Bebauungsplan Langenhorn 68 im Bezirk -Nord

Gutachten zur artenschutzfachlichen Prüfung

AUFTRAGGEBER Freie und Hansestadt Hamburg vertreten durch das Bezirksamt Hamburg-Nord Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung Kümmellstraße 6

20249 Hamburg

VERFASSER Planungsgemeinschaft Marienau Naturschutz und Landschaftsplanung

Neetzetalstraße 13 21368 Dahlem

Tel.: 05851-60 20 17 Fax: 05851-60 20 18 e-mail: [email protected] www.pgm-landschaftsplanung.de

Stand Marienau, 03. August 2015 B-Plan Langenhorn 68/ Bezirk Hamburg-Nord Planungsgemeinschaft Gutachten zur artenschutzfachlichen Prüfung Marienau

INHALTSVERZEICHNIS

SEITE 1 VERANLASSUNG UND ZIELSETZUNG 4

2 RECHTLICHE GRUNDLAGEN 4

3 UNTERSUCHUNGSGEBIET 7

4 HABITATANALYSE 7

5 POTENZIALANALYSE 8 5.1 Säugetiere 8 5.2 Vögel 12 5.3 Amphibien 14 5.4 Reptilien 15 5.5 Fische und Rundmäuler 15 5.6 Libellen 15 5.7 Käfer 16 5.8 Schmetterlinge 17 5.9 Mollusken 17 5.10 Weitere Artengruppen 18 5.11 Pflanzen 18

6 BETROFFENHEITSANALYSE 18 6.1 Methode 18 6.2 Übersicht zu Vorkommen von Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie und europäischer Vogelarten 19 6.3 Übersicht über die von der Planung betroffenen Habitatstrukturen 20 6.4 Prüfung artenschutzrechtlicher Verbotstatbestände 21 6.5 Empfehlungen zum Umgang mit nicht in der Vogelschutzrichtlinie oder in Anhang IV der FFH-Richtlinie geführten besonders geschützten Arten 23

7 ZUSAMMENFASSUNG 24

8 QUELLEN 26

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TABELLENVERZEICHNIS Tabelle 1: Potenzielle Fledermausarten des Untersuchungsgebietes 12 Tabelle 2: Potenzielle und nachgewiesene Brutvögel des Untersuchungsgebietes 12 Tabelle 3:Potenzielle Vorkommen von europäischen Vogelarten und Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie 19 Tabelle 4: Besonders geschützte Arten (nicht in Anhang IV der FFH-Richtlinie geführt) 20

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1 VERANLASSUNG UND ZIELSETZUNG

Das Bezirksamt Nord der Freien und Hansestadt Hamburg plant die Aufstellung des Bebauungspla- nes Langenhorn 68. Gegenstand der Planung ist die Ermöglichung einer Nachverdichtung von im Bebauungsplanentwurf als Allgemeines Wohngebiet (WA) dargestellten Flächen. Die betroffenen Bereiche liegen zwischen den Straßen „Langenhorner Chaussee „ im Westen, „Am Ochsenzoll“ im Norden, „Querpfad“ im Osten und „Stockflethweg“ im Süden (Abb. 1.). Für diesen Bereich ist u.a. zu prüfen, ob der Planung artenschutzrechtliche Verbote nach § 44 BNatSchG entgegenstehen. Im übrigen Bereich sieht der Bebauungsplan im Wesentlichen eine Sicherung der bestehenden Flä- chennutzung vor. Da der Plan hier keine Veränderungen vorsieht, wird dieser Bereich nicht näher untersucht.

Für die östlich angrenzenden und ähnlich strukturierten Bebauungsplangebiete „Langenhorn 61“ und “Langenhorn 69“ liegt ein artenschutzfachliches Gutachten vor (PGM 2010). Bisher ist die Erar- beitung der artenschutzfachlichen Belange für den B-Plan Langenhorn 68 als Ableitung aus diesem Gutachten entwickelt worden. Für eine zweite Auslegung soll nun aber aktuell geprüft werden, ob die Bestandssituation und die sich daraus ergebenden artenschutzfachlichen Aussagen des vorlie- genden Gutachtens auf das Untersuchungsgebiet übertragen werden können.

Das vorliegende Gutachten liefert die artenschutzfachlichen Grundlagen für das Bebauungsplanver- fahren. Es beinhaltet die Ergebnisse einer Habitatanalyse sowie die Auswertung vorhandener Da- ten. Es umfasst neben der Darstellung und Bewertung des erfassten und potenziellen Arteninven- tars eine Darstellung der artenschutzrechtlichen Rahmenbedingungen und Anforderungen an das Verfahren. Dazu gehört insbesondere die Prüfung, ob mit dem Bebauungsplan Eingriffe vorbereitet werden, die zu einer Konfliktlage mit dem Artenschutz führen können.

Das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) regelt in den §§ 44 und 45 die Belange des besonderen Artenschutzes. Die dort genannten Verbotstatbestände definieren Beeinträchtigungen von geschütz- ten Arten und deren Lebensräumen, die nur unter eng gesteckten Rahmenbedingungen zulässig sind. Im vorliegenden Gutachten erfolgt eine Betrachtung aller für eine rechtliche Beurteilung rele- vanten Arten.

Neben der Prüfung auf Vorkommen von streng geschützten Arten des Anhangs IV der FFH- Richtlinie (FFH-RL) und europäischen Vogelarten werden auch weitere in der EU- bzw. Bundesar- tenschutzverordnung (BArtSchV) aufgeführte, besonders oder streng geschützte Arten überprüft.

Erforderlichenfalls werden sich aus dem Artenschutzrecht ergebende Maßnahmen zur Vermeidung, Minimierung oder zum Ausgleich von artenschutzrechtlichen Verbotstatbeständen entwickelt und dargestellt.

2 RECHTLICHE GRUNDLAGEN

Ein Bebauungsplan ist nicht vollzugsfähig und damit unwirksam, wenn der Planverwirklichung dauerhafte und nicht ausräumbare artenschutzrechtliche Hindernisse entgegenstehen. Belange des Artenschutzes sind daher bereits auf der Ebene der Planaufstellung bzw., wie im vorliegenden Falle, bei der Konkretisierung des städtebaulichen und freiraumplanerischen Entwurfs zu berücksichtigen. Folgende gesetzliche Regelungen sind maßgeblich:

Für europäische Vogelarten und Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie gelten die arten- schutzrechtlichen Zugriffsverbote (§44 Abs. 1 BNatSchG)

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. der Tötung, Verletzung, bzw. Zerstörung oder Beschädigung von Individuen und ihren Ent- wicklungsstadien (Nr. 1), . der erheblichen Störung, wenn sich dadurch der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert (Nr. 2) und . der Zerstörung, Beschädigung oder Entnahme der Fortpflanzungs- und Ruhestätten (Nr. 3). Für wild lebende Pflanzen der besonders geschützten Arten oder ihre Entwicklungsformen gilt au- ßerdem das Verbot, . sie aus der Natur zu entnehmen oder sie oder ihre Standorte zu beschädigen oder zu zerstö- ren (Nr. 4)

Das Verbot der Tötung oder Verletzung bezieht sich auf das betroffene Individuum, das Verbot der Zerstörung oder Beschädigung der Fortpflanzungs- und Ruhestätten („Lebensstätten“) auf die je- weils betroffenen Lebensstätten. Demgegenüber ist die lokale Population, auf die sich das Stö- rungsverbot bezieht, gesetzlich nicht eindeutig definiert. Eine Abgrenzung ist in der Praxis nur aus- nahmsweise möglich. Bei manchen Artvorkommen lässt sich die lokale Population gut definieren oder in Form von Dichtezentren räumlich eingrenzen (z.B. Amphibiengewässer, Fledermauswo- chenstuben oder -winterquartiere, Kranichrastplatz). Bei Arten mit großen Raumansprüchen (z.B. Schwarzstorch, Luchs) sind hingegen die betroffenen Individuen als lokale Population zu betrach- ten. Bei flächenhaft vorkommenden Arten (z.B. häufige Singvogelarten) können als lokale Populati- on die Vorkommen innerhalb einer naturräumlichen Einheit oder ersatzweise auch innerhalb von Verwaltungsgrenzen definiert werden (LANA 2010).

Ein Verstoß gegen das Verbot der Zerstörung von Lebensstätten (Nr. 3) und im Hinblick auf damit verbundene unvermeidbare Beeinträchtigungen auch gegen das Verbot der Tötung/Verletzung (Nr. 1) kann bei nach § 15 BNatSchG zulässigen Eingriffen in Natur und Landschaft sowie für Vorhaben im Sinne des § 18 Abs. 2 (1) BNatSchG, die nach den Vorschriften des Baugesetzbuches zulässig sind, unter bestimmten Bedingungen abgewendet werden. Hierfür ist zu gewährleisten, dass die ökologische Funktion der vom Eingriff oder Vorhaben betroffenen Fortpflanzungs- oder Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang weiterhin erfüllt wird. Um dies sicherzustellen, können gemäß §44 Abs. 5 BNatSchG ggf. auch vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen, auch CEF-Maßnahmen genannt (CEF=continuous ecological functionality-measures), festgesetzt werden. Ein „räumlicher Zusammenhang“ ist für Flächen gegeben, die in enger Beziehung zur betroffenen Lebensstätte stehen und innerhalb der Aktionsradien der betroffenen Arten liegen (LANA 2010).

Allerdings hat das Bundesverwaltungsgericht mit seinem Urteil vom 11.7.2011 zur Ortsumgehung Freiberg festgestellt, dass die Regelungen des § 44 Abs. 5 BNatSchG bezüglich der Zulässigkeit unvermeidbarer Tötungen oder Verletzungen von Individuen nicht dem EU-Recht entsprechen. Eine Legalausnahme wie sie § 44 Abs. 5 BNatSchG für zulässige Eingriffe oder Verfahren nach BauGB darstellt, ist weder in der FFH-Richtlinie noch in der EU-Vogelschutzrichtlinie vorgesehen. Demnach gilt das dem Bundesnaturschutzgesetz übergeordnete EU-Recht unmittelbar. § 44 Abs. 5 BNatSchG ist hinsichtlich der Zulässigkeit von Tötungen/Verletzungen von Individuen somit nicht mehr als rechtssicher zu betrachten.

Für die übrigen besonders geschützten Arten, die in der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) oder EU-Artenschutzverordnung (Verordnung (EG) Nr. 338/97) geführt sind, haben die artenschutz- rechtlichen Zugriffsverbote keine Geltung, wenn sie in Gebieten mit Bebauungsplänen, im Innenbe- reich, im Zuge von Planaufstellungen, bei Vorhaben, die nach den Vorschriften des Baugesetzbu- ches zulässig sind oder bei zulässigen Eingriffen auftreten (§44 Abs. 5 BNatSchG). Die Habitat- ansprüche dieser Arten sind jedoch als Umweltbelang im Bebauungsplan zu berücksichtigen. Ge- gebenenfalls werden Planungsempfehlungen formuliert, die im Gegensatz zu den artenschutzrech- tlich erforderlichen Maßnahmen für die europarechtlich geschützten Arten im Rahmen des Planver- fahrens gegen andere Belange abgewogen werden können.

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Im Einzelfall sind Ausnahmen von den Verboten des §44 Abs. 1 BNatSchG aus zwingenden Grün- den des überwiegenden öffentlichen Interesses einschließlich solcher sozialer oder wirtschaftlicher Art zulässig. Als Voraussetzung hierfür muss allerdings gewährleistet sein, dass zumutbare Alterna- tiven nicht gegeben sind und sich der Erhaltungszustand der Populationen einer Art nicht ver- schlechtert. Auch darf in Art 16 Abs. 1 FFH-RL hierzu keine weitergehenden Anforderungen enthal- ten sein (§45 Abs. 7 BNatSchG). Der Populationsbegriff im Rahmen des Ausnahmeverfahrens ist im BNatSchG bzw. in der FFH-RL nicht klar definiert. Im Artenschutz-Leitfaden der EU-Kommission zur Anwendung der Art. 12, 13 und 16 FFH-RL wird für den Populationsbegriff im Sinne von Art. 16 FFH-RL einerseits ein überregionaler Bezug hergestellt, für die Prüfung der Voraussetzungen auf eine Ausnahmegenehmigung wird aber auf die Bedeutung der „betroffenen Population“ vor Ort hingewiesen. Bezugsgröße ist also sowohl die Population der jeweiligen biogeografischen Region als auch die betroffene Lokalpopulation.

Die Sicherung des Erhaltungszustandes der betroffenen Art im Rahmen einer Ausnahmegenehmi- gung wird in der Regel mit der Durchführung von Maßnahmen nachgewiesen, die so konzipiert sind, dass sie die betroffenen Funktionen vollumfänglich übernehmen. Die beschriebenen Maßnahmen werden als Maßnahmen zur Sicherung des Erhaltungszustandes (FCS-Maßnahmen, FCS = favou- rable conservation status = günstiger Erhaltungszustand) bezeichnet.

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3 UNTERSUCHUNGSGEBIET

Das Untersuchungsgebiet liegt im Hamburger Stadtteil Langenhorn am nördlichen Stadtrand von Hamburg. Es umfasst die nördliche Teilfläche des Plangeltungsbereichs mit einer Fläche von ca. 5 ha (Abb. 1). Das Gebiet wird von den Straßen „Langenhorner Chaussee „ im Westen, „Am Ochsen- zoll“ im Norden, „Querpfad“ im Osten und „Stockflethweg“ im Süden begrenzt. Die unbebauten Flächen werden als Garten oder PKW-Stellplatz genutzt.

Abbildung 1: Lage des Untersuchungsgebietes (schwarz umrandet)

4 HABITATANALYSE

Die Flächen wurden am 8. April 2015 auf einer Ortsbegehung auf ihre potenzielle Habitateignung für die besonders geschützten Arten untersucht. Neben der Habitateignung des überplanten Gebiets selbst wurden auch mögliche Funktionen als Teilhabitat im Verbund mit außerhalb hiervon liegen- den Bereichen betrachtet. Es wurden folgende Habitatstrukturen erfasst:

Gärten Der wesentliche Teil des Untersuchungsgebietes wird von Zier- und Nutzgärten eingenommen. Im Südwesten befindet sich im Bereich der Flurstücke 7957 und 9903 ein Großbaumbestand mit Laub- bäumen. Im zentralen Bereich der Fläche verläuft von Westen nach Osten entlang der Flurs- tücksgrenzen ein überwiegend aus älteren Nadelgehölzen aufgebauter Baumbestand, der im Be- reich der Flurstück 729 und 981 nach Norden bzw. Süden ausgreift. Auf dem Flurstück 794 befindet sich eine als Garten genutzte Obstwiese. Auf den übrigen Gartenflächen ist ein lockerer Bestand

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aus Laub- und Nadelbäumen, Obstgehölzen Hecken und Ziersträucher zu finden, daneben auch Rasen-, Wege und PKW-Abstellflächen, einzelne Gartenteichen sowie eine für eine künftige Bebau- ung geräumte Grundstücksparzelle.

Die Gartenflächen eignen sich als Jagdhabitat und Quartierstandort für baum- und gebäudebewoh- nende Fledermäuse, als Brut- und Nahrungshabitat für zahlreiche Vogelarten und als Lebensraum für Vertreter der wirbellosen Artengruppen sowie für Säugetiere, Reptilien und Amphibien. Von besonderer Eignung als Brutplatz sind die Großgehölze sowie die Obstwiese auf Flurstück 794.

Gebäudebestand Der Gebäudebestand umfasst Einzel- und teilweise mehrgeschossige Reihenhäuser, an der Straße am Ochsenzoll auch Gewerbegebäude. Außerdem sind Gartenhäuschen, Schuppen und Garagen zu finden.

Der Gebäudebestand bietet geeignete Habitatstrukturen als Quartier für Fledermäuse und als Brut- platz für gebäudebewohnende Vogelarten.

5 POTENZIALANALYSE

Die Ergebnisse der Habitatanalyse werden durch eine Datenrecherche ergänzt. Diese dient der weiteren Eingrenzung des Artenspektrums auf die Arten, deren Vorkommen aufgrund ihrer allge- meinen Verbreitung und des vorhandenen Biotopbestands im Gebiet möglich ist und der Analyse ihrer möglichen Betroffenheit.

Es wurden folgende Datengrundlagen ausgewertet: . Verbreitungsatlanten/Schutz- bzw. Artenhilfsprogramme und Rote Listen der Stadt Hamburg für: - Großschmetterlinge (STÜBINGER 1989) - Tagfalter und Widderchen (STÜBINGER 1983, RÖBBELEN 2006) - Säugetiere (DEMBINSKI et al. 2002) - Libellen (GLITZ et al. 1989, RÖBBELEN 2006) - Schnecken und Muscheln (DEMBINSKI et al. 1997) - Süßwassermollusken (GLOER & Dierking 2010) - Amphibien und Reptilien (BRANDT & FEUERRIEGEL 2004) - Fische und Neunaugen (THIEL & THIEL 2015) . Atlas der Brutvögel in Hamburg und Umgebung (MITSCHKE 2012) . Auszüge aus dem Tierartenkataster der Stadt Hamburg (2012) . Datenabfrage beim Arbeitskreis an der staatlichen Vogelschutzwarte Hamburg (2015) . Artenschutzgutachten zu den Bebauungsplänen Langenhorn 61 und 69 (PGM 2010) . Allgemeine Literatur zu Ansprüchen und Verbreitung der zu untersuchenden Arten

Durch die Zusammenführung der Ergebnisse der Datenrecherche und der Habitatanalyse wird festgestellt, welche Arten im Gebiet nicht zu erwarten sind und welche Arten im Gebiet möglicher- weise oder nachweislich vorkommen. Nachfolgend werden die Ergebnisse der Potenzialanalyse beschrieben.

5.1 Säugetiere Für die Artgruppe liegen für Hamburg Verbreitungsangaben und eine Rote Liste im Artenhilfsprog- ramm (DEMBINSKI et al. 2002) vor.

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Von den 55 in Hamburg vorkommenden landlebenden Säugetierarten sind 17 Arten, darunter 14 Fledermausarten, im Anhang IV der FFH-Richtlinie genannt. Hinzu kommt mit der Mückenfleder- maus (Pipistrellus pygmaeus) eine weitere Art, die in der Roten Liste Hamburgs zum Zeitpunkt der Erstellung noch nicht geführt wurde.

Vom auf der Roten Liste Hamburgs nicht als heimisch geführten und ebenfalls in Anhang IV der FFH-Richtlinie aufgeführten Wolf (Canis lupus) liegen aus den letzten Jahren Nachweise einzelner umherstreunender Tiere aus dem Hamburger Stadtumland (, Maschen, Kreis Segeberg, Lüneburger Heide) vor (http://www.wolfsbetreuer.de/schleswig-holstein-1.html). Bodenständige Populationen sind in Hamburg bisher nicht bekannt und in naher Zukunft für den Siedlungsraum auch nicht zu erwarten.

Vom Fischotter (Lutra lutra) liegen in Hamburg Nachweise aus dem Alstertal (Ammersbek, Bre- denbek) sowie dem Gewässersystem der Bille und der Dove- und Gose-Elbe vor (BSU 2015). Die Art benötigt unzerschnittene, strukturreiche und ungestörte Fließgewässerlandschaften als Lebens- raum. Vergleichbare Strukturen sind im Untersuchungsgebiet nicht gegeben. Vorkommen sind daher nicht zu erwarten.

Der Biber (Castor fiber) wird in Hamburg seit 2010 im Bereich der Vier- und Marschlanden wieder beobachtet (BSU 2015). Die Art wandert offenbar von der Mittelelbe stromabwärts in die Hamburger Elbmarsch ein und besiedelt mit derzeit 7 bis 8 Revieren die Elbenebengewässer außerhalb des Tidebereichs. Im Untersuchungsgebiet ist die Art aufgrund ihrer Verbreitung und Habitatansprüche auszuschließen.

Die osteuropäisch verbreitete Haselmaus (Muscardinus avellanarius) erreicht in Hamburgs Osten die Nordwestgrenze ihrer Verbreitung. Die Art kommt in Wäldern aller Art vor, bisweilen auch in Knicks, Gebüschen und Brachen, soweit diese in der Nähe größerer Wälder liegen. In Hamburg wurde die Art im Hamburger Osten und Südosten festgestellt (BSU 2015). Westlich der Alster sind aber keine neueren Nachweise bekannt. Ein Vorkommen im Untersuchungsgebiet ist aufgrund der Lage des Gebietes und der Habitatansprüche der Art nicht zu erwarten.

Die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) ist in ganz Hamburg verbreitet. Quartiernachweise gibt es auch aus dem Innenstadtbereich sowie zahlreiche Feststellungen im Bezirk Nord. Die Art kommt in halboffenem Gelände sowie in Gärten und Parks vor und bewohnt Gebäudenischen aller Art, Dachböden und nur selten Baumhöhlen. Die Art jagt meist strukturnah z. B. an Gehölzen, Ge- wässern oder Straßenlaternen. In Hamburg ist sie weit verbreitet. Im Bereich der Bebauungspläne Langenhorn 61/69 wurde die Art nachgewiesen (PGM 2010). Im Untersuchungsgebiet sind Sommer und Winterquartiersvorkommen im Gebäudebestand möglich. Als Sommerquartier oder Tagesver- steck können mitunter auch Baumhöhlen und -spalten sowie Vogelnistkästen dienen. Die Gärten sind ein potenzielles Jagdgebiet.

Die Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) gehört zu den auch in der Hamburger Innenstadt häufiger registrierten Arten. Die überwiegende Zahl der Funde wird jährlich zur Migrationszeit im Herbst festgestellt. Nur wenige Einzeltiere übersommern auch. Als baumbewohnende Art wird die Rauhautfledermaus vorwiegend in Wäldern angetroffen, nutzt aber auch Parklandschaften und Gewässer als Jagdhabitat. Zur Migrationszeit bezieht sie auch im Hamburger Stadtgebiet stationäre Balzquartiere, die in Baumhöhlen oder an Gebäuden liegen können. Nischen z.B. in Gebäuden, an Holzverschalungen oder in aufgeschichteten Holzstapeln können teilweise zur Überdauerung der kalten Jahreszeit genutzt werden. Im Bereich der Bebauungspläne Langenhorn 61/69 wurde die Art nachgewiesen (PGM 2010). Als Quartier einzelner Tiere können Gebäudenischen, Baumnischen, Vogelnistkästen oder Baumhöhlen dienen. Die Gärten sind ein potenzielles Jagdgebiet.

Die Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) ist in ganz Hamburg verbreitet und besiedelt auch den geschlossenen Siedlungsraum. Sowohl Wochenstuben als auch einzeln lebende Männchen

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finden sich in Spalten und Hohlräumen in und an Gebäuden. Die Art gilt als sehr ortstreu. Im Ge- gensatz zu Arten, die sich bei ihren Jagdflügen an vorhandenen Geländestrukturen orientieren, liegen die Jagdgebiete der Breitflügelfledermaus überwiegend in offener oder halboffener Land- schaft. Im Siedlungsbereich ist die Art auch nicht selten in der Nähe von Straßenlaternen anzutref- fen. Flugbewegungen erfolgen oft regelmäßig geradlinig entlang festgelegter Strecken (Flugstra- ßen). Diese befinden sich auch oft im Straßenraum. In Hamburg ist die Art weit verbreitet. Im Be- reich der Bebauungspläne Langenhorn 61/69 wurde die Art nachgewiesen (PGM 2010). Im Unter- suchungsgebiet sind Sommer- und Winterquartiersvorkommen im Gebäudebestand möglich. Als Sommerquartier oder Tagesversteck können mitunter auch Baumhöhlen und -spalten sowie Vogel- nistkästen dienen. Die Gärten sind ein potenzielles Jagdgebiet.

Der Große Abendsegler (Nyctalus noctula) bewohnt Wälder, waldartige Parks und baumreiche Siedlungsgebiete. Dort bezieht er besonders in Gewässernähe, Baumhöhlen oder Fledermauskäs- ten. Als Winterquartier werden neben Gebäuden auch Baumhöhlen aufgesucht. Zur Zugzeit ist die Art bisweilen in großer Anzahl über der Stadt zu beobachten. Dann werden auch Zwischenquartiere besetzt, die gerne an höheren Gebäuden liegen. Die Art besitzt große Aktionsräume, so sind die Jagdgebiete oft 10 km und mehr von den Quartieren entfernt. Flug- und Jagdbewegungen erfolgen in der Regel im freien Luftraum und meist in größerer Höhe. Die Art wird im ganzen Stadtgebiet überfliegend angetroffen. Im Bereich der Bebauungspläne Langenhorn 61/69 wurde die Art nach- gewiesen (PGM 2010). Im Untersuchungsgebiet sind Sommerquartiersvorkommen in Baumhöhlen großer Laubbäume oder in Vogelnistkästen möglich. Die Gärten sind ein potenzielles Jagdgebiet. Winterquartiere in Form von frostsicheren Höhlen sind im Baumbestand nicht zu erwarten.

Die Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) besiedelt, ähnlich wie die Zwergfledermaus, Ge- bäudenischen, aber anscheinend häufiger als diese auch Baumspalten. Sie bevorzugt als Jagdge- biet gehölzreichere Landschaften in Siedlungs- und Gewässernähe und kommt auch im Hamburger Stadtgebiet vor. Nachweise gibt es auch aus dem Hamburger Hafen und aus (BSU 2014). Im Bereich der Bebauungspläne Langenhorn 61/69 wurde die Art nicht nachgewiesen (PGM 2010). Im Untersuchungsgebiet sind Quartiersvorkommen nicht auszuschließen. Als Sommerquartier oder Tagesversteck können Baumhöhlen und -spalten sowie Vogelnistkästen dienen. Sommer- und Winterquartiere sind auch für den Gebäudebestand nicht auszuschließen. Die Gärten sind ein po- tenzielles Jagdgebiet.

Die Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) ist bei ihrer Jagd eng an Wasserflächen gebunden, wo sie in Hamburg regelmäßig nachgewiesen wird. Sommerquartiere werden meist in Baumhöhlen in Gewässernähe, Winterquartiere in Höhlen und Kellern bezogen. Die einzigen bisher bekannten Wochenstubenstubenquartiere liegen in den Stadtteilen und Iserbrook in Baumhöhlen. Winterquartiernachweise mit bis zu sechs Tieren gibt es aus einem Eiskeller im Nordosten der Stadt, einem als Winterquartier hergerichteten Bunker in der Haake (Harburger Berge) sowie einem Brauereigewölbe in Harburg (REIMERS 2010). Im Untersuchungsgebiet sind Quartiersvorkommen aufgrund der Gewässerferne zwar unwahrscheinlich. Sommerquartiere in Baumhöhlen oder Vogel- nistkästen sind aber nicht sicher auszuschließen. Winterquartiere sind hingegen nicht zu erwarten. Als Jagdgebiet ist das Untersuchungsgebiet nicht geeignet.

Vorkommen des Braunen Langohrs (Plecotus auritus) sind aus Waldgebieten, Parks, Gärten und Gebüschlandschaften des Hamburger Stadtrands bekannt. Nachweise gibt es aus den Stadtrand- gebieten. Als Winterquartiere werden feuchte Keller, Tunnel, Stollen und z.T. auch Gebäude, selte- ner Baumhöhlen genutzt. Im Sommer werden Baumhöhlen und Fledermauskästen oder auch groß- räumige Dachböden bewohnt. Die Art ist sehr ortstreu. Die Art ist empfindlich gegenüber Lärm- und Lichtemissionen. Aufgrund ihrer sehr leisen Ortungsrufe zählt sie zu den schwerer nachweisbaren Arten. Für das Untersuchungsgebiet sind Sommerquartiere im Gebäudebestand, in Baumhöhlen und Vogelnistkästen nicht sicher auszuschließen. Winterquartiere sind nicht zu erwarten.

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Die Teichfledermaus (Myotis dasycneme) kommt in Hamburg an größeren Gewässern wie der Alster und der Elbe vor, die sie als Jagdgebiet nutzt. Die Art zieht Gebäude gegenüber Baumhöhlen als Quartier vor. Winterquartiere befinden sich meist in Höhlen, Gebäudeinnenräumen oder Kellern. Zwischen Jagdgebiet und Quartier liegen bisweilen Entfernungen von über 10 km. Für Hamburg gibt es zwei Quartiersnachweise von Einzeltieren aus den Harburger Bergen (Reimers mündliche Mittei- lung, 2015). Mangels geeigneter Quartiersmöglichkeiten und Jagdgebiete sind Vorkommen im Untersuchungsgebiet auszuschließen.

Die Fransenfledermaus (Myotis nattereri) besiedelt Spalten an Gebäuden, wie auch Fledermaus- kästen und Baumhöhlen. Im Winter wird sie überwiegend in Höhlen, Kellern und Stollen gefunden. Die Art ist u.a. in den Harburger Bergen nachgewiesen (BSU 2014), nicht jedoch im Bereich städti- scher Bebauung. Im Untersuchungsgebiet sind Quartiersvorkommen der Art mangels geeigneter Habitatstrukturen nicht zu erwarten.

Der Kleiner Abendsegler (Nyctalus leisleri) bewohnt meist Baumhöhlen und nur selten Gebäude. Auch den Winter verbringt die Art in Baumhöhlen, jedoch meist in südlicheren Regionen. Vorkom- men in Hamburg beschränken sich auf die Stadtrandbereiche und größeren Wälder. Quartiersvor- kommen sind im Untersuchungsgebiet mangels geeigneter Habitatstrukturen und aufgrund der innerstädtischen Lage nicht zu erwarten.

Die Große Bartfledermaus (Myotis brandtii) bevorzugt Waldhabitate. Als Sommerquartiere nutzt sie Baumhöhlen oder Gebäude. Im Winter findet man Bartfledermäuse in unterirdischen Quartieren, Vorkommen in Hamburg beschränken sich offenbar auf die nordöstlichen Stadtrandbereiche. Quar- tiersvorkommen der Art sind im Untersuchungsgebiet aufgrund der städtischen Lage und mangels geeigneter Habitatstrukturen nicht zu erwarten.

Die Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus) bevorzugt anders als ihre Schwesterart halboffene Kulturlandschaften. Als Sommerquartiere nutzt sie vorwiegend Spalten und Nischen an Gebäuden. Im Winter ist die Art in unterirdischen Quartieren zu finden. Vorkommen in Hamburg beschränken sich auf die Stadtrandbereiche. Quartiersvorkommen der relativ anspruchsvollen Art sind aus dem städtisch bebauten Bereich nicht bekannt und im Untersuchungsgebiet nicht zu erwarten.

Vorkommen der Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus) in Hamburg beschränken sich weitge- hend auf den Osten. Dabei wurden in der Regel im Spätherbst Einzelexemplare an höheren Ge- bäuden, die vermutlich als Ersatzhabitat für Felsen dienten, festgestellt. Mangels geeigneter Quar- tiersmöglichkeiten sind Vorkommen im Untersuchungsgebiet auszuschließen.

Das Große Mausohr (Myotis myotis) besiedelt halboffene wärmebegünstigte Landschaften und bewohnt im Sommer große Dachstühle, im Winter Stollen und Keller. Einzelnachweise sind aus der Vergangenheit vom östlichen Stadtrand Hamburgs bekannt. Im Untersuchungsgebiet sind Vorkom- men nicht zu erwarten.

Die Nordfledermaus (Eptesicus nilssonii) ist in der Roten Liste Hamburgs als Irrgast geführt. Re- gelmäßige Vorkommen sind im Gebiet auszuschließen.

In Tabelle 1 werden die potenziell vorkommenden Fledermausarten zusammengefasst dargestellt.

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Tabelle 1: Potenzielle Fledermausarten des Untersuchungsgebietes Deutscher Name Wissenschaftlicher Name Zwischen-/ Sommerquartier Winterquartier

Gebäude Bäume Gebäude Bäume Braunes Langohr Plecotus auritus + + Breitflügelfledermaus Eptesicus serotinus + + + Großer Abendsegler Nyctalus noctula + Mückenfledermaus Pipistrellus pygmaeus + + + Rauhautfledermaus Pipistrellus nathusii + + + Wasserfledermaus Miotis daubentonii + Zwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus + + +

Aus der Gruppe der nicht in Anhang IV der FFH-Richtlinie geführten besonders oder streng ge- schützten Arten sind Vorkommen der besonders geschützten Arten Eichhörnchen, Igel, Maulwurf, sowie von Vertretern aus den Gruppen der Spitzmäuse (Soricidae) und Altweltmäuse (Murinae) möglich.

5.2 Vögel Für die Potenzialabschätzung lagen für das Gebiet folgende Daten vor:

. Brutbestandsdaten des Arbeitskreises an der staatlichen Vogelschutzwarte (Mitschke 2015, schriftliche Mitteilung) . Verbreitungsangaben aus dem Brutvogelatlas (MITSCHKE 2012) . Angaben zur Gefährdungssituation gemäß Hamburger Roter Liste (MITSCHKE 2006) . eigene Beobachtungen in der frühen Brutsaison 2015 (Ortsbegehung im April 2015)

Die potenziell oder nachweislich vorkommenden Brutvogelarten des Untersuchungsgebietes sind in Tabelle 2 aufgeführt.

Tabelle 2: Potenzielle und nachgewiesene Brutvögel des Untersuchungsgebietes Deutscher Name Wissenschaftlicher Name Gefährdung Potenzielles Nachweis Vorkommen LH 61/69 2010*/ Ortsbegehung 2015** RL HH RL D Amsel Turdus merula - - +/+ Bachstelze Motacilla alba - - + Blaumeise Parus caeruleus - - +/+ Buchfink Fringilla coelebs - - +/+ Buntspecht Dendrocopus major - - + Dohle Corvus monedula V - +/+ Dorngrasmücke Sylvia nisoria - - + Eichelhäher Garrulus glandarius - - +/+ Elster Pica pica - - +/+ Feldsperling Passer montanus - V +/+ Fitis Phylloscopus trochilus - - +/- Gartenbaumläufer Certhia brachydactyla - - +/- Gartengrasmücke Sylvia borin - - + Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus V V + Gimpel Pyrrhula pyrrhula - - +/+ Girlitz Serinus serinus - - +

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Deutscher Name Wissenschaftlicher Name Gefährdung Potenzielles Nachweis Vorkommen LH 61/69 2010*/ Ortsbegehung 2015** Grauschnäpper Muscicapa striata V - + Grünfink Carduelis chloris - - +/+ Grünspecht Picus viridis V V +/- Habicht Accipiter gentilis - - + Haubenmeise Parus cristatus - - + Hausrotschwanz Phoenicurus ochrurus - - + Haussperling Passer domesticus V V + Heckenbraunelle Prunella modularis - - +/+ Klappergrasmücke Sylvia curruca - - +/- Kleiber Sitta europaea - - +/- Kohlmeise Parus major - - +/+ Mäusebussard Buteo buteo - - + Mauersegler Apus apus - V + Misteldrossel Turdus viscivorus - - +/+ Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla - - +/+ Rabenkrähe Corvus corone - - +/- Ringeltaube Columba palumbus - - +/+ Rotkehlchen Erithacus rubecula - - +/- Schwanzmeise Aegithalos caudatus - - + Singdrossel Turdus philomelos - - +/+ Sommergoldhähnchen Regulus ignicapilla - - +/- Sperber Accipiter nisus - - + Star Sturnus vulgaris - - +/- Stieglitz Carduelis carduelis V - + Straßentaube Columba livia f. domestica - - + Sumpfmeise Parus palustris - - + Tannenmeise Parus ater - - +/- Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca 3 - +/- Türkentaube Streptopelia decaocto - V + Waldohreule Asio otus 3 - + Wintergoldhähnchen Regulus regulus - - +/- Zaunkönig Troglodytes troglodytes - - +/+ Zilpzalp Phylloscopus collybita - - +/+ Fett: Arten mit lückenhafter Verbreitung oder mit speziellen Habitatansprüchen bzw. Arten der Roten Liste Nicht fett: Arten mit flächendeckender Verbreitung im Hamburger Stadtgebiet *) Nachweis gemäß Erfassung der Hamburger staatl. Vogelschutzwarte aus 2010 (MITSCHKE, schriftl. Mitt. 2012) **) Nachweis gemäß Ortsbegehung 2015 ***) Angaben umfassen Brut- und Gastvögel, keine Statusangabe erfasst Gefährdungsstatus: V = Vorwarnstufe, aktuell (noch) nicht gefährdet; 3 = Bestand gefährdet

Aus der Gruppe der Gebäudebrüter sind Vorkommen des Hausrotschwanzes und der Straßentau- be, der in Hamburg lückig verbreiteten Bachstelze sowie der auf der Roten Liste Hamburgs bzw. Deutschlands geführten Arten Haussperling und Mauersegler möglich. Neststandorte der auf der Vorwarnliste der Roten Liste Hamburgs geführten Dohle wurden im Rahmen der Ortsbegehung 2015 in einem Gebäude an der Langenhorner Chaussee auf Flurstück 10786 festgestellt.

Ein Großteil der potenziell vorkommenden Arten zählt zu der Gilde der Freibrüter, namentlich die in Hamburg verbreiteten Arten Amsel, Buchfink, Eichelhäher, Elster, Gimpel, Grünfink, Heckenbraunel- le, Klappergrasmücke, Misteldrossel, Mönchsgrasmücke, Rabenkrähe, Ringeltaube, Singdrossel, Schwanzmeise sowie Zaunkönig. Außerdem sind Vorkommen der auf der Vorwarnliste der Roten Liste Hamburgs bzw. Deutschlands geführten Arten Stieglitz und Türkentaube und der in Hamburg lückig verbreiteten Arten Sommer- und Wintergoldhähnchen, Dorn- und Gartengrasmücke möglich.

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Keine Hinweise fanden sich auf eine Brutkolonie der Saatkrähe, die 2002 mit 18 Nestern im Unter- suchungsgebiet bzw. seinem Umfeld festgestellt wurde. Bereits 2008 wurde die Art im Rahmen der Brutvogelatlaskartierung nicht festgestellt (Mitschke, schriftl. Mitteilung 2015). Freibrüter finden im Untersuchungsgebiet in Bäumen, Sträuchern und Hecken geeignete Bruthabitate.

Aus der Gilde der Bodenbrüter sind im Untersuchungsgebiet Brutvorkommen der in Hamburg verbreiteten Arten Zilpzalp, Fitis und Rotkehlchen in ungenutzten Randbereichen der Gärten mög- lich.

Aus der Gilde der Höhlen- und Nischenbrüter sind in Vogelnistkästen und Baumhöhlen Vorkom- men des in Hamburg gefährdeten Trauerschnäppers und der auf der Vorwarnliste Hamburgs bzw. Deutschlands geführten Arten Grünspecht, Feldsperling, Gartenrotschwanz und Grauschnäpper möglich.

Außerdem sind im Gebiet Vorkommen der lückig verbreiteten Arten Kleiber, Sumpf-, Hauben- und Tannenmeise und der allgemein verbreiteten und störungstoleranten Arten Kohl- und Blaumeise, Buntspecht, Gartenbaumläufer und Star möglich.

Aus den Gruppen der Greifvögel und Eulen sind im Bereich der dichteren Nadelgehölzbestande im Zentrum der Fläche Vorkommen von Waldohreule, Sperber, Habicht und Mäusebussard nicht aus- zuschließen. Das Untersuchungsgebiet ist für diese Arten wegen der Störungs- und Nutzungsinten- sität als Brutplatz aber nur wenig nicht geeignet. Spuren oder Hinweise auf Horste wurden nicht festgestellt. Der Baumbestand war jedoch nur eingeschränkt einsehbar.

Als Habitat für Gastvögel ist das Untersuchungsgebiet ohne besondere Bedeutung.

5.3 Amphibien Für die Artgruppe liegen für Hamburg Verbreitungsangaben und eine Rote Liste im Artenhilfs- programm (BRANDT & FEUERRIEGEL 2004) vor.

13 Vertreter dieser Gruppe sind als Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie streng geschützt. 9 dieser Arten kommen in Hamburg autochthon vor. Die Rotbauchunke und die Wechselkröte sind in Hamburg ausgestorben. Für die vom Aussterben bedrohten Arten Kreuzkröte, Knoblauchkröte und Laubfrosch sowie für den Springfrosch und den Kleinen Wasserfrosch sind aus Langenhorn keine Vorkommen aus jüngerer Zeit bekannt, so dass diese auch im Plangebiet nicht zu erwarten sind.

Der Kammmolch (Triturus cristatus) besiedelt eine Vielzahl von Gewässertypen, vor allem in ex- tensiv genutzten Auen- und Seenlandschaften, tritt aber auch zuweilen an anderen Standorten auf. Als optimale Habitate werden Gewässer mit besonnter gut entwickelter Unterwasservegetation angesehen. In Hamburg kommt die Art schwerpunktmäßig im Hamburger Nordosten, in der - Sülldorfer Feldmark im Westen und der Elbmarsch im Südosten der Stadt vor. In Langenhorn gibt es einzelne jüngere Nachweise. Im Untersuchungsgebiet sind Vorkommen aufgrund der städtischen Lage und des Fehlens geeigneter Land- und Wasserlebensräume nicht zu erwarten.

Der Moorfrosch (Rana arvalis) besiedelt Feuchtgrünland, Moore und Bruchwälder. Vorkommen sind aus den Stadtrandbereichen Hamburgs und dem Eppendorfer Moor bekannt. In Langenhorn gibt es einzelne jüngere Nachweise. Im Untersuchungsgebiet sind Vorkommen aufgrund der städti- schen Lage und des Fehlens geeigneter Land- und Wasserlebensräume nicht zu erwarten.

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Aus der Gruppe der nicht in Anhang IV der FFH-Richtlinie geführten besonders oder streng ge- schützten Arten sind an Gartenteichen Vorkommen besonders geschützten Arten Erdkröte, Gras- frosch, Berg- und Teichmolch möglich.

5.4 Reptilien Für die Artgruppe liegen für Hamburg Verbreitungsangaben und eine Rote Liste im Artenhilfsprog- ramm (BRANDT & FEUERRIEGEL 2004, HAMANN & MÖLLER 2009) vor.

Von den acht im Anhang IV der FFH-Richtlinie aufgeführten Arten sind drei in Hamburg heimisch. Davon gilt die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) als ausgestorben. Von der in der Roten Liste Hamburgs als verschollen geführten Schlingnatter (Coronella austriaca) sind jüngere Nachweise nur aus dem der Harburger Geest bekannt. Vorkommen beider Arten sind nicht zu er- warten.

Die Zauneidechse (Lacerta agilis) besiedelt sandige, thermisch begünstigte Trockenbiotope aller Art. Sie kommt in wenigen und relativ kleinen Populationen im Nordosten Hamburgs, im Elbetal sowie in Harburg vor. Vorkommen in Langenhorn sind nicht bekannt. Im Untersuchungsgebiet sind Vorkommen aufgrund der städtischen isolierten Lage und des Fehlens geeigneter Habitatstrukturen nicht zu erwarten.

Aus der Gruppe der nicht in Anhang IV der FFH-Richtlinie geführten besonders oder streng ge- schützten Arten sind Vorkommen der besonders geschützten Blindschleiche möglich.

5.5 Fische und Rundmäuler Für Fische und Rundmäuler liegen ein Verbreitungsatlas (THIEL & THIEL 2015) vor.

Mit dem Europäischen Stör (Acipenser sturio), dem Donau-Kaulbarsch (Gymnocephalus baloni) und dem Nordseeschnäpel (Coregonus oxyrinchus) sind drei Fischarten nach Anhang IV der FFH- Richtlinie streng geschützt. Mangels geeigneter Gewässer werden Vorkommen dieser Arten im Plangebiet ausgeschlossen.

Aus der Gruppe der nicht in Anhang IV der FFH-Richtlinie geführten besonders oder streng ge- schützten Arten sind keine Vertreter der Artengruppe im Gebiet zu erwarten.

5.6 Libellen Für Libellen liegen für Hamburg Verbreitungsangaben (GLITZ et al. 1989) und eine Rote Liste (RÖB- BELEN 2006) vor. Das Artenhilfsprogramm wird derzeit überarbeitet.

Unter den Schutz von Anhang IV der FFH-Richtlinie fallen acht Arten, von denen aktuell vier in Hamburg regelmäßig vorkommen. Es handelt sich dabei um die Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis), die Zierliche Mosjungfer (Leucorrhinia caudalis), die Asiatische Keiljungfer (Gomphus flavipes) und die Grüne Mosaikjungfer (Aeshna viridis).

Die Große Moosjungfer besiedelt Zwischenmoorgewässer, wie sie im Untersuchungsgebiet und dessen Umgebung fehlen. Die Grüne Mosaikjungfer ist in ihrer Verbreitung auf Krebsscherenbe- stände (Stratiotes aloides) angewiesen und kommt vor allem in Flussauenlandschaften vor, in Ham- burg vor allem im Elbetal. Vorkommen der Art im Untersuchungsgebiet sind aufgrund der Lage im innerstädtischen Bereich und der intensiven Nutzung nicht zu erwarten.

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Von der Zierlichen Moosjungfer und der Asiatischen Keiljungfer gibt es lediglich Einzelvorkommen im Elbetal. Beide Arten sind aufgrund der Lage des Untersuchungsgebietes außerhalb der Verbrei- tungsgrenzen und mangels geeigneter Habitatstrukturen nicht zu erwarten.

Die ebenfalls in Anhang IV der FFH-Richtlinie geführten Arten Östliche Moosjungfer (Leucorrhinia albifrons) und die Grüne Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia) kommen in Hamburg nur als Disper- salarten vor, also als Arten, deren Reproduktionsgebiete außerhalb Hamburgs liegen, die aber mitunter einwandern, ohne bislang heimisch zu werden. Vorkommen im Untersuchungsgebiet sind aufgrund ihrer Habitatansprüche nicht zu erwarten.

Aus der Gruppe der nicht in Anhang IV der FFH-Richtlinie geführten besonders oder streng ge- schützten Arten sind nur Vorkommen einzelner, wenig anspruchsvoller, besonders geschützter Libellenarten zu erwarten. Die vereinzelt vorhandenen Gartenteiche sind als Reproduktionsgewäs- ser für Libellen nur sehr eingeschränkt geeignet (Fischbesatz, fehlende Gewässertiefe).

5.7 Käfer Für die Artengruppe liegen in Hamburg weder eine Rote Liste noch ein Artenhilfsprogramm vor. Die Potenzialanalyse basiert daher auf Angaben des Vereins zur naturwissenschaftlichen Heimatfor- schung zu Hamburg (www.entomologie.de/hamburg) und aus GÜRLICH et al. (1995). Weitere Anga- ben zu Verbreitung und Habitatpräferenzen der Arten stammen aus ZAHRADNIK (1985), HARDE (1988), WACHMANN et al. (1995) und MÜLLER-MOTZFELD (2004).

Anhang IV der FFH-Richtlinie führt 9 in Deutschland heimische Käferarten. Von den Bockkäferarten Alpenbock (Rosalia alpina) und Heldbock (Cerambyx cerdo) sowie von dem Goldstreifigen Prachtkäfer (Bupestris splendens) sind Vorkommen aus dem Hamburger Raum nicht bekannt. Der Breitrand (Dytiscus latissimus) aus der Familie der Schwimmkäfer (Dytiscidae) ist ein seltener Bewohner großer Stillgewässer mit dichter Wasservegetation, der in Deutschland ursprünglich recht verbreitet war. Nach 1960 sind aber keine Nachweise aus der norddeutschen Tiefebene bekannt. Ähnliche Lebensraumansprüche hat der ebenfalls zu den Schwimmkäfern gehörende Schmalbin- dige Breitflügeltauchkäfer (Graphoderus bilineatus). Anders als beim Breitrand sind von ihm ver- einzelte Vorkommen aus Norddeutschland bekannt (Raum Bremen, Salemer Moor, Raum Heide). Der letzte Nachweis aus Hamburg stammt aus dem Jahr 1968. Der zu den Plattkäfern (Cucujidae) zählende Scharlachkäfer (Cucujus cinnaberinus) kommt in Deutschland nur in Waldgebieten Bayerns vor. Vom Vierzähnigen Mistkäfer (Bolbelasmus unicornis), einem Vertreter der Familie der Mistkäfer (Geotrupidae) stammt der einzige bekannte deutsche Nachweis aus dem Raum Ba- den (1967). Der Rothalsige Düsterkäfer (Phryganophilus ruficollis) aus der Familie der Düsterkäfer (Melandryidae) ist in Deutschland ausgestorben.

Vorkommen der genannten Arten im Untersuchungsgebiet sind nicht zu erwarten.

Der in Hamburg sehr seltene Eremit (Osmoderma eremita) bewohnt alte Laubbäume, vor allem Eichen, Buchen, Linden, Weiden und Obstbäume, sofern diese besonnte Bereiche mit Höhlen und darin liegenden Mulmkörpern aufweisen. Exponierte, alte Habitatbäume sind im Untersuchungsge- biet nicht vorhanden. Vorkomnmen der Art sind somit nicht zu erwarten.

Aus der Gruppe der nicht in Anhang IV der FFH-Richtlinie geführten besonders oder streng ge- schützten Arten sind Vorkommen von besonders geschützten Vertretern der Familie der Bock- und Laufkäfer zu erwarten.

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5.8 Schmetterlinge Für Schmetterlinge liegen für Hamburg Verbreitungsangaben und Rote Listen (STÜBINGER 1983, STÜBINGER 19891, RÖBBELEN 2006) vor.

Der Anhang IV der FFH-Richtlinie umfasst 17 in Deutschland heimische Schmetterlingsarten. Sie sind sämtlich in der Roten Liste Hamburgs (STÜBINGER 1989, RÖBBELEN 2006) als ausgestorben geführt oder haben keine natürliche Verbreitung im Stadtgebiet. Eine mögliche Betroffenheit dieser Arten ist durch das Vorhaben somit nicht zu erwarten. Die einzige Ausnahme bildet der Nachtker- zenschwärmer (Proserpinus proserpina). Die Art besiedelt gern Bachufer, feuchte Brachflächen und Abbauflächen. Der Nachtkerzenschwärmer benötigt Futterpflanzen aus der Familie der Nacht- kerzengewächse, wobei Weidenröschenarten (Epilobium sp.) bevorzugt werden. Von dem sehr mobilen Falter, der nach Norden bis nach Schleswig-Holstein nachgewiesen ist, können reproduzie- rende Vorkommen an Beständen der Futterpflanzen überall schnell begründet werden. Seltener und in Hamburg bisher nicht nachgewiesen sind dagegen ortsgebundene, dauerhafte Populationen. Aufgrund seiner Mobilität und derzeitigen Ausbreitungstendenz nach Norden gilt seine Einstufung in Anhang IV der FFH-Richtlinie als problematisch (PETERSEN et al. 2003).

Die als Raupenfutterpflanze genutzte Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis) kann zwar verein- zelt auch im Untersuchungsgebiet vorkommen. Für den Aufbau einer Population erforderliche grö- ßere Vorkommen von Futterpflanzen z.B. in Form von Brachflächen und Uferbereichen sind im Gebiet jedoch nicht vorhanden. Bodenständige Vorkommen der Art sind im Untersuchungsgebiet daher nicht zu erwarten.

Aus der Gruppe der nicht in Anhang IV der FFH-Richtlinie geführten besonders oder streng ge- schützten Arten sind Vorkommen einzelner, weniger spezialisierter, besonders geschützter Vertreter der Gehölze, Brachen und Staudenfluren möglich, so z.B. die auf blütenreicheren Scherrasen und an Säumen vorkommenden Arten Kleiner Feuerfalter (Lycaena phlaeas) und Gemeiner Bläuling (Polyommatus icarus).

5.9 Mollusken Für Mollusken liegen für Hamburg Verbreitungsangaben und Rote Listen (DEMBINSKI et al. 1997, GLOER et al. 2010) vor.

Von den drei in Anhang IV der FFH-Richtlinie genannten Arten ist die Gebänderte Kahnschnecke (Theodoxus transversalis) in Hamburg nicht natürlich verbreitet. Die Gemeine Flussmuschel (Unio crassus) ist an schnell fließende, sauerstoffreiche Gewässer gebunden, wie sie im Untersuchungs- gebiet nicht vorhanden sind. Die Art wird überdies in der aktuellen Roten Liste als ausgestorben geführt.

Für die Zierliche Tellerschnecke (Anisus vorticulus), einer Bewohnerin klarer und sonnenexponier- ter Gewässer, sind Vorkommen aus dem Bergedorfer Raum mit Schwerpunkt in den Vier- und Marschlanden, aus dem an die Süderelbmarsch angrenzenden Moorgürtel, von der Alster und aus dem Bezirk bekannt. Die im Untersuchungsgebiet vorhandenen Gartenteiche sind auf- grund der Habitatansprüche der Art ungeeignet. Ein Vorkommen ist daher nicht zu erwarten.

Aus der Gruppe der nicht in Anhang IV der FFH-Richtlinie geführten besonders oder streng ge- schützten Arten sind Vorkommen der besonders geschützten Weinbergschnecke (Helix pomatia) möglich.

1 Die durch die Arbeit von RÖBBELEN (2006) überholte Rote Liste von STÜBINGER (1989) enthält keine Angaben zu Nachtfaltern, weswegen für diese Artengruppe noch die alte Rote Liste verwendet wurde.

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5.10 Weitere Artengruppen Aus folgenden Artengruppen sind keine in Hamburg heimischen Vertreter in Anhang IV der FFH- Richtlinie geführt:

Aus der Gruppe der besonders geschützten Heuschreckenarten sind lediglich aktuelle Nachweise der Blauflügeligen Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) in Hamburg bekannt, die aus den Gebieten Fischbeker Heide, Boberger Düne und dem südlichen Harburg stammen. Vorkommen der thermophilen (wärmeliebenden) Art sind im Untersuchungsgebiet nicht zu erwarten. Auch Vorkom- men in der BArtSchV aufgeführter, besonders oder streng geschützter Netzflüglerarten, Spinnen, Krebse, Nesseltiere, Schwämme und Stachelhäuter sind im Untersuchungsgebiet nicht zu erwar- ten. Aus der Artengruppe der Hautflügler sind dort Vorkommen von Arten aus der Gruppe der Bienen und Hummeln (Apoidea) sowie der Hornisse (Vespa crabro) und Waldameisen (Formica spp.) zu erwarten.

5.11 Pflanzen Für Farn- und Blütenpflanzen sowie für Moose liegen für Hamburg Verbreitungsangaben aus dem Biotopkataster der BSU und aus Roten Listen (POPPENDIECK et al. 2010) vor. Von den in Anhang IV der FFH-Richtlinie aufgeführten Gefäßpflanzenarten kommt nur der Schierlings-Wasserfenchel (Oenanthe conioides) in Hamburg vor. Im Untersuchungsgebiet ist die an der Tide-Elbe endemische Art nicht zu erwarten.

Aus der Gruppe der nicht in Anhang IV der FFH-Richtlinie geführten besonders oder streng ge- schützten Arten sind keine autochtonen Vorkommen zu erwarten.

6 BETROFFENHEITSANALYSE

6.1 Methode Dem potenziell vorkommenden bzw. nachweislich im Gebiet festgestellten Artenspektrum werden die Planungsauswirkungen entgegengestellt. Betroffene Arten werden dabei ggf. zu Artengruppen oder ökologischen Gilden zusammengefasst behandelt.

Für europäische Vogelarten und Arten, die in Anhang IV der FFH-Richtlinie geführt sind, wird zunächst geprüft, ob

. aufgrund der Planung die Tötung/Verletzung gemäß §44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG zu erwarten ist, . aufgrund der Planung von einer erheblichen Störung gemäß §44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG auszugehen ist, durch die sich der Erhaltungszustand der lokalen Population verschlechtern wird, . der Verlust der Fortpflanzungs- oder Ruhestätten (Lebensstätten) gemäß §44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG zu erwarten ist.

Es wird auch geprüft, ob die Erfüllung von Verbotstatbeständen durch entsprechende Maßnahmen vermieden werden kann.

Sofern danach weiterhin davon auszugehen ist, dass Verbotstatbestände der Tötung / Verletzung oder der Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten eintreten, wird für die potenziell bzw. nachweislich betroffenen Arten geprüft, inwieweit weiterhin die ökologische Funktion der von der Planung betroffenen Lebensstätten im räumlichen Zusammenhang erfüllt werden kann (Legalaus- nahme nach §44 Abs. 5 BNatSchG).

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Sofern die ökologische Funktion der von der Planung betroffenen Lebensstätten gemeinschaftsrech- tlich geschützter Arten im räumlichen Zusammenhang nicht erfüllt und auch nicht durch vorgezoge- ne Ausgleichsmaßnahmen erhalten werden kann, wird formuliert, unter welchen Bedingungen die ökologischen Voraussetzungen für eine Ausnahmefallregelung gemäß §45 Abs. 7 BNatSchG vorlie- gen.

6.2 Übersicht zu Vorkommen von Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie und europäischer Vogelarten In Tabelle 3 sind die im Untersuchungsgebiet potenziell vorkommenden oder nachgewiesenen Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie und europäischen Vogelarten dargestellt.

Tabelle 3: Potenzielle Vorkommen von europäischen Vogelarten und Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie

Artengruppe deutscher Name wissenschaftlicher Name

Brutvögel (49 Arten) Bachstelze Motacilla alba Dohle Corvus monedula Dorngrasmücke Sylvia nisoria Feldsperling Passer montanus Fitis Phylloscopus trochilus Gartengrasmücke Sylvia borin Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus Girlitz Serinus serinus Grauschnäpper Muscicapa striata Grünspecht Picus viridis Habicht Accipiter gentilis Haubenmeise Parus cristatus Haussperling Passer domesticus Kleiber Sitta europaea Mäusebussard Buteo buteo Mauersegler Apus apus Sommergoldhähnchen Regulus ignicapilla Sperber Accipiter nisus Stieglitz Carduelis carduelis Sumpfmeise Parus palustris Tannenmeise Parus ater Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca Türkentaube Streptopelia decaocto Waldohreule Asio otus Wintergoldhähnchen Regulus regulus 24 weitere in Hamburg verbreitete und nicht in der Roten Liste geführten Vogelarten Fledermäuse (7 Arten) Braunes Langohr Plecotus auritus Breitflügelfledermaus Eptesicus serotinus Großer Abendsegler Nyctalus noctula Mückenfledermaus Pipistrellus pygmaeus Rauhautfledermaus Pipistrellus nathusii Wasserfledermaus Myotis daubentonii Zwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus

Darüber hinaus sind Vorkommen der in Tabelle 4 aufgeführten, aufgrund der Regelungen des BNatschG besonders geschützten Arten bzw. Artgruppen nachgewiesen bzw. möglich.

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Tabelle 4: Besonders geschützte Arten (nicht in Anhang IV der FFH-Richtlinie geführt) Artengruppe Deutscher Name Wissenschaflticher Name RL HH Säugetiere Eichhörnchen Sciurus vulgaris Braunbrustigel Erinaceus europaeus Maulwurf Talpa europaea Fam. Spitzmäuse Soricidae Unterfam. Altweltmäuse Murinae Amphibien Teichmolch Triturus vulgaris 3 Bergmolch Ichthyosaura alpestris R Erdkröte Bufo bufo Grasfrosch Rana temporaria V Reptilien Blindschleiche Anguis fragilis D Libellen Ordnung Libellen Odonata Hautflügler Bienen und Hummeln Apoidea Gattung Waldameisen Formica spec. Hornisse Vespa crabro Käfer Fam. Bockkäfer Cerambycidae Fam. Laufkäfer Carabidae Mollusken Weinbergschnecke Helix pomatia Schmetterlinge Gruppe Tagfalter Rhopalocera

6.3 Übersicht über die von der Planung betroffenen Habitatstrukturen Die Planentwürfe zum Bebauungsplan Langenhorn 68 (Stand Dezember 2012) sehen für das Un- tersuchungsgebiet folgende Festsetzungen vor (vgl. Abb. 1):

. Mischgebiet mit der Möglichkeit einer nahezu flächendeckenden Bebauung im Nordwesten des Untersuchungsgebietes . Mischgebiet mit weitgehender Begrenzung der Bebauung auf die bereits bebauten Flächen im Südwesten des Untersuchungsgebietes . Straßenverkehrsflächen im Bereich der vorhandenen Straßen und Wege . Allgemeines Wohngebiet mit der Möglichkeit der Teilbebauung bestehender Gartenflächen bei Freihalten großer Flächenanteile der vorhandenen Gartengrundstücke von Bebauung im übrigen Untersuchungsgebiet . Erhalt von Baumgruppen und Einzelbäumen, insbesondere im Südwesten der Fläche

Durch die Planungsrealisierung sind folgende Beeinträchtigungen zu erwarten: . Räumung und Überbauung von Gartenflächen und Nebengebäuden angrenzend zu der vor- handenen Bebauung . Rodung von Gehölzen

Nicht bzw. nur geringfügig von der Planung betroffen sind folgende Habitatstrukturen: . Laubgehölzbestand im Südwesten des Untersuchungsgebietes (Erhaltungsgebot) . Gartenflächen teilweise mit Nadelgehölz-Großbaumbestand im Zentrum des Untersu- chungsgebietes (Pflanzstreifen) . Gartenflächen im Osten des Untersuchungsgebietes

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6.4 Prüfung artenschutzrechtlicher Verbotstatbestände

6.4.1 Artengruppe Fledermäuse a) Tötung oder Verletzung von Individuen Die Gefahr der Tötung oder Verletzung von Fledermäusen gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG besteht grundsätzlich in der Phase der Grundstücksräumung für Jungtiere in Wochenstuben und Tiere im Winterquartier. Für flugfähige Tiere außerhalb der Winterschlafperiode ist davon auszuge- hen, dass eine Flucht aus Höhlen und Spaltenquartieren möglich ist, sofern die Räumung schonend sukzessive erfolgt.

Um die Tötung oder Verletzung der potenziell an Gebäuden vorkommenden Arten Zwerg-, Breit- flügel-, Rauhaut- und Mückenfledermaus und Braunes Langohr bei Abrissarbeiten auf Grundla- ge des Bebauungsplanes zu vermeiden, sind Gebäude vor einem geplanten Abriss im Rahmen einer ökologischen Baubegleitung auf aktuelle Fledermausvorkommen zu überprüfen.

Im Plangebiet bleibt der Großteil der als Fledermausquartier in Frage kommenden Großgehölze erhalten. Im Bereich der durch Baugrenzen umrissenen Wohnbauflächen befinden sich nahezu ausschließlich Nadelbäume, sowie Zier- und Obstgehölze jüngeren Alters. Die Eignung dieser Ge- hölze als Fledermausquartier ist sehr gering. Vorkommen von Wochenstuben, größeren Sommer- quartieren und Winterquartieren können ausgeschlossen werden.

Um die Tötung und Verletzung von Individuen der in Tabelle 3 aufgeführten 7 Fledermausarten zu vermeiden sind Gehölzrodungen in das Winterhalbjahr innerhalb der zulässigen Fäll- und Schnittzeit (01.10. – 28.02.) zu legen und Vogelnistkästen oder Fledermauskästen vor der Gehölz- rodung umzusetzen. b) Erhebliche Störung Eine Störung gilt nur dann als erheblich, wenn sich durch sie der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert. Erhebliche Störungen können während der Wochenstubenzeit auftreten, wenn durch sie die Reproduktion der Population unterbrochen wird. Außerdem können Störungen während des Winterschlafs zum Tod von Individuen und somit zum Schrumpfen der Population führen. Als Störungsfaktoren kommen Lärm, Licht und Vibrationen in Betracht. Im Gebiet sind keine Wochenstuben vorhanden. Winterquartiersvorkommen sind aber von Breitflügel-, Mü- cken-, Zwerg- und Rauhautfledermaus im Gebäudebestand möglich.

Die o.g. Maßnahmen zur Vermeidung der Tötung oder Verletzung von Individuen dienen gleichfalls auch der Vermeidung erheblicher Störungen. Sofern diese Maßnahmen durchgeführt werden, kann eine erhebliche Störung von Tieren daher sicher vermieden werden. c) Zerstörung oder Beschädigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten Als Fortpflanzungs- und Ruhestätten im Sinne des §44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG sind alle Quartiere einzustufen, also auch Balz- und Paarungsquartiere. Balzreviere sind Teil der Fortpflanzungsstätten.

Im Untersuchungsgebiet befinden sich potenzielle Quartiere von 7 in Tabelle 3 aufgeführten Fle- dermausarten.

Von der Realisierung der Ziele des Bebauungsplanes betroffen sind potenzielle Sommer und Zwi- schenquartiere an Nebengebäuden und Baumhöhlen von allen 7 in Tabelle 3 aufgeführten Arten.

Für diese Lebensstätten ist zu prüfen, ob die ökologische Funktion der Fortpflanzungs- und Ruhe- stätten gem. § 44 Abs. 5 BNatSchG im räumlichen Zusammenhang erhalten bleibt.

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Das Untersuchungsgebiet wird außerdem als Jagdgebiet genutzt. Nach LANA (2010) unterliegen Nahrungs- und Jagdbereiche sowie Flugrouten und Wanderkorridore als solche nicht dem Verbot des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG. Ausnahmsweise könne ihre Beschädigung auch tatbestandsmä- ßig sein, wenn dadurch die Funktion der Fortpflanzungs- und Ruhestätte vollständig entfällt. Das sei beispielsweise der Fall, wenn durch den Wegfall eines Nahrungshabitats eine erfolgreiche Repro- duktion in der Fortpflanzungsstätte ausgeschlossen ist. Eine bloße Verschlechterung der Nahrungs- situation reiche nicht aus. Entsprechendes gelte, wenn eine Ruhestätte durch bauliche Maßnahmen auf Dauer verhindert wird. Für die von der Planung potenziell betroffenen Lebensstätten der o.g. 7 Fledermausarten ist eine Verschlechterung des Nahrungshabitats aber nicht anzunehmen, da auch nach Planungsrealisierung ein Großteil der naturnahen Gartenstrukturen erhalten bleibt und gleich- oder höherwertige Nahrungsflächen im Umfeld vorhanden sind. d) Prüfung nach § 44 Abs. 5 BNatSchG Im von Rodungen betroffenen Gehölzbestand und an Nebengebäuden können Vorkommen von Wochenstuben, größeren Sommerquartieren und Winterquartieren ausgeschlossen werden. Der Großteil der Quartiersmöglichkeiten in Großbäumen und der Bebauung bleibt im Plangebiet erhal- ten. Gleich- oder höherwertige Quartierstandorte finden sich außerdem auch im Umfeld des Plan- gebietes. Ältere Gehölzbestände sind zum Beispiel im nördlich gelegenen Diekmannspark, im Osten in einem Eichenknick am Stockflethweg, westlich der Langenhorner Chaussee und südlich der Bahntrasse der Linie U1 auf dem Gelände des AK Ochsenzoll zu finden. Für gebäudebewohnende Arten sind im gesamten bebauten Umfeld potenzielle Gebäudequartiere vorhanden. Daher ist davon auszugehen, dass die ökologische Funktion der Fortpflanzungsstätten auch nach Planungsrealisie- rung im räumlichen Zusammenhang auch ohne vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen erhalten bleibt.

Eine Ausnahmeprüfung nach § 45 Abs. 7 BNatSchG für die Artengruppe nicht erforderlich.

6.4.2 Artengruppe Vögel a) Tötung oder Verletzung von Individuen Das Eintreten des artenschutzrechtlichen Verbots der Tötung oder Verletzung von Individuen nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG besteht insbesondere in der Brut- und Aufzuchtzeit für nicht flügge Jung- vögel oder Gelege.

Die Tötung oder Verletzung der in Gebüschen, Baumhöhlen und Nistkästen brütenden Vogelarten, unter denen sich mit Dorn- und Gartengrasmücke, Feldsperling, Fitis, Gartenrotschwanz, Gir- litz, Grauschnäpper, Grünspecht, Habicht, Mäusebussard, Tannen-, Sumpf- und Haubenmei- se, Kleiber, Sperber, Stieglitz, Trauerschnäpper, Türkentaube, Waldohreule, Sommer- und Wintergoldhähnchen auch 20 auf den Roten Listen geführte Arten bzw. Arten mit lückiger Verbrei- tung in Hamburg befinden, kann vermieden werden. Hierfür sind Rodungs- und Vegetationsräu- mungsarbeiten außerhalb der Brut- und Aufzuchtzeiten, also im Winterhalbjahr innerhalb der zuläs- sigen Fäll- und Schnittzeit (01.10. – 28.02.) durchzuführen. Außerdem sind im zu rodenden Gehölz- bestand angebrachte Nistkästen umzusetzen.

Zur Vermeidung von Tötungen und Verletzungen gebäudebewohnender Arten, darunter Haussper- ling, Dohle, Mauersegler, Bachstelze ist ein Gebäudeabriss im Sommerhalbjahr nur möglich, wenn gutachterlich bestätigt wird, dass dort keine aktuellen Brutvorkommen bestehen. Anderenfalls ist der Abriss im Winterhalbjahr (Oktober bis Februar) durchzuführen. Im Rahmen einer Baubeglei- tung muss aber außerdem bestätigt werden, dass keine aktuellen Fledermausvorkommen betroffen sind (Kap. 6.4.1).

Für Gastvögel besteht durch die Planungsrealisierung keine über dem allgemeinen Lebensrisiko liegende Gefahr der Tötung oder Verletzung.

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b) Erhebliche Störung Erhebliche Störungen im Sinne des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG, die sich auf den Erhaltungszu- stand der lokalen Population der Arten auswirken, können für alle 49 in Tabelle 3 aufgeführten Brutvogelarten vermieden werden, indem die in Kapitel 6.4.2 a benannten Maßnahmen durchge- führt werden. Im Winterhalbjahr haben die nachgewiesenen Arten ihre territoriale Bindung aufgeben und können Störungen ohne Auswirkungen auf den Erhaltungszustand ihrer lokalen Populationen ausweichen.

Auch für Gastvögel ist bei Räumungsarbeiten außerhalb der Brutzeit nicht mit einer erheblichen Störung der lokalen Population zu rechnen. c) Zerstörung oder Beschädigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten Eine Zerstörung oder Beschädigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG ist für alle 49 in Tabelle 5 aufgeführten Brutvogelarten nicht auszuschließen. Dies kann entweder durch direkte Zerstörung der Brutstandorte durch Gehölzrodung, Vegetationsräumung oder Gebäudeabriss geschehen oder indirekt durch den Verlust oder die die Entwertung brutplatz- naher Nahrungsflächen.

Daher ist für die potenziell vorkommenden Brutvogelarten zu prüfen, ob die ökologische Funktion der Fortpflanzungs- und Ruhstätten gem. § 44 Abs. 5 BNatschG im räumlichen Zusammenhang erhalten bleibt.

Für Gastvögel kommt es zu keiner Zerstörung oder Beschädigung wesentlicher Ruhestätten. d) Prüfung nach § 44 Abs. 5 BNatSchG Die in der Planung vorgesehene Erhaltung von Großbäumen und einem Großteil zusammenhän- gender Gartenflächen kann den Habitatverlust teilweise kompensieren. Gleich- oder höherwertige Brutmöglichkeiten finden sich außerdem auch im Umfeld des Plangebietes. Daher ist davon auszu- gehen, dass die ökologische Funktion der Fortpflanzungsstätten auch nach Planungsrealisierung im räumlichen Zusammenhang auch ohne vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen erhalten bleibt.

Eine Ausnahmeprüfung nach § 45 Abs. 7 BNatSchG für die Artengruppe nicht erforderlich.

6.5 Empfehlungen zum Umgang mit nicht in der Vogelschutzrichtlinie oder in Anhang IV der FFH-Richtlinie geführten besonders geschützten Arten Durch die Planungsrealisierung sind außerdem die in Tabelle 4 genannten besonders geschützten Arten betroffen. Gemäß §44 Abs.5 BNatSchG gelten für diese Arten die artenschutzrechtlichen Zugriffsverbote im Bebauungsplanverfahren nicht. Gleichwohl sind Beeinträchtigungen der Habitate dieser Arten auf der Ebene der Eingriffsregelung und als Umweltbelang im Bebauungsplanverfahren zu berücksichtigen. Die Eingriffe werden durch den teilweisen Erhalt von Großbäumen und Garten- flächen minimiert.

Als Vermeidungs-, Minderungs- und Ausgleichsmaßnahmen, die auch den Habitatansprüchen besonders geschützter Tierarten zugute kommen, werden empfohlen:

. Soweit möglich Erhalt vorhandener naturnaher Gartenflächen mit Laub- und Nadelbaumbe- stand, Obstgehölzen, Rasenflächen, Gebüschen und Teichen . Pflanzung von standortheimischen Gehölzen mit hohem Anteil von Nuss-, Beeren-, Frucht- obstarten sowie dornenbewehrten Sträuchern . Anlage strukturreicher Gras- und Staudensäume heimischer Arten

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. Vermeidung der intensiven Beleuchtung von Dach-Wand-Übergängen an Gebäuden, Gärten und Gehölzflächen . Verwendung von LED-Lampen als Leuchtmittel

7 ZUSAMMENFASSUNG

Der Bezirk Hamburg Nord plant die Aufstellung des Bebauungsplans Langehorn 68.

Das Untersuchungsgebiet umfasst eine ca. 5 ha große Teilfläche des Plangebietes, die von den Straßen „Langenhorner Chaussee „ im Westen, „Am Ochsenzoll“ im Norden, „Querpfad“ im Osten und „Stockflethweg“ im Süden umschlossen wird. Die Fläche weist geeignete Habitate für streng oder besonders geschützte Tierarten auf, darunter in der EU-Vogelschutzrichtlinie geführte Vogelar- ten und in Anhang IV der FFH-Richtlinie geführte Fledermäuse.

Das Untersuchungsgebiet ist potenzieller Lebensraum von 49 Vogelarten, darunter: . 2 Arten, die auf der Roten Liste Hamburgs als gefährdet geführt sind (Trauerschnäpper und Waldohreule) . 9 Arten, die auf der Vorwarnliste der Roten Listen Deutschlands oder Hamburgs geführt sind (Dohle, Gartenrotschwanz, Grauschnäpper, Grünspecht, Mauersegler, Stieglitz, Türkentau- be, Feld- und Haussperling) . 14 Arten, die in Hamburg lückig verbreitet sind oder besondere Habitatansprüche besitzen (Bachstelze, Dorn- und Gartengrasmücke, Fitis, Girlitz, Habicht, Tannen-, Sumpf- und Hau- benmeise, Kleiber, Mäusebussard, Sperber, Sommer- und Wintergoldhähnchen)

Im Untersuchungsgebiet besitzen 7 Fledermausarten potenzielle Sommerquartiersvorkommen im Baumbestand (Großer Abendsegler, Braunes Langohr, Breitflügel-, Rauhaut-, Zwerg-, Wasser- und Mückenfledermaus). 4 Arten besitzen potenzielle Sommer- und Winterquartiere im Gebäudebestand (Breitflügel-, Rauhaut-, Zwerg- und Mückenfledermaus).

Potenzielle und nachgewiesene Vorkommen von besonders geschützten Arten, die nicht in Anhang IV der FFH-Richtlinie bzw. der Vogelschutzrichtlinie geführt sind, bestehen für Arten aus den Grup- pen der Säugetiere, Amphibien, Reptilien, Libellen, Tagfalter, Mollusken, Hautflügler sowie Lauf- und Bockkäfer.

Der B-Plan soll insbesondere die Nachverdichtung der Wohnbebauung auf bestehenden Gartenflä- chen ermöglichen. Damit verbunden ist die Rodung von Gehölzen und eine Räumung der Vegetati- on. Obwohl nicht erklärtes Ziel der Planung ermöglicht der Bebauungsplan auch den Abriss und Neubau von Gebäuden im Bereich der festgesetzten Baugrenzen.

Um das Eintreten der artenschutzrechtlichen Verbote der Tötung oder Verletzung bzw. der erhebli- chen Störung nach § 44 Abs. 1 (1, 2) BNatSchG zu vermeiden, sind folgende Maßnahmen durchzu- führen: . Gehölzrodungen und Grundstücksräumungen sind entsprechend § 39 Abs. 5 BNatSchG im Winterhalbjahr (01.10. – 28.02.) und durchzuführen . Gebäudeabrissarbeiten sind ökologisch zu begleiten, es ist gutachterlich zu bestätigen, dass kein aktuelles Fledermausvorkommen bzw. Brutvorkommen von Vögeln besteht

Für die potenziell vorkommenden Brutvogel- und Fledermausarten bleibt die ökologische Funktion der Fortpflanzungs- und Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang erhalten. Eine Ausnahme von den artenschutzrechtlichen Verboten gemäß § 45 Abs. 7 BNatSchG ist nicht erforderlich.

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Zur Berücksichtigung der Habitatansprüche anderer nicht in der FFH- bzw. EU-Vogelschutzrichtlinie aufgeführter besonders geschützter Arten werden entsprechende Vermeidungs- Minderungs- und Ausgleichsmaßnahmen vorgeschlagen.

Diese Maßnahmen dienen zum Teil auch der Minderung artenschutzrechtlich irrelevanter Beeint- rächtigungen von Vögeln und Fledermäusen.

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