09/2016

Praktische Werkzeuge zur Verwaltung von Cloudumgebungen Sysadmin Serviceroboter Cloudverwaltung

64 Cloudumgebungen sind in vielen Unternehmen dabei, die eigene IT abzulösen. Wer am Ende mehrere Clouds

effizient verwalten muss, der braucht die richtigen Werkzeuge. Dieser Beitrag stellt sie vor. Martin Loschwitz www.linux-magazin.de

Schwächen der jeweiligen Lösungen lie- gen. Neben Heat, das Orchestrierung in Open Stack ermöglicht, laufen im Ver- gleich auch Ansible, Manage IQ, Scalr, Bosh, Rundeck sowie Cloudify.

E Liebling: Heat

Die Entscheidung, auf Heat [1] in diesem Artikel einzugehen, beruht auf einer sim- plen Einsicht: Zwar experimentieren viele Admins bereits mit Clouds und betreiben in Open Stack auch Dienste, doch Heat ist vielen bis heute unbekannt – obwohl es dem Admin viel Arbeit abnehmen kann. Heat ist die Open-Stack-eigene Orchest- rierungskomponente.

© abidal, 123RF Orchestrierung meint im Grunde die Fortsetzung von Automatisierung in ei- ner Cloudumgebung. Das Prinzip beruht auf der Annahme, dass Admins es bei- nahe nie mit einer einzelnen virtuellen Maschine in einer zu tun bekom- men. Das Beispiel eines typischen Setups Für Unternehmen sind private und be- Schon das Ausrollen von Applikationen macht das deutlich: Neben einer belie- sonders Public Clouds längst ernstzuneh- in virtuellen Maschinen gestaltet sich bigen Anzahl von VMs mit Webservern mende Alternativen für konventionelle fundamental anders als mit physischen spielt hier meist auch eine Datenbank IT-Setups. Auf der einen Seite haben die Rechnern, weil eine ganze zusätzliche mit. Hinzu kommen vielleicht ein Load großen Anbieter wie und allen Management-Ebene hinzukommt: Neben Balancer sowie Applikationsserver, die voran Amazon zu dem kommerziel- den virtuellen Maschinen muss auch der Hintergrundaufgaben für die Plattform len Erfolg dieses Konzepts beigetragen, Virtualisierungshost verwaltet werden, erledigen. andererseits waren auch Open-Source- auf dem sie laufen. Es wundert nicht, All diese Komponenten wollen über ein Lösungen wie Open Stack maßgeblich dass gleich mehrere Lösungen um die privates Netz in der Cloud miteinander daran beteiligt. Gunst der Admins und Nutzer kämpfen, verbunden sein; viele brauchen aber Das Ergebnis hält die IT-Abteilungen vie- wenn es darum geht, die Probleme zu auch zusätzlich öffentliche IP-Adressen. ler Unternehmen auf Trab: Ein Wechsel lindern, die solch ein Wechsel hin zur Wollte ein Admin sich ein solches Setup hin zu einer Cloudstrategie ist keine Klei- Cloud mit sich bringt. in Open Stack zu Fuß oder über die gra- nigkeit, greift er doch erheblich in die Eine eigene Klasse von Programmen ver- fische Benutzeroberfläche Horizon kons- Strukturen eines Unternehmens ein. Egal spricht die Verwaltung von Ressourcen in truieren, sähe er sich einer ziemlich lan- ob die Unternehmen eine eigene Cloud Clouds zu erleichtern – und zwar auch gen Liste von Arbeitsschritten gegenüber. aufbauen oder sich bei einem Anbieter über die Grenzen einer einzelnen Cloud Denn Netzwerke, VMs, IPs und auch einmieten wollen: Cloudworkloads un- hinweg. Das Linux-Magazin hat sich Load Balancer sind in Open Stack eigene terscheiden sich in beiden Fällen grund- mehrere Vertreter dieser Gilde genauer Ressourcen, die auch jeweils separat vor legend von konventionellen Setups. angesehen und zeigt, wo die Stärken und der Nutzung anzulegen sind. 09/2016 Sysadmin Genau hier kommt Heat ins Spiel. Die Komponente erlaubt es dem Admin, ein Setup im gewünschten Endzustand ab- strahiert zu beschreiben (Abbildung 1). Die Beschreibungen heißen Templates

und können im Open-Stack-Beispiel als Cloudverwaltung Json- oder Yaml-Datei vorliegen. In ei- nem solchen Template listet der Admin 65 alle Ressourcen auf, die seine virtuelle Umgebung benötigt. Danach übergibt er das Template an Heat, das die beschrie-

benen Ressourcen anlegt. www.linux-magazin.de Am Ende erhält der Admin bereits nach wenigen Minuten ein schlüsselfertiges Setup, das er sofort benutzen kann. Im Gegensatz zur manuellen Variante fällt also nur einmal Arbeit an, um das Tem- plate für die Umgebung zu schreiben. Danach lässt sich die gleiche Umgebung Abbildung 1: Heat-Templates sind abstrahierte Darstellungen des gewünschten Endzustands einer virtuellen beliebig oft aus demselben Template wie- Umgebung. Heat legt die nötigen Ressource an. der starten. Wer sich mit Cloudworkloads beschäf- zu Resultaten kommen, wenn er eine Integration für Cloudumgebungen defini- tigt, kommt beim Open-Stack-Beispiel Open-Stack-Cloud unter den Fingern hat tiv genauer ansehen. um Heat kaum herum. Die meisten in (Abbildung 2). Und im Gegensatz zu Aus einer anderen Richtung beleuchtet einer Open-Stack-Cloud nutzbaren Res- Heat funktioniert Ansible nicht nur mit das Bosh-Projekt [5] das Problem. Hier sourcen lassen sich mittlerweile auch Open Stack: Module zur Nutzung spe- steht nicht so sehr die Frage eines ein- durch Heat-Templates beschreiben. Die zifischer Cloudfunktionen bietet Ansible fachen und kompletten Deployment im Heat-Dokumentation listet sämtliche etwa auch für die Cloud-Stack-Umgebung Vordergrund, sondern eher die Pflege verfügbaren Ressourcentypen auf [2] oder für Amazons Public Cloud. einer Applikation, also die Abbildung und enthält auch praktische Beispiele, eines kompletten Applikations-Lifecycle die sich gerade für Templateschreiber als Ressourcen in Ansible im Cloudkontext. sehr nützlich erweisen. konfigurieren E Bosh: Speziell für E Heat-Alternative: Ansible Das Prinzip ist dabei immer gleich: Entwickler Wie gewohnt schreibt der Admin ein Konkurrenz bekommt Heat aus einer Ansible-Playbook, in dem er Ressour- Das Deployment ist freilich ein Teil des Ecke, aus der man das kaum erwartet cen unterschiedlichen Typs verwendet. besagten Lebenszyklus. Hinzu kommen hätte: Auch die Automatisierungslösung Die Ressourcentypen­ kommen aus den Ansible [3] versteht sich auf die Ver- Cloud­modulen von Ansible, die unter [4] waltung von Ressourcen in einer Cloud. gut dokumentiert sind. Sobald das Play- Eigentlich ist dies durchaus logisch: Auch book fertig ist, ruft der Admin Ansible ­ ein Ansible-Playbook mitsamt den zu- auf, das auf Basis der vorhandenen Kon- gehörigen Rollen ist ja nichts anderes figuration die benötigten Ressourcen in als die abstrahierte Darstellung von Ar- der Ziel-Cloud anlegt. beitsschritten, die in einer bestimmten Einschränkend sei aber angemerkt, dass Reihenfolge zu erledigen sind. Um ihre Ansible kein vollständig kompatibler Er- Lösung fit für die Cloud zu machen, lie- satz für die Orchestrierungsdienste der je- fern die Ansible-Entwickler eine ganze weiligen Clouds ist. Zwar ist der Umfang Reihe von Modulen, mit denen sich in der Cloudmodule bei Ansible beachtlich, Clouds Ressourcen anlegen, verwalten doch decken sie nicht jede Funktion je- und löschen lassen. der Cloud ab. Keines der Module bietet Die Cloudfähigkeiten von Ansible eig- zum Beispiel die Möglichkeit, in einer nen sich besonders für jene Admins, Open-Stack-Cloud einen Load Balancer die bereits Erfahrung im Umgang mit aus Ansible heraus anzulegen – Open dem Tool haben. Wer also schon Ansi- Stack Heat bietet diese Möglichkeit sehr Abbildung 2: Die Cloudmodule von Ansible ermög- ble spricht, kann ohne den Umweg über wohl. Wer auf die fehlenden Ressourcen lichen Operationen direkt aus Ansible heraus in die Template-Sprache von Heat schnell verzichten kann, sollte sich die Ansible- Cloudumgebungen, hier etwa Open Stack. 09/2016 Sysadmin Cloudverwaltung

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Abbildung 3: Manage IQ erlaubt Multi-Cloud-Management und bietet eine riesige Menge von Konfigurationsmöglichkeiten.

dann noch solche Faktoren wie Updates Die Entwickler führen vier Prinzipien bearbeiten Entwickler erst per Git, um beteiligter Komponenten oder das Aus- an: Zunächst lassen sich alle Teile einer Bosh im Anschluss ein fertiges Cloud­ rollen einer aktualisierten Version der Cloudapplikation direkt aus Bosh heraus image generieren zu lassen, das sich di- jeweiligen Applikation. verwalten, sodass Bosh zu jedem Zeit- rekt in Open Stack oder anderen Clouds Der Begriff Applikation bedarf im Bosh- punkt den Überblick über die komplette nutzen lässt. Wer also Applikationen für Kontext der näheren Erläuterung: So Applikation hat. Schritt zwei besteht da- Cloudumgebungen baut und bisher die bezeichnen die Bosh-Entwickler nicht rin, Reproduzierbarkeit zu erreichen: Än- einzelnen Workflow-Schritte per Hand etwa ein einzelnes Programm, das in derungen an Apps, die in Bosh entwickelt abwickelt, sollte sich Bosh dringend ge- einer VM in der Cloud läuft. Vielmehr werden, lassen sich zu jedem Zeitpunkt nauer anschauen. geht es um den Applikationsbegriff, wie nachvollziehen und – wenn nötig – auch ihn der Cloudfoundry-Standard vorgibt. revidieren. E All-in: Manage IQ Danach ist eine Cloudapplikation die Das passt unmittelbar zum dritten Prin- Summe aller Ressourcen, die in einer zip, der Konsistenz: Bosh bietet Entwick- Die bisher vorgestellten Lösungen befas- Cloud vorhanden sein müssen, damit lern alle Werkzeuge, um zuverlässig und sen sich vorrangig mit der Frage, wie sich ein spezifischer Dienst wie gewünscht nachvollziehbar an einer Applikation zu im Kontext einer Cloud Anwendungen funktioniert. Der Cloudfoundry-Standard arbeiten. Der letzte Faktor ist die Agilität: sinnvoll verwalten und pflegen lassen. gilt als Beschreibung des Idealzustands Auch verteilte Teams können Bosh nut- Manage IQ [6] setzt eine Ebene höher einer Platform-as-a-Service-Philosophie zen, weil es etliche der Standards erfüllt, an und präsentiert sich als universelles und Bosh war ursprünglich darauf aus- die die moderne, agile Software-Entwick- Verwaltungswerkzeug für Cloudumge- gerichtet, einen Cloudfoundry-Workflow lung vorschreibt. bungen aller Art. Als einen seiner vie- für PaaS-Projekte zu liefern. Unter der Haube begegnen Entwickler len Vorteile preist das Projekt an, dass Mittlerweile hat sich der Fokus des Pro- vielen Werkzeugen, die ihnen aus dem Manage IQ auch Workloads in hybriden jektes aber verschoben: Bosh unterstützt Alltag bereits bekannt sein dürften: Als Clouds managet: Der Admin definiert längst nicht mehr nur PaaS-Lösungen Stammzelle firmiert in Bosh etwa ein auf der Ebene von Manage IQ also Res- nach dem Cloudfoundry-Vorbild. Die Ent- nacktes Betriebssystem-Abbild, das die sourcenpools in verschiedenen Clouds, wickler führen in ihrer Dokumentation Grundlage für eine neue Bosh-Applika- Manage IQ kümmert sich dann darum, etwa auch verteilte Systeme wie Hadoop tion bildet. Git ist ein andres zentrales anfallende Arbeiten mit Hilfe dieser Res- an, die sich mit Bosh als Applikation Bosh-Werkzeug und sorgt für nachvoll- sourcenpools abzuwickeln. in Clouds betreiben und pflegen lassen. ziehbare Versionsverwaltung. Manage IQ erscheint in zwei Varianten: Das Kernziel von Bosh ist nach eigener Das schlagende Argument für Bosh sind Das „echte“ Manage IQ ist ein Open- Aussage, die Entwickler beim Bauen, die vielen kleinen Arbeitsschritte, um Source-Projekt, das sich direkt über des- Paketieren und Ausrollen von Cloud­ die Bosh sich im Hintergrund ab Werk sen Website herunterladen und nutzen applikationen zu unterstützen. kümmert: Eine so genannte Stemmcell lässt. Daneben finanziert Red Hat das 09/2016 Sysadmin Cloudverwaltung

67 www.linux-magazin.de Scalr ©

Abbildung 4: Scalr bietet ein ähnliches Feature-Set wie Manage IQ und verfügt auch über Funktionen, um wirtschaftliche Metriken auszugeben.

Projekt maßgeblich und vertreibt es auch VMs in Clouds. Die Lösung hat selbst der Software darf der Admin etwa Para- kommerziell als Teil seines Cloudforms- eine Art Lifecycle-Management für meter festlegen, die beim Überschreiten Produkts: Diese Version bietet kommerzi- Cloud­applikationen eingebaut und kann bestimmter Schwellenwerte einen Alarm ellen Support und eine Reihe Zusatzfunk- etwa auch Betriebssystem-Abbilder ver- auslösen. Die Agenten, die im Manage- tionen, die zum Teil aber sehr spezielle walten, die entsprechend vorkonfiguriert IQ-Sprech auch Smartproxy heißen, ho- Anforderungen erfüllen. Zuallererst ist sind. Obendrein liefert Manage IQ einen len sich dazu von den ihnen zugewiese- Manage IQ ein zentrales Tool, um unter großen Schatz an Automatisierungs- und nen Clouds in regelmäßigen Abständen der einheitlichen Oberfläche eines Pro- Orchestrierungsfunktionen und wildert verfügbare Metriken und werten diese gramms verschiedene Plattformen – also damit im selben Wald wie die bereits entsprechend aus. auch Clouds – zu steuern. beschriebenen Komponenten Heat oder Die Monitoring- und Alarming-Funktio- Im Kern besteht Manage IQ aus einer Ap- Ansible. nen sind ein gutes Beispiel für das bereits pliance, die die Managementzentrale ent- Der Umgang mit Orchestrierung gestal- erwähnte Lernpensum: Soll hier am Ende hält: Jene Appliance ist der Single Point tet sich bei Manage IQ allerdings etwas eine nützliche Funktionalität herauskom- of Administration für Admins. Sie enthält leichter: Viele komplexe Hintergrund- men, steht zunächst das Lesen von viel auch das Manage-IQ-Webinterface. Auf prozesse bekommt der Admin hier erst Dokumentation auf dem Plan. Ähnliches der Website steht die Manage-IQ-Appli- gar nicht zu sehen. Er legt sich – im gilt für Manage IQs Feature zum automa- ance als fertiges Abbild etwa für diverse Normalfall per GUI – die Ressourcen so tischen Skalieren in die Breite. Fest steht Public Clouds bereit zum Download. Hier an, wie er sie benötigt, und Manage IQ jedenfalls: Wer Workloads über mehrere leistet Red Hat ausgezeichnete Arbeit, kümmert sich um den Rest. Dabei bietet Clouds hinweg organisieren möchte, denn viel schneller lässt sich eine kom- es erfahrenen Admins aber auch die Mög- sollte Manage IQ genauer studieren – und plexe Anwendung wie Manage IQ nicht lichkeit, an wirklich jeder Stellschraube zwar im Vergleich zu … in Betrieb nehmen. des Systems zu drehen. Wer alle internen Zur Appliance hinzu gesellen sich Agen- Funktionen von Manage IQ durchdringen E Scalr ten: Für jede konfigurierte Cloud etwa möchte, hat ein hohes Lernpensum vor gibt es einen separaten Agenten im Hin- sich (Abbildung 3). Scalr [7] muss als Proband im Test un- tergrund. Agenten wickeln die Kommu- mittelbar auf Manage IQ folgen, denn es nikation mit den jeweiligen Cloudum- Skalieren, überwachen, hat im Wesentlichen die gleichen Ziele gebungen ab und leiten auch Befehle an alarmieren wie Red Hats Zögling: Auch Scalr möchte sie weiter, um zum Beispiel eine neue es für Admins leichter machten, Setups VM zu starten. Als vollumfängliche Management-Lö- in hybriden Clouds zu betreiben. Wie Allerdings beschränkt sich Manage IQ sung kümmert sich Manage IQ auch um der Konkurrent von den roten Hüten ba- nicht auf das Starten und Stoppen von Themen wie Monitoring und Alerting. In siert auch Scalr auf dem Open-Source- 09/2016 Sysadmin Cloudverwaltung

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Abbildung 5: Cloudify arbeitet mit Blueprints, die den gewünschten Zustand einer virtuellen Umgebung beschreiben, und setzt sie dann in der Ziel-Cloud um.

Prinzip. Das Scalr-Entwicklungsmodell Nützlich ist auch die eigene Orchestrie- Seite und kompletten Umgebungen wie unterscheidet sich jedoch von Manage rungskomponente, die schon ab Werk Manage IQ oder Scalr auf der anderen IQ: Bei Scalr hinkt die zum Download mitgeliefert wird. Sie hat eine eigene Seite an: Cloudify bietet Orchestrierung bereitstehende Community-Variante etwa Template-Engine, mit der sich typische für verschiedene Clouds an und versteht neun Monate hinter dem gleichnamigen VM-Konfigurationen automatisiert anle- sich auch auf den Umgang mit hybriden Enterpriseprodukt hinterher, üblicher- gen lassen. Die Scalr-Entwickler heben Clouds. Weitergehendes Management weise fehlen ihr also diverse Features noch die Statistikfunktionen ihres Pro- wie bei den beiden zuvor genannten Lö- der Bezahlversion. dukts hervor: Scalr gibt per Mausklick ei- sungen fehlt allerdings. Denn bei Clou- Wer sich für Scalr interessiert, kann die nen schnellen Überblick über verfügbare dify steht – wie bei einer Orchestrie- Software entweder durch Scalr selbst auf Ressourcen und die aktuell entstehenden rungslösung zu erwarten – der Lifecycle dessen Servern hosten lassen, der Ein- Kosten des eigenen Setups. einer Cloudapplikation im Vordergrund stiegspreis beträgt rund 100 US-Dollar pro Über entsprechende APIs stehen diese (Abbildung 5). Monat. Alternativ gibt es eine Enterprise- Informationen auch externen Applikatio- Keimzelle eines Cloudify-Setups ist eine Variante für das eigene Rechenzentrum, nen zur Verfügung; denkbar wäre etwa, einzelne VM. In ihr läuft der Cloudify die mit knackigen 30 000 US-Dollar zu die Cloudlösung an ein Billing-System an- Manager, er führt das Kommando: In- Buche schlägt – wenn man sich mit dem zuschließen (Abbildung 4). Eine fertige formationen über Clouds, in denen VMs Basis-Paket begnügt. Implementation einer solchen Integration zu starten sind, sind hier hinterlegt. Die In Sachen Funktionalität gibt sich Scalr existiert zumindest im Augenblick aber Manager-VM betreibt auch die auf Tosca solide: Dreh- und Angelpunkt aller Ad- wohl noch nicht. basierende Orchestrierungsumgebung, min-Aktivität ist die Weboberfläche der Scalr hinterlässt insgesamt einen guten an die Nutzer ihre Templates in Tosca Lösung. Diese bietet etwa die Option ersten Eindruck und macht Lust auf schicken. Features wie das automatische einer einheitlichen Benutzerverwaltung mehr. Ob man letztlich zu Manage IQ Skalieren in die Breite sind über einen ei- für die eigenen Endkunden – bei Wieder- oder Scalr greift, dürfte vorrangig von genen Agent gelöst, den die von Cloudify verkäufern –, und zwar über die Grenzen den eigenen Vorlieben abhängen: Einen gestartete VM gleich mitliefert. Merken verschiedener Clouds hinweg. Entspre- Test im eigenen Haus sind beide Werk- die Agents innerhalb einer Installation, chend kümmert sich Scalr auch um das zeuge sicherlich wert. dass die aktuelle Gesamtlast zu hoch ist, Thema Authentifizierung: Neben der lädt Cloudify entsprechende Instanzen Möglichkeit, eine eigene User-Datenbank E Noch mehr Orchestrie­ nach, wenn der Verfasser des Template zu pflegen, stehen auch LDAP sowie Ac- rung: Cloudify das so vorgesehen hat. tive Directory als Quellen für Nutzerda- Gigaspaces, die Firma hinter Cloudify, ten zur Verfügung. Ein eigenes System Der nächste Kandidat ist die Orchest- hebt dessen Vielfältigkeit als Hauptfea- zur Rollen- und Rechteverwaltung rundet rierungslösung Cloudify [8] von Giga­ ture hervor: Neben der Arbeit mit Open das Konzept ab: Die Scalr-Leute haben spaces. Sie siedelt sich thematisch ir- Stack beherrscht Cloudify auch die An- sich hier erkennbar Mühe gegeben. gendwo zwischen Ansible auf der einen bindung an VMware-Virtualisierungs- 09/2016 Sysadmin umgebungen und spricht zudem mit Docker oder Kubernetes-Installationen. Gigaspaces verspricht sogar, dass sich mit Cloudify bestehende Workloads aus konventionellen Umgebungen ohne

Schwierigkeiten in die Cloud verlagern Cloudverwaltung lassen; in eben jenem Versprechen hat der Name des Programms letztlich auch 69 seinen Ursprung. Weitere Features erlauben Monitoring sowie Auto-Healing: Stürzen laufende

Instanzen einer von Cloudify gestarte- www.linux-magazin.de ten Umgebung ab, kümmert sich die Management-VM von sich aus um den Start von Ersatzsystemen. Wer darüber nachdenkt, Applikationen in die Cloud zu verlagern, findet in Cloudify ein prak- tisches Werkzeug genau dafür. Die Stan- dardvariante von Cloudify steht auf der Abbildung 6: Rundeck ist nicht nur im zu Hause, es lässt sich dort aber auch gut nutzen. Projekt-Website kostenlos zum Down- load bereit; eine kommerzielle Variante ged Setups. Obgleich Clouds regelmäßig Kommandos in VMs ist für jeden etwas kommt mit Support daher. durch IaaS im Fokus stehen, gibt es den- dabei. Das geht sicher auch so weiter – noch viele Kunden, die sowohl ihr Setup Unternehmen werden weiter versuchen E Operations-Automati­ in die Cloud umziehen als auch dem diesen Markt zu bedienen. Für Admins sierung: Rundeck Anbieter den Betrieb des Setups über- heißt das: Noch mehr Service­roboter, tragen wollen. Das heißt normalerweise, noch mehr Möglichkeiten. (jcb) n Mit Rundeck [9] schließt dieser Tools- dass Kunden auf diesen Systemen keine Überblick. Bei dieser Software handelt Befehle ausführen dürfen. Diese Barriere es sich weder um eine Orchestrierungs- umgeht Rundeck: Entsprechend vorkon- Infos lösung noch um eine Verwaltung für figurierte Aktionen dürfen Kunden dann [1] Open Stack Heat: Clouds. Rundeck ist vielmehr eine Auto- per Mausklick starten, ohne einen Login [https://​­wiki.​­openstack.​­org/​­wiki/​­Heat] matisierungshilfe für typische Aufgaben auf den VMs der virtuellen Umgebung [2] Heat-Dokumentation: aus dem Bereich Operating: Das Werk- zu benötigen. [http://​­docs.​­openstack.​­org/​­developer/​ zeug erlaubt es dem Anwender, standar- Module für die Kommunikation mit ver- ­heat/​­template_guide/​­openstack.​­html] disierte Workflows auf Hosts per Maus- schiedenen Cloudsetups sind übrigens [3] Ansible: [https://​­www.​­ansible.​­com] klick über ein Webinterface in Gang zu in Rundeck bereits integriert: Eine An- [4] Ansible-Cloud-Module: setzen. Anders als alle anderen Tools im bindung an Ansible, Chef oder Amazon [http://​­docs.ansible.​­ ​­com/​­ansible/​­list_of_ Vergleich bisher setzt Rundeck also erst EC2 erlaubt das Herunterladen der Node- cloud_modules.​­html] auf der Ebene der virtuellen Maschinen Listen von dort. Weil Rundeck zudem [5] Bosh: [https://​­bosh.​­io] an, die gesamte VM-Verwaltung bleibt eine aktive Fangemeinde im Netz hat, [6] Manage IQ: [http://​­manageiq.​­org] fast vollständig außen vor. kursieren gleich mehrere Plugins, um [7] Scalr: [http://​­www.​­scalr.​­com] Fast vollständig, weil Rundeck auf Host- zum Beispiel VM-Listen und Ressourcen- [8] Cloudify: [http://​­getcloudify.​­org] Ebene arbeitet: Das Programm ist also Listen auch aus Open Stack zu beziehen [9] Rundeck: [http://​­rundeck.​­org] zumindest auf die Information angewie- ([10], [11]). [10] Rundeck für Open Stack: [https://​­github.​ sen, für welche (auch virtuellen) Hosts es ­com/​­alkersan/​­rundeck‑openstack‑plugin] verantwortlich ist. Sobald diese Konfigu- Fazit: Viel los [11] Rundeck für Open Stack: [https://​­github.​ ration hinterlegt ist, erlaubt es Rundeck ­com/​­gambol99/​­rundeck‑openstack] über Templates, Aufgaben zu definieren Die vorgestellten Applikationen sind ein (Abbildung 6). Ein fertiges Template Querschnitt durch den Markt von Cloud- Der Autor lässt sich anschließend auf den Hosts produkten, der äußerst aktiv ist. Sie ste- Martin Gerhard Loschwitz einer VM-Umgebung in einer Cloud au- hen exemplarisch für eine Entwicklung, arbeitet als Cloud Architect tomatisiert ausführen. Rundeck ist damit bei der Admins sich für praktisch jede bei Sys Eleven. Er beschäf- bereits ein praktisches Werkzeug außer- Ebene einer Cloudinstallation das pas- tigt sich dort intensiv mit halb des Cloudkontexts. sende Werkzeug heraussuchen dürfen: den Themen Open Stack, In Clouds eröffnet die Software eine an- Von der Steuerung diverser Clouds über Distributed Storage und dere praktische Option: Sie schlägt eine die Orchestrierung von virtuellen Diens- Puppet. Außerdem pflegt er in seiner Freizeit Brücke zwischen managed und unmana- ten bis hin zur Ausführung spezifischer Pacemaker für Debian.