was Pezza allerdings nichts le Fehlpässe produzieren und wieder so (noch) keine Spitzenmannschaft. Hoffenheim zu gut. Bei Schalke geht es nützte. Er flog. wenig zielstrebig sind.“ Die Schwankungen sind zu groß. Die ganz anders zur Sache.“ So ein „Vogel“ ist Gerd Dais nicht. Gut, dass Stani Klartext sprach. Nicht Stürmer nicht torgefährlich genug, die Was er damit meint: Beim Traditi- Mit seinem angenehmen Kurpfäl- auf Nebenkriegsschauplätze auswich, Abwehr zu anfällig und alle zusammen onsvereins mit seinen hitzigen Fans ist der zer Singsang spricht der Sandhäuser nicht nach Entschuldigungen suchte. Es lassen sich zu leicht aus dem Tritt brin- Druck größer als im beschaulichen Trainer die Sprache der Spieler, ver- wäre einfach gewesen, denn für die Ge- gen. Am Samstag war „Hoffe“ eine knap- Kraichgau mit wohltemperierten An- lässt sich bei seinen Entscheidungen gentore gab es Sündenböcke. Dem 1:0 pe halbe Stunde sogar ein wenig besser hängern. Die Gefahr besteht, dass sich im auch auf sein Bauchgefühl, und er kä- durch Raul (28.) ging ein eindeutiges als der neue Bayern-Jäger Nummer eins, behaglichenUmfeld Bequemlichkeitbreit me nie auf die Idee, seine Vorstellung Handspiel des Spaniers voraus. Das sah doch das Schalker 1:0 brachte die Mann- macht. Starke appelliert an den Anstand von Fußball zur „Spielphilosophie“ zu auch Schiedsrichter Tobias Welz, der – ein schaft mit einem Schlag aus der Fassung. der Kollegen: „Wir haben überragende erheben oder wie Kollege Rapolder in dem Geschäft bemerkenswerter Weg Durch gutes Zureden in der Pause fass- Bedingungen, deshalb müssen wir mit einst auf dem Waldhof Schopenhauer der Wahrheitsfindung – den Spanier nach ten die Kraichgauer zwar wieder etwas optimaler Leistung zurückzahlen.“ Aber zu zitieren – uffm Waldhof! dessen Meinung befragte. Als der signa- Mut, wurden durch Ibisevic’ Ausgleich bitte nicht nur in den Heimspielen gegen Leben ist Leiden. Wie bitte? Dais lisierte, dass alles in Ordnung gewesen sei, belohnt, ließen jedoch nach dem nächs- die Bayern, Dortmund und Gladbach, bleibt Dais. Denn es ist doch nur ein gab Welz das Tor, was Tom Starke auf Galt die Geste dem Schiedsrichter oder sei- ten Gegentor schnell wieder die Köpfe wenn alles passt. Sondern auch dann, Spiel. die Palme brachte. „Selbst so ein Sports- nen Profis? Stanislawski beim 1:3 in Schalke. hängen. Widerstand: Nullkommanull. wenneinemGegenwindumdieNasebläst.

HOFFENHEIM-SPLITTER Eine Riesen-Chance für Hoffenheim Millionenschwere Malocher Nur vier Torschützen in elf Spielen – Im Achtelfinale des DFB-Pokals kommt -Neuling FC Augsburg nach Sinsheim „Wir sind der geilste Klub der Welt“, auch das ist ein Hinweis, wo die Prob- sagt der Stadionsprecher von Schalke leme von 1899 Hoffenheim sind. 04, „der Verein der Kumpel und Malo- Von Wolfgang Brück Selbstbewusstsein. In den nächsten Ta- achtes Saisontor erzielte. In den nächsten cher.“ Malocher Raul (35) braucht – im Hildebrand im Wartestand gen wird der Holländer mit seinen Lands- zwei Wochen fällt die Entscheidung, ob Gegensatz zu manchen Malochern hier- Timo Hildebrand flanierte in schicker Heidelberg. Träumen ist erlaubt. Seit leuten Lorenzo Davids und Paul Verha- Volland schon im Winter oder erst zur zulande – keine staatlichen Zuschüsse, weißer Wollweste durch die Mixed-Zo- gestern Abend sind die Pokalträume bei egh telefonieren, die in Augsburg unter neuen Saison kommt. Einen giftigen An- um seine Stromrechnung zu bezahlen. ne, begrüßte alte Kollegen, umarmte 1899 Hoffenheim sogar ein Stück rea- Vertrag stehen. „Da wird der Flachs blü- greifer, der heiß aufs Toreschießen ist, Das Jahresgehalt des Spaniers: Sieben Teammanager Dirk Rittmüller. „Timo listischer geworden. Nadine Angerer, die hen“, sagt der Hoffenheimer Verteidiger. könnte der Bundesligist brauchen. Millionen Euro. Demgegenüber sind sie hat eineinhalb Jahre nicht gespielt. Er Torfrau der Nationalmannschaft, er- Die Stimmung war gut bei 1899 Hof- Weniger begeistert war man beim FC in Hoffenheim maßvoll. Die Spitzen- muss im Training schon super halten, freute nicht nur mit schmuckem Stroh- fenheim nach der Auslosung im ZDF ges- Augsburg, wohl auch in Erinnerung an die gehälter liegen unter drei Millionen. wenn er verdrängen hut, sondern beglückte die Kraichgauer ternAbend.BeiMäzenDietmarHopp(„Bei 0:2-Heimniederlage in der Liga. „Das will“, sagt Huub Stevens zu den Aus- auch mit einem günstigen Los. Im Ach- noch zwölf Erstligisten im Topf hätte es sichten des ehemaligen Nationaltor- passt zu diesem Tag. Wir haben es uns an- Braafheids Versöhnungsschmatzer telfinale kommt am 20. oder 21. Dezem- schlimmer kommen können. Wir haben die ders vorgestellt. Eine schwere Aufgabe“, warts, die neue Nummer eins in Schal- ber Bundesliga-Neuling FC Augsburg in Riesen-Chance, die nächste Runde zu er- murrte Manager Andreas Rettig. Holländer in der Fremde halten zu- ke zu werden. Gestern empfahl sich Hil- die Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena. reichen“), ebenso wie bei Torwart Tom sammen. Deshalb tat Schiedsrichter Schließlich geht es auch um eine Men- debrand mit einer fehlerfreien Leis- Gelingt gegen den Tabellenvorletzten Starke („Diese Gelegenheit wollen wir TobiasWelzdesGutenzuviel,alsernach ge Geld. Über eine Million Euro winken tung in der Regionalliga West beim 1:0 der Einzug in die Runde der letzten Acht nutzen. Der Pokal ist der schnellste Weg einem kleinen Scharmützel Edson beim Einzug ins Viertelfinale, der Zweit- von Schalke II gegen den Tabellen- – es wäre bereits das vierte Mal in der Ver- nach Europa“) und Kapitän Andreas Beck Braafheid und Klaas-Jan Huntelaar zu runden-Sieg gegen den 1. FC Köln war be- letzten TuS Koblenz. einsgeschichte – dann würden im besten („Unser Ziel muss das Viertelfinale sein.“). sich rief. Der Hoffenheimer gab dem reits rund 750.000 Euro wert, wie Ge- Fall noch zwei Siege vom internationalen Auch Ernst Tanner ist mit Angerers Schalker einen dicken Versöhnungs- schäftsführer Frank Briel mitteilt. Hoffenheimer heute in Heidelberg Wettbewerb trennen. Denn der Finalist Wahl einverstanden: „Die Aufgabe ist kuss, was den „Hunter“ aber nicht da- Am heutigen Montag, ab 15 Uhr, geben DFB-Pokal, Achtelfinale (20./21. Dez.): VfB Stuttgart - des Endspiels in Berlin nimmt an der letz- lösbar. Nur dürfen wir nicht überheblich Hamburger SV, 1899 Hoffenheim - FC Augsburg, Hertha von abhielt, zwei Tore zu erzielen – die die Hoffenheim-Profis Marvin Comp- ten Qualifikationsrunde zur Europa sein, sonst geht’s schief.“ Den Manager BSC - 1. FC Kaiserslautern, Fortuna Düsseldorf - Borus- Saisontreffer Nummer neun und zehn. per, Chinedu Obasi und Knowledge League teil, falls der Gegner in der Bun- erwischten wir auf der Rückfahrt vom sia Dortmund, Holstein Kiel - FSV Mainz 05, Borussia Mön- Für Hoffenheim haben Ryan Babel und Musona Autogramme im Kaufhof am chengladbach - FC Schalke 04, VfL Bochum - Bayern Mün- desliga die Plätze eins bis sechs belegt. Zweitliga-Spiel zwischen Duisburg und chen, 1. FC Nürnberg - SpVgg Greuther Fürth Roberto Firmino je dreimal getroffen, Bismarckplatz in Heidelberg. Mit dabei „Keine Frage, wir wollen nach Ber- 1860 München (0:3), bei dem der künftige (Viertelfinale: 7./8. Februar; Halbfinale: 20./21. März; Fi- die lange verletzten Sejad Salihovic auch Stadionsprecher und Fanbeauf- lin“, zeigt Edson Braafheid ein gesundes Hoffenheimer Kevin Volland sein bereits nale in Berlin: 12. Mai) dreimal und Vedad Ibisevic zweimal. tragter Mike Diehl. Wolfgang Brück