Veränderung von Beteiligungsverhältnissen bei der DMAX TV GmbH & Co. KG

Aktenzeichen: KEK 427

Beschluss

In der Rundfunkangelegenheit

der DMAX TV GmbH & Co. KG, vertreten durch die DMAX TV Verwaltungsgesell- schaft mbH, diese vertreten durch den Geschäftsführer Dr. Patrick Hörl, Maximilianstr. 13, 80593 München, - Antragstellerin –

Bevollmächtigte: xxx ... w e g e n

Veränderungen von Beteiligungsverhältnissen

hat die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) auf Vorlage der Medienanstalt -Brandenburg (mabb) vom 20.06.2007 in der Sitzung am 17.08.2007 unter Mitwirkung ihrer Mitglieder Prof. Dr. Dörr, Dr. Lübbert, Prof. Dr. Mailänder und Dr. Schwarz entschieden:

Die von der mabb mit Schreiben vom 20.06.2007 vorgelegten Beteiligungsver- änderungen bei der DMAX TV GmbH & Co. KG werden nach den Vorschriften des Rundfunkstaatsvertrags über die Sicherung der Meinungsvielfalt im Fern- sehen als unbedenklich bestätigt. 2

Begründung

I Sachverhalt

1 Gegenstand der Anzeige

1.1 Die DMAX TV GmbH & Co. KG („DMAX TV“), vormals XXP TV – Das Metropolen- programm GmbH & Co. KG, hat mit Schreiben vom 06.06.2007 bei der mabb ge- plante Beteiligungsveränderungen angemeldet: Demnach beabsichtigt die Discove- ry Content Verwaltungs GmbH („Discovery Content Verwaltung“), München, die mit- telbar vollständig im Anteilsbesitz der Discovery Communications, LL.C („Discovery Communications“, vormals Discovery Communications, Inc.), Bethesda, Mary- land/USA, steht, die von der DCTP Entwicklungsgesellschaft für TV-Programm mbH („DCTP“), Düsseldorf, und TV GmbH („Spiegel TV“), Hamburg, gehaltenen Anteile an DMAX TV in Höhe von jeweils 1 % zu erwerben. Die Anteils- übernahmen sind noch nicht vollzogen. Die mabb hat die Anmeldung mit Schreiben vom 20.06.2007 der KEK zur medienkonzentrationsrechtlichen Prüfung vorgelegt.

1.2 xxx ...

1.3 Nach Angaben im Verfahren i. S. , Az.: KEK 429, wurden bereits vollzogene Beteiligungsveränderungen bei Discovery Communications mitgeteilt: Demnach hat die Cox Communications, Inc. ihre 25%ige Beteiligung an dieser Ge- sellschaft aufgegeben. Die LMC Discovery, Inc., eine 100%ige Tochtergesellschaft der Discovery Holding Company („DHC“), hat ihre Beteiligung von 50 % auf 66 % erhöht, die Advance/Newhouse Programming Partnership hält nunmehr 33 % statt 25 %. John S. Hendricks hat seine Beteiligung von 0,002 % auf 1 % erhöht. Die Veranstalterin nimmt hinsichtlich der Darstellung ihrer Beteiligungsstruktur auf diese Angaben Bezug.

1.4 Beteiligungsverhältnisse

An der Veranstalterin sind demnach künftig die folgenden Kommanditisten beteiligt:

Discovery Beteiligungs-GmbH & Co. KG 98 % Discovery Content Verwaltungs GmbH 2 % 3

Geschäftsführende Komplementärgesellschaft ohne Kapitaleinlage ist die DMAX TV Verwaltungsgesellschaft mbH, an der die Discovery Beteiligungs-GmbH & Co. KG („Discovery Beteiligung“) sämtliche Anteile hält (zu den Beteiligungsverhältnissen auf den höheren Beteiligungsstufen s. Schaubild und u. I 1.3 und 5.2).

John Comcast Malone Corporation 29* 5,6*

Advance/Newhouse Discovery Holding Programming Streubesitz John S. Hendricks Company Partnership 65,4* 1 33 66 ( Z)

Discovery Communications LL.C. (ehemals Discovery Communications, Inc. (DCI))

100 100

Discovery Germany Discovery Networks LL.C. International LL.C.

99 100 Discovery 1 Communications Ltd. 100 Discovery Turbo (V) LL.C. Discovery Discovery Geschichte 99 Productions, Inc. 1 Discovery HD Discovery Communications Discovery Communications Deutschland GmbH Europe Ltd. (E) Premiere (Zurechnung eigener und weiterer auf der Plattform veranstalteter Drittprogramme) Premiere Fernsehen 99 GmbH & Co. KG 99 Komplementärin Discovery 1 Management GmbH 100 Discovery Content & Co KG Verwaltungs DNE Music GmbH 99 Publishing Ltd. *: Stimmrechte Discovery 1 E: Zurechnung aufgrund der Möglichkeit der Beteiligungs-GmbH & Einflussnahme auf wesentliche Komplementärin Co. KG Programmentscheidungen durch die Plattformbetreiberin Premiere Fernsehen GmbH & Co. KG (§ 28 Abs. 2 Satz 2 Ziff. 2 RStV) 98

V: vorbehaltlich medienkonzentrations- DMAX 2 rechtlicher Genehmigung DMAX TV GmbH & Co. KG Z: Zwischengesellschaften (ehemals XXP – Das ausgeklammert Metropolen Programm GmbH Programmveranstalter & Co. KG)

Veranstalter, dessen Programm Discovery Communications zuzurechnen ist Stand: 08/2007

2 Veranstalterin und beteiligte Unternehmen

2.1 DMAX TV

Gesellschaftszweck von DMAX TV ist nach dem in einer Entwurfsfassung vorgeleg- 4

ten Gesellschaftsvertrag (Fassung vom 16.07.2007) u. a. der Betrieb eines Fern- sehsenders unter dem Namen DMAX sowie der Erwerb und Besitz von Unterneh- men, die Fernsehsender betreiben xxx ...

2.2 Discovery Beteiligung und Discovery Content Verwaltung

Die Discovery Beteiligung, die 98 % von DMAX TV hält, steht mittelbar vollständig im Anteilsbesitz der Discovery Communications: 99 % der Kapitalanteile an der Dis- covery Beteiligung hält die Discovery Management GmbH & Co. KG, an der wie- derum die Discovery Communications Europe Ltd. (ehemals Discovery Content UK Ltd.) 99 % der Anteile hält. 1 % der Anteile an der Discovery Beteiligung und der Discovery Management GmbH & Co. KG hält die DNE Music Publishing Ltd., eine 100%ige Tochtergesellschaft der Discovery Communications Europe Ltd. Eine wei- tere 100%ige Tochtergesellschaft dieser Gesellschaft, Discovery Content Verwal- tung, ist geschäftsführende Komplementärin ohne Kapitaleinlage der Discovery Be- teiligung und der Discovery Management GmbH & Co. KG. An der Discovery Com- munications Europe Ltd. hält die Discovery Communications Ltd. LLC 99 % der An- teile und die Discovery Productions, Inc. 1 %. An der Discovery Communications Ltd. LLC ist ihrerseits Discovery Networks International LLC in Höhe von 99 % und Discovery Productions, Inc. mit 1 % beteiligt. Bei beiden handelt es sich um 100%ige Tochtergesellschaften von Discovery Communications.

2.3 Discovery Communications

Die von einer „Incorporated“ in eine „Limited Liability Company“ umgewandelte Dis- covery Communications hält auch, mittelbar über die Discovery Germany LLC, sämtliche Anteile an der Discovery Communications Deutschland GmbH („Discove- ry Communications Deutschland“), München, der Veranstalterin der bundesweiten Pay-TV-Spartenprogramme Discovery Channel , Animal Planet , Discovery Ge- schichte und Discovery HD . Die Programme werden exklusiv auf der Pay-TV- Plattform der Premiere Fernsehen GmbH & Co. KG („Premiere“) verbreitet. Disco- very Communications Deutschland vermarktet auch Programmformate im frei emp- fangbaren Fernsehen (vgl. zuletzt Beschluss der KEK vom 06.03.2007 i. S. Disco- very Channel, Az.: KEK 395). Zudem hat Discovery Communications Deutschland mit Schreiben vom 14.06.2007 bei der Bayerischen Landeszentrale für neue Me- dien (BLM) die Zulassung für ein weiteres Pay-TV-Spartenprogramm unter dem Namen „Discovery Turbo“ beantragt (Az.: KEK 429). 5

Discovery Communications bezeichnet sich als weltweit führendes Medien- und En- tertainment-Unternehmen im nicht fiktionalen Bereich. Ihre Tochterunternehmen veranstalten weltweit eine Vielzahl von Spartenprogrammen, u. a. unter den Marken Animal Planet, Discovery Channel, , und , und erreichen 1,5 Mrd. Abonnenten in 170 Ländern (vgl. Angaben unter http://corporate.discovery.com). Discovery Communications produziert und vermarktet u. a. auch Videos, DVDs, Fachbücher und Multimediaprodukte.

2.4 Discovery Holding Company

Die DHC, eine börsennotierte Aktiengesellschaft mit Sitz in Englewood/USA, über- nahm die Anteile an Discovery Communications im Juli 2005 im Zuge einer Abspal- tung vom Medienkonzern Liberty Global, Inc. (ehemals: Liberty Media Corporation), Englewood/USA. Nunmehr hat sie ihre Beteiligung an Discovery Communications auf 66 % erhöht. An DHC sind nach Kenntnis der KEK die Aktionäre von Liberty Global mit entsprechenden Anteilen beteiligt: John Malone hält 29 % der stimmbe- rechtigten Anteile, Comcast Corporation hält 5,6 %; 65,4 % der Anteile befinden sich in Streubesitz. Der Veranstalterin sind diesbezüglich keine gegenteiligen An- gaben bekannt. Liberty Global ist demnach nicht mehr gesellschaftsrechtlich an DHC bzw. Discovery Communications beteiligt. Für eine Zurechnung der Fernseh- beteiligungen von Discovery Communications zu Liberty Global aufgrund vergleich- barer Einflüsse von Liberty Global gibt es keine ausreichenden Anhaltspunkte; dazu wurde im Verfahren Discovery HD vorgetragen, dass die Geschäftsbereiche von Discovery Communications und Liberty Global getrennt seien (vgl. dazu Beschluss i. S. Discovery HD, Az.: KEK 300, III 2.1.2).

3 Plattform- und Vermarktungsverträge

3.1 Verträge von DMAX TV mit Plattformbetreibern

3.1.1 Die Veranstalterin hat Plattformverträge mit den Kabelnetzbetreibern Kabel Deutschland Vertrieb und Service GmbH & Co. KG („Kabel Deutschland“) vom 21.08.2006, iesy Hessen GmbH & Co. KG und ish NRW GmbH („Unitymedia“) vom 14.12.2006, ergänzt um (nur von Seiten der Veranstalterin unterzeichneten) Vertrag vom 10.07.2007, Kabel Baden-Württemberg GmbH & Co. KG („Kabel BW“) vom 03./25.06.2003 sowie einen Plattformvertrag mit der Deutsche Telekom AG vom 6

27.04.2007 vorgelegt; xxx ...

Die Plattformverträge enthalten folgende, die Programmgestaltung berührende Re- gelungen:

3.1.1.1 xxx ...

3.1.1.2 xxx ...

3.1.1.3 xxx ...

3.1.1.4 xxx ...

3.2 Vertrag von Discovery Communications Deutschland mit Premiere

Die Verbreitung der von der Schwestergesellschaft von DMAX TV, der Discovery Communications Deutschland, veranstalteten Programme Discovery Channel, Ani- mal Planet, Discovery Geschichte und Discovery HD auf der Premiere-Plattform er- folgt auf Grundlage eines Plattform- und Vermarktungsvertrags zwischen der Ver- anstalterin und Premiere xxx ... Das Vertragswerk liegt der KEK aus vorangehen- den Prüfverfahren vor; auf die Darstellung in den Beschlüssen i. S. Animal Planet, Az.: KEK 201, I 3.2, Discovery Channel, Az.: KEK 164, I 3.1, und Discovery Geschichte, Az.: KEK 244/269, I 3.2, wird Bezug genommen.

Im Zusammenhang mit dem mittelbaren Erwerb der Anteilsmehrheit an der Ver- anstalterin von DMAX (zu diesem Zeitpunkt noch XXP) durch die Discovery Com- munications, LL.C. (vormals: Inc.) haben Discovery Communications Deutschland und Premiere am 05.07.2006 eine ergänzende Vereinbarung getroffen, xxx ... Zu den Regelungen im Einzelnen vgl. den Beschluss der KEK i. S. Discovery Channel, Az.: KEK 395, I 2.

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II Verfahren

Die Vollständigkeitserklärung liegt vor. Die Kommission hat vor ihrer Entscheidung einem Vertreter der mabb Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben.

III Medienkonzentrationsrechtliche Beurteilung

1 Bestätigungsvorbehalt der KEK

Gemäß § 29 Satz 1 und 4 RStV ist jede geplante Veränderung von Beteiligungs- verhältnissen an Veranstaltern von bundesweiten Fernsehprogrammen und an ih- nen im Sinne von § 28 RStV Beteiligten bei der zuständigen Landesmedienanstalt anzumelden und erst dann zu vollziehen, wenn sie als für die Sicherung der Mei- nungsvielfalt unbedenklich bestätigt worden ist. Die Veränderungen auf der Ebene der Discovery Communications wurden unter Verstoß gegen diese Vorschrift be- reits vor ihrer Unbedenklichkeitsbestätigung vollzogen. Für den Fall, dass eine be- reits vollzogene Beteiligungsveränderung nicht als unbedenklich bestätigt werden kann, droht zwingend der Widerruf der Zulassung des betroffenen Programmveran- stalters, § 29 Satz 4 RStV. Die angemeldeten Beteiligungsveränderungen im Zu- sammenhang mit dem Erwerb der Anteile an der Veranstalterin durch die Discovery Content Verwaltung sind dagegen noch nicht vollzogen; insofern wird der Vorschrift des § 29 Satz 1, 4 RStV genügt.

2 Zurechnung von Programmen

2.1 DMAX wird DMAX TV gemäß § 28 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. RStV sowie der Discovery Beteiligung und ihren Obergesellschaften bis zur Stufe der Discovery Communicati- ons gemäß § 28 Abs. 1 Satz 1, 2. Alt., Satz 2 RStV i. V. m. §§ 16,17 AktG zuge- rechnet. Ihnen werden ferner die Programme Discovery Channel , Animal Planet , Discovery Geschichte und Discovery HD zugerechnet.

2.2 Die genannten Programme sind nunmehr auch DHC zuzurechnen, § 28 Abs. 1 Satz 2 RStV i. V. m. § 17 AktG: 8

Im Verfahren i. S. Discovery HD, Az.: KEK 300, hatte die Antragstellerin zur Über- zeugung der Kommission vorgetragen, dass die damals hälftige Beteiligung von DHC an Discovery Communications zufolge der gesellschaftsrechtlichen Bestim- mungen nicht ausreicht, um deren Geschäft allein führen zu können. DHC ist auf die Zustimmung einzelner oder mehrerer anderer Gesellschafter angewiesen, um Entscheidungen zustande zu bringen. Nach diesen Erkenntnissen konnte eine Zu- rechnung der Programme über Discocery Communications hinaus zu DHC nicht er- folgen.

Dagegen ist DHC nunmehr in Höhe von 66 % an Discovery Communications betei- ligt. Zwar sieht das Shareholder Agreement von Discovery Communications für be- stimmte Maßnahmen (z. B. grundsätzliche Unternehmensänderungen, Übernah- men, Ausgabe zusätzlicher Aktien, Genehmigung des Geschäftsplans) das Erfor- dernis einer Stimmrechtsmehrheit von 80 % vor (vgl. Geschäftsbericht der Discove- ry Holding Company 2006, S. 9 und 13). Für eine Vielzahl von Maßnahmen besteht dagegen nur ein einfaches Mehrheitserfordernis. Um in der zuvor bestehenden Ge- sellschafterkonstellation eine Pattsituation zu vermeiden, bestimmte das Sharehol- der Agreement daher, dass ein Schiedsrichter von den Gesellschaftern zu wählen ist, dem das entscheidende Stimmrecht zukommt. Diese Funktion übt Herr Hendricks aus (s. Geschäftsbericht, S. 13). Diese Regelung ist angesichts der Stimmrechtsmehrheit der DHC nicht mehr erforderlich. Um die Annahme eines Ver- bundtatbestands i. S. d. § 15 AktG zwischen DHC und Discovery Communications zu widerlegen, bedürfte es daher ergänzenden Sachvortrags, der seitens der Ver- anstalterin nicht erfolgt ist.

2.3 Zurechnung zu Plattformbetreibern

2.3.1 Nach § 28 Abs. 2 Satz 1 RStV steht einer Beteiligung nach § 28 Abs. 1 RStV gleich, wenn ein Unternehmen allein oder gemeinsam mit anderen auf einen Veranstalter einen vergleichbaren Einfluss ausüben kann. Als vergleichbarer Einfluss gilt gemäß § 28 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 RStV auch, wenn das Unternehmen aufgrund vertraglicher Vereinbarungen eine Stellung innehat, die wesentliche Entscheidungen des Veran- stalters über die Programmgestaltung von seiner Zustimmung abhängig macht.

2.3.2 Bislang hat die KEK mehrere auf Pay-TV-Plattformen von Dritten veranstaltete Pro- gramme gemäß § 28 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 RStV dem Plattformbetreiber zugerechnet, 9

weil der jeweilige Plattformvertrag dem Veranstalter wesentliche Abweichungen des Programms von einem vertraglich vereinbarten Sendekonzept ohne Zustimmung des Plattformbetreibers untersagt (vgl. Beschluss i. S. Kinowelt TV, Az.: KEK 204, III 2.2 mit weiteren Nachweisen unter III 2.2.2, i. S. tv.gusto, Az.: KEK 222, und Wein TV, Az.: KEK 233, jeweils III 2.2, The History Channel, Az.: KEK 235, III 2.1.7, Games TV, Az.: KEK 223 und 208-1, III 2.1.2, Focus TV, Az.: KEK 236, III 2.1.3, Spiegel TV – xxp digital, Az.: KEK 254, III 2.1.4, beate-uhse.tv, Az.: KEK 338, III 2.1.2, e.clips - Der Entertainmentkanal, Az.: KEK 340, III 2.2, Discovery, Az.: KEK 395, III 2.2.2, und Just Four Music, Az.: KEK 411, III 2.5).

Sofern dagegen der Plattformvertrag keinen solchen Zustimmungsvorbehalt vor- sieht und keine inhaltlichen Vorgaben für die Programmgestaltung enthält, die über eine allgemein gehaltene Bezeichnung des Genres, ggf. die Pflicht des Veranstal- ters zur Qualitätssicherung und gewisse quantitative Mindestanforderungen hinaus- gehen (insbesondere: weder ein vertraglich vereinbartes Sendeschema, das den zeitlichen Ablauf des Programms vorgibt, noch sonstige konkrete Regelungen zu Inhalt und Ablauf des Programms), wird das Drittprogramm dem Plattformbetreiber nicht zugerechnet (vgl. die Nachweise im Beschluss i. S. Kinowelt TV, a. a. O., so- wie Beschlüsse i. S. Disney Channel, Playhouse Disney und Toon Disney, Az.: KEK 240, III 2.1.2 und 2.1.3, Discovery HD, Az.: KEK 300, III 2.1.2.3, und Body in Balan- ce, Az.: KEK 312, III 2.2).

2.3.2.1 Zurechnung zu Kabel Deutschland

Die Programmbeschreibung im Plattformvertrag mit Kabel Deutschland beschränkt sich auf die allgemeine Klassifizierung als Spartenprogramm mit dem Schwerpunkt „factual entertainment“. xxx .... Es lässt sich somit nicht feststellen, dass aufgrund der vorliegend vereinbarten allgemeinen, nicht ins Detail gehenden Vorgaben we- sentliche Programmentscheidungen der Veranstalterin von der Zustimmung von Kabel Deutschland abhängig wären. Die Voraussetzungen der Zurechnung des Programms zu Kabel Deutschland gemäß § 28 Abs. 2 Satz 2, 2. Alt. RStV liegen folglich nicht vor.

2.3.2.2 Zurechnung zu Unitymedia

xxx ... Für eine Zurechnung zu Unitymedia gemäß § 28 Abs. 2 Satz 2, 2. Alt. RStV bestehen demnach keine Anhaltspunkte.

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2.3.2.3 Zurechnung zu Kabel BW

Aus den gleichen Erwägungen kommt auch eine Zurechnung nach § 28 Abs. 2 Satz 2, 2. Alt. RStV zu Kabel BW nicht in Betracht. xxx ...

2.3.2.4 Zurechnung zur Deutsche Telekom AG

Auch die Programmbeschreibung im Plattformvertrag mit der Deutsche Telekom AG beschränkt sich auf die allgemeine Klassifizierung xxx ... DMAX ist der Deut- sche Telekom AG daher nicht gemäß § 28 Abs. 2 Satz 2, 2. Alt. RStV zuzurechnen.

2.3.2.5 Zurechnung zu Premiere

Zu Premiere unterhält die Veranstalterin keine unmittelbaren Vertragsbeziehungen. Ihre Schwestergesellschaft Discovery Communications Deutschland hat jedoch mit Premiere einen Plattformvertrag geschlossen, auf dessen Grundlage wesentliche Entscheidungen zur Programmgestaltung durch Discovery Communications Deutschland von der Zustimmung von Premiere abhängig sind. Die KEK hat Pre- miere daher die von Discovery Communications Deutschland veranstalteten Pro- gramme nach § 28 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 RStV zugerechnet (vgl. Beschluss der KEK i. S. Discovery Channel, Az.: KEK 395).

Die Regelungen dieses Plattformvertrags berühren als Reflex der Qualitätssiche- rung für die über die Premiere-Plattform verbreiteten Pay-TV-Programme von Dis- covery Communications Deutschland auch Belange der Programmgestaltung von DMAX. Ob dieser nur mittelbare Zusammenhang für die Annahme eines beteili- gungsgleichen wesentlichen Einflusses auf die Programmgestaltung und den Pro- grammeinkauf von DMAX i. S. d. § 28 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 RStV ausreicht und Pre- miere dementsprechend auch das Programm DMAX zuzurechnen ist, bedürfte ei- ner tiefergehenden Prüfung. Die Klärung dieser Frage, die angesichts der von DMAX und Premiere erzielten, verhältnismäßig geringen Zuschaueranteile vorlie- gend nicht entscheidungserheblich ist, bleibt einer zukünftigen Überprüfung vorbe- halten.

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2.4 Zurechnung zu Programmzulieferern

Spiegel TV ist das Programm DMAX nicht zuzurechnen, da die vereinbarten regel- mäßigen Programmzulieferungen keinen Umfang erreichen, der die Annahme, dass damit i. S. d. § 28 Abs. 2 Satz 2 Ziffer 1 RStV ein wesentlicher Teil der Sendezeit des Veranstalters gestaltet wird, rechtfertigen würde.

3 Vorherrschende Meinungsmacht

3.1 Zuschaueranteile

Nach § 27 Abs. 2 Satz 2 RStV muss die Ermittlung der Zuschaueranteile aufgrund repräsentativer Erhebungen bei Zuschauern ab Vollendung des dritten Lebensjah- res nach allgemein anerkannten wissenschaftlichen Methoden durchgeführt wer- den. In der Regel verwendet die KEK für die Ermittlung der Zuschaueranteile die monatlichen Daten zu den Anteilen der Fernsehsender an der täglichen durch- schnittlichen Sehdauer (Zuschauer ab 3 Jahren, Mo. – So.). Die Sehdaueranteile werden im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) laufend von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Rahmen des Fernsehpanels D+EU erhoben. Die AGF/GfK-Fernsehforschung bezeichnet in ihren Veröffentlichungen die Sehdaueranteile als Marktanteile.

Die Zuschaueranteile der auf der Premiere-Plattform verbreiteten Programme wer- den von der AGF/GfK-Fernsehforschung nicht veröffentlicht. Für diese Programme werden der KEK Daten aus der Premiere-Marktforschung (Grundgesamtheit: 71,07 Mio. Personen ab drei Jahren) zur Verfügung gestellt, die nach Mitteilung von Pre- miere im Prüfverfahren Az.: KEK 271 zu den Daten der AGF/GfK-Fernsehforschung in Beziehung gesetzt werden können.

3.1.1 DMAX

Mit Schreiben vom 24.07.2007 legte die Antragstellerin für das Programm DMAX Zuschaueranteile aus der AGF/GfK-Fernsehforschung vor. DMAX erzielte im maß- geblichen Referenzzeitraum (Juni 2006 bis Mai 2007) einen durchschnittlichen Zu- schaueranteil von 0,42 % . Aktuell lag der Zuschaueranteil im Monat Juli 2007 bei 0,5 % (Quelle: AGF/GfK-Fernsehforschung. 12

3.1.2 Discovery Channel, Animal Planet, Discover Geschichte und Discovery HD

Discovery Channel, Animal Planet, Discovery Geschichte und Discovery HD werden auf der Pay-TV-Plattform Premiere veranstaltet und bundesweit digital über Satellit (Astra) und Kabelnetze verbreitet. Zum 31.12.2006 verzeichnete Premiere 3,4 Mio. Abonnenten und erreichte einen Zuschaueranteil von 2,1 % , bezogen auf alle Fern- sehhaushalte (Mitteilung von Premiere vom 08.02.2007, abrufbar unter http://info. premiere.de/inhalt/de/medienzentrum_news_uk_08022007.jsp).

Nach den mit Schreiben der Veranstalterin vom 24.07.2007 mitgeteilten Zuschau- eranteilen für Discovery Channel, Animal Planet und Discovery Geschichte für den gemäß § 27 Abs. 1 Satz 2 RStV maßgeblichen Referenzzeitraum von Juni 2006 bis Mai 2007 betrug der gemeinsame durchschnittliche Zuschaueranteil 2,28 % (Quel- le: Premiere modata Panel), bezogen auf alle Fernsehhaushalte mit Premiere- Abonnement (Deutschland). Der maßgebliche Zuschaueranteil von Discovery Channel, Animal Planet und Discovery Geschichte, bezogen auf alle Fernsehhaus- halte, beträgt somit rund 0,05 %.

Der Zuschaueranteil von Discovery HD wird nach Angaben der Veranstalterin im Premiere-Panel nicht gemessen.

Somit kann für die Programme DMAX, Discovery Channel, Animal Planet und Dis- covery Geschichte von Zuschaueranteilen ausgegangen werden, die in der Refe- renzperiode ungefähr 0,47 % erreichten.

3.2 Abschließende Feststellung

Gemäß § 26 Abs. 1 RStV darf ein Unternehmen selbst oder durch ihm zurechenba- re Unternehmen bundesweit eine unbegrenzte Zahl von Fernsehprogrammen ver- anstalten, solange es dadurch keine vorherrschende Meinungsmacht erlangt.

Die der Antragstellerin, Discovery Beteiligung und ihren Obergesellschaften zuzu- rechnenden Zuschaueranteile liegen weit unterhalb der Vermutungsschwellen im Sinne von § 26 Abs. 2 RStV. Es liegen auch keine anderweitigen Anhaltspunkte für die Entstehung vorherrschender Meinungsmacht vor. Den angemeldeten Beteili- 13 gungsveränderungen stehen demnach Gründe der Sicherung der Meinungsvielfalt nicht entgegen.

(gez.) Dörr Lübbert Mailänder Schwarz