Asylbewerber im Amt

Es gibt Probleme. Rund 300.000 Asylbewerber erwartet die Bundesregierung laut Prognose des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in diesem Jahr. Ihre Verteilung auf die Länder wird grundsätzlich prozentual geregelt: 3.4% hat Schleswig-Holstein aufzuneh- men, davon knapp 9 % der Kreis , und davon zurzeit etwa 120 das Amt Itzstedt. Die aktuelle Anzahl ändert sich ständig, sie steigt.

Die Verteilung der Flüchtlinge geht von oben nach unten. und die Landesregierun- gen wie unsere in verteilen die Gelder und stellen Leitlinien auf, aber die praktische Hil- fe bleibt der untersten Ebene vorbehalten: den Städten, Gemeinden, Ämtern. Die müssen zu- sehen, wie sie mit den zugeteilten Mitteln für Unterkunft und Betreuung der Asylbewerber auskommen. Je 500 Millionen Euro sind es bundesweit für 2015 und 2016. Also stehen für jeden der erwarteten 300.000 Asylbewerber 1667 Euro zur Verfügung, für ein ganzes Jahr.

Aber die Zahl der Asylbewerber ist grundsätzlich viel zu niedrig angesetzt. So die Kritik mehrerer Bundesländer. Schleswig-Holstein etwa rechnet laut Landes-Innenminister Stefan Studt 2015 mit mehr als einer halben Million Asylbewerber in Deutschland. Das BAMF lehnt jedoch eine Korrektur seiner Prognose ab. Und mehr Geld gibt es laut Bundesinnenministe- rium auch nicht.

Den Kommunen droht deshalb nach Ansicht des Hauptgeschäftsführers des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, eine finanzielle Überforderung. Die Länder müss- ten dringend und vor allem vorausschauend die Zahl ihrer Aufnahmeeinrichtungen erhöhen, damit die Asylbewerber „ordnungsgemäß“ auf die Kommunen verteilt werden könnten.

An der Ordnungsmäßigkeit mangelt es. Wenn es humanitäres und politisch gewolltes Ziel ist, Asylbewerber aufnehmen zu wollen, muss man auch die Betreuung vor Ort leisten können. Damit jedoch ist unser Amt Itzstedt hoffnungslos überfordert, es fehlt Personal. Nur anderthalb Mitarbeiter stehen neben anderen Aufgaben für Organisation, Unterbringung und Betreuung von zurzeit 120 Asylbewerbern zur Verfügung. 16 von ihnen leben in .

Die Verwaltung, also das Amt, sorgt für Unterkunft, etwa im „Haus Adele“ in Itzstedt, das vom Amt Itzstedt für die Asylbewerber angemietet wurde, oder in der Segeberger Straße in Kayhude. Die praktische Betreuung jedoch leisten ehrenamtliche „Flüchtlingslotsen“. Eine dieser Helfergruppen hat sich im Gemeindehaus der Naher Kirche zusammengefunden. Jeden Montag ab 15 Uhr werden hier aktuelle Probleme für 33 betreute Flüchtlinge in Itzstedt und Kayhude besprochen und Aufgaben verteilt. Einige Asylbewerber sind stets dabei.

Meistens geht es um Begleitung und Fahrdienst: zum Kinderarztbesuch nach , zur Tafel nach oder , zur Kleiderkammer nach , zum Fahr- radladen nach Langenhorn, zum Einkaufen. In der Regel auf eigene Kosten in Privatfahrzeu- gen der Helfer, selten in Taxis.

Nicht gut organisiert ist der Deutsch-Unterricht. Der findet offiziell in der Volkshochschu- le der Kreisstadt Bad Segeberg statt, wo die Asylbewerber auch die benötigten Zeugnisse er- halten. Dahin müssten die Asylbewerber mit dem Bus fahren und auch dafür bezahlen. Aber das Geld sparen viele lieber und fahren nicht. Sinnvoller wäre es, wie in den Asyl- bewerbern Monatskarten statt Bargeld für Bus und Bahn zu geben.

Und so hapert’s eben am Deutsch-Lernen. Aber Asylbewerber müssen Deutsch lernen, sie müssen verstehen und erklären können, was Ärzte, Betreuer, Behörden, Mitbürger mit ihnen zu besprechen haben. Deutsch zu lernen, ist für Asylbewerber Pflicht und nicht verzicht- bar. Immerhin geben zwei der Ehrenamtlichen vor Ort Einzelunterricht in Deutsch.

Die Verständigung im Helferkreis in der Naher Kirche (darunter sind zurzeit 4 Kayhuder) ist umständlich. Ein Ehrenamtlicher und ein Syrer können sich auf Englisch miteinander wenigs- tens verständlich machen, anschließend wird nach beiden Seiten übersetzt, ins Deutsche, ins Arabische. Jemand, der Arabisch und Deutsch spricht und so als (ehrenamtlicher) Dol- metscher fungieren könnte, fehlt.

Noch ein Problem. Die unmittelbare Zusammenarbeit der Flüchtlingslotsen mit dem Amt ist zwangsweise lückenhaft, weil anderthalb Amts-Mitarbeiter bei den Treffen der Ehrenamtli- chen nur höchst selten präsent sein können. Auftretende Probleme müssen deshalb auf um- ständlichen Umwegen miteinander besprochen und gelöst werden. Abgesehen davon neh- men die anderthalb Amts-Mitarbeiter bereits viele Aufgaben wahr, die weit über ihren übli- chen Arbeitsbereich hinausgehen, sie sind auch Hausmeister, Möbelpacker, Handwerker.

Abhilfe könnte nur darin bestehen, dass die Zahl der Amts-Mitarbeiter, die sich um die Belange der Asylbewerber kümmern können, aufgestockt wird. Überdies kann die Aufsicht über die Asylbewerber und ihre Probleme nur durch die Verwaltung und nicht von ehrenamt- lichen Helfern wahrgenommen werden. Mehr Amts-Mitarbeiter würden allerdings die Amts- Umlage, die jeder Ort des Amtes zu bezahlen hat, erhöhen. Die beträgt für Kayhude zurzeit 189.000 Euro im Jahr.

Über all dies wird man dringend reden müssen. Der Anfang ist in Kayhude in der Sitzung der Gemeindevertretung am 26. März gemacht worden. Als Konsequenz haben die Gemein- devertreter Bürgermeister Dwenger gebeten, ein Treffen mit den anderen Bürgermeistern des Amtes Itzstedt in die Wege zu leiten, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen, wie die offi- zielle, amtliche Betreuung der Asylbewerber verbessert werden kann.

Falls Sie weitere Informationen brauchen, Anregungen geben oder als Flüchtlingslotse mit- helfen möchten, hier zwei Ansprechpartner:

Amt Itzstedt Torge Sommerkorn Tel. 04535 / 509-146

Helferkreis Kirche Nahe Manfred Räker, Tel. 04535 / 59 89 22