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Karawanken – Karavanke

AlAnalyse dder natürlichenülih GbhiGegebenheiten im Gebiet der Karawanken Peter Skoberne, Michael Getzner, Hanns Kirchmeir

AktAspekte zur wirtschaftlichenit hftlih EtEntwicklung ikl dder Karawanken‐Region auf Grundlage einer sozio‐ökonomischen Gebietsanalyse Michael Getzner, Daniel Zollner

Erhebung ausgewählter Aspekte zum Selbst‐, Fremd‐ und Wunschbild der Karawanken‐Regiong ŠŠtefanf Merkač, Daniel Zollner “Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector” ist eine Fachbereichszeitschrift des Fachbereichs für Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik im Department für Raumplanung der Technischen Universität Wien. Im „Öff entlichen Sektor“ werden aktuelle Forschungsergebnis- se und „working papers“ der Fachbereichsmitglieder publiziert, ebenso erhalten zahlreiche Gastautoren hier eine Plattform zur Veröff entlichung thematisch passender Artikel. Besonders hervor- zuheben ist, dass auch bedeutende Studierendenarbeiten publiziert werden. Von der Redaktion werden jederzeit gerne Manuskripte entgegengenommen und zur Veröff entlichung geprüft . Die Th emenbereiche des „Öff entlichen Sektors“ entsprechen insbe- sondere den Forschungsschwerpunkten des Fachbereichs: • Finanzwissenschaft • Infrastrukturökonomie und -politik • Ressourcen- und Umweltökonomie • Boden- und Immobilienökonomie • Stadt- und Regionalökonomie • Soft ware- und Methodenentwicklung in Bezug auf die o.g. Forschungsfelder

„Der öff entliche Sektor“ möchte auch vorläufi ge Forschungsergeb- nisse einer breiteren Öff entlichkeit zugänglich machen. Eine Publi- kation im “öff entlichen Sektor” steht keinesfalls einer späteren Ver- öff entlichung eines überarbeiteten Beitrags in einer internationalen peer-reviewed Fachzeitschrift im Wege.

Impressum

Eigentümer, Herausgeber und Verleger: 39. Jahrgang Fachbereich für Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik, Department für Raumplanung der Technischen Universität Wien Heft 1-2/2013, Mai 2013 vertreten durch Ass.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Johann Bröthaler Resselgasse 5/2/2, A-1040 Wien, Tel. +43/1/58801-280321 Abonnements: Email: ifi [email protected], Web: http://www.ifi p.tuwien.ac.at Rosalinde Pohl, c/o Fachbereich für Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik, Department für Raumplanung der Redaktion und für den Inhalt verantwortlich: Technischen Universität Wien Univ.-Ass. Dipl.-Ing. Dr. Gerlinde Gutheil-Knopp-Kirchwald, c/o Resselgasse 5/2/2, A-1040 Wien, Tel. +43/1/58801-280321 Fachbereich für Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik, Email: ifi [email protected], Web: http://www.ifi p.tuwien.ac.at Department für Raumplanung der Technischen Universität Wien, Resselgasse 5/2/2, A-1040 Wien Preis: Inland Ausland Layout und Bearbeitung: Einzelnummer € 5,50 € 6,20 Univ.-Ass. Mag. Damir Zivkovic, c/o Fachbereich für Finanzwissen- Doppelnummer € 10,50 € 11,50 schaft und Infrastrukturpolitik, Department für Raumplanung der Jahres-Abo € 17,00 € 19,20 Technischen Universität Wien, Resselgasse 5/2/2, A-1040 Wien Onlineabo € 12,00 pro Jahr Bibliothekslizenz € 60,00 pro Jahr

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ISSN 1563-4604 © 2013 Fachbereich für Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik Inhaltsverzeichnis

Abstracts 5

Analyse der natürlichen Gegebenheiten im Gebiet der Karawanken Peter Skoberne, Michael Getzner, Hanns Kirchmeir 9

Aspekte zur wirtschaft lichen Entwicklung der Karawanken-Region auf Grundlage einer sozio-ökonomischen Gebietsanalyse Michael Getzner, Daniel Zollner 45

Erhebung ausgewählter Aspekte zum Selbst-, Fremd- und Wunschbild der Karawanken-Region Štefan Merkač, Daniel Zollner 59

Die Autor/inn/en 72

Editorial

Was verbinden Sie mit den Karawanken, dem Gebirge an der öster- Skoberne, Getzner und Kirchner geben einen ausführlichen Ein- reichisch/slowenischen Grenze? blick in Naturraum und -potenziale der Region. Wir lernen u.a. Vielleicht fallen Ihnen zunächst jene Begriff e ein, die es zu öster- tektonische Nähte, Höhlen, bedeutende Habitate sowie bemer- reichweiter Medienpräsenz gebracht haben: Der Karawankenbär, kenswerte Tier- und Pfl anzenarten der Karawanken kennen. Für der Karawankentunnel und die (mittlerweile tatsächlich) zweispra- Marketingzwecke könnte daraus ein „Karawankenstrauß“ (z.B. aus chigen Ortstafeln. Sternnarzisse, Karawanken-Enzian, Schopft eufelskralle u.a.) zu- Bei meiner – alles andere als repräsentativen – Umfrage im Insti- sammengestellt werden. tuts- und Bekanntenkreis waren dies auch, neben geographischen Die regionalwirtschaft liche Entwicklung der Region wird von Getz- Zuordnungen wie „Grenzgebirge“ und „Kärnten“ die häufi gsten As- ner und Zollner analysiert. Gekennzeichnet durch Bevölkerungs- soziationen. Mit etwas Abstand folgten, je nach Interesse und per- rückgang, Arbeitsplatzmangel und einem verzögerten Struktur- sönlichem Bezug zur Region, entweder die touristischen (Skitouren, wandel entspricht die Karawankenregion dem Bild eines peripheren Klettersteige, Ausfl üge beim Klopeinerseeurlaub in der Kindheit, Wirtschaft sraums. Doch eine Stärke dieser Peripherie sind ihre na- schroff es Gelände, südliche Sonne) oder die historisch/politischen türlichen Ressourcen, die - in Verbindung mit kreativen Köpfen - Assoziationen (Kriegshandlungen, umstrittenes Gebiet, Freiheits- immer stärker auch zu wirtschaft lichen Lebensgrundlagen werden kämpfer, Kärntner Volksabstimmung). Es liegt auf der Hand, dass könnten. dies nur ein äußerst schemenhaft es Bild „von außen“ umreißt. Mit Merkač und Zollner kehren wir zurück zur eingangs gestellten Weshalb aber ein Gebirge, ja überhaupt eine geographische Be- Frage: Was ist Ihr Bild von den Karawanken? Allerdings wird dies zeichnung als Leitthema einer (Doppel-)Ausgabe des „Öff entlichen von den Autoren wesentlich diff erenzierter behandelt – es wurden Sektors“? Anlass war zum einen der Abschluss des im Rahmen des 40 narrative Interviews durchgeführt, um dem Selbst-, Fremd- und EU-Programms „Grenzüberschreitende Zusammenarbeit Sloweni- Wunschbild in den Karawanken nachzugehen. Auch wenn das en – Österreich“ geförderten Projekts „[email protected]/ Selbstbild kritischer ausfällt als das Fremdbild, zeigt sich doch ein Karawanken@zukunft .eu“, dessen Fachbeiträge hier einem erwei- hoher Konsens darüber, wie die Zukunft der Region aussehen sollte terten Leserkreis vorgestellt werden sollen. Zum anderen aber den- (das Wunschbild)…! ken wir, dass sich der Fokus „Karawanken“ durchaus gut in die Rei- Ich wünsche Ihnen eine spannende Entdeckungsreise in eine Ge- he früherer ÖS-Th emenschwerpunkte einfügt: Deren Grundidee birgsregion, in der die Staatsgrenze immer mehr an Bedeutung ver- ist ja, ein Th ema aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten liert. und eine Diskussion über die Rollen verschiedener Akteure, insbe- Abschließend möchte ich die Gelegenheit ergreifen und Sie herz- sondere der öff entlichen Hand, anzuregen. lich zur IFIP-Jahrestagung am 6. Juni 2013 einladen: „Stadt privat? Die Autoren dieser Ausgabe tun genau das: Sie spannen die Kara- Kommunal- und Finanzpolitik in Aufb ruchszeiten“. Ein Flyer mit wanken von zwei Seiten (Österreich, Slowenien) und an drei Di- näheren Informationen liegt dieser Ausgabe bei. mensionen (Naturraum, Wirtschaft , Identität) auf, um anschlie- ßend Handlungs-Raum für die Zukunft der Region aufzuzeigen. Gerlinde Gutheil-Knopp-Kirchwald

Vol. 39 (1-2) 2013 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector 3 4 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Abstracts

Die Beiträge des vorliegenden Bandes sind im Rahmen des Projekts „Karavanke@prihodnost - [email protected]“ er- arbeitet worden. Dieses Projekt wurde im Programm für europäische grenzüberschreitende Zusammenarbeit INTERREG IV A Slovenija-Avstrija von der Europäischen Union (EFRE - Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) kofi nanziert (SPIS Nummer 4300-280/2008).

Die Projektleitung hatt en inne: Univ.-Prof. Dr. Michael Getz ner (TU Wien, vormals Universität ) und a.o. Univ.- Prof. Mag. Dr. Norbert Wohlgemuth (Institut für Volkswirtschaftslehre, Universität Klagenfurt).

Abbildung 1. Projektlogo [email protected]

Natürliche Gegebenheiten im Gebiet en ziemlich verschieden sind, daher war es unmöglich ein- heitliche Karten zu erstellen. Wir haben jedoch sinngemäß der Karawanken in Hinsicht auf verwandte Inhalte bestimmte Darstellungen zusammengefügt. Im gesamten Projekt wurde das Gebiet des Der Artikel gibt eine Übersicht der natürlichen Gegebenhei- kulturellen und geschichtlichen Erbes nicht gesondert bear- ten im Gebiet der Karawanken, die durch gebirgsbildende beitet, was einerseits ein Nachteil bedeutet, andererseits aber Prozesse entlang der periadriatischen Naht, dem Kontaktge- wartet diese Aufgabe auf künftige Bearbeitung. biet der afrikanischen und der euro-asiatischen tektonischen Platt e entstanden sind. Die Übersicht der natürlichen Poten- Besonders sind die natürlichen Sehenswürdigkeiten her- ziale enthält übersichtliche und allgemeine Beschreibungen vorgehoben, die für touristische Nutz ung geeignet sind. Sie der Geologie, der Ökosysteme, der Landschaft, der natürli- sind ungeachtet der verschiedenen Zugangsmöglichkeiten chen Sehenswürdigkeiten, der Schutz gebiete, Natura 2000 beidseitig der Staatsgrenze ausgesucht. In Slowenien sind Gebiete, sie defi niert auch eine Auswahl an herausragenden, sie rechtlich als Naturwerte defi niert, für den Tourismus für das Gebiet typischen Pfl anzen- und Tierarten sowie be- wurden sie mit einer besonderen Methode hinsichtlich der stimmte Fossilien und Minerale. Att raktivität, der Eignung zu Naturschutz zwecken und Zu- gänglichkeit geprüft und bewertet. Ziel ist aufgrund von bestehenden zugänglichen Daten eine gemeinsame Übersicht des auf zwei Staaten aufgeteilten Ge- Es werden auch andere natürliche Potenziale betont, darun- biets vorzubereiten. Es hat sich herausgestellt dass die Daten ter erwiesen sich besondere Ausblickspunkte als Karawan- als auch die Naturschutz systeme in Kärnten und in Sloweni- ken-spezifi sch. Bedeutend sind auch andere erhaltene Natur- ressourcen (z. B. Holz und Trinkwasser) sowie Bedingungen

Vol. 39 (1-2) 2013 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector 5 Abstracts für wertvolle Landwirtschaft, die aber ohne zusätz liche Hilfe Ausgewählte Aspekte zum Selbst-, bei der Vermarktung im Vergleich zu herkömmlich angebau- ten Landwirtschaftsprodukten nicht konkurrenzfähig sein Fremd- und Wunschbild der können. Karawanken-Region Die politischen Grenzen an der Drau und dem Bergrücken der Karawanken haben eine tiefe Trennungslinie zwischen Die Karawanken sind eine Gebirgskett e, die eine ca. 120 km den beiden Staaten eingeschnitt en, deswegen ist es auch lange Grenze zwischen Österreich und Slowenien bilden. nicht sinnvoll, dass gleich die anfänglichen Bestrebungen in Dieses Gebiet ist beidseits der Grenze durch ihre periphere eine Vereinheitlichung gerichtet sind, vielmehr gilt es sich Lage charakterisiert. miteinander kennen zu lernen, was sich zu gemeinsamen Im Zuge dieser Arbeit wurden 40 qualitative Interviews auf Darstellung und Vorstellung bestimmter Inhalte entwickeln slowenischer und Kärntner Seite durchgeführt und analy- mag, allmählich auch in vergleichbaren Methoden der Zu- siert. Ziel war, die Bandbreite an Wahrnehmungen der Bevöl- standsverfolgung münden kann. kerung hinsichtlich „ihrer Region“, „ihres Lebensraumes“ zu Wesentlich ist dabei eine Änderung der Vorstellung der Ka- identifi zieren. Anhand dieser Interviews soll eruiert werden, rawanken als einer Trennungslinie in ein Bewusstsein über wie weit das „Wir-Gefühl“ reicht, wie sich die Karawanken in eine gemeinsame grüne Oase zwischen , Klagenfurt, ihrer „mentalen Welt“ abbilden lassen, welche Chancen oder Völkermarkt, Dravograd, Velenje, Kranj (Ljubljana), Wünsche, welche Sorgen oder Risiken die Interviewpartne- und Kranjska Gora. rInnen für die Zukunft sehen. Das Ergebnis des Pakets sind Datenbanken, die zwar auf- Grundsätz lich ist, trotz der großen Probleme im Karawan- grund der verschiedenen Zugangsweisen nicht verbunden kengebiet, kaum eine Resignation aus den Gesprächen zu sind, aber dennoch eine Basis für künftige Arbeit darstellen. spüren. Im Gegenteil: Es werden konkrete Ansätz e und Vor- schläge zur wirtschaftlichen Verbesserung und Hebung der Es sind auch einige bestehende Initiativen vorgestellt, die die Lebensqualität angeführt. Idee einer ganzheitlichen Behandlung der Karawanken un- terstütz en könnten (z.B. Geopark Karawanken, Pilotregionen Eine Identifi kation mit den Karawanken ist so gut wie bei der Alpinen Konvention, The Green Belt Initiative). allen GesprächspartnerInnen gegeben und spürbar. Der Um- fang und die Sichtweise variieren jedoch stark. Die Karawan- ken können als gemeinsame Klammer verstanden werden, innerhalb dessen sich das Gebiet in weitere Teileinheiten Wirtschaftliche Entwicklung der untergliedern lässt. Das Karawankengebiet wird geografi sch Karawanken-Region und naturräumlich als einheitliche Region wahrgenommen, nicht jedoch im Sinne eines gemeinsamen Lebens-, Hand- Die Karawanken-Region ist sowohl auf österreichischer lungs- und Wirtschaftsraumes. Vielmehr ist die Ausbildung (Kärntner) als auch slowenischer Seite durch eine periphere von Teilidentitäten und Kleinregionen erkennbar. Von den Lage charakterisiert. Aufgrund der historischen Entwicklung Gästen und BesucherInnen werden die Karawanken vor al- war diese Region über Jahrzehnte durch eine fast unüber- lem als Einheit im Sinne einer „Natur- und Freizeitregion Ka- windliche Grenze zerschnitt en, und manche der geschichtli- rawanken“ gesehen. chen „Altlasten“ werden auch heute noch spürbar. Die Naturverbundenheit und die schütz enswerte Natur Aus regionaler und regionalwirtschaftlicher Sicht ist diese der Karawanken kommen bei nahezu allen Gesprächspart- periphere Lage durch eine vergleichsweise ungünstige Be- nerInnen zum Vorschein. Der „Schutz durch vorsichtige völkerungsentwicklung (überdurchschnitt licher Rückgang Nutz ungs“-Gedanke könnte als gemeinsamer Nenner aber der Anzahl an jüngeren Einwohner/innen) sowie Wirt- auch als Auftrag für Entscheidungsträger/ Politiker verstan- schaftsstruktur (unterdurchschnitt licher Anteil des Dienst- den werden. leistungssektors) geprägt. Dazu kommt ein geringeres Der starke Wunsch nach Zusammenarbeit ist ein Thema, das Wirtschaftswachstum und eine höhere Arbeitslosigkeit, als sich wie ein roter Faden durch verschiedene Themenbereiche dem jeweiligen Durchschnitt Kärntens bzw. Sloweniens ent- zieht. Vor allem bei der grenzüberschreitenden Kooperation spricht. hinkt die aktuelle Umsetz ung den Wünschen jedoch bei Wei- Allerdings werden auf beiden Seiten in den Entwicklungs- tem nach. leitlinien und –bildern die naturräumlichen (ökologischen) Die Befragten att estieren der Region durchaus ein hohes Ent- Grundlagen einer zukünftigen Entwicklung beschrieben. Wie wicklungspotenzial. Es fehlt eventuell an Mut, an Investoren im Bericht zum Naturraum des vorliegenden Forschungs- und vor allem an überörtlicher Koordination sowie eines projekts deutlich wird, sind in der Region einzigartige Res- gemeinsamen, realistischen Leitbildes/ einer gemeinsamen sourcen vorhanden, die tatsächlich zu einer verbesserten Strategie. Die im vorliegenden grenzüberschreitenden Pro- regionalen Entwicklung beitragen können. Einerseits kann jekt im Rahmen des Operationellen Programms Slowenien- als einzigartige Ressource die teilweise bereits vorhandenen Österreich 2007-2013 angedachte grenzübergreifende ARGE Kompetenzen im Bereich der nachwachsenden Rohstoff e „Freunde der Karawanken“ könnte eine identitätsstiftende (insb. Holz) angesehen werden, andererseits ist im naturna- Aufgabe übernehmen und im Zuge seiner Tätigkeit nicht hen und ökologisch nachhaltigen Tourismus in Verknüpfung nur eine koordinierende Rolle spielen, sondern auch einen mit den geologischen und historischen Gegebenheiten der gemeinsamen Ideenpool und Entwicklungsmotor darstellen. Region die wichtigste ökonomisch bedeutsame Entwick- Die Vermitt lung von Wissen um die Region (auch Ge- lungslinie erkennbar. schichtsbewusstsein), das Bott om-up-Prinzip (Einbindung

6 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Abstracts der Bürger) sowie die Erfüllung der Orientierungsfunktion wusstseinsbildung zielgerichtet gesteuert würden, könnte sind Grundlagen für eine ausgeprägte regionale Identität, sich daraus im Laufe der Zeit eine verstärkte regionale „Ka- meint Michael Weigl (2008) in seinem Vortrag „Was bedeutet rawankenidentität“ entwickeln. Dabei ist zu erwarten, dass Identität – wie entsteht regionale Identität?“ Diese Bereiche die Längsstreckung des Gebirgszuges eher ein Problem für sind für die Region der Karawanken nur zum Teil umgesetz t die Identifi kation als Region darstellt als die sich immer mehr und befi nden sich im Fluss. Wenn diese Prozesse durch Be- in Aufl ösung befi ndliche Staatsgrenze.

Vol. 39 (1-2) 2013 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector 7 8 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Analyse der natürlichen Gegebenheiten im Gebiet der Karawanken

Peter Skoberne, Michael Getzner, Hanns Kirchmeir

Der Artikel ist eine modifi zierte Fassung des Projektberichts: Skoberne, P., M. Getz ner, H. Kirchmeir, 2012: Analiza naravnih značilnosti na območju Karavank. Analyse der natürlichen Ge- gebenheiten im Gebiet der Karawanken. INTERREG IV A Slovenija-Avstrija, projekt Karavanke@prihodnost – Gospodarjenje z naravo v evropski regiji prihodnosti, Naturbasierte Wirtschaft in der europäischen Zukunftsregion Karawanken, Univerza v Ljubljani, Biotehniška fakulteta, Ljubljana.

Das Projekt „Karavanke@prihodnost“ wurde im Rahmen des Programms INTERREG IV A Slovenija-Avstrija von der Euro- päischen Union (EFRE - Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) kofi nanziert.

1. Einführung und verschiedenen thematischen Karten abbildbar (GIS Umge- bung). Das System ist off en angelegt, was bedeutet, dass man Inhaltsbestimmung neue Informationen hinzufügen, sowie die bestehenden Pa- kete ergänzen kann. Auf diese Weise können die Datenban- Der Zweck der Studie ist es, aufgrund von zugänglichen ken eine Basis für regelmäßige Instandhaltung von touristi- Quellen eine Übersicht der natürlichen Gegebenheiten der schen Informationssystemen werden. Karawanken zu erstellen. Zugleich werden an einem Ort we- sentliche Informationen über die Natur des Gebiets zusam- Es sind auch Daten über alle Objekte und Naturgebiete ge- mengeführt, vor allem zum Einsatz für touristische Zwecke sammelt, die durch Vorschriften aus dem Bereich Natur- sowie zur Aus- und Weiterbildung. schutz einen rechtlichen Status defi niert haben. Dabei muss man bemerken, dass die Naturschutz systeme in Slowenien Zuerst werden die geologischen Gegebenheiten der Kara- und Kärnten unterschiedlich gestaltet sind, daher ist ein wanken behandelt, es folgen allgemeine Bestimmungen der direkter Vergleich nicht möglich. Bei der thematischen Be- Pfl anzen- und Tierwelt. Hier konzentrieren wir uns vorwie- handlung wurden jedoch inhaltlich und rechtlich ähnliche gend auf Besonderheiten aus den Reichen der Pfl anzen und Ansätz e in Betracht gezogen. Bei Gebieten im Rahmen der Tiere, also Arten mit begrenztem Aufk ommen (Endemite Natura 2000, die aufgrund von europäischen Direktiven ge- überwiegend aus dem Gebiet der Karawanken), Arten an der regelt sind, ist die Behandlung einheitlich, ähnliches gilt für Ausbreitungsgrenze, Arten deren Name mit den Karawan- andere Naturschutz gebiete. Besserer Verständlichkeit wegen ken verbunden ist, sowie eine Auswahl von unter Schutz ste- wurden beide Ansätz e kurz vorgestellt und die Verbindun- henden Arten. gen zu den Gesetz esgrundlagen angeführt. Es folgen Vorstellungen verschiedener typologischer Land- Fotos bei denen keine Quelle angeführt ist, stammen von Pe- schaftsaufteilungen im Gebiet der Karawanken. ter Skoberne. Im Rahmen des Projekts wäre es unbedingt nötig auch das Kulturerbe zu behandeln, da es unzertrennbar mit den Na- turgegebenheiten verbunden ist. Eben wegen diesen Ver- bindungen wurden in diesem Arbeitspaket auch einige we- 2. Behandeltes Gebiet sentliche Eigenschaften aus dem Bereich der Geschichte und Die Karawanken gebietsmäßig zu defi nieren zeigte sich Kultur des Gebiets erwähnt. schon zu Beginn des Projekts als recht schwierige Aufgabe. Besonders betont sind natürliche Gegebenheiten, die sich eig- In der Literatur fi ndet man verschiedene Ansätz e zur räum- nen, in das touristische Angebot mit eingeschlossen zu wer- lichen Präzisierung der Karawanken, daher gibt es keine ein- den. Sie stimmen mit folgenden Maßstäben überein: Eignung heitliche Defi nition des Gebiets der Karawanken. Schon Seidl aus dem Gesichtspunkt des Naturschutz es, Att raktivität und (Seidl, Ferdinand 1907) macht darauf aufmerksam, dass die Zugänglichkeit. Alle Gebiete sind räumlich defi niert und in Heimischen gewöhnlich keine größeren Bergmassive benen-

Vol. 39 (1-2) 2013 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector 9 P. Skoberne, M. Getzner, H. Kirchmeir nen sondern nur ihre lokale Umgebung: Berge, ausgeprägte Das spricht zugunsten der Annahme, dass ganze Gebirgs- Relieferscheinungen, Bäche, Täler, lokale Berggruppen. kämme nicht so im Bewusstsein der heimischen Bewohner Der Name Karawanken wurde schon in der Antike ge- waren, wie die lokale Umgebung einzelner Täler oder der braucht, so schrieb z.B. Klaudius Ptolemäus den Ausdruck naheliegenden Berggruppe. „Curvanca“ für das Gebiet zwischen dem Bergkamm Nori- In der Beschreibung der Wanderung vom Triglav bis zum cum und der Adria einerseits und dem Berg Cetius. Valvasor Großglockner erwähne Hacquet schriftlich auch die Kara- behandelte die Namensgebung der Gebirge in Krain und den wanken: »... gen Osten und Norden liegt ein Gebirge in Krain Nachbarländern kritisch, da verschiedene Autoren schon seit (Carniola).« (Hacquet 1784, 6). Aus der Beschreibung geht der Antike die Gebirge verschieden nannten. hervor, dass er das Gebirge mit Triglav verbunden hatt e, Auf Valvasors Landkarte (Tabula Ducatus Carnioliae Vindo- wobei er die selbe Zusammensetz ung aus grauem Kalkstein rum Marchiae et Histriae, Noribergae, 1714) gibt es keinen betonte (siehe Bild Nr. 2). besonderen Namen für die Karawanken, obwohl das Gebirge Es gibt mehrere neue Erklärungen des Namens Karawanken, eingezeichnet ist (siehe Bild Nr. 1) wobei keine davon verlässlich durch Fakten gestütz t ist, so Valvasor schrieb eindeutig (Valvasor 1689, 299–300), dass die ist es am sichersten zu behaupten, der Ursprung des Namens Karawanken ein selbständiges Gebirge sind. Nebenbei er- liege tief in den Wurzeln der Urbevölkerung. wähnte er auch den möglichen Ursprung des Namens ‚Cur- Um nur einige Beispiele zu nennen: vanca‘. Das stark bewegte und kurvenreiche Gebirge soll an o Cernunnos – der mythologische Hirsch, den die den Ausdruck „Kurve“ erinnern. Der Name ‚Curvanca‘ soll Kelten auch Karwo nannten (Rohrecker, Georg, seiner Meinung nach allmählich wegen falscher Aussprache 2009: www.diekelten.at); im Laufe der Zeit in ‚Carvanca‘ übergegangen sein. o kara wanka – felsige Wiesen (Klinar 1997); o das Wort ‚kras‘ entspringt aus der ursprünglichen Wurzel kar/gar, kara/gara, was soviel wie Stein be- deutet (Kranjc 2005, 276), daher ist die Möglichkeit der Benennung der Karawanken nach dieser Wort- wurzel nicht auszuschließen ist (möglicher weise: kara wand – Felswand?)

Obgleich die oberen Beispiele doch den Eindruck einer ent- (Valvasor 1689, 299) fernten aber dennoch sinnvollen Verbindung geben, fi ndet man auch vollkommen sinnlose Namenserklärungen, wie zum Beispiel diese: Kartographisch recht genau beschrieb das Gebiet der Ka- rawanken der Naturforscher Balthasar Hacquet (Hacquet »Das Grenzgebirge zwischen Slowenien und Österreich hat 1778), der während seiner Amtszeit in Idrija und Ljubljana eine typische Ausrichtung der Bergrücken und Täler in Rich- das Gebiet bereiste. Die Namen der Siedlungen, Gipfel und tung Ost-West, die wie eine Karawane aufeinander folgen; Gewässer sind gut beschrieben, sämtliche Bergwerke sind daher der Name Karawanken.« (htt p://www.mojstrana.com/ eingetragen, es fehlen jedoch Kennzeichnungen der Gebirge. narava.html)

Bild Nr. 1. Ausschnitt aus Valvasors Landkarte Tabula Ducatus Carnioliae Vindorum Marchiae et Histriae, Noribergae, 1714.

10 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Analyse der natürlichen Gegebenheiten im Gebiet der Karawanken

Bild Nr. 2. Landkarte von Krain und Kärnten (Hacquet 1778, 195)

Die Grundbestimmung von Gebirgen bezieht sich gewöhn- bei Tržič; dann entlang dem Lom Tal und über den Javornik lich auf die geologische Zusammensetz ung und geologische Pass entlang dem Strožič Bach bis zum Zusammenfl uss mit Geschickte sowohl die orographische Gliederung. der Kokra. Dann entlang der Kokra bis Jezersko und über den Im Westen teilt die Gitsch die Karawanken von den Karni- Jezerski vrh ins Tal von Bela, dann sofort auf den Pavličev schen Alpen, die Gail trennt sie von den Gailtaler Alpen. Im vrh entlang des Ručnik und der Jezera im Tal Matkov kot bis Norden werden die Karawanken bis Völkermarkt von der zum Zusammenfl uss mit der Črna und weiter entlang der Sa- Drau begrenzt, von dort über Jauntal und an Bleiberg vorbei vinja bis Solčava, dann entlang der Klobaša über Sleme zwi- bis Prevalje, und entlang der Meža bis zu ihrer Mündung in schen Olševa und Raduha nach Bistra im Tal von Mežica bis die Drau bei Dravograd. Die südliche Grenze ist an der west- Črna na Koroškem. Ab hier verläuft die Grenze über Sleme lichen Seite klar ausgeprägt, denn sie verläuft ab Žirovnica (Št. Vid) entlang der Velunja bis Paka, dort entlang bis Dolič, entlang dem Save Tal, welches die Karawanken von den Ju- dann entlang der Mislinja, welche die Karawanken von Po- lischen Alpen trennt. Ab Žirovnica gen Osten ist die Grenze horje trennt bis zum Zusammenfl uss mit der Meža und der wegen dem engen Kontakt zu den Steiner Alpen nicht ein- Drau bei Dravograd. deutig zu bestimmen, was schon Seidl feststellte (Seidl, Fer- Südöstlich des Hauptkamms werden die Karawanken noch dinand 1907, 14): »Daher kann hier weder ein Geograph noch im Paški Kozjak, der Konjiška gora, dem Boč, der Donačka ein Geologe noch ein Tourist eine zufriedenstellende natür- oder Rogaška gora und dem Macelj fortgesetz t. liche Grenze fi nden. Man muss sich also mit einer mehr oder Keine der Aufteilungen ermöglicht eine statistische Bearbei- minder künstlichen Grenzlinie abfi nden.« Wir griff en daher tung, weil alle Daten nur für statistische Gebiete gelten, die die Grenze nach Klinar in seinem Bergführer auf (Klinar sich nach den administrativen Grenzen richten. 1997): ab Žirovnica verläuft die Grenze entlang der Završnica Wir kamen zu dem Entschluss, die Daten für den Bereich bis zur Poljška planina Alm, südlich um Begunjščica herum Natur für das gesamte behandelte Gebiet aufzuzeigen (be- auf den Preval und durch den Potočnik Graben ins Mošenik stimmt durch die äußeren Gemeindegrenzen – Bild Nr. 3), Tal und dort entlang bis zum Zusammenfl uss mit der Bistrica

Vol. 39 (1-2) 2013 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector 11 P. Skoberne, M. Getzner, H. Kirchmeir

Bild Nr. 3. Behandeltes Projektgebiet

Bild Nr. 4. Engeres behandeltes Gebiet auf der slowenischen Seite (das gesamte Projektgebiet wird durch die Gemeindegrenzen bestimmt)

ungeachtet dessen ob das tatsächliche Gebiet der Karawan- Gebiete im Österreichischen Teil der Karawanken ist im Ka- ken gehört oder nicht. Die größten Abweichungen gibt es am pitel über Ökosysteme beschrieben. rechten Ufer der Dolinka (Julische Alpen), in Solčavsko Die räumlichen Daten wurden mit den Programmen Arc- (Savinjske Alpen) und im östlichsten Teil des Gebiets (Pohor- View und fGis bearbeitet. je). Die Bewertung der Eignung der einzelnen Naturmerkmale Im Gebiet von Slowenien werden nur die Inhalte innerhalb wurde im Slowenischen Teil der Karawanken mit einer eige- des engeren behandelten Gebiets genauer bearbeitet und be- nen Methode durchgeführt, die gesondert beschrieben wird. wertet ( Bild Nr. 4).

3.1. Bewertungsmethode der natürlichen 3. Methoden Sehenswürdigkeiten bezüglich ihrer Eignung für touristische Zwecke Der Bericht basiert im Wesentlichen auf der Behandlung vor- Die Methode ist dem Ziel unterlegen: auf schnelle, einfache handener Literatur und anderer zugänglicher Quellen, da im und zugleich transparente Weise unter Berücksichtigung der Rahmen des Projekts keine Geländeuntersuchungen vorge- touristischen Interessen sowie Interessen im Bezug auf Na- sehen waren. turschutz die für touristische Zwecke passendsten zu bestim- Die räumlichen Datenbanken bezogen wir aus bestehenden men. Das Ergebnis ist nicht ein bestimmter Wert der touristi- öff entlichen Quellen (Ministerium für Landwirtschaft und schen Eignung, sondern lediglich eine vorläufi ge Bewertung Umwelt, Agentur der RS für Umwelt; Universität Klagen- zur Einteilung in eine der folgenden Gruppen: furt), die Übersicht der Pfl anzen- und Tierarten im Sloweni- schen Gebiet der Karawanken basiert auf Daten aus dem Bio- - zu touristischen Zwecken sehr geeignet portal beim Zentrum für Kartographie der Fauna und Flora. - zu touristischen Zwecken bedingt geeignet Die Methode für die Darstellung der ökologisch wichtigen - zu touristischen Zwecken ungeeignet

12 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Analyse der natürlichen Gegebenheiten im Gebiet der Karawanken

Die Bewertung beruht auf drei Kriterien: Bei der Bewertung jedes Maßstabs wird ein kleiner Buchsta- be eingesetz t im Falle, dass mit dem Maßstab bestimmte Be- - Eignung vom Gesichtspunkt des Naturschutz es dingungen verbunden sind: - Att raktivität für den touristischen Besuch  Beispiel für Naturschutz empfi ndlichkeit: Moore - Zugänglichkeit sind prinzipiell für Besucher ungeeignet; außer es werden der Zutritt und die Besucherweiterleitung Das erste Kriterium berücksichtigt den Gesichtspunkt Natur- auf entsprechende Weise bewerkstelligt. schutz , das zweite den touristischen Gesichtspunkt, und beim dritt en bestehen beide Interessen. Es wird von der Vorausset-  Beispiel für bedingte Att raktivität: die natürliche zung ausgegangen, dass aus der Stellung des Naturschutz es Besonderheit ist dem Anschein nach nicht herausra- nur diejenigen natürlichen Sehenswürdigkeiten gut geeignet gend, kann aber ein gutes Beispiel für ein bestimm- sind, die durch regelmäßigen Besuch nicht wesentlich gefähr- tes Naturphänomen sein (z. B. Bruch). Begleitet det werden. Die zweite Voraussetz ung ist, dass der Besuch von entsprechender Erklärung, die auf die Beson- nur für att raktive natürliche Besonderheiten sinnvoll ist. Die derheit aufmerksam macht, wird das Phänomen Zugänglichkeit ist vom touristischen Standpunkt wichtig, interessant. Zusätz liche Att raktivität kann in Kom- da man dem Besucher einen sicheren und verhältnismäßig bination mit kulturellem Erbe erreicht werden. leichten Zutritt gewährleisten muss. Die Verbesserung der Potočka zijalka ist als Halbhöhle nichts Besonde- Zugänglichkeit, besonders der damit verbundenen Verkehrs- res. Doch die Höhle war eine paläolithische Jäger- infrastruktur (z. B. Parkplätz e, Toilett en, gastwirtschaftliche station und das macht Potočka zijalka für Besucher Lokale, Wegbereitung, Sicherung …) kann sowohl die natür- doch sehr interessant. Ähnlich ist auch Mathias liche Besonderheit als auch die Umgebung beeinfl ussen. Höhle unter dem Petzen wegen der Geschichte von König Mathias interessant und nicht wegen ihrer Bei jedem Kriterium werden drei Maßstäbe eingesetz t: A, B, geringen Länge von 48 m. Es kann auch nur der C, mit folgender Bedeutung: Höhleneingang interessant sein, natürlich wieder A – sehr geeignet begleitet von einer entsprechenden Erklärung. Die B – weniger geeignet tiefe Höhle Brezno pri gamsovi glavici unter dem Pršivec ist ohne Höhlenklett erausrüstung absolut C – nicht geeignet unzugänglich, die Information, dass sie über 800 Die Maßstäbe werden bewusst mit Buchstaben und nicht mit m tief ist (mehr als zwei Eiff eltürme!) und dass die Zahlen gekennzeichnet, vor allem um die Versuchung zu Länge aller Höhlengenge mehr als 6 km beträgt, bändigen, den Wert zu errechnen. Die Kriterien sind nämlich würde Bergsteiger und Bergwanderer zum Höh- nicht untereinander vergleichbar, daher wäre ein zahlenmä- leneingang locken, der auf den ersten Blick in der ßiger Wert irreführend. Tat nicht sehr aufregend aussieht. Natürlich bei entsprechender Sicherung des Eingangsabgrunds Die Beschreibungen der einzelnen Kriterien und Maßstäbe und angemessenen Warnhinweisen. sind in der Tabelle 1 zusammengetragen.  Bedingte Zugänglichkeit ist mit einer Abschätz ung Die Noten sind subjektiv, die größte Breite verschiedener In- von minimalen Maßnahmen verbunden, die nötig terpretationen besteht bei der mitt leren Note B. wären um den Zugang sicherzustellen.

Tabelle 1. Beschreibung der Kriterien und Maßstäbe zur schnellen Eignungsbewertung.

Kriterium Maßstab Beschreibung Eignung bezügl. Naturschutz A Besuch, auch massenweise, beeinfl usst die Sehenswürdig- keit nicht wesentlich B Beschränkter Besuch soll vorgesehen werden C Große Empfi ndlichkeit wegen Besuch oder Entfremdungsge- fahr (gefährdete Pfl anzen, Fossilien und Minerale) Attraktivität A sehr attraktiv B attraktiv, doch nicht hervorragend C uninteressant Zugang A Zugang schon ermöglicht, Straße, gekennzeichneter Fahr- weg oder markierter Fußweg B Zugang besteht, ist jedoch nicht gekennzeichnet C fehlender Zugang, keine Wege, anspruchsvolle Orientie- rung, Führung nötig, besondere Ausrüstung nötig (z. B. Höhlen)

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Jede Naturbesonderheit wird nach allen drei Kriterien be- Der Zweck der schnellen Bewertung ist es also schnell und wertet. Die Kriterien und Maßstäbe sind von der Art der einfach alle drei Gruppen zu bestimmen. Vorteil der Me- Naturbesonderheit vollkommen unabhängig. Es werden ein thode liegt auch darin, dass man bei neuen Tatsachen oder See, ein mächtiger Baum, ein Moor oder eine Thermalquelle neuen Interpretationen die Daten korrigieren und die Bewer- alle auf dieselbe Art und Weise bewertet. tung erneut durchführen kann. Mit dieser Möglichkeit der Für die Bewertung ist es wesentlich, dass der Begutachter die Neubeurteilung wird auch die Subjektivität der Methode Naturbesonderheiten des zu bearbeitenden Gebiets persön- gemindert. lich gut kennt. Die Qualität der Bewertung kann gesteigert Für den Österreichischen Teil der Karawanken wurde diese werden indem man anstelle von einem individuellen Verfah- Methode nicht eingesetz t, weil es keine ähnliche Bestandlis- ren das ganze im Rahmen eines Workshops statt fi nden lässt te gibt, sondern Objekte und Gebiete, die in den Rechtsvor- und Personen einlädt, die das Gebiet mit den Naturbeson- schriften bereits bestimmt sind und schon die Maßstäbe an derheiten besonders gut kennen. Die Gruppe behandelt jede Att raktivität erreichen, Zutritt seinschränkungen sind durch Naturbesonderheit für sich und entscheidet sich gemeinsam Schutz regime bereits bestimmt (z. B. Naturschutz gebiete). für die Bewertung jedes einzelnen Kriteriums und bei etwa- igen bedingten Noten auch die Bedingung bestimmt. Man kann eine Bewertung auch so organisieren, dass zuerst eine Gruppe Fachleute individuell bewertet, dann treff en sie sich 4. Vergleich der Behandlung von alle und bringen die Bewertungen in Übereinstimmung. Je- natürlichen Potenzialen auf beiden denfalls wird nur die Abschlussnote abgestimmt, die Einzel- noten bei den einzelnen Kriterien dienen nur als Verhand- Seiten der Karawanken lungshilfe. Für das Gebiet der Karawanken wurde eine Übersicht der Möglichkeiten zur Bestimmung der Gesamtnote sind in der Ansätz e zur Behandlung von natürlichen Potenzialen für Tabelle 2 dargestellt. den Naturschutz vorbereitet, die zugleich auch wesentlich Aus den gesammelten Noten bestimmt wird eine Endnote für die naturwissenschaftliche Bestimmung des Gebiets, die bestimmt, wodurch die behandelten Naturbesonderheiten in naturwissenschaftliche Identität der Karawanken, wie auch drei Gruppen aufgeteilt werden: zu touristischen Zwecken deren Einschluss in die „grüne“ Entwicklungskomponente gut geeignete, geeignete und ungeeignete. Zusätz lich wird des Gebiets sind. es höchstwahrscheinlich auch einige Grenzfälle geben. Die Es stellte sich heraus, dass die Aufgabe nicht einfach war, da erste Gruppe wird in weiterer Folge von Mitarbeitern, die sich in den beiden Ländern, trotz recht ähnlichen Zielen ver- Besucherströme leiten, eventuell Wege, thematische Pfade, schiedene Ansätz e des Naturschutz es entwickelt hatt en. Die Fahrradrouten und Wanderwege planen, weiter behandelt. Unterschiede ergeben sich im rechtlichen System, der Art der Wenn am geplanten Weg eine weitere geeignete oder bedingt Dokumentierung, der Zustandsbegleitung und der Termino- geeignete Naturbesonderheit liegt, kann man erneut prüfen, logie. ob es nicht doch sinnvoll wäre auch diese in das Angebot mit Es stellte sich heraus, dass die Suche nach einem gemeinsa- einzuschließen. Mit der dritt en Gruppe beschäftigt sich nor- men Nenner nicht das Sinnvollste war, daher wurden ver- maler weise niemand mehr, es sei denn man prüft die eine wandte Objekte beidseits der Grenze nach inhaltlichen Zu- oder andere Besonderheit, oder wenn die Möglichkeit be- sammenhängen verglichen, es wurde jedoch nicht versucht steht, dass eine der Noten zu niedrig gesetz t wurde. sie um jeden Preis in Übereinstimmung zu bringen. Die kar-

Tabelle 2. Möglichkeiten dreier verschiedener Noten nach drei Kriterien und Umwandlung zur Endnote. AAA – an erster Stelle ist die Note zur Eignung vom Naturschutzstandpunkt, es folgt die Attraktivität, und zuletzt die Zugänglichkeit.

Bewertung laut Kriterien Gesamtnote Endnote AAA 1a – zu touristischen Zwecken 1 sehr geeignet aAA, AaA, AAa 1b – bei Beachtung der Bedin- 2 gung sehr geeignet AAB, ABA, BAA, 2a – zu touristischen Zwecken 2 ABB, BAB, BBA, BBB geeignet ABc, BAc, BBc… 2b – zu touristischen Zwecken 2 beschränkt geeignet Eignung vom Naturschutzstandpunkt – C oder At- 3 – zu touristischen Zwecken 3 traktivität – C oder mindestens 2 Kriterien be- ungeeignet wertet mit C

14 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Analyse der natürlichen Gegebenheiten im Gebiet der Karawanken tographischen Unterlagen für die einzelnen inhaltlichen Zu- - unter Schutz stellen; sammenhänge wurden separat für jeden Staat geführt, auf - unter befristeten Schutz stellen; den Übersichtskarten sind sie nur zur Veranschaulichung auf - vertraglicher Schutz ; der gleichen kartographischen Unterlage dargestellt. - Erneuerung. Auch sonst ist es sinnvoll ohne größere Änderungen die Ar- beit fortz usetz en, mehr Zeit und Mühe sollte man der gegen- Die Erhaltung der biologischen Vielfalt richtet sich auf zwei seitigen Kommunikation und dem Datenaustausch widmen. Bereiche: Die weiteren Schritt e sollen pragmatisch sein, und sich vor allem in die Harmonisierung der Gebiete richten, wo die Un- - die Erhaltung einzelner Arten (Artenschutz ) terschiede am kleinsten sind (z. B. Ausführung Europäischer - die Erhaltung deren Lebensräume (Flächenschutz ) Gesetz gebung: Vogelschutz richtlinie, Fauna-Flora-Habitat- Richtlinie, Wasserrahmenrichtlinie …), inhaltlich ähnlich Laut dem Naturschutz gesetz ist es nicht erlaubt eine auto- sind (z. B. Naturschutz gebiete), fachlich sinnvoll sind (z. B. chthone Art auszurott en (allgemeiner Schutz ), besondere Monitoringmethoden für einzelne Pflanzen- und Tierarten). Aufmerksamkeit gilt den gefährdeten/bedrohten Arten, die Schon jetz t ist es möglich bestimmte Sachverstände auf der in der Verordnung über die Aufnahme gefährdeter Pfl anzen- Ebene des gesamten Gebiets der Karawanken zu verallge- und Tierarten auf die rote Liste defi niert werden (Amtsblatt meinern, was auch in diesem Arbeitspaket versucht wurde. RS, 82/2002, 42/2010). Zuerst wird eine sehr allgemeine Übersicht des Systems für Die gefährdeten Arten werden in Hinsicht auf den Grund der Naturschutz in Slowenien und in Kärnten gegeben, danach Gefährdung geschütz t, entweder durch Unterschutz stellung wird der Zustand der einzelnen Inhaltszusammenhänge der – geschütz te Arten (Verordnung über geschütz te frei leben- natürlichen Potenziale in beiden Ländern dargestellt und de Pfl anzenarten – Amtsblatt RS, 46/2004, 110/2004, 115/2007, zuletz t ein generalisierter Synthesezustand. Das könnte den 36/2009; Verordnung über geschütz te frei lebende Tierarten Ausgangspunkt für einen gemeinsamen Ansatz beidseits der - Amtsblatt RS, 46/2004, 109/2004, 84/2005, 115/2007, 96/2008, Grenze bedeuten, besonders für den Gebrauch zu touristi- 36/2009, 102/2011) oder durch Erhaltung deren Lebensräume. schen, freizeitlichen, lern-erzieherischen und Promotions- Das Naturschutz gesetz bestimmt zur Erhaltung von Lebens- zwecken. räumen gefährdeter/bedrohter Pfl anzen- und Tierarten so- Der Zweck der Synthese ist es, aufgrund verhältnismäßig wie Habitatstypen wichtige Gebiete als ökologisch wichtige verschiedener Daten aus beiden Staaten den recht ausgegli- Gebiete. Wenn es sich um europaweit wichtige Arten und chenen Zustand der natürlichen Potenziale in den Karawan- Habitatt ypen handelt, die im Anhang der Habitatrichtlinie ken aufzuzeigen. Diese Übersicht wird bestimmt bestimmte (Anhang I und II) und in der Vogelschutz richtlinie (AN- Mängel und auch Fehler aufweisen und kann so der Aus- HANG I) aufgelistet sind, dann sind diese Gebiete als Natura gangspunkt für einen nächsten, besseren Schritt bei der Er- 2000 Gebiete bestimmt. stellung einer gemeinsamen Übersicht sein. Zur Erhaltung ökologisch wichtiger Gebiete können alle Maßnahmen zum Schutz von Naturwerten angewandt wer- den (unter Schutz stellen, unter befristeten Schutz stellen, 4.1. Rahmenübersicht des Naturschutz systems vertraglicher Schutz und Erneuerung). in der Republik Slowenien Genauer vorgestellt wird nur das System der Naturschutz ge- Das Naturschutz gesetz (Zakon o ohranjanju narave (Amts- biete in Slowenien: blatt RS, 96/2004)) ist das zugrunde liegendes Gesetz , das Naturschutz gebiete sind eindeutig räumlich bestimmte Ge- in Slowenien den Naturschutz bereich regelt, und zwar den biete, die langfristiger Erhaltung von Naturwerten und bio- Schutz der Naturwerte sowie der Erhaltung der biologi- logischer Vielfalt dienen und in enger Verbindung mit der schen Vielfalt. Erhaltung von Kulturerbe, das in einem gesonderten Gesetz Naturwerte sind herausragende Teile oder Erscheinungen in bestimmt wird stehen. der Natur, wie zum Beispiel: »…geologische Erscheinungen, Weitere Schutz gebiete (Naturparks): Minerale und Fossilien mit ihren Fundorten, Karsterschei- nungen an der Erdoberfl äche und unterirdisch, unterirdische Nationalpark (IUCN: II, II/IV) Höhlen, Schluchten und Klammen sowie andere geomor- Regionalpark (IUCN: V) phologische Erscheinungen, Gletscher und Formen von Glet- Landschaftspark (IUCN: V) schertätigkeit, Quellen, Wasserfälle, Wasserschnellen, Seen, Engere Schutz gebiete: Moore, Bäche und Flüsse mit deren Ufern, Meeresufer, Pfl an- zen- und Tierarten, deren besondere Individuen und deren Naturdenkmal (IUVN: III) Lebensumgebungen, Ökosysteme, Landschaften und ge- Naturreservat (IUCN: IV) formte Natur.« (Absatz 3, Artikel 4 des Naturschutz gesetz es). Strenges Naturreservat (IUCN: V) Die einzelnen Objekte und Erscheinungsformen (Naturbe- sonderheiten) sind mit besonderer Vorschrift als Naturwerte Ein Nationalpark wird von der Staatsversammlung durch ei- von nationaler oder lokaler Bedeutung bestimmt. Es ist ver- nen Gesetz erlass kundgegeben; bei allen anderen Kategorien: boten Naturwerte zu beschädigen oder zu vernichten (all- die Regierung, wenn es um Staatsbedeutung geht und der gemeiner Schutz ), man kann sie durch folgende besondere Gemeinderat, wenn es um lokale Bedeutung geht. Maßnahmen erhalten: Das Naturschutz gesetz bestimmt Vorgehensweisen, wie das

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Gebiet in der Planung und bei Raumeingriff en zu berücksich- Das Gesetz behandelt die folgenden Bereiche: tigen ist (System von Richtlinien, Beurteilungen, Meinungen, - Landschaftsschutz (besonders hervorgehoben sind Bewilligungen und Einvernehmen). Gletscher und Feuchtgebiete – ex lege Schutz ); Das Naturschutz gesetz ist eine grundlegende Vorschrift, die - Schutz von Pfl anzen- und Tierarten (allgemeine Bestimmungen internationaler Konventionen aus dem Na- Schutz maßnahmen und besonderer Artenschutz , turschutz bereich, sowie Europäische Gesetz gebung in die nachhaltige erwerbsmäßige Nutz ung, nicht heimi- Slowenische Rechtsordnung überträgt und auf diese Weise sche Pfl anzen- und Tierarten), den rechtlichen Rahmen für die Ausführung stellt. - Schutz besonderer Gebiete (Naturschutz gebiete, Das Naturschutz system in Slowenien ist in einer gleichna- Europaschutz gebiete, Natura 2000, Ramsargebie- migen Publikation gründlich dargestellt (Berginc, Kremesec, te, Welterbe …), Landschaftsschutz gebiete, Natur- Jevšenak, und Vidic 2007). parks; Alle fl ächenbeziehenden Raumdaten, die mit den Vorschrif- - Naturdenkmale auf Landes- und Lokalebene (in ten defi niert sind, stehen im Umweltatlas der Slowenischen Kärnten sind es 255, größtenteils Bäume, Seen, Umweltschutz agentur zur Verfügung: Moore, Magerwiesen sowie Geotopen, z.B. Was- htt p://gis.arso.gov.si/atlasokolja/profi le.aspx?id=Atlas_Okol- serfälle, Schluchten, Felswände, Gletscherformen ja_AXL@Arso und Fossilien); Die getragenen Raumschichten stehen im WFS Server der - Schutz von Naturhöhlen (allgemeiner und beson- Slowenischen Umweltagentur zur Verfügung: derer Schutz ), samt Höhleninhalt und der Einrich- htt p://gis.arso.gov.si/wfs_web/faces/WFSLayersList.jspx tung von Schauhöhlen; - Schutz von Mineraln und Fossilien (allgemeiner 4.2. Übersicht über das Naturschutzsystem in Schutz , verbotene Sammelmethoden…); Kärnten - Erhaltung, Entwicklung und Pfl ege von Natur- und Landschaftsräumen In Österreich obliegt die Zuständigkeit für den Bereich Na- turschutz bei den Bundesländern, die Bundesregierung ist Für die Landschaftserhaltung gibt es keine besonderen Re- lediglich für internationale Angelegenheiten in diesem Be- gime, wie es z.B. bei Schutz gebieten der Fall ist, doch werden reich zuständig (internationalen Konventionen, Europäische Schutz maßnahmen im Rahmen der Raumplanung, Baupla- Gesetz gebung einschließlich der Natura 2000 Gebiete) sowie nung und regionalen Entwicklung durchgeführt. für Nationalparks und hortikulturelle Denkmale (Denkmal- schutz gesetz – Zakon o varstvu kulturne dediščne). Kärntner Naturschutz gesetz : http://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung/LrK/20000118/ Die Kärntner Landesverfassung bestimmt Umweltschutz KNSG%202002%2c%20Fassung%20vom%2005.02.2012.pdf und –Pfl ege als Pfl icht des Landes die die Lebensbedingun- gen für die jetz igen und kommenden Generationen sichern Nähere Details siehe Bild Nr. 5. soll. Das grundliegende Gesetz ist das Kärntner Naturschutz - gesetz 2002 - K-NSG 2002, StF: LGBl Nr 79/2002 (WV), LGBl Nr 63/2005, LGBl Nr 77/2005, LGBl Nr 103/2005, LGBl Nr 10/2009, LGBl Nr 9/2010, LGBl Nr 42/2010, LGBl Nr 8/2012.

Bild Nr. 5. Ökologisch wichtige Gebiete (SI, hellgraue Fläche) und Übersicht ausgewählter Ökosysteme in Kärnten (AT, dunkle Punkte)

16 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Analyse der natürlichen Gegebenheiten im Gebiet der Karawanken

5. Naturpotenziale Es folgt ein übersichtlicher Vergleich der Naturschutz syste- me beidseitig der Grenze mit Akzent auf verschiedenen Ar- Naturpotenziale zu touristischen Zwecken und die Identi- ten von Naturschutz gebieten. tät eines Gebiets suchen wir vor allem in außerordentlichen Naturerscheinungen und Formen, da sie sichtbar, erkennbar, interessant, auch typisch und identitätsstiftend sind (z. B. 5.1. Geologie Narzissenwiesen in den Karawanken). Die Daten über die Die Karawanken sind in einer Zeit von mehr als 450 Millio- außerordentlichen Phänomene in der Natur – nennen wir sie nen Jahren unter lebhaftem tektonischen Geschehen entlang Naturerscheinungen, sind in Artikeln, Büchern, auf Landkar- einer der wichtigsten und längsten Europäischen Bruchzo- ten, in der letz ten Zeit natürlich immer mehr im Internet ver- nen entstanden – der Periadriatischen Naht (genannt auch streut. Weil die meisten von uns sie als Besonderheiten auf- Periadriatisches Lineament), der Kontaktz one zwischen der fassen, die zumindest potenziell bedroht sein können, sind Afrikanischen und der Eurasischen tektonischen Platt e. Des- Daten über Naturerscheinungen meistens in Datenbanken wegen bestehen die Karawanken aus extrem vielfältigen Se- der Naturschutz institutionen aufb ewahrt, sie können auch diments-, magmatischen und Metamorphgesteinen aus ver- einen besonderen Rechtsstatus haben. Auch diese Angabe schiedenen Epochen der geologischen Geschichte der Erde. ist für die Organisation der touristischen Nutz ung wichtig, Die Sedimentgesteine lagerten sich am südlichen Rand des da etwaige Einschränkungen und Verbote überprüft werden paläozoischen Ozeans Paläotethys und des mesozoischen müssen (ob der Besuch überhaupt möglich ist, unter welchen Ozeans Neotethys ab. Das Gebirge erhob sich im späten ka- Bedingungen, manchmal kann der Zugang und andere tou- ledonischen, variszischen und alpinem gebirgsformenden ristische Infrastruktur problematisch sein). Zyklus (der so genannten Orogenese). Auch in diesem Bericht sind die meisten Daten nach öff ent- Die heutigen Karawanken entstanden als Teil der jüngeren lich zugänglichen Datenbanken der Naturschutz organisa- Hebung der Alpen, die auch heute immer noch verläuft, was tionen erfasst, dabei ergibt sich das Problem der recht ver- moderne Erdbeben und genaue GPS Messungen beweisen. schiedenen Ansätz e in Slowenien und Österreich. Deswegen Die Hebung entstand in Folge der Pressung der Kontinental- konnten die Datenbanken nicht einfach zu einer gemeinsa- platt en entlang der Periadriatischen Naht (Details siehe Bild men Datenbank zusammengefügt werden, vielmehr haben Nr. 6, 7 und 8). wir sie sinngemäß auf der gleichen kartographischen Unter- Der Grund für die gleichzeitige regionale Metamorphose ei- lage mit entsprechenden Kommentaren erfasst. ner Reihe von verschiedenen vorläufi gen Gesteinen war ein Nur die Karte der potentiellen touristischen Punkte wurde interkontinentaler Zusammenstoß mit hohen Temperaturen wegen unmitt elbarer Verwendbarkeit als eine gemeinsame und hohem Druck. Diese Gesteine sind vor allem im nörd- Karte mit einheitlicher Datenbank erstellt. lichen und östlichen Teil der Karawanken zu fi nden, wo die Zuerst werden die Naturbesonderheiten vorgestellt, es folgt oberen, aufgeschobenen Sedimente des Tethys Meers durch eine Übersicht der Potentiale im Bereich der Pfl anzen- und Erosion abgetragen wurden. Tierarten, einschließlich deren Lebensräume (Biotope).

Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:AlpsRe lief_02de%2BPeriadriatic.jpg&fi letimestamp=20080406175523 Bild Nr. 6. Verlauf der Periadriatischen Naht, der Kontaktzone zwischen der afrikanischen und der eurasischen tektonischen Platte.

Vol. 39 (1-2) 2013 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector 17 P. Skoberne, M. Getzner, H. Kirchmeir

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Alpen Bild Nr. 7. Geologische Übersichtskarte der Alpen.

Bild Nr. 8. Hauptsächliche tektonische Einheiten der Karawanken (Fajmut Štrucl et al. 2012, 17)

18 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Analyse der natürlichen Gegebenheiten im Gebiet der Karawanken

In der Bruchzone des Periadriatischen Linaments, das auch 2007 Daten zur Verfügung, aber sie sind nur für Übersichts- bis mehrere Kilometer breit sein kann, sind magmatische und karten im Maßstab von mehr als 1:100.000 brauchbar. kontakt-metamorphorisierte regional metamorphe Gesteine Für den Österreichischen Teil wurden ökosystemische In- zum Vorschein gekommen, welche die „tiefen Wurzeln“ des halte aus verschiedenen Inhalten bewertet (Kirchmeir und zentralen Teils der Karawanken bilden und welche die geo- Keusch 2010). tektonischen Einheiten Nordkarawanken und Südkarawan- Dabei wurden die folgenden bestehenden Datenreihen ge- ken von einender trennen (Fajmut Štrucl et al. 2012, 17–18). nutz t (Details siehe Bild Nr. 9 bis 12): Außer aufgrund der geologischen Vielfalt ist das Gebiet der Karawanken auch wegen seiner Fossilien interessant. Ende - Kartierungen bedeutender Pfl anzengesellschaf- Karbon/Anfang Perm war des Gebiet der heutigen Kara- ten: aufgrund von Expertenwissen haben einzel- wanken von einem fl achen Meer bedeckt, worin Kalkstein ne Fachleute die besonderen Habitate auf einer entstand, worin wiederum reiche Gesellschaften von Algen, 1:50.000 Karte bestimmt. Alle diese Habitate sind Foraminifera, Korallen, Meereslilien, Armfüßler und vielen als „sehr wertvoll – 3“ bewertet (Hartl 1994). anderen Fossilien erhalten blieben. Der bekannteste fossile - Kartierungen von österreichischen Mooren: alle Fundort in den Karawanken ist die Dovžan Klamm bei Tržič Moore in Österreich wurden in den Jahren 1986- (Hlad und Jeglič 2005, 38), unter ihnen ganz besonders die 1990 im Maßstab 1:50.000 kartiert. Alle diese Habi- 1937 entdeckte eben hier gefundene Foraminifera Schwageri- tate wurden als ‚sehr wertvoll - 3‘ bewertet (Steiner na carniolica. 1992). Die wichtigsten Fossilien- und Mineralfundorte werden bei - Satellitenbildauswertungen des Laubholzanteils den Naturwerten bzw. Naturdenkmalen behandelt. der gesamten Waldfl ächen: das Forschungsinstitut Joanneum Research aus Graz wertete in den Jah- ren 1991-93 Satellitenaufnahmen aus (Landsat-TM) 5.2. Ökosysteme um die Wälder in Kärnten zu klassifi zieren. Einer Ein bestimmtes Gebiet kann aus verschiedenen Blickwinkeln der Maßstäbe war der Nadelbaumanteil an der Ge- beschrieben werden. Der ökologische Aspekt richtet sich in samtwaldfl äche. Durch Inversion dieses Maßstabs die Erkennung von Ökosystemen auf verschiedenen Ebenen, wurde der Laubholzanteil der Gesamtwaldfl ächen von der Unterscheidung von Wäldern, Gewässern, Felsen, ermitt elt (überwiegend Buchenwälder mit Esche Grasland und bewohnten Flächen bis zu genaueren Ebenen, und Erle in Talauen). Waldfl ächen mit einem Laub- wo man für die Erkennung der einzelnen Kategorien be- holzanteil von 70 % oder mehr sind als „sehr wert- stimmte Details kennen muss (z.B. Pfl anzengemeinschaften). voll – 3“ eingestuft worden (Schmitt und Gallaun Anders der Landschaftsaspekt, der die Landschaft im Bezug 1995). auf bestimmte sichtbare Elemente beschreibt. - Bewertung der Naturschutz bedeutung von fel- Die Habitatt ypen sind auf dem Gebiet von Slowenien nicht sigen und alpinen Habitaten der Karawanken: überall kartiert, im slowenischen Tel des Projektgebiets nur E.C.O. analysierte in den Jahren 1998-99 den Grad im Projektgebiet Karawanken Natura 2000 (Kotarac et al. des menschlichen Einfl usses auf die Natur (He- 2006). Für das gesamte Gebiet stehen CORINE Landcover merobie) im zentralen Teil der Karawanken. Neben

Bild Nr. 9. Naturschützerisch wichtige Ökosysteme (Expertenwahl) auf der Österreichischen Seite der Karawanken (dunkle Flächen)

Vol. 39 (1-2) 2013 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector 19 P. Skoberne, M. Getzner, H. Kirchmeir

Bild Nr. 10. Moore auf der Österreichischen Seite der Karawanken (dunkle Flächen)

Bild Nr. 11. Wälder mit vorwiegendem Laubholzanteil auf der Österreichischen Seite der Karawanken (dunkle Flächen)

Bild Nr. 12. Naturschützerisch bedeutende Grasfl ächen auf der Österreichischen Seite der Karawanken (dunkle Flächen)

20 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Analyse der natürlichen Gegebenheiten im Gebiet der Karawanken

den Satellitenbildauswertungen wurden auch das drohter Pfl anzen- und Tierarten auf die rote Liste, Amtsblatt Forststraßennetz , das Flächengefälle und die geo- RS, Nr. 82/2002, 42/2010) und Habitatt ypen sind Gebiete mit logische Bodenzusammensetz ung berücksichtigt. der Verordnung über ökologisch bedeutende Gebiete (Amts- Auf dieser Grundlage wurde der menschliche Ein- blatt der Republik Slowenien, Nr. 48/2004) als solche be- fl uss mit einer 10-Stufenleiter bewertet. Für dieses stimmt. Die Gebiete sind räumlich recht umfangreich, wobei Projekt wurden nur Gebiete mit einem Wert 6 oder es keine genaueren Angaben darüber gibt, für welche Arten mehr ausgewählt. Diese Gebiete bekamen die Be- und Habitatt ypen (und auf welchem Gebiet) sie vorgesehen wertung „sehr wertvoll – 3“ (Kirchmeir und Jung- sind. Maßnahmen für deren Erhaltung werden mit Richtli- meier 2000; Kirchmeir und Jungmeier 2001). nien in Planungsverfahren vorgeschrieben und werden bei - Bewertung von Grasfl ächen: zur Analyse der der Anschaff ung der vorgeschriebenen Genehmigungen und Heugewinnung wurden aufgrund verschiedener Zustimmungen kontrolliert. Auch die Daten über ökologisch Datenbanken die Qualität und der Umfang von bedeutenden Gebiete können nicht sinnvoll verbunden und Grasfl ächen in den Karawanken analysiert. Dar- zur Ergänzung der gemeinsamen Übersicht der naturschüt- aus wurden dann extensiv bewirtschaftete sowie zerisch bedeutenden Ökosysteme in den Karawanken einge- trockene und nasse Grasfl ächen ausgesucht. Diese setz t werden (siehe Bild Nr. 14). wurden mit der Bewertung „sehr wertvoll – 3“ aus- Die Karawanken werden als ein einheitliches Gebirgsöko- gewiesen (Keusch, Kirchmeir und Jungmeier 2010). system einschließlich dem Drau- und Savatal behandelt. Der Höhenunterschied beträgt 1900 m, vom tiefst liegenden La- Aus allen diesen Schichten wurden die Gebiete mit der vamünd/Labot auf 340 m Höhe über dem Meeresspiegel bis höchsten Bewertung (3) ausgesucht. Wo mehrere Gebiete zum Veliki Stol/Hochstuhl mit 2236 m Höhe. Dazwischen sich überschneiden, wurde die höchste Bewertung berück- erstreckt sich in der Richtung West – Ost ein Bergrücken, sichtigt, siehe Bild Nr. 13. dessen nördliche Lagen abgründig und felsig sind, auf den In Slowenien wurden die Habitatt ypen nur in einem Teil abgerundeten sonnigen Südhängen fallen die alpinen Wiesen der Gemeine Tržič genauer kartiert (Kotarac et al. 2006). Die steil herab zum Tal. Das Drautal ist breiter, deswegen konn- eingesetz te Typologie (PHYSIS und Natura 2000) ist recht te der Fluss in der Vergangenheit sein Becken mehrmals än- gründlich, die Flächenaufteilung ist auf Basis von Orthofotos dern, hier gibt es auch größere Seen und Moorreste (tiefes im Maßstab 1:5000 bestimmt, deswegen sind die Grunddaten Moor) mit kleineren Wasserfl ächen. Die Nordhänge sind genau, verlässlich und brauchbar. Mit der Interpretation der überwiegend mit Wald bewachsen (bewirtschafteter Nadel- Daten könnte man die Habitate so bewerten, dass die Ergeb- wald herrscht vor), von kleinen Siedlungen unterbrochen, nisse mit den österreichischen vergleichbar wären, leider ist dazwischen sind gerodete landwirtschaftliche Flächen, vor- das in Betracht der geringen kartierten Fläche nicht sinnvoll. wiegend Wiesen. Höhere Lagen sind auf der Nordseite ab- gründig und somit ein interessanter extremer Lebensraum Für die Erhaltung von Lebensraum der in Slowenien bedroh- alpiner Pfl anzen- und Tierarten. ten Arten (bestimmt mit der Regelung über die Aufnahme be-

Datenquelle: E.C.O., 2011; CKFF, 2006 Kartographische Grundlage: DPK1000, Vermessungsamt der Republik Slowenien Bild Nr. 13. Gemeinsamer Überblick der naturschützerisch wichtigen Ökosysteme in Kärnten und der kartierten Habitattypen im slowenischen Teil der Karawanken (dunkle Flächen)

Vol. 39 (1-2) 2013 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector 21 P. Skoberne, M. Getzner, H. Kirchmeir

Datenquelle: MOP-ARSO, 2011 Kartographische Grundlage: DPK1000, Vermessungsamt der Republik Slowenien Bild Nr. 14. Ökologisch bedeutende Gebiete (helle Fläche) im slowenischen Teil der Karawanken.

Auf der Südseite ist das Savatal viel enger, die Hänge erhe- 1.2.2 – Das Randgebiet der Ebene von Bled und ben sich steil über dem Fluss, fl ache Gebiete sind selten und Radovljica klein. Auf den Hängen wächst Buchen- und Fichtenwald, 1.3.1 – Die westlichen Steineralpen oberhalb der Waldgrenze ist vor allem alpine Wiese vorzufi n- 1.3.2 – Die östlichen Steineralpen den, durchzogen mit Bergkieferbeständen. Die meisten Sied- lungen sind im Talbereich, einige Weiler auf den Südhängen, Im östlichen Teil gehen sie in die Landschaft der Voralpinen wo es auch einige bewirtschaftete Almen gibt. Region über (2.4.1 - Koroška). In den Karawanken herrscht wegen der vielfältigen Geo- Die Landschaftsgliederung bestätigt die Unsicherheit mit der morphologie, des Höhenunterschieds und wegen der Ex- Defi nition der südlichen Karawankengrenze am Übergang in positionsextreme eine große Vielfalt unter den miteinander die Steineralpen und Koroška, siehe Bild Nr. 15. verbundenen Ökosystemen. Das Gebiet ist groß genug und Auch für das österreichische Gebiet ist eine Landschaftsty- zumindest im Hochgebirge schwach besiedelt, sodass es in pologie erarbeitet worden (Wrbka et al. 2005), doch unter- gewissem Masse möglich ist, der natürlichen Entwicklung scheidet sich der Ansatz methodologisch sehr von dem slo- freien Lauf zu lassen. In Gebieten oberhalb der Waldgrenze wenischen, der verhältnismäßig homogene landschaftliche ist der menschliche Einfl uss kleiner, überwiegend handelt Einheiten behandelt, wobei der Österreichische auf Boden- es sich um Beweidung und Freizeitaktivitäten (Bergsteigen, nutz ung basiert, daher ist ein unmitt elbarer Vergleich nicht Wandern). Die niedriger liegenden und bewaldeten Gebiete möglich (Bild Nr. 16). sind zu Kulturlandschaft umgeformt.

5.4. Natürliche Besonderheiten 5.3. Landschaft Natürliche Besonderheiten sind herausragende Naturer- In Slowenien ist unter den Defi nitionen von Landschaft scheinungen, wie zum Beispiel Wasserfälle, Schluchten, grö- am meisten die nach Marušič (1998) aufgenommene Land- ßere und zugängliche Höhlen, Naturfenster und –brücken, schaftsgliederung verbreitet. Mineral- und Fossilienfundorte, Moore, mächtige Bäume, Die natürliche und kulturelle Bewegtheit der Karawanken manche Wasserquellen. Das Erkennen von natürlichen Be- wird auch von einem vielfältigen Landschaftsbild geprägt. sonderheiten basiert vor allem auf dem Bewusstsein der Der südliche Teil des Gebirges ist in die landschaftliche typo- Menschen über deren Besonderheit, also einer Bewertung auf logische Gliederung Sloweniens mit eingeschlossen (Marušič, persönlicher Ebene und folglich auf persönlichem Bewusst- Ogrin, und Jančič 1998). Die Karawanken sind sonst auf der sein. So wuchs zum Beispiel eine alte Weinrebe in Maribor 1. Ebene unter den landschaftlichen alpinen Regionen, auf mehr als dreihundert Jahre vollkommen unbemerkt, nur der zweiten Ebene gehören sie ins Gebiet der Julischen Al- einige wenige Bürger kannten sie. Heute gibt es in Maribor pen, Karawanken und Steineralpen. Auf der dritt en Ebene kaum jemand der diese Weinrebe nicht kennt. gehören die folgenden Landschaftstypen zum behandelten Auch Naturbesonderheiten werden im Naturschutz system in Gebiet: Slowenien und Kärnten auf verschiedene Weise behandelt. 1.1.1 – Das obere Save Dolinka Tal Eine recht systematische Übersicht der Naturbesonderhei- 1.2.1 – Der Karawanken-Bergrücken ten für das Slowenische Gebiet schrieb Johannes Weichard

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Bild Nr. 15. Landschaft stypen im Gebiet der Karawanken (Marušič, Ogrin, und Jančič 1998)

Bild Nr. 16. Typen der Kulturlandschaft in Österreich (Wrbka et al. 2005, 21)

Valvasor im 4. Buch (Die Naturraritäten des Landes) seines den Datensammlungen des Instituts der Republik Sloweni- größten Werkes «Ehre des Herzogtums Krain» (Valvasor en für Naturschutz in einer eigenen Kategorie als Naturwert 1689, 644–696). Die nächste ganzheitlichere Übersicht er- defi niert. Weil die slowenische Rechtsordnung für den Na- stellte Albin Belar, wahrscheinlich im Jahr 1906 (Belar 1907; turschutz nicht den ‚ex-lege‘-Ansatz benutz t, ist jede Natur- Skoberne 2011), mit der Vorbereitung und Veröff entlichung besonderheit mit ihrem Namen, der Lage, typologischem der Inventare des wichtigsten Naturerbes begann man die Kennzeichen und Bedeutung (national oder lokal) defi niert. Daten systematisch zu ordnen (Peterlin 1976; Skoberne und Deswegen sind auf dieser Liste zum Beispiel auch alle Höh- Peterlin 1988; Skoberne und Peterlin 1991). Der Ansatz zum len, die zwar im Bundesland Kärnten auch alle rechtlich defi - Dokumentieren der Naturbesonderheiten wurde auch die niert sind, die aber wegen der ‚ex-lege‘ Art der einzelnen Lage Basis der Entwicklung der digitalen Datensammlungen für nicht in den formellen Raumdatenbanken defi niert sind und diesen Bereich, es folgte schließlich auch die Gesetz gebung daher auch nicht direkt in den Übersichten dargestellt wer- und defi nierte Naturbesonderheiten rechtlich als Naturwer- den können. te. Deswegen ist die Mehrzahl der Naturbesonderheiten aus

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In Kärnten sind neben den Höhlen auch Feuchtbiotope und tenmeinungen), wichtige Biotope und Naturdenkmale. Gletscher ‚ex-lege‘ geschütz t, die Mehrzahl der Naturbeson- Wegen der verschiedenen Ansätz e sind die Unterschiede derheiten steht unmitt elbar durch die Kategorie ‚Naturdenk- auch in der Anzahl und Bedeutung der einzelnen Naturbe- mal‘ unter Schutz . sonderheiten. In Kärnten sind in öff entlich zugänglichen Da- In Slowenien ist das unter Schutz stellen nur eine der Maß- tenreihen ausgewählte Besonderheiten behandelt, die als die nahmen zur Erhaltung von Naturwerten. Die einzelne Na- wichtigsten und als besonders herausragend erkannt wur- turbesonderheit kann als Naturdenkmal geschütz t sein oder den. In Slowenien hingegen sind als Naturwerte alle Natur- in ein größeres Naturschutz gebiet (Nationalpark, Regional- besonderheiten defi niert, die mindestens eines der fachlichen park, Landschaftspark) eingeschlossen sein. Bewertungsmaßstäbe erfüllen, mit eingeschlossen sind auch Naturwerte sind in Slowenien gemäß Naturschutz gesetz alle Karsthöhlen, ungeachtet ihrer Größe oder Bedeutung. entweder von nationaler oder von lokaler Bedeutung. Daten Deswegen ist die Anzahl in Slowenien ungleich höher als über Naturwerte werden in drei Kategorien geordnet: Gebie- jene in Kärnten. Auch von der Bedeutung her ist die Situation te, Punkte und getrennt Höhlen. Alle Höhlen sind, ungeach- unausgeglichen und daher unvergleichbar. tet der Größe, laut Gesetz von nationaler Bedeutung. Deswegen wurde mit einer besonderen Bewertungsmethode Details siehe Bild Nr. 17 und 18. eine Auswahl von für touristische Besuche geeigneten Natur- werten erstellt. Diese Liste ist mit der mehrschichtigen Über- Eine ähnliche Karte für Kärnten konnte nicht unmitt elbar er- sicht von Natursehenswürdigkeiten in Kärnten vergleichbar. stellt werden, sondern nur durch Zusammenfügen der Daten Die Ergebnisse der Bewertung werden auf der folgenden über Naturbesonderheiten (ausgesucht aufgrund von Exper- Karte dargestellt, siehe Bild Nr. 19.

Datenquelle SI: MOP-ARSO, 2011 Kartographische Grundlage: DPK1000, Vermessungsamt der Republik Slowenien Bild Nr. 18. Übersichtskarten der Naturwerte (Punkte und Höhlen) im Bearbeitungsgebiet (Kärnten und Slowenien)

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Datenquelle SI: MOP-ARSO, 2011 Kartographische Grundlage: DPK1000, Vermessungsamt der Republik Slowenien Bild Nr. 17. Übersicht aller Daten über Naturwerte (Slowenien) im Projektgebiet Karawanken nach den einzelnen Gruppen (Gebiete, Punkte, Höhlen).

Legende:

Datenquelle SI: MOP-ARSO, 2011 Datenbearbeitung (Auswertung): Peter Skoberne (Biotechnische Fakultät) Kartographische Grundlage: DPK1000, Vermessungsamt der Republik Slowenien Bild Nr. 19. Naturbesonderheiten (Naturwerte) nach der Eignung zu touristischen Zwecken (SI)

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Zu touristischen Zwecken geeignete Naturbesonderheiten den Mengen gesunden Trinkwassers, Erosions- und Über- Aus den bewerteten Daten über Naturbesonderheiten in Slo- schwemmungsschutz , Linderung der Temperaturextreme, wenien und bestimmten Objekten und Gebieten in Kärnten Bestäubung …), sowie die Fähigkeit, sich an verschiedene (siehe voriges Kapitel) wurde eine gemeinsame Karte der zu Änderungen anzupassen, gesichert. touristischen Zwecken am besten geeigneten Naturbeson- Obwohl die Bestimmungsmethode der Natura 2000 Ge- derheiten erstellt, siehe Bild Nr. 20a. biete durch die o. g. Richtlinien defi niert wird, gibt es zwi- Für das Kärntner Gebiet sind die behandelten Naturobjekte schen Kärnten und Slowenien doch wesentliche Unterschie- im Kapitel 6.4. vorgestellt, für Slowenien sind nur die auf- de in den defi nierten Natura 2000 Gebieten. Fachlich ist es gelistet, die eine Bestnote für touristische Eignung erhielten. schwer zu begründen, besonders unter Berücksichtigung der Kongruenzmaßstäbe des Netz werks, wieso auf der Österreichischen Seite der Karawanken keine Natura 2000 5.5. Naturschutz gebiete Gebiete defi niert sind, die mit den slowenischen Gebieten ein sinnvolles Ganzes bilden würden. Die Europäische Kommis- Naturschutz gebiete sind eine klassische Schutz maßnahme sion stellte während der Verträglichkeitsprüfung bestimmte zur Erhaltung von einzelnen Besonderheiten oder natur- Mängel fest und es kann sein, dass sie entsprechende Ergän- schütz erisch wichtigen und wertvollen Gebieten. Der Ansatz zungen fordern wird. ist trotz den verschiedenen Rechtssystemen beiderseits ähn- lich und vergleichbar. Bei den Gebieten nach der Vogelschutz direktive bestimmt der Mitgliedsstaat die Gebiete (SPA – Special Protection Are- Es ist sinnvoll Naturschutz gebiete ins touristische Angebot as) und benachrichtigt davon die Europäische Kommission. mit einzuschließen, wobei das vorgeschriebene Schutz regime Etwaige Mängel oder Unrichtigkeiten werden im Einverneh- zu berücksichtigen ist (Bild Nr. 20b). men oder durch vorgerichtliche und gerichtliche Verfahren behoben. 5.6. Natura 2000 Gebiete Beim Bestimmen der Gebiete nach der Habitatrichtlinie ist das Verfahren komplizierter, denn diese sieht vor der end- Natura 2000 ist ein Europäisches Netz werk von Gebieten, die gültigen Bestimmung noch ein Konzertierungsverfahren vor. dazu beitragen sollen, bedrohte, für Europa wichtige Arten Der Staat meldet der Europäischen Union die potentiellen und Habitate zu erhalten. Das Netz werk beruht auf der Vo- Gebiete (pSCI – Potential Sites of Community Importance). gelschutz richtlinie (1979) und der Habitatrichtlinie (1992). Wenn die Kommission sie überprüft und bestätigt, werden Jeder Staat ist im Rahmen der Richtlinien verpfl ichtet durch sie Teil des Natura 2000 Netz werks (SCI – Sites of Communi- ihre eigenen Gesetz e das Erreichen der Ziele beider Richtlini- ty Importance). Für diese Gebiete muss dann der Mitglieds- en zu sichern. Die für Europa wichtigen Arten und Habitatt y- staat in 6 Jahren einen besonderen Rechtsstatus sichern und pen sind im Anhang zu den Richtlinien defi niert. sie als SAC (Special Conservation Area) defi nieren. Auf diese Weise wird allmählich eine grüne Infrastruktur Eu- Bei dem Namen jedes Natura 2000 Gebiets befi ndet sich die ropas errichtet, welche die Funktion vieler ökosystemischer entsprechende Abkürzung (SPA/SCI/SAC), die den tatsächli- Leistungen sichert (so z. B. Sicherstellung von ausreichen- chen (2012) Rechtsstatus des Gebiets beschreibt (Bild Nr. 20c).

Datenquelle SI: MOP-ARSO, 2011 Datenbearbeitung (Auswertung für Slowenien): Peter Skoberne (Biotechnische Fakultät) Datenquelle AT: Institut für Volkswirtschaft slehre, Universität Klagenfurt Kartographische Grundlage: DPK1000, Vermessungsamt der Republik Slowenien Bild Nr. 20a. Gesamtkarte der zu touristischen Zwecken am besten geeigneten Naturbesonderheiten.

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Legende:

Datenquelle SI: MOP-ARSO, 2011 Datenquelle AT: Institut für Volkswirtschaft slehre, Universität Klagenfurt Kartographische Grundlage: DPK1000, Vermessungsamt der Republik Slowenien Bild Nr. 20b. Naturschutzgebiete

Bild Nr. 20c. Natura 2000 Gebiete

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Die Natura 2000 Gebiete haben kein Vorabregime als Natur- Die Struktur der Daten weist nicht auf den Zustand in der schutz gebiete, sondern es werden durch Planungsmaßnah- Natur, sondern auf die Stufe unserer Kenntnis und Sorg- men bestimmte Ziele verfolgt (Erhaltung der Zielarten und falt der Datenerfassung. So gibt es verhältnismäßig ausrei- Habitatt ypen in günstigem Erhaltungszustand). Sie können chende Daten über bestimmte Gruppen, die sich besonderer aber auch innerhalb eines Naturschutz gebiets liegen. In die- Aufmerksamkeit erfreuen (z.B. Fledermäuse, europäisch sem Fall gibt es natürlich auch für diese Gebiete vorgeschrie- wichtige Arten wie zum Beispiel der Karawanken-Mohren- bene Einschränkungen und Verbote. falter, der Apollofalter, große Säugetiere) oder sie wurden bei Wegen den spezifi schen Gegebenheiten jedes Natura 2000 anderen Projekten gesammelt. Die Anzahl der gesammelten Gebiets ist es schwer allgemein vorzuschlagen, wie sie zur Daten reicht noch bei weitem nicht aus, um das Reichtum touristischen Nutz ung einzuschließen wären. Es ist wichtig der Flora und Fauna der Karawanken darzustellen, es weist dass auch in Natura 2000 Gebieten bestimmte Bautätigkeiten aber darauf hin, wie wichtig es ist, die Datensammlungen möglich sind, die Errichtung entsprechender Infrastruktur, langfristig und systematisch anzulegen, denn erst nach lan- selbstverständlich in Übereinstimmung mit den Festlegungen ger Arbeitszeit (und Finanzierung!) bekommen sie ihre volle und Bestimmungen. Geltung und ihren vollen Nutz en. Natürlich muss nochmals betont werden, dass aus dieser Datensammlung zur Zeit nur Natura 2000 Gebiete können auch zur Bekräftigung der Be- öff entliche Daten aus öff entlich fi nanzierten Projekten und deutung des Gebiets für Europa benutz t werden. Untersuchungen zur Verfügung stehen. Darüber hinaus gibt es noch weitere Daten in der Sammlung, die aber nur einge- schränkt zugänglich sind. 5.7. Pfl anzen und Tierarten Trotz dem konnten wir diese Daten für die Begründung fl o- Das Gebiet der Karawanken lockte von beiden Seiten viele ristischer und faunistischer Besonderheiten der Karawanken Naturwissenschaftler an, um die reiche Pfl anzen- und Tier- nutz en. welt sowie die Lebensräume dieses Gebirges zu erkunden. Die Vielfalt der Lebensräume ist von der Geomorphologie, Ansonsten sind die Daten in verschiedenen Datensammlun- vom Höhenunterschied und der Exposition bedingt, dem gen gesammelt (z. B. ZOBODAT - Oberösterreichische Lan- folgt auch die Artenvielfalt. desmuseen/Biologiezentrum, Linz, GBIF), auch einzelne Uni- versitäten im Einfl ussbereich der Karawanken (Klagenfurt, Das Kapitel ist nicht als vollkommener Überblick der be- Linz, Wien, Ljubljana, Maribor) haben in ihren Werken und kannten Flora und Fauna der Karawanken gedacht, also Sammlungen Daten aus diesem Gebiet, doch sind sie nicht einer Inventarisierung und Kartierung der Verbreitung vereint oder verbunden. Leider überschritt diese Aufgabe einzelner Arten, sondern lediglich als Übersicht der Beson- den Rahmen dieses Projekts und wir mussten uns deswegen derheiten, die man zur Begründung der Naturpotenzia- lediglich mit einigen Bruchteilen zufrieden geben. le verwenden könnte. Als Kriterium zur Aufnahme unter die Besonderheiten wurden vor allem folgende Maßstäbe Es wurde auch geprüft, welche Pfl anzen und Tiere wissen- eingesetzt: schaftlich nach den Karawanken benannt wurden und auch jene, die hier ihre klassische/typische Lokalität (locus classi- - Endemismus (eine auf die Karawanken oder Südli- cus/typicus) haben. Der erste Ausdruck bezieht sich auf den che Kalkalpen begrenzte Verbreitung); Fundort, wo eine Pfl anzenart zum ersten Mal gültig beschrie- - klassische Lokalität; ben wurde, der Zweite wird mehr von Zoologen und Palä- - Seltenheit; ontologen verwendet. Es ist logisch, jedoch keine Regel, dass eine nach den Karawanken benannte Art hier auch entdeckt - Verbreitungsgrenze in den Karawanken; wurde. Selbstverständlich können in den Karawanken ent- - Benennung nach den Karawanken; deckte Arten auch einen vollkommen anderen Namen tra- - Arten mit besonders bedeutenden Populationen in gen, der überhaupt keine Verbindung zu diesem Bergkamm den Karawanken; aufweist. - ‹auff ällige› Arten. Einige aus den folgenden Datensammlungen zusammenge- tragene Beispiele: Für die engere Auswahl ist auch eine entsprechende Att rakti- Fauna Europea vität/Erkennbarkeit der Pfl anzen- bzw. Tierart wichtig, eben- htt p://www.faunaeur.org/index.php (27.1.2011) so wurde der Bewertung der Gefährdungsstufe Aufmerk- samkeit geschenkt. World Register of Marine Species (WoRMS) htt p://www.marinespecies.org/aphia.php?p=taxlist Recht viele Daten über die Lokalität der Pfl anzen- und Tier- arten sind zwar öff entlich zugänglich, sie sind in Artikeln ITIS (Integrated Taxonomic Information System) und anderen Publikationen veröff entlicht, doch sind sie nicht htt p://www.itis.gov/ an einer Stelle in einer Datensammlung zusammengeführt. EEA EUNIS Species Search Die meisten Daten wurden aus der vom Zentrum für die Kar- htt p://eunis.eea.europa.eu/species.jsp tographie der Fauna und Flora regelmäßig gewarteten Da- GBIF: tensammlung Bioportal geschöpft. htt p://data.gbif.org/species/ Für das Gebiet der Karawanken in Slowenien sind in der Catalogue of Life Sammlung (Stand 4.2.2012) 387 öff entlich zugängliche Daten htt p://www.catalogueofl ife.org/ für 194 Lokalitäten, wo 67 bedrohte und/oder geschütz te Ar- ten vermerkt wurden.

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Global Species 5.7.1. Besondere Pfl anzenarten htt p://globalspecies.org Im Bezug auf die im vorigen Kapitel genannten Maßstäbe Paleobiology Database werden hier einige Beispiele besonderer Pfl anzenarten vor- htt p://paleodb.org gestellt, entweder wegen deren eingeschränktem Aufk om- men (Endemie), ihrer Seltenheit, der Verbindung zu den Ka- rawanken (z. B. klassischer Fundort, kennzeichnend für die Alpinia karawankarum Scheerp. Karawanken) oder deren Att raktivität. Alveolina karavankensis Drobne, Pavlovec & Drobne 1977 Atheta karawankarum Scheerp. Noch mehr Beispiele sind vor allem unter den att raktiven Ar- Belodella karavankensis Ramovs 1989 ten zu fi nden, zum Beispiel: Krainer Lilie (Lilium carniolicum), Calconiscellus karawankianus (Verhoeff 1908) Bewimperte Alpenrose (Rhododendron hirsutum), Edelweiß Capillomesolobus karavankensis Pecar 1987 (Leontopodium alpinum), Steiner Kohlröschen (Nigritella litho- Cryptoniscellus karawankianus Verhöff en politanica), Clusius Enzian (Gentiana clusii), Aurikel (Priumla Cyphoniscellus karawankianus Verhoeff 1908 auricula) … Echinoconchus (Karavankina) paraelegans Saycheva 1968 Der Petz ner Wiesenhafer (Helictotrichon petz ense) ist zwar auf Echinoconchus (Karavankina) sonculensis Galitskaya 1977 die Karawanken beschränkt, ist jedoch zu wenig erkenntlich Enantiulus karawankianus (Verhoeff 1908) und att raktiv um sie als Pfl anzenmaskott e einzusetz en. Eolytt onia karawankensis Gauri & Ramovs 1964 Man kann also keine einzelne Pfl anze als DIE Karawanken- Epichnopterix karavankensis Höfner 1888 pfl anze herausheben, man könnte jedoch einen „Karawan- Glomogonium karawankarum intermedium Mrsic 1987 kenstrauss“ zusammensetz en – eine Pfl anzengruppe, die Glomogonium karawankarum saviniense Mrsic 1987 nur in den Karawanken zu fi nden ist. Beispiel: Karawanken- Glomogonium karawankarum Strasser 1965 Enzian, Schopfteufelskralle, Alpen-Mannstreu, Langsporn- Glomogonium karawankorum Att ems, 1927 Veilchen und Narzisse. Karavankina jizodoensis Tazawa 1980 Karavankina praepermica Karavankina rakuszi Prins 1968 Petz ner Wiesenhafer (Helictotrichon petz ense) Karavankina Ramovs 1966 Karavankina schett wieni Karavankina typica Karavankina typica elongata Ramovs 1966 Karavankina wagneri Prins 1968 Karavankina wardakensis Termier, Termier, de Lapparent & Marin 1974 Karawankianum Verhoeff 1908 Leptophyllum karawankianum Verhoeff 1908 Leptophyllum karawankianus Verhoeff 1908 Leptusa (Anomopisalia) karawankarum Pace 1983 Montanima karavankensis Höfner 1898 Montanima karawankensis (Höfner, 1888) Octodriloides karawankensis (Zicsi 1969) Octodrilus karawankensis (Zicsi 1969) Octolasium (Octodrilus) karawankense Zicsi 1969 Ologamasus karawankianus Schmolzer 1991 Pedostrangalia pubescens var. karawankensis Pleurocyphoniscus karawankianus Verhoeff 1908 Polydesmus karawankianus Verhoeff 1939 Rebelia karawankensis Hofn. Sloeudaronia karavankensis Kaim (Jurkovsek & Kolar-Jurkov- sek 2006) Trichoniscus karawankianus Trichoniscus noricus karawankianus Verhoeff 1930 Quelle: Biologiezentrum der Oberösterreichischen Lan- Trichoniscus noricus subsp. karawankianus Verhoeff , 1939 desmuseen, ZOBODAT: http://www.europeana.eu/portal/ Troglohyphantes (Troglohyphantes) karawankorum Deeleman- record/11603/A9BDAD74C39557F2B40513E6FCFD7E- Reinhold 1978 8A8A3F5B17.html?start=2 Es handelt sich überwiegend um fossile Arten, Vertreter der Bild Nr. 21. Petzner Wiesenhafer Asseln und Polymeria, die von Nichtfachleuten sehr schwer (Helictotrichon petzense) zu unterscheiden sind, daher ist es sehr schwierig sie auf at- traktive Weise der Öff entlichkeit zu präsentieren. Doch sie tragen zur Begründung der Behauptung über die spezifi sche Der österreichische Botaniker Helmut Melzer entdeckte und Artenvielfalt der Karawanken bei. Besondere Aufmerksam- beschrieb im Jahr 1967 auf der Petz en eine neue Wiesenhafer keit gilt den fossilen Arten. Art und benannte sie nach der Petz en. Diese eng endemische

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Art gedeiht noch am südlichen Hang des Olševa und auf dem Pristovški Storžič (Wraber 1990, 208). Besonderheiten: eng endemische Art, spezifi sch für die Ka- rawanken, klassischer Fundort in den Karawanken (Petz en).

Krainer Greiskraut (Senecio carniolicus)

Bild Nr. 23. Karawanken-Enzian (Gentiana froelichii)

svišč eine Übersetz ung des Lateinischen ist. Eine einsame Lokalität ist noch Plauris im südwestlichen Vorland der Juli- schen Alpen in Italien ((Wraber 1990, 116). Leider kann man die Pfl anze nicht als Pfl anzenkennzeichen der Karawanken nehmen, weil sie auch in den Steineralpen vorkommt. Foto: Ciril Mlinar Besonderheiten: begrenztes Aufk ommen (Paläoendemit), Quelle: http://www.vlada.si/en/about_slovenia/geography/ steht unter Schutz (SI, AT). pearls_of_the_fl oral_wealth_of_slovenia/carniolan_rag- wort_senecio_carniolicus/ Langsporn-Veilchen (Viola zoysii) Bild Nr. 22. Krainer Greiskraut Die Pfl anze entdeckte Karel Zois auf den südlichen Hängen (Senecio carniolicus) des Stol, sein botanischer Mentor, der Kärntner Botaniker F. K. Wulfen benannte sie daraufh in nach ihm. Die Pfl anze hat in den Karawanken ihren klassischen Fundort, doch ist das häufi gste Aufk ommen auf der Balkanhalbinsel vermerkt, in Das Krainer Greiskraut ist ein Endemit der Ostalpen und den Karawanken wächst eine getrennte (disjunkte) Populati- der westlichen und südlichen Karpaten. Klassischer Fundort on an der nördlichen Verbreitungsgrenze. sind die südlichen Hänge des Vajnež bei Stol, wo ihn auch Wulfen freute sich, als ihm Zois noch lebende Veilchenex- Karel Zois pfl ückte, die Art ist den Karawanken sehr selten, emplare schickte und hielt das schriftlich fest: »Die wunder- es gibt nur einige wenige bestimmte Standorte (das Gebiet schöne Landsmännin aus unseren Alpen schulde ich dem der Belščica) beidseitig der Karawanken (Sonnleitner et.al. erlauchten Baron Karl von Zois, die er mir, gefunden im Mai 2010). in den Krainer Alpen an der Grenze zu Kärnten, lebend mit Die genetische Vielfalt der Art ist sehr interessant und trägt Erde schickte.« (Wulfen 1786; Wraber 1990; Petkovšek 1934; zum Verständnis der Artenentstehung bei. Die Genetik der Praprotnik 1988). Art wird im Rahmen eines Sonderprojekts an der Universität Besonderheiten: klassischer Fundort in den Karawanken, in Wien genauer erforscht: disjunkte Verbreitung an der nördlichen Arealgrenze, steht http://www.botanik.univie.ac.at/plantchorology/Senecio_ unter Schutz (AT). WEB/index.htm Besonderheit: Endemit, sehr seltenes Aufk ommen in den Ka- Zois-Glockenblume (Campanula zoysii) rawanken. Auch die Zois-Glockenblume benannte Wulfen nach dem Finder, dem Botaniker Karel Zois. Die klassische Lokalität Karawanken-Enzian (Gentiana froelichii) ist in den Woheiner Bergen. Die ungewöhnliche Kronenform Ähnlich wie die Zoisii Glockenblume ist auch der Karawan- und das sehr eingeschränkte Aufk ommen bestätigen die ken Enzian ein Paläoendemit, ein Überbleibsel der voreiszeit- Annahme über das hohe Alter der Pfl anze – es handelt sich lichen Pfl anzenwelt. Von anderen Vertretern seines Genus um ein Überbleibsel aus der Periode vor der Eiszeit (Terzi- unterscheidet er sich vor allem nach der Kronenform. Seine arrelikt). Sie gedeiht in den Julischen Alpen und den Steiner Verbreitung ist auf die Karawanken und Steiner Alpen be- Alpen, die westlichsten Lokalitäten sind in den Karnischen schränkt, von Ljubelj im Westen bis zur Petz en im Osten. Sei- Alpen zu fi nden, die nördlichsten in den Gailtaler Alpen ne klassische Lokalität ist Planjava, wo er 1804 von Bernhard (Dobratsch), im Osten reicht sie bis Uršlja gora, im Süden bis und Hladnik entdeckt wurde. Der Österreichische Name zum Wald Trnovski gozd (Wraber 1990, 72). Karawanken-Enzian deutet auf sein Aufk ommen nur in den Besonderheiten: beschränkte Ausbreitung (Paläoendemit), Karawanken hin, wobei der Slowenische Name Froelichov steht unter Schutz (SI, AT)

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Seltene Streifenfarnart, die nur in Felsspalten unter Dolomit- überhängen gedeiht. Besonderheiten: sehr seltene Art (spezifi scher Standort), steht unter Schutz (SI, AT)

Moosglöckchen (Linnaea borealis)

Bild Nr. 24. Zois-Glockenblume (Campanula zoysii)

Schopfteufelskralle (Physoplexis comosa)

Quelle: http://www.botanischergarten.ch/web/dms/boga/ Physoplexis-comosa.jpg Bild Nr. 25. Schopft eufelskralle (Physoplexis comosa)

Die Pfl anze hat ähnliche Standortanforderungen wie das Do- Bild Nr. 27. Moosglöckchen lomit-Streifenfarn (unter Überhängen im Dolomit), nur hat (Linnaea borealis) sie wesentlich att raktivere Blütenstände, was zu ihrer Beliebt- heit wie auch Gefährdung beitragen kann. Besonderheiten: seltene Pfl anzenart (spezifi scher Standort), In einem eng begrenzten Frostloch am nördlichen Hang der steht unter Schutz (SI, AT) Petz en, im Krischa Tal/Na Križah auf einer Seehöhe von rund 1500 m fand der Botaniker Helmut Melzer 1965 das Moos- glöckchen (Melzer 1966; Melzer 1968b; Ernet und Franz 2011, Dolomit-Streifenfarn (Asplenium seelosii) 40), eine boreale Pfl anzenart, die am südlichen Alpenrand nur ausnahmsweise als glaziales Relikt überlebte. Alle diese sehr wenige, lokal verstreuten und eng beschränkten Fund- orte sind an spezifi sche Bedingungen lokaler Frostlöcher gebunden und deswegen sehr verletz lich. Als problematisch kann sich auch massenweiser und unkontrolierter Besuch er- weisen. Die Pfl anze ist eng mit Carl Linne (1707 – 1778) verbunden, dessen Namen sie trägt. Der bekannte Naturwissenschaftler ist oft mit dieser Pfl anze dargestellt. Der Stängel trägt im- mer je zwei Blüten, als würde sie Linees wichtigen Beitrag Bild Nr. 26. Dolomit-Streifenfarn zur Naturwissenschaft veranschaulichen: das Durchsetz en (Asplenium seelosii) von zweiteiliger Benennung. Die Standorte am südlichen Al- penrand sind also sehr selten und spezifi sch. Die Pfl anze ist

Vol. 39 (1-2) 2013 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector 31 P. Skoberne, M. Getzner, H. Kirchmeir typisch für die Karawanken, doch sie trägt nicht wesentlich zum botanischen Reichtum der Karawanken bei. Besonderheiten: glaziales Relikt, seltene und verletz liche Art, steht unter Schutz (SI/AT), an der südlichen Verbreitungs- grenze.

Alpen Mannstreu (Eryngium alpinum)

Bild Nr. 29. Stern-Narzisse (Narcissus stellaris)

Quelle: http://www.habitas.org.uk/gardenfl ora/images/eryn- gium_alpinum1.jpg sich auf der Karawankensüdseite, einige sind auch an den nördlichen Hängen (siehe Verbreitungskarte, Bild Nr. 30). Bild Nr. 28. Alpen Mannstreu Außerdem gehören sie zu den Touristenatt raktionen, sie sind (Eryngium alpinum) forschungs–interessant und eine besondere Herausforderung für Naturschütz er, denn ihr Bestehen ist von der spezifi schen Landnutz ung abhängig. Auf natürlichem Wege würden die Ein sehr att raktives Doldengewächs, dekorativ auch im ge- Narzissenmassen durch Zuwachsen ausdünnen, durch in- trockneten Zustand, in den Alpen kommt es selten und tensive Landwirtschaft würden sie komplett verschwinden. vereinzelt vor. Es ist eine gefährdete Pfl anze. In den Kara- Intensive Forschungen der Narzissenwiesen verliefen im wanken war der Standort unter Golica bekannt (Paulin 1902, Rahmen verschiedener Projekte (Jungmeier et al. 2007; Krai- 175), doch schrieb Paulin schon damals, dass »auf der Golica ner 2007; Lieb, Kirchmeir, und Jungmeier 2007; Wieser 2007). diese schöne Pfl anze schon fast ganz ausgerott et sei, weil Hir- ten sie zwecks dem Verkauf an Bergwanderer rücksichtslos ausgruben«. Diese Tatsache untermauerte er auch im hand- Gelber Frauenschuh (Cypripedium calceolus) schriftlichen Vorschlag für den Schutz von botanischen Na- turdenkmalen in Krain (»…eine sehr seltene, in der Monar- chie nur aus Kärnten und Krain bekannte Art, war noch vor 15 bis 20 Jahren auf der Alpe Golica in Menge vorhanden. Dermalen gehört sie hier zu den botanischen Seltenheiten, da sie von Hirten bahufs Verkaufes an Touristen systematisch geplündert wurde.«), den er wahrscheinlich 1906 auf Anre- gung des Seismologen und Naturwissenschaftler Albin Belar (Mayer 1988, 48–49) verfasste. Diese Liste war eine Grund- lage für spätere Vorschläge zum Schutz von Pfl anzenarten. In Slowenien stand die Alpen-Mannstreu schon 1922 unter Naturschutz . Besonderheiten: sehr seltene, att raktive und gefährdete Art, steht unter Naturschutz (SI, AT)

Stern-Narzisse (Narcissus stellaris) Wegen der extensiven Graslandnutz ung entwickelten sich stellenweise an den Karawankenhängen Narzissenwiesen. Menschliche Aktivität schied allmählich Konkurrenzpfl an- zen der Narzissen aus, so dass diese massenweise auftreten Bild Nr. 31. Gelber Frauenschuh konnten. (Cypripedium calceolus) Besonderheit: Narzissenwiesen sind eines der Erkennungs- bilder der Karawanken. Der Grossteil der Wiesen befi ndet

32 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Analyse der natürlichen Gegebenheiten im Gebiet der Karawanken

Bild Nr. 30. Lage der Narzissenwiesen (gekennzeichnete Punkte), die restlichen Punkte sind andere ausgewählte Sehenswürdigkeiten.

Die größte Europäische Orchidee, die sonst in den Alpen 5.7.2. Auff allende Tierarten nicht einmal so selten, doch wegen ihrer Att raktivität sehr gefährdet ist, gehört deswegen unter die früh geschütz ten Lorković oder Karawanken Mohrenfalter (Erebia calcaria) Arten (in der Steiermark seit 1915, in Slowenien seit 1922), außerdem ist sie laut der Habitatsdirektive auch auf Europä- ischer Ebene eine wichtige Pfl anzenart.

Herzzweiblatt (Listera cordata)

Quelle: http://www.anythingbutcommon.nl/Erebia-calcaria. html Bild Nr. 33. Mohrenfalter (Erebia calcaria)

Tagesschmett erling, Endemit der südöstlichen Kalkalpen. Das Verbreitungszentrum liegt in den Julischen Alpen und den Karawanken (Bild Nr. 34). Sein Lebensraum sind Berg- wiesen und Weiden zwischen 1200 und 2000 Meter über dem Meeresspiegel. Bild Nr. 32. Herzzweiblatt 1949 wurde er von dem Kroatischen Entomologen Zdrav- (Listera cordata) ko Lorković (1900-1998) beschrieben, deswegen ist in Slo- wenien der Name Lorkovićev rjavček geläufi g, auf der österreichischen Seite wird öfter der Name Karawanken Mohrenfalter gebraucht. Beispiel einer Pfl anze, die selten und verstreut aufk ommt, und wegen der kleinen und unauff älligen Blüten oft über- Er gehört unter die auf Europäischer Ebene wichtigen Arten, sehen wird. er ist im Anhang II und IV der Habitatsdirektive angeführt und somit eine Zielart für die Definierung von Natura 2000 Gebieten. Weil er in der gesamten Europäischen Union nur auf einem recht begrenzten Gebiet vorkommt, ist die Verantwortung

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Quelle: Rebeušek, Jakopič, und De Groot 2006 Bild Nr. 34. Verbreitung des Karawanken-Mohrenfalters in Slowenien (dunkle Kreissignaturen)

Quelle: Rebeušek, Jakopič, und De Groot 2006; Rakosy und Jutzeler 2005 Bild Nr. 35. Aufk ommen des Karawanken-Mohrenfalters im Gebiet der Karawanken (helle Kreissignaturen)

für seine Erhaltung in allen drei Ländern: Slowenien, Öster- Endemische unterirdische Fauna reich und Italien sehr groß. Unterirdische, troglobiontische Tierwelt kann sich wegen an- Die Population des Karawanken-Mohrenfalters wurde im dauernder Isolation oft zu neuen taxonomischen Einheiten Rahmen des Phare Projekts Zasnova conacij izbranih Natura entwickeln, deswegen ist die Endemismusstufe unter derar- 2000 območij (Rebeušek, Jakopič, in De Groot 2006) unter- tigen Organismen verhältnismäßig hoch. sucht. Wegen der günstigen Südlagen der Bergwiesen in den Im Gebiet der Karawanken wurden einige Arten, vor allem Karawanken sind die günstigsten Gebiete für den Karawan- Höhlenkäfer (z.B. der Stamm Anophthalmus), Weberknechte, ken-Mohrenfalter auf der Dovška Baba, der Golica, dem Stol, und niederer Krebse entdeckt. Die eng endemischen Species der Vrtača und der Begunjščica (Bild Nr. 35).

34 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Analyse der natürlichen Gegebenheiten im Gebiet der Karawanken werden vor allem von spezialisierten Sammlern gefährdet, Die Loibler Steinbock Kolonie galt als die einzige Ansiedlung deswegen sind die Lokalitäten und Arten nicht zur breiteren im Königreich Jugoslawien als Besonderheit, deswegen wur- touristischen Promotion und für den Besuch geeignet. de der Steinbock im ersten Slowenischen Naturschutz pro- Selbstverständlich aber tragen sie wesentlich zur Artenviel- gramm Spomenica (Anon. 1920, 72) zum Schutz vorgeschla- falt der Karawanken bei. Einige Taxone haben in den Kara- gen und steht seit 1922 unter Schutz (Bild Nr. 36). wanken auch ihre Typlokalität (locus typicus – Ort, von dem Der spätere Jagdverwalter in diesem Gebiet, das Jagdrevier Art stammt). Zavod Kozorog, bemühte sich die Population zu stärken, doch vergeblich (Marenčič 1968, 463; Simonič 1965, 23).

Loibl Steinbockpopulation (Capra ibex) Die Population der Loibler Steinböcke bestand noch bis zum Ausbruch der Räudenkrankeit (Hafner und Černe 2012, 71), Als Kuriosität erwähnen wir die Ansiedlung von Steinböcken dann erlosch sie endgültig. unter dem Loiblpass. Steinböcke waren in den Alpen im 19. Jahrhundert fast ausgestorben, in Slowenien sollen sie wegen der Jagd im 16. oder 17. Jahrhundert ausgerott et worden sein. 5.7.3. Fossilien und Minerale In den Jahren von 1890 bis 1896 siedelte der Baron Jurij Born Die Karawanken sind wegen ihrer lebhaften geologischen an seinem Gut an der Karawankensüdseite unter Loibl rund Geschichte auch sehr reich an verschiedenen Mineralen und 20 Steinböcke an, die er aus Gran Paradiso (Grajische Alpen, Fossilien. Unter den Fossilienfundorten heben sich vor allem Steinbockzucht des Erzherzogs Lopold von Hohe Wand) die Dovžan Klamm und die Schlucht unter Javorniški Rovt. bringen lies. Das war die erste Ansiedlung von Steinböcken in den Karawanken. Er erwarb sie bei einer Firma in Lau- Die Dovžan Klamm ist berühmt für ihre Vielfalt von unteren sanne. Zuerst züchtete er die Steinböcke in einem besonderen permischen Fossilien. Es sind rund 80 Arten von Armfüßlern Gehege bei St. Katharina unter der Košuta. Unter die Stein- davon wurden über 20 hier gefunden und beschrieben (locus böcke lies er auch einige mit Bastarden gekreuzte Ziegen aus typicus). Besonders reich sind Großforaminifera vertreten, dem Zoo, was später die Reinheit der Population beeinfl uss- unter ihnen auch die 1937 entdeckte, rundliche Schwagerina te, trotz den späteren Bemühungen, die Population durch carniolica (Kahler&Kahler) – die Krainer Schwagerina. Abschuss zu säubern. Die Fossilie Foraminifera Schwagerina carniolica gehört zu den 1902 übernahm nach dem Tod des Barons Julius sein Sohn endemischen Fossilien der Karawanken, die Slowenische Friderik den westlichen Teil des Guts und damit auch die Post brachte 1993 auch eine Gelegenheitsbriefmarke mit die- Steinböcke, die er aus dem Gehege in sein Jagdrevier (1355 sem Motiv heraus, siehe Bild Nr. 37. ha) am westlichen Hang der Košuta, Baba und östlichen Teil In den Karawankensedimenten wurden die ältesten fossi- der Begunjščica lies. In den Jahren 1897–1912 siedelte er noch len Reste von Wirbeltieren in Slowenien gefunden – es sind mehr Steinböcke an, so dass die Population bis Mitt e 1918 Zähne des frühkarbonischen Haifi sches Petalodus ohioensis. In über 60 Tiere zählte. Nordamerika kommen derartige fossile Funde verhältniss- Im Winter von 1918/19 wurde die Population durch den Ers- mäßig oft vor, im weiteren Alpenraum jedoch sehr selten. ten Weltkrieg dezimiert, es überlebten nur 6 bis 8 Individuen. Außer den Slowenischen Funden ist nur noch einer in den Weil der Besitz er in den neuen Gegebenheiten nicht im Stan- Karnischen Alpen bekannt (Bild Nr. 38). de war, neue Steinböcke anzusiedeln und es ihm auch nicht Unter den wichtigen fossilen Überresten aus dem frühen gelungen war, fi nanzielle Unterstütz ung zu bekommen, ver- Karbon und unteren Perm sind Trilobite, die in Slowenien mehrte sich die Population auf natürlichem Wege. 1926 zähl- nur in den Karawanken gefunden wurden (Hlad und Jeglič te sie 19 Tiere. 2005, 42).

Quelle: Šivic 1926, 625 Bild Nr. 36. Steinbock aus der Loibler Kolonie, Autor Josip Gorup-Slavinjski

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Bild Nr. 37. Fossilie Foraminifera Schwagerina carniolica

Foto: Milan Peternel Quelle: Hlad und Jeglič 2005, 38 Bild Nr. 38. Zahn des frühkarbonischen Haifi sches Petalodus ohioensis.

Foto: Miha Jeršek Quelle: Poltnig und Herlec 2012, 168 Bild Nr. 39. Wulfenitkristale aus der Bleierzstätte Helena in Podpeca bei Mežica

36 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Analyse der natürlichen Gegebenheiten im Gebiet der Karawanken

Unter den Mineralen ist der Wulfenit erwähnenswert (Bild Potenzial für hochwertige Erholung und Freizeitaktivitäten Nr. 39), einer der seltenen Fundorte davon befi ndet sich an sowie das Erleben von reichem natürlichen und kulturellen der Karawanken-Südseite. Es ist der reichste Fundort in Eu- Erbe (von Kulturerbe am Knotenpunkt dreier Sprachgrup- ropa und einer der bekanntesten auf der ganzen Welt. Das pen bis hin zur spezifi schen typischen Gastronomie). Mineral wurde nach dem Kärntner Mineralogen und Botani- ker F. X. von Wulfen benannt. Chemisch gesehen handelt es Trinkwasser sich um Blei-Molybdän Oxid und ist ein sekundäres Mineral in Bleierzstätt en. Es kann gelb, orangerot oder rotbraun ge- Unter den Schlüsselpotenzialen von Naturressourcen ist das färbt sein, meist sind es Kristalle in quadratischen Plätt chen, Trinkwasser. Der Karawanken–grenz–kamm ist zugleich doch ist der Habitus der Kristalle in Mežica veränderlich von auch die Kammwasserscheide zwischen der Drau und der dünnen Plätt chen bis würfel- und prismenartigen Formen Sava. (Poltnig und Herlec 2012, 168). Beidseitig der Karawanken sind rund 3600 Wasserquellen Ähnlich ist unter den metamorphen Gesteinen als Besonder- registriert, meist mit geringeren Durchfl usswerten (Poltnig heit das Mineral Dravit (Magnesium-Thurmalin) bekannt und Herlec 2012, 121; Brenčič und Poltnig 2008). das ziemlich selten ist und 1883 von dem Österreichischen Aufgrund der Ergebnisse hydrogeologischer Untersuchun- Geologen Tschermak nahe Unterdrauburg, Dobrova bei Dra- gen haben die Republiken Österreich und Slowenien 2005 vograd (Typlokalität) als erstes beschrieben wurde. einen gemeinsamen grenzüberschreitenden Grundwasser- körper bestimmt, womit sie sich auch verpfl ichteten, Fragen des Grundwasserwirtschaftens gemeinsam und im Einklang 5.8. Andere Naturpotenziale anzugehen. Innerhalb des Gebiets des gemeinsamen Kara- wankenwasserkörpers wurden fünf grenzüberschreiten- de Karstwasserkörper bestimmt, woraus sich Wasser auch 5.8.1. Unterstütz ung eines gesunden Lebens grenzüberschreitend ableitet (Poltnig in Herlec 2012, 122), Die Karawanken sind eine natürliche Oase zwischen den siehe Bild Nr. 40. dicht bewohnten Tälern der Sava und der Drau, umgeben Im zentralen Teil der Karawanken sind auf verkarstetem von größeren Städten: Villach, Klagenfurt, Völkermarkt, Kalkstein und Dolomit über paläozoischen Gesteinen, tie- Ravne na Koroškem, Slovenj Gradec, Kranj, Jesenice und fe wassertragende Spalten. Diese sind eine wichtige Quelle Kranjska Gora. Für dieses Gebiet sind die Karawanken eine hochwertigen Trinkwassers, doch sie sind bezüglich der hyd- wichtige Unterstütz ung zur Lebensqualität: Vorrat von na- rogeologischen Merkmale sehr verletz bar. Wegen verstreuter türlichen Ressourcen (Trinkwasser, Holzvorrat, Potenzial und seltener Besiedlung und der Abwesenheit von grösseren für gesunde Lebensmitt el), sie tragen zum Schutz vor Über- urbanen bzw. industriellen Zentren sind die Grundtrink- schwemmungen bei (Wasserrückhalterolle/Retenzionsrolle), wasserquellen sehr gut erhalten. Eben wegen der Erhaltung ebenso zur Luftqualität, außerdem haben sie ein extremes dieser außerordentlich wichtigen und immer stärker strate-

Quelle: nach Poltnig und Herlec 2012, 122 Bild Nr. 40. Grenzüberschreitende Gebiete der Grundwasserkörper in den Karawanken

Vol. 39 (1-2) 2013 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector 37 P. Skoberne, M. Getzner, H. Kirchmeir gischen Naturressource (weißes Erdöl der Zukunft) ist sorg- Organisation im Rahmen einer Warenmarke und der Erkenn- fältige Entscheidungsabwägung der Entwicklungsmöglich- barkeit der Karawanken zu erfolgreicherer Vermarktung von keiten dieses Gebiets von großer Bedeutung. Man sollte der landwirtschaftlichen Produkten beitragen, vorrangig in der Erhaltung und nachhaltiger Nutz ung dieser Ressourcen vor Region (Verringerung der Transportkosten und der Umwelt- anderen potenziell beeinträchtigenden Formen Vorrang ge- belastung) und besonders noch in Form von Endprodukten ben. (typische Erzeugnisse, Angebot von typischen Speisen in Gasthäusern und anderen touristischen Objekten).

Rolle des Waldes Ein großer Waldanteil ist zugleich auch eine wichtige und 5.8.2. Aussichtspunkte hochwertige Holzquelle für die holzverarbeitende Industrie, Die Lage der Bergrücken und die abgerundeten Gipfel der minderwertiges Holz ist ein wichtiger Energieträger, zudem Karawanken ermöglichen sensationelle Ausblicke sowohl ins dürfen wir den Wald als wichtiges Ökosystem mit Schutz - Drautal als auch ins Savatal, auf die Julischen und Steiner Al- funktionen (Schutz vor Erosion, Lawinen und Erdrutsch) als pen, sowie die weiter entfernten Gailtaler Alpen und Hohe Lebensraum für Pfl anzen und Tierarten, als auch die Rolle Tauern. Außerdem sind die Aussichtspunkte im Tal, von wo des Waldes beim Ausgleich von extremen Wett ererscheinun- die Karawanken ihre vielen Gesichter zeigen – sei es die ab- gen (Temperaturunterschiede, Naturkatastrophen, starker gerundeten südlichen Lagen oder die felsigen und abgründi- Wind) sowie als Potenzial für hochwertige Freizeitaktivitäten gen Nordhänge - immer einen Besuch wert. und Ausbildung nicht übersehen. Auf diese Besonderheit der Karawanken machte schon Bad- jura aufmerksam: »Was aber die Karawanken vor allem aus- Rolle der Landwirtschaft zeichnet ist ihre zentrale Lage zwischen dem silbernen Gürtel Die Landwirtschaft der Karawanken gehört in die Katego- der Drau und der Sava und den vielen Seen, zwischen den rie von Berglandwirtschaft wo sich der Anbau im Vergleich statt lichen Julischen und Steiner Alpen im Süden, den Hohen zu den Bedingungen im Tal schwieriger gestaltet, deswegen Tauern im Norden, zwischen den Karnischen und Gailtaler sind die Bauern weniger konkurrenzfähig am Markt. Ihr Alpen im Westen und dem grünen Pohorje im Osten. Eben Vorteil liegt nicht in der Menge, sondern vor allem in der das ermöglicht wunderschöne Ausblicke von den Bergrü- Qualität. Langfristiges Entwicklungsziel des Gebiets muss cken der Karawanken, die wahrhaftig etwas Besonderes sind. sein, dass der Raum auf traditionelle Weise besiedelt und Darin stecken die besondere Kraft und der Charme der Ka- landwirtschaftlich aktiv bleibt. Damit wird nicht nur die rawanken! Kein anderes von unseren Gebirgen bietet so vie- Erhaltung der typischen Kulturlandschaft mit zugehörigen le leichte Wege voll wunderschöner Aussichten entlang der Ökosystemen (u. A. auch der Narzissenwiesen) gesichert, Bergkämme und so viele ebenfalls interessante Übergänge so werden auch der Anbau und das Vermarkten von hoch- …« (Badjura 1932, 5). wertigen Nahrungsmitt eln sichergestellt. Neben den Mög- Deswegen gilt es unter den Potentialen der Karawanken die lichkeiten von verschiedenen Förderungen (ÖPUL, Land- Aussichtspunkte noch besonders hervorzuheben und sie als wirtschaftliche Umweltschutz programme, LIFE+) kann eine typischen Inhalt bei der Wegeplanung, der Besichtigungs-

Bild Nr. 41. Landkarte der ausgewählten Aussichtspunkte.

38 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Analyse der natürlichen Gegebenheiten im Gebiet der Karawanken route und der Promotion der Region mit einzuschließen. kraft unberührter Natur zerstört. Touristische Infrastruktur Einige bekannteste Aussichtspunkte wurden im Rahmen des kann auch lokal, sozial und geschichtlich bedingte kulturelle Projekts räumlich defi niert und in die zum Gebrauch und zur Merkmale vernichten. Ergänzung freigestellte Datensammlung mit eingeschlossen Deswegen gilt es in erster Linie die Potenziale der Karawan- (Bild Nr. 41). ken mit dem unmitt elbaren Hinterland zu verbinden, danach erst vorsichtig das Angebot im Einklang mit der räumlichen und sozialen Tragfähigkeit des Gebiets zu erweitern. 5.8.3. Freizeitaktivitäten und Tourismus Dabei ist es wesentlich, dass für die Einheimischen das Ein- Die Nähe und Zugänglichkeit verhältnismäßig gut erhalte- kommen vom Tourismus eine Ergänzung zur Grundtätig- ner Natur zu größeren urbanen Zentren ist nicht nur eine keit (z.B. Landwirtschaft) bleibt, und nicht dass es dadurch Gelegenheit sondern sogar ein Privileg, das bisher in großem ersetz t wird. Eine Überlebensabhängigkeit vom Tourismus Masse unterschätz t und auch in wirtschaftlichem Sinne recht ist langfristig zu gewagt, außerdem ist es für hochwertigen ungenutz t war. Tourismus von wesentlicher Bedeutung, dass das Gebiet Geschichtlich gesehen sind die Karawanken schon seit dem landwirtschaftlich aktiv bleibt. 19. Jahrhundert als bergsteigerisch wichtiges Gebiet aner- kannt, deswegen wurde beidseitig der Grenze ein Netz werk von Bergwegen und Berghütt en errichtet. Auch die Staats- 5.9. Kulturelles Erbe grenze war in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg für Berg- Die Vielfalt der natürlichen Merkmale der Karawanken spie- steiger bedingt durchlässig. Tagsüber konnte man mit einem gelt sich auch in der Vielfalt des kulturellen Erbes (Bild Nr. gültigen Personaldokument an bestimmten Stellen die Gren- 42). Wo die afrikanische und eurasische tektonische Platt e ze passieren, mit dem EU-Beitritt Sloweniens wurde die Sa- sich treff en, trafen einander im Laufe der Geschichte auch che dann stark vereinfacht, deswegen erfreute sich auch das drei Kulturen: die Romanische, die Germanische und die Sla- Bergsteigen einer neuen Ära anderer Denkweise bezüglich wische. Das Projekt behandelt diese Seite leider nicht genau- der Karawankenbesuche. Es zeigten sich neue Möglichkeiten er, doch ist es weder möglich und schon gar nicht sinnvoll der Wegeplanung, sowie der Zusammenarbeit zwischen ver- diesen Bereich bei der Planung der künftigen Entwicklung schiedenen Alpenvereinen. des Gebiets der Karawanken bei Seite zu lassen. Der Bereich Neben dem Bergsteigen und –wandern herrschen hervorra- der Kultur ist einfach organisch ein untrennbarer Teil der gende Möglichkeiten für andere, wenig aggressive Freizeit- ganzheitlichen Betrachtungsweise der Karawanken und als aktivitäten: Wandern, Fahrradsport, Mountainbiking, Gleit- Grundrichtung bei den Überlegungen über die künftige Ent- schirmspringen, Klett ern, Wanderreiten usw. wicklung dieses Gebiets vorzusehen. Freizeitaktivitäten sind untrennbar mit entsprechender In- Das reiche ethnologische, technische, sakrale und geschicht- frastruktur verbunden und mit dem Trag–vermögen der liche Erbe in Verbindung mit der lebenden kulturellen Über- Naturgegebenheiten begrenzt, nicht zuletz t auch mit der lieferung muss angemessen bewertet und in die Festigung Akzeptanz der Einheimischen und dem Wohlwollen der der ganzheitlichen Erscheinung der Karawanken miteinge- Grundbesitz er. schloßen werden. Dabei kann man nicht an der Präsentie- rung und Erhaltung der typischen Kochkunst vorbei, die Tourismus kann eine logische Folge der entdeckten Freizeit- ebenso vielfältig ist, wie die Karawanken selbst. Zugleich ist potenziale sein, es bedarf jedoch einer äußerst sorgfältigen sie in gesunden und hochwertigen, vor Ort angebauten Le- Planung, damit die Erweiterung der touristischen Leistungen bensmitt eln tief verankert (Bild Nr. 43). die Tragfähigkeit der verletz baren Natur nicht überschreitet und dadurch das Grundmotiv des Besuchs – die Anziehungs-

Bild Nr. 42. Landesgrenzstein zwischen Krain und Kärnten unter dem Seebergsattel.

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Bild Nr. 43. Der renovierte Bauernhof Klemenškova domačija (Hl. Geist/Sv. Duh unter Uschowa/Olševa) mit lokalem touristischen Angebot.

6. Zum Abschluss Extremerscheinungen (Grasshang und abgründige Felswand); versteinerte Foraminifera Schwagerina Naturwissenschaftliche Merkmale der Karawanken: aus der Dovžan Klamm, den endemischen Kara- wanken-Enzian und den Schmett erling Mohrenfal- - sie entstanden entlang der Periadriatischen Naht: ter sowie die Narzissenwiesen; der Berührungsfl äche der Afrikanischen und Eura- sischen kontinentalen tektonischen Platt en; - ein Kernmerkmal der Karawanken sind die atem- beraubenden Ausblicke. - große geologische Vielfalt, einschließlich Fossilien;

- Typlokalitäten mehrerer fossiler Arten; Die Merkmale der Karawanken kann man nicht behandeln, - bewegter Relief und Vielfalt von Habitatt ypen, un- ohne den menschlichen Einwirkungen Rechnung zu tragen, ter denen einige hervortreten: Flusssümpfe in den besonders weil hier der geschichtliche Treff punkt dreier Kul- Tälern und Moore, Bergwiesen, Wälder, alpines turen (der Romanischen, der Germanischen und der Slawi- Grasland, Felsgeröll und Geröllhalden; schen) ist, ein bedeutender Kulturraum schon seit der Urzeit - Große Spanne von Lebensräumen, von den Nie- (z.B. Kelten, Bernsteinstrasse). Entlang der Karawanken und derungen bis ins Hochgebirge (der Höhenunter- der Drau verliefen in der Geschichte verschiedene Verwal- schied beträgt 1900 m); tungsgrenzen und politische Scheidlinien. - verhältnismäßig gut erhaltene Natur; Die Karawanken zeichnen sich durch Aussichtspunkte aus: aus dem Tal auf die Bergrücken und vom Bergkamm nach - große Artenvielfalt als Folge der geographischen allen Seiten. Wunderbare Rundblicke sind bestimmt eins der Lage, geologischen Zusammensetz ung und des na- Hauptmerkmale der Karawanken. Diese Tatsache kann man turnahen menschlichen Eingreifens; auch im übertragenen Sinne einsetz en: Blicke, die räumliche - trotz einiger endemischer Arten in den Karawan- und zeitliche Rahmen überschreiten. ken (vorwiegend Fossilien) die hier auch ihre Die Karawanken kann man als Trennungslinie empfi nden – Typlokalität haben, sind für bestimmte Gebiete ein Bergrücken der abgrenzt, was in der Vergangenheit auch bestimmte Arten typisch (z. B. Narzissen) oder sie die Staatsgrenze mit bestätigte. Wenn aber die politische sind hier selten, konnte keine einzelne Karawan- Grenze entfernt wird, müssen wir sie auch in den Köpfen ken-typische und zugleich att raktive Art hervorge- wegdenken. Es entsteht ein einheitlicher, recht natürlicher hoben werden, die als erkennbares Element oder Raum zwischen der Drau und der Sava, der größere urbani- Markenzeichen der Karawanken dienen könnte; sierte Gebiete untereinander verbindet: Villach, Klagenfurt, - es ist schwer einen einzigen Naturidentifi kator zu Eisenkappel, Bleiburg, Slovenj Gradec, Ljubljana, Solčava, defi nieren, womit man sich im gesamten Karawan- Kranj, Tržič, Jesenice, Bled, Kranjska Gora. Natürliche Ver- kengebiet identifi zieren könnte – vielmehr ist es bindungen, die über die Bergkett e führen (Wurzenpass, sinnvoll die schon defi nierten Lokalitätseinheiten Loiblpass, Seebergsatt el, Paulitschsatt el) haben eine starke zu erhalten, innerhalb deren Erkennbares zu su- geschichtliche Bedeutung. Auf diesem Bewusstsein sollte chen und daraus ein Gesamtbild der Karawanken man auch die künftige Entwicklung des Gebiets aufb auen, zu schaff en – innere Vielfalt von einzelnen Arten welches mit einer neuen ganzheitlichen Sichtweise auf voll- bis zur Kulturlandschaft ist ein einmaliges Ganzes, kommen frische Potenziale und Möglichkeiten deuten lässt. das es Wert ist, betont, geschütz t, besucht, wertge- Die Karawanken sind also ein Ganzes mit zwei Gesichtern, schätz t und erhalten zu werden; und der Mensch nutz te die natürliche Barriere als politische - für die Präsentation und das Marketing kann man Grenze aus, sowohl die in der Geschichte als auch in der verschiedene Erscheinungen in den Karawanken Mentalität. Wir sind ein Teil der Natur, daher ist es sinnvoll nutz en: Aussichtsbergrücken mit seinen beiden und weise, ihrer Stimme zuhören zu können. Sie regt uns

40 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Analyse der natürlichen Gegebenheiten im Gebiet der Karawanken zum Verbinden an, nicht zum Trennen, zur Mitarbeit, nicht eines gemeinsamen Schutz gebietes zu erreichen, denn es zur Gegnerschaft, zum Zusammenfügen, nicht zum Zerle- gibt immer noch eine ganze Reihe von formellen Hindernis- gen. Deswegen hat es keinen Sinn in den Karawanken nur sen. Dabei ist es wesentlich, dass die Idee des gemeinsamen nach extremen Besonderheiten zu suchen, vielmehr müssen Raums, der gemeinsamen Verantwortung für die Erhaltung wir ihren Puls fühlen und kennen lernen, dessen Wurzeln in und natürlich der gemeinsamen Interessen ins Leben kommt. die geologische Bruchlinie reichen, wo sich im Erdbusen Eu- Trotz der verschiedenen Ansätz e beidseitig der Grenze ist es ropa und Afrika abreiben, wo sich die Romanen, Germanen wichtig, dass wir nicht die Unterschiede betonen, sondern in- und Slawen durch die Geschichte abgeschliff en haben, wo nerhalb bestehender Systeme an der Idee eines gemeinsamen man Ausblicke erleben kann, wo man unbesorgt Wasser aus Karawankenraums bauen. Es ist wichtig, die neue Identität dem Bach schöpfen kann oder in kulinarischen Genüssen auf der Karawanken weiter zu entwickeln, das Interesse der Sta- freundlichen Bauernhöfen Zufl ucht suchen kann. keholder zu fördern und hierhin zu richten (z.B. Verein der Im Karawankengebiet liefen eine Reihe von Projekten, die Karawankenfreunde/Prijatelji Karavank) sowie die bestehen- zum besseren Verständnis der einzelnen Gebiete oder Fach- den Kapazitäten und Initiativen dabei zu nutz en (z.B. Geo- bereiche beitrugen. Aber noch immer gibt es keine ganz- park Netz werk, Pilotregionen der Alpenkonvention …). heitliche Einbindung von allem erworbenen Wissen die zur Synthese führt – zur Zusammenführung eines neuen Para- Vorschläge: digmas, das von diesem Projekt unterstütz t wird. Vielleicht sollte man in der Zukunft auf der Initiative Geopark Kara- die neue Identität der Karawanken weiter ent- wanken aufb auen, die das Gebiet schon ins internationale wickeln, Interesse der Stakeholder fördern (z.B. Netz werk platz iert hat, danach könnte man die geologischen Verein der Karawankenfreunde/Prijatelji Kara- Inhalte mit den restlichen naturwissenschaft–lichen Themen vank); und der Kultur ergänzen. bestehende Kapazitäten und Initiativen nutz en (z. Man kann nicht erwarten mit einem einzigen Projekt das B. GEOPARK, Pilotregionen der Alpenkonvention Hauptparadigma zu verändern, doch es genügt, in die ge- …); meinsame Denkweise einen neuen Blickwinkel einzufügen, die Naturkenntnise in unmitt elbarer Umgebung der mit der Zeit zum Formen neuer Möglichkeiten und zum und das Bewusstsein über die Bedeutung der grü- Erwachen gemeinsamer Interessen führen kann. Eine lang- nen Oase auch für die Lebensqualität der Einwoh- fristige Perspektive besitz en nämlich nur jene Ideen, die mit ner sowie der Besucher stärken; Interesse untermauert sind. Projekte sind eine hervorragen- der Ansätz e beidseitig der Grenze sind verschie- de Gelegenheit um Verbindungen zu knüpfen, gemeinsame den, doch man soll nicht die Unterschiede betonen, Nenner und Interessen zu suchen und um Bedingungen zu sondern innerhalb bestehender Systeme auf der schaff en für die Verlagerung zu einem neuen, einheitlichen einheitlichen Idee des gemeinsamen Karawanken- und ganzheitlichen Bild der Karawanken. raums aufb auen; Es herrschten in der halbvergangenen Geschichte noch nie Kulturerbe mit einschließen; so günstige politische Verhältnisse für das Verwirklichen der Ideen über Zusammenarbeit auf dem gemeinsamen Gebiet die Natur verantwortungsvoll aufsuchen. der Karawanken. Auf fachlicher Ebene veröff entlichte die ersten Ideen von einem zwischennationalen Schutz gebiet die Kärntner Landsmännin und erste slowenische berufl iche Na- turschütz erin Angela Piskernik (Piskernik 1965, 7) schon im Jahre 1965. Sie betonte, dass für den Naturschutz , der keinen 7. Quellen und Literaturangaben Wert legt auf politische Grenzen, nur gemeinsame, zwischen- staatliche Bemühungen eff ektiv seien. Als Beispiel nannte sie den Italienischen Nationalpark Gran Paradiso in Piemont, der an den Französischen Nationalpark Vanoise in den Savoyer 7.1. Datenquellen: Alpen grenzt. Auf einem Treff en der Österreichischen und Neben der öff entlichen Grunddatensammlungen (GIS ARSO, Slowenischen Delegation bei der Internationalen Alpenkom- Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Slowenische mission in Maribor am 6. und 7. Juli 1965 wurde beschlossen, Umweltagentur, 2010) für das behandelte Gebiet wurde auch dass sie versuchen würden, einen bilateralen Park auf dem eine Datensammlung von Naturwerten erstellt, mit defi nie- Gebiet der Karawanken und Steiner Alpen zu gründen und ter Tauglichkeit zum Besuch verschidener Interessengrup- zu organisieren (Piskernik 1965, 8). In den darauf folgenden pen (z.B. allgemein, Gleitschirmspringen, Alpinismus …) in Jahren wurde auf fachlicher Ebene im Rahmen gelegentlicher Betracht der Att raktivität, Naturschutz tauglichkeit sowie die Zusammenarbeit der Naturschutz ämter beider Staaten diese Zugänglichkeit. Außerdem zusätz lich noch eine Sammlung Idee unterstütz t, doch wegen der unterschiedlichen Recht- von markanten Aussichtspunkten. systeme beider Staaten, und vor allem wegen der politischen Die Datensammlungen können als Quelle interaktiver Appli- Verhältnisse in der Realität nicht ausgeführt. kationen genutz t werden. Sie können gewissermaßen auch Innerhalb der Europäischen Union wird die nun fast 40 Jahre im Hinblick auf die Wünsche und Bedürfnisse anderer Part- alte Idee endlich besser realisierbar, und zugleich stellt sich ner angepasst werden, oder als selbstständige Basis für wei- die Frage, ob es nicht möglich wäre, das Ziel der Erhaltung tere Applikationen eingesetz t werden. der Karawanken auf eine andere Weise als die Proklamierung Besonders danken wir der Universität Klagenfurt für die zur

Vol. 39 (1-2) 2013 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector 41 P. Skoberne, M. Getzner, H. Kirchmeir

Verfügung gestellten Daten und dem Zentrum für die Karto- Vorkommen dieser Art in den Alpen“. Joannaea Botanik graphie von Fauna und Flora (CKFF), das uns Zugang zu ge- 9: 23–48. sammelten öff entlichen Daten über gefährdete und geschütz - Fajmut Štrucl, Suzana, Mojca Bedjanič, Gerald Hartman, in te Arten im Slowenischen Teil der Karawanken ermöglichte. Primož Vodovnik. 2012. Aplikacija za članstvo v globalni mreži geoparkov. Mežica: Podzemlje Pece d. o. o. htt p:// www.geopark.si/UserFiles/File/Aplikacija%281%29. 7.2. Auswahl von Internetverbindungen pdf. (außer den Partnerorganisationen): Hacquet, Balthasar. 1778. Oryctographia Carniolica, oder Phy- Projekt KARAWANKEN Natura 2000 sikalische Erdbeschreibung des Herzogthums Krain, Istrien, htt p://www.karavanke.si/ und zum Theil der benachbarten Länder / 1. Leipzig. htt p:// www.europeana.eu/portal/record/03486/7AFAE1FF68 Interaktive Karte mit 3D-Reliefb ildern: 75E34A41330FB87613793C0BC8B9BB.html. htt p://www.burger.si/Karavanke/Karavanke_zemljevid.html ———. 1784. Mineralogisch-botanische Lustreise : von dem Berge Umweltatlas Terglou in Krain zu dem Berg Glockner in , im Jahre htt p://gis.arso.gov.si/atlasokolja/profi le.aspx?id=Atlas_Okol- 1779 und 81. Wien: Krause. ja_AXL@Arso Hafner, Miran, in Blaž Černe. 2012. Letni načrt za II. Goren- Naturdenkmale Kärntens jsko lovsko upravljalsko območje za leto 2012. Kranj, Bled: htt p://www.arge-naturschutz .at/projekte/lebensraeume/naturdenk- Zavod za gozdove Slovenije, OE Kranj, OE Bled. htt p:// malekaerntens/ www.zgs.gov.si/fi leadmin/zgs/main/img/CE/lovstvo/ Kärntner Umweltschutz gesetz Letni_nacrti_2012/II._Gorenjsko_LUO_2012.pdf. htt p://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung/LrK/20000118/K- Hartl, Helmut. 1994. „Biotopkartierung in Kaernten (1987- NSG%202002%2c%20Fassung%20vom%2005.02.2012.pdf 1993)“. II. Naturwissenschaftliche Beitraege zur Slowenische Gesetz gebung: Heimatkunde Kaerntens 184/104 (1): 277–286. htt p://zakonodaja.gov.si/ Hlad, Branka, in Darja Jeglič, ur. 2005. Geotrip ’02 v Sloveniji. RIS Index: Ljubljana: Ministrstvo za okolje in prostor, Uprava RS http://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung/LrK/10000301/ za varstvo narave. Index%20zum%20K%C3%A4rntner%20Landesrecht%20 Jungmeier, Michael, Hanns Kirchmeier, Klaus Krainer, Ste- im%20RIS%2c%20Fassung%20vom%2005.02.2012.pdf fan Lieb, Metod Rogelj, Karin Schrofner-Borowiec, Natura 2000 Viewer Karin Staudacher, in Christian Wieser. 2007. Narzissen- htt p://natura2000.eea.europa.eu/# wiesen. Schutz von Narzissen und der Biodiversität in den Geopark Karawanken: Karawanken. Klagenfurt: Arge Naturschutz . htt p://www.geopark.si/ Keusch, Christian, Hanns Kirchmeier, in Michael Jungmei- Kärntner Institut für Seenforschung er. 2010. Zwischenbericht - Karawanken-Heu. Im Rahmen htt p://www.kis.ktn.gv.at/ des Projekts [email protected] - Naturbasierte Wirtschaft in der europäischen Zukunftsregion Ka- rawanken , Bearbeitung: E.C.O. Institut für Ökologie. Klagenfurt. 7.3. Zitierte Literatur Kirchmeier, Hanns, in Michael Jungmeier. 2000. Naturraum- Anon. 1920. „Spomenica Odseka za varstvo prirode in pri- karte Karawanken und Steiner Alpen. Studie im Auftrag rodnih spomenikov“. Glasnik Muzejskega društva za Slo- von: Amt der Kärntner Landesregierung Abt. 20, Un- venijo 1 (1-4): 69–75. terabteilung Naturschutz . ARGE Südöstliche Kalkal- Badjura, Rudolf. 1932. Izleti po Karavankah. Ljubljana: pen (Hrsg.), Bearbeitung: E.C.O. Institut für Ökologie. samozaložba. Klagenfurt. Belar, Albin. 1907. „Die Naturdenkmalpfl ege in Österreich ———. 2001. „Großräumige Waldbewertung aus natur- mit besonderer Berücksichtingung des Landes Krain“. schutz fachlicher Sicht für die Modellregion Karawan- Wiener Zeitung (131): 3–5. ken“. Umweltbundesamt (hrsg.): WaldNaturSchutz - Work- shop zum Thema „Geschütz te Wälder in Österreich“ UBA Berginc, Mladen, Jelka Kremesec Jevšenak, in Jana Vidic. Tagungsberichte Conference Papers/Tagungsberichte 29: 2007. Sistem varstva narave v Sloveniji. Ministrstvo za 86–94. okolje in prostor. Kirchmeier, Hanns, in Christian Keusch. 2010. Ranking of eco- Brenčič, Miha, in Walter Poltnig. 2008. Podzemne vode Kara- logical value for habitats in the Austrian Project Area (Tech- vank. Skrito bogastvo - Grundwasser der Karawanken. Ver- nical Document). INTERREG IV A Slovenija-Avstrija, steckter Schatz . Ljubljana: Geološki zavod Slovenije. projekt Karavanke@prihodnost – Gospodarjenje z nara- Ernet, Detlef, in Robert Franz. 2011. „Das Moosglöckhen, vo v evropski regiji prihodnosti. Klagenfurt: E.C.O. In- Linnaea borealis (Linnaeaceae), neu für die Steiermark. stitut für Ökologie, Klagenfurt. Mit Anmerkungen zur Gesamtverbreitung und zu den Klinar, Stanko. 1997. Karavanke, planinski vodnik - 4. izdaja.

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Vol. 39 (1-2) 2013 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector 43 P. Skoberne, M. Getzner, H. Kirchmeir

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44 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Aspekte zur wirtschaft lichen Entwicklung der Karawanken-Region auf Grundlage einer sozio-ökonomischen Gebietsanalyse

Michael Getzner, Daniel Zollner

Der Artikel ist eine modifi zierte Fassung eines im Rahmen des Projekts „Karavanke@prihodnost“ erstellen Berichts. Dieses Projekt wurde im Programm für europäische grenzüberschreitende Zusammenarbeit INTERREG IV A Slovenija-Avstrija von der Europäischen Union (EFRE - Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) kofi nanziert.

Projektleitung: a.o. Univ.-Prof. Dr. Michael Getz ner, TU Wien (vormals Institut für Volkswirtschaftslehre, Universität Klagenfurt) a.o. Univ.-Prof. Mag. Dr. Norbert Wohlgemuth, Institut für Volkswirtschaftslehre, Universität Klagenfurt

Forschungsassistenz: Mag. Stefanie Weiglhofer, E.C.O. Institut für Ökologie, Klagenfurt Mag. Michael Jungmeier, E.C.O. Institut für Ökologie, Klagenfurt Dr. Hanns Kirchmeir, E.C.O. Institut für Ökologie, Klagenfurt

1. Einleitung und Fragestellung Mit der Diskussion der regionalen Entwicklung und den Ent- wicklungsleitlinien, dem Vergleich zwischen der Kärntner Die regionale und regionalwirtschaftliche Entwicklung in und der Slowenischen Karawanken-Region, sowie einer zu- der Karawanken-Region wird anhand einer Reihe von aus- sammenfassenden Beurteilung der Stärken und Schwächen gewählten Indikatoren dargestellt; darunter fallen insbeson- sowie Perspektiven wird das Arbeitspaket 1.2 „Wirtschaft: dere Identifi zierung der Entwicklungsnischen, Analyse der Ent- wicklungspotentiale im Karawankengebiet (aufgrund der .die demographische Entwicklung, sowie die Analyse der natürlichen Merkmale)“ des Projektes „karavan- .regionalwirtschaftliche Entwicklung mit den Teil- [email protected] - Gospodarjenje z naravo v evropski regiji bereichen der Wirtschaftsstruktur, der regionalen prihodnosti / [email protected] - Naturbasierte Wirt- Produktion (Brutt o-Regionalprodukt) und Arbeits- schaft in der europäischen Zukunftsregion Karawanken“ be- losigkeit. arbeitet und abgeschlossen. Der Kurzbericht umfasst folgende Analysen und Teilergeb- Die vorhandenen regionalen Strategien werden in ihren nisse: Kernaussagen kurz dargestellt. Hernach wird anhand dieser Strategien erörtert, ob und in welchem Ausmaß die Strategi- .Gesamtübersicht der wirtschaftlichen Lage im Ka- en auf eine „naturbasierte Wirtschaft“ in der Karawanken- rawankengebiet, mit Analyse der regionalen Wirt- Region ausgerichtet sind. Eine Reihe von Schlussfolgerungen schaftentwicklung aufgrund statistischer Angaben für die Weiterführung bzw. Anpassung von Strategien schlie- (Kap. 2 und 3, Darstellung nach Datenverfügbar- ßen den Bericht. keit, Daten auf Gemeindeebene hätt e Rahmen ge- Die oben genannten Teilbereiche der regionalen Indikatoren sprengt) sind für die Karawanken-Region insgesamt nicht in konsis- .Vergleich zwischen Kärnten und Slowenien, Ent- tenten Zeitreihen (für die österreichischen und slowenischen wicklungspotentiale im Karawankengebiet in der Gemeinden und Regionen) vorhanden. Die Indikatoren wer- Zukunft (Kap. 2 und 3, entsprechend Datenhetero- den daher getrennt dargestellt und hernach, soweit dies auf- genität/Zeithorizonte eingeschränkte Vergleichbar- grund der unterschiedlichen Datenlage möglich ist, mit ein- keit, bzw. Kap. 5 und 6) ander verglichen.

Vol. 39 (1-2) 2013 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector 45 M. Getzner, D. Zollner

.Analyse der Stärken und Schwächen, Chancen und 2. Regionalentwicklung in der Risiken (Kap. 5) .Analyse der bestehenden Wirtschaftsprogramme Karawanken-Region (Österreich) bzw. Entwicklungsleitlinien und Vorbereitung der Richtlinien für zukünftige Entwicklung (Kap. 3.4 und 4.4, bzw. 5 und 6) 2.1. Demographische Entwicklung .Identifi zierung der Nischen und Potentiale für re- Die demographische Entwicklung in der österreichischen gionale Wirtschaftsentwicklung (Kap. 5 und 6) Karawanken-Region, welche mit den Gemeinden, die einen .Analyse der Stärken des Karawankengebietes auf Anteil an den Karawanken haben, abgegrenzt wurde, stellt dem europäischen Markt und Möglichkeiten für einen ersten, wichtigen Indikator für die regionale Entwick- nachhaltige Entwicklung (Kap. 5 und 6) lung dar. Wie aus Tabelle 1 und Abbildung 2 ersichtlich, ist im Kärntner Zentralraum die Anzahl an Einwohner/innen im .Analyse der Möglichkeiten zur Umsetz ung der Pi- Zeitraum von 2002 bis 2009 um insgesamt 3% angestiegen, lotprojekte (übersichtsmäßig Kap. 6) während die Anzahl an Einwohner/innen Kärntens sich nicht .Zusätz lich beinhaltet der Artikel Teilaspekte des veränderte. Die größte Abnahme an Einwohner/innen wurde Arbeitspakets: Vorbereitung der Kommunika- in diesem Vergleich in der Karawanken-Region verzeichnet tions- und Marktstrategie für Erkennbarkeit der – hierbei wurde ein Rückgang von rund 2% in diesem Zeit- Karawanken (Kap. 5 und 6). raum registriert. Die demographischen Trends sowohl in der Karawanken-Re- Das Untersuchungsgebiet stellt sich wie folgt dar (siehe Ab- gion als auch im gesamten Bundesland Kärnten (mit Ausnah- bildung 1):

Kärnten/Österreich

Slovenija

Quelle: BSC Kranj.

Dunkler Bereich: Karawanken-Region (Gemeindegebiete) strichliert: Karawanken-Gebirge (inkl. Steiner Alpen) Abbildung 1. Untersuchungsgebiet – Übersicht

Tabelle 1. Bevölkerungsentwicklung in der Karawanken-Region (2002 bis 2009) – AT

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Karawanken-Region 47.360 46.987 46.912 46.740 46.644 46.561 46.610 46.560 Klagenfurt-Villach 56.443 56.593 56.913 57.152 57.547 57.905 58.316 58.519 Oberkärnten 64.871 64.410 64.387 64.485 64.488 64.664 64.886 64.952 Unterkärnten 43.660 43.556 43.376 43.267 43.184 43.037 42.985 42.944 Kärnten 559.933 558.623 558.026 558.926 559.277 559.393 560.322 560.605 Quelle: STAT (2010), eigene Berechnungen.

46 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Aspekte zur wirtschaft lichen Entwicklung der Karawanken-Region auf Grundlage einer sozio-ökonomischen Gebietsanalyse me des Kärntner Zentralraums) deutet darauf hin, dass – im Kärnten und der Karawanken-Region das generelle Problem Gegensatz und im Vergleich zur Entwicklung anderer Bun- der Alterung der Bevölkerung besonders ausgeprägt ist. desländer oder Regionen Österreichs – die Lebens- und/oder Arbeitsbedingungen der Einwohner/innen vergleichsweise unattraktiver sind. Einerseits ziehen Einwohner/innen aus 2.2. Wirtschaftliche Entwicklung: der Kärntner Peripherie in den Kärntner Zentralraum, Brutt o-Regionalprodukt und Arbeitslosigkeit andererseits verlassen manche auch das Bundesland. Ein wichtiger Indikator für die regionale Entwicklung stellt Unterstrichen wird die oben kurz beschriebene Entwicklung neben der demographischen Entwicklung die wirtschaftliche auch durch die Veränderung der Altersstruktur der Bevölke- Entwicklung dar. Hierbei handelt es sich um teilweise par- rung . Tabelle 2 zeigt, dass der Anteil der Unter-30-Jährigen allel verlaufende, einander bedingende Pfade. In einer öko- im Betrachtungszeitraum der letz ten acht Jahre von etwa 34 nomisch unatt raktiven Region ist der Anreiz, die Region zu auf knapp über 31% gesunken ist, wobei dieser Trend auf verlassen, vergleichsweise höher. Eine Abwanderung führt allen regionalen Ebenen Kärntens festz ustellen ist. Komple- aber im Weiteren dazu, dass weniger Arbeitnehmer/innen in mentär dazu steigt der Anteil der Über-60-Jährigen konti- einer Region arbeiten und daher wiederum das Regionalpro- nuierlich an, in der Karawanken-Region beispielsweise von dukt sink t. 23,2% (2002) auf knapp 25% (2009). Es ergibt sich, dass in

105,0

Oberkärnten 104,0 Karawanken-Region 103,7 Klagenfurt-Villach 103,0 Kärnten Unterkärnten 102,0

101,0

100,0 100,1

(2002=100) 99,0 98,4

98,0 98,3

Index der Bevölkerungsentwicklung 97,0

96,0

95,0 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

Quelle: STAT (2010), eigene Berechnungen Abbildung 2. Demographische Entwicklung der Karawanken-Region im Vergleich – AT

Tabelle 2. Bevölkerungsstruktur (Altersklassen) in der Karawanken-Region (2002 bis 2009) – AT

Anteil der bis 30-Jährigen 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Karawanken-Region 34,2% 33,7% 33,2% 32,6% 32,3% 32,0% 31,6% 31,3% Klagenfurt-Villach 34,0% 33,4% 33,0% 32,5% 32,3% 32,0% 31,5% 31,2% Oberkärnten 34,1% 33,4% 33,0% 32,7% 32,3% 31,9% 31,6% 31,3% Unterkärnten 36,2% 35,7% 35,2% 34,7% 34,3% 34,0% 33,6% 33,1% Kärnten 34,9% 34,4% 34,0% 33,7% 33,4% 33,0% 32,7% 32,4% Anteil der über 60-Jährigen 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Karawanken-Region 23,2% 23,4% 23,6% 23,9% 23,8% 24,2% 24,5% 24,9% Klagenfurt-Villach 21,7% 22,1% 22,5% 22,8% 22,8% 23,3% 23,8% 24,4% Oberkärnten 22,6% 22,9% 23,2% 23,5% 23,5% 24,0% 24,5% 24,9% Unterkärnten 22,1% 22,3% 22,4% 22,5% 22,4% 22,7% 23,1% 23,5% Kärnten 22,3% 22,6% 22,9% 23,1% 23,1% 23,5% 23,9% 24,4%

Quelle: STAT (2010), eigene Berechnungen.

Vol. 39 (1-2) 2013 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector 47 M. Getzner, D. Zollner

Abbildung 3 zeigt die Entwicklung des Brutt o-Regionalpro- in der Karawanken-Region, soweit dies aus der Statistik dukts der Kärntner Regionen zwischen 1995 und 2007 (zu erkennbar ist, etwas höher (genauere Informationen liegen konstanten Preisen). Eine tiefere regionale Gliederung (auf nicht vor, da die Arbeitslosenquote nur in der Arbeitsmarkt- Bezirks- oder Gemeindeebene ist nicht verfügbar). bezirken erhoben wird, welche teilweise den politischen Be- Wie aus Abbildung 3 hervorgeht, zählt der Kärntner Zentral- zirken entsprechen, nicht jedoch auf Gemeindeebene). raum zu der wirtschaftlich dynamischsten Region, während die Regionen Ober- und Unterkärnten jeweils eine geringere Dynamik und einen geringen Anteil an der Wirtschaftsleis- 2.3. Wirtschaftsstruktur tung Kärnten aufweisen. Die in Abs chnitt 3.2 skizzierte Wirtschaftsleistung in der Ka- Zu Vergleichszwecken hinsichtlich der Produktivkraft ist je- rawanken-Region ist unter anderem durch die unterschiedli- doch das Brutt o-Regionalprodukt pro Einwohner/in besser che Wirtschaftsstruktur erklärbar. Gerade in Bereichen, in de- geeig net. Abbildung 4 zeigt dass im Kärntner Zentralraum nen überdurchschnitt liche Löhne bezahlt werden, bietet der pro Einwohner/in rund EUR 31.400 erwirtschaftet werden, Kärntner Zentralraum wesentlich mehr Beschäftigung (z.B. während in Unterkärnten (ähnlich wie in Oberkärnten) auf- öff entliche Verwaltung, Unternehmenszentralen, Forschung, grund der Wirtschaftsstruktur nur jeweils rund EUR 23.000 Entwicklung und Bildung) als die peripheren Regionen. an Brutt o-Regionalprodukt (pro Einwohner/in) entstehen. Diese unterschiedliche Wirtschaftsstruktur wird in Abbil- Die Region Unterkärnten, zu welcher die Karawanken-Ge- dung 5 deutlich. Es zeigt sich, dass durch den relativ geringen meinden zählen, ist absolut gesehen zur wirtschaftlichen Anteil des Dienstleistungssektors und den vergleichsweise Peripherie zu rechnen. Wie Tabelle 3 jedoch zeigt, ist das hohen Anteil der Sachgüterproduktion die Wirtschaftsstruk- Wirtschaftswachstum in Unterkärnten (von einem niedrige- tur der Karawanken-Region sich nur in geringem Ausmaß ren Niveau beginnend) etwas höher als im Kärntner Zentral- der Kärntner und auch österreichischen Struktur angepasst raum. Allerdings sind die Unterschiede im Regionalprodukt hat. Im Vergleich ergibt sich auch ein gewisser Vorteil der pro Kopf noch immer sehr ausgeprägt. Karawanken-Region aus dem leicht überdurchschnitt lichen Anteil an Beschäftigten im Tourismus, welcher bereits auf Die Arbeitslosenquote betrug 2009 in Kärnten rund 8,1%; in ein wesentliches und noch weiter zu entwickelndes Entwick- der Karawanken-Region liegt die Arbeitslosenquote etwas lungspotenzial schließen lässt. höher, was auf die periphere Lage der Region hinweist. Im Zeitverlauf ist in Kärnten die Wirtschafts- und Finanzkrise Die oben beschriebene Entwicklung eines nur zögerlichen der letz ten beiden Jahre auch hinsichtlich der Arbeitslosen- Strukturwandels zeigt auch Tabelle 4, wobei in zeitlicher quote deutlich ablesbar. Insgesamt ist die Arbeitslosigkeit Hinsicht auch die fehlende Dynamik im Bereich des Touris- mus auff ällt.

10.000

9.000

8.628 8.000

7.000 6.254

6.000 Klagenfurt-Villach

Mio. EUR, Preisbasis 2000) Mio. EUR, Preisbasis 5.000 Oberkärnten Unterkärnten

4.000 3.670

3.000 2.278 2.947 2.000 2.042

Brutto-Regionalprodukt (in Brutto-Regionalprodukt 1.000

- 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

Quelle: STAT (2010), WIFO (2010), eigene Berechnungen. Abbildung 3. Brutto-Regionalprodukt der Kärntner Regionen (in Mio. EUR, Preisbasis 2000) – AT

48 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Aspekte zur wirtschaft lichen Entwicklung der Karawanken-Region auf Grundlage einer sozio-ökonomischen Gebietsanalyse

35,0

31,4

30,0

25,0 23,5

23,5 22,6 20,0

15,5 15,0

14,0 Klagenfurt-Villach Brutto-Regionalprodukt 10,0 Oberkärnten Unterkärnten

5,0 (in Tsd. EUR pro Einwohner/in, Preisbasis 2000)

- 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

Quelle: STAT (2010), WIFO (2010), eigene Berechnungen. Abbildung 4. Brutto-Regionalprodukt der Kärntner Regionen (in Tsd. EUR pro Einwohner/in, Preisbasis 2000) – AT

Tabelle 3. Wirtschaft swachstum in Kärntner Regionen (in %, 1996-2007) – AT

Klagenfurt-Villach Oberkärnten Unterkärnten 1996 2,11% 2,16% 3,92% 1997 0,29% 2,21% 2,46% 1998 3,47% -0,73% 2,70% 1999 3,92% 5,67% 2,30% 2000 1,12% 2,62% 3,39% 2001 0,53% 1,34% 2,49% 2002 2,71% 2,41% 5,20% 2003 1,00% -0,29% 3,87% 2004 4,64% 5,60% 4,16% 2005 4,29% 2,06% 4,12% 2006 4,73% 8,36% 8,35% 2007 3,96% 6,28% 5,83% Quelle: STAT (2010), WIFO (2010), eigene Berechnungen.

2.4. Bestehende regionale Entwicklungs- auch in der Karawanken-Region als wesentliches Ziel formu- leitbilder liert. Für drei Teilregionen im Nahbereich der Karawanken wur- Ein wichtiges Standbein der Entwicklungsleitlinien in der den bislang regionale Entwicklungsleitbilder erstellt, und Karawanken-Region ist somit, dass die naturgegebenen zwar für Völkermarkt, Carnica-Region Rosental sowie Vil- Potenziale (Landschaft, Biodiversität) für die regionale Ent- lach (Landesplanung Kärnten, 2007a, 2007b, 2007c). wicklung geschütz t und nachhaltig genutz t werden sollen. Die Entwicklungsleitbilder sind knapp gehalten und spre- Im Unterkapitel „Wirtschaft“ werden beispielsweise im Ent- chen die wesentlichen Entwicklungslinien für die einzelnen wicklungsleitbild für Völkermarkt die Nutz ung und der Regionen an. In den Leitbildern für das Rosental sowie für Aufb au von Kompetenzen im Bereich des nachwachsenden Völkermarkt, in letz terem auch explizit, sind die Erhaltung Rohstoff s Holz unterstrichen. Im Bereich des Tourismus soll des Naturraums und der landschaftlichen Vielfalt, als auch durch Kooperationen, gemeinsame Vermarktung der Anbie- der ökologischen Vielfalt und deren nachhaltige Nutz ung ter sowie durch die Errichtung von Infrastruktur gezielt das

Vol. 39 (1-2) 2013 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector 49 M. Getzner, D. Zollner

100% Dienstleistungen (inkl. Handel) Tourismus 90% Bau Sachgütererzeugung 80% 47,9%

70% 60,9%

60% eil der Beschäftigten

50% 10,8%

40% 7,7% 8,7% 30% 9,9% in Sektoren in %; ohne primärer Sektor)

Wirtschaftsstruktur (Ant 20% 33,5%

10% 20,5%

0% Karawanken-Region Kärnten

Quelle: STAT (2010), eigene Berechnungen. Abbildung 5. Wirtschaft sstruktur der Karawanken-Region und Kärntens (2001) – AT (Anteile ohne Berücksichtigung des primären Sektors)

Tabelle 4. Anteile an Beschäft igten in Sektoren (Karawanken-Region, in %, 1973 bis 2001) – AT

Karawanken-Region Kärnten 1973 1981 1991 2001 1991 2001 Sachgütererzeugung 49,7% 49,3% 41,0% 33,5% 24,2% 20,5% Bau 9,1% 7,0% 7,6% 7,7% 10,2% 9,9% Tourismus 9,3% 9,6% 9,9% 10,8% 9,0% 8,7% Dienstleistungen (inkl. Handel) 31,9% 34,1% 41,5% 47,9% 56,6% 60,9%

Quelle: STAT (2010), eigene Berechnungen.

naturräumliche Potenzial genutz t werden. Möglicherweise Datenverfügbarkeit ist insofern begrenzt, als für Slowenien entgegen den Naturschutz zielen und damit auch entgegen als Transformationsökonomie verschiedene Daten in länge- den Interessen einer nachhaltigen Entwicklung auch im Be- ren Zeitreihen noch nicht vorliegen, bzw. gerade im Bereich reich des Tourismus könnte die Entwicklungsperspektive der Demographie Veränderungen des Gemeindegebietes eines Ausbaus der Straßenverkehrsinfrastruktur (sowohl re- sowie der statistischen Klassifi kation eine Vergleichbarkeit gional als auch überregional) stehen. der Daten über die Zeit erschweren. (Auch in Österreich sind oftmals verschiedene Daten über die Zeit nicht direkt ver- gleichbar, Revisionen von Daten für die Vergangenheit sind 3. Regionalentwicklung in der häufi g.) Aus den untenstehenden Tabellen (Tabelle 5, Ta belle 6 und Karawanken-Region (Slowenien) Tabelle 7) geht hervor, dass die Erhebung der Anzahl an Einwohner/innen in der Karawanken-Region zu verschie- denen Zeitpunkten auf unterschiedlicher räumlicher Ebene 3.1. Demographische Entwicklung erfolgte. Die Volkszählungen 19 91 und 2002 ( Tabelle 5 und Tabelle 6) beziehen sich auch auf die Gemeinden (wobei Zunächst wird, analog dem Aufb au des vorangegangenen die Vergleichbarkeit durch Veränderungen der statistischen Kapitels 3, die demographische Entwicklung als wesentli- Einheiten erschwert wird), während die Bevölkerungsent- cher Indikator der regionalen Entwicklung behandelt. Die wicklung in einer kontinuierlichen Weise nur für die Bezirke

50 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Aspekte zur wirtschaft lichen Entwicklung der Karawanken-Region auf Grundlage einer sozio-ökonomischen Gebietsanalyse

Tabelle 5. Bevölkerungsentwicklung in der Karawanken-Region sowie Anteile der Altersgruppen (1991) – SI

Gesamt bis 30 Jahre über 60 Jahre bis 30 Jahre über 60 Jahre Slowenien 1.965.986 846.232 317.706 43,0% 16,2% Karawanken-Region 114.616 50.393 16.939 44,0% 14,8% Quelle: Statistisches Amt der Republik Slowenien (2010), eigene Berechnungen.

Tabelle 6. Bevölkerungsentwicklung in der Karawanken-Region sowie Anteile der Altersgruppen (2002) – SI

Gesamt bis 30 Jahre über 60 Jahre bis 30 Jahre über 60 Jahre Slowenien 1.964.036 722.860 392.590 36,8% 20,0% Koroška 73.296 28.102 13.338 38,3% 18,2% Savinjska 253.574 96.070 47.326 37,9% 18,7% Gorenjska 195.885 75.227 38.458 38,4% 19,6% Karawanken-Region 113.335 42.349 21.886 37,4% 19,3% Quelle: Statistisches Amt der Republik Slowenien (2010), eigene Berechnungen.

Tabelle 7. Bevölkerungsentwicklung in der Karawanken-Region sowie Anteile der Altersgruppen (2000-2009) – SI

gesamt 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Slowenien 1.990.272 1.992.035 1.995.718 1.996.773 1.997.004 2.001.114 2.008.516 2.019.406 2022629 2.042.335 Koroška 74.077 74.016 73.994 73.855 73.816 73.905 73.729 73.594 72837 72.839 Savinjska 256.834 256.976 257.629 257.402 257.105 257.525 258.684 260.121 258201 259.741 Gorenjska 196.716 197.102 197.487 197.904 198.275 198.713 199.626 200.585 200952 202.470 Quelle: Statistisches Amt der Republik Slowenien (2010), eigene Berechnungen.

104,0

Slowenien 102,9 103,0 Koroška Savinjska 102,6 102,0 Gorenjska

101,1 101,0

100,0 (2000=100) 99,0 98,3

98,0 Index der Bevölkerungsentwicklung

97,0

96,0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

Quelle: Statistisches Amt der Republik Slowenien (2010), eigene Berechnungen. Abbildung 6. Demographische Entwicklung der Krawanken-Region im Vergleich – SI

Vol. 39 (1-2) 2013 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector 51 M. Getzner, D. Zollner

Gorenjska, Savinjska und Koroška für den Zeitraum 2000 bis durchschnitt liche Wirtschaftswachstum Sloweniens betrug 2009 vorliegt. zwischen 1997 und 2007 rund 4,4% pro Jahr, die Karawan- Die demographische Entwicklung entspricht dem demo- ken-Regionen fallen hierbei leicht zurück mit Wachstumsra- graphischen Wandel in anderen europäischen Ländern wie ten zwischen 3,89 und 4,05% pro Jahr (im Zeitraum 1997 bis auch in der Nachbarregion Kärnten. Die Gesamtbevölkerung 2007). nimmt im Betrachtungszeitraum leicht zu (mit Ausnahme Die Arbeitslosenquote wuchs in Slowenien als Folge der der Region Koroška, siehe Abbildung 6). Der Anteil der Ein- Wirtschafts- und Finanzkrise von rund 6,4% (2008) auf rund wohner/innen unter 30 Jahre nimmt kontinuierlich ab, wäh- 9,1% (2009). Deutlich höher liegt die Arbeitslosigkeit im Jahr rend der Anteil der Über-60-Jährigen zunimmt. Zwischen 2009 in den Regionen Koroška (10,9%) und Savinjska (10,5%). den Regionen bestehen leichte Unterschiede, wobei die Ka- Die Karawanken-Region ist somit ähnlich wie in Kärnten rawanken-Region – soweit aus den Daten erkennbar – eine auch in Slowenien als eher periphere Region zu beschreiben, im Vergleich der Gesamtregionen Gorenjska, Savinjska und mit einer ungünstigen Wirtschaftsstruktur und einer über- Koroška in Bezug auf den Anteil der jungen Bevölkerung durchschnitt lichen Arbeitslosenquote. leicht unterdurchschnitt liche Entwicklung (geringerer Anteil der Unter-30-Jährigen) aufweist. 3.3. Wirtschaftsstruktur Für die Beurteilung des strukturellen Wandels liegen für 3.2. Wirtschaftliche Entwicklung: Brutt o-Regio- Österreich auf regionaler Ebene lediglich Daten über die nalprodukt und Arbeitslosigkeit Beschäftigtenzahl nach Branchen vor. Für Slowenien ist die Die wirtschaftliche Entwicklung, ausgedrückt durch den Wirtschaftsstruktur auf Basis der Produktion in den Bran- Indikator Brutt o-Inlands- bzw. Brutt o-Regionalprodukt chen genauer und im Zeitablauf kontinui erlicher erfasst. zeigt den wirtschaftlichen Aufh olprozess Sloweniens und Abbildung 9 zeigt für das Jahr 2007 detailliert, welche Wirt- der Karawanken-Regionen. Den starken Anstieg des Brutt o- schaftsstruktur in den Karawanken-Regionen bzw. in der Inlands produktes zeigt Abbildung 7, wobei deutlich wird, slowenischen Volkswirtschaft insgesamt vorherrscht. Ähn- dass in den Karawanken-Regionen etwa 20% des sloweni- lich wie in der Kärntner Grenzregion ist die Wirtschafts- schen Brutt o-Inlandsproduktes erstellt wird (eine tiefere re- struktur in der slowenischen Karawanken-Region von einer gionale Gliederung, z.B. auf Gemeindeebene, ist wie auch in überdurchschnitt lichen Sachgüterproduktion und einer un- Österreich nicht vorliegend). terdurchschnitt lichen Produktion von Dienstleistungen ge- prägt. Im Vergleich zu Kärnten fällt auch der relativ geringe Abbildung 8 zeigt, dass das Brutt o-Inlandsprodukt pro Kopf Anteil an Wertschöpfung im Bereich des Tourismus auf. in der Karawanken-Region rund 20% unter jenem Sloweni- ens als gesamter Volkswirtschaft liegt, und etwa 11.000 EUR Tabelle 9 zeigt die zeitliche Entwicklung des Strukturwan- pro Kopf beträgt (hierbei sind Datenunsicherheiten zu be- dels zwischen 1996 und 2007. Es wird deutlich, dass sich rücksichtigen, ein direkter Vergleich zwischen der Pro-Kopf- die Wirtschaftsstruktur Sloweniens in diesem Zeitraum nur Produktion Kärntens und der Karawanken-Region ist – auch langsam verändert hat, während die Karawanken-Regionen aufgrund der unterschiedlichen Kaufk raft – nicht möglich; einem gewissen Aufh olprozess unterworfen waren; teilwei- zu Kaufk raftparitäten wäre das Brutt o-Inlandsprodukt Slo- se allerdings hat die Produktion von Dienstleistungen abge- weniens deutlich höher). nommen, während die Bauwirtschaft in den Regionen eine überdurchschnitt liche Bedeutung aufweist. Die Wirtschaft Sloweniens und der Karawanken-Region ent- wickelt sich (beginnend auf einem niedrigeren Niveau) deut- lich dynamischer als die Wirtschaft Kärntens (Tabelle 8). Das

Tabelle 8. Wirtschaft swachstum in Sloweniens Regionen (in %, 1997-2007)

Slowenien Gorenjska Savinjska Koroška 1997 3,57% 5,33% 3,75% 3,27% 1998 4,91% 4,43% 3,97% 5,55% 1999 3,57% 1,78% 3,63% 3,31% 2000 5,37% 4,81% 4,04% 9,13% 2001 2,85% 4,13% 0,75% 2,18% 2002 3,97% 3,29% 5,08% 1,32% 2003 2,84% 1,46% 1,61% -0,45% 2004 4,29% 3,13% 4,42% 3,54% 2005 4,49% 4,19% 5,29% 6,01% 2006 5,81% 4,68% 5,09% 2,62% 2007 6,80% 7,19% 5,59% 6,34% Quelle: Statistisches Amt der Republik Slowenien (2010), eigene Berechnungen.

52 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Aspekte zur wirtschaft lichen Entwicklung der Karawanken-Region auf Grundlage einer sozio-ökonomischen Gebietsanalyse

30.000

25.000 25.025

20.000

15.586 Slowenien Gorenjska 15.000 Savinjska Koroška

10.000 (in Mio. EUR, Preisbasis 2000) Preisbasis EUR, Mio. (in Brutto-Înlands- (Regional-)produkt Brutto-Înlands- 5.000 2.833 1.857 2.105 1.363 701,9 - 462,6 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

Quelle: Statistisches Amt der Republik Slowenien (2010), eigene Berechnungen. Abbildung 7. Brutto-Regionalprodukt der Slowenischen Regionen (in Mio. EUR, Preisbasis 2000)

14,0

12,4 12,0

10,9 10,5 10,0 9,3 9,5

8,4 8,0 8,1 Slowenien 7,7 Gorenjska 6,0 Savinjska Koroška

4,0 Brutto-Înlands- (Regional-)produkt

2,0 (in Tsd. EUR pro Einwohner/in, Preisbasis 2000)

- 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007

Quelle: Statistisches Amt der Republik Slowenien (2010), eigene Berechnungen. Abbildung 8. Brutto-Regionalprodukt der Slowenischen Regionen (in Tsd. EUR pro Einwohner/in, Preisbasis 2000)

Vol. 39 (1-2) 2013 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector 53 M. Getzner, D. Zollner

100%

Dienstleistungen (inkl. Handel) 90% Tourismus Bau 80% Sachgütererzeugung 47,2% 49,8% 55,3% 70% 62,1%

60%

eil der Beschäftigten 1,5% 50% 2,8% 6,3%

3,4% 9,7% 40% 6,3% 2,4%

8,1% 30%

in Sektoren in %; ohne primärer Sektor) 45,1% Wirtschaftsstruktur (Ant 20% 37,7% 35,0% 27,4% 10%

0% Slowenien Gorenjska Savinjska Koroška

Quelle: Statistisches Amt der Republik Slowenien (2010), eigene Berechnungen. Abbildung 9. Wirtschaft sstruktur der Karawanken-Region und Sloweniens (2007) (Anteile ohne Berücksichtigung des primären Sektors)

Tabelle 9. Anteile der Produktion in Sektoren (Karawanken-Region, in %, 1973 bis 2001) – SI

Slowenien Gorenjska Savinjska Koroška 1996 Sachgütererzeugung 30,3% 39,4% 39,8% 44,5% Bau 6,7% 5,2% 8,2% 5,3% Tourismus 2,4% 3,0% 1,9% 1,8% Dienstleistungen (inkl. Handel) 60,6% 52,4% 50,0% 48,4% 2001 Sachgütererzeugung 30,2% 38,9% 39,3% 46,9% Bau 6,4% 5,1% 7,8% 4,4% Tourismus 2,4% 2,9% 2,8% 1,7% Dienstleistungen (inkl. Handel) 61,0% 53,0% 50,1% 47,1% 2007 Sachgütererzeugung 27,4% 35,0% 37,7% 45,1% Bau 8,1% 6,3% 9,7% 6,3% Tourismus 2,4% 3,4% 2,8% 1,5% Dienstleistungen (inkl. Handel) 62,1% 55,3% 49,8% 47,2% Quelle: Statistisches Amt der Republik Slowenien (2010), eigene Berechnungen.

3.4. Bestehende regionale Entwicklungsleit- die grenzübergreifenden Anstrengungen zum Naturschutz bilder und die daraus resultierenden Potenziale zur regionalen Ent- wicklung unterstrichen (Ministry of the Environment, Spatial Das bestehende Entwicklungskonzept für Slowenien geht Planning and Energy, 2004). zunächst davon aus, dass die Grundlage der räumlichen Ent- wicklung der Schutz der Biodiversität in der Karawanken- Für die Teilregion Gorenjska, welche einen wichtigen Anteil Region darstellt. In den entsprechenden Unterlagen wird an der gesamten Karawanken-Region bildet, wird bereits in einerseits der Karawanken-Raum als wesentlich für den slo- der Vision der regionalen Entwicklung auf die Umwelt, den wenischen Naturraum betrachtet, und andererseits werden Naturschutz und die alpine Umgebung Bezug genommen: „We are building Gorenjska as a community which, with its

54 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Aspekte zur wirtschaft lichen Entwicklung der Karawanken-Region auf Grundlage einer sozio-ökonomischen Gebietsanalyse healthy Alpine environment, enables us to work, live […] We dung verschiedener Teilidentitäten. Sie wird daher zwar are merging our human, natural, cultural and developmental als einheitliche Naturregion, aber nicht als Lebensraumre- potentials to join the company of the most successful Alpine gion, (von außen) als einheitliche Freizeitregion, aber nicht regions.“ (BSC Kranj, 2010). als zusammenhängender Wirtschaftsraum wahrgenommen. Das dritt e Ziel des Entwicklungskonzeptes konkretisiert die- Das Voranschreiten der ungünstigen sozioökonomischen se Vision im Sinne der Schaff ung von hoher Lebensqualität Entwicklung (Auspendler, Bevölkerungsrückgang bzw. auf Basis der natürlichen Vielfalt und der natürlichen Poten- -wandel, Verlust sozialer Infrastrukturen etc.) bedingen un- ziale. Tourismus und nachhaltige Entwicklung sind dabei günstige Voraussetz ungen für eine regionalwirtschaftliche zentrale Elemente dieser Strategie. Entwicklung. Die zweite wichtige Karawanken-Region, Koroška, hat eben- Schließlich werden die Karawanken wirtschaftlich oder pla- falls Entwicklungsleitlinien erarbeitet. Eine der wichtigsten nerisch nur selten als eine, zusammenhängende Entwick- strategischen Ziele ist die Entwicklung der Region als Tou- lungszone angesehen. Dies äußert sich beispielsweise in ei- rismus-Region, die auf den kulturellen und natürlichen Po- ner Vielzahl von Einzelprojekten und -aktivitäten, die nicht tenzialen aufb aut (RRA Koroška, 2010). immer „bleibenden Eindruck“ hinterlassen und wenig auf- einander abgestimmt sind, oder beispielsweise in einer oft mangelnden Berücksichtigung des räumlichen Umfeldes (Karawanken als Randgebiete). 4. Zusammenfassende Stärken- Schwächen-Analyse der 4.3. Chancen Karawanken-Region Eine große Chance bietet sich im Bereich Ausbau der Naher- Auf Grundlage der sozioökonomischen Auswertung, regio- holungsfunktion, als Freizeit-, Erholungs-, Nachdenk- oder naler Leitbilder, der Studie zu naturräumlichen Werten (Sko- Rückzugsraum zwischen den urbanen Zentren (sanfter Öko- berne 2011), der Identitätsstudie (Merkac & Zollner 2011) tourismus mit Wandern, Fischen, Wellness etc.). Durch eine und eines zusammenführenden Expertenworkshops kann verstärkte regionsübergreifende und grenzüberschreitende zusammenfassend folgendes Bild der Region gezeichnet Zusammenarbeit wäre ein vielfältiges, ganzjähriges und qua- werden. litativ hochwertiges Gesamtangebot zu erzielen. Eine weitere Art der Inwertsetz ung ist in einer nachhaltigen Gewinnung, Aufb ereitung und Veredelung von (erneuerba- 4.1. Stärken ren) Natur-Ressourcen (Holz, Wasser, Sonne, Bergheu, Ge- Die Lage der Karawanken zwischen zwei wirtschaftlichen stein etc.) zu sehen, die in den Ballungszentren Verwendung Zentren (Achse Klagenfurt-Villach auf österreichischer und fi nden können („Ressourcentankstelle“ für die Zentren). Dies Achse Ljubljana-Kranj auf slowenischer Seite) kann als eine könnte zur Ansiedlung neuer Betriebe führen. sehr vorteilhafte Rahmenbedingung angesehen werden. Als Der naturräumliche Reichtum fördert die Entwicklung inte- weithin auskragender Sporn der Alpen hinein in eine fl a- grativer Schutz gebietskonzepte, mit Hilfe derer die Region chere Umgebung, verfügen die Karawanken über eine hohe oder Teile davon weitreichend und umfassend weiterentwi- räumliche Dominanz (hohe „Strahlkraft“). ckelt werden könnten. Aus geschichtlicher Perspektive hat Die Karawanken besitz en eine hohe Vielfalt an natürlichen die Region Anteil am mehrere Tausend Kilometer langen Ressourcen, was angesichts der umgebenden Urbanisierung „Green Belt“. Dieser hat als „iron curtain/Eiserner Vorhang“ und globaler Entwicklungen einen stets steigenden Wert dar- ausgedient, bedingt aber durch sein langes „Schatt endasein“ stellt. Naturbelassene Landschaften, reines Wasser, naturna- ein einzigartiges naturräumliches und kulturelles Erbe. Als he Wälder, geologischer Formenreichtum, hohe Biodiversität kultureller Schmelztiegel kann das Karawankengebiet als etc. sind hier in hohem Maße noch vorhanden und bilden Bindeglied zwischen zwei -am westlichen Rand sogar drei- einen starken Kontrast zu den urban geprägten und somit großen europäischen Kulturen angesehen werden (germa- anthropogen stark beeinfl ussten Umgebungen. nisch, slawisch bzw. zusätz lich romanisch). Der kulturelle und geschichtliche Reichtum der Region (in- Der Wille zur grenzüberschreitenden Kooperation ist beson- terkulturelle Region mit europäischer Geschichte) ist eine ders gut ausgeprägt. Chancen am europäischen Markt wären weitere Stärke. Als ein Beispiel ist die UNESCO-Anerken- vorhanden, wenn sich die Region zunächst als solche defi - nung als Intangible Heritage (unberührtes Naturerbe) zu niert (Dachmarke) und sich gemeinsam mit Nachbarregio- nennen. Die Ausgangsbasis für eine touristische Entwicklung nen (zB. Triglav) an Marketingaktivitäten beteiligt. ist gegeben (Anteil des touristischen Sektors vergleichsweise hoch), die breite Streuung von kleinen Anbietern (Betriebe) unterschiedlicher Leistungen und Produkte ist ebenfalls er- 4.4. Risiken wähnenswert. Mit dem weiteren, zT. global verschärften Voranschreiten einer ungünstigen sozioökonomischen Entwicklung könnte es zu massiven Kapazitätsengpässen kommen. Die unein- 4.2. Schwächen heitliche, kaum kollektive Wahrnehmung der Region und Die große Längserstreckung (ca. 120-130 km) und die z.T. die noch vorhandenen „Grenzen im Kopf“ sind für eine ge- hohe Barrierewirkung des Gebirgskammes bedingen eine samtheitliche und weiträumig abgestimmte Entwicklung ein kleinteilige Fragmentierung des Gebietes und die Ausbil- nicht zu unterschätz endes Hemmnis. Die Entwicklung von

Vol. 39 (1-2) 2013 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector 55 M. Getzner, D. Zollner innen heraus (Identitätsentwicklung) gilt dabei besonders und Wirtschaftsraumes sind dabei durch die fest- Augenmerk. gesetz ten Rahmenbedingungen (zB. hohe Außeno- Globale Trends schlagen in peripheren Regionen umso här- rientierung - Sog hin zu Zentren, zB. verschiedene ter zu Buche. Dementsprechend hängt das Karawankenge- Barrieren - räumlich, geschichtlich etc.) relativ enge biet auch sehr mit den nicht abschätz baren globalen Entwick- Grenzen gesetz t. lungen zusammen. Großfl ächige Abwanderungen könnten .Das Konzept der Kleinregionen und Markenbil- die Folge sein. dung: Das Konzept der Kleinregionen bildet gera- Die Verzett elung (punktuelles Investment, einzelbetrieb- de für die Karawanken einen möglichen Weg ab. wirtschaftliche Interessen, unzureichende Bündelung der Dabei werden mehrere Gemeinden, die in vielerlei Kräfte etc.) der ohnehin rar werdenden Ressourcen könnte Hinsicht eine relative Einheit bilden (geschichtlich, schon bald zu einer Verschlechterung der Situation führen. wirtschaftlich, räumlich etc.), zu Betrachtungsre- Eine Politik und Planung, die -jeweils von ihrer Seite aus- die gionen zusammengeführt. Diese Kleinregionen Karawanken als Randgebiet verstehen, könnte die Zukunfts- mit ihren individuellen Marken können wiederum aussichten maßgeblich trüben und die Identitäts- und Wohl- unter einer überregionalen Dachmarke zusammen standsentwicklung beeinträchtigen. Die Region könnte in geschlossen werden. Die Einleitung eines Marken- Teilbereichen zu einer unbelebten Wohngegend verkommen, bildungsprozesses wirkt für ein geeintes Regions- in der das aktive zivil-gesellschaftliche Leben immer mehr marketing unterstütz end. Im Zuge eines Bürgerbe- zurückgeht. teiligungsverfahrens könnte die Entwicklung einer Vision/eines Leitbildes der erste fachliche Schritt sein. .Politik der Inwertsetz ung: Wie beispielhaft im 5. Entwicklungsstrategien, -nischen, Steirischen Vulkanland (Krotscheck et al. 2007, -potentiale und Empfehlungen Krotschek & Ober 2009) dargestellt, soll die Ent- wicklung einer Region auf den vorhanden Stärken Aufb auend auf die vorangegangenen Kapitel wurde ver- und Chancen aufgebaut werden (endogene Regio- sucht, die Bandbreite grundsätz licher Entwicklungslinien nalentwicklung). Diese Konzentration hin zu dem der Region abzubilden. Dabei wurden fünf, ineinander fl ie- „was da ist, was die Region kann“ bündelt Kräfte ßend übergehende Szenarien angedacht, reichend von: und Ressourcen, bezieht seine Innovations- und .„Natur pur“ (Wildnis, „passive Sanierung“) über Entwicklungskraft aus „eigenen Quellen“ (intrin- sische Motivation), und wirkt daher auch authen- . „geordneter Rückzug“ (bewusstes Auflassen von tisch. Die nachhaltige Nutz ung der natürlichen ausgewählten Infrastrukturen etc.), Ressourcen, und deren gleichzeitige Schonung .„weiter wie bisher“ (relativ passiv, Einzelprojekto- und Sicherung für die Zukunft ist Grundprinzip rientierung, Anerkennung demografi scher Wandel der Strategie. etc.), über die .Vielfältige kleinregionale Ansätz e - eine überge- .“integrative (Klein)Regionalentwicklung“ (aktiv, ordnete Ausgangsbasis. Die Vielfalt der Region Fokus zum nahen Umfeld, Inwertsetz ung etc.) bis ist ein wesentliches Beschreibungsmerkmal, und hin zum sollte sich daher in der Entwicklungsstrategie auch .„internationalen Player“ (wirtschaftsgeprägt, futu- wiederfi nden. Den Teilregionen der Karawanken ristisch, hohe Investitionen, große Marke). entsprechend können auch die Ausprägungen be- treff end Entwicklungsansätz e, Strukturen, Marke- Die „integrative (Klein)Regionalentwicklung“ –wenn auch ting, Nischenprodukte etc. vielfältig sein. Wichtig mit fl ießenden Übergängen und/oder Überlagerungen- ist dabei ist nur, dass sich alle Ansätz e im Gesamtkon- aus heutiger Sicht das wohl meist versprechende Szenario. zept für die Karawanken (Vision, Leitz iele) wieder Vielfache Übereinstimmung fi ndet dieses Szenario mit den fi nden. Ausführungen des Grenzüberschreitenden Masterplans für .Vernetz ung relevanter Akteure und Ausbau der Unterkärnten (Amt der Kärntner Landesregierung 2005). Kooperationen: Jede Weiterentwicklung ist auf Wesentliche Facett en einer Karawanken-fokussierten, grenz- eine möglichst große Abstimmung und Koope- überschreitenden Entwicklung (Strategien, Nischen, Potenti- rationsbereitschaft verschiedenster Akteure an- ale) sind wie folgt: gewiesen, ob zwischen Betrieben, verschiedenen .Stärkung des regionalen Wir-Gefühls/ Identitäts- Sektoren, Regionen oder auch Staaten. Dabei ist bildung: Die Region als Abbild einer kollektiven nicht die Konkurrenz, sondern das Teilen von Wis- Auseinandersetz ung mit dem Raum (Narodos- sen und Erfahrungen eines der Erfolgskriterien für lawsky 2009) steht und fällt mit dem gelebten Be- regionale Prosperität. Die im Zuge dieses Projek- zug der Akteure mit dem Lebensraum. Es gilt, vor- tes gegründete „ARGE Freunde der Karawanken“ nehmlich die zahlreichen Teilregionen, aber auch könnte wesentlich zu dieser Vernetz ung beitragen. die Gesamtregion nach „innen“ zu entwickeln Vorhandene Ergebnis-Bausteine in der Region, die (Identitätsbildung, Selbstwertgefühl, Authentizi- zB. im Zuge von Interreg oder Leader-Projekten tät). Die Entwicklung einer starken Gesamtregion getätigt wurden, sollten zusammengeführt wer- Karawanken im Sinne eines einheitlichen Lebens- den.

56 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Aspekte zur wirtschaft lichen Entwicklung der Karawanken-Region auf Grundlage einer sozio-ökonomischen Gebietsanalyse

.Langfristigkeit: Der Faktor Zeit ist für eine nach- oder Erfordernissen von sensiblen Bereichen, wie haltige Entwicklung entscheidend. Dabei soll die etwa Schutz gebieten oder umweltmäßig stark be- Entwicklungsgeschwindigkeit an das Verände- lasteten Gebieten, ist dabei umfassend Rechnung rungspotential der Region (Strukturen, Themen- zu tragen. durchdringung, Identität etc.) angepasst werden; geht es zu schnell, kommt die Region nicht nach, geht es zu langsam, kommt das Rad nicht in Schwung. Bis sich erste Erfolge zeigen können, ist jedenfalls mit mehreren Jahren bis z.T. Jahrzehnten Quellenverzeichnis zu rechnen. Tiefgreifende und nachhaltige Regio- Amt der Kärntner Landesregierung (2005): Grenzüberschrei- nalentwicklung kann nur schritt weise, konsequent tender Masterplan für Unterkärnten. Interreg Projekt und über längere Zeiträume hinweg passieren. GREMA. .Herstellung eines Grundsatz entscheides der Poli- tik und Planung: Eine gesamträumliche Entwick- BSC Kranj (2010). Regional Development Programme for the lung hat nur dann eine Chance, wenn die Politik Gorenjska Region. BSC Kranj, Kranj (www.bsc-kranj.si, und Planung beidseits der Grenze die Karawanken 12 April 2010). weniger als Randgebiete, als vielmehr zentrales Eigner, Ch., Krotscheck, Ch., Narodoslawsky, M., Ober, J., Bindeglied einer grenzüberschreitenden Regions- Ritt er, M., & Wlatt nig, W. (Hrsg.) (2009). Zukunft: Re- entwicklung sehen. Dazu gehörten u.a. die Ver- gionalwirtschaft! Ein Plädoyer. 356 S. stärkung eines positiven, wertschätz enden Klimas, die intensivierte Abstimmung der verschiedenen Krotscheck, Ch., Schmidt, R., Ober, J., Lenz, B., Gerstl, B., Planungs- und Entwicklungsdokumente auf allen Fend, M., Wlatt nig, W. (2007). Politik der Inwertset- Ebenen, oder eine ganzheitliche Rahmensetz ung zung. 12 Entscheidungen zur Überwindung der Zuvie- für das Förderwesen und die Projektausgestal- lisation. 109 S. tungen. Transparenz, Bürgerbeteiligung, Nach- Landesplanung Kärnten (2007a). Völkermarkt: Raum für ge- haltigkeit, Schwerpunkt-Förderung etc. sollten als meinsame Entwicklung. Abteilung 20, Amt der Kärnt- maßgebliche Kriterien der Entwicklung Berück- ner Landesregierung, Klagenfurt. sichtigung fi nden. Landesplanung Kärnten (2007b). Raum Villach: Raum si- . Karawanken als „Anziehungspunkt“ - Entwick- chern und gestalten. Abteilung 20, Amt der Kärntner lungsstrategie für Tourismus und Freizeitwirt- Landesregierung, Klagenfurt. schaft: Das Gebiet eignet sich hervorragend als Naherholungs- und Rückzugsgebiet. Der sanfte Landesplanung Kärnten (2007c). Carnica-Region Rosental: Tourismus bildet bereits jetz t eines der wichtigs- Räume für Tradition und Zukunft schaff en. Abteilung ten Standbeine in der Karawankenregion. Ein 20, Amt der Kärntner Landesregierung, Klagenfurt. Karawanken-Tourismusleitbild, abgestimmt mit Merkac, Št. & Zollner, D. (2011). Erhebung ausgewählter den vorhandenen Leitbildern (zB. Markenhand- Aspekte zum Selbst-, Fremd- und Wunschbild einer buch, div. regionale Leitbilder etc.) könnte Aktivi- Grenzregion mitt els qualitativer Interviews. Bericht täten fokussieren und so auch einen maßgeblichen zum Arbeitspaket „Identität des Karawankengebietes“ Rahmen für Vorgehensweisen der Landesstellen im Rahmen des Interreg-Projektes karawanken@zu- (Raumordnung, Landwirtschaft oder Kultur) bil- kunft.eu”. Klagenfurt, 2011. den. Es gilt Kooperationen und Partnerschaften weiter auszubauen und so eine überregionale und Ministry of the Environment, Spatial Planning and Energy grenzübergreifende, raumverträgliche Tourismus- (2004). Spatial Development Strategy of . Of- strategie zu verfolgen. fi ce for Spatial Planning, Ljubljana. .Karawanken als “Ausstrahlungspunkt” – scho- Narodoslawsky, M. (2009). Die Region – Versuch einer Defi - nende Nutz ung der natürlichen Ressourcen. nition. In: Eigner, Ch., Krotscheck, Ch., Narodoslawsky, Neben dem Ansatz , dass Besucher in das Gebiet M., Ober, J., Ritt er, M., & Wlatt nig, W. (Hrsg.) (2009). kommen und Lebensenergie tanken können, ist Zukunft: Regionalwirtschaft! Ein Plädoyer. auch die nachhaltige Aufb ereitung und Verteilung RRA Koroška (2010). Regional Development Programme for der vielfältigen natürlichen Ressourcen in die ur- the Koroška Region. RRA Koroška, Dravograd (www. banen Zentren hinein denkbar. Die einzelnen loka- rra-koroska.si, 15 April 2010). len Bausteine für erneuerbare Energien (Biomasse – vor allem Holz, Wasser, Sonne, Geothermie etc.) Skoberne, P., M. Getz ner, H. Kirchmeir, 2011: Analiza narav- sollten auf ihre Verfügbarkeit sowie ihre Nutz ung nih značilnosti na območju Karavank. INTERREG IV A auf Natur- und Sozialverträglichkeit hin überprüft Slovenija-Avstrija, projekt [email protected]; bzw. zusammenschauend dargestellt werden (Ge- Gospodarjenje z naravo v evropski regiji prihodnosti, samtkonzept). Bei nachhaltiger Nutz ung ausge- Univerza v Ljubljani, Biotehniška fakulteta, Ljubljana. wählter Ressourcen der Karawanken kann das STAT (2010). ISIS-Datenbank, Auszug. STAT (Statistik Aust- wirtschaftliche Potenzial der umliegenden Zent- ria), Wien. ren beidseits der Grenze „angezapft“ werden. Den Festlegungen von lokalen Entwicklungsleitbildern

Vol. 39 (1-2) 2013 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector 57 M. Getzner, D. Zollner

Statistisches Amt der Republik Slowenien (2010). Datenbank- WIFO (2010). WIFO-Datenbank, Auszug. WIFO (Österreichi- auszug, www.stat.si. Ljubljana. sches Institut für Wirtschaftsforschung), Wien.

58 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Erhebung ausgewählter Aspekte zum Selbst-, Fremd- und Wunschbild der Karawanken-Region

Štefan Merkač, Daniel Zollner

Der Artikel ist eine modifi zierte Fassung eines im Rahmen des Projekts „Karavanke@prihodnost“ erstellen Berichts. Dieses Projekt wurde im Programm für europäische grenzüberschreitende Zusammenarbeit INTERREG IV A Slovenija-Avstrija von der Europäischen Union (EFRE - Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) kofi nanziert.

Projektleitung: a.o. Univ.-Prof. Dr. Michael Getz ner, TU Wien (vormals Institut für Volkswirtschaftslehre, Universität Klagenfurt) a.o. Univ.-Prof. Mag. Dr. Norbert Wohlgemuth, Institut für Volkswirtschaftslehre, Universität Klagenfurt

1. Einleitung, Fragestellung und .Die räumliche Ebene zeigt die Verortung der Le- benswelt, der Heimat, des „zu -Hause-Sein“, die Methodik Grenzen des „Wir-Gefühls“ an. Als Ausgangsbasis stellten sich die Fragen: Gibt es die Regi- .Die „Zukunftsebene“ beschreibt Wunschbilder, on Karawanken? Gibt es ein einheitliches Bild dazu, ein Bild, Visionen und Ideen, Chancen, Potentiale oder Ri- welches von den Bewohnerinnen und Bewohnern des Kara- siken für die Weiterentwicklung der Region Kara- wankengebietes ähnlich gesehen wird? Gibt es eine Karawan- wanken oder Teilen davon. kenidentität? Oder sind die Karawanken eine Gebirgskett e mit nacheinander gereihten Gipfeln, Tälern und Gräben, die Der Identitätsbegriff für diese Studie orientiert sich an der von sehr unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen besiedelt Defi nition nach Weigl (2008), der zwischen personaler Identi- sind und wenige Gemeinsamkeiten besitz en? Josef Ober er- tät und kollektiver Identität unterscheidet: klärte beim Fachsymposium „Leben in den Karawanken 2020 .Personale Identität: „Identität meint die subjektiv / Življenje v Karavankah 2020“ in Tainach / Tinje: „Wir müs- sinnvolle Verknüpfung verschiedener Selbstver- sen lernen, mit dem Organismus Region umzugehen. Neben ständnisse eines Individuums, die sich in dessen Daten, Fakten und Zahlen müssen wir vor allem in die Seele Denken und Handeln äußert. Dabei erfüllt Iden- der Region eintauchen.“ Der Versuch einer Entdeckungsrei- tität die Funktionstrias Verdichtung, Gewichtung se zur Seele der Karawanken, zu ausgewählten Facett en des und Orientierung“. Wir-Gefühls, stellt vorliegende Identitätsstudie dar. .„Kollektive Identität“: „Kollektive Identität meint den Selbstverständigungsprozess eines Kollektivs in Form eines öff entlichen Diskurses. Dabei ist zu 1.1. Ziele unterscheiden zwischen Diskursträgern, die Iden- Die Ziele dieser Studie waren die allgemeine Wahrnehmung titätsangebote unterbreiten, und Diskursrezipien- des Gebietes Karawanken zu erheben (wie weit erstreckt ten, die diese Angebote selektiv in ihre personale sich das „Wir-Gefühl / die regionale Identität“) und spezielle Identität einpassen“. Identitäten festz ustellen (Abgrenzungen, Intensitäten, Selbst/ Fremd/Wunschbild). Nach Weigl (2005) besteht „regionale Identität nicht als Ab- Dies erfolgte grundsätz lich in drei Ziel-Ebenen: straktum, sondern nur, wenn Individuen die Region in ih- rer personalen Identität einbett en, wenn also die Region den .Die mentale Ebene beschreibt Schlüsselaspekte wie Menschen hilft, sich selbst, ihre Herkunft oder „Heimat“ zu grundsätz liche Ansichten, Werte, Ideale, Wahrneh- beschreiben. Die (realpolitische) Existenz einer Region ist da- mungen oder thematische Bezüge. mit an die Existenz als Identitätsregion gebunden. Regionen

Vol. 39 (1-2) 2013 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector 59 Š. Merkač, D. Zollner müssen Eingang in das Wahrnehmen, Deuten und Handeln .Erzählauff orderung: erzählgenerierende Ein- der Akteure fi nden, um als solche realpolitisch wirklich zu gangsfrage werden“. .Haupterzählung: mit wenigen Leitfragen als Rah- men konnte der Gesprächspartner seine Botschaf- ten frei erzählen 1.2. Erhebungsmethode .Nachfragen: Stichwortnotizen und ausgewählte Als Methode wurden narrative Interviews gewählt. Laut Aspekte Lamnek (1995) ist das narrative Interview eine „…Spezial- .Prüfung von Annahmen form des qualitativen Interviews, die Schütz e (1977) entwi- ckelt und propagiert hat. Im narrativen Interview wird der .Abschluss: Dank und weiterführende Schritt e zu Befragende aufgefordert, zu dem im Gespräch benannten Gegenstand zu erzählen, was natürlich voraussetz t, dass der Dazu einige berücksichtigungswürdige Details: zu Befragende eine entsprechende Kompetenz besitz t“. Da- .Keine Zeiteinschränkung und Abbruch des Er- bei „…spielen bei der Methode der qualitativen Interviews zählfl usses. Die Dauer der Gespräche erstreckte die Repräsentativität und die stichprobentheoretischen Über- sich bei den allermeisten PartnerInnen auf etwa 45 legungen im wahrscheinlichkeitstheoretischen Sinne eine Minuten, wobei das kürzeste Gespräch 15 Minuten untergeordnete Rolle“. Es geht dabei nicht sosehr um „…die dauerte und das längste 2 Stunden. Häufi gkeit bestimmter Handlungsmuster, sondern um ein .Vorab Abstimmung der bevorzugten Umgangs- möglichst zutreff endes Set der relevanten Handlungsmuster sprache. Besonders wichtig, da die Karawanken in einer Situation herauszufi nden“ (Lamnek 1995). im gesamten Ausmaß zum zweisprachiges Gebiet Der Vorteil der freien Erzählung ist, dass der Zugang nicht (Slowenisch / Deutsch) zu zählen sind. per se eingeengt oder geleitet wird („Zugzwang“ von Erzäh- .Durchführung von Einzelinterviews. Damit wird lungen). Dennoch sind einige Leitfragen sinnvoll, die allge- eine gegenseitige Beeinfl ussung vermieden. mein und einführend die Erreichung der Ziele der Identitäts- . studie gewährleisten sollen. So wurde bei dieser Studie ein Das Interview wird nur handschriftlich mit doku- standardisierter Fragenkatalog zusammengestellt und vorab mentiert und anschließend transkribiert. getestet. Dieser wurde in der Folge bei allen Interviewpartne- .Anonymisierte Auswertung. Die personenbezoge- rInnen angewendet. Bei der Interpretation der Daten spielen nen Informationen und Analysen werden vertrau- folgende drei Intensitätsstufen (mit aufsteigendem Intensi- lich behandelt und nicht veröff entlicht. tätsgrad) eine wesentliche Rolle: .kognitive Stufe (Wahrnehmung, Denken) Die konkreten Leitfragen waren: .aff ektive Stufe (Verbundenheit, Fühlen) .Räumlich: „Würden Sie bitt e den Bereich, der für .konative Stufe (Handlungsorientierung, Verhalten) Sie ihren Lebensraum, Ihre Heimat, Ihren Nahbe- reich (Aktionsradius) darstellt auf der Karte ein- kreisen?“ Die Dramaturgie des Interviews .Frage für Externe: „Wie beurteilen Sie die regionale Der Aufb au und Ablauf des Gespräches wurde folgenderma- Identität in den Karawanken? Sehen Sie die Kara- ßen gestaltet: wanken als Einheit?“ .Einstieg: Vorstellung (persönlich und inhaltlich), .Allgemein: „Was verbinden Sie mit den Karawan- das Ziel, der Rahmen ken?“

Abbildung 1. Das Selbst,- Wunsch- und Fremdbild, symbolisch dargestellt

60 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Erhebung ausgewählter Aspekte zum Selbst-, Fremd- und Wunschbild der Karawanken-Region

.Der Blick zurück / Erinnerungen: „Welche Ge- Personen befragt. Die Interviews wurden im Gebiet der Ge- schichten / Erlebnisse / Erinnerungen fallen Ihnen meinden von Kranjska Gora bzw. / Podklošter im mit Bezug zu den Karawanken ein? (Welchen Be- Westen, bis Bleiburg / Pliberk bzw. Ravne na Koroškem im zug haben Sie zu den Karawanken?)“ Osten entlang des Karawankenhauptkammes beiderseits der .Zukunft: „Worin sehen Sie die Chancen (Risiken) Staatsgrenze zwischen Österreich und Slowenien (siehe Kar- und Potenziale für die Karawanken / was wäre Ihr te Abb. 2) im Zeitraum vom August bis Oktober 2010 durch- Wunsch?“ geführt. Folgende Gruppen umfasste die Auswahl: .Der Kern: „Wenn Sie die Karawanken (Bereich / .Regionale politische Entscheidungsträger (z.B. Gebiet) mit einem Satz beschreiben müssten, wel- Bürgermeister) (4 aus Slowenien, 4 aus Kärnten) chen würden Sie wählen? (Slogan)“. .Bewohner der Region mit zivilgesellschaftlicher Funktion (z.B. Obfrau eines Kulturvereines) (4 aus Slowenien und 4 aus Kärnten) Spezieller Aspekt zur Auswertung: Das Wahrnehmungs- .Bewohner der Region ohne ausgeprägte Zuord- dreieck nung zu den anderen beiden Gruppen (z.B. Ange- Als spezieller Aspekt wird in der Ergebnisdarstellung auf stellter) (7 aus Slowenien und 7 aus Österreich) das Verhältnis des Selbst,- Wunsch- und Fremdbildes einge- .Externe Experten, die nicht direkt im Karawan- gangen ( Abbildung 1). kengebiet wohnen sich aber mit dem Gebiet aus- Je mehr sich die Bilder/Kreise überschneiden, desto stimmi- einander gesetz t haben oder eine Verbindung zum ger und stärker wird i. A. die regionale Identität wahrgenom- Gebiet haben (z.B. Regionalmanager, Buchautoren) men und kommuniziert. Die „Positionsbestimmung“ wird (5 aus Slowenien und 5 aus Kärnten) an Hand der aus den Befragungen abgeleiteten Themen (In- dikatoren) in textlicher Form dargestellt (siehe Abbildung 5). Des Weiteren wurden folgende Kriterien herangezogen, um einer möglichst ausgeglichenen Verteilung gerecht zu wer- den: 1.3. Auswahl der InterviewpartnerInnen .Raum – die gleichmäßige geografi sche Verteilung Die Befragung ist eine Mischung aus der GesprächspartnerInnen entlang der Gebirgs- .Haushaltsbefragung und kett e der Karawanken war eines der wichtigsten Auswahlkriterien (siehe Abb. 2) .Expertenbefragung .Die gleichmäßige Altersverteilung wurde so gut Die Vorschläge für die InterviewpartnerInnen wurden von wie möglich berücksichtigt. Die befragten Perso- den ProjektpartnerInnen eingeholt. Insgesamt wurden 40 nen wurden in 3 Altersgruppen eingeteilt: 20-40

Neuhaus / Suha

Villach Bleiburg / Pliberk Klagenfurt Eberndorf / Dobrla vas Ravne na Koroškem Ludmannsdorf / Globasnitz / Prevalje Gallizien / Arnoldstein / Finkenstein / Bilčovs Globasnica Galicija Sittersdorf / Žitara vas Podklošter Bekštanj Feistritz ob B. / St. Jakob i. R. / St. Margareten / Bistrica pri P. Feistritz i. R. / Šentjakob v R. Šmarjeta v R. Mežica Bistrica v R. Ferlach / Borovlje

Eisenkappel-Vellach Zell / Jesenice (Železna Kapla-Bela Slovenj Gradec Sele Kranjska Gora Črna na Koroškem

Mislinja Žirovnica Solčava Šoštanj Tržič

Jezersko

Radovljica

P……..Entscheidungsträger/Politiker (4) N_fkt….Einwohner mit zivilgesell. Funktion (Obmann etc.) (4) N……..Einwohner ohne zivilgesell. Fkt (4) Kranj F……..Fachleute extern (nicht im Gebiet wohnend) (4) Celje

Quelle: BSC Kranj und eigene Bearbeitung Abbildung 2. Räumliche Verteilung der InterviewpartnerInnen

Vol. 39 (1-2) 2013 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector 61 Š. Merkač, D. Zollner

Jahre (10 InterviewpartnerInnen), 40-60 Jahre (24 .Die Staatsgrenze wird als ständig präsente – aber InterviewpartnerInnen), ab 60 Jahre (6 Interview- in zeitlichen Wellenbewegungen einmal als stärker, partnerInnen). einmal als schwächer wahrgenommene Tatsache .Es wurde auf ein möglichst ausgewogenes Ge- vermitt elt, was unmitt elbare Auswirkungen auf schlechterverhältnis (18 Frauen zu 22 Männen) die wirtschaftliche und kulturelle Zusammenar- Wert gelegt. beit und Entwicklung des Gebietes mit sich bringt. Während der Österreichisch-Ungarischen Monar- .In Bezug auf die Ausbildungsstufe bzw. unter- chie (1867 bis 1918) gab es keine wahrnehmbare schiedlichen Berufsgruppen wurden folgende Grenze, nach 1918/1920 -auch direkt nach dem 2. Gruppen befragt: 12 Interviewpartnerinnen mit Weltkrieg- war die Grenze sehr stark spürbar. Da- Grundschule / Lehre, 12 Interviewpartnerinnen nach erfolgte zunehmend eine langsame Öff nung mit Matura, 16 Interviewpartnerinnen mit Hoch- bzw. Lockerung der Grenze. Mit dem Beitritt Ös- schulabschluss. terreichs zur EU 1995 (EU-Außengrenze) wurde sie .Bezüglich der Staatszugehörigkeit wurden 20 Ge- wieder stärker, mit dem Beitritt Sloweniens zur EU sprächspartnerInnen aus Slowenien und 20 aus 2004 wiederum stetig schwächer wahrnehmbar, Österreich befragt. was in Aussagen wie „Die Staatsgrenze spüre ich .Die umgangssprachliche Aufteilung der Gespräche nicht – ist wie eine Gemeindegrenze“ oder „Die war 14 Deutsch und 26 Slowenisch. Grenze hat es in der Vergangenheit gegeben, heute spüre ich sie nicht“ oder „Die Grenze die man in den Köpfen entfernen sollte“ wiedergegeben wird. .Eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist 2. Facett en der Identität im zwar vorhanden, der Wunsch nach verstärkter Einzugsgebiet der Karawanken Zusammenarbeit geht jedoch deutlich hervor. Die Häufi gkeit der Erwähnungen der Grenzüberschrei- tung und das Betonen der Zusammenarbeit weisen auf ein echtes Bedürfnis nach Kooperationen hin: 2.1. Themenfelder „Die Grenze mit grenzüberschreitenden Projekten Bestimmte Themenfelder werden von verschiedenen Inter- passierbar machen.“ „Die Karawanken sind kein viewpartnerInnen immer wieder angesprochen. Diese wur- Hindernis sondern gemeinsames Ziel.“ „Gemein- den in die unten stehenden Grundaussagen (Themenberei- samer Kulturraum – Zusammenarbeit auf kultu- che) zusammengefasst und gegliedert. reller Ebene (Chöre, Museen).“ „Die Entwicklung einer gemeinsamen Marke – Brand (für verschiede- ne Bereiche z.B. Tourismus, Forstwirtschaft, Natur- Grundaussagen der GesprächspartnerInnen parke, Naturschutz ).“ „Es ist unbedingt notwendig .Die Natur in den Karawanken wird als großes Ju- sich zu verbinden unabhängig von Politik, Glau- wel gesehen. Dies wird einerseits durch eine groß- bensbekenntnis und Rasse. Uns verbindet dieselbe maßstäbliche Sichtweise (Berge, Landschaft etc.), Kultur und Umwelt.“ „...gemeinsam lässt sich viel andererseits durch die Bezeichnung von konkreten mehr erreichen.“ Pfl anzen (z.B. Narzissen) und Tieren (Bär etc.) un- .Der Tourismus wird als wirtschaftlicher Problem- terlegt. Die intakte Natur wird als Ressource (Le- löser gesehen. Bei der Entwicklung des Tourismus bensqualität, Erholungs- und Rückzugsgebiet) und wird sehr oft der Begriff „sanfter Tourismus“ bzw. als Chance für die Entwicklung von touristischen „kein Massentourismus“ als Präzisierung genannt. Angeboten in der Natur betrachtet (Wandern, Klet- Es wird ein Tourismus angestrebt, der die natür- tern, Mountainbiken, Fotosafari, usw.). Dabei wird lichen Ressourcen und die Naturlandschaft nicht oft auf die Verbindung der Landwirtschaft (Kultur- beeinträchtigt. landschaft, Landschaftspfl ege) mit der Att raktivi- tät der Landschaft für den Tourismus hingewiesen. .Die Notwendigkeit der wirtschaftlichen Entwick- Der Wunsch nach dem Schutz und der Erhaltung lung ist eines der Kernthemen in der Karawanken- der Natur wird sehr oft thematisiert. region. Die Problematik der Abwanderung, der mangelnden Arbeitsplätz e (Pendler), die zum Teil .Den Karawanken werden zwei Gesichter zuge- schwache und zunehmend bröckelnde Infrastruk- schrieben. Diese Ambivalenz - das Trennende und tur (Schließung von Postämtern, Schulen, Nahver- gleichzeitig das Verbindende - kommt bei den Ge- sorgern, usw.) und mangelnde Anbindung an die sprächen sehr oft vor: Die Slowenische und die Zentren werden als Hauptproblemfelder bezeich- Kärntner Seite; die Nordseite und die Südseite; die net. Andererseits werden z.B. die Industrie, inten- Sonnenseite und die Schatt enseite; der Nordteil siver Tourismus, oder die Erschließung des Waldes mit schroff en Felsen und der Südteil mit sanften mitt els Forststrassen als Bedrohung für die intakte Almen und Wiesen. Typisch dafür sind Aussagen Natur angesehen und von vielen Befragten abge- wie: „Einerseits verbinden die Berge, andererseits lehnt bzw. skeptisch gesehen. sind sie eine Barriere“, oder: „die Karawanken als Brücke und Bollwerk“.

62 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Erhebung ausgewählter Aspekte zum Selbst-, Fremd- und Wunschbild der Karawanken-Region

.Für die Landwirtschaft bringt der starke Rück- sprächen vor – obwohl man diese Themen in den gang der Bergbauern im Karawankengebiet auch Erzählungen der GesprächspartnerInnen erwarten kulturlandschaftliche Veränderungen mit sich: könnte. Verbuschung und Verwaldung von Almen, Wie- sen und Weiden; Verfall von Bauernhöfen; Auf- lassung von traditionellen Verarbeitungsprozes- sen (z.B. Wollverarbeitung, Käserei, usw.). Der 2.2. Räumliche Wahrnehmung Wunsch dem entgegen zu wirken kommt bei den Die räumliche Dimension (die Flächengrößen), wie sie dem GesprächspartnerInnen stark zum Ausdruck: „Die Lebensraum-Verständnis der GesprächspartnerInnen ent- Erhaltung der Bauernhöfe und der Mentalität gibt spricht, kann man in drei Kategorien unterteilen (Beispiele dem Gebiet den Charakter“. Als Chance für die für die Kategorien siehe Abbildung 3). Umwelt und das Überleben der Bauern werden die .Kleinräumige Gebiete, etwa in einer Größenord- Ökologisierung und eine Zunahme von Biobauern nung einer Gemeinde. Diese Größenordnung in der Landwirtschaft gesehen. Des Weiteren in der wurde 12 Mal gewählt. Sie entspricht einer über- Belebung einer nachhaltigen Almwirtschaft. schaubaren Größenordnung und kann als reale, .Die Ressourcen Holz und Wasser werden in den erlebte Umwelt gesehen werden. In dieser Grö- Interviews öfter genannt. Dabei geht es einerseits ßenordnung ist praktisch die Umwelt bekannt und um das Wasser als Trinkwasser und Mineralwas- man kennt die Nachbarn. ser und dessen Gefährdung, und andererseits als .Mitt elgroße Gebiete, etwa in einer Größenordnung Wasserkraft. Das Holz der Karawanken gilt als von einigen Gemeinden bis Bezirksgröße. Diese qualitativ ansprechend („gute Holzqualität“). Holz Größenordnung wurde 14 Mal gewählt und ist ein als Energieholz wird öfter erwähnt, jedoch kaum Übergang zur abstrakteren Ebene, da nicht jeder als Rohstoff , den man in der Region verarbeiten und alles in dieser Größenordnung bekannt sein könnte. kann und es doch als „mein / unser“ beschrieben .Die Karawankenwelt ist äußerst geheimnisvoll: wird. Immer wieder werden Sagen, Geschichten, My- .Großräumige Gebiete (etwa in der Größenordnung then, Erzählungen und Volksmärchen erwähnt. Es des überwiegenden Teiles der Karawanken). Diese kommt eine gewisse Sehnsucht nach dem Geheim- Größenordnung wurde 14 Mal gewählt. Auff allend nisvollen zu Tage. Die Rede ist von „mystischen Er- war, dass so gut wie alle externen Gesprächspart- zählungen und Geheimnissen“ „versteckten idyl- nerInnen (nicht im Karawankengebiet sesshaft) die lischen Orten“, oft in Verbindung mit regionalen großräumige Variante wählten. oder lokalen Geister-, Fabel- oder Märchenwesen. Die Art der Flächenausdehnung lässt eine .Die Begriff e wie Brauchtum, Tradition, Kultur und Heimat kommen in den Gesprächen sehr oft .vorwiegend horizontale (West-Ost, entlang des Ka- vor. Meist in Verbindung mit der Angst und Sorge rawankenkett e) des Verlustes. Noch wird einiges gepfl egt und ge- .vorwiegend vertikale (Nord-Süd, vom Gebirge in lebt. Vieles in den Erzählungen entspringt jedoch die Ballungszentren hineinragend bzw. grenzüber- Überlieferungen aus der Vergangenheit und der schreitend) Sehnsucht, es noch am Leben zu erhalten. .oder vorwiegend kreisförmige .Der Charakter der Menschen im Karawanken- Flächenausdehnung erkennen. Wenn man den Aspekt der gebiet wird oft erwähnt und die BewohnerInnen Flächendarstellung in Bezug auf die horizontale Längsstre- als eigener Schlag beschrieben. Die Leute sind ckung (entlang des Karawankenkammes, der Staatsgrenze „freundlich, ehrlich und gastfreundlich, aber doch Slowenien – Österreich bzw. Ost-West) oder der vertika- etwas verhalten und eigen“, oder es wird von len Nord-Südstreckung (über die Bergkämme bzw. Pässe „..urigen Leuten..“ und der „Ursprünglichkeit der und Korridore) betrachtet, so bevorzugten die meisten Ge- Leute“ gesprochen. sprächspartnerInnen bei ihrer Darstellung eine Ost-West .Als Hauptproblemfelder kann man folgende Be- Ausdehnung, also entlang des Karawankenhauptkammes reiche identifi zieren: Abwanderung, Zersiedelung, bzw. der Staatsgrenze (22 von 40). Nur wenige (4 von 40) be- Straßenbau sowie die entlegene manchmal schwer vorzugten die vertikale Ausdehnung – also Nord-Süd bzw. zugängliche Lage. „Es war immer eine Region an quer zum Karawankenhauptkamm über die Pässe und Kor- der Grenze – nie im Zentrum“. ridore. Viele (14 Mal) konnten bei dieser Betrachtungsweise nicht direkt zugeordnet werden, da sie eine eher abgerundete .Nicht stark thematisiert wurden Bereiche wie und/oder nicht klar zuordenbare Form der Flächenausdeh- Energieversorgung und Energieproduktion (z.B. nung wählten. aus Holz und Sonne). Die geschichtliche Aufarbei- Die Grenze als Einfl ussfaktor auf die räumliche Verortung tung der Kriege und Konfl ikte wird eher tabuisiert. der Lebenswelt (in ihrem vielschichtigem Sinne als Lebens- Der Bereich des Sports wird sehr wenig bespro- raum, Freizeitraum, Naturaum etc. verstanden) stellt off en- chen. Der Bergbau wird kaum erwähnt. Das Wort sichtlich nur eine relativ geringe Barriere bei der Gebiets- „Nachbarn“ kommt ein einziges Mal in den Ge- Kennzeichnung durch die Befragten dar. So wird bei den

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Hintergrund: google Abbildung 3. Beispiele für die räumliche Dimension der Wahrnehmung

allermeisten Interviewpartnern die Grenze zwischen Slowe- Grenze zwischen Slowenien und Italien (9 Mal). nien und Österreich in der eigenen räumlichen Darstellung Die Kärntner GesprächspartnerInnen haben 3 Mal nur das ignoriert bzw. beim Einzeichnen zumindest teilweise über- Gebiet in Kärnten eingezeichnet, 7 Mal den überwiegenden schritt en. Meistens bezieht sich die Grenzüberschreitung auf Teil des Gebietes in Kärnten, 8 Mal ein sehr ausgewogenes die Grenze zwischen Kärnten und Slowenien. Die Grenze Bild Kärnten Slowenien und 2 Mal den überwiegenden Teil zwischen Italien und Österreich wurde bei den Darstellun- in Slowenien eingezeichnet. Die slowenischen Gesprächs- gen ebenfalls öfter überschritt en (6 Mal), sowie auch die

64 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Erhebung ausgewählter Aspekte zum Selbst-, Fremd- und Wunschbild der Karawanken-Region

Hintergrund: google Abbildung 4. Beispiele für die Arten der Ausdehnung

partner haben 3 Mal nur das Gebiet in Slowenien eingezeich- Die Ballungszentren in der Umgebung der Karawanken net, 5 Mal den überwiegenden Teil des Gebietes in Slowe- wurden insgesamt nur von 6 GesprächspartnerInnen (2 Slo- nien, 9 Mal ein sehr ausgewogenes Bild Slowenien Kärnten wenen und 4 Kärntnern) mit einbezogen. Ljubljana scheint und 3 Mal den überwiegenden Teil in Kärnten eingezeichnet. bereits zu weit entfernt zu sein, um mit den Karawanken Das könnte darauf hin deuten, dass die Kärntner den slowe- noch in Verbindung gebracht zu werden. nischen Teil der Karawanken ebenso mitdenken wie die Slo- wenen den Kärntner Teil.

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2.3. Bild der Zukunft beim Straßenbau, Motorisierung, Zersiedelung, Der Blick in die Zukunft der Karawanken wird in Kapitel un- Bau von Hotels und Schigebieten“) tergliedert, die die Themenfelder „Wunschbilder“, „Poten- .Der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in ziale und Chancen“ sowie die „Risiken“ widerspiegeln. Die den Bereichen Wirtschaft, Tourismus, Vermark- Frage nach den Wünschen wurde von den Befragten durch- tung, Kultur, Schüleraustausch, Museen etc. ist wegs sehr ausführlich beantwortet. Abgeschlossen wird das hoch erwünscht: „Gemeinsam lässt sich viel mehr Bild für die Zukunft mit der Frage nach einem möglichen erreichen“. Eine bessere Verbindung zwischen Slogan. Kärnten und Slowenien soll geschaff en und Barrie- ren abgebaut werden. Durch gemeinsame Märkte, Volksfeste, Begegnungs- und Austauschmöglich- Die Wunschbilder keiten soll die Geselligkeit und den kulturellen .Die Erhaltung der Natur ist den meisten Befragten Austausch fördern. ein großes Anliegen. „Die Natur, die Naturschön- .Die Nutz ung von eigenen Energieressourcen und heiten, die Lebensräume für Pfl anzen und Tiere, Rohstoff en (z.B. Wasser, Wind / Holz, Wolle etc.) das natürliche Gebiet erhalten.“ Oder: „Die Identi- sind zentrale Wünsche der Befragten für die Zu- tät und Landschaft erhalten.“ kunft: ZB. „Holzverarbeitungsbranche aufb auen“, .Das ethnologische Erbe (alte Bräuche, traditionelle „Energieautark werden“. „Wirtschaftliche Unab- Tätigkeiten, Bekleidung, Architektur z.B. das Kara- hängigkeit – Autonomie für das Gebiet schaff en“. wankenhaus) zu pfl egen und erhalten wird genau- .Die Schaff ung von entsprechenden Rahmenbe- so als Wunsch geäußert wie die Erhaltung des Ver- dingungen für die junge Generation wird höchste einslebens, der Traditionen und des Kulturerbes Priorität beigemessen. Für die Jugend soll ein (z.B. Museen, historische Besonderheiten). Auch attraktiver Lebensraum geboten, Freizeitangebote die Zweisprachigkeit bzw. die Mehrsprachigkeit entwickelt und Arbeitsplätze geschaffen werden. und die slowenische Sprache werden oft als erhal- Das Stoppen der Abwanderung und des „brain- teswürdig bzw. als wünschenswert genannt. drains“ ist Gebot der Stunde: „Rückkehr ermög- .Die Erhaltung der Landwirtschaft und der Bau- lichen“, „Arbeit für Akademiker anbieten“. Die ernhöfe wird als grundlegendes Element der Wiederbesiedelung und Wiederbelebung von ver- Karawanken gesehen. »Die damit verbundene lassenen Orten könnte so einen Impuls erfahren. Mentalität gibt dem Gebiet den Charakter« meint einer der Gesprächspartner. Ebenfalls damit ver- Potenziale, Chancen und notwendige Voraussetz ungen knüpft wird die Erhaltung der Dorfgemeinschaft und der Bräuche. Die Pfl ege der Umwelt (Wie- Viele Wünsche bieten natürlich gleichzeitig auch eine Chan- sen und Wälder) wird der Landwirtschaft zuge- ce. Im Folgenden eine zusammenfassende Replik zu den Po- ordnet. Wünsche wie die Belebung der Berghöfe tenzialen, Chancen und Voraussetz ungen: (ökologisch), Aktivierung der Almbewirtschaftung .Die Hebung des (Selbst-)Bewusstseins: „Die mit einem Nächtigungsangebot auf Almhütten Chancen beginnen im Kopf“. und Schäferhütten wurden genannt. Die .Die Land- und Forstwirtschaft vor allem in Ver- Landwirtschaft soll stärker an den Tourismus bindung mit Urlaub am Bauernhof und der Direkt- angebunden (z.B. Milchverarbeitung, Käserei, vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten. Marmeladeerzeugung, Besichtigung diverser . Aktivitäten in der Landwirtschaft) und damit Die Inwertsetz ung der Natur: „Natur nutz en und Arbeitsplätze für junge Leute gesichert werden. Natur schütz en verbinden“. . .Gesellschaftsrelevante Werte wie »das Miteinan- Der zeitgemäße kulturelle Austausch und verbin- der«, »die Ursprünglichkeit«, »das gegenseitige dende Kulturangebote sowie Schüleraustausch Verständnis aufb ringen« oder die »Zufriedenheit und Sprachenförderung. mit dem was man hat« werden als erhaltenswert .Naturnaher Tourismus und Kulturtourismus genannt. .Gemeinsame Markenentwicklung/branding .Die Entwicklung des Tourismus und die Schaf- .Grenzübergreifende Schutz gebiete oder Prädi- fung von neuen Angeboten, Infrastrukturen und katsregionen Informationsangeboten (Infozentralen, Home- .Als Ressourcen auf die man in Zukunft aufb auen pages, Leitsysteme, Infotafeln) werden öfter als bzw. die man nutz en kann wurden unter Ande- Wunsch geäußert. Eingeschränkt wird dieser rem folgende Begriff e und Inhalte genannt: „Die durch den Wunsch nach sanften Formen der tou- Menschen (mit dem Wissen und den Erfahrun- ristischen Entwicklung. Regionalspezifi sche, tra- gen), junge Leute“, das „blühende Kulturleben“, ditionelle Angebote und ein »Tourismus mit der „die slowenische Sprache“, das „enorme Natur- Natur« (Urlaub am Bauernhof, Radwege, Berg- ressourcenpotenzial“, das „Trinkwasser“, der wandern, Klett ern, naturwissenschaftliche Lehr- „Tourismus“, das „Holz“, „qualitative bäuerliche pfade einrichten) schließen den Massentourismus Produkte“ die „Kulturlandschaft mit besonderem aus. Die Karawanken sollen zugänglich gemacht Charakter“, die „Natur“ und der „qualitätsvolle werden, jedoch „nicht auf Kosten der Natur z.B. Lebensraum“.

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Risiken, Probleme und Hürden tes können grob in drei Themengruppen zusammengefasst Bereiche, die einer positiven Entwicklung entgegen stehen werden. Sie sind auszugsweise hier angeführt. könnten, wurden wie folgt angesprochen. .Das Risiko, „dass der Schutz der Natur den wirt- Das Thema Natur und Kultur schaftlichen Interessen geopfert wird“, „Fremd- .„Einzigartige unversehrte Natur in der noch so körper in der Natur“ errichtet werden und dass manches erhalten ist, gepaart mit der Vielfalt von die „Natur beeinträchtigt wird“, wurde sinnge- kulturellen Angeboten und Sprachen.“ mäß sehr häufi g dargelegt. Die Gesprächspart- .„Alter gemeinsamer Kulturraum der viel wirt- nerInnen zählten vor allem folgende Beispiele schaftliches Potenzial hat, das man gemeinsam auf: „Windenergie in Naturräumen, Bergbau, entwickeln sollte (beide Seiten der Grenze haben Umspannwerk, Straßenbau, Errichtung von neuen eine ähnlich gelagerte Wirtschaftssituation und Skigebieten und Hotels“. ähnliche Interessen).“ .Damit verbunden ist auch die Gefahr, dass gene- .„Lebensraum mit besonderer Naturschönheit und rell der Erholungswert des Gebietes sinkt. Es gepfl egter Kulturlandschaft. Ruhe, Erholung und werden aber auch „gesundheitliche Risiken durch beste bäuerliche Produkte erzeugt von Menschen, Umweltz erstörung“ und die „Gefahr für das na- die mit der Natur leben.“ türliche Trinkwasser“, die Umweltverschmutz ung, der Verkehr (verursacht u. A. durch Pendler), der übertriebene Bau von Forststrassen (die einen Der Charakter der BewohnerInnen Freizeitverkehr nach sich ziehen) sowie intensive .„Region freundlicher und gutherziger Leute mit Land- und Forstwirtschaft als Risiken und Proble- denen man Tage und Wochen im Einklang verle- me aufgezählt. ben kann. Eine Region mit reichem, interessantem .Der mangelnde Informations- und Bewusstseins- und vielfältigem Kulturerbe.“ grad der Bevölkerung im Bezug auf Umwelt so- .„Berge und Bergüberschreitungen – Leute mit ech- wie die große Anlehnung an die Tradition („es ist ter Freundlichkeit und einem besonderen Charak- schwer etwas zu verändern“) und die Angst vor ter.“ neuen Wegen bzw. der herrschende Konservativis- mus werden als Hemmnisse gesehen. .Die zahlreichen „Erschwernisse in der Landwirt- Das Gemeinsame schaft (Steuern, Baugenehmigungen, Nebenge- .„Seinerzeit haben sie uns geteilt (natürliche Barri- werbe)“ beschleunigen das „Aufl assen der Bauern- ere) heute verbinden sie uns – die Karawanken.“ höfe“ und die „Verwaldung“ der Kulturlandschaft. .„Gemeinsam sind wir stark.“ .Die Probleme und Befürchtungen im Bereich der Raumordnung zeigen die „Zersiedelung und das Vordringen der Industrie in Dorfstrukturen“ bzw. in Naturräume oder die rapide Zunahme der „Wo- 3. Schlussfolgerungen und chenendhäuser“ und damit verbundenen Müllpro- bleme auf. Ableitungen .Die „Überalterung der Bevölkerung“, die „Pers- In den anschließenden Kapiteln werden aufb auend auf die pektivenlosigkeit für die Jugend“, die „Flucht der zentralen Aussagen aus den Interviews generelle Schlussfol- Jugend (keine Arbeitsplätz e)“ und die „Entsie- gerungen für eine Weiterentwicklung des Karawankengebie- delung“ des Gebietes (Folgen: Die Infrastruktur tes gezogen. bricht zusammen, das Gewerbe und die Industrie verschwinden, die Bauernhöfe werden aufgelas- sen) werden als große Probleme von heute und als 3.1. Aspekte im Bezug auf die mentalen noch größere Probleme in der Zukunft gesehen. Themenfelder .Der Verfall von Werten wie etwa „Die Leute ha- .Die Wertschätz ung für die Natur ist gegeben. Bei ben keine Zeit für sich und die Mitmenschen“, der sehr vielen GesprächspartnerInnen sind die Natur „Verlust des echten Charakters“,„Neid“, „Eifer- und die natürlichen Ressourcen (Pfl anzen- und sucht“ und „Vorurteile“ könnten als menschliche Tierwelt, Lebensräume, Natur- und Kulturland- Schwächen der positiven Entwicklung entgegen schaft, Wasser) zentrale Themen. Es ist davon stehen. auszugehen, dass auch für den Naturschutz bzw. die Errichtung von integrativen Schutz gebieten zu- Auf den Punkt gebracht künftig ein entsprechend verstärktes Engagement, eine entsprechende Off enheit zu erwarten ist. Als Abschlussfrage und als Zusammenfassung des Ge- sprächs gedacht, versuchten die GesprächspartnerInnen das .Der Wunsch nach verstärkter grenzüberschreiten- Wesen der Karawanken in einem einzigen Satz („Slogan“) dar der Zusammenarbeit wird in den Interviews sehr zu stellen. Die komprimierten Bilder des Karawankengebie- oft erwähnt. Bei der Umsetz ung scheint es aber bis-

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her auf der Wunschebene bzw. bei symbolischen nisationen, landesweite Initiativen und Koopera- Begegnungen zu bleiben (z.B. die Zusammenarbeit tiven, Experten etc.) mit ihrem „Blick fürs Ganze“ auf kommunaler Ebene: der Austausch erfolgt nur empfehlenswert. mit einzelnen Vertretern). Unter diesem Gesichts- .Obwohl die Zentren viel Arbeitspotential aus punkt sollte es konzertierte Aktionen relevanter der Region abziehen, spielen die Zentren bei der Akteure (Politik, Planung, Regionalmanagements) räumlichen Darstellung durch die Gesprächspart- geben, um dieser Bereitschaft in verstärkter Weise nerInnen eine relativ schwache Rolle. Dies könnte eine entsprechende Platt form bieten zu können. darauf hindeuten, dass die Karawanken mehr oder .Die Grenze stellt heute kaum mehr eine Barriere weniger isoliert von den umliegenden Zentren dar – trotz dem ist sie in den Köpfen vorhanden. betrachtet werden bzw. die selbstdefi nierte Eigen- Das hemmt den Austausch und die Entwicklung heit/Zurückgezogenheit der EinwohnerInnen hier von Nord nach Süd und umgekehrt. Es müssten durchschlägt. Zur genaueren Beurteilung müssten durch verstärkte Bewusstseinsbildung und posi- diese Wechselwirkungen zwischen den „Zentren“ tiver Kooperationsbeispiele diese Barrieren weiter und der „Peripherie“ jedoch näher/umfassender abgebaut werden. betrachtet werden. .Die Karawanken werden von Außenstehenden als ökologisch intakt, urig, als Randgebiet mit alten Traditionen, erhaltener Ursprünglichkeit, Gast- 3.3. Aspekte im Zusammenhang mit den Zu- freundschaft, ausgestatt et mit reichlich Abenteuer- potential, gesehen. Gute Argumente für eine ent- kunftsbildern sprechende Vermarktung. Generell erscheinen die Wunschbilder optimistisch und auf bestehenden Fundamenten aufgebaut – also realistisch und .Die intakten Kulturlandschaften (z.B. Narzissen- umsetz bar. Sie könnten zum Teil auch als Ziele für die Kara- wiesen, Streuobstwiesen usw.) und das schöne wankenregion gedeutet werden. Landschaftsbild (Almen, Wälder) sind Voraus- setz ung für eine sanfte touristische Entwicklung. .Die Schwerpunkte liegen auch in Zukunft im Die Erhaltung und Förderung der (ökologischen) Themenfeld Natur und der schonenden, nachhal- Land- und Forstwirtschaft im Einklang mit der Na- tigen Nutz ung ihrer Ressourcen und Potenziale tur ist daher die Basis für weitere wirtschaftliche („Schutz durch Nutz ung“). Vor allem hier ist der Entwicklungsperspektiven. Sorge Rechnung zu tragen, dass der Schutz der Na- tur nicht den wirtschaftlichen Interessen geopfert wird. Damit sind auch die Sorgen um die natür- lichen Ressourcen wie etwa das Trinkwasser, die 3.2. Aspekte im Zusammenhang mit der qualitativ hochwertigen Lebensräume, Flora und räumlichen Betrachtungsweise Fauna, Biodiversität, die Verschlechterung des .Das Karawankengebiet wird nicht als einheitliche Erholungswerts und nicht zuletz t der Verlust an Region im Sinne eines Lebens- und Wirtschaftsrau- Lebensqualität in der Region verbunden. Mangeln- mes wahrgenommen. Die Identifi kation erstreckt des Bewusstsein der Bevölkerung im Bezug auf sich nur über Teilgebiete und nimmt mit der Ent- Umwelt sowie die Angst vor neuen Wegen bergen fernung ab. Dabei spielt die Staatsgrenze für den die Gefahr, die positiven Entwicklungen zu beein- Handlungsraum eine geringere Rolle als die Ent- trächtigen. Erhaltend und aufb auend auf dem eth- fernung entlang des Karawankenkammes im je- nologischen und kulturellen Erbe sollten hierbei weiligen Staat. Der Identifi zierungsgrad hängt sehr regionale Innovationen und kooperative Lösungen von den raumbildenden Sichtbeziehungen ab. Jede entwickelt werden. Entwicklungsstrategie sollte daher auf diese Tatsa- .Die Verknüpfung der Landwirtschaft mit che Rücksicht nehmen und entsprechend Kleinre- dem Tourismus erscheint eine Win-win gionen als lokalen Ansatz punkt heranziehen. Möglichkeit zu bieten, indem man damit die .Die großräumige Verortung wird in der Regel von Landwirtschaft mit den besonderen Angeboten Personen gewählt, welche die Sicht von Außen ha- und der Kulturlandschaftserhaltung fördert ben. Dies könnte zT. auch darauf zurück zu führen und andererseits ein authentisches touristisches sein, dass sie die Region in erster Linie als Natur- Angebot hätte. Der Tourismus sollte mit der und Freizeitregion wahrnehmen. BewohnerInnen Natur und nicht gegen sie entwickelt werden. Die der Karawankentäler haben durch die natürlichen Landwirtschaft und der Tourismus treten dabei topografi schen Gegebenheiten, u.a. bestimmt als Paar auf. Der moderne kulturelle Austausch durch die Täler, Pässe und folglich Verkehrsver- dient als Impulsgeber und Kommunikator. Eine bindungen sowie der möglicherweise engeren Be- „Karawanken Marke“ könnte z.B. für touristi- trachtung des Regionsbegriff es einen tendenziell sche Angebote, Lebensmitt elprodukte, Holz, die kleinräumigeren Radius. Für eine ganzheitliche Schutz gebietsentwicklung und dgl. sinnvoll sein, Entwicklung des Karawankengebietes ist neben da für Außenstehende die Größenordnung und der der Ausbildung von Kleinregionen auch die ver- Wiedererkennungswert der Region damit gegeben stärkte Einbindung von „Externen“ (Landesorga- wäre.

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.Der Wunsch nach dem Miteinander bezieht sich 3.4. Zusammenfassende Betrachtung der auf zwei Ebenen: Einerseits die grenzüberschrei- Perspektiven tende Zusammenarbeit zwischen Kärnten und Slo- Folgende Matrix verdeutlicht anhand ausgewählter Parame- wenien und andererseits die Sehnsucht nach dem ter die Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede zwischen dem Miteinander in den Dörfern und Kommunen – also Fremdbild (von Personen die nicht dort leben), Selbstbild die Pfl ege der sozialen Kontakte auf lokaler Ebe- (Einheimische) und dem Wunschbild (zumeist der Einheimi- ne (Dorfgemeinschaft, Vereinsleben, Volksfeste, schen): Märkte, Bräuche). Die zugrundeliegenden Sorgen um die Zukunft des Karawankengebietes drehen Aus obiger Abbildung lassen sich einige Schlussfolgerungen sich dabei um Abwanderung, mangelnde Arbeits- ableiten: plätz e, Rückgang der Infrastruktur, Überalterung, .Die einzelnen Wahrnehmungen zeigen im Großen Perspektivlosigkeit der Jugend, denen man mit und Ganzen doch eine bemerkenswerte Überein- Kreativität, Engagement und der Erarbeitung ge- stimmung im Bezug auf die grundsätz lichen Ei- meinsamer Strategien entgegen treten sollte. Die genschaften, Entwicklungen und Zukunftsbilder zu erhaltende bzw. auf lokaler Ebene auszubau- (großes Potenzial, Natur, Randgebiet etc.) auf. ende/anzupassende soziale Infrastruktur inklusive .Im Detail unterscheiden sich das Fremd- vom Kommunikationsnetz e und Anbindungen an die Selbstbild doch in einigen Punkten maßgeblich: Zentren beidseits der Grenze ist eine weitere Vo- Von außen herrscht ein eher verklärtes Bild der raussetz ung für die positive Entwicklung dieser Region: Natur pur, intakt, dort wo noch alles beim Region. Alten ist, Urigkeit etc. Im Gegensatz dazu sehen die Einheimischen ihre Region doch etwas prag- matischer (z.B. durch Probleme und Gefährdun-

Fremdbild Selbstbild Wunschbild

Lebensraumgröße eher großräumig eher kleinräumig Region? Natur-/Lebensraum mit hoher Karawankengebiet Erholungsraum Lebensraum Lebensqualität Wirtschaftsentw. Randgebiet Randgebiet verstärkte Wirtschaftsentw. Verbesserung der Lebensqua- Lebensgefühl idealisiert realistisch lität Menschen urig, gastfreundlich freundlich aber eigen freundlich und offen

Kooperation ausbaufähig ist zT. vorhanden Ausbau unbedingt erforderlich

Tourismus DAS Freizeitgebiet „geht eh“ sanfter Ausbau

Natur intakt gefährdet schutzbedürftig zurückhaltend opti- Ökologie im Einklang mit Zukunft Region als Refugium mistisch, aktiv gestal- Ökonomie tet Ressourcen allg. großes Potential großes Potential nachhaltige Nutzung zu geringe Wertschöp- Holz Potenzial – Marke? Erhöhung der Wertschöpfung fung Trinkwasser in Ordnung in Gefahr Erhaltung der Qualität

Staatsgrenze kaum wahrnehmbar in den Köpfen existent kein Hindernis Kulturlandschafts- Erhaltung als gesundes Stand- Landwirtschaft bedroht idylle bein Brauchtum wird gelebt gerät in Vergessenheit Pfl ege des „Echten“

Kultur authentisch vielfältig als Vermittler und Botschafter

Abbildung 5. Indikatoren für Fremd-, Selbst- und Wunschbild

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gen). Das Karawankengebiet wird von außen eher „Multifunktionalität“ von Personen gesehen wer- als Region wahrgenommen als von innen. Die Ein- den. heimischen begnügen sich mit dem unmitt elbaren .Fragestellung: In der Natur des narrativen Inter- Lebensraum. Schließlich wird von außen auch das views liegt natürlich auch die relativ off ene Fra- hohe Potenzial für den Tourismus gesehen, und gestellung. Es wurden pro Fragestellung mehrere das Gebiet ist aus ihrer Sicht eine prädestinierte Aspekte und Begriff e zur Auswahl gestellt (zb. Hei- Freizeitregion und ein Refugium. Die Einheimi- mat, Lebensraum, Nahbereich), um den zwangs- schen sehen dies nur zum Teil, vielmehr wird der weise unterschiedlichen Zugängen der Befragten Region die Funktion als Lebensraum vorangestellt die entsprechende „Eingangstür“ zu öff nen. Die und eine aktive, sanfte wirtschaftliche Weiterent- unterschiedlichen Assoziationen, die dabei hervor- wicklung als Ziel angesehen. gerufen werden, erfordern an die Interpretation .Zwischen dem Selbstbild und dem Wunschbild der Ergebnisse besondere Sorgfalt. So ist jedenfalls treten ebenfalls einige Unterschiede auf: Intakte eine großzügige Auslegung im ganzheitlichen Ver- Natur vorhanden – Ausbeutungen aber befürchtet; ständnis einer praktisch nicht abgrenzbaren Defi - Wirtschaftsentwicklung mäßig – soll sich aber ent- nitionslogik zwischen ähnlich lautenden Begriff en wickeln; Zusammenarbeit da – soll aber ausgebaut der Vorrang zu geben. werden etc. Es ist jedoch zu erkennen, dass grund- sätz lich am Wesen der Region nicht viel geändert werden sollte. Die Potenziale sollen weiterentwi- ckelt, und den negativen Entwicklungen entspre- chend begegnet werden. Quellenverzeichnis

BSC Kranj (2010): Regional Development Programme for the Gorenjska Region. BSC Kranj, Kranj (www.bsc-kranj.si, 4. Abschließende Anmerkungen 12 April 2010).

Das Identitätsthema ist ein sehr „weiches“ Thema. Die ihm COY M. & Weixlbaumer N. (Hrsg.) ( 2009): Der Biosphären- anhaftende Komplexität und Vielschichtigkeit würde mehr park als regionales Leitinstrument. Das Große Walser- Zeit, mehr Interdisziplinarität, mehr Ressourcen verlan- tal im Spiegel der Nutz er. Alpine Space – Man & Envi- gen. Eine fächerübergreifende, inter- und transdisziplinäre roment Vol. 10. Universität Innsbruck. Zusammenarbeit mit verschiedensten Fachgebieten wäre FLICK U., von Kardorff E. und Steinke I. (Hrsg.) (2009): Qua- jedenfalls wünschenswert und auch notwendig, will man litative Forschung. Rowohlt Verlag Hamburg. zukünftig die Bandbreite und die Tiefe entsprechend weiter ausloten. JUNGMEIER, M., Zollner, D., Herzog, E., & Unglaub, R., (2003): Naturparkstudie Karawanken – Teil 1: Machbar- Die Methodik und die Ergebnisse sind unter folgenden wei- keitsstudie. Studie im Auftrag von: Verein Regionalent- teren Gesichtspunkten zu sehen: wicklung Südkärnten. Bearbeitung: E.C.O. – Institut für .Die Auswahl der InterviewpartnerInnen: Die Öklogie GmbH, Klagenfurt, 59 S. + Anhang. externen GesprächspartnerInnen waren geogra- KANZIAN, M. (2000): Chancen und Entwicklungsstrategien phisch nahe an den Karawanken bzw. mit den Ka- bei der Realisierung von Naturparks im südöstlichen rawanken eng verbunden und vertraut. Eine kla- Kärnten – Naturparks als grenzüberschreitende Im- rere Abgrenzung der Sichtweisen des Selbst- und pulsfaktoren. Diplomarbeit Universität Klagenfurt. Fremdbildes könnte daher bei einer weit diff eren- zierteren Auswahl der InterviewpartnerInnen im KIS Kmečka izobraževalna skupnost / Bäuerliche Bildungs- Vergleich stärker/anders ausfallen. gemeinschaft (2010). Življenje v Karavankah 2020 / Das .Die Gruppeneinteilung der InterviewpartnerIn- Leben in den Karawanken 2020. Strokovni simpozij / nen erfolgte in 4 Gruppen (Personen mit politi- Fachsymposium Tagungsbroschüre. scher Varantwortung, Bewohner des Karawanken- LAMNEK, S., (1993): Das narrative Interview. In: Lamnek, S.: gebietes mit zivilgesellschaftlicher Funktion und Qualitative Sozialforschung. Bd.2: Methoden und Tech- ohne zivilgesellschaftliche Funktion sowie Exter- niken. Weinheim, S.70 ne). Die Grenzen zwischen BewohnerInnen mit LAMNEK, S., (1995): Qualitative Sozialforschung. Band 2, zivilgesellschaftlicher Funktion, BewohnerInnen Methoden und Techniken. 3. korrigierte Aufl age, Wein- ohne zivilgesellschaftliche Funktion und politisch heim verantwortlichen Personen verschwimmen jedoch sehr oft. Der Vorteil einer detaillierteren Einteilung WEIGL, M. (2005) Was bedeutet Identität? Wie entsteht regio- ist die Streuung in der Bevölkerung und die damit nale Identität? IBA-Konferenz „Regionale identität und verbundenen Sichtweisen und Antworten. Die Er- Tourismus“ Fachkonferenz des Interreg IIIB CADSES- gebnisse müssen jedoch vor dem Hintergrund der Projektes IdeQua. htt p://www.identityresearch.eu

70 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector Vol. 39 (1-2) 2013 Vol. 39 (1-2) 2013 Der öff entliche Sektor - Th e Public Sector 71 Die Autor/inn/en

Peter Skoberne Daniel Zollner Peter Skoberne, Biologe und Beamter im Ministe- Daniel Zollner, Landschaft splaner, E.C.O. – Institut rium für Landwirtschaft und Umwelt, Slowenien; für Ökologie, Klagenfurt; Arbeitsgebiete: Schutz- Arbeitsgebiete: Naturschutz (FFH Richtlinie, Na- gebietsplanung, Partizipationsprozesse, Interna- tura 2000, Artenschutz), Internationale Koopera- tionales Projektmanagement, Seminare und Trai- tionen. nings. [email protected] [email protected]

Michael Getzner Štefan Merkač Dr. Michael Getzner ist Univ.-Prof. für Finanzwis- Štefan Merkač, Biologe, Leiter des Ingenieurbüros senschaft und Infrastrukturökonomie und Leiter ecocontact; Arbeitsgebiet: Öko-Projektmanage- des Departments für Raumplanung an der TU ment (Naturschutz, Erneuerbare Energie, Energie- Wien. Arbeitsgebiete: Finanzwissenschaft , Infra- effi zienz, Biolandbau). strukturpolitik, Ökologische Ökonomik. [email protected] [email protected]

Norbert Wohlgemuth Hanns Kirchmeir Norbert Wohlgemuth, a.o. Univ.-Prof. am Institut Hanns Kirchmeir, Biologe, Naturschutzexperte; für Volkswirtschaft slehre der Universität Klagen- Prokurist bei E.C.O. – Institut für Ökologie, Kla- furt; Arbeitsschwerpunkte: Energie- und Ressour- genfurt. cenökonomik. [email protected] [email protected]

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