2/17 Baselland

Sie sind zurück !

Baselland Ein Landschaftsgestalter im Baselbiet

Der ist zurück in der Schweiz heisst, wir müssen ihnen genügend grosse und im Baselbiet — und er breitet sich Uferstreifen als Nahrungsgrundlage geben, weiter aus. Müssen wir in Zukunft mit denn Biber entfernen sich grundsätzlich nur Konflikten rechnen, und wird der Biber begrenzt vom Bach oder Fluss. Damit gewähr- überall auftauchen, wo Wasser ist? Wir leisten wir ein konfliktfreieres Zusammenle- haben die Baselbieter Fachleute gefragt: ben von Mensch und Biber. Ein ganz wichtiger Astrid Schönenberger, Projektleiterin Schritt dabei ist, dass die Kantone bis Ende Umweltbildung bei Pro Natura - 2018 die Gewässerräume ausscheiden. land und Leiterin der Biberfachstelle im Wie sieht es aus mit Schäden an Infrastruk- Kanton, sowie Peter Lakerveld, Projekt- tur und Land? leiter Hallo Biber! Mittelland. AS: Im Kanton sind bisher noch nicht viele Schäden aufgetreten. In einem Fall hat ein Wie viele Biber gibt es aktuell in der Schweiz, Biber in einer Obstanlage 80 Bäume an- beziehungsweise im Kanton? gefressen. Das war der bis jetzt grösste Foto: Manuel Foto: Schönenberger Astrid Schönenberger, Pro Natura Baselland und PL: In der Schweiz schätzt man die Individuen Schaden. Die Infrastrukturschäden sind bis- Biberfachstelle Baselland auf etwa 3000 Tiere, die sich auf knapp 1000 her eher unbedeutend. Meist regelt das die Reviere verteilen. Das Verhältnis von Alt- zu jeweilige Gemeinde in Eigenregie. Jungtieren ist dabei etwa 50/50. PL: Bei Schäden im Landwirtschaftsland AS: Bei uns im Kanton BL haben wir heute und im Wald kommt das Jagdgesetz zum etwa 25 Tiere. Sie leben in acht festen Revie- Zug. Bund und Kanton übernehmen die Kos- ren, vier an der und vier an der , ten jeweils zur Hälfte. Die Kosten sind aller- dazu kommen die Reviere an der Ergolzmün- dings im Vergleich zu Wildschweinschäden dung (AG, BL, D) und in Grenzach (D, BL). sehr bescheiden, durchschnittlich Fr. 10’000 Wie wird sich die Biberpopulation weiter- pro Jahr schweizweit. Bei den Infrastruk- entwickeln? turschäden sollen neu nach dem Willen des PL: Schweizweit hat es gemäss Simulationen Parlamentes die Kosten ebenfalls von Bund Platz für ungefähr 7000 bis 9000 Tiere. Ge- und Kanton übernommen werden. Dies for- wisse Regionen wie der Thurgau sind heute derte eine Standesinitiative aus dem Kanton schon «voll», in der Innerschweiz beispiels- Thurgau. weise hat es aber noch einiges Potenzial. Nicht nur der Biber, auch seine Bauten sind AS: Das Baselbiet ist bei weitem noch nicht geschützt. Gibt es da Verstösse? vollständig besetzt, viel Platz für den Biber PL: Der Biber ist eigentlich ein sehr beliebtes hat es zum Beispiel im Laufental, entlang der Tier. Eine schweizweite Umfrage hat ergeben, Birs, der Lützel und der Lüssel. Auch an der dass sich 92% der Bevölkerung den Biber zu- Impressum Ergolz und ihren Zuflüssen oder am rückwünschen. Im Kanton BL waren es gar Mitgliederzeitschrift von Pro Natura Baselland. 4 mal jährlich, davon einmal als Sonderausgabe werden weitere Reviere dazukommen. 94%. Die meisten Menschen spüren indes we- Herausgeberin: Und was ist dann? Was passiert, wenn die nig von allfälligen Konflikten. Anders sieht es Pro Natura Baselland, Kasernenstrasse 24 Gewässerräume voll sind? bei Direktbetroffenen, meist Landwirten aus, Postfach, 4410 , Telefon: 061 921 62 62 E-Mail: [email protected] PL: Das regelt sich von selbst. Biber leben ter- die gehen in Einzelfällen schon dagegen an PK: 40-8028-8 ritorial, das heisst, sie besetzen immer einen und greifen zur Selbsthilfe. Dies vor allem na- Redaktion K-U. Schneemann, S. Lerch, A. Schönenberger, fixen Flussabschnitt und bleiben meist sehr türlich in landwirtschaftsintensiven Gebieten. U.Chrétien am Wasser. Wenn die Dichte zunimmt, AS: Tatsächlich ist der Biber in unserem Kan- Gestaltung und Satz gibt es mehr Krankheiten und der innerartli- ton sehr gut aufgenommen worden, mögli- Astrid Schönenberger che Stress nimmt zu. Das führt dann zu einer cherweise wird sich dies mit der Zunahme Titelbild Biber in Reinacherheide, (Foto: Toni Dürrenberger) höheren Sterblichkeit und einer natürlichen von Konflikten etwas ändern. Allerdings ist Druck: Regulierung. das Konfliktpotential bei uns kleiner als in an- Steudler Press AG, Basel AS: Aber wir müssen dafür sorgen, dass die deren Kantonen. Unsere hügelige Topogra- Auflage: 8000 Bäche langfristig bibertauglich sind, das phie verhindert vielerorts grössere, durch

2 | Pro Natura Lokal 2/2017 den Biber verursachte Überschwemmungen Öffentlichkeit und leistet mit Exkursionen und auf landwirtschaftlich genutzten Flächen. Bis Vorträgen für Schulen und andere Gruppen jetzt sind Zuwiderhandlungen bei uns noch einen wertvollen Beitrag zur Umweltbildung. kein Thema, die wenigen Direktbetroffenen Dieses Engagement hat schliesslich dazu ge- suchen den Kontakt mit uns, um gemeinsam führt, dass Pro Natura BL im Auftrag des Kan- Lösungen zu finden. tons die kantonale Biberfachstelle betreut. Was sind denn die positiven Auswirkungen PL: Pro Natura BL hat in der Schweiz eine vom Biber? Vorreiterrolle eingenommen, was in zahlrei- AS: Der Biber ist in erster Linie Landschafts- chen Regionen zu Folgeaktionen nach be- gestalter. Er schafft durch seine Tätigkeiten währtem Rezept geführt hat. Schweizweit immer wieder neue Lebensräume, was für werden beispielsweise von Pro Natura rund die Artenvielfalt sehr wertvoll ist. Ausserdem 150 Biber-Exkursionen pro Jahr angeboten. spannend und positiv finde ich den Aspekt Wichtig ist auch, dass Pro Natura von Anfang des Zusammenlebens zwischen Mensch und an die Information in den Vordergrund ge- Foto: Peter Lakerveld Foto: Biber. Selten greift ein Tier so direkt in «un- stellt hat und so eine Verhärtung der Fron- Peter Lakerveld, Hallo Biber! Mittelland seren» Lebensraum ein und gestaltet ihn mit. ten, wie beispielsweise in Bayern, vermeiden Dies begeistert einerseits, verlangt aber von konnte. uns auch eine gewisse Grosszügigkeit. Zum Schluss noch etwas Persönliches, die PL: Insbesondere das Stauen von Bächen hat erste Begegnung oder das eindrücklichste einen sehr positiven Effekt auf die Artenviel- Erlebnis mit dem Biber? falt: Totholzbewohner, Libellen, Amphibien PL: Extrem eindrücklich für mich sind Biber- und Pflanzen nehmen die neuen Strukturen Exkursionen mit Kindern, ihre Begeisterung, immer sehr schnell an. Biber bringen eine un- wenn sie Nagespuren sehen, da muss es nicht gemeine Dynamik entlang der Gewässer. Das einmal der Biber selbst sein. kann sogar zwischen Naturschützern zu Kon- AS: Diese Begeisterung habe ich selbst als flikten führen. Kind erlebt. In meiner alten Heimat wurden Was ist die Rolle von Pro Natura BL in damals Ende der 60-iger Jahre am Hüttwiler- Sachen Biber? see Biber ausgesetzt. Als ich dann auf einem AS: Mit der 10-Jahres-Aktion HALLO BIBER! winterlichen Familienausflug grosse, gefäll- hat Pro Natura BL zwischen 2000 und 2010 te Bäume sah, hat mich dies so beeindruckt, den Boden geschaffen, dass der Biber so po- dass mich der Biber nie mehr losgelassen hat sitiv wahr- und aufgenommen wird. Dabei und mich jetzt hier im Baselbiet immer wie- wurden von Beginn an viele Partner und Be- der neu überrascht und erfreut. troffene mit eingebunden. Auch heute noch ist Pro Natura BL die Ansprechperson für die Interview: Kai-Uwe Schneemann

Biberfachstelle Baselland

Die Arbeiten rund um den Biber im ganzen Kan- ton werden seit Mitte 2014 von der Biberfach- stelle Baselland koordiniert. Diese wird von Pro Natura Baselland innerhalb eines Leistungsauf- trags des Kantons betrieben. Melden Sie neue Biberbeobachtungen an die Biberfachstelle BL, c/o Pro Natura Baselland, Tel. 061 923 86 50, [email protected], www.biberfachstelle-bl.ch. Foto: Toni Dürreneberger Toni Foto:

Pro Natura Lokal 2/2017 | 3 Biber, vom Laufental bis Ammel ... Ergolz, Füllinsdorf 

Rhein, Grenzach  Ergolz, / Beim Kraftwerk gibt es auf  beiden Seiten des Rheins Ausstiegshil- Seit der Rückkehr des Bibers in den fen für den Biber. Seit einigen Jahren Ergolz Unterlauf bringt der Biber mit seinen Aktivitäten Dynamik und Leben Birs, Park im Grünen (Grün 80)/Merian Gärten werden auf der Kraftwerkinsel kleine-  re und auch grössere Bäume gefällt — ins Gewässer, hier in Augst sogar über Die heimische Artenvielfalt zu schüt- wahrscheinlich von Bibern des Grenza- Kantons- und Landesgrenzen hinweg. Den Biber finde ich ein faszinierendes zen, liegt uns in den Merian Gärten cher Reviers oder von Bibern auf Wan- Mit seinem Schaffen fördert der Biber Tier. Auf einer Exkursion im Baselbiet am Herzen — wir freuen uns über die derschaft. Man sieht, dass dies auch ein Mosaik von neuen, vielfältigen habe ich seine Schaffenskraft kennen Streifzüge der zwei Biber bei uns im den zahlreichen Spaziergängern auf- Strukturen und Lebensräumen, von gelernt, einen Biber aber leider noch St. Alban-Dyych. Leider haben wir sie fällt, sie informieren sich an den Infor- denen andere, zum Teil seltene Tier- nicht gesehen. Das Nebeneinander noch nie «live» zu Gesicht bekommen. mationstafeln. Wir sind sehr froh, dass wir mit Pro Natura Baselland einen und Pflanzenarten profitieren können. Auf den Schnappschüssen unserer Mit seinem Potenzial, neue Lebensräume zu erschliessen und zu gestalten, von Biber und Mensch kann zu Her- guten Ansprechpartner gefunden haben, um einerseits dem Biber seinen Ergolz, ausforderungen führen, wie das Re- selbstauslösenden Kamera sieht man Lebensraum zu erhalten und andererseits den Schutz der Bevölkerung vor erbringt er eine wahre Pionierleistung. Daniel Zopfi,  vier beim Hülftenfall zeigt. Der Biber aber, wie sie Äste nagen und sogar umfallenden Bämen sicher zu stellen. Sascha Jäger, Stellvertreter Jagd- und Fischereiverwaltung Kanton BL ist dort in eine nahe der Ergolz ste- einen Baum fällen. Wir wünschen uns, Direktor Kraftwerk Birsfelden dass Biber hier leben und die Gartenbesuchenden ihre Spuren bestaunen hende Obstanlage gedrungen und können, dass wir aber gleichzeitig auch unsere schönen alten Bäume er- hat zahlreiche Bäumchen beschä- halten können. Lisa Eggenschwiler, digt. In solchen Fällen gilt es für den Leiterin Grundlagen Natur und Gartenkultur, Merian Gärten Landwirt, seine Kulturen bibersicher zu schützen. Der Biber ist wie die Bie- nen ein grosser Sympathieträger. Es Biberrevier  ist zu wünschen, dass es uns gelingt, den Biber in geeigneten Lebensräu- ehemaliges Biberrevier  j Dass sich der Biber bei uns in Lau- men bei uns willkommen zu heissen sen scheinbar wohl fühlt, freut uns Birs, Münchenstein  und ihn gleichzeitig zu lenken, damit  Sichtungen von Bibern natürlich sehr. Wir sind stolz, ein Bi- er möglichst wenig Schäden verur- berrevier zu haben, es ist eine Berei- Biberspuren  sacht in der Landwirtschaft.  cherung für unsere Gemeinde. Be- Lukas Kilcher, Leiter Landwirt- sonders eindrücklich für mich war Biberrampen schaftliches Zentrum Ebenrain die Beobachtung von zwei spielen- (Stand März 2017) den Jungtieren in der Ergolz im   Juni 2016. Damit das Zusammenle- ben von Mensch und Biber auch wei- terhin gut klappt, sollten wir für ge- nügend Nahrung der Tiere besorgt Birs, Reinacherheide   Warteckweiher, sein. So haben wir am Naturschutz- Der Biber ist für mich ein Sym-  tag Weidenstecklinge entlang der Er- bol ursprünglicher Natur. So freu-  golz gepflanzt. Auch dürfen die Be- te ich mich riesig, als ich die ersten dürfnisse der Landwirte, deren Land Biberspuren an der Birs und im Park an das Biberrevier grenzt, nicht un- im Grünen entdeckte. Ich wünsche beachtet bleiben. Wie weit entfernt dem Biber möglichst viele Lebens- sich wohl der Biber bei der Futtersu- räume, die er auch wieder selbst frei che vom Fluss weg? gestalten darf. Damit wird er auch Edith Roth, Präsidentin zur Rückkehr weiterer bedrängter Naturschutzverein Lausen Tier- und Pflanzenarten beitragen.Es Ergolz, Talweiher,  wäre schön, wenn Pro Natura dafür Der Wunsch, Eisvögel zu sehen, Die Nachricht, dass der Biber bei den Wir haben für eine Biologiearbeit auch geeignete Grundstücke erwer- brachte uns oft an die Birs. Als wir Talweihern angekommen ist, löste eine regelmässig die Eisweiher besucht. ben könnte. So könnte die neu ent- gefragt wurden, ob wir schon einen grosse Euphorie aus. Viele besuchten Birs, Steinrieselmatte, Brislach Wir staunten nicht schlecht, als wir stehende Wildnis auf lange Zeit be- Biber gesehen hätten, liess uns der  das Naturschutzgebiet, in der Hoff- wahrt werden. im Herbst plötzlich von einem Biber Gedanke nicht mehr los. Wir woll- Der Biber hier im Laufental bedeutet nung, den Nager zu sehen. Der Biber Annegret Schnider, Natur- und angenagte Bäume sahen — das war ten dem grössten Nager Europas be- mir viel, denn er zeigt uns auch, dass schafft hier neue Lebensräume, und Vogelschutzverein Münchenstein doch im Vergleich zu unseren bo- gegnen. Am 5. Mai 2014 konnten wir hier der richtige Einsatz für den Le- wir sind gespannt auf die weitere Ent- tanischen Beobachtungen eine un- schliesslich die Bibermama «Justi- bensraum Gewässer geleistet wurde. wicklung im Naturschutzgebiet. Die glaubliche Entdeckung! Richtig dicke ne» aus 5 Metern beobachten, kurze Es wäre schön, wenn er hier bleibt und Menschen sollen dem Biber mit Res- Stämme hat er bearbeitet. Anouks Zeit später auch ihre ersten beiden sogar noch Zuwachs erhält. Auch für pekt begegnen und die Natur, die ihre erste Begegnung mit dem Biber war Jungen. Wir waren tief beeindruckt. die Fischer überwiegt die Freude, jetzt eigenen Regeln hat, achten. Meine Bitte an den Biber ist, den Damm zur über das Bilderbuch Nixnux, wo ein Aus diesen Ereignissen wurden tägli- einen Wasserbauingenieur vor Ort zu Hauptstrasse nicht zu untergraben. Dies würde grössere Probleme nach Biber zum Nage-Künstler wird. Und che Begegnungen. Unser Wunsch ist, haben. Schafft er dadurch doch viele sich ziehen. Und eine Frage noch an den Biber: «Dürfen wir uns auf Nach- jetzt gibt es tatsächlich ganz nah so die Biber könnten ungestört an der neue Strukturen und Lebensräume für die Fische. Sorge bereiten uns und wuchs freuen?» Ernst Möckli, einen Nixnux! Wieviel Kraft hat ein Birs leben. Naturschutz und Vergnü- wohl jetzt auch dem Biber die radikalen Abholzungsaktionen seitens des Gemeindepräsident Anwil, Mitglied Talweiherkommission Biber wohl in seinem Gebiss, um sol- gungsgebiet im selben Fluss ist sehr Kantons. Ich wünsche mir, dass der Biber hier bleibt, sich vermehrt und sich che Bäume anzuknabbern? schwierig. Wer schützt die Biber in an der Birs weiter ausbreitet. Dafür müssen wir uns weiterhin einsetzen. Fabienne, Alena, Anouk solchen Gebieten? Annegret Schaub, Irène und Toni Dürrenberger, Präsidentin Fischerei-Pachtvereinigung Laufental (FIPAL) Naturbeobachter/in

4 | Pro Natura Lokal 2/2017 Pro Natura Lokal 2/2017 | 5 Der Biber, ein beeindruckender Lebenskünstler Lautloses Schwimmen Steckbrief Auf Händen getragen ... Europäischer Biber (Castor fiber) Nagetier Gewicht 20 bis 30 kg Grösse bis 1m Ohne grosse Schwimmgeräusche ist der Biber im mit Schwanz 130 cm Wasser unterwegs. Mit den Hinterpfoten, welche mit Alter Schwimmhäuten versehen sind, treibt er an, die Vor- 10–15 Jahre (in Freiheit) derpfoten liegen eng am Körper. Sein Schwanz ist Fortpflanzung beim Schwimmen Steuerruder. Die Lage von Nase, Jungbiber werden mit einem dichten, feinen Fell, ab 3. Lebensjahr Augen und Ohren ist dem Leben im Wasser ange- Paarung im Jan/Feb geöffneten Augen und rund 500 g Geburtsgewicht passt. So hat er seine Umgebung unter Kontrolle. Geburt von 2–4 Jungen geboren. Gut 2 Monate lang werden sie gesäugt, be- reits aber nach wenigen Tagen kommt Pflanzenkost Lebensweise dazu. Nach 4 bis 6 Wochen verlassen sie den Bau. Pflanzenfresser, Vorhang zu dämmerungs- und Die Bibermutter umsorgt ihre Jungen sehr fürsorg- nachtaktiv lich, sie trägt sie manchmal aufrecht gehend, oder sie findet andere Transportmöglichkeiten. Paarung im Wasser

Geputzt, gepflegt und gekämmt

Mit den nachwachsenden Schneidezähnen fällt der Biber ganze Bäume. In der Nähe des Baus legt er häufig am Grund Nahrungsvorräte für den Winter an. Dafür transportiert er lange Äste unter Wasser. Die Paarung findet im Januar/Februar statt und Damit er dabei nicht Wasser verschluckt, kann er zwar bäuchlings im Wasser. Nach rund 3½ Mona- sein Maul mit den dehnbaren Backenhäuten zwi- schen Nage- und Mahlzähnen verschliessen. Zudem ten Tragzeit werden meist im Mai/Juni zwei bis vier Abkühlung im Sommer Junge geboren, wobei bei der Aufzucht meist nicht kann er so auch tauchend einen Damm oder eine alle Jungtiere überleben. Biberburg ausbessern oder gar Äste verkleinern.

Das sehr dichte Fell besteht aus Woll- und längeren Warnung vor Tauchgang Grannenhaaren (bis zu 23'000 Haare/cm²). Es wird mit einer öligen Flüssigkeit aus zwei Afterdrüsen in- tensiv gepflegt. Mit der Putzkralle an der Hinderpfo- te kämmt der Biber einzelne Strähnen der Grannen- haare durch. Mit den Vorderpfoten fettet er das Fell insbesondere in der Bauchregion und am Kopf ein. Der flache Biberschwanz, die sogenannte Kelle, ist geschuppt und hat vielfältige Funtionen. Neben der Der Fluchtort des Bibers ist das Wasser, dort fühlt Warn- und Steuerfunktion dient er als Isolationsun- er sich sicher. Wenn er seine Artgenossen warnen terlage beim Säugen oder an warmen Tagen auch will, klatscht er vor dem Tauchgang mit seinem dem Augleich der Körpertemperatur, indem er ins flachen Schwanz kräftig auf die Wasseroberfläche. kühle Nasse gelegt wird. Zudem ist er eine wert- Dieses Warnsignal ist weit hörbar. volle Fettreserve. Zeichnungen: Ueli Iff, Illustrator, Wabern

Baumfäller, Architekt, Baumeister, Zimmermann, Wasserbauingenieur, Dammbauer, Landschaftsgärtner, Höhlengräber, Kanal- und Tunnelbauer, Fellpfleger, Pelzträger, Taucher, Schwimmer ...

6 | Pro Natura Lokal 2/2017 Pro Natura Lokal 2/2017 | 7 Die Heimkehr in die Region Basel Eine Chronologie Ergolz Birs 1996 Biber wird aus dem Rechen des Kraftwerks Augst gerettet 2000 erste Spuren in der Region: an der Ergolzmündung

Foto: Urs ChrétienFoto: (Kt. AG), später erstes Revier Foto: Thomas MartiFoto: 2003 Installation der Biberrampe beim Kraftwerk Augst 2004 erste Spuren auf Baselbieter Boden: an der Ergolz, bei der Violenbachmündung 2005 erstes Revier auf Baselbieter Boden: beim Hülftenfall in Füllinsdorf 2006 erstes Revier mit Biberburg in der Region: in Grenzach am Rhein, vis à vis Restaurant Waldhaus, Birsfelden Foto: Markus Ott Foto: 2007 erster Nachwuchs im Kanton: im Revier am Hülftenfall Foto: Toni Dürreneberger Toni Foto: 2009 – erste Spur an der Birs: Reinacherheide – Installation 2. Biberrampe beim Kraftwerk Birsfelden – Installation Biberrampe beim Kraftwerk Dornachbrugg 2010 Biber sind nach 200 Jahren zurück in der Birs: Revier oberhalb Kraftwerk Dornachbrugg 2011 – Bezug des Reviers in der Reinacherheide unterhalb Kraftwerk Dornachbrugg Foto: Werner Götz Foto:

Foto: Susanne Foto: Bruhin – erste Spur im Laufental: in 2012 – neues Revier in Liestal: Spuren und 2 Biber gesichtet – erster Biberdamm im Dorfbach in der Reinacherheide 2013 – Biber gelangt durch den Birsigtunnel in den Zolli – Bibersichtung und Spuren beim Rankhof am Rhein

Liestal 2012 Hülftenfall 2007 erste Baselbieter Spur 2004 Spur 2004 Baselbieter erste 2007 Hülftenfall 2012 Liestal – Bibersichtung in der , auf Höhe Lange Erlen – Bibersichtungen in Böckten und Gelterkinden – Totfund eines trächtigen Weibchens beim Hülftenfall – Nachwuchs im Liestaler Revier Foto: Toni Dürrenberger Toni Foto: Foto: Zoe SchönenbergerFoto: 2014 – Liestaler Revier wird verlassen – erster Nachwuchs in der Reinacherheide – neues Revier in den Talweihern in Anwil mit Dammbau – Bibersichtungen und/oder Spuren in , bei den Warteckweihern in Gelterkinden und in 2015 – neues Revier in Lausen mit Nachwuchs; Damm über Ergolz, wird von Hochwasser mehrmals weggerissen – neues Revier im Park im Grünen (Grün 80), Biber in Fotofalle der Merian Gärten im St. Albanteich, Nutria Foto: Beat SchaffnerFoto: wird gesichtet Peter Lakerveld Foto: – neues Revier in Münchenstein (Holzbrücke/EBM) – erster vom Auto überfahrener Biber in Lausen – Spuren auf Kraftwerkinsel Birsfelden – Installation der Biberrampe beim Kraftwerk 2016 – erneut überfahrener Biber auf Ausfahrt A2 in Liestal – erstes Revier im Laufental: Steinrieselmatte in Brislach – neues Revier bei den Warteckweihern/Rickenbächli (Zufluss Ergolz), Gelterkinden Foto: MerianFoto: Gärten Foto: Beat SchaffnerFoto: – erster grösserer Schaden in Kirschbaumanlage beim Hülftenfall (rund 80 Bäumchen beschädigt) 2017 – 2 Biber in Fotofalle der Merian Gärten – Installation der Biberrampe beim Kraftwerk in Laufen – Bibersichtung im St. Albanteich Breite, Basel Talweiher, Anwil 2014 Biberdamm, Talweiher 2014 Biberjunges in Liestal 2013 2013 in Liestal Biberjunges 2014 Talweiher Biberdamm, 2014 Anwil Talweiher, 2011 Reinacherheide 2014 Reinacherheide 2015 Grellingen Biberrampe, 2016 Reinacherheide im Grünen 2017 Park Biberburg 2017 Merian Gärten Fotofalle

Pro Natura Lokal 2/2017 | 8