Cäcilie Kowald Das deutschsprachige Oratorienlibretto 1945-2000 Literaturwissenschaftliche Annäherung an eine vernachlässigte Gattung

Das deutschsprachige Oratorienlibretto 1945-2000

vorgelegtvon CäcilieKowald ausWiesloch

vonderFakultätI–Geisteswissenschaften derTechnischenUniversitätBerlin zurErlangungdesakademischenGrades

DoktorinderPhilosophie Dr.phil.

genehmigteDissertation

Promotionsausschuss: Vorsitzender:Prof.Dr.FriedhelmSchütte Berichter:Prof.Dr.NorbertMiller Berichter:Prof.Dr.HansDieterZimmermann

TagderwissenschaftlichenAussprache:25.Januar2007

Berlin2007

D83 2

3

DANKSAGUNG

MeinDankgiltallen,diedieseArbeitmöglichgemachtundunterstützthaben:

MarionSchulzReeseundAlbertusMagoley,weilsienichtnurgegeneinepromovierende Teilzeitkraftnichtseinzuwendenhatten,sonderndiesauchdurchentsprechendeorgani satorischeMitwirkungundEntlastungsangeboteförderten,sowieallenKolleginnenund Kollegen,dieakzeptierten,dassichnichtuneingeschränktzurVerfügungstand, meinerFamilieundmeinenFreunde,dieverstanden,dassichnichtzweiTagedieWoche „frei“hatte,sondernindieserZeiteinezwarunbezahlte,aberebensoernstzunehmende ArbeithattewiedenBroterwerb,

HerrnProf.NorbertMillerfürdiespontaneBereitschaft,eineeigenwilligeundeigen sinnigeArbeitanzunehmenundeinzügigesPromotionsverfahrenzuermöglichen,Herrn Prof.HansDieterZimmermannfürdieErstellungdesZweitgutachtenssowieHerrn FriedhelmSchüttefüreinenüberausnettenPrüfungsvorsitz, allenKomponistenundVerlagen,diemirbereitwilligTexte,NotenundAufnahmenzur Verfügungstellten, allenKorrekturleser/inne/nundTestprüfer/inne/n:BruderSimeonOSBAlexander Friedrich,BirgitBreunig,ChristaStoll,ChristianJung,BettinaMeltzer,ChristianW. Schaefer,GabrieleBiernath,HolgerSchütt,JensBreitschwerdt,SabineDiederichs, ViktoriaBalensiefen,VolkerNebel, undnichtzuletztHolgerfürallseineUnterstützungundAnteilnahme. 4

EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG

HiermitversichereichanEidesstatt,dassichdievorliegendeArbeitmitdemTitel DAS

DEUTSCHSPRACHIGE ORATORIENLIBRETTO 1945-2000 selbstständig,ohnefremdeHilfeundohne BenutzungandereralsderangegebenenQuellenundHilfsmittelangefertigthabe.Alle Ausführungen,diewörtlichodersinngemäßübernommenwurden,sindalssolche gekennzeichnetundmitQuellenangabennachdenfachüblichenRichtlinienversehen.

DieseArbeitwurdebisherwedervollständignochinTeilenveröffentlicht.

DieseArbeitistoderwarnichtGegenstandeinesanderenPrüfungsoderPromotions verfahrens.IchhabezuvornochkeinenDoktorgraderlangtoderzuerlangenversucht. 5

ABSTRACT

AndersalsdasOpernlibrettohatdasOratorienlibrettobisherinderliteraturwissen schaftlichenForschungkeineBeachtunggefunden.DabeispieltderTextimOratorium ofteinewichtigereRollealsinderOper.DievorliegendeArbeitunternimmtdeshalbden Versuch,dasOratoriumals(auch)literarischeGattunganhanddesTextesgenauerzu beschreiben.DadasOratoriuminsgesamteinerechtoffeneGattungist,diezudemim LaufederZeitundregionalsehrunterschiedlicheAusprägungenerfahrenhat,wurdedie Untersuchungaufzwischen1945und2000entstandeneüberwiegenddeutschsprachige Librettibeschränkt.

ZunächstwerdendiekulturgeschichtlichenVoraussetzungenderzeitgenössischen OratorienproduktionunddiederzeitigeForschungslagebeleuchtet.ImzweitenTeilfolgt dieUntersuchunginhaltlicherAspekte,wiedieWahlvonTitelnundSujets,sowiedarauf aufbauendderBedeutungderBibelbeiderTexterstellungundgestaltung.

ImdrittenTeilwirdschließlichdiespezifischemehrlagigeErzählstrukturdesOratoriums herausgearbeitet,diesichausverschiedenen,inZeitundPerspektivevoneinander unabhängigenEbenenkonstituiert.

Incontrasttotheoperalibretto,whichisanestablishedtopicofresearchonliterature, untilnowthehasnotyetbeentakenevenintoconsideration.Butinanoratorio, thetextoftenplaysanevenmorevitalrolethaninanopera.Therefore,thisstudyaims todescribeoratorioasaliterarygenrebyexaminingitstext.Asoratorioingeneralisa ratherindefinitegenrethatcontainsmanydifferenthistoricalandregionaloccurrences, theanalysishasbeenrestrictedtolibrettoswrittenbetween1945and2000inthe Germanlanguage.

Thestudybeginsbyinvestigatingtheculturalconditionsofcontemporaryoratorio productionandthecurrentstateofresearch.Thesecondpartdealswiththecontentof theoratorioanditspresentation,consideringtitles,subjectsandthetreatmentofthe bible.

Finally,thethirdpartworksoutthespecificmultilayeredstructureoftheoratorio libretto.Thisstructureisconstitutedbyseveralindependentnarrativelevelsdifferingin timeandperspective. 6

INHALT

Danksagung 3 EidesstattlicheErklärung 4 Abstract 5

EINLEITUNG 8

1 KULTURGESCHICHTLICHER KONTEXT 12 1.1 DasOratoriumzwischenGattungskriseundGattungstradition 13 1.1.1 ProblemederBegriffsbestimmung 13 1.1.2 GattungenundGattungskategorieim20.Jahrhundert 14 1.1.3 DasOratoriumalsliterarischeGattung:EineAnnäherungüberdenText 20 1.2 MusikalischeundliterarischeRahmenbedingungen 24 1.2.1 MusikgeschichtlicheVoraussetzungen:DieZeitvor1945 24 1.2.2 ZwischenNeuerMusikundTradition:Oratoriumnach1945 26 1.2.3 EinflüssepopulärerMusik 30 1.2.4 LiteraturgeschichtlicheVoraussetzungen 33 1.3 ForschungzumOratorienlibretto 36 1.3.1 MusikwissenschaftlicheForschung 36 1.3.2 LiteraturwissenschaftlicheLibrettologie 38 1.3.3 ForschungzurliterarischenBibelrezeption 40 1.4 DerMaterialbestand 41 1.4.1 ErscheinungsformendesLibrettos 41 1.4.2 UntersuchteOratorienlibretti19452000 43

2 INHALTLICHE AUSGESTALTUNG 46 2.1 ElementeundFunktionendesTitels 47 2.1.1 NennungderHauptperson 48 2.1.2 ReferenzenaufBibelepisodenundNennungdesAufführungsanlasses 50 2.1.3 ChristlicheSymbolik 51 2.1.4 VerwendungvonFremdsprachen 52 2.1.5 Fazit:christlichbiblischeBezügeimTitel 54 2.2 VariationenderGattungsbezeichnung 56 2.2.1 Kammeroratorium 56 2.2.2 Rock,Pop,NGLOratorium 56 2.2.3 SzenischesOratoriumundOratorischeSzenen 57 2.2.4 IndividuelleBezeichnungen 58 2.2.5 Fazit:UntergattungendeszeitgenössischenOratoriums 58 7

2.3 SujetsdesOratoriumsfrüherundheute 60 2.3.1 StoffedesNeuenTestaments 63 2.3.2 StoffedesAltenTestaments 68 2.3.3 NichtbiblischeStoffe 70 2.3.4 Das„weltliche“Oratorium:ZurProblematikeinesBegriffs 74 2.4 DieFragenachdemWarumoder:SinnsuchealsthematischeKonstante 76 2.4.1 „Schweignicht,wennichnachdirfrage“:Theodizee 77 2.4.2 „Ecce:homohominilupus“:DasLeiddesMenschendurchdenMenschen 79 2.4.3 „SchöpfunghinterGittern“:EntfremdungzwischenGott,WeltundMensch 81 2.4.4 „GottesZeitistdieallerbesteZeit“:Mensch,WeltundEwigkeit 84 2.4.5 „GehundlegeseineSpurvonmorgen“:ChristlicheNachfolgeheute 90 2.5 BibelrezeptionimOratorium:ZwischenSpurensucheundVerkündigung 93 2.5.1 FunktionendesOratoriums 93 2.5.2 DasOratoriumalsspezielleFormderBibelrezeption 94 2.5.3 IntertextuelleVerfahrenimOratorienlibretto 98

3 STRUKTUREN DES ORATORIENLIBRETTOS 102 3.1 ZeitbehandlungimOratorium 103 3.1.1 TextlängeundAufführungsdauer 103 3.1.2 ZeitundHandlungsstruktur 104 3.2 DieEbenenstrukturdesOratorienlibrettos 110 3.2.1 VielschichtigkeitalsGattungsmerkmal 110 3.2.2 DieEbenedesGeschehens 111 3.2.3 ReflexionsundKommentarebenen 113 3.3 StrukturformendesOratoriums 119 3.3.1 Erzählenundzeigen:derBericht 119 3.3.2 Beschreibenunddeuten:derKommentierteBericht 120 3.3.3 EinSonderfall:derGerahmteBericht 123 3.3.4 VonallenSeitenbetrachtet:dieBefragung 124 3.3.5 GegenseitigeErgänzung:derDialog 126 3.4 ParadigmatischeStrukturen 130 3.4.1 AntithetischeStruktur 130 3.4.2 KontrastierendeGegenüberstellung 133 3.4.3 MotivischeundthematischeBezüge 135 3.4.4 HinweiseimNebentext 137 3.5 Fazit:DiestrukturelleFortsetzungderGattungstradition 140

ZUSAMMENFASSUNG : M ERKMALE DES ORATORIUMS NACH 1945 143

ANHÄNGE 148 VerzeichnisderOratorien19452003 149 AlphabetischnachKomponisten 150 Jahresverzeichnis 184 VerzeichnisderTabellenundAbbildungen 192 Literaturverzeichnis 193 IndexderKomponistenundLibrettisten 208 8

EINLEITUNG

„DeutschsprachigeOratoriennach1945–gibtesdaüberhauptwelche?“Daswardie üblicheReaktion,wennichvonmeinemPromotionsvorhabenerzählte.Selbstander GattunginteressierteKirchenmusikerwussteninderRegelnureinigewenigeBeispiele zunennen–undallewarenüberrascht,wennichdieZahlvonnahezu170Werkenin meinerDatenbanknannte.

DiesspiegeltdieSituation,indersichdasOratoriumheutebefindet.Diequantitativwie qualitativdurchausernstzunehmendeProduktionistimkulturellenLebenundim BewusstseindermusikalischenÖffentlichkeitkaumpräsent.Dabeiistesnichteinmal so,dassdasOratoriumeinNischendaseinimUmfeldderKirchenmusikführt.Auch „weltliche“KomponistensehendasOratoriumalsPrüfsteinihresKönnens,nicht unbedingtinmusikalischer,umsomehraberinkonzeptionellerundweltanschaulicher Hinsicht.

FürdiegeringeBekanntheitzeitgenössischerOratorienmögenandereUmstände verantwortlichsein.ZumeinenistdasinKonzertengegenwärtigeOratorienrepertoire mehrnochalsbeianderenGattungenvondenKassenschlagernausBarock,Klassikund Romantikgeprägt.AuchdieZwitterstellungdesOratoriumsalsGattung„zwischen Kirche,BühneundKonzertsaal“ 1mageineRollespielen:fürdieKirchesindmoderne Oratorienoftzuweltlich,fürdiebürgerlichenAufführungsinstitutionenwiederumzu starkweltanschaulichreligiösgeprägt.Zumanderendürftejedochdieüberausgroße VielfaltderStileundAusprägungeneineWahrnehmungalseinheitlicheGattungsgruppe

1 SoderUntertiteleinerMonographiezugroßformatigenVokalwerkendesausgehenden18.undfrühen 19.Jahrhunderts,vgl.Steiner2001. 9

erschweren.AvantgardistischeWerke,derenAufführungselbstanProfishoheAnfor derungenstellt,sindebensovertretenwieWerkefürLaienchöre,gemäßigtpostserielle ExperimenteebensowieneoromantischeKlänge.Undnichtzuletztbildetdasvon populärengeistlichenMusikbewegungengetrageneOratoriumeineneigenenBereich, der,wiedieSacroPopundNGL 2Bewegunginsgesamt,vondenInstitutionenderso genannten„ernsten“Musikohnehinnichtalsgleichwertigangesehenunddement sprechendimbürgerlichenkulturellenBewusstseinweitgehendausgeblendetwird.

WennmanalleStrömungenzusammenfasst,ergibtsicheinungeheuervielfältigesund lebendigesBilddeszeitgenössischenOratoriums.BeidenKomponistenfindensich bekannteNamenwieCésarBresgen,HansUlrichEngelmann,BertoldHummeloder HansWernerHenze.MitOskarGottliebBlarr,OtfriedBüsing,HeinzMartinLonquich sindpraxiserfahreneKirchenmusikervertreten,außerdemSzeneStarswiederLieder macherSiegfriedFietzoderdervomchristlichenSchlagerkommendeKlausHeizmann. AuchbeidenLibrettistenfindensich–nebenzahlreichenPfarrernundTheologen– durchausbedeutendeSchriftsteller,wieErnstSchnabel,IngeborgDrewitzundChrista Wolf.FürKomponistenwieLibrettistengiltjedoch,dasshäufigentwederihreOratorien alsinnerhalbdesGesamtwerksnebensächlichwahrgenommenoderaberihrgesamtes Schaffenalstendenziösundepigonalabgetanwird.

NatürlichgibtesunterdennachweisbarenOratorienzahlreichetendenziöseWerke, Auftragskompositionen,derenBedeutungüberdenursprünglichenKompositionsund Aufführungsanlassnichthinausweist.DochfindensichauchStücke,derenweltan schauliche,sprachlicheundmusikalischeAusarbeitungfasziniertunddaskünstlerische PotenzialderGattungverrät.

DiekünstlerischeBewertungdeszeitgenössischenOratoriumsstehtjedochindieser ArbeitimHintergrund–nichtzuletztaufgrundderstilistischenHeterogenitätundder darausresultierendenmangelndenVergleichbarkeitderWerke.Zielistvielmehr,die CharakteristikadesOratoriumsim20.Jahrhundert,diezeitgenössischeAusprägung dieseraltenGattunginihrenaktuellenspezifischenMerkmalenzuerfassen.DerBlick winkelistdabeieinliteraturwissenschaftlicher.Denneinerseitsgibtesvonmusikwissen schaftlicherSeitebereitszahlreicheUntersuchungenzumOratorium,auchgattungs theoretischerArt;andererseitshabendiesebisherkeinebefriedigendeAntwortaufdie FragenachdenBesonderheitenderGattungim20.Jahrhundertgebenkönnen.Der Versuch,beieinervokalmusikalischenGattungdenWegüberdenTextzugehen,ist–

2 NGLstehtfür„NeuesGeistlichesLied“.MehrdazuinAbschnitt1.2.3,S.30ff. 10

geradeangesichtsdersehrvielweiterfortgeschrittenengattungstheoretischenForschung undTheoriebildunginderLiteraturwissenschaft–zumindestvielversprechend.

DassdabeiinmethodischerHinsichtvielfachNeulandbetretenwerdenmuss,liegtauf derHand.Zwargibteseineinzwischendurchausumfangreicheundfundierte ForschungsliteraturzumOpernlibretto.AufdasOratorienlibrettojedochlassensich derenMethodenundDenkansätzenichtohneweiteresübertragen.Zusehrspielen besondereBedingungen,wieweltanschaulichreligiöseFragenunddiespezielleStellung imSpannungsfeldzwischenKirchenundKonzertmusik,eineRolle.Insoferngreiftdie vorliegendeArbeitvielfachaufmusikwissenschaftlicheArbeitenzurück;auchtheolo gischeAnsätzekommenzurBerücksichtigung.LiteraturwissenschaftlicheAnsätzeund MethodenhelfenüberwiegendbeigrundsätzlichenFragenwiederGattungsbestimmung undderStrukturanalyseweiter.

DerersteTeildervorliegendenArbeitdientdazu,zunächstdenRahmenderUnter suchungabzustecken.DazugehörteinBlickaufdiekulturgeschichtlichenVoraus setzungenderzeitgenössischenOratorienproduktionebensowieeinigetheoretische ÜberlegungenundeineZusammenschauderderzeitigeForschungslage.Einewichtige AufgabedeserstenTeilsistdarüberhinaus,dieFragezuklären,inwieferndieKategorien „Gattung“und„Oratorium“im20.JahrhundertüberhauptnochAnwendungfinden können.

DerzweiteTeiluntersuchtdieinhaltlicheAusgestaltungderzwischen1945unddem Jahr2000entstandenendeutschsprachigenOratorien.BereitsbeimÜberblicküberdie Titelangabenwirddeutlich,wiestarkdieBindungdesOratoriumsandiebiblisch christlicheTraditionimmernochist.DieserBefundwirddurchdieAuswertungder verwendetenStoffebestätigt.DassdaszeitgenössischeOratoriumeineganzeigene Rezeptionsformbiblischer,literarischerodermythologischerQuellendarstellt,zeigen nichtnurdiewichtigstenthematischmotivischenElemente,sondernauchdieheraus ragendeBedeutungintertextuellerVerfahrenfürdieTextkonstitution.

Teil3wendetsichschließlichderStrukturdesOratoriumszu.AusgehendvonErkennt nissenausderForschungzumOpernlibrettowerdeneinigetypischeMerkmalederZeit undHandlungsstrukturherausgearbeitet.Anhanddieserlässtsicheinallgemeines StrukturmodellderGattungentwickeln,dassichinwesentlichenPunktenauchmit historischeAusprägungendesOratoriumsinÜbereinstimmungbringenlässt.

DieUntersuchungumfasstdiedeutschsprachigeOratorienproduktionausdenJahren von1945bis2000.WerkeausÖsterreichundderSchweizwurdenebensoaufgenommen wiesolcheausdenbeidendeutschenStaaten,vorausgesetzt,derTextistzumindest 11

überwiegenddeutsch.NichtberücksichtigtwurdedasOratoriumsozialistischerPrägung ausderDDR,dasichseinekulturellenundästhetischenVoraussetzungenerheblichvon denübrigenunterscheiden.Dieseangemessenzuberücksichtigen,hättedenRahmen dieserArbeitgesprengt.DiesichdarausvonvornehereinergebendethematischeVer engungistinsoferngerechtfertigt,alsdassdasOratoriumsozialistischerPrägung zusammenmitdenpolitischenSystemen,dieseinEntstehenförderten,wieder verschwundenist.InnerhalbderGattungsgeschichtedarfdamitdassozialistische OratoriumalskleinerSeitenzweigangesehenwerden,derwenigSpurenaußerhalb seinesunmittelbarenWirkungsbereichshinterlassenhat.

DieZäsur,diedasEndedesZweitenWeltkriegsinderGeschichteundKulturgeschichte Europasdarstellt,markiertdenBeginndesUntersuchungszeitraums.DasEndeistmit demJahr2000durchauswillkürlichgewähltundalleinderverbreitetenNeigung geschuldet,KulturgeschichteinJahrhundertenzubetrachten.Eswurdebewusstnicht aufdasJahr1989gelegt,umdieneuerenEntwicklungennachdemEndedesOstWest KonfliktsundnachderdeutschenWiedervereinigungnochmitzuerfassen.Dassder Untersuchungszeitraumnichtweiterausgedehntwurde,istnurderpragmatischen Notwendigkeitgeschuldet,dieMaterialsammlungirgendwannabschließenzukönnen.

12

1 KULTURGESCHICHT - LICHER KONTEXT 13

1.1 DAS ORATORIUM ZWISCHEN GATTUNGSKRISE UND GATTUNGSTRADITION

1.1.1 ProblemederBegriffsbestimmung

AufdenerstenBlickscheintklarzusein,waseinOratoriumist:einabendfüllendes VokalwerkfürSoli,ChorundOrchesterzueinemgeistlichenThema.Soverstehtesdas Konzertpublikum,dasFeuilleton,undsoverstehtesimWesentlichenauchdiemusik wissenschaftlicheForschung.UnddochistdiesevorläufigeDefinitionungenügend: ebensowieaufdasOratoriumtrifftsienämlichauchaufdieMesseunddasRequiemzu. ImGegensatzzumOratoriumabervertonenMesseundRequiemtraditionelleinen kanonischenliturgischenText,nämlichdaslateinische ORDINARIUM MISSAE bzw.die

Totenmesse MISSA PRO DEFUNCTIS . DiemeistenstörensichandiesemUnterschiedwenig undfassenallesunterdemBegriff„Oratorium“zusammen.

TatsächlichfälltvordemHintergrundeinerwechselhaftenGattungsgeschichte,inder dasOratoriumvielfacheVeränderungenundUmdeutungenerfahrenhat,eineEin grenzungnichtleicht;eineGattungseigenschaftdesOratoriumsscheintgeradeseine OffenheitinFormundInhaltzusein. 3UmdieserOffenheitgerechtzuwerden,wirdin dermusikwissenschaftlichenForschungsliteraturderBegriff„Oratorium“inderRegel sehrweitgefasst.DaserlaubtesdenjeweiligenAutoren,alleWerkeinBetrachtzu ziehen,dieihrerEinschätzungnachOratorienseinkönnten ,ohnemitgenauenAus wahlkriterienvoreiligeGrenzziehungenvorzunehmen.EinigePublikationenverzichten deshalbsogarausdrücklichaufeinegenauereGattungseingrenzung,soz.B.der Oratorienführer vonSilkeLeopoldundUllrichScheideler:

Wirhabenversucht,diesesProblempragmatischanzugehenundallenWerkenden WegindiesesLexikonzuebnen,dieindenvierhundertJahrenOratoriengeschichte irgendwanneinmalalsOratoriumgegoltenhabenodergelten–nichtnurimSinne derGattungs,sondernauchderAufführungsgeschichte. 4

EinenähnlichenAnsatzverfolgtHowardSmitherinseiner HistoryoftheOratorio ,der neuestenundumfassendstenPublikationzurGeschichtedesOratoriums:

Forthepurposeofthepresentstudy,workscalledbytheircomposersare included,asarethosenotsocalledthatarelongconcertpieceswithnarrativeor dramatictextssettomusicforsoloists,chorus,andorchestra.Areligioussubjectis notacriterion. 5

3 ZumGattungsbegriff„Oratorium“undseinemBedeutungswandelvgl.insbesondereReimer1972. 4 Leopold/Scheideler2000,S.IX. 5 Smither2000,S.631. 14

Eslässtsichdabeijedochbeobachten,dassdieEinordnungeinesWerkesalsOratorium unddieAufnahmeindieeigenewissenschaftlicheBetrachtungmeistaucheinWerturteil birgt.SostammtdergrößteTeilderindermusikwissenschaftlichenForschungsliteratur erwähntenOratorienvonanerkanntenKomponisten,undumgekehrtwerdenVokalwerke anerkannterKomponisteninRezensionenundForschungsarbeiteninderRegelsehr bereitwilligalsOratorientituliert. 6Demgegenübervielseltenererwähntwerdendie zahlreichenOratorien,dieausderkirchenmusikalischenPraxiskommenundsichnicht inersterHinsichtaneinKonzertpublikumrichten,diebeispielsweisezubestimmten kirchlichenAnlässen,JubiläenoderFeiertagengeschriebenwurden.DerBereichdes Rock,PopoderNGLOratoriumsschließlichwirdinallenmirbekanntenmusik wissenschaftlichenPublikationenvollständigausgeblendetundallenfallsinreligions pädagogischenSchriftenunterdemStichwort„PopundSpiritualität“erwähnt.Die grundsätzlicheOffenheitvonDefinitionenwiedenobenzitiertenwirdalsodurchdie konkretvorgenommeneAuswahldeutlichzurückgenommen.EingroßerTeilder vorhandenenLiteraturistsomitkeinezuverlässigeGrundlagefüreineumfassende gattungssystematischeUntersuchung,dadietatsächlichenSelektionskriterieninder Regelnichtoffengelegtwerden.

FürdiehiervorliegendeUntersuchungsolldeshalbeineDefinitionanhandobjektiver Kriteriengetroffenwerden,dieeinerseitseineausreichendeTrennschärfegegenüber anderengroßformatigenVokalgattungenbesitztundsichandererseitsoffengegenüber möglicherweisevoreiligenSelektionenderbisherigenForschungzeigt.Dabeistelltsich jedochfürdengewähltenUntersuchungszeitraum,undhiervorallemfürdie1960erund 70erJahre,einweiteresProblem:dieFragwürdigkeitderKategorieGattunginsgesamt.

1.1.2 GattungenundGattungskategorieim20.Jahrhundert

InderBlütezeiteinerGattungistdieGattungsbestimmungeinfach,vorallem,wenndie RezeptionvontheoretischenReflexionenundgattungspoetischenArbeitenbegleitetwird. BeispielsweisewarenfürdieEntstehungdesdeutschenprotestantischenOratoriumsdie poetologischenRegeln,diederrömischeLibrettodichterArcangeloSpagnaim17.Jahr hundertaufstellte,vonsoweitreichenderBedeutung,dassseineForderungennahezu

6 BeispielsweisewerdeninderForschungsliteraturimmerwiederWerkevonKlausHuberoderWolfgang FortneralsOratorieneingestuft,obwohlsichdieseGattungsbezeichnungbeidenKomponistenselbstnie findet.VerschiedentlichwerdensogarWerkealsOratoriumbezeichnet,fürdiederKomponistselbsteine andereGattungsbezeichnunggewählthat:ConradBeck DerTodzuBasel.EingroßesMiserere (vgl. Massenkeil1970),PaulDessau DeutschesMiserere (vgl.Leopold/Scheideler2000),JohannNepomuk DavidRequiemchorale (vgl.Leopold/Scheideler2000),JohannesDriesslerIkarus.EineChorsymphonie (vgl.Reischert2001),WilfriedHiller Ijob.Monodram (vgl.Pahlen1985)undvieleanderemehr. 15

vollständigmitdertatsächlichenGattungsausprägungdesfrühenOratoriumsin Deutschlandübereinstimmen. 7

SchwierigeristdieGattungseingrenzunginZeiten,indenenbestehendeGattungenund GattungssystemestärkerinFragegestelltwerden,indenenneueGattungenentstehen undihrenPlatznebendenaltenGattungensuchen.Das20.JahrhundertisteineZeit,in dernichtnurGattungskonventionenundRegelpoetikenihreGültigkeitabgesprochen wird,sondernsogardieKategorieGattungansichinFragegestelltwird.Diedieser ArbeitzugrundeliegendePrämisse,dassesauchfürdenZeitraumnachdemZweiten Weltkriegtatsächlichsinnvollist,denZugangzurGattung Oratoriumzusuchen,mehr noch:zueiner literarischen GattungOratorium,bedarfalsoweitererRechtfertigung.

DabeiistzunächstaufeinenwichtigenUnterschiedinderGeschichteliterarischerund musikalischerGattungenhinzuweisen,derinderunterschiedlichenMedialitätvon MusikundLiteraturbegründetist:

InderRegelwirdMusikgehört;umsie‚lesen‘zukönnen,sindbesondere Kenntnisseerforderlich,dieimneuzeitlichenEuropastetsnureinekleine Minderheitbesessenhat,imübrigenistdieLektüremeistVorbereitungauf(und nurseltenErsatzfür)eineAufführung.MitSprache,undspeziellmitLiteratur, verhältessichanders...lediglichfürdiedramatischenGattungenistdie AufführungauchheutenochderRegelfall. 8

WährendsichdasliterarischeWerkinseinerschriftlichenFormvollständigrealisiert,ist dasNotenbildeinesmusikalischenWerkesnureinBehelf,eineAnnäherung.Wenn musikalischeKompositionsweisenundStileveraltenunddurchNeuesabgelöstwerden, schwindetmitihrerPräsenzimKonzertlebenauchdasWissenumihretatsächlichen Erscheinungsformen(wieGestaltung,Aufführungspraxis,institutionelleRahmen bedingungen),weilsieanhanddesNotentextesnichtbzw.nurunzureichend rekonstruierbarsind.

InderLiteraturgeschichtesindundwarenGattungenundWerkefrühererZeitenstets präsentundstelleneinenebensowichtigenBezugsrahmendarwiediezeitgenössische Produktion.VorbildlichempfundeneWerkeunddieAuseinandersetzungenmitgattungs poetischenAbhandlungenfrühererEpochenbishinzudenPoetikenderAntikespielen

7 Vgl.Artikel „Oratorium“ ,inDahlhaus/Eggebrecht1989,S.239241. 8 AlbertGier: MusikinderLiteratur.EinflüsseundAnalogien ,inZima1995,S.11. 16

einedenaktuellenliterarischeStrömungenunddieDiskussionenindenFeuilletons keineswegsuntergeordneteRolle. 9

DagegenbildeteinderMusikgeschichtestetsdasGattungssystemderjeweiligenZeitden primärenBezugsrahmen.ZwarhatesauchinderMusikgeschichtewährendGattungs krisenoderinErneuerungsoderRenaissancebewegungenimmerwiederRückgriffeauf älterehistorischeFormengegeben.DochbliebderprimäreBezugsrahmenbisindas 20.JahrhunderthineindasaktuellgültigeGattungssystem:wenigerdieEntwicklungs geschichte einerGattungbestimmteihrejeweilsaktuelleAusprägung,sondernihr Entwicklungs potenzial undihrVerhältniszuanderenGattungen. 10

InderGeschichtedermusikalischenGattungenbahntsicheinliterarischen BedingungenvergleichbaresBezugssystemerstimVerlaufdes19.Jahrhundertsan. DurchdiehistorisierendenBewegungenderRomantik,insbesonderedieBachund HändelRenaissanceunddieAlteMusikBewegung,verlagertsichderProgramm schwerpunktdesKonzertbetriebsvonüberwiegendzeitgenössischenWerkenaufAltes undBewährtes.Zudemverändernsichim20.JahrhundertdieVoraussetzungenfürdie medialePräsenzältererMusik.DieMöglichkeitenderTonaufzeichnungundwiedergabe ermöglicheneinebreiteRezeptionvonWerkenfrühererEpochenauchaußerhalbder InstitutionendesbürgerlichenKonzertwesens:

FürdieKompositionsgeschichtemusikalischerGattungenbedeutetdies,dassder Gattungshorizontim19.undvollendsim20.Jh.nichtalleindurchdieunmittel bareVorgeschichteeinesjeweiligenhistorischenMomentes(diachronerAspekt)und durchdieRelationzuweiterenGattungeninnerhalbeinesbestimmtenGattungs systems(synchronerAspekt)charakterisiertist,sonderndasserinwachsendem MaßedurchdiePräsenzderjeweiligenGattungsgeschichteinsgesamtgeprägt scheint,sodasszumalim20.Jh.dieGeschichtlichkeitderGattungensichebenso sehrdurchRückgriffeauffrüherePhasenderGattungalsdurchneueEntwürfe darstellt. 11

DieseniedagewesenegleichzeitigePräsenzverschiedenermusikalischerGattungs konzepteundausprägungenbildetdenHintergrund,vordemsichdiesogenannteKrise derGattungenüberhaupterstentwickelnkonnte.

9NurvordiesemHintergrundsindAussagenwiedievonJörgUlrichFechnerüberhauptmöglich: „LiterarischeWerkewerdenproduziertundexistierenalsEinzelwerke.Alssolchegehörensieeiner Gattungan,diegegebenenfallsvonihnenselbstbegründetwird.MitderGeschichtlichkeitistinjedem literarischenWerkzugleichdieTraditionderLiteraturunddasheißtauchdieTraditionderbestehenden Gattungengegeben....DieliterarischeEntwicklungfolgtdemSchemaeinerpermanentenMutationder Tradition.“vgl.JörgUlrichFechner: PermanenteMutation.Betrachtungenzueiner‚offenen‘Gattungspoetik, inRüdiger1974,S.11. 10 WievielstärkerdieBedeutungdesaktuellenGattungssystemsalsdieGattungsgeschichtewar,lässtsich auchandenzahlreichenKontroversenablesen,dieesinderGeschichtedesOratoriumsumseine AbgrenzungzurOpergegebenhat,vgl.z.B.Kirsch1986. 11 HerrmannDanuser:Artikel „Gattung“ ,inMGG(neu),Bd.3(1995),Sp.1064. 17

DerBeginndes20.JahrhundertswarinallenKünstengeprägtvoneinerKriseder traditionellenFormenundAusdrucksweisen.InderLiteraturäußertsiesichüber wiegendalsallgemeineSprachkrise,derHugovonHofmannsthalinseinemEpoche machenden BriefdesLordChandos Ausdruckverlieh.DietradiertenGattungenwurden wenigergenutztunddurchindividuelle,freieFormenergänzt;abernichtgrundsätzlich inFragegestellt:;„NurnochprinzipiellerwirktsichinihnendieInitiativeoderWillkür einzelnerIndividuenundSchriftstellergenerationenodergesellschaftlicherOrdnungen aus.“ 12 StattdesEndesderGattungenwirdeherdasEndeder„ErzählbarkeitderWelt“ postuliert.

InderMusikwirktesichdieTraditionskriseumfassenderaus.SchonseitderJahr hundertwendelöstesichdasfunktionsharmonischenSystemzunehmendauf.Diese EntwicklungmündeteunteranderemindieErfindungderZwölftonmusikunddie SchablonentechnikStravinskijs.DabeihieltendieKomponistenvordemZweiten WeltkrieggrundsätzlichnochamKonzeptdesautonomenKunstwerksfestund versuchteninnerhalbdertradiertenFormenTonspracheundKompositionsweisezu erneuern.ErstdieNeueMusikderNachkriegszeitstelltedasKunstwerkansichunddas FormundGattungssystemselbstinFrage.AvantgardistischeExperimente,diesichder sogenannten„EntkunstungderKunst“verschrieben,unddieEntwicklungserieller KompositionsverfahrenmachtenGattungenals„TypenmusikalischerKomposition,die anbestimmteZwecke,anbestimmteVerwendungsweisen,bestimmteTexteoder bestimmteAufführungspraktikengeknüpftsind“,die„ihremGebrauchszweck,ihrer KategorievonliterarischenTexten,ihrertypischenBesetzungsweiseusw.verhaftet“ sind, 13 zunehmendfragwürdig.

DarausjedochdenSchlusszuziehen,dass„dieKategoriedermusikalischenGattung, dieeinstdieKompositionebensowiedieRezeptionbestimmthatte...ihrekonstitutive FunktioninunsererZeit[einbüßte]“ 14 ,wärevoreilig.DenndieseSichtweisemissachtet vollständigdieTatsache,dassdieavantgardistischenWerkeindermusikalischen Produktiondes20.JahrhundertsletztlichdieMinderheitbilden.Zumeinensind populäreFormenwiePopundFilmmusikinProduktionundRezeptionschonlange vorherrschend,zumanderengibtesinnerhalbdersogenanntenEMusikeinengroßen BereichkompositorischenSchaffens,derehertraditionellgeprägtist–seiesnunin

12 ZoltanKravar:Artikel „Gattung“ ,inBorchmeyer/Zmegac1994,S.175. 13 FriedrichBlume:Artikel „Form“ ,inMGG,Bd.5(1955),Sp.525. 14 Danuser1984,S.3. 18

konservativerFortführungdesAltenoderdurchbewusstesWiederAnknüpfenaneine frühereTradition.

DazukommtdiestärkeremedialePräsenzvonMusikfrühererEpochen,diedenBezugs rahmenzeitgenössischerProduktionimmermehrüberlagert.Diedadurchwachsende PräsenzhistorischerErscheinungsformeneinerGattungstärktdieBedeutungder GattungskategoriefürdieRezeption.DieGattungsvorstellungendesPublikums,der KritikundderVerlagesindohnehintendenziellkonservativeralsdiederKomponisten– undsieübeneinenerheblichenEinflussaufdieProduktionsundRezeptionsbedin gungenvonMusikaus.DerGattungszuweisungbeiderRezeptionkannsichkein Kunstwerk,seiesnunavantgardistischodertraditionell,vollständigentziehen,denn „derRezeptionsvorgangverlangtdanach,dietextuellenGegebenheiteninihrernicht seltenunübersichtlichenFülleübergreifendenunddamitdenAktdesLesenssteuernden Konzepteneinzuordnen.“ 15 SobirgtselbstdieGattungsverweigerungderAvantgarde letztlicheineAffirmationderGattung:

WennnämlichdieGattungskategoriestriktfunktionalpragmatischgedachtwird, danntrittsiealseinePrämissekünstlerischenVerstehensüberalldortinKraft,wo KunstnachintersubjektivakzeptiertenKommunikationsmaßstäbenexistiert.Das giltnunaberfürdieAvantgardenichtminderalsfürdieTraditionenartifizieller Kunstmusik.AuchinderKulturderAvantgardekanneseineinzelnesWerkoder AntiWerk,dasvölligisoliertkünstlerischenSinnoderauchdunklenGegenSinn stiftete,nichtgeben.DortganzbesondersweistdaseinzelneExperimentüber seinenKontexthinaus. 16

WennmannunGattungennichtalsRegelsystemeauffasst,sondernals Referenz systeme ,als„offeneSystemevonFormundFunktionsmerkmalen...,andenendie einzelnenWerkeinunterschiedlichemMaßepartizipieren“ 17 ,soerweistsichdie„Krise derGattungen“auchinderMusikalshöchstrelativ.TatsächlichbahntsichimBereich derKompositionetwaseitdemEndeder1970erJahre,nurkurznachdervermeint lichen„fastvölligenAbdankung...derhergebrachtenGattungen“ 18 einWandelan. NachdemdieAvantgardedieexperimentelleÜberschreitungderGattungsgrenzen ausgereizthatundimBegriffist,eineeigeneTraditionzubegründen,greifenKompo nistenwiederverstärktaufüberlieferteFormenundBesetzungenzurück.Gattungwird

15 CorbineauHoffmann2000,S.138. 16 HermannDanuser:Artikel „Gattung“ ,inMGG(neu),Bd.3(1995),Sp.1066. 17 CorbineauHoffmann2000,S.139. 18 Danuser,a.a.O.,Sp.1065. 19

dabeijedochnichtalsnormativerAnspruchverstanden,sondernalsReferenzsystem,in demdaseinzelneWerkseineneigenen,neugeschaffenenPlatzsucht. 19

FürdasOratoriumistaußerdemdieSonderstellungderGattungzwischenKirchenmusik undbürgerlichemKonzertwesenzubeachten. 20 AuchwenndasOratoriumim19.Jahr hundertsichweitgehendzu„eine[r]SachederMusikfestedesbürgerlichenMusik lebens“ 21 entwickelte,sohatesdochseineWurzelnnieganzhintersichgelassen.Mitder kirchenmusikalischenErneuerungsbewegungunddemInteresseanderWiederbelebung alterGattungenwardasBemühenverbunden,dasOratoriumindieKirchezurückzu holen–eineEntwicklung,diesichnachdemZweitenWeltkriegnochverstärkte, vermutlichauchbegünstigtdurchdieimmerweiterumsichgreifendeSäkularisierung derGesellschaftunddesöffentlichenLebens.DabeiwardasOratoriumzunächstvonder KrisederGattungenbesondersbetroffen:„SeintraditionellesWesenalsKunstform geistlichenCharakterswirdvonvielenKomponistenzumTeilradikalinFragegestellt, während...dasöffentlicheKonzertlebenfastnurvondenKlassikernderGattung Kenntnisnimmt.“ 22 GleichzeitigzeigenjedochkirchenmusikalischambitionierteKompo nisteneinegrößereBereitschaft,traditionelleGattungenweiterzuführenundmitneuem Lebenzufüllen.DabeibedeutetderRückgriffaufdieTraditiondesOratoriumsjedoch zunehmend,

dassnundieGattungnichtmehrgenerelldasreligionsundfrömmigkeits geschichtlicheUmfeld,sondernimmermehrdieweltlichgeistigeundpolitische SituationunddiepersönlicheBefindlichkeitjedeseinzelnenKomponisten reflektiert. 23

Insgesamtergibtsichim20.JahrhundertnichtnurfürdasOratorium,aberauchdort, einegroßeDiversitätvongattungstreuenWerkenundsolchen,diekeineGattungs strategiebefolgenodersiebewusstunterlaufen.ImletztenDritteldesJahrhunderts schließlichlässtsich

einebemerkenswerteValiditätderGattungskategoriebeobachten,undzwarsowohl aufgrundihrerbreitenHistorizität,dieimpostmodernenZugriffimmerwiederneu

19 vgl.Danuser,a.a.O.,Sp.1066. 20 DiesmagderGrundsein,weshalbdasOratoriuminFriedrichBlumesGeschichtederevangelischen KirchenmusiknuramRandebehandeltwird,vgl.GeorgFeder, „VerfallundRestauration“ ,inBlumeu.a. 1965.IndenentsprechendenkatholischenDarstellungen(vgl.Fellerer1976)wirddasOratoriumnicht einmalerwähnt. 21 GeorgFeder, „VerfallundRestauration“ ,inBlumeu.a.1965,S.244. 22 Massenkeil1999,S.14. 23 Massenkeil1999,S.296. 20

alsReferenzfundusbenutztwird,alsauchaufgrundihrerprinzipiellenFlexibilität alsRahmenkategoriefürkünstlerischesSchaffenüberhaupt. 24

InsofernisteineUntersuchungeinzelnerGattungenim20.Jahrhundertdurchaus gerechtfertigt.Siemussjedochberücksichtigen,dassdieAusgangslagesichvonder frühererJahrhunderteunterscheidet.LiteraturundMusiksindvielfältigerinihren Erscheinungen,siesindstärkervonverschiedenenpoetologischen,ästhetischenoder programmatischenStrömungengeprägt,diegleichzeitignebeneinanderexistierenund unterschiedlicheGattungsvorstellungenhaben.

WennwirunsalsowiederdereingangsformuliertenFragezuwenden:Wasisteigentlich einOratorium?,sosolldieSuchenachderAntworteinemproduktionsästhetischen, deskriptivenAnsatzfolgen.ZuvoristdasArbeitsfeldnochgenauereinzugrenzen.

1.1.3 DasOratoriumalsliterarischeGattung:EineAnnäherungüberdenText

BeiderBestimmungmusikalischerGattungenspielennebenmusikalischenKriterienwie FormundBesetzungstetsauchaußermusikalischeKriterienwiebeispielsweiseEnt stehungsundAufführungsbedingungenoderdie(gesellschaftliche,liturgischeetc.) FunktioneineRolle.VorallemaberistderTexteinwichtigesGattungskriterium:man denkebeispielsweiseandieMesse,diesichseitihrerEtablierungalsmusikalische

GattungausschlaggebendüberdengleichbleibendenText,daslateinische ORDINARIUM

MISSAE ,definiert.WährendbeiVokalwerkenmitfeststehendemoderliturgischemText– nebenMesseundRequiemgehörendazuvieleanderegeistlicheFormenwieTeDeum, StabatMater–derTextalsGegenstandeinerliteraturwissenschaftlichenStudie allerdingswenigergiebigist(allenfallsuntertheologischhermeneutischenGesichts punkten),verhältsichdieSachebeiWerkenanders,fürdieeineigenerTexterstelltwird.

WennwirnundieDefinitionendesOratoriumsindermusikwissenschaftlichenLiteratur betrachten,könnenwirfeststellen,dasssiealleaufden„geistlichen,seltenerwelt lichen“ 25 ,nichtliturgischen,bisweilensogar„eigensdafürgeschaffenen“ 26 Text hinweisen.DieaktuelleAusgabevonMGGbeispielsweisedefiniert:

24 HerrmannDanuser:Artikel „Gattung“ ,inMGG(neu),Bd.3(1995),Sp.1066. 25 CarlDahlhaus:Artikel „Oratorium“ ,inDahlhaus/Eggebrecht,S.240. 26 Vgl.GüntherMassenkeil: „ZurTerminologieundVorgeschichte“ ,inArtikel „Oratorium“ ,MGG(neu),Bd.7 (1997),Sp.741. 21

AlsGattungsbegriffbezeichnetOratoriumallgemeindiezunichtszenischer AufführungbestimmteVertonungeineseigensdafürgeschaffenen,meist umfangreichenundinderRegelnichtliturgischenTextes.... 27

Danebenwirdangeführt,dassderTextinderVertonungauf„mehrerePersonenoder Personengruppenverteiltist“unddasWerk„abendfüllend“ist. 28 Somitsindfünf Kriteriengenannt,diesichaufdenTextbeziehen.

DasReallexikonderdeutschenLiteraturwissenschaftliefertsogareineausschließlich textbasierteDefinitiondesOratoriums:

DasOratoriumisteineMischgattung,dieepischeTextteile(biblischeroder weltlicherBerichtinRezitativform)sowielyrische(betrachtendeArien)und dialogischeTextteilemiteinanderverbindet.ImGegensatzzuderszenischen DarstellungderOperwähltdasOratoriumzurWiedergabeseinerStoffedie neutralereFormderErzählvermittlung. 29

DarüberhinausgibtesHinweise,dassauchdieKomponistenvonOratoriendavon ausgehen,dassderText–beispielsweisealsCDBookletoderProgrammheft–zumindest ergänzendodersogarsimultanzurmusikalischenAufführungmitrezipiertwird.Dies zeigenz.B.diemehrsprachigenTexteOskarGottliebBlarrs,derenhebräischeund aramäischePassagenohnedieÜbersetzungimProgrammheftsichvomZuhörerwohl kaumineinenSinnzusammenhangzudendeutschsprachigenTeilenbringenließen. VieleLibrettistenundKomponistenverwendenZwischenüberschriften 30 oderstellen sogarihremWerkeinnichtvertontesMottovoran,dasausschließlichinderTextausgabe rezipiertwerdenkann 31 .

IndieserArbeitwirddeshalbderVersuchunternommen,anhanddesTextesgattungs typischeMerkmaledesOratoriumsherauszuarbeiten.Dabeigehtesnichtdarum,eine präskriptivePoetikdesOratoriumsfürdas20.Jahrhundertzuentwickeln;vielmehrwird eindeskriptiverAnsatzverfolgt,derdieMerkmalederGattungOratoriuminihrer historischenAusprägungnachdemZweitenWeltkriegzubestimmenversucht.Wenn sichmitliteraturwissenschaftlichenMethodentypischeFormenundStrukturendes Oratorienlibrettoserarbeitenlassen,kanndieseinfruchtbringenderBeitragzur EingrenzungdermusikoliterarischenunddamitauchdermusikalischenGattung Oratoriumsein.

27 Vgl.Massenkeil,a.a.O.,Sp.741ff. 28 Massenkeil,a.a.O.,Sp.741. 29 ChristophF.Lorenz:Artikel „Oratorium“ ,inRDLW,Bd.2,S.763. 30 SobeispielsweiseCésarBresgen: Detempore ,KarlSchiske: VomTode ,HelmutJostu.a.: Ewigkeitfälltin dieZeit ,vgl.auchKapitel3.1,S.103ff. 31 Z.B.HenningFrederichs: Petrus. 22

WiebeijedemVersuch,sicheinerGattungdeskriptivzunähern,entstehtzunächstein methodischesDilemma:WiesollmandenTextkorpusauswählen,anhanddessenman dieKriterienderGattungherausarbeitet,wenndochgeradedieseKriterienfürdieAus wahlrelevantsind?DiesesDilemmaistimKernunauflösbar.DasüblicheVorgehenist einhermeneutischerZirkel,indemeinaufgrundvorausgesetzterKriterienausgewählter TextkorpuszumAusgangspunktgenommenunddannmitHilfederUntersuchungs ergebnisseüberprüftundgegebenenfallsrevidiertwird.

DienaheliegendeMöglichkeit,alsAuswahlkriteriumdiemusikwissenschaftliche ZuordnungdesvertontenLibrettoszurmusikalischenGattungOratoriumzugrundezu legen,erweistsichdabeialswenigglücklich.BezüglichderreinmusikalischenKriterien FormoderBesetzunggleichtdasOratoriumohnehindenbenachbartenGattungenOper undKantate.AuchdiebereitsgenanntenKriterien,diesichaufdenTextbeziehen,sind unscharfundtreffenauchaufetlicheandereGattungenzu.DieForderungnacheinem „inderRegelnichtliturgischenText“verbessertimmerhindieAbgrenzungzuMesseund Requiem;einegroßeGrauzonestellenjedochalldieMessundRequiemkompositionen dar,die–angefangenmitBrahms’DEUTSCHEM REQUIEM undSchubertsDEUTSCHER MESSE – stattdesherkömmlichenliturgischeneineneigensangefertigtenTextvertonen.

DassHowardSmitherundSilkeLeopoldvoneinernurvagenDefinitionausgehen,wurde bereitserwähnt. 32 AngesichtsderTatsache,dassdievonihnenbehandeltenWerkeaus derganzen,sichübermehrereJahrhunderteerstreckendenGeschichtedesOratoriums stammen,istdiesverständlichunddurchausimSinneeinerpragmatischenHeran gehensweise.GüntherMassenkeiläußertsichinseinerMonographiezuPassionund Oratoriumähnlichunverbindlich:

WasdasOratoriumangeht,dürftedieDefinitionausreichen,dassesallgemeindie zunichtszenischerAufführungbestimmteVertonungeineseigensdafür geschaffenen,meistumfangreichengeistlichen,inderRegelnichtliturgischen Textesist,dereinendenInhaltbezeichnendenTitelträgtundaufmehrerePersonen oderPersonengruppenverteiltist.ImeinzelnengibtesjedocheinerseitsOratorien, dienichtalledieseMerkmaleaufweisen(szenischeOratorien,weltlicheOratorien); andererseitszähltdieFachweltauchdiegroßeZahlsolcherWerkezurGattung,die imUntertitelnichtdie–eherseltene–BezeichnungOratoriumtragen,sondern bestimmteandereBegriffemiteinerdemWortsinnentsprechendentypologischen oderinhaltlichenKonnotation. 33

NunwürdeesdenRahmendieserArbeitsprengen,alleVokalwerkedes20.Jahr hundertsmitnichtkanonischemTextineinenhermeneutischenZirkelausGattungs

32 Sieheoben,S.13. 33 Massenkeil1998,S.5. 23

bestimmungundprüfungeinzubeziehen.UmdieAusgangsmengederWerkeein zugrenzen,verfolgtdieseArbeiteinenproduktionsästhetischenAnsatz.Demliegtder Gedankezugrunde,dassdieGattungOratoriuminverschiedenenhistorischen AusprägungeninderaktuellenRezeptionpräsentist. 34 Wirkönnendeshalbdavon ausgehen,dasseinKomponistoderLibrettist,derseinWerkmitderBezeichnung „Oratorium“ 35 versieht,ausgutemGrundseinWerkindieGattungstraditionstellt,um sodieRezeptiondesWerkeszulenken:

EinGattungsnameaber,‚Kantate‘oder‚Symphonie‘,isteinZeichen,dasden Traditionszusammenhangandeutet,indeneinWerkgehört.DassesalsExemplar einerGattungzuverstehenist,bedeutet,dassesvondemHintergrundeiner GruppevonWerkenabgehobenwerdensoll,derenKenntnisderKomponistimplizit voraussetzt. 36

WienungenaudieVorstellungdesLibrettistenoderKomponistenvonderGattung Oratoriumaussieht,istandieserStelleunerheblich.Entscheidendist–unddavongehe ichaus–dasssichseineGattungsvorstellunginderTextgestaltungniederschlägt.Dies könnenbewussteFormkonzeptionenebensoseinwiedieunbewussteNachahmungvon VorbildernundAdaptionverschiedenermusikalischerundliterarischerEinflüsse.

MeineVorgehensweisewarnichtempirischindemSinne,dassichKomponistenund LibrettistenzuihrenVorstellungenbefragthätte,umdieAntwortenhinsichtlicheiner Gattungsdefinitionauszuwerten–dasliefeaufeinepräskriptivepoetologische Beschreibunghinaus.MeinAnsinnenist,anhandderTexteformaleundstrukturelle MerkmaleunddarausresultierendmöglicheGattungskriterienherauszuarbeiten.

DiesogefundenenKriteriensindzunächstnatürlichnichtdistinktivindemSinne,dass sieausschließlichaufWerkezutreffen,diedenTitel„Oratorium“tragen.Ineinem weiterenSchrittwärezuprüfen,welcheanderenWerkedieseKriterienebenfallserfüllen, undwiesichdiesaufdieAbgrenzungzuanderenGattungenauswirkt.Dieswürdeden RahmendieserArbeitsprengenundkanndeshalbnurangedeutetwerden.DieErgeb nissedieserArbeitkönnenjedochalsAusgangspunktfürweitereUntersuchungenzum OratoriumundverwandtenGattungenim20.Jahrhundertdienen.

34 Sieheoben,S.18 35 DazuzählenauchUntertitelundVariantenderGattungsbezeichnung,dieeinenBezugzumOratorium herstellen(wie„OratorischeSzene“,„Kammeroratorium“u.ä.). 36CarlDahlhaus: ZurProblematikdermusikalischenGattungenim19.Jahrhundert ,inArltu.a.1973,S.842. 24

1.2 MUSIKALISCHE UND LITERARISCHE RAHMENBEDINGUNGEN

DieKulturgeschichtedes20.Jahrhundertzeichnetsichdadurchaus,dass(inder LiteraturebensowieinderMusik)nichtmehrvonEpochenundPeriodengesprochen werdenkann,innerhalbderersichdaskünstlerischeSchaffeninseinenVoraussetzun genundPrinzipienweitgehendhomogenzeigt.Vielmehrspaltetsichdiekünstlerische ProduktioninverschiedeneStrömungen,diegleichzeitignebeneinanderexistierenund diejeweilseigeneProgramme,AusdrucksweisenundTraditionenentwickeln.

DasOratoriumerlebtim20.JahrhundertallesanderealseineBlütezeit;esistehereine Randerscheinung.ImBewusstseinderFachöffentlichkeitampräsentestensinddie experimentellenWerkederAvantgarde,diesichinderRegeleinerGattungszuordnung verweigern.UndwährendMusikliebhaberneuereInstrumentalwerkeoderkleinformatige Chormusikzumindestnochnamentlichkennen,sindzeitgenössischeOratorienselbst Interessiertennurvereinzeltbekannt.

DochbeigenaueremHinsehenfindensichüberraschendvieleKomponisten,undbei weitemnichtnurKirchenmusiker,diesichmitderGattungauseinandergesetzthaben. DabeisiehtsichdasOratoriumdenunterschiedlichstenEinflüssenverschiedener musikalischerStrömungenausgesetzt:vonderErneuerungsbewegungderKirchenmusik undderWiederentdeckungderAltenMusikdurchdieJugendbewegungzuBeginndes Jahrhunderts,überdiedurchdieavantgardistischenBewegungenderNeuenMusik ausgelöstenvielzitierten„KrisederGattungen“,bishinzumverstärktenEindringender PopmusikindieKirchenmusikimletztenDritteldesJahrhunderts.

LiterarischeEntwicklungenhabendemgegenübernurschwachenEinfluss,wieüber hauptdasOratorienlibrettofürdieliterarischeProduktioneinenurgeringe,selbst gegenüberseinerSchwester,demOpernlibretto,geradezuverschwindendeRollespielt.

1.2.1 MusikgeschichtlicheVoraussetzungen:DieZeitvor1945

ZuBeginndesJahrhundertsschiendasOratoriumseinekirchenmusikalischeRelevanz eingebüßtzuhaben.IndemimLaufederRomantikimmerwenigerchristlichgeistliche, undstattdessenmehrweltlicheSujetswieMärchen,literarischeVorlagen 37 ,Biographien oderHeldengeschichten 38 behandeltwurden,entfernteessichweiterausdemkirchen

37 z.B.RobertSchumannDasParadiesunddiePeri ,AndreasRomberg DasLiedvonder Glocke ,MaxBruch DasLiedvonderGlocke u.a. 38 z.B.MaxBruchAchilleus , Odysseus , Arminius u.a. 25

musikalischenBezugsrahmenundetabliertesichendgültigalsGattungdesbürgerlichen Konzertwesens.Dieseinhaltliche„Entgrenzung“ 39 gingeinhermiteinerAusweitungder Formen:WeltanschaulicheundgeistlicheTextewurdenzunehmendinsinfonischen Werkenvertont(zunennensindbeispielsweiseetlicheSinfonienGustavMahlersoder

ArnoldSchönbergsGURRELIEDER );„aneinerHandlungentlangkomponierteWerkegelten zunehmendalsaltmodischundkleinlich.“ 40

DiekirchenmusikalischeErneuerungsbewegung,dienachdemErstenWeltkrieg einsetzte,erfasstezunächstwenigerdasOratoriumalsdiePassion:zuweithattesich dasOratoriumbereitsausdemkirchlichenundgottesdienstlichenRahmenentfernt.Im RückgriffaufvorundfrühbarockeTraditionen,insbesondereunterBerufungauf HeinrichSchütz,entstandeneheranälterenGattungenorientierteWerke,jedochkaum Oratorien.DurchdieBeschäftigungmitderTraditionstiegaberdieSensibilitätfürdie VerwendungdesBibelwortsunddieEinbeziehungindengottesdienstlichenund kirchlichenRahmen.ZwarsolltenWerkewiedieAcappellaOratorienvonKurtThomas oderHugoDistlersChoralpassion,dienachdemVorbildbarockerresponsorialer Passionsvertonungenentstand,ohneunmittelbareNachfolgerbleiben.NachdemZweiten WeltkriegjedochstelltensiefürdiejungeKomponistengeneration,dieaufderSuche nachunbelastetenVorbildernwar,wichtigeAnknüpfungspunktedar.

AndereKomponistenschlossensichderErneuerungsbewegungnichtan;siesetztendie KompositionsweisederRomantikweitgehendfortundübernahmenNeuerungennur vorsichtig.SoentstandennachdemErstenWeltkriegeineReihevonOratorieneher traditionellerMachart,z.B.vonConradBeckundJosephHaas.41

ZwargabesinderSchweizundinFrankreichinderZwischenkriegszeitverschiedene Ansätze,dasOratoriumzuerneuern:ArthurHoneggerbeispielsweiseführteunterdem EinflussvonBrechtsepischemTheatereinenSprecherinseineOratorienein,undIgor

Stravinskijversuchtemitseinem(vonihmsobezeichneten)OpéraOratorio OEDIPUS REX dieNähezurOperfruchtbarzunutzen.DochscheintsichdasOratoriumoffenbar aufgrundseinesweltanschaulichenGehalts,seinerTextgebundenheitundseines VerkündigungsanspruchsgegenweitergehendeavantgardistischeExperimentezu sperren.Soistesnichtverwunderlich,dassdiejenigenKomponisten,diesichvondem ErbederRomantikzulösenversuchten,esschließlichweitgehendignoriertenundsich

39 Massenkeil1999,S.284. 40 vgl.UlrichLeisinger,MartinGeck: „DasdeutscheOratorium“ ,inArtikel „Oratorium“, MGG(neu),Bd.7 (1997),Sp.775 41 vgl.Massenkeil1999,S.261 26

stattdessendemMusiktheaterzuwandten,daseingeeigneteresExperimentierfeldzu bietenschien.EinBeispielhierfürbietetArnoldSchönberg,dersichentschloss,sein großes,unvollendetgebliebenesgeistlichweltanschaulichesWerk MOSES UND ARON als geistlicheOperundnicht,wieinerstenVersuchen,alsOratoriumzugestalten.

ZuneuerBlütegelangtedasOratoriuminDeutschlanderstinden1930erJahren.Den Grunddafürlegtedie„repräsentativeSeitederGattung“ 42 undihreEignungalsVerkün digungsmediumideologischerPropaganda.Nirgendwosonstentstandeninden1930er JahrensovieleOratorienwieimdeutschenSprachgebiet, 43 vieledavontraditionell volkstümelnd,etlichedeutlichvonderfaschistischenIdeologiegeprägt. 44 Avantgar distischeWerkewieErnstKreneksSIMEON DER STYLIT (1935/36,miteinemLibrettodes DadaistenHugoBall)sindnurvereinzeltzufinden,zumalsichavantgardistische KomponisteninDeutschlandderÄchtungundVerfolgungausgesetztsahen.

WährenddesZweitenWeltkriegskamdaskompositorischeSchaffenunddamitdie OratorienproduktioninDeutschlandweitgehendzumErliegen.ImdeutschenSprach raumbrachtennurKomponisteninderSchweiz,wieArthurHonegger,WilliBurkhard undFrankMartin,nochbeachtenswerteWerkehervor,diejedochinDeutschlandund Österreicherstverzögert,nachEndedesZweitenWeltkriegs,bekanntundrezipiert wurden. 45

1.2.2 ZwischenNeuerMusikundTradition:Oratoriumnach1945

DiezweiteHälftedes20.JahrhundertswargeprägtvoneinerzunehmendenSpaltung derMusikkultur. 46 Diesebeganndamit,dasssichdiesogenannteNeueMusikvonder etabliertenbürgerlichenMusikkulturundihrentradiertenFormenundInstitutionen

42 vgl.LucindeLauer,ChristianThorau: „DasOratoriumim20.Jahrhundert“ ,inArtikel „Oratorium“ , MGG(neu),Bd.7(1997),Sp.795 43 vgl.Massenkeil1999,S.267 44 Exemplarischist DasLiedvonderMutter vonJosephHaasausdemJahre1939,dasdeutlicheinerBlut undBodenIdeologiehuldigtunddas„HeldentumderMutter“undden„Opfertod“ihresSohnesimKrieg verherrlicht.VolkstümlichunverfänglichgebensichvieleOratorien,diedenJahreskreisbehandeln,wie z.B.ArminKnab, DasgesegneteJahr (193543),oderHermannReutter, DergroßeKalender (1933),die jedoch,indemsieeinanachronistischverklärtesBildländlichenLebenszeichnen,sicherlichauch ideologischgewirkthabendürften. 45 vgl.Massenkeil1999,S.274f. 46 vgl.dazuDanuser1984,S.350:„AlsmitderUraufführungvonIgorStravinskis TheRake’sProgress ...die EpochedesNeoklassizismuszueinemglanzvollenEndegekommenwar,beganneineZeit,diefürdieOper alsmusikalischeGattungsoungünstigwarwieseltenzuvor.UnterdenVoraussetzungeneiner Musikkultur,diesichinzweiBereiche–‚NeueMusik‘und‚Tradition‘–spaltete,blieb,werOpernschrieb, vomKernderNeuenMusikausgeschlossen.Umgekehrtmochte,werzurAvantgardegehörenwollte,unter dentradiertenGattungensichamallerwenigstenaufdieOpereinlassen.“ 27

lösteundsichmitdenDarmstädterFerienkursenunddenDonaueschingerFestspielen ihreeigenenInstitutionenundeineigenesPublikumschuf.Diedadurchausgelöste AuffächerungdesmusikalischenSpektrumswurdedurchdieEntwicklungderRock undPopmusiknochverstärkt.SichalsKomponistzuetablierenwardamitnichtmehr andiealthergebrachtenInstitutionengebunden.Vielmehrentwickeltendieverschie denenStileundRichtungenihreNischen,eineigenesPublikum,eigeneAufführungs undPublikationsorte.

SoentstandnebenderNeuenMusik,dieinderÖffentlichkeiteinigesAufsehenzu erregenverstand,einerege,aberaußerhalbdeschristlichengagiertenUmfeldswenig bekannteKirchenmusikSzene.DieRockmusikfolgtohnehinganzanderenkulturellen undkommerziellenBedingungen;eineeigeneNischehatsichdiechristlicheRockmusik geschaffen.DochauchimKonzertlebenlässtsicheineimmenseVielfaltbeobachten: Sinfonien,diedentraditionellenVorgabeninForm,BesetzungundTonspracheweit gehendfolgen,erlebenebensoihreUraufführungwiemultimedialeKonzeptkunst,die denRahmendesMusikalischensprengt.

DarauslassensichimWesentlichenvierStrömungenidentifizieren,diefürdasOra toriumvonBedeutungsind:dieNeueMusik,diemitavantgardistischemAnspruch auftritt,dietraditionsverhaftetegeistlicheMusik(dieandieRomantikeinerseits,analte kirchenmusikalischeTraditionenandererseitsanknüpft),kirchenmusikalischeEr neuerungsbewegungen(mandenkebeispielsweiseandasNeueGeistlicheLied)und schließlichdiechristlichePopularmusik.

DerEinflussderNeuenMusikaufdasOratoriumwarindererstenNachkriegszeit gering;spätermachteersicheherindirektbemerkbar.IdeologischwardasOratorium belastetdurchdieVereinnahmungimNationalsozialismus,kompositorischdemErbeder Romantikverhaftet–aufdiejunge,aufstrebendeKomponistengenerationübtees deshalbnachdemKriegwenigAnziehungskraftaus.Diesebegabsichstattdessenauf eine„fieberhafteSuchenachneuenKlängen,dievonderVergangenheitunbelastet waren,...mitderAbsicht,ganzvonvorneeinneuesMusikverständnisaufzubauen“ 47 . Dabeiwurdenun–verspätet–diebisdatoinDeutschlandweitgehendunbekannten zeitgenössischenWerkedesAuslandsrezipiert,wiedieMusikArthurHoneggers,Darius Milhauds,ClaudeDebussysundIgorStravinskijs.Zumanderenentsprangender

WiederanknüpfungandieZweiteWienerSchuleundinsbesondereder(Wieder) EntdeckungderMusikAlbanBergsimmerradikalereavantgardistischeAnsätze.Der experimentelleUmgangmitdemmusikalischenMaterial,derindenfolgendenJahr

47 vgl.LudwigFinscher: „20.Jahrhundert“ ,inArtikel „Deutschland“ ,MGG(neu),Bd.2(1995),Sp.1193 28

zehntenüberserielleKonzeptionenbiszur„EntkunstungderKunst“führte,löstedie SuchenacheinerindividuellenMusikspracheundgeeignetenGattungsformenab.Je mehrjedochnichtnurmusikalische,sondernauchaußermusikalischeElementewieder TextvonseriellenTechnikenerfasstwurden,destostärkerwirktesichdie„Un vereinbarkeitseriellerTechnikenmitderAusdrucksgebundenheitderoratorischen Gattung“ 48 aus.

Dasbedeutetnicht,dassdieNeueMusiknichtauchTraditionendesOratoriumsauf gegriffenundverarbeitethätte. 49 ZahlreichegroßformatigeVokalwerkeder1960erund 70erJahre,z.B.vonKarlHeinzStockhausen,DieterSchnebelundKlausHuber,setzen sichproduktivmitderDivergenzvonTraditionundneuenTechnikenauseinander.Sie stehendemOratoriumdurchausnaheundwerdenindermusikwissenschaftlichen

LiteraturgernealsOratorienbezeichnet:KlausHubers HIOB 19 und BEATI PAUPERES ,Dieter

Schnebels TOTENTANZ ,KarlHeinzStockhausens DER GESANG DER JÜNGLINGE IM FEUEROFEN und anderemehr.DochfindetsichindieserZeitkaumeinWerkeinesavantgardistischen Komponisten,dassichselbsteinetraditionelleGattungsbezeichnunggibt,schongar nichtdiedesOratoriums.

AndererseitsfandenErfindungenderNeuenMusik,wieLautkompositionenoderder EinsatzvonElektronikundTonbandeinspielungen,seitden1970erJahrenihrenWeg insRepertoireauchdertraditionellerenKomponisten.AuchamOratoriumgingendiese Experimentenichtspurlosvorüber.

Dabeidarfnichtvergessenwerden,dassbeiallemWirbel,dendieVertreterderNeuen MusikindermusikalischenÖffentlichkeitverursachten,dieseselbstinihrerBlütezeitin den1960erund1970erJahrennureinenTeilbereichdermusikalischenProduktionaus machte.DieältereKomponistengeneration–dazusindbeispielsweiseWolfgangFortner, GünterBialas,CarlOrffundJohannesDriesslerzurechnen–stellteihrebisherigen KompositionsweisenundstilistischenMittelnichtgrundsätzlichinFrage.Siesetztedie musikalischenTraditionen,darunterauchdieGattungstraditiondesOratoriums,weit gehendbruchlosfort.DieAuseinandersetzungmitderjüngstenVergangenheitundmit denneuenmusikalischenStrömungenerfolgteaufindividuelleWeiseundführtenur vereinzeltzuehergemäßigtenExperimenten. 50

48 vgl.LucindeLauer,ChristianThorau: „DasOratoriumim20.Jahrhundert“ ,inArtikel „Oratorium“ , MGG(neu),Bd.7(1997),Sp.798 49 vgl.auchMassenkeil1999,S.284 50 vgl.LucindeLauer,ChristianThorau: „DasOratoriumim20.Jahrhundert“ ,inArtikel „Oratorium“ , MGG(neu),Bd.7(1997),Sp.798 29

ZudemBereichtraditionellgeprägtenmusikalischenSchaffenssindauchgroßeTeileder Kirchenmusikzurechnen,diesichimLaufedes20.Jahrhundertsimmerwiederumeine Erneuerung innerhalb dervonihrbegründetenTraditionenbemüht.Voralleminder protestantischenKirchenmusikfandmaneinVorbildinderkirchenmusikalischen ErneuerungsbewegungderZwischenkriegszeit.NachdemBeispielderWerkeHugo DistlersundKurtThomas’entstandenindenerstenzweiNachkriegsjahrzehntenüber60 Vokalwerke,diesichanältereGattungsformenundVorläuferdesOratoriums(wiedie HistorieoderdiemotettischePassion)anlehnten,z.B.vonRudolfMauersberger,Ernst Pepping,HansMicheelsen,KurtFiebig,EberhardWenzel,HelmutDegenu.a. 51 Die RückbesinnungaufalteTraditionssträngeundaufdasAcappellaIdealgingeinhermit derSuchenachneuentextlichenAusdrucksformen:DieKirchenmusiksolltevonder AusdrucksüberladenheitunddemPathosderRomantikbefreit,wiederstärkerinden DienstdesBibelwortsgestelltundaussichherauserneuertwerden. 52

DietraditionellenkünstlerischenAusdrucksformenbekamenmitdersogenannten „KrisederModerne“neuenZulauf,alsgegenEndeder1970erJahre„derGrundsatz, Kunstmüsseneusein,umalsauthentischgeltenzukönnen,aufgelöstodergarinsein Gegenteilverkehrtwurde“ 53 .ZweiStrömungensindzubeobachten,diebeideeine GegenbewegungzuderindieSackgassegeratenenNeuenMusikdarstellen:einerseits die„neueInnerlichkeit“alsEntwurfeinerKunstmitelitäremAbsolutheitsanspruch, andererseitseinePopularisierungundHinwendungzueinembreiteren,nichtelitären Publikum.BeideBewegungengingeneinhermiteinemverstärktenRückgriffauf traditionelle,demPublikumvertrauteundbeliebteGattungen.DabeiwirddieWahlder GattungnichtmehralsErfüllungeinerpoetischenodermusikalischenGattungsnorm, sondernalsTeildesindividuellenWerkkonzeptsbegriffen,alsAusdruckdeseigenen weltanschaulichenundästhetischenStandpunkts. 54

ImGegensatzzurFunktionderGattungenimNeoklassizismus,einenWegausden AporienexpressionistischerFreiheitzuweisenunddiekompositorischeSubjek tivitätzu‚entlasten‘,handeltessichhiernichtumdieRestitutionbestimmter historischerFormundSatzmodelle.Esgehtvielmehrdarum,unterAufsprengung desKanonsdesVerbotenenzujeneralleinvonderkompositorischenSubjektivität verantwortetenFreiheitzugelangen.... 55

51 vgl.hierzuundzumfolgendenMassenkeil1999,S.276f. 52 vgl.hierzuauchAdamAdrio, „ErneuerungundWiederbelebung“ ,inBlumeu.a.1965,S.279f. 53 Danuser1984,S.400 54 vgl.Reimer1972,S.9sowieMassenkeil1999,S.296 55 Danuser1984,S.400 30

GleichzeitigmitderKonzertmusikbemühtesichauchdieKirchenmusik,breitere Publikumsschichtenzuerreichen.DadurchwurdeeineÖffnunggegenübermusikali schenEinflüssenaußerhalbdeseuropäischenKanonsinGanggesetzt.Inderweltlichen MusikwurdenvorallemderJazzundandereaußereuropäischeMusikstilerezipiert(so führtez.B.beiPhilipGlassdieBeschäftigungmitindischerMusikzurEntwicklungder MinimalMusic),währenddieKirchenmusik,vorallemdieprotestantische,Rockmusik undSchlageralsMittelderVerkündigungentdeckte.

1.2.3 EinflüssepopulärerMusik

DerEinflusspopulärerMusikrichtungen,derRockundPopmusik,desJazzunddes GospelsnachdemZweitenWeltkriegistnichtwirklichneu–schon1930komponierte

ErwinSchulhoffsein„JazzOratorium“ H.M.S. ROYAL OAK .Neuistjedoch,dasssichparallel zuralthergebrachtenKirchenmusikeinepopuläreKirchenmusikkulturentwickelt:Jazz undGospelchöreindenGemeinden,christlicheBandsundMusicals,einebreitekompo sitorischeTätigkeitvonreligiösenLiedermachernundBandleadern.InderzweitenHälfte des20.JahrhundertsbildetensichvielfältigeSubkulturenundSzenenheraus,die– ähnlichwiedieavantgardistischeNeueMusik–eigeneFormenundInhalte,eigene Aufführungsorte,VerlageundRezeptionsweisenvorweisenkönnen.DasOratoriumals inhaltlichwenigfestgelegte,flexibleGroßformübtdabeioffensichtlicheinenichtgeringe Anziehungskraftaus.Jedenfallsfindensichim20.JahrhundertzahlreicheOratorienvon KomponistenpopulärerchristlicherMusik.DochsindauchhierdieGrenzenfließend:zu offenenFormenderPopmusikundzumchristlichenMusical,aufderanderenSeiteaber auchzur„EMusik“,diesichihrerseitsdemEinflusspopulärerMusikstileausgesetzt sieht.

InderRezeptiondesbreitenPublikumsspielenpopularmusikalischeoratorischeFormen sicherlicheinegrößereRollealsavantgardistischeWerkederNeuenMusik.Dennoch werdensieindermusikwissenschaftlichenLiteraturzumOratoriumnichteinmal 31

erwähnt, 56 obwohlsichetlicheWerkeselbstals„PopOratorium“oder„NGLOratorium“ bezeichnenunddeutlichindieGattungstraditionstellen(undsicherlichhoffen,dadurch einegewisseAufwertungzuerfahren,dieihnenvondemetabliertenFeuilletonundder traditionellenKirchenmusikimmernochverwehrtbleibt).

Die christlichePopmusik, das populäreOratoriumgibtesnicht.Vielmehrweistdie christlicheMusikszeneeineVielzahlvonStrömungenauf,dieinunterschiedlichemMaße aufverschiedeneWurzelnzurückgehen.PeterBubmann57 nenntalswichtigsteWurzeln erstensdieJazzundRockmusikunddenGospel,zweitensdenreligiösenSchlagerund drittensdasNeueGeistlicheLied(NGL).

ElementedesJazzundRock’n’RollsowiedesSpiritualsfindensichseitderMitteder 1950erJahreinGottesdienstmusikundMessKompositionen.InAssisifand1957ein „FestivaldesneuenGesangs“statt;gleichzeitigverbreitetensichinDeutschland deutscheFassungenamerikanischerreligiöserSchlager.EinPreisausschreibender EvangelischenAkademieTutzinglöste1960einenregelrechtenBoomreligiöserSchlager aus;dasSiegerlied„Danke“desKirchenmusikersMartinG.Schneidergelangtesogarin dieHitparadenundwurdeeinEvergreenderGemeindemusik.Gleichzeitigverbreiteten sichdaschristlicheMusical(z.B.HelmutBarbe: HALLELUJAH BILLY ,1956)sowieRock,

Pop,BeatundJazzmessen(z.B.PeterJanssensJAZZ -MESSE von1963).

Inden1960erund1970erJahrenetabliertesichdiechristlichePopundSchlagerszene: SendeplätzeimHörfunkwurdeneingerichtet,großeFestivalsveranstaltet,erstechrist licheSchallplattenlabelsentstanden,undzahlreicheBandsundGruppierungenkonnten sicheinenfestenPlatzimchristlichenMusiklebensichern.AuchdieKirchentageboten einimmerwichtigeresForumfürpopuläreFormenmusikalischerVerkündigung.

ImGegensatzzudemausdenQuellendesRockunddesSchlagersgespeisten„Sacro pop“entsprangdasNeueGeistlicheLieddembereitserwähntenImpuls,dieKirchen musikaussichherauszuerneuern.WichtigeVorbilderwarenwiedereinmaldieSing

56 NichtnurvonmusikwissenschaftlicherSeite,sonderninsgesamtistdieLiteraturzupopulärerchristlicher Musiksehrspärlich.InMGGwirdmangarnichtfündig:selbstderArtikel „“ erwähntdasNeue GeistlicheLiednurmitzweiSätzen.ChristlichePopmusikwirdinderForschungüberwiegendimRahmen derpraktischenTheologieunterdemStichwortJugendarbeitbehandelt,wobeihierderSchwerpunkt meistaufFragendertheologischmotiviertenDidaktikundPädagogikliegt.Diewenigenmirbekannten Publikationen,diesichsystematischmitchristlicherPopularmusikbeschäftigen(vgl.insbesondere Bubmann1990),stammenebenfallsausdemUmfeldderTheologieundnichtderMusikwissenschaft. DiesevermutlichvonWerturteilengeleiteteIgnoranzdermusikwissenschaftlichenForschungnichtnur gegenüberchristlicherPopmusik,sonderngegenüberRockundPopmusikinsgesamtverwundert angesichtsderTatsache,dassdieseinzwischeneinengroßenTeildergesamtenMusikproduktion ausmacht. 57 vgl.hierzuundzumfolgendenBubmanno.J. 32

bewegungunddiekirchenmusikalischeErneuerungsbewegungderZwischenkriegszeit. 58 DasNeueGeistlicheLiedorientiertsichbewusstamreformatorischenChoralunddem Volkslied,„verbundenmiteinemSchussRhythmik“ 59 .DabeispieltauchderEinflussder einfachenliturgischen,meditativenGesängederKommunitätvonTaizéeineRolle.Seit den1970erJahrenfanddasNGL–ebenfallsmitHilfederKirchentage–seinenWegin weiteBereichederGemeindearbeitbishinindenGottesdienst.AbMitteder1970er JahrewurdenimmermehrNotenhefteundLiederbücherverlegt,undspätestensmitder EinführungdesneuenEvangelischenGesangbuchsAnfangder1990erJahreerhielten zahlreicheNGLeinenPlatzimoffiziellenStandardrepertoiredesKirchengesangsundder Gemeindemusik.AufkatholischerSeitebleibtnochabzuwarten,wasdiederzeitig laufendeÜberarbeitungundNeuentwicklungdesGotteslobsergebenwird.

MitdemzunehmendenErfolgundderEtablierungdesSacropopunddesNGLwuchsbei christlichenKomponistenpopulärerMusikdasInteresseanmusikalischenGroßformen, vorallemanMesse,MusicalundOratorium.DerSchlagersängerSiegfriedFietz produzierteinden1970erund1980erJahrenzahlreicheOratorien,angefangenmit

PAULUS von1972.PeterJanssensundLudgerEdelkötter,führendeKöpfederSacropop Szene,machtenmitchristlichenMusicalsaufsichaufmerksam.EinewichtigeRolle spieltenauchdiegroßenJugendchöre,wieder1968gegründeteSchalomChoroder KlausHeizmannsJugendfürChristusChor,dieEvangelisationsveranstaltungen musikalischgestalteten.

DiesemUmfeldentstammtdaspopulärechristlicheOratorium.Esiststärkermissio narischausgerichtetalsdieherkömmlichenOratorien,dieehereineindividuelleAus einandersetzungmitdemGlaubenartikulieren,undzieltaufeinkollektivesreligiöses Erlebnis.Deswegenwirdüblicherweiseeinebewussteinfache,eingängigetextlicheund musikalischeSprachegewählt,diezumMitsingeneinlädt.

AufderanderenSeitekamendurchdasNGLunddieRückbesinnungaufkirchen musikalischeTraditionenimSacropopundNGLOratoriumstärkeralsinanderen FormenchristlicherPopularmusikwiederüberlieferteFormenundAusdrucksweisenins Spiel.ZahlreicheKomponisten,vorallemdiejüngereGenerationvonKirchenmusikern undKomponisten(StefanHeucke,StefanJänkeu.a.),lassensichohnehinnichtein deutigder„populären“oderder„ernsthaften“Musikzuordnen;sieschöpfeninihren WerkenausdergesamtenmusikalischenVielfalt,diesichihnenbietet,vonderalten MusikbiszummodernenSchlager.

58 vgl.Abschnitt1.2.1 59 Bubmanno.J. 33

1.2.4 LiteraturgeschichtlicheVoraussetzungen

AndersalsdasOpernlibrettohatdasOratorienlibrettoim20.JahrhundertdieSchrift stellerwenigherausgefordert.DasmagseinenGrundinderbisweilenbitterbeklagten allgemeinen„KirchenfeindlichkeitneuzeitlicherSchriftsteller“haben. 60 Vielleichtliegtes aberauchdaran,dassexperimentierfreudigeundavantgardistischeAutorenzwarnicht sosehrdentraditionellenGattungenablehnendgegenüberstehen,zumindestsehrviel wenigeralsihrekomponierendenKollegen,wohlaberdenfunktionalenGattungen.In derOperdes20.Jahrhundertsmachtsichdieswenigerbemerkbar,weilihrdiekompo sitorischenExperimentedesneuenMusiktheaters,aberauchderEinflussdesabsurden unddesBrecht’schenepischenTheaterszugutekamen.AuchzeigtdasOpernlibretto einegewisseVerwandtschaftzuliterarischenGattungenwiedemDramaoderdem HörspielundübtvielleichtdadurchnocheinenstärkerenReizausalsdasOratorium. WojedochdieAuseinandersetzungmitGottgesuchtundbetriebenwird,wählenzeit genössischeAutoreneherreinliterarischeGattungen,diemehrintellektuelleAnalysen, DifferenzierungenundDarstellungvonZwischentönenerlauben,alsmusikoliterarische Gattungen,diezueinerPersonenreduktionundeinerkontrastierenden,tendenziell schwarzweißmalendenDarstellungzwingen.

AndersalsbeidenOpernlibrettistenfindensichbeidenOratorienlibrettistennurwenige bekannteSchriftsteller.AndererseitswerdenOratorienlibrettiauchanerkannterAutoren oftnichtalsrelevantinnerhalbihresGesamtwerksangesehen.WennAlbertGierüber dasOpernlibrettosagt:„NatürlichsinddieLibrettinamhafterDichterundSchriftsteller indenkritischenAusgabenihrerWerkeenthalten“ 61 ,sotrifftdasfürOratorienlibretti keineswegszu! 62 MitdiesermangelndenWertschätzunghängtwohlzusammen,dasssich aufderSeitederOratorienlibrettistenvorallemAutorenfinden,fürdiedasOratorium alsMediumderVerkündigungeineRollespielt:Pfarrer,Kirchenmusiker,Verfasser religiöserGebrauchsliteratur.

AvantgardistischeExperimenteaufderTextebenefandenfreilichstatt:Indenersten NachkriegsjahrzehntenmachtedieSprachbzw.Lautkomposition,diesichimMusik theatervorallemdortdurchsetzte,woein„modernerLiteraturentsprechende[r] Kunstanspruch“auchaufTextebeneangestrebtist, 63 ihrenEinflussauchaufdas

60 vgl.z.B.dieheftigePolemikvonHansBänzinger(Bänziger1992,S.112) 61 Gier2000,S.54 62 BeispielsweisefehltinjederAusgabederWerkevonStephanHermlinsein MansfelderOratorium (vertont vonErnstHerrmannMeyer).Vgl.StefanBodoWürfel: „VerkündigungalsliterarischeForm“ ,in Schmidinger1999Bd.2,Fn.S.219 63 Danuser1984,S.364 34

Oratoriumgeltend.JedochwurdendieseWerkenurseltenvondenAutorenbzw. KomponistenalsOratoriumbetitelt,sonderntragenmeistgarkeineodereineeigens geschaffene,ofthybrideGattungsbezeichnung(bekannteBeispielesinddieWerkevon KlausHuberundDieterSchnebel) 64 .

Alssichdannseitden1980erJahrendieVersuchemehrten,innerhalbderGattung sprachlicheMöglichkeitenundGrenzenauszuloten,zeigtedasOratoriumeinegewisse AnziehungskraftalsMediumfüreineindividuelleAuseinandersetzungmitexistenziellen SinnfragenohneEinschränkungendurch literarische Gattungskonventionen.Sicherlich spieltedabeiauchdieemotionaleVerdichtungdurchdieMusikeineRolleunddieAus sicht,einPublikumaußerhalbderLeserschaftreligiösmotivierterLiteraturzuerreichen. OratorienlibrettinamhafterSchriftstellerbliebenzwarselten,dochlassensichviele LibrettistenzumindestalsprofessionelleAutorenbezeichnen–etwaderKölnerLyriker

KlausLüchtefeld( AUF DEM RAND DER MAUER fürHeinzMartinLonquich)oderderpublika tionsfreudigePfarrerGerhardEngelsberger( SCHÖPFUNG fürKrzysztofMeyer).

EinenerheblichenTeilderLibrettistenmachenGeistlicheaus:beispielsweisederbereits erwähntePfarrerGerhardEngelsberger,derBenediktinerMönchMartinUhlenbrock 65 undderPfarrerundehemaligesächsischeSuperintendentDietrichMendt 66 .Anderesind ReligionspädagogenoderinderWissenschafttätigeTheologen,beispielsweisederSozial arbeiterundPfarrerEugenEckert 67 oderClausPeterMärz 68 ,ProfessorfürExegeseund TheologiedesNeuenTestamentsanderUniversitätErfurt.DieOratoriendieserLibrettis tensindstarkdemkirchlichgeistlichenUmfeldverhaftet,demsieentstammen;die VerkündigunghatinvielenFällenPrioritätvordemliterarischkünstlerischenAnspruch.

EtlicheLibrettistenstammenausBewegungenimUmfeldchristlicherPopularmusikund habensichimBereichdesNeuenGeistlichenLiedseinenNamengemacht,wiedieschon erwähntenAutorenClausPeterMärz,EugenEckert,KlausLüchtefeld.

ZueinemerheblichenTeilerstellendieKomponistenselbstdenText,wobeisiedann zumeistaufWerkeanerkannterDichterundDenkerzurückgreifen. 69 Beietlichen

64 sieheauchoben,Abschnitt1.2.1,S.28f. 65 OratoriumBenedictum (Komposition:MatthiasBonitz) 66 VondenMühenderHeimkehr , Weihnachtsoratorium (Komposition:MatthiasDrude) 67 Hiob (Komposition:JürgenBlume), Daniel (Komposition:ThomasGabriel), Emmaus (Komposition:Thomas Gabriel) 68 AufstandderWorte (Komposition:KurtGrahl) 69 EinebeliebteBegründungvonKomponisten,denTextselbstzuerstellen,istdernachwievoroftgehörte Vorwurf,esgäbezuwenigqualitativzufriedenstellendeLibretti.ObdiesemMangeltatsächlichabgeholfen wird,wennliterarischeDilettanten–unddarumhandeltessichbeidenmeistenKomponisten–zurFeder greifen,darfbezweifeltwerden. 35

Oratorien,diemehrthemenalshandlungsorientiertvorgehenundderenTextaus zahlreichenliterarischenQuellenzusammengestelltist,gehtdieTextauswahlund erstellungsicherlichmitderkompositorischenKonzeptionHandinHand.Oftstehtam AnfangdieFaszinationfüreinenbestimmtenText,derzurVertonunganregt,dieAus einandersetzungmitdem„BuchderBücher“bzw.diekompositorischeVerarbeitung einerindividuellenBibellektüre.DiedreiOratorienvonOskarGottliebBlarr( JESUS -

PASSION , JESUS -GEBURT sowie WENN DU AUFERSTEHST - WENN ICH AUFERSTEH ’ )70 beispielsweisesind ResultateineslängerenIsraelAufenthaltsundderdadurchausgelöstenAuseinander setzungmitdentheologischenundgeschichtlichenWurzelnderchristlichenBotschaft unddemchristlichjüdischenDialog. 71 VieleWeihnachtsoratorien,z.B.vonGiselher

KlebeoderOtfriedBüsing( DAS LICHT DER ENGEL ),entstehenausderBeschäftigungmitder WeihnachtsgeschichteodermitälterenVorbildernwieJ.S.BachsWeihnachtsoratorium undstellenderTraditioneigeneLesartenundKonzeptegegenüber.

InsgesamtstehtdieAuseinandersetzungmitliterarischenTraditionenimOratorien librettodeutlichhinterdermitkompositorischenVorbildernundtheologischen Diskursenzurück.SieisteineAngelegenheitderindividuellenVerarbeitungdesAutors. ZwarfindenliterarischeEntwicklungen(mitVerzögerung)EinganginsOratorium,indem beispielsweisemoderneTextezitiertodervollständigübernommenwerden.Jedoch herrschtüberwiegendeinKanonvor,dernahezuausnahmslosderetabliertenLiteratur zugerechnetwerdenkann:GedichtevonRainerMariaRilke,PaulCelan,NellySachs, PeterHärtlingundanderen.BeliebtsindauchTextedichtenderTheologen,allenvoran vonKurtMartiundDietrichBonhoeffer.WennDieterBorchmeyerdasOpernlibrettoals „diegroßeBrücke,dieüberdenKontinuitätsbruchim18.Jh.,welcherdieModerne einleitet,hinwegführtundmanchesanverdrängtenTraditionenfortsetzt“ 72 bezeichnet, sokannmandaszweifellosauchaufdasOratorienlibrettoübertragen.Insgesamtistalso festhalten,dassdasOratorienlibrettoehertextkonservativistundinderRegeldie Verkündigung,nichtdaskünstlerischeExperiment,imVordergrundsteht.Forschung zumOratorienlibretto

70 DaOskarGottliebBlarrBibeltextegrundsätzlichhebräischbzw.aramäischwiedergibt,istderTextvon allendreiOratorienzuweitenTeilennichtdeutschsprachig. JesusGeburt und JesusPassion konnten deshalbindieserArbeitnichtweiterberücksichtigtwerden.Einzigin Wennduauferstehstwennich aufersteh’ wiegendiedeutschenTextanteilediefremdsprachlicheninetwaauf. 71 vgl.ProgrammheftzurUraufführungvon Wennduauferstehstwennichaufersteh’ am3.3.1996inder ChristuskircheMannheim 72 vgl.DieterBorchmeyer: „Textform“, inArtikel „Libretto“ ,MGG(neu),Bd.4(1996),Sp.1118 36

1.3 FORSCHUNG ZUM ORATORIENLIBRETTO

1.3.1 MusikwissenschaftlicheForschung

AusmusikwissenschaftlicherSichtscheintdasOratoriuminjüngererZeitrelativgut erforschtzusein.NachdemesübereinJahrhundertlangkeineaktuelleMonographie gab,diemitArnoldScheringsGeschichtedesOratoriumsvondenAnfängenbiszur Gegenwart (1882)vergleichbargewesenwäre,liegenausdenletztenzehnJahrengleich zweiumfangreicheNeuveröffentlichungenvor:GüntherMassenkeilszweibändigesWerk OratoriumundPassion 73 undHowardSmithersvierbändige HistoryoftheOratorio ,deren ersteBände1977erschienenunddieimJahr2000miteinemBandüberdas19.und 20.Jahrhundertabgeschlossenwurde. 74

BeideMonographienbietenjedochnurwenigeAnsatzpunktefürdievorliegendeArbeit. ZumeinenumfasstihreDarstellungdiegesamteGeschichtederGattungvonden AnfängenbisheuteundistnatürlichnichtaufdendeutschenSprachraumbeschränkt. MassenkeilsetztzwardenSchwerpunktseinerDarstellungderZeitnach1945auf DeutschlandunddieSchweiz;beiSmitherhingegenliegtdasHauptaugenmerkaufdem englischsprachigenRaum.ZumanderenspielenfürbeideAutorendieLibrettinureine untergeordneteRolle.MassenkeilmisstdemLibrettokaumeigenständigeBedeutungbei; vielmehrsiehterdieEntwicklungdesOratoriumsim20.Jahrhundertals„Umgangmit demoratorischenErbe,denmanwohlambestenalsdessentextlicheundinhaltliche Entgrenzungbezeichnenkann“ 75 ,sodassdievertontenTexte„heutekaumjemandmehr alsLibrettibezeichnet“ 76 .

SmitherscheintdenLibrettimehrGewichtbeizumessen;immerhinwidmeterden LibrettiderOratoriennach1914eineigenesKapitel,bevorersichderMusikzuwendet. 77 DochbeimnäherenHinsehenstelltmanfest,dasssichdieUntersuchungderLibretti aufeineÜbersichtderzugrundeliegendenStoffebeschränkt.

FürdieseArbeitsinddiebeidenPublikationenallerdingsschondeshalbwenigergiebig, weilsiekeineeindeutigenKriterienliefern,wassiealsOratoriumklassifizierenundwas

73 Massenkeil1998und1999 74 Smither1977a,1977b,1987und2000 75 Massenkeil1999,S.284 76 Massenkeil1999,S.296 77 Smither2000,S.632ff. 37

nicht. 78 SmitherbeschränktsichaufdieMinimalforderung„longconcertpieceswith narrativeordramatictextssettomusicforsoloists,chorus,andorchestra“79 ,gleich gültigobgeistlichoderweltlichundgleichgültig,welcheGattungsbezeichnungsieselbst tragen.Massenkeilkonstatiertfürdas20.Jahrhunderteinegrundsätzliche„Infrage stellungdesOratoriumsimKontextdergleichzeitigenKrisedesmusikalischen Gattungsgefüges“ 80 undsprichtfortannurnochvom„oratorischenErbe“,indaserauch diemeistenPassionsvertonungenmiteinbezieht.Zudemräumterein,dassdie DarstellungfürdieZeitnachdemZweitenWeltkrieglückenhaftist:

Hiermussesgenügen,durchListenvonoratorischenWerkenbedeutender KomponisteneinenchronologischenAufrisszuskizzierenundeinzelne bemerkenswerteWerkebeiderGattungennäherzubetrachten... 81

ÄhnlichenEinschränkungenunterliegtauchderArtikel Oratorium inderneuenAusgabe vonMGG 82 ;hierzwingtschondieKürzezustarkerReduzierungdesStoffes.DerArtikel Libretto wiederumbietetkeinerleiAnsatzpunktefürdieBeschäftigungmitdemOrato rium.Zwarführternoch–ganzinÜbereinstimmungmitderaltenAusgabevonMGG 83 – dasLibrettoals„TextvorlageeinerOper,einesOratoriumsundüberhaupteinesgrößeren VokalwerkesinDialogform“,beschränktsichjedoch–ebenfallswieseinVorgänger–im weiterenganzaufdasOpernlibretto.

NebendiesenfachwissenschaftlichenÜbersichtspublikationengibteszahlreicheHand bücher,diesichanWissenschaftlerundmehrnochanMusikpraktikerrichten.Dievier

84 wichtigstensindKurtPahlensOratorienderWelt ,derunlängstüberarbeitete Chor musikundOratorienführer ausdemHauseReclam 85 ,der HarenbergChormusikführer 86 ausdemselbenJahrsowieder2000erschienene Oratorienführer vonSilkeLeopoldund UllrichScheideler 87 .AlldiesenHandbüchernistgemeinsam,dasssiedenBegriff

ORATORIUM sehrweitfassen. 88 DiesistimHinblickaufdieHauptzielgruppeunddie

78 zurGattungsproblematikvgl.auchAbschnitt1.1.2,S.14ff. 79 Smither2000,S.613 80 Massenkeil1999,S.259 81 Massenkeil1999,S.14 82 vgl.LucindeLauer,ChristianThorau:„ DasOratoriumim20.Jahrhundert“ ,inArtikel „Oratorium“ , MGG(neu),Bd.7(1997),Sp.798ff. 83 vgl.Artikel „Oratorium“ ,inMGG,Bd.10(1962),Sp.120 84 Pahlen1985 85 Oehlmann/Wagner1999 86 Gebhard1999 87 Leopold/Scheideler2000 88 sieheauchAbschnitt1.1.1,S.26 38

ZielsetzungdieserHandbüchervollkommengerechtfertigt,wollensiedoch„nichtnur rückwärtsgewandteGattungsgeschichte,sondernauchAnregungfürdiemusikalische Praxis“ 89 seinund„Dirigenten,SängerundSängerinnensowiedieFreundederChor musikmitvielAnregungfürPlanung,SingenundHöreninsneueJahrtausend geleiten.“ 90 FürgattungsgeschichtlicheUntersuchungenistdiesesVorgehenjedochzu ungenau.Hinzukommt,dasssichWerkedes20.Jahrhundertsehervereinzeltfinden; selbstbeiLeopold/Scheideler,diesichumeinegrößtmögliche„Ausgewogenheit...der Jahrhunderte“ 91 bemühen,sindsieschnellaufgezählt.

Insgesamtlässtsichalsofesthalten,dassdieGeschichtedesOratoriumsausmusika lischerbzw.musikwissenschaftlicherSichtzwardurchausguterschlossenist,fürdas 20.JahrhundertjedochdeutlicheLückenundUnzulänglichkeitenaufweist.Erstrecht liefertdiemusikwissenschaftlicheForschungfüreinesystematischeliteraturwissen schaftlicheUntersuchungderOratorien texte allenfallsvageHinweise.

1.3.2 LiteraturwissenschaftlicheLibrettologie

SoeifrigsichdieLiteraturwissenschaftdieZuständigkeitfürdasLibrettoerstrittenhat, somerkwürdigistes,dasssieunter„Libretto“meistensnurdasOpernlibrettoversteht. DieterBorchmeyersprichtinseinemMGGArtikelexplizitaus,dasssich„dieBezeich nungseitdemEndedes19.Jh.imdeutschenSprachraumvorallemfürdenOperntext durchgesetzt“habe 92 .AlbertGier,dessenMonographie 93 zwarnichtVollständigkeit,aber exemplarischenCharakterbeansprucht,betrachtetvondererstenSeiteanausschließ lich„denTextalsBedeutungsträgerinnerhalbderKunstformOper“ 94 undziehtandere LibrettigarnichtinErwägung.EntsprechenddefinierterLibrettischlichtals„Textevon Opern,Operetten,Musicals“ 95 .

NunbietetdieOper,imGegensatzzumOratoriumundanderenGattungenderVokal musik,durchihreoffenkundigeNähezumDramavieleAnknüpfungspunkteundeinen leichtenmethodischenEinstiegüberdenVergleichderbeidenGattungen.Auchsonst lassensichinderForschungzumOpernlibrettodeutlicheSchwerpunktedortausma

89 Leopold/Scheideler2000,S.IX 90 Gebhard1999,S.22 91 Leopold/Scheideler,S.IX 92 DieterBorchmeyer: „Textform“, inArtikel „Libretto“ ,MGG(neu),Bd.4(1996),Sp.1116 93 Gier2000 94 Gier2000,S.9 95 Gier2000,S.5 39

chen,wodieNähezumtraditionellenGegenstandsbereichderLiteraturwissenschaft besondersgroßist:zumeinenbeiderLiteraturoper,zumanderenbeimlibrettistischen SchaffenbereitsanerkannterDichter. 96 JeweitersicheinliterarischmusikalischesWerk odereineGattungvondiesemlibrettologischenKernbereichentfernt,destodünnerwird dieForschungslage.WodasneueMusiktheatersichderGrenzezurLautkomposition nähert,wirddieForschungnahezuvollständigdenMusikwissenschaftlernüberlassen, obwohldochdieexperimentelleLyriksicherlichzahlreicheAnknüpfungspunkteböte.

OhnehinfindensichliteraturwissenschaftlicheUntersuchungenvonmusiko literarischenGattungenjenseitsderOpernursehrvereinzelt.Zunennenwärenhier meinesWissensnurHansJoachimKreutzermitseinenStudienzudenTextenBach scherKantatenundderÜbersetzungdesHändelschenMESSIAS 97 undA.ForchertsArbeit zuMendelssohns ELIAS 98 ,MartinAlbrechtHohmaiersDissertationzuMendelssohns

PAULUS 99 und IrmgardScheitlersMonographieüberdeutschsprachigeOratorienlibrettibis 1730;wobeidiebeidenletzterenWerkeerstkurzvorFertigstellungdieserArbeit erschienenunddeshalbnichtmehrangemessenberücksichtigtwerdenkonnten. ErstaunlicherweisewirdesoffensichtlichnichteinmalalsMangelangesehen,dass weitergehendeliteraturwissenschaftlicheVersuchefastvollständigfehlen.Einzigdas ReallexikonderdeutschenLiteraturwissenschaftgrenztimArtikel „Libretto“ andere musikalischeGattungenalsdieOpernichtaus–eineNeuerunggegenüberderalten AusgabedesVorgängerwerkes,desReallexikonsderdeutschenLiteraturgeschichte,in demesunterdemStichwort „Libretto“ lapidarheißt„s.Oper“ 100 .

JedochhatdieliteraturwissenschaftlicheLibrettologieeinigegrundsätzlicheErkennt nissehervorgebracht,wiesichdieplurimedialeWerkkonzeptionderOperunddie musikalischeBearbeitungaufdenTextauswirken.InwieweitdieseMerkmaleaufandere musikoliterarischeGattungen,indiesemFalldasOratorium,übertragenwerden können,wirdimVerlaufdieserArbeitnochmanchesMalzurSprachekommen. 101

96 SogibtesbeispielsweisezahlreicheUntersuchungenzumlibrettistischenSchaffenIngeborgBachmanns (z.B.Grell1995)undzurLiteraturoper(z.B.Ullrich1991,Wiesmann1982,Achberger1980). 97 vgl.Kreutzer1994 98 Forchert1974 99 vgl.AlbrechtHohmeiero.J. 100 vgl.RDLG 101 vgl.insbesondereKapitel3.1und3.4 40

1.3.3 ForschungzurliterarischenBibelrezeption

TrotzderTendenzzur„Verweltlichung“,diesovieleAutorenkonstatieren,nimmtdie BibelfürdasOratoriumauchim20.JahrhunderteinezentraleStellungein.Bezüglich derVerarbeitungbiblischerGeschichtenundMotiveundihrerInterpretationkönnte mandeshalbAnstößeausdertheologischenForschungerwarten.Docheszeigtsich, dassdasinterdisziplinäreThemenfeld„BibelundLiteratur“nochstärkeralsdasFeld „LiteraturundMusik“einNischendaseinführt,undnurwenigeVeröffentlichungenvon einemrelativbegrenztenAutorenkreiszugänglichsind.InderLiteraturwissenschaft spieltoffensichtlichnurdieBewertungvonBibelzitatenundreferenzenimKontextdes literarischenWerkseineRolle,nichtaberdieFormendesTransfersvonBibelstoffenin andereGattungen.UndinderTheologiegiltdaswesentlicheAugenmerkderAuslegung derBibelimRahmendertheologischenHermeneutikundderHomiletik.

DasWenige,wasanArbeitenzufindenist–zuerwähnensindhiervorallemdie PublikationenvonHeinrichSchmidingerundMagdaMotté 102 –handeltsehrvielvon modernenTexten,abernahezuausschließlichvonnichtfunktionalerLiteratur,undhier vorallemvonLyrikundRoman.VonStefanBodoWürfelfindetsicheinAufsatz,indem auchdasOratoriumeineRollespielt, 103 jedochbeschäftigtersichmitderAneignung sakralerFormendurchtotalitärePolitik.

FernergibtestheologischeBeiträgezueinzelnenOratorien 104 undOratorienkompo nisten,wieJohannSebastianBach 105 undWillyBurkhard 106 .Sieuntersuchendie LibrettijedochausschließlichuntertheologischhermeneutischenGesichtspunkten. InsofernbietetdietheologischeForschungzumOratoriumundzurBibelrezeptionzwar einigeAnregungen,jedochnurwenigedirekteAnknüpfungspunkte.InAbschnitt2.5.2 107 wirddaraufnähereingegangenwerden.

102 vgl.Schmidinger1999,Motté1997 103 StefanBodoWürfel: „VerkündigungalsliterarischeForm“ ,inSchmidinger1999,Bd.1,S.205226 104 z.B.Nohl2001 105 z.B.Axmachero.J. 106 Kohli1952 107 sieheunten,S.94ff. 41

1.4 DER MATERIALBESTAND

1.4.1 ErscheinungsformendesLibrettos

DiescherzhafteDefinitionvonPeterHacks,dasOpernlibrettosei„eineMengevon WortenundgehtgelegentlichbeiReclamzukaufen“ 108 ,lässtsichaufdasOratorien librettoleidernichtübertragen:letzterewerdenseltenverlegtundvermutlichnoch seltenergekauft.OratorientextebegegnenunsüberwiegendinPartituren,Klavier auszügenundanderemAufführungsmaterialoderauchinProgrammheften.Dievon AlbertGierpostulierte„AutonomiedesLibrettosalseinesBedeutungsträgers“,derder VertonunginderRegelvorausgeht, 109 isteinKonstrukt,dassicherlichdieBeschäftigung einesLiteraturwissenschaftlersmitdieserGattungrechtfertigenhilft,jedochkeinesfalls derPraxisentspricht.HäufigwirddasLibrettonochwährendderKompositionauf WunschdesKomponistenvomLibrettistenumgearbeitet,gekürztodermodifiziert,oder sogarvomKomponistenselbstHandinHandmitderKompositionerstellt.DadasOrato riumwenigeraufeinestringenteHandlungangewiesenistalsdieOperundnochviel mehreinzelne,nahezuunabhängigeEpisodendarstellenkann,gibtessogarFälle,in denenältereKompositionenmitneuenzueinemOratoriumzusammengestelltwerden– einbekanntesBeispielausderRomantikistdasOratorium Christus vonFranzLiszt,das dieschonzehnJahrezuvorkomponierten SELIGPREISUNGEN undeinebenfallszuvorseparat publiziertes PATER NOSTER enthält. 110 AufgrunddervielenBearbeitungsstufen,die zwischendemursprünglichenLibretto,dasoftmalsgarnichtbekanntist,undder letztendlichvertontenFassungliegen,gehtAlbertGiervoneinerKoAutorschaftdes Komponistenaus:DemzufolgeistderWerkstatus,alsonichtdievomLibrettisten angebotene,sonderndieinderVertonungvorliegendeFassungalsmaßgeblich anzusehen. 111

IndieserArbeitfolgeichGiersAnsatznurbedingt.Wieweiterobenausgeführt 112 ,istdie GattungOratoriumeinReferenzsystem,aufdassichsowohlderKomponistalsauch bereitsderLibrettistbeiderAnlagedesWerkesbeziehenkönnen.IndenjenigenFällen, indenenderKomponistbereitsvorhandeneTexte,dienichtfürdiesenZweckgeschrie benwurden,zueinemOratoriumzusammenstellt,isttatsächlichdievertonteFassung

108 PeterHacks: VersuchüberdasLibretto ,inHacks1976,S.209;zit.nachGier1986,S.9 109 vgl.Gier2000,S.16 110 vgl.denentsprechendenArtikelvonMatthiasSchäfersinLeopold/Scheideler2000,S.419 111 Gier2000,S.16 112 vgl.Abschnitt1.1.1,S.13ff. 42

dieeinzigmaßgebliche.InvielenFällenschreibtjedochschonderLibrettisteinLibretto füreinOratorium (oft,abernichtimmer,alsAuftragswerk),beziehtsichalsoselbstschon aufdieGattung. 113 WennderdemKomponistenvorgelegteTextstarkeVeränderungen erfährt,habenwiresamEndemitzweigleichberechtigtenFassungenzutun.Bekannt wirdjedochüblicherweisenurdiespätere,dievertonteFassung;insofernistGiers Ansatzdurchauspragmatisch.

SelbstvondervertontenLibrettofassungliegennurinAusnahmefällenedierteAusgaben vor.DeshalbmussmanaufAufführungsmaterialienundandereQuellenzurückgreifen, dieintextkritischerHinsichtalsrelativunzuverlässiggeltendürfen:

BisheutemachenTextbücherundKlavierauszügeoftkeineAngabenzurQuellen basis.DabeikönnenzwischenhandschriftlicherundgedruckterPartitur,origi nalemKlavierauszug,AutographdesLibrettistenunderstemLibrettoDruck beträchtlicheDifferenzenbestehen–ganzabgesehenvonjenenkomplexenFällen, indenenaußerdemnochderZensurbehördeeingereichteLibrettoManuskripteund Ähnlicheszuberücksichtigensind. 114

GiernenntalszubevorzugendeQuellen1.Partiturautograph,2.TextbuchderUrauf führung,3.ältesterKlavierauszug–indieserRangfolge. 115 Woesmöglichwar,nutzteich TexthefteundvorangestellteTextauszügeinPartituren,diealsrelativzuverlässiggelten können,weilsiezumindestinZusammenhangmitdergesamtenHerausgabedesWerks redigiertseinsollten.JedochwurdendiewenigstenOratoriendesrelevantenZeitraums überhauptineinemVerlagpubliziert.HäufiglagmirderTexteinzigalsKopiedes ManuskriptsoderineinerimInternetveröffentlichtenFormvor.IndiesemFällenkann mandavonausgehen,dasssiedieursprünglicheoderzumindesteineautorisierte FassungdesLibrettistendarstellen.DieszweifelsfreifürjedesderausgewertetenLibretti zuklären,warangesichtsdeshohenRechercheaufwandsnichtmöglich.Alsunzuver lässigeQuellenmüssenhingegenProgrammheftegelten;esseidenn,eshandeltsichum ProgrammheftevonUraufführungen,andeneninderRegelzumindestderKomponist stärkerbeteiligtist.DavielfachdieLibrettinuralsAbdruckinProgrammheften erhältlichwaren,wurdenauchsiefürdievorliegendeUntersuchunghinzugezogen, zumalessichinderMehrzahltatsächlichumProgrammheftederUraufführungen handelt.

113 EinBeispielistdasvonJánosTamásvertonteLibretto NoahsTochter ,dasalseigenständige BuchveröffentlichungunterdemNamenderLibrettistinClaudiaStorzerschienenist.DerUntertitellautet dort„LibrettozueinemOratorium“.Vgl.dieAngabenzurAusgabeinAnhang2 114 Gier2000,S.56 115 vgl.Gier2000,S.57 43

1.4.2 UntersuchteOratorienlibretti19452000

AufderSuchenachOratoriendes20.Jahrhundertswerteteichzunächstdieverfügbare Fachliteraturaus,angefangenvondeneinschlägigenArtikelninMGGüberdiegroßen OratorienführerbishinzudiversenMonographienzurgeistlichenMusik,zumOratorium undzurMusikdes20.Jahrhunderts.DemfolgtenausführlicheRechercheninmusik wissenschaftlichenDatenbanken(v.a.MusicSearch),überregionalenBibliotheks katalogenundBuchhandelsverzeichnissensowiedieAuswertungvonKatalogengrößerer oderaufgeistlicheMusikspezialisierterMusikverlage,z.B.Peters,Bärenreiter,Carus, Strube.DesWeiterenzogichRezensionenundAnkündigungenvonUraufführungenin denZeitschriften MUSIK UND KIRCHE und MUSICA SACRA hinzusowieBerichtevonKirchen tagen.UndschließlichliefertenmirSuchmaschinenimInternetweitereHinweise, besondersaufInternetseitenvonoderüberzeitgenössischeKomponisten.DieseInternet RecherchenerwiesensichbesondersfürdieletztenzwanzigJahredesJahrhundertsals sehrergiebig.ZahlreicheKomponistenundLibrettistensindinzwischenmiteigenen HomepagesimInternetvertretenundbietendortWerkverzeichnisseodersogarTexte ihrerOratorienzumHerunterladenan(z.B.HansGeorgBertram 116 ,StefanHeucke 117 ). AuchüberverstorbeneKomponistenwirdzunehmendMaterialimInternetveröffentlicht, beispielsweisewenneineStiftungdieBetreuungdesNachlassesübernimmt(Bertold Hummel 118 ,JohannNepomukDavid 119 u.a.).ImInternetfindensichInformationenauch zuWerken,diedasNadelöhrMusikbetrieb(noch)nichtdurchlaufenhaben–andersals beiWerkenfrühererJahrzehnte,beidenenmanaufVeröffentlichungoderErwähnungin Zeitschriften,Sekundärliteraturu.ä.angewiesenist.

AufgrunddersehrvagenundgegebenenfallssogarabweichendenVerwendungdes Terminus„Oratorium“beivielenAutorenhabeichindieserArbeitjedochnursolche Werkeberücksichtigt,fürdiesichnachweisenließ,dassdieBezeichnungvomKompo nistenund/oderLibrettistengewähltoderzumindestmithoherWahrscheinlichkeit autorisiertist.Diessahichalsgegebenan,wennvollständigebibliographischeAngaben anhandeinerOriginalpublikationerhobenoderVerlagsverzeichnissenundKatalogen wissenschaftlicherBibliothekenentnommenwerdenkonnten.AuchOriginalzitatedes KomponistenoderLibrettisten,indenendasjeweiligeWerkalsOratoriumbezeichnet wurde(z.B.inAufsätzen,Pressetexten,aufpersönlichenInternetSeiten),undWerk

116 www.hansgeorgbertram.de 117 www.heuckestefan.de 118 www.bertoldhummel.de 119 www.johannnepomukdavid.org 44

verzeichnissesahichalshinreichendzuverlässigan. nachgewi Libretto NichtindieUntersuchungeinbezogenwerdenkonnten Zeitraum esen lagvor o.J. 1 0 jedochzahlreicheindermusikwissenschaftlichen 19451950 3 2 ForschungsliteraturerwähnteWerke(z.B.beiMassen 19511960 30 10 keil 120 oderSmither 121 ),fürdiePublikationsoderAuf 19611970 16 5 führungshinweisefehltenundsichauchkeineweiteren 19711980 32 16 19811990 32 16 QuellenoderNachweisefindenließen.Ebenfallsnicht 19912000 51 25 berücksichtigtwurdenBearbeitungendesPassions gesamt 165 74 textes,derenTitelzwarNähezumPassionsoratorium Tabelle 1: Oratorien nach 1945 suggeriert,diejedochkeineGattungsbezeichnung tragen,dieexplizitaufdasOratoriumverweist.SowurdebeispielsweiseWaldemar Blochs„PassioDomini.OratoriumfürSoli,gemischtenChorundOrchester”einbezogen, nichtjedochHansGeorgBertrams„PassioDomini.PassionfürSolostimmen,Chorund Orchester“.

InsgesamterbrachtedieRecherche165deutschsprachige(bzw.überwiegenddeutsch sprachige)OratorienfürdieZeitvon1945bis2000,sowie17weiterefürdieJahrevon 2001bis2003.EinvollständigesVerzeichniseinschließlichbibliographischerAngaben (sofernAusgabenbekanntsind)findetsichimAnhangdieserArbeit.

DanebenfandichvierausschließlichliterarischeWerke,dienievertontwurdenund auchnichtfüreineVertonungkonzipiertsind,jedochdasWort„Oratorium“imTiteloder Untertiteltragen:PeterWeiss’Drama DieErmittlung.Oratoriumin11Gesängen (1965), FranzFassbindsRoman AtomBombe.EingesprochenesOratorium (1945)sowiezwei Hörspiele,dieerstnach2000entstanden,nämlichRomualdKarmakarsWarheads Oratorium undMartinSpeichersFragmenteeinerEroberung.Einhalbdokumentarisches Oratorium .DiesevierWerkewerdenimFolgendennichtweiteruntersucht,daessich nichtumfunktionale,fürdieVertonungbestimmteTextehandelt;siesollenaberder Vollständigkeithalberhiererwähntwerden.

120 v.a.Massenkeil1999 121 Smither2000 45

Von74OratorienausderZeitvon1945bis2000lagenmirdieTextevor.Nurinzehn FällenwardieseineseparatedierteundpublizierteTextausgabedesOratoriums.Von19 OratorienstandenmirPartituroderKlavierauszugzurVerfügung,von18einProgramm heft.AchtLibrettierhieltichalsKopie,AusdruckoderDateivondenKomponistenoder Librettisten,fünfkonnteichvonHomepageszeitgenössischerKomponistenherunter laden.SiebenTextewurdenmirvonVerlagenzugeschickt,jedochmeistensineiner Form,derdieursprünglicheQuellenichtmehrzuentnehmenwar.Vermutlichhandelt essichumAbschriftenausPartiturenoderKlavierauszügen.Undschließlichlagen siebenTexteinCDBookletsvor.

DieThesenundErgebnissedieserArbeitberuhen Klavierauszug/Partitur 19 überwiegendaufderUntersuchungdieser74 Programmheft 18 Libretti.BeiinhaltlichenUntersuchungen,z.B. Textausgabe 10 Datei/Ms.Komponisten 8 zurStoffauswahloderzuTextquellen,wurden Verlagsinfosdiv. 7 auchOratorienberücksichtigt,derenLibretto CDBooklets 7 zwarnichtvorlag,überdieaberentsprechende TextInternet 5 InformationenausRezensioneno.ä.zur gesamt 74 Verfügungstanden.BeiderAuswertungderTitel Tabelle 2: Erscheinungsformen der untersuchten Oratorienlibretti wurdenhingegenselbstverständlichalle bekanntenOratorienhinzugezogen. 46

2 INHALTLICHE AUSGESTALTUNG 47

2.1 ELEMENTE UND FUNKTIONEN DES TITELS

DenerstenEindruckvoneinemmusikalischenWerkvermitteltseinTitel–erstehtauf Ankündigungsplakaten,Programmheften,aufderHülleeinerAufnahme,inCDBooklets undimAufführungsmaterial.DerTitelhatdadurchstarkenEinflussaufdieweitere RezeptiondesWerks.

BeiInstrumentalstückenfrühererJahrhundertesindvorallemKombinationenaus GattungsundBesetzungsangabentitelgebend,beispielsweise„Streichquartett“,„Konzert fürViolineundOrchester“.DazutretendefreieTitelhabenbiszurEntstehungder ProgrammmusikeherausschmückendenCharakterundwerdenofterstnachträglich verliehen–mandenkebeispielsweiseandieStreichquartetteJosephHaydns,die Bezeichnungenwie„Sonnenquartette“,„Lerchenquartett“tragen.

ÄhnlichstehtesbeiVokalwerkenmitkanonischemText.InderRegelgaltdieGattungs angabevollkommenausreichend;manchmalwerdenHinweiseaufdenKompositions anlassoderdieHerkunftdesverwendetenmusikalischenMaterialsergänzt.Zum

Beispielistdie MISSA PAPAE MARCELLI vonPalestrinademPapstMarcellusinmemoriam gewidmet;der MISSA ASSUMPTA EST MARIA vonMonteverdiliegtdieMelodiedergleichnamigen Motettezugrunde.

VokalwerkemitfreiemText,wiez.B.PsalmvertonungenoderMadrigale,werdenhäufig miteinemHinweisaufdenvertontenTextbetiteltunddurchGattungsund/oder Besetzungsangabenergänzt.

ImLaufederRomantikundderEntwicklungderProgrammmusikgewinnendiefreien TitelnichtnurinderVokal,sondernauchinderInstrumentalmusikgegenüberden GattungsbezeichnungenanGewicht.DieTitelmodernerKompositionensindnicht „willkürlicheBenennung“ 122 ,sondern

alsChiffrefürjeneImpulsezuverstehen,diezurkünstlerischenAuseinander setzungmitbestimmtenIdeenetwasolchenausBildenderKunstoderLiteratur führten,dasmusikalischeDenkeninbestimmteKanälelenktenundschließlich durchverstandesmäßigeReflexiondieGrundlagezurHervorbringung wahrnehmbarerWerkgestaltenführten. 123

ZusätzlichzufreienTitelnsindbisheuteErgänzungenoderUntertitelweitverbreitet,die eineGattungsbezeichnungenthalten.DabeimagauchdieeditorischePraxiseineRolle

122 Dreeso.J. 123 a.a.O. 48

spielen,diespätestensbeiderPublikationeineGattungszuweisungvorzunehmen wünscht,derabervermutlichdieKomponistenmeistschonvonsichausnachkommen.

HeuteenthaltenTitelmusikalischerWerkeüblicherweisemindestenszweiderfolgenden dreiElemente:einenfreigewähltenText,derHinweiseaufInhaltoderMachartdes Stücksgibt,eineGattungsbezeichnungsowieAngabenzurBesetzung.DieseElemente lenkendieRezeptiondesLesers/HörersinunterschiedlicherWeise.

DieGattungsbezeichnung„Oratorium“bildetden„Horizont,derdieLektüreum spannt“ 124 ;siewecktdieErwartung,einemWerkmitmoralischweltanschaulichem Anspruchzubegegnen.BesetzungsangabenspieleneinegeringeRollefürdieRezep tionserwartung.VonderStandardbesetzung(Soli,OrchesterundChor)abweichende Besetzungen,seienesnunErweiterungen(z.B.umeinenSprecherSolisten)oder Reduzierungen(Solifehlen,InstrumentalensemblestattgroßemOrchestero.ä.)werden nuralsVariantenempfunden.BeisehrreduziertenBesetzungen,wiebeiHansGeorg

Bertrams ICH SAGE : JETZT !für2SprechstimmenundOrgel,weistbisweilendieVerwendung derOrgeldaraufhin,dassessichumeinStückzurAufführungimKirchenraum handelt.

StarkenEinflussaufdieRezeptionserwartunghathingegendereigentliche,freigewählte Titel.MeistensgibtereinenHinweisaufdenStoffoderdasThemadesOratoriums.Wie sichimFolgendenherausstellenwird,enthälterinderRegelweitere,oftsehrstarke Signaledahingehend,dassessichumeinWerkmitgeistlichembzw.biblischem Hintergrundhandelt.

DenfolgendenAbschnitteliegteineAuswertungderTitelaller165Oratorien,diefür dieseArbeitberücksichtigtwurden,zugrunde.

2.1.1 NennungderHauptperson

Über40%allerbekanntenTitel,nämlich68,nenneneinePerson,inderRegeldie zentraleFigurdesWerks.MeistenssindbiblischePersonentitelgebend,wiezumBeispiel in HIOB (gleichnamigeOratorienvonJürgenBlume/EugenEckert,HenningFrederichs,

HermannHaller,HubertStuppner,WolframWagner), PAULUS (SiegfriedFietz/Johannes

Jourdan), DANIEL (ThomasGabriel/EugenEckert), PETRUS (HenningFrederichs)sowie JEFTA

UND SEINE TOCHTER und JONA (beidevonWolfgangStockmeier).Nichtimmerstehendie Namenalleine;oftsindsiedurchgeläufigeBeinamenodertypischeAttributeergänzt:

124 CorbineauHoffmann2000,S.138;vgl.auchoben,S.14ff. 49

JOHANNES DER TÄUFER (FritzBüchtger), ERZENGEL MICHAEL (RobertBlum), THOMAS DER ZWEIFLER (PeterBubmann/WolfgangTöllner).

FünfOratorientragenGott,ChristusoderdenHeiligenGeistimTitel: MARANATHA – U NSER

HERR KOMMT (HeinzWunderlich), SPIRITUS INTELLIGENTIAE , SANCTUS (ErnstKrenek), SAPIENTIA IN

CHRISTO (MatthiasKern), HERR , DA BIN ICH (DietherNoll/MichelQuoist), VON DER WEISHEIT

GOTTES (HaraldHeilmann/WolfgangLipp).Dazukommtmit UNIO MYSTICA (WalterGieseler) einTitel,deraufdieDreieinigkeitGottesanspielt.Bisweilen,vorallemfürChristus,wird aufeinedirekteNamensnennungverzichtetundstattdessenaufEpithetaundEhren bezeichnungenzurückgegriffen,z.B.DER LEBENDIGE (JohannesDriessler), DER GOTTESKNECHT

(FelicitasKukuck), DER SEHER VON PATMOS (RainerKunad).

AußerbiblischenFigurenwerdenimTitelauchPersonendesgeistlichenLebensgenannt:

Mönche,Nonnen,Heiligeund‚Märtyrer‘derneuerenZeit.Beispielesindhier SR. M ARIA

EUTHYMIA (JuttaBitsch/GisbertWellerdiek), DIE VISIONEN DES MÜNCH VON SALZBURG (César

Bresgen), LEGENDE DER HL. W ALBURGA (HansKrausHübner/ReinhardKnodt), VERENA DIE

QUELLE (CarlRütti/SiljaWalter).ZudentitelgebendenFigurenausderchristlichen

Legendegehörtzudem AHASVER (VolkerDavidKirchner),der„ewigeJude“.AuchWalter

HollenwegersMARIA VON WEDEMEYER ,dasaufdemBriefwechselDietrichBonhoeffersmit seinerVerlobtenberuht,lässtsichindieseGruppeeinordnen.

DanebensindauchKombinationenvonNamenmitderGattungsbezeichnung

„Oratorium“geläufig,wie BONHOEFFER ORATORIUM (TomJohnson), CARL -VON -OSSIETZKY -

ORATORIUM (GustavoBecerraSchmidt), PETRUS -ORATORIUM und MARTIN -LUTHER -ORATORIUM (beidevonSiegfriedFietz/JohannesJourdan).

ZudenmitdemNameneinerHauptpersonbetiteltenOratoriumgehörenauchdiejeni gen,inderenMittelpunkteinenichtnamentlichgenanntePersonsteht.SiekannimTitel durchihreFunktion(RainerKunad: DER SEHER VON PATMOS ,GerhardSchedl:DER GROß -

INQUISITOR )oderdurchihreBeziehungzueineranderenFigurbezeichnetwerden(János

Tamás/ClaudiaStorz: NOAHS TOCHTER ).

NurwenigetitelgebendeNamengehörennichtindenKontextchristlicherLehreund

Überlieferung.ZumeinensinddiesOratorienzuhistorischenPersonenwie STELE FÜR

GEORG BÜCHNER (HansUlrichEngelmann)und FRANCOIS VILLON (AntonHeiller).Zumanderen handeltessichumdieOratorien,dieaufÜberlieferungenandererReligionenund Kulturen,insbesonderederklassischenMythologie,basieren.Zunennensindhiervor allem DER TOD DES AGAMEMNON (RobertBlum), VIRATA (HorstEbenhöh), DAS FEUER DES

PROMETHEUS (AlfredKoerppen), GILGAMESCH (AlfredUhl/AndreasLiess)sowie MEDEA IN

KORINTH (GeorgKatzer/ChristaWolf). 50

2.1.2 ReferenzenaufBibelepisodenundNennungdesAufführungsanlasses

ÜberdieHälftederOratorienenthaltenimTiteleinendirektenVerweisaufeinen Bibeltext.HäufigerfolgtdiesdurchdieNennungeinerbiblischenFigur,wieimvorigen Abschnittbereitsausgeführt.Wiederuminfast40%derFälle,nämlich63Mal,findet sicheinHinweisaufeinebestimmteBibelgeschichte.

AufGeschichtenausdemAltenTestamentdeutenTitelwie REISE NACH NINIVEH (René

Clemencic), DER SÜNDENFALL (HaraldHeilmann), DER TURMBAU ZU BABEL (ErnstHelmut

Flammer,HeinrichGattermeyer), SCHÖPFUNG (KrzysztofMeier/GerhardEngelsberger)oder

DIE FLUT (RudolfKelterborn)hin.

FünfOratorientitelspielenaufdiePassionsgeschichtean,beispielsweiseWaldemar

BlochsPASSIO DOMINI undAntonVögelesPASSION .AnderegerneverwendeteEpisodenaus demNeuenTestamentsindAUFERSTEHUNG (MarcelRubin,MaxGeorgBaumann,Fritz

Büchtger),sowie VERKLÄRUNG und HIMMELFAHRT (beidevonFritzBüchtger).Auchfindensich

HinweiseaufdasWirkenJesu(HansGeorgBertram:DER REICHE MANN UND DER ARME LAZARUS ) unddesApostelsPaulus(RupertGottfriedFrieberger:DIE BEKEHRUNG DES HL. P AULUS ).

DerentscheidendeHinweisaufeineBibelgeschichtekanndurchdieNennungdes Schauplatzeserfolgen.BabelwirdimmerinZusammenhangmitdemTurmbaugenannt:

OratorienmitdemTitel DER TURMBAU ZU BABEL komponiertenAlfredKoerppen,Heinrich

GattermeyerundErnstHelmutFlammer. LICHT ÜBER DAMASKUS vonMarcelRubinspieltauf dieBekehrungdesSaulus/Paulusan,deraufdemWegnachDamaskusdurchGott geblendetwurde.HingegenhatJerusalemin JERUSALEM SCHALOM (KlausHeizmann/

JohannesJourdan)ehersymbolischeBedeutung;beiRainerKunad( DAS NEUE JERUSALEM ) stehtesalseindeutigerHinweisaufdieOffenbarungdesJohannes 125 .

EineweitereMöglichkeit,imTitelaufeineBibelepisodezuverweisen,sindZitatebibli scherSentenzenoderdieVerwendungtypischerMotive.AufdieSchöpfungsgeschichte spielen DIES UNUS vonRudolfKelterbornund DIES SEPTIMUS vonFrederikSchwenkan. 126

JohannesDriesslersDE PROFUNDIS zitiertdenBeginneinesKlagepsalms; 127 Thomas

125 Offenbarung21,2:„UndichsahdieheiligeStadt,dasneueJerusalem,vonGottausdemHimmel herabkommen,bereitetwieeinegeschmückteBrautfürihrenMann.“(DiedeutschenBibelzitatefolgen demWortlautderrevidiertenLutherÜbersetzungvon1975,vgl.EKD1978.) 126 vgl.denTextvon1.Mose1,5inderVulgata:„Factumqueestvespereetmane,diesunus.“–„Daward ausAbendundMorgenderersteTag.“(DieZitateausderVulgatasindder„Volksbibel2000.2“ entnommen,vgl.Wollek2000.) 127 Psalm130,1:„Deprofundisclamaviadte,Domine.“–„AusderTieferufeich,Herr,zudir.“ 51

Krämers KINDER DES LICHTS einenBriefdesApostelPaulus.128 DAS KOMMENDE REICH (D IE

SELIGPREISUNGEN )vonFelicitasKukuckverweistaufdieBergpredigt,ebensowieJoseph

Haas’ DIE SELIGEN .129

NurnochseltenweisteinOratorientitelaufeinenFesttagimKirchenjahralsKompo sitionsoderAufführungsanlasshin;dietraditionellenTitelWeihnachtsoratorium, Osteroratorium,PfingstoratoriumfindensichbeigeradeeinmaleinemknappenDutzend Werke.Diesbedeutetnunkeineswegs,dasseskaumnochsolcheOratoriengibt: vielmehristdieZahlderPassions,OsterundWeihnachtsoratoriengegenüberdem 19.Jahrhundertetwakonstantgeblieben. 130 DochbegnügensichdieAutorenund KomponistennichtmehrmitdemnaheliegendenTitel.NurzweiKomponisten,nämlich

HelmutBarbeundWalterSchindler,nenneneinWerkOSTERORATORIUM .Stattdessenwird häufigerderTitel AUFERSTEHUNG verwendet,beispielsweisevonMaxGeorgBaumann,Fritz BüchtgerundMarcelRubin.VonOskarGottliebBlarrfindetsicheinOsteroratorium(so immerhinderUntertitel) WENN DU AUFERSTEHST – WENN ICH AUFERSTEH ’,undGünterBeckergibt seinemOratorium MAGNUM MYSTERIUM denUntertitel„ZeugenaussagenzurAuferstehung“.

BeidenWeihnachtsoratoriengibtesimmerhinfünf,dieauchsoheißen(FritzBüchtger, MatthiasDrude/DietrichMendt,GiselherKlebe,HeinrichGattermeyer,Walter

Schindler);dazukommtPaulEberhardKreisels WEIHNACHTSGESCHICHTE .OskarGottlieb

BlarrverlagertdieNennungdesAufführungsanlasseswiederindenUntertitel: JESUS

GEBURT . W EIHNACHTSORATORIUM IN 10 T EILEN ÜBER LUKAS I UND II nennterseinWerk.Otfried

Büsinglässt DAS LICHT DER ENGEL alsAnspielungaufdieErscheinungderEngelbeiden Hirtennichtalleinestehen,sondernfügtmitdemUntertitel„OratorischeWeihnachts szenen“eineeigeneVariantederGattungsbezeichnunghinzu.IngmarZemzaris’deutsch lateinischesLiedoratorium O V IRGA AC DIADEMA isthingegen,wiederUntertitel„Oratorium inadventumredemptoris“ausdrückt,ehereinAdventsalseinWeihnachtsoratorium.

2.1.3 ChristlicheSymbolik

DiejenigenOratorien,diekeinendirektenVerweisaufdieBibelimTiteltragen,signali sierendennochhäufigihreNähezurbiblischchristlichenTradition,indemsiebestimmte Schlüsselwörter,christlicheSymboleodergeläufigeRedewendungenverwenden.Das WortLichtwirdgernebenutzt,beispielsweiseimTitelvonOtfriedBüsingsWeihnachts

128 vgl.Epheser5,8:„EinstwartihrFinsternis.JetztaberseidihrLichtimHerrn.WandeltnunalsKinder desLichtes.“ 129 Matthäus5 130 vgl.auchAbschnitt2.3.1,S.63ff. 52

oratorium DAS LICHT DER ENGEL ,MarcelRubinsLICHT ÜBER DAMASKUS sowie KUGEL IM LICHT von JuttaBitschundSiljaWalter,dessenUntertitel„OratoriumzuEhrendesHeiligen Benedikt“denchristlichenKontextganzunmissverständlichherstellt.Auchderbereits genannteTitel KINDER DES LICHTS vonThomasKrämer 131 evoziertSinnhaftigkeit, ErleuchtungundGnade,wieinderApostrophierungChristialsdas„LichtderWelt“.

StarkeAssoziationenzuchristlichbiblischemGedankengutweckenauchTitel,die WörterausdemBegriffsfeldZeitundEwigkeitverwenden:Derendlichenmenschlichen ZeitwirddieEwigkeitalsZeitGottesgegenübergestellt.Zunennenwärehierzunächst das„PopOratoriumzurChristusgeschichte“(soderUntertitel) EWIGKEIT FÄLLT IN DIE ZEIT vonHelmutJostundJohannesNitsch.BeiHeinoSchuberts„GryphiusOratorium“ DER

MENSCH , DAS SPIEL DER ZEIT wiederum,dessenLibrettomirleidernichtvorlag,kannmit gutemGrundvermutetwerden,dassesLebenundSterbenimSpannungsfelddes barocken„Carpediem“und„Mementomori“thematisiert,ebensobei ZEITENWENDEN von beiHansKrausHübnerundReinhardKnodt.

DieWegedesMenschenundderLaufderWeltklingeninetlichenTitelnan:zunennen sind UNTERWEGS (HelmutHoeft/WolfgangFietkau), ... NOCH SIND DIE WEGE OFFEN (Siegrid

Ernst/KlausMeyerBernitz)und DIE SPUR VON MORGEN (GregorLinßen).Anderebetonen wenigerdasUnterwegsSeinalsdieeinzelnenStationendesmenschlichenLebens,zum

Beispiel VOR LANGER ZEIT . S TATIONEN EINER STADT vonJensJosefund STATIONEN (M EMENTO HOMO ) vonAugustinKubizekundHerbertVogg.

Begriffe,diemitHeiligkeitoder(göttlicher)Weisheitkonnotiertsind,verwendenHarald

Heilmann( VON DER WEISHEIT GOTTES )undOttoJochum( CANTICA SACRA ).AuchderBegriff Friedenspielt,derchristlichenBotschaftgemäß,eineRolle:JochenA.Modeßund

WilhelmBiermannnennenihrOratoriumschlichtundeinfach FRIEDEN ;vonSiegfried

MatthusgibteseinfünfteiligesWerk LAUDATE PACEM .

2.1.4 VerwendungvonFremdsprachen

24Oratorientitel,d.h.16%derausgewertetenTitel,sindindenaltenSprachenderBibel undderKirchegehalten,auchwenndereigentlicheText(zumindestüberwiegend)auf deutschverfasstist.FührendistdasLateinische,dasin22Titelnvorkommt.ZweiTitel verwendendasHebräischebzw.Aramäische,nämlichKlausHeizmannsJERUSALEM SCHALOM

131 sieheoben,S.51 53

undHeinzWunderlichsMARANATHA – U NSER HERR KOMMT .AndereFremdsprachenkommen nichtvor.

EbensowiebeidendeutschenhandeltessichbeidenlateinischenTitelnhäufigum BibelzitateoderAnspielungenaufdenVulgatatext–beispielsweisedieobenbereits erwähnteSchöpfungsgeschichte DIES UNUS vonRudolfKelterborn,FelicitasKukucks

Passionsoratorium ECCE HOMO 132 oderdasdenHeiligenGeistakklamierendePfingst oratorium SPIRITUS INTELLIGENTIAE , S ANCTUS vonErnstKrenek.AndereübernehmenZeilen ausmittelalterlichenHymnen,LiedernoderGebetstexten,wieIngmarsZemzaris’O V IRGA

AC DIADEMA ,daseineZeileauseinemimOratoriumverwendetenLiedvonHildegardvon

Bingenzitiert,oderAxelRuoffsprogrammatischerTitel CREDO .

OftsinddielateinischenTitelZusammenstellungenmitdenaltenGattungsbezeichnun gen„Oratorium“und„Passio“.HierhergehörenMatthiasBonitz’ORATORIUM EVANGELIUM und

ORATORIUM BENEDICTINUM ,KurtRapfsPASSIO AETERNA ,WaldemarBlochsPASSIO DOMINI ;ferner auchOttoJochumsCANTICA SACRA .GanzfreielateinischeTiteltragenWalterGieselersUNIO

MYSTICA ,GünterBeckers MAGNUM MYSTERIUM sowieCésarBresgensLUMEN (D ER BLINDE )und DE

TEMPORE .BeidiesenTitelngiltauch,wasobenzurVerwendungchristlicherSymbolik gesagtwurde:GieselerundBeckergemahnenandas„GeheimnisdesGlaubens“,das „MysteriumDei“bzw.„MysteriumChristi“;CésarBresgengreiftaufdieLichtsymbolik zurückbzw.spieltaufdas„Omniatempushabent“desPredigerTextes 133 an.

NurdreilateinischeOratorientitelverwendenkeinechristlichenTexteundMotive.Zwei davongreifenaufklassischelateinischeAutorenzurück:DanielGlaus’SUNT LACRIMAE

RERUM zitiertVergils AENEIS 134 ,HelmutEder/HerbertVoggverwendenin NON SUM QUALIS ERAM eineZeileausdenOdendesHoraz 135 .JohannesDriesslersGAUDIA MUNDANA ist,wieder Titelnahelegt,einesderwenigengänzlichunreligiösen,sogenanntenweltlichen 136 Oratorien:esschilderteinemittelalterlichbacchantischanmutendeSuchenachdem SinndesLebensinWein,WeibundGesang.

EineindeutigerZusammenhangzwischenderSprachedesTitelsundderdesOratorien textesbestehtübrigensnicht.EbensowiedieebengenanntenWerkezwareinenlatei

132 vgl.Johannes19,5:„ExiitergoIesusforas,portansspineamcoronametpurpureumvestimentum.Et diciteis:‘Eccehomo!‘.“–„UndJesuskamherausundtrugdieDornenkroneunddasPurpurgewand.Da sagtePilatuszuihnen:Seht,welcheinMensch!“ 133 Prediger3,1:„Omniatempushabent,etmomentumsuumcuiquenegotiosubcaelo.“–„Einjeglicheshat seineZeit,undallesVorhabenunterdemHimmelhatseineStunde.“ 134 „Suntlacrimaererumetmentemmortaliatangunt.“–„TränenrinnendemLeid,ansHerzrührtsterbliches Dasein“.Vergilius,Aeneas,I.462;vgl.Vergil1980 135 „Ichbinnicht,dericheinstwar.“Horaz,Carmina4,1,3;vgl.Horaz1981 136 zurProblematikdesBegriffsvgl.Abschnitt2.3.4,S.74ff 54

nischenTitel,jedocheinenüberwiegenddeutschsprachigenTexthaben,sogibtesauch OratorienmitdeutschemTitel,aberlateinischemText.AlsBeispielseidie„Oratorische

SzenenachdemTextderVulgata“ ISAAKS OPFERUNG vonWolfgangFortnergenannt.

2.1.5 Fazit:christlichbiblischeBezügeimTitel

NichteinmaleinViertelderTitellässtkeinerleiBezügeaufbiblischeÜberlieferungund christlichesGedankenguterkennen.Indenmeistenvonihnenschwingtdennochein hohermoralischphilosophischerAnspruchmit.EinigespielenaufexistenzielleFragen

undErfahrungenoderGrenzsituationenan(z.B.RainerKunad:STIMMEN DER VÖLKER ,Heinz

MartinLonquich/KlausLüchtefeld:AUF DEM RAND DER MAUER ,RolandLöbner:TITANIC ,Daniel

Glaus:HÜLLEN DES ABGRUNDS ).NurwenigederbetrachtetenOratorien(nichteinmal10%), wie DIE KITSCHPOSTILLE vonRainerKunadoder DIE STADT HINTER DEM STROM vonHermann Kasack,habenvölligneutralebeschreibendeTitel,indenensichkeineweltanschaulich religiöseBotschaftandeutet.

DurchdiezahlreicheAnspielungenaufdieBibelundchristlichesGedankengutoderden HinweisaufexistenzielleFragestellungenwirddiedurchdieGattungsbezeichnung hergestellteRezeptionserwartung,esmiteinemgeistlichenWerkmithohemmoralischen Anspruchzutunzuhaben,nochverstärkt.

UmgekehrtaberbedeuteteinTitelmitstarken Anzahl biblischenBezügennicht,dassessichbeidem Namensnennung 70 sobezeichnetenWerkumeinOratoriumhan BiblischeNamen 44 NichtbiblischeNamen delt.LiterarischeWerke,diebeiOratorienwie ausreligiösemKontext 13 GerhardSchedlsDER GROßINQUISITOR (nach SonstigeNamen 13

Dostoevskij)oderRainerKunadsSTIMMEN DER Bibelepisodenallgemein 74 DirekteNennungund VÖLKER (nachHerder)titelgebendsind,könnten Aufführungsanlass 49 ebensoineinerOper,einerKantateodereiner Motive,Zitate,Orte 25 anderenVokalgattungadaptiertwerden.Auch Christlichkonnotierte Symbolik 50 könnenalttestamentlicheNamengenausogut Fremdsprachen 24 einegeistlicheOperbetitelnwieeinOratorium TitelohnechristlichenBezug 40 mandenkebeispielsweiseanArnoldSchönbergs gesamt 165 geistlicheOper MOSES UND ARON .Zudemlassen Tabelle 3: Titelgebung sichzahlreicheWerkeanführen,hinterderen TitelsichohneweitereseinOratoriumverbergenkönnte,diejedochanderenGattungen angehören.Die OSTERGESCHICHTE vonHelmutBarbebeispielsweiseistalsKantateveröffent licht.VonHansGeorgBertramliegtsogareineSinfoniemitdemTitel DIE SELIGPREISUNGEN 55

vor.RichardRudolfKleinbezeichnetseineWeihnachtsgeschichte DAS ERFUHR ICH UNTER

MENSCHEN als„Sinfoniasacra“.VonKurtHessenberg,KarlMichaelKommaundErnst

Peppinggibtesjeweilseine WEIHNACHTSGESCHICHTE ohneGattungsangabe,dieaufVorbilder HugoDistlersundKurtThomas’zurückzuführensind,diesichwiederumanalte Vokalgattungendes17.und18.Jahrhundertsanlehnen.

SchließlichgibtesnochzahlreicheWerke,diedemOratoriumsicherlichnahestehen, derenKomponistensichjedochinihrerTitelwahlbewussteinertraditionellenGattungs zuweisungverweigern.WilfriedHillerbezeichnetseinen IJOB als„Monodram“,Helmut

Zapfseine LILITH als„KammermusikinBildern“,undGerhardWimbergerschreibtmit

MEMENTO VIVERE „GesängevomTod“.

DasssolcheWerkeindermusikwissenschaftlichenForschungsliteraturgerneauchals Oratorienangesehenundbehandeltwerden,zeigt,dasseinentsprechendgewählterTitel eineähnlicheRezeptionshaltungerzeugtwiedieGattungsbezeichnung„Oratorium“, auchwenndiesstrenggenommenfüreineGattungszuordnungnichtausreicht.Im IdealfallverstärkenTitelundGattungszuweisunggegenseitigdieRezeptionserwartung desHörersbzw.Lesers.

Eslässtsichalsofesthalten,dasseinchristlichbiblischkonnotierterTitelalleinkeine Gattungszuordnungermöglicht.DieBestandsaufnahmederTitelzeigtjedoch,dassdas Oratoriumim20.JahrhundertalsüberwiegendgeistlicheGattungbegriffenwird,und dieKombinationausGattungszuweisungundTiteldementsprechenddieErwartungdes Rezipientenlenkt. 56

2.2 VARIATIONEN DER GATTUNGSBEZEICHNUNG

DassdiemeistenuntersuchtenOratorieneinenUntertiteltragen,derinetwa„Oratorium fürSoli,ChorundOrchester“lautet,oderaberdieBezeichnung„Oratorium“bereitsim Titelverwenden,istnichtverwunderlich;schließlichwargenaudasmeinAuswahl kriterium.HäufigjedochvariierendieKomponistendieGattungsbezeichnungundsetzen dadurcheigene,neueAkzente.

2.2.1 Kammeroratorium

DiehäufigsteVariantestelltdieGattungsbezeichnung„Kammeroratorium“dar.Sie kommtvierzehnMalvor:z.B.HelmutBarbe1648 ,AugustinusFranzKropfreiter

ALTDORFER -PASSION ,WolfgangNeningEIN ANDERES HOHELIED ,HorstEbenhöhVON DER HOFFNUNG ,

HeinzKratochwilDIE ERSCHAFFUNG DER WELT .WennmandiefünfseparaterschienenTeile

137 vonFritzBüchtgersWEIHNACHTSORATORIUM einzelnzählt,werdensogar18Werkeals Kammeroratoriumbezeichnet.

DieseGattungsvarianteweistinderRegelaufeineverkleinerteBesetzunghin.Statt einesvollenOrchesterskommtstetsnureinInstrumentalensemblezumEinsatz.Dieses kannsehrunterschiedlichaussehen:EsreichtvonsiebensolistischbesetztenEinzel instrumentenbeiWolfgangNeningüber11bzw.12InstrumentebeiAugustinusFranz KropfreiterundFrederikSchwenkbishinzueinemkleinenOrchestermitStreichern, OboenundFlötenbeiFritzBüchtgerunddersicherlichlautstarkenBesetzungmitFlöte, Saxophon,Klarinette,Fagott,Streichern,Akkordeon,PaukenundSchlagwerkbei HelmutBarbe.

BeidenTextenlassensichjedochkeinenennenswerteUnterschiedezudennichtals KammeroratorienbezeichnetenOratorienausmachen.

2.2.2 Rock,Pop,NGLOratorium

EbenfallsprimäraufUnterschiedeindermusikalischenGestaltungverweisenBezeich nungenwieRock,PopoderNGLOratorium.„Rockoratorium“nennensich DANIEL und

EMMAUS vonThomasGabrielundEugenEckert, GOLGATHA vonFriedelBerlippsowie CHRIST

UND ANTICHRIST vonHansPosegga,ChrysostomusGinerundWalterSchneider.Zuden

137 DieVerkündigung , MariaundElisabeth , DieGeburt , DreiKönige , Simeon 57

„PopOratorien“gehören THOMAS DER ZWEIFLER vonPeterBubmannundWolfgangTöllner,

UNTERWEGS vonHelmutHoeftundWolfgangFietkausowie EWIGKEIT FÄLLT IN DIE ZEIT von HelmutJostundJohannesNitsch.DieBezeichnung„NGLOratorium“findetsichbei

GregorLinßensDIE SPUR VON MORGEN .

DieRock,PopundNGLOratorienunterscheidensichjedochnichtnurdurchdie verwendetenmusikalischenFormenunddieBesetzung(meistmitBand)vonanderen Oratorien.Auchdiekulturellen,soziologischenundkommerziellenRahmenbedingungen, dieinAbschnitt1.2.3ausgeführtwurden,kommenzumTragen.AufdenTextwirktsich dabeivorallemdiedeutlicheremissionarischeFunktionaus,dieaufeinkollektives Glaubenserlebnisabzielt.Songs,diesichdurchgereimteStrophenundeineleicht verständliche,eingängige,zeitgemäßeSpracheauszeichnen,ladenzumMitund Nachsingenein.OftgibteseinenRefrain,dernachjederStrophewiederholtwird. RezitativeundArienkommennichtvor,sondernwerdendurchsolistischvorgetragene Songsersetzt,diesichmitgemeinsamenLiedernabwechseln.BisweilensinddieSongs ineineBibelerzählungeingebettetoderwerdendurchbiblischeundandereTexte verbunden,dievoneinemSprechervorgetragenwerden.

2.2.3 SzenischesOratoriumundOratorischeSzenen

DienachKammeroratoriumhäufigstenGattungsvariantensinddieBezeichnungen „SzenischesOratorium“(neunWerke)und„OratorischeSzenen“(siebenWerke).

DieszenischenOratorien,wieHeinzWunderlichsMARANATHA undHorstEbenhöhsVIRATA , zeichnensicherwartungsgemäßdurcheinestarkdramatisierteHandlungaus.Einige enthaltenauchRegieanweisungenfüreinemöglicheszenischeAufführung.DasGleiche trifftaufdiejenigenWerkezu,derenGattungsbezeichnungenaufdieOperoderdas

Dramaanspielen,wiez.B.HenningFrederichs„biblischeSensopera“ PETRUS oderdas

„OratorischesMusikdrama“ GILGAMESCH vonAlfredUhlundAndreasLiess,sodassdiese auchzumszenischenOratoriumgerechnetwerdenkönnen.

AndersalsbeidiesenszenischenOratorienistbeidenOratorischenSzeneneine szenischeInszenierungkeineswegsvorgesehenundimTextnichtmitangelegt.Diese

Gattungsvariante–zufindenu.a.beiGüntherBeckersMAGNUM MYSTERIUM ,Wolfgang

StockmeiersJEFTA UND SEINE TOCHTER sowieGeorgKatzersundChristaWolfsMEDEA IN

KORINTH –betontvielmehrdieDiskontinuitätdermeistnurnochfragmentarisch vorhandenenHandlung.BeiStockmeieristdieHandlungreduziertaufdiewesentlichen Schlüsselszenen;derHandlungszusammenhangerschließtsichdemLeserbzw.Hörer jedochproblemlos,auchwennerdiezugrundeliegendealttestamentlicheGeschichte 58

nichtkennt.OtfriedBüsingsLICHT DER ENGEL undGüntherBeckers MAGNUM MYSTERIUM stellendagegenExtremformendar:DieHandlungbzw.daszugrundeliegendeEreignis– Weihnachtenbzw.Ostern–werdenalsbekanntvorausgesetztundwerdennurnoch indirektreferiert;siedienenalsFolie,vordersichdieBotschaftdesLibrettosentwickelt.

2.2.4 IndividuelleBezeichnungen

NebendenbereitsgenanntenGattungsbezeichnungengibtesvereinzeltweitereVarian ten,dienichtalsUntergattung,sondernausschließlichalsAusdruckeinesindividuellen

Werkkonzeptsanzusehensind.Zunennensindhierdas„epischeOratorium“ DER TOD DES

AGAMEMNON vonRobertBlum,daskeineswegsFragmentgebliebene„fragmentarische

Oratorium“ DIES UNUS vonRudolfKelterborn,das„OratoriumRituale“ AUF DEM RAND DER

MAUER vonHeinzMartinLonquichundKlausLüchtefeld,unddieironischpersiflierende Gattungsbezeichnung„Oratoriovulgareemilitare“vonHansWernerHenzeundErnst

Schnabelfür DAS FLOß DER MEDUSA .

EtlicheKomponistenvariierendieGattungsbezeichnungdurchKombinationenmit anderenmusikalischenGattungsbezeichnungen,wie„SinfonischesOratorium“(Armin

Schibler: MEDIA IN VITA ),„OratorischeGesänge“(WalterGieseler: UNIO MYSTICA )oder„Canto sinfonico(Oratorium)“(HansUlrichEngelmann: STELE FÜR GEORG BÜCHNER ).Solchehybriden Gattungsbezeichnungensignalisieren,dasseinerseitsderKontextdertraditionellen Gattungnichtvollständigverworfenwird,andererseitsbestimmteAspektestärkerals üblichhervortretenoderneuhinzukommen,undsoderRahmenderGattungOratorium erweitertodergesprengtwird.

NahezuungebräuchlichistdieGattungsbezeichnung„weltlichesOratorium“.

ZuverlässigeNachweisegibtesnurfürJohannesDriesslersundBettinaBrix’ GAUDIA

MUNDANA ,dasals„weltlichheiteresOratorium“untertiteltist,RolandLöbnersTITANIC sowieHansKrausHübnersundReinhardKnodtsZEITENWENDEN .

2.2.5 Fazit:UntergattungendeszeitgenössischenOratoriums

ImkollektivenSprachgebrauchderKomponistenfindensichfolglichvierBezeichnungen, diealsUntergattungenangesehenwerdenkönnten:Kammeroratorium,Rock/Pop/ NGLOratorium,szenischesOratoriumundoratorischeSzenen.ImFalldesKammer oratoriumsistdaseinzigeUnterscheidungsmerkmaleinmusikalisches(Besetzung).Beim NGL/Rock/PopOratoriumspielenmusikalischeundsoziologischeKriterieneineRolle, 59

diesichjedochauchimTextniederschlagen.DasszenischeOratoriumhateinenin hohemMaßedramatischenText,der–im Unterschiedzum‚normalen‘Oratorium–

Anzahl % Regieanweisungenetc.enthält.Hingegen OratoriumohneZusatz 114 69% Kammeroratorium 14 8% sindOratorischeSzenenkeineswegszur NGL,Rock,Pop 6 4% Aufführungbestimmt,sonderndieGat SzenischesOratorium 8 5% tungsvarianteistAusdruckeinesbe OratorischeSzenen 7 4% stimmtenFormundGestaltungsideals. IndividuelleBezeichnungen 13 8% weltlichesOratorium 3 2% DiemeistenKomponistenverzichtenje Tabelle 4: Gattungsvarianten dochaufeineweitereSpezifizierungund gebensichmitderallgemeinenGattungsbezeichnung„Oratorium“zufrieden. 60

2.3 SUJETS DES ORATORIUMS FRÜHER UND HEUTE

TraditionellstammtderüberwiegendeTeilderStoffefürOratorienausderBibelundden Heiligenlegenden.Selbstalsim19.Jahrhundertdiegottesdienstlicheundkonfessionelle PrägungdesOratoriumsimmermehrschwindetundsichdasOratoriumvollständigals GattungdesbürgerlichenKonzertwesens,alsgeistlichesGegenstückzurSinfonie, etabliert,bleibtdieVorherrschaftbiblischerStoffeerhalten. 138 Jedochergebensichin dieserZeiteinigestofflicheErweiterungenundVerschiebungen,diewiederumfürdie Oratorienlibrettistikdes20.Jahrhundertsvielfachalswegbereitendanzusehensind.

DiemeistenOratorienschöpfenim19.JahrhundertausdemStoffkreisderBibelund denHeiligenlegenden.DasNeueTestamentspieltdabeieinegrößereRollealsdasAlte. EineerheblicheAnzahlneutestamentlicherOratorienbeziehtsichaufdiewichtigenFeste desKirchenjahres:Weihnachten,Passionszeit,Ostern,Himmelfahrt,Pfingsten; 139 auffälligistjedochdieAbnahmevonOratorienzurPassionJesuim19.Jahrhundert gegenüberfrüherenJahrhunderten.

AlseigenständigerTypusentwickeltsichim19.JahrhundertunterdemEinflussvon

Händels MESSIAS unddergleichnamigenDichtungKlopstocksdassogenannte„Christus Oratorium“ 140 ,das„diePersonunddasWirkenChristiunabhängigvoneinemkirchen zeitlichenDenkenkonzeptionellunddichterischreflektiert“ 141 .OftverbindenChristus OratoriendiewichtigstenLebensstationenJesuundbeziehensichnichtmehraufein einzelnesKirchenfest.DieWahlderSchwerpunkteunddieAusarbeitungistjedochim Einzelfallsehrunterschiedlich. 142

DieübrigenStoffeausdemNeuenTestamentschöpfenauseinemkleinenKreisvon Figuren:inersterLiniesinddiesJohannesderTäufer,Judas,Maria,Paulusund Petrus. 143 OratorienzurApokalypsefindensichüberwiegendausdenerstenJahrzehnten des19.Jahrhunderts;einenerneutenAufschwungerfährtdiesesSujetanderSchwelle zum20.Jahrhundert. 144

138 vgl.Massenkeil1999,S.111 139 vgl.Smither2000,S.90,Massenkeil1999,S.123 140 vgl.Massenkeil1999,S.123f,Smither2000,S.94 141 Massenkeil1999,S.124 142 vgl.Massenkeil1999,S.124 143 vgl.dieAufstellungbeiSmither2000,S.95f.,sowieMassenkeil1999,S.124 144 vgl.Massenkeil1999,S.125;Smither2000,S.97 61

Größeristim19.JahrhundertdieBandbreitederaufalttestamentlichenStoffen beruhendenOratorien.AuffällighäufigstehtdieFigurdesMosesimMittelpunkt;auch dieErzählungenvonSaulundDavid,AbrahamundIsaaksowievonNoahundder SintflutsindbeliebteStoffe.

MitdemSchwindenderkonfessionellenPrägungdesOratoriumsverlierenimLaufedes 19.JahrhundertshagiographischeStoffeanBedeutung.DieserRückgangwirdjedoch ausgeglichendurchdieEntwicklungdessogenannten„weltlichen“Oratoriums 145 .Neben PersonenderReligionsgeschichtewieMartinLutherwerdenzunehmendhistorisch wichtigePersönlichkeitenundnationaleHeldenindenMittelpunktgerückt. 146 Diese Entwicklungmündetim20.JahrhundertsvereinzeltineineneuekonfessionelleAkzen tuierung,indemschließlichauchbedeutenderePersönlichkeitenausderneuerenReli gionsgeschichtewieDietrichBonhoefferzuHauptpersoneneinesOratoriumsgemacht werden. 147 DieAusgestaltungdesbiographischenStoffesunddiemusikalischeund textlicheBehandlungderHauptfigurunterscheidensichbeidiesenOratoriennicht prinzipiellvondenjenigen,dieHeiligeindenMittelpunktrücken.Mankannalsosagen, dassdashagiographischeOratoriumnichtschwindet,sonderneinestofflicheVerschie bungundAusweitungerfährtvonkatholischchristlichenHeiligenhinzu(inderRegel ähnlichwieHeiligemoralischlegitimierten)Vorbildern.

BeiGünterMassenkeilfindetsicheinetabellarischeAufstellungderwichtigstenOrato riensujetsim18.und19.Jahrhundert. 148 DerdirekteVergleichmitdem20.Jahrhundert istzwarnurbedingtmöglich,weilMassenkeilkeineklarenKriterienfürdieKlassifizie rungeinesWerkesalsOratoriumangibt. 149 InersterAnnäherungzeigtsichdennoch, dasssichvom19.zum20.JahrhundertnurgeringfügigestofflicheVerschiebungen ergeben;siesindallemalwenigerauffälligalsvom18.zum19.Jahrhundert.

145 ZumBegriffdesweltlichenOratoriumsundseinerProblematiksieheauchAbschnitt2.3.4,S.74ff. 146 z.B.MaxBruchGutenberg , Achilleus , Odysseus , Arminius u.a. 147 vgl.Massenkeil1999,S.125f.;Smither2000,S.103ff. 148 Massenkeil1999,S.122 149 vgl.Kapitel1,insbesondereS.22 62

DabeifälltvorallemdieZunahmereligionsgeschichtlicherundhagiographischerSujets sowiedievonWeihnachts,Auferstehungs,HimmelfahrtsundPfingstoratorienim 20.JahrhundertinsAuge.DieZahlderChristusoratorienunddererzuanderenStoffen desNeuenTestamentsbleibtweitgehendstabil.EinbußenfindensichbeidenPassions oratorien 151 ,denalttestamentlichenStoffen,beidennichtnähereinzuordnenden religiösenThemenundbeidenweltlichenSujets.DergeringereAnteilweltlicherOrato rienistallerdingssicherlichzumindestzumTeilaufdieverschiedenenAuswahlkriterien fürdieuntersuchtenWerkezurückzuführen.

SujetAnteilin% 1945-2000 19. Jh. 18. Jh. NeuesTestament 46,3% 41,6% 62,6 % ChristiPassion(ohneoratorischePassionen) 9,0% 11,3% 32,5 % ChristiGeburt 7,5% 5,0% 11,4 % ChristiAuferstehung,Himmelfahrt,Kommendes 8,2% 4,5% 8,9 % HeiligenGeistes Messianischeu.a.Christusdarstellungen 7,5% 7,4% 1,6 % AndereSujetsausdemNeuenTestament,Endzeit 14,2% 13,4% 8,2 % undJüngstesGericht AltesTestament 19,4% 23,2% 20,4 % Religionsgeschichte,Hagiographie 14,9% 8,7% 3,2 % AnderereligiöseThemen 6,0% 9,0% 11,4 % WeltlicheSujets 13,4% 17,6% 1,6 % Tabelle 5: Sujets des Oratoriums im Vergleich 150

DieserBefundstehtindeutlichemWiderspruchzudemSmithers,derzwarauch feststellt,dasswieim19.JahrhundertsichStoffeausdemNeuenTestamentgrößerer BeliebtheiterfreuenalsausdemAltenTestamentunddieHeiligenlegendenweiter nachlassen,dannjedocheinschränkt:

Mostoratoriosofthetwentiethcentury,however,havelibrettosonsubjectsofa typerarelyencounteredearlier.Theseincludenonreligiouspolitical,patriotic,and nationalisticthemes,andsubjectsbasedonliteraryworks,mythologyorlegend (exclusivelegendsofsaints),historicalevents,andtextsexpressingphilosophicalor

150 DieZahlenfürdas18.und19.JahrhundertsinddertabellarischenAufstellunginMassenkeil1999, S.125entnommen.Fürdas20.Jahrhundertwurdennebenden74Oratorien,derenLibrettivorlagen,46 weitereWerkeberücksichtigt,fürdieInformationenüberdenInhalt–z.B.ausRezensionenoder Verlagskatalogen–verfügbarwaren. 151 WennmanoratorischePassionenberücksichtigt,diedieBezeichnung„Passion“,nichtaber„Oratorium“ tragen,siehtdasBildnatürlicheinwenigandersaus.DazuzählenStückewieWolfgangRihmsLukas Passion DeusPassus.PassionsStückefürSoli,ChorundOrchester ,JohannesMatthäusMichels „Passionsszene“ KreuzigungoderVolkerDavidKirchners„Passionsmusik“ Ausden53Tagen .Andersalsin denPublikationenMassenkeilswurdensieindieserArbeitnichtweiterberücksichtigt.Dennochistder direkteVergleichmitMassenkeilsErgebnissenandieserStellemöglich,denninseinertabellarischen AufstellungnimmterdieoratorischenPassionenexplizitaus. 63

religiousideasthatarenotexclusivelyJewishorChristianbutbroadly humanistic. 152

ZueinernichtganzsoextremenEinschätzungkommtMassenkeil.Ersiehtnachdem ZweitenWeltkriegzunächsteinenRückgang,imletztenDritteldes20.Jahrhunderts dannwiedereinenAnstieggeistlicherStoffe.Diesleuchtetein,wennman–wie Massenkeilesexplizittut–nurdiesehrwenigenOratoriender„auchinanderen SchaffensbereichenprominentenKomponistenberücksichtigt“ 153 :Dieseneigentat sächlichdazu,sichstofflichthematischvonderTraditionzudistanzierenundneue StoffefürdasOratoriumnutzbarzumachen.Andererseitsmussnatürlichberücksichtigt werden,dasszumindestSmithernichtnurdendeutschsprachigenRaumimBlickhat undinsbesondereauchdasOratoriuminsozialistischenStaateninseineUntersuchun geneinbezieht.WennmanabervondensozialistischenOratorienderDDRabsieht,die indieserArbeitnichtberücksichtigtwurden,sindimdeutschenSprachraumnach1945 reinweltlicheStoffesogareherselteneralsimvonstarkemNationalbewusstsein geprägten19.Jahrhundert.

2.3.1 StoffedesNeuenTestaments

Nichtszeigtbesser,wiesehrdasOratoriumseinerHerkunftausdergeistlichenMusik treugebliebenist,alsderüberhaushoheAnteilanStoffenausdemNeuenTestament:er umfasstbeinahedieHälfteallerOratorien.

PASSION

DasführendeEinzelthemaistnachwievordiePassionsgeschichte,wennauchnicht mehrsostarkwieim18.Jahrhundert:Insgesamtkonntenfürdas20.Jahrhundertzwölf Oratoriennachgewiesenwerden,diedieLeidensgeschichteJesubehandeln.Vonacht WerkenlagendieLibrettivor.DergrößteTeilvonihnenisttextlichüberwiegendtraditio nellgestaltet.WaldemarBlochsPASSIO DOMINI undRupertGottfriedFriebergersMYSTERIUM

CRUCIS beispielsweiseverbindendiesynoptischausdenEvangelienzusammengestellte PassionserzählungmitChoralpassagenundGedichten.AuchHenningFrederichsfolgtin seiner PASSIONSERZÄHLUNG DER MARIA MAGDALENA dertraditionellenAbfolgevonRezitativ,Arie undChoral,wobeiersichderSpiegelfigurMariaMagdalenafürdieSchilderungdes

152 Smither2000,S.632f. 153 Massenkeil1999,S.287 64

Geschehensbedient.EigenständigereWerkkonzeptionenlassenMatthiasundHartwig

DrudesSTATIONEN DER PASSION JESU undAntonVögelesPASSION erkennen.

BemerkenswertistdiehäufigeVerknüpfungderPassionserzählungmitdemHolocaust. FünfOratorienzurPassionbegreifendieLeidensgeschichteJesualsexemplarischfür LeidensgeschichtenihresJahrhunderts.DiePassionJesuwirddazubisweilenmitder LeidensgeschichteeinzelnerPersonengleichgesetzt,diewiederumStellvertreterder VerfolgtenundUnterdrücktendesNationalsozialismussind.MargretJohannsenund

FelicitasKukuckziehenin ECCE HOMO eineParallelezwischenderPassionsgeschichteund derdespolnischenWaisenhausarztesJanuszKorczak,dersichmitseinenjüdischen

SchützlingennachAuschwitzdeportierenließ.KurtRapfmontiertin PASSIO AETERNA die PassionsgeschichtemitdemLeidensberichtdesinDachauinhaftiertenluxemburgischen PfarrersJeanBernard.

AnderestellendirektdenleidendenJudenJesusindenMittelpunktundzieheneine VerbindungzumLeidendesjüdischenVolkesallgemein,wieAntonVögeleinseiner

PASSION .BeiihnenstehtdasLeidenundSterbenJesualsSinnbilddessen,wasMenschen anderenMenschenantunkönnen.

WEIHNACHTEN

DasnachderPassionsgeschichtebeliebtesteSujetistdieWeihnachtsgeschichtemitzehn nachweisbarenWerken.VonderHälftelagendieLibrettivor.

BeidenWeihnachtsoratorienlässtsicheineTendenzerkennen,dieBeateGritschund HeinrichSchmidingerauchfürliterarischeWeihnachtserzählungendes20.Jahrhun dertsausgemachthaben:

DiemodernenSchriftstellerundSchriftstellerinnenempfindendieNotwendigkeit, dieGeschichtenneuzuerzählen,damitsieunterdemDruckderKommerzialisie rungundIdyllisierungnichtinVergessenheitgeraten,wirkönnenauchsagen: damitdasKindnichtstirbtunddamitdereigentlicheKernderbiblischen GeschichtenwiederzuRealitätwird. 155

GiselherKlebebewerkstelligtdiesinseinem WEIHNACHTSORATORIUM ,indemernichtmehr dieLukasscheWeihnachtsgeschichteindenMittelpunktstellt,sonderneineWeih nachtserzählungvonHeinrichBöll, DIE KUNDE VON BETHLEHEM .DieseErzählungwird „spiralförmig...umgebenmitdenerregendaktuellenProphezeiungendesPropheten JesajaundGedichtenunsererZeitgenossenRudolfAlexanderSchröder,PeterHärtling

155 BeateGritsch,HeinrichSchmidinger: „GeboreninBethlehem“ ,inSchmidinger1999Bd.1,S.435f. 65

undErnstWiechert“156 ,diewiederumals„InterpretationenderLiebe“ 157 aufgefasst werden.

OtfriedBüsingentzaubertdieWeihnachtsgeschichteaufseineWeise,indemerdem BibelberichtausLukas2,114eineSchilderungmenschlichenElendsfolgenlässt,die ausverschiedenenbiblischenundvolkstümlichenQuellenmontiertist.Dadurchtrittdie eigentlicheVerheißung,dieinBüsingsAuffassungjageradedenArmenundErniedrigten gilt, 158 stärkerhervor.DieEngelserscheinungwirdvomKitschbefreit,indemmitdem eingeschobeneRilkeZitat„AlleEngelsindschrecklich...“auchihrebedrohlicheSeite gezeigtwird. 159

OSTERN

BeidenOsteroratorienkonntenachtWerkenachgewiesenwerden;auchhierlagvonder HälftedasLibrettovor.Dabeifälltauf,dassnichtnurdertraditionelleTitel„Oster oratorium“seltengewordenist, 160 sonderndassauchdiedazugehörigeBibelgeschichte nurnocheineinzigesMalerzähltwird(MarcelRubin:AUFERSTEHUNG ).BeizweiOster oratorien,nämlichGüntherBeckersMAGNUM MYSTERIUM undOskarGottliebBlarrsWENN DU

AUFERSTEHST – WENN ICH AUFERSTEH ’,gehteswenigerumdeneigentlichenBerichtvonder AuferstehungJesualsvielmehrumdasdamitverbundenechristlicheHeilsversprechen, dasinindividuellerWeiseaufgearbeitetwird.BeiRubinnimmtüberdiesdieEntsendung derJünger 161 einenfastgleichwertigenStellenwerteinwiederBerichtvonderAuferste hung,sodassauchhiereinethematischeErweiterunggegenüberdemOsteroratorium frühererJahrhundertefestzustellenist.

HIMMELFAHRT UND PFINGSTEN

GegenüberdenOsteroratoriendeutlichgeringervertretensindPfingstund Himmelfahrtsoratorien.DaseinzigemirbekannteHimmelfahrtsoratoriumstammtvon

FritzBüchtger( DIE HIMMELFAHRT CHRISTI );dasLibrettolagleidernichtvor.Pfingstoratorien gibtesebenfallsvonFritzBüchtger( PFINGSTEN )sowievonVioletaDinescu

(PFINGSTORATORIUM ).DerersteTeilvonErnstKreneks„Pfingstoratorium“ SPIRITUS

156 GiselherKlebe: „MeinWeihnachtsoratorium“ ,imBookletderCDVeröffentlichungeinerAufnahmedes WDRvom7.12.1989(s.auchdieAngabenzurAusgabeinAnhang2) 157 Klebe,a.a.O. 158 vgl.OtfriedBüsing:„DasLichtderEngel–ZurEinführung” ,imProgrammheftzurUraufführung,Freiburg 9.12.2000(s.auchdieAngabenzurAusgabeinAnhang2) 159 vgl.Büsing,a.a.O. 160 vgl.auchAbschnitt2.1.2 161 vgl.z.B.Johannes20,19ff. 66

INTELLIGENTIAE , S ANCTUS ,deralseinzigerTeildesmehrteiligkonzipiertenWerksverwirklicht wurde,behandeltnichtdiePfingstgeschichte,sonderndenTurmbauzuBabel. 162 Damit folgtKrenek,wieauchDinescuundvieleandereAutorendes20.Jahrhunderts,der Auffassung,BabelundPfingstenalseinandersichkomplementärergänzendeEreignisse anzusehen. 163

CHRISTUS-ORATORIEN

EinigeOratorien,wieWolfgangStockmeiersJESUS ,schildernStationendesLebensJesu, dieSchlüsselelementedeschristlichenGlaubensenthalten.SolcheOratorienlassensich zurückführenaufdie„messianischenChristusdarstellungen“ 164 ,indenennichtdas LebenJesu,sonderndiechristlicheHeilslehreimVordergrundsteht.Siegehenaufdas

VorbildvonHändels MESSIAS unddesseitderWendezum19.Jahrhundertimmerbelieb terenkontemplativenOratoriumszurück.

ZehnsolcherChristusOratorienausdem20.Jahrhundertwarennachweisbar;von siebenlagendieLibrettivor.JedochlässtsichauchhiereineinhaltlicheVerschiebung undAusweitungfeststellen.MehrOratorienalsim19.JahrhundertlassendasLeben JesuvollständigindenHintergrundtretenundstellendieKirchenfesteunddiemit ihnenverbundenenAspektedeschristlichenGlaubensindenVordergrund,wiebei spielsweise AUF DEM RAND DER MAUER vonHeinzMartinLonquichundKlausLüchtefeld. ImmerhäufigerwirdaucheineeinzelneGeschichteodereinGleichnisausdenEvange lienherausgegriffen,umdieherumeineDeutungderchristlichenBotschaftentwickelt wird.ZudiesenOratoriengehörenz.B.dieOratorienzurBergpredigt(AxelRuoff:

BERGPREDIGT ,JosephHaas: DIE SELIGEN ,FelicitasKukuck: DAS KOMMENDE REICH )oderzu einzelnenGleichnissen(H.G.Bertram: DER REICHE MANN UND DER ARME LAZARUS ).

AnderestellendenmessianischenGedankenunddiechristlicheHeilsbotschaftineinen größerenBezugsrahmen,derauchdieÜberlieferungendesAltenTestamentsumfasst.So beginnt EWIGKEIT FÄLLT IN DIE ZEIT vonHelmutJost,JohannesNitschu.a.,dasimUntertitel als„PopOratoriumzurChristusgeschichte“bezeichnetist,mitderSchöpfung,berichtet vonAbraham,vomAuszugausÄgyptenundderbabylonischenGefangenschaft,bis„in derMittederZeit“ 165 Jesuserscheint.DerSchilderungvonJesuGeburt,Passionund

162 vgl.Leopold/Scheideler2000,S.397 163 ZurVerknüpfungvonBabelundPfingstenvgl.auchGeorgLangenhorst: „BabelundSodomallüberall“ ,in Schmidinger1999Bd.1,S.265292,insbesonderePunkt6 „Verbindungvonbabylonischer SprachverwirrungundPfingstsehnsucht“ (S.285ff.).ImPfingstgottesdienstderkatholischenKircheistder BerichtvomTurmbauzuBabelübrigenseingängigerTextfürdieLesungausdemAltenTestament. 164 Massenkeil1999,S.122,vgl.auchoben,S.66f. 165 SolauteteineZwischenüberschrift,vgl.Jost/Nitsch, EwigkeitfälltindieZeit 67

PfingstwunderfolgtabschließendeineReflexionüberdasVerhältnisvonMenschund GottinderheutigenWelt.

ANDERE PERSONEN UND STOFFE DES NEUEN TESTAMENTS

Esistnichtverwunderlich,dassderweitausgrößteTeilderaufneutestamentlichen StoffenberuhendenOratoriensichumLebenundLehrenJesudreht.Dochspielenin etlichenOratorienauchandereFigurendesNeuenTestamentseinezentraleRolle.

HenningFrederichs’PETRUS ,daszunächstvomKomponistenals„BiblischeSensopera“ bezeichnet,späterdannineinerTextbuchausgabealsOratoriumveröffentlichtwurde, 166 befindetsichineinerZwischenstellungzwischeneinemChristusundeinemApostel oratorium.ZwarstehenderLebenswegdesPetrus,seineGedankenundReflexionenim Mittelpunkt;dieSchilderungdesWirkensJesunimmtabereinenfastebensogroßen RaumundStellenwertein.

OratorienzueinzelnenApostelnoderzuanderenThemenausderApostelgeschichtesind vorallembeidenAutorenvonNGLundPopOratoriensehrbeliebt:Vondeninsgesamt 14Oratorien,diediesemThemenkreiszuzuordnensind,stammensechsausdem SacropopundNGLUmfeld.FührendistdieGeschichtevonderBekehrungdesPaulus undRückgriffeaufdieBriefedesApostels(fünfOratorien).AberauchdieGeschichtevon ThomasdemZweiflerwirdgerneverwendet,umdieNachfolgeJesuzuthematisieren.

DieOffenbarungdesJohannesspielt–andersalsinderautonomenLiteraturdes 20.Jahrhunderts 167 –kaumeineRolle.SmithernenntzweiOratorienvonFritzBüchtger, dievermutlichaufderApokalypseberuhen( DER WEIßE REITER und DAS GLÄSERNE MEER ).Da jedochkeineAusgabenausfindiggemachtwerdenkonnten,warauchdieGattungs zuordnungnichtnachprüfbar.InsofernkonntendiesebeidenWerkeimRahmender vorliegendenArbeitnichtweiterberücksichtigtwerden.ÜberzweiweitereOratorien,die sichimUntertitelaufdieOffenbarungdesJohannesbeziehen,DanielGlaus’ HÜLLEN DES

ABGRUNDS . O RATORIUM ÜBER DIE OFFENBARUNG DES JOHANNES undRainerKunadsDAS NEUE

JERUSALEM ,könnenebenfallskeineweiterenAussagengetroffenwerden,dawederdie LibrettinochandereweiterführendeInformationenaufzufindenwaren.

166 vgl.dieAngabenzurAusgabeinAnhang2 167 vgl.dazuKarlJosefKuschel: „Apokalypse“ ,inSchmidinger1999Bd.1,S.543568 68

2.3.2 StoffedesAltenTestaments

GegenüberdenneutestamentlichenStoffensindSujetsausdemAltenTestament deutlichseltenervertreten.AmhäufigstenkommtdabeinochdieSchöpfungsgeschichte (sechsOratorien)sowiederTurmbauzuBabelunddasBuchHiob(jeweilsfünfOrato rien)vor;andereStoffe,wiedieSintflutoderdasBuchJona,werdennurvereinzelt verwendet.

SCHÖPFUNG

DiedeutlicheVorherrschaftderSchöpfungsgeschichte(wieauchderHiobErzählung)ist sicherlichdaraufzurückzuführen,dasssiebesondersgeeignetist,denZustanddes heutigenMenscheninderWeltundseinVerhältniszuGottzureflektieren.Dement sprechendhaltensichnurzweiOratorienzuSchöpfungundSüdenfallwörtlichanden

Bibeltext,nämlichRudolfKelterbornsDIES UNUS undHaraldHeilmannsDER SÜNDENFALL .Die anderenhingegennähernsichderSchöpfungsgeschichteausderPerspektiveeinesvon naturwissenschaftlichtechnischemFortschrittundvonökologischenKatastrophen gebeuteltenZeitalters,untersuchenihresymbolischeAussagekraftundfragen,was heuteausdieserSchöpfunggewordenistundwiederMenschseinerVerantwortungfür dieseSchöpfungwiedergerechtwerdenkann. 168

Das„SchöpfungsOratorium“ DIE ERSCHAFFUNG DER WELT vonHeinzKratochwilundSigrid SchweigerfasstdieSchöpfungsgeschichtedementsprechendnichtals„lächerliches Ammenmärchen,längstvonderWissenschaftüberholt“auf,sondernals„genialintuitive SchaudesMilliardenvonJahrenbeanspruchendenSchöpfungsvorgangs,zusammen gedrängtaufwenigeTage–nachgöttlicherZeitrechnung–undgesehenausdemBlick winkeldesirdischenMenschen“. 169 SowirdderSchilderungjedesSchöpfungstageseine kurzeDeutungausheutigerSichtmitgegeben.

FredrikSchwenkhingegenerzähltinseinem–nurteilweiseaufdeutsch,zuweitenTeilen inlateinischerSpracheabgefassten–DIES SEPTIMUS ausgehendvomsiebtenTagdes SchöpfungsberichtseineParabel,wiederMenschdieSchöpfungfortzusetzenversucht unddabeischeitert.

SCHÖPFUNG vonKrysztofMeyerundGerhardEngelsbergernimmtebenfallsnurfürdie erstenbeidenAbschnittediebiblischeSchöpfungsgeschichtezurGrundlage.Davon ausgehendbeschäftigtessichmitdemSchöpfungsgedankenindenverschiedenen

168 vgl.auchAbschnitt2.4.3,S.81ff. 169 HeinzKratochwil: „PersönlicheGedankenzumSchöpfungsOratorium“ ,inKratochwil/Schweiger, Die ErschaffungderWelt (sieheauchdieAngabenzurAusgabeinAnhang2) 69

WeltreligionenunddemVerhältniszwischenMenschundSchöpfungheutevordem HintergrunddieserReligionen.

HIOB

ImVergleichzudensehrunterschiedlichenSchöpfungsoratoriensinddieOratorienzum BuchHiobeinanderähnlicher.EineaugenfälligeGemeinsamkeitist,dassalleschlicht

HIOB betiteltsind.ZwarverwendenHermannHallerundWolframWagnerinihrenOrato rienausschließlichBibelzitate,wohingegenHenningFrederichsteilweiseundEugen Eckert(Komponist:JürgenBlume)nahezuvollständigparaphrasieren.Dochfolgensie allederbiblischenErzählungsoweit,dassHiobsKlagealsauchdieRedenseiner FreundezurRechtfertigungGottesimMittelpunktstehen.DerKerndesDisputsistdie Frage,warumdasLeidtrotzGottesAllmachtinderWeltist,bzw.welchenSinneshat, wennesdenngottgewolltist.Im20.JahrhunderterhältdieseFrageneueBrisanz,und darinliegtderGrundfürdieBeliebtheitdesHiobStoffs. 170

BABEL

DreiOratorienmitdemTitel DER TURMBAU ZU BABEL konntennachgewiesenwerden:von ErnstH.Flammer,vonHeinrichGattermeyerundvonAlfredKoerppen.DieLibretti warenleidervonkeinemderdreiaufzufinden.DerTurmbauzuBabelbildetauchdie

VorlagefürErnstKreneksSPIRITUS INTELLIGENTIAE , S ANCTUS undfürJohannesDriesslersDE

PROFUNDIS . LetzteresschildertdieAbwendungeinesVolkesvonGotthinzusündigemund überheblichemLebenswandelunddiesichnachderKatastropheeinstellendeReueund Bekehrung.

SONSTIGE

AndereStoffedesAltenTestamentskommennurvereinzeltvor.DieGeschichtevonder

SendungundFluchtJonasistGrundlagefürWolfgangStockmeiersJONA undRené

Clemencics REISE NACH NINIVEH .StoffeausdenProphetenbüchernverwendenauchThomas

GabrielundEugenEckertin DANIEL sowieFriedhelmAufenangerundPeterLangenin

ELIAS , HOMO PSYCHOTICUS .DieGeschichtevonNoahundderSintflutschildernRudolf

Kelterbornin DIE FLUT sowieJánosTamásundClaudiaStorzin NOAHS TOCHTER .Schließlich sindbeidenStoffendesAltenTestamentsnochzunennenWolfgangStockmeiers JEFTA

UND SEINE TOCHTER ,dasdiegleichnamigeErzählungvonLionFeuchtwangervertont,sowie

Teileder HISTORIEN desselbenKomponisten.

170 vgl.dazuauchAbschnitt2.4.1,S.77ff. 70

EineinteressanteVerbindungeinesalttestamentlichenStoffesmitaktuellenZeitbezügen schaffenMatthiasDrudeundDietrichMendtinihremaufdemBuchEsraberuhenden

Oratorium VON DEN MÜHEN DER HEIMKEHR ,dasamBeispieldesausderbabylonischen GefangenschaftzurückkehrendenVolkesIsraelgesellschaftlicheundkulturelleProbleme thematisiert,diesichauchangesichtsderdeutschenWiedervereinigungstellten.

2.3.3 NichtbiblischeStoffe

HEILIGENLEGENDEN

Eserstauntzunächst,dassausgerechnetimsäkularisierten20.JahrhundertderAnteil derOratorien,dieaufHeiligenundanderechristlicheLegendenzurückgreifen,gegen überfrüherenJahrhundertendeutlichgestiegenist.DabeispieltsicherlicheineRolle, wieengderBegriffderLegendegefasstist,aufdemdieZuordnungderOratorienberuht. DochselbstwennmannurdieimengerenSinnehagiographischenOratorien berücksichtigt,alsodiejenigen,dietatsächlichaufeinerHeiligenlegendeberuhen,kommt manaufmindestenssechsWerke,diezwischen1945und2000entstanden.

DieimengerenSinnehagiographischenOratorienentstehenhäufigalsKompositions auftraganlässlicheinesJubiläumsodereinesbesonderenKirchenfestes.Zudiesen gehörtvonJuttaBitschKUGEL IM LICHT (Text:SiljaWalter)ebensowiedasnichtmehrin denUntersuchungszeitraumfallende SR. M ARIA EUTHYMIA derselbenKomponistin(Text: GisbertWellerdiek).ErsteresentstandaufeinenKompositionsauftragdesrheinland pfälzischenKulturministeriumshinundbeleuchtetverschiedeneStationenausdem LebendesHeiligenBenedikt. 171 DaszweitewurdeimJahr2002anlässlichderSelig sprechungderOrdensschwesterEuthymiainMünsteruraufgeführt. 172

HagiographischistauchdasOratorium DER SCHREIN DER MÄRTYRER vonBertoldHummelund PaulWernerScheele,dasdasLebenundWirkendesHeiligenKilianbeschreibt.Auch

VERENA DIE QUELLE vonCarlRüttiundSiljaWalter, JOVIAN DER SEHER vonRainerKunad,

MARTIN VON TOURS – T EILEN STATT TÖTEN vonWolframGrafundDieterHüllesowie DAS

SCHWEIGEN DES JOHANN VON NEPOMUK vonHeinzMartinLonquichundCordeliaSpaemann erzählendasLebenundWirkenvonHeiligennach.

AufeinernichtpersonenbezogenenchristlichenLegende,nämlichderLegendevom

Kreuzesstamm,basiert DER BAUM DES HEILS vonThomasDanielSchleeundReinhard

171 vgl.Krombach2002 172 vgl.dazuhttp://www.bistummuenster.de 71

Deutsch.EbenfallszudenaufeinerchristlichenLegendebasierendenOratorienzähle ichGerhardSchedlsDER GROßINQUISITOR .DieVorlagestammtausFёdorDostoevskijs

Roman DIE BRÜDER KARAMAZOV .EinerderdreiBrüder,IvanKaramazov,erzähltdortdie (fiktive)LegendevomGroßinquisitor,inderChristusdasSpanienderInquisitionauf sucht. 173 DieGegenüberstellungdeshasserfüllten,verbohrtenGroßinquisitorsmiteinem sanftmütigen,liebendenChristusistalsoeigentlichkeineechteLegende,sondernein StückWeltliteraturdes19.Jahrhunderts.SiehatjedochunabhängigvomRomanweite Bekanntheiterlangtundwird,ausdemKontextgerissen,häufigalsdieLegende rezipiert,diesieimRomanzuseinnurvorgibt.

ZudengenanntenzehnOratorienkommenzehnweitere,derenHauptpersonenkeine Heiligensind,sondernalsvorbildlichangesehenehistorischeundzeitgenössische Persönlichkeiten.Damitwirddieim19.JahrhundertbeginnendeAusweitungdes hagiographischenOratoriumsfortgesetzt. 174 Währendim19.Jahrhundertzahlreiche weltliche„Helden“inOratorienverewigtwurden, 175 handeltessichim20.Jahrhundert inderRegelumPersonenmitheiligenähnlichenodermärtyrerhaftenZügen,wieden

TheologenundWiderstandskämpferDietrichBonhoeffer(TomJohnson: BONHOEFFER

ORATORIUM )oderdenFriedensnobelpreisträgerCarlvonOssietzky(GustavoBecerra

Schmidt: CARL -VON -OSSIETZKY -ORATORIUM ).AlleindieTatsache,dasssienichtvonder katholischenKircheheiliggesprochensind(bzw.alsNichtKatholikengarnichtsein können),schmälertnichtdieVorbildfunktion,diediesePersonenhaben. 176 Selbst FrancoisVillonbekommtindemgleichnamigenOratoriumvonAntonHeillerundFranz KriegverklärendeZüge,indemeralsderPrototypeinesMenschen,der„aufdunklen Wegen...dasLicht“ 177 sucht,gezeichnetwird.IndiesemSinnegehtdasursprünglich hagiographischeOratoriumim20.JahrhundertaufdieSuchenachzeitgemäßen Heiligen,wodieVorbilderderkatholischenKirchenichtmehrgenügen.

ANTIKE MYTHEN

StoffeausderantikenMythologieverarbeiten DER TOD DES AGAMEMNON vonRobertBlum und DAS FEUER DES PROMETHEUS vonAlfredKoerppen.Ebensowiediesebeidenstammtauch

AlfredUhlsGILGAMESCH ,daseineÜbersetzungdessumerischenEposvonFranzisJordan

173 vgl.Dostoevskij1999,S.401ff 174 vgl.Massenkeil1999,S.126 175 vgl.oben,S.62f. 176 vgl.hierzuauchTomJohnson:„MankannBonhoefferalseineArtmodernerProphetsehenundauchals eineArtMärtyrer…“,inJohnson, BonhoefferOratorium ,ProgrammheftderUraufführung(sieheauchdie AngabenzurAusgabeinAnhang2) 177 Heiller/Krieg: FrançoisVillon ,I.Chor 72

verwendet,ausden1950/60erJahren.Danachgabesjahrzehntelangkeinneues

OratoriumzuantikenMythen,biszuGeorgKatzersMEDEA IN KORINTH ,dessenLibrettovon ChristaundGerhardWolfindenJahren2000und2001entstand.ImJahr2001wurde auchStefanHeuckesDIE ORDNUNG DER ERDE uraufgeführt,daswieAlfredUhlsOratorium aufdemGilgameschEposberuht.

EbensowiedenOratorienlibrettizuBibelstoffenhäufigeinemoderneliterarische BearbeitungstattdesoriginalenBibeltexteszugrundeliegt,werdenauchLegendenund MythenausanderenKulturkreisenmeistensineinermodernenFormoder

Neuübersetzungrezipiert.SovertontbeispielsweiseHorstEbenhöhin VIRATA ,dasEnde der1950erJahreentstand,eineErzählungvonStefanZweig,dieaufeineralten indischenLegendeberuht.

LITERARISCHE VORLAGEN

LEBEND 'GES LAND vonShihundCharlesChiurezipierteinenliterarischenTextaufseine eigeneWeise:EinzelneZeilenausGedichtenvonAnnettevonDrosteHülshoffwerden ausdemZusammenhanggerissenundneuzusammengestellt.ZwarfindetkeineHand lungstatt,einliterarischvorgeformterStoffistalsonichtgegeben,dochsindThemaund ZusammenstellungdurchdasverwendeteGedichtvorgegeben:Depression,Todessehn suchtunddieHoffnungaufErlösung.

AuchCésarBresgensDE TEMPORE undKarlSchiskesVOM TODE wähleneinenliterarischen TextzumZentrumihresWerkes,nämlichBresgeneinenTextvonMichelangelo(„Alles Entstandenemussvergehn/inderZeitFlucht“ 178 )undSchiskeeinenRilkeVers(„OHerr, gibjedemseineneignenTod“ 179 ).Dochkannmandabeikaumvoneinem„Stoff“ sprechen;diekurzenTextausschnittedienennuralsAusgangspunktfürausgedehnte MeditationenundReflexionenzurVergänglichkeitdesMenschen.Bresgenstelltdazu verschiedeneAusschnitteausderBibelundZitateüberwiegendchristlicherDichter,vor allemvonAugustinus,zusammen.SchiskeverwendetkeineBibelzitate,sonderngreift aufGedichteüberwiegendausdem19.und20.Jahrhundertzurück.

EinähnlichesVerfahrenwendenJosephHaasundLudwigAndersenin DAS JAHR IM LIED an.VolksliederausverschiedenenJahrhunderten,diedenJahresablaufbeschreiben, machendengrößtenTeildesTextesaus;einSprecherleitetmitkurzenTextendurchden Zyklus.

178 DieseTextquelleistvomKomponistenimTextbuchvermerkt.GenaueQuellenangabenkonntennicht ermitteltwerden. 179 vgl.Rilke2000,S.100 73

ÄhnlichverfährtHelmutBarbein 1648 .ErstelltWortenvonAndreasGryphiuszusam men,umdieSchrecknisseKriegeszuveranschaulichen.DessenGedichtewerdendabei teilweisealsArienvertont,teilweiseRezitativeunddabeiwieProsabehandelt.

Hierzeigtsich,dassliterarischeTextefürOratorienkomponistenseltenereineQuellefür StoffealsvielmehreinumfangreicherZitatfundussind.AuchbeiderBearbeitungvon BibelstoffenwerdengernedurchdieErgänzungundKontrastierungmitanderen literarischenZeugnisseneinzelneHandlungssträngeoderDeutungenstärkerhervor gehoben.DassdiesgeradezutypischfürdasOratorienlibrettoist,wirdweiterunten 180 genauerausgeführtwerden.

SONSTIGE

AlsweitereQuellefürStoffedientdieGeschichte.Hierist DAS FLOß DER MEDUSA vonHans WernerHenzeundErnstSchnabelzunennen,dasdurchdieseineUraufführungbeglei tenden(undverhindernden)Skandaleberühmtwurde.EsgreifteinenVorfallvon1816 auf,alsderSchiffbruchderFregatte„Medusa“unddasSchicksalderSchiffbrüchigendie Weltbewegten.

NebendenbishergenanntenOratorien,dieeinenmehroderwenigerbekannten,schon zuvorfestumrissenenStoffzurTextgrundlagenehmen,gibtessolche,dieinrelativ freier,individuellerFormAspektedesVerhältnisseszwischenMensch,GottundWelt thematisieren.

In ALLEZEIT vonErnstVogelundHerbertVogggehtesumdieVergänglichkeit,die„Eitel keit“allerirdischenMachtundStatussymbole.DieEitelkeitderWeltistauchAusgangs punktin GAUDIA MUNDANA vonJohannesDriesslerundBettinaBrix,indemsichderProta gonist(einsangesfreudigerTenor)aufderSuchenachdemSinndesLebenserstinein Trinkgelage,danninLiebschaftenstürzt,umschließlichbei„FrauMusica“fündigzu werden.

DieEntfremdungdesMenschenvonGottunddieSuchenachihmthematisierenzwei

LibrettivonHerbertVogg: NON SUM QUALIS ERAM (vertontvonHelmutEder)und STATIONEN (vertontvonAugustinKubizek).SowieKarlSchiskeundCésarBresgenihreOratorien umeineliterarischeTextzeileherumentwerfen,soentspinntsich NON SUM QUALIS ERAM aus demNachdenkenüberdieimAltenTestamentaufgeworfeneFragevonGott:„Woher kommstdu,undwohingehstdu?“ 181 . STATIONEN dagegenstelltinfreienAssoziationendas

180 Abschnitt2.5.3,S.98ff. 181 1.Mose16,8 74

moderneLebenunddenZustandderWeltdemWillenGottesgegenüber.Inbeiden OratorienwerdenkeinevorgegebenenStoffeverarbeitet,sondernGrundfragendes menschlichenDaseinsinindividuellerFormreflektiert.

AndereOratorien,denenkeinbestimmterStoffzugrundeliegt,führeneineArtZwie gesprächzwischenMenschundGottvor.DasLibrettozuThomasChristianDavidsLIED

DES MENSCHEN beispielsweiseisteineZusammenstellungvonBibeltexten–überwiegend Psalmen–,indenenGottangerufenodergelobtwird.DerLobpreisGottesstehtdabeiim Vordergrund.

2.3.4 Das„weltliche“Oratorium:ZurProblematikeinesBegriffs

DiewenigenOratorien,denenwedereinbiblischerStoffnocheinchristlicher Grundgedankezugrundeliegt,entsprechendenjenigen,dieMassenkeilundSmitherim EinklangmitderMusikgeschichtsschreibungals„weltlich“bezeichnen.Nebenvolks tümlichanmutendenWerkenwieJohannesDriesslersGAUDIA MUNDANA undJosephHaas’

DAS JAHR IM LIED wärendazuvorallemWerkezuzählen,dieeinenVorfallausder klassischenMythologieoderausderGeschichtebzw.Zeitgeschichteaufgreifen.

DassimOratoriumnichtnurbiblische,sondernauchhistorischeEreignissezumAus gangspunkteinerweltanschaulichmoralischenBotschaftgenommenwerden,setzteine Entwicklungausdem19.Jahrhundertfort,diegemeinhinalsdieEntstehungund Ausprägungdessogenannten„weltlichen“Oratoriumsangesehenwird.Alsweltlich werdendabeialleOratorienbezeichnet,dienichtbiblischoderhagiographischsind.

Dochunabhängigdavon,welchenStoffdieOratorienlibrettialsVorlagewählen,istihnen einesgemeinsam,dasdasAttribut„weltlich“fragwürdigerscheinenlässt:Siewerfen existenzielleFragennachdemSinndesDaseinsauf,nachdem–oftalsproblematisch empfundenen–VerhältniszwischenGott,Menschund(moderner)Welt,undversuchen eineAntwortzugeben.CharakteristischfüralleOratorienist,dassdieseAntwortzu einerBotschaftwird,sieverkünden,wieSmitheresausdrückt,„amessageofuniversal significance“182 .

Dazukommt,dassauchbeiOratorien,dieaufweltlichenStoffenberuhen,Bezügezur BibeloderzusonstigemchristlichenGedankengutkeineswegsfehlen.Diesreichtvon einemerhabenenSprachstil,derandenDuktusderBibelerinnert,überBibelzitatebis hinzuparodistischenElementen.AlsBeispielseiGiselherKlebeszeitgeschichtliches

182 Smither2000,S.639 75

Oratorium WARUM HAT DIE SONNE EINEN ASCHENRAND genannt,dasdurchdieArbeitvon AmnestyInternationalangeregtwurde.DenHauptteildesTextesmachenGedichtevon PeterHärtlingaus,diesichmitDiktaturundFolterbeschäftigen;danebenverwendetder TextZitateausdenSprüchenSalomosunddenPsalmen.DassdiesesVorgehenkeines wegssingulärist,wirdinAbschnitt2.5.3ausführlichdargelegt.

InsofernerweistsichdieEinteilungin„geistliche“und„weltliche“Oratorienalskünstlich undüberflüssig.Zudemistauffällig,dasssiesichinderForschungsliteraturvorallem beidenjenigenAutorenfindet,diegroßformatigeWerkefürChor,SoliundOrchester gleichwelchenInhaltsundTitelsalsOratorienansehen.WennGüntherMassenkeilzu demSchlusskommt:

DasgrundsätzlichNeueinderdeutschenOratoriengeschichtedes19.Jahr hundertsistdieEinbeziehungweltlicherSujets,wiesiesichseit1840stark durchzusetzenbeginnt.WennhierwiemeistindeneinschlägigenDarstellungen kurzerhandvondemweltlichenOratoriumdieRedeist,mussmanallerdingsin Rechnungstellen,dasswirdamiteinGebietbetreten,dasimGesamtder Vokalgattungenseitdemnichtimmereindeutiglokalisiertwerdenkann. 183 soistdieseineunmittelbareFolgedessen,dasseraufeineklareEingrenzungdes Gattungsbegriffsverzichtet.EineBegründungfürdieThese,dassdasweltliche OratoriumeineeigeneEntwicklunginderGeschichtedesOratoriumsdarstellt,lieferter jedenfallsnicht. 184

DieindieserArbeituntersuchtenWerkelegeneineKategorisierungin„geistliche“und „weltliche“Oratorienjedenfallsnichtnahe.Vielmehrhabennahezualleeinenbeträcht lichenreligiösenodermythologischenGehalt,derfürdasGesamtkunstwerkebensoeine RollespieltwiederBezugauf„weltliche“ThemenundEreignisse.Exemplarischwurde diesbereitsbeidenhagiographischenOratoriendeutlich. 185 IndennächstenKapiteln werdenwirsehen,dassnichtdieAuswahldesStoffes,wohlaberderUmgangmitihmein brauchbaresDifferenzierungsmerkmaldarstellt. 186

183 Massenkeil1999,S.126 184 vgl.dazuauchS.22f.undAbschnitt1.1.1,S.13ff. 185 sieheoben,Abschnitt2.3.3,insbesondereS.70ff. 186 mehrdazuvgl.insbesondereAbschnitt2.5.1,S.93f. 76

2.4 DIE FRAGE NACH DEM WARUM ODER : SINNSUCHE ALS THEMATISCHE KONSTANTE

ZweifelanGottundneueHoffnungimGlauben,Fragennachgerechterundgottesfürch tigerLebensführung,nachSündeundVergebunggehörenzumtraditionellenThemen repertoiredesOratoriums.Dasim20.JahrhundertzentraleThemadesOratoriumsist jedocheineFrage,diedurchHolocaustundZweitenWeltkriegeinebesondere Zuspitzungerfuhr:welchenSinndasLeidinderWelthatundwarumGotteszulässt.

WelcheAntwortendasOratoriumdaraufgibt,variiertstark,abhängigvonderwelt anschaulichenHaltungderAutorenundKomponisten,aberauchvonKompositions anlassundAufführungsbedingungen.SoweisenOratorien,deneneinkirchlicher Kompositionsauftragzugrundeliegt–Jubiläen,GedenktageoderauchKirchentage– eineninderRegelstärkerverkündenden,jamissionarischenCharakteraufalssolche, dieüberwiegendauseineminnerenImpulsherausentstehenunddiepersönliche AuseinandersetzungderAutorenmitreligiösenundanderenexistenziellenFragen spiegeln.

MancheAutoren,fürdiederAspektderVerkündigungimVordergrundsteht– stellvertretendseihierJohannesDriesslergenannt–,habendieAntwortschnellzur Hand:SieliegtinderHinwendungzuGottundzumchristlichenGlauben.Solche OratoriensindinderRegeleinfachaufgebaut,wenigvielschichtigundwirkenstark belehrend.

Andereversuchen,diealtenGlaubensbotschaftenneuzulesen,vonallenSeitenauszu leuchtenunddarinAntwortenzufinden,dieauchdemheutigenMenschenweiterhelfen. InwieweitdieseAntwortendannalsWahrheitenverkündetwerdenodernuralsvage VerheißungenimRaumstehenbleiben,istSachederjeweiligenWerkkonzeption.

DerIntentiondesWerkesentsprichtinderRegeldieQualitätdesLibrettos:dieTextevon missionarischambitioniertenOratorienbewegensichmeistaufdemNiveauerbaulich belehrenderGebrauchsliteraturundbenutzenliterarischeundbiblischeTraditionenvor allemals„Steinbruch“.LiterarischergiebigereAnsätzefindensicheherdort,wodie AuseinandersetzungmitebendiesenTraditionen,nichtdiereineAffirmationdenKern desWerkesbildet. 77

2.4.1 „Schweignicht,wennichnachdirfrage“:Theodizee

Das zentraleThemadesOratoriumsim20.JahrhundertistdieSuchenachZeichen GottesindermodernenWelt,ineinerWelt,diezweiWeltkriegeerlebthat,diemitder SchulddesHolocaustslebenmuss,mitzahlreichenKonflikten,Diktaturenund UngerechtigkeitenkonfrontiertistundunzähligeunschuldigeOpfervonKriegen,Folter undArmutkennt.EugenEckertsHIOB formuliertdieFrage,diedas20.Jahrhundert bewegt,folgendermaßen:

AngesichtsdesLeidsaufErden fragichmich:Wassollnochwerden? Und:Warumlässtdudaszu? 187

HerbertVoggwiederumfragtschlicht:„Diesalles:UmGottesWillen?“ 188

DiemeistenOratorien,diedasTheodizeeThemabehandeln,wählendafürdiebiblische GeschichtevonHiob.HieristeszunächstdasindividuellemenschlicheLeid,dasden Glaubenszweifelauslöst,dochstehtesstellvertretendfürdasLeidinderWelt.Inden meistenFällenwirdderZusammenhangzwischendenKlagenHiobsunddemGefühlder GottesferneindermodernenWeltexplizithergestellt.BeiJürgenBlumeundEugen Eckert 189 benenntderEingangschordieVariantenunschuldigenLeidens,vonverfolgten GerechtenbiszuhungerndenKindern,undforderteineAntwort:„Schweignicht,wenn ichnachdirfrage/undnachGlaubenheutzutage“ 190 .SoistgleichzuBeginnderKontext zumHeutehergestellt,indemdiebiblischeGeschichteneuerzähltwird.DieAktuali sierungschlägtsichjedochvoralleminderWortwahlniederundwirktbisweilenetwas bemüht;dieschlichtenVerse,indenenderGroßteildesTextesabgefasstist,lassen jeglichesKonfliktpotenzialuntereinerDeckereligiöserBetulichkeitverschwinden.

WolframWagnergehtinseinemHiobOratoriumumgekehrtvor.Indenerstenbeiden Teilen,„HiobsKlage“und„Elihureden“bleibterganzbeiderbiblischenGeschichte,die eringroßenAusschnittenwörtlichübernimmt.ErstinTeil3,„GesängedesLeids“,wird einvorsichtigerBezugzurGegenwarthergestellt,indemAusschnitteausdem Klagepsalm101miteinemGedichtvonKarlWolfskehlverwobenwerden.

187 Blume/Eckert: Hiob ,Nr.2 188 Kubizek/Vogg: Stationen ,Nr.4 189 Blume/Eckert: Hiob ,Nr.2 190 Blume/Eckert: Hiob ,Nr.2 78

DerTeilsetzteinmitdenVersen

Weh,Hiob,weh!nochbistdunichtamletzten,ameinsamstletztenFels, nochgrünteinRandvonHeimundGestern Dochsie,diedichtreten,jagendichweiterandieschwarzeWand. 191

MitderAnkündigung,dasssichdasLeidspäternochfortsetzenundsteigernwird,wird HiobzumStellvertreterallermenschlichenOpferauchdes20.Jahrhunderts.Dieser BezugindieneuereZeitzieltjedochnichtaufeineAktualisierungderHiobsgeschichte, sondernnuraufeineVerstärkungihrerBotschaft:dieErlösungvondemmenschlichen LeidenliegtinderHinwendungzuGott.ÄhnlichesfindetsichbeiHenningFrederichs, derdasBuchHiobalseinen„‚Steinbruch‘fürunüberbietbarformulierteMenschheits erfahrungen...,derenTendenzaberinsAbendländischeundNeuzeitlicheumgeleitet werdenmusste“, 192 ansieht.

EineweiterewichtigeGruppevonOratorien,indenendasTheodizeeMotivanklingt, schildertdenZustandeinerzerrissenenWelt,diesichvonGottentfremdethat,undin derMenschundSchöpfungunterdieRäderzugeratendrohen.DieseOratoriensind weiteruntenineinemeigenenAbschnittbehandelt. 193

DiedritteverbreiteteVerarbeitungsweisedesTheodizeeMotivsstelltBibeltextedem Zeitgeschehenbzw.derGeschichtedes20.Jahrhundertsgegenüber.Alswichtigste

VertretersindhierAxelRuoffsBERGPREDIGT zunennen,dasdenBibeltextmitden

EreignissendesDrittenReichsunddesHolocaustskonfrontiert,und WARUM HAT DIE SONNE

EINEN ASCHENRAND vonGiselherKlebeundPeterHärtling.DerLibrettistHärtlinggreiftdarin denPredigerSpruch„TuedeinenMundauffürdieStummen“aufundverwandeltihnin eineleidenschaftlicheAnklagegegenFolter,politischeWillkürunddaskollektive Wegsehen.DieKomponistenundLibrettistendieserOratorienverwenden–wieviele andereauch–dieliterarischenundbiblischenTraditionenals„Steinbruch“.DieNeu zusammenstellungvonTextenverschiedenerQuellendientjedochnichtdereinfachen VerstärkungbiblischerBotschaften;vielmehrsollindementstehendenSpannungsfeld verschiedenerLesarteneinverborgener,tiefererSinnzumLeuchtengebrachtwerden. WennbeispielsweisebeiAxelRuoffdieBergpredigtergänztwirddurchdieZeilenaus Matthäus24:„Sehtzu,dasseuchniemandverwirrt,undlassteuchnichttäuschen! DennvielewerdenkommenundmeinenNamenannehmen:‚IchbinderMessias‘werden siesagenunddieMenschenverführen.Seidwachsam,undhabtkeineFurcht,wennihr

191 Wagner: Hiob ,TeilIII:GesängedesLeids 192 Frederichs1996,S.73 193 sieheAbschnitt2.4.3,S.81ff. 79

denKriegkommenhört,mitseinemLärmundseinenGerüchten“, 194 imweiterenVerlauf dieNSDiktaturunddiedurchausunrühmlicheRollederKircheindieserZeitzur Sprachekommen,sobekommtderBibeltexteineganzneueSchärfeundBrisanzfürdas HandelnauchinheutigerZeit.

2.4.2 „Ecce:homohominilupus“:DasLeiddesMenschendurchdenMenschen

EngandieTheodizeeFragegeknüpftistdieSchilderungmenschlichenLeidens–vor allemdesLeids,dasMenscheneinanderzufügen.DerChorinAntonVögelesPASSION drücktdiesineinerVariationübereinPlautusZitatsaus:

Ecce:homohominilupus Totusbrutuslupustalis. Homomalushominipalus. Homotalisnullasalus“195

BesondersPassionsoratorienverknüpfenhäufigdieLeidensgeschichteJesumitdem HolocaustundmachensiedadurchzueineruniversellenErzählungdesdurchden Menschenerlittenenmenschlichen,vorallemjüdischenLeids.Auchhierfindensichauf dereinenSeiteWerke,dieinrelativschlichterliterarischerVerarbeitungvorallemauf eineVerstärkungvonEmotionenundEffektzielen;undaufderanderenSeite vielschichtige,auchliterarischkomplexeOratorien.

BeidenWerkendererstenSorteistFelicitasKukucksundMargretJohannsens

PassionsoratoriumECCE HOMO zunennen.DieLibrettistinlässtaufdiePassionsgeschichte einenEpilogfolgen,derdenAbtransportdespolnischenWaisenhausarztesJanusz KorczakundseinerjüdischenKinderindieVernichtungslagerschildert:

DerEpilogvon‚EcceHomo‘...deutetdieLiebedesJanuszKorczakzudenKindern desjüdischenWaisenhausesvonWarschaualsmodernePassionsgeschichte.Der polnischeArztundErziehergehtmitseinenKindernbisindieGaskammernvon Treblinka.DochderPlatzkommandantimWarschauerGhettoführtenureine Befehlaus:„IchbinunschuldiganseinemBlut.“Warwiederniemand,istdennnie einMenschverantwortlich? 196

194 Ruoff: Bergpredigt ,1.DieSeligpreisungen 195 „Seht:ZumWolfwirddemMenschenderMensch,barjederVernunft,böseunddenandernein Marterpfahl,einheillosesWesen.Seht:ZumGeierwirddemMenschenderPöbel,gefräßig,unkultiviert, entstelltdasmenschlicheAntlitzzueinemeiterndenGeschwür.“vgl.Vögele: Passion ,Bild12Unterden Soldaten,nachPlautus: Epigrammata 3.23 196 MargretJohannsen: Vorwortzu‚EcceHomo‘ ,inFelicitasKukuck: Eccehomo–DieletztenTagedesJesus ausGaliläa . 80

KurtRapfsPASSIO AETERNA folgteinemähnlichenMuster,indemdieeinzelnenStationen derPassionsgeschichtemitBerichteneinesKZHäftlingsverschränktwerden.Jedochist derIchErzähler,dieParallelfigurzuJesus,keinJude,sonderneinkatholischerPriester.

GanzbesondersstarkistderBezugzumHolocaustinAxelRuoffsBERGPREDIGT ,dasein großangelegterVersuchist,„dasGebetzuGottmitderdeutschenGeschichtezu verknüpfen“zueiner„PredigtgegendasVergessen“.197 ErkombiniertBibelausschnitte mitTextenausdemWiderstandgegendenNationalsozialismusundmitliterarischen VerarbeitungendesHolocaustswiez.B.GedichtenvonNellySachsundErichFried.

EinenVorfallausdem19.JahrhundertlegenHansWernerHenzeundErnstSchnabel dem FLOß DER MEDUSA zugrunde.NachdemSchiffbruchderFregatte„Medusa“vorder afrikanischenKüstewurden1816über150MenschenaufeinemFloßihremSchicksal überlassen,währenddiebessergestelltenPassagieresichindenRettungsbootendavon machten.AlsdasFloßnachzweiWochengeborgenwurde,warennurnoch15Menschen aufihmamLeben;fünfvonihnenstarbenkurznachderBergung.

DerVorfallerregtedamalsinternationaleAufmerksamkeit.HenzeundSchnabelgreifen ihn150JahrespäterwiederaufundentwerfendarauseineParabelübermenschlichen KonkurrenzkampfundSpurenvonSolidaritätineinerlebensbedrohlichenExtrem situation.AlsMulattestehtdieHauptfigurdesJeanCharlessinnbildlichfüreinegering geschätzteUnterschicht.JeanCharlestrittalssolidarischhandelndeLichtgestaltauf,im Kontrastzudenen,diezugunstendeseigenenVorteilsanderedemsicherenTod überlassen.DieVerlockungenderallegorischenFigurLaMort,dasLeidender(noch)

LebendenunddieGesängederToten,dieDantes GÖTTLICHER KOMÖDIE entnommensind, werdenzueinemliterarischundemotionaldichtenSinngeflechtverwoben,dasebenso sehrelegischeKlagefürdieunbenanntenTotenwiephilosophischeReflexionüberLeben undSterbenist.AndersalsvielechristlicheKomponistenüberlassenHenzeund SchnabeldieWendungderWeltzumBesserenunddieErlösungdesMenschennicht Gott,sonderndemEngagementderMenschen:„DieÜberlebendenaberkehrtenindie Weltzurück:belehrtvonWirklichkeit,fiebernd,sieumzustürzen.“ 198

197 ProgrammheftbeitragvonAnneRessel,inRuoff: Bergpredigt ,ProgrammheftChristuskircheMannheim, 10.März2002(sieheauchdieAngabenzurAusgabeinAnhang2);vgl.auchoben,S.79 198 Henze/Schnabel: DasFloßderMedusa ,16.Finale 81

2.4.3 „SchöpfunghinterGittern“:EntfremdungzwischenGott,Weltund Mensch

EineweitereGruppevonOratorienbeschäftigtsichwenigermitderEntfremdungder Menschenuntereinanderalsmitderallgemeinen,umfassendenEntfremdungdes MenschenvonGottundderSchöpfung.DerMenschwirdalsorientierungslosgeschil dert;ihmistderKompassderinnerenWerteabhandengekommen.OskarGottliebBlarr verwendetinseinemAuferstehungsoratoriumVersedesflämischenDichtersLugo Laagland,umdiesauszudrücken:

NunliegtmeineletzteFlaggeimFeuer, dieletzteMauermeinerstolzenBurgfällt. ZwischendieserGlutundGott steheich,wartendaufneuesGebot. 199

SchöpfungsoratorienwiedasvonKrysztofMeyerundGerhardEngelsberger( SCHÖPFUNG ) beschreibeneineSchöpfung,diesichderMenschsosehruntertangemachthat,dasssie underselbstmitihrvomUntergangbedrohtsind.DieWissbegierdehatsichins Zerstörerischegewandelt:

UnterunsermWissenweichtderStein, frisstsichFragenflutdurchjedenRestvonScham. WüstentragenschwarzunddieWolkenleidenPein, SchöpfunghinterGittern,stummundlahm. 200

UnddochstehthinteralldemGott,eristselbstindergeschundenenSchöpfungnoch präsent:

Wennallesbricht,dieDämmebersten dieStützenwankenunddieHilfenfliehn dustößtunsnicht,undlastenauchdieschwersten Gewichte,diekaltfremdunsnachuntenziehn.

DieWeltistausdemLotundbebtinihrenGraden dieMenschensäenTod,sieerntenKrieg durichtestauf,diewirzertretenhaben undweinstmitihnenüberunsernSieg. 201

199 Blarr: Wennduauferstehstwennichaufersteh’ ,Nr.II 200 Meyer/Engelsberger: Schöpfung ,Nr.VIII 201 Meyer/Engelsberger: Schöpfung ,Nr.X 82

DieRettungliegtbeiEngelbergerundMeyerindererneutenEinheitderSchöpfungund desMenschenmitGott.DerentscheidendeSchrittdorthinistdieSelbstund GotteserkenntnisdesMenschen:

Weltist Wunderist stetig istarglos istlicht

Menschist Antwortist mächtig istwehrlos istfrei

Gottist allesist heilig istoffen ist 202

PessimistischeristFrederikSchwenksSchöpfungsgeschichte DIES SEPTIMUS ,dieeine FortsetzungderSchöpfungdurchdenMenschenschildert.DievomMenschen verursachteZerstörungderErdemündetinseineeigeneVernichtung:

AmAbenddessiebtenTagesruhtGottinderwärmendenSonne.EineTränerollt überseineWangeundtropftaufdieErde.UndeineSintflutrafftalleMenschen hinweg.AbereinlistigerRabe,denderMenscherschaffenhat,spiegeltsichinder Träne.SiebenTageundNächtewachtderRabenebendemschlafendenGott.Und kehrterstdannzuseinesgleichenzurück. 203

BeideOratoriensehendeneigentlichenGrundzurKlageinderEntfremdungzwischen MenschundSchöpfungunddieBesinnungaufdieBotschaftendesChristentumsals möglichenWegzurBesserung.DafürverwendensieeineSprache,diezwarbeibeiden,so sehrsichdochdieProsabeiSchwenkvondemehervonlyrischenFormengeprägten LibrettoEngelsbergersunterscheidet,starkvoneingängigerpastoralerMetaphoriklebt, aberwirkungsvollistundanvielenStellenaufhorchenlässt.

DeutlichsimplerinihrertextlichenMachartsinddieOratorien,indenensichdie EntfremdungdesMenschenvonGottalsdaseigentlicheKernübeldarstellt,alsUrsache undnichteinfachnurTeilaspektderProblemederWelt.SoreimenHelmutJostund

JohannesNitschinihrem„OratoriumzurChristusgeschichte“ EWIGKEIT FÄLLT IN DIE ZEIT :

202 Meyer/Engelsberger: Schöpfung ,Nr.XI 203 Schwenk: Diesseptimus ,VII.Corvus 83

Wirhabennichtsverstanden dieGnadenichterkannt. DieMachtgewannunsreHerzen undraubteunsdenVerstand. ... UndwirbauengroßeTempel,zurEhreunsrerMacht. DennwirhabenGottesWeltreich durcheigneHandvollbracht. 204

FürJohannesDriesslerziehtdieEntfremdungderMenschenvonGottdieSchrecknisse derWelterstnachsich.IngutalttestamentarischerWeisewettertbeispielsweisein DEIN

REICH KOMME derProphet:„DasLandistentheiligtvonseinenEinwohnern,darumfrisst derFluchdasLand“ 205 .DerAuswegausdieserSituationkannfolglichnichtdurch TätigkeitinderWeltgefundenwerden,sondernistreingeistlicherNatur.Erwirdnur wenigeZeilenspätervondemselbenProphetenverkündet:„Esistdirgesagt,Mensch, wasgutistundwasderHerrvondirfordert:nämlichGottesWorthaltenundLiebeüben unddemütigseinvordeinemGott.“ 206 Ähnlichklingtesauchin DE PROFUNDIS ,dasdie GeschichtevomTurmbauzuBabelerzählt.DieMenschenerliegendenEinflüsterungen derDämonenundstrebennachRuhmundMacht,dessenSymbolderTurmwerdensoll. SieerntenjedochArmutundKrieg,undsetzenschließlichihreHoffnungdochnicht mehraufdenweltlichenHerrscher,sondernaufGott,derErlösungverheißt.

EinenanderenSchöpfungsmythos,allerdingsauseinemvorchristlichenKulturkreis, behandeltAlfredKoerppenin DAS FEUER DES PROMETHEUS. HieristdieEntfremdungder MenschenvondenGöttern–ganzimEinklangmitderantikenVorlage–einnotwendiger SchrittderBewusstwerdungdesMenschenundfürdieHerausbildungeineseigenen WillenundHandelns.GleichzeitigwendetKoerppendasArchetypische,Allgemeingültige desMythosinsIronische:

Prometheus:Ja,ich,Prometheus, geschlagener,geschundenerGott, gefesselteinstamkaukasischenFels, gequält,gehöhnt, habichgelittenunsagbar, stehichdochimmerundwarte.

Sopran,Alt, BassII: WasbedeutetunsdieFesseldesPrometheus? Sagenwir:Poesie?

204 Jostu.a.: EwigkeitfälltindieZeit ,Nr.13LiebeundMacht 205 Driessler: DeinReichkomme 206 Driessler: DeinReichkomme 84

EineMetapher? EinearchetypischeAllegorie?

Prometheus: DerAdlerdesZeus, grausam,furchtbar,täglichGeschick, zernagtmirdieLeber. UnsterblichwiemeinWilleistmeineQual.

Sopran,Alt, BassII: Sagenwir: PrimitiverSymbolismus? EinklinischerBefund? EinLeberleiden? 207

ObwohlsichdiethematischenGrundkonstellationendergenanntenOratoriumgleichen– EntfremdungvonMenschundGottbzw.MenschundSchöpfung–,fälltihreBotschaft dochhöchstunterschiedlichaus.WährenddieeinenOratoriendieHinwendungzuGott miteinerAbkehrvonder(verderbten)Weltverbinden,sehendieanderengeradeinder BewusstwerdungdesGöttlichendieGrundlagefüreineerneuteHinwendungzur SchöpfungundeinenrespektvollenUmgangmitihr,odersogar–wieKoerppen–eine notwendigeVoraussetzungfürzivilisatorischeLeistungendesMenschen.Andersalsbei denindenvorherigenAbschnittenbehandeltenOratorien,beidenenKonfrontationder GlaubenslieferungenmitmodernenLebensweltenvorallemdazudient,Antwortenfür dasLebeninderWeltzugeben,isthiererstmalsderalttestamentlichorthodoxeAnsatz ebensostarkvertretenwiedereherweltzugewandte.

2.4.4 „GottesZeitistdieallerbesteZeit“:Mensch,WeltundEwigkeit

NebendenebenbehandeltenOratorien,diedieTrennungderWeltvonGottbeklagen, gibtessolche,diedemWeltlichVergänglichendasEwigGöttlichenichtalsHandlungs anweisung,sondernalsVerheißunggegenüberstellen.SiebeschäftigensichmitTodund Vergänglichkeit,demLaufderWeltundderZeit,undaufderanderenSeitemitdem „Danach“,dasdenTodÜberdauernde,undmitewigenreligiöseWahrheiten.Zuden

Oratorien,diesichzentralmitdiesenThemenbeschäftigen,gehören VOM TODE vonKarl

Schiske, DE TEMPORE vonCésarBresgensowie ALLEZEIT vonErnstVogelundHerbertVogg.

SchiskevermitteltdabeiseineErlösungsbotschafteherindirektundverlässtsichganz aufdieästhetischeWirkungderliterarischenQuellen,ausdenenerseinLibretto zusammenstellt.ErenthältsichjeglichenVerweisesaufdieBibel;dennochhatseinText

207 Koerppen: Prometheus ,2.DieParusiedesPrometheus 85

vonAnfanganstarkeAnklängeaneinGebet.DerPrologsetzteinmiteinerAkklamation Gottes:„OHerr,gibjedemseineneignenTod“,eineZeileausRainerMariaRilkes

STUNDENBUCH .DieZeilendesPrologswerdennachjedemderinsgesamtsechsAbschnitte wiederholt,wasdenrituellenGebetscharakterverstärkt.Zwarbleibendieverwendeten GedichteüberwiegendineinerallgemeinenSymbolikvonJahreszeitenrhythmus,von LebenundVergehen,vonirdischemDaseinundhimmlischerEwigkeit.Nurselten kommtGottsoexplizitzurSprachewieimfünftenAbschnitt,„Winter“.Diesemliegtein GedichtvonFriedrichKlopstockzugrunde,indemdaslyrischeIchdieErhabenheit GottesunddieeigeneNiedrigkeitpreist:

Wieerhabenbistdu,GottSchöpfer! WiefreutsichdesEmporschaunszumSternenheer, werempfindet,wiegeringer,undwerGott, welcheinStauber,undwerGott,seinGottist! 208

ImSchlusschorwerdenZeilenausGoethesFaust„Werimmerstrebendsichbemüht, denkönnenwirerlösen“ 209 mitdenEingangszeilenverwoben.DiesverleihtSchiskes ErlösungsbotschafteinepuritanischeNote(werdenetwanurdieTüchtigenerlöst?). GleichzeitigverstärktSchiskedurchdieAutoritätdesDichtersnochmalsseinenhohen moralischen,quasireligiöseAnspruch.

WährendSchiskesWerkaneinRequiemerinnert,dasderTrauer,aberauchder

Hoffnungaufeinenangemessenen,„eignen“TodAusdruckverleiht,stehtin ALLEZEIT mehrder„Vanitas“GedankeimVordergrund:

EsknüpfteinatemloserReigen VergänglichkeitenanVergänglichkeiten. Armsel’geNacktheiteinzigistunseigen. Geliehn,dasunsreBlößedeckt,dasKleid; geliehndieFlickenbunterEitelkeiten; undallerortensoundalleZeit. 210

DieVerheißung,imGlaubenanJesusChristus,inseinerNachfolgedurchLiebedieWelt einwenigbessermachenzukönnen,wirdnurangedeutet:

ErmutigstendlichduzubessermDenken, dassbessermGlaubenwirunsanvertrauen und,Kinderngleich,inLiebeunsverschenken? 211

208 Schiske: VomTode ,Nr.17 209 JohannWolfgangv.Goethe: Faust,DerTragödie2.Teil ,Vers11936f 210 Vogel/Vogg: Allezeit ,Eingangschor 211 Vogel/Vogg: Allezeit ,Eingangschor 86

EinenähnlichenSchwerpunktlegtCésarBresgenin DE TEMPORE :InAnalogiezuden TageszeitenbeschreibterdieLebensalterdesMenschenunddessenVergänglichkeit: „SehetdenMenschen:ErhateinZiel,denTod“ 212 .DasWerkbeschließtmiteiner Aufforderung,sichbereitzumachenfürGott,unterderÜberschrift„GottesZeitistdie allerbesteZeit“ 213 .WieSchiskeverlässtsichauchBresgenaufdieWirkungderliterari schenTexte,dererersichinseinemLibrettobedient.

NebendiesendreiOratorienspielendieThemenTod,VergänglichkeitundEwigkeitauch inetlichenanderenWerkeneineRolle,dereneigentlichesHauptthemadieGottessuche oderdieEntfremdungdesMenschenvonderSchöpfungist.IndividuelleVersuche,alle dreiThemenbereichezuverbinden,bietenAugustinKubizekundHerbertVoggin

STATIONEN undHeinzMartinLonquichundKlausLüchtefeldinAUF DEM RAND DER MAUER .

WiediebereitsbehandeltenOratorienbeginntauchSTATIONEN miteinerBetrachtungüber dieVergänglichkeitdesMenschen:

InjedesMenschenschwacheHänd legtGottdenAnfangunddasEnd. ... EsbleibtdirnurnochkurzeFrist. Nimman,wasdirbeschiedenist. 214

DannverwandeltsichdasOratoriumineinegroßeKlageüberdieGleichgültigkeit,mit dersichMenschendurchsLebentreibenlassen,überdieGedankenlosigkeit,dasSich AbschottenundüberdieVerletzungundZerstörungderSchöpfung.Ausgangspunktist derBefund,dassGleichgültigkeitdieWeltbeherrscht:

Gedankenlosdenkstdu: DieSchönheitderWelt. Gedankenlosbistduzufrieden 215

AlsFolgedieserGedankenlosigkeitwirdderMenschseinemSchöpfungsauftragnicht gerecht;dieWeltverfällt:

ImRauchversunken, imStaubzerfallen, inTränenerstickt sindderFreudeschöneGötterfunken.

212 Bresgen: Detempore ,II.VonderOrdnungderZeit/DerMittag 213 Bresgen: Detempore ,Epilog,nachAugustinus.Textherkunftlt.AngabedesKomponisten;genaue Quellenangabenkonntennichtermitteltwerden. 214 Kubizek/Vogg: Stationen ,Nr.1 215 Kubizek/Vogg: Stationen ,Nr.3 87

DeinWille,oGott? Diesalles:umGottesWillen? 216

DochanstattderVergänglichkeitdesMenschendieVerheißungenderEwigkeitgegen überzustellen,odereineHinwendungzuGottalsVorbereitungaufdasJenseitszu fordern,rufenKubizekundVoggzurTätigkeit in derWeltauf:„Geliehenwirddirein Pfund.Vergrabesnicht“ 217 heißtesinAnlehnungandasGleichnisvondenanvertrauten Pfunden 218 .GemessenwirdmanamEndeseinesLebensandem,wasmanimLeben gewirkthat,unddarinsehendieAutorendieChristenpflicht:

DubistgerufenbeideinemNamen. Sagnichtzufrüheeinsattes‚Amen‘. LebnichtalleinedeinkleinesLeben. Brauch’deineHände. Lebenist:NehmenundGeben.

DubistgerufenmitdeinenHänden. Läst’rekeinSchicksal!Dumussteswenden! SchreinichtzumHimmel!WassolldeinFluchen? DenkandeinSterben. Lebenist:ImmerdenAnfangversuchen. 219

Während STATIONEN dieStationendesmenschlichenLebensspiegeltunddieses menschlicheLebenaufdiePräsenzchristlichenGlaubenshinterfragt,gehenHeinz MartinLonquichundKlausLüchtefeldumgekehrtvor.Siestellennichtetwaden UnzulänglichkeitenderWelteinegöttlicheVerheißunggegenüber,sondernsieprüfen, welcheBedeutungdiechristlichenBotschafteninderheutigenWeltnochhabenund welchesie–angesichtsdersichergebendenSpannungenausBotschaftundRealität– habenkönntenundsollten.AndersalsinHelmutVoggsLibrettozu STATIONEN ,indemviel IntentionundInhaltindiekonventionelleReimformgezwängtsind,geheninKlaus LüchtefeldsLibrettoInhaltundFormeinegelungeneVerbindungein.Atemlose Kurzverse,stammelndeWiederholungenvonSatzteilen,elliptischeFormulierungen,die einanderwieGedankenfetzeninrascherFolgeablösen,teilendieZerrissenheitund OrientierungslosigkeitdesMenschensprachlicheindringlichmit.InsiebenAbschnitten ‚Advent‘,‚Weihnachten‘,‚Passion‘,‚Ostern,‚Pfingsten‘,‚DieZeitdanach‘,‚Wieineinem Spiegel‘werdenmenschlicheGrenzerfahrungenzwischenGlauben,Hoffenund

216 Kubizek/Vogg: Stationen ,Nr.4 217 Kubizek/Vogg: Stationen ,Nr.7 218 vgl.Lukas19,1124undMatthäus25,1430 219 Kubizek/Vogg: Stationen ,Nr.8 88

Verzweifelngeschildert,„räumlicheundzeitlicheSituationen,indenendieEmpfindung endlicherBegrenztheitFragennachBegrenztheitendurcheinAbsolutesveranlassen.“ 220

EntsprechenddemAblaufdesKirchenjahresistdererstederinsgesamtsiebenTeiledes Oratoriumsmit„Advent“überschrieben.ErbeginntmiteinerKlage,diedenWortender Klagepsalmenangelehntist:

MeinGott,meinGott,warumhastdumichverlassen? Warumhörstdunicht,wieichschreie, warumbistdusofern?“ 221

NachderBeschreibungeinesWeltundSeelenzustandsderGottesferneundGottes sehnsuchtwirdimzweitenAbschnitt,„Weihnachten“,erstderVerheißungWorte gegeben,dieschließlichinderAnkunftGottesmünden–nichtnurvor2000Jahren, sondernimmerwieder.„EinSternzumGlückkommtaufunszu,derbleibtnicht irgendwo,/erfälltinunsreZeitherein,wirdunsdasAundO.“ 222 ImdrittenAbschnitt wirdmitderPassion„dasversprocheneWort...aufdieProbegestellt“ 223 ,indemesmit derRealitäteinerseitsundmitsinnentleertenFloskelnandererseitskonfrontiertwird.

fall insgrabdeinereigenenwege versenke fruchtundsaat undschlageeinkreuzdarüber auf 224

DochdasGrabistnichtdieletzteStation.DerfolgendevierteAbschnitt,„Ostern“,steht ganzimZeichendertraditionellenOsterbotschaft.ImZentrumstehtderalteOster hymnus„Christisterstanden“,derdurchTexteausdemNeuenTestamentundeine ProphezeiungJesajasergänztwird:

SagtdenVerzagten: “HabtMut,fürchteteuchnicht! Seht,hieristeuerGott!...“ 225

220 ReinerVolp:„Grenzgänge:aufdemRandderMauer‘,imProgrammheftzurUraufführung,Köln1993 (sieheauchdieAngabenzurAusgabeinAnhang2) 221 Lonquich/Lüchtefeld, AufdemRandderMauer ,Nr.1Extempore,nachPsalm22 222 Lonquich/Lüchtefeld, AufdemRandderMauer ,Nr.5CanzonediNatale 223 Lonquich/Lüchtefeld, AufdemRandderMauer ,EinleitungzuIIIPassion 224 Lonquich/Lüchtefeld, AufdemRandderMauer ,Nr.7„Esistgenug“ 225 Lonquich/Lüchtefeld, AufdemRandderMauer ,Nr.12,nachJesaja35,46 89

ImPfingstwunderdannwird„dieErfahrung[vonOstern]nocheinmalerinnert–und übersteigert“ 226 .DasPfingstwunderwirdzueinerVisionfürdasEndederZeit;ein ‚Dansemacabre‘veranschaulichtdasPfingstwunderinzahlreichenWortspielen:

wiratmenauf wirschauenaus wirschauenausdemgrabdasgrüne

wirschauenaus wirstehenauf wirstehenaufdemranddermauer

wirstehenauf wirbrechenaus wirbrechenausdemsteindietrauer 227

GleichzeitigmarkiertPfingstendenBruch,dasErwachenausderösterlichen Hochstimmung:

wirfallenein wirfalleneininslängstgewohnte

...

wirwachenauf esfälltunsein wirlebenaufdemranddermauer 228

DernunfolgendenvorletztenundlängstenAbschnittdesOratoriumsüberlegt,wiedie „Zeitdanach“aussehenkann,dieZeitnachdenbiblischenWundernimWartenaufein neuesOsternundPfingsten.DerTextverlaufoszilliertzwischenHoffenundVerzweiflung, zwischen„komm/wirgehen/rosigenzeitenentgegen“ 229 undOhnmachtangesichtsder WeltunddeseigenenUnvermögens,

ohnmächtigunerhört sprachlosversuchenwir schreiendehändevor dirunseremFragegott ... warumhörstdu

226 Lonquich/Lüchtefeld, AufdemRandderMauer ,EinleitungzuVPfingsten 227 Lonquich/Lüchtefeld, AUF DEM RAND DER MAUER ,Nr.13„dansemacabre“ 228 Lonquich/Lüchtefeld, AUF DEM RAND DER MAUER ,Nr.13„dansemacabre“ 229 Lonquich/Lüchtefeld, AUF DEM RAND DER MAUER ,Nr.16„Duett“ 90

warumerhörstdu unsnichtWarumgott 230

DerAbschnittmündetineinemgebetsartigenKanon,inBittenausdemVaterunser.

DersiebteundletzteAbschnittistals„ReflexiondesgesamtenWerkes“ 231 gedacht,lässt sichaberauchalsdirekteAntwortundResultatdervorherigenBittenlesen:Zwei NummernsprechendieTröstungdurchdasAbendmahlunddieinihmsymbolisierte VergebungderSündenundEinheitmitGottausundladenzurTeilnahmeein.Der SchlusschoralzumLobpreisGottes,‚Choralsineexitus‘,verwendeteinzelne,ausdem Choral‚AlleinGottinderHöhseiEhr’herausgerisseneWörter,diezusammentrotzihres augenfälligenFragmentarischeneinenneuenSinnergeben–einbewussteingesetztes Kunstmittel:„[Esgibt]keinenwirklichenAusgang....DasLeben,derLobpreisGottes,die Hinwendungzuihm,aberauchdieZweifel,dasKlagenundZerrissenseinderMenschen endennicht.“ 232

2.4.5 „GehundlegeseineSpurvonmorgen“:ChristlicheNachfolgeheute

EinweitereswichtigesThemaimzeitgenössischenOratoriumistdieFragenachdem richtigenLeben:WenndasVerhältniszwischenGott,WeltundMenschausdenFugen ist,waskannmanalseinzelnernochtun,wiesollmansichverhalten,wieseinLeben gestalten?FürdieüberwiegendeMehrheitderOratorienkomponistenundlibrettisten liegtdieAntwortimchristlichenGlaubenundinderNachfolgeJesuChristi.Fürsie lautetdieeigentlicheFrage,wiedieseNachfolgeheuteaussehenkann,ineinerWelt,die sichvonderWeltderBibelundderZeitJesudocherheblichunterscheidet.

OratorienlibrettistenundkomponistenversucheneineAntwort,indemsieZeugenund BeispieleeinergeglücktenNachfolgeantretenlassen:FigurenausderBibeloder historischePersönlichkeiten.DiebeliebtestensindPaulussowiedieApostelPetrusund Thomas.PauluswirdwegenseinesBekehrungserlebnissesgerneausgewählt.Petrus stelltdenArchetypuseinesMenschendar,derglaubenundkonsequentlebenwill,aber inentscheidendenAugenblickendienötigeZivilcouragenichtaufbringt.Thomas schließlichistdasBeispieleinesMenschen,demes–ganzwiedenMenschendes rationalistischen20.Jahrhunderts–schwerfällt,etwaszuglauben,dasnichtbeweisbar ist.

230 Lonquich/Lüchtefeld, AUF DEM RAND DER MAUER ,Nr.19„Lamento“ 231 Lonquich/Lüchtefeld, AUF DEM RAND DER MAUER ,EinleitungzuTeilVII„WieineinemSpiegel“ 232 HeinzMartinLonquich,imProgrammheftzurAufführungam‚AschermittwochderKünstler‘,Köln1994 91

DieArtundWeise,inderdieZeugendargestelltwerden,istsehrunterschiedlich.In

GregorLinßensDIE SPUR VON MORGEN trittPaulusnachseinemBekehrungserlebnisausder biblischenApostelgeschichteherausundruft,ineinerMischungausbiblischen WendungenundzeitgenössischenSprechweisen,anderezurNachfolgeJesuauf:„Du Mensch,stehaufundgeh.DieHoffnunghatnichtgetrogen.ImNamenJesuChristi:geh undlegeseineSpurvonmorgen.“ 233

Auchindenbeiden PAULUS OratorienvonSiegfriedFietzundJohannesJourdantrittein PaulusinmodernemGewandauf,derinderSprachedeszeitgenössischenSchlagers seinLebenundseinenGlaubenpräsentiert.DieFunktiondesChoresalsStellvertreter derheutigenGläubigenbeschränktsichdarauf,besinnlicheBibelzitatebeizusteuernund religiöseBegeisterungzuverbreiten.

PETRUS desselbenKünstlerDuosist–ähnlichwiedassechsJahrespätererschienene

MARTIN -LUTHER -ORATORIUM –misstdempersönlichenZweifelmehrRaumzuunderscheint dadurchdifferenzierter.PetruswirdalseinzerrissenerMenschdargestellt,derwenig Selbstvertrauenhat,jedochdurchdasVertrauenJesueineChancezuwachsen bekommt.DiesemKonzeptentsprechendnehmendieBerufungamSeeGenezareth,das „DubistPetrus“,einengroßenRaumein.DieVerleugnungsszenehingegeniststark reduziertundwirdineinerAriealsnureinmaligeVerfehlungdargestellt,dieJesus verzeiht.

HenningFrederichsgestaltetseinen PETRUS konventionellerinderCharakterzeichnung, aberineinereindringlichenTextkonstruktion.AmEndeseinesLebenslegtPetrusvor sichseineLebensbeichteab.SeineinnereStimme„Memoria“erinnertihnandie SchlüsselszenenseinesLebens,vorallemandiejenigen,indenenersichnicht mustergültigverhaltenhat;Petrusversucht,seinVerhaltenzubegründenundzu rechtfertigen.DasOratoriumisteingroßerDialogzwischendiesenbeideninneren StimmenPetrus’,demVorwurfundderRechtfertigung,undlotetsodiecharakterliche VielschichtigkeitderFiguraus.

DerdrittwichtigstebiblischeZeugeschließlich,derApostelThomas,stehtinPeter

BubmannsTHOMAS DER ZWEIFLER imMittelpunkt.DerKomponistschreibtselbstdazu:

DerTextdesOratoriumsbeziehtsichaufdieThomasgeschichteinJohannes20. DortwirddieproduktiveQualitätdesZweifelnswiesonstnirgendsindenEvan gelienaufgegriffen.DerzweifelndeThomasgehörtzudenAuferstehungserzählun gen.SomitwirdderZweifelTeileinerLebensGeschichtemitPerspektiven. 234

233 Linßen: DieSpurvonmorgen ,DuMenschstehauf 234 Bubmann: ThomasderZweifler ,S.3 92

DerersteTeildesOratoriumserzähltdiebiblischeGeschichteinmodernerSprache nach.DerzweitemeditiertüberdieMotivederEinsamkeitundderWundmale.Derdritte TeilschließlichschlägtdieBrückevonaltenZusagenGottesindieheutigeWeltgetreu derSchlagwortedesökumenischenProzesses,„Frieden,Gerechtigkeit,Bewahrungder Schöpfung“.

NebenbiblischenZeugenkönnenauchalsvorbildhaftempfundenePersonenWegeder

Nachfolgevorstellen.Das MARTIN -LUTHER -ORATORIUM vonSiegfriedFietzundJohannes

Jourdanwurdebereitserwähnt.TomJohnsonsBONHOEFFER ORATORIUM stelltdendeutschen TheologenDietrichBonhoeffer,der1944imKZFlossenbürghingerichtetwurde,anhand desseneigenerSchriften–überwiegendPredigtenundBriefe–vor.HierwirddieAktuali sierunggewissermaßenvonBonhoefferselbstvorgenommen,derinseinenSchriftenvor demHintergrundderGeschehnissederNaziZeitderFragenachgeht,wiesicheinChrist ineinersolchenSituationverhaltenkannundmuss:

DieGrundfragejedesChristenistoffenbardieFragenachderEwigkeit.Willstdu Unvergängliches,sohaltedichanVergängliches.WillstduEwiges,sohaltedichan Zeitliches.WillstduGott,sohaltedichandieWelt.... DerChrististwedermodernnochunmodern,sondernerdienetderZeit.Erstellt sichmitteninsiehinein,inihreAufgaben,inihreSchwierigkeiten,inihrenErnst, undinihreNot. 235

AusdiesemGrundgedankenherauszeichnetJohnsonBonhoeffersStellungnahmenzum StandderKirche,denAufgabendesChristenundzurNachfolgenach,dieschließlichin denaktivenWiderstandgegendasNaziRegimeundschlussendlichindenTodführten.

235 DietrichBonhoeffer:PredigtzuRömer12:11,Barcelona23.9.1928,zitiertnachJohnson, Bonhoeffer Oratorium ,Nr.3DienetderZeit 93

2.5 BIBELREZEPTION IM ORATORIUM : Z WISCHEN SPURENSUCHE UND VERKÜNDIGUNG

2.5.1 FunktionendesOratoriums

SeitseinerEntstehungdientedasOratoriumnichtnurderreligiösenErbauung,sondern auchderBelehrungundVerkündigung.DadurchunterscheidetsichdasOratorium deutlichvonderOper.DieOperwillprimärunterhalten,imSinnederKatharsisden ZuschauerallenfallsdurcheinästhetischaufbereitetesBeispielerziehen.DasOratorium dagegenverlässtsichnichtaufdieVorbildundUnterhaltungsfunktion,sondernes argumentiert,belehrtundpredigt:

TendenziellstärkeralsinderOperistdieMusikimOratorium...Vehikelder Textvermittlung,anersterStelledort,wosiealseffizientes,dochauskirchlicher SichtproblematischesMittelzumpastoralenZweckderWeitergabeeinergeistlichen Botschafteingesetzt...wird. 236

Dieser„missionarischeDienstderVerkündigung“ 237 inderÖffentlichkeitspieltauch heutenocheineRolle.DaszeigtsichandenLibrettiselbst,vondenenvieleeineBot schaftzuvermittelnsuchen–nichtnurdiebiblischchristlichLibretti,sonderngerade auchdiejenigen,dieaufnichtchristlichenStoffenberuhen.HansWernerHenzesAufruf, dieWeltnichthinzunehmen,sondernrevolutionärzuverändern,stehtchristlichen MahnungenzurNachfolgeJesuinnichtsnach,ebensowenigwiedieBotschaften,diedie SinnsucherGilgameschundViratabeiAlfredUhlbzw.HorstEbenhöhverkünden.

WiewirindenvorherigenAbschnittengesehenhaben,nehmendiemeistenOratorien dabeisowohlDiesseitigesalsauchJenseitigesinBlick.IndiesemSpannungsfeldwählen dieAutorenindividuellihrenGestaltungsschwerpunkt.AufdereinenSeitestehendie jenigenOratorien,dievornehmlichvomgewähltenStoffbzw.seinerTextgrundlage ausgehen,undderenHauptaugenmerkaufder Verkündigung seinerBotschaft liegt.

AufderanderenSeitestehendiegeradeindenletztenJahrendes20.Jahrhundertszu nehmendenOratorienlibretti,derenkünstlerischeGestaltungdesgewähltenStoffssich nichtaufdieAffirmationseinerAussagebeschränkt.VielmehrnähernsichdieseLibretti demStoffdiskursivinkritischerAuseinandersetzung;siegeheninseinemKontextauf Spurensuche nachverwertbarenErfahrungenundnachAntwortengehen.Hierzuzählen vieleOratoriennachbiblischenStoffen:Altbekannteundvielfachmissbrauchteoder abgenutzteTextewerdenneugelesenundaufihrSinnpotenzialundihreAussagekraftin

236 JulianeRiepe: „DasitalienischeOratorium“ ,imArtikel „Oratorium” inMGG(neu),Bd.7(1997),Sp.748 237 AdamAdrio: „ErneuerungundWiederbelebung“ ,inBlumeu.a.1965,S.328 94

derheutigenZeitüberprüft.AuchdieWerke,dieprimärallgemeinmenschlicheoder sogaraktuellezeitgeschichtlicheProblemeimBlickhaben,verfolgeninderRegeleinen kritischdiskursivenAnsatz.

Somitsind Verkündigung und Spurensuche alsdiebeidengrundlegendenGestaltungs zügedesOratoriumsim20.Jahrhundertanzusehen.DieUnterscheidungvonaffirmativ missionarischenAnsätzeneinerseitsundkritischdiskursivenandererseitsergibtfürdie OratorienproduktiondesvergangenenJahrhundertsmehrSinnalsdievielbemühte Dichotomiegeistlich–weltlich. 238 NichtdergewählteStoffdientalsdistinktivesMerkmal, sondernderUmgangmitihm:dieIntentionunddieWahlderPerspektive,diedasOrato riuminseinerMittlerstellungzwischenStoffbzw.Bibel,MythosundIdeologieaufder einenSeiteunddemRezipientenaufderanderenSeiteeinnimmt.

DassdieseUnterscheidungnurallzuhäufigmitderliterarischenQualitätdesLibrettos korreliert,sollhiernurfestgestelltwerden.DieGründezusuchenundzuuntersuchen, würdeeineausgiebigereästhetischeDiskussionerfordern,alsindieserArbeit,diesichja einerzunächstvorurteilsfreienBestandsaufnahmeverschriebenhat, 239 möglichist.Dass beivielenaffirmativmissionarischenOratoriendiekünstlerischeQualitätinsHinter treffengerät,magzurMissachtungdesOratoriumsalsliterarischeGattungseinenTeil beigetragenhaben.DiesesimEinzelfalldurchauszutreffendenegativeQualitätsurteil deshalbüberdieganzeGattunginihrermodernenAusprägungzusprechen,hieße jedoch,dasKindmitdemBadeauszuschütten.Denngeradebeidenkritischdiskursiven

OratorienlibrettifindensichBeispiele,wieErnstSchnabels FLOß DER MEDUSA oderKlaus

Lüchtefelds AUF DEM RANDE DER MAUER ,diezeigen,dassdasOratoriumnichtnur weltanschauliches,sondernauchliterarischesPotenzialbietet.

2.5.2 DasOratoriumalsspezielleFormderBibelrezeption

NahezujedesOratoriumsetztsichmitderBibelundchristlichemGedankengutausein ander,gleichgültig,obeseinenkritischdiskursivodereinenaffirmativmissionarisch Ansatzverfolgt.Tatsächlichfindensichinnahezu90%allerausgewertetenLibrettiEnt lehnungenundÜbernahmenausderBibelundanderenTextenchristlicherTradition;

238 zumBegriff„weltlichesOratorium“sieheauchAbschnitt2.3.4,S.74ff. 239 vgl.oben,Abschnitt1.1.1,S.14 95

nurzehnOratorienweisenkeinerleichristlicheBezügeauf. 240 DamitstelltdasOratorium eineprominenteFormliterarischerBibelrezeptionundverarbeitungdar.

IndertheologischenRezeptionsfor schungwerdengemeinhinvierHaupt Anzahl % formenderliterarischenBibelrezeption Bibel 58 78% unterschieden. 241 ZumerstendiePara LiterarischeQuellen 28 38% phrasierungalsfreie,nursinngemäße davonLyrikdes20.Jh. 11 15% ÜbertragungeinesTextes,dieErweite ChoräleundKirchenlieder 16 22% rungenundErläuterungenenthalten LiturgischeTexte,Gebete 12 16% kann.ZumzweitendieAktualisierung, ReligiöseSchriftenundPredigten 9 12% „dieUmsetzungderVorlageindieRea Tabelle 6: Textquellen im Oratorienlibretto litätserfahrungderAutoren,dieÜber tragungdesbiblischenZeugnissesindieSpracheundVorstellungsweltunsererZeit“ 242 . SiehatzumZiel,inkonstruktiversprachlicherAuseinandersetzungdenaltenStoffneu zubelebenundseineRelevanzfürdieheutigeZeitaufzudecken.Zumdrittendie Umdeutung,dieeineVorlagenichteinfachadaptiert,sondernmittelsVerfremdungund Textentstellungenkritisiert,oftparodiert.UndviertensdieTransfiguration,dieeiner(oft zeitgenössischen)FigurZügeeinerbiblischenGestaltverleihtodersogareineGegenfigur entwirft.WassichkeinemdieservierVerfahrenzuordnenlässt,wirdunterdembreiten Begriff„freiedichterischeGestaltungzusammengefasst:

VieleAutorendeutendasbiblischeWortinsouveränerFreiheit,sodassdieVorlage oftnichtsanderesistalsdieInitialzündung,dieihredichterischeKraftauslöst. DieseDichterbleibenzwarhäufigdemTextderBibelnahe,aberdieSchriftstelle wirddannzumSprungbretteigener,diebiblischeAussagemehroderweniger umdeutenderGedanken. 243

NunlässtsichderUmgangmitderVorlageindenmeistenOratorienwedereindeutigals ParaphrasierungnochalsAktualisierungeinstufen:Zueinemwörtlichenoderparaphra sierten(Bibel)BerichttretenhäufignichtnurKommentareausderzeitlichenPerspek

240 Nebendenjenigen,dieaufmythologischenundliterarischenVorlagenberuhen(vgl.Abschnitt2.3.3, insbesondereS.71ff.),sinddieszweihistorischmotivierteOratorien,nämlichAntonHeillerFrancoisVillon undHansWernerHenze/ErnstSchnabelDasFloßderMedusa . 241 Hierzuundzumfolgendenvgl.v.a.BirgitLermen: „‚IchbeganndieGeschichtenderBibelzulesen:Ein Riss;undderAbgrundMenschklaffteauf‘.RezeptionsformenderBibel.“ inSchmidinger1999,Bd.1,S.48 88 242 Lermen,a.a.O.,S.56 243 Lermen,a.a.O.,S.80f.DassangleicherStellediefreiedichterischeGestaltungmitkünstlerischer Qualitätgleichgesetztwird(„Voraussetzungdafür,dasspoetischeTextezueinerintensiven AuseinandersetzungmitderSchriftführen,istsowohldieErnsthaftigkeit,mitdersichderAutorden Problemenstellt,alsauchdiekünstlerischeQualität,dasgeistigeundästhetischeNiveau.“),istangesichts derDehnbarkeitdesBegriffsundderverwendetenunscharfenDefinitionenallerdingsziemlichfragwürdig. 96

tivedesGeschildertenhinzu,sondernauchsolcheausheutigerPerspektive,dieeinen aktuellenBezugherstellen. 244 InanderenOratorienwechselnsichgrößereparaphrasie rendeAbschnittemitAktualisierungenoderauchverfremdendenPassagenab. 245 In

RupertGottliebFriebergers MYSTERIUM CRUCIS beispielsweisesindAusschnitteausden Evangelien(Passionsgeschichte)undalteHymnenmitGedichtenvonKurtMartikom biniert.EineParaphraseistdiesnicht,dennderBibeltextistwörtlichanwesend.Martis TextelassensichalsAktualisierungklassifizieren;aberreichtdasaus,umdasgesamte Libretto,alsTexteinheitbegriffen,entsprechendeinzuordnen?InjedemFallergäbesich einverzerrtesGesamtbild.

NatürlichgibtesOratorien,dietatsächlicheinebiblischeGeschichtevollständigpara phrasierenundnurineinzelnenFormulierungenvorsichtigeAktualisierungenerkennen lassen.MatthiasDrudeundDietrichMendtschildernin VondenMühenderHeimkehr dieHeimkehrdesVolkesIsraelausderbabylonischenGefangenschaft,diealsGleichnis fürdiedeutschenWiedervereinigungdient. 246 DabeihältsichderTextbeiderSchilde rungdesGeschehensganzandieBibelvorlage.NurFormulierungenwieineineAriedes MezzosopranlassendenBezugzudenneuenEreignissenanklingen:„VierzigJahresind einelangeZeit,Herr.VierzigJahreFremdeschaffenFremdheit,Herr.Sindwirhierund diedortnocheinVolk,Herr,sindwirdeinVolk,Herr?“ 247 AuchwennderChorsingt „DaswiedervereinigteLandistkeineinigVolk,nochnicht.DieGrenzensindoffenge worden,aberdieHerzennochnicht.“ 248 ,wirdeinzeitgenössischerLeserbzw.Hörerder 1990erJahreunweigerlichandieSituationimwiedervereintenDeutschlanddenken.

EineweitgehendeParaphraseistauchdasNGLOratorium David vonSiegfriedFietzund JohannesJourdan.DieSchilderungdesGeschehenshältsichengandiebiblische Vorlage.DerFigurdesDavidwerdenPsalmundandereBibelworteindenMundgelegt, sodassernahezuvollständiginderSprachederBibelspricht.AuchdieChöreder Reflexionsebene,diedenKommentareinergläubigenGemeindedarstellen,lassenkeine aktualisierendenZügeerkennen,sondernverharrenimUnverbindlichZeitlosen.

EheralsAktualisierungeinzustufenist Johannes vondengleichenAutoren.Stärkerals bei David verwendendiedargestelltenFigurenderBibeleinzeitgenössischesVokabular. DieFigurdesJohanneslässtkaumnochdenbiblischenJohanneserkennen;erist

244 ZudiesemOratorientypmehrinAbschnitt3.3.2,S.120ff. 245 vgl.auchAbschnitt3.3.4,S.124ff. 246 vgl.dieWerkeinführungvonMatthiasDrude,inDrude/Mendt: VondenMühenderHeimkehr (sieheauch dieAngabenzurAusgabeinAnhang2) 247 Drude/Mendt: VondenMühenderHeimkehr ,Nr.13 248 Drude/Mendt: VondenMühenderHeimkehr ,Nr.17 97

vielmehralsPrototypdesgläubigNachfolgendengezeichnet.Erschlägtzudemeinen eindeutigenBogenzumheute:„Dulädstmichein.Ichkomme,undhabeteilandeinem Tisch.Duwirkst auchheute Wunder...“ 249 DerChorhingegenstelltzwarinmoderner SpracheFragenderGläubigenvonheute,jedochohnekonkreteHinweiseaufOrtund Zeit,sodasserimPrinzipauchinderZeitderHandlungangesiedeltseinkönnte.

BeidiesenBeispielenfunktioniertdieZuordnungzueinerdervierAdaptionsformenalso zumindesteinigermaßen.InallendreienstehtjedochnichtdiekritischeAuseinander setzungmitdemgewähltenStoffimMittelpunkt,sonderndieAffirmationderbiblischen

Botschaft.MatthiasDrudeundDietrichMendtistin VON DEN MÄHEN DER HEIMKEHR zwaran aktuellenBezügengelegen;siejedochlassendabeidiebiblischeGeschichte,indersich „erstaunlicheParallelenzudenProblemenderGegenwart“ 250 finden,fürsichsprechen.

InanderenOratorienhingegenfindensich–ganzwieindemeingangserwähnten OratoriumvonRupertGottliebFrieberger–paraphrasierendeodersogarzitierende Abschnittegleichberechtigtnebeneindeutigaktualisierenden.InJürgenBlumesund

EugenEckertsHIOB beispielsweisewirddieHiobGeschichtestriktnacherzählt;die ReflexionsebenedesChoresjedochziehtausdembiblischenGeschehenBezügezum Heute:

Wobistdu,Gott,gewesen injenerschlimmenZeit als–ohneFederlesen– dieJudenquälteLeid, alsGotteshäuserbrannten, derMordkeinEndefand undselbst,die‚Christ‘sichnannten, erhobenihreHand?“ 251

InHenningFrederichs’ PASSIONSERZÄHLUNG DER MARIA MAGDALENA erzähltdieHauptfigurMaria MagdalenadiePassionsgeschichteausihrerPerspektivenach.DieErzählzeitderEbene desGeschehensliegtdadurchinetwainderZeitderBibelgeschichte.Derzweite,nicht näherspezifizierteErzählerdagegen,dersichvonZeitzuZeiteinschaltet,nimmteine vermittelndeStellungzwischendemgeschildertenGeschehenunddemZuhörereinund istinsoferneherimHeuteanzusiedeln.AuchhierfindetsichalsoeineVermengungvon paraphrasierendenundaktualisierendenBestandteilen.

249 Jourdan/Fietz: Johannes ,Nr.23IchbindasBrotdesLebens 250 vgl.DietrichMendt: „ZumText“ inDrude/Mendt: VondenMühenderHeimkehr (sieheauchdieAngaben zurAusgabeinAnhang2) 251 Blume/Eckert: Hiob 98

DanngibtesthemenorientierteOratorien,dienichtaufeinereinzelnenBibelepisode beruhen,sodassderBegriffParaphrasierunggarnichtgreifenkann.Sieentwickelnsich umeineinzelnesMotivundbeleuchtenesvonverschiedenenSeiten.EinBeispielist

GüntherBeckersMAGNUM MYSTERIUM ,dasverschiedeneTextezurAuferstehungzusammen stellt,ohnedieBibelgeschichteselbstzuerzählen;diesewirdvielmehralsbekannt vorausgesetzt.DieTextzusammenstellungzieltdaraufab,dieVielschichtigkeitunddie BedeutungstiefedesbiblischenAuferstehungsereignissesauszuloten.

DieUnterscheidungParaphrasevs.AktualisierungergibtzwaralleinaufdieEbenedes GeschehensbezogendurchausSinn;fürdasOratorienlibrettoalsGanzesjedochgreift sieinverschiedenerHinsichtzukurz.DenninzahlreichenOratorienwechselnpara phrasierendeAbschnittemitaktualisierendenab.DergedanklicheAnsatzvonPeter

BubmannundWolfgangTöllnerin THOMAS DER ZWEIFLER darfalsdurchaustypisch angesehenwerden,auchwenninderRegeldiedreiBereichenichtstriktvoneinander getrenntaufeinanderfolgen,sondernmiteinanderverwobensind:

DerersteHauptteildientderWiedergabedesBibeltextes....ImHauptteilIIwerden Bilder,dieimBibeltextsichtbarsindodervonihmabgeleitetwerden,entfaltetund meditiert.DabeiwirddieBrückezudengegenwärtigenErfahrungenzerrissener undnegativerWeltwirklichkeitgeschlagen....DerdritteHauptteilenthältZusagen GottesunddaraufbauendeZukunftsträume. 252

HierhandeltessichnichtumeineAktualisierung,aberauchnichtumeineUmdeutung: AndersalsdieUmdeutungzieltdieTextvermittlungimOratoriumnichtaufDistanzie rungvomGeschilderten,sondernaufIntensivierungundVermittlungeinerBotschaft, dieüberdieEinzelbegebenheithinausgeht.

Esbleibtalsofestzuhalten,dassdieüblicheKlassifizierungderBibelrezeptionbeim Oratoriumnurbedingtfunktioniert.CharakteristischistvielmehrdasNebeneinander unddieVerflechtungverschiedenerRezeptionsformeninnerhalbeinesWerks.

2.5.3 IntertextuelleVerfahrenimOratorienlibretto

Wiebereitserwähnt,spielenBibelzitateundreferenzenimOratoriumeinewichtige Rolle 253 –nichtnurfürdieProduktion,sondernauchbeiderRezeption.DieGattungs bezeichnung‚Oratorium‘ruftnämlichbereitseineErwartungshaltunghervor,esmit einemchristlichreligiösgeprägtenWerkzutunzuhaben.Dadurcherkenntselbstein

252 Bubmann/Töllner: ThomasderZweifler ,S.4 253 vgl.Tabelle6:TextquellenimOratorienlibretto,S.95 99

nurmäßigchristlichvorgebildetesPublikumBibelundChoraltextesowieAnspielungen aufdiebiblischeundaußerbiblischechristlicheÜberlieferungproblemlos.Auchwerden bestimmteSchlüsselwörter(wiez.B.„Licht“,„denWegwiesen“)stärkersymbolischin AnspielungaufchristlicheErlösungsgedankenverstanden.DamitistIntertextualitätim OratorienlibrettonichtnuralsintellektuellerChiffredesAutorsvorhanden,sondernTeil einesspezifischenKommunikationsprozesseszwischenAutorundRezipient,

beidernichtnurAutorundLesersichderIntertextualitäteinesTextesbewusst sind,sondernbeidemjederderbeidenPartnerdesKommunikationsvorgangs darüberhinausauchdasIntertextualitätsbewusstseinseinesPartners miteinkalkuliert. 254

DieskannvoneinigenwenigenAnspielungen,diedenallgemeinenkulturellenHinter grundmarkieren,bishinzueinerintensivenAuseinandersetzungmitdemBibeltext reichen.DieBibelbildetdamitfürOratoriendes20.Jahrhundertseinenstetspräsenten Subtext,präsentallerdingsinunterschiedlicherIntensität.InjedemFallergibtdas intertextuelleVerweisspieleinensemantischenMehrwert:esfügtdemSinngeflechtder HandlungsundKommentarebenenweitereBedeutungsebenenhinzu,diesichdurch denursprünglichenKontextderZitateergeben.

TatsächlichfindensichinnahezuallenausgewertetenLibrettiwörtlicheTextüber nahmenausderBibelundanderentraditionellenchristlichenTextenwieLiturgieund Kirchenlied.DerNachweiswarnurbeizweiOratorienschwierig:einerseitsAlfred

KoerppensPROMETHEUS undandererseitsGeorgKatzersundChristaWolfsMEDEA IN KORINTH . DieVerwendungintertextuellerVerfahrenquantitativzufassen,istandieserStelle allerdingsnichtmöglich.DazumüsstejedereinzelneTexteingehenduntersuchtundauf möglichePrätexteüberprüftwerden–einselbstbeieinerrelativüberschaubarenZahl von74LibrettinahezuaussichtslosesUnterfangen.EinekurzeZusammenschauzeigt jedochbereits,wieunterschiedlichdieMengeunddieGestaltungderverwendeten Prätexteausfällt.

EinigeOratorienenthaltenzwarzahlreicheAnspielungenaufdieBibel,echteZitate beschränkensichjedochaufkleine,AllgemeingutgewordeneFormulierungen.Zudiesen Librettizählenvorallemdiejenigen,diedieBibelgeschichteinheutigeSpracheüber tragen,vorallemdieRock,PopundNGLOratorienwiePeterBubmannsTHOMAS DER

ZWEIFLER oderMarkusWolfsLEBEN UND LEIDEN JESU .InHorstEbenhöhsOratorium VON DER

HOFFNUNG ,dasnichtaufeinerbiblischenGeschichteberuht,findetsichnureineinziges

254 SodieDefinitionvonIntertextualitätimpragmatischenSinne,inAbgrenzungzurpoststrukturalistischen Auffassung.SieheUlrichBroich: „FormenderMarkierungvonIntertextualität“ ,inBroich/Pfister1985, S.31 100

Bibelzitat,ineinerNummer,diegebetsartigenCharakterhat:„Herr,lassmichglauben, dasDuunsliebst“,singtderMezzosopran,undverwendetdanndieFormulierungdes Vaterunser:„DeinWillegeschehe“.HierdienendieZitateüberwiegenddemstilistischen Kolorit,umdemTexteinegrößereAuthentizitätoderethischmoralischeTiefezu verleihen.AuseinemähnlichenGrundsindauchinBibelparaphrasenwieden HIOB OratorienvonJürgenBlumeundEugenEckertsowievonHenningFrederichsder zugrundeliegendeBibeltextnichtnurindervertontenParaphrasegegenwärtig,sondern auchinzahlreichenwörtlichübernommenenFormulierungen.

EinenExtremfalleigenerArtstellendieOratorienJohannesDriesslersdar( DEIN REICH

KOMME ,DE PROFUNDIS ,DER LEBENDIGE ).InderManierderMendelssohnschenOratoriensind hieralleFormulierungenderBibelentnommen,jedochihremursprünglichenZusam menhangentrissenundvollkommenneuzusammengestellt. 255 Zielistvorallem,einen hohenStil,derdemSprachduktusderBibelmöglichstähnlichist,zuerreichen.Ein MehrwertanSinndurchden„mitgelesenen“Prätextwirdnichtangestrebt.

WeitverbreitetistdasVerfahren,einenfortlaufendenBibeltextoderaucheinenselbst formuliertenTextdurchEinschübeausanderenQuellen–häufigmoderneLyrik,andere Bibelstellen,oderaucheigeneDichtungen–zuergänzen.DieLängederZitatekannvon kurzenSatzfragmentenbiszuvollständigenAbsätzenoderGedichtenreichen.DerFall, dassdieGewichtungeherumgekehrtist,alsoTexteausverschiedenenPrimärquellen durcheigeneWortenurverbundenwerden,isthingegensehrseltenundscheinteine

SpezialitätJosephHaas’zusein.SeinebeidenvolkstümlichenOratorien DAS JAHR IM LIED unddasschon1932entstandene CHRISTNACHT sinddieeinzigenmirbekannten,dieso verfahren.

DesweiterensinddieLibrettizunennen,dieausschließlichausZitatenverschiedenster Textquellenzusammengestelltsind,ohnedasssicheinebevorzugteoderbesonders wichtigeQuelleausmachenließe.DieseOratorienhabeninderRegelkeineHandlung, sonderneinThema,zudemsieverschiedenePrätextezuWortkommenlassen,teilweise stellvertretendfürdieeigeneAuffassung,teilweisediesekontrastierend.Diezitierten Passagensindhäufigrelativlang;nichtseltenwirdderPrätextvollständigübernommen –vorallemwennessich,wieindenmeistenFällen,umLyrikhandelt.

NurfünfOratoriensindwortwörtlicheÜbernahmeneineseinzigen,schonvorhandenen literarischenoderbiblischenTextes,derdurchkeinerleiweitereZitateergänztwird. 256

255 vgl.auchFußnote295,S.122 256 nämlichHaller Hiob ,Stockmeier JeftaundseineTochter ,Schedl DerGroßinquisitor ,Ebenhöh Virata ,Uhl Gilgamesch 101

Diesekönntemanalsoals„zitatfrei“imintertextuellenSinnewerten.Dieintertextuellen BeziehungendieserLibrettientsprechendenendesUrsprungstextesundsindandieser StellenichtweitervonBelang.

DieVerwendungvonZitatenhatverschiedeneFunktionen.ZumeinendienenZitate–vor allemBibelzitate–dazu,einenhohen,derBedeutungdesgewähltenThemasbzw.Sujets angemessenenStilzuerzielen.ZumzweitenwerdendieBibelbzw.dieAutorenderPrä textealsZeugenaufgerufen,dieeinenwichtigenBeitragzumThemazuleistenhaben. DamitsolldemTextinsgesamteinegrößereAutoritätundgrößeresmoralischesGewicht verliehenwerden.ZumdrittendientdieGegenüberstellungverschiedenerPrätexteder KontrastierungundassoziativenAusarbeitungbestimmterAspekte,diesonstimHinter grundbleibenmüssten.Oderumgekehrt,dieBibelstellenwerdenzumAusgangspunkt eigenerReflexionenüberdenchristlichenGlauben(sozumBeispiel AUF DEM RAND DER

MAUER vonHeinzMartinLonquichundKlausLüchtefeld).

Nebendiesentextinternen,poetischenFunktionenistauchdiekulturelleFunktion 257 vonIntertextualitätimOratoriumnichtzuvernachlässigen:DerBezugaufeinenbib lischenPrätextträgtdazubei,ihnimkulturellenGedächtnisderGegenwartpräsentzu halten.DabeispieltsicherlichauchdieHoffnungeineRolle,dassüberdasVehikelder musikalischenGattungauchMenschenangesprochenwerdenkönnen,diesichder KircheentfremdethabenundnurnocheineblasseVorstellungvondenreligiösen GrundlagenderchristlichabendländischenKulturhaben.

257 zudenFunktionenvonIntertextualitätvgl.Stocker1998,S.76ff. 102

3 STRUKTUREN DES ORATORIENLIBRETTOS 103

3.1 ZEITBEHANDLUNG IM ORATORIUM

3.1.1 TextlängeundAufführungsdauer

AlsplurimedialeGattung,indersichTextundMusikverbinden,weistdasOratorium ähnlichwiedieOpereinespezielleZeitstrukturauf,diesichvonderandererliterarischer Formenunterscheidet.DabeikommenzweieinanderentgegengesetztePrinzipienzum Tragen,nämlichZeitdehnungundZeitraffung.

DasPrinzipderZeitdehnungisteineFolgederVertonung:SingenbrauchtinderRegel mehrZeitalsSprechen,wennauchinArienundmusikalischgeschlossenenFormen mehralsinVertonungsweisen,dieeinegroßeTextverständlichkeitundnatürlichen Sprachrhythmusanstreben(beispielsweiseRezitative).ZuweiterenDehnungenführen TextwiederholungenimKleinen(WiederholungvonPhrasen)wieimGroßen(DaCapo StrukturvonArien).

DieDehnungdererzähltenZeitistkeinoriginäresMerkmaldesLibrettos,sondernerst desvertontenWerkes,undinsofernandieserStellevongeringemInteresse–auchwenn diesemMerkmalinderliteraturwissenschaftlichenForschungzumOpernlibrettoviel Aufmerksamkeitzukommt. 258 GenauereBetrachtungverdientjedochdieFrage,wiesich bereitsdiezuerwartendeZeitdehnungaufdieZeitstrukturdesLibrettosauswirkt.

HieristzunächsteinganzaugenfälligesMerkmaldesOratorienlibrettosfestzuhalten:es istkurz.FürdasOpernlibrettosetztAlbertGierinAnlehnunganFerruccioBusonis Äußerung,vertonterTextbraucheetwadreimalsovielZeitwienichtvertonter–als FaustmaßfürdenUmfangetwaeinDrittelderLängeeinesSchauspieltextesan;fürdas Opernlibrettodes18.und19.Jahrhundertssinddasetwa1.000Verse. 259 Das Oratorienlibrettoistsogarnochkürzer;allerdingsistauchdieAufführungsdauereines OratoriumsinderRegeldeutlichkürzeralsdieeinerOper.WährendfüreineOpereine DauervonzweibisdreiStundenalsnormalangesehenwerdenkann,liegtdasOrato riumeherbeieinbisanderthalbStunden;derDurchschnittbeträgtetwa70Minuten. 260 AllerdingskanndieAufführungsdauerimEinzelnensehrunterschiedlichausfallen:Die

ExtremereichenvoneinerknappenViertelstunde(FritzBüchtger:DIE HIMMELFAHRT CHRISTI ,

RudolfKelterborn: DIES UNUS ,RenéClemencic: REISE NACH NINIVEH,RainerKunad:DIE KITSCH -

258 vgl.z.B.Gier2000 259 vgl.Gier2000,S.20 260 Von135der165berücksichtigtenOratorienlagenInformationenzurAufführungsdauervor,basierend aufAngabenvonVerlagen,KomponistenundderRepertoireDatenbankderGEMA (www.gema.de/repertoiresuche) 104

POSTILLE )bishinzuzweieinhalbStunden(OskarGottliebBlarr:JESUS -GEBURT ,Berthold

Hummel/PaulWernerScheele:DER SCHREIN DER MÄRTYRER ,StefanHeucke:DIE ORDNUNG DER

ERDE u.a.).

EbensostarkschwanktdieTextlängederOratorienlibretti;sieliegtzwischen8.000und 32.000Zeichen. 261 DerGroßteilderLibrettihateinenUmfangvonetwa15.000bisüber 20.000Zeichen.WennmanvoneinerdurchschnittlichenVerslängevon30bis50Zei chenausgeht,bedeutetdies,dassdieLängeeinesOratorienlibrettoimDurchschnittnur etwaeinbiszweiDrittelderLängeeinesOpernlibrettosbeträgt.Selbstdasumfangreich steLibretto,AlfredKoerppensFEUER DES PROMETHEUS ,erreichtdievonGiergenannteLänge nurgeradeeben.

EinedirekteKorrelationzwischenderLängedesLibrettosundderAufführungsdauer lässtsichjedochnichtfeststellen.AlleinschonderTextumfangderbeidenOratorienmit derlängstenAufführungsdauer,vondenendieLibrettizurAuswertungvorlagen, differierterheblich. DAS FEUER DES PROMETHEUS vonAlfredKoerppenistmitüber33.000

ZeichenbeieinerDauervon140MinuteninbeidenKriterienführend. DER SCHREIN DER

MÄRTYRER vomBertoldHummelundPaulWernerScheelehateineumfünfMinuten längereAufführungsdauer,jedochmit20.000Zeicheneinennurknappüberdurch schnittlichlangenText.UmgekehrthabendiebeidenanderenOratorienmiteiner extremenTextlängevonüber30.000ZeicheneinenurdurchschnittlicheAufführungs dauer: DIE SPUR VON MORGEN vonGregorLinßendauert90Minuten, DAS FLOß DER MEDUSA von HansWernerHenzeundErichSchnabelsogarnur75Minuten.Diesbestätigterneut, dassdieAufführungsdauerinhohemMaßevondermusikalischenAusgestaltungdes TextesdurchdenKomponistenabhängt.

3.1.2 ZeitundHandlungsstruktur

DerZeitdehnungdurchdieVertonungwirktinderOperdie„diskontinuierlicheZeit struktur“ 262 entgegen.DieVerkürzungderHandlungzuinsprunghafterFolgeanein andergereihten„statische[n]Einzelbilder[n]“ 263 istbereitsimTextangelegt.Allerdingsist

261 EineAngabeinVersen,wieAlbertGiersievornimmt,istangesichtsderofthohenepischenAnteiledes Oratorientextesnichtsinnvoll.ZwaristderUmfangdesLibrettosdurchausabhängigvonder DetailliertheitderErfassung,beispielsweisewieTextwiederholungenoder–überschneidungenangezeigt werden.FürdiehiergetroffenenAussagenbietetdersoermittelteUmfangjedocheineausreichendeBasis. 262 Gier2000,S.20 263 Gier2000,S.22 105

siewenigerderNotwendigkeitzurVertonbarkeitgeschuldetalsdem„PrimatdesWahr nehmbaren“ 264 .DurchdieeingeschränkteTextverständlichkeitentfälltnichtnurdie„für dasDramacharakteristischeSpannungzwischensichtbarerundunsichtbarerEreignis ebene“ 265 ,sondernauchliterarischeTechnikenwieeineanalytischeExpositionderVor geschichte,erzählerischeÜberleitungenoderausführlicheArgumentationen:

...wasnichtzursichtbarenBühnenhandlunggehört,kommtinderOperandersals imDramainderRegelnichtodernursehrbedingtüberdieRampe.Dasbetrifft erstensdieVorgeschichte,zweitensdieverdeckteHandlung...unddrittensdas GeschehenhinterderBühne,dasdurchAugenzeugenaufderBühnegeschildert wird(dieTechnikderTeichoskopie). 266

Sokommtdas„besonderesVerhältnisvonStatikundDynamik“ 267 inderOperzustande, indemsichdieeinzelnenSzenen,derenErzählzeitgegenüberdererzähltenZeitstark gedehntist,schlagartigabwechseln.

DieSituationstelltsichimOratoriumdurchausandersdar.ImGegensatzzurOper enthältdasOratoriumepischeAbschnittenichtnurinAusnahmefällen;vielmehrwurde einepischerTextanteilinallenEpochenalsgattungstypischangesehen.Dieepischen TextabschnittebildendasGerüstfürdenFortgangderHandlungoderdenthematischen Rahmen.SiewerdeninderRegelrezitativischoderhomophonvertont,wodurcheine großeTextverständlichkeiterreichtwird.HäufigistsogareinSprechervorgesehen,der dienichtauskomponierteHandlungerzählt.

DieAutorendesOratoriumskönnenalsodavonausgehen,dassdasErzählteauch tatsächlichbeimZuhörerankommt,auchwennesnurvorgetragenundnichtszenisch vorgeführtwird.AufdieseWeiselassensichZusammenhängeundHandlungsabschnitte inzusammenfassenderFormdarstellen,Handlungssprüngeerzählerischüberbrücken bzw.vermeiden.DiesprunghafteZeitstrukturderOperwirddadurchimOratorium aufgehoben.

SogibteszahlreicheOratorien,dieeineinderBibelgeschilderteBegebenheitvollständig, ohneEinschübe,aberauchohneKürzungenberichten:WolfgangStockmeiervertontin den HISTORIEN vierlängereBibelerzählungen,davondreimitdemvollständigenoriginalen

Bibeltext( KAIN UND ABEL nach1.Mose4, DIE SÖHNE nachdemGleichnisvomverlorenen

264 Gier2000,S.33.HaraldFrickesprichtindiesemZusammenhangauchvon„sinnfälligerVerdeutlichung“ (Fricke1985,S.96),Borchmeyervon„augenundohrenfällige[r]Unmittelbarkeit“(Artikel „Libretto“ ,in MGG(neu),Sp.1121) 265 Borchmeyer:Artikel „Libretto“ ,inMGG(neu),Sp.1121 266 Borchmeyer:Artikel „Libretto“ ,inMGG(neu),Sp.1121 267 Gier2000,S.20 106

SohnausLukas15, JONA nachdemBuchJona),undeine, JEFTA UND SEINE TOCHTER ,im WortlautderliterarischenBibeladaptionvonLionFeuchtwanger.

Auchdas WEIHNACHTSORATORIUM vonMatthiasDrudeundHartwigDrudeweistkeine Handlungslückenauf:esenthältdievollständigeWeihnachtsgeschichteausLukas2,1 20,einschließlichHerbergssuche,GeburtundderBegegnungderHirtenaufdemFeld mitdenEngeln,dazudieGeschichtederdreiWeisenausdemMorgenlandausMatthäus 2,112.DieimbiblischenWortlautvorgetrageneGeschichtewirdzwar,typischfürdas Oratorium,durchArienundChoräleunterbrochen,aberstetszueinemspäterenZeit punktwiederaufgenommen,ohnedasseineHandlungslückeentsteht.

DieWeihnachtsgeschichtebeginntnacheinerlängerenEinleitungmitdenbekannten WortendesLukasevangeliums,vorgetragenvoneinemSprecher:„Esbegabsichaberzu derZeit,dasseinGebotvondemKaiserAugustusausging,...“ 268 DieserersteEvange liumsabschnittendetnachdenWorten„UndsiegebarihrenerstenSohnundwickelte ihninWindelnundlegteihnineineKrippe;dennsiehattensonstkeinenRauminder Herberge.“AndieserStellewirddieHandlungfürlängereZeitangehalten;dasOratorium undmitihmdieZuhörerverharreninderBetrachtungderKrippenszene.Diesebeginnt miteinemWiegenliedMarias,indemdasKindlichMenschlichegegenüberdemGöttli cheninderPersonJesuherausgestelltwird.DarauffolgteinChoralaufdieMelodievon „EsisteinRosentsprungen“,derdemHeilsversprechenderWeihnachtsgeschichte Ausdruckverleiht,dannein„Monodram“(SprecherSolo),dasdasWeihnachtsgeschehen ausheutigerSichtinterpretiert;schließlicheinSolofürSopranmitStreichquartett,das einendirektenAppellandenheutigenMenschenenthält.DamitistderersteTeildes Oratoriums,überschrieben„DieGeburt“,zuEnde.Teil2,„DieHirten“,wirdvoneiner instrumentalenSinfoniaeingeleitet.Erstjetzt,nachdemfünfNummernlangdieZeit angehaltenwurde,fährtdieHandlungderWeihnachtsgeschichtefort.Dabeinimmtder SprecherdenErzählfadengenaudortwiederauf,woerzuvorgeendethatte:bei Lukas2,8.

IndieserWeiseverfährtdasganzeOratorium.Dabeizeigtsich,dasszwarständigZeit sprüngevorkommen–vonderZeitderbiblischenErzählunginsHeuteundzurück–, jedeZeitschichtinsichaberweitgehendkontinuierlichabläuft.DasOratoriumspielt sichalsoaufmehrereninsichgeschlossenenZeitebenengleichzeitigab.Andersalsin derOperistderZeitverlaufistnichtlinear,sondernspringtzwischendenZeitebenenhin undher.

268 Drude/Drude: Weihnachtsoratorium ,Nr.7,vgl.Lukas2,17 107

EinderartigerWechselzwischenverschiedenenZeitebenenundPerspektivenfindetsich schonindenOratorienfrühererJahrhunderte.SostelltEmilPlatenfürdieMatthäus passionvonJohannSebastianBach,dieauchfürunsereZeitaufgrundihrerstarken PräsenzundihresVorbildcharaktersdurchausalsparadigmatischgeltendarf,fest:

SetztmandieeinzelnenTextformendesGesamtlibrettosinBeziehungzumPassi onsgeschehen,soscheinensieverschiedenenZeitebenenanzugehören.Das aktu alisierende ElementdesBibeltextes,diedirekteRede,bildetdurchdieVerteilung aufverschiedeneDarsteller...die dramatische Textschicht....AufdieserEbene wirddasseinerzeit‚Geschehene‘zum‚Geschehen‘,hiervollziehtsichdieaktuelle Handlung,indiesichderHörer,wiebeieinemDrama,miterlebendhineinversetzt. Dieser fiktivenGegenwart ,dieHistorischeserzählendaktualisiert,stehtdie reale Gegenwart desBetrachtendengegenüber.SieerscheintimTextgefügeinden GedichtformenundLiedstrophen,indenendasvergegenwärtigteGeschehender PassionausunmittelbarerEinfühlungherauserwogen,bedachtundinderSprache desDichtersundseinerZeitausgelegtwird. 269

BeiderUntersuchungderOratorienlibrettides20.Jahrhundertszeigtsich,dassnahezu alleOratorien,indenensicheineHandlungfindet,einesolche„mehrlagige“Zeitstruktur aufweisen. 270 DieHandlungwirddabeifortlaufenderzählt,abervonanderen,zeitlichin sichabgeschlossenenErzählebenendurchkreuzt.

DazutrittinzahlreichenOratorieneineExpositiondesThemas,dieeinrezitativischer ErzähleroderSprechervornimmt.DieseExpositionkannsehrkurzundindieHand lungserzählungeingebettetsein,wieetwain HIOB vonJürgenBlumeundEugenEckert, dasmitdenWorten„EswareinMenschimLandeUz“beginntunddanndiebiblische HiobGeschichtenacherzählt.SiekannaberaucheineumfassenderethematischeEin führungbeinhalten,AusführungenzurkünstlerischenodertheologischenKonzeption desOratoriums,unddamiteineeigenePerspektiveeinnehmen,dieaußerhalbder eigentlichenHandlungsteht.

EinBeispielfüreinesolcheExpositionstechnikistdasPassionsoratorium FÜR DEINE EHRE

HABE ICH GEKÄMPFT , GELITTEN vonMatthiasDrudeundHartwigDrude,dasmitdenWorten einesSprechersbeginnt:

DieserPassionsmusikliegenBerichteundGebetederBibelzugrunde. SiefolgtaberdenDarstellungenderEvangelistennichtvorbehaltlos. DieerstenErzählerberichtenjanichtnur,wasgeschah. Siewollenaucherklären. ImBlickaufdenTodJesu wollensiedierömischeMachtentlasten. SostellensiePontiusPilatus

269 Platen1991,S.45 270 siehedazuweiteruntenKapitel3.2,S.110ff. 108

alsbloßausführendesOrganhin,alsZweifler odergaralsfeinsinnigenPhilosophen. Erwarallesanderealsdas. DennochlassenchristlicheErzähler„dieJuden“ odergar„dasganzejüdischeVolk“ alseigentlichtreibendeKrafterscheinen, Jesusumzubringen gegenalleWahrheitundWahrscheinlichkeit. 271

AuchinHansWernerHenzesundErnstSchnabelsFLOß DER MEDUSA trittzuBeginnals auktorialerErzähler,Charon 272 ,vorunderläutertThemaundQuellendesFolgenden:

SieerfahrenjetzteinenBerichtvonderFregatte„Medusa“,dieSchiffbruchlittauf einerReisenachAfrika,undhörendiewahreBeschreibungderSchicksale,dieden Gescheitertenwiderfahrensind.UnsereErzählungfolgtdenMitteilungen,welche dieHerrenAlexandreCorréard,WundarztimSeedienst,undderLandvermesser HenriSavigny,beideTeilnehmerderExpeditionundZeugenihresEndes,andie Öffentlichkeitgegebenhaben,undderVorstellungvondiesenEreignissen,die ThéodoreGéricaultfesthieltineinemGemälde„LeRadeaudelaMéduse“. 273

DanachstelltCharondiewichtigstenPersonenvor,denAugenzeugenJeanCharlesund MadameLaMort,underläutertseineeigeneFunktionalsFährmannzwischendem „ChorderLebenden“unddem„ChorderToten“.DamithaternichtnurindieHandlung eingeführt,sondernauchdieverschiedenenPerspektivenundHandlungsebenen,die demZuschauer/ZuhörerimLaufdesStücksbegegnen,identifiziertundvorgestellt.

Natürlichgibtesauchim20.JahrhundertOratorien,dieüberwiegenddramatisch, nahezuopernhaftgestaltetsind–dazugehörenbeispielsweisedieOratorienJohannes Driesslers.DieseOratorienweisenstärkeralsOratorienmithohenepischenAnteilen eineDramaturgieauf,diederOperähnelt:siebestehenausabgeschlossenenEinzel episoden,dieohneÜberleitung,sprunghaft,aufeinanderfolgen.Dochauchindiesen OratorienfindensichAbschnitteaußerhalbderZeitebenedesGeschehens,wiebei spielsweiseEingangsundSchlusschöre.

InderOpergarnichtdenkbaristeinGestaltungstypus,derdurchdenvölligenVerzicht aufsichtbareHandlungüberhaupterstmöglichwird:dasthemenorientierteOratorium, indemdieHandlungaufihrenthematischenKernreduziertodergarnichtmehrvor handenist.InderOperwürdenThemenoppositioneninHandlungskonflikteumgesetzt; imOratoriumkanntatsächlichdasGutegegendasBöseantretenanstattstellvertretend

HeldgegenBösewicht.EinBeispielhierfüristJosephHaas’ DIE SELIGEN ,dasanhandder

271 Drude/Drude: FürdeineEhrehabeichgekämpft,gelitten.StationenderPassionJesu. Nr.1b 272 zurRolledesCharonvgl.auchAbschnitt3.2.2,S.111ff. 273 Henze/Schnabel: DasFloßderMedusa .,PrologdesCharon 109

KernaussagenderBergpredigtzweifelndeundgläubigeStimmeneinandergegenüber stellt. 274 OhneHandlungkommtauchdasAdventsoratorium O V IRGA AC DIADEMA von IngmarsZemzarisaus,dasBibeltexte,Choräle,Volkslieder,HymnenvonHildegardvon BingenundGedichteausverschiedenenEpochen(vorallemausderRomantiksowie moderneNeufassungen)kombiniert,diesichmitderAnkunftChristiinderWeltundder RollederGottesmutterbefassen.

EbensowieindenhandlungsorientiertenOratorienfindensichinthemenorientierten OratorienmehreresynchroneZeitebenenundgleichberechtigtePerspektiven.Die ZäsurenimAblaufdesTextessinddemnachnichtalsKontinuitätssprüngeanzusehen, sondernalsWechselzwischendenverschiedenenEbenen.DurchdasFehlendesdurch dieHandlungerzeugtendiachronenZusammenhangsbestimmenmehrnochalsim OpernlibrettoparadigmatischeSinnbezüge 275 dieStrukturdesTextes.

InallenFällenunterscheidetsichdieZeitstrukturvonderderOper,indersichdie HandlungvollständigvordenAugendesZuschauersabspielt,alsoeinereinzigen, gegenwärtigenZeitebenezuzuordnenist.IndieserspezifischenZeitstruktur,inder mehrereEbenenparallelnebeneinanderherlaufenundsichdurchkreuzen,liegtder SchlüsselzurBeschreibungdesOratoriumsalseigenständigeGattung.

274 siehedazuauchweiterunten,Abschnitt3.3.5,S.127f 275 thematischeBezüge,Begriffsähnlichkeitenundoppositionen,zentraleGrundkonflikteetc.Vgl.Gier 2000,S.22f. 110

3.2 DIE EBENENSTRUKTUR DES ORATORIENLIBRETTOS

3.2.1 VielschichtigkeitalsGattungsmerkmal

InallenmusikwissenschaftlichenDefinitionendesOratoriumsspielteineEigenschaft einewichtigeRolle,diegemeinhin„Dialogizität“genanntwird.Dabeihandeltessich–im Sinnedervorallemim18.Jahrhundertalsgattungsverbindlichangesehenen„dramati schenGrundhaltung“ 276 –umdieAufteilungdesTextesauf„mehrerePersonenoder Personengruppen“ 277 .

IndiesemSinnemusseinmusikoliterarischesWerkbereitsalsdialogischgelten,wenn esPassagenfürverschiedeneBesetzungen,beispielsweiseChor,SolioderEnsembles unterschiedlicherZusammensetzungaufweist.DiesesVerständnisvonDialogizität beruhtalleinaufdemEindruckderVertonung;auslibrettologischerSichtistesunzu reichend.BesetzungswechselmüssenkeinesfallsmiteinemWechselzwischenverschie denenPersonenoderPerspektivenzusammenfallen:InRudolfKelterbornsDIE FLUT (1964) oderauchWolfgangWagners HIOB (1989)enthaltenlange,zusammenhängendeReden GottesmehrereBesetzungswechsel,ummusikalischeMonotoniezuvermeiden.Anderer seitswerdenBesetzungswechseldurchausdazueingesetzt,einenPerspektivenwechsel deutlichzumachen.SomitistderoberflächlicheEindruck–AufteilungdesTextesauf verschiedeneBesetzungen–zwarfürsichnichtaussagekräftig,aberhäufigAusdruck derspeziellenZeitundEbenenstrukturdesOratoriums,wiesieimvorherigenAbschnitt skizziertwurde.

DialogizitätimOratorienlibrettohängtvielmehrengmitderimvorherigenAbschnitt erläutertenspezifischeZeitstrukturzusammen.FolglichistsieprimäreineEigenschaft desTextes,dieeine–unterschiedlichstarkausgeprägte–Entsprechungindermusikali schenGestaltungfindet.Dialogizitätbedeutetdemnach,dassmehrereparallele,insich abgeschlosseneEbenen,diesichinihrerErzählhaltung,inihrerzeitlichenPositionie rungundinihrerPerspektiveunterscheiden,parallelablaufenundsichgegebenenfalls durchkreuzen.ImweiterenVerlaufdiesesKapitelswirdsichzeigen,dassDialogizitätin diesemSinnetatsächlichinnahezuallenOratorienlibrettidesbetrachtetenZeitraums vorhandenistundsomitalsgattungsrelevantangesehenwerdenkann.

276 UlrichLeisinger,MartinGeck: „DasdeutscheOratorium“ ,inArtikel „Oratorium“, MGG(neu),Bd.7(1997), Sp.761 277 vgl.Artikel „Oratorium“ inDahlhaus/Eggebrecht1989,S.239,ähnlichGüntherMassenkeil: „Zur TerminologieundVorgeschichte“ ,inArtikel „Oratorium“ ,MGG(neu),Bd.7(1997),Sp.741undin Massenkeil1998,S.5 111

ImFolgendensollenzumeinendiegemeinsameGrundstrukturderOratorienlibretti herausgearbeitetwerden,zumanderenDifferenzierungsmerkmalezwischenden verschiedenenAusprägungen,diesichletztenEndesalsunterschiedlicheGestaltungs typenvonhandlungsundthemenorientiertenOratorieninterpretierenlassen.

3.2.2 DieEbenedesGeschehens

InhandlungsorientiertenOratorienenthältdie EBENE DES GESCHEHENS dieFabeldesTextes. SiebildetdasStoffundHandlungsgerüst.WenndieHandlungnichtvollständigdrama tischumgesetztist–wasnurbeidenwenigenszenischenOratorienderFallist–,istein wesentlicherBestandteilderEbenedesGeschehensder ERZÄHLERBERICHT .ImErzähler berichtwirdeinGeschehenvoneinerausderHandlungheraustretenden,zuihrin zeitlicheroderemotionalerDistanzstehendenErzählerfigurvorgetragen.Diesewirdin derRegeldurcheinenSolisten(SängeroderSprecher)realisiert,derhäufigeindeutigim TextexplizitalsErzähleroderEvangelistbezeichnetist.

SotrittinMarcelRubinsLICHT ÜBER DAMASKUS ein„Evangelist“auf,derdieGeschichteder

BekehrungdesSauluszumPaulus 278 erzählt.JürgenBlumeundEugenEckertHIOB setzeneinenals„Erzähler“betiteltenSolistenein,derdieHiobsgeschichteinfreier

Nacherzählungvorträgt.InFrederikSchwenks DIES SEPTIMUS stelltder„Historicus“die Erzählerfigurdar.InanderenOratorienisteinnichtnähergekennzeichneterSprecher derErzähler:in NOAHS TOCHTER vonJánosTamásundClaudiaStorz, GILGAMESCH vonAlfred

UhlundAndreasLiess, VON DEN MÜHEN DER HEIMKEHR vonMatthiasDrudeundDietrich

Mendt,DAS LICHT DER ENGEL vonOtfriedBüsingundanderemehr.InMarcelRubins

AUFERSTEHUNG sowieMatthiasDrudesundDietrichMendts WEIHNACHTSORATORIUM sinddie PassagendesSolistenbzw.Sprecherszusätzlichmit„Evangelium“gekennzeichnetund lassensichdadurcheindeutigalsErzählerberichtidentifizieren.

BisweilenwirdderErzählerberichtinderVertonungnichteinemeinzigenErzähler, sondernwechselndenSolistenzugeordnet,z.B.inWolfgangStockmeiersJESUS ,Henning

Frederichs’HIOB undHelmutEdersundHerbertVoggsNON SUM QUALIS ERAM .DerErzähler berichtkannauchvoneinemChoroderKammerchorvorgetragenwerden:inErnst

KreneksOPUS SINE NOMINE beispielsweisetrittein„Erzählerchor“auf.InsolchenFällenist dieEbenedesGeschehensanhandderneutralenErzählhaltung,derauktorialen PerspektiveundderfortlaufendenHandlungzuerkennen.

278 Apostelgeschichte69 112

EbensowiederErzählereinunbeteiligterDritter,einaußerhalbderHandlungstehender Berichterstatterseinkann,wieindengenanntenBeispielen,kanneraucheinAugen zeugesein.Dieseristnichtauktorialgestaltet,nimmtabereinezeitlicheundemotionale DistanzzumGeschehenein.BeispielehierfürsindPrometheusindemgleichnamigen

OratoriumvonAlfredKoerppensowieMariaMagdalenainHenningFrederichs’PASSIONS -

ERZÄHLUNG DER MARIA MAGDALENA .BeideerzählenimRückblickihreGeschichte,wobeisie sichdirektandenZuhörerrichten.SienehmeneinevermittelndeStellungzwischendem Zuhörer/LeserundderHandlungein;dieErzählzeitlässtsichnichteindeutigzwischen dem„heute“desVerfassensbzw.Zuhörens/Lesensunddem„damals“desBerichteten lokalisieren.

IndramatischangelegtenOratoriensetztsichdieEbenedesGeschehenszugroßen TeilenausdenHandlungenundÄußerungenderbeteiligtenPersonenzusammen.Solche überwiegenddramatischenOratorien,dieinfrüherenZeitenweitverbreitetwaren 279 , sindim20.Jahrhundertselten.Zunennensindhiernurdiewenigenszenischen Oratorien 280 sowiedieOratorienJohannesDriesslers.

HäufigeralsdiereindramatischeGestaltungderEbenedesGeschehensisteine Mischform,inderderErzählerberichtdurchszenischdramatischePassagenergänzt wird:EinzelneSzenenwerdenausdemBerichtherausgelöstunddramatischgestaltet, indemdiebeteiligtenPersonenselbstzuWortkommen.Häufiggiltindermusikwissen schaftlichenLiteraturdiesbereitsals‚Dialogizität‘.InderRegelhandeltessichnurum einenBesetzungswechsel(wennz.B.wörtlicheRedeJesuvoneinemSolistenübernom menwird),wohingegenderzugrundeliegendeTextabschnittvollständigderEbenedes Geschehenszuzuordnenwäre.

InOratorien,indenendieRedenundAnsichtenderhandelndenPersonenvielRaum einnehmen,istdieFrage,obessichnochumeinenTeildesGeschehensoderumKom mentaredazuhandelt,nichtimmereindeutigundnurimRahmeneinerInterpretation zubeantworten.Beispielsweisenimmtin DAS FLOß DER MEDUSA vonHansWernerHenzeund ErnstSchnabelderpersönlicheBerichtdesMulattenJeanCharlesbreitenRaumein. GleichzeitigtrittinderFigurdesCharoneinauktorialerErzählerauf.WährendCharon überVergangenheitundZukunftblickt,vonmenschlichenRegungenunberührt,be findetsichJeanCharlesunmittelbarimGeschehen,daserschildert.Zwaristerein Außenseiter,wenigerdurchseinesymbolischzuverstehendeHautfarbealsvielmehr

279 mandenkebeispielsweiseandiealttestamentlichenOratorienGeorgFriedrichHändelsunddieWerke seinerZeitgenossen 280 nämlichHorstEbenhöhsVirata ,HenningFrederichs’ Petrus ,AlfredUhlsGilgamesch sowieHeinz WunderlichsMaranatha .Vgl.auchAbschnitt2.2.3,S.57f 113

durchseineselbstinTodesgefahrnichtzuzerstörendeMitmenschlichkeit.Erkann dadurcheinigesreflektieren,wirklichlösenkannersichjedochausderSituationnicht. InsofernnehmenJeanCharles’SchilderungeneineZwischenstellungzwischenErzähler berichtundKommentarein.

SelbstverständlichkanneseineEbenedesGeschehensnurdortgeben,woüberhaupt eineHandlungzumindestinAnsätzenvorhandenist;inthemenorientiertenOratorien fehltsiemeistganz.

3.2.3 ReflexionsundKommentarebenen

ZudemGeschehentretenweitereErzählebenen:KommentarezumGeschehen,Medita tionen,ChoräleundÄhnliches,dieichimFolgenden REFLEXIONS -oder KOMMENTAREBENEN nennenwerde.DieverschiedenenReflexionsebenenunterscheidensichuntereinander, aberauchvonderEbenedesGeschehensdurchErzählhaltungundperspektive, Erzählzeit,häufigauchdurchStilundVersmaß.OftmarkiertaucheinSprachwechsel denÜbergangzwischenzweiEbenen.

ERZÄHLHALTUNG, -PERSPEKTIVE UND -ZEIT

EntscheidendfürdieZugehörigkeitzueinerEbeneistdieErzählperspektive,die ErzählhaltungsowiedieErzählzeitdesjeweiligenTextabschnitts.Zumauktorialen ErzählerberichttretentypischerweiseverschiedeneReflexionsebenen:einerseits kollektiveGlaubensäußerungenwieGemeindechoräleundGebete,andererseitsper sönlichsubjektiveStellungnahmen,dieausderSichtderheutigenZeitdasGeschehen kommentierenundausdenensichhäufigeinDialogzwischengläubigenundzweifelnden Stimmenentwickelt.

FolglichzeichnensichdieReflexionsebenenprimärdadurchaus,dassnebendem auktorialenErzählerberichtsein„ich“oder„wir“auftritt,dasexemplarischseine Anschauungen,GedankenundGefühlenAusdruckartikuliert.

Beispielsweisewirdinder ALTDORFER -PASSION vonAugustinusFranzKropfreiterdersynop tischePassionsberichtvon„Lamentationen“unterbrochen,derenText–denKlageliedern Jesajasentnommen–derHoffnungimGlaubenAusdruckverleiht:„MeinenRückenbot ichdenSchlägendarundmeineWangendenRaufern.HabmeinAngesichtvondenen nitabgewendet,diemichschmähetenundbespeieten.GottderHerristmeinHelfer, 114

darumbinichnitzuschandenworden.“ 281 DiesepersonaleSprechweisehebtsich deutlichabvondemüberwiegendauktorialgehaltenenPassionsbericht.

DerSprecherim PASSIONSBERICHT DER MARIA MAGDALENA vonHenningFrederichs,dervon MariaMagdalenadenAugenzeugenberichtfordert,stehtebenfallseindeutigaußerhalb derbiblischenHandlung.DurchdiedirekteAnredeMariasundseineAufforderung„Rede DuMaria,MariaausMagdala,erzähle,wasDugehörtundgesehen;sag’uns,was geschah–andemTagedaunserHerr–JesusChristus–gekreuzigtundgestorben“ 282 gibtersichalsStellvertreterderheutigenGlaubensgemeinschaftoderauchdes Publikums/Leserszuerkennen.

AlstypischkannderFallangesehenwerden,wennChoräledenErzählerbericht unterbrechen:derauktorialenErzählhaltungderEbenedesGeschehenswerden kollektiveGlaubensäußerungengegenübergestellt.StattderneutralenErzählweise kennendieChoraltexteeinpersonalesSubjekt,ein„ich“oder„wir“.DerChoralvertritt damitdieGemeindeoderdieGemeinschaftallerChristenundnimmteinegrundsätzlich kollektivsubjektivePerspektiveein,diedurchdenChoraltextsprachlichüberhöhtwird. DieErzählzeitderChoräleistnichteindeutigauszumachen;sieliegtjedocheherinder ZeitdesZuhörers/LesersalsinderZeitdesberichtetenGeschehens.Unteranderem weisendieOratorienMarcelRubins( AUFERSTEHUNG , LICHT ÜBER DAMASKUS )einesolche GegenüberstellungvonBibelberichtundkollektivsubjektivemGlaubensreflexauf.

EbensokönneneinzelnePersonenausderHandlungheraustretenunddemauktorialen BerichtausführlicheReflexionenauseinereigenenPerspektivehinzufügen.Diesist besondersbeidenHiobOratorien(JürgenBlume/EugenEckert,HenningFrederichs, HermannHaller,WolframWagner)derFall,indenendieKlagenHiobsunddie„Trost reden“derFreundeeinenbreitenRaumeinnehmenundstellvertretendfürden menschlichenZweifelanGottundneueHoffnungimGlaubenstehen.

EXPLIZITE BENENNUNG

BeieinigenOratoriensindPersonenoderPersonengruppen,derenTextpassageneine eigeneReflexionsebenebilden,explizitbenannt–besondersbeithemenorientierten Werken,indeneneineHandlungnureineuntergeordneteRollespielt.Sotretenin

JosephHaas’ DIE SELIGEN die„Gottsuchenden“,die„Betrachtenden“,die„KinderderWelt“, der„RuferinderWüste“,die„Seligen“unddie„Geläuterten“auf.InJánosTamás’und

281 Jesaja50,6f;vgl.Kropfreiter ,AltdorferPassion ,Nr.14Meditation(LamentationI) 282 Frederichs: PassionserzählungderMariaMagdalena ,S.50.DerzitierteTextabschnittistder Ostersequenzentnommen(dassogenannte„Dicnobis“). 115

ClaudiaStorz’ NOAHS TOCHTER beispielsweisewerden–nebendemSprecher,derden Erzählerberichtvorträgt–ein„Spottchor“,der„ChorderSöhne“,der„Chorder AngehörigenNoahs“undder„ChorderTochter“eingeführt.

NichtimmerjedochbedeuteteineexpliziteBenennung,dassessichumeineeigene Ebenehandelt.Mehrere„handelnde“PersonenkönnenbeispielsweisezueinerEbene zusammengefasstwerden(meistensgehörensiezurEbenedesGeschehens).Wodie BenennungüberwiegendaufBesetzungsangabenbasiert,kanneinunddieselbeBe setzungdurchausverschiedeneFunktionenundPerspektiveneinnehmen,sodasssich dieEbenengrenzennichtanhandderBenennungbestimmenlassen.Üblicherweise betrifftdiesvorallemdenChor,dereinerseitsinderHandlungalsVertretergrößerer Menschenmengenauftritt,andererseitsalsmenschlichesKollektivderheutigenZeit, oderaberüberzeitlichenGlaubensäußerungen–beispielsweiseinChorälen–Ausdruck verleiht.

SPRACHE

EindeutlicherHinweisaufeinenEbenenwechselisteinSprachwechsel.Zwarkannes mehrereEbenenineinundderselbenSprachegeben;Textpassagenverschiedener SprachenlassensichjedochimmerverschiedenenEbenenzuordnen.

InüberwiegenddeutschsprachigenOratorien–anderewurdenjaindieserArbeitnicht berücksichtigt–wirdbesondershäufigdasLateinischeverwendet.InderRegelhandelt essichdabeiumAusschnitteausderVulgataoderumliturgischeTexte.In DER SCHREIN

DER MÄRTYRER vonBertoldHummelundPaulWernerScheeleistesderErzählerbericht,die vomEvangelistenvorgetragenePassionsgeschichte,dieimlateinischenOriginalsteht.In anderenOratorien,wieder PASSION vonAntonVögele,bildenTexteausderlateinischen LiturgieeineeigeneReflexionsebene.

ÄhnlichverhältessichbeiüberwiegendhebräischaramäischenOratorienOskarGottlieb

Blarrs( JESUS -GEBURT , JESUS -PASSION ),dieaufgrunddergeringendeutschenTextanteilein dieserArbeitnichtberücksichtigtwurden:hierfallendiedeutschenPassagendurchdie Sprachwahldeutlichausder(aramäischen)EbenedesGeschehensherausundbilden eigeneKommentarebenen.

In DAS FLOß DER MEDUSA vonHansWernerHenzeundErnstSchnabelschließlichsingtder „ChorderToten“ausschließlichitalienisch.DadurchunterscheidensichdieToten eindeutigvondendeutschsingendenLebenden.

284 Blume/Eckert: Hiob ,Nr.2Chor 116

VERSMAß UND STIL

DasVersmaßgibtweitereHinweisefürdieZuordnungeinzelnerTextabschnittezueiner bestimmtenKommentarebene.EinhinreichendesKriteriumfüreinenEbenenwechselist esallerdingsnicht:PassageninProsaoderimgleichenVersmaßkönnendurchaus verschiedenenEbenenangehören,wennsieeineunterschiedlicheErzählhaltung einnehmen.

Grundsätzlichkannjedochdavonausgegangenwerden,dassgebundeneRedeinnerhalb einesüberwiegendepischenTextesmindestenseineweitereEbenekonstituiert.Auch ChorälebildenüblicherweiseeineeigeneReflexionsebene.Siesindebenfallsanhand ihrerTextformleichtzuerkennen:InderRegelbestehensieauskurzenStrophenmit paaroderkreuzweisemEndreim.DiesgiltnichtnurfüralteChoraltexte,sondernauch fürchoralartigeNeudichtungen,wiesiesichbeispielsweisein HIOB vonJürgenBlume undEugenEckertfinden:

Gott,mitZitternundmitZagen stelleichdirmeineFragen, sagdir,wasmichzweifelnlässt nichtalleinamSinndesLebens, auchandir!Fragichvergebens: HältstdunochdieErdefest? 284

DanebenfindensichimOratorienlibrettoauchungereimtelyrischeFormen,dieseparate

Reflexionsebenenkonstituieren.RupertGottliebFriebergers MYSTERIUM CRUCIS beispiels weiseenthältmehrereGedichtevonKurtMarti.Zweidavon(Nr.1undNr.13)sindin einemneutralen,fastlakonischenTonfallgehalten;einlyrischesIchkommtnichtvor. DieZeilensindbeibeidenGedichtenextremkurz;siebestehenausmaximaldrei Wörtern.DiesebeidenGedichtelassensichzueinerReflexionsebenezusammenfassen, dieversucht,dasGeschehen(dieKreuzigungJesu)inneuemLichtzusehen.Zwei wesentlicheBotschaftenformuliertMarti:„welchermut“dochdiesem„messias/aber ohne/macht“eigenist, 285 unddasParadox,dasdieSprengkraftderPassionsgeschichte ausmacht:

der fürliebe stritt stirbt vonhass durchbohrt 286

285 Frieberger: MysteriumCrucis ,Nr.1:Introductio 286 Frieberger: MysteriumCrucis ,Nr.13 117

EinanderesGedichtvonMartibildeteineeigeneReflexionsebene.Andersalsinden beidenanderenGedichtentritteinsubjektives,lyrischesIchauf,dasineindringlicher, bildhafterSprachedenVerratdesJudaskommentiert:

schönerjudas daschwerblütignun undmasslos diesonne ihrenuntergangfeiert berührstdumeinherz undichdenkedirnach 287

AndiesemBeispielistzusehen,dassVersmaßundFormeinAspektfürdieBestimmung einerReflexionsebeneseinkönnen;denAusschlaggebenjedochdiePerspektiveunddie Erzählhaltung.

TEXTQUELLEN

WiesichindenvorherigenAbschnittenschonandeutete,spieltauchdieHerkunftdes TexteseineRollefürdieZuordnungzueinerReflexionsebene.Wiewirweiterobenbereits gesehenhaben, 288 liegtdieeigentlicheFunktionsolcherintertextuellerVerfahreninder ErzeugungeinesbestimmtenSuboderKontextes.DieserkannbeiderBestimmung einzelnerEbenendurchauseineRollespielen.

ChorälebeispielsweisesindhäufigdenaltenGesangbuchtextenentnommenoder zumindestentlehnt.SiesindnatürlichauchandenobengenanntenKriterien(Erzähl perspektive,Versmaßetc.)zuerkennen.ZudemsindChorälemitGemeindegesang konnotiert,alsoeinemkollektivenSubjektzugeschrieben.MehrereChoräleineinem OratoriumwerdenvomRezipientendadurchbereitwilligzueinanderinBezuggesetztund alsEinheitempfunden.

Ähnlichistauchderobenbereitserwähnte„ChorderToten“in DAS FLOß DER MEDUSA von HansWernerHenzeundErnstSchnabelnichtnurdurchdenitalienischenTextein deutiggekennzeichnet,sondernzusätzlichdurchdieTatsache,dassdieservollständig ausZitatenausDantesGÖTTLICHER KOMÖDIE besteht.

BEZÜGE

TextinterneBezügespielenebenfallseineRollebeiderDistinktionderverschiedenen EbenendesOratoriums.EinziginderEbenedesGeschehenssindsyntagmatische

287 Frieberger: MysteriumCrucis ,Nr.5 288 vgl.Abschnitt2.5.3,S.98ff 118

Bezüge,nämlichdiezeitlicheProgressiondesHandlungsverlaufs,vorherrschend.Bezüge zuanderenEbenenweistdieEbenedesGeschehensjedochnichtauf;sieistvollständig insichabgeschlossen.

DieReflexionsebenenunterscheidensichvonderEbenedesGeschehensdadurch,dass BezügeinnerhalbdereinzelnenEbenenhinterdenenzuanderenEbenen–vorallemzur EbenedesGeschehens–deutlichzurücktreten.EinAbschnitteinerReflexionsebene beziehtsichinderRegelaufdasunmittelbarzuvorGeschilderte:erunterbrichtdas GeschehenundkommentiertoderinterpretiertdengeradeerreichtenHandlungspunkt. ImGegensatzzurEbenedesGeschehens,inderderFadenimmerwiederaufgenommen wird,sindjedochindenReflexionsebenenBezugnahmenauffrühereEinschübe,dieder gleichenReflexionsebenezuzurechnensind,eherselten.

InthemenorientiertenOratorien,indenendieEbenedesGeschehensfehlt,verändert sichdieArtderBezügezwischendenEbenen:AnstellederBezügeaufdieEbenedes GeschehensentstehteinGeflechtausgegenseitigenBezügenderKommentarebenen untereinander.AufdiesefürdieStrukturdesOratoriumsentscheidendenparadigma tischenBezügenwerdenwirinAbschnitt3.4ausführlichzusprechenkommen. 119

3.3 STRUKTURFORMEN DES ORATORIUMS

FürdieweitereUntersuchungkönnenwirdieOratorienlibrettinuneinerseitsquantitativ anhandderZahldervorhandenenEbenenklassifizieren,andererseitsqualitativ.Die qualitativeKlassifikationberücksichtigt,wiedieverschiedenenEbenenzueinander stehen,obundinwelchenMaßesieaufeinanderBezugnehmen,wiesieangeordnetsind bzw.wiestarksieineinanderverschränktsind,undwiedominantihrejeweiligeStellung innerhalbdesGesamttextesist.

DieEbenenstruktureinesOratorienlibrettoskannmansichaufeinerdoppeltenSkala angeordnetvorstellen:DiequantitativeSkalareichtvomeindimensionalenOratorientext biszumvielstimmigenGewebe,indemsichkaumnochzusammengehörigeEbenen ausmachenlassen.DiequalitativeSkalareichtvoneinerstarkenAbgegrenztheitund geringenInteraktionderverschiedenenEbenenbishinzueinerhohenDurchdringung undeinemdichtenGeflechtvonBezügenundBezugnahmen.

ImFolgendenisterstesUnterscheidungskriterium,obsicheineEbenedesGeschehens nachweisenlässt.IstdiesderFall,sowirdüberprüft,obsichKommentarebenenfinden undobdiesemitderEbenedesGeschehenseingewobensind,indemsiedenHandlungs verlaufunterbrechen,odernicht.DiesichdarausergebendenStrukturformennenneich zusammengefasst BERICHTENDE FORMEN .

DieStrukturformenohneEbenedesGeschehenssinddie DIALOGISCHEN FORMEN .Hieristdie InteraktiondervorhandenenKommentarebenenentscheidend;diebloßeAnzahlder EbenenwirktsichinderRegelnichtstrukturellaus.

3.3.1 Erzählenundzeigen:derBericht

Der REINE BERICHT stelltdieeindimensionaleFormdesOratorientextesdar.Indramatisch angelegtenTextenkommenzwarmöglicherweisemehrerePersonenundsomitmehrere „Stimmen“vor,dasGeschehenspieltsichjedochaufeinereinzigenEbeneab,dienicht vonKommentarenoderanderenEinschübendurchbrochenwird.LiegtdemBerichtein epischerTextzugrunde,wirddieserinderRegelmitwechselndenBesetzungen vorgetragen.

EinBeispielfüreinenepischangelegtenBerichtistWolfgangStockmeiersJEFTA UND SEINE

TOCHTER .TextgrundlageisteineErzählungvonLionFeuchtwanger,diewörtlich(wenn auchgekürzt)imWechselvonChorundSolistenvorgetragenwird. 120

DramatischangelegteOratorien,indenendieauftretendenPersonenkeinekommen tierendeFunktionaußerhalbderHandlungerkennenlassen,zählenebenfallszuden

ReinenBerichten.EinBeispielistJohannesDriesslersOratorium GAUDIA MUNDANA .

DasKriteriumderDialogizitätistbeidiesemStrukturtypusvomTexthernichtgegeben. EinentsprechenderoberflächlicherEindruckergibtsichnuraufgrundderwechselnden BesetzungeninderVertonung.ReineBerichtesindallerdingssehrselten;außerden genanntenbeidensindmirkeinebekannt.InsoferndarfdasFehlendialogischerStruk turenimOratorienlibrettoalsAusnahmeangesehenwerden,beidersichEinflüsse benachbarterGattungenwiederOperoderälterer,imZugederkirchenmusikalischen ErneuerungsbewegungwiederbelebterVokalgattungen(z.B.derHistorie)bemerkbar machen.

3.3.2 Beschreibenunddeuten:derKommentierteBericht

Im KOMMENTIERTEN BERICHT tretenzurEbenedesGeschehenseineodermehrereKommen tarebenen.DiesistdietypischeStruktureineshandlungsorientiertenOratoriums:38 Oratorientexte,alsogutdieHälftederuntersuchtenLibretti,lassensichihmzuordnen.

DerVorläuferdiesesStrukturtypusfindetsichinderDreiEbenenDramaturgie,dieim frühen19.JahrhundertalsvorbildhaftfürdasOratoriumgalt. 289 Ihrzufolgevereintdas idealeOratoriumeinenepischdramatischenBerichtmitlyrischenGefühlsäußerungenin denArienundkommentierendenReflexionenindenChören. 290 DieserAuffassungfolgt imübrigenauchdieobenzitierteInterpretationderMatthäusPassionvonEmilPlaten, dieamAnfangunsererÜberlegungenzurEbenenstrukturstand. 291

ImGegensatzzurherkömmlichenEinteilungRezitativ–Arie–ChoralvariiertdieAnzahl unddieAusgestaltungderReflexionsebenenimzeitgenössischenOratoriumstark.Die althergebrachteFormmitzweiReflexionsebenen(ArienalsKommentareeinessubjek tiven,gläubigenIchssowieChorälealsReflexionderGemeinde)isteherselten.Auch UmfangundStellenwertderReflexionsebenengegenüberderEbenedesGeschehens variieren.

DemReinenBerichtsehrnahestehtRudolfKelterbornsDIE FLUT .DiesesOratoriumweist nureineeinzige,starkreduzierteKommentarebeneauf.Siebeschränktsichaufwenige

289 vgl.Kirsch1986,S.224f. 290 Kirsch1986,S.226 291 vgl.Abschnitt3.1.2,S.107f. 121

„Meditationen“,dieandreiStellenindenGenesisBerichtderSintfluteingestreutsind.

Ähnlichverfährtauchdie ALTDORFER -PASSION vonAugustinusFranzKropfreiterundHans HubertSchönzeler.SieunterbrichtdensynoptischenPassionsberichtnurdreimalfür einelängereMeditation,dieausBibelwortenzusammengestelltist.

InvielenOratorienmiteinereinzigenReflexionsebenetrittderChorinChorälenoder choralartiggereimtenPassagenalsStellvertreterdergläubigenoderauchzweifelnden, verunsichertenGemeindedemGeschehengegenüber.InWaldemarBlochsPASSIO DOMINI beispielsweisewirddersynoptischePassionsberichtvontraditionellenChoraltexten unterbrochen,dieGläubigkeitundVerehrungausdrücken.InJürgenBlumesundEugen

EckertsHIOB hingegenartikulierendieChoräledenZweifelunddieSehnsüchtemoderner Gläubiger,fürdiesichdasüberlieferteGottesbildnurschwermitderWirklichkeit vereinbarenlässt.

DemtraditionellenDreiEbenenTypusentsprechen VON DEN MÜHEN DER HEIMKEHR von

MatthiasDrudeundDietrichMendtsowie DAS FEUER DES PROMETHEUS vonAlfredKoerppen. DieErzählerberichte–dasbiblischeBuchEsrabzw.eineParaphrasierungdesantiken PrometheusMythos–werdeneinerseitsvonkollektiven,andererseitsvonindividuell subjektivenKommentarendurchkreuzt.WährendinbeidenOratorienderChoreine übergeordnetePerspektiveeinnimmt,sinddieSolisehrunterschiedlichgestaltet:bei KoerppenvertretensiedasmodernePublikum,beiDrudesprechensieausderZeitdes Geschehensheraus.

AndenDreiEbenenTypusengangelehntsindauchdieNGLOratorienvonSiegfried

FietzundJohannesJourdan( PETRUS , PAULUS , SIEHE ICH BIN DES HERRN MAGD u.a.)zu.Jedoch verschwimmtbeiihnenstreckenweisederUnterschiedzwischenderindividuellen Reflexionsebene(Arien)unddemGemeindekommentar(Chöre).

EinmodifiziertesDreiEbenenModellbietet NON SUM QUALIS ERAM vonHelmutEderund HerbertVogg,beidemdieEbenedesChorsden„unschuldig[en],vonkeinerReflexion gebrochenenGlauben“darstelltunddieandere(solistischbesetzte)Reflexionsebenedie „BrechungderUnschulddesursprünglichenGlaubens“. 292

DemgegenüberlegtMarcelRubinzwarinseinenbeidenOratorien( AUFERSTEHUNG , LICHT

ÜBER DAMASKUS )vonderBesetzunghereinenklassischenDreiEbenenTypusan,imText jedochzeigendieArienunddieChörekeinesignifikantenUnterschiedeundmüssen deshalbeinereinzigenKommentarebenezugerechnetwerden.

292 vgl.Matejka1977 122

EinedifferenzierteStrukturderKommentarebenenhatAntonVögelein PASSION geschaffen.DerinSprechsoliartikuliertepersönlichindividuelleKommentarzum GeschehenentsprichtweitgehenddenAriendestraditionellenDreiEbenenModells. DazutretenzweiweitereEbenen:DerSprechchoristdemChordergriechischenTragödie verwandtundbegleitet„nachArtderaltengriechischenTragödiedasGeschehen warnendundklagend“ 293 .DerGesangschoristdemGeschehenfastvollständigentrückt undhateineFunktion,diemanamehestenalsliturgischbezeichnenkönnte.

In NOAHS TOCHTER vonJánosTamásundClaudiaStorzfindetsicheineähnliche Konstellation.DasvomSprechervorgetrageneGeschehenwirdvonverschiedenen Chorgruppenkommentiert.Der„Spottchor“stehtNoahsTunmitvollkommenen Unverständnisgegenüber;der„ChorderSöhneNoahs“verteidigtes.In„lyrischen Zwischengesängen“formulierendieAngehörigenNoahsihreAngstangesichtsdes Bevorstehenden.MitderFigurderTochterschließlich,diesichamEndederArche widersetzt,artikuliertsichdieStimmeeinesvonmodernenErfahrungengeleiteten Gewissens.

Einesderinteressantesten–unddankderUmständeseiner(verhinderten)Uraufführung vermutlichauchbekanntesten–OratoriendiesesStrukturtypusist DAS FLOß DER MEDUSA vonHansWernerHenzeundErnstSchnabel.AlsBerichterstattertrittCharonauf. ZusammenmitdenzuWortkommenden,weitgehendanonymbleibendenFloßinsassen undKindern(„ChorderLebenden“undKinderchor)bildetseinBerichtdieEbenedes Geschehens.Dazutrittalserste,nichtvollständigvonderEbenedesGeschehenszu separierendeReflexionsebenederAugenzeugenberichtdesJeanCharles.DenFloßin sassen,diedemZuhöreralsmalverzweifelte,malgrausame,malhoffnungslose,immer jedochgesichtsloseMassegegenübertreten,setzterdenWillenzumÜberleben,zum MitleidundzurSolidaritätentgegen.ErreflektiertdieSituation,anstattsichihr auszuliefern.

EinenKontrastzudieserHaltung,aberaucheinenKontrapunktzumGeschehenliefert diezweiteReflexionsebene,dieder„ChorderToten“einnimmt.InWortenausDantes

GÖTTLICHER KOMÖDIE entwerfensiedie–fürdieSterbendenundHoffnungslosenimmer verlockendere–VisioneinesvonirdischenQualenerlösendenJenseits,demaberauch dasmenschlicheMitfühlenverlorengegangenist.DieseReflexionsebeneistsprachlich

293 vgl.Vögele2002 295 SchonandiesemkurzenZitatzeigtsichdasvonDriesslerverwendeteVerfahren,denTextvollständigaus Bibelzitatenzusammenzustellen,dieteilweisebiszurUnkenntlichkeitfragmentiertundausdem Zusammenhanggerissenwerden.„EsistinkeinemanderenHeil“stammtausApostelgeschichte4,12, „JesusChristusgesternundheuteundderselbeauchinEwigkeit“ausHebräer13,8,„Vonihmund durchihnundzuihmsindalleDinge“ausRömer11,36. 123

vondenanderenEbenendeutlichabgesetzt:sieverwendetausschließlichdenitalieni schenOriginaltextDantes.

DieallegorischeFigurLaMortnimmteineinteressanteZwischenstellungein.Ihre VerlockungenundihrEingreifensindentscheidenderBestandteildesGeschehens. GleichzeitigsprichtsiejedochauseinerPerspektive,diedem„ChorderToten“nahe steht.

DAS FLOß DER MEDUSA isteinBeispiel,wietrotzeinersehrüberschaubarenAnzahlvon ReflexionsebeneneinvielschichtigerTextmiteinemhochkomplexenGeflechtvon SinnbezügenundeinerhohenDurchdringungderReflexionsebenenentstehenkann– ohnediedurcheinenErzählerberichtvorgegebeneGrundstrukturvölligaufzugeben.

3.3.3 EinSonderfall:derGerahmteBericht

AufgrundseinesgeringenDurchdringungsgradesvonKommentarundBerichtnimmtder

EINGERAHMTE BERICHT eineSonderstellungein.HieristdieKommentarebeneaufein MinimumreduziertundbestehtnurnochauseinerkurzenEinleitungund/odereiner SchlussSentenz.SolcheKommentarebildendenRahmen,indemdasgeschilderte Geschehenzudeutenist.

InWolfgangStockmeiersJONA beispielsweisewirdderwörtlichausdemBuchJona übernommeneepischeBerichtumrahmtvonPsalm139undeinemAbschnittausdem BuchJesaja.DieeinleitendenPsalmworteentwerfendentheologischenHintergrund,vor demdieJonaGeschichteverstandenwerdensoll:„Erforschemich,Gott,underkenne meinHerz;prüfemich...Undsieh,obichaufbösemWegebin,undleitemichauf ewigemWege.“DasFinaledeutetdieGeschichtenachträglich:„MeineGedankensind nichteureGedanken,undeureWegesindnichtmeineWege,sprichtderHerr“.Als ResümeeziehtesSchlussfolgerungenfürdaseigeneHandeln:„SuchetdenHerrn, solangeerzufindenist“.

ÄhnlichverfahrendieüberwiegenddramatischgestaltetenOratorien DE PROFUNDIS von

JohannesDriesslerund VIRATA vonHorstEbenhöh.BeiEbenhöhwirdderRahmendurch denChormitVorsängergestaltet.ImEingangschorformuliertderChordiezentrale Problemstellung,dieimVerlaufdesOratoriumsanhanddesLebensvonVirataver anschaulichtwird:DassniemandfreivondenFolgenseinesHandelnsist,undauch NichtstunHandelnbedeutet.WährendzuBeginndieBeschreibungdesGrundproblems imVordergrundsteht,erhältderweitgehendübereinstimmendeSchlusschordurchdie 124

abschließendenWorte„WasistdennTat?WasistNichtstun?DerTatWesenist abgrundtief“einenresümierendenundbelehrendenCharakter.

Driesslerverfährtin DE PROFUNDIS ähnlichwieStockmeier:Das„Präludium“umreißtdie Ausgangssituation.DerChoralsStellvertreterderGläubigenbittetumRettungund SchutzvorFrevelundSünde.DerSchlusschorenthält–nachderSchilderungbaby lonischerZustände,demAbfallvonGottundanschließenderreuigerRückkehr–ein demütigesSchuldbekenntnisunddieBitteumErlösung.

EinanderesOratoriumJohannesDriesslers, DER LEBENDIGE ,stellteineVariationdieses Strukturtypusdar.NichtdasOratoriumalsganzes,sondernjederdervierTeilehat einenEinleitungschor.ZusätzlichgibteseinenSchlusschor.Dieserenthält–wiebeiden schongenanntenOratorien–inzusammengefassterFormdieeigentlicheBotschaft:„Es istinkeinemandernHeil:JesusChristusgesternundheuteundderselbeauchin Ewigkeit.VonihmunddurchihnundzuihmsindalleDinge.“ 295 AuchHaraldHeil mannsDER SÜNDENFALL ,derkeineEingangs,sondernnureineAbschlussbetrachtunghat, lässtsichhiereinordnen.

3.3.4 VonallenSeitenbetrachtet:dieBefragung

Wasaber,wenndasBezugsgeflechtnichtmehrdurcheineHandlungvorgegebenist, sonderndurcheineübergeordnetesThema?WenneszwarmehralseineKommentar ebenegibt,sichdieverschiedenenEbenenjedochnichtdurchdringen? DER BAUM DES HEILS vonThomasDanielSchleeundReinhardDeutschistsolcheinOratorium.DieHandlung, nämlichdieLegendevomKreuzesstamm,istderzweitevoninsgesamtvierAbschnitten desOratoriums.Der„BaumdesHeils“,wiedasThemaimTitelschonbenanntwird, standderLegendenachschonimParadies;NoahfertigteausihmdieArche,dasVolk IsraeldieBundeslade,undschließlichwurdeausihmauchdasKreuzChristigefertigt. DerineinemneutralenErzähltonfallgehalteneepischeBerichtwirdergänztdurchdie Abschnitte„Pietà“,dereineKlageMariasamKreuzdarstellt,„Offertium“,derdistanziert überhöhtdiechristlicheErlösungsbotschaftformuliert,unddasabschließende„Laudes Crucis“desChorsalsAnbetungdergläubigenGemeinde.AndersalsbeieinemKommen tiertenBerichtunterbrechendieKommentarebenennichtdenBericht,umaufeinen PunktderHandlungBezugzunehmen.VielmehrkreisensieumdenGedankender SchrifterfüllungundderschicksalhaftenVerquickungverschiedenerzentralerEreignisse derbiblischenHeilsgeschichte.Eshandeltsichalso,obwohlaufeinGeschehenreferiert wird,eherumeinthemenalseinhandlungsorientiertesOratorium. 125

SolcheOratorien,indenenderTextineinzelne,deutlichvoneinandergetrennteAb schnittegegliedertist(oftinderKompositiondurchBesetzungswechselbzw.musika lische„Nummern“ausdrücklichunterstützt),diedasgewählteThemaausverschiedenen

Perspektivenbetrachten,nenneich BEFRAGUNG .DieBefragungistderamzweithäufigsten verwendeteStrukturtypus.MitelfnachweisbarenWerkenistsiejedochzahlenmäßig schonerheblichselteneralsderKommentierteBerichtundmachtnuretwa15%des Bestandesaus.

InderBefragungsetzensichdieeinzelnenAbschnittenachundnachzueinemkomple xen,mehrschichtigenBildzusammen.DieverschiedenenEbenensinddabeiinBlöcken angeordnet;derDurchdringungsgradistgering.DasThemawirdinderRegelimTitel genanntund/oderimerstenTextblockvorgestellt.DieinnereDynamikdesTextesfolgt beiBefragungennurnochdorteinerHandlung,wosiealssobekanntvorausgesetzt werdenkann,dasswenigeHinweiseimTextgenügen,dasssieimplizitmitgelesenbzw. mitgehörtwird.

LetzteresistbeivielenWeihnachtsoderPassionsoratorienderFall.Sopositioniert

GiselherKlebeimZentrumseines WEIHNACHTSORATORIUMS eineErzählungvonHeinrichBöll, dieermitGedichtenvonRudolfAlexanderSchröder,PeterHärtling,TextenderBibelund anderenTextenergänzt. 296 DieAnordnungderTeilefolgtderHandlungderbiblischen Weihnachtsgeschichte,diejedochselbstimTextnichtanwesendist(daseinzigeZitat ausdemEvangeliumdesLukasistderFriedensgrußderEngel:„EhreseiGottinder

Höhe“).DochdurchdenTitel WEIHNACHTSORATORIUM istderKontextklargenannt,sodass derLeser/ZuhörerdasOratoriumvordemHintergrundderwichtigstenStationender Weihnachtsgeschichteaufnimmt:vonderHerbergssuche,derVerkündungderHirtenbis hinzurAufwartungderdreiKönige.SowirddieEinleitung„Lassschauenunsdein Angesicht“(einGedichtvonRudolfAlexanderSchröder)leichtmitderAdventszeit assoziiert,wieauchdieArie„Machedichauf,werdeLicht“mitZeilenausJesaja59/60 dieAnkunftdesHerrnankündigt,wobeidasLichtmotiv,dassichdurchdasganze Oratoriumzieht,weiterausgebautwird.DasDuett„Flügel“bringtdieEngelinsSpiel, undspätestensbeidemfolgendenChoral„VomHimmelhoch“istauchder Leser/ZuhörerbeidenHirtenaufdemFeldeangekommen.

Dochwiein DER BAUM DES HEILS stehtauchbeiKlebewenigerdieHandlung,dieüberlieferte BibelgeschichteoderLegende,alsvielmehrdieihrinnewohnendeBotschaftimMittel punkt.InsofernunterscheidensichdiesebeidenOratoriennichtgrundsätzlichvon

296 vgl.MariaElisabethBrockhoff: GiselherKlebesWeihnachtsoratoriumop.101(1989) ,inBeer/Lüteken 1995,S.581595 126

solchen,diesichüberhauptnichtmehraufeineHandlungbeziehen.Allerdingswirdhier derVerlaufdesTextesnochdurchdieverborgeneHandlungbestimmt.Oratorien,die wedereineHandlungenthaltennochaufeinefortlaufendeGeschichtereferieren,ver wendenhäufigLeitmotiveoderganze LEITTEXTE ,umeineinnereGeschlossenheitzu erreichenundSpannungsbögenaufzubauen.

EintypischesBeispielist VOM TODE vonKarlSchiske,dasMeditationenüberdenKreislauf vonLebenundSterbenloseaneinanderreiht.DenZusammenhangundinhaltlichen FluchtpunktstellteineGedichtstrophevonRainerMariaRilkedar,dieleitmotivisch immerwiederauftauchtunddadurchnichtnurdieeinzelnenTextteileverbindet, sondernauchdasOratoriumingrößereAbschnittegliedert:

OHerr,gibjedemseineneignenTod, dasSterben,dasausjenemLebengeht, darinerLiebehatte,SinnundNot. 297

DieserLeittextzumBeginndesOratoriumsstelltdasThemavor.InsechsAbschnitten (Prolog,Frühling,Sommer,Herbst,Winter,Epilog)folgenTextevonDichternverschiede nerEpochen,diesichmitLeben,VergänglichkeitundTodbefassen,wobeidieJahres zeitenfürdieLebensalterdesMenschenstehen.JederAbschnittschließtmiteiner WiederholungdesLeittextes,derdadurcheinebesondereEindringlichkeiterhältund gleichzeitigeineinhaltlicheundformaleKlammerumdieanderenAbschnittedes Oratoriumsbildet.

EineeinmaligeMischformzwischenBerichtundBefragungstelltKurtRapfsPASSIO

AETERNA dar.RapfstelltzweigleichwertigeEbenen,nämlichdenPassionsberichtderBibel undeinenLeidensberichteinesKZinhaftiertenPfarrers,ingroßenBlöckeneinander gegenüber.KeinerderbeidenBerichtehatPrioritätvordemandern.Damitlässtsich nichteineBerichtsebenegegenübereinerKommentarebeneabgrenzen;vielmehrsind beideEbenenBerichtundKommentargleichzeitig.DazukommteinRahmen:Zum BeginnundzumEndedesOratoriumssingtderChordasLobGottes.

3.3.5 GegenseitigeErgänzung:derDialog

Inhandlungsarmen,themenorientiertenOratorienmüssendieEbenennichtinBlöcken aufeinanderfolgen,wieinderBefragung.DieEbenenkönnenaucheinensehrhohen

Durchdringungsgradaufweisen.DieserStrukturtypsollimFolgenden DIALOG heißen.Mit elfWerkenistergenausohäufigwiederStrukturtypBefragung.

297 Ausdem Stundenbuch ,vgl.Rilke2000,S.100 127

ImDialogkommenmehrerekommentierendeStimmen,dieunterschiedlichePerspek tiveneinnehmen,zuWort.EslässtsichkeineEbenedesGeschehensmehrbestimmen; vielmehrnehmenalle EbenenwechselseitigaufeinanderBezug.Inderunmittelbaren Bezugnahme,diesichauchinUnterbrechungen,kurzenAbschnittenundauchGleich zeitigkeiten(inEnsembles)spiegelt,liegtderwesentlicheUnterschiedzurBefragung.In ihrerVielstimmigkeit,indersichPerspektivenabwechseln,verändernundgegenseitig durchkreuzen,spiegelndieseLibrettidieVielfaltderAssoziationenundAuslegungen,die eineAuseinandersetzungmitderchristlichenBotschaftundihrenTraditionenmitsich bringenkann.DieAbgrenzungzuOratorienmitdramatischangelegterBerichtsebeneist nichtimmereindeutigzutreffen.DennoftsinddievorkommendenStimmenauchdirekt anderHandlungBeteiligte.Entscheidendistdabei,obdieMehrzahlderStimmeninder ZeitundPerspektivederHandlungverharren–indiesemFallwäredasOratoriumeher alsKommentierterBerichtzuwerten.Wenndie„handelnden“Stimmenjedochgleich zeitigreflektierendausderHandlungheraustreten,istvoneinemDialogauszugehen. EbenfallshandeltsichumeinenDialog,wenneineHandlungfehltoderaufeinMinimum reduziertist.

DIE SELIGEN vonJosephHaasundLudwigSchusteristeinBeispielfüreinentypischen handlungslosenDialog.DieamDialogBeteiligtenwerdenimLibrettoexplizitbenannt undauchinderBesetzungslisteaufgeführt:„dasGewissen“,„derRuferinderWüste“, „dieBetrachtenden“,„dieSeligen“,„dieKinderderWelt“,„dieGottsuchenden“und„die Geläuterten“.

DieTextpassagenderBetrachtendenbildendasneutraleGrundgerüstdesDialogs.Sie gebendistanzierte,kurzeBeschreibungenvomZustanddesMenschenundderWeltund leitensothematischzudennächstenAbschnittenüber.DieKinderderWeltsinddie Hauptakteure.SierepräsentierendieMenschen,diemalschwankendimGlauben,mal zweifelnd,zornigoderübermütigihreirdischenZieleverfolgen,jedochimmerwiederauf Gottzurückkommen.MitihnengleichzusetzensinddieGottsuchendenunddieGeläu terten,dienurjeweilseinmal–nämlichimPrologbzw.Epilog–auftreten.ImLaufedes OratoriumsmachennämlichdieKinderderWelteinenProzessderLäuterunghinzur Erlösungdurch:SiewerdenvonGottsuchendenzuGeläuterten.DerRuferinderWüste isteineProphetenfigur,dieinAnlehnunganJohannesdenTäufergestaltetist.Ermahnt unddroht,erinnertaberauchandieVerheißungenGottes.DasGewissensteuert passendeSinnsprüchebei,diedenTextendesAngelusSilesius,denLehrbücherndes AltenTestamentsundanderenliterarischenQuellenentnommensind;esvertritteine allgemeinemoralischeInstanz.DieSeligenschließlichformulierenalsVertreterdes WortesGottesAspektederchristlichenErlösungsbotschaft. 128

DiesefünftretenmiteinanderineinenintensivenDialog,derbeinaheschondramatisch genanntwerdenkann,wennmandavonabsieht,dasssogutwiekeineHandlungstatt findet.DerTextkreistumverschiedeneAspektederBergpredigt.DerersteAbschnitt, „DieArmenimGeiste“,beginntmiteinemAusrufderBetrachtenden:„SehtdieToren! WiesietobengegenGottinwildemWahn!SierottensichzusammenzumKampfegegen Gott.“ 298 DaraufhintretendieKinderderWeltauf,vollrebellischemHochmut:„Stürzen wirdochallesAlte.../EsgibtkeinenGott!“.DasGewissenschaltetsichein,mahntzur Demut:„Mensch,dünkedichnurnichtvorGottmitWerkenviel,/dennallerHeilg’enTun istgegenGotteinSpiel“,kannabernochnichtvielausrichten.AuchderRuferinder WüsteerntetaufseinenProphezeiungenundDrohungennurneuenSpottderKinderder Welt:„GottzudienenistUnsinn!“.SchließlichkommendieSeligenzuWort,mitden WortenderBergpredigt:„SeligsinddieArmenimGeiste,dennihreristdasHimmel reich.“DieseStellemarkiertdienWendepunkt.DieKinderderWelthorchenauf:„Ist Gnadedas,/wasausdenHimmelnbricht?“DieEinwändedesGewissensfindennun einenWiderhall.DerRat„Besserist,geringzusein,alsdesStolzenBeutezuteilen“wird vondenSeligenbekräftigtmitdenWorten„WasdieWeltwertlosschilt,/waskeinenDeut ihrgilt,/wassienichtschätztundzahlt,/dashatGottauserwählt.“.DieKinderderWelt nehmendieBotschaftauf:„GottalleinsetztdieWerte;/esrühmesichkeinMenschvor ihm.“UndsokönnendieBetrachtendenschließlichbefriedigtfeststellen:„SehtdieToren habensichgewandelt;ihreOhnmachthabensieerkannt,Torensindsienimmer.Heil gehtihnenauf,esübermanntsieEhrfurchtvordemHerrn.“

ÄhnlichsindauchdiefolgendenAbschnitteaufgebaut.PrologundEpiloghebensichein wenigab;inihnentrittnurdasGewissenmitdenGottsuchendenbzw.denGeläuterten inDialog,undesbleibtbeiallgemeinen,sentenzhaftenAussagen.DerPrologformuliert dieAufgabenstellungandenZuhörer,das„Lernziel“:„Mensch,werdewesentlich“.Den SchlüsseldazunenntderEpilog:BesinnungaufGottunddenchristlichenGlauben.

DIE SELIGEN bieteteinBeispiel,wieLeittexte,diesonstvoralleminOratoriendesStruktur typsBefragungvorkommen,auchinanderenFormenVerwendungfinden.IndiesemFall istderLeittextdieBergpredigtJesu 299 .DerOratorientextfolgtderinhaltlichenGliede rungderBergpredigt,undbehandeltingrößerenAbschnittennacheinander„DieArmen imGeiste“,„DieTrauernden“,„DieSanftmütigen“,„DieHungerndenundDürstenden“, „DieBarmherzigen“,„DieReinen“,„DieFriedfertigen“und„DieVerfolgten“.Fragmente desBibeltextessinddensogenannten„Seligen“indenMundgelegt.DieseFragmente

298 DieseunddiefolgendenZitateausJosephHaas, DieSeligen ,I.DieArmenimGeiste. 299 Matthäus5 129

lassensichjedochnichtzumvollständigenPrätextzusammensetzen,nochlässtsicheine refrainartigeRegelmäßigkeiterkennen,wiesieinBefragungenhäufigvorkommt.

BeiHenningFrederichs’PETRUS ,zunächstals„BiblischeSensopera“veröffentlicht,istdie Ausgangskonstellationübersichtlicher.DemOratoriumliegt–wiederTitelschonsagt– dieGeschichtedesPetruszugrunde,genauer:entscheidendeLebensstationenausder PassionsundApostelgeschichte.DerBerichtderHandlungwirdauseineminneren ZwiegesprächzwischendemamEndeseinesLebensstehendenPetrusalszweifelnden, sichrechtfertigendenMenscheneinerseitsund„Memoria“andererseits,dieErinnerung undGewissendesPetrusdarstellt,entwickelt.IndenPartienMemoriasfindetsichdie BerichtsebeneintransformierterFormwieder.Siewirdalsonichtausschließlichvon einemneutralenStandpunktauserzählt,sondernergibtsicherstausderKombination dieserbeidensubjektiven,teilweisewiderstreitendenStimmen.

NebenPetrusundMemoriatrittderChorauf,dergrößtenteilsderkompositorisch musikalischenAusschmückungdesTextesdientundvoralleminder–vonMemoria oderPetruszitierten–wörtlichenRedeJesuodergrößererMenschenmengenzum Einsatzkommt.EinleitungsundSchlusschorbildeneineeigene,rahmengebende Ebene,diedurcheinenSprachwechselzumLateinischengekennzeichnetist.Zudieser Ebene,diewiebeidenmeistenOratorienmiteinemsolchenRahmenderthematischen EinbettungdesOratoriumsdient,lässtsichauchderSprecherrechnen,dernurzu BeginndesOratoriumsauftrittundmitderSchilderungderAusgangssituationindas Gescheheneinführt.

EinweiteresBeispielfüreinenDialog,indemeineKommentarebeneeinenRahmen bildet,bietetHorstEbenhöhmit VON DER HOFFNUNG .EingangsundSchlusschorhaben dabeiidentischeTexte.WährendzuBeginndieExpositionderGrundsituation(die GeburteinesKindeswirderwartet)imVordergrundsteht,erhältbeiderWiederholung amEndedesOratoriumsdieAbschlusszeilebesonderesGewichtundliefertzusammen gefasstdieeigentlicheBotschaftdesOratoriums:„HoffnungkommtindieWeltmitjedem Kind“ 300 .GegenüberdiesemRahmenbildendenHauptteildesOratoriumsdieBetrach tungenderwerdendenEltern,abwechselndVater,MutterundbeidekollektivimDuett oderalsChor.Beideredenvoneinandermit„ich“und„du“;derPerspektivwechselwird nurdurchdieBesetzungdurchunterschiedlicheSolisten(SopranundBariton)eindeutig kenntlich.InsofernkönntemandiesesOratoriumauchalsEingerahmtenBerichtauf fassen;esistjedochzuvermuten,dassderBesetzungswechselschonbeiderTextnieder schriftalsPerspektivwechselzwischenMannundFrauangelegtwurde.

300 Ebenhöh: VonderHoffnung ,Nr.10 130

3.4 PARADIGMATISCHE STRUKTUREN

DieErzählstrukturderOperistlautAlbertGiergeprägtdurchden„Vorrangdes ZuständlichengegenüberdemProzesshaften“ 301 :

Als„DramaderabsolutenGegenwart“bestehtdieOperausweitgehendstatischen Einzelbildern,diezwar syntagmatisch zueinerGeschichtemitAusgangsund Zielpunktverknüpftsind;alsdistinkteEinheitensindsieaberzugleich eingebundenineinSystemvon paradigmatischen ,d.h.denlinearenZeitverlauf transzendierendenbzw.vonihmabstrahierendenBezügen;sinntragendsind überwiegendoderausschließlichdieparadigmatischenStrukturen.302

DieparadigmatischenStrukturenderOpersinddabeiwenigerdemZeitverlaufals assoziativenSinnbezügengeschuldet:„DasLibretto...spiegeltdieWirklichkeitdes innerenErlebens“ 303 ,nichtdieWirklichkeiteinerHandlung.WieinGedankenoder TräumenkanndieHandlungSprüngemachen,verschiedeneErinnerungsfragmenteund gegensätzlicheEmpfindungenkönnengleichzeitigpräsentsein.„Kausalzusammen hängenkommtdabeigeringereBedeutungzualsOppositionenundÄquivalenzen.“ 304

DieslässtsichfürdasOratoriumweitgehendbestätigen.HandlungsorientierteOratorien nutzenzwarprimärdiedurchdieHandlungvorgegebenensyntagmatischenSinnbezüge. WeitereBezüge–kontrastiveOppositionen,Abschnittsüberschrifteno.ä.–erweiternin ihnendenKontextundverdichtendasSinngefüge.FürdieReflexionsebenenspielen syntagmatischeBezügekaumeineRolle.Wichtigersindhierdieparadigmatischen BezügeinnerhalbderEbenebzw.zwischendenEbenen.Beidenthemenorientierten OratorienschließlichsindmangelsHandlungdieparadigmatischenBezügevor herrschend.ImFolgendensehenwir,wiedieseparadigmatischenBezügefunktionieren undwiesieimEinzelnenaussehenkönnen.

3.4.1 AntithetischeStruktur

ÄhnlichwieinderOperbegegnetunsimOratoriumhäufigeineantithetischeGrund konstellation.Dabeitreffennicht,wieinderOper,einzelnePersonenaufeinander, sonderneswerdenverschiedeneSichtweisenindenKommentarebeneneinander gegenübergestellt.DiewichtigstenGrundoppositionenimOratoriumlassensichdurch

301 Gier2000,S.32 302 Gier2000,S.22f. 303 Gier2000,S.23 304 Gier2000,S.23 131

dieBegriffspaaregut/böse,Glaube/Zweifel,Gott/Welt,Seelenheil/weltlicherErfolg charakterisieren.AndersalsinderOperzieltdieTextstrategiejedochnichtauf„die AufhebungdesGegensatzesineinerSynthese“ 305 ,sondernaufdieBestätigungdes göttlichenPrinzipsbzw.derdarinverborgenenBotschaftderWahrheit.

IndenHiobOratorien(JürgenBlumeundEugenEckert,HenningFrederichs,Hermann Haller,WolframWagner)liegtdiezentraleOppositionaufderHand:ZweifelanGottund neueZuversichtimGlauben.WolfgangWagnergestaltetdieEbenen,dieinseinem OratoriuminBlöckenaufeinanderfolgen,entsprechenddesFortgangsderHiob Erzählung:DerersteBlockenthältHiobsKlageundZweifelanGott,derzweite–inden WortenvonHiobsFreundElihu–GottesAntwortaufHiob.DerdritteBlockspricht neuesBangenaus,ausderPerspektiveeinesdistanziertenBetrachters(vielleichtsogar derheutigenZeit):„Weh,Hiob,weh,nochbistdunichtamletzten,ameinsamstletzten Fels“ 306 .DaraufantwortetGottnicht;alsErwiderungbleibt(imviertenBlock)einzigdie BitteumdieNäheunddenBeistandGottes,indenWortendes102.Psalm:„Verbirg DeinAntlitznichtvormir!NeigherzumirdeinOhranmeinemTrübsalstage!Erhöre schnellmich,wennichrufe!“ 307 .DerBezugzwischendiesenvierEbenenwirddurchden KontextdesPrätextes(BuchHiob)hergestellt.DadieHiobsgeschichteimOratorium nichtnacherzähltwirdundsomitkeineEbenedesGeschehensexistiert,ersetzen intertextuelleBezügedensyntagmatischenHandlungsbezug.Darüberhinausergibtsich derBezugzwischendenEbenenausdemständigenWechselzwischenKlageund Zuversicht,derdieDynamikdesTextesbestimmt.WährendderersteBezugnurfunktio niert,wenndemHörer/LeserderbiblischeHiobbekanntist,erschließtsichderzweite aucheinemPublikumohneVorkenntnisse.

UmdieOppositiongut/gläubig–schlecht/gottlosist DIE SELIGEN vonJosephHaasauf gebaut.Die„KinderderWelt“,derenPassageneinederzahlreichenReflexionsebenendes Werksbilden,nehmennacheinanderunterschiedlicheHaltungenein,diejeweilseineArt derGottesfernespiegeln:AggressivitätundZerstörungswut,Hoffnungslosigkeit,Trauer, Rachsucht,Verantwortungslosigkeit.Ihnentreten„dasGewissen“und„derRuferinder Wüste“entgegen,diejeweilsalsweitereKommentarebenenanzusehensind. 308 Daneben tretenalsweitereVertreterder„guten“SeitedieGottsuchendensowiedieSeligenauf,die VertreterdesWortesGottessind.DerBezugzwischendenEbenenwirdwiederumdurch

305 Gier2000,S.25 306 Wagner: Hiob ,TeilIIIGesangdesLeids.DerTextdiesesAbschnittsisteinemGedichtvonKarlWolfskehl entlehnt 307 Wagner: Hiob ,TeilIIIGesangdesLeids;vgl.Psalm102,23 308 zurEbenenstrukturvon DieSeligen vgl.auchAbschnitt3.3.5,S.126f. 132

dieKonfrontationdieserPrinzipienunddenDialogderPositionenhergestellt.Unnötigzu erwähnen,dasssichimLaufdesOratoriumdiePositionder„KinderderWelt“immer mehrandiederSeligenannähert.DahingegenzeigendieanderenEbenenkeine Entwicklung;siesindstatischeVertretereinesPrinzips. 309

EineähnlicheGrundkonstellationliegtinJohannesDriesslerDER LEBENDIGE vor.DerChor vertritteineverzagte,anderNäheGotteszweifelndeGemeinschaft,ausdersichderSolo TenoralsIndividuumherauslöst.ChristustrittalsVertreterdergöttlichenBotschaftauf. EinevermittelndeStellungnimmtdieEbenederSopranSoliein:derSoprangreiftdie BotschaftChrististetsalsersteauf,formuliertneugewonneneHoffnungundBekeh rungserlebnisse,vondenensichTenorundChorschließlichüberzeugenlassen.Auch hierfindeteineEntwicklungvom(schlechten)Zweifelzum(guten)Glaubenstatt.

SolchedemTextzugrundeliegendenthematischenOppositionenentsprechendem,was Gierals„Kontraststruktur“bezeichnet.InderOperwerdendieOppositionspaaredurch diehandelndenPersonenvertreten;diesesindwenigerkomplexeCharakterealsVer körperungeneinesPrinzips.

ImOratoriumkönnenebenfallseinzelneFigurenVertretereinesPrinzipssein.Häufig tretenRepräsentantenderBotschaftGottes(Jesus,Prophetenu.a.)inOppositionzuden UnzulänglichkeitenderWeltunddesMenschen.AndersalsinderOperwerdenimOra toriumjedochnichtunbedingtEntscheidungssituationenherbeigeführt,indenensich dieOppositionzuspitztundschließlichauflöst.DerGrundkonfliktbleibtvielmehrinner halbdererzähltenGeschichtebestehen,währenddemLeser/Hörereineaußerhalbder GeschichteliegendeErlösunginAussichtgestelltwird,dieindenmeistenFälleninder christlichenBotschaftbegründetliegt.

Sowirdin VON DEN MÜHEN DER HEIMKEHR vonMatthiasDrudeundDietrichMendtderim biblischenBuchEsrageschilderteKonfliktzwischenheimkehrendenIsraelitenundden zwischenzeitlichinIsraelwohnhaftGewordenennichtgelöstundoffengelassen,oberin absehbarerZeitgelöstwerdenkann.ImmerhinbestehtdieMöglichkeitaufBesserung:

DieMenscheninIsraelsindnichtbessergeworden, nochnicht. DieIsraelitenhabensichkeinenFriedengebracht, nochnicht. DaswiedervereinigteLandistkeineinigVolk, nochnicht. DieGrenzensindoffengeworden,aberdieHerzen nochnicht.

309 sieheauchoben,Abschnitt3.3.5,S.127f. 133

DieSehnsuchtfindetErfüllungaufdieserErde nochnicht. 310

DasRechtderHeimkehrenden,sichniederzulassen,wirdschließlichperGesetz erzwungen:

BefehldesKönigsDarius: WennirgendjemanddiesenErlassübertritt, derdenJudenerlaubt, ihrenTempelzubauen, sosollihmeinBalkenausseinemHauseherausgerissen underdaranaufrechtangeschlagenwerden. 311

DieErwähnungdesTodesamBalkenwirdandieserStellegenutzt,umeinenSprungin eineganzandereEbenezumachen.DerBalkenwirdmitdemKreuzgleichgesetzt,und eineVerheißungformuliert,dieerstausderPerspektivechristlichenGlaubensmöglich ist,derHundertevonJahrennachderzugrundeliegendenBibelerzählungentstand:

EinesTageswirdGottandenBalkengeschlagen. ErstirbtamKreuz,damitMenschenleben. EinesTageswirdGottvondemBalkenrufen: „Esistvollbracht.NunkannFriedewerden.“ 312

3.4.2 KontrastierendeGegenüberstellung

EinezweitegerngenutzteOppositionimOratoriumistdieGegenüberstellungder biblischchristlichenTraditionmitanderenÜberlieferungenundDenkweisen.Hierzielt dieGegenüberstellungwenigeraufeineKontrastierungabalsaufdasAufspürenvon ParallelenundÄhnlichkeiten.

OskarGottliebBlarrstelltinseinenPassionsundOsteroratorienderbiblischen PassionsgeschichtejüdischeÜberlieferungengegenüber.FürihnsindseineWerkeein „klingenderBeitragzudem,...washierzulandechristlichjüdischerDialoggenannt wurdeundeinUmdenkeninTheologieundKirchenachsichgezogenhat.“ 313 Diever wendetenBibeltextestehenbeiBlarrdeswegenausschließlichimhebräischenOriginal bzw.ineinerhebräischaramäischenRekonstruktion,dieermitzahlreichenweiteren

310 Drude/Mendt: VondenMühenderHeimkehr ,Nr.17 311 Drude/Mendt: VondenMühenderHeimkehr ,Nr.18 312 Drude/Mendt: VondenMühenderHeimkehr ,Nr.19 313 OskarGottliebBlarr: „Wennduauferstehst–wennichaufersteh’.Osteroratorium.“ Einführungim ProgrammheftderUraufführung,Mannheim3.3.1996(sieheauchdieAngabenzurAusgabeinAnhang2) 134

TextenderjüdischenÜberlieferung(wiebeispielsweisedas„LiedvomLämmchen“aus deraschkenasischenPassahLiturgie 314 )verbindet.

DasKonzeptvonMatthiasundHartwigDrudeinden STATIONEN DER PASSION JESU ist ähnlich.DertraditionellenbiblischenÜberlieferung,die–wieeinSprecherzuBeginn desWerkeserklärt 315 –dierömischeMachtentlastenwollteunddeshalbdenJudendie SchuldamTodJesuzuschrieb,stellensieeinekritischeLesartentgegen,diedieErgeb nissejüdischerForschungenstärkerberücksichtigt.MatthiasDrudeschreibtdazu:

BeiderFeieranlässlichderWeihederDresdnerSynagogesagtederVorsitzende desZentralratsderJudeninDeutschlandPaulSpiegel,dassderpolitischeund rassistischeAntisemitismus193345ohnedenjahrhundertealtenchristlichmoti viertenAntisemitismusnichtmöglichgewesenwäre....Heuteliegtderchristlichen GemeindejederAntisemitismusfern.DennochwerdendiePassionsberichteder Evangelienweiterhinunreflektiertgelesenund–inMotettenoderOratorien– musiziert.DamitwirdunbewusstundunabsichtlichihreantisemitischeTendenz immerwiedererneuert.

DasPassionsoratorium...basiertvorallemaufdenErkenntnissendesisraelischen VerfassungsrichtersChaimCohn....WesentlichePrämissenderArbeitvonCohn sindnachdemheutigenKenntnisstandnichtanfechtbar. 316

AuchinWolfgangKlebersTEFILLA istdieGegenüberstellungvonChristenundJudentum vonzentralerBedeutung.DerDarmstädterKantorundOrganistwurdedurchdas StelenPaar„BindungundKreuzigung“,dasderisraelischeKünstlerIgaelTumarkin 1993fürdenPlatzvorderDarmstädterPauluskirchegeschaffenhatte,zurKomposition angeregt.

DiebeidenStelensymbolisierenJudentumundChristentum.Dichtnebeneinander stehendblickensienachderfürbeideReligionenheiligenStadtJerusalemund entsprechenindieserAusrichtungderfürdenjüdischenGottesdienst vorgeschriebenenGebetshaltung.

DazustelltKleberTextederchristlichenundjüdischenTraditioneinandergegenüber:

BiblischeSzenen,deutendePassagenvonLessing,Goethe,LaskerSchüler,Martin Buber,ElieWiesel,FritzDeppert,GedichteausAuschwitzundweitereQuellensind zueinembreitenGedankenstromumdiewechselvolleGeschichteundGegenwart derReligionenzusammengeflossen....AnzentralerStellewirdüberdasSchicksal

314 vgl.Blarr: Wennduauferstehst–wennichaufersteh’ ,Nr.5DasLiedvomLämmchen–Chadgadja 315 sieheauchoben,S.105 316 Drude: GedankenzurKonzeptiondesPassionsoratoriums„FürdeineEhrehabeichmichabgemüht“ , inDrude/Drude: FürdeineEhrehabeichgekämpft,gelitten (sieheauchdieAngabenzurAusgabein Anhang2) 135

vonIsaakundJesussimultanberichtet,einkühnerVersuch,dieGemeinsamkeiten sinnfälligzumachen. 317

DiekontrastierendeGegenüberstellungvonchristlichenundjüdischenTraditionendient alsozweiZielen.ZumeinensolldiebiblischeÜberlieferunginkritischemLichtgesehen undsoeinneuer,geschärfterBlickaufaltbekannteGeschichtengeworfenwerden.Zum anderenbetontsiediegemeinsamenWurzelnvonJudenundChristenundstelltsomit einenBeitragzurVersöhnungnachdenschrecklichenEreignissenderNazizeitdar.

3.4.3 MotivischeundthematischeBezüge

ParadigmatischeBezügewerdenvorallembeimWechselzwischendenverschiedenen

Zeitebenenwichtig.In VON DEN MÜHEN DER HEIMKEHR vonMatthiasDrudeundDietrichMendt beispielsweisekreisendieChöre,ChoräleundArien,diezuderHandlunghinzutreten, umdieThemenHeimatundFremdheit,VergangenheitundZukunft.Fragen,obeine fremdgewordeneHeimatnochoderwiederHeimatseinkann,unddieKonfliktemit denen,diezwischenzeitlichinderehemaligenHeimatheimischgewordensind,durch ziehendenTextwieeinroterFaden.DieverschiedenenZeitebenenwerdenverknüpft, indembestimmteSchlagworteundFormulierungenaufgegriffenundineinenanderen Kontextgestelltwerden.DievierteNummerdesOratoriumsbeginntmiteinemRezitativ:

BefehldesKönigsKyros: Israelsollheimkehren. NachvierzigJahrensollIsraelheimkehren undseinenaltenTempelneuerrichten undneulebenimaltenLand. 318

DieZeitangabe„nachvierzigJahren“,dieinderBibelhäufigsinnbildlichfüreinelange ZeitdauervonmehralseinerGenerationsteht,bildetdenAusgangspunktfürden folgendenChor.DieseristindieHandlungeingebettet,befindetsichalsoinderEbene desGeschehens:

Wirmöchten,dassalleswiedersowird, wieeinsteswar. UnsreVergangenheit sollunsreZukunftsein. 319

317 Trapp2001,S.394 318 Drude/Mendt: VondenMühenderHeimkehr ,Nr.4 319 Drude/Mendt: VondenMühenderHeimkehr ,Nr.4 136

Damitistklar:derWunschheimzukehrenistengverbundenmitdemWunschnachder WiederherstellunggewesenerVerhältnisse.InderdarananschließendenArieeiner Mutter,diesichebenfallsnochinderZeitebenederHandlungbefindet,wirddasPro blematischedieserPositionartikuliert.DabeiwirddieFormulierungdervierzigJahre wiederaufgegriffen,unddaszentraleBegriffspaarHeimat–Fremdeproblematisiert:

IchhabeAngst,Herr. IchlebtemeinLebenhier,Herr. IchlebtehiervierzigJahre. DieFremdeistHeimatgeworden, dieHeimatistFremde. 320

Später,nachderAnkunftderIsraeliteninihreraltenHeimat,alsdieerstenKonflikte auftreten,kommtdieMutterwiederzuWort.IhreArieschlägtdenBogenvonderZeitder HandlungindieheutigeZeit,indemsieWortewählt,dieinderjüngstendeutschen GeschichteeinefesteBedeutungerlangthaben:

VierzigJahresindeinelangeZeit,Herr. VierzigJahreFremdeschaffenFremdheit,Herr. SindwirhierunddiedortnocheinVolk,Herr, sindwirdeinVolk,Herr? 321

Spätestenshierzeigtsich,dassauchdievierzigJahrekeinbeliebiggewählterZeitraum sind,sonderndieAutorendesOratoriumsdiebiblischeGeschichteausdemBuchEsra wegenihrerzahlreichenParallelenzurSituationimgeradewiedervereintenDeutschland ausgewählthaben.„SindwirhierunddortnocheinVolk“greiftdie1989populäre Losung„WirsindeinVolk“,mitderdiedeutscheWiedervereinigunggefordertwurde,auf undmisstsieanderRealität.DasSinnparadigma,das VON DEN MÜHEN DER HEIMKEHR zugrundeliegt,istalsodiedeutscheBefindlichkeitnachderWiedervereinigung,die anhandderbereitsgenanntenBegriffpaareFremdheit/Heimat,Vergangenheit/Zukunft gespiegeltwird.

DurchdieVariationzentralerMotivelassensichganzeBezugskettenherstellen.Dies lässtsichgutanMarcelRubinsAUFERSTEHUNG demonstrieren,dasdemklassischenDrei EbenenTypusnachempfundenist. 322 DerBerichtausMatthäus28wirdinregelmäßigen AbständenvoneinerArieunterbrochen,dieeinMotivdesBibeltextesaufgreiftundeine subjektiveReflexiondaraufgibt.IndenmeistenFällenfolgtaufdieArieeinChor,der wiederumdieAussagederArieweiterspinnt.BeispielsweiseforderteineArieaufdie

320 Drude/Mendt: VondenMühenderHeimkehr ,Nr.5 321 Drude/Mendt: VondenMühenderHeimkehr ,Nr.13 322 DieAnlehnungandenDreiEbenenTypuserfolgtvorallemüberdieAbfolgevonRezitativ,Arieund Choral,wenigeranhandderTextgestaltung.SiehehierzuauchAbschnitt3.3.2,S.121 137

NachrichtdesEngelsamGrabemitWortendesAngelusSilesiusdazuauf,Christus zuerstinsichselbstzusuchen,undschließt:„GottwohntineinemLicht,zudemdie Bahngebricht;weresnichtselberwird,dersiehtihnewignicht.“ 323 AndasMotivdes LichtsknüpftderdarauffolgendeChoran.ErstsprichtervonderKlarheitdesWassers– alsSymbolfürdieLehreGottes–,undschließtdanndirektandieFormulierungderArie anmit„DassdirimSonnenscheinvergehetdasGesicht,/sinddeineAugenschuldund nichtdasgroßeLicht.“ 324

DienächsteUnterbrechungderHandlungläuftähnlichab.DieWorteJesu„Gehethin undverkündigetesmeinenBrüdern,dasssiegeheninGaliläa,daselbstwerdensiemich sehen“ 325 empfindetdaslyrischeIchderAriealsAngebot,sogarGeschenk:„Gottistso gutaufuns,dassich'snichtsagenkann;begehr'nwirihngleichnicht,erbiet'tsich selberan“. 326 MitderAufforderung,ganzinGottaufzugehen,fährtdieAriefort:„Wer Gottrechtfindenwill,musssichzuvorverlier'nundbisinEwigkeitnichtwiedersehn nochspür'n.WenndunichtMenschmehrbistunddichverleugnethast,soistGott selberMenschundträgetdeineLast.“ 327 DerChorwiederumgreiftdiesenGedankendes InGottAufgehensmitdenWorten„DasReichGottesistinuns“ 328 auf.

SolcheparadigmatischenBezügezwischendeneinzelnenEbenensindwichtigfürden innerenZusammenhaltdesTextes.SiebauendemLeser/ZuhörerdieBrückenfürden WechselvoneinerEbenezuranderenundbewirken,dassauchOratorienmitstark voneinanderabgehobenenEbenennichtalsloseSammlungvonTexten,sondernalsin sichgeschlossenesWerkrezipiertwerden.WodasLibrettoausTextenverschiedener Quellenmontiertist,bewirktdiegeschickteKombinationunterAusnutzungdes motivischenMaterialsgardieEinheitdesTextes.

3.4.4 HinweiseimNebentext

VielfachnutztdasOratoriumdenNebentext,umthematischeBezügedeutlichzu machen.WährendimOpernlibrettoderNebentextvorallemderInszenierungdient, bildeterimOratoriumeinenSubtext,dersichnurdemLeserdesLibrettos,nichtaber

323 Rubin: Auferstehung ,Nr.7 324 Rubin: Auferstehung ,Nr.8 325 Rubin: Auferstehung ,Nr.9,nachMatthäus28,10 326 Rubin: Auferstehung ,Nr.10 327 Rubin: Auferstehung ,Nr.10 328 Rubin: Auferstehung ,Nr.11 138

demHörererschließt.OffensichtlichgehenOratorienlibrettistendavonaus,dassder OratorientextzumindestergänzendauchinseinerschriftlichenFormrezipiert,alsozum BeispielimProgrammheftoderCDBookletabgedrucktwird.

InKapitel2hattenwirbereitsetlicheWerkebehandelt,indeneneineGliederungmit

HilfevonZwischenüberschriftenvorgenommenwurde.InKarlSchiskesVOM TODE sinddie verschiedenenNummernunterdenvierJahreszeitengruppiert;AntonVögeleteiltseine

PASSION inverschiedene„Bilder“wieStationeneinesKreuzwegsein;CésarBresgen gliedert DE TEMPORE in„Prolog“,„VonderUnruhedesMenschen“,„VonderOrdnungder Zeit“,„GottesZeitistdieallerbesteZeit“und„Epilog“.

EineDurchsichtdervorliegendenLibrettizeigt,dassetwadieHälfteeinesolcheexplizit imTextvorgenommeneGliederungaufweist.DiesemachtsichdemLeserinderRegel direktdurchtextlicheundtypografischeMittelwiedieVerwendungvonÜberschrifts formaten,AbständenundTrennzeichenkenntlich.DieimTextverborgenenparadig matischenBezügewerdendurchsolcheGliederungenoffengelegtundverstärkt.

InberichtendenOratoriendienenZwischenüberschrifteninderRegeldazu,denBeginn einerneuenEpisodezumarkierenunddadurchdenTextinAbschnittezuunterteilen. DagegenhabenZwischenüberschrifteninOratorienderdialogischenStrukturtypeneher dieFunktioneinerinhaltlichenKlammer,diedenZusammenhalteinzelnerAbschnitte bewirkt.GleichzeitigentstehtdurchdieZwischenüberschriftenhäufigeineinnere SystematikundDynamik,diedenMangelanHandlungkompensiert.

DiesesVerfahrenwendetbeispielsweiseKarlSchiskein VOM TODE an,dasernachden Jahreszeiten,diemitdenLebensalterngleichgesetztwerden,indieAbschnitte„Früh ling“,„Sommer“,„Herbst“und„Winter“gliedertsowiemiteinem„Prolog“undeinem „Epilog“versieht.AlsOratoriumdesStrukturtypsBefragungweisteskeinerleiHandlung auf;dasVoranschreitenimLebenbzw.imJahrwirdweitgehenddurchdieseZwischen überschriftenvermittelt.ZudiesemdynamischenElementbildetderSchlüsseltext, Rilkes„OHerr,gibjedemseineneignenTod“,dasamEndejedesAbschnittswiederholt wird,einstatischesGegenstück,eineArtOstinato.

AufähnlicheWeisebringtJosephHaasDynamikinseinOratorium DIE SELIGEN ,dassich mitderBergpredigtbeschäftigt.HierfolgtdieHandlungindeneinzelnenAbschnitten stetsdemselbenMuster.„DieKinderderWelt“beklagendenZustandderWeltund zweifelnanGott;„derRuferinderWüste“mahntzurUmkehr;„dasGewissen“‘und„die Seligen“bewirkenschließlichdieErkenntnisderGottesbotschaftundHinwendungzum 139

Glauben. 329 DasOratoriumhatdemzufolgeeineweitgehendzirkuläreStruktur.Dieein zelnenAbschnittejedochsindbenanntnachdeninderBergpredigtAngesprochenen.Sie behandeln,inderReihenfolgederBergpredigt,„DieArmenimGeiste“,„DieTrauernden“, „DieSanftmütigen“,„DieHungerndenundDürstenden“,„DieBarmherzigen“,„Die Reinen“,„DieFriedfertigen“und„DieVerfolgten“;wiebeiSchiskeumrahmtvonProlog undEpilog,dieThemaundmoralischeLehredesOratoriumsverkünden.DasLibretto folgtdabeidemSpannungsaufbauseinesPrätextes,dersichvon„SeligdieTrauernden; dennsiewerdengetröstetwerden“ 330 biszu„Selig,dieVerfolgungleidenumder Gerechtigkeitwillen;dennihreristdasHimmelreich“ 331 stetigsteigert.

WodieÜberschriftenmitmusikalischenNummern(gekennzeichnetdurchPauseund Besetzungswechsel)zusammenfallen,bietetdieÜberschrifteinenwichtigen–undoftden einzigen–HinweiszurEinordnungindenKontext.Soistz.B.inOskarGottliebBlarrs

WENN DU AUFERSTEHST - WENN ICH AUFERSTEH ’dieKlagederMariaMagdalena,diesichaus AusschnittenvonGedichtenvonGiuseppeUngarettiundPaulCelan,Psalm104und demBuchJonazusammensetzt,ohnedieÜberschrift„MariaMagdalenaamGrab“ (Nr.7),kaumalssolchezuidentifizierenundeinzuordnen,ebensowenigwiediedaran anschließendenBibelzitateals„DieStimmeJesu“(Nr.8).

ZwischenüberschriftenfügenfolglichdemLibrettoweitereparadigmatischeBezugs strukturenhinzu,diefürdasVerständnisdesTexteseinewichtigeRollespielenkönnen. AngesichtsderTatsache,dasseinesimultaneRezeptionvongesungenemTextinder AufführungundgedrucktemTextimProgrammheftseitensderKomponisten 332 offenbar vorausgesetztwird,zeigtsicherneut,dassderTextvermittlungimOratoriumeine stärkereBedeutungzukommtalsinderOper.

329 vgl.auchS.131undS.127f. 330 Matthäus5,4 331 Matthäus5,10 332 GesprächemitKomponistenebensowiemitAusführendenbzw.fürAufführungenVerantwortliche (Dirigenten,Kantoren)bestätigendieseThese.BeieinemVortragvonOskarGottliebBlarrzurseiner JesusPassion(am16.3.2005inHeidelberg)beispielsweisewurdenProgrammheftevonzweiverschiedenen AufführungenderJesusPassiongezeigt(sieheAngabenimAnhang2).DasProgrammheftder DüsseldorferAufführungverzeichnetdenhebräischenTextinUmschriftzumMitlesensowiediedeutsche Übersetzung.DasHeidelbergerProgrammhefthingegendrucktdenhebräischenTextimOriginal,in hebräischerSchrift,um,sodieAussagedesKantorsChristophA.Schäfer,zuvermeiden,dassdie BesucherderAufführungständigdenTextmitverfolgenundsichnichtmehraufdieMusikkonzentrieren. DerdeutscheTextistjedochauchenthalten;d.h.alleinaufdieAussagekraftderMusikwillmansich dochnichtverlassen. 140

3.5 FAZIT : D IE STRUKTURELLE FORTSETZUNG DER GATTUNGSTRADITION

IndenletztenAbschnittenwurdedeutlich,dassdiespezifischeEbenenstrukturdes OratoriumsseinebesondereErzählweisekonstituiert,diedurchdieDominanzpara digmatischergegenübersyntagmatischenBezügennochgestärktwird.Anhandder strukturprägendenPräsenzsyntagmatischerBezügebzw.einerHandlungsebenelassen sichzweiprototypischeStrukturformenbestimmen:dieberichtendenOratorienformen aufdereinen,diedialogischenaufderanderenSeite.DieÜbersichteninTabelle7und8 zeigen,dassdabeiüberdieHälftederOratoriendemStrukturtypKommentierterBericht zugeordnetwerdenkann;derReineBerichtistmit3%vernachlässigbarseltenvertreten. OratorienderStrukturformenDialogundBefragungsindgleichhäufigundmachen zusammeneinenAnteilvon30%aus.DochnichtnurdieberichtendenStrukturformen, auchdiedialogischensindkeineErfindungderModerne,sondernhabenihrehistori schenVorbilderundstehenfolglichinuntrennbaremZusammenhangmitder Gattungstradition.

Wirhattenbereitsweiteroben 333 gesehen,dasssichderKommentierteBerichtaufdieso genannteDreiEbenenDramaturgiezurückführenlässt,diesichalstypischeFormdes OratoriumsimBarockausprägteundAnfangdes19.JahrhundertsVorbildcharakter erlangte.DieGattungstraditionlebtalsoimKommentiertenBerichtdes20.Jahrhun dertsfort.AllerdingsbegegnetsieunsmeistinmodifizierterForm.Dieverschiedenen EbenensindwenigereindeutigmusikalischenFormenzugeordnetalsindenVorbildern frühererEpochen;auchdieAbfolgederEbenenunddermusikalischenFormenvariiert stärker.

Strukturform Anzahl % ImReinenBerichtundimEingerahmten ReinerBericht 2 3% BerichtmachensichEinflüsseanderer KommentierterBericht 38 51% älterermusikalischerGattungenbemerk EingerahmterBericht 5 7% bar,dieindererstenHälftedes20.Jahr Dialog 11 15% hundertseineverstärkteRezeptionerfahren Befragung 11 15% Mischformen 4 5% hatten,wiebeispielsweisedieHistorienach nichtzugeordnet 3 4% demVorbildHeinrichSchütz’undseiner Summe 74 100% Zeitgenossen.BeizahlreichenWerken,die Tabelle 7: Häufigkeit der Strukturtypen nichtdieGattungsbezeichnungOratorium tragen,mögenHugoDistleroderKurtThomasPategestandenhaben.Sieerinnernoftan

333 vgl.Abschnitt3.3.2,S.120ff. 141

nochältereGattungen:RichardRudolfKleins„Sinfoniaesacrae“ ACH ARGE WELT , DU TRÜGEST

MICH und DAS ERFUHR ICH UNTER MENSCHEN sowie DAS VOLK , DAS IM FINSTERN WANDELT ,KarlMichael

Kommas MATTHÄUSPASSION ,ErnstPeppingsEvangelienmotette DAS WELTGERICHT sowiedieA cappellaVertonungender WEIHNACHTSGESCHICHTE DES LUKAS unddes PASSIONSBERICHT DES

MATTHÄUS ,GüntherBialas’Schöpfungsgeschichte IM ANFANG ,KurtFiebigs„Chorpassion“

EIN LAMM GEHT HIN undvieleandere.DieGrenzenzumOratoriumsindsicherlichinvielen Fällenwillkürlichundunscharf–hierunterscheidetsichdieGattungsgeschichtenicht vonderfrühererZeiten.Esscheintjedochso,alsbeschränktensichdiesevom KomponistennichtalsOratoriumbezeichnetenChorwerkehäufigeraufdenreinen Bibeltext.InsofernistderselteneOratorientypReinerBerichtalsAusnahmeformzu sehen,diedemEinflussdieserbenachbartenGattungengeschuldetist.

WährendderKommentierteBerichtaufdasgroßangelegteepischdramatische OratoriumdesBarockzurückzuführenist,machtsichinderBefragungderinder RomantikmaßgeblichereEinflussdesempfindsamkontemplativenOratoriumsbemerk bar.DiesesentstandgegenEndedes18.JahrhundertsdurchdieRezeptionKlopstocks underhieltmitHändels MESSIAS einMusterbeispiel,aufdassichvielespätereKompo nistenberiefen.InOratorienwieKarlSchiskesVOM TODE oderauchCesarBresgens DE

TEMPORE ,dieeineGliederungnachJahresbzw.Tageszeitenvornehmen,istdarüber hinauseindeutlicherEinflussvonWerkenwieTelemanns TAGESZEITEN oderHaydns

JAHRESZEITEN zuerkennen.

DerStrukturtypDialogistvordiesemHintergrundalsVariantederBefragunganzu sehen,inderdieblockartigeAbfolgederPerspektivendurchbrochenwirdzugunsten einerhöherengegenseitigenDurchdringung.DamitkönnenderKommentierteBericht unddieBefragungalsdiezweiprototypischenStrukturvariantendesOratorienlibrettos gelten,indenendiebeidenwichtigstenhistorischenGattungsausprägungenihreFort setzungfinden.DiesesWiederAnknüpfenanzeitlichdiskontinuierlicheTraditions strängeisteintypischesResultatdereingangsbeschriebenen,musikgeschichtlich neuartigenSituationdes20.Jahrhunderts. 334

DieüberproportionalePräsenzder„Klassiker“inKonzertlebenundakustischenMedien führtdazu,dassdaskompositorischeSchaffensichnichtnurinnerhalbderzeit genössischenProduktionzupositionierensucht,sondernauchdieAuseinandersetzung miteinerweitzurückreichendenGattungsgeschichteaufnimmt.Gleichzeitigbestätigt sichdamitdieVermutung,dassdieWahleinerbestimmtenGattung,insbesonderedie

334 vgl.Abschnitt1.1.2 142

WahlderGattungOratorium,ZeicheneinererhöhteBereitschaftist,sichinkritisch produktivenZusammenhangmitderTraditionzustellen.

BERICHTENDE FORMEN Reiner Bericht Driessler/Brix:Gaudiamundana Stockmeier:Jefta Gerahmter Bericht Driessler:Deprofundis Ebenhöh:Virata Driessler:DeinReichkomme Stockmeier:Jona Driessler:DerLebendige Kommentierter Bericht Becker:MagnumMysterium Heilmann:Sündenfall Bloch:PassioDomini Heilmann/Lipp:VonderWeisheitGottes Blume/Eckert:Hiob Henze/Schnabel:FloßderMedusa Büsing:DasLichtderEngel Hummel/Scheele:SchreinderMärtyrer Dinescu:Pfingstoratorium Jost/Nitsch:EwigkeitfälltindieZeit Drude/Drude:Passion Kelterborn:DieFlut Drude/Mendt:VondenMühenderHeimkehr Koerppen:FeuerdesPrometheus Drude/Mendt:Weihnachtsoratorium Kratochwil/Schweiger:ErschaffungderWelt Eder/Vogg:Nonsumqualiseram Krenek:Opussinenomine Fietz/Jourdan:David Linßen:DieSpurvonmorgen Fietz/Jourdan:PaulusI Rubin:Auferstehung Fietz/Jourdan:PaulusII Rubin:LichtüberDamaskus Fietz/Jourdan:Petrus Schedl/Böcs:Großinquisitor Frederichs:Hiob Schwenk:Diesseptimus Frederichs:MariaMagdalena Stockmeier:Jesus Frieberger:MysteriumCrucis Tamás/Storz:NoahsTochter Haller:Hiob Uhl/Liess:Gilgamesch Heiller/Krieg:FrancoisVillon Vögele:Passion Wunderlich:Maranatha DIALOGISCHE FORMEN Dialog David:LieddesMenschen Lonquich/Spaemann:JohannvonNepomuk Ebenhöh/Vogg:VonderHoffnung Lonquich/Lüchtefeld:AufdemRandederMauer Fietz/Jourdan:Johannes Ruoff:Bergpredigt Frederichs:Petrus Vogel/Vogg:Allezeit Haas/Schuster:DieSeligen Katzer/Wolf/Wolf:MedeainKorinth Kubizek/Vogg:Stationen Befragung Barbe:1648 Klebe:Weihnachtsoratorium Blarr:Wennduauferstehstwennichaufersteh' Meyer/Engelsberger:Schöpfung Bresgen:Detempore Schiske:VomTode Johnson:BonhoefferOratorium Schlee/Deutsch:BaumdesHeils Klebe:WarumhatdieSonne... Wagner:Hiob Zemzaris:Ovirgaacdiadema MISCHFORMEN Bubmann/Töllner:ThomasderZweifler Rapf:Passioaeterna Kukuck/Johannsen:Eccehomo Stockmeier:Historien Tabelle 8: Strukturformen

143

ZUSAMMENFASSUNG : MERKMALE DES ORATORIUMS NACH 1945

EingangswurdedasZieldieserArbeitformuliert:dasOratorienlibrettoalsliterarische Gattungdes20.JahrhundertsinseinerhistorischenAusprägungzuerfassenundseine Charakteristikazubeschreiben.Umdieszuerreichen,erfolgteeineAnalysedernach weisbarenWerkeeinerseitsunterinhaltlichstofflichen,andererseitsunterformal strukturellenGesichtspunkten.Dabeiließsichfolgendesfeststellen:

1. EntgegendervielbeschworenenTendenzzurVerweltlichung,zumAllgemein WeltanschaulichenerweistsichdasOratoriumauchim20.Jahrhundertalseine Gattung,diesichinüberwiegendbiblischenundreligiösenKontextenbewegt.Zwar liegtnichtallenOratorieneinSujetderbiblischenoderaußerbiblischenchristlich jüdischenÜberlieferungzugrunde;ZitateoderAnspielungenaufdieBibelfindensich jedochinfastallenWerken.

2. SeinUmgangmitderBibelundmitanderenTextquellenistcharakteristischfürdas Oratorienlibretto.IndemeinzelneSätzeoderlängereAbschnitteausfremdenPrä texten,häufigausderBibel,wörtlichübernommenundinneueZusammenhänge montiertwerden,entwickeltsichdiefürdasOratoriumtypischeErzählweise,die 144

zwischenparaphrasierendenundaktualisierendenAbschnitten,berichtendenund kommentierendenPassageninmehroderwenigerschnellerFolgeabwechselt. 335

3. DieseitderRomantiküblicheDichotomiezwischen„weltlichem“und„geistlichem“ Oratoriumlässtsichfürdas20.Jahrhundertnichtbestätigen.Eingeeigneteres DifferenzierungskriteriumscheintwenigerdergewählteStoffalsvielmehrderUmgang mitdiesemzusein:AufdereinenSeitestehenOratorien,diedieBotschaftdes PrätextesinmissionarischerAbsichtbekräftigen;aufderandernSeitenähernsich etlicheWerkekritischdiskursivdenverwendetenQuellen.

4. AllenOratorienzueigenisteingewisserappellativerCharakter.ThemenwiedieSinn haftigkeitdesmenschlichenLebens,richtigeLebensführungunddieSuchenachdem GutenziehensichwieeinroterFadendurchdiezeitgenössischeOratorienproduktion. DerAnspruch,moralischeRichtlinienfürdaseigeneLebenzuvermitteln,istunüber sehbar.DamitließesicheineAbgrenzungzurNachbargattungOpervornehmen:die OperentwickeltsichumeineGeschichte,eineHandlungherum,dasOratoriumum eineBotschaft.UmdieseThesezuerhärten,wärenallerdingsweitereUntersuchun gen,insbesonderederOpernlibrettidesbetrachtetenZeitraums,vonnöten.

5. AuchdieZeitstrukturdesOratoriumsunterscheidetsichvonderderOper.Epische Textanteileermöglichenes,HandlungzusammenfassendzuberichtenundZeit sprüngegarnichterstentstehenzulassen.DurchdenVerzichtaufszenische DarstellbarkeiterhaltenhandlungsarmeReflexionenundKommentaregrößeren Raum.DiesführtimExtremfallzumvollkommenhandlungsfreien,vollständig thematischorientiertenOratorium.

6. AusderAbfolgevonberichtendenundkommentierendenPassagenkonstituiertsich diegattungstypischeEbenenstruktur.IndieserEbenenstrukturliegtdieeigentliche „Dialogizität“desOratoriums,diesichinBesetzungswechselnzeigenkann,jedoch nichtdarinerschöpft.DieinsgesamtfünfStrukturformenlassensichaufzweiProto typenzurückführen,indenensichdieGattungstraditionfortgesetztsieht.DerTypus desKommentiertenBerichtsgehtzurückaufdasklassischeDreiEbenenModellmit epischdramatischemBerichtindenRezitativen,lyrischerGefühlsäußerunginden Arien,undkommentierenderReflexionindenChorälen.EsentwickeltseineBotschaft umeinezumindestfragmentarischimTextpräsenteHandlung.Demgegenübersteht derTypusdesDialogs,dersichaufdaslyrischempfindsameOratoriumderKlassik

335 vgl.Kapitel2.5,S.93ff. 145

undRomantikzurückführenlässt.ImDialogtrittdieHandlungvollständighinterdie Kommentarebenenzurück.

AufGrundlagedieserErkenntnisselassensichdieeingangszitiertenDefinitionendes Oratoriums 336 folgendermaßenpräzisieren:

DasOratoriumalsliterarischeGattungnach1945isteinmitHinblickaufeineVertonung verfassterdialogischerText,dereineweltanschaulichgeprägte,inderRegelchristlich religiöseBotschaftvermittelt.ZueinerepischdramatischgestaltetenHandlung(dieauch starkreduziertseinodersogarentfallenkann)tretenmehrerezeitlichvoneinander unabhängigeKommentarebenen,dieunterschiedlichePerspektivenundErzählhaltungen einnehmen.CharakteristischfürdasOratorienlibrettoistfernereinhohesMaßaninter textuellenVerfahren,dievoneinzelnenAnspielungenbishinzurÜbernahmevollständiger Prätextereichenkönnen.

InwieweitdieseDefinitioneinebessereTrennschärfezubenachbartenGattungen,wie insbesonderederOperundderKantate,bietetalsfrühereDefinitionsversuche,kannhier nichtvollständiggeklärtwerden.NotwendigwärendazuausführlicheUntersuchungen dieserNachbargattungenähnlichdervorliegendenArbeit.AlsAusblicksollenandieser StellelediglicheinigeThesenformuliertwerden.

MöglicheAbgrenzungenzurOperanhandinhaltlicherundstrukturellerMerkmaledeute tensichbereitsan.ZumeinenstelltdieOpereineHandlunginsZentrum,dasOratorium dagegeneineBotschaft.AuchstrukturelllassensichUnterschiedefinden.Vorallemist zuvermuten,dassdieEbenenstrukturinderOperdeutlichschwächerausgeprägtist. ZwarentstandeninsbesondereunterdemEinflussdesepischenTheatersimneuen MusiktheaterWerkemitausderHandlungherausgelöstenChörenoderSprecherfiguren, dochdürftensolcheKonstruktionennachwievoreherdieAusnahmedarstellen.Und schließlichschlägtsichdieszenischeRealisierbarkeitderOperdeutlichimNebentextin FormvonRegieanweisungenetc.nieder,wohingegenderNebentextimOratoriumeher derVerstärkungparadigmatischerStrukturendient.

SchwierigerdürftesichdieAbgrenzungzurKantategestalten.ZumeinenistdieKantate inihrenErscheinungsformenim20.JahrhundertsehrvielheterogeneralsdasOra torium.WulfKonoldbeschränktsichdaherinseinerArbeitüberdieweltlichenKantaten im20.Jahrhundert 337 darauf,eine„funktionaleTypologie“zuerstellen,dieimWesent lichenauseinerEinteilunganhanddesKompositionsanlassesbesteht.DieLängedes

336 vgl.Abschnitt1.1.3,S.20ff. 337 Konold1975 146

TextesunddieAufführungsdauerhelfenbeiderAbgrenzungwenig:esgibtsowohlsehr kurzeOratorienwieauchsehrlangeKantaten.DadieKantatesichhistorischauseinem Sologesangsstückentwickelte,istjedochauchhiervermutlichdieEbenenstruktur schwächerausgeprägtoderreduziert.Hinzukommt,dassdieKantatedeutlichmehrvon einembestimmtenChoralgeprägtist,dersichalsroterFadendurchdasWerkzieht. AuchdieskannAuswirkungenaufdenTexthaben:beispielsweiseendetjedederüber 200KantatenJohannSebastianBachsmiteinerChoralstrophe. 338 Inwiefernsich vergleichbareundallgemeingültigeAussagenfürdas20.Jahrhunderttreffenlassen, bleibtzuprüfen.

Abschließendbleibtzweierleifestzustellen.Zumeinenhatsichgezeigt,dassdieAnnähe rungandieGattungOratoriumüberdenTextnichtnurmöglich,sondernsogarüberaus aufschlussreichist.Insbesondereließsich–entgegendergängigenmusikwissenschaft lichenMeinung–dieGattungsdefinitionzumindestfürinnerhalbdergewähltenEpoche unterBerücksichtigungtextlicherMerkmaleerheblichpräzisieren.Zumanderenwurde deutlich:DiealteGattungOratoriumhatim20.JahrhundertkeineswegsdasZeitliche gesegnet.SieerfreutsichzwarkeinermodischenBeliebtheit,bietetjedochoffensichtlich kontinuierlicheinekonzeptionellewiekompositorischeHerausforderungfürAutorenund KomponistenverschiedensterStilrichtungen.Vielleichtmagsichjadereineoderandere durchdieAufstellungimAnhangermutigtfühlen,selbsteineEntdeckungsreiseindie Weltdiesernahezuunsichtbaren,aberüberausvitalenGattungzuunternehmen.

338 vgl.Artikel „Kantate“ inDahlhaus/Eggebrecht1989,S.274 147 148

ANHÄNGE 149

VERZEICHNIS DER ORATORIEN 1945 - 2003

ImFolgendensindalleseit1945entstandenenOratorienaufgeführt,diemirbisEnde desJahres2003bekanntwaren.DazuwurdenVerlagsverzeichnisse,Bibliotheks kataloge,einschlägigeDatenbankensowieDatenbankenderGEMA 339 sowiedes deutschenMusikinformationszentrumsMIZ 340 undseinesösterreichischenPendants MICA 341 konsultiert.AuchNennungenindenUraufführungsAnkündigungender Zeitschrift„MusikundKirche“unddesDeutschenKomponistenverbands 342 sowiein WerkverzeichnissenundaufInternetSeitenvonKomponistenundLibrettistenwurden berücksichtigt.Nichtaufgenommenwurdenjedochsogenannte„Oratorien“,beidenen ichkeinezuverlässigeQuellefürdieGattungsbezeichnungnachweisenkonnte,diealso nurinRezensionenoderderSekundärliteraturmitdieserGattungsbezeichnung erscheinen.

DieAufstellungfürdieJahre1945bis2000dürfteweitgehenderschöpfendsein,wenn auchsicherlichdennochnichtvollständig.FürdieZeitnach2000habeichnichtmehr systematischgesucht.„Zufallsfunde“spätererJahresinddennochmitaufgeführt;sie mögenalsAnregungfürweitereRecherchendienen.

339 www.gema.de 340 www.miz.org 341 www.mica.at 342 vgl.Bruchhäuser1995sowiewww.komponistenlexikon.de 150

AlphabetischnachKomponisten

DerersteNamenenntdenKomponisten,diefolgendeninderRegeldenoderdie Librettisten.EinzigbeieinigenRock/PopOratorienwareinegenauereZuordnungnicht möglich.WennnureinNamegenanntist,stammtdasLibrettovomKomponistenbzw.es istkeinLibrettistbekannt.

BeidenAusgabenwerdensowohlkäuflichalsauchalsLeihmaterialerhältlicheNoten ausgabensowieTonträgerangeführt.WennkeineAusgabenzurVerfügungstanden,wird aufStandortevonManuskriptenoderProgrammheftevonAufführungenverwiesen.Die fürdievorliegendeArbeitjeweilshauptsächlichbenutzteundzitierteAusgabeistmit einemAsteriskgekennzeichnet.

Agnesens, Udo; Dischereit, Esther: Christof Dohm Oratorium(EpischesLied) Uraufführung:1994 Quelle:www.komponistenlexikon.de

Aufenanger, Friedhelm; Langen, Peter; Schmidt, Matthias: Elias - Homo Psychoticus Oratoriumin3Akten Uraufführung:10.5.1998,Bonn Quelle:GEMA

Barbe, Helmut: 1648 Kammeroratorium Entstehung:1997/98 Ausgaben: *Barbe,Helmut:1648.KammeroratoriumfürBariton,2gem.Chöreund Instrumente1997/98.PartiturMünchen(Strube)o.J.(=VS1748)

Baumann, Max: Lucas-Cranach-Oratorium Entstehung:1972 Quelle:www.komponistenlexikon.de

Baumann, Max: Passion Oratorium Uraufführung:1980,Berlin Quelle:www.komponistenlexikon.de

Baumann, Max Georg: Auferstehung Oratorium,op.94 Uraufführung:1980,Berlin(Dt.Katholikentag) 151

Ausgaben: Baumann,MaxGeorg:Auferstehung.OratoriumfürSoli(Sopran,Bariton,Bass), Sprecher,Sprecherin,gem.ChorundgroßesOrchesterop.94,Librettovom KomponistennachTextenderHeiligenSchriftundderLiturgie.Ms:Berlin, Staatsbibliothek

Becerra-Schmidt, Gustavo: Carl von Ossietzky-Oratorium Entstehung:1983 Quelle:www.oldenburg.de/kulturdatenbank/data/kdb.75.html

Becker, Günther: Magnum Mysterium – Zeugenaussagen zur Auferstehung OratorischeSzenen Uraufführung:4.5.1980,Düsseldorf Ausgaben: Becker,Günther:MagnumMysterium–ZeugenaussagenzurAuferstehung. OratorischeSzenen(1979/80).AufführungsmaterialWiesbaden(Breitkopf&Härtel) 1980 *Becker,Günther:MagnumMysterium–ZeugenaussagenzurAuferstehungfür Sprecher,Chor,Favoritchor,Orgel,HolzundBlechbläser,SchlagzeugundTonband. ProgrammheftderUraufführung,4.Mai1980,JohanneskircheDüsseldorf,Leitung: OskarGottliebBlarr

Berlipp, Friedel: Golgatha RockOratorium Uraufführung:1974,Volmarstein Quelle:www.komponistenlexikon.de

Bertram, Hans Georg: Der reiche Mann und der arme Lazarus Oratorium Uraufführung:25.6.1971,Lich Ausgaben: Bertram,HansGeorg:DerreicheMannundderarmeLazarus.Oratoriumfür Solostimmen,Soloinstrumente,ChorundOrchester.PartiturMünchen(Strube) 2003(=VS1806)

Bertram, Hans Georg: Ich sage: jetzt! Oratorium Entstehung:2001 Uraufführung:28.9.2002,Ellwangen Ausgaben: *Bertram,HansGeorg:„Ichsage:Jetzt“.OratoriumfürSprechstimmenundOrgel nachdemBriefdesPaulusandieRömerinderÜbersetzungvonWalterJens. TeilweiseWiedergabeeinesKonzertsvom23.November2002inderEvangelischen StadtkircheEsslingen,gesendetam28.6.2003inSWR2 152

Bieler, Helmut: Der Ackermann aus Böhmen OratoriumnachJ.v.Tepl Uraufführung:1977,BadHersfeld Quelle:www.komponistenlexikon.de

Bitsch, Jutta; Walter, Silja: Kugel im Licht OratoriumzuEhrendesHeiligenBenedikt Entstehung:1998/1999 Uraufführung:25.5.2002,Mainz Ausgaben: Bitsch,Jutta:KugelimLicht.OratoriumzuEhrendesheiligenBenedikt(1998/99) fürSprecher,Chor,KammerensembleundSchlagwerk;Auftragswerkdes KulturministeriumsRheinlandPfalz.Partituro.O.1999

Bitsch, Jutta; Wellerdiek, Gisbert: Sr. Maria Euthymia EinOratoriumin6Teilen Uraufführung:1.11.2001,Münster Quelle:www.bistummuenster.de

Blarr, Oskar Gottlieb: Wenn du auferstehst – wenn ich aufersteh’ Osteroratorium Uraufführung:3.3.1996,Mannheim Ausgaben: *Blarr,OskarGottlieb:„Wennduauferstehst–wennichaufersteh’“.Oster Oratorium.Kompositionsauftragzum50jährigenBestehenderGeistlichenWoche Mannheim.FürSoli(Sopran,Alt,Tenor,BaritonundBass),gemischtenChor, KinderchorundOrchestergruppenaufTextederhebräischenBibelunddesNeuen TestamentssowieTextenvonIngeborgBachmann,RoseAusländer,LudoLaagland, GiuseppeUngarettiundAttilaJózsef.ProgrammheftderUraufführungam3.März 1996,ChristuskircheMannheim,Leitung:HermannSchäffer Blarr,OskarGottlieb:Wennduauferstehst,wennichaufersteh’:OsterOratorium. CDAufnahmeHamburg(Polygram)1998

Bloch, Waldemar: Passio Domini Oratorium Entstehung:1967 Uraufführung:3.3.1968,Graz Ausgaben: Bloch,Waldemar:PassioDomini.OratoriumfürSoli(Alt,Tenor,Bariton),gemischten ChorundChor(TextvomKomponistennachderHl.Schrift).KlavierauszugWien (Doblinger)o.J.(=Doblinger46012) *Bloch,Waldemar:PassioDomini.OratoriumfürSoli,ChorundOrchester. ProgrammheftderUraufführungam3.März1968,AkademiefürMusikund DarstellendeKunstinGraz 153

Blum, Robert: Erzengel Michael Oratorium Entstehung:1961 Ausgaben: Blum,Robert:ErzengelMichael:OratoriumfürSoli,Chor,OrchesterundOrgel, komponiertvonRobertBlum.PartiturBellikon(Selbstverlag)1962

Blum, Robert: Der Tod des Agamemnon EpischesOratorium Entstehung:1965 Ausgaben: Blum,Robert:DerToddesAgamemnon.EpischesOratoriumfürSoli,Männerchor undOrchester;TextundMusikvonRobertBlum.AutographeReinschriftder Partiturvom3.Mai1971,ZentralbibliothekZürich

Blume, Jürgen; Eckert, Eugen: Hiob – Vom Leiden guter Menschen OratoriumindreiAkten Uraufführung:17.11.1993,Offenbach/Main Ausgaben: *Hiob–VomLeidenguterMenschen.OratoriumindreiAkten,Text:EugenEckert nachdemBuchHiob,Musik:JürgenBlume.Ms.(zurVerfügunggestelltvom Komponisten) Blume,Jürgen:Hiob(VomLeidenguterMenschen).OratoriumindreiAktenfür Solo,ChorundStreicherundSchlagwerk.Text:EugenEckert.PartiturMünchen (Strube)2000(=VS1359)

Bonitz, Matthias: Oratorium Evangelium Quelle:InternetSeiteMatthiasBonitz, home.tonline.de/home/matthias.bonitz/

Bonitz, Matthias; Uhlenbrock, Martin Pater OSB: Oratorium Benedictinum Uraufführung:1995 Quelle:InternetSeiteMatthiasBonitz, http://home.tonline.de/home/matthias.bonitz/

Bresgen, César: De tempore OratoriumnachWortendesAureliusAugustinus Entstehung:1973 Uraufführung:1974,Salzburg Ausgaben: Bresgen,César:DeTempore.OratoriumnachWortendesAureliusAugustinusfür Soli(Sopran,Tenor,Bariton),gem.Chor,mehrereSprecherundOrchester (1972/73).AufführungsmaterialWien(Doblinger)o.J. 154

*Bresgen,César:Detempore.OratoriumnachTextendesAureliusAugustinus. KopieeinesnichtnäherbestimmbarenProgrammhefts,zurVerfügunggestelltvom VerlagDoblinger,Wien

Bresgen, César: Lumen (Der Blinde) Oratorium Entstehung:1985 Ausgaben: Bresgen,Cesar:Lumen.OratoriumvomBlindennachdemLebenvonJacques LusseyrandfürSopranundTenorsolo,Sprecher,gem.Chor,Orgelund Kammerorchester(1984/85).BadSchwalbach(Gravis)o.J.(=EG157)

Brezger, Gottfried; Finke, Christian; Holm, Thomas: Paulus in Korinth Oratorium Uraufführung:6.11.1999,DreifaltigkeitskircheBerlinLankwitz Ausgaben: *PaulusinKorinth.EinOratoriumvonGottfriedBrezger,ChristianFinke,Thomas Holm.ProgrammheftderUraufführungvom6.November1999,Dreifaltigkeitskirche BerlinLankwitz

Bubmann, Peter; Töllner, Wolfgang: Thomas der Zweifler PopOratorium Uraufführung:1989,Berlin(Dt.Ev.Kirchentag) Ausgaben: *Bubmann,Peter:Thomas,derZweifler.PopOratoriumfürSolisten,Chor,Band undGemeinde.TextheftMünchen(Strube)o.J.(=VS1144)

Büchtger, Fritz: Die Auferstehung OratoriumnachMatthäus Entstehung:1955 Ausgaben: Büchtger,Fritz:DieAuferstehungnachMatthäus.Oratorium(1956). AufführungsmaterialKassel(Bärenreiter)o.J.(=BA2787)

Büchtger, Fritz: Die Himmelfahrt Christi OratoriumfürgemischtenChorundOrchester Entstehung:1956 Ausgaben: Büchtger,Fritz:DieHimmelfahrtChristi.Oratorium(deutsch/englisch),freie ÜbertragungvonApostelgeschichte1.AufführungsmaterialKassel(Bärenreiter)o.J. (=BA3699)

Büchtger, Fritz: Johannes der Täufer Entstehung:1962 155

Ausgaben: Büchtger,Fritz:JohannesderTäufer.Oratorium(1962).AufführungsmaterialKassel (Bärenreiter)o.J.(=BA3512)

Büchtger, Fritz: Pfingsten Oratorium;freieÜbertragungvonApostelgeschichte2 Entstehung:1957 Ausgaben: Büchtger,Fritz:Pfingsten(1957).OratoriumfürSolostimme,ChorundOrchester. AufführungsmaterialKassel(Bärenreiter)o.J.(=BA3650)

Büchtger, Fritz: Die Verklärung KammeroratoriumnachLukasundMatthäus Entstehung:1956 Ausgaben: Büchtger,Fritz:DieVerklärung.Oratorium(1956).AufführungsmaterialKassel (Bärenreiter)o.J.(=BA3647)

Büchtger, Fritz: Weihnachtsoratorium infünfTeilen Entstehung:1959 Ausgaben: Büchtger,Fritz:DasWeihnachtsoratorium.TeilI:DieVerkündigung(1959). KammeroratoriumfürSolostimmen,FrauenchorundInstrumente. AufführungsmaterialKassel(Bärenreiter)o.J.(=BA3992) Büchtger,Fritz:DasWeihnachtsoratorium.TeilII:MariaundElisabeth(1959). Kammeroratorium.LeihmaterialKassel(Bärenreiter)o.J.(=BA3993) Büchtger,Fritz:DasWeihnachtsoratorium.TeilIII:DieGeburt(1959). Kammeroratorium.LeihmaterialKassel(Bärenreiter)o.J.(=BA3994) Büchtger,Fritz:DasWeihnachtsoratorium.TeilIV:DreiKönige(1959). Kammeroratorium.LeihmaterialKassel(Bärenreiter)o.J.(=BA3995) Büchtger,Fritz:DasWeihnachtsoratorium:TeilV:Simeon(1959). Kammeroratorium.LeihmaterialKassel(Bärenreiter)o.J.(=BA3996)

Büsing, Otfried: Das Licht der Engel OratorischeWeihnachtsSzenen Uraufführung:9.12.2000,Freiburg Ausgaben: Büsing,Otfried:DasLichtderEngel.OratorischeWeihnachtsSzenenfür Vokalsolisten,Sprecher,gem.Chor,Kinderchor,Kammerorchesterundgr.Orgel nachTextenvonWalterJens,Vergil,RainerMariaRilke,PaulGerhard,Martin LutherundderHeiligenSchrift(2000).BadSchwalbach(Gravis)o.J.(=EG715) 156

*Büsing,Otfried:DasLichtderEngel.FürVokalsolisten,Instrumentalsolisten, Kinderchor,gem.ChorundKammerorchestermitgroßerOrgelnachTextenvon WalterJens,Vergil,RainerMariaRilke,PaulGerhardt,MartinLutherundder HeiligenSchrift.ProgrammheftderUraufführungvom9.Dezember2000, ChristuskircheFreiburg,Leitung:JörgEndebrock

Callhoff, Herbert: La Danse macabre OratorischeSzenen Entstehung:1986/87 Quelle:www.komponistenlexikon.de Ausgaben: Callhoff,Herbert:LaDansemacabre(1986/87).OratorischeSzenenfür Vokalquartett,Sprecher,gem.Chorundgr.Orch.NachTextenausdemBaseler Totentanzu.TextzitatenverschiedenerDichter.PartiturBadSchwalbach(Edition Gravis)o.J.(=EG168)

Clemencic, Rene: Reise nach Niniveh OratoriumfürVokalensemble Uraufführung:1999,Wien Quelle:HomepageR.Clemencic,www.clemencic.at

David, Johann Nepomuk: Ezzo-Lied Oratorium,Werk51 Entstehung:1957;ersteFassung(verschollen)schon1932 Uraufführung:17.5.1960,Berlin Ausgaben: David,JohannNepomuk:Ezzolied.OratoriumfürSoli,Chor,OrchesterundOrgel, Werk51.Wiesbaden(Breitkopf&Härtel)1958

David, Thomas Christian: Lied des Menschen Oratorium Entstehung:1974/75 Uraufführung:1978,Gummersbach Ausgaben: *David,ThomasChristian:DasLieddesMenschen.OratoriumfürSoli(Sopran,Alt, Tenor,Bariton),gem.Chor,KnabenchorundOrchester(Texte:AltesTestament). KlavierauszugWien(Doblinger)1983(=Doblinger46063)

Degen, Helmut: Oster-Oratorium Entstehung:1949 Ausgaben: Degen,Helmut:OsterOratorium.SingpartiturKassel(Bärenreiter)o.J.(=BA634) 157

Denhoff, Michael: Traumbuch eines Gefangenen OratorischeSzenen,op.51 Entstehung:1987 Quelle:www.komponistenlexikon.de Ausgaben: Denhoff,Michael:TraumbucheinesGefangenenop.51(1987).OratorischeSzenen fürSprecher,Bariton,gem.ChorundOrchesternachTextenvonHorstBienek. StudienpartiturBadSchwalbach(EditionGravis)o.J.(=EG160)

Dinescu, Violeta: Pfingstoratorium Entstehung:1993 Ausgaben: *Dinescu,Violeta:PfingstoratoriumfürSprecher,Solisten,zweiChöre,Bläserund Schlagzeug.PartiturBadenBaden(Ms.)1993,inKopiezurVerfügunggestelltvon derKomponistin

Doppelbauer, Josef Friedrich: Dein Reich komme Oratorium Entstehung:1976,revidiert1987 Ausgaben: Doppelbauer,JosefFriedrich(19181989):DeinReichkomme.Oratoriumnach TextenausderHeiligenSchriftfürSoli(Alt,Bariton),gem.ChorundOrchester (1976/1987).AufführungsmaterialWien(Doblinger)o.J.

Driessler, Johannes: De Profundis OratoriumnachWortenderHeiligenSchrift,op.22 Entstehung:1952 Ausgaben: *Driessler,Johannes:Deprofundis.OratoriumnachWortenderHeiligenSchriftfür Solostimmen,Kammerchor,großenChorundOrchester(1952).PartiturKassel (Bärenreiter)o.J.(=BA2780)

Driessler, Johannes; Brix, Bettina: Gaudia mundana EinweltlichheiteresOratorium,op.19 Entstehung:1951 Uraufführung:1952 Ausgaben: *Driessler,Johannes:Gaudiamundana.EinweltlichheiteresOratoriumfürTenor undBassSolo,Koloratursopran,5stimmigenChorundgroßesOrchester,op.19. KlavierauszugKassel(Bärenreiter)1952(=BA2548)

Driessler, Johannes: Der Lebendige Oratorium,op.40 Entstehung:195456 158

Ausgaben: *Driessler,Johannes:DerLebendige.OratoriumfürSoli,ChorundOrchesternach WortenderHeiligenSchrift,op.40.KlavierauszugKassel(Bärenreiter)o.J.

Driessler, Johannes: Dein Reich komme OratoriumnachWortendesAltenundNeuenTestaments,op.11 Entstehung:1948/49 Uraufführung:1950 Ausgaben: *Driessler,Johannes:DeinReichkomme.OratoriumfürSopran,Tenorund Baritonsolo,5stimmigenChor,HolzbläserundStreichorchesternachWortendes altenundneuenTestaments,op.11.KlavierauszugKassel(Bärenreiter)1951 (=BA2531)

Drude, Matthias; Drude, Hartwig: „Für deine Ehre habe ich gekämpft, gelitten“. Stationen der Passion Jesu Passionsoratorium Entstehung:2000 Ausgaben: *FürdeineEhrehabeichgekämpft,gelitten.StationenderPassionJesu.Libretto aufderHomepagedesKomponisten:home.tonline.de/home/drude.dd/Passion.html

Drude, Matthias; Mendt, Dietrich: Von den Mühen der Heimkehr EinOratoriumnachTextenausdemalttestamentlichenBuchEsra Entstehung:1998/99 Uraufführung:23.11.2000,Halle/Saale Ausgaben: *VondenMühenderHeimkehr.EinOratoriumnachTextenausdemalttestament lichenBuchEsra.LibrettoaufderHomepagedesKomponisten: home.tonline.de/home/drude.dd/EsraLibretto.html Drude,Matthias:VondenMühenderHeimkehr.OratoriumnachTextenausdem alttestamentlichenBuchEsra.Aurich(ADUVerlagfürzeitgenössischeMusik)o.J.

Drude, Matthias; Mendt, Dietrich: Weihnachtsoratorium Entstehung:1995/96 Uraufführung:13.12.1997,Dresden Ausgaben: *Weihnachtoratorium.LibrettoaufderHomepagedesKomponisten: home.tonline.de/home/drude.dd/WeihnachtsoratoriumText.html Drude,Matthias:WeihnachtsoratoriumfürSprecher,Sopran,Bariton,Chorund OrchesternacheinemTextvonDietrichMendt.Aurich(ADUVerlagfür zeitgenössischeMusik)o.J.(=ADU125)

Ebenhöh, Horst; Vogg, Herbert: Von der Hoffnung Kammeroratorium Entstehung:1982 Uraufführung: 159

Ausgaben: *Ebenhöh,Horst:VonderHoffnung.KammeroratoriumfürMezzosopran,Bariton, dreistimm.gem.Chor,Streicher,FlöteundSchlagzeug,Text:HerbertVogg.Ms.zur VerfügunggestelltvomKomponisten Ebenhöh,Horst:VonderHoffnung.KammeroratoriumfürMezzosopran,Bariton, dreistimmigengemischtenChor,Flöte,SchlagzeugundStreicher(Text:Herbert Vogg),op.59(1982).ChorpartiturWien(Doblinger)o.J.

Ebenhöh, Horst: Virata SzenischesOratorium(konzertantszenischeLegende) Entstehung:Ende1950erJahre Uraufführung: Ausgaben: *Virata.SzenischesOratorium(konzertantszenischeLegende)nachderLegende „DieAugendesewigenBruders“vonStefanZweig.MusikvonHorstEbenhöh.Ms. zurVerfügunggestelltvomKomponisten

Eder, Helmut; Vogg, Herbert: Non sum qualis eram Oratorium,op.62 Entstehung:1975 Uraufführung:10.12.1976,Salzburg Ausgaben: Eder,Helmut:Nonsumqualiseram.OratoriumfürSopran,BaritonundBass Solo,4bis8stimm.gem.ChorundOrchester(Text:HerbertVogg),op.62(1975). AufführungsmaterialWien(Doblinger)o.J. *Eder,Helmut:Nonsumqualiseram.OratoriumfürSoli,ChorundOrchester, op.62.Text:HerbertVogg.ProgrammheftderVoraufführungimRahmendes Festakts„100JahreMusikverlagDoblinger“,9.Dezember1976

Engelmann, Hans Ulrich: Stele für Georg Büchner CantoSinfonico(Oratorium),op.52 Entstehung:1986/87 Uraufführung:18.11.1987,Darmstadt Ausgaben: Engelmann,HansUlrich:StelefürGeorgBüchner.Cantosinfonico(Oratorium) (1986/87).AufführungsmaterialWiesbaden(Breitkopf&Härtel)o.J.

Ernst, Siegrid; Meyer-Bernitz, Klaus: ... noch sind die Wege offen Oratorium Uraufführung:6.7.1997,Bremen Quelle:ArbeitskreisBremerKomponistenundKomponistinnene.V., http://kryptogame.com/abk/Seiten/Portraits/ernst2.html

Fietz, Siegfried; Jourdan, Johannes: Paulus I – Lass dir an meiner Gnade genügen Tonproduktion:1972 160

Ausgaben: *Fietz,Siegfried:PaulusOratorium:LassDiranmeinerGnadegenügen.Text: JohannesJourdan.NotenausgabebearbeitetvonWinfriedSieglerundSiegfriedFietz. Greifenstein(Abakus)²1994

Fietz, Siegfried; Jourdan, Johannes: Paulus II – Komm herüber und hilf Tonproduktion:1973 Ausgaben: *Fietz,Siegfried;Jourdan,Johannes:PaulusII.Oratorium.Kommherüberundhilf uns.Musik:SiegfriedFietz,Texte:JohannesJourdan.BearbeitungderNoten Ausgaben:DirkSchmalenbach.Greifenstein(Abakus)²1973

Fietz, Siegfried; Jourdan, Johannes: Johannes-Oratorium – Wir sahen seine Herrlichkeit Tonproduktion:1979 Ausgaben: *Fietz,Siegfried:JohannesOratorium:WirsahenseineHerrlichkeit.Notenausgabe zurAbakusLP90023.Musik:SiegfriedFietz,Text:JohannesJourdan, Schallplattenbearbeitung:PeterBye,BearbeitungderNotenAusgaben:DavidPlüss. Greifenstein(Abakus)1979

Fietz, Siegfried; Jourdan, Johannes: David – Der Herr ist mein Hirte Tonproduktion:1977 Ausgaben: *Fietz,Siegfried:David:Oratorium.DerHerristmeinHirte.Text:Johannes Jourdan,Schallplattenbearbeitung:PeterBye,BearbeitungderNotenAusgaben: MichaelWeller.Greifenstein(Abakus)1982

Fietz, Siegfried; Jourdan, Johannes: Petrus Oratorium Tonproduktion:1976 Ausgaben: *Fietz,Siegfried;Jourdan,Johannes:PetrusOratorium,TextausgabeUlmtal (AbakusVerlag)1976

Fietz, Siegfried; Jourdan, Johannes: Oratorium Ausgaben: *Fietz,Siegfried;Jourdan,Johannes:MartinLutherOratorium.Ulmtal(Abakus Verlag)1982

Fischer, Theo: Über allem steht ein Licht OratorischeSzenen Uraufführung:1967 Quelle:www.komponistenlexikon.de 161

Flammer, Ernst Helmuth: Der Turmbau zu Babel SzenischesOratoriumin8Teilen Entstehung:1981/82 Ausgaben: Flammer,ErnstHelmuth:DerTurmbauzuBabel(1981/82).SzenischesOratorium in8TeilenfürOrchestergruppen,3Chöre,2Gesangssoli(SopranundBariton), Sprecher,quadrophonesZuspielbandundLiveElektroniknachTextenvon Nietzsche,Schopenhauer,Schiller,R.Wagner,MachiavelliundTucholsky.Bad Schwalbach(Gravis)o.J.(=EG1457)

Frederichs, Henning: Hiob HalbszenischesKammeroratorium Entstehung:1990 Uraufführung:1.6.1991,Essen(Ev.Kirchentag) Ausgaben: *Frederichs,Henning:DreiOratorien.TextbücherundErläuterungenzuPetrus, PassionserzählungderMariaMagdalena,Hiob.Gelnhausen(TRIGA)1996

Frederichs, Henning: Passionserzählung der Maria Magdalena Entstehung:1985 Uraufführung:8.3.1986 Ausgaben: *Frederichs,Henning:DreiOratorien.TextbücherundErläuterungenzuPetrus, PassionserzählungderMariaMagdalena,Hiob.Gelnhausen(TRIGA)1996 Frederichs,Henning:PassionserzählungderMariaMagdalena(1985).Oratoriumfür Mezzosopran,Bariton,vierSoliloquenten,gem.Chor,Positiv,Orgelpedal, Streichquintett,Schlagzeug(1Spieler).PartiturKöln(EditionDohr)o.J.

Frederichs, Henning: Petrus BiblischeSensoperanachdemLeseDramaPetrusPeccatorPeramansvonJedwiga Jagte(i.e.:H.F.) Entstehung:1982 Uraufführung:23.10.1982,Wittena.d.R. Ausgaben: *Frederichs,Henning:DreiOratorien.TextbücherundErläuterungenzuPetrus, PassionserzählungderMariaMagdalena,Hiob.Gelnhausen(TRIGA)1996 Frederichs,Henning:Petrus."BiblischeSensopera"fürSopran,Bariton,Sprecher,1 10stg.Gem.Chor,Violine,Klarinette,Klavier,Cembalo,Orgel,Vibraphonund Schlagzeug(2Spieler).Partitur/ChorpartiturKöln(EditionDohr)o.J.

Frieberger, Rupert Gottfried: Die Bekehrung des Hl. Paulus KammeroratoriumfürSoli,Chor,2OrgelnundInstrumentalensemble Entstehung:1994 Uraufführung:26.10.1994 Quelle:MusikundKirche64(1994),Heft4,S.244 162

Frieberger, Rupert Gottfried: Mysterium Crucis Kammeroratorium Entstehung:1987 Uraufführung:25.3.1988,Linz(ORF) Ausgaben: Frieberger,RupertGottfried:MysteriumCrucis(1951).Kammeroratoriumnach TextenderHl.Schrift,demLutherschenGesangbuchundvonKurtMartifürSoli (Sopran,Tenor,Bariton,Bass),Sprecher,gemischtenChor,Instrumentalensemble undOrgelpositiv(1987).AufführungsmaterialWien(Doblinger)o.J. *CDBooklet:MysteriumCrucis.KammeroratoriumvonRupertGottfriedFrieberger. CDChristophorus1993(CHR77134)

Gabriel, Thomas; Eckert, Eugen: Daniel Rockoratorium Entstehung:1996 Ausgaben: Gabriel,Thomas:Daniel.Oratoriumfür3stg.gem.ChorundInstrumente.Textvon EugenEckert.PartiturMünchen(Strube)o.J.(=VS1810)

Gabriel, Thomas; Eckert, Eugen: Emmaus RockOratoriumin6Bildern Uraufführung:1.4.2002,Seligenstadt Ausgaben: Gabriel,Thomas:Emmaus.OratoriumzuLukas24,1735fürSolisten,4stg.gem. Chor,OrchesterundBand.TextvonEugenEckert.PartiturMünchen(Strube)o.J. (=VS1921)

Gattermeyer, Heinrich: Der Turmbau zu Babel OratoriumnachTextenderHeiligenSchrift Entstehung:196083 Ausgaben: Gattermeyer,Heinrich:DerTurmbauzuBabel.OratoriumnachTextenderHeiligen SchriftfürSprecher,gemischtenChorundgroßesOrchester.CDAufnahmeo.O.u. o.J.(Preiserrecords,Österreich)

Gattermeyer, Heinrich: Weihnachtsoratorium Entstehung:1951 Quelle:www.mica.at

Gieseler, Walter: Unio mystica OratorischeGesänge Entstehung:198991 Ausgaben: Gieseler,Walter:Uniomystica.OratorischeGesängefürdreiSoli,gemischtenChor undOrchester.PartiturBadSchwalbach(Gravis)1991(=EG294) 163

Glaus, Daniel: Hüllen des Abgrunds OratoriumüberdieOffenbarungdesJohannes Entstehung:1986/87 Ausgaben: Glaus,Daniel:HüllendesAbgrunds.OratoriumüberdieOffenbarungdesJohannes. AufführungsmaterialBern(Müller&Schade)o.J.(=BestNr.1522)

Glaus, Daniel: Sunt lacrimae rerum OratoriumfürdenPlanetendesLebens Entstehung:1988/89 Ausgaben: Glaus,Daniel:Suntlacrimaererum.OratoriumfürdenPlanetendesLebensüber TextevonKurtMarti,AdolfMuschg&DorotheeSölle.AufführungsmaterialBern (Müller&Schade)o.J.(=BestNr.1527)

Graf, Wolfram: Tage des Mondes OratorischeSzenenzum20.Jahrhundert Entstehung:2003 Quelle:HomepagedesKomponisten,www.wolframgraf.de

Graf, Wolfram: Martin von Tours – Teilen statt Töten OratoriumfürzweiSprecher,Sopransolo,Chor,Kinderchor,Orchesterundzwei Orgeln Entstehung:1991 Quelle:HomepagedesKomponisten,www.wolframgraf.de

Haas, Joseph; Schuster, Ludwig: Die Seligen. Variationen über die Bergpredigt Oratorium,op.106 Entstehung:1956 Ausgaben: *Haas,Joseph:DieSeligen.VariationenüberdieBergpredigt.Oratoriumnach WortenderHeiligenSchriftunddesAngelusSilesius,gestaltetundgeformtvon JosephHaasundLudwigSchusterfürSopranundBaritonSolo,gemischtenChor, Kinder,FrauenundMännerchormitOrchesterundOrgel,op.106.TextbuchMainz (Schott)1956 Haas,Joseph:DieSeligen.VariationenüberdieBergpredigt.Oratorium. KlavierauszugMainz(Schott)(=ED4921)

Haas, Joseph; Andersen, Ludwig: Das Jahr im Lied VolksliederOratorium,op.103 Entstehung:1951 Uraufführung:22.28.4.1952,Kassel 164

Ausgaben: *Haas,Joseph:DasJahrimLied.EinVolksliederOratoriumnachaltendeutschen WeisenmitverbindendenWortenvonLudwigAndersenfürSopran,Alt,Tenorund BassSolo,Sprecher,gemischtenChorundOrchester.KlavierauszugMainz(Schott) 1980(=EditionSchottED4340)

Haller, Hermann: Hiob Oratorium Uraufführung:1975,Wilhelmshaven Ausgaben: *Haller,Hermann:Hiob.OratoriumnachTextenderHeiligenSchriftfürSopran undBaritonsolo,gemischtenChor,OrgelundOrchester.KlavierauszugLocarno, Wilhelmshaven(HeinrichhofensMusikverlag/EdizioniPegasus)1975

Heiller, Anton; Krieg, Franz: Francois Villon Oratorium Entstehung:1956 Uraufführung:24.4.1970,Wien Ausgaben: Heiller,Anton:FrançoisVillon.OratoriumfürSoli,gemischtenChorundOrchester (TextvonFranzKriegunterVerwendungVillonscherBalladen)(1956).Klavierauszug Wien(Doblinger)o.J.(=Doblinger46028) *KopieeinesnichtnäherbestimmbarenProgrammhefts,zurVerfügunggestelltvom VerlagDoblinger,Wien

Heilmann, Harald: Der Sündenfall SzenischesOratorium,op.100 Uraufführung:1969,Heidelberg Ausgaben: *Heilmann,Harald:DerSündenfall.Ms.zurVerfügunggestelltvomKomponisten Heilmann,Harald.DerSündenfall:szenischesOratoriumnachderBibel.Partitur Berlin(AstoriaVerlag)1974

Heilmann, Harald; Lipp, Wolfgang: Von der Weisheit Gottes Oratorium Uraufführung:1977,Ulm Ausgaben: *Heilmann,Harald:VonderWeisheitGottes.Ms.zurVerfügunggestelltvom Komponisten Heilmann,Harald:VonderWeisheitGottes:OratoriumfürSprecher,vierSoli, gemischtenChorundOrchester,nachTextenausdemChorgestühldesUlmer MünstervonWolfgangLipp.PartiturBerlin(AstoriaVerlag),o.J. 165

Heizmann, Klaus; Jourdan, Johannes: Jerusalem Schalom Oratorium Entstehung:1993 Uraufführung:1995,Basel Ausgaben: Heizmann,Klaus;Jourdan,Johannes:JerusalemSchalom(Oratorium).CD ProduktionAsslar(KlausGerthMusikverlag)1994

Heizmann, Klaus; Jourdan, Johannes: Das Licht leuchtet in der Finsternis JesusOratorium1(Weihnachtsoratorium) Tonproduktion:1998(CD) Uraufführung:2002,Braunschweig Ausgaben: Heizmann,Klaus;Jourdan,Johannes:JesusOratorium1:DasLichtleuchtetinder Finsternis.CDProduktionAsslar(KlausGerthMusikverlag)1998

Henze, Hans Werner; Schnabel, Ernst: Das Floß der Medusa Oratoriovulgareemilitare Entstehung:1967/68 Uraufführung:9.12.1968,Hamburg Ausgaben: Schnabel,Ernst:DasFloßderMedusa.TextzumOratoriumvonHansWerner Henze.ZumUntergangeinerUraufführung.München(Piper)1969 Henze,HansWerner:DasFloßderMedusa:oratoriovulgareemilitareindueparti; TextvonErnstSchnabel.StudienPartiturMainz(Schott)1970 *Henze,HansW.;Schnabel,Ernst:DasFloßderMedusa.Aufnahmedes NorddeutschenRundfunks,1968;Leitung:HansWernerHenze.CDProduktion Hamburg(DeutscheGrammophon)1996

Heucke, Stefan: Die Ordnung der Erde TanzoratoriumnachdemGilgameschEpos,op.30 Uraufführung:27.1.2001,Gelsenkirchen Ausgaben: Heucke,Stefan:DieOrdnungderErde.TanzoratoriumnachdemGilgameschEpos, op.30.AufführungsmaterialMainzu.a.(Schott)o.J.

Hoeft, Helmut; Fietkau, Wolfgang: Unterwegs PopOratorium Entstehung:2000 Ausgaben: Hoeft,Helmut;Fietkau,Wolfgang:Unterwegs–HaltestelleGegenwart.CDAufnahme o.O.(Kreuz)2000(BestellNr.3059070) 166

Hollenweger, Walter; Korthaus, Estella F.: Maria von Wedemeyer – Eine unerhörte Frau Oratorium Uraufführung:Juni1997,Leipzig(Dt.Ev.Kirchentag) Quelle:InternetDokumentationdesEv.Kirchentags1997inLeipzig; http://church.hansolo.net/kirchentagold/leipzig/reportagen/r034.html

Hummel, Bertold; Scheele, Paul-Werner: Der Schrein der Märtyrer Entstehung:1989 Ausgaben: *Hummel,Bertold:DerSchreinderMärtyrer.TextgestaltungvonPaulWerner Scheele.Ms.vonderHomepagedesKomponisten,www.bertoldhummel.de Hummel,Bertold:DerSchreinderMärtyrer.Oratoriumop.90.J.SchubertVerlag 1990(=JS158) Hummel,Bertold:DerSchreinderMärtyrer.MitschnittderUraufführungim WürzburgerDomunterLeitungvonSiegfriedKoesler.CDProduktiono.O. (ConventusMusicus)o.J.(=CM1001/2)

Jänke, Stefan; Richter, Frank: Dass ein neuer Anfang verbleibe OratoriumnachderPassionsgeschichtedesJohannesEvangeliums Uraufführung:29.3.2002,Großenhain Quelle:persönlicheMitteilungdesKomponisten;vgl.auchBartsch2002

Jochum, Otto: Canctica sacra Oratorium,op.167 Entstehung:1957 Ausgaben: Jochum,Otto:Canticasacra.OratoriumnachWortenderHeiligenSchriftundder christlichenLiturgiefürvierSolostimmen(Sopran,Alt,Tenor,Bariton),gem.Chor, OrchesterundOrgelad.lib.Op.167.Klavierauszug.München(Leuckart)1957

Johnson, Tom: Bonhoeffer Oratorium Entstehung:198892 Ausgaben: Johnson,Tom:BonhoefferOratorium(19881992).Paris(Editions75)o.J. *Johnson,Tom:BonhoefferOratorium(19881992)invierTeilen,fürvierSolisten, zweiChöreundOrchester.ProgrammheftderUraufführungam21.September [1996]inMaastricht,Leitung:MartinWright

Josef, Jens: Vor langer Zeit. Stationen einer Stadt Oratorium.WerkXL Uraufführung:2000Hann.Münden,Blasiuskirche Quelle:WerkverzeichnisdesKomponisten,www.thiasos.de/Komp/josefd.html 167

Jost, Helmut; Nitsch, Johannes: Ewigkeit fällt in die Zeit PopOratoriumzurChristusgeschichte Ausgaben: *Jost,Helmut;Nitsch,Johannes:EwigkeitfälltindieZeit.EinPopOratoriumzur Christusgeschichte.CDAufnahme(FelsenfestVerlag)1999

Katzer, Georg; Wolf, Christa; Wolf, Gerhard: Medea in Korinth OratorischeSzenen Entstehung:2000/2001 Uraufführung:6.9.2002,Berlin Ausgaben: Katzer,Georg:MedeainKorinth(2000/01).OratorischeSzenenfür5Gesangssoli, gem.ChorundgroßesOrchester.BadSchwalbach(Gravis)2001(=EG764) *Katzer,Georg:MedeainKorinthfor5solovocalists,mixedchorusandlarge orchestra.OratoricScenesafterthelibrettobyChristaWolf&GerhardWolf.Live Mitschnittvom6.September2002,BerlinerSingakademie,BerlinerSinfonie Orchester,Leitung:AchimZimmermann.CDProduktionMünchen(ArteNove Classics)2003

Kaufmann, Otto: Botschaft aus Bethlehem Weihnachtsoratorium Uraufführung:15.12.2001,Uelzen Ausgaben: Kaufmann,Otto:BotschaftausBethlehem.Weihnachtsoratorium.CDProduktion o.O.(Amphion)2002

Kelterborn, Rudolf: Die Flut OratoriumnachderBibelübersetzungvonMartinBuber Entstehung:1963/64 Uraufführung:14.5.1965,Basel Ausgaben: *Kelterborn,Rudolf:DieFlut.OratoriumaufBibeltexteinderVerdeutschungvon MartinBuber.KlavierauszugKassel(Bärenreiter)1964 Kelterborn,Rudolf:DieFlut(1963/64).OratoriumnachderBibelübersetzungvon MartinBuber.AufführungsmaterialKassel(Bärenreiter)o.J.(=BA4426)

Kelterborn, Rudolf: Dies unus FragmentarischesOratoriumüberdenSchöpfungsbericht Entstehung:1972 Ausgaben: Kelterborn,Rudolf:Diesunus.FragmentarischesOratorium(1971/72).Kassel (Bärenreiter)o.J.(=BA6068) 168

Kern, Matthias: Sapientia in Christo Oratorium Uraufführung:23.6.1967,Hannover Ausgaben: Kern,Matthias:SapientiainChristo.OratoriumfürBaritonsolo,gemischtenChor undOrchester.PartiturCelle(Moeck)o.J.(=Ed.Nr.5056)

Kirchner, Volker David: Ahasver SzenischesOratorium Entstehung:19982000 Uraufführung:5.5.2001,Bielefeld Ausgaben: Kirchner,VolkerDavid:Ahasver.SzenischesOratorium(19982000),Librettovom Komponisten.AufführungsmaterialMainzu.a.(Schott)o.J.

Klebe, Giselher: Warum hat die Sonne einen Aschenrand? OratoriumfürAmnestyInternational,op.104 Entstehung:1991 Ausgaben: Klebe,Giselher:WarumhatdieSonneeinenAschenrand.Oratoriumop.104(1991). Kassel(Bärenreiter)o.J.(=BA7338) *GiselherKlebe:WarumhatdieSonneeinenAschenrand(OratoriumfürAmnesty International),op.104.FürzweiKlaviere,Schlagzeugund16stimmigenChor.CD ProduktionHamburg(Edel)1994.

Klebe, Giselher: Weihnachtsoratorium Op.101 Entstehung:1989 Uraufführung:7.12.1989,Bonn Ausgaben: Klebe,Giselher:Weihnachtsoratoriumop.101(1989).FassungfürgroßesOrchester. Kassel(Bärenreiter)o.J.(=BA7322) Klebe,Giselher:Weihnachtsoratoriumop.101(1989).FassungfürkleinesOrchester. Kassel(Bärenreiter)o.J.(=BA7339) * Klebe,Giselher:Weihnachtsoratoriumop.101.AufnahmedesWDRvom 7.12.1989.CDProduktiono.O.u.J.

Kleber, Wolfgang: Tefilla OratoriumzurDoppelstele„BindungundKreuzigung“ Uraufführung:19.9.2001,Darmstadt 169

Ausgaben: *Tefilla.OratoriumzurDoppelstele„BindungundKreuzigung“vonIgaelTumarkin fürSolosopran,Solobass,GemischterChor,Bläserquintett(Flöte,Trompete,Englisch Horn,Fagott,Kontrafagott),Streicherquintett(2Violinen,2Celli,Kontrabass), Schlagzeug,Orgel.TextzusammenstellungundMusik:WolfgangKleber.Textfassung zusammengestelltvomKomponistenaufwww.darmstadt online.de/paulusgemeinde/tefilla.htm

Koerppen, Alfred: Das Feuer des Prometheus Oratorium Entstehung:1956 Uraufführung:28.10.1956,Hannover Ausgaben: Koerppen,Alfred:DasFeuerdesPrometheus.Oratoriumfür5Soli,gemischtenChor undgroßesOrchester.Wiesbaden(Breitkopf&Härtel)o.J. *DasFeuerdesPrometheus.OratoriumindreiTeilenfürSoli,gemischtenChorund OrchestervonAlfredKoerppen.ProgrammheftderUraufführungvom28.Oktober 1956,NiedersachsenhalleHannover,Leitung:FritzvonBloh

Koerppen, Alfred: Der Turmbau zu Babel SzenischesOratoriumfür4Soli,MännerchorundgroßesOrchester Entstehung:1951 Quelle:WerkverzeichnisaufderHomepagedesKomponisten,http://alfred koerppen.de

Kopf, Klaus-Dieter: Luther-Oratorium Entstehung:1981/82 Uraufführung:1983,Magdeburg Quelle:HomepagedesKomponisten,http://www.neuemusik.de/kopf.htm

Krämer, Thomas: Kinder des Lichts OratoriumfürAlt,BaritonundgroßesOrchester Entstehung:1995 Uraufführung:1996,Saarbrücken Quelle:HomepagedesKomponisten,www.hfmsaarland.de/kraemer/

Kratochwil, Heinz; Schweiger, Sigrid: Die Erschaffung der Welt Kammeroratorium,op.150 Entstehung:1985 Uraufführung:1985 Ausgaben: Kratochwil,Heinz:DieErschaffungderWelt.KammeroratoriumfürBassSolo, Sprecher,gemischtenChor,Flöte,PaukenundStreicher,op.150(1985).Wien (Doblinger)o.J. 170

*Kratochwil,Heinz:DieErschaffungderWelt,op.150,fürBassSolo,Sprecher,4 stimmigenChor,Flöte,StreicherundPaukennachdemBuchGenesis,ergänzt durchTextevonSigridSchweiger.Programmhefteinernichtnäherbestimmbaren Aufführung,KopiezurVerfügunggestelltvomVerlagDoblinger,Wien

Kraus-Hübner, Hans; Knodt, Reinhard: Zeitenwenden EinweltlichesOratoriumin12Bildern Uraufführung:14.7.2000,Altdorf Quelle:HomepagedesLibrettisten,www.reinhardknodt.de

Kraus-Hübner, Hans; Knodt, Reinhard: Legende der Hl. Walburga Uraufführung:13.9.2002,HeidenheimamHahnenkamm Quelle:HomepagedesLibrettisten,www.reinhardknodt.de

Kreisel, Paul Eberhard: Jona Kammeroratorium,op.77 Uraufführung:30.10.1977 Quelle:www.komponistenlexikon.de

Kreisel, Paul Eberhard: Requiem Oratorium,op.72 Uraufführung:10.11.1974 Quelle:www.komponistenlexikon.de

Kreisel, Paul Eberhard: Die Weihnachtsgeschichte Oratorium,op.54 Uraufführung:1961 Quelle:www.komponistenlexikon.de

Krenek, Ernst: Opus sine nomine Oratorium,op.238 Entstehung:beendet12.3.1988 Uraufführung:8.5.1990,Wien Ausgaben: *Krenek,Ernst:Opussinenomineop.238(1988).Oratorium.KlavierauszugKassel (Bärenreiter)1990(=BA7317)

Krenek, Ernst: Spiritus Intelligentiae, Sanctus Pfingstoratorium Entstehung:Okt.195523.3.1956 Uraufführung:30.5.1956,Köln Ausgaben: Krenek,Ernst:SpiritusIntelligentiae,Sanctus.PfingstoratoriumfürSingstimmen undelektronischeKlänge.Wien(UniversalEdition)1956 171

Kropfreiter, Augustinus Franz; Schönzeler, Hans-Hubert: Altdorfer-Passion Kammeroratorium Entstehung:1965 Uraufführung:17.10.1965St.Florian/Oberösterreich Ausgaben: Kropfreiter,AugustinusFranz:AltdorferPassion.KammerOratorium(nachTexten derHl.Schrift)fürAlt,Baritonund11Instrumente(1965).KlavierauszugWien (Doblinger)o.J.(=Doblinger08822) *Kropfreiter,AugustinusFranz:AltdorferPassion.KammeroratoriumnachTexten derHl.Schrift.ErstaufnahmevomMärz1988,EmmauskircheMünchen.CD ProduktionMünster(FONO)1991

Kubizek, Augustin; Vogg, Herbert: Stationen (Memento Homo) Oratorium,op.41 Entstehung:1975 Ausgaben: *Kubizek,Augustin(Musik);Vogg,Herbert(Text):Stationen.Oratorium.Ms.zur VerfügunggestelltvomLibrettisten. KubizekAugustin:Stationen.Oratorium(TextvonHerbertVogg,engl.vonRoberta Arwood)fürTenorundBassSolo,gemischtenChorundOrchester,op.41(1975). AusgabefürChorundKlavierWien(Doblinger)o.J.(=Doblinger45544)

Kukuck, Felicitas; Johannsen, Margret: Ecce homo: die letzten Tage des Jesus aus Galiläa Oratorium Ausgaben: *Kukuck,Felicitas:Eccehomo:dieletztenTagedesJesusausGaliläa.Oratorium nacheinemTextvonMargretJohannsen.TextundInhaltsübersichtWolfenbüttel (Möseler)o.J. Kukuck,Felicitas;Johannsen,Margret:Eccehomo:dieletztenTagedesJesusaus Galiläa.OratoriumfürSoli,ChorundInstrumente.PartiturWolfenbüttel(Möseler) 1991(=M68.836)

Kukuck, Felicitas: Der Gottesknecht PassionsOratoriumin6Kantaten Entstehung:1957 Ausgaben: Kukuck,Felicitas:DerGottesknecht.PassionsOratoriumin6Kantatenfür2gem. Chöre(SATBSATB),StreicherundGemeinde(Orgel,Blockflötenadlib.). Wolfenbüttel(Möseler)1957(=VerlagsNr.68.810)

Kukuck, Felicitas: Das kommende Reich (Die Seligpreisungen) Oratorium Entstehung:1959 172

Ausgaben: Kukuck,Felicitas:DaskommendeReich(DieSeligpreisungen).Oratoriumfür Baritonsolo,ChorSSATTB,Gemeinde,OrchesterundOrgel(1959).Leinfelden (Carus)o.J.(=CV10.031)

Kunad, Rainer: Die Kitschpostille KleinesOratorium,conatum60 Entstehung:1974 Ausgaben: Kunad,Rainer:DieKitschpostille.KleinesOratorium.KlavierauszugWiesbaden Breitkopf&Härtel(=DV6116)

Kunad, Rainer: Salomonische Stimmen Oratorium,conatum76 Uraufführung:1984,Dresden Ausgaben: Kunad,Rainer:SalomonischeStimmen.Oratorium,conatum76.Rimsting (Arends/Keturi)o.J.

Kunad, Rainer: Stimmen der Völker Oratorium,conatum72 Entstehung:1980/81 Ausgaben: Kunad,Rainer:StimmenderVölker.OratoriumnachHerderfürSoli,Chor,Orgel undOrchester,conatum72.KlavierauszugLeipzig(Dt.VerlagfürMusik)o.J.(=DV 6133)

Kunad, Rainer: Jovian, der Seher (Trilogie der Offenbarung Gottes, Teil 1) Oratorium,conatum80 Uraufführung:1987,Mannheim Ausgaben: Kunad,Rainer:Jovian,derSeher.Oratoriumin2Szenennachdersyroaramäischen OriginalApokalypse,conatum80.Rimsting(Arends/Keturi)o.J.

Kunad, Rainer: Der Seher von Patmos (Trilogie der Offenbarung Gottes, Teil 2) Oratorium,conatum81 Uraufführung:1988,Karlsruhe Ausgaben: Kunad,Rainer:DerSehervonPatmos.OratoriumnachWortenderOffenbarungan JohannesundderTübingerGebete,conatum81.Rimsting(Arends/Keturi)o.J. 173

Kunad, Rainer: Das neue Jerusalem (Trilogie der Offenbarung Gottes, Teil 3) Oratorium,conatum82 Entstehung:1986 Uraufführung:1989,Sindelfingen Ausgaben: Kunad,Rainer:DasneueJerusalem.OratoriumnachWortenderOffenbarungan JohannesundderTübingerTexte,conatum82.Rimsting(Arends/Keturi)o.J.

Kunad, Rainer: Das Thomas-Evangelium Oratorium,conatum79 Uraufführung:1987,Kiel Ausgaben: Kunad,Rainer:DasThomasEvangelium.Oratoriumin3TeilennachVersenaus demThomasEvangeliumundausdenThomasPsalmen,conatum79.Rimsting (Arends/Keturi)o.J.

Linßen, Gregor: Adam – auf der Suche nach dem Menschen EinNGLOratorium Uraufführung:7.8.2002,Assisi Ausgaben: Linßen,Gregor:AdamAufderSuchenachdemMenschen.EinNGLOratorium. ChorpartiturNeuss(EditionGL)2002

Linßen, Gregor: Die Spur von morgen NGLOratorium Uraufführung:11.08.1998 Ausgaben: *Linßen,Gregor:DieSpurvonmorgen.NGLOratorium.ChorpartiturNeuss(Edition GL)²2001

Löbner, Roland: Titanic WeltlichesOratorium Ausgaben: Löbner,Roland:Titanic.WeltlichesOratoriumfürSprecher,Solisten,Chorund Orchester.o.O.(HansGerigVerlag)1957

Lonquich, Heinz Martin; Lüchtefeld, Klaus; Brüning, Bärbel: Auf dem Rand der Mauer Oratorium Rituale Uraufführung:1993 Ausgaben: *AufdemRandderMauer.7WortwechselimRaumfür2Soprane,Alt,Tenor, Bariton,Bass,Sprecherin,4Sprecher,2Chöre,Gesangsquartett,18Instrumental solistenundTonträger.Texte:AltesundNeuesTestament,Choräle,KlausLüchte feld.Konzept/Textbuch:BärbelBrüning,KlausLüchtefeld.Musik:HeinzMartin 174

Lonquich.ProgrammheftderUraufführungvom24.April1993,BasilikaSt.Mariaim Kapitol,Köln AufdemRandderMauer.7WortwechselimRaum–OratoriumRituale–(Revidierte Fassung1993)für2Soprane,Alt,Tenor,Bariton,Bass,Sprecherin,4Sprecher,2 Chöre,Gesangsquartett,18InstrumentalsolistenundTonträger.Texte:Altesund NeuesTestament,Choräle,KlausLüchtefeld.Konzept/Textbuch:BärbelBrüning, KlausLüchtefeld.Musik:HeinzMartinLonquich.ProgrammheftderUraufführung vom16.Februar1994,BasilikaSt.MariaimKapitol,Köln

Lonquich, Heinz Martin; Spaemann, Cordelia: Das Schweigen des Johann von Nepomuk Entstehung:1991 Ausgaben: *Lonquich,HeinzMartin:DasSchweigendesJohannvonNepomuk.Texte:Cordelia SpaemannmitAuszügenausdem„AckermannausBöhmen“,demMissale RomanumunddemBuchderPsalmen.Ms.,RekonstruktionnachdemOriginalzur VerfügunggestelltvomKomponisten

Matthus, Siegfried: Laudate pacem Oratoriumin5Teilen Entstehung:1973/74 Uraufführung:19.4.1976,Berlin Ausgaben: Matthus,Siegfried:Laudatepacem.Oratoriumin5Teilen(1973/74).Aufführungs materialWiesbaden(Breitkopf&Härtel)o.J.

Mertens, Oliver; Suberg, Jürgen: Passion in Form eines Oratoriums in 24 Teilen Uraufführung:29.3.2002,MoersMeerbeck Ausgaben: Suberg,Jürgen:Passion.VechtaLangförden(GeestVerlag)2002

Meyer, Krzysztof Aleksander; Engelsberger, Gerhard: Schöpfung Oratorium Uraufführung:10.9.2000,Hildesheim Ausgaben: *Meyer,Krzysztof:Schöpfung.OratoriumnachWortenvonGerhardEngelsberger. TextheftzurUraufführungam10.September2000,St.MichaeliskircheHildesheim, Leitung:GunnarKühl

Modeß, Jochen A.; Biermann, Wilhelm: Frieden OratoriumfürSoli,ChorundOrchester Uraufführung:4.5.1995,Greifswald Quelle:MusikundKirche65(1995),Heft6,S.370 175

Müller von Kulm, Walter: Petrus BiblischesOratorium,op.71 Entstehung:195759 Ausgaben: MüllervonKulm,Walter:Petrus.BiblischesOratoriumnachdemTextderZürcher Bibel,op.71.Kassel(Bärenreiter)o.J.(=BA3561)

Nening, Wolfgang; Busta, Christine: Ein anderes Hohelied Kammeroratorium Entstehung:1997/98 Uraufführung:23.6.2000,Wien Quelle:HomepagedesKomponisten,home.schule.at/member/gnagflow/

Noll, Diether; Quoist, Michel: Herr, da bin ich Entstehung:1967 Uraufführung:29.10.1967 Quelle:MusikundKirche38(1969),Heft3,S.132ff;vgl.r.l.1969

Noll, Diether: Go down, Moses Entstehung:1969 Quelle:MusikundKirche40(1970),Heft1,S.52;vgl.Oefner1970

Pasquay, Wolfgang: Friedensoratorium Ausgaben: Pasquay,Wolfgang:Friedensoratorium.OratoriumgegendenKriegvonWolfgang PasquaynachWortenvonErasmusvonRotterdamundBertoltBrecht.CD ProduktionBerlin(KreuzbergRecords)2003

Posegga, Hans; Giner, Chrysostomus; Schneider, Walter: Christ und Antichrist EindramatischesRockoratorium Uraufführung:1977,KlosterNeustiftbeiBrixen Quelle:HomepagedesKomponisten,www.hansposegga.de

Posegga, Hans: Te Deum benedictoburanum OratoriumnachdenDeckengemäldenimaltenBarocksaaldesKlosters Benediktbeuren Uraufführung:31.5.1981,Benediktbeuren Ausgaben: Posegga,Hans:TeDeumbenedictoburanum.EinOratoriumzumLobpreisGottes nachdenAllegorienderBilderzyklenimBarocksaaldesKlostersBenediktbeuern unterderThematik„DesLebensWagen“in20.Gesängenundeinembarocken Vorspiel;fürSoli(Sopran,Alt,Tenor,Bass),gemischtenChor,Kinderchor,Sprecher, SymphonieOrchester,Orgel,Harfe,Rhythmusgruppe(EGuitarre,EBaß, SchlagzeugundSynthesizer)undTonband;MusikundTextgestaltungHansPosegga. PartiturBerg(Selbstverlag)1989 176

Rapf, Kurt: Passio Aeterna Oratorium Entstehung:1979 Uraufführung:5.5.1980,Wien Ausgaben: *Rapf,Kurt:PassioAeterna.OratoriumfürSoli,Sprecher,gemischtenChor, Tonband,Cembalo,OrgelundOrchesternachTextenderHl.Schriftundunter VerwendungdesBuches„Pfarrerblock25487“(1979).KlavierauszugWien (Doblinger)o.J.(=Doblinger46) Rapf,Kurt:Passioaeterna:OratoriumfürSoli,Sprecher,gemischtenChor,Cembalo, Orgel,TonbandundOrchester;nachTextenderHl.SchriftundunterVerwendung desBuches„Pfarrerblock25487“vonJeanBernard;komponiertalsAuftragswerk desORF/1979;MitschnittderUraufführungimGroßenSaaldesWiener Musikvereinsam5.Mai1980,Leitung:KurtRapf.CDProduktionWien(Amadeo Classic)1992

Rubin, Marcel: Auferstehung Oratorium Entstehung:1985/86 Uraufführung:28.1.1988,Wien Ausgaben: Rubin,Marcel:Auferstehung.OratoriumnachTextenausdenEvangelien,von AngelusSilesiusundMatthiasClaudiusfür4Solostimmen(Sopran,Alt,Tenor, Bass),gemischtenChor,OrgelundOrchester(1986).KlavierauszugWien(Doblinger) o.J.(=Doblinger46076) *Rubin,Marcel:Auferstehung.Kopieeinesnichtnäherbestimmbaren Programmhefts,zurVerfügunggestelltvomVerlagDoblinger,Wien

Rubin, Marcel: Licht über Damaskus Oratorium Entstehung:1988 Uraufführung:19.6.1995,Wien Ausgaben: Rubin,Marcel:LichtüberDamaskus.OratoriumnachTextenausderBibel,von PaulGerhardt,ChristianF.D.SchubartundRainerMariaRilkefür4SoloStimmen (Sopran,Alt,Tenor,Bass),gemischtenChor,OrgelundOrchester(1988). AufführungsmaterialWien(Doblinger)o.J. *Rubin,Marcel:LichtüberDamaskus.OratoriumnachTextenausderBibel,von PaulGerhardt,ChristianFriedrichDanielSchubartundRainerMariaRilke.Kopie einesnichtnäherbestimmbarenProgrammhefts,zurVerfügunggestelltvomVerlag Doblinger,Wien

Ruoff, Axel: Credo Oratoriumin15Bildern Uraufführung:12.7.2002,Stuttgart 177

Ausgaben: Ruoff,Axel:Credo.Oratoriumin15BildernfürSoli(Tenor,Bariton,Bass),4 8stimmigenChorundOrchester.PartiturMünchen(Strube)2003(=VS1937)

Ruoff, Axel: Bergpredigt Oratorium Entstehung:1998 Uraufführung:1999Stuttgart(Ev.Kirchentag) Ausgaben: Ruoff,Axel:Bergpredigt.OratoriumfürSprecher,Soli,ChorundOrchester(1998). AuftragskompositiondesVerbandesEv.KirchenmusikinWürttembergzum DeutschenEvangelischenKirchentagStuttgart1999.München(Strube)1998(=VS 1776) *Ruoff,Axel:Bergpredigt.Oratorium.ProgrammhefteinerAufführungvom10.März 2002,ChristuskircheMannheim,Leitung:JohannesMichel

Rütti, Carl; Walter, Silja: Verena die Quelle Oratorium Entstehung:1995 Ausgaben: Rütti,Carl:VerenadieQuelle:OratoriumnachGedichtenvonSiljaWalterfür16 stimmigenChorund6Instrumentalisten.PartiturMs.1995,Schweizerische LandesbibliothekZürich Rütti,Carl:Verena,dieQuelle:einOratoriummitDichtung,MalereiundMusik.CD Produktiono.O.(HeraldAVPublikations)1996(=HAVPCD18612)

Schedl, Gerhard; Böcs, Attila: Der Großinquisitor Oratorium Entstehung:1979/80 Uraufführung:4.5.1981,ZellamSee(A) Ausgaben: Schedl,Gerhard:DerGroßinquisitor.OratoriumindreiTeilennachTextenausdem Roman‚DieBrüderKaramasoff‘vonFedorM.Dostojewskij,Texteinrichtung:Attila Böcs.Wien(Doblinger)1980 *Schedl,Gerhard:DerGroßinquisitor.Kopieeinernichtnäherbestimmbaren Textausgabe,zurVerfügunggestelltvomVerlagDoblinger,Wien

Schibler, Armin: Media in vita SinfonischesOratorium Entstehung:1956 Ausgaben: Schibler,Armin:MediainVita.SinfonischesOratoriumnach18GedichtenvonC.F. Meyerfürgem.Chor,Männerchor,vierGesangssolistenu.Orchester.Klavierauszug Zürich1962 178

Schindler, Walter: Osteroratorium Entstehung:1964 Uraufführung:1965,Hannover Quelle:www.komponistenlexikon.de

Schindler, Walter: Osteroratorium Entstehung:1960/61 Uraufführung:1961,Hannover Quelle:www.komponistenlexikon.de

Schiske, Karl: Vom Tode Oratorium Entstehung:1946 Ausgaben: *Schiske,Karl:VomTode.OratoriumnachWortengroßerDichterfürSoli, gemischtenChor,großesOrchesterundOrgel,op.25.KlavierauszugmitGesang (eingerichtetvonSteffiundKarlSchiske)Wien(UniversalEdition)1948(=UE 11873)

Schlee, Thomas Daniel; Deutsch, Reinhard: Der Baum des Heils Oratorium,op.33 Entstehung:1994 Uraufführung:5.11.1994,Graz Ausgaben: Schlee,ThomasDaniel:DesBaumdesHeils;OratoriuminvierTeilenfürSoli(Alt), gem.Chor,Vl.,Eh.,Org.,op.33.PartiturWien(Doblinger)o.J.(=Doblinger45458) *Schlee,ThomasDaniel:DerBaumdesHeils.OratoriumfürAltsolo,Violine, Englischhorn,Claves,gemischtenChorundOrgelop.33(1993/94),Textvon ReinhardDeutsch.BookleteinernichtnäherbestimmbarenCDProduktion,inKopie zurVerfügunggestelltvomVerlagDoblinger,Wien

Schubert, Heino: Der Mensch, das Spiel der Zeit GryphiusOratorium Entstehung:1982 Ausgaben: Schubert,Heino:DerMensch,dasSpielderZeit.Oratoriumfür2Solostimmen(Alt, Tenor),2Solostimmenadlib.(Sopran,Bass),gem.ChorundOrchesternachTexten vonAndreasGryphius.BadSchwalbach(Gravis)o.J.(=EG139)

Schwenk, Fredrik: Dies Septimus Kammeroratorium Entstehung:1999/2000 Ausgaben: *Schwenk,Fredrik:DiesSeptimus.KammeroratoriumfürSoli,Chorundzwölf Instrumente.PartiturVerlagvierunddreissig,2000 179

Shih; Chiu, Charles S.: Lebend'ges Land Oratorium Entstehung:1995 Uraufführung:12.1.1997,Münster Ausgaben: Shih:Lebend'gesLand.OratoriumfürSoli,zweigem.Chöre,Kinderchorund Orchester(1995).Texteinrichtung:CharlesS.ChiunachAnnettevonDroste Hülshoff.Wien(Doblinger)o.J. *Shih:Lebend’gesLand.TextvonAnnettevonDrosteHülshoff(Einrichtung:Charles S.Chiu).KopieeinernichtnäherbestimmbarenTextausgabe,zurVerfügunggestellt vomVerlagDoblinger,Wien

Steffen, Wolfgang; Drewitz, Ingeborg: Botschaft Oratorium,op.45 Entstehung:197576 Uraufführung:9.6.1976,Berlin Ausgaben: Steffen,Wolfgang:Botschaftop.42.Oratoriumfürgem.Chor,Kinderchor,zwei Sprecher,OrchesterundOrgelnachTextenvonIngeborgDrewitz.Berlin(Riesund Erler)1994

Steiff, Gerhard; Mohr, Jürgen: Salz für die Erde Oratorium Uraufführung:1999,28.Dt.Ev.Kirchentag Quelle:JürgenMohr,GerhardSteiff:SalzfürdieErde–EineEinführungindas OratoriumüberChristophBlumhardt.Vortragam1.Juni2002aufderTagung „WartenundPressieren.ChristophBlumhardtinBadBoll“:Tagunganlässlichdes 150jährigenAufzugsvonJohannChristophBlumhardtundseinerFamilieinBad Boll(1852)unddes160.GeburtstagsvonChristophBlumhardt(1842),30.Maibis 2.Juni2002,Ev.AkademieBadBoll.Vgl.auchwww.evakademieboll.de

Stockmeier, Wolfgang: Historien Oratorium,op.227 Entstehung:1980 Ausgaben: Stockmeier,Wolfgang:Historien,op.227.Oratorium.Wolfenbüttel(Möseler)1979 *Stockmeier,Wolfgang:Historien.OratoriumfürSoli,ChorundOrchester. ProgrammhefteinerAufführungvom2.November1980,MatthäuskircheEssen Borbeck,Leitung:HenningFrederichs

Stockmeier, Wolfgang: Jefta und seine Tochter OratorischeSzenen,op.296 Ausgaben: *Stockmeier,Wolfgang:JeftaundseineTochter.TextnachLionFeuchtwanger.Ms. zurVerfügunggestelltvomKomponisten 180

Stockmeier,Wolfgang:JeftaundseineTochter,op.296.OratorischeSzenen. Wolfenbüttel(Möseler)1995

Stockmeier, Wolfgang: Jesus Oratorium,op.285 Ausgaben: *Stockmeier,Wolfgang:OratoriumJesus.ProgrammhefteinerAufführungvom5. Juli1992,ChristuskircheOberhausen,Leitung:KarlHeinzMertens Stockmeier,Wolfgang:Jesus.OratoriumfürSoli,gemischtenChorundOrchester, op.285.PartiturWolfenbüttel(Möseler)1991

Stockmeier, Wolfgang: Jona Oratorium,op.177 Ausgaben: Stockmeier,Wolfgang:Jona.Oratorium,op.177.Wolfenbüttel(Möseler)1978 *Stockmeier,Wolfgang:Jona.ProgrammhefteinerAufführungvom25.Oktober 1973,JohanneskircheSaarbrücken,Leitung:GuntherHoffmann

Stuppner, Hubert: Hiob EinemusikalischeAktion(szenischesOratorium) Uraufführung:2.10.1992,Brixen Stuppner,Hubert:Hiob.EinemusikalischeAktion(szenischesOratorium)für Bariton,gem.ChorundEnsemble,Text:BuchHiob(Übers.MartinLuther).Partitur München(Ricordi)1992

Tamás, János; Storz, Claudia: Noahs Tochter Uraufführung:Januar1988,Aargau Ausgaben: *Storz,Claudia:NoahsTochter.LibrettozueinemOratorium.Luzern/Stuttgart (RexVerlag)1990

Tenhaef, Peter: Die Geburt des Lichts Weihnachtsoratorium Entstehung:2001 Quelle:www.komponistenlexikon.de

Tenhaef, Peter: Die letzten Worte Jesu Christi am Kreuz Kammeroratorium Entstehung:1975 Uraufführung:29.4.2000,Greifswald Quelle:www.komponistenlexikon.de 181

Tenhaef, Peter: Maria Magdalena Kammeroratorium Entstehung:2001 Uraufführung:23.6.2004 Quelle:www.komponistenlexikon.de

Tenhaef, Peter: Petrus Kammeroratorium Entstehung:2000 Uraufführung:29.8.2001,Olomouc Quelle:www.komponistenlexikon.de

Uhl, Alfred; Liess, Andreas: Gilgamesch OratorischesMusikdrama Entstehung:1954/56,revidiert1967/68 Uraufführung:3.12.1957,Wien Ausgaben: Uhl,Alfred:Gilgamesch.OratorischesMusikdramafürSprecher,Soli,gem.Chor, Knabenchor,großesOrchesterundOrgel.(DichtungderSumerer;nachder TextfassungvonFranzisJordanzurVertonungeingerichtetvonAndreasLiessund AlfredUhl)(1967/68).KlavierauszugWien(Doblinger)o.J.(=Doblinger46027) *Uhl,Alfred:Gilgamesch.Programmhefteinernichtnäherbestimmbaren Aufführung,inKopiezurVerfügunggestelltvomVerlagDoblinger,Wien

Vogel, Ernst; Vogg, Herbert: Allezeit Oratorium Entstehung:1989 Uraufführung:2.3.1990,Wien Ausgaben: Vogel,Ernst:Allezeit.OratoriumfürAltundBaritonSolo,gem.ChorundOrchester (Text:HerbertVogg)(1989).Wien(Doblinger)o.J. *Vogel,Ernst:Allezeit.OratoriumfürAlt,BaritonSolo,gemischtenChorund OrchesteraufeinenTextvonHerbertVogg(1989).ProgrammheftderUraufführung am2.März1990,Leitung:IsaacKarabtchevsky

Vogel, Wladimir Rudolfowitsch: Flucht DrammaOratorio,auchszenischdarzustellen Entstehung:1962/64 Ausgaben: Vogel,Wladimir:Flucht.DrammaOratorio(1962/1964)für4Sprechund Gesangsstimmen,Sprechchor(mitSoli)undOrchester,auchszenischdarzustellen. Kassel(Bärenreiter)o.J.(=BA4466) 182

Vögele, Anton: Passion Oratoriumin17Bildern Entstehung:ca.19982001 Uraufführung:15.3.2002Heidelberg Ausgaben: Vögele,Anton:Passion.Oratoriumin17Bildern.Sprecherpartitur(Ms.)zur VerfügunggestelltvomKomponisten. *Vögele,Anton:Passion.ProgrammundTextheftzurUraufführungam15.März 2002,ChristuskircheHeidelberg,Leitung:MarkusKarch

Wagner, Wolfram: Hiob Oratorium Entstehung:1989 Uraufführung:20.10.1991,Wien Ausgaben: Wagner,Wolfram:Hiob.OratoriumfürSopran,Tenor,Bariton,Sprecher,gem.Chor, OrchesterundOrgelnachAuszügenausdemAltenTestamentsowieGedichtenvon WernerKraftundKarlWolfskehl(1989).Wien(Doblinger)o.J. *Wagner,Wolfram:Hiob.OratoriumfürSprecher,Sopran,Tenor,Bariton,Chor, OrchesterundOrgelnachWortenausdemAltenTestament,vonWernerKraftund KarlWolfskehl.NichtnäherbestimmbareTextausgabe,zurVerfügunggestelltvom VerlagDoblinger,Wien

Wagner-Régeny, Rudolf; Holl, Karl: Prometheus SzenischesOratorium Entstehung:1957/58 Uraufführung:12.9.1959 Ausgaben: WagnerRégeny,Rudolf:Prometheus:nachAischylos.SzenischesOratoriuminfünf SzenenfürSolostimmen,großesOrchester.Particell(alsMs.gedruckt)Berlin(Bote& Bock)1958

Wenzel, Eberhard: Die Berge des Heils Entstehung:1953 Ausgaben: Wenzel,Eberhard:DieBergedesHeils.OratoriumfürgemischtenChoracappella. PartiturBerlin(Evang.Verlagsanstalt)1953

Wohlfahrt, Frank: Die Passion des Prometheus DramatischesOratorium Entstehung:1955 Uraufführung:15.4.1955,Bremen 183

Ausgaben: Wohlfahrt,Frank:DiePassiondesPrometheus.DramatischesOratoriumin3 Szenen,1PrologundEpilogfürSprechstimmen,SingchorundOrchester.Textbuch Berlin(Bote&Bock)1955

Wolf, Markus: Leben und Leiden Jesu Entstehung:2001 Ausgaben: Oratorium„DasLebenundLeidenJesu“.TextundMusik:MarkusWolf.Librettoauf derHomepagedesKomponisten,http://www.wolfproduction.de/

Wolos, Hans-Georg: Spuren nach Bethlehem KleinesWeihnachtsoratorium Uraufführung:1994 Quelle:www.komponistenlexikon.de

Wunderlich, Heinz: Maranatha - Unser Herr kommt SzenischesOratorium Entstehung:1953 Ausgaben: *Wunderlich,Heinz:MaranathaUnserHerrkommt(1953).SzenischesOratorium in5BildernnachWortenderHeiligenSchriftfürSolostimmen(auchEinzelstimmen ausdemChor),ChorundOrchester.Kassel(Bärenreiter)o.J.(=BA2111)

Zebinger, Franz: Bruder Sonne, Schwester Mond KammeroratoriumüberFranzvonAssisi Uraufführung:8.2.2003,Zschorlau Quelle:VorankündigungderUraufführung,http://www.kirche zschorlau.de/musik.html

Zemzaris, Ingmars: O Virga ac Diadema Oratoriuminadventumredemptoris Entstehung:2000 Uraufführung:3.12.2000,KlosterkircheSt.Marienstern,Sachsen Ausgaben: Zemzaris,Ingmars:OVirgaacDiadema.Oratoriuminadventumredemptoris. LibrettoaufderHomepagedesInstitutsfürkulturelleInfrastrukturSachsen, http://www.kultur.org/veranstaltungen/libretto.htm 184

Jahresverzeichnis

ImFolgendensindalleobengenanntenOratoriennachderZeitihrerEntstehung geordnetaufgeführt.DamitsolleineÜbersichtüberdieEntwicklungdesBestandes gegebenwerden.ZugrundegelegtwurdedabeidiefrühestebekannteJahreszahl– EntstehungdesLibrettosoderderKomposition,DatumderUraufführungoder Erscheinungsjahr.EswerdennurdieNachnamenderKomponistenundLibrettisten sowiederTitelgenannt,fürvollständigeTitelangabenundAusgabenvgl.oben.

1946 Schiske : VomTode

1949 Degen : OsterOratorium Driessler : DeinReichkomme

1951 Driessler/Brix : Gaudiamundana Gattermeyer : Weihnachtsoratorium Haas/Andersen :DasJahrimLied Koerppen : DerTurmbauzuBabel

1952 Driessler: DeProfundis

1953 Wenzel : DieBergedesHeils Wunderlich : MaranathaUnserHerrkommt

1955 Büchtger : DieAuferstehung Wohlfahrt : DiePassiondesPrometheus

1956 Büchtger : DieHimmelfahrtChristi Büchtger : DieVerklärung Driessler : DerLebendige Haas/Schuster : DieSeligen Heiller/Krieg : FrançoisVillon Koerppen : DasFeuerdesPrometheus Krenek : SpiritusIntelligentiae,Sanctus 185

Schibler : Mediainvita[mortesumus] Uhl/Liess : Gilgamesch

1957 Büchtger:Pfingsten David:EzzoLied Jochum:Cancticasacra Kukuck:DerGottesknecht Löbner:Titanic MüllervonKulm:Petrus WagnerRégeny/Holl:Prometheus

1959 Büchtger : Weihnachtsoratorium Kukuck : DaskommendeReich

1960 Ebenhöh : Virata Gattermeyer : DerTurmbauzuBabel Schindler:Weihnachtsoratorium

1961 Blum : ErzengelMichael Kreisel:DieWeihnachtsgeschichte

1962 Büchtger : JohannesderTäufer

1963 Kelterborn : DieFlut

1964 Schindler:Osteroratorium Vogel : Flucht

1965 Blum : DerToddesAgamemnon Kropfreiter/Schönzeler : AltdorferPassion

1967 Bloch : PassioDomini Fischer:ÜberallemstehteinLicht 186

Kern : SapientiainChristo Noll/Quoist : Herr,dabinich

1968 Henze/Schnabel : DasFloßderMedusa

1969 Heilmann : DerSündenfall Noll : Godown,Moses

1971 Bertram: DerreicheMannundderarmeLazarus

1972 Baumann:LucasCranachOratorium Fietz/Jourdan : PaulusI Kelterborn : Diesunus

1973 Bresgen : Detempore Fietz/Jourdan : PaulusII Stockmeier : Jona

1974 Berlipp:Golgatha Kreisel:Requiem Kunad : DieKitschpostille Matthus : Laudatepacem

1975 David : LieddesMenschen Eder/Vogg : Nonsumqualiseram Haller : Hiob Kubizek/Vogg : Stationen(MementoHomo) Steffen/Drewitz : Botschaft Tenhaef:DieletztenWorteJesuChristiamKreuz

1976 Doppelbauer : DeinReichkomme Fietz/Jourdan : PetrusOratorium 187

1977 Bieler:DerAckermannausBöhmen Fietz/Jourdan : David Heilmann/Lipp : VonderWeisheitGottes Kreisel:Jona Posegga/Giner : ChristundAntichrist

1979 Fietz/Jourdan : JohannesOratorium Rapf : PassioAeterna Schedl/Böcs : DerGroßinquisitor

1980 Baumann : Auferstehung Baumann:Passion Becker : MagnummysteriumZeugenaussagenzur Kunad : StimmenderVölker Stockmeier : Historien

1981 Kopf:LutherOratorium Posegga : TeDeumbenedictoburanum

1982 Ebenhöh/Vogg : VonderHoffnung Fietz/Jourdan : MartinLutherOratorium Flammer : DerTurmbauzuBabel Frederichs : Petrus Schubert : DerMensch,dasSpielderZeit

1983 BecerraSchmidt : CarlvonOssietzkyOratorium

1984 Kunad : SalomonischeStimmen

1985 Bresgen : Lumen(DerBlinde) Callhoff:LaDansemacabre Frederichs : PassionserzählungderMariaMagdalena Kratochwil/Schweiger : DieErschaffungderWelt 188

1986 Engelmann : StelefürGeorgBüchner Glaus : HüllendesAbgrunds Kunad : DasneueJerusalem(TrilogiederOffenbarung Rubin : Auferstehung

1987 Denhoff:TraumbucheinesGefangenen Frieberger : MysteriumCrucis Kunad : DasThomasEvangelium Kunad : Jovian,derSeher

1988 Glaus : Suntlacrimaererum Krenek : Opussinenomine Kunad : DerSehervonPatmos Rubin : LichtüberDamaskus Tamás/Storz : NoahsTochter

1989 Bubmann/Töllner : ThomasderZweifler Hummel/Scheele : DerSchreinderMärtyrer Klebe : Weihnachtsoratorium Vogel/Vogg : Allezeit Wagner : Hiob

1990 Frederichs : Hiob

1991 Gieseler : Uniomystica Graf : MartinvonToursTeilenstattTöten Klebe : WarumhatdieSonneeinenAschenrand Kukuck/Johannsen : Eccehomo:dieletztenTagedesJesusaus Lonquich/Spaemann : DasSchweigendesJohannvonNepomuk Stockmeier : Jesus

1992 Johnson : BonhoefferOratorium Stuppner : Hiob 189

1993 Blume/Eckert : HiobVomLeidenguterMenschen Dinescu : Pfingstoratorium Heizmann/Jourdan : JerusalemSchalom Lonquich/Lüchtefeld/Brüning : AufdemRandderMauer

1994 Agnesens:ChristofDohm Frieberger:DieBekehrungdesHl.Paulus Schlee/Deutsch:DerBaumdesHeils Wolos:SpurennachBethlehem

1995 Bonitz/Uhlenbrock : OratoriumBenedictinum Drude/Mendt : Weihnachtsoratorium Krämer : KinderdesLichts Modeß/Biermann : Frieden Rütti/Walter : VerenadieQuelle Shih /Chiu : Lebend'gesLand Stockmeier : JeftaundseineTochter

1996 Blarr : Wennduauferstehstwennichaufersteh’ Gabriel/Eckert : Daniel

1997 Aufenanger/Langen : EliasHomoPsychoticus Ernst/MeyerBernitz : ...nochsinddieWegeoffen Hollenweger/Korthaus : MariavonWedemeyer Nening/Busta : EinanderesHohelied

1998 Barbe : 1648 Bitsch/Walter : KugelimLicht Heizmann/Jourdan : DasLichtleuchtetinderFinsternis Linßen : DieSpurvonmorgen Ruoff : Bergpredigt Vögele : Passion 190

1999 Brezger/Finke/Holm : PaulusinKorinth Clemencic,Rene : ReisenachNiniveh Drude/Mendt : VondenMühenderHeimkehr Jost/Nitsch : EwigkeitfälltindieZeit Steiff/Mohr : SalzfürdieErde

2000 Büsing : DasLichtderEngel Drude/Drude : "FürdeineEhrehabeichgekämpft,gelitten" Hoeft/Fietkau : Unterwegs Josef : VorlangerZeit.StationeneinerStadt Katzer/Wolf/Wolf : MedeainKorinth Kirchner : Ahasver KrausHübner/Knodt : Zeitenwenden Meyer/Engelsberger : Schöpfung Schwenk : DiesSeptimus Tenhaef:Petrus Zemzaris : OVirgaacDiadema

2001 Bertram : Ichsage:jetzt! Bitsch/Wellerdiek : Sr.MariaEuthymia Heucke : DieOrdnungderErde Kaufmann : BotschaftausBethlehem Kleber : Tefilla Tenhaef:MariaMagdalena Tenhaef:DieGeburtdesLichts Wolf : LebenundLeidenJesu

2002 Gabriel/Eckert : Emmaus Jänke/Richter : DasseinneuerAnfangverbleibe KrausHübner/Knodt : LegendederHl.Walburga Linßen : AdamaufderSuchenachdemMenschen Mertens/Suberg : PassioninFormeinesOratoriums Ruoff : Credo 191

2003 Graf : TagedesMondes Pasquay : Friedensoratorium Zebinger : BruderSonne,SchwesterMond ohne Jahr Bonitz : OratoriumEvangelium 192

VERZEICHNIS DER TABELLEN UND ABBILDUNGEN

Tabelle1:Oratoriennach1945 ...... 44 Tabelle2:ErscheinungsformenderuntersuchtenOratorienlibretti ...... 45 Tabelle3:Titelgebung ...... 54 Tabelle4:Gattungsvarianten ...... 59 Tabelle5:SujetsdesOratoriumsimVergleich ...... 62 Tabelle6:TextquellenimOratorienlibretto...... 95 Tabelle7:HäufigkeitderStrukturtypen ...... 140 Tabelle8:Strukturformen...... 142 193

LITERATURVERZEICHNIS

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INDEX DER KOMPONISTEN UND LIBRETTISTEN

A

Aischylos...... 187 C Andersen,Ludwig ...... 76,169 Aufenanger,Friedhelm...... 73 Celan,Paul ...... 36,144 Ausländer,Rose ...... 157 Chiu,CharlesS...... 75,184,194 Claudius,Matthias ...... 181 B D Bach,JohannSebastian16,41,111,151 Bachmann,Ingeborg ...... 40,157 DanteAlighieri...... 122,126 Barbe,Helmut...... 31,53,57,59,76 David,JohannNepomuk ...... 14,44 Baumann,MaxGeorg ...... 52,53 David,ThomasChristian ...... 77 BecerraSchmidt,Gustavo ...... 50,75 Degen,Helmut...... 29 Becker,Günther...... 61,68,102,199 Deutsch,Reinhard...... 74,128,183 Berg,Alban ...... 28 Dinescu,Violeta...... 69 Bertram,HansGeorg ...... 44,45,52,57 Distler,Hugo ...... 25,29,57,145 Bialas,Günter...... 29,146 Dostoevskij,FёdorM...... 74 Biermann,Wilhelm ...... 55 Drewitz,Ingeborg...... 9,184 Bitsch,Jutta ...... 50,54,73 Driessler,Johannes ... 14,29,50,53,56, Blarr,OskarGottlieb.... 9,21,35,53,68, 61,72,77,78,80,87,104,113,116, 85,108,119,138,139,144,156 124,127,128,137 Bloch,Waldemar...... 45,52,55,66,125 DrosteHülshoff,Annettev...... 75,184 Blum,Robert...... 50,51,61,75,158 Drude,Hartwig ...... 67,110,112,139 Blume,Jürgen . 34,49,72,81,101,104, Drude,Matthias .....34,53,73,100,101, 111,115,118,120,125,136,158 110,112,115,125,137,139,140 Böcs,Attila...... 182 E Bonhoeffer,Dietrich ... 36,50,64,74,75, 96,147,171,193 Ebenhöh,Horst ..51,59,60,75,97,104, Bonitz,Matthias...... 34,55,158 116,127,133,164 Borchmeyer,Dieter ...... 36,39 Eckert,Eugen.34,35,49,60,72,73,81, 101,104,111,115,118,120,125,136, Brahms,Johannes...... 22,199 158,167 Bresgen,César...... 55,76 Eder,Helmut ...... 56,77,115,125,207 Brezger,Gottfried...... 159 Engelmann,HansUlrich...... 9,51,61 Brix,Bettina...... 61,77 Engelsberger,Gerhard..... 34,52,72,85, Bruch,Max ...... 24,64 179 Brüning,Bärbel ...... 178,179 Ernst,Siegrid...... 54 Bubmann,Peter 31,50,60,95,102,104 F Büchtger,Fritz..... 50,52,53,59,68,70, 107 Fassbind,Franz...... 45 Burkhard,Willy...... 41 Feuchtwanger,Lion .....73,110,123,185 Büsing,Otfried 9,35,53,54,61,68,115 209

Fiebig,Kurt ...... 29,146 Holm,Thomas ...... 159 Fietkau,Wolfgang ...... 54,60 Honegger,Arthur...... 25,26,28 Fietz,Siegfried 9,32,49,50,95,96,100, Huber,Klaus ...... 14,28,34 125,165 Hülle,Dieter ...... 74 Finke,Christian ...... 159 Hummel,Bertold ...... 9,44,74,108,119 Fortner,Wolfgang...... 14,29,56 Frederichs,Henning... 21,49,60,66,70, J 72,82,95,101,104,115,116,118, 133,136,184 Jänke,Stefan...... 33,199 Frieberger,RupertGottfried .. 52,66,167 Janssen,Peter ...... 31,32 Fried,Erich...... 84 Jens,Walter ...... 156,160,161 Jochum,Otto...... 55 G Johannsen,Margret...... 67,83,176 Gabriel,Thomas...... 34,49,60,73 Johnson,Tom...... 50,75,96 Gattermeyer,Heinrich...... 52,53,72 Josef,Jens...... 54 Gerhardt,Paul ...... 161,181 Jost,Helmut...... 21,54,60,69,86 Géricault,Théodore...... 112 Jourdan,Johannes.... 49,50,52,95,96, 100,125,165 Gier,Albert ...... 33,39,42,43,107,108, 135,137 József,Attila ...... 157 Gieseler,Walter...... 50,55,61 K Giner,Chrysostomus ...... 60 Glaus,Daniel ...... 56,70 Karmakar,Romuald ...... 45 Goethe,JohannWolfgangv...... 89,140 Kasack,Hermann ...... 56 Graf,Wolfram ...... 74 Katzer,Georg...... 51,61,75,103 Gryphius,Andreas ...... 54,76,183 Kelterborn,Rudolf ..... 52,55,61,71,73, 107,114,125 H Kern,Matthias...... 50 Kirchner,VolkerDavid ...... 50,65 Haas,Joseph 25,26,53,69,76,78,104, 113,119,131,132,136,143,168 Klebe,Giselher...... 35,53,67,68,78,82, 129,173 Hacks,Peter...... 42 Kleber,Wolfgang...... 139,174 Haller,Hermann ...... 49,72,118,136 Klopstock,Friedrich...... 63,89,146 Händel,GeorgFriedrich ...... 16,198 Knodt,Reinhard ...... 50,54,62 Härtling,Peter...... 36,68,78,82,129 Koerppen,Alfred .51,52,72,75,87,103, Haydn,Joseph ...... 48,146 108,116,125,174 Heiller,Anton...... 51,75,99 Kraft,Werner...... 187 Heilmann,Harald...... 50,52,55,71,128 Krämer,Thomas ...... 53,54 Heizmann,Klaus...... 9,32,52,55 Kratochwil,Heinz...... 59,71 Henze,HansWerner..... 9,61,77,84,97, KrausHübner,Hans ...... 50,54,62 99,108,112,116,120,126,170 Krenek,Ernst ...... 26,50,55,69,72,115 Heucke,Stefan...... 33,44,75,108 Krieg,Franz ...... 75,169 Hildegardv.Bingen...... 55,113 Kropfreiter,AugustinusFranz ... 59,117, Hoeft,Helmut...... 54,60 125 Hollenweger,Walter ...... 50 Kubizek,Augustin ...... 54,77,90 210

Kuckuck,Felicitas. 50,53,55,67,69,83 O Kunad,Rainer50,52,56,57,70,74,108 Orff,Carl ...... 29 L P Laagland,Ludo ...... 157 Pahlen,Kurt ...... 38 Langen,Peter ...... 73 Pasquay,Wolfgang...... 180 LaskerSchüler,Else ...... 140 Pepping,Ernst...... 29,57,146,199 Leopold,Silke...... 13,22,38 Posegga,Hans ...... 60,180 Liess,Andreas...... 51,60,115,186 Linßen,Gregor ...... 54,60,95,108 Q Lipp,Wolfgang ...... 50,169 Quoist,Michel ...... 50 Liszt,Franz ...... 42 Löbner,Roland...... 56,62 R Lonquich,HeinzMartin 9,34,56,61,69, 74,90,91,94,105,178,179 Rapf,Kurt...... 55,67,84,130,181 Lüchtefeld,Klaus . 34,35,56,61,69,90, Rilke,RainerMaria...36,68,76,89,130, 91,105,178,179 143,160,161,181 Luther,Martin ... 64,160,161,165,185, Rubin,Marcel ...52,53,54,68,115,118, 192,202 126,141 Ruoff,Axel ...... 55,69,82,84 M Rütti,Carl...... 50,74

Mahler,Gustav ...... 25 S Marti,Kurt.. 36,100,120,121,167,168 Martin,Frank...... 26 Sachs,Nelly...... 36,84 Massenkeil,Günther.. 22,37,38,45,64, Schedl,Gerhard...... 50,57,74 65,66,78,79 Scheele,PaulWerner...74,108,119,171 Matthus,Siegfried...... 55 Scheideler,Ullrich ...... 13,38 Mauersberger,Rudolf...... 29 Schering,Arnold...... 37 Mendt,Dietrich ...... 34,53,73,100,101, Schibler,Armin...... 61 115,125,137,140,163 Schiller,Friedrichv...... 166 Meyer,ConradFerdinand...... 182 Schiske,Karl ....21,76,77,88,130,143, Meyer,KrzysztofAleksander...... 72,85 146,183 MeyerBernitz,Klaus...... 54 Schlee,ThomasDaniel...... 74,128 Micheelsen,Hans...... 29 Schnabel,Ernst....9,61,77,84,99,112, Michelangelo ...... 76 116,120,122,126,170 Modeß,JochenA...... 55 Schneider,MartinG...... 31 Mohr,Jürgen ...... 184 Schneider,Walter ...... 60 Monteverdi,Claudio ...... 48 Schönberg,Arnold ...... 25,26,57 Schönzeler,HansHubert...... 125 N Schröder,RudolfAlexander ...... 68,129 Nening,Wolfgang ...... 59 Schubart,ChristianF.D...... 181 Nitsch,Johannes ...... 54,60,69,87 Schubert,Franz.....22,54,171,183,192 Noll,Diether...... 50 Schubert,Heino...... 54 211

Schulhoff,Erwin ...... 30 Wiechert,Ernst...... 68 Schumann,Robert ...... 24 Wolf,Christa...... 9,51,61,103,172 Schuster,Ludwig ...... 131,168 Wolf,Gerhard ...... 75,172 Schweiger,Sigrid...... 71,175 Wolf,Markus ...... 104,188 Schwenk,Fredrik...... 72 Wolfskehl,Karl ...... 81,136,187 Shih ...... 75,184,194 Wunderlich,Heinz ...... 50,55,60,116 Silesius,Angelus...... 132,142,168,181 Z Smither,Howard ...... 13,22,37,65 Spaemann,Cordelia...... 74,179 Zemzaris,Ingmars ...... 55,113 Speicher,Martin ...... 45 Zweig,Stefan ...... 75,164 Steiff,Gerhard ...... 184 Stockhausen,KarlHeinz...... 28 Stockmeier,Wolfgang...... 50,61,69,73, 110,115,123,127 Storz,Claudia . 43,51,73,115,119,126 Stravinskij,Igor...... 17,25,28 Stuppner,Hubert...... 49

T

Tamás,János...... 43,51,73,115,119,126,147,185,193 Tàmas,Jànos...... 51,126 Thomas,Kurt ...... 25,29,57,145 Töllner,Wolfgang ...... 50,60,102

U

Uhl,Alfred. 51,60,75,97,115,116,186 Uhlenbrock,MartinPaterOSB...34,158, 194 Ungaretti,Giuseppe ...... 144,157

V

Vogel,Ernst ...... 77,88 Vögele,Anton .. 52,67,83,119,126,143 Vogg,Herbert ...... 54,56,77,81,88,90, 115,125,164,176,186,207

W

Wagner,Wolfram..... 49,72,81,118,136 Walter,Silja ...... 50,54,73,74,182 Weiss,Peter ...... 45 Wellerdiek,Gisbert...... 50,73 Wenzel,Eberhard...... 29 212

Anders als das Opernlibretto hat das Oratorienlibretto bisher in der litera- turwissenschaftlichen Forschung keine Beachtung gefunden. Dabei spielt der Text im Oratorium oft eine wichtigere Rolle als in der Oper. Die vor- liegende Arbeit unternimmt deshalb den Versuch, das Oratorium als (auch) literarische Gattung anhand des Textes genauer zu beschreiben. Da das Oratorium insgesamt eine recht offene Gattung ist, die zudem im Laufe der Zeit und regional sehr unterschiedliche Ausprägungen erfahren hat, wurde die Untersuchung auf zwischen 1945 und 2000 entstandene überwiegend deutschsprachige Libretti beschränkt. Zunächst werden die kulturgeschichtlichen Voraussetzungen der zeit- genössischen Oratorienproduktion und die derzeitige Forschungslage be- leuchtet. Im zweiten Teil folgt die Untersuchung inhaltlicher Aspekte, wie die Wahl von Titeln und Sujets, sowie darauf aufbauend der Bedeutung der Bibel bei der Texterstellung und -gestaltung. Im dritten Teil wird schließlich die spezifische mehrlagige Erzählstruktur des Oratoriums herausgearbeitet, die sich aus verschiedenen, in Zeit und Perspektive voneinander unab- hängigen Ebenen konstituiert. Ein ausführliches Oratorienverzeichnis rundet die Untersuchung ab und will als Ausgangspunkt für weitere, eigene Entdeckungsreisen in die Welt dieser unbekannten, aber äußerst vitalen Gattung dienen.