Zurich Open Repository and Archive University of Zurich Main Library Strickhofstrasse 39 CH-8057 Zurich www.zora.uzh.ch

Year: 2016

The Franchise Never Dies. Die vielen Leben des James Bond

Spiegel, Simon

Posted at the Zurich Open Repository and Archive, University of Zurich ZORA URL: https://doi.org/10.5167/uzh-129251 Book Section Published Version

Originally published at: Spiegel, Simon (2016). The Franchise Never Dies. Die vielen Leben des James Bond. In: Christen, Thomas. Einführung in die Filmgeschichte. Vom Neorealismus zu den Neuen Wellen. Marburg: Schüren, 154-175. bende Menschenmasse, nur um dann von The Franchise Never Dies. einem Schützen, der ihn von der Empore aus in aller Ruhe ins Visier genommen hat, Die vielen Leben des James Bond erschossen zu werden. Simon Spiegel Der Anfang von XXX (Rob Cohen, US 2002) macht es deutlich: Die Zeit der Gen- tleman-Agenten, die im Abendanzug die Welt retten, ist abgelaufen; gefragt sind heute weder Talent beim Baccara noch das Wissen, mit welcher Temperatur Sake serviert wird. Zu Beginn des 21. Jahrhun- derts muss ein Agent vielmehr im lärmen- den Chaos eines -Konzerts be- stehen können. Im Falle von XXX kommt diese Aufgabe dem Extremsportler Xander Cage () zu. Obwohl der Vorgänger Cages, dessen Ableben wir zu Beginn des Films beiwoh- nen, im Auftrag des amerikanischen Ge- 1 Hoffnungslos Cold Open1 heimdienstes NSA unterwegs war, dürfte überfordert: Der jedem Kinogänger klar sein, wer mit die- Gentleman-Agent zu Ein nächtlicher Platz in einer osteuropä- ser Figur in Wirklichkeit gemeint ist. Cage Beginn von XXX. ischen Stadt. Ein nervös den Häusern tritt nicht weniger als die Nachfolge James entlang huschender Mann wird unver- Bonds an. – Als Illustration des Status der mittelt von einer vermummten Gestalt, James-Bond-Reihe innerhalb des kommer- die sich aus der Höhe abgeseilt hat, nie- ziellen Kinos ist der Auftakt von XXX in dergeschlagen. Der Angreifer nimmt dem doppelter Hinsicht instruktiv. Einerseits Bewusstlosen ein nicht identifizierbares fällt die Selbstverständlichkeit auf, mit wel- Hightech-Gerät ab und entledigt sich cher der Film einen james-bond-ähnlichen dann mit schnellen Bewegungen seiner Agenten einsetzt. Der – in diesem Fall nur Tarnmontur, unter der er einen Smoking vermeintlich – souveräne Held braucht so mit Fliege trägt. Als sich ein Wagen mit gut wie keine Einführung. Es reichen eini- schwer bewaffneten Männern nähert, ge wenige Attribute wie ein Smoking unter verschwindet er durch eine Tür, die er mit- dem Kampfanzug und ein Gadget wie der hilfe eines raffinierten Universal-Dietrichs Türöffner, um die Figur als Geheimagenten öffnet. Im Innern des Gebäudes empfängt à la James Bond und damit als einen Ty- ihn eine infernalische Szenerie: Ein Kon- pus, den jeder kennt, zu charakterisieren. zert der Brachial-Rocker Rammstein, de- James Bond ist ein so integraler Teil der ren Song Feuer Frei bereits vorher auf der Filmkultur, dass er keine Vorstellung mehr Tonspur zu hören war, ist im Gange. Der benötigt. Denn Bond hat sich gemeinsam Eindringling ist mit seinem eleganten Out- mit einer Handvoll anderer fiktiver Figuren fit zwischen den Konzertgängern in Leder- wie Sherlock Holmes oder Tarzan längst montur nicht nur völlig fehl am Platz, das von seinen Ursprungstexten – sowohl den ganze Setting – die laute Musik, die wild filmischen wie auch den literarischen – los- tanzenden Fans, die spektakuläre, mit vie- gelöst und ist zu einem medial unabhän- len pyrotechnischen Effekten versehene gigen Bestandteil des Weltwissens gewor- Bühnenshow – überfordert ihn offensicht- den (Zywietz 2007, 18).2 lich. Mühsam kämpft er sich durch die to- Ebenso charakteristisch ist aber auch, dass Rob Cohens Film als – ironische – Ab- sage an Bond konzipiert ist: James Bond 1 Als «Cold Open» wird in den Bond-Filmen die Szene vor der Titelsequenz be- zeichnet. Oft handelt es sich um eine in sich abgeschlossene Handlung ohne direk- erscheint als überholt und erledigt, als ten Zusammenhang mit dem restlichen Film. Relikt einer vergangenen Epoche, das im 2 Siehe dazu auch Lazar (2006) und Bennett/Woollacott (1987, 13–17). chaotischen Post-9/11-Zeitalter den Über-

154 Einführung in die Filmgeschichte Band 2 Cold Open1 blick verloren hat. Im Jahre 2002, als XXX können die James-Bond-Filme als eigen- in die Kinos kam, schien dieser Gestus ständiges Genre mit einem fest etablierten durchaus adäquat. Nicht nur hatte sich die Inventar inhaltlicher und narrativer Ele- weltpolitische Lage dramatisch verändert, mente gelten (Chapman 2007, 18 f.). Und war die bipolare Ordnung, die Bond einst wie jedes langlebige Genre ist Bond längst geprägt hatte, definitiv dahin, im gleichen zum Gegenstand parodistischer Weiterver- Jahr kam mit D$% A&'()%* D+, (GB/US arbeitung geworden. Begonnen bei der 2002) auch der letzte Bond-Film mit Pier- Fernsehserie G%( S2+*( (Mel Brooks, Buck ce Brosnan in die Kinos. In den Augen vie- Henry, US 1965–1970) – die 2008 auch ler Kritiker und Fans Brosnans schwächster einen Kinoableger erhielt – sowie der «of- Auftritt als 007 und dank grotesken Gad- fiziellen» Parodie C+3$&' R',+/% (GB/US gets wie einem unsichtbaren Auto, wenig 1967) 8 über die Austin-Powers- und John- überzeugender CGI und Madonnas pitoya- ny-English-Filme9 bis zu unzähligen «Gast- blem Titelsong insgesamt ein Tiefpunkt in auftritten» in zahllosen anderen Filmen der Reihe. Ein Film, der zeigte, dass James und Serien – Bond-Persiflagen sind Legion. Bond nicht mehr zeitgemäß war. Die Figur )4&5%* schien in der Tat erledigt (dass der Film 3 So Bonds Übername in einem ursprünglich für die Titelsequenz von T - 6+// (Terence Young, GB 1965) komponierten Song von John Barry und Leslie Bri- den zahlreichen negativen Reaktionen cusse. Da United Artists aber darauf bestand, dass der Song den Titel des Films zum Trotz der bis dato kommerziell erfolg- enthalten müsse, komponierte Barry in der Folge Thunderball, der dann mit Tom reichste der Reihe war, tat dieser Einschät- Jones eingespielt wurde. Barry, der auch den Score für den Film schrieb, nahm zung keinen Abbruch). in seinen Kompositionen jeweils Motive des Titelsongs auf. Da dieser nun relativ kurzfristig ausgewechselt wurde, blieb keine Zeit, den gesamten Soundtrack auszu- Es war freilich nicht da erste Mal, dass wechseln. Deshalb sind im fertigen Film an verschiedenen Stellen Anklänge an Mr. Bond für tot erklärt wurde, und wie schon Kiss Kiss, Bang Bang zu hören. Die Formulierung stammt von Fleming selbst, der in früheren Fällen war das Franchise auch die Bond-Romane in einem Brief an Raymond Chandler als «pillow fantasies of the bang-bang, kiss-kiss variety» beschrieb (zit. nach Becker 1973, 132). 2002 noch nicht am Ende. Mr. Kiss Kiss, -,.+// 3 4 S war bei seinem Erscheinen der Film mit dem siebthöchsten Einspieler- Bang Bang überlebte bislang nicht nur gebnis aller Zeiten und der erste Bond-Film, der weltweit über eine Milliarde Dollar sämtliche Bösewichte, sondern auch alle einspielte; S0%1(*% konnte nicht ganz an diese Vorgabe anknüpfen, war mit einem Parodien, Spötter und Kritiker. Heute, Ergebnis von über 870 Millionen Dollar aber immer noch sehr erfolgreich. Diese nach einem über drei Filme hinweg insze- Zahlen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, da meist die absoluten und nicht die inflationsbereinigten Beträge verglichen werden. Weitaus aussagekräftiger ist nierten Reboot, ist die Reihe so erfolg- die Anzahl bezahlter Eintritte; diese Zahlen liegen in der Regel aber nicht für alle reich wie nie zuvor. Mit S-,.+// (GB/US Länder vor. An Eintritten gemessen dürften die Bond-Filme Mitte der 1960er – 2012) und S0%1(*% (GB/US 2015) hat Sam G'/5.$&7%* (Guy Hamilton, GB 1965), T)4&5%*6+// und Y'4 O&/, L$8% T9$1% (Lewis Mendes die beiden bislang einträglichs- Gilbert, GB 1967) – wohl nach wie vor ungeschlagen sein (vgl. auch Chapman 2007, xiv; Chapmans Buch ist vor dem Kinostart von C+3$&' R',+/% erschienen, 4 ten Bonds abgeliefert und in den Augen seine Einschätzung dürfte aber nach wir vor korrekt sein). vieler den berühmtesten Geheimagenten 5 Mit Gun Barrel Sequence wird jener Teil der Titelsequenz bezeichnet, in dem im Dienste ihrer Majestät wieder auf Kurs Bond durch einen stilisierten Pistolenlauf hindurch Richtung Zuschauer schießt. gebracht. Seit C+3$&' R',+/% (Martin Campbell, GB/CZ/US/DE/BS 2006) erscheint diese Einstellung nicht mehr an ihrem angestammten Platz; in diesem Film ist sie erst- Aber selbst wenn mit Brosnan Schluss mals in die Erzählung eingebunden und nicht mehr ein eigenständiges Element. In gewesen wäre – James Bond ist ohnehin den beiden folgenden Filmen Q4+&(42 '. S'/+1% (Marc Forster, GB/US 2008) und längst unsterblich. Keine andere Filmreihe S-,.+// steht die Sequenz jeweils am Ende unmittelbar vor dem Abspann. ist so langlebig und hat derart viele ikoni- 6 Offiziell gilt Norman als Komponist des James Bond Theme; wie groß der Anteil * ' sche Momente ausgebildet – man denke John Barrys war, der den Score für D . N (Terence Young, GB 1962) und zehn weitere Bond-Filme schrieb, ist umstritten (Smith 2014, 140 f.) nur an die feste Einheit aus Gun Barrel 7 Zu den Titelsequenzen siehe Planka (2009). 5 Sequence, Monty Normans berühmtem 8 Die 1967er Version von C+3$&' R',+/% wurde von Columbia produziert, die zu James Bond Theme,6 Cold Open und der diesem Zeitpunkt die Rechte an Flemings erstem Bond-Roman besassen. Es han- Titelsequenz mit ihren tanzenden Frauen- delt sich somit um eine «offizielle» James-Bond-Verfilmung, allerdings ist der Film 7 deutlich als Parodie angelegt. Die Entstehungsgeschichte der mit Peter Sellers, Silhouetten. Seien es solche strukturellen Ursula Andress, David Niven, Woody Allen und Orson Welles hochkarätig besetz- Merkmale oder Elemente wie die jeweili- ten Produktion ist sehr chaotisch. Am Ende waren fünf Regisseure – Ken Hughes, gen Titelsongs, die Bösewichte, die Autos John Huston, Joseph McGrath, Robert Parrish und Richard Talmadge – an dem Film und Gadgets, die Art und Weise, wie Bond beteiligt, entsprechend konfus ist das Ergebnis. Zu den zahlreichen Bond-Parodien der 1960er-Jahre siehe Hagopian (2009). sich vorstellt («Bond, James Bond») oder 9 Das Drehbuch von J')&&, E&7/$3) (Peter Howitt, GB/FR/US 2003) stammt seinen Wodka Martini trinkt («Shaken, not von Neal Purvis und Robert Wade, die auch bei mehreren Bond-Filmen als Autoren stirred») – innerhalb der Filmgeschichte fungierten.

Nach dem Krieg: Trümmer, Krisen, neue Wirklichkeiten 155 The Franchise Never Dies. Die vielen Leben des James Bond

2–8 Die Gun Barrel Sequence im Wandel der Zeit: D*. N', T)4&5%*6+//, O& H%* M+:%3(,’3 S%1*%( S%*8$1%, O1('0433,, T)% L$8$&7 D+,/$7)(3, T)% W'*/5 $3 N'( E&'47) und S-,.+//.

So kann es denn auch nicht erstaunen, gewagt hat (und nur wenige Filme schei- dass die Literatur zu James Bond mittler- nen wissenschaftliche Autoren so sehr zu weile riesige Ausmaße angenommen hat. Wortspielen bei der Wahl von Buch- und Selbst wenn man von den Bergen reiner Aufsatztiteln zu inspirieren wie die Bond- Fan-Literatur absieht und sich auf wis- Reihe). Entsprechend kann es in diesem senschaftliche Publikationen beschränkt, Kapitel nicht darum gehen, einen umfas- ist die Fülle kaum noch überschaubar. senden Überblick über die wissenschaftli- James Bond ist «der wohl am meisten che Beschäftigung mit dem Franchise zu (und am liebsten) analysierte Held der geben. Vielmehr soll nach Ausführungen Unterhaltungsindustrie» (Seeßlen 1995, zur Entstehung der Filmreihe und ihren 170). Kaum eine Disziplin, die sich nicht zentralen Elementen der Fokus auf ihrer schon mit Bond beschäftigt hat, kaum ein filmgeschichtlichen Bedeutung liegen. wissenschaftlicher Ansatz, mit dem sich Denn die Bond-Filme haben nicht nur zahl- nicht bereits jemand an die Filme heran reiche andere Filme nachhaltig geprägt,

156 Einführung in die Filmgeschichte Band 2 Fleming: The Man Who Would Be Bond ihre Produzenten haben sich ihrerseits Handlungspersonals bedient sich Fleming nie gescheut, andere erfolgreiche Filme zahlreicher Klischees: Die Figuren besitzen zu plündern. Im Wechselspiel mit dem sprechende Namen wie Dr. No, Auric Gold- übrigen Genrekino lässt sich anhand von finger, Pussy Galore oder Kissy Suzuki, die James Bond fast eine eigene Geschichte Schurken weisen abstoßende körperliche des Actionkinos schreiben. Defekte auf und sind dubioser – sprich: nicht-britischer – Herkunft und sexuell de- viant. Fleming: The Man Who Literaturhistorisch gesehen sind Fle- Would Be Bond10 mings Romane keine Neuerung, sondern wirken «eher wie ein Relikt der 1920er- Die Frage, inwieweit James Bond ein Ab- Jahre» (Becker 1973, 132). Ihre literarische oder Wunschbild seines Schöpfers Ian Fle- Qualität wird denn auch seit jeher unter- ming ist, wurde schon vielfach diskutiert. schiedlich bewertet (vgl. Chapman 2007, Fleming selbst, der als Journalist, Bör- 2 f.). Während Paul Johnson Dr. No (1958) senhändler und Offizier beim britischen in einem 1958 erschienenen Artikel mit Marine-Nachrichtendienst tätig war, bevor dem Titel Sex, Snobbery and Sadism als er 1952 den ersten James-Bond-Roman ekligstes Buch bezeichnete, das er je ge- Casino Royale verfasste, äußerte sich dies- lesen hatte, und damit den Grundton für bezüglich durchaus ambivalent. Einerseits die Fleming-Verächter vorgab, meldeten kokettierte er damit, seine Romane seien sich schon früh gegensätzliche Stimmen; als triviale Unterhaltung für «warmblü- allen voran Kingsley Amis, der 1965 eine tige Heterosexuelle in Eisenbahnzügen, der ersten längeren Analysen zu Bond Flugzeugen und in Betten»11 gedacht, zu- veröffentlichte und später mit Colonel gleich betonte er aber immer wieder, dass Sun (1968) unter dem Pseudonym Robert er in ihnen eigene Erfahrungen als Spion Markham sogar einen eigenen Bond-Ro- verarbeitete. So ist dem dritten Roman man verfasste.12 From Russia With Love (1957) der Hinweis Flemings Romane verkauften sich von vorangestellt, dass die Beschreibung des Anfang recht ordentlich, waren aber noch Sitzes von SMERSH, der rücksichtslosen weit davon entfernt, Bestseller oder eine Abteilung des sowjetischen Geheimdiens- Modeerscheinung zu werden. Zudem be- tes, die in den frühen Romanen als Bonds schränkte sich der Erfolg zu Beginn aus- Gegenspieler fungiert, in vielen Details schließlich auf Großbritannien. Spürbare der Realität entspricht. Auswirkung auf die Verkaufszahlen hatte Die Romane folgen einem festen die Serialisierung von From Russia With Muster, das Umberto Eco bereits 1965 Love im Daily Express im Jahre 1957 sowie in einem Aufsatz analysiert hat: Bond die Veröffentlichung eines Bond-Comics erhält von seinem Vorgesetzten M einen einige Monate später in der gleichen Auftrag, es kommt zu einer ersten Kon- Zeitung.13 Zu einem eigentlichen Kassen- frontation mit dem Bösewicht und der schlager und Massenphänomen wurden Begegnung mit der schönen, sexuell meist die Bücher aber erst mit dem Erscheinen traumatisieren weiblichen Hauptfigur. In von D*. N' (Terence Young, GB 1962) im der Folge wird Bond vom Bösewicht gefan- Jahre 1962. gengenommen und gefoltert, kann sich aber anschließend befreien und seinen Gegenspieler töten. Am Ende ist der Held mit der Frau vereint (vgl. Eco 1966, 89 f.). Diese Struktur wird zwar je nach Roman 10 Unter diesem Titel zeigte die BBC 2014 eine vierteilige Miniserie über das leicht variiert, ist in ihrem grundsätzlichen Leben Ian Flemings. Aufbau aber in allen Bond-Abenteuern zu 11 «Warm-blooded heterosexuals in railway trains, airplanes or beds» (Fleming 1963, 14). finden; Eco spricht auch von einem Schach- 12 Zu den unterschiedlichen Einschätzungen siehe Becker (1973, 132–144). spiel mit einer vorgegebenen Anzahl mög- 13 Für eine Übersicht über die Entwicklung der Verkaufszahlen siehe Bennett/ licher Züge. Bei der Charakterisierung des Woollacott (1987, 26 f.).

Nach dem Krieg: Trümmer, Krisen, neue Wirklichkeiten 157 The Franchise Never Dies. Die vielen Leben des James Bond

Everything Or Nothing: nanzkräftigen Partner an Bord holte, grün- Cubby Broccoli und Harry dete Saltzman die Produktionsfirma Eon Productions, die mit der Ausnahme der 14 Saltzman 1967er-Version von C+3$&' R',+/% und N%- 8%* S+, N%8%* A7+$& (Irvin Kershner, GB/ Schon früh gab es Versuche, Flemings US/DE 1983) alle Bond-Filme verantwor- Romane für die Leinwand respektive das ten sollte.17 Für die Produktion von D*. N', Fernsehen zu adaptieren. Doch außer der auf Flemings sechstem Bond-Roman einer 1954 entstandenen einstündigen von 1958 basiert, stand rund eine Million Live-Adaptation von Casino Royale durch Dollar zur Verfügung. den amerikanischen Fernsehsender CBS In den gängigen Filmgeschichtsdarstel- im Rahmen der Serie 1/$2+;! mit Barry lungen fallen die Bond-Filme oft ein wenig Nelson als US-amerikanischem Agenten zwischen Tisch und Bank; das Franchise Jimmy Bond und Peter Lorre, die sang- und wird weder als genuin englische, noch als klanglos unterging, versandeten alle an- US-Produktion wahrgenommen. Chapman deren Projekte.15 Zum Kinohelden wurde weist zurecht darauf hin, dass viele Mo- Bond erst, als sich der kanadisch-stämmi- nografien zur Geschichte des englischen ge Harry Saltzman und der Italoamerika- Films nicht oder nur am Rande auf James ner Albert «Cubby» Broccoli zusammenta- Bond eingehen. Umgekehrt ist Bond auch ten. Saltzman hatte die Filmrechte an sie- vielen Autoren, die über die Geschichte ben Bond-Romanen Ende 1960 gekauft,16 des (Hollwood-)Action- und Blockbuster- scheiterte aber an der Finanzierung der Kinos schreiben, nur eine Nebenbemer- Filme; gemeinsam mit Broccoli, der mit kung wert. Ein Grund dafür mag sein, dass dem US-Studio United Artists einen fi- der filmische Bond von seiner Herkunft her ein Bastard ist. Die Figur und ihr Autor 14 Der Legende nach ist der Name der Produktionsfirma Eon ein Akronym für «Everything or Nothing». Tatsächlich gibt es aber keinen Beleg für diese These. Die sind natürlich durch und durch britisch. Wendung «Everything or Nothing» diente dennoch u. a. als Titel für einen Doku- Zudem wurden mit wenigen Ausnahmen mentarfilm über die James-Bond-Filme (Stevan Riley, GB 2012) sowie 2003 f.r ein alle Filme in den Londoner Pinewood Stu- James-Bond-Game. dios gedreht und ein großer Teil der Crew 15 Zu dieser Version siehe Chapman (2007, 34–39); der Film ist auf YouTube ver- fügbar: https://youtu.be/uj1HW998IvA [Zugriff: 29.05.2015]. stammt jeweils aus England. Die treibende 16 Casiono Royale und Moonraker (1955) waren nicht Teil dieses Pakets. Kraft hinter den Filmen, das Duo Broccoli- 17 N%8%* S+, N%8%* A7+$& ist ein von Kevin McClory produziertes Remake von Saltzman, stammt aber aus den USA res- T)4&5%*6+//. McClory hatte Ende der Fünfzigerjahre gemeinsam mit Fleming an pektive Kanada und die Finanzierung er- einem Drehbuch für einen James-Bond-Film gearbeitet. Als aus diesem Projekt folgte mit United Artists lange durch ein nichts wurde, schrieb Fleming auf der Basis des Drehbuchs den Roman Thunderball 18 (1961), womit er sich umgehend eine Klage von McClory einhandelte. In der Folge US-Studio. wurden Fleming die Rechte am Roman und McClory jene am Drehbuch zugespro- Dass die Bond-Filme von Anfang in chen. Für die Verfilmung taten sich Eon und McClory dann nach längerem Hin und England gedreht wurden, war nicht nur Her zusammen, wobei Letzterer als Produzent fungierte. Da die Rechte für das eine Frage des Lokalkolorits, sondern hat- Original-Drehbuch an McClory zurückgingen, konnte dieser 1983 den Stoff noch einmal verfilmen – dieses Mal unter dem Titel N%8%* S+, N%8%* A7+$&. Der eigentli- te handfeste wirtschaftliche Gründe. Aus- che Clou des Films, der im gleichen Jahr wie O1('0433, (John Glen, GB 1983) in die ländische Produktionen erhielten, wenn Kinos kam, war, dass McClory Sean Connery als Hauptdarsteller gewinnen konnte. sie englische Techniker anstellten und in 18 Die Geschichte von United Artists, das ursprünglich von D. W. Griffith, Charlie England drehten, substanzielle Steuerer- Chaplin, Mary Pickford und Douglas Fairbanks gegründet wurde, ist äußerst wech- selhaft. 1981 f.sionierte United Artists mit MGM und wurde seither mehrfach neu leichterungen. Broccoli und Saltzman folg- positioniert. Aktuell existiert die United Artists Media Group, die allerdings nicht ten hier einem allgemeinen Trend, der in mehr an den Bond-Filmen beteiligt ist. Diese werden nach wie vor von Eon produ- den Fünfziger- und Sechzigerjahren dazu ziert und gemeinsam von Metro-Goldwyn-Mayer und Columbia Pictures vertrieben. führte, dass immer mehr Hollywood-Pro- & %* +:%3(, 3 %1*%( %*8$1% 19 Die ersten Filme und insbesondere O H M ’ S S (Peter R. duktionen außerhalb der USA entstanden. Hunt, GB 1969) folgen Flemings Romanen noch weitgehend, auch bei D$+2'&53 +*% F'*%8%* (Guy Hamilton, GB 1971) und L$8% +&5 L%( D$% (Guy Hamilton, GB 1973) gibt es noch Gemeinsamkeiten mit der Vorlage. Bei Y'4 O&/, L$8% T9$1% oder M''&*+-%* (Lewis Gilbert, GB/FR 1979) haben Roman und Film dagegen nur noch DR. NO '/5%& ,% den Titel und einige Figurennamen gemein. G E (Martin Campbell, GB/US Wie auch bei den beiden nachfolgenden 1995) war dann der erste Film, der erklärtermaßen nichts mehr aus einer Vorlage von Fleming übernahm; der Titel spielt allerdings auf den Namen von Flemings Filmen folgte man bei D*. N' weitgehend Anwesen auf Jamaica an. Flemings Roman:19 James Bond (Sean Con-

158 Einführung in die Filmgeschichte Band 2 Dr. No nery) wird von seinem Vorgesetzten M (Bernard Lee) nach Jamaica geschickt, um aufzuklären, was mit dem Kontaktmann vor Ort geschehen ist. Dieser wurde, wie die Zuschauer in der Eröffnungssequenz bereits gesehen haben, von drei vermeint- lich blinden Bettlern ermordet. Auf Jamai- ca wird Bond bereits erwartet. Verschiede- ne Anschläge auf sein Leben – insbeson- dere als er sich für den geheimnisvollen Dr. No (Joseph Wiseman) und dessen Insel Crab Key zu interessieren beginnt – schla- gen fehl. Schließlich begibt sich Bond ge- meinsam mit dem Fischer Quarell (John Kitzmiller) auf die streng bewachte Insel, wo sie auf Honey Rider (Ursula Andress) an Selbstironie zeichnet den Leinwand- 9 Der erste Auftritt treffen, die am Strand Muscheln sammelt. Bond aber von Anfang an aus. Das be- von Sean Connery in Schon bald müssen sie sich vor Nos Scher- trifft insbesondere einen zentralen Punkt, D*. N'. gen verstecken. Quarrel wird getötet, nämlich die Weltgewandtheit der Figur. Bond und Honey festgenommen und zu Fleming füllt viele Seiten mit der Beschrei- Dr. No geschafft. Dieser entpuppt sich als bung von Abendessen, Karten- und Golf- wahnsinniger Wissenschaftler, der von sei- Partien, von Bonds Kleidung und Toilette, nem Hauptquartier aus den Flug amerika- wobei oft reale Markennamen genannt nischer Raketen manipuliert. Bond gelingt werden. Dies dient – im Gegensatz zu den es zu entkommen, Dr. Nos Kernreaktor zu Filmen – nicht dem Product Placement, sabotieren und Honey zu befreien. Als sondern soll vielmehr einen Realitätsef- die Anlage explodiert, können die beiden fekt erzeugen.21 rechtzeitig entkommen. Das Zelebrieren von Luxus und der Trotz der relativ hohen Treue zur Vorla- mondänen Welt der Nobel-Hotels und ge gibt es auf der inhaltlichen Ebene eini- Casinos ist selbstverständlich auch für die ge prägnante Unterschiede. So steckt in Filme elementar. Bond ist in beiden Fällen den ersten sieben Romanen mit der Aus- ein Kind der westlichen Nachkriegsgesell- nahme von Diamonds Are Forever (1956) schaft, das die Angebote der neuen Kon- die Sowjetunion respektive SMERSH hin- sumwelt – zu denen auch exotische Des- ter den jeweiligen Intrigen. Der Dr. No des tinationen und schöne Frauen gehören – Films steht dagegen bereits im Sold der genießt. Allerdings präsentieren die Filme diabolischen Geheimorganisation SPECT- seine Vorliebe für Kaviar, Champagner RE (SPecial Executive for Counter-intelli- und korrekt zubereitete Wodka Martinis gence, Terrorism, Revenge, and Extortion), stets mit einem Augenzwinkern. Maßgeb- die von Fleming erst in Thunderball einge- lich verantwortlich für die Erscheinung des führt wird.20 Flemings Entscheid, SMERSH filmischen Bonds und damit auch für den durch SPECTRE zu ersetzten, dürfte eine Erfolg der Filme ist dabei Sean Connery. Reaktion auf die allmähliche Entschär- Der bis dahin unbekannte, aus einfachen fung des Ost-West-Konflikts gewesen sein, die Filme nahmen dies dankbar auf. Die Hauptunterschiede zwischen Ro- 20 Ernst Stavro Blofeld, der böse Mastermind von SPECTRE, tritt im Film bereits ff in F*'2 R433$+ 9$() L'8% (Terence Young, GB 1963) auf, allerdings sind zu diesem man und Film betre en aber die Hauptfi- Zeitpunkt weder sein Name noch sein Gesicht bekannt. Wirklich zu sehen ist er erst- gur und die Tonlage: Der literarische Bond mals in Y'4 O&/, L$8% T9$1%. Aufgrund der Rechtsstreitigkeiten mit Kevin McClory ist zwar wie der filmische ein Draufgänger (vgl. Anm. 17) konnten der Name SPECTRE und die Figur Blofeld ab D$+2'&53 +*% und Lebemann, im Vergleich zu den Fil- F'*%8%* nicht mehr verwendet werden; seit 2013 sind die Händel aber definitiv beigelegt, weshalb der 24. Bond-Film auch den Titel S0%1(*% tragen und wieder mit men aber vollkommen humorlos. Auch in Blofeld als Bösewicht aufwarten durfte. den Filmen ändert sich die Art des Humors 21 Vgl. Becker (1973, 139). Kingsley Amis bezeichnet diese Technik als «Fleming- über die Jahre hinweg, ein gewisser Grad Effekt» (Amis 1965, 111).

Nach dem Krieg: Trümmer, Krisen, neue Wirklichkeiten 159 The Franchise Never Dies. Die vielen Leben des James Bond

Verhältnissen stammende Schauspie- Die Erfindung der ler verlieh der Figur «eine Mischung aus Bond-Formel Härte und Nonchalance» (Armes 1978, 254).22 Connery machte die flemingsche In der Literatur ist immer wieder von der Figur interessanter, indem er deren sno- «Bond-Formel» die Rede. Nicht nur die bistische Züge zugleich zelebrierte und Fans debattieren darüber, was einen ty- unterlief. Sein Bond bewegt sich mit fast pischen Bond-Film ausmacht, auch in der schon zu großer Selbstverständlichkeit Wissenschaft wird seit Ecos Analyse die in der Welt der oberen Zehntausend; er Formelhaftigkeit der Serie intensiv dis- kennt die Regeln, die hier gelten, genau, kutiert. Nicht zuletzt waren und sind die kann sich aber jederzeit lässig über sie Filmemacher selbst der Ansicht, dass sich hinwegsetzen. Er «ist ein Genussmensch, James Bond durch eine ganz spezifische der den Luxus der feinen Gesellschaft zu Mischung typischer Bausteine auszeich- schätzen weiß, gleichzeitig aber gegen de- net. Dass es in den Filmen regelmäßig wie- ren Riten und Regeln protestiert, indem derkehrende Elemente gibt, steht außer er sie bewusst ironisiert» (Mannsperger Frage. Ebenso offensichtlich ist aber, dass 2003, 47). sich in den über fünfzig Jahren seit D*. James Bond ist durch und durch eng- N' viel verändert hat. Versteht man das lisch und ein nicht unwesentlicher Teil Bond-Franchise als eigenes Genre, kann seines Charmes beruht auf der sowohl in diese Beobachtung nicht überraschen: Ge- den Romanen wie auch in den Filmen ze- rade langlebige Genres zeichnen sich da- lebrierten Britishness. Zu einem Zeitpunkt, durch aus, dass sie sich fortlaufend verän- als das Empire bereits in Trümmern lag, als dern. So haben die meisten Filmzuschauer Großbritannien seine Rolle als Weltmacht haben zwar eine Vorstellung davon, was abgeben musste, trat mit Bond eine Figur beispielsweise ein typischer Western ist, auf den Plan, welche die britische Vor- dieser typische Genrevertreter erweist sich machtstellung allen realen Entwicklun- bei genauerer Betrachtung aber meist als gen zum Trotz wieder heraufbeschwor. mentales Konstrukt, in dem sich verschie- So sehr Bond aber – reale oder auch nur dene Filme überlagern.23 Ähnlich dürfte es vermeintliche – traditionelle britische sich mit den Bond-Filmen verhalten: Der Werte verkörpert, ist er doch kein Ange- typische Bond-Film, in dem sich die Bond- höriger der britischen Oberschicht, kein Formel in Reinform manifestiert, existiert Gentleman wie die zahlreichen Detektive wohl nur in der Vorstellung der Fans. in der Nachfolge Sherlock Holmes’, welche Interessanterweise war Broccoli der die Jagd nach Bösewichten als Amateure Ansicht, er und Saltzman hätten die Bond- betreiben, sondern ein Profi im wahrsten Formel mit dem zweiten Film F*'2 R433$+ Sinne des Wortes. Bond ist als Geheim- 9$() L'8% perfektioniert. Der Produzent ist agent mit der Lizenz zum Töten ein Ange- mit dieser Einschätzung weitgehend al- stellter, Vertreter eines neuen Standes von lein. Vielen Autoren und Fans gilt vielmehr klassenlosen Spezialisten, die den sozialen der Folgefilm G'/5.$&7%* als das Werk, mit Aufstieg aufgrund ihrer Leistung schaffen. dem James Bond zu seiner definitiven fil- Bei allem Beharren auf britischen Werten mischen Form fand. Falls es den typischen repräsentiert er somit einen neuen Typus Bond-Film doch geben sollte, dann ist es der englischen Nachkriegsgesellschaft. am ehesten dieser. F*'2 R433$+ 9$() L'8% Hierin gleichen sich Bond und sein Dar- erscheint dagegen als interessanter, retro- steller Connery, und es ist durchaus pas- spektiv aber eher untypischer Zwischen- send, dass der Schauspieler nicht das Eng- schritt (vgl. Chapman 2000, 92). lisch der englischen Oberschicht, sondern Wie immer man die Bond-Formel ver- breites Schottisch spricht. steht, es ist auf jeden Fall erstaunlich, wie viele mittlerweile selbstverständliche * ' 22 «A combination of toughness and nonchalance». Elemente bereits mit D . N etabliert wer- 23 Vgl. Schweinitz (1994, 111). Zur Genretheorie generell siehe Altman (2000) den. Manches – etwa Figuren wie M oder und Neale (2012). dessen Sekretärin Miss Moneypenny –

160 Einführung in die Filmgeschichte Band 2 Die Erfindung der Bond-Formel stammt aus den Romanen,24 viele Dinge, die heute als «typisch Bond» erscheinen, sind aber genuine Erfindungen der Film- versionen. Dazu gehört die Eröffnung des Films mit der von Maurice Binder gestal- teten Gun Barrel Sequence und der cha- rakteristischen Titelsequenz,25 aber auch das Ende, bei dem sich Bond nach erfolg- reicher Zerstörung des Hauptquartiers des Bösen ein Schäferstündchen mit der jeweiligen Dame seines Herzens gönnt. Die Vorstellungsformel, die Anweisungen zur korrekten Zubereitung eines Martinis sowie Bonds sexueller Appetit sind eben- falls bereits vorhanden, wobei sich der Leinwand-Bond im Gegensatz zum literari- schen ohne Bedenken innerhalb einer Mis- sion mit mehreren Frauen vergnügt. Ursu- la Andress in der Rolle von Honey Rider gilt ohnehin als das Bond-Girl schlechthin. Mit einem Budget von rund einer Mil- lion Dollar war D*. N' zwar alles andere als eine Riesenproduktion, Broccoli und Saltzman waren aber dennoch um einen beeindruckenden Look bemüht. Das Broc- coli zugeschriebene Zitat «Bringt das gan- ze Geld auf die Leinwand»26 drückt es aus: Bond-Filme sollen teuer und extravagant erscheinen. Das wurde unter anderem durch Drehs an exotischen Originalschau- plätzen – im Falle von D*. N' in Jamaica – ten stand ihm zwar nur ein kleines Budget 10–11 Von Anfang an erreicht. Damit setzte sich D*. N' von den zur Verfügung, dennoch prägte der von Teil der Formel: Miss gängigen englischen Filmen ab, die meist ihm entworfene Unterschlupf Dr. Nos das Moneypenny und M. reine Studio-Produktionen waren. Spekta- Design der Reihe entscheidend. Typisch kuläre Locations und der Einbezug lokaler für Adams Entwürfe ist die Kombination Sehenswürdigkeiten und Bräuche sollten vermeintlich heterogener Elemente. Riesi- ein Markenzeichen der Filme bleiben: Ob ge Räume, deren Ausmaße durch prägnan- Karneval auf den Bahamas (T)4&5%*6+//) te vertikale Linien, schräge Decken und oder in Rio (M''&*+-%*), die Schweizer Al- Balken noch verstärkt werden, gehen in an pen (O& H%* M+:%3(,’3 S%1*%( S%*8$1%), das Bauhaus gemahnende Wohnräume über. French Quarter in New Orleans (L$8% +&5 Hightech-Stahltüren fungieren als Durch- L%( D$%), die Pyramiden und das Tal der Kö- gang durch unbehauenen Naturstein, anti- nige (T)% S0, W)' L'8%5 M%, Lewis Gilbert, ke Möbel stehen auf kahlen Betonflächen. GB 1977), das Guggenheim-Museum in Adam kombiniert klassische Einrichtungs- Bilbao (T)% W'*/5 $3 N'( E&'47), Michael gegenstände mit übertriebenen, letztlich Apted, GB/US 1999) oder der Große Ba- völlig unrealistischen Elementen und ver- sar in Istanbul (S-,.+//), Bond bewegt sich stets vor pittoresker Kulisse. 24 Auch der Waffenmeister Q tritt in D*. N' bereits auf, allerdings wird er noch Ebenso wichtig für den Aufsehen er- nicht von Desmond Llewelyn verkörpert, der die Figur in 17 Filmen spielen sollte. regenden Look waren die Sets von Ken 25 In den ersten drei Filmen wird der durch den Pistolenlauf in Silhouette gezeig- * ' te Mann noch nicht von Connery, sondern von Stuntman Bob Simmons dargestellt. Adam, der, begonnen bei D . N , bei ins- Erst für T)4&5%*6+//, der in einem breiteren Format gefilmt wurde, wurde die Szene gesamt sieben Bond-Filmen für das Pro- neu gedreht – dieses Mal mit Connery. duction Design zuständig war. Beim ers- 26 «Put all the money on the screen.»

Nach dem Krieg: Trümmer, Krisen, neue Wirklichkeiten 161 The Franchise Never Dies. Die vielen Leben des James Bond

Moore (Kamera bei sieben Filmen), Bob Simmons (Stunt-Koordinator bei elf Fil- men) sowie Norman Wanstall (Tonschnitt bei fünf Filmen). Bei einigen Nebenrollen zeigt sich ebenfalls eine erstaunliche Kon- stanz: Bernard Lee (M), Lois Maxwell (Miss Moneypenny) und insbesondere Desmond Llewelyn (Q) sorgten über viele Filme hin- weg für Kontinuität, wobei Llewelyn mit insgesamt 17 Auftritten den Rekord hält.30 Mittlerweile ist niemand aus dem Origi- nalteam mehr mit dabei, dennoch hat sich an dieser Arbeitsweise nur wenig geän- dert. So stammen die Drehbücher der letz- ten fünf Filme vom Duo Neal Purvis und 12 Eines der spekta- bindet Futurismus mit Expressionismus. Robert Wade, und als Produzenten fungie- kulären Sets von Ken «Die Modernität von Ken Adams Ausstat- ren mit Barbara Broccoli und Michael G. Adam in D*. N'. tung ist gleichzeitig zeitgebunden – da Wilsons heute Broccolis Tochter respektive sie Moden der 60er-Jahre aufgreift – und Stiefsohn. zeitlos – da sie diese stets in eine überstei- gerte, ‹erhöhte Realität›‹ (Adam) versetzt» Bondmania (Mannsperger 2007, 153).27 Obwohl Terence Young nach D*. N' Der Erfolg von D*. N' war – insbesondere noch bei zwei weiteren Bond-Filmen Regie in England – phänomenal und so folgte führen sollte, steht außer Frage, dass das bereits ein Jahr später der doppelt so hoch Duo Broccoli/Saltzman der Reihe seinen budgetierte F*'2 R433$+ 9$() L'8%. Wie Stempel aufdrückte. Bond-Filme waren bis bereits erwähnt, erscheint dieser Film heu- zu einem gewissen Grad immer «Produzen- te als eher untypischer Bond. Die Intrige ten-Filme», bei denen dem Regisseur eher um ein Dechiffriergerät und eine russische eine ausführende Funktion zukommt.28 Kryptografin, die sich angeblich in Bond Broccoli und Saltzman betrieben die Pro- verliebt hat, erinnert eher an einen klas- duktion wie ein Familiengeschäft und sischen Agentenfilm. Was die Bösewichte umgaben sich mit einem festen Stab von tatsächlich aushecken, ist in den meisten Mitarbeitern. Viele Mitglieder des Teams Bond-Filmen im Grunde gleichgültig und von D*. N' sind auch in späteren Filmen dient vor allem als Vorwand für spektaku- mit von der Partie: Ken Adam (Production läre Szenen. Suspense, Spannung und die Design bei sieben Filmen),29 John Barry Frage, was eigentlich gespielt wird, stehen (Musik bei zwölf Filmen), Maurice Binder normalerweise im Hintergrund. Anders (Titelsequenz bei 16 Filmen), Peter Hunt bei F*'2 R433$+ 9$() L'8%: Hier rückt die (Schnitt bei sieben Filmen, Regie bei O& Intrige in ungewohntem Maße in den Mit- H%* M+:%3(,’3 S%1*%( S%*8$1%), Richard telpunkt. Insbesondere die lange Sequenz Maibaum (Drehbuch bei 13 Filmen), Ted im Orientexpress, in der sich der Killer von SPECTRE als britischer Geheimagent 27 Siehe auch Adam/Frayling (2008) sowie Frayling (2005). ausgibt, erzeugt ein Gefühl von klaustro- 28 Dies mag erklären, warum selbst namhaften Regisseuren wie Steven Spielberg phobischer Spannung, das bei Bond sonst oder Quentin Tarantino, die in der Vergangenheit beide Interesse an James Bond kaum anzutreffen ist. gezeigt hatten, nie die Regie übertragen wurde. Beide haben wohl eine zu indivi- duelle Handschrift. Allerdings lässt sich argumentieren, dass mit Marc Forster und Einige wichtige Neuerungen kamen mit Sam Mendes in jüngerer Zeit durchaus Filmemacher mit Auteur-Qualitäten zum F*'2 R433$+ 9$() L'8% durchaus hinzu: Der Einsatz kamen. von Robert Shaw verkörperte Killer Donald 29 Adam wurde später von Peter Lamont abgelöst, der bei insgesamt neun Fil- Grant, ein körperlich imposanter, stoischer men das Production Design verantwortete. 30 Umso erstaunlicher ist, dass andere wiederkehrende Figuren wie zum Beispiel Kerl mit blondem Haarschopf und stechen- Bonds CIA-Kollege Felix Leiter praktisch in jedem Film neu besetzt wurden. dem Blick, ist der Prototyp für zahlreiche 31 Auf Englisch wird diese Figur gemeinhin als «henchman» bezeichnet. spätere Schergen.31 Zudem wird Bond hier

162 Einführung in die Filmgeschichte Band 2 Bondmania erstmals von Q mit einem Gadget ausge- rüstet. Dieses ist in Form eines multifunk- tionalen Koffers – eine Idee, die aus Fle- mings Roman stammt – zwar noch relativ simpel, das Muster ist damit aber etabliert. Von nun an gibt es fast in jedem Film eine Szene, in der Bond von Q ein neues High- tech-Spielzeug erhält. Mit F*'2 R433$+ 9$() L'8% beginnt außerdem die Tradition, am Ende des Abspanns den nächsten Film an- zukündigen. Broccoli und Saltzman waren zu diesem Zeitpunkt bereits zuversichtlich, eine langlebige Reihe etabliert zu haben, und so folgt auf das typische «Ende» im Abspann «Nicht ganz das Ende. James Bond wird im nächsten Ian-Fleming-Thriller Film war aufwändiger – insbesondere die 13 Robert Shaw ist der Prototyp für alle G'/5.$&7%* zurückkehren.»32 zahlreichen Szenen unter Wasser –, erst- späteren henchmen. Bereits Bonds erste beiden Abenteuer mals im Panavision-Breitformat gefilmt waren auch außerhalb Großbritanniens und mit 130 Minuten auch der erste Bond gut angekommen, die ganz großen Er- mit einer Laufzeit von über zwei Stunden. folge – zumal in den USA – stellten sich Obwohl dem Film vorgeworfen wurde, der aber erst mit G'/5.$&7%* ein. Tatsächlich eher dürftige Plot diene nur als Verbin- wählten die Produzenten für ihren drit- dung zwischen den überlangen Kampfsze- ten Film bewusst einen Stoff, von dem sie nen, übertraf sein Erfolg alles bisher Dage- sich – dank Locations wie Miami oder Fort wesene. In den USA und Großbritannien Knox – besonders guten Zuspruch des US- war T)4&5%*6+// der einträglichste Film Publikums erhofften (Cork/Scivally 2002, des Jahres, und gemessen an den Eintritts- 63). Die Rechnung ging auf, James Bond zahlen dürfte er bis heute der erfolgreichs- war nun auch in den USA ein Hit. Aller- te Film der Reihe sein. dings wurde er hier dennoch nie ganz hei- Die Einspielergebnisse von Y'4 O&/, misch. Bei Hollywood-Filmen galt lange L$8% T9$1% reichten zwar nicht ganz an die die Faustregel, dass sie rund die Hälfte seines Vorgängers heran, aber auch der ihrer Einnahmen in den USA und die an- fünfte Auftritt Connerys war noch enorm dere Hälfte im Rest der Welt einspielen. erfolgreich. Insgesamt war der Zeitraum Bei den Bond-Filmen war dieses Verhältnis von G'/5.$&7%* bis Y'4 O&/, L$8% T9$1% eine seit jeher anders, hier waren die Märkte Phase regelrechter Bond-Hysterie. Die Fil- 14 Der bis dahin außerhalb der USA von Anfang an für den me brachen fortlaufend Rekorde, die Film- aufwändigste Bond: größeren Anteil der Einnahmen verant- Soundtracks stürmten die Hitparaden, T)4&5%*6+//. wortlich. Da G'/5.$&7%* als Fallbeispiel am Ende des Kapitels gesondert analysiert wird, sei hier nur kurz ein Aspekt erwähnt, der für die Reihe im Folgenden prägend sein sollte: Im Gegensatz zu seinen Vorgän- gern ist G'/5.$&7%* deutlich extravagan- ter und auf Spektakel ausgerichtet, der Film inszeniert «eine Welt erhöhter Ab- surdität» (Cork/Scivally 2002, 64),33 die definitiv keinen Anspruch auf Realismus mehr erhebt. T)4&5%*6+//, der mit einem Budget von neun Million Dollar mehr kos- 32 «The End … Not Quite the End. James Bond will return in the next Ian Fleming tete als die drei vorangegangenen Filme thriller, G'/5.$&7%*.» zusammen, setzte diesen Trend fort. Der 33 «A world of heightened absurdity».

Nach dem Krieg: Trümmer, Krisen, neue Wirklichkeiten 163 The Franchise Never Dies. Die vielen Leben des James Bond

Bond-Kleiderlinien entstanden, passende läre Höhepunkte ausgerichteter Szenen Spielzeuge kamen auf den Markt. Bonds wurde mehrfach den Bond-Filmen gegen- Wagen in G'/5.$&7%*, der Aston Martin übergestellt. In einer Szene gegen Ende DB5, wurde ebenso zu einer Ikone wie die von F*'2 R433$+ 9$() L'8%, in der Bond auf am ganzen Körper mit Gold bemalte Shir- freiem Feld von Helikoptern angegriffen ley Eaton (die in dieser Aufmachung das wird, sahen manche Kritiker auch eine di- Titelblatt des Life-Magazins zierte). Bond rekte Referenz an die berühmte Cropdus- war der Mann der Stunde, längst nicht ter Sequence in N'*() 6, N'*()9%3(. mehr nur ein Kinoerfolg, sondern der In- Vom klassischen Agententhriller rückte begriff von Eleganz und Coolness. James die Reihe aber schnell ab. Eine realistische Bond war zu einem popkulturellen Phäno- Atmosphäre wird bereits in G'/5.$&7%* men geworden. definitiv zur Nebensache, dafür werden aufwändig inszenierte Verfolgungsjag- den, Schlägereien und Schießereien immer Die Bond-Reihe als wichtiger. Spätestens mit T)4&5%*6+// Mitbegründer des hat sich diesbezüglich eine feste Struk- Blockbuster-Kinos tur etabliert: Bond kämpft sich über ver- schiedene Unterbösewichte, die jeweils Mit dem Niedergang des Studiosystems in ausgedehnten Actionszenen besiegt Ende der Vierzigerjahre veränderte sich werden, zum Unterschlupf des möglichst der Ausstoß der US-Studios sichtbar. An exaltierten Oberschurkens vor, wo es zum die Stelle der klaren Aufteilung in A- und Showdown kommt, der mit einer großen B-Produktionen und der Strategie, die In- Explosion endet. Die Bond-Filme haben vestitionen breit über eine große Anzahl diese Struktur sicher nicht im Alleingang von Filmen zu streuen, trat ein neuer An- erfunden, ihr Erfolg dürfte aber maßgeb- satz, bei dem weniger, dafür umso auf- lich dazu beigetragen haben, dass ein wändigere Filme produziert wurden. Das Großteil des modernen Actionkinos die- Blockbuster-Kalkül, das seither noch mas- sem Muster folgt. siv an Intensität gewonnen hat, führte un- Es ist generell schwierig, die innovative ter anderem dazu, dass Genres wie Science Leistung der Filme rückblickend adäquat Fiction oder Thriller, die bis dahin als we- zu würdigen, denn vieles, was die frühen nig prestigeträchtig galten und B-Filmen Bonds auszeichnete, ist mittlerweile ein vorbehalten waren, eine Aufwertung er- selbstverständlicher Teil des Actionkinos. fuhren und mit viel größerem Budget pro- So erscheinen Filme wie D*. N' oder G'/5- duziert wurden. D*. N' ist ein prägnantes .$&7%* aus heutiger Sicht als eher gemäch- Beispiel für diesen Trend: Der gleiche Stoff lich getaktet und beschaulich, für das hätte wenige Jahre zuvor wohl noch mit zeitgenössische Publikum stellten sie aber deutlich beschränkteren Mitteln auskom- eine echte Neuerung dar. Bei D*. N' etwa men müssen. wurde vielerorts der schnelle und brüske Genregeschichtlich betrachtet bilden Schnitt Peter Hunts hervorgehoben. Hunt die frühen Bond-Filme gewissermaßen das nahm Einflüsse der französischen Nouvelle Scharnier zwischen traditionell «kleinen» Vague auf und schnitt oft mitten in einem Genres wie dem Detektiv-Film oder dem Schwenk oder in der Figurenbewegung Agenten-Thriller und dem modernen Ac- (Cork, John/Scivally 2002, 52 f.). Diese tionfilm. Nicht zufällig rücken viele zeitge- Form des Jump Cuts ist heute insbeson- nössische Stimmen Bonds frühe Abenteuer dere in Actionszenen so geläufig, dass sie in den Kontext bereitstehender Genres wie gar nicht mehr auffällt. Im Gegenteil: D*. dem Thriller. Auffällig oft wird dabei das N', der einst für sein Tempo bewundert Œuvre Alfred Hitchcocks zum Vergleich he- wurde, erscheint u. a. wegen seiner langen rangezogen; insbesondere N'*() 6, N'*- Autofahrten mittlerweile als ziemlich zäh- ()9%3( (US 1959) mit seinem ironischen flüssig. Witz, Schauwerten wie Mount Rushmore Auch in anderen Bereichen wirkten und der schnellen Abfolge auf spektaku- Broccoli und Saltzman als Pioniere und

164 Einführung in die Filmgeschichte Band 2 James Bond im Wandel der Zeit

Wegbereiter aktueller Blockbuster. Bei- luten Luxusklasse. Auf Werbung im tradi- spielsweise startete G'/5.$&7%* in den tionellen Sinn sind diese Hersteller nicht USA im Dezember 1964 mit der für dama- angewiesen. Die Bond-Filme passen aber lige Verhältnisse riesigen Zahl von 1100 perfekt zum Image eines verfeinerten Ge- Kopien (Chapman 2007, 91). Heute mag schmacks, den eine Edelmarke wie Aston dies nicht mehr so überwältigend erschei- Martin kultiviert. Und umgekehrt färbt der nen – zum Vergleich: S-,.+// wurde par- exklusive Nimbus der Autos auf die Filme allel in 3505 nordamerikanischen Kinos ab. Auf diese Weise profitieren beide Par- lanciert –, es stellte aber eine deutliche teien gleichermaßen vom Image des an- Abkehr vom traditionellen Vorgehen dar, deren (vgl. Eisenberg 2007). Somit ist es bei dem der Einzugskreis der Filme sukzes- auch nur konsequent, dass Regisseur Sam sive erhöht wurde. Mendes an der Pressekonferenz zu S0%1(*% Die Geburt des modernen Merchandi- als erstes «cast member» den neuen Aston sings wird oft mit 3(+* 9+*3 (George Lu- Martin DB10 präsentierte, der zeitgleich cas, US 1977) angesetzt, tatsächlich wa- mit dem Film in den Verkauf gehen wird.34 ren Broccoli und Saltzman hier bereits in den Sechzigerjahren äußerst aktiv. Seien es die Film-Soundtracks, Comics, Brett- James Bond im Wandel spiele, die Spielzeuge der Firma Corgi oder der Zeit Bond-Manschettenknöpfe – James Bond war praktisch von Beginn an mehr als nur In der Literatur über Bond ist oft zu lesen, eine Film- und Romanreihe und wurde auf dass ein wesentlicher Reiz des Franchise allen verfügbaren medialen Kanälen aus- just darin besteht, dass man als Zuschauer geschlachtet. bereits im Voraus weiß, was einen erwar- Ebenfalls früh perfektioniert wurde das tet (Eco 1966, 96 f.; Grünkenmeier 2007, Product Placement; hierbei kam den Pro- 176–179). Die Tatsache, dass jene zwei duzenten zugute, dass Markennamen – ins- Filme der Vor-Craig-Ära, die bisher am besondere von Luxus-Artikeln – bereits bei deutlichsten vom etablierten Schema ab- Fleming eine wichtige Rolle spielen. Was weichen, nämlich O& H%* M+:%3(,’3 S%1*%( die Bond-Filme auszeichnet, ist die Art S%*8$1% sowie L$1%&1% (' K$// (John Glen, und Weise, wie das Platzieren der Marken GB/US 1989), als die großen Flops inner- als integraler Teil der Filme inszeniert wird. halb der Reihe gelten und zur Absetzung Denn es ist für Bond bezeichnend, dass der jeweiligen Bond-Darsteller führten, er nicht irgendeinen Champagner trinkt, scheint diese These zu bestätigen.35 sondern penibel darauf achtet, welches Ob die Erklärung für den bis heute anhal- Getränk ihm kredenzt wird. Folglich stört tenden Publikumszuspruch so einfach ist, es auch nicht, wenn die Marke im Film in sei dahingestellt. Der Erfolg von C+3$&' R',- Szene gesetzt wird; vielmehr dient es der +/% und S-,.+//, die beide bewusst mit dem Charakterisierung der Figur. Dass sich etablierten Muster spielen, deren eigentli- Bonds Vorlieben je nach Geschäftspartner cher Clou also gerade darin liegt, dass sie ändern und er zu Beginn wie in den Roma- zahlreiche Erwartungen unterlaufen, zeigt, nen am liebsten Taittinger trinkt, später aber Bollinger den Vorzug gibt, ist dabei 34 Die Pressekonferenz ist online verfügbar: https://youtu.be/IcCxX8HH4hc. ein vernachlässigbares Detail. 35 O& H%* M+:%3(,’3 S%1*%( S%*8$1% rückte gleich in zweifacher Hinsicht vom eta- Auffällig ist zudem, dass bei Bond-Fil- blierten Muster ab. Nicht nur kam mit George Lazenby ein neuer Hauptdarsteller men neben Produkten wie Champagner, zum Zug, auch inhaltlich beschritt der Film neue Wege, da Bond am Ende heiratet. Uhren oder – in neueren Filmen – Mobilte- Allerdings fällt seine Frau sogleich Blofeld zum Opfer. Das Gefühlsleben der Figur rückt damit in einem bislang nicht gekannten Maße in den Vordergrund. Die Einstu- lefonen, die für viele Zuschauer durchaus fung als Flop ist allerdings relativ: O& H%* M+:%3(,’3 S%1*%( S%*8$1% war zwar nicht erschwinglich sein dürften, Artikel bewor- so erfolgreich wie seine Vorgänger, er gehörte aber dennoch zu den einträglichsten ben werden, die einem sehr exklusiven Filmen des Jahres (Grünkenmeier 2007, 180). Auch in L$1%&1% (' K$// steht Bonds Kreis vorbehalten sind. Beispielsweise ge- Innenleben im Zentrum, denn er begibt sich auf einen unautorisierten Rachefeld- zug. Der Film ist zudem deutlich düsterer und brutaler als seine Vorgänger. Obwohl hören die Autos der Marken Aston Martin es wohl der Anspruch der Filmemacher war, dem Film eine realistischere Tönung zu oder Lotus, die Bond u. a. fährt, zur abso- geben, ist der Plot in hohem Maße inkohärent und der Film insgesamt sehr uneben.

Nach dem Krieg: Trümmer, Krisen, neue Wirklichkeiten 165 The Franchise Never Dies. Die vielen Leben des James Bond

tunion tritt aber nie als Aggressor auf. In F*'2 R433$+ 9$() L'8% sind die Russen im Gegensatz zur Vorlage nicht mehr die «Bö- sen», der Kalte Krieg liefert hier nur noch den Hintergrund, vor dem sich die eigent- liche Handlung abspielt. Die sowjetischen Agenten agieren als reine Schachfiguren, die bei Bedarf problemlos liquidiert wer- den können. Später, in T)% S0, W)' L'8%5 M% oder F'* Y'4* E,%3 O&/, (John Glen, GB/US 1981), hat der Konflikt mit der Sowjetunion – trotz Toten auf beiden Sei- ten – dann eher eine sportlich-respektvolle Dimension. Dies zeigt sich insbesondere in der Konfrontation mit der russischen Agentin Anya Amasova (Barbara Bach) in T)% S0, W)' L'8%5 M%. Zwar schwört diese Rache dafür, dass Bond ihren Geliebten ge- tötet hat. Die Art und Weise, wie sich die beiden Spione, die gemäß offizieller Wei- sung zusammenarbeiten müssen, gegen- seitig austricksen und übertrumpfen, erin- nert aber eher an eine Screwball Comedy. Auch General Gogol (Walter Gotell), der Chef des KGB und somit das Gegen- stück zu M,37 der in diesem Film erstmals auftrifft und in insgesamt sechs Bond- Abenteuern vorkommt, ist keine kommu- nistische Schreckensgestalt. Die Figur, die es bei Fleming nicht gibt, erscheint viel- mehr als charismatisch und durchaus sym- pathisch. In O1('0433, stellt sich Gogol 15–17 Glückloser dass die Marke Bond durchaus Variationen sogar explizit gegen den Bösewicht, einen Lazenby: In O& H%* verträgt. Bei genauerer Betrachtung wird anderen russischen General, dem die offizi- M+:%3(,’3 S%1*%( zudem deutlich, dass die Formel keineswegs elle Entspannungspolitik missfällt und der %*8$1% S heiratet Bond, so stabil ist, wie oft suggeriert wird. deshalb auf eigene Faust den Westen an- seine Frau fällt aber Die Veränderungen vollziehen sich da- greifen will. In T)% L$8$&7 D+,/$7)(3 (John umgehend Blofeld zum Glen, GB/US 1987) und G'/5%&E,% treten Opfer. bei auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Nicht weiter erstaunlich ist, dass sich welt- ebenfalls russische Generäle als Schurken politische Umwälzungen in den Filmen be- auf, es handelt sich aber in beiden Fällen merkbar machen. Entgegen einem verbrei- um Kriminelle, die auf eigene Rechnung teten Vorurteil war der filmische Bond nie und nicht im Auftrag ihrer Regierung ein verbissener Kalter Krieger.36 Die Kon- handeln. Das offizielle Russland gehört zu frontation der beiden Supermächte spielt diesem Zeitpunkt längst zu den «Guten». zwar immer wieder eine Rolle, die Sowje- Ob dies angesichts neuer Spannungen zwischen Russland und dem Westen so ff 36 Sowohl in G'/5.$&7%* wie auch in Y'4 O&/, L$8% T9$1% wird nahegelegt, dass bleiben wird, ist freilich o en. das kommunistische China der Auftraggeber von SPECTRE ist. Auch damit folgten Verfolgt man die Entwicklung der Bond- die Filme einem allgemeinen Trend (Chapman 2007, 110). Allerdings wird die Rolle Filme über die Jahre hinweg, erscheinen sie Chinas nicht betont, der typische Bond-Bösewicht ist «ein nicht-staatlicher Akteur» als aufschlussreicher kultureller Seismograf: (Krüger 2007, 124). Bond ist ein «Agent des Zeitgeistes» (Greve 37 Gogols Sekretärin trägt den Namen Rublevitch, eine pseudo-russische Über- setzung von «Moneypenny», was die Gleichwertigkeit von Gogol und M zusätzlich 2012). An den Filmen lässt sich ablesen, unterstreicht. was derzeit gerade in ist – oder in den Au-

166 Einführung in die Filmgeschichte Band 2 James Bond im Wandelder Zeit gen der Filmemacher zumindest werden könnte. Das zeigt sich bei der Kleidung und den Autos, aber auch bei Gadgets wie dem Raketenrucksack in T)4&5%*6+//, der erzählerisch überhaupt keine Funktion hat, dem Snowboard, mit dem Bond in A V$%9 (' + K$// (John Glen, GB 1985) flüchtet, oder dem via Mobiltelefon ferngesteuer- ten Auto in T'2'**'9 N%8%* D$%3 (Roger Spottiswoode, GB/US 1997). In allen Fäl- len verpasste man Bond Fortbewegungs- 18 Kein Kalter Krieger: General Gogol in F'* Y'4* E,%3 O&/,. mittel, die brandneu und cool waren. Auch von zeitgenössischen Kinoströmungen ließ man sich gerne inspirieren. T)% M+& 9$() ()% G'/5%& G4& (Guy Hamilton, GB 1974) bediente sich beim Kung-Fu-Film, L$8% +&5 L%( D$% übernahm Elemente des Blaxploi- tation-Films und brachte neu und einmalig eine übersinnliche Voodoo-Komponente ins Spiel, und M''&*+-%*, dessen Showdown im Weltraum spielt, erscheint als direkte Reaktion auf den Erfolg von 3(+* 9+*3. Die größten Veränderungen betreffen aber die Hauptfigur. Dabei stehen die verschiedenen Bond-Darsteller auch für unterschiedliche Konzeptionen des Pro- tagonisten. Entwickelten sich die Filme bereits mit Connery immer mehr in Rich- tung absurde Action-Komödie, verstärkte sich dieser Trend mit Roger Moore noch einmal. Sicher auch unter dem Einfluss des Misserfolgs von O& H%* M+:%3(,’3 S%1*%( S%*8$1% war der mooresche Bond primär eine komödiantische Figur. Timo- thy Dalton unternahm dann wie Lazenby wieder den Versuch, einen realistischeren, psychologischeren Bond zu zeichnen, wäh- rend Pierce Brosnan bis zu einem gewissen Grad beide Elemente vereinigen sollte. Mit Daniel Craig schließlich hat Bond seinen Humor weitgehend verloren; sein eiskalter, aber dennoch verletzlicher Killer knüpft er- klärtermaßen in vielen Punkten wieder bei 19–21 Bond mit Raketenrucksack in T)4&5%*6+// sowie als Snowboarder 38 Fleming an. In den jüngsten Filmen ist in A V$%9 (' + K$//. In M''&*+-%* verschlägt es ihn in den Weltraum Bond viel physischer, die Action weniger extravagant, dafür körperbetonter und hältnis zum weiblichen Geschlecht (u. a. brutaler. War es ein Markenzeichen der Caplen 2010; Brusberg-Kiermeier/Greve frühen Bonds, dass selbst die wildesten 2014, 13–16). Bond ist ein womanizer, Schlägereien ihrer makellosen Erschei- ein Herzensbrecher, dem keine Frau wi- nung nichts anhaben konnten, sieht Dani- el Craig schnell arg ramponiert aus. 38 Allerdings enthalten solche Aussagen seitens der Filmemacher immer viel Ein Aspekt, der seit jeher viel Aufmerk- Werbe-Rhetorik. Die Rede von der «Rückkehr zu Fleming» ist schon lange Teil des samkeit hervorgerufen hat, ist Bonds Ver- Bond-Marketings.

Nach dem Krieg: Trümmer, Krisen, neue Wirklichkeiten 167 The Franchise Never Dies. Die vielen Leben des James Bond

mich? Ihr mit Euren Pistolen, Eurem Töten, Eurem Tod – für was? Um ein Held zu sein? Alle Helden, die ich kenne, sind tot. Wie kannst du nur so kalt sein?»40 So sehr sich die Filme dem Zeitgeist an- passen – in S-,.+// ist Bond nicht nur zu- gleich härter und emotionaler, es wird sogar eine homoerotische Anziehung zwischen ihm und dem von Javier Bardem gespielten Bösewicht angedeutet –, in gewissem Sinne bleibt doch stets alles beim Alten. Egal, wie 22 Bond wird physi- derstehen kann. In den frühen Filmen ist es der Film verpackt, Bond ist per definiti- scher: Die Folterszene das durchaus wörtlich zu verstehen: Bond onem ein Mann, dem auf die Dauer keine in C+3$&' R',+/%. nimmt sich jede Frau, die er will. Mehrere Frau widerstehen kann. Mag sein weiblicher Frauen werden von ihm im Grunde ver- Gegenpart auch noch so tough und eigen- gewaltigt, wobei die Filme freilich nahe- willig sein, dass sie Bond am Ende erliegen legen, dass sie eigentlich nichts anderes wird, steht außer Frage. Und tut sie es ein- wollen. Die Filme sind unverhohlen sexis- mal nicht, ist ihr der Tod gewiss. tisch und teilweise auch rassistisch und Ähnlich verhält es sich mit anderen Va- weisen den Bond-Girls – eine durchaus riationen bekannter Elemente. In C+3$&' bestechende Bezeichnung – lediglich die R',+/%, mit dem das Franchise 2006 einen Rolle des attraktiven Beiwerks oder der Neustart wagte, wird uns Bond am Anfang damsel in distress zu. Inwiefern diese hoch- seiner Karriere als 00-Agent gezeigt. Der gradig klischierten Rollenbilder ironisch Film spielt bewusst damit, dass Bond im gemeint sind oder ob die Selbstironie Gegensatz zum Zuschauer die angestamm- letztlich nur dazu dient, völlig veraltete ten Regeln – noch – nicht kennt. Etwa Geschlechterverhältnisse zu zementieren, wenn er auf die Frage, ob er seinen Wodka ist umstritten. Sicher ist, dass die Frauen- Martini gerührt oder geschüttelt möchte, figuren im Laufe der Jahre stärker werden entnervt antwortet: «Sehe ich so aus, als und Bonds Selbstverständnis zunehmend ob mich das interessiert?»41 Der Reiz dieser in Frage stellen. Insbesondere G'/5%&E,%, Szene – und von C+3$&' R',+/% insgesamt – der Auftakt der Brosnan-Ära, thematisiert liegt in hohem Maße darin, dass Bond erst diesen Aspekt explizit. M – mit Judi Dench noch jener werden muss, der er schon im- erstmals von einer Frau verkörpert – be- mer war. Der Bruch mit der Vergangenheit zeichnet ihren Agenten als «sexistischen, ist zumindest in dieser Hinsicht nur ein frauenfeindlichen Dinosaurier» und als scheinbarer und trägt letztlich zur Kon- «Relikt des Kalten Kriegs».39 Auch Nata- tinuität bei (Rauscher et al. 2007, 10).42 lya (Izabella Scorupco), das Bond-Girl des Bond mag zu diesem Zeitpunkt noch kei- Films, bringt dem furchtlosen Agenten ne Präferenz beim Zubereiten von Wodka keineswegs vorbehaltlose Bewunderung Martinis haben, wir wissen aber, dass sich entgegen: «Glaubst du, das beeindruckt dies ändern wird – ändern muss. In S-,.+// ist es dann soweit: Zu Beginn einer Szene 39 «A sexist, misogynist dinosaur. A relic of the Cold War.» sieht man noch kurz, wie der Barkeeper 40 «You think I’m impressed? All of you with your guns, your killing, your death, den Drink schüttelt, bevor er ihn eingießt. for what? So you can be a hero? All the heroes I know are dead. How can you act Bonds Kommentar: «Perfekt.»43 like this? How can you be so cold?» 41 «Do I look like I give a damn?» 42 In einem Punkt rückt C+3$&' R',+/% allerdings sowohl von der Vorlage wie auch den vorangegangenen Filmen ab: Bond spielt nicht mehr Baccara, sondern Die Gegenwart: James Bond schnödes Poker. in der (Post-)Postmoderne 43 Die Funktion von Q4+&(42 '. S'/+1% beim Reboot ist nicht ganz klar. Wäh- +3$&' ',+/% -,.+// rend C R und S Anfang und Ende der «Bond-Werdung» markieren, Selbstironie war schon immer ein wich- trägt Q4+&(42 '. S'/+1% wenig zur Entwicklung der Figur bei. Ohnehin ist der Film eine Ausnahme in der Reihe, da er inhaltlich unmittelbar an C+3$&' R',+/% tiges Element der Bond-Filme. Sie zeigt anschließt und damit erstmals eine echte Fortsetzung darstellt. sich nicht nur in Bonds zahlreichen dop-

168 Einführung in die Filmgeschichte Band 2 Die Gegenwart: James Bond in der (Post-)Postmoderne peldeutigen Sprüchen, sondern vor allem in den selbstreferenziellen Bezügen, die bereits lange vor C+3$&' R',+/% fester Teil der Filme waren. Etwa wenn Bond in T)4&- 5%*6+// erstaunt zur Kenntnis nimmt, dass der Kleiderständer in Miss Moneypennys Büro verschoben wurde. Der neue Stand- ort macht es ihm unmöglich, seinen Hut lässig ins Büro zu werfen, wie er es in den vorangegangenen Filmen jeweils getan hat. Der Film wendet sich damit augen- zwinkernd an den Zuschauer und macht Absurdität» wurde immer weiter getrie- 23 In T)4&5%*6+// sich über seine eigene Formelhaftigkeit ben. Beispielhaft hierfür steht T*4% L$%3. steht der Kleiderstän- lustig (vgl. Sahli 2007). Ähnlich in den In James Camerons Film, der eindeutig als der nicht am gewohn- Szenen zwischen Bond und Q, die mit Fort- Bond-Parodie angelegt ist,46 kann die obli- ten Ort. schreiten der Reihe immer länger werden: gate Atombombe entgegen dem üblichen Bond gibt sich flegelhaft uninteressiert, Muster nicht mehr rechtzeitig entschärft während Q ihn immer wieder von Neuem werden und detoniert. Wirklich tragisch ist bittet, seine Ausrüstung für einmal nicht dies aber nicht, vielmehr dient die Explo- zu demolieren. Diese Szenen beziehen ih- sion als malerischer Hintergrund für den ren Witz wesentlich daraus, dass alle Be- Kuss der beiden Protagonisten. teiligten – die Zuschauer ebenso wie die Fi- Diese Entwicklung hat das Actiongen- guren – wissen, dass Bond sein Auto auch re insgesamt in eine Krise gestürzt; denn dieses Mal wieder zu Schrott fahren wird. wenn nichts mehr ernst genommen wird, Die Filme erweisen sich diesbezüglich wenn selbst die schrecklichste aller Waf- durchaus als Vorläufer des postmodernen fen zur attraktiven Kulisse reduziert wird, Kinos. Spätestens seit dem Erfolg von P4/0 haben es echte Helden schwer. Eine Figur 24 In T*4% L$%3 wird $1($'& F (Quentin Tarantino, US 1994) ge- wie James Bond wird dann zur reinen Ka- die Detonation einer hören selbstreflexive Momente, intertex- rikatur, was sie trotz aller Ironie nie war. Atombombe zum tuelle Bezüge und selbstirionische Scher- Zugleich kann Bond in Sachen extrava- stimmungsvollen ze zum festen Inventar des Actionkinos. ganter Action nicht mit den seit einigen Hintergrund. Dominierten in den Achtzigerjahren noch harte Kerle und war der Humor meist bra- chial, tendierte das Genre im folgenden Jahrzehnt immer mehr Richtung Komödie. Gleichzeitig wurden die Actionszenen, nicht zuletzt durch das Aufkommen digi- taler Tricktechnik, immer extravaganter.44 Für die Bond-Filme wurden diese Ent- wicklungen immer mehr zum Problem, da sie damit ihr Alleinstellungsmerkmal ver- loren. Mit einem Augenzwinkern servier- te, übertriebene Action vor exotischem Hintergrund war bislang die Spezialität 44 Siehe dazu auch Robert Blanchets Artikel zur Postmoderne und zum Blockbus- von James Bond gewesen. Nun aber wur- ter-Kino im dritten Band dieser Einführung in die Filmgeschichte (2008). de das Franchise links und rechts über- 45 Siehe dazu auch Rauscher (2007). )% '1- holt.45 Filme wie L+3( A1($'& H%*' (John 46 Auch T R spielt unverhohlen auf die Bond-Filme an. Sean Connery spielt darin einen ehemaligen britischen Geheimagenten, der Jahrzehnte in Einzelhaft McTiernan, US 1993), T)% R'1- (Michael verbracht hat, nun aber helfen soll, die Insel Alcatraz zu stürmen, wo sich die Bö- Bay, US 1996) oder T*4% L$%3 (James Ca- sewichte eingenistet haben. Dass Connerys Figur eigentlich der gealterte Bond meron, US 1994) überboten Bond sowohl ist, hebt auch Christoph Schneider in seiner Rezension hervor: «Man weiß aber, im Humor wie auch bei der Action, und wer gemeint ist, und wüsste man’s nicht gleich, würde man ihn spätestens daran erkennen, dass er nach dreißig Jahren Weltabgeschlossenheit auch beim neuesten mit Exotik ist im Zeitalter der Billigreisen Sturmgewehrmodell mit dem Magazinwechsel keine Schwierigkeiten hat» (Schnei- ohnehin schwer zu punkten. Die «erhöhte der 1996).

Nach dem Krieg: Trümmer, Krisen, neue Wirklichkeiten 169 The Franchise Never Dies. Die vielen Leben des James Bond

me hinweg sorgfältig die bekannte Welt in Stellung gebracht. Am Ende von S-,.+// weiß Bond nicht nur, wie man einen Mar- tini trinkt, Ralph Fiennes tritt zudem die Nachfolge Judi Denchs als M an48– erst- mals seit langem wieder in einem getäfer- ten Büro mit gepolsterter Doppeltür. Mit Naomie Harris ist außerdem eine neue Miss Moneypenny zur Stelle, und selbst der Kleiderständer in ihrem Büro steht wie- der bereit, obschon Bond, wie sich in S0%1(- 25 Wieder auf Anfang: Jahren überaus erfolgreichen Superhelden *% zeigt, nicht wieder zum Hutträger wird. Am Ende von S-,.+// ist der neue M in sei- mithalten; bei aller Übertreibung unter- Bei allem Traditionsbewusstsein zeigt -,.+// nem Büro installiert. liegt Bond im Gegensatz zu Superman und sich in S neben dem weniger verspiel- Konsorten doch gewissen physikalischen ten Ton eine weitere neue Tendenz, die sich Beschränkungen.47 mittelfristig als folgenreich entpuppen In ihrer Reaktion auf diese Entwicklun- könnte: James Bond erhält erstmals eine gen folgten die Bond-Macher einmal mehr Vorgeschichte. Während des Showdowns dem allgemeinen Trend; sie unterzogen auf dem titelgebenden Familien-Anwesen das Franchise einem Reboot und model- erfahren wir, wer Bonds Eltern waren und ten die Hauptfigur in Post-9/11-Weise dass sie beide gestorben sind, als er noch in einen extrem leidensfähigen Helden ein Kind war. Die Konsequenzen dieser Ent- um, der zwar nicht gänzlich humorlos ist, hüllung für die Konzeption der Figur sind dessen Witz aber «in deutlichem Kontrast gravierend. Umberto Eco hat die Bond- zur vorhergehenden Lockerheit und Ironie Romane mit Märchen verglichen, denn in sowie dem notorischen Charme Brosnans» ihnen gibt es keine ausgestalteten psycho- steht. «Stattdessen hinterlegt Bond seine logischen Charaktere, sondern nur Typen, 26 Das Grab von Witzeleien in 1+3$&' und <4+&(42 mit ei- die eindeutig einem Gut/Böse-Schema James Bonds Eltern in ner eisernen, versteinerten Mimik» (Reich zugewiesen sind. Gerade weil Bond – ent- S-,.+//. 2013, 229). Zugleich wurde über drei Fil- sprechenden Versuchen bei Lazenby und Dalton zum Trotz – ein Mann ohne Vergan- genheit, eine reine Chiffre und Kunstfigur ist, gibt er eine ideale Projektionsfläche ab. Bislang galt: «Männer wollen sein wie er, Frauen wollen ihn haben.»49 Nun hat James Bond plötzlich eine Herkunft. Aus 007 ist ein Mensch geworden.50

Coda: Bond als Mensch Wie schwierig es ist, den neuen psycholo- gischen Anspruch mit dem Traditionsbe- 47 Hingegen gibt es durchaus Parallelen zu Batman, der im Gegensatz zu den wusstsein der Reihe zu verbinden, zeigt meisten anderen Superhelden keine Superkräfte besitzt. Interessanterweise hat S0%1(*% geradezu exemplarisch. Einerseits Christopher Nolan mehrfach zu Protokoll gegeben, dass die James-Bond-Filme ein werden reihenweise etablierte Bond-Ele- wichtiger Einfluss bei der Gestaltung seiner Batman-Filme waren. Umgekehrt ori- mente abgehakt: Es gibt eine wilde Schlit- entiert sich S-,.+// in verschiedener Hinsicht offensichtlich an Nolans T)% D+*- K&$7)( (US/GB 2008). tenpartie (in einem Flugzeug notabene), 48 Dass die Rolle von M auch beim Reboot in C+3$&' R',+/% mit Dench besetzt eine an F*'2 R433$+ 9$() L'8% gemahnen- wurde, steht eigentlich im Widerspruch zum Neustart (vgl. Chapman 2007, 245). de Schlägerei in einem Zug sowie den neu- 49 «Men want to be him and women want to be with him». Der Ursprung dieses esten Aston Martin, und der Bösewicht Zitats, das in verschiedenen Varianten überliefert ist, ist umstritten. trägt nicht nur den Namen Blofeld, son- 50 Wie S0%1(*% zeigt, lag Werner Greve mit seiner Einschätzung, dass der «biogra- phische Exkurs von S-,.+// […] Episode bleiben» würde, falsch (2014, 31). Vielmehr dern auch ein Jackett mit Nehru-Kragen, wurde der biografische Einsatz noch einmal erhöht. außerdem residiert er standesgemäß in

170 Einführung in die Filmgeschichte Band 2 Coda: Bond als Mensch einem Krater. Zugleich aber hat man die Hauptfigur mit noch mehr biografischem Ballast beladen – Blofeld (Christoph Wal- tz) ist, wie sich schließlich herausstellt, in Wirklichkeit Bonds eifersüchtiger Ziehbru- der. Die Verbindungen unter den Filmen wurden ebenfalls noch einmal verstärkt; im Rückblick sollen die Craig-Filme keine abgeschlossenen Episoden mehr darstel- len, sondern ein großes erzählerisches Kontinuum bilden (was im Fall von S-,- .+// reichlich unsinnig ist). Obwohl S0%1(*% viel Zeit damit ver- bringt, diese Beziehungen zu etablieren, erweisen sie sich erzählerisch als erstaun- lich folgenlos. Der jahrzehntelange Hass, rem neuen Ansatz haben sich die Bond- 27 Christoph Waltz als der Blofeld und Bond verbinden soll, wirkt Macher das Problem eingehandelt, dass neuer alter Bösewicht. behauptet und ist für den eigentlichen sich die Figur nun stetig verändern muss – Plot nebensächlich. Das ist nicht weiter selbst wenn sich diese Wandlungen bloß erstaunlich, da Bonds Antrieb nie ein emo- auf erzählerisch irrelevante Enthüllungen tionaler war und die Auseinandersetzung über Bonds Kindhkeit beschränken. Eine mit dem Bösewicht schlicht zu seinem Be- unter Fans beliebte These lautet, dass sich ruf gehörte. Blofeld im nächsten Film in einem Rückgriff Wie aber wird es nach dem finanziell auf das Ende von O& H%* M+:%3(,’3 S%1- ebenfalls sehr erfolgreichen S0%1(*% wei- *%( S%*8$1% rächen und Madeleine Swann tergehen? Wird Daniel Craig noch einmal (Léa Seydoux), mit der Bond am Ende von in die Rolle schlüpfen, und wie kann sich S0%1(*% glücklich davonschreitet, töten die Figur weiterentwickeln? Denn mit ih- wird. Es wäre noch mehr Seelenpein für den einst unbesiegbaren Geheimagenten.

Nach dem Krieg: Trümmer, Krisen, neue Wirklichkeiten 171 The Franchise Never Dies. Die vielen Leben des James Bond

draußen die Sprengladung hoch. Bond ig- GOLDFINGER noriert die allgemeine Aufregung, spricht kurz mit einem Mann an der Theke, der GB 1964 Eine Bootsanlegestelle neben einer In- ihm zur geglückten Mission gratuliert, und R: Guy Hamilton, dustrieanlage, im Wasser eine scheinbar folgt dann einer Tänzerin, die hastig den B: Richard Maibaum, harmlose Möwe, die sich allerdings nach Raum verlassen hat. Im Zimmer der jun-

Paul Dehn, K: Ted wenigen Sekunden als Atrappe auf dem gen Dame erwartet ihn diese bereits; doch Moore, M: John Berry, Kopf von James Bond entpuppt. Dieser das Tête-à-Tête wird von einem Angreifer P: Albert R. Broccoli, Harry Saltzman, D: Sean geht an Land, schießt einen Haken mit rüde unterbrochen. Bond wirft den Schlä- Connery (James Bond), Seil über eine Mauer und zieht sich dann ger in die gefüllte Badewanne und einen Honor Blackman an diesem hoch. Auf der anderen Seite Ventilator gleich hinterher, was ersterem (Pussy Galore), Gert schlägt er einen Wachmann nieder, dringt nicht gut bekommt. Mit dem Kommentar Fröbe (Auric Goldfinger), in einen Silo ein, in dessen Innerem sich «Shocking. Positively shocking» verlässt Harold Sakata (Oddjob), ein Laboratorium befindet. Schnell bringt Bond den Raum. Bernard Lee (M), L: 110 Bond Plastiksprengstoff und Zünder auf G'/5.$&7%* war nicht nur ein riesiger Min., UA: 17.9.1964 Fässern mit der Aufschrift «Nitro» an Erfolg, der das Franchise endgültig zu ei- (London) und eilt nach draußen. Wieder jenseits nem weltweiten Phänomen machte, im DVD: (Twentieth Cen- der Mauer streift er seinen Taucheranzug Rückblick kommen hier fast alle Elemen- tury Fox) DE-Ausgabe RC 2) mit dt. UT ab, unter dem er einen weißen Smoking te der viel beschworenen Bond-Formel trägt – inklusive roter Nelke fürs Knopf- erstmals in vollendeter Form zusammen. loch. Als er lässig eine Bar betritt, geht Bereits die Eröffnung ist wohl das klassi- sche Bond-Cold-Open. Vieles, was Bond ausmacht – die Abgebrütheit, der ironi- sche Humor, absurde Details wie die Tarn- Möwe oder die Nelke im Smoking –, wird hier in konzentrierter Form vorgeführt. James Bond ist stets Herr der Lage, hat immer den passenden Spruch bereit, lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen – er ist unbesiegbar, normalmenschlichen Sphären definitiv entrückt. Es sind nicht nur die Gags und ikonische Momente wie Shirley Basseys Titelsong, die komplett mit Gold überzogene Shirley Eaton, der henchman Oddjob mit seinem Hut samt eingebauter Klinge oder Bonds mit Maschinengewehren, Schleudersitz 24 Bond macht immer eine gute Figur. und anderen nützlichen Extras ausgerüs- teter Aston Martin DB5, die G'/5.$&7%* in den Augen vieler zum Bond-Film schlecht- hin machen, sondern auch die Konfronta- tion mit dem von Gert Fröbe dargestellten Erzschurken Auric Goldfinger. Eine Faust- regel besagt, dass Bond nur so gut ist wie der jeweilige Bösewicht, und Fröbe hat nicht nur einen wahrhaft größenwahnsin- nigen Plan – er will das gesamte Gold in Fort Knox radioaktiv verseuchen –, er steht Connery in Nonchalance und trockenem Humor zudem kaum nach. Wie viele seiner Nachfolger ist er ein megalomaner Show- man, der einen würdigen Widersacher wie 25 Der legendäre Aston Martin DB5. Bond nicht einfach erschießt, sondern sich

172 Einführung in die Filmgeschichte Band 2 G'/5.$&7%* lieber besonders aparte Tötungsmetho- den – in diesem Falle einen Laser – einfal- len lässt. G'/5.$&7%* ist nicht zuletzt der Film, in dem Ken Adams Entwürfe erstmals voll zur Geltung kommen. Dabei gilt: Wirkung geht vor Plausibilität. In Fort Knox wird das Gold entgegen allen physikalischen Beschränkungen meterhoch gestapelt und Bonds Fast-Zweiteilung findet in ei- nem Raum von beträchtlichen Ausma- ßen statt, dessen Hauptzweck darin zu bestehen scheint, Leute mittels Laser zu zerschneiden. Auf seinem Privatanwe- sen fährt Goldfinger eine ausgeklügelte Multimedia-Show auf, um einigen «Berufs- vollkommen sinnlos. Aber eine unterhalt- 26 Gert Fröbe erweist kollegen» seinen Plan zu erläutern. Kaum same Show ist wichtiger als engstirnige sich als würdiger hat er dies getan, bringt er die neuen Mit- Wahrscheinlichkeitskrämerei – das gilt Gegenspieler. wisser kurzerhand um. Abgesehen davon, nicht nur für Schurken vom Kaliber eines dass das Publikum und Bond nun wissen, Goldfinger, sondern für die ganze James- was der Bösewicht vorhat, ist diese Szene Bond-Reihe.

Nach dem Krieg: Trümmer, Krisen, neue Wirklichkeiten 173 The Franchise Never Dies. Die vielen Leben des James Bond

Bibliografie For Your Eyes Only. Cape: London, 1960. Untersuchungen zu den Bestsellern Thunderball. Cape: London, 1961. James Bond, Airport, Und Jimmy ging The Spy Who Loved Me. Cape: London, zum Regenbogen, Love Story und Der 1962. Pate. Wiesbaden: Harrassowitz, 1987. Basistexte On Her Majesty‘s Secret Service. Cape: Fleming, Ian: How to Write a Thriller. In: Eco, Umberto: Die erzählerischen Struktu- London, 1963. Books and Bookmen, Mai 1963, 14–19. ren in Flemings Werk (1965). Aus dem You Only Live Twice. Cape: London, 1964. Frayling, Christopher: Ken Adam and the Italienischen übers. von Annemarie The Man with the Golden Gun. Cape: Lon- Art of Production Design. London: Fa- Czaschke. In: del Buono, Oreste; Eco, don, 1965. ber and Faber, 2005. Umberto (Hg.): Der Fall James Bond. Octopussy and The Living Daylights. Greve, Werner: James Bond 007. Agent 007 – ein Phänomen unserer Zeit. Cape: London, 1966. des Zeitgeistes. Göttingen: Vanden- München: dtv, 1966, 68–119. hoeck & Ruprecht, 2012. Umberto Ecos Aufsatz ist nicht zuletzt — : James Bond – Fluide Identität. In: Brus- historisch wichtig, weil er James Bond berg-Kiermeier, Stefani; Greve, Werner schon sehr früh als für die Wissenschaft Weiterführende Literatur und (Hg.): Die Evolution des James Bond. akzeptables Untersuchungsobjekt eta- verwendete Werke Stabilität und Wandel. Göttingen: Van- blierte. Eco reduziert Flemings Romane Adam, Ken; Frayling, Christopher: Ken denhoeck & Ruprecht, 2014, 25–45. in seiner Analyse auf eine kleine An- Adam Designs the Movies. James Grünkenmeier, Ellen: «Tomorrow Never zahl beschränkter Figuren und Züge. Bond and Beyond. London: Thames & Dies». James Bonds Erfolgsgeschich- Sein strukturalistische Ansatz ist zwar Hudson, 2008. te. In: Grünkenmeier, Ellen et al. (Hg.): nicht mehr taufrisch, zudem ignoriert Altman, Rick: Film/Genre. London: BFI, 2000. Das kleine Bond-Buch. From Cultural Eco kurzerhand jene Texte, die nicht Amis, Kingsley: The James Bond Dossier. Studies with Love. Marburg: Schüren, in sein Schema passen, dennoch bezie- London: Cape, 1965. 2007, 173–184. hen sich noch heute zahlreiche Auto- Amis, Kingsley [als Robert Markham]: Co- Hagopian, Kevin J.: Flint and Satyriasis. ren auf das hier entwickelte Modell. lonel Sun. London: Cape, 1968. The Bond Parodies of the 1960s. In: Armes, Roy: A Critical History of the British Ci- Packer, Jere- my (Hg.): Secret Agents. Bennett, Tony; Woollacott, Janet: Bond and nema. Secker & Warburg: London, 1978. Popular Icons Beyond James Bond. Beyond. The Political Career of a Popu- Becker, Jens Peter: Der englische Spio- New York: Peter Lang, 2009, 21–52. lar Hero. Basingstoke: Macmillan, 1987. nageroman. Historische Entwicklung, Johnson, Paul: Sex, Snobbery and Sadism. Toby Bennetts und Janet Woollacotts Thematik, literarische Form. Goldman: In: The New Statesman. 5.4.1958, Studie ist nicht nur für die Erfor- München, 1973. 430 f. http://www.newstatesman.com/ schung des James-Bond-Franchise, Blanchet, Robert: Postmoderne und Film. society/2007/02/1958-bond-fle- sondern für die Kulturwissenschaften In: Christen, Thomas; Blanchet, Robert ming-girl-sex [Zugriff: 5.6.2015] insgesamt von Bedeutung, da sie ein (Hg.): Einführung in die Filmgeschichte. Krüger, Cord: «Mr Bond, I expect you to popkulturelles Phänomen wie James Band 3: New Hollywood bis Dogma 95. die!» 007s Widersacher und die Trans- Bond nicht in traditioneller ideologie- Marburg: Schüren, 2008, 358–394. nationalisie- rung des Bösen. In: Rau- kritischer Manier als bloßes Vehikel — : Blockbuster und High Concept: Hol- scher, Andreas et al. (Hg.): Mythos 007. von Ideologie, sondern als «mobile lywoods Mainstreamkino nach 1975. Die James-Bond-Filme im Fokus der Pop- signifier» versteht, der je nach Kon- In: Christen, Thomas; Blanchet, Robert kultur. Mainz: Bender, 2007, 122–149. text und Rezipient unterschiedliche (Hg.): Einführung in die Filmgeschich- Lazar, Allan; Karlan, Dan; Salter, Jeremy: Bedeutungen entfalten kann. te. Band 3: New Hollywood bis Dogma The 101 Most Influential People Who 95. Marburg: Schüren, 2008, 395–411. Never Lived. How Characters of Fiction, Chapman, James: Licence to Thrill. A Cul- Brusberg-Kiermeier, Stefani; Greve, Wer- Myth, Legends, Television, and Movies tural History of the James Bond Films. ner: Die Evolution des James Bond. Have Shaped our Society, Changed our 2. Aufl. London/New York: I. B. Tauris, Facetten einer vielgestaltigen Ent- Behavior, and Set the Course of Histo- 2007 (erstmals 1999). wicklungsgeschichte. In: dies. (Hg.): ry. New York: Harper, 2006. Das aktuelle Standardwerk zu James Die Evolution des James Bond. Stabi- Mannsperger, Georg: «James Bond Will Bond, insbesondere den Filmen. lität und Wandel. Göttingen: Vanden- Return.» Der serielle Charakter der Chapman beschreibt die Entwicklung hoeck & Ruprecht, 2014, 7–21. James Bond- Filme. Wiederkehrende der Filmreihe sowohl vor dem Hinter- Caplen, Robert A.: Shaken & Stirred. The Elemente in 40 Jahren Action-Kino. grund der englischen Filmindustrie Feminism of James Bond. Blooming- Unveröffentlichte Dissertation. Mainz: wie auch in einem weiteren politi- ton: Xlibris, 2010. Johannes Gutenberg-Universität 2003. schen und kulturellen Kontext. Cork, John; Scivally, Bruce: James Bond: http://ubm.opus.hbz-nrw.de/ volltex- The Legacy. London: Boxtree, 2002. te/2003/431/ [Zugriff: 18. Mai 2015]. Ian Flemings James-Bond-Romane Eisenberg, Felix: James Bond als Global — : «Die Wirklich finde ich ziemlich lang- Casino Royale. Cape: London, 1953. Player. Marken in James-Bond-Filmen. weilig.» Ken Adam und das Set Design Live and Let Die. Cape: London, 1954, In: Grünkenmeier, Ellen et al. (Hg.): der Bond-Filme. In: Rauscher, Andreas Moonraker. Cape: London, 1955. Das kleine Bond-Buch. From Cultural et al. (Hg.): Mythos 007. Die James- Diamonds Are Forever. Cape: London, 1956. Studies with Love. Marburg: Schüren, Bond-Filme im Fokus der Popkultur. From Russia, with Love. Cape: London, 1957. 2007, 159–172. Mainz: Bender 2007, 150–159. Dr. No. Cape: London, 1958. Faulstich, Werner; Strobel, Ricarda: Inno- Neale, Steve: Genre and Hollywood. Lon- Goldfinger. Cape: London, 1959. vation und Schema. Medienästhetische don/New York: Routledge, 2000.

174 Einführung in die Filmgeschichte Band 2 Filmografie

Planka, Sabine: Der Vorspann stirbt nie. F*&+ R,##$" -$./ L&0) (L$%6%37*=33% +43 D$) A%&./)* D"' (S($*6 +& %$&%2 +&5%- Der James Bond-Film und seine Eröff- M'3-+4, Terence Young, GB 1963) *%& T+7, , GB/US 2002) nungssequenzen. Berlin: WVB, 2009. Rauscher, Andreas et al.: Too Tough to G&(12$%3)* (Guy Hamilton, GB 1964) C"#$%& R&'"() (Martin Campbell, GB/ Die Another Day. Vorwort. In: dies. CZ/US/DE/BS 2006) (Hg.): Mythos 007. Die James-Bond- T/,%1)*4"(( (F%4%*6+//, Terence Young, Filme im Fokus der Popkultur. Mainz: GB 1965) Q,"%.,+ &2 S&("5) (E$& Q4+&(42 T*'3(, Bender, 2007, 10–15. Marc Forster, GB/US 2008) Rauscher, Andreas: Im Angesicht der Post- Y&, O%(' L$0) T-$5) (2+& /%6( &4* >9%$- moderne. James Bond und der post- 2+/, Lewis Gilbert, GB 1967) S8'2"(( (Sam Mendes, GB/US 2012) klassische Actionfilm. In: Rauscher, Andreas et al. (Hg.): Mythos 007. Die C"#$%& R&'"() (John Huston, Ken Hughes, S7)5.*) (Sam Mendes, Sam Mendes, GB/ James-Bond-Filme im Fokus der Pop- Joseph McGrath, Robert Parrish, GB/US US 2015) kultur. Mainz: Bender, 2007, 102–121. 1967) Reich, Susanne: «Allmählich gefallen Sie mir, Mr. Bond.» Die Neuinterpretati- O% H)* M"6)#.'’# S)5*). S)*0$5) (I2 G%- on von James Bonds archetypischem )%$25$%&3( I)*%* M+:%3(?(, Peter Hunt, Weitere erwähnte Filme Heldenbild durch Daniel Craig. In: Bar- GB 1969) (alphabetisch) meyer, Christoph; Schef- fer, Jörg (Hg.): The Spy Who Impressed Me. Zur kollek- D$"+&%1# "*) F&*)0)* (D$+2+&(%&.$%6%*, T/) D"*8 K%$3/. (Christopher Nolan, tiven Wirkung und kulturellen Bedeu- Guy Hamilton, GB 1971) US/GB 2008) tung von James Bond-Filmen. Passau: Verlag Karl Stutz, 2013, 215–242. L$0) "%1 L). D$) (L%6%& 4&5 3(%*6%& /+3- E0)*'./$%3 &* N&./$%3 (Stevan Riley, GB Sahli, Jan: Wo ist das Vorzimmer bloß ge- 3%&, Guy Hamilton, GB 1973) 2012) blieben? James Bond, Miss Moneypen- ny und das Vorzimmer im Film. In: Werk, T/) M"% -$./ ./) G&(1)% G,% (D%* M+&& F()+$%3: T/) M"% W/& W&,(1 4) B&%1 Bauen + Wohnen, 6, 2007, 10–15. 2$( 5%2 7'/5%&%& C'/(, Guy Hamilton, GB (Mat Whitecross, GB 2014) Schneider, Christoph: Drachentöter auf 1974) Alcatraz. In: Neue Zürcher Zeitung, G). S+"*. (M$&$-M+; '5%* D$% 4&7/+46/$- 19. Juli 1996, 39. T/) S7' W/& L&0)1 M) (D%* S0$'&, 5%* 1)%& A6%&(%4%* 5%3 M+;9%// S2+*(, Mel Seeßlen, Georg: Thriller: Kino der Angst. 2$1) /$%6(%, Lewis Gilbert, GB 1977) Brooks, Buck Henry, US 1965–1970) Marburg: Schüren, 1995. Schweinitz, Jörg: ‹Genre› und lebendiges M&&%*"8)* (M''&*+-%* – S(*%&7 7%- G). S+"*. (Peter Segal, US 2008) Genrebewusstsein. Geschichte eines )%$2, Lewis Gilbert, GB/FR 1979) Begriffs und Probleme seiner Konzep- J&/%%' E%3($#/ (J')&&, E&7/$3) – D%* tualisierung. In: montage/av, 3/2, F&* Y&,* E')# O%(' (I& (@5/$1)%* M$33$'&, S0$'&, 5%* %3 8%*3$%6(%, Peter Howitt, GB/ 1994, 99–118. John Glen, GB/US 1981) FR/US 2003) Smith, Jeff: Creating a Bond Market. Selling John Barry’s Sountracks and Theme O5.&7,##' (GB/US John Glen, 1983) N&*./ 4' N&*./-)#. (D%* 4&3$1)(6+*% Songs. In: Lindner, Christoph (Hg.): The D*$((%, Alfred Hitchcock, US 1959) James Bond Phenomenon. A Critical N)0)* S"' N)0)* A3"$% (S+7 &$%2+/3 &$%, Reader. 2. Aufl. Manchester: Manches- Irvin Kershner, GB/US/DE 1983) P,(7 F$5.$&% (Quentin Tarantino, US ter University Press, 2014, 136–152. 1994) Zywietz, Bernd: Faszinosum 007. Mythos, A V$)- .& " K$(( (I2 A&7%3$1)( 5%3 T'5%3, Souveränität und Nostalgie. Oder: Wie John Glen, GB 1985) L"#. A5.$&% H)*& (John McTiernan, US James Bond funktioniert. In: Rauscher, 1993) Andreas et al. (Hg.): Mythos 007. Die T/) L$0$%3 D"'($3/.# (D%* H+41) 5%3 T'- James-Bond-Filme im Fokus der Pop- 5%3, John Glen, GB/US 1987) T/) R&58 (T)% R'1- – F%/3 5%* E&(31)%$- kultur. Mainz: Bender, 2007, 16–35. 54&7, Michael Bay, US 1996) L$5)%5) .& K$(( (L$>%&> >42 T@(%&, John Glen, GB/US 1989) T*,) L$)# (T*4% L$%3 – W+)*% L=7%&, James Cameron, 1998) G&(1)%E') (Martin Campbell, GB/US Filmografie 1995) XXX (XXX – T*$0/% X, Rob Cohen, US 2002)

Die James-Bond-Filme T&+&**&- N)0)* D$)# (D%* MORGEN (chronologisch) 3($*6( &$%, Roger Spottiswoode, GB/US 1997) C"#$%& R&'"() (William H. Brown Jr., US 1954) T/) W&*(1 $# N&. E%&,3/ (5$% 9%/( $3( D*. N& (J+2%3 B'&5 :+7( D*. N', Terence &$1)( 7%&47, Michael Apted, GB/US Young, GB 1962) 1999)

Nach dem Krieg: Trümmer, Krisen, neue Wirklichkeiten 175