Workshop: System- und COMMUNITY-EDITION Netzdiagnose mit Lsof S. 84 Frei kopieren und beliebig weiter verteilen ! 04.2016

04.2016

Wegweisende Technologien und innovative Ideen in aktuellen Distributionen der Zukunft Konzepte: Die Schlüsseltechnologien

S. 12, 26 • Yabs • LINUX DER ZUKUNFT Yabs • für die Distributionen von morgen

LINUX DER ZUKUNFT DER LINUX Bedrock Linux: Mehrere Distributionen

gleichzeitig transparent laufen lassen S. 20

Void Linux: Technologie-Labor für den

Einsatz auch auf älterer Hardware S.36

RebeccaBlackOS: Was Wayland jetzt

schon kann und wo es noch hakt S. 30 • UMTS-Karten • Stellarium • VivaDesigner • UMTS-Karten Stellarium

UMTS-Zugang ohne Zicken S. 64 Widerborstige Karten und Dongles in Gang bringen und bequem in der grafischen Oberfläche bedienen

Solo Nanum SE22 S. 76 Spreadsheet für Profis S. 54 Lautloser Linux-Mini-PC mit satter Pyspread: Python als Formelsprache und

• Lsof Nanum SE22 Pyspread Performance und schnellem WLAN GnuPG-Schutz gegen Makro-Attacken

Top-Distris

• HP M252dw auf zwei

Heft-DVDs LSOF • NANUM SE22 • PYSPREAD • UMTS • VIVADESIGNER • YABS • • YABS • VIVADESIGNER • UMTS • PYSPREAD • NANUM SE22 • LSOF

EUR 8,50 EUR 9,35 sfr 17,00 EUR 10,85 EUR 11,05 EUR 11,05

2 DVD-10 04 www.linux-user.de Deutschland Österreich Schweiz Benelux Spanien Italien 4 196067 008502 04 Editorial Alles ganz anders

Jörg Luther Chefredakteur

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

„in ein Wespennest gestochen“ dürfte aus dem Jahr 1995, Pentium I mit FDIV- Leider halten die liebgewonnenen Sys- wohl die passendste Beschreibung für die Bug, 166 MHz, 32 MByte Speicher und teme nicht ewig: „Eigentlich habe ich Reaktionen sein, die der Leitartikel aus 2 GByte Festplatte; dank einiger Linux- mein altes Sony-Laptop sehr gemocht der letzten Ausgabe provoziert hat. Dort User-CDs läuft er seit 2011 mit Zenwalk 4 und wollte mich auch nicht von ihm stellte ich Ihnen die Frage, ob es Ihrer und Puppy 3“. Wow! trennen, aber es hat sich im Mai 2014 Meinung nach noch sinnvoll ist, auf den Etliche Zuschriften weisen darauf hin, von mir getrennt“, trauert da einer der Datenträgern zum Heft weiterhin 32-Bit- dass in Firmen, bei Behörden und nicht Leserbriefschreiber. Da können wir jetzt Distributionen auszuliefern. Selten habe zuletzt an Schulen noch immer zahlrei- auch nicht weiterhelfen, eines können ich auf ein Editorial hin derart viele und so che 32-Bit-Rechner Ihren Dienst verse- und werden wir aber: Auf unseren Heft- ausführliche Zuschriften bekommen – hen – meist unter Windows XP, das es DVDs liefern wir Ihnen auch weiterhin ­dafür an dieser Stelle vielen Dank! nun aber dringend abzulösen gilt. „In 32-Bit-Distributionen ins Haus, die offen- Wider eigenes Bauchgefühl (ich horte meiner Firma werden peu á peu alte sichtlich bei genauer Betrachtung alles selbst mehrere 32-Bit-PCs) hatte ich als 32-Bit-Laptops verschrottet oder billigst andere als „old and busted“ sind. Noch- Argument vorgebracht, dass die Rele- abgegeben – total gute, stabile Hard- mal vielen Dank für Ihr Feedback und vanz solcher Geräte heute kaum noch ware, um die es einfach schade wäre.“ gegeben sei. Das sehen die meisten von schreibt einer, ein anderer sieht „keinen herzliche Grüße, Ihnen aber ganz anders: Zwei Drittel der Grund, verlässliche Rechner der Müll­ Zuschriften kamen von Lesern, die noch kippe zuzuführen, bloß weil sich irgend- mindestens einen, meist aber gleich ein kommerzielles Betriebssystem nicht mehrere 32-Bit-Rechner betreiben. Die mehr installieren lässt“. Geräte decken dabei die komplette Pa- Ergänzt ein dritter: „Persönlich halte ich lette vom Netbook über Laptops (oft die Unterstützung von alten Systemen Thinkpads) bis zum älteren Desktop-PC für einen wichtigen technischen und ab. Der Senior unter den beschriebenen ökologischen Beitrag, den Linux für mich Systemen ist übrigens „ein Aldi-Rechner und das Allgemeinwohl leisten kann. Je- der Rechner, der 15 Jahre und länger sinnvoll betrieben werden kann, ist aus meiner Sicht ein Gewinn.“ Dem lässt sich schwer widersprechen – zumal es in einer Gesellschaft, in der zunehmend vom „Di- gital Divide“ die Rede ist, ganz zweifellos dankbare Abnehmer für solche Rechner gibt: Ich denke da an Projekte wie Reglue (http://​­www.​­reglue.​­org).

04.2016 www.linux-user.de 3

04

Das DTP-Programm VivaDesigner Der Road Warrior hängt am mobi- Mit etwas Know-how und den 58 nimmt die Konkurrenz aus Quark­ 64 len Netz via UMTS, um Daten zu 48 richtigen Skripten endecken Sie XPress und InDesign ins Visier. Neue Im- versenden und zu empfangen. Wir zeigen, im digitalen Planetarium Stellarium Objek- port- und Exportfunktionen steigern die wie Sie mit Bordmitteln selbst sperrige te, die sonst im Verborgenen blieben. Chancen des Außenseiters beträchtlich. Komponenten zur Mitarbeit bewegen.

Aktuelles Schwerpunkt Schwerpunkt

News: Software...... 8 Innovatoren...... 12 RebeccaBlackOS...... 30 CSV-Dateien komfortabel vergleichen mit In der -Source-Welt warten ständig Anhand des Debian-basierten Rebecca­ Csvdiff 2.0, alte Software zu neuem Leben neue Entwicklungen auf Tester. Wir werfen BlackOS testen Sie in der Praxis, wie weit die erwecken mit dem Basic-Compiler FreeBASIC einen Blick in die Labore der Developer. Umstellung auf Wayland bei den einzelnen 1.05.0, Dienste durch Firewalls durchschlei- Desktop-Umgebungen vorangeschritten ist. fen mit Tgcd 1.1.1, HTML-Seiten in PDF-Do- Bedrock Linux...... 20 kumente konvertieren mit Wkhtmltox 0.12.3 Das innovative System vereint nahezu be- Void Linux...... 36 liebig viele Distributionen transparent unter Wollen Sie auf alten Einkern-Prozessoren einem einzigen Dateisystem. neue Technologien einsetzen, lohnt sich der Griff zur Distribution Void Linux. Clear Linux...... 26 Intels Clear Linux ist klein, schnell und für die Cloud vorgesehen. Wir stellen einige der Praxis Optimierungen vor, die Intel für seine CPU- Yabs...... 42 Wer Live-System sagt, der meint Architekturen vorgenommen hat. 97 Knoppix. Mit der aktuellen Version Für kleine und kleinste Unternehmen der beliebten Distribution legt der Ent- konzipiert, bringt die einfach zu bedienende wickler wieder eine Schippe Betriebsverwaltungssoftware Yabs die not- drauf: Knoppix 7.7 zeigt wendige Struktur in die Geschäftsabläufe. sich runderneuert, mit Skripte in Stellarium...... 48 vielen neuen Pro- grammen auf der Wer mehr sehen will, als der Nachthimmel in Höhe der Zeit. der Großstadt hergibt, geht aufs Land oder startet Stellarium auf dem PC.

Pyspread...... 54 Dass eine ausgefeilte Spreadsheat-Anwen- dung auch einsteigertauglich sein kann, demonstriert das Python-basierte Pyspread.

4 04.2016

Legt der Rechner beim Aushän- 84 gen von Laufwerken eine Denk- Wer sagt, dass nicht alles unter pause ein, ist vielleicht noch eine Datei 20 ­einen Hut geht? Bedrock Linux Mit Clear Linux zeigt der Chip-Her- ­offen. Mit Lsof haben Sie schnell ermittelt, vereint dank brandaktueller Technologien 26 steller, wie sich mit einem abge- wer auf welche Files zugreift. Das hilft auch beliebig viele Dsitributionen transparent speckten Linux im Handumdrehen Contai- bei der Fehlersuche im System. in einem einzigen Dateisystem. ner-Systeme für die Cloud aufsetzen lassen.

Im Test Hardware Hardware

VivaDesigner ...... 58 HP Color LaserJet M252dw . . . . . 70 DiskStation DS216+ ...... 80 Die DTP-Software VivaDesigner positioniert Immer noch liefern viele Hersteller bei Laser- Synologys erschwingliches NAS DiskSta- sich als Alternative zu QuarkXPress und druckern nur Treiber für Linux mit, die längst tion DS216+ nutzt als Dateisystem. InDesign. Unter Linux ist sie bislang die ein- nicht alle Finessen der Geräte unterstützen. Das überarbeitete Betriebssystem DSM zige Layout-Software mit einem ähnlichen Hewlett-Packard zeigt, dass es anders geht. 6.0 erlaubt damit das Erstellen kompakter Anspruch an Funktionen. Snapshots, die vor unbeabsichtigten Ver­ Solo Nanum SE22...... 76 änderungen schützen. Klein, leicht, kompakt: Das erwarten viele Anwender nicht nur von Laptops, sondern Netz&System auch von Desktops. Der Solo Nanum SE22 er- Know-how füllt diese Anforderungen nicht nur, sondern UMTS-Netz...... 64 geht mit passiver Kühlung trotz leistungs­ Lsof...... 84 Mobiles Breitband ist die Lebensader des fähiger CPU noch darüber hinaus. Road Warriors. Wir zeigen, wie Sie problema- Unter Unix und Linux gilt: „Alles ist eine Da- tische Funk-Hardware unter Linux stressfrei tei.“ Daher sind Tools, die Informationen über in Betrieb nehmen und mit Bordmitteln Dateien und Datenströme liefern, von großer Nachrichten verschicken, Datenverbin- Bedeutung. Zu den wichtigsten Werkzeugen dungen aufbauen und Guthaben abfragen. dieser Kategorie zählt das Programm Lsof.

Service

Editorial...... 3

Impressum...... 6 Dank Btrfs und dem neuen Disk­ 80 station Manager 6.0 gelingen bei Events/Autoren/Inserenten...... 7 der DS216+ von Synology nun platzspa- IT-Profimarkt...... 90 rende Snapshots. Was das neue NAS für den SOHO-Bereich noch leistet, zeigen wir Vorschau...... 96 im umfassenden Test des 2-Bay-Geräts. Heft-DVD-Inhalt...... 97

04.2016 www.linux-user.de 5 Service Impressum

Abo und Einzelheftbestellungen: http://shop.computec.de

ABONNEMENT Mini-Abo (3 Ausgaben) Deutschland Österreich Ausland No-Media-Ausgabe 1 11,90 € 11,90 € 11,90 € Ein Unternehmen der MARQUARD MEDIA INTERNATIONAL AG DVD-Ausgabe 16,90 € 16,90 € 16,90 € Verleger Jürg Marquard Jahres-Abo (12 Ausgaben) Deutschland Österreich Ausland Redaktion/Verlag Redaktionsanschrift: Verlagsanschrift: Redaktion LinuxUser Computec Media GmbH No-Media-Ausgabe 1 60,60 € 68,30 € 81,00 € Putzbrunner Straße 71 Dr. -Mack-Straße 83 DVD-Ausgabe 86,70 € 95,00 € 99,30 € 81739 München 90762 Fürth Jahres-DVD zum Abo 2 6,70 € 6,70 € 6,70 € Telefon: (0911) 2872-110 Telefon: (0911) 2872-100 E-Mail: [email protected] Fax: (0911) 2872-200 Preise Digital Deutschland Österreich Ausland WWW: www.linux-user.de Heft-PDF Einzelausgaben Digital 5,99 € 5,99 € 5,99 € Geschäftsführer Rainer Rosenbusch, Hans Ippisch Digital-Abo (12 Ausgaben) 48,60 € 48,60 € 48,60 € Kombi Digital + Print Chefredakteur Jörg Luther (jlu, v. i. S. d. P.), [email protected] 72,60 € 80,30 € 93,00 € Stellv. Chefredakteur Andreas Bohle (agr), [email protected] (No-Media-Ausgabe, 12 Ausgaben) Kombi Digital + Print Redaktion Christoph Langner (cla), [email protected] 98,70 € 107,00 € 111,30 € (DVD-Ausgabe, 12 Ausgaben) Thomas Leichtenstern (tle), [email protected] Linux-Community Andreas Bohle (agr), [email protected] (1) Die No-Media-Ausgabe erhalten Sie ausschließlich in unserem Webshop unter http://shop.linux-user.de, die Auslieferung erfolgt versandkostenfrei. Datenträger Thomas Leichtenstern (tle), [email protected] (2) Nur erhältlich in Verbindung mit einem Jahresabonnement der Ständige Mitarbeiter Er ik Bärwaldt, Axel Beckert, Karsten Günther, Frank Hofmann, Printausgabe von LinuxUser. Peter Kreußel, Hartmut Noack, Tim Schürmann, Ferdinand Thommes, Uwe Vollbracht, Harald Zisler Internet http://www.linux-user.de Titel & Layout Elgin Grabe, Titelmotiv: lightwise, 123RF News und Archiv http://www.linux-community.de Bildnachweis: 123RF, Freeimages und andere Facebook http://www.facebook.com/linuxuser.de Sprachlektorat Astrid Hillmer-Bruer Schüler- und Studentenermäßigung: 20 Prozent gegen Vorlage eines Schüleraus- weises oder einer aktuellen Immatrikulationsbescheinigung. Der aktuelle Nachweis Produktion Jörg Gleichmar (Ltg.), [email protected] ist bei Verlängerung neu zu erbringen. Andere Abo-Formen, Ermäßigungen im Ausland etc. auf Anfrage. Adressänderungen bitte umgehend beim Kundenservice Vertrieb, Abonnement Werner Spachmüller (Ltg.), [email protected] mitteilen, da Nachsendeaufträge bei der Post nicht für Zeitschriften gelten. Anzeigen Verantwortlich für den Anzeigenteil: Judith Gratias-Klamt Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 01.01.2016. 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Sie unter Angabe des Magazins, in dem die Anzeige erschienen ist, inklusive der Aus- Postadresse DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH gabe und der Seitennummer an: CMS Media Services, Annett Heinze, Anschrift siehe oben links. Leserservice Computec Linux ist ein eingetragenes Warenzeichen von und wird von uns mit 20080 Hamburg seiner freundlichen Genehmigung verwendet. »Unix« wird als Sammelbegriff für die Deutschland Gruppe der Unix-ähnlichen Betriebssysteme (wie beispielsweise HP/UX, FreeBSD, Abo-Infoseite http://shop.computec.de Solaris, u.a.) verwendet, nicht als Bezeichnung für das Trademark »UNIX« der Open Abo- Bestellung http://shop.linux-user.de Group. Der Linux-Pinguin wurde von Larry Ewing mit dem Pixelgrafikprogramm »The GIMP« erstellt. Leserservice Ihre Ansprechpartner für Reklamationen und Ersatzbestellungen. Eine Haftung für die Richtigkeit von Veröffentlichungen kann – trotz sorgfältiger Deutschland E-Mail: [email protected] Prüfung durch die Redaktion – vom Verlag nicht übernommen werden. Mit der Ein- Tel.: (0911) 99 39 90 98 sendung von Manuskripten oder Leserbriefen gibt der Verfasser seine Einwilligung zur Veröffent­lich­ung in einer Publikation der COMPUTEC MEDIA. Für unverlangt einge- Fax: (01805) 861 80 02* sandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Autoreninformationen: http:// (*0,14 €/min aus dem Festnetz, max. 0,42 €/min aus dem Mobilnetz) www.linux-user.de/Autorenhinweise. Die Redaktion behält sich vor, Einsendungen zu Österreich, Schweiz E-Mail: [email protected] kürzen und zu überarbeiten. Das exklusive Urheber- und Verwertungsrecht für ange- und weitere Länder Tel.: +49 911 99399098 nommene Manus­kripte liegt beim Verlag. Es darf kein Teil des Inhalts ohne schriftliche Genehmigung des Verlags in irgendeiner Form vervielfältigt oder verbreitet werden. Fax: +49 1805 8618002 Supportzeiten Montag 07:00 – 20:00 Uhr, Dienstag – Freitag: 07:30 – 20:00 Uhr, Samstag 09:00 – 14:00 Uhr LinuxUser Community Edition Pressevertrieb DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH LinuxUser gibt es auch als Community Edition: Das ist eine 32-seitige PDF-Datei mit Düsternstraße 1-3, 20355 Hamburg Artikeln aus der aktuellen Ausgabe, die kurz vor Veröffentlichung des gedruckten Heftes erscheint. http://www.dpv.de Die kostenlose Community-Edition steht unter einer Creative-Commons-Lizenz, die es Druck Quad/Graphics Europe, Pułtuska 120, 07-200 Wyszków, Polen erlaubt, „das Werk zu vervielfältigen, zu verbreiten und öffentlich zugänglich machen“. ISSN 1615-4444 Sie dürfen die LinuxUser Community-Edition also beliebig kopieren, gedruckt oder als Datei an Freunde und Bekannte weitergeben, auf Ihre Website stellen – oder was immer ihnen sonst dazu einfällt. Lediglich bearbeiten, verändern oder kommerziell nutzen dürfen Sie sie nicht. Darum bitten wir Sie im Sinn des „fair use“. Mehr Informa- tionen: http://linux-user.de/CE

Marquard Media Deutschsprachige Titel: Probleme mit den Datenträgern SFT, WIDESCREEN, PC GAMES, PC GAMES MMORE, PC GAMES HARDWARE, BUFFED, X3, GAMES & MORE, PLAY 4, GAMES AKTUELL, N-ZONE, XBG GAMES, Linux-Magazin, LinuxUser, EasyLinux, Raspberry Pi Geek Falls es bei der Nutzung der Heft-DVDs zu Problemen kommt, die auf einen defekten Internationale Zeitschriften: Datenträger schließen lassen, dann schicken Sie bitte eine E-Mail mit einer genauen Polen: COSMOPOLITAN, JOY, SHAPE, HOT, PLAYBOY, CKM, VOYAGE, Harper’s Bazaar Fehlerbeschreibung an die Adresse [email protected]. Wir senden Ihnen Ungarn: JOY, SHAPE, ÉVA, IN STYLE, PLAYBOY, CKM, Men’s Health dann umgehend kostenfrei einen Ersatzdatenträger zu.

6 www.linux-user.de 04.2016 Vorschau auf 05/2016 Die nächste Ausgabe erscheint am 21.04.2016

Moderne Dateisysteme

Das Dateisystem bildet die Grundlage Hian Lim, 123RF © Yong für den reibungslosen Betrieb eines Rechners. Dabei leisten moderne File- Pinguy OS Themes anpassen system-Varianten wie Btrfs oder ZFS heute weitaus mehr als ihre Urahnen. Einmal von allem etwas und das Ganze Wer seinem Desktop den letzten Schliff Mit den aktuellen Technologien gehen gut durchgeschüttelt – mit einem spezi- verpassen will, der legt bei den Themes aber oft auch neue Probleme einher. ellen Builder wollen die Entwickler des Hand an. Mit Bordmitteln stellen Sie Far- ­Daher gilt es, beim Anlegen eines neuen Projekts Pinguy OS Komponenten aus ben, Schriften und Grafiken um. Wenn Speichermediums genau zu überlegen, der aktuellen Ubuntu-Version in ein neu- Sie noch mehr Kontrolle wollen, dann welcher Typ die größten Vorteile bringt. es System gießen. Dabei bietet die Soft- kommen Sie bei Unity, Gnome und XFCE

Wir helfen bei der Entscheidung. ware mehr Features als Remastersys. nicht um die Kommandozeile herum. Die Redaktion behält sich vor, zu ändern oder zu streichen. Themen

Heft als DVD-Edition Heft als No-Media-Edition Community-Edition-PDF • 108 Seiten Tests und Workshops zu • Preisgünstige Heft­variante ohne • Über 30 Seiten ausgewählte Artikel und Soft- und Hardware Datenträger für Leser mit Breitband- Inhaltsverzeichnis als PDF-Datei • 2 DVDs mit Top-Distributionen sowie Internet-Anschluss • Unter CC-Lizenz: Frei kopieren und der Software zu den Artikeln. Mit bis zu • Artikelumfang identisch mit der DVD- beliebig weiter verteilen 18 GByte Software das Komplettpaket, Edition: 108 Seiten Tests und Work- • Jeden Monat kostenlos per E-Mail oder das Unmengen an Downloads spart shops zu aktueller Soft- und Hardware zum Download

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96 www.linux-user.de 04.2016 Aktuelles Angetestet

CSV-Dateien gehören zu den gängigen ter ‑d farblich hervor. Diese Option steht Komparator Formaten zum Datenaustausch. Möch- nur unter Linux bereit, als Perl-Skript Wer regelmäßig CSV-Dateien ten Sie jedoch den Inhalt zweier solcher läuft Csvdiff jedoch auf vielen Systemen. Dateien vergleichen, gerät das Ergebnis Als Trennzeichen für Felder dient stan- vergleicht, dem macht Csvdiff 2.0 mit klassischen Tools wie Diff schnell un- dardmäßig das Komma, ein anderes Zei- das Leben leichter, indem es für übersichtlich. Hier springt das Perl-Skript chen übergeben Sie bei Bedarf mit ‑s. Übersicht in der Ausgabe sorgt.­ Csvdiff in die Bresche: Hier dürfen Sie Über ‑S und ‑T legen Sie den zu verwen- den Feldtrenner selbst definieren, be- denden Dezimaltrenner fest. Damit das stimmte Spalten als Schlüssel festlegen Programm nummerische Spalten dezi- oder vom Vergleich ausnehmen. mal vergleicht, geben Sie den Parameter Für einen einfachen Vergleich überge- ‑N an. Leerzeilen ignoriert das Tool in der ben Sie dem Programm beim Aufruf mit Vorgabe. Die für einen Vergleich nicht den Parametern ‑a und ‑e die fraglichen relevanten Spalten nehmen Sie mit dem Dateien, wobei ‑e die Datei Parameter ‑f aus, wobei Sie mehrere mit dem Ausgangszustand Spalten durch Kommas trennen. Stan- enthält, ‑a das zu verglei- dardmäßig berücksichtigt die Software chende File. Die Software die Schreibweise, was Sie mit ‑i unter- geht die Daten zeilenweise binden. Eine Hilfe erscheint beim Aufruf durch und gibt bei jedem von Cvsdiff ohne Parameter; eine Man- Unterschied die zugehörige page bringt das Programm nicht mit. Zeilennummer und Positi- ­Alternativ hilft Ihnen die Webseite weiter. on aus. Damit Abweichun- gen bei der Ausgabe sofort Lizenz: GPLv2 nn ins Auge springen, heben Quelle: http://sourceforge.​­ net/​­ projects/​­ ​ Sie diese mit dem Parame- ­csvdiff/

Verhindert eine Firewall den Zugriff auf Listen gestaltet sich etwas aufwendiger: Tunnelbauer einen Rechner im internen Netzwerk, Sie starten die Software im Modus Con­ Um Dienste zwischen zwei bleibt Ihnen nur übrig, diese anzupassen nectConnect auf einem Rechner im Ziel- oder den Datenstrom über einen offe- netzwerk. Mit dem Parameter ‑s legen Netzwerken zu verbinden, bietet nen Port umzuleiten. Hier kommt der Sie dabei IP-Adresse und Port des zu er- sich Tgcd 1.1.0 als Vermittler an. TCP Gender Changer Tgcd ins reichenden Diensts fest. Der Parameter Dank der einfachen Port-Weiter- Spiel. Er stellt drei verschiedene Modi ‑c übergibt IP-Adresse und Port des ent- leitung eignet sich das Tool für bereit, mit denen Sie bei Bedarf den Da- fernten Systems, auf dem die Software tenstrom umbiegen. Sie haben die Wahl im Modus ListenListen läuft. Im Listen­ den Ad-hoc-Einsatz. zwischen einem einfachen Weiterleiten Listen-Modus gestartet, geben Sie ledig- des Ports und den Modi ConnectCon- lich den Port an, auf dem das Programm nect und ListenListen, wobei die Letzte- eingehende Verbindungen erwartet so- ren nur gemeinsam zum Einsatz kom- wie den Port, auf dem es diese im Netz men dürfen. Das Weiterleiten eines Ports bereitstellt. Zum rudimentären Absi- ist auf der Zielseite schnell chern setzen Sie auf beiden Seiten mit konfiguriert: Sie teilen dem dem Parameter ‑k einen einfachen Daemon beim Aufruf den Schlüsselwert zwischen 1 und 255. Nach Port mit, auf dem er Verbin- dem Programmstart entschwindet das dungen erwartet, sowie Tool als Dienst in den Hintergrund. Um den Rechner, an den er die das Treiben des Tools im Auge zu behal- Verbindungen durchreicht. ten, deaktivieren Sie mit ‑n den Daemon- Neben der IP-Adresse ge- Modus oder verfeinern mit den Parame- ben Sie dabei den Port auf tern ‑l und ‑g das Logging des Tools. dem Zielrechner an. Das Einrichten der Kombination Lizenz: GPLv2 nn ConnectConnect und Listen­ Quelle: http://tgcd.​­ sourceforge.​­ net​­

8 www.linux-user.de 04.2016 Angetestet Aktuelles

Mit dem FreeBASIC Compiler, kurz FBC mit neuen Funktionen aus, was die Im- können Sie alte QBasic-Programme wie- plementation moderner Projekte mit Nostalgiker der nutzen. Die Übersetzungssoftware FreeBASIC ermöglicht. So unterstützt Alte QBASIC-Programme feiern verwandelt Quelltexte in Binärcode, im FBC nicht nur die Grafikbibliotheken von Vergleich zu alten Interpretern zeigt sich QBASIC, sondern stellt darüber hinaus mit FreeBASIC 1.05 ein Come- dabei vielfach ein Gewinn an Geschwin- Funktionen aus Bibliotheken für SDL, back: Die Sprache ist in Bezug digkeit. Beim Dialekt orientiert sich Free- OpenGL und Cairo bereit. Um eine Be- auf ihre Features in der Gegen- BASIC an Microsofts QuickBASIC, laut nutzeroberfläche zu implementieren, wart angekommen. den FBC-Entwicklern ist ein Großteil des greifen Sie je nach Betriebssystem auf alten QBASIC-Codes nach dem Kompilie- GTK oder die Windows-API zurück. Über ren sofort lauffähig. FreeBASIC steht für Schnittstellen für MySQL, SQLite Windows und Linux bereit. Die Linux-Va- und PostgreSQL gelingt selbst riante stellt unter anderem die Binutils- das Einbinden moderner Daten- Bibliotheken bereit, sodass Sie neben banken. Durch den Zugriff auf Programmen für die Konsole QBASIC-­ die Sockets-Implementation des Bibliotheken erzeugen können. jeweiligen Betriebssystems stat- Neben der Kompatibilität mit dem al- ten Sie Programme mit Netz- ten Dialekt statten die Entwickler FBC werkfunktionen aus. Auf der Website des Projekts finden Sie Lizenz: GPLv2 n neben einem Leitfaden für Pro- Quelle: http://www.​­ freebasic.​­ net​­ grammierer viele Tutorien.

Hinter dem kryptischen Namen Wkhtml­ ­Parameter den Proxy-Server und Daten tox verbirgt sich eine Werkzeugsamm- für das Anmelden. Ähnliche Parameter Konvertierer lung von Tools, mit der Sie HTML-Doku- stehen bei Wkhtmltopdf bereit. Die leistungsfähige Werkzeug- mente in PDF- oder Bilddateien konver- Allerdings bietet das Tool noch weite- tieren. Nach erfolgreicher Installation re PDF-spezifische Optionen: So besteht sammlung Wkhtmltox 0.12.3 stehen die Tools Wkhtmltoimage und die Möglichkeit, mehrere Kopien eines geht Ihnen beim Konvertieren Wkhtmltopdf bereit. Ersteres konvertiert HTML-Dokuments in einer PDF-Datei ab- von HTML-Dateien zur Hand und HTML-Dateien in Bilder, wobei es das zulegen oder das PDF in Graustufen zu bietet dabei viele Möglichkeiten. Format anhand des Suffixes der Datei er- erzeugen. Darüber hinaus definieren Sie kennt. Alternativ legen Sie das Format bei Bedarf Größe und Ränder der Seite. mit dem Parameter ‑f fest. Handelt es sich bei der HTML-Datei um Die Online-Hilfe des Tools ist sehr kurz ein Formular, übernehmen Sie gehalten, weitere Parameter entnehmen die Felder mit dem Parameter Sie der Manpage. Hier finden Sie Schal- ‑‑enable‑form ins PDF. Fassen ter, die das Cache-Verzeichnis setzen Sie mehrere Dateien in einem oder die Möglichkeit bieten, eine Java­ Dokument zusammen, können script-Datei auszuführen. Möchten Sie Sie optional ein Inhaltsverzeich- HTML direkt von einem Server laden, nis erzeugen. Die Webseite bie- setzen Sie mit dem entsprechenden tet zwar einige Beispiele, aber letztendlich gilt es, die passende Lizenz: LGPLv3 n Konfiguration durch Probieren Quelle: http://wkhtmltopdf.​­ org​­ selbst zu ermitteln. (agr) n Schwerpunkt Innovatoren

Innovationen im Linux-Umfeld Alles neu! © van kmit, 123RF © van

In den experimentellen Der Kernel feiert im Sommer seinen dig neu erfinden, sondern in vielen Fäl- 25. Geburtstag. Seit seiner Geburt hat len ältere Technologien aufgreifen und Zweigen der Distributionen sich um ihn und die GNU-Software-Suite weiterführen. So bedient sich das mitt- eine faszinierende Vielfalt an digitalen lerweile etablierte Werkzeug warten ständig neue Trends Ökosystemen entwickelt. Am Kernel beim Kernel und nutzt Funktionen wie selbst arbeiten die Entwickler mit viel Namensräume und als essenzi- auf Tester. Wer treibt Linux Sorgfalt weiter – sie mögen keine gro- elle Bestandteile 1. voran und wie sieht die ßen Sprünge, sondern stetige Entwick- Auch das neue Display-Protokoll Way- lungen in überschaubaren Schritten. land  modernisiert eher, als dass es Zukunft aus? Wenn im Verlauf dieses Artikels von einreißt und neu aufbaut. Sowohl Do- „Linux“ die Rede ist, meint das aber nicht cker als auch CoreOS setzen neben vie- Ferdinand Thommes bloß den Kernel – es sei denn, er wird len Kernel-Funktionen auf altbewährte ­explizit erwähnt. Vielmehr geht es um- ­Zutaten wie BSD-Jails  und Solaris-­ gangssprachlich um das Umfeld der Zones . Das Dateisystem Btrfs nimmt ­Distributionen und um die Frage, wer den Faden von Suns ZFS auf , bedient README hier früher wie heute maßgeblich die sich bei RAID und integriert daneben Entwicklung vorantreibt, in technischer Snap­shots  sowie das Zonen-Modell Linux lebt von Beständigkeit ebenso wie wie in ideologischer Hinsicht. von Solaris. von Innovation und Wandel. Wir schauen, Selbst den UsrMerge , der von eini- wo Innovation bei den Distributionen statt- Altes neu entdeckt gen Distributionen bereits vollzogen ist findet, und stellen interessante Entwicklun- und der in anderen kurz bevorsteht, hat gen der letzten Zeit vor, die teils weit in die Beim Blick auf die innovativen Entwick- Solaris bereits vor rund 15 Jahren vorge- lungen der letzten Jahre fällt auf, dass macht 2. Das dahinterliegende Pro­ Zukunft weisen. die Entwickler keineswegs das Rad stän- blem und der heutige Dateibaum, der

12 www.linux-user.de 04.2016 Innovatoren Schwerpunkt

dem Filesystem Hierarchy Standard Im Jahr 2004 erschien erstmals Ubuntu, (FHS ) unterliegt, ist noch wesentlich mit dem Versprechen, den Linux-Desk- älter und geht ganz banal auf Probleme top zu revolutionieren. Seitdem warten beim Speicherplatz zurück, die die Unix- viele nicht mehr auf Godot, sondern auf Erfinder Ken Thompson und Dennis das „Jahr des Desktops“. Das Warten ist ­Ritchie im Jahr 1970 hatten . freilich vergeblich, da Linux längst da ist, Das zeigt, dass es sich lohnt, innovativ wo es gebraucht wird – selbst noch so erscheinende Ideen immer zu hinterfra- viele Innovationen bringen unter Linux gen: Manchmal handelt es sich dabei kein einheitliches Produkt wie bei Micro­ einfach nur um mehr oder minder ver- soft hervor. spätete Korrekturen vergangener Unzu- länglichkeiten. Debian setzt Akzente

Einfluss von Unternehmen Abgesehen von Debian gehören die ge- nannten Distributionen zu Unternehmen, Viele innovative Entwicklungen nehmen die mit Linux Geld verdienen. Und damit in Unternehmen ihren Anfang, oder die- erschließt sich bereits die seit 23 Jahren se arbeiten die Neuerungen zumindest andauernde Leistung von Debian: Noch Do-o-kratie: Wer macht, bestimmt. weiter aus. Die großen Distributionen heute betreut eine Schar von unzähligen Wer viel macht, bestimmt viel. der 90er-Jahre haben dank dieser Inno- Entwicklern ohne finanzielles Interesse in vationen alle bis heute überlebt. Suse einer Do-o-kratie das Projekt. Die ge- entstand 1996 mit Wurzeln in SLS  3 meinsame Arbeit verläuft dabei entlang und Slackware , Debian wurde bereits einer Reihe von Regeln und Richtlinien. 1993 gegründet. Im gleichen Jahr hoben Die beiden wichtigsten sind das Debian in den USA die Entwickler aus Manifest  und der Social Contract , der Taufe, das später mit Red Hat Enter- eine Art Vertrag, der unter anderem die prise Linux (RHEL) eine Distribution für Debian Free Software Guidelines Unternehmen konzipierte und parallel (DFSG)  beinhaltet. Beide haben die dazu mit der Community-Distribution Entwickler 1997 als Richtlinie anerkannt Fedora die Entwicklung vorantrieb. und in einer Revision 2004 erneuert.

1 Systemd-Nspawn ermöglicht es, Anwendungen in Containern voneinander abzuschotten.

04.2016 www.linux-user.de 13 Schwerpunkt Innovatoren

2 UsrMerge vereinfacht den der breiten Masse aber dahin, dass Sys- FHS-Dateibaum. temd Linux voranbringt, weil es alte Zöpfe abschneidet und vieles bei den Distributionen vereinheitlicht.

Blick nach vorn

Wer nur auf Systemd schaut, betrachtet lediglich einen kleinen Ausschnitt der Ideen, die Poettering für die Zukunft hat und die sich auf die Art und Weise kon- Damit gab sich das Projekt Regeln, die Ganz weit vorn zentrieren, wie künftig Distributionen weit über das eigentliche Wirken hinaus entstehen. Seine detaillierten Ausfüh- Bedeutung erhielten: Viele aus Debian An vorderster Front bei den innovativen rungen im Blog, die sich mit zustands­ abgeleitete Projekte haben diese als Entwicklungen für Linux steht ganz losen Systemen  sowie künftigen For- Richtschnur für den Umgang mit der Ent- zweifellos Red Hat. Besonders in den men von Distributionen befassen , wicklung freier Software und den Um- letzten fünf Jahren entwickeln die vom ­zeigen die volle Breite der Vision. gang untereinander in der Community US-Unternehmen bezahlten Entwickler Über Stateless Linux spricht man bei anerkannt. Somit hat Debian vor allem in etliches an Software, was den gesamten Red Hat 5 bereits seit dem Jahr 2004. ideologischer Hinsicht enorm viel für die Linux-Kosmos voranbringt. Zusammen mit den weiteren Entwicklun- Arbeit an freier Software getan. Im Fall von Systemd, für das der Fedo- gen ist das technische Konzept seitdem Technisch geht es das Projekt eher ra-Mitarbeiter Lennart Poettering als gewachsen, weist aber immer noch in die ­gemächlich an, legt den Fokus eher auf Motor gilt, herrscht allerdings kein allge- Zukunft. Als Ergebnis sollen einerseits Stabilität und sendet keine größeren meiner Konsens – obwohl sich das neue Entwickler, Distributionen und Anwender ­innovativen Impulse nach außen. Aller- Init-System in der Breite bei den Distri- zeitlich näher zusammenrücken, wenn es dings zeigt sich Debian in letzter Zeit of- butionen durchgesetzt hat und nur we- um neue Versionen von Paketen geht. fener, Innovation von außen aufzuneh- nige sich noch zurückhalten oder die Andererseits sollen weitere Vereinheit­ men. Der Wechsel auf Systemd 4 fand Software ganz ablehnen. lichungen den Entwicklern das Testen zwar unter Schmerzen statt, aber doch Eine kleine, aber lautstarke Minderheit von Neuerungen erleichtern. sehr zeitnah. Derzeit legen die Entwick- sieht das Projekt als Verrat an Unix an Die Technologie ermöglicht es bei- ler die Grundlagen für UsrMerge, wieder und Red Hat quasi als Achse des Bösen, spielsweise einem Unternehmen, für begleitet von vielen Diskussionen, aber die Linux zu kontrollieren versucht. Bei eine Flotte von Notebooks das jeweilige auf einem guten Weg. aller Offenheit für Kritik geht die Ansicht Image mit dem Betriebssystem von ei-

3 SLS gilt als die erste komplette Linux-Distribution.

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nem zentralen, zustandslosen Abbild auf kation (IPC) wie D-Bus  direkt im Ker- einem Server zu beziehen, das die Note- nel zu verankern. Nach Ansicht der books dann jeweils beim Start aktualisie- ­Kdbus-Entwickler brächte das einen Ge- ren. Das Aktualisieren vollzieht sich per schwindigkeitszuwachs und würde zu- Device-Mapper  atomar, was es er­ dem den Austausch von Datenmengen möglich­ t, das System bei Fehlern zurück- in den Gbit-Bereich zwischen Prozessen zurollen. Das Live-Dateisystem erfährt erlauben, was für weitere Entwicklungen dabei keine Änderungen. bei Systemd wichtig wäre. Vermutlich lehnen die Entwickler nach Benutzbarer Zustand der harschen Kritik aus den Reihen von Linus Torvalds und anderen Entwicklern Stateless-Linux soll es ermöglichen, dass den Mechanismus jetzt nicht so eng an die Distributionen alle relevanten Datei- D-Bus an, sondern entwickeln eine offe- en in /usr lagern. Diese Systeme sollen nere Architektur. selbst dann starten, wenn die Verzeich- nisse /etc und /var leer sind: In diesem Mehrere Systeme parallel Fall hält Systemd eine Standard-Konfigu- ration vor. Entsprechende Systeme spei- Als konkreten Anwendungsfall einer chern keine Zustände dauerhaft, sie star- Kombination aus mehreren derzeitigen ten immer in denselben, vorab definier- Innovationen beschreibt Poettering die ten Zustand. Systemd erzeugt dabei die Möglichkeit, mehrere Betriebssysteme Dateien in /etc oder /var, bevor jene oder mehrere Instanzen eines Systems Programme starten, die auf die Dateien sowie multiple Runtimes und Frame- in /etc angewiesen sind. works in einem Btrfs-Volume gleichzeitig Lennart Poettering sieht es als wichti- vorzuhalten und auszuführen. gen Vorteil von State­less-Systemen an, dass Software-Anbieter ihre Programme nicht mehr an die Bibliotheken der Distri- butionen anpassen müssen, sondern stattdessen einfach eine passende Lauf- zeitumgebung mit ausliefern können. Das ermöglicht es, Pakete ohne Rück- sicht auf die Distribution zu installieren. Updates passieren atomar mit der Möglichkeit zum Rollback . Die Sicher- heit erhöht sich durch eine Kette des Vertrauens, die von der Firmware über den Bootloader bis hin zum Kernel reicht. Dieser Ansatz bringt Distributio- nen aus allen Bereichen – Desktop, Ser- ver oder Cloud – näher zusammen. Das löst in der Linux-Szene jedoch nicht nur Freude aus: Wie bei Systemd befürchten die Gegner eine Vereinheitlichung, die andere Entwicklungen blockiert.

Kdbus

Ein weiterer aus den Reihen der Sys- temd-Entwickler stammender Baustein ist Kdbus , dessen Aufnahme in den Kernel dessen Entwickler vorerst abge- lehnt haben. Dabei geht es darum, einen Mechanismus zur Interprozesskommuni- 4 Systemd-Service-Files sind pflegeleichter als die SysVinit-Skripte.

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So skizziert er als Beispiel ein System, in Firmware und XDG-Apps dem Fedora, Mandriva und Arch Linux diesem Schema folgen und entspre- Red Hat beschäftigt wahre Heerscharen chende Images bereitstellen. Das setzt an Entwicklern, sodass andere rote Hüte aber voraus, dass die Entwickler zusätz- ebenfalls zukunftsträchtige Techniken lich die Desktop-Umgebungen und Ap- entwickeln: Das aktuelle Release 23 von plikationen anpassen. Poettering zeigt Fedora bringt die Möglichkeit mit, Firm- auf, wie all dies mittels Sub-Volumes in ware-Updates aus Gnome heraus zu er- verschiedenen Architekturen in einem ledigen, sowie als weitere Innovation einzigen Btrfs-Volume möglich wäre. Ob das Konzept der XDG-Apps . nun die verschiedenen Versionen von Die Firmware-Updates aus dem Sys- Apps wie Firefox mit Mandriva oder Arch tem heraus sollen die Zeiten vergessen Linux starten, spielt keine Rolle, da das machen, in denen ein USB-Stick mit System ihnen jeweils beim Start die Free-DOS oder Ähnlichem vonnöten ­passende Runtime zuordnet. war, um unter Linux das BIOS zu aktuali- Bis solche Visionen allerdings in den sieren. Mit der neuen Technik brauchen Mainstream der Distributionen einflie- Sie nicht einmal mehr ins BIOS/​UEFI zu ßen, vergehen vermutlich noch Jahre. wechseln, sondern aktualisieren das Allerdings existiert genau dieses Kon- BIOS oder andere Firmware direkt per zept bereits heute in der Nischen-Distri- Gnome-App  6. bution Bedrock, der sich ein eigener Das Projekt ist allerdings auf die Mitar- ­Artikel in dieser Ausgabe widmet. beit der Hardware-Hersteller angewiesen: Es setzt voraus, dass die Firmen die aktu- elle Firmware in eine Datenbank einstel- len, damit das System sie automatisch findet und den Anwender benachrichtigt. Hoffnung macht, dass Dell als größter Computerhersteller weltweit begonnen hat, seine Updates dort einzustellen .

XDG-Apps in Fedora

Das Konzept der XDG-Apps befindet sich derzeit noch in einem frühen Sta­ dium und liegt Fedora 23 lediglich als technische Vorschau bei 7. Das neue App-Format ist dem Cloud-Computing entlehnt. Es geht darum, Sicherheit und Handhabbarkeit von Desktop-Anwen- dungen zu erhöhen und die Abläufe in 5 Stateless-Images ermöglichen das Booten des Rechners aus einem immer gleichen der Entwicklung zu vereinfachen. Zustand des Systems heraus. Dazu laufen die Anwendungen jeweils in einer Sandbox, prinzipiell ähnlich vom Rest des Systems isoliert wie bei den derzeit allseits beliebten Container-For- maten. Das ermöglicht es, so der Plan der Entwickler, Applikationen in gepack- ter Form unabhängig von der jeweiligen Distribution zu verteilen. Als Grundlagen dienen das Container- Format LXC sowie Colin Walters’ Projekt OSTree . Letzteres scheint wiederum 6 Firmware-Updates direkt aus dem Software-Center von Gnome würden für Anwender Anleihen bei Bedrock und dem Nix-­ sehr viel mehr Komfort bedeuten. Paketmanager  gemacht zu haben,

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7 Das Gnome-Modul Software als XDG-App ließe sich theoretisch sehr einfach zwischen zwei Systemen verschieben.

wenn es darum geht, Pakete aus mehre- als erstes Unternehmen – im Gegensatz keten von Ubuntu Touch heraus entwi- ren gleichzeitig in einem Dateisystem le- zu Micro­softs Continuum  – echte ckelte. Allerdings ist das Unternehmen benden Distributionen zu verwalten 8. Konvergenz mit der gleichen Basis an vermutlich sehr optimistisch in Bezug Jedes Programm in einem mit XDG- Quellcode für mehrere Plattformen zu auf die anstehenden Probleme gewesen. Apps laufenden System greift auf eine liefern. Das bedeutet etwa, dass Sie ein Immerhin haben die Entwickler im Rah- klar definierte Laufzeitumgebung zu, Smartphone oder Tablet mit Ubuntu men dieser Umbauten mit Mir parallel wobei unterschiedliche Umgebungen in Touch in ein Dock mit Monitor, Keyboard noch einen eigenen Display-Manager einem Dateisystem existieren dürfen. und Maus stellen, wo es sich in einen re- auf die Beine gestellt, der zusammen mit Damit ergibt sich eine Schnittmenge mit alen Desktop verwandelt. Sie brauchen Unity 8 die Grundlage der neuen Platt- den oben erwähnten zustandslosen dann also keine Apps mehr zu verwen- form bildet. ­Systemen mit Usr-Dateisystem ohne ver- den, sondern nutzen die Anwendungen Angesichts des Umfangs der Verände- änderlichen Inhalt. des Ubuntu-Desktops 9. rungen ist das Vertrauen in den Erfolg Für das laut Plan im Juni erscheinende Hierzu erdachte Canonical das Paket- stark geschrumpft. Nun soll das dem- Fedora 24 planen die Entwickler einen format Snappy, das es aus den Klick-Pa- nächst lieferbare Ubuntu-Tablet BQ „Gnome IDE Builder“, der bereits in der Lage sein soll, XDG-Apps zu packen. Auch das Programm „Gnome Software“ soll dann den Umgang mit dem neuen Format beherrschen.

Canonical und Konvergenz

Aber nicht nur von Red-Hat-Entwicklern gehen Impulse aus auf die Art und Weise, wie Linux sich in den nächsten Jahren entwickelt. Canonical mischt ebenfalls kräftig mit am Linux der Zukunft. Wer ­jedoch einen Ubuntu-Anwender in den letzten zwei Jahren auf Innovation ange- sprochen hat, lief Gefahr, sich lächerlich zu machen: Ubuntu auf dem Desktop war so langweilig wie nie zuvor. Das liegt vermutlich vor allem daran, dass Canonical im Hintergrund keinen 8 Beim Treffen der Gnome-Entwickler kam als zentraler Punkt unter anderem das Stein auf dem anderen gelassen hat, um ­Projekt OSTree von Colin Walters auf die Agenda.

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Aquaris M10 das erste Gerät sein, das die Kritiker Lügen straft und Konvergenz in einem produktiven Zustand präsentiert.

Snappy Core

Das Snappy-Paketformat, das starke An- leihen bei Konzepten von CoreOS  und Red Hats Atomic Host  genom- men hat 0, kommt zudem in Ubuntu Snappy Core zum Einsatz, einem leicht- gewichtigen Betriebssystem auf der Ba- sis des Ubuntu-Kerns, das für Geräte wie Gateways, Router und Gerätschaften des Internets der Dinge gedacht ist. Dabei kommen atomare Upgrades mit Roll- back-Funktion zum Einsatz. Router mit Snappy Core könnten somit stets aktuel- le Firmware erhalten. Ende Februar hat das Unternehmen eine Partnerschaft mit dem taiwanesi- schen Hersteller MediaTek bekannt gege- 0 Red Hat Atomic bietet atomare Updates mit Rollback-Funktion. ben, der Ubuntu Core auf dem MT7623, einem Router für das Smart Home, ein- setzen möchte . Das SoC-Gerät verfügt soll das Beste aus beiden und der Aufbau der Distributionen der- über zahlreiche Möglichkeiten zum ­Welten vereinen, ohne den Overhead zeit im Fluss befinden. Das dürfte den drahtlosen Vernetzen und eignet sich so ­eines herkömmlichen . Einsatz des Betriebssystems in den als Schaltzentrale für die steigende Zahl Mark Shuttleworth nennt das neue nächsten Jahren und auf lange Sicht der Geräte in einem Haushalt, die einen Format Hypertainer, und es zeichnen drastisch verändern. Als Vorreiter der Zugang zum Internet oder zu einem sich sinnvolle Szenarien für dessen Ein- neuen Formate werden vermutlich die ­lokalen Netzwerk voraussetzen. satz auf dem Desktop ab. In die gleiche Linux-Unternehmen auftreten, die ver- Canonical ist zwar eine vergleichswei- Richtung zielt Intel mit seinem für die suchen, den Bedürfnissen ihrer Kunden se kleine Firma, hat aber beim Cloud- Cloud bestimmten Betriebssystem Clear zu entsprechen. Das Entwickeln, Testen Computing mit OpenStack einen Fuß in Linux. Mehr über dieses System lesen und Erproben übernehmen aber wohl der Tür. In diesem Zusammenhang ent- Sie in dieser Ausgabe ab Seite 26. eher Entwickler und Enthusiasten von stand auf Basis von Linux-Container (LXC) Fedora und anderen Distributionen, die das neue Format LXD . Der Hybrid zwi- Ausblick beständig neueste Trends in ihre aktuel- schen Container-Engine und len Versionen einbauen. Die hier vorgestellten Innovationen zei- Bereits jetzt lassen sich die Änderun- gen, dass sich der Umgang mit Linux gen in den Paketsystemen absehen: De- ren Archive dürften einerseits kompatib- ler zwischen den Systemen werden, an- dererseits durch Isolation gegenüber dem System dieses aber zudem sicherer 9 Setzen die Entwickler von machen. Der überkommene Dateibaum ­Canonical ihre Vision um, gehö- vereinfacht sich schrittweise; der Kernel ren Laptop und Desktop-PC bald bleibt die essenzielle Grundlage, entwi- zu einer aussterbenden Art: Ein ckelt sich aber behutsam weiter. (agr) n Tablet in Kombination mit einem Dock übernimmt dann die Auf- gabe beider. Weitere Infos und interessante Links

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Praxis Yabs

Faktura für kleine Unternehmen und Freiberufler Kassenwart © KhengGuanToh, 123RF © KhengGuanToh,

Selbst Ein-Mann-Betriebe Herkömmliche Unternehmenssoftware chende Laufzeitumgebung. Dabei ko­ wendet sich in der Regel primär an grö­ operiert die Software sowohl mit der kommen heute kaum mehr ßere Organisationen und umfasst daher proprietären Java-Umgebung von viele Module, die kleine Betriebe nicht ­Oracle als auch mit der freien OpenJDK- ohne Fakturierung aus. Hier benötigen. Häufig wächst mit der Kom­ Variante. Letztere lässt sich in aller Regel plexität der Software auch der Verwal­ komfortabel per Paketmanager aus den springt die für kleine Unter- tungsaufwand, und so schrecken insbe­ Repositories der verwendeten Distribu­ sondere kleine Unternehmen vor dem tion einrichten. Falls Sie sich nicht sicher nehmen konzipierte, einfach Einsatz solcher Lösungen zurück. sind, ob bereits eine Java-Umgebung Das Programm Yabs („Yet another auf Ihrem Computersystem läuft, prüfen zu bedienende Betriebsver- Business Software“) bietet dagegen Sie den Status durch Eingabe des Be­ waltungssoftware Yabs in die ­speziell für die in jedem Unternehmen fehls java ‑version im Terminal. anfallenden Arbeiten der Rechnungs­ Bresche. Erik Bärwaldt legung und der Kunden- sowie Artikel­ Installation verwaltung eine schlanke und ballast­ freie Lösung, ohne dabei den Bedien­ Das ZIP-Archiv von Yabs entpacken Sie komfort zu vernachlässigen. Yabs erhal­ anschließend mithilfe eines Tools wie ten Sie als etwa 37 MByte umfassendes beispielsweise Ark oder Peazip in ein ge­ README ZIP-Archiv bei Github , wo sich auch sondertes Verzeichnis. Die Daten kön­ ein deutschsprachiges Handbuch, eine nen Sie danach in ein Programmver­ Das Rechnungswesen und die Buchhaltung deutsche Sprachdatei sowie ein ZIP-Ar­ zeichnis Ihrer Wahl verschieben, etwa gehören auch in kleinen Unternehmen zu chiv mit Vorlagen finden. Die Sprachda­ das unter Linux für Programme von den eher ungeliebten Aufgaben. Doch mit tei müssen Sie gesondert installieren, ab ­Drittanbietern übliche /opt/. Linux und dem freien Programm Yabs be- Werk spricht die Software nur Englisch. Nach dem Wechsel in das Programm­ halten Sie ohne großen Aufwand stets den Da es sich bei Yabs um eine Java-An­ verzeichnis starten Sie Yabs durch Ein­ wendung handelt, benötigen Sie zum gabe des Befehls java ‑jar yabs.jar. Überblick über Ihre Firmenfinanzen. Einsatz des Programms eine entspre­ Da die Software keinen Eintrag in der

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Menühierarchie des Desktops anlegt, Um die Erstkonfiguration mit Ihren Da­ müssen Sie, falls Sie die Software zu­ ten vorzunehmen, wählen Sie zunächst künftig bequem per Mausklick aus ei­ das Menü Werkzeuge | Einstellungen aus. nem Menü starten möchten, einen ent­ Im Übersichtsbereich stellt Yabs nun im Yabs 1.2 sprechenden Starter anlegen. Reiter Einstellungen alle Optionen als far­ LU/yabs/ Beim ersten Programmstart öffnet bige Symbole dar 2. Yabs einen Assistenten, den Sie ohne Im Menü Firmeninformation tragen Sie Veränderungen durchlaufen können, zunächst Ihre Unternehmensdaten ein. wenn Sie die Software auf einem Einzel­ Danach klicken Sie unten rechts auf Spei- platzsystem nutzen. Yabs benötigt zum chern und gelangen anschließend durch Betrieb im Gegensatz zu vielen größeren einen Klick auf den grünen Pfeil-Button Unternehmensprogrammen kein geson­ wieder zurück in die Hauptansicht des dert zu installierendes Datenbank-­ Einstellungsmenüs. Eine weitergehende Backend, sondern arbeitet mit Apache Konfigurationen ist zunächst nicht zwin­ Derby, einer ebenfalls auf Java basieren­ gend erforderlich, sodass Sie direkt mit den, leichtgewichtigen Datenbank. Bei dem Anlegen Ihrer Datenbestände be­ Bedarf dürfen Sie aber auch andere Da­ ginnen können. tenbanken nutzen. Die Datenbankstruk­ tur legt der Installer automatisch an. Stammdaten Nachdem Sie den Assistenten durch­ laufen haben, öffnet sich das sehr ein­ Im nächsten Schritt erfassen Sie alle gängig aufgebaute Programmfenster. Stammdaten, die Sie für eine möglichst Unter einer am oberen Bildschirmrand weitgehende automatisierte Rechnungs­ horizontal angeordneten herkömmlichen legung benötigen. Um die Datensätze Menüzeile finden Sie eine Werkzeugleis­ der Kunden anzulegen, klicken Sie links te, die den Schnellzugriff auf die wich­ im Programmfenster in der Gruppe Kon- tigsten Funktionen ermöglicht. Im zwei­ takte auf den Button Kunden und an­ geteilten Hauptbereich des Fensters gibt schließend rechts in der Kontaktliste Daten erfassen Sie in den Reitern Konto- es links große Schaltflächen, die Yabs oben mittig hinter Hinzufügen: auf die daten und Info, wobei sich in Letzterem kontextsensitiv den Gruppen Contacts, Schaltfläche Kunden. Im sich daraufhin ein Freitext eingeben lässt, den Sie wahl­ Accounting, Products und Extras zuordnet. öffnenden, grau hinterlegten Erfassungs­ weise später mit ausdrucken oder nur Um zunächst die komplette Bediener­ dialog im Reiter Adressen geben Sie die intern­ verwenden. führung in die deutsche Sprache umzu­ grundlegenden Daten des Kunden ein. Im Segment Kontodaten fiel uns dabei stellen, wählen Sie im Menü Tools den Anschließend klicken Sie auf den Rei­ eine Ungereimtheit auf: Nach wie vor Eintrag Control Panel und klicken danach ter Kontakt und geben nun Daten wie fragt die Anwendung hier in allen Einga­ auf den Button Regional and Language. Telefon- und Faxnummern ein. Weitere bedialogen der Kontakte-Gruppen nach Im sich nun öffnenden Dialog geben Sie den Pfad zur heruntergeladenen deut­ schen Sprachdatei an. Es empfiehlt sich, die Sprachdatei ebenfalls im Programm­ verzeichnis abzulegen. Danach klicken Sie unten rechts im Dialog auf den But­ ton Apply und starten das Programm nach einer Sicherheitsabfrage neu.

Grundkonfiguration

Beim nächsten Start erscheint Yabs mit deutschsprachiger Menüführung, sodass nun die Schalter Kontakte, Vorgänge, Pro- dukte und Extras die Hauptgruppen bil­ den. Beim Klick auf eine der Schaltflächen öffnet sich rechts im Fenster ein großer Eingabe- und Übersichtsbereich 1. 1 Das Programmfenster von Yabs ist übersichtlich aufgebaut.

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der Kontonummer und Bankleitzahl, statt kündigte Weber eine Anpassung der nach deren inzwischen allein gültigen Feldnamen an die neuen Richtlinien an. Nachfolgern IBAN und BIC. Der Pro­gramm­ Im Reiter Einstellungen legen Sie bei entwickler Andreas Weber teilte uns auf Bedarf zusätzlich eigene Schlüssel an, wie Anfrage mit, dass Sie hier im Feld Bank- etwa Zahlungsbedingungen, die jedoch leitzahl die BIC-Nummer eintragen kön­ ausschließlich für den aktuellen Kunden nen und im Feld Kontonummer die IBAN. gelten. Nach dem Fertigstellen der Einträ­ Für zukünftige Versionen des Programms ge speichern Sie den Datensatz ab, in­ dem Sie oben links im Programmfenster in der horizontalen Buttonleiste auf das Diskettensymbol klicken. Gibt es mehrere Adressen zu einem Kunden, wie es etwa bei Filialbetrieben vorkommt, oder zählen verschiedene Abteilungen eines einzelnen Betriebs zu Ihren Kunden, so fügen Sie die entspre­ chenden Ansprechpartner oder Zusatz­ adressen unter der primären Anschrift hinzu, indem Sie auf den Schalter Adres- se hinzufügen klicken und den daraufhin erscheinenden Dialog ausfüllen. Die neue Adresse hinterlegt Yabs anschlie­ ßend ganz rechts im Programmfenster neben dem Anschriftenbereich in einem eigenen vertikal angeordneten Reiter. Auf ähnliche Weise erfassen Sie Ihr 2 Die Einstellungsdialoge erreichen Sie über farbige Symbole. Sortiment: Dazu klicken Sie links unten

3 In der Produktmaske lassen sich auch umfangreiche Beschreibungen eingeben.

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auf die Schaltfläche Produkte und da­ tion einzurichten, öffnen Sie im Fenster tabelle, in der Sie Ausgaben nach Kon­ nach auf den Button Neuer Artikel. Im des fraglichen Produkts den Reiter Inven- ten geordnet erfassen und verwalten. rechten Bereich des Programmfensters tar und geben im Bereich Lagerverwal- Um einen Vorgang anzulegen, rufen öffnet sich nun ein Eingabedialog, in tung den aktuellen Bestand sowie die Sie einfach im Kundenmenü über die dem Sie die gewünschten Produkte er­ Warnschwelle an, ab welcher die Soft­ Schaltflächen Neues Angebot, Neuer Auf- fassen. Dabei können Sie rechts im Ein­ ware Sie über einen zu geringen Lager­ trag oder Neue Rechnung die entspre­ gabedialog auch einen längeren Freitext bestand des Artikels informiert. chenden Erfassungsdialoge auf. Yabs öff­ eingeben und unten links ein Bild des Zusätzlich lässt sich in diesem Status­ net daraufhin in einem gesonderten Rei­ Produkts hinzufügen. Zusätzlich gestat­ fenster auch ein Lieferant für den Artikel ter eine neue Erfassungsseite, in der Sie tet die Software über die entsprechen­ definieren, den Sie aus den Daten in der die entsprechenden Daten eingeben. den Eingabefelder und Reiter auch eine Gruppe Kontakte per Auswahlfeld über­ Dabei funktioniert sowohl eine Freitext­ automatisierte Kalkulation 3. nehmen können. Dabei beherrscht Yabs eingabe als auch das Übernehmen rele­ Yabs ermöglicht zudem die Eingabe auch den Umgang mit mehreren Liefe­ vanter Daten aus dem Artikelstamm von Dienstleistungen als Produkt. Dazu ranten für einen Artikel. durch Eingeben einer Artikelnummer verwenden Sie links im Programmfens­ und einem anschließenden Klick auf den ter den Schalter Neue Dienstleistung, der Schriftliches Schalter Suchen. einen ähnlich aufgebauten Erfassungs­ Über den Reiter Zusatzinfo integrieren dialog öffnet, in dem Sie alle nötigen Die anfallenden Geschäftsvorgänge sie gegebenenfalls in der Erfassungsmas­ ­Angaben eintragen. Anschließend spei­ bündelt Yabs in der Gruppe Vorgänge. ke zusätzliche Informationen wie Freitext chern Sie die Daten durch einen Maus­ Hier finden Sie vom Angebot bis zur oder Bilder. Haben Sie das Formular fer­ klick auf das Diskettensymbol. Rechnung alle relevanten Formulare, die tig ausgefüllt, speichern Sie es mit einem Im Rahmen der herkömmlichen Pro­ im Geschäftsverkehr anfallen. Dabei bie­ Klick auf das Diskettensymbol 4. duktverwaltung erleichtert das Pro­ tet zusätzlich eine Journalfunktion einen gramm außerdem die Lagerhaltung. So schnellen Überblick über den Geschäfts­ Sicher Druck machen kann Yabs Sie warnen, wenn der Lager­ verlauf während eines wahlfrei definier­ bestand eines Artikels eine bestimmte ten Zeitraums. Außerdem gibt es in der Um die einzelnen gespeicherten Vorgän­ Menge unterschreitet. Um diese Funk­ Gruppe Vorgänge auch eine Ausgabe­ ge auszudrucken, müssen Sie diese mit

4 Artikel übernehmen Sie beim Anlegen von Vorgängen bequem aus dem Artikelstamm.

04.2016 www.linux-user.de 45 Praxis Yabs

entsprechenden Formularen verbinden Drucker Yabs ansprechen soll. Klicken Sie Sobald das Dokument Ihren Vorstel­ und zudem in einem Einstellungsdialog rechts neben dem Namensfeld für den lungen entspricht, lösen Sie den Druck­ den Drucker definieren, über den Sie die Drucker auf den Button suchen, so er­ vorgang aus, indem Sie entweder auf Dokumente ausdrucken möchten. scheint eine Liste alle am Computer an­ das Drucker-Symbol rechts oben in der Der Programmentwickler stellt zu Yabs geschlossenen oder im Netz ansprechba­ Werkzeugleiste des Programmfensters Vorlagen für verschiedene Dokumenten­ ren Drucker. Sie müssen nur noch den ge­ klicken oder auf jenes im Vorschaufens­ arten im ODT- und im PDF-Format bereit. wünschten Drucker per Mausklick wäh­ ter. Die Software öffnet anschließend ei­ Diese laden Sie von der Projektseite he­ len und den Dialog mit OK beenden. Da­ nen Druckerdialog, in dem Sie beispiels­ runter und passen Sie dann gegebenen­ nach speichern Sie die geänderte Vorlage weise bei mehrseitigen Dokumenten falls mithilfe von Libre- oder OpenOffice durch einen Klick auf Speichern unten noch die zu druckenden Seiten wählen Ihren Vorstellungen an. In der Dokumen­ rechts im Einstellungsfenster. können, falls Sie nicht das komplette tation  zu Yabs finden Sie Hinweise zu Um das jeweilige Formular vor dem ­Dokument ausdrucken wollen. den vorhandenen Variablen, die Sie in Ausdruck zu überprüfen, lassen Sie es den Templates einsetzen können 5. sich durch einen Klick auf den Reiter Vor- Alarm! Nach dem Anpassen einer Vorlage ver­ schau oben rechts anzeigen. Dazu muss knüpfen Sie diese mit dem entsprechen­ jedoch in der jeweiligen Listenansicht Bekanntlich bezahlt nicht jeder Kunde den Formular. Dazu rufen Sie im Menü die erste Zeile markiert sein. Zusätzlich seine Rechnungen fristgerecht, sodass Werkzeuge | Einstellungen den Eintrag können Sie das neue Dokument ent­ Warenwirtschafts- und Rechnungsle­ Vorlagen verwalten auf und klicken zum weder als ODT-Datei oder als PDF-Doku­ gungsprogramme auch stets eine Offe­ Einbinden der fraglichen Vorlage unten ment exportieren, indem Sie im Haupt­ ne-Posten-Verwaltung zum automati­ mittig auf den Schalter Datei importieren. fenster rechts oben auf einen der ent­ sierten Überwachen der Zahlungsein­ Nach Auswahl der gewünschten Vorlage sprechenden Schalter klicken. Yabs öff­ gänge bieten sollten. Yabs integriert im neu geöffneten Dateimanager legen net daraufhin einen Exportdialog, in dazu eine Fristenüberwachung, die sich Sie rechts im Einstellungsfenster im Be­ dem Sie den Speicherpfad angeben. Da­ in der aktuellen Programmversion auto­ reich Typ fest, mit welchem Formular nach legt Yabs das Dokument am ange­ matisch beim Programmstart öffnet. Yabs das Template verknüpfen soll. Im gebenen Ort ab und speichert es zusätz­ Hier sehen Sie im Reiter Homescreen Feld Druckername legen Sie fest, welchen lich auch in seiner internen Datenbank. einen wahlfrei anzugebenden Zeitraum

5 Vorlagen verwalten Sie in LibreOffice oder OpenOffice.

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ein, lassen sich die offenen Posten sowie liche Geschäftsvorfälle abbilden möch­ offene Aufträge und Angebote anzeigen ten und daher keine aufwendigen Buch­ und lassen sich im unteren Bereich wie­ haltungsmodule benötigen. Yabs derkehrende Rechnungen für einen be­ kommt ohne umständliche Installations- stimmten Zeitraum generieren. Yabs und Konfigurationsarbeiten aus und be­ bringt dazu eine kleine Kalenderverwal­ nötigt auch keine externen Datenban­ tung mit, in die Sie sowohl einmalige als ken. Die Bedienoberfläche erscheint zu­ auch wiederkehrende Ereignisse eintra­ nächst etwas gewöhnungsbedürftig, gen. Neueinträge nehmen Sie dabei doch sobald Sie die Logik des Pro­ nach einem Klick unten rechts unter der gramms erkannt haben, kommen Sie mit Ereignisliste auf den Schalter neues Ereig- Yabs zu schnellen Ergebnissen. Die Soft­ nis in einem eigenen Dialog vor. ware arbeitet dabei trotz des Java-Unter­ Den Kalender sowie die erfassten Er­ baus flink und stabil. eignisse listet Yabs rechts im Hauptfens­ Etwas überarbeitungsbedürftig er­ ter auf. So haben Sie stets einen Über­ scheint die Dokumentation: Sie liegt blick über bereits erledigte sowie noch zwar in deutscher Sprache vor, behan­ anstehende Aktivitäten. delt jedoch einige Aspekte der Software wie beispielsweise die Formularanpas­ Fazit sung mithilfe der Vorlagen noch nicht ausreichend. Daher empfiehlt es sich, Weitere Infos und Im Kurztest gefiel Yabs vor allem durch mit Yabs zunächst etwas zu üben und interessante Links seine Praxistauglichkeit für kleine Betrie­ die Formulare anzupassen, bevor Sie www.linux​­ ‑user.de/​­ qr/​­ 36611​­ be und Freiberufler, die lediglich täg­ produktiv damit arbeiten. (jlu) n

04.2016 www.linux-user.de 47 Im Test VivaDesigner

Profi-DTP mit VivaDesigner für Linux Aufholjagd © Scott Betts, 123RF © Scott

VivaDesigner positioniert sich Das DTP-Programm VivaDesigner be­ weiter, demnächst erscheint VivaDesig­ sitzt eine recht lange Geschichte: Bereits ner in der neunten Auflage. Die Entwick­ als Alternative zu QuarkX- 1990 begann die Arbeit an der Software, ler haben einiges an Neuerungen einge­ die damals noch VivaPress hieß. Das Pro­ führt, sodass wir bei dieser Gelegenheit Press und Adobe InDesign. gramm war als Gegengewicht zu Quark­ einmal wieder einen Blick auf die Soft­ XPress konzipiert, zunächst ausschließ­ ware werfen. Unter Linux ist es bislang die lich unter Mac OS X. Da es keinen gro­ ßen Marktanteil gewann, stellte das Un­ Aktivierung einzige DTP-Software mit ternehmen die Entwicklung bald ein. Ab 2004 tauchte die Software unter Auf der Website des Programms unter ­einem ähnlichen Anspruch. dem aktuellen Namen VivaDesigner wie­ http://​­www.​­vivadesigner.​­de finden Sie Andreas Reitmaier der auf – diesmal nicht nur für Mac OS X, verschiedene Pakete zur Installation, zum sondern auch für Windows und Linux. einen die Archive für Windows und Mac Trotz des eher geringen Marktanteils OS X, aber auch Varianten für Debian geht die Arbeit an der Software stetig oder Red Hat beziehungsweise ein gene­ README Unter Linux erledigen Sie DTP-Aufgaben Versionen meist mit der freien Software Scribus. Deren kommerzielles Gegenstück VivaDesigner Das DTP-Programm VivaDesigner gibt es so- für die Software ab 399 Euro. Zu Redakti- wohl als Free-Edition mit eingeschränktem onsschluss Mitte Februar war noch Version 8 bietet mehr Features sowie umfangreichere Funktionsumfang, als auch als kommerzielle aktuell, die hier getestete Version 9 stand al- Möglichkeiten zum Gestalten des Texts und Version. Zum rein privaten Einsatz erhalten lerdings bereits als Beta im öffent­lichen Test. wartet im jüngsten Release VivaDesigner 9 Sie Lizenzen ab 108 Euro; falls Sie einen Bei Erscheinen dieses Artikels Mitte März mit vielen nützlichen Neuerungen auf. kommerziellen Einsatz planen, zahlen Sie liegt vermutlich die finale Version vor.

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risches Archiv. Entpacken Sie die herun­ Designer also durchaus zum Einsatz tergeladene Zip-Datei, finden Sie darin auch auf etwas betagteren Rechnern. eine ausführliche Anleitung zur Installa­ Nicht ganz so genügsam fallen dage­ tion für alle Varianten. Sie können die gen die Anforderungen an das Betriebs­ Software unter Linux wie gewohnt mit­ system aus. Für das bei Erscheinen die­ hilfe der Paketverwaltung installieren. ses Hefts vermutlich bereits veröffent­ Installieren Sie die Demo- oder die lichte aktuellste Release VivaDesigner 9 Free-Version von VivaDesigner, dann unterstützt der Hersteller offiziell (Stand: brauchen Sie nach der Installation nichts 3. März 2016) die 64-Bit-Plattformen weiter zu unternehmen. Haben Sie eine ­Debian 7 "Wheezy", Debian 8 "Jessie", kommerzielle Lizenz erworben oder Ubuntu 13.10 "Saucy", Ubuntu14.04 LTS müssen Sie eine Software nachin­stallie­ ­ "Trusty" sowie Linux Mint 17 "Qiana" mit ren, dann benötigen Sie eine Lizenzdatei Cinnamon-Desktop. 32-Bit-Versionen mit der Endung .vlk. Über den Befehl des DTP-Programms gibt es ab Release 9 Hilfe | Lizenzschlüssel aktualisieren aktivie­ nur noch für Debian "Wheezy", Ubuntu ren Sie eine kommerzielle Lizenz. "Trusty" und Linux Mint 17.

Systemanforderungen Kurzer Rundgang

Die Anforderungen bezüglich der Hard­ VivaDesigner präsentiert sich mit einer ware fallen eher gering aus: Der Prozes­ sachlichen Oberfläche 1. Am oberen sor sollte ein Intel Pentium 4, AMD Ath­ Rand befinden sich Werkzeuge zum Zoo­ lon 64 oder neuer sein. Das angegebene men und zum Einstellen von Größen, Minimum von 500 MByte freiem Fest­ Winkeln und Abständen. Am linken Rand plattenspeicher und die Auflösung von finden Sie ein paar wenige, häufig ge­ 1024 mal 768 Punkten scheinen allein nutzte Werkzeuge. für ernsthaftes Arbeiten schon etwas zu Außerdem öffnet sich eine frei beweg­ gering dimensioniert. Dazu kommt noch liche Palette, die Sie mit den gebräuch­ 1 GByte freier Arbeitsspeicher – es emp­ lichsten Werkzeugen füllen. Diese Palette fiehlt sich, mindestens 1,5 GByte bereit­ konfigurieren Sie über das Menü Fenster. zustellen. Insgesamt eignet sich Viva­ Dieses System ähnelt ein wenig jenem,

1 VivaDesigner glänzt mit einer aufgeräumten Oberfläche, das Bedien- konzept gleicht dem an- derer DTP-Programme.

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das man von Adobe InDesign respektive und überträgt diese auf andere Elemen­ Photoshop kennt – die Vorgehensweise te, indem Sie diese einfach auswählen. hat sich bewährt und ermöglicht Desig­ Sobald Sie den Text bearbeiten, finden nern, eine Palette zusammenzustellen, Sie nahezu alle Optionen und Einstellun­ die die notwendigen Werkzeuge und gen in der schwebenden Palette. Liegt Hilfsmittel direkt bereitstellt. der Schwerpunkt auf Text, trennen Sie Die einzelnen Bereiche der Palette diesen Teil der Palette einfach ab und ­legen Sie bei Bedarf separat auf dem ziehen ihn auf volle Größe auf. Damit 2 Die interaktive Hilfe erleichtert den ­Arbeitsplatz ab. Diese Variante mag auf ­haben Sie einen extrem schnellen Einsatz der Software und sorgt für ein den ersten Blick etwas ungewöhnlich er­ ­Zugriff auf sämtliche Parameter. schnelles Kennenlernen der wichtigsten scheinen. Als sehr praktisch erweist sich Befehle und Tastenkombinationen. die kontextsensitive Hilfe 2. Ruht der Neues Mauszeiger über einem Element, so zeigt das Programm in einem kleinen Beim Update auf Version 9 hat der Her­ Kasten ­Informationen über das entspre­ steller an vielen Stellen des DTP-Pro­ chende Element an sowie gebräuchliche gramms kräftig geschraubt – an der Befehle zu dessen Verwendung. Die Hil­ Oberfläche, an der dahinter liegenden fen sind meist nur zu Beginn notwendig, Technik sowie an den Funktionen (siehe denn wer nicht zum ersten Mal eine Bild­ auch Kasten VivaDesigner 9). bearbeitungs- oder Layout-Software in Zu den augenfälligsten Neuerungen der Hand hat, kommt mit VivaDesigner zählen die überarbeiteten Paletten: Sie ziemlich rasch zurecht. sehen nun auf allen Plattformen gleich aus und weisen weitgehend die glei­ Elemente chen Funktionen auf. Erst in VivaDesig­ ner 9 besteht die beschriebene Möglich­ Neue Elemente erzeugen Sie über die keit, sie zu einem persönlichen Arbeits­ Werkzeuge am linken Rand. Gibt es Aus­ platz zusammenzustellen. wahlmöglichkeiten, befindet sich neben Das Programm arbeitet nun unter der dem Symbol ein kleines Dreieck. Die Op­ Haube mit 64 Bit, womit der Wegfall der tionen blenden Sie ein, indem Sie mit Beschränkung von Layout-Dateien auf der Maus klicken und halten. So erzeu­ 2 GByte einhergeht. Dies ist vor allem gen Sie rasch Grafik-, Bild- und Textrah­ wichtig, wenn viele Bilder zum Einsatz men als Rechteck, Oval oder Polygon. kommen, wie etwa bei Seiten von Maga­ Auch Tabellen erzeugen Sie von dort zinen oder Fotobüchern. aus sehr einfach, indem Sie zunächst den Die Software passt sich dem Hard­ Bereich für die Tabelle aufziehen. An­ ware -Trend zu hochauflösenden Bild­ schließend öffnet sich ein Dialog für die schirmen an und unterstützt 4K/​5K-Bild­ notwendigen Einstellungen. Die dort schirme. Dabei passt VivaDesigner die ­untergebrachte Pipette nimmt nicht nur Anzeige der Bedienelemente gut an die Farben auf, sondern darüber hinaus auch entsprechende Auflösung an. weitere Eigenschaften von Objekten, Im- und Export

VivaDesigner 9 Der PDF-Export gilt bei DTP-Programmen naturgemäß als essenzieller Bestandteil, Neben etlichen großen Änderungen bringt einer Skripting-Sprache automatisieren Sie und auch hier hat VivaDesigner nachge­ ­Viva­Designer 9 auch eine Vielzahl kleiner bei Bedarf zahlreiche Abläufe. Dank Regis­ legt: Der Export unterstützt diverse neue Modifikationen mit. So erleichtern neue terlinien, intelligenten Hilfslinien und Hilfs- Formate, unter anderem PDF 2.0, die ­Variablen das Erstellen von Seriendokumen­ objekten positionieren Sie Ihre Grafiken und druckspezifischen Formate PDF/X4​ und ten. Verbesserte Hilfslinien sowie neue Pi- Texte präziser als bisher. Mit der Unterstüt- PDF/X5​ sowie einige andere 3. Damit petten- und Ebenenfunktionen erlauben ein zung für verschiedene Barcodes sowie QR- scheint die Applikation in diesem Bereich präziseres und effizienteres Arbeiten. Die Codes machen die Entwickler die Applika- für die Zukunft gut gerüstet. neue Darstellung von Graustufen erleichtert tion fit für das Gestalten von entsprechen­ Den Import von Photoshop-Dateien die Vorschau auf den einfarbigen Druck. Mit den Etiketten oder Umverpackungen. haben die Entwickler ebenfalls verbes­

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sert. Die Applikation beherrscht jetzt so­ wohl den Import von Standard-PSDs als auch jenen von Dateien im PSB-Format, das für besonders große Dateien vorge­ sehen ist. Beim Import lassen sich nun einzelne Ebenen gezielt auswählen. Selbst EPS-Dateien verarbeitet die Soft­ ware jetzt besser. Die Vorschau der ein­ gebetteten Dateien gelingt in der Regel, und Sie dürfen EPS-Bilder nun im PDF- Workflow verwenden.

Bearbeitungsfunktionen

Beim Skalieren bietet VivaDesigner nun neue Möglichkeiten. Dazu zählt etwa das Skalieren von gruppierten oder aus­ gewählten Objekten per Maus, ohne auf einen entsprechenden Dialog angewie­ sen zu sein 4. Dabei gibt es eine Opti­ on, die nicht nur die gewählten Rahmen anpasst, sondern gleichzeitig die dazu­ 3 Der umfangreiche Export-Dialog weist jetzt zusätzlich zu diversen nützlichen Einstel- gehörigen Inhalte inklusive Texte. lungen eine ganze Reihe neuer PDF-Formate auf, die viele Anwendungsfälle abdecken. Daneben verbessern die Entwickler auch die Pfad-Funktionen: Nun erzeu­ gen Sie bereits beim Zeichnen auch der PDF-Formate hat die DTP-Anwen­ Andere Ergänzungen erscheinen zwar komplexe Formen, was früher nur beim dung deutlich zugelegt und erleichtert durchaus nützlich, kommen in der Praxis Nachbearbeiten möglich war. dadurch den Datenaustausch insbeson­ aber wohl eher selten zum Einsatz. dere mit Druckereien. Generell erweiter­ Besonders erfreulich ist, dass der Her­ Fazit ten die Entwickler die Import- und Ex­ steller nach wie vor Linux als gleichbe­ port-Funktionen großzügig. rechtigtes Betriebssystem betrachtet: VivaDesigner entwickelt sich mit der Bei den Funktionen zum Bearbeiten Betas und neue Versionen erscheinen im jetzt erscheinenden Version 9 deutlich hat sich ebenfalls einiges getan. Zu den selben Zyklus wie jene für Windows und weiter. Updates erscheinen in letzter Zeit wohl nützlichsten Neuerungen gehören Mac OS X. Beides ist bei kommerziellen wieder regelmäßiger und fallen oft recht die aufgewerteten Skalierungsroutinen Anbietern ansonsten nach wie vor nicht umfangreich aus. Besonders im Bereich und die erweiterten Optionen für Pfade. selbstverständlich. (agr) n

4 Wenn Sie eine Gruppe von Objekten skalieren, verändert sich im klassischen Workflow nur der entsprechende Bild- oder Text-Rahmen – die Inhalte bleiben davon unberührt (Bild Mitte). Mit der neuen Skalieren-Option ändern sich Rahmeninhalte gleich mit (Bild rechts).

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Solo Nanum SE22: Passiver Mini-ITX-PC Kühler Kopf

Klein, leicht, kompakt: Das erwarten viele Anwender nicht nur von Laptops, sondern auch von Desktops. Der Solo Nanum SE22 erfüllt all diese

­Anforderungen nicht nur, sondern geht noch darüber hinaus. Christoph Langner

Früher benötigten Power-User zwin- tungen und moderne Schnittstellen wie gend monströse PCs in Big-Tower-Ge- USB 3.0 oder eSATA und haben die riesi- häusen, Platz für unzählige Festplatten gen Tower-PCs weitgehend verdrängt. und optische Laufwerke. Mit ihren riesi- Wer nun aber nicht alltäglich mit ei- gen Lüftern zum Ausleiten der von CPU nem Laptop arbeiten möchte, sondern und GPU produzierten Wärme hörten einen fest installierten PC bevorzugt, sich solche Rechner beim Anschalten oft dem stehen diverse moderne Systeme an wie eine 747 beim Start. Wer den zur Verfügung, die dank stromsparender Lärm nicht ertragen mochte, schlachtete (und damit wenig Abwärme produzie- das alte Aquarium im Keller aus und er- render) CPUs ganz ohne Lüfter auskom- README setzte die Miefquirle durch spezielle men. Mit einem SSD-Festspeicher ausge- Kühlkörper für eine Wasserkühlung. rüstet, geben diese Geräte dann buch- Linux-PCs von den großen PC-Herstellern Diese Rechnerklasse findet heute nur stäblich keinen Mucks mehr von sich. zu finden, ist nach wie vor mühsam. Dafür noch bei Computerspiele-Anhängern springen kleinere Unternehmen wie Solo Freunde, die sich möglichst leistungsfähi- Solo Nanum SE22 mit dem Nanum SE22 in die Bresche: Mit ge Grafikkarten sowie die schnellsten dem passiv gekühlten PC adressiert Solo CPUs wünschen und dabei einen gewis- In diese Kategorie gehört auch der von sen Lärmpegel im Zimmer in Kauf neh- Solo Entertainment vertriebene Nanum ­ruhebedürftige Linux-Anwender, die den- men. Inzwischen bieten selbst kompakte SE22 . Wir testen das in der Grundkon- noch nicht auf Leistung verzichten möchten. Subnotebooks ansprechende Rechenleis- figuration 739,99 Euro teure Gerät mit

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einem bis zu 2,8 GHz schnellen Intel Internet Mersenne Prime Search ) be- Core i5-6400T  und einer 128 GByte weist, dass das System gut mit hohen großen SSD. Inxi liefert sämtliche Details Rechenlasten zurechtkommt. Nach über zur Hardware (Listing 1). 2 Stunden Suche nach Mersenne-Prim- Der Nanum SE22 basiert auf einem zahlen auf vier Kernen erreicht die CPU ­Mini-ITX-Board H170N-WIFI-CF von Giga- eine stabile Temperatur von knapp unter byte. Das Board bietet vier USB-3.0-Ports 60 Grad Celsius 3. Innerhalb von einer sowie einmal USB 3.1 Type-C sowie eine Stunde sinkt die Prozessortemperatur PS2-Schnittstelle zum Anschluss externer dann wieder auf Raumtemperatur ab. Peripherie. Über zwei HDMI- und eine DVI-Buchse finden bis zu drei Monitore Betriebssystem Anschluss an den Rechner. Zwei Gigabit- Ethernet-Ports erlauben dem Gerät, Rou- Solo liefert den Nanum-Rechner mit vor- ter-Aufgaben zu übernehmen 1. installiertem Linux aus. Der Käufer darf Das WLAN-Modul Intel Wireless 8260 dabei zwischen Linux Mint, Ubuntu oder Weitere Infos und funkt nach IEEE 802.11abgn+ac mit Debian wählen. Alternativ gibt es diver- interessante Links ­theoretisch bis zu 867 Mbit/​s. Das Ge- se Windows-Installationen gegen Auf- www.linux​­ ‑user.de/​­ qr/36648​­ häuse mitsamt Heatpipe stammt vom preis. Auf unserem Testsystem wurde deutschen Hersteller Nanum . Unge- achtet der Ähnlichkeiten zu vergleich­ baren Gehäusen gibt Nanum an, das Listing 1 ­Gehäuse in eigener Regie zu ent­wickeln $ inxi ‑F und herzustellen. System: Host: solo‑nanum Kernel: 3.19.0‑32‑generic x86_64 (64 bit) Desktop: N/A Distro: Linux Mint 17.3 Rosa Kalt genug Machine: System: Gigabyte product: N/A Mobo: Gigabyte model: H170N‑WIFI‑CF v: x.x Um die CPU ohne einen Lüfter zu küh- Bios: American Megatrends v: F2 date: 09/04/2015 len, nutzt Nanum zwei Heatpipes, die CPU: Quad core Intel Core i5‑6400T (‑MCP‑) cache: 6144 KB die Abwärme des Prozessors zu den aus clock speeds: max: 2201 MHz 1: 1500 MHz 2: 1200 MHz 3: 1500 massivem Aluminium gefertigten Kühl- MHz 4: 1400 MHz rippen an den Seiten des Gehäuses wei- Graphics: Card: Intel Device 1912 terleiten. Dadurch fällt das Gewicht des Display Server: X.Org 1.18.1 drivers: intel (unloaded: Gehäuses trotz der recht geringen Ab- fbdev,vesa) messungen von 215 x 240 x 80 mm mit Resolution: 3200x1080 2,2 kg recht hoch aus. GLX Renderer: N/A GLX Version: N/A Zugang zum Inneren des Rechners er- Audio: Card Intel Device a170 driver: snd_hda_intel halten Sie, indem Sie einfach den Deckel Sound: Advanced Linux Sound Architecture v: anheben: Lediglich Magnete halten die k3.19.0‑32‑generic Deckelplatte in Position, Schrauben Network: Card‑1: Intel Device 15b8 driver: e1000e müssen Sie keine lösen. In dem beeng- IF: eth1 state: up speed: 1000 Mbps duplex: full ten Gehäuse finden dann entweder eine mac: 40:8d:5c:58:3f:fd 3,5-Zoll-Festplatte oder zwei 2,5-Zoll- Card‑2: Intel I211 Gigabit Network Connection driver: igb Massenspeicher ihren Platz 2. Direkt IF: eth0 state: down mac: 40:8d:5c:58:3f:ff Card‑3: Intel Wireless 8260 driver: iwlwifi unter dem Deckel steckt ein Slim-Slot-in- IF: wlan0 state: down mac: a4:34:d9:08:7b:a4 Laufwerk, für das ein DVD- und ein Blu- Drives: HDD Total Size: 128.0GB (10.8% used) ray-Brenner zur Wahl stehen. ID‑1: /dev/sda model: ADATA_SP920SS size: 128.0GB Nanum gibt an, das Gehäuse unter- Partition: ID‑1: / size: 57G used: 5.6G (11%) fs: ext4 dev: /dev/sda2 stütze Prozessoren mit bis zu 85 Watt ID‑2: swap‑1 size: 8.26GB used: 0.00GB (0%) fs: swap dev: maximaler TDP (thermische Verlustleis- /dev/sda3 tung), empfiehlt jedoch für den Dauer- RAID: No RAID devices: /proc/mdstat, md_mod kernel module present betrieb CPUs mit maximal 65 Watt TDP. Sensors: System Temperatures: cpu: 29.8C mobo: 27.8C Der im Gerät verbaute Core i5-6400T Fan Speeds (in rpm): cpu: N/A liegt mit 35 Watt TDP deutlich unter die- Info: Processes: 195 Uptime: 1:21 Memory: 521.5/7677.2MB ser Grenze. Ein Test mit GIMPS (der Great Client: (bash) inxi: 2.2.28

04.2016 www.linux-user.de 77 Hardware Solo Nanum SE22

­Linux Mint 17.3 in der 64-Bit-Version vor- installiert, mit dem in dieser Distribution verwendeten Kernel 3.19. Zusätzlich war auf dem Testgerät als Dual-Boot-Option Ubuntu 15.10 (64 Bit, Kernel 4.2) einge- richtet. Üblicherweise liefert Solo jedoch nur ein Betriebssystem aus – außer Kun- den kommen mit diesem Wunsch auf den Hersteller zu. Das System installiert Solo jeweils ­ordentlich im OEM-Modus. Beim ersten Start haben Sie also die Möglichkeit, ­eigene Namen für den Benutzer und 1 Am Solo Nanum SE22 lassen sich per HDMI und DVI bis zu drei Monitore anschließen. den Rechner zu wählen, Sprach- und Ländereinstellungen vorzunehmen so- wie das Home-Verzeichnis zu verschlüs- seln. Anschließend steht wie üblich die Installation der anstehenden Updates an. Ansonsten entsprechen die beiden auf dem Rechner vorinstallierten Syste- me der Standardinstallation. Kernel 4.x enthält von Haus aus die für die WLAN-Karte nötigen Treiber, diese müssen Sie ab Ubuntu 15.10 daher nicht mehr nachinstallieren. Noch neuere Dis- tributionen mit Kernel 4.3 versprechen zudem, die verwendeten GPUs mit dem im Kernel enthaltenen Treibern best- möglich zu unterstützen. Bei Ubuntu funktioniert ein Upgrade ohne Proble- me, bei Mint kommt es jedoch mit dem neusten Kernel zu Fehlern beim Bildauf- bau von Cinnamon. Zur Sicherheit bleibt 2 Im Inneren des Solo Nanum SE22 rückt die Hardware zwangsläufig eng zusammen. Solo jedoch bei den von den Distributo- ren ausgelieferten Kerneln.

Fazit

Der Solo Nanum SE22 überzeugt mit ­solider Technik und guter Linux-Taug- lichkeit der Komponenten. Mit den vor- installierten Systemen oder einer mo- dernen Distribution braucht es kein Nacharbeiten, um das System für Linux fit zu machen. Zu ähnlichen Linux-taug- lichen Passivsystemen wie dem Nimbus von Cirrus7  liegt Solo mit dem Na- num preislich in etwa auf einer Höhe. Scheuen Sie sich nicht davor, einen Rechner eigenhändig zu montieren und einzurichten, sparen Sie durch Einkauf der einzelnen Komponenten gegenüber dem Komplettpreis von knapp 740 Euro 3 Selbst nach zwei Stunden Volllast liegt die Temperatur der CPU unter 60 Grad Celsius. rund 100 Euro ein. (cla) n

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Heft-DVD-Inhalt Service

Neues auf den Heft-DVDs

Clonezilla 2.4.5 Das kleine Programm namens Clonezilla Ideal eignet sich das Tool für das Backup klont ganze Partitionen oder Festplatten und einer neuen Systeminstallation, wel- speichert die Abbilder optional in lokalen ches Sie dann später im Schadensfall Laufwerken oder auf Servern. Da die Soft- problemlos in wenigen Minuten wie- ware in ein Live-System integriert ist, arbeitet derherstellen. Seite A der ersten DVD sie plattformunabhängig und eignet sich enthält die 32-Bit-Version von Clone- entsprechend auch zum Sichern von Win- zilla, auf der Rückseite finden Sie den dows- oder Mac-OS-Partitionen. 64-Bit-Ableger.

Neptune 4.5 Mit Version 4.5 bringt das Team um Nep­ naus steht die Distribution jetzt auch mit tune das fünfte Service-Release der Nep­ dem Plasma-5-Desktop in Version 5.5.3 tune-4.x-Reihe. Diese Version bringt vor bereit. Zudem bietet Neptune die übli- ­allem diverse Updates des Basissystems. chen Updates, etwa Chromium 46 oder Unter anderem hoben die Entwickler den Icedove 38.5. Truecrypt wurde durch LTS-Kernel 3.18 auf Version 3.18.25, Sys- Veracrypt ersetzt, das auch Truecrypt- temd auf 227, die Libc6 auf 2.19, Container verwaltet. Sie booten die Dis- auf 10.5.9 und Alsa auf 1.0.27. Darüber hi­ tribution von Seite A der zweiten DVD.

Sabayon Linux 16.02 Sabayon Linux basiert auf Gentoo, bietet im einspielt. Die Gnome-Variante kommt Gegensatz zur Elterndistribution aber vor- mit Version 3.18 der Desktop-Umge- gefertigte Pakete und legt großen Wert auf bung, der KDE-Ableger mit Plasma 5.5.3 Anwenderfreundlichkeit, sodass sie sich und dem KDE Frameworks 5.18. Auf auch für Einsteiger eignet. Es handelt sich Seite B der ersten Heft-DVD finden Sie bei Sabayon um eine sogenannte Rolling- die 64-Bit-Version mit dem Gnome- Distribution, die Sie nur einmal installieren Desktop. Seite A der zweiten DVD ent- müssen und die danach automatisch die hält die KDE-Variante, ebenfalls in der neueste Software über den Paketmanager 64-Bit-Architektur.

Simplicity Linux 16.01 Die schlanke und einsteigerfreundliche sehr schlanke und ressourcenschonen- 32-Bit-Distribution Simplicity Linux basiert de LXDE-Desktop-Umgebung und ba- auf der beliebten und weit verbreiteten sieren auf Slacko Puppy 5.7, das seiner- ­Mini-Distribution Puppy Linux, bringt aber seits Slackware-Pakete verwendet. Die erheblich mehr vorinstallierte Software mit bootbare Version der Desktop-Variante als diese. Die Distribution stellt das Projekt finden Sie auf Seite A der ersten DVD, in einer Netbook- und einer Desktop-Vari- im Verzeichnis /LU/simplicity/ das ISO- ante zum Abruf bereit. Beide nutzen die Image der Netbook-Version.

04.2016 www.linux-user.de 97 Service Heft-DVD-Inhalt

Knoppix 7.7 LU-Edition

Die Version 7.7.0 der beliebten Live-Distri- bution erstellte Klaus Knopper im Auf- trag unseres Verlagshauses anläss- lich der CeBIT. Sie mixt Debian Stable („Jessie“) mit etlichen Pa- keten (in erster Linie neue Gra- fiktreiber und Desktop-Pro- gramme) aus Testing und Unstable („Stretch“, „Sid“). Um möglichst viel aktuelle und neue Hardware zur Mitarbeit zu bewegen, kommen der aktuelle ­Linux-Kernel 4.4 sowie X.org 7.7 Core 1.17.3 zum Einsatz, als Aufsatz zur sehr flott startenden Desktop- Oberfläche LXDE dient die komfortable 3D-Erweiterung Compiz 0.9.12.2. Wie üblich er- lauben es diverse „Cheat Codes“, die Distribution in verschiedenen Modi zu starten, beispielsweise mit KDE oder Gnome als Desktop. Sie finden Knop- pix auf Seite B der zweiten Heft-DVD. (tle) n

Bei der DVD-Edition von LinuxUser ist an dieser Stelle der zweite Heft-Datenträger eingeklebt. Bitte wenden Sie sich per E-Mail an [email protected], falls es Probleme mit der Disk gibt.

Neue Programme

Das Java-Programm Yabs 1.2 („Yet another Business Software“) bie- LibreOffice 5.1 präsentiert sich mit einer neu organisierten Oberflä- tet speziell für die in jedem Unternehmen anfallenden Arbeiten der che, die einen schnelleren Zugriff auf die meistgenutzten Funktionen Rechnungslegung und der Kunden- sowie Artikelverwaltung eine verspricht. Darüber hinaus gestattet die Software jetzt direkten Zu- schlanke und ballastfreie Lösung. griff auf Dokumente in der Cloud, etwa bei Google Drive. Pyspread 1.0.2 geht als Tabellenkalkulation ins Rennen, die eine Der Webdienst SoundCloud.com bietet eine Menge an Musik, Pod- richtige Programmiersprache beherrscht und mit kryptografisch sig- casts und Remixes. Was bislang fehlt, ist ein passender Desktop-­ nierten Dokumenten umgehen kann. Aus der Masse der unter Linux Client. Für Abhilfe sorgt die SoundCloud-Community mit der kosten- verfügbaren Spreadsheets hebt sich Pyspread deswegen wohltuend losen Software SoundNode 0.6.2. Sie kommt ohne Werbung aus ab, weil es nicht überladen wirkt. und wird von unabhängigen Entwicklern gepflegt. Moderne Notebooks bringen zwar häufig Hardware für den draht- Bei FreeBASIC 1.05.0 handelt es sich um einen plattformunabhän- losen Internet-Zugang per UMTS mit, doch viele Hersteller vernach- gigen, freien BASIC-Compiler. Die Syntax der Sprache ist QuickBASIC lässigen dabei die Linux-Unterstützung. Mit den richtigen Tricks und recht ähnlich, sodass sich alte Programme schnell übernehmen las- der passenden Software wie dem ModemManager 0.0.18 bringen sen. Darüber hinaus bietet FreeBASIC viele neue Funktionen, darun- Sie die problematische Hardware aber zum Laufen. ter das Einbinden von Assembler- oder C-Code. Lsof ermittelt spezielle Systemressourcen wie Block- und Zeichenge- Wkhtmltox 0.12.3 besteht aus einer Sammlung von Kommandozei- räte, Streams oder Netzwerkfiles (Sockets) – der Kernel öffnet. Das lenprogrammen, die mithilfe der Qt-Webkit-Rendering-Engine Java-Tool Filemonitor 2.4.1 bewahrt Sie vor kryptischen Komman- HTML-Dokumente in PDF- oder Bilddateien konvertieren. Das aktu- dozeilenbefehlen und stellt die Ausgabe übersichtlich dar. elle Quellarchiv enthält die Tools Wkhtmltopdf und Wkhtmltoimage.

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