POSTVERLAGSORT BONN BONN • 9. JULI 1959 UNION NR. 27 • 13. JAHRGANG INFORMATIONSDIENST der Christlich-Demokratischen und Christlich-Sozialen Union Reformvorschläge Die Vorsitzenden der Landesverbände tagten in Berlin

Ist die Partei in Form? Entspricht ihr organisatorischer Aufbau und die Bisher wurden nur der erste Vorsitzende \nwendung ihrer Statuten den Ansprüchen, die die Zeit und die politische und seine vier Stellvertreter durch den Entwicklung an sie stellen? Das sind auch die Grundfragen, mit denen sich Parteitag unmittelbar gewählt. Alle übri- gen Mitglieder wurden entweder durch u. a. die Landesvorsitzenden der Union auf ihrer letzten Tagung in Berlin nach den Bundesausschuß gewählt oder gehör- der Wahl des Bundespräsidenten beschäftigt haben. ten dem Vorstand kraft des von ihnen ausgeübten Amtes — als geborene Mit- Ihre Überlegungen führten zu dem Ent- Kurt-Georg Kiesinger, Ministerpräsident glieder — an. Unter der Voraussetzung, wurf eines Reformprogramms, das zu- von Baden-Württemberg; daß der größte Teil des Bundesvorstandes nächst für den Bundesausschuß der Partei Dr. Franz Meyers, Ministerpräsident von durch den Parteitag gewählt wird, spricht und im nächsten Frühjahr für den Partei- Nordrhein-Westfalen; nach Ansicht der Landesvorsitzenden tag als dem höchsten entscheidenden vieles dafür, mit Ausnahme selbstver- Gremium der Partei Grundlage der Bera- Dr. Gerhard Schröder, Bundesinnen- ständlich des ersten Vorsitzenden und der tungen sein soll. minister. beiden Stellvertreter, die sieben anderen Innerhalb dieser Gruppe von Stellver- Mitglieder des engeren Vorstandes vom Die stellvertretenden Vorsitzenden tretern und Geschäftsführenden Vor- Bundesvorstand selbst aus seiner Mitte standsmitgliedern besteht keine klare wählen zu lassen. Die Reformvorschläge der Landesvor- sitzenden sind darauf gerichtet, die Kompetenzabgrenzung. Die Wahl von drei Geschäftsführenden Vorstandsmit- Mit dem engeren Vorstand soll ein Führung der Partei in der Spitze noch bewegliches, schnell einzuberufendes und klarer, wirksamer und handlungsfähiger gliedern war 1951 auf dem Parteitag in Karlsruhe beschlossen und im Statut ver- häufig tagendes Gremium geschaffen zu machen. Die Vorschläge der Landes- werden, dem die eigentliche politische vorsitzenden, die dem Bundesausschuß ankert worden. Ausgangspunkt aller Überlegungen war dabei, ebenso wie Führung der Bundespartei übertragen und dem Parteitag unterbreitet werden, werden kann. siehen vor: heute, den ersten Vorsitzenden zu ent- lasten, der in seiner Eigenschaft als Bun- - Anstelle der bisher vier gleichberech- deskanzler von der Führung der Partei Vorstand soll häufiger tagen I« tigten Stellvertreter des Parteivor- im einzelnen zu stark beansprucht wurde. ^itzenden sollen zwei Stellvertreter ge- Die Landesvorsitzenden haben sich wählt werden, und zwar in klarer Reihen- 3. für häufigere und regelmäßigere Ta- folge ein erster Stellvertreter und ein Der engere Vorstand gungen der Spitzengremien der Partei zweiter Stellvertreter. Die Stellvertreter 2 Außer der Verminderung der Zahl der ausgesprochen. Um dies zu erreichen, soll sollen mit möglichst großen Vollmachten • vier gleichberechtigten Stellvertreter die Befugnis zur Einberufung von Bundes- für die Führung der Partei ausgestattet auf zwei, einen ersten und einen zweiten, vorstand und Bundesausschuß, die bisher werden. sehen die Reformvorschläge der Landes- in der Satzung ohnehin nicht ausreichend Die Frage der Stellvertretenden Vor- vorsitzenden noch vor, anstelle des bis- geklärt ist, auf die Stellvertretenden Vor- sitzenden hatte in der CDU in der Ver- herigen Geschäftsführenden Vorstandes sitzenden ausgedehnt werden, so daß in gangenheit verschiedene Lösungen gefun- einen sogenannten engeren Vorstand zu Zukunft — im Falle der Verhinderung des den. Im Anfang gab es zwei stellvertre- wählen, der turnusmäßig tagen und mehr Ersten Vorsitzenden — auch seine beiden tende Vorsitzende: Hermann Ehlers und politische als geschäftsführende Funk- Stellvertreter den Vorstand bzw. den Jakob Kaiser. 1956 wurde auf dem Partei- tionen haben soll. Einschließlich der drei Ausschuß einberufen können. Außerdem tag in Stuttgart ihre Zahl auf vier erwei- Vorsitzenden soll dieser engere Vorstand soll im Statut ein mindest dreimonatlicher tert. Es sind heute: nicht mehr als zehn Mitglieder haben. Turnus für Sitzungen des Vorstandes und ein mindest halbjährlicher Turnus für , Bundesarbeitsminister; Für die Wahl dieses engeren Vorstan- Sitzungen des Ausschusses zwingend vor- des sind verschiedene Möglichkeiten an- geschrieben werden. D. Dr. , Präsident des geführt. Er kann entweder unmittelbar Deutschen Bundestages; durch den Parteitag oder durch den Bun- Der Bundesausschuß, der nach der Kai-Uwe von Hassel, Ministerpräsident desausschuß oder drittens aus der Mitte Ferienpause zusammentreten soll, hat von Schleswig-Holstein; des Gesamtvorstandes heraus gewählt nunmehr Zeit, sich auf die Erörterung Dr. , Vorsitzender der werden. Dabei ging die Tendenz auf der dieser Reformvorschläge, die in der Straf- CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Tagung der Landesvorsitzenden dahin, fung der Parteispitze und in der Schaffung möglichst viele Mitglieder des Gesamt- eines politisch handlungsfähigen engeren Neben den vier stellvertretenden Vor- vorstandes der Partei vom Parteitag un- Vorstandes gipfeln, einzustellen und da- sitzenden gibt es satzungsgemäß noch drei mittelbar wählen zu lassen, um so eine mit vorbereitende Arbeit für den im Geschäftsführende Vorstandsmitglieder. starke Legitimation für den Vorstand zu nächsten Jahr geplanten Parteitag in Seit 1956 sind das: schaffen. Karlsruhe zu leisten. Mit dem SDS unzufrieden Keine Selbstzufriedenheit Als Reaktion auf die radikale Haltung des Sozialistischen Studentenbundes Pressestimme zu den Berliner Reformvorschlägen (SDS) hat sich an der Heidelberger Uni- versität eine zweite sozialistische Stu- In der deutschen Presse sind die Re- dentengruppe gebildet. Ein Sprecher die- Was sich an Plänen abzeichnet, ist zu- ser Gruppe wandte sich gegen die „stän- formvorschläge der CDU mit Interesse nächst vornehmlich dreierlei: 1. Vermin- derung der Zahl der stellvertretenden dig drohende, bewußte Fälschung des so- aufgenommen und kommentiert worden. zialdemokratischen Gedankengutes" und Parteivorsitzenden von Vier auf zwei; 2. verurteilte den SDS wegen seiner Hal- die Einräumung des Rechts, eine Partei- tung auf dem Anti-Atomkongreß in Ber- In einem Artikel der „Frankfurter All- vorstandssitzung zu beantragen, an die Stellvertreter; 3. die Einrichtung von in lin und wegen seiner Frankfurter Be- gemeinen Zeitung" vom 6. Juli heißt es schlüsse. Die neugebildete Gruppe tritt u. a.: regelmäßigen Abständen abzuhaltenden Beratungen des Parteivorstandes und des für ein klares Bekenntnis zum demokra- „Diese Partei muß, wenn sie in den Parteiausschusses. Scheinbar erschöpft tischen Sozialismus ein. nächsten zwei Jahren vor der nächsten sich das im Organisatorischen. Tatsäch- Bundestagswahl bestehen will und wenn lich liefe die Verwirklichung jener Ab- sie auf den nochmaligen Wahlsieg ernst- sichten auf eine Verlagerung der Macht Seidenglanz und die Politik lich hinauswill, sich selbst in bessere innerhalb der Partei auf mehr Schultern Form bringen; sie kann sich nicht bloß hinaus,- das .monarchische' Element Als „prominenten CDU-Funktionär", darauf verlassen, daß es der alte Partei- würde abgeschwächt, das oligarchische der aus der Bundesrepublik geflohen sei, chef schon noch einmal machen wird. Ihre verstärkt; der Parteichef sähe sich genö- weil er für seine Person das Schlimmste Parteihäupter mögen nach Italien sehen tigt, jeweils die Einhelligkeit der Auffas- zu befürchten habe, stellte die Propa- oder etwa nach Japan, und sie werden sungen innerhalb der Parteiführung her- ganda der Sowjetzone in der vergan- entdecken, wie der lange währende Be- zustellen, die Führung also auf Zustim- genen Woche den Hilfsangestellten Her- sitz der Macht eine Partei verschleißen bert Seidenglanz vor die Mikrofone ihrer mung und Übereinstimmung zu gründen. Sender. Wunschgemäß plauderte er aus und sie in miteinander rivalisierende, Die CDU/CSU begänne sich ohne Bruch dem Nähkästchen und erzählte die haar- streitende Gruppen und Cliguen auflösen auf die Nach-Adenauer-Ära allmählich sträubendsten Märchen über die Kriegs'" kann. Die Union wird aus ihren inneren einzurichten. Sie versuchte zudem, die Vorbereitung der Regierung AdenaueV'- Auseinandersetzungen noch lernen und persönlichen Machtkämpfe (die sich in und über die Unterdrückung der Bevöl- sie in den Willen umsetzen müssen, es keiner politischen Partei völlig ausschal- kerung in der Bundesrepublik durch die besser zu machen. Ihre Funktionäre soll- ten lassen) mit regelmäßigen Beratungen Bundesregierung. Gewissermaßen als ten auch nicht auf jeglische Kritik ärger- über bestimmte Sachfragen zu zügeln und Kenner intimster politischer Interna ließ lich reagieren, wie sie es oft tun. Die so auch die Partei davor zu bewahren, er durchblicken, Innenminister Schröder Gefahr für die Union wäre Selbstzufrie- zu einem bloßen Machtapparat reduziert pflege Gegner des Adenauer-Kurses denheit. zu werden." heimlich umbringen zu lassen. Das ist die Wahrheit: Seidenglanz er- schien 1955 als Zonenflüchtling in Rhein- land-Pfalz. Er meldete sich als CDU-Mit- glied in Oberlahnstein, seinem neuen Mut der Schweizer Sozialisten Wohnsitz. Seine parteipolitische Tätig- keit beschränkte sich auf die örtlichen Parteitag sagt nein zum Marxismus Gremien seines Wohnortes. Lediglich im Kreisvorstand wurde er als Vertreter der Die Schweizer Sozialdemokraten haben auf ihrem Parteitag in Winterthur Flüchtlinge geführt. Seidenglanz war be- schäftigt als Hilfsangestellter beim Sta- einen Beschluß gefaßt, den in der deutschen Sozialdemokratie die Übermacht tischen Landesamt und zwar zunächst in marxistischer Sozialisten bisher verhindert hat: Sie warfen den Marxismus der Wohnungsstatistik, später in der Ab- über Bord und zogen damit die Folgerungen aus ihren Erkenntnissen. teilung Landwirtschaft. Er hat also weder in seinem Beruf noch bei seiner partei- politischen Betätigung die prominente In dem „modernsten sozialdemokrati- demokraten vor allem auf das er- Stellung erreicht, die ihm die Sowjet- schen Programm Europas" gibt es nicht schreckende Vorbild des verwirklichten zonenpropaganda gern andichten möchte. mehr die Forderung nach Verstaatlichun- Marxismus — die Sowjetunion — zurück- gen (ehrliche Bejahung der Landesvertei- zuführen sei. Auch die Schweizer Sozial- Alle Anzeichen deuten darauf hin, dc£' digung ist für die Schweizer Sozialdemo- demokraten sind der Auffassung, daß Seidenglanz in die CDU eingeschleust kraten — im Gegensatz zur SPD — schon die Sowjetunion praktisch die Verwirk- worden ist, nachdem er bereits vorher im lange eine Selbstverständlichkeit). Das lichung des Programms von Karl Marx Dienst einer sowjetzonalen Agentur Wort vom Klassenkampf kommt über- und Friedrich Engels bietet. Und eben stand. haupt nicht vor. Die Schweizer Sozial- dieses Beispiel hat sie veranlaßt, mit dem demokraten verlangen nicht mehr, daß Marxismus zu brechen. der „Kapitalismus" durch eine sozia- Krach in der DRP listische Wirtschafts- und Gesellschafts- In den wirtschaftlichen Programmpunk- ordnung" zu ersetzen sei. Statt dessen ten tauchen bei den Schweizer Sozial- Der Landesgeschäftsführer der rechts- ist der „faire Wettbewerb" zwischen den demokraten Forderungen wie „Maßnah- radikalen Deutschen Reichspartei in im Wirtschaftsleben wirkenden Kräften men gegen den Mißbrauch wirtschaft- Baden-Württemberg, fünf Mitglieder des ausdrücklich als einer der Ordnungs- licher Macht" auf. Die Erklärung des DRP-Landesvorstandes, mehrere Kreis- grundsätze freien Wirtschaftens aner- Parteipräsidenten Bringolf, die Schweiz vorsitzende und andere Mitglieder haben kannt worden. soll ein Land der Freiheit und des sozia- nach einer eigenen Erklärung, die der len Fortschrittes bleiben, schließt eindeu- Presse übergeben wurde, ihren Austritt In der Schweiz ist man der Auffassung, tig aus, daß die Sozialdemokraten unter daß diese Einsicht der Schweizer Sozial- aus der DRP in Baden-Württemberg er- dem Vorwand des „Kampfes gegen wirt- klärt und die Partei damit praktisch ge- schaftlichen Machtmißbrauch" die frei- spalten. Sie begründeten ihren Schritt mit wirtschaftlichen Kräfte lähmen und unter- dem Widerstand gegen die Absetzung des Erfolg des grünen Plans drücken wollen. Landesvorsitzenden, von Arndt, durch den Insgesamt 238 560 Hektar Land wurden Wie in der Bundesrepublik haben auch Bundesvorstand. Die Gruppe der ausge- 1958 von der Flurbereinigung erfaßt. Mit die Schweizer Sozialdemokraten in ihrem tretenen Mitglieder erklärt, die Absetzung dieser im „Grünen Plan" verankerten Lande genügend Gelegenheit gehabt, am sei „mit fadenscheinigen Gründen" moti- Maßnahme wurden im vergangenen Jahr Beispiel der Erfolge freien Wirtschaftens viert worden. Nach derselben Methode in 77 Gemeinden die Grundstücksvertei- den Unsinn marxistischer Programme ein- seien bereits die DRP-Landesvorsitzenden lung so weitgehend verbessert, daß in zusehen. Ihre Sozialdemokraten haben von Bayern, Berlin, Hamburg, Hessen und absehbarer Zeit keine weiteren Bereini- den Mut gehabt, den bisherigen Irrtum Niedersachsen durch die Bundesleitung gungsmaßnahmen erforderlich sind. zu bekennen. aus ihrem Amt entfernt worden. Die Wahl des Staatsoberhauptes Kluf ein ZZ\} Ott Das Presseecho auf die Entscheidung der Bundesversammlung Liebe Freunde, von 1932, lals die Braunen schon die Szene Die klare Entscheidung der beherrschten. Solche Unwürde hat es in der vergangenen Woche schrieb Bundesversammlung, Dr. Heinrich seitdem nicht wieder gegeben, weder bei ich Ihnen, daß in Berlin im Anschluß Lübke zum zweiten Präsidenten der Kampfabstimmung 1949 zwischen an die Bundesversammlung der Ge- schäl tslührende Vorstand und die der Bundesrepublik Deutschland zu Heuss und Kurt Schumacher, noch 1954 unter den Bedingungen des Kalten Krie- Landesvorsitzenden unserer Partei zu wählen, hat in der in- und auslän- ges in der geteilten Hauptstadt eines ge- einer Konferenz zusammentreten wür- dischen Presse Zustimmung gefun- spaltenen Landes. Lübke, der es gewiß den. Die Ergebnisse dieser außer- den. Davon schließen sich auch nicht leicht hat, das Heusssche Erbe an- ordentlich fruchtbaren Zusammenkunft solche Zeitungen nicht aus, die der zutreten, hat zumindest nicht die Hypo- berühren uns in unserer Arbeit für die CDU keineswegs nahestehen. thek einer unwürdigen Wahl auf sich Partei noch unmittelbarer als die Wahl nehmen müssen." des neuen Bundespräsidenten — so Stuttgarter Zeitung", 2. Juli sehr wir uns über deren Erfolg freuen und so dankbar wir dafür sein können, „In seiner ersten Erklärung nach An- daß mit der Wahl Heinrich Lübkes ein nahme der Wahl hat Heinrich Lübke die „Heuss ist Professor und Journalist, Lübke Agrarpolitiker. Aber trotz dieses guter Schlußpunkt hinter die unerfreu- Wiedervereinigung als das Hauptziel un- lichen Auseinandersetzungen der zu- serer Politik bezeichnet und damit be- Unterschiedes verkörpern die beiden rückliegenden Wochen gesetzt ist. kannt, daß er sein Amt zuerst und vor Männer den gleichen deutschen Typus, allem als Hüter der Einheit des gesam- und zwar jenen deutschen, der den Eng- Die Landesvorsitzenden unserer ten Deutschland führen wird. So hat er ländern oder Franzosen am nächsten Partei haben sich seit dem Kieler Par- gleich das richtige Wort gefunden, und kommt, der am meisten europäisch ist." teitag bereits mehrfach getroffen. Sie ir glauben zuversichtlich, daß man beim „Ya" Madrid, 2. Juli sind kein satzungsmäßiges Organ der blauf der Amtszeit des Bundespräsiden- Bundespartei. Sie haben deshalb keine ten Lübke dasselbe wird sagen können, „Lübke ist nicht der Mann, der sich da- Legitimation, für die Bundespartei bin- was gestern abend dn einem Kommentar mit begnügt, das anspruchsvolle Amt mit dende Entschlüsse zu fassen, und sie von Bundespräsident Heuss gesagt wurde: einem Altenteil zu verwechseln. Das von haben ihre Konferenzen auch nie in die- .Zehn Jahre und kein falscher Ton!'. Bes- Theodor Heuss geprägte Amt stellt den ser Weise verstanden; ihre Konferenz seres gibt es nicht für ein so schwieriges Nachfolger vor eine neue, vielleicht vor ist aber besser als alle anderen zur Amt." seine schwierigste Aufgabe. Die Gattin Zeit bestehenden Gremien der Bundes- „Hamburger Abendblatt", 2. Juli und die eigene weißhaarige Erscheinung partei geeignet, organisatorische Fra- mögen dem 65jährigen das Bemühen um gen zu diskutieren und dort, wo sich „Er hat gezeigt, daß er sich auf dem das Vertrauen des gesamten Volkes zu Mängel zeigen, Änderungs- und Re- parlamentarisch-politischen Terrain mit ihm als einem ,Landesvater' erleichtern." formvorschläge zu machen. Geschick und Erfolg zu bewegen ver- „Deutsche Zeitung", 2. Juli Die Landesvorsitzenden haben auf steht; auch der Finanzminister Etzel hat ihrer Berliner Zusammenkunft ganz das erfahren. Da tritt also kein apoliti- bewußt davon abgesehen, noch einmal scher Neuling aus einer Ecke hervor, der „Die Art und Weise, wie er nach er- folgter Wahl in der Bundesversammlung in eine Erörterung der zurückliegen- zu lernen hätte, was und wie in Bonn den Auseinandersetzungen in der Par- gespielt wird. Mag er manchen bis zur aufgetreten ist, hat ihm bereits auch Stunde in den Verlegenheiten seiner Sympathien bei denen eingetragen, die tei einzutreten. Sie haben sich aus- Partei vielleicht als eine Art Nothelfer ihn nicht wählen wollten, weil er nun schließlich damit beschäftigt, wie nach erschienen sein, so kann er das doch bald einmal als reiner Parteimann nominiert allen Erfahrungen der Vergangenheit vergessen machen." worden ist. Lübke hat sich dort unmiß- die Bundespartei organisiert sein „Frankfurter Allgemeine", 2. Juli verständlich zur deutschen Hauptstadt müßte, um in Zukunft aktionsfähiger Berlin und zu einem ,auf Freiheit und zu sein und ihre politischen Aufgaben „Die Reaktion der Berliner auf die Recht gegründetes, dem Frieden ver- noch besser als bisher wahrnehmen zu Wahl ist etwas weniger kühl, als es der pflichtetes wiedervereinigtes Deutschland' können. Sie sind am Ende ihrer Be- Stimmung am Vorabend entsprochen bekannt. Er hat damit die Richtung sei- ratungen zu einer Reihe von Reform- 3atte. Da hatte noch der Witz zirkuliert, nes Wirkens umrissen." vorschlägen gekommen, die selbstver "die Abgeordneten sollten am Abend beim „Tat", Zürich, 3. Juli ständlich erst dann in Kraft treten Filmfestival den Streifen ansehen: .Der können, wenn sie der Bundesparteitag Rest ist Schweigen'. Nun aber waren die „Dem zielstrebigen geraden Politiker durch entsprechende Satzungsänderun- Leute in den Wirtschaften am Fernsehen fehlt die kunstvolle Rednerbegabung und gen bestätigt. Vor dem Bundespartei- von den einfachen Worten Lübkes doch die humanistische Gelehrtenkultur seines tag, der aller Voraussicht nach im recht gerührt, überhaupt dürfte der neue Vorgängers. Dennoch wird er dessen kommenden Frühiahr in Baden-Würt Präsident die Herzen vieler Arbeiter, wie Platz ausfüllen können. Vielleicht ver- temherq stattfinden wird, soll sich aber die von Handwerkern und Bauern bald liert das Präsidentenamt in der Ära der Bundesausschuß einaehend mit gewinnen." Lübke etwas von seinem äußeren Glanz. diesen Vorschlägen beschäftigen. „Basler Nachrichten", 2. Juli Seine innere Stabilität wird gewahrt Dem Bundesausschuß werden sich bleiben." damit so viele und für die künftige „Die gute Tradition, die Heuss in zehn- „Illustrierte Kronenzeitung", Wien, Arbeit der Partei so wichtine Aufqaben jähriger Amtszeit geschaffen hat, wird 2. Juli stellen, daß seine nächste Sitzuna einer sein Nachfolger gern übernehmen und Gründlichen Vorbereituna bedarf. Des- pfleglich weiterentwickeln. Aber er „Er hat es auch dem bisher abseits halb ist es nur zu benrüßen. daß sich braucht und soll dies nicht in sklavischer Stehenden erleichtert, den Weg zu ihm Dr. Adenauer als 1. Vorsitzender die Nachahmung tun. Jeder soll eben seinen zu finden, als er in der Stunde seiner Empfehlung der Landesvorsitzenden zu Stil entwickeln. Wir sind sicher, daß dies Wahl sich warm zur Wiedervereinigung eiqen aemacht und einer Verschiebunn Dr. Heinrich Lübke unter Einsatz seiner als seinem Hauptwunsch bekannte. Die- eigenen reichen Persönlichkeitswerte ge- sem Manne sieht man es an, daß er der Bundesausschußsitzuna vom Juli lingen wird." glaubt, was er sagt. Er ist bei dem Ge- auf den Seolember zuaestimmt hat. Von uns allen wird es abhängen, ob „Aachener Volkszeitung", 2. Juli danken an das große Ziel so bewegt wie die Millionen von Staatsbürgern auch. diese Bundesausschußsitzuna dann Es ist gut, zu wissen, daß unser Staats- wirklich die Jnwulse aihl. die wir für „Nach der Bonner Verfassung wird der die Reorganisation der Partei und für Bundespräsident ohne Aussprache ge- oberhaupt erkannt hat, worin Wesen und wählt. Auch das ist ein Vermächtnis der Kern unseres staatlichen Handelns liegen die Vorbereituna der nächsten Bundes- Erinnerungen an Weimar, weniger an die müssen." tagswahlen brauchen. erste als an die zweite Hindenburg-Wahl „Die Welt", 2. Juli Ihr Konrad Kraske Kritik am „Rahmenplan" Der Landesparteitag der CDU Schleswig- Die CDU in Schleswig-Holstein Holstein nahm eine Entschließung an, in der Stellung genommen wird zum Rah- Ministerpräsident von Hassel: Klare Linie, guter Stil menplan des Deutschen Ausschusses für das Erziehungs- und Bildungswesen. In Auf dem Landesparteitag der CDU Schleswig-Holstein gab der Landes- der Entschließung heißt es: vorsitzende, Ministerpräsident von Hassel, einen umfassenden Überblick über „Wir erkennen die Bemühungen des die politische Lage, im besonderen im Lande Schleswig-Holstein. Deutschen Ausschusses für das Erziehungs- und Bildungswesen um eine Neuordnung unseres Schulwesens an, glauben aber Soweit seine Ausführungen die Bundes- im vergangenen Jahr, und die Zahl seiner nicht, daß der von ihm vorgelegte ,Rah- politik betrafen, dürften sie unseren Landtagsabgeordneten von 15 auf 5 zu- menplan' in seiner gegenwärtigen Form Lesern durch die ausführliche Wiedergabe rückgegangen, ohne daß die CDU ein ein- als endgültige Richtlinie anerkannt wer- in den Tageszeitungen bekannt sein. ziges BHE-Mitglied .abgeworben' hat. den kann. Im besonderen galt der Rechenschafts- Nachdem der BHE in Niedersachsen eine Koalition mit der SPD eingegangen ist, Die vorgeschlagene .Förderstufe' wird bericht der innenpolitischen Situation in Schleswig-Holstein. glauben ruhige Beobachter, daß sich die- die ihr zugedachte Aufgabe nicht lösen ser Prozeß im BHE fortsetzen werde. Die können. Sie würde die Auslese für Schü- Zu den Vorgängen um den ehemaligen, Vertriebenen haben im Grunde nie mit ler und Lehrer erschweren, die Volks- vom Stadtrat abgewählten Lübecker der Sozialdemokratie etwas Gemeinsames schule schwer belasten und den weiter- Bürgermeister und Landtagspr&sidenten gehabt. Um so verwunderlicher ist es, daß führenden Schulen zwei entscheidende Dr. Böttcher erklärte der CDU-Landesvor- der BHE sich bisher nicht mit dem Jahre nehmen. Für die ländlichen Gebiete sitzende, daß er nicht die Absicht habe, drückenden Dokument der SPD, dem wäre sie eine große Benachteiligung. Die weitere „Holzscheite" in das um Dr. Bött- Deutschlandplan, auseinandergesetzt hat." Zweiteilung der höheren Schule in ein cher entfachte Feuer zu werfen. Das halte der Gegenwart zugewandtes Gymnasium er nicht für anständig. Von Hassel be- Zu dem gleichfalls sehr hohen Stimm- und eine der Tradition verhaftete Stu- dauerte, daß der allergrößte Teil der verlust der DP sagte von Hassel, daß die dienschule bedeutet die Gefährdung unse- Parteifreunde, die Dr. Böttcher kennen, CDU ihre Wahlkämpfe niemals gegen difr^i res Bildungsbegriffes, der die Einheit von kein persönliches Verhältnis zu ihm ge- DP, sondern allein in der Auseinander^. Tradition und Gegenwart bedingt. Das wonnen hätten. Die CDU habe im übrigen setzung mit der SPD geführt habe. siebenjährige Gymnasium ist in Deutsch- die notwendigen Konsequenzen ziehen land eine Halbheit. Die Studienschule müssen. Menschlich sei das sehr schmerz- Landesparteitag fordert würde die .Gebildeten' abkapseln und zu lich gewesen. einer Standesschule werden. Auch hier Nachdem Ministerpräsident von Hassel Prüfung des Parteiengesetzes wäre das flache Land schwer benachteiligt. noch kurz die verschiedenen „Rathaus- Wir bitten daher die Landesregierung, Zum Parteiengesetz, dessen Entwurf kriege" der letzten Zeit gestreift hatte, vorgelegt ist und z. Z. in der Diskussion gegenüber solchen Experimenten mit un- erklärte er zusammenfassend: steht, billigte der Landesparteitag der serer Jugend Zurückhaltung zu üben, da- „Die CDU ist mit derartigen Schwierig- CDU Schleswig-Holstein u. a. nachstehen- für an der inneren Weiterentwicklung keiten immer selbst fertig geworden. Sie de Feststellungen seiner Arbeitsgruppe: unseres bewährten dreigliedrigen Schul- war nicht peinlich bemüht, wie etwa die systems zu arbeiten, den Übergang von SPD, solche inneren Auseinandersetzun- „Der Entwurf des Parteiengesetzes einer Schulart zur anderen noch mehr zu bringt für die rechtliche Stellung der Par- gen zu tarnen, zu verschleiern und unter teien und die Regelung des innerpartei- erleichtern und die Zusammenarbeit aller Ausschluß der Öffentlichkeit zu bereini- Lehrer weiter zu fördern. Wir stellen fest, lichen Lebens wesentliche Fortschritte, gen. Sie hat selbst diese Dinge angespro- deshalb erscheint eine baldige parlamen- daß unser schleswig-holsteinisches Aus- chen. Die Lehren aus solchen Vorgängen leseverfahren sich bewährt hat, da es der tarische Behandlung und Verabschiedung aber sind: Sorgfältige Auswahl der Per- dringend erforderlich. Begabung der Kinder und den Wünschen sönlichkeiten, die herausgestellt werden, der Eltern gerecht wird." auch auf der kleinsten Ebene." Einer sorgfältigen Überprüfung bedür- fen die Formulierungen der Paragraphen 5 und 6 (Sonderorganisationen/Neben- Die anderen Parteien organisationen). Die Sonderorganisationen Ausführlich beschäftigte sich der Mini- sollen der Rechenschaftspflicht unterlie- URZ - ABER WICHTIG sterpräsident mit dem Verhältnis der gen, die Nebenorganisationen nicht. Die VC SPD versucht, bei der Rechenschaftslegun CDU zu den anderen Parteien in Schles- In der Bundesrepublik wohnt jede wig-Holstein. Die Beziehungen zum Koa- die Veröffentlichung der Namen des dritte Familie im eigenen Haus. Dabei litionspartner FDP seien unverändert gut Spender durchzusetzen und greift den stehen in den Berufsgruppen die Land- und korrekt. Sie seien begründet auf Entwurf der Regierung heftig an, der die wirte mit 82 v. H. dieses Berufs an Maßhalten und vertrauensvolle Zusam- Aufgliederung der Bilanzen auf die ver- erster Stelle. Es folgen mit 54,8 v. H. menarbeit. „Ich bin", so erklärte von schiedenen Formen der Zuwendungen Selbständige, 40,4 Freiberufliche, 27 v. H. Hassel wörtlich, „fest überzeugt: alle Ge- (Beiträge, Spenden von Mitgliedern, Spen- Rentner, 26,8 v. H. Arbeiter, 25 v. H. Be- rüchte nach der Niedersachsenwahl über den von Nichtmitgliedern, Überschüsse amten, 21,7 v. H. Angestellte. Bestrebungen, auch in Schleswig-Holstein von Verlagsunternehmungen der Partei usw.) begrenzt, Mit 79,8 v. H. der westdeutschen Ge- zu Lösungen zu kommen wie in Hanno- ver, sind völlig aus der Luft gegriffen." Damit lenkt die SPD von der Tatsache samtbevölkerung liegt die Zahl der in ab, daß sie selbst über mächtige soziali- den sozialen Krankenkassen Pflichtver- Auch an dem korrekten Verhältnis zur stisch geführte Nebenorganisationen (u. a. sicherten weitaus an der Spitze aller Län- SDP habe sich nichts geändert. Der gute Zeitungsverlage, Versicherungen) seit der. Es folgen Österreich mit 70,2 v. H., Stil, der dafür kennzeichnend sei, würde Jahren hohe Millionenbeträqe bezieht, Israel mit 60,5 v. H. aber nie dazu führen, daß die CDU ihre die nicht als individuelle Spenden kom- klaren Grundsätze aufgibt und plötzlich men, und daß sie ihre kostspielige Pro- Um über 1,5 Millionen Menschen ist die bereit sein könnte, etwa einen politischen paganda zur Zeit mehr und mehr auf Bevölkerungszahl der Sowjetzone in den Brei zu „mixen". Darüber gäbe es keinen formal selbständige Organe verlagert, die zehn Jahren des Bestehens der sogenann- Zweifel. auch nach dem neuen Entwurf überhaupt ten DDR zurückgegangen. Diese Feststel- Hinsichtlich des Verhältnisses der CDU nicht rechenschaftspflichtig sind (z. B. lung ergibt sich aus den amtlichen Zahlen .Kampf dem Atomtod'). der sowjetzonalen Statistik. zum GB/BHE wiederholte der Minister- präsident eine schon einmal getroffene Eine Verankerung von öffentlichen In Nürnberg und Fürth wurde eine Feststellung, daß die CDU nichts dazu tun Finanzzuwendungen an die Parteien im kommunistische Untergrundorganisation werde, um den inneren Prozeß, in dem Parteiengesetz wird nicht als zweckmäßig ausgehoben. Neun Personen wurden ver- sich der BHE seit längerem befindet, angesehen. Der Weg, über den Haushalts- haftet, Flugblätter, kommunistisches Pro- irgendwie zu beschleunigen. „In Schles- plan begrenzte, zweckgebundene Zu- pagandamaterial und 1300 DM Bargeld wig-Holstein ist der Wählerbestand des schüsse für die Bildungsarbeit der Par- beschlagnahmt. BHE von 306 660 im Jahre 1950 auf 84 262 teien zu gewähren, erscheint richtiger." Auch er ein Genosse Bei der Ankunft der Delegation der Der Linksdrall in der SPD Sowjetzone unter der Führung von Ulbricht in Moskau sagte Chruschtschow Hintergründe der Auseinandersetzung Wehner — Mommer unter anderem: „Teurer Genosse Ulbricht! Teure Gäste, viele von Ihnen kommen Eine gemeinsame Sitzung aller Führungsgremien der SPD beschäftigte sich nicht das erste Mal in unser Land, ja ..." — Selbst wenn er ausnahmsweise ge- mit den tiefgreifenden Gegensätzen in der Partei, die in der Auseinander- wollt hätte, wäre es Ulbricht nicht mög- setzung Mommer-Wehner sichtbar geworden sind. Dabei zeigt sich das Be- lich gewesen, etwas dagegen einzuwen- streben der Parteileitung, die Auseinandersetzung den Blicken der Öffent- den. Immerhin ist er Oberst der Roten lichkeit zu entziehen und die Luken möglichst dicht zu machen. Armee und Staatsbürger der Sowjet- union. Daß es sich dabei nicht um eine per- Deutschen Studentenbundes in Frankfurt sönliche Auseinandersetzung, sondern um für einen Verzicht der Bundesregierung Niemöller ein schwerwiegendes grundsätzliches Pro- auf eine Revision der bestehenden Gren- Kirchenpräsident D. Niemöller ist offen- blem handelt, haben in jüngster Zeit zen und die Anerkennung der Oder- bar der Meinung, die Entrüstung, die zahlreiche Symptome einer linksradika- Neiße-Linie als deutsche Ostgrenze aus. seine diffamierende Äußerung gegen die len Entwicklung in der SPD sichtbar ge- Man fordert ferner: sofortige Verhand- Bundeswehr vom 26. Januar in Kassel macht. lungen über einen Friedensvertrag, Ver- hervorgerufen hat, sei abgeklungen. So Unter Verzicht auf weiter zurücklie- handlungen mit Pankow über eine Zu- fühlt er sich veranlaßt, eine inhaltlich gende Beispiele seien nachstehend nur sammenführung der beiden deutschen ähnliche Behauptung noch einmal in der einige markante Fälle aufgeführt, die „Teilstaaten" und den Abbau der Rü- Öffentlichkeit aufzustellen. diese Feststellung untermauern. stungen in der Bundesrepublik, Abschaf- fung der allgemeinen Wehrpflicht, Aus- Bekanntlich hatte er bei der Versamm- Unmittelbarer Anlaß zu Dr. Mommers Vorstoß war die Reise der SPD-Redak- schaltung des alten Offizierskorps und lung in Kassel behauptet: „Mütter und sofortiges Verbot aller soldatischen Tra- Väter sollen wissen, was sie tun, wenn teure Ende April nach Moskau, wo sie mit Chruschtschow „von Genosse zu Ge- ditionsverbände. Auf einer Kundgebung sie ihren Sohn Soldat werden lassen. Sie erklärt der SPD-Bundestagsabgeordnete T>vssen ihn zum Verbrecher ausbilden." nosse" sprachen, wo sie unterließen, für den von Chruschtschow attackierten Ber- Behrisch: „Wir kennen die Gefahr aus Nach einem Bericht der Deutschen liner Bürgermeister Brandt einzutreten dem Osten, am gefährlichsten aber sind Presseagentur hat Niemöller diese Be- und Chruschtschows Unterstellung, „daß die übermütigen, und das sind die Her- hauptung am 1. Juli in Siegen sinngemäß Adenauer keine Wiedervereinigung" ren Adenauer, Strauß und Kompanie." wiederholt. Er erklärte laut dpa-Berichl wolle mit dem Zuruf „Wir wissen das" Am 27. Mai erklärt der Sozialistische in einer Versammlung der „Deutschen begleiteten. Deutsche Studentenbund in Karlsruhe, Friedensgesellschaft": „ .. . mit den Waf- Am 10. Mai spricht sich die Siebente die Frankfurter Entschließung für sofor- fen (gemeint sind die modernen Waffen, Bundeskonferenz der „Sozialistischen Ju- tige Verhandlungen zwischen den Regie- d. Red.) könne man nur töten, wenn man gend Deutschlands — Die Falken" in rungen von Bonn und Pankow, für Ab- zugleich bereit sei zu morden. Darum gebe Köln für Kontakte mit der Jugend der schluß eines Friedensvertrags und für so- er Eltern zu bedenken, was sie tun, wenn Ostblockstaaten, insbesondere aber auch fortige Anerkennung der Oder-Neiße- sie ihre unmündigen Kinder in die Bun- mit der in der Bundesrepublik verbo- Grenze sei nicht nur vom Sozialistischen deswehr eintreten lassen." tenen kommunistischen Freien Deutschen Deutschen Studentenbund, sondern auch Es bleibt abzuwarten, ob Niemöller Jugend (FDJ) der Sowjetzone aus. von Mitgliedern der sozialistischen Ju- gendorganisation „Die Falken", der Na- seine neuerliche Äußerung wiederum Am 24. Mai spricht sich eine Mehrheit dementieren wird. turfreundejugend, der Gewerkschafts- des Bundeskongresses des Sozialistischen jugend und den Jungsozialisten verab- schiedet worden. Diese Beispiele stehen nicht allein: Mitte März 1959 nimmt auf dem Köl- In Straßburg - wie bisher ner Kreisparteitag der SPD trotz des Widerspruchs dreier Bundestagsabgeord- Sozialisten Europas für, SPD gegen wirksame Verteidigung neter eine Mehrheit von 95 gegen 73 Stimmen eine Entschließung an, in der Wenig bemerkt von der Öffentlichkeit hat die deutsche Sozialdemokratie die „wirtschaftspolitischen Fortschritte in bei der Tagung des Parlaments der Westeuropäischen Union bewiesen, daß der Zone" herausgestellt, jedes kritische Jch an ihrer ablehnenden Haltung gegenüber der wirksamen Verteidigung Wort gegen die „Errungenschaften" aber Buropas offensichtlich kein Deut geändert hat. abgelehnt wurde. Bundestagsabgeordneter Behrisch spricht in den neutralistischen „Blättern für deut- Das Nein der SPD zur Verteidigung, im Parlament der Westeuropäischen sche und internationale Politik", an wel- das in der Bundesrepublik aus taktischen Union aus. Die einzige Ausnahme bil- chen auch Prof. Hagemann und seine Ge- Gründen vermieden und mit positiven deten die fünf deutschen Sozialdemokra- sinnungsfreunde mitarbeiten, den Sowjets Empfehlungen der Bundestagsfraktion ten; sie stimmten in alter Manier gegen das Recht zu, zu „behalten, was sie mit verschleiert wird, ertönte um so lauter die Empfehlung. dem Blut von 14 Millionen Rotarmisten in Straßburg, als sich die europäischen In der Erklärung des SPD-Abgeord- erstrebt haben", falls nicht auch in der Parlamentarier mit dem Stand der euro- neten Blachstein bestätigte sich die un- Bundesrepublik die „Sozialstruktur" nach päischen Sicherheit befaßten. veränderte Ja-Nein-Politik der SPD. östlichen Wünschen sich ändere. Mit 53 gegen 4 Stimmen nahm das Blachstein meinte, daß die in der Empfeh- Der Vorsitzende der Berliner „Falken", Parlament der Westeuropäischen Union lung genannten Maßnahmen geeignet Harry Ristock, erklärte auf einer Ber- eine Empfehlung an den Ministerrat an, seien, die Wirksamkeit des Verteidi- liner SPD-Funktionärkonferenz, Ende die an erster Stelle betonte, daß ein in- gungsbündnisses zu erhöhen, fügte aber Juni 1959, Adenauer und Ulbricht hätten ternationales Abkommen über die kon- prompt hinzu: „Mit der Festlegung auf sich in die Hände gearbeitet. trollierte Abrüstung erreicht werden soll. 30 Divisionen und ihre Ausrüstung mit Am 6. Juni spricht sich der stellvertre- Ferner stellte das Parlament fest, daß taktischen Atomwaffen wird eine Militär- tende SPD-Vorsitzende Wehner auf dem die NATO angemessene Bodenstreit- politik getrieben, von der wir glauben, nordhessischen Bezirksparteitag in Bad kräfte (30 Divisionen) braucht, um die daß sie nicht den Bedürfnissen unseres Wildungen gegen jede Gemeinsamkeit Verteidigung Europas zu gewährleisten, Landes entspricht und auch nicht geeignet zwischen SPD und CDU bei der Abwehr und schlug Einzelmaßnahmen zur Ver- ist, die politisch notwendigen Entschei- des Kommunismus aus. besserung der Marine-Verteidigung vor. dungen vorzubereiten." Es ist kein Wunder, daß der kommu- Dieser Empfehlung lag ein Bericht des übrigens auch der der einzige FDP- nistische sogenannte „Deutsche Freiheits- englischen Labour-Abgeordneten Mullay Abgeordnete im WRU-Parlament demon- sender" in diesem Augenblick scharf ge- zugrunde. Für die Empfehlung sprachen strierte, was man heutzutage in der Bun- gen Mommer Stellung nimmt und ihn sich der Abgeordnete Mullay, der italie- desrepublik unter parlamentarischer Op- der Bemühung beschuldigt, eine neue nische Sozialist Matteotti, ebenso die position versteht. Er enthielt sich der „unabhängige deutsche Friedenspolitik" Vertreter aller sozialistischen Parteien Stimme. zu hintertreiben. Zu diesen Maßnahmen schreibt die „Oldenburgische Volkszeitung" in Vechta Rücksichtslose Parteipolitik (20. Juni 1959) u. a.: Der neue personalpolitische Kurs der SPD in Niedersachsen „Die farblose und harmlose Regierungs- erklärung vom 12. Mai war nichts als Tarnung des wahren Zieles der SPD. So- Die ersten Maßnahmen des Ministerpräsidenten Kopf (SPD) auf dem Ge- lange die SPD die kleinen Parteien biete der Personalpolitik haben in Niedersachsen Aufsehen und Unwillen braucht, wird sie sie unterstützen, um sie erregt, da sie erkennen lassen, daß der neue Kurs zu einer rücksichtslosen auf Kosten der CDU am Leben zu erhal- Ämterpolitik der SPD in diesem Bundesland führen wird, wobei auf die fach- ten. Die SPD wird dem BHE die nötigen Direktmandate verschaffen, um ihn wie- liche Eignung der neuen Männer nur noch wenig Bedacht genommen wird. der in den nächsten Bundestag zu brin- gen; sie wird auch, selbst auf die Gefahr hin, daß wieder ein halbes Dutzend DRP- Kopf hatte bisher für die Anwärter auf dern lediglich mit seiner Tätigkeit als Abgeordnete in den Landtag einzieht, auf die Spitzenstellungen in der Ministerial- Widerstandskämpfer gegen das Dritte die Fünfprozentklausel verzichten, um bürokratie stets gefordert, daß sie die Reich. der FDP die Tür in den nächsten Landtag Voraussetzungen für einen Beamtenrang offenzuhalten. des höheren Dienstes mitbrächten. Wie Die parteipolitische Gleichschaltung in sieht es jetzt aus, nachdem er gegen alle Niedersachsen geht inzwischen weiter. Die Die CDU ist der Feind! Ihr soll jeder Versprechungen vier Staatssekretäre in Regierung Kopf hat Prof. Hans Sprenger, Einfluß in der gesamten Staatsverwal- den Wartestand versetzte und sechs neue der als profilierter Sozialdemokrat gilt tung genommen werden. Darum stellt ernannte? und bei der vergangenen Landtagswahl man heute durch eine völlig einseitige, für die SPD kandidierte, zum Leiter der parteipolitisch ausgerichtete Personalpoli- # Staatssekretär im Vertriebenenmini- Abteilung „Kirchen und Schulen" im Ver- tik alles auf den Kopf. Alle leitenden sterium wurde Oberregierungsrat Gos- waltungsbezirk Land Oldenburg ernannt. und damit einflußreichen Stellen in der sing (BHE). Er stammt aus dem mittleren Sie hat sich damit über die dem Land Landesverwaltung auf der Ebene der Sparkassendienst. Beamte aus dem ge- Oldenburg zugesprochene schulische Ministerien und der Mittelinstanz werdaf* hobenen Dienst konnten bisher die unte- Selbstverwaltung auf der Grundlage der mit SPD-Leuten oder hier und da auSb ren Rangstufen des höheren Dienstes bis Konfessionsschule hinweggesetzt. mit dem einen oder anderen Konzessions- zur Referentenebene bekleiden. Eine schulzen des BHE und der FDP besetzt. solche Tätigkeit galt aber bisher nicht als Ferner beabsichtigt die Regierung Kopf, Vor dem Parteibuch hat alles andere zu- ausreichende Vorbereitung auf die die Regierungspräsidenten von Hildes- rückzutreten. Daß dieser geradezu gro- Spitzenstellungen eines Abteilungsleiters heim, Lüneburg und Aurich und den Ver- teske Personalschub in den leitenden oder Staatssekretärs. waltungspräsidenten von Braunschweig Stellen auch nach unten hin sich aus- # Der neue Regierungspräsident von aus ihren Ämtern zu entfernen. Diese vier wirken wird, ist klar. Darum ist die Per- Hannover, Friedrich Seitz, war rd. 25 erfahrenen Verwaltungsbeamten, die sonalpolitik, die heute in Hannover Jahre lang Kriminalbeamter, ehe er keiner Partei angehören, sollen ebenfalls praktiziert wird, auch ein Schlag gegen durch seine Verbindung zur SPD aus dem durch SPD-treue Leute ersetzt werden. das Berufsbeamtentum." gehobenen Beamtendienst binnen sechs Jahren die Stellung eines Stadtdirektors in Hannover erreichte. % Zum Leiter des Verfassungsschutz- Beispiel Kerala j amtes wurde der Kaufmann und Land- Wenn die Kommunisten demokratisch an die Macht kommen tagsabgeordnete Schwarz (SPD) ernannt. Schwarz war vor 1933 Fürsorger im In- spektorenrang in der Berliner Verwal- Anfang Juli waren im indischen Bundesstaat Kerala bereits 20 000 Menschen tung. Kopf begründete seine Qualifika- in den Gefängnissen. Allein an einem einzigen Tage Ende Juni wurden tion für den neuen Posten nicht mit be- amtenrechtlichen Voraussetzungen, son- 1200 Inder verhaftet. Schon seit Wochen gab es in dem von Kommunisten regierten Bundesstaat Unruhen.

Kerala ist der einzige Teil Indiens, in eine Klage gegen die Schulgesetzgebun*«* Mewes wundert sich ; dem die Kommunisten 1957 an die Macht von Kerala abgewiesen. / Der Erste Sekretär der SED-Bezirks- kamen. Kerala ist auch das einzige Land leitung Rostock hat die skandinavische der Welt, wo die Kommunisten auf de- Als jetzt die Verwirklichung des Presse angegriffen. Besonders übel ver- mokratische Weise mit dem Stimmzettel dennoch antichristlichen Schulgesetzes I merkte er, daß in skandinavischen Blät- die Regierung übernehmen konnten. Der beginnen sollte, griffen Hunderttausende tern von einer ablehnenden Haltung der demokratische Machtantritt hindert sie von Indern zu einer Protestmethode, die Bevölkerung gegenüber den kommunisti- jetzt nicht daran, in ihrem Sinne die sie von ihrem großen Landsmann Ma- schen Funktionären gesprochen worden Freiheiten zu beschränken. hatma Ghandi gelernt haben: Zum unbe- waffneten Widerstand. Die christlichen sei. Die Zeitungen hätten behauptet, die Kerala, der meistbevölkerte Staat der Bevölkerung hasse die kommunistischen Schulleitungen verweigerten den Unter- indischen Union, zählt eine zu annähernd richt. Protestierende Inder legten sich vor Funktionäre und wolle Freiheit, sagte einem Viertel christliche Bevölkerung. Mewes und fügte in aller Unverfroren- die Schuleingänge und mußten von der Der Erfolg des vorwiegend von den Regierungspolizei gewaltsam entfernt heit hinzu: „Wir verstehen so etwas ein- christlichen Missionen getragenen Schul- werden. Unterricht gab es trotzdem fach nicht". wesens zeigt sich darin, daß in diesem nicht. Es gab Protestversammlungen und Staate 97 Prozent der gesamten Bevöl- Demonstrationen, bei denen die indische Verwaiste Pfarrstellen kerung lesen und schreiben können. Ins- Polizei des Staates Kerala auf Befehl gesamt verfügen die christlichen Kirchen ihrer kommunistischen Regierung auch Von den 1740 Pfarrstellen der evange- in Kerala über 11 000 Schulen. Auch nach von der Schußwaffe Gebrauch machte. lischen Kirche sind zur Zeit in der sowje- der kommunistischen Machtübernahme Zahlreiche Tote sind zu beklagen. tischen Besatzungszone 647 unbesetzt. In war man in diesen Schulen selbstver- absehbarer Zeit stehen nur 100 Pfarramts- ständlich nicht bereit, dem Kommunis- Der indische Ministerpräsident Nehru kandidaten zur Verfügung. Auch die Zahl mus Konzessionen zu machen. begab sich in das Unruhegebiet. Es ge- der Theologiestudenten sinkt. Die 25 Die Kommunisten haben daraufhin ver- lang ihm aber nicht, Frieden zu stiften. Plätze für das erste Studienjahr an der sucht, durch eine Gesetzgebung die christ- Die indische Regierung scheut sich bis- Theologischen Fakultät der Universität lichen Schulen unter ihre Kontrolle zu her, mit harten Mitteln gegen die Kom- Halle konnten in diesem Jahr nicht voll- bringen. Dem Buchstaben nach konnten munisten einzuschreiten. Sie will vermei- ständig besetzt werden. Diese Tatsachen auch die besten Juristen gegen den Ge- den, kommunistische Märtyrer zu schaf- wurden vom Gustav-Adolf-Werk in Kas- setzestext nichts machen. Vor dem indi- fen, was der Roten Propaganda sicher sel bekanntgegeben. schen Obersten Verfassungsgericht wurde sehr gelegen käme. VERTRIEBENE Weltflüchtlingsjahr hat begonnen und Minister Oberländer ruft zu einem Hilfsfonds auf An die Deutschen und die in der Bundesrepublik lebenden Ausländer ergeht der Aufruf, sich der Flüchtlinge und Vertriebenen ebenso wie der FLÜCHTLINGE heimatlosen Ausländer anzunehmen. Mit Sachspenden soll die Arbeit der freien Wohlfahrtsverbände durch einen zu sammelnden Hilfsfonds unterstützt werden. Im Zeichen dieser Hilfsaktion soll das Weltflüchtlings jähr stehen.

Eingliederung der Landwirte Ahnlich wie in anderen Ländern hat Ausländer unter uns. Gerade weil sie im Die Finanzierung des Siedlungspro- sich eine Arbeitsgemeinschaft gebildet, an Kriege und in den langen Nachkriegs- gramms für bäuerliche Heimatvertriebene der sich Organisationen und Verbände jahren sowohl vom eigenen Volke als und Flüchtlinge ist für dieses Jahr ge- aller Art, die Kirchen und die politischen auch von ihrer Umgebung getrennt leben sichert. Der Bundesminister hat sich mit Parteien beteiligen. Die Schirmherrschaft mußten, finden sie sich so schwer zurück einer zusätzlichen Bindungsermächtigung hat der Bundespräsident übernommen. in das normale Leben. Trotz allem haben von 30 Millionen DM für 1959 einverstan- Bundesminister Prof. Oberländer weist in sich viele mit nur geringer amtlicher Hilfe den erklärt. Damit erhöht sich die Bin- einem Aufruf auf die Schwierigkeiten und selbst geholfen und arbeiten zusammen dungsermächtigung im Bundesetat auf auf die besonderen Aufgaben der Bundes- mit uns daran, unser Land blühen und 130 Millionen DM. Insgesamt konnten für republik im Zeichen des Weltflüchtlings- gedeihen zu lassen. Indessen leben noch die ländliche Siedlung in diesem Jahr jahres hin. In dem Aufruf heißt es u. a.: 16 000 heimatlose Ausländer in Lagern, 390 Millionen DM zur Verfügung gestellt „Von allen Ländern der Erde hat diie und viele von ihnen sind noch ohne ent- werden. Die Zahl der Siedlungsbewerber Bundesrepublik Deutschland die größte sprechende Arbeit. Die andere Sprache wird auf rund 100 000 geschätzt. Bisher Zahl von Flüchtlingen und Vertriebenen und die anderen Lebensgewohnheiten, Äaben Bund, Länder und Lastenaus- aufgenommen. Wir zählen heute mehr als aber auch manche Folgen einer falsch ver- tjeichsfonds mit dem Fünf-Jahres-Plan 1272 Millionen Menschen unter uns, die standenen Fürsorgepolitik der ersten Verpflichtungen in Höhe von 2,5 Mil- vor 15 Jahren noch außerhalb der Gren- Nachkriegsjahre, machen ihnen oft das liarden DM übernommen. zen der Bundesrepublik lebten. Das ist Leben bei uns nicht leicht. Hier liegt für nahezu ein Viertel der gesamten Bevöl- jeden Deutschen die Verpflichtung, ihnen kerung. Für sie mußten Arbeit und Woh- tolerant und freundschaftlich zu helfen, „Handschuhehen" nung geschaffen werden; ihnen mußte sich bei uns wohlzufühlen, sich materiell 1 Der Bundesgerichtshof hat jetzt ent- materiell und ideell geholfen werden. 5 h zu sichern und sich auch die Möglichkeit schieden, daß auch das deutsche Recht die Millionen neuer Arbeitsplätze mußten zu schaffen, trotz der Schwierigkeiten der geschaffen und finanziert, sie mußten Isolierung ihre eigenes kulturelles Erbe sogenannten „Handschuhehen" respek- zu bewahren und zu pflegen. tiert. Es handelt sich um solche Ehen, aber auch von fleißigen Menschen ausge- durch die Deutsche aus den von Polen füllt werden. Ohne den Fleiß, die Geduld Die Bundesrepublik hat absolut die verwalteten deutschen Ostgebieten das und die Sparsamkeit der Vertriebenen meisten Flüchtlinge und Vertriebenen Recht zur Ausreise erhielten. Das neue und Flüchtlinge hätten wir den wirtschaft- aller Länder der Erde. Die Deutschen polnische Eherecht sieht die Möglichkeit lichen Aufstieg der letzten Jahre nicht haben sich seit 1945 bemüht, den zu ihnen von Ferntrauungen vor, um die Familien- erlebt. gekommenen Menschen zu helfen. Ohne zusammenführung zu erleichtern. Der in Die zu uns gekommenen Landsleute die Hilfe des Auslands — insbesondere der Bundesrepublik lebende Ehepartner hatten in ihrer Heimat beträchtlichen Be- der Vereinigten Staaten von Amerika — muß vor einem Notar die Erklärung ab- sitz. Das verlorene Privatvermögen wird wäre jedoch das bisher zur Lösung des geben, daß er eine in den polnisch ver- auf etwa 250 Milliarden Mark geschätzt. Problems Erreichte nicht erzielt worden. walteten deutschen Ostgebieten lebende Die gesamten Leistungen der öffentlichen Gerade die Hilfe, die wir selbst erfuhren Person heiraten will. Die notarielle Ur- Hand für die Vertriebenen belaufen sich und für die wir dankbar sind, verpflichtet kunde wird nach Polen gesandt, wo sie bis auf etwa 42 Milliarden Mark. Wen uns, auch die Not der anderen zu sehen einem polnischen Standesbeamten über- wundert es dann, daß die Eingliederung und zu lindern. Die Lage der arabischen geben wird. In drei bekanntgewordenen noch nicht vollzogen ist? Sie wäre auch Flüchtlinge aus Palästina, die in Riesen- Pillen in Göttingen haben jedoch die auf viel weiter gediehen, wenn nicht ständig lagern in Jordanien, Libanon und in der *ise Weise verheirateten Eheleute noch Vereinigten Arabischen Republik leben, 1 neue Flüchtlinge zu uns kämen. So brachte >«mmal vor dem Standesbeamten nach uns das Jahr 1958 insgesamt 204 000 aus der chinesischen Flüchtlinge in Hongkong deutschem Recht die Eheschließung wie- der Sowjetzone, ferner 134 000 Aussiedler und der algerischen Flüchtlinge in Ma- derholt. Die sogenannte Handschuhehe aus den polnisch verwalteten Gebieten rokko und Tunesien, der tibetanischen knüpft an einen alten Brauch an, bei Deutschlands und 5400 Deutsche, die Flüchtlinge in Indien bedarf der unmittel- welchem der abwesende Ehepartner durch jahrelang in der Sowjetunion leben muß- baren Abhilfe. einen symbolischen Handschuh vertreten ten, d. h., daß wir in einem einzigen Jahre war. so viele Menschen aufnehmen mußten, Wenn nunmehr die Vereinten Nationen wie das Großherzogtum Luxemburg Ein- beschlossen, alle Länder aufzurufen wohner hat. Flüchtlingen — ohne Unterschied der Deutsch-polnische Begegnung Nationalität, der Rasse, des Glaubens und Die Mehrzahl der Vertriebenen und des Rechtsstatus — zu helfen, so schließt In den nächsten Wochen schließt der Flüchtlinge hat sich selbst geholfen, so- sich die Bundesrepublik der großen Zahl „Göttinger Arbeitskreis" seine Bericht- fern sie jung, gesund und stark waren,- der teilnehmenden Länder gerne an und Sammlung über Taten und Hilfe der anderen wurden gewisse Hilfen gewährt. begeht das Weltflüchtlingsjahr vom Nächstenliebe ab, die Umsiedlern aus den Etwa 2V2 Millionen Vertriebener und 28. Juni 1959 bis zum 30. Juni 1960." polnisch verwalteten Provinzen und aus Flüchtlinge, darunter mindestens 200 000 Polen nach 1945 von Fremden, vor allem Bauernfamilien und viele Handwerker, von polnischen und ukrainischen Neu- konnten sich jedoch bisher noch nicht siedlern und Nachbarn, zuteil wurden. wieder entsprechend ihrem Leistungswil- Damit wird die Reihe der Berichtsamm- len zurechtfinden. Sie nahmen Arbeit an Herausgeber: Bundesgeschflftsstelle der CDU lungen fortgesetzt, die im Jahre 1950 mit und tun ihre Pflicht, sind aber weit davon Deutschlands, verantwortlich für die Redaktion: der Herausgabe der „Dokumente der entfernt, eingegliedert zu sein. Den Alten, Dr. Heinz Pettenberg, Bonn, Nassestr. 2, Telefon Menschlichkeit in der Zeit der Massen- Kranken und Schwachen wurden Hilfen 5 29 31 — Verlag: Presse- und Informationsdienst austreibungen" begonnen wurde. gewährt, die jedoch nur das nackte Leben der CDU Deutschlands. Bonn. Argelanderstr. 173, Durch diese Veröffentlichung soll ein sichern. Telefon 2 31 40 — Bezugspreis: monatlich 1.— DM neuer Beitrag für die Verständigung und — Banken: Bundesgeschäftsstelle der CDU, Bonn. Als Erbe des letzten Krieges und als Postscheckkonto Köln 365 31. Commerzbank-Bank- eine wirkliche Versöhnung der Völker Folge der ideologischen Spannungen in geleistet werden. verein, Bonn, Nr. 7487 — Druck: Bonner Univer- der Welt leben heute 230 000 heimatlose sitäts-Buchdruckerel. richts Lüneburg zuerkannt, nachdem die SPD mit Hilfe aller kleineren Parteien Die Streitkräfte in der Zone (BHE, FDP, DP und Südschleswiger Wäh- lerverband) die Wahl eines ihr geneh- 400000 Sowjetsoldaten im Hintergrund men Kandidaten erzwungen hatte. Als diese unrechtmäßige Wahl durch eine Die militärischen Kräfte der Sowjetzone sind nach Ausbildung und Bewaff- neue Abstimmung korrigiert werden sollte, verließ die SPD mit ihren Verbün- nung auf einen Bürgerkrieg eingestellt. Die 110 000 Soldaten der „nationalen deten, ausgenommen ein Abgeordneter Volksarmee" verfügen über 2000 Geschütze, 1500 Panzer, 200 Flugzeuge und des SSW, kurzerhand beleidigt den Saal. 100 Kriegsschiffe. Die Wahl des neuen Kreispräsidenten Dr. Lorenzen wurde daraufhin allein mit den Stimmen der CDU und des einen SSW- Das Kriegsgerät ist zwar nicht modern, 20 hervorragend bewaffneten und aus- Abgeordneten vorgenommen. kann aber auch nicht als überaltert gelten. gebildeten sowjetischen Divisionen in 120 000 ehemalige Soldaten der „natio- Mitteldeutschland gesichert. Diese 400 000 nalen Volksarmee" können als Reser- sowjetischen Soldaten verfügen über 7500 visten jederzeit wieder eingezogen wer- Panzer, 8000 Geschütze und 800 Kampf- Aus Ulbrichts Reich den. flugzeuge. FLASCHEN. Die Thälmannpioniere wer- Die Grenz- und Bereitschaftspolizei ist den aufgerufen, gegen Sammlerpreise 70 000 Mann stark. Den „Betriebskampf- „alle handelsüblichen Flaschen und Glä- ser (auch ungenormte)" zu sammeln. Es gruppen" gehören 250 000 Arbeiter an, Politik in den Gemeinden die „Gesellschaft für Sport und Technik", fehlt an Flaschen für Fruchtsäfte und an- die die vormilitärische Ausbildung der Ein wenig demokratisches Verhalten dere Getränke. „Den Mitarbeitern des Jugendlichen durchführt, zählt 280 000 bewies die SPD im Kreistag von Eckern- Einzelhandels ist es nicht gestattet, die Jungen und Mädchen als Mitglieder. Sie förde, als die Wahl eines neuen Kreis- Abnahme zu verweigern." alle sind zumindest an leichten und präsidenten auf der Tagesordnung stand. KLEINOD. „Wie kommt es", schreibt schweren Infanteriewaffen (Pistole, Ge- Nach dem Tod des alten Kreispräsiden- Frau Ida Spalteholz aus Taucha an die wehr, Maschinengewehr), ein großer Teil ten, Hermann Wieckmann (CDU), hatte Leipziger Volkszeitung, „daß der bei u»% von ihnen auch an schweren Waffen aus- die CDU als stärkste Fraktion den be- so viel begehrte Wassereimer stapelw^B gebildet. rechtigten Anspruch erhoben, den Nach- in Thüringen in den Geschäften stehtf Der Kampfwert der militärisch ausge- folger zu stellen. Dieser Anspruch wurde Viele meiner Bekannten brachten als Be- bildeten Kräfte der Sowjetzone ist nicht ihr auch vom Innenminister und durch weis gleich so ein Kleinod aus dem Urlaub unumstritten. Es muß aber damit gerech- Entscheidung des Oberverwaltungsge- mit nach Hause." net werden, daß sie im Frieden und in Krisensituationen, die keine gefährliche Belastung des kommunistischen Systems bedeuten, als zuverlässig im Sinne der Kommunisten gelten kann. „Im Dienste der Nation" Der Zusammenhalt der zonalen Streit- Beispiele sozialistischer und sozialisierter Mißwirtschaft kräfte wird durch die Anwesenheit von Seit 21 Jahren feiert man in Mexiko den Tag, an dem 1938 die Ölindustrie verstaatlicht wurde. An jeder mexikanischen Benzinstation steht das Motto Nachspiel in Mainz eingraviert: „Im Dienste der Nation". Jetzt hat sich herausgestellt, daß jahre- lange Verlustwirtschaft und der Apparat der Superbürokratie diese Nation Der von der SPD von der Landtags- wahl in Rheinland-Pfalz groß herausge- Hunderte Millionen Dollar gekostet haben. stellte angebliche „Fall Altmeier" hatte noch ein klägliches Nachspiel. Die SPD- Die auf ihre „volkseigene" ölwirt- Ölindustrie kritisiert. Um die Defizite der Zeitung „Die Freiheit" veröffentlichte am schaft besonders stolzen Mexikaner muß- Ölindustrie zu senken, sind die mexika- 26. Juni 1959 nachstehende Erklärung der ten jetzt erfahren, daß die jährlichen nischen ölpreise erst kürzlich um 10 v. H. Redaktion: Verluste seit 1947 mindestens 40 Mil- erhöht worden. lionen Dollar (jährlich über 160 Millionen In allen Teilen der Welt zeigen sieb „1. Auf Grund der Feststellungen des DM) betragen haben. Erstmals seit 1947 Parlamentarischen Untersuchungsaus- immer wieder die Mißerfolge staatlic wurde den angeblichen Eigentümern die- Wirtschaf tens. Der verstaatlichte L. ' schusses halten wir die in der Freiheit' ser ölwirtschaft — nämlich dem Volk — vom 28. 1. 1959 von uns aufgestellte Be- tische Kohlenbergbau hatte 1958 Verluste in diesem Jahre die Haushaltsrechnung in Höhe von 54 Millionen DM — die Ge- hauptung, die auf einem Bericht eines der staatlichen ölgesellschaft bekanntge- Nachrichtenmagazins beruhte, der Mini- samtverluste seit der Verstaatlichung be- geben. Man rechnet für 1959 allein mit laufen sich damit auf 396 Millionen DM. sterpräsident von Rheinland-Pfalz, Dr. einem Defizit von 20 Millionen Dollar. , habe ein landeseigenes Noch viel höher sind die Defizite im ver- Haus ,um gut 100 000 DM zu billig' Als besonders traurige Ergebnisse staatlichten britischen Transportwesen. bürokratischer Mißwirtschaft wird jetzt Die Verluste betrugen 1958 allein 1,07 erworben, nicht aufrecht. Wir machen uns endlich in Mexiko offen kritisiert, daß Milliarden DM — 1957 waren es „nur' die hierzu getroffenen Feststellungen des Benzin und ölerzeugnisse in allen Teilen 762 Millionen DM. Die Gesamtverluste Parlamentarischen Untersuchungsaus- des Landes Mangelware sind. 21 Jahre seit der Verstaatlichung des britischen schusses zu eigen, daß Ministerpräsident nach der Verstaatlichung des ölgeschäf- Transportwesens erreichen damit 3,69 Dr. Altmeier sich bei dem Kauf des Hau- tes gibt es in Mexiko immer noch keine Milliarden DM. Die Verluste haben über- ses als Ministerpräsident und Privatmann petrochemische Industrie (chemische In- all die Steuerzahler zu tragen. korrekt verhalten hat. dustrie, die Erdöl verarbeitet), deren Er- 2. Der von uns übernommene Vorwurf, zeugnisse für die anderen Industrien so Ministerpräsident Dr. Altmeier habe den dringend notwendig sind. Im Jahre 1958 früheren Finanzminister Dr. Nowack ,so produzierte die verstaatlichte mexikani- Flucht in die Freiheit überaus zartfühlend wegen des günstigen sche Erdölgesellschaft weniger als die Hausverkaufs' behandelt, ist unrichtig. Hälfte der ölmengen, die zwischen 1920 In der Woche vom 27. Juni bis Wir haben uns davon überzeugt, daß und 1925 gefördert wurden. 3. Juli sind 2342 (in der Vor- Ministerpräsident Dr. Altmeier sich ge- Eine Untersuchung hat ergeben, daß woche 2363) Menschen aus der genüber dem früheren Finanzminister so private ölgesellschaften zur Förderung Sowjetzone in die Bundesrepu- verhalten hat, wie es seinen Amtspflich- gleicher Erdölmengen knapp ein Drittel ten entsprach. Wir nehmen daher auch der vielen Arbeitskräfte brauchen, deren blik geflohen. Davon waren diesen Vorwurf, der ebenfalls auf dem Löhne in Mexiko die ölkostenrechnung 479 (450) Alleinstehende bis Bericht eines Nachrichtenmagazins be- belasten. In der Untersuchung wird die zum 24. Lebensjahr. ruhte, mit dem Ausdruck des Bedauerns große Zahl von Bürokräften und anderen zurück". nicht notwendigen Arbeitskräften in der

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