Bebauungsplan „Nördlich der Tränkgasse“

Grünordnungsplan gem. § 11(1) BNatSchG Eingriffsregelung nach § 1a(3) BauGB FFH-Verträglichkeitsprüfung nach § 1a(4) BauGB

Ortsgemeinde Freisbach - Verbandsgemeinde

EHRENBERG LANDSCHAFTSPLANUNG

aus: http://map1.naturschutz.rlp.de/mapserver_lanis/ gesehen am 30.06.2010

EHRENBERG LANDSCHAFTSPLANUNG Biologie und Artenschutz Dipl. Ing. Hermann-Josef Ehrenberg Freier Landschaftsarchitekt BDLA Dr. Friedrich Wilhelmi (Mutterstadt Höfflerstraße 14 ) mail:[email protected] www.ehrenberg-landschaftsplanung.de 67659 Kaiserslautern Inhaltsverzeichnis

1. Anlass und Aufgabenstellung 4 2. Städtebauliche und planungsrelevante Kennwerte 6 3. Darstellung planungsrelevanter Grundlagen des Naturhaushaltes 7 3.1 Geologie und Boden 7 3.1.1 Geologie 7 3.1.2 Boden 7 3.2 Grundwasser und Oberflächenwasser 8 3.2.1 Grundwasser 8 3.2.2 Oberflächenwasser 9 3.3 Klima 10 3.4 Landschaftsbild und Kulturgüter 11 3.5 Tiere und Pflanzen - biologische Vielfalt 12 4. Bewertung 13 4.1 Arten- und Biotopschutz - Biologische Diversität 13 4.2 Boden 14 4.3 Wasser 14 4.4 Erholung in der freien Landschaft 15 4.5 Kultur- und Sachgüter 16 5. Auswirkungen und Beeinträchtigungen 16 5.1 Beeinträchtigung Arten-/ Biotoppotential - Biologische Diversität und Natura 2000 16 5.2 Beeinträchtigung des Bodens 17 5.3 Beeinträchtigung von Klima und Luft 18 5.4 Beeinträchtigung von Grund- und Oberflächenwasser 18 5.5 Mensch und Landschaft(-bild) 18 5.6 Kultur- und Sachgüter 19 6. Vermeidung von Beeinträchtigungen 19 6.1 Zumutbare Alternativen 19 6.2 Festsetzungen und Maßnahmen zur Vermeidung von Beeinträchtigungen 19 7. Festsetzungen und Maßnahmen zum Ausgleich von Beeinträchtigungen 19 8. Maßnahmen zum Ausgleich an anderer Stelle - Ersatzmaßnahmen 20 9. Bilanz 21

Tabellen und Abbildungen

Tab 1: Grundwasserstand Freisbach 9 Tab 2: Flächenstruktur und Bodenversiegelung 17

Abb. 1 Städtebaulicher Entwurf 4 Abb. 2 FFH-Gebiet „Modenbachniederung“ 5 Abb. 3 Grenzziehung von Natura 2000 in der Ortsgemeinde Freisbach 5 Abb. 4 Bestand im Planungsgebiet 12 Abb. 5 Sichtungen relevanter Vogelarten 13 Abb. 6 Regionales Radwegenetz 15 Abb. 7 Wirkungsraum und Funktionsverlust von Flächen 17

1. Anlass und Aufgabenstellung

Die Ortsgemeinde Freisbach in der VG Lingenfeld beabsichtigt, nordöstlich des Ortskernes, in unmit- telbar westlichem Anschluss an das bereits vorhandene Baugebiet „In den Strassgärten“ ein zusätz- liches Wohnbaugebiet auszuweisen.

Es handelt sich um eine ca. 1,6 ha große Ackerfläche, die sich zwischen der Altbebauung im Zuge der Hauptstraße und dem nördlich tangierenden Graben im regionalen Modenbachabflusssystem erstreckt.

Abb. 1 Städtebaulicher Entwurf

Quelle: Büro Fischer Mannheim, Stand 29.01.2010

Es ist zwar ein vergleichsweise kleines Baugebiet mit einer GRZ von 0,3 und einer GFZ von 0,6, allerdings setzt es eine Siedlungsentwicklung fort, die immer näher an die nördlich tan- gierende Modenbachniederung mit dem örtlichen Grabensystem heranreicht. Zugleich handelt es sich um das FFH-Gebiet Nr. 6715 - 301 FFH Gebiet "Modenbachniede- rung“ mit einer Gesamtfläche 2,084 ha.

Abb. 2 FFH-Gebiet „Modenbachniederung“

Des Weiteren ist es ein Vogelschutzgebiet Nr. 6616-402 Speyerer Wald, Nonnenwald und Bachauen zwischen Geinsheim und Hanhofen (7.965 ha), das sich großräumig zwischen Neustadt/Wstr. im Westen und Speyer im Osten erstreckt.

Das Planungsvorhaben grenzt unmittelbar an den Auebereich des Modenbachs und seiner kommunizierenden Gräben an.

Abb. 3 Grenzziehung von Natura 2000 in der Ortsgemeinde Freisbach

B-Plangebiet

aus: http://map1.naturschutz.rlp.de/mapserver_lanis/ Dieser Sachverhalt und diese Nachbarschaft machen eine gezielte Untersuchung erforder- lich, wie sie im Rahmen der bauplanungsrechtlichen Umweltschutzvorschriften (§ 1a(4) BauGB) unter Verweis auf die diesbezüglich einschlägigen Bestimmungen des Bundesna- turschutzgesetzes (ebd. § 33ff BNatSchG) erforderlich sind.

Im vorliegenden Fall ist zunächst eine Vorprüfung gemacht worden, um mit begrenztem Be- arbeitungsaufwand nachzuweisen, ob das städtebauliche Vorhaben überhaupt geeignet ist, das NATURA 2000-Gebiet erheblich zu beeinträchtigen (Möglichkeitsmaßstab). Das Ergeb- nis dieser Vorprüfung war, dass eine erhebliche Beeinträchtigung des Schutzgebiets in sei- nen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen nicht auszu- schließen ist. So ist anschließend eine FFH-Verträglichkeitsprüfung durchgeführt worden.

2. Städtebauliche und planungsrelevante Kennwerte

Quelle: Büro Fischer Mannheim Stand 29.01.2010

3. Darstellung planungsrelevanter Grundlagen des Naturhaushaltes

3.1 Geologie und Boden

3.1.1 Geologie

Die historische geologische Karte zeigt anschaulich die Grenzlage des in Rede stehenden Baugebietes zwischen den diluvialen Terrassengeröllen und der alluvialen Bachniederung innerhalb des Modenbachsystems. Hinsichtlich der geologischen Ansprache stellt Planungs- bereich einen geröllreichen Übergangssaum des älteren Diluviums dar und kann als Terras- senrandes nördlich gelegenen Schwemmfächersystems typisiert werden.

gepl. B-Plangebiet aus: Geognostische Karte Königreich Bayern o. J. (1900)

3.1.2 Boden

Der Boden des Standortes ist entsprechend abwechslungsreich. Während die diluvialen Ter- rassensedimente sandig bis kiesig, durchaus aber auch mit schluffigen Einlagen ausgebildet sind, sind die nördlich angrenzenden Niederungsböden Ergebnis typischer Auensedimenta- tion. Es herrschen Sande und Kiese, aber auch schluffig-lehmige Böden vor.

Schluff bis Lehm ,

Kies bis Sand

Sand, kiesig bis Kies, sandig, z. T. lehmig, humos

Sand, lehmig bis Lehm, sandig, z. T. kiesig

B-Plangebiet

aus: http://mapserver.lgb-rlp.de/php_guek/index.phtml , gesehen am 30.06.2010

3.2 Grundwasser und Oberflächenwasser

3.2.1 Grundwasser

Vor Ort befindet sich die Grundwassermessstelle 1428, die seit 1983 kontrolliert wird 1.

Messstelle 1428/ 1 und 2

außer Betrieb

B-Plangebiet

aus: http://www.geoexplorer-wasser.rlp.de gesehen am 30.06.2010

Das Gelände hat eine NN-Höhe von ca. 112 bis 113 m+NN. Die Grundwasserstände lassen sich wie folgt abbilden:

1 die zweite Messstelle im westlichen Ortsteil ist seit Jahrzehnten nicht mehr in Betrieb. Tab 1: Grundwasserstand Freisbach

Quelle m unter(-)/ MPH Wasserstand http://www.geoportal- Messstnr Gelände m unter MP über(+) [NN+m] (NN+m) wasser.rlp.de gesehen am Gelände 30.06.2010 112,40 0,56 -0,58 Max-Wert (31.05.1983) 1428 I 112,98 112,96 109,97 2,99 -3,01 Min-Wert (13.09.1993) Freisbach 111,15 1,81 -1,83 Mittel (1983-2010)

Die Daten zeigen, dass der mittlere Grundwasserspiegel ca. 1,80 unter Flur ansteht. Auch wenn in besonderen Trockenphasen der Wasserspiegel bis zu 3,00 m unter Gelände absin- ken kann, so steht er doch in Nassjahren auch wenige Dezimeter nur unter Flur.

3.2.2 Oberflächenwasser

Oberflächenwasser stehen nicht unmittelbar innerhalb des kleinen Baugebietes an. Aber an der nördlichen Grenze befindet sich ein Graben, der in das tangierende Modenbachsystem gehört und in die Niederung überleitet.

Quelle: eigene Aufnahmen 2010

Eine direkte Wechselwirkung mit der Baugebietsfläche ist nicht erkennbar; der Graben ist nicht eingebunden in die rechtlich und tatsächlich festgestellten Überschwemmungsgebiete

Ü-Gebiet gem § 88 Abs. 2 Nr. 3 LWG

B-Plangebiet aus: http://www.geoexplorer-wasser.rlp.de , gesehen am 30.06.2010

Die Abbildung zeigt vielmehr die Überschwemmungsflächen, die die bei einem Hochwasser- ereignis überschwemmt werden, mit dem im Regelfall statistisch einmal in 100 Jahren zu rechnen ist. Hiervon ausgenommen ist der tangierende Graben.

3.3 Klima

Das Klima des Planungsraumes ist sommerwarm und wintermild. Jahresdurchschnittstempe- raturen liegen bei 9 °C. Der gesamte weitere Landschaftsraum gilt als Kaltluftsammelgebiet; die thermische Situation wird als „belastet“ eingeschätzt.

aus: Landschaft 21 (hrsg. Vom MUF Rh-Pf) 1999

Darüber hinaus aber ist die Kaltluftbewegung und Stagnation zu beachten. Die Talachsen zwischen den Lößriedeln sind bevorzugte Kaltluftsammel- und abflussgebiete. Soweit Bau- werke und andere Hindernisse die Luftmassenbewegung beeinträchtigen, können sich mehr oder weniger mächtige Kaltluftanstaugebiete ausbreiten. Die beigefügte Karte zeigt, sowohl der Waldbestand nordöstlich von Freisbach als auch die Ortslage selbst zu einem gewissen Kaltluftanstau führen.

aus: Landschaft 21 (hrsg. Vom MUF Rh-Pf) 1999

3.4 Landschaftsbild und Kulturgüter

Das Landschaftsbild des geplanten Baugebietes ist zurzeit durch die ackerbauliche Nutzung bestimmt. An der nördlichen Grenze tangiert der mit einzelnen Weidenexemplaren bestan- dene Graben. Die südliche Grenze ist durch die dörfliche Bebauung von Freisbach gekenn- zeichnet.

Quelle: eigene Aufnahmen 2010

3.5 Tiere und Pflanzen - biologische Vielfalt

Es ist aufgezeigt worden, dass das unmittelbare Planungsgebiet zurzeit als Ackerfläche ge- nutzt wird. Der südlich tangierende Graben leitet über zu einer Bachauensituation mit ausge- dehnten Grünland- und Röhrichtflächen.

Abb. 4 Bestand im Planungsgebiet

gepl. Baugebiet Variante 4

Gleichzeitig handelt es sich bei diesen Nachbarflächen um Teile des großräumigen FFH- Gebietes bzw. Vogelschutzgebietes (VSG). Es ist nach der FFH-Vorprüfung eine vertiefende FFH-Verträglichkeitsprüfung gemäß § 34 BNatSchG durchgeführt worden, die die Frage be- antwortet, inwieweit die hinreichende Wahrscheinlichkeit gegeben ist, dass es zu einer er- heblichen Beeinträchtigung eines NATURA 2000 Gebiets in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen kommen kann 2.

Bei der Gelegenheit sind die örtlichen Biotoptypen (vgl. Abb. 4) sowie die bekannten faunisti- schen Vorkommen gelistet und in der Örtlichkeit überprüft worden. Die Vorprüfung kommt zu dem Ergebnis, dass die Ackerflächen des Planungsgebiets eine Pufferfläche zu dem an- grenzenden Vogelschutzgebiet darstellen. Vor allem, da es sich bei diesem Teil um ein Of- fenlandgebiet handelt. Die aktuelle landwirtschaftliche Nutzung des Plangebiets stellt im Ge- gensatz zur geplanten Baugebietsnutzung nur eine zeitlich begrenzte und damit geringere Störbelastung hinsichtlich akustischer und optischer Reize dar.

Es besteht die Möglichkeit, dass einige Arten von gemeinschaftlichem Interesse den angren- zenden Bereich des Vogelschutzgebiets zeitweise oder dauerhaft als Gesamt- oder Teille- bensraum nutzen können. Darunter befinden sich recht störempfindliche Arten wie Rohrwei- he, Wachtelkönig, aber auch Kammmolch oder Helm-Azurjungfer.

2 Ehrenberg Landschaftsplanung (Bearb. Dr. Friedrich Wilhelmi) März/ Juli 2010 4. Bewertung

4.1 Arten- und Biotopschutz - Biologische Diversität

Es ist im Rahmen der FFH-Vorprüfung (März 2010) festgestellt worden, dass das unmittelba- re Gebiet des Bebauungsplanes zwar als Ackerfläche genutzt wird, aber im Hinblick auf die Benachbarung zu FFH- und VSG als wertvolle Pufferfläche dient. In besonderer Weise kommt das bei der Analyse der Habitatansprüche der Rohrweihe zum Ausdruck, die inner- halb der großflächigen Röhrichtflächen brüten kann. Ihre hohe Fluchtdistanz (maximale Ent- fernung zum Baugebiet nur etwa 200 m) beispielsweise kann Ursache dafür sein, dass das 2,6 ha große Röhrichtareal als Brutplatz beeinträchtigt werden; der Orientierungswert für die Relevanzschwelle der Art wird erreicht.

Im Rahmen der FFH-Verträglichkeitsprüfung sind dann differenzierte Untersuchungen über das tatsächliche Vorkommen entscheidungsrelevanter Arten und Lebensräume vorgenom- men worden. Hierzu ist der Betrachtungsraum über das engere Planungsgebiet ausgedehnt worden, um die Relevanz und Vernetzung darstellen und bewerten zu können. Es verbleiben lediglich vier Vogelarten, für die eine akute Beeinträchtigung gesehen wird.

Dies sind Weißstorch, Graureiher, Neuntöter und Schwarzkehlchen. Die direkt nachge- wiesenen Arten sind mit ihren mehrmaligen Beobachtungsbereichen in Abbildung 5 darge- stellt.

Abb. 5 Sichtungen relevanter Vogelarten

Für mindestens acht weitere Arten zeigt die Betrachtung eine mögliche und darüber hinaus gehende Schwelle der Beeinträchtigung.

Als Ergebnis der Bewertung ist festzuhalten,

• Der Weißstorch ist ein typischer Kulturfolger, der sich sehr gut an Siedlungsbereiche und die Nähe des wirtschaftenden Menschen angepasst hat. Beeinträchtigungen dieser Art entstehen bzw. entstanden in erster Linie durch den Verlust von Feuchtgebieten. Eine Beeinträchtigung ist daher durch das Vorhaben nicht erkennbar. • Der Graureiher kann als Nahrungsgast durchaus in geeignete Gebiete in Siedlungsnähe kommen, so z.B. in die offenen Seggen- und Binsenbestände der ehemaligen Fisch- zuchtteiche. Eine Störung bei der Nahrungssuche ist daher eher durch Naherholungssu- chende wie Spaziergänger mit Hunden und Radfahrer gegeben. Diese Beeinträchtigung besteht bereits mit Schwerpunkten an Wochenenden und späten Nachmittagen. Eine ab- schätzbare Erhöhung der Beeinträchtigung erscheint nicht gegeben. • Der Neuntöter kommt mit nachweislich zwei Brutpaaren im Gebiet vor. Der Aufenthalts- schwerpunkt liegt etwa 200 Meter westlich des Plangebiets; dort und noch weiter im Westen sind auch die Neststandorte zu vermuten. Der Abstand der Planungsraum- Grenze zum Aufenthaltsschwerpunkt ist noch als ausreichend zu bewerten. Eine Beein- trächtigung ist daher noch nicht gegeben. • Dies gilt sinngemäß auch für das Schwarzkehlchen . Es kann bei der Nahrungssuche in siedlungsnahen Ackerflächen zu finden sein, die Brutstandorte liegen aber mit Sicherheit im westlichen Bereich der Teichanlage und in den feuchten Hochstaudenparzellen. Eine Beeinträchtigung ist daher noch nicht gegeben.

4.2 Boden

In der Regel bedingen lößhaltige Ausgangsgesteine Bodenentwicklungen mit tonärmeren und tonreicheren Horizonten. Typologisch handelt es sich um Parabraunerden und Brauner- den mit sandigen und sandig- schluffigen Lehmen bis hin zu tonigen Schluffen. Im bereich der Bachniederung sind kolluviale Bodenarten anzutreffen, ähnlich gute Ertragsbedingungen zeigen wie die Lößlehmstandorte

Quelle: http://mapserver.lgb-rlp.de/php_boden/index.phtml , gesehen am 14.07.2010

4.3 Wasser

Der tangierende Graben ist nicht im landesweiten Netz beobachteter Gewässer(struktur- )güte dargestellt. Die örtliche Inaugenscheinnahme lässt keine auffälligen Einträge und Be- lastungen erkennen. Es ist durchaus anzunehmen, dass die Gewässerqualität und - strukturgüte den benachbarten Gewässern im Abflusssystem ähneln.

aus: http://www.geoportal-wasser.rlp.de/geoexplorer/ , gesehen am 14.07.2010

Der mit 1,80 m u. Fl. relative hohe Grundwasserstand wirkt nur in extremen Nassjahren bis in die Geländeoberfläche ein. Aber im Hinblick auf die beabsichtigten Baumaßnahmen zeigt auch ein durchschnittliches Grundwasserniveau den Handlungsbedarf auf. Es ist damit zu- rechnen, dass baustellenbedingte Wasserhaltungen notwendig werden. Insofern bedeutet das Grundwasserniveau, dass hier erhöhte Sorgfalt notwendig wird.

4.4 Erholung in der freien Landschaft

Abb. 6 Regionales Radwegenetz

gepl. B-Plangebiet

Quelle: http://www.kreis-germersheim.de/?Tourismus_Freizeit, gesehen am 14.07.2010 Das Untersuchungsgebiet befindet sich außerhalb der speziellen Erholungs- und Aufent- haltsräume. Am östlichen Rand des geplanten Baugebietes jedoch verläuft der regionale („Kraut- und Rüben“-)Radweg.

4.5 Kultur- und Sachgüter

Kultur- und Sachgüter sind im vorliegenden Fall nicht betroffen.

5. Auswirkungen und Beeinträchtigungen

5.1 Beeinträchtigung Arten-/ Biotoppotential - Biologische Diversität und Natura 2000

Arten

Es ist oben aufgezeigt worden, dass eine Beeinträchtigung relevanten Tierarten, die im Zu- sammenhang mit Natura 2000 entscheidungsrelevant sind, hier nicht zu erwarten sein wird. Es ist zwar erkannt und beobachtet worden, dass der Neuntöter hier mit zwei Brutpaaren vorkommt, aber der Aufenthaltsschwerpunkt liegt etwa 200 Meter westlich. Vielmehr wird herausgestellt, dass die Sichtung 2010 innerhalb des Planungsraums auf die sommerliche Hochstaudenvegetation zurückzuführen ist, die sich wegen der zwischenzeitlichen ackerbau- lichen Nutzungsaufgabe eingestellt hat. Der Neutöter hat sofort die günstigen Habitatstruktu- ren angenommen und als Sitzwarten für die Nahrungsaufnahme genutzt. Die besuchte, brachgefallene Ackerfläche ist als fakultativer Nahrungsraum anzusehen, auf den die Art nicht zwingend angewiesen ist. Eine Beeinträchtigung der Art und der Population ist ausge- schlossen.

Erhaltungsziele

Der Bebauungsplan beansprucht keine Flächen und andere für die Erhaltungsziele der NA- TURA-2000 Gebiete wesentlichen Gebietsbestandteile.

Entwicklungsziele

Ggfs. kann über die Störungsreize eine Veränderung und eine Beeinträchtigung der Entwick- lungsziele der unmittelbar angrenzenden NATURA-2000 Flächen möglich werden. Aus fach- licher Sicht kann das das eine [erhebliche} Beeinträchtigung darstellen.

Das Primärziel der Entwicklung – die Wiedervernässung von Gräben, Teichen und Sumpf- gebieten in Geländesenken bzw. generell die Anhebung des Grundwasserstands – wird durch das Vorhaben nicht beeinträchtigt.

Möglich hingegen ist eine Beeinträchtigung zukünftiger Habitate. Für die Darstellung du Be- wertung der Beeinträchtigung wird ein Wirkungsradius angenommen (Abb. 7), der mit 200 m Radius die mittlere Mittelwert Fluchtdistanz der Charakter- und Zielart Rohrweihe widerspie- gelt.

Abb. 7 Wirkungsraum und Funktionsverlust von Flächen

Erkennbar ist, dass mit dem erweiterten Wirkungsbereich der Großteil der Röhrichtflächen abgedeckt wird. Vor dem Hintergrund bereits gegebener Vorbelastungen ist ein „erweiterter Wirkungsraum“ von ca. 1,15 ha abzugreifen. Unter Beachtung fachlicher Bewertungskriterien kann dieser Funktionsverlust auf ein Flächenäquivalent von 50 %, das sind 0,57 ha umge- rechnet werden. Dies sind, bezogen auf die Fläche vergleichbarer Habitate in den NATURA- 2000 Gebieten (s. Tab. 1, Ried- und Röhrichtkomplex), etwa 0,7 % des Gesamtbestands.

Das primäre Entwicklungsziel (Wiedervernässung) jedoch wird nicht eingeschränkt.

5.2 Beeinträchtigung des Bodens

Es handelt sich um ein relativ kleines, dörflich geprägtes Wohnbaugebiet mit einer geringen Grund- und Geschossflächenzahl. Insofern sind weder direkte überbaubare Flächen noch die zu erwartenden Erschließungsanlagen/ Straßen von erheblicher Bedeutung für Versiege- lung und Verdichtung. Für den konkreten Fall stellen sich die Flächenverhältnisse wie folgt dar:

Tab 2: Flächenstruktur und Bodenversiegelung

Baugebiet versiegelt (qm) in % nicht versiegelt (qm) in % Verkehrsflächen 2.461,00 15% Baugrundstücke (12.257 qm) 5.515,65 34% 6.741,35 41% Grünflächen 1.532,00 9% gesamt 7.976,65 49% 8.273,35 51% Baugebiet 16.250,00

Dennoch tragen die Baugebietspotentiale zu einer zusätzlichen Versiegelung von Grund und Boden dar.

5.3 Beeinträchtigung von Klima und Luft

Erhebliche Auswirkungen durch das Baugebiet auf Klimatisch/ lufthygienische Verhältnisse sind nicht zu erwarten.

5.4 Beeinträchtigung von Grund- und Oberflächenwasser

Das Grundwasser steht im Mittel knapp 2 m unter Flur an. Unmittelbare Auswirkungen und Beeinträchtigungen des Grundwasserregimes sind nicht zu erwarten. Baubetriebsbedingte Grundwasserabsenkungen infolge Wasserhaltung in den einzelnen Baugruben können klein- räumig den Wasserspiegel etwas absenken. Für die Ein- und Ableitung des Wassers in den Vorfluter sind evtl. Einleitungsgenehmigungen im Einzelfall erforderlich.

Es ist dargelegt worden, welche besondere vernetzende Funktion auch unerhebliche Gräben innerhalb des überörtlichen Gewässersystems und der biotischen Vernetzung erfüllen. In diesem Sinne ist auch der nördlich angrenzende Graben zu bewerten. Eine Einleitung von Oberflächenwasser aus dem Baugebiet ist regelmäßig zu vermeiden. Eventuelle Einlei- tungsausnahmen (Hochwasserspitzen/ Wasserhaltungen) sind im Einzelfall einer individuel- len Prüfung zu unterziehen (§ 3c UVPG).

5.5 Mensch und Landschaft(-bild)

Die Erholungsfunktion der freien Landschaft wird durch das Projekt nicht beeinträchtigt.

Die baulichen Veränderungen sind immer auch begleitet von Veränderungen des Land- schaftsbildes. Im vorliegenden Fall sind Ackerflächen betroffen, die seit Generationen die Dorflage im Nordosten prägen.

Quelle: eigene Aufnahmen

Sie setzen eine Entwicklung fort, wie sie bereits in den Strassgärten vor Jahren begonnen wurde. Eine erhebliche Beeinträchtigung des landschaftlichen Charakters in Freisbach ist nicht erkennbar. Die innere Gestaltung des Wohngebietes muss über die Textlichen Festset- zungen standortgemäß geregelt werden.

5.6 Kultur- und Sachgüter

Beeinträchtigungen von Kultur- und Sachgüter sind nicht erkennbar.

6. Vermeidung von Beeinträchtigungen

6.1 Zumutbare Alternativen

Die Eingriffsregelung in der Bauleitplanung (§ 1a(3) BauGB) richtet sich nach den Vorschrif- ten des Bundesnaturschutzgesetzes. Die seit dem 01. März 2010 gültige novellierte Fassung schreibt vor, zumutbare Alternativen zu prüfen, um Beeinträchtigungen zu vermeiden. Soweit Beeinträchtigungen nicht vermieden werden können, ist das zu begründen.

Im vorliegenden Fall ist das Baugebiet aus dem Flächennutzungsplan entwickelt worden.

6.2 Festsetzungen und Maßnahmen zur Vermeidung von Beeinträchtigungen

Für die Entwicklung der hier besonders relevanten Organismen ist die Besonnung, bzw. Er- wärmung des tangierenden Grabens im Frühjahr (etwa ab Mitte Februar) besonders wichtig. Die Beschattung des Grabens durch Gebäude oder aufgewachsene Bepflanzung ist daher im Hinblick auf das Entwicklungspotential zu vermeiden.

Die markanten Baumweiden an der nordöstlichen Baugebietsgrenze sind zu erhalten.

7. Festsetzungen und Maßnahmen zum Ausgleich von Beeinträchtigungen

In Synergie mit der Maßnahme zur Vermeidung der Grabenbeeinträchtigung (Abstand) wird ein Pufferstreifen von ca. 15 m Breite zwischen Baugebiet und Grabenlauf eingeplant. Hier sind ausschließlich Wiesenflächen und vorgesehen. Es handelt sich insgesamt um eine Fläche von ca. 0,15 ha.

Baumpflanzungen innerhalb des Baugebie- tes auf öffentlichen Straßen dienen der klein- klimatischen Regulierung( (Ausgleich); einen darüber hinausgehenden bilanzierenden Einfluss haben diese Elemente jedoch nicht. 8. Maßnahmen zum Ausgleich an anderer Stelle - Ersatzmaßnahmen

Es ist aufgezeigt worden, das die maßgeblichen Beeinträchtigungen infolge der Bodenver- siegelung und durch die Inanspruchnahme von möglichen Pufferflächen zum angrenzenden Natura 2000-Gebiet zu erwarten sein werden. Während die Störung des ökologischen Wirk- raumes im Nahbereich auf ca. 0,57 ha als ein denkbares Risiko dargestellt wird, ist die tat- sächliche Inanspruchnahme von Grund und Boden vor Ort nachmessbar. Es handelt sich um 0,8 ha.

Während ein kleiner Teil vor Ort durch die Ausgestaltung eines Pufferstreifens zum Bachlauf hin (0,15 ha) ausgeglichen werden kann, müssen weitere 0,65 ha an anderem Ort ausgegli- chen werden (Ersatzmaßnahme).

In Synergie mit den naturschutzfachlichen Entwicklungszielen wird festgesetzt, dass inner- halb des FFH-/ Vogelschutzgebietes

• Anlagen zur Bewässerung des Grünlands in Betrieb zu nehmen und zu unterhalten sind; Vernässung der Bachniederungen und Herstellung der Funktionalität der Gräben die teils beschattet, über größere Strecken aber unbeschattet bleiben sollen.

• Schutz- und entwicklungswürdige Bestandteile der traditionellen Kulturlandschaft sind Feucht- und Stromtalwiesen, Schilf- und Seggenbestände sowie extensiv unterhaltene Gräben.

Für die Ausgleichsmaßnahmen werden entsprechende Festsetzungen getroffen im Bereich sog. Freisbacher Teiche Im Ruß, die sich nördlich der Ortslage von Freisbach innerhalb der Modenbach- und Hirschgrabenniederung befinden. Sie sind Bestandteil des FFH-Gebietes. Sie sind mit Schreiben der VG Lingenfeld an die Kreisverwaltung mit Schrei- ben vom 19.04.2000 unter der Einzahlung Nr. 2/ 1996 auf das Ökokonto „Naturhaushalt“ der OG Freisbach „eingezahlt“ worden.

Baugebiet gepl.

ext. Flächen für Ausgleichsmaß- nahmen

Es handelt sich bei der konzipierten Maßnahmenfläche um insgesamt ca. 1,9 ha. Das Areal ist sowohl im Landschaftsplan als auch im Flächennutzungsplan der VG Lingen- feld als geeignete Fläche für Kompensationsmaßnahmen dargestellt. Seit 2000 haben die OG Freisbach bzw. interessierte Pächter ein Pflege- und Entwicklungskonzept für die Fläche entwickelt und realisiert. Seit einiger Zeit konnten die notwendigen Pflegemaßnahmen nicht mehr in vollem Umfang realisiert werden. Die Anerkennung dieser Pflege- und Entwick- lungsmaßnahme innerhalb eines Natura 2000-Gebietes als Ausgleichs- bzw. Ersatzmaß- nahme ist nach § 15(2) S. 4 BNatSchG ermöglicht.

Es wird vorgeschlagen, die Kosten für die weiteren zukünftigen Pflegemaßnahmen in diesem Areal den Grundstücken innerhalb des Baugebietes zuzuordnen.

Es handelt sich bei den zuzuordnenden Flächen für Maßnahmen (§ 9(1) 20 BauGB) um ins- gesamt 0,65 ha. Das gemeindliche Ökokonto „Freisbacher Teiche Im Ruß“ ist somit auf 0,65 ha, das sind 34 % dem Bebauungsplan „Nördlich der Tränkgasse“ zugeordnet (§ 9(1a) BauGB).

9. Bilanz

Der Bebauungsplanentwurf „Nördlich der Tränkgasse“ in der Ortsgemeinde Freisbach sieht vor, auf insgesamt 1,6 ha neue Wohnbauflächen auszuweisen. Er grenzt im Norden an das Vogelschutzgebiet „Speyerer Wald, Nonnenwald und Bachauen“ an, das überleitet zum FFH-Gebiet „Modenbachniederung“. Wegen der Nähe und der Empfindlichkeit der Natura 2000-Gebiete sind sowohl eine FFH-Vorprüfung als auch eine FFH-Verträglichkeitsprüfung durchgeführt worden.

Es ist festgestellt worden, dass es bei Realisierung des Projektes zu keinen erheblichen Be- einträchtigungen weder für maßgebliche Gebietsbestandteile noch für geschützte Arten und Entwicklungspotentiale kommen wird.

Der Verlust von Boden, Natur und Landschaft ist bzgl. Funktions- und Bodenverlust bilanziert worden. Ein Ausgleich vor Ort ist nur in geringem Umfang möglich, Es werden externe Aus- gleichsmaßnahmen in Form von Festsetzungen für Pflegemaßnahmen innerhalb des be- nachbarten Natura 2000-Gebietes formuliert.

Bei der Maßnahmenfläche handelt es sich um eine bereits im Jahre 2000 eingeführte Öko- kontofläche, die allerdings ohne weitere Pflegemaßnahen ihre ökologische Wirkung verlieren wird.

Die Bilanz der Ökokontofläche selbst stellt sich nach „Abbuchung“ demnach (2010) wie folgt dar:

Ökokonto Freisbach ha % im Jahr Freisbacher Teiche Im Ruß 1,9 100% 2000 davon zugeordnet Straßgärten Teil A 0,28 15% 2010 davon zugeordnet Straßgärten Teil B 0,08 4% 2010 davon zugeordnet Nördl. der Tränkgasse 0,65 34% 2010

verbleibt 0,89 47%

Ein weiterer Ausgleich ist nicht erforderlich.