FACHBEITRAG NATURSCHUTZ

ZUM GENEHMIGUNGSVERFAHREN NACH BIMSCHG

„WINDPARK FRIESENHAGEN“

GEMEINDE FRIESENHAGEN VERBANDSGEMEINDE (SIEG) LANDKREIS

AUFTRAGGEBER: WINDPARK FRIESENHAGEN GMBH & CO. KG, KARLSRUHE

BEARBEITET:

Hauptstraße 34  55571 Odernheim  (06755) 96936-0 Fax 96936-60  [email protected]  www.gutschker-dongus.de

VERFASSER: T. HARNACK, M.SC NATURSCHUTZ & LANDSCHAFTSPLANUNG K. PEERENBOOM, DIPL.-BIOLOGIN

ORT/DATUM: ODERNHEIM, 15. NOVEMBER 2018

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 2 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

INHALTSVERZEICHNIS

Seite

1 EINLEITUNG 5 1.1 Abgrenzung des Plangebiets 5 1.2 Darstellung des Vorhabens 5 1.3 Rechtliche Grundlagen 10

2 GEGENWÄRTIGER ZUSTAND VON NATUR UND LANDSCHAFT 11 2.1 Boden 11 2.2 Wasser 12 2.3 Klima 12 2.4 Arten und Biotope 13 2.4.1 Vegetation 13 2.4.2 Fauna 15 2.5 Landschaftsbild und Erholung 18

3 ÜBERGEORDNETE PLANERISCHE VORGABEN UND ZIELE 20 3.1 Verwaltungsvorschriften und Merkblätter 20 3.2 Landesentwicklungsprogramm 21 3.3 Regionaler Raumordnungsplan 23 3.4 Flächennutzungsplan 24 3.5 Planung vernetzter Biotopsysteme 25 3.6 Biotopkartierung 25 3.7 Schutzstatus 26

4 BEEINTRÄCHTIGUNGEN VON NATUR UND LANDSCHAFT 28 4.1 Boden 28 4.2 Wasser 29 4.3 Klima 31 4.4 Arten und Biotope 32 4.4.1 Vegetation 32 4.4.2 Fauna 34 4.4.3 Natura 2000 37 4.5 Landschaftsbild und Erholung 38 4.6 Zusammenfassende Bewertung der Beeinträchtigungen 39

5 MAßNAHMEN BEI EINGRIFFSREALISIERUNG 41 5.1 Vermeidungsmaßnahmen 41 5.2 Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF-Maßnahmen) 44 5.3 Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen 45 5.3.1 Kompensationsbedarf für das Schutzgut Boden 45 5.3.2 Kompensationsbedarf für das Schutzgut Arten und Biotope 45 5.3.3 Kompensationsermittlung für das Schutzgut Landschaftsbild 47 5.3.4 Ermittlung des Kompensationsbedarfs insgesamt 50

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 3 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

5.3.5 Beschreibung der Maßnahme 51 5.3.6 Begründung der Maßnahmen 54 5.4 Ersatzzahlung 54

6 ABSCHLIESSENDE BEURTEILUNG 55

7 GESICHTETE UND ZITIERTE LITERATUR 56

8 ANHANG 60

ANLAGE Anlage 1: Karte Biotoptypen und Nutzung (1:12.000, DIN A0, Blatt 1) Anlage 2: Karte Eingriff WEA (1:1.000, DIN A2, Blatt 2.1 - 2.7) Anlage 3: Karte Eingriff externe Zuwegung (1:2.500, DIN A2, Blatt 3.1 - 3.6) Anlage 4: Artenschutzrechtliche Bewertung nach § 44 BNatSchG (GUTSCHKER-DONGUS 2018a)

ANHANG Seite Abbildung I: Berechnungstabelle Ersatzgeld Landschaftsbild (gemäß MUEEF 2018e) ...... 60

ABBILDUNGSVERZEICHNIS Seite Abbildung 1: Lage des Windparks Friesenhagen (Punktsymbole), violette Linie: Landesgrenze; Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2018; © GeoBasis- NRW 2018 ...... 5 Abbildung 2: Heutige potenziell natürliche Vegetation im Plangebiet; Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2018 & LUWG (2011) ...... 13 Abbildung 3: Ausschnitt aus dem ROP Mittelrhein-Westerwald 2017 ...... 23 Abbildung 4: Ausschnitt aus dem ROP NRW 2018 (MWIDE 2018) ...... 24 Abbildung 5: Tatsächlicher Verlauf des Sommerhardtseifens (schematische Darstellung); Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2018 ...... 31 Abbildung 6: Lage der Kompensationsmaßahmen mit den geplanten WEA als Orientierungspunkte; Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2018; © GeoBasis-NRW 2018 ...... 51 Abbildung 7: Maßnahmenflächen A (gelb gerahmt) (grau: Landesgrenze); Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2018; © GeoBasis-NRW 2018 ...... 52 Abbildung 8: Maßnahmenfläche B (gelb gerahmt) (grau: Landesgrenze); Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2018; © GeoBasis-NRW 2018 ...... 53 Abbildung 9: Maßnahmenfläche C (gelb gerahmt) (grau: Landesgrenze); Kartengrundlage: © GeoBasis-NRW 2018 ...... 54

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 4 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

TABELLENVERZEICHNIS Seite Tabelle 1: Standortkoordinaten der geplanten WEA in UTM32 (ETRS 89) ...... 5 Tabelle 2: Technische Daten der Nordex N149...... 6 Tabelle 3: Übersicht in Anspruch genommene Flächen (Wald- und Offenlandbiotoptypen) an den Anlagenstandorten in m² ...... 6 Tabelle 4: Übersicht in Anspruch genommene Flächen (Wald- und Offenlandbiotoptypen) für die externe Zuwegung und weitere zugehörige Nebenanlagen in m² ...... 8 Tabelle 5: Vergleichende Darstellung zwischen der Flächeninanspruchnahme abseits Bestandswege (Spalte 2) und Rodungsflächen (Spalte 3) in m² ...... 8 Tabelle 6: Abstände zu benachbarten Siedlungen (Zirkawerte in km; Einzelhöfe kursiv) ...... 9 Tabelle 7: Übersicht der dauerhaft zu versiegelnden Flächen für WEA und externe Zuwegung in m² abzüglich der Bestandswege ...... 28 Tabelle 8: Übersicht der dauerhaften Rodungsflächen an den jeweiligen Anlagenstandorten in m² ...... 32 Tabelle 9: Übersicht der temporären Rodungsflächen an den jeweiligen Anlagenstandorten in m² ...... 32 Tabelle 10: Übersicht der dauerhaften und temporären Rodungsflächen an den jeweiligen Anlagenstandorten und der externen Zuwegung einschließlich der zugehörigen Nebenanlagen in m² ...... 33 Tabelle 11: Kompensationsbedarf Schutzgut Boden - WEA und externe Zuwegung ...... 45 Tabelle 12: Kompensationsbedarf Schutzgut Arten und Biotope - WEA und externe Zuwegung in m² ...... 46 Tabelle 13: Einstufung der betroffenen Landschaftsräume und Ermittlung des anzusetzenden Geldwertes je Meter Gesamtanlagenhöhe ...... 50 Tabelle 14: Kompensationsbedarf gesamt [m²] ...... 50 Tabelle 15: Flächenübersicht der Maßnahme A ...... 51 Tabelle 16: Flächenübersicht der Maßnahme B ...... 52 Tabelle 17: Flächenübersicht der Maßnahme C ...... 53

Hinweise zum Urheberschutz: Alle Inhalte dieses Gutachtens bzw. der Planwerke sind geistiges Eigentum und somit sind insbesondere Texte, Pläne, Fotografien und Grafiken urheberrechtlich geschützt. Das Urhe- berrecht liegt, soweit nicht anders gekennzeichnet, bei gutschker-dongus landschaftsarchi- tekten/freilandökologie/stadtplaner/ingenieure. Wer unerlaubt Inhalte außerhalb der Zweck- bestimmung kopiert oder verändert, macht sich gemäß §106 ff. UrhG strafbar und muss mit Schadensersatzforderungen rechnen.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 5 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

1 EINLEITUNG Im Rahmen der Antragstellung auf immissionsschutzrechtliche Genehmigung nach § 10 BImSchG werden vom Antragsteller umfassende Unterlagen bei der Genehmigungsbe- hörde vorgelegt. Der Fachbeitrag Naturschutz ist inkl. seiner Anlagen Bestandteil dieser Unterlagen. Um bei dem Vorhaben der Errichtung von Windenergieanlagen (WEA) die Belange von Naturschutz und Landschaftspflege ausreichend zu berücksichtigen, wird ein Fachbeitrag Naturschutz er- stellt. Aufgabe dieses Beitrags ist es, den Planungsraum zu erfassen, darzustellen und zu bewerten. Die zu erwartenden Beeinträchtigungen als Folge der Errichtung der Windenergie- anlagen sind soweit wie möglich zu vermeiden bzw. – wo dies nicht möglich ist – zu vermin- dern, auszugleichen oder zu ersetzen. Der erforderliche Kompensationsbedarf für die zu er- wartenden Beeinträchtigungen wird in einer abschließenden Bilanz ermittelt. Der Antragsteller, die Windpark Friesenhagen GmbH & Co. KG, plant die Errichtung und den Betrieb von insgesamt sieben WEA des Typs Nordex N149 in der Gemeinde Friesenhagen (Verbandsgemeinde Kirchen (Sieg), Landkreis Altenkirchen).

1.1 Abgrenzung des Plangebiets Das Plangebiet befindet sich im Grenzbereich zum Bundesland Nordrhein-Westfalen süd- westlich der Ortschaft Steeg auf rheinland-pfälzischer Landesseite innerhalb des Messtisch- blattes (TK25) 5112. Nachfolgend wird die Lage der Anlagen dargestellt:

Abbildung 1: Lage des Windparks Friesenhagen (Punktsymbole), violette Linie: Landes- grenze; Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2018; © GeoBasis-NRW 2018

1.2 Darstellung des Vorhabens Der Standort der geplanten WEA wird in Tabelle 1 dargestellt. Tabelle 1: Standortkoordinaten der geplanten WEA in UTM32 (ETRS 89)

Anlage Gemarkung Flur Flurstück Rechtswert Hochwert WEA 1 Friesenhagen 32 61/48 413.016 5.636.590 WEA 2 Friesenhagen 36 13/3 413.672 5.636.298 WEA 3 Friesenhagen 34 32/8 413.937 5.635.863 WEA 4 Friesenhagen 35 2 414.577 5.636.048 WEA 5 Friesenhagen 35 4/2 415.009 5.635.840 WEA 6 Friesenhagen 43 119/3 415.365 5.635.545 WEA 7 Friesenhagen 42 34/6 415.773 5.636.048

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 6 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Es ist folgender Anlagentyp beantragt: Tabelle 2: Technische Daten der Nordex N149

Technische Daten Herstellerangaben Hersteller Nordex Typ N149 WEA 1-3 und WEA 5-7: 507 m² Fundament WEA 4: 556 m² Rotordurchmes- 149,1 m ser WEA 1-3 und WEA 5-7: 164 m Nabenhöhe WEA 4: 125 m WEA 1-3 und WEA 5-7: 238,6 m Gesamthöhe WEA 4: 199,6 m Blattzahl 3 Drehzahl Max. 12,3 U/min Rotorfläche 17.460 m² Nennleistung 4,5 MW Für die Errichtung einer WEA ist das Fundament für die Anlage selbst, eine Kranstellfläche, eine Vormontagefläche, eine Lagerfläche sowie die Zuwegung notwendig. Daneben sind je nach Anlagentyp weitere Nebenanlagen erforderlich. Eine Übersicht über die Einzelflächen und die erforderlichen Flächeninanspruchnahmen bietet Tabelle 3. Hierbei ist zu beachten, dass die nachfolgenden Zahlenwerte die einzelnen Eingriffsflächen nach Abzug der Be- standswege wiedergeben. Tabelle 3: Übersicht in Anspruch genommene Flächen (Wald- und Offenlandbiotoptypen) an den Anlagenstandorten in m²

Voll- versie- dauerhaft befestigt (Teil- temporär befes- gelung unbefestigt versiegelung) tigt dauer-

haft

e

Summe

/Vormon-

-

gung

fläche

terung

Zufahrt

streifen

gefläche

tagefläch

Fundament

(inkl.Turm)

Sicherheits-

griffsflächen

Böschungen

sonstigeEin-

interneZuwe-

Hilfskranstell-

Kranstellfläche

Fahrbahnerwei- Lager Auslegermonta-

WEA 1 507 0 1.563 565 0 362 0 257 2.242 1.594 2.114 9.204 WEA 2 507 18 1.775 1.083 30 712 0 240 589 677 2.198 7.829 WEA 3 507 0 1.575 903 26 706 0 240 2.412 1.074 2.066 9.509 WEA 4 556 0 1.400 1.225 80 602 0 241 1.489 1.597 1.753 8.943 WEA 5 507 18 1.575 1.284 139 673 116 239 2.222 3.866 2.132 12.771 WEA 6 507 18 1.575 1.005 0 726 0 240 2.293 401 2.163 8.928 WEA 7 507 18 1.575 1.010 26 705 0 240 1.890 1.006 2.304 9.281 Summe 3.598 72 11.038 7.075 301 4.486 116 1.697 13.137 10.215 14.730 66.465 Die Fundamente der geplanten Anlagen weisen einen kreisförmigen Grundriss mit einem Durchmesser von ca. 25,4 m bzw. 26,6 m (WEA 4) auf. Die Fundamenttiefe beträgt ca. 3,2 m bzw. 3,4 m. Nach dem Bau wird das Fundament z. T. wieder mit dem Bodenaushub der Fundamentgrube überschüttet. Insgesamt werden für jede Anlage jeweils 507 m² bzw. für die WEA 4 ca. 556 m² Fläche für Fundament und Turm in Anspruch genommen und dau- erhaft versiegelt bleiben.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 7 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

An den Anlagenstandorten WEA 2 und WEA 5 bis 7 werden Zufahrten bzw. Zuwege zum Turm in einer Größenordnung von je etwa 18 m² als geschotterte Wege angelegt. Die Kranstellfläche an sich wird in unmittelbarer Nähe zum Fundament errichtet und benö- tigt je Standort zwischen ca. 1.400 m² und 1.775 m² Fläche. Diese verbleibt bis zum Rück- bau der WEA als Schotterfläche dauerhaft befestigt. Für die dauerhaft bestehende interne Zuwegung werden Flächen zwischen ca. 565 m² und 1.284 m² benötigt. Hierbei werden überwiegend Bestandswege genutzt. Abschnittsweise wird die interne Zuwegung teil- bzw. vollversiegelt. Die Vollversieglung der Wege erfolgt für den Zeitraum der Anlagenerrichtung. Diese Wegeabschnitte werden nach Beendigung der Bauarbeiten zu Schotterwegen rückgebaut. Mit Ausnahme der WEA 1 und 6 werden an den Anlagenstandorten dauerhaft befestigte Si- cherheitsstreifen in Größenordnungen zwischen ca. 26 m² und 139 m² angelegt. An jedem Standort ist zusätzlich eine Hilfskranstellfläche notwendig, welche Größen zwi- schen etwa 362 m² und 726 m² aufweisen. Diese Fläche wird im Zuge der Bauarbeiten be- festigt, jedoch nach Beendigung der Arbeiten zurückgebaut, aber nicht aufgeforstet und ver- bleibt bis zum Rückbau als Sukzessionsfläche. Am Standort der WEA 5 ist eine Fahrbahnerweiterung geplant, welche ca. 116 m² in An- spruch nehmen wird. Ein Teil der Fläche wird nach Beendigung der Bauarbeiten wieder auf- geforstet. Der andere Teil dieser Fläche wird aufgrund seiner Lage zu Eingriffsflächen, wel- che als Sukzessionsfläche erhalten bleiben müssen, ebenfalls der Sukzession überlassen. Die Lager-/Vormontagefläche nimmt je Anlagenstandort ein Areal von etwa 239 m² bis 257 m² in Anspruch und wird für den Errichtungszeitraum temporär befestigt. Die Flächen werden nach Beendigung der Bauarbeiten wieder aufgeforstet. Die Auslegermontagefläche umfasst zwischen ca. 589 m² und 2.412 m² je WEA. Diese Flä- che verbleibt unbefestigt und wird nach Bauende der Sukzession überlassen. Neben diesen Flächen werden zusätzlich Böschungen in Größenordnungen zwischen etwa 401 m² und 3.866 m² sowie sonstige Eingriffsflächen (Pufferzonen für Arbeitsräume, Über- schwenkbereiche etc.) mit Größen zwischen etwa 1.753 m² und 2.304 m² hergestellt, welche im Anschluss der Bauarbeiten wieder aufgeforstet werden. Stellenweise verbleiben diese je nach Lage als Sukzessionsfläche. An zwei Stellen werden zusätzlich Umladeplätze errichtet, die eine Fläche von ca. 4.489 m² in Anspruch nehmen und nach Beendigung der Bauarbeiten aufgeforstet werden. Zur Andienung der Anlagenstandorte an das Verkehrsnetz wird zusätzlich eine externe Zu- wegung benötigt, für die hauptsächlich bereits das bestehende Wegenetz genutzt werden soll. Die externe Zuwegung nimmt abseits der Bestandswege eine Fläche von insgesamt 12.931 m² in Anspruch und wird analog zur internen Zuwegung abschnittsweise als geschot- terter bzw. asphaltierter Weg angelegt, wobei letztgenannte Asphaltwege nach Bauende als teilversiegelter Schotterweg dauerhaft angelegt werden. Darüber hinaus werden vereinzelte Kurvenabschnitte als temporäre Zuwegungsabschnitte angelegt. Insbesondere in den Kur- venbereichen werden darüber hinaus Überschwenkbereiche in einer Größenordnung von insgesamt 12.017 m² (für Turm: 783 m², für Rotor: 11.234 m²) hergestellt, welche nicht be- festigt werden. Hierbei wird zwischen den Überschwenkbereichen für die Anlieferung der Ro- torblätter und der Turmsegmente unterschieden. Die benötigten Überschwenkbereiche für die Turmsegmente werden nach Bauende aufgeforstet. Bei dem Überschwenkbereich für die Rotorblätter wird nochmals zwischen temporären Rodungsflächen (Aufforstung) und dauer- haften Rodungsflächen (Sukzessionsflächen) unterschieden. Weiterhin werden für die ex- terne Zuwegung Böschungen auf einer Fläche von etwa 374 m² sowie sonstige Eingriffs- flächen in einer Größe von ca. 13.698 m² angelegt. Die zwei letztgenannten Flächenkatego- rien können nach Beendigung der Bauarbeiten wieder aufgeforstet werden. Nachfolgend werden die Eingriffsflächen für die externe Zuwegung und die zugehörigen Nebenanlagen zusammenfassend tabellarisch dargestellt:

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 8 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Tabelle 4: Übersicht in Anspruch genommene Flächen (Wald- und Offenlandbiotoptypen) für die externe Zuwegung und weitere zugehörige Nebenanlagen in m²

Eingriffsfläche Fläche externe Zuwegung 12.931 Überschwenkbereich (Turm) 783 Überschwenkbereich (Rotorblätter) 11.234 Böschungen 374 sonstige Eingriffsflächen 13.698 Umladeplatz 4.489 Summe 43.509 Für die Darstellung der externen Zuwegung und dessen zugehörigen Eingriffsflächen wird auf die Anlage 3 verwiesen. Unter Berücksichtigung der Flächengrößen in Tabelle 3 und Ta- belle 4 ergibt sich somit eine in Anspruch genommene Gesamtfläche von 109.974 m² abseits bestehender Wege. In nachfolgender Tabelle werden die in Tabelle 3 und Tabelle 4 dargestellten, summierten Flächengrößen den Rodungsflächen je WEA-Standort und der Zuwegung vergleichend ge- genübergestellt. Eine detaillierte Darstellung der Rodungsflächen erfolgt in Kapitel 4.4.1 (Ta- belle 8 – Tabelle 10). Die Rodungsflächen sind hierbei gleich oder kleiner als die eigentliche Flächeninanspruchnahme (vgl. Spalte 2). Diese Flächendifferenz beruht darauf, dass die Ro- dungsflächen nur jene Flächen berücksichtigen, welche einen Gehölzbestand (Wald, Suk- zessionsflächen, Baumreihen der offenen Landschaft etc.) aufweisen. Bestandswege und Offenlandbiotoptypen (Grünland, Säume, Gewässer etc.) ohne Gehölzbewuchs werden nicht berücksichtigt, da auf diesen keine Rodung erfolgt. Die Flächendifferenz zwischen Spalte 2 und Spalte 3 der nachfolgenden Tabelle beträgt 3.040 m². Tabelle 5: Vergleichende Darstellung zwischen der Flächeninanspruchnahme abseits Be- standswege (Spalte 2) und Rodungsflächen (Spalte 3) in m²

Flächeninan- Rodungsflächen Flächen- spruchnahme (temporär und differenz Eingriffsfläche abseits Be- dauerhaft, vgl. Spalte 2 standswege (vgl. Tabelle 8 - Ta- und 3 Tabelle 3 und 4) belle 10) WEA 1 9.204 9.204 0 WEA 2 7.829 7.829 0 WEA 3 9.509 9.509 0 WEA 4 8.943 8.943 0 WEA 5 12.771 12.771 0 WEA 6 8.928 8.928 0 WEA 7 9.281 9.206 75 Zwischensumme 66.465 66.390 75

Zuwegungsausbau 12.931 12.305 626 extern Überschwenkbe- 783 641 142 reich (Turm) Überschwenkbe- 11.234 9.797 1.437 reich (Rotorblätter) Böschungen 374 374 0 sonstige Eingriffs- 13.698 12.960 738 flächen Umladeplatz 4.489 4.467 22 Zwischensumme 43.509 40.544 2.965

Summe gesamt 109.974 106.934 3.040

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 9 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Kabeltrasse und Übergabestation Zur Einspeisung des in den WEA gewonnenen Stroms in das Netz des zuständigen Energie- versorgungsunternehmens wird ein Mittelspannungskabel von den WEA bis zum Netzver- knüpfungspunkt in die Erde verlegt. Derzeit werden die möglichen Netzanschlussvarianten im Hinblick auf die wirtschaftlichste machbare Lösung in Zusammenarbeit mit dem zuständi- gen Energieversorgungsunternehmen geprüft. Die Trasse des Mittelspannungskabels und die Übergabestation am Netzverknüpfungspunkt werden in einem gesonderten Verfahren genehmigt. Nach Möglichkeit soll die Erdleitung in die Wege oder deren Banketten integriert werden. Abstände zu Siedlungen Nach der dritten Teilfortschreibung des Landesentwicklungsplanes (LEP IV, s. Kapitel 3.2) gilt ein Mindestabstand von Windenergieanlagen zu reinen, allgemeinen und besonderen Wohngebieten sowie zu Dorf-, Kern- und Mischgebieten von 1.000 m, bei Anlagen über 200 m Gesamthöhe von 1.100 m. Nach den „Hinweisen zur Beurteilung der Zulässigkeit der Errichtung von Windenergieanlagen in Rheinland-Pfalz (Rundschreiben Windenergie)“ (28.05.2013) ist zu Einzelhäusern und Splittersiedlungen im Außenbereich eine Abstands- empfehlung von 500 m zu berücksichtigen. Genannte Abstandsvorgaben werden eingehal- ten (vgl. Tabelle 6). Tabelle 6: Abstände zu benachbarten Siedlungen (Zirkawerte in km; Einzelhöfe kursiv)

Siedlung (Himmelsrichtung) Abstand Helmert (SW) 0,6 Höferhof (S, W) 0,5 Rübegarten (S, W) 0,6 Grendel (S, SW) 0,9 Landgut Altenhofen (S) 0,5 Busenbach (S) 1,3 Neuhöhe (S) 1,0 Hohhäuschen (S, SO) 0,7 Wöllenbach (SO) 0,7 Erlenbruch (O) 0,9 Harbach/Hinterhausen (O) 1,7 Stausberg (NO) 0,8 Bockenbaum (NO, N) 1,3 Dernbach (NO) 0,8 Steeg (NO, N) 1,2 Wasserhof (NO, N) 0,5 Hammer (NO, N) 0,9 Kappenstein (N) 1,4 Oberwarnsbach (NW) 1,3 (W) 1,5 Sonnenhof (W) 1,7 Birzel (SW) 1,2 Morsbach (SW) 1,9

Im Windenergie-Erlass NRW (MULNV & MWEBWV & STAATSKANZLEI NRW 2018) werden keine Mindestabstände genannt. Die notwendigen Abstände bei der Ausweisung von Flä- chen für die Windenergienutzung richten sich im Einzelfall u. a. nach § 50 BImSchG, den An- forderungen an die Einwirkungen durch Schattenwurf und den für die jeweiligen Baugebiete gültigen Werten der TA Lärm. Beeinträchtigungen durch Schall, aber auch durch Schatten- wurf müssen durch gesonderte Gutachten ausgeschlossen werden können.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 10 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Für die Planung wurden vom Büro RAMBOLL CUBE GMBH eine Schallimmissionsprognose sowie eine Schattenwurfprognose erarbeitet. Die Ergebnisse sind im Bericht zur Umweltver- träglichkeitsprüfung (GUTSCHKER-DONGUS 2018d) dargestellt.

1.3 Rechtliche Grundlagen In § 14 BNatSchG sind Eingriffe in Natur und Landschaft definiert als: „Veränderungen der Gestalt oder Nutzung von Grundflächen oder Veränderungen des mit der belebten Boden- schicht in Verbindung stehenden Grundwasserspiegels, die die Leistungs- und Funktionsfä- higkeit des Naturhaushalts oder das Landschaftsbild erheblich beeinträchtigen können“. Bei unvermeidbaren Beeinträchtigungen durch Eingriffe ist der Träger des Vorhabens (Verur- sacher des Eingriffs) dazu verpflichtet, diese durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege auszugleichen oder zu ersetzen. Ausgeglichen ist eine Beeinträchtigung, wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushalts in gleichartiger Weise wiederhergestellt sind und das Landschaftsbild landschaftsgerecht wiederhergestellt oder neugestaltet ist. Ersetzt ist eine Beeinträchtigung, wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushalts in dem betroffenen Naturraum in gleichwertiger Weise herge- stellt sind und das Landschaftsbild landschaftsgerecht neugestaltet ist (§ 15 (2) BNatSchG). Ein Eingriff darf nicht zugelassen oder durchgeführt werden, wenn die Beeinträchtigungen nicht zu vermeiden oder nicht in angemessener Frist auszugleichen oder zu ersetzen sind und die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege bei der Abwägung aller An- forderungen an Natur und Landschaft anderen Belangen im Range vorgehen (§ 15 (5) BNatSchG). Wird ein Eingriff nach § 15 (5) BNatSchG zugelassen oder durchgeführt, obwohl die Beein- trächtigungen nicht zu vermeiden oder nicht in angemessener Frist auszugleichen oder zu ersetzen sind, hat der Verursacher Ersatz in Geld (Ersatzzahlung) zu leisten (§ 15 (6) BNatSchG). Zur Beurteilung des Eingriffs sind vom Verursacher gemäß § 17 (4) BNatSchG in einem nach Art und Umfang des Eingriffs angemessenen Umfang insbesondere Angaben zu ma- chen über: 1. Ort, Art, Umfang und zeitlicher Ablauf des Eingriffs sowie 2. die vorgesehenen Maßnahmen zur Vermeidung, zum Ausgleich und zum Ersatz der Be- einträchtigungen von Natur und Landschaft einschließlich Angaben zur tatsächlichen und rechtlichen Verfügbarkeit der für Ausgleich und Ersatz benötigten Flächen. In Rheinland-Pfalz sind die Ergänzungen zu und Abweichungen von § 15 Abs. 2 bis 6 BNatSchG gemäß § 7 LNatSchG RLP (06.10.2015) zu beachten. In Rheinland-Pfalz sind zur Erarbeitung des Fachbeitrags Naturschutz die „Hinweise zum Vollzug der Eingriffsregelung“ (HVE) weiterhin zu beachten (LFUG 1998). Das Rundschreiben „Hinweise zur Beurteilung der Zulässigkeit der Errichtung von Windener- gieanlagen“ vom 28.05.2013 (kurz: Rundschreiben Windenergie) führt Vorgehensweisen bzgl. der Beurteilung der Zulässigkeit von Windkraftanlagen auf (siehe Kapitel 3.1). Die dritte Teilfortschreibung des Landesentwicklungsprogramms IV enthält Nachsteuerungen zum Ausbau der Windenergie. Im BNatSchG ist der Artenschutz in unterschiedlichen Abschnitten verankert. Die rechtlichen Grundlagen hierzu werden in der artenschutzrechtlichen Prüfung (GUTSCHKER-DONGUS 2018a) dargestellt. Darüber hinaus ist § 19 BNatSchG zu berücksichtigen, welcher Umweltschäden definiert. Danach liegt eine Schädigung von Arten und natürlichen Lebensräumen im Sinn des USchadG vor, wenn der Schaden erhebliche nachteilige Auswirkungen auf die Erreichung oder Beibehaltung des günstigen Erhaltungszustands dieser Lebensräume oder Arten hat.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 11 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Gegenstand eines Umweltschadens sind gemäß § 19 Abs. 2 BNatSchG • Arten: o die Arten des Art. 4 Abs. 2 oder Anhang I der VRL, o die Arten der Anhänge II und IV der FFH-RL. • natürliche Lebensräume: o Lebensräume aller Arten, die in Art. 4 Abs. 2 und Anhang I VRL oder in An- hang II FFH-RL aufgeführt sind, o Natürliche Lebensraumtypen von gemeinschaftlichem Interesse (FFH- Lebensraumtypen) o die Fortpflanzungs- und Ruhestätten der in Anhang IV FFH-RL aufgeführten Arten. Eine Schädigung von Arten und natürlichen Lebensräumen liegt nicht vor, wenn Tätigkeiten nach § 34 BNatSchG einer FFH-Verträglichkeitsprüfung unterworfen wurden, wenn eine Ausnahme nach § 45 Abs. 7 BNatSchG oder eine Befreiung nach § 67 BNatSchG erteilt wurde, ein zulässiger Eingriff gemäß § 15 BNatSchG oder aufgrund der Aufstellung eines Bebauungsplans nach §§ 30 und 33 des Baugesetzbuchs genehmigt wurde. Diesen Zulassungen kommt haftungsausschließende Wirkung im Sinne des § 19 Abs. 1 BNatSchG zu, wenn die nachteiligen Auswirkungen der Tätigkeiten auf die Arten und natürli- chen Lebensräume in den jeweiligen Genehmigungsverfahren ermittelt wurden. Mögliche Beeinträchtigungen werden in Kapitel 2.4 und 4.4 thematisiert.

2 GEGENWÄRTIGER ZUSTAND VON NATUR UND LANDSCHAFT Für die Beurteilung der Schutzgüter wird der Untersuchungsraum des Fachbeitrags Natur- schutz entsprechend angepasst. Während Biotoptypen, Boden und Wasser im Nahbereich betrachtet werden, werden die Untersuchungsbereiche des Landschaftsbildes und der Fauna erweitert.

2.1 Boden Das Plangebiet und dessen Umgebung bestehen gemäß LGB-RLP (2013) aus Wechsellage- rung von Ton-, Silt- und überwiegend Sandstein. Das Plangebiet gehört zur Bodengroßlandschaft der Ton- und Schluffschiefer mit wechseln- den Anteilen an Grauwacke, Kalkstein, Sandstein und Quarzit, z.T. wechselnd mit Lösslehm, wobei sich Braunerden und flachgründige Braunerden aus Tonschiefer mit Regosolen aus Tonschiefer abwechseln. Die Tallage des Wisserbachs gehört zur Bodengroßlandschaft der Auen und Niederterrassen mit Vegen und Gley-Vegen aus Auenschluff und Auenlehm. Das Plangebiet wird als Standort mit geringem bis mittlerem Wasserspeicherungsvermögen und mit schlechtem bis mittleren natürlichen Basenhaushalt beschrieben. Angaben zu Bo- denart, Ackerzahl oder zur Bodenfunktionsbewertung werden gemäß LGB-RLP (2013) für die Anlagenstandorte nicht gemacht. Das Ertragspotenzial an den Anlagenstandorten wird als gering bis mittel bewertet. Die Bodenart der Offenlandbereiche wird als Lehm bzw. lehmiger Sand mit geringer bis mä- ßiger Ertragsfähigkeit (< 20 bis ≤ 60) beschrieben. Die Bodenfunktion wird überwiegend als gering bis mittel bewertet. Information über Altlasten im Boden sind nicht bekannt. Bewertung Als landwirtschaftlich besonders geeignete Böden sind Standorte mit einer Ertragsmesszahl von über 45 Bodenpunkten anzusehen. Entsprechende Böden sind in den Tallagen des Wis- serbachs vorhanden. Entlang der konkreten Anlagenstandorte sind aufgrund fehlender Da- tengrundlage keine Aussagen möglich, jedoch ist unter Berücksichtigung der dargestellten Bodenwertung mit keinen höherwertigen Böden in den bewaldeten Hanglagen zu rechnen.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 12 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

2.2 Wasser Das Plangebiet und dessen Umgebung wird vom Wisserbach (Gewässer III. Ordnung, Ab- stand ca. 205 m zu WEA 2 südliche Richtung) sowie dessen Zuflüsse durchzogen. Folgende weitere Fließgewässer ohne Gewässerordnungs-Zuweisung befinden sich gemäß den Daten von MUEEF (2018b) im Nahbereich der Anlagenplanung (Abstand zu nächstgelegenen WEA-Eingriffsflächen): • Waldbach, Abstand ca. 35 m südwestlich zu WEA 5, • Bach vom Schauderberg, Abstand ca. 60 m südöstlich zu WEA 4, • Wasser-Mühlgraben, Abstand ca. 60 m südlich zu WEA 4, • Sommerhardtseifen, Abstand ca. 70 m westlich zu WEA 2, • Wöllenbach, Abstand ca. 90 m östlich zu WEA 7, • Bach in der Angsthardt, Abstand ca. 145 m östlich zu WEA 3, • Dernbach, Abstand ca. 150 m südwestlich zu WEA 7, • Buchengraben, Abstand ca. 155 m östlich zu WEA 1, • Rübengraben, Abstand ca. 170 m südwestlich zu WEA 3, • Helmertseifen, Abstand ca. 170 m westlich zu WEA 1, • Erlengraben, Abstand ca. 280 m nordöstlich zu WEA 7, • Wipperbach, Abstand ca. 295 m südlich zu WEA 6, • Angsthardtseifen, Abstand ca. 320 m westlich zu WEA 3, • Höferhofgraben, Abstand ca. 430 m südlich zu WEA 1. Abschnittsweise quert die externe Zuwegung genannte Fließgewässer innerhalb von Be- standswegen. Dies betrifft den Zuwegungsabschnitt der WEA1, der den Sommerhardtseifen und den Buchengraben überquert, den Zuwegungsabschnitt der WEA 4 und 5, welcher den Wasser-Mühlgraben überquert, sowie der Zuwegungsabschnitt zur WEA 7, in dessen Nähe der Dernbach seinen Ursprung hat. Der Wisserbach und seine Uferbereiche sind als gesetzliches Überschwemmungsgebiet festgesetzt. Stillgewässer befinden sich nicht innerhalb bzw. im Umfeld des Plangebietes. Auch befindet sich das Plangebiet weder innerhalb eines festgesetzten Wasserschutzgebie- tes noch befinden sich derartige Flächen im Nahbereich der Planung (vgl. auch Kapitel 3.7). Gemäß dem Baugrundgutachten (GRÖBLINGHOFF 2018) ist davon auszugehen, dass Grund- wasser erst ab einer Tiefe > 20 m unterhalb der Geländeoberkante ansteht. Bewertung Das Plangebiet wird durch eine Vielzahl von Quellbächen in den Hanglagen durchzogen. Weiterhin sind in der Umgebung, jedoch in ausreichender Entfernung zu den geplanten WEA, Gewässer 3. Ordnung vorhanden. Vereinzelt überquert die geplante Zuwegung Fließ- gewässer innerhalb bestehender Wege. Festgesetzte Wasserschutzgebiete sind nicht im nä- heren Umfeld der Planung gelegen. Zusammenfassend kommt dem Gebiet hinsichtlich dem Schutzgut Wasser eine mittlere Bedeutung zu.

2.3 Klima Für die Beschreibung der klimatischen Verhältnisse vor Ort wird der Klimaatlas Nordrhein- Westfalen in Bezug auf die benachbarte Stadt Morsbach auf einen Zeitraum zwischen 1981 und 2010 herangezogen (LANUV NRW 2018a). Die mittlere Jahrestemperatur variiert zwi- schen 8 bis 10 °C. Die Niederschlagssumme beträgt zwischen 1.100 und 1.300 mm pro Jahr. Kleinklimatisch wirkt das Plangebiet und dessen Umfeld mit seinem hohen Anteil an Waldflä- chen als Wald-Klimatop. Gemäß Städtebaulicher Klimafibel (MVI 2012) wird das Klimatop wie folgt beschrieben: „Das Wald-Klimatop zeichnet sich durch stark gedämpfte Tages- und Jahresgänge der Temperatur und Feuchte aus. Während tagsüber durch die Verschattung

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 13 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

und Verdunstung relativ niedrige Temperaturen bei hoher Luftfeuchtigkeit im Stammraum vorherrschen, treten nachts relativ milde Temperaturen auf“ (ebd.). Bewertung Das vorherrschende Klima ist typisch für Mittelgebirgsregionen. Das lokale Klima wird v. a. durch die Forstflächen bestimmt.

2.4 Arten und Biotope

2.4.1 Vegetation HpnV Für die Entwicklung landespflegerischer Zielvorstellungen und die Beschreibung der Stand- ortverhältnisse ist es erforderlich, die Vegetation zu kennen, die im Planungsgebiet natürli- cherweise, ohne anthropogenen Einfluss vorkäme. Man bezeichnet diese als „Heutige poten- zielle natürliche Vegetation“ (HpnV). Die Waldflächen entlang der Anlagenstandorte werden dem Hainsimsen-Buchenwald (flä- chig grün) zugeordnet. Hainsimsen-Buchenwälder frischer Ausprägung sind mit der Signatur BA gekennzeichnet. Waldbereiche in Gewässernähe sind als Hainsimsen-Buchenwald sehr frischer Ausprägung mit der Signatur BAi beschrieben. Bestände in unmittelbarem Gewäs- serrandbereich werden als nasser Quellwald (SB, flächig blau) dargestellt. Im Uferbereich des Wisserbachs wird die HpnV als Stieleichen-Hainbuchenwald (HAi, flächig gelb) oder Er- len- und Eschensumpf (SC, flächig hellblau) beschrieben. Vereinzelt würden Parzellen von Habichtskraut-Traubeneichenwäldern (ED, flächig braun) auftreten (LUWG 2011).

Abbildung 2: Heutige potenziell natürliche Vegetation im Plangebiet; Kartengrundlage: © Ge- oBasis-DE / LVermGeoRP 2018 & LUWG (2011) Biotoptypen und Nutzung Die Bestandsaufnahme der Biotoptypen wurde gegenüber einem 500 m-Radius um die ge- planten Anlagen aufgrund artenschutzrechtlicher Belange (Darstellung potenzieller Nah- rungshabitate des Rotmilans und Schwarzstorchs) auf einen Radius von 4.000 m um die Ein- zelstandorte ausgedehnt. Die Kartierung erfolgte im Jahr 2015 und wurde aufgrund von Standortverschiebungen durch eine zusätzliche Begehung am 26.02.2018 ergänzt. Die Kartierung erfolgte nach den Vorgaben der Kartieranleitung zum Biotopkataster Rhein- land-Pfalz (MUEEF 2018d). Die Wälder entlang der Standorte sind v.a. durch mittelalte Nadel(misch)wälder und Pionier- wald- bzw. Sukzessionsflächen geprägt. Dies betrifft insbesondere die bewaldeten Höhen

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 14 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

nördlich des Wisserbachs. Entsprechend befinden sich die geplanten WEA 1 und 2 innerhalb von strauchreichen Pionierwäldern, wobei Nebenanlagen auch in benachbarten Nadelholz- beständen liegen (bspw. WEA 2). Nördlich der geplanten WEA 2 grenzt ein älterer Eichenbe- stand an, welcher aufgrund des standorttypischen Laubbestandes und des Alters eine hohe ökologische Wertigkeit besitzt. Die Nadelholzbestände sind als ökologisch gering zu werten, wohingegen die Pionierwaldflächen aufgrund ihrer größeren Gehölzartenvielfalt und Struktur einen höheren ökologischen Wert aufweisen können (gering bis mittlere ökologische Wertig- keit). Südlich des Wisserbachs wechseln sich Nadelwälder mit Laubwäldern sowie vereinzelten Pionierwaldflächen ab. Teilweise sind die Laubwälder als Altholzbestände ausgeprägt und besitzen daher eine hohe ökologische Wertigkeit. So befindet sich die WEA 3 und deren Ne- benanlagen randlich zu einem Altholzbestand, berühren diesen jedoch nicht. Die Anlage an sich liegt innerhalb von Nadelwaldparzellen und Pionierwaldflächen. Die geplante WEA 4 liegt randlich in einem strauchreichen Jungbestand mit locker verteilten Überhältern, beste- hend aus und Buchen. Die Anlage an sich liegt innerhalb einer Nadelholzmischpar- zelle (Kiefer, Fichte) geringer ökologischer Wertigkeit. Der Waldbestand im Nahbereich der WEA 5 ist geprägt von teils strauchreichen Mischbeständen bestehend aus Laubgehölzen (Eiche, Buche) als Überhälter sowie Nadelgehölzen (Fichte) als Unterwuchs. WEA 6 und WEA 7 liegen innerhalb eines ökologisch geringwertigeren Nadelbaum-Fichtenmischwalds mit angrenzenden Pionierwaldflächen. Weiterhin durchziehen eine Vielzahl von Quellbächen das Plangebiet, welche die großen Waldbereiche strukturieren und die Vegetationsbestände (bspw. wassergeprägte Waldbe- stände; Ufergehölze) lokal beeinflussen. Diesen Gewässerstrukturen liegt, je nach Ausprä- gung, eine mittlere bis höhere ökologische Wertigkeit zugrunde. Das Bachtal des Wisserbachs sowie die Ortsrandbereiche der Siedlungen und Einzelhöfe im weiteren Umfeld der Planung sind von Grünland (Wiesen und Weiden) geprägt, seltener sind Ackerflächen anzutreffen. Je nach Nutzungsintensität und Lage der Grünlandbereiche (bspw. Nasswiesen, wärmegetönte, magere Wiesen in Hanglage) variiert die ökologische Wertigkeit von gering bis hoch. Grünlandbestände, welche von der Planung berührt werden, besitzen eine geringe bis mittlere ökologische Wertigkeit. Die intensiv genutzten Ackerflä- chen sind als ökologisch geringwertig einzuschätzen. Weiterhin befinden sich im Offenland vereinzelt linienförmige bzw. flächige Gehölzstrukturen oder Einzelbäume, welche die Land- schaft strukturieren und einen mittleren ökologischen Wert besitzen. Bisweilen finden sich Streuobstbestände in der offenen Landschaft wieder, die einen hohen ökologischen Wert aufweisen. Lebensräume und Pflanzenarten i.S.d. § 19 BNatSchG (Umweltschaden) Gemäß der landesweiten Biotopkartierung des Landes Rheinland-Pfalz (vgl. MUEEF 2018b) befinden sich vereinzelt Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie im näheren Umfeld der Planung, welche gleichzeitig dem Schutzregime nach § 19 BNatSchG (Umwelt- schaden) unterfallen. In diese wird jedoch nicht eingegriffen. Eine detaillierte Beschreibung ist Kapitel 3.7, Absatz Natura 2000, zu entnehmen. Moosarten – Grünes Koboldmoos, Grünes Besenmoos, Firnisglänzendes Sichelmoos, Langstieleiges Schwanenhalsmoos, Kugel-Hornmoos und Rogers Kapuzenmoos – welche in Anhang II der FFH-Richtlinie gelistet und nicht Gegenstand der speziellen arten- schutzrechtlichen Prüfung sind, konnten unter Zuhilfenahme artspezifischer Verbreitungskar- ten (LFU 2018) für das Plangebiet und dessen Umfeld nicht dokumentiert werden. Auch fehlen geeignete Habitatstrukturen im Plangebiet. So sind die Arten Grünes Kobold- moos, Firnisglänzendes Sichelmoos und Langstieliges Schwanenhalsmoos an besonders feuchte oder nasse Standorte gebunden. Da sich solche Habitate nicht im Bereich der Ein- griffsflächen befinden, ist ein Vorkommen der genannten Arten hinreichend sicher auszu- schließen.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 15 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Das Grüne Besenmoos und Rogers Kapuzenmoos wachsen epiphytisch. Das Grüne Besen- moos wächst meist an Stammbasen von Laub- oder Nadelbäumen in alten Laub- oder Mischwäldern mit relativ offenem Kronendach aber hoher Luftfeuchtigkeit (PETERSEN et al. 2003). Rogers Kapuzenmoos wächst ebenfalls auf Bäumen lichter Laub- und Nadelwälder, wobei das Moos gemäß LFU (2014a) zum Gedeihen relativ milde Winter in sonnigen, mäßig feuchten Lagen mit nächtlicher Abkühlung benötigt. Derartige klimatische Bedingungen herr- schen im Plangebiet nicht vor. Das wärmeliebende und kalkmeidende Kugel-Hornmoos besiedelt vegetationsfreie, lehmig bis tonige Störstellen in extensiv bewirtschafteten Ackerfluren sowie offene Böden an Fluss- und Seeufern. Ein Vorkommen ist aufgrund fehlender Habitatstrukturen hinreichend sicher auszuschließen. Streng geschützte Pflanzenarten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie konnten gemäß GUTSCHKER-DONGUS (2018a) am Standort nicht bestätigt werden. Bewertung der Vegetation Das Plangebiet und dessen nähere Umgebung bestehen großflächig aus forstwirtschaftlich genutzten Nadelholz- und Pionierwäldern. Während die Nadelwälder eine geringe ökologi- sche Wertigkeit aufweisen, besitzen die Pionierwald- bzw. Sukzessionsflächen in Abhängig- keit ihrer Artzusammensetzung und Strukturvielfalt eine geringe bis mittlere ökologische Wertigkeit. Die intensiv bewirtschafteten Ackerflächen weisen eine geringe ökologische Wer- tigkeit auf, wohingegen Grünlandbestände, welche von der Planung berührt werden, eine ge- ringe bis mittlere ökologische Wertigkeit besitzen. Als höherwertig sind die älteren Altholzbestände, die Bachläufe, Magerwiesen sowie die Ge- hölzstrukturen im Offenland, bspw. Gehölzstreifen und Ufergehölze, zu werten. Hier können sich standorttypische Artkombinationen einstellen, die in der intensiv genutzten Landschaft tendenziell eher selten angetroffen werden. Vorkommen von Pflanzen- bzw. Moosarten des Anhangs II und IV der FFH-Richtlinie sind hinreichend sicher auszuschließen.

2.4.2 Fauna Für die Windkraftplanung sind vor allem die Tierarten relevant, die betriebsbedingten Beein- trächtigungen durch die Rotorbewegung ausgesetzt sein können. Hierbei handelt es sich nach wissenschaftlichen Erkenntnissen hauptsächlich um die Avifauna und Fledermäuse. Weiterhin müssen Tierarten untersucht werden, deren (Teil-)Habitat bau- oder anlagenbe- dingt zerstört werden könnte. Avifauna Vom BÜRO FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE WEILBURG (BLW 2018c, 2018d und 2018e) wurden avifaunistische Untersuchungen im Jahr 2015 durchgeführt. Infolge erster faunistischer Er- fassungsergebnisse wurde die Planung hinsichtlich der Anlagenanzahl von zwölf auf aktuell sieben WEA verringert (Stand: April 2017) und im Frühjahr 2018 kleinräumig modifiziert. Die faunistischen Fachgutachten wurden dahingehend fortgeführt. Im Zuge der faunistischen Kartierungen wurde sowohl eine Brutvogelerfassung inkl. Horstkartierung, eine Zugvogelkar- tierung sowie eine Raumnutzungsanalyse für Rotmilan und Schwarzstorch durchgeführt. Au- ßerdem erfolgte im Jahr 2018 eine weitere Horstkontrolle. „Während der Brutvogelerfassung im Frühjahr und Sommer konnten im Untersuchungsge- biet insgesamt 82 Arten festgestellt werden. Davon werden 69 Arten als Brutvogel, neun Ar- ten als Nahrungsgast sowie vier Arten als Durchzügler eingestuft“ (BLW 2018c). Von den er- fassten Vögeln gelten Graureiher, Kormoran, Kranich, Rotmilan, Schwarzmilan, Schwarzstorch, Wiesenweihe und Waldschnepfe als windkraftsensibel. Während der Horstkartierung 2015 konnten 24 Großvogelhorste dokumentiert werden, von denen im Jahr 2015 fünf vom Rotmilan, vier vom Mäusebussard, zwei vom Schwarzstorch

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 16 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

(Absturz eines Horstes während der Brutsaison) sowie einer durch den Schwarzmilan be- setzt waren. Im Zuge der Horstkartierung 2018 waren von 26 dokumentierten Horsten (24 davon bereits 2015 erfasst) zwei vom Rotmilan, zwei von Schwarzstörchen und einer von ei- nem Mäusebussardpaar belegt. Weiterhin deutete das territoriale Verhalten eines Schwarz- milans auf einen weiteren besetzten Brutplatz hin. Während den Zugvogelerfassungen konnten insgesamt 4.532 Vögel aus 38 Arten dokumen- tiert werden. Mit einer Zugfrequenz von etwa 156 Individuen pro Stunde ist dies gemessen an der durchschnittlichen Zugfrequenz von 600 Individuen pro Stunde in Rheinland-Pfalz (gemäß LUWG 2010) als unterdurchschnittlich zu werten. Auch gemäß GRUNWALD et al. (2007) stellt die Frequentierung ein geringes Zuggeschehen dar. Fledermäuse Vom BÜRO FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE WEILBURG (BLW 2018b) wurden für die Saison 2015 fledermauskundliche Untersuchungen am Standort durchgeführt. Infolge erster faunistischer Erfassungsergebnisse wurde die Planung hinsichtlich der Anlagenanzahl von zwölf auf aktu- ell sieben WEA verringert (Stand: April 2017) und im Frühjahr 2018 kleinräumig modifiziert. Das faunistische Fachgutachten wurde dahingehend fortgeführt. Im Zuge der Kartierungen wurden im Untersuchungsraum 12 Fledermausarten mittels Detek- torbegehung, Horchboxeinsatz und Netzfänge erfasst (fett kollisionsempfindlich gegenüber WEA): Wimperfledermaus, Große Bartfledermaus, Wasserfledermaus, Großes Mausohr, Kleine Bartfledermaus, Fransenfledermaus, Großer Abendsegler, Kleiner Abendsegler, Zwergfledermaus, Mückenfledermaus, Rauhautfledermaus, Braunes Langohr, Graues Langohr, Breitflügelfledermaus. „Wegen der Problematik der Differenzierung bei der akusti- schen Erfassung werden dabei die Große und die Kleine Bartfledermaus (Myotis brandtii/ M. mystacinus) sowie das Braune und das Graue Langohr (Plecotus auritus/ P. austriacus) je- weils als nur eine Art gezählt“ (ebd.). Weitere streng geschützte Arten (nach Anhang IV der FFH-Richtlinie) Aufgrund der Habitatausstattung (strauchreiche Waldbestände mit Vorkommen von fruchten- den Gehölzen) in Teilen des Plangebiets, insb. innerhalb der Sukzessions- und strauchrei- chen Laubwälder, ist ein Vorkommen der Haselmaus nicht auszuschließen. Vom BÜRO FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE WEILBURG (BLW 2018a) erfolgte eine Bewertung der Biotop- und Habitatstrukturen für die Wildkatze im und um das Plangebiet. Hierbei wurden die Eingriffsflächen der einzelnen WEA, deren direktes Umfeld und die Zuwegung hinsicht- lich ihres Lebensraumpotenzials, in ihrer Relevanz als Fortpflanzungs- und Ruhestätten be- wertet und eine generelle Lebensraumeinschätzung im 1,0 km-Radius um die Planung durchgeführt. Grundsätzlich stellt das Plangebiet geeignete Lebensraum- und Habitatstruktu- ren für die Wildkatze bereit. Die geplanten WEA-Standorte und Zuwegung weisen in erster Linie zumeist geeignete Strukturen für den Nahrungserwerb und als Ruheplätze/Versteck- möglichkeiten auf. Die Habitatstrukturen wurden an den Anlagenstandorten und der Zuwe- gung für die Reproduktion indes mit geringer bis mittlerer Eignung bewertet. Vorkommen der Zaunneidechse und Schlingnatter werden gemäß den Daten des LFU (2015) für das Messtischblatt 5112, abseits der Planung dargestellt. Aufgrund ihrer Ha- bitatpräferenz ist ein Vorkommen entlang der wärmebegünstigten, halboffenen und totholz- reichen Sukzessionswaldflächen, welche sich stellenweise im und entlang des Plangebiets wiederfinden, potenziell möglich. Weitere besonders geschützte Arten Für das Messtischblatt 5112 wurde der Hirschkäfer als planungsrelevante Art des Anhangs II der FFH-Richtlinie dokumentiert. Die Art ist ein Bewohner alter „Eichenwälder, Eichen- Hainbuchen-Wälder und Kiefern-Traubeneichen-Wälder der Ebene und niederer Höhenlagen […], außerdem kommt er in alten Parkanlagen […] und Obstplantagen in Waldnähe vor. Der Hirschkäfer ist auf Altholzbestände (>150-250 Jahre) mit einem möglichst hohen Anteil von alten und absterbenden Bäumen, vor allem Stümpfen (Durchmesser > 49 cm) von Eichen, angewiesen. Ein Vorhandensein von Leckstellen bzw. solcher Bäume, die hierfür besonders

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 17 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

geeignet sind, ist essentiell“ (PETERSEN et al. 2003). Ein Vorkommen in den Altholzbestän- den im Umfeld der Planung ist als potenziell möglich zu erachten. Der Skabiosen-Scheckenfalter als weitere Art des Anhang II der FFH-Richtlinie besiedelt in Mittelgebirgslagen blütenreiche Magerrasen auf feuchten und trockenen Standorten sowie Feuchtwiesen. Derartige Habitate sind nicht im Plangebiet vorhanden. Nachweise im und um das Plangebiet sind gemäß dem Artdatenportal (LFU 2018) nicht verzeichnet, womit auch unter Berücksichtigung der Habitatansprüche ein Vorkommen am Standort hinreichend si- cher ausgeschlossen werden kann. Für die Spanische Flagge als weitere Art des Anhang II der FFH-Richtlinie werden gemäß LFU (2018) keine Nachweise im und um das Plangebiet geführt. „In Rheinland-Pfalz konzent- rieren sich die Vorkommen auf die Weinbaulandschaften beziehungsweise die Flusstäler, weil entlang dieser Täler der Mosaikcharakter von Habitatstrukturen meist besonders stark ausgeprägt ist“ (LFU 2014b). Da die Art in Deutschland relativ weit verbreitet ist, besteht für Deutschland keine besondere Verantwortlichkeit (PETERSEN et al. 2003). Die Art besiedelt unterschiedliche Biotoptypen und ist Charakterart der Fluss- und Bachtäler, wobei das Vor- kommen von Gemeinem Dost bzw. Wasserdost als Nahrungspflanze essentiell ist. Derartige Vorkommen konnten an den Anlagenstandorten nicht dokumentiert werden, so dass ein Vor- kommen der Art am Standort mit hinreichender Sicherheit auszuschließen ist. Ein Vorkommen von sonstigen, national besonders geschützten Arten im Bereich der ge- planten Eingriffsflächen ist aufgrund der vorhandenen Habitatstrukturen im Umfeld der WEA- Planung nicht gänzlich auszuschließen. So ist ein Vorkommen von weiteren Reptilien- und Amphibienarten (z. B. Waldeidechsen, Grasfrosch) oder von sonstigen national besonders geschützten Insektenarten (bspw. Ameisen, Libellen, Wildbienen, Käfer) sowie Kleinsäugern (bspw. Mäuse) potenziell möglich. Bewertung der Fauna Die in der Umgebung zu erwartende bzw. nachgewiesene Fauna beschränkt sich mit Aus- nahme weniger Vogel- und Fledermausarten auf ubiquitäre Tierarten mit keiner bekannten Relevanz für die Windkraftplanung, wobei baubedingt (bspw. Rodungsarbeiten) weitere Ar- ten betroffen sein können. Insgesamt wurden im Untersuchungszeitraum 82 Vogelarten, davon 69 Brutvogelarten, neun Nahrungsgäste und vier Durchzügler, nachgewiesen. Hierbei werden acht Arten als wind- kraftsensibel gewertet. Im Hinblick auf den Vogelzug besitzt das Gebiet eine geringe Zugfre- quenz. Gemäß den Fledermausgutachten wurden insgesamt 12 Fledermausarten nachgewiesen, wobei sechs Arten als kollisionsempfindlich gelten. Ein Vorkommen der Haselmaus ist insbesondere innerhalb der Laubmischwälder und Suk- zessionsflächen potenziell möglich. Das Plangebiet wird für die Wildkatze als geeigneter Le- bensraum, v. a. als Nahrungshabitat und als Ruhestätte, bewertet. Auch sind im Plangebiet abschnittsweise geeignete Habitatstrukturen für die Zauneidechse und die Schlingnatter vor- handen. Weiterhin ist ein Vorkommen des Hirschkäfers innerhalb der Altholzbestände poten- ziell möglich. Ein Vorkommen sonstiger planungsrelevanter Arten – bspw. weitere Reptilien- und Insektenarten - ist ebenfalls potenziell möglich. Zusammenfassend kommt dem Plangebiet aufgrund des nachgewiesenen bzw. potenziell vorkommenden Artenspektrums aus faunistischen Gesichtspunkten eine mittlere bis partiell hohe Wertigkeit zu. Hierbei sind insbesondere (älteren) Laubmischwälder, Bachtäler und teils lichte und wärmebegünstigte, strauchreiche Sukzessionswälder zu nennen. Jedoch gibt es auch Bereiche innerhalb des Plangebietes, welche für die Fauna nur eine geringe Wertig- keit besitzen (bspw. Nadelwaldbestände).

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 18 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

2.5 Landschaftsbild und Erholung Naturräumliche Gliederung Die geplanten WEA befinden sich im Landschaftsraum Morsbacher Bergland (330.21) inner- halb der Großlandschaft Westerwald. Der Landschaftsraum wird wie folgt beschrieben: „Das Morsbacher Bergland ist aus einer ehemaligen Hochfläche entstanden, die durch eine Vielzahl von schroffen und bis zu 150 m tiefen Taleinschnitten und dadurch herausgekerbten Riedeln und Buckeln gekennzeichnet ist. Der ehemalige Hochflächen-Charakter ist aus dem annähernd gleichen Höhenniveau der verbliebenen Rücken und Riedel zu erkennen. Dieses beträgt im Bereich der Wasserscheide zwischen Sieg und Wiehl am Nordrand des Land- schaftsraumes über 450 m ü. NN und nimmt nach Süden zur Sieg auf knapp 300 m ü. NN ab. Höchste Erhebung ist das Knöpfchen bei Wildberg mit 480 m ü. NN an der Landes- grenze. Der Nord- und Mittelteil des Landschaftsraums ist dicht mit Wäldern bedeckt, wobei Nadelholz leicht überwiegt. Um Harbach und prägen großflächig Niederwäl- der, die in der Region als „Hauberge“ bezeichnet werden, das Landschaftsbild. Die Täler sind meistens waldfrei, fast durchweg sehr schmal und durch Wiesen und Weiden geprägt. Die waldfreien Bereiche erweitern sich in Bachursprungsmulden und vereinzelt auf Hochflä- chenresten, wo die Böden trotz der hohen Niederschläge um 1000 mm im Jahr wegen des raschen Niederschlagsabflusses trockener sind und auch ackerbaulich genutzt werden. […] Die Bäche sind im Allgemeinen naturnah erhalten. […] Der Landschaftsraum weist einige Weiher auf. […] Das Bergland ist dünn besiedelt. Die kleinen, bäuerlich geprägten Siedlun- gen und Weiler liegen zumeist in kleinen Rodungsinseln auf Hochflächenresten und im Be- reich der Talursprünge. Größere Dörfer befinden sich hier mit Ausnahme von Friesenhagen nur im Süden des Landschaftsraums im Einflussbereich des dichter besiedelten Mittelsieg- tals. […] An historischen Bauten sind Schloss Crottorf, die Wildenburg und die Kapellen bei Friesenhagen zu erwähnen. Außerdem zeugen noch zahlreiche Bauten (Hütten, Hammer- werke) und ehemalige Stollen von der früheren Bedeutung des Erzabbaus und der Erzverar- beitung in der Gegend“ (MUEEF 2018a). Relief Die Reliefenergie um das Plangebiet ist als (mäßig) stark einzustufen. Die Anlagenstandorte befinden sich auf Bergrücken oder oberen Hangbereichen (ca. 294 - 376 m ü. NN), welche in Richtung der Bachtäler (bis auf ca. 220 m ü. NN) abfallen. Landschaftsbild Die Aufnahme des Landschaftsbildes und der Sichtbeziehungen fand im Rahmen einer Orts- begehung statt. Dazu wurde der weitere Raumzusammenhang erfasst und textlich darge- stellt. In Anlehnung an eine Ausarbeitung zum Thema „Landschaftsbild und Windenergiean- lagen“ des ZWECKVERBANDES DES GROßRAUMS BRAUNSCHWEIG (1997) werden bei der Auf- nahme des Geländes folgende Kriterien berücksichtigt: Vielfalt (Relief und Strukturierung), Naturnähe (naturnahe Elemente, Vorbelastungen, Erholungseignung) - als „Hilfskriterium“ zur Bewertung der Schönheit - sowie Eigenart (Landschaftscharakter und Einsehbarkeit) der Landschaft. Während die Kriterien „Vielfalt“ und „Eigenart“ stark vom subjektiven Urteil abhängen, soll „Naturnähe“ diese mit klareren Strukturen ergänzen. Diese Zusammenstellung von Aufnah- mekriterien ermöglicht eine nachvollziehbare Bewertung der Landschaftsästhetik, wissend, dass Landschaftswahrnehmung und -bewertung sehr stark vom subjektiven Empfinden des Betrachters abhängen. Eine Landschaftsbildbewertung wird somit über eine rein visuell-funk- tionale Auflistung der vorhandenen Strukturen hinausgehen. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Bewertung des Landschaftsbildes anhand o. g. Kriterien (angepasst nach ROTH 2012).

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 19 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Vielfalt: Relief • Hügelige, (mäßig) stark reliefierte Landschaft • Höhenlage der geplanten Windenergieanlagen: ca. 294 - 376 m ü. NN Strukturierung allgemein • Bewaldete Bereiche überwiegen, teilweise vorwiegend Nadelwälder • Kleinstrukturierte Landschaft Nutzungsstruktur • Vorwiegend forstwirtschaftliche Nutzung entlang der Höhenzüge und Hangbereiche • In offenen Tallagen und entlang der Ortsränder vorwiegend Grünlandnut- zung Siedlungsstruktur • Geringe Besiedelungsdichte • Dörfliche Strukturen Naturnähe: naturnahe Ele- • Waldrandstrukturen mente • Altholzparzellen • Bachläufe • Gehölzstrukturen im Offenland (Hecken, Streuobst) Vorbelastungen • Industriegebiet Ortsrand Morsbach und Steeg • Hochspannungsleitung östlich von Morsbach • Bestandswindparks im weiteren Umfeld der Planung: WP Morsbach (Min- destentfernung ca. 4,5 km), WP Reichshof (Mindestentfernung ca. 6,1 km), WEA Waldbröl (Mindestentfernung ca. 6,7 km), WP Knippen (Min- destentfernung ca. 7,0 km), WEA Freudenberg (Mindestentfernung ca. 8,9 km) Erholungseig- • Gute Erholungsinfrastruktur mit gut ausgebautem Wegenetz nung • Sehr abwechslungsreiches Landschaftserleben durch bewegtes Relief und Nutzungswechsel • Insgesamt gute Erholungseignung Eigenart: Landschaftscha- • Typische Mittelgebirgslandschaft mit hohem Waldanteil und bewegtem Re- rakter lief Einsehbarkeit • Durch hohen Waldanteil und starkes Relief relativ geringe Einsehbarkeit • Vergleichsweise wenige Aussichtspunkte, die auf das Plangebiet ausge- richtet sind Erholung Die Landschaft als solche ist Grundlage der Erholung. Mit der Betrachtung des Landschafts- bildes und des Landschaftsraumes wird bereits ein Element des Schutzgutes Erholung be- rücksichtigt. Die Landschaft, die von Kultur, Wäldern, Geländemorphologie, Vegetation und Artenbestand geprägt ist, stellt die Grundlage zur Erholungsnutzung dar. Darüber hinaus richtet sich der Erholungswert jedoch auch nach der bestehenden oder geplanten Erholungs- infrastruktur wie Wanderwegen, Aussichtspunkten, Sehenswürdigkeiten, Ortsbildern, sportli- chen und kulturellen Einrichtungen, Museen, Historie und anderen Erlebnismöglichkeiten aus. Erholungsinfrastruktur in der Umgebung der geplanten WEA Im Umfeld der Planung verlaufen mehrere lokale bzw. regionale (Rad-)Wanderwege. So ver- läuft nach der Wanderkarte Nördlicher Westerwald (Blatt 3, 1:25.000, LVERMGEO 2014) ein Abschnitt des Siegerlandhöhenrings entlang der Landesgrenze zwischen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Die Rheinland-Pfalz Radroute und die Westerwald-Schleife führen über die Kreisstraße K77 sowie durch das Wisserbach-Tal entlang der Landstraße L278.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 20 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Routen lokaler Rundwanderwege sind vereinzelt entlang der Forstwirtschaftswege im Nah- bereich der geplanten WEA 4 – WEA 7 vorhanden. Überregionale Hauptwanderwege (Natur- steig Sieg, Westerwaldsteig, Druidensteig, Europäischer Fernwanderweg Nr. 1) bzw. Haupt- wanderwege der regionalen Wandervereine (Westerwald-Verein e.V., Sauerländischer Ge- birgsverein e.V.) finden sich nicht im Nahbereich der geplanten WEA. Erholungsinfrastruktur in Form von Rastplätzen, Aussichtspunkten, Schutzhütten etc. sind gemäß LVERMGEO (2014) nicht im direkten Umfeld der geplanten WEA vorhanden. Diese finden sich insbesondere entlang der Ortschaften (bspw. Spielplätze, Sportanlagen, Museen, Gasthäuser etc.) oder im weiteren Umfeld des Plangebietes. Bewertung von Landschaftsbild und Erholung Durch das hügelige Relief der Umgebung und der Wechsel von Offenland, bewaldeten Flä- chen und Bachtälern entsteht ein abwechslungsreiches Bild der umgebenden Landschaft. Im Plangebiet selbst dominieren größere Nadel- und Sukzessionswälder. Strukturierende Ge- hölze, Bachläufe sowie Laubmischwälder und Wiesen werten das Plangebiet und dessen Umgebung wiederum optisch auf. Beeinträchtigend wirken die Gewerbegebietsflächen in Ortsrandlage von Steeg und Morsbach, Windenergieanlagen/Windparks sowie die Hoch- spannungstrasse zwischen der Anlagenplanung und Morsbach. Neben lokalen und regionalen Wanderwegen sind Infrastrukturen für die landschaftsbezo- gene Erholung bspw. in Form von Aussichtspunkten, Schutzhütten und Gasthäuser in der Umgebung vorhanden, wobei diese im direkten Nahbereich der Planung fehlen. Insgesamt ist das Plangebiet für Erholungssuchende von höherer Wertigkeit. Eine detaillierte Beschreibung und Darstellung ist dem Fachgutachten Landschafbild und Er- holung (GUTSCHKER-DONGUS 2018b) zu entnehmen. Zusammenfassend ist die Landschaft als typische, waldreiche Mittelgebirgslandschaft mit hoher Wertigkeit auch für die Erholungseignung zu bewerten, wobei die Wertigkeit des Land- schaftsbildes abschnittsweise durch technische Strukturen gemindert wird.

3 ÜBERGEORDNETE PLANERISCHE VORGABEN UND ZIELE

3.1 Verwaltungsvorschriften und Merkblätter In Rheinland-Pfalz sind bei der Genehmigung von Windenergieanlagen die „Hinweise für die Beurteilung der Zulässigkeit der Errichtung von Windenergieanlagen in Rheinland-Pfalz (Rundschreiben Windenergie)“ zu beachten (GEMEINSAMES RUNDSCHREIBEN DES MINISTERIUMS FÜR WIRTSCHAFT, KLIMASCHUTZ, ENERGIE UND LANDESPLANUNG, DES MINISTERIUMS DER FINANZEN, DES MINISTERIUMS FÜR UMWELT, LANDWIRTSCHAFT, ERNÄHRUNG, WEINBAU UND FORSTEN UND DES MINISTERIUMS DES INNERN, FÜR SPORT UND INFRASTRUKTUR RHEINLAND-PFALZ vom 28.05.2013). Nach dem Rundschreiben Windenergie wurden als Ausschlussgebiete für die Windenergie festgelegt: • Rechtsverbindlich festgesetzte Naturschutzgebiete, • als Naturschutzgebiet vorgesehene Gebiete, für die nach § 24 Landesnaturschutzge- setz eine einstweilige Sicherstellung erfolgt ist, • Kern- und Pflegezonen des Naturparks Pfälzer Wald, • Nationalparks, • Kernzonen der UNESCO-Welterbegebiete Oberes Mittelrheintal und Obergerma- nisch-Raetischer Limes und • landesweit bedeutsame historische Kulturlandschaften sowie in einem Korridor von einer maximalen Tiefe von sechs Kilometern in den sich westlich an den Haardtrand anschließenden Höhenzügen des Pfälzerwaldes,

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 21 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

• gesetzlich geschützte Biotope nach § 30 BNatSchG und § 28 LNatSchG, • Naturmonumente, • Naturdenkmäler, • geschützte Landschaftsbestandteile, • Wasserschutzgebiete und Heilquellenschutzgebiete Zone I. In den Schutzzonen II und III von Trinkwassergewinnungsanlagen und in Heilquellenschutz- gebieten ist die Errichtung von baulichen Anlagen, also auch Windenergieanlagen, ebenfalls grundsätzlich verboten. Von diesem Verbot kann jedoch eine Befreiung erteilt werden, wenn der Schutzzweck nicht gefährdet wird oder überwiegende Gründe des Wohls der Allgemein- heit die Befreiung erfordern (§ 52 Abs. 1 S. 2 und 3 WHG). In der Wasserschutzzone III fällt das Gefährdungspotenzial aufgrund der weiteren Entfer- nung zur Wassergewinnungsanlage in der Regel deutlich geringer aus. Anlagenstandorte sind daher grundsätzlich möglich. Es ist im Wesentlichen darauf zu achten, dass keine was- sergefährdenden Stoffe austreten können. Weitere Einschränkungen gelten für • Bereiche außerhalb von Kern- und Pflegezonen der Biosphärenreservate, • in Naturparken und in • Landschaftsschutzgebieten. Hier können Genehmigungen und Ausnahmen bei Beachtung des Schutzzwecks der ent- sprechenden Rechtsverordnungen erteilt werden. Das Schreiben teilt weiterhin mit, dass die Energieversorgung mit regenerativen Energien ein öffentliches Interesse ist. Weitere Ausschlussgebiete und Nachsteuerungen werden in der dritten Teilfortschreibung des Landesentwicklungsprogramms IV genannt (siehe Kapitel 3.2).

3.2 Landesentwicklungsprogramm Rheinland-Pfalz Das Landesentwicklungsprogramm (LEP) IV gliedert die Raumstruktur und formuliert Leitbil- der für eine weitere Entwicklung. Nach der ersten Teilfortschreibung des LEP IV Kap. 5.2.1 „Erneuerbare Energien“ soll die Nutzung erneuerbarer Energie im Sinne der europäischen, bundes- und landesweiten Ziel- vorgaben an zweckentsprechenden Standorten weiter ausgebaut und die Voraussetzungen dafür geschaffen werden. Die Verbandsgemeinden, verbandsfreien Gemeinden, großen kreisangehörigen und kreis- freien Städte sollen dafür Klimaschutzkonzepte aufstellen. Ein geordneter Ausbau der Windenergienutzung soll durch die Regionalplanung und die Bauleitplanung sichergestellt werden. In den Regionalplänen sind Vorranggebiete für die Windenergienutzung auszuweisen. Dabei sind im jeweiligen Planungsraum die Gebiete mit hoher Windhöffigkeit vorrangig zu sichern. Zur Energieversorgung heißt es: „Die Nutzung erneuerbarer Energieträger soll an geeigne- ten Standorten ermöglicht und im Sinne der europäischen, bundes- und landesweiten Ziel- vorgaben ausgebaut werden.“ Mit der dritten Teilfortschreibung des Landesentwicklungsprogramms IV (in Kraft seit 21. Juli 2017) werden folgende, die Windenergie betreffende, Nachsteuerungen vorgenommen (GVBl. Nr. 11, S. 162 ff):

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 22 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Weitere Ausschlussgebiete und unmittelbare Wirkung des Landesentwicklungsprogramms IV Die Ausschlusskriterien für Windenergieanlagenstandorte im Landesentwicklungsprogramm IV wirken als landesplanerische Ziele unmittelbar auf die Regional- und Bauleitplanung. Das Ziel Z 163 d legt folgende zusätzliche (über das Rundschreiben Windenergie hinausge- hende) Ausschlusstatbestände fest: • im Naturpark Pfälzerwald, • in den Kernzonen der Naturparke, • in den Kernzonen und in den Rahmenbereichen der UNESCO-Welterbegebiete Obe- res Mittelrheintal und Obergermanisch-Raetischer Limes, • in landesweit bedeutsamen historischen Kulturlandschaften der Bewertungsstufen 1 und 2, • in denjenigen Natura 2000-Gebieten, für die die Staatliche Vogelschutzwarte für Hes- sen, Rheinland-Pfalz und das Saarland und das Landesamt für Umwelt, Wasserwirt- schaft und Gewerbeaufsicht im „Naturschutzfachlichen Rahmen zum Ausbau der Windenergie in Rheinland-Pfalz” ein sehr hohes Konfliktpotential festgestellt haben, • in Gebieten mit zusammenhängendem Laubholzbestand mit einem Alter über 120 Jahre (hierbei ist eine Mindestgröße des Altholzbestandes von ca. 10 ha zugrunde zu legen). Modifizierung von Flächenvorgaben Die Vorgabe der Bereitstellung von zwei Prozent der Landesfläche für die Windenergienut- zung (Grundsatz G 163 a) wird grundsätzlich beibehalten, jedoch unter Verzicht auf die For- mulierung als Mindestanteil (Streichung des Begriffs „mindestens“). Gleiches gilt für die Zur- verfügungstellung von Waldflächen (Grundsatz G 163 c). Mindestflächengröße: Anlagen im räumlichen Verbund Die Vorgabe, dass Windenergieanlagen nur an solchen Standorten errichtet werden dürfen, an denen der Bau von mindestens drei Anlagen im Verbund möglich ist, wird zum rechtsver- bindlichen Ziel (vorher G 163 f, jetzt Z 163 g). Im Fall von Repowering genügt die mögliche Errichtung von mindestens zwei Anlagen. Mindestabstand zu Gebieten mit Wohnnutzung Erforderlicher Mindestabstand von Windenergieanlagen von 1.000 m zu reinen, allgemeinen und besonderen Wohngebieten sowie zu Dorf-, Misch- und Kerngebieten, bei Anlagen mit mehr als 200 m Gesamthöhe mindestens 1.100 m (Z 163 h). Eine Unterschreitung der Ab- stände ist nur im Falle des besonders gewünschten Repowering von Altanlagen zulässig (Z 163 i). Das Plangebiet sowie die nähere Umgebung sind mit der Signatur landesweit bedeutsamer Bereich für Erholung und Tourismus gekennzeichnet. Weitere Aussagen für die Bereiche der Anlagenstandorte wird seitens LEP IV nicht gemacht. Der zwischen dem Windpark in Tallage verlaufende Wisserbach wird als Verbindungsfläche Gewässer dargestellt. Ein Großteil des umgebenden Offenlands wird als landesweit bedeut- samer Bereich für die Landwirtschaft dargestellt. Weitere Aussagen werden im LEP IV für das Umfeld des Plangebietes nicht getroffen. Nordrhein-Westfalen Der aktuell gültige Landesentwicklungsplan NRW (LANDESREGIERUNG NRW 2017) stellt Morsbach (als Grundzentrum) sowie angrenzende Gewerbeflächen als Siedlungsraum (inkl. großflächiger Infrastruktureinrichtungen) dar. Die umgebenden Offenland- und Waldbereiche werden unter der Signatur Freiraum dargestellt. Der Wisserbach wird mit der Signatur Über- schwemmungsbereich dargestellt. Weitere zeichnerische Darstellungen werden für den Be- reich um Morsbach nicht gemacht.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 23 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

3.3 Regionaler Raumordnungsplan Rheinland-Pfalz Der aktuelle Regionale Raumordnungsplan Mittelrhein-Westerwald ist seit dem 11.12.2017 wirksam. Für das Plangebiet werden weder ein Vorranggebiet Windenergie noch ein Ausschlussgebiet Windenergie ausgewiesen. Das direkte Plangebiet wird mit der Signatur Vorbehaltsgebiet regionaler Biotopverbund so- wie Vorbehaltsgebiet Erholung und Tourismus und sonstige Waldflächen gekennzeichnet. Im Vorbehaltsgebiet regionaler Biotopverbund soll gemäß Grundsatz G 63 der nachhaltigen Si- cherung der heimischen Tier- und Pflanzenwelt gegenüber konkurrierenden Planungen ein besonderes Gewicht beigemessen werden (PLANUNGSGEMEINSCHAFT MITTELRHEIN- WESTERWALD 2017). Für das Vorbehaltsgebiet Erholung und Tourismus „soll [nach G 58] die Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft nachhaltig geschützt und die Landschaft in ihrer Funk- tion als Raum für die naturnahe, landschaftsgebundene, stille Erholung der Bevölkerung er- halten und entwickelt werden. In diesen Räumen soll dem Schutz des Landschaftsbildes bei raumbedeutsamen Entscheidungen ein besonderes Gewicht beigemessen werden“ (ebd.). Weiterhin befinden sich die geplanten Anlagen innerhalb der regional bedeutsamen, histori- schen Kulturlandschaft Wildenburger Land/Wisser Bergland. Gemäß Grundsatz G 57 „sollen noch vorhandene, typische landschaftsprägende Strukturen wie Grünlandnutzung, Streu- obstwiesen, Weinbau und gliedernde Vegetationselemente erhalten werden. Störungen wie Zerschneidung oder Lärm- und Schadstoffemissionen sollen vermieden bzw. so gering wie möglich gehalten werden“ (ebd.). Weitere Angaben werden für die direkten Anlagenstandorte nicht gemacht. Im Nahbereich der WEA 2 und WEA 3 befinden sich Vorranggebiete für die Forstwirtschaft. Der Wisserbach sowie angrenzende Uferbereiche in Tallage sind als Vorranggebiet Hoch- wasserschutz dargestellt. Ein Großteil der Offenlandbereiche ist mit der Signatur Vorbehalts- gebiet Landwirtschaft bzw. als Vorranggebiet Landwirtschaft gekennzeichnet. Genannte Flä- chensignaturen werden durch die Planung jedoch nicht berührt.

Abbildung 3: Ausschnitt aus dem ROP Mittelrhein-Westerwald 2017

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 24 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Nordrhein-Westfalen Gemäß dem aktuellen Regionalplan Nordrhein-Westfalen, Teilabschnitt Region Köln (vgl. BEZIRKSREGIERUNG KÖLN 2018), wird der Landschaftsraum um Morsbach flächendeckend – mit Ausnahme der Siedlungs- und Gewerbeflächen - mit der Signatur Schutz der Landschaft und landschaftsorientierte Erholung (grün schraffiert) dargestellt (vgl. Abbildung 4). Neben der Sicherung, Pflege, Entwicklung und Wiederherstellung der Landschaft soll die Zugäng- lichkeit der Landschaft für Erholungssuchende gesichert und vermeidbare Störungen durch Immissionen und durch Zerschneidung zusammenhängender Erholungsräume ausgeschlos- sen werden. Neben Allgemeinen Siedlungsbereichen (flächig braun) und Bereichen für gewerbliche und industrielle Nutzungen (flächig grau) sind Wälder mit der Signatur Waldbereiche (flächig grün) und Offenland mit der Signatur Allgemeine Freiraum- und Agrarbereiche (flächig gelb) in Grenznähe zu Rheinland-Pfalz vorhanden. Flächen zum Schutz der Natur (grün gerahmt) liegen in ausreichendem Abstand zur Planung. Als lineare Strukturen werden die Signaturen Fließgewässer (blaue Linie) und Straßen für den vorwiegend überregionalen und regionalen Verkehr, Bestand, Bedarfsplanmaßnahmen (rote Linie) dargestellt.

Abbildung 4: Ausschnitt aus dem ROP NRW 2018 (MWIDE 2018); Kartengrundlage: © Ge- oBasis-DE / LVermGeoRP 2018; © GeoBasis-NRW 2018

3.4 Flächennutzungsplan Der aktuelle Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde Kirchen (Sieg) – 1. Fortschrei- bung, Planteil West - wurde durch die Bekanntmachung vom 16. Dezember 2016 rechtskräf- tig. Die Darstellung des Flächennutzungsplans ist im Geoportal RLP (GDI-RP 2018) abruf- bar. Vorrang- und Ausschlussflächen für die Windenergienutzung werden im Flächennutzungs- plan nicht dargestellt. Derzeit wird die 3. Änderung des Flächennutzungsplans zur Steuerung der Windenergie durch die Verbandsgemeinde Kirchen (Sieg) bearbeitet.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 25 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Alle geplanten Anlagenstandorte befinden sich gemäß dem aktuell rechtskräftigen Flächen- nutzungsplan in der Signatur Waldfläche (flächig grün, vgl. Darstellung in GDI-RP 2018). Für diese Flächen ist stellenweise der Erhalt oder die Entwicklung von naturnahen Waldflächen (grün schraffiert) in Form von Laubwäldern mit überwiegend natürlicher und standortgerech- ter Artenzusammensetzung (Schraffur grün) dargestellt. Die geplanten WEA an sich befin- den sich mit Ausnahme der WEA 5 und WEA 7 nicht innerhalb solcher Bestände. Nebenan- lagen oder Zuwegungsabschnitte liegen bis auf WEA 2 und WEA 6 teils innerhalb dieser Flä- chensignaturen. Das Plangebiet wird von kleinen Fließgewässern mit der Signatur Quellbach/naturnaher Bach- und Wasserlauf, teils mit Quellbereichen, durchzogen, welche als gesetzlich ge- schützte Biotope dokumentiert sind. Diese werden von den geplanten Anlagen sowie deren Nebenanlagen nicht berührt (vgl. Kapitel 3.7). Die angrenzenden Offenlandbereiche sind mit der Signatur Landwirtschaftliche Flächen dar- gestellt. Die Offenlandbereiche entlang des Wisserbach-Tals werden stellenweise als feuchte Wiesengesellschaften mit Pauschalschutz nach § 30 BNatSchG (flächig grünblau) dargestellt. Die extensiven Grünlandbestände entlang des Wisserbachs sollen stellenweise erhalten werden (Schraffur gelb). Weiterhin wird das Plangebiet flächig als Landschaftsschutzgebiet (Kreissymbol L) darge- stellt und Teile des Wisserbach-Tals als FFH-Gebiet (Kreissymbol FFH) und als geschützter Landschaftsbestandteil (Status vorgeschlagen, Kreissymbol LB) dargestellt.

3.5 Planung vernetzter Biotopsysteme In der Planung vernetzter Biotopsysteme (VBS) (LFUG & FÖA 1991) auf Kreisebene finden sich Aussagen zum Biotopinventar, den Planungszielen und –prioritäten für das Untersu- chungsgebiet. Gemäß der Bestandskarte werden die Waldflächen entlang der Anlagenstandorte primär als übrige Wälder und Forsten dargestellt. Vereinzelt finden sich entlang der Bachläufe Laubwäl- der mittlerer Standorte und ihre Mäntel. Der Wisserbach ist als Biotop der Bäche und Bachu- ferwälder gekennzeichnet. Grünland wird als Biotop der Wiesen und Weiden mittlerer Stand- orte bzw. an entsprechenden Stellen als Naß- und Feuchtwiesen, Kleinseggenrieder be- schrieben. Für die Anlagenstandorte selbst ist gemäß der Zielkarte keine Entwicklung von Biotopen dar- gestellt. Laubwälder mittlerer Standorte und ihre Mäntel sind zu erhalten, wohingegen die Fließgewässer bzw. Bachläufe als Quellen und Quellbäche bzw. Bäche und Bachuferwälder zu entwickeln sind. Gleiches gilt für die Grünlandstandorte entlang von Fließgewässer, wel- che zu Naß- und Feuchtwiesen, Kleinseggenrieder entwickelt werden sollen. Prioritäten aus landesweiter Sicht werden für das Plangebiet nicht dargestellt.

3.6 Biotopkartierung In den Eingriffsflächen selbst oder im direkten Nahbereich sind keine nach der Biotopkartie- rung Rheinland-Pfalz (Biotopkataster) erfassten Flächen vorhanden. Im 500 m-Radius um die Anlagenstandorte sind folgende Biotoptypen vorhanden: • Quellbachsystem und Wald östlich Wassermühle (BK-5112-0040-2009); Abstand ca. 80 m zu WEA 6, • Bachbiotopkomplex zwischen Wöllenbach, Dernbach und Steegerhütte (BK-5112- 0038-2009); Abstand ca. 110 m zu WEA 7, • Quellbäche nordwestlich Sommerhardt (BK-5112-0027-2009); Abstand ca. 175 m zu WEA 1, • Wisser Bachtal von Steeg bis zur Kreisgrenze (BK-5112-0003-2012); Abstand ca. 175 m zu WEA 2,

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 26 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

• Quellbäche nördlich Helmert (BK-5112-0023-2009); Abstand ca. 200 m zu WEA 1, • Waldkomplex zwischen der K 77 und der Landesgrenze S Burgberg und Wasser- mühle (BK-5112-0024-2009); Abstand ca. 200 m zu WEA 3, • Wipper Bachtal von Gut Altenhof bis südlich Wippermühle (BK-5112-0046-2009); Ab- stand ca. 325 m zu WEA 6, • Eichen-Buchenwald NW Gut Altenhof (BK-5112-0042-2009) Abstand ca. 350 m zu WEA 6, • Quellbach nördlich Höferhof (BK-5112-0025-2009); Abstand ca. 475 m zu WEA 1. Die Aufnahme in diese Kartierung hat nicht die rechtliche Bedeutung eines Schutzstatus. Je- doch wird die Wertigkeit dieser abgegrenzten Flächen durch die landesweite Erfassung her- vorgehoben.

3.7 Schutzstatus Die Darstellung der nachfolgenden Schutzgebiete erfolgt auf Grundlage des Landschaftsin- formationssystems der Naturschutzverwaltung (LANIS) RLP (LFU 2018) sowie der Land- schaftsinformationssammlung (LINFOS) NRW (LANUV NRW 2018b). Naturschutzgebiete Schutzgebiete gemäß § 23 BNatSchG sind nicht im Nahbereich des Plangebietes zu finden. Das nächstgelegen Naturschutzgebiet (NSG) Warnsbachtal (GM-026) befindet sich etwa 1,7 km zur WEA 1 entfernt im Bundesland NRW. Nationalparke, Nationale Naturmonumente Schutzgebiete bzw. -objekte gemäß § 24 BNatSchG befinden sich nicht im Nahbereich oder weiterem Umfeld der Planung. Biosphärenreservate Schutzgebiete gemäß § 25 BNatSchG befinden sich nicht im Nahbereich oder weiterem Um- feld der Planung. Landschaftsschutzgebiete Das Plangebiet befindet sich innerhalb des Landschaftsschutzgebietes (LSG) Wildenburgi- sches Land (07-LSG-7132-010). Südlich angrenzend und in einer Entfernung von etwa 2,3 km zur geplanten WEA 6 liegt das LSG Holpebachtal und Landschaft um Birken-Honigs- essen (07-LSG-7132-013). Auf Seiten des Landes NRW befindet sich das LSG mit der Bezeichnung LSG-Zone 1 (LSG- 5012-0001), welches an der Grenze beginnt und sich somit in einem Abstand von ca. 600 m zur geplanten WEA 1 befindet. Für eine Bewertung möglicher Beeinträchtigungen auf das LSG Wildenburgisches Land wird auf Kapitel 4.5 verwiesen. Naturparke Der Naturpark Bergisches Land (NTP-002) als Schutzgebiet gemäß § 27 BNatSchG befindet sich innerhalb des Landes NRW in einer Entfernung von etwa 600 m zur WEA 1. Naturdenkmäler Schutzgebiete bzw. -objekte gemäß § 28 BNatSchG befinden sich nicht im Nahbereich oder weiterem Umfeld der Planung. Geschützte Landschaftsbestandteile Schutzgebiete bzw. -objekte gemäß § 29 BNatSchG befinden sich nicht im Nahbereich oder weiterem Umfeld der Planung.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 27 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Gesetzlich geschützte Biotope Die geplanten WEA berühren keine gesetzlich geschützten Biotope gemäß § 30 BNatSchG und § 15 LNatSchG. Jedoch befinden sich im Nahbereich der Anlagen entsprechende Bio- tope. Nachfolgend werden alle § 30-Biotope in einem Radius von 500 m zu den geplanten WEA (Abstand zu nächstgelegenen WEA-Eingriffsflächen) gelistet: • Bach östlich Wassermühle (BT-5112-0107-2009); Abstand ca. 60 m südöstlich zu WEA 4, • Quellbach westlich Sommerhardt (BT-5112-0043-2009); Abstand ca. 155 m östlich zu WEA 1, • Quellbäche nördlich Helmert (BT-5112-0041-2009); Abstand ca. 170 m westlich zu WEA 1, • Quellbach N Forsthaus Rübegarten (BT-5112-0075-2009); Abstand ca. 170 m süd- westlich zu WEA 3, • Auwald nahe Kläranlage sö. Steeg (BT-5112-0009-2012); Abstand ca. 150 m nördlich zu WEA 3, • Wisser Bach zwischen Steeg und Kreisgrenze (BT-5112-0054-2012); Abstand ca. 190 m südlich zu WEA 2, • Quellbach nördlich Sommerhardt (BT-5112-0047-2009); Abstand ca. 70 m westlich zu WEA 2, • Quellbach südlich Dernbach (BT-5112-0109-2009); Abstand ca. 150 m südwestlich zu WEA 7, • Quellbach NO Wöllenbach (BT-5112-0112-2009); Abstand ca. 280 m nordöstlich zu WEA 7, • Quellbach NW Wöllenbach (BT-5112-0110-2009); Abstand ca. 275 m südöstlich zu WEA 7, • Felswand östlich Wassermühle (BT-5112-0105-2009); Abstand ca. 315 m nordwest- lich zu WEA 4, • Quellbach östlich Wassermühle (BT-5112-0108-2009); Abstand ca. 385 m östlich zu WEA 2, • Feuchtgrünland südlich Dernbach (BT-5112-0160-2009); Abstand ca. 385 m nord- westlich zu WEA 7, • Wiesenbach bei Dernbach (BT-5112-0157-2009); Abstand ca. 390 m nordwestlich zu WEA 7, • Quellbach nördlich Höferhof (BT-5112-0039-2009); Abstand ca. 430 m südlich zu WEA 1. Vereinzelt verlaufen Bäche, welche als gesetzlich geschützte Biotope gekennzeichnet sind, im Nahbereich der Zuwegung oder queren diese unterhalb von Bestandswegen. Natura 2000 Die geplanten Anlagen liegen nicht innerhalb eines Natura 2000-Gebietes. Das nächstgele- gene FFH-Gebiet Sieg (FFH-5212-302) befindet sich in einem Mindestabstand von etwa 230 m Entfernung zum geplanten Windpark, das FFH-Gebiet Stollen bei Morsbach-Schlech- tingen (FFH-5112-301) etwa 1,8 km. Das nächstgelegen Vogelschutzgebiet Westerwald (VSG-5312-401) befindet sich etwa 800 m östlich der geplanten WEA 7. Nächstgelegene FFH-Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie sind innerhalb der Grenzen des FFH-Gebietes Sieg dokumentiert (LRT 91E0: Auen-Wälder mit Alnus gluti- nosa und Fraxinus excelsior, LRT 9110: Hainsimsen-Buchenwald, LRT 9160: Sternmieren- Eichen-Hainbuchenwälder). Außerhalb der Grenzen des FFH-Gebietes befindet sich ein Hainsimsen-Buchenwald (LRT 9110, Eichen-Buchenwald am Forsthaus Rübegarten) in ca.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 28 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

190 m Entfernung zur geplanten WEA 3 sowie eine Waldparzelle gleichen LRT’s in ca. 350 m Entfernung zur WEA 6 (Eichen-Buchenwald NW Gut Altenhof). Eine zusammenfassende Beschreibung und Bewertung möglicher, negativer Auswirkungen auf die LRT’s sowie auf benachbarte Natura 2000-Gebiete ist Kapitel 4.4.3 zu entnehmen. Wasserschutzgebiete Gemäß den Daten von MUEEF (2018c) liegen die geplanten WEA nicht innerhalb eines fest- gesetzten Wasserschutzgebietes. Das nächstgelegene und länderübergreifende Wasser- schutzgebiet Wiehltalsperre (Zone III, RLP: Nr. 403002474, NRW: Nr. 511201) liegt ca. 4,6 km nördlich der WEA 1. Heilquellen- und Mineralquellenschutzgebiete befinden sich nicht im Nahbereich oder weite- ren Umfeld der Planung.

4 BEEINTRÄCHTIGUNGEN VON NATUR UND LANDSCHAFT Nach den Hinweisen zum Vollzug der Eingriffsregelung (HVE) des LFUG (1998) sind Beein- trächtigungen auf ihre Erheblichkeit und Nachhaltigkeit zu prüfen. Dabei wird die deutlich spürbare Negativveränderung einzelner Landschaftsfaktoren als erheblich eingestuft. Eine Nachhaltigkeit wird zudem unterstellt, wenn Beeinträchtigungen länger als fünf Jahre wirken. Hierzu werden vor allem der Wert der Bestandssituation, die Größe der Eingriffsfläche und die Art der zukünftigen Nutzung berücksichtigt. Der Vollzug der Planung wirkt sich auf alle Landschaftspotenziale vor Ort negativ aus, wobei die Beeinträchtigungen für das Boden-, Wasser- und Klimapotenzial als relativ gering einzu- stufen sind.

4.1 Boden Im Zuge der Errichtung der geplanten WEA werden die Fundamente (inkl. Turm), die Zufahr- ten zum Turm, die Kranstellfläche, die Sicherheitsstreifen sowie die Zuwegung bis zum Rückbau der WEA teil- bzw. vollversiegelt bleiben. In nachfolgender Tabelle sind die zu versiegelnden Flächengrößen für WEA und Zuwegung tabellarisch dargestellt. Hierbei ist zu beachten, dass nur die Eingriffsflächen berücksichtigt werden, welche abseits bereits befestigter Flächen (teil- oder vollversiegelte Bestandswege) liegen und im Zuge der Errichtung dauerhaft teil- bzw. vollversiegelt werden. Tabelle 7: Übersicht der dauerhaft zu versiegelnden Flächen für WEA und externe Zuwe- gung in m² abzüglich der Bestandswege

Teilversiegelung (Zufahrt Vollversiegelung (Fun- zum Fundament, Kranstell- Summe dament inkl. Turm) fläche, Sicherheitsstreifen, interne Zuwegung) WEA 1 507 2.128 2.635 WEA 2 507 2.906 3.413 WEA 3 507 2.504 3.011 WEA 4 556 2.705 3.261 WEA 5 507 3.016 3.523 WEA 6 507 2.598 3.105 WEA 7 507 2.629 3.136 Zwischensumme 3.598 18.486 22.084 externe Zuwe- 0 12.472 12.472 gung (dauerhaft) Summe gesamt 3.598 30.958 34.556

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 29 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Insgesamt werden für alle WEA ca. 3.598 m² Boden dauerhaft vollversiegelt. Abzüglich be- reits befestigter Flächen, welche sich mit der Planung überlagern, ist eine Teilversiegelung auf einer Fläche von insgesamt ca. 30.958 m² (davon ca. 18.486 m² für sieben WEA) not- wendig. Wegeabschnitte der internen und externen Zuwegung, welche während des Baus asphaltiert werden müssen, werden nach Fertigstellung zu Schotterwegen rückgebaut und werden demnach als teilversiegelte Flächen in der Bilanzierung berücksichtigt. Temporär befestigte Abschnitte der externen Zuwegung in einer Größenordnung von 459 m² (Rechnung: 12.931 m² (vgl. Tabelle 4) - 12.472 m² (vgl. Tabelle 7)) werden in der Eingriffsbi- lanzierung für das Schutzgut Boden nicht berücksichtigt. WEA-Eingriffsflächen, die im Zuge des Baus temporär befestigt werden (Lager-/Vormontagefläche, Stellfläche Hilfskran und Fahrbahnerweiterung: insg. 6.299 m², vgl. Tabelle 3), fließen in die Bilanzierung ebenfalls nicht mit ein. Der sich daraus ergebende Kompensationsbedarf für das Schutzgut Boden ist dem Kapitel 5.3.1 zu entnehmen. Neben der bau- und anlagenbedingten Versiegelung kann es durch die Bauarbeiten durch den Einsatz schwerer Bau- und Transportmaschinen zu starken Bodenverdichtungen, auch auf Nachbarflächen, insbesondere bei schlechter Witterung, kommen. Baubedingt können über die Versiegelung hinausgehende Auswirkungen auf den Boden ausgeschlossen wer- den, wenn die gültigen DIN-Vorschriften eingehalten werden. Gemäß LAGA 2003 ist der of- fene Einbau von Recyclingmaterial zulässig, wenn es den Zuordnungswert Z 1.1 unterschrei- tet. Es handelt sich demnach um Materialien der Einbauklassen 0 bis 1.1. Die anlagebeding- ten Bodenverluste durch Versiegelung und Teilversiegelung sind relativ kleinflächig und kön- nen durch entsprechende Vermeidungs- und Kompensationsmaßnahmen ausgeglichen wer- den (vgl. Kapitel 5.3).

4.2 Wasser Aufgrund der geringen Versiegelung und der kompletten Versickerung des Niederschlagwas- sers auf der Planfläche sind bezüglich der Versickerung von Niederschlag kaum Verände- rungen zu erwarten. Die geringe Tiefe der Fundamente von ca. 3,2 m bzw. 3,4 m minimiert die Gefahr, dass Grundwasser oder wasserführende Schichten beeinträchtigt werden. Somit ist auch während der Bauphase das Gefährdungspotenzial durch mögliche Leckagen von Betriebsstoffen oder durch Tropfverluste der Baumaschinen gering. Für den Betrieb einer Anlage werden für Getriebe, Wellen und Motoren Schmieröle und Kühlmittel benötigt, welche sich im Innern der WEA befinden. Mit einer betriebsbedingten Verunreinigung des Grundwassers ist jedoch nicht zu rechnen, da die Anlagen werkseitig mit Schutzeinrichtungen, bspw. Auffangbehältern, ausgestattet sind, die den etwaigen Austritt von Flüssigkeiten verhindern. Der DEUTSCHE NATURSCHUTZRING äußert sich zu dem Thema folgendermaßen: „Nennens- werte Auswirkungen auf das Grundwasser sind vom Bau einer WEA und deren Infrastruktur bei einer Meidung von Quellbereichen oder sonstigen besonders wertvollen Gewässerstruk- turen nicht zu erwarten, da die versiegelte Fläche des Fundamentes gering ist und die Zuwe- gungen üblicherweise aus offenporigem Material aufgebaut werden, so dass die Grundwas- serspende nicht reduziert wird. Eine Gefahr der Grundwasser-Verschmutzung geht vom Be- trieb der WEA nicht aus. Selbst bei einem Unfall, bei dem Getriebeöl austritt, wird dieses Öl in einer Auffangwanne in der WEA selbst gesammelt […], so dass kein Öl nach außen und damit in den Boden oder das Grundwasser gelangen kann“ (DNR 2012). Gemäß der Stellungnahme zur hydrogeologischen Situation zum Baugutachten GRÖBLINGHOFF (2018) beträgt die Eindringtiefe von Löschwasser bzw. Betriebsstoffen im Falle einer Havarie an den Anlagenstandorten aufgrund der geringen Wasserdurchlässigkeit des Untergrundes (Festgestein mit verlehmten Trennfugen) nach 24 Stunden lediglich 9 cm. Somit besteht eine ausreichende Reaktionszeit, um entsprechende Sicherungsmaßnahmen zu ergreifen.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 30 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Das KOMPETENZZENTRUM NATURSCHUTZ UND WINDENERGIE (KNE) führt zu den Fundamenten und möglichen Beeinträchtigungen des Grundwassers Folgendes aus: „Zur Betonherstellung werden Zement und Zusatzstoffe – wie zum Beispiel Bindemittel und Gesteinskörnungen – eingesetzt. Diese Ausgangsstoffe können prinzipiell auch das Grundwasser und den Boden gefährdende Spurenelemente enthalten. Allerdings gibt es hinsichtlich der Umweltverträg- lichkeit von Beton und seiner Ausgangsstoffe eine Reihe von einzuhaltenden bauaufsichtli- chen Regelungen, Normen und Zulassungsvoraussetzungen. Erfolgt die Herstellung von Be- ton nach den entsprechenden DIN-Normen bzw. werden – den jeweiligen DIN-Normen ent- sprechend – als unbedenklich geltende Ausgangsstoffe verwendet, so ist eine Umweltver- träglichkeit sichergestellt“ (KNE 2017). Baubedingt anfallendes Grubenwasser sollte flächig auf den umliegenden Bereichen verrieselt werden. Bei der Stromerzeugung durch Windenergie entstehen keine Abwässer. Im Mündungsbereich der externen Zuwegung zur L278 wird zur Errichtung eines temporären Umladeplatzes ein Teil des Sommerhardtseifens bzw. Buchengrabens überplant. Dieser muss für die Dauer der Windparkerrichtung auf einer Länge von etwa 30 m temporär befes- tigt werden (vgl. Abbildung 5, orange Linie). Dies erfolgt in diesem Bereich schonend in Form einer temporären Verlegung von Platten. Dadurch kann ein Eingriff in das Gewässer und die Veränderung der Gewässerbeschaffenheit vermieden werden. Nach Beendigung der Bauar- beiten wird der Umladeplatz einschließlich der genannten Platten vollständig und rückstands- los zurückgebaut. Um die temporäre Überplanung des Gewässerbereiches zu minimieren, sollte die Errichtung des Umladeplatzes und die Verlegung der Platten erst kurz vor Bedarf errichtet werden. Entgegen der Gewässerverlaufsdarstellung des Sommerhardtseifens einschlägiger Quellen (bspw. Topographische Karte, Geoportal Wasser (MUEEF 2018c)) quert das Gewässer vor seinem Mündungsbereich in den Wisserbach den Bestandsweg und verläuft innerhalb des Zuwegungstrichters durch die Gehölzinsel, bevor der Bach die L278 quert. Der tatsächliche Verlauf ist skizzenhaft in Abbildung 5 (schwarz gestrichelt) dargestellt. Der dargelegte Ver- lauf wurde von der Hatzfeld-Wildenburg‘schen Verwaltung (schriftliche Mitteilung vom 19.09.2018) bestätigt. Für den Bau der WEA muss die Gehölzinsel im Einfahrtstrichter des Forstwirtschaftsweges gefällt werden. Ein Eingriff in den Gewässerabschnitt ist nicht notwen- dig. Somit können erhebliche Beeinträchtigungen auf den Zufluss des Wisserbachs vermie- den werden.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 31 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Abbildung 5: Tatsächlicher Verlauf des Sommerhardtseifens (schematische Darstellung); Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2018 Zusammenfassend sind Beeinträchtigungen für das Schutzgut Wasser unter Berücksichti- gung der in Kapitel 5.1 für das Schutzgut Wasser genannten Vermeidungsmaßnahmen nicht zu erwarten.

4.3 Klima Durch die Bauarbeiten sind keine spürbaren Beeinträchtigungen für das Klima zu erwarten. Während der Bauphase kann es zeitlich begrenzt zu Staubemissionen kommen. Die kleinklimatischen Veränderungen oder die Beeinflussung der Windverhältnisse spielen eher eine untergeordnete Rolle. Durch die WEA findet eine geringfügige Veränderung des Windfeldes statt, da es durch die Energieentnahme zu einer Schwächung des Windaufkom- mens kommt. Jedoch sind auch hier die Veränderungen der Umgebung nur sehr gering. Eine großflächige Bodeninanspruchnahme bzw. Grünlandinanspruchnahme findet nicht statt, dadurch wird die Kaltluftproduktion kaum eingeschränkt. Auch weisen die geplanten WEA keine Barrierewirkung für den Luftaustausch auf. Kleinklimatische Veränderungen durch Schattenwurf oder entlang von Waldrändern infolge der Öffnung der Waldbestände sind von untergeordneter Bedeutung.

Im Hinblick auf die derzeitige Klimadiskussion (Treibhauseffekt und CO2-Problematik) führt die Nutzung der Windenergie zu positiven Effekten. Aus dem Einsatz der erneuerbaren Energien im Jahr 2017 resultierte eine Treibhausgasvermeidung von rund 138 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten im Stromsektor (UMWELTBUNDESAMT 2018). Laut UMWELTBUNDESAMT (2018) betrug der Anteil an erneuerbaren Energien am gesamten Bruttostromverbrauch in Deutschland im Jahr 2016 31,6 % und stieg im Jahr 2017 auf 36,2 %. Die Windenergie (Land und See) verzeichnete dabei 2017 einen Anteil von 17,7 %. Im Zusammenhang einer Umfrage der FA WIND (2018) finden insgesamt „82 % der repräsentativ Befragten […], dass alle Bundesländer – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – jeweils einen relevanten Beitrag zum Ausbau der Windenergie an Land leisten sollten“. Sichtbare Klimaauswirkungen können al- lerdings nicht allein durch die Windenergienutzung bewirkt werden. Vielmehr führt ein Ener- giemix gekoppelt mit Energieeinsparpotenzialen zu den gewünschten Erfolgen.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 32 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Insgesamt gesehen haben die beantragten WEA daher einen positiven Effekt auf das Klima.

4.4 Arten und Biotope

4.4.1 Vegetation Die geplanten Anlagenstandorte befinden sich innerhalb von Forstflächen bzw. Pionierwald- standorten. Nachfolgend werden die dauerhaften und temporären Rodungsflächen (Tabelle 8 und Tabelle 9) je Anlagenstandort und die Rodungsflächen der externen Zuwegung (Tabelle 10) tabellarisch dargestellt. Überschneidungen mit Offenlandbiotoptypen, bspw. Grünland, Säume, und Bestandswege wurden bei der Berechnung der Rodungsflächen nicht mit einbezogen. Tabelle 8: Übersicht der dauerhaften Rodungsflächen an den jeweiligen Anlagenstandorten in m²

ft

uerhaft

Fundament (inkl. Turm) Fundament Turm) (inkl. dauerhaft Zufahrtdauerhaft Kranstellfläche da interne Zuwegung dauerhaft Sicherheitsstreifen dauerhaft Hilfskranstellfläche dauerhaft Fahrbahnerweiterung dauerha Auslegermontageflä- chedauerhaft Böschungen dauerhaft sonstigeEingriffsflä- chen dauerhaft Summe

WEA 1 507 0 1.563 565 0 362 0 2.242 340 62 5.641 WEA 2 507 18 1.775 1.083 30 712 0 589 99 571 5.384 WEA 3 507 0 1.575 903 26 706 0 2.412 115 27 6.271 WEA 4 556 0 1.400 1.225 80 602 0 1.489 154 87 5.593 WEA 5 507 18 1.575 1.284 139 673 45 2.222 60 120 6.643 WEA 6 507 18 1.575 1.005 0 726 0 2.293 81 108 6.313 WEA 7 507 18 1.575 1.010 26 690 0 1.890 0 108 5.824 Summe 3.598 72 11.038 7.075 301 4.471 45 13.137 849 1.083 41.669

Tabelle 9: Übersicht der temporären Rodungsflächen an den jeweiligen Anlagenstandorten in m²

Eingriffsflä-

/Vormontage-

-

Fahrbahnerweiterung temporär Lager flächetemporär Böschungen temporär sonstige chen temporär Summe

WEA 1 0 257 1.254 2.052 3.563 WEA 2 0 240 578 1.627 2.445 WEA 3 0 240 959 2.039 3.238 WEA 4 0 241 1.443 1.666 3.350 WEA 5 71 239 3.806 2.012 6.128 WEA 6 0 240 320 2.055 2.615 WEA 7 0 240 1.006 2.136 3.382 Summe 71 1.697 9.366 13.587 24.721

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 33 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Tabelle 10: Übersicht der dauerhaften und temporären Rodungsflächen an den jeweiligen Anlagenstandorten und der externen Zuwegung einschließlich der zugehörigen Nebenanla- gen in m²

dauerhafte Ro- temporäre Ro- Summe dungsflächen dungsflächen

WEA 1 – 7 * 41.669 24.721 66.390

Zuwegungsausbau 12.305 0 12.305 extern Überschwenkbe- 0 641 641 reich (Turm) Überschwenkbe- 1.639 8.158 9.797 reich (Rotorblätter) Böschungen 0 374 374 sonstige Eingriffs- 0 12.960 12.960 flächen Umladeplatz 0 4.467 4.467 Zwischensumme 13.944 26.600 40.544

Summe gesamt 55.613 51.321 106.934 * Flächensummen aus Tabelle 8 und Tabelle 9 Für die Errichtung werden insgesamt etwa 106.934 m² Wald- und Gehölzflächen gerodet, von denen etwa 55.613 m² dauerhaft gehölzfrei bleiben und bei nicht dauerhaft befestigten Eingriffsflächen der Sukzession überlassen werden. Darüber hinaus können temporäre Ro- dungsflächen von etwa 51.321 m² mit standortgerechten Laubgehölzen wiederaufgeforstet werden, welche mittel- bis langfristig die vormals nadelholzgeprägten Standorte ökologisch aufwerten. Ebenso wird stellenweise in Offenlandbiotoptypen, bspw. Grünlandbestände, eingegriffen und bei der Ermittlung des Kompensationsbedarfs entsprechend berücksichtigt (vgl. Kapitel 5.3.2). Eine Berücksichtigung erfolgt, wenn diese dauerhaft befestigt werden. Während der Aufbauphase können durch Baumaschinen, Schwerlasttransporter und Besu- cher-Pkws Vegetationsschäden auf benachbarten Flächen entstehen. Bestehende Gehölze entlang der Wege sind in der Bauphase bzw. der Anlieferung der Anlagenteile besonders zu berücksichtigen und zu erhalten. Falls es zu Zerstörungen kommt, muss der Ausgangszu- stand wiederhergestellt werden. Aufgrund der Nutzung von Bestandswegen zur Andienung der geplanten Anlagen, wird die Zerschneidungswirkung auf die zusammenhängenden Waldflächen vermindert. Weiterhin sind durch die Planung keine Lebensräume sowie Arten des Anhangs II der FFH- Richtlinie nach § 19 BNatSchG (Umweltschaden) betroffen. Gemäß dem Forsteinrichtungswerk der Hatzfeld-Wildenburg’schen Verwaltung wird in einen Altholzbestand (Eichenbestand ca. 125 Jahre) am Anlagenstandort WEA 2 durch den Zuwe- gungsausbau in einer Größe von ca. 130 m² eingegriffen. Aufgrund der Größe der Altholzflä- che von etwa 6.500 m² und der vereinzelten Lage ist dieser Bestand nicht als zusammen- hängender Laubholzbestand mit Ausschlusswirkung gemäß LEP IV zu werten. Dieser Ein- griff erfolgt darüber hinaus nur kleinflächig und im Randbereich des Altholzbestandes. Der Bestand wird entsprechend seiner ökologischen Wertigkeit bei der Ermittlung des Kompen- sationsbedarfs berücksichtigt (vgl. Kapitel 5.3.2). Auch die Zuwegung der WEA 3 verläuft in- nerhalb eines Bestandsweges durch einen großflächig zusammenhängenden, älteren Laub- holzbestand (Eichenbestand ca. 160 Jahre). Entsprechend der Planung ist der Bestandsweg und dessen Wegerandbereich jedoch breit genug, so dass in den Altholzbestand nicht einge- griffen werden muss.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 34 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Auch befinden sich entlang der externen Zuwegung vereinzelt gesetzlich geschützte Biotope in Form von Bachläufen. Die Zuwegungsplanung wurde so konzipiert, dass in diese Bäche nicht eingegriffen werden muss. So wurde der Umladeplatz im Zufahrtsbereich der WEA 1 so geplant, dass kein Eingriff in die § 30-Biotope (BT-5112-0047-2009, BT-5112-0043-2009) er- folgt. Der Bestandsweg nördlich des Umladeplatzes, innerhalb dessen die auszubauende Zuwegung zur WEA 1 verläuft, wird im Bereich des von Norden kommenden Gewässers eine Platte temporär verlegt, um einen Eingriff in das gesetzlich geschützte Biotop zu vermei- den. Im Kurvenbereich der Zuwegung zur WEA 1, nördlich des Umladeplatzes, müssen für Über- schwenkbereiche vereinzelt bachbegleitende Gehölze auf Geländeoberkante des Weges zu- rückgeschnitten werden, welche gemäß den Grenzen des § 30-Biotops (BT-5112-0047- 2009) Bestandteile dessen sein können. Insofern möglich, sollten diese während des Baus geschont werden. Sollte ein Eingriff erfolgen, werden die Bestände bei der Ermittlung des Kompensationsbedarfs entsprechend ihrer ökologischen Wertigkeit berücksichtigt (vgl. Kapi- tel 5.3.2) und durch geeignete Maßnahmen kompensiert (vgl. Kapitel 5.3.5). Bewertung Vegetation Bau-, betriebs- und anlagebedingt kommt es durch die geplanten WEA zu einem Verlust der vorhandenen Vegetationsdecke und somit auch zu einem Verlust von Lebensraum. Hiervon betroffen sind hauptsächlich Nadelwald- bzw. Mischbestände (geringfügiger Anteil eines Alt- holzbestandes), Sukzessions- bzw. Pionierwaldflächen sowie Grünland- und Saumflächen. Aufgrund der Betroffenheit von vorwiegend gering bis mittelwertigen Biotopstrukturen sowie den geringflächigen Eingriff in höherwertige Biotope, ist die Eingriffsintensität und damit die Konfliktsituation im Hinblick auf das Schutzgut Pflanzen insgesamt als niedrig bis mittel zu werten. Eingriffe in Vegetationsbestände sind zu kompensieren. Die jeweilige ökologische Wertigkeit der Bestände wird im Zuge der Erhebung des Kompensationsbedarfs berücksich- tigt. Vorkommen von Pflanzen- bzw. Moosarten des Anhangs II und IV der FFH-Richtlinie sind hinreichend sicher auszuschließen.

4.4.2 Fauna Bei möglichen Beeinträchtigungen für die Fauna ist zwischen den Auswirkungen während der Bauphase und während des Betriebs zu unterscheiden. Baubedingt sind Auswirkungen auf die Fauna durch Lärm- und Schallimmissionen und Be- wegungsunruhe der Baufahrzeuge denkbar. Aufgrund der relativ kurzen Bauzeit sind mögli- che Beeinträchtigungen aber nur gering und von kurzer Dauer. Weiterhin können durch den Eingriff Brut-, Nist- und Nahrungsplätze zerstört oder geschädigt oder Einzelindividuen getö- tet werden. Bau- und anlagebedingt (Versiegelung, Teilversiegelung) kommt es insbesondere zur Um- wandlung von Waldflächen, welche Habitat(strukturen) verschiedener Arten sein können. Von den betriebsbedingten Auswirkungen durch Windenergieanlagen können vor allem Vo- gel- und Fledermausarten betroffen sein. Mögliche Ursachen für Beeinträchtigungen sind: • Barrierewirkung insb. für Vogelzug, • Habitatzerstörung durch Flächeninanspruchnahme oder Meideverhalten der Tiere, • Kollisionen und Barotrauma. Avifauna Im Zuge der Kartierungen 2015 (BLW 2018c) wurden drei Brutplätze des Rotmilans im 3,0 km-Radius um die WEA-Planung nachgewiesen, davon zwei innerhalb eines 1,5 km-Ra- dius. Darüber hinaus konnten noch zwei weitere Brutplätze und ein Revier in mindestens 4,0 km Entfernung zur WEA-Planung dokumentiert werden. Für die Art wurde eine Raumnut- zungsanalyse 2015 durchgeführt. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass das Plangebiet und

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 35 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

dessen Umfeld nur sehr selten für die Nahrungssuche genutzt wird, da sich keine guten Nah- rungshabitate in diesem Bereich befinden. Lediglich WEA 2 liegt gemäß den Auswertungen am Rande eines regelmäßig genutzten Aktionsraumes des Brutpaares 8 mit mittlerer Nut- zungshäufigkeit, jedoch außerhalb eines Kernraumes der Raumnutzung. Der Standort der WEA 2 weist hingegen eine geringe Nutzungshäufigkeit auf. Ebenso wurden keine festen Flugrouten zwischen Horst und Nahrungshabitat, welche über das Plangebiet führen, nach- gewiesen (BLW 2018d). Entsprechend den Ergebnissen der Horstkartierung aus dem Jahr 2018 – ein aus dem Jahr 2015 belegter Horst war 2018 erneut besetzt - ist von einem ähnli- chen Raumnutzungsmuster wie 2015 auszugehen, da der gleiche Horst erneut besetzt war (BLW 2018e). Der Eintritt eines Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 2 und 3 BNatSchG kann indes mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Analog zum Rotmilan wurde für den Schwarzstorch, welcher 2015 mit zwei Brutplätzen im 6,0 km-Radius dokumentiert wurde und von dem ein Brutplatz 2018 erneut besetzt war, eine Raumnutzungsanalyse durchgeführt. Innerhalb eines 200 m-Radius um die geplanten WEA- Standorte konnten keine Überflüge dokumentiert werden. Geeignete und von der Art häufig aufgesuchte Nahrungshabitate stellten störungsarme Bachtäler abseits der Windenergiepla- nung dar. Die Kollisionswahrscheinlichkeit i.S.d. § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG wird gemäß Gutachter als sehr gering gewertet. Auch kann der Eintritt eines Verbotstatbestandes nach § 44 Abs. 1 Nr. 2 und 3 BNatSchG aufgrund der Entfernung mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Für die weiteren als windkraftsensibel zu wertenden und erfassten Arten Graureiher, Kor- moran, Kranich, Schwarzmilan, Wiesenweihe und Waldschnepfe kann gemäß Gutachter der Eintritt eines Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 BNatSchG mit hinreichender Si- cherheit ausgeschlossen werden (BLW 2018c). Auch im Hinblick auf den Vogel- und Kranichzug ist ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko mit hinreichender Sicherheit auszuschließen. Auch ist das Plangebiet nicht als Teil eines überregional bedeutsamen Vogelzugkorridors zu werten. Für die Artengruppe der Vögel im Allgemeinen sollte im Hinblick auf mögliche Brutvorkom- men in den Eingriffsflächen die Entnahme von Gehölzen außerhalb der Brutzeit unter hilfs- weise Anwendung des § 39 Abs. 5 BNatSchG und den darin festgesetzten Zeiten (01.10. – 28./29.02.) erfolgen. Dadurch kann der Eintritt eines Verbotstatbestandes einer Tötung im Zusammenhang der Zerstörung von Gelegen gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 und 3 BNatSchG so- wie eine erhebliche Störung gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Hierbei sind die zeitlichen Anforderungen weiterer planungsrele- vanter Arten zu berücksichtigen. Insgesamt kann für die Artengruppe der Vögel von einem geringen Konfliktpotenzial ausge- gangen werden. Der Eintritt eines Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 BNatSchG für die Artengruppe der Vögel kann mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Fledermäuse Von den sechs als kollisionsempfindlich eingestuften Fledermausarten besteht insbesondere für den Großen und Kleinen Abendsegler während der Zugzeit im Spätsommer/Herbst ein betriebsbedingt erhöhtes Kollisionsrisiko. Um den Eintritt eines Verbotstatbestandes nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG zu vermeiden, ist eine temporäre Betriebszeitenbeschränkung nach BRINKMANN et al. (2011) einschließlich eines bioakustischen Gondel- bzw. Höhenmoni- torings für die WEA-Standorte 1, 2, 4 und 6 durchzuführen. Für die weiteren kollisionsempfindlichen Fledermausarten Breitflügelfledermaus, Rauhautfle- dermaus, Zwergfledermaus und Mückenfledermaus wird gemäß den Ergebnissen nach BLW (2018b) kein erhöhtes Tötungsrisiko prognostiziert. Eine Gefährdung besteht weiterhin im Rahmen der Tötung von Individuen im Zusammen- hang der Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten i. S. d. § 44 Abs. 1 Nr. 1 und 3 BNatSchG sowie der Störung i. S. d. § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG. Hierfür wird eine Kontrolle

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 36 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

potenzieller Quartierbäume vor Rodungsbeginn im Bereich der Zuwegung durchgeführt (vgl. Kapitel 5.1). Weiterhin soll eine ökologische Baubegleitung den weiteren Bauverlauf beglei- ten. Unter Berücksichtigung geeigneter Vermeidungsmaßnahmen für die Artengruppe der Fleder- mäuse ist der Eintritt eines Verbotstatbestandes nach § 44 Abs. 1 BNatSchG mit hinreichen- der Sicherheit auszuschließen. Weitere Arten Ein Vorkommen der Haselmaus innerhalb der Eingriffsflächen ist aufgrund der Lage der ge- planten WEA innerhalb von Waldflächen nicht auszuschließen. Eine direkte Tötung der Art (§ 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG) ist insbesondere für Rodungsarbeiten während der Winter- schlafphase im Zusammenhang der Zerstörung ihrer Winternester (§ 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG) möglich, da die Nester gut getarnt am Boden oder zwischen Wurzelstöcken er- richtet werden. Um einen Verbotstatbestand gemäß § 44 Abs. 1 BNatSchG zu vermeiden, ist eine Rodungs- und Bauzeitenbeschränkung (vgl. Kapitel 5.1) einzuhalten sowie vorgezo- gene Ausgleichsmaßnahmen zur Wahrung der ökologischen Funktion (CEF-Maßnahmen, vgl. Kapitel 5.2) umzusetzen. Gemäß den Ausführungen zur Habitateinschätzung der Wildkatze nach BLW (2018a) ist es nicht auszuschließen, dass Biotop- bzw. Vegetationsstrukturen mit Potenzial für Ruhestätten im Bereich der Baufelder zerstört werden könnten. Jedoch sind die Eingriffsflächen im Ver- hältnis des Streifgebietes der Wildkatze relativ kleinflächig, so dass im Umfeld ausreichend Ausweichhabitate zur Verfügung stehen. Typische Fortpflanzungshabitate bzw. -strukturen wurden indes nicht dokumentiert. Eine durch Bauarbeiten verursachte erhebliche Störung im Umfeld der Planung ist jedoch nicht gänzlich auszuschließen. Daher ist gemäß Gutachter eine Rodungs- und Bauzeitenbeschränkung als Vermeidungsmaßnahme einzuhalten (vgl. Kapitel 5.1). Weiterhin sollen aus Gründen der Vorsorge geeignete Fortpflanzungs- und Ru- hestätten in Form von Reisighaufen, Totholz, Wurfkisten etc. in bestehenden, älteren Laub- waldbeständen (insbesondere im Umfeld der WEA 2, 4, 5) vor Rodungsbeginn geschaffen werden. Aufgrund der Habitatausstattung ist ein abschnittsweises Vorkommen der Zauneidechse und der Schlingnatter innerhalb des Plangebietes möglich. Insofern in wärmebegünstigte bzw. besonnte, halboffene Sukzessionsflächen eingegriffen wird, ist eine Rodungs- und Bau- zeitenbeschränkung unter Berücksichtigung des Lebenszyklus weiterer planungsrelevanter Arten einzuhalten, um den Eintritt eines Verbotstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 BNatSchG zu vermeiden (vgl. Kapitel 5.1). Der Hirschkäfer könnte prinzipiell in den verstreut liegenden Altholzbeständen im Umfeld der geplanten WEA geeignete Habitatstrukturen finden. Jedoch wird nicht in derartige Alt- holzbestände eingegriffen (WEA 3), bzw. entspricht der Altholzbestand am geplanten Stand- ort der WEA 2 nicht den Altersanforderungen der Art, so dass der Eintritt eines Verbotstatbe- standes nach § 44 Abs. 1 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden kann. Darüber hinaus ist ein Vorkommen sonstiger besonders geschützter Tierarten(gruppen) so- wie Insekten auf den Eingriffsflächen nicht gänzlich auszuschließen. Allerdings weisen die geplanten Eingriffsflächen keine hervorgehobene Wertigkeit auf, so dass kein Vermeidungs- potenzial für besonders geschützte Arten durch Standortanpassungen besteht. Hinsichtlich der Beeinträchtigungen von potenziell auf den Flächen vorkommenden besonders geschütz- ten Arten wie Reptilien- oder Amphibienarten sowie Waldameisen (hügelbauend) sind ent- sprechende Vermeidungsmaßnahmen umzusetzen (siehe Kapitel 5.1). So sollten innerhalb und im direkten Nahbereich der Eingriffsflächen gefundene Ameisenhü- gel entsprechend gekennzeichnet werden (bspw. durch Flatterband oder Bauzaun), um eine Beschädigung bzw. Zerstörung während den Rodungs- und Bauarbeiten zu vermeiden. Ist eine Beseitigung von vorhandenen Ameisenhügeln unumgänglich, ist das weitere Vorgehen

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 37 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

mit der zuständigen Naturschutzbehörde zu klären (bspw. in Form einer Umsiedlung des Ameisenstaates). Um Fallenwirkungen durch die tiefen Fundamentgruben für Reptilien-, Amphibien- und Kleinsäugerarten zu minimieren, sollten entsprechende Vermeidungsmaßnahmen berück- sichtigt werden, die auf eine allmorgendliche Kontrolle der Fundamentgruben auf hineingera- tene Tiere abzielen. Mögliche verbleibende, unvermeidbare Beeinträchtigungen von Tierarten sind im Sinne des § 15 Abs. 2 BNatSchG entsprechend naturschutzfachlich zu kompensieren. Durch die Planung sind somit keine Arten nach § 19 BNatSchG (Umweltschaden) betroffen und Umweltschäden daher nicht zu erwarten. Biotopverbund Die geplanten Anlagenstandorte befinden sich gemäß Landschaftsrahmenplan (SGD NORD 2010) innerhalb von bedeutsamen Flächen des regionalen Biotopverbundes. Laut aktuellem RROP Mittelrhein-Westerwald stellen entsprechende Biotopverbundflächen einen Teil des Vorbehaltsgebietes regionaler Biotopverbund (Grundsatz G 63) und des Vorbehaltsgebietes Ressourcenschutz (Grundsatz G 81) dar. Eine Darstellung des Plangebietes im aktuellen RROP als Vorbehaltsgebiet Ressourcenschutz erfolgt jedoch nicht. Kernflächen des Biotopverbundes liegen entlang des Wisserbachs und werden durch die Planung nicht berührt (ebd.). Der Landschaftsraum in und um die Planung wird als Waldland- schaft beschrieben (ebd.). Neben dem Erhalt der Wälder als Lebensraum für bestimmte Tier- arten sollen ebenfalls entsprechende Waldbiotope erhalten und entwickelt werden. Die geplanten WEA sind hauptsächlich innerhalb von Nadel(misch)wald- und Pionierwaldflä- chen geplant. Eine Überplanung von Sonderstandorten wie z. B. Au- und Bachuferwälder, Trocken-, Gesteinshalden- und Niederwälder in Hanglagen oder Wiesentälern entlang von Fließgewässern, welche als Trittsteinbiotope oder als Wanderkorridore genutzt werden, fin- det nicht statt. Auch befindet sich das Plangebiet laut LUWG (2009) nicht innerhalb eines Wanderkorridors regionaler und überregionaler bzw. nationaler und europaweiter Bedeutung für Wildtiere. Weiterhin werden für die Andienung der Anlagenstandorte weitgehend Be- standswege genutzt, wodurch zusätzliche Zerschneidungen vermieden werden. Darüber hin- aus wird nach Beendigung des Baus der Waldbestand stellenweise mit standortgerechten Gehölzarten bestockt, die mittel- bis langfristig zu einer ökologischen Aufwertung der bisheri- gen Nadelholzbestände führen. Eine Beeinträchtigung des Biotopverbundes und somit der Grundsätze G 81 und G 63 findet aus fachgutachterlicher Sicht nicht statt. Bewertung Fauna Erhebliche bau- oder anlagebedingte Auswirkungen auf das Schutzgut Fauna sind durch die geplanten WEA nicht zu erwarten. Durch Umsetzung geeigneter Vermeidungsmaßnahmen für die betroffenen Arten(-gruppen) kann der Eintritt eines Verbotstatbestandes nach § 44 Abs. 1 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Weiterhin sind vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF-Maßnahmen) für die Haselmaus und die Wildkatze umzusetzen. Ein Vorkommen weiterer, besonders geschützter Tierarten – bspw. Ameisen, Waldeidechse etc. – ist potenziell möglich. Für die betroffenen Arten(gruppen) sollten geeignete Vermei- dungsmaßnahmen umgesetzt werden. Ein Umweltschaden gemäß § 19 BNatSchG ist aus fachgutachterlicher Sicht auszuschlie- ßen.

4.4.3 Natura 2000 Die Natura 2000-Vorprüfung (GUTSCHKER-DONGUS 2018c) zu den im Umfeld befindlichen FFH- und Vogelschutzgebieten Sieg (FFH- 5212-302), Stollen bei Morsbach-Schlechtingen

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 38 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

(FFH-5112-301) und Westerwald (VSG-5312-401) kommt zu dem Schluss, dass negative Auswirkungen auf den Erhaltungszustand der Zielarten und Lebensraumtypen durch die Pla- nung mit hinreichender Sicherheit auszuschließen sind und eine Verbesserung des Erhal- tungszustands durch die Planung nicht verhindert wird. Die Planung wird aus fachgutachterli- cher Sicht mit den Schutzzielen der betrachteten Gebiete als verträglich erachtet.

4.5 Landschaftsbild und Erholung „Grundsätzlich umfasst das Landschaftsbild immer mehr als die sichtbaren Tatsachen: in ihm spiegelt sich zugleich die Subjektivität des Betrachters wider. Zwar ist die reale Landschaft mit ihren vielfältigen Strukturen und Prozessen der materielle Auslöser ästhetischer Erleb- nisse, aber erst die Wünsche, Hoffnungen und Sehnsüchte des Betrachters verwandeln fak- tisch Landschaft in ein werthaltiges Landschaftsbild. [...] Diese die Wirklichkeit verändernde und erweiternde Imagination lässt die Realien zu „Phänomenen“ oder Erscheinungen wer- den, in denen nicht nur die Dinge selbst sich zeigen; in ihnen scheint zugleich eine andere Wirklichkeit auf, die das sinnlich Geschaute weit hinter sich lässt“ (NOHL 1993). Zur allgemeinen Bewertung der Empfindlichkeit des Naturraumes hinsichtlich der visuellen Beeinträchtigungen durch die geplanten WEA und zur Beurteilung der Wirkungen auf das Landschaftsbild wurde eine Begehung vor Ort durchgeführt und der Landschaftsraum be- züglich Vielfalt, Eigenart und Naturnähe analysiert. Die Basis für eine ruhige Erholung bildet die Kulturlandschaft in Verbindung mit Wäldern, der Geländemorphologie, der Vegetation und dem Artenbestand. Neben der vorgenannten Bestandserfassung des Landschaftsbildes als potenzielle Grundlage für die Bewertung der Erholung richtet sich der Erholungswert auch nach der bestehenden (oder geplanten) Erho- lungsinfrastruktur: Wanderwege, Aussichtspunkte, Sehenswürdigkeiten, sportliche und kultu- relle Einrichtungen sowie andere Erlebnismöglichkeiten. Für die Windenergieplanung Friesenhagen wurden zur Bewertung des Schutzgutes Land- schaftsbild und Erholung im Allgemeinen sowie der Bewertung der Verträglichkeit mit den Schutzzielen des Landschaftsschutzgebietes Wildenburgisches Land Fotovisualisierungen von 18 unterschiedlichen Standpunkten erstellt. Weiterhin wurde eine Sichtverschattungs- analyse im 10 km-Radius um die Planung durchgeführt (vgl. GUTSCHKER-DONGUS 2018b, Karte 1: Sichtbezug). Insgesamt werden die Anlagen bzw. Teile davon von ca. 90,8 % der Fläche nicht zu sehen sein. Insbesondere das bewegte Relief sowie die flächige Bewaldung führen zu einer starken Sichtverschattung. Weiterhin befinden sich im näheren, aber auch weiteren Umfeld technische Bauwerke in Form von Hochspannungsmasten und -leitungen, Bestandswindparks und Gewerbegebiete, welche als technische Vorbelastungen die visuelle Wirkung der geplanten WEA verändern und somit abschwächen. In Bezug auf das Landschaftsschutzgebiet Wildenburgisches Land bleiben aus fachgut- achterlicher Sicht die Schutzziele – Erhalt des Landschaftsbildes vor Verunstaltung sowie Er- halt des Naturgenusses – auch bei Realisierung des Vorhabens bestehen. Eine grob unan- gemessene Beeinträchtigung des Landschaftsbildes im Allgemeinen ist aus fachgutachterli- cher Sicht ebenfalls nicht zu erwarten. Für eine detailliertere Beschreibung und Bewertung wird auf das Fachgutachten Landschaftsbild und Erholung (GUTSCHKER-DONGUS 2018b) ver- wiesen. In Bezug auf die raumordnerischen Grundsätze G 97 (Erhalt des hohen Erlebniswerts der Landschaft) und G 100 (Sicherung der ruhigen Erholung in Natur und Landschaft) des RROP Mittelrhein-Westerwald wird gemäß den Ausführungen zum UVP-Bericht im Zusammenhang des Fachgutachtens Landschaftsbild und Erholung nicht verstoßen. Eine Beeinträchtigung der Erholungsfunktion im Nahbereich der WEA-Planung ist zwar grundsätzlich möglich, jedoch aufgrund der Schrittgeschwindigkeit eines auf den Wegen vor- beilaufenden Wanderers nur von temporärer und kurzer Dauer. Nicht zuletzt durch die ge- ringe Anzahl ausgewiesener Erholungsinfrastrukturen oder touristisch interessanter Objekte, bspw. Einkehrmöglichkeiten, Ratsplätze, Denkmäler, welche die Verweildauer im Nahbereich

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 39 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

der WEA weiter mindert. Betroffen sind darüber hinaus im Nahbereich in erster Linie lokale Wanderwege. Überregionale Qualitätswanderwege verlaufen nicht im Nahbereich der Pla- nung. Insgesamt sind von nur etwa 10 % der im Fachgutachten Landschaftsbild und Erho- lung betrachteten Wanderwege die Anlagen sichtbar. Auch eine mögliche Betroffenheit durch Lärmentwicklung von über 45 dB(A) - entspricht dem Richtwert für Kurgebiete am Tag nach TA-Lärm - auf Erholungssuchende entlang der Wanderwege im Nahbereich ist als äu- ßerst gering zu werten. Für eine detaillierte Beschreibung wird auf das Fachgutachten Land- schaftsbild und Erholung verwiesen. Dennoch stellen WEA einen erheblichen Eingriff in das Landschaftsbild dar. Begünstigt durch die exponierte Lage wird der visuelle Effekt der WEA verstärkt, der durch landespfle- gerische Maßnahmen nur unzureichend kaschiert werden kann. Weiterhin ist bei Anlagen über 100 m Gesamthöhe die notwendig werdende Tag-Nacht- Kennzeichnung zu berücksichtigen. Die Nachtkennzeichnung erfolgt nach Vorgabe der „All- gemeinen Verwaltungsvorschrift zur Kennzeichnung von Luftfahrthindernissen“ vom 24. April 2007 (zuletzt geändert durch die Verwaltungsvorschrift vom 26. August 2015 (Banz AT 01.09.2015 B4), durch eine rote Befeuerung auf dem Gondeldach und am Turm der WEA. Diese verursacht nächtliche Licht-Emissionen. Die Befeuerung wird mit einer Sichtweitenre- gulierung ausgestattet und mit allen geplanten WEA untereinander synchronisiert. Dadurch wird die Belastung minimiert (vgl. Kapitel 5.1). Die Tagkennzeichnung erfolgt durch das An- bringen von roten Farbfeldern bzw. Farbstreifen am äußeren Rand der Rotorblätter, am Turm und am Maschinenhaus. Die erheblichen Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes sind aufgrund der Größe der WEA (> 20 m) in der Regel nicht mehr gemäß § 15 Abs. 2 BNatSchG ausgleich- oder ersetz- bar. Gemäß der Landesverordnung über die Kompensation von Eingriffen in Natur und Land- schaft (LKompVO, STAATSKANZLEI RHEINLAND-PFALZ 2018) vom 12.06.2018 ist hierfür eine Ersatzgeldzahlung zu leisten (vgl. Kapitel 5.3.3). Bewertung Landschaftsbild und Erholung Das Vorhaben stellt durch seine Eigenart einen erheblichen Eingriff in das Landschaftsbild dar. Jedoch ist aus fachgutachterlicher Sicht und unter Erarbeitung einer Landschaftsbildan- alyse (Fotovisualisierungen, Sichtverschattung) eine grob unangemessene Beeinträchtigung des Landschaftsbilds sowie eine erhebliche Beeinträchtigung des Erholungswertes durch die Planung nicht gegeben. Ebenso werden durch das Vorhaben die Schutzziele des Land- schaftsschutzgebietes Wildenburgisches Land aus fachgutachterlicher Sicht nicht beein- trächtigt. Die visuelle Wirkung der WEA kann weiterhin durch geeignete Maßnahmen gemin- dert werden. Die Kompensation des Eingriffs in das Landschaftsbild erfolgt über eine Ersatz- geldzahlung nach den Vorgaben der LKompVO des Landes Rheinland-Pfalz.

4.6 Zusammenfassende Bewertung der Beeinträchtigungen Gemäß § 15 (5) BNatSchG ist ein Eingriff, der als Folge nicht vermeidbare und nicht aus- gleichbare erhebliche Beeinträchtigungen aufweist, unzulässig, wenn bei der Abwägung aller Anforderungen an Natur und Landschaft die Belange des Naturschutzes und der Land- schaftspflege vorgehen. Grundsätzlich ist die Errichtung und Erschließung von WEA nach § 35 BauGB im Außenbe- reich möglich, wenn öffentliche Belange nicht entgegenstehen. Eine Genehmigung kann er- folgen, wenn landesplanerische und raumordnerische Belange keinen Vorrang genießen. Im RROP Mittelrhein-Westerwald 2017 ist für das Plangebiet kein Vorrang- bzw. Ausschluss- gebiet für die Windenergie ausgewiesen. Das Plangebiet wird gemäß RROP als Vorbehalts- gebiet regionaler Biotopverbund sowie Vorbehaltsgebiet Erholung und Tourismus und sons- tige Waldflächen gekennzeichnet. Im aktuellen Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde Kirchen (Sieg) sind keine Vorrang- und Ausschlussflächen für die Windenergienutzung dar- gestellt. Alle geplanten Anlagenstandorte befinden sich innerhalb der Flächensignatur Wald-

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 40 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

fläche, für die vereinzelt der Erhalt oder die Entwicklung von naturnahen Waldflächen darge- stellt wird. Aus fachgutachterlicher Sicht können die raumordnerischen Belange auf Ebene des Raumordnungsplans und des Flächennutzungsplans mit Verweis auf die Argumentation in den vorangegangenen Kapiteln eingehalten werden bzw. stehen nicht im Konflikt mit die- sen. Schutzgebiete oder gesetzlich geschützte Biotope werden durch die Planung nicht beein- trächtigt, da diese einen ausreichend großen Abstand zu diesen einhalten oder eine Verträg- lichkeit mit den Zielen betroffener Schutzgebiete (LSG Wildenburgisches Land, FFH-Gebiet Sieg, FFH-Gebiet Stollen bei Morsbach-Schlechtingen, VSG Westerwald) fachgutachterlich bestätigt werden konnte. Beeinträchtigungen für die weiteren Landschaftspotenziale (Flora, Fauna, Boden etc.) müs- sen, soweit möglich, vor Ort ausgeglichen oder ersetzt werden. Insbesondere werden Anfor- derungen an die Kompensation der Beeinträchtigungen für das Landschaftsbild gestellt. Dies erfolgt über eine Ersatzgeldleistung nach den Vorgaben der LKompVO des Landes Rhein- land-Pfalz. Im Bereich des Standortes werden mit Ausnahme eines geringen Flächenanteils eines älte- ren Eichenbestandes am Standort der geplanten WEA 2 keine hoch- und höherwertigen Bio- tope beeinträchtigt. Diese werden im Zuge der Erhebung des Kompensationsbedarfs ent- sprechend berücksichtigt. Dieser Altholzbestand ist nicht als zusammenhängender Laubholz- bestand (> 120 Jahre) i.S.d. der dritten Teilfortschreibung des LEP IV zu werten. Ein kleiner Abschnitt eines § 30-Biotops (BT-5112-0047-2009) wird von der Planung (Überschwenkbe- reich) berührt, in dessen Folge ein Rückschnitt von bachbegleitenden Gehölzen, welche Be- standteil des gesetzlich geschützten Biotops sein können, notwendig sein kann. Wenn mög- lich, sind diese zu schonen. Die Gehölze werden bei einem Eingriff im Zuge der Erhebung des Kompensationsbedarfs entsprechend berücksichtigt. Auf Oberflächengewässer sind keine erheblichen Beeinträchtigungen zu erwarten. Zwar wird ein Gewässerabschnitt für einen Umladeplatz im Zuwegungsbereich der WEA 1 temporär überplant, jedoch wird ein Eingriff in das Gewässer durch das Verlegen von Platten vermie- den. Da bei der Errichtung und dem Betrieb einer WEA keine wassergefährdenden Betriebs- stoffe austreten bzw. durch anlageninterne Einrichtungen verhindert werden können, die Ver- siegelung nur kleinflächig erfolgt und auch das Fundament nicht bis zum Grundwasser reicht, sind auch für das Schutzgut Wasser keine Beeinträchtigungen zu erwarten.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 41 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

5 MAßNAHMEN BEI EINGRIFFSREALISIERUNG Negative Auswirkungen durch den Eingriff sind durch geeignete Maßnahmen zu kompensie- ren. Hierbei sind primär Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen zu berücksichtigen. Bleibt dennoch die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes oder des Landschaftsbildes be- einträchtigt, so ist dafür ein Ausgleich oder Ersatz zu schaffen. Ein funktionaler Zusammen- hang zwischen zerstörten Flächen und Ersatzmaßnahmen ist anzustreben. Sonderfälle wer- den durch die Festlegung einer finanziellen Ausgleichsabgabe kompensiert.

5.1 Vermeidungsmaßnahmen Wasser • Das Tag- und Grundwasser, welches sich in den Baugruben sammeln kann, darf nur breitflächig verrieselt werden. Eine direkte und konzentrierte Einleitung in ein Oberflä- chengewässer ist zur Vermeidung von Beeinträchtigungen der Gewässerchemie nicht zuzulassen. • Sachgerechte Lagerung wassergefährdender Stoffe während der Bauzeit und Einhal- tung entsprechender DIN-Vorschriften. • Überlagerung des Sommerhardtseifens im Bereich des Umladeplatzes mit Platten ist zeitlich auf das notwendige Maß zu beschränken. Boden • Beschränkung der Bebauung und Versiegelung auf das unbedingt notwendige Maß für Fundamentfläche, Kranstellflächen und Zufahrt. • Zur Andienung der WEA werden, soweit möglich, die bestehenden ausgebauten Wege genutzt, um zusätzliche Versieglungen und Bodenverdichtungen zu mindern bzw. zu vermeiden. Auszubauende bzw. neu anzulegende Wege, Kranstellflächen und Zufahrten werden teilversiegelt als Schotterwege angelegt. Ein Teil der Zuwe- gung wird für die Dauer der Anlagenerrichtung als asphaltierte Wegeabschnitte ange- legt, jedoch nach Beendigung zu Schotterwegen rückgebaut. Die Zuwegung zu den einzelnen Anlagen wird, wenn möglich, in die Kranstellflächen integriert. • Die Fundamentfläche wird nach Beendigung der Bauarbeiten größtenteils wieder mit Oberboden bedeckt und kann Teilbodenfunktionen übernehmen. • Die Befestigung der temporär in Anspruch genommenen Flächen ist auf Geovlies aufzubauen, damit das Material beim Rückbau restlos entfernt werden kann. • Sollten darüber hinaus weitere Lager- oder Stellflächen notwendig sein, sollen diese mit befahrbaren Platten (Baggermatratzen) abgedeckt werden, um den Verdichtungs- druck zu verteilen. • Die temporären Lager- und Montageflächen werden nach Abschluss der Bauarbeiten rückgebaut. • Zusätzliche Bodenverdichtungen müssen nach Beendigung der Bauarbeiten wieder fachgerecht behoben werden. • Während der Bauphase ist der Bodenaushub getrennt nach Ober- und Unterboden fachgerecht auszubauen, zu lagern und in den notwendigen Mengen wieder einzu- bauen oder zu entsorgen. • Bodenarbeiten, insbesondere der Schutz des Oberbodens und der Schutz benach- barter Flächen sind nach DIN 18915 (Bodenarbeiten) durchzuführen. Bei den Erdar- beiten ist DIN 18300 zu beachten. • Regenwasser versickert vor Ort. • Etwa zutage kommende archäologische Funde unterliegen gemäß §§ 16-18 Denk- malschutzgesetz Rheinland-Pfalz der Meldepflicht an die zuständige Denkmalfachbe- hörde.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 42 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Pflanzenschutz • Zu erhaltende Gehölze, Pflanzenbestände und angrenzende Vegetationsflächen sind nach DIN 18920 (Schutz von Bäumen, Pflanzenbeständen und Vegetationsflächen bei Baumaßnahmen) zu schützen. • Arbeiten sind nach Vorgaben der aktuell gültigen ZTV–Baumpflege (Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Baumpflege) bzw. nach den der- zeit allgemein anerkannten Regeln der Technik durchzuführen. • Beginn und Abschluss der Rodungs- und Bauarbeiten sind der zuständigen Natur- schutzbehörde anzuzeigen. • Für Transport, Lagerung und Pflanzung ist DIN 18916 (Pflanzen und Pflanzarbeiten Landschaftsbau) einzuhalten. • Die Pflege der anlagenumgebenden Freiflächen, wie Fundamentüberschüttung und Schotterflächen soll extensiv durchgeführt werden, d. h. kein Einsatz chemischer Mit- tel sowie Freischnitt nur bei Bedarf. • Baumaschinen, Baustellenfahrzeuge, Baustoffe und sonstige Baustelleneinrichtungen dürfen nicht außerhalb der zu überplanenden Bereiche auf unversiegelten Flächen abgestellt werden, sofern diese nicht durch befahrbare Abdeckplatten (s. o.) ge- schützt werden und deren Nutzung im Rahmen der Montage oder von Reparaturen zwingend notwendig ist. Trotzdem entstandene Schäden an Boden, Vegetation etc. sind zu beseitigen und der ursprüngliche Zustand wiederherzustellen. Alle beteiligten Baufirmen sind davon vor Baubeginn in Kenntnis zu setzen! Fledermäuse (gemäß BLW 2018b) • Temporäre Betriebszeitenbeschränkung nach BRINKMANN et al. (2011) einschließlich eines zweijähriges Gondelmonitorings: o Betroffene Arten: Kleiner Abendsegler, Großer Abendsegler, o betroffene Anlagenstandorte: WEA 1, 2, 4 und 6, o Die Ermittlung der Fledermausaktivität erfolgt über automatische Aufzeich- nungsgeräte mit der Möglichkeit der artgenauen Auswertung, o Zeitraum: 01.04. - 31.08.: 1 h vor Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang, 01.09. - 31.10.: 3 h vor Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang, o Regelfall der Abschaltung: Temperatur > 10°C, Windgeschwindigkeiten < 6 ms-1, kein Starkregen. o Die Betriebszeitenbeschränkung kann an die gewonnenen Ergebnisse des Monitorings angepasst werden. • Fortlaufende Kontrolle potenzieller Quartierbäume vor Rodungsbeginn im Bereich der Zuwegung einschließlich einer ökologischen Baubegleitung für die darauffolgende Baufeldfreimachung und den weiteren Bauablauf. Avifauna Allgemein Unabhängig der Windkraftsensibilität vereinzelter Arten sollte die Gehölzentnahme außer- halb der Brutzeit unter hilfsweise Anwendung des § 39 Abs. 5 BNatSchG und den darin fest- gesetzten Zeiten (01. Oktober – 28./29. Februar) erfolgen. Haselmaus • „Auf-den-Stock“-Setzen von Gehölzen unter hilfsweise Anwendung des § 39 Abs. 5 BNatSchG während der Winterschlafphase der Haselmaus im Zeitraum zwischen 01. November und 28./29. Februar. • Schonende, händische und einzelstammweise Gehölzentnahme mit anschließender schonender Entfernung des Schnittmaterials von den Eingriffsflächen. Das Befahren der Rodungsflächen mit schwerem Gerät ist in dieser Zeit nicht gestattet, um eine Zerstörung der am Boden befindlichen Winternester der Haselmaus zu verhindern.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 43 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Alternativ: Gehölzentnahme von bestehenden Wegen aus mittels Holzvollerntema- schine möglich. • Bodenarbeiten (Entfernen Wurzelstöcke etc.) sind nach der Winterschlafphase der Haselmaus (ab Anfang Mai) durchzuführen, um die Flucht in benachbarte Bestände zu ermöglichen. Wildkatze • Die Gehölzentnahme ist innerhalb des Zeitfensters vom 01. Oktober bis 28./29. Feb- ruar durchzuführen. • Eine Rodung im März ist nur in Abstimmung mit der zuständigen Naturschutzbehörde sowie bei vorheriger Kontrolle der Eingriffs-/Rodungsflächen durch eine versierte Fachkraft möglich. • Alle zwischen dem 01. März und 31. Juli stattfindenden Arbeiten sind tagsüber zwi- schen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang durchzuführen, um eine störungsarme Lebensraumnutzung während der Hauptaktivitätszeit zu gewährleisten. Ausnahmen stellen hierbei eine Nacht je WEA für das Betonieren des Fundamentes dar. Da Schwerlasttransporte nur in der Nacht erfolgen können, sind die Umladeplätze, die sich ausschließlich an stärker frequentierten Landes-/Kreisstraßen befinden, von der Bauzeitenbeschränkung befreit. • Keine (Wartungs-) Arbeiten an den WEA während der Dämmerungs- und Nachtstun- den. • Keine Beleuchtungsanlagen im Eingangsbereich der WEA, z. B. in Verbindung mit einem Bewegungsmelder. • Keine zusätzlichen Beleuchtungsanlagen an den Anlagen außer der gesetzlich vorge- schriebenen „Befeuerung“. Zauneidechse/Schlingnatter • Gehölzentnahme gemäß § 39 Abs. 5 BNatSchG im Zeitraum zwischen 01. Oktober und 28./29. Februar mit anschließender schonender Entnahme des Schnittgutes. • Die Tiere halten bis März Winterruhe in Höhlen, Spalten, Erdlöchern, etc. Daher sol- len die Bodenarbeiten (Entfernung der Wurzelstöcke) erst ab Anfang Mai stattfinden. Ab diesem Zeitraum sind die Reptilien als mobil zu betrachten, sodass sie bei baube- dingten Störungen selbstständig die Eingriffsflächen in angrenzende Bestände ver- lassen können. Weitere Artengruppen • Amphibien-/Reptilien-/Kleinsäugerarten: Die Fundamentgruben der WEA sollen aus Gründen der Vorsorge allmorgendlich vor Arbeitsbeginn auf hineingeratene Kleintiere hin zu untersucht und diese fachgerecht in ausreichender Entfernung zum Bauge- schehen freigesetzt werden. • Ameisen: In und im unmittelbaren Umfeld der Eingriffsflächen vorhandene Ameisen- hügel sollen durch ein Flatterband oder Bauzaun geschützt werden, um eine Beschä- digung oder Zerstörung durch Rodungs- und Bautätigkeiten zu vermeiden. Ist die Be- seitigung von Ameisenhügel in Folge des Baus notwendig, ist das weitere Vorgehen mit der zuständigen Naturschutzbehörde zu klären. Artübergreifender Rodungszeitraum Unter Berücksichtigung der einzelnen, artspezifischen Anforderungen an den Rodungszeit- rahmen ergibt sich ein artübergreifendes Rodungszeitfenster zwischen dem 01. November und dem 28./29. Februar. Umweltbaubegleitung Es wird empfohlen die Umsetzung der vorgesehenen naturschutzrechtlichen Vermeidungs-, Verminderungs- und Kompensationsmaßnahmen durch eine qualifizierte Umweltbaubeglei- tung aus dem Fachbereich der Landespflege oder vergleichbarer Fachrichtungen sicherzu- stellen.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 44 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Emissionen • Zur Vermeidung von Beeinträchtigungen durch Schattenwurf sind die vorgegebenen Richtwerte einzuhalten und fachgutachterlich nachzuweisen. • Zur Vermeidung von Beeinträchtigungen durch Schallemissionen sind die in der TA Lärm vorgegebenen Immissionsrichtwerte einzuhalten und fachgutachterlich nachzu- weisen. • Die Lärm- und Staubemissionen sowie Bewegungsunruhe während der Baumaßnah- men sind so gering wie möglich zu halten. Bauliche Anlage Die Nachtbefeuerung der Anlagen ist zur Reduzierung der optischen Beeinträchtigungen ge- mäß der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Kennzeichnung von Luftfahrthindernissen (Teil 3, Abschnitt 1, Nr. 13) zu synchronisieren. Einhaltung der DIN-Vorschriften über Landschaftsbauarbeiten Generell sind bei allen Landschaftsbauarbeiten in Verbindung mit dem Bauvorhaben die ent- sprechenden DIN-Vorschriften zu beachten, auch wenn diese im Einzelfall nicht explizit ge- nannt werden. Rückbau Nach § 35 Abs. 5 Satz 2 BauGB ist u. a. für WEA als weitere Zulässigkeitsvoraussetzung eine Verpflichtungserklärung abzugeben, das Vorhaben nach dauerhafter Aufgabe der zuläs- sigen Nutzung zurückzubauen und Bodenversiegelungen zu beseitigen.

5.2 Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF-Maßnahmen) Haselmaus Im Zusammenhang mit den notwendigen Rodungsmaßnahmen sind aufgrund der Vegetati- onsausstattung an den Anlagenstandorten zum Erhalt der ökologischen Funktion von Le- bensstätten im räumlichen Zusammenhang folgende CEF-Maßnahmen an allen geplanten Anlagenstandorten umzusetzen: • Vorgezogene Neupflanzung von fruchtenden Gehölzen zur Bereitstellung adäqua- ter Nahrungsquellen als Ausweichhabitate für den Entfall bestehender Nahrungsge- hölze. Hierfür ist die Pflanzung von 100 Nahrungsgehölzen an offenen Randberei- chen entlang der Wirtschaftswege oder Windwurfflächen vorgesehen. Eine Unter- pflanzung an geeigneten Standorten bestehender Gehölzflächen ist ebenfalls mög- lich. Die Lage der Maßnahmenflächen zu den Eingriffsflächen und die Abgrenzung orientiert sich dabei an dem arttypischen Aktionsradius der Haselmaus (ca. 50 m), maximal jedoch bis zu einem Abstand von 100 m zu den Eingriffsflächen. Geeignete fruchtende Gehölze stellen in diesem Zusammenhang bspw. Hasel, Eberesche, Weißdorn, Rotbuche, Faulbaum oder Kornelkirsche dar. Die Pflanzung der Gehölze soll im Anschluss an die Rodungsarbeiten (Herbst/Winter) erfolgen, so dass diese den Haselmäusen nach Beendigung ihrer Winterschlafphase als Nahrungshabitate zur Verfügung stehen. • Darüber hinaus soll das Höhlenangebot durch die Ausbringung künstlicher Nisthil- fen (10 Stück je WEA) im direkten Umfeld der Eingriffsflächen der WEA-Planung ge- fördert werden. Dies soll in einem Umkreis von maximal 50 m um die Eingriffsflächen erfolgen. Wildkatze Etablierung von geeigneten Fortpflanzungs- und Ruhestätten in Form von Reisighaufen, Tot- holz, Wurfkisten etc. in dafür geeigneten Laubwaldbeständen (insbesondere im Umfeld der WEA 2, 4, 5) vor Beginn des Eingriffs (vgl. BLW 2018a).

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 45 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

5.3 Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen

5.3.1 Kompensationsbedarf für das Schutzgut Boden Nach Realisierung des Bauvorhabens ergibt sich die in Tabelle 11 dargestellte Flächeninan- spruchnahme. Durch Berücksichtigung des Versiegelungsfaktors kann der Kompensations- bedarf für das Schutzgut Boden berechnet werden. Der Versiegelungsfaktor orientiert sich hierbei an den Hinweisen zum Vollzug der Eingriffsregelung (HVE, LFUG 1998). Vollversie- gelte Flächen werden mit einem Faktor von 1 bedacht, währenddessen teilversiegelte Flä- chen mit einem Faktor 0,5 multipliziert werden. Tabelle 11: Kompensationsbedarf Schutzgut Boden - WEA und externe Zuwegung

Eingriffsfläche [m²] Faktor Ausgleich [m²] Fundament inkl. Turm (Vollversiegelung 3.598 1 3.598 Zufahrt zum Fundament, Kranstellfläche, Si- cherheitsstreifen, Zuwegung (Teilversiege- 18.486 0,5 9.243 lung) Externe Zuwegung 12.472 0,5 6.236 Gesamt 34.556 19.077 Insgesamt müssen für das Bodenpotenzial 19.077 m² ausgeglichen werden. Der Ausgleich für das Bodenpotenzial soll zusammen mit dem Ausgleich für das Biotoppotenzial multifunkti- onal erbracht werden.

5.3.2 Kompensationsbedarf für das Schutzgut Arten und Biotope Das Schutzgut Arten- und Biotope wird gemäß Kapitel 4.4.1 durch die Rodung von ca. 106.934 m² für die Errichtung der WEA (ca. 66.390 m²) einschließlich des Aus- und Neubaus der Zuwegung (ca. 40.544 m²) beeinträchtigt. Dies umfasst die benötigten Flächen für die Anlagenstandorte selbst, neu anzulegende Wege sowie ein Rodungsbereich (Lichtraumprofil + Überschwenkbereich) beidseitig der bestehenden und neu anzulegenden Wege. Den Ro- dungseingriff berührende Bestandswege, Grünlandflächen und sonstige Offenlandbiotopty- pen bleiben dahingehend unberücksichtigt. Offenlandbiotoptypen werden in nachfolgender Tabelle dargestellt, wenn deren Vegetationsdecke durch Verbau/Befestigung zerstört wer- den. Die Offenlandbiotoptypen können, insofern diese nicht befestigt werden, nach Beendi- gung der Bauarbeiten wieder genutzt werden. Die nachfolgende Tabelle stellt die in Anspruch genommenen Flächen des Schutzgutes Ar- ten und Biotope je Biotoptyp dar. Dabei wird zwischen dem Eingriff an den Anlagenstandor- ten sowie der externen Zuwegung einschließlich den zugehörigen Nebenanlagen unterschie- den. Eine Unterscheidung zwischen den einzelnen Eingriffsflächen findet nicht statt. Die in Anspruch genommenen Biotoptypen werden entsprechend ihrer ökologischen Wertig- keit (Kompensationsverhältnis) berücksichtigt und jeweils mit den Flächengrößen multipli- ziert. Der Altholzbestand im Eingriffsbereich der WEA 2 wird aufgrund seiner ökologisch ho- hen Wertigkeit in einem Verhältnis von 1:3 berücksichtigt. Laubmischbestände, primär beste- hend aus Eichen und Buchen, gewässerbegleitende Gehölzbestände sowie Alleen werden in einem Verhältnis von 1:2 berücksichtigt, wohingegen weitere Gehölzbestände sowie Offen- landbiotoptype in einem Verhältnis von 1:1 berücksichtigt werden.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 46 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Tabelle 12: Kompensationsbedarf Schutzgut Arten und Biotope - WEA und externe Zuwe- gung in m²

WEA 1 – 7 (inkl. externe Zuwegung Kompensations- Biotoptyp Faktor Nebenanlagen) (inkl. Nebenanlagen) fläche AA1 (Altholz) 130 0 3 390 AA1 65 39 2 208 AA2 0 374 2 748 AB0 1.013 0 2 2.026 AB1 14.431 9.303 2 47.468 AB3 0 55 2 110 AB5 0 178 2 356 AC5 0 2.604 2 5.208 AJ0 4.695 3.424 1 8.119 AJ1 1.293 205 1 1.498 AJ3 9.003 218 1 9.221 AJ4 4.617 945 1 5.562 AK1 1.856 403 1 2.259 AL1 4.424 3.794 1 8.218 AM1 0 2.428 1 2.428 AM2 0 29 2 58 AR0 0 244 1 244 AR1 0 1.431 1 1.431 AS1 0 321 1 321 AU1 1.199 3.257 1 4.456 AU2 23.661 10.537 1 34.198 BE4 0 165 2 330 BF1 0 41 1 41 BF2 3 464 1 467 BH0 0 85 2 170 Zwischensumme Wald-/Ge- 66.390 40.544 135.535 hölzbiotoptypen

EA3* 0 78 1 78 EB0* 0 87 1 87 EB2* 0 242 1 242 EE0* 15 0 1 15 KB1* 0 184 1 184 LA1* 0 35 1 35 Zwischensumme Offenland- 15 626 641 biotoptypen

Summe gesamt 66.405 41.170 136.176 * Berücksichtigung der Offenlandbiotoptypen erfolgt nur bei Befestigung. Die für die Berechnung des Kompensationsbedarfs zu berücksichtigender Fläche beträgt 107.575 m² (66.405 m² + 41.170 m²). Insgesamt ergibt sich unter Berücksichtigung des Kom- pensationsverhältnis ein Bedarf von etwa 136.176 m² (Berücksichtigung der Offenlandbio- toptypen erfolgt hierbei nur bei Befestigung). Temporäre Rodungsflächen in der Größenordnung von 51.321 m² (vgl. Tabelle 10) werden nach Beendigung der Bauarbeiten mit standortgerechten Laubgehölzen aufgeforstet. Unter

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 47 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Berücksichtigung der Aufforstungsmaßnahme mit einer Wertigkeit von 1:1 sind unter Abzug jener Fläche insgesamt 84.855 m² (Berechnung: 136.176 m² - 51.321 m²) für das Schutzgut Arten und Biotope zu kompensieren.

5.3.3 Kompensationsermittlung für das Schutzgut Landschaftsbild Die Berechnung der Ersatzgeldleistung für das Landschaftsbild erfolgt nach dem Berech- nungsmodell der Landesverordnung über die Kompensation von Eingriffen in Natur und Landschaft Rheinland-Pfalz (LKompVO, vgl. STAATSKANZLEI RHEINLAND-PFALZ 2018) vom 12.06.2018. Das bisherig angewandte Model Alzey-Worms wird dadurch abgelöst. Der Berechnung des Ersatzgeldes liegt eine Bewertung der den WEA umgebenden Land- schaftsräumen (MUEEF 2018a) im Radius der 15-fachen Anlagenhöhe zugrunde. Aufgrund unterschiedlicher Anlagenhöhen (WEA 1-3 und WEA 5-7: 238,6 m; WEA 4: 199,6 m) erge- ben sich Radien von ca. 3.579 bzw. 2.994 m. Es werden durch den Radius die Landschaftsräume Morsbacher Bergland (RLP, 330.21), Giebelwald (RLP), Siegerländer Berg- und Quellmuldenland (NRW) und Oberbergisches Bergland mit Mittelsiegbergland (NRW) in einer Größe von etwa 6.288 ha berührt (MUEEF 2018a & LANUV NRW 2018b). Die Landschaftsräume werden in ihrer Gesamtheit gemäß der LKompVO (vgl. Anlage 2) ge- listeten Kriterien Vielfalt von Landschaft als Ausdruck des natürlichen und kulturellen Erbes (Kriterium 1) und Funktionen im Bereich des Erlebens und Wahrnehmens von Landschaft einschließlich landschaftsgebundener Erholung (Kriterium 2) bewertet. Die bei den hier ein- schlägigen Mast- und Turmbauten zu vergebenden Wertstufen sind dabei an einen Geldwert je Meter Gesamtanlagenhöhe gebunden: Wertstufe 1: mittel bis gering 350 € Wertstufe 2: hoch 400 € Wertstufe 3: sehr hoch 500 € Wertstufe 4: hervorragend 700 € Nachfolgend werden die für die einzelnen Landschaftsräume ermittelten Wertstufen noch- mals textlich begründet: Morsbacher Bergland (330.21) Kriterium 1 Der Landschaftsraum ist eine Mittelgebirgslandschaft, mit einem Mosaik aus Äcker und Wie- sen in den meist von Fließgewässern durchzogenen Tallagen sowie Mischwälder in Kuppen- und Hanglagen. Die Niederwaldnutzung als historische Nutzungsform ist abschnittsweise entlang der teils steilen, bewaldeten Hangbereiche erkennbar. Ein Großteil des Landschafts- raumes ist Bestandteil der Landschaftsschutzgebiete Wildenburgisches Land und Holpe- bachtal und Landschaft um Birken-Honigsessen welche u. a. die Erhaltung und Entwicklung des kulturraumtypischen Landschaftsbildes als Schutzzweck und somit die Wertigkeit des Landschaftsraums dahingehend unterstreicht. Eine technische Überformung der Landschaft ist bspw. durch die von Nord nach Süd verlaufende Hochspannungstrasse nördlich von Bir- ken-Honigessen und (Sieg) gegeben, eine Zerschneidung durch Straßen jedoch gering. Kulturdenkmäler finden sich hauptsächlich innerhalb bzw. entlang der Siedlungen in Form von Kirchen und Kapellen. Der Landschaftsraum kann unter dem Gesichtspunkt des natürlichen und kulturellen Erbes aus fachgutachterlicher Sicht als hoch (2) gewertet werden. Kriterium 2 Das Morsbacher Bergland ist ganzheitlich betrachtet eine Waldlandschaft. Die Landschaft besteht aus einem Wechsel von landwirtschaftlich genutzten Tallagen und bewaldeten Kup- pen- und Hangbereichen (Großteil Nadelwald oder Pionierwaldwald) mit teils schroffen Tal- einschnitten, welche die Landschaft strukturieren und abwechslungsreich gestalten. Die Aus- weisung von Landschaftsbestandteilen bspw. als Landschaftsschutzgebiet oder FFH-Gebiet

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 48 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

bzw. als § 30-Biotope unterstreicht die Wertigkeit des Landschaftsraumes für das Naturerle- ben. Der Landschaftsraum ist durch eine geringe Siedlungsdichte geprägt. Der Landschaftsraum weist aufgrund vorangegangener Argumente aus fachgutachterlicher Sicht eine hohe (2) Bedeutung für das Erleben und Wahrnehmen von Natur und Landschaft auf. Oberbergisches Bergland mit Mittelsiegbergland (LR-VIa-015) Kriterium 1 Das Oberbergische Bergland mit Mittelsiegbergland besteht analog dem Morsbacher Berg- land aus einem reliefabhängigen Mosaik aus Grünland und Wäldern, wobei das Offenland überwiegt. Bereiche mit naturlandschaftlicher Prägung stellen bspw. vereinzelt Buchenwäl- der dar. Die Reste historischer Nutzungsformen im Gebiet, bspw. Hutewälder, Niederwälder, Köhler- und Bergbauwirtschaft, sind kaum noch vorhanden. Relikt dieser vergangenen Nut- zungsformen ist der verhältnismäßig hohe Anteil von Eichen- und Birkenmischwald im Natur- raum als Überbleibsel des ehemaligen Stockausschlagwaldes. Hingegen haben die Sied- lungs- und Verkehrsflächen seit dem 20. Jh. stark zugenommen. Die Zerschneidung und Prägung der Landschaft durch technische Infrastruktur (bspw. Stadtgebiet Morsbach und Gewerbegebiet, Hochspannungsleitung) ist dementsprechend hoch. Markante Einzelele- mente in der Landschaft sind kaum vorhanden. Der Landschaftsraum kann unter dem Gesichtspunkt des natürlichen und kulturellen Erbes aus fachgutachterlicher Sicht als mittel (1) gewertet werden. Kriterium 2 Der Landschaftsraum kann als Mittelgebirgslandschaft mit einem Wechsel von Wäldern, Wiesen, Äckern und urban geprägten Landschaftsteilen beschrieben werden. Als wesentli- ches Merkmal für das Landschaftserleben ist das bewegte Gelände mit den grünlandreichen Bachtälern und bewaldeten Hanglagen zu nennen. Der betrachtete Teil des Landschafts- raums ist Teil des Naturparks Sauerland Rothaargebirge, welcher u. a. die Wahrung der his- torisch gewachsenen Kulturlandschaft einschließlich seiner Biotope und Baukultur als Grund- lager für Erholung und Naturerlebnis anstrebt. Weiterhin befinden sich innerhalb des betrach- teten Landschaftsraumabschnittes ausgewiesene Naturschutz- und Landschaftsschutzge- biete, welche das Naturerlebnis weiter steigern. Die das Naturerleben mindernde Faktoren stellen insbesondere die Hochspannungsleitung (Nord- Süd-Trasse östlich von Morsbach), sowie die stellenweise vorhandenen Industrie- und Gewerbegebietsflächen dar. Der Landschaftsraum weist aufgrund vorangegangener Argumente aus fachgutachterlicher Sicht eine hohe (2) Bedeutung für das Erleben und Wahrnehmen von Natur und Landschaft auf. Giebelwald (331.5) Kriterium 1 Der Giebelwald besteht zu großen Teilen aus Waldflächen mit leicht erhöhtem Nadelholzan- teil, wobei stellenweise ebenfalls großflächig Buchen- und Eichenmischwälder auftreten. Der kleinflächige Teilbereich des Landschaftsraumes, weist ebenfalls dieses Mosaik aus Nadel- sowie Buchen-Eichenmischwäldern auf. Elemente einer früheren Bergbautätigkeit wie Stol- len, Halden oder Reste von Schmelzöfen, welche typische kulturhistorische Relikte dieser Landschaft darstellen, sind im betrachteten Bereich nicht vorhanden. Die Zerschneidung durch Straßen ist im Gebiet durch die Kreisstraße K92 und wenigen Forstwegen gering. Wo- hingegen im Westen die Zerschneidung durch Verkehrsinfrastruktur aufgrund der größeren Ortschaften Kirchen (Sieg), Niederfischbach und angrenzende Siedlungen zunehmen. Be- deutsame Einzellandschaften sind aufgrund der eher homogenen Waldlandschaft nicht aus- geprägt. Der Landschaftsraum kann unter dem Gesichtspunkt des natürlichen und kulturellen Erbes aus fachgutachterlicher Sicht als mittel (1) gewertet werden.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 49 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Kriterium 2 Der Giebelwald ist eine ganzheitlich betrachtet eine Waldlandschaft. Wenige waldfreie Berei- che werden i.d.R. als Grünland genutzt. Als landschaftsprägende Elemente mit Bedeutung für das Erleben und Wahrnehmen von Natur und Landschaft sind die teils großflächigen Laubwälder zu nennen, welche im hier betrachteten Abschnitt des Landschaftsraum sowie angrenzend zu finden sind. Einzelelemente von besonderer Erlebnis- und Wahrnehmungs- qualität (bspw. Naturdenkmäler, markante Fels- bzw. Steilkanten) sind hingegen nicht vor- handen. Vereinzelt durchziehen Bachläufe das Gebiet und strukturieren dieses. Der Bereich des betrachteten Landschaftsraumes ist unbesiedelt. Der Landschaftsraum weist aufgrund vorangegangener Argumente aus fachgutachterlicher Sicht eine hohe (2) Bedeutung für das Erleben und Wahrnehmen von Natur und Landschaft auf. Siegerländer Berg- und Quellmuldenland (LR-VIb-048) Kriterium 1 Der Landschaftsraum mit Mittelgebirgscharakter zeichnet sich im Allgemeinen durch ein Mo- saik aus Wäldern, Wiesen, aber auf großflächigen urbanen Räumen aufgrund der Nähe zur Großstadt Siegen aus, wobei der urbane Einfluss im betrachteten Landschafstraumabschnitt gering ist. Landschaftstypische Lebensräume mit hervorgehobener Bedeutung sind als Bachtäler mit Feuchtgrünland sowie Niederwälder vorhanden, wobei der Großteil der Wälder als monotone Nadelwälder ausgeprägt sind. Besonders bedeutsame Einzellandschaften sind im Landschaftsraum nicht vorhanden. Kulturhistorisch gewachsene Nutzungselemente stel- len weitläufige Wiesen, stellenweise genutzte Hauberge bzw. Niederwälder und Relikte der ehemaligen Bergbautätigkeit dar. Die Zerschneidung durch Siedlungen bzw. Städte und Ver- kehrsinfrastruktur im Landschaftsraum an sich sind verhältnismäßig hoch, spielen im be- trachteten Landschaftsausschnitt aber keine Rolle. Der Landschaftsraum kann unter dem Gesichtspunkt des natürlichen und kulturellen Erbes aus fachgutachterlicher Sicht, aber auch durch die vorhandene, wertmindernde, technische Infrastruktur, als mittel (1) gewertet werden. Kriterium 2 Das Siegerländer Berg- und Quellmuldenland ist als semiurbane Mittelgebirgslandschaft zu beschreiben. Im betrachteten Landschaftsraumabschnitt dominieren großflächig Nadelwäl- der, welche für das Naturerleben eine geringe Wertigkeit besitzen. Eine durch Bachläufe und Gehölze strukturierte Offenlandschaft mit vereinzelten Höfen ist abschnittsweise vorhanden. Der Landschaftsraum ist Teil des Naturparks Sauerland Rothaargebirge, welcher u. a. die Wahrung der historisch gewachsenen Kulturlandschaft einschließlich seiner Biotope und Baukultur als Grundlager für Erholung und Naturerlebnis anstrebt. Innerhalb des Land- schaftsraums befinden sich keine weiteren Schutzgebiete, welche das Naturerleben weiter steigern würden. Landschaftsprägende Elemente sind nicht vorhanden. Der Landschaftsraum weist aufgrund vorangegangener Argumente aus fachgutachterlicher Sicht eine mittlere (1) Bedeutung für das Erleben und Wahrnehmen von Natur und Land- schaft auf.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 50 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Tabelle 13: Einstufung der betroffenen Landschaftsräume und Ermittlung des anzusetzenden Geldwertes je Meter Gesamtanlagenhöhe

Geldwert Betroffene Flächen- Landschafts- Kriterium Kriterium Höchste Geldwert- nach Flä- Fläche anteil raum 1 2 Wertstufe stufe [€] chenan- [ha] [%] teil [€] Morsbacher 4.444,8 2 2 2 400 70,7 282,62 Bergland Oberbergisches Bergland mit 1.622,8 1 2 2 400 25,8 103,19 Mittelsiegberg- land Giebelwald 26,5 1 2 2 400 0,4 1,69 Siegerländer Berg- und Quell- 196,7 1 1 1 350 3,1 10,94 muldenland Summe 6.290,8 100 398,44 Für die Berechnung des Geldwertes je Landschaftsraum wird die höchste der zwei ermittel- ten Wertstufen berücksichtigt. „Sind von einem Vorhaben unterschiedliche Wertstufen betrof- fen, ist ein aus den flächenanteilig ermittelten Einzelwerten gebildeter Gesamtwert in Euro anzusetzen“ (STAATSKANZLEI RHEINLAND-PFALZ 2018). Nachfolgend ist die Berechnung des Geldwertes für den Landschaftsraum Morsbacher Berg- land beispielhaft dargestellt:

X Morsbacher Bergland = 400 € [Geldwert] × 0,707 [Flächenanteil] = 282,62 € Somit errechnet sich unter Berücksichtigung der vier Landschaftsräum ein Geldwert von 398,44 € je Meter Gesamtanlagenhöhe. Für die Berechnung des Ersatzgeldes wurde die Arbeitshilfe zur Berechnung der Ersatzzah- lung für nicht ausgleich- und ersetzbare Landschaftsbildbeeinträchtigungen durch Windener- gieanlagen (Stand: 10.10.2018, MUEEF 2018e) herangezogen. Die Berechnungstabelle ist im Anhang (Abbildung I) dargestellt. Für die Berechnung der Ersatzzahlung je WEA wird der flächenanteilige Geldwert mit der Anlagenhöhe multipliziert. Somit ergibt sich für die sieben geplanten Anlagen rechnerisch eine Ersatzzahlung von 649.929,79 €. Gemäß dem Schreiben der LKompVO erfolgt eine Verringerung der Ersatzzahlung um 7 % ab der vierten WEA des Windparks. Dabei werden Bestandsanlagen innerhalb des Umkrei- ses der 15-fachen Anlagenhöhen berücksichtigt. Im projektbezogenen Fall befinden sich in diesem Radius keine weiteren WEA. Die sich daraus zu entrichtende Summe beträgt 623.932,60 € (vgl. Kapitel 8).

5.3.4 Ermittlung des Kompensationsbedarfs insgesamt Insgesamt ergibt sich folgender Kompensationsbedarf für die Eingriffe in die Schutzgüter Bo- den, Arten- und Biotope: Tabelle 14: Kompensationsbedarf gesamt [m²]

Schutzgut Eingriff Kompensationsbedarf Boden Voll- und Teilversiegelung 19.077 Rodung von Wald und Beeinträchti- Arten- und Biotope 84.855 gung der Vegetationsdecke Gesamt 103.932 Die für die Kompensation notwendigen Maßnahmen können laut den Hinweisen zum Vollzug der Eingriffsregelung (HVE) (LFUG 1998) multifunktional umgesetzt werden, um beeinträch- tigte Potenziale durch geeignete Maßnahmen parallel auszugleichen, womit sich die für die

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 51 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Kompensation heranzuziehenden Maßnahmenflächen auf eine Größe von 84.855 m² be- schränken.

5.3.5 Beschreibung der Maßnahme In Anlehnung an die Vorgaben, die zum Kompensationsbedarf gemacht werden, werden fol- gende Maßnahmen festgelegt: • Maßnahme A: Waldumbau eines reinen Fichtenbestandes in einen standorttypischen Mischwaldbestand. • Maßnahme B: Renaturierung eines Bachufers. • Maßnahme C: Renaturierung der Uferzone des Wisserbachs. Die Maßnahmen A und B gehören zu der Ökokontofläche Hallenberg/Biggerberg. Die Maßnahme C gehört zu der Ökokontofläche Burg. Nachfolgend ist die Lage der Kompensationsflächen im räumlichen Zusammenhang darge- stellt:

Maßnahme A und B

Maßnahme C

Abbildung 6: Lage der Kompensationsmaßahmen mit den geplanten WEA als Orientierungs- punkte; Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2018; © GeoBasis-NRW 2018 Maßnahme A: Waldumbau eines reinen Fichtenbestandes in einen standorttypischen Mischwaldbestand Für den langfristigen Waldumbau von Fichtenreinbeständen in standorttypische Nadel/Laub- Mischbestände aus Fichte, Tanne, Buche und sonstigen Laub- u. Nadelhölzern werden fol- gende Flurstücke berücksichtigt: Tabelle 15: Flächenübersicht der Maßnahme A

Bundesland Gemarkung Flur Flurstück Flächengröße [ha] RLP Friesenhagen 9 3/1 (tlw.) 4,2 RLP Friesenhagen 9 17/6 (tlw.) 6,0 Ziel der Maßnahme ist es einen Reinfichtenbestand in standorttypische Mischwaldbestände durch die Pflanzung von Rotbuchen im Voranbau zu überführen.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 52 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Da es sich um eine Waldumbaumaßnahme und nicht um eine Aufforstungsmaßnahme handelt, wird die Maßnahme aus fachgutachterlicher Sicht im Verhältnis 0,5:1 angerechnet. Somit ergibt sich eine anrechenbare Kompensationsfläche von 5,1 ha. Diese Maßnahme ist im Rahmen des Ökokontos der Hatzfeldt-Wildenburg’schen Verwaltung bereits durch die Untere Naturschutzbehörde geprüft und positiv bescheinigt worden.

Friesenhagen; Flur 9, FlSt. 3/1 (tlw.)

Friesenhagen; Flur 9, FlSt. 17/6 (tlw.)

Abbildung 7: Maßnahmenflächen A (gelb gerahmt) (grau: Landesgrenze); Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2018; © GeoBasis-NRW 2018 Maßnahme B: Renaturierung eines Bachufers Für die Maßnahme der Bachuferrenaturierung werden folgende Flurstücke berücksichtigt: Tabelle 16: Flächenübersicht der Maßnahme B

Bundesland Gemarkung Flur Flurstück Flächengröße [ha] RLP Friesenhagen 9 5/2; 17/6 (tlw.) 0,96 NRW Römershagen 10 62 0,14 Es handelt sich um einen temporär wasserführenden Bachoberlauf mit lückigem Laubholz- saum zwischen Fichtenaltbeständen und Quellbereichen. In der Planung vernetzter Bio- topsysteme (LFUG & FÖA 1991) wird die Maßnahmenfläche als Fläche für die Entwicklung von Quellen- und Quellbächen dargestellt. Ziel ist es Fichten aus dem Bestand zurückzunehmen und standorttypische Laubgehölze, bspw. durch Pflanzungen, zu fördern. Pflegemaßnahmen erfolgen im Sinne einer naturnahen Waldbewirtschaftung. Insgesamt besitzt die Maßnahmenfläche eine Größe von ca. 1,1 ha. Diese Maßnahme ist im Rahmen des Ökokontos der Hatzfeldt-Wildenburg‘schen Verwaltung bereits durch die Untere Naturschutzbehörde geprüft und positiv bescheinigt sowie im Jahr 1993 erstmals aufgenommen worden. Da im Zuge der Maßnahmenumsetzung neben der Förderung standortgerechter Gehölze auch eine Entnahme von Fichten erfolgt, wird die Maßnahme aus fachgutachterlicher Sicht im Verhältnis 1:1 angerechnet. Somit ergibt sich eine anrechenbare Kompensationsfläche von 1,1 ha.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 53 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Abbildung 8: Maßnahmenfläche B (gelb gerahmt) (grau: Landesgrenze); Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2018; © GeoBasis-NRW 2018 Maßnahme C: Renaturierung der Uferzone des Wisserbachs Für die Maßnahme werden folgende Flurstücke berücksichtigt: Tabelle 17: Flächenübersicht der Maßnahme C

Bundesland Gemarkung Flur Flurstück Flächengröße [ha] 32 6/1, 30/1, 30/2, 30/3 RLP Friesenhagen 33 12/4 (tlw.), 1/2 (tlw.) 7,6 34 37/3 Die Maßnahmenfläche befindet sich entlang des Wisserbachs östlich der Landesgrenze zwi- schen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. In der Planung vernetzter Biotopsysteme (LFUG & FÖA 1991) wird der Gewässerabschnitt des Wisserbachs als Fläche für die Ent- wicklung von Bächen und Bachuferwäldern dargestellt. Ziel ist es, neben dem Erhalt des bestehenden Gehölzsaumes, Fichten aus dem Bestand zu- rückzunehmen und standorttypische Laubgehölze, bspw. durch Pflanzungen, zu fördern. Pflegemaßnahmen erfolgen im Sinne einer naturnahen Waldbewirtschaftung. Weiterhin soll sich die Bachaue durch die Ausweisung von Naturwaldzellen frei entwickeln können, womit Alt- und Totholz gefördert wird. Insgesamt besitzt die Maßnahmenfläche eine Größe von ca. 7,6 ha. Diese Maßnahme ist im Rahmen des Ökokontos der Hatzfeldt-Wildenburg‘schen Verwaltung bereits durch die Untere Naturschutzbehörde geprüft und positiv bescheinigt sowie im Jahr 1993 erstmals aufgenommen worden. Von der Maßnahme sind gemäß Auskunft der Hatz- feldt-Wildenburg‘schen Verwaltung 40 % von der Gesamtfläche, d.h. 3,04 ha, für die Kom- pensation nutzbar. Da im Zuge der Maßnahmenumsetzung neben der Förderung standortgerechter Gehölze auch eine Entnahme von Fichten erfolgt, wird die Maßnahme aus fachgutachterlicher Sicht im Verhältnis 1:1 angerechnet. Somit ergibt sich eine anrechenbare Kompensationsfläche von etwa 3,04 ha.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 54 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

Friesenhagen; Flur 32; FlSt. 6/1 Friesenhagen; Flur 34; FlSt. 37/3

Friesenhagen; Flur 32, FlSt. 30/1, 30/2, 30/3; Flur 33, FlSt. 12/4 (tlw.), 1/2 (tlw.)

Abbildung 9: Maßnahmenfläche C (gelb gerahmt) (grau: Landesgrenze); Kartengrundlage: © GeoBasis-NRW 2018

5.3.6 Begründung der Maßnahmen Die Maßnahmenflächen gehören zu dem Ökokonto der Hatzfeldt-Wildenburg‘schen Verwal- tung. Diese sind bereits mit der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt, ein- gebucht und gesichert. Die Maßnahmen wirken sich multifunktional auf die betroffenen Schutzgüter Boden (Erosionsschutz durch tiefwurzelnde Buchen, Verringerung der Versauerung des Bodens durch Nadelstreu) sowie Arten und Biotope (Begründung bzw. Entwicklung standortgerechter Wälder, Habitataufwertung) positiv aus. Darüber hinaus wird auch das Landschaftsbild durch die Umwandlung von Monoforstbeständen in standorttypische Laubmischwälder aufgewertet. Die Maßnahmen B und C haben einen positiven Effekt auf das Schutzgut Wasser sowie die dort verlaufenden Gewässerabschnitte, welche als gesetzlich geschützte Biotope (BT-5012- 0220-2009, Bach südlich Bigger Berg bzw. BT-5112-0054-2012 Wisser Bach zwischen Steeg und Kreisgrenze) ausgewiesen sind. Weiterhin wird durch die Maßnahme der Bach- uferrenaturierung den Zielen des LFUG & FÖA (1991), der Entwicklung von Quellen und Quellbächen bzw. Bächen und Bachuferwäldern zur überregionalen Vernetzung von Bio- topsystemen, Rechnung getragen. Der Eingriff wird durch die Ökokonto-Maßnahmen in vollem Umfang kompensiert. Unter Berücksichtigung des vollen Umfangs der Maßnahmenflächen A und B (5,1 ha und 1,1 ha) verbleibt ein Kompensationsbedarf (insgesamt 8,48 ha) von 2,28 ha, welcher durch die Maßnahme C (3,04 ha) vollumfänglich gedeckt wird. Der verbleibende Flächenanteil der Maßnahmenfläche C (0,76 ha) kann zukünftig für weitere Verfahren verwendet werden.

5.4 Ersatzzahlung Entsprechend dem Berechnungsmodell der Landesverordnung über die Kompensation von Eingriffen in Natur und Landschaft (vgl. STAATSKANZLEI RHEINLAND-PFALZ 2018) vom 12.06.2018 sind für nicht ausgleichbar oder ersetzbare Beeinträchtigungen des Landschafts-

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 55 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

bildes, die von Mast- oder Turmbauten verursacht werden, und höher als 20 Meter sind, Er- satzzahlungen gefordert. Ersatzzahlungen werden von der Stiftung Natur und Umwelt Rhein- land-Pfalz verwaltet und für die Umsetzung von Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege verwendet. Die Ersatzgeldzahlungen belaufen sich auf 623.932,60 €.

6 ABSCHLIESSENDE BEURTEILUNG Die Errichtung von Windenergieanlagen im Außenbereich stellt regelmäßig einen Eingriff in Natur und Landschaft im Sinne des § 14 Abs. 1 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) dar. Gemäß § 15 Abs. 1 BNatSchG ist der Verursacher eines Eingriffs verpflichtet, vermeidbare Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft zu unterlassen. Unvermeidbare Beeinträchti- gungen sind vom Verursacher gemäß § 15 Abs. 2 BNatSchG durch Maßnahmen des Natur- schutzes und der Landschaftspflege auszugleichen (Ausgleichsmaßnahmen) oder zu erset- zen (Ersatzmaßnahmen). Die mit dem Vorhaben verbundenen Eingriffe in den Bodenhaushalt und in die Vegetation sind durch geeignete Kompensationsmaßnahmen ausgleichbar. Artenschutzrechtlich ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mit erheblichen Beeinträchtigun- gen von planungsrelevanten Tierarten zu rechnen, wenn die genannten Vermeidungs-, Ver- minderungs- und Ausgleichsmaßnahmen für die Artengruppe der Vögel, Fledermäuse und weiteren planungsrelevanten Arten gemäß den entsprechenden Gutachten berücksichtigt bzw. durchgeführt werden. Beeinträchtigungen der Schutzziele der benachbarten Natura 2000-Gebiete sind aus fach- gutachterlicher Sicht nicht zu erwarten. Der Eingriff in das Landschaftsbild ist vor dem Hintergrund der teilweise vorhandenen Vorbe- lastungen zu beurteilen. Da laut Rundschreiben Windenergie Eingriffe in das Landschaftsbild durch Höhenbauwerke in der Regel nicht real kompensierbar sind, ist hierfür eine Ersatzzah- lung festzusetzen. Diese erfolgt nach den Vorgaben der LKompVO Rheinland-Pfalz 12.06.2018. Auch steht das Vorhaben dem Schutzzweck des Landschaftsschutzgebietes Wildenburgisches Land aus fachgutachterlicher Sicht nicht entgegen. Beeinträchtigungen auf die weiteren Schutzgüter Wasser sowie Luft und Klima sind als nicht erheblich zu erachten. Die Belange der übergeordneten Plangrundlagen (LEP, RROP) wurden geprüft. Das Vorha- ben steht diesen nicht entgegen und ist mit ihnen vereinbar. Die gemäß dem Rundschreiben Windenergie und den im LEP IV dargestellten Abstände der geplanten WEA zu Siedlungen und Einzelgehöften werden eingehalten. Die Richtwerte für Schall und Schatten sind einzu- halten und fachgutachterlich nachzuweisen. Eingriffe in zusammenhängende Altholzbe- stände als Tabuflächen für die Windkraft finden nicht statt. Zusammenfassend lässt sich daher feststellen, dass die mit dem Vorhaben verbundenen Be- einträchtigungen durch die genannten Maßnahmen entweder vermeidbar oder kompensier- bar sind und Belange des Naturschutzes und der Landespflege dem Vorhaben nicht entge- genstehen.

Bearbeitet:

T. Harnack M. Sc. Naturschutz & Landschaftsplanung Odernheim, 15. November 2018

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 56 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

7 GESICHTETE UND ZITIERTE LITERATUR BEZIRKSREGIERUNG KÖLN (2018): Regionalplan für den Regierungsbezirk Köln – Textliche Darstellung, Stand: 04.2018. BLW (BÜRO FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE WEILBURG) (2018a): Bewertung der Biotop- und Ha- bitatstrukturen für die Wildkatze (Felis silvestris silvestris) im Bereich der Windenergie- planung „Friesenhagen“, WEA-Baufelder, Zuwegungen, Umfeld der Planung, Stand: 25.04.2018. BLW (BÜRO FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE WEILBURG) (2018b): Faunistisches Gutachten zur Windparkprojektplanung „Friesenhagen“ (Landkreis Altenkirchen, Rheinland-Pfalz), Tier- gruppe Fledermäuse, Stand: Stand: 23.08.2018. BLW (BÜRO FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE WEILBURG) (2018c): Faunistisches Gutachten zur Windparkprojektplanung „Friesenhagen“ (Landkreis Altenkirchen, Rheinland-Pfalz), Avifauna: Ergebnisse der Brutvogelerfassung inkl. Horstkartierung und Zugvogelkartie- rung, Stand: 15.08.2018. BLW (BÜRO FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE WEILBURG) (2018d): Faunistisches Gutachten zur Windparkprojektplanung „Friesenhagen“ (Landkreis Altenkirchen, Rheinland-Pfalz), Avifauna: Raumnutzungsanalyse Rotmilan und Schwarzstorch, Stand: 15.08.2018. BLW (BÜRO FÜR LANDSCHAFTSÖKOLOGIE WEILBURG) (2018e): Faunistisches Gutachten zur Windparkprojektplanung „Friesenhagen“ (Landkreis Altenkirchen, Rheinland-Pfalz), Avifauna: Horstkontrolle, Stand: 15.06.2018. BRINKMANN, R.; BEHR, O.; NIERMANN, I; REICH, M. (2011): Entwicklung von Methoden zur Un- tersuchung und Reduktion des Kollisionsrisikos von Fledermäusen an Onshore-Wind- energieanlagen. Umwelt und Raum Bd. 4, 457 S., Cuvillier Verlag, Göttingen. DNR (DEUTSCHER NATURSCHUTZRING) (2012): Grundlagenarbeit für eine Informationskam- pagne "Umwelt - und naturverträgliche Windenergienutzung in Deutschland (onshore)“ – Analyseteil, Stand 30. März 2012. FA WIND (FACHAGENTUR ZUR FÖRDERUNG EINES NATUR- UND UMWELTVERTRÄGLICHEN AUSBAUS DER WINDENERGIE AN LAND E.V.) (2018): Umfrage zur Akzeptanz der Windener- gie an Land - Herbst 2018, Stand: 11.2018. GDI-RP (GEODATENINFRASTRUKTUR RHEINLAND-PFALZ) (2018): Geoportal RLP, Abrufbar im Internet: http://www.geoportal.rlp.de/, Abrufdatum: 23.10.2018. GRÖBLINGHOFF, W. (2018): Baugrundgutachten für den Bauvorentwurf - 7 Windenergieanla- gen Nordex N149/ NH 164, Windpark Friesenhagen - Stellungnahme zur hydrogeologi- schen Situation, Stand: 23.08.2018. GRUNWALD, T.; KORN, M.; STÜBING, S. (2007): Der herbstliche Tagzug in Südwestdeutschland - Intensität, Phänologie und räumliche Verteilung – Vortrag auf der DOG Tagung 2007 in Gießen. In Vogelwarte 45, 324–325. GUTSCHKER-DONGUS (2018a): Artenschutzrechtliche Bewertung nach § 44 BNatSchG als An- lage zum Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“, Stand: 15.11.2018. GUTSCHKER-DONGUS (2018b): Fachgutachten Landschaftsbild und Erholung zum Antrag auf Genehmigung nach BImSchG oder Befreiung von den Schutzzielen des Landschafts- schutzgebietes „Wildenburgisches Land“, Stand: 15.11.2018. GUTSCHKER-DONGUS (2018c): Vorprüfung zur Natura 2000-Verträglichkeit zum Genehmi- gungsverfahren nach BImSchG „Windpark Friesenhagen“, Stand: 15.11.2018. GUTSCHKER-DONGUS (2018d): Umweltverträglichkeitsprüfungs-Bericht nach § 16 UVPG „Windpark Friesenhagen“, Stand: 15.11.2018.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 57 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

KNE (KOMPETENZZENTRUM NATURSCHUTZ UND ENERGIEWENDE) (2017): Antwort zur Frage bez. des Themas „Umweltverträglichkeit von Beton und Betonausgangsstoffen, Stand: 06.11.2017, Abrufbar im Internet: https://www.naturschutz-energiewende.de/fra- genundantworten/132-2/, Abrufdatum: 18.09.2018. LAGA (Länderarbeitsgemeinschaft Abfall) (2003): Anforderungen an die stoffliche Verwer- tung von mineralischen Abfällen - Technische Regeln – Endfassung vom 06.11.2003. LANDESREGIERUNG NRW (2017): Landesentwicklungsplan Nordrhein-Westfalen (LEP NRW), Abrufbar im Internet: https://www.wirtschaft.nrw/landesplanung, Abrufdatum: 02.03.2018. LANUV NRW (LANDESAMT FÜR NATUR, UMWELT UND VERBRAUCHERSCHUTZ NORDRHEIN- WESTFALEN) (2014): Planungsrelevante Arten - Listen für Artengruppen, Abrufbar im In- ternet: http://artenschutz.naturschutzinformationen.nrw.de/artenschutz/de/arten/gruppe, Abrufdatum: 16.02.2018. LANUV NRW (LANDESAMT FÜR NATUR, UMWELT UND VERBRAUCHERSCHUTZ NORDRHEIN- WESTFALEN) (2018a): Klimaatlas Nordrhein-Westfahlen, Abrufbar im Internet: http://www.klimaatlas.nrw.de/site/, Abrufdatum: 15.02.2018. LANUV NRW (LANDESAMT FÜR NATUR, UMWELT UND VERBRAUCHERSCHUTZ NORDRHEIN- WESTFALEN) (2018b): Landschaftsinformationssammlung NRW – LINFOS, Abrufbar im Internet: https://www.geoportal.nrw, Abrufdatum: 22.02.2018. LFU (LANDESAMT FÜR UMWELT RHEINLAND-PFALZ) (2014a): Steckbrief zur Art 1387 der FFH- Richtlinie - Rogers Kapuzenmoos (Orthotrichum rogeri), Stand: 07.07.2014, Abrufbar im Internet: http://www.natura2000.rlp.de/steckbriefe/index.php?a=s&b=a&c=ffh&pk=1387, Abrufdatum:11.09.2018. LFU (LANDESAMT FÜR UMWELT RHEINLAND-PFALZ) (2014b): Steckbrief zur Art 6199 der FFH- Richtlinie - Spanische Flagge (Euplagia quadripunctaria) *, Stand: 30.10.2014, Abrufbar im Internet: http://www.natura2000.rlp.de/steckbriefe/in- dex.php?a=s&b=a&c=ffh&pk=1078, Abrufdatum:11.09.2018. LFU (LANDESAMT FÜR UMWELT RHEINLAND-PFALZ) (2018): Artdatenportal, Abrufbar im Inter- net: https://map-final.rlp-umwelt.de/Kartendienste/index.php?service=artdatenportal, Ab- rufdatum: 16.02.2018. LFU (LANDESAMTES FÜR UMWELT RHEINLAND-PFALZ) (2015): ARTeFAKT – Arten und Fakten, Artvorkommen im TK 5112, Stand der Informationen: 20.11.2014, Abrufbar im Internet unter: http://artefakt.rlp.de/, Abrufdatum: 16.02.2018. LFUG & FÖA (LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ UND GEWERBEAUFSICHT & FAUNISTISCH- ÖKOLOGISCHE ARBEITSGEMEINSCHAFT) (1991): Planung Vernetzter Biotopsysteme. Land- kreis Altenkirchen, Hrsg.: MINISTERIUM FÜR UMWELT UND FORSTEN RHEINLAND-PFALZ & LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ UND GEWERBEAUFSICHT RHEINLAND-PFALZ. LFUG (LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ UND GEWERBEAUFSICHT) (1998): Hinweise zum Voll- zug der Eingriffsregelung (HVE). LGB-RLP (LANDESAMT FÜR GEOLOGIE UND BERGBAU) (2013): Kartenviewer. Abrufbar im Inter- net: http://mapclient.lgb-rlp.de/. Abrufdatum: 15.02.2018. LUWG (LANDESAMT FÜR UMWELT, WASSERWIRTSCHAFT UND GEWERBEAUFSICHT RHEINLAND- PFALZ) (2009): Biotopverbund und Wildtierkorridore, Abrufbar im Internet: https://lfu.rlp.de/fileadmin/lfu/Naturschutz/Dokumente/WTK_Biotopverbund.pdf, Abrufda- tum: 12.09.2018. LUWG (LANDESAMT FÜR UMWELT, WASSERWIRTSCHAFT UND GEWERBEAUFSICHT RHEINLAND- PFALZ) (2010): Naturschutzfachliche Aspekte, Hinweise und Empfehlungen zur Berück- sichtigung von avifaunistischen und fledermausrelevanten Schwerpunkträumen im Zuge der Standortekonzeption für die Windenergienutzung im Bereich der Region Rheinhes- sen-Nahe – Fachgutachten, Mainz, Stand: 10.2010.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 58 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

LUWG (LANDESAMT FÜR UMWELT, WASSERWIRTSCHAFT UND GEWERBEAUFSICHT RHEINLAND- PFALZ) (2011): Heutige potentielle natürliche Vegetation (HpnV), Stand: 03.2011. LVERMGEO (LANDESAMT FÜR VERMESSUNG UND GEOINFORMATION RHEINLAND-PFALZ) (2014): Nördlicher Westerwald - Blatt 3: Betzdorf, , Kirchen (Sieg), 1:25.000, 4. Auflage. MINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT, KLIMASCHUTZ, ENERGIE UND LANDESPLANUNG, DES MINISTERIUMS DER FINANZEN, DES MINISTERIUMS FÜR UMWELT, LANDWIRTSCHAFT, ERNÄHRUNG, WEINBAU UND FORSTEN UND DES MINISTERIUMS DES INNERN, FÜR SPORT UND INFRASTRUKTUR (2013): Hinweise für die Beurteilung der Zulässigkeit der Errichtung von Windenergieanlagen in Rheinland-Pfalz (Rundschreiben Windenergie) vom 28.05.2013. MUEEF (MINISTERIUM FÜR UMWELT, ENERGIE, ERNÄHRUNG UND FORSTEN RHEINLAND-PFALZ) (2018a): Landschaften in Rheinland-Pfalz, Abrufbar im Internet: http://www.natur- schutz.rlp.de/?q=landschaften_rlp, Abrufdatum: 16.02.2018. MUEEF (MINISTERIUM FÜR UMWELT, ENERGIE, ERNÄHRUNG UND FORSTEN RHEINLAND-PFALZ) (2018b): Landschaftsinformationssystem der Naturschutzverwaltung - LANIS, Abrufbar im Internet: http://map1.naturschutz.rlp.de/kartendienste_naturschutz/index.php, Abruf- datum: 18.06.2018. MUEEF (MINISTERIUM FÜR UMWELT, ENERGIE, ERNÄHRUNG UND FORSTEN RHEINLAND-PFALZ) (2018c): Geoportal Wasser, Abrufbar im Internet: http://www.geoportal-was- ser.rlp.de/servlet/is/8464/, Abrufdatum: 14.02.2018. MUEEF (MINISTERIUM FÜR UMWELT, ENERGIE, ERNÄHRUNG UND FORSTEN RHEINLAND-PFALZ) (2018d): Biotopkataster, Abrufbar im Internet: http://www.naturschutz.rlp.de/?q=biotop- kataster, Abrufdatum: 18.06.2018. MUEEF (MINISTERIUM FÜR UMWELT, ENERGIE, ERNÄHRUNG UND FORSTEN RHEINLAND-PFALZ) (2018e): Arbeitshilfe zur Berechnung der Ersatzzahlung für nicht ausgleich- und ersetz- bare Landschaftsbildbeeinträchtigungen durch Windenergieanlagen, Stand: 10.10.2018, Abrufbar im Internet: https://mueef.rlp.de/de/themen/naturschutz/eingriff-und-kompensa- tion/, Abrufdatum: 17.10.2018 MULNV & MWEBWV & STAATSKANZLEI NRW (MINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT, INNOVATION, DIGITALISIERUNG UND ENERGIE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN; Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz & Ministeriums für Heimat, Kom- munales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen) (2018): Erlass für die Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen und Hinweise für die Zielset- zung und Anwendung (Windenergie-Erlass), Stand: 22.05.2018. MVI (MINISTERIUM FÜR VERKEHR UND INFRASTRUKTUR BADEN-WÜRTTEMBERG) (2012): Städte- bauliche Klimafibel, Abrufbar im Internet: https://www.staedtebauliche-klimafibel.de/, Ab- rufdatum: 28.02.2018 MWIDE (MINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT, INNOVATION, DIGITALISIERUNG UND ENERGIE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN) (2018): Regionalplan NRW, Abrufbar im Internet: geo- portal.nrw.de, Abrufdatum: 12.09.2018. NOHL, W (1993): Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes durch mastenartige Eingriffe, Materialien für die naturschutzfachliche Bewertung und Kompensationsermittlung, Stand: 08.1993. PETERSEN, B.; ELLWANGER, G.; BLESS, R.; BOYE, P.; SCHRÖDER, E.; SSYMANK, A. (2003): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Band 1: Pflanzen und Wirbellose. Schriftenreihe für Land- schaftspflege und Naturschutz. Heft 69/Band 1. Bonn – Bad Godesberg. PLANUNGSGEMEINSCHAFT MITTELRHEIN-WESTERWALD (2017): Regionaler Raumordnungsplan Mittelrhein-Westerwald, Stand: 07.12.2017.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 59 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

ROTH, M. (2012): Landschaftsbildbewertung in der Landschaftsplanung – Entwicklung und Anwendung einer Methode zur Validierung von Verfahren zur Bewertung des Land- schaftsbildes durch internetgestützte Nutzerbefragungen, IÖR Schriften Band 59, Rhom- bos-Verlag Berlin. STAATSKANZLEI RHEINLAND-PFALZ (2018): Landesverordnung über die Kompensation von Eingriffen in Natur und Landschaft (Landeskompensationsverordnung - LKompVO) vom 12.06.2018. UMWELTBUNDESAMT (2018): Erneuerbare Energien in Deutschland, Daten zur Entwicklung im Jahr 2017, Stand: 02.2018, Abrufbar im Internet: https://www.umweltbundesamt.de/si- tes/default/files/medien/376/publikationen/180315_uba_hg_eeinzahlen_2018_bf.pdf, Ab- rufdatum: 16.10.2018. ZWECKVERBAND GROßRAUM BRAUNSCHWEIG, Abt. Regionalplanung (1997): Landschaftsbild und Windenergieanlagen.

gutschker-dongus landschaftsarchitekten – freilandökologie – stadtplaner – ingenieure 60 Fachbeitrag Naturschutz „Windpark Friesenhagen“

8 ANHANG

Abbildung I: Berechnungstabelle Ersatzgeld Landschaftsbild (gemäß MUEEF 2018e)