ANDREAS HEUSSER 2015 – WERKDOKU NO SHOW MUSEUM

Mischung aus kuratorischem Projekt und Konzeptkunst-Arbeit. Projektbeginn Januar 2013

Der kuratorische Ansatz

Museum des NIchts Das NO SHOW MUSEUM ist das weltweit erste Museum, das sich dem NICHTS und seinen vielfältigen Erscheinungsformen in der Kunst widmet. Präsentiert werden Werke, „die man weder sehen noch anfassen kann, die unsere Fantasie aber gerade dadurch auf eine atembe- raubende Reise in die entlegendsten Regionen des Denkens schicken.“ (Annabelle Nr. 06/15). Die Sammlung des Museums umfasst zurzeit ca. 400 Werke und Dokumente von über 120 internationalen Künstlern und Künstlerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts – u.a. Marina Ab- ramovic, Joseph Beuys, Daniel Buren, Maurizio Cattelan, Marcel Duchamp, Ceal Floyer, Hans Haacke, Yves Klein, Piero Manzoni, Gianni Motti, Robert Rauschenberg, Man Ray, Robert Ryman, Richard Serra, Santiago Sierra, Andy Warhol und Rémy Zaugg.

Das Nichts als ästhetische Kategorie In der Moderne entwickelt sich das „Nichts“ zu einer ebenso eigenständigen ästhetischen Kategorie wie das Schöne, das Hässliche oder das Absurde. In der künstlerischen Auseinan- dersetzung mit dem (Nicht-)Phänomen Nichts werden traditionelle Mittel der Formgebung in Frage gestellt und neue Möglichkeiten der räumlichen, zeitlichen und materiellen Gestaltung erprobt. Dabei wird das Nichts meist als Negation von Sein und Gegenständlichkeit verstan- den, obwohl sich das Nichts streng genommen nicht definieren lässt. Dass jeder Versuch der Beschreibung oder Versinnlichung zum Scheitern verurteilt ist, hat viele Künstler des 20. Jahrhunderts umso mehr angespornt, sich intensiv mit Nichts und den Fragen seiner Dar- stellbarkeit zu beschäftigen. Das Resultat ist eine verblüffende Vielzahl von künstlerischen Annäherungen, Zugängen, Strategien, Positionen und Werken, die vom NO SHOW MUSEUM gesammelt, historisch aufgearbeitet und an Ausstellungen und Veranstaltungen präsentiert werden. So soll das Nichts als höchst facettenreiche und produktive Kategorie des Denkens

NO SHOW MUSEUM und der Ästhetik für eine breite Öffentlichkeit erlebbar werden. oben: Yves Klein: The Void Room, 1961, unten: Doug Wheeler: SA MI 75 DZ NY 12, 1975/2012 Der konzeptionelle Hintergrund

Das Nichts als Readymade Mit seinen ersten Ready-Mades hat Marcel Duchamp ab 1913 vorgeführt, wie jeder x-be- liebige Gegenstand zu ‚Kunst‘ werden kann, wenn er der Sphäre des Alltags enthoben und in den Kontext der Kunst gestellt wird. Der neue Kontext verändert den Blick auf das Ob- jekt: Es wird nun nicht mehr als blosser Gegenstand wahrgenommen, sondern als Platz- halter einer Idee oder künstlerischen Intention – und im Zuge solcher Zuschreibungen ver- wandelt sich das ehemals gewöhnliche Objekt in ein Kunstwerk. Mit dem gleichen Prinzip kann auch das Nichts „die Würde eines Kunstwerks erlangen durch die Wahl des Künstlers“ (André Breton). Ob es dann allerdings als Kunstwerk (an)erkannt wird und Anschluss an den Kunstdiskurs findet, hängt in erster Linie vom institutionellen und kontextuellen Umfeld ab, in dem es gezeigt wird. Das NO SHOW MUSEUM ist der Versuch, ein solches Umfeld aus eigenen Mitteln und Möglichkeiten zu (er)schaffen: einen institutionellen Rahmen, der langfristig sicherstellt, dass Nichts Kunst ist.

Das Museum als Modell Es gibt kaum ein Phänomen, das die Vorstellungskraft und das Denken so sehr (heraus)fordert wie das Nichts. Die Frage nach dem Nichts ist eine der Grundfragen unserer Existenz – sie betrifft uns alle. Und doch – oder gerade darum – wird dem NIchts oftmals mit Abwehr oder Vermeidung begegnet. Die Herausforderung für das NO SHOW MUSEUM besteht darin, Vorurteile und Schwellenängste abzubauen und das Publikum dazu zu bringen, sich auf das schillernde und faszinierende Thema einzulassen. Auf struktureller Ebene bildet das NO SHOW MUSEUM typische Mechanismen, Rituale und Strategien von etablierten Institutionen des Kunstbetriebs nach. Dadurch wird es zum Modell, an dem sich beobachten lässt, welche Rahmenbedingungen vorhanden sein müssen, damit etwas – oder eben „nichts“ – als Kunst (an)erkannt wird. Was braucht es zur erfolgreichen Vermittlung und Vermarktung von Kunst?

NO SHOW MUSEUM Liste der präsentierten Künstler – 2015 Das virtuelle Museum

Seit der offiziellen Eröffnung im Mai 2015 ist die Sammlung des Museums auf www.noshowmuseum.ch frei zugänglich. Gezeigt werden Werke, Dokumente und Ar- tefakte der Konzeptkunst, Minimal Art, Malerei, Performance-Kunst, Fotografie, Literatur, Theater, Film und Musik. Die Sammlung erstreckt sich über 4 Stockwerke, die aus je zwei Trakten bestehen. Die verschiedenen Trakte widmen sich thematisch den unterschiedlichen Zugängen zum Nichts: – Nichts als Verweigerung: Die Kunst des Nichtstuns – Nichts als Auslöschung: Die Kunst der Vernichtung – Nichts als Leere: Die Kunst der Absenz – Nichts als Unsichtbarkeit: Die Kunst des Nichtwahrnehmbaren, Ungesehenen, Versteckten – Nichts als Reduktion: Die Kunst des Minimalismus – Nichts als Lücke: Die Kunst der Auslassung – Nichts als Statement: Die Kunst des Nichtssagens – Nichts als Vorstellung: Die Kunst der reinen Imagination

Zu sämtlichen Künstlern und ihren Werken werden kompakte und gut verständliche Hinter- grundinformationen in Deutsch und Englisch geboten, die sich gleichermassen an ein Fach- publikum wie an die breite Öffentlichkeit richten.

Ergänzt wird das Angebot mit einer Bibliothek, die weiterführende Texte, Publikatio- nen, Ausstellungskataloge und Forschungsarbeiten zum Thema Nichts in der Kunst, aber auch in anderen Disziplinen (Philosophie, Wissenschaft, Literatur, Musik, etc.), bereitstellt.

NO SHOW MUSEUM Das virtuelle Museum – 2015 Das MOBILE Museum

Mobiler Kunstkontext Das Museum existiert nicht nur virtuell, sondern verfügt über einen realen Präsentations- raum in Form eines umgebauten, begehbaren Busses. Das mobile Museum ist das Er- gebnis des Versuchs, einen mobilen Kunstkontext zu (er)schaffen, der sich einerseits an etablierte Institutionen andocken kann, andererseits auch autonom besteht. Zu- dem bietet das mobile Museum die Möglichkeit, neue Regionen und Räume für die Kunst des Nichts zu erschliessen. Es hat dann die Funktion eines Markierungselemen- tes, mit dem ein beliebiger Ort als Ausstellungsgelände gekennzeichnet werden kann.

Ausstattung Inwendig ist das mobile Museum ein futuristisch anmutender White Cube (3.6m Länge, 1.7m Breite, 2.10m Höhe), wo die aktuelle Sonderausstellung gezeigt wird. Ausserdem bietet es (via ipad-Stationen) Zugang zur virtuellen Sammlung und beherbergt den Shop mit einer limitierten Auswahl an Souvenirs wie der BUY NOTHING CARD ® (Persönliche Kreditkarte, mit der man nichts kaufen kann) oder ART FREE AIR ® (Kunstfreie Luft als Arzneimittel für Allergiker). Die mattschwarz lackierte Aussenfläche des Busses dient als wandelnde Wandtafel, die mit Ankündigungen und Informationen zu den aktuellen Ausstellungen beschriftet werden kann.

Sonderausstellung Die aktuelle Sonderausstellung ‚Invisible Artworks‘ (Mai bis Oktober 2015) besteht aus 24 un- sichtbaren und immateriellen Kunstwerken der Konzeptkunst. Die Werke sind Schenkungen

von Künstlern des NO SHOW MUSEUMS. Die unsichtbaren Werke sind in einem beleuchteten Kabinett ausgestellt und mit Tafeln beschriftet. Sie können käuflich erworben werden. Da- für wird dem Käufer ein ‚Certificate of Authentification‘ ausgestellt, welches alle relevanten Angaben zum Werk (Titel, Entstehungsjahr, -ort, Medium, Beschreibung, Access-Nr., etc.) enthält. Nicht genannt hingegen wird der Name des Künstlers, der ein streng gehütetes Ge- heimnis des Museums bleibt.

NO SHOW MUSEUM Busumbau zum mobilen Museum – Oktober 2014 bis Februar 2015 INVISIBLE ARTWORKS

NO SHOW MUSEUM 24 immaterielle und unsichtbare Werke der Konzeptkunst. Sonderausstellung im mobilen Museum, Mai-Oktober 2015. Links: Texttafeln, Rechts: Installationsansicht INVISIBLE ARTWORKS, Sonderausstellung im mobilen Museum, Mai bis Oktober 2015 EUROPEAN TOUR 2015

13/10/2015 - 18/10/2015 03/09/2015 Am 29. Juli 2015 startete das NO SHOW MUSEUM von Zürich aus eine ausgedehnte NOTHING AT THE VENICE ART BIENNALE NOTHING IN ST PETERSBURG Europatour, die durch 20 Länder Mittel- und Nordeuropas führte und rund 30 Ausstellun- Ausstellung, Lecture Performance und Gespräch Ausstellung, Lecture Performance und Gespräch an der 56. Kunstbiennale von Venedig auf auf Einladung der Galerie Luda, St. Petersburg gen in Galerien und Museen, im öffentlichen Raum und an abgeschiedenen Orten umfasste. Einladung des Salon Suisse, im Palazzo Trevisan degli Ulivi und auf dem Lido, Venedig. 29/08/2015 Dabei wurde mit verschiedenen Formen und Formaten experimentiert, wie sich nichts NOTHING IN HELSINKI 06/10/2015 Unangekündigte Sonderausstellung, einschliess- zeigen lässt – sei es in leeren Räumen oder im Kontext bestehender Ausstellungen, auf Einladung oder NOTHING IN ZAGREB lich der Approppriation der aktuellen Tino Seghal Ausstellung, Lecture Performance und Gespräch, Ausstellung, Kiasma Museum für Zeitgenössische als Guerilla-Aktion, angekündigt / unangekündigt, mit / ohne Publikum, mit / ohne Dokumentation, etc. auf Einladung der Lauba Gallery, Zagreb, Kunst, Helsinki einschliesslich der Appropriation der Die Tour endete im Oktober 2015 in Venedig, wo das NO SHOW MUSEUM als offizieller Teilnehmer der laufenden Ausstellung ‚Superheroes 2.0.‘ 20/08/2015 56. Kunstbiennale den Lido und den Salon Suisse bespielte. NOTHING IN OSLO 03/10/2015 Ausstellung und Führung mit dem Kurator, NOTHING IN BUDAPEST auf Einladung des Tenthaus Project Space, Oslo Ausstellung auf Einladung der Galerie Chimera Project, Budapest. 15/08/2015 NOTHING IN COPENHAGEN 29/09/2015 Ausstellung und Lecture Performance auf Einla- NOTHING IN BRATISLAVA dung der Galerie Sixtyeight, Kopenhagen Ausstellung, Lecture Performance und Gespräch auf Einladung der Galéria Umelka, 13/08/2015 Gallery of Slovak Union of Visual Arts, Bratislava. NOTHING IN HAMBURG Ausstellung und Lecture Performance auf Einla- 25/09/2015 dung des Island Project Space, Hamburg. NOTHING IN VIENNA Unangekündigte Sonderausstellung an der 08/08/2015 Vienna Contemporary, einschliesslich der tempo- NOTHING IN BERLIN rären Schliessung der Messe mit über 100 Aus- Ausstellung und Führung mit dem Kurator auf stellern, Wien. Einladung des Grimmuseum, Berlin.

19/09/2015 08/08/2015 NOTHING IN KOLIN NOTHING IN ROTTERDAM Ausstellung auf Einladung der 9ten DADA Fest- Ausstellung, Lecture Performance und Gespräch wochen, d.i.v.o. Institut, Kolin, Tschechien auf Einladung des Wolfart Project Space, Rotter- dam 16/09/2015 NOTHING IN WARSAW 01/08/2015 Ausstellung und Führung mit dem Kurator, NOTHING IN MANSBACH auf Einladung des #Poligon Art Space, Warschau. Ausstellung auf Einladung des Kling-Festivals, Musik- und Kunstfestival, Schloss Geyso, 09/09/2015 Mansbach, Deutschland NOTHING IN RIGA Ausstellung, Lecture Performance und Gespräch 29/07/2015 auf Einladung des Survival K(n)it Festival 7, NOTHING IN Latvian Centre for Contemporary Art, Riga. Ausstellung und Führung mit dem Kurator, auf Einladung des Museum Strauhof, Zürich 05/09/2015 SHOW IN ABSENCE OF ITS EXISTENCE Unangekündigte Sonderausstellung in der Tallinn Art Hall, Estland, auf Einladung des Blaue Punkte: Ausstellungen in Galerien und Museen (siehe Übersicht rechts) Direktors der Kunsthalle. Gelbe Punkte: Ausstellungen im öffentlichen Raum und/oder mitten im Nirgendwo NO SHOW MUSEUM – European Tour 2015 – Juli bis Oktober NOTHING IN ZURICH Ausstellung im Museum Strauhof, Zürich: Nichts von NOTHING IN BERLIN Robert Barry, Irma Blank, Ceal Floyer, Yves Klein und Ausstellung im Grimmuseum, Berlin: Robert Rauschenberg. Nichts von Joseph Beuys, Gordon Matta-Clark, Führung mit dem Kurator durch die leeren Agnieszka Kurant, Santiago Sierra, Robert Rauschen- Ausstellungsräume. berg und Ben Vautier. Juli 2015 August 2015 NOTHING IN WARSAW NOTHING AT VENICE ART BIENNALE Ausstellung im Poligon Art Space, Warschau: Teilnahme an der 56. Kunstbiennale von Venedig: Nichts von Ad Reinhardt, Agnieszka Kurant, Andy Ausstellung auf dem Lido, Präsentation und Gespräch Warhol, Marcel Duchamp und Robert Smithson. im Salon Suisse, Palazzo Trevisan. September 2015 Oktober 2015 HERE IS NOTHING BY … MICHAEL HEIZER 24/08/2015 Serie mit ortsspezifischen Ausstellungen von nichts von ausgewählten Künstler/innen. Instant Exhibition Work in progress. 56.795 N / 12.631 E (SWE)

Die Suche bzw. Wahl der Ausstellungsorte erfolgt jeweils in Bezug auf wesentliche MARINUS BOEZEM Strategien und Werke der betreffenden Künstler/innen zum Thema Nichts. 23/08/2015 Instant Exhibition 57.990 N / 11,540 E (SWE)

SOL LEWITT Permanent Exhibition 59.392775 N / 18.12204 E (SWE)

MARCEL DUCHAMP 30/08/2015 Instant Exhibition 59.90099 N / 23.40806 E (FIN)

JOHN CAGE Permanent Exhibition 59.94760 N / 23.89034 E (FIN)

PIERO MANZONI Permantent Exhibition 59.48610 N / 28.92735 E (RUS)

GUSTAV METZGER Permanent Exhibition 58.85150 N / 24.43323 E (EST)

SANTIAGO SIERRA Permanent Exhibition HERE IS NOTHING BY MICHAEL HEIZER 56.28408 N / 24.35913 E (LIT) Instant Exhibition, Lecture Performance ohne Publikum Schweden, 56.795 N / 12.631 E MAURIZIO CATTELAN August 2015 Permanent Exhibition 45.50054 N / 13.51226 E (CRO) „Da ist nicht da – und trotzdem ist es eine Skulptur“ (Michael Heizer) YVES KLEIN Permanent Exhibition 1969 bis 1970 schuf Michael Heizer mit Double Negative ein Land-Art-Werk von 45.53348 N / 13.60109 E (SVN) monumentalen Ausmassen. Es besteht aus zwei 9 Meter breiten und 15 Meter tiefen, exakt linear zueinander positionierten Einschnitten mit einer Gesamtlänge von mehr als 450 Metern, die in GREGOR SCHNEIDER die wüstenartige Hochebene Mormon Mesa der Sierra Nevada gegraben wurden. Dafür wurden mit Permantent Exhibition – Dynamit und Bulldozern 244.000 Tonnen Erde und Gestein (meist Rhyolith und Sandstein) ausgehoben. Access prohibited Das Kunstwerk besteht im Wesentlichen aus dem, was nicht da ist, dem, was verdrängt wurde – wo- 47.729394 N / 18.251039 E (HUN) bei sich dieses künstlich/künstlerisch geschaffene „Nichts“ nicht nur von aussen betrachten, sondern auch begehen und so gleichsam von innen als ‚negative‘ Skulptur erleben lässt. Das Werk gehört zur YOKO ONO Sammlung des Museum of Contemporary Art, Los Angeles (MoCA), das aber gemäss einer Permanent Exhibition Vereinbarung mit Michael Heizer nichts tun darf, um das Kunstwerk zu erhalten – der Künstler möchte, 45.75611 N / 12.62037 E (ITA) dass die Natur ihr Land mittels Wetter und Erosion wieder zurückfordert. HERE IS NOTHING BY MAURIZIO CATTELAN 1999 lud Maurizio Cattelan 10 internationale Künstler ein, an der ‚6. karibischen Biennale‘ auf der westindischen Permanente Ausstellung: Insel St. Kitts teilzunehmen. Die Biennale bestand darin, dass die Künstler vom 10. November bis am 17. Novem- Boot im Gestrüpp, Schild 30 x 10 cm ber 1999 gemeinsam eine Woche Ferien verbrachten. Die Teilnehmer hatten nichts zu tun, machten keine Kunst Kroatien, 45.50054 N / 13.51226 E und diskutierten auch nicht darüber. Sie machten Ferien – wie von Cattelan angekündigt und auf Urlaubsfotos dokumentiert. 2015 HERE IS NOTHING BY SANTIAGO SIERRA Permantente Ausstellung: Unterirdischer Schacht, Schild 30 x10 cm HERE IS NOTHING BY Grenzübergang Lettland–Litauen DAVID BATCHELOR 56.28408 N / 24.35913 E Monochroms yet to be found by David 2015 Batchelor. Ongoing series of HERE IS NOTHING BY PIERO MANZONI 2003 bespielte Santiago Sierra den Pavillon Spaniens an der Biennale in Venedig. Permantente Ausstellung: Ruine, Schild 30 x 10 cm readymade-exhibitions at various Mit schwarzem Plastik und schwarzem Klebeband wurde das Wort „Spanien“ unlocated places. Russland, 59.48610 N / 28.92735 E, 2015 überdeckt, das über dem Haupteingang als Relief prangt. Den Haupteingang liess Santiago Sierra zumauern, den schäbigen Hintereingang von spanischen 1962 schuf Piero Manzoni einen Eisensockel, den er ‚Base del Mundo‘ nann- In der 1997 begonnenen Serie ‚Found Monochro- Polizeibeamten bewachen: Nur gegen Vorlage eines gültigen spanischen Passes te: Die Aufschrift steht auf dem Kopf, so dass es den Anschein macht, als wür- mes‘ fotografiert David Batchelor weisse recht- erhielten die Besucher Zutritt. Für die wenigen, die sich tatsächlich als spanische de der Sockel die Erdkugel tragen. Mit dieser Geste wird die ganze Welt zum eckige und quadratische Flächen, die er zufällig Bürger ausweisen konnten, gab es im Inneren lediglich leere Räume zu sehen. Kunstwerk erklärt. Die Grenze zwischen Kunst und Leben ist aufgehoben, die in London oder anderen Orten entdeckt und die Alle anderen Besucher mussten draussen bleiben – und sollten sich fühlen wie Kunst wird zur allumfassenden Erscheinung. ihn an monochrome Gemälde erinnern. Flüchtlinge, die an der Grenze Europas zurückgehalten werden. HERE IS NOTHING BY YVES KLEIN Permantente Ausstellung: Meer, Schild 30x10 cm, Montage auf Fels, Unterwasser-Installation Slowenien, 45.53348 N / 13.60109 E 2015 HERE IS NOTHING BY SOL LEWITT Permanente Ausstellung: Wald, Schild 30 x 10 cm, Montage auf Fels Yves Klein ist nicht nur berühmt für seine in Ultramarinblau gemalten monochromen Schweden, 59.392775 N / 18.12204 E Gemälde, sondern er gilt auch als grosser Prophet der Leere und Immaterialität der Kunst. 2015 Mit der ‚Architecture de l‘air‘ (Luft-Architektur, 1957-1962) entwickelte Klein in Zusammen- arbeit mit dem Architekten Werner Ruhnau das utopische Projekt einer unsichtbaren Architektur, deren Baustoffe aus elementaren Kräften wie Luft, Feuer und Wasser besteht. 1968 vergrub Sol LeWitt im Garten von niederländischen Sammlern einen Ein Luftdach sollte die Stadt der Zukunft überspannen und Schutz vor Sonne und Regen „Würfel, der ein Objekt von Bedeutung, aber mit wenig Wert enthält“. LeWitt bieten. Mittels Pressluft sollten durchsichtige Wände, Dächer und sogar Möbel entstehen, wäh- realisierte diese konzeptuelle Arbeit kurz nach der Veröffentlichung seines Ma- rend Einrichtungen wie Küchen, Bäder und Lagerräume in Tiefgeschossen untergebracht werden nifests von 1968, in dem er die Konzeptkunst als neue Bewegung beschreibt. sollten. Mit dieser Vision wollte Yves Klein die Welt vom Materiellen befreien. In vielen Aufsätzen Darin erklärt er: „Alle Pläne und Entscheidungen werden im voraus gemacht. und Experimenten betrieb Klein ambitionierte Untersuchungen, wie Luft und andere natürliche Die Ausführung ist eine rein mechanische Angelegenheit. Die Idee wird zu Kräfte als revolutionäre neue Baumaterialien eingesetzt werden können. einer Maschine, die Kunst macht.“

HERE IS NOTHING BY GREGOR SCHNEIDER HERE IS NOTHING BY YOKO ONO Permantente Ausstellung (Zutritt verboten) Permanente Ausstellung Ungarn, 47.729394 N / 18.251039 E Ruine, Schild 10x30 cm 2015 Italien, 45.75611 N / 12.62037 E

Schneider hat 2013 das Geburtshaus von Joseph Goebbels gekauft, um zu verhindern, dass es Painting for the Skies zum Wallfahrtsort für Rechtsradikale wird – er wollte es abreissen. Doch ein Abriss war aus stati- schen Gründen nicht möglich, weil dann das Nachbarhaus einzustürzen drohe, da es vom „Goeb- Drill a hole in the sky. bels-Haus“ mit einer Wandseite gestützt wird. Schneider hat das Haus ein Zeit lang selber bewohnt, Cut out a paper the same size es dokumentiert und es inwendig komplett demontiert, ausgehöhlt und abgetragen: Der wegge- as the hole. stemmte Schutt wurde per LKW nach Warschau zur Nationalen Kunstgalerie Zacheta gebracht, wo Burn the paper. es im Rahmen der Ausstellung ‚Unsubscribe‘ (Abmelden) gezeigt wurde, bevor er schliesslich voll- The sky should be pure blue ständig entsorgt wurde. Damit sollte verhindert werden, dass Originalschutt des Hauses als Reliqui- en auf dem Kunstmarkt landeten. Yoko Ono (1962) CV ANDREAS HEUSSER geb. 23. Juni 1976, in Dielsdorf (ZH) Lebt in Zürich und Johannesburg

AUSBILDUNG AUSZEICHNUJNGEN

2011-2013 Master of Arts BFH in Contemporary Arts Practice (CAP), Fine Arts, 2012 Auszeichnung für Kulturvermittlung, Popkredit Stadt Zürich Hochschule der Künste Bern 2011 Eidg. Wettbewerb für Kunst, Nomination 1998-2003 Master of Arts UZH in Philosophie und Germanistik, Universität Zürich 2011 Werkpreis Kanton Zürich, Nomination 1996-1998 Studium der Psychologie im Hauptfach, Vordiplom, Universität Zürich

AUSSTELLUNGEN SELECTION OF WORKS

Italien 56. Biennale di Venezia, Salon Suisse / Palazzo Trevisan und Lido, Venedig, 10/2015 INSTRUCTIONS Performance basierend auf Texten von Yoko Ono und Walter Serner. Mit Daniell Ficola,

Kroatien Lauba Gallery, Zagreb, 10/2015 TO IMPROVE Marie Alexis, Linda Nussbaumer, Carlos Enriques (Tanz), Blas Ulibarri (Spoken Word), Paula

Ungarn Chimera-Project Gallery, Budapest, 10/2015 THE WORLD lansley (Choreographie), Andreas Heusser (Konzept, Regie, Spoken Word).

Slowakei Umelka Gallery, Bratislava, 09/2015 Erstaufführung am 14.10.14, 60 min., Das Institut, Zürich.

Österreich Vienna Contemporary, International Art Fair, Wien, 09/2015 DISPLAY:NONE Ausstellung von nichts im Kunsthaus CentrePasquArt und anderen Orten, 20.6.-23.6.13. Tschechien d.i.v.o. Institute, Kolin, 09/2015 Während der gesamten Ausstellungsdauer zeigte Andreas Heusser nichts. Vor Ort gab es keine Polen Poligon Art Space, Warschau, 09/2015 Schilder, Texte oder sonstige Hinweise, die auf die Arbeit von Heusser hindeuteten. Auch war er Lettland Survival K(n)it Festival 7, Latvian Centre for Contemporary Art, Riga, 09/2015 selber zu keinem Zeitpunkt der Ausstellung anwesend. Russland luda Gallery, St. Petersburg, 09/2015

Finnland Kiasma, Museum of Contemporary Art, Helsinki, 08/2015 THE PURSUIT Eine Drip-Painting-Symphonie für Farbkübel, Schreibmaschinen & Piano.

Norwegen tenthaus, Project Space, Oslo, 08/2015 OF HAPPINESS Konzept, Regie: Andreas Heusser, Piano: Nik Bärtsch, Buckets / Percussion: Alex Huber,

Dänemark Sixtyeight, Project Space, Kopenhagen, 08/2015 Ali Salvioni, Ernst Scholl, Martin Meyer, Lukas Mantel, Typewriters: Gaël Roth, Miriam Erni.

Deutschland island, Project Space, Hamburg, 08/2015 Performance am 28.9.12, 60 min., Das Institut, Zürich.

Grimmuseum, Berlin, 08/2015 THE ART Performance 10.11.11, Cabaret Voltaire, Zürich. Anhand einer Powerpoint-Präsentation Kling-Festival, Manbach, 08/2015 OF erklärt ein geschniegelter Ökonom (Andreas Heusser) die Funktionsweise seiner Holland Wolfart Project Space, Rotterdam, 08/2015 MAKING Art-Investment-Bank, um dann unter Einbezug des Publikums und des Künstlers San Keller Schweiz Museum Strauhof, Zürich, 07/2015 MONEY zuerst Aktien von noch nicht hergestellten Kunstwerken zu verkaufen, die Werke vom Kabinett der Visionäre, Chur, 06/215 Künstler produzieren zu lassen (geschredderte 20-Franken-Noten in Einmachgläsern), Das Institut, Zürich, 05/215 diese zu versteigern und den Mehrwert auszuschütten.

SELECTION OF WORKS KURATION

CHASOS Satirisch-subversive Aktionen / Interventionen mit zahlreichen Mitwirkenden, 3.5. bis Seit 2014 DAS INSTITUT, Project Space für transdisziplinäre und performative Künste,

19.6.2011. Lancierung der fiktiven ‚Christlich-Humanitäre Asyl-Selbsthilfe-Organisation‘ Funktion: Co-Leitung. Link: www.theinstitute.ch

(CHASOS) mit nationaler Kampagne (Plakate, Broschüren, Webseite, Videos, TV,

Blogs und Zeitungen), Aufruf zur Petition ‚Kunstverlagerung‘, Auftritte mit der Kunstfigur seit 2013 Openair Literatur Festival Zürich, Internationales Literaturfestival,

Pfarrer Wilfried Stocher, Errichtung des ‚Flüchtlingslager Halle32‘ im Rahmen der SWISS ART jährlich, 7Tage, im Alten Botanischen Garten Zürich, in Kooperation mit

AWARDS- Ausstellung. Links: Propagandavideo, TV-Doku SWR, TV-Doku ARD dem Literaturhaus Zürich, Kaufleuten und Völkerkundemuseum.

Funktion: Direktion & Geschäftsleitung. Link: www.literaturopenair.ch

MULTI- Aktion / Performance im öffentlichen Raum, im Rahmen des Bone Festival Bern, 1.12.11.

KULTI- Ein Fremdenführer (Andreas Heusser) führt eine 30-köpfige Gruppe Ausländer (Asylbewerber seit 2010 Freiraum-Stipendium, Internationales -in-Residence-Programm.

TOURS und Sanspapiers) durch die Altstadt von Bern und erklärt ihnen die Gepflogenheiten und Funktion: Co-Leitung & Jury-Mitglied. Link: www.wortundwirkung.ch/freiraum

Eigenheiten der Schweiz(er). Konzept/Regie: Marina Belobrovaja. Links: Video-Doku

1/2011-1/2014 KAUFLEUTEN, Kultur-/Klub-/Gastronomiebetrieb in Zürich,

TABLEAUX Happenings im öffentlichen Raum, Zürich, 27.8.10 und 21.5.11. Freiwillige Passanten befolgen jährlich ca. 100 Konzerte mit internationalen Bands, 50-60 Lesungen,

VIVANTS scheinbar harmlose Instruktionen und stellen dabei unwissentlich die bekannten Abu-Ghraib- 20-30 Kabaretts, 15 Podien und andere Kulturevents.

Folterszenen nach. Die Fotografin Désirée Good fotografiert die ‚Tableaux Vivants‘ der Funktion: Programmleiter Kultur. Link: www.kaufleuten.ch

Passanten; die Bilder werden anschliessend in einem nahen Kiosk als Postkarten verkauft.

2012-2013 Züri Littéraire, monatlicher Literaturclub: Künstlerische Leitung 2012/13. OLAF Satirisch-subversive Aktionen und Interventionen mit zahlreichen Mitwirkenden. 2011-2014 Summer Sounds, jährliches Indie-Musikfestival in Zürich (8-bis 10-tägig), 4.8. - 28.11.10. Lancierung der fiktiven ‚Organisation zurL ösung der Ausländerfrage‘ (OLAF) Funktion: Kuration & Leitung. mit nationaler Kampagne (Plakate, Webseite, Broschüren, Propagandavideos, 2011-2012 Kind of Jazz, monatliche Konzertreihe in Zürich: Kuration & Leitung. Communiqués und Berichte in Zeitungen, Blogs, Radio, TV), öffentliche Auftritte mit der 2006-2011 MIKRO, monatliche Konzertreihe in Zürich: Kuration & Leitung Kunstfigur Dr. Alois Stocher, Aufruf zur ‚Volksbefrei ung‘, interaktive Ausschaffungscharts, 2008 MAKRO, Konzertreihe in Zürich: Kuration & Co-Leitung Interventionen an Pressekonferenzen, Happening ‚Sammeltag für Ausländer‘ auf dem Bundes- 2005-2010 KINO IM ATELIER, Programmkino in Zürich (2x/Monat): Co-Leitung. platz. Links: TV-Doku SF-Kulturplatz, TV-Doku ARD, Propagandavideos 2002-2005 lYRIK AM FLUSS, internationales Literaturfestival (3-tägig, jährlich) in Zürich:

L leitung und Co-Kuration HÄSCH EN intervention, Bundesplatz Bern, 6.10.2010. Vier Performer sprechen während 3 Stunden 2002 Festival der Künste: zweitägiges transdisziplinäres Kunstfestival STUTZ WELLE? Passanten an, um möglichst viele Einfänkler an ‚Bedürftige‘ zu verteilen. Der Erfolg ist gering. mit 80 Kulturschaffende, Kanzlei und Xenix Zürich: Leitung & Co-Kuration.

2001 Gründung und Aufbau des Künstler-/Autorenkollektivs INDEX. KEH Politkunst-Projekt, 10. bis 29.11.2009. Lancierung der fiktiven Organisation „Kriegsentwick- L link: www.wortundwirkung.ch lungshilfe“ (KEH) und Aktion „Nationaler Waffensammeltag“ auf dem Helvetiaplatz. PRESSE

NO SHOW MUSEUM CHASOS OLAF

Das Nichts ist unser aller Horizont. Jeder Schuppen zählt. Gruppe Olaf inszeniert Mörgeli-Klage. tages-Anzeiger, 27.5.2015 tages-Anzeiger, 30.5.2011 Blick am Abend, 15.11.2010 Dem Nichts Raum geben, Splitter & Späne. Ausländer sammeln auf Bundesplatz. Art in Berlin, 14.8.2015 Der Landbote, 4.12.2011 tages-Anzeiger, 4.11.2010 Ничто от Ива Кляйна. Nun treibt Alois Stochers Bruder sein Unwesen. Dr. Alois Stocher. Aroundart, 3.9.2015 Blick.ch, 10.5.2011 NZZ am Sonntag, 26.9.2010 Gib mir fünf! Nr. 1 Ausstellungstipp der Woche. Seid fruchtbar und mehrt euch. Ohne Ausländer gibt es keine Ausländerkriminalität. Art. Das Kunstmagazin 6.8.2015 radio RaBe, 23.6.2011 WOZ, 30.9.2010 Nicht nichts. Massenheirat von Sans-Papiers. Olaf fait tourner la tête de l‘UDC. Annabelle 06/15 2omin.ch, 21.6.2011 le Temps, 17.11.2010 Le musée qui n‘a rien à montrer. So sorgt Alois Stocher für rote Köpfe. rtS 26.12.2014 Blick.ch, 10.5.2011 Nichts als ein Museum. -Figur narrt Medien und Politiker. Surprise Strassenmagazin Nr. 351/15 Organisation zur Lösung der Ausländerfrage (OLAF) 20min, 16.11.2010 No Show Museum predstaví umenie ničoho. Satiriker schockt Schweiz mit OLAF. DenníkN 28.9.2015 Beissende Ironie: Wie Satiriker auf populistische Kampagnen reagieren. Vorarlberg Online, 16.11.2010 Viel von nix. SF-Kulturplatz, 1.12.10 Attaques du site Olaf contre l‘UDC: Christoph Mörgeli manque d‘humour. züri-Tipp, 28.5.2015 Beitrag zur Ausschaffungsinitiative lematin.ch, 15.11.2010 Brenn, Geld, brenn! ARD Tagesthemen, 21.11.2010 L‘UDC est en froid avec un site humoristique. BAZ, 17.12.2014 Ausschaffung konkret: Alois Stocher verfrachtet Ausländer in Abschiebe- 24heures.ch, 15.11.2010 Nichts tun ist die wahre Kunst. container. Radio RaBe, 8.11.10 Christoph Mörgeli n‘aime pas l‘humour d‘Olaf. Bündner Tagblatt 29.6.2015 Sammeltag für Ausländer – Protest gegen die Ausschaffungsinitiative. 20min.ch, 15.11.2010 A Month Inside Russia. radio Dreyeckland, 10.11.10 Politmarketing und Satire. Artfcity, 21.9.2015 Black Sheep satire follows posters to limit. nzz.ch, 10.11.2010 Die Renitenten und das Rudel. Worldradio.ch, 20.11.2010 SVP weiss jetzt, wo der Schuh drückt. Bieler Tagblatt, 19.6.2013 In den Container – und weg. Blick.ch, 9.11.2010 Der Bund, 8.11.2010 Weshalb Satire bei Abstimmungs-Kampagnen nicht wirkt. Initiative discutée. Berner Zeitung, 9.11.2010 Christlich Humanitäre Asyl-Selbsthilfe le Nouvelliste, 8.11.2010 Wahlsatire beeindruckt Schweizer nicht. Organisation Schweiz (CHASOS) Das Theater um die Politik. 20min.ch, 9.11.2010 NZZ am Sonntag, 7.11.2010 Markieren, sammeln, ausschaffen. Provokation oder Offenheit der Kunst. Son humour menace-t-il vrainment l‘UDC. 20min.ch, 6.10.2010 ARD Tagesthemen, 16.6.2011 le Matin, 10.11.2010 Provokation verbreitet sich im Internet. Zuwanderung. Jeu de rue pour fustiger l‘initiative UDC. Kampagnenpraxis.de, Report Nr. 31 SWR-Fernsehen, 19.6.2011 le Matin, 7.11.2010 Wie wird Satire verstanden? Künstler greift in die Asyldebatte ein. Anonyme Kampagne Volksbefreiung kämpft gegen die SVP. Seminararbeit von Maxi Fetsch, ZHAW, 8.7.2011 Blick am Abend, 10.5.2011 Blick.ch, 24.9.2010 20 Tages-Anzeiger – Mittwoch, 27. Mai 2015 Bellevue

B-Side 62-62 EVAEVA EVA_VORLAGE Content for People von 1-M35 / ta35 Zürcher Galerien, VonJaermann/ zeigt euch! Jaermann/Schaad Der wichtigste Kunstanlass der Welt, die Schaad Art Basel, naht. Und meine Wenigkeit starrte gestern im eigenen Wohnzimmer trotzdem eine leere Wand an. Was auf den ersten Blick rein gar nichts mitein- ander zu tun hat, entpuppt sich bei ge - nauerer Betrachtung als Drama mit ge- sellschaftlicher Spannweite. Lassen Sie mich erklären: Auf der einen Seite steht ein aufgeblasener Markt, dem Klischee nach bevölkert von Millionären und Ex- zentrikern, Cüplitrinkern und Insidern; auf der anderen die heimische Tristesse, manifestiert in Plakaten ab Stange oder Wänden so leer wie das Hochland von Kansas. Kurz: eine Kulturlosigkeit son- «Das Nichts ist unser aller Horizont» dergleichen. Dazwischen nichts als gäh- nende Leere. Diese zu füllen, ist das hehre Ziel die - Andreas Heusser eröffnet am Freitag das weltweit erste Museum des Nichts. ser Zeilen, denn wenn dereinst der Tag Ein absurder Witz? «Im Gegenteil», sagt der Künstler, «es hilft, bewährte Denkmuster aufzubrechen». der Abrechnung kommt – und er wird ir- gendwann bestimmt kommen –, dann möchte ich auf keinen Fall zu jenen zäh - len, die ein Leben lang ohne bildende Kunst ausgekommen wären. Aber ich Mit Andreas Heusser werde auch nicht Millionenbeträge hin- sprach Thomas Wyss blättern (können), um mein Wohnzim- mer optisch aufzuwerten. Und weil die Vor dem äusserlich unscheinbaren Haus Kunstszene funktioniert wie eine Stu- im Kreis 4 steht ein mattschwarzer Mini- dentenverbindung – entweder man ge- bus, und auf dem Tisch im Atelier, das hört dazu oder nicht –, hier der Aufruf sich im dritten Stock des Hauses befin- an alle Zürcher Galerien: Empfehlt mir det, steht ein silberner Laptop. Beides etwas Spannendes für mein Wohnzim- ist in Zusammenhang mit dem nachher mer, führt mich in eure Ausstellungs- folgenden Interview ziemlich wichtig – räume, beratet mich, holt mich ab. Ich beides zusammen bildet nämlich das zahle auch – genau 1000 Franken! Einen weltweit erste No Show Museum, auf Betrag, den man bei Media-Markt düm- Deutsch: Das Museum des Nichts. mer ausgeben kann. Meine Suche werde Dessen Erfinder ist auch dessen Kura- ich in dieser Spalte auch minutiös doku- tor: Er heisst Andreas Heusser, kam 1976 mentieren. Sachdienliche Hinweise bitte in Dielsdorf zur Welt, studierte Philo- an: [email protected] (dsa) sophie und Deutsch in Zürich sowie Kunst in Bern, war von 2010 bis 2013 Wir Eltern kultureller Leiter im Kaufleuten-Club Effizienter Weckdienst und organisiert das Open-Air-Literatur- festival Zürich. In erster Linie ist Heus- und hier noch was dazu ser jedoch als selbstständiger Künstler Nie vorher und auch niemals wieder und Kurator aktiv, der es immer wieder nachher ist die Mutter so schnell wach versteht, mit vermeintlichem Nonsens geworden wie an jenem Morgen, als ihr viel Tiefsinn zu stiften. dreijähriger Sohn mit triefend nassen Socken neben ihrem Bett stand und vol- Museum des Nichts, das klingt stark ler Stolz verkündete: «Mami, ich habe nach Monty-Python-Humor. schon wieder alles aufgeputzt.» (tif) Kann sein, dass es danach klingt. Ist es aber nicht. Das merkt man rasch, wenn Grosse Fragen man beginnt, sich mit den Werken im Geht Kinder-Huckepack Museum auseinanderzusetzen. auf dem Velo? Ein Werk ist doch kein Nichts! Sie erinnern sich: Der Mann auf dem Das Nichts ist eben nicht nichts, es ist Rad, der seinen Hund über den Schul- erstaunlich viel: Man kann die gesamte Andreas Heusser tourt demnächst durch Europa, um den Menschen in seinem musealen Bus das Nichts zu präsentieren. Foto: PD tern trägt, prägt neuerdings das Zürcher jüngere Kunstgeschichte anhand des Stadtbild. Alexander von Glasgow heisst Nichts betrachten. Man findet das Nichts danken und Reaktionen auszulösen, die Das klingt alles herrlich absurd. Wie wird das No Show Museum der Mensch, Dylan das Tier. Die Polizei aber auch in der Musik, wo es als hör - Besucher sollen individuell auf die Was war überhaupt der Urknall des überhaupt finanziert? findet, das sei nicht optimal, und hat die bare Pause oder Stille interpretiert wird, Werke und Denkanstösse reagieren. ganzen Museumsprojekts? Wie bei jeder anständigen Galerie vor- beiden gebüsst. Da Tiere wie Menschen ganz zu schweigen von der Philosophie Als ich die Kunsthochschule abschloss, nehmlich durch Geldwäscherei und sind und kleine Menschen neuerdings oder der Wissenschaft. Sie können all das nur bedingt bestand die Schlussarbeit aus einem Spekulation (lacht). Nein, für den Start auch Dylan heissen, folgende Frage: Ist beeinflussen, weil man das Museum theoretischen Teil und der Teilnahme an lancierte ich eine Crowdfunding-Kampa- es, liebe Polizei, erlaubt, mit den kleinen Wer Ihr Museum also mit der gar nicht betreten kann – es existiert einer Gruppenausstellung. Ich habe im gne, da kam ein wenig Geld zusammen. Menschen huckepack in Tuch oder Kin- Absicht besucht, nichts zu sehen, ja nur als Internet-Plattform. Theorieteil klargemacht, dass ich meine In erster Linie werde ich aber versu- dertragen durch die Stadt zu radeln – wird enttäuscht werden. Das Museum hat die Aufgabe, das diffi- Arbeiten nie auf fixe Ausstellungsorte chen, das Projekt durch meine anderen was man in Zürichs Stadtbild gar nicht Im Gegenteil, er wird inspiriert werden. zile Thema «Nichts» auf seriöse, aber hin entwickle, sondern den Ort der Prä- Kunstaktivitäten querzufinanzieren. Da- selten sieht? (ema) Klar wirkt es auf den ersten Blick para- nicht kopflastige, sondern einladende, sentation hinsichtlich der Wirkung aus- mit Geld zu verdienen, ist aber sowieso dox, das Nichts beziehungsweise die An- spielerisch-bunte Art zu vermitteln. Die wähle, die ich erzielen will. Diesem Prin- nicht das Ziel, im Vordergrund steht die näherung ans Nichts zu zeigen. Doch ge- Online-Plattform ist das ideale Medium zip gehorchend, war klar, dass ich an der persönliche Neugier, mehr über das Das Rezept rade dieser Ansatz hilft, bewährte Denk- dafür. Sie ermöglicht eine übersichtliche Gruppenausstellung nicht teilnehmen Nichts zu erfahren. Solange diese Neu- Grillierte Spareribs muster aufzubrechen. Vor allem wenn Struktur, in der Subthemen wie «Nichts konnte. Daraus entstand die Idee, gerade gier da ist, werde ich das Museum voller er nicht als Jux, sondern ernsthaft und als Verweigerung», «Nichts als Reduk- diese Nicht-Teilnahme – das Nichts – als Elan weiterentwickeln. Für 4 Portionen konsequent betrieben wird. tion», «Nichts als Lücke» oder «Nichts Kunst zu präsentieren. Ich kündigte also 600 g Schweinsbrust- als Vorstellung» anschaulich und mit per Mail an, dass ich konkret von dann Eine oft gehörte Weisheit lautet: spitz, mager, 20 g Wie muss man sich eine solche dem nötigen Hintergrundwissen präsen- bis dann nichts zeigen werde. Mein Werk «Von nichts kommt nichts.» Was ist Pökelsalz, 2 l Wasser. Konsequenz vorstellen? tiert werden können. Es ist aber nicht gab viel zu reden, es stiess Mitstudenten Ihr liebstes Nichts-Bonmot? Nehmen wir an, jemand interpretiert so, dass das Museum allein virtuell exis- vor den Kopf, es forderte Experten und Mir gefällt Marina Abramovics Statement, Vorbereitung: Die Spare- das Nichts als leeren Kunstraum. In der tiert: Bei der Eröffnung am Freitag wer- die Schulleitung heraus. Da das Nichts das sie 2010 anlässlich ihrer Ausstellung ribs schon am Vortag konsequenten Umsetzung ist der Raum den hier an der Elisabethenstrasse zwei aber kunsthistorisch schlüssig als Wei- «The Artist Is Present» im New Yorker in Pökelsalz und Wasser marinieren. Zube- nicht angeschrieben, der Künstler lässt Räume bespielt, und im Sommer werde terentwicklung der Readymades von Moma äusserte: «The hardest thing to do reitung: Spareribs werden am Stück grilliert. sich aus dem Ausstellungskatalog entfer- ich real durch Europa touren. Marcel Duchamp und der Ideen der Kon- is something close to nothing.» Tipp: Spareribs brauchen zum Garwerden nen und ist bei der Vernissage nicht an - zeptkunst der 60er-Jahre interpretiert auf dem Grill etwas länger. Anrichten: Das wesend. Wobei ich mir gar nicht sicher Mit dem schwarzen Bus, der vor werden kann, gab es nicht nur lange Dis- Schweinsbruststück in Stücke schneiden und bin, ob die Leere wirklich die treffendste dem Haus parkiert ist? kussionen darüber, ich bekam sogar ein Die Eröffnungs-(No-)Show auf Teller anrichten. Darstellung des Nichts ist. Genau. Ich habe bereits mit Betreibern Diplom (lacht). Sounds und Science zum Nichts von Off-Spaces Kontakt aufgenommen. Welche ist treffender? Sie werden ihre Klientel zu bestimmten Dann war Duchamp der Das Museum des Nichts wird künftig haupt- Mir gefällt der Denkansatz besser, der Events einladen, sei es in ihrem Kunst- ideologische Urkünstler des Nichts? sächlich in der virtuellen Welt des Internets besagt, dass das Nichts im Alltag immer raum oder in einem öffentlichen Raum. Für mich ist das so, ja. Indem er um 1913 präsent sein (siehe Interview) – an der Weitere Rezepte unter und überall präsent ist. Dass das Nichts Und an diesen Events werde ich mit dem mit seinen Readymades anfing – also All- Museumseröffnung vom Freitag (29. Mai, ab www.gastrosg.ch unser aller Horizont ist, den wir laufend Bus präsent sein und nichts präsentie- tagsgegenstände allein durch deren Aus- 18 Uhr) aber kommen die Besucher in den benötigen, beispielsweise wenn wir eine ren. Dazu kommen poetische Anlässe, wahl oder durch die Signierung zu Genuss einer in der Realität zu erlebenden Anzeige Negation zum Ausdruck bringen. bei denen ich den Bus an abgelegenen Kunstobjekten erklärte –, stellte er den Eröffnungs-(No-)Show: Gründer und Kurator Orten parkiere und dort Events à la «No gängigen Kunstbegriff radikal und nach- Andreas Heusser bittet nämlich in den Gesellschaftlich interpretiert, wäre Show Museum präsentiert nichts von haltig infrage. Wobei er dann gar noch Räumen (Untergeschoss und 3. Stock) des das Nichts also das Gegengift zur Yves Klein und anderer Künstler» durch- weiter ging, als er auf dem Höhepunkt «Instituts» an der Elisabethenstrasse 14a im stetig wachsenden Reizüberflutung. führe. seines Erfolgs der Kunstwelt den Rücken Kreis 4 den Musiker Nik Bärtsch, die Tanz- GALLERY 2 Diese Interpretation ist absolut denkbar. kehrte und öffentlich erklärte, er spiele gruppe Company of Dancers, den Astro- Gerne beraten wir Sie in der 700 m Man kann es aber auch vom Kunstmarkt Das können Sie jetzt gut behaupten, fortan nur noch Schach . . . und niemand physiker Ben Moore sowie den Doing- grossen Ausstellung in allen Fragen zu her betrachten, und dann ist das Nichts weil das niemand überprüfen kann. wirklich wusste, ob auch diese Aussage Nothing-Festival-Direktor Denis Handschin, Geräten für Küche und Waschraum. natürlich die pure Provokation, weil Oh doch, man kann es sehr wohl über- als künstlerisches Statement zu deuten das Nichts in Form von Klängen, Bewegun- Miele AG, Limmatstrasse 4, 8957 Spreitenbach man ein inexistentes, nicht vorhande- prüfen. Und gern auch vorbeikommen – sei. Natürlich war Duchamp auch eine gen, Filmausschnitten und eines Referats Beratung: Mo bis Fr 9h –18h,Sa9h–16h nes Kunstwerk schwerlich handeln und ich gebe die exakten Koordinaten der Inspiration für die Dadaisten, die eben- hör-, fühl- und sehbar zu machen. (thw) Reservieren Sie Ihren Beratungstermin: verkaufen kann. Es ist aber nicht meine Orte bei der Ankündigung der Anlässe falls mit Erscheinungsformen des Nichts Mo–Fr: 056 417 27 50, Sa: 056 417 21 21 Absicht, mit dem Museum gezielte Ge- selbstverständlich bekannt. experimentierten. www.noshowmuseum.com Virtueller Rundgang: www.miele.ch/gallery