ORTSKERNATLAS BADEN-WÜRTTEMBERG STADT SCHWÄBISCH HALL LANDKREIS SCHWÄBISCH HALL

Wolf Deiseroth: Der Ortskernatlas H O LANDESOENKMALAMT BADEN-WÜRTTEMBERG Baden-Württemberg LANDESVERMESSUNGSAMT BADEN-WÜRTTEMBERG Luftbild freigeg. vom Reg.-Präs. , Nr. 9/65591.

Während die Darstellung der Einzeldenkmale inzwi- gebnis nicht erst seit Bestehen des Gesetzes zu verzeich- schen zum eingeführten Instrumentarium der denkmal- nen, sondern stellt - geht man von der frühesten Fest- pflegerischen Grundlagenarbeit gehört (neben den schreibung einer Gesamtanlage im Lande, der Altstadt Denkmallisten zählen dazu auch die klassischen Kunst- von Meersburg (1954!), aus - eine über 30jährige Ent- denkmälerinventare des Landes), blieb die Frage nach wicklung dar. Vor diesem Hintergrund ist der „Orts- Form und Inhalt einer entsprechend umfassenden Do- kernatlas Baden-Württemberg" als eine übergreifende, kumentation der bestehenden historischen Siedlungs- vom gesetzlichen Prozedere zunächst unabhängige Ge- kerne lange Zeit ungeklärt. Im Laufe der 60er Jahre samtdarstellung der erhaltenen Kernbereiche zu sehen, und frühen 70er Jahre zeichnete sich bei der Arbeit vor die der Vorarbeit für die Ausweisung von Gesamtanla- Ort immer deutlicher ab, daß es mit dem Schutz von gen und damit ihrem Schutz nach § 19 dient. Einzeldenkmalen allein nicht getan war. Dies vor allem Anders als etwa bei den Listenentwürfen, die heute Teil dort, wo es sich um komplexe städtebauliche Zusam- eines festgelegten Informationsaustausches zwischen menhänge wie Altstadtquartiere, mittelalterliche Dorf- Landesdenkmalamt und Kommunen/Planungsbehör- kerne und auch Siedlungserweiterungen des 19./20. den und Denkmaleigentümern sind, will der Atlas ei- Jahrhunderts handelte, in denen das angesprochene nen breiteren, unterschiedlich strukturierten Interessen- Objekt selbst mehr oder weniger sinnfällig die lokale tenkreis ansprechen. Dabei war von Anfang an nicht bzw. regionale Bautradition belegte. Die gesetzliche nur die Zielgruppe der sogenannten Insider wie Denk- Handhabe zur Definition bzw. Abgrenzung solcher malpfleger, Architekten, Stadtplaner oder Fachhistori- Kernbereiche als „Gesamtanlagen" gibt das Denkmal- ker, sondern auch an den großen Kreis orts- und hei- schutzgesetz (§ 19) des Landes, indem es als schutzwür- matgeschichtlich engagierter Leser gedacht. dig vor allem solche „Straßen-, Platz- und Ortsbilder" ansieht, „an deren Erhaltung aus wissenschaftlichen, Zur Realisierung des Vorhabens konnte das Landesver- künstlerischen und heimatgeschichtlichen Gründen ein messungsamt Baden-Württemberg als Mitherausgeber besonderes öffentliches Interesse besteht". In Baden- gewonnen werden. Es übernahm die komplizierte und Württemberg wurden seit Inkrafttreten des Denkmal- aufwendige kartographische Bearbeitung der Beiträge schutzgesetzes 1972 durch Satzung 68 Stadt- bzw. Orts- sowie die Gesamtherstellung der Atlasreihe. kerne (die meisten davon durch Rechtsverordnung) als Der Inhalt der Einzellieferungen besteht jeweils aus Gesamtanlagen unter Schutz gestellt. Nach dem derzei- Text-, Abbildungs- und Kartenteil. tigen Kenntnisstand der Inventarisation repräsentiert Der Text führt zunächst in die Ortsgeschichte ein, er diese Anzahl aber immer noch höchstens ein Fünftel gibt vor allem einen Einblick in die Hauptphasen der dessen, was sich an städtischen und dörflichen Kernbe- städtebaulichen Entwicklung - von den Anfängen bis reichen (im Sinne des § 19 DSchG) in Baden-Württem- in unsere Zeit - und leitet dann zur Beschreibung des berg erhalten hat. Überdies ist das bisher erbrachte Er- betreffenden Ortsbildes in seiner heutigen Situation

121 2 am , die Stadt im frühen 19. Jahrhundert. Flurkarte der ersten Württembergischen Landesvermes- sung. für den Ortskernatlas verkleinert auf M 1:5000.

3 , Stadtkar- te der heutigen Situation (für den Atlas verkleinert auf M: 5000): besonders ge- kennzeichnet sind der heute noch ables- bare Kernbereich und die Kulturdenkma- le im Stadtgebiet (nach dem Entwurf der Denkmalliste. Stand 1984).

4 ESSLINGEN am Neckar, (im Origi- nal farbiges) Luftbild der Altstadt von Süden. Kernhereich mit Marktplatz, Kir- chen und sog. Burg (oben), freigegeben vom Reg -Präs. Stuttgart, Nr. 9/63657.

122 Kart« in Schwebw* Gmund (OsWbkrws) KwMngwndMff« Wtftl fhHkarte I 2 SOO HO 294S NO 2849. NO 374» umt MO 2749 I 2500 Wl 5000

f tfl OScfKi 5 SCHWÄBISCH GMÜND, Flurkarte der heutigen Situation (für den Atlas verkleinert auf M 1:5000), besonders gekennzeichnet: die Altstadt (mit noch ablesbaren historischen Vorstadtbereichen) sowie die Kulturdenkmale im Stadtgebiet (nach dem Entwurf der Denkmalliste, Stand 1985). 6 SCHWÄBISCH GMÜND, (im Original farbiges) Luftbild der Altstadt von Süden, Kernbereich um Münster und Marktplatz, frei- gegeben vom Reg.-Präs. Stuttgart, Nr. 9/63659.

123 7 SCHWÄBISCH HALL, die Altstadt um 1900, Ansicht von Nord- westen, die den für das Stadtbild so charakteri- stischen Zusammenhang der Altstadt mit der wei- ter südlich gelegenen ehemaligen Klosterfe- stung Großkomburg zeigt.

über. Der Schwerpunkt der Ausführungen liegt dabei in Ortskernstruktur bereits im Kartenbild sinnfällig. In der Darstellung der individuellen, ortsbildprägenden der aktuellen Karte sind dann die wesentlichen Punkte Faktoren in ihrem nachvollziehbaren siedlungs- bzw. der denkmalpflegerischen Aussage farblich zusammen- stadtbaugeschichtlichen Zusammenhang. Gemeint sind gefaßt. Auf der Grundlage der jeweils erstellten Denk- damit insbesondere die unverwechselbaren Merkmale malliste gibt die Karte einen Überblick über den Be- des jeweiligen Erscheinungsbildes, wie Stadtanlage und stand der Kulturdenkmale im behandelten Ortsbild. -grundriß, bauliche Wahrzeichen, Haus- und Dach- Weiteres Augenmerk gilt der Kennzeichnung des histo- landschaft, stadtbau- und sozialgeschichtlich differen- rischen Kernbereiches in seinem noch heute ablesbaren zierbare Quartiere, Geländebedingungen im Kernbe- baulichen Zusammenhang. Hierbei wird gegebenenfalls reich u. a. Jede Ausgabe schließt mit einer Kurzbe- auch jüngere Vorstadtbebauung mit einbezogen, sofern schreibung der historischen Bebauung nach dem gel- sie für das Gesamtbild der Altstadt Bedeutung hat. Ei- tenden Verzeichnis der Straßen und Plätze. Aufgabe nen wichtigen Aspekt der Kartendarstellung gibt die des Textes ist die knappe anschauliche Information Gebietsumgrenzung von Gesamtanlagen im Sinne des nach dem gesicherten Kenntnisstand der heutigen Bau- Denkmalschutzgesetzes wieder. Die Grenzziehung um- forschung, Heimatgeschichte und Denkmalpflege. Au- faßt jeweils Geltungsbereiche für bereits bestehende ßer der einschlägigen Literatur sind die Denkmallisten Schutzverordnungen bzw. -Satzungen nach § 19 bzw. der vom Landesdenkmalamt jeweils im Entwurf DSchG, oder gibt den Vorschlag des Landesdenkmal- vorgestellte Bestand der Kulturdenkmale die wesentli- amts Baden-Württemberg für eine entsprechende Rege- che Arbeitsgrundlage. Die Listen finden ihren Nieder- lung wieder. schlag nicht nur in der Kurzcharakteristik der histori- schen Bebauung nach Straßen und Plätzen, sondern vor Das Atlasprojekt ist langfristig darauf angelegt, die als allem im Kartenteil der Hefte. Historische Ansichten, Gesamtanlagen anzusehenden bzw. ausgewiesenen hi- zahlreiche Färb- und Schwarzweißabbildungen sowie storischen Ortskerne des Landes möglichst vollständig thematische Karten ergänzen den Text. zu erfassen. Darunter fallen ca. 150 Altstädte unter- schiedlichster Ausprägung und Größenordnung. Zu Einen Schwerpunkt der thematischen bzw. denkmal- den historischen Stadtkernen kommen noch etwa 200 pflegerischen Aussage jedes Heftes bilden die beigefüg- dörfliche bzw. ländliche Kernbereiche hinzu, die sich ten Karten. Drei Kartentypen sind angeboten, an denen ebenfalls in unterschiedlichster Grundform und Bebau- sich der Leser schrittweise orientieren kann: Am An- ungsstruktur erhalten haben. fang gibt die Kreiskarte von Baden-Württemberg einen Bisher sind erschienen: Überblick über die Verwaltungsgliederung des Landes. Ausgabe 2.1 Stadt Ladenburg (1984) Ihr folgen als erster Ausschnitt (Karte I) eine Topogra- 1.1 Stadt Esslingen am Neckar (1985) phische Karte (1 : 50 000), die den Ortskern in seiner re- 1.2 Stadt Schwäbisch Gmünd (1985) gionalen geographischen Situation zeigt. Die eigentli- 1.3 Stadt Schwäbisch Hall (1986) che Aussage über den Ortskern erfolgt dann auf einer Flurkarte (bzw. Grundkarte), die für alle Beiträge ein- Es folgen in nächster Zeit die Städte , Herren- heitlich den Maßstab 1 : 5000 aufweist. Ein Haupt- berg und Waiblingen. aspekt der thematischen Aussage liegt hier in der direk- Die Einzellieferungen zum Ortskernatlas sind über das ten Gegenüberstellung von historischen und aktuellen Landesvermessungsamt Baden-Württemberg, Büchsen- Karten (Karte II, III). Dies betrifft vor allem die Orte straße 54, Postfach 1115, 7000 Stuttgart 1, und über den im ehemals württembergischen Landesteil, für den flä- Buchhandel zu beziehen. chendeckend Flurkarten der ersten systematischen Lan- desvermessung aus dem 19. Jahrhundert vorliegen. Die- Dr. Wolf Deiseroth se Drucke gestatten jeweils einen exakten, d. h. aus- LDA ■ Referat Inventarisation schnittsidentischen Vergleich mit der heutigen Situa- Mörikestraße 12 tion und machen so den geschichtlichen Wandel der 7000 Stuttgart I

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