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Ein Paradies Schlosstheater der Tonkünstler

»Der Churfürst von der Pfalz lebt der Musiker von Mai bis Oktober in seinem Paradiese Schwezingen aufhielt. Schubart führt dabei die [...] so vergnügt, als es Fürsten wesentlichen Punkte der Hof- seyn können. [...] Spatziergänge musik in an: Kam- in seinem Zaubergarten, Leserey mermusik, Konzerte (die soge- in den besten Schrifften verschie- nannten Akademien) und Opern- dener Sprachen, Unterhaltung aufführungen. Insbesondere der mit Leuten von Geschmack, Sit- Opernbetrieb in Schwetzingen ist te und Gelehrsamkeit und alle dabei hervorzuheben. Im Gegen- Abend Musik im Badhause, oder satz zur Wintersaison in Mann- Concert, oder Oper, welsch, heim, in der wie damals üblich französisch und – dem Himmel hauptsächlich italienische Opera sey’s gedankt! auch deutsch« – seria auf dem Spielplan stand, So schreibt der Journalist, zeichnete sich die Sommersaison Dichter und Musiker Christian durch eine ungewöhnliche Viel- Friedrich Daniel Schubart über falt aus – hier wurden italieni- den Zeitvertreib des Kurfürsten sche Opere buffe, Intermezzi und Carl Theodor in seiner Sommer- Pastoralen, französische Opéras residenz, wo sich der Hofstaat comiques sowie deutsche Sing- und damit auch ein Großteil spiele aufgeführt.

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Johannes Ritschel, Messe in B-Dur Musikerfamilie Johann Baptist Wendling Wendling

Während sich diese musikali- Solisten und Komponisten – Zu den Spitzenverdienern am spieler«, wobei man allgemein schen Veranstaltungen natürlich erfüllte somit nicht nur Schloss kurpfälzischen Hof gehörte das Wendlings genaue Intonation im Schloss abspielten, wohnten und Schlossgarten, sondern auch Ehepaar Wendling. Der Flöten- und seinen schönen Ton rühmte. die Hofmusiker in Privatquartie- die Innenstadt. Dementsprechend virtuose Jean Baptist Wendling Seine Frau Dorothea Wendling ren in der Stadt. Die Musiker des lädt der musikhistorische Stadt- löste 1752 Matthias Cannabich wiederum zählte zu den besten Hoforchesters Carl Theodors rundgang entlang der Wirkungs- als Flötenlehrer des Kurfürs- Sängerinnen ihrer Zeit. Sie wur- (1724-1799), das aufgrund sei- und Wohnorte der Hofmusiker ten ab und wurde im Spätjahr de 1753 nach ihrem Debut in ner Qualität, Disziplin und guten mit auf eine Zeitreise in das 1753 als erster Flötist mit einem Baldassare Galuppis Antigona Organisation den Zeitgenossen 18. Jahrhundert des musiklie- Jahresgehalt von 800 Gulden als Hofsängerin am kurpfälzi- als eines der besten in Europa benden Kurfürsten Carl Theodor am Hof angestellt. 1763 wurde schen Hof angestellt und in der galt, lebten und arbeiteten in ein. Auf einem Weg durch die In- sein Gehalt sogar auf 1.000 Gul- Folgezeit entstanden für sie als ganz Schwetzingen – dem Musik- nenstadt Schwetzingens erfahren den erhöht. Wendling zählte zu Prima Donna – meist an der historiker Charles Burney schien Sie mehr über die Besonderhei- den wichtigsten und einfluss- Seite ihrer Schwägerin Elisabeth die Stadt sogar »von einer Colo- ten und die musikgeschichtliche reichsten Orchestermusikern. Wendling als Seconda Donna – nie von Musikanten bewohnt zu Bedeutung der kurpfälzischen Während seiner Anstellung in zahlreiche Rollen. Bewundert seyn«. Der ›Mannheimer Klang‹ – Hofmusik, über die Aufenthalts- unternahm er auch wurden vor allem ihr schöner etwa typisierte Eröffnungswen- orte der Musiker und über einige zahlreiche Konzertreisen, unter und flexibler Gesang sowie ihre dungen, Kontrastdynamik und herausragende Hofmusiker sowie anderem nach Paris, London darstellerischen Fähigkeiten. Crescendo- Wirkungen, alles per- berühmte (musizierende) Gäste und Wien. Schubart nennt ihn fektioniert durch hervorragende in der Sommerresidenz. einen »vorzügliche[n] Flöten-

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Musikerfamilie Franz Danzi Die Ziwnys – Joseph Ziwny, autographe Unterschrift Danzi Eine böhmische Hornistenfamilie

Die Familie Danzi ist ein muster- sen August Lebrun, regelmäßig Die Brüder Ziwny zählen zu den also spätestens seit 1743 bis zu gültiges Beispiel für eine geglück- im Ausland. So zählte sie bald herausragenden Virtuosen der seinem Tode im März 1763 in der te Musikermigration am kurpfälzi- zu den bekanntesten Sängerin- Mannheimer Hofkapelle. Sie ge- Kurpfalz tätig. schen Hofe. Innocenz Danzi kam nen Europas, deren müheloses hörten zu einer Familie von aus- aus Italien in die Kurpfalz: Am Erreichen extremer Spitzentöne gezeichneten Hornisten, die aus Joseph Ziwny stand seit etwa 29. Mai 1754 wurde er mit einem und virtuose Verzierungskunst Böhmen, genauer aus Prag, in 1745 als Hornist im Dienst des Jahresgehalt von 800 Gulden als allgemein gerühmt wurden. den 1740er Jahren an den Rhein Markgrafen von Baden-Baden. Cellist angestellt und zählte da- kamen. Mitglieder der Familie wa- Er wechselte 1751 nach Mann- mit zu den am besten bezahlten Franz Danzi, der Sohn von In- ren in den Hofkapellen zu Rastatt, heim, wo er bald eine führende Musikern. Er blieb sein Leben lang nocenz Danzi, wurde am 15. Juni Mannheim, Zweibrücken, Würz- Position in der Gruppe der Hor- Kurfürst Carl Theodor verbunden 1763 in Schwetzingen getauft und burg und möglicherweise auch in nisten erlangte. Joseph Ziwny und zog 1778 mit dem Hof nach erhielt seinen ersten Unterricht engagiert. Von 1751 an war nicht nur für die Ausbildung München. bei seinem Vater. Danzi blieb stellte die Familie über viele Jahre des Nachwuchses für die kur- 1778 zunächst in Mannheim, drei von insgesamt vier Hornisten pfälzische Hofmusik zuständig, Auch seine Tochter Franziska folgte aber schließlich 1781 nach der Mannheimer Hofkapelle. sondern unterrichtete auch aus- Danzi war ihr ganzes Leben im München, wo er dann als Solocel- wärtige Musiker. Darüberhin- Dienst der Kurfürsten tätig. Am list und Vizekapellmeister wirkte, Der erste Ziwny, der sich anhand aus war er verantwortlich für die Mannheimer Hof ausgebildet, bis er – erfolgreich als Komponist von Akten nachweisen lässt, ist Bläsermusik, die bei der kurfürst- gab die Sopranistin 1772 ihr von deutschen Singspielen und Jakob Ziwny. Er wird erstmals lichen Tafel aufgeführt wurde. Debut in Schwetzingen und Instrumentalmusik – in Stuttgart in einer Gehaltsliste der Mann- gastierte meist gemeinsam mit und später in als Ka- heimer Hofmusik vom 1. Januar ihrem Mann, dem Oboenvirtuo- pellmeister angestellt wurde. 1744 erwähnt. Jakob Ziwny war

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Ignaz Holzbauer Ignaz Holzbauer Musikerfamilie Kircheneintrag Carl Joseph Toeschi Toeschi

Der am 18. September 1711 in Schwerpunkt auf Oper und Kir- Die Familie Toeschi zählt zu den in dieser Funktion leitete er auch Wien getaufte Ignaz Holzbau- chenmusik liegt. Holzbauer blieb Musikerfamilien, deren Mitglieder die Aufführungen von Balletten er ist einer der bedeutendsten nach dem Wegzug des Hofes nach über drei Generationen unter Kur- sowie der deutsch- und franzö- Komponisten aus den Reihen München in Mannheim, wo er am fürst Carl Theodor wirkten. Ales- sischsprachigen Opern. 1772 der kurpfälzischen Hofkapelle. 7. April 1783 starb. sandro Toeschi kam nach An- wurden die Ruheräume des neu Stationen seiner beruflichen stellungen am Hof des Landgra- errichteten Badhauses im Schwet- Laufbahn waren Mähren, Ita- In die Musikgeschichte ging fen Ernst Ludwig von Hessen- zinger Schlosspark zum Musizie- lien, Wien und Stuttgart. 1753 Holzbauer vor allem mit seiner Darmstadt und am württem- ren von Kammermusik genutzt, wurde mit seiner Oper Il figlio deutschsprachigen Oper Günther bergischen Hof in Stuttgart und die Kabinettmusik als eigene delle selve das Theater im von Schwarzburg ein, die von Ludwigsburg 1741 als Konzert- Sparte der Hofmusik instituti- Schwetzinger Schloss eröffnet den Zeitgenossen seit ihrer Ur- meister an den kurpfälzischen onalisiert und Toeschi mit dem und Holzbauer schließlich am aufführung am 5. Januar 1777 Hof. Toeschi wurde dort 1756 Amt des Kabinettmusikdirektors Mannheimer Hof engagiert. Als als erste deutsche Nationa- zum Direktor der Instrumental- betraut. Daneben konzertierte erster Hofkapellmeister – ein loper bejubelt wurde. Wolfgang kirchenmusik ernannt. Toeschi auch in Paris, wo einige Amt, das er bis zu seinem Tode Amadeus Mozart war bei den seiner Sinfonien und Kammer- bekleidete – stand Holzbauer Proben und der Wiederauffüh- Sein Sohn Carl Joseph, wel- musikwerke gedruckt wurden. an der Spitze der Hierarchie der rung des Werkes im November cher der bekannteste Musiker Auch sein Neffe Karl Theodor Hofkapelle und war maßgeblich 1777 dabei und geriet fast ins der Toeschis werden sollte und wirkte – nach der Umsiedlung für ihre Entwicklung zu einem Schwärmen »denn das ist nicht selbst mit der italienischen Na- des Hofes dann in München – als exzeptionellen Spitzenensemble zu glauben was in der Musick für mensvariante Carlo Giuseppe Violinist im Orchester des Kur- verantwortlich. Sein komposito- Feüer ist«. Es ist daher auch nicht unterschrieb, war ab 1750 als fürsten. risches Werk deckt denn auch verwunderlich, dass sich Anklän- Violinist im Mannheimer Ho- das gesamte Gattungsspekt- ge an dieses Erlebnis später in Mo- forchester tätig. 1758 wurde er rum ab, wobei ein besonderer zarts Zauberflöte wiederfinden. zum Konzertmeister befördert,

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Christian Cannabich Musikerfamilie Bild links: Wilhelm Cramer Christian Cannabich Bild rechts: François Cramer Cramer

Christian Cannabich, Sohn des musik zuständig. Daneben un- Auch die Familie Cramer gehört wurde am 13. Mai 1772 in Schwet- Flötisten Matthias Cannabich, ternahm er Konzertreisen nach zu den Musikerfamilien, die zingen getauft (Abb. o.r.). Gemein- genoss – wie zahlreiche Musi- Paris, wo auch viele seiner Sin- über mehrere Generationen am sam mit seinen Eltern und sei- kerkinder am kurpfälzischen fonien gedruckt wurden. kurpfälzischen Hof verpflichtet nem Bruder, dem späteren Pia- Hof – das dortige Ausbildungs- waren. Wilhelm Cramer (Abb. nisten und Komponisten Johann system und stieg anschließend 1773 wurde Cannabich schließ- o.l.) kam 1746 in Mannheim zur Baptist Cramer, übersiedelte stetig die Karriereleiter hinauf. lich zum Instrumentalmusikdi- Welt, sein Vater Jacob war Mu- Franz schon als Kleinkind nach rektor befördert. Nun festigte siker in der Hofkapelle. Wilhelm London. 1731 in Mannheim geboren, war sich sein Ruf als legendärer Or- wurde zunächst vom Vater, Cannabich zunächst Scholar chestererzieher: Wolfgang Ama- später von Johann Stamitz und Franz wurde vom Vater als Geiger und wurde dann bereits 1746 deus Mozart hielt Cannabich Christian Cannabich unterrich- ausgebildet und wirkte als Violi- als Violinist am kurpfälzischen für den besten »Director«, den tet und bereits im Alter von 10 nist und Bratschist sowie als Or- Hof angestellt. Nach einem er je gesehen hatte, und Chris- Jahren in die Hofmusik aufge- chesterleiter in London. Seit 1794 Italien-Aufenthalt, bei dem er tian Daniel Friedrich Schubart nommen. Der außerordentlich war er Mitglied der Royal Society Bekanntschaft mit Niccolò Jom- schrieb bewundernd, Canna- begabte Musiker verließ Mann- of Musicians und außerdem Mit- melli und Giuseppe Sammartini bich »besitzt die Gabe, mit dem heim im Winter 1772/73 dauer- begründer und Konzertmeister machte, wurde er 1758 zum bloßen Nicken des Kopfes, und haft und zog nach London. Hier der Royal Philharmonic Society. Konzertmeister ernannt. In die- Zucken des Ellenbogens, das gelang ihm eine großartige Kar- 1829 wirkte er in London bei der ser Funktion war er vor allem für größte Orchester in Ordnung zu riere, vor allem als Orchesterlei- englischen Erstaufführung von das Komponieren von Ballett- halten«. ter. Wilhelm Cramer starb am 5. Mendelssohns zweiter Sinfonie Oktober 1799 in London. Franz mit. Franz Cramer starb im Som- Cramer, Sohn Wilhelm Cramers, mer 1848 in London.

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Musikerfamilie Bild links: Ignaz Fränzl Christoph Willibald Charles Burney Bild rechts: Ferdinand Fränzl Fränzl Christoph Charles Burney Willibald von Gluck

Ignaz Fränzl kam am 4. Juni Ignaz’ Sohn Ferdinand wurde am Christoph Willibald Gluck kam Im August 1772 besuchte Charles 1736 in Mannheim zur Welt und 24. Mai 1767 in Schwetzingen ge- im September 1774 auf der Rei- Burney, der englische Gelehrte gehörte seit 1754 der Hofka- tauft (Abb. o.r.). Schon früh erhielt se von Paris nach Wien in Mann- und Reisende in Sachen Musik, pelle als Violinist an (Abb. o.l.). er Geigenunterricht von seinem heim an. Ihn begleitete der Maler den kurpfälzischen Hof. In sei- Sein Vater, Ferdinand Rudolph Vater und konnte bereits im Alter Johann Christian Mannlich, der nem Tagebuch einer musikali- Fränzl, stand als Trompeter und von sieben Jahren im Hofkonzert in seinen Lebenserinnerungen schen Reise schwärmt er: „Wenn Bratschist gleichfalls in kurpfäl- spielen. Später unterwiesen ihn von den Ehrungen schrieb, mit man in Schwetzingen des Som- zischen Diensten. 1773 wurde Franz Xaver Richter und Ignatz denen der berühmte Komponist mers aus der Oper kommt, und Ignaz Fränzl zum Konzertmeister Pleyel in Straßburg sowie Sta- bedacht wurde: „Beim Roten in den churfürstl. Garten geht, ernannt. Wolfgang Amadeus Mo- nislao Mattei in Bologna. 1792 Ochsen in Schwetzingen erwar- der nach französischer Art aus- zart hörte ihn am 22. November erhielt Fränzl eine Anstellung als tete ihn die ganze Musik Um zehn serordentlich schön ist, so hat 1777 in einer Akademie in Mann- Konzertmeister am Nationalthe- Uhr stattete er dem Kurfürsten man den aufheiterndsten präch- heim und berichtete seinem ater in Frankfurt, 1806 wurde er seine Aufwartung ab, der ihn tigsten Anblick, den man sich nur Vater begeistert darüber. Nach Musikdirektor in München. Zahl- sehr gnädig empfing. [...] Gegen denken kann. [...] Einem jeden, dem Weggang des Hofes blieb reiche Konzertreisen führten Schluß der Audienz bemerkte der des Sommers durch die Gas- Fränzl als Musikdirektor des Na- Fränzl durch Europa. Er kom- der Kurfürst: »Ich habe erfahren, sen von Schwetzingen geht, muß tionaltheaters in Mannheim. Als ponierte für sein Instrument au- daß Sie den Rheinwein lieben, es gänzlich von einer Colonie von Komponist schuf er ausschließ- ßerdem eine Reihe von Liedern und mir also die Freiheit genom- Musikanten bewohnt zu seyn lich Instrumentalmusik. Ignaz und Bühnenwerken. Ferdinand men, für sie ein Fuder davon in scheinen, die ihre Profession Fränzl wurde am 6. September Fränzl starb am 27. Oktober ihrem Keller in Wien einlagern beständig ausüben; da in einem 1811 in Mannheim begraben. 1833 in Mannheim. zu lassen«. Mann hätte ihm kein Hause hört er einen schönen Gei- willkommeneres Geschenk ma- ger, dort in einem andern eine chen können, und so kam Gluck Flöte; hier einen vortrefflichen in bester Laune wieder nach Hoboisten, dort einen Basson, Hause.“ eine Clarinet, ein Violonschell, oder ein Concert von allerley In- strumenten zugleich.“

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Leopold, Maria Anna und Christian Friedrich Daniel Schubart Die Familie Mozart Christian Friedrich in Schwetzingen Daniel Schubart

Am 14. Juli 1763 erreichte das 19. Juli den legendären Brief: Der Schriftsteller und Musiker erhabenen Bestimmung gemäß hochbegabte Kind zusammen „Das Orchester ist ohne wider- Christian Friedrich Daniel Schu- leben. [...] Spatziergänge in sei- mit seinen Eltern und der älteren spruch das beste in Teutsch- bart verbrachte nur kurz nach nem Zaubergarten, Leserey in Schwester Nannerl von Bruch- land, und lauter junge Leute, Charles Burney einige Zeit am den besten Schrifften verschie- sal aus kommenden Schwetzin- und durch aus Leute von guter kurpfälzischen Hof und schrieb dener Sprachen, Unterhaltung gen, Sitz der Sommerresidenz Lebensrat, weder Säufer, weder später immer wieder von seinen mit Leuten von Geschmack, des Kurpfälzer Kurfürsten Carl Spieler, weder liederliche Lum- Eindrücken, so wie 1774 in der Sitte und Gelehrsamkeit und Theodor und seiner Gattin Eli- pen [...] Meine Kinder haben Deutschen Chronik: alle Abend Musik im Badhause, sabeth Auguste. Bis etwa zum ganz Schwetzingen in Bewe- oder Concert, oder Oper, welsch, 29. Juli nahm die Familie Her- gung gesetzet: und die Churf: „Der Churfürst von der Pfalz lebt französisch und – dem Himmel berge im Gasthaus zum „rothen Herrschaften hatten ein unbe- in seinem Paradiese Schwezin- sey’s gedankt! auch deutsch; Haus“. In der kurzen, aber ereig- schreiblich vergnügen, und alles gen, im Schooße seiner getreuen das ist ohngefähr der simple nisreichen Zeitspanne bildete geriet in verwunderung. [...] Unterthanen, so vergnügt, als Kreiß, in den die Zeit dieses das Vorspiel der beiden jungen Schwetzingen ist ausser der es Fürsten seyn können, denen weisen und guten Fürsten ein- Musiker im Rahmen einer „Kur- Menge der Hofleute meist Cal- ihr Gewissen sagt, daß sie ihrer geschränkt ist.“ fürstlichen Akademie“ in der vinisch; Es ist nur ein Dorf, hat 3 Schwetzinger Sommerresidenz Kirchen, eine Catholische, luthe- den glanzvollen Höhepunkt. Der rische und Calvinische: und so ist stolze Vater Leopold schrieb am es durch die ganze Pfalz.“

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Zitate zeitgenössischer Musiker Rotes Haus Mozartsaal und Komponisten

„Schwetzingen. Das Geheimnis Handlung idealen Ort am Park: „Für meine Balthasar-Neumann- „Es gibt viele Gründe, Schwet- dieser stillen Orte, die sich ihre Melusine, das Naturwesen, das Ensembles und mich waren die zingen zu schätzen und zu lieben Natur in scheinbarem Frieden gegen die Zerstörung des Parks Jahre in Schwetzingen geprägt (…) aber wir wollen vor allem die erformt haben, ist, dass sie im- und für den Erhalt der Natur mit von vielen herrlichen, lustvollen Festspiele hervorheben, die den mer wieder Sammelbecken für unerbittlicher Kraft kämpft“ Projekten. Hier fanden wir den Mitwirkenden große Freude be- die irrenden, schöpferischen, Aribert Reimann Nährboden für Ausgrabungen reiten, die ohne Trubel auskom- umgetriebenen Geister wur- und eigene Kreationen…“ men und in ihrer Intimität sich den.“ Achim Freyer „Seit 2009 irrt nun meine Pro- Thomas Hengelbrock als umso kostbarer erweisen. serpina im Schwetzinger Schlos- Alfred Brendel „… Musik und Stimme drangen spark umher. Sie scheint den „Freundliche, freudige Erinne- durch das Rokokotheater, als Eingang zur Unterwelt zu suchen - rungen: an frühsommerliche, „Schwetzingen… fast alle Jahre gäbe es keine festlegende Zeit, aber wir ahnen: sie will nicht angenehme Düfte von wilden wieder ein Highlight! Der beste sondern ausschließlich einen frei mehr zurück zum düsteren Ge- Blumen und Laubbäumen (…) Spargel, der schönste Schloss- verfügbaren Klang, den dieser Ort mahl, sie will lieber hier warten, und Musik von Nachtigallen, park, der heißeste Konzertsaal, Schwetzingen aus dem schein- in der Hoffnung, mich wiederzu- höflich begleitet von lustvollem, unzählige wertvolle Begegnun- bar Verwunschenen zum klaren sehen“ Wolfgang Riehm lustigem Gesang der Frösche (…) gen und bleibende Erinnerun- Schweben bringt.“ wundersam die ganze Nacht hin- gen, inspirierende Atmosphäre!“ Hans Neuenfels „Ich finde es so wunderbar, dass durch… Julia Banse es für Ihr Festival so selbstver- Hans Werner Henze „Die Schwetzinger Festspiele sind ständlich ist, die Musik von frü- für mich untrennbar verbunden heren Epochen mit unserer heu- „Ich denke mit Liebe und Nostal- mit meiner Oper Melusine, die tigen Musik in Dialog zu bringen“ gie an das Juwel der Konzertsäle *alle Zitate sind entnommen aus: am 29. April im Rokokotheater ur- Peter Eotvös – das Schloss Schwetzingen.“ Arkadien klingt weiter, Schwetzinger aufgeführt wurde - dem für diese Gidon Kremer SWR Festspiele 2003 - 2012, o.O. 2012

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Szene aus Kälte (Gelo), Oper Szene aus Hybris/Niobe, Drama für Stimmen Schwetzingen heute: Salvatore Sciarrino, 2006 von Adriana Holzsky, 2008

Vorhang auf für die Musikstadt Schwetzinger Mannheimer Sommer die Klassik-Reihe, und erinnert so Schwetzingen! Zitate umschrei- SWR Festspiele musikalisch an die drei Besuche ben die arkadischen Zustände Mit dem Mannheimer Sommer, von Wolfgang Amadeus Mozart des viel besungenen Kurpfälzer Nicht nur Kurfürst Carl Theodor dem „Europäischen Festival für am Kurpfälzischen Hof (1763, Musenhofes. Dem Vermächtnis zog es jedes Jahr um den 1. Mai Musik und Theater“ kommt das 1777, 1790). * des kunstsinnigen Kurfürsten von der Mannheimer Hauptresi- Nationaltheater Mannheim im Carl Theodor folgend, spielt denz nach Schwetzingen. Auch Zweijahresrhythmus zur musi- www.mozartgesellschaft- die klassische Musik auch im heute finden von Ende April bis kalischen Sommerfrische nach schwetzingen.de modernen Schwetzingen eine Ende Mai Musikliebhaber aus Schwetzingen. An beiden Fest- *Schwetzingen ist Mitglied der bedeutende Rolle. Damals wie aller Welt ihren Weg in die Stadt, spielorten findet an zehn Tagen „Europäischen Mozartwege e.V.: heute wird in der Sommerresi- wenn die SWR Festspiele die im Juli ein dichtes Festivalpro- www.mozartways.com denz, im Schlosstheater und in Kleinstadt zu einem Zentrum der gramm statt, das traditionell mit den prachtvollen Zirkelsälen des Musikwelt werden lassen. Neben dem fulminanten Konzertspekta- Barockfest: Schwetzinger Schlosses Klassik Wiederentdeckungen des 18. kel „Schloss in Flammen“ endet. Winter in Schwetzingen dargeboten. Frühling, Sommer, Jahrhunderts, Uraufführungen, Herbst und Winter - zu jeder Kammer- und Orchesterkonzerte www.nationaltheater-mannheim.de Das Festivaljahr schließt in der kal- Jahreszeit bietet das Schwetzin- stehen Klavier- und Liederabende ten Jahreszeit – von Ende Novem- gen von heute ein Festival der auf dem Programm. Der SWR2 Schwetzinger Mozartfest® ber bis Mitte Februar – mit dem klassischen Musik. Kurfürst Carl veranstaltet dieses weltweit „Barockfest: Winter in Schwetzin- Theodor hätte seine wahre Freu- größte Hörfunk–Festival für Klas- An drei Wochenenden im Sep- gen“, zu dem das Theater Heidel- de gehabt! sische Musik seit 1952 getreu tember und Oktober erzielt das berg mit Opernaufführungen und der Schwetzinger Dramaturgie: „Schwetzinger Mozartfest®“ über- Konzertabenden in die Sommer- „Altes wiederzuentdecken, Neu- regional große Beachtung. Seit residenz einlädt. es zu initiieren und dem Nach- 1975 veranstaltet die Mozartge- wuchs eine Chance zu geben“. sellschaft Schwetzingen jährlich www.winter-in-schwetzingen.de

www.swr.de/swr-classic/ schwetzinger-festspiele/

18 19 FORSCHUNGSSTELLE

Forschungsstelle Palais Hirsch südwestdeutsche Hofmusik

Seit 2011 ist die Forschungsstel- ihrer Rolle in der Entwicklungs- le Geschichte der Südwestdeut- geschichte des Orchesters und zum schen Hofmusik im 18. Jahrhun- Instrumentenbau des 18. Jahr- dert der Heidelberger Akademie hunderts sowie Fragen der histo- der Wissenschaften im Dachge- rischen Aufführungspraxis bilden schoss des Palais Hirsch unterge- weitere Schwerpunkte der For- bracht. Insgesamt drei hauptamt- schung. liche Wissenschaftler und drei Hilfskräfte widmen sich am histo- In Vorbereitung des musikhistori- rischem Ort der Erforschung der schen Stadtrundgangs wurde am höfischen Musik des 18. Jahrhun- musikwissenschaftlichen Seminar derts im deutschen Südwesten. der Universität Heidelberg ein Proseminar zum Thema »Der Hof- Vom ausgehenden Mittelalter bis musik auf der Spur – Erarbeitung zum Beginn des 20. Jahrhunderts eines musikhistorischen Rund- waren die Fürstenhöfe neben den gangs in Schwetzingen« durchge- Kirchen die wichtigsten Träger führt (Leitung: Dr. Sarah-Denise des Musiklebens. Ziel des 2006 ge- Fabian), bei dem die Studieren- gründeten, aus der Forschungs- den aktiv Ideen zur Gestaltung des stelle Geschichte der Mannheimer Rundgangs einbrachten. Hofkapelle hervorgegangenen Lan- desprojektes ist vor allem die um- Mitgewirkt haben: Cinzia Bantle, Benedikt Breitwieser, Sören von Bülow, Johanna Düe, fassende Sammlung und Aufberei- Tanja Geschwind, Arwen Henrich, Jasmin Lin- tung der Quellen zur Sozial- und In- denthaler, Hannah Rekowski, Sarah Scheuer, stitutionsgeschichte. Vergleichen- Larissa Schwager. de Fragestellungen sowie Untersu- chungen zur Kompositionspraxis der Hof- und Adelskapellen, Studien zu www.hof-musik.de

20 21 Übersicht Musikerquartiere

Aufführungsorte: 1 Schloss Schwetzingen Schlosstheater und Zirkelsäle

Carl-Theodor-Straße 4 2 Johann Baptist Wendling

Carl-Theodor-Straße 3 3 Innocenz Danzi

Wildemannstraße 2 4 Wenzel Ziwny Joseph Ziwny Kronenstraße 4 Jacob Ziwny Kronenstraße 3

Dreikönigstraße 12 5 Ignaz Holzbauer

6 Carlo Giuseppe u. Johannes Toeschi Hebelstraße 12

Friedrichstraße 2 7 Christian Cannabich

Karlsruher Straße 7 8 Wilhelm Cramer Jacob u. Wilhelm Cramer Mannheimer Straße 3

Carl-Theodor-Straße 9 9 Ignaz u. Ferdinand Fränzl

Altes Gasthaus zum „Ochsen“, 10 Christoph Willibald Gluck Schlossplatz

Ehemaliges Gasthaus 11 Familie Mozart „zum rothen Haus“, Dreikönigstraße 6

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Brühler Landstr

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2 F Schwetzinger riedrichstr aße Schlossgarten K a r l sr Bahnho u h Mars

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