Internationaler Orgelsommer 2013 Stiftskirche Stuttgart Internationaler Orgelsommer 2013 Stiftskirche Stuttgart Inhaltsverzeichnis
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Internationaler Orgelsommer 2013 Stiftskirche Stuttgart Internationaler Orgelsommer 2013 Stiftskirche Stuttgart Inhaltsverzeichnis Vorwort des Stiftskantors Kay Johannsen … 5 Konzert 1: 5.7. Ludger Lohmann (Stuttgart) … 7 Konzert 2: 12.7. Isabelle Demers (Montréal) … 17 Konzert 3: 19.7. Kay Johannsen (Stuttgart) … 25 Konzert 4: 26.7. Hans Fagius (Kopenhagen) … 29 Konzert 5: 2.8. Fanxiu Shen (Beijing) … 37 Konzert 6: 9.8. Michel Bouvard (Toulouse/Paris) … 45 Konzert 7: 16.8. Benjamin Saunders (Leeds) … 55 Konzert 8: 23.8. Nathan Laube (Rochester/USA) … 63 Konzert 9: 30.8. Luca Scandali (Perugia) … 69 Biografien der Interpreten …79 Daten zur Geschichte der Stiftsorgeln … 89 Disposition der Mühleisen-Orgel … 90 Die Organistinnen und Organisten der letzten 10 Jahre … 92 Die schönsten Zitate aus dem Orgel-Gästebuch … 94 Diskographie Kay Johannsen … 96 Internationaler Orgelsommer im Rahmen der Stunde der Kirchenmusik Eine Konzertreihe der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Stuttgart, gefördert von der Stadt Stuttgart, dem Regierungspräsidium Stuttgart und dem Verein »Freunde der Stiftsmusik Stuttgart e.V.« Künstlerische Leitung: Stiftskantor KMD Kay Johannsen Geschäftsführung: Gabriele Zerweck Redaktion des Programmheftes, Einführungstexte: Elsie Pfitzer Werbung, Öffentlichkeitsarbeit: Dagmar Hahn, Corinna Reimold Fotos und Abbildungen: Archiv Stiftsmusik Stiftsmusik Stuttgart Altes Schloss, Schillerplatz 6, 70173 Stuttgart Telefon 0711–226 55 81, Fax 0711–226 26 31 [email protected], www.stiftsmusik-stuttgart.de Eintrittspreise 8 Euro (Schüler, Studenten, Schwerbehinderte 4 Euro) 10er Karte: 64 Euro (Schüler, Studenten, Schwerbehinderte 32 Euro) Vorverkauf dieser nicht nummerierten Karten am Infostand in der Stiftskirche: Mo–Do 10–19 Uhr, Fr & Sa 10–16 Uhr. Abendkasse jeweils am Freitag ab 18.30 Uhr. 10er Karte für »Freunde der Stiftsmusik e.V.« 56 Euro (nur an der Abendkasse). Die Eintrittskarten gelten zeitlich unbegrenzt auch für die regulären Konzerte der »Stunde der Kirchenmusik«. Vorwort Wer den Sommer in Stuttgart verbringt, trifft eine gute Entscheidung. Internationales Flair und kulturellen Hochgenuss haben wir vor Ort: beim Internationalen Orgelsommer in der Stiftskirche! Vom ersten Freitag im Juli bis zum letzten Freitag im August bieten wir Ihnen neun Konzerte mit höchst versierten Interpreten aus acht Ländern, nämlich Kanada, den USA, Großbritannien, Frankreich, Italien, Dänemark, China – und natür- lich auch aus Deutschland. Schon beinahe weltbekannt ist unsere klangprächtige Mühleisen-Orgel mit ihren 81 enorm mischfähigen Registern und einer Farbigkeit, die ihresgleichen sucht und den Organistinnen und Organisten sehr individuelle Darstellungen ihrer momentanen Lieblingswerke ermöglicht. Erstmals bei uns zu Gast sind die Virtuosin Isabelle Demers, die in Montréal lebt und an der texanischen Baylor University unterrichtet, Fanxiu Shen aus Beijing, die bei wei- tem bekannteste chinesische Organistin, der viel umworbene französische Interpret und Orgellehrer Michel Bouvard sowie der äußerst vielseitige britische Kathedralorga- nist Benjamin Saunders. Den brillanten schwedischen Tastenkünstler Hans Fagius konnten wir schon beim Stiftsmusikfest 2008 erleben, und der junge amerikanische Professor Nathan Laube hat die Mühleisen-Orgel bereits einmal zur außerordentlichen Freude der Zuhörer bei einer Orgelmusik zum Weihnachtsmarkt ausprobiert. Aus Stutt- gart selbst kommt Orgelprofessor Ludger Lohmann, der erfolgreich konzertierend wohl die meisten Länder dieser Erde bereist hat – und natürlich Stiftskantor Kay Johannsen, der seinen Widor-Zyklus mit der VII. Symphonie fortsetzt und neue Ergebnisse aus seiner Kreativwerkstatt präsentiert. Gerne haben wir für Sie alle neun Programme samt Einführungen in diesem Pro- grammbuch zusammengefasst, das auch mit vielen zusätzlichen Informationen rund um unsere Mühleisen-Orgel bis hin zu lesenswerten und oft sehr persönlichen Gäste- buch-Einträgen bisheriger Interpreten aufwartet. Herzlich laden wir Sie nach den Konzerten zu einer vergnüglichen Viertelstunde auf die Orgelempore ein. Bei einem kleinen Interview im Rahmen unseres beliebten KünstlerTreffs lernen Sie die Interpreten näher kennen, ihre Ansichten über die Musik, aber auch Details aus ihrem oft so unterschiedlichen Alltag als Musiker. In Erwartung spannender musikalischer Erlebnisse beim Internationalen Orgelsommer 2013 und mit besten musikalischen Grüßen, Ihr Stiftskantor 4 5 Konzert 1 – Programm Eröffnungskonzert Paul Hindemith (1895–1963) Sonate III über alte deutsche Volkslieder (1940) »Ach Gott, wem soll ich’s klagen« Ludger Lohmann (Stuttgart) »Wach auf, mein Hort« Freitag, 5. Juli, 19 Uhr »So wünsch ich ihr« Die jeweils ersten Liedstrophen lauten: Ach Gott, wem soll ich’s klagen, Das heimlich Leiden mein! Mein Buhl ist mir verjaget, Bringt meinem Herzen Pein. Soll ich mich von ihr scheiden, Tut meinem Herzen weh; So schwing ich mich über die Heiden, Du siehst mich nimmer meh’. Volkslied (15. Jahrhundert) Wach auf, mein hort! es leucht dort her von orient der liechte tag. plick durch die praw, vernim den glanz, wie gar vein plaw des himels kranz sich mengt durch graw von rechter schanz! ich fürcht ain kurzlich tagen! Oswald von Wolkenstein, Tagelied (vor 1408) So wünsch ich ihr ein gute Nacht, bei der ich war alleine. Ein traurig Wort sie zu mir sprach: Wir zwei müssen uns scheiden. Ich scheide weit, Gott weiß die Zeit, Wied’rkommen das bringt Freud. Volkslied (1556) 6 7 Johann Sebastian Bach (1685–1750) Paul Hindemith aus den 18 Leipziger Chorälen Geboren am 16. November 1895 in Hanau, konnte Paul Hindemith mithilfe eines Stipen- »An Wasserflüssen Babylon«BWV 653 diums seit 1909 Violine studieren (bei A. Rebner), seit 1912 Komposition bei Arnold Men- delssohn und Bernhard Sekles am Hochschen Konservatorium in Frankfurt/M., wo er von Der zugehörige Choraltext lautet: 1915 an dann als Konzertmeister am Opernhaus tätig war. In den Jahren nach 1917 entstan- den seine ersten Kompositionen, die er seit 1919 publizierte und die auf großes Interesse An Wasserflüssen Babylon, trafen, weil sie in ihrer klaren, transparenten – wenn auch immer polyphon orientierten! da saßen wir mit Schmerzen; – Struktur und spielerisch wirkenden Leichtigkeit gegenüber den spätromantischen Wer- als wir gedachten an Zion, ken der damaligen Zeit erfrischend neu wirkten. Hindemith wurde rasch Inbegriff der da weinten wir von Herzen. musikalischen Avantgarde in Deutschland, war aber darüber hinaus – was heute häufig Wir hingen auf mit schwerem Mut gegenüber seiner Bedeutung als Komponist in den Hintergrund tritt – auch als solistisch die Harfen und die Orgeln gut wie im Streichquartett, dem »Amar-Quartett«, konzertierender Bratschist international an ihre Bäum der Weiden, höchst erfolgreich. Seit 1927 lehrte er Komposition in Berlin, geriet aber dann nach 1933 die drinnen sind in ihrem Land, zunehmend in Schwierigkeiten, da die Nationalsozialisten seine Kunst als »entartet« da mussten wir viel Schmach und Schand diffamierten und ihm Aufführungsverbot erteilten. 1938 emigrierte Hindemith in die täglich von ihnen leiden. Schweiz, 1940 in die USA, wo er an der renommierten Yale University Komposition lehrte Wolfgang Dachstein (1525) und außerdem als Dirigent tätig war; seit 1946 war er amerikanischer Staatsbürger. Nach Kriegsende kehrte er verschiedentlich auf Reisen nach Europa zurück und ließ sich Karl Michael Komma (1913–2012) 1953 endgültig in der Schweiz nieder. Bis 1957 lehrte er in Zürich Komposition, war häu- Sebaldus-Legenden (1979) fig als Dirigent auf Konzertreisen unterwegs und komponierte weiter, ungeachtet der 1. Wie Sebaldus die frierenden Leute Eiszapfen vom Dach brechen heißt Ablehnung, die ihm die damalige Avantgarde entgegenbrachte, weil er sich seit 1950 und damit ein Feuer entfacht wieder mehr der Tonalität zugewandt hatte. Sein Schaffen ist jedoch von bleibender 2. Wie Sebaldus den Blinden heilt, der um seinetwillen geblendet wurde Bedeutung durch seine handwerkliche und technische Souveränität in allen Gattungen. 3. Wie Sebaldus den Weinlägel, den sein Schüler Dionysius heimlich ausgetrunken hatte, Paul Hindemith starb am 28. Dezember 1963 in Frankfurt am Main. sich wieder füllen lässt Zur Orgelmusik steuerte er nicht nur 3 Sonaten, sondern auch ein Konzert für Orgel und Orchester bei. Der Impuls hierfür ging von seinem Kontakt mit der Orgelbewegung aus, Franz Liszt (1811–1886) die er interessiert verfolgte, jedoch nicht in allen Aspekten gutheißen konnte. 1927 Franziskus-Legende schrieb er zur Einweihung der neuen Weigle-Orgel »Die Vogelpredigt des heiligen Franziskus von Assisi« im Sendesaal zu Frankfurt die Kammermusik Nr. 7 für (Orgelfassung: Ludger Lohmann) Bläser, Celli, Kontrabässe und Orgel, im Grunde ein erstes kleines Orgelkonzert. Nach dem Besuch der Richard Wagner (1813–1883) Freiburger Orgeltagung von 1928 bezeichnete er die Pilgerchor (aus dem Tannhäuser) Praetorius-Orgel zwar als »tot, trotz aller Mühen«, Orgelfassung von Franz Liszt zeigte sich jedoch den Idealen der Orgelbewegung gegenüber wieder aufgeschlossener, nachdem ihm Meistersinger-Vorspiel Hugo Distler 1932 in Lübeck die Stellwagen-Orgel an Orgelfassung von Edwin Lemare (1865–1934) / Ludger Lohmann St. Jacobi vorgeführt hatte. Sein Versprechen, sich wieder der Orgel zu widmen, löste er mit den 3 Sona- anschließend KünstlerTreff auf der Orgelempore ten (I und II 1937; III 1940) und dem Concerto for Organ and Orchestra ein, das er 1962 für die neue Orgel im Lincoln Center New York schrieb und das mit Anton Heiller an der Orgel uraufgeführt