Ätna, Stilfser Joch und Dolomiten – die Highlights des 100. Giro d‘Italia

Von Veiko Brandt

Das weltweit bekannte und nach der Tour de France zweitwichtigste internationale Radrennen der Welt, der Giro d'Italia, feierte im Jahr 2017 seinen 100. Geburtstag . Zur Jubiläumstour hatten sich die Streckenplaner und Organisatoren besondere Highlights in der Etappenführung ausgedacht. Dazu später.

Nach dem Vorbild der Tour de France veranstalteten die Herausgeber der Sportzeitung „Gazzetta dello Sport“ am 13. Mai 1909 den ersten Giro d'Italia. Das ursprüngliche Ziel sah dabei vor, hiervon i n entscheidende m Maße durch mehr Leser profitieren zu können. Für männliche Teilnehmer fand der Giro - die beiden Weltkriege ausgenommen – jährlich für drei Wochen im Mai statt. Seit 1988 gibt es noch den Giro für weibliche Teilnehmer.

Der erste Giro führte in acht Etappen von Mailand bis Neapel und auf anderer Route zurück nach Mailand, wo am 30. Mai Zieleinlauf war. Gesamtsieger wurde der Italiener Luigi . Der erste Träg er des rosafarbenen Trikot s war .

Anfangs begann und endete der Giro immer in Mailand, die Stadt der Zeitung „La Gazzetta dello Sport“. Seit 1960 starteten die Fahrer jedes Jahr in einem anderen Ort. Ihr Ziel war jedoch weiterhin meist Mailan d. 2009 wurde die Ziellinie in Rom überquert. Seit einigen Jahren ist es zudem üblich, dass der Giro auch in benachbarte Länder führt.

Spektakuläre Ereignisse sind genau wie Legenden ein Teil der Tour. Im Prinzip begann dies schon mit der Veranstaltung de s allerersten Rennens, das damals noch mitten in der Nacht kurz vor drei Uhr gestartet worden war. Da s s die ungewöhnlich frühe Startzeit nicht die einzige Herausforderung bleiben sollte, zeigt sich auch an der Anzahl der Fahrer, die ins Ziel kamen. Mit 49 von 127 waren es nämlich nur etwas mehr als ein D rittel.

In den Folgejahren hat der Giro aber natürlich insbesondere auch Legenden hervorgebracht.

Den Rekord von jeweils fünf Gesamtsiegen halten drei Fahrer: die Italiener (Sieger zwischen 1925 und 1933), (zwischen 1940 und 1953) und der Belgier , der seine Siege zwischen 1968 und 1974 errang. Sein Spitzname war der „Kanibale“.

Sondermarke n für die fünfmaligen Giro - Sieger Alfredo Binda und Eddie Merckx ,

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Passo Pordoj mit Ehrenmal für Fausto Coppi , den ebenfalls fünfmaligen Gesamtsieger ; Bergwertung auf der 18. Etappe der 100.Tou r

Zu einer mindestens genau so großen Bekanntheit avancierte zu seine n besten Zeiten der Italiener und Kletterspezialist , genannt auch „Der Pirat“.

Weniger erfolgreich verlief hingegen der Giro beispielsweise für eine Gruppe von Radprofis, die bei der vierten Auflage 1912 teilgenommen hatten. Sie kamen erst von der Strecke ab und verirrten sich, sie nahmen schließlich in ihrer Verzweiflung den nächsten Zug zum Etappenziel. Die Rennleitung entschied sich daraufhin die Etappe für ungültig zu erklären, und die enttäuschten Zuschauer im Ziel forderten ihr Geld z urück.

Ein geschichtsträchtiger Giro war der 48. im Jahr 1965. Gestartet wurde in der Republik San Marino am 15. Mai, Gesamtsieger wurde der Italiener Vittorio Ardorni.

A uf der 20. Etappe hinauf zum Stilfser Joch mussten die Fahrer die Räder durch m e terhohen Schnee tragen.

20.Etappe, 6.Juni 1965, Passo dello Stelvio, Aldo Moser

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FDC v om 48.Giro, Rep.San Marino, 15. 5.1965, mit den Sondermarken zum Giro und dem Hinweis auf den Ausrichter „La Gazzetta dello Sport“

Die längste Etappe , die jemals bei einem Giro gefahren wurde, war die letzte von Br escia nach Florenz mit 295 km, welche der Schweizer Rene Binggeli gewann.

Neben der Gesamtwertung bzw. dem Erhalt des rosafarbenen Trikots, der natürlich verständlicherweise den größten Reiz auf die Sportler ausübt, gibt es beim Giro d'Italia noch weitere Hauptwertungen, welche sich im Laufe der Jahre auch geändert haben.

Bleiben wir bei den Trikots von 2017. Der Sieger erhielt das Rosa Trikot, der Führende in der Punktwertung (Zielankunft und Zwischensprints) erhält das Rote Trikot. Der Führende in der B ergwertung bekommt ein Blaues Trikot (von 1974 - 2011 Grün) und das Weiße Trikot erhält der beste Nachwuchsfahrer (bis 25 Jahre).

Kommen wir noch kurz zur diesjährigen Jubiläumstour welche vom 5.Mai mit Start in Alghero und dem Tour - Ziel am 28.Mai in Mail and stattfand. Höhepunkte waren zum Beispiel die 4. Etappe auf Sizilien mit der Bergankunft auf de m n Ätna, der Überquerung des Stilfser Joch während der 16. Etappe von Rovetta nach Bormio oder der Dolomitenetappe am 25. Mai von Moena nach St.Ulrich mit üb er 4000 Höhenmetern.

Auch meine Frau und ich konnten uns den 100. Giro nicht entgehen lassen. Wir weilten am Ziel der 17. Etappe in Canazei, wo wir die Atmosphäre einer Zielankunft miterleben konnte n . Vorher ging es jedoch noch zum Postamt in Canazei, wo hl wissend, dass die Postämter in Italien meist nur bis Mittag geöffnet haben. Trotz schwieriger Verständigung, auch Englisch war nicht hilfreich, wurde auf den Karten schließlich der Ortsstempel abgeschlagen. ( Die Post läuft dann noch über Verona, wo zum Glück nicht alle Karten nochmals ab ge stempelt wurden . )

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In Canazei war jedes Haus mit einem Rosa Banner zum 100. Giro geschmückt. Man traf Radsportfans aus aller Welt.

17.Etappe, Sieger Pierre Rolland 1 km vor dem Ziel in Canazei

I m Bereich des „Roten Lappens“ postiert , konnten wir den vorbeifahrenden Sieger Pierre Rolland und die anderen Fahrer gut sehen.

Für den Sammler wurde es einen Tag später in Corvara, dem Ort der Sprintwertung auf der 18. Etappe , noch schwieriger. Es bedurfte schon einiger Überzeugungsarbeit, ehe der Tagesstempel abgeschlagen wurde, der angeblich nicht mehr abgeschlagen werden dürfte.

Am nächsten Tag fuhr ich mich mit meinem Rennrad hina uf zum Grödner Joch, um dort die Fahrer anzufeuern. Eine riesige Atmosphäre wie sie die meisten aus dem Fernsehen kennen ! Die Dolomitenetappe war mit ca. 4000 Höhenmetern, vier Pässen und der Bergankunft eine der anspruchsvollsten Abschnitte. Sieger wurde der Amerikaner Tejay van Garderen vom BMC Team.

Ein Foto mit dem Tour Teufel Didi Senft dürfte nicht fehlen!

Gesamtsieger hat den packenden Sekunden - Kampf am letzten Tag mit dem Einzelzeitfahren gewonnen und damit das Jubiläum mit einem Pr emierensieg ausklingen lassen. In einem der spannendsten Finale , die es je beim Giro gab – es konnten noch vier Fahrer gewinnen – konnte sich Tom als erster Niederländer und Kapitän der Sunweb - Mannschaft als Sieger feiern lassen.

Aus d eutscher Sicht ware n zwei Etappensieg e zu verzeichnen: auf der 2.Etappe von Andre Greipel sowie der Sieg des Österreichers Lukas Pöstelberger vom d eutschen Team Bora - Hansgrohe auf der 1. Etappe.

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Das Fahrerfeld vor traumhafter Kulisse hinauf zum Grödner Joch – 2121 Meter

Die Italienische P ost , Etappenstädte oder Klubs würdigten mit zehn Sonder - stempeln die Jubiläumstour – zumindest so viele konnte ich zählen und hier dokumentieren.

Gibt es noch mehr?

12.5.2017 (7. Etappe) : Castrovillari , Sonderstempel der Stadt zum Start Massafra: Sonderstempel der A.S.D MTB Tebaide (Sprintprämie)

13.5.2017, Peschici, der Zielort der 8.Et appe , grüßt die Radfahrer

Drei Tage später grüßt die Stadt Foligno die Rennfahrer beim Start der 10. Etappe.

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Zum Start der 12.Etappe grüßen der Briefmarken - und Numismatik - Klub und die Stadt Forli gemeinsam ( 18.5.2017 )

20.5.2017, Sonderstempel Novi Ligure In C astellania, dem G eburtsort von Fausto Coppi, wurde die 14.Etappe gestartet .

Diese füh r te zum Mount Oropa, wo der spätere Gesamtsieger Tim Domoulin triumphierte. Im Stempelte x t von Biella Micca heißt es OROPA ABBRACCIA I CICLISTI – Oropa umarmt die Rennfahrer.

21.5.2017, Bergamo, Ziel 15.Etappe Der Sonderstempel verspricht Emotionen ohne Ende anlässlich des Radsportspektakels

„Das Veltlin ( La Valtellina ) begrüßt die Radfahrer“ heißt es in den Sonderstempeln von Bormio (Ziel der 16. Et appe) und Tirano (Start der 17. Etappe).

Und abschließend – ohne philatelistische Besonder - heiten – die Postkarte als Beleg unserer Anwesen - heit beim Finale der 17. Etappe

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