Stadt Lommatzsch Landkreis Meißen

Flächennutzungsplan mit integriertem Landschaftsplan

- VORENTWURF -

B e g r ü n d u n g

vom 22.04.2021

geändert am:

ARNOLD CONSULT AG HEINRICH-HEINE-STR. 26, 01662 , TEL. 03521/7594-0 Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 2 von 81

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis ...... 2 Abkürzungsverzeichnis ...... 6 Gesetzes-, Verordnungs- und Normenverzeichnis ...... 7 Literatur- / Quellenverzeichnis: ...... 8 1. Vorbemerkung ...... 10 2. Regionale Bedingungen und historische Entwicklung ...... 11 2.1 Räumliche Lage und Größe ...... 11 2.2 Natürliche Grundlagen...... 13 2.2.1 Naturräumliche Gliederung, Morphologie ...... 13 2.2.2 Geologie und Bodenbildung ...... 14 2.2.3 Potentiell natürliche Vegetation ...... 14 2.2.4 Bodennutzung, Reale Vegetation ...... 15 2.2.5 Gewässer ...... 15 2.2.5.1 Bestand ...... 15 2.2.5.2 Hochwassersituation ...... 16 2.2.6 Klimatische Verhältnisse ...... 20 2.2.7 Historische Entwicklung ...... 20 3. Bevölkerung ...... 22 3.1 Bevölkerungsentwicklung ...... 22 3.1.1 Bisherige Entwicklung ...... 22 3.1.2 Künftige Entwicklung ...... 24 3.1.3 Bevölkerungsstruktur ...... 26 4. Wirtschaft ...... 27 4.1 Landwirtschaft ...... 27 4.2 Nichtlandwirtschaftliche Betriebe ...... 28 5. Siedlung ...... 28 5.1 Planungsziele ...... 28 5.1.1 Übergeordnete räumliche Planungen ...... 28 5.1.1.1 Landesentwicklungsplan (LEP) ...... 28 5.1.1.2 Regionalplan (RP) ...... 30 5.1.2 Weitere allgemeine Zielsetzungen ...... 35 5.2 Flächennutzung ...... 36 5.2.1 Flächenübersicht ...... 36 5.2.2 Bebaute Flächen ...... 37 5.2.2.1 Wohnbauflächen ...... 37 5.2.2.2 Gemischte Bauflächen ...... 42

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 3 von 81

5.2.2.3 Gewerbliche Bauflächen ...... 44 5.2.2.4 Flächen für Ver- und Entsorgungsanlagen ...... 47 5.2.2.5 Sondergebiete ...... 47 5.2.2.6 Gemeinbedarfsflächen ...... 47 5.2.2.7 Ortsteile in Außenbereichsflächen ...... 48 5.2.3 Freiflächen ...... 48 5.2.3.1 Grünflächen ...... 48 5.2.3.2 Forst- und landwirtschaftliche Flächen ...... 49 5.2.3.3 Wasserflächen ...... 50 5.2.3.4 Flächen für Abgrabungen ...... 50 5.2.4 Schutzbereiche ...... 51 5.2.4.1 Natur- und Landschaftsschutz ...... 51 5.2.4.2 Trinkwasserschutz ...... 56 5.2.4.3 Hochwasserschutz (Überschwemmungsgebiete) ...... 57 5.2.4.4 Immissionen ...... 57 5.2.4.5 Altlasten ...... 57 6. Verkehr und Versorgung ...... 58 6.1 Verkehr ...... 58 6.1.1 Straßennetz ...... 58 6.1.2 Individualverkehr und Parkplätze ...... 60 6.1.3 Öffentlicher Verkehr ...... 61 6.1.4 Rad-, Wander- und Reitwege ...... 61 6.2 Versorgungs- und Entsorgungsanlagen ...... 62 6.2.1 Wasserversorgung ...... 62 6.2.2 Abwasserbeseitigung ...... 62 6.2.3 Energieversorgung ...... 63 6.2.4 Fernmeldewesen ...... 63 6.2.5 Gasversorgung ...... 64 6.2.6 Biogasanlage ...... 64 6.2.7 Windenergienutzung ...... 64 6.2.8 Abfall ...... 65 7. Freizeit und Erholung ...... 65 7.1 Kultur und Sport ...... 65 7.2 Tourismus ...... 66 8. Natur und Landschaft ...... 67 9. Umsetzung der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung . 69 9.1 Anlass und Zielsetzung ...... 69 9.2 Beschreibung der geplanten Baugebiete ...... 69

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 4 von 81

9.3 Naturraumbezogenes Leitbild unter Berücksichtigung überregionaler Planungen ...... 72 9.4 Funktion, Beeinträchtigung und Ausgleich der einzelnen Schutzgüter ...... 73 9.5 Maßnahmen zur Realisierung des erforderlichen naturschutz- rechtlichen Ausgleiches ...... 76 9.5.1 Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung von Beeinträchtigungen ..... 76 9.5.2 Interne Kompensationsmaßnahmen ...... 77 9.5.3 Externe Kompensationsmaßnahmen ...... 77 10. Denkmalschutz ...... 78 10.1 Städtebauförderung ...... 78 10.2 Bau- und Kulturdenkmale ...... 79 10.3 Archäologische Denkmale ...... 80 11. Sonstige Hinweise und nachrichtliche Übernahmen ...... 81

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 5 von 81

Tabellen Tab. 2.1 - Einwohnerentwicklung bis 1990 Tab. 3.1 - Einwohnerentwicklung von 1990 - 2018 Tab. 3.2 - Zu- und Abnahme der Bevölkerung Tab. 3.3 - Bevölkerungsentwicklung bis 2030 Tab. 3.4 - Bevölkerungsstruktur Tab. 5.1: - Flächenbilanz Tab. 5.2: - Anzahl der Wohnungen (Stand 31.12.2015) Tab. 5.3: - Ermittlung benötigte Wohnungen für 2025 Tab. 5.4: - Ermittlung benötigte Wohnungen für 2030 Tab. 5.5: - Fehlende Wohnungen gegenüber 2015 Tab. 6.1: - Gasanlagen Tab. 9.1 - Neu ausgewiesene Baugebiete Tab. 9.2 - Beschreibung von Bestand und besonderer Empfindlichkeit der geplanten Baugebiete Tab. 9.3 - Gegenüberstellung von Funktion, Beeinträchtigung und Ausgleich der einzelnen Schutzgüter von Natur und Landschaft

Anlagen Anlage 1 Altlastenverdachtsflächen Anlage 2 Biotope Anlage 3.1 Archäologische Denkmale Anlage 3.2 Bau- und Kulturdenkmale Anlage 4 Umweltbericht

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 6 von 81

Abkürzungsverzeichnis Abs. Absatz BA Bauabschnitt BGBl. Bundesgesetzblatt RBV Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung bzw. beziehungsweise ca. circa dB(A) Schalldruckpegel (Einheit) d. h. das heißt evtl. eventuell Ew./km² Einwohner je Quadratkilometer FFH Fauna-Flora-Habitat (NATURA 2000-Schutzgebiet) FFH-RL Fauna-Flora-Habitat – Richtlinie FNP Flächennutzungsplan ges. gesamt ggf. gegebenenfalls ha Hektar HQ 50 statistisch gesehen alle 50 Jahre auftretendes Hochwasserereignis HQ 100 statistisch gesehen alle 100 Jahre auftretendes Hochwasserereignis HWSK Hochwasserschutzkonzept HWGK Hochwassergefahrenkarten HWRK Hochwasserrisikokarten i. d. F. in der Fassung i. d. R. in der Regel INSEK Integriertes Stadtentwicklungskonzept ISGV Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde i. V .m. in Verbindung mit Kap. Kapitel km Kilometer km2 Quadratkilometer m Meter mm Millimeter m² Quadratmeter m²/EW Quadratmeter pro Einwohner m ü. NHN Meter über Normalhöhennull Nr. Nummer o.g. oben genannte[r] ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr s. siehe

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 7 von 81

S. Seite SächsGVBl. Sächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt SALKA Sächsisches Altlastenkataster sog. sogenannt[e/er] SPA Special Protection Area (NATURA 2000-Schutzgebiet) tlw. teilweise v. a. vor allem z. B. zum Beispiel z. T. zum Teil °C Grad Celsius

Gesetzes-, Verordnungs- und Normenverzeichnis BauGB Baugesetzbuch BauNVO Baunutzungsverordnung BImSchG Bundes-Immissionsschutzgesetz BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz HWSG II Hochwasserschutzgesetz II LEP Landesentwicklungsplan RP Regionalplan SächsDSchG Sächsisches Denkmalschutzgesetz SächsLPlG Sächsisches Landesplanungsgesetz SächsNatSchG Sächsisches Naturschutzgesetz SächsWG Sächsisches Wassergesetz SUP-Richtlinie EU-Richtlinie über die strategische Umweltprüfung (85/337/EWG) WHG Wasserhaushaltsgesetz 92/43/EWG EU-Richtlinie „Fauna-Flora-Habitat“ 79/409/EWG EU-Vogelschutzrichtlinie „Special Protection Areas“ UVPG Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 8 von 81

Literatur- / Quellenverzeichnis: - Stadt Lommatzsch „Gewerbegebiet Messa Ia 1. Änderung und Messa Ib“, erarbeitet vom Büro AGOS Arbeitsgruppe Objekt + Stadtplanung, Stuttgart + Waiblingen, Stand 22.10.1998, mit Grünordnungsplan, erstellt vom Landschaftsarchitekturbüro Seelemann, Markleeberg, Stand 22.10.1998 - Stadt Lommatzsch „Flächennutzungsplan“, erarbeitet vom Büro AGOS Arbeitsgruppe Objekt + Stadtplanung , Stuttgart + Waiblingen, Stand 19.10.2000, wirksam mit öffentlicher Bekanntmachung vom 03.08.2001 - Stadt Lommatzsch „Landschaftsplan“, erarbeitet vom Landschaftsarchitekturbüro Seelemann, Markleeberg, Stand 26.01.1999 (als wirksam beschlossen) - Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen „Studie Hochwasserschutzkonzept im Schadensgebiet der Fließgewässer 1. Ordnung, Los 5 Triebisch, Wilde Sau, Ketzerbach; Gefahrenlage für die Ortslagen Prositz und Piskowitz, Wachtnitz, Daubnitz und Zöthain“, erstellt von G.E.O.S. Freiberg Ingenieurgesellschaft mbH, 17. März 2005 - Zentrum für angewandte Geowissenschaft Eberhard-Karls-Universität Tübingen „Beurteilung der Enpfindlichkeit der Filter- und Pufferwirkung von Böden (i.B. Unterböden) nach Maßstäben des vorsorgenden Bodenschutzes für organische Schadstoffe“, Verfasser. Dr. Hermann Rügner, Dr. Rainer Henzler, Prof. Dr. Peter Grathwohl, Abschlussbericht 31.03.2005 - Regionaler Planungsverband Oberes Elbtal / Osterzgebirge: „Regionalplan Oberes Elbtal / Osterzgebirge, 1. Gesamtfortschreibung 2009“ - Freistaat Sachsen, Staatsministerium des Innern: „Landesentwicklungsplan 2013“ - Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen / Statistik in Sachsen: „Modellrechnung zur Entwicklung der Zahl der privaten Haushalte im Freistaat Sachsen bis 2025“ , Verfasser Marlen Krause, 01/2013 - Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung „Wohnungsmarktprognose 2030“, Autoren Tobias Held, Matthias Walters- bacher, Bonn April 2015 - Stadt Lommatzsch „Bebauungsplan Domselwitz Ost 1. Änderung“, Ersteller: Planungsbüro Bothe, Dresden März 2015 - Stadt Lommatzsch „Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK)“, Ersteller: die STEG Stadtentwicklung GmbH, Dresden, Stand Mai 2015 - Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: „6. Regionalisierte Bevölkerungs- vorausberechnung für den Freistaat Sachsen 2015 bis 2030“, Ausgewählte Ergebnisse für Gemeinde Lommatzsch, Stadt; 14627130, Gebietsstand: 1. Januar 2016 - Technische Universität Dresden, 39. Dresdner Wasserbaukolloquium „Der Übergang von den Hochwasserschutzkonzepten zur Hochwasserrisikomanagementplanung im Freistaat Sachsen“ Verfasser: S. Gerber S. Jentsch T. Kopp, März 2016 - Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Medieninformation Nr. 89/2017 zur gestiegenen Nachfrage nach Landwirtschaftsfläche in Sachsen 2016, 28. Juni 2017 - Statistisches Bundesamt „Entwicklung der Privathaushalte bis 2035“ – Ergebnis der Haushaltsvorausberechnung – 2017“, erschienen am 28.02.2017 - Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: „Bevölkerungsentwicklung im Freistaat Sachsen nach Gemeinden“ 2. Halbjahr 2017 AI 2 – hj 2/17 - Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: „Haushalte im Freistaat Sachsen“ Ergebnisse des Mikrozensus, Kamenz 2019

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 9 von 81

- Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur: „Mobilität in Deutschland – Kurzreport„ Ausgabe Februar 2019 - Regionaler Planungsverband Oberes Elbtal / Osterzgebirge: „Regionalplan Oberes Elbtal / Osterzgebirge, 2. Gesamtfortschreibung, beschlossen als Satzung gemäß § 7 Abs. 2 SächsLPlG durch Beschluss der Verbandsversammlung am 24.06.2019“ - Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie „Luftqualität in Sachsen - Jahresbericht 2019“, Autoren: Annette Pausch, Annette, Maria Mühlner; Redaktions- schluss 27.05.2020 - Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: „7. Regionalisierte Bevölkerungs- vorausberechnung für den Freistaat Sachsen 2019 bis 2035“, Datenblatt Gemeinde Lommatzsch, Stadt; Gebietsstand: 1. Januar 2020

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 10 von 81

1. Vorbemerkung

Der Flächennutzungsplan stellt planungsrechtlich einen sog. „vorbereiten- den Bauleitplan“ dar, in welchem für ein gesamtes Gemeindegebiet die Grundzüge der städtebaulichen Konzeption und Entwicklung für einen Zeit- raum von ca. 10 bis 15 Jahren vorgegeben werden (§ 5 Abs. 1 Satz 1 Bau- gesetzbuch). Erste Planungen zur Aufstellung eines Flächennutzungsplans wurden in der Stadt Lommatzsch mit ihrem damaligen Gemeindegebiet nach der Wieder- vereinigung Anfang der 90er Jahre aufgenommen. Nach erfolgter Einge- meindung bisher unabhängiger Gemeinden waren Mitte der 90er Jahre wei- tere Planungen erforderlich. 1998 beschloss der Stadtrat, die erzielten Pla- nungsstände der zwei vorliegenden Teil-Flächennutzungspläne in einem Gesamtflächennutzungsplan zusammenzuführen. Dieser wurde dann im überwiegenden Teil durch Bescheid des Regierungspräsidiums Dresden vom 09.09.1999 genehmigt. Nach Durchführung eines Änderungsverfah- rens wurden die ausgenommenen Teile mit Bescheid vom 26.02.2001 ge- nehmigt. Der Gesamtplan in der Fassung vom 19.10.2000 wurde mit der Bekanntmachung am 3. August 2001 wirksam. Überlegungen für eine Fortschreibung des Flächennutzungsplanes wurden durch die Stadt Lommatzsch bereits seit 2015 verfolgt, da mittlerweile der Konzeptionszeitraum des rechtsgültigen Flächennutzungsplanes verstri- chen war und im Gemeindegebiet der Stadt Lommatzsch an verschiedenen Stellen das Erfordernis einer Anpassung der städtebaulichen Entwicklungs- ziele gesehen wurde und wird. Mit der Fortschreibung des Gesamtflächen- nutzungsplanes sollen die teilweise gewandelten Grundzüge der städtebau- lichen Entwicklung und vorgesehenen Flächennutzung für das gesamte Ge- meindegebiet für weitere 10 bis 15 Jahre dargestellt werden. Die Stadt Lommatzsch besitzt einen wirksamen Landschaftsplan, welcher im Januar 1999 beschlossen wurde und sich umfänglich mit der damals vorhandenen naturräumlichen Situation, den anthropogenen Einflüssen und der Bewertung von Landschaftspotentialen auseinandersetzte, um in eine landschaftspflegerische Entwicklungskonzeption zu münden. Auch hier besteht Aktualisierungsbedarf. Im Rahmen der Fortschreibung des Flä- chennutzungsplans sollen die landschaftsplanerischen Aspekte mitbetrach- tet und in den Flächennutzungsplan integriert werden.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 11 von 81

2. Regionale Bedingungen und histo- rische Entwicklung

2.1 Räumliche Lage und Größe

Die Stadt Lommatzsch liegt linkselbisch im westlichen Teil des Landkreises Meißen, südlich der Stadt und gehört der Planungsregion „Oberes Elbtal / Osterzgebirge“ an. Die durch Flüsse und Bäche geformte Land- schaft mit ihren zahlreichen Tälern und Kuppen ist zum einen als Nah- erholungs- und Freizeitgebiet geeignet und zum anderen aufgrund ihre wertvollen Bodenverhältnisse besonders attraktiv für die landwirtschaftliche Nutzung. Die Stadt Lommatzsch untergliedert sich in 38 Ortsteile (hier alphabetisch gelistet): Albertitz, Altlommatzsch, Altsattel, Barmenitz, Birmenitz, Chur- schütz, Daubnitz, Dennschütz, Dörschnitz, Grauswitz, Ickowitz, Jessen, Klappendorf, Krepta, Lautzschen, Löbschütz, Marschütz, Mögen, Necka- nitz, Paltzschen, Petzschwitz, Piskowitz, Pitschütz, Poititz, Prositz, Rauba, Roitzsch, Scheerau, Schwochau, Sieglitz, Striegnitz, Trogen, Wachtnitz, Weitzschenhain, Wuhnitz, Zöthain und Zscheilitz.

Die Entfernungen betragen (Luftlinien): - nach Riesa ca. 12 km - nach Oschatz ca. 18 km - nach Meißen ca. 12 km - nach Dresden ca. 35 km Lommatzsch liegt innerhalb des Landkreises Meißen. An das Stadtgebiet grenzen folgende Städte bzw. Gemeinden an: Im Norden: Gemeinde (Gemarkung Mehltheuer, Gemarkung Pahrenz, Gemarkung Kobeln) / Landkreis Meißen Im Osten: Gemeinde Diera-Zehren (Gemarkung Oberlommatzsch, Ge- markung Wölkisch, Gemarkung Obermuschütz, Gemarkung Zehren, Gemarkung Schieritz) / Landkreis Meißen Im Süden: Gemeinde Käbschütztal (Gemarkung Priesa, Gemarkung Großkagen) / Landkreis Meißen Stadt (Gemarkung Mettelwitz, Gemarkung Mertitz, Gemarkung Wahnitz, Gemarkung Wauden, Gemarkung Schleinitz) / Landkreis Meißen Stadt Döbeln (Gemarkung Nelkanitz, Gemarkung Beicha, Gemarkung Schweimnitz) / Landkreis Mittelsachsen Im Westen: Gemeinde Zschaitz-Ottewig (Gemarkung Glaucha, Gemar- kung Lützschnitz) / Landkreis Mittelsachsen

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 12 von 81

Gemeinde Ostrau (Gemarkung Zschochau) / Landkreis Mittelsachsen Gemeinde (Gemarkung Steudten, Gemarkung Pro- sitz, Gemarkung Ibanitz, Gemarkung Treben, Gemarkung Gleina, Gemarkung Pöhsig, Gemarkung Plotitz / Landkreis Meißen Über die Staatsstraße 32 und die Bundesstraße 6 besteht eine Verbindung zum Mittelzentrum Meißen (ca. 16 km), sowie über die Staatsstraße 85 und die Bundesstraße 6 zum Mittelzentrum Riesa (ca. 18 km). Lommatzsch liegt im Kreuz der Bundesstraßen B6, B101, B169 und B175 zwischen Riesa, Meißen und Döbeln sowie nahe der Autobahnen A4 und A14. Die Stadt Lommatzsch sowie ihre umliegenden Orte sind über die beste- hende Staats- und Kreisstraßen und das vorhandene Ortsverbindungsstra- ßennetz verkehrstechnisch gut und ausreichend erschlossen. Die Größe der Gemarkungsflur beträgt ca. 66,50 km2. Die Anzahl der Be- völkerung in der Stadt Lommatzsch mit ihren Ortsteilen betrug am 31.10.2020 4.845 Einwohner. Somit ergibt sich eine Bevölkerungsdichte von 73 Ew./km².

Übersichtskarte Stadt und Gemeindegebiet Lommatzsch, ohne Maßstab

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 13 von 81

2.2 Natürliche Grundlagen

2.2.1 Naturräumliche Gliederung, Morphologie

Das Plangebiet liegt mehrheitlich in der naturräumlichen Einheit des Mittel- sächsischen Lösshügellands, nördliche Bereiche gehören zum nordsächsi- schen Platten- und Hügelland.

Mittelsächsisches Lösshügelland Die Landschaft umfasst das Kerngebiet des sächsischen Lössgefildes. Prä- gend sind Lössauflagen von mehreren Metern, an Talhängen und Relief- schwellen auch mit Mächtigkeiten zwischen 10 und 20 m. Diese überwie- gend schluffigen, im Untergrund noch kalkhaltigen Sedimente der jüngsten Kaltzeit haben ältere Locker- und Festgesteine fast völlig verhüllt. Die Löss- decke bestimmt Ausstattung und Potenziale der überwiegend flachwelligen Hochfläche, die durch Bach- und Flusstäler (meist mit SW-NO-Verlauf) in Platten, Schwellen und Riedel gegliedert ist. Zu den Rändern des Gebietes wird das Relief flach- bis lehnhängig. Im Norden ist das Gebiet mit einer fast durchgängigen Lössrandstufe (mit 30 - 50 m relativer Höhe) vom tieferen Nordsächsischen Platten- und Hügelgebiet deutlich abgegrenzt. Die Löss- hochfläche hat im nördlichen Randbereich Höhen zwischen 200 und 220 m ü. NHN, die südwärts allmählich bis etwa auf 250 m zunehmen. Weiter nach Süden und Südosten steigt das Gelände auf > 300 m ü. NHN an. Markante Hochgebiete sind z. B. die flach gewölbten Vollformen der Wetterwitzer Lössschwelle, der Katzenberg-Schwelle (mit der Radewitzer Höhe) sowie das Lössplateau um Taubenheim. Bach- und Flusstäler haben sich von den Ober- zu den Unterläufen zunehmend tief in die Lösshochfläche einge- schnitten. Die Sohle des Jahnatals sinkt von 250 m auf < 130 m ü. NHN, im Ketzerbachtal von 270 m auf etwa 150 m ü. NHN am Mittellauf bei Leuben. An den Hängen sind die liegenden Gesteinsfolgen teilweise freigelegt. Höhenstufe: Hügelland (collin).

Nordsächsisches Platten- und Hügelland Es herrschen flachwellige Platten aus Moränen-, Schmelzwasser- und Schottersedimenten mit geringmächtigen Decksand- bzw. Sandlössaufla- gen vor, die von Systemen kleiner Flüsse und Bäche durchzogen sind. Ihre Höhen liegen zwischen 120 und 140 m ü. NHN (teilweise bis 180 m ü. NHN) und sinken am Elbtalrand bis auf 90 m ab. Die Pleistozänplatten stehen räumlich mit Verebnungen tiefgründig verwitterter Gesteine in Verbindung; zu nennen sind v.a. die Porphyrschwellen in den Bereichen des Wermsdor- fer und Colditzer Forstes. Flächenmäßig von geringer Ausdehnung, aber für den Raum überaus prä- gend sind die hügeligen bis kuppigen Festgesteinsdurchragungen. Sie be- stehen überwiegend aus oberflächig verwitterten sauren Vulkaniten (Wur-

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 14 von 81

zener Porphyrkuppen, Hohburger Berge, Porphyrkuppen von Dornreichen- bach, Grimmaer und Oschatzer Porphyrhügelland) sowie silikatischen Ge- steinen des Grundgebirges (Collmberg, Liebschützer Berg- und Buchberg- Rücken). Diese Vollformen überragen ihre Umgebung bis etwa 100 m und bilden deutliche Landmarken, vor allem der weithin sichtbare Einzelberg des Collm mit 312 m ü. NHN. Höhenstufe: Überwiegend Tiefland (planar); Vollformen mit Übergang zum Hügelland (collin).

2.2.2 Geologie und Bodenbildung

Die Bodenbestandteile im Planungsgebiet werden hauptsächlich durch Lösssand, Sandlöss und Sandlösslehm bestimmt. Im nördlichen Teil befin- den sich glazifluviatile Sand- und Kiesböden mit teilweise vorkommenden Schluff und Ton. Die Bereiche der Fluss- und Bachläufe weisen Schluff, Sand, Kies und Auelehm auf. In den Südwesten des Planungsgebietes ragt ein Teil der ersten Moränen- zunge der Saale-Kaltzeit.

2.2.3 Potentiell natürliche Vegetation

Die potentiell natürliche Vegetation entspricht der Pflanzengesellschaft, die sich ohne Einfluss des Menschen in einem bestimmten Gebiet aufgrund der heutigen Standortverhältnisse als Dauer- bzw. Schlussgesellschaft einstel- len würde. Im Raum Lommatzsch kann zwischen folgenden Gesellschaften unter- schieden werden: • Mitteldeutscher Hainbuchen-Traubeneichenwald im Großteil des Planungsgebietes, • Grasreicher Hainbuchen-Traubeneichenwald im Norden, • Traubenkirschen-Erlen-Eschenwald entlang des Keppritzbach, • Waldziest-Hainbuchen-Stieleichenwald am Mehltheuer Bach und Bach aus Wuhnitz • Thermophiler Eichenwald an den südexponierten Taleinhängen des Ketzerbaches. Die potenziell natürliche Vegetation gibt wichtige Hinweise für die standort- gerechte Pflanzenwahl bei Neuaufforstungen, Rekultivierungen, Straßen- bepflanzungen, Pflanzungen zur weiteren Orts- und Flurdurchgrünung etc.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 15 von 81

2.2.4 Bodennutzung, Reale Vegetation

Die Stadt Lommatzsch ist namensgebend für die sogenannte „Lommatz- scher Pflege“, eine Region, die als fruchtbare Agrarregion bekannt ist und auch als „Kornkammer Sachsens“ bezeichnet wurde. Aufgrund der guten Bodenwerte wird traditionell der Großteil der Freiflächen landwirtschaftlich genutzt (aktuell fast 90 % des Gemeindegebietes). Großflächige Ackerflächen prägen das Landschaftsbild des Gemeindege- bietes. Auf den Schlägen werden überwiegend Getreide, Raps, Zuckerrü- ben und Gemüse im Rahmen einer konventionellen Landwirtschaft ange- baut. In jüngster Zeit kommt es zu Veränderungen beim Anbauverhältnis unterschiedlicher Kulturarten. Während der Anbau von Hackfrüchten (Zu- ckerrüben, Kartoffel) rückläufig ist, ist eine Umstellung auf Mais- und Raps- flächen zu beobachten, welche aufgrund der EU-Förderungen hinsichtlich der Gewinnung von Biotreibstoffen lukrativ ist. Da die im Gemeindegebiet vorhandenen naturräumlichen Standorttypen (siehe auch Punkt 2.2.1) eine vollständige agrarische Nutzung erlauben, sind Waldflächen nur in sehr geringen Umfang im Gebiet der Stadt Lom- matzsch vorhanden. Einzelne verstreut liegende Waldflächen befinden sich insbesondere im südlichen Plangebiet. Waldflächen sind generell auf Son- derstandorte zurückgedrängt worden, die agrarisch schwer oder nicht nutz- bar sind (z.B. Steilhänge, Taleinhänge, Talgründe der Fließgewässer etc.) Charakteristisch für diese Region sind weiterhin die an die Ortsteile ange- lagerten Streuobstwiesen und die mit Baumreihen bestandenen Feldflur- wege, wobei das Ausräumen der Landschaft unter den Verhältnissen der sozialistischen Landwirtschaft nach 1945 große Verluste dieser typischen Strukturen nach sich zog.

2.2.5 Gewässer

2.2.5.1 Bestand

Das Planungsgebiet besitzt mehrere Gewässer- und Abflusssysteme. Die beiden größten Wasserläufe im Gebiet sind der Ketzerbach und der Keppritzbach. Der Ketzerbach durchfließt das Gebiet von Lommatzsch im Südosten und mündet bei Zehren direkt in die Elbe, ihm fließen (tlw. nicht auf Gemeinde- gebiet) der Churschützer Bach, der Lommatzscher Bach, der Bach aus Schwochau, der Käbschützer Bach, der Daubnitzbach und das Zscheilitz- wasser sowie mehrere unbenannte kleinere Wasserläufe zu. Mit ihm und seinen Zuflüssen wird ungefähr ein Drittel des Plangebietes entwässert. Ein größerer Teil des Planungsgebietes nimmt seinen Abfluss über den Keppritzbach. Dieser entspringt in der Nähe von Neckanitz und besitzt west-

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 16 von 81

lich von Lommatzsch mehrere Zuflüsse wie den Bach aus Wuhnitz und un- benannte Bäche aus Dennschütz, Jessen und Altlommatzsch. Der Keppritz- bach fließt nördlich des Stadtzentrums durch Lommatzsch, wendet sich wei- ter nach Norden und mündet südlich von Riesa in die Jahna. Der Mehltheuer Bach entspringt nahe Barmenitz und fließt ebenfalls in nördli- cher Richtung der Jahna zu. Der Ketzerbach stellt laut Einstufung des Landesamtes für Umwelt, Land- wirtschaft und Geologie (Fließgewässernetz Sachsen) ein Gewässer 1. Ordnung dar, die übrigen Wasserläufe im Gebiet werden als Gewässer 2. Ordnung eingestuft. Zudem sind im gesamten Plangebiet zahlreiche kleinere Stillgewässer und Teiche, meist künstlichen Ursprungs vorhanden, die sich sowohl innerhalb der Ortschaften als auch in der freien Feldflur befinden. Nördlich des Ortsteiles Roitzsch befinden sich mit den dortigen, vom Mehltheuer Bach abzweigenden Wasserspeichern die größten (künstlich angelegten) offenen Wasserflächen im Gemeindegebiet.

2.2.5.2 Hochwassersituation

Der das Gemeindegebiet von Lommatzsch im Südosten durchfließende Ketzerbach mündet, zusammen mit dem Zehrenbach, auf dem Gebiet von Diera-Zehren in die Elbe. Durch Rückstau sind Teile des Plangebietes einer Gefährdung durch Überschwemmungen ausgesetzt.

Überschwemmungsgebiete Aufgrund der starken Schäden und Zerstörungen während des Hochwas- sers im August 2002 erfolgte 2004 eine Neufassung des Sächsischen Was- sergesetzes (SächsWG), in dem die Überschwemmungsgebiete (der Elbe und ihrer Neben- und Zuflüsse) nach § 76 Abs. 2 Wasserhaushaltsgesetz (WHG) festgesetzt wurden. Damit erfolgte eine Umsetzung des WHG in Landesrecht. Das Sächsische Wassergesetz wurde aufgrund weiterer Überschwemmungsereignisse 2013 neugefasst und zuletzt 2016 aktuali- siert. Bedingt durch die letzte Änderung des WHG aufgrund der Verabschie- dung des Hochwasserschutzgesetz II (HWSG II) im Juli 2017 sind auch für das SächsWG weitere Anpassungen und Aktualisierungen zu erwarten. Gemäß § 72 Abs. 2 Nr. 2 SächsWG liegen Teile im Südosten des Planungs- gebietes im festgesetzten Überschwemmungsgebiet des Ketzerbaches. Dies betrifft die entlang des Ketzerbachs liegenden Ortsteile Zöthain, Wachtnitz, Daubnitz, Prositz und Piskowitz. Das festgesetzte Überschwem- mungsgebiet wurde in den Flächennutzungsplan eingearbeitet und ist in der Planzeichnung entsprechend dargestellt.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 17 von 81

Überschwemmungsgebiete sind gemäß § 77 WHG als Rückhalteflächen zu erhalten. Soweit überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit dem entgegenstehen, sind rechtzeitig zumindest die notwendigen Ausgleichs- maßnahmen zu treffen. Im Bereich von festgesetzten Überschwemmungs- gebieten gelten gemäß § 78 WHG zudem besondere Schutzvorschriften.

Hochwasserschutzkonzept (HWSK) Nach dem Hochwasser 2002 wurden in Sachsen für die Fließgewässer I. Ordnung und die Bundeswasserstraße Elbe Hochwasserschutzkonzepte (HWSK) aufgestellt, sie beinhalteten auch Hochwassergefahrenkarten (HWGK). Fortan galten diese Konzepte als Handlungsgrundlage im Frei- staat Sachsen für die Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen so- wie für die Information der Bevölkerung über die von Überschwemmung ausgehenden Gefahren. Basierend auf den Überflutungsflächen der HWSK-Gefahrenkarten wurden 2013 durch das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Hochwasserrisikokarten (HWRK) erarbeitet. Angesichts mehrerer schwerer Hochwasserereignisse seit Erarbeitung der Hochwasserschutzkonzepte wird der Bedarf zur Überarbeitung der Ergeb- nisse der HWSK deutlich. Dabei erfolgt ein Übergang von den Hochwasser- schutzkonzepten zur Hochwasserrisikomanagementplanung im Freistaat Sachsen. Die Aktualisierung der HWGK und HWRK wird bis Ende 2019 angestrebt, welche dann bis Ende 2021 zu Hochwasserrisikomanagementplänen zu- sammengeführt bzw. weiterentwickelt werden. Innerhalb des Flächennut- zungsplanes der Stadt Lommatzsch wird aufgrund des Fehlens aktuellerer Daten aus den Berichten zur Gefahrenlage von 2005 zitiert.

HWSK und Gefahrenkarte der Ortslagen Prositz, Piskowitz (Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen / G.E.O.S. Freiberg Ingenieurgesellschaft mbH vom 13.04.2005) Das Arbeitsgebiet für die Ortslagen Prositz und Piskowitz der Gemeinde Lommatzsch umfasst den Ketzerbach zwischen den Stationen 4+200 bis 5+400 (Stationen entsprechend HWSK, Zählrichtung aufsteigend begin- nend von der Mündung in die Elbe). Die flussabwärts liegende Ortslage Piskowitz wird durch die Ausläufer des Tanzberges (linksseitig des Gewäs- sers) von der Ortslage Prositz getrennt. Entlang des Ketzerbaches gibt es keine Straßenverbindung zwischen beiden Ortslagen. Die Bebauung befindet sich ausschließlich linksseitig des Gewässers. Flussaufwärts beginnt die Wohnbebauung von Piskowitz unterhalb des Wehres Piskowitz (4+485), oberhalb des Wehres befindet sich ein gegen- wärtig als Reithalle genutztes, aufgeständertes Gebäude in der linksseiti- gen Aue. In Prositz beginnt die Wohnbebauung etwa 100 m flussabwärts des Wehres Prositz (~ 5+300).

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 18 von 81

Bei einem HQ 50 kommt es bei der Ortslage Prositz bis zum Wehr Piskowitz (5+400 bis 4+485) zu einer weit reichenden rechtsseitigen Ausuferung. Die gesamte Fläche der Großen Aue ist von Überflutung überwiegend mittlerer Intensität betroffen. An der Ausbruchstelle unterhalb vom Wehr Prositz kommt es zu einer Ausweitung der Flächen hoher und mittlerer Intensität. Die Brücke K8 (5+059) wird überströmt und die Überschwemmung betrifft weite Teile der Wohnbebauung zwischen dem Ketzerbach und der Verbin- dungsstraße nach Wachtnitz mit niedriger Intensität. Die Überschwem- mungsfläche der bebauten Ortslage Prositz setzt sich flussabwärts nahtlos in der linkseitigen Aue fort. Bei der Ortslage Piskowitz (4+485 bis 4+200) kommt es bei einem HQ 50 zu einer Umströmung linksseitig des Wehres Piskowitz. Bei einem ungünstigen Verlauf des Abflussgeschehens kann es zu einer Überschwemmung der Wohnbebauung (Dreiseitenhof) kommen. Unterhalb der Einmündung des eingestauten Zscheilitzwassers (4+280) kommt es durchgängig zur Ausuferung und einer Überströmung der links- seitigen Böschung, von den Randbereichen abgesehen erreicht die Über- schwemmung mittlere Intensität. Bei einem Ereignis HQ 100 kann es bei der Ortslage Prositz bis Wehr Pisko- witz (5+400 bis 4+485) zu einer Überströmung der Verbindungsstraße nach Wachtnitz kommen. In Prositz sind einige Teile der Bebauung von mittlerer Intensität betroffen und innerhalb der Ortslage wird die Verbindungsstraße nach Wachtnitz an mehreren Stellen überflutet. Die Ortslage Piskowitz (4+485 bis 4+200) kann es durch den starken Einstau des Zscheilitzwas- sers zu einer Überflutung der dortigen bebauten Flächen aus der Richtung des Nebengewässers kommen. Die linksseitige Umströmung des Wehres dehnt sich dabei in das linke Vorland unterhalb des Wehres aus und erreicht durch die Aktivierung der dortigen Geländedepression die Wohnbebauung mit mittlerer Intensität. Für Piskowitz wird empfohlen, die Aufladungen in der rechten Brückenöff- nung zu beseitigen und einen Leitdamm Oberstrom und links seitlich des Wehres Piskowitz mit Einlaufschütz zum Mühlgraben zu errichten. Prositz soll einen Hochwasserschutzwall aufschütten.

HWSK und Gefahrenkarte der Ortslage Wachtnitz (Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen / G.E.O.S. Freiberg Ingenieurgesellschaft mbH vom 13.04.2005) Das Arbeitsgebiet für die Ortslagen Wachtnitz und Daubnitz umfasst den Ketzerbach zwischen den Stationen 5+800 bis 7+250. Die stromabwärts liegende Ortslage Wachtnitz geht bei ca. 6+830 im Bereich des Spitzig- berges in Höhe der Querstraße zur Brücke K11 (angrenzend an das Ge- bäude der FFW Wachtnitz) direkt in die Ortslage Daubnitz über. Die Bebauung befindet sich ausschließlich linksseitig des Gewässers und folgt dem Verlauf der K8070.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 19 von 81

Bei einem HQ 50 kann es zu einer Überströmung der Brücke K12 kommen. Außerdem treten im Bereich des Mühlgrabens und des Mühlengeländes Überschwemmungen von mittlerer Intensität auf. Im Bereich des Prallhan- ges und der anschließenden scharfen Linkskurve des Ketzerbaches kann es zu Ausuferung kommen. Bei einem Ereignis HQ 100 kommt es zu einer Überströmung der Brücken K11 und K 12. Stromab nimmt die Überschwemmungsfläche des Mühlen- geländes die gesamte Breite der Aue ein (~ 120 m) und erreicht den Fuß der Verbindungsstraße nach Zöthain, wobei es zu einer Ausuferung und Überschwemmung mittlerer Intensität kommt. Die Ausuferung im Bereich des Prallhanges führt zu einer Überschwemmung mit mittlerer Intensität, welche die am nächsten liegenden Wohngebäude beidseits der „Wacht- nitzer Straße“ mit einschließt. Es kann zu einer Ausweitung der Über- schwemmungsfläche bis zum Dorfplatz und einer Überströmung der K8070 kommen. Für Wachtnitz werden die Instandsetzung und der Ausbau der Flutrinne, die Verwallung (Deich) linksseitig des Ketzerbaches sowie das Anheben der Brücke am oberen Ortsende empfohlen.

HWSK und Gefahrenkarte der Ortslage Zöthain (Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen / G.E.O.S. Freiberg Ingenieurgesellschaft mbH vom 17.03.2005) Das Arbeitsgebiet für die Ortslage Zöthain der Gemeinde Lommatzsch um- fasst den Ketzerbach zwischen den Stationen 7+750 bis 8+500. Die Bebauung befindet sich überwiegend linksseitig des Gewässers, strom- abwärts der Einmündung des Käbschützer Baches finden sich auch rechts- seitig des Ketzerbaches einzelne Gebäude. Bei einem Ereignis HQ 50 kommt es durch eine Überschreitung der Leis- tungsfähigkeit des Gerinnes an mehreren Stellen zu Ausuferungen. Der Einstau der beiden offenen Gräben (8+090 rechtsseitig und 7+980 linkssei- tig) unterhalb der Ketzerbachbrücke Zöthain erreicht die Nähe der Bebau- ung, der rechtsseitige Graben steht kurz vor der Ausuferung. Bei einem Hochwasserereignis HQ 100 kommt es oberhalb der Ketzerbach- brücke Zöthain zu weit reichenden Ausuferungen. Flussabwärts des Zu- sammenflusses ist rechtsseitig des Ketzerbaches die Überflutung des Grün- landes bis zur rechten Brückenzufahrt zu verzeichnen und die Herstellung einer hydraulischen Verbindung zum rechtsseitigen offenen Graben. Über diesen Graben erreicht die Überschwemmung die rechtsseitige Bebauung, es kommt aber nicht zu einer Überflutung über die rechte Grabenböschung hinweg. Es wird empfohlen, einen Hochwasserschutzwall für den unteren Bereich des Käbschützbaches zum Schutz der rechtseitigen Bebauung im Mün- dungsbereich des Käbschützbaches in den Ketzerbach aufzuschütten.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 20 von 81

2.2.6 Klimatische Verhältnisse

Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt für den Raum Lommatzsch etwa 8,7° C und die mittlere Jahressumme der Niederschläge liegt zwischen 550 - 600 mm. Da Sachsen innerhalb der Westwindzone liegt, die durch ostwärts ziehende Hoch- und Tiefdruckgebiete geprägt ist, ist die vorherrschende Windrich- tung West.

2.2.7 Historische Entwicklung

Im 7. Jahrhundert wurde das Gebiet um Lommatzsch das erste Mal durch die Sorben dauerhaft besiedelt. Hier kam es zu ersten Bildungen von Wirt- schafts-, Verwaltungs- und Kulturzentren. Im Verlauf dieser Zeit sind auch die sogenannten Slawengaue entstanden, wobei das Gebiet zum Slawen- gau Glomaci, von den Deutschen Daleminzien genannt, zugehörig war. Zu Beginn des 10. Jahrhunderts kam es zu einem abrupten Ende der Dalemin- zier. Im Frühjahr 929 erstürmte der deutsche König Heinrich der I. ihre Fluchtburg und errichtete zur Sicherung seiner Herrschaft in den nächsten Jahren zahlreiche Befestigungen als Militär- und Verwaltungsstützpunkte. Im Zuge der deutschen Ostkolonisation kamen zahlreiche Siedler aus dem Altsiedelland und es entstanden neue Ortschaften. Um 1150 entstanden die ersten Städte in der Region, wobei Dörfer die Zentren der Nahrungsmittel- produktion und Städte Mittelpunkt für Handwerk und Handel waren. Die Stadt Lommatzsch entstand um 1200 an der Kreuzung der wichtigen Straßenverbindungen von Leipzig nach Meißen und von Freiberg nach Großenhain als reine Händler- und Handwerkerstadt ohne Stadtflur. Die erste urkundliche Erwähnung von Lommatzsch (damals Lomatz) als „Civi- tas“ lässt sich ins Jahr 1286 datieren. Mit der Verleihung des sog. „Bierzins zu Lommatzsch“ durch den Landgraf Friedrich an den Burggrafen zu Mei- ßen erhielt die Stadt Braurecht. Ab dem Jahre 1346 kann die Zugehörigkeit Lommatzsch´s zur Probstei Meißen festgestellt werden. Im Jahr 1504 be- gann der Bau der Wenzelkirche, welche auch heute noch vorhanden ist und das Bild des historischen Stadtkerns prägt. Der Bau des Rathauses in der heutigen Größe folgte 1550. Die Stadt wurde schwer vom Ausbruch der Pest getroffen, durch welche 1607 und 1611 insgesamt 1350 Menschen den Tod fanden. In den darauffolgenden Jahren war das Stadtgeschehen vom Dreißigjährigen Krieg bestimmt, wobei es 1632 zur Ausbrennung durch kaiserliche Truppen und erneut 1645 durch die Schweden kam. In den Jah- ren 1664, 1727 und 1734 wurde die Stadt erneut durch große Stadtbrände schwer beschädigt. Das Renaissance-Rathaus brannte 1734 komplett nie- der und wurde an gleicher Stelle durch einen Bau im Barockstil ersetzt, die Fassade erhielt jedoch erst 1904 ihr jetziges Aussehen.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 21 von 81

Die Agrarreform 1832 und die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert brachten auch in der Region eine zunehmende Mechanisierung der Land- wirtschaft und eine bessere maschinelle Ausstattung des Handwerks mit sich. Zudem wurde durch die Zusammenlegung von Grundstücken zu viel größeren Parzellen eine erste „Flurbereinigung“ durchgeführt und die mit- telalterliche Flurteilung abgelöst. 1845 wurde die Gerichtsbarkeit zu Lommatzsch festgesetzt, welche sich in der Erbauung eines Gerichtsgebäudes 1854 manifestierte. 1849 wurde der erste Lommatzscher Anzeiger herausgegeben, 1857 kam es zur Gründung eines Gewerbevereins. Durch die Eröffnung der Eisenbahnstrecke 1877 nach Riesa und 1880 nach Nossen gewann die Stadt an wirtschaftlichem Aufschwung. 1909 folgte die Schmalspurbahn Wilsdruff-Gärtitz nach Meißen und 1911 nach Döbeln. 1897 begann mit Gründung einer Glasfabrik durch Carl Menzel die indust- rielle Entwicklung der Stadt, diese setzte sich durch weitere Gründungen von Industriebetrieben, insbesondere auf dem Gebiet der Weiterverarbei- tung und Veredelung landwirtschaftlicher Produkte Anfang des 20. Jahrhun- derts fort. Der erste und der zweite Weltkrieg brachten für Lommatzsch weitreichende Einschnitte und Veränderungen. Im Frühjahr 1945 kam es in der Stadt Lom- matzsch zu einem ständigen Frontenwechsel von deutschen und sowjeti- schen Truppen, welche mit erheblichen Zerstörungen und Verlusten von Menschenleben verbunden waren. Erst nach der Schlacht um mar- schierte die Rote Armee ein. Durch Zwangskollektivierung nach Kriegsende veränderte sich das über die Jahrhunderte hinweg gewachsene Kulturlandschaftsgefüge aus Block- und Streifenfluren und den großen Gutsblöcken der sog. „Samtbauern“ erheb- lich. Ab 1952 begann in der Lommatzscher Pflege die Gründung von Land- wirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) mit 50 bis 300 Hektar Größe. Die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft während der DDR-Zeit brachte eine massive Vergrößerung der Feldfluren. Wege und Obstbäume verschwanden, um die Felder im Rahmen einer intensiven, auf Ertragssteigerung ausgerichteten Landwirtschaft noch effektiver bearbeiten zu können. Demgegenüber verbesserten sich die Wohnbedingungen in Lommatzsch durch Errichtung von neuen Wohnungen, hauptsächlich im Geschoßwohnungsbau. Das Stadtbild veränderte sich, die Einwohnerzahl wuchs. Nach der „Wende“ fanden 1990 erste freie Kommunalwahlen des Bürger- meisters und des Stadtrats statt. Mit der deutschen Wiedervereinigung waren durch Schließungen, Privatisierungen von Betriebsteilen und Be- triebsübernahmen durch westdeutsche Firmen erhebliche wirtschaftliche Umstrukturierungen verbunden. Insbesondere in der Landwirtschaft erfolgt ein Abbau von Arbeitsplätzen durch Reprivatisierungen der Landwirtschaft- lichen Produktionsgenossenschaften.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 22 von 81

Tabelle 2.1: Einwohnerentwicklung in Lommatzsch bis 1950 (ISGV)

Einwohnerentwicklung bis 1950

Jahreszahl Einwohner

1834 2.459 1871 2.902 1890 2.968 1910 4.179 1925 4.254 1939 4.451 1946 5.832 1950 5.686

3. Bevölkerung

3.1 Bevölkerungsentwicklung

3.1.1 Bisherige Entwicklung

Gemäß der Gemeindestatistik des Statistischen Landesamtes im Freistaat Sachsen hat sich die Bevölkerung in der Stadt Lommatzsch seit 1990 wie folgt entwickelt:

Tabelle 3.1: Einwohnerentwicklung von 1990 bis 2018*

Jahreszahl Einwohner gesamt

1990 7.224 2000 6.232 2001 6.153 2002 6.083 2003 6.042 2004 5.942 2005 5.827

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 23 von 81

Jahreszahl Einwohner gesamt 2006 5.730 2007 5.683 2008 5.606 2009 5.490 2010 5.429 2011 5.357 2012 5.264 2013 5.180 2014 5.143 2015 5.074 2016 5.000 2017 4.961 2018 4.879 2019 4.848 2020 4.845 *Die Einwohnerzahl aus dem Jahr 1990 ist der Stand vom 03.10.1990; die Angaben bis 2019 beziehen sich jeweils auf den Stand am 31.12. des jeweiligen Jahres, die Angabe aus dem Jahre 2020 bildet den Stand zum 31.10.2020 ab. Die dargestellten Einwohnerzahlen ergeben sich aus dem Wanderungs- saldo (Wanderungsgewinn bzw. -verlust) und der natürlichen Bevölke- rungsbewegung (Geborenen-Gestorbenen-Saldo). Die absolute Zu- bzw. Abnahme der Bevölkerung gibt nachstehende Tabelle wieder.

Tabelle 3.2: Zu- und Abnahme der Bevölkerung

Zu- und Abnahme der Bevölkerung

Zeitspanne Zunahme (+) bzw. Abnahme (-)

1990 – 2000 (10 Jahre) - 13,7 % 2000 – 2001 (1 Jahr) - 1,3 % 2001 – 2002 (1 Jahr) - 1,1 % 2002 – 2003 (1 Jahr) - 0,7 % 2003 – 2004 (1 Jahr) - 1,7 % 2004 – 2005 (1 Jahr) - 1,9 %

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 24 von 81

Zu- und Abnahme der Bevölkerung

Zeitspanne Zunahme (+) bzw. Abnahme (-)

2005 – 2006 (1 Jahr) - 1,7 % 2006 – 2007 (1 Jahr) - 0,8 % 2007 – 2008 (1 Jahr) - 1,4 % 2008 – 2009 (1 Jahr) - 2,1 % 2009 – 2010 (1 Jahr) - 1,1 % 2010 – 2011 (1 Jahr) - 1,3 % 2011 – 2012 (1 Jahr) - 1,7 % 2012 – 2013 (1 Jahr) - 1,6 % 2013 – 2014 (1 Jahr) - 0,7 % 2014 – 2015 (1 Jahr) - 1,3 % 2015 – 2016 (1 Jahr) - 1,5 % 2016 – 2017 (1 Jahr) - 0,8 % 2017 – 2018 (1 Jahr) - 1,7 % 2018 – 2019 (1 Jahr) - 0,7 % 2019 – 2020 (1 Jahr) 0 %

3.1.2 Künftige Entwicklung

Gemäß den Schätzungen der 7. Regionalisierten Bevölkerungsvorausbe- rechnung (7. RBV) für den Freistaat Sachsen ist für den Landkreis Meißen bis 2035 ein weiterer Bevölkerungsrückgang von rund 7,0 % bis 9,6 % (ab- hängig von der Berechnungsvariante) im Vergleich zum Einwohnerstand aus dem Jahr 2018 zu erwarten (2030: - 4,8 % bis - 6,2 %). Diese Prognose stellt im Gegensatz zur Vorgängerermittlung der 6. Regionalisierten Bevöl- kerungsvorausberechnung eine beschleunigte Entwicklung dar, die 6. RBV ging noch von einem relativ moderaten Rückgang von 2,6 % bis 7,2 % bis zum Jahre 2030 aus. Diese Bevölkerungsvorausberechnung wurde ebenfalls für die Stadt Lom- matzsch vorgenommen und im Vergleich mit der Entwicklung im Freistaat Sachsen dargestellt. Nach den Bevölkerungsprognosen der 7. RBV für die Stadt Lommatzsch wird die Einwohnerzahl bis zum Jahr 2035 im Vergleich zum Einwohner- stand 2018 um 16,8 bis 19,4 Prozent, je nach Berechnungsvariante, zurück- gehen (2025: - 7,0 % bis – 7,4 %).

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 25 von 81

Die folgende Tabelle zeigt die prognostizierte Bevölkerungsentwicklung für die Gemeinde. Tabelle 3.3: Prognostizierte Bevölkerungsentwicklung bis 2035

Bevölkerungsentwicklung lt. 7. RBV

Be- Einwoh- Verände- EW Verände- EW Verände- EW rech- ner (EW) rung ge- 2025 rung ge- 2030 rung ge- 2035 nungs- Basis mäß mäß mäß varian- 2018 Prognose Prognose Prognose ten (*) (*) (*)

V 1 4.879 - 7,0 % 4.540 - 12,0 % 4.290 - 16,8 % 4.060 V 2 4.879 - 7,4 % 4.520 - 14,7 % 4.240 - 19,4 % 3.980

*Die Prozentzahl bezieht sich jeweils auf den Basiswert 2018.

Nachdem in der bisherigen Entwicklung von Ende 2018 bis zum Oktober 2020 lediglich ein leichter Rückgang der Einwohnerzahlen von 0,7 % ver- zeichnet werden konnte, scheinen zumindest bis zum Jahre 2030 die bei- den Berechnungsvarianten der 7. RBV nicht zutreffend. Es erfolgt daher ein Rückblick auf die 6. RVB, deren Variante 2 die reale Bevölkerungsentwicklung in Lommatzsch bis 2030 besser abzubilden scheint.

Bevölkerungsentwicklung lt. 6.RBV

Berech- Einwohner Verände- EW Verände- EW nungsvari- (EW) Basis rung gemäß 2025 rung gemäß 2030 ante 2014 Prognose (*) Prognose (*)

Variante 2 5.143 - 5,8 % 4.844 - 8,4 % 4.711

*Die Prozentzahl bezieht sich jeweils auf den Basiswert 2014.

Im Angesicht der in jeder Berechnungsvariante prognostizierten rückläufi- gen Bevölkerungsentwicklung muss sich die Stadt Lommatzsch in den kom- menden Jahren darum bemühen, zumindest eine gewisse Stabilisierung der Einwohnerzahlen zu erreichen. Erste Anzeichen für diese Entwicklung sind in den letzten beiden Jahren zu verzeichnen. Ziel ist die mittelfristige Stabilisierung der Bevölkerungszahlen durch Schaf- fung von attraktiven Wohn-, Arbeits- und Lebensbedingungen. Dabei kommt einer angepassten baulichen Entwicklung im Stadtgebiet große Be- deutung zu. Hier sind der Rückbau nicht mehr benötigter Bausubstanz wie auch der Erhalt bestehender funktional bedeutsamer Quartiere zu nennen, sowie die notwendige Anpassung im Altbaubestand an moderne Wohnstan- dards (altengerecht, barrierefrei, familienfreundlich etc.).

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 26 von 81

Die Statistik zur Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Meißen nach Ge- meinden mit Stand vom 2. Halbjahr 2017 erfasst einen leichten Überschuss der Zuzüge gegenüber den Fortzügen für die Stadt Lommatzsch, die insge- samt rückläufige Einwohnerzahl resultiert aus dem Überschuss der Gestor- benen gegenüber den Geborenen. Wie im gesamten Landkreis Meißen dominiert die natürliche Bevölkerungsbewegung die räumliche Bevölke- rungsbewegung. Zusammen mit den seit Jahren konstanten Geburtenzahlen in Lommatzsch lässt sich hieran durchaus ableiten, dass die junge Bevölkerung die Attrak- tivität von Lommatzsch als Wohnstandort neu erkannt hat, so dass es durch Neuansiedlung sowie durch die Steigerung des spezifischen Wohnraumbe- darfs je Einwohner trotz der negativen Bevölkerungsprognosen zu einer Nachfrage nach Wohnbauflächen kommen wird. Die zukünftige Entwick- lung wird sich dabei vorrangig in der Stadt Lommatzsch vollziehen.

3.1.3 Bevölkerungsstruktur

Die am 31.12.2018 erfasste Gesamtbevölkerung von 4.879 Einwohnern setzt sich aus 2.501 weiblichen (51,3 %) und 2.378 männlichen (48,7 %) Personen zusammen. Der Prozentanteil der einzelnen Jahrgänge an der Gesamtbevölkerung ist in Tabelle 3.4 ersichtlich (Stand 2018):

Tabelle 3.4: Bevölkerungsstruktur (Stand 31.12.2018)

Bevölkerungsstruktur Anteil Altersgruppe absolut Prozentual

unter 6 Jahren 205 4,2 % von 6 bis unter 10 Jahren 178 3,7 % von 10 bis unter 15 Jahren 197 4,0 % von 15 bis unter 20 Jahren 173 3,5 % von 20 bis unter 30 Jahren 283 5,8 % von 30 bis unter 40 Jahren 547 11,2 % von 40 bis unter 50 Jahren 539 11,0 % von 50 bis unter 65 Jahren 1.283 26,3 % von 65 bis unter 75 Jahren 587 12,1 % über 75 Jahre 887 18,2 %

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 27 von 81

Mit einem Anteil von 2.652 Personen (54,3 % der Gesamtbevölkerung) im arbeitsfähigen Alter (hierbei wurde ein Alter von 20 bis 65 Jahren gemäß dem Vergleichswert der 7. RBV angesetzt) hat die Bevölkerungspyramide auf den ersten Blick einen günstigen Aufbau. Gemäß der vorgenannten 7. RBV sinkt der Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung in der Stadt Lom- matzsch bis 2035 gegenüber 2018 jedoch um 26,1 % bis 28,0 %, je nach Berechnungsvariante. Demgegenüber steigt der Anteil der Senioren über 65 Jahren um 1,7 % bis 1,3 %. Die allgemeine demographische Entwick- lung in Sachsen, d.h. der Rückgang der Gesamteinwohnerzahl in Beglei- tung einer fortgesetzten Alterung der Bevölkerung, wird auch in Lommatz- sch so abgebildet. Sachsenweit soll der Anteil der über 65-Jährigen auf bis zu 31 % 2030 steigen, schon heute stellt der Einwohneranteil im Rentenal- ter in Lommatzsch bereits über 30 % der Bevölkerung.

4. Wirtschaft

4.1 Landwirtschaft

Das Areal der Stadt Lommatzsch ist traditionell landwirtschaftlich geprägt und zählt zu den ältesten Agrarlandschaften Deutschlands. Die Ackerwert- zahlen liegen bis zu einem Faktor von 90. Die Grundstückspreise liegen bei bis zu 2,15 €/m2 für Land-/Forstwirtschaft im Teil nordwestlich der Stadt Lommatzsch und damit aufgrund der Bodengüte deutlich über dem sächsi- schen Schnitt von rund 1,20 €/m2 bzw. dem des Landkreises Meißen 1,40 €/m2 (Niveau 2016). Bedingt durch die besondere Fruchtbarkeit des lössmächtigen Bodens ist Lommatzsch eine leistungsstarke Anbauprovinz für Weizen und Gerste. Insgesamt wird eine Fläche von ca. 6.000 ha landwirtschaftlich genutzt. Das bedeutendste landwirtschaftliche Unternehmen in der Region ist das Agrarunternehmen Lommatzscher Pflege e.G., welches im Gemeindege- biet eine Fläche von fast 3.000 ha bestellt und einen Tierbestand von rund 1.000 Milchkühen aufweist. Dabei werden pflanzliche und tierische Erzeug- nisse produziert, gelagert und vermarktet. Im Planungsgebiet sind 21 landwirtschaftliche Betriebe im Haupt- und Ne- bengewerbe unterschiedlicher Rechtsformen angesiedelt, u.a. der Land- wirtschaftsbetrieb Steffen Zornik, die Saatzucht v. Kameke Lommatzsch GbR, die Geflügelfarm Lommatzsch GmbH, die Transport- und Dienstleis- tungsgesellschaft mbh Lommatzsch etc.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 28 von 81

4.2 Nichtlandwirtschaftliche Betriebe

Die Lommatzscher Gewerbelandschaft ist gut aufgestellt. Das bekannteste Unternehmen ist wohl die Elbtal Tiefkühlkost GmbH, die zur FRoSTa AG gehört und deren Produktionsschwerpunkt in der Herstellung sowie Vered- lung von Tiefkühlgemüse liegt. Gelagert und transportiert werden diese Pro- dukte durch die Firma Nordfrost, die in unmittelbarer Nachbarschaft der Elb- tal Tiefkühlkost GmbH ihren Sitz hat. Des Weiteren sind die Firmen Scholl Glastechnik GmbH, die K&K Sonder- maschinen und Förderanlagen GmbH sowie die Lomma Sachsen GmbH in der Stadt ansässig. Viele von diesen vorgenannten Unternehmen gingen aus traditionellen Lommatzscher Betrieben hervor. Geprägt wird die Unter- nehmenslandschaft jedoch von den im Stadtgebiet ansässigen zahlreichen Handwerks- und Dienstleistungsbetrieben sowie Speditionen.

5. Siedlung

5.1 Planungsziele

5.1.1 Übergeordnete räumliche Planungen

5.1.1.1 Landesentwicklungsplan (LEP)

Gemäß dem Landesentwicklungsplan Sachsen sind bei der Aufstellung von Bauleitplänen die allgemeine Ziele und Grundsätze der Raumordnung zu beachten bzw. zu berücksichtigen. Die Sächsische Staatsregierung hat am 12. Juli 2013 den Landesentwicklungsplan 2013 (LEP 2013) beschlossen, welcher somit Rechtskraft erlangte und den seit 2003 verbindlichen LEP 2003 ablöste. Im LEP 2013 wird die Stadt Lommatzsch der Raumkategorie des „Ländlichen Raumes“ zugeordnet. Für diese Raumkategorie gelten u.a. folgende Grundsätze, die insbesondere auch für die Raumentwicklung der Stadt Lommatzsch gültig sind:

Ländlicher Raum: Der ländliche Raum soll unter Berücksichtigung seiner siedlungsstruk- turellen Besonderheiten und seiner Vielfalt als attraktiver Lebens-, Wirt- schafts-, Kultur- und Naturraum weiterentwickelt und gestärkt werden.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 29 von 81

Hierzu sollen:  die Siedlungsstruktur des ländlichen Raumes durch die funktionale Stär- kung seiner zentralen Orte gefestigt  die Erreichbarkeit der zentralen Orte aus ihren Verflechtungsbereichen gesichert,  die besonderen Herausforderungen des demografischen Wandels im ländlichen Raum, insbesondere im Hinblick auf die Sicherung der Daseinsvorsorge, sowohl durch Anpassung als auch durch Gegenstrate- gien bewältigt sowie  staatliches, kommunales und privates Handeln stärker miteinander ver- netzt werden. LEP 1.2.2 (G) Zur Entwicklung der ländlichen Raumes und seiner eigenständigen Poten- ziale sollen Planungen und Maßnahmen unterstützt werden, die:  die räumlichen Voraussetzungen für die Erhaltung, Stärkung und zeit- gemäße Fortentwicklung einer vielfältig strukturierten Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft und der damit verbundenen Arbeitsplätze schaffen,  die Erwerbsgrundlagen für Gewerbe, Handwerk und Dienstleistungen er- weitern,  zur Stärkung der Funktionen als Freizeit- und Erholungsraum beitragen,  die regionale Handlungsfähigkeit und Verantwortung stärken und  die Eigeninitiative und das lokale Engagement der Bevölkerung beför- dern. LEP 1.2.3 (G)

Stadt- und Dorfentwicklung: Der LEP 2013 sieht hinsichtlich der Siedlungsentwicklung u.a. folgende Grundsätze vor:

 das historische Siedlungsgefüge soll angemessen berücksichtig werden,  die Innenstädte bzw. Ortskerne der Dörfer sollen als Zentren für Wohnen, Gewerbe und Handel, Infrastruktur und Daseinsfürsorge gestärkt und weiterentwickelt werden,  Brachflächen sollen einer neue Nutzung zugeführt werden,  eine energiesparende, integrierte Siedlungs- und Verkehrsflächenent- wicklung soll gewährleistet werden und  beim Stadt- und Dorfumbau sollen bedarfsgerecht sowohl Maßnahmen zum Rückbau als auch zur Erhaltung, Aufwertung und zum Neubau um- gesetzt werden. LEP 2.2.2.2 (G)

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 30 von 81

5.1.1.2 Regionalplan (RP)

Der Landkreis Meißen und damit auch die Stadt Lommatzsch sind der Planungsregion "Oberes Elbtal / Osterzgebirge" zugeordnet.

Regionalplan 2. Gesamtfortschreibung 2019 Bedingt durch das Inkrafttreten des fortgeschriebenen Landesentwicklungs- planes im Jahre 2013 war gemäß Sächsischem Landesplanungsgesetz (SächsLPlG) der Regionale Planungsverband verpflichtet, den Regional- plan an die Grundsätze und Ziele des aktuellen LEP anzupassen. Es wurde daher bereits im Jahre 2013 der Beschluss zur 2. Gesamtfortschreibung des RP gefasst. Nach einem umfangreichen Aufstellungs- und Beteiligungsverfahren wurde der Planentwurf zur 2. Gesamtfortschreibung des Regionalplanes am 24.06.2019 durch die Verbandsversammlung als Satzung beschlossen. Gleichzeitig wurde bei der obersten Raumordnungs- und Landesplanungs- behörde der Antrag auf Genehmigung gestellt. Die 2. Gesamtfortschrei- bung wurde mit Bescheid des Sächsischen Staatsministeriums für Regio- nalentwicklung vom 08.06.2020 genehmigt und ist am 17.09.2020 mit Bekanntmachung der Genehmigung im Amtlichen Anzeiger des Sächsi- schen Amtsblattes Nr. 38 vom 17.09.2020 wirksam geworden. Mit seinem Wirksamwerden löst der fortgeschriebene Regionalplan insoweit die Rege- lungen des Regionalplans von 2009 einschließlich der seit April 2003 wirk- samen Teilfortschreibung bezüglich der Grundsätze und Ziele zur Wind- energienutzung ab. Hinsichtlich der Raumstruktur sieht der neue wirksame Regionalplan für die Stadt Lommatzsch keine grundsätzlichen Änderungen vor, die Stadt ist wei- terhin als Grundzentrum im ländlichen Raum auf der Entwicklungsachse zwischen dem Grundzentrum Nossen und dem Mittelzentrum Riesa defi- niert. Sie ist außerdem über Diera-Zehren mit der Achse zwischen den Mit- telzentren Meißen und Riesa verbunden. Die regionalen Verbindungs- und Entwicklungsachsen übernehmen neben Verbindungsfunktionen innerhalb der Region auch Entwicklungsfunktionen für den ländlichen Raum. Als festgesetztes Grundzentrum soll die Stadt für die Bevölkerung ihres Ver- flechtungsbereiches die Voraussetzungen zur Sicherung der Grundversor- gung im Gesundheitswesen sowie im Einzelhandel und Dienstleistungsbe- reich für den allgemeinen und täglichen Bedarf schaffen bzw. erhalten [RP 1.1.3 (Z)]. Die guten natürlichen Bedingungen für den Ackerbau schlagen sich auch in den Ausweisungen des Regionalplanes nieder, überwiegende Teile des Gebietes der Stadt Lommatzsch werden als Vorranggebiet für die Landwirt- schaft ausgewiesen. Fast alle sonstigen Freiflächen außerhalb des Sied- lungsraumes (insbesondere die Auenbereiche des Keppritz- und Ketzerba- ches und ihrer Zuläufe) sind neu als Vorranggebiet oder Vorbehaltsgebiet für Arten- und Biotopschutz ausgewiesen.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 31 von 81

Der Regionalplan zeigt im Hinblick auf „Landschaftsbereiche mit besonde- ren Nutzungsanforderungen bzw. Sanierungsbedarf“ auch im Gebiet der Stadt Lommatzsch Handlungsbedarf auf. Zum einen sind der komplette Verlauf des Keppritz-, Ketzer- und Mehltheuer Baches auf Gemeindegebiet als Schwerpunkte der Fließgewässersanierung ausgewiesen. Zudem wer- den überwiegende Teile der landwirtschaftlichen Flächen als „ausgeräumte Ackerfläche“ und als wassererosionsgefährdete Gebiete eingestuft. Hinsichtlich der „Boden- und Grundwassergefährdung“ wird die südliche Hälfte des Gemeindegebietes der Stadt Lommatzsch, in etwa bis auf eine Höhe zwischen Zscheilitz, Altlommatzsch und Marschütz als Gebiet mit ho- her geologisch bedingter Grundwassergefährdung ausgewiesen, diese Be- reiche überlappen sich im Norden und Osten mit Flächenkennzeichnungen einer möglicher Beeinträchtigung der Grundwasservorkommen durch die Folgen des Klimawandels. Flächen zwischen Dörschnitz, Sieglitz und Klap- pendorf im Nordosten des Plangebietes sind als Vorbehaltsgebiete zur Wasserversorgung ausgewiesen. Bereiche am Lauf des Ketzerbaches im südöstlichen Gemeindegebiet wer- den als Vorranggebiet „Vorbeugender Hochwasserschutz“ festgesetzt. Die Flächen in der Bachaue werden der Funktion „Rückhalt“ zugeordnet, das Fließgewässer selber ist mit der Funktion „Abfluss“ versehen. Das Gemeindegebiet wird in der 2. Gesamtfortschreibung des RP in drei Kulturlandschaften geteilt, der überwiegende (mittlere) Teil wird dem „Mittelsächsischen Lösshügelland“ zugeschlagen, kleinere Bereich im Norden dem „Nordsächsischen Platten und Hügelland“, die Ketzerbachaue im Süden der Landschaft „Elbe-Durchbruch um Meißen, Dresdner Elbtal- weitung und Randlagen“. Für jede diese Kulturlandschaften gibt der Regio- nalplan Leitbilder zur weiteren Entwicklung vor. Das Gemeindegebiet von Lommatzsch ist zudem als Altsiedelgebiet und die Stadtkirche von Lom- matzsch als Kulturdenkmal mit einem großräumigen Sichtbereich gekenn- zeichnet. Für das Gemeindegebiet vom Lommatzsch werden neu zwei Vorrang- und Eignungsgebiete zur Windenergienutzung (nordwestlich von Altlommatzsch und nördlich von Zscheilitz) sowie drei Vorranggebiete für die langfristige Sicherung von Rohstofflagerstätten (zwischen Barmenitz und Scheerau, westlich von Grauswitz sowie südlich der Stadt Lommatzsch im Dreieck zwi- schen Jessen, Rauba und Schwochau) ausgewiesen. Weiterhin ist die schon länger geplante östliche Ortsumgehung der Stadt Lommatzsch als Vorranggebiet bzw. Vorbehaltsgebiet Straße festgesetzt. Gemäß den vorgenannten Festsetzungen und Aussagen der 2. Gesamt- fortschreibung des Regionalplanes 2019 gelten für die Stadt Lommatzsch insbesondere folgende relevante Ziele (Z) und Grundsätze (G):

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 32 von 81

Regionalentwicklung:  Zur Bewältigung der Herausforderungen des demografischen Wandels in schrumpfenden Regionen sollen durch geeignete Kooperations- projekte: . Informationen vermittelt, . die Siedlungs- und Versorgungskerne der Zentralen Orte gestärkt, . ehrenamtliche Strukturen gestärkt und unterstützt, . die interkommunale Zusammenarbeit ausgebaut und neue Hand- lungsfelder dieser Zusammenarbeit erschlossen werden. Insbesondere in Räumen mit hoher Betroffenheit durch den demografi- schen Wandel sollen auch innovative Möglichkeiten zur Gewährleistung der Daseinsvorsorge erschlossen werden. [RP 2.1.1.4 (G)]

Natur, Arten- und Biotopschutz:  Die Vorranggebiete Arten- und Biotopschutz sind so zu schützen, zu pfle- gen und zu entwickeln, dass sie als Kerngebiete des ökologischen Ver- bundsystems fungieren können. [RP 4.1.1.1 (Z)]  In den Bereichen der Vorranggebiete Arten- und Biotopschutz, die über- lagernd als Vorranggebiete vorbeugender Hochwasserschutz festgelegt sind, sind die Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen so zu gestalten, dass sie sich mit den Zielen des Hochwasserschutzes vereinbaren und diese unterstützen. [RP 4.1.1.3 (Z)]

Landwirtschaft:  Auf den Ackerflächen in den wassererosionsgefährdeten Gebieten sowie in den Gebieten zur Verbesserung des Wasserrückhalts ist bei entspre- chender Erosionsdisposition vor Ort auf einen erosionsmindernden Ackerbau hinzuwirken. Insbesondere bei gleichzeitiger Überlagerung mit Vorrang- oder Vorbehaltsgebieten für Arten- und Biotopschutz oder Vor- ranggebieten Wasserversorgung soll der Ackerbau bevorzugt durch Maßnahmen wie dauerhaft konservierende Bodenbearbeitung bzw. Mulchsaat / Direktsaat erfolgen. [RP 4.2.1.1 (Z)]  In besonders stark wassererosionsgefährdeten Gebieten (Abflussbah- nen und Steillagen), insbesondere bei gleichzeitiger Überlagerung dieser Flächen mit Vorrang- oder Vorbehaltsgebieten Arten- und Biotopschutz und/oder mit Gebieten zur Verbesserung des Wasserrückhaltes ist da- rauf hinzuwirken, dass die ackerbauliche Nutzung in einen dauerhafte Begründung überführt wird. Dies kann durch die Anlage von Blühflächen, Feldgras oder Grünland, von Heckenstrukturen und Gehölzstreifen sowie durch Aufforstung erfolgen. [RP 4.2.1.2 (Z)]

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 33 von 81

 Auf ausgeräumten Agrarflächen, …., sollen landschaftsgliedernde, au- tochthone Gehölzstrukturen und Ackerrandstreifen in Anbindung an das ökologische Verbundsystem und unter Ausnutzung der bereits vorhan- denen gliedernden Landschaftselemente (Wege, Gräben, Böschungen, Fließgewässer u. a.) unter Beachtung der betriebswirtschaftlichen Anfor- derungen der Landwirtschaft geschaffen werden. In den Gewässerrand- streifen nach § 24 SächsWG sollen sich standorttypische Vegetations- formen ausbilden und die Gewässer sich begrenzt eigendynamisch ent- wickeln dürfen. Auf die Erhaltung der landschaftsgliedernden Gehölz- strukturen ist hinzuwirken wie auch auf eine Erhaltung und Entwicklung gestufter und strukturreicher Waldränder bei angrenzender Nutzungsart „Wald“. [RP 4.2.1.5 (Z)]  Auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen der Altsiedellandschaft „Mittelsächsisches Lößhügelland“ ist darauf hinzuwirken, dass die Bodennutzung so durchgeführt wird, dass die Erhaltung der archäologi- schen Kulturdenkmale dauerhaft gewährleistet ist. [RP 4.2.1.8 (Z)]

Wasser:  Die nachgewiesenen Wasserdargebote in den Vorbehaltsgebieten Was- serversorgung sollen hinsichtlich Stand, Menge und Beschaffenheit er- halten und geschützt werden, so dass eine dauerhafte Regenationsfä- higkeit der Wasserdargebote gewährleistet ist und nachhaltige Beein- trächtigungen des Naturhaushaltes vermieden werden. [RP 5.2.2 (G)]

Hochwasserschutz:  In den Gebieten zur Verbesserung des Wasserrückhalts ist auf die Er- haltung bzw. die Verbesserung des natürlichen Wasserversickerungs- und Wasserrückhaltevermögens hinzuwirken. [RP 4.1.4.1 (Z)]  In Vorranggebieten vorbeugender Hochwasserschutz mit den Funktio- nen „Abfluss“ bzw. „Herstellung Abfluss“ sind alle raumbedeutenden Maßnahmen unzulässig, die den Abfluss von Hochwasser bzw. die Her- stellung dieser Funktion beeinträchtigen können. [RP 4.1.4.2 (Z)]  In Vorranggebieten vorbeugender Hochwasserschutz mit den Funktio- nen „Abfluss“ bzw. „Herstellung Abfluss“ bzw. „Rückhalt“ sind alle raum- bedeutenden Maßnahmen unzulässig, die zu einer Inanspruchnahme von Rückhalteraum für Hochwasser führen. [RP 4.1.4.4 (Z)]  Brachgefallen Siedlungsflächen in den Vorrang- und Vorbehaltsgebieten vorbeugender Hochwasserschutz mit den Funktionen „Abfluss“, „Herstel- lung Abfluss“ und „Rückhalt“ sollen als Freiraum wiederhergestellt wer- den. [RP 4.1.4.6 (G)]

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 34 von 81

Kulturlandschaft  Die Sichtbereiche zu den historischen Kulturdenkmalen in weiträumig ex- ponierter Lage, [...] sind von sichtverschattender bzw. landschaftsbildstö- render Bebauung freizuhalten. [RP 4.1.2.1 (Z)]  Die Sichtbereiche zu den siedlungstypischen Ortsrandlagen, wie sich von den festgelegten Sichtpunkten ergeben, sollen von sichtverschatten- der Bebauung und Aufforstung freigehalten werden. [RP 4.1.2.7 (G)]  Die landschaftliche Erlebniswirksamkeit siedlungsnaher Freiräume soll erhöht werden. Dazu soll die Einbindung von Siedlungen in die umge- bende Landschaft durch extensive und nachhaltige Pflege ortsnaher Streuobstwiesen sowie durch Erhalt und Pflege ortstypischer Bausub- stanz, wie Vierseithöfe, Fachwerkbauten und Umgebindehäuser, be- wahrt bzw. durch den Neuaufbau siedlungstypischer Ortsrandstrukturen verbessert werden. [RP 4.1.2.8 (G)]

Tourismus und Erholung:  Die weitere touristische Entwicklung soll durch die Erschließung, Aufwer- tung und stärkere touristische Inwertsetzung historischer, technischer und industrieller Denkmale sowie deren Vernetzung qualitativ verbessert werden. [RP 2.3.2.2 (G)]  Die Fern-, Haupt- und Gebietswanderwege sollen in ihrer touristischen Bedeutung erhöht und durch Orts-, Verbindungs- und Rundwanderwege ergänzt werden. Markierte Wanderwege sollen verstärkt an Haltestellen des öffentlichen Personennahverkehrs angebunden werden. [RP 2.3.2.6 (G)]

Bergbau und Rohstoffsicherung:  Vorranggebiete langfristige Sicherung von Rohstofflagerstätten sind von solchen Nutzungen freizuhalten, die einen späteren Rohstoffabbau un- möglich machen. [RP 4.2.3.3 (Z)]  Die Wiedernutzbarmachung von Abbauflächen soll insbesondere unter Berücksichtigung der Belange von Natur und Landschaft, der Wasser-, Land- und Forstwirtschaft sowie des Bedarfs an Flächen für die Erho- lungsnutzung erfolgen. Die konkret festzusetzenden Rekultivierungszeile sollen u.a. die Verfügbarkeit schadlosen Verfüllmaterials sowie beste- henden Defizite im Gebiet, insbesondere in Bezug auf die o.g. Funktio- nen und Nutzungen des Freiraums berücksichtigen und nach Möglichkeit zur Strukturbereicherung des betroffenen Landschaftsraumes beitragen. [RP 4.2.3.7 (G)]

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 35 von 81

5.1.2 Weitere allgemeine Zielsetzungen

Unter Beachtung der bestehenden Verhältnisse, Entwicklungserfordernisse und regionaler Rahmenbedingungen werden für die Stadt Lommatzsch zu- dem folgende allgemeine Zielsetzungen fixiert, die neben den vorgenann- ten regionalplanerischen Vorgaben gelten sollen:  Stabilisierung der Bevölkerungsentwicklung und Etablierung als Wohn- ort durch Verbesserung der Wohnumfeldsituation sowie der Wohn- und Freizeitqualität,  Attraktivere Gestaltung der Funktionen Wohnen, Versorgen und Arbeiten durch städtebauliche Maßnahmen,  Erhalt und Schutz des Siedlungskernes von Lommatzsch bzw. wichtiger Ensembles und Gebäude durch sinnvolle Nutzung,  Sicherung der Grundversorgung durch Erhalt/Wiederherstellung innen- stadtrelevanter Infrastruktureinrichtungen und gewerblicher Einrichtun- gen sowie Einordnung neuer Einrichtungen in historischer Substanz; maßvoller Ausbau des gewerblichen Bestandes maßvoller Ausbau des gewerblichen Bestandes in bestehenden Strukturen,  Sicherung, Ausbau und Weiterentwicklung der touristischen Infrastruktur und der Freizeit- und Naherholungsangebote. Speziell für die Ortsteile im ländlichen Bereich wird angestrebt:  Erhalt der in Teilen überlieferten dörflichen Grundstruktur,  Rekonstruktion und Sanierung der dörflichen Bausubstanz,  Rekonstruktion und Sanierung der unter Denkmalschutz stehenden Ge- bäude und Gebäudeensembles (Drei- und Vierseithöfe),  Nutzung aller Möglichkeiten, um historisch wertvolle bzw. orts- und land- schaftsbildprägende Gebäude und Ensembles, die von der Landwirt- schaft nicht mehr benötigt werden, durch Umnutzung zu bewahren. (z.B. Schaffung von Wohnraum, Einordnung von überwiegend örtlichem Ge- werbe oder Einrichtungen der Daseinsfürsorge).

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 36 von 81

5.2 Flächennutzung

Die bestehende und geplante Flächenaufteilung des Plangebietes ist in nachstehender Tabelle dargestellt:

5.2.1 Flächenübersicht

Tabelle 5.1: Flächenbilanz

Nr. Art der Nutzung Bestand (ha) Planung Gesamt (ha) (ha)

1 Wohnbauflächen 121,51 4,04 125,55 2 Gemischte Bauflächen 81,63 0,95 82,58 3 Gewerbliche Bauflächen 52,07 - 52,07 4 Gemeinbedarfsflächen 5,35 0,22 5,56 5 Sonderbauflächen 0,89 - 0,89 6 Hauptverkehrsflächen 133,69 - 133,69 7 Bahnanlagen 18,56 - 18,56 8 Grünflächen 126,58 - 4,69 121,89 9 Biotopflächen (Grünflächen) 94,84 - 94,84 10 Wasserflächen 32,33 - 32,33

11 Flächen für Forstwirtschaft 35,19 - 35,19 11a Biotopflächen (Wald) 27,12 - 27,12 12 Flächen für Landwirtschaft 5.918,05 - 0,52 5.917,53 13 Flächen für Ver- und 0,65 - 0,65 Entsorgung 14 Flächen für Abgrabungen 11,59 - 11,59

1-5 Bauflächen 261,45 5,21 266,65 6-7 Verkehrsflächen 152,25 - 152,25 10 Wasserflächen 32,33 - 32,33 11 Waldflächen 62,31 - 62,31 8,9,12 Freiflächen 6.139,46 - 5,21 6.134,25 13-14 Sonstige Flächen 12,25 - 12,25

1-14 GESAMTFLÄCHE 6.660,04

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 37 von 81

5.2.2 Bebaute Flächen

5.2.2.1 Wohnbauflächen

Bestehende Wohnbauflächen Gemäß der Bestandssituation wurden in Lommatzsch und seinen Ortsteilen diverse Flächen als Wohngebiete ausgewiesen. Großflächige Wohnbauflä- chen im Bestand befinden sich in der Stadt Lommatzsch selber um den his- torische Kernort gruppiert, hierbei handelt es sich überwiegend um Gebiete mit Geschosswohnungsbau der Nachkriegszeit. Gebiete mit Einfamilien- und Doppelhäusern, die sich am Stadtrand in den letzten drei Jahrzehnten entwickelt haben, sind ebenfalls als Wohnbauflächen ausgewiesen. Ausgehend von der bestehenden Bebauung sind entsprechend des jewei- ligen Gebietscharakters in folgenden Ortsteilen Wohnbauflächen darge- stellt: Altlommatzsch, Birmenitz, Churschütz, Daubnitz, Dörschnitz, Icko- witz, Klappendorf, Krepta, Neckanitz, Paltzschen, Piskowitz, Prositz, Roitz- sch, Scheerau, Schwochau, Striegnitz, Trogen, Wachtnitz, Wuhnitz (mit Berntitz) Zöthain und Zscheilitz. Hierbei ist zu bemerken, dass gegenüber dem Flächennutzungsplan in der rechtsgültigen Fassung vom 19.10.2000 die bebauten Flächen in zahlrei- chen Ortsteilen, die 2000 noch als gemischte Bauflächen gekennzeichnet wurden, nunmehr als Wohnbaufläche ausgewiesen sind. Bedingt durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft, die Abwanderung von Bevölke- rungsteilen und die demografische Entwicklung stehen viele, vormals land- wirtschaftlich genutzte Gehöfte in den Ortsteilen leer oder sind zu Wohn- zwecken umgenutzt worden. Damit ist der dörfliche Mischgebietscharakter nicht mehr gegeben und wird auch zukünftig nicht mehr erreicht werden. Mit der Kennzeichnung als Wohnbaufläche wird der diesbezüglichen Entwick- lung Rechnung getragen. Auch im Stadtgebiet vom Lommatzsch werden mehrere Bauflächen, die im Vorgängerplan noch als gemischte Bauflächen dargestellt waren, entspre- chend ihren heutigen Nutzungen als Wohnbauflächen dargestellt. Dies trifft insbesondere für die Flächen zwischen dem Standzentrum und der westlich verlaufenden Bahnlinie beidseitig der Carl-Menzel-Straße sowie auf die Bauflächen östlich der Kornstraße und nördlich der Meißener Straße zu. Des Weiteren werden Flächen als Wohnbauflächen im Bestand ausgewie- sen, welche im rechtsgültigen Flächennutzungsplan aus dem Jahre 2000 noch als geplante Wohnbauflächen dargestellt wurden, da die Bebauung dieser Gebiete zwischenzeitlich realisiert werden konnte. Dies betrifft im Stadtgebiet Lommatzsch eine Fläche im Bereich zwischen Meisenweg und Bergstraße sowie eine weitere südlich des Kindergartens an der Raubaer Straße. Im Ortsteil Striegnitz wurde die geplante Wohnbaufläche bebaut und somit als Wohnbaufläche im Bestand dargestellt. Für einige dieser Flä- chen sind im Zeitraum seit Genehmigung des Flächennutzungsplanes auch

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 38 von 81

Satzungen oder Bebauungspläne der Innenentwicklung (z.B. Bebauungs- plan „Meisenweg“ inkl. seiner 1. Änderung) aufgestellt worden. Gegenüber dem genehmigten Plan von 2000 werden teilweise auch Wohn- bauflächen zurückgenommen. Dies betrifft im Stadtgebiet von Lommatzsch die geplanten Wohnbauflächen beidseitig der Weissacher Straße. Das öst- liche Baugebiet gehörte zum Bebauungsplan „Domselwitz Ost“ aus dem Jahre 1999. Aufgrund verschiedenster Gründe (u.a. Schwierigkeiten bei der Erschließung der Baugrundstücke und mangelnder Nachfrage) überdachte die Stadt Lommatzsch ihre städtebaulichen Entwicklungsabsichten in die- sem Bereich. Zudem bestand Erweiterungsbedarf für eine in direkter Nach- barschaft ansässige Handwerksfirma. Es wurde eine planerische Neuorien- tierung für einen Teilbereich des ursprünglichen Plangebietes bei gleichzei- tiger Aufhebung des rechtsverbindlichen Bebauungsplanes „Domselwitz Ost“ für den sonstigen Geltungsbereich angestrebt. Im Parallelverfahren wurde auch der Flächennutzungsplan einer 1. Änderung zugeführt und dabei die geplante Wohnbaufläche nordöstlich der Weissacher Straße kom- plett zurückgenommen und westlich auf circa die Hälfte entsprechend der Bestandsabgrenzung gekürzt, zudem wurden gemischte Bauflächen im Anschluss an bestehende Mischbauflächen ausgewiesen. Die 1. Änderung des rechtsgültigen FNP wurde durch das Landratsamt Meißen im August 2015 genehmigt. Die jetzige Fortschreibung des Flächennutzungsplans übernimmt die diesbezüglichen Festsetzungen unverändert. Im Ortsteil Wuhnitz war im Flächennutzungsplan von 2000 eine geplante Wohnbaufläche nördlich der Kreisstraße 8081 vorgesehen, die jedoch nicht realisiert werden konnte. In der jetzigen Fortschreibung nimmt die Stadt Lommatzsch von dieser Ausweisung Abstand, gemäß der bestehenden Nutzung wird sie wieder als landwirtschaftliche Nutzfläche dargestellt.

Ermittlung des Wohnraumbedarfs Der Stadt Lommatzsch hat keine zentralörtliche Funktion im Sinne der Regional- und Landesplanung inne und weist weitestgehend rückläufige Einwohnerzahlen auf. Die Siedlungsentwicklung hat sich daher LEP 2013 Ziel 2.2.1.6 am Eigenbedarf zu bemessen. Im Abschnitt 3.1.2 wurde, basierend auf den Prognosen zur Bevölkerungs- entwicklung innerhalb der der 6. Regionalisierten Bevölkerungsvorausbe- rechnung (6. RBV) die Einwohnerzahl von Lommatzsch für die Jahre 2025 und 2030 ermittelt. Wie dort ausgeführt, scheint die 6.RBV die künftige Situation, zumindest bis 2030, besser abzubilden als die im Jahre 2020 er- schienene 7. RBV. Zur Ermittlung des Wohnraumbedarfes wurde weiterhin die Anzahl der Wohnungen im Stadtgebiet herangezogen. Dazu liegen belastbare Werte von 2013 (2.962 Wohnungen) bzw. 2015 (2.965 Wohnungen) vor. Die An- zahl der Wohnungen bleibt somit im Gemeindegebiet relativ konstant, für die weiteren Berechnungen wird der aktuellere Wert angesetzt.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 39 von 81

Tabelle 5.2: Anzahl der Wohnungen (Stand 31.12.2015)

Jahreszahl Einwohner Anzahl Wohnungen

2015 5.074 2.965 davon Leerstand (*) 310 nutzbar 2.655

(*) Der vorhandene Leerstand, hier ein Wert aus dem Jahre 2013, größtenteils bedingt durch schlechtem Bauzustand, fehlende Sanierung und mangelnden Wohnkomfort wird bei den weiteren Betrachtungen nicht berücksichtigt. Aufgrund der demografischen Ent- wicklung ist davon auszugehen, dass zukünftig u.a. durch Sterbefälle eine größere Anzahl von unsanierten Wohnungen auf den Markt gelangt, deren Zustand für ihre bisherigen Be- wohner tolerierbar war, die jedoch so nicht vermietbar sind. Ein Leerstand in etwa dieser Größenordnung wird somit auch in den kommenden Jahren trotz Sanierung bestehenden Wohnraums existieren und nicht besetzt werden können. Gemäß den Erfassungen des Statischen Landesamtes des Freistaates Sachsen betrug die durchschnittliche Haushaltsgröße im Landkreis Meißen im Jahre 2014 2,0 Einwohner je Wohnung, dies trifft in etwa auch für die Stadt Lommatzsch zu. Bereits 2018 ermittelte das Statische Landesamt des Freistaates die durchschnittliche Haushaltsgröße nur noch mit 1,89 Einwoh- nern pro Wohnung. Gemäß Modellrechnungen wird sie weiterhin sinken. Im Jahre 2025 kann sachsenweit mit einer Haushaltsgröße von 1,85 Personen pro Wohnung gerechnet werden. Für das Jahr 2030 wird in bundesweiten Ermittlungen von einer Haushaltgröße von 1,67 bis 1,84 Personen pro Haushalt bzw. Wohnung (Ostdeutschland) ausgegangen. Zur Verkleine- rung der durchschnittlichen Haushaltsgröße tragen insbesondere zwei Fak- toren bei: Einerseits wird die durchschnittliche Kinderzahl je Haushalt im- mer geringer und zum anderen wachsen stark besetzte Jahrgänge in Al- tersgruppen hinein, welche überwiegend in kleinen Haushalten leben. Sachsen hat von allen Flächenländern den höchsten Anteil an Haushalten mit nur einer Person. Deren Anteil lag bereits 2016 in Sachsen höher als im Bundesdurchschnitt. Die Tendenz zu kleineren Haushalten wird sich dem- zufolge in Sachsen und in der Stadt Lommatzsch fortsetzen. Basierend auf den vorgenannten Ermittlungen zur Bevölkerungsentwick- lung und zur Haushaltsgröße kann nun eine Ermittlung des künftigen Woh- nungsbedarfes für die Jahre 2025 und 2030 getätigt werden, hierbei wird aufgrund der bisherigen Bevölkerungsentwicklung ausschließlich die Prog- nosevariante 2 der 6. RBV betrachtet.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 40 von 81

Tabelle 5.3: Ermittlung benötigte Wohnungen für 2025

Prognose Bedarf an Wohnungen

Prognostizierte Prognostizierte Benötigte Bevölkerung Haushalts- Wohnungen 2025 größe 2025 2025

Variante 2 4.844 EW 1,85 EW / WE 2.618 Wohng.

Tabelle 5.4: Ermittlung benötigte Wohnungen für 2030

Prognose Bedarf an Wohnungen

Prognostizierte Prognostizierte Benötigte Bevölkerung Haushalts- Wohnungen 2030 größe 2030 2030

Variante 2 4.711 EW 1,75 EW / WE* 2.692 Wohng.

*Mittelwert aus den bundesdeutschen Prognosen Durch den Abzug der im Stadtgebiet bestehenden Wohnungen (siehe dazu auch Anmerkung zum Leerstand weiter oben) kann eine Aussage zu den fehlenden Wohnungen in den Jahren 2025 und 2030 getroffen werden.

Tabelle 5.5: Fehlende Wohnungen gegenüber 2015

Anzahl Prognosezeit- Prognose Bedarf Wohnungen raum benötigte 2015 Wohnungen

2.655 2025 2.618 - 37 2.655 2030 2.692 + 37

Entsprechend diesen Berechnungen ergibt sich, dass bis ca. 2025 für die Stadt Lommatzsch statistisch kein Bedarf an zusätzlichen Wohnungen besteht. Die tatsächlich benötigten Wohnungen können aus dem Bestand abgedeckt werden. Dies ändert sich zum Jahre 2030 hin. Nur aufgrund der prognostizierten Haushaltsentwicklung würden im Jahre 2030 ca. 40 zu- sätzliche Wohnungen benötigt. Ein weiteres wichtiges Kriterium in der Bedarfsermittlung ist der sogenannte Auflockerungsbedarf. Gemäß der Wohnungsmarktprognose des Bundes- institutes für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) wird die Pro-Kopf- Wohnfläche bis 2030 auf rund 47 m² steigen. In der Stadt Lommatzsch liegt der Wert laut den Ermittlungen, die im Rahmen der Aufstellung des Inte- grierten Stadtentwicklungskonzeptes (INSEK) unternommen wurden, zum 31.12.2013 weit niedriger, bei rund 42 m². Hieraus kann bei Annahme des bundesweiten Trends ein steigender Bedarf nach größeren Wohnungen

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 41 von 81

(auch für kleinere Haushalte) abgeleitet werden. Diese lassen sich so, auch in Kombination mit den gewünschten Ausstattungsstandards und / oder Barrierefreiheit etc. im bestehenden Angebot nicht finden, so dass Neubau- maßnahmen erforderlich werden, um die Bevölkerung vor Ort zu halten. In der vorgenannten Prognose wird auch die Entwicklung der Wohnflächen- nachfrage entsprechen der räumlichen Lage im Bundesgebiet untersucht. Für den Landkreis Meißen wird diesbezüglich eine Wohnflächennachfrage von 2,5 % bis unter 5,0 % bis 2030 prognostiziert. Ausgehend von der zum 31.12.2015 erhobenen Wohnfläche in der Stadt Lommatzsch von 243.400 m² abzüglich einer angenommene Leerstandsfläche von 310 WE x 82,0 m² (durchschnittlicher Wohnungsgröße in Lommatzsch), ergibt sich eine bestehende (nutzbare) Wohnfläche von ca. 217.980 m². Ein Zuwachs von 2,5 % würde eine Neubaufläche von 5.450 m², ein Zuwachs von 5 % eine Neubaufläche von 10.900 m² bedeuten. Geteilt durch die durchschnitt- liche Wohnungsgröße von 82,0 m² entstünde eine Nachfrage von 66 bis 133 neuen Wohnungen bis 2030, im Durchschnitt kann man also von einem Bedarf von ca. 100 neuen Wohnungen bis 2030 ausgehen.

Ausweisung neuer Wohnbauflächen Wie schon im Kapitel 3.1.2 zur Bevölkerungsentwicklung ausgeführt, sieht sich die Stadt Lommatzsch vor der Aufgabe, die Einwohnerzahlen mittel- fristig zu stabilisieren, u.a. mit der Bereitstellung eines bedarfsgerechten Angebotes an Wohnungen. Dies soll unter anderem durch die Schaffung neuen hochwertigen und attraktiven Wohnraums erreicht werden. Insofern werden im Flächennutzungsplan Flächen in moderaten Größenordnungen ausgewiesen, welche für eine neue Wohnbebauung zur Verfügung stehen sollen. Damit hat die Stadt die Möglichkeit, die angestrebte städtebauliche Entwick- lung für die nächsten Jahre festzuhalten und ihrem Bedürfnis entsprechend auch Nutzungen, welche die zukünftige Wohnbebauung an den vorgesehe- nen Orten stören können, zu untersagen. In Lommatzsch ist aufgrund der landschaftlichen und kulturhistorischen Ge- gebenheiten bereits eine hohe Wohnattraktivität vorhanden, die sich im Zuge des angestrebten Ausbaus des Naherholungs- und Tourismusange- botes voraussichtlich noch weiter erhöhen wird. Der Trend der letzten Jahre mit stabilen Geburtenraten und einem leichtem Überschuss von Zuzügen in den regionalen Wanderungsbewegungen bestätigt insofern, dass auch die junge Bevölkerung die Attraktivität von Lommatzsch als Wohnstandort neu erkannt hat. Dabei soll die angestrebte städtebauliche Entwicklung kon- zentriert am Hauptort stattfinden. Alle größeren Ausweisungen von neuen Wohnbauflächen (W1 bis W3, W5) erfolgen deshalb innerhalb des Stadtgebietes von Lommatzsch. Sie sind als innerörtliche Erweiterungsflächen an bereits bestehende Bebauung bzw. auch Flächen zur Nachverdichtung zu verstehen. Lediglich eine Neubau- fläche (W4) wird Im Ortsteil Altlommatzsch angeordnet.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 42 von 81

Stadt Lommatzsch: Nordwestlich der Döbelner Straße werden auf einer im Moment für Klein- gärten genutzten Fläche neue Wohnbauflächen ausgewiesen (W1; ca. 1,09 ha). Damit entsteht eine Ausweitung der innerörtlichen Wohnbauflä- chen bis an die die Stadt im Westen umfassende Bahnlinie. Ein Teil dieser geplanten Bauflächen entlang des abzweigenden Astes der Döbelner Straße war bereits im rechtsgültigen Flächennutzungsplan als gemischte Baufläche ausgewiesen. Westlich der Bergstraße und nördlich des Meisenweges werden auf einem ca. 1,19 ha großen Areal in zweiter Reihe hinter der bestehenden Bebau- ung ebenfalls Wohnbauflächen dargestellt (W2). Auch hier wird die Fläche im Moment noch für Kleingärten genutzt. Des Weiteren wird im Südosten Lommatzschs, im Dreieck zwischen der Bergstraße, der Zöthainer Straße und dem Meisenweg ein neues Wohnge- biet in einer Größenordnung von ca. 1,06 ha (W3) ausgewiesen. Zukünftig ist die Bergstraße somit durchgängig zu beiden Straßenseiten mit Wohn- häusern bebaut und erzeugt ein geschlossenes Ortsbild. Im inneren Stadtgebiet, westlich der Straße „Am Rodeland“ erfolgt in zweiter Reihe hinter der bestehenden Bebauung auf einem ca. 0,46 ha großen Areal die Ausweisung von Wohnbauflächen (W5). Die Fläche unterliegt im Moment einer Grünlandnutzung. Westlich schließen sich Kleingartenparzel- len an. Neben den bereits beschriebenen Wohnbauflächen sind innerhalb der Orts- lage Lommatzsch noch weitere Potentiale zur Nachverdichtung in geringe- rem Umfange (Baulücken und Brachflächen) vorhanden, die künftig eben- falls für Wohnbebauung herangezogen werden können.

Ortsteile: Im Ortsteil Altlommatzsch wird im südöstlichen Bereich entlang der Alt- lommatzscher Straße ein neues Wohngebiet (W4) mit ca. 0,25 ha ausge- wiesen. Mit dieser Ausweisung erhält der Ortsrand von Altlommatzsch nach Süden einen städtebaulich sinnvollen Abschluss und kann sich durch eine Orts- randeingrünung gegenüber der landwirtschaftlichen Fläche abgrenzen.

5.2.2.2 Gemischte Bauflächen

Bestehende Mischbauflächen Im Flächennutzungsplan der Stadt Lommatzsch werden insgesamt ca. 81,60 ha als Gemischte Bauflächen (Bestand) ausgewiesen.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 43 von 81

Entsprechend des vorhandenen Gebietscharakters erfolgt in der Stadt Lommatzsch selbst eine Mischgebietsausweisung im Bereich der zentralen Altstadt rund um den Marktplatz, zwischen den beiden Führungen der B85 (Kornstraße und Königsstraße) nördlich des Stadtzentrums, beidseitig ent- lang der Meißener Straße dem Stadtzentrum zugeordnet, zwischen Nosse- ner Straße und Zöthainer Leichenweg und westlich der Bahnhofstraße in Nachbarschaft zu den dort ausgewiesenen Gewerbegebieten, zwischen der Bahnlinie und der Döbelner Straße im Süden der Ortslage sowie in Berei- chen am westlichen und südöstlichen Ortsende. Alle diese Flächen waren bereits im rechtsgültigen FNP von 2000 bzw. wurden im Rahmen der 1. Än- derung des FNP im Jahren 2015 als gemischte Bauflächen ausgewiesen. Ihr Charakter als Mischgebiet begründet sich durch die innerstädtische Lage mit den historisch gewachsenen Strukturen einer gemischten Nutzung als Wohn- und Arbeitsstätte, für die Ausübung von Gewerbe, Handel und Gastronomie, für Zwecke der Verwaltung, soziale und kulturelle, kirchliche und gesundheitliche Zwecke etc. Darüber hinaus werden die Ortsteile Marschütz und Lautzschen in ihrer Ge- samtheit und Teile von Albertitz, Altsattel, Barmenitz, Berntitz, Birmenitz, Churschütz, Dörschnitz, Klappendorf, Krepta, Paltzschen, Petzschwitz, Piskowitz, Roitzsch, Scheerau, Schwochau, Striegnitz, Trogen, Wachtnitz Wuhnitz und Zöthain als Mischgebiet ausgewiesen. Bei den bestehenden Mischgebieten in den Ortsteilen handelt es sich um Gebiete mit dörflichem Charakter. Diese vorhandenen dörflichen Strukturen sollen in ihrer ursprünglichen Form nach Möglichkeit erhalten bleiben. Im Rahmen der städtebaulichen Sanierung muss grundsätzlich versucht werden, die Dorfgebiete durch Sanierung in ihrem Gefüge zu erhalten bzw. weiterzuentwickeln und als Wohn- und Arbeitsort lebenswert zu gestalten. Infolge der Veränderungen in der Landwirtschaft stehen viele der Drei- und Vierseitgehöfte in den Ortsteilen leer und weisen erhebliche bauliche Män- gel auf, da in der Vergangenheit die Instandsetzung und Instandhaltung der Gebäude insgesamt vernachlässigt wurde. Diese Höfe sollen zumindest in Teilen nach Aufgabe der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung einer nicht- störenden gewerblichen Nutzung zugeführt werden, um damit deren Erhal- tung zu sichern. Die Ansiedlung von Handwerksbetrieben sowie nichtstö- renden Gewerbebetrieben ist in Mischgebieten möglich. Im Mittelpunkt stehen daher die Instandsetzung und Instandhaltung der vor- handenen, noch zu sanierenden Gebäude, Maßnahmen zur Beseitigung der baulichen Mängel und zur Verbesserung der Ausstattung von Wohnun- gen und Arbeitsstätten sowie die Anpassung der vorhandenen Gebäude- substanz an veränderte Nutzung und Nutzungsansprüche.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 44 von 81

Neue Mischbauflächen

Stadt Lommatzsch: Innerhalb des Stadtgebietes werden keine neuen Mischbauflächen ausge- wiesen. In der Innerortslage der Stadt Lommatzsch befinden sich verein- zelte Grundstücke, die bislang noch nicht baulich genutzt werden, jedoch im Flächennutzungsplan ebenfalls als gemischte Bauflächen ausgewiesen werden. Es besteht somit Nachverdichtungspotential.

Ortsteile: Im Ortsteil Dörschnitz wird westlich der Unteren Dorfstraße und südlich der Kreisstraße K 8084 eine neue Mischbaufläche (M1) in einer Größe von ca. 0,27 ha ausgewiesen. Im rechtsgültigen Flächennutzungsplan aus dem Jahre 2000 war hier bereits eine geplante Mischbaufläche dargestellt. Da- mals sollte damit ein Lückenschluss zwischen einer geplanten Gewerbeflä- che und der innerörtlichen Bebauung realisiert werden. Von der Umsetzung der gewerblichen Nutzung westlich der Mischbaufläche wird in der Fort- schreibung des Flächennutzungsplanes abgesehen, sie soll jedoch weiter- hin als Fläche zur Ortsrandabrundung zur Verfügung stehen. Zudem kann damit auch die geplante Ortsrandeingrünung durchgängig ausgeführt wer- den. Im Süden von Paltzschen wird südlich der Kreisstraße K 8083 ein ca. 0,68 ha großes Mischgebiet (M2) neu ausgewiesen. Bei der Fläche handelt es sich um eine Teilfläche der Flur-Nr. 2 /1 mit bestehender kleinteiliger Be- bauung, die dreiseitig bereits von ausgewiesenen Mischbauflächen umfasst wird. Im rechtsgültigen Flächennutzungsplan war hier ebenfalls schon eine geplante Mischbaufläche dargestellt, wenn auch mit nicht ganz übereinstim- mendem Umgriff. Mit dieser Ausweisung sollen für die gewünschte Revita- lisierung der vorhandenen dörflichen Strukturen, insbesondere des weitge- hend ungenutzten Gutshofes unter Denkmalschutz auf derselben Flur- stücks-Nummer, Erweiterungsflächen zur Verfügung stehen. Die Fläche ist vor dem Hintergrund der sie zu drei Seiten umgebenden Bestandsbebau- ung mit dem gleichen Gebietscharakter für die Neuausweisung in besonde- rem Maße geeignet.

5.2.2.3 Gewerbliche Bauflächen

Bestehende gewerbliche Bauflächen Im Flächennutzungsplan der Stadt Lommatzsch werden insgesamt ca. 52,10 ha als Gewerbliche Bauflächen ausgewiesen.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 45 von 81

Stadt Lommatzsch: Der Schwerpunkt der Gewerbeentwicklung in Lommatzsch befindet sich im Südwesten der Ortslage im Gewerbegebiet Messa, südlich der Eisenbahn- linie an der Glashüttenstraße, südöstlich der historischen Kernstadt zwi- schen Bahnhofstraße und Mertitzer Straße sowie am südöstlichen Ortsende beidseitig entlang der Mertitzer Straße (S85). Für den Bereich Messa westlich des Zentrums wurden bereits Anfang der 90er Jahren planerische Überlegungen zur Ausweisung von Gewerbe- flächen verfolgt, die in der Aufstellung des Bebauungsplanes „Messa 1a“ 1994 und seiner 1. Änderung sowie der parallelen Neuaufstellung von „Messa 1b“ 1998 mündeten. Der rechtsgültige Flächennutzungsplan mit Stand 2000 wies das Gebiet des Bebauungsplanes „Messa 1a“ zwischen Döbelner und Jessener Straße als bestehende Gewerbefläche aus, das Ge- biet von „Messa 1b“ nördlich der Jessener Straße als geplante gewerbliche Baufläche. Mit der Fortschreibung des FNP wird letztgenanntes Gebiet ebenfalls als bestehende Gewerbefläche gekennzeichnet, da die gewerbli- che Nutzung größtenteils realisiert werden konnte. So erfolgten beispiels- weise der Bau eines Kühllagers mit entsprechender Logistik und die Errich- tung von Photovoltaikanlagen auf den betreffenden Flächen. Das Gebiet südlich des Zöthainer Leichenweges und westlich der Mertitzer Straße war im rechtsgültigen FNP aus dem Jahre 2000 noch als geplante gemischte Baufläche ausgewiesen. Entsprechend der zwischenzeitlich er- folgten Ansiedlung der Lomma Sachsen GmbH, einem Hersteller von land- wirtschaftlichen Geräten zur Bodenbearbeitung auf dem kompletten Ge- lände werden diese Flächen nun als bestehende Gewerbeflächen darge- stellt. Entlang der Glashüttenstraße erfolgt auf den Flächen der bestehenden Be- triebe eine Gewerbegebietsausweisung. Die Flächen zwischen der Bahnlinie und der Mertitzer Straße und östlich von dieser waren bereits im Flächennutzungsplan von 2000 als gewerbliche Bauflächen gekennzeichnet. Für Flächen östlich der Mertitzer Straße befin- det sich ein Bebauungsplan („Gewerbegebiet Mertitzer Straße“) zur ge- werblichen Entwicklung des Areals in Aufstellung. Ortsteile: Generell stellen die ausgewiesenen gewerblichen Bauflächen in den Orts- teilen oft Flächen dar, auf denen ehemals landwirtschaftliche Nutzung der DDR-Produktionsgenossenschaften stattfand. Der diesbezügliche Gebäu- debestand steht zum Teil leer, mit der Ausweisung sollen auch noch andere gewerbliche Nachnutzungen ermöglicht werden als rein landwirtschaftliche, die im Außenbereich sowieso privilegiert sind. Zu großen Teilen werden die gewerblichen Bauflächen vom rechtswirksamen Flächennutzungsplan aus dem Jahre 2000 unverändert übernommen, in einigen Einzelfällen werden dort, wo sich gewerbliche Ansiedlungen zwischenzeitlich realisierten, diese

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 46 von 81

im Bestand dargestellt, im anderen Falle erfolgt auch eine Flächenrück- nahme oder eine Flächenumwidmung. Im Ortsteil Roitzsch wird am nördlichen Ortsende, westlich der Kreisstraße K 8081 eine Fläche als Gewerbefläche gekennzeichnet, die im bisherigen Flächennutzungsplan noch als gemischte Baufläche dargestellt war. Ein diesbezüglicher Bebauungsplan der Innenentwicklung, in dem die Art und das Maß der gewünschten baulichen Nutzung festgesetzt wurden, trat am 30.10.2015 durch Bekanntmachung des Satzungsbeschlusses in Kraft. Die Fortschreibung des Flächennutzungsplans wird gemäß § 13a Abs. 2 Nr. 2 im Wege der Berichtigung angepasst. Im Westen von Dörschnitz wird am Ortsrand eine gewerbliche Baufläche ausgewiesen. Hier ist ein metallverarbeitender Betrieb ansässig. Die ge- plante Erweiterungsfläche nördlich dieser Ausweisung wird nicht mehr als nötig betrachtet, dort verbleibt eine landwirtschaftliche Nutzung. Am südöst- lichen Ortsrand, östlich der Kreisstraße 8083 wird eine weitere Gewerbeflä- che dargestellt. Beide Flächen waren bereits im rechtsgültigen Flächennut- zungsplan von 2000 als bestehende Gewerbeflächen ausgewiesen. Im Ortsteil Barmenitz, beidseitig der den Ortsteil querenden Hauptstraße werden Gewerbeflächen ausgewiesen. Hier hat u.a. das größte Agrarunter- nehmen der Region, die „Lommatzscher Pflege“ eG seinen Stammsitz. Im Ortsteil Altsattel wird nördlich der S 86 eine Gewerbefläche ausgewie- sen, hier befinden sich ein Getreidelager und ein Gewerbebetrieb. Die Aus- weisung erfolgt aufgrund der realen gewerblichen Nutzung, im rechtsgülti- gen Flächennutzungsplan von 2000 war der Ortsteil noch komplett als Split- tersiedlung im Außenbereich ausgewiesen. Nördlich von Churschütz, entlang der Neckanitzer Straße wird eine Gewer- befläche ausgewiesen, die in dieser Form bereits auch im rechtwirksamen FNP von 2000 enthalten war. Gleiches gilt für die östlich der Ortslage Wachtnitz befindlichen Gewerbeflächen. In Churschütz selber, südlich der S 32 wird eine weitere Gewerbefläche auf- grund der bestehenden gewerblichen Nutzung ausgewiesen. Diese Fläche war, wie überhaupt der ganze Ortsteil im rechtsgültigen Flächennutzungs- plan von 2000 als Mischbaufläche gekennzeichnet. Innerhalb der Fortschreibung des FNP erfolgen auch Rücknahmen von ge- werblichen Bauflächen, zum einen wie oben genannt westlich der Ortslage von Dörschnitz, zum anderen im Ortsteil Petzschwitz. Hier war zwischen Wohnbauflächen im Norden und Wald- und Grünflächen im Süden eine Gewerbefläche ausgewiesen, eine gewerbliche Ansiedlung ließ sich jedoch nicht realisieren. In der FNP-Fortschreibung wird u.a. aus Gründen des Immissionsschutzes von dieser Flächenausweisung abgesehen, sie soll zu- künftig als Mischgebietsfläche dargestellt werden.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 47 von 81

Neue gewerbliche Bauflächen Im gesamten Gemeindegebiet der Stadt Lommatzsch und ihrer Ortsteile werden im Rahmen der Fortschreibung des Flächennutzungsplanes keine neuen gewerblichen Bauflächen ausgewiesen. Die vorhandenen Flächen und die durch Satzungen seit dem Jahre 2000 zusätzlich gesicherten Flä- chen genügen für die gewerbliche Weiterentwicklung im Konzeptionszeit- raum der nächsten 10 bis 15 Jahre. Die gewerbliche Entwicklung der Stadt Lommatzsch soll sich zukünftig am Bestand orientieren soll, daher sind die vorhandenen Potentiale vorrangig zu nutzen. Zudem besteht sowohl in der Innerortslage der Stadt Lommatzsch als auch in den ausgewiesenen ge- werblichen Flächen in den Ortsteilen Nachverdichtungspotential.

5.2.2.4 Flächen für Ver- und Entsorgungsanlagen

Im südöstlichen Stadtgebiet von Lommatzsch wird durch die ENSO NETZ GmbH ein zentrales Umspannwerk betrieben, das im Flächennutzungsplan als solches gekennzeichnet ist. Für Ver- und Entsorgungsanlagen werden insgesamt ca. 0,65 ha im Flä- chennutzungsplan gekennzeichnet.

5.2.2.5 Sondergebiete

Im Planbereich des Flächennutzungsplanes befindet sich das Sondergebiet „Edeka“ an der Oschatzer Straße. Hier existiert ein größerer Lebensmittel- markt. Da die Verkaufsfläche größer als 800 m² ist, wurde der Bereich als Sondergebiet ausgewiesen. Insgesamt besitzt das Sondergebiet eine Flä- chengröße von ca. 0,89 ha. Das Sondergebiet war in dieser Lage und Größe bereits im rechtsgültigen Flächennutzungsplan von 2000 ausgewie- sen und planungsrechtlich gesichert. Neue Sonderbauflächen werden mit der Fortschreibung des FNP nicht aus- gewiesen.

5.2.2.6 Gemeinbedarfsflächen

Insgesamt werden ca. 5,35 ha als Gemeinbedarfsflächen (Bestand) ausge- wiesen, sie befinden sich alle im Stadtgebiet von Lommatzsch selbst. Zu den Gemeinbedarfsflächen zählen in Lommatzsch die Grundschule am Kirchplatz und Schulgässchen im Stadtzentrum, die nördlich der Domsel- witzer Straße befindliche Mittelschule (Oberschule „Lommatzscher Pflege“), die Kindergartenanlage an der Raubaer Straße sowie der Festplatz mit Frei- leichtbühne nordwestlich des Stadtzentrums.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 48 von 81

Die Flächen der Grundschule sollen aufgrund eines entsprechenden Be- darfs erweitert werden. Zu diesem Zweck werden westlich an das bereits bestehende Gelände direkt angrenzend neue Gemeinbedarfsflächen in ei- ner Größenordnung von ca. 0,22 ha ausgewiesen. Im rechtswirksamen Flächennutzungsplan aus dem Jahre 2000 wurde nördlich der Mittelschule eine Erweiterungsfläche als geplante Fläche für Gemeinbedarf dargestellt. Diese geplante bauliche Erweiterung fand nicht statt, diese Fläche wird wieder der landwirtschaftlichen Nutzfläche zuge- schlagen.

5.2.2.7 Ortsteile in Außenbereichsflächen

Die Orts- bzw. Siedlungsteile Arntitz, Dennschütz, Grauswitz, Löbschütz, Mögen, Poititz, Pitschütz, Rauba, Sieglitz und Weitzschenhain werden im Rahmen des Flächennutzungsplans als Splittersiedlungen betrachtet, für sie wird keine Gebietskategorie gemäß § 1 BauNVO festgesetzt. Die vor- handene Bebauung in diesen Ansiedlungen wird als Bebauung im Außen- bereich gemäß § 35 BauGB dargestellt.

5.2.3 Freiflächen

5.2.3.1 Grünflächen

Als Grünflächen werden alle im Plangebiet anzutreffenden Rasen- und Wie- senflächen (außer landwirtschaftliche Nutzung - Grünland), Parkanlagen, Kleingartenanlagen, Sport- und Spielplätze, Friedhöfe sowie Flächen mit geringem Aufwuchs gekennzeichnet. Die privaten Garten- und Freiflächen sind den Wohnbauflächen zugeordnet und werden auf der Detailierungs- ebene des Flächennutzungsplans nicht separat dargestellt. Bedingt durch die guten Bodenwerte im Plangebiet und die traditionell vor- herrschende landwirtschaftliche Nutzung ist im Plangebiet, gemessen an der Gesamtfläche, nur ein geringer Flächenanteil von Grünflächen vorhan- den. Der Großteil dieser ausgewiesenen Grünflächen besteht aus den die Wohngebiete umfassenden Grünflächen im Stadtgebiet von Lommatzsch selber. Vereinzelt sind auch Grünflächen in den Ortsteilen vorhanden. Größere Grünflächen werden z.B. am Wasserspeicher Roitzsch, südlich und östlich von Barmenitz, südlich Weitzschenhains, bei Mögen, um Schwochau, nördlich von Zöthain und Daubnitz sowie südlich von Wachtnitz ausgewiesen. Entlang des Ketzerbaches befinden sich weitere Grünflächen, diese sind jedoch mehrheitlich Biotope im Sinne des § 21 Sächsisches Naturschutz- gesetz (SächsNatSchG) und werden daher als solche gekennzeichnet. Siehe dazu auch die Ausführungen im Folgekapitel 5.2.4 Schutzbereiche.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 49 von 81

5.2.3.2 Forst- und landwirtschaftliche Flächen

Aufgrund der guten naturräumlichen Standortverhältnisse (siehe dazu auch Punkt 2.2.1 und 2.2.4) und der ausgezeichneten Lößböden wird ein Großteil der Freiflächen im Gemeindebiet landwirtschaftlich genutzt. Mit aktuell fast 90 % Anteil von landwirtschaftlichen Nutzflächen, gemessen an der Ge- samtfläche, liegt Lommatzsch weit über dem im Landkreis Meißen ermittel- ten Durchschnittswert von ca. 70 %. Von den in der Planzeichnung mit ca. 5.917,35 ha ausgewiesenen landwirt- schaftlichen Nutzflächen entfällt ein großer Teil auf reine Ackerflächen, die von den einzelnen Haupt- und Nebenerwerbslandwirten bzw. Agrarunter- nehmen bewirtschaftet werden. Mit einem Bestand von ca. 62,31 ha Waldfläche (Forst und Waldbiotope) bilden auch die Stadt Lommatzsch und ihre Ortsteile keine Ausnahme zur Waldarmut des übrigen Landkreises Meißen. Lommatzsch liegt mit einem Waldflächenanteil von nur rund 1,0 % des Gemeindegebietes sogar weit unter dem Durchschnittswert von 13 % des Landkreises Meißen. Größere zusammenhängende Waldgebiete sind im Plangebiet nicht vor- handen. Kleinere Waldflächen befinden sich insbesondere im südlichen und südöstlichen Teil des Planungsgebietes, z.B. westlich von Mögen, zwischen den Ortslagen Birmenitz und Krepta, südlich und südwestlich von Petz- schwitz, südlich von Pitschütz, sowie am Ketzerbach und im südlichen Ket- zerbachtal. Im nördlichen Teil des Plangebietes befindet sich eine einzelne zusammenhängende Waldfläche südwestlich des Ortsteiles Lautzschen. Große Teile der wenigen Waldflächen sind als Waldbiotope gekennzeichnet und stehen insbesondere im Ketzerbachtal in Verbindung mit den dort aus- gewiesenen Naturschutzgebieten „Trockenhänge südöstlich Lommatzsch“ sowie den Natura 2000 Gebieten (FFH-Gebiet „Täler südöstlich Lommatz- sch“, Vogelschutzgebiet (SPA-Gebiet) „Linkselbische Bachtäler“). Diese bestehenden Waldflächen sollen geschützt und erhalten bzw. mög- lichst in naturnahe Laub- und Laubmischwaldflächen umgewandelt werden. Gemäß der beschlossenen 2. Fortschreibung des Regionalplanes sollen für die Region Oberes Elbtal / Osterzgebirge insgesamt ca. 5.100 ha Wald auf- geforstet werden, damit könnte der Gesamtflächenanteil von 26,4 % (Stand 2018) auf 27,9 % steigen. Im Gemeindegebiet der Stadt Lommatzsch sind jedoch keine Vorranggebiete Waldmehrung ausgewiesen, da diese erst ab einer Größe von ca. 10,0 ha auf der diesbezüglichen Detaillierungsebene dargestellt werden. Kleinere Bereiche, in denen gemäß den Angaben des staatlichen Forstbetriebes eine Waldmehrung beabsichtigt ist, wurden im Flächennutzungsplan durch eine überlagernde Darstellung entsprechend gekennzeichnet. Diese Bereiche befinden sich vorwiegend auf landwirt- schaftlichen Flächen in Anschlussbereichen zu bestehenden Waldflächen oder entlang von Fließgewässern und sollen in Zukunft als Aufforstungsflä- chen zur Verfügung stehen. Eine tatsächliche Aufforstung dieser Flächen hängt jedoch von der Flächenverfügbarkeit ab, so dass erst nach freiwilliger

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 50 von 81

Aufgabe der nach wie vor dort stattfindenden landwirtschaftlichen Nutzung eine Umwandlung in Waldflächen möglich ist.

5.2.3.3 Wasserflächen

Als Wasserflächen werden in der Planzeichnung die vorhandenen Fließ- und Stillgewässer, sowohl natürlichen wie auch künstlichen Ursprungs im Gemeindegebiet dargestellt. Siehe dazu auch Kapitel 2.2.5 „Gewässer“. Sie bilden in der Summe eine Fläche von ca. 32,33 ha. Eine Erweiterung von Wasserflächen z.B. für Erholungs- und Freizeitnutzungen ist nicht vorgese- hen, im Rahmen von Hochwassersschutzmaßnahmen sind jedoch Verän- derungen am Gewässernetz denkbar.

5.2.3.4 Flächen für Abgrabungen

Im Regionalplan 2009 der Planungsregion Oberes Elbtal / Osterzgebirge befand sich auf dem Gemeindegebiet der Stadt Lommatzsch eine Vor- rangausweisung für den Abbau oberflächennaher Rohstoffe. Es handelt sich um das: - Vorranggebiet Rohstoffsicherung (Sand) südöstlich von Churschütz. In diesem Zusammenhang wurden innerhalb des Geltungsbereiches des Flächennutzungsplanes der Stadt Lommatzsch Bergbauberechtigungen gemäß §§ 7, 8 und 151 Bundesberggesetz (BBergG) bewilligt, die als Flä- chen für Abgrabungen in der Planzeichnung entsprechend gekennzeichnet sind. In der 2. Gesamtfortschreibung des Regionalplanes werden für das Plan- gebiet folgende Vorranggebiete für den Rohstoffabbau ausgewiesen: - Vorranggebiet Rohstoffabbau (Sand) südöstlich Churschütz, - Vorranggebiet Rohstoffabbau (Sand) südwestlich von Churschütz. Zusätzlich werden als Vorranggebiete für die langfristige Sicherung von Rohstofflagerstätten definiert: - Vorranggebiet Rohstoffsicherung (Lehm) östlich von Treben - Vorranggebiet Rohstoffsicherung (Lehm) östlich von Barmenitz - Vorranggebiet Rohstoffsicherung (Lehm) östlich Schwochau.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 51 von 81

5.2.4 Schutzbereiche

5.2.4.1 Natur- und Landschaftsschutz

Im südöstlich Bereich des Plangebietes befinden sich mehrere Schutzge- biete für Natur und Landschaft, deren Schutzziele bei allen Planungen und Maßnahmen entsprechend zu beachten sind.

Naturschutzgebiet „Trockenhänge südöstlich Lommatzsch“ Das Naturschutzgebiet ist überwiegend als prägende Teilfläche des Flora- Fauna-Habitat-Gebietes „Täler südöstlich Lommatzsch“ (SCI 4746-302) und teilweise des Vogelschutzgebietes „Linkselbische Bachtäler“ (DE 4645- 451) Bestandteil des zusammenhängenden europäischen ökologischen Netzes besonderer Schutzgebiete im Sinne der Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen (FFH-Richtlinie, ABI. L 206 vom 22.07.1992, S. 7) und der Richtlinie 2009/147/EG des Rates vom 30.11.2009 über die Erhaltung der wild lebenden Vogelarten (Vogelschutz- richtlinie, ABI. L 20 vom 26.01.2010, S. 7) in den jeweils geltenden Fassun- gen. Schutzzweck ist die Erhaltung, Wiederherstellung und Entwicklung von Le- bensstätten, Biotopen und Lebensgemeinschaften wildlebender Tier- und Pflanzenarten auf sechszehn Trockenhängen mit überwiegend xero- thermen Lebensbedingungen an den Talflanken des Ketzerbaches zwi- schen Leuben und Schiertz und im unteren Käbschützbachtal mit seinem von Trockenhängen, Feuchtwiesen, Simsen- und Seggenrieden und dem naturnahen Käbschützbach kleinteilig geprägten Ensemble und funktiona- len Komplex aus Biotopen und historischen Kulturlandschaftsbestandteilen innerhalb der ansonsten intensiv genutzten Agrarlandschaft des Mittelsäch- sischen Lößhügellandes. Die Trocken- und Halbtrockenrasen, Felsfluren, Trockengebüsche und Trockenwälder auf Löss oder Grundgestein an den südausgerichteten Tal- flanken des Ketzerbachtales und im unteren Käbschützbachtal stellen Lebensstätten für gefährdete und seltene Tiere, Pflanzen und Artengemein- schaften von landesweiter wissenschaftlicher Bedeutung, außerordentli- cher Seltenheit sowie besonderer Eigenart dar. Der Erhalt der aufgrund historischer Nutzung entstandenen Kulturlandschaftselemente in der Altsie- dellandschaft der Lommatzscher Pflege ist von hoher landeskundlicher Be- deutung. Die in das Naturschutzgebiet einbezogenen Eichen-Hainbuchen- wälder repräsentieren die potentiell natürliche Vegetation und dienen der Erhaltung dieser in beispielhaften Beständen. Wesentliche Schutzzwecke sind im Einzelnen:  die Erhaltung und Entwicklung des Gesamtgebietes und seiner Teile in ihrem räumlich und funktionellen Zusammenhang unter Vermeidung di- rekter Stoffeinträge sowie innerer und äußerlicher Störeinflüsse;

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 52 von 81

 die Erhaltung bzw. zielgerichtete Entwicklung oder Wiederherstellung der für Sachsen sehr bedeutsamen Pflanzengesellschaften der Xerotherm- standorte in ihrer kleinräumigen standörtlichen Verschiedenheit und in ihrer charakteristischen Artenausstattung durch angepasste Bewirtschaf- tung, insbesondere der sachsenweit größten und bestausgeprägten Vor- kommen von Steppen-Trockenrasen;  die Erhaltung und Entwicklung überlebensfähiger Populationen gefähr- deter Pflanzenarten der Trocken- und Halbtrockenrasen sowie der Trockengebüsche, die ihren Verbreitungsschwerpunkt innerhalb Sach- sens im Elbhügelland besitzen;  die Sicherung des arten- und blütenreichen, mesophilen mageren Grün- landes in der ackerbaulich geprägten Landschaft u.a. als Habitatbestand- teil für Fledermäuse und Wirbellose;  die zielgerichtete Förderung von Alt- und Totholzreichtum in den natur- nahen Laubwaldbeständen sowie von Altbaumbeständen auf Streuobst- wiesen, insbesondere als Kernlebensraum für den Eremit in einem seiner bedeutendsten sächsischen Vorkommen;  die Erhaltung, Ruhigstellung und abschnittsweise Freihaltung der Stein- brüche und Felsstandorte als Lebensstätte für seltene wärmebedürftige Pflanzen- und Tierarten;  die Erhaltung und Entwicklung der natürlichen Waldgesellschaften, ins- besondere der Traubeneichen-Wälder und Eichen-Hainbuschenwälder im Sinne der potentiell natürlichen Vegetation und der Eindämmung einer weiteren Ausbreitung der Robinie;  die Erhaltung, Förderung und Wiederbelebung des Vorkommens der für Halmfruchtäcker auf basenreichen Lössböden bezeichnenden Adonis- röschen-Gesellschaft auf einer Ackerparzelle des Flurstückes Nr. 118 der Gemarkung Prositz durch eine speziell angepasste Bewirtschaftung;  die Erhaltung, Entwicklung und Pflege von Busch- und Baumreihen, Streuobst-Beständen und Einzelbäumen zur Erhaltung und Erhöhung des Strukturreichtums des Gebietes als Nahrungshabitat für Fleder- mäuse sowie als brut- und Nahrungshabitat für gefährdete Vogelarten;  die Erhaltung bzw. Förderung der funktionalen Ausstattung und Zusam- mengehörigkeit der Teilflächen des Gebietes als Trittstein- und Schwer- punktfläche eines Biotopverbundes im Ketzerbachtal und als unzer- schnittenen Biotopkomplex im unteren Käbschützbachtal;  die Bewahrung und Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszu- standes aller im Gebiet vorkommenden natürlichen Lebensräume und al- ler vorkommenden Populationen an Tier- und Pflanzenarten von gemein- schaftlicher Bedeutung;

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 53 von 81

Natura 2000 Eine besondere Schutzgebietskategorie bilden die sogenannten „FFH-Ge- biete” und „SPA-Gebiete“. FFH-Gebiete sind entsprechend der Flora- Fauna-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) ausgewählte Bereiche, in denen sich europaweit bedeutsame Lebensraumtypen und Arten befinden. Gemein- sam mit den SPA-Gebieten (Schutzgebiete der Vogelschutzrichtlinie 79/409/EWG, „Special Protection Areas“) bilden sie das europäische öko- logische Netz “Natura 2000”. Hauptziel der FFH-Richtlinie ist es, den Schutz der biologischen Vielfalt zu fördern. Im Planungsgebiet Lommatzsch befinden sich kleine Teile großflächiger Natura-2000-Schutzgebiete. Die Lage und Ausdehnung der Schutzgebiete sind in der Planzeichnung entsprechend dargestellt. Die für die Schutzgebiete festgelegten Erhaltungsziele gelten flächende- ckend für den gesamten Flächenumgriff der Schutzgebiete.

FFH-Gebiet „Täler südöstlich Lommatzsch“ Ziel der FFH-Richtlinie ist der dauerhafte Erhalt der biologischen Vielfalt auf dem Gebiet der Europäischen Union durch Unterschutzstellung von Le- bensräumen und einzelnen schützenswerten Arten sowie die Vernetzung der Gebiete, welche nach europaweit einheitlichen Kriterien ausgewählt werden. Neben den allgemeinen Vorschriften der Richtlinie 92/43/EWG zur Erhal- tung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflan- zen gelten insbesondere folgende vorrangige Erhaltungsziele: 1) Erhaltung der reich strukturierten, überregional bedeutsamen Täler von Ketzer- und Käbschützbach mit wertvollen, landesweit bedeutsamen Xerothermgesellschaften wie Steppen und Kalk-Trockenrasen, sowie Labkraut-Eichen-Hainbuchenwäldern, Flachland-Mähwiesen, Streu- obstwiesen, offen gelassenen Altsteinbrüchen, einzelnen Felsen und naturnahen Fließgewässern innerhalb der ausgedehnten Agrarland- schaft des Mittelsächsischen Lösshügellandes. 2) Bewahrung oder Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungs- zustandes der im Gebiet vorkommenden natürlichen Lebensräume von gemeinschaftlichem Interesse, einschließlich der für einen günstigen Er- haltungszustand charakteristischen Artenausstattung sowie der mit ihnen räumlich und funktional verknüpften, regionaltypischen Lebens- räume, die für die Erhaltung der ökologischen Funktionsfähigkeit der Le- bensräume von Bedeutung sind. 3) Bewahrung oder Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungs- zustandes der im Gebiet vorkommenden Populationen der Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 54 von 81

4) Besondere Bedeutung kommt der Erhaltung beziehungsweise der Förderung der Unzerschnittenheit und funktionalen Zusammengehörig- keit der Lebensraumtypen- und Habitatflächen des Gebietes, der Vermeidung von inneren und äußeren Störeinflüssen auf das Gebiet so- wie der Gewährleistung funktionaler Kohärenz innerhalb des Gebietssystems NATURA 2000 zu, womit entscheidenden Aspekten der Kohärenzforderung der FFH-RL entsprochen wird.

Vogelschutzgebiet (SPA-Gebiet) „Linkselbische Bachtäler“ Für die Vogelschutzgebiete sind folgende Ziele zur Sicherung der für den Vogelschutz wichtigen Elemente und Funktionen zu beachten:

1) Im Vogelschutzgebiet „Linkselbische Bachtäler“ kommen folgende Brut- vogelarten nach den Europäischen Vogelschutzrichtlinie und der Kate- gorien 1 und 2 der „Roten Liste Wirbeltiere“ Sachsen (Stand 1999) vor: - Baumfalke (Falco subboteo), - Eisvogel (Alcedo atthis), - Grauspecht (Picus canus), - Neuntöter (Lanius collurio), - Rotmilan (Milvus milvus), - Schwarzmilan (Milvus migrans), - Schwarzspecht (Dryocopus martius), - Schwarzstorch (Ciconia nigra), - Seeadler (Haliaetus albicilla), - Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria), - Weißstorch (Ciconia ciconia), - Wendehals (Jynx torquilla), - Wespenbussard (Pernis apivoris).

2) Das Gebiet ist auch für einen repräsentativen Mindestbestand der fol- genden Brutvogelarten im Freistaat Sachsen besonders bedeutsam: Eisvogel, Neuntöter, Rotmilan, Schwarzspecht und Wespenbussard.

3) Charakterisiert wird das Vogelschutzgebiet durch die rinnendurch- zogene Auenniederung des Jahnatals bei Riesa, die meist steilhängigen Täler mit zahlreichen Hangkerben und -schluchten des Ketzer- und Käb- schützbachtales, die Sohlentäler der Großen und Kleinen Triebisch mit naturnahen Fließgewässerabschnitten, das überwiegend bewaldete Zerschneidungsgebiet des linken Elbtalhanges mit seinen steilen, tief eingeschnittenen Seitentälern und das Zschonerbachtal mit überwie- gend steilen, felsdurchragten Hängen. Ziel in dem Gebiet ist es, einen günstigen Erhaltungszustand der genannten Vogelarten und damit eine

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 55 von 81

ausreichende Vielfalt, Ausstattung und Flächengröße ihrer Lebens- räume und Lebensstätten innerhalb des Gebietes zu gewährleisten oder diesen wiederherzustellen. Lebensräume und Lebensstätten der ge- nannten Vogelarten im Gebiet sind insbesondere die im Jahnatal befind- lichen abschnittsweise noch unverbauten und mäandrierenden Wasser- läufe, Talauen und Seitentälchen mit Auwaldresten innerhalb von Grün- land- und Ackerflächen, die für Ketzer- und Käbschützbachtal typischen Talauen mit Wiesen und Weiden, Waldresten und Gehölzen sowie die auf den südexponierten Hängen befindlichen Sandtrockenrasen, Ei- chen-Trockenwälder und Trockengebüsche, die im Triebischtal vorhan- dene Talaue mit Grünland, Erlen-Eschen-Auenwald und -Auengehöl- zen, Hochstaudenfluren und kleinen Standgewässern sowie die an Hän- gen befindlichen überwiegend naturnahen strukturreichen Laub- mischwälder sowie die im Zerschneidungsgebiet des linken Elbtalhan- ges und dem Zschonergrund befindlichen naturnahen, strukturreichen Laubwälder sowie Trockengebüsche und Streuobstbestände sowie in den Hangbereichen vorhandene offene und bewachsene Felsbildungen.

Vorrang- und Vorbehaltsgebiete Arten- und Biotopschutz In der beschlossenen 2. Gesamtfortschreibung des Regionalplanes „Obe- res Elbtal / Osterzgebirge“ werden statt den vormals ausgewiesenen Vor- rang- bzw. Vorbehaltsgebieten für Natur und Landschaft nunmehr Vorrang- bzw. Vorbehaltsgebiete für Arten- und Biotopschutz ausgewiesen. Vorranggebiete für Arten- und Biotopschutz liegen im Gemeindegebiet von Lommatzsch mehrheitlich entlang der Flussauen von Keppritzbach, Ketzer- bach, Mehltheuer Bach, Churschützer Bach und Zscheilitzwasser sowie südlich der Stadt Lommatzsch bei Schwochau, zwischen Pitschütz und Je- ssen und an den Hängen südlich des Ketzerbaches, dort wo auch das Na- turschutzgebiet „Trockenhänge südöstlich Lommatzsch“ und das FFH-Ge- biet „Täler südöstlich Lommatzsch“ in das Gemeindegebiet hineinreichen. Vorbehaltsgebiete für Arten und Biotopschutz befinden sich nördlich von Roitzsch, zwischen Dörschnitz und Sieglitz, westlich von Jessen, südwest- lich der Stadt Lommatzsch selbst sowie südlich von Schwochau entlang der Kreisstraße 8075.

Regionale Grünzäsuren Regionale Grünzäsuren sind Ziele der Raumordnung, dienen dem Schutz siedlungsnaher Erholungsfunktionen und sollen das Zusammenwachsen dicht beieinander liegender Siedlungsgebiete verhindern. Die 2. Gesamt- fortschreibung des Regionalplan „Oberes Elbtal / Osterzgebirge“ weist für das Plangebiet keine regionale Grünzäsur aus.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 56 von 81

Regionale Grünzüge In der wirksamen 2. Gesamtfortschreibung des Regionalplan „Oberes Elbtal / Osterzgebirge“ werden für das Plangebiet keine regionale Grünzüge aus- gewiesen.

Naturdenkmale Des Weiteren befindet sich das Naturdenkmal „Lutherlinde“ in Churschütz im Gebiet des Flächennutzungsplanes Lommatzsch, welches entsprechend zu erhalten und zu schützen ist (§ 28 BNatSchG). Im Planungsgebiet sind keine flächenhaften Naturdenkmäler enthalten.

Biotope nach § 21 SächsNatSchG Im Planungsgebiet der Fortschreibung liegen zudem zahlreiche Biotope, mehrheitlich entlang und südlich des Ketzerbaches, welche zum Teil nach § 21 Sächsisches Naturschutzgesetz (SächsNatSchG) besonders ge- schützt und in der Planzeichnung auch entsprechend dargestellt sind. In diesen Biotopen sind alle Maßnahmen, die zur Beeinträchtigung oder Zer- störung führen könnten, verboten. Eine genaue Auflistung der im Plangebiet festgestellten und derzeit ge- schützten Biotope ist als Anlage 2 der Begründung beigefügt. Die Daten basieren dabei auf den landesweiten Biotopkartierungen des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie aus den Jahren bis 2002 und einer bereichsweisen Aktualisierung aus den Jahren 2006 bis 2008. Es wird dies- bezüglich darauf hingewiesen, dass diese Daten und damit die Angaben im Flächennutzungsplan und Umweltbericht nicht vollständig und nicht ab- schließend sind. Biotope unterliegen einer hohen Eigendynamik, wodurch sie im Laufe der Zeit entstehen oder sich verändern können. Maßgeblich ist immer der tatsächliche Zustand der Natur.

5.2.4.2 Trinkwasserschutz

Im Gemeindegebiet von Lommatzsch sind keine Trinkwasserschutzgebiete vorhanden. Laut der 2. Gesamtfortschreibung des Regionalplanes wird im nördlichen Plangebiet jedoch ein Vorbehaltsgebiet „Wasserversorgung“ im Bereich zwischen Dörschnitz, Sieglitz und Klappendorf ausgewiesen, wel- ches sich dann weiter Richtung Nordwesten in das Gebiet der Gemeinde Hirschstein fortsetzt. Ein bisher im Stadtgebiet von Lommatzsch ausgewie- senes großflächiges Vorbehaltsgebiet „Wasserressourcen“ wird in der Fort- schreibung des Regionalplans nicht mehr aufrechterhalten. Im Vorbehaltsgebiet „Wasserversorgung“ sollen die nachgewiesenen Wasserdargebote im Sinne der Daseinsvorsorge unter Beachtung des prognostizierten Klimawandels hinsichtlich Stand, Menge und Beschaffen- heit erhalten und geschützt werden, so dass ihre dauerhafte Regenerati- onsfähigkeit gewährleistet ist und nachhaltige Beeinträchtigungen des Na- turhaushaltes vermieden werden.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 57 von 81

5.2.4.3 Hochwasserschutz (Überschwemmungsgebiete)

Die Ortschaften Zöthain, Daubnitz, Wachtnitz, Prositz und Piskowitz liegen teilweise im festgesetzten Überschwemmungsgebiet entlang des Ketzer- bachs. In der Planzeichnung sind die Bereiche, die vom Überschwem- mungsgebiet erfasst werden, entsprechend gekennzeichnet. Im § 78 WHG werden alle Maßnahmen und Handlungen, die in Über- schwemmungsgebieten untersagt sind, detailliert aufgeführt und beschrie- ben. Unzulässig sind alle Handlungen, die die Gewässer gefährden sowie den Hochwasserabfluss hindern können. In diesem Zusammenhang wird auf die detaillierten Ausführungen unter Ka- pitel 2.2.5.2 „Hochwassersituation“ verwiesen.

5.2.4.4 Immissionen

Die hauptsächlichen Immissionsquellen (Lärm, Feinstaub) machen die Straßenverkehrswege sowie gewerbliche oder sonstige intensive Flächen- nutzungen aus. Darüber hinaus ist aufgrund der landwirtschaftlichen Prägung des Gemein- degebietes von landwirtschaftlichen Immissionen auszugehen, die jedoch grundsätzlich mit dem Wohnen im ländlichen Bereich vereinbar und ent- schädigungslos hinzunehmen sind. Schädliche Umwelteinwirkungen auf die vorwiegend einer Wohnfunktion dienenden Gebiete sowie auf andere schutzbedürftige Gebiete müssen ver- mieden werden. Aus diesem Grund sind die für eine bestimmte Nutzung vorgesehenen Flächen einander so zuzuordnen, dass schädliche Einwir- kungen ausbleiben. Flächen für Nutzungsbeschränkungen oder für Vorkehrungen zum Schutz gegen schädliche Umwelteinwirkungen im Sinne des BImSchG werden auf- grund mangelnden Erfordernisses im Plangebiet nicht dargestellt.

5.2.4.5 Altlasten

Nach § 5 Abs. 3 BauGB sind im Flächennutzungsplan Flächen, deren Böden erheblich mit umweltgefährdenden Stoffen belastet sind, als Alt- lastenverdachtsflächen zu kennzeichnen. Altlasten lassen sich wie folgt typisieren: - Altablagerungen: künstliche Aufhaldungen und Verfüllungen mit Stoffen, die sich von dem vorgefundenen Untergrund unterscheiden und von de- nen eine Umweltgefährdung ausgehen kann.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 58 von 81

- Altstandort: ehemalige Betriebsgelände, in deren Böden gefährliche Stoffe vorhanden sind oder vermutet werden und von denen eine Um- weltgefährdung ausgehen kann. - Großflächige Bodenbelastungen: sonstige altlastenverdächtige Flä- chen, deren Belastung auf Lufteintrag, Überschwemmung oder anderen Ursachen beruht (z.B. Verunreinigungen durch Düngemittel oder Pflan- zenschutzmittel, durch Klärschlämme oder Abfälle etc.) - Stillgelegte Deponien als Abfallentsorgungsanlagen zur dauerhaften Ab- lagerung von Abfällen. Altlastverdachtsflächen des Freistaates Sachsen sind im Sächsischen Alt- lastenkataster (SALKA) aufgeführt. Im Planungsgebiet sind keine regional bedeutsamen Altlasten vorhanden. Es handelt sich mehrheitlich um Altlastenverdachtsflächen an ehemaligen Deponien, bei aufgelassenen Steinbrüchen sowie im Umfeld von ehemali- gen Industrie- und Gewerbestandorten bzw. landwirtschaftlichen Anlagen. Die entsprechend dem Altlastenkataster des Landkreises Meißen (Stand: August 2018) innerhalb des Planungsgebietes befindlichen Altlastenver- dachtsflächen und Altstandorte sind in Anlage 1 aufgeführt.

6. Verkehr und Versorgung

6.1 Verkehr

6.1.1 Straßennetz

Die wichtigsten Haupterschließungsstraßen des Gemeindegebietes von Lommatzsch sind die Staatsstraßen S 32, S 86 und S 85. Sie durchlaufen bzw. kreuzen sich im Stadtgebiet von Lommatzsch. Über die in der Stadt beginnende S 86 ist Lommatzsch mit der Gemeinde Stauchitz verbunden. Die S 85 bietet im Norden eine Zufahrt auf die Bun- desstraße 6 und im Süden eine Auffahrt auf die Bundesstraße 101. Die S 32 führt in östlicher Richtung nach Zehren und in südwestlicher Richtung nach Döbeln. Die Bundesstraße 6 verläuft im Nordosten des Plangebietes bei Klappen- dorf nordwestlich von Dörschnitz.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 59 von 81

Übersicht der im Plangebiet des Flächennutzungsplanes verlaufenden Straßen:  B 6: von Wölkisch über Klappendorf nach Mehltheuer  S 32: vom Südwesten des Plangebietes über Churschütz, Petzschwitz und Schwochau bis nach Lommatzsch und weiter nach Piskowitz,  S 85: von Süden kommend über Lommatzsch, Scheerau auf die B 6  S 86: von Westen kommend über Altsattel und Altlommatzsch nach Lommatzsch  K 8070: südöstlich kommend über Wachtnitz und Daubnitz auf die S 32  K 8081: südlich kommend zwischen Birmenitz und Krepta über Arntitz und Striegnitz nach Roitzsch  K 8082: zwischen Arntitz über Albertitz nach Lommatzsch  K 8083:von Lommatzsch über Paltzschen auf die B 6  K 8084: von Striegnitz über Dörschnitz nach Klappendorf (Auffahrt B6) Die Ortslagen von Churschütz, Petzschwitz und Schwochau im Südwesten des Gemeindegebietes werden genau wie der Ortsteil Piskowitz im Osten von der Staatsstraße 32 nur tangiert. Die S 86 tangiert den Ortsteil Alt- lommatzsch im Süden und Westen, verläuft danach aber nur über freie Feldflur, bis sie Altsattel im Süden tangiert und danach das Gemeindegebiet verlässt. Die S 85 tritt südlich von Lommatzsch ins Gemeindegebiet ein und kreuzt nach dem Verlassen der Stadt selber noch den Ortsteil Scheerau. Die Bundesstraße 6 kreuzt den Ortsteil Klappendorf. Insgesamt kann daher festgestellt werden, dass die Mehrheit der histori- schen Siedlungskerne der Ortsteile vom Durchgangsverkehr nicht betroffen sind. Die drei Staatstraßen S 32, S 86 und S 85 münden in Lommatzsch in Form eines innerstädtischen Ringes um den Altstadtkern, in den zudem auch noch die Kreisstraßen K 8082 und K 8083 anbinden. Lommatzsch ist damit durch den Durchgangsverkehr, vor allem durch den Schwerlastverkehr stark belastet, so dass schon des längeren das Erfordernis einer Umge- hungsstraße besteht. Mit dem Ausbau der Glashüttenstraße als Verbindung zwischen Meißner Straße und Döbelner Straße wurde bereits die sogenannte Südumfahrung der S 32 realisiert. Im Regionalplan von 2009 war lediglich der Ausbau der Staatsstraße 85 südlich der Stadt vorgesehen, innerhalb der wirksamen 2. Gesamtfort- schreibung ist ein Vorranggebiet für die Verlegung der S 32 und ein Vorbe- haltsgebiet für die Verlegung der S 85 ausgewiesen. Beide Vorhaben zu- sammen ergänzen sich zu einer Gesamtumgehung der Ortslage Lommatz- sch. Der mittlerweile planfeststellten Teil der Verlegung der S 32 im Süd- osten besteht aus einer Trasse zwischen der Meißener und der Mertitzer

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 60 von 81

Straße, die Verlegung der S 85 aus einem noch nicht näher spezifizierten nordöstlichen Trassenkorridor. Für diesen existieren auch westliche Varian- ten, die die Stadt in einem Halbkreis umrunden. Die bekannten Varianten wurden nachrichtlich in die Planzeichnung übernommen.

6.1.2 Individualverkehr und Parkplätze

Wie in fast allen Städten und Gemeinden nahm auch in Lommatzsch der Individualverkehr in den letzten Jahrzehnten stetig zu. Die dafür verantwort- lichen Umstände, insbesondere die angewachsene räumliche Distanz zwi- schen Arbeitsstätten und Wohnort verschärfen sich im ländlichen Raum durch den Wegfall des öffentlichen Verkehrs für dezentral gelegene Orts- teile und Gemeinden, welcher dort nicht mehr rentabel betrieben werden kann. Laut statischen Erhebungen wächst bundesweit zudem die Anzahl der Haushalte, welche mehr als ein Fahrzeug pro Haushalt zur Verfügung haben, insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern und den ländli- chen Räumen. Die hohe PKW-Orientierung bleibt außerhalb der (größeren) Städte die Re- gel. In den kleinstädtischen Regionen wie auch in Lommatzsch ist fast aus- schließlich Individualverkehr durch Tagespendler vertreten, die neben den Fahrten zum Arbeitsplatz auch Besorgungen, Einkäufe und Dienstleis- tungsangebote mit dem PKW wahrnehmen. Da zudem ausgeweitete Ange- bote im Einzelhandel und Dienstleistungen mehrheitlich in den Unter- und Mittelzentren vorhanden sind (im Betrachtungsfalle Riesa, Meißen, Großen- hain etc.) wird mit diesen Bewegungen ebenfalls ein steigendes Verkehrs- aufkommen auf den regionalen Verbindungsstraßen erzeugt. Ein Mangel an Stellplätzen für den Individualverkehr besteht im Gemeinde- gebiet nur für das Stadtzentrum von Lommatzsch selber. Das Stadtzentrum ist mit Parkplätzen für Kurz- und Langzeitparken ausgestattet, erfahrungs- gemäß ist es jedoch in den Kernbereichen nicht möglich, die Nachfrage für Pendler, Besucher, Touristen und nicht zuletzt die Anwohner vollständig zu befriedigen. Das INSEK schlägt zur Sicherung eines ausreichenden Stell- platzangebotes im Stadtkern eine gesteuerte Mehrfachbelegung vor, die dem Verhalten der Käufer- und Besucherverkehre entsprechen soll. Im übrigen Stadtgebiet sind aufgrund der lockeren Bebauungsstrukturen ausreichend Stellplätze vorhanden, in den ländlichen Ortsteilen stellt der ruhende Verkehr kein Problem dar, da er überwiegend auf den privaten Flä- chen untergebracht ist. In der Planzeichnung wurden größere öffentliche Parkplätze gekennzeich- net. Größere Parkplätze für Einkaufsmärkte oder Sportstätten sind nicht extra gekennzeichnet, sie sind in die Hauptflächennutzung (z.B. Gewerbe- flächen, Grünflächen) einbezogen. Die Schaffung weiterer Parkplatzflächen ist derzeit nicht geplant.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 61 von 81

6.1.3 Öffentlicher Verkehr

Durch das Planungsgebiet verlaufen mehrere Buslinienverbindungen der Verkehrsgemeinschaft Meißen mbH (VG Meißen), wodurch Lommatzsch gut an die benachbarten Gemeinden und die Mittelzentren Riesa und Mei- ßen angebunden ist: - Buslinie 416 (Meißen - Zehren – Piskowitz – Lommatzsch – Meila - Döbeln) - Buslinie 417 (Meißen – Leutewitz - Lommatzsch) - Buslinie 419 (Lommatzsch – Neckanitz – Churschütz – Lommatzsch) - Buslinie 420 (Nossen – Saultitz – Ziegenhain – Leuben – Lommatzsch) - Buslinie 427 (Lommatzsch – Leuben - Lommatzsch) - Buslinie 429 (Lommatzsch – Barmenitz – Lommatzsch) - Buslinie 430 (Riesa – Prausitz – Lommatzsch) - Buslinie 431 (Riesa – Seerhausen – Lommatzsch) Trotzdem kann der ÖPNV derzeit nicht das gesamte Gemeindegebiet von Lommatzsch mit seinen vielen Ortsteilen, in denen jeweils nur wenige Per- sonen wohnen, abdecken. Die Sicherung und der Ausbau des ÖPNV-Net- zes mit dem Ziel des Anschlusses aller Ortsteile ist proklamiertes Ziel des Stadtentwicklungskonzeptes, stößt jedoch hinsichtlich der tatsächlichen Machbarkeit an enge Grenzen. Seit 2008 wird mit dem sog. BürgerBus der Lommatzscher Pflege ein alternatives Beförderungskonzept in Kooperation mit der Verkehrsgemeinschaft Meißen betrieben. Die Stadt Lommatzsch verfügt über keinen eigenen Bahnanschluss mehr. Die Bahnstrecke Riesa – Lommatzsch – Nossen wurde 2008 großteilig still- gelegt. Seit 2014 werden einzelne Streckenabschnitte von Nossen aus wie- der reaktiviert, diese geplante Sanierung und Wiederinbetriebnahme weite- rer Streckenabschnitte ist jedoch noch nicht bis Lommatzsch fortgeschrit- ten. Die Fläche der Bahnstrecke ist in der Planzeichnung dargestellt.

6.1.4 Rad-, Wander- und Reitwege

Die Lommatzscher Pflege durchzieht ein sehr weit verzweigtes Rad- und Wanderwegnetz, welches so konzipiert und verwirklicht wurde, dass es in allen Richtungen den Anschluss an die überregionalen Wege ermöglicht. Das Plangebiet selbst wird von den regionalen Hauptradrouten Elbe-Mulde- Weg und Meißen-Osterzgebirge durchquert und ist Bestandteil mehrerer lo- kalen Routen, u.a. dem Schleinitzer Rundweg, dem Lommatzscher Rund- weg, dem Ketzerbachtalweg, dem Obstblütenweg, der Kirchenradweg etc. Darüber hinaus durchquert der Fernreitweg Sachsen mit seiner Etappe Lommatzscher Pflege - Golkwald das Plangebiet der Stadt Lommatzsch.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 62 von 81

Die überregionalen Rad-, Wander- und Reitwege sind in der Planzeichnung eingetragen.

6.2 Versorgungs- und Entsorgungsanlagen

6.2.1 Wasserversorgung

Die Stadt Lommatzsch und ihre Ortsteile werden durch die Wasserversor- gung Riesa / Großenhain GmbH ausreichend mit Trinkwasser versorgt. Im Gemeindegebiet der Stadt Lommatzsch erfolgt eine gemischte Wasserein- speisung aus den Wasserwerken Fichtenberg (Elsterwerda) und Riesa. Die Wasserversorgung geplanter Wohngebiete wird durch das vorhandene Trinkwassersystem abgesichert. Aufgrund der geringen Größe der neu aus- gewiesen Bauflächen und ihrer zumeist zentralen Anordnung sind zum ei- nen keine größeren Rohrnetzerweiterungen erforderlich und auch keine Folgen für die Versorgungssituation zu erwarten.

6.2.2 Abwasserbeseitigung

Die Abwasserentsorgung der Stadt Lommatzsch und ihrer Ortsteile erfolgt durch die Kommune selbst in Zusammenarbeit mit dem Zweckverband Abwasserbeseitigung Oberes Elbtal Riesa. Die Entsorgung erfolgt dabei so- wohl im Misch- wie auch im Trennsystem. Die Stadt Lommatzsch sowie die Ortsteile Dörschnitz, Neckanitz, Paltz- schen, Poititz, Petzschwitz, Scheerau und Striegnitz sind an die zentrale Abwasserentsorgung angeschlossen. Alle übrigen Ortsteile werden dezen- tral entwässert. Hier erfolgt die Reinigung der Abwässer bislang über de- zentrale private Kleinkläranlagen. Für die Neuausweisung von Wohn-, Misch- und Gewerbeflächen muss generell eine ordnungsgemäße Abwasserbeseitigung gewährleistet sein. Die mit der Fortschreibung des Flächennutzungsplanes in Lommatzsch neu ausgewiesenen Wohnbauflächen sind mehrheitlich an die zentrale Abwas- serentsorgung anzuschließen, da sie sich direkt im Stadtgebiet befinden, dies gilt gleichermaßen für die neue Fläche für Gemeinbedarf. Die beiden geplanten Mischbauflächen befinden sich ebenfalls in einem Ortsteil, der an die zentrale Abwasserbeseitigung angeschlossen ist. Lediglich für die ge- plante Wohnbaufläche in Altlommatzsch müsste eine dezentrale Anlage vorgesehen werden. Die mit der Errichtung einer Kleinkläranlage verbun- dene Gewässerbenutzung bedarf einer wasserrechtlichen Erlaubnis.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 63 von 81

6.2.3 Energieversorgung

Die Energieversorgung in der Stadt Lommatzsch sowie in den Ortslagen wird durch die ENSO NETZ GmbH sichergestellt. Dazu befinden sich im Gemeindegebiet unterschiedliche Anlagen (Mittelspannungs- und Nieder- spannungsleitungen) für die örtliche Stromversorgung. Im Plangebiet befinden sich ebenfalls mehrere 110 kV-Hochspannungslei- tungen, die durch die ENSO NETZ GmbH betrieben werden. Das nordwestliche Plangebiet wird zudem durch die 380 kV-Freileitung Streumen - Röhrsdorf der 50Hertz Transmission GmbH gequert. Für alle Hochspannungsleitungen gelten, je nach Spannung unterschiedlich große Schutzbereiche beidseitig der Trassenachse, die mit Bauverboten und / oder Baubeschränkungen versehen sind. Zudem müssen für alle Bau- maßnahmen im Näherungsbereich der Freileitungen die Standortzustim- mungen der Versorger eingeholt werden. Bei der Landschaftsgestaltung ist zu beachten, dass im Bereich der Hochspannungsfreileitungen keine hoch- stämmigen Gehölze angepflanzt werden dürfen, die den Bestand oder den Betrieb der Leitungen gefährden. Bei der Ausweisung von Wohngebieten wird seitens der 50Hertz GmbH ein Mindestabstand von 160 m zur vorhandenen Freileitung empfohlen. Alle Hochspannungsfreileitungen sind im Flächennutzungsplan als Haupt- versorgungsleitungen gemäß § 5 Abs. 2 Nr. 4 BauGB dargestellt, für die 380 kV-Leitung Streumen – Röhrsdorf wurde auch der beidseitige Schutz- streifen dargestellt.

6.2.4 Fernmeldewesen

Im Gemeindebereich befinden sich mehrere Fernmeldeanlagen der Deut- schen Telekom Technik GmbH. Vor geplanten Baumaßnahmen ist der ak- tuelle Leitungsbestand bei der Deutschen Telekom Technik GmbH einzu- holen. Bei der Aufstellung von Bebauungsplänen ist in allen öffentlichen Flächen, vorrangig in Gehwegen, zukünftig darauf zu achten, dass geeignete und ausreichende Trassen zur Unterbringung der Fernmeldeanlagen vorgese- hen werden. Aus städtebaulicher Sicht ist zur Wahrung des Ortsbildes der Telekommu- nikationsausbau ausnahmslos in unterirdischer Bauweise erstrebenswert. Bei der Erschließungsplanung sind geeignete Gleichlaufmöglichkeiten mit anderen Versorgungsträgern zu ermöglichen, damit eine unterirdische Ver- legung der Telekommunikationsnetze erfolgen kann.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 64 von 81

6.2.5 Gasversorgung

Durch das südöstliche Gemeindegebiet der Stadt Lommatzsch verlaufen mehrere Ferngasleitungen (FGL) der ONTRAS Gastransport GmbH, Leipzig, welche in der nachfolgenden Tabelle gelistet sind. Entsprechend der Dimensionierung dieser Ferngasleitungen sind je nach Druckstufe Min- destabstände von Bebauungen und Bepflanzungen von 4,0 m bis 10,0 m einzuhalten. Für die Korrosionsschutzanlagen sind Schutzstreifen vom 1,0 m bis 4,0 m einzuhalten. Tabelle 6.1: Gasanlagen

Gasanlagen der ONTRAS Gastransport GmbH

Korrosionsschutzanlagen Ferngasleitungen m. Kabel / Anodenfeld FGL 03 (DN 600) LAF 003.00/08 FGL 03.01 (DN 150) LAF 003.00/09 FGL 215 (DN 900)

Dienstleister der ONTRAS ist für die Leitungen im Stadtgebiet ebenfalls die ENSO NETZ GmbH, welche die Wartung, Instandhaltung und örtliche Be- treuung durchführt. Nach Angaben der ONTRAS plant diese den Neubau einer Verbindungs- leitung FGL 215.18.01 zwischen den beiden Ferngasleitungen FGL 03 und FGL 15 nördlich der Staatstraße 32 im Bereich zwischen Daubnitz und Ickowitz. Diese Leitung befindet sich im Planfeststellungsverfahren. Eine weitere Ferngasleitung der MITGAS GmbH quert das Gemeindegebiet von Norden kommend entlang der Bahnlinie bis Paltzschen und schwenkt dann nach Südosten ab. Gemäß § 5 Abs. 2 Nr. 4 BauGB sind alle Ferngasleitungen als Hauptver- sorgungsleitungen in der Planzeichnung nachrichtlich übernommen

6.2.6 Biogasanlage

Seit 2006 wird im Ortsteil Pitschütz durch das Agrarunternehmen Lommatz- scher Pflege eine Biomasseanlage bzw. Biogasanlage betrieben, welches 2008 eine erste Erweiterung erfuhr.

6.2.7 Windenergienutzung

Auf Lommatzscher Flur befinden sich insgesamt 19 Windräder.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 65 von 81

Neun, zwischen 2002 und 2009 in Betrieb genommene Windräder stehen bei Scheerau im sog. Windpark Lommatzsch Nord (Tummelberg). Zehn weitere Windräder gehören zum Windpark Wölkisch, welcher 2015 in Be- trieb genommen wurde. Der Windpark befindet sich östlich von Paltzschen an der Gemarkungsgrenze von Lommatzsch und erstreckt sich ebenfalls auf das Gemeindegebiet von Diera-Zehren. Betrieben wird das Projekt auf einer Fläche von ca. 60 ha von der Windpark Wölkisch GmbH & Co KG. Innerhalb der 2. Fortschreibung des Regionalplanes wird diesem Umstand Rechnung getragen. Neu werden für das Gemeindegebiet von Lommatzsch daher Vorrang- und Eignungsgebiete „Windenergienutzung“ ausgewiesen, die sowohl am Standort Scheerau wie auch für den Windpark Wölkisch Er- weiterungsmöglichkeiten zulassen. In die Planzeichnung wurden die Standorte der bestehenden Windanlagen sowie, soweit bekannt, geplante Standorte aufgenommen.

6.2.8 Abfall

Die Stadt Lommatzsch und ihre umliegenden Gemeinden sind Teil des Zweckverbandes Abfallwirtschaft Oberes Elbtal und an das Müllentsor- gungssystem des Landkreises Meißen angeschlossen. Dadurch werden alle abfallwirtschaftlichen Aufgaben übernommen. Eine Entsorgung der ge- planten neuen Baugebiete sollte schon aufgrund ihrer geringen Flächen- größe unproblematisch möglich sein.

7. Freizeit und Erholung

7.1 Kultur und Sport

In Lommatzsch existieren einige durch die Stadt Lommatzsch betriebene kulturelle Einrichtungen, wie das Bürgerhaus mit Bibliothek, das Stadtmu- seum, die Schauanlage Tiefkeller und das Museum für ländliches Brauch- tum, die teilweise auch als touristische Lokalität von Bedeutung sind. Ebenso sind eine Reihe von Sport und Freizeiteinrichtungen vorhanden, wie die Sporthallen und Sportplätze an den Schulen, die Sportanlage mit Fuß- ballplatz an der Promenade, Tennisplätze, Kegel- und Bowlingbahnen in der Stadt Lommatzsch bzw. in Piskowitz. Das „Terence-Hill-Freibad“ ist be- reits seit 2011 wegen baulicher Mängel geschlossen, Möglichkeiten zur Weiternutzung als Sport-, Spiel- und Freizeitanlage werden diskutiert.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 66 von 81

Nach Einschätzung des INSEK ist die Ausstattung der Stadt mit Sport- und Freizeiteinrichtungen generell als ausreichend einzustufen. Die Schaffung weiterer Freizeiteinrichtungen für Kinder und Jugendliche wird angestrebt. Die im Stadt- und Gemeindegebiet vorhandenen Sport- und Freizeitanlagen sind in der Planzeichnung in der Regel als Grünflächen mit Zweckbestim- mung gekennzeichnet, sofern sie einer Schule oder ähnlichen Einrichtung zugehörig sind, auch als „Fläche für Gemeinbedarf“.

7.2 Tourismus

Innerhalb der 2. Gesamtfortschreibung des Regionalplans „Oberes Elbtal / Osterzgebirge“ wurden die Region Dresden und das Sächsische Elbland zur touristischen Region „Dresden-Elbland“ zusammengeführt, die zukünf- tig als gemeinsame Marke auftreten sollen. Ziel ist das Zusammenwachsen beider Regionen zu einer ganzheitlichen und leistungsfähigen Destination. Dabei wurden u.a. folgende gemeinsame Themenfelder ausgewählt, die auch die touristische Entwicklung von Lommatzsch betreffen: - Kultur: Historie und Moderne, Kunst, Museen, vom Mittelalter bis zu Zu- kunftsprojekten der Kreativwirtschaft, - Natur: Hohe Erlebnisdichte und Vielfalt an Kulturlandschaften, - Architektur: Meisterwerke aus acht Jahrhunderten, - Kulinarik: Wein, Bier, regionale Produkte und Marken, - Aktiv: Radfahren, Wandern, Wassersport Gemäß den Grundsätzen des Landesentwicklungsprogrammes G 2.3.3.1 sollen „für die Stärkung der Tourismuswirtschaft … die räumlichen Voraus- setzungen verbessert werden. Hierbei sollen die Schwerpunkte auf eine Qualitätssteigerung und auf wettbewerbsfähige Tourismusangebote gelegt werden.“ Im Plangebiet sind bereits eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten und Frei- zeiteinrichtungen/-angebote für den Tourismus und die Naherholung vor- handen, die erhalten und nach Möglichkeit bzw. bei Bedarf auch weiter aus- gebaut werden sollten. Die attraktive Landschaft, der historische Stadtkern von Lommatzsch, ins- besondere die spätgotische Wenzelkirche, das im Renaissance-Stil über- formte markante Rathaus, die Bergkeller unterhalb des Stadtkerns und die anderweitige bestehende touristische Infrastruktur stellen eine gute Voraus- setzung für den regionalen Tourismus und die Naherholung dar. Der historische Stadtkern ist von unterirdischen Gängen durchzogen, wel- che ca. um 1300 entstanden sind. Sie dienten der gekühlten Lagerung von Waren, aber auch zum Schutz vor Krieg und Feuer. Seit 2000 kann die Schauanlage „Tiefkeller“ besichtigt werden.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 67 von 81

Weitere Anziehungspunkte sind das im ältesten Fachwerkhaus beherbergte Stadtmuseum und das Bürgerhaus und Museum für ländliches Brauchtum im Ortsteil Neckanitz Nr. 5. Gemäß Stadtentwicklungskonzept sollen sich zukünftig die Einrichtungen im Bereich der Naherholung und des Individualtourismus am tatsächlichen Bedarf orientieren und insbesondere eine Verbesserung der sog. „weichen Standortfaktoren“, also dem Vereins- und Kulturleben mit regionalen Ver- anstaltungen und Angeboten, stattfinden sowie ein weiterer Ausbau der tou- ristischen Versorgungs- und Dienstleistungsstruktur. Ergänzt wird das Freizeit- und Naherholungsangebot durch das großräumig bestehende Rad- und Wanderwegenetz (siehe Pkt. 6.1.4). Dieses vorhan- dene Netz soll, auch als Grundsatz der regionalplanerischen Entwicklung, in seiner touristischen Wirkung erhöht und weiter ergänzt werden.

8. Natur und Landschaft

Zur Verwirklichung der Grundsätze und Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege sind die für das Landschaftsbild sowie die Tier- und Pflanzenarten bedeutsamen Bereiche im Plan dargestellt.

Biotope Im Plangebiet liegen nach Angaben des Kreisumweltamtes Meißen zahlrei- che Biotope, welche zum Teil gemäß § 21 Sächsischem Naturschutzgesetz (SächsNatSchG) gesetzlich besonders geschützt sind. In diesen Biotopen sind alle Maßnahmen, die zur Beeinträchtigung oder Zerstörung führen könnten, verboten. Eine Auflistung der im Plangebiet festgestellten und der- zeit geschützten Biotope ist als Anlage 2 der Begründung beigefügt. Bei allen Planungen und Maßnahmen im Bereich der im Flächennutzungs- plan vorhandenen Schutzgebiete für Natur und Landschaft sind außerdem die entsprechenden Vorgaben und Ziele der Schutzgebiete zu beachten. In diesem Zusammenhang wird auf die Ausführungen im Kapitel 5.2.4.1 „Natur- und Landschaftsschutz“ verwiesen.

Kulturlandschaft Auch in der wirksamen 2. Gesamtfortschreibung der Region Oberes Elbtal / Osterzgebirge ist nahezu das gesamte Gemeindegebiet von Lommatzsch als kulturgeschichtlich bedeutsames Altsiedelgebiet „Mittelsächsisches Lößhügelland“ gekennzeichnet.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 68 von 81

Die Lommatzscher Pflege als Kernstück des Mittelsächsischen Lößhügel- landes soll weiterhin als vorwiegend agrarisch genutzte Kulturlandschaft mit seinen besonders ertragreichen Flächen erhalten bleiben. Sie ist daher überwiegend als Vorranggebiet Landwirtschaft ausgewiesen. Gleichzeitig wird ein Großteil der Lommatzscher Fluren als „Ausgeräumte Ackerfläche“ charakterisiert und die Böden als wassererosionsgefährdet eingestuft. Zur Verminderung des Bodenabtrages durch Erosion und damit des unwiderruflichen Verlustes von nutzbarem, hochwertigen Boden wird als generelles Ziel im Regionalplan formuliert, dass auf den Ackerflächen in den wassererosionsgefährdeten Gebieten auf einen erosionsmindernden Ackerbau hingewirkt werden soll. Insbesondere bei gleichzeitiger Überlage- rung mit Vorbehalts- bzw. Vorranggebieten für den Arten- und Biotopschutz oder Vorranggebieten Wasserversorgung soll der Ackerbau bevorzugt durch Maßnahmen wie dauerhaft konservierende Bodenbearbeitung bzw. Mulchsaat / Direktsaat erfolgen. Zudem soll in den ausgeräumten Ackerflä- chen auf eine Schaffung von landschaftsgliedernden Gehölzstrukturen und Ackerrandstreifen in Anbindung an das ökologische Verbundsystem und unter Ausnutzung der bereits vorhandenen gliedernden Landschaftsele- mente hingewirkt werden. Zur weiteren Entwicklung der Kulturlandschaft „Mittelsächsisches Lößhü- gelland“ sollen:  die ortstypischen Siedlungsränder mit ihren Streuobstwiesen und Bau- erngärten sowie die kulturhistorischen Siedlungsformen, insbesondere Rundweiler und Gutssiedlungen, erhalten werden;  das kulturhistorische Landschaftsbild durch Pflege und Neupflanzung der naturraumtypischen Obstbaumreihen und -alleen entlang von Gemein- destraßen erhalten werden;  die wassererosionsanfälligen Lößböden durch erosionsmindernde Bewirtschaftungsmaßnahmen, durch Flurgehölzanbau entlang von We- gen und linearen geländemorphologischen Kleinstrukturen (z. B. Kuppen und Raine) und durch Erhalt und Ergänzung des Alleebaumbestandes geschützt werden und so zu einer visuellen Strukturierung und Vielfalt von Flora und Fauna sowie zur Stärkung des ökologischen Verbundsys- tems beitragen;  die Trockenwälder und -gebüsche sowie die natürlich und sekundär ent- standenen Felsfluren und Silikatmagerrasen an den Elbtalhängen und an den Talhängen der Lommatzscher Pflege erhalten und geschützt wer- den;  für die teilweise noch naturnahen Auenbereiche des Käbschütz- und Ketzerbachsystems sowie des Triebischsystems langfristig eine durch- gehende Renaturierung der Auen einschließlich der Quellbereiche und eine extensive Bewirtschaftung des sukzessive wieder entstehenden Grünlandes erfolgen, so dass diese ihre Funktion im ökologischen Ver- bundsystem erfüllen können;

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 69 von 81

 eine Anreicherung der ausgeräumten Agrargebiete mit Flurgehölzen, standortgerechten Wäldern und strukturreichen Waldrändern geschaffen werden;  das hohe Erholungspotenzial des Meißner Elbtales mit seinen Elbhän- gen und Elbweindörfern, wie Diesbar-Seußlitz und Winkwitz, sowie der Talbereiche der Elbnebenflüsse für den behutsamen Ausbau des Frem- denverkehrs genutzt werden. In der Planzeichnung wird ein überwiegender Anteil der Flächen im Ge- meindegebiet als Flächen für die Landwirtschaft ausgewiesen, die damit überlagerten Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für Arten- und Biotopschutz sowie Wasserversorgung sind ebenfalls dargestellt. Für die im Rahmen der Fortschreibung des FNP getätigten Bauflächenaus- weisungen ist in der Regel kein größerer Verlust an landwirtschaftlicher Flä- che zu verzeichnen, da die Neuausweisungen größtenteils bereits im Sied- lungsraum liegen und andere Nutzungen aufweisen.

9. Umsetzung der naturschutzrecht- lichen Eingriffsregelung

9.1 Anlass und Zielsetzung

Im Zusammenhang mit der Änderung von Flächennutzungen und der Neu- ausweisung von Baugebieten sind mögliche Auswirkungen auf den Natur- haushalt zu betrachten sowie Möglichkeiten zu Vermeidung und Ausgleich aufzuzeigen. Im Folgenden wird eine Betrachtung der geplanten Bauge- biete hinsichtlich des betroffenen Naturraums und des Eingriffs in diesen, sowie des notwendigem Ausgleich und Ersatz vorgenommen.

9.2 Beschreibung der geplanten Baugebiete

Die im Rahmen des Flächennutzungsplanes neu ausgewiesenen Bauge- biete nehmen rechnerisch eine Gesamtfläche von ca. 5,20 ha ein.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 70 von 81

Tabelle 9.1: neu ausgewiesene Baugebiete Baugebiete Größe (ha)

Wohngebiete Lommatzsch: nordwestlich 1,09 Döbelner Straße (W1) Lommatzsch: nördlich Meisenweg 1,19 (W2) Lommatzsch: westlich Bergstraße 1,06 (W3) Altlommatzsch: entlang 0,25 Altlommatzscher Straße (W4) Lommatzsch: westlich der Straße 0,47 „Am Rodeland“ (W5) Mischgebiete Dörschnitz: westlich Unterer 0,27 Dorfstraße (M1) Paltzschen: südlich K 8083 (M2) 0,68 Gemeinbedarfs- Lommatzsch: Erweiterung 0,22 flächen Grundschule

Bei den Neuausweisungen der Wohn- und Mischbauflächen handelt es sich nahezu ausschließlich um vorhandene Baulücken oder Nachnutzungen be- reits vorhandener Siedlungsflächen sowie um geringfügige Arrondierungen am Ortsrand. In diesem Zusammenhang werden vorwiegend Flächen in An- spruch genommen, die bereits gewisse Vorbelastungen aufweisen und von geringerer Bedeutung für die Bodenfunktionen sind. Bei der neu ausgewiesenen Gemeinbedarfsfläche handelt es sich um eine konkrete, standortbezogene (Erweiterungs-)Fläche. In nachfolgender Tabelle 9.2 werden die genannten Baugebiete auf ihren ökologischen Zustand hin untersucht und ihre Empfindlichkeit gegenüber der zukünftigen Raumnutzung ermittelt. Darauf aufbauend werden Maß- nahmen zur Kompensation im Gebiet selbst vorgeschlagen.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 71 von 81

Tabelle 9.2: Beschreibung von Bestand und besonderer Empfindlichkeit der geplanten Baugebiete

Empfindlichkeit der geplanten Baugebiete Besondere Empfind- lichkeit des Natur- Spezielle Baugebiet Naturräumliche Situation raumpotentials gegen- Minderungs- über der geplanten Be- maßnahmen bauung Lommatzsch: Kleingartenanlage mit Geringe Empfindlichkeit Sicherstellung Wohngebiet kleinteiliger Bebauung und gegenüber dem geplan- der Nicht- nordwestlich interner Wegeführung, be- ten Eingriff aufgrund betroffenheit Döbelner Straße grenzt durch Gehölzsaum innerstädtischer Lage der angren- 1,09 ha entlang der nicht befahre- und hohem Hemerobie- zenden Ge- nen Bahnstrecke, sonst an grades hölzstrukturen bereits bestehende Wohn- an der Bahnli- bebauung und Garagenan- nie lagen angrenzend Lommatzsch: Kleingartenanlage mit Mittlere Empfindlichkeit Erhalt mar- Wohngebiet, kleinteiliger Bebauung und aufgrund vorhandenem kanter Bäume nördlich interner Wegeführung, tlw. Gehölzbestand innerhalb des Meisenweg, älterer Gehölzbestand als geplanten 1,19 ha Baumgruppen über Areal Baugebietes verteilt; zweiseitig angren- zende Wohnbebauung Lommatzsch: Intensiv genutztes Grün- Geringe Empfindlichkeit Wohngebiet, land, allseitig durch bereits gegenüber dem geplan- westlich Berg- bestehende Wohnbebau- ten Eingriff aufgrund von straße, ung bzw. zur Baunutzung durch Bebauung um- 1,06 ha vorbereitete Parzellen ein- schlossener Lage gefasst, ohne Gehölzbe- stand oder gliedernde Strukturen Altlommatzsch: Intensiv genutzte Ackerflä- Geringe Empfindlichkeit Geplante Wohngebiet, che, am Ortsrand, zweisei- aufgrund fehlender wert- Ortsrandein- entlang Altlom- tig an bestehende Wohn- voller Biotopbereiche grünung matzscher bebauung angrenzend, und Vorbelastung Straße, 0,25 ha entlang Straße vereinzelte Gehölzbestände Lommatzsch: Intensiv genutztes Grün- Geringe Empfindlichkeit Wohngebiet, land, zweiseitig durch be- aufgrund fehlender wert- westlich „Am reits bestehende Wohnbe- voller Biotopbereiche Rodeland“, bauung eingefasst, ohne und hohem Hemerobie- 0,46 ha Gehölzbestand oder glie- grades dernde Strukturen Dörschnitz: Intensiv landwirtschaftlich Geringe Empfindlichkeit Geplante Mischgebiet, genutzte Ackerfläche, ver- aufgrund fehlender wert- Ortsrandein- westlich Unterer einzelte Baum- und voller Biotopbereiche grünung Dorfstraße, Strauchstrukturen entlang und Vorbelastung durch 0,27 ha angrenzen Straße, südlich Straßen und Gewerbe- angrenzender bestehender nutzung Gewerbebetrieb

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 72 von 81

Empfindlichkeit der geplanten Baugebiete Besondere Empfind- lichkeit des Natur- Spezielle Baugebiet Naturräumliche Situation raumpotentials gegen- Minderungs- über der geplanten Be- maßnahmen bauung Paltzschen: Teilweise von Garagen Geringe Empfindlichkeit Erhalt der Mischgebiet und Nebengebäuden be- aufgrund fehlender wert- wertigen Ge- südlich K 8083, baute oder als Stellplatz- voller Biotopbereiche hölze so weit 0,68 ha fläche genutzte Brach- und innerörtliche Lage als möglich fläche mit vereinzelten Ge- sowie Vorbelastung hölzbeständen, zum Groß- durch vorhandene Be- teil als intensiv genutztes bauung und Nutzung Grünland zu werten, ein- gefasst von tlw. genutzten und tlw. aufgelassenen landwirtschaftlichen Hof- stätten Lommatzsch: Von Grünstrukturen umge- Geringe Empfindlichkeit Erhalt der um- Gemeinbedarfs- benes Grundstück mit teil- aufgrund der zentralen gebenden fläche, weiser Bebauung und Ver- Lage im Stadtgebiet von Grünstruktu- Erweiterung siegelung Lommatzsch und der ren im Über- Grundschule, bereits vorhandenen gang zum 0,22 ha Vorbelastung Friedhof

9.3 Naturraumbezogenes Leitbild unter Berücksichti- gung überregionaler Planungen

Der Regionalplan Oberes Elbtal / Osterzgebirge sieht für den Bereich des Plangebietes u.a. folgende Ziele vor:

 Erhaltung des Leistungs- und natürlichen Regenationsvermögens des Freiraums als Lebensraum für Fauna und Flora, als Wasserreservoir und klimatischer Ausgleichsraum,

 Stärkung der Funktionsfähigkeit des ökologischen Verbundsystems un- ter besonderer Beachtung des europäischen Netzes „Natura2000“

 Gliederung und Strukturierung der offenen Flächen durch Gehölzan- pflanzungen, insbesondere durch Neupflanzung der naturraumtypischen Obstbaumreihen und –alleen sowie Anbau von Flurgehölzen,

 Anreicherung der ausgeräumten Agrargebiete mit standortgerechten Wäldern und strukturreichen Waldrändern,

 Erhalt der Trockenwälder und -gebüsche sowie der natürlich und sekun- där entstandenen Felsfluren und Silikatmagerrasen an den Talhängen der Lommatzscher Pflege,

 Erhalt, Sanierung und Schaffung naturnaher Gewässerstrukturen und Feuchtbereiche,

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 73 von 81

 Renaturierung der Altarme sowie der Auenbereiche der zahlreichen Elb- zuflüsse.

9.4 Funktion, Beeinträchtigung und Ausgleich der ein- zelnen Schutzgüter

Die Ermittlung von Art und Umfang der Kompensation erfordert eine Ge- genüberstellung von Beeinträchtigung und Kompensation der einzelnen Schutzgüter des Naturhaushaltes – also Fläche, Boden, Grund- und Ober- flächenwasser, Klima- und Luftverhältnisse, Arten- und Biotopschutz sowie Landschaftsbild und Erholung. In dieser Betrachtung wird nicht zwischen anlage- und betriebsbedingten Beeinträchtigungen unterschieden, da sich einerseits die Störungen während der Bauphase durch gezielte Maßnah- men einschränken lassen, andererseits biotisch wenig empfindliche Berei- che in den Baugebieten zu erwarten sind. Im Zuge der geplanten Bebauung sind neben den in Tabelle 9.2 genannten besonderen Empfindlichkeiten der einzelnen Gebiete auch allgemeine Be- einträchtigungen für den Naturhaushalt und das Landschaftsbild zu erwar- ten. Das Ausmaß des Eingriffes, also die Nachhaltigkeit und Erheblichkeit der Beeinträchtigung, ist abhängig von deren Art, Intensität, Dauer und räumlicher Ausdehnung sowie von der Bedeutung der Werte und Funktio- nen der betroffenen Landschaftspotentiale. Das genaue Ausmaß des Ein- griffes (beispielsweise der Versiegelungsgrad) kann erst auf der Ebene der verbindlichen Bauleitplanung definiert werden, so dass hier nur die Betrach- tung der generellen Beeinträchtigung der einzelnen Landschaftspotentiale erfolgen kann. Neben den individuellen Empfindlichkeiten der einzelnen Baugebiete ge- genüber möglichen, vorübergehenden oder bleibenden Beeinträchtigungen durch die geplante Bebauung liegen in allen Baugebieten grundsätzliche Empfindlichkeiten der jeweiligen Landschaftspotentiale vor, die in Tabelle 9.3 (Gegenüberstellung von Funktion, Beeinträchtigung und Kompensation der einzelnen Schutzgüter von Natur und Landschaft) dargestellt werden.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 74 von 81

Tabelle 9.3: Gegenüberstellung von Funktion, Beeinträchtigung und Aus- gleich der einzelnen Schutzgüter von Natur und Landschaft

Allgemeine Vor- Allgemeine Be- Leitbilder / kehrungen zur einträchtigun- Kompensationsmaß- Funktions- Vermeidung Potential gen gegenüber nahmen (Ausgleich und Wert- und Minderung geplanter Be- und Ersatz) elemente von Beeinträch- bauung tigungen Flächen- natürliches Flächenverlust Reduzierung des 1. Entsiegelung von be- potential Regenerati- von bisher unbe- Flächenver- festigten Flächen, onsvermö- bauten Flächen, brauchs auf das 2. Rückgabe von gen des Frei- Veränderung nötige Mindest- Brachflächen an die na- raumes als des Naturhaus- maß türliche Sukzession Lebensraum haltes, Wegfall

für Flora und von Lebensräu- Fauna, Was- men für Tiere serreservoir und Pflanzen, und klimati- Verlust von kli- scher Aus- matisch wirksa- gleichsraum men Flächen Boden- Filter- und Flächenverlust 1. während der 1. Maßnahmen zur Op- potential Pufferfunk- und -verdichtung Bauphase: timierung der Boden- tion gegen sowie Verände- Schutz des Mut- funktionen und Verbes- Eintrag von rung des Was- terbodens (nach serung der Bodenstruk- Schadstoffen serhaushaltes DIN 18300), Ver- tur (mechanische Auflo- Abflussregu- durch Versiege- meidung von ckerung, Wiedervernäs- lation lung, ev. Schad- Schadstoffein- sung) stoffeintrag trag, Schutz an- 2. Verminderung der grenzender Flä- Bewirtschaftungsinten- chen vor Ver- sität dichtung und 3. Reduzierung des Zerstörung Schadstoff-, Nährstoff- 2. Reduzierung und Pestizideintrages der Versiegelung 4. Wiederherstellen ei- und der Erdmas- ner geschlossenen Ve- senbewegungen getationsdecke auf ein Mindest- maß 5. Einschränkung von Erosionserscheinungen Wasser- Grund- Grundwasserab- 1. Dachbegrü- 1. Renaturierung von potential wasserneu- senkung, Verrin- nung zur Rück- Gewässern (Rückbau bildung, gerung der haltung des Nie- von Befestigungen, Retention Grundwasser- derschlagswas- Ausbau / Wiederher- von Oberflä- neubildung, re- sers, Anlage von stellung natürlicher Re- chenwasser duzierte Re- Zisternen, Ver- tentionsbereiche) tention des sickerungsmul- 2. Verminderung des Oberflächen- den und Sicker- Schadstoff- und Nähr- wassers, gräben im Gebiet stoffeintrages in Ober- 2. Verwendung flächengewässer (Ufer- Eingriff in den wasserdurchläs- schutzstreifen, Extensi- natürlichen siger Beläge im vierung, Erhöhung des Wasserhaushalt, Selbstreinigungsvermö- gens, etc.)

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 75 von 81

Allgemeine Vor- Allgemeine Be- Leitbilder / kehrungen zur einträchtigun- Kompensationsmaß- Funktions- Vermeidung Potential gen gegenüber nahmen (Ausgleich und Wert- und Minderung geplanter Be- und Ersatz) elemente von Beeinträch- bauung tigungen ev. Schadstoff- Bereich von Fuß- 3. Aufwertung naturfer- eintrag wegen, Zufahrten ner Entwässerungsgrä- und Stellplätzen ben zu landschaftsver- 3. Verzicht auf fügbaren Gewässern Grundwasseran- 4. Verminderung des schnitt und Oberflächenabflusses -absenkung durch Bepflanzung Klima- Erhalt klima- Verlust an klima- 1. Fassaden- und 1. Schaffung klima- potential aktiver Flä- aktiven Flächen, Dachbegrünung fördernder Strukturen chen, Steige- Verringerung 2. Nachhaltige (Gehölze, Grünland) rung der der Frischluft- Durchgrünung 2. Immissions- und Frischluftpro- produktion und des Baugebietes Windschutzpflanzungen duktion Zufuhr, Verän- mit vertikal struk- Sicherung derung des turiertem Be- und Erhalt Kleinklimas im wuchs Siedlungsraum von Kalt- und 3. Strömungs- Frischluftab- günstige Anord- flussbahnen nung der Bebau- im Sied- ung lungs- und 4. Reduzierung siedlungsna- der Flächenver- hen Bereich. siegelung Biotop- Lebensraum Biotopverlust, - 1. Schutz umlie- 1. Aufwertung von potential für Flora und zerschneidung gender Biotope Flächen mit geringer Fauna, vor Beeinträchti- Bedeutung als Lebens- gungen und Zer- raum Trittsteinele- ment im störung während 2. Erhöhung der Struk- Siedlungsbe- der Bauphase tur- und Nutzungsviel- reich, 2. Durchgrünung falt in der Landschaft Vernetzung der öffentlichen 3. Herstellen von Ver- mit dem Um- und privaten Flä- netzungsstrukturen und feld chen mit stand- Trittsteinelementen in ortgerechten und der freien Flur heimischen Ge- 4. Förderung standort- hölzen gerechter Ausprägung 3. Reduzierung von Flächen und Neu- der Versiegelung anlage regionaltypi- und Einzäunung scher Biotope auf ein Mindest- 5. Renaturierung von maß Landschaftselementen Land- landschaftli- Veränderung 1. Durchgrünung 1. Wiederherstellung schafts- che Vielfalt des bestehen- der öffentlichen naturraumtypischer Ele- bild, und Eigenart, den Land- und privaten Flä- mente Erholung standorttypi- schaftsbildes, chen mit stand- sches Land- ortgerechten und schaftsbild,

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 76 von 81

Allgemeine Vor- Allgemeine Be- Leitbilder / kehrungen zur einträchtigun- Kompensationsmaß- Funktions- Vermeidung Potential gen gegenüber nahmen (Ausgleich und Wert- und Minderung geplanter Be- und Ersatz) elemente von Beeinträch- bauung tigungen Erholungs- Verlust von Frei- heimischen Ge- 2. Durchführung von funktion raum für die hölzen Renaturierungsmaß- Naherholung 2. Einsatz regio- nahmen nal- und ortstypi- 3. Einbindung von Orts- scher Bauweisen rändern und Bauwer- und Materialien ken durch standortge- rechte Pflanzungen

9.5 Maßnahmen zur Realisierung des erforderlichen naturschutzrechtlichen Ausgleiches

9.5.1 Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung von Beein- trächtigungen

Zur Vermeidung und Minderung der durch die Bebauung zu erwartenden Beeinträchtigungen sind folgende Maßnahmen bei den nachfolgenden Bau- planungen umzusetzen:  An geeigneten Stellen ist Fassaden- und Dachbegrünung anzubringen.  An allen wenig frequentierten Stellplätzen, Straßen und Zufahrten sind versickerungsfähige Beläge zu verwenden.  Das Niederschlagswasser von Dach- und Belagsflächen ist vor Ort zu versickern, dazu ist die Anlage von Bepflanzungen, Muldenböschungen und Sickergräben auf privaten und öffentlichen Flächen bzw. die Zufüh- rung in eine geeignete zentrale Versickerungsanlage im Baugebiet vor- zusehen. Die Anlage von Zisternen zur Nutzung des Niederschlagswas- sers als Brauchwasser ist anzustreben. (Aus hygienischen Gründen ist die Nutzung als Grauwasser im Haushalt hierbei ausgenommen.)  Die Eingrünung der nicht bebaubaren Flächen im privaten und öffentli- chen Bereich hat unter Berücksichtigung gestalterischer und ökologi- scher Gesichtspunkte und der standörtlichen Verhältnisse sowie unter Verwendung einheimischer, standortgerechter Gehölze zu erfolgen.  Auf die Beeinträchtigung grund- und hangwasserführender Schichten ist zu verzichten.  Große Erdbewegungen und Aufschüttungen sind zu unterlassen, Gelän- demodellierungen sind nur in direktem Umfeld der Bauvorhaben zum Zwecke der Einbindung erlaubt.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 77 von 81

 Auf Einzäunungen oder sonstige Einfriedungen ist weitestgehend zu ver- zichten. Die Kleintiergängigkeit ist zu gewährleisten.  Für die Bauvorhaben sind regional- und ortstypische Materialien zu ver- wenden.  Angrenzende Flächen sowie hochwertige Bereiche innerhalb der einzel- nen Baugebiete sind vor Zerstörung, Befahren, Emission oder Versicke- rung von Schadstoffen während der Bauphase durch Flatterleinen oder Bauzäune zu schützen.  Der Mutterboden ist während der Bauphase fachgerecht nach DIN 18300 zu lagern.

9.5.2 Interne Kompensationsmaßnahmen

Im Bereich der Baugebiete selbst wird als Schwerpunkt zur Aufwertung des Landschaftsbildes und des Klimas sowie zur Schaffung von Rückzugsräu- men für Flora und Fauna folgender Ausgleich empfohlen:  standortgerechte Durchgrünung der einzelnen Baugebiete,  Eingrünung der neu entstehenden Ortsränder mittels Grüngürtel aus hei- mischen Gehölzen oder Streuobstbäumen.

9.5.3 Externe Kompensationsmaßnahmen

Der Großteil der geplanten Eingriffe muss mittels externen Ersatzmaßnah- men kompensiert werden, da in den betreffenden Gebieten selbst nur wenig Ausgleich zu erbringen sein wird. Für die Umsetzung werden Maßnahmen zur Aufwertung von Natur und Landschaft vorgeschlagen, die je nach Flächenumfang einzeln oder in Kom- bination miteinander umgesetzt werden können. Da die exakten Ausmaße des Eingriffes erst zum Zeitpunkt der Baumaßnahmen ermittelt werden können, werden Ausgleichsräume und generelle Maßnahmenschwer- punkte aufgeführt, aus denen externe Kompensationsmaßnahmen entwi- ckelt werden können. Eine direkte Zuordnung zu den einzelnen Bauflächen- ausweisungen erfolgt nicht. Vorrangig sollen folgende Maßnahmen zur Kompensation ausgeführt wer- den:  Extensivierung der Bachauen des Ketzerbaches und Keppritzbaches durch Überführung von Ackerflächen in Grünland,  Renaturierung des Ketzerbaches und Keppritzbaches und ihrer Zuflüsse im Gemeindegebiet durch Vermeidung von Stoffeinträgen aus der Land- wirtschaft, Aufgabe von Verrohrungen, Schaffung von Gewässerrand- streifen mit ergänzender Bepflanzung, Herabsetzung der Fließgeschwin- digkeit, Rückkehr zu naturnahmen Verläufen etc.,

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 78 von 81

 Ergänzung der Ortsrandeingrünung der Stadt Lommatzsch insbesondere im Norden, Südwesten und Westen,  Anlage fehlender und Sanierung bestehender Alleen und Baumreihen im Gemeindegebiet. Diese Maßnahmen sind aus dem Gesamtkonzept des Landschaftsplanes von 1999 heraus entwickelt. Da sich die örtlichen Bedingungen im Hinblick auf die bestehende Freiflächennutzung in den letzten zwanzig Jahren nicht wesentlich geändert haben und die damals erfassten Mängel in der natur- räumliche Ausstattung auch weiterhin festzustellen sind, müssen die Ziel- setzungen zur Entwicklung von Natur und Landschaft weiter verfolgt wer- den. Im Flächennutzungsplan sind die diesbezüglichen Bereiche durch überla- gernde Schraffuren (Umwandlung von Ackerland in Grünland, Einschrän- kung des Einsatzes von Düngemitteln) bzw. symbolhaft (Eingrünung von Baugebieten, zu pflanzende Gehölze, Stadtrandeingrünung) dargestellt. Externe Ausgleichsmaßnahmen sollen bevorzugt, sofern die Flächen ver- fügbar und die angedachten Maßnahmen ökologisch sinnvoll sind, in diesen Bereichen erfolgen.

10. Denkmalschutz

10.1 Städtebauförderung

Das Stadtgebiet von Lommatzsch ist geprägt durch die historisch gewach- sene Altstadt. Dominierende Bauwerke in diesem Zusammenhang sind die Stadtkirche sowie das Rathaus, die als historisch besonders wertvolle Ge- bäude von großer Bedeutung für Lommatzsch sind. Aufgrund dieses unverwechselbaren geschichtsträchtigen Stadtbilds wur- den für die Fördergebiete „Altstadtensemble“ und „Innenstadt“ Erhaltungs- und Sanierungsgebietssatzungen erarbeitet. Momentan liegen mit dem Sa- nierungskonzept 2011 „Altstadtensemble“ und dem städtebaulichen Ent- wicklungskonzept (SEKO) 2014 „Stadtkern“ aktuelle Fortschreibungen vor, die auch als Förderprogramme anerkannt wurden. Ziel der Förderung war der Erhalt und die Ausgestaltung des bau- und kul- turhistorisch wertvollen Stadtkerns über die jeweiligen Einzeldenkmale, Straßen und Plätze. Die Stärkung der Innenstadt im Erhaltungsgebiet „Alt- stadtensemble“ Lommatzsch als Ort zum Wohnen, Arbeiten, für Handel, Kultur und Freizeit für Einwohner und Touristen war ein wichtiges Sanie- rungsziel. Zusammenfassend wird konstatiert, dass die Sanierungsziele,

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 79 von 81

die in der Vorbereitenden Untersuchung 1992 festgesetzt wurden, weiterhin grundsätzlich gültig sind:  Erhalt und weitere Ergänzung des historischen Stadtgrundrisses,  Instandsetzung und Modernisierung der Gebäude unter weitgehender Schonung historischer Details,  Erhalt und Aufwertung des Stadtkerns durch seine Nutzungsstruktur als lebendige Ortsmitte,  Stärkung der Wohnnutzung in den zentralen Lagen,  Aufwertung des Wohngebietsgürtels um das eigentliche Zentrum in Be- zug auf Bausubstanz, Ausstattung und Wohnumfeld,  Reduzierung des Durchgangsverkehrs, besonders im Stadtkern  Berücksichtigung stadtökologischer und stadtklimatischer Gesichts- punkte bei der Gestaltung öffentlicher und privater Freiflächen.

10.2 Bau- und Kulturdenkmale

In Lommatzsch befinden sich zahlreiche Baudenkmalobjekte. Als städte- bauliches Ensemble verfügt die Stadt über eine besondere Wertigkeit des Raumgefüges im Stadtkern, der die historische Entwicklung abbildet und mit der Struktur der Platz- und Straßenräume sowie der Baukörperanord- nung die mittelalterliche Stadtstruktur bis heute ablesbar macht. Entsprechend den Angaben der Denkmalliste des Landesamtes für Denk- malpflege befinden sich aktuell 162 Einzeldenkmale im Stadtgebiet von Lommatzsch, diese befinden sich bis auf wenige Ausnahmen ebenfalls im vorgenannten Erhaltungsgebiet „Altstadtensemble“. In den Ortsteilen von Lommatzsch sind nochmals über 100 Einzeldenkmale, hauptsächlich historische Drei- und Vierseithofstätten, zu finden. Eine Liste der im Plangebiet vorhandenen Kulturdenkmale ist in Anlage 3.2 aufgeführt. Die Auflistung entstammt der aktuellen Kulturdenkmalliste des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen vom Januar 2019. Alle Kultur- denkmale sind auch in der Planzeichnung markiert.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 80 von 81

10.3 Archäologische Denkmale

Das Plangebiet ist gleichfalls Teil einer archäologisch geprägten, vielschich- tigen Kulturlandschaft mit zahlreichen Bodendenkmalen. Grundsätzlich gilt es, archäologische Denkmale nach Möglichkeit im Boden zu bewahren. Das elementare Ziel der Denkmalpflege besteht nach dem „Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Kulturdenkmale im Freistaat Sach- sen“ (SächsDschG) in der Erhaltung obertägig sichtbarer wie auch im Bo- den verborgener Kulturdenkmale für die Nachwelt an Ort und Stelle. Im Ge- gensatz zu anderen historischen Quellen, die ihren Aussagewert unabhän- gig vom Ort ihrer Aufbewahrung behalten, stellen Bodendenkmale immer ortsgebundene Zeugnisse menschlichen Wirkens dar, deren Aussagekraft in höchstem Maße mit dem jeweiligen Kontext (beispielsweise topographi- sche Lage und Bezug zu anderen Objekten oder zu Bodendenkmalen) ver- knüpft ist. Jede auch nur partielle Zerstörung eines Bodendenkmals bedeu- tet einen irreversiblen, qualitativen Verlust des Quellenwertes. Für den weit- aus größten Abschnitt der Menschheitsgeschichte stellen Bodenurkunden die einzigen historischen Zeugnisse dar. Als Sachgüter liefern sie aber auch weit in Zeiten schriftlicher Überlieferung hinein wichtige Informationen zur Kulturgeschichte der Menschen. Wie andere Bodenschätze auch sind sie endliche Ressourcen und bedürfen somit eines sorgsamen Umgangs. Die derzeit bekannten archäologischen Denkmäler sind in den Planzeich- nungen erfasst und in der Anlage 3.1 gelistet. Es kann davon ausgegangen werden, dass der tatsächliche Bestand an Bodendenkmalen wesentlich um- fangreicher ist. Durch Neuentdeckungen erhöht sich die Zahl archäologi- scher Denkmale laufend. Nach vorläufigen Schätzungen sind lediglich 25 % des ursprünglich vorhandenen historischen Bestandes bekannt.

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen

Flächennutzungsplan Lommatzsch – Begründung (Vorentwurf) Seite 81 von 81

11. Sonstige Hinweise und nachricht- liche Übernahmen

Aufgestellt: Meißen, 22.04.2021 Arnold Consult AG BERATENDE INGENIEURE UND ARCHITEKTEN

Arnold Consult AG, N:\4. Meissen\2017Mei\2-17-500\SV\BE\Frühzeitige\Begründung_VE_FNP Lommatzsch 2021-04-22.docx Heinrich-Heine-Straße 26, 01662 Meißen