Die DGUF-Gründung 1969 als Reaktion auf den extrem rechten Kulturkampf

Karl Banghard

Zusammenfassung – Dass die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF) die entscheidenden Reformen der deutschen Prähistorie in den 1970er-Jahren einleitete, wurde schon vielfach gewürdigt. Ohne dieses Ereignis hätte es viele positive Neuerungen im Fach wie das Archäologische Korrespondenzblatt, die Archäologischen Informationen und die Arbeitsgruppen bei den Altertumsverbänden nicht oder nicht so schnell gegeben. Der eigentliche Gründungsanlass, der Widerstand gegen die Revitalisierung der „Gesellschaft für Deutsche Vorgeschichte“ Gustaf Kossinnas, verkam dabei zur Nebenerzählung. Doch es handelte sich bei der durch Bolko von Richthofen geleiteten Gesellschaft in ihrer Anfangsphase keineswegs nur um einen marginalisierbaren, etwas verschrobenen Altherrenclub, wie häufig in gut und weniger gut gemeinten Erzählungen anklingt. Vielmehr drohte sich hier ein Medium zu etablieren, über das sich extrem rechte Kader weltweit unbehelligt vernetzten. Die Analyse dieser Strukturen ermöglicht einen seltenen Einblick in die globale Kommunikation der extremen Rechten in den frühen 1970er-Jahren.

Schlüsselwörter – Neonazismus, Bolko von Richthofen, NPD, Alain de Benoist, Freilichtmuseum Oerlinghausen, Mannus, Wilhelm Landig, Forschungsgeschichte

Abstract – Often it has been acknowledged that the establishment of the German Society for Pre- and Early History (DGUF) initiated the key reforms of German prehistory in the 1970s. Without this event, many positive changes would not have taken place this quickly, or surely not in this way, such as the establishment of the “Archäologisches Korrespondenzblatt” and “Archäologische Informationen” as well as the founding of working groups in several of the Societies for Antiquity. The actual reason for founding was the resistance to the revitalization of Gustaf Kossinna’s “Gesellschaft für Deutsche Vorgeschichte” (“Society of German Prehistory”) but this became a minor story. Contrary to what is hinted at in many stories, be it with good or bad intention, this Society was in its early days absolutely no marginalizable somewhat eccentric Old Boys’ Club. Instead, this threatened to turn into a medium through which the extreme right executives worldwide could connect without being hindered. The analysis of these structures allows a rare insight into the global communication of the extreme right in the early 1970s. Key words – Neo-, Bolko von Richthofen, NPD, Alain de Benoist, Open Air Museum Oerlinghausen, Mannus, Wilhelm Landig, research history

Die Formierung der Gesellschaft für Deutsche Einen Überblick zu Bolko von Richthofens poli- Vorgeschichte tischem Werdegang vom Mitglied eines rechtsex- tremen Freikorps 1918/19 über eine steile archäo- 1969 witterten viele Morgenluft, die sich nach 1945 logische Karriere ab 1933 hinweg bis zum rechts- vergessen fühlten. Die NPD stand am Zenit ihrer radikalen Multifunktionär der Nachkriegszeit Popularität, sie war in sieben Landesparlamente erhält man auf einer materialreichen Internetseite eingezogen: Baden-Württemberg (9,8 %), der Universität Tübingen (GRIMM/SIMON 2009). Bremen (8,8 %), Hessen (7,9 %), Bayern (7,4 %), Auch seine umtriebige Vorstandsarbeit in revan- Niedersachsen (7,0 %), Rheinland-Pfalz (6,9 %) chistischen Vertriebenenorganisationen wurde und Schleswig-Holstein (5,8 %). Man ging bereits eingehender behandelt (WEGER 2009). fest davon aus, am 28. September 1969 in den Unterfüttert mit neuen Daten kann seine rechts- gewählt zu werden, scheiterte jedoch radikale Karriere nach Kriegsende noch einmal überraschend mit 4,3 Prozentpunkten. Mitten kurz nachgezeichnet werden: in die Hochstimmung vor diesem Wahlabend „Wir lassen uns nicht beugen, und fallen wir, wer- fielen die Vorbereitungen zu einer neuen den unsere Kinder die Fahne tragen. Einmal kommt Archäologie - Gesellschaft. Ein entscheiden- der Tag der Erlösung!“ skandierte von Richthofen der Impuls dazu ging von der NPD selbst aus, bereits am 11. April 1949 zum Entsetzen der deren Bundesvorsitzender Münchner Abendzeitung auf einer Veranstaltung zwei vor 1945 tonangebende, aber danach nicht der „Union der konstruktiv-schöpferischen Kräfte mehr zum Zug gekommene Prähistoriker für der Ukraine“.2 Die Bundesrepublik Deutschland den Vorsitz zu gewinnen versuchte1. Der eine war zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegründet, von ihnen war Hans Reinerth, der Direktor des aber der Rückzug der Alliierten aus Jurisdiktion Pfahlbaumuseums Unteruhldingen. Reinerth und Exekutive gab in diesen Tagen erstmalig schien zu zögern, während sich sein alter Rivale wieder Raum für solche Brandreden. In seinem Bolko von Richthofen offenbar entscheidungs- Vortrag mit dem bezeichnenden Titel „Deutsche freudiger zeigte. Bolko von Richthofen sollte die und Ukrainer seit 1941“ begrüßte er ehemalige Gesellschaft in ihrem politisch bedeutsamen ers- Kollaborateure des Vernichtungskrieges schlicht ten Jahrzehnt prägen. mit „Kameraden“. Er sprach von der „alten deut-

Eingereicht: 31. Jan 2015; Archäologische Informationen 38, 2015, 433-452 angenommen: 10. April 2015;

online publiziert: 25. April 2015 433

Karl Banghard schen Soldatenauffassung“, der „deutschen Ehre“ Neonazisten bildete er um 1960 den „Arbeitskreis und forderte die Anwesenden zum „höchsten für Wiedervereinigung und Neutralität“. 1962 Einsatz, den das Leben kennt“ im Kampf gegen den gründete von Richthofen mit weiteren prominen- Sozialismus auf. Mit diesem Engagement knüpfte ten Rechtsradikalen die „Aktion Oder-Neiße“, von Richthofen an seine Tätigkeit als hochrangi- eine der Keimzellen der späteren Rechtspartei ger militärischer Feindaufklärer im Krieg gegen „Deutsche Volksunion“ (DVU). 1972 schloss sich die Sowjetunion an. Damals war er unter ande- die „Aktion Oder-Neiße“ mit diversen rechtsext- rem mit der Auswertung von Beutedokumenten remen Vereinigungen, unter anderem der heute und der Vernehmung von Kriegsgefangenen verbotenen „Wiking-Jugend“, zum „Freiheitlichen betraut. Das dort praktizierte Handwerk erfolg- Rat“ zusammen, in dessen Führungsgremium te im Umfeld der „Beutesammelstelle“ des von Richthofen saß. Als Vorstandsmitglied des Generalstabes des Heeres (PAHL 2012, 111). Sein „Freiheitlichen Rates“ rief er schona b 1972 zur Vorgesetzter im Krieg, Reinhard Gehlen, war von Fusion von DVU und NPD auf, ein Projekt, das 1956 -1968 Präsident des Geheimdienstes BND. bekanntlich erst Jahrzehnte später in Erfüllung Die im Osten erworbenen Kenntnisse machten von ging. Die kommentierte Aufzählung sämtlicher Richthofen 1948/49 zum Sachverständigen der Mitgliedschaften von Richthofens in rechtsradika-1b Verteidigung im sogenannten Wilhelmstraßen- len Organisationen nach 1945 würde den Rahmen Prozess. Dort sollte geklärt werden, inwieweit dieses Aufsatzes sprengen. Schauplätze seiner sich die am schwersten belasteten Diplomaten Auftritte waren etwa das „Deutsche Kulturwerk des Auswärtigen Amtes der Kriegsverbrechen europäischen Geistes“, der „Verein zur Förderung und der Verbrechen gegen die Menschlichkeit der historischen Wahrheit e. V.“, die „Deutsche schuldig gemacht haben. Bürgergemeinschaft“, der „Deutsche Kreis 58“ Bolko von Richthofen gelang es nach 1945 oder die „Gesellschaft für freie Publizistik“. nicht, in der professionellen Archäologie wieder Seine rege Autorenschaft im extrem rechten Fuß zu fassen. Denn von ihm stammen die wohl Blätterwald zeigt den ruhelosen Aktivismus am stärksten zugespitzten Rechtfertigungen eines Breitbandrechtsradikalen. Eine der skur- antisemitischen Terrors, die sich aus dem Fach rilsten Aktionen war die Konstituierung einer erhalten haben. So gab von Richthofen in einem „Ostdeutschen Nationalversammlung“ am 27. 9. von ihm herausgegebenen Sammelband zu 1970 in mit angeblich 1800 stimmberechtig- Papier: „Was wagen die bolschewistischen Hetzer ten Delegierten. Die Leitung der zwanzigköpfi- den Tatsachen entgegenzustellen? Daß wir in gen „Vereinigten ostdeutschen Notverwaltung“ Deutschland das Schund - und Schmutzschrifttum übernahm von Richthofen. Noch kurz vor seinem von Juden und Judengenossen aus den Büchereien ent- Tod formulierte von Richthofen einen Leserbrief fernten und die volksfremde jüdische Machtstellung an die Frankfurter Allgemeine Zeitung zu „Hitler an den deutschen Universitäten beseitigt haben, wird und die Judenfrage“, in dem er andeutet, Hitler dem Nationalsozialismus als Verbrechen gegen Kultur habe vom Holocaust nichts gewusst.3 und Wissenschaft angekreidet.“ Und unweit ent- Doch zurück zur Formierung der archäolo- fernt davon: „Völlig abwegig wäre es, etwa die enge gischen Gesellschaft, der Bolko von Richthofen Verknüpfung der sowjetischen Wissenschaft und über- vorstehen sollte: Ein aufmerksamer Leser extrem haupt des Bolschewismus mit dem Judentum deshalb rechter Periodika konnte bereits im Spätsommer als geringer anzuschlagen, weil in der Sowjetunion 1968 wahrnehmen, dass Bewegung in den prä- hier und da einmal Juden eingekerkert und ermordet historischen Kulturkampf gekommen war. In wurden“ (V. RICHTHOFEN 1938, 318). Juden umzu- der NPD-nahen „Deutschen Wochenzeitung“, bringen wurde hier bereits 1938 positiv kon- erschien im September des Jahres ein apologeti- notiert, Morden und Einkerkern reicht aber in scher Aufsatz zu Gustaf Kossinna, in dem sich von Richthofens Polemik nicht aus, um den ver- das neue Netzwerk ankündigt (BECKER 1968). Im meintlich organischen Zusammenhang zwischen Februar 1969 wurde, wohl auf die Veranlassung Bolschewismus und Judentum aufzuwiegen. von Richthofens, in der „Schlesischen Rund- Von 1945 bis 1972 war von Richthofen Mit- schau“, einem Beiblatt der rechtsradikalen glied der CDU, 1963 wurde ihm das Bundes- „Nationalzeitung“, die erste Anzeige für die ver dienstkreuz erster Klasse verliehen. Die revitalisierte Zeitschrift „Mannus“ geschaltet.4 CDU-Mitgliedschaft hinderte ihn nicht an der Entsprechend frühzeitig griff die geschichtsrevi- Gründung und Führung zahlreicher extrem sionistische Wochenzeitung „Der Schlesier“ das rechter Organisationen. Zusammen mit dem Thema auf.5 Dort goutierte man vor allem von Nationalrevolutionär und diversen Richthofens Aufmacher zum ersten Band des

434 Die DGUF-Gründung 1969 als Reaktion auf den extrem rechten Kulturkampf neuen Mannus, der direkt und in der damals stil- Mannus. Wir haben die Absicht, die gute Tradition bildenden politischen Derbheit das Hauptthema im rechten Sinne fortzuführen“9. Glaubt man einem des NPD-Wahlkampfes 1969 behandelte: Die Artikel aus der Stuttgarter Zeitung (KLEEMANN Ostpolitik (v. RICHTHOFEN 1969). Einen Monat 1970), hatte Herrmann Schwabedissen allerdings später rezensierte das Organ der größten rechtsra- nicht im Westen, sondern durch Kollegen in dikalen Kulturorganisation in Deutschland, der DDR von den Gründungsvorbereitungen der „Gesellschaft für freie Publizistik“, den erfahren. Dort beobachtete man die Aktivitäten neuen Mannus mit großem Wohlwollen (DAS von Richthofens aus guten Gründen sehr wach- FREIE FORUM 1969). Hervorgehoben wurde sam. In Schwabedissen hatte sich Korell jedoch die Bedeutung von Gustaf Kossinna. In nahe- gründlich getäuscht, nur eine Woche nach zu gleichem Wortlaut veröffentlichten eini- dem Werbeversuch ging ein Rundschreiben ge deutsche Tageszeitungen die Meldung. In Schwabedissens an alle relevanten Fachvertreter, Rheinland-Pfalz lässt sich eine besondere Dichte in dem er sich der Revitalisierung der Mannus- von Presseereignissen feststellen.6 Dies dürf- Gesellschaft entschieden entgegenstellte.10 Vor te durch das spätere Gesellschaftsmitglied allem im Ausland stießen die Planungen zur Lothar Kilian auf den Weg gebracht worden neuen Gesellschaft auf Verblüffung. So provo- sein. Im September 1969 berichtete die Deutsche zierten sie in den Niederlanden am 24. 3. 1969 Wochenzeitung erneut, wahrscheinlich um die eine der frühesten Auseinandersetzungen mit der Gründungsveranstaltung der Gesellschaft im NS-Archäologie überhaupt, Johannes Diederik Oktober publizistisch zu flankieren (DEUTSCHE van der Waals Groninger Antrittsvorlesung zu WOCHENZEITUNG 1969). In argentinischen „Prähistorie und Mythenbildung“ (WAALS 1969). Altnaziforen erschien die Nachricht dagegen Ein Druck der überarbeiteten Vorlesung in der erst im darauffolgenden Sommer (LA PLATA RUF britischen Zeitschrift Antiquity war vorgesehen, 1970). wurde jedoch wieder zurückgezogen, nachdem Spätestens im November 1968 musste es auch man mit der Gründung der DGUF in Deutschland in der Facharchäologie allgemein bekannt gewe- endlich ein positives Zeichen sah.11 sen sein, dass sich sowohl eine Gesellschaft grün- In der Folge wurde dem Kreis um Bolko von det, als auch die von Gustaf Kossinna ins Leben Richthofen bewusst, dass sich die angebahnten gerufene und 1945 eingestellte Zeitschrift Mannus Allianzen im Fach vorerst zerschlagen hatten. Die wiederbelebt werden sollte. So bekundete am 11. Reaktion darauf war nüchtern und abgeklärt, nach November der Heidelberger Lehrstuhlinhaber für Außen sollte verstärkt ein unpolitischer Eindruck Vor- und Frühgeschichte, Prof. Vladimir Milojčić, erzeugt werden, im inneren Kreis wurde im schriftlich sein Interesse an der Zeitschrift und an Gegenzug ideologische Bestimmtheit eingefor- der Mitgliedschaft.7 Im Inner Circle der sich for- dert. Dies wird in einem Schreiben an den eng mierenden Gesellschaft hoffte man, dass Milojčić in die Gründungsvorbereitungen involvierten, und der damals in Kiel lehrende Georg Kossack rechtsradikalen Publizisten Frerk Haye Hansen zu Türöffnern in die offizielle Archäologie am 6. 4. 1969 wie folgt formuliert: „Sie wissen werden.8 Obwohl sich eine rechtsverbindliche jedoch, dass es auch in der Vor- und Frühgeschichte Organisation noch nicht formiert hatte, trat man solche und solche gibt. Deshalb sind wir bestrebt, offensiv und medienwirksam mit dem Namen den inneren (in der Auffassung einwandfreien) Kreis „Gesellschaft für Deutsche Vorgeschichte“ an der Gesellschaft möglichst stark zu machen.“12 Eine die Öffentlichkeit. Es gelang beispielsweise dem Gründung sollte jetzt im Juni erfolgen,13 als Ort späteren Schriftführer Dieter Korell am 18. 1. wurde die Bundeshauptstadt Bonn – auch wegen 1969 mit dem amtlich anmutenden Briefkopf der günstigen Verkehrslage14 – auserkoren. An der Gesellschaft, einen Leserbrief zur germani- Hansen ging der Auftrag, den isländischen schen Kulturhöhe in der damals vielgelesenen Staatspräsidenten Kristján Eldjárn, der zwischen Fernsehzeitschrift Gong zu platzieren (KORELL 1948 und 1963 archäologische Arbeiten publizier- 1969). Zehn Tage vor der Bundestagswahl war te, als Ehrenmitglied zu gewinnen.15 Erledigen dies kein schlechter Coup. In diesen Tagen hoff- wollte Hansen diese Aufgabe im Rahmen der te Korell auf weitere Gönner an der Spitze des Leitung einer Reisegruppe des extrem rechten Faches, so schreibt er in charakteristisch extrem „Deutschen Kulturwerkes Europäischen Geistes“ rechter Doppeldeutigkeit am 2. 2. 1969 an den nach Island am 24. 7. 1969.16 Als Ehrenpräsident Kölner Ordinarius Hermann Schwabedissen: war der ebenfalls prähistorisch publizierende „Wie Sie sicher schon gehört haben, erscheint in den König Gustav VI. Adolf von Schweden vorgese- nächsten Tagen das erste Heft des Jahrganges 1969 des hen.17

435 Karl Banghard

Durch die Verschiebung der Gründungsver- installiert. 1969 präsentierten sich die Kaiserhallen anstaltung auf den 25. 10. konnte von Richthofen als imposanter, moderner Nachkriegsbau, der seinen siebzigsten Geburtstag im September noch allerdings bereits ein Jahr später – 1970 – dem nicht als erster Vorsitzender feiern. Sein Wiegen- neuen Bonner Busbahnhof weichen musste. fest wurde in den westdeutschen Leitmedien aus- Auch ein weiterer Tagungsort, der Clubraum des giebig gewürdigt (etwa: FRANKFURTER ALLGEMEINE Studentenheims „Am Wichelshof“ in der Badener ZEITUNG 196918). Derart gestärkt versuchte von Straße, war nicht ohne Symbolik. Vor diesem Richthofen kurz vor der Versammlung in einem Heim war damals recht frisch die Kopie eines dort dreiseitigen Rundschreiben erneut Fachvertreter, gefundenen Weihesteins des Hercules magus- Studierende und Freunde der Ur- und Früh- anus aufgestellt worden (HORN 1970). Hercules geschichtsforschung für seine Gesellschaft zu magusanus wird insbesondere von der völki- gewinnen.19 Sein Engagement basiere auf „einem schen Forschung eine (konstruierte) Interpretatio rein der Sache dienenden, völlig unnationalistischen Romana für Donar zugeschrieben. Allgemein Idealismus“. Kollegen, die sich gegen die neue scheint die Versammlung sehr gut organisiert, Gesellschaft wenden, sähen „weiße Mäuse“. für Zimmer und Bahnabholung wurde beispiel- Aber selbst dieses Schreiben kommt nicht ohne haft gesorgt. Die Organisation lief unter anderem Politisieren aus: Von Richthofen betonte, dass er über den dortigen, 1942 an der Fakultät von auf dem „bislang größten Historiker-Kongress“, dem Richthofens habilitierten Universitätsprofessor XII. Internationalen Historiker-Kongress in Wien Otto Kleemann, ein Tagesordnungspunkt war 1965, im großen Festsaal der Wiener Universität die Besichtigung seines Instituts für Vor- und proklamiert habe, dass „die Alleinschuldthese Frühgeschichte. Trotz der sicherlich nicht gegen Deutschland hinsichtlich der Entstehung des 2. unerheblichen Gefolgschaftszwänge trat Otto Weltkrieges international wissenschaftlich längst end- Kleemann jedoch nie der Gesellschaft bei. gültig widerlegt ist“. Das Rundschreiben richtete Die Gründungsversammlung wurde durch sich vor allem gegen den Marburger Ordinarius eine einstündige Diskussion mit vornehmlich Prof. Wolfgang Dehn, dem man vorwarf, im aus Köln und Marburg angereisten jungen Rahmen der Auseinandersetzung die Presse ein- Kolleginnen und Kollegen (dazu je ein Teilnehmer geschaltet zu haben. Es blieb aber noch Zeit von den Instituten Bochum und Tübingen) ein- für eine Antwort aus dem Marburger Institut: geleitet, die sachlich aber bestimmt ihre kri- eine Arbeitsgruppe für Vor- und Frühgeschichte tischen Standpunkte zur neuen Gesellschaft brachte noch vor der Gründungsveranstaltung vortrugen. Dadurch konnte das Auditorium, eine deutliche und konzise Analyse der pro- wie nicht anders zu erwarten, nicht von den jektierten Gesellschaft per Rundschreiben an Gründungsvorbereitungen abgehalten werden. das Fachkollegium, unterzeichnet von Winrich Lediglich den Namen wolle man in einen unver- Schwellnus und Hans-Helmut Wegener.20 fänglicheren ändern – in Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (SCHWELLNUS 1990, 7; ECKERT 2002, 17). Ohne sich nennenswert mit Der Handstreich am 25. 10. 1969 der Kritik auseinanderzusetzen ging man zu einer Organsitzung mit den üblichen, vereins- Die Einladung zur Gründungsveranstaltung der rechtlich notwendigen Ritualen über. Echte Gesellschaft für Deutsche Vorgeschichte in Bonn Fachvorträge waren keine vorgesehen. Der spä- am 25./26. 10. 1969 erfolgte verhältnismäßig spät tere erste Vorsitzende Dieter Korell hielt stattdes- am 30. 9. 1969. Als dominierender Schrifttyp der sen nach der Debatte eine Art weltanschaulichen Einladung wurde programmatisch21 die Fraktur Impulsvortrag, zu dem es eine Niederschrift gewählt. Die Veranstaltung war für damalige gibt (RICHTHOFEN/KLEIN 1969, 83 - 86): Ausgehend Verhältnisse professionell in den Regionalmedien von einer nahezu manichäischen Polarität angekündigt.22 Man empfing die Gäste im von klassischer Archäologie und Deutscher Jägerstübchen der Bonner Kaiserhallen, einer Vorgeschichte grenzte er sich von Scholastik Lokalität, die nicht nur die optimale Lage für eine (was diese auch immer mit Archäologie zu tun solche Tagung hatte, sondern auch ein historisch hat) und Aufklärung ab. Die Weimarer Zeit aufgeladener Ort war: Vor 1933 trafen sich dort wurde völlig ahistorisch als indolent gegenüber in bewusster Abgrenzung zu den anderen stu- geisteswissenschaftlichen Themen geschildert, dentischen Szenen die rechten farbentragenden als Zeit des Niedergangs. Ausgiebig wurde auf Verbindungen, hier hatte die SA in der Weimarer die „weitgehend mit sehr wenig Allgemeinbildung Zeit ihre lokalpolitisch bedeutsame Suppenküche und von keiner Tradition geplagten US-Soldaten“

436 Die DGUF-Gründung 1969 als Reaktion auf den extrem rechten Kulturkampf eingegangen, die „mit der Roten Armee grund- neben dem Aufbau eines semantischen Gefälles sätzlich einig“ waren „im Zerstören unersetzlicher der Vorwurf kommunistischer Gesinnung. Damit Kulturwerke“. Er beklagte, dass „viele Gegenstände knüpfte von Richthofen an das an, was er seit aus Metall als ‚Souvenirs‘ mitgenommen worden 1918 intensiv eingeübt hatte, der harten Agitation waren. Außerdem bestimmten die Kriegsgegner gegen alles vermeintlich Kommunistische, auch allein darüber, wer ‚Kriegsverbrecher‘ war und ver- wenn diese Zuschreibung absurde Züge annimmt. dächtig waren grundsätzlich alle Deutschen“. Wie Bernhard Hänsel wird dabei sogar noch links Korell in einem Kontext, in dem es eigentlich um vom Sozialismus verortet: Eines der noch milde- Archäologie gehen sollte, ausgerechnet auf die- ren Schreiben von Richthofens an den als „Sie und ses Thema kommt und wieso er nicht erwähnt, die übrigen Querschützen“ bezeichneten Bochumer was die deutsche Spatenwissenschaft vor diesen Assistenten formuliert unter Bezugnahme auf die unerhörten Ereignissen getrieben hatte, ist kein Kritik aus der DDR in etwas holpriger Sprache: großes Rätsel. „Der Versuch, die Wissenschaftler und Kulturpolitik Was die sich formierende Gesellschaft in ihrem einer Fachzeitschrift aus Sachsen in Westdeutschland Vertrauen auf das Phlegma des Faches nicht mit Hilfe von Entgleisungen politisch links überrun- ahnte: Ihre Kritikerinnen und Kritiker schlossen den zu wollen, richtet sich selbst.“27 sich noch in derselben Nacht unter dem soeben Trotz dieser Rhetorik drehte die Mannus- diskutierten Namen Deutsche Gesellschaft für Ur- Bewegung bei und nannte sich ab 1. 1. 1970 neu- und Frühgeschichte als Verein zusammen (Abb. tral „Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte“ 1). Beurkundet durch einen nächtlich bemühten (im Folgenden: GVF). Im Fach lösten sich nach Bonner Notar wurde dies auch erst einmal rechts- der Gründung der DGUF in schneller Folge kräftig. Damit hatte man der Mannus-Bewegung unterschiedliche Reformstaus. Bereits am 20. 11. deutlich Wind aus den Segeln genommen, nicht 1969 wurden auf einer Besprechung in Mainz drei nur wegen des nun geschützten Namens, sondern Punkte ausgehandelt: Es sollte ein Mitteilungs- vor allem, weil die Idee einer allen zugänglichen blatt als Beilage zur Germania gedruckt, Arbeits- Prähistorikervereinigung jetzt vom engagierten gruppen in den Altertumsverbänden eingerich- Fachnachwuchs aufgegriffen worden war. Dass tet und die DGUF-Gründung auf der nächs- der Aufschrei nach diesem Handstreich groß ten Tagung des Nordwestdeutschen Verbandes sein würde, war den Vereinsgründerinnen und für Altertumsforschung in Göttingen diskutiert -gründern offensichtlich bewusst. Bereits am werden.28 Ob damals auch eine persönliche 10. 11. ersuchte man deshalb die frisch gekür- Mitgliedschaft in den Altertumsverbänden zuge- te Staatsekretärin im Bundesministerium für sagt wurde,29 ist unklar. Überdies wurde in die- Bildung und Wissenschaft, Hildegard Hamm- sen ereignisreichen Wochen mit Hochdruck an Brücher, unter Hinweis auf die NS-Problematik einem Dachverband der Archäologie gearbeitet. um juristische Rückendeckung.23 Hamm-Brücher Die DGUF war angesichts dieser Entwicklungen verwies auf ihren Ministerialrat Petersen, der diese nach Ansicht der Fachspitze unnötig und ent- Hilfe verweigerte.24 Dass die Gegenseite brutal sprechend aufzulösen. So fand beispielsweise der zurückschlagen würde, macht der umgehende Münchner Ordinarius Joachim Werner die DGUF Vorstoß Bolko von Richthofens beim Dekan der völlig überflüssig, hatte er doch bereits 1952 auf Universität Köln deutlich, in dem er Maßnahmen der Tagung des Nordwestdeutschen Verbandes gegen den dort beschäftigten Wortführer der für Altertumsforschung die Gründung einer Kritikerinnen und Kritiker, Jens Lüning, einfor- „Deutschen Prähistorischen Gesellschaft“ abge- derte.25 Von Richthofen scheint weiterhin ein- lehnt.30 Es war nach Aktenlage vor allem Her- flussreiche Sympathisanten im Fach gehabt zu mann Schwabedissen, der seinen Kollegen zu haben, denn der Verleger des Mannus schreibt bedenken gab, dass ein Zurück jetzt nicht mehr an Jens Lüning, ein „hochangesehener“ Inhaber möglich sei, wenn man der Mannus-Bewegung eines Lehrstuhls aus Süddeutschland habe ihm nicht das Feld räumen wollte.31 Das Taktieren schriftlich mitgeteilt, dass er „die Gründung Ihrer insbesondere des Vorsitzenden des West- und Zweitgesellschaft bedauert“.26 Die zahlreichen Süddeutschen Verbandes für Altertumsforschung, archivierten, nicht durchgehend zitierfähigen Kurt Böhner, fasst eine Verbandschronik in Drohschreiben gegen die Exponenten der Kritik bezeichnende Worte: „Im Rückblick kann man – Jens Lüning, Bernhard Hänsel und Gerhard sagen, daß es ihm gelang, auch in den bewegten Zeiten Bosinski – dürften im Gegensatz zu den juristi- der 68er Jahre das Verbandsschiff mit Augenmaß und schen und beruflichen Angriffen zu verkraften diplomatischem Geschick auf Kurs zu halten. Seine gewesen sein. Wesentliches Stilmittel dabei war Strategie im Umgang mit den „Jungen Wilden“

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Abb. 1 Das erste Blatt der Gründungsurkunde der DGUF vom 25.10.1969. (Foto K. Banghard).

438 Die DGUF-Gründung 1969 als Reaktion auf den extrem rechten Kulturkampf unter den Urgeschichtlern war so einfach wie erfolg- Allianzen mit Alain de Benoist und der : An ihn herangetragene Erneuerungswünsche Nouvelle Droite nahm er auf, wenn sie sinnvoll und durchführ- bar erschienen, so die bereits erwähnte Einrichtung Kaum ein anderer Think-Tank hat die moderne der Arbeitsgemeinschaften oder das Verlangen nach extreme Rechte so stark geprägt wie der von „Herstellung von mehr Öffentlichkeit“ beim Abhalten Alain de Benoist mitbegründete „Groupement der Vertreterversammlungen. Im übrigen widersprach de Recherche et des Études pour la Civilisation es natürlich Böhners Wesen, sich dem revolutionä- Européenne“ (GRECE). Benoist schloss sich ren Zeitgeist unnötig anzudienen und kurzlebigen bereits als Jugendlicher der rechtsterroristischen Modeströmungen seinen Tribut zu zollen.“ (HASE Organisation Jeune Nation an, die 1958 nach 2000, 92). einem Bombenanschlag auf die französische Böhner saß in dieser Zeit im wissenschaft- Nationalversammlung verboten wurde. Während lichen Beirat der extrem rechten französischen und unmittelbar nach dem Algerienkrieg setzte Zeitschrift „Heimdal“.32 Heimdal war eng mit der französische Rechtsextremismus noch auf Mannus verbunden (MARPEAU 1993, 236 - 237), Militär, Putsch und Terrorismus. Das Scheitern was zu Spekulationen ausländischer Kollegen dieser „sud-américanisation de la France“ Anlass gab, Böhner stehe der Mannus-Bewegung zwang den Neofaschismus in den 1960er-Jahren näher als der DGUF.33 Darauf ging Böhner zum Entwurf radikal neuer Strategien, eine nicht näher ein, stattdessen versuchte er in Entwicklung, die von der französischen Politologie der Auseinandersetzung auf die Person von früh und präzise analysiert wurde (DUVERGER Hermann Schwabedissen zu fokussieren, dem er 1977, 161-188). „Metapolitik“ war nun der Indiskretion unterstellte. Schwabedissen habe die Kampfbegriff, es ging um eine Kulturrevolution internationale Fachöffentlichkeit mit dem Thema von rechts, um Geschichtspolitik und um indi- Mannus in den Worten Kurt Böhners „behelligt“.34 rekte Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Dieser hielt dagegen, dass man im Ausland Benoist wurde zum führenden Kopf von GRECE, durchaus allein auf eine nähere Beschäftigung deren Grundlagenarbeit nicht nur ihren Anteil mit den Ereignissen in Westdeutschland gekom- am derzeitigen Wahlerfolg des Front National, men war.35 Wie positiv Gustaf Kossinna noch 1970 sondern auch an den Strategien der extremen im Fach rezipiert wurde, zeigt ein Ausbruch des Rechten in anderen europäischen Ländern hat. Böhner-Abgesandten Konrad Weidemann auf GRECE entstand 1968, fasste aber erst um der ersten Mitgliederversammlung der DGUF im 1980 institutionell in Deutschland richtig Fuß, als Januar. Als der Tübinger Universitätsprofessor der extrem rechte Tübinger Grabert-Verlag die Hansjürgen Müller-Beck den – neutralen – Begriff Übersetzungen der Werke Benoists zu vermark- „Kossinna-Gesellschaft“ als Tagesordnungspunkt ten begann und in Kassel der GRECE-Ableger an die Tafel schrieb, beschwerte sich Weidemann „Thule-Seminar“ gegründet wurde. Es wundert laut Protokoll „empört“: „Beleidigen Sie keine deshalb, dass Benoist und die Gesellschaft für Verstorbenen, das geht doch wirklich zu weit!!“36 Vor- und Frühgeschichte zu einem so frühen Daraufhin wurde umgehend der Name des gro- Zeitpunkt intensiv miteinander korrespondiert ßen Meisters wieder abgewischt, was die damali- haben, wie es unter anderem der Nachlass des gen Machtverhältnisse im Fach hinlänglich illus- eng mit dem GVF-Vorstand verbundenen Ulrich triert. von Motz mit Alain de Benoist nahelegt.37 In Ein Fokus auf die fachinterne Auseinander- diesem Schriftwechsel, zu dem sich paradoxer- setzung mit der GVF verstellt jedoch den Blick weise nur die Briefe an Benoist, nicht aber die auf die politische Bedeutung dieses Netzwerkes. Gegenkorrespondenz erhalten haben, bahnte sich Deshalb soll im Folgenden auf die internationa- die Vernetzung der Gesellschaft mit GRECE len Verbindungen dieser Gesellschaft eingegan- an. Benoist war zu diesem Zeitpunkt erst Mitte gen werden. Zwanzig und stand ganz am Anfang seiner publizistischen Karriere. Die Korrespondenz belegt zum einen, dass Benoist sich schon früh mit rechtsesoterischen Themen beschäftigte, und zum anderen, dass man in der Gesellschaft für Vorgeschichte zu den aktuellen Trends der euro- päischen extremen Rechten gut informiert war. In der ersten Märzwoche 1972 trafen sich Bolko von Richthofen und zwei weitere Vor-

439 Karl Banghard standsmitglieder der GVF in Bonn mit Benoist schen Druck für die von der extremen Rechten zu einer strategischen Absprache des weiteren ersehnte Freilassung zu verstärken. Vermittelt Vorgehens.38 Ende des Jahres folgte ein ergeb- wurde die Aktion durch die Bielefelder Gruppe des nisreiches Treffen in Paris mit Benoist und dem Deutschen Kulturwerkes Europäischen Geistes, britischen Rechtsextremisten Roger Pearson.39 dort fand auch ein vertrauliches Treffen mit GVF- Danach ging die Reise für Pearson weiter nach Vorstandsmitgliedern und dem Sohn von Rudolf New York zum GVF-Beirat Donald Swan.40 Die Heß, Wolf-Rüdiger, statt. Vier Jahre später ließ Zusammenarbeit erfolgte alles andere als ver- sich der senegalesische Präsident Senghor übri- schwiegen: Ostentativ schaltete man auf der gens durch den ehemaligen NS-Bildhauer Arno Umschlaginnenseite von Mannus 38 (1972) Breker portraitieren, der in den 1970er-Jahren eine ganzseitige Werbung für das GRECE- im Deutschen Kulturwerk Europäischen Geistes Organ Nouvelle École. Das erste Keltenheft der ausstellte.45 Die Englischübersetzung des Heß- Nouvelle École wurde durch von Richthofen im Aufrufs übernahm das GVF-Vorstandsmitglied Mannus euphorisch besprochen (v. RICHTHOFEN Wilhelm Jordan, der 1935 bis 1942 die Archäologie 1972a). Lobend hervorgehoben wurden gerade auf der SS-Schule Haus Wewelsburg leitete. die politischsten Autoren, wie der bretonische 1972 war Jordan NPD-Spitzenkandidat bei der Keltist Georges Pinault (Künstlernamen Golven Bundestagswahl im Kreis Paderborn. Ob die Pennaod), der u. a. in Hitler den größten Mann Aktionen für Rudolf Heß mit der NPD politisch des 20. Jahrhunderts sah (v. RICHTHOFEN 1972 a, 62). koordinierbar sind, ist ebenfalls Gegenstand der Von Richthofen bemängelte lediglich das Fehlen Vorstandskorrespondenz. So schrieb Klaus Klein des Göttinger Sprachwissenschaftlers Wolfgang zwei Jahre später an Wilhelm Jordan: „Am 11. Krause in dieser illustren Sammlung. Der eins- Mai dieses Jahres soll wieder eine Großkundgebung tige Leiter der Lehr- und Forschungsstätte für der Hilfsgemeinschaft stattfinden. Wir machen dafür Runen- und Sinnbildkunde des SS-Ahnenerbes auch in den NPD-Versammlungen Propaganda. Im arbeitete mit von Richthofen seit Königsberger übrigen sind bei solchen in Bonn die Jüngeren in der Zeiten zusammen. Aus der Feder Krauses Überzahl. Wie dem auch sei: NPD und „Freiheit für stammt ein besonders schillerndes Gutachten zur Rud. Heß“ sind zwei verschiedene Dinge und waren i. Entnazifizierung von Richthofens, in dem Krause J. 1973 5000 Personen bei der Kundgebung, so müssen beschwor, dass von Richthofen sich in Königsberg es 1974 deren 10 000 sein“46. den jüdischen Kolleginnen und Kollegen (an deren Neben dieser konkreten politischen Arbeit Berufsverboten er als Königsberger Dekan ja maß- wurden auf fachlicher Ebene europaweit Gleich- geblich beteiligt war) gegenüber „persönlich stets gesinnte vernetzt und Zitationskartelle aufge- höflich und anständig benommen hat“41. Wolfgang baut. Ein funktionierender transnationaler Infor- Krause wurde im Inner Circle der Mannus- mationsfluss der akademischen GRECE-Sym- Gesellschaft als Bezugsperson geführt: man ver- pathisanten hatte schließlich zwei große Vor- spricht etwa dem extrem rechten Publizisten teile. Zum einen erfuhr man in Zeiten ohne Frerk Haye Hansen unter Bezugnahme auf von Internet früh, wo ein Freund im Geiste eine Richthofen Fachliteratur aus Krauses Bibliothek.42 akademische Position besetzt hatte. An solchen Im Göttinger Institut für Altskandinavistik stu- Institutionen bestand die Chance, das ideologi- dierte nach dem Tod von Krause 1970 auch Pierre sche Territorium auszubauen und gleichzeitig die Krebs, der Kopf des Thule-Seminar genann- eigene akademische Karriere durch Beziehungen ten deutschen GRECE-Ablegers. Als gäbe es zu beschleunigen. Zum anderen konnte man nichts Selbstverständlicheres, wurden über die in unterschiedlichen Sprachen Felder besetzen Vorstandskorrespondenz der GVF internationale und Forschungskonsense simulieren, indem Aktionen der extremen Rechten mit Pierre Krebs man identische Themen koordiniert aufgriff. abgewickelt. So gab Vorstandsmitglied Klaus Ein kurzes Exempel: 1972 schrieb der damals Klein 1974 den Tipp, dass Pierre Krebs doch eine dreiundzwanzigjährige Student Francois-Xavier Aufforderung zur Freilassung des in Spandau Dillmann aus Uppsala an den GVF-Vorstand, er inhaftierten Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß ins habe in der Nouvelle École und im Heimdal von Französische übersetzen könne.43 Pierre Krebs einem Artikel des GVF-Vorstandsmitglied Heinz- erledigte diese Aufgabe, es handelt sich um ein Joachim Graf in der SS-Zeitschrift „Germanien“ Schreiben an die afrikanischen Staatspräsidenten zu germanischen Männerbünden gelesen und Léopold Sédar Senghor (Senegal) und Yakubu interessiere sich dafür.47 Tatsächlich war Graf eng Gowon (Nigeria).44 Die afrikanischen Regierungen mit dem Germanien-Herausgeber von 1936 -1941, sollten offenbar animiert werden, den diplomati- Joseph-Otto Plassmann, verbunden (KORELL 1975,

440 Die DGUF-Gründung 1969 als Reaktion auf den extrem rechten Kulturkampf

303). Graf antwortete Dillmann mit beigelegten Wie im Mannus nicht anders zu erwarten, legt Sonderdrucken und mit besonderer Empfehlung Swan selbst beim Thema 14C eine argumentative des damals GRECE-nahen Religionswissenschaft- Positivschleife auf Gustaf Kossinna ein. Nach lers Georges Dumézil.48 Dumézil ist der internatio- seiner Berufung zum wissenschaftlichen Beirat nal wohl wirkmächtigste akademische Übersetzer kommt Swan dann richtig zur Sache. In einem der NS-Ideen zu germanischen Männerbünden in Mannus-Artikel zu Schädelvolumina erhält har- die Nachkriegszeit. Dillmann scheint diesen Tipp ter Rassismus einen fachlich-anthropologischen bei seinem Aufstieg zu einem der einflussreichs- Anstrich: „Neger“ hätten weniger Hirngewicht ten Runologen Frankreichs beherzigt zu haben, und -volumen als Europide. Die Vergleiche zei- wenn man an sein an den Ideen Dumézils orien- gen, „daß das größte Hirnvolumen bei den höher ent- tiertes Lebenswerk betrachtet. wickelten, kulturell entfalteten Bevölkerungen Europas festgestellt werden kann.“ (SWAN 1972, 264). Den Kontakt zu Swan dürfte die Gesellschaft Institutionelle Anbindung an den US- für Vorgeschichte über die Northern League Neonazismus geknüpft haben, einem Netzwerk von Rassisten und Antisemiten aus fast allen nord- und mit- Im dritten Heft des dritten Jahrganges des teleuropäischen Staaten und aus Nordamerika Mitteilungsblattes der Gesellschaft für Vor- (BILLIG 1981, 65). Nicht nur Swan, sondern auch geschichte vom 25. 6. 1972 findet sich auf Seite zahlreiche andere spätere GVF-Mitglieder waren 18 eine kurze, aber aufschlussreiche Notiz: in den 1960er -Jahren der Northern League eng Donald A. Swan, Assistant Professor an der verbunden. Die Northern League entstand laut University of Southern Mississippi, wurde Selbstdarstellung (PEARSON 1958, 1) im März 1958 zum korrespondierenden Mitglied ernannt. mit Büros in unterschiedlichen Ländern, unter Ausdrücklich betont die Schriftleitung dabei, anderem in Düsseldorf. Der Frontmann der dass Swan zur International Association for the Northern League, Roger Pearson, war Mitglied Advancement of Ethnology and Eugenics zählt. der GVF (BRAND 1992, 5). Das erste internati- Man könnte ergänzen: Er hat sie mitbegrün- onale Treffen fand Ende Juli 1959 in Detmold det und gehörte zeitlebens zu deren hartem statt, anlässlich des 1950-jährigen Jubiläums der Kern. Diese eugenetische Institution wurde 1959 Varusschlacht. Der klandestine Charakter der unter anderem als Reaktion auf zwei UNESCO Veranstaltung zeigt sich darin, dass sie zwar – Erklärungen initiiert, welche wissenschaftli- ausführlich im Organ der Northern League, dem che Konstruktionen biologischer Rassen ächteten Northlander49 angekündigt wird, die Angabe eines (mit aktueller Literaturliste: KÜHL 2014, 288 -292). Datums für den Event jedoch stets ausbleibt. Hauptanliegen der eugenischen Assoziation war, Anscheinend wollte man möglichen observie- ein internationales Netzwerk mit dem Ziel der renden Geheimdiensten nicht zu viel verraten. ‚Rassenaufbesserung‘ zu etablieren. Im Rahmen Mit Gästen aus Großbritannien, Norwegen, einer Hausdurchsuchung wegen Postbetrugs in Schweden, Dänemark, Österreich, Schweiz, Swans Appartement in Queens, New York, fiel Belgien, Frankreich und Nordamerika wird den Strafverfolgungsbehörden bereits 1966 ein das Treffen als überaus erfolgreich geschildert. Foto auf, das ihn zusammen mit Mitgliedern Wieder ist es der Nachlass Ulrich von Motz50, der American zeigt (ANDERSON 1966). aus dem man detaillierter erfährt, wie damals Daneben fanden sich Waffen, Munition und ein solches internationales Treffen aufbereitet NS-Memorabilien (MILLER 1994/95). Nach dem wurde und wie die Netzwerke funktionierten. Tod Swans 1981 wurde dessen Nachlass zum Erhalten haben sich vor allem Archivalien zur Preis von 59.000 Dollar an ein Eugenetik-Institut publizistischen Aufbereitung der Veranstaltung veräußert, finanziert durch den extrem rechten in Form von aufwändig gedruckten Prospekten. Pioneer Found (zum Geschäft: ANDERSON UND Die Hauptorganisatoren der Veranstaltung Colin VAN ATTA 1989; umfassend zum Pioneer Found: Jordan, Ulrich von Motz und Wilhelm Landig (s. TUCKER 2007). u.) sind alle später als GVF-Mitglieder gelistet. Swan hatte sich im Mannus zunächst Von Motz war in den 1960 er-Jahren Aktivist durch einen eher harmlosen Aufsatz zur Radi- der völkischen Weltanschauungssekte Bund für okarbondatierung bemerkbar gemacht (SWAN Gotterkenntnis (Ludendorff), vor 1945 Führer an 1971). Der Artikel nimmt stark Bezug auf Colin den Externsteinen und nach 1945 am Lippischen Renfrew, der in dieser Zeit auch im rechtsradi- Landesmuseum Detmold beschäftigt. Er hatte kalen Prähistorikermilieu stark rezipiert wurde. neben seiner umfangreichen Organisationsarbeit

441 Karl Banghard auch die Rede des US-amerikanischen Rassisten Die Verlängerung der braunen Achse Wien- Earnest Sevier Cox auf dem 1950-jährigen Buenos Aires nach Deutschland Jubiläum der Varusschlacht ins Deutsche zu über- setzen. Dort wird die Varusschlacht als rassische In den frühen 1970er-Jahren verlagerten sich die Befreiungsschlacht des germanischen Europas Aktivitäten der GVF zunehmend nach Österreich. gefeiert. Cox zog in seiner Detmolder Rede his- Dort fand sie – anders als in Deutschland – guten torische Analogien zu den Kolonialgesetzen von Anschluss an die Amtsarchäologie. Entsprechend 1912, die das Heiratsverbot zwischen Schwarzen war der Mannus in den 1970er-Jahren stark durch und Weißen auflösten. Das sei ein „progam for österreichische Themen geprägt, bevor er in der the purpose of making mulattoes out of Germans and Mitte der 1970er-Jahre in eine zwanzigjährige Negroes“. Es folgt eine üble biologisch-historische Agonie als marginales Nischenblatt verfiel. 1993 Begründung der Rassentrennung. Die USA sei wurde er schließlich eingestellt. laut Washington, Jefferson und Lincoln weiß defi- In den frühen 1970 er-Jahren sah das noch niert. Der Text suggeriert, dass sowohl die ame- anders aus. Die Jahrestagung am 28. 7. 1973 rikanische Verfassung als auch die Schwarzen in Krems war fachlich recht passabel bestückt. selbst eine Ausbürgerung nach Afrika bevorzu- Zum Organisationskomitee zählte das Gesell- gen würden. schaftsmitglied53 Wilhelm Landig.54 Landig war Auch die Ludendorff-Bewegung beging das eine zentrale Figur in der internationalen extre- 1950-jährige Jubiläum der Varusschlacht ange- men Rechten. Nach 1945 arbeitete der ehemalige messen mit einer Sonnwendfeier beim Her- SS-Offizier Landig für alliierte Geheimdienste. mannsdenkmal. Die Veranstaltung gipfelte in Seine politische Nachkriegskarriere begann als einer Feuerrede der Frontfrau der Organisation, Leiter der österreichischen Sektion der rechtsex- Mathilde Ludendorff, mit einer Note an die tremen „Europäischen Sozialen Bewegung“, Außenminister Frankreichs, der USA, der UdSSR die sich die „weiße Einheit“, einen politischen und Großbritanniens (LUDENDORFF 1959, 23). Der Zusammenschluss auf rassischer Grundlage, zum Ludendorff-Bewegung bekam die neu gewon- Ziel gesetzt hatte. Die österreichische Sektion nene Euphorie des Jahres 1959 jedoch nicht. wurde unter Landig schnell zum Sammelbecken Man wurde unvorsichtig und publizierte in der für Neonazis ausgebaut, das Deutschland Hauszeitschrift „Der Quell“ derart antisemitische mit blockfreien Staaten, insbesondere aus der Ausfälle,51 dass der Bund wegen verfassungs- arabischen Welt, zusammenbringen sollte. feindlicher Betätigung von 1960 bis 1977 verbo- Landigs internationaler Pressedienst "Europa- ten wurde (AMM 2006, 277-279). Die Detmolder Korrespondenz" wurde wohl zusammen mit Veranstaltung zeigt, dass die GVF ihre interna- Johannes von Leers (s. Anm. 51) betrieben, der tionalen Kontakte nicht erst mühsam knüpfen mit von Richthofen spätestens seit 1933 koope- musste, sondern auf alten, teilweise wieder ver- rierte.55 1958 gründete Landig den extrem rech- botenen Strukturen aufbauen konnte. ten „Volkstum“-Verlag mit der Adlerfibel von Der neue Mannus stand in enger Partnerschaft Domagnano als Logo. Kaschiert wurde bei die- mit "Mankind Quarterly", der damals von der sem Logo – wie so häufig bei extrem rechten International Association for the Advancement Frühmittelalter-Rezeptionen – das zentrale christ- of Ethnology and Eugenics herausgegebenen liche Kreuz der originalen Cloisonnéarbeit. 1970 Zeitschrift. Ab 1973 wurden regelhaft im Mannus wurde Landig schließlich zum österreichischen ganzseitige Anzeigen für Mankind Quarterly Vertreter der "World Anti-Communist League" geschaltet. Diese Kooperation scheint von Seiten berufen, der sicherlich bedeutendsten globalen der GVF initiiert. Dies belegt ein Schreiben Dieter Dachorganisation für NS-Kollaborateure in die- Korells an den Mitbegründer und Mitherausgeber ser Zeit, in der sich einflussreiche Kriminelle von Mankind Quarterly, Robert Gayre, in der und Kriegsverbrecher tummelten. Allein für die Vorstandskorrespondenz. Gayre gehörte ebenso Jahresversammlung 1970, in der Landig berufen wie der Rassenforscher Hans F. K. Günther, dem wurde, behauptete der koreanische Sektengründer er bereits 1944 (als Brite!) großen Respekt bezeug- Sun Myung Moon 1,4 Millionen Dollar gespendet te, zur Northern League. In seinem Schreiben an zu haben (CLARKSON 1987). Unter den zahlreiche den damals auf Malta wohnenden Gayre betont Filialen in 6 Kontinenten hatten die lateinameri- Korell, er sei ein guter Freund von Donald Swan, kanischen Sektionen bereits in den frühen 1970 er- wohl um ideologischen Vorbehalten vorzubeu- Jahren eine besondere Bedeutung, ab den späten gen.52 1970 er-Jahren wurden diese zur Unterstützung extrem rechter Todesschwadrone ausgebaut. Von

442 Die DGUF-Gründung 1969 als Reaktion auf den extrem rechten Kulturkampf

1978 bis 1980 war der aus der Gesellschaft für Damals war eine Gleichsetzung der Schwarzen Vor- und Frühgeschichte wohlbekannte Roger Sonne mit einem Motiv auf einem Bodenbelag Pearson globaler erster Vorsitzender der World der Wewelsburg noch nicht bekannt, erst in den Anti-Communist League. Unter seiner Führung 1990er-Jahren wurde diese Emblematik populär. wurde kurzzeitig der Themenschwerpunkt vom Völlig unklar ist darüber hinaus, ob dem Thema Antikommunismus zum Antisemitismus verla- vor 1945 überhaupt eine Bedeutung beigemessen gert. wurde. Es stellt sich deshalb die Frage, in wie Als Wilhelm Landig die Tagung der GVF weit die Verbindung zwischen dem Schwarze organisierte, hatte er gerade den ersten Band sei- Sonne-Phantasten Wilhelm Landig und dem ner Thule-Roman Trilogie, „Götzen gegen Thule“, Wewelsburg-Archäologen Wilhelm Jordan zu fertiggestellt. Das dort entworfene Szenario wurde diesem späten SS-Mythos stimuliert hat. Denn in zu einer der wirkmächtigsten Projektionen der den Jahren der Entstehung des Romans arbeite- modernen extremen Rechten überhaupt: Die SS te Landig ja intensiv und für die rechtsextreme lebt in Landigs Romanen in der Thule genannten Szene sichtbar in der Schaltzentrale der GVF mit Polarregion weiter und bekämpft in fliegenden deren Vorstand Jordan zusammen. Untertassen ihre christlich-jüdischen Gegner. Da Im zweiten Band der Thule-Trilogie „Wolfszeit Landig seiner Leserschaft suggerierte, der Roman um Thule“ (1980) erhalten die flüchtigen Nazis sei nur als Fiktion verpacktes Tatsachenwissen, Unterstützung in Buenos Aires und suchen das an dem er persönlich als ehemaliger SS-Offizier Erbe der Atlanter in Südamerika mit archäolo- und Himmler-Vertrauter teilhatte, entstand ein gischen Mitteln. Gerade in diesem Band sind liebevoll gepflegtes verschwörungstheoreti- sehr viele konkrete Erfahrungen Landigs einge- sches Gebäude. Landigs Ideenwelt – selbst ein arbeitet, etwa recht präzise Anspielungen auf Cocktail aus den unterschiedlichsten rechtseso- die World Anti-Communist League (profunde terischen Erzählungen – war die Vorlage für Textanalyse bei GODWIN 1993, 63 - 69). Die Sujets zahlreiche weitere NS-Fictions von kaum zu „Buenos Aires“ und „Archäologie von deut- unterschätzender subkultureller Strahlkraft. Die schen Exilanten in Südamerika“ waren mitten okkult überfrachtete, durch viel zu viele altbe- aus der damaligen Lebenswirklichkeit Landigs kannte Nazi-Mysterien (Katharer, Welteislehre, gegriffen. Zum einen waren die extrem rechten Reichsflugscheiben, Atlantis in Doggerland, Zeitschriften der 1970 er-Jahre stärker als zuvor Erbgedächtnis etc. etc.) penetrierte Geschichte und danach gespickt mit Artikeln zu „Wikingern bietet den dafür Empfänglichen Teilhabe an ver- in Südamerika“ (etwa MATHIEU 1971) oder anderen meintlich hermetischem Wissen. Im Verborgenen archäologischen Berichten aus diesem Kontinent. wirken dort die thulisch-nazistischen Kräfte auch Zum anderen war Landig über die Gesellschaft nach 1945 weiter – nach wie vor ungemein potent für deutsche Vorgeschichte mit Wiener Exilanten und sinnstiftend begründet durch einen großen in Buenos Aires verbunden. So wird auch Prof. metaphysischen Kampf. Dies allein wäre noch Oswald Menghin in Buenos Aires für seine nichts Neues im extrem rechten Kulturkampf Hilfe bei den Vorbereitungen zur Jahrestagung gewesen. Zukunftsweisend war vielmehr, dass in Krems gedankt.56 Bolko von Richthofens Landigs Romane ariosophisches Gedankengut gute Beziehungen zu Oswald Menghin hatten erfolgreich in den Duktus des Perry-Rhodan-Heft- eine lange Vorgeschichte. Bereits 1934 brach chens übersetzten. Das durch eine solche niedrig- Richthofen unter ideologisch Gleichgesinnten schwellige Verpackung angelockte Publikum eine Lanze für den Wiener Prähistoriker:57 Sich konnte bei der Lektüre blanke Ehrfurcht vor so auf den Parteigenossen Peter Paulsen, damals viel Undurchschaubarem empfinden. Nur am Dozent in Erlangen, berufend, sprach sich von esoterischen Erdmittelpunkt, am Pol, herrscht Richthofen für Menghin schon damals als wert- nach 1945 noch arische Klarheit. Dieser weißen, vollen NSDAP-Mann in Wien aus. Bei den atlantischen Energie stellte Landig eine schwarze, „Wiener Unruhen“ – gemeint ist der nationalsozi- semitische gegenüber, deren Kraftzentrum am alistische Putschversuch vom 25. 7. 1934, bei dem Berg Sinai ausgemacht wurde. Im traumatischen der austrofaschistische Regierungschef Dollfuß Jahr 1945 ersetzen die geschlagenen Romanhelden angeschossen wurde und ohne ärztliche Hilfe die Hakenkreuze auf ihren Flugzeugen und verblutete – sei Menghin für die NSDAP ein- Flugscheiben durch Symbole der „Schwarzen getreten. Aufgrund seines Südtirolbuches „Die Sonne“. Ihr unsichtbares Licht symbolisiert den zerrissene Fahne“ hätte Menghin Einreiseverbot neuen arisch-energetischen Gegenpol, sozusagen nach Italien. Mit dieser Bemerkung rückte von das Destillat der nationalsozialistischen Idee. Richthofen Menghin in die Opposition zu dem

443 Karl Banghard

1934 mit Hitler um den Einfluss in Österreich te aus. Ein Leistungsträger im GVF-Vorstand, konkurrierenden Mussolini. Menghin habe Wilhelm Jordan, kandidierte zwar bei den laut von Richthofen „schon 1924 [Vorträge] in Bundestagswahlen 1972 für die NPD im Kreis Wiener völkischen Kreisen, so vor einer Wiener Paderborn, zuvor war er für die extrem rechte Ortsgruppe der NSDAP gehalten“. Wenn manche aktiv, eine allzu starke in Deutschland Menghin eher dem austrofa- Orientierung auf eine Partei war aber in solchen schistischen und nicht dem nationalsozialisti- Zeiten nicht ratsam. Dasselbe galt für andere schen Lager zuordnen wollen, läge dies an der parteipolitische Veteraninnen und Veteranen in verworrenen Informationslage, denn „die Wiener der GVF, wie das ehemalige Vorstandsmitglied Verhältnisse sind ja in manchem von außen nicht zu der offen neonazistischen Sozialistischen Reichs- durchschauen“. Von Richthofen sollte Recht behal- partei,58 Eleonore von Wagenheim (BRAND 1992, 5). ten: 1938 wurde Menghin als Unterrichtsminister Arrangieren musste man sich vielmehr in dieser zu einem der linientreuen Regierungsmitglieder, Situation vor allem mit den zahlreichen extrem die Göring Österreich beim Anschluss an das rechten Splittergruppen. Das politische Taktieren Deutsche Reich gewaltsam aufoktroyiert hatte. in dieser neuen Situation illustriert eine eher Unter Menghin fand unter anderem die radi- unscheinbare Archivalie: 1972 erreichte die GVF kale Initiationsphase der rassisch und politisch eine kurze Bitte um Informationsmaterial, die auf begründeten Massenentlassungen aus dem Lehr- einer Postkarte der Zeitschrift MUT formuliert ist.59 und Wissenschaftsbetrieb statt. Ihnen fielen ins- Ab 1971 führten die Verfassungsschutzberichte gesamt ca. 40 Prozent der Angestellten zum die jenerzeit nationalrevolutionäre Zeitschrift Opfer. Auf der 1. Kriegsverbrecherliste stehend, MUT regelhaft. Eine MUT-Ausgabe wurde aber nie angeklagt, gelang Menghin 1948 die 1979 unter anderem wegen Holocaustleugnung Flucht nach Buenos Aires. indiziert. Erst nach diesem staatlichen Eingriff Dass Menghin sich auch in Buenos Aires distanzierte sich die MUT-Redaktion vom neo- in den frühen 1970er-Jahren in extrem rech- nazistischen Lager (EDDEL 2011, 112 f.). Statt ten Kreisen bewegte, zeigen die panegyri- einfach dem knapp und schmucklos formulier- schen Berichte über ihn in den einschlägigen ten Anliegen des Postkartenschreibers durch Zeitschriften (LA PLATA RUF 1968, 1973). Eben dort eine schlichte Zustellung nachzukommen, inte- wird auch die Wiederauflage des Mannus freu- ressierte sich die GVF näher für den Absender. dig begrüßt (LA PLATA RUF 1970). Und hier findet Sie wolle jüngere Mitglieder enger an sich bin- auch von Richthofen ein Forum für seine politi- den. Im Antwortbrief wurde der Interessent schen Brandreden. Ganz nach dem damals in der mit bezeichnenden Worten umworben: „Es ist Szene aktuellen Slogan „Brandt an die Wand“ Ihnen vielleicht aufgefallen, daß Mannus und die polemisierte er heftig gegen die Ostpolitik der Zeitschrift von Herrn Wintzek beide bei Kathagen in Bundesregierung und bemerkte nebenbei, es sei Witten gedruckt werden.“60 Man hätte noch mehr "unwiderlegbar bewiesen" "dass es keine deutsche Gemeinsamkeiten finden können: Wintzek und Alleinschuld am Entstehen des zweiten Weltkrieges von Richthofen traten schon 1971 zusammen in gibt, obwohl das politische Märchen dieser angeblichen dem durch die Hamburger NPD protegierten Alleinschuld gleichfalls zu den Hintergründen der für Film „Superversailles“ auf.61 Obendrein taucht den Frieden unheilvollen Ostpolitik der Linie Brandt- von Richthofen in MUT als Autor auf. 1972 Scheel gehört." (RICHTHOFEN 1972, 13). kandidierte Wintzek in den Bundestagswahlen für die NPD (EDDEL 2011, 77- 87). Ein Jahr zuvor war er einer der Hauptinitiatoren der militanten Taktieren mit dem deutschen rechten Rand „Aktion Widerstand“, die den Zerfall der NPD aufhalten und die extreme Rechte weiter radi- Ab 1970 musste die GVF ihre Position sowohl im kalisieren sollte (KOPKE 2010). Demonstrationen Fach als auch in der politischen Landschaft neu der Aktion Widerstand waren damals mit definieren. In der kleinen Koine der deutschen erheblichen Sachbeschädigungen an den Ver- Vor- und Frühgeschichte setzte sich vor allem anstaltungsorten verbunden. Der Beschluss des durch die DGUF-Initiative die Sprachregelung NPD-Parteivorstandes vom 20. Juni 1971, die durch, dass diese Gesellschaft eben nicht gesell- Aktion Widerstand nicht mehr zu unterstüt- schaftsfähig ist. Und die extreme Rechte zer- zen, war zum Zeitpunkt dieser Korrespondenz fiel nach der für die NPD enttäuschenden Bun- bereits ein Jahr alt. Es verwundert deshalb, dass destagswahl 1969 wieder stärker in einzelne der NPD-Funktionär Jordan gegen die offiziellen Lager, das politische Sammelbecken trockne- Verlautbarungen seiner Partei offenbar bewusst

444 Die DGUF-Gründung 1969 als Reaktion auf den extrem rechten Kulturkampf und gezielt Kontakte in die gewaltbereite Szene minente Neuzuwachs der mit suchte. einer Jahrestagung am Bodensee gebührend Kooperiert wurde auch mit den wichtigs- gewürdigt werden. Wilhelm Kusserow verehrte ten völkisch-religiösen Gruppen der frühen Hans Reinerth als akademischen Lehrer und 1970 er-Jahre. Die Zeitschrift aus dem Umfeld des erhoffte sich von ihm wohl eine Stärkung seiner damals verbotenen Bundes für Gotterkenntnis Position. Aufgesucht wurde bei der Bodensee- (Ludendorff) – „Mensch und Maß“ stand mit Tagung zunächst das Grab des Gründers der dem Mannus in regem Austausch.62 Auch die Germanischen Glaubensgemeinschaft, Ludwig von dem der Ludendorff-Bewegung eng verbun- Fahrenkrog, in Biberach an der Riss, kundig gelei- denen Bernhard Kummer in den 1950 er-Jahren tet durch dessen Tochter. Hans Reinerth führte im herausgegebenen „Forschungsfragen unserer Anschluss durch die Pfahlbauten Unteruhldingen. Zeit“ zählten zu den Kooperationspartnern.63 Doch auf der dortigen Versammlung kam es zur Kummer war einer der einflussreichsten NS- Palastrevolte, Kusserow wurde abgewählt. Der Germanenforscher. Der Vorstand der GVF neue starke Mann der Artgemeinschaft war nun versuchte 1972 intensiv, die wissenschaftliche Jürgen Rieger, ein Funktionär, dem eine große Aufarbeitung des Nachlasses von Bernhard Karriere in der extremen Rechten bevorstehen Kummer zu übernehmen.64 Dadurch wäre es der sollte und der gute Beziehungen zur GVF hatte. Gesellschaft gelungen, die Deutungshoheit über Der GFV-Vorstand korrespondierte mit Jürgen ein zentrales forschungsgeschichtliches Feld zu Rieger mit werbender Höflichkeit.68 Riegers ras- erobern. Etwas schwieriger gestaltete sich das sistische Zeitschrift „Neue Anthropologie“ wurde Verhältnis zur „Artgemeinschaft – Germanische 1969 – etwa zeitgleich mit Benoists Zeitschrift Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebens- Nouvelle École und dem Mannus – gegründet. gestaltung“, einer weiteren rassistischen, deutsch- Man tauschte Artikel untereinander aus, so lei- gläubig-neuheidnischen Organisation im rechts- tete die GVF ein ursprünglich für den Mannus extremen Spektrum. Mit deren Gründer und vorgesehenes Manuskript von Arthur R. Jensen Leiter Wilhelm Kusserow korrespondierte der zu „Educability, Heritability and Population GVF-Vorstand 1972 intensiver und kamerad- Differences” an die Neue Anthropologie wei- schaftlich.65 Vorstandsintern aber fasste man – im ter.69 Jensen galt in dieser Zeit als Inhaber eines selben Atemzug – Kusserow als Gegner auf, ausgesprochen renommierten psychologischen durchleuchtete ihn nahezu geheimdienstlich und Lehrstuhls an der University of California at legte eine Akte über ihn an.66 Denn Kusserow war Berkeley weltweit als Kapazität. Dadurch konn- ein Schüler von Hans Reinerth, der aus neonazis- te er die These, dass Schwarze einen gerin- tischer Perspektive legitimere Ansprüche auf die geren Intelligenzquotienten als Weiße hätten, Kossinna-Nachfolge anzumelden hatte als Bolko mit Nachdruck vertreten. Auch für die Neue von Richthofen. Reinerth tauchte als Redner erst- Anthropologie warb der Mannus ab 1973 ganz- mals auf der Jahrestagung der Artgemeinschaft seitig. 1971 in Haithabu auf (KUSSEROW 1981, 16). Die Das umsichtige Taktieren innerhalb des rech- Kontakte Reinerths zur Artgemeinschaft wur- ten Spektrums konnte jedoch den Niedergang den von der GVF genau und mit erstaunli- der GVF nicht aufhalten. Ihr Abwärtstrend lief chem Hintergrundwissen beobachtet, man synchron mit dem Abwärtstrend der NPD, die begriff ihn als Gegenspieler. Im Sommer 1972 es ebenfalls versäumte, sich der Zeit anzupassen. – der Zeit der intensiven Observationsaktivität Der Mannus blockierte mit seinem muffigen, der GVF – bereitete die Artgemeinschaft ihre selbstgerechten, unprofessionellen Habitus den Jahrestagung in Offenburg vor, auf der Reinerth Weg für die deutsche Rechte zu einem modern vortragen und eine Exkursion zum Ottilienberg aufgemachten Geschichtsmagazin nach Vorbild im Elsass leiten wird. Während der deutschen der Nouvelle École: insofern kann man insbeson- Besatzung im zweiten Weltkrieg hatte er dort dere Herrn Korell dankbar sein. Der letzte kleine umfangreiche Grabungen unternommen. Im politische Höhepunkt der Gesellschaft vor dem Anschluss an die Offenburger Jahrestagung traf langen Abstieg war die Zusage des bayerischen sich am 30. und 31. 10. 1972 ein kleinerer, als Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß zu einer neuer Führungszirkel geplanter Gengenbacher Schirmherrschaft über die Jahrestagung in Passau Kreis der Artgemeinschaft.67 1975 hielt Reinerth im August 1975.70 einen weiteren Vortrag auf der Jahrestagung in Hameln, 1979 trat er in die Artgemeinschaft ein (KUSSEROW 1981, 17 - 19). 1980 sollte der pro-

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Der Griff in die Lehrpläne Welche Inhalte den Schulen vermittelt wer- den sollten, scheint in Bolko von Richthofens Mit der letzten Würdigung durch den bayerischen Bericht über die erste deutsch-polnische Schul- Ministerpräsidenten ist die Geschichte der GVF buchkonferenz im internen Mitteilungsblatt der im Prinzip erzählt. Sie wäre jedoch unvollstän- Gesellschaft durch.71 Dort sprach er sich ent- dig, wenn ein zentrales Operationsfeld der GVF schieden gegen archäologische Darstellungen in ausgeklammert werden würde: Die Jugendarbeit. polnischen Schulbüchern aus, die eine frühe Das Thema Jugend wirkt zwar angesichts des slawische Besiedlung in Polen nachweisen woll- meist greisenhaften Alters der Akteure zunächst ten und somit womöglich einen Gebietsanspruch etwas abstrus, die GVF konnte jedoch auf gut manifestieren könnten. Einen gleichlautenden funktionierende Netzwerke zurückgreifen. Artikel zum polnisch-deutschen Schulbuchthema In Opposition dazu war Hermann Schwa- versprach er in den „Klüter Blättern“, dem Organ bedissen der einzige Vor- und Frühgeschichts- des extrem rechten Deutschen Kulturwerks ordinarius, der die Folgen des Desinteresses Europäischen Geistes. seiner Kollegen an der Schulpolitik in seiner Man beließ es aber nicht allein bei der Schul- ganzen gesellschaftlichen Konsequenz wahr- politik, so sinnvoll diese Strategie auch war. nahm. Schwabedissen wusste wovon er sprach: Darüber hinaus gab die GVF einen quasiinstitu- Sozialisiert als lippischer Volksschullehrer war tionellen Rahmen für ganz konkrete Projekte, die ihm der enorme, vielfach unterschätzte Einfluss auf Jugendarbeit zugeschnitten waren. Eines der noch bewusst, den das Reichserziehungsminis- agilsten Mitglieder der GVF war der Initiator des terium auf die Archäologie in der NS-Zeit ausge- Oerlinghauser „Germanengehöfts“, Hermann übt hatte. Immer wieder betonte Schwabedissen Diekmann. Ihm war es gelungen, ein bereits in Rundschreiben, dass sich die DGUF aktiv in 1936 zum ersten Mal eröffnetes germanisches die Lehrplangestaltung und in die Jugendarbeit Freilichtmuseum 1961 im selben Stil wieder auf- einmischen sollte. Ansonsten sei zu befürchten, zubauen. Das alte Germanengehöft war wie dass das Terrain an die GVF verloren würde. keine andere vor- und frühgeschichtliche NS- Denn die GVF hatte das Thema Archäologie Freilichtanlage auf Jugendliche als Zielgruppe und Schule programmatisch aufgegriffen. Vor- orientiert. Auch scheint das Vermittlungskonzept bild waren wieder einmal die Entwicklungen in Oerlinghausen umfassender ideologisch unter- in Frankreich. So zeigte sich von Richthofen in füttert. Geliefert wurde ein ganzheitliches, welt- der Besprechung des Keltenheftes der Nouvelle anschaulich elaboriertes Germanenprogramm, École begeistert, dass die Leserschaft der Zeit- das mehr sein sollte als nur museale Erbauung. schrift zu 71 % jünger als 35 Jahre wäre und Germanentheater, Sonnwendfeiern, ein großer zu 87 % jünger als 45 (v. RICHTHOFEN 1972a, historischer Umzug zur Eröffnung und pro- 61). Die Lehrerfortbildungen zur Heimatliebe grammatische Vermittlungskonzepte für Schule vom Umfeld der Nouvelle École wurden aus- und Hitlerjugend reichten über das hinaus, was drücklich begrüßt und als Vorbild der GVF in vergleichbaren NS-Freilichtanlagen geboten gesehen (RICHTHOFEN 1972a, 62). Auch die NPD- wurde. Der Wiederaufbau von 1961 – ein ein- Publizistik rückte die GVF in dieser Rolle. Zur maliges Projekt in der Wirtschaftswunderzeit – Jahrestagung 1971 berichtete die vom damali- knüpfte inhaltlich eng an das NS-Konzept an. gen NPD-Präsidiumsmitglied Waldemar Schütz Engagiert wurden 1961 nur blonde, unverheira- herausgegebene Deutsche Wochenzeitung tete Führerinnen, das vermittelte Germanenbild von einem Arbeitskreis innerhalb der GVF war das einer moralisch höher stehenden Kultur. aus Lehrern aller Schularten. Ziel des Kreises Diese Darstellung löste eine Welle kritischer sei, die Schulen zu neuen Ergebnissen der Berichte in der nationalen und internationalen Vorgeschichtsforschung auf dem Laufenden zu Presse aus. Der Publikumsgunst tat dies keinen halten. Weiter gab das Blatt an, dass Studierende Abbruch: Die Jahresbesucherzahl war sogar noch mehrerer Universitäten einen Studentenring höher als in der NS-Zeit. Von der Fachwelt nahezu planten (DEUTSCHE WOCHENZEITUNG 1971). Diese unbemerkt wurde hier in den 1960 er- und 1970 er- Darstellung war nicht völlig abwegig, finden Jahren hunderttausende Jugendliche mit einer sich doch auf den Mitgliederlisten der GVF Auffassung von germanischer Vorgeschichte in dieser Zeit mehrere Fachstudenten. Für die Kontakt gebracht, die orginalmaßstäblich aus der Deutsche Wochenzeitung war die Arbeit an NS-Zeit übernommen worden war. Schulen – neben der Internationalität – das wich- Das Oerlinghauser Germanengehöft diente tigste Charakteristikum der GVF. der GVF in ihrer Anfangszeit als eine Art muse-

446 Die DGUF-Gründung 1969 als Reaktion auf den extrem rechten Kulturkampf

Abb. 2 Internationale Vernetzungen der Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in den 1970er-Jahren.

ales Aushängeschild. Beide Institutionen gaben Überdies zog sich der GVF-Vorstand nach den sich gegenseitig Legitimation. Ursprünglich stand anfänglichen Auseinandersetzungen im Winter das Oerlinghauser Germanengehöft unter der 1969/70 bewusst aus dem Gesichtsfeld des Faches, Ägide von Hans Reinerth, der den Wiederaufbau ohne die eigenen Ziele aus dem Auge zu verlieren. maßgeblich mitgestaltet hatte. Durch Reinerths Bezeichnend für diese Taktik ist eine vorstandsin- Ablösung als wissenschaftlicher Leiter des terne Stellungnahme zum GVF-Schriftführer Germanengehöfts wurde der Weg ab 1964 frei Dieter Korell. Dieser hatte eine wutschnaubende für eine Patronage durch Bolko von Richthofen. Gegendarstellung zu einer Rezension des Mannus Sowohl das Germanengehöft als auch der Füh- in im Kölner Jahrbuch (MEIER-ARENDT 1970) verfasst. rungszirkel der GVF hatten um 1970 noch die In dem mäßigenden Wink des Vorstandes Klaus- notwendigen Kontakte in die Schulministerien, Friedrich Klein an seinen Schriftführer offenbart um inhaltliche Grundlagen durchzusetzen. sich eine strategische Absprache: „Abschließend darf ich nochmals den taktischen Grundsatz betonen: Den Gegner hinunterspielen, nie hinauf… Es geht Epilog doch um anderes, als darum, uns mit diesem Klüngel herumzuschlagen. Beobachten, ja! Registrieren, ja! Die bislang bekannten Vernetzungen der GVF Aber nur, um im geeigneten Moment angreifend zuzu- in der nationalen und internationalen extre- schlagen.“72 Dass man eher auf der politischen und men Rechten lassen sich am besten durch eine weniger auf der fachlichen Ebende angreifend Grafik veranschaulichen (Abb. 2). Ein solches zuschlagen wollte, zeigt der Kontext. Ohne das Organisationsgeflecht ist schwer zu durchschau- in der Geschichte unseres Faches einzigartige en, mit Sicherheit fehlen auf der Grafik noch Engagement der DGUF-Gründerinnen und -grün- einige entscheidende Stränge. 1969 war die- der hätten solche Strategien eine weitaus größere ses Netzwerk noch schwieriger zu beurteilen. Wirkung entfaltet.

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A n m e r k u n g e n 20 DGUF-Archiv Kerpen-Loogh, Ordner Korrespondenz Mannus-Gesellschaft, Rundschreiben W. Schwellnus, H.-H. Wegener vom 22.10.1969. 1 Archiv Freilichtmuseum Oerlinghausen, Schreiben H. Reinerth - H. Diekmann 2. 9. 1968. Weiterhin: Archiv 21 F. Hölzer, Warum deutsche Schrift? Mitteilungsblatt Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, Nr. 208, der Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte 1, Heft Schreiben D. Korell - W. Kusserow 5. 6. 1972. 4, 1. 8. 1970, S. 31 f.; Zur Bedeutung der „deutschen Schrift“ für die völkische Szene: PUSCHNER 2009. 2 Übernommen von der Nachrichtenagentur dpd vom 16. 4. 1949 VJ 288. Ich beziehe mich im Folgenden auf 22 Etwa: Bonner Woche. Veranstaltungskalender für die diese Agenturmeldung. Bundeshauptstadt und den Bonner Raum, Jahrgang 21, Heft 20, 16.-31. Oktober 1969, S. 13. 3 Zitiert aus Blick nach Rechts vom 1. 6. 1982, S. 4. 23 DGUF-Archiv Kerpen-Loogh, Ordner Korrespon- 4 Die Anzeige in der Schlesischen Rundschau Nr. denz Allgemein, Schreiben K. Goldmann – H. Hamm- 2/69 vom 12. 2. 1969 nimmt direkten Bezug auf von Brücher vom 10. 11. 1969. Richthofen. 24 DGUF-Archiv Kerpen-Loogh, Protokoll M. Ihmig der 5 Der Schlesier, 16. 1. 1969. ordentlichen Mitgliederversammlung der Deutschen 6 Pfälzer Tageblatt, Neustadt; Pfälzer Merkur, Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF) in Zweibrücken; Speyerer Tagespost, Speyer; Franken- Tübingen (24. und 25. Januar 1970) S. 3. thaler Zeitung und Pfälzer Tageblatt vom 21. 3. 1969. 25 Ebd. 7 Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, 26 DGUF-Archiv Kerpen-Loogh, Ordner Korrespondenz Nr. 208, Schreiben V. Milojčić – Kommissionsverlag P. Allgemein, Schreiben P. Wegener – J. Lüning vom 3. 1. Wegener vom 11. 11. 1968. 1970. 8 Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, 27 DGUF-Archiv Kerpen-Loogh, Ordner Korrespondenz Nr. 208, Schreiben W. Jordan – H. Hansen vom 4. 5. Allgemein, Schreiben B. von Richthofen – B. Hänsel 1969. vom 27. 11. 1969. 9 DGUF-Archiv Kerpen-Loogh, Ordner Korrespondenz 28 DGUF-Archiv Kerpen-Loogh, Ordner Korrespondenz Mannus-Gesellschaft, Schreiben D. Korell – H. Allgemein, Schreiben H. Schwabedissen – K. Böhner Schwabedissen vom 2. 2. 1969. vom 6. 3. 1970, S. 3. 10 Zu großen Teilen abgedruckt in ECKERT 2003, 17. 29 So formuliert in einem der Protokolle der ordentli- Vollständiges Rundschreiben im DGUF-Archiv Kerpen- chen Mitgliederversammlung der DGUF zum 24. 1. Loogh, Ordner Korrespondenz Mannus-Gesellschaft, 1970: DGUF-Archiv Kerpen-Loogh. Rundschreiben Hermann Schwabedissen vom 10. 2. 1969. 30 DGUF-Archiv Kerpen-Loogh, Ordner Korrespondenz Allgemein, Schreiben H. Schwabedissen – K. Böhner 11 DGUF-Archiv Kerpen-Loogh, Ordner Korrespondenz vom 6. 3. 1970, S. 3. Allgemein, Schreiben H. Schwabedissen – K. Böhner vom 6. 3. 1970, S. 2. 31 Ebd. S. 1. 12 Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, 32 Herzlichen Dank an Dana Schlegelmilch, Marburg, Nr. 208, Schreiben K.-F. Klein – F. H. Hansen vom 9. 4. für diesen Hinweis. 1969. 33 DGUF-Archiv Kerpen-Loogh, Ordner Korrespondenz 13 Ebd. Allgemein, Schreiben H. Schwabedissen – K. Böhner vom 6. 3. 1970, S. 2. 14 Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, Nr. 208, Schreiben Klein – F. H. Hansen vom 8. 6. 1969. 34 Ebd. 15 Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, 35 Ebd. Nr. 208, Schreiben F.-H. Hansen – K.-F. Klein vom 11. 36 DGUF-Archiv Kerpen-Loogh, Protokoll M. Ihmig der 6. 1969. ordentlichen Mitgliederversammlung der Deutschen 16 Ebd. Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF) in Tübingen (24. und 25. Januar 1970), S. 7. 17 Ebd. 37 Landesarchiv NRW Detmold D 72 von Motz 0770 18 Bemerkenswert ist dabei, dass der FAZ-Artikel Korrespondenz A-K. im selben Wortlaut im Schlesischen Kulturspiegel, 4. Jahrgang 1969, Folge 11-12, erschien. 38 Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, Nr. 208, Schreiben D. Korell – A. Benoist, 6. 3. 1972. 19 Landesarchiv NRW Detmold D 72 von Motz 0787: Rundschreiben v. Richthofen vom 3. 10. 1969. 39 Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, Nr. 208, Schreiben D. Korell – A. Benoist 13. 11. 1972.

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Dieter Korell konnte krankheitsbedingt an dem Treffen 54 Erwähnt in Mannus 39, 1973, H. 1, S. 1. mit Benoist und Pearson nicht teilnehmen. 55 Bundesarchiv Berlin, Nachlass H. Wirth, Schreiben 40 Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, H. Wirth-W. G. Haverbeck (Reichsbund für Volkstum Nr. 208, Schreiben D. Korell – A. Benoist 27. 12. 1972. und Heimat) vom 8. 6. 1933. 41 Ausgerechnet dieses Schreiben vom 30. 5. 1950 schickt 56 Erwähnt in Mannus 39, 1973, H. 1, S. 7. v. Richthofen als Beleg seiner Lauterkeit 1969 an sei- 57 Landesarchiv NRW Detmold D 72 Suffert 480: ne Kritikerinnen und Kritiker: DGUF-Archiv Kerpen- Schreiben Bolko von Richthofen an Oskar Suffert vom Loogh, Ordner Korrespondenz Mannus-Gesellschaft. 22. 12. 1934. 42 Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, 58 Die Sozialistische Reichspartei war 1952 die erste Nr. 208, Schreiben an F. H. Hansen vom 4. 5. 1969. Partei, die in der Bundesrepublik verboten wurde. 43Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, 59 Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, Nr. 208, Schreiben E. Langbehn – W. Jordan vom 18. Nr. 208, Schreiben Rainer B. – GVF vom 17. 7. 1972. 2. 1974. 60 Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, 44 Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, Nr. 208, Schreiben GVF – Rainer B. vom 26. 8. 1972. Nr. 208, Schreiben W. Jordan – E. Langbehn vom 17. 5. 1974. 61 MUT 2, 1972, 14. 45 Daneben waren die Kontakte der GVF zur afrikani- 62 Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, schen extremen Rechten in dieser Zeit längst etabliert. Nr. 208, Schreiben D. Korell vom 19. 10. 1972. So gab es seit 1970 einen Schriftentausch mit der extrem 63 Ebd. rechten (ausführlich dazu PATTERNS OF PREJUDICE 1971) südafrikanischen Zeitschrift Afrika-Spiegel: Archiv 64 Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, Nr. 208, Nr. 208, Schreiben D. Korell vom 29. 8. 1972; Schreiben Schreiben D. Korell – K. Klein vom 20. 3. 1970. Dies wiegt P. Wegener vom 29. 10. 72. besonders, da allgemein nur wenige Tauschpartner mit 65 Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, dem Mannus rekrutiert wurden. Auch der extrem rech- Nr. 208, Korrespondenz D. Korell/B. v. Richthofen – D. te Aktivist Helmut von Lichtenfeld bekam den Mannus Kusserow, zusammengefasst am 5. 6. 1972. nach Pretoria gesendet. 66 Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, 46 Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, Nr. 208, Schreiben D. Korell – Fischer vom 5. 7. 1972 mit Nr. 208, Schreiben K. Klein – W. Jordan vom 21. 3. Übergabe der vom Verleger des Mannus Peter Wegener 1974. angelegten Akte zu Kusserow. In diesem Schreiben er- 47 Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, wähnt Korell, dass er den ehemaligen NPD-Chef Adolf Nr. 208, Schreiben F.-X. Dillmann – H. J. Graf vom 3. von Thadden bereits seit 1950 kenne. 9. 1972. 67 Monatslosung der Artgemeinschaft, 29. 10. 1972. 48 Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, 68 Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, Nr. 208, H.-J. Graf – F.-X. Dillmann vom 14. 9. 1972. Nr. 208 Schreiben W. Jordan – J. Rieger vom 18. 5. 49 Anzeigen in Northlander Vol. 1.5, August 1958, 2, 1973. Vol. 1.6, Oktober 1958, 1; Vol. 1.7, Nov/Dez. 1958, 2; 69 Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, Vol. 1.8, Jan./Feb. 1959, 4. Nr. 208 Schreiben D. Korell – A. Jensen vom 28. 5. 50 Landesarchiv NRW Detmold D 72 von Motz 0772 1973. BNC Sommercamp 1961. 70 Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan 51 Verfasst durch den ehemaligen Reichsschulungsleiter Nr. 208, Schreiben Dr. Huber (Ministerialdirigent, Leiter des nationalsozialistischen Studentenbundes Johann der Protokollabteilung der Bayerischen Staatskanzlei) von Leers. Dieser war zunächst nach Argentinien – D. Korell vom 5. 6. 1975. geflüchtet, wo er nach Bettina Stagneth mit Adolf 71 B. v. Richthofen, Ur- und frühgeschichtskund- Eichmann Kontakt hatte (STAGNETH 2011, S. 212, 214 - liches im Bericht über die erste deutsch-polnische 215, 235 -236). Nach dem Ende des Peron-Regimes 1955 Schulbuchkonferenz. Mitteilungsblatt der Gesellschaft wurde das Leben für NS-Exilanten in Argentinien et- für Vor- und Frühgeschichte, Heft 3, 25. 6. 1972, S. 20 f. was rauer, von Leers emigrierte nach Ägypten und trat dort aus antisemitischer Motivation zum Islam über. 72 Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan

52 189, Nr. 13: Stellungnahme K.-F. Klein 1971. Korells Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, Entgegnung wurde trotz der Stellungnahme Kleins im Nr. 208, Schreiben D. Korell – R. Gayre vom 21. 10. 72. Mannus 37.4, 1971, auf den Seiten 54 - 58 abgedruckt. 53 Landig findet sich auf den erhaltenen Mitgliederlisten im Archiv Kreismuseum Wewelsburg, Nachlass Jordan, Nr. 189.

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Über den Autor: Karl Banghard ist Leiter des Archäologischen Freilichtmuseums Oerling- hausen und beruflich seit seiner Dienstzeit am Pfahlbaumuseum Unteruhldingen in den 1990 er- Jahren mit der politischen Geschichte der deut- schen Prähistorie vor und nach 1945 konfrontiert.

Karl Banghard M. A. Archäologisches Freilichtmuseum Am Barkhauser Berg 2- 6 33813 Oerlinghausen [email protected]

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