Regierungspräsidium

Regierungspräsidium Kassel · 34112 Kassel

Aktenzeichen 21/1 – 93b 02-05 Nr. 06/16

Mit Empfangsbekenntnis Bearbeiter/in Herr Zierau Durchwahl 0561 106-3113 Magistrat der Fax 0561 106-1641 Stadt E-Mail [email protected] Postfach 11 52 Internet www.rp-kassel.de Ihr Zeichen 60-Re 36171 Bebra Ihre Nachricht 20.12.2016

Besuchsanschrift Steinweg 6, Kassel

Datum .01.2017

In dem landesplanerischen Verfahren nach § 6 Abs. 2 Raumordnungsgesetz (ROG) i.V.m. § 8 Hess. Landesplanungsgesetz (HLPG) des Magistrats der Stadt Bebra

Antragstellerin, wegen

Zulassung einer Abweichung vom Regionalplan Nordhessen 2009 (RPN), hat der Zentralausschuss der Regionalversammlung Nordhessen in seiner Sitzung am 13.02.2017

folgende landesplanerische Entscheidung getroffen:

I.

Der Antrag vom 20.12.2016 auf Zulassung einer Abweichung vom RPN gemäß § 8 HLPG für das „Sondergebiet Einzelhandel Hersfelder Straße 11" für die Vergrößerung der Verkaufsflä- che eines vorhandenen Lebensmittelmarktes von bislang 1.030 m² auf 1.500 m², Stadt Bebra, Landkreis Hersfeld-Rotenburg, wird zugelassen. Der beiliegende Übersichtsplan, der Auszug aus der Liegenschaftskarte (Luftbild) sowie das Luftbild werden Bestandteile dieses Bescheides.

Wir sind telefonisch mo. - do. von 08:00 - 16:30 Uhr und fr. von 08:00 - 15:00 Uhr ständig erreichbar. Besuche bitte möglichst mo. - do. in der Zeit von 09:00 - 12:00 Uhr und von 13:30 - 15:30 Uhr, fr. von 09:00 - 12:00 Uhr, oder nach tel. Vereinbarung. Postanschrift: Steinweg 6 · 34117 Kassel · Vermittlung 0561 106-0. Das Dienstgebäude Steinweg 6 ist mit den Straßenbahnlinien 3, 4, 6, 7 und 8 sowie verschiedenen Buslinien zu erreichen (Haltestelle Altmarkt).

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II.

Voraussetzung für die Umsetzung des Vorhabens ist auch die Zulassung einer Abweichung vom Landesentwicklungsplan Hessen 2000 (LEP) durch das Hessische Ministerium für Wirt- schaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung gem. § 4 Abs. 9 Satz 1 i.V.m. § 12 Abs. 1 Nr. 2 HLPG. Mit Schreiben vom 20.12.2016 hat die Stadt Bebra diese Zulassung der Abwei- chung vom Landesentwicklungsplan (LEP) über das Regierungspräsidium Kassel beantragt. Das Regierungspräsidium Kassel hat diesen Antrag am 10.01.2017 dem Ministerium über- sandt. Die Entscheidung des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung wird hiermit als Anlage zu diesem Bescheid der Antragstellerin bekannt gegeben.

III.

Hinweise: Bei der Zulassung der Abweichung wird davon ausgegangen, dass die Hinweise und Anreg- ungen, die im Rahmen der Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 11.3 „Sondergebiet Einzel- handel, Hersfelder Str. 11“ der Stadt Bebra in den einzelnen Stellungnahmen geäußert wurden, sachgerecht berücksichtigt werden.

IV.

Begründung:

1. Sachverhalt Mit Schreiben vom 20.12.2016 beantragte der Magistrat der Stadt Bebra die Zulassung einer Abweichung vom Regionalplan Nordhessen 2009 (RPN) für ein geplantes „Sondergebiet Ein- zelhandel Hersfelder Straße 11" um dort eine Vergrößerung der Verkaufsfläche eines seit 10 Jahren ansässigen Lebensmitteldiscounters von bislang 1.030 m² auf 1.500 m² Verkaufsfläche (VKF) realisieren zu können. Vorhabenträgerin ist die Lidl Vertriebs GmbH & Co. KG in Edermünde. Derzeit betreibt sie auf dem Grundstück einen Lebensmitteldiscounter mit 1.030 m² VKF, der für einen größeren moderneren Neubau abgerissen werden soll. Im geplanten - 3 -

Sondergebiet soll zukünftig eine max. Verkaufsfläche für Lebensmittel in einer Größe von 1.500 m² (zzgl. Lager- und Stellplatzflächen) zulässig sein. Die wettbewerblichen, städtebaulichen und versorgungsstrukturellen Auswirkungen des Vor- habens wurden im Rahmen einer von Dr.Lademann & Partner erstellten Auswirkungsanalyse vom November 2015 untersucht. Die Analyse dient als Grundlage der raumordnerischen Be- wertung des Vorhabens.

Ausweisungen im Regionalplan Nordhessen 2009, die durch die geplante Maßnahme betroffen sind:

 Vorranggebiet Industrie und Gewerbe Bestand  Kap. 3.1.3 Ziel 3 des Regionalplanes „Sondergebiete für großflächigen Einzelhandel gem. § 11 Abs. 3 BauNVO sowie groß- flächige Vergnügungs- und Unterhaltungseinrichtungen sind nur in den „Vorranggebie- ten Siedlung“ zulässig. Sofern sie nicht in die bestehenden, zentralen Versorgungs- bereiche integriert werden können, müssen sie eine enge bauliche und funktionelle Ver- bindung zu bestehenden Siedlungsgebieten aufweisen.

2. Auswertung der Stellungnahmen Die Auswertung der abgegebenen Stellungnahmen ergab, dass keine grundsätzlichen Beden- ken gegen die geplante Maßnahme von den zu beteiligenden Trägern öffentlicher Belange -insbesondere den Nachbarkommunen und dem Koordinierungsbüro- vorgetragen wurden.

3. Entscheidungsgründe Die beantragte Abweichung wird gem. § 6 Abs. 2 ROG in Verbindung mit § 8 HLPG zuge- lassen, weil sie unter raumordnerischen Gesichtspunkten vertretbar ist und die Grundzüge des Regionalplans nicht berührt werden.

Mit der beantragten Abweichungszulassung soll dem seit 10 Jahren an diesem Standort in Bebra ansässigen Lebensmitteldiscounter (Lidl) ermöglicht werden, sich baulich und flächen- mäßig durch eine Verkaufsflächenerhöhung um 470 m² zeitgemäß neu aufzustellen. Der be- stehende Lebensmitteldiscounter soll abgebrochen werden und durch einen Neubau in einer - 4 - energieeffizienteren Bauweise als bisher ersetzt werden. Die vorgesehene Verkaufsflächener- weiterung auf 1.500 m² zielt im Wesentlichen nicht auf eine Sortimentserweiterung oder –änderung, sondern ist einer zeitgemäßen Warenpräsentation, Erhöhung der Kundenfreund- lichkeit und einer Optimierung der betrieblichen Abläufe geschuldet. Hierzu wird in der für das Vorhaben erstellten Verträglichkeitsanalyse (Dr. Lademann & Partner, November 2015) erläutert, dass der Anteil der Verkehrsflächen prozentual stärker steigt als der Anteil an Re- gal- und Aufstellfläche, d.h. der Umsatz des Lebensmitteldiscounters wird nicht proportional zur Verkaufsfläche ansteigen.

Diese Bewertung schlägt sich auch in der Ermittlung der durch den Neubau des Lebensmittel- discounters induzierten Umsatzumverteilungswirkungen nieder. Die in der Verträglichkeits- analyse ermittelten Auswirkungen sowohl auf die Bebraer Innenstadt als auch auf die Ange- bote im Umland (Rotenburg und Ronshausen) liegen mit ca. 6 % und ca. 5 % unterhalb der aus raumordnerischer Sicht zu besorgenden mehr als nur wettbewerbsüblichen Auswirkun- gen. Eine vorhabeninduzierte Schließung marktfähiger Betriebe wird aus gutachterlicher Sicht ausgeschlossen. Das Einzugsgebiet des Lebensmitteldiscounters, mit einem Sortiment, das schwerpunktmäßig auf den täglichen Bedarf ausgerichtet ist, erstreckt sich laut Verträglich- keitsanalyse im Wesentlichen auf das Stadtgebiet des Mittelzentrums Bebra; anteilig wird der Umsatz aus dem Verflechtungsbereich (hier insbesonders mit Rotenburg-Lispenhausen und Ronshausen) der Mittelzentren Bebra und Rotenburg gedeckt. Von den benachbarten Kom- munen wurde im Rahmen der bereits durchgeführten Trägerbeteiligung zur Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 11.3 „Sondergebiet Einzelhandel, Hersfelder Straße 11“, mit dem die planungsrechtliche Grundlage für die Verkaufsflächenerhöhung des Lebensmitteldiscounters geschaffen werden soll, auf die Abgabe einer Stellungnahme gänzlich verzichtet bzw. keine negative Stellungnahme vorgetragen. Daraus ist ablesbar, dass eine unmittelbare Betroffenheit durch die Planung seitens der Nachbarkommunen nicht befürchtet wird.

Obwohl Funktionsstörungen sowohl der Nahversorgung in Bebra selbst als auch in den be- nachbarten Versorgungsbereichen laut Verträglichkeitsanalyse ausgeschlossen werden, ist für die geplante Erweiterung des Marktes und die hierfür erforderliche Ausweisung eines Son- dergebietes für großflächigen Einzelhandel, eine Abweichung von den Zielen des Regional- plans Nordhessen 2009 erforderlich, da sich der Markt am Rande eines bestehenden zusam- menhängenden Vorranggebietes für Industrie und Gewerbe Bestand befindet. Allerdings grenzt unmittelbar ein Vorranggebiet Siedlung Bestand an, dass die Bebraer Innenstadt und - 5 - den im interkommunalen Einzelhandelsentwicklungskonzept aus dem Jahr 2009 (für die „Re- gion ZuBRA“) definierten zentralen Versorgungsbereich mit umfasst. Das direkte Standort- umfeld ist geprägt durch einen Nutzungsmix bestehend aus innerstädtischen Angeboten (Ho- tel und Kino), gewerblichen Nutzungen sowie Wohnnutzungen. Unter diesen Gesichtspunkten wird der Standort des Lebensmitteldiscounters aus städtischer Sicht auch abweichend von dem interkommunalen Einzelhandelsentwicklungskonzept dem zentralen Versorgungsbereich zugeordnet und als ausdrücklich erwünschte Ergänzung des Versorgungsbereichs mit einem derzeit bestehenden guten Warenangebot des kurz- und mittelfristigen Bedarfs (Tegut, Aldi und ein DM-Drogeriemarkt sind ansässig) bewertet. Laut Magistratsbeschluss zur Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 11.3 kommt dem Markt „im südwestlichen Teil der Kernstadt … die primäre Aufgabe zu, das Warenangebot auf die Bevölkerung im Einzugsgebiet der Innenstadt auszurichten und eine Versorgungsfunktion insbesondere im nahversorgungsrelevanten Sor- timentsbereich abzudecken.“ Die Zielrichtung der Stadt durch das Vorhaben den erst moder- nisierten und gut aufgestellten innerstädtischen Bereich weiterhin zu stärken und als zentralen Versorgungsbereich zu sichern wird von den Ergebnissen der Verträglichkeitsanalyse gestützt und kann auch aus regionalplanerischer Sicht nachvollzogen werden. Wesentliche städtebau- liche oder siedlungsstrukturelle Auswirkungen sind durch die Ausweisung eines Sonder- gebietes für großflächigen Lebensmitteleinzelhandel an diesem Standort nicht zu erwarten.

Unter diesen Gesichtspunkten, die alle für das Vorhaben sprechen, ist eine Abweichungszu- lassung vertretbar und sollte dem bestehenden Markt die Möglichkeit eingeräumt werden, durch die Errichtung eines energieeffizienten Neubaus den eingeführten Standort zukunftsfä- hig zu betreiben.

Kostenentscheidung: Abweichungsverfahren vom Regionalplan sind nach § 16 HLPG grundsätzlich kostenpflich- tig. Die zu erhebenden Verwaltungskosten regelt die Verwaltungskostenordnung für den Geschäftsbereich des Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung (VwKostO-MWEVL). Kommunen sind bei Abweichungsverfahren nach der Verwaltungskos- tenordnung i.V. mit § 16 HLPG von der Zahlung befreit. Diese Befreiung gilt nicht, wenn die Kommune berechtigt ist, die Gebühr einem Dritten unmittelbar aufzuerlegen (etwa durch ei- nen Städtebaulichen Vertrag mit dem Investor) oder wenn das Verfahren im Interesse eines nicht gebührenbefreiten Dritten beantragt wurde. - 6 -

Im vorliegenden Fall ist ein Investor (LIDL) vorhanden und die Verfahrenskosten können nach Ihren Angaben im Abweichungsantrag auch an diesen weitergegeben werden. Als an- tragstellende Kommune müssen Sie dabei in Vorleistung treten und reichen diese dann weiter an den Investor. Ich habe die Verfahrenskosten für dieses Abweichungsverfahren berechnet; sie betragen 4.000,00 €. Bei der Berechnung habe ich folgende Positionen zugrunde gelegt: Nr. 51 der Kostenordnung Prüfung und Feststellung der Erforderlichkeit 1.500,00 € eines Abweichungsverfahren mit geringem Aufwand Nr. 551 der Kostenordnung Zulassung der Abweichung 2.500,00 €

Summe 4.000,00 €

Den Betrag von 4.000,00 € bitte ich bis zum (noch einfügen) unter der IBAN DE435000500000001005891 und der BIC HELADEFFXXX unter Angabe der Referenznummer (noch einfügen) im Verwendungszweck und des Aktenzeichens 21/1-93b 02-05 Nr.06/16 zu überweisen.

Einen entsprechenden Überweisungsträger habe ich zu Ihrer Verwendung beigefügt. Werden Kosten nicht bis zum Ablauf des Fälligkeitstages entrichtet, ist für jeden angefange- nen Monat der Säumnis ein Säumniszuschlag von eins vom Hundert des auf 100,-- € abgerundeten Kostenbetrages zu entrichten (§ 15 Hessisches Verwaltungskostengesetz).

Auslagen i. S. von § 9 HessVwKostG sind nicht entstanden.

Rechtsmittelbelehrung: Gegen diesen Bescheid kann innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe Klage beim Verwaltungsgericht Kassel, Tischbeinstraße 32, 34121 Kassel, erhoben werden. Im Auftrag

Anlagen -1- Übersichtsplan (Linnenweber) -1- Auszug aus der Liegenschaftskarte (Luftbild) sowie -1- Luftbild

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Übersichtsplan

Übersichtsplan RPN

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Lageplan

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Verteiler:

Hessen Mobil Gemeindevorstand der Straßen- und Verkehrsmanagement Gemeinde Kurt-Holzapfel-Str. 37 Am Markt 8 37269 Eschwege 36219 Cornberg

Kreisausschuss des Gemeindevorstand der Landkreises Hersfeld-Rotenburg Gemeinde Hubertusweg 19 Alheimerstr. 2 36251 36211 Alheim

Koordinierungsbüro Dezernat 27 für Raumordnung und Stadtentwicklung im H a u s e der Industrie- und Handelskammer und der Handwerkskammer Kassel Postfach 10 16 20 Dezernat 31.4/Hef 34016 Kassel im H a u s e

Magistrat der Dezernat 21/1-Bauleitplanung Stadt Rotenburg an der Frau Scholz Marktplatz 15 im H a u s e 36199

nachrichtlich: Gemeindevorstand der Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Gemeinde Nentershausen Energie, Verkehr und Landesentwicklung Burgstr. 2 Abt. Ia Raumordnung und Landesplanung 36214 Nentershausen Kaiser-Friedrich-Ring 75 65185 Wiesbaden

Gemeindevorstand der Gemeinde Ronshausen Eisenacher Str. 12 a 36217 Ronshausen

Gemeindevorstand der Gemeinde Schulstr. 1 36251 Ludwigsau