RUND UM DIE BRANCHE

TGP-Stimmung für Zuhause Am 26. Juli 2020 erschien das Album „Live am Nür­burgring“. Wer sich also TGP-Stimmung nach Hau­se holen möchte, schaut gern auf der Website von Tom Astor vorbei: https://countrysoundstudio.de/shop/

Ein Dauerbrenner seit 1984 HALLO, GUTEN MORGEN HESSEN!

Foto: Richard Kienberger

Was für eine Ehre: Tom Astor hat dem Hessischen Verkehrs­ erhalte, wenn ich auftrete, und wenn nicht, muss ich diese ausgeben. Grand-Prix am Nürburgring. Hinzu kamen noch die großen Country- spie­gel ein Interview gegeben. Tom Astor ist eine Legende in Also habe ich mir zwei Songs ausgesucht, die ich gut konnte. Den Open Airs, bei­spielsweise auf der Naturbühne Greifensteine und der der deutschen Country-Szene und hat sich darüber hinaus ei­ Talentwettbewerb habe ich dann neben der sechs Flaschen ge­won­nen. Forest-Village-Ranch in Daubitz, die es heute noch gibt. nen Namen in Nashville, Music City USA gemacht. Der Sauer­ Und so kam es, dass ich hier und dort mal bei „Bunten Aben­den“ zwei, länder konnte nahezu alle Auszeichnungen in Empfang drei Lieder spielte und mir so mein Taschengeld aufbesserte. Eine Oft stand ich mit den Fahrern nach dem Auftritt noch zusammen und sie nehmen, die die in Deutschland zu vergeben Weile später fragte mich ein Musikboxhändler, der über 2.000 Musik­ haben mir ihre Geschichten erzählt. Und diese Geschichten nutzte ich hat. Der ge­lernte Hotelkaufmann, der sein 55-jähriges Büh­nen­ boxen hatte, ob ich eine Platte machen will. Sein Hobby war tat­ wiederum als Inspiration für meine Songs. Mittlerweile komme ich auf jubiläum gefei­ert hat, bekam als erster Country-Inter­pret sächlich, Singles für seine Musikboxen zu produzieren. Die Single-Pro­ rund 200 Trucker Songs. Zu einigen Fahrern habe ich heute noch Kon­takt überhaupt in Deutschland Gold für 250.000 verkaufte Tonträger duktion fand in Westberlin statt und so kam ich das erste Mal in die und wir telefonieren ab und zu. Sie denken heute noch gern an diese und das gleich dreimal. Bis heute wurden un­ter anderem von ge­teilte Stadt! Schon damals habe ich mich sehr für die Arbeit hinter Veranstaltungen zurück – und ich auch. Das war schon etwas ganz den Alben „Flieg junger Adler”, „Hallo Freun­de” und „Kame­ra­den den Kulissen interessiert – also für die Abwicklung, die Musikverlage Besonderes und ich bin fast jedes Wochenende auf einem Trucker- der Straße” über 4 Millionen Ton­träger verkauft! Als sympa­ und alles, was damit zusammenhängt. Dieses Wissen hat mir auf jeden Festival aufgetreten. Man kannte sich damals untereinander. Es gab zu thisch und publikumsnah wird der Country-Star beschrieben. Fall in meiner Karriere weitergeholfen. dieser Zeit viele Trucker-Clubs, die sehr aktiv waren. Meine besondere Und so sprach Tom Astor mit uns am Telefon über seine Karriere Beziehung liegt ein Stück weit auch daran, dass mein Vater einen Ge­ und die Zeit in Nashville, über Duette mit legendären US- Ich schrieb später unter anderem auch Texte für Christian Anders und trän­kegroßhandel hatte. Wenn ich frei hatte und zu Hause war, musste Country-Größen und über Wünsche – mal lach­end, mal nach­ die Jacob Sisters. Wenn man sagt, dass ich in der Schlagerszene ich häufig aushelfen und bin mit dem Lkw zur Brauerei gefahren und denklich, mal erfreut, mal in Erinnerungen schwel­gend, mal angefangen habe, ist es nur zum Teil rich­tig. In der Zeit gab es meiner habe Bier geholt. schmunzelnd. | ow Meinung nach keine andere Musikszene. Alles was erfolgreich war, ob Elvis, Volksmusik oder Rock ‘n Roll in deut­scher Sprache, wurde als Apropos Int. ADAC TRUCK-GRAND-PRIX (TGP) Wie sich nachlesen lässt, sind Sie ja eher durch eine Wette Musiker Schlager bezeichnet. Irgendwann hörte ich dann auf AFN Frankfurt, 2020 hätte der TGP sein 35-jähriges Jubiläum begangen. Sie waren bei ge­wor­den. Und zwar zuerst im Schlagerbereich. Wie kam es dazu? dem US-Soldatensender, an einem Samstag die Top 50 Country-Charts je­dem TGP dabei. Erinnern Sie sich an besondere Erlebnisse? Wie kam Schon als Kind war ich total musikbegeistert, habe Kla­vier­ und ! Da wusste ich, dass ich Musik in diese Richtung es zum Kontakt zum ADAC? unterricht gehabt und die Schellackplatten meiner Eltern gehört. weitermachen möchte. Den Kontakt habe ich auch über die Trucker-Szene erhalten. Denn es Ich habe mein ganzes Taschengeld in 45er Singles gesteckt. war eine Veranstaltung geplant, die nicht nur Rennen, sondern auch Zuhause hatten wir eine Truhe mit einem Plattenspieler. Und eines Viele Fans sind Fernfahrer und kommen aus der „Trucker-Szene“. Wie Unterhaltung bieten sollte. Und so kam der ADAC auf mich zu. In den Tages habe ich meine neues­te Errungenschaft – Blue Suede Shoes konn­ten Sie sich so in die Lebenssituation der Lkw-Fahrer reinversetzen? ersten Jahren fanden die Konzerte noch im alten Fahrerlager statt. von Elvis – volle Lautstärke aufgedreht. Diese junge Musik war Woher rührt Ihre besondere Verbindung? 1990 wurde dann erstmals in der Müllenbachschleife gespielt. Ab einfach mein Ding! Auch, wenn mein Vater die Platte so schlimm fand, Nachdem ich allein kleine Auftritte in Kneipen gemacht habe, stellte Mitte der 90er Jahre konnten einige Veranstaltungen dann bis zu dass er sie weggeworfen hat. Jahre später haben mich Freunde ich mir eine Country-Band zusammen. Dann kamen die Fernfahrer auf 80.000 Besucher verzeichnen. überredet, bei einem Talentwettbewerb anzutreten, der einmal mich zu und fragten mich, ob ich nicht Lust hätte, bei ihren Ver­an­ monatlich in Köln stattfand. Ich wollte das ei­gent­lich gar nicht. Wir staltungen aufzutreten. Sie wollten alle Countrymusik hören. Und so bin Jeder TGP ist ein besonderes Erlebnis. Es ist toll, so viele bekannte Ge­sich­ haben dann ausgemacht, dass ich sechs Flaschen Schampus ich – ins­besondere in den 80er und den 90er Jahren – unter anderem ter zu sehen, aber auch neue. „Tom Astor vereint vier Generationen Fans“ Gast auf dem Trucker- und Country-Festival Geiselwind gewesen. Dieses habe ich in einem Zeitungsartikel gelesen. Das freut mich natür­lich und Fes­tival findet ja immer Pfingsten statt – von Freitag bis Montag, teil­ das darf ich bei Konzerten auch erleben. Zum 25-jährigen Jubi­läum am weise mit einem Laufpublikum von 100.000 Personen. Samstagsabends Nürburgring habe ich aus „Take me home Country Roads“ das Nür­burg­ gab es dann bis nachts die große Musikshow. In der Adventszeit fand ring-Lied gemacht und aufgenommen. Anlässlich des 35. TGP habe ich Foto: noch die Trucker-Weihnacht statt. Außerdem gab es noch ein großes die CD „TOM ASTOR & Band – LIVE AM NÜRBURGRING“ ver­öffent­ Manfred Esser Trucker-Festival in der Ostwestfalen-Halle und natürlich den Truck- licht, obwohl der Jubiläums-TGP coronabedingt abgesagt worden ist.

Hessischer Verkehrsspiegel 01/2021 37 RUND UM DIE BRANCHE

DOLLY PARTON

Foto: Erik Lattwein

Nashville „14 Tage auf dem Brenner“ um einen Streik. Die Jungs, die auch die Sie standen ja auch mit Country-Legenden wie , Festivals und Trucker-Treffen auf die Beine gestellt haben, waren gut und auf der Bühne. Johnny Cash bezeichnet Sie als „My friend AND THE HIGHWAYMEN untereinander organisiert und haben eben auch mal gestreikt. Das from Germany“. Darüber haben Sie sicherlich sehr viel zu berichten! waren noch richtige Kumpels, die zusammenhielten. Für solche Aktio­ nen braucht man aktive Leute, die so etwas tragen. Aber klar, das …wie alles begann… waren damals noch andere Zeiten. Es war alles nicht so groß und gewal­ tig wie heutzutage. Es gab wenige, aber sehr starke Interessens­ge­ Nachdem ich 1980 meine erste Country-LP herausgebracht hatte, war meinschaften. ich 1981 das erste Mal in Nashville, Tennessee und durfte bei der le­gen­ dären FAN-FAIR, einem der bedeutendsten Ereignisse der Country Music Mitte der 80er ist dann von denen eine ganze Truppe mit einem Hilfs­ auftreten. Zwei Jahre später hatte ich einen Auftritt im tex­an­ischen konvoi nach Äthiopien gefahren. Das fand ich sehr beeindruckend. Als Fort Worth bei einem internationalen Country-Festival. Dort ha­be ich sie wieder in Frankfurt ankamen, stand ich am Gate und habe „Hallo, viele Musiker kennengelernt. Insbesondere in den 90ern war ich dann guten Morgen Deutschland!“ gesungen. oft in Nashville. Bis heute sind dort alle meine Produktionen entstanden. Im Studio standen wir uns gegenüber und ich konnte den Text auf dem Wünsche für die Zukunft Das ZDF hat 1996 ein Tom Astor-Special, unter anderem auch in Nash­ Foto: Tom Jeier Notenständer nicht lesen, weil er zu klein gedruckt war. Also musste Eine großartige Geste! Konnten Sie sich mittlerweile eigentlich Ihren ville mit mir, gedreht, welches dann um 20:15 Uhr zur sogenannten Prime ich meine Brille auf­setzen, was mir gar nicht recht war. Dolly bemerkte, Wunsch erfüllen, einmal die Route 66 von Chicago nach Los Angeles Time ausgestrahlt wurde. 2000 hat der Bayerische Rundfunk (ARD) ein dass es mir un­angenehm war und sagte dann zu mir: „Tom, setz Deine komplett durchzufahren? Tom Astor-Special komplett in Nashville gedreht. „I’VE ALWAYS BEEN CRAZY“ Brille ruhig auf, ich setze meine auch auf und dann fällt das gar nicht Das hat sich leider noch nicht erfüllt. Aber teilweise war ich bereits auf auf!“ So entstand das Video zum Song „To Daddy“ mit Dolly Parton. der Route 66 unterwegs. Und was nicht ist, kann ja noch werden. Da ich schon immer gern mit anderen Menschen musiziert habe, kam mir die Idee, ein Duett-Album zu produzieren. Es hat ein paar Jahre ge­ fragte mich in Nashville im Studio, nachdem wir Corona Lieber Tom Astor, was möchten Sie unseren Leserinnen dauert, bis das Album fertig war. unser Duett „I’ve always been crazy“ im Kasten hatten, ob wir den Titel Wow – was für tolle Erinnerungen! und Lesern gern noch mit auf den Weg geben? bei den Highwaymen Konzerten in Deutschland live machen sollten. Ich Danke, dass Sie uns hieran teilhaben lassen! Ich grüße all diejenigen, die ich kenne und auch alle, die dachte mir, er meint das gar nicht ernst, doch circa drei Wochen vor dem ich noch nicht kenne! Hoffentlich sehen wir uns bald bei Auftritt meldete sich sein Management, und bat mich um 15:00 Uhr Leider ist seit einem Jahr so vieles, wie wir es gewohnt waren, nicht einem meiner Konzerte oder dem Truck-Grand-Prix JOHNNY CASH zum Soundcheck in der Frankfurter Festhalle zu sein. Und dann stand mehr möglich. Die Corona-Pandemie hat uns alle mehr oder weniger ge­ wieder! Bis dahin, haltet die Ohren ich abends mit den vier Weltstars auf der Bühne. Ein echtes Highlight. troffen. Sicherlich haben die meisten Menschen versucht, das Beste aus steif und lasst uns weiter hoffen, Ich hatte leider nur in Frankfurt Zeit, weil ich bei den anderen Terminen der Situa­tion zu machen – beruflich wie privat. Dennoch gibt es Branchen, dass es uns allen bald wieder eigene Konzerte hatte. Schön, wenn man so etwas erleben darf! die es besonders hart getroffen hat. Dazu zählt neben der Veranstal­tungs­ besser geht! Passt alle auf euch branche, in Teilen auch die Transport- und Logistik­branche. Wie haben auf und bleibt gesund! David Bellamy hat mich einmal darauf hingewiesen, dass ich der einzige Sie in Ihrer Bran­che – die ja von der Zusammenkunft vieler Menschen auf Künstler bin, der mit jedem der vier „Highwaymen“ (Johnny Cash, engem Raum lebt – diese Zeit wahrgenommen? Waylon Jennings, und ) ein Duett auf­ Wir wollen hoffen, dass diese Zeit bald vorüber ist! genommen habe. Mit David und seinem Bruder Howard – besser be­ kannt als The Bellamy Brothers – habe ich übrigens auch Duette auf­ Damit es nicht zu langweilig und frustrierend ist, habe ich Songs ge­ genommen und wir waren zweimal zusammen auf Tournee. Auch sie sind schrie­ben, teils gemeinsam mit meinem Sohn. echte Freunde geworden! Willkommen in Frankfurt Erzählen Sie uns bitte von Ihrer Zusammenarbeit mit Dolly Parton! Was verbinden Sie mit Ihren Texten? Dolly ist noch heute ein Weltstar! Diese Frau ist sensationell gut. Ich Meine Song-Texte sind Geschichten, die das Leben schreibt. Viele Er­ Foto: wollte mit ihr unbedingt ein Duett aufnehmen. Der Kontakt ist dann lebnisse, viele Ereignisse. So geht es beispielsweise bei dem Song Manfred Esser über einen Musiker in ihrer Band zustande gekommen. Dolly ist immer sehr busy. Sie lebt in Hollywood, auf Hawaii und in Nashville und pro­ duziert und filmt pausenlos. Somit verging einige Zeit, bis die Nachricht kam, dass sie mit mir ein Duett aufnehmen möchte. Es gab dann eine längere Pause. An einem Donnerstag im März 2008 dann der Anruf: Foto: Richard Kienberger Dolly sei an dem darauffolgenden Dienstag in Nashville und hätte Zeit, mit mir das Duett aufzunehmen. Ich solle doch bitte um 14 Uhr Ortszeit im Studio sein. Am Samstag vorher hatte ich selbst noch ein Konzert. Foto: Manfred Vogel Meine Frau Margareta hat dann kurzfristig alles organisiert und am Montag bin ich dann mit einem Kamerateam, was die Plattenfirma bestellt hatte, nach Nashville geflogen. Als wir in Nashville ankamen, war unser Gepäck nicht da. Also habe ich mir dann noch schnell Johnny Cash lernte ich bei meinen Aufenthalten in Nashville kennen und Klamotten in Nashville gekauft. Glücklicherweise hatte das Kamera­ wir wurden Freunde. Zuletzt habe ich Johnny im April 1997 in Düsseldorf team seine Ausrüstung im Handgepäck. Im Hotel habe ich dann noch bei einem Konzert in der Philippshalle getroffen. Niemals hätte ich ge­ versucht, einen Blumenstrauß zu organisieren, was gar nicht so einfach dacht, dass dieses unser letztes Zusammentreffen sein würde. Seine war. Um eins sind wir dann ins Studio. Fünf vor zwei fuhr dann eine Frau June Carter hatte unsere ganze Familie noch zu ei­nem Besuch in schwarze Limousine mit Chauffeur und Bodyguard vor und Dolly stieg ihr Haus in Hendersonville eingeladen. Dazu kam es dann leider nicht mehr. aus. Sie war bester Laune und wir haben viel gelacht.

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