Werkdoku No Show Museum
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
ANDREAS HEUSSER 2015 – WERKDOKU NO SHOW MUSEUM Mischung aus kuratorischem Projekt und Konzeptkunst-Arbeit. Projektbeginn Januar 2013 DER KURATORISCHE ANSATZ Museum des NIchts Das NO SHOW MUSEUM ist das weltweit erste Museum, das sich dem NICHTS und seinen vielfältigen Erscheinungsformen in der Kunst widmet. Präsentiert werden Werke, „die man weder sehen noch anfassen kann, die unsere Fantasie aber gerade dadurch auf eine atembe- raubende Reise in die entlegendsten Regionen des Denkens schicken.“ (Annabelle Nr. 06/15). Die Sammlung des Museums umfasst zurzeit ca. 400 Werke und Dokumente von über 120 internationalen Künstlern und Künstlerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts – u.a. Marina Ab- ramovic, Joseph Beuys, Daniel Buren, Maurizio Cattelan, Marcel Duchamp, Ceal Floyer, Hans Haacke, Yves Klein, Piero Manzoni, Gianni Motti, Robert Rauschenberg, Man Ray, Robert Ryman, Richard Serra, Santiago Sierra, Andy Warhol und Rémy Zaugg. Das Nichts als ästhetische Kategorie In der Moderne entwickelt sich das „Nichts“ zu einer ebenso eigenständigen ästhetischen Kategorie wie das Schöne, das Hässliche oder das Absurde. In der künstlerischen Auseinan- dersetzung mit dem (Nicht-)Phänomen Nichts werden traditionelle Mittel der Formgebung in Frage gestellt und neue Möglichkeiten der räumlichen, zeitlichen und materiellen Gestaltung erprobt. Dabei wird das Nichts meist als Negation von Sein und Gegenständlichkeit verstan- den, obwohl sich das Nichts streng genommen nicht definieren lässt. Dass jeder Versuch der Beschreibung oder Versinnlichung zum Scheitern verurteilt ist, hat viele Künstler des 20. Jahrhunderts umso mehr angespornt, sich intensiv mit Nichts und den Fragen seiner Dar- stellbarkeit zu beschäftigen. Das Resultat ist eine verblüffende Vielzahl von künstlerischen Annäherungen, Zugängen, Strategien, Positionen und Werken, die vom NO SHOW MUSEUM gesammelt, historisch aufgearbeitet und an Ausstellungen und Veranstaltungen präsentiert werden. So soll das Nichts als höchst facettenreiche und produktive Kategorie des Denkens NO SHOW MUSEUM und der Ästhetik für eine breite Öffentlichkeit erlebbar werden. oben: Yves Klein: The Void Room, 1961, unten: Doug Wheeler: SA MI 75 DZ NY 12, 1975/2012 DER KONZEPTIONELLE HINTERGRUND Das Nichts als Readymade Mit seinen ersten Ready-Mades hat Marcel Duchamp ab 1913 vorgeführt, wie jeder x-be- liebige Gegenstand zu ‚Kunst‘ werden kann, wenn er der Sphäre des Alltags enthoben und in den Kontext der Kunst gestellt wird. Der neue Kontext verändert den Blick auf das Ob- jekt: Es wird nun nicht mehr als blosser Gegenstand wahrgenommen, sondern als Platz- halter einer Idee oder künstlerischen Intention – und im Zuge solcher Zuschreibungen ver- wandelt sich das ehemals gewöhnliche Objekt in ein Kunstwerk. Mit dem gleichen Prinzip kann auch das Nichts „die Würde eines Kunstwerks erlangen durch die Wahl des Künstlers“ (André Breton). Ob es dann allerdings als Kunstwerk (an)erkannt wird und Anschluss an den Kunstdiskurs findet, hängt in erster Linie vom institutionellen und kontextuellen Umfeld ab, in dem es gezeigt wird. Das NO SHOW MUSEUM ist der Versuch, ein solches Umfeld aus eigenen Mitteln und Möglichkeiten zu (er)schaffen: einen institutionellen Rahmen, der langfristig sicherstellt, dass Nichts Kunst ist. Das Museum als Modell Es gibt kaum ein Phänomen, das die Vorstellungskraft und das Denken so sehr (heraus)fordert wie das Nichts. Die Frage nach dem Nichts ist eine der Grundfragen unserer Existenz – sie betrifft uns alle. Und doch – oder gerade darum – wird dem NIchts oftmals mit Abwehr oder Vermeidung begegnet. Die Herausforderung für das NO SHOW MUSEUM besteht darin, Vorurteile und Schwellenängste abzubauen und das Publikum dazu zu bringen, sich auf das schillernde und faszinierende Thema einzulassen. Auf struktureller Ebene bildet das NO SHOW MUSEUM typische Mechanismen, Rituale und Strategien von etablierten Institutionen des Kunstbetriebs nach. Dadurch wird es zum Modell, an dem sich beobachten lässt, welche Rahmenbedingungen vorhanden sein müssen, damit etwas – oder eben „nichts“ – als Kunst (an)erkannt wird. Was braucht es zur erfolgreichen Vermittlung und Vermarktung von Kunst? NO SHOW MUSEUM Liste der präsentierten Künstler – 2015 DAS VIRTUELLE MUSEUM Seit der offiziellen Eröffnung im Mai 2015 ist die Sammlung des Museums auf www.noshowmuseum.ch frei zugänglich. Gezeigt werden Werke, Dokumente und Ar- tefakte der Konzeptkunst, Minimal Art, Malerei, Performance-Kunst, Fotografie, Literatur, Theater, Film und Musik. Die Sammlung erstreckt sich über 4 Stockwerke, die aus je zwei Trakten bestehen. Die verschiedenen Trakte widmen sich thematisch den unterschiedlichen Zugängen zum Nichts: – Nichts als Verweigerung: Die Kunst des Nichtstuns – Nichts als Auslöschung: Die Kunst der Vernichtung – Nichts als Leere: Die Kunst der Absenz – Nichts als Unsichtbarkeit: Die Kunst des Nichtwahrnehmbaren, Ungesehenen, Versteckten – Nichts als Reduktion: Die Kunst des Minimalismus – Nichts als Lücke: Die Kunst der Auslassung – Nichts als Statement: Die Kunst des Nichtssagens – Nichts als Vorstellung: Die Kunst der reinen Imagination Zu sämtlichen Künstlern und ihren Werken werden kompakte und gut verständliche Hinter- grundinformationen in Deutsch und Englisch geboten, die sich gleichermassen an ein Fach- publikum wie an die breite Öffentlichkeit richten. Ergänzt wird das Angebot mit einer Bibliothek, die weiterführende Texte, Publikatio- nen, Ausstellungskataloge und Forschungsarbeiten zum Thema Nichts in der Kunst, aber auch in anderen Disziplinen (Philosophie, Wissenschaft, Literatur, Musik, etc.), bereitstellt. NO SHOW MUSEUM Das virtuelle Museum – 2015 DAS MOBILE MUSEUM Mobiler Kunstkontext Das Museum existiert nicht nur virtuell, sondern verfügt über einen realen Präsentations- raum in Form eines umgebauten, begehbaren Busses. Das mobile Museum ist das Er- gebnis des Versuchs, einen mobilen Kunstkontext zu (er)schaffen, der sich einerseits an etablierte Institutionen andocken kann, andererseits auch autonom besteht. Zu- dem bietet das mobile Museum die Möglichkeit, neue Regionen und Räume für die Kunst des Nichts zu erschliessen. Es hat dann die Funktion eines Markierungselemen- tes, mit dem ein beliebiger Ort als Ausstellungsgelände gekennzeichnet werden kann. Ausstattung Inwendig ist das mobile Museum ein futuristisch anmutender White Cube (3.6m Länge, 1.7m Breite, 2.10m Höhe), wo die aktuelle Sonderausstellung gezeigt wird. Ausserdem bietet es (via ipad-Stationen) Zugang zur virtuellen Sammlung und beherbergt den Shop mit einer limitierten Auswahl an Souvenirs wie der BUY NOTHING CARD ® (Persönliche Kreditkarte, mit der man nichts kaufen kann) oder ART FREE AIR ® (Kunstfreie Luft als Arzneimittel für Allergiker). Die mattschwarz lackierte Aussenfläche des Busses dient als wandelnde Wandtafel, die mit Ankündigungen und Informationen zu den aktuellen Ausstellungen beschriftet werden kann. Sonderausstellung Die aktuelle Sonderausstellung ‚Invisible Artworks‘ (Mai bis Oktober 2015) besteht aus 24 un- sichtbaren und immateriellen Kunstwerken der Konzeptkunst. Die Werke sind Schenkungen von Künstlern des NO SHOW MUSEUMS. Die unsichtbaren Werke sind in einem beleuchteten Kabinett ausgestellt und mit Tafeln beschriftet. Sie können käuflich erworben werden. Da- für wird dem Käufer ein ‚Certificate of Authentification‘ ausgestellt, welches alle relevanten Angaben zum Werk (Titel, Entstehungsjahr, -ort, Medium, Beschreibung, Access-Nr., etc.) enthält. Nicht genannt hingegen wird der Name des Künstlers, der ein streng gehütetes Ge- heimnis des Museums bleibt. NO SHOW MUSEUM Busumbau zum mobilen Museum – Oktober 2014 bis Februar 2015 INVISIBLE ARTWORKS NO SHOW MUSEUM 24 immaterielle und unsichtbare Werke der Konzeptkunst. Sonderausstellung im mobilen Museum, Mai-Oktober 2015. Links: Texttafeln, Rechts: Installationsansicht INVISIBLE ARTWORKS, Sonderausstellung im mobilen Museum, Mai bis Oktober 2015 EUROPEAN TOUR 2015 13/10/2015 - 18/10/2015 03/09/2015 Am 29. Juli 2015 startete das NO SHOW MUSEUM von Zürich aus eine ausgedehnte NOTHING AT THE VENICE ART BIENNALE NOTHING IN ST PETERSBURG Europatour, die durch 20 Länder Mittel- und Nordeuropas führte und rund 30 Ausstellun- Ausstellung, Lecture Performance und Gespräch Ausstellung, Lecture Performance und Gespräch an der 56. Kunstbiennale von Venedig auf auf Einladung der Galerie Luda, St. Petersburg gen in Galerien und Museen, im öffentlichen Raum und an abgeschiedenen Orten umfasste. Einladung des Salon Suisse, im Palazzo Trevisan degli Ulivi und auf dem Lido, Venedig. 29/08/2015 Dabei wurde mit verschiedenen Formen und Formaten experimentiert, wie sich nichts NOTHING IN HELSINKI 06/10/2015 Unangekündigte Sonderausstellung, einschliess- zeigen lässt – sei es in leeren Räumen oder im Kontext bestehender Ausstellungen, auf Einladung oder NOTHING IN ZAGREB lich der Approppriation der aktuellen Tino Seghal Ausstellung, Lecture Performance und Gespräch, Ausstellung, Kiasma Museum für Zeitgenössische als Guerilla-Aktion, angekündigt / unangekündigt, mit / ohne Publikum, mit / ohne Dokumentation, etc. auf Einladung der Lauba Gallery, Zagreb, Kunst, Helsinki einschliesslich der Appropriation der Die Tour endete im Oktober 2015 in Venedig, wo das NO SHOW MUSEUM als offizieller Teilnehmer der laufenden Ausstellung ‚Superheroes 2.0.‘ 20/08/2015 56. Kunstbiennale den Lido und den Salon Suisse bespielte. NOTHING IN OSLO 03/10/2015 Ausstellung und Führung mit dem Kurator, NOTHING IN BUDAPEST auf Einladung des Tenthaus Project Space, Oslo Ausstellung auf Einladung der Galerie