Reiseinformationen Deutschland Rügen - Insel mit vielen Gesichtern Rundreise über die größte Insel Deutschlands - Teil 2

Das Mönchgut Über einen schmalen Streifen führt die Straße an den Gleisen des “Rasenden Rolands” entlang zum nächsten Inselabschnitt, dem Mönchgut. Der erste Ort ist das Ostseebad Baabe und etwas weiter folgt das Ostseebad Göhren. Diese beiden Ostseebäder können sich aber nicht mit Sellin messen, haben aber durchaus auch ihren Reiz. Göhren liegt an einem steilen Hang und an der östlichsten Inselspitze liegt das Naturschutzgebiet “Nordperd”. Wir wollen den südlichen Teil des Mönchguts erkunden und fahren über Lobbe zum Ostseebad Thiessow. Den ganzen Weg geht es direkt an der Küste entlang. Auf halbem Weg biegen wir rechts ab nach Groß Zicker, umrunden den 66 Meter hohen Zickerberg und kommen über Schmalspurbahn “Rasender Roland” Gager wieder zurück auf die Strandstraße. Im Ostseebad Thiessow besteigen wir das “Südperd” mit dem Aussichts-Standort “Kleiner Königstuhl”. Vom Aussichtsturm aus könne- nen wir über Klein Zicker und die Boddenlandschaft schauen, da sich die Turmplattform über die Baumwipfel erhebt. Zu Füßen liegt ein alter Friedhof und eine Art Backstein-Bunker, der sich als die alte Lotsensta- tion herausstellt. Einige Tafeln informieren über diese Hauptlotsenst- ation seit 1859. Wir erfahren, dass 1863 immerhin 655 Schiffe entwe- der in die Häfen des Binnenmeeres oder ins freie Wasser geleitet wur- den. Nach dem 1. Weltkrieg mussten die meisten Lotsen ihren Dienst quittieren und der 2. Weltkrieg bedeutete das endgültige Aus für die Lotsen, nachdem die Engländer die Boddengewässer vermint hatten. Alte Schriften belegen, dass die Lotsen einen aufreibenden Job hatten Thiessow-Strand und kaum zum Essen Zeit hatten. Auf der Rückfahrt biegen wir in Lobbe links ab und steuern Middelhagen an, das an der Hagenscher Wiek liegt. Das Dorf hat einen schönen, historischen Dorfkern. Hervor sticht die Mönchskirche, die um 1400 herum entstanden ist. Der hölzerne Altar von 1480 ist besonders sehenswert.

Putbus - Irritierend anders Der nächste Ausflug führt uns nach . Wer glaubt, einen weiteren Ort mit reetgedeckten Häusern an einer weiteren langen Allee vorzufin- den, wird überrascht sein. Putbus erweist sich als irritierend anders und Blick vom Aussichtsturm auf Klein Zicker macht neugierig, herauszufinden, warum das Stadtbild sich so vollkom- men von allem anderen auf der Insel unterscheidet. Schon nach den ersten Metern hinter dem Ortsschild eröffnet sich der kreisrunde “Circus” mit schneeweißen klassizistischen Villen rund um

Lotsenstation auf dem Südperd

Putbus - Blick über den “Circus” hinweg nach Lauterbach Kirche in Middelhagen Reiseinformationen Deutschland Rügen - Insel mit vielen Gesichtern Rundreise über die größte Insel Deutschlands - Teil 2 den Platz, in dessen Mitte sich ein 19 Meter hoher Obelisk über die Alleebäume erhebt. Die viel zu große Anlage wurde nach dem Vorbild des englischen Badeortes Bath und französischen Anlagen errichtet. Eine 1 km lange schnurgerade Straße führt zum rechteckigen Markt- platz mit ebenfalls weißen Gebäuden rund um eine weitere Säule in der Mitte des Platzes.

Den Begriff “Weiße Stadt” hat Putbus also zu Recht erhalten. Und was man kaum vermutet, Putbus ist das älteste Inselbad Rügens. Die Stadt wurde 1810 von Wilhelm Malte I. Fürst zu Putbus gegründet. Er baute seinen Heimatort so aus, dass Schloss und Park stilistisch zusammen- passten. Putbus bekam neben der Bezeichnung als “Weiße Stadt” auch Marktplatz den Namen “Rosenstadt”. Zu Putbus gehört der Ortsteil Lauterbach, der direkt am liegt und Fischerei- und Seglerhafen aufweist. In der Nähe des Waldgebietes Goor wurde das erwähnte erste Seebad Rügens etabliert. Ebefalls auf Fürst Putbus zurück geht das Residenztheater, das restau- riert an der östlichen Ecke des Marktplatzes liegt. Es wurde zwischen 1819 und 1821 errichtet und meist nur als Sommertheater genutzt. Heute gibt es überwiegend Gastspiele, und im Mai jeden Jahres finden die Putbus Festspiele statt. Für 244 Besucher bietet das Theater heute Sitzplätze an. Gegenüber Marktplatz und Circus erstreckt sich der Schlosspark, der im Stil eines französischen Parks angelegt, später aber den englischen Landschaftparks angepasst wurde. Das Schloss sucht man leider verge- Residenztheater (rechts) bens, es wurde um 1960 abgerissen. Erhalten aber sind die Orangerie von 1821-1824, das Mausoleum, der Marstall, die Schloss- sowie die Pfarrkirche. Der Park ist mit vielen besonderen Bäumen bestückt: Riesen- und Urwelt-Mammutbäume, Zedern und Tulpenbäume sind zu sehen. Die gewaltigen Kastanienbäume säumen z.B. die Allee zur Kirche. Die heutige Orangerie stammt aus dem Jahre 1853. Seit 1996 ist das Gebäude künstlerisches Ausstellungszentrum der Insel Rügen. Es ist ein besonderes Erlebnis, durch den Schlosspark zu flanieren und die herr- lichen Ausblicke auf die Boddenlandschaft zu genießen und die fremd- artigen Baumbestände zu bewundern. Für Besucher, die bei der Anfahrt von über die neue Brücke Statue von Fürst Putbus am Rügendamm auf die Insel kommen und Zeit haben, empfiehlt sich, von dort an der südöstlichen Küste entlang über die vielen von Kastanien gesäumten Alleen nach Putbus zu fahren und hier eine Rast einzulegen.

Freitreppe im Schlosspark Putbus Orangerie Reiseinformationen Deutschland Rügen - Insel mit vielen Gesichtern Rundreise über die größte Insel Deutschlands - Teil 2

Der Norden Rügens Als nächsten Tagesausflug hatten wir uns den Norden der Insel vorge- nommen. Dazu wählten wir die Strecke über Sassnitz und durch den Nationalpark Jasmund nach Lohme. Wir kommen vorbei an dem pri- vaten Schloss Ranzow, das an der Anhöhe vor dem Ort liegt und zu dem Grabhügel am Magelowberg, der sich 118 Meter über dem Meerespiegel erhebt. Der Grabhügel stammt aus der Jungsteinzeit 3500-1800 v. Chr. und wird als Ganggrab bezeichnet. Die Grabkam- mer ist von Ost nach West ausgerichtet, der Zugang von der Nordseite. In Slawischer Zeit wurden zwei weitere Körperbestattungen vorgenom- men. Eine Informationstafel am Fuße des Grabhügels erläutert die Schloss Ranzow Historie dieses Ortes. Die Straße nach Lohme führt steil in den Ort hinab. Ein kleiner Segel- hafen liegt unten an die Küste geschmiegt. Vom höher gelegenen Ort aus hat man einen schönen Blick auf die Ostsee und die Tromper Wiek. Die exponierte Lage ist ideal für den Küstenfunk. Die Masten bil- den eine gute Markierung. Weiter geht es nach Glowe, einer Ortschaft, die wieder auf Strandhöhe der Ostsee liegt, bekannt wurde durch die Ostseeklinik und einen schö- nen Strand. Das Ortsbild wird geprägt durch moderne Ferienhäuser und einfache Fischerhäuser mit Reetdach. Der Segelhafen ist neu. Früher gab es nur einen Hafen am Großen Jasmunder Bodden für die Fischer. Der Zugang zur Ostsee war gesperrt. Von Glowe aus fährt man durch die Schaabe, eine mit Kiefern und Grabkammer am Magelowberg Föhren bewaldete schmale Landzunge zwischen Tromper Wiek und Lebbiner Bodden bis zum Seebad Breege-Juliusruh. Die Schaabe ver- bindet die Halbinseln Jasmund und miteinander und ist eine “Schwester” der Schmalen Heide zwischen Granitz und Jasmund. In sanftem Bogen erstreckt sich die Düne über 8 Kilometer bis nach Breege. An mehreren Parkplätzen kann man anhalten und zum Strand gehen - ein Bilderbuch-Badeparadies. Breege und Juliusruh haben sich vom Fischerdorf zum Seebad-Zentrum an der Nehrung herausgeputzt und sind Anlaufpunkt für die Gäste vor allem auch von den Campingplätzen. Die Halbinsel Wittow ist der nördlichste Teil Rügens und das vorgela- gerte Bollwerk gegen die vorherrschenden West-Nordwestwinde. Den Schaabe Strand mit Düne obligatorischen Besuch des Nordkap Arkona darf man auf keinen Fall auslassen. Der Leuchtturm ist legendär.

Breege-Hafen (Bild: Andreas Steinhoff)

Kap Arkona Kap Arkona - Küste Reiseinformationen Deutschland Rügen - Insel mit vielen Gesichtern Rundreise über die größte Insel Deutschlands - Teil 2

Wir fahren an der Nordküste entlang über Wiek, am Wieker Bodden und über die Fähre bei Füsing erreichen wir wieder die Hauptinsel. Die Landschaft hier ist flach und unspektakulär. Wir halten uns nicht lange auf und starten durch. Gesehen haben wir für heute auch genug.

Ralswiek und die Störtebeker Festspiele Als letztes Ausflugsziel haben wir uns vorgenommen. Wieder starten wir von Binz aus und steuern unser Ziel ohne Zwischenstop in Bergen an. Alles, was wir über Bergen bisher erfahren haben, bestätigt Ralswiek - Störtebecker-Kulisse uns, mit dem zwar wirtschaftlichen und politischen Zentrum, aber nicht gerade schönen Ort, der Insel keine Zeit zu verlieren.

Ralswiek gilt als die älteste bekannte Siedlung Rügens. Die Archäolo- gen fanden so viele Fundstücke aus verschiedenen Epochen, dass sich daraus allein eine umfassende Geschichtsschreibung ableiten lässt. Ob es sich um Schiffe aus dem 9. Jahrhundert handelt oder den großen Silberschatz arabischer Münzen aus der Zeit zwischen 484 und 847. Dieser beweist, dass die Slawen damals Handel bis nach Arabien getrieben haben müssen - also über eine unglaublich weite Entfernung hinweg. Eine Ausstellung gibt Aufschluss über das “archäologische” Ralswiek.

Um die geschichtlich-historische Bedeutung von Ralswiek zu untermau- Ralswiek - Störtebecker-Festspiele ern, wurde hier die Freilichtbühne für die “Ballade von Klaus Störtebecker” etabliert. Bis 1980 wurde in einer Masseninszenierung alles rund um diesen bedeutenden Seefahrer gezeigt. Heute finden die Störtebecker Festspiele jedes Jahr von Mitte Juni bis September statt. Immerhin sind immer noch 150 Mitwirkende beteiligt.

Bleibt noch das imposante Schloss Ralswiek, das sich am sanft aufstei- genden Hügel über den Festspielplatz erhebt mit traumhaften Blick auf den Großen Jasmunder Bodden. Es diente ursprünglich dem Grafen Douglas als Wohnsitz. Heute ist das Schloss ein Luxushotel mit der Möglichkeit, sich hier auch trauen zu lassen. Die Zimmer und Suiten sind dem historischen Ambi- ente angepasst - für einen “königlichen Aufenthalt”. Schlosshotel Ralswiek Normalen Gästen reicht ein Besuch auf der großen Terrasse, um den großartigen Ausblick auf den Bodden zu genießen. Wer Lust hat, sich danach noch zu bewegen, kann sich auf einen Spaziergang durch den Park machen, wo Anemonen im lichten Buchenwald blühen. Im Ort zurück verabschiedet uns “Svantevit”, die Hauptkulturfigur der Slawen.

Schloss Ralswiek - heute Luxushotel Ralswiek - Svantevitt