Jg. 10/ Nr.11 September 2006

Symptomatisches aus Politik, Kultur und Wirtschaft

Bruno Walter an Oskar Franz Wienert Erstveröffentlichung Musikalisches Erleben und Meditation Eurythmie im alten Griechenland Tatjana Kisseleff – eine Biographie 6.50 Monatsschrift auf der Grundlage der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners Apropos: (Kriegs-)Verbrecher und Präsident?

Fr. 10.– € Fr. Die Mond(f)lüge «Die Mitte Europas ist ein Mysterienraum. Er verlangt von der Menschheit, dass sie sich dementsprechend verhalte. Der Weg der Kulturperiode, in welcher wir leben, führt vom Westen kommend, nach dem Osten sich wendend, über diesen Raum. Da muss sich Altes metamorphosieren. Alle alten Kräfte verlieren sich auf diesem Gange nach dem Osten, sie können durch diesen Raum, ohne sich aus dem Geiste zu erneuern, nicht weiterschreiten. Wollen sie es doch tun, so werden sie zu Zerstörungskräften; Katastrophen gehen aus ihnen hervor. In diesem Raum muss aus Menschenerkenntnis, Menschenliebe und Menschenmut das erst werden, was heilsam weiterschreiten darf nach dem Osten hin.» Ludwig Polzer-Hoditz

Editorial Inhalt

Staatsverbrechen und ihre Aufklärung durch einzelne Persönlichkeiten ... mich sehnsüchtig auf die Schulbank als Vor rund hundert Jahren (am 12. Juli 1906) wurde der fran- Lernender zurückzuwünschen» 3 zösisch-jüdische Offizier Alfred Dreyfus offiziell rehabili- Bruno Walters Briefe an Oskar Franz Wienert tiert. Dreyfus war 1894 fälschlicherweise der Spionage für Erstveröffentlichung die Deutschen angeklagt und jahrelang auf der Teufelsinsel (Franz. Guyana) gefangengehalten worden. Der Fall Dreyfus hatte in Frankreich eine Antisemitismuswelle bedenklichs- « ... das Selbst, der Geist in meinem Herzen ...» 7 ter Art hervorgerufen und spielte eine entscheidende Rolle Musikalisches Erleben und Meditation bei der Geburt des politischen Zionismus: Theodor Herzl, Thomas Meyer damals Pariser Korrespondent der Wiener Neuen Freien Pres- se, sah sich zur Abfassung seiner 1895 erschienenen Schrift Der Judenstaat, veranlasst. Es stellte sich heraus, dass hohe Tatjana Kisseleff – Ein Leben für die Eurythmie 8 Persönlichkeiten in Staat und Armee den wahren Spion Buchbesprechung von Irene Diet kannten und aus Furcht vor einer Staatsaffäre deckten. Zwei Menschen haben maßgeblich dazu beigetragen, die Wahrheit ans Licht zu bringen: der Schriftsteller Emile Zola Eurythmie im alten Griechenland 11 und Marie-Georges Picquart, der Chef des französischen Walter Johannes Stein Geheimdienstes und später Kriegsminister. Beide Männer Erstveröffentlichung wanderten für ihren Kampf für die Wahrheit zeitweise ins Gefängnis. Der Fall Dreyfus ist ein Musterbeispiel für die Fähigkeit ein- Apropos 27: zelner Persönlichkeiten, die keine Feindschaft und Verfol- Darf ein (Kriegs-)Verbrecher Präsident gung fürchten, die Wahrheit an den Tag zu bringen. der USA sein? 15 Auch die Amerikaner haben ihren «Fall Dreyfus». Aber hier Boris Bernstein lässt die Rehabilitierung bis heute auf sich warten. Wir mei- nen den Befehlshaber der US-Pazifikflotte Admiral Kimmel, der nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor (Hawaii) Anthroposophie und Die Philosophie der Freiheit 19 als Sündenbock für den Tod von über 2400 Amerikanern Buchbesprechung von Steffen Hartmann gebrandmarkt wurde und seiner militärischen Ehren ver- lustig ging. Es stellte sich bald heraus, dass Roosevelt, der einen Volk Karen Swassjan, . Ein Kommender 22 und Kongreß nachhaltig «empörenden» Vorwand für den Buchbesprechung von Marianne Wagner seit Jahren angestrebten Eintritt in den Zweiten Weltkrieg brauchte, über die im Vormarsch befindliche provozierte ja- panische Flotte genauestens informiert war, Kimmel aber Skizzen zur Geschichte und Zeitgeschichte: absichtlich im Unklaren ließ. Die Mond(f)lüge 25 Trotz diverser, zum Teil hervorragender Literatur zu diesem Buchbesprechung von Franz Jürgens Fall (nebst Kimmels Autobiographie)1 hat sich die amerika- nische Regierung bis heute zu keiner Rehabilitierung ent- schließen können, wie das in Frankreich längst geschehen Impressum 28 ist. Im Gegenteil. Sie perpetuierte die Lüge und schreckte nicht davor zurück, sie unmittelbar nach den abscheu- lichen Anschlägen vom 11. September 2001 erneut in Um- lauf zu bringen, indem sie diese mit dem japanischen Hinweis: «Überraschungs»-Überfall von 1941 verglich. Schon allein Bitte beachten Sie, dass ab Jahrgang 11 (November 2006), dieser Vergleich ließ nichts Gutes für den Wahrheitsgehalt die Preise für Einzelnummern, Doppelnummern und der nachfolgenden offiziellen Verschwörungstheorien über Abonnemente leicht angehoben werden müssen (siehe die Drahtzieher des Attentates ahnen. Bin Laden etwa, Impressum auf S. 28).

(Fortsetzung auf Seite 24) Die nächste Nummer erscheint Anfang Oktober 2006

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 11 / September 2006 an Oskar Wienert???

... mich sehnsüchtig auf die Schulbank als Lernen- der zurückzuwünschen» Bruno Walter in Briefen an Oskar Franz Wienert

Zum 140. Geburtstag des Dirigenten und Musikers Bruno Walter (1876–1962) am 15. September veröffentlichen wir 608 North Bedford Drive drei bisher unpublizierte Briefe Walters an den Anthroposo- Beverly Hills, California phen und Dichter Oskar Franz Wienert (1890–1963)1. 19ten November 1950 Oskar Wienert wurde mit Bruno Walter durch die Sängerin De- lia Reinhardt (1892–1974)1, der er die Anthroposophie nahe- Lieber Herr Wienert! Wie sehr wünschte ich die Zeit zu brachte, bekannt und dann befreundet; Walter seinerseits ist haben, Ihnen so antworten zu können wie mir ums durch Delia Reinhardt mit der Anthroposophie in Verbindung Herz ist, Ihnen das Gefühl der freudigen Dankbarkeit gekommen. (Siehe dazu Bruno Walters Brief an , mit auszudrücken, mit dem mich die Botschaften erfüllt ha- dem Walter in reger Korrespondenz stand, vom 22. September ben, die Sie mir seit unseren Begegnungen in Garmisch 1956, in Emil Bock, Briefe, 1968.) Wie sehr sich und München zukommen ließen! Aber gar zu schwer Bruno Walter der Welt der Anthroposophie als lebenslang Ler- lastet auf mir noch die Fülle des Beruflichen und nender gegen Ende seines Lebens aufzuschließen vermochte, Pflichthaften, das mit einer Kunstausübung wie die mei- geht aus dem Epilog zu seinem vermächtnishaften Werk Von ne verbunden ist, als dass ich die Muße und Konzentra- der Musik und vom Musizieren hervor (siehe Kasten auf S. 5), tion finden könnte, deren ich zu einem Brief wie dieser und davon legen auch seine Briefe an Oskar Wienert, dem wir bedarf. Wie tief ich unser Zusammensein und unser Ge- eine schöne, hier erstmals publizierte Porträtskizze Walters spräch in Ihrem Hause genossen habe, möchte ich Ih- verdanken, ein bewegendes Zeugnis ab. nen vor allem sagen; in der Atmosphäre des Raumes, Für die Erlaubnis, Briefe wie Porträtskizze abdrucken zu dür- der uns drin vereinigte, fühlte ich etwas von der fen, danke ich Waltraud Wienert, der Tochter des Dichters, «höchsten reinlichsten Zelle» am Schluss des Faust, und sehr herzlich. so vertieft wirkt dieser Eindruck in mir nach, dass ich Thomas Meyer erst gestern Delia Reinhardt neuerlich davon gespro- chen habe. Und unser Gespräch: Wie «wesentlich» war es, wie seiend, wie bleibend! Lassen Sie mich auch hin- zufügen, dass ich mit großer Dankbarkeit Ihre beredte und aus so verstehendem Herzen stammende Begrü- ßung im Heft des genossen habe.2 Es hat mich beglückt, gerade in diesen Blättern begrüßt zu werden, von deren bedeutendem Inhalt ich so oft Berei- cherung erfahre. Ich habe Ihnen ja damals angedeutet, dass mir die Gedankenwelt, von der sie berichten, nicht mehr fremd ist – eine mir eingeborene Richtung dort- hin hat von der Freundin nun Bestätigung und bestim- mende Förderung erfahren. Mir erfüllt sich so ein alter Traum: nie konnte ich (als Erwachsener) bei der offen- stehenden Tür eines Schulklassenzimmers vorbei gehen – Chorproben zu Oratorien finden häufig in Schulge- bäuden statt – ohne mich sehnsüchtig auf die Schul- bank als Lernender zurückzuwünschen. Im biblischen Alter ist mir der Wunsch gewährt worden. Aber nun genug von mir und wieder zu Ihnen; Ich danke Ihnen für die Zusendung Ihrer Dichtung «Un- nahbar Euren Schritten». Ich werde sie mit großem In- teresse lesen und freue mich darauf. Auch möchte ich Ihnen noch sagen, wie wohl mir Ihre Erschlossenheit Bruno Walter, Delia Reinhardt und Oskar Wienert in Dornach

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 11 / September 2006 3 Bruno Walter an Oskar Wienert für die Musik getan hat, von der mir Ihr Wort und Ihr sam, dass Ihr Brief gerade von Ihrem Ringen mit den Wesen Kunde gegeben haben. Und endlich wünsche ich Problemen Ihres Ernst Haeckel-Dramas berichtet und Ihnen Befriedigung und Freude von dem bevorstehen- das zu einer Zeit, in der wir unter dem erschütternden den Aufenthalt in Dornach. Mit den wärmsten Grüßen Eindruck seines Briefwechsels mit Franziska v. Alten- bin ich Ihr herzlich ergebener kamm stehen, für mich eines der wahrhaft erhe- Bruno Walter bendsten Dokumente der Geschichte des menschlichen Herzens. Wir beschäftigen uns nun mit den so erleuch- tenden Ausführungen Rudolf Steiners zu Haeckels Den- ken und Wirken und leben intensiv in der Sphäre dieses Beverly Hills, California 25. 3. 1953 so tragisch zwiespältigen, mächtigen, reinen und hoch- gesinnten Menschen. Lieber verehrter Herr Wienert! Ich möchte Ihnen sofort Dass Ihnen die Kapitel aus meinem künftigen Buch3 für Ihren sehr lieben und willkommenen Brief danken, einige Anregung gebracht haben, beglückt mich und den mir Delia übergeben hat. Er vermittelt wiederum ich sehe dem schriftlichen Niederschlag Ihrer Gedan- ein klarstes umfassendes Bild von einem reichsten inne- ken zu Ihrem mich so nah berührenden Thema mit ren Leben und hat mich sehr bewegt. Wie schön, was Spannung und Vorfreude entgegen. Denken Sie sich, Sie von des sterbenden Richard Strauss’ Hinweis auf sein der Brief, den Sie mir in der Weihnachtszeit mit dem Er- Jugendwerk «Tod und Verklärung» schreiben, das ihm suchen um ein Blatt als Einlage für Ihr Exemplar von nun neuerlich aufklang. Sie wissen, dass er es als etwa «Thema und Variationen»4 schrieben, ist nie in meine Fünfundzwanzigjähriger nach schwerer Krankheit ge- Hände gelangt. Ich hätte sonst natürlich sofort Ihren schrieben hatte und dass wir es also als bedeutendes Be- Wunsch erfüllt und tue es hiermit verspätet. kenntnis zu verstehen haben. Sein Leben und Schaffen Dass der Plan der Anschaffung eines Vervielfälti- hatte ihn dann weit davon entfernt und so ist es tief gungs-Apparates sich als unausführbar erwiesen hat, tut aufschlussreich und ergreifend, dass gerade dieses Ju- mir unendlich leid. – Ihr Wunsch aber nach Anhören ei- genderlebnis die Seele des Sterbenden erfüllte. – Selt- ner Bruckner-Aufführung unter meiner Leitung dürfte

Oskar Franz Wienert Bruno Walter

4 Der Europäer Jg. 10 / Nr. 11 / September 2006 Bruno Walter an Oskar Wienert

Bruno Walters Bekenntnis zur Anthroposophie

Mir ist im hohen Alter das Glück zuteil geworden, in die Welt der Anthroposophie eingeführt zu werden und mich im Laufe der letzten Jahre in die Lehre Rudolf Steiners ver- senken zu können. Hier lebt und wirkt jenes Rettende im Hölderlinschen Sinn; sein Segen hat sich auch auf mich er- gossen, und so soll denn dies Buch mit dem Bekenntnis zur Anthroposophie ausklingen. Es gibt kein Gebiet meines In- nenlebens, das nicht von der hohen Lehre Rudolf Steiners neues Licht und entscheidende Förderung empfangen hät- te. Doch wage ich hier nur als Musiker zu sprechen – ich müßte mich sonst ins Grenzenlose verlieren. Als solcher aber durfte ich mit anfänglicher Verwunderung und späte- rer tiefer Genugtuung aus den Strahlen, die aus der anthro- posophischen Lichtquelle auch auf die Musik fallen, erfah- ren, dass ich vom dunklen Drang meiner Jugendjahre wie vom folgenden bewussten Suchen nach Erkenntnis auf den rechten Weg gewiesen worden war, und dass die aus mei- nem Musikertum entstandenen Gedanken über Ursprung und Wesen der Musik vor der anthroposophischen An- schauung bestehen können. ja, mehr als das: sie finden in der erhabenen Weltschau Rudolf Steiners eine unendlich vertiefte, weisheitsvollere Begründung und eine Erweite- rung, wie sie mir mein Musikertum allein nie hätte gewäh- ren können, und die meine mehr intuitiven Erkenntnisse zur Gewissheit machten. Nichts hätte mich über die mir an- geborene Richtung zur Anthroposophie überzeugender auf- klären können als die Erfahrung, dass der grundlegende Teil dieses Buches, der lange vor meiner ersten Berührung mit der Lehre Rudolf Steiners geschrieben war, seine wesentli- che Gültigkeit auch im Schein der mir so spät gewordenen Bruno Walter, Skizze (unvollendet) von Oskar Wienert höheren Einsicht bewahrte. Freilich, die Einheitlichkeit die- ses meines musikalischen Testamentes fand ich durch die Ich bin mir klar, dass ein solches Werk nicht meine Sache bis dahin nicht geahnte plötzliche Geistesfülle, die mitten sein kann – eine andere, eine tiefere Vertrautheit mit dem während seiner Abfassung mein Leben überflutete, in Frage Lehrgebäude, das Rudolf Steiner errichtete, wäre dazu erfor- gestellt. Da aber, wie gesagt, der damals vorhandene Teil des derlich als die, die ich mir in den wenigen Jahren meiner Be- Buches im Wesentlichen mit den Aufschlüssen und Aus- mühungen hatte erwerben können. Doch drängt es mich, all sagen Rudolf Steiners über die Musik wunderbar über- das, was ich hier als Musiker geschrieben, mit einem Wort an einstimmte, so fühlte ich mich ermutigt, den einmal ein- die Anthroposophie zu beschließen. Denn – ich wiederhole geschlagenen Weg fortzusetzen, mit anderen Worten, es – groß ist meine Dankbarkeit für die unermessliche Berei- weiterhin als fachlicher Musiker zu schreiben und nicht als cherung, die sie meinem hohen Alter gewährt hat. Es ist herr- Anthroposoph. Was ich hier geschrieben, ist also nicht auf lich, in meinen Jahren noch einmal Schüler geworden zu dem Boden der Anthroposophie entstanden, doch fühle ich sein. Ich fühle in meinem ganzen Wesen die Verjüngung, die mich in dem kühnen Glauben sicher, dass sie es im Wesent- stärkend und erneuernd auch auf mein Musikertum, ja auf lichen billigen kann. Eine aus der anthroposophischen mein Musizieren wirkt. Diese besondere Dankbarkeit des Weltschau entstandene umfassende Deutung der Musik ist Musikers geht aber völlig auf in dem überwältigenden Ge- freilich erst zu erwarten, und es wird Sache erfahrenerer fühl einer allgemeinen Dankbarkeit, das mich erfüllt und das Jünger Rudolf Steiners sein, als ich es bin, sie der Welt zu zu bekennen es mich drängt. In dieses Gefühl mündet nun schenken. Sie wird nicht weniger als eine grundsätzlich mein wechselvolles, vielbewegtes, musik-gesegnetes Leben – neue Methode einer, ich möchte sagen, elementarischen in Dankbarkeit lebe ich, blicke in die Vergangenheit, blicke musikgeschichtlichen Darstellung im Zusammenhang mit in das Künftige – und blicke ich nach oben. ihrer integralen Einordnung in die allgemeine Geistesge- schichte der Menschheit schaffen und als systematische Beverly Hills, August 1955 Ausgestaltung anthroposophischer Ideen über Wesen und Bedeutung der Musik die menschliche Weite und Frucht- barkeit seiner Lehre bestätigen. Aus: Musik und vom Musizieren, Frankfurt 1957, Epilog

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 11 / September 2006 5 Bruno Walter an Oskar Wienert sich erfüllen: am 19ten und 20ten August werde ich die «Neunte» («dem lieben Gott gewidmet» und unvollen- Beverly Hills, California 27. 12. 1957 det) in Salzburg dirigieren und bin sicher, dass eine der beiden Aufführungen gesendet werden und soweit zu Sehr verehrter lieber Herr Wienert! Ihnen gelangen wird. Die liebevolle Aufnahme, die mein Buch5 bei Ihnen ge- Delias malerisches Schaffen blüht und es steigert sich funden hat, Ihre tiefdringende Einfühlung in seinen In- immer höher – ihre liebende Hingabe an die Natur of- halt haben mich innig erfreut, so auch der beredte Aus- fenbart sich in der schwebenden Durchseeltheit all des- druck Ihrer Zustimmung. Und es ist mir ein lieber sen, was da in ihren Blumen und Bäumen, Seen und Gedanke, Sie und Ihre liebe Tochter vor mir zu sehen, Bergen an Farben und Formen sich zu einheitlichen Ge- wie Sie sich diese Kapitel, in denen ich langjährige in- bilden zusammenfügt. Und Kompositionen, in denen nere Erfahrungen sprachlich zu erfassen bemüht war, auch geheimnisvoll die menschliche Gestalt erscheint, gegenseitig vorlesen. Nehmen Sie wärmsten Dank für weisen beredt auf die hohe Bewegtheit hin, die ihr we- diese Offenbarung einer freudigen geistigen Bereit- senseigen ist und sich aus höchsten Quellen nährt. Ich schaft. – Wie gern würde auch ich auf den Empfang Ih- empfinde als große Gnade, an dem wunderbaren Ge- rer Geisteskinder, mit deren Sendung Sie meine Weih- schehen teilnehmen zu können. nachtstage bereicherten, ausführlich eingehen. Aber ich habe eine Zeit größerer Ruhe abzuwarten, wie sie die Be- In herzlichem Gedenken sendet Ihnen und Ihrer lieben deutung solcher Werke erfordert. Noch immer – oder Tochter die wärmsten Grüße besser schon wieder – sind die Anforderungen des Tägli- Ihr wahrhaft ergebener chen, Überfülle von Briefen, persönliche In-Anspruch- Bruno Walter nahmen, Wiederbeginn beruflicher Tätigkeit, wahrhaft überwältigend und so kann ich für den Augenblick nur dankend den Empfang der Lincoln-Trilogie und der Weihnachtsdichtung bestätigen. Sobald als möglich werde ich mich eingehend in die Dichtungen vertiefen. – Gesundheitlich befinde ich mich auf gutem Wege, doch glaube ich, eine Europa-Reise im Jahr 1958 noch nicht wagen zu dürfen. – Nehmen Sie für sich und Ihre liebe Tochter meine allerherzlichsten Wünsche für das neue Jahr. Delia sendet Ihnen die ihren – wir hoffen, sie wird nun wieder ihre malerische Tätigkeit aufnehmen, woran sie im abgelaufenen Jahr die Sorge um meine Ge- sundheit – zu meinem schmerzlichen Bedauern – be- trächtlich gehindert hat. Mit wärmsten Grüßen

Ihr treulich ergebener Bruno Walter

Ich lege die Widmung für das Buch bei.

1 Ein kurzer Lebenslauf Oskar Wienerts und Delia Reinhardts ist unter www.biographien.kulturimpuls.org zu finden. 2 Bruno Walter bezieht sich auf den Artikel Oskar Franz Wie- nerts, «Gruß an Bruno Walter – anlässlich seines ersten Deutschland-Besuches seit 1933», 24. 9. 1950. 3 Von der Musik und vom Musizieren, erschienen 1957. 4 Thema und Variationen – Erinnerungen und Gedanken, Frankfurt a. M. 1947. 5 Von der Musik und vom Musizieren.

Delia Reinhardt

6 Der Europäer Jg. 10 / Nr. 11 / September 2006 Musik und Meditation

« ... das Selbst, der Geist in meinem Herzen ...» Musikalisches Erleben und Meditation – eine aphoristische Betrachtung

Im Gedenken an Wolfgang Strübing Das gewöhnliche Selbst lernt sich als Geschöpf des höheren empfinden, das dieses zu seiner Bewusstseinsentwicklung I Rudolf Steiner weist wiederholt darauf hin, dass aus sich heraus entstehen ließ. Wir können auch vom geis- wir heute am Beginn einer Zeit stehen, in der wir ein tiefe- tig-kosmischen und vom irdisch-punktuellen Selbst spre- res musikalisches Erleben sowohl der Prim wie auch der Ok- chen. Das punktuelle Selbst und Selbstbewusstsein hat heute tave haben werden. Es ist damit offenbar nicht ein äußerli- fast jeder Mensch. Aber zumeist auf Kosten des Bewusstseins ches Erfassen beider Intervalle – denn auch die Prim wird seines kosmischen Selbstes. Dieses soll wieder errungen wer- einmal ganz neu erlebt werden, gewissermaßen als Konzen- den, aber unter Beibehaltung des erworbenen punktuellen tration aller übrigen Intervalle – gemeint, sondern etwas Ich-Bewusstseins. So ergibt sich ein Dreischritt der Evolution ganz Anderes. Dem Prim-Erleben wird einmal ein ganzer des menschlichen Selbst(bewusstseins): kosmisches Selbst melodiöser Klang-Kosmos entbunden1 – nicht zu verwech- und Selbstbewusstsein, irdisches Selbst und Selbstbewusst- seln mit dem Hören von Obertönen; und beim Oktav-Erle- sein; kosmisches und irdisches Selbst und Selbstbewusstsein. ben wird sich der Mensch selbst auf höherer Stufe wieder Die ersten beiden Stufen folgten mehr aufeinander und finden. Steiner sagt: «Die Oktavempfindung bringt uns das nacheinander, die dritte umfasst beide Formen des Selbstbe- Finden des eigenen Selbstes auf einer höheren Stufe.» (7. 3. wusstseins nebeneinander, also gleichzeitig. 1923, GA 283) Und: «Man wird sich sagen: Wenn ich mein Eine grandiose künstlerisch-musikalische Darstellung Ich einmal so erlebe, wie es auf Erden ist, in der Prim, und dieses Evolutionsvorganges findet man in Richard Wagners es dann noch einmal erlebe, wie es im Geiste ist [als Oktav], Ring des Nibelungen. Am Ursprung war das im Rhein aufge- dann ist das der innere Beweis vom Dasein Gottes.» löste Gold – Bild des kosmischen Selbstes und Selbstbe- In manchen Werken von Richard Wagner oder Claude wusstseins. Aus diesem Gold wird der Ring der «Egoität» Debussy kommt etwas vom Ringen um ein solches neues (das gewöhnliche, punktuelle Selbst) geschmiedet; dieser Prim- und Oktaverleben zum Ausdruck. Auch der italieni- Ring wirkt solange als Fluch gegen alles höhere Kosmisch- sche Komponist Giacinto Scelsi (1905–1988) hat in dieser Geistige, als er nicht wieder «in Fluss» gebracht wird. Dabei Richtung manches angestrebt; er wollte «in das Innere des muss aber die Ringform als aufgehobenes Moment bewahrt Tons vorstoßen». werden, sonst wäre die Entwicklung zur zweiten Stufe um- sonst gewesen. Mit anderen Worten: Der Punkt muss wie- II Grundlage aller Meditation ist die Erkenntnis, zu- der Umkreis werden, ohne sein im Durchgang durch das mindest das Erahnen der Existenz eines höheren Selbstes Punktsein erreichte konzentrierte Bewusstsein zu verlieren. innerhalb des gewöhnlichen Selbstes, und das Bestreben, dieses höhere Selbst aus seinem Schlummerdasein zum be- III Verbinden wir einmal das über die Entwicklung wussten Leben zu erwecken. des musikalischen Erlebens Angedeutete – insbesondere Von grundlegendem Charakter für jede meditative Pra- das neue Prim- und Oktaverleben – mit dem Inhalt der an- xis werden also Meditationsinhalte sein, die gerade dieses geführten Meditationsworte und -sätze. Wir können dann höhere Selbst und sein Verhältnis zum gewöhnlichen den Versuch machen, die Worte und Sätze innerlich zu hö- Selbst zum Gegenstand haben. ren, und zwar im Verhältnis von Prim und Oktave (siehe Eine solche Meditation war innerhalb der theosophi- auch Skizze auf Seite 8 oben). schen Bewegung vor über hundert Jahren verbreitet gewe- Wir haben zuerst ein immer gesättigter werdendes Prim- sen und praktiziert worden. Auch Rudolf Steiner griff sie Erleben bis zum Wort «Geist». auf und legte sie manchem Schüler ans Herz.2 Dann erleben wir diesen (höheren) Geist «in meinem Sie lautet: Herzen» in der aus dieser anfänglichen Prim nach unten sich bildenden Oktave. Strahlender als die Sonne, Darauf vollziehen wir eine Oktavbildung nach oben und Reiner als der Schnee, knüpfen mit «Dies Selbst» wieder an das ursprüngliche Feiner als der Äther, Prim-Erleben an. Ist das Selbst, Dann steigen wir zum zweiten Mal in die Oktavbildung Der Geist in meinem Herzen. nach unten – «bin Ich». Zuletzt erheben wir uns jambisch Dies Selbst bin Ich. von unten nach oben und vollziehen die zweite Oktavbil- Ich bin dies Selbst. dung nach oben, um uns nach dem Durchgang durch das

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 11 / September 2006 7 Tatjana Kisseleff

Strahlender als die Sonne, reiner als der Schnee, feiner als der Äther ist das Selbst, der Geist  Dies Selbst dies Selbst. in meinem Herzen.  bin Ich. Ich bin 

gewöhnliche, untere Ich vollbewusst mit dem höheren der einzigen von Steiners Hand erhaltenen Niederschrift einer Selbst zu vereinigen. esoterischen Stunde, die am 24. Oktober 1905 in Berlin abgehal- Ein solches Verbinden von musikalischem und meditati- ten wurde. «Der Spruch ‹Strahlender als die Sonne...› ist nicht von Rudolf Steiner, sondern die Meditation, welche alle Schüler der vem Erleben vermag beides zu vertiefen und zu bereichern. Esoterischen Schule der Theosophical Society als erste erhielten. Dies kann nicht theoretisch bewiesen oder widerlegt, son- Im englischen Originaltext lautet sie: dern nur durch eigenes Tun untersucht und verifiziert wer- ‹More radiant than the sun den. Thomas Meyer Purer than snow Subtler than the ether Is the Self 1 Der Mensch wird aus seinem Inneren heraus den Weg erneut The Spirit of my heart. zum Göttlich-Geistigen finden, «wenn er das Geheimnis I am this Self des einzelnen Tones erfahren wird, wenn er (...) mit innerer This Self am I› Mannigfaltigkeit des Erlebens den einzelnen Ton wie eine Melodie wird erleben können» (16.3. 1923, GA 222). und existiert in vielen Sprachen. Es ist anzunehmen, daß die 2 Diese Meditation ist abgedruckt in R. Steiner, Anweisungen für Übertragung ins Deutsche von Rudolf Steiner vorgenommen eine esoterische Schulung, GA 245, S. 85. Sie bildet den Anfang wurde.» A.a.O., S. 170.

Tatjana Kisseleff – Ein Leben für die Eurythmie Autobiographisches, ergänzt von Brigitte Schreckenbach, Verlag Ch. Möllmann 2005

«Still, unpathetisch, heldenhaft, genial – mehr noch: ein Mensch, der umfassende Zukunfts- das war ihr Leben und ihr Tod.» impulse verkörperte und sich durch nichts und nie- Annemarie Dubach über Tatjana Kisseleff manden davon abbringen ließ, diesen Impulsen nach- zugehen. as von Brigitte Schreckenbach beschriebene Schick- Gleich während ihres ersten persönlichen Gesprä- Dsal der Tatjana Kisseleff ist außergewöhnlich, und ches, das sie Anfang Januar 1912 mit Rudolf Steiner dies in vieler Hinsicht. Es hinterlässt in dem, der das führte, hatte ihr dieser ihre Hauptaufgabe offenbart: die Buch gelesen hat, nicht nur höchst lebendige Bilder, Geisteswissenschaft nach Russland zu bringen, sie dem tiefe Eindrücke und Empfindungen, sondern ebenso «russischen Menschen zu übermitteln».2 Und noch im unzählige Fragen und Rätsel, die über das Gelesene weit selben Gespräch verwies er sie, in der er sofort die hinausführen. Das Buch gibt Zeugnis davon, wie ein Künstlerin erkannt hatte, auf die Eurythmie. Wenig spä- Leben die Grenzen von Raum und Zeit durchbrechen ter dann erklärte er, dass sie die neue Bewegungskunst kann, wie sich ein Mensch über soziale, geographische «vor der ihr drohenden Seelenlosigkeit bewahren und und historisch-kulturelle Gegebenheiten erhebt und ihren wahren geistigen, sakralen Hintergrund» erhalten aus einer Sphäre heraus zu wirken vermag, in der solche könne.3 – Wie sehr Tatjana Kisseleff diese beiden Aufga- Grenzen nicht bestehen. – Es ist eine Freude, die von ben, trotz der für sie zunächst erschreckenden Größe Brigitte Schreckenbach stark erweiterten Erinnerungen des Erwarteten, zu den ihren machte, zeigt ihr ganzes Tatjana Kisseleffs zu lesen. Sprachgewandt, einfühlsam, Leben. Und ebenso lässt ihr Leben erahnen, dass beide künstlerisch – so versucht die Autorin, sich dem Wesen Aufgaben den zwei Seiten ein und desselben entspra- dieser Frau zu nähern, und nur so kann ein Versuch, chen: denen eines ganz besonderen Menschen, der Trä- dieses Wesen zu erfassen, auch aussehen. Denn Tatjana ger eines höheren Impulses gewesen ist. Kisseleff war wahrscheinlich nicht nur «die spirituellste Das vorliegende Buch besteht streng genommen aus 1 Eurythmistin, die je auf Erden gelebt» hat, sondern zwei Teilen (wenngleich es in acht Kapitel aufgeglie-

8 Der Europäer Jg. 10 / Nr. 11 / September 2006 Tatjana Kisseleff dert ist): dem «Autobiographischen Notwendigkeit, die tiefsten Gegen- 1881–1911» aus der Feder Tatjana sätze in sich zu tragen und mitei- Kisseleffs folgen umfassende Ergän- nander zu vereinen. Aus dem Wei- zungen von Brigitte Schreckenbach, ten, Umfassenden, ja Grenzenlosen, die dem Ganzen noch ein Kapitel das sie von Geburt in sich trug, ent- über «Charakteristisches aus der sprang ihr besonderes, oft rätsel- Eurythmie mit T.K.» hinzufügte. – haftes Wesen. Doch blieb dieses Be- Ungeheuer lebendig ist die Beschrei- sondere (und darauf verweist im bung der Kindheits- und Jugender- Weiteren B. Schreckenbach mehr- innerungen aus der Feder Tatjana fach) oft unverstanden, und brachte Kisseleffs. Und diese Lebendigkeit ihr gerade unter den Anthroposo- entspricht wohl der, mit denen sie phen und Eurythmisten nicht nur diese Erinnerung dargelebt hat, wie Freunde, sondern vor allem auch Brigitte Schreckenbach wiederholt Feinde ein. erzählt. Aus ihren Kindheitserleb- Auffallend in der Kindheit Tatja- nissen entsprang die Quelle des na Kisseleffs ist nicht nur ihre hohe Seelenreichtums, aus dem Tatjana soziale und kulturelle Herkunft, Kisseleff ihr ganzes Leben lang Tatjana Kisseleff sondern auch der Charakter ihrer schöpfte; sie bildeten die seelisch- Familie: der ihrer Eltern (der Vater geistige Grundlage für das Besondere und ganz und gar starb, als sie vier Jahre alt war) und Geschwister (ihr jün- Künstlerische ihrer Eurythmie. gerer Bruder wurde ein Schüler R. Steiners) ebenso wie Es ist gewiss kein Zufall, dass die autobiographischen der der anderen Mitglieder. Eine künstlerische und spi- Aufzeichnungen T. Kisseleffs genau in dem Moment en- rituelle Veranlagung scheint fast allen eigen gewesen zu den, in dem sie Marie und Rudolf Steiner begegnete. Be- sein. Immer wieder beschreibt T. Kisseleff die nächtli- gann doch hier ein völlig neues, ja in gewisser Weise ihr chen Träume ihrer Kindheit, die von einer stark hell- «eigentliches» Leben, nach dem sie dreißig Jahre lang sichtigen Gabe zeugten. Und diese Gabe behielt sie auch gesucht hatte. Aus dieser Perspektive erscheinen die als Erwachsene: so träumte ihr in der ersten Nacht, die Aufzeichnungen Kisseleffs auch als das, was sie wirklich sie in Dornach verbrachte (im März 1914), dass der Goe- sind: als der Bericht einer ebenso schweren wie niemals theanumbau in Flammen aufginge.4 Hand in Hand mit ermüdenden Suche eines Menschen nach seiner geisti- dieser Anlage ging eine äußerst zarte, feine Leibeskon- gen Heimat. Einige Elemente dieser Suche sollen hier stitution: Tatjana Kisseleff erkrankte schon als Kind angedeutet werden. mehrfach derart schwer, dass die Ärzte alle Hoffnung Tatjana Kisseleff wurde am 3. März 1881 in War- aufgaben, sie aber wie durch ein Wunder genau in die- schau, dem damaligen Russland, in eine Familie hinein- sen hoffnungslos erscheinenden Momenten stets wie- geboren, in der das Wesenhafte des russischen Volks- der erneut ins Leben trat. Und es war wieder eine solche tums gleichsam schon im Blutstrom verankert war. Die hoffnungslos erscheinende Krankheit, die sie am Wen- Großeltern mütterlicherseits (die Kisseleff wegen ihrer depunkt ihres Lebens zu dem Ort führte, an dem sie Ru- Haarfarbe die «Weißen» nannte) lebten in den Räumen dolf Steiner begegnete. der Petersburger Akademie der Wissenschaften, und Seit November 1910 litt sie an schwerer Schwind- verkörperten für das kleine Mädchen die ruhige, hohe sucht, so dass sie von nun an die meiste Zeit in Sana- und unnahbare Würde des Unbekannten. Die Großel- torien und Krankenhäusern verbringen musste. Doch: tern väterlicherseits dagegen (die «Schwarzen») wohn- «Uns allen fehlte das, was trotz all der Bemühungen ten in Zarskoje Selo, der damaligen Sommerresidenz des uns hier nicht gereicht werden kann (…) Unsere Zaren, und waren von starkem, außerordentlich leiden- Krankheit kommt nicht vom Leib allein, sie kommt schaftlichem Temperament. Sie vertraten – im Unter- von der Seele»5, so Tatjana Kisseleff im Rückblick. Hat- schied zu den «Weißen» – die reine Lebensfreude und te sie doch mehrere Jahre (1905-1908) in Europa, be- -zugewandtheit. Schon in diesem Bild der sich schroff sonders in der Schweiz, in Frankreich und Italien ver- gegenüberstehenden Gegensätze, innerhalb derer Tatja- bracht, mit dem Ziel, dort neue soziale Ideen zum na Kisseleff aufwuchs, wird eine ihrer Eigenarten sicht- Aufbau eines künftigen Russlands aufzunehmen – ver- bar, die sie als ein Mensch auszeichnete, der fest mit geblich. Anstatt lebensvoller Impulse brachte sie (ne- dem russischen Volksseelenhaften verbunden ist: Die ben einem Diplom als Jurist) nur wirklichkeitsfremde,

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 11 / September 2006 9 Tatjana Kisseleff abstrakte Gedanken, und u.a. eine krankheitserzeugen- war das, was sie dort erwartete, ganz und gar charakte- de innere Lähmung mit. Und doch war es gerade diese ristisch für das Schicksal Tatjana Kisseleffs: Die Erleb- Krankheit, die sie auch wieder nach Europa, über die nisse in Paris gehörten neben denen in Moskau «zum Schweiz nach Paris zurückführte, wo sie dem russi- Schwersten in ihrem Leben»9 – Als sie zehn Jahre spä- schen Dichter Max Woloshin begegnete, der sie auf Ru- ter nach Dornach zurückkehrte, waren ihr hier alle Tü- dolf Steiner aufmerksam machte. Und im Dezember ren verschlossen, und es gehört zur Ironie des Schick- 1911 begegnete sie ihm dann zum ersten Mal: und sals der Anthroposophie nach dem Tode Rudolf zwar in Hannover, wo Rudolf Steiner den Vortragszy- Steiners, dass Tatjana Kisseleff, die von Rudolf Steiner klus über «Die Welt der Sinne und die Welt des Geis- so hoch verehrte Eurythmistin, jahrelang keine Eu- tes» [GA 134] hielt. Die Begegnung mit ihm aber be- rythmie betrieb. 1946 endlich wird sie von einer ehe- zeichnete sie als das «allergewaltigste Wunder», das sie maligen Schülerin nach Malsch geholt, wo sie bis zu je erlebt hatte.6 ihrem Tode im Jahr 1970 lebte und u.a. dasjenige wei- In den nachfolgenden Kapiteln, die Brigitte Schre- tergeben durfte, was in ihr so reich herangewachsen ckenbach den Aufzeichnungen T. Kisseleffs hinzufüg- war: eine ganz und gar durchseelte, lebensvolle Eu- te, erscheinen die 14 Jahre, die diese zusammen mit rythmie. Brigitte Schreckenbach, die selbst zu den da- Rudolf Steiner erleben durfte, in krassem Widerspruch maligen Schülern Kisseleffs gehörte, beschreibt das da- zur Zeit nach seinem Tode. – Zunächst erarbeitete sie mals rege Leben in Malsch, das unabhängig von den sich zusammen mit anderen «Eurythmisten der ersten Dornacher Kämpfen und Konflikten blieb. Hier wurde Stunde» die Grundlagen der neuen Bewegungskunst für die Zukunft gesät, und hier war die Gegenwart Tat- im Haus Meer (Düsseldorf). Schon hier stieß sie auch jana Kisseleffs ganz und gar unentbehrlich. auf Schwierigkeiten: war sie doch mit ihren 30 Jahren Es ist äußerst verdienstvoll, dass endlich eine Bio- nicht nur die weitaus Älteste und Reifste der angehen- graphie über diese ebenso bedeutsame wie sehr oft ver- den Eurythmistinnen, auch entsprach die «deutsche kannte Persönlichkeit erschienen ist. Gehört es doch Wesensart», mit der gearbeitet wurde, nicht dem Emp- zu den Voraussetzungen dafür, dass deren Impulse findungsreichtum ihrer eigenen Seele. «Lernen Sie auch nach ihrem Tode weiterleben, dass wir, die Nach- empfinden!», so soll Rudolf Steiner immer wieder den folgenden, von ihnen wissen. «Denn es ist uns eine Eurythmisten zugerufen haben7, und dieses starke, Mahnung durch Rudolf Steiner gegeben worden, dass ganz und gar unintellektuelle Empfinden-Können, das Menschen, die Träger hoher Ziele sind, machtlos wer- «mit einem reichen Bilderleben gesegnet war», zeich- den können, wenn ihre Namen nicht lebendig der nete Tatjana Kisseleff vor allen anderen aus. Dies war Nachwelt übergeben werden», wie Johanna Gräfin von wohl auch der Grund dafür, dass sie im Frühjahr von Keyserlingk in Erinnerung an Rudolf Steiner notierte.10 Marie und Rudolf Steiner nach Dornach berufen wur- Und so bleibt nur zu hoffen, dass die Biographie Tatja- de, um dort die Eurythmie zu übernehmen. «Wenn Sie na Kisseleffs möglichst viele Leser findet, die in der La- die Leitung der Eurythmie hier übernehmen», soll Ru- ge sind, die Größe dieses Menschen zu erahnen und zu dolf Steiner zu ihr gesagt haben, «so habe ich die Ge- würdigen. wissheit, dass die Eurythmie vor der Seelenlosigkeit be- wahrt wird; denn ihr drohen große Gefahren, Irene Diet, Berlin besonders die Veräußerlichung. Sie werden ihr den kosmisch-sakralen Hintergrund geben und erhalten können.»8 Solange Rudolf Steiner lebte, arbeitete Tatjana Kisse- 1 Gritli Eckinger über Tatjana Kisseleff, in: Tatjana Kisseleff, S. 7. leff unter seinem Schutz. Doch nach seinem Tode 2 S. 96f. konnte ihr auch die tiefe Verbundenheit mit Marie 3 S. 9. Steiner nicht weiter helfen: Die Feindschaft gegen sie, 4 Noch bevor sie den Traum Rudolf Steiner erzählen konnte, deren Eurythmie für viele unverstanden blieb, machte bedeutete ihr dieser, darüber zu schweigen (S. 115). ihr die weitere Arbeit in Dornach unmöglich. Und so 5 S. 79. versuchte sie, der von Rudolf Steiner als erste genann- 6 S. 89. 7 S. 104. ten Aufgabe nachzugehen: Die Anthroposophie dem 8 S. 114. russischen Menschen nahezubringen. Nach Russland 9 S. 166. konnte sie nicht zurück, also ging sie nach Paris, wo 10 Zit. nach: Koberwitz 1924. Geburtsstunde einer neuen Landwirt- viele russische Anthroposophen lebten. Und wieder schaft, Hrsg. von A. und K., Stuttgart 1974, S. 71.

10 Der Europäer Jg. 10 / Nr. 11 / September 2006 Eurythmie in Griechenland

Eurythmie im alten Griechenland

Der folgende Artikel stammt von Walter Johannes Stein ten, und zwar in Körperstellungen, die verglichen mit (1891–1957) und erschien im Januar 1936 in der von Stein den modernen Körperhaltungen einen ziemlich unge- herausgegebenen englischsprachigen Zeitschrift The Present wöhnlichen Eindruck machen. Bestimmte typische Be- Age. Die deutsche Übersetzung besorgte Thomas Meyer. wegungsformen erscheinen immer wieder. Wenn wir durch die Räume mit den Vasen gehen, können wir das ch möchte mit meinen Lesern einen kleinen Spazier- starke Bedürfnis empfinden, alle diese Gesten, die nicht Igang durch die Räume des Britischen Museums unter- nur Arm- oder Handgesten, sondern Gesten des ganzen nehmen und für diejenigen unter Ihnen, die nicht in Körpers und Gesten verschiedenartiger Schritte sind, London wohnen und all die wunderbaren Dinge nicht nachzuahmen. Ich will dem Leser nicht empfehlen, die- mit eigenen Augen sehen können, haben mir die Mu- se Körperhaltungen und Gesten an Ort und Stelle im seumsbehörden die freundliche Erlaubnis erteilt, einige Museum nachzuahmen, doch wer versucht, sie zu Hau- Photographien wiederzugeben. Die Absicht dieses Auf- se nachzumachen, wird die ihnen zugrundeliegenden satzes ist, den Kult zu beschreiben, welcher im Hinter- Prinzipien auffinden. grund dieser lieblichen Plastiken steht, die sich im soge- Rudolf Steiner hat seinen ersten Schülern oft emp- nannten Nereiden-Raum befinden. Die Figuren gehören fohlen, derartige Übungen anhand der Gestalten grie- zu einem Tempel, der in Xanthos in Lykien stand und chischer Vasen auszuführen. Er sagte einmal: «Wenn der von Sir Charles Fellowes entdeckt wurde, der die Sie sich mit diesen Körperhaltungen vertraut machen, Figuren auf einer See-Expedition im Jahre 1842 nach werden Sie sich zu einem Verständnis der Eurythmie England brachte. vorbereiten.» Rudolf Steiner ist der große Erneuerer Wir können uns vorstellen, dass dieser Tempel auf und Erfinder jener Eurythmie, die schon in den alten das bewegte Meer hinausblickte und dass die Bewegun- griechischen Mysterienzentren bekannt war, und die er gen dieser halb fliegenden, halb rennenden Gestalten in einer unserer Zeit entsprechenden Weise umgestal- aus dem Erleben der wogenden Wassermassen hervor- tet hat. Die Grundlage von Steiners Eurythmie sind die gingen. Das ganze Bauwerk ist ein Grabmal und besteht neuen Seelenkräfte und -fähigkeiten, welche in der in anderen Teilen auch aus Darstellungen von Schlach- ten und marschierenden Soldaten. Es ist höchst inte- ressant, die männlichen und die weiblichen Gestalten dieses Bauwerks miteinander zu vergleichen. In den marschierenden Männergestalten finden wir ein ausge- prägtes Gefühl für Rhythmus, das so stark ist, dass sie alle wie eine einzige umfassende Gestalt erscheinen, und im Ausdruck ihrer Gesichter kommt mehr als ir- gend etwas anderes etwas Gruppenhaftes zum Aus- druck. Wenn wir uns nun den Mädchengestalten zu- wenden, finden wir das genaue Gegenteil: sie haben jede einen vollkommen individuellen Ausdruck, doch kommt das Individuelle bei ihnen nicht in Emotionen zur Erscheinung, sondern in etwas, was viel objektiver und unabhängiger zu sein scheint als die persönlichen Empfindungen jedes einzelnen Mädchens. In diesem Aufsatz will ich versuchen, der objektiven Kraft, die uns durch den bloßen Anblick dieser wundervollen Bewe- gungen so stark beeindrucken kann, auf die Spur zu kommen. Um zu einem Verständnis der Bewegungssprache die- ser so lebhaften Gestalten zu kommen, müssen wir erst einen Blick auf die Figuren griechischer Vasen werfen. Auf den Vasen finden wir die verschiedensten Gestal- Nereide, British Museum London

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 11 / September 2006 11 Eurythmie in Griechenland

Zwischenzeit zur Entwicklung kamen. Seine große Ent- Plato spricht in seinem Dialog Kratylos ausführlich deckung ist, dass alle diese Körperhaltungen ein leben- über die Eurythmie, doch leider können die modernen diges Alphabet sind und die ganze Bewegungskunst ei- Kommentatoren damit nicht viel anfangen und glau- ne sichtbare Sprache ist. Dies möchte ich an einem ben, es handle sich dabei nur um seine Anschauung Beispiel verdeutlichen. Nehmen wir an, ein Mensch, über Etymologie (Lehre von den Ursprüngen und Ab- der nicht lesen kann, hätte plötzlich lateinische Buch- stammungen der Wörter). Doch man geht fehl, wenn staben vor sich und würde nun anfangen, sie zu be- man den Dialog in dieser Weise interpretiert, denn sein schreiben: so und so viele gerade Striche, so und so vie- eigentliches Thema ist die Weisheit der Eurythmie. Ich le krumme Striche. Und nun würde ihm ein Lehrer kann hier nur einige wenige Beispiele geben, doch der klarmachen, dass alle diese seltsamen Formen Vokale Leser, der sich die Mühe macht, das Original zu lesen, und Konsonanten ausdrücken und so einzelne Worte wird, geleitet von dieser Interpretation, viele Entde- bilden. Dasselbe ist nun auch bei den Vasenfiguren und ckungen machen. Jeder Vokal und jeder Konsonant bei den Nereiden-Gestalten der Fall. Sie stellen euryth- wurde durch eine ganz bestimmte Körperhaltung ausge- mische Stellungen dar und bringen die Geheimnisse drückt. Die Bewegungen, die Vokale ausdrücken sollten, der Mysterien der Sprache zum Ausdruck. Es ist an die- ahmten die Gestalt der ausströmenden Atemluft nach. ser Stelle nicht möglich, im Einzelnen auf die von den So gibt z.B. das O, welches mit gerundeten Lippen ge- Griechen begründete und von Rudolf Steiner weiter- sprochen wird, dem Atem eine gerundete Gestalt und entwickelte Struktur der Eurythmie einzugehen. Das wird deshalb mit gerundeten Armen nachgeahmt. So würde eine viel eingehendere Darstellung erfordern. sagt Plato: «Für alle Dinge, die rund sind, ist das O ge- Ich möchte hier lediglich zeigen, wie diese alte Euryth- schaffen, um sie zu bezeichnen.» Bei den Konsonanten mie aus der griechischen Kunst und der griechischen kommt ein anderes Prinzip in Betracht. Sie bekommen Philosophie hervorgegangen ist. Zu diesem Zweck wol- ihre Gestalt nicht vom ausströmenden Atem, sondern len wir einmal einen Blick auf bestimmte griechische von der Haltung des ganzen Körpers, manchmal auch Schriften werfen. Wir finden das Wort Eurythmie im von der Stellung der Zunge. So sagt Plato: «D und T nö- griechischen Lexikon, und zwar müssen wir Eurythmie tigen uns, die Zunge gegen die Zähne zu drücken und und nicht Eurhythmie schreiben, denn der Laut H wird deshalb drücken sie auch die Wahrnehmung von etwas im Griechischen mit dem Spiritus Asper ausgedrückt, Festem und Fixem aus.» Die eurythmische Bewegung, der nur am Wortanfang stehen kann, wie z.B. beim Wort Rhythmus, welches korrekterweise mit einem H geschrieben wird. Doch durch die Vorsilbe Eu (d.h. gut) kommt das R in die Wortmitte und verliert deshalb den spiritus asper. Wir können Eurhythmie schreiben, weil unser Alphabeth das H enthält. Diese von Rudolf Steiner gegebene Erklärung dürfte die Frage der Schreib- weise gelöst haben. Das Wort kommt bei attischen Dichtern, bei Hippokrates in seinen medizinischen Schriften und bei Plato vor. Ursprünglich hatte es die Bedeutung von «harmonisiertem Rhythmus», doch später bedeutete es mehr und mehr «harmonisches In- nenleben» und «gutes Betragen», denn das sind die Auswirkungen der Eurythmie. Deshalb besitzt die Eu- rythmie eine ungeheure pädagogische Kraft und sollte in allen Schulen im Lehrplan berücksichtigt werden. Rudolf Steiner hat ihr in seiner Erziehungskunst einen festen Platz angewiesen: er benutzte die pädagogische Eurythmie als Kunst und als Element des Heilens. Denn Heilprozesse beruhen oft darauf, dass im Körper die richtigen Rhythmen hergestellt werden, und es scheint, dass diese drei Anwendungsformen der Eurythmie im alten Griechenland bekannt waren (Kunst, Pädagogik, Heilpädagogik). Nereide, British Museum London

12 Der Europäer Jg. 10 / Nr. 11 / September 2006 Eurythmie in Griechenland die dem D entspricht, ist eine Geste der gestreckten Ar- sondern nur der, welcher, auf die einem jeden Ding von me, die sich über eine imaginäre Mauer hinab bewegen. Natur eigene Benennung achtend, seine Art und Eigen- Alle diese Gesten sind in Platos Dialog angegeben und schaft in die Buchstaben und Silben hineinzulegen ver- auf den griechischen Vasen abgebildet. Die wundervol- steht.» Die Schwierigkeit, die wir heute haben, so etwas len Bewegungen der Nereiden können also gelesen wer- einzusehen, ergibt sich daraus, dass wir einerseits wis- den. Sie drücken Vokale und Wörter aus. Sie sind nicht sen, wie die Namen den wirklichen Dingen entsprechen nur Göttinnen der wogenden See, sondern auch der auf können und andererseits genauso gut wissen, dass sie Luftwogen sich bewegenden Sprache. Wie kommt es, von Sprache zu Sprache verschieden sind. Doch diese dass gerade Kratylos der Lehrer dieses Wissens ist? Das Schwierigkeit löst sich, wenn wir bemerken, dass die kommt daher, dass er Lehrer in Ephesos war, und Ephe- Wörter der verschiedenen Sprachen an ein und dem- sos war die wichtigste Mysterienstätte, die das Verständ- selben Ding einfach verschiedene Qualitäten hervor- nis des Logos, des Weltenwortes, des Wortes, aus dem heben. Der Engländer sagt für «Mensch» z.B. «human die Welt entstand, lehrte. being», und «human» kommt von «humus» und bedeu- Wir müssen verstehen, dass Namen ausdrücken kön- tet «Boden», «Grund». Das «human being» ist also ein nen, was wir an einem bestimmten Dinge wahrnehmen Wesen, das auf dem Erdboden lebt. Das ist der Gesichts- – oder auch nicht. Die Griechen haben den ägyptischen punkt des Engländers. Der griechische Gesichtspunkt Gottheiten Namen gegeben, z.B. Osiris und Isis. Schau- dagegen kommt im Wort «anthropos» zum Ausdruck, en wir uns nun einmal aufgrund der Methode des Kra- welches vom Verb ana-trepo stammt, das «sich erhe- tylos das Wort Osiris an. «O» würde also etwas Rundes ben», «hinaufsteigen» bedeutet. Der Grieche beachtete ausdrücken, in diesem Falle die Sonne. «S» zählt Plato also am Menschen besonders das, was ihn vom Tier un- zusammen mit «Z» und «Sch» und «W» zu den «Pneu- terscheidet, nämlich die aufrechte Körperhaltung, und matoda grammata» (sausende Laute, d.h. Laute, die so bezeichnete er ihn mit einem Worte, das gerade die- ganz von der ausströmenden Atemluft durchweht sind). ses Sich-Wegwenden vom Erdboden zum Ausdruck Das würde in unserem Beispiel ausdrücken, wie die Son- bringt. ne den Äther durchkraftet und in das ganze Weltall hi- Die Vorstellung, Naturprozesse durch die Formkraft nausstrahlen kann. Das «I» ist für Plato «das Dünne und von Konsonanten und Vokalen zum Ausdruck zu brin- Feine», das «alles durchdringt», in unserem Beispiel das gen, wie das in alten Zeiten gemacht wurde, ist so groß- ausstrahlende Licht. «R» ist für Plato das Mittel der Be- wegung. Der erste Teil des Wortes Osiris lässt sich also leicht verstehen. Wenn wir nun aber auch den zweiten Teil verstehen wollen, müssen wir beachten, dass das ganze Wort in der Mitte eine Wendung macht:

O S I R S I

Das «O» steht für Sonne, und die Strahlen, die sie aus- sendet («S») kehren wieder zu ihr zurück. Das «R» ist der Umschlagspunkt, an dem die Bewegung den umgekehr- ten Verlauf nimmt und eine kreisförmige Bewegung ausgelöst wird. Dazu müssen wir auch verstehen, dass ein Wechselspiel stattfindet zwischen der Sonne und dem Mond. Das Sonnenlicht strömt dem Mond zu und wird von diesem reflektiert. Diese Reflexion wird im letzten Teil des Wortes (IS) als ein Echo angegeben. Da- raus entsteht das Wort Isis. Dass Plato tatsächlich solche Ansichten hatte, zeigt die folgende Stelle im Kratylos: «Kratylos hat recht, wenn er sagt, die Benennungen kämen den Dingen von Natur zu, und nicht jeder sei ein Meister im Wortbilden, Nereide, British Museum London

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 11 / September 2006 13 Eurythmie in Griechenland artig, dass ihr die ganze moderne Naturwissenschaft Mantren. Doch das vierte Veda erscheint nur im Den- nichts Vergleichbares zur Seite stellen kann. Wenn wir ken. Auch die vier Götter sind den vier Stufen des Ein- zum Beispiel die Bewegungen der Tiere darstellen wol- atmens zugeordnet. Gott, der Schöpfer – er haucht len, können wir uns ebenfalls dieser Methode bedienen. Adam den Lebensodem in den Mund. Gott, der Erhalter Wenn wir z.B. «M» sagen und beobachten, welche Be- – er umfasst alles in Liebe. Gott, der Zerstörer – er lässt wegung der Mund dabei macht, so bemerken wir, dass den Menschen in die Geburt fallen und sich aus dem es genau die Bewegung eines Erdwurmes ist, oder, was Tode erheben. Gott, der Herr – er war der schweigende dasselbe ist, die peristaltische Bewegung der menschli- Gott aller Völker. In der nordischen Mythologie z.B. ist chen Eingeweide. Und wenn wir die Formkraft dieses er der schweigende Gott Asar-Widar. Konsonanten für medizinische Zwecke benützen, so So können wir sehen, dass das Wissen von der Form- werden wir finden, dass sie eine heilende Wirkung auf kraft der Vokale und Konsonanten im Altertum überall Störungen in den Darmbewegungen ausübt. Der Aus- verwendet wurde. Es ist der eigentliche Schlüssel, der druck des «M» mit der Hand besteht darin, die gehobe- uns das Verständnis für die großen alten Mysterien auf- nen Handflächen durch die Luft hinauszuschieben. Was schließt. Die wichtigste Stätte dieser alten Wissenschaft die Hand nachahmt, ist der Druck der beiden Lippen befand sich zur Zeit der griechischen Kulturepoche in aufeinander. Doch das ist nicht alles. Wenn wir den Pro- Ephesos. Doch als Herostrat die große Bibliothek von zess des Einatmens darstellen wollen, so müssen wir ihn Ephesos verbrannte, geriet dieses Wissen in Vergessen- in vier Akte unterteilen. Zuerst wird die Luft in Form ei- heit, und die Philosophen begannen diesem verlorenen nes Keiles in den Mund gezogen; dies entspricht dem Weltengeheimnis auf ihre Weise nachzuspüren. In ei- Buchstaben A und dem Laut Ah. Dann erweitert sich die nem kleinen Raum des Britischen Museums, im Nerei- Brust und füllt sich mit der Luft; das entspricht dem O. den-Raum, sehen wir diese wunderbaren Figuren: sie Dann beginnt die eingeatmete Luft auf das Zwerchfell tanzen nicht, sie schreiten nicht, sie fliegen nicht, sie zu drücken, wodurch der Blutdruck erhöht wird und die rennen nicht: sie dienen – in jenem Tempel, in dem die Gehirn-Rückmarksflüssigkeit den Rückenmarkskanal Geheimnisse des Wortes bewahrt wurden. hinaufgedrückt wird, und dieses Hinaufdrücken kommt in dem U zum Ausdruck. Und am Höhepunkt des Einat- Walter Johannes Stein mungsprozesses wird schließlich das Gehirn gegen die Schädeldecke gedrückt, und das kommt im «M» zum Ausdruck. So wird der ganze Einatmungsprozess im Worte A.O.U.M., Aoum, zum Ausdruck gebracht. In buddhistischen Schriften wird in dramatischer Weise ausgedrückt, wie der Kopf des Buddha infolge dieses Druckes beinahe geborsten wäre. Selbst die vier Veden – Veda heißt nichts anderes als «Wort» – bedeuten nichts anderes als diese vier Akte des Einatmungsprozesses. Das Rigveda ist der erste Akt. Das Samaveda ist der zwei- te, das Ayur- oder Yahurveda der dritte und das Arthar- vaveda – das Veda des Äthers bedeutend – der vierte Akt oder das «M». Es wird erzählt, wie ein indischer Schüler einst seinen Lehrer bat, ihn in den vierten Akt der Ein- atmung einzuweihen, die drei ersten waren ihm schon vertraut. Der Lehrer schwieg. Dreimal fragte der Schüler: «Warum wollt ihr es mir nicht zeigen?» Doch der Lehrer verharrte weiterhin im Schweigen. Schließlich sagte er: «Ich zeige euch ja das vierte Veda, doch Ihr versteht es nicht.» Und in der Erklärung dieser Geschichte wird ge- sagt, dass das vierte Veda stumm ist und mit den Lip- pen, die fest geschlossen aufeinander liegen, ausge- drückt wird (M). Das Rigveda erscheint im Lichte der Imagination, das Samaveda im Klang der Gesänge, das Yahurveda im steigenden und fallenden Gemurmel der Nereide, British Museum London

14 Der Europäer Jg. 10 / Nr. 11 / September 2006 Apropos

Apropos 27: Darf ein (Kriegs-)Verbrecher Präsident der USA sein?

erden wir richtig informiert? Nur wenn wir den Guru strich, es gebe eindeutige Beweise, dass diese Gefange- W unserer eigenen individuellen Vernunft in der nenlager tatsächlich existierten. Die USA müssten sich richtigen Weise wirksam werden lassen. Das heisst: an die internationale Menschenrechtskonvention auch wenn wir uns um die nötigen Informationen bemühen ausserhalb ihres Territoriums halten. Die Häftlinge sei- und sie denkend verarbeiten. Sonst laufen wir Gefahr, en in den geheimen Anstalten über Monate, manche von Medien, Behörden oder auch Wissenschaftlern sogar über Jahre gefangen gewesen, kritisiert das Gre- (manchmal absichtlich) in die Irre geführt zu werden. mium und verlangte zudem, dass das Internationale So wie es – an dieser Stelle ist es zur Genüge dargelegt Komitee vom Roten Kreuz Zugang zu jeder Person er- worden – George W. Bush und seine Spiessgesellen ge- halten müsse, die in einem bewaffneten Konflikt fest- tan haben, die im Irak einen völkerrechtlich verbotenen gehalten werde.»2 Der Menschenrechtsrat rief die USA Angriffskrieg führen – was nach den heute üblichen ju- ferner auf, ein «Moratorium für Hinrichtungen» zu ristischen Kriterien ganz klar ein Kriegsverbrechen ist. beschliessen. «Die Todesstrafe werde überproportional Daran ändert auch nichts, dass permanent versucht häufig gegen arme Menschen oder Angehörige von wird, dieses Faktum mit Desinformationskampagnen zu Minderheitsgruppen verhängt», hiess es zur Begrün- verschleiern. dung. Dies müsse überprüft werden. «Dabei sei zu be- achten, dass es wünschenswert sei, die Todesstrafe ge- «Als Jüdin und Israelin klage ich an» nerell abzuschaffen.»3 Mindestens so schlimm ist aber, dass dabei permanent und teilweise systematisch «Verbrechen gegen die Bush nach Den Haag? Menschlichkeit» begangen werden: in Abu Ghreib, Gu- Nach den heute üblichen Kriterien, die seit dem Zweiten antanamo, in geheimen Foltergefängnissen, bei Ver- Weltkrieg massgeblich von den USA beeinflusst worden schleppungen mit illegalen CIA-Flügen. Die israelische sind, müsste praktisch die gesamte Bush-Administration Menschenrechtsanwältin Felicia Langer brachte es kürz- vor einem Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag ange- lich auf den Punkt. Am 13. Juli besuchte George W. Bush klagt werden. Stattdessen wird den Damen und Herren auf Einladung der deutschen Bundeskanzlerin Stral- aus Übersee von den Regierenden in Europa Puderzucker sund (Mecklenburg-Vorpommern). An der Protestkund- in den Hintern geblasen. «Nichts sehen, nichts hören, gebung der Friedensbewegung gegen diesen Besuch hielt nichts sagen» heisst die Devise: in Deutschland, Öster- die Trägerin des Alternativen Nobelpreises eine Rede, in reich, in der Schweiz und anderswo – aus lauter Angst der sie dem US-Präsidenten entgegenschleuderte: «Not vor (wirtschaftlichen) Nachteilen. Am G8-Gipfel in St. welcome, Mr. President!» und «als Jüdin und Israelin Petersburg liess sich die deutsche Bundeskanzlerin vom klage ich Sie an, Mr. President». Und weiter: «Sie miss- US-Präsidenten sogar betatschen4 (was immerhin in den brauchen vorsätzlich die Worte ‹Demokratie› und ‹Frie- USA zu einer für ihn unliebsamen und hitzigen Diskus- den› für Propaganda-Zwecke und ihre wahren Botschaf- sion führte: statt als «oberster Befehlshaber» wurde er als ten sind Botschaften der Kriege. Sie sind verantwortlich «oberster Grabscher» betitelt). Nun ist ja klar: Bush ist für hunderttausende irakischer Opfer und auch für der (militärisch und in gewisser Weise auch wirtschaft- tausende irregeleiteter amerikanischer Soldaten. Sie, der lich) mächtigste Mann der Welt, den man nicht ohne Befreier des Irak ... Wehe den von ihnen Befreiten! Ihr weiteres nach Den Haag schleppen kann. Aber was jeder Name wird in die Geschichte eingehen mit der Schande tun kann: den Kerl und seine Clique einfach ignorieren, von Abu Ghreib und Guantanamo. Für ewig.»1 stehen lassen, die Hand verweigern – auch um sich nicht selber zu beschmutzen. Wenn das genügend Menschen Geheime Gefangenenlager schliessen! praktizieren, wird Herr Bush plötzlich machtlos, ohne Eine weitere «Schande» rügt der in Genf ansässige Einfluss. Oder wie Felicia Langer in Stralsund sagte: «Mr. Uno-Menschenrechtsrat, der die Einhaltung der Uno- President, Sie haben die Macht der Waffen und des Gel- Menschenrechtskonvention überwacht: Die USA sollen des, wir haben die Macht der Gerechtigkeit und der geheime Gefangenenlager im Ausland schliessen. «Der menschlichen Solidarität, überall! Eine gewaltige Welt- mit unabhängigen Rechtsexperten besetzte Rat unter- macht ... Und sie ist die Hoffnung der Zukunft!»

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 11 / September 2006 15 Apropos

Bürgerkrieg im Irak? die vom US-Kongress eingesetzte Untersuchungskom- Offenbar ist der gegenwärtige US-Präsident auch nicht mission zum 11. September 2001 sich von der Regierung lernfähig. Kurz bevor er sich in die Sommerferien auf in die Irre geführt sieht. Die Kommission fühlte sich vom seine Ranch in Texas zurückzog, freute er sich: So Pentagon so stark getäuscht, dass sie zwei US-Behörden «schmerzvoll und tragisch» der jüngste Konflikt im Na- einschaltete, um den Vorwurf der absichtlichen Irrefüh- hen Osten auch sei, «biete er doch die Gelegenheit für rung überprüfen zu lassen. Die beiden Abschlussberichte mehr Demokratie und Freiheit in der Region»5. Die «De- der Kommission sollen in Kürze veröffentlicht werden. mokratie und Freiheit», die Bush hier dem Libanon an- Wegen des Verdachts, dass die Abläufe nach den Terror- bietet, hat der Irak ja schon erlebt: «hunderttausende anschlägen von 2001 verfälscht dargestellt worden seien, Opfer», wie Felicia Langer festgestellt hat. Zudem war- habe die Kommission nun aber sogar das Justizministeri- nen Militärs vor einem Bürgerkrieg: «Der Oberbefehls- um mit strafrechtlichen Ermittlungen befassen wollen. haber des für Einsätze im Nahen Osten zuständigen US- «Als Kompromiss seien dann aber die führenden Prüf- Zentralkommandos, General John Abizaid, hält einen stellen des Verkehrs- und des Verteidigungsministeriums Bürgerkrieg im Irak für wahrscheinlich. (…) Vor allem eingeschaltet worden.» Die Kongresskommission hatte in Bagdad sei die Lage schlimm, sagte er vor dem Mili- den Auftrag, Fehler und Versäumnisse vor und nach den tärausschuss des Senats in Washington. Ähnlich äußer- Anschlägen zu untersuchen und ihre Arbeit im Sommer te sich auch Generalstabschef Peter Pace. Abizaid re- 2004 beendet. «Der Washington Post zufolge berichteten agierte auf Warnungen des scheidenden britischen Zeugen aus dem Militär während der Ermittlungen zum Botschafters im Irak, William Patey, der eher mit dem Teil detailliert über die ‹schnelle Reaktion› des Luftvertei- Ausbruch eines Bürgerkriegs als mit der Errichtung einer digungskommandos Norad auf die Flugzeugentführun- stabilen Demokratie rechnet. (…) Der republikanische gen durch die Terroristen. Im Zuge der Untersuchungen Vorsitzende des Ausschusses, John Warner stellte da- habe sich aber herausgestellt, dass viele der Angaben raufhin die Legitimation des Irak-Einsatzes der US- schlicht unwahr gewesen seien. So habe etwa ein Norad- Streitkräfte in Frage. Der Kongress werde untersuchen General angegeben, dass die später in Pennsylvania ab- müssen, ob die Regierung von Präsident George W. gestürzte United-Airlines-Maschine bereits ab 9:16 Uhr Bush weiterhin die Rückendeckung des Parlaments für Ortszeit am 11. September ins Visier genommen worden die Militäraktion erhalten könne.»6 Das nutzte die de- sei, um im Notfall abgeschossen zu werden. Dabei sei das mokratische Senatorin und mögliche Präsidentschafts- Flugzeug erst zwölf Minuten später entführt worden.»8 Es kandidatin Hillary Clinton und erhob schwere Vorwür- ist offensichtlich: Wer solche Täuschungsmanöver insze- fe gegen den Verteidigungsminister. Rumsfeld sei «für nieren muss, hat allerhand zu verbergen – vor einer Kom- zahlreiche Fehlentscheidungen» in der Irak-Politik ver- mission übrigens die Anderes so unkritisch beäugt hat, antwortlich, «die zur gegenwärtigen Krise geführt hät- dass der Ruf nach einer unabhängigen Untersuchungs- ten». In einem Interview «forderte sie den Rücktritt des kommission laut geworden ist ... (Der Europäer hat darü- Verteidigungsministers. Rumsfeld habe im Kongress ber berichtet.) und bei der amerikanischen Bevölkerung seine Glaub- würdigkeit eingebüsst, sagte die Senatorin, die erst- Was verbirgt George W. Bush? mals Rücktrittsforderungen demokratischer Politiker an Im übrigen wird 9/11 immer noch «als Propaganda für Rumsfeld unterstützte. Es sei an der Zeit, dass er durch die kriegerischen Abenteuer der amtierenden US-Ad- jemanden ersetzt werde, der eine ‹effektive Strategie› für ministration ausgeschlachtet. Gerade erst wieder sind den Irak entwickle und diese der amerikanischen Bevöl- Tonbänder der Opfer und Bilder vom angeblichen Pen- kerung und der Welt vermittle.»7 tagon-Einschlag einer Passagiermaschine veröffentlicht worden und übertönen damit die zunehmende Skepsis 9/11: Täuschungsmanöver der Bush-Regierung der Bevölkerung an der offiziellen Version, nach der eine Zu all dem kommt, dass immer mehr Belege auftauchen, Handvoll mit Teppichmessern bewaffneter Terroristen wonach die Bush-Administration an den Geschehnissen nicht nur die verschiedenen amerikanischen Geheim- von 9/11 nicht so unschuldig ist, wie sie immer tut: zu- dienste mit einem Etat von zig Milliarden Dollar, son- mindest weiss sie darüber vielmehr, als sie bisher zugege- dern gleich auch noch die gesamte nordamerikanische ben hat – ein Umstand, den einige Beobachter, die dafür Luftabwehr (Norad) ausgeschaltet haben sollen». Doch von einzelnen Mainstreammedien als «Verschwörungs- in den «USA glaubt nach einer Umfrage (…) inzwischen theoretiker» diffamiert werden, schon seit Jahren doku- fast die Hälfte der Bürger, dass die Bush-Regierung we- mentieren. Nun hat die Washington Post enthüllt, dass sentliche Fakten des 11. September verschweigt oder et-

16 Der Europäer Jg. 10 / Nr. 11 / September 2006 Apropos was zu verbergen hat»9. Da taucht zur rechten Zeit die nicht in die Tiefe und Details gehen, aber wir wissen ei- Internetdokumentation «Loose Change» auf, die «sehr ne ganze Menge mehr über Bin Laden und Zarqawi und plausibel erklärt», dass die offizielle Version nicht stim- Sawahiri, als wir der Öffentlichkeit sagen können», äus- men kann. Wobei es tief blicken lässt, dass jetzt sogar be- serte Goss in einem Interview mit dem TV-Sender ABC. sagte Mainstream-Medien plötzlich befinden: «Es gab «Ich versichere Ihnen, dass wir uns stark bemühen he- viele haltlose Verschwörungstheorien über die Beteili- rauszufinden, wo sie stecken.»12 In den USA wechseln gung der Bush-Regierung am 11. September, aber auch diese Bemühungen zurzeit offenbar sehr schnell … viele unbeantwortete Fragen – und so nachdrücklich wie in ‹Loose Change› sind bisher die wenigsten vorgetragen Der Taliban, der in Yale studiert worden.»10 Das Video trifft auf ein wachsendes Bedürfnis Ebenfalls zu diesem Hintergrund passt die Geschichte der Amerikaner nach einer weitergehenden Aufklärung von Sayed Rahmatullah Hashemi, die der New Yorker der Geschehnisse des 11. September. Allein bei Google Autor Chip Brown im vergangenen Februar im New York haben zehn Millionen Menschen das Video angeschaut, Times Magazine erzählt hat. Der 28 Jahre alten Paschtune 20000 mal täglich wird die Seite Loose Change 911 ange- aus Afghanistan ist der berühmteste Student der ameri- klickt, und sogar die Zeitschrift Vanity Fair hat das Video kanischen Eliteuniversität Yale – und der umstrittenste. mit einem mehrseitigen Artikel geadelt. «Das Besondere Er war bis zum Oktober 2001 Sprecher der radikalislami- an der Video-Dokumentation ist vielleicht, dass sie kein schen Taliban. «Im Februar 2004 war er in Kabul von Mit- Geheimnis hat. Im Prinzip ist der Film ein Zusammen- arbeitern amerikanischer Geheimdienste verhört und schnitt von öffentlich zugänglichen Dokumenten, von nach dem üblichen Prüfungsverfahren als nicht länger Ausschnitten aus Fernsehberichten und -interviews, von gefährlich eingestuft worden. Das Aufnahmegespräch in Regierungszitaten und Augenzeugeninterviews. (…) Mit Yale war erfolgreich, amerikanische Freunde beschafften dieser bunten Mischung will der Film vor allem Fragen die 40000 Dollar Studiengebühr – und seit Sommer 2005 aufwerfen: Was waren das für Explosionen, die Augen- studiert Hashemi (…) in Yale Politikwissenschaften. Zu zeugen gehört haben, kurz nachdem die Flugzeuge ein- seinen Kursen gehörte einer mit dem Titel ‹Terrorismus: geschlagen sind? Warum wurde Ground Zero nicht wie Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft›. Er hat sich mit jeder andere Tatort zur Spurensuche abgesperrt? Und Kommilitonen aus Pakistan und Iran angefreundet, mit wer profitierte vom 11. September?» Die Video-Doku- denen er sich in der koscheren Mensa des jüdischen Stu- mentaristen rechnen damit, «dass der Fall 9/11 eine dentenclubs zu treffen pflegt, weil dort das Essen am ‹zweite amerikanische Revolution› von unten auslösen besten schmeckt.»13 Anfang 2001 wurde Hashemi als könnte. Doch auch wenn man davon noch weit entfernt «reisender Botschafter» auf eine Art Informations- und ist: Je weiter sich ‹Loose Change› über die Welten des Werbetournee für das Taliban-Regime nach Europa – Internets ausbreitet, desto lauter werden zumindest die auch nach Deutschland –, in arabische Staaten und nach damals nie beantworteten Fragen an die amerikanische Amerika geschickt. Michael Moore zeigt ihn in seinem Regierung»10. Dokumentarfilm «Fahrenheit 9/11» – und darin er- scheint er keineswegs so «von inneren Zweifeln über die Wie der CIA Osama bin Laden sucht … radikalen Auswüchse des Taliban-Regimes geplagt», wie In diesem Zusammenhang ist auch die Meldung der er heute behauptet. «Ausgerechnet an seiner heutigen New York Times nicht ganz uninteressant, wonach der ‹Alma mater›, in der ‹Luce Hall› von Yale, hielt der füh- US-Geheimdienst CIA die interne Abteilung geschlos- rende Talib damals Verteidigungsreden für ein Regime, sen hat, die jahrelang für die Jagd auf Al-Qaida-Chef das Ehebrecherinnen und Homosexuelle steinigte, Musik Osama bin Laden zuständig war. Die Mitarbeiter seien und Kinofilme verbot, die 1500 Jahre alten Buddha- in andere Abteilungen des Anti-Terror-Zentrums der Statuen in Bamian sprengte» – und einem Araber namens CIA eingegliedert worden. Das Referat mit dem Deckna- Osama Bin Laden Zuflucht gewährte …13 men «Alec Station» sei bereits Ende 2005 aufgelöst wor- den, hiess es weiter11. Dieses Detail ist darum brisant, 50 000 tote New Yorker «dank» George W. Bush? weil noch am 29. November die Aussage des damaligen Das bisher Geschilderte ist schon schlimm genug, aber es CIA-Direktors Porter Goss weitergereicht wurde, dass kommt noch schlimmer: Der Vertuschungsskandal um der amerikanische Geheimdienst mehr über die Al-Qai- die tödliche Luftqualität nach dem Einsturz der Zwillings- da-Terroristen, die bereits seit Jahren mit Kopfgeldern türme ist wenig bekannt. Die amtierende Bush-Regierung von jeweils 25 Millionen Dollar gesucht werden, wisse, zitiert immer gerne den 11. September, wenn es darum «als er die Öffentlichkeit wissen lässt». «Ich möchte geht, die Gefahren des internationalen Terrors zu be-

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 11 / September 2006 17 Apropos schwören. Besonders dann, wenn sie wieder einmal dabei Bush und Israel ignorieren das Völkerrecht erwischt worden ist, dass sie grundlegende Artikel der Apropos: Eigentlich hätte diese Kolumne Hintergründe amerikanischen Verfassung gebrochen hat und ihre Bür- des Libanonkrieges aufzeigen sollen. Das muss nun um ger ohne Skrupel ausspioniert oder ihre Bürgerrechte mit einen Monat aufgeschoben werden. Hier nur soviel. Fe- Füssen tritt. Nun mehren sich aber die Zeichen, dass die licia Langer hat in ihrer Rede an Bush auch gesagt: «Sie Regierung der USA für den Tod von weit mehr Menschen spielen die Schlüsselrolle im Nahen Osten, Mr. President. verantwortlich ist, als am 11. September direkt durch die Als Jüdin und Israelin, die seit Jahrzehnten für Frieden Terroranschläge gestorben sind. «Es wird immer deutli- und Gerechtigkeit für Israel-Palästina kämpft, klage ich cher, dass das Weisse Haus die Berichte der Environmen- Sie für diese Rolle an. Ich klage Sie an für die bedin- tal Protection Agency (EPA) über die Luftqualität in der gungslose Unterstützung der aggressiven israelischen Po- Umgebung von Ground Zero nach den Anschlägen mani- litik der Besatzung der palästinensischen Gebiete, die fast puliert hat und damit alle Helfer und zahlreiche Bewoh- 40 Jahre andauert. Eine kolonisatorische, unterdrückeri- ner und Angestellte im südlichen Manhattan extremen sche Besatzung, die völkerrechtswidrige Siedlungen auf Gesundheitsrisiken ausgesetzt hat. Inzwischen sollen be- geraubten palästinensischen Boden baut, für das ameri- reits etwa 15 000 Menschen Symptome dieser Krankheit kanische Geld, das auch die Waffen gegen die Palästinen- zeigen. Die ersten Menschen sind bereits gestorben. ser bezahlt. (…) Sehr teuer bezahlt, über 3 Milliarden Schätzungen gehen davon aus, dass 30 000 bis 50 000 Dollar jährlich! Mit Ihrem Veto im Weltsicherheitsrat der Menschen davon betroffen sein könnten.»14 Das Unfass- UNO blockieren Sie seit Jahren systematisch alle UNO- bare ist, dass die US-Regierung damit vor allem die zahl- Resolutionen, um die israelische Willkür zu verurteilen reichen patriotischen Helfer vorsätzlich einem extremen und zu stoppen, um Frieden und Gerechtigkeit zu er- Todesrisiko ausgesetzt hat. «Denn die tödliche Wirkung möglichen. Dank dieser verheerenden Politik kann Israel von geringsten Mengen von Asbeststaub ist schon seit das Völkerrecht ignorieren, so wie auch Sie es tun. Das Jahrzehnten bekannt. Die Luft am Ground Zero bestand Völkerrecht, das die Weltgemeinschaft so dringend be- aus einer Mischung aus Asbeststaub, Quecksilber und nötigt, und das Sie mit den Füssen treten ...»1 Dioxinen – eine extrem gefährliche Zusammensetzung, Boris Bernstein* gegen die auch einfache Atemschutzmasken keinen aus- reichenden Schutz bieten.»14 P.S. zum Libanon: Wesley Clark, der US-General, der 1999 Schon zwei Jahre nach dem Anschlag war eine Unter- den Nato-Angriff auf Ex-Jugoslawien befehligte, enthüllt suchungskommission zu dem Ergebnis gekommen, dass in seinem Buch von 2003, dass das Pentagon schon im wesentliche Teile der Pressemitteilungen der EPA vom November 2001 an einem «Fünf-Jahres-Plan» zu Kriegen Weissen Haus manipuliert worden sind. Nun haben Be- gegen sieben Länder arbeitete: «beginning with Iraq, then troffene die ehemalige Leiterin der EPA verklagt und for- Syria, Lebanon, Libya, Iran, Somalia and Sudan»15… dern von der US-Regierung Schadenersatz oder verklagen die Stadt New York. In einem ersten Verfahren hat das * Boris Bernstein arbeitet seit Jahrzehnten bei einem Gericht die Immunität der Ex-EPA-Direktorin aufgeho- europäischen Printmedium. ben und eine Klage gegen ihr Vorgehen zugelassen. In 1 www.uni-kassel.de/fb5/frieden/bewegung/Bush-Besuch/ der Begründung heisst es, dass sie «wider besseres Wissen langer.html 21.7.2006 Tausenden von Menschen bewusst die Unwahrheit ge- 2 NZZ Online, 28.7.2006 sagt hat» und sich damit nicht auf die Immunität, die sie 3 Spiegel Online, 28.7.2006 normalerweise als Regierungsbeamtin geniesst, berufen 4 «Bush: Liebes-Attacke auf Merkel!», Bild, 28.7.2006; Spiegel könne. «Die eigentlichen Drahtzieher dieser Entschei- Online, 27.7.2006 5 www.faz.net 2.8.2006 dung sitzen aber im Weissen Haus.» Es scheint, «dass die 6 www.netzeitung.de/ 4.8.2006 Bush-Regierung zehntausende Menschen absichtlich in 7 www.faz.net 4.8.2006 einen qualvollen Tod getrieben hat. Denn es hiess da- 8 www.netzeitung.de/ 2.8.2006 mals von offizieller Seite immer wieder, die Luft sei rein, 9 www.telepolis.de/ 6.8.2006 man müsse sich keine Sorgen machen. Allerdings werden 10 Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 30.7.2006 viele dieser Leute ihren Lungenkrebs erst in 5 bis 15 Jah- 11 www.netzeitung.de/ 4.7.2006 12 www.n24.de/ 29.11.2005 ren bemerken. Dann ist Bush längst wieder auf Rente in 14 13 Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 5.3.2006 Texas.» Aber vielleicht dämmert es dann dem Einen 14 www.netzeitung.de/ 6.8.2006 oder Anderen, dass ihr 43. Präsident nicht nur ein Kriegs-, 15 Wesley Clark: Winning Modern Wars, Public Affairs, (6.11.) sondern auch ein ganz gewöhnlicher Verbrecher war. 2003, S. 130

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Anthroposophie und Die Philosophie der Freiheit Buchbesprechung

n seinem neuen Buch «Anthroposophie und Die Philoso- wendet sich Prokofieff ja ausdrücklich), erläutert er nun Iphie der Freiheit» versucht Sergej O. Prokofieff, eine Brücke diese sieben Begriffe anhand von vielen verschiedenen von der Anthroposophie zur Philosophie der Freiheit Rudolf Ausführungen Rudolf Steiners zum anthroposophischen Steiners zu bauen. Im «Nachwort» schildert er, wie seine ei- Schulungsweg, den Hierarchien, der Christuswesenheit etc. gene geistige Entwicklung im kommunistischen Russland Das erkenntnismethodische Problem, das sich hier auf- es mit sich brachte, dass er die Philosophie der Freiheit recht tut, möchte ich exemplarisch an zwei Stellen des Buchs spät erst kennenlernte. «Somit gehörte es zu meinem von Prokofieff verdeutlichen. Ich wähle absichtlich zwei Schicksal als Anthroposoph, den Weg von den späteren «einfache» Stellen, die von jedem Leser selbst durchdacht Werken Rudolf Steiners zu seinem Frühwerk zu nehmen, und geprüft werden können. Prokofieff erwähnt in seiner sozusagen in der Reihenfolge: von der Anthroposophie zur Darstellung immer wieder die Bedeutung des reinen und Philosophie der Freiheit. Und das Ergebnis dieses Weges fin- des intuitiven Denkens. In Anmerkung 2 beschreibt er die- det der Leser in der vorliegenden Arbeit.» (S.245) se beiden Denkarten: «Das ‹reine Denken›, für welches Ru- Prokofieffs Intention ist es, die Philosophie der Freiheit dolf Steiner als Synonym auch die Bezeichnung ‹sinnlich- «nicht bloß als philosophisches Buch zu lesen, sondern als keitsfrei› verwendet, wird so genannt, weil es eben von ein im tiefsten Sinne esoterisches Werk zu verstehen, in dem allem Sinnlichen befreit oder rein ist. Der Prozess der Rei- alle Keime der späteren Anthroposophie schon enthalten nigung des Denkens entfaltet sich durch die inneren An- sind.» (S.245) Dass die Philosophie der Freiheit das Funda- strengungen des menschlichen Ich in der Richtung von ment und den Keim der gesamten Anthroposophie ent- unten nach oben. Diesem Prozess wirken von der anderen hält, darauf hat Rudolf Steiner selbst immer wieder hinge- Seite, von oben nach unten, die ‹gedanklichen› oder ‹be- wiesen. So zum Beispiel in dem auch von Prokofieff grifflichen Intuitionen› entgegen und machen das ‹in- zitierten Haager Gespräch mit Walter Johannes Stein im tuitive Denken› aus. Je reiner und von Sinnlichkeit freier April 1922. Walter Johannes Stein fragte damals Rudolf (unabhängig vom Gehirn und den Sinneseindrücken) das Steiner: «Was wird nach Jahrtausenden von Ihrem Werk Denken ist, um so fähiger wird es, echte Intuitionen zu noch übrig bleiben?» Steiner antwortete: «Nichts als die ergreifen. Man kann sagen, das reine Denken und das in- Philosophie der Freiheit. Aber in ihr ist alles andere enthal- tuitive Denken streben aufeinander zu und sind die Be- ten. Wenn jemand den dort geschilderten Freiheitsakt rea- zeichnungen, welche den gleichen Prozess von zwei ver- lisiert, findet er den ganzen Inhalt der Anthroposophie.» schiedenen Seiten charakterisieren. Wenn der Mensch (S.5) diese zweifache Entwicklung bewusst vollzieht, dann betä- Insofern ist die Intention Prokofieffs nichts Neues; um- tigt er dasjenige, was Rudolf Steiner als ‹lebendiges Den- so gespannter ist man als Leser, wie er diese Intention, die ken› bezeichnet.» (S.283) Philosophie der Freiheit als esoterisches Werk zu verstehen, Ich möchte an diesen Passus und an Prokofieff die einfa- erfüllt. In Zeichnung 3 seines Buchs (S.30) veranschaulicht che Frage stellen: Sind diese Ausführungen über das reine Prokofieff den Inhalt der Philosophie der Freiheit als einen und intuitive Denken das Ergebnis von einem reinen Den- siebenstufigen Weg in Lemniskatenform. ken? Oder der Ausdruck eines intuitiven Die sieben Stufen, die Prokofieff nennt, Denkens? Oder das Ergebnis eines lebendi- lauten: 1. Wahrnehmung; 2. Vorstellung; gen Denkens? Oder handelt es sich viel- 3. intuitives Denken; 4. Ausnahmezustand; mehr um Vorstellungen über das reine, das 5. moralische Phantasie; 6. moralische In- intuitive und das lebendige Denken? Ins- tuition und 7. moralische Technik. besondere die Frage, was «echte Intuitio- Prokofieff verzichtet darauf, diese sieben nen» im Unterschied zu unechten sind, Begriffe anhand der Philosophie der Freiheit müsste doch weiter geklärt werden. Auch differenziert zu entwickeln. Er ruft sie qua- wie es zu den Aussagen von «unten» und si in Erinnerung und setzt somit ein Studi- «oben» in Bezug auf reines und intuitives um der Philosophie der Freiheit in gewisser Denken kommt. Ist das räumlich zu verste- Weise voraus. Für diejenigen Leser seines hen? Wenn nicht räumlich, wie dann? Buchs, die die Philosophie der Freiheit nicht Das ernsthafte Verfolgen der genannten kennen oder die Verständnisschwierigkei- Fragen würde tatsächlich zum sogenannten ten mit ihr haben (und an solche Leser Ausnahmezustand führen: zu der Beob-

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achtung eigener früherer Denkakte und einer diesen Denk- Was Rudolf Steiner hier in paulinischem Geist ausführt, akten angemessenen Begriffsbildung, mit dem Ziel, zu einer ist eines der größten und tiefsten Erkenntnisprobleme Erkenntnis der Wesenheit des Denkens zu gelangen. überhaupt: Die Freiheit einerseits als individuellstes Gut Die zweite Stelle, die ich exemplarisch anführen möch- sich zu erringen und andererseits darüber hinaus zu der te, bezieht sich auf eben jenen Ausnahmezustand, den Erkenntnis zu gelangen, dass diese individuelle Freiheit Prokofieff mit Recht als das entscheidende Eingangstor von einem universellen geistigen Wesen ermöglicht (ge- in die bewusste geistige Erfahrung ansieht. «Möchte man schenkt) wird. Dies selbständig zu erleben und zu erken- den Ausnahmezustand mehr bildhaft charakterisieren, so nen, kann als Lebensaufgabe empfunden werden, mit der könnte man auch sagen: Gewöhnlicherweise tritt das der einzelne Mensch unter Umständen über mehrere In- menschliche Denken in dem Bild einer Lanze oder eines karnationen hinweg intensiv ringen muss. Pfeils auf, die immer auf den entsprechenden Gegenstand Bei Prokofieff heißt es im Anschluss an die zitierte Stelle: der Sinneswahrnehmung gerichtet sind. … Wenn ich mei- «Und wenn heute manchmal die Meinung auftritt, solche ne denkerische Tätigkeit auf das Denken selbst richte und Worte des Geistesforschers widersprächen dem Grundzug somit bewusst und willig den Ausnahmezustand hervor- der Philosophie der Freiheit, so ist das nur deshalb möglich, bringe, dann verwandelt es sich in eine Schale, die aus der weil man immer noch nicht den bloß philosophisch-phi- Betätigung des Willens im Denken entsteht und daraufhin lologischen Zugang zu diesem Lebensbuch überwunden fähig wird, in sich die Imaginationen aus der geistigen Welt hat. (Leider nennt Prokofieff diese Vertreter des «bloß phi- zu empfangen. Die Wahrnehmung der Letzteren kann man losophisch-philologischen» Zugangs nicht; S.H.) Tritt man dann als eine Art geistiger Kommunion erleben.» (S.15) an dieses Buch hingegen mit einem wirklichen anthropo- Auch hier frage ich mich: Schreibt Prokofieff aus einem sophischen Verstehen heran, dann besteht hier kein Wi- unmittelbaren Erleben und einer originären Erkenntnis des derspruch, sondern sein Inhalt erscheint dem Leser als aus Ausnahmezustandes oder bringt er Vorstellungen und Bil- reinster christlicher Substanz selber gewoben. Deshalb der über den Ausnahmezustand vor? Oder schildert er eine führt der Weg der Philosophie der Freiheit, wenn er nur in- (Grals-) Imagination des Ausnahmezustandes, also sozusa- tensiv und weit genug vom Menschen gegangen wird, zu gen den Ausnahmezustand von jenseits der Schwelle? Wo- einem persönlichen Erleben des Mysteriums von Golgatha bei dann zu fragen wäre, wie er zuvor über diese Schwelle und somit zu der endgültigen Lösung der Frage nach dem gelangte? Wesen der menschlichen Freiheit …» Hier wird es nun wirklich interessant. Zunächst grenzt Christus als die Freiheit ermöglichendes Wesen Prokofieff sich von einem «bloß philosophisch-philologi- Man kann natürlich einwenden, dass es Prokofieff in erster schen Zugang» zur Philosophie der Freiheit ab, um dann aus Linie um den christlichen Gehalt der Philosophie der Freiheit einem «wirklichen anthroposophischen Verstehen» heraus geht, dass er zeigen möchte, dass ihr Inhalt «aus reinster den christlichen Gehalt derselben zu erweisen. Das gerade- christlicher Substanz» (S.34) gewoben ist, und dass eine zu Tragische an diesem Vorgehen ist jedoch, dass Prokofieff Auseinandersetzung mit seinem Buch sich deshalb auf die- an die Stelle des «bloß philosophisch-philologischen» Zu- se wesentliche (christliche) Ebene erheben muss. Das ist gangs einen bloß anthroposophisch-philologischen Zu- zweifellos richtig. Nur stellt sich das angesprochene er- gang setzt, und zwar aus dem einfachen Grund, weil er be- kenntnismethodische Problem in Bezug auf das Christus- ständig und an allen entscheidenden Stellen Rudolf Steiner wesen als diejenige Wesenheit, die allen Menschen Liebe zitiert, so dass nicht erkennbar wird, wie er selbst erlebend und Freiheit ermöglicht, von neuem. Auch in Bezug auf und erkennend in den ausgeführten Zusammenhängen den Christus stellt sich die Frage, ob ich es zu einem ur- darinnen steht. Das geht soweit, dass Prokofieff quasi sprünglichen Erleben und Erkennen dieses Wesens der stellvertretend für und mit Rudolf Steiner spricht: «Und Freiheit bringe, oder ob ich nur Vorstellungen über dieses diejenigen, die dies immer noch nicht einsehen können, Wesen bzw. Vorstellungen über Verständnisse, die ich aus ‹die sollten› – nach Rudolf Steiner – mindestens ‹erkennen, Rudolf Steiners Werk beziehe, hege. dass menschliche Meinungen gegenüber Weltentatsachen Auf Seite 34 führt Prokofieff ein zentrales Zitat Rudolf nichts bedeuten, und dass sie einmal recht gern ihre Frei- Steiners vom 14.10.1911 an; es heißt dort: «Dass wir freie heit als von dem Christus erworben anerkennen werden.›» Wesen sein können, das verdanken wir einer göttlichen (S.34) Liebestat. So dürfen wir uns als Menschen fühlen wie freie Wesen, dürfen aber nie vergessen, dass wir diese Freiheit Zitieren, Verstehen und Erkennen verdanken der Liebestat des Gottes. … – Den Freiheitsge- Prokofieff scheint der Auffassung zu sein, dass ein Erkennt- danken sollten die Menschen nicht ergreifen können ohne nisproblem dann gelöst ist, wenn eine ihm entsprechende den Erlösungsgedanken des Christus.» Stelle in der Rudolf Steiner Gesamtausgabe nachgewiesen

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und annährend verstanden ist. Dass ein solches Verstehen dualität Rudolf Steiners in hohem Maße festlegen wollen, sinnvoll ist und von Rudolf Steiner auch immer und immer was natürlich nicht möglich ist. wieder als möglich, ja notwendig bezeichnet wurde, darf Die Freiheit eines anderen Wesens kann ich verstehen doch nicht blind machen dafür, dass ein eigenständiges Er- wollen, fördern oder behindern; ich kann aber keine kennen der betreffenden Sachverhalte noch etwas ganz an- schlussfolgernden Urteile über diese Freiheit in die Welt deres ist. Eigenständiges Erkennen setzt sich im Sinne der setzen, einfach aus dem Grund, weil schlussfolgernde Ur- Philosophie der Freiheit aus einer aktuellen Wahrnehmung, teile niemals die Sphäre der Freiheit erreichen können. einer aktuellen an dieser Wahrnehmung entzündeten Be- Hier wäre also in hohem Maße ein Erklärungsbedarf seitens griffsbildung und einer sachgemäßen Verbindung von Prokofieffs. Wahrnehmung und Begriff zusammen. Dieser Dreischritt des individuellen und aktuellen Er- Schlussbemerkung kennens führt nach meiner Erfahrung tatsächlich in die Prokofieff hat zweifellos die Fähigkeit, zu einem bestimm- Sphäre des Christuswortes: «Und ihr werdet die Wahrheit ten Thema (z.B. Liebe und Freiheit) so ziemlich alle rele- erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.» (Joh. vanten Stellen aus dem Gesamtwerk Rudolf Steiners zu- 8,32) Aus dieser christologischen Perspektive wäre eine in- sammenzutragen und zusammenzuschauen. Das führt zu tensive philosophisch-philologische Auseinandersetzung einer Fülle von Inhalten, von offenbaren Geheimnissen, mit dem fünften Kapitel der Philosophie der Freiheit «Das Er- von esoterischen Bezügen; im besten Sinne zu einem um- kennen der Welt» eine zutiefst christlich-esoterische Ar- fassenden Tableau von Vorstellungen. Es ist dies die erste beit. Die Idee des Erkennens, die Rudolf Steiner als erster und zweite Stufe des siebenstufigen Wegs Prokofieffs: Mensch allseitig, das heißt von ihren jeweiligen Vereinsei- Wahrnehmung und Vorstellung. Schon der Übergang zu tigungen (wie naiver Realismus, metaphysischer Realismus seiner dritten Stufe – dem intuitiven Denken – erfordert je- etc.) befreit, und vollumfänglich erkannt und dann natür- doch nach meiner Erfahrung eine Individualisierung, eine lich auch ausgeübt hat, fehlt bezeichnenderweise in dem Umschmelzung, eine Aktualisierung all der ausgebreiteten siebenstufigen Gang, den Prokofieff aus der Philosophie der Vorstellungen. Dies ist nach meiner Erfahrung nur möglich Freiheit entnimmt. durch eine radikale Begrenzung der Inhalte und eine Steige- In dem interessanten Kapitel «Metaphysische Grundla- rung der Aufmerksamkeit im Hinblick auf die Form dieser gen der Voraussetzungslosigkeit der Philosophie der Freiheit» Inhalte, das heißt die Art und Weise, wie diese Inhalte in kommt Prokofieff im Anschluss an Wahrheit und Wissen- meinem Bewusstsein auftreten. Ich könnte auch sagen: die schaft auf den Dreischritt der Idee des Erkennens zu spre- Voraussetzung für ein wirkliches intuitives Denken ist Ar- chen (S.111–113). Ich sehe aber nicht, dass er diese Idee des mut im Geiste. Ganz im Sinne der Bergpredigt, wo der Erkennens seiner eigenen Darstellung zu Grunde legt. Eine Christus spricht: «Selig sind, die da geistlich arm sind; gravierende Äußerung in dieser Hinsicht stellen die folgen- denn ihrer ist das Himmelreich.» (Matth. 5,3) den Sätze Prokofieffs dar: «Deshalb führte diese Nachfolge Vor dieser individuell zu ertragenden und zu durch- (Christi; S.H.) Rudolf Steiner von den Höhen seiner Ein- kämpfenden Armut im Geiste schreckt Prokofieff aus mei- weihung an der Jahrhundertwende in die Tiefen der ner Sicht zurück. Das ist insofern verständlich, als er das Menschheit, als er sich 1923 bei der Weihnachtstagung leuchtende Beispiel Rudolf Steiners beständig vor Augen restlos mit der Anthroposophischen Gesellschaft bis zu sei- hat, der aus einer Fülle geistiger Wahrnehmungen schöpf- nem eigenen Karma opfervoll verband. So wie Christus auf te. Ich glaube aber, dass diese Fülle seine Schüler nicht da- seinem makrokosmischen Weg das Karma der Menschheit ran hindern sollte, Bettler im Geiste zu werden. Intuitives auf sich genommen hat, so nimmt im Lichte der gegen- Denken als individuelles rein geistiges Erleben ist auf jeden wärtigen Wirksamkeit des ätherischen Christus als Herr des Fall nur auf diesem letzteren Weg zu erreichen. – Karma Rudolf Steiner das Karma der Anthroposophischen So gesehen hinterlässt das besprochene Buch den fahlen Gesellschaft auf sich.» (S.105) Nachgeschmack, dass, wer etwas über die Philosophie der Woher weiß Prokofieff das? Welches sind die geistigen Freiheit erfahren möchte, diese Philosophie der Freiheit selbst Wahrnehmungen, die zeigen, dass Rudolf Steiner das Kar- lesen und studieren sollte. ma der Anthroposophischen Gesellschaft 2006 oder 2000 oder 1935 auf sich nimmt? Welches sind die entsprechen- Steffen Hartmann den Begriffsbildungen? Wie ist Prokofieff diese tiefgreifen- de Erkenntnis geglückt? Oder handelt es sich um schluss- folgernde Vorstellungen? Wird einfach gefolgert, was für Sergej O. Prokofieff, «Anthroposophie und Die Philosophie der Weihnachten 1923/24 gilt, gilt für alle Zeiten? Das wäre Freiheit. Anthroposophie und ihre Erkenntnismethode», sehr gewagt und würde vor allem die Freiheit der Indivi- Verlag am Goetheanum, 2006, 311 Seiten, ISBN 3-7235-1248-8

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Karen Swassjan, Rudolf Steiner. Ein Kommender Buchbesprechung

aren Swassjan nennt sein neues Buch Rudolf Steiner. Ein zuzufügen, beschränkt. Zur Begründung seiner auf die phy- KKommender. Das erweckt Erwartungen, verspricht Zu- sisch-sinnliche Welt gerichteten Interpretation sowohl des kunft. Auf dem Bucheinband ein Porträtphoto Rudolf Stei- Frühwerks Rudolf Steiners als auch dessen anthroposo- ners, aus dem Jahr 1908, Entschlossenheit in seinem Blick, phischer Geisteswissenschaft führt er den Zusatz zum Titel seinen Gesichtszügen. Es ist das Jahr, in dem das friedliche der Philosophie der Freiheit: «Seelische Beobachtungsresul- Nebeneinander der Theosophie H.P. Blavatskys, die die Leite- tate nach naturwissenschaftlicher Methode» an. rin der Theosophischen Gesellschaft, Annie Besant, lehrte, Die Anthroposophie, so sein Argument, sei goetheanisti- und der von Rudolf Steiner vertretenen Rosenkreuzerströ- sche Naturwissenschaft. Goetheanismus ist der von ihm mung sich seinem Ende näherte. Annie Besant suchte einen am häufigsten verwendete Begriff, und die Erkenntnis von neuen «Weltlehrer», den sie schließlich in dem vierzehnjäh- Urphänomenen leitet er von Goethes Urpflanze ab, die die- rigen Jiddu Krishnamurti fand. Beim Theosophischen Kon- ser in einem Gespräch mit Schiller erläuterte. In dem Vor- gress 1909 in Budapest bot sie Rudolf Steiner eine besondere spiel «Streifzüge eines Urphänomenalen» stellt er in einer Funktion im Umkreis des neuen Weltlehrers an, die er jedoch Anzahl von Streiflichtern dem Leser Urphänomene vor. Sie mit den Worten ablehnte: «Es ist gar keine Rede davon, dass reichen von Thomas von Aquins bitterer Erkenntnis am ich jemals in einer okkulten Bewegung irgend etwas Anderes Ende seines Lebens: «Rainald, (...) alles was ich geschrieben sein will als im Zusammenhang mit der deutschen Kultur.» habe, kommt mir vor wie Spreu», bis zum sorgfältigen (Chr. Lindenberg, Eine Chronik, Seite 283) Decken eines Frühstückstisches, wie Rudolf Steiner es einer Jetzt wurde es nötig, Okkultismus und deutsche Kultur um die Erweckung ihres höheren Menschen besorgten zusammen zu arbeiten und die Geisteswissenschaft zu theosophischen Dame empfahl. schaffen, die er Anthroposophie nannte. Um die Frage: Im zweiten Teil, «Die Umwandlung der Theosophie», «Was ist Anthroposophie?» geht es in diesem Buch. geht es um die Jahre 1902 bis 1912, als Rudolf Steiner im Nach einem Vorspiel mit dem Titel «Streifzüge eines Rahmen der von H.P. Blavatsky und Colonel Olcott 1875 Unphänomenalen» eröffnet Swassjan den ersten Teil seines gegründeten Theosophical Society (Theosophische Gesell- Buches mit dem Titel «Das Ende der Philosophie» mit ei- schaft) wirkte. Hierzu wird auf eine aufschlussreiche Erklä- nem Zitat aus dem Vortrag Rudolf Steiners vom 6. Februar rung Rudolf Steiners in einem 1905 vor Berliner Mitglie- 1923 in Stuttgart «Neues Denken, neues Wollen» (GA 257). dern der Theosophischen Gesellschaft gehaltenen Vortrag Darin äußerte sich Rudolf Steiner kritisch über die Seelen- hingewiesen, aus der hervorgeht, dass die okkulten Dar- haltung, mit der sein philosophisches Grundwerk Die Phi- stellungen über das Wesen des Menschen, die sein 1904 losophie der Freiheit (GA 4) gelesen worden sei und sagte: veröffentlichtes Buch Theosophie (GA 9) enthält, die glei- «Dasjenige, was notwendig gewesen wäre, ist, dass man ab- chen sind, wie sie zehn Jahre zuvor in dem Werk Die Philo- gekommen wäre davon, so etwas wie meine Philosophie der sophie der Freiheit gegeben wurden. In dem genannten Vor- Freiheit mit derselben Seelenhaltung zu lesen, wie man et- trag vom 9. Februar 1905 (GA 53) wurden die höheren wa andere philosophische Darstellungen liest. Man hätte Wesensglieder des Menschen besprochen: Kama, das ge- sie in der Seelenhaltung lesen müssen, wöhnliche Vorstellungsleben, Manas oder durch die man aufmerksam wird darauf, Geistselbst, Buddhi, das ist dasselbe wie dass man in eine ganz andere Art des Den- Christus, und Atma, der Geistesmensch. kens, des Anschauens, des Wollens hinein Dann fuhr Rudolf Steiner fort: «Was ich kommt. Dann aber würde man gewusst ha- jetzt dargestellt habe, finden Sie dort (in ben: man erhebt sich mit dieser anderen der Philosophie der Freiheit, M.W.) in den Bewusstseinshaltung von der Erde in eine Ausdrücken der abendländischen Philoso- andere Welt hinein...» phie ausgedrückt. Sie finden dort die Ent- Dieses «Erheben von der Erde in eine an- wicklung von Kama zum Manasleben. Ich dere Welt hinein» wird von Karen Swassjan habe dort Ahamkara das «Ich» genannt, nicht mitvollzogen. Das Denken, das er bis Manas das «höhere Denken», reines Den- zu seiner Steigerung zum sinnlichkeitsfrei- ken, und die Buddhi, um noch nicht auf en, reinen Denken verfolgt, wird wieder den Ursprung hinzuweisen, die ‹morali- «geerdet» und auf seine natürliche Bestim- sche Phantasie›. Das sind nur andere Aus- mung, der Wahrnehmung den Begriff hin- drücke für ein und dieselbe Sache.»

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Den Entschluss Rudolf Steiners, seine Tätigkeit als Schrift- steller und Herausgeber einer literarischen Zeitschrift mit Zwei fragwürdige Thesen von Karen Swassjan der Lehrtätigkeit in einer okkulten Bewegung zu vertau- Folgende zwei Thesen aus dem rezensierten Werk von Karen schen, nennt Swassjan Umstülpung. Theosophische Begriffe Swassjan verdienen unserer Ansicht nach besondere Beachtung, wie exoterisch und esoterisch lehnt er ab, obwohl diese im da sie uns in hohem Maße als fragwürdig erscheinen. Wir ver- Sinne des zitierten Vortrags wohl die zutreffenden wären. zichten hier auf eine nähere Kommentierung und überlassen deren Als maßgebliche Darstellung für die Umwandlung der Beurteilung unseren Lesern. Theosophie in Anthroposophie betrachtet er eine von Ru- Die Redaktion dolf Steiner im Jahr 1910 begonnene, aber nie zu Ende ge- führte Schrift mit dem Titel Anthroposophie. Sie wurde zu sei- Werde ich von Rudolf Steiner gedacht? nen Lebzeiten nie gedruckt, erst die Nachlassverwaltung (...) So erhellt sich der Sinn meines Daseins im Lesen der Bü- veröffentlichte sie als Anthroposophie. Ein Fragment aus dem cher Rudolf Steiners. Mir wird urplötzlich klar: Derjenige, Jahr 1910 (GA 45). Rudolf Steiner beschreibt darin die von der sie geschrieben (gesprochen) hat, denkt, während der ihm neu entwickelte Sinneslehre, die die Zahl der menschli- Lesende gedacht wird. ICH WERDE VON RUDOLF STEINER chen Sinne auf zwölf erhöht. Anthroposophie, so schlussfol- GEDACHT – ERGO SUM: dies meine felsenfeste Antwort gert Swassjan, ist nicht «Erkenntnis höherer Welten» wie in auf alle schon vorhandenen und mir noch bevorstehenden der Theosophie, sondern Erkenntnis der sinnlich-physi- Fragen. Erschüttert von dieser Entdeckung, ja was sage ich! von dieser Selbsterfindung, merke ich nicht einmal, wie schen Welt im Sinne des Goetheanismus, wie er ihn ver- mein eigener Gedanke, mein allererster Gedanke in mir steht: die Erkenntnis von Urphänomenen. Nach dem Den- durchstößt. Ich denke schon selbst, selbständig, selbster- ken wird jetzt die Anthroposophie «geerdet». Folgerichtig füllt, indem ich dahinterkomme, daß ich von Rudolf Stei- wird im dritten Teil des Buches unter der Überschrift «Die ner gedacht werde. Von diesem Augenblick an wird mir al- Erschaffung der Anthroposophie», der sich mit der Frage der les anders. Der große Ernst hebt an, das Schicksal der Seele christlichen Erkenntnis befasst, der Grundsatz vertreten: wendet sich (...) «sich ins Christus-Erkennen hinein zu finden, welches Er- Aus: Rudolf Steiner – Ein Kommender, op. cit., S. 44f. kennen nur an der sinnlichen Welt entstehen kann.» (Seite 263). Die sinnliche Tatsache des Christus ist für Swassjan der

Leichnam Jesu Christi am Kreuz auf Golgatha. Diesen ganz Geht es Rudolf Steiner um das Erkennen oder um sein vom Christus-Ich durchdrungenen Körper des Gekreuzigten Erkennen? betrachtet er als das «Urphänomen» Mensch oder den «Das Erkennen ist das vollendetste Glied am Organismus «Geistesmenschen», wie er erst nach drei weiteren Seinsstu- des Universums.»* fen unseres Erdplaneten in einer noch nicht vorstellbaren (...) Ich kehre zu dem oben angeführten Satz aus «Wahrheit und Wissenschaft» zurück und versuche ihn nicht allge- Zukunft von der Menschheit erreicht werden soll. mein, sondern besonders aufzufassen. Ist das Erkennen das Hier wird deutlich, was für die Gesamtdarstellung in vollendetste Glied im [sic!] Organismus des Universums, Swassjans Buch gilt: seine Welt ist die des Raumes, nicht der dann fragt sich doch: Wessen Erkennen? Jedes Vermeiden Zeit, es gibt darin keine Vergangenheit, keine Gegenwart, dieser Frage durch rein philosophische Selbstgenügsamkeit keine Zukunft, keine Entwicklung, keine Evolution. Um- in der Wiege der ersten aristotelischen Kategorie droht mir stülpung ist solch ein räumlicher Begriff für das, was in Ru- mit dem nominalistischen Selbstmord und dem Wiederer- dolf Steiners Biographie sowohl ein individueller als ein wachen im Skeptizismus. Ich beantworte diese Frage und begehe damit einen anderen Selbstmord: Ich sterbe näm- welthistorischer Entwicklungsschritt war. lich in meinem morschen, philosophisch-theologisch fin- Im dritten Buchteil muss der Begriff Tod für alles gelten, gierten Selbst, indem ich in mein werdendes Anthroposo- was nicht sinnlich, sondern geistig ist. Rudolf Steiner phisches hineinsterbe. Meine Antwort ist: Das vollendetste spricht als Toter, wenn er über die geistige Welt spricht. Der Glied im (sic!] Organismus des Universums ist das Welter- Vater-Gott ist in bewusstem Gegensatz zu dem rosenkreuze- kennen als Selbsterkennen eines einzelnen Menschen, des- rischen «Ex Deo nascimur» gleichbedeutend mit Tod. Die sen irdischer Name Rudolf Steiner ist. Man hat nur als An- in den Raum proijzierte Welt ist entweder die sinnliche Er- throposoph die Dinge beim Namen zu nennen, um sie in den ihnen allein gebührenden Brennpunkt scharf einzu- denwelt oder die geistige Welt der Toten. stellen. In Swassjans Darstellung klingen zwei Denkrichtungen A.a.O., S. 146f. an, die im Umfeld der anthroposophischen Bewegung in Zentraleuropa zunehmend zu beobachten sind: die Be- schäftigung mit den (sogenannten) Toten und die Suche nach geistigen Erfahrungen über die Wahrnehmungsfähig- * R.Steiner, Wahrheit und Wissenschaft, Vorrede. keit der naturgegebenen Sinne.

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Das letzte Kapitel im dritten Teil des Buches titelt Swass- Karen Swassjan versucht sich in der Nachfolge Nietz- jan «Weltmacht Rudolf Steiner». Damit wird die Umstül- sches an einer «Umwertung aller Werte». Das Opfer ist die pung des «ethischen Individualismus» der Philosophie der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners. Rudolf Steiner nannte Freiheit, mit der das Buch begann, endgültig besiegelt. sie Anthroposophie; ein Wort, das er dem Werk des Wiener Das Paradoxe ist, dass Swassjan aus seiner umfassenden Philosophen Robert Zimmermann entlehnte (GA 258, Kenntnis des Gesamtwerks Rudolf Steiners selbst auf Aus- 10. –17. Juni 1923 in Dornach, 2. Vortrag), wohl wissend führungen in diesem Werk hinweist, die widerlegen, was er dass es von anderen für ganz andere Anschauungen ver- behauptet. Neben den zwei zitierten Vorträgen (Berlin, 9. wendet werden könnte. So geschieht es in diesem Buch. Februar 1905 und Stuttgart, 6. Februar 1923) gilt dies auch Das griechische Wort «anthropos» für den Menschen für die drei Vorträge über die Philosophie des Thomas von wurde von Rudolf Steiner im ersten Vortrag des Zyklus Aquino vom 22. – 24. Mai 1920 in Dornach (GA 74). Im «Der Mensch im Lichte von Okkultismus, Theosophie und dritten dieser Vorträge wird dargestellt, wie der Christus- Philosophie», Kristiania, 2. – 12. Juni 1912 (GA 137) als der Impuls nur im sinnlichkeitsfreien, reinen Denken wirken «Zu-den-Höhen-Blickende» übersetzt. In der von ihm kann, nicht aber in dem auf die Sinneswahrnehmung ge- Anthroposophie genannten Geisteswissenschaft geht es um richteten Denken. Darüber hinaus identifiziert Rudolf Stei- das «höhere Denken» als reines, sinnlichkeitsfreies Denken ner den Christus mit Buddhi, dem Lebensgeist oder der und um die «Erkenntnisse der höheren Welten». Swassjans «moralischen Phantasie», nicht aber mit Atma, dem Geis- Interpretation des Wortes «Anthroposophie» ist nicht die tesmenschen. Anthroposophie Rudolf Steiners. Sollte das bisher Geschilderte den Eindruck erwecken, es Der Titel des Buches Rudolf Steiner. Ein Kommender ist als ginge dem Autor um eine gedankliche Auseinanderset- eine Romanfigur zu betrachten, die mit der Wirklichkeit zung, so ist dies zu korrigieren. Das vorliegende Buch ist des unter dem Namen Anthroposophie bekannten Werks Ru- ein Minenfeld für alle, die sich Anthroposophen, Theoso- dolf Steiners nichts zu tun hat. phen, Akademiker oder gar Dichter nennen. Fühlt sich je- Swassjans kritischer Verstand hat einige wichtige, aber mand der einen oder anderen Gruppierung zugehörig, bisher wenig beachtete Textstellen aus dem Werk Rudolf kommt er nicht ohne Blessuren davon. Steiners in die öffentliche Diskussion eingebracht. Diese Das Leitbild für den Verfasser haben offensichtlich die sollten vor allem im Bereich der Biographieforschung über Worte des Schweizer Physikers und Anthroposophen Karl Rudolf Steiner nicht unbeachtet bleiben. Ballmer abgegeben, die auf der Rückseite des Bucheinbands Marianne Wagner, Winterbach zu lesen sind: «Meine Gegner sind die, die sich in der Illu- sion wiegen, dass Rudolf Steiner bloß ein Dagewesener, Karen Swassjan, Rudolf Steiner. Ein Kommender, nicht auch ein Kommender sei.» Verlag am Goetheanum, 2005, 360 Seiten, ISBN 3-7235-1259-3

(Fortsetzung Editorial von Seite 2)

das Haupt der Al-Quaida? Die CIA hat unlängst die Einzelnen gehofft werden, die auf die Macht der Wahrheit zu dessen Habhaftwerdung eigens kreierte Sonderabteilung bauen und die bereit sind, für ihre Aufklärung Verleumdung, aufgelöst!2 Klingt unglaublich. Wie, wenn der israelische Ge- Verfolgung oder Schlimmeres in Kauf zu nehmen.4 heimdienst die jahrelange und schließlich erfolgreiche Suche nach dem untergetauchten Auschwitz-Organisator Adolf Eichmann von heute auf morgen aufgegeben hätte! Unter- 1 Vgl. R.B. Stinnett, Pearl Harbor, Frankfurt a. M. 2003 schied: Eichmanns Täterschaft stand fest, die von Bin Laden 2 BAZ vom 5.7.2006 und http://www.netzeitung.de/spezial/ wurde einfach in die Welt posaunt. Also konnte seine Fest- kampfgegenterror/418357.html nahme auch wieder abgeblasen werden. 3 http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072 Umso erfreulicher, dass jüngst die Frankfurter Allgemeine B196C3/Doc~E3D78F3C2F11F4C7C8E2993E156C2037E~ Sonntagszeitung (30.7) auf den von zwei jungen Amerikanern ATpl~Ecommon~Scontent.html gemachten Internetfilm «Loose Change» hinwies. «Es gab 4 So auch die Referenten der Veranstaltung vom 10. September viele haltlose Verschwörungstheorien über die Beteiligung in Holzen b. Kandern, Der 11. September – fünf Jahre danach – der Bush-Regierung am 11. September, aber auch viele unbe- eine Bilanz, mit Andreas von Bülow (ehemaliger deutscher antwortete Fragen. So nachdrücklich wie in ‹Loose Change› Minister für Bildung), Webster Tarpley (US-Historiker) und sind bisher die wenigsten vorgetragen worden.»3 Gerhard Wisnewski (Politologe und Autor). In Zeiten, in denen Staaten ihre Macht missbrauchen – und Info: Tel.0049(0)5744-5102-52, das ist heute weltweit der Fall –, kann nur auf die Kraft von E-Mail: [email protected]

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Skizzen zur Geschichte und Zeitgeschichte: Die Mond(f)lüge

«Über die bröckelnde Verschwörungstheorie, die Amerikaner gen Landefähre bis zum Eintritt in die Erdatmosphäre seien ab 1969 mehrmals auf dem Mond gelandet...» schreibt verbringen musste! Übrigens: Die NASA-Militärs beant- 1 Gerhard Wisnewski in seinem Buch: Lügen im Weltraum . Die worteten Fragen nach der Strahlenbelastung ihrer Mond- umfangreiche Arbeit bietet eine Fülle neuer Erkenntnisse und männer immer mit «normal» ... bündelt gleichzeitg die seit langem schwelenden Informationen und Gerüchte um die ehedem berühmten und mittlerweile be- Mondbilder rüchtigten Apollo-Missionen der Nixon-Administration für die Das (laufende) Bild, das Medium, dem US-Amerikaner deutschsprachige Öffentlichkeit. am meisten vertrauen, weil sie von klein auf daran ge- wöhnt weden, war der Schlüssel für die Propaganda der Radioaktive Strahlen im All vorgeblichen Mondfahrer – und ist heute der Schlüssel Das Buch Wisnewskis, von Gerald Brei bereits im Euro- für die Aufdeckung des gigantischen Propaganda-Coups. 2 päer vorgestellt, hat mehrere Schwerpunkte: a) die An- Über verschiedene Kapitel hinweg berichtet Wisneski fänge der Raumfahrt, zunächst in der UdSSR, dann in über die technische Ausrüstung der Astronauten und die den USA, b) die Apollo-Mondlandungen und c) das SDI- absolut perfekten Bilder vom Mond. Als Photograph fin- Zeitalter. Hier sollen nur die beiden ersten Gesichts- de ich diese Passagen des Buches besonders interessant, punkte in den Fokus genommen werden. Dabei ist die zumal die Schlussfolgerungen Wisnewskis auch ohne radioaktive Strahlenbelastung im Weltraum das Thema, nuklear-medizinische und astro-physikalische Spezial- auf das Wisnewski immer wieder zurückkommt, denn kenntnisse nachvollziehbar sind. Hinzu kommt ja, wie schon die allerersten Satelliten beider Staaten dienten der man bereits andernorts lesen konnte, dass die NASA-Mi- Messung der Radioaktivität; die Ergebnisse sahen laut litärs mitteilten, dass die Hasselblad beim Hersteller für Wisnewski wie folgt aus: die Mond(f)lüge speziell ausgerüstet worden sei – und Am 3.11.1957 startete der russische Satellit Sputnik 2 umgekehrt der damals zuständige, mittlerweile pensio- mit der Hündin Laika an Bord und gespickt mit Strahlen- nierte Schwede berichtete, dass man eine serienmäßige messgeräten in einen exzentrischen Erdorbit mit 212 km Kamera geliefert habe und davon ausgegangen sei, dass als erdnächstem Punkt. Der erdfernste Punkt lag bei 1660 diese von der NASA nachgerüstet werde ... Ende der 60er, km: mitten im unteren Strahlengürtel des Weltraums. Anfang der 70er Jahre hatte der Siegeszug japanischer Das Ergebnis: Das Versuchstier nach wenigen Stunden tot Knips-Vollautomaten, die erst Mitte der 70er Jahre den und: Sowjetische Kosmonauten flogen seither nie höher Buntbildmachern aus aller Welt das Denken abgenom- als 500 km! Die Amerikaner massen die Radioaktivität im men haben, noch nicht begonnen. In den Redaktions- Weltall ebenfalls 1957/58 und zwar mit den Satelliten stuben waren noch die Sucherkameras deutscher Pro- Explorer 1 und 3 (Nr. 2 havarierte). Obwohl die Satelliten venienz sowie die ersten manuellen japanischen Spie- nie höher als 2500 km ins All kamen, versagten die Gei- gelreflex-Kameras in Gebrauch. Optische Spitzenklasse gerzähler, wenn sie den Höchstwert überschritten hatten! boten damals wie heute die 6x6-Würfel aus Schweden; Laut US-Space Science Institute hatte die Strahlung die damals gänzlich unerschwinglich (vor allem aber: un- Grenzkapazität der Messgeräte um den Faktor 1000 über- praktisch!) für Zeitungs-Bildreporter – und somit Garant stiegen ... für eine Legendenbildung in den Redaktionsstuben, wel- Alleine die Querung des Van-Allen-Gürtels, der strah- che die von der Mondlandung berichtende Zunft der lenintensivsten Zone auf dem Weg zum Mond (und zu- Schreiber beeinflusste – was die NASA-Militärs wohl rück) hätte 90cm dicke Bleiwände der Apollo erfordert, wussten und gezielt einkalkulierten. schildert Wisnewski. Bei Apollo 8 bot die Kapsel stattdes- Etwas diffus allerdings argumentiert Wisnewski hin- sen gerade mal 7,5 Tausendstel jenes Schutzes, den uns sichtlich des verwendeten Equipments. Der verwendete Atmosphäre und Magnetfeld auf dem Erdäquator bieten. 160ASA-Film sei z.B. zu lichtstark für das grelle Sonnen- Trotz dieser gewaltigen Strahlendosis wurde ausgerech- licht auf dem Mond. Gleichzeitig schreibt er, dass das net James Lovell gesunde 77 Jahre alt – der bisher älteste verwendete Weitwinkelobjektiv nur eine Lichtstärke von der Astronauten. Und dies, obwohl er nicht nur zwei sol- nur 5,6 hatte und zusätzlich einen Polfilter, der die Emp- cher Apollo-Mondflüge (8+13) hinter sich brachte, son- findlichkeit um cirka 1,5 Blende reduzierte (entspräche dern einmal (13) die Rückreise sogar in der dünnwandi- Blende 9,5). Außerdem muss die damals zwischen Film

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und Objektiv geschaltete Reseau-Platte (siehe unten) ner jemals intensiv mit der (Mittelformat-) Photographie reichlich Licht geschluckt haben – um glaubhaft zu ma- beschäftigt haben ... chen, warum die Bilder nicht verwackelt waren, war Nachdem man nun einmal der Öffentlichkeit die 6x6- also ein empfindlicher Film unvermeidlich ... Der Knack- Kamera aus Schweden als Quelle der Mondbilder präsen- punkt allerdings ist: 160 ASA waren damals wirklich tiert hatte, mussten auch die Bilder perfekt sein. Und sie- hochempfindlich – und das erstaunlicherweise verwen- he da, der Mythos der Kamera mit den superscharfen dete Dia-Material erst recht. Denn, wie die kleine Schar Objektiven aus Oberkochen tat seine Wirkung und tut der Diafilm-Benutzer weiss, dieses Ausgangsprodukt für dies – gegen den Willen der damaligen Initiatoren – vor hochwertigen Augenschmaus hat auch heute noch ein allem heute: Gezielt seziert Wisnewski die einzelnen Ver- dickes Manko: fünf- bis sechsmal am Flughafen durch gößerungen und kann, was bei Vergrößerungen von den «X-ray-Detektor» geschleust und die so behandelten Filmen damals üblicher Reporterkameras nur schwer Bilder sehen aus wie missglückte Exponate unglücklicher möglich wäre, sämtliche Manipulationen, das heißt: Bei- Surrealisten. Wie weiter oben aufgezeigt, hat sich Wis- spiele dafür, dass die Bilder eben nicht auf dem Mond ge- newski intensiv mit der Strahlenbelastung für die Astro- macht wurden, beweisen. So fehlt auf den Bildern z.B. nauten beschäftigt. Die Strahlenaufnahme im zweimal der Staub, den ein mit Raketenantrieb bestücktes Ge- passierten Van-Allen-Gürtel beläuft sich auf 50-600 Milli- fährt bei senkrechter Landung aufwirbelt, auf den Füßen sievert pro Stunde (nach dem Reaktorunfall von Tscher- der Landefähre genauso wie die geringste Vertiefung im nobyl wurden dort Städte evakuiert, weil die Dosis auf 6 Boden direkt unter dem Raketenantrieb, der 5 Tonnen Millisievert pro Stunde angestiegen war). Mittelformat- Schub entwickeln konnte ... Schön aufzeigen kann Wies- Filme und deren Schutzfolie aus Gelatine (laut Wis- neski bei dem großformatigen Film auch das Indiz, dass newski belief sich die Mond-Temperatur auf 100 Grad) die Sonne (ein offensichtlicher Studio-Lichtspot) der Ka- wären regelrecht zusammengebackenen gewesen, die un- meraführung synchron folgte. Der Spot schaffte es sogar, geschützten, hochempfindlichen Dia-Filme hätte man den schwarzen Hintergrund auszuleuchten, was darauf nach einer solchen Reise aus dem Magazin kratzen kön- hindeutet, dass das Licht auf gegenständlichen schwar- nen. Dass diese mehrfache Belastung ein hochempfindli- zen Hintergrund fällt; das schwarze All hingegen hätte cher Film aus den 60er Jahren so überstanden haben soll, das Spotlicht verschluckt. Ein weiteres Indiz für die ver- dass, wie Wisnewski anmerkt, «alle 120 Fotos auf dem ers- wendeten Studioleuchten sind aufgehellte Gegenlicht- ten Film der Apollo 11-Mission perfekt gelungen sind», ist ei- aufnahmen, die sich dank des grossen Filmformates klar gentlich der beste Beweis, dass der Film die Erde niemals und deutlich bei der Vergrösserung des Astronauten- verlassen hat. Helms als Lichtquelle im Visier widerspiegeln! Die bereits erwähnte Reseau-Platte war mit (25) Faden- Das Rätsel um die Passerkreuze kreuzen versehen, wie man sie auch heutzutage gerne Wisnewski kritisiert die Tatsache, dass man bei der mit- verwendet, um exakte Retuschierungen oder sonstige genommenen Kamera alles von Hand machen muss, wo- Manipulationen an Film, Photo oder Bildschirm vor- zu auf dem Mond wohl keine Gelegenheit war. Jedoch: zunehmen, bzw. bei der Erstellung von Lithos oder Ätz- Heutzutage kann man sich nur schwer vorstellen, mit vorlagen (Passerkreuze) braucht. Das Rätsel um die Faden- welchen – aus heutiger Sicht vorsintflutlichen – Kameras kreuze, wie ein weiteres Kapital von Wisnewski heißt, ist man zu jener Zeit perfekt belichtete und superscharfe Bil- eigentlich nicht, dass diese vielleicht weg-retuschiert wur- der machen konnte; man schaue sich nur einmal Bild- den oder auch nicht – im Gegenteil, es konnte hinzu- bände von Photographen der 30er Jahre an. Es war in den retuschiert werden, man brauchte die Passerkreuze für 60er Jahren, als Photographie noch ein Ausbildungs- exakte Manipulationen und hatte mit den Fokussier- handwerk mit Meisterprüfung und nur selten als Kunst kreuzchen im Bild den besten Beweis, dass es sich um anerkannt war, völlig normal, dass Photographen auch Originale handelt ... Und: Die Verwendung solcher Ein- ohne direkten Blick durch einen Sucher und mit allein stellscheiben zwischen Objektiv und Film-Magazin ist von Erfahrung geprägter Einschätzung sowohl die Entfer- nur dann zweckmäßig, wenn man die Kamera auf ein nung am Objektiv focussieren als auch den Lichtwert möglichst schweres Stativ mit voluminösem Kugelge- (EV) in Zeit und Blende umrechnen und dies manuell an lenk-Stativkopf anflanscht. Offensichtlich ist im Land diversen Knöpfen und Rädchen einstellen konnten. Ver- der unbegrenzten Möglichkeiten niemand der NASA auf wackelte Knipsbilder jedenfalls wären damals einfach lä- die Schliche gekommen, denn: Es moniert auch keiner, cherlich gewesen, was sich die NASA-Militärs eben zu dass man hier ein Zubehörteil hat, das nur dann Sinn Nutze gemacht haben. Schade, dass Wisnewski nicht da- macht, wenn die Kamera auf oben geschilderte Weise be- rüber berichtet, ob sich Nixons vorgebliche Mondmän- festigt wird und dann – vor jeder einzelnen Aufnahme –

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das Magazin abgenommen werden muss, um durch die griffe Potemkinsche Dörfer und Nixons Mondlandungen Reseau-Platte mit den Passerkreuzen die Originalszenerie gleichzusetzen? Wisnewskis Arbeit jedenfalls ist wichtig. zu fokussieren, dann das schwere Magazin wieder an- Erfreulich, dass es heutzutage noch Journalisten gibt, flanscht (dabei darf die Kamera keinen mm bewegt wer- die offizielle Regierungs- (oder Militär-) Verlautbarungen den) und auslöst. Alles Dinge, die im Studio perfekt funk- nachprüfen, auch wenn sie schon die «Lexika und Schul- tionieren können – im Gelände aber wären z.B. die bücher verkleistern» – und Verleger, die dies publizieren. Stativbeine zusätzlich zu verankern oder zu beschweren Denn, wie sagte schon Jan Hus zu Beginn der 5. nach- und absolute Windstille sollte für Dokumentationspho- atlantischen Epoche3: tos auch herrschen und der Photograph sollte sein Werk- «Andere Leute schweigen und meinen, sie dürften ge- zeug mit traumwandlerischer Sicherheit bedienen kön- gen die Teufelssaat nicht den Mund auftun, deshalb nen und als Astronaut ordentlich im Weltraumanzug in sind die Menschen in einen tiefen Schlaf verfallen, die schwerelosem Status damit trainieren, bevor er damit auf einen aus Faulheit, die anderen aus Angst»! den Mond fährt – und, und, und. Überzeugendere In- dizien für die These, dass die NASA gar nicht auf dem Franz Jürgens, Freiburg Mond war, als diese Mondbilder, gibt es jedenfalls bislang nicht.

Disneyland in NASA-Langley 1 Sachbuch des Monats, Untertitel: «Von der Mondlandung zur Die NASA hat alle archivierten Mondphotos akribisch Weltherrschaft», München 2005 2 Jahrgang 10, Nr. 4, S. 7ff. durch-chronologisiert. Alle Apollo-Mondflüge sind mit 3 Renate Riemeck: Jan Hus, Basel 1982 AS 11xxx bis 17xxx durchgenummert; das Kürzel «AS 16xxx» weist beispielsweise auf Apollo 16 hin. Das be- rühmte Photo vom Aufgang der Erde über dem Mond trägt die Nummer «L-66-6399» und kann demzufolge gar nicht von einer Apollo-Mission stammen: «L» steht für das Simulationszentrum der NASA-Militärs in Langley! Kernstück von Langley’s Lunar Landing Research Facility ist ein Monsterkran, 80 m hoch und 120 m lang; einer der größten Brückenkräne der Welt. Anhand der TV-Life- Übertragung vom 20.7.1969, von Phoenix am 21.7.2002 wiederholt, hat sich Wisnewski tief in die Materie einge- arbeitet und bei einigen Kameraschwenks eine Träger- struktur im Hintergrund entdeckt, die er photographisch in seinem Buch wiedergibt: Anhand des Bildes kann man exakt diese Trägerstruktur des Simulationszentrums auf der Aufnahme L-65-5579 vom 1.8.1965 wiedererken- nen ... Zitieren wir nochmals Wisnewski: «... mit den Simu- lationsanlagen von Langley ließ sich jede, aber auch jede Si- tuation der Apollo-Missionen simulieren, nachstellen oder auch inszenieren – ganz wie es beliebte. Die Grenze zwischen Simulation und totaler Inszenierung war hauchdünn – für die NASA ein winziger Schritt».

«Der Weltraum – für Lügen wie geschaffen», schreibt Gerhard Wisnewski. Solange wir noch nicht auf dem Mond nachschauen können, ob die Apollos da wa- ren (bzw. deren Reste noch da sind), müssen wir die Indi- zien der Mondlandungen prüfen. Bloß – jedes einzelne von Gerhard Wisnewski aufgegriffene Indiz wird zum In- diz dafür, dass die Apollo-Missionen der Nixon-Ära reine Propaganda waren, Potemkinsche Dörfer halt. Ob es wohl erst einer ferneren Zukunft vorbehalten sein wird, die Be-

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 11 / September 2006 27 Impressum -Samstag

Veranstaltung im Stadthaus Basel Stadthausgasse 13 / Nähe Marktplatz, 4051 Basel 10.00 –12.30 und 14.00 –17.30 Uhr Symptomatisches aus Politik, Kultur und Wirtschaft

Monatsschrift auf der Grundlage der Geisteswissen- schaft Rudolf Steiners (Hg. von Thomas Meyer) LV. Samstag, 21. Oktober 2006

Jg. 10 / Nr.11, September 2006

Bezugspreise (ab Jg.11, Nov. 06 – Okt. 07): • Einzelheft: Fr. 11.–/ € 7.– (zzgl. Versand) RUDOLF STEINER • Doppelheft: Fr. 19.– / € 12.– (zzgl. Versand) • Jahresabonnement: Fr. 115.–/ € 70.– (inkl. Versand) • Luftpost/Übersee: Fr.165.– / € 110.– (inkl. Versand) UND SEIN SCHÖPFERISCHER • Probeabonnement (3 Einzelnrn. oder 1 Einzelnr. und 1 Doppelnr.): Fr. 30.–/ € 20.– (inkl. Versand) SCHÜLERUMKREIS • AboPlus (Jahresabo plus Spende): Fr.160.– / € 100.–

Erscheinungsdaten: Hermann Beckh (1875–1937) – u.a. geisteswissenschftlicher Einzelnummern erscheinen immer in der ersten Sprachforscher, Musik- und Religionswissenschaftler Woche des entsprechenden Monats, Doppelnummern um Monatsmitte. Edzard Clemm, Bonn Kündigungsfrist: Eine Kündigung muss bis spätestens am 1. Oktober bei uns eingetroffen sein, sonst wird das Abonnement Kursgebühr: Fr. 70.– automatisch um einen Jahrgang verlängert. Der Jahrgang beginnt jeweils im November und endet Perseus-Förderkreis-Mitglieder und AboPlus-Abonnenten im Oktober. erhalten 20% Ermässigung (Fr. 56.–) Geschenkabonnements sind auf 1 Jahr befristet. Anmeldung erwünscht! Redaktion: Telefon 0041 (0)61 302 88 58 oder 0041 (0)61 383 70 63, Thomas Meyer (verantwortlich), Brigitte Eichenberger, Andreas Flörsheimer, oder [email protected] Ruth Hegnauer, Helga Paul, Lukas Zingg. Veranstalter: Redaktionsanschrift: Perseus Verlag, Leonhardsgraben 38 A, CH-4051 Basel Tel: 0041 (0)61263 93 33 www.perseus.ch PERSEUS VERLAG BASEL Fax: 0041 (0)61261 68 36 E-Mail: [email protected]

Abonnemente, Probenummern, Anzeigen etc.: Ruth Hegnauer General Guisan-Strasse 73, CH-4054 Basel Tel/Fax: 0041 (0)61 302 88 58 E-Mail: [email protected] Anzeigenpreisliste auf Anfrage oder im Internet. Inserenten verantworten den Inhalt ihrer Inserate und Beilagen selbst. Monatsschrift auf Leserbriefe: Grundlage der Geisteswissen- E-Mail: [email protected] oder: Brigitte Eichenberger, Metzerstrasse 3, CH-4056 Basel Tel: 0041 (0)61 383 70 63 schaft Rudolf Steiners Fax: 0041 (0)61 383 70 65 Leserbriefe werden nach Möglichkeit ungekürzt Bestellen Sie jetzt (ansonsten immer unverändert) wiedergegeben. Bei unaufgefordert eingesandten Manuskripten ohne Rückporto kann Rücksendung nicht garantiert werden. 1 Probeabonnement (3 Einzelnummern, oder 1 Doppel- und Produktion: 1 Einzelnummer) Fr. 30.–/ € 20.– Satz/Layout: Zimmermann Gisin Grafik, Basel Belichtung/Druck: Freiburger Graphische Betriebe 1 Jahres- oder Geschenkabonnement Bankverbindungen: Fr. 115.– / € 70.– D: Postbank Karlsruhe BLZ 66010075 1 AboPlus Konto-Nr. 355119755 (1 Jahres- oder Geschenkabonnement plus Perseus Verlag Spende) Fr. 160.–/ € 100.– CH: PC-Konto 70-229554-9 DER EUROPÄER, Basel Perseus Verlag 1 Probenummer gratis Alle Preise inkl. Versand und MWST

Bestellungen: DER EUROPÄER, c/o Ruth Hegnauer GA = Rudolf Steiner Gesamtausgabe. General Guisan-Str. 73, CH– 4054 Basel Tel./Fax: 0041 (0)61 302 88 58 oder Sämtliche Artikel und Zeichnungen dieser Zeit- schrift sind urheberrechtlich geschützt. E-Mail: [email protected] © Perseus Verlag Basel

ISSN 1420–8296 www.perseus.ch Die Zeitschrift erscheint im Perseus Verlag

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28 Der Europäer Jg. 10 / Nr. 11 / September 2006 «Alles völlig unlogisch» lautet der Titel Ehemaliger Schüler der Rudolf Steiner Schule bietet als von Yvonne Schwersentz’ neuem Roman med. Masseur SRK./FA. (Karin Fischer Verlag, Aachen) seine Dienste an: Massagen, Reiki und Narbenbehandlungen Im Mittelpunkt der Handlung steht die mit (andere Anwendungen sind auf Anfrage möglich) viel Fantasie begabte 18-jährige Claudia. Gérard Alioth Sie ist ihrer diktatorischen Mutter entflohen, um in der Villa eines älteren Ehepaars Zuflucht Lange Gasse 41, 4052 Basel zu finden ... dabei gerät sie einerseits in Tel. 061 312 11 18 Teufels Küche und begegnet anderseits ihrer Lehrer und Mitarbeiter der Rudolf Steiner Schule Basel künstlerischen Berufung – eine Künstlerseele und Mitarbeiter der Zeitschrift «DER EUROPÄER» auf der Suche nach einer anderen – erhalten als Selbstzahler 10% Rabatt Richtpreis pro Behandlung (30 Minuten) SFr. 50.– € 12.50 / Fr. 21.50 ISBN 3-89514-556-4

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Peter Selg DER GEISTIGE WEG VON HANS UND SOPHIE SCHOLL

«Wir haben alle unsere Maßstäbe in uns selbst» 2006, 162 S., Kt. Euro 16.– / Fr. 25.– ISBN 3-7235-1275-5

«Wir sind früh vor die Wahl gestellt worden 1. Vorbereitungen: 1937–1939 zwischen Echt und Unecht, und der bessere Teil 2. Kriegserfahrungen: das Jahr 1940 in uns hat sich für das Echte, für das Wahre 3. Das Bild des Gottessohnes: das Jahr 1941 entschlossen. Vielleicht sind wir auch für das 4. «Seid Täter des Wortes»: die ersten Flugblätter Wahre aufgeschlossener, oder besser für das 5. Russland und Mitteleuropa: Sommer/Herbst 1942 Falsche zugeschlossener, als frühere Generationen 6. Winter 1942/1943: Die letzten Monate und solche, die nach uns kommen werden.» Hans Scholl, 13.8.1941

Der Europäer Jg. 10 / Nr. 11 / September 2006 Inserenten verantworten den Inhalt ihrer Inserate und Beilagen selbst AUS DEM VERLAGSPROGRAMM

Thomas Meyer:

Der 11. September, das Böse und die Wahrheit

Fakten, Fragen, Perspektiven

Neues Licht auf das größte Verbrechen des beginnenden 21. Jahrhunderts

Dieses kleine Buch räumt mit der offiziellen US-Verschwörungs- theorie auf, die Attentate vom 11. September 2001 seien erstens für jedermann eine Überraschung gewesen und zweitens auf Isla- misten zurückzuführen, deren Aktionszentrum «Al-Qaida» heißt. Es stellt das größte Verbrechen des beginnenden 21. Jahrhunderts in einen weltgeschichtlichen Zusammenhang und zeigt an ihm die Notwendigkeit einer vernünftigen, geisteswissenschaftlich orien- tierten Auseinandersetzung mit dem Bösen auf. Mit einer Timeline zum 11. September von José García Morales.

120 Seiten, broschiert, Fr. 24.– / € 16.– ISBN 3-907564-39-1

Buchbestellungen über den Buchhandel

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Der Europäer Jg. 10 / Nr. 11 / September 2006 Inserenten verantworten den Inhalt ihrer Inserate und Beilagen selbst Rudolf Steiner Akademie / Holzen Rudolf Steiner Akademie / Holzen Der 11. September 2001 – Franz Schubert Fünf Jahre danach – eine Bilanz Die Winterreise (op. 89) Referate und Podiumsdiskussion Liederabend mit einer Betrachtung von Th. Meyer

Andreas von Bülow (D)

Vol ker Vogel ( Tenor) Thomas Meyer (CH)

Webster Tarpley (USA) Christoph Gerber (Klavier) Gerhard Wisnewski (D) Samstag, 9. September 2006, 19.30 Uhr Sonntag, 10. September 2006, 10 – 17.30 Uhr Ort: Rudolf Steiner Akademie Ort: Rudolf Steiner Akademie Kirchstrasse 8, D-79400 Kandern-Holzen Kirchstrasse 8, D-79400 Kandern-Holzen Eintritt: 20.– EUR,ermässigt und Mitglieder des Trägervereins: 15.– EUR Eintritt: 50.– EUR,ermässigt und Mitglieder des Trägervereins: 40.– EUR Kombikarte mit „Der 11. September 2001“ 60.– EUR Kombikarte mit „Die Winterreise“: 60.– EUR Vor verkauf: Wittemöller, D-32609 Hüllhorst, Zum Vorwerk 79 Vor verkauf: Wittemöller, D-32609 Hüllhorst, Zum Vorwerk 79 Tel.0049 (0)5744 - 5102-52,E-Mail: wittemoeller–@t-online.de Tel.0049 (0)5744 - 5102-52,E-Mail: wittemoeller–@t-online.de Veranstalter: Trägerverein der Rudolf Steiner Akademie Veranstalter: Trägerverein der Rudolf Steiner Akademie

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