Masarykova universita

Filozofická fakulta

Katedra germanistiky, nordistiky a nederlandistiky

Bakalářská práce

Brno 2011 Vendula Boučková

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Masaryk-Universität

Philosophische Fakultät

Institut für Germanistik, Nordistik und Nederlandistik

Bakkalaureatsarbeit

Brünn 2011 Verfasserin: Vendula Boučková

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Masaryk-Universität

Philosophische Fakultät

Institut für Germanistik, Nordistik und Nederlandistik

Auswirkung der deutschen Besiedlung auf die Entwicklung der Ortsnamen im Gebiet der Iglauer Sprachinsel

Bakkalaureatsarbeit

Brünn 2011

Betreuer: Mgr. Vlastimil Brom, Ph.D. Verfasserin: Vendula Boučková

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Hiermit erkläre ich, dass ich diese Arbeit selbständig geschrieben habe und nur die im Literaturverzeichnis angegebene Literatur und Quellen benutzt habe.

Am 30.4.2011 in Brünn

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An dieser Stelle möchte ich mich für nützliche Ratschläge bei Herrn Vlastimil Brom bedanken.

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis ...... 6

Einleitung ...... 8

Onomastik ...... 9

Toponomastik ...... 11

Entwicklung der Besiedlung Tschechiens ...... 14

Entwicklung der Besiedlung im Gebiet von Iglau ...... 17

Die deutsche Kolonisation ...... 18

Der deutsche Dialekt der Iglauer Sprachinsel ...... 19

Die untersuchten Orte ...... 21

Iglau () ...... 22

Zeil () ...... 23

Neustift (Cerekvička) ...... 23

Wolframs (Kostelec) ...... 24

Otten (Otín) ...... 24

Petrowitz (Petrovice) ...... 25

Pfaffendorf ...... 25

Poppitz (Popice) ...... 25

Mittendorf (Prostředkovice) ...... 26

Sachsenthal (Sasov) ...... 26

Falkenau (Sokolíčko) ...... 27

Rupprenz (Uhřínovec) ...... 28

Willenz (Vílanec) ...... 28

Hohendorf (Vysoká) ...... 29

Friedrichsdorf (Bedřichov) ...... 29

Birnbaumhof (Hruškové Dvory) ...... 30

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Helenenthal (Helenín) ...... 31

Heinzendorf (Henčov) ...... 31

Altenberg (Staré Hory) ...... 32

Steindorf (Hubenov) ...... 33

Gossau (Kosov) ...... 34

Obergoss (Horní Kosov) ...... 34

Misching (Měšín) ...... 35

Waldhausen (Pančava) ...... 35

Pfauendorf (Pávov) ...... 36

Fussdorf (Rantířov) ...... 37

Stöcken (Štoky) ...... 37

Antonienthal (Antonínův důl) ...... 38

Hilbersdorf (Heroltice) ...... 38

Lukau (Hlávkov) ...... 38

Ebersdorf (Hybrálec) ...... 39

Philipsdorf (Filipovské Chaloupky) ...... 40

Wilhelmsdorf (Vílémovské Chaloupky) ...... 40

Preitenhof () ...... 40

Raunek (Rounek) ...... 41

Simmersdorf (Smrčná) ...... 41

Deutsch Schützendorf (Německý Šincndorf) ...... 42

Schluss ...... 43

Literaturverzeichnis: ...... 46

Bücher...... 46

Online Quellen ...... 47

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Einleitung Das Ziel meiner Arbeit ist, die Auswirkung der deutschen Besiedlung auf die Entwicklung der Ortsnamen im Gebiet der Iglauer Sprachinsel (Jihlavský jazykový ostrov) aus der Sicht der Toponomastik zu untersuchen. Die Toponomastik beschäftigt sich mit der Entwicklung, Verbreitung und mit den Änderungen von Ortsnamen. Dank der Toponomastik kann man die einzelnen Schritte der Kolonisationswellen beobachten und die historischen, politischen und kulturellen Folgen besser verstehen. Die Toponomastik nannte man auch Ortsnamenforschung, oder Ortsnamenkunde. Es ist ein interdisziplinärer Forschungszweig. Für eine toponomastische Arbeit ist es nötig die Ortsnamen zuerst gut kennen zu lernen und erst dann die „Bedeutung“ bzw. Motivation zu suchen. Man muss auch die Lokalität, Charakteristik und die individuellen Merkmale des Objektes in Betracht ziehen. Nur unter Anwendung aller Informationen ist es möglich, das Benennungsmotiv adäquat zu bestimmen. Die Benennungsmotive sind in verschiedenen Landesteilen zeitlich festgelegt. In einzelnen Zeitabschnitten dominierte eine andere Motivation und andere Sprachmittel. Wenn ein Ortsname gebildet werden sollte, musste man zuerst einen gesellschaftlichen Bedarf fühlen. Der Name umfasst meistens verschiedene Merkmale, die das Objekt charakterisieren (das Alter, die Lage, die Fläche, Funktion, Angehörigkeit und so weiter). Nur eines von diesen Zeichen trägt später das Bedeutungsmotiv. Der nächste wichtige Faktor ist die Bedeutung des Objekts und seine Wichtigkeit, d.h. zu welchen Zwecken es benutzt wird. Der Sinn der historischen topononastischen Forschung ist vor allem das Verständnis der Geschichte und die Dokumentation, wie man bei der Besiedlung vorgegangen ist. Aus den Ortsnamen erhalten wir die Kenntnisse von dem originellen Landschaftsbild („Buchen“ Buky, Simmersdorf „Smrčná“) oder von dem Volk, das früher unser Gebiet bewohnt hat (Friedland/Frýdlant, Reichenberg/ Liberec). Die Ortsnamen sind nicht nur für unsere Geschichte, sondern auch für unsere Gegenwart sehr wichtig, die Ortsnamen charakterisieren unseren Lebensstil. „Die Geonymen gehören zu unserem Zuhause genauso wie die Berge, Flüsse, Felder, Städte, Dörfer und Burgen.“1

1 Lutterer, Ivan - Majtán, Milan - Šrámek, Rudolf: Zeměpisná jména Československa. Mladá Fronta, Praha 1982. S. 25–26.

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Onomastik Die Onomastik ist eine Wissenschaft die sich mit den Eigennamen aller Art beschäftigt. Es handelt sich um der Vor-, Familien-, Orts-, Gewässer-, Flur-, Markennamen und andere. Die Onomastik untersucht nicht nur die Bildung, sondern auch die Geschichte, ursprüngliche Bedeutung und die Funktion der Eigennamen in der Gesellschaft. Ihre Teildisziplinen sind z.B. Antroponomatik – die Wissenschaft, die sich mit den Namen der Menschen beschäftigt. Antroponomastik beschreibt die Funktionen sowie die geografische Verteilung und historische Entwicklung der Personennamen. Toponomastik – diese Wissenschaft untersucht die geographischen Namen. Diese teilt sich noch weiter. Es geht um die Wissenschaft, die für das breite Publikum sehr interessant ist. Onomastik antwortet auf die Fragen wie und warum die Namen entstanden sind. Wie haben sich die Namen in unserem Gebiet geändert und entwickelt. Diese und andere Antworten befriedigen das natürliche Interesse an unserer Geschichte. Diese Wissenschaft hat sich vor allem seit der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts rasch entwickelt. Ihre Grundlagen sind aber älter. Der Begriff Onomastik geht aus der griechischen Bezeichnung für Name „onoma“ hervor. Onomastik beschäftigt sich vor allem mit der Bildung, Geschichte und Motivation, bzw. der ursprübglichen Bedeutung von Eigennamen aller Arten.2 Propria sind Substantive: „die Lebewesen, Dinge und dgl. bezeichnen, die so, wie sie sind, nur einmal vorkommen. Dies können bestimmte Menschen sein, Länder, Städte, Gebirge, Flüsse, Sterne, menschliche Einrichtungen oder künstlerische Schöpfungen.“ 3 Appellativa sind: „Gattungsnamen zur Bezeichnung aller Lebewesen oder Dinge, die sich in einer Gruppe mit gemeinsamen Merkmalen oder Eigenschaften zusammenfassen lassen, z.B. Säugetier, Mensch, Großwild, Laubbaum, Möbel.“ 4 Die Eigennamen verbreiteten sich vor allem, weil man die Personen (und nicht nur die) von den anderen unterscheiden wollte. Ähnlich wie die Vor- und Familiennamen entstanden auch die Namen der geographischen Objekte. Diese Namen entwickelten sich aus

2 Lutter, I. – Majtán, M. – Šrámek, R.: Zeměpisná jména Československa. Praha 1982. 3 Homberger, Dietrich: Sachwörterbuch zur Sprachwissenschaft. Stuttgart: Philipp Reclam jun, 2003. S. 356. 4 Homberger, Dietrich: Sachwörterbuch zur Sprachwissenschaft. Stuttgart: Philipp Reclam jun, 2003. S. 46.

9 der Notwendigkeit sich besser zu orientieren. Die Objekte, die den Name erhielten, waren für die Leute sehr wichtig. Sie hatten eine große Bedeutung. 5 Onomastik arbeitet mit Hilfe der anderen Disziplinen zum Beispiel mit Etymologie, Genealogie und Sprachgeographie zusammen. Alle diese Disziplinen sind bei der Entdeckung der Namensbedeutung sehr wichtig. Sie untersuchen die Geschichte und Grundbedeutung einzelner Wörter, die Herkunft und Entwicklung der Personen und Familien und auch die Sprachmerkmale, die sich in der Geographie spiegeln. 6

5 Lutterer, Ivan - Majtán, Milan - Šrámek, Rudolf: Zeměpisná jména Československa. Mladá Fronta, Praha 1982. S. 20. 6 Homberger, Dietrich: Sachwörterbuch zur Sprachwissenschaft. Stuttgart: Philipp Reclam jun, 2003. S. 138

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Toponomastik Die geographischen Namen sind mehr als nur die zufälligen Wörter, die aus den Grundwörtern und Suffixen gebildet sind. Jeder geographische Name ist in einer bestimmten Lokalität, in einer bestimmten Sprache und bestimmten Zeit entstanden und mit dem Objekt, das dieser Name bezeichnet, ist er sehr stark verbunden. In dem Namen spiegelt sich nicht nur die kulturelle, wirtschaftliche oder politische Geschichte, sondern auch die ethnische und soziale Angehörigkeit der Menschen, die das Objekt bezeichnet haben. Der Name informiert uns über damalige Sprache, Ideologie und über die Beziehung zur Natur oder zu den anderen Leuten. Die Benennung ist ein historischer Akt. Durch die Entwicklung der Toponomastik kann man die verschiedenen Schichten der Namen unterscheiden. Es sind zum Beispiel: die mythologischen Namen aus der ältesten Zeit; die Patronymika (die Namen nach dem Patriarchen); die Possessiva (die Namen nach dem Feudalen); oder die Kirchennamen (die Namen nach dem Herrscher oder nach einem bekannten Menschen, vor allem nach dem Entdecker) in der Zeit der Kolonisation (besonders die französischen, englischen und holländischen Namen).7 Die geographischen Namen sind vor allem der Bestandteil des Wortschatzes in einer bestimmten Sprache. Aus diesem Grund ist die Etymologie so wichtig. Bei der toponomastischen Forschung muss man auch die Erkenntnisse über die Sprache und die Beeinflussung durch die außersprachlichen Faktoren respektieren. Genauso muss man damit rechnen, dass sich die Namen durch Deformation und Verstümmelung veränderten. Hierzu gehören ferner einige Besonderheiten wie z.B. die Übersetzungsfehler und die absichtlichen Eingriffe. Die ursprüngliche Bedeutung der Namen, die zur Zeit der Bildung noch ganz klar war, hat sich im Laufe der Jahre verdunkelt.8 Aus der Sicht der Herkunft unterscheidet man die einheimischen und ausländischen Namen. Die einheimischen Namen können aus Namen der Menschen oder Sachen gebildet sein (Fauna und Flora, Bodenfruchtbarkeit, Gebirge oder Täler, und andere). Die ausländischen Namen stammen bei uns vor allem aus der deutschen Sprache. Diese erkennt man durch die Bildung (Wortelemente wie -berg, -burg, -dorf; deutsche Suffixe, und andere). Manche Namen stammen auch aus anderen Sprachen (Brandýs, Benátky, u.a.).

7 Lutterer, I. – Kropáček, L. – Huňáček, V.: Původ zeměpisných jmen, 1. vyd. Praha, Mladá fronta 1976. 8 Šmilauer, V.: Úvod do toponomastiky. Praha 1966.

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Im Laufe der Zeit brauchte man immer mehr Namen für die Objekte. Darum begann man, zu den substantivischen Namen auch die Attribute, genitivische Attribute und Adjektive zu benutzen. - Attribut: „Gliedteil als Bestandteil einer Nominalphrase“9 (z.B. „hoch“ vysoký, „breit“ široký, „jung“ mladý, „neu“ nový, „deutsch“ německý, usw.) - Genitivisches Attribut: Das genitivische Attribut folgt stets dem von ihm bestimmten Substantiv, das in diesem Falle nie einen Artikel annimmt (z.B. „Königgratz“ Hradec Králové) - Adjektive: „besitzanzeigendes deklinierbares und typischerweise auch komparierbares Wort (laut, grün, aufmerksam); normalerweise attributiv, prädikativ und adverbial verwendbar.“10 Später wurden die Dörfer, Städte oder Ortschaften auch nach anderen Merkmalen bestimmt, zum Beispiel nach ihrer Lage („Benešov nad Černou“ Deutscher Beneschau, „Brück an der Leitha“ „Most nad Litavou“). Aus Sicht der Wortbildung unterscheidet man folgende Typen von Siedlungsnamen11: Simplizia – einfache Namen Derivate – abgeleitete Namen, werden durch Suffixe gebildet Komposita – zusammengesetzte Namen; die Determinativkomposita bestehen aus Grundwort und Bestimmungswort, das Bestimmungswort kann entweder ein Personenname (männlich oder weiblich), oder ein Appellativum (Substantiv oder Adjektiv) sein Bei den Toponymen ist sehr wichtig, wie man die Objekte benutzt, ob die Objekte bewohnt, oder unbewohnt sind u.a.. Für die unbewohnten Objekte benutzt man die Flurnamen. „Flurnamen sind Bezeichnungen von Äckern und Wiesen, Bergen und Tälern, Wäldern und Verkehrswegen. Sie umfassen alle unbewohnten Örtlichkeiten. Flurnamen sind ein wichtiger Teil der engeren Umgebung der Menschen. Sie sind nicht durch einen Akt der Namensgebung entstanden, sondern aus einem längeren, generationsübergreifenden Prozess aus Appellativen erwachsen, mit denen bestimmte Örtlichkeiten in der Landschaft auf Grund

9 Duden Grammatik, IV. Dudenverlag Mannheim [u.a.], 2006, S. 1260. 10 Duden Grammatik, IV. Dudenverlag Mannheim [u.a.], 2006, S. 1259. 11 Namenarten und ihre Erforschung: ein Lehrbuch für das Studium der Onomastik herausgegeben von Andrea Brendler und Silvio Brendler; mit einem Geleitwort von Volkmar Hellfritzsch. Hamburg : Baar, 2004. S. 384.

12 ihnen anhaftender oder ihnen zugeschriebener Merkmale bezeichnet und damit identifizierbar gemacht worden sind.“12

12 Institut für Germanistische Sprachwissenschaft: Thüringische Flurnamen [online]. URL: http://www.sprachwissenschaft.uni-jena.de/Lehrbereiche/Th%C3%BCringische_Flurnamen.html [Stand 12.4.2011]

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Entwicklung der Besiedlung Tschechiens Das heutige Gebiet der Tschechischen Republik bewohnten die Leute schon vor mehr als 30 000 Jahren. Die Siedlungsdichte war höher als in anderen Teilen Europas. Als erste hat man die Waldsteppenbezirke von Südmähren besiedelt. Dann auch das Tiefland der Mittelelbniederung in Böhmen. Die Zahl der Bevölkerung ist in der Zeit vor etwa 7000 bis 4000 Jahren mehrfach gestiegen (Späte Steinzeit). Es wuchs die Zahl der Landarbeiter, im Gegenteil dazu gab es weniger Sammler und Jäger. In dieser Zeit war es nötig, neue Siedlungsgebiete zu erfassen. Die immer weiter wachsende Siedlungsdichte drückte die Besiedlung in höhere Gebiete über dem Meeresspiegel, etwa in Höhe bis 350m. Während dieser Zeit entstanden die Siedlungsgebiete der heutigen Städte Königgrätz (Hradec Králové) und Pardubitz (Pardubice) bis zu Beraun (Beroun), Komotau (Chomutov) und Aussig (Ústí nad Labem), auch Gebiete im heutigen Pilsentalkessel wurden dicht besiedelt. Mähren wurde in der nördlichen Richtung bis zu Müglitz (Mohelnice) – Olmütz (Olomouc) – Prerau (Přerov) besiedelt. In der Bronzezeit (vor 4 000 bis 2 700 Jahren) wurde die Siedlungsregion um Südböhmen besiedelt. Die wichtigsten Siedlungen der keltischen Stämme, die Oppida (Závist u Zbraslavi, Staré Hradisko u Prostějova, Hügel Hostýn u Holešova) wurden in den letzten Jahrhunderten vor unserer Zeitrechnung gegründet. Diese Oppida haben die Germanen schon vor der Ankunft der Slawen zerstört.13 In den ersten vier nachchristlichen Jahrhunderten waren die verbreiteten Bewohner unseres Gebietes zwei Germanische Stämme, die Markomannen und Quaden. Diese hatten die Kelten verdrängt. Quaden zogen nach Mähren ein. „Die gemeinsame Abkunft der Markomannen und Quaden wird durch die gleiche sprachliche Entwicklung und die gemeinsame Geschichte bis in den Anfang des 5. Jahrhunderts bezeugt.“14 Ihr Siedlungsraum erstreckte sich von der nördlichen Hälfte Böhmens, Mittel- und Südmähren bis zum Tiefland und zu den Tälern der Slowakei.15 Die mährischen Quaden sind zusammen mit den

13 Lutterer, Ivan - Majtán, Milan - Šrámek, Rudolf: Zeměpisná jména Československa. Mladá Fronta, Praha 1982. 14 Schwarz, Ernst: Die Ortsnamen der Sudetenländer als Geschichtsquelle. R-Oldenbourg Verlag München, 1931. S. 26. 15 Schwarz, Ernst: Die Ortsnamen der Sudetenländer als Geschichtsquelle. R-Oldenbourg Verlag München, 1931. S. 26.

14 schlesischen und ungarischen Wandalen etwa um das Jahr 406 nach Westen ausgewandert, die Markomannen nach Bayern.16 Seit dem Anfang des 6. Jahrhunderts kamen auf unser Gebiet durch den Karpatenpass die Slawen. Die Besiedlung hatte einen ganz logischen Vorgang. Zuerst hat man sich die leicht zu bearbeitenden Landstücke angeeignet, erst danach die Wälder und Bergregionen. Die Besiedlung erfolgte gegen den Wasserstrom an den Hauptflüssen. Über diese Orte sind später die ältesten Mythen und Sagen entstanden (Georgsberg (Říp); Wyschehrad (Vyšehrad); Tetín; Libusin (Libušín); Stadice). Seit dem 7. Jahrhundert gibt es auf unserem Gebiet vorwiegend slawische Besiedlung. Nur die Stämme der Awaren drangen noch in das mährischen Gebiet ein. Darum formte sich ein Truppenverband, der als „Reich des Samo“ bennant war (623 – 658). In der Hälfte des 9. Jahrhunderts ist im Tal der March Mojmírs Fürstentum entstanden, dank dessen Großmähren entstanden ist. Seit dem Anfang des 11. Jahrhunderts besiedelten die Slawen die Landstücke, die schon früher von anderen Stämmen besiedelt wurden. Es sind die Regionen in der Umgebung von – Oslawa (Oslavansko) – Brünn (Brněnsko) – Wischau (Vyškovsko) – Littau (Litovelsko) – Prerau (Přerovsko) – Kremsier (Kroměříţsko) – das Unterteil des Flusses Morava (úval dolní Moravy) bis zu Lundenburg (Břeclav). Die früheren Ortsnamen sind heute nicht mehr bekannt. Nach einigen Quellen gehörten zu diesen vergessenen Namen die Namen von einigen Flüssen und Gebirgen und auch die Bezeichnung „Znojmo – Znaim“.17 In dem 12. Jahrhundert hat sich der Zahl der Klöster sehr schnell vergrößert. In dieser Zeit sind die Leute auch in weniger fruchtbare Teile des Landes gezogen. Seit dem 13. Jahrhundert wuchsen neue bäuerliche Siedlungen auch in den Bergregionen. Es war nötig die Wälder abzuholzen und die Entsumpfung durchzuführen. In dieser Zeit hat die innere Kolonisation angefangen. Die wichtigsten und häufigsten Kolonisatoren waren die Bewohner aus der Nachbarschaft.18 In Folge der Kolonisation wurden neue Dörfer und Städtchen aufgebaut. Diese haben am meisten die Herrscher wegen der beabsichtigten wirtschaftlichen Vorteile begründet. Seit

16 Schwarz, Ernst: Die Ortsnamen der Sudetenländer als Geschichtsquelle. R-Oldenbourg Verlag München, 1931. S. 44. 17 Lutterer, Ivan - Majtán, Milan - Šrámek, Rudolf: Zeměpisná jména Československa. Mladá Fronta, Praha 1982 18 Lutterer, Ivan - Majtán, Milan - Šrámek, Rudolf: Zeměpisná jména Československa. Mladá Fronta, Praha 1982

15 dem 13. Jahrhundert setzte die Einrichtung der Siedlungen „aus grüner Wurzel“ fort, dessen Begründer sehr oft auch die deutschen Einwanderer wurden. Auf seinem Gipfel war der Besiedlungsprozess in der Zeit vor der Hussitenrevolution. Nach dieser Zeit gingen viele Dörfer und Städtchen zugrunde. Das 15. Jahrhundert war die Zeit des Krieges und der Vernichtung. In Mähren waren sehr viele Dörfer mit deutschsprachiger Bevölkerung besiedelt. Gerade diese Standorte standen gegen die Hussiten, so isolierten sie sich von dem tschechischen Hinterland. Der Grund für eine weitere Kolonisation war vor allem die Gründung der Bergbaugemeinden im 16. Jahrhundert. Dann ist aber der Dreißigjährige Krieg gekommen (1618 – 1648) und verursachte verheerende Epidemien und Hungersnöte. Die letzte Siedlungswelle ist erst am Ende des 18. Jahrhunderts dank der Blütezeit der Manufakturen in der Eisenwaren und Glasindustrie gekommen. Neue Gemeinden wuchsen auch Dank der Parzellenteilung im Jahre 1775. Diese Novelle teilte den herrschaftlichen Boden unter Bauernschaft für Geld. Diese Bauern mussten nicht mehr den Frondienst durchführen.19 Nach dem Jahre 1848 wurden neue Gemeinden nur selten gegründet und nach dem Zweiten Weltkrieg gingen viele Dörfer zugrunde. Der Hauptgrund waren neben der Aussiedlung, der bis dahin überwiegend deutschsprachigen Grenzgebiete, die administrativen Veränderungen und die Neuigkeiten in der Organisationsart der Agrarproduktion. Die Besiedlung unseres Gebietes ist ein langfristiger und komplexer Prozess, den man in Ortsnamen seit dem Ende des ersten Jahrtausends u.Z. bis in die Gegenwart verfolgen kann.20

19 Lutterer, Ivan - Majtán, Milan - Šrámek, Rudolf: Zeměpisná jména Československa. Mladá Fronta, Praha 1982. 20 Lutterer, Ivan - Majtán, Milan - Šrámek, Rudolf: Zeměpisná jména Československa. Mladá Fronta, Praha 1982. S. 13–20.

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Entwicklung der Besiedlung im Gebiet von Iglau Die Iglauer Region breitet sich im nordwestlichen Teil der Böhmisch-Mährischen Höhe an dem Oberwasser des Flusses Igel (Jihlava) aus. In diesem Gebiet verläuft seit undenklichen Zeiten die Grenze zwischen Böhmen und Mähren. Diese Grenze war im Laufe der Jahrhunderte nicht immer eindeutig festgelegt. Aus diesem Grund wurden einzelne Dörfer oft administrativ zu Böhmen oder Mähren eingegliedert. Die Eigentümlichkeiten der Böhmisch-Mährischen Höhe veranlassen auch eine besondere Art der Besiedlung. Die Landschaft ist hier wenig fruchtbar, trotzdem gut zugänglich. Die Böhmisch-Mährische Höhe ist erst in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts besiedelt worden. Die Besiedlung hatte eine inselförmige Art und erst später haben sich die Inseln ausgedehnt und vereinigt. Im Nordwesten greifen in die Böhmisch-Mährische Höhe die Ausläufer der Urbesiedlung aus der Čáslav-Region (Tschaschlau) ein. Im Osten war diese Besiedlung mit Eisenbergen deutlich begrenzt, im Süden und Westen mit dichten und undurchdringlichen Wäldern. Der Durchdringung der Waldgegend ging der uralte Weg aus Mähren (Libitzer und Haberner Weg) voran. Aus der Sicht der archäologischen Funde ist das Gebiet der Böhmisch- Mährischen Höhe sehr arm. Ähnlich wie auf dem restlichen Gebiet waren auch hier die wichtigsten Kolonisationsträger die Klöster. Die wichtigsten Orden waren die Prämonstratenser und die Zisterzienser. Auf der böhmischen Seite waren es die Klöster in Ţeliv und in Mähren das Kloster in Trebitsch (Třebíč). Die Anfänge dieser Klöster liegen im 12. Jahrhundert. Das zukünftige Zentrum ist die Siedlung geworden, die zum ersten Mal in der Geschichte den Namen Iglau trug. Diese Siedlung ist auf dem Haberner Handelsweg entstanden. Hier kreuzte der Weg den Fluss Igel. Gleich danach wurde hier die St.-Johannes-Kirche aufgebaut. Diese gehörte dem deutschen Ritterorden.21

21 Křesadlo, K.: Kapitoly z historie Jihlavy. Jihlava 1992, S. 8.

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Die deutsche Kolonisation Die Anfänge der deutschen Kolonisation sind im Iglauer Gebiet mit dem Grubenbetrieb verbunden. Im 13. Jahrhundert wurde hier Silbererz gefunden. In die Siedlung Iglau, die bis dahin nur ein paar Zehner von Bewohner hatte, kamen in wenigen Jahren Tausende neuer Ankömmlinge. Aus diesem Grund wurde eine neue, größere Stadt aufgebaut. Die neue Stadt wurde auf dem grünen, das heißt auf unbesiedelten Boden, gebaut und übernahm den Namen Iglau. Die Ankunft der neuen deutschen Bewohner bedeutete eine Änderung in nationaler Zusammensetzung und eine neue Sprache. In der weiten Umgebung wuchsen neue Dörfer. So kam es zur Entstehung der Iglauer Sprachinsel, die von der tschechisch sprechenden Umgebung umschlossen ist und zu der Erhöhung der Anzahl der deutschen und verdeutschten Ortsnamen. Im Laufe der Jahrhunderte kommt es zum Rückgang der deutschen Bevölkerung, in Folge der Ausbeutung einer Lagerstätte des Silbers. Die Unterbrechung der Erzförderung ist in der Zeit des Hussitenkrieges gekommen. „Die Hussitenkriege tragen nicht allein die Schuld am Rückgang des Deutschtums, das um 1350 seinen Höhepunkt erreicht hat. Die Pest in dieser Zeit wird zu einem Nachlassen der deutschen Auswanderung nach dem Osten geführt haben, das Einströmen aus dem tschechischen Bevölkerungsteil, das Fehlen deutscher Bauerndörfer um die Städte war eben eine große Unterlassungssünde in nationaler Hinsicht.“22

22 Schwarz, E.: Die volksgeschichtlichen Grundlagen der Iglauer Volksinsel, Verlag der Deutschen Akademie der Wissenschaften in Prag im Buchhandel: Sudetendeutscher Verlag Franz Kraus in Reichenberg, Prag 1942, S. 35.

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Der deutsche Dialekt der Iglauer Sprachinsel Die Iglauer Sprachinsel erstreckte sich im westlichen Teil der Böhmisch-Mährischen Höhe. Diese Sprachinsel befand sich mit der nördlichen Hälfte in Böhmen und mit der südlichen Hälfte in Mähren. Die städtischen Zentren waren Iglau und Deutsch Brod (Německý Brod, heute Havlíčkův Brod). Mit den Anfängen des Bergbaus in diesem Gebiet kamen etwa seit dem Jahre 1200 viele Deutsche nach Iglau. Sehr stark wurde mit Deutschen auch das ländliche Gebiet besiedelt. Die Sprache dieser Sprachinsel hat nach E. Schwarz „Züge, die noch gut ihre Heimat verraten, die südliche Oberpfalz. Am konservativsten ist der Norden und darin wieder sein nördlichster Teil, also eigentlich die alte Sprachinsel von Deutsch Brod (Německý/Havlíčkův Brod). Es zeigt sich uns diese Sprachinsel wie eine abgestufte Landschaft, die sich von dem äußersten Norden, der noch die strengsten südlichen Oberpfalzzüge hat, in Richtung Süden zieht, wo vor allem auf dem mährischen Boden die Züge der Stadtsprache immer mehr durchdringen. Mittelbairisch wird die Mundart im Süden nur dadurch, dass die Stadtmundart mittelbairische Züge hat. Man kann den Anteil der mittelbairischen Elemente nicht in Zweifel ziehen, sie wurden aber von Anfang an von den nordbairischen Elementen verdrängt, die die Überlegenheit besessen haben. Über den Volksmundarten breitet sich, ausgehend von der Stadt Iglau (Jihlava), der ostmitteldeutsche Stand der Lautverschiebung mit einigen anderen mitteldeutschen Einflüssen vor allem im Wortgegensatz aus; es ist jedoch nur ein äußerer Anschein, der den Zug der guten bairischen Mundart nicht ändern konnte. Die Lage der Mundartinsel erklärt schließlich, dass die Mundart viele altertümliche Züge bewahrt hat.“23 Allgemeinen oberpfälzischer Charakter zeigt sich in den Formen wie zum Beispiel niks „nichts“, net „nicht“…. In der Vorliebe für Perfekt statt des Imperfekt, in zuruck statt zurück (die Wörter ohne Umlaut sind häufig im Süddeutschen). Besonders deutlich sind die Nordbairischen die sog. gestürzten Diphthonge. Statt der mitteloberdeutschen a, o, e, oe benutzt man hier die nordbairischen Diphthonge. „Da es hier auch noch die Fälle mit Diphthong und Fälle ohne Diphthong gibt, die mit der Iglauer Stadtsprache übereinstimmen, erscheinen sie vor allem in dem mährischen zu der Stadt Iglau eine feste Beziehung habenden Gebiet, es wird die alte nordbairische Volksmundart an diesem Ort völlig offensichtlich durch die aus der Stadt Iglau ausgehende Strömung bedroht… Es ist auffällig, dass das mitteloberdeutsche o vor r nicht zu einem Diphthong wird. Entweder wurde dieses o auf dem

23 Schwarz, E.: Jazyk německý na území ČSR, in: Československá vlastivěda III, Jazyk, Praha 1934, S. 557.

19 ursprünglichen Gebiet später diphthongiert, oder die Iglauer Deutschen kommen aus dem südlichen Gürtel von der Oberpfalz, wo man auch o ausspricht.“24 E. Skála macht auch darauf aufmerksam, dass hier eine wichtige Rolle auch die soziologischen Probleme spielen: „da es um das Verhältnis der nordbairischen Bauernmundarten geht, die zur mittleren und südlichen Oberpfalz passen, und die Sprache der Bergleute, die dem ostmitteldeutschen Bereich zuzuordnen ist“25 Im Norden der Sprachinsel, die in Böhmen liegt, ist alles sehr stark sichtbar. Die häufigsten bairischen mundartlichen Phänomene ist der Anlaut b- statt w- „bosa“ „Waser“, weiter ist es ein svarabhaktischer Vokal e, und in den ältesten Dokumenten im Komposita die Form „berch“ statt „berg“. Ein bedeutendes bairisches Merkmal, das man in den Dokumenten finden kann, ist die Inklination zum p- statt des anlautenden b-. Es beruht auf der bairischen Aussprache, die seit dem 13. Jahrhundert statt des Anfangslautes b das stimmlose p benutzt.26 Der mitteldeutsche Einfluss ist etwa in den Namen auf -dorf zu sehen: „Das Grundwort -dorf ist in ganz Deutschland verbreitet, wenngleich es auf mittel- und niederdeutschen Boden beliebter war.“27

24 Schwarz, E.: Jazyk německý na území ČSR, in:Československá vlastivěda III, Jazyk, Praha 1934, S. 555. 25 Skála, E.: Die Entwicklung der Sprachgrenze in Böhmen von 1300 bis etwa 1600. (Germanistika Pragensia V, Acta Universitatis Karolinae, Philologia 5) Praha 1968, S.7 – 20, hier S. 10. 26 Schwarz, E.: Jazyk německý na území ČSR, in:Československá vlastivěda III, Jazyk, Praha 1934. 27 Schwarz, E.: Volkstumsgeschichte der Sudetenländer I. München 1966, S. 28.

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Die untersuchten Orte Für meine Arbeit habe ich 37 Dörfer ausgewählt. Alle Dörfer befinden sich in der Gegend um Iglau. Besser gesagt im Gebiet der Iglauer Sprachinsel. Die Namen der Dörfer waren entweder seit dem Anfang völlig deutsch, bzw. es sind eingedeutschte slawische Namen, oder sie stammen aus dem deutschen Eigennamen. Bei einigen Ortsnamen sind auch mehrere Deutungsmöglichkeiten vorhanden. Zielgerichtet habe ich gerade die Dörfer ausgewählt, deren Name am Anfang deutsch war, deren Bevölkerung zum großen Teil deutsch war und die mindestens bis zum Jahre 1945 den deutschen Name benutzt haben. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden viele Deutsche ausgesiedelt; die deutsche Sprache wurde öffentlich nur bis zu dieser Zeit gesprochen, aber die deutschen Ortsnamen wurden noch länger benutzt. Die restlichen Namen, die ich für meine Arbeit nicht benutzt habe, die aber geographisch zum untersuchten Gebiet gehören, sind folgende: Bradlenz (Bradlo), Dobrenz (Dobronín), Gieshübel (Vyskytná nad Jihlavou), Haslitz (Jestřebí), Hossau (Hosov), Höffen (Dvorce), Irschings (Jiřín), Jesau (Jeţená), Klein Studnitz (Studénky), Lutschen (Loučky), Pistau (Pístov), Porentz (Beranovec), Ranzern (Rančířov), Roschitz (Rosice), Rothenkreuz (Červený Kříţ), Schrittenz (Stříteţ), Sollowitz (Salavice), (Stonařov), Tusndorf (Dušejov), Walddörfel (Bukovno), Weißenstein (Bílý Kámen), Wonau (Zvonějov), Zeisau (Číţov). In diesen 37 ausgewählten Namen befinden sich zwei Städte, Iglau (Jihlava) das Zentrum der heutigen Region Hochland (Region Vysočina) und die Minderstadt Stöcken (Štoky) die zwölf Kilometer nördlich des Stadtzentrums von Iglau liegt und zum Bezirk Deutschbrod gehört. Als Grundlagen dieses Kapitels wurden das zweibändige Werk von Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku I. Praha 1970, II. Praha 1980, das vierbändige Werk von Antonín Profous: Místní jména v Čechách, jejich vznik, původní význam a změny. Díl I.–IV. Praha 1947–57 und das Buch von Pechold, R, K.: Der Bezirk Stöcken – Mitteilungen des Iglauer Museums – Vereins. Iglau 1907 verwendet.

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Iglau (Jihlava) Iglau ist der Mittelpunkt der Region. Die Stadt liegt auf dem namensgebenden Fluss Igel. Im Laufe der Zeit hatte der Name diese Varianten: 1233 in Gyglawa, 1238 Iglava,1323 Iglavia,1547 z Gyhlawy, 1633 Iglau, Gihlawa, 1846 Iglau, Gjhlawa, 1872 Iglau, Jihlava. 28 Die Stadt Iglau war ursprünglich durch den Grubenbetrieb eine Königsstadt. Im Jahre 1233 – 1234 wurde hier das Silbererz gefunden und aus diesem Grund kam es zur starken Besiedlung durch die deutsche Bevölkerung. Aus diesem Grund wurde eine neue, größere Stadt aufgebaut. Die neue Stadt wurde aus grüner Wurzel, das heißt auf unbesiedeltem Boden, gebaut und übernahm den Name Iglau. Im Laufe des Jahrhunderts kommt es zum Rückgang der deutschen Bevölkerung. Es war auch eine Folge der Ausbeutung einer Lagerstätte des Silbers. Ein Teil der Bergleute ist dann zu anderen Fundorten umgezogen, vor allem nach Kuttenberg (Kutná Hora). Trotzdem blieb Iglau eine deutsch-tschechische Stadt. Diese gemischte Nationalität überlebte alle Katastrophen und Kriege bis zum 20. Jahrhundert.29 Die Herkunft des Ortsnamens ist nicht eindeutig, es existieren viele Theorien, nach denen es möglich ist die Herkunft des Namens aus dem slawischen oder germanischen Kern abzuleiten. Es ist aber klar, dass der Ortsname aus dem Name des Flusses Igel abgeleitet ist. Dieser Flussname stammt aus dem slawischen igla (Nadel, jehla). Der deutsche Iglau wurde aus dem Tschechischen noch in der Zeit vor der Änderung g-h im 12. Jahrhundert übernommen. Die andere Möglichkeit ist, dass der Unterlauf des Flusses in Süd Mähren liegt, wo früher die Langobarden lebten, und nannten den Fluss Igelache (jeţový potok). Das heißt „der Fluss mit dem spitzigen Flussbett“.30 Wahrscheinlicher ist aber die Möglichkeit, dass die deutschen Kolonisten den Namen Jihlava modifizierten und die Verbindung mit dem Igel war mehr als klar.

28 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku I. Praha 1970, S 365. 29 Křesadlo, K.: Kapitoly z historie Jihlavy. Jihlava 1992. 30 Křesadlo, K.: Kapitoly z historie Jihlavy. Jihlava 1992.

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Zeil (Cejle) Liegt 19 km südöstlich weit von Pilgrams (Pelhřimov). Seine Namensvariationen im Laufe der Zeit sind: 1360 inter … Czaylam et Curias; 1360 de Ceila; 1360 de Ceil; 1361 de Czeil; 1368 de Ceylla;1379 Czayle, 1390 Czayl; 1415 Czeyle; 1790 Zeil, Zeilen;1842 Zeil, Zeyl (Cegl); 1848 Cejly; 1854 amtlich Cely und 1904 Cejl, Cejly; 1949 Cejle. Die heutige Form des Namens Cejle zeigt die Herkunft des Namens, der aus dem deutschen Appellativum e Zeile (mhd. zile, ahd. zila/spätmhd. auch Gasse). Der Name des Dorfes weist darauf hin, wie die Häuser damals standen. Der tschechische Name ist eine tschechisierte Form des deutschen Namens.

Neustift (Cerekvička) Das Dorf liegt 6 km weit von Iglau (Jihlava). Die Belege des Namens: 1358 Novavilla, 1368 Newstifft, 1511 ves Malú Cerekvičku, 1678 Klein Newstifft, 1846 Neustift, Cerekve, 1892 Neustift, Cerekev Malá n. Cerekvička, 1924 amtlich Cerekvička, Neustift bei Iglau, 1949 Cerekvička.31 Der älteste Beleg kommt aus dem 14. Jahrhundert und weißt die lateinische Form auf: Novavilla; diese kann wörtlich dem deutschen Namen Neustift entsprechen. Die Grundlage des Names ist das Appellativum Stift (frühmhd. stift – geistliche Stiftung, Gründung, Bau, Einrichtung) in dem Sinne: die geistliche Begabung, die Gründung, der Sakralbau. Der später belegte tschechische Name Cerekvička ist auch sehr alt. Das Grundwort ist ein alttschechisches Wort cierkev und cerkev. Das bedeutet eine Kirche, vor allem eine Holzkirche. Zu dieser Zeit entstanden auch die Dörfer Cerekev, Cerekvice – hier wurden die Kirchen bald nach der Annahme des Christentums in Tschechien gegründet. Der Ortsname Cerekvička ist zweimal verkleinert (das sekundäre Diminutivum): cerekvice ist ein Diminutivum zum Wort cierkev = eine kleine Kirche. Nach dem Verlust der diminutiven Funktion des Suffixes -ice, wurde der Name durch das Suffix -ka, verkleinert (Cerekvička).32

31 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku I. Praha 1970, S. 142. 32 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku I. Praha 1970, S. 142.

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Wolframs (Kostelec) Das Dorf liegt 8 km südwestlich von Iglau (Jihlava) entfernt. Die belegten Namensformen sind folgende: 1288 Wolfram, 1371 Kosetlecz, 1408 Wolframs, 1678 Wolfferambs, 1751 Wolframc, 1846 Wolframs, Kostelec, 1892 Wolframs, Kostelec, 1949 Kostelec. 33 Das Dorf Wolfram liegt ganz in der Mitte zwischen Böhmen und Mähren, auf dem Fluss Igel (Jihlava). In dem 13. Jahrhundert war hier eine Festung, die auf dem böhmischen Gebiet bei dem einsamen Hof Vestenhof (Tvrzský Dvůr) gestanden hat. Noch am Ende des 15. Jahrhunderts gehörte ein Teil von Wolfram zu Böhmen. Dieser Teil hatte noch im Jahre 1934 den amtlichen Name Vestenhof. Vestenhof bedeutet Dorf von Fest/Vest (nach dem Besitzer des Hofes). Die andere Möglichkeit ist die Ähnlichkeit mit „e Veste“. Diese zeigt zum Appellativum „e Feste n.“ (Veste: mhd. veste, ahd. festi =befestigter Ort, befestigter Burg, Festung). Diese Form konnte sich in der erste Hälfte des 19. Jahrhunderts durchsetzen.34 Der deutsche Name Wolframs wird durch die Verbindung des Suffixes -s mit dem Eigennamen Wolfram gebildet und bedeutete „Dorf des Wolfram“. Die meisten Einwohner lebten in dem Dorf bis zum Jahre 1945 (bis zum Ende des zweiten Weltkriegs).

Otten (Otín) Das Dorf liegt 15 km südlich von Iglau (Jihlava). Der Name Otten hat diese Namensvarianten: 1360 in Oten, 1846 Ottendorf, Otten, Otyn, 1872 Otten, Otín, 1892 Otten, Votín, 1924 amtlich: Otín, Otten, früher Votín. 35 Der Name des Dorfes entstand durch das Suffix -ín aus dem Eigennamen Ota. „Der Name Ota ist aus dem Deutschen übernommen, hier heißt Otto: Reichtum, Besitz.“36 Das Dorf war ursprünglich tschechisch, während der deutschen Besiedlung verdeutscht. Der Name Oten war auch in der Form Otten mit der Änderung in dem Suffix übernommen. Ott + Suffix -en. In einem Dokument aus dem Jahre 1846 findet man auch die Form Ottendorf.

33 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku I. Praha 1970, S. 427. 34 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku I. Praha 1970, S. 427. 35 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku II. Praha 1980, S. 209. 36 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku II. Praha 1980, S. 209.

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Beide Namen, der deutsche und der tschechische, waren im Gebrauch bis zum Jahre 1945 (bis zum Ende des zweiten Weltkriegs).

Petrowitz (Petrovice) Das Dorf liegt 5,5 km südsüdöstlich von Iglau (Jihlava). Belegte Namensformen sind: 1318 Petrowicz, 1718 Petrowitzl, 1846 Petrowitz, Petrowice, 1892 Petrowitz, Petrovice, 1924 amtlich Petrovice. 37 Der Name Petrowitz heißt Dorf von Leuten, die dem Petr oder Petrus gehörten. Der Name Petr ist einer der ersten fremden Namen, die zu uns durch das Christentum (lat Petrus, deutsch Petrus, Peter) durchgedrungen ist. In dem 18. Jahrhundert entstand auch der Name Petrowitzl. -l ist ein diminutivisches Suffix. Das Dorf war bis Ende des 19. Jahrhunderts tschechisch.

Pfaffendorf Ein erloschenes Dorf westlich von Stannern (Stonařov), wo der Wald Pfaffendorf liegt. Die belegten Namensformen sind nur folgende: 1390 Phaffendorf, 1531 s pustou vsí Pfaffendorf Die Namen mit Pfaffen- (-dorf, -schlag, -reuth) findet man nur im südwestlichen Mähren, sie sind ansonsten charakteristisch für das nieder-österreichische Gebiet. Der Name wird gebildet aus dem Ausdruck „Dorf eines Pfaffen“ (popova ves) das ist „ein Priesterdorf.“38

Poppitz (Popice) Das Dorf liegt 6 km weit von Iglau (Jihlava). Die Namensformen sind diese: 1387 Popeitz, 1431 Popize, 1678 Popeitz, 1751 Poppitz, 1846 Poppitz, Popice, 1892 Poppitz, Popice, 1949 Popice u Jihlavy. 39

37 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku II. Praha 1980, S. 238. 38 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku II. Praha 1980, S. 243 – 244.

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Popice gehörte zum alten tschechischen Ortsnamen, trotzdem ist der erste Beleg in der verdeutschenden Form. Obwohl auch die Eigennamen mit „Pop-“ existieren gibt es auch Namen, die auf keine Zugehörigkeit zu der Kirche oder zum Priestertum verweisen. Das Wort „pop“ bezeichnete in früheren Zeiten einen Priester. In dem Mittelalter war das Wort „pop“ mit dem Wort „kněz“ ersetzt. In deutscher Sprache war das Suffix -ice durch das analogische Suffix -itz wiedergegeben. Das Dorf war bis zum Jahre 1945 deutsch.

Mittendorf (Prostředkovice) Mittendorf liegt 11,5 km südlich von Iglau (Jihlava). Die belegten Namensvarianten: 1390 Mytnndorff, 1678 Mitteldorf, 1798 Mitteldorf, Prostržedniwes, 1846 Mitteldorf, Prostředkovice též Prostředný Wes, 1892 Mitteldorf, Prostředkovice, 1924 amtlich Prostředkovice, Mitteldorf. 40 In den Dokumenten überwiegen die deutschen Namen des Dorfes. Der ursprüngliche Name war Mittendorf. Der Name besteht aus dem Appellativum Dorf und dem Bestimmungswort „e Mitte/-, -n, mittelhochdeutsch mitte, althochdeutsch mitta (střed), Mittel: urspr. das zwischen zwei Dingen Befindliche, in der Mitte/befindlicher Teil.“41 Das Benennungsmotiv bestand in der Lage. Das Dorf befand sich in der Mitte des Wegs, der damals Wien (Vídeň) und Prag (Praha) verbunden hat.

Sachsenthal (Sasov) Das Dorf lag früher 2 km südöstlich von Iglau (Jihlava), heute ist es ein Stadtteil von Iglau. Die Namensänderungen sind: 1846 Sachsenthal, allgemein Buergerlust, 1872 Sachsenthal, Saksentál, 1892 Sachsenthal, Sasov, 1924 amtlich Sasov, Sachsenthál, 1949 ohne offizielle Belege.

39 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku II. Praha 1980, S. 284. 40 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku II. Praha 1980, S. 310. 41 Duden: Deutsches Universal Wörterbuch A-Z, Mannheim 1989, S. 1025.

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Am Anfang war hier ein Hof, der der Patrizierfamilie Gosko von Sachsenthal gehörte (1668 – 1721) und der Name des Hofes war Goskohof. Dank der Grundstücksteilung entstand das Dorf (1778). Daraus ist zu ersehen, dass der Hof und das spätere Dorf den Namen Sachsenthal (saské údolí) hatten. Es war nach dem adeligen Attribut der Familien Gasko von Sachsenthal benannt.42 Dieser deutsche Name bestand aus dem Grundelement s Tal und aus dem Attribut „r Sachse: (Angehöriger eines Westgermanischen Stammes).“43 Der tschechische Name war zuerst nur reine Nachbildung: Sachsenthal=Saksentál. Im Jahre 1924 wurde durch das analogische Suffix -ov zum erstenmal ein künstlich gebildete Name Sasov benutzt. Der deutsche Name Burgerlust aus dem Jahre 1846 ist wahrscheinlich nur eine romantische Form des Namens, es bedeutet „ein Vergnügungsplatz für die Bürger“.

Falkenau (Sokolíčko) Das Dorf liegt 11 km südlich von Iglau (Jihlava). Die Varianten des Namens sind: 1356 Falcnauaw, 1378 villam Falknow, 1480 na ves pustou Falknow, 1846 Falkenau, Falknow, 1892 Falkenau, Falknov, 1949 Sokolíčko.44 Das alte Dorf Falkenau verödete in der zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts. Im Jahre 1778 wurde Falkenau durch Parzellenteilung des Hofes wieder erneuert. Der Name Falkenau ist aus den Substantiven r Falke und e Aue entstanden. Der Falke: mittelhochdeutsch -valk(e), althochdeutsch -falc(h)o (sokol), die Aue (luh, mokrá louka) + das Suffix -n.45 Das Dorf bekam den Namen nach den Falken, die hier das Nest hatten. Bei der Namensübernahme kam es zum Übergang von dem Grundelement -au zum tschechischen -ov. Der deutsche und tschechische Name existierten noch bis Ende des Jahres 1945. Der Name blieb noch ein paar Jahre nach der Aussiedlung der deutschen Bevölkerung im Gebrauch. Nach dem Jahre 1949 benutz man den neuen Namen „Sokolíčko“. Dieser wurde durch das Diminutivsuffix -íčko aus dem Substantiv sokol gebildet.

42 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku II. Praha 1980, S. 422. 43 Duden: Deutsches Universal Wörterbuch A-Z, Mannheim 1989, S. 1281. 44 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku II. Praha 1980, S. 217. 45 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku II. Praha 1980, S. 217.

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Rupprenz (Uhřínovec) Das Dorf liegt 9,5 km südsüdöstlich von Iglau (Jihlava). Die Varianten des Namens sind: 1234 Vgrinowichi, 1371 Ruprechticz, 1538 Vhrzinowicze, 1678 Ruprencz, 1846 Ruprenz, Uhřinowice, früher Ruprechtice, 1892 Rupprenz, Uhřínovice, 1924 amtlich Uhřínovice. 46 Dieses Dorf hatte seit undenklichen Zeiten zwei Namen, einerseits den tschechischen Uhřínovice und andererseits den deutschen Namen Rupprenz. Der Name Uhřínovice bestand aus dem Suffix -ovice und dem Eigennamen Uhřín. Mit dem Name Uhřín bezeichnete man früher die Leute aus Ungarn -Uhry (Maďarsko). Der Name ist „Das Dorf die dem Uhřín gehörte/ Das Dorf wo die Leute aus Ungarn leben.“47 Der deutsche Name Rupprenz hat das analogisches Suffix -enz. Das Suffix -enz bildet den Typ Willenz-Willants (Vílanec) nach. Der Grundwort Rupp-, entwickelte sich aus dem deutschen Eigennnamen Ruprecht. Bei diesem Dorf ist aber unklar, ob die Doppelbenennung wirklich seit dem Anfang des Dorfes funktionierte (wie zum Beispiel bei dem Wolframs/Kostelec). Die Ortsnamen mit den Anfangskomponenten Uher sind sehr alt und die deutschen Namen mit dem Suffix -s gehörten in diesem Gebiet zu den typischen Suffixen für die Kolonisation im Mittelalter. Daraus kann man schließen, dass der Name Uhřínovec älter als Rupprenz ist.48

Willenz (Vílanec) Das Dorf Willenz liegt 7 km südlich von Iglau (Jihlava). Seit dem 13. Jahrhundert hatte der Ortsname diese Varianten: 1327 Byelandes, 1363 Wylands, 1376 Wilancz, 1529 z Bielaincz, 1678 Wiellantz, 1751 Willentz, 1846 Wilemz, Wilanz und Bielands, Wylánec, 1892 Willenz, Vilánec, 1924 amtlich Vílanec. 49 Der deutsche Name ist in der Zeit der Besiedlung von Iglau und dem südwestlichen Mähren entstanden. Der alte Name war deutsche Name Wielands. Das Grundwort ist der Eigennamen Wieland, „aus althochdeutschen wéla, wala (der Kampf) und aus dem Suffix -

46 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku II. Praha 1980, S. 633. 47 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku II. Praha 1980, S. 633. 48 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku II. Praha 1980, S. 633. 49 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku II. Praha 1980, S. 708.

28 and (gewagt). Dieses Wort ist nur aus der deutschen Antroponymie bekannt.“50 Der Name des Dorfes bedeutete also „es gehörte dem Wieland“. In den ersten Dokumenten ist sehr oft der bairische Dialekt zu sehen: die Verwechslung des b mit dem bilabialen w: Byelands – Wylands. Der tschechische Name Vílanec mit dem Suffix -ec entstand durch die Tschechisierung – Vílanec („Herálec“ Heraletz; Ebersdorf, „Hybrálec“). Das Dorf war bis zum Jahre 1945 (das Kriegsende) völlig deutsch.

Hohendorf (Vysoká) Das Dorf befindet sich 5 km südwestlich von Iglau (Jihlava). Seine Namensvariationen im Laufe der Zeit sind: 1362 Alta villa, 1365 Hohendorf, 1678 Hochdorff, 1846 Hochdorf, früher Hohendorf, Wysoka, 1892 Hochdorf, Vysoká, 1924 amtlich Vysoká, Hochdorf, 1949 Vysoká. 51 Das Dorf entstand während der deutschen Besiedlung von Iglau. Aus den Dokumenten ist ganz klar, dass bis zum Jahre 1846 nur der deutsche Name Hochdorf existierte. Im Jahre 1362 benutzte man auch den lateinischen Name Alta villa.52 Der deutsche Name Hohendorf bestand aus dem Kernwort Dorf und dem Adjektiv hoch. Bis zum Jahre 1945 war das Dorf völlig deutsch, aber das tschechische Äquivalent benutzte man schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Friedrichsdorf (Bedřichov) Das Dorf Friedrichsdorf lag früher 3 km nördlich von Iglau (Jihlava), heute ist es sein Stadtteil. Die Namensvariationen sind folgende: 1800 Fridrichsdorf, 1854 amtlich Sandhybel, Friedrichsdorf; 1886 Friedrichsdorf, 1904 amtlich Bedřichov, Friedrichsdorf, 1945 Bedřichov. 53 Ursprünglich war hier der Hof Röhrhöfel, den „die Stadt Iglau im Jahre 1800 dem Freiherrn Friedrich Gödlin aus Tiefenau verkaufte. Dieser hat hier ein Dorf mit dem Namen

50 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku II. Praha 1980, S. 708. 51 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku II. Praha 1980, S. 761. 52 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku II. Praha 1980. 53 Profous, A.: Místní jména v Čechách, jejich vznik, původní význam a změny. I, Praha 1954, S. 40.

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Friedrichsdorf gegründet.“54 Der Name des Hofes Röhrhöfel besteht aus dem Substantiv s Rohr: mittelhochdeutsch, althochdeutsch ror (Schilfrohr; tsch. rákos) und aus dem Diminutivum -höfel/r Hof. Der ursprüngliche Name war Rohrhof (rákosový dvorec). Im Namen Röhröfel kam es zur Umlautung: Roh-rör, -hof -höfel. Der Name Sandhybel ist eigentlich Sandhübel, das Kompositum aus dem Substantiv r Sand: mittelhochdeutsch, althochdeutsch -sant (písek) und aus dem zweiten Substantiv r Hübel: mittelhochdeutsch -hübel, althochdeutsch -hubil (veraltend, aber noch bekannt) – Hubbel, Hügel55 (kopec, vršek). Den Namen bekommt der Hof nach seiner Lage „auf dem Sandhügel“(na písečném kopci).56 Der tschechische Name Bedřichov ist eine Übersetzung des deutschen Namens Friedrichsdorf. Das Substantiv dorf war durch einen possessiven Suffix -ov vergütet. Der Eigennamen Bedřich kommt aus dem deutschen Friedrich: mittelhochdeutsch Friederich (Friedensfürst). „Die dialektale Form Friedrich war die Vorlage für den tschechischen Namen Bedřich. Durch die Dissimilation ist das erste r verloren gegangen und der Konsonant f war durch den tschechischen Konsonant b wiedergegeben. So ist der Eigenname Bedrich entstanden. In dem 13. Jahrhundert änderte sich noch ri in ři und die Entwicklung der heutigen Form Bedřich war beendet.“57

Birnbaumhof (Hruškové Dvory) Das Dorf Birnbaumhof liegt etwa 2 km nordöstlich von Iglau (Jihlava) und heute gehört es zu der Stadt. Die Namensvarianten sind diese: 1359 Pyrmpaw, , 1387 Pirpawmhof, 1678 Pirnbauerner Höff, 1751 Birnbaumhöffel, 1846 Birnbaumhof, Hruskowe Dwory, 1892 Birnbaumhof, Dvory Hruškové, 1949 Hruškové Dvory. 58 Der Ort hatte seit seinem Anfang den deutschen Namen Pyrmpaw (Birnbaum). Seit dem Jahre 1359 erweiterte sich der Name auf Birnbaumhof, aus dem Appellativ r Hof und dem Substantiv r Birnbaum. Dieses Kompositum besteht aus dem Appellativ e Birne:

54 Sommer, J.G.: Königreich Böhmen, XI. Prag 1843, S. 150. 55 Duden: Deutsches Universal Wörterbuch A-Z, Mannheim 1989, S. 738. 56 Profous, A.: Místní jména v Čechách, jejich vznik, původní význam a změny. I, Praha 1954, S. 40. 57 Profous, A.: Místní jména v Čechách, jejich vznik, původní význam a změny. I, Praha 1954, S. 41. 58 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku I. Praha 1970, S. 208.

30 mittelhochdeutsch -bir, althochdeutsch -bira, pira (vorlatainisch -pira) –„der dt. Süden hat erst nach Abschluß der hochdeutsches Lautverschiebung klosterlat. pira enrlehnt“ 59 + „r Baum: mittelhochdeutsch, althochdeutsch boum.“ 60 In den ersten Belegen sieht man noch den bairischen Dialekt: Die Verwechslung der stimmhaften Konsonanten b und stimmlosen Konsonanten p. Die Form Pyrmpaw mit m in der Mitte ist durch die Verschiebung der Artikulation n zur bilabialen Aussprache des nächsten Konsonanten p entstanden. Der tschechische Name wurde erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nachgebildet. Das Dorf wurde am Anfang des 18. Jahrhunderts erweitert und noch kurz vor dem Zweiten Weltkrieg war es tschechisch und deutsch.

Helenenthal (Helenín) Am Anfang war Helenenthal nur kleine Kolonie, die zum Handelsdorf (Handlovy Dvory) gehörte, später ein selbstständiges Dorf und heute die Siedlung der Stadt Iglau (Jihlava). Die Varianten des Namens sind: 1893 Helenenthal, Helenov, 1935 amtlich Helenín, Helenenthal, 1949 Helenín Der deutsche Name Helenenthal setzt sich aus dem Eigennamen Helen und dem Substantiv das Tal zusammen. Der tschechische Name ist eine nicht ganz vollständige Übersetzung Helenov. Das Suffix -ov war nicht dem Genuss des Frauennamens entsprechend. Im Jahre 1935 erschien die geeignetere Variante Helenín.61

Heinzendorf (Henčov) Das Dorf Heinzendorf liegt 3,5 km nordöstlich von Iglau (Jihlava). Belege: 15. Jahrhundert Hainczendorf, Heinczendorf, 16.Jahrhundert Hantzendorff, Haintzndorf, Handtzendorff, 1846 Hainzendorf, Henčov (Hinčina), 1881 Hinčina, 1892 Heinzendorf, Henčov, 1949 Henčov. 62

59 Kluge, F.: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Berlin 1963, S. 79. 60 Kluge, F.: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Berlin 1963, S. 57. 61 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku I. Praha 1970, S. 247. 62 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku I. Praha 1970, S. 248.

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In den ersten Dokumenten findet man den deutschen Name Heinzendorf der aus dem Grundwort -dorf und aus dem Eigennamen Heinze besteht. Heinze ist eine Abkürzung des Eigennamens Heinrich. Der Ortsname Heinzendorf bedeutet: „ Das Dorf des Heinrichs“. Die Form Hantzendorf entwickelte sich aus der Vereinfachung des Diphthongs ei (ei- ai-a). Die weiteren familiären Formen des Namens sind: Heino, Hanno: aus dem altdeutschen -hagan (Schutzgebiet) und -rihhi (der Herscher).63 Der tschechische Name erschien erst im Jahre 1846 mit dem analogischen Suffix -ov (oder mit dem Suffix -ina/Hynčina). Die Deutschen haben hier bis zum Ende des zweiten Weltkrieges gelebt.

Altenberg (Staré Hory) Das Dorf Altenberg liegt 2 km nordwestlich von Iglau (Jihlava). Heute gehört es zu der Stadt. Die verschiedenen Varianten des Namens sind folgende: 1315 in Antiquo Monte, 1382 Eberharcztdorf, in Starehorzie, 1500 Stará Hora, 1654 Altenberg, 1787 Altenberg, 1843 Altenberg (Stará Hora), 1886 Staré Hory, Altenberg, 1945 Staré Hory.64 Der erste Beleg des Dorfes ist lateinisch, das ist bei dem Ortsnamen mit hora, hory sehr häufig. Der ursprüngliche Name war wahrscheinlich tschechisch – Stará Hora. Das Dorf Altenberg zählt zu den ältesten Dörfern, die bei den ersten Kolonisationswellen entstanden sind. Das belegt auch die kleine Entfernung von der Stadt Iglau. Das Dorf liegt im Hochland, in der nächsten Umgebung befinden sich drei Berge - 547, 515, und 511 M. über dem Meeresspiegel, darum kann man bei der Deutung des Namens von dem Wort r Berg (hora) ausgehen. Der Name Hora, Hory, war im Mittelalter sehr oft mit der Bedeutung „ein Berg, wo man die Mineralien gewinnt verbunden“. Das entspricht der Entdeckung des Silbererzes in der Gegend um Iglau.65 Dieser Fakt projizierte sich auch in die Volksliteratur, die die Entdeckung des Silbererzes gerade mit dem Dorf Altenberg verbindet. Im Bereich des Dorfes Altenberg finden sich wirklich die ältesten Teile der Silbergruben.

63 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku I. Praha 1970, S. 248. 64 Profous, A.: Místní jména v Čechách, jejich vznik, původní význam a změny. I, S. 713. 65 Profous, A.: Místní jména v Čechách, jejich vznik, původní význam a změny. I, S. 713.

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In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bildet sich auch die Pluralform Staré Hory, die beliebter war. Der deutsche Name Altenberg ist eigentlich die Übersetzung aus dem Tschechischen. Der Name ist aus dem Appellativum r Berg und aus dem Adjektiv alt: (mittelhochdeutsch, althochdeutsch alt) gebildet.

Steindorf (Hubenov) Das Dorf Alt Steindorf (Starý Hubenov) liegt 9,5 km südwestlich von Iglau (Jihlava) und das Neu Steindorf (Nový Hubenov) noch 1 km südöstlich. Die Namenstypen sind diese: 1366 Steindorf, 1467 Hubenuow, 1654 Standorff, 1787 Schwammenhof, Neu Steindorf; Alt Steindorf, Hladow, 1842 Steindorf (Hubenow), 1886 (Hubenov), Steindorf, 1945 Hubenov.66 Für beide Gemeinden sind die Namen Steindorf und Hubenov belegt. Später wurden die Dörfer mit den Attributen unterschieden: Alt Steindorf (Hladov) und Schwammenhof, Neu Steindorf (Hubenov). Den älteren deutschen Namen Steindorf bildet das Appellativum s Dorf und das Bestimmungswort „r Stein: mittelhochdeutsch, althochdeutsch stein, eigentlich – der Harte.“67 Der zweite deutsche Name Schwammenhof ist wieder ein Kompositum aus dem Appellativum r Hof und dem Bestimmungswort „r Schwamm: mittelhochdeutsch, althochdeutsch -swamm, -swamp“68 (houba). Beide tschechische Namen Hubenov und Hladov sind aus den Adjektiven mit der Bedeutung mager (hubený) und hungrig (hladový) gebildet. Beide haben auch das gleiche Suffix -ov. Sowohl die deutschen als auch die tschechischen Namen bezeichnen die Armut, oder noch besser die Dörfer mit dem mageren Boden. Schwammenhof: „der Schlammboden“(bahnitá půda, houbovitá). Steindorf: „der Kiseboden, voll von Steinen“ (kamenitá).

66 Profous, A.: Místní jména v Čechách, jejich vznik, původní význam a změny. I, S. 789. 67 Duden: Deutsches Universal Wörterbuch A-Z, Mannheim1989, S. 1461. 68 Duden: Deutsches Universal Wörterbuch A-Z, Mannheim1989, S. 1365.

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Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden beide Dörfer unter dem gemeinsamen Namen Hubenov vereinigt.

Gossau (Kosov) Das Dorf Gossau liegt 4 km ost-südöstlich von Iglau (Jihlava). 1234 Kohhoue, 1359 Gosau, 1601 Gossaw, 1751 Gosau, 1846 Gossau, Kosow, 1892 Gossau, Kosov,1949 Kosov. 69 Der deutsche Name Gossau stammt entweder aus dem Eigennamen Gozzo oder aus dem tschechischen Substantiv kos (die Amsel). Im zweiten Fall geht es um die Übernahme aus dem Name Kosov. Der stimmlose Konsonant k änderte sich in der Aussprache zum stimmhaften Konsonant g. Das tschechische Suffix -ov ist durch das deutsche Suffix -au ersetzt.70 Das Dorf war noch in den 30er Jahren des 20. Jh. national gemischt.

Obergoss (Horní Kosov) Das Dorf Ober Goss befindet sich 3 km nordwestlich von Iglau (Jihlava). Heute ist Ober Goss ein Teil der Stadt Iglau (Jihlava). 1362 Obergas, 1678 Obergass, 1720 Obergas, 1846 Obergos, Horní ulice, 1892 Ober Goss, Horní Kosov, 1949 ohne offizielle Belege.71 Die älteste Belegform war deutsch. Der Ortsname ist mit dem Adjektiv -ober: Komparativ mittelhochdeutsch obere, und mit dem Teil goss, der aus dem tschechischen Kos -ov durch den Verlust des toponymischen Suffixes -ov entstand, zusammengesetzt. „In dem deutschen Dialekt hat sich später der Vokal o in den Vokal a geändert und der Teil des Namens -goss/-gass wurde mit dem Appellativum e Gasse (ulice, ulička) verbunden.“72 Das Attribut Ober- war nur ein unterscheidendes Element. Die Gemeinde war bis zum Jahre 1945 (das Kriegsende) deutsch-tschechisch.

69 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku I. Praha 1970, S. 426. 70 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku I. Praha 1970, S. 426. 71 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku I. Praha 1970, S. 426. 72 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku I. Praha 1970, S. 426.

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Misching (Měšín) Das Dorf Misching liegt 7 km nordöstlich von Iglau (Jihlava) 1368 Mischingen, 1402 Misching, 1846 Misching, Myssna, 1872 Misching, Měšín, 1949 Měšín. 73 In den Dokumenten überwiegen die deutschen Namen des Ortes aber der Name ist ursprünglich aus dem tschechischen Eigennamen Měša entstanden. Měša: Mědruh, Mědrah. Durch das Suffix -ín ist der Ortsname Měšín entstanden. Der deutsche Name wird durch die Substitution aus dem tschechischen Vorbild gebildet. Der tschechische Laut ě verkehrt sich in i und das tschechische Suffix -ín wurde mit dem deutschen Suffix -ing vergütet. Misching liegt auf der damaligen Landgrenze zwischen Böhmen und Mähren, darum war Misching sehr oft der Grund zu Auseinandersetzungen: „Das Dorf Misching, durch seine geographische Lage nach Mähren gehörig, ist als altes Stadtgut schon frühzeitig der mährischen Kammer zugewiesen worden. Erst im Jahre 1750, bei der Regulierung der Landesgrenze durch Kaiserin Maria Theresia, fand die endgültige Zuweisung dieser Dörfer zu Mähren statt.“74 Das Dorf war bis zum Jahre 1945 (bis zum Ende des zweiten Weltkrieges) völlig deutsch, trotzdem wurde der tschechische Name schon am Ende des 19. Jahrhundert benutzt.

Waldhausen (Pančava) Früher ein Dörflein, heute der Stadtteil von Iglau (Jihlava). Die Namensvarianten sind diese: 1846 Waldhausen, 1872 Waldhausen, Waldhaus, 1892 Waldhausen, Pančava, 1924 Pančava, 1949 ohne offizielle Belege. 75 In der ersten Hälfte des 17. Jahrhundert waren hier ein Gasthaus namens Mondschein und eine Mühle namens Rauschermühl. Beide Namen sind nach der Familie Rauscher aus Mondschein entstanden. Später gehörte das Gasthaus und die Mühle der Familie Waldhausen und der Ortsname hat sich deswegen geändert. In dem Jahre 1777 ist durch die Parzellenteilung das Dorf Waldhausen entstanden.

73 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku II. Praha 1980, S. 57. 74 Pechold, R, K.: Der Bezirk Stöcken – Mitteilungen des Iglauer Museums – Vereins. Iglau 1907, S. 36. 75 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku II. Praha 1980, S. 218.

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Der Name Mondschein ist ein Kompositum aus dem Substantiv Mond (měsíc) und dem Substantiv Schein (svit). Das Gasthaus hatte also einen sehr romantischen Namen (měsíční svit). Der Name der Mühle besteht aus dem Grundwort Rauscher (burčák) und dem Bestimmungswort Mühle (mlýn).76 Seit dem Jahre 1892 benutzte man auch den tschechischen Name Pančava. Diese Benennung ist in Mähren sehr häufig bei alleinstehenden Kneipen an Landstraßen. Der Name ist aus dem deutschen oder österreichischen Verb pantschen, hochsprachlich – panschen (míchat, ředit) abgeleitet. Pančava: „Die Kneipe, wo man die Gerichte und Getränke von schlechter Qualität verkaufte“ . Der Familienname Waldhausen ist ein Kompositum aus dem Substantiv Wald (les) und entweder aus dem Verb – hausen (wohnen, schlecht wirtschaften) oder aus dem zweiten Substantiv Haus (dům). Den Namen Pančava benutzt man bis heute.

Pfauendorf (Pávov) Das Dorf liegt 3 km nördlich von Iglau (Jihlava). Die Namensvarianten sind folgende: 1787 Pfauendorf, 1843 Alt-Pfauendorf, 1854 amtlich Pfauendorf (Pávov) Alt- und -Neu Pfauendorf, 1886 Pávov Starý a Nový, Pfauendorf, Alt- u. Neu-, 1945 Pávov.77 Der ursprüngliche Name war deutsches Pfauendorf, später um die differenzierenden Attribute Alt- und Neu- erweitert. Über die Gründung des Pfauendorfs schreibt R. Pechold „um 1731 erfolgte die Gründung von Neupfauendorf aus herrschaftlichen Waldgründen; dagegen scheint Alt-Pfauendorf der Rest eines früheren Dorfes zu sein.“78 In dem Kompositum Pfauendorf ist das Bestimmungswort r Pfau: mittelhochdeutsch pfa(we), althochdeutsch pfawo – Entlehnung aus lateinischen – pavo (páv) und das Appellativum r Dorf zusammengesetzt. Die Endung -en ist charakteristisch für die schwache Deklination. Der tschechische Name Pávov ist eigentlich die Übersetzung aus dem deutschen Namen mit dem tschechischen Suffix -ov zu dem Appellativum páv (r Pfau).79

76 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku II. Praha 1980. 77 Profous, A.: Místní jména v Čechách, jejich vznik, původní význam a změny. III, Praha 1951, S. 330. 78 Pechold, R, K.: Der Bezirk Stöcken – Mitteilungen des Iglauer Museums – Vereins. Iglau 1907, S. 17. 79 Profous, A.: Místní jména v Čechách, jejich vznik, původní význam a změny. III, Praha 1951.

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Der Name des Dorfes entstammt „entweder aus dem Familienname Pfau, oder war es der Name für ein Ort wo die putzsüchtige Menschen lebten“80 „Wie ein Pfau herumlaufen“.

Fussdorf (Rantířov) Fussdorf liegt 5 km westnordwestlich von Iglau (Jihlava). Die verschiedenen Varianten des Namens sind diese: 1365 Fussdorf, 1493 Fusdorff, 1678 Fuessdorff, 1846 Fussdorf, 1881 Ranžířov, 1892 Fussdorf, Rantířov, 1934 amtlich Rantířov, Fussdorf, 1949 ohne offizielle Belege. Der älteste Name des Dorfes ist Fussdorf „dieser konnte sich aus dem Fuchsdorf (mit der Bedeutung – das Dorf, wo die Füchse leben, oder das Dorf, die einem „Fuchs“ gehörte) entwickeln.“81 Der überwiegende Teil der Dokumente ist deutsch, trotzdem ist es möglich, dass der tschechische Name Rantířov älter ist als der deutsche und zwar in Bezug auf den Namen Ranţířov und das nicht weit entfernt liegende Dorf Rantzern (Rančířov).

Stöcken (Štoky) Der Marktflecken Stöcken liegt im südöstlichen Böhmen. Die Namensformen sind folgende: 1352 De truncis, 1377 Skoken, in Scoken, 1654 Sstoky, 1886 Štoky, Steken, 1907 Stöcken, 1945 Štoky. In den ersten Dokumenten erschien der lateinische Name Truncus, trotzdem geht es schon hier um eine Übersetzung aus dem ursprünglichen deutschen Namen. Das Dorf haben die deutschen Kolonisten wahrscheinlich am Anfang des 14. Jahrhunderts aus grüner Wurzel gegründet. Die Grundlage für den Namen Stöcken, Stecken ist das Appellativum Stock, besser gesagt die mittelhochdeutsche Form stock: mittelhochdeutsch, althochdeutsch stock (abgeschlagener Stamm) im Sinne „Baumstumpf mit Wurzeln“82 (pařez, pahýl).

80 Profous, A.: Místní jména v Čechách, jejich vznik, původní význam a změny. III, Praha 1951, S. 330. 81 Hosák, L. – Šrámek, R.: Místní jména na Moravě a ve Slezsku II. Praha 1980, S. 363. 82 Duden: Deutsches Universal Wörterbuch A-Z, Mannheim1989, S. 1472.

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Der tschechische Name ist aus dem deutschen entstanden. Die Bewohner benutzen auch die Übersetzung des Namens „Pařezov“, hier geht es aber nur um eine scherzhafte Benennung. In Stöcken lebte bis zum Jahre 1945 eine große Menge von deutschen Familien, die nach dem Krieg ausgesiedelt wurden.

Antonienthal (Antonínův důl) Das Dorf liegt 3 km südlich von Stöcken. Der einzige belegte Name ist: 1886 Antonienthal, 1945 ohne offizielle Belege. Über das Aufsteigen des Dorfes habe ich keinen anderen Beleg gefunden als die Erwähnung von R.K. Pechold – „Antonienthal ist die Jüngste Ortschaft unseres Bezirkes. Ihre Gründung ist einem Böhmerwalder Glasindustriellen zu verdanken.“83

Hilbersdorf (Heroltice) Das Dorf liegt 5 km nordöstlich von Iglau (Jihlava) und 8 km südsüdöstlich von Stöcken. 1313 Hylboltisdorf, 1654 Hilberczdorff, 1787 Hielbersdorf, , 1843 Hilbersdorf, 1886 Hilbersdorf, 1923 amtlich Heroltice, 1945 Heroltice.84 In den Dokumenten findet man nur die deutschen Namen des Dorfes. Der ursprüngliche Name des Dorfes ist Hylboltisdorf: „Das Dorf, das dem Hylbolt gehörte“. Dieses Kompositum hat in dem ersten Teil den Eigennamen Hillibald. Hillibald: hild/r Held (hrdina), bald: althochdeutsch bald (tollkühn). In dem Jahre 1923 hat das Dorf den Name Heroltice bekommen. Heroltice war ein erloschenes Dorf, das in der Nähe stand. Der neue Name wurde erst nach dem Jahre 1945 (das Kriegsende) benutzt.

Lukau (Hlávkov) Das Dorf befindet sich 8 km nordwestlich von Iglau (Jihlava) und etwa 10 km südwestlich von Stöcken.

83 Pechold, R, K.: Der Bezirk Stöcken – Mitteilungen des Iglauer Museums – Vereins. Iglau 1907, S. 26. 84 Profous, A.: Místní jména v Čechách, jejich vznik, původní význam a změny. I, Praha 1954, S. 623.

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1359 Tlukow, 1654 Luckau, 1787 Lukau (Hlawkow), 1886 Hlavkov, Lukau, 1945 Hlávkov.85 Dieses Dorf hatte ursprünglich den tschechischen Namen Tlúkov (Tloukov). Der Name entstand aus dem Appellativ -tlouk, tluk (das Werkzeug, die Keule, oder auch ein Schimpfwort).86 Der deutsche Name Luckau ist die verdeutschte Form von (T)lukov, wo der Konsonant T weggefallen ist. Es ist auch möglich, dass der Konsonant T nur als der Artikel verstanden wurde. Das Suffix -ov wurde analogisch mit dem deutschen Suffix -au wiedergegeben. Der neue tschechische Name Hlávkov entstand in dem Jahre 1843. Dieser wurde künstlich aus dem deutschen Namen Lukau gebildet.

Ebersdorf (Hybrálec) Das Dorf liegt 3 km nordwestlich von Iglau (Jihlava) und 8 km südsüdwestlich von Stöcken. 1315 Eberhardsdorf, 1500 v Eberharci, 1787 Ebersdorf, 1843 Ebersdorf (Hibralec), 1886 Hybrálec, Ebersdorf, 1945 Hybrálec.87 In den Dokumenten findet man vor allem die deutschen Namen. Es steht fest, dass der ursprüngliche Name der deutsche Eberhardsdorf: „Das Dorf des Eberharts“ war. Diese deutsche Gemeinde hat in dem 13. Jahrhundert der bekannte Iglauer Münzmeister Eberhard gegründet. Nach ihm hat das Dorf den Name bekommen. Im Laufe der Zeit kam es zum Verlust des Mittelteiles -hart: Eberhardsdorf- Ebersdorf. So kam es zu der Änderung der Bedeutung. Aus dem Eigennamen Eberhart blieb nur der Teil Eber erhalten. Der Eber: mittelhochdeutsch eber, althochdeutsch ebur88 (kanec). Der tschechische Name Hybrálec entwickelte sich aus der Form Eberharec. Die beiden Namen benutzte man gleichzeitig bis zum Jahre 1945, nach der Aussiedlung der Deutschen ist nur der Name Hybrálec geblieben.

85 Profous, A.: Místní jména v Čechách, jejich vznik, původní význam a změny. I, Praha 1954, S. 629. 86 Profous, A.: Místní jména v Čechách, jejich vznik, původní význam a změny. I, Praha 1954, S. 629. 87 Profous, A.: Místní jména v Čechách, jejich vznik, původní význam a změny. I, Praha 1954, S. 819. 88 Duden: Deutsches Universal Wörterbuch A-Z, Mannheim1989, S. 385.

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Philipsdorf (Filipovské Chaloupky) Eine Häusergruppe 7,5 km südöstlich von Stöcken (Štoky), der Ortsteil des Dobronín. 1787 Philipsdorf, 1886 Filipov, Filippsdorf, 1945 ohne offizielle Belege. Das Dorf stammt aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Bis zum Jahre 1736 war der Besitzer der Herrschaft Philip Ludwig, der Graf aus Sinzendorf und nach ihm war das Dorf Philipsdorf benannt.89 Der tschechische Name Filipov aus dem Jahre 1886 wurde aus dem Eigennamen Filip mit dem Suffix -ov gebildet. Es war eine sinnvollere Benennung als die spätere: Filipovské Chaloupky.

Wilhelmsdorf (Vílémovské Chaloupky) Ein Dörflein 6 km südwestlich von Stöcken (Štoky), der Ortsteil des Smrčné 1787 Wilhelmsdorf, 1886 Wilhelmsdorf, 1945 ohne offizielle Belege.90 Weil das Dorf Wilhelmsdorf zur selben Zeit wie Philipsdorf und Neu Pfauendorf besiedelt wurde, kann man voraussetzen, dass das Benennungsmotiv aus dem Eigennamen von irgendwelchen Adeligen mit dem Namen Wilhelm entstammt: „Das Dorf, das dem Wilhelm gehörte“.

Preitenhof (Plandry) Das Dorf befindet sich 10 km südlich von Stöcken. Die Namensvarianten sind folgende: 1787 Breitenhof…unter d. Namen Brandlhof, Schaller VI, 144, 1843 Preitenhof, Plantry aus Brandlowý dwůr, 1886 Plandry, Preitenhof, 1945 Plandry. 91 Die Dokumente deuten darauf hin, dass im Jahre 1666 das Dorf ein gewisser Herr M. Brandl besessen hat. Erst später im Jahre 1730 hat das Dorf Herr Zeba aus Preitenau gekauft. Dieser Besitzer benannte den Hof und das Dorf Preitenhof. Der ursprüngliche Name des Dorfes war deutsch: Brandlhof. Das Kompositum besteht aus dem Eigennamen Brandl und dem Bestimmungswort hof.

89 Profous, A.: Místní jména v Čechách, jejich vznik, původní význam a změny. II, Praha 1949, S. 4. 90 Profous, A.: Místní jména v Čechách, jejich vznik, původní význam a změny. II, Praha 1949, S. 4. 91 Profous, A.: Místní jména v Čechách, jejich vznik, původní význam a změny. III, Praha 1951, S. 368.

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Der tschechische Name Plandry entwickelte sich aus dem ursprünglichen Namen Brandl-, Brandly, wohl mit der r-l Metathese.

Raunek (Rounek) Die Siedlung bei den mährischen Grenzen liegt etwa 12 km südwestlich von Stöcken. 1398 Rausnek, 1458 Rawnek, 1654 Raunek, 1787 Schippenhof (Neu Raunek) u. Alt Raunek, 1843 Raunek, Alt- u. Neu-, 1886 Nový a Starý Rounek, Alt- u. Neu- Raunek, 1945 ohne offizielle Belege.92 Der ursprüngliche Name des Dorfes war deutsch: Raunek. Der Name wurde aus der Verbindung „in dem rau(h)en Eck“ gebildet (also ein Dorf im rauen, kühlen Ecke).93 Das deutsche Kompositum besteht aus dem Adjektiv rauh: mittelhochdeutsch ruch, ruher, althochdeutsch ruh, -ruher94 (drsný, chladný) und aus dem Appellativ s Eck: mittelhochdeutsch ecke, althochdeutsch ecka95 (roh, kout, cíp). Die Siedlung Raunek wurde später mit den Attributen Alt- und Neu- unterschieden. Der tschechische Name Rounek erschien erst in dem Jahre 1886. Die Anpassung des Namens Raunek an die tschechische Aussprache brachte die Änderung des Diphthongs au zum ou.

Simmersdorf (Smrčná) Das Dorf liegt 5 km südwestlich von Stöcken (Štoky). Die Varianten des Namens sind: 1257 Zmirzna et secundum Zmierzna, 1304 Smirczna, 1352 Symonsdorf, 1384 Symonsdorf, alias Smrczna, 1654 Sumesdorff, 1787 Simmersdorf, Simonsdorf, Smycžna, 1843 Simmersdorf, Smržna, 1886 Smrčná (Smržná), Simmersdorf, 1945 Smrčná.96 Am Anfang befanden sich hier zwei Gemeinden, diese sind später verschmolzen. Der tschechische Name Smrčná „gehörte ursprünglich dem dortigen Bach und bedeutete: der Fluss, der durch die Fichten fließt“97

92 Profous, A.: Místní jména v Čechách, jejich vznik, původní význam a změny. III, Praha 1951, S. 592. 93 Profous, A.: Místní jména v Čechách, jejich vznik, původní význam a změny. III, Praha 1951, S. 593. 94 Kluge, F.: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Berlin 1963, S. 586. 95 Duden: Deutsches Universal Wörterbuch A-Z, Mannheim1989, S. 386. 96 Profous, A.: Místní jména v Čechách, jejich vznik, původní význam a změny. IV, Praha 1957, S. 118. 97 Profous, A.: Místní jména v Čechách, jejich vznik, původní význam a změny. IV, Praha 1957. S. 118.

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Der deutsche Name Simmensdorf erschien zunächst in der Form Symonsdorf. Der Name Simmersdorf hat sich aus dem älteren Namen entwickelt, also aus dem Eigennamen Simon und dem Possessivsuffix -s. Dazu sagt Schwarz in seinem Werk: „1303 verspricht ein Lokator Eberhard, hier dem Stifte Seelau ein Dorf von 16 Hufen anzulegen, …die Urkunde spricht von Symonsdorf, dem heutigen Simmersdorf, 1367 Smrzna vel Symonsdorf. Es ist der Name des Lokators Eberhard wohl deshalb nicht maßgebend geworden, weil schon früher ein Simon ein deutsches Hufendorf neben Smrčná angelegt hatte“98 Eine andere Möglichkeit liegt in der alten Bezeichnung der Maßeinheit- Simmer: alter Sümmer; eigentlich = geflochtener Korb (früher): Hohlmaß (unterschiedlicher Größe) für Getreide.99

Deutsch Schützendorf (Německý Šincndorf) Deutsch Schützendorf liegt 4,5 km südöstlich von Stöcken (Štoky) und heute ist das Dorf der Bestandteil des Dobrenz (Dobronín). 1485 z Šincendorfu, 1654 Ssyczendorff, 1787 Deutsch Schützendorf, 1886 Schützendorf Německý, Deutsch Schützendorf, 1945 Něm. Šicndorf. Das Dorf wurde von den Deutschen am Übergang des 13. Und 14. Jahrhunderts gegründet und der Name wurde von dem Besitzer oder Gründer abgeleitet. Über die Herkunft des deutschen Namens Schützendorf schreibt R. Pechold: „Der Name ist wohl von dem heute noch hier und in Seelenz erhaltenen Familiennamen Schütz herzuleiten, der sich öfters in Berg- und anderen alten Urkunden vorfindet.“100 Das unterscheidende Attribut Deutsch hat das Dorf von dem Tschechischen Schützendorf unterschieden. Der Ortsname entstand aus dem Familiennamen Schütz bzw. schützen (chránit) und dem Substantiv Dorf. Die Bedeutung heißt „ein geschütztes Dorf“. Eine andere Möglichkeit ist, dass der Ortsname aus dem Begriff Schütze (střelec) entstand. Die Deutschen haben hier bis zum Jahre 1945 gelebt, aber der tschechisierte Name erschien schon früher. Das Dorf Deutsch Schützendorf befand sich in nächster Nähe von Dobronín, darum kam es in den Nachkriegsjahren zu der Vereinigung der beiden Dörfer und der unerwünschte deutsche Name wurde aufgehoben.

98 Schwarz, E.: Die Ortsnamen der Sudetenländer als Geschichtsquelle, München, und Berlin 1931, S. 215. 99 Duden: Deutsches Universal Wörterbuch A-Z, Mannheim1989, S. 1403. 100 Pechold, R, K.: Der Bezirk Stöcken – Mitteilungen des Iglauer Museums-Vereins. Iglau 1907, S. 21.

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Schluss In meiner onomastischen und historisch-geographischen Forschung habe ich mich dem Gebiet in der Umgebung von Iglau mit einer breiten Zahl von Dörfern gewidmet. Aus dieser Zahl enthält die vorliegende Diplomarbeit 37 interpretierte Ortsnamen. Diese Menge von erwähnten Namen ist teilweise durch die Besiedlungsdichte des untersuchten Gebiets gegeben, vor allem wird dabei die Entwicklung von Ortsnamen, die von dem deutschen Element beeinflusst waren, verfolgt. Die Projizierung des fremden Ethnikums in den Charakter der Toponymik ist von den historisch-gesellschaftlichen und sozial-ökonomischen Faktoren abhängig. Die meisten Veränderungen habe ich in der Zeit der vergangenen hundert Jahre erwartet, trotzdem versuchte ich bei den ausgewählten Ortsnamen die ganze Entwicklung zu erfassen. Bei den interpretierten Ortsnamen führe ich nicht ihre Herkunft und die Entwicklung der deutschen und auch der tschechischen Namen an, weil die Einwirkung der beiden Ethnien gleichzeitig stattgefunden hat. Im Zusammenhang mit der Gesamtentwicklung der Benennung der Ortsnamen in dieser Lokalität kann man das Gebiet Iglau ohne Unterscheidung von einzelnen Regionen charakterisieren. Die deutsche Kolonisation verlief ungefähr im gleichen Zeitabschnitt oder besser gesagt in gleichen Wellen von Einwanderern. Die historische Anwesenheit und das Erlöschen des Deutschtums kann man aber auf dem ganzen Gebiet in einem so langen Zeitraum nicht umfassend verfolgen. Darum bringe ich hier eher einen Gesamtüberblick und eine Zusammenfassung. Das Vorkommen der deutschen Ortsnamen war im früheren Mittelalter vor allem mit der Kolonisation seitens der Klöster Seelau (Ţeliv) und Willomitz (Vilémov) verbunden, die sich an die Besiedlung der Gemeinden mit deutschen Kolonisten orientiert haben. Die spätere Zeit ist mit dem Bergbau verbunden, der den größten Aufschwung der Kolonisation mitgebracht hat. Die neuen Ansiedler haben sehr oft die früheren tschechischen Ortsnamen übernommen. Die neuen Dörfer hat man auf dem Freiland oder in den verödeten Orten gegründet. Bei der Benennung der neu gegründeten Siedlungen kann man zwei Grundtendenzen beobachten: erstens ist es eine sehr häufige Verwendung der Genitive von Personennamen in den Ortsnamen, ferner waren Ortsnamen auf „-dorf“ sehr beliebt. Die Genitivformen zeigen sich vor allem im Iglauer Gebiet. Hier sieht man die Existenz der echten oder auch eigenen Genitive in den Ortsnamen, die sich den deutschen Eigennamen

43 erhalten haben: „Wolframs, Willenz, Rupprenz“. Diese Ortsnamen finden wir vor allen südlich von Iglau. Viel größer ist die Zahl der Genitive von Ortsnamen, die analogisch aus dem tschechischen Namen mit dem tschechischen Eigennamen im Kernwort entstanden: Schlappenz, Dobrenz, Irschings. Dazu gehören auch die Genitive von Ortsnamen, die aus dem verdeutschten tschechischen Namen gebildet sind: Schrittenz, Bradlenz, Seelenz. Es ist sehr interessant, dass man diese Ortsnamen am häufigsten in der Mitte der Iglauer Sprachinsel finden kann. Obwohl man auch in diesen Gebieten die Namen mit „-dorf“ finden kann, nehmen sie in Richtung Norden zu. Im Gegenteil dazu nehmen die Genitivbildungen von Ortsnamen ab. Diese Namen haben in dem Bestimmungswort entweder den Namen des Besitzers oder des Gründers: Ottendorf, Schützendorf, Scheibelsdorf. Im 17. und 18. Jahrhundert erschienen auch die künstlich gebildeten Ortsnamen. Die adeligen Besitzer der Herrschaft benannten die Dörfer sehr oft mit den eigenen Namen: Friedrichsdorf (Bedřichov), Philippsdorf (Filipovské Chaloupky). Sehr häufig sind auch die Ortsnamen mit „-hof“. Diese Namen sind am meisten bei den Einzelhöfen oder den Dörfchen, die dank der Grundstückteilung entstanden sind: Lerchenhof (Skřivánek), Waldhof (Zborná). Unter diesen am meisten vertretenen Typen der Ortsnamen sind hier auch die Namen mit -au, -tann, -brunn, -tal, -berg, -feld einzureihen. Es ist sehr interessant, dass der Bergbau, der die wichtigste Rolle in der Kolonisation gespielt hat, in den Ortsnamen sehr wenig zu sehen ist: Silberbergwerk (Stříbrné Hory), Bergmeistersdorf (Kamenná), Altenberg (Staré Hory). Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden die deutschen Ortsnamen sehr oft geändert. Entweder übersetzt oder tschechisiert. In manchen Fällen wird auch ein neuer Name gebildet. Die Zeit der letzten hundert Jahre war voll von gesellschaftspolitischen Ereignissen. Diese Änderungen haben sich auch in den Ortsnamen widergespiegelt. Deshalb beobachtete ich insbesondere den Zeitraum seit der Jahrhundertwende bis zu der Zeit nach dem Jahre 1945.

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Allgemein kann man diese Änderungen in der der folgenden Übersicht charakterisieren: Die Gründe für die Änderung des Ortsnamens: 1. Der Name war entweder völlig deutsch oder tschechisiert. 2. Der Name ist mehrmals vorgekommen – ein passendes Attribut. 3. Die Vereinigung der Ortschaften – die restlichen Ortsnamen werden nicht mehr als solche gebraucht. 4. Die Erneuerung der historischen Form des Namens.

Die Namen wurden meist in folgenden Weisen geändert: 1. Durch die Übersetzung der deutschen Vorlage, entweder vollständig oder teilweise. Diese Übersetzung ist mit der Aufnahme der Grundmotivation verbunden. 2. Durch die lautliche Tschechisierung. 3. Durch die Änderung des Attributs. 4. Durch die Bildung des neuen Namens. 5. Durch die Erneuerung der historischen Form des Namens. 101

Im Allgemeinen kann man sagen, dass sich die Situation der Benennung seit der Kolonisierung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nicht viel geändert hat. Viele Dörfer hatten in dieser Zeit den tschechischen Namen parallel mit dem deutschen schon seit dem Mittelalter. Die Situation änderte sich nach der Bildung des neuen Staates im Jahre 1918. Die Welle des Patriotismus zeigte sich durch die Beseitigung oder durch die Umbenennung der deutschen Namen. Diese Änderungen gelten nur für die Orte, die nicht mehr eine Mehrheit der deutschen Bevölkerung hatten. Die meisten Änderungen sind mit dem Jahre 1945 und mit der Aussiedlung der Deutschen verbunden. Hier sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen sichtbar. Zu der amtlichen Umbenennung in dem Gebiet vom nördlichen Iglau kam es nur in einem Fall: Falkenau (Falknov – Sokolíčko).

101 Lutterer, Ivan - Majtán, Milan - Šrámek, Rudolf: Zeměpisná jména Československa. Mladá Fronta, Praha 1982.

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Literaturverzeichnis:

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Online Quellen Institut für Germanistische Sprachwissenschaft: Thüringische Flurnamen [online]. URL: http://www.sprachwissenschaft.uni- jena.de/Lehrbereiche/Th%C3%BCringische_Flurnamen.html [Stand 12.4.2011]

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