NATIONALPARKAMT VORPOMMERN Nationalparkplan Leitbild und Ziele

Organisation Buchenurwälder der Karpaten der Vereinten Nationen und Alte Buchenwälder für Bildung, Wissenschaft Deutschlands und Kultur Welterbe seit 2007 / 2011

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Nationalparkplan Jasmund Leitbild und Ziele

1. Fortschreibung des Nationalparkplanes vom Mai 1998

Bearbeitung und Redaktion: Nationalparkamt Vorpommern Im Forst 5 18375 Born Tel. 038234 502-0 Fax: 038234 502-24 E-Mail: [email protected] 4 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

Impressum

Herausgeber: Nationalparkamt Vorpommern Im Forst 5 18375 Born Telefon (03 82 34) 502-0 e-mail: [email protected] homepage: www.nationalpark-jasmund.de

Titel- und Rückseitenfoto: Michael Weigelt Druck: ODR GmbH, Ostsee Druck Auflage: 500 Exemplare

Born, im November 2014

Hinweis: Diese Broschüre wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Nationalparkamtes Vorpommern herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von deren Kandidaten Helfern während des Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für alle Wahlen. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist auch die Weitergabe an Dritte zur Verwendung bei der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die vorlie- gende Druckschrift nicht so verwendet werden, da dies als Parteinahme des Herausgebers zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden kann. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die vorliegende Druckschrift nicht so verwendet werden, dass dies als Parteinahme des Herausgebers zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden kann. Diese Beschränkungen gelten unabhängig vom Vertriebsweg, also unabhängig davon, auf welchem Wege und in welcher Anzahl diese Informationen dem Empfänger zugegangen sind. NATIONALPARKPLAN JASMUND | 5

Vorwort

Der Nationalpark Jasmund ist der kleinste Nationalpark in Deutschland. Er umfasst mit seinen ursprünglichen Buchenwäldern, Waldmooren, Bächen sowie dem Kreidekliff mit vorgelagertem Blockstrand und Ostseeschorre eine der spektakulärsten und meistbesuch- ten Naturlandschaften Deutschlands.

Der nach der Verordnung über die Festsetzung des Nationalparks Jasmund vom 12. Sep- tember 1990 zu erstellende Pflege- und Entwicklungsplan wurde erstmals im Mai 1998 als Nationalparkplan vorgelegt.

Seitdem ist viel Zeit vergangen und es wurden grundlegende Überarbeitungen u.a. aus folgenden Gründen erforderlich:

Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000 ist mittlerweile etabliert und große Teile des Nationalparks Jasmund ge- hören als FFH-Gebiet dazu. Deshalb fungiert der Nationalparkplan zugleich als FFH-Managementplan für dieses Gebiet.

Im Jahr 2010 wurde auf der Grundlage der deutschlandweiten Qualitätskriterien für Nationalparks eine Evaluierung des Nati- onalparks Jasmund abgeschlossen, deren Ergebnisse in die Fortschreibung des Nationalparkplans einflossen.

Im Jahr 2011 wurden 492 ha der Nationalparkkernzone als Teil der UNESCO-Weltnaturerbestätte „Buchenurwälder der Kar- paten und Alte Buchenwälder Deutschlands“, die sich aus 15 Teilgebieten zusammensetzt, anerkannt. Hieraus ergeben sich gegenüber der Welterbegemeinschaft besondere Verpflichtungen und der Nationalparkplan ist ebenfalls Managementplan für dieses Weltnaturerbe-Teilgebiet.

Nach Beteiligung der Träger öffentlicher Belange und weiterer betroffener Interessenvertreter legt das Nationalparkamt Vor- pommern nunmehr den Band I „Leitbild und Ziele“ vor, der das Kernstück des Nationalparkplans bildet.

Der Nationalparkplan untersetzt die Nationalparkverordnung und bildet auf ihrer Grundlage die wesentliche Richtschnur für die Entwicklung des Nationalparks Jasmund nach dem Grundsatz „Natur Natur sein lassen“.

Ich bedanke mich bei allen, die an der Entwicklung des Planes mitgewirkt haben. Ich wünsche mir, dass der vorliegende Band des Nationalparkplans eine gute Grundlage für die Zusammenarbeit der Akteure vor Ort bildet und weiterhin die gedeihliche Entwicklung der Nationalparkregion fördert und unterstützt.

Seit Bestehen des Nationalparks Jasmund haben über 5 Millionen betreute Besucher diesen einmaligen Ort der Natur be- sucht. Diesen besonderen Schatz des Landes Mecklenburg-Vorpommern gilt es zu erhalten!

Schwerin, den September 2014

Dr. Till Backhaus Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern 6 | NATIONALPARKPLAN JASMUND NATIONALPARKPLAN JASMUND | 7

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 9 5.6 Öffentlichkeitsarbeit 43 5.7 Umweltbildung 44 2 Rechtliche und Planerische Grundlagen 11 5.8 Nationalparkwacht 45 2.1 International 11 5.9 Forschung und Dauerbeobachtung 45 2.1.1 Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity - CBD) 11 6 Die Einbindung des Nationalparks in die Region 47 2.1.2 International Union for Conservation of Nature 6.1 Kooperationsstrukturen 47 (IUCN) und EUROPARC Deutschland e. V. 11 6.2 Tourismus 49 2.1.3 FFH- und Wasserrahmen-Richtlinie 11 6.3 Verkehr 50 2.1.4 Wildnis 12 2.1.5 Helsinki-Konvention und Meeresstrategie- 7 Anlagen 51 Rahmenrichtlinie 13 7.1 Die wichtigsten für das Gebiet des National­- 2.1.6 Welterbekonvention der UNESCO 13 parks geltenden Rechtsvorschriften (Konven- 2.2 National 14 tionen, Gesetze, Richtlinien, Erlasse usw.) 51 2.2.1 Bundesvorgaben 14 7.2 Verordnung über die Festsetzung des 2.2.2 Landesvorgaben 15 Nationalparks Jasmund 52 2.2.3 Qualitätskriterien und -standards für deutsche 7.3 Die Befahrensregelung für die Bundes­ Nationalparke 16 wasserstraßen im Nationalpark Jasmund 57 7.4 Lebensraumtypen und Arten der FFH-Richtlinie, 3 Daten zum Nationalpark Jasmund 17 die im Nationalpark Jasmund 3.1 Lage und Größe 17 vorkommen 58 3.2 Entstehung des Nationalparks Jasmund 19 7.5 Richtlinie zur Behandlung der Wälder 3.3 Besiedlung und Geschichte 19 in den Nationalparken von Mecklenburg- 3.4 Naturausstattung 20 Vorpommern mit Anlage 1 zu Nr. 6 der Richtlinie 3.5 Eigentumsverhältnisse 24 vom 24. 8. 2009 für den Nationalpark Jasmund 59 3.6 Verwaltung 24 7.6 Positionspapier der Arbeitsgemeinschaft 3.7 Zonierung 25 der deutschen Nationalparke zum Thema 3.7.1 Schutzzone I (Kernzone) 26 Wildtierregulierung 62 3.7.2 Schutzzone II (Entwicklungs- und Pflegezone) 26 7.7 Verordnung zur Regelung der 3.7.3 Schutzzone III (Erholungszone) 26 Jagdausübung in den Nationalparken des Landes Mecklenburg-Vorpommern (ohne Anlagen) 64 4 Evaluierung 27 7.8 Auszug aus: Anmeldung „Alte Buchen- wälder Deutschlands“ als Erweiterung des 5 Nationalparkleitbild und Nationalparkziele 29 Weltnaturerbes Buchenurwälder der Karpaten – 5.1 Allgemeines Leitbild für Nationalparke in Nominierungsdossier für die UNESCO zur Deutschland 29 Eintragung in die Welterbeliste (2009, S. 88/89) 69 5.2 Alleinstellungsmerkmal „Kreidefelsen am Meer“ 30 5.3 Spezielles Leitbild und Ziele für den 8 Anhang 70 Nationalpark Jasmund 30 8.1 Literaturverzeichnis 70 5.3.1 Geologische Formen, Böden, Küstendynamik 8.2 Quellenverzeichnis 70 und Landschaftsbild 32 8.3 Abbildungsverzeichnis 71 5.3.2 Wasserhaushalt und Gewässer 33 8.4 Tabellenverzeichnis 71 5.3.3 Klima und Luft 35 8.5 Kartenverzeichnis 71 5.3.4 Lebensräume und Arten 36 8.6 Abkürzungsverzeichnis 72 5.4 Siedlungen 40 5.5 Erholung und Besucherlenkung 41 8 | NATIONALPARKPLAN JASMUND NATIONALPARKPLAN JASMUND | 9

1 Einleitung

Nationalparke (NLP) sind repräsentative Beispiele biogeo- In Deutschland sind derzeit 15 Nationalparke ausgewiesen. graphischer Regionen mit typischen Ökosystemen. Sie sind Sie umfassen eine Fläche von ca. 1.037.658 ha (vgl. Abb. 1, großflächige Schutzgebiete zum Erhalt von Naturlandschaf- BfN 2014). Der Nationalpark Jasmund ist mit ca. 3.070 ha ten mit typischen Entwicklungsprozessen und charakteris- Fläche der kleinste Nationalpark in Deutschland. Er ist am tischen heimischen Tier- und Pflanzenarten. Sie tragen zur 12.09.1990 per Verordnung (VO) über die Festsetzung des Erhaltung der standorttypischen, natürlichen biologischen Nationalparkes Jasmund (NLP-VO) Teil dieses oben beschrie- Vielfalt und ungestörten, dynamischen Entwicklung bei. In benen nationalen und internationalen Schutzgebietssystems ihnen gilt das Motto „Natur Natur sein lassen“. In diesen wil- geworden. den Landschaften entfalten sich Naturkräfte überwiegend Die o. g. VO sieht die Erstellung eines Pflege- und Entwick- frei von menschlichem Handeln und zeigen ihre vollkom- lungsplanes vor (§ 5 Abs. 2 NLP-VO). Dieser wurde erstmalig mene Lebendigkeit. Dies zeigt sich z. B. bei dem Zulassen der 1998 als Nationalparkplan (NLPP) veröffentlicht und soll nun Küstendynamik mit z. T. gravierenden Steilküstenabbrüchen. nach ca. 16 Jahren fortgeschrieben werden. Seine Aufgabe ist die Umsetzung der Gebote 1 bis 3 (Sicherung der natürli- Den Nationalen Naturlandschaften (Nationalparke, Biosphä- chen Entwicklung, Gewährleistung der natürlichen Dynamik, renreservate und Naturparke) kommt für die Erhaltung, Entwicklung und Überführung der Laubwälder in die Zone I) Bewahrung und Steigerung der biologischen Vielfalt eine sowie die Erhaltung, Pflege und Entwicklung des National- sehr wichtige Rolle zu. Die nationale Strategie formuliert parks Jasmund. Der NLPP dient auch dazu, die verschiede- konkrete Qualitäts- und Handlungsziele, die auch für die nen Ansprüche (Prozessschutz, erhaltender Naturschutz, Entwicklung dieser schönsten und wertvollsten Landschaf- Umweltbildung) an den Nationalpark und die Einbindung ten Deutschlands gelten. So wird angestrebt, dass sich bis in die Region durch geeignete Ziele und Maßnahmen in zum Jahr 2020 auf mindestens 2 % der Fläche der Bundesre- den entsprechenden Zonen zu gewährleisten. Er informiert publik Deutschland die Natur wieder nach eigenen Gesetz- mit dem Nationalpark Jasmund befasste Fachstellen und mäßigkeiten mit möglichst geringem menschlichen Einfluss Institutionen über die Ziele, Aufgabenstellung, Rechtsfol- entwickeln soll, während der Anteil heute deutlich weniger gen sowie über aktuelle Pläne und Maßnahmen. Der NLPP als 1 % beträgt (BMU 2007). In Wäldern soll bis 2020 der Flä- besteht aus drei Bänden (Leitbild und Ziele, Bestandsana- chenanteil mit natürlicher Waldentwicklung sogar 5 % der lyse, Projekte). Der vorliegende Band I (Leitbild und Ziele) Waldfläche betragen (BMU 2007). stellt kurz den rechtlichen und planerischen Rahmen sowie den Bestand dar. Ausführlich werden insbesondere die Am 25.06.2011 wurde die seit 2007 bestehende Weltnatur- Entwicklungsziele für den Nationalpark Jasmund beschrie- erbestätte „Buchenurwälder der Karpaten“ um fünf deut- ben. Die Erarbeitung von Band II (Bestandsanalyse) und III sche Buchenwaldgebiete erweitert und unter dem Namen (Projekte) erfolgt im Anschluss an die Fertigstellung des „Buchen­urwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Bandes I. Da der Nationalpark Jasmund, wie alle National- Deutschlands“ in die Welterbeliste der UNESCO eingeschrie- parke in Deutschland, ein Entwicklungsnationalpark ist (vgl. ben. Die Welterbestätte repräsentiert den Europäischen § 24 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG), wird auch ein kurzer Blick auf die Buchenwald als die dominierende natürliche Vegetation Erreichung der im Jahr 1998 aufgestellten Ziele dargestellt. Mitteleuropas. Sie besteht aus 15 Teilgebieten in drei Staa- Der überwiegende Teil des Nationalparks wurde 1998/99 als ten (Ukraine, Slowakei und Deutschland). Jedes Teilgebiet Gebiet von gemeinschaftlichem Interesse nach FFH-Richtli- beherbergt einen Buchenwaldtyp, jeweils in der weltweit nie der EU vorgeschlagen und seitens der EU 2004 und 2007 besterhaltensten Ausprägung. Ein Teilgebiet befindet sich im (Aktualisierung) mit Veröffentlichung im EU-Amtsblatt bestä- Nationalpark Jasmund und repräsentiert artenreiche eutra- tigt. Deshalb erfüllt der NLPP gleichzeitig die Aufgaben eines phente Buchenwälder der planaren Höhenstufe auf Kreide- FFH-Managementplanes für das Gebiet des NLP. und Geschiebelehmstandorten im unmittelbaren Kontaktbe- reich zum Meer. Die nicht als Welterbe ausgewiesenen Teile des Nationalparks dienen als Pufferzone und entfalten eine Schutzfunktion für das Welterbe. 10 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

Abbildung 1: Nationalparke in Deutschland (BfN 2014) NATIONALPARKPLAN JASMUND | 11

2 Rechtliche und Planerische Grundlagen

Die Vorgaben und Kriterien für die Auswahl und Ausweisung ein globales Netzwerk. In der 10. Vertragsstaatenkonferenz eines Nationalparks sind in den „Richtlinien für die Anwen- (2010) wurde dies durch die Entscheidung „Decision X/31“ dung der IUCN-Managementkategorien für Schutzgebiete“ weiter untersetzt: dort ist in Textnummer 19 festgelegt, dass (IUCN 2008) bzw. deren deutsche Übersetzung (EUROPARC in den Vertragsstaaten bis 2015 die Managementeffektivität Deutschland e. V. 2010a) sowie verbindlich in den Naturschutz- von 60 % der Schutzgebietsfläche evaluiert sein soll. gesetzen des Bundes und des Landes Mecklenburg-Vorpom- mern festgelegt. Mit den eingeführten „Qualitätskriterien und -standards für deutsche Nationalparke“ (EUROPARC Deutschland e. V. 2008a) leistet Deutschland einen wesentlichen Beitrag zur 2.1 International Erfüllung dieses weltweiten Abkommens (vgl. Kap. 2.2.3 und 4). Der Nationalpark Jasmund wurde 2010 nach diesen 2.1.1 Übereinkommen über die biologische Vielfalt Qualitätskriterien evaluiert. Mit seinem eigendynamischen (Convention on Biological Diversity - CBD) Entwicklungsansatz leistet der Nationalpark Jasmund einen Mit Unterzeichnung der Biodiversitätskonvention (Conven- besonderen Beitrag zum Erhalt der natürlichen biologischen tion on Biological Diversity - CBD) beim Welt-Umweltgipfel Vielfalt. in Rio de Janeiro im Jahre 1992 verpflichtete sich die Bun- desrepublik Deutschland – gemeinsam mit weiteren 188 2.1.2 International Union for Conservation of Nature Staaten – u. a. zur Erhaltung der biologischen Vielfalt. Im (IUCN) und EUROPARC Deutschland e. V. Jahr 2007 wurde – zur Umsetzung der CBD in Deutschland Die Vielfalt von Schutzgebietstypen in allen Staaten der Welt – von der Bundesregierung eine Nationale Strategie zur Bio- veranlasste die Welt-Naturschutz-Union IUCN, Kategorien zu logischen Vielfalt (BMU 2007) herausgegeben und diese in beschreiben, um die jeweiligen Ziele und Methoden welt- Mecklenburg-Vorpommern durch das Konzept zur „Erhaltung weit vergleichbar zu machen. und Entwicklung der Biologischen Vielfalt in Mecklenburg- „Nach den internationalen Kategorien der IUCN ist ein Nati- Vorpommern“ (MLUV 2012) untersetzt. onalpark (d. h. ein Gebiet der IUCN-Kategorie II) ein natürli- ches oder naturnahes Schutzgebiet, das hauptsächlich zur Die drei Ziele der Biodiversitätskonvention sind: Sicherung großflächiger ökologischer Prozesse und zu Bil- dungs- und Naturerlebniszwecken etabliert wird (EUROPARC »» die Erhaltung der biologischen Vielfalt (auf den Ebenen Deutschland e. V. 2010a). Es soll die ökologische Unversehrt- der Ökosysteme, der Arten sowie der genetischen Vielfalt heit eines oder mehrerer Ökosysteme inkl. überlebensfä- innerhalb der Arten), higer Populationen daran gebundener heimischer Arten »» die nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und sichern, diesem Ziel abträgliche Nutzungen ausschließen, »» die gerechte Aufteilung der aus der Nutzung der geneti- Forschungsmöglichkeiten bieten und Bildungs-, Naturerfah- schen Ressourcen resultierenden Vorteile. rungs- und Erholungsangebote machen.“ (BfN 2012)

Die CBD ist das zentrale internationale Instrument zum Die IUCN-Kriterien stellen Empfehlungen für die nationalen Schutz der biologischen Vielfalt. Sie ist rechtlich verbindlich Regelungen der einzelnen Staaten dar. Danach soll in Schutz- im Sinne des Völkerrechts. Artikel 8 dieser Konvention ent- gebieten der IUCN-Kategorie II (Nationalparke) der überwie- hält die Empfehlung, ein System von Schutzgebieten oder gende Teil des Schutzgebietes (mindestens 75 % der Fläche) solchen Gebieten einzurichten, in denen besondere Maßnah- entsprechend seines Hauptziels der ungestörten Naturdyna- men zum Erhalt der biologischen Vielfalt stattfinden. Auf der mik verwaltet werden. Diese Vorgabe wird im kleinsten Nati- 7. Vertragsstaatenkonferenz (COP = Conference of the Parties onalpark Deutschlands, der weltweit einmalige Küsten- und 2004) wurde das Arbeitsprogramm Schutzgebiete (Pro- Waldlebensräume repräsentiert, wesentlich übertroffen. gramme of Work for Protected Areas, PoW) verabschiedet. Ziel dieses Arbeitsprogramms ist das Errichten und Erhalten 2.1.3 FFH- und Wasserrahmen-Richtlinie effizient gemanagter, ökologisch repräsentativer nationaler Mit der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (Richtlinie 92/43/EWG und internationaler Schutzgebietssysteme mit Integration in des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen 12 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

Lebensräume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen) ist päischen Union zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für ein umfassendes rechtliches Instrumentarium zum Lebens- Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpo- raum- und Artenschutz in der Europäischen Union geschaf- litik) ist es, bis 2015, spätestens bis 2027, die betreffenden fen worden. Die Hauptziele der Richtlinie bestehen in der Gewässer in einen Zustand zu überführen, der nur gering Erhaltung der biologischen Vielfalt durch die Sicherung und von einem natürlichen Zustand abweicht. Der Nationalpark Wiederherstellung von Lebensräumen und Populationen Jasmund befindet sich in der Flussgebietseinheit Warnow/ bedrohter Arten. Dies erfolgt primär über die Ausweisung . Als berichtspflichtige Gewässer ragen der Sagarder von FFH-Gebieten und Europäischen Vogelschutzgebieten, und der Marlower Bach in den Nationalpark Jasmund hinein. die zusammen das Netz „Natura 2000“ bilden. Für diese Für beide Gewässer ist ein minimaler und ein typkonfor- Gebiete gelten mit der Ausweisung besondere Schutz- und mer Entwicklungskorridor im Rahmen der Erstellung des Bewahrungspflichten. Die konkrete Umsetzung der FFH- Bewirtschaftungsplanes bzw. des Maßnahmenprogram- Richtlinie nach nationalem Recht ist im Bundesnaturschutz- mes im Jahr 2009 ausgewiesen (vgl. www.wrrl-mv.de und gesetz (§§ 31-36) und Naturschutzausführungsgesetz Meck- www.umweltkarten.mv-regierung.de Thema Wasser/WRRL). lenburg-Vorpommerns (§ 21) geregelt. Die Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit an den insgesamt sechs Querbauwerken innerhalb des National- Der Nationalpark Jasmund beherbergt eine Vielzahl zu schüt- parks Jasmund ist aufgrund der fortgeschrittenen Verlan- zender Lebensraumtypen sowie Arten der Küste und Buchen- dung nicht vorgesehen. wälder (vgl. Anlage 7.4) und wurde vollständig mit zusätzli- chen Flächen als FFH-Gebiet „Jasmund“ gemeldet (EU-Nr. DE 2.1.4 Wildnis 1447-302). Die weltweite Diskussion um die Erhaltung sogenannter Wildnisgebiete ist auch in Europa und Deutschland ange- Ziel der Wasserrahmen-Richtlinie (Richtlinie 2000/60/ kommen. Vor dem Hintergrund des hohen Anteils und der EG des Europäischen Parlaments und des Rates der Euro- langen Tradition kulturgeprägter Landschaften sowie der

Abbildung 2: Waldwildnis im Nationalpark Jasmund (M. Weigelt) NATIONALPARKPLAN JASMUND | 13

Bevölkerungsdichte wirft diese Diskussion neben natur- 2.1.5 Helsinki-Konvention und Meeresstrategie-Rah- schutzfachlichen Fragen (Mindestgröße, maximal tolerierba- menrichtlinie rer anthropogener Beeinflussungsgrad, Konkurrenz zu Zielen Die Helsinki-Konvention wurde 1974 verabschiedet. Sie des erhaltenden Naturschutzes, etc.) auch kulturgeschicht- konzentrierte sich in erster Linie auf technische Umwelt- liche und psychologische Fragen zum Verhältnis des Men- schutzfragen und die Verschmutzung der Ostsee. Die „Neue schen zur „Urnatur“ auf. Helsinki-Konvention“ von 1992 berücksichtigt die gesamte Das Europäische Parlament hat im Februar 2009 eine Resolu- Meeresumwelt des Ostseegebietes (inkl. Meeresgrund, tion zur Erhaltung von Wildnisgebieten in Europa verabschie- Küstenzonen und hydrologischem Einzugsgebiet). Ziel der det und u. a. die Europäische Kommission beauftragt, die Konvention ist der Schutz der Ostsee vor jeglicher Form von auf Wildnis bezogenen Ziele in das Netzwerk Natura 2000 zu Beeinträchtigung sowie die Erhaltung und Wiederherstellung integrieren. ihres ökologischen Gleichgewichts. Mit den „Guidelines on Wilderness in Natura 2000 Manage- Zur Umsetzung der gemeinsamen Schutzziele wurde die ment of terrestrial wilderness and wild areas within the Helsinki-Kommission (HELCOM) ins Leben gerufen. Die Natura 2000 Network“ liegt ein entsprechendes Dokument HELCOM hat 1994 den Mitgliedsstaaten empfohlen, ein inzwischen vor (Europäische Kommission 2013). marines Schutzgebietssystem von zunächst 62 „ Protected Areas“ (BSPA) einzurichten und dieses schrittweise Die von Nichtregierungsorganisationen gebildete Arbeits- zu vergrößern. 2005 wurde der Nationalpark Jasmund als gruppe „European Wilderness Working Group“ konkretisierte BSPA aufgestellt. die Empfehlungen und definierte Wildnis wie folgt: Mit dem 2007 verabschiedeten Aktionsplan (HELCOM Baltic Sea Action Plan, BSAP) widmet sich die Kommission sektor- „Wildnisgebiete sind große, unveränderte oder nur leicht übergreifend den thematischen Schwerpunkten Eutrophie- veränderte Naturgebiete, die von natürlichen Prozessen rung, Biodiversität, gefährliche Stoffe und maritime Aktivitä- beherrscht werden und in denen es keine menschlichen Ein- ten. griffe, keine Infrastruktur und keine Dauersiedlungen gibt. Sie werden dergestalt geschützt und betreut, dass ihr natürlicher Die 2008 in Kraft getretene Meeresstrategie-Rahmenricht- Zustand erhalten bleibt und sie Menschen die Möglichkeit linie und die EU- Meeresschutzstrategie aus dem Jahr 2005 zu besonderen geistig-seelischen Naturerfahrungen bieten.“ haben zum Ziel, einen guten Umweltzustand der europäi- (European Wilderness Working Group, September 2011, schen Meeresgewässer, und somit auch der Ostsee, bis 2021 Übersetzung von Dr. Bernhard Kohler. Programmleiter Biodi- zu erreichen. versität. WWF Österreich) 2.1.6 Welterbekonvention der UNESCO In Deutschland sind auf Wildnis bezogene Ziele u. a. in der Das „Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Natur- Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (Nationale erbes der Welt“ wurde 1972 von der Generalkonferenz der Biodiversitätsstrategie - NBS) verankert (vgl. Kap. 2.2.1). Im UNESCO verabschiedet. Es ist eines der bedeutendsten inter- Rahmen einer vom Bundesamt für Naturschutz veranstalte- nationalen Abkommen im Bereich des Natur- und Kultur- ten Expertentagung wurde eine für Deutschland operable schutzes, das von nahezu allen Staaten dieser Erde ratifiziert Begriffsdefinition für Wildnis erarbeitet: „Wildnisgebiete i. S. wurde. Leitidee der Welterbekonvention ist die „Erwägung, der NBS sind ausreichend große, (weitgehend) unzerschnit- dass Teile des Kultur- oder Naturerbes von außergewöhnlicher tene, nutzungsfreie Gebiete, die dazu dienen, einen vom Bedeutung sind und daher als Bestandteil des Welterbes der Menschen unbeeinflussten Ablauf natürlicher Prozesse dau- ganzen Menschheit erhalten werden müssen“ (aus der Prä- erhaft zu gewährleisten.“ ambel der Welterbekonvention). Ihre vorrangige Aufgabe besteht darin, das natürliche und kulturelle Erbe der Welt Mit den auf Prozessschutz gerichteten Zielsetzungen der zu bestimmen und eine Liste derjenigen herausragenden Verordnungen der drei Nationalparke in Mecklenburg- Objekte zu erstellen. Vorpommern wird ein großer Beitrag geleistet, dieses Ziel zu Mit der Unterzeichnung der Konvention verpflichten sich die erreichen (MLUV 2012, S. 101). Vertragsstaaten, die innerhalb ihrer Grenzen gelegenen Welt- erbestätten zu schützen und für zukünftige Generationen zu erhalten. 14 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

Vorpommern. Dieses hat mit der Aufstellung und Umsetzung des Nationalparkplanes, der zugleich Managementplan für die Welterbestätte ist, sicherzustellen, dass der Erhalt und Schutz des weltweit einzigartigen und herausragenden Tiefland-Buchenwaldes gewährleistet wird. Dies beinhaltet, dass sich der Buchenwald im Mosaik mit Mooren, Bächen und Küstenbildungen nach den eigenen Gesetzen der Natur entwickeln kann und ausreichende Vorkehrungen getroffen werden, um unmittelbare Störungen durch menschliche Eingriffe (z. B. Holzentnahme, Trittschäden) sowie mittelbare Beeinflussungen (z. B. Wildschäden, invasive Pflanzen) zu vermeiden. Nach den Richtlinien zur Durchführung des Welt- erbeabkommens hat das Nationalparkamt Vorpommern dar- über hinaus für die Welterbestätte (intergovernmental commitee for the protection of the world cultural and natural heritage 2011): Abbildung 3: Das Welterbefenster auf dem Gelände des Nationalpark- Zentrums KÖNIGSSTUHL mit Blick in das Weltnaturerbe (K. Bärwald) a) den Aufbau von Kapazitäten für die Forschung zu fördern; b) bei der Öffentlichkeit Bewusstsein, Verständnis und Ach- tung für die Notwendigkeit, das Kultur- und Naturerbe zu Mit der Einschreibung der „Buchenurwälder der Karpaten erhalten, zu stärken; und Alten Buchenwälder Deutschlands“ in die Welterbeliste c) die Funktion des Welterbes im öffentlichen Leben zu stär- der UNESCO hat sich die Bundesrepublik Deutschland völker- ken; rechtlich verbindlich verpflichtet, den Schutz der deutschen d) die Beteiligung der lokalen und nationalen Bevölkerung Teilgebiete dieser Stätte zu gewährleisten. Dieser beinhaltet am Schutz und der Erhaltung des Erbes zu verstärken die Erhaltung des außergewöhnlichen universellen Wertes sowie und der Unversehrtheit der Stätte (vgl. Anlage 8). Unmittel- e) alle sechs Jahre der UNESCO zusammen mit den anderen bar zuständig für die einzelnen Teilgebiete sind in Deutsch- Teilgebieten einen Bericht über den Zustand der Stätte land die Länder. Für das Land Mecklenburg-Vorpommern vorzulegen. liegt die unmittelbare Zuständigkeit für den Schutz und die Erhaltung des Teilgebietes Jasmund beim Nationalparkamt 2.2 National

Abbildung 4: Tagung des UNESCO-Welterbekomitees am 25. Juni 2011 2.2.1 Bundesvorgaben in Paris (O. Dieckmann) Im Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG i. d. F. v. 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542), geändert durch Artikel 4 Absatz 100 des Gesetzes vom 7. August 2013 (BGBl. I S. 3154) sind Natio- nalparke in § 24 wie folgt definiert:

„(1) Nationalparke sind rechtsverbindlich festgesetzte einheit- lich zu schützende Gebiete, die 1. großräumig, weitgehend unzerschnitten und von beson- derer Eigenart sind, 2. in einem überwiegenden Teil ihres Gebietes die Voraus­ setzungen eines Naturschutzgebietes erfüllen und 3. sich in einem überwiegenden Teil ihres Gebiets in einem vom Menschen nicht oder wenig beeinflussten Zustand befinden oder geeignet sind, sich in einen Zustand zu ent- wickeln oder in einen Zustand entwickelt zu werden, der einen möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik gewährleistet. NATIONALPARKPLAN JASMUND | 15

(2) Nationalparke haben zum Ziel, in einem überwiegenden Teil B 1.1.3: „Bis zum Jahre 2020 kann sich die Natur auf 2 % der ihres Gebiets den möglichst ungestörten Ablauf der Natur- Fläche Deutschlands wieder nach ihren eigenen Gesetzmä- vorgänge in ihrer natürlichen Dynamik zu gewährleisten. ßigkeiten ungestört entwickeln und Wildnis entstehen …“ Soweit es der Schutzzweck erlaubt, sollen Nationalparke B 1.2.1: „… 2020 beträgt der Flächenanteil der Wälder mit auch der wissenschaftlichen Umweltbeobachtung, der natürlicher Waldentwicklung 5 % der Waldfläche …“ (vgl. naturkundlichen Bildung und dem Naturerlebnis der Bevöl- hierzu auch Kap 2.1.4 „Wildnis“). kerung dienen. (3) Nationalparke sind unter Berücksichtigung ihres besonderen 2.2.2 Landesvorgaben Schutzzweckes sowie der durch die Großräumigkeit und Das Naturschutzausführungsgesetz Mecklenburg-Vor- Besiedlung gebotenen Ausnahmen wie Naturschutzgebiete pommern (NatSchAG M-V) in der Fassung vom 12. Juli 2010 zu schützen.“ (GVOBl. M-V S. 383, 395) regelt in § 22 Abs. 1 den Fortbestand der auf der Grundlage des Einigungsvertrages übergeleite- Der Nationalpark Jasmund wurde mit Verordnung vom ten Nationalparkverordnung (vgl. Anlage 7.2). 12.09.1990 festgesetzt. Als sogenannter Entwicklungsnatio- Die Nationalparkverordnung ist die rechtliche Grundlage nalpark wurden zunächst nur Teile des Gebietes sofort einer für den Nationalparkplan, der seinerseits den Rahmen für vom Menschen unbeeinflussten Naturentwicklung überlas- die praktische Umsetzung der Nationalparkziele bildet (Pla- sen (vgl. Kap. 3.7 und 5.3.4 Unterüberschrift Wald). nungsgrundlage). Darüber hinaus gelten schutzgebietsspezifisch weitere Vor- Die Verordnung über den Nationalpark Jasmund definiert die gaben des BNatSchG in Verbindung mit dem NatSchAG M-V Grenzen des Nationalparks (§ 2) und die einzelnen Schutz- (vgl. Kap. 2.2.2). Das betrifft u. a. die Eingriffsregelung, gesetz- zonen (§ 4). Die Zweckbestimmungen des Nationalparks lich geschützte Biotope und den Artenschutz. regelt § 3. Neben der Bewahrung der einzigartigen Kreide- landschaft wird auch die Regeneration der Naturwälder und Die „Verordnung über das Befahren der Bundeswasserstra- Moore als Ziel formuliert (§ 3 Abs. 1 Nr. 3 und 4). ßen in Nationalparken und Naturschutzgebieten im Bereich Nach § 3 Abs. 2 bezweckt der Nationalpark keine wirtschafts- der Küste von Mecklenburg-Vorpommern“ (Befahrensre- bestimmte Nutzung. Die Verordnung gestattet in § 7 Abs. 1 gelungsverordnung Küstenbereich Mecklenburg-Vorpom- Ausnahmen, die u. a. die landwirtschaftliche Nutzung der mern – NPBefVMVK) vom 24. Juni 1997 (BGBl. Jahrgang 1997 bisherigen Nutzflächen außerhalb der Schutzzone I und auch Teil I Nr. 43 vom 1. Juli 1997) gilt auch für den Nationalpark die bestimmungsgemäße Nutzung von baulichen Anlagen Jasmund und bestimmt, dass der zum Nationalpark gehö- und der dazugehörigen Flächen betreffen. § 7 Abs. 2 (beste- rende, ca. 500 m breite küstennahe Teil der Ostsee von allen hende Genehmigungen und Rechte) hat eine einschrän- Wasser- und Sportfahrzeugen sowie Wassersportgeräten kende Wirkung hinsichtlich der Nationalparkentwicklung. nicht befahren werden darf (vgl. Anlage 7.3). Der Auftrag zu wissenschaftlicher Beobachtung und For- Im Rahmen der Umsetzung von Nationalparkzielen sind dar- schung ist in § 5 Abs. 1 verankert. über hinaus weitere bundesrechtliche Bestimmungen, wie Von Bedeutung sind weitere landesrechtliche Vorgaben über z. B. die Bundesartenschutz-Verordnung, der Gewässerschutz Wasser, Jagd, Straßen und Wege sowie eine Vielzahl von nach dem Wasserhaushaltsgesetz, die Verkehrssicherungs- nachgeordneten Verordnungen und Erlassen. Die Küsten- pflicht nach Bürgerlichem Gesetzbuch oder das Bundesim- fischereiverordnung und die für die Nationalparke Mecklen- missionsschutzgesetz, zu berücksichtigen. burg-Vorpommerns erlassene Nationalpark-Jagdverordnung sind besonders hervorzuheben (vgl. Anlagen 7.1 und 7.7). Die NBS (BMU 2007) dient der Umsetzung der Biodiversitäts- konvention in Deutschland (vgl. Kap. 2.1.1). Sie formuliert Der Nationalpark Jasmund ist im Landesraumentwick- eine konkrete Vision für die Zukunft und legt für alle biodiver- lungsprogramm Mecklenburg-Vorpommern und Regio- sitätsrelevanten Themen Qualitätsziele und Handlungsziele nalen Raumentwicklungsprogramm Vorpommern jeweils bis zum Jahre 2050 fest. Die Handlungsziele werden in 16 als Vorranggebiet Naturschutz und Landschaftspflege, mari- Aktionsfeldern durch Maßnahmen staatlicher und nichtstaat- nes Vorranggebiet u nd unzerschnittener landschaftlicher licher Akteure konkretisiert. In der gesamten Strategie werden Freiraum beschrieben. Der Nationalpark Jasmund liegt bisher ökologische, ökonomische und soziale Aspekte im Sinne des nicht im Geltungsbereich eines kommunalen Landschafts- Leitprinzips Nachhaltigkeit gleichermaßen berücksichtigt. planes. Für Nationalparke sind u. a. die folgenden zwei Ziele von besonderer Relevanz: 16 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

Im Gutachtlichen Landschaftsprogramm Mecklenburg- Vorpommern ist der Nationalpark Jasmund als „Bereich mit herausragender Bedeutung für den Naturhaushalt“ und „Bereich mit herausragender Bedeutung für die Sicherung ökologischer Funktionen“ beschrieben. Der Gutachtliche Landschaftsrahmenplan Vorpommern zeichnet ihn als „Bereich mit herausragender Bedeutung für den Natur- haushalt“ und „Bereiche mit besonderer Bedeutung für den Naturhaushalt“ aus.

Das Konzept zur „Erhaltung und Entwicklung der Biologi- schen Vielfalt in Mecklenburg-Vorpommern“ (MLUV 2012) beinhaltet folgende, den Nationalpark Jasmund wesentlich betreffende Aktionsfelder:

»» Artenschutz (v. a. Florenschutz), »» Marine Lebensräume (v. a. Meeresstrategie-RL, Fischerei), »» Moore und Feuchtlebensräume (v. a. Erhalt und Renaturie- rung), »» Fließgewässer (v. a. Nährstoffeinträge), »» Seen (v. a. Nährstoffeinträge), »» Trockenlebensräume (v. a. Pflege, Besucherlenkung), »» Waldlebensräume (v. a. Überführung in Kernzone), »» Schutzgebiete (v. a. Zielerreichung) und »» Umweltbildung.

2.2.3 Qualitätskriterien und -standards für deutsche Nationalparke In Trägerschaft des Dachverbandes EUROPARC Deutsch- land e. V., maßgeblich unterstützt vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit sowie Bundesamt für Naturschutz (BfN) und mit Zustimmung der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Naturschutz, Landschafts- pflege und Erholung (LANA), wurden von 2005 bis 2008 mit dem Forschungs- und Entwicklungsvorhaben „Entwicklung von Qualitätskriterien und -standards für deutsche National- parke“ Grundlagen für ein Qualitätsmanagement geschaffen (EUROPARC Deutschland e. V. 2008a). Es ist vorgesehen, alle deutschen Nationalparke anhand dieser Kriterien und Stan- dards einer regelmäßigen Evaluierung zu unterziehen. Diese Kriterien und die darauf beruhende Evaluierung (EUROPARC Deutschland e. V. 2010b) bilden damit auch für den National- park Jasmund eine wichtige Handlungsgrundlage. Unter den ersten deutschen Nationalparken, die ab 2009 anhand dieser Kriterien überprüft wurden, war auch der Nationalpark Jasmund (vgl. Kap. 4). NATIONALPARKPLAN JASMUND | 17

3 Daten zum Nationalpark Jasmund

Ausführliche Angaben zum Schutzgebiet werden im Band Flächentyp Flächen­ Anteil an Anteil an größen der Land­ Gesamt­ „Bestandsanalyse“ des Nationalparkplanes veröffentlicht. Im (ha) fläche (%) fläche (%) Folgenden werden kurzgefasst die für das Verständnis not- Ostsee 615 20,04 wendigen Informationen gegeben. Ufer, Kliffs 70 2,86 2,29 Moore, Wiesen, Offenland 163 6,64 5,31 3.1 Lage und Größe Acker 19 0,78 0,62 Kreidebrüche, Kiesgruben 12 0,47 0,38 Der Nationalpark Jasmund liegt im nordöstlichen Teil der Insel Standgewässer 11 0,44 0,35 Rügen im Landkreis Vorpommern-Rügen. Zur Fläche des Nati- Siedlungsflächen 11 0,46 0,37 onalparks gehören Gebiete der Gemeinden , und mit mehreren Siedlungspunkten, die dem zeit- Verkehrsflächen 11 0,03 0,02 weiligen oder ständigen Wohnen dienen. Der Flächenanteil Landfläche ohne Wald 287 11,68 9,34 des Hoheitsgebiets der Stadt Sassnitz am Nationalpark ist von Wald 2.168 88,32 70,62 allen Gemeinden am größten. Der nördliche Siedlungsrand Landfläche inkl. Wald 2.4552 100,00 79,96 von Sassnitz bildet die südliche Nationalparkgrenze, die hier Gesamtfläche 3.070 100,00 durch den Waldrand markiert ist. Zur Stadt Sassnitz gehören innerhalb des Nationalparks die Siedlungspunkte Werder, Tabelle 1: Größe und Anteil verschiedener Flächentypen im National- Waldhalle, Stubbenkammer, Buddenhagen, Rusewase, Baum- park Jasmund (Quelle: LUNG BNTK 2012) haus Schwierenz und Baumhaus Hagen sowie das Leucht- 1 siehe Fußnote 2 feuer am Kollicker Ort. Der Siedlungspunkt Forstkaten Borrien 2 Die Landfläche beinhaltet die nicht flächenmäßig, sondern längenmäßig erfassten Linienbiotope wie Straßen- und Wirtschaftswege (zusammen ca. 88 km im Gebiet) liegt in der Gemeinde Lohme. sowie Bäche (ca. 14 km im Gebiet) und Gräben (ca. 24 km im Gebiet). Seit den 1990er Jahren gehen die Bevölkerungszahlen in Mecklenburg-Vorpommern zurück, dies betrifft auch Rügen und die Gemeinden im und am Nationalpark. Die rückläufige von Jasmund folgt zur Hälfte dem Küstenverlauf. Diese Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden Lohme und Grenze unterliegt zwar einer langsamen, natürlich-dynami- Sagard hat unter anderem zur Aufgabe kleiner Siedlungs- schen Veränderung durch den Abtrag der Steilküste, doch punkte am Nationalparkrand, wie zum Beispiel Wesselin bleibt sie durch markante Habitatgrenzen stets eindeutig. und Quoltitz, geführt. Ausnahme ist der Ortsteil Hagen der (EUROPARC Deutschland e.V. 2009)“ Die Grenzziehung im Gemeinde Lohme mit einer Zunahme der Bevölkerung in den Osten integriert die Hangwälder sowie teilweise die Strand- letzten Jahren. bereiche bis zur Wasserlinie. Die Grenzen des Weltnaturerbe- gebietes im Norden, Westen und Süden wurden außerhalb Der Nationalpark ist geprägt von der Kreide-Steilküste an der Hangwälder so gezogen, dass ein kompakter Block aus der Ostsee und einem großen zusammenhängenden Wald- alten und strukturreichen Buchenwäldern mit nur geringen gebiet, der Stubnitz. Der Nationalpark hat eine Ausdehnung Anteilen an nicht heimischen Baumarten entstanden ist, der von ca. 3.070 ha. Diese setzt sich zusammen aus ca. 2.455 ha sich im Gelände deutlich erkennbar von den vorhandenen (80 %) Landfläche und ca. 615 ha (20 %) Ostsee. Die Küstenli- jüngeren, strukturarmen Buchenbeständen und Beständen nie des Nationalparks ist ca. 10 km lang. Von der Landfläche aus bzw. mit hohem Anteil nicht heimischer Baumarten sind ca. 2.168 ha (71 %) mit Wald bestockt. Die restlichen ca. abgrenzt. Das Weltnaturerbegebiet nimmt eine Fläche von 287 ha gliedern sich in Ufer und Kliffs, Moore, Wiesen, Acker, 492 ha ein. Die übrige Nationalparkfläche bildet die Puf- Kreidebrüche und Kiesgruben, Gewässer sowie Verkehrs- und ferzone, die das Weltnaturerbegebiet allseitig umgibt (vgl. Siedlungsflächen (vgl. Tabelle 1). Karte 1).

Das Teilgebiet Jasmund der Weltnaturerbestätte „Buchenur- Der Nationalpark Jasmund ist eingebunden in ein Netz aus wälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Deutschlands“ Schutzgebieten nationaler und europäischer Bedeutung (vgl. befindet sich im Osten des Nationalparks. „Die Gebietsgrenze Abb. 5 und 10). 18 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

Abbildung 5: Nationale Schutzgebiete in der Umgebung des Nationalparks Jasmund NATIONALPARKPLAN JASMUND | 19

Direkt angrenzend an den Nationalpark liegt das Land­ ein Naturpark entstanden. Dies bedeutete für das Land eine schafts­schutzgebiet „Ostrügen“, das vom Kap Arkona im Nor- große Pflicht und Chance zugleich. Um die Verwaltung und den bis und Mönchgut im Süden reicht und auch die Betreuung der Nationalparke zu koordinieren, wurde 1991 Teile der Halbinsel Jasmund umfasst. Im Südosten Rügens, ein eigenes landesweites Nationalparkamt als Landesober- das LSG „Ostrügen“ teilweise umfassend, liegt das Biosphä- behörde mit örtlichen Großschutzgebietsverwaltungen ins renreservat Südost-Rügen. An der Westküste Rügens grenzt Leben gerufen. 1996 erfolgte die Einrichtung eigenständiger der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft an. Nationalparkämter (vgl. Kap. 3.6 Verwaltung). Damit ist Rügen von allen deutschen Regionen diejenige mit der größten Dichte an hochrangigen Großschutzgebieten. 3.3 Besiedlung und Geschichte

3.2 Entstehung des Nationalparks Jasmund Die Halbinsel Jasmund ist seit dem späten Mesolithikum (ca. 4000 v. Chr.) besiedelt. Zahlreiche Bodendenkmäler in Der Nationalpark Jasmund kann auf eine lange Schutz- der Stubnitz zeugen von den einzelnen Phasen der frühge- gebietsgeschichte zurückblicken. Bereits 1906 wurde per schichtlichen Besiedlung in den Hochlagen der Halbinsel, Polizeiverordnung das „Steinezangen“ verboten, also die wobei der Einfluss auf die Landschaft in dieser frühen Phase Werbung der eiszeitlichen Findlinge vom Strand und aus gering blieb (Waldauflichtungen, Siedlungsplätze). dem Flachwasser, um sie als natürliche Wellenbrecher zu Ersten nachhaltigen Einfluss auf das Gebiet hatten inselartige erhalten. Die Stubnitz wurde 1929 als Naturschutzgebiet Rodungen und Auflichten der Eichen-Mischwälder wäh- „Jasmund“ durch Polizeiverordnung ausgewiesen. Anlass zur rend der neolithischen (jungsteinzeitlichen) Besiedlung ab Unterschutzstellung war die Bedrohung der einzigartigen 3500 v. Chr. Dies hatte Auswirkungen auf den Wasserhaushalt Landschaft durch einen beabsichtigten Kreideabbau an der und führte zur Bildung von Mooren und Kleingewässern in Kreideküste. Senken und Tälern. 1935 wurde auf Grundlage des Reichsnaturschutzgesetzes eine neue Schutzverordnung für das Naturschutzgebiet Jas- mund erlassen, die durch eine Schutzgebietsverordnung nach Abbildung 6: Das Pfenniggrab – ein Großsteingrab im Nationalpark dem Naturschutzgesetz der DDR von 1954 fortgeführt wurde. Jasmund (M. Weigelt) Die Unterschutzstellung des Gebietes verhinderte aber nicht das Aufforsten mit Nadelhölzern und nicht standort- gerechten Laubhölzern. Nach 1945 erfolgte großflächiger Holzeinschlag im Rahmen von Reparationsleistungen. Ein wichtiger Fortschritt war deshalb 1958 die Ausweisung des gesamten Küstenstreifens als Naturwaldzelle durch die Forst- einrichtung. Im Rahmen einer Behandlungsrichtlinie wurde eine erste Totalreservatsfläche von 256 ha ausgewiesen, die die Steilhangwälder, das Kieler und Brisnitzer Bachtal und die Umgebung des Herthasees umfasste.

1964 regte Dr. Lebrecht Jeschke an, die Ausweisung der gan- zen Stubnitz als Nationalpark oder wenigstens als Naturpark zu untersuchen. Erst im Spätherbst 1989, im Verlauf der poli- tischen Wende in der DDR, konnte der Gedanke an die Schaf- fung eines Nationalparks aufgegriffen und im Rahmen des Nationalparkprogramms der DDR realisiert werden. „Das „Nati- onalparkprogramm“ markiert eine Sternstunde des deutschen Natur- und Umweltschutzes (EUROPARC Deutschland e. V. 2008b).“ Damit bot sich die einmalige Chance, ausgewählten Landschaften einen Schutzstatus auf großer Fläche zu geben. In Mecklenburg-Vorpommern sind durch das Nationalpark- programm drei Nationalparke, ein Biosphärenreservat und 20 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

In der Bronzezeit (1800 - 600 v. Chr.) führte Siedlungsausbau Pflanzung von Esche, Eiche und Fichte. Seit 1857 wurden den (389 Hügelgräber auf der Halbinsel Jasmund) zu erheblicher Buchenbeständen Eichen beigemischt. In den Randlagen Zurückdrängung des Waldes. entlang der Küste sowie am westlichen Teil des Schlossber- ges und am Fahrenberg fand Plenterbewirtschaftung statt. Während der Eisenzeit (600 v. Chr. - 50 n. Chr.) und Römi- Die Steilhangwälder an der Küste blieben hingegen vom schen Kaiserzeit (50 - 250 n. Chr.) verursachten Eisenerzeu- Holzeinschlag weitgehend verschont. Nur lokal erfolgte eine gung und -verhüttung einen erhöhten Holzbedarf. Weitere Holzentnahme. Rodungen und Waldauflichtungen waren die Folge. Trotz Während des 20. Jahrhunderts wurden Blößen verstärkt mit des Siedlungszuwachses blieben weite Teile Rügens waldbe- Eiche, ab 1941 dann mit Nadelhölzern, vor allem Gemeiner deckt. Fichte und Japanischer Lärche, aufgeforstet, obgleich der größte Teil der Stubnitz 1935 unter Naturschutz gestellt wor- Die Völkerwanderungszeit (375 - 650 n. Chr.) brachte eine den war. Nach 1945 erfolgte großflächiger Holzeinschlag im weitgehende Regeneration des Waldes mit sich. Rahmen von Reparationsleistungen, der den Buchenwald im Durch die altslawische Landnahme im 7. Jahrhundert n. Chr. Südostteil und Nordwestteil der Stubnitz (nördlich von Sass- wurden die Hochlagen von Jasmund kaum berührt. Nur im nitz und südlich von Lohme) stark in Mitleidenschaft zog. Umkreis der slawischen Burgwallanlagen, wie bei der Hertha- burg, müssen Rodungen erfolgt sein (Biederstaedt 2011). Im 12. Jahrhundert n. Chr. erfolgte der Umschlag von Eichen- 3.4 Naturausstattung mischwäldern zu Buchenwäldern. Seither beherrschen Buchenwälder uneingeschränkt alle waldfähigen Mineralbo- Die Halbinsel Jasmund nimmt als Stauchmoränenlandschaft denstandorte, während auf Feuchtstandorten Erle und Esche mit einer markanten Kreidehochlage nicht nur auf Rügen, dominieren. sondern im gesamten norddeutschen Tiefland eine ausge- prägte Sonderstellung ein. Sie erhebt sich als massiver Block Während des hochmittelalterlichen Landesausbaus (14. Jh.) aus dem Meer und weist in jeglicher Hinsicht - geologisch, wurde die Stubnitz nicht besiedelt. klimatisch, biogeographisch, hydrologisch - Besonderheiten Damit fanden seit der Völkerwanderungszeit im Bereich des innerhalb der südbaltischen Küstenlandschaften auf. Das heutigen Nationalparks keine wesentlichen Rodungen statt, heutige Landschaftbild mit dem ausgeprägten Wechsel von was zum größten Teil über 1000-jährige Waldstandorte her- „Pleistozänstreifen“ (-mulden) und „Kreidekomplexen“ (-sät- vorbrachte. teln) ist durch die mehrphasigen Inlandeisvorstöße geprägt. Diese Besonderheiten führten 2006 dazu, dass die Jasmun- Danach sind die Wälder der Stubnitz jahrhundertelang zur der Kreideküste als „Nationaler Geotop“ ausgewiesen wurde. Deckung des Bedarfs an Bau-, Brenn- und Zaunholz sowie durch Waldweide von den angrenzenden Gemeinden ge­nutzt worden. Diese Nutzungen bewirkten eine zuneh- Abbildung 7: Wintermoor im Nationalpark Jasmund (M. Weigelt) mende Walddevastierung, so dass im Laufe der Jahrhunderte wiederholt „Holzordnungen“ erlassen werden mussten (1586, 1671, 1722, 1731). Um 1800 wurde zur Minderung des Holzeinschlages Torf in einigen Mooren gestochen. Waldweide wurde trotz Verbots der schwedischen Regierung von 1731 (die Stubnitz war landesherrlicher Besitz) bis in das 19. Jh. hinein betrieben, auch nachdem der Wald im Jahre 1815 unter preußische Verwaltung gekommen war. Das Waldbild der Stubnitz ist seit dem 19. Jh. durch forstliche Maßnahmen verändert worden. Bereits 1820 erfolgten die ersten Nadelholzaufforstungen in der Nähe des Baumhauses Schwierenz. 1834 wurde der Selbsthieb abgeschafft und zu geregelter Forstwirtschaft mit 120-jährigem Buchenum- trieb übergegangen. In den Niederungen wurden Erlen in 20-jährigem Umtrieb bewirtschaftet. Zudem erfolgte die NATIONALPARKPLAN JASMUND | 21

Abbildung 8: Bäche formen im Nationalpark Jasmund seit Jahrtausenden die Landschaft (J. Reich)

Der Nationalpark ist ein Wald- und Küsten-Nationalpark. haben zwar nur einen geringen Flächenanteil, sind aber eine Die auf nahezu allen Standorten herrschenden Wälder sto- ganz wesentliche Komponente der Naturausstattung des ßen insbesondere in zwei Extrembereichen an natürliche Nationalparks. Grenzen: Küste und Moor. Natürlich waldfrei sind für das Waldwachstum zu nasse Standorte sowie Standorte mit Der Nationalpark Jasmund ist ein nach außen deutlich abge- periodisch wiederkehrender Oberflächenerosion. Zu diesen grenzter und geschlossener Naturraumtyp mit ausgeprägter Bereichen gehören u. a.: innerer Differenzierung.

»» die Kreideküstenbereiche Er umfasst: »» die Strandbereiche »» Flachwasser- und Uferökosysteme der Ostsee »» gewässernahe Bereiche, in denen die natürliche Dynamik des ••Ökosysteme der Lockergesteinssteilküsten des Pleisto- Fließgewässersystems zumindest noch in Teilen erhalten ist zäns und der Kreide »» Moore. ••Kreidesteilküsten-Ökosysteme ••blockreiche Flachwasser- und Strandökosysteme Der Nationalpark Jasmund repräsentiert und umfasst zugleich eine von Buchenwäldern bedeckte Stauchmoräne »» Ökosysteme des Festlandes mit hoch aufragenden Kreideschollen der Halbinsel Jas- ••Waldökosysteme auf Kreide- bzw. Pleistozänstandorten mund einschließlich der Kreidesteilküste an der Ostsee. Die ••Bachökosysteme Kreideküste im Nationalpark gehört zu den großartigsten ••Moorökosysteme. Waldgrenzstandorten des norddeutschen Tieflandes. Moore 22 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

Abbildung 9: Weißes Waldvöglein und Zwiebel-Zahnwurz im Nationalpark Jasmund (J. Reich)

Das Bodensubstrat ist ein Mosaik aus Schreibkreide, Schreib- Vegetation der Kesselmoore wird von Torfmoos-Seggenrie- kreide mit Geschiebelehmdecke und Geschiebelehm. Klein- den, Torfmoos-Wollgrasbulten und Birken-Moorgehölzen flächig treten Moränensande und Mergel oberflächenbil- gebildet. Die Steiluferkomplexe sind mit Winkelseggen- dend sowie Moore auf. Lokal findet sich Kalktuff. Erlen-Eschenwäldern, Orchideen-Buchenhangwäldern und Zahnwurz-Ahorn-Hangwäldern bestanden, vereinzelt sind Das Relief ist geprägt von „Stauchkomplexen“, gekapp- auch Riesenschachtelhalm-Quellsümpfe, Elsbeeren-Buchen- ten Moränenrücken mit Kreidekern, dazwischen liegen buschwälder und Hartriegel-Wacholdergebüsche anzutref- langgestreckte schmale Senken und durch Bacherosion fen. Die Wälder des Nationalparks wurden durch Nutzungen ausgeformte Hügelrücken, Täler, Kessel und Quellmulden. in ihrer Struktur und Artenzusammensetzung verändert. Die Gebietsweise finden sich Hochflächen. Die Flächen liegen deutlichsten Abweichungen der realen von der potenziell vorwiegend zwischen 60 und 140 m Höhe über NN. Die natürlichen Waldvegetation stellen die Nadelholzforsten dar, höchste Erhebung ist mit 161 m über NN der Piekberg. die jedoch nur einen geringen Anteil (ca. 10 %) einnehmen. Die Küstenform ist aufgrund des kleinräumigen Wechsels von Kreide, Geschiebemergel und Sand sehr vielgestaltig. Aktive Die FFH-Richtlinie der EU definiert ausgewählte natürliche und inaktive Kliff- bzw. Steilküste (bis 118 m über NN) und Lebensräume von gemeinschaftlichem Interesse, für deren seltener diverse Schräghangufer mit Bacheinschnitten und Erhaltung in den Mitgliedsstaaten besondere Schutzgebiete Quellmulden prägen die Küstenformen von Jasmund. ausgewiesen werden müssen. Die Lage des FFH-Gebietes „Jasmund“ ergibt sich aus Abb. 10. Die im Nationalpark ver- Das Klima der Halbinsel ist überwiegend kühlfeucht und tretenen, gemäß FFH-Richtlinie besonders schützenswerten weist die höchsten Niederschlagswerte der Insel Rügen mit Lebensraumtypen und Arten sind in Anlage 7.4 aufgezählt. 758 mm/Jahr im langjährigen Mittel 1993 - 2010 auf. Das Mesoklima ist aufgrund des Reliefs stark differenziert. Die Küstenhänge sind trocken-luftfeucht-warm, wohingegen die Bachschluchten ausgeglichen kühlfeucht sind. Der National- park ist geprägt durch zahlreiche Quellmulden, abflusslose Kesselmoore, Quellmoore, Durchströmungs- und Versump- fungsmoore sowie Karstphänomene. Bemerkenswert sind Bäche mit starkem Gefälle, die sich in Steilküstennähe kerb- talförmig eingeschnitten haben. Die aktuelle Vegetation ist gekennzeichnet durch großflächige Heckenkirschen- Buchenwälder auf Kreide und Zahnwurz-Buchenwälder auf Geschiebemergel. Auf den ärmeren Sandstandorten stocken vereinzelt Siebenstern- und Blaubeer-Buchenwälder, in den Bachtälern Erlen-Eschen- und Eschen-Buchenwälder. Die NATIONALPARKPLAN JASMUND | 23

Abbildung 10: Europäische Schutzgebiete in der Umgebung des Nationalparks Jasmund Eigentümerstatistik NLP JAS (27.05.2014)

Eigentümer Land Anteil Wasser Anteil Land + Wasser Eigentümerstatistik(Verwaltung) NLP JAS (27.05.2014)(ha) an (ha) an ges. Anteil an NLP NLP (ha) Ges.-Fläche Eigentümer Land Anteil %Wasser Anteil Land% + Wasser % (Verwaltung) (ha) an (ha) an ges. Anteil an 0,0242 0,0000 0,0242 0,0008 NLP NLP (ha) Ges.-Fläche Volkseigentum nach altem R 205,3295 0,0000 205,3295 6,6883 % % % andere juristische Personen 40,0112 0,0000 40,0112 1,3033 0,0242 0,0000 0,0242 0,0008 and. Jur. P. - BVVG 3,2362 0,0000 3,2362 0,1054 Volkseigentum nach altem R 205,3295 0,0000 205,3295 6,6883 Kirche 0,1330 0,0000 0,1330 0,0043 andere juristische Personen 40,0112 0,0000 40,0112 1,3033 Bund 6,2404 642,9259 649,1663 21,1455 and. Jur. P. - BVVG 3,2362 0,0000 3,2362 0,1054 Land 2.058,6447 0,0000 2.058,6447 67,0568 Kirche 0,1330 0,0000 0,1330 0,0043 Kommune 44,3089 0,0000 44,3089 1,4433 Bund 6,2404 642,9259 649,1663 21,1455 unbekannt 7,9935 0,0000 7,9935 0,2604 Land 24 |2.058,6447 NATIONALPARKPLAN JASMUND0,0000 2.058,6447 67,0568 1,9919 Kommunejedweder andere 44,3089 61,1525 0,0000 0,0000 44,3089 61,15251,4433 unbekanntGesamtfläche 7,9935 2.427,0741 0,0000 7,9935 3.070,0000 0,2604 100,00 jedweder andere 3.5 61,1525 Eigentumsverhältnisse 0,0000 61,1525 IUCN-Richtlinien1,9919 sowie die Qualitätskriterien und -standards Gesamtfläche 2.427,0741 3.070,0000 für deutsche100,00 Nationalparke erfüllt, indem die Nationalpark- Im Nationalpark befindet sich mit etwa 4 % ein kleiner Anteil verwaltung der obersten Naturschutzbehörde direkt unter- von Landflächen in Privat- und sonstigem nicht öffentlichen stellt ist und eine eigenständige, leistungsfähige Sonderbe- Quelle: Datenlieferung des Landesamtes für innere Verwaltung M-V (LAiV) Besitz. Der überwiegende Teil der Nationalparkfläche befin- hörde darstellt (EUROPARC Deutschland e.V. 2008a). Aktualität ALK: April 2013; Aktualität ALB: Juni 2013 det sich im Eigentum der öffentlichen Hand: 74 % sind im Quelle: Erstaufnahme:Datenlieferung Novemberdes Landesamtes 2009 Letzte für innere Änderung: Verwaltung August M-V 2013 (LAiV) Bund Eigentum bzw. in Verwaltung des Landes, 21 % gehören dem Das Nationalparkamt Vorpommern mit Sitz in Born auf dem AktualitätBearbeiter: ALK: April ALK: 2013; LAiV Aktualität und LUNG ALB: (Fr. Juni Dr. 2013 Venebrügge) Bund und 1 % entfällt auf gemeindeeigene Flächen. UmVerwaltung die LandDarß M ist-V seit 2006 als untere Naturschutz- und untere Forst- Erstaufnahme:ALB: Katasterämter, November 2009 LAiV Letzte und LUNGÄnderung: M-V August(G. Rahmlow) 2013 Bund Gesetze und Verordnungen zum Schutz der Natur umzusetKommune- behörde zuständig für die Nationalparke „Vorpommersche Bearbeiter: ALK: LAiV und LUNG (Fr. Dr. Venebrügge) Verwaltung Land M-V zen, ist das Land Mecklenburg-Vorpommern bestrebt,Privat den Boddenlandschaft“ und „Jasmund“. ALB: Katasterämter, LAiV und LUNG M-V (G. Rahmlow) Kommune Anteil an Landeseigentum zu erhöhen (vgl. Abb. 11). sonstige EigentümerDie Nationalparkverwaltung ist in fünf Dezernate gegliedert Privat (vgl. Abb. 12). Für die Bereiche Verwaltung und zentrale Das Eigentum des Bundes erstreckt sich im Wesentlichensonstige Eigentümer auf Dienste sowie Recht, Grundlagen und Planung sowie Kom- die Ostsee-Flächen des Nationalparks, die Bundeswasser- munikation und Umweltbildung wurden drei Dezernate ein- straße sind. gerichtet, die für beide Nationalparke zuständig sind. Dane- ben gibt es für beide Nationalparke jeweils ein Dezernat, das für die Gebietsbetreuung zuständig ist. Das Dezernat 4 2% 2% (Gebietsbetreuung Jasmund) hat seinen Sitz auf der Halbin- sel Jasmund. 1%2% 2% 21%

1% 21% Die Aufgaben der Nationalparkverwaltung sind durch die Nationalpark-Verordnung, das Landesnaturschutzausfüh- Bund rungs- (i. V. m. BNatSchG) und Landeswaldgesetz sowie die völkerrechtlich verbindlichen Regelungen der Weltnaturer- Verwaltung Land M-V Bund beanerkennung vorgegeben. Sie bestehen: VerwaltungKommune Land M-V »» in der Erstellung des Nationalparkplans (der zugleich Ma-

Kommune Privat nagementplan für das Teilgebiet Jasmund der Weltnaturer- bestätte und den im NLP liegenden Teil des gleichnamigen 74% Privat sonstige Eigentümer FFH-Gebietes ist) und der Konkretisierung der jährlich 74% sonstige Eigentümer durchzuführenden Maßnahmen zur Schutzzweckrealisie- rung, Abbildung 11: Eigentumsverhältnisse im Nationalpark Jasmund »» in der Entwicklung des Nationalparks und des Weltnaturer- (Quelle: LAiV ALK/ALB 2013) begebietes, »» in der Durchführung und Förderung von Schutz- und Pfle- gemaßnahmen, 3.6 Verwaltung »» in der wissenschaftlichen Beobachtung sowie der Durch- führung, Vergabe und Koordinierung von Forschungsvor- Um die Umsetzung der in der Nationalparkverordnung fest- haben, gelegten Ziele und Aufgaben zu gewährleisten, wurde 1991 »» in der Übernahme von Bildungsaufgaben und der Öffent- eine staatliche Nationalparkverwaltung eingerichtet. Am lichkeitsarbeit, 1. Januar 1996 wurde das Gesetz zur Neuorganisation der »» in der Regelung des Besucher- und Erholungsverkehrs Naturschutz- und der Landesforstverwaltung in den Groß- sowie Konzipierung der Infrastruktur. schutzgebieten Mecklenburg-Vorpommerns (Großschutz- gebietsorganisationsgesetz) in Kraft gesetzt und zuletzt geändert am 11. Juli 2005 (GVOBl. M-V S. 326). Es regelt die Errichtung der Verwaltungen für die Nationalparke, Biosphä- renreservate und Naturparke in Mecklenburg-Vorpommern. Die Dienst- und Fachaufsicht wird durch das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Mecklenburg-Vorpommern wahrgenommen. Damit sind die NATIONALPARKPLAN JASMUND | 25

Amtsleiter Projektstelle

Dezernat 1 Dezernat 2 Dezernat 3 Dezernat 4 Dezernat 5 Verwaltung und Recht, Grundlagen Gebietsbetreuung Gebietsbetreuung NLP Öffentlichkeitsarbeit zentrale Dienste und Planung NLP Vorpommersche Jasmund und Umweltbildung Boddenlandschaft

Sachgebiet 10 Sachgebiet 20 Sachgebiet 30 Sachgebiet 40 Sachgebiet 50 Personal und Rechtsangelegen­ Flächenmanagement­ Flächenmanagement­ Öffentlichkeitsarbeit/­ Innerer Dienst heiten Kommunikation

Sachgebiet 11 Sachgebiet 21 Sachgebiet 31 Sachgebiet 41 Sachgebiet 51 Haushalt Naturschutz, Planung, Nationalpark-Service Nationalpark- Umweltbildung tour. Infrastruktur Revier/-Service

Sachgebiet 22 Sachgebiet 32 Flächenentwicklung Forschung und Monitoring

Sachgebiet 23 Sachgebiete 33 – 36 Regionalentwicklung Nationalparkreviere und Liegenschaften

Abbildung 12: Organigramm des Nationalparkamtes Vorpommern (Stand: 01.02.2014)

3.7 Zonierung onalpark benennt (vgl. Karte 1, Schutzzonen). Die Flächen- anteile der Zonen verteilen sich im Nationalpark Jasmund Der Nationalpark ist in unterschiedliche Zonen gegliedert prozentual wie folgt: (vgl. Karte 1, Schutzzonen). Die Zonierung ist durch die NLP-VO bestimmt und baut auf den in Kap. 2 vorgestell- »» Kern- und Entwicklungszone (I und II a) gesamt: 99,3 % ten Rechtsgrundlagen und Leitlinien für die Entwicklung (ca. 3.049 ha) des Nationalparks auf. Die Zonen weisen weitestgehend »» Pflegezone (II b): 0,4 % (ca. 13 ha) geschlossene Formen auf. Exklaven bzw. Enklaven (z. B. klei- »» Erholungszone (III): 0,3 % (ca. 8 ha). nere isolierte Pflegezonen innerhalb der Kernzone) wurden weitestgehend vermieden. Damit sind die im § 24 Abs. 2 BNatSchG (im überwiegenden In § 4 der Nationalparkverordnung Jasmund sind die drei Teil) festgelegten sowie die nach den internationalen Leit- Schutzzonen des Nationalparks definiert (vgl. Anlage 7.2). linien der IUCN empfohlenen Flächenanteile der Kernzone Die Naturnähe der Ökosysteme war eines der ausschlagge- (mindestens 75 %) und Entwicklungs- und Pflegezone (bis benden Kriterien für die Nationalparkzonierung. Die natür- 25 %) im Nationalpark Jasmund eingehalten. lichen und naturnahen Ökosysteme liegen in der Kernzone Der Nationalpark Jasmund ist ein „Entwicklungsnational- (Schutzzone I), während die als halbnatürlich, bedingt natur- park“. Die Gebote für diese Entwicklung sind in § 5 Abs. 1 der fern und naturfern eingestuften Bereiche je nach ihrer räum- Nationalparkverordnung enthalten: lichen Lage und ihrem Nutzungsstatus als Entwicklungs- und Pflegezone (Schutzzone II) oder als Erholungszone (Schutz- Natürliche Entwicklung, Einstellung von Nutzungen und zone III) ausgewiesen wurden. Managementmaßnahmen führen langfristig dazu, dass entsprechend den Geboten der Nationalparkverordnung Den größten Flächenanteil nimmt die Kernzone ein, gefolgt die Kernzone vergrößert wird bis die Entwicklungszone (II a) von der Entwicklungs- und Pflegezone1. Daneben gibt es die vollständig in die Kernzone integriert ist. so genannte Erholungszone, die Siedlungsbereiche im Nati- Die Handlungsge- und -verbote der Zonen I (Kernzone) und II a (Entwicklungszone) sind langfristig gleich. Daher ist eine Abgrenzung der beiden Zonen in der Karte 1 nicht zweckmä- 1 Zur besseren Unterscheidung wird die Zone II a mit dem Ziel der Entwicklung ßig, sondern sie werden einheitlich dargestellt. zur Kernzone als Entwicklungszone und die Zone II b mit dem Ziel der Erhaltung bestimmter Lebensraumformen als Pflegezone bezeichnet. 26 | NATIONALPARKPLAN JASMUND KARTE 1: ZONIERUNG

3.7.1 Schutzzone I (Kernzone) Auf diesen Flächen können Maßnahmen durchgeführt wer- In der Kernzone des Nationalparks entwickelt sich die Natur den, welche die Entwicklung zu natürlichen Ökosystemen möglichst unbeeinflusst vom Menschen und naturbedingte unterstützen. Auch hier gilt das Prinzip möglichst geringer Veränderungen laufen möglichst ungestört ab. Sie um­fasst Einflussnahme unter Nutzung der Regenerationsfähigkeit im Wesentlichen die natürlichen und naturnahen Ökosys­ der Ökosysteme. teme, die überwiegend aus alten Buchenwäldern sowie Mooren und Gewässern bestehen. Außerdem erstreckt In der Entwicklungszone befinden sich zwei Flächen, die sie sich über die Küste und schließt die Strände und Teile aus Gründen des Arten- und Biotopschutzes erhalten werden der Ostsee ein. Sie beherbergt damit hochwertige und sollen. Zum Einen handelt es sich um eine als Lebensraum- empfindliche Pflanzen- und Tiergemeinschaften sowie sen­ typ 6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen sible Standorte. In der Kernzone befindet sich das Teilgebiet und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae) einge- Jasmund der Weltnaturerbestätte. stufte artenreiche (wechsel)feuchte Moorwiese (Offenland- Im unbelebten Bereich bedeutet freie Dynamik ein Zulassen Konzept, UMWELTPLAN 2011). Zum Anderen identifizierte der natürlichen geologischen, hydrologischen, geomorpho- dasselbe Gutachten einen ehemaligen Kreidebruch am logischen, bodenbildenden und klimatisch gesteuerten Pro- westlichen Rand der Enklave Hagen, der einen artenreichen zesse. Boden wird durch Wind und Wasser abgetragen oder Kreidestandort des Lebensraumtyps 6210*1 Naturnahe Kalk- überschüttet, Fließgewässer verlagern ihren Lauf oder Still- Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco- gewässer verlanden. Der Mensch trägt weder zur Verhinde- Brometalia) (*besondere Bestände mit bemerkenswerten rung noch zur Förderung dieser Prozesse bei. Er bringt weder Orchideen) beherbergt (vgl. Kap. 5.3.4). Stoffe in das System ein noch entnimmt er welche. Im belebten Bereich (Tier- und Pflanzenwelt) gelten im Die sehr kleinflächige Pflegezone (IIb) umfasst die ehemali- Besonderen die Bestimmungen des § 6 Abs. 1 Nr. 7 und 9 der gen Kreidebrüche von Quoltitz (am Räsin und Langen Berg) Nationalparkverordnung. Das bedeutet u. a., Bereiche der und Buddenhagen (vgl. § 4 Abs. 3 Nr. 2 NLP-VO). Selbstregulation zu überlassen, die mit Baumarten bestockt Die Pflege beinhaltet den Schutz und die Erhaltung von sel- sind, die nicht der natürlichen Vegetation entsprechen. Die tenen und gefährdeten nutzungsabhängigen Lebensräumen Regeneration, auch von anthropogenen Störungen, erfolgt mit der dort vorkommenden Tier- und Pflanzenwelt. Die Pfle- durch die Natur selbst. gemaßnahmen im Bereich des ehemaligen Kreidebruches Quoltitz erfolgen speziell zum Erhalt des FFH-Lebensraum- In der Kernzone finden keine Nutzungen (i. S. v. Stoffzufuhr typs 6210*2 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbu- oder -entnahme) statt. Nur in begründeten Ausnahmefällen schungsstadien (Festuco-Brometalia) (*besondere Bestände sind Eingriffe in die Eigenentwicklung (ggf. mit Stoffzufuhr mit bemerkenswerten Orchideen) (vgl. Offenland-Konzept, oder -entnahme) möglich. Dazu zählen die Regulierung der UMWELTPLAN 2011 und Kap. 5.3.4). Wildbestände (vgl. Kap. 5.3.4), die Moorrenaturierung (vgl. Kap. 5.3.1 und 5.3.2) und die Verkehrssicherung an Wegen 3.7.3 Schutzzone III (Erholungszone) (vgl. § 7 Abs. 1 Nr. 1 NLP-VO). In der Erholungszone liegen die sechs im Nationalpark ein- Die touristische Nutzung und gelenkte Erholung (Wegege- geschlossenen, teilweise bebauten Siedlungsbereiche Stub- bot) für Naturbeobachtungen stehen nicht im Widerspruch benkammer, Baumhaus Schwierenz, Baumhaus Hagen, Bud- zu den Ge- und Verboten (Dynamik, Nutzungsbeschränkung, denhagen, Werder und Waldhalle (vgl. § 4 Abs. 4 NLP-VO). Störungsminimierung) in der VO. Es erfolgen hierdurch keine Die Art der Erholung orientiert sich an den Zielen des Natio- stoffliche Nutzung und keine Entnahme von Naturgütern. nalparks. In Bereichen, in denen durch den Erholungsverkehr Be- und Überlastungen auftreten, sind geeignete Maßnah- 3.7.2 Schutzzone II (Entwicklungs- und Pflegezone) men zu ergreifen, um diese abzustellen. Die Schutzzone II unterteilt sich in die Entwicklungszone und die Pflegezone.

Die Flächen der Entwicklungszone (II a) werden schnellstmög­ ­ lich in die Kernzone überführt. Sie umfasst mit gebietsfrem­den

Holzarten bestockte Flächen, die inselförmig in der Kernzone­ 1 prioritäre/r Lebensraumtyp oder Art entsprechend Anhang I oder II der FFH-Richtli- verstreut liegen, Moore mit anthropogen gestörtem Was­ser­ nie haushalt und von Wald eingeschlossene Grünlandflächen. 2 siehe Fußnote 1 KARTE 1: ZONIERUNG NATIONALPARKPLAN JASMUND | 27

4 Evaluierung

Der Nationalpark Jasmund wurde 2010 nach den eingeführ- ten „Qualitätskriterien und -standards für deutsche National- parke“ (EUROPARC Deutschland e. V. 2008a) evaluiert, welche inzwischen eine wichtige Handlungsgrundlage für die Verwaltung darstellen. Die im Prüfbericht dargelegten Ergeb- nisse sind im Nationalparkplan berücksichtigt. Der Prüfbe- richt des EUROPARC-Evaluierungskomitees ist im Internet unter www.nationalpark-jasmund.de einzusehen (EUROPARC Deutschland e. V. 2010b; vgl. Kap. 2.1.1 und 2.2.3).

„Die Handlungsfelder und Standards des Fragebogens, der durch die Parkverwaltung ausgefüllt wird, klären die Ist- Situation des Parks nach den grundlegenden Elementen des Managementprozesses. Dieser Fragebogen wird durch ein im Rahmen des Evaluie- rungsprozesses eingeschaltetes Fachbüro ausgewertet und mit einem ersten Katalog einer Stärken-Schwächen-Analyse , März 2010 und von Handlungsempfehlungen ergänzt, die aufzeigen, wie vom gegenwärtigen Ist-Zustand ein gewünschter Soll-  Zustand entsprechend den Standards erreicht werden  könnte. Im Zuge der Auswertung des Fragebogens stimmt  sich das Fachbüro intensiv mit der jeweiligen Nationalpark- verwaltung ab.“ (EUROPARC Deutschland e. V. 2010b) Abbildung 13: Deckblatt des Evaluierungsberichtes (EUROPARC Deutschland e. V.) „Der Nationalpark Jasmund hat in seiner 20-jährigen Ent- wicklung viele Erfolge zu verzeichnen. Im letzten kommen- den Jahrzehnt des 30-jährigen Entwicklungszeitraumes stehen jedoch eine Reihe von Maßnahmen und Entschei- dungen an, die notwendig sind, um das Erreichte zu sichern und noch vorhandene Defizite aufzuarbeiten.“ (EUROPARC Deutschland e. V. 2010b)

Ein wichtiger Baustein für die bevorstehenden Aufgaben ist die Fortschreibung des Nationalparkplanes Jasmund und die Berücksichtigung der Ergebnisse in der Ableitung des Leitbil- des und der Ziele für das Gebiet (vgl. Kap. 5). 28 | NATIONALPARKPLAN JASMUND NATIONALPARKPLAN JASMUND | 29

5 Nationalparkleitbild & Nationalparkziele

Die Entwicklung des Nationalparks Jasmund orientiert sich biologische Vielfalt, die Attraktivität ihrer Region und tragen an dem unten beschriebenen allgemeinen Leitbild, das der mit zu ihrer wirtschaftlichen Entwicklung bei. Dachverband EUROPARC Deutschland e. V. 2005 veröffent- licht hat, sowie einem speziellen Leitbild, das aus den kon- Bewahrung der eigengesetzlichen Natur kreten Rahmenbedingungen des Nationalparks Jasmund abgeleitet wurde (vgl. Kap. 2). Nationalparke sind Landschaften, in denen sich die Natur nach ihren eigenen Gesetzen entwickeln kann. Sie lassen Leitbilder beschreiben eine entfernte idealisierte Zielsitua- Raum für natürliche Entwicklungsprozesse und für die tion für die wesentlichen, mit der Nationalparkentwicklung Selbstregulierung der Natur. Dies schließt ihre wirtschaftliche zusammenhängenden Sachthemen. Nutzung und ihre Regulierung durch menschliche Eingriffe Als Ausdrucksmittel dient die Gegenwartsform, um dem weitgehend aus. Nationalparke schaffen Rückzugsräume für Leser das „Hineindenken“ in diese Zukunftssituation zu er- wild lebende Pflanzen und Tiere, die sonst nur noch geringe leichtern. Überlebenschancen haben. Damit schützen die National- parke Lebensräume in der Natur, in denen sich unsere biolo- Leitbilder sind weder eine Beschreibung des bestehenden gische Vielfalt und der vorhandene Reichtum an Arten weiter Zustandes, noch eine Aufgabenbeschreibung (mit Formulie- entfalten können. rungen wie „soll“ und „muss“ etc.), wie sie im Allgemeinen für Planungen üblich sind. Sie sind eine Vision, die den im Nati- Einblicke in die Werkstatt Natur onalparkplan beschriebenen Planzielen den erforderlichen Rahmen gibt. Das Leitbild trägt zur notwendigen Klarheit Die Nationalparke bieten die Möglichkeit, eine nahezu und Transparenz hinsichtlich der Entwicklungsrichtung des unberührte Natur zu erleben, die in ihrem Eigenleben, im Nationalparks Jasmund für alle Beteiligten und Betroffenen ständigen Kreislauf von Werden und Vergehen nicht gestört bei. Die Entwicklungsziele (in den Kap. 5.3.1 bis 5.3.4 durch ist. Wer die Eigenart und die Schönheit der Natur unmittelbar graue Textfelder hervorgehoben) konkretisieren das Leitbild erleben möchte und Orte der stillen Erholung sucht, ist in und dienen der konkreten Umsetzung des Schutzzweckes den Nationalparken herzlich willkommen. des Nationalparks. Mit der Umsetzung der Nationalparkziele Die Nationalparke geben Anschauungsbeispiele für eine werden gleichzeitig die Verpflichtungen aus der Welterbeein- ganzheitliche Naturerfahrung, die Wissen und Emotionen schreibung und FFH-Gebietsmeldung realisiert. miteinander verknüpft. Damit sind sie unverzichtbar für eine Umweltbildung, die beispielhaftes Erleben mit dem Wissen über die natürlichen Zusammenhänge verbindet. 5.1 Allgemeines Leitbild für Nationalparke in Deutschland Von der Natur lernen

Die Mitgliederversammlung von EUROPARC Deutschland Die Nationalparke bilden einmalige Erfahrungsräume für wis- e. V. hat folgendes Leitbild für die Nationalparke in Deutsch- senschaftliche Beobachtung und Erforschung. Sie helfen, die land angenommen (EUROPARC Deutschland e.V. 2005): Eigengesetzlichkeit der Natur zu verstehen und vermitteln wertvolles Wissen über den schonenden Umgang mit der Natur. Damit ermöglichen sie Lernerfahrungen und wissen- „Natur Natur sein lassen“ schaftliche Erkenntnisse, die sich auch auf andere Bereiche Nationalparke sind Landschaften, in denen Natur Natur übertragen lassen. bleiben darf. Sie schützen Naturlandschaften, indem sie die Eigengesetzlichkeit der Natur bewahren und Rückzugsge- Naturschutz als regionaler Entwicklungsfaktor biete für wild lebende Pflanzen und Tiere schaffen. Natio- nalparke sind unverzichtbar als einmalige Erlebnisräume Nationalparke sind zu einem wichtigen Faktor regionaler Entwick- in der Natur und sichern notwendige Erfahrungsräume für lung geworden. Sie prägen das Erscheinungsbild einer Region Umweltbildung und Forschung. Gleichzeitig erhöhen sie die und tragen mit dazu bei, das Image einer Region zu stärken. 30 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

Damit fördern sie einen naturverbundenen Tourismus und (EUROPARC Deutschland e. V. 2008a). erhöhen die Nachfrage nach regionalen Angeboten. Der Nationalpark Jasmund ist geprägt durch Buchenwälder Das Einbeziehen der Bevölkerung bei Planungen und Maß- mit Bächen, Mooren und Seen, ganz besonders aber durch nahmen schafft Voraussetzungen für die Menschen vor Ort, die in Deutschland einmaligen Kreidefelsen an der Ostsee- sich mit „ihrem Nationalpark“ zu identifizieren. Nationalpark küste mit Geröllstrand und Flachwasserbereichen. heißt: Naturschutz mit den Menschen im gemeinsamen Inte- Daraus abgeleitet erhielt der Nationalpark Jasmund als Allein- resse von Mensch und Natur. stellungsmerkmal die Bezeichnung „Kreidefelsen am Meer“.

5.2 Alleinstellungsmerkmal „Kreidefelsen am 5.3 Spezielles Leitbild und Ziele für den Natio- Meer“ nalpark Jasmund

EUROPARC Deutschland e. V. hat zur Unterscheidung der Charakteristisch für den Nationalpark Jasmund ist der starke deutschen Nationalparke Alleinstellungsmerkmale formu- Kontrast zwischen den beiden Großlebensräumen Ostsee liert, wobei die jeweils herausragende und charakteristische und Wald. Er bietet Raum für natürliche Entwicklungspro- Landschaft als Vorbild diente. zesse beider Lebensräume. Kommunikationsaktivitäten stellen das Alleinstellungsmerk- Der plötzliche Wechsel verschiedener Ökosysteme am Steil- mal des Nationalparks heraus und stärken seine Produkt- ufer des Nationalparks ist ein Beispiel für die Eigengesetzlich- und Imageposition mit inhaltlicher und emotionaler Tiefe keit der Natur.

Abbildung 14: „Kreidefelsen am Meer“ – Alleinstellungsmerkmal des Nationalparks (M. Weigelt) NATIONALPARKPLAN JASMUND | 31

Abbildung 15: Hangbuchenwald (I. Stodian)

Durch natürliche Dynamik entfaltet sich ein stetig wandeln- erforderlich sind, um Naturvorgänge, wie z. B. die natürliche des einzigartiges Mosaik aus verschiedenen Entwicklungs- Sukzession, zu lenken. Hierzu bedarf es Untersuchungen, und Sukzessionsstadien mit all ihren Übergangsformen. Forschungen und eines effektiven Monitorings. Als Kriterien für solche Maßnahmen gelten die Erheblichkeit und Nach- Biotische oder abiotische Änderungen von unterschiedli- haltigkeit der bestehenden Beeinträchtigungen sowie deren cher Intensität, Abfolge bzw. Schnelligkeit treten in allen möglichst geringe Störungsintensität. natürlichen Ökosystemen mehr oder weniger regelmäßig auf. Sie werden deshalb als natürlich gegeben und damit Der Nationalpark ist im Grenzbereich durch Nutzungen der normal innerhalb der Ökosystementwicklung aufgefasst. Der angrenzenden Flächen beeinflusst. Das betrifft vor allem die Nationalpark dient demnach auch dem Zweck, den Selbstre- landwirtschaftliche Nutzung, welche durch Stoffeinträge in generationsprozess anthropogen gestörter und veränderter das Schutzgebiet hineinwirkt. Daher wird die Einrichtung Ökosysteme über sekundär sich einstellende Sukzessionssta- einer Pufferzone gefördert und unterstützt. dien von Pioniergesellschaften hin zu Klimax- und Zerfallsge- sellschaften zu gewährleisten. Deshalb unterbleiben Eingriffe Der Bestandsschutz für Nutzungsrechte und bauliche in die Eigendynamik. Anlagen ist im Einzelfall zu beachten (vgl. § 7 Abs. 2 Natio- nalparkverordnung). Grundsätzlich ist zu verhindern, dass Bei allen Planungen und Maßnahmen ist im Einzelfall zu Ausnahmetatbestände des § 7 der Nationalparkverordnung berücksichtigen, unter welchen Bedingungen in gestör- ausgebaut oder erweitert werden. ten Ökosystemen Renaturierungs- und Initialmaßnahmen 32 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

5.3.1 Geologische Formen, Böden, Küstendynamik Die Nationalparkverordnung verdeutlicht im Schutzzweck und Landschaftsbild § 3 Abs. 1 Nr. 1 und 4, dass Die geologischen Formen und Böden sowie deren Neu- „1. die Bewahrung der Vielfalt, besonderen Eigenart und bildungen (u. a. Moore) im Nationalpark sind unbeein- hervorragenden Schönheit der in Europa einzigartigen flusst von aktuellen Nutzungen und sonstigen Tätigkeiten. Kreidelandschaft mit ihren charakteristischen Oberflä- Bodenbearbeitungen und Entwässerungen finden nicht chenformen (glazial überformter Kreidehorst, Endmorä- mehr statt. Die Küstendynamik läuft natürlich ab. Das Land- nenwälle, Toteis und Karsthohlformen, junge Erosionstä- schaftsbild ist geprägt durch eine dynamische Verzahnung ler, aktive und inaktive Kreide- und Moränenkliffs, größter von Wasser, Kreide und Wald. Die Weite des Meeres ist ein natürlicher geologischer Aufschluss des norddeutschen dominierender Eindruck der Ostsee. Stark bewegtes Relief Tieflandes) und entsprechendem Standorts- und Vegeta- mit raschem Wechsel von Höhenzügen und Tälern mit tionsmosaik im naturnahen Zustand vermoorten Kesseln, Quellmulden und Bächen bestimmt … wesentlich das Gesamtbild der Waldlandschaft der Stub- 4. die Regeneration standortbedingter Quell-, Kessel- und nitz. Der Nationalpark Jasmund liegt eingebettet in die Durchströmungsmoore“ rügensche Kulturlandschaft. Die Verbindung dieser unter- schiedlichen Erlebnisräume ist ein zusätzlicher wesentli- von herausragender Bedeutung sind. cher Wert des Nationalparks. Seine Naturlandschaft wirkt auf den Besucher im Kontrast zur Kulturlandschaft der Insel Rügen besonders eindrucksvoll.

Abbildung 16: Blockstrand nahe der Ernst-Moritz-Arndt-Sicht (M. Weigelt) NATIONALPARKPLAN JASMUND | 33

Kliffs, Geröllstrände, Fels- und Steilküsten sowie naturnahe Der Schutzzweck ist entsprechend der Nationalparkverord- Moore und Sümpfe sind auch nach § 20 Naturschutzaus- nung § 3 Abs. 1 wie folgt festgelegt: führungsgesetz Mecklenburg-Vorpommern landesweit geschützte Biotope und Geotope, die nicht zerstört, beschä- 2. die Herstellung eines von menschlichen Eingriffen weit- digt, verändert oder beeinträchtigt werden dürfen. Wichtige gehend ungestörten Ablaufs der Naturprozesse auf gro- Verbote in der Nationalparkverordnung sind insbesondere ßer Fläche (Küstendynamik einschließlich küstennaher § 6 Abs. 1 Nr. 1 bis 7, 11, 12 und 15. submariner Prozesse, Wasserhaushalt und Moorgenese, Waldentwicklung), Ziel ist es, die land- und forstwirtschaftlichen Nutzungen … im Nationalpark zu beenden. Dadurch erfolgt keine Boden- 4. die Regeneration standortbedingter Quell-, Kessel- und bearbeitung mehr und Entwässerungen sind nicht mehr Durchströmungsmoore … erforderlich. Dies führt im Gebiet zu einer Regeneration des Wasserhaushaltes und des Bodens (u. a. auch wieder zu Um das Schutzziel eines weitgehend ungestörten Ablaufes Torfwachstum). Folgen sind ein Klimaschutzbeitrag sowie natürlicher Prozesse im Wasserhaushalt und in der Moorge- die Ansiedlung und Entwicklung einer naturraumtypischen nese (Nationalparkverordnung § 3 Abs. 1 Nr. 2 und 4) des Fauna und Flora. Nationalparks zu erreichen, gelten insbesondere das Gebot Ein weiteres Ziel ist, aus Arten- und Biotopschutzgründen dau- entsprechend § 5 Abs. 1 Nr. 5 sowie die Verbote in § 6 Abs. 1 erhaft eine kleinflächige extensive Pflege in den Kalkbrüchen Nr. 1 - 3, 8, 10, 11, 14 und 16 Nationalparkverordnung. bei Quoltitz und Hagen sowie auf der Pfeifengraswiese östlich des ehemaligen Kreidebruches Wittenfelde durchzuführen. An Küstenabschnitten, an denen kein Hochwasserschutz für Trittbelastung, Befahren und Versiegelung sind bei zulässi- menschliche Siedlungen erforderlich ist, sind Möglichkeiten gen und geduldeten Handlungen im Gebiet zu vermeiden des Rückbaus nicht mehr erforderlicher Bauwerke zu ergreifen. und zu minimieren. Hierzu dienen u. a. Maßnahmen der Das Ufer am Leuchtfeuer des Kollicker Ortes ist mit einer Besucherlenkung (vgl. Kap. 5.5). Betonmauer gesichert. Ihre Erhaltung ist zu dulden, solange das Leuchtfeuer in Betrieb ist. 5.3.2 Wasserhaushalt und Gewässer Veränderungen des Stoffhaushaltes der Still- und Fließge- wässer durch anthropogen bedingte Einträge von Nähr- und Die Ostsee, Fließ- und Standgewässer sowie das Grund- Schadstoffen, z. B. aus Siedlungsabwässern oder (angrenzen- wasser sind unbeeinflusst von aktuellen Nutzungen und den) landwirtschaftlichen Flächen oder Müll- und Bauschutt- sonstigen Tätigkeiten. Sie entwickeln sich weitgehend ablagerungen, sind durch geeignete Maßnahmen zu verhin- ungestört und dynamisch. Aktive Stoffeinträge oder -ent- dern oder zu beseitigen. nahmen finden nicht statt. Ein weiteres Ziel ist es, Störungen zu beseitigen und alle Still- gewässer, Quellen und Bachläufe zu sich selbst überlassenen Die in den Flachwasser- und Uferbereichen ablaufenden Lebensräumen zu entwickeln (d. h. Prozessschutz, ggf. mit Prozesse sind v. a. von der Küstendynamik beeinflusst. Der vorausgehenden ersteinrichtenden Maßnahmen). ständige Wandel der Steilküsten durch Materialabbrüche, Materialumlagerung im Flachwasserbereich und mecha- Die Bemühungen zur Verringerung der Nähr- und Schad- nische Wirkungen des Wellenschlages verhindern die Bil- stoffbelastung der Ostsee sind sowohl auf nationaler als auch dung dauerhaft geschlossener Vegetationsdecken und auf internationaler Ebene zu intensivieren. Die Verpflich­ eine nennenswerte Ansammlung organischer Substanz. tungen aus dem Übereinkommen zum Schutz der Meeres- umwelt des Ostseegebietes sind umzusetzen. Die Stillgewässer, Quellen und Bäche sind gespeist von Maßnahmen gegen eine Eutrophierung der Ostsee haben hohen Niederschlägen und geprägt von den natürlichen allein im Nationalpark keine nennenswerte Wirkung. Viel- Geländegegebenheiten (Relief und Einbettung in Wald). mehr sind hierzu Anstrengungen im gesamten Einzugsge- Der Gebietswasserhaushalt ist eng mit den Mooren (vgl. biet der Ostsee erforderlich, wie sie im Rahmen der Helsinki- Kap. 5.3.1) und dem Naturhaushalt (Kap. 5.3.4) verzahnt. Konvention bereits verfolgt werden. Die Wiederherstellung der Funktion von Nährstoffsenken, wie sie Moore darstellen, ist eine Möglichkeit, auch im Nationalpark einen beispielhaf- ten Beitrag zur Verringerung der Ostseebelastung zu leisten. 34 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

Abbildung 17: Der Herthasee (M. Weigelt)

Ausgenommen von den Verboten des § 6 sind scher und 20 an Angler erteilt, sind es im Jahr 2014 nur noch „... unaufschiebbare Maßnahmen zum Schutz der Bevölke- Befreiungen für drei Fischer. rung sowie zur Abwehr von Gefahren für Leib und Leben von Es wird angestrebt, dass langfristig keine Befreiungen mehr Menschen sowie für erhebliche Sachwerte.“ vergeben werden, da diese mit dem Schutzzweck nicht ver- (vgl. Nationalparkverordnung § 7 Abs. 1 Nr. 1) einbar sind (§ 8 in Verbindung mit § 3 Abs.1 Nr. 2 - Prozess- schutz und Abs. 2 - keine wirtschaftsbestimmte Nutzung). Bereits vorhandene Gewässerein- und -ausbauten werden nur dann erhalten sowie Maßnahmen der Gewässerunterhal- tung nur dann durchgeführt, wenn sie entsprechend § 7 Abs. 1 Nr. 1 der Nationalparkverordnung für den Schutz des Men- schen und von erheblichen Sachwerten (wie Siedlungen, Verkehrswegen und zentralen wie dezentralen Wasserversor- gungsanlagen) unbedingt erforderlich sind.

Nur unter bestimmten Voraussetzungen können weitere befristete Befreiungen zugelassen werden. Wurden im Jahre 1992 auf Antrag noch 17 Befreiungen an heimische Berufsfi- NATIONALPARKPLAN JASMUND | 35

5.3.3 Klima und Luft des Geländeklimas bedeutsam. Daher sind insbesondere der Laubwaldanteil zu erhöhen sowie Moore zu sichern Das Klima in Nationalparks ist unbeeinflusst von aktuel- und zu regenerieren. Zur Verbesserung des Mikroklimas len Nutzungen und sonstigen Tätigkeiten innerhalb des der betreffenden Flächen sowie zum Ausgleich der Tempe- Schutzgebietes. Natürliche und naturnahe Wälder und ratur und Luftfeuchtigkeit im Jahresverlauf sind Entwässe- Moore binden Nährstoffe und klimawirksame Gase. Sie rungen zu reduzieren (vgl. Kap. 5.3.1). sorgen für natürlich ausgeglichene Temperaturen und Luftfeuchte. Wirkungen des erholungsbedingten, dienst- »» Die Fähigkeit der Moor- und Feuchtwaldbiotope in ihren lichen und privaten Straßenverkehrs werden reduziert. Torfkörpern große Mengen des klimawirksamen Kohlen- dioxids festzulegen, ist ebenfalls durch die Reduktion von Der Nationalpark ist einerseits von äußeren überregionalen Entwässerungen zu gewährleisten. Dies dient gleichzeitig Klimafaktoren abhängig und hilft andererseits, ein natürli- dem Aufhalten der zehrenden Prozesse der Oxidation und ches Klimaregime zu sichern und den Klimawandel zu min- Mineralisation von Torf- und anderen Humusschichten. Mit dern. der Wiedervernässung werden langfristig Torfwachstum und Humusakkumulation angeregt (vgl. Kap. 5.3.1). Die folgenden Ziele sind hinsichtlich des Schutzes von Klima und Luft von Bedeutung: »» Nachhaltige Verkehrswegekonzepte und Techniken sind zu entwickeln und zielen darauf ab, Luftverunreinigungen »» Die Wiederherstellung eines natürlichen Wasserhaushaltes und Lärm zu vermeiden (vgl. Kap. 5.5 und 6.). ist z. B. für die Temperaturgänge und die Luftfeuchtigkeit

Abbildung 18: Morgennebel (J. Reich) 36 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

5.3.4 Lebensräume und Arten Die Lebensräume und Arten im Nationalpark Jasmund sind Wasserverhältnisse regenerieren und entwickeln sie sich unbeeinflusst von aktuellen Nutzungen und sonstigen eigendynamisch. Tätigkeiten. Die Kreidebrüche und die Kiesgrube im Gebiet beher- Charakteristisch für den Nationalpark Jasmund ist der bergen spezifische Lebensgemeinschaften, die sich nach starke Kontrast zwischen den beiden Großlebensräumen Beendigung der Nutzung entwickelt haben. Ostsee und Wald. Der abrupte Wechsel verschiedener Öko- Der Nationalpark dient als Nahrungs-, Reproduktions- und systeme am Steilufer des Nationalparks ist ein eindrückli- Ruheraum für wild lebende Tiere, den es zu sichern gilt. ches Beispiel für die Eigengesetzlichkeit der Natur. Durch Pflanzen- und Tierarten entwickeln sich hier in ihrer natür- natürliche Dynamik entfaltet sich entsprechend der stand- lichen und standortangepassten Mannigfaltigkeit. Die örtlichen Gegebenheiten ein stetig wandelndes einzigarti- großflächig naturnahen Lebensräume des Nationalparks ges Mosaik aus verschiedenen Entwicklungs- und Sukzes- Jasmund besitzen für den Artenschutz nationale und inter- sionsstadien mit all ihren Übergangsformen. nationale Bedeutung. Der Nationalpark bezweckt ganz Die Küstenlebensräume am Land und im Wasser sind aus- wesentlich die Erhaltung und die Wiederherstellung der schließlich von Naturprozessen geprägt. natürlichen Artenvielfalt (vgl. Nationalparkverordnung § 3 Wälder, die teilweise noch eine unnatürliche Altersstruktur Abs. 1 Nr. 5). Dies erfolgt hauptsächlich durch natürliche und Artenzusammensetzung aufweisen, entwickeln sich Ökosystementwicklung, also einer freien, vom Menschen uneingeschränkt ohne Management. nicht gezielt beeinflussten Naturentwicklung (vgl. § 3 Moore sind nicht mehr durch Meliorationen (v. a. Entwäs- Abs. 1 Nr. 2 Nationalparkverordnung). serungen) beeinflusst. Nach Wiederherstellung natürlicher

Aufgrund der geforderten Großräumigkeit umfassen Nati- hier aus Gründen des Arten- und Biotopschutzes auf weni- onalparke in Mitteleuropa häufig auch nutzungsgeprägte gen Flächen im Gebiet abgewichen (§ 5 Abs. 1 Nr. 6 NLP-VO). Biotope. Diese können überregional gefährdete Arten und Diese werden im Nationalpark Jasmund in der Schutzzone Lebensgemeinschaften, die auf ein bestimmtes Sukzessi- II a (Entwicklungszone) und b (Pflegezone) erhalten. onsstadium und damit auf regelmäßig wiederkehrende Eine Entscheidung für deren Schutz ist im Nationalpark Pflegemaßnahmen angewiesen sind, beherbergen. Im grundsätzlich gut zu begründen, da diese Flächen nicht Nationalpark Jasmund sind aufgelassene Kreidebrüche und mehr für die im Nationalpark vorrangige natürliche Ökosys- Moorwiesen solche Biotope. Vom Oberziel der natürlichen tementwicklung zur Verfügung stehen. Dabei ist sicherzu- Ökosystementwicklung (§ 5 Abs. 1 Nr. 1 und 2 NLP-VO) wird stellen, dass die Pflegemaßnahmen oder die Privilegierung einzelner Arten nicht ihrerseits zu Beeinträchtigungen der Abbildung 19: Buchen-Schleimrübling auf totem Rotbuchenstamm übrigen Dynamik der Naturprozesse in der Kernzone führen. (J. Reich) Die Pflege in der Entwicklungszone dient dem Erhalt des FFH-Lebensraumtyps 6410 (Pfeifengraswiesen auf kalkrei- chem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Moli- nion caeruleae)) auf einer Moorwiese (sog. U-Wiese; vgl. UmweltPlan 2011) (vgl. Kap. 3.7.2). Im Bereich der U-Wiese (Pfeifengraswiese) gilt vorrangig der Moorschutz gemäß der NLP-VO. Aufgrund der herausragen- den Artenvielfalt des Lebensraumtyps 6410 Pfeifengraswiese ist hier eine regelmäßige, extensive Mahd angezeigt. Eine Evaluierung der Maßnahme dient der Überprüfung auf Effek- tivität und Zweckmäßigkeit.

Die Nutzbarkeit der Moore wurde vor Ausweisung des Nati- onalparks durch die Veränderung der abiotischen Verhält- nisse (Melioration, v. a. Entwässerung, Mineralbodenauftrag) erreicht, was grundsätzlich dem Leitbild des Nationalparks NATIONALPARKPLAN JASMUND | 37

widerspricht. Das entstandene Grünland ist überwiegend Diese Verbote gelten für alle Personen. Vor diesem Hinter- nicht von überregionalem naturschutzfachlichem Wert, so grund sind insbesondere die Ausnahmen bestimmter Nut- dass hier die Ziele der Wiederherstellung der natürlichen zungen zu betrachten. Wasser- und Bodenverhältnisse und der ungestörten natürli- chen Entwicklung Vorrang vor einer Nutzung haben. Wichtige Maßnahmen, mit denen die Ziele erreicht werden, sind die Besucherlenkung (vgl. Kap. 5.5) und die Beschrän- Um den Schutzzweck des Nationalparks zu erreichen, ist es kung der Wildbestandsregulierung auf das nötige Maß in verboten: Verbindung mit der Anwendung störungsarmer Methoden (vgl. Kap. 5.3.4 „Wald“). Werden nachhaltige Beeinträchti- „… Pflanzen und Teile von ihnen einzubringen, zu entneh- gungen der natürlichen Mannigfaltigkeit der Pflanzen- und men, zu beschädigen oder in ihrem Weiterbestand zu beein- Tierwelt infolge von Neophyten und Neozoen festgestellt, trächtigen“ (Nationalparkverordnung § 6 Abs. 1 Nr. 7). kann möglichen Schäden der Ökosyteme regulierend entge- „… Tiere auszusetzen oder wild lebenden Tieren nachzustel- gengewirkt werden (vgl. § 7 Abs. 1 Nr. 2 i. V. m. § 3). len, sie zu füttern, mutwillig zu beunruhigen, sie zu fangen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen, ihre Nist-, Brut-, Wohn- und Zufluchtsstätten zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören“ (§ 6 Abs. 1 Nr. 9 NLP-VO).

Abbildung 20: Typischer Frühjahrsaspekt eines Buchenwaldes im Nationalpark (M. Weigelt) 38 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

FFH-Richtlinie

Die FFH-Richtlinie dient der Erhaltung von natürlichen Lebensräumen und wild lebenden Arten (vgl. Anlage 7.4). Ziel ist der Schutz oder die Entwicklung der Lebensraumty- pen und Arten in einem günstigen Erhaltungszustand.

Der gute (B) bis hervorragende (A) Erhaltungszustand der Küstenlebensraumtypen (1170, 1220, 1230) und der Kegel- robbe (Halichoerus grypus) im Nationalpark Jasmund ist zu erhalten, indem die eigendynamische Entwicklung ohne anthropogene Einflussnahme gewährleistet wird.

Der Lebensraumtyp 6410 (Pfeifengraswiesen) und der kleinflächig vertretene prioritäre Lebensraumtyp 6210* (Kalk-Trockenrasen mit bemerkenswerten Abbildung 21: Rotbauchunke (I. Stodian) Orchideenvorkommen) benötigen aufgrund ihrer überregionalen Bedeutung eine nachhaltige Pflege (vgl. ausführliche Herleitung oben). Wald Eigendynamisches Wachstum und Vergehen sind die Ein Großteil der Wald-Lebensraumtypen benötigt aufgrund wichtigsten steuernden biologischen Prozesse im Wald. der überwiegenden Einstufung in den guten (B) bis hervor- Sie verlaufen unbeeinflusst von menschlichem Handeln ragenden (A) Erhaltungszustand keine speziellen Erhaltungs- in Abhängigkeit von Klima-, Relief-, Wasser- und Boden- maßnahmen. Lediglich drei Biotope mit sechs Teilflächen des bedingungen unterschiedlich und bewirken schließlich prioritären Lebensraumtyps 91E0* (Auen-Wälder mit Alnus die Ausbildung verschiedener Waldgesellschaften und glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, -entwicklungsstadien. Salicion albae)) befinden sich in einem durchschnittlichen oder eingeschränkten Erhaltungszustand (C). Gründe liegen insbesondere in den mangelnden Habitatstrukturen und Die Nationalparkverordnung betont hierzu in § 3 (Schutz- dem gestörten Arteninventar. Letzteres weist auf eine Ent- zweck): wässerung eines Teils der Standorte hin (vgl. MLUV 2013). „(1) […], Bei der Moorrenaturierung und ggf. auch bei der Wildbe- 1. die Herstellung eines von menschlichen Eingriffen weit- standsregulierung sind die Belange der Lebensraumtypen gehend ungestörten Ablaufs der Naturprozesse auf gro- derart zu berücksichtigen, dass ihre eigendynamische Ent- ßer Fläche (Küstendynamik einschließlich küstennaher wicklung nachhaltig gewährleistet wird. submariner Prozesse, Wasserhaushalt und Moorgenese, Ziel ist weiterhin, den durchschnittlichen oder eingeschränk- Waldentwicklung), ten Erhaltungszustand (C) von Rotbauchunke (Bombina bom- 2. die Regeneration standörtlich reich differenzierter Na- bina), Kammmolch (Triturus cristatus) und Windelschnecken turwälder einschließlich ihrer natürlichen Dynamik auf (Vertiginidae) im Gebiet zu verbessern. Wesentliche Faktoren großer Fläche (Kalk- und Moränenbuchenwälder auf dabei sind die Stabilisierung des Wasserhaushaltes und Ver- Standorten unterschiedlicher Feuchte- und Trophiestu- minderung von Beeinträchtigungen durch Nutzungen. Dies fen, Buschwälder an orogenen Waldgrenzstandorten geht einher mit den Zielen zu den Mooren (vgl. Kap. 5.3.1) der Kreidesteilküste, Erlen und Erlen-Eschenwälder und dem Gebietswasserhaushalt bzw. den Gewässern (vgl. in Quellmulden und Bachtälern, edellaubholzreiche Kap. 5.3.2). Hiermit sind Beeinträchtigungen durch direkte Ahornwälder an Kreidesteilhängen). (Tötung, Verletzung, Störung) und mittelbare (Eutrophierung, (2) In dem Nationalpark wird keine wirtschaftsbestimmte Austrocknung) Gefährdungen aus Land- und Fischereiwirt- Nutzung bezweckt; […]“ schaft/Angelsport sowie Straßenverkehr (speziell für Amphi- bien) zu vermeiden, um auch diesen Arten eine eigenstän- Ziel der Waldbehandlung ist es demnach, eine natürliche dige, dynamische Entwicklung zu ermöglichen. Waldentwicklung zu ermöglichen. Diese gewährleistet gleich- NATIONALPARKPLAN JASMUND | 39

zeitig die Erhaltung eines günstigen Erhaltungszustandes der der Bundesflächen für alle Waldflächen im Gebiet (vgl. Wald- Buchenwälder (Lebensraumtypen 9110, 9130, 9150), Schlucht- baurichtlinie Punkt 6.1). und Hangmischwälder (Lebensraumtyp 9180*) sowie Moor- Die Waldbehandlung ist mit Entscheidung des Ministeriums und Auenwälder (Lebensraumtypen 91DO*, 91E0*) im Gebiet für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz vom sowie die Bewahrung der Weltnaturerbestätte. 28.11.2012 bis zum Ende des Jahres 2017 abgeschlossen. Um dieses Ziel zu erreichen, sind die Gebote in § 5 Abs. 1 Nr. 1 bis 4 sowie die Verbote in § 6 Abs. 1 Nr. 6 und 21 und Abs. 2 Die Waldbehandlung dient auch der Wiederherstellung eines der Nationalparkverordnung zu beachten. natürlichen Wasserhaushaltes (vgl. Kap. 5.3.2) und umfasst Maßnahmen des Wildtiermanagements (vgl. Anlage 7.6). Entsprechend der Qualitätsstandards für deutsche Natio- nalparke von IUCN und EUROPARC Deutschland e. V. ist es Beim Wildtiermanagement werden die Vorschriften der das Ziel, innerhalb eines Zeitraumes von 30 Jahren nach der Nationalpark-Jagdverordnung beachtet, die in § 1 Abs. 2 „die Schutzgebietsausweisung mindestens 75 % der Gesamtflä- Jagdausübung auf Eingriffe in Wildbestände begrenzt, die che in die Naturentwicklungszone zu überführen. Die Überführung von Wäldern aus der Schutzzone II a in 1. durch Verbiss das Ankommen und den Aufwuchs die Schutzzone I regelt die „Richtlinie zur Behandlung der natürlicher Verjüngung in den Wäldern der National- Wälder in Nationalparken von Mecklenburg-Vorpommern“ parke beeinträchtigen, vom 14.09.2005. Die darin festgelegten Grundsätze wurden 2. Beeinträchtigungen außerhalb der Nationalparke in der Anlage 1 zu Nr. 6 zu dieser Richtlinie mit Datum vom und auf landwirtschaftlichen Nutzflächen verursa- 24.08.2009 untersetzt (vgl. Anlage 7.5). Sie gilt mit Ausnahme chen können …

Abbildung 22: Wald am Schlossberg im Nationalpark Jasmund (M. Weigelt) 40 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

soweit eine Bestandsregulierung durch jagdliche Maßnah- zweck des Nationalparks entgegen. Maßgeblich ist § 7 Natio- men realisierbar ist und Eingriffe innerhalb der Nationalparke nalparkverordnung: erfordert.“ Die Notwendigkeit einer Wildbestandsregulierung ergibt sich dabei also insbesondere aus der Wirkung des „(1) Ausgenommen von den Verboten des § 6 sind: Schalenwildes auf die Waldvegetation. Eine natürliche Ver- 4. außerhalb der Schutzzone I die im Sinne des Bundes- jüngung der heimischen Waldgesellschaften mit ihren typi- naturschutzgesetzes (§ 8 Abs. 7) ordnungsgemäße land- schen Arten muss gewährleistet sein. wirtschaftliche Bodennutzung der bisher landwirtschaftlich Die notwendige Höhe der Abschüsse wird durch das Wildbe- genutzten Flächen, ausgenommen die mineralische Dün- stands- und Wildwirkungsmonitoring ermittelt und jährlich gung in Schutzzone II; in dem gemäß § 5 Abs. 2 zu erstel- angepasst. Die Schutzziele des Nationalparks Jasmund in § 3 lenden Pflege- und Entwicklungsplan kann etwas anderes Absatz 1 Nr. 2, 3 und 5 sowie Absatz 2 der Nationalparkverord- vorgesehen werden.“ nung sind dabei zu beachten. Die Jagd ist aufgrund dessen so effektiv und störungsarm wie möglich durchzuführen. Um auf den Ackerflächen eine landwirtschaftliche Nutzung Die Jagdausübung im Nationalpark ist durch die Verordnung nationalparkverträglich, d. h. ohne Bodenbearbeitung und zur Regelung der Jagdausübung in den Nationalparken Düngung umzusetzen, ist eine alternative Nutzung als exten- des Landes Mecklenburg-Vorpommern (Nationalpark- sives Grünland sinnvoll und erstrebenswert. Jagdverordnung) vom 08.12.2010 geregelt (vgl. Anlage 7.7). Sollte das Land Mecklenburg-Vorpommern Vorkaufsrechte Die Besprechungsergebnisse der Arbeitsgemeinschaft (AG) (gemäß § 66 BNatSchG und § 34 NatSchAG M-V) für das Grün- „Wildtiermanagement in Nationalparken“ des Ministeriums für und Ackerland wahrnehmen können, ist auch auf diesen Flä- Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg- chen natürliche Sukzession das Ziel. Vorpommern und das Positionspapier der AG der deutschen Nationalparke hinsichtlich der Bestandsregulierung wild lebender Tierarten dienen als Orientierung (vgl. Anlage 7.6). 5.4 Siedlungen

Das Verständnis der natürlichen Prozesse in den Wäldern ist Im Gebiet des Nationalparks liegen mehrere Siedlungs- durch wissenschaftliche Untersuchungen und Dauerbeob- punkte, die dem zeitweiligen oder ständigen Wohnen sowie achtung (Waldmonitoring, vgl. Kap. 5.9) besonders in den touristischen Zwecken dienen. Dazu zählen: Nationalparken ständig zu erweitern. Die Weiterbildung der Jäger hinsichtlich der Nationalpark- »» Stubbenkammer1 Belange ist sicherzustellen. »» Baumhaus Schwierenz1 »» Zeltplatz bei Nipmerow In die natürliche Waldentwicklung wird nicht eingegriffen, »» Baumhaus Hagen1 soweit hiervon keine Gefahr entsprechend § 7 Abs. 1 Nr. 1 »» Baumhaus Borrin ausgeht (z. B. Verkehrssicherungspflicht in Siedlungen oder »» Werder1 an Straßen). »» Waldhalle1 »» Buddenhagen1 Grün- und Ackerland »» Tierpark Sassnitz »» nördlicher und östlicher Ortsrand Sassnitz Im Nationalpark Jasmund findet keine Grün- und Acker- »» Jagdhütte. landbewirtschaftung von Flächen statt. Die Siedlungsbereiche unterliegen der Ausnahme in § 7 Abs. Ziel ist es, die Grün- und Ackerlandnutzung im Nationalpark 5 der Nationalparkverordnung. Die vorhandenen Siedlungs- Jasmund zu beenden. punkte dürfen nicht durch neue Bauten erweitert werden. Die Nationalparkverordnung verbietet in § 6 Abs. 1 Nr. 1 und Im Bereich Quoltitz liegen mehrere Grün- und Ackerlandflä- 3 die Errichtung, Erweiterung, Änderung und Umnutzung chen im Nationalpark (ca. 12 ha, Schutzzone II a, Entwick- von baulichen Anlagen sowie Bodenveränderungen. Jede lungszone). Die Flächen sind Privateigentum und an landwirt- beabsichtigte bauliche Maßnahme zur Änderung des Ist- schaftliche Betriebe verpachtet. Diese Nutzungen genießen Zustandes bedarf einer vorherigen Befreiung von den Ver- Bestandsschutz gemäß § 7 Abs. 2 der Nationalparkverord- nung und sind zu dulden. Gleichwohl stehen sie dem Schutz- 1 Befindet sich in der Erholungszone. NATIONALPARKPLAN JASMUND | 41

boten der Nationalparkverordnung. Desolate Baulichkeiten dem Nationalpark wird keine wirtschaftsbestimmte Nutzung werden möglichst rückgebaut mit dem Ziel der anschließen- bezweckt; er soll aber zur Strukturverbesserung der angrenzen- den natürlichen Sukzession (im Sinne von Renaturierung). den Gebiete dienen.“). Gleichzeitig ist im Nationalpark dafür Anzustreben ist weiterhin eine umweltverträgliche Ver- und Sorge zu tragen, dass der Besucherverkehr dem Schutz- Entsorgung aller baulichen Anlagen im Nationalpark, für die zweck, insbesondere dem Ruhecharakter, nicht entgegen- gemeinsam mit den Eigentümern und Ver-/Entsorgern vor- wirkt. bildliche, natur- und umweltgerechte Lösungen erarbeitet werden. Für Besucher offen zu sein, ist eine der wesentlichen Zielset- Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen dienen bei zungen von Nationalparken und Welterbegebieten (vgl. § 24 den vorhandenen baulichen Anlagen im Bestand nur der Abs. 2 BNatSchG: „Soweit es der Schutzzweck erlaubt, sollen Qualitätssteigerung und nicht der Kapazitätserhöhung. Der Nationalparke auch … dem Naturerlebnis der Bevölkerung Erhalt oder die Verbesserung des Landschaftsbildes ist eben- dienen.“). Zur Erreichung dieses Zieles kommen Mittel der falls zu berücksichtigen. Besucherlenkung zum Tragen (vgl. “Wegenetz“, unten und Karte 2).

5.5 Erholung und Besucherlenkung Hohe Besucherzahlen im Nationalpark Jasmund erfordern eine sorgfältige Abstimmung mit dem Schutzzweck: flächen- Der Tourismus (vgl. Kap. 6.2) und die Erholungsnutzung sind haft ausgedehnter, intensiver Tourismus mit starken Aus- eine wichtige Basis des wirtschaftlichen Lebens der Natio- wirkungen auf die natürliche Entwicklung ist nicht mit den nalparkregion (vgl. Nationalparkverordnung § 3 Abs. 2: „In Nationalpark- und Welterbezielen vereinbar.

Abbildung 23: Besucherlenkung im Nationalpark (K. Bärwald) 42 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

Der Königsstuhl gehört zu den berühmtesten Ausflugs- der Tierwelt), die durch das Verlassen der Wege entstehen, zu orten Deutschlands und wird als Markenzeichen für die vermeiden, werden geeignete Lenkungsmaßnahmen (z. B. landschaftliche Schönheit und Einmaligkeit Mecklenburg- eindeutige Beschilderungen, Wegeunterhaltung) durchge- Vorpommerns genutzt. Ergänzt wird das Besucherangebot führt, die die Besucher an das Wegenetz binden. (Wegenetz, Nationalpark-Zentrum KÖNIGSSTUHL, Informa- Wegemarkierungen und -beschilderungen sorgen gleich- tionstafeln) künftig durch das geplante Welterbeforum am zeitig für ein attraktives, leicht nutzbares Wegenetz. Sie Standort der ehemaligen Waldhalle im Südosten des Natio- weisen auch auf naturbedingte Gefahren im Nationalpark nalparks. (z. B. Kreideab-/-ausbrüche und Rutschungen am Strand, Astabbrüche im Wald) hin. Die Verkehrssicherungspflicht im Mittelpunkt des Erholungsangebots im Nationalpark Jas- Wald ist eingeschränkt sowie das Betreten des Strandes und mund ist das Naturerleben zu Fuß. Sofern möglich gehört des Hochufers erfolgt auf eigene Gefahr. Entsprechend sind dazu auch die Herstellung des barrierefreien Zugangs in den gekennzeichnete Wege zu nutzen. Darüber hinaus stellen Nationalpark. Dabei ist das Gebot in § 5 Abs. 1 Nr. 8 NLP-VO Wegemarkierungen und -beschilderungen die Entflechtung zu berücksichtigen. unterschiedlicher Nutzergruppen (Wanderer, Radfahrer, Reiter) an den Stellen sicher, an denen sie sich gegenseitig Beherbergungen sind innerhalb der vorhandenen Ortsstruk- behindern können. turen der randlich gelegenen Siedlungen in Sassnitz, Promoi- sel, Hagen, Lohme, Nipmerow und Neddesitz zu entwickeln. Dies ist insbesondere auch vor dem Hintergrund wichtig, da innerhalb des Nationalparks Jasmund das Nächtigen und Zelten außerhalb fester Gebäude nicht zulässig ist (National- parkverordnung § 6 Abs. 1 Nr. 12).

Wegenetz

Das derzeit bestehende Wegenetz wird nicht ausgeweitet. Wege, die nicht mehr benötigt werden, werden aufgelassen oder zurückgebaut. Verschiedene Wegeverbindungen wer- den den unterschiedlichen Nutzungsansprüchen (z. B. stilles Naturerleben, Wandern, Radfahren, Reiten, Kutschfahrten) gerecht. An stark frequentierten oder gefährdeten Stellen dienen besondere Einrichtungen der Besucherlenkung. Stille Erholung und Naturerfahrung werden im Nationalpark vor- rangig gefördert. Daher ist das Befahren der Wege und Stra- ßen im Nationalpark mit dem Auto zu reduzieren.

Für die Erholungsnutzung einschließlich der Versorgung der Gaststätten und Unterkünfte wird ein auf die Schutzziele abgestimmtes Wegenetz erhalten. Wege haben durch ihren Bau und durch die Auswirkungen ihrer Nutzung unerwünschte Folgen für das Ziel der unge- Abbildung 24: Das Weltnaturerbe ist im Gebiet gekennzeichnet (NPA VP) störten Naturentwicklung. Im Nationalpark sind sie aber auch unabdingbare Voraussetzung für das Naturerleben der Besucher (Wegegebot; vgl. Karte 2). Im Nationalpark Jasmund ist es geboten, die Erholungsnut- Im Nationalpark ist der öffentliche Kraftfahrzeugverkehr auf zung so zu gestalten, dass eine Beeinträchtigung der Natur- die Zuwegungen zum Parkplatz in Hagen und auf die vor- ausstattung vermieden oder verringert wird (vgl. National- handenen Siedlungspunkte beschränkt. parkverordnung § 5 Abs. 1 Nr. 8). Um Beeinträchtigungen der belebten und unbelebten Natur- güter (z. B. Zerstörung der Vegetation durch Tritt, Störungen KARTE 2: BESUCHERLENKUNG NATIONALPARKPLAN JASMUND | 43

5.6 Öffentlichkeitsarbeit Eine zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit erfordert eine syste- Die Öffentlichkeitsarbeit dient der nachhaltigen Verankerung matische und langfristige Kommunikationsstrategie mit auf des Nationalparkgedankens „Natur Natur sein lassen“, der Zielgruppen abgestimmten Botschaften. Entsprechend der Verbesserung der Akzeptanz und der Wertschätzung des unterschiedlichen Zielgruppen muss die Verbreitung von Nationalparks Jasmund bei Anwohnern und Besuchern der Informationen auf vielfältigen Wegen erfolgen und verschie- Nationalparkregion. Sie weckt Begeisterung für den National- denste Medien nutzen. park, seine Bedeutung und Ziele weit über die NLP-Region Eine regelmäßige Evaluierung der Öffentlichkeitsarbeit hinaus. Die Kommunikation zum Nationalpark schließt die muss auf der Grundlage von systematischen Situations- und Anerkennung der Alten Buchenwälder als UNESCO-Weltna- Meinungsanalysen, von Stärken-Schwächen-Analysen und turerbe mit ein. Nationalpark und Weltnaturerbe werden als mittels enger Abstimmung mit Informationsträgern wie Teil eines weltweiten Netzes gewürdigt. dem Nationalpark-Zentrum KÖNIGSSTUHL, dem Verein der Freunde und Förderer des Nationalparks Jasmund e. V. und Öffentlichkeitsarbeit wird als Querschnittsaufgabe von allen anderen Vereinen und Institutionen erfolgen. Mitarbeitern des Nationalparkamtes wahrgenommen und zusätzlich im Auftrag des Landes vom Nationalpark-Zentrum Einbindung in bestehende Kommunikationsstrategien KÖNIGSSTUHL. Das Informationszentrum kommuniziert in der zentralen Ausstellung am Königsstuhl vorrangig die Seit 2005 gibt es in Trägerschaft von EUROPARC Deutschland Anliegen des Nationalparks und künftig im Welterbeforum e.V. für die deutschen Nationalparke, Biosphärenreservate das Weltnaturerbe „Alte Buchenwälder“. Das Nationalparkamt und Naturparke eine gemeinsame Dachmarke: die Nationa- informiert ergänzend über die Ziele und Arbeit der Verwal- len Naturlandschaften. Sie fördert mit ihrer Kommunikations- tung und das Management im Gebiet. strategie eine gemeinsame Identität („corporate identity“, CI) der Großschutzgebiete in Deutschland. Informationen werden vorrangig im Nationalpark-Zentrum Ziel der Dachmarke ist es, durch einen bundesweit einheit- und in den Medien gegeben. Im Gelände erfolgen maßvolle lich gestalteten Auftritt mit Wiedererkennungswert, dem und gebündelte Angebote (z. B. Informationstafeln) an aus- gemeinsamen Corporate Design (CD), die Bekanntheit der gewählten Punkten, um das Erlebnis unberührter Natur nicht Großschutzgebiete und das Verständnis für ihre Schutzwür- zu stören. digkeit zu steigern (vgl. Kap. 5.2 Alleinstellungsmerkmal). Dementsprechend findet die Dachmarke und das gemein- Grundsatz des Handelns der Mitarbeiter der Nationalparkver- same CD für alle Großschutzgebiete in Mecklenburg- waltung ist eine hohe Transparenz. Serviceorientiert fungie- Vorpommern Anwendung, so auch für den Nationalpark ren sie als Meinungsbildner und Multiplikatoren, die mit gro- Jasmund. ßer Überzeugung und aktuell zum Nationalpark informieren.

Abbildung 25: Exkursion mit Studenten aus der Ukraine im Weltnaturer- be (K. Bärwald) (siehe: www.nationale-naturlandschaften.de )

Zur weiteren Verbesserung des Werbeeffektes für die Koope- rationspartner in der Region sowie als Ausdruck ihrer Identifi- kation mit dem Nationalpark wird die Verwendung des Nati- onalpark-Logos im Rahmen von Lizenzverträgen geregelt.

Für Nationale Naturlandschaften, die Welterbestätten beher- bergen, regelt ein Kommunikationsleitfaden die Strategie und die Grundsätze der Umsetzung zur Kommunikation Welterbe, Schutzgebiet und Dachmarke. Daran orientiert sich die Öffentlichkeitsarbeit zum Nationalpark Jasmund und zur Welterbestätte. 44 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

Das Land M-V ist für die Wahrung der Welt- positiver Weise zu vermitteln, die Beziehung Mensch-Natur erbestätte verantwortlich und nutzt dazu zu verdeutlichen und zu einem nachhaltigen Denken und das offizielle Logo der UNESCO, das darüber Handeln anzuregen. Die Wertschätzung der Natur um ihrer hinaus auch die Stadt Sassnitz als Belegen- selbst willen ist die Grundlage, auf der jede Bildungsveran- heitsgemeinde für nicht kommerzielle Zwe- staltung aufbaut. cke nutzen darf. Die natürlichen Landschaftsformen und Lebensräume wer- den in ihrer Ursprünglichkeit und Veränderlichkeit erlebt Informationen zum UNESCO-Weltnaturerbe und verständlich gemacht, ohne ihren Schutz zu gefährden. „Buchenurwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Erlebnisse in der Natur wecken Begeisterung. Sie erzeugen Deutschlands“ sind auf folgender Website zusammengefasst: ein Verständnis für die Ziele des Naturschutzes. Zugleich http://www.weltnaturerbe-buchenwaelder.de/. verbessern die positiven Naturerfahrungen die Akzeptanz für Regelungen zur Erreichung der Schutzziele. Zur Verbreitung des Welterbegedankens sowie zur Bewer- bung des Weltnaturerbes steht für alle weiteren, auch kom- Im Nationalpark gehören die Information und Bildung zur merziellen Nutzer folgendes Logo zur Verfügung, dessen Aufgabe der Schutzgebietsverwaltung. Nationalparke sind Vergabe das Nationalparkamt regelt: daher als Zentren der Umweltbildung zu verstehen. Die Bildungsveranstaltungen werden von qualifizierten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Nationalparkamtes und anderer Träger außerhalb des Nationalparkamtes (vgl. Kap. 6.1) durchgeführt. Dazu gehören neben den Rangern auch unterstützend ehrenamtliche Mitarbeiter, Praktikanten oder Teilnehmer an dem Programm „Freiwillige in Parks“.

Wichtige Grundlage für die Umweltbildung sind Erkenntnisse aus der Forschung und der Dauerbeobachtung. Für die Ver- mittlung der Ergebnisse aus wissenschaftlicher Forschung 5.7 Umweltbildung kommen vor allem Themen in Betracht, die mit dem Schutz- auftrag des Nationalparks korrespondieren, also z. B. Ent- Der Wert des Nationalparks einschließlich seiner touris- wicklungsprozesse der Wälder und der Küstendynamik sowie tischen Attraktivität ist wesentlich durch ausgedehnte, der Arten und des Wasserhaushaltes. unzerschnittene Naturräume und seinen damit verbunde- nen Ruhecharakter bestimmt. Für Gäste und Bewohner der Region bietet der Nationalpark Jasmund Raum für Erholung, Abbildung 26: Hörprobe (M. Gehrke) Bewegung und Naturbegegnungen. Über das Wegeange- bot (vgl. Kap. 5.5 und 6.3) hinaus finden die Besucher des Nationalparks ein breites Spektrum an Informations- und Bildungsmöglichkeiten.

Die Umweltbildung unterliegt dem Gebot der Wahrung des Ruhecharakters (§ 5 Abs. 1 Nr. 8 NLP-VO) und dient gemäß § 24 BNatSchG (Nationalparke) „… soweit es der Schutzzweck erlaubt, […] der naturkundlichen Bildung und dem Naturerleb- nis der Bevölkerung ...“

Inhaltlich steht die Vermittlung der Nationalparkidee „Natur Natur sein lassen“ im Vordergrund der Umweltbildungsar- beit. Diese Idee wird bewusst gemacht und ist Ausdruck der Verantwortung gegenüber der Natur und kommenden Generationen. Durch die Bildungsangebote des National- parks Jasmund gelingt es, den Besuchern das Leitbild in NATIONALPARKPLAN JASMUND | 45

In der Umweltbildung sind dabei folgende thematische Schwerpunkte von Relevanz:

»» die Buchenwälder und das UNESCO-Weltnaturerbe „Alte Buchenwälder“, »» die Kreideküste als größter geologischer Aufschluss des norddeutschen Tieflandes mit nahezu unbeeinflusster Küs- tendynamik, »» die Entwicklung der Moore, Fließgewässer und Seen.

Im Rahmen einer Bildung hin zu nachhaltiger Entwicklung werden die gesetzten Bildungsziele mit einem breiten Spek- trum an Methoden erreicht. Um den Zugang zur Natur zu erleichtern gehört neben der klassischen Waldpädagogik auch das Einsetzen von Methoden aus der Erlebnis-, Natur-, und Wildnispädagogik. Für die Umweltbildung bestehen daher folgende Inhalte:

1. Natur erleben durch: »» originale Begegnungen mit allen Sinnen »» geleitete Heranführung an die Natur »» Schaffen von Berührungspunkten

2. Natur verstehen durch: »» Entdecken der biologischen Vielfalt »» Vermittlung von ökologischem Grundwissen sowie der Struktur und Funktion von Ökosystemen »» umweltethische Einordnung der Natur (Eigenwert der Natur, Achtung vor dem Leben)

3. Natur als besonderes Gut behandeln durch: »» Würdigung von Natur als Lebensgrundlage »» exemplarisches Lernen zur Übertragbarkeit auf eigene Lebenswelt Abbildung 27: Wandern mit einem Ranger (M. Gehrke) »» ganzheitliche Denkweisen »» Vermittlung von Möglichkeiten und Grenzen der Nut- zung natürlicher Ressourcen Die Nationalparkwacht ist zu erhalten und fortzubilden. »» Wahrnehmung der eigenen Verantwortung Die Mitarbeiter der Nationalparkwacht vermitteln den Ein- Die regelmäßige Evaluierung der Bildungsangebote des Nati- wohnern und Besuchern des Gebietes das Anliegen des Nati- onalparks ist Grundlage für die Qualitätssicherung. onalparks.

5.8 Nationalparkwacht 5.9 Forschung und Dauerbeobachtung

Der Nationalpark Jasmund wird durch eine qualifizierte und Schutzgebiete wie der Nationalpark Jasmund ermöglichen motivierte Nationalparkwacht (Ranger) betreut. Im Rahmen es, natürliche und ungestörte Prozesse zu beobachten, der Betreuung des Nationalparks durch Ranger ist auch die zu dokumentieren und zu untersuchen. Dadurch können Einhaltung der für das Schutzgebiet erlassenen Bestimmun- Umweltveränderungen nachvollzogen und das Verständnis gen zu kontrollieren. der Mensch-Umwelt-Beziehung vertieft werden. Für alle 46 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

Tätigkeiten gilt, „dass die Vermeidung von Störungen Vorrang Vorhaben basieren vorrangig auf mittel- und langfristig zu hat, vor einer genauen Erfassung von Daten“ (MLN 1995). bearbeitenden Themen- bzw. Aufgabenkomplexen.

Als Vergleichsfläche zur Beobachtung und Erforschung Die Untersuchungsinhalte beschränken sich auf wesentliche natürlicher Prozesse wendet der Nationalpark nationale und besonders aussagekräftige Parameter. Alle Möglichkei- und internationale Standards an. Alle wissenschaftlichen ten zur Zusammenführung von Ergebnissen unterschiedli- Aktivitäten werden nachvollziehbar und störungsarm durch- cher Forschungsbereiche werden mit dem Ziel der Vernetz- geführt. Für alle Forschungs- und Monitoringvorhaben gilt barkeit und Wissenssynthese genutzt. § 3 NLP-VO, wonach sie den Schutzzweck des Nationalparks nicht beeinträchtigen dürfen. Darüber hinausgehende Die Erforschung und Dokumentation der natürlichen Dynamik gesetzliche Bestimmungen (z. B. Artenschutz, Tierschutz, sowie der Auswirkung bewusst herbeigeführter Unterbre- Befahrensverordnung etc.) werden berücksichtigt. chungen in ausgewiesenen Pflegezonen (Management) dient dem Erhalt und dem Verständnis seltener Artvorkommen, von Biotopen, Biozönosen oder Landschaftsausschnitten.

Langfristig wird ein tieferes Verständnis natürlicher dyna- mischer Systeme, insbesondere der Buchenwälder und der dynamischen Küstenbereiche, entstehen. Die Erkenntnisse erwachsen aus einer fachübergreifenden Ökosystemfor- schung und liefern einen Beitrag zum Zukunftsverständnis. Die Beobachtung natürlicher Abläufe auf großen Flächen ohne menschliche Nutzung steht im Mittelpunkt der For- schung.

Bei der Planung und Durchführung von Vorhaben wird des- halb das Hauptaugenmerk auf die Beobachtung und Erfas- sung der Zustandsentwicklung der Hauptökosysteme (Küste, Ostsee, Offenland, Wald, Moore) mit ihren Lebensgemein- schaften und Wechselbeziehungen gelegt. Abbildung 28: Gewässeruntersuchungen am Kollicker Bach (J. Reich) Kernthemen sind die Erforschung des Tiefland-Buchenwaldes auf basenreichen Standorten als ein für Mitteleuropa typi- sches Ökosystem sowie der naturräumlichen Eigenheiten des Sämtliche Vorhaben dienen Gebietes. Langzeitbeobachtungen bieten die Möglichkeit, 1.) der Erkundung des Aufbaus und der Entwicklung der waldökologisches Wissen zu erweitern und natürliche Pro- natürlichen und naturnahen Lebensgemeinschaften des zesse besser zu verstehen. Fragen zu Aufbau und Biotopstruk- Ostseeraumes, tur, zur Pflanzen- und Tierwelt von Laubwäldern sind ebenso 2.) der Verbesserung des Kenntnisstandes über die Natur- bedeutend wie Untersuchungen zu ökologischen Gesetz- raumausstattung und Biodiversität des Nationalparks mäßigkeiten, Stoff- und Wasserhaushalt oder zum pädagogi- (Inventarisierung), schen Wert von unbewirtschafteten Waldökosystemen. 3.) der Unterstützung der Nationalparkverwaltung bei der Zudem ergeben sich Monitoring- und Berichtsverpflichtun- Aufgabenerfüllung, gen aus der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, der Meeresstrate- 4.) der internationalen Beobachtung von Umweltverände- gie-Rahmenrichtlinie, der Wasserrahmenrichtlinie sowie im rungen und Zusammenhang mit der Ausweisung eines Teils des National- 5.) der Förderung der Kooperation zwischen Nationalpark, parks Jasmund als UNESCO-Weltnaturerbe. Wissenschaftlern und Anrainern. Ein entsprechendes in regelmäßigen Abständen fortge- § 5 Abs. 1 Nr. 9 der NLP-VO des Nationalparks Jasmund führt schriebenes Forschungskonzept begründet und koordiniert weitergehend aus, dass es geboten ist, „den wissenschaft- die einzelnen Forschungs- und Monitoringvorhaben im Nati- lichen Erkenntnisgewinn vorrangig zu Fragestellungen der onalpark Jasmund. Nationalparkentwicklung zu fördern.“ Die hierzu notwendigen NATIONALPARKPLAN JASMUND | 47

6 Die Einbindung des Nationalparks in die Region

Entwicklung und Kooperation in der Nationalparkregion 6.1 Kooperationsstrukturen

Die Nationalparkregion wird als Lebens-, Arbeits- und Wirt- Die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Nationalpark schaftsraum ihrer Einwohner, als Urlaubsregion ihrer Gäste und Umfeld erfordern eine enge Kooperation. sowie als Landschaftsraum mit seiner einzigartigen Natur- Das Erreichen der Ziele des Nationalparks ist nur möglich, ausstattung erhalten und weiterentwickelt. wenn sie auch von der Bevölkerung des Umfeldes akzeptiert Durch die kooperative Zusammenarbeit der Gemeinden und werden und diese in die Entwicklung des Nationalparks in Städte im und am Nationalpark, der Tourismusunternehmen, angemessener Weise und frühzeitig einbezogen wird. der Besucher sowie der Nationalparkverwaltung kommt Sofern noch nicht vorhanden, werden differenzierte Kom- es nachhaltig zu einer der gesamten Nationalparkregion munikationsstrukturen für die Arbeit mit unterschiedlichen gerecht werdenden Wirtschaftsförderung. Somit entwickelt Interessengruppen entwickelt. sich eine herausragende Tourismusregion in Mecklenburg- Kooperationsstrukturen existieren bereits in vielfältiger Form Vorpommern weiter. und werden z. B. von folgenden Körperschaften bzw. Gre- Der Nationalpark gewährleistet den Schutz der Natur und mien getragen: Landschaft sowie Möglichkeiten für ruhige Erholungsformen, Naturerlebnis, Information und Umweltbildung. Damit ist Kommunaler Nationalparkrat Jasmund eine Voraussetzung für die unverwechselbare Attraktivität Dem Nationalpark Jasmund steht seit dem 22.09.2007 ein der gesamten Region mit dem Nationalpark als Imageträger kommunaler Nationalparkrat Jasmund, kurz „KoNRat“, zur für einen naturverträglichen Tourismus gegeben. Der Nati- Seite. Der Rat setzt sich aus Vertretern der Stadt Sassnitz, der onalpark ist in ökologischer, ökonomischer, politischer und Gemeinden Lohme, Sagard und zusammen. Deren kultureller Hinsicht in die Region integriert. Bürgermeister bilden den Vorstand. Zu den ständigen Mitgliedern des Rates gehören das Natio- In § 3 (Schutzzweck) der Nationalparkverordnung heißt es: nalpark-Zentrum KÖNIGSSTUHL, der Landkreis Vorpommern- „… in dem Nationalpark wird keine wirtschaftsbestimmte Rügen, das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Nutzung bezweckt, er soll aber zur Strukturverbesserung der Verbraucherschutz M-V, das Wirtschaftsministerium M-V, das angrenzenden Gebiete dienen.”

Das Verhältnis zu den Anrainergemeinden ist von Koope- Abbildung 29: Gesprächsrunde (K. Bärwald) ration und Kommunikation geprägt. Die Nationalparkidee kann am besten von der Nationalparkverwaltung und den Einheimischen gemeinsam verwirklicht werden. Die lokale Bevölkerung ist grundsätzlich bei der Entwicklung und Umsetzung von Naturschutzkonzepten aktiv mit einzubezie- hen, um für Verständnis und Unterstützung zu sorgen.

Der Stellenwert des Nationalparks Jasmund in der Region ist seit seiner Gründung gewachsen, Bewohner der Region interessieren sich zunehmend für „ihren“ Nationalpark. Auch die technischen Möglichkeiten im Bereich der Informations- vermittlung haben sich vervielfältigt (z. B. Internet, digitale Medien). Daher gewinnt eine professionelle Kommunikation, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit (vgl. Kap. 5.6 und 5.7) zunehmend an Bedeutung. 48 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

Innenministerium M-V sowie das Bundesamt für Naturschutz Als einziger Gesellschafter der „creta gemeinnützige GmbH und das Nationalparkamt Vorpommern. Kreidemuseum Rügen“ nimmt der „Verein der Freunde Inhaltliche Schwerpunkte der Arbeit des Kommunalen Natio- und Förderer des Nationalparks Jasmund e.V.“ eine wichtige nalparkrates Jasmund sind Themen, die von kommunalpoliti- Aufgabe im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit hinsichtlich schem Interesse sind, wie die Verbesserung der Infrastruktur der „Unterstützung zur Durchsetzung des Schutzzweckes inkl. Wegeführung und Beschilderung, Bündelung der Ser- im Nationalpark“ (vgl. Vereinssatzung) wahr. Im Museum viceangebote sowie Rückbau- und Nutzungskonzepte für werden wichtige Themen wie Geologie, Sukzession, Kalk­ Gebäude im Nationalpark. trockenrasen und Klifferosion behandelt. Im Zentrum steht dabei die Rügener Kreide – ihre Entstehung, ihre früheren Kommunale Körperschaften und heutigen Bewohner sowie ihre Nutzung durch den Die Gemeinden haben für die Entwicklung der Siedlungs- Menschen. Das Museum befindet sich in der restaurierten punkte im Nationalpark und die Ortschaften am National- Werkhalle des alten Kreidewerks Gummanz. Die Außenanla- parkrand entscheidende Bedeutung. Zusammenarbeit und gen bieten außerdem einen Kreide- und Naturlehrpfad sowie Informationsaustausch zwischen den Gemeindevertretun- ein Freilichtmuseum. Hier werden u. a. auch biotoppflegende gen, der Amtsverwaltung und dem Nationalparkamt sind Maßnahmen für heimische Orchideen durchgeführt sowie unerlässlich. die Flächen bei den Führungen gezeigt und erläutert. Die Kreisverwaltung hat besondere Bedeutung im Rahmen (weitere Informationen: http://www.kreidemuseum.de/) einer koordinierenden und naturschutzgerechten Entwick- lung der Nationalparkregion. Neben regelnden Vorgaben Tourismusorganisationen für die Entwicklung der Gemeinden hat sie im Rahmen ihrer Der Tourismus ist derzeit in der Nationalparkregion der wich- Zuständigkeiten auch konzeptionelle Steuerungskompetenz. tigste Wirtschaftsfaktor. Hohe Anziehungskraft haben seit rund 200 Jahren die Kreideküste und vor allem der Königs- Verbände und der Verein der Freunde und Förderer des stuhl. Dass diese Landschaft im Jahr 1929 Naturschutzgebiet Nationalparks Jasmund e. V. wurde und seit 1990 als Nationalpark unter Schutz steht, Die Zusammenarbeit zwischen dem Nationalparkamt, dem spielt im Bewusstsein der Besucher bisher keine nennens- Verein der Freunde und Förderer des Nationalparks Jasmund werte Rolle. e. V. sowie weiteren Verbänden wird fortgesetzt und ausge- In der Zusammenarbeit mit dem regionalen Tourismusver- baut. band werden daher die Themen Nationalpark und Weltnatur- Das Nationalparkamt lädt regelmäßig zu gemeinsamen Bera- erbe zum Schwerpunkt. tungen im Rahmen des „Verbändestammtisches“ ein. Ebenfalls informiert das Nationalparkamt die lokalen Touris- musbetriebe der Insel Rügen regelmäßig und aktuell über den Nationalpark. Abbildung 30: Kreidemuseum Gummanz (M. Kutscher) Nationalpark-Partner Für eine breite Akzeptanz und eine erfolgreiche Einbindung des Schutzgebietes in die Region geht das Nationalparkamt Partnerschaften ein. Als Nationalpark-Partner werden regional ansässige Unter- nehmen zertifiziert, die hohe Qualitäts- und Umweltstan- dards nach bundeseinheitlichen Vorgaben erfüllen und als Botschafter für den Schutz und Erhalt des Nationalparks fungieren. Sie engagieren sich für den Natur- und Umwelt- schutz und sind kompetente Ansprechpartner in der Region. Nach einer offiziellen Überprüfung und Anerkennung durch den Vergaberat bekommen die Partnerunternehmen das entsprechende Logo des Nationalparks verliehen und kön- nen fortan damit werben. Gleichzeitig werden sie auf der Website des Nationalparks sowie der Partnerinitiative von EUROPARC Deutschland bundesweit beworben. (weitere Informationen: www.nationalpark-jasmund.de) NATIONALPARKPLAN JASMUND | 49

Nationalpark-Zentrum KÖNIGSSTUHL für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz M-V und Das Nationalpark-Zentrum ist die zentrale Anlaufstelle für dem Nationalparkamt Vorpommern, werden die Inhalte der Gäste des Nationalparks. Mit dem Zentrum werden der Nati- Öffentlichkeitsarbeit abgestimmt. Zur Kommunikation des onalpark Jasmund und das UNESCO-Weltnaturerbe „Alte Weltnaturerbes „Alte Buchenwälder“ wird die ehemalige Buchenwälder“ öffentlichkeitswirksam dargestellt. Waldhalle im NLP zum Welterbeforum entwickelt. Die Ausstellung thematisiert den Schutz der natürlichen (weitere Informationen: www.koenigsstuhl.com) Prozesse in einem Nationalpark sowie die besondere Cha- rakteristik des Nationalparks Jasmund. Zudem vermittelt sie Internationale Kooperationen umfangreiche Naturkenntnisse. Mit der Anerkennung der alten Buchenwälder als UNESCO- Weltnaturerbe ist auch die Verpflichtung verbunden, die ausgewählten Gebiete in den verschiedenen europäischen Ländern gemeinsam zu erhalten. Management, Forschung, Monitoring und Öffentlichkeitsarbeit werden im trilateralen Rahmen abgestimmt (Deutschland, Slowakei, Ukraine). Die Plattformen zur internationalen Kooperation sind themenge- bunden. Generelle Abstimmungen werden durch das Joint Management Komitee der drei beteiligten Länder getroffen. Die konkrete Umsetzung der gemeinsamen Aktivitäten erfolgt im Rahmen von Projekten und thematischen interna- tionalen Arbeitsgruppen, an denen die jeweiligen Schutzge- bietsverwaltungen beteiligt sind. Damit verbunden ist auch die Mitgliedschaft bei EUROPARC Deutschland e. V.

Abbildung 31: Nationalpark-Zentrum KÖNIGSSTUHL (NPZ) 6.2 Tourismus

Die wirtschaftlichen Entwicklungsperspektiven der Küs- Das Außengelände bietet zahlreiche Aktivitäten unter freiem tenregion Mecklenburg-Vorpommerns liegen zum großen Himmel, die überwiegend ganzjährig nutzbar sind. Je nach Teil im Tourismus, wobei es zukünftig gilt, die touristischen Saison werden weitere Aktivitäten angeboten, z. B. geführte Zentren zu konsolidieren und qualitativ aufzuwerten. Eine Wanderungen, thematische Tage. dauerhafte Perspektive kann der Tourismus Rügens nur dann Die Wahrnehmung des Nationalparks hat sich seit der Eröff- haben, wenn er sich seine Existenzgrundlage erhält, nämlich nung des Nationalpark-Zentrums deutlich verbessert. die Landschaft, die das entscheidende Argument für die Das Nationalpark-Zentrum hat seinen Sitz in einem ehemali- Auswahl Rügens als Reiseziel ist. Gerade der Nationalpark gen Hotelgebäude aus dem 19. Jahrhundert, ergänzt durch Jasmund spielt dabei eine bedeutende Rolle. einen Neubau, direkt am Königsstuhl. Zahlreiche bauliche Sämtliche Marktuntersuchungen bestätigen, dass intakte Altlasten im unmittelbaren Umfeld wurden beseitigt. Umwelt, schöne Natur und Landschaft nach wie vor nicht nur Das Zentrum hat eine Ausstellungsfläche von ca. 2.000 m² im Trend liegen, sondern immer stärker als Grundvorausset- und ein 28.000 m² großes Außengelände, zu dem auch der zungen für die Reisezielentscheidung und die Zufriedenheit Königsstuhl als Wahrzeichen gehört. Das Nationalpark-Zent- im Urlaub in Erscheinung treten. rum ist eine umwelttechnisch moderne und behindertenge- Neben dem Erholungs- und Badetourismus im Sommer rechte Besuchereinrichtung. Auch das große Außengelände gewinnt der Gesundheits- und Kurtourismus zunehmend an ist mit Ausnahme der Königsstuhlplattform für Rollstuhlfah- Bedeutung. Die attraktive Landschaft und Natur bieten beste rer zugänglich. Voraussetzungen für sämtliche wasser- und landgebunde- Das Nationalpark-Zentrum KÖNIGSSTUHL wird von einer nen Aktivitäten. Sie sind neben dem Gesundheits- und Bade- gemeinnützigen GmbH betrieben. Gesellschafter der GmbH tourismus wichtige Reisemotive. sind zu 70 % die Umweltstiftung WWF Deutschland und zu Im Nationalpark wird die ungestörte Natur bewahrt und wird 30 % die Stadt Sassnitz. In Kooperation zwischen den Gesell- gleichzeitig die Möglichkeit gegeben, sie zu erleben. Das schaftern und dem Land M-V, insbesondere dem Ministerium Alleinstellungsmerkmal Nationalpark bereichert die touris- 50 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

6.3 Verkehr

Der Ruhecharakter des Gebietes ist unbeeinflusst von Stö- rungen durch Kraftfahrzeug, Rad, Luft und Schiffsverkehr.

Ziel ist die Einhaltung der gesetzlichen Befahrensverbote und Mindestflughöhen sowie die Reduzierung der Zerschnei- dungswirkung von Verkehrswegen.

Die Schutzwürdigkeit und die Eignung des Nationalparks für die Erholungsnutzung beruhen in hohem Maße auf dem Ruhecharakter des Gebietes, was auch mit dem Gebot in § 5 Abs. 1 Nr. 8 der Nationalparkverordnung verdeutlicht ist. Zur Umsetzung dieses Gebotes ist die Einbindung des National- parks in die Region zu berücksichtigen. Zur Minimierung von Auswirkungen auf störungsempfind- liche Tierarten und die Erholungsnutzung ist es Ziel der Ver- kehrsentwicklung, den motorisierten Verkehr zu minimieren, Verkehrsberuhigungen einzurichten und Verkehrswege zu reduzieren. Ein bestimmtes Angebot an öffentlichen Ver- kehrsmitteln, Beschilderung und Öffentlichkeitsarbeit unter- stützt dieses Ziel.

Das Befahren von Straßen und Wegen sowie das Abstellen von Kraftfahrzeugen außerhalb der Fahrbahnen und Park- plätze sind entsprechend § 6 Abs. 1 Nr. 4 der Nationalparkver- ordnung grundsätzlich verboten. Deren Nutzung im Rahmen der Jagd, Waldbehandlung, Reparatur der Infrastruktur, For- schungs- und Monitoringaufgaben oder als Rettungsweg gilt als Ausnahme gemäß § 7 Abs. 1 der Nationalparkverordnung.

Tiefflüge über dem Nationalpark finden grundsätzlich nicht statt. Dies betrifft insbesondere touristische Rundflüge, die Abbildung 32: Naturerlebnis (M. Weigelt) zum Zwecke eindrucksvoller Fotos sehr häufig die vorge- schriebene Mindestflughöhe deutlich unterschreiten. Ausnah- men stellen notwendige Flüge des Luftrettungsdienstes dar. tischen Angebote der Region und trägt wesentlich zu ihrem Image bei. Das wird sich künftig noch verstärken, insbeson- Der Schiffsverkehr wird gemäß Verordnung über das Befah- dere auch durch die seit 2011 bestehende Anerkennung ren der Bundeswasserstraßen in Nationalparken und Natur- der alten Buchenwälder als UNESCO-Weltnaturerbe. Für den schutzgebieten im Bereich der Küste von Mecklenburg-Vor- Tourismus bedeutsame Aktivitäten werden dabei sowohl pommern vom 24. Juni 1997 geregelt (vgl. Anlage 7.3). vom Nationalpark-Zentrum KÖNIGSSTUHL, von privaten Demnach ist es im Nationalpark Jasmund allen Führern von Unternehmen (etwa Fahrradverleihe, Gastronomie) als auch Wasserfahrzeugen, Sportfahrzeugen und Wassersportgerä- vom Nationalparkamt selbst angeboten. ten untersagt, die Zone I zu befahren. Da die gesamten Was- serflächen zur Zone I gehören, ist Schiffs- und Bootsverkehr im Nationalpark Jasmund vollständig untersagt. Ausnahme bildet dabei die fischereiliche Nutzung, die im Rahmen des § 7 Abs. 2 der Nationalparkverordnung aufgrund besonde- rer Genehmigungen und Rechte davon unberührt ist (vgl. Kap. 5.3.2). NATIONALPARKPLAN JASMUND | 51

7 Anlagen

7.1 Die wichtigsten für das Gebiet des National- »» Übereinkommen von 1992 zum Schutz der Meeresumwelt parks geltenden Rechtsvorschriften (Kon- des Ostseegebiets (Helsinki-Übereinkommen, „HELCOM“) ventionen, Gesetze, Richtlinien, Erlasse usw.) vom 09.04.1992 (BGBl. II 1994, S. 1397) »» Übereinkommen zum Schutz des Natur- und Kulturerbes Bundesrepublik Deutschland der Welt (Welterbekonvention der UNESCO, 1972) »» Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesna- turschutzgesetz - BNatSchG) v. 29.07.2009 (BGBl. I, S. 2542), Land Mecklenburg-Vorpommern das durch Artikel 4 Absatz 100 des Gesetzes vom 7. August »» Anweisung für das Wildmanagement auf landeseigenen 2013 (BGBl. I S. 3154) geändert worden ist Grundflächen in den Nationalparken des Landes Mecklen- »» Bundeswasserstraßengesetz (WaStrG) v. 02.04.1968 (BGBl. II, burg-Vorpommern (Wildmanagementanweisung – WMA) S. 173) i. d. F. der Bekanntmachung v. 23.05.2007 (BGBl. I, S. vom 20. April 2010, geändert durch Erlass vom 6. Juni 2012 1962, das zuletzt durch Artikel 4 Absatz 125 des Gesetzes »» Fischereigesetz für das Land Mecklenburg-Vorpommern vom 7. August 2013 (BGBl. I S. 3154) geändert worden ist (Landesfischereigesetz - LFischG M-V) vom 13. April 2005 »» Verordnung über das Befahren der Bundeswasserstraßen (GVOBl. M-V S. 153), zuletzt geändert durch Art. 2 des Ge- in Nationalparken und Naturschutzgebieten im Bereich der setzes vom 24. Juni 2013 (GVOBl. M-V S.404) Küste von Mecklenburg-Vorpommern (Befahrensregelungs- »» Gesetz des Landes Mecklenburg-Vorpommern zur Ausfüh- verordnung Küstenbereich Mecklenburg-Vorpommern - rung des Bundesnaturschutzgesetzes (Naturschutzausfüh- NPBefVMVK) v. 24.06.1997 (BGBl. I, S. 1542) rungsgesetz – NatSchAG M-V) i. d. F der Bekanntmachung »» Verordnung zum Schutz wild lebender Tier- und Pflan- vom 23. Februar 2010 (GVOBl. M-V 2010 S. 66), zuletzt zenarten (Bundesartenschutzverordnung - BArtSchV v. geändert durch Artikel 14 des Gesetzes vom 12. Juli 2010 16.02.2005, BGBl. I S. 258, ber. 896, die zuletzt durch Artikel (GVOBl. M-V S. 383, 395) 10 des Gesetzes vom 21. Januar 2013 (BGBl. I S. 95) geändert »» Straßen- und Wegegesetz des Landes Mecklenburg- worden ist Vorpommern (StrWG – Mecklenburg-Vorpommern) v. 13.01.1993 (GVOBl. M-V S. 42), zuletzt geändert durch Ar- Europäische Union tikel 4 des Gesetzes vom 20. Mai 2011 (GVOBl. M-V S. 323, »» Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlamentes und 324) des Rates zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maß- »» Waldgesetz für das Land Mecklenburg-Vorpommern (Lan- nahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik deswaldgesetz - LWaldG) in der Fassung der Bekanntma- (EU-Wasserrahmenrichtlinie) vom 23.10.2000 (ABl. EG Nr. chung vom 27. Juli 2011 (GVOBl. M-V 2011, S. 870) L 327 v. 22.12.2000 S. 1), zuletzt geändert durch Art. 3 ÄndRL »» Wassergesetz des Landes Mecklenburg-Vorpommern 2013/64/EU vom 17.12.2013 (ABl. Nr. L 353 S. 8) (LWaG) v. 30.11.1992 (GVOBl. M-V S. 669), zuletzt geändert »» Richtlinie 92/43/EWG des Rates zur Erhaltung der natür- durch Artikel 4 des Gesetzes vom 4. Juli 2011 (GVOBl. M-V lichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und S. 759, 765) Pflanzen (FFH-Richtlinie) vom 21.05.1992 (ABl. EG Nr. L 206 v. »» Verordnung über die Festsetzung des Nationalparkes 22.07.1992 S. 7), zuletzt geändert durch Richtlinie 2006/105 Jasmund v. 12.09.1990 (GBl. DDR Sonderdruck Nr. 1466), EG vom 20.12.2006 (ABl. EG Nr. L 363 v. 20.12.2006 S. 368) geändert durch VO v. 20.11.1992 (GVOBl. Mecklenburg- Vorpommern 1993 S. 8) International »» Verordnung zur Ausübung der Fischerei in den Küstenge- »» Übereinkommen zur Erhaltung der wandernden wild leben- wässern (Küstenfischereiverordnung - KüFVO M-V) vom den Tierarten (Bonner Konvention) vom 23.06.1979 (BGBl. II 28. November 2006 vom 28. November 2006 (GVOBl. M-V 1984, S. 571) S. 843), geändert am 22. Oktober 2009 (GVOBl. M-V S. 641) »» Abkommen zur Erhaltung der Kleinwale in der Nord- und »» Verordnung zur Regelung der Jagdausübung in den Nati- Ostsee vom 31.03.1992 (BGBl. II 1993, S. 1114) onalparken des Landes Mecklenburg-Vorpommern (Natio- »» Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Konvention nalpark-Jagdverordnung - NLPJagdVO M-V) vom 8. Dezem- über biologische Vielfalt) vom 05.06.1992 (BGBl. II 1993, ber 2010, zuletzt geändert durch Artikel 2 der Verordnung S. 1742) vom 20. Juni 2011 (GVOBl. M-V S. 440) 52 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

7.2 Verordnung über die Festsetzung des Ortsrand Sassnitz (R 541435, H 604400) - Strand am Nord- Nationalparkes Jasmund ostrand der Ortslage Sassnitz (R 541385, H 604420), 2. im Süden vom Strand NO Sassnitz der Grenze des Verordnung über die Festsetzung des Nationalparkes bisherigen Naturschutzgebietes folgend (Waldrand ober- Jasmund halb von Sassnitz) bis zur Stubbenkammerstraße und vom 12. September 1990 weiter am südlichen Waldrand des Krampaser Berges (GBl. DDR Sonderdruck 1467), in Kraft am 1. Oktober oberhalb Sassnitz bis zum Westrand des Lenzberges, 1990 3. im Westen vom Lenzberg am nördlichen Waldrand - geändert durch Verordnung vom 20. November 1992 des Krampaser Berges bis an die Straße Lancken-Bud- (GVOBl. M-V 1993 S. 8), denhagen (R 541187, H 604500) – westlicher Waldrand in Kraft am 14. Januar 1993 der Stubnitz bis zum Kreidebruch - obere GS Meckl.-Vorp. Gl. Nr. 791-1-11 Hangkante des Kreidebruches bis zur Südspitze der Auf Grund des Art. 6 § 6 Nr. 1 des Umweltrahmengesetzes Sehlitzer Krutt - südlicher Waldrand der Sehlitzer Krutt vom 29. Juni 1990 (GBl. I Nr.42 S. 649) in Verbindung mit §§ bis zum Bachtal südlich des Steinberges (R 540948, **12 und 14 des Bundesnaturschutzgesetzes wird verordnet: H 604607) - nördlicher Waldrand des Bachtales und nörd- licher Waldrand des Boner Berges bis zur Waldecke am Rusewaser Bach (R 541043, H 604658) - Waldrand der § 1 Festsetzung1 Stubnitz um Rusewase bis R 541089, H 604666 - weiter in gerader Linie bis zur Waldecke (R 541069, H 604680) - ent- (1) Die in § 2 näher bezeichnete Wald- und Küstenlandschaft lang des Grabens bis zur Gemarkungsgrenze (R 541063, der Stubnitz auf der Halbinsel Jasmund (Rügen) wird als H 604792) – Grenze Mineralboden/Moor nach NO bis zum Nationalpark festgesetzt. Waldrand der Stubnitz (R 541097, H 604742) - Waldrand bis zum Seeufer - am Seeufer entlang unter Einschluss (2) Der Nationalpark erhält die Bezeichnung „Nationalpark der Wasserfläche und weiter am westlichen Waldrand Jasmund“. der Stubnitz bis Waldecke R 540972, H 604790 - Rand der Langen Wiese, diese ganz einschließend, bis zur Waldecke Höhenpunkt 132,0 - Waldrand des Mattowberges bis zur § 2 Flächenbeschreibung und Abgrenzung2 Straße nördlich Jägerhof unter Einschluss einer feuchten Senke östlich Poissow - Straße Nipmerow – Sagard nach (1) Der Nationalpark Jasmund umfasst mit dem von Buchen- Süden bis Waldecke R 540966, H 604870 - Waldrand des wäldern bedeckten reliefierten Kreidehorst der Halbinsel Forstes Jägerhof (Königsberg, Balleisenberg, Langer Berg) Jasmund einschließlich der Kreidesteilküste eine einzigar- bis R 540826, H 604885 - am NW-Rand des Kickberges tige Landschaft, die zu den letzten Naturlandschaften Mit- bis zur Südecke der Quoltitzer Kreidebrüche (R 540807, teleuropas gehört. Quellen, Bäche, Moore und Kreidekliffs H 604858) - Südrand der Quoltitzer Kreidebrüche bis sind mannigfaltige Lebensräume für eine außerordentli- R 540797, H 604866 - südwärts in gerader Linie bis zum che Vielfalt an seltenen und biogeographisch bemerkens- Südrand des Kreidebruches NW Gummanz (R 540790, werten Pflanzen- und Tierarten. H 604825) - nordwärts dem Rand des Kreidebruches fol- gend am Nordrand des Tripsowberges bis zum Graben (2) Die Grenze des Nationalparkes hat folgenden Verlauf: (R 540760, H 604886) - Waldrand des Waldes S Bakenberg 1. im Osten eine Linie auf der Ostsee in ca. 500 m und Tieschower Bach unter Einschluss der Alten Wiese Abstand von der Küste, beginnend am Ostrand der bis zum Kaderbach (R 540829, H 604950) - östlicher Wald- Ortslage Lohme (Rechts- und Hochwert der Top. Karte rand des Hohen Holzes bis Waldecke R 540879, H 604910 R 541064, H 605147) - 530 m seewärts nach Norden - Verlängerung über Acker bis Waldrand Forst Jägerhof (R 541064, H 605200) - nördlich Hankenufer (R 541200, (R 540910, H 604900) – nördlicher Waldrand des Forstes H 605200) – nordöstlich Stubbenkammer (R 541400, Jägerhof unter Einschluss des Ackerstückes W Jägerhof H 605074) - östlich Kollicker Ort (R 541535, H 604890) und der Abt. 258 bis zur Straße Jägerhof - Nipmerow - östlich Waldhalle (R 541535, H 604600) - südöstlich (R 540988, H 604928) - Waldrand der Abt. 25l b und 257 - nördliches Ufer des Smilenzer Sees - Waldrand der Stubnitz bis Waldecke R 541103, H 605003 - Sumpf- und 1 § 1 Abs. 1 geändert durch Verordnung vom 20. November 1992. Wiesenrand bis R 541106, H 605024 - Böschungskante bis 2 § 2 Abs. 4 geändert durch Verordnung vom 20. November 1992. NATIONALPARKPLAN JASMUND | 53

Waldrand R 541123, H 605017 - weiter dem Waldrand der (2) In dem Nationalpark wird keine wirtschaftsbestimmte Stubnitz Abt. 145, 150, 151 folgend bis an den östlichen Nutzung bezweckt; er soll aber zur Strukturverbesserung Ortsrand von Lohme (R 541063, H 605137) – am Steilufer der angrenzenden Gebiete dienen. abwärts bis zum Strand (R 541064, H 605147).

(3) Aus der Fläche des Nationalparkes wird die Ortslage § 4 Schutzzonen Hagen mit den umliegenden landwirtschaftlichen Nutz- flächen ausgegrenzt. (1) Das Gebiet des Nationalparkes Jasmund wird in die Schutzzonen I, II und III gegliedert. (4) Die Grenze des Nationalparkes ist in einer Karte M 1:50000, die als Anlage Bestandteil dieser Verordnung ist, (2) Die Schutzzone I (Kernzone) umfasst folgende Bereiche: dargestellt. Darüber hinaus ist die Grenze des National- 1. das gesamte bisherige Naturschutzgebiet Jasmund parkes in der Topographischen Karte 1:10000 (Ausgabe (NSG) mit Ausnahme nadelholzbestockter Flächen und für die Volkswirtschaft) rot eingetragen, die bei der obers- Siedlungsbereiche, ten Naturschutzbehörde archivmäßig verwahrt wird und 2. alle außerhalb des bisherigen NSG gelegenen mit auf die Bezug genommen wird. Weitere Ausfertigungen Buchen-Altholz bestandenen Flächen sowie Moore und befinden sich beim Nationalparkamt und bei der Kreis- Gewässer, verwaltung Rügen. Bei den genannten Behörden sind die 3. die Ostsee bis zur unter § 2 bezeichneten Grenze. Karten während der Sprechzeiten allgemein zugänglich. (3) Die Schutzzone II (Entwicklungs- und Pflegezone) wird in die Zonen in II a und II b unterteilt: § 3 Schutzzweck 1. Die Schutzzone II a (Entwicklungszone) umfasst fol- gende Bereiche: (1) Mit der Festsetzung zum Nationalpark wird bezweckt: a) alle außerhalb des bisherigen NSG gelegenen Flächen 1. die Bewahrung der Vielfalt, besonderen Eigenart und mit Ausnahme der unter Zone I, II b und III aufgeführ- hervorragenden Schönheit der in Europa einzigartigen ten, Kreidelandschaft mit ihren charakteristischen Oberflä- b) alle mit Nadelhölzern und anderen gebietsfremden chenformen (glazial überformter Kreidehorst, Endmorä- Holzarten bestockten Waldflächen des bisherigen NSG, nenwälle, Toteis- und Karsthohlformen, junge Erosionstä- c) Moore mit anthropogen gestörtem Wasserhaushalt, ler, aktive und inaktive Kreide- und Moränenkliffs, größter d) alle Äcker und von Wald eingeschlossenen Grünland- natürlicher geologischer Aufschluss des norddeutschen flächen. Tieflandes) und entsprechendem Standorts- und Vegeta- 2. Die Schutzzone II b (Pflegezone) umfasst die aufgelas- tionsmosaik in naturnahem Zustand, senen Kreidebrüche von Quoltitz und Buddenhagen. 2. die Herstellung eines von menschlichen Eingriffen weitgehend ungestörten Ablaufs der Naturprozesse auf (4) Die Schutzzone III (Erholungszone) umfasst die im Nati- großer Fläche (Küstendynamik einschließlich küstennaher onalpark eingeschlossenen Siedlungsbereiche Stubben- submariner Prozesse, Wasserhaushalt und Moorgenese, kammer, Baumhaus Schwierenz, Baumhaus Hagen, Wer- Waldentwicklung), der, Waldhalle, Buddenhagen. 3. die Regeneration standörtlich reich differenzierter Naturwälder einschließlich ihrer natürlichen Dynamik (5) Die Grenzen der Schutzzonen sind in der in § 2 Abs. 4 auf großer Fläche (Kalk- und Moränenbuchenwälder auf genannten Karte M 1:10.000 eingetragen. Standorten unterschiedlicher Feuchte- und Trophiestu- fen, Buschwälder an orogenen Waldgrenzstandorten der Kreidesteilküste, Erlen und Erlen-Eschenwälder in Quell- § 5 Gebote1 mulden und Bachtälern, edellaubholzreiche Ahornwälder an Kreidesteilhängen), (1) Im Nationalpark ist es geboten, 4. die Regeneration standortbedingter Quell-, Kessel- und 1. die ungestörte Entwicklung der natürlichen Lebens- Durchströmungsmoore, gemeinschaften zu sichern, 5. die Erhaltung der landschaftsspezifischen natürlichen Mannigfaltigkeit der Pflanzen- und Tierwelt. 1 § 5 Abs. 1 geändert durch Verordnung vom 20. November 1992. 54 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

2. die Schutzzone I ganz der natürlichen Dynamik zu Bohrungen und Grabungen vorzunehmen, Stoffe aller überlassen, Art aufzuschütten oder einzubringen oder das Boden- 3. die Laubwälder der Schutzzone II a durch Einstellung relief zu verändern, wirtschaftlicher Nutzung zum frühest möglichen Zeit- 4. außerhalb der Fahrbahnen der dem öffentlichen punkt in die Schutzzone I zu überführen, Verkehr gewidmeten Straßen und Wege und beschil- 4. die Nadelholzforsten der Schutzzone II a durch geeig- derten Park- und Rastplätze mit Kraftfahrzeugen aller nete forstliche Maßnahmen zur Schutzzone I zu entwi- Art oder mit Wohnwagen zu fahren oder diese dort ckeln, abzustellen, außerhalb der ausdrücklich hierfür zuge- 5. die Moore mit gestörtem Wasserhaushalt zu renaturie- lassenen Wege zu reiten oder mit bespannten Fahr- ren, zeugen zu fahren sowie auf markierten Wanderwegen 6. die biotoptypische Formenmannigfaltigkeit der Pflan- und außerhalb der dafür ausgewiesenen Wege und zen- und Tierwelt in der Schutzzone II b durch Pflege- Straßen Fahrrad zu fahren, maßnahmen zu erhalten und zu fördern, 5. sonstige durch Maschinenkraft betriebene Fahrzeuge 7. die Siedlungsbereiche der Schutzzone III in einer dem zu benutzen, Schutzzweck des Nationalparkes gemäßen Weise zu 6. Wege zu verlassen, mit Ausnahme des Geröllstrandes gestalten, zwischen Sassnitz und Lohme, 8. durch geeignete Maßnahmen der Verkehrs- und 7. Pflanzen und Teile von ihnen einzubringen, zu entneh- Besucherlenkung den Ruhecharakter des Gebietes men, zu beschädigen oder in ihrem Weiterbestand zu insgesamt stärker auszuprägen; insbesondere ist der beeinträchtigen, Kraftfahrzeugverkehr wesentlich zu beschränken, 8. zu angeln oder zu fischen, 9. den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn vorrangig 9. Tiere auszusetzen oder wild lebenden Tieren nachzu- zu Fragestellungen der Nationalparkentwicklung zu stellen, sie zu füttern, mutwillig zu beunruhigen, sie zu fördern, fangen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen, 10. die Bestandsregulierungen von wild lebenden Tierar- ihre Nist-, Brut-, Wohn- oder Zufluchtsstätten zu ent- ten entsprechend den Zielsetzungen für den Natio- nehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, nalpark in der Schutzzone I und II nach Maßgabe und 10. natürliche Wasserläufe und Wasserflächen, deren Ufer in der Schutzzone III im Einvernehmen mit dem Natio- sowie den Wasserablauf zu verändern oder über den nalparkamt vorzunehmen. örtlichen Trinkwasser- und Gemeingebrauch hinaus Wasser zu entnehmen oder das Grundwasser abzu- (2) Zur Umsetzung der in den Absätzen 1 bis 3 genannten senken, Gebote sowie zur Erhaltung, Pflege und Entwicklung des 11. Düngemittel, Pflanzenschutzmittel, sonstige Chemika- Nationalparkes soll in angemessener Frist ein Pflege- und lien sowie Gülle, Klärschlamm oder Abwasser auszu- Entwicklungsplan erstellt werden. bringen, 12. außerhalb fester Gebäude zu nächtigen oder zu zel- ten, Wohnwagen oder Wohnmobile aufzustellen, § 6 Verbote1 13. Luftfahrzeuge aller Art zu starten oder zu landen oder Modellfluggeräte zu betreiben, (1) Alle Handlungen, die zu einer Zerstörung, Beschädi- 14. Wasserfahrzeuge einschließlich Modelle oder Wasser- gung oder Veränderung des Nationalparkes oder seiner sportgeräte innerhalb einer 500 m breiten Zone vom Bestandteile oder zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung Ufer zu betreiben, oder Störung führen können, sind verboten. Insbesondere 15. Bild- und Schrifttafeln, Gedenksteine und Wegemar- ist es verboten, kierungen ohne Genehmigung des Nationalparkam- 1. bauliche Anlagen und Werbeträger zu errichten und tes anzubringen, zu entfernen oder zu verändern, zu ändern, auch wenn hierfür keine Baugenehmigung 16. Abfälle aller Art wegzuwerfen, abzulagern, Fahrzeuge erforderlich ist, das gilt auch für das Aufstellen von zu waschen, zu pflegen oder die Landschaft einschließ- Buden sowie mobilen oder festen Verkaufsständen, lich der Gewässer auf andere Weise zu verunreinigen, 2. Küstenschutzmaßnahmen zu ergreifen, 17. Hunde frei laufen zu lassen, 3. Bodenbestandteile zu entnehmen, Sprengungen, 18. zu lärmen sowie außerhalb von Gebäuden oder Fahr- zeugen Ton- und Bildübertragungsgeräte, Ton- und Bildwiedergabegeräte oder Funkgeräte zu benutzen, 1 § 6 Abs. 1 geändert durch Verordnung vom 20. November 1992. NATIONALPARKPLAN JASMUND | 55

19. Feuer zu entzünden, (2) Weiter bleiben die zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der 20. organisierte Veranstaltungen aller Art, ausgenommen Verordnung auf Grund besonderer Genehmigungen und Veranstaltungen unter Leitung oder mit Genehmi- Rechte zulässigen Maßnahmen unberührt. Soweit diese gung des Nationalparkamtes, durchzuführen, Maßnahmen mit dem Schutzzweck des Nationalparkes 21. Kahlschläge anzulegen oder natürlich anfallende Tot- (§ 3) nicht vereinbar sind, sollen sie im Rahmen der recht- hölzer zu entnehmen, sowie gebietsfremde Gehölze lichen Möglichkeiten so schnell wie möglich abgebaut anzupflanzen, werden. 22. vom 1. Februar bis zum 31. Juli eines jeden Jahres im Umkreis von 300 m um die Brutplätze von Adlern, Kranichen, Schwarzstörchen, Großfalken und Uhus § 8 Befreiungen2 sowie im Umkreis von 150 m um die Fortpflanzungs- und Vermehrungsstätten anderer vom Aussterben (1) Von den Verboten des § 6 kann auf Antrag im Einzelfall bedrohter Tierarten ohne Genehmigung des National- Befreiung gewährt werden, wenn parkamtes Wirtschafts- und Pflegemaßnahmen durch- 1. die Durchführung der Vorschriften zuführen. a) zu einer nicht beabsichtigten Härte führen würde und die Abweichung mit dem Schutzzweck des (2) Weiter ist es verboten, Geräte mitzuführen, die ausschließ- Nationalparkes (§ 3) zu vereinbaren ist oder lich oder überwiegend für Handlungen benutzt werden b) zu einer nicht gewollten Beeinträchtigung von können, die gemäß Absatz 1 verboten sind. Natur und Landschaft führen würde oder 2. überwiegende Gründe des Gemeinwohls die Befrei- ung erfordern. § 7 Ausnahmen1 (2) Zuständig für die Erteilung der Befreiung ist das National- (1) Ausgenommen von den Verboten des § 6 sind: parkamt. 1. unaufschiebbare Maßnahmen zum Schutz der Bevöl- kerung sowie zur Abwehr von Gefahren für Leib und Leben von Menschen sowie für erhebliche Sachwerte, § 9 Einvernehmen3 2. Maßnahmen des Nationalparkamtes, die ausschließ- lich dem Zweck des § 3 dienen, Das Einvernehmen mit dem Nationalparkamt ist herzustellen 3. das Befahren der gesperrten Straßen und Wege mit bei: Kraftfahrzeugen durch Angehörige von staatlichen 1. Maßnahmen zur Unterhaltung der Straßen und Wege, Verwaltungen oder deren Beauftragte bei zwingend 2. der Aufstellung von Bauleitplänen. notwendigen Dienstfahrten sowie durch Sonstige mit Genehmigung des Nationalparkamtes, 4. außerhalb der Schutzzone I die im Sinne des Bundes- § 10 Entschädigung für Nutzungsbeschränkungen naturschutzgesetzes (§ 8 Abs. 7) ordnungsgemäße landwirtschaftliche Bodennutzung der bisher land- Werden Eigentümern oder anderen Nutzungsberechtigten wirtschaftlich genutzten Flächen, ausgenommen durch diese Verordnung oder durch Maßnahmen auf Grund die mineralische Düngung in Schutzzone II; in dem dieser Verordnung Beschränkungen ihrer Nutzungsrechte gemäß § 5 Abs. 2 zu erstellenden Pflege- und Entwick- oder Pflichten in einem Ausmaß auferlegt, das über die Sozi- lungsplan kann etwas anderes vorgesehen werden, albindung des Eigentums hinausgeht, so haben sie Anspruch 5. die bisherige bestimmungsgemäße Nutzung von auf Entschädigung. Diese muss die Vermögensnachteile, die baulichen Anlagen einschließlich der dazugehörigen durch die Maßnahmen verursacht wurden, angemessen aus- Flächen, gleichen. 6. die Anlage von Kahlschlägen in der Schutzzone III bis zu drei Hektar Fläche und in der Schutzzone II nur, soweit sie dem Schutzzweck (§ 3) dienen.

2 § 8 Abs. 2 neu gefasst durch Verordnung vom 20. November 1992.

1 § 7 Abs. 1 geändert durch Verordnung vom 20. November 1992. 3 § 9 geändert durch Verordnung vom 20. November 1992. 56 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

§ 11 Vorrang dieser Verordnung 10. entgegen § 6 Abs. 1 Satz 2 Nr. 10 natürliche Wasserläufe oder Wasserflächen, deren Ufer oder Die Bestimmungen dieser Verordnung gehen den Bestim­ ­ den Wasserablauf verändert oder über den örtlichen mungen der bestehenden naturschutzrechtlichen Beschlüsse,­ Trinkwasser- und Gemeingebrauch hinaus Wasser Verordnungen oder Anordnungen für dieses Gebiet vor. entnimmt oder das Grundwasser absenkt, 11. entgegen § 6 Abs. 1 Satz 2 Nr. 11 Düngemittel, Pflan- zenschutzmittel, sonstige Chemikalien, Gülle, Klär- § 12 Ordnungswidrigkeiten1 schlamm oder Abwasser ausbringt, 12. entgegen § 6 Abs. 1 Satz 2 Nr. 12 außerhalb fester (1) Ordnungswidrig im Sinne des § 11 Abs. 2 Nr. 2 des Ersten Gebäude nächtigt, zeltet, Wohnwagen oder Wohnmo- Gesetzes zum Naturschutz im Land Mecklenburg-Vor- bile aufstellt, pommern vom 10. Januar 1992 (GVOBl. MV S. 3) handelt, 13. entgegen § 6 Abs. 1 Satz 2 Nr. 13 Luftfahrzeuge aller wer vorsätzlich oder fahrlässig, ohne dass eine Ausnahme Art startet oder landet oder Modellfluggeräte betreibt, nach § 7 vorliegt, oder ohne eine Befreiung gemäß § 8 14. entgegen § 6 Abs. 1 Satz 2 Nr. 14 Wasserfahrzeuge, 1. entgegen § 6 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 bauliche Anlagen oder einschließlich Modelle oder Wassersportgeräte, Werbeträger errichtet oder ändert, auch wenn hierfür innerhalb einer 500 m breiten Zone vom Ufer betreibt, keine Baugenehmigung erforderlich ist; dass gilt auch 15. entgegen § 6 Abs. 1 Satz 2 Nr. 15 Bild- und Schrift- für das Aufstellen von Buden, mobilen oder festen tafeln, Gedenksteine oder Wegmarkierungen ohne Verkaufsständen, Genehmigung des Nationalparkamtes anbringt, ent- 2. entgegen § 6 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 Küstenschutzmaßnah- fernt oder verändert, men ergreift, 16. entgegen § 6 Abs. 1 Satz 2 Nr. 16 Abfälle aller Art 3. entgegen § 6 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Bodenbestandteile wegwirft, ablagert, Fahrzeuge wäscht, pflegt oder die entnimmt, Sprengungen, Bohrungen oder Grabungen Landschaft einschließlich der Gewässer auf andere vornimmt, Stoffe aller Art aufschüttet oder einbringt Weise verunreinigt, oder das Bodenrelief verändert, 17. entgegen § 6 Abs. 1 Satz 2 Nr. 17 Hunde frei laufen lässt, 4. entgegen § 6 Abs. 1 Satz 2 Nr. 4 außerhalb der Fahr- 18. entgegen § 6 Abs. 1 Satz 2 Nr. 18 lärmt oder außerhalb bahn der dem öffentlichen Verkehr gewidmeten Stra- von Gebäuden oder Fahrzeugen Ton- oder Bildüber- ßen, Wege oder beschilderten Park- und Rastplätze mit tragungsgeräte, Ton- oder Bildwiedergabegeräte oder Kraftfahrzeugen aller Art oder mit Wohnwagen fährt Funkgeräte benutzt, oder diese dort abstellt, außerhalb der ausdrücklich 19. entgegen § 6 Abs. 1 Satz 2 Nr. 19 Feuer entzündet, hierfür zugelassenen Wege reitet oder mit bespannten 20. entgegen § 6 Abs. 1 Satz 2 Nr. 20 organisierte Veran- Fahrzeugen fährt, auf markierten Wanderwegen oder staltungen aller Art, ausgenommen Veranstaltungen außerhalb der dafür ausgewiesenen Wege und Straßen unter Leitung oder mit Genehmigung des National- Fahrrad fährt, parkamtes, durchführt, 5. entgegen § 6 Abs. 1 Satz 2 Nr. 5 sonstige durch 21. entgegen § 6 Abs. 1 Satz 2 Nr. 21 Kahlschläge anlegt, Maschinenkraft betriebene Fahrzeuge benutzt, natürlich anfallende Tothölzer entnimmt oder gebiets- 6. entgegen § 6 Abs. 1 Satz 2 Nr. 6 Wege verlässt, mit fremde Gehölze pflanzt, Ausnahme des Geröllstrandes zwischen Sassnitz und 22. entgegen § 6 Abs. 1 Satz 2 Nr. 22 vom 1. Februar Lohme, bis zum 31. Juli eines jeden Jahres im Umkreis von 7. entgegen § 6 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Pflanzen oder Teile 300 m um die Brutplätze von Adlern, Kranichen, von ihnen einbringt, entnimmt, beschädigt oder in Schwarzstörchen, Großfalken und Uhus oder im ihrem Weiterbestand beeinträchtigt, Umkreis von 150 m um die Fortpflanzungs- und 8. entgegen § 6 Abs. 1 Satz 2 Nr. 8 angelt oder fischt, Vermehrungsstätten anderer vom Aussterben 9. entgegen § 6 Abs. 1 Satz 2 Nr. 9 Tiere aussetzt oder bedrohter Tierarten ohne Genehmigung wild lebenden Tieren nachstellt, sie füttert, mutwillig des Nationalparkamtes Wirtschafts- und beunruhigt, fängt oder tötet oder ihre Entwicklungs- Pflegemaßnahmen durchführt. formen, ihre Nist-, Brut-, Wohn- oder Zufluchtsstätten entnimmt, beschädigt oder zerstört,

1 § 12 neu gefasst durch Verordnung vom 20. November 1992. NATIONALPARKPLAN JASMUND | 57

§ 13 Schlussbestimmung 7.3 Die Befahrensregelung für die Bundeswasserstraßen im Nationalpark Diese Verordnung tritt am 1. Oktober 1990 in Kraft. Jasmund Berlin, den 12. September 1990 Gemäß Verordnung über das Befahren der Bundeswas- Der Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik serstraßen in Nationalparken und Naturschutzgebieten de Maiziere im Bereich der Küste von Mecklenburg-Vorpommern vom Ministerpräsident 24. Juni 1997 traten am 10. Juli 1997 neue Bestimmungen für das Befahren der Nationalparke Vorpommersche Bod- Prof. Dr. sc. nat. Steinberg denlandschaft und Jasmund sowie des Biosphärenreservates Minister für Umwelt, Naturschutz, Energie und Südost-Rügen in Kraft. Reaktorsicherheit Nachfolgend wird auf die wesentlichen Bestimmungen der Befahrensregelungen hingewiesen: In der zum Nationalpark Jasmund gehörenden Schutzzone I ist es allen Wasserfahrzeugen, Sportfahrzeugen und Wasser- sportgeräten untersagt, die Zone I zu befahren. Der Verordnungstext mit amtlicher Begründung und See- kartenausschnitten über die Schutzgebiete kann bei den Wasser- und Schifffahrtsämtern und Lübeck einge- sehen werden. Vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie werden im Juli 1997 folgende Seekarten mit den eingearbeiteten Befahrensregelungen als ,,Neue Ausgaben“ herausgegeben: 162 D, 1511, 1578, 1621, 1622, 1623 und 1624. Für folgende Seekarten erscheinen Deckblätter: 151 D, 163 D, 1516 und 1516 D. Amtliche Seekarten können über die Vertriebsstellen sowie über den Buchhandel und die Sportboot-Ausrüster bezogen werden. 58 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

7.4 Lebensraumtypen und Arten der FFH-Richtlinie, die im Nationalpark Jasmund vorkommen

Übersicht über die im Nationalpark Jasmund vorkommenden Lebensräume gemäß Anhang I der EU-FFH-Richtlinie in der Fassung vom 27.10.1997 (Standarddatenbogen, Stand Mai 2005) Natura 2000 prioritär Lebensraum Erhaltungs- Code zustand lt. SDB 1170 Riffe A 1220 Geröll- und Kiesstrände mit Vegetation aus mehrjährigen Arten B 1230 Ostsee-Fels- und Steilküsten mit Vegetation A 3140 Oligo- bis mesotrophe kalkhaltige Stillgewässer mit benthischer B Armleuchteralgen-Vegetation (Characeae) 3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation vom Typ Magnopo- B tamion oder Hydrocharition 3160 Dystrophe Seen B 3260 Fließgewässer der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation A des Ranunculion flutanis 6210 * Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien mit B bemerkenswerten Orchideen: Orchis purpurea, Orchis militaris 6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden B 7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore B 7220 * Kalktuffquellen (Cratoneurion) A 9110 Hainsimsen-Buchenwald B 9130 Waldmeister-Buchenwald B 9150 Mitteleuropäischer Orchideen-Kalk-Buchenwald B 9180 * Schlucht- und Hangmischwälder B 91D0 * Moorwälder B 91E0 * Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno- A Padion)

Übersicht über die im Nationalpark Jasmund vorkommenden Arten gemäß Anhang II der EU-FFH-Richtlinie in der Fassung vom 27.10.1997 (Standarddatenbogen, Stand Mai 2005) Deutscher Artname Wissemschaftlicher Artname Erhaltungs- zustand lt. SDB Frauenschuh Cypripedium calceolus C Bauchige Windelschnecke Vertigo moulinsiana C Schmale Windelschnecke Vertigo angustior C Kegelrobbe Halichoros grypus B Rotbauchunke Bombina bombina B Kammmolch Triturus cristatus C NATIONALPARKPLAN JASMUND | 59

7.5 Richtlinie zur Behandlung der Wälder in 2. Gegenstand und Ziel der Waldbehandlung den Nationalparken von Mecklenburg- Vorpommern mit Anlage 1 zu Nr. 6 2.1 Gegenstand der Waldbehandlung sind Bestände, der Richtlinie vom 24.8.2009 für den Nationalpark Jasmund - die durch zurückliegende wirtschaftliche Nutzungen wesentlich gekennzeichnet sind und 790-2 Richtlinie zur Behandlung der Wälder in den Nationalparken - die keine oder nur geringe Eigendynamik bei der Ent- von Mecklenburg-Vorpommern wicklung zu naturnahen Zuständen aufweisen. Verwaltungsvorschrift des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Fischerei und des 2.2 Über die in Nummer 2.1 genannten Bestände hinaus Umweltministeriums können flächenbezogen untergeordnete Gebiete, die im Vom 14. September 2005 – VI 220/5321.1 – Nationalpark besonderen, nicht wirtschaftsbestimmten Zwecken unterliegen, eine dauerhafte Waldbehandlung Fundstelle: AmtsBl. M-V 2005 S. 1293 erfordern (Pflegebereiche). Aufgrund des § 23 Abs. 2 des Landeswaldgesetzes vom 8. Februar 1993 (GVOBl. M-V S. 90), das zuletzt durch Artikel 5 2.3 Gegenstand der Waldbehandlung sind auch des Gesetzes vom 11. Juli 2005 (GVOBl. M-V S. 326) geändert worden ist, erlässt das Ministerium für Ernährung, Land- - die Wiederherstellung eines natürlichen Wasserhaus- wirtschaft, Forsten und Fischerei im Einvernehmen mit dem haltes, sofern nicht schutzwürdige Interessen Dritter Umweltministerium folgende Richtlinie: diesem entgegenstehen sowie

- Maßnahmen der Wildbestandsregulierung, die 1. Grundsatz gewährleisten, dass die natürliche Verjüngung in den Wäldern nicht behindert wird. Nationalparke haben zum Ziel, im überwiegenden Teil ihres Gebietes den möglichst ungestörten Ablauf der 2.4 Ziel der Waldbehandlung in Beständen nach Nummer Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik zu gewähr- 2.1 ist ein Zustand, der einen möglichst ungestörten leisten [§ 24 Abs. 2 des Bundesnaturschutzgesetzes vom Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik 25. März 2002 (BGBl. I S. 1193), das zuletzt durch Artikel gewährleistet. Er zeichnet sich durch diejenige Natur- 40 des Gesetzes vom 21. Juni 2005 (BGBl. I S.1818) geän- nähe und Stabilität aus, die als grundlegende Voraus- dert worden ist]. Dies gilt insbesondere für die Gebiete, setzung für eine weitere eigendynamische Entwicklung die sich in einem nicht oder wenig vom Menschen (Waldsukzession) angesehen wird. Dieser Zustand wird beeinflussten Zustand befinden oder geeignet sind, bestandestypenweise durch Entlassungsziele beschrie- sich eigendynamisch in einen solchen Zustand zu ent- ben. Die Waldbehandlung ist mit dem Erreichen der wickeln. Liegen diese Voraussetzungen nicht vor, sollen Entlassungsziele beendet. geeignete Entwicklungsmaßnahmen ergriffen werden (§ 24 Abs. 1 Nr. 3 des Bundesnaturschutzgesetzes). Dazu Das Ziel der Waldbehandlung in Beständen nach Num- dienen nachfolgende Festlegungen. mer 2.2 bestimmt sich nach dem festgelegten Zweck gemäß Nummer 4.

2.5 Eignung und Zweckentsprechung der Entlassungsziele und Waldbehandlungsmaßnahmen sind im Rahmen der Forsteinrichtung zu überprüfen. 60 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

3. Behandlungskategorien 5. Behandlungsmaßnahmen und Durchführung

3.1 Zur Regelung der Waldbehandlung werden die Waldbe- 5.1 Waldbehandlungsmaßnahmen in Beständen nach stände mit Ausnahme der Pflegebereiche nach Nummer Nummer 2.1 dienen ausschließlich einer raschen und 4 folgenden Behandlungskategorien zugeordnet: risikoarmen Hinführung der zu behandelnden Bestände zu dem festgelegten Entlassungsziel. A - Bestände, welche die Entlassungsziele nach Nummer 2.4 erreicht haben und keiner weiteren Waldbehand- Folgende Maßnahmen sind grundsätzlich zulässig: lung unterliegen. - die Entnahme nicht heimischer Baumarten und B - Bestände, welche die Entlassungsziele nach Nummer 2.4 voraussichtlich nach zehn Jahren erreicht haben - die Entnahme von Kiefern zur Strukturierung von und für diesen Zeitraum der Waldbehandlung unter- naturfernen, jungen und mittelalten Beständen dieser liegen. Baumart.

C - Bestände, welche die Entlassungsziele nach Num- Pflanzungen sind grundsätzlich nicht durchzuführen. mer 2.4 voraussichtlich nach mehr als zehn Jahren Ausnahmen sind hinsichtlich der ansonsten zu erwar- erreicht haben werden und für einen noch nicht fest- tenden Eigenentwicklung zu begründen. gelegten Zeitraum der Waldbehandlung unterliegen. 5.2 Waldbehandlungsmaßnahmen in Beständen nach Num- 3.2 Bei Beständen der Behandlungskategorien B und C kann mer 2.2 (Pflegebereich) dienen der Erreichung der in eine vorzeitige Einstellung von Waldbehandlungsmaß- Nummer 4 festgelegten Zwecke. nahmen und Gruppierung nach Behandlungskategorie A erfolgen, wenn Naturereignisse zum Erreichen des 5.3 Art und Weise der Waldbehandlungsmaßnahmen sollen Entlassungszieles geführt haben oder wenn es sich um dem Charakter des Nationalparkes nicht entgegenste- kleinflächige oder isolierte Bestände handelt, die eine hen. Das Naturerlebnis der Besucher im Schutzgebiet ist zielgerechte Eigenentwicklung des Gesamtgebietes so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. nicht gefährden.

4. Pflegebereiche 6. Forsteinrichtung

4.1 Der Zweck einer dauerhaften Waldbehandlung in Wald- 6.1 Die Forsteinrichtung ordnet die Waldbestände aller beständen nach Nummer 2.2 ist festzulegen. Unter Eigentumsarten den Behandlungskategorien zu und anderem kommen in Betracht: plant die Behandlungsmaßnahmen für den Landeswald auf der Grundlage dieser Richtlinie. Das Verfahren für - Erhaltung historischer Waldnutzungsformen, den Bundeswald wird gesondert und einvernehmlich geregelt. Die Ergebnisse der Forsteinrichtung sind Teil - Entwicklung von Waldstrukturen im unmittelbaren des Nationalparkplanes. Umfeld von Ortschaften, die den Anforderungen an Erholungswälder entsprechen, 6.2 Im Rahmen der Forsteinrichtung werden für jeden Nationalpark ausgehend von den jeweiligen natur- - Pflege von Waldbeständen im Rahmen des techni- räumlichen und nutzungshistorischen Voraussetzungen schen Küstenschutzes zwischen Düne und Deich, gesondert festgelegt:

- flächiges Erfordernis von Verkehrssicherungsmaßnah- - die Entlassungsziele nach Nummer 2.4, men, zum Beispiel auf Zeltplätzen. - Rahmenbedingungen für vorzeitige Gruppierung nach 4.2 Eine Waldnutzung zu wirtschaftsbestimmten Zwecken Behandlungskategorie A gemäß Nummer 3.2, ist ausgeschlossen. NATIONALPARKPLAN JASMUND | 61

- die besonderen Behandlungszwecke von Pflegeberei- für den Nationalpark Jasmund chen nach Nummer 4,

- die nicht heimischen Baumarten sowie die Waldbe- 1. Entlassungsziele handlungsmaßnahmen nach Nummer 5.1. 1.1 Bestandestyp heimische Laubbaumarten Oberstand: ≥ 50% heimische Laubbaumarten im Oberstand 7. In-Kraft-Treten, Außer-Kraft-Treten 1.2 Bestandestyp nichtheimische Laubbaumarten im Ober- 7.1 Diese Richtlinie tritt am Tag nach ihrer Veröffentlichung stand: in Kraft. a) Alter des Oberstandes ≥ 80 Jahre b) Alter des Oberstandes 60-79 Jahre mit Schlussgrad 7.2 Mit dem In-Kraft-Treten dieser Richtlinie treten die ≤ 0,7 Richtlinie zur Behandlung der Wälder im Nationalpark c) Alter des Oberstandes < 60 Jahre mit Schlussgrad Vorpommersche Boddenlandschaft vom 1. Juni 1991 < 0,5 (AmtsBl. M-V S. 745), die Richtlinie zur Behandlung der Wälder im Müritz-Nationalpark vom 1. Juni 1991 1.3 Bestandestyp nichtheimische Laubbaumarten im Ober- (AmtsBl. M-V S. 748), die Richtlinie zur Behandlung der stand mit unterständiger Verjüngung aus überwiegend Wälder im Nationalpark Jasmund vom 1. August 1991 heimischen Baumarten: (AmtsBl. M-V S. 970) und die Vereinbarung zwischen Oberstand: mit Schlussgrad < 0,5 dem Umweltminister des Landes Mecklenburg-Vor- Unterstand: mit mind. Schlussgradgruppe 0,7 und pommern und dem Landwirtschaftsminister des Landes einem Anteil heimischer Laubbaumarten Mecklenburg-Vorpommern über die Behandlung des von ≥ 70% Waldes als Grundlage der Betriebsregelungsarbeiten im Forstamt Born (Nationalpark Vorpommersche - landschaft) vom 16. Mai 1994 (unveröffentlicht) außer 2. Rahmenbedingungen für vorzeitige Gruppierung nach Kraft. Behandlungskategorie A

Folgende Bestände können vorzeitig in die Behandlungs- Anlage 1 zu Nr. 6 der Richtlinie zur Behandlung der Wälder gruppe A eingruppiert werden: in den Nationalparken von Mecklenburg-Vorpommern vom 14.09.2005 2.1 Bestände oder Teile von Beständen, in denen aufgrund von Naturereignissen die Entlassungsziele erreicht wur- den. Die Festlegung erfolgt nach Einzelfallprüfung au- ßerhalb der Forsteinrichtung.

2.2 Isolierte Bestände nichtheimischer Baumarten Bestände < 0,3 ha gehen in den umliegenden Bestand als Beimischung auf.

Bestände ≥ 0,3 ha werden als Bestand ausgewiesen und beplant (B oder C). Sie können im Nachgang in nut- zungsfreie Bereiche integriert werden. Dazu erarbeiten Nationalparkamt und Forsteinrichtung einen Vorschlag, der dem LU zur Entscheidung vorgelegt wird. 62 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

7.6 Positionspapier der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Nationalparke zum Thema Wildtierregulierung

Bundesgeschäftsstelle Friedrichstrasse 60 10117 Berlin [email protected] www.europarc-deutschland.de www.nationale-naturlandschaften.de

Bundesgeschäftsstelle Friedrichstrasse 60 Positionspapier der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Nationalparke10117 Berlin zum Thema [email protected] www.europarc-deutschland.de www.nationale-naturlandschaften.de (Stand 09.01.2012)

1)Positionspapier Allgemein Nationalpark der &Arbeitsgemeinschaft Wildtierregulierung der deutschen Nationalparke

Nationalparke sichern einenzum wesentlichen Thema Teil Wildtierregulierung des Naturerbes in Deutschland. Sie haben zum Ziel, den möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik zu gewährleis- ten. Dazu gehört auch der Einfluss von(Stand Wildtieren. 09.01.2012)

1)Nationalparke Allgemein Nationalparkin Deutschland & sindWildtierregulierung meist klein und z ugleich eingebettet in eine intensiv genutzte Kulturlandschaft. Mobile Arten stellen damit keine isolierten Populationen dar und können aufgrund Nationalparkevielfältiger Randeffekte sichern einen wichtige wesentlichen walddynamische Teil des Sc Nhlüsselprozesseaturerbes in Deutschland. in Nationalparks Sie haben nachhaltig zum Ziel, denverändern. möglichst Überhöhte ungestörten Schalenwildpopulationen Ablauf der Naturvorgänge stelle nin daherihrer natürlichen einen vom DynamikMenschen zu verursachten gewährleis- ten.Faktor Dazu dar, gehört der dem auch Ziel der des Einfluss Prozessschutzes von Wildtieren. in Nat ionalparks entgegensteht und die natürliche Artenzusammensetzung negativ beeinflussen kann. Nationalparke in Deutschland sind meist klein und zugleich eingebettet in eine intensiv genutzte Kulturlandschaft.Ein Eingriff in Wildtierpopulationen Mobile Arten stellen muss damit sich keine streng isolierten am jeweiligen Populationen Schutzzweck dar und orientieren. können aufgrund vielfältiger Randeffekte wichtige walddynamische Schlüsselprozesse in Nationalparks nachhaltig verändern.Diese Zielsetzung Überhöhte unterscheidet Schalenwildpopulationen sich so grundlegend stelle nvom daher herkömmlichen einen vom Menschen Jagdwesen verursachten mit seinen FaktorHege- unddar, Erntevorstellungen,der dem Ziel des Prozessschutzes dass in Nationalparks in Nationalparks von einer Wildtierregulierungentgegensteht und gesprochendie natürliche Artenzusammensetzungwird. negativ beeinflussen kann.

Eino RegulierendeEingriff in Wildtierpopulationen Eingriffe werden unabhängigmuss sich stre vonng herkö am jeweiligenmmlichen SchutzzweckBewirtschaftungskriterien orientieren. oder Trophäengesichtspunkten gesteuert. Eine Verwertung von Trophäen als solche sowie ihre DieseAusstellung Zielsetzung auf unterscheidet Hegeschauen sich ist auszuschließen.so grundlegend vom herkömmlichen Jagdwesen mit seinen Hege-o Wildbret und Erntevorstellungen, von erlegten Wildtieren dass kannin Nationalparks verwertet we vonrden. einer Wildtierregulierung gesprochen wird.o Im öffentlichen Eigentum befindliche Flächen in Nationalparks sind von der Verpachtung und anderen entgeltlichen Vergaben auszunehmen. Die Bejagung in angrenzenden Flächen soll o grundsätzlich Regulierende denEingriffe Schutzzweck werden unabhängig des Nationalparks von herkö untmmlichenerstützen. Bewirtschaftungskriterien oder Trophäengesichtspunkten gesteuert. Eine Verwertung von Trophäen als solche sowie ihre 2) RechtfertigungAusstellung auf Hegeschauen ist auszuschließen. o Wildbret von erlegten Wildtieren kann verwertet werden. Wildtierregulierungo Im öffentlichen Eigentumin Nationalparks befindliche ist gerechtfer Flächen intigt: Na tionalparks sind von der Verpachtung und anderen entgeltlichen Vergaben auszunehmen. Die Bejagung in angrenzenden Flächen soll o grundsätzlich zur Erreichung den eines Schutzzweck definierten desSchutzzweckes Nationalparks bzw unt. eineserstützen. Nationalparkzieles, z.B. zur Re- duktion bzw. Kontrolle überhöhter Schalenwildbestände, zur Erhaltung und Wiederherstellung 2) Rechtfertigungnatürlicher oder naturnaher Waldbestände sowie in Einzelfällen auch zum Schutz gefährdeter Tierarten. oWildtierregulierung zur unmittelbaren in GefahrenabwehrNationalparks ist gerechtfer(z.B. Deich-,tigt: Law inen- und Erosionsschutz, Tierseuchen); o zur Vermeidung nicht vertretbarer negativer Auswirkungen auf die angrenzende Kulturland- o schaft. zur Erreichung eines definierten Schutzzweckes bzw. eines Nationalparkzieles, z.B. zur Re- duktion bzw. Kontrolle überhöhter Schalenwildbestände, zur Erhaltung und Wiederherstellung Einenatürlicher Regulierung oder von naturnaher Wasser- undWaldbestände Watvögeln sowieist dage in genEinzelfällen nicht gerechtfertigt. auch zum Schutz gefährdeter Tierarten. o zur unmittelbaren Gefahrenabwehr (z.B. Deich-, Lawinen- und Erosionsschutz, Tierseuchen); o zur Vermeidung nicht vertretbarer negativer Auswirkungen auf die angrenzende Kulturland- schaft.

Eine Regulierung von Wasser- und Watvögeln ist dagegen nicht gerechtfertigt.

Bundesgeschäftsstelle Friedrichstrasse 60 10117 Berlin [email protected] www.europarc-deutschland.de www.nationale-naturlandschaften.de

Positionspapier der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Nationalparke zum Thema Wildtierregulierung

(Stand 09.01.2012)

1) Allgemein Nationalpark & Wildtierregulierung

Nationalparke sichern einen wesentlichen Teil des Naturerbes in Deutschland. Sie haben zum Ziel, den möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik zu gewährleis- ten. Dazu gehört auch der Einfluss von Wildtieren.

Nationalparke in Deutschland sind meist klein und zugleich eingebettet in eine intensiv genutzte Kulturlandschaft. Mobile Arten stellen damit keine isolierten Populationen dar und können aufgrund vielfältiger Randeffekte wichtige walddynamische Schlüsselprozesse in Nationalparks nachhaltig verändern. Überhöhte Schalenwildpopulationen stellen daher einen vom Menschen verursachten Faktor dar, der dem Ziel des Prozessschutzes in Nationalparks entgegensteht und die natürliche Artenzusammensetzung negativ beeinflussen kann.

Ein Eingriff in Wildtierpopulationen muss sich streng am jeweiligen Schutzzweck orientieren.

Diese Zielsetzung unterscheidet sich so grundlegend vom herkömmlichen Jagdwesen mit seinen Hege- und Erntevorstellungen, dass in Nationalparks von einer Wildtierregulierung gesprochen wird. NATIONALPARKPLAN JASMUND | 63 o Regulierende Eingriffe werden unabhängig von herkömmlichen Bewirtschaftungskriterien oder Trophäengesichtspunkten gesteuert. Eine Verwertung von Trophäen als solche sowie ihre Ausstellung auf Hegeschauen ist auszuschließen. o Wildbret von erlegten Wildtieren kann verwertet werden. o Im öffentlichen Eigentum befindliche Flächen in Nationalparks sind von der Verpachtung und anderen entgeltlichen Vergaben auszunehmen. Die Bejagung in angrenzenden Flächen soll grundsätzlich den Schutzzweck des Nationalparks unterstützen.

2) Rechtfertigung

Wildtierregulierung in Nationalparks ist gerechtfertigt: o zur Erreichung eines definierten Schutzzweckes bzw. eines Nationalparkzieles, z.B. zur Re- duktion bzw. Kontrolle überhöhter Schalenwildbestände, zur Erhaltung und Wiederherstellung natürlicher oder naturnaher Waldbestände sowie in Einzelfällen auch zum Schutz gefährdeter Tierarten. o zur unmittelbaren Gefahrenabwehr (z.B. Deich-, Lawinen- und Erosionsschutz, Tierseuchen); o zur Vermeidung nicht vertretbarer negativer Auswirkungen auf die angrenzende Kulturland- schaft.

3)Eine Methoden Regulierung von Wasser- und Watvögeln ist dagegen nicht gerechtfertigt.

Zur Durchführung der Wildtierregulierung sind diejenigen Methoden auszuschöpfen, die eine effek- tive Regulierung ermöglichen und die zugleich eine Minimierung des Störungseffekts und eine op- timale Berücksichtigung des Tierschutzes gewährleisten: o Die Regulierung ist zeitlich und räumlich so stark wie möglich zu beschränken und möglichst auf Zeiten außerhalb der Paarungs-, Brut-, Setz- und Rastzeiten zu verlagern. o Die Wildtierregulierung und ihre Auswirkungen sind durch ein Monitoring zu begleiten. o Notwendige jagdliche Einrichtungen sollen möglichst flexibel ausgeführt werden. o Zur Wildtierregulierung eingesetzte Jäger sind regelmäßig in nationalparkspezifischen Themen fortzubilden. Die Schießfertigkeit ist jährlich nachzuweisen.

Die Nationalparkverwaltungen sollen mit Hegegemeinschaften und regionalen Organisationen der Jägerschaft vertrauensvoll und eng kooperieren, um auch das Verständnis für die Nationalpark- Ziele zu fördern.

Ansprechpartner: Dirk Treichel, Sprecher der AG Nationalparke und Leiter des Nationalparks Unte- res Odertal, Tel. 0 33 32/26 77 - 0 64 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

7.7 Verordnung zur Regelung der soweit eine Bestandsregulierung durch jagdliche Maßnah- Jagdausübung in den Nationalparken des men realisierbar ist und Eingriffe innerhalb der Nationalparke Landes Mecklenburg-Vorpommern (ohne erfordert. Anlagen) (3) Besuchern soll es ermöglicht werden, wild lebende Tiere Verordnung zur Regelung der Jagdausübung in den in ihren natürlichen Lebensräumen mit ihren artspezifi- Nationalparken schen Raum- und Zeit-Verhaltensmustern zu beobachten. des Landes Mecklenburg-Vorpommern Die Jagd ist auf diese Zielrichtung abzustellen und so (Nationalpark-Jagdverordnung - NLPJagdVO M-V) effektiv und störungsarm wie möglich durchzuführen. Vom 8. Dezember 2010 (4) Die Jagdausübung ist auf Schalenwild beschränkt, soweit Fundstelle: GVOBl. M-V 2010, S. 772 in Satz 2 nichts Abweichendes bestimmt ist. In den Jagdruhezonen Neubessin und (§ 3 Absatz 1 Num- Stand: letzte berücksichtigte Änderung: § 6 geändert durch mer 1 Buchstabe e und f) sowie in den Küstenvogelbrut- Artikel 2 der Verordnung vom 20. Juni 2011 (GVOBl. gebieten (§ 4) darf die Jagd nur auf Schwarzwild, Fuchs, M-V S. 440) Steinmarder, Baummarder, Iltis, Hermelin, Dachs, Marder- hund, Waschbär und Mink ausgeübt werden.

Aufgrund des § 20 Absatz 2 und 4 des Landesjagdgesetzes (5) Verordnungen und Verfügungen nach § 79 Absatz 3 und vom 22. März 2000 (GVOBl. M-V S. 126), das zuletzt durch 4 des Tierseuchengesetzes in der Fassung der Bekannt- Artikel 10 des Gesetzes vom 12. Juli 2010 (GVOBl. M-V S. 366) machung vom 22. Juni 2004 (BGBl. I S. 1260; 3588), das geändert worden ist, verordnet das Ministerium für Land- zuletzt durch Artikel 1 § 5 Absatz 3 des Gesetzes vom 13. wirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz als oberste Jagd- Dezember 2007 (BGBl. I S. 2930) geändert worden ist, behörde im Einvernehmen mit der obersten Naturschutz- die jeweils jagdrechtliche Regelungen betreffen, bleiben behörde sowie aufgrund des § 42 Absatz 1 Nummer 3 und unberührt. Absatz 2 des Landesjagdgesetzes verordnet das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz nach Anhörung des Jagdbeirates: § 2 Abschussplanung

§ 1 (1) Als Grundlage für die Abschussplanung führen die Nati- Geltungsbereich, Grundsätze der Jagdausübung, onalparkämter ein Wildbestands- und Wildwirkungsmo- Wildarten nitoring durch und überführen die Ergebnisse in einen Abschussplanvorschlag. Monitoringverfahren und Bewer- (1) Diese Verordnung findet Anwendung auf die Gebiete der tung der Ergebnisse werden von der obersten Jagdbe- Nationalparke in Mecklenburg-Vorpommern. hörde im Einvernehmen mit der obersten Naturschutzbe- hörde vorgegeben. (2) Die Jagdausübung dient der Wildbestandsregulierung. Entsprechend den Vorschriften dieser Verordnung ist die (2) In Auswertung der Ergebnisse des Wildbestands- und Jagdausübung auf Eingriffe in Wildbestände begrenzt, die Wildwirkungsmonitorings sowie unter Berücksichtigung des Wildschadensgeschehens an landwirtschaftlichen 1. durch Verbiss das Ankommen und den Aufwuchs Kulturen erstellen die Nationalparkämter für die in ihrem natürlicher Verjüngung in den Wäldern der National- Gebiet liegenden Jagdbezirke Abschussplanvorschläge parke beeinträchtigen, und übergeben diese der Hegegemeinschaft für die Bera- 2. Beeinträchtigungen außerhalb der Nationalparke tung über ihren Gesamtabschussplan. und auf landwirtschaftlichen Nutzflächen verursa- chen können oder (3) Auf der Grundlage der Abschussplanvorschläge nach 3. die Ziele des Küstenvogelschutzes im Nationalpark Absatz 2 werden die Abschusspläne für Rot-, Dam-, Vorpommersche Boddenlandschaft gefährden, Muffel- und Rehwild sowie die Mindestabschüsse für Schwarzwild bestätigt oder festgesetzt: NATIONALPARKPLAN JASMUND | 65

1. für die Eigenjagdbezirke des Bundes und des Landes 3. Landkreis durch die oberste Jagdbehörde im Einvernehmen - untere Jagdbehörde - mit der obersten Naturschutzbehörde, Störtebekerstraße 30 2. für die übrigen Jagdbezirke durch die untere Jagd- 18507 , behörde im Einvernehmen mit dem Nationalpark­ . 4. Landkreis Rügen - untere Jagdbehörde - Billrothstraße 5 § 3 18528 Bergen, Wildschutzgebiete (Jagdruhezonen) 5. Landkreis Müritz (1) Zu Wildschutzgebieten (Jagdruhezonen) werden in den - untere Jagdbehörde - Grenzen nach Satz 3 bestimmt: Zum Amtsbrink 2 17192 Waren (Müritz) sowie 1. im Nationalpark Vorpommersche Boddenland- schaft: 6. Landkreis Mecklenburg-Strelitz - untere Jagdbehörde - a) Darßer Ort, Woldegker Chaussee 35 b) Sundische Wiese - Pramort, 17235 . c) Bock, d) Gellen, Die Karten können bei den genannten Behörden während e) Neubessin, der Dienstzeiten eingesehen werden. f) Bug, (2) Mit Ausnahme von § 1 Absatz 4 Satz 2 ist die Jagdaus- 2. im Müritz-Nationalpark: übung in den Jagdruhezonen verboten.

a) Ostufer der Müritz, b) Serrahn, § 4 c) Lieper See - Krummer See, Küstenvogelbrutgebiete d) Caarp-See. Zu den Küstenvogelbrutgebieten, in denen eine Jagdaus- Die Lage der Jagdruhezonen ist auf den Übersichtskarten im übung nach § 1 Absatz 4 Satz 2 eingeschränkt gestattet ist, Maßstab 1 : 25 000, die als Anlagen 1 bis 10 zu dieser Verord- zählen: nung veröffentlicht sind, durch eine fettgedruckte schwarze 1. Neubessin, Linie gekennzeichnet. Die Grenzen der Jagdruhezonen sind auf den Abgrenzungskarten im Maßstab 1 : 10 000 in glei- 2. Kirr, cher Weise dargestellt. Die Karten sind Bestandteil dieser Verordnung und werden bei der obersten Jagdbehörde 3. Barther Oie, verwahrt. Ausfertigungen der Karten befinden sich bei der obersten Naturschutzbehörde. Weitere Ausfertigungen der 4. Heuwiese, Karten sind für deren jeweiligen örtlichen Zuständigkeitsbe- reich bei folgenden Behörden hinterlegt: 5. ,

1. Nationalparkamt Vorpommern 6. Schmidtbülten, Im Forst 5 18375 Born, 7. Borner Bülten,

2. Nationalparkamt Müritz 8. Liebes sowie Schlossplatz 3 17237 Hohenzieritz, 9. Mährens. 66 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

Die Lage der Küstenvogelbrutgebiete ist auf den Übersichts- § 6 karten im Maßstab 1 : 25 000, die als Anlage 11 bis 19 zu die- Jagdliches Management ser Verordnung veröffentlicht sind, durch eine fettgedruckte schwarze Linie gekennzeichnet. Die Grenzen der Küstenvo- (1) Abweichend von den Regelungen der Verordnung über gelbrutgebiete sind auf den Abgrenzungskarten im Maß- die Jagdzeiten vom 2. April 1977 (BGBl. I S. 531), die zuletzt stab 1 : 10 000 in gleicher Weise dargestellt. Die Karten sind durch die Verordnung vom 25. April 2002 (BGBl. I S. 1487) Bestandteil dieser Verordnung und werden bei der obersten geändert worden ist, und der Jagdzeitenverordnung vom 14. Jagdbehörde verwahrt. Ausfertigungen der Karten befinden November 2008 (GVOBl. M-V S. 445), die durch Artikel 1 der sich bei der obersten Naturschutzbehörde und beim Lan- Verordnung vom 20. Juni 2011 (GVOBl. M-V S. 440) geändert desamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie. Weitere Aus- worden ist, darf die Jagd ausgeübt werden auf: fertigungen der Karten sind für deren jeweiligen örtlichen Zuständigkeitsbereich bei folgenden Behörden hinterlegt: 1. Rotwild vom 1. August bis 31. Januar,

1. Nationalparkamt Vorpommern 2. Damwild vom 1. September bis 31. Januar, Im Forst 5 18375 Born, 3. Rehwild

2. Landkreis Nordvorpommern Schmalrehe vom 1. Mai bis 15. Juni und vom - untere Jagdbehörde - 1. August bis 31. Januar, Störtebekerstraße 30 18507 Grimmen sowie Böcke vom 1. Mai bis 15. Juni und vom 1. August bis 15. Oktober; 3. Landkreis Rügen - untere Jagdbehörde - ist der Abschussplan für einen Jagdbe- Billrothstraße 5 zirk am 15. Oktober noch nicht erfüllt, 18528 Bergen. beginnt die Schonzeit für diesen Jagd- bezirk im Zeitraum vom 16. Oktober Die Karten können bei den genannten Behörden während bis 31. Januar zum Zeitpunkt der Erfül- der Dienstzeiten eingesehen werden. lung des Abschussplans, spätestens am 1. Februar,

§ 5 4. Schwarzwild vom 1. August bis 15. Juni; zur Wild- Kranichschlafplätze schadensverhütung darf die Jagd in der Zeit vom 16. Juni bis zum 31. Juli (1) Während der Zeit des herbstlichen Kranichzuges ist im auf landwirtschaftlichen Kulturen Umkreis von 1 000 Metern um Kranichschlafplätze die ausgeübt werden, einschließlich eines Jagd so auszuüben, dass Störungen und Beeinträchtigun- 150-Meter-Abstandes von der Kultur- gen der einfallenden, rastenden und schlafenden Krani- grenze. che vermieden werden. (2) Der Abschuss des Schalenwildes erfolgt ausschließlich auf (2) Die Nationalparkämter stellen jährlich durch Allgemein- der Grundlage von Altersklassen und Geschlecht mit dem verfügung den Zeitraum des herbstlichen Kranichzuges, Ziel, ein natürliches Geschlechter- und Altersklassenver- die Lage der Kranichschlafplätze sowie zur Störungsver- hältnis der Wildbestände zu erhalten. Trophäenbezogene meidung geeignete Maßnahmen fest und informieren die Abschusskriterien sind unzulässig. Als einziges Abschuss- betroffenen Jagdausübungsberechtigten. kriterium innerhalb der Altersstrukturen gilt der Grund- satz: „Jung vor Alt und Schwach vor Stark“.

(3) Der Gesellschaftsjagd ist zur Minderung jagdlicher Stö- rung Vorrang vor der Einzeljagd einzuräumen. NATIONALPARKPLAN JASMUND | 67

(4) Die Errichtung einer jagdlichen Einrichtung (Ansitzleiter, 2. zur Abwehr von Gefahren für Mensch und Tier, Ansitzkanzel) bedarf der Zustimmung des Nationalpark­ amtes. Die Zustimmung gilt als erteilt, wenn sie nicht 3. zur Verhinderung übermäßigen Wildschadens, binnen einer Woche nach Eingang des Ersuchens des Jagdausübungsberechtigten verweigert wird. Jagdliche 4. für auf den Schutzzweck des Nationalparkes bezogene Einrichtungen sind in das Landschaftsbild einzupassen. wissenschaftliche Untersuchungen sowie Die Errichtung von geschlossenen Ansitzkanzeln ist unzulässig. Schadhafte, geschlossene Ansitzkanzeln sind 5. für Maßnahmen gegen Beutegreifer in Küstenvogel- umgehend zurückzubauen. brutgebieten nach § 4.

(5) Legt die untere Jagdbehörde die Notzeit gemäß § 18 (2) Ausnahmen nach Absatz 1 können bei Jagdausübungsbe- Absatz 1 Satz 2 des Landesjagdgesetzes fest, ist hierfür rechtigten der privaten und kommunalen Eigenjagdbe- das Einvernehmen mit dem Nationalparkamt herzustel- zirke sowie der gemeinschaftlichen Jagdbezirke durch das len. Art des Wildfutters und Futterausbringung werden zuständige Nationalparkamt auf Antrag oder von angeordnet. Die Errichtung oder Unterhaltung stationärer wegen, für Eigenjagdbezirke des Bundes und des Landes Fütterungseinrichtungen ist nicht zulässig. auf Antrag oder von Amts wegen durch die oberste Jagd- behörde im Einvernehmen mit der obersten Naturschutz- (6) Das Ankirren von Schwarzwild (§ 18 Absatz 2 des Lan- behörde zugelassen werden. Über den Antrag ist binnen desjagdgesetzes) ist nur auf mit Adlerfarn oder Schilf einer Woche nach Eingang zu entscheiden. bewachsenen Flächen auf nicht mehr als einer Kirrung je 75 Hektar gestattet. (3) Ausgenommen von den Vorschriften dieser Verordnung bleiben unaufschiebbare Maßnahmen zur Abwehr (7) Die Fangjagd ist nur in den Küstenvogelbrutgebieten von Gefahren für Leib und Leben von Menschen sowie zulässig. für erhebliche Sachwerte. Soweit eine derartige Maß- nahme durch den Jagdausübungsberechtigten vorge- (8) Bei Verwendung von bleihaltigen Geschossen oder Schro- nommen wurde, ist sie unverzüglich dem zuständigen ten zur Jagdausübung sind der Aufbruch von Schalenwild Nationalpark­amt anzuzeigen und zu begründen. und die Tierkörper von erlegtem Raubwild 50 cm tief zu vergraben oder durch Entfernen aus dem Jagdbezirk für Greifvögel unzugänglich zu machen. § 8 Ordnungswidrigkeiten (9) Vorhandene Wildwiesen, die überwiegend durch natür- liche Ansamung entstanden und für das Wild ganzjährig Ordnungswidrig im Sinne des § 41 Absatz 3 Nummer 6 des erreichbar sind, dürfen durch Mahd oder Schleppen erhal- Landesjagdgesetzes handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig ten werden. Das Mähgut ist von der Fläche zu entfernen. entgegen Eine bestmögliche Verteilung der Wildwiesen ist anzustre- ben. Die Bepflanzung oder Ansaat von Flächen zum Zwe- 1. § 1 Absatz 4 anderes als das dort genannte Wild ohne cke der Anlage oder Unterhaltung von Wildäckern oder Ausnahmegenehmigung bejagt, Dauergrünäsungsflächen ist nicht zulässig. 2. § 3 Absatz 2 in Jagdruhezonen ohne Ausnahmegenehmi- gung die Jagd ausübt, § 7 Ausnahmen 3. § 6 Absatz 4 Satz 1 eine jagdliche Einrichtung ohne Zustimmung errichtet, (1) Von den Vorschriften des § 1 Absatz 4, § 3 Absatz 2 sowie § 6 Absatz 4 und 6 können Ausnahmen zugelassen wer- 4. § 6 Absatz 4 Satz 4 eine geschlossene Ansitzkanzel errich- den tet,

1. zur Vorbeugung oder Bekämpfung von Wildtierkrank- 5. § 6 Absatz 6 heiten, 68 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

a) eine Kirrung auf einer nicht mit Adlerfarn oder Schilf bewachsenen Fläche,

b) mehr als eine Kirrung je 75 Hektar Jagdfläche

anlegt oder unterhält,

6. § 6 Absatz 7 die Fangjagd außerhalb von Küstenvogel- brutgebieten betreibt,

7. § 6 Absatz 8 den Aufbruch von Schalenwild und Tierkör- per von Raubwild, das mit bleihaltiger Munition erlegt wurde, nicht durch Vergraben im Jagdbezirk oder durch Entfernen aus dem Jagdbezirk für Greifvögel unzugäng- lich macht,

8. § 7 Absatz 3 Satz 2 eine vorgenommene Maßnahme nicht unverzüglich dem zuständigen Nationalparkamt anzeigt.

§ 9 Inkrafttreten, Außerkrafttreten

Diese Verordnung tritt am 1. April 2011 in Kraft und am 31. März 2016 außer Kraft. Mit dem Inkrafttreten dieser Verordnung tritt die Nationalpark-Jagdverordnung vom 8. Juni 1998 (GVOBl. M-V S. 588) außer Kraft.

Schwerin, den 8. Dezember 2010

Der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Dr. Till Backhaus NATIONALPARKPLAN JASMUND | 69

7.8 Auszug aus: Anmeldung „Alte Buchen- Morphologische Vielfalt wälder Deutschlands“ als Erweiterung Windgeschorene Spalierform an Küsten, gedrungene Zwerg- des Weltnaturerbes Buchenurwälder der form an Felsstandorten, hochwüchsige Baumgestalten mit Karpaten – Nominierungsdossier für die säulenartigen Stämmen und mächtigen Kronen repräsentie- UNESCO zur Eintragung in die Welterbelis- ren das natürliche Spektrum. te (2009, S. 88/89) Systeminterne Vielfalt 3.b Vorgeschlagene Erklärung zum außergewöhnlichen Spezifische Regenerationszyklen und hohe ökologische Sta- universellen Wert bilität sind für Buchenwaldökosysteme charakteristisch.

Das nominierte Cluster „Alte Buchenwälder Deutschlands“ Ökologische Vielfalt repräsentiert in herausragender Weise die ungestört Die Einzigartigkeit der Fagus sylvatica Ökosysteme wird ablaufenden biologischen und ökologischen Prozesse durch höchste ökologische Differenziertheit und Nischen- der Evolution und Entwicklung der Buchenwälder als ter- vielfalt ausgezeichnet. Mehr als 50 % aller europäischen restrisches Ökosystem, das in einzigartiger Weise einen Waldarten der krautigen Pflanzen, Gräser, Sträucher und ganzen Kontinent geprägt hat. Zusammen mit der Welter- Bäume kommen in den fünf nominierten Teilgebieten vor, bestätte Buchenurwälder der Karpaten erzählen die „Alten so dass diese die charakteristische Flora der Buchenwälder Buchenwälder Deutschlands“ umfassend und prägnant repräsentieren. die Geschichte der nacheiszeitlichen Waldentwicklung in Europa. Keine andere Baumart nimmt weltweit in der Zone Ökosystemkomplexität der nemoralen Laubwälder von Natur aus eine so dominante Die ökologischen Strukturen und Prozesse in mitteleuropäi- und einzigartige Rolle ein wie Fagus sylvatica und bestimmt schen Buchenwaldlandschaften unter diversen klimatischen das Erscheinungsbild und das Leben derart wie in natürli- und edaphischen Ausgangbedingungen sind repräsentiert. chen Buchenwäldern. Wassergeprägte und -geformte Lebensräume wie Küsten, Seen, Flüsse und Moore, aber auch trockene und steinig- Die „Alten Buchenwälder Deutschlands“ erweitern das räum- felsige Standorte stehen im engsten Kontakt zu den Buchen- lich auf die Karpaten beschränkte Weltnaturerbe Buchenur- wäldern. wälder der Karpaten um die besten Buchenwälder von der Meeresküste bis in die Mittelgebirge als wichtige Reprä- sentanten der biogeografischen Region „Mitteleuropäische Innerhalb der europäischen Buchenregion ist Deutschland Buchenwälder“ und damit des Kerngebietes der Buchenver- das Land, in dem das geografische Zentrum des Weltverbrei- breitung mit seiner seit der Eiszeit ablaufenden Ökosystem- tungsareals der Europäischen Buchenwälder liegt. Buchen- Evolution. wälder würden natürlicherweise etwa 66 % der Landfläche Deutschlands prägen. Das Land deckt damit etwa 25 % des Die nominierten deutschen Teilgebiete sind unabdingbar Gesamtareals der Europäischen Buchenwälder ab. für das Verständnis der postglazialen Wiederbesiedlungsge- schichte und Ökosystembildung mit einer hohen evolutions- Historisch-kulturelle Entwicklungen haben dazu geführt, bedingten Vielfalt im Hinblick auf: dass die Buchenwälder in ihrem Arealzentrum durch direkte Zerstörung und Nutzungseingriffe um mehr als 90 % ihres Ökosystem-Evolution potenziellen Gesamtareals geschrumpft sind. Die nomi- Nacheinander, von Süden nach Norden, haben sich seit 6.000 nierten Teilgebiete gehören zu den letzten verbliebenen Jahren alte Waldstandorte zu äußerst differenzierten Buchen- naturnahen Resten. Hinsichtlich Alter und Intaktheit sind die waldlandschaften entwickelt. nominierten Teilgebiete die am besten entwickelten und unversehrtesten Buchenwälder in ihrem Arealzentrum. Geographische und standörtliche Vielfalt Von planar bis submontan, von nährstoffarm-sauer bis nähr- stoffreich-alkalisch, von trocken bis mäßig feucht, von pleis- tozänen Sanden und Schiefergestein bis zu Kalk zeigen die nominierten Teilgebiete außergewöhnliche geographische und lokale Unterschiede. 70 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

8 Anhang

8.1 Literaturverzeichnis

BFN – Bundesamt für Naturschutz (2012): Daten zur Natur 2012. intergovernmental commitee for the protection of the world cultu- Münster ral and natural heritage (2011): Operational Guidelines for Biederstaedt, F. (2011): „… und wenn er nicht vernichtet ist, so the Implementation of the World Heritage Convention, ist das Land verdorben.“ – Die wechselvolle Geschichte November 2011 der Stubnitz auf Rügen. Elmenhorst / Edition Pommern. IUCN (1994): Richtlinien für Management-Kategorien von 112 S. Schutzgebieten. Nationalparkkommission mit Unterstüt- BMU - Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi- zung des WCMC, IUCN, Gland, Schweiz und Cambridge, cherheit (2007): Nationale Strategie zur biologischen Viel- Großbritannien, FÖNAD, Grafenau, Deutschland falt. Berlin Lange, E., Jeschke, L., Knapp, H. D. (1986): und Rügen. Europäische Kommission (2013): Guidelines on Wilderness in Landschaftsentwicklung und Siedlungsgeschichte der Natura 2000 Management of terrestrial wilderness and Ostseeinsel. Teil I. Die Landschaftsgeschichte der Insel wild areas within the Natura 2000 Network Rügen seit dem Spätglazial. - In: Schriften zur Ur- und EUROPARC Deutschland e.V. (2005): Deutsche Nationalparks, Frühgeschichte. - Berlin 38 (1986), S. 1-175. Naturparks undBiosphärenreservate - Leitbilder. Berlin, MLN - Ministerium für Landwirtschaft und Naturschutz M-V (1995): 30 S. Allgemeine Richtlinie für Forschungsarbeiten in Groß- EUROPARC Deutschland e.V. (2008a): Entwicklung eines Evalu- schutzgebieten. – Entwurfsfassung vom 28.11.95; Schwe- ierungsverfahrens zur Überprüfung der Managementef- rin fektivität - Qualitätskriterien und -standards für deutsche MLUV, Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucher- Nationalparke schutz des Landes Mecklenburg-Vorpommern (2012): Erhaltung EUROPARC Deutschland e.V. (2008b): Erster Fortschrittsbericht und Entwicklung der Biologischen Vielfalt in Mecklen- Nationale Naturlandschaften, 80 S. burg-Vorpommern, 167 S. EUROPARC Deutschland e.V. (2009): Anmeldung „Alte Buchen- MLUV, Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucher- wälder Deutschlands“ als Erweiterung des Weltnaturerbes schutz des Landes Mecklenburg-Vorpommern (2013): FFH- Buchenurwälder der Karpaten („Primeval Beech Forests of Gebiet 1447-302 „Jasmund“, FFH-Managementplanung the Carpathians“, ID-Nr. 1133) - Nominierungsdossier für Fachbeitrag Wald die UNESCO zur Eintragung in die Welterbeliste, 186 S. UmweltPlan (2011): Naturschutzfachliche Zielkonzeption für EUROPARC Deutschland e.V. (2010a): Richtlinien für die Offenlandflächen im Nationalpark Jasmund. 55 S. Anwendung der IUCN-Managementkategorien für Schutzgebiete. Berlin, Deutschland. 88 Seiten. Deutsche Übersetzung von: Dudley, N. (Editor) (2008) Guidelines for 8.2 Quellenverzeichnis Applying Protected Area Management Categories. Gland, Schweiz: IUCN. x + 86 Seiten LAiV ALK/ALB 2013: Auswertung der Eigentumsarten zu Flur- EUROPARC Deutschland e.V. (2010b): Ergebnisbericht der Eva- stücken (Mecklenburg-Vorpommern). Stand 2013 luierung des Nationalparks Jasmund. Berlin, 46. S. LUNG BNTK 2012: Auswertung der Biotop- und Nutzungsty- Hahne, W. (2008): Erfassung und Bewertung der Vorkommen penkartierung (CIR, 1991). Flächen und Linien. Stand 2012 und Habitate von Rotbauchunke (Bombina bombina) BfN (2014): http://bfn.de/0308_nlp.html (Stand: 10.06.2014) und Kammmolch (Triturus cristatus) im Bereich des FFH- Gebietes Jasmund (DE-1447-302). 8 S. (zzgl. Daten) Hahne, W. (2009): Präsenz und Erhaltungszustand der Bauchi- gen Windelschnecke Vertigo moulinsiana (DUPUY, 1849) im FFH-Gebiet DE 1447-302 Jasmund. 16 S. NATIONALPARKPLAN JASMUND | 71

8.3 Abbildungsverzeichnis Abbildung 28: Gewässeruntersuchungen am Kollicker Bach (J. Reich) Abbildung 1: Nationalparke in Deutschland (BfN 2014) Abbildung 29: Gesprächsrunde (K. Bärwald) Abbildung 2: Waldwildnis im Nationalpark Jasmund (M. Abbildung 30: Kreidemuseum Gummanz (M. Kutscher) Weigelt) Abbildung 31: Nationalpark-Zentrum KÖNIGSSTUHL (NPZ) Abbildung 3: Das Welterbefenster auf dem Gelände des Abbildung 32: Naturerlebnis (M. Weigelt) Nationalpark-Zentrums KÖNIGSSTUHL mit Blick in das Weltnaturerbe (K. Bärwald) Abbildung 4: Tagung des UNESCO-Welterbekomitees am 25. Juni 2011 in Paris (O. Dieckmann) 8.4 Tabellenverzeichnis Abbildung 5: Nationale Schutzgebiete in der Umgebung des Nationalparks Jasmund Abbildung 6: Das Pfenniggrab – ein Großsteingrab im Tabelle 1: Größe und Anteil verschiedener Flächentypen im Nationalpark Jasmund (M. Weigelt) Nationalpark Jasmund Abbildung 7: Wintermoor im Nationalpark Jasmund (M. Weigelt) Abbildung 8: Bäche formen im Nationalpark Jasmund seit 8.5 Kartenverzeichnis Jahrtausenden die Landschaft (J. Reich) Abbildung 9: Weißes Waldvöglein und Zwiebel-Zahnwurz im Karte 1: Zonierung Nationalpark Jasmund Nationalpark Jasmund (J. Reich) Karte 2: Besucherlenkung Abbildung 10: Europäische Schutzgebiete in der Umgebung des Nationalparks Jasmund Abbildung 11: Eigentumsverhältnisse im Nationalpark Jasmund Abbildung 12: Organigramm des Nationalparkamtes Vorpommern Abbildung 13: Deckblatt des Evaluierungsberichtes (EUROPARC Deutschland e. V.) Abbildung 14: “Kreidefelsen am Meer“ - Alleinstellungsmerkmal des Nationalparks (M. Weigelt) Abbildung 15: Hangbuchenwald (I. Stodian) Abbildung 16: Blockstrand nahe der Ernst-Moritz-Arndt-Sicht (M. Weigelt) Abbildung 17: Der Herthasee (M. Weigelt) Abbildung 18: Morgennebel (J. Reich) Abbildung 19: Buchen-Schleimrübling auf totem Rotbuchenstamm (J. Reich) Abbildung 20: Typischer Frühjahrsaspekt eines Buchenwaldes im Nationalpark (M. Weigelt) Abbildung 21: Rotbauchunke (I. Stodian) Abbildung 22: Wald am Schlossberg im Nationalpark Jasmund (M. Weigelt) Abbildung 23: Besucherlenkung im Nationalpark (K. Bärwald) Abbildung 24: Das Weltnaturerbe ist im Gebiet gekennzeichnet (NPA VP) Abbildung 25: Exkursion mit Studenten aus der Ukraine im Weltnaturerbe (K. Bärwald) Abbildung 26: Hörprobe (M. Gehrke) Abbildung 27: Wandern mit einem Ranger (M. Gehrke) 72 | NATIONALPARKPLAN JASMUND

8.6 Abkürzungsverzeichnis

Abb. Abbildung KüFVO Küstenfischereiverordnung ABl Amtsblatt Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern Abs. Absatz L Landesstraße ÄndRL Änderungsrichtlinie LAiV Landesamt für innere Verwaltung BArtSchV Bundesartenschutzverordnung LANA Länderarbeitsgemeinschaft Naturschutz, Landschaftspflege und BfN Bundesamt für Naturschutz Erholung BGBl. Bundesgesetzblatt LUNG Landesamt für Umwelt, Naturschutz BMU Bundesministerium für Umwelt und Geologie BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz MLUV Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt BSPA Baltic Sea Protected Areas und Verbraucherschutz M-V CBD Convention on Biological Diversity M-V Mecklenburg-Vorpommern CD Corporate design n. Chr. nach Christus DDR Deutsche Demokratische Republik NatSchAG Naturschutzausführungsgesetz e. V. eingetragener Verein NBS Nationale Biodiversitätsstrategie et al. Lateinisch: und andere NLP Nationalpark EU Europäische Union NLPJagdVO Nationalparkjagdverordnung Mecklenburg-Vorpommern EUROPARC Dachorganisation der Europäischen Deutschland e.V. Großschutzgebiete NLPP Nationalparkplan EWG Europäische Wirtschaftsgemeinschaft NLP-VO Nationalpark-Verordnung FFH Fauna-Flora-Habitat NN Normalnull (Höhen über dem Meeresspiegel) GBl. Gesetzblatt Mecklenburg-Vorpommern NO Nordosten GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung NSG Naturschutzgebiet GVOBl. Gesetz- und Verordnungsblatt RL Richtlinie ha Hektar UNESCO United Nations Educational, Scientific HELCOM zwischenstaatliche Kommission, and Cultural Organization (Organisation die für Schutz der Meeresumwelt der Vereinten Nationen für Erziehung, im Ostseeraum arbeitet und deren Wissenschaft und Kultur) Grundlage die Helsinki-Konvention ist v. Chr. vor Christus i. d. F. v. in der Fassung vom VO Verordnung i. S. v. im Sinne von WWF World Wilde Fund for Nature IUCN International Union for Conservation of Nature and Natural Ressources i. V. m. in Verbindung mit Jh. Jahrhundert Kap. Kapitel KoNRat Kommunaler Nationalparkrat Jasmund Der Nationalpark Jasmund gehört zu den „Nationalen Naturlandschaften”, der Dachmarke der deutschen Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks, getragen von EUROPARC Deutschland e.V.: www.europarc-deutschland.de