Leistungsdiagnostik im Eishockey

Welche Testverfahren gibt es und finden im nationalen und internationalen Bereich Anwendung. Erstellung einer Testbatterie zur möglichen Anwendung im Nachwuchsbereich U16-U20.

Masterarbeit

Zur Erreichung des akademischen Grades eines

Master of Science

an der Karl-Franzens-Universität

vorgelegt von:

Stephanie May

01412527

am

Institut für Sportwissenschaft

Begutachter: Herr Prof. Peter Hofmann

Graz, Mai 2020

Erklärung

„Ich erkläre eidesstattlich, dass ich die eingereichte Masterarbeit selbstständig angefertigt und die mit ihr unmittelbar verbundenen Tätigkeiten selbst erbracht habe. Ich erkläre weiters, dass ich keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Alle ausgedruckten, ungedruckten Werke oder dem Internet im Wortlaut oder im wesentlichen Inhalt übernommenen Formulierungen und Konzepte sind gemäß den Regeln für wissenschaftliche Arbeiten zitiert und durch genaue Quellenangaben gekennzeichnet. Die eingereichte Masterarbeit ist noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt worden. Ich bin mir bewusst, dass eine falsche Erklärung rechtliche Folgen haben wird.“

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(Ort, Datum)

Vorwort

Das Thema meiner Masterarbeit entstand aus meinem persönlichen Interesse an der Sportart Eishockey heraus. Ich selbst spiele Eishockey und arbeite im Nachwuchsbüro der Graz 99 Juniors und stehe mit den Anfängerkindern und der U8 am Eis. Das Ziel in der Nachwuchsarbeit ist es, den Kindern unter den gegebenen Bedingungen die bestmöglichen Trainingsmöglichkeiten zu bieten, damit sie sich in ihrer auserwählten Sportart entwickeln und später im professionellen Bereich tätig sein können.

Das Training in jeder Sportart hat sich über die letzten Jahrzehnte sehr weiter entwickelt und prägte auch die jeweilige Sportart selbst und deren wichtigste Akteure, die Sportler, was natürlich auch an den Ergebnissen einzelner Disziplinen in Wettkämpfen und an dem Charakter bzw. der Spielweise der Sportart, speziell in den Mannschaftssportarten, zu erkennen ist. Montgomery (2006) stellt in seiner Längsschnittbetrachtung die Veränderung von Eishockeyspielern über eine Zeitspanne von 20 Jahren dar und lässt so die Weiterentwicklung der Spieler in ihrer Physis Wirkung zeigen.

Ein Zusammenspiel aus Erfahrungsschätzen langjähriger Trainer und dem Fachwissen der Sportwissenschaft durch Beobachtungen, Testungen und wissenschaftliches Arbeiten, sowie die Entwicklung der Forschungstätigkeit im Fach Sportwissenschaft, ermöglicht eine Weiterentwicklung des Trainings jeder Sportart, der jeweiligen Sportart und ihrer Sportler selbst (Bundesamt für Sport BASPO, 2016, S.7).

Die Leistungsdiagnostik stellt aus sportwissenschaftlicher Sicht einen wichtigen Teilbereich in der Trainingssteuerung dar und ermöglicht die Weiterentwicklung eines jeden Sportlers hinsichtlich seiner eigenen Leistungsfähigkeit sowohl in Einzeldisziplinen als auch im Mannschaftssport (Bundesamt für Sport BASPO, 2016, S.8).

Mein Interesse liegt daran zu schauen, welche Testungen im Eishockey auf nationaler oder auch internationaler Ebene in der Leistungsdiagnostik Anwendung finden. Besonders wissenswert ist es, ob die angewendeten Testungen im Eishockey auch tatsächlich ihren Nutzen erfüllen und für die Sportart Eishockey und die Trainingssteuerung erforderlich und weiterführend sind. Für die Unterstützung und den Informationsaustausch möchte ich mich bei Karl Schwarzenbrunner, dem neuen Leistungssportreferenten des Deutschen Eishockey Bundes (DEB) und Dr. Gerold Maier, dem Sport- und Nachwuchskoordinator des Österreichischen Eishockeyverbandes (ÖEHV) bedanken.

Inhaltsangabe

1. Einleitung 6

2. Eishockey als situative Sportart 8 2.1. Definition und Charakteristik der Sportart Eishockey 9 2.2. Das Profil eines Eishockeyspielers 11 2.3. Das Anforderungsprofil eines Eishockeyspielers 15

3. Entwicklung von Nachwuchseishockeyspielern 23 3.1. Konzept Langfristiger Leistungsaufbau Graz 99 Juniors 30

4. Leistungsdiagnostik 33 4.1. Umfang der Leistungsdiagnostik 35 4.2. Gewinnung leistungsdiagnostischer Daten 36 4.3. Realisierungsprobleme leistungsdiagnostischer Tests 42 und Vor- bzw. Nachteile

5. Leistungsdiagnostik im Eishockey 44

6. Diskussion über den Nutzen der Testformen im Labor und neben dem Eis zur spezifischen Leistungsbestimmung im Eishockey 61

7. Entwicklung einer Testbatterie im Eishockey Nachwuchsbereich U16-U20 74 7.1. Testbatterie U16-U20 76 7.2. Sind einheitliche eishockeyspezifische Testungen von U8 bis U20 sinnvoll? 78

8. Schlussfolgerung und Zusammenfassung 83

9. Literaturverzeichnis 85

10. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 90

11. Anhang 95

1. Einleitung

Betrachtet man die Ergebnisse in verschiedenen Sportarten der heutigen Zeit vergleichend mit Ergebnissen vergangener Jahrzehnte, so ist klar zu erkennen, dass sich die Leistung, welche von den Sportlern aufzubringen ist, heute um ein Vielfaches erhöht hat.

Ob in der Leichtathletik beim Stabhochsprung, im Turnen an den Geräten, beim Schwimmen, Skifahren oder bei den Spielsportarten - in allen Sportarten ist die Entwicklung des olympischen Sprichwortes „Citius, altius, fortius!“ bzw. „Schneller, höher, stärker!“ zu erkennen.

Doch wie ist es möglich, dass sich die sportlichen Leistungen so stark verbessert und entwickelt haben?

Neben verschiedenen anderen Faktoren stellt die sportwissenschaftliche Unterstützung der Verbände, Trainer und Athleten/innen einen bedeutsamen unterstützenden Pfeiler des Leistungssportes dar (Bundesamt für Sport BASPO, 2016, S.7).

Auch in der Sportart Eishockey ist eine Leistungssteigerung der Spieler und dadurch eine Veränderung des Spiels in den letzten Jahrzehnten zu erkennen. Ob es die Spielgeschwindigkeit ist oder die Geschwindigkeit des Pucks bei einem Schlagschuss oder die Spielhärte an sich, die Spielweise des heutigen Eishockeys ist mit dem Spiel vor zwei bis drei Jahrzehnten nicht mehr zu vergleichen. Wichtige ursächliche Kriterien sind die Physis der Spieler, die angewandten Spieltaktiken und Techniken, die die Entwicklung und positive Veränderung des Eishockeyspiels begründen. Montgomery (2006) stellt in seiner Längsschnittbetrachtung die Veränderung von Eishockeyspielern über eine Zeitspanne von 20 Jahren dar und lässt so die Weiterentwicklung Wirkung zeigen (Montgomery, 2006).

Grundsätzlich ist jede sportliche Leistung vom Training abhängig. Sportartspezifisch wird auf die Spitzenleistung von Beginn an hintrainiert. Über Jahre wird die Leistung alters- und entwicklungsbedingt verbessert und gesteigert. Um eine solche Leistungssteigerung kontrolliert stattfinden zu lassen, sind neben den Wettkämpfen als Leistungsabruf und Kontrolle,

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trainingsbegleitende Testungen notwendig und von Vorteil (Schnabel, Harre, Krug, 2011, S. 52).

Die Leistungsdiagnostik im Rahmen der Trainingssteuerung ist ein hilfreiches Mittel zur gezielten Leistungssteigerung der Sportler. Aus der Gegenüberstellung der Soll-Werte (Anforderungsprofil der Sportart) zu den Ist-Werten (Entwicklungsstand des Sportlers) können wertvolle Informationen für die Leistungs- und Trainingsplanung gewonnen werden (Schnabel, Harre, Krug, 2011, S. 55).

Doch welche Testungen, die in sportartspezifische Testungen und allgemeine Testungen der sportlichen Leistungsfähigkeiten unterschieden werden, Anwendung finden, ist von Sportart zu Sportart unterschiedlich (Bundesamt für Sport BASPO, 2016, S.8).

Im Rahmen einer Literaturarbeit möchte ich auf die Leistungsdiagnostik im Eishockey eingehen. Es stellen sich die Fragen, welche Testungen im Eishockey existieren und durchgeführt werden und natürlich welche Testungen wirklich nützlich sind und angewendet werden sollten. Um dies betrachten und einschätzen zu können, werden Testbatterien, die in der National Hockey League (NHL) Anwendung finden, Testungen des Österreichischen Eishockeyverbandes (ÖEHV) und des Deutschen Eishockey Bundes (DEB), durchgeführte Testungen an regionalen Teams des Institutes der Sportwissenschaft Graz sowie Testvorschläge aus der Literatur „Optimales Eishockeytraining“ von Markus Keil und Jürgen Weineck vorgestellt und verglichen.

Aus den erarbeiteten Informationen möchte ich eine Testbatterie speziell für den Nachwuchsbereich U16-U20 erstellen und der Fragestellung einer möglichen Anwendung von Testungen schon ab dem Altersbereich der U8 nachgehen.

Einführend stellt die Arbeit die Sportart Eishockey und die Nachwuchsarbeit vor. Es wird in den folgenden Kapiteln auf die Leistungsdiagnostik und deren Charakteristik eingegangen und speziell die Leistungsdiagnostik im Eishockey betrachtet.

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2. Eishockey als situative Sportart

Jede Sportart bzw. Disziplin zeigt eine bestimmte Anforderungsstruktur auf, von der dann typische Merkmalskriterien abgeleitet werden. Um die Sportarten in Gruppen zu fassen, werden die Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten im Strukturgefüge und die Leistungsanforderungen untersucht.

Demzufolge werden die Sportarten in vier Gruppen eingeteilt:

- Ausdauersportarten

- Kraft-/ Schnellkraftsportarten

- Technisch-akrobatische Sportarten

- Situative Sportarten

Diese Gruppen der Sportarten werden folgend erklärt, um ein Verständnis zu schaffen, wie die verschiedenen Sportarten eingeteilt und charakterisiert werden.

Zur Gruppe der Ausdauersportarten zählen Sportarten, welche durch eine umfangreiche Dauer als auch einen hohen Energiebedarf geprägt sind und bei denen die Anforderungen an die Vielfalt sporttechnischer Fertigkeiten begrenzt sind. Dazu gehören Disziplinen des Laufens, Gehens, Schwimmens, Ruderns, Radsports, die jeweils über lange Distanzen ausgeübt werden (Hartmann, Minow, Senf, 2011, S. 43-45).

Kraft-/ Schnellkraftsportarten sind durch einen maximalen Energieeinsatz gekennzeichnet, durch den sehr schnell und plötzlich Kräfte freigesetzt werden. Der Handlungszeitraum ist von kurzzeitigem Charakter. Disziplinen dieser Gruppierung sind zum Beispiel das Diskus- und Speerwerfen, Hoch- und Weitsprung, Boxen oder auch Gewichtheben (Hartmann, Minow, Senf, 2011, S. 43-45).

Als dritte Gruppe werden die Disziplinen der technisch-akrobatischen Sportarten zusammengefügt. Hierzu gehören das Gerätturnen, das Eiskunstlaufen, die Rhythmische Sportgymnastik, Tanz, Akrobatik, das Synchronschwimmen und Wasserspringen. Charakteristisch für diese Disziplinen sind vielfältige sporttechnische Fertigkeiten, die Bewegung zur Musik, Ideenreichtum, Ästhetik, Kreativität und ein hohes Ausprägungsniveau an koordinativen Fähigkeiten

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umfassen. Technikvielfalt und Koordinationsperfektion, sowie eine hohe Anforderung an die Kraftfähigkeiten sind bezeichnend für die Gruppierung (Hartmann, Minow, Senf, 2011, S. 43-45).

Die vierte Gruppe bezeichnet situative Sportarten. Dazu gehören besonders alle Spielsportarten und Kampfsportarten. Die Spieler und Zweikämpfer stehen in ihrer jeweiligen Sportart charakteristisch vor sich plötzlich ändernden Situationen. Sportler dieser Gruppe sollten über Ideenreichtum, die Fähigkeit zum schnellen Erkennen der sich ändernden Situationen, Anpassungsvermögen und Umstellungsfähigkeit, Reaktionsschnelligkeit und ein hohes Orientierungsvermögen verfügen, sowie Spielsituationen lesen können, um zum Beispiel Ballwege und Ballgeschwindigkeiten in Spielsituationen vorherzusehen. Somit ist ein technisch-taktisches Vermögen von großer Bedeutung (Hartmann, Minow, Senf, 2011, S. 43-45).

Eishockey gehört demnach in die Gruppe der situativen Sportarten, da es sich um ein Sportspiel handelt. Sportspiel bedeutet, dass zwei Parteien (Mannschaften) gleichzeitig versuchen, ihr jeweiliges Spielziel zu erreichen und zu verhindern, dass die gegnerische Partei ihr Spielziel erreicht. Im Mittelpunkt der Zielerreichung steht eine symbolische Handlung, deren Bedeutung durch eine Konvention in Form von Regeln festgelegt ist (Pfeiffer, 2005, S. 42).

2.1. Definition und Charakteristik der Sportart Eishockey

Eishockey ist eine Mannschaftssportart und gehört zu den Sportspielen, welche auf einer Eisfläche von ca. 30 m x 60 m in einer Eishalle gespielt wird. Durch zwei blaue Linien wird das Spielfeld in drei Bereiche eingeteilt: In zwei Endzonen (Angriffs-/ Verteidigungsdrittel, je nach Spielsituation) und eine neutrale Zone in der Mitte. Es gibt eine rote Mittellinie und zwei rot gekennzeichnete Torlinien. Die neun eingezeichneten Punkte nennen sich Bully Punkte. An diesen Punkten wird das Spiel nach Unterbrechungen wieder begonnen. Bei Anpfiff des Spiels und nach einem erzielten Tor wird das Spiel am Bully Punkt auf der roten Mittellinie begonnen (Brinke und Kränzle, 2012, S. 22).

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Abb. 1: Eishockey Spielfeld (Bienen-Fisch-Design)

Zwei Mannschaften treffen bei einem Spiel aufeinander. Die Mannschaften bestehen jeweils aus 20 Feldspielern und 1-2 Tormännern. Während des Spiels befinden sich pro Mannschaft 5 Feldspieler und ein Tormann auf dem Eis. Ein Spiel besteht aus drei Dritteln mit jeweils einer Spielzeitlänge von 20 Minuten und je 15 Minuten Pause. Sollte es zu Strafen oder Regelverstößen kommen, wird die Spielzeit unterbrochen und das Spiel erneut angepfiffen. Demnach dauert ein Eishockeyspiel insgesamt ca. zwei Stunden. Während des Spiels wechseln die Spieler fliegend durch, sodass sich immer fünf Feldspieler auf dem Eis befinden. Kommt es zu Strafen und Spieler werden dem Spielfeld verwiesen, entstehen Über- und Unterzahlspielsituationen wie zum Beispiel ein 4:5, wobei nur minimal drei Spieler pro Mannschaft am Eis sein dürfen (Brinke und Kränzle, 2012, S. 25).

Das Eishockeyspiel zeichnet sich durch unregelmäßige bzw. wechselnde Beschleunigungszustände, Schnelligkeit, Beweglichkeit und eine hohe Kraft- und Leistungsfähigkeit aus. Spieler tragen eine Ausrüstung, welche insgesamt ca. 10 kg wiegt, und dennoch erreichen sie Geschwindigkeiten bis zu 45 km/h. Die Spieler wechseln ca. aller 20-45 Sekunden fliegend während des Spielgeschehens durch. In der Einsatzzeit von 20-45 Sekunden kommt es zu Geschwindigkeits- und Richtungswechseln, Zweikämpfen und kurzzeitigen Pausen durch Spielunterbrechungen. Verteidiger haben dabei bis zu 50% Einsatzzeit innerhalb eines Spieles, während Stürmer in ca. 35% des Spieles zum Einsatz kommen, was durch die Anzahl der Spieler und Reihen bedingt ist. Kraft und Kraftausdauer sind wichtige und bezeichnende Fähigkeiten der Spieler, um Leistungen auf höchstem Niveau abzurufen (Donskov, 2017, S. V).

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Welche Eigenschaften ein Eishockeyspiel aufweist wurde nun erklärt. Doch wie muss ein Eishockeyspieler geschaffen sein, um den Anforderungen der Sportart gerecht zu werden? Dies wird im folgenden Kapitel dargestellt.

2.2. Das Profil eines Eishockeyspielers

Der Charakter des Spiels und das Leistungsprofil der Spieler bedingen sich gegenseitig und änderten sich seit Anbeginn der Sportart. Eishockey ist schneller, körperbetonter und kräftezehrender geworden, während zugleich die Spieler stärker, ausdauernder und schnellkräftiger geworden sind. Auch spielen teilweise Körpergröße und Gewicht eine Rolle im Spielgeschehen.

Montgomery stellte Profile von Eishockeyspielern aus den Jahren 1917 bis 2003 vergleichend dar. Er bezieht sich auf Informationen bzgl. der Körpergröße aus historischen Mitschriften der Montreal Canadiens (Eishockey Mannschaft NHL), aus dem Buch „Montreal Canadiens: A Hockey Dynasty“ (1980) – ein historischer Überblick über jeden Spieler. Ebenso bezog er Daten und Informationen aus dem Buch „NHL Official Guide and Record Book” (2001) und von der NHL Player’s Association Website. Informationen über Körperzusammensetzung, Kraft, und

VO2max erhielt er aus Aufzeichnungen durchgeführter physiologischer Tests der Montreal Canadiens an der McGill University der letzten 22 Jahre (Montgomery, 2006).

In seinen Ergebnissen stellt Montgomery Unterschiede dar und Entwicklungen der Faktoren Körpergröße, Gewicht, BMI (Body Mass Index) und VO2max.

Bezüglich der Körpergröße ist festzustellen, dass Spieler der 1920er Jahre ca. 1,75 m groß waren. In den folgenden Jahren bis zum Jahr 2003 stieg die Körpergröße kontinuierlich an. Spieler der 2000er Jahre sind im Schnitt 1,85 m groß. Auch hinsichtlich des Körpergewichtes sind Veränderungen festzustellen. In den 1920er Jahren betrug das durchschnittliche Körpergewicht 75 kg. Dies stieg auf 92 kg im Jahr 2003 an, was einen Unterschied von 17 kg ergibt. Das Körpergewicht der Spieler stieg also um 23%, wobei es sich hier natürlich um die Steigerung durch den Aufbau von Muskelmasse handelt. Auch die Körperzusammensetzung hat sich positiv entwickelt. So stellte Montgomery eine Veränderung des Körperfettgehaltes fest, welcher sich bei Spielern der Montreal Canadiens von 12 % auf durchschnittlich 10,5 % reduziert hat (Montgomery, 2006). 11

Die Veränderung des BMI (Body Mass Index, kg/m²) stellt ebenso ein Ergebnis dar. Diese Daten sind allerdings nicht sehr aussagekräftig, da nur wenige Spieler pro Jahr gemessen wurden. So wurden im Jahr 1919 nur 12 Spieler gemessen und die Angaben und der Mittelwert wurden deutlich durch einen großen Spieler beeinflusst, der bei einem BMI von 32,6 kg/m² 109 kg schwer und 1,83 m groß war. Grundsätzlich lässt sich eine Steigerung des BMI ab dem Jahr 1970 erkennen. Der durchschnittliche BMI im Jahr 2000 liegt zwischen 26 und 27kg/m² (Montgomery, 2006).

Ebenso wurde die maximale Sauerstoffaufnahme der Spieler getestet, wofür die

VO2max Laufband-Werte von 1981 bis 2003 verglichen wurden. Es ist zu erkennen, dass der durchschnittliche Wert der VO2max (mL*(kg*min)-1 seit dem Jahr 2001 ansteigt. Um die Veränderungen der VO2max darzustellen, wurden Testungen auf dem Laufband durchgeführt. Die Spieler haben eine größere relative VO2max - Kapazität bei größerem Gewicht als Spieler aus den Jahren 1980. Die aerobe Ausdauerleistungsfähigkeit stieg somit stetig an (Montgomery, 2006).

Tabelle 1 stellt die durchschnittlichen Werte der Messungen des Körperfettgehaltes und der maximalen Sauerstoffaufnahme dar.

Tabelle 1: Durchschnittswerte des Körperfettes und der maximalen Sauerstoffaufnahme 1981-2003 (Montgomery, 2006)

Jahr n Mean n Mean VO2max Körperfett in % (mL*(kg*min)-1 1981 27 12,4 27 55,6 1982 30 9,7 2 51,9 1992 24 8,3 24 55,8 1993 63 12,4 61 55,1 1994 41 9,8 40 58,1 1995 65 11,5 65 55,4 1996 59 11,2 59 55,3 1997 24 10,4 58 54,2 1998 58 10,4 50 54,4 1999 52 10,2 42 55,5 2000 48 10,2 60 53,7 2001 52 10,0 52 57,7 2002 53 10,3 52 57,7 2003 39 10,4 61 59,0

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Die Oberkörperkraft wurde durch einen 1 RM Bankdrücken Test verglichen, der einen Zuwachs von 21 kg Gewicht bei maximaler Gewichtsbelastung ergab. Die Spieler wurden also über die Jahre stärker. Grund dieser Veränderung ist, speziell bei dieser Mannschaft, ein angestellter Off-Ice Coach, der speziell u.a. auf Fitness und Kraft ausgerichtet trainierte (Montgomery, 2006).

Im online Eishockey Magazin „Eishockey.com“ wurde 2002 auch über die Veränderung der Eishockey Spieler berichtet. Interessant ist die Darstellung des durchschnittlichen Gewichtes und der Größe der NHL Teams. Die Tabelle 2 stellt die Teams der NHL des Jahres 2002 mit der durchschnittlichen Größe und Gewicht der jeweiligen Teamspieler dar. Im Schnitt sind alle Spieler der Teams ca. 1,85 m groß und wiegen ca. 90-92 kg. Dies stellte Montgomery in seiner Studie ebenso fest (eishockey.com, 2002).

Tabelle 2: Durchschnittliche Körpergröße und Gewicht von NHL Teams (eishockey.com, 2002)

Größe Gewicht Größe Gewicht Team in m in kg Team in m in kg Anaheim 1,86 92,00 Edmonton 1,86 91,50 Atlanta 1,86 94,20 Florida 1,88 94,70 Boston 1,88 93,80 Los Angeles 1,85 92,90 Buffalo 1,85 92,90 Minnesota 1,86 87,40 Calgary 1,83 90,60 Montreal 1,86 90,10 Carolina 1,86 92,40 Nashville 1,84 91,50 Chicago 1,84 89,70 New Jersey 1,83 91,10 Colorado 1,87 91,50 NY Islanders 1,89 94,70 Columbus 1,85 90,60 NY Rangers 1,88 94,20 Dallas 1,86 92,40 Ottawa 1,85 93,30 Detroit 1,83 89,70 Philadelphia 1,88 95,10 St. Louis 1,84 90,10 Phoenix 1,87 93,30 Tampa Bay 1,88 92,90 Pittsburgh 1,87 94,20 Toronto 1,85 93,30 San Jose 1,85 93,30 Vancouver 1,84 93,80 Washington 1,85 96,00

Wendorf vergleicht in seinem Bericht auf hockey-graphs.com vom 19.02.2015 das Gewicht und die Größe der Spieler der NHL ab der Saison 1917/18 bis 2014/15. Er ermittelte einen Durchschnittswert. Leider ist nicht ersichtlich, welche Spieler genau betrachtet wurden. Es ist erkennbar, dass Körpergröße und 13

Gewicht im Laufe der genannten Saisonen zunahmen. Tabelle 3 stellt beispielhaft die Durchschnittswerte von Gewicht und Größe der Saisonen 2006/07 bis 2014/15 dar. Eine starke Steigerung ist in den Saisonen nicht ersichtlich. Eher stellten sich die Werte annähernd gleich ein. Die Spieler haben im Schnitt eine Größe von 1,85 m und sind ca. 92 kg schwer (Wendorf, 2015).

Tabelle 3: Durchschnittliche Körpergröße und Gewicht von NHL Spielern (hockey-graphs.com, 2015)

Größe in Gewicht in Saison cm kg 2006-07 1,86 93,25 2007-08 1,85 93,16 2008-09 1,86 93,07 2009-10 1,86 92,9 2010-11 1,86 92,7 2011-12 1,86 92,4 2012-13 1,86 92,35 2013-14 1,85 91,58 2014-15 1,85 91,26

Grundsätzlich ist eine Veränderung und Weiterentwicklung der Spieler in den letzten 30 Jahren zu erkennen, die nicht nur an Körpergröße und Gewicht, wie vorangegangen dargestellt, erkennbar ist. Dies liegt an der Trainingsentwicklung, d.h. an den Methoden und der Möglichkeit, aus einem zusätzlichen effektiven Athletiktraining heraus die Spieler voranzubringen und deren Leistungskapazitäten in verschiedenen Bereichen zu steigern. Eine Leistungssteigerung wird in einer Mannschaftssportart nicht mehr rein durch das sportartspezifische Spieltraining erreicht. Eine wichtige Leistungsreserve stellt das Athletiktraining dar. Hier können Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Schnelligkeit verbessert werden und dies führt zu einer Steigerung der Spielleistungsfähigkeit der Sportler.

Welche sportlichen Anforderungen an einen Eishockeyspieler gestellt werden, wird in Kapitel 2.3 nun beschrieben.

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2.3. Das Anforderungsprofil eines Eishockeyspielers

Das Anforderungsprofil eines Eishockeyspielers beschreibt die sportlichen Leistungsvoraussetzungen, welche ein Eishockeyspieler zur optimalen Ausübung seiner Sportart mitbringen und erfüllen sollte.

Allgemeine Definition Anforderungsprofil:

„Im sportlichen Training betrifft das Anforderungsprofil die einzelnen Leistungsvoraussetzungen und den jeweiligen Ausprägungsgrad, die ein Sportler – in bestimmten Fällen auch eine Mannschaft - im Ergebnis einer Ausbildungsetappe, eines Trainingsjahres, einer Trainingsperiode oder eines Trainingsabschnittes erreichen soll. Es stellt demnach eine detaillierte Zielvorgabe für das sportliche Training dar und kann graphisch in verschiedenen, den Profilcharakter veranschaulichenden Varianten dargestellt werden, die einen Sollwert-Istwert-Vergleich erleichtern. Sportliche Anforderungen werden von der Zielleistung und ihrer Struktur (Leistungsstruktur) unter Berücksichtigung der Gesetzmäßigkeiten der sportlichen Leistungsentwicklung, u. a. ihrer Altersspezifik und des langfristigen Leistungsaufbaus, abgeleitet. Im Leistungssport markieren sie Durchgangsstadien auf dem Weg zur Höchstleistung, in anderen Bereichen des Sports auch Zielzustände (gesellschaftliche Normen)“ (Lexikon Sportwissenschaftlicher Begriffe nach Schnabel und Thiess, 1993).

Unter Leistungsvoraussetzungen verstehen sich Bedingungen zur Ausübung von sportlichen Leistungen, wobei allgemein innere und äußere Voraussetzungen unterschieden werden. Die inneren Voraussetzungen sind jene, welche von der Physis und Psyche der Person selbst abhängen. Die äußeren Voraussetzungen sind Bedingungen der Umgebung und der jeweiligen Handlungssituation, wie zum Beispiel das soziale Umfeld (Schnabel, Harre, Krug, 2011, S. 41).

Zu den physiologischen Leistungsvoraussetzungen zählen die Schnelligkeit, die Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit. In Tabelle 4 werden die physiologischen Voraussetzungen zusammengefasst dargestellt.

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Tabelle 4: Physiologische Leistungsvoraussetzungen eines Eishockeyspielers (Keil und Weineck, 2005, S. 16)

Schnelligkeit Kraft Ausdauer Mischformen Beweglichkeit aus Schnelligkeit, Kraft u. Ausdauer Reaktions- Sprungkraft Allgemeine Schnellkraft Spezielle schnelligkeit Grundlagen- Ausprägung ausdauer der Gelenks- beweglichkeit Zyklische Sprintkraft Spezielle Sprintkraftausdauer Bewegungs- Ausdauer schnelligkeit Azyklische Wurfkraft Schnelligkeits- Bewegungs- ausdauer schnelligkeit Handlungs- Passkraft Kraftausdauer schnelligkeit

Die physiologischen Leistungsvoraussetzungen ergeben sich aus der Charakteristik der Sportart Eishockey selbst, welche im Kapitel 2.1. Definition und Charakteristik der Sportart beschrieben wird.

Im Eishockey werden verschiedene Formen der Schnelligkeit abgerufen. Die Reaktionsschnelligkeit kommt zum Tragen, wenn ein Spieler auf eine Situationsänderung, wie zum Beispiel einen Richtungswechsel oder den Puckverlust, reagieren muss. In kürzester Zeit wird auf diesen Reiz bzw. auf ein bestimmtes Signal reagiert. Ein weiteres Beispiel ist das Bully beim Spiel. Zum Spielbeginn oder bei Unterbrechungen stehen sich beide Stürmer am Bully-Punkt (bestimmter Ort auf dem Spielfeld für den Einwurf des Pucks) gegenüber. Der Schiedsrichter hält den Puck auf Hüfthöhe in einer Hand. Die Schläger der Stürmer werden darunter platziert. Nach Pfiff lässt der Schiedsrichter den Puck fallen und die Spieler versuchen den Puck zu gewinnen, indem sie reagieren und versuchen, den Puck zu einem Mannschaftskollegen zu spielen (Keil und Weineck, 2005, S. 16).

Die zyklische Bewegungsschnelligkeit beschreibt fortlaufende, gleichförmige, kleinräumige Bewegungen ohne hohen Widerstand (Schnabel, Harre, Krug, 2011, S. 174).

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Im Eishockey betrifft dies die schnellen Antritte. Unter der azyklischen Bewegungsschnelligkeit werden Einzelbewegungen ohne hohen Widerstand verstanden wie beispielsweise der Richtungswechsel mit Antritt nach einer Bremsaktion oder das Hakenschlagen und Ausweichmanöver im Spiel (Keil und Weineck, 2005, S. 16).

Die Handlungsschnelligkeit ist in hohem Maß vom Niveau der strategisch- taktischen bzw. technisch-taktischen Leistungsvoraussetzungen abhängig. Besonders in den Sportspielen kommt es darauf an, sporttechnische und taktische Handlungen präzise und situationsangemessen erfolgreich auszuführen (Schnabel, Harre, Krug, 2011, S. 174).

Mögliche Versuche einen Spieler auszuspielen oder gewisse Spielzüge schnellstmöglich einzuleiten, sind hier im Eishockey zum Beispiel von Bedeutung.

Die Kraftfähigkeit spielt ebenso eine große Rolle im Eishockey. Sie bezeichnet die Fähigkeit, Widerstände durch willkürliche Muskelkontraktionen zu überwinden bzw. äußeren Kräften entgegenwirken zu können (Schnabel, Harre, Krug, 2011, S. 585).

Im Eishockey spielt die Schnellkraftfähigkeit eine große Rolle. Es ist Ziel, dem Körper oder einem Sportgerät eine hohe Endgeschwindigkeit zu erteilen. Für sich selbst und den Puck erreicht das der Eishockeyspieler mittels seiner Sprintkraft bzw. seiner Pass-, Wurf- und Schusskraft. Somit werden die durch die Spielweise und den Charakter des Spiels selbst benötigten bzw. mehr beanspruchten Muskelgruppen verstärkt ausgeprägt und trainiert. Im Ausdauerbereich haben sowohl die allgemeine Grundlagenausdauer als auch die spezielle Ausdauer Bedeutung. Die Grundlagenausdauer stellt die Basisfähigkeit für alle Arten sportartspezifischer Ausdauer dar. Sie ist nicht nur ein Bestandteil wettkampfspezifischer Ausdauerleistungen, sondern sie bildet auch die Basis für eine umfangreiche Trainingsbelastung in den Ausdauersportarten und in Sportarten und Disziplinen, in denen damit vergleichbare Anforderungen zu erfüllen sind. Dies gilt auch für Spielsportarten wie Eishockey. Ebenso ist die allgemeine Grundlagenausdauer eine Voraussetzung, um intensive Belastungsanforderungen mit hoher Beanspruchung des anaeroben Stoffwechsels (Energieversorgung der Muskulatur ohne Einfluss von Sauerstoff) positiv verarbeiten zu können (Schnabel, Harre, Krug, 2011, S. 182).

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Dies ist wiederum für die spezielle Ausdauer im Eishockey notwendig. Die spezielle Ausdauer ist sportartspezifisch durch die Charakteristik der Sportart selbst bedingt. Im Eishockey kommt es zu einem Wechsel zwischen sehr kurzen, wiederholten Phasen hoher Intensität und Phasen mittlerer und niedriger Intensität bzw. aktiver Erholung (bei Spielunterbrechungen) sowie der einzigartigen Möglichkeit der regelmäßigen Regeneration durch die fliegenden Wechsel (Auswechselbank). Durch diese intermittierende Belastungsanforderung kann der Eishockeyspieler sehr hohe Intensitäten auf dem Eis leisten. Bei den kurzen Einsatzzeiten von ca. durchschnittlich 20-45 Sekunden liegt die Belastung meist nur für kurze Zeit im höchsten Bereich. So sprintet ein Spieler während eines Einsatzes am Eis mit maximaler Beschleunigung ungefähr 5-7mal über eine Zeitspanne von 2,0-3,5 Sekunden. Zweikämpfe, Gleiten oder Bogenläufe und Schüsse prägen die verbleibende Zeit. Ein Eishockeyspieler muss also über eine sehr gut ausgeprägte anaerobe (alaktazid, als auch laktazid) Kapazität verfügen (Keil und Weineck, 2005, S. 26).

Als letzte Leistungsvoraussetzung ist die Beweglichkeit zu nennen. Die Beweglichkeit ist eine motorische Fähigkeit, welche den bei der Ausführung von Bewegungen oder der Einnahme bestimmter Haltungen verfügbaren Bewegungsspielraum in den Gelenken bzw. Gelenksystemen betrifft (Schnabel, Harre, Krug, 2011, S. 579).

Die Beweglichkeit wird in dem Maße der jeweiligen Sportart trainiert. Demnach ist eine hohe Ausprägung der Beweglichkeit in Sportarten mit hohen ästhetischen Wirkungen der Bewegungen, wie der rhythmischen Sportgymnastik, notwendig. Dies variiert je nach den Bewegungsanforderungen der jeweiligen Sportart. Die Beweglichkeit dient ebenso der ökonomischen Ausführung von Bewegungen bzw. Techniken und der optimalen Bewegungsausführung. Beispielsweise muss im Eishockey die Beweglichkeit im Rumpf gegeben sein, damit bei der Schussbewegung, bei der eine Ausholbewegung die Bewegung einleitet (Schlagschuss), das gesamte Potential und damit auch die Beschleunigung des Pucks erreicht wird (Keil und Weineck, 2005, S. 26).

Wie schon vorangegangen erwähnt, wird den Spielern auch so einiges durch die verschiedenen Spielsituationen abverlangt. Weitere zu beachtende und beeinflussende Faktoren sind jedoch auch die Anzahl an Verteidigern und Stürmern, welches System gefahren wird und mit wie vielen Linien gespielt wird. 18

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über eine mögliche Beanspruchung im Eishockey. Wie sich die Zeiten ergeben, wurde von Keil und Weinek leider nicht beschrieben. Jedoch können diese Angaben als durchschnittlich und als Beispiel betrachtet werden. Demnach haben Spieler eine aktive Spielzeit von 15-25 Minuten und ungefähr 15-25 Einsätze durch Wechsel. Die Einsatzdauer liegt zwischen 30 und 60 Sekunden. Durch die Wechsel der Linien verbringen die Spieler zwischen 3-5 Minuten auf der Bank und das Verhältnis von Aktivität und Regeneration beträgt 1:5. Während des Einsatzes am Eis vollbringt ein Spieler zwischen 5 und 7 Antritte von einer ungefähren Dauer von 2- 3,5 Sekunden (Keil und Weineck, 2005, S. 26).

Lignell et al. (2018) analysierten ein Eishockeyspiel und stellten unter anderem fest, dass die durchschnittliche zurückgelegte Gesamtdistanz während des Spiels etwa bei 4,6 km lag und die zurückgelegte Streckenlänge bei hoch intensiver Belastung ca. 2 km beträgt (Lignell et al., 2018).

Tabelle 5: Beanspruchung im Eishockey (nach Thoden/Jette in Montgomery 1988, Dillman/ Stockholm/ Greer in Blatherwick 1994, Bader/ Engelhart/ Jeschke 1994, Bracko et al. 1998, Westerlund/ Summanen 2002, IIHF 2003, Horrigan/ Kreis 2003 aus Keil und Weinek 2005, S. 25) Spielzeit pro Spiel in Min 15-25 Einsätze pro Spiel 15-25 Einsatzdauer in Sekunden 30-60 Spielzeit zwischen den Unterbrechungen in Sekunden 5-30 Zeit auf der Bank zwischen den Einsätzen in Minuten 3-5 Verhältnis Aktivität: Regeneration 1:5 Dauer der Antritte (hohe Intensität) in Sekunden ca. 2- 3,5 Anzahl der Antritte je Einsatz 5-7

Meistens besteht eine spielende Mannschaft aus 6 Verteidigern, welche nacheinander paarweise wechseln, und 12 Stürmern, welche zu dritt regelmäßig wechseln. Hier ist schon zu erkennen, dass die Verteidiger öfter am Eis sind und somit auch weniger Erholungsphasen haben als Stürmer. Aufgrund der Aufgabe der Stürmer - schneller Zug zum Tor mit Abschluss - sind sie auch diejenigen, die das Tempo im Spiel bestimmen und deren Einsätze dadurch intensiv gestaltet sind. Die Einsatzzeit der Spieler am Eis ist auch von dem Spielsystem abhängig. Je nach Spielzügen und Dauer und Durchkommen der gefahrenen Spielweise variiert die Einsatzzeit zwischen beispielsweise 20 und 45 Sekunden. Auch die 19

Spielsituation selbst und der Verlauf des Spiels beeinflussen den Grad der Anstrengung der Einsätze. In einer Überzahlsituation befinden sich beispielsweise beide Mannschaften im Normalfall in einem Drittel und positionieren sich taktisch vor dem Tor: Eine Mannschaft als Angreifer und die andere zur Verteidigung. Hier ist die Anstrengung für beide Mannschaften geringer. Weiters wäre ein Beispiel, wenn zwei sehr starke und ausgeglichene Mannschaften aufeinandertreffen. Hier kann man davon ausgehen, dass das Spiel sehr schnell sein wird und der Wechsel zwischen Angriff und Abwehr sehr hoch sein wird und somit auch kräftezehrender. Ebenso ist die Leistungsstärke der Spieler ein wichtiger Faktor der Einsatzzeit. Bessere Spieler bekommen meist mehr Einsätze und sind somit einer höheren Beanspruchung ausgesetzt (Keil und Weineck, 2005, S. 25).

Wie beanspruchend der Einsatz der Spieler am Eis ist, kann zum Beispiel auch über eine Herzfrequenzmessung aufgezeigt werden.

Keil und Weineck stellen nach einer Studie von Green et al. (1978) Messdaten vor, für deren Erhebung acht Profispieler während vier Spielen untersucht wurden. Gemessen wurde die Herzfrequenz von Stürmern und Verteidigern während eines Spiels. Als Beispiel wird eine Einsatzzeit von ca. 90 Sekunden mit Spielunterbrechung dargestellt. Im Diagramm werden die Werte von Stürmer und Verteidiger dargestellt. Zu sehen ist, dass die Werte der Stürmer höher sind als jene der Verteidiger während eines Einsatzes. So kann eine größere Anstrengung für Stürmer vermutet werden (Keil und Weineck, 2005, S. 25).

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Herzfrequenz Stürmer und Verteidiger 200 183 179 179 179 176 173 169 169 175 165 161

150 139 133

125 Herzfrequenz Schläge/ Min

100 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Einsatzzeit in Sekunden Blau: Stürmer Rot: Verteidiger blasse Linie: Spielunterbrechung farbige Linie: aktive Spielzeit

Abb. 2: Herzfrequenz Stürmer und Verteidiger bei einem Spieleinsatz am Eis

(Keil und Weineck, 2005, S. 25, nach Green et al. 1978)

Mit einer Analyse über die Intensität eines Eishockeyspiels beschäftigten sich Stanula und Roczniok (2014) in einer Studie. Zwanzig Eishockeyspieler der polnischen U18 Nationalmannschaft nahmen an der Studie teil und es wurde unter anderem die Herzfrequenz und die maximale Sauerstoffaufnahme aufgezeichnet (Stanula und Roczniok, 2014).

Durch die Bestimmung der Herzfrequenz beim ersten und zweiten ventilatorischen Schwellenwert während der Testungen wurden folgende Belastungszonen (niedrig, moderat und hoch) bestimmt, für die wiederum Herzfrequenzwerte definiert werden konnten.

Stürmer:

Niedrige Belastung: 148-158 Schläge/Min, 79,5- 84,8 % HRmax

Moderate Belastung: 159-178 Schläge/Min, 85,4- 95,6 % HRmax

Hohe Belastung: 179-186 Schläge/Min, 96,1- 100 % HRmax

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Verteidiger:

Niedrige Belastung: 149-153 Schläge/Min, 80- 82,1 % HRmax

Moderate Belastung: 154-175 Schläge/Min, 82,6- 94 % HRmax

Hohe Belastung: 176-186 Schläge/Min, 94,5- 100% HRmax

Durch die ermittelten Daten wurde festgestellt, wie lange sich Stürmer und Verteidiger während eines ganzen Spiels in den jeweiligen Belastungszonen befanden. niedrige Belastung:

Stürmer: 54,91 % der Spielzeit Verteidiger: 55,62 % der Spielzeit moderate Belastung:

Stürmer: 26,4 % der Spielzeit Verteidiger: 22,38 % der Spielzeit hohe Belastung:

Stürmer: 18,68 % der Spielzeit Verteidiger: 22 % der Spielzeit

Demnach befinden sich Stürmer weniger oft in hoch intensiven Belastungszonen als Verteidiger. Eine Begründung blieb jedoch aus (Stanula und Roczniok, 2014).

Stürmer befinden sich für durchschnittlich 14,58 (± 9,26) Minuten des Spiels in der hohen Belastungszone, Verteidiger für 18,38 (± 9,19) Minuten. In der moderaten Belastungszone halten sich Stürmer für 20,57 (± 9,47) Minuten und Verteidiger für 18,51 (± 5,12) Minuten auf. In der niedrigen Belastungszone halten sich Stürmer für 42,34 (± 15,31) Minuten auf und Verteidiger für 46,08 (± 10,4) Minuten. Für beide Spielerpositionen bedeutet dies einen ständigen Wechsel zwischen den verschiedenen Belastungsbereichen und der intermittierende Charakter der Sportart wird deutlich (Stanula und Roczniok, 2014).

Die verschiedenen Belastungsformen bedienen sich dann natürlich auch unterschiedlicher Energieversorgungen. Durch die hohen Intensitäten, welche durchschnittlich zwei Drittel des Spiels ausmachen, erfolgt die Energieversorgung auf anaerobe Weise (Keil und Weineck, 2005, S. 26).

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Ein Eishockeyspieler sollte daher über eine gut ausgebildete aerobe als auch anaerobe Kapazität verfügen, um den wechselnden Belastungen während des Spiels standhalten zu können (Keil und Weineck, 2005, S. 26).

Wie dieses Anforderungsprofil zeigt, verlangt auch das Eishockey seinen Sportlern einen großen Umfang an ausgebildeten körperlichen Leistungsvoraussetzungen ab. Diese Ausbildung der Fähigkeiten und auch die Herausbildung sportartspezifischer Fertigkeiten ist ein langjähriger Prozess, welcher schon im Kleinkindalter beginnt. Bereits mit 4 bis 5 Jahren beginnen Profisportler ihre Karriere und lassen sich zu einem Eishockeyspieler ausbilden.

Wie eine solche Ausbildung aussieht und aufgebaut wird und was sie beinhaltet, wird im folgenden Kapitel der Entwicklung von Nachwuchseishockeyspielern beschrieben.

3. Entwicklung von Nachwuchseishockeyspielern

Profimannschaften jeder Sportart zehren von der Arbeit im Nachwuchsbereich. Der Nachwuchsarbeit werden folgende Aufgaben zuteil:

- Rekrutierung von Kindern zur Sportart - Bindung der Kinder an den Verein durch ein attraktives, aufstrebendes Vereinsleben

- bestmögliche Ausbildung der Kinder im Verein

- Lieferung von Nachwuchssportlern an die Profivereine

Die bestmögliche Ausbildung der Kinder steht im Fokus der Nachwuchsarbeit. Dies erfolgt durch den langfristigen Leistungsaufbau. Hierbei wird die Leistung der Kinder durch aufeinander aufbauendes Training von Jahr zu Jahr mit dem langfristigen Ziel ein Profisportler zu werden, entwickelt, verbessert und vorangebracht. Verschiedene Mittel und Möglichkeiten werden dafür zum Einsatz gebracht. Wichtigste Grundlage ist das Wissen über die motorische Entwicklung (motorische Ontogenese) des Menschen und die Veränderungen, die jeder Körper durchlebt, und wie man diese Veränderungen im Training beachten muss und verwenden kann. Die motorische Ontogenese umfasst die Individualentwicklung sowohl von motorischen Fähigkeiten (Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Koordination, Beweglichkeit), elementaren Bewegungsformen

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(Gehen, Laufen, Werfen, Springen), sportmotorischen Fertigkeiten und sportlichen Techniken (u.a. Formen des Hochsprungs, Disziplinen des Schwimmens) als auch Verhaltensweisen (Hartmann, Minow, Senf, 2011, S. 58).

Der langfristige Leistungsaufbau eines Nachwuchssportlers orientiert sich an den Phasen der motorischen Ontogenese, die wiederum die Trainingsinhalte der Ausbildungsetappen bestimmen. Definiert wird dieser als systematischer Aufbau der sportlichen Höchstleistung durch sportliches Training von Beginn der sportlichen Betätigung bis zum Hochleistungsbereich (Hartmann, Minow, Senf, 2011, S. 150).

Die Gesetzmäßigkeiten des langfristigen Leistungsaufbaus resultieren aus Verallgemeinerungen praktischer Erfahrungen von Trainern und Sportlern und sind Ergebnis von Forschungsarbeiten verschiedener Disziplinen zur Objektivierung der Zusammenhänge von Trainingsbelastung und Leistungsentwicklung. Größen, auf die Bezug genommen wird, sind Prognoseleistungen, das durchschnittliche Hochleistungsalter in den einzelnen Sportarten und die ontogenetischen Besonderheiten der motorischen Entwicklung im Nachwuchsbereich (Hartmann, Minow, Senf, 2011, S. 150).

Das unterschiedliche Alter der Kinder bei Beginn der Ausübung einer Sportart bedingt einen spezifischen Leistungsaufbau unter der Beachtung von Entwicklungsmöglichkeiten und dem Entwicklungsstand der Kinder. Abgesehen davon gibt es allgemeine Richtlinien in allen Sportarten, welche es ermöglichen, einen Algorithmus für den langfristigen Leistungsaufbau aufzustellen (Hartmann, Minow, Senf, 2011 S. 151).

Vom Beginn des Trainings bzw. der Ausübung der Sportart bis hin zum Beginn des Hochleistungsalters liegt ein sportartspezifischer Trainingsprozess von ca. sechs bis zehn Jahren.

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So wird von folgenden Etappen und deren Länge im Allgemeinen (sportartunspezifisch) bzw. dem angestrebten Altersbereich pro Etappe im Eishockey ausgegangen:

Grundausbildung: 1-3 Jahre Alter: 3-6 Jahre

Grundlagentraining: 2-4 Jahre Alter: 6-10 Jahre

Aufbautraining: 2-4 Jahre Alter: 10-14 Jahre

Anschlusstraining: 2-3 Jahre Alter: 14-18 Jahre

Hochleistungstraining: bis Karriereende Alter: ab 18 Jahre

Die Grundausbildung ist dafür da, um sportartunabhängig vielseitige motorische und psychische Voraussetzungen zu schaffen. Hier wird auch versucht, Talente frühzeitig zu erkennen. Grundsätzlich ist die Grundausbildung noch nicht auf sportartbedingte Anforderungen ausgerichtet (Hartmann, Minow, Senf, 2011, S. 151).

Mit dem Grundlagentraining beginnt der eigentliche langfristige Leistungsaufbau. Hier werden sportartspezifische Fertigkeiten vermittelt und die Spezialisierung nimmt zu. Merkmale des Grundlagentrainings sind zum einen die Ausbildung im Allgemeinen, vielseitigen, sportartübergreifendem Sinn und die gerichtete Ausbildung in der gewohnten Sportart. Hauptsächlich werden der Allgemeinheit und Vielseitigkeit in dieser Etappe große Bedeutung zugeschrieben.

Ziele des Grundlagentrainings sind die Stabilisierung der Gesundheit, die Entwicklung der allgemeinen Belastungsverträglichkeit, eine breite Entwicklung der motorischen Leistungsvoraussetzungen, die Erlernung und Vervollkommnung wesentlicher sporttechnischer Fertigkeiten, die Interessens- und Motivbildung zur jeweiligen Sportart und die Beurteilung der Eignung des Sportlers.

Diesen Zielen sind folgende allgemeine Trainingsinhalte zugeordnet:

- Belastungsgestaltung entsprechend des biologischen Alters

- Einsatz allgemeiner Körperübungen - wirkungsvoll ähnlich der Wettkampfübungen

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- Verbesserung der koordinativen Fähigkeiten

- Entwicklung aller Fähigkeiten - Augenmerk auf die koordinativen Fähigkeiten, Schnelligkeitsfähigkeit sowie Beweglichkeit

- Erhöhung der Belastungsverträglichkeit - Verbesserung der Grundlagenausdauer- und Kraftausdauerfähigkeiten

- Vermittlung sporttechnischer Fertigkeiten in Verbindung mit der Koordinationsschulung

- Kontinuierliche Vergrößerung der Belastungsumfänge

Mit der Etappe des Aufbautrainings erfährt der Sportler die beginnende Spezialisierung in seiner Sportart. Dieses Ziel wird begünstigt, indem dominierende motorische Leistungsvoraussetzungen erweitert und gefestigt werden, sporttechnische Fertigkeiten der Sportart auf hohem Niveau vervollkommnet werden und die Leistungsmotivation stabilisiert wird. Unter dem Anschlusstraining versteht sich die unmittelbare Etappe des Übergangs zum Hochleistungstraining. Der Mittelpunkt dieser Etappe ist der Anschluss an das Niveau der Spitzenleistungen durch eine schrittweise Annäherung an die Trainingsstruktur des Hochleistungsbereichs (Hartmann, Minow, Senf, 2011, S. 154).

Das Anschlusstraining bildet mit seinen Inhalten die vorletzte Etappe des Ausbildungsprozesses. Mittelpunkt dieser Phase ist der Anschluss an das Niveau der Spitzenleistungen. Das Training wird schrittweise an die Anforderungen des folgenden Hochleistungsbereiches herangeführt. Spezielle Körperübungen stehen dabei im Fokus des Trainings. Ziele sind:

- spezielle Ausbildung der für die Spezialdisziplin leistungsbestimmenden Voraussetzungen

- Stabilisierung der sporttechnischen Fertigkeiten

- Festigung der allgemeinen Leistungsgrundlagen

- weitere Herausbildung individueller Leistungsmotivation und Willenseigenschaften

- Förderung der Bewusstheit und Selbstständigkeit der Sportler 26

- Weiterentwicklung der spezifischen Belastbarkeit

Das Training ist individualisiert und mit dem Arbeits-/ Schulumfeld abgestimmt und der Jahresaufbau ist auf die Hauptwettkämpfe abgestimmt (Hartmann, Minow, Senf, 2011, S. 154-155).

Die letzte Etappe des langfristigen Leistungsaufbaus ist die Etappe des Hochleistungstrainings. Der Sportler wird an seine persönliche Höchstleistung herangeführt und wird befähigt, diese über einen möglichst langen Zeitraum zu halten. Das Training wird bei höchstmöglichem Umfang weiter intensiviert, wobei mit speziellen Körperübungen motorische Fähigkeiten entwickelt werden und die sporttechnischen Fertigkeiten perfektioniert und stabilisiert werden. Dies ermöglicht eine annähernd vollständige Umsetzung des vorhandenen Fähigkeitspotenzials in die Wettkampfleistung (Hartmann, Minow, Senf, 2011, S. 154-155).

Der langfristige Leistungsaufbau mit seinen Etappen und den verschiedenen Fertigkeiten jeder Sportart werden zur besseren Trainingsplanung und auch Trainingssteuerung in einen Rahmentrainingsplan bzw. in ein Nachwuchskonzept gefasst. In einem solchen Konzept wird beschrieben, welche Trainingsziele in welchem Alter vorgegeben und verfolgt werden.

Von den verschiedensten Eishockeynationen existieren solche Pläne, Richtlinien bzw. Vorgaben zur Gestaltung des Trainings in der Nachwuchsausbildung.

Die Tabelle 6 stellt den Aufbau der Rahmenpläne Kanadas, Schwedens und der Tschechischen Republik vergleichend dar.

Alle drei Konzepte werden in Stufen eingeteilt und in diesen die jeweiligen Altersgruppen. Kanada unterteilt den Rahmentrainingsplan in neun Stufen und Schweden und die Tschechische Republik in sechs Stufen.

Die Tabelle 7 stellt im Allgemeinen die Inhalte der drei Rahmenpläne dar und hebt Gemeinsamkeiten hervor, während die Unterschiede in Tabelle 8 dargelegt sind.

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Tabelle 6: Vergleich der Rahmenkonzeptionen: Altersklassen (Vgl. Hockey Canada, Svenska Ishockeyförbundet, ČSLH)

Kanada Schweden Tschechische Republik Stufenanzahl 9 6 6

Altersklassen bis 4 Jahre 5-6 Jahre bis 7 Jahre bis 6 Jahre 7-8 Jahre 8-9 Jahre bis 9 Jahre 6-9 Jahre

10-11 Jahre M bis 13 Jahre 10-11 Jahre 11-12 Jahre J

11-15 Jahre M bis 16 Jahre 12-13 Jahre 12-16 Jahre J

16-18 Jahre M 14-15 Jahre 16-17 Jahre J

18-22 Jahre M bis 18 Jahre 16-19 Jahre 18-20 Jahre J

22+ Jahre M bis 22 Jahre 21+ Jahre J

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Tabelle 7: Vergleich der Rahmenkonzeptionen: Allgemeine Inhalte und Gemeinsamkeiten (Vgl. Hockey Canada, Svenska Ishockeyförbundet, ČSLH)

Kanada Schweden Tschechische Republik Inhalte - Trainingsentwicklung von Spiel und Spaß zu allgemein Trainingsverpflichtung und Trainingsbewusstsein für Erfolg - Beschreibung des motorischen Könnens pro Altersklasse - Typisierung der motorischen, eishockeyspezifischen Fertigkeiten - Benennung des Trainingsbeginns der Fähigkeiten Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Beweglichkeit - Entwicklung der psychischen und physischen Merkmale - Spieltheorie und Taktik - Entwicklung der Sportart zum Beruf und Lebensmittelpunkt

Gemeinsam- - Einteilung in Altersstufen keiten - Trainingsausrichtung pro Altersklasse der psychologischen Entwicklung entsprechend- von Spaß am Spiel zu Pflichtbewusstsein gegenüber des Trainings und des möglichen Berufs als Eishockeyspieler - Erlernen der sportartspezifischen Fertigkeiten und Fähigkeiten gemäß der körperlichen Entwicklung (Ontogenese) und Beachtung der sensiblen Phasen des Wachstums

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Tabelle 8: Vergleich der Rahmenkonzeptionen: Unterschiede (Vgl. Hockey Canada, Svenska Ishockeyförbundet, ČSLH)

Kanada Schweden Tschechische Republik Unterschiede - 9 Stufen - 6 Stufen - 6 Stufen - geschlechtli- - keine - keine che Trennung geschlecht- geschlechtliche der Alters- liche Altersein- Alterseinstufung stufen stufung - ausführlichste - genauere - zunächst sehr Beschreibung Beschreibung allgemeine der Altersstufen der Alters- Beschreibung stufen der Alters- stufen

- extra Auflis- tung der Fähig- keiten und Fertigkeiten - Altersstufe 11- in Tabellenform 15 (Mädchen)/ - Altersklasse - keine Angabe 12-16 (Jungen) bis 16 Jahre: hinsichtlich der Jahre: Ausüben meh- Ausübung Spezialisierung rerer Sportar- anderer auf Eishockey, ten für breites Sportarten andere motorisches Sportarten im Können Hintergrund

Wie ein Rahmenplan aussehen kann, wird anhand eines Beispiels im folgenden Kapitel beschrieben.

3.1. Konzept Langfristiger Leistungsaufbau Graz 99 Juniors

Der Verein Graz 99 Juniors-Eishockeyclub ist ein Eishockey Nachwuchsverein in Graz. In der Saison 2016/ 2017 wurde erstmals ein Sportlicher Leiter im Verein in Person eines ehemaligen Spielers angestellt. In dieser Saison umfasste der 30

Verein die Altersgruppen von Anfänger, U8, U10 über U12, U14, U16, U18 bis zur U20. Der Sportliche Leiter erstellte ein Nachwuchskonzept, welches einen Rahmen bzw. eine Vorgabe für den Ablauf der Trainings der einzelnen Altersgruppen bildet und inhaltlich Trainingsziele vorgibt.

Zunächst werden im Nachwuchskonzept die Ziele des Vereins kurz beschrieben.

Es heißt im Konzept: „Der Gedanke des Konzeptes ist es, die Arbeit der Nachwuchsorganisation und die Ausbildung der Nachwuchssportler zu optimieren. Im Vordergrund steht der langfristige Leistungsaufbau, der es ermöglicht, eine wachsende Anzahl an besser ausgebildeten Sportlern hervorzubringen. Langfristiger Leistungsaufbau bedeutet den systematischen Aufbau sportlicher Leistung durch Training vom Anfänger bis zum Hochleistungssportler. Dabei beruft man sich auf wissenschaftlich fundierte Methoden eines dem Alter und den physiologischen, psychologischen Voraussetzungen entsprechenden Trainings, sowie Erfahrungswerten.

Ziele unseres Vereins: - hohe Standards für den langfristigen Leistungsaufbau setzen - neue Ideen und Strukturen vermitteln - ein durchgängiges Konzept für die Nachwuchsarbeit darstellen - die Bedeutsamkeit der Arbeit im anfänglichen Nachwuchsbereich hervorheben Unser sportliches Programm wird nach den Abschnitten des langfristigen Leistungsaufbaus wie folgt unterteilt: 1. Abschnitt (Grundausbildung): Rekrutierung und Eislaufschule 2. Abschnitt (Grundlagentraining): Anfänger, Kinder des Altersbereiches U8 und U10 3. Abschnitt (Aufbautraining): Kinder des Altersbereiches U12 und U14 4. Abschnitt (Anschluss- bzw. Leistungstraining): Jugendliche des Alters- bereiches U16 5. Abschnitt (Hochleistungstraining): Jugendliche des Altersbereiches U18 und U20 Unser Bestreben ist es also, das Interesse am Eishockey bei so vielen Kindern wie möglich zu wecken und sie für unsere Sportart zu begeistern. Denn eine

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große Anzahl an Nachwuchssportlern erhöht neben einem durchdachten und adäquaten Training auch die Chance mehr Spitzensportler herauszubilden. Um diese hervorzubringen, bedarf es einer aufeinander aufbauenden Ausbildung der sportartspezifischen Fähigkeiten (Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Beweglichkeit) und Fertigkeiten (sportartspezifisch: Eislaufen vorwärts, rückwärts, etc.) vom Anfänger an, welche folgend in unserem Programm genau beschrieben werden“ (Sportliches Nachwuchskonzept der Graz 99ers).

Der langfristige Leistungsaufbau wird vorgestellt und die einzelnen Phasen dargestellt. Folgend wird speziell inhaltlich und eishockeyspezifisch auf die Phasen des langfristigen Leistungsaufbaus eingegangen und beschrieben, welche Trainingsziele für jede Altersgruppe vorgegeben werden.

Als Beispiel ist nachstehend die Beschreibung der Inhalte der Etappen der Grundausbildung und des darauffolgenden Grundlagentrainings angeführt.

Aus dem Konzept: „Rekrutierung, Laufschule, U8, U10 Grundausbildung und Grundlagentraining Das Ziel ist es, mehr Kinder für das Eishockey zu gewinnen, Rekrutierungsmaßnahmen durchzuführen und Begeisterung für den Eishockeysport zu entfachen. In diesem Alter sollen die Kinder vor allem vielseitige Bewegungserfahrungen aufgrund ihrer physiologischen Reifung sammeln. Die vorangeschrittene Entwicklung der Nervenstrukturen und das hohe Bedürfnis an Bewegungsaktivität setzen Voraussetzungen für rasche Fortschritte in neu zu erlernenden Bewegungen. Hauptsächlich geht es um die Ausprägung der koordinativen Fähigkeiten, die uns befähigen, eine Bewegung koordiniert zu gestalten und durchzuführen. Dabei werden unsere verschiedenen Sinne angesprochen: optisch, akustisch, taktil (Haut), kinästhetisch (Haltung des Körpers, Muskulatur) und statico-dynamisch (Gleichgewicht, Lage im Raum). Die Bewegungserfahrungen im Eishockey beginnen mit den ersten Schritten am Eis (Laufschule) über die ersten Lernerfolge der Eislauftechniken (U8) bis hin zur Einprägung und sicheren Ausführung der Techniken in der U10. Die Grundlagen der Eishockeytechniken sollen also erfahren werden und zum Ende der Phase strukturiert und verfestigt werden. 32

Learn to play Programm: Hierbei handelt es sich um ein in Finnland entwickeltes System, das nicht ergebnis- bzw. leistungsorientiert ist. Die SpielerInnen sollen einfach Spaß an der Bewegung haben und sich ohne Druck des Ergebnisses und ohne Ehrgeiz der Eltern und Trainer im Spiel wohlfühlen“ (Sportliches Nachwuchskonzept der Graz 99ers).

Das Nachwuchskonzept ist im Anhang ab Seite 95 in voller Länge zur Einsicht angefügt.

4. Leistungsdiagnostik

Ein Training sollte immer zielorientiert sein. Um dieses Ziel zu verfolgen und kontrollieren zu können, sind Diagnosemethoden von großer Wichtigkeit und unabdingbar. Dabei heißt es, die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur sportlichen Leistung und Leistungsfähigkeit, zum Leistungssystem bzw. zur Leistungsstruktur und die Gesetzmäßigkeiten der Leistungsentwicklung zu kennen und optimal zu nutzen. Schon vor dem Beginn eines Trainings muss der derzeitige Leistungszustand bestimmt werden. Es müssen die Stärken und Schwächen herausgefiltert werden und die Zusammenhänge hinsichtlich einzelner Leistungsvoraussetzungen erkannt werden (Schnabel, Harre, Krug, 2011, S. 52).

Während des Trainings werden die durch das Training entstehenden Veränderungen des Leistungssystems ermittelt und so die Auswirkung des Trainings bewertet. Somit können dann weitere Maßnahmen ergriffen werden. Daraus erschließt sich, dass die Leistungsdiagnostik wichtig für die Trainingsplanung und Basis für die Trainingssteuerung ist (Schnabel, Harre, Krug, 2011, S. 52).

Die Leistungsdiagnostik ist die „Lehre von Verfahren der Leistungsdiagnose, d.h. der Erfassung und Beurteilung der sportlichen Leistungen und der aktuellen Leistungsfähigkeit - des erreichten Leistungszustandes - auf der Grundlage von Kennwerten, Kennlinien und Merkmalen des Leistungsvollzugs sowie von Kennwerten der wesentlichsten personalen Leistungsvoraussetzungen. Darin einbezogen sind die Relationen der ermittelten Daten, d.h. die Struktur des Leistungssystems“ (Schnabel, Harre, Krug, 2011, S. 52).

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Mittelpunkt der Leistungsdiagnostik im Sport ist die körperliche Leistungsfähigkeit des Sportlers. Die körperliche Leistungsfähigkeit einer Sport treibenden Person zeigt sich in der Vielzahl der willentlich ausgeführten, spezifisch sportartbezogenen Bewegungsabläufe mit unterschiedlichen Haltungsanteilen im labilen oder stabilen Gleichgewicht. Die Bewegungsabläufe lassen sich in Qualität und Quantität weiter differenzieren. Qualitativ zu betrachten sind Koordination, Flexibilität, Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer. Intensität, Dauer und Häufigkeit stehen unter dem Begriff Quantität. Somit ist eine Vielzahl körperlicher Leistungsfähigkeiten umsetzbar (Küster, 2009, S. 66).

Die Leistungsfähigkeit einer jeden Person ist durch den physiologischen Bau des Menschen begrenzt. Jeder Sportler gerät früher oder später an sein Leistungsmaximum, welches nicht weiterentwickelt oder durch Trainingsreize erhöht werden kann. Zu leistungslimitierenden Faktoren der körperlichen Leistungsfähigkeit gehören die Systeme des menschlichen Körpers, wozu das kardiovaskuläre und das energetische Modell gehören. Küstler (2009) stellt die Modelle in seinem Buch „Leistungsdiagnostik in Sportmedizin und Sportwissenschaft“ vor (Küster, 2009, S. 66).

Nun ist bekannt, was Leistungsdiagnostik bedeutet und grob beinhaltet. Doch welche Stellung und Aufgabe hat diese im Trainingsprozess?

Die Leistungsdiagnostik ist wichtiges Werkzeug in der Trainingssteuerung. Mit Hilfe der Feststellung der Leistungsfähigkeit und dem Ist-Stand eines Sportlers durch die angewandte Leistungsdiagnostik kann ein Vergleich zu den Soll- Werten, d.h. dem Anforderungsprofil der jeweiligen Sportart, aufgestellt werden. Damit können wichtige Informationen für die Trainingsplanung gewonnen werden. Die vorgegebenen Soll-Werte werden durch gezielte Wettkampfanalysen und Leistungsprognosen aufgestellt. Die Ist-Werte entstehen aus der Trainings- und Wettkampfanalyse und der medizinischen und Leistungsdiagnostik (Bundesamt für Sport BASPO, 2016, S. 8).

Daraus ergeben sich für die Leistungsdiagnostik die vier großen Ziele der Erhebung des aktuellen Leistungsstandes, der Beurteilung der Leistungsentwicklung, der Optimierung der Trainingssteuerung und der Abschätzung des Leistungspotentials (Bundesamt für Sport BASPO, 2016, S. 8).

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4.1. Umfang der Leistungsdiagnostik

Mit der Definition der Leistungsdiagnostik ist schon ein kurzer Einblick in den Aufgabenbereich der Leistungsdiagnostik gegeben worden. Ebenso wurde auch aufgezeigt, dass die körperliche Leistungsfähigkeit ihre physiologischen Grenzen aufweist. Bei der Leistungsdiagnostik im Sport geht es allerdings nicht nur um die rein durch die körperlichen, physiologischen Voraussetzungen gegebenen, begrenzten und erbrachten Leistungen. Viele verschiedene Faktoren wirken auf die sportliche Leistungsfähigkeit ein und durch mehrere verschiedene Verfahren unterschiedlicher Bereiche kann die Leistungsfähigkeit bestimmt werden. Dazu zählen die Persönlichkeit und Handlungskompetenz, die Konstitution, die Kondition, die Technik-Koordination und die Strategie und Taktik, die im Folgenden skizziert werden.

Die Persönlichkeit und Handlungskompetenz meint die Grundrichtung der Persönlichkeit, moralische Qualitäten sowie psychische Verhaltens- und Leistungseigenschaften.

Als konstitutionelle Leistungsvoraussetzungen beschreibt die Konstitution körperbauliche Eigenschaften (Proportionen, Masse, Beweglichkeit) und die mechanische Belastbarkeit, während man unter Kondition als energetisch- konditionelle Leistungsvoraussetzungen vor allem Kraft- und Ausdauerfähigkeiten versteht.

Die Technik-Koordination gehört zu den koordinativ-sport-technischen Leistungsvoraussetzungen, womit Bewegungsfertigkeiten und koordinative Fähigkeiten gemeint sind.

Schließlich wird von Strategie und Taktik gesprochen, wenn es um kognitiv- taktische Leistungsvoraussetzungen, d.h. taktische Kenntnisse, strategisch- taktische und technisch-taktische Fähigkeiten und Fertigkeiten, geht.

Diese Faktoren bedingen die Leistungsfähigkeit von Sportlern. Schnabel, Harre und Krug (2011) beschreiben dies genauer im Buch „Trainingslehre, Trainingswissenschaft“.

Die genannten leistungsbestimmenden Faktoren können nun mit Hilfe verschiedener Verfahren analysiert und bewertet werden und damit auch die Leistungsfähigkeit eines Sportlers insgesamt bestimmt werden. Die Konstitution 35

kann durch anthropometrische Verfahren und spezielle biomechanische Verfahren bestimmt werden. Der Faktor Kondition wird durch mehrere Verfahren analysiert: spezielle biomechanische Verfahren, biochemische Verfahren, spezielle sportphysiologische bzw. sportmedizinische Verfahren, Verfahren der Leistungsmessung und sportmotorische Tests im Wettkampf und Training. Koordination und Technik werden durch folgende Verfahren behandelt: spezielle biomechanische Verfahren, spezielle sportphysiologische bzw. sportmedizinische Verfahren, Verfahren der Leistungsmessung und sportmotorischer Tests im Wettkampf und Training, standardisierte Beobachtungsverfahren im Wettkampf und Training, spezielle Verfahren der Sportpsychologie. Die Taktik wird durch spezielle Verfahren der Sportpsychologie und durch standardisierte Beobachtungsverfahren im Wettkampf und Training beurteilt. Auch die Handlungskompetenz und Persönlichkeit werden genauer durch spezielle Verfahren der Sportpsychologie bewertet (Schnabel, Harre Krug, 2011, S. 54).

So wird deutlich, dass die Erfassung der sportlichen Leistung eine umfangreiche und disziplinübergreifende Handlung ist. Es zählen also die Sportpsychologie, die Anthropometrie, die Biomechanik, die Biochemie, die Sportmedizin, sportmotorische Testungen in Wettkampf und Training und Beobachtungsverfahren in Wettkampf und Training zu den beschreibenden Disziplinen bzw. Bereichen der sportlichen Leistungsfähigkeit.

Wie diese leistungsdiagnostischen Daten erfasst werden, wird im folgenden Kapitel beschrieben.

4.2. Gewinnung leistungsdiagnostischer Daten

Durch die verschiedenen an der Feststellung der Leistungsfähigkeit beteiligten Disziplinen ergeben sich ebenso verschiedenste Möglichkeiten, um an für die Leistungsdiagnostik relevante Daten zu gelangen.

Zum einen gibt es jene Verfahren, welche im Wettkampf und auch abgeleitet im Training zur Messung und Bewertung der Leistungen verwendet werden. Dazu zählen Zeitmessungen und Punktwertungen.

Zeitmessungen finden zum Beispiel Anwendung bei Disziplinen im Ausdauer- und Schnelligkeitsbereich. Durch die heutigen Messsysteme werden nicht nur

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Zeiten am Ende der Wettkampfstrecke genommen, sondern auch Zwischenwerte, welche bei gewissen Teilstrecken notiert werden. Dadurch werden nützliche Informationen über die zeitliche Struktur der Leistung gewonnen. Diese Methode wird beispielweise beim Schwimmen, Mittel- und Langstreckenlauf und Skilanglauf angewandt. Punktwertungen kommen in den Sportarten zum Zuge, in denen die Leistungsermittlung durch Wertungs- bzw. Preisrichter erfolgt (Preiß, 2012, S. 53).

Des Weiteren gehören biomechanische Mess- und Auswertungsverfahren, sportphysiologische, biochemische und sportmedizinische Verfahren, psychologische Tests und Beobachtungen, sportmotorische Tests und standardisierte Technik- und Taktikbeobachtungen dazu. Um Ergebnisse zu erlangen, bedarf es eines leistungsfähigen apparativen Instrumentariums. Dazu gehören zum Beispiel computergestützte Mess- und Informationssysteme oder interaktive Videos (Preiß, 2012, S. 53).

Eine Übergangsform zwischen den beiden genannten Datenerfassungsmöglichkeiten sind zum Beispiel sportmotorische Tests. Diese sind häufig auf Trainingsübungen aufgebaut. Um aussagefähige leistungsdiagnostische Daten gewinnen zu können, bedarf es der Absicherung der eingesetzten Verfahren bzw. Tests hinsichtlich der Gütekriterien Reliabilität, Validität und Objektivität (Preiß, 2012, S. 53).

Die verschiedenen Disziplinen, welche zu einer komplexen Leistungsdiagnostik dazu gehören, verfügen über verschiedene und spezielle Verfahren bzw. Testungsmöglichkeiten, um deren Parameter zu bestimmen. Diese Verfahren werden folgend disziplingebunden dargestellt.

In der Psychologie werden hauptsächlich Ergebnisse aus Fragebögen zu bestimmten Themen oder Situationen angewandt, um die Psyche der Person einschätzen zu können. Im Sport geht es also um die möglichen Situationen beim Wettkampf, Training und auch während der gesamten Laufbahn eines Sportlers. Auf der Homepage des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (Deutschland) finden sich verschiedene Testformen für den Spitzensport.

Einer dieser psychologischen Tests ist z.B. das Testformat Achievement Motives Scale-Sport von Elbe, Wenhold und Müller (2005), welcher die Hoffnung auf Erfolg und Furcht vor Misserfolg genauer betrachtet und in den 37

Untersuchungsmittelpunkt stellt. Diese beiden Komponenten sind wichtige und leistungsbeeinflussende Motive.

30 Fragen in der Langversion (siehe Anhang Abb. 3-6 ab Seite 114) und 10 Fragen in der Kurzversion behandeln beide Motive. Es werden die Hoffnung auf Erfolg, Furcht vor Misserfolg, die Nettohoffnung und das Gesamtleistungsmotiv bestimmt bzw. bewertet.

Bei der Hoffnung auf Erfolg (HE) geht man davon aus, dass Sportler mit einem hohen HE-Wert Leistungssituationen als Herausforderung sehen und überzeugt sind, dass sie ein Ziel erreichen können, wenn es realistisch ist. Ihre Motivation liegt darin, ihre eigenen Maßstäbe übertreffen zu wollen. Der Vergleich mit anderen Sportlern ist ebenso Motivation.

Bei der Furcht vor Misserfolg (FM) steht ein hoher FM-Wert dafür, dass ein Sportler von der Angst zu verlieren motiviert wird, da ein Misserfolg unbedingt verhindert werden soll. Möglich ist, dass er dann versucht Vergleichssituationen aus dem Weg zu gehen, da er nicht an den Erfolg glaubt und sich als ungenügend vorbereitet sieht.

Die Auswertung des Tests erfolgt über ein Punktesystem. Es gibt vier Beantwortungsmöglichkeiten. Diese werden von links nach rechts von 0, 1, 2 und 3 bewertet. 0 bedeutet „trifft gar nicht zu“ und 3 „trifft ausgesprochen zu“. Die minimale Punktzahl des HE- und FM-Wertes beträgt Null und die maximale Punktzahl beträgt 45. Zur Bestimmung der Motivtendenz, also ob man eher erfolgszuversichtlich oder misserfolgsängstlich ist, wird die Nettohoffnung berechnet. Ist dieser Wert größer als Null, ist man erfolgszuversichtlich und ist der Wert kleiner, so ist man misserfolgsängstlich. Die Interpretationsmöglichkeiten der Ergebnisse des Tests befinden sich im Anhang ab Seite 118, Abb. 7-10 (Elbe, Wenhold, Müller, 2005).

Die Anthropometrie als weitere Disziplin der Leistungsdiagnostik ist ein Teilbereich der Sportmedizin, der sich mit der Körpervermessung befasst. Daten, welche aus anthropometrischen Untersuchungen gewonnen werden, dienen trainingsoptimierenden Maßnahmen. Auch werden körperbauliche Voraussetzungen für bestimmte Sportarten erfasst, die für eine Talentauswahl entscheidend sein können (Leistungssport , 2019).

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So werden die Körperkomposition, der Somatotyp und die Körperproportionen untersucht. Die Körperkomposition meint den Körperfettanteil, als Somatotyp wird der Körperbautyp bezeichnet und unter Körperproportionen verstehen sich Umfänge, Längenmaße und Breitenmaße. Das biologische Alter und eine Wachstumsprognose sind weitere Kenndaten, welche durch die Anthropometrie bestimmt werden können und zur Beurteilung eines Talents verwendet werden können (Leistungssport Austria, 2019).

Verschiedene Geräte werden zur Bestimmung der Kenngrößen verwendet. Zur Bestimmung der Körperzusammensetzung, d.h. der Ermittlung vom Körperfettanteil und fettfreier Körpermasse, wird zum Beispiel die Fettzange verwendet oder die Bioelektrische Impedanz Analyse (BIA), welche mit Hilfe von Wechselstrom den Körperflüssigkeitsstatus, die Quantität, die Körperzellmasse und Qualität der Körperzellen bestimmen kann (Leistungssport Austria, 2019).

Im Gegensatz zur Anthropometrie will die Biomechanik in der Leistungsdiagnostik, die biomechanischen Einflussgrößen der sportmotorischen Leistung erkennen und diese variieren, um die individuelle sportmotorische Leistung in Richtung eines angesteuerten Soll-Wertes zu verändern.

Zum Beispiel sind bei jeder Fortbewegung die Zyklenlänge (z.B. Schrittlänge) und Zyklenfrequenz (z.B. Schrittfrequenz) biomechanische Einflussgrößen der mittleren Zyklengeschwindigkeit (z.B. mittlere Schrittgeschwindigkeit). Einzig über eine Änderung dieser Einflussgrößen kann die Zyklengeschwindigkeit zu- oder abnehmen und dadurch beeinflusst werden. Ebenso wird die Einflusshöhe der biomechanischen Einflussgrößen auf die sportmotorische Leistung eingeschätzt. Dies ist ein Maß für die voraussichtliche Wirksamkeit einflussgrößenorientierter Verfahren der Optimierung und Ansteuerung. Einflussgrößen, welche eine große Einflusshöhe aufweisen, werden eine entsprechend große Änderung der sportmotorischen Leistungshöhe bewirken, sofern sie über wirksame Optimierungsverfahren angesteuert werden. Somit kann eine Rangfolge über die zu optimierenden Einflussgrößen gegeben werden (Ballreich, Baumann, 1983, S. 12).

In der Biomechanik spielen außerdem physikalische Kenngrößen der Mechanik eine wichtige Rolle. Dazu gehören die Teilbereiche der Kinematik (Bewegungsgesetze ohne Kräfte, Bahnkurve, Geschwindigkeit, Beschleunigung)

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und der Dynamik (Wirkung von Kräften), die wiederum in Statik (Kräfte im Gleichgewicht ruhender Körper) und Kinetik (Kräfte verändern den Bewegungszustand) unterteilt wird. Auch die Technikanalyse ist ein Werkzeug der Biomechanik (Ballreich, Baumann, 1983, S. 12).

Auch die Sportmedizin umfasst mehrere Teilbereiche, darunter die Physiologie, Biochemie, Biomechanik, klinische Medizin (innere Medizin) und Orthopädie/ Traumatologie (Dickhuth, 2000, S. 11).

Durch die vielen Teilbereiche kommen auch verschiedene Verfahrensmöglichkeiten zur Geltung. Verfahren der Sportmedizin zur Testung der Leistungsfähigkeit haben sich mehrheitlich im Labor aus physiologischen oder klinischen Untersuchungsverfahren entwickelt und sind auch dort verwendet worden. Jedoch stellte sich heraus, dass manche Verfahren auch als Feldtest geeignet sind und in der Praxis eingesetzt werden können. Da durch den technischen Fortschritt Messgrößen leichter bestimmt werden können und bei manchen Sportarten ausreichend sportartspezifische Belastungen im Labor nicht möglich sind, wurde eine Analyse der Belastung unter Feldbedingungen angestrebt (Dickhuth, 2000, S. 199).

Die Testungen zur Beurteilung der körperlichen Leistungsfähigkeit werden im Allgemeinen in Labor- und Feldtests eingeteilt. Feldtests werden unter der Sportart nahen Feldbedingungen durchgeführt, während Labortests unter standardisierten Bedingungen innerhalb geschlossener Räume stattfinden. Beide Testungen sind wichtig und je nach Untersuchungszielstellung zu verwenden, jedoch wird empfohlen beide Testformen in Untersuchungen zu verwenden (Küster, 2009, S. 68).

Diese Leistungstests haben die Aufgabe die physiologische oder pathologische Antwortreaktion auf eine vorbestimmte Belastung zu überprüfen. Dadurch können die individuellen Leistungsgrenzen einer Person bestimmt werden. Für die Beurteilung der physischen Leistungsfähigkeit sind Untersuchungen der Leistungsdaten Geh- oder Laufgeschwindigkeit, Watt am Ergometer und die akute Anpassungsreaktion des Organismus auf den gestörten Gleichgewichtszustand der Körperfunktionen wichtig. Die Erfassung der Wiederherstellung spielt ebenso eine große Rolle. Leistungsrelevante

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Kenngrößen werden also in Ruhe vor der Belastung und während sowie nach einer definierten Belastung bestimmt (Wonisch et al., 2017, S. 74).

Mögliche Tests finden am Ergometer statt, sind reproduzierbar und provozieren durch Belastung eine Antwortreaktion des Körpers, wobei die kardiopulmonale Leistungsfähigkeit und die Stoffwechselregulationen beurteilt werden. Die Messwerte werden während einer Vorruhephase, einer Aufwärmphase, der Belastungsphase und während der unmittelbaren aktiven und passiven Nachbelastungsphase bestimmt (Wonisch et al., 2017, S. 78).

Folgende Messdaten werden erhoben:

- absolute submaximale und maximale Leistung

- Herzschlagfrequenz

- Gasaustauschgrößen (Sauerstoffaufnahme, Kohlendioxidabgabe, Ventilation, Atemzugvolumen, Atemfrequenz, end-expiratorische Partialdrücke für Sauerstoff und Kohlendioxyd

- Blut-Laktat- und Blut-Glukose-Konzentration

- Abgeleitete und berechnete Größen (Atemäquivalente für Sauerstoff und Kohlendioxyd, relative auf Körpergewicht bezogene Leistung und Sauerstoffaufnahme)

Belastungsformen solcher Testungen sind Gehen, Laufen, Kurbeln am Fahrrad- oder Handkurbel-Ergometer oder Step-Tests, welche sich in Einstufen- oder Zweistufenbelastungen einteilen lassen sowie als diskontinuierliche oder kontinuierliche Mehrstufenbelastung oder als Rampenbelastung durchgeführt werden können. Diese Formen werden im Kompendium der Sportmedizin genau beschrieben (Wonisch et al., 2017, S. 79).

Zusätzlich zu den oben genannten Kenngrößen, welche im Labor bei Testungen ermittelt werden, werden im Feldtest, der in der Regel beim Training oder Wettkampf stattfindet, weitere Kenngrößen ermittelt. Vorteilhaft beim Feldtest ist es, dass die Testungen sportartspezifisch sind und somit eine hohe Validität von Messgrößen hinsichtlich der leistungsbestimmenden und leistungsbegrenzenden Größen bedeuten (Dickhuth, 2000, S. 205).

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Ebenso wie die zuvor behandelte Sportmedizin ist auch die Sportmotorik ein Teil der Leistungsdiagnostik. Hier werden Tests zur Erfassung der motorischen Fähigkeiten durchgeführt. Diese sind Routineverfahren zur Untersuchung von einem oder mehreren theoretisch definierbaren und empirisch abgrenzbaren Persönlichkeitsmerkmalen. Es handelt sich um das individuelle, allgemeine und spezielle motorische Fähigkeitsniveau. Die Testverfahren müssen unter Standardbedingungen durchgeführt werden und den statistischen Gütekriterien des jeweiligen testtheoretischen Modells entsprechen (Martin et al.1999, S. 241).

Die sportmotorischen Tests werden in Einzel- und Komplexdiagnostik unterteilt. Soll zum Beispiel ein Merkmal der motorischen Fähigkeiten wie die Maximalkraft der unteren Extremitäten abgebildet werden, sind einzelne Elementartests oder eine Zusammenstellung von Einzeltests zu einer homogenen Testbatterie heranzunehmen. Wenn jedoch komplexe motorische Konstrukte aufgezeigt werden sollen, wie zum Beispiel die Gesamtheit der koordinativen Fähigkeiten, so werden einzelne Komplextests oder eine Zusammenstellung unterschiedlicher Einzeltests zu einer heterogenen Testbatterie bzw. zu einem Testprofil verwendet (Oberger, 2015, S.13).

Es gibt also einen großen Umfang an Möglichkeiten leistungsdiagnostische Daten zu erheben. Die Umsetzung der verschiedenen Verfahren stellt sich jedoch nicht immer als einfach heraus. Über mögliche auftretende Schwierigkeiten aber auch Vorteile gibt das folgende Kapitel eine Übersicht.

4.3. Realisierungsprobleme leistungsdiagnostischer Tests und Vor- bzw. Nachteile

Leistungsdiagnostische Tests müssen eine Reihe von Bedingungen erfüllen, damit ein solches Testverfahren als gültig und auswertbar betrachtet werden kann. Der Leistungsabruf und die Durchführung der Testungen sind jedoch auch beeinflussbar, wodurch deren Durchführung nicht immer problemfrei ist.

So ist es möglich, dass auch in Sportarten mit äußerst klarem Leistungssystem quantitative Daten nicht von allen Leistungskomponenten und Leistungsvoraussetzungen zu ermitteln sind. Damit sind besonders Leistungsmerkmale und Leistungsvoraussetzungen der bewussten Handlungsregulation, also Kognition, Motivation, Volition, gemeint. Diese können erst einmal nur verbal-beschreibend bestimmt und kaum in einer Skala erfasst 42

werden, sodass es schwierig ist, diese mit Messdaten anderer Komponenten bzw. Faktoren zu verrechnen (Schnabel, Harre, Krug, 2011, S. 53).

Als begrenzt wird ebenso die Möglichkeit der Datenerhebung beim Vollzug einer Wettkampf oder Trainingsleistung beschrieben. Selbst die Erfassung der benötigten biomechanischen und physiologischen Daten funktioniert nur unter großem Aufwand durch den drahtgebundenen oder drahtlosen Einsatz der Telemetrie-Übertragung von Messwerten oder mittels Fernmessung (Schnabel, Harre, Krug, 2011, S. 54-55).

Die taktische Leistungskomponente ist außerdem nur aufgrund aufwendiger Verhaltensbeobachtungen möglich. Welchen Einfluss die kognitive oder volitive Komponente im Rahmen der Handlungsregulation hat, kann aus der Verhaltensbeobachtung nur indirekt und relativ ungenau erkannt werden (Schnabel, Harre, Krug, 2011, S. 54-55).

Auch bei der Interpretation der Ergebnisse kann es zu Komplikationen kommen. Je komplexer eine Leistungsdiagnose gestaltet wird, also je mehr Leistungskomponenten und Leistungsvoraussetzungen in die Datenerfassung einbezogen werden, umso komplizierter wird die Interpretation und damit die Diagnose. Daraus folgt also, dass Testungen ausgewählt werden müssen, welche diejenige Komponente erfasst, die untersucht werden soll und welche die Leistung in hohem Maße beeinflusst (Schnabel, Harre, Krug, 2011, S. 54-55).

Spezifische Probleme stellen sich auch in der praktischen Umsetzung der komplexen Leistungsdiagnostik dar. Dies beginnt bei der Verfügbarkeit praktikabler Methoden der Erfassung von Daten, geht über die Gewinnung aussagefähiger Normwerte hinweg bis hin zur Akzeptanz und Bewertung der Ergebnisse. Ein besonders auffälliges Problem ist in diesem Zusammenhang die Leistungs-, Trainings- und Wettkampfdokumentation (Schnabel, Harre, Krug, 2011, S. 54-55).

Als durchaus positiv lassen sich dagegen die Bestimmungen von Teilkomponenten der Leistungsfähigkeit und die Durchführung von entsprechenden Testverfahren bewerten. Einzelne Leistungsfaktoren wie zum Beispiel konditionelle und koordinative Fähigkeiten und technische Fertigkeiten können reproduzierbar mit durchaus hoher Authentizität festgestellt werden. Außerdem ist der individuelle Leistungsstand einzelner Leistungsfaktoren ohne 43

Einfluss des gesamten Gefüges der Bedingungen überprüfbar und Leistungsfortschritte können in ihrer Entwicklung verfolgt werden. Und im Gegensatz zur Methode der Beobachtung schließt die Leistungserfassung von Teilkomponenten der sportlichen Leistungsfähigkeit den subjektiven Einfluss weitestgehend aus. Zudem stellen Teilkomponententests eine unabdingbare Voraussetzung für eine effiziente Trainingssteuerung im lang- und mittelfristigen Trainingsprozess dar. Dabei geht es um die Erstellung von Teilzielen im langjährigen Trainingsprozess und von Zielvorgaben in der Jahresperiodisierung. Durch diese Testungen können auch Teildefizite aufgedeckt werden und dadurch latente Stagnationsursachen vermieden werden (Keil, Weineck, 2005, S. 137).

5. Leistungsdiagnostik im Eishockey Spielsportarten, wie es das Eishockey ist, besitzen einen intermittierenden Belastungscharakter, das bedeutet, dass sich Phasen mit hoher bis maximaler Intensität mit Phasen von niedriger Intensität abwechseln, wobei das zeitliche Belastungs-/ Erholungsverhältnis von der jeweiligen Sportart abhängt. Erfolgsbringend sind dabei die Phasen von hoher und maximaler Intensität. Dadurch nehmen die folgenden leistungsrelevante Kenngrößen dieser Phasen und deren beeinflussende Variablen eine große und wichtige Bedeutung in der Leistungsdiagnostik des Eishockeys ein. Erste relevante Kenngrößen sind die Sprintschnelligkeit und die Antrittsschnelligkeit, also die lineare Sprintleistung über kürzere Distanzen (5-20 m). Sie sind in nahezu allen Spielsportarten und somit auch im Eishockey als Sportspiel wichtige zu untersuchende Größen. Sprinttests bis 40 m haben sich hierfür in der praktischen Anwendung herausentwickelt. Nicht nur die Zeit der gesamtzurückgelegten Strecke wird gemessen, sondern auch die Teilstreckenzeiten aller 10 m. Des Weiteren ist in Sportspielen die Sprintfähigkeit mit Richtungswechseln wichtig. Eine die Sprintleistung stark beeinflussende Variable ist die Explosivkraft, i.e. die Fähigkeit, eine Bewegung in kurzmöglichster Zeit auszuführen. Die Muskulatur zur Streckung der unteren Extremitäten wird hierbei untersucht. Tests zur Erfassung der Reaktivkraft, i.e. die Kraft, um reaktive Bewegungen wie Sprünge auszuführen, werden ergänzend eingesetzt. Zusätzlich kann beim Sprinttest die Schrittlänge und Schrittfrequenz (Bodenkontaktzeit) bewertet werden, die wichtige Informationen für ein optimiertes Schnelligkeitstraining liefern (Bundesamt für Sport BASPO, 2016, S. 71). 44

Die Ausdauerfähigkeit, deren Testergebnisse grundsätzlich der Analyse der Erholungsfähigkeit zwischen den intensiven Aktionen dienen, wird in den Spielsportarten ebenso getestet. Bei den Ausdauertests werden zu erreichende Mindestanforderungen definiert, während bei der Schnelligkeit die maximale Ausprägung verlangt wird. Diese Mindestanforderungen sind je nach Sportart und Spielerposition natürlich variabel und unterschiedlich ausgeprägt. Mit einem Laktatstufentest (stufenweise Steigerung der Belastung bis zur Ausbelastung und Messung des Laktatwertes nach jeder Stufe durch Entnahme von Blut) und einer Spiroergometrie (Analyse der Atemgase und Auswertung der Atem-, Herz-, Kreislauf- Stoffwechselreaktionen während der Belastung) kann die allgemeine Ausdauerleistung bestimmt werden. Zusätzlich werden verschiedene Feldtests durchgeführt, welche sportartspezifische Merkmale wie die intermittierende Belastungsform und neuromuskuläre Belastungsformen wie Richtungswechsel beinhalten (Bundesamt für Sport BASPO, 2016, S. 71). Schließlich stellt die Rumpfkraft in allen Sportspielen eine die Bewegungsausführung beeinflussende Größe dar. Die Rumpfmuskulatur stellt bei der Übertragung der Kräfte von komplexen Bewegungsformen, wie Schussbewegungen, Zweikampf oder Richtungswechsel, den auszuführenden Part dar. Neben spielsportartübergreifenden allgemeinen Testformen werden auch sportartspezifische Testformen einer Testbatterie hinzugefügt. Dabei können technische Komponenten mit einfließen oder besondere Anforderungen isoliert betrachtet werden. Da bei den Spielsportarten gesamte Teams getestet werden, haben Feldtests oft eine höhere Bedeutung gegenüber Labortestungen. Der zeitliche und finanzielle Faktor spielt hier eine große Rolle bei der Umsetzung. Aufgrund der Komplexität des Fähigkeits- und Fertigkeitsprofils des Eishockeys und auch anderer Spielsportarten ist eine Kombination aus beiden Testformen empfehlenswert (Bundesamt für Sport BASPO, 2016, S. 72).

Auf Basis von Studien und Untersuchungen, dem fundierten Grundwissen der Physiologie und der Trainingswissenschaft und den Erfahrungsschätzen der Trainer im Eishockey können nützliche Testungen und Testbatterien für alle Altersklassen bestimmt und sinnvoll im Trainingsprozess angewendet werden (Brayne, 1985, S. 14-15).

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Um einen Einblick in die verschiedenen Möglichkeiten der Testungen zu bekommen, werden verschiedene Testformen von verschiedenen Nationen, Institutionen und aus der Literatur beispielhaft vorgestellt.

Die „Hockey Canada Skills Academy“ erstellte eine Sammlung von Testungen zur Feststellung der Fitness auf dem Eis (on-ice) und neben dem Eis (off-ice). Zudem verfolgt sie ein Programm zur Integration des Leistungssports in den Schulablauf und fördert somit die Ausbildung junger Eishockeyspieler in Kanada. Die Spieler der Akademie sollen sich stetig weiterentwickeln und die Möglichkeit haben, sich bestens zu entwickeln. So schreibt die Akademie z.B., dass sich ein idealer Stürmer durch hohes Können und eishockeyspezifische Fertigkeiten auszeichnet, über hohe Spielintelligenz verfügt und das Eislaufen in jeder Situation auf dem Eis beherrscht. Er ist zudem kreativ und gewillt sich auszuprobieren. Ein Verteidiger sollte hingegen gewillt sein, ein Spiel zu führen, sollte ein guter Passspieler sein, kann schnell denken und auch gegebenenfalls umdenken und ist ein agiler Spieler. Zur Unterstützung und Überprüfung der dafür notwendigen Leistung und Leistungsfähigkeit werden verschiedene Testungen auf dem und neben dem Eis durchgeführt (Hockey Canada Skills Academy).

Auch in Deutschland beim Deutschen Eishockeybund (DEB) wird die Ausbildung der Nachwuchssportler und die Tätigkeit der Profispieler von leistungsdiagnostischen Testungen begleitet. Beispielhaft wird die Testbatterie des Altersbereiches U15-U20 in Tabelle 10 vorgestellt. Bei dieser Testbatterie handelt es sich um eine Sammlung von Tests, welche nicht auf dem Eis stattfinden und der Bestimmung der allgemeinen Leistungsfähigkeit dienen (DEB).

In Österreich, beim Österreichischen Eishockey Verband (ÖEHV), werden ebenso Testungen durchgeführt. Mit den Nationalmannschaften werden zum Beispiel vor und nach der Saison Testungen durchgeführt (ÖEHV).

Eine weitere große Nation, welche Wert auf Testungen legt, sind die USA. Jedes Jahr finden Fitness-Testungen des National Hockey League (NHL) zur Talentsichtung statt.

Dabei unterziehen sich Spieler aller Nationen, welche zu den besten einberufenen Spielern zählen, den Testungen und eine medizinische

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Untersuchung, spezifische Fitnesstests und Interviews mit den Klubs der NHL werden abgehalten.

Die Tests dienen jedoch nicht dazu, die einzelnen Spieler zu vergleichen und anhand dessen auszuwählen. Vielmehr geben die Testungen Informationen über den Fitnesszustand des Spielers, seinen aktuellen Stand und welche Möglichkeiten es noch gibt, ihn weiterzuentwickeln. Besonders auch eishockeyspezifische Fertigkeiten, welche durch das Fitnesstraining positiv beeinflusst werden können, werden hier untersucht. Die umfangreiche Testbatterie wird in Tabelle 11 vorgestellt (Assessment Protocols for the NHL Combine).

Nicht nur im Portfolio von Eishockeynationen wie Kanada und den USA oder kleineren Nationen wie Deutschland finden sich Testbatterien, sondern auch in der Literatur sind Vorschläge zur Testung des Fähigkeitsstandes und der Fertigkeiten zu finden. Im Buch „Optimales Eishockeytraining“ von Keil und Weinek werden Testbeispiele genannt und auch am Institut für Sportwissenschaft Graz wurden Testungen mit Eishockeymannschaften durchgeführt.

Eine weitere wichtige Fragestellung stellt die Häufigkeit der Durchführung von Leistungstests dar.

In den meisten europäischen Ländern wird in den Sommermonaten nicht am Eis trainiert, da die Hallen aufgrund der hohen Kosten geschlossen werden. Die Saison im Eishockey beginnt grundsätzlich mit der Vorbereitung im Sommer. Diese Phase beginnt ca. im Mai und endet mit Beginn des Spielbetriebes im September. Der Spielbetrieb findet dann in den Monaten ab September bis Ende März statt, wobei der Monat April meist als Regenerationsphase gilt.

Bereits vor dem Beginn der Vorbereitungsphase (Ende April/ Anfang Mai) sollten umfangreiche Testungen stattfinden, um den Ist-Wert des Leistungsstandes zu kennen. Die Ergebnisse beeinflussen dann die Planung der Ziele und Inhalte der Vorbereitungsphase. Nach der Vorbereitungsphase und unmittelbar vor der Wettkampfphase (Spielbetrieb) finden erneute Testungen statt, um die Leistungsentwicklung während und durch das Vorbereitungstraining ermitteln zu können. Eine weitere Testung sollte nach der Wettkampfphase angestrebt werden, um den Leistungsstand nach der saisonalen Belastung zu kennen (Schnabel, Harre, Krug, 2011, S. 52). 47

Diese Häufigkeit von leistungsdiagnostischen Testungen wäre als optimal für die Steuerung des Trainings und der kontrollierten Weiterentwicklung von Spielern zu betrachten. Dennoch ist dies auch bei Profimannschaften eher eine Seltenheit, da der Aufwand und vor allem die finanziellen Mittel in vielen Vereinen nicht gegeben sind. So ist es auch im Nachwuchsbereich eher schwierig und selten, dass Testungen zur Trainingssteuerung durchgeführt werden.

Nach Rücksprache mit dem Sportlichen Leiter der Eishockey Akademie Steiermark, welche die Altersklassen U16, U18 und U20 bedient, ist bekannt, dass mit den Spielern Ende Juli bzw. Anfang August eine Spiroergometrie auf dem Fahrradergometer durchgeführt wird. Daten wie Größe, Gewicht, BMI, maximale Herzfrequenz, maximale Leistung, Watt/kg, maximale Sauerstoffaufnahme und Laktat werden erhoben. Die Ergebnisse über Watt/kg werden für die individuellen Trainings auf dem Fahrradergometer verwendet. Im April findet ein Shuttle Run Test statt. Hier werden Daten des Herzfrequenzverlaufs erhoben und für die Trainingseinheiten der Ausdauer verwendet. Die Spieler kennen z. B. ihre Bereiche für das extensive und intensive Ausdauertraining und können pulsgesteuert individuell trainieren. Diese Testungen finden seit der Saison 2017/2018 statt. Die Spieler bekommen immer einen siebenseitigen Befund über ihre Ergebnisse. Dieser wird auch mit den Spielern besprochen und ausgewertet, sodass eine leistungsdiagnostische Beurteilung der Spieler erfolgt und jeder seinen aktuellen Leistungsstand kennt. Jene Spieler, die schon seit 2017/18 dabei sind, bekommen eine Gesamtauswertung bzw. einen Vergleich über die bisher pro Saison stattgefundenen Testungen, wodurch ihnen ihre persönliche Entwicklung aufgezeigt wird.

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Tabelle 9: Darstellung der Testformen aus Kanada (Hockey Canada Skills Academy)

Kanada

Tests auf dem Eis Beschleunigung, Geschwindigkeit vorwärts/ rückwärts, Ausdauer, Beweglichkeit, Situationswechsel Tests im Athletikbereich Ausdauer, Beweglichkeit, Kraft und die Leistungsfähigkeit

Test vorwärts Slalom Start an der blauen Linie, zur hintersten Pylone laufen, links herum um die Pylone, im Slalom um die Pylonen, bis man wieder bei der zuerst umlaufenen Pylone ist, und dann Sprint zurück zur blauen Linie, mit und ohne Puck

Abb. 11: Test vorwärts Slalom (Hockey Canada Skills Academy)

Test Richtungswechsel vorwärts/ rückwärts Jeder Spieler startet an der vorgegebenen Linie am Bully Punkt, Sprint bis zur rechten oberen Pylone, umdrehen auf rückwärts und rückwärts bis zur unteren rechten Pylone skaten; von der unteren rechten Pylone vorwärts zur oberen linken Pylone skaten und auf rückwärts umdrehen, bis zur unteren linken Pylone rückwärts skaten und auf vorwärts umdrehen; von der unteren linken Pylone zur Markierung am Bullypunkt vorwärts skaten und bremsen und wieder vorwärts starten und bis zur Startlinie zurück skaten, mit und ohne Puck

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Abb. 12: Test Richtungswechsel vorwärts/ rückwärts (Hockey Canada Skills Academy)

Test Vorwärts-/ Rückwärts-Skaten/ Schnelligkeit Die Spieler skaten so schnell wie möglich von der Startlinie zur markierten Ziellinie, zunächst vorwärts und dann rückwärts, mit und ohne Puck

Abb. 13: Test Vorwärts-/ Rückwärts-Skaten/ Schnelligkeit (Hockey Canada Skills Academy) Test Sprintausdauer Sechsmaliger Sprint vorwärts mit maximaler Geschwindigkeit; 30 Sekunden Pause zwischen den Sprints; Sprints von Torlinie zu Torlinie und zurück

Abb. 14: Test Sprintausdauer (Hockey Canada Skills Academy)

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Tests im Athletikbereich

Hop Jump Spieler in gebeugter Position, Füße parallel, zwei aufeinanderfolgende beidbeinige Sprünge, Ziel ist größtmögliche Weite zu erreichen, zwei Versuche

20 m Sprint Startposition ist nicht vorgeschrieben, Startposition muss 3 Sekunden lang gehalten werden, eine Lichtschranke wird zur Erfassung der Zeit verwendet, zwei Durchgänge; der beste Durchgang zählt

Medizinballwurf Der Medizinball wird seitlich geworfen, Ausgangsstellung mit beiden Beinen hüftbreit, Medizinball in beiden Händen auf Brusthöhe mit annähernd ausgestreckten Armen gehalten; Stand seitlings zur Startlinie, seitliches Schwungholen und Schleudern des Balles, die Weite wird gemessenen

Kreuzpendellauf Pendellauf auf Zeit, Hütchen werden in Kreuzform aufgestellt, Abstand Start bis Mitte: 10 m; Laufen von Mitte zu jedem der drei Hütchen, außer Starthütchen; Hütchen werden immer über die Mitte angelaufen und zum Schluss zurück zum Start gelaufen, Gesamtstrecke 50 m

Tabelle 10: Darstellung der Testformen aus Deutschland (DEB)

Deutschland

Tests zur Bestimmung allgemeiner Leistungsfähigkeit, Athletikbereich

Feld-Stufentest 400m-/ 200m- Bahn, 1200 m pro Stufendauer Geschwindigkeiten: weiblich: Start 6 km/h, 2 km/h Steigerung/ Stufe männlich: Start 8 km/h, 2 km/h Steigerung/ Stufe Abbruchkriterium: Ausbelastung Messparameter: Herzfrequenz Messung nach jeder Stufe und sofort nach Abbruch Messung nach 1., 3. und 5. Nachbelastungsminute

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Shuttle Run Laufstrecke von 20 m, Toleranzzone zwischen 0-2 m und 18-20 m; Sportler läuft die Strecke hin und her nach Signaltönen und muss bei Signal am jeweiligen Ende der Strecke sein, die Signale ändern ihren Rhythmus und die Abstände der Signale werden von Stufe zu Stufe kürzer, erreicht der Läufer das Streckenende dreimal nicht beim Signal, so gilt der Test als beendet; Messung durch Lichtschranke und manuelle Stoppung

20 m Sprint Hochstart in Antrittsstellung, Zwischenzeiten bei 5 m, 10 m; 3 Versuche (völlige Erholung)

Pro Agility Shuttle Run Hochstart, Start an der mittleren Linie, schnellster Lauf wird ermittelt 1. Strecke nach außen rechts (5 m) 2. Strecke über die mittlere Linie nach links (10 m) 3. Strecke zur mittleren Linie zurück (5 m)

Bankdrücken (ab U16) Rücken liegt gerade auf, kein Hohlkreuz, Aktivierung der Bauchmuskulatur, Ellenbogen- und Schulterwinkel 90°, Unterschenkel senkrecht zum Boden, Nacken gerade; Verlauf Langhantel in der Senkrechten Auswertung: 1rm auf 2,5 kg genau

Umsetzen U16-U20 Spieler sollte technische Ausführung des Langhanteltrainings beherrschen, heterogene Voraussetzungen des Alters beachten, technische Grundausbildung im Langhanteltraining erforderlich

Test der Rumpfmuskulatur Bäuchlings auf Kasten, Hüfte am Kastenende (oberer Beckenkamm an Kastenkante), untere Extremität fixiert, Hände hinter Kopf verschränkt, Ellenbogen in einer Linie Umkehrpunkt 1: Kontakt Stirn mit Kastenende Umkehrpunkt 2: Horizontale Auswertung: maximale Wiederholungszahl/ Minute

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Test der Rumpfmuskulatur (Bauch) rücklings mit Unterschenkeln auf Kasten; Oberschenkel und Oberkörper vom Kasten hängend, Hände hinter dem Kopf verschränkt, Ellenbogen in einer Linie Umkehrpunkt 1: Kontakt mit Kasten Umkehrpunkt 2: Horizontale Auswertung: maximale Wiederholungszahl/ Minute

Beweglichkeit - Sit and Reach- Stand and Reach Zur Überprüfung der Flexibilität, Beweglichkeit der Hüftgelenke, unteren Wirbelsäule, Rumpfbeugefähigkeit; Stand auf Langbank, langsames Herunterbeugen nach vorne, Arme und Hände gestreckt, Hände werden an Zentimeterskala so weit wie möglich entlanggeführt, Beine bleiben gestreckt

Tabelle 11: Darstellung der Testformen der USA (NHL)

USA

Testungen der körperlichen Fitness bzw. Allgemeinen Leistungsfähigkeit

Functional Movement Screen Es werden Testungen zur Beweglichkeit der Spieler durchgeführt; festgestellt werden Defizite durch ein 0-3 Bewertungssystem; Übungen: tiefe Kniebeuge, Ausfallschritt, Schultermobilität, Rumpfstabilität- Liegestütz, Rotary Stability, Hurdle Step, Active Straight Leg Raise

Y Balance Test Station Dynamischer Test zur Testung der funktionalen Symmetrie; einbeinige Durchführung in 3 Bewegungsrichtungen: anterior (nach vorn), posteromedial (hinten-mittig), posterolateral (hinten- seitlich)

Griffstärke Test beider Hände durch Nutzung eines Handdynamometers; Arm ist leicht seitlich und gestreckt, Drücken des Handdynamometers, Faust dabei schließen und Griff umschließen, so fest es geht

Aerobic Fitness - VO2 max Testung des kardiovaskulären und respiratorischen Systems und der Bereitstellung von Sauerstoff für die Muskulatur auf Spinning Bike;

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VO2 max-Bestimmung bei maximaler Belastung, Herzfrequenz wird permanent gemessen; Sitzhöhe einstellen, EKG Gerät anschließen und Sportler verbinden, Atemmaske aufsetzen und anpassen, Kalibrierung der Geräte abwarten, dann Testbeginn;

Testungsende: Sportler tritt nicht mehr, verändertes Atmen oder Brustschmerzen, Sportler hält Trittfrequenz nicht mehr ein, 2 Minuten Cool down

Messung von Größe und Armspanne Mittels tragbaren Größenmesssystems Größe: Keine Schuhe, Fersen zusammen, Körper voll gestreckt, Arme hängen seitlich, Einatmen bis Wirbelsäule gestreckt ist, Winkel wird auf Kopf aufgelegt, Sportler hält die Position Armspanne: Armen werden an einer Wand stehend seitlich in Schulterhöhe gestreckt, Handrücken befinden sich an Wand, Finger gestreckt

Sprungtestungen Standweitsprung: Startlinie, Sportler steht im ca. Schulterbreiten Stand mit Zehenspitzen an Startlinie, Arme dürfen zur Auftaktbewegung (Schwungholen) einmalig verwendet werden; einmaliger Sprung so weit wie möglich; Messung an Ferse, 3 Versuche Vertikale Sprünge: auf Kraftmessplatte - Countermovement Jumps mit Armeinsatz 3 Sprungversuche in 10 Sekunden Abstand Sportler bekommen keine Anweisung zum Sprung, keine Vorgabe über den Kniewinkel, beste Sprunghöhe zählt - Countermovement Jumps ohne Armeinsatz 3 Sprungversuche in 10 Sekunden Abstand Hände befinden sich an der Hüfte, bleiben in dieser Position während des Sprungs, beste Sprunghöhe zählt

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- Squat Jumps 3 Sprungversuche in 10 Sekunden Abstand Hände in den Hüften; Anweisung: in Kniebeuge gehen, halten, springen; beste Sprunghöhe zählt

Bankdrücken Standard-Bank zum Bankdrücken, 50% des eigenen Körpergewichtes wird gedrückt, 3 Wiederholungen mit kurzer Pause dazwischen

Shuttle Run 15 Fuß - 30 Fuß - 15 Fuß 2 Durchgänge: 1x rechts Start, 1x links Start Ausgangsposition: eine Hand auf dem Boden aufgestellt Sprint zu Linie 2 (15 Fuß) Sprint zu Linie 3 (30 Fuß) Sprint zu Linie 1 (15 Fuß) Linien müssen mit der am Start am Boden aufgesetzten Hand berührt werden; Uhr zählt, wenn Hand Boden verlässt; Zeit stoppt, wenn Spieler durch Ziellinie

Klimmzüge Im Obergriff, Daumen umschließt schulterbreit oder etwas weiter die Stange, Knie sind gebeugt, Füße gekreuzt; Kinn muss über die Stange gezogen werden, beim Herablassen muss Ellenbogen komplett gestreckt werden, Pause je eine Sekunde über der Stange und im Hang, Beine dürfen nicht geschwungen werden; Test ist beendet, wenn Technik nicht mehr gewährleistet Ziel: maximale Wiederholungsanzahl

45 Sekunden Wingate Cycle Ergometer Test Bestimmung der anaeroben Leistungsfähigkeit auf Fahrradergometer Einstellung: Beine sind in gestreckter Position im Knie dennoch leicht gebeugt, Füße sind an Pedalen befestigt Aufwärmen für 2 Min mit geringer Frequenz Berechnung des Widerstandes während des Tests: Körpergewicht in kg x 0,9

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Tabelle 12: Darstellung der Testformen aus Österreich (ÖEHV)

Österreich

Tests auf dem Eis der Hockey Canada Skills Academy, siehe Tabelle Tests im Athletikbereich:

5 m Sprint 10 m Sprint 30 m Sprint Countermovement Jump ohne Armeinsatz, einbeinig rechts und links Squat Jump 5er Hopp links Rumpfkrafttest (ventrale Rumpfkette) Rumpfkrafttest (linke laterale Rumpfkette) Yo-Yo Intermittent Recovery Test Level 1

Tabelle 13: Darstellung der Testformen „Optimales Eishockey Training“ (Keil und Weineck, 2005)

Optimales Eishockeytraining

Testungsvorschläge auf und neben dem Eis

Aerobe Leistungsfähigkeit einfache Lauftests wie z.B. der 12-Minuten-Lauf, Cooper Test sowie weitere Läufe unterschiedlicher Länge (Conconi Test) Läufe auf dem Eis als auch neben dem Eis Conconi Test: Auf 400-Meter-Laufbahn mittels Herzfrequenzmessgerät Beginn mit geringer Geschwindigkeit, 72 Sekunden pro 200 m; Tempoerhöhung um eine und später um zwei Sekunden pro 200 m; Testende, wenn der Sportler das sich verändernde Tempo nicht halten kann und nicht beim Tonsignal bei den vorgegebenen Markierungen ankommt; Bestimmung der anaeroben Schwelle durch die Laktatwertbestimmung, durch Fahrrad-, Laufband-, oder das Skate-Ergometer Anaerobe Leistungsfähigkeit Repeat-Sprint-Skate Test: Beschreibung: 6 maximale Sprints über eine Distanz von 91,45 m (300 Fuß);

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Wiederholung aller 30 Sekunden; Sprint von Torlinie zu Torlinie und bis zur blauen Linie des Startdrittels Wingate Test: Fahrradergometer Innerhalb von 30 Sekunden möglichst schnell und ohne Leistungsabfall treten (Keil und Weineck, 2005, S. 152-180)

Kraft Maximalkraft: Dynamische Testverfahren: Kniebeuge mit maximaler Hantellast zur Ermittlung der Beinstreckkraft Bankdrücken zur Ermittlung der Armstreckkraft Statische Testverfahren: - Beinkrafttestung durch isometrische Maximalkraft Testung mit Beinpresse oder durch die Kniebeuge - Testverfahren zur Ermittlung der statischen Kraft der Hüftstreck- und Hüftbeugemuskulatur

Schnellkraft: - mit Hilfe von Zeitmessungen: Zeit für geringe, bestimmte Anzahl von Wiederholungen mit gleichbleibend geringer bis mittlerer Last bei maximaler Frequenz, Belastungszeit von 10-15 Sekunden - Weiten- bzw. Höhenmessungen: Schnellkraft wird über Weiten bzw. Höhen ermittelt Bsp.: Sprungkraft – Standhochsprung - Jump and Reach Bsp.: Standweitsprung oder Mehrfachsprünge (Dreierhop) (Keil und Weineck, 2005, S. 348-364) Schnelligkeit Sprint 10 m, Sprint 20 m, Sprint 30 m Richtungswechselläufe (Pendelläufe) (Keil und Weineck, 2005, S. 433-438) Beweglichkeit Bestimmt wird die allgemeine und sportartspezifische Beweglichkeit in Zentimeter oder in Graden - Rückwärtige Rumpf- und Beinmuskulatur: Rumpfbeugen vorwärts

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Rumpfbeugen vorwärts im Grätschsitz Rumpfbeugen seitwärts Rumpfdrehen seitwärts - Schultergelenksbeweglichkeit - Überprüfung Dehnfähigkeit folgender Muskelgruppen speziell im Eishockey: M. triceps surae, M. soleus und M. gastrocnemius, M. rectus femoris, M. iliopsoas, Mm. Adductors, Adduktoren, Mm. ischiocrurales, links; M. erector trunci (Keil und Weineck, 2005, S. 468-476)

Tabelle 14: Darstellung der durchgeführten Tests des Instituts für Sportwissenschaft, Graz (Wonisch et al., 2008 und Spirk, 2013)

Sportwissenschaft Graz

Sprint Power Test

Dieser Test bestimmt die anaerobe, alaktazide Leistung (Sprintleistung). Sportler erreichen ihre maximale Leistung am Fahrradergometer bei unterschiedlichen Drehzahlbereichen und unterschiedlichen Lasten. Dazu wird am Ergometer der Reibungswiderstand (Gewicht) variiert und dadurch die Leistung in Abhängigkeit der Reibungskraft.

Beschreibung: auf Fahrradergometer mit Aufwärmphase von 5 Minuten; mehrere Sprintleistungstests bei immer größer werdenden Gewichten, Dauer der Stufen nicht vorgegeben, Test können im Sitzen als auch im Stehen stattfinden 5, Minuten Pause zwischen den Sprintstufen:

Stufe 4% Gewicht des Körpergewichts in kg

Stufe 8% Gewicht des Körpergewichts in kg

Stufe 10% Gewicht des Körpergewichts in kg

Stufe 12% Gewicht des Körpergewichts in kg

Leistungssportler, welche auf maximale Kurzzeitleistungen trainiert sind, benötigen eventuell weitere Stufen mit 14% und 16% zur Bestimmung der maximalen Leistung. Der größte Wert der Leistung stellt die maximal erreichbare Sprintleistung SP (Sprint Power in Watt) dar. Die maximal

erreichbare relative Sprintleistung SPrel in W/kg stellt für den Vergleich von verschiedenen Probanden hinsichtlich ihrer erbrachten Leistungen eine

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wichtige Größe dar, da leichtere Personen eine geringere Leistung zum Beschleunigen des eigenen Körpers benötigen.

Die erreichten Leistungswerte bei den jeweiligen Belastungen werden aus der maximalen Geschwindigkeit der Schwungscheibe Vmax durch Multiplikation mit der Last in kg und mit der Erdbeschleunigung g (9,81 m/s²) berechnet. Die Messelektronik weist einen Leistungskorrekturwert auf. Dieser stammt von der Rotationsenergie der Schwungscheibe und wird zum berechneten Leistungswert addiert bzw. bei negativem Vorzeichen abgezogen. Ohne diese Leistungskorrektur können Fehler bis 10% auftreten (Spirk, 2013, S. 32).

Jumping Power Test Im Sport wird der plötzliche Einsatz hoher Muskelkräfte bzw. hoher mechanischer Leistungen über kurze Zeit abgerufen. Ein Beispiel hierfür ist die Wettkampfleistung beim Hochsprung, welche von dem plötzlichen Kraftstoß beim Absprung bestimmt wird. Die Sprungleistung kann durch den folgend beschriebenen Jump and Reach Test oder mit Anwendung einer Messplattform ermittelt werden. Jump and Reach Test Beschreibung: Testperson steht auf den Zehenspitzen mit ausgestrecktem Arm, Markierung des höchsten erreichbaren Punktes mit Fingerspitzen; Aufwärmen, Ausprobieren des optimalen Schwungholens; 3 maximale Sprünge mit Markierung an Wand; Berechnung Sprunghöhe und Sprungleistung Berechnung: JP Jumping Power Mittelwert Sprunghöhe h JP = (m*h*9,81)/ 0,25 = 39,24*m*h (Spirk, 2013, S. 30)

Leistungsstufentest Hierbei handelt es sich um einen Maximaltest, welcher am Fahrradergometer durchgeführt wird. Stufenweise wird die Belastung bis zur maximal möglichen Belastung bzw. Herzfrequenz erhöht. Beschreibung: auf dem Fahrradergometer in Minutenintervallen; Beginn bei niedriger Leistung von 35 W; stufenweise Erhöhung um 7, 14 oder 21 W; Erreichung von ca. 7-14 Leistungsstufen bis zur Ausbelastung bei Standardumdrehungszahl von 7 upm (Wonisch et al., 2008).

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Transition Power Test Dieser Test dient der Beurteilung der anaeroben Leistungsfähigkeit und wird auf einem Ergometer mit drehzahlabhängiger Leistung durchgeführt.

Beschreibung: 5-10 Minuten Aufwärmphase (30 Sek. Belastung/ 30 Sek. Erholung); 3-5 Minuten Pause 1. Belastung: 30 Sekunden maximale Belastung, Reibungskraft trägt 7,5% des Körpergewichts (Schwungscheibe) Testperson wird motiviert/ angefeuert 2-3 Minuten bei geringer Last ausfahren Gewonnene Daten: erreichter, höchster Leistungswert PP (peak power), Mittelwert MP (mean power), niedrigster Leistungswert LP (lowest power) Leistungswerte in Watt und relative Leistungswerte W/kg werden als Maß für die anaerobe Leistungsfähigkeit verwendet (Spirk, 2013, S. 36)

Zusammenfassung

In den vorangegangenen Tabellen wurden verschiedene Testformen vorgestellt. Eine umfangreiche Testbatterie stellt jene der „Hockey Canada Skills Academy“ dar. Sie beinhaltet sportartspezifische Testformen auf dem Eis sowie Testformen im athletischen Bereich der Sportartspezifik. Jedoch sind hier keine Testungen im Labor vollzogen wurden. Der ÖEHV, Österreichischer Eishockey Verband, bedient sich einer Zusammenarbeit mit dem IMSB-Institut für medizinische und sportwissenschaftliche Beratung. In dieser Zusammenarbeit werden anthropometrische Messungen und Testungen im Athletikbereich durchgeführt. Für die Testformen auf dem Eis verwendet der ÖEHV die Testprotokolle des Eishockey Nachwuchs Zentrum Ost. Diese gleichen den on-ice Testformen der „Hockey Canada Skills Academy“. Das Fitness Protokoll der NHL stellt eine Ansammlung an Testungen der allgemeinen und sportartspezifischen Athletik dar, während die Testbatterie des Deutschen Eishockey Bundes e.V. U15-U20 aus verschiedenen Testformen im Athletikbereich besteht. 60

Die Testungen des Instituts für Sportwissenschaft Graz stellen Beispiele für Labortestungen mit Ergometern dar und diejenigen aus der Literatur bzw. dem Buch „Optimales Eishockeytraining“ werden die Testbeispiele nach Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Beweglichkeit eingeteilt. Hierbei handelt es sich um Testformen auf dem Eis, im Athletikbereich und Testungen im Labor. So wurden demnach verschiedene Testformen vorgestellt und aufgezeigt. Dies soll im späteren Kapitel helfen, eine Testbatterie zu erstellen. Bei der Erstellung der Testbatterie muss nicht nur genau bedacht werden, welche Testformen verwendet werden, sondern auch, ob diese ihren Sinn erfüllen. Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit einer möglichen Fragestellung bezüglich der Anwendung von Fahrradergometer Testungen.

6. Diskussion über den Nutzen von Testformen im Labor und neben dem Eis zur spezifischen Leistungsbestimmung im Eishockey

In jeder Sportart werden Testformen zur Leistungsbestimmung der Sportler durchgeführt, die ausgewählte Ziele verfolgen und spezielle Hintergründe haben. In der Leistungszusammensetzung umfangreicherer Sportarten wie den Spielsportarten stellt sich oft die Frage, welche Testformen sinnvoll sind. Im Eishockey geht es nicht nur um den Umfang der Leistung, sondern auch um die veränderten Gegebenheiten. Es wird eine Ausrüstung getragen, es wird auf Eis gespielt und es werden Schlittschuhe zur Fortbewegung getragen und damit „gelaufen“. Wie im Kapitel 5 Leistungsdiagnostik im Eishockey vorgestellt, bestehen Testbatterien aus Testungen auf dem Eis und/ oder neben dem Eis. Die Vermutung liegt nahe, dass aufgrund der Bedingungen Testungen auf dem Eis nicht vernachlässigt und bestenfalls eine Kombination aus beiden Möglichkeiten durchgeführt werden sollten. Es stellt sich also die Frage, ob die nicht auf dem Eis durchgeführten Testungen eine aussagekräftige Bewertung über die Leistungsfähigkeit der Spieler auf dem Eis, also deren eishockeyspezifische Leistungsfähigkeit, liefern können. Beispielhaft werden folgend Studien vorgestellt, welche sich mit der Untersuchung dieser Frage auf verschiedene Weise beschäftigt haben.

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Die erste Studie ist von Palov, Pivovarnicek und Jancokova, die sich im Jahr 2016 mit dem Zusammenhang von Eislauftests und Lauftests von jungen Eishockeyspielern beschäftigten. Sie widmeten sich der Fragestellung, ob es eine bezeichnende Beziehung zwischen der Laufleistung (nicht am Eis) und der Eislaufleistung gibt und ob aufgrund der Ergebnisse des Laufens Schlüsse auf die Eislaufleistung zugelassen werden können. 20 Spieler vom Eishockey Klub HC’05 Banská Bystrica (Slowakei) wurden für die Studie in der Saison 2014/ 15 herangezogen. Alle Spieler spielten schon seit 7,9 ± 1,0 Jahren Eishockey. Mit den Spielern wurden auf dem Eis als auch neben dem Eis diese gleichen Testformen durchgeführt: - 40 m Sprint mit Richtungswechsel - Beep Test (Laufen zwischen zwei Linien, 20 m, bei Ton an Linie, Geschwindigkeit wird schneller) - Illinois Agility Eislauftest (Slalomlauf und Sprint) Aus den Testungen ergab sich, dass eine hohe Übereinstimmung bei den Lauf- und Eislauf-Tests über 40 m existiert - ebenso beim Lauf Beep Test als auch Eislauf Beep Test. Somit stehen die Testergebnisse dieser Tests auf dem Eis und der Tests neben dem Eis in Beziehung zueinander und die Ergebnisse ähneln einander, d.h. ähnliche Leistungen und Ergebnisse wurden erzielt. Es kann also von dem Running Beep Test und Running Test 40 m auf die Ergebnisse am Eis geschlossen werden und diese Testformen könnten ersatzweise verwendet werden. So könnte behauptet werden, dass die Testformen nicht zwingend auf dem Eis durchgeführt werden müssen, zumindest wenn die durch die Zeit gemessene Laufleistung im Fokus der Untersuchung steht. Somit wäre die Testung nicht von dem Umstand des Eises abhängig und kann überall an geeigneten Orten durchgeführt werden.

Aus der eben ausgeführten Studie lässt sich eine weitere Problematik von Testformen neben dem Eis bzw. im Labor ableiten. Die Studie befasste sich grundsätzlich mit einer vollbrachten Leistung durch die Laufbewegung. Im Eishockey stellt das Eislaufen die Fortbewegungsform der Spieler dar, wobei diese Bewegungsform dem Laufen prinzipiell eher ähnelt als dem Radfahren. Dennoch werden zur allgemeinen Bestimmung der aeroben Leistungsfähigkeit der Spieler Fahrradergometer-Testungen bis zur Ausbelastung durchgeführt

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und die Ergebnisse auf die Leistungsfähigkeit auf dem Eis bezogen (Palov et al., 2016). Daher stellt sich die Frage, ob ein Lauftest zur Bestimmung besser geeignet ist, da die Bewegungsform des Laufens dem des Eislaufens wohlmöglich eher entspricht. Martinez et al. (1993) beschäftigten sich in diesem Zusammenhang in ihrer Studie mit dem physiologischen Vergleich von Roller Skating, Laufen auf dem Laufband und Radfahren auf dem Ergometer. Die Teilnehmer, alle Spieler des Nationalteams, haben drei Testungen bis zur maximalen Belastung ausgeführt. Es wurde festgestellt, dass die Herzkinetik bei allen drei Tests ähnlich verlief. Die Werte der maximalen Sauerstoffaufnahme, maximalen Herzfrequenz und der Dauer bis zur Ausbelastung waren beim Laufen höher als beim Radfahren. Die Laktatwerte bei submaximaler und maximaler Laufbelastung waren niedriger als die Werte beim Skaten und Fahrradfahren. Zwischen Radfahren und Roller Skating wurden in allen drei Testverfahren keine großen Unterschiede hinsichtlich der erhobenen Daten festgestellt. Im Vergleich zum Laufen ist die maximale Sauerstoffaufnahme beim Radfahren eher durch lokale muskuläre Ermüdung limitiert als durch Faktoren des Herzkreislaufs. Die gefundenen Ähnlichkeiten zwischen Roller Skating und Fahrradfahren lassen darauf schließen, dass Testungen auf dem Fahrradergometer nützliche Informationen für die Trainingssteuerung bringen. Da die Bewegung beim Skaten der Bewegung beim Eislaufen ähnelt, könnten die Ergebnisse auch für das Eishockey zutreffen (Martinez et al., 1993). Insgesamt ist die Laufbewegung jedoch anstrengender in der Umsetzung als die des Radfahrens, da eine höhere Anzahl an Muskelgruppen an der Bewegung beteiligt ist und mit Sauerstoff versorgt werden müssen. Um die Leistung aufrechterhalten zu können, muss beim Laufen sauerstoffreiches Blut durch eine größere Anzahl von Gefäßen zu mehr beteiligten Muskelgruppen geleitet werden, was zu einer höheren Herzschlagfrequenz beim Laufen führt. Da die aerobe Leistungsfähigkeit durch die genannten unterschiedlichen Merkmale in der Sauerstoffaufnahme und Sauerstoffweiterleitung deutlich bedingt wird, kann angenommen werden, dass die Ergebnisse zwischen Radfahren und Laufen variieren. Außerdem wird angenommen, dass die Herzfrequenz aufgrund der höheren Belastung beim Laufen höher ist. Da das

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Eislaufen dem Laufen in der Bewegungsform ähnlicher ist, ist ein Vergleich der aeroben Leistungsfähigkeit zwischen Radfahren und Eislaufen zu hinterfragen (Millet, Vleck, Bentley, 2009, S.194-199).

Aber nicht nur die reine Laufleistung ist im Eishockey von Bedeutung. Im Spiel befindet sich ein Spieler ca. 20-45 Sekunden auf dem Eis und sollte, abhängig von der Spielsituation, einer annähernd maximalen Belastung durch Sprints, Richtungswechsel und Zweikämpfe ausgesetzt sein. Kraft und Schnelligkeit bestimmen den Auftritt der Spieler. Durch die Intensität der Einsätze auf dem Eis greift der Eishockeyspieler auch auf eine anaerobe Energiebereitstellung zurück. Gerade die sehr intensiven Phasen des Einsatzes am Eis sind die zielführenden und torbringenden Handlungen, welche von großer Bedeutung sind. Die anaerobe Leistungsfähigkeit und Energiebereitstellung kann demnach leistungsbestimmend im Eishockey sein (Keil und Weineck, 2005, S. 26). In diesem Zusammenhang ist die repetitive Sprintfähigkeit ein wichtiger Bestandteil der Performance im Eishockey. Legerlotz et al. (2020) stellten in ihrer Studie fest, dass ein eishockeyspezifischer wiederholender Shuttle Sprint Test auf dem Eis absolviert werden und nicht ersetzt werden sollte. An dieser Studie haben 21 männliche Eishockeyspieler teilgenommen. Sie führten einen Repeated Shuttle Sprint auf dem Eis (RSS) und off-ice (RISS) durch. Beide Tests waren ident aufgebaut. Beim Test auf dem Eis trugen die Spieler eine komplette Ausrüstung und ihren Schläger. Beim off-ice Test trugen sie normale Trainingskleidung. Sie absolvierten eine Strecke von 30,5 m so schnell wie möglich. Diese Strecke wurde in drei Durchgängen (shifts) viermal aller 20 Sekunden absolviert. Bei den Tests auf dem Eis wurden die Spieler darum gebeten am Wendepunkt eine vollständige Bremsung durchzuführen. Die folgende Abbildung zeigt den Streckenverlauf und den Aufbau des Tests.

Abb. 15: Testaufbau RSS und RISS (Legerlotz et al., 2020, S. 3)

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Durch Verwendung der beiden Lichtschranken (nach 0,5 m und 10 m) wurden die Zeiten ermittelt. Die Gesamtzeit (total time) ergab sich durch die Signale der ersten Lichtschranke beim Start und beim Beenden des Laufs. Die Start Zeit (start time) ergab sich nach Durchlaufen aus den Signalen der ersten und zweiten Lichtschranke. Die Wendezeit (turn time) wurde durch das erste Signal beim Durchlaufen der zweiten Lichtschranke und durch das zweite Durchlaufen der zweiten Lichtschranke nach der Wende (2. Signal der 2. Lichtschranke) bestimmt. Die fly time ergab sich aus dem zweiten Signal der zweiten Lichtschranke und dem zweiten Signal der ersten Lichtschranke am Ende des Laufs. Zur Analyse der erhobenen Mittelwerte zwischen dem RSS- und RISS-Test wurde ein t-Test verwendet und die Effektstärke wurde nach Cohen d ermittelt. So wurde die Effektstärke in klein (0,2-0,5), mittel (0,5-0,8) und groß (über 0,8) unterteilt. Um Beziehungen zwischen den Parametern aufstellen zu können, wurde der Korrelationskoeffizient nach Pearson r (weniger als 0,4 schwach, 0,4-0,7 mittel, über 0,7 stark) verwendet. Die folgende Tabelle 15 stellt die erhobenen Messdaten und berechneten Daten dar.

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Tabelle 15: Ergebnisse (Legerlotz et al., 2020, S. 4)

Test Parameter RSS RISS Effect Correlation mean mean size, d RSS & RISS, r (p) Total time (s) 73,1 73,9 -0,42 0,570 (p=0,007 Best run (s) 5,82 5,87 -0,37 0,693 (p˂0,001) Mean run time (S) 6,09 6,16 -0,43 0,578 (p=0,006) Mean start time (s) 1,96 2,10 -1,39 0,143 (p=0,537) Mean turn time (s) 2,5 2,36 1,77 0,668 (p=0,001) Mean fly time (s) 1,64 1,70 -1,73 0,555 (p=0,009) Total time shift 1 (s) 23,97 24,2 -0,38 0,635 (p=0,002) Total time shift 2 (s) 24,43 24,65 -0,32 0,563 (p=0,008) Total time shift 3 (s) 27,72 25,04 -0,48 0,497 (p=0,022) Anaerobic fatigue shift 1 4,1 5,5 -0,45 0,293 (%) (p=0,198) Anaerobic fatigue shift 2 5,7 7,9 -0,62 0,353 (%) (p=0,116) Anaerobic fatigue shift 3 5,9 6,7 -0,21 -0,063 (%) (p=0,786) Mean anaerobic fatigue 5,2 6,7 -0,59 0,350 (%) (p=0,120) Aerobic fatigue shift 2 1,9 1,9 -0,04 0,360 (%) (p=0,109) Aerobic fatigue shift 3 3,2 3,5 -0,21 0,715 (%) (p˂0,001)

Die Testungen ergaben, dass, auch wenn sich beide Testformen gleichen, die Testergebnisse (off-ice) keine präzise Vorhersage über die Ergebnisse bzw. Leistung am Eis treffen können. Obwohl in vielen Parametern eine signifikante Übereinstimmung aufzuweisen ist, ist diese Korrelation jedoch nur moderat in einem Bereich von 0,497- 0,693, außer bei „aerobic fatigue in shift 3“ mit r=0,715.

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Betrachtet man beispielsweise den Parameter Gesamtzeit, welche für viele Trainer wichtig ist, so wäre ein Spieler beim Test auf dem Eis auf dem 11. Platz aller Testpersonen eingestuft worden und beim off-ice Test auf Platz 21. Und ein anderer Spieler, der im off-ice Test besser abschnitt und Platz 6 für sich einnahm, würde aber beim Test auf dem Eis nur den 16. Platz belegen. Das bedeutet also, dass man nicht zwingend davon ausgehen kann, dass ein schneller Läufer ein schneller Eisläufer ist, da es sich um zwei unterschiedliche Fortbewegungstechniken handelt. Auch die Einzelzeiten und das Ermüdungsverhalten unterscheiden sich in beiden Tests signifikant. Obwohl die Ergebnisse des besten Laufs und der Durchschnittslaufwert keine Unterschiede zwischen den Testformen aufzeigen, ist zu beachten, dass die Bruttozeiten durch verschiedene Ausführungen aufgrund der Bodenbeschaffenheit erzielt wurden. Beim Eislaufen erreichen die Spieler bei den Startzeiten und bei der mean fly time höhere Werte, wobei die Umkehrzeit kürzer ist. Es scheint, dass das Eislaufen ermüdender ist als das bloße Laufen, was an den Werten der anaeroben Ermüdung zu sehen ist. Ebenso erklären Legerlotz et al., dass die Eishockeyausrüstung und die Eislauftechnik die Bewegungsausführung maßgeblich beeinflussen und es so zu anderen Ergebnissen im Vergleich zum Laufen kommt. Die verschiedenen ökonomischen Bereiche des Eislaufens, die unterschiedlichen aktiven Muskelgruppen beim Eislaufen im Vergleich zu anderen Bewegungen und die eishockeyspezifische Anpassung der Muskelgruppen sind weitere Faktoren die unterschiedliche Ergebnisse auf dem Eis und off-ice begründen. Die Ergebnisse der Studie untermalen die Wichtigkeit der Durchführung von sportspezifischen Testformen. Ein Test zur Bestimmung der spezifischen Leistungsfähigkeit sollte in seiner Durchführung so gewählt werden, dass er den Wettkampfbedingungen ähnelt. Einzig auf diese Weise können valide Informationen über die individuelle sportspezifische Leistungskapazität erworben werden (Legerlotz et al., 2020).

Neben der bisher untersuchten Laufleistung und Sprintfähigkeit eines Eishockeyspielers ist der Übergang von aerober zu anaerober Energiebereitstellung ein relevanter Aspekt der eishockeyspezifischen Leistungsfähigkeit. Denn, wie bereits erwähnt, muss ein Spieler in der Lage sein, sich während der kurzen Pausen zwischen seinen Einsätzen auf dem Eis

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soweit zu erholen, dass er wieder voll einsatzbereit ist. Das bedeutet: ca. 20- 45 Sekunden volle Belastung und ca. 1,5- 2 Minuten Zeit zur Regeneration, während die anderen Linien spielen. Der Energiespeicher soll dabei in kürzester Zeit wieder angereichert zur Verfügung stehen und die Herzfrequenz muss schnellstmöglich heruntergefahren werden (Streitenbürger, 2017). Außerdem ist hier zu beachten, dass, wie im Kapitel des Anforderungsprofils aufgezeigt, ein Einsatz am Eis durch verschiedene Bewegungsformen, wie Sprint, Start und Stopp, Gleiten, Zweikämpfe und Positionsspiel charakterisiert ist und nicht nur durch eine andauernde, maximale Belastung (Keil und Weineck, 2005, S. 25).

Der Forschungslage zu diesem Aspekt gestaltet sich eher problematisch, da Untersuchungsverfahren zur Beurteilung des anaeroben Energiestoffwechsels unter Belastung noch nicht den Stellenwert wie die Untersuchungsmöglichkeiten zur Beurteilung der aeroben Ausdauerleistungsfähigkeit erreicht haben. Bei der Untersuchung der aeroben Leistungsfähigkeit wird durch die Wahl des Belastungsschemas der Test so gestaltet, dass grundsätzlich die Leistungsfähigkeit des aeroben Stoffwechsels von Indikatoren wie maximale Sauerstoffaufnahme und Laktat erfasst werden. Um bei Testungen der anaeroben Leistungsfähigkeit zu Ergebnissen der alaktaziden, laktaziden und oxidativen Komponenten des Gesamtenergieumsatzes zu kommen, sind einfache Messverfahren wie Laktat und Ausbelastungszeit aber nicht aussagekräftig (Heck und Schulz, 2002, S. 202).

Eine Möglichkeit, um diese Testproblematik für die anaerobe Leistungsfähigkeit aufzulösen, wäre diese mit Hilfe des im Kapitel 5 vorgestellten Transition Power Test (Wingate) zu ermitteln. Hierbei wird der Sportler aufgefordert, auf einem Ergometer, meist Fahrradergometer, in 30 Sekunden eine maximale Leistung abzurufen. Aber auch ein Laufbandtest über 40 Sekunden nach Schnabel und Kindermann kann hier zielführend sein. Das Laufband wird dabei um 7,5% angestellt und auf 22 km/h Geschwindigkeit eingestellt (Heck und Schulz, 2002, S. 206).

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Die Studie von Peterson et al. (2016) nimmt sich dieser Problematik an und beschäftigte sich mit der Bedeutung der anaeroben Leistung für die repetitive Sprint Leistung auf dem Eis, allerdings durch einen Test ermittelt, der nicht auf dem Eis stattgefunden hat 45 Eishockeyspieler im Alter von 18 bis 24 Jahren nahmen an anthropometrischen als auch Testungen auf und nicht auf dem Eis teil. Dies bedeutet, dass Größe, Gewicht und Körperzusammensetzung bestimmt wurden, ein Test zur Bestimmung der vertikalen Sprungkraft und ein Wingate Test auf einem Fahrradergometer durchgeführt wurden und auf dem Eis Beschleunigung, Höchstgeschwindigkeit und die Ermüdung bei repetitiven Sprints bestimmt wurden. Bei den Testungen am Eis trugen die Spieler Schläger und die vollständige Ausrüstung. Sie übten einen Sprint mit fliegendem Start von 15,24 m Länge aus, um die Höchstgeschwindigkeit zu bestimmen. Um die Daten der Beschleunigung zu erheben, übten die Spieler einen Sprint von 15,24 m Länge aus und um die Ermüdung bei repetitiven Sprints zu messen, nahmen die Spieler an einem Test teil, bei dem sie achtmalig sprinten mussten und 90 Sekunden Pause zwischen den Läufen hatten. Die zwei folgenden Tabellen stellen die Ergebnisse der Studie dar. WPRR bedeutet „Wingate relative peak power“ und WRMP „Wingate relative mean power“ (Peterson et al., 2016).

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Tabelle 16: On-ice und off-ice Testergebnisse (Peterson et al., 2016)

Variablen Spieler Vertical Jump (Inches) 20,3 ± 2,7 Wingate peak power (W) 1,074 ± 117 WRPP (W* kg-1) 12,9 ± 1,1 WRMP (W*kg-1) 9,0 ± 0,6 Wingate fatigue index (%) 49,5 ± 7,3 Acceleration (s) 2,6 ± 0,1 Top speed (s) 1,6 ± 0,1 Fastest course time (s) 23,0 ± 0,6 Gate 1 fatigue (%) 8,1 ± 3,4 Gate 2 fatigue (%) 9,1 ± 3,0 Total course fatigue (%) 8,9 ± 3,3

Tabelle 17: Korrelation der Ergebnisse der anaeroben Leistung (off-ice) mit Geschwindigkeit und Beschleunigung am Eis (Peterson et al., 2016)

Beschleunigung Geschwindigkeit Schnellste Zeit

Vertical Jump -0,42 (p˂0,01) -0,58 (p˂0,01) -0,59 (p˂0,01)

WRPP -0,32 (p≤ 0,05) -0,43 (p˂0,01) -0,33 (p≤0,05)

WRMP -0,34 (p≤ 0,05) -0,48 (p˂0,01) -0,38 (p≤0,05)

Die Ergebnisse zeigten, dass die erhobenen Daten des vertikalen Sprungs, die Wingate relative Höchstleistung und relative Durchschnittsleistung signifikant zu den Ergebnissen der Höchstgeschwindigkeit und Beschleunigung auf dem Eis sind. Allerdings korrelierten keine der off-ice erhobenen Daten mit den Daten der repetitiven Sprints am Eis. Auch wenn herkömmliche anaerobe Leistungstests Werte der einmaligen Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit am Eis vorhersagen können, so können sie keine Aussage über die repetitive Sprintfähigkeit der Spieler am Eis formulieren und stellen keine passenden Kennzeichen für die Leistungsfähigkeit im Eishockey dar.

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Angesichts dessen ist beim Test der anaeroben Leistungsfähigkeit für den Eishockeyspieler ebenfalls zu hinterfragen, ob dies eher auf dem Laufband, auf dem Fahrrad oder doch besser auf dem Eis getestet werden sollte. Eine in diesem Zusammenhang dem Eishockey nähere Möglichkeit stellen Testungen auf einer Skating Treadmill dar. Eine Skating Treadmill ist ein Laufband zur Simulation von Eis. Das Band besteht aus einem Kunststoff, auf dem mit den Eislaufschuhen geskatet wird. Wie bei Laufbändern kann bei der Skating Mill die Geschwindigkeit des Bandes und der Anstieg des Bandes verstellt werden (Powering Athletics).

Abb. 16: Skating Treadmill (Peak Hockey)

Wenn es nun schon ein solches Laufband gibt, wäre dieses doch eine geeignetere Möglichkeit, um sportartspezifischere Testungen vorzunehmen, als das Laufband oder das Fahrradergometer.

Die Studie von Nobes et al. „A Comparison of Skating Economy On-Ice and On the Skating Treadmill“ (2003) beschäftigt sich mit dem Vergleich der Eislaufperformance auf dem Eis und auf der Skating Treadmill hinsichtlich der Eislaufökonomie und der Sauerstoffaufnahme. 15 männliche Eishockeyspieler von Universitätsmannschaften im Durchschnittsalter von 21 Jahren führten Testungen auf dem Eis als auch auf der Skating Treadmill durch. Die Teilnehmer liefen für 4 Minuten jeweils bei einer submaximalen Geschwindigkeit von 18, 20 und 22 km/h mit jeweils einer

Unterbrechung von 5 Minuten zur Erholung. Ein VO2max Test wurde bei 24 km/h durchgeführt, wobei die Geschwindigkeit um 1 km/h pro Minute bis zur maximalen Ausbelastung erhöht wurde.

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Der Test auf dem Eis wurde auf einer ovalen Eislaufbahn von 140 m Länge absolviert, aller 35 m waren Hütchen zur Einhaltung der sich verändernden Geschwindigkeit positioniert. Für je vier Minuten wurde bei den Geschwindigkeiten von 18, 20 und 22 km/h geskatet. Pausen von 5 Minuten zwischen den Läufen wurden kalkuliert. Auch hier wurde der VO2max Test bei 24 km/h durchgeführt, wobei die Geschwindigkeit um 1 km/h pro Minute bis zur maximalen Ausbelastung erhöht wurde. Die Sauerstoffaufnahme betrug 39.7, 42.9, 46.0 und 53.4 ml · kg–1 · min–1 bei 18, 20, 22 km/h und maximaler Geschwindigkeit (km · h–1) auf der Skating Treadmill. Die Sauerstoffaufnahme war signifikant niedriger (p < .05) auf dem Eis (31.5, 36.9 und 42.7 ml · kg–1 · min–1 bei 18, 20 und 22 km/h.

Der Wert der VO2max beträgt 54.7 ml · kg–1 · min–1 bei beiden Testungen auf dem Eis und auf der Skating Treadmill. Schrittfrequenz, Schrittlänge und Herzfrequenz sind signifikant verschieden bei beiden Testungen. Die beiden folgenden Tabellen stellen die Ergebnisse in Tabellenform dar.

Tabelle 18 zeigt vergleichend die Werte der VO2 und Herzfrequenz auf dem Eis und auf der Skating Treadmill (Nobes et al., 2003).

Tabelle 18: Sauerstoffaufnahme und Herzfrequenz auf dem Eis und auf der Skating Treadmill (Nobes et al., 2003) Treadmill On-Ice

Geschwindigkeit in Herzfrequenz Sauerstoffaufnahme Herzfrequenz Sauerstoffaufnahme km/h Schläge/min (ml · kg–1 · min–1) Schläge/min (ml · kg–1 · min–1) 18 159,3 39,7 134,4 31,5

20 166,5 42,9 149,5 36,9

22 173,3 46,0 165,1 42,7

Maximum 193,3 53,4 187,9 54,7

Die folgende Tabelle zeigt die Schrittfrequenz und Schrittlänge auf dem Eis und auf der Skating Treadmill.

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Tabelle 19: Schrittfrequenz und Schrittlänge auf dem Eis und auf der Skating Treadmill (Nobes et al., 2003) Treadmill On-Ice

Geschwindigkeit in Schrittfrequenz Schrittlänge Schrittfrequenz Schrittlänge km/h Schritte/min m/ Schritt Schritte/min m/ Schritt 18 46,2 6,6 32,0 9,5

20 46,7 7,2 34,6 9,8

22 47,6 7,8 39,3 9,5

Die Ergebnisse zeigen auf, dass bei submaximaler Geschwindigkeit der Wert der Herzfrequenz und der Sauerstoffaufnahme und die Schrittfrequenz auf der

Skating Treadmill höher sind. VO2max ist ähnlich bei beiden Tests, jedoch ist die Herzfrequenz auf der Skating Mill höher im Vergleich zu den Eistestungen. Die Unterschiede zwischen den Ergebnissen der Sauerstoffaufnahme und der Herzfrequenz bei den Testungen auf dem Eis und auf der Skating Treadmill bei den Geschwindigkeiten 18, 20 und 22 km/h lassen sich auf den Untergrund der Teststrecke zurückführen. Da die Oberfläche der Skating Treadmill aus Kunststoff besteht, herrscht eine größere Bodenreibung vor. Die Schrittfrequenz ist daher bei der Skating Treadmill höher, da weniger geglitten werden kann und die Schrittlänge kürzer ist. Mehr Schritte und höhere Anstrengung durch den Widerstand erbringen eine höhere Herzfrequenz und höhere Sauerstoffaufnahme. Auch die Bewegungsform ist ausschlaggebend für die Unterschiede. Auf der Skating Treadmill wird geradeaus gelaufen und bei der ovalen Laufbahn sind die Kurven zu bedenken, bei denen das Übersetzen, also eine andere Lauftechnik, verwendet wird. Bei maximaler Ausbelastung sind die Unterschiede zwischen Sauerstoffaufnahme und Herzfrequenz beinahe nicht vorhanden. Die durchschnittliche Sauerstoffaufnahme unterscheidet sich nur um 1.3 ml · kg– 1 · min–1, wobei sich die durchschnittliche Herzfrequenz um 5.4 Schläge pro Minute unterscheidet. Bei maximaler Ausbelastung und der hohen Geschwindigkeit werden auf beiden Untergründen die Schritte kürzer und die Frequenz schneller. Eine höhere Herzfrequenz bei der Testung auf der Skating Treadmill lässt sich durch eine größere Anstrengung aufgrund der Bodenreibung und größeren Krafteinsätze erklären. 73

Da die Unterschiede der gemessenen Parameter auf dem Eis und auf der Skating Treadmill bei maximaler Belastung sehr gering sind, wäre es eventuell möglich, die Skating Treadmill für einen Test der anaeroben Leistungsfähigkeit zu verwenden, was genauer zu untersuchen wäre. Grundsätzlich ist allerdings zu überlegen, ob leistungsspezifische Testungen besser nur auf dem Eis abgehalten werden sollten und ob bisher verwendeter Testersatz aussagekräftig ist (Nobes et al., 2003).

Die vorgestellten Studien zeigen alle, dass durch off-ice Testungen nicht genügende Vorhersagen auf die spezifische Leistung am Eis getroffen werden können und diese somit nicht wirklich aussagekräftig sind. Jedoch werden solche eigentlich unspezifischen Testergebnisse beispielsweise zur Auswahl von Spielern oder für das Bestehen in einer Mannschafft herangezogen. Gerade um die Leistung der Spieler am Eis bewerten zu können, wäre es vermutlich von Vorteil, sich auf spezifische Eistests zu berufen, denn wie vorangegangen festgestellt, können Spieler auf dem Ergometer bessere Leistungen erbringen als sie vielleicht auf dem Eis erzielen würden. Dies hätte dann sicher Auswirkungen im Spiel. Dennoch können unspezifische Testungen und deren Ergebnisse zur Bestimmung der allgemeinen Fitness und auch zur Trainingssteuerung verwendet werden. Zum Beispiel sind Radfahren und Laufen wichtige Trainingsmittel und durch Testergebnisse, wie der maximalen Herzfrequenz oder der maximal erreichten Watt, können Ausdauertrainingseinheiten für jeden Spieler individuell gestaltet werden.

7. Entwicklung einer Testbatterie im Eishockey Nachwuchsbereich U16-U20

Nicht nur bei ausgereiften Leistungssportlern, welche schon annähernd ihre Bestform erreicht haben und eine erfolgreiche Karriere verfolgen, sondern auch im Nachwuchstraining kommen leistungsdiagnostische Testformen zum Einsatz. Diese sollen besonders in der Leistungsentwicklung hilfreiche Auskunft über den Trainingszustand im Vergleich zum Anforderungsprofil eines Sportlers einer bestimmten Sportart geben, damit richtungsweisend in den Trainingsablauf und Trainingsaufbau eingegriffen werden kann. 74

Um die Leistungsentwicklung und den Leistungszustand von Nachwuchssportlern beurteilen zu können, werden sportmotorische Tests, leistungsdiagnostische Verfahren, Messplatztraining, Bewegungsbeobach- tungen und Wettkämpfe durchgeführt. Wettkämpfe sind hierbei die komplexeste Form zur Überprüfung der disziplinspezifischen Leistungsfähigkeit, jedoch zeigen Wettkämpfe nur das Ergebnis auf. Wie sich die einzelnen Komponenten, welche an der Leistungsstruktur der Wettkampfleistung beteiligt sind, entwickelt haben und wie sich andere allgemeine und spezielle Fähigkeiten und Fertigkeiten ausgeprägt haben, zeigt der Wettkampf nicht auf. Einen weiteren Aufschluss über die inhaltlich-methodische Optimierung des Trainings erlangt man nur durch ein Zusammenspiel aller Testverfahren (Martin et al., 1999, S. 240-242). In diesem Kapitel wird eine mögliche Testbatterie für den Altersbereich U16-U20 erstellt. Um eine Testbatterie erstellen zu können, sollten zunächst folgende Fragestellungen beantwortet werden:

1. Welches Alter haben die zu testenden Personen? 2. Um welche Sportart handelt es sich und wie ist das Anforderungsprofil dieser Sportart? 3. Welches Ziel bzw. welchen Hintergrund haben die Testungen und wie oft bzw. wann sollen diese durchgeführt werden? 4. Welche Testbereiche sollen ausgewählt werden? 5. Welche Inhalte sollen die Testformen aufweisen?

Für die Erstellung der geplanten Testbatterie ergeben sich folgende Antworten auf diese Fragen: Die Testbatterie ist für den Altersbereich der U16-U20 vorgesehen. Diese soll der Feststellung der Leistungsfähigkeit der Spieler und deren Trainingsentwicklung dienen. Das Leistungsprofil der Sportart wurde in Kapitel 2.3. Anforderungsprofil eines Eishockeyspielers vorgestellt und beschrieben. Die Testungen werden dreimal in der Saison – zu Beginn, in der Mitte und am Ende – durchgeführt. So kann festgestellt werden, in welcher Verfassung der Spieler zu Beginn der Saison ist, wie sich seine Leistung durch das Training bis zur Mitte der Saison entwickelt hat und welchen Leistungszustand der Sportler am Ende der Saison zeigt.

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Vorrangig geht es bei dieser Testbatterie um die sportliche Leistung bedingt durch physiologische Faktoren und die Entwicklung in eishockeyspezifischen Fertigkeitsbereichen. Somit kommt es zur Verwendung von anthropometrischen Verfahren, speziellen sportphysiologischen und sportmedizinischen Testweisen und zur Anwendung von Verfahren der Leistungsmessung und sportmotorischen Tests im Wettkampf und Training. Testungen der Psychologie und Biochemie werden nicht berücksichtigt.

7.1. Testbatterie Eishockey U16-U20

Vor Testungen sollte eine Anamnese durchgeführt werden. Informationen über Verletzungen oder Erkrankungen durch eine Befragung helfen bei der Interpretation der Ergebnisse. Die Durchführung einer medizinischen Diagnostik gibt Auskunft über den Gesundheitszustand der jeweiligen Spieler. Es werden anthropometrische Daten der Sportler erfasst. Anthropometrische Verfahren: Erfassung folgender Daten der Testpersonen: - Alter (in Jahren, per Abfrage) - Geschlecht (männlich/ weiblich, per Abfrage) - Körpergröße (in cm, per Messung mit Maßband) - Körpergewicht (in kg, per Messung mit Körpergewichtswaage) Die Testergebnisse können mit diesen abgefragten und gemessenen Größen in Verbindung gesetzt und auch durch diese bedingt werden. Aus sportmedizinischer Sicht werden Testungen im Labor durchgeführt: - Laktat-/ Schwellenbestimmung bei Belastung durch einen Stufentest auf dem Laufband - Herzfrequenzverlauf bei Belastung durch einen Stufentest auf dem Laufband - Sauerstoffaufnahme bei Belastung durch einen Laufband-Stufentest (aerobe Leistungsfähigkeit) - anaerobe Leistungsfähigkeit durch einen Wingate Cycle-Ergometer Die Schwellen- und Herzfrequenz wird bestimmt, um diese Informationen für die Trainingsgestaltung zu verwenden. Die aerobe und anaerobe Leistungsfähigkeit werden festgestellt, da die aerobe Leistungsfähigkeit für die Regeneration und

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Belastbarkeit wichtig ist und die anaerobe Leistungsfähigkeit sportartspezifisch und vor allem leistungsbestimmend ist. Die Testbatterie enthält ebenso diese eishockeyspezifischen Leistungsmessungen auf dem Eis hinsichtlich der Techniken und der Leistung: - Sprinttest vorwärts und rückwärts über 30 m auf Zeit - Slalomlauf und Bogenlauf auf Zeit - Übersetzen am Bullykreis rechts/ links auf Zeit - Start-Stopp auf Zeit - Testung der repetitiven Sprintfähigkeit - Testung eines repetitiven Shuttle Sprints

Diese Formen werden im letzten Teilkapitel 7.2. Sind einheitliche eishockeyspezifische Testungen von U8 bis U20 sinnvoll erläutert. Die ausgewählten Fertigkeitstestungen erfolgen zur Feststellung der Ausprägung der eishockeyspezifischen Bewegungsformen, d.h. der Grundformen des Eislaufens. Neben den Voruntersuchungen, den medizinischen Verfahren und den eishockeyspezifischen Testungen werden ebenfalls die folgenden sportartunspezifischen Leistungsmessungen durchgeführt. Sprungkraft: - Standweitsprung (Messung in cm) - Countermovement Jump (Messung mit Kraftmessplatte) - Sprintfähigkeit, 10 m, 30 m Sprint (Messung der Zeit) Die Auswahl dieser Leistungsmessungen begründet sich in der Tatsache, dass Sprünge azyklische Bewegungsschnelligkeitsformen sind und Kraftfähigkeiten einen wichtigen Bestandteil zur Entwicklung der Schnelligkeit bzw. Schnellkraftfähigkeit bilden. Die Sprungkraft steht in Verbindung mit der Schnellkraftfähigkeit und Sprünge gehören zum Basistraining im Eishockey. Die Sprintfähigkeit ist außerdem eine zyklische Form der Bewegungsschnelligkeit und im Eishockey wichtig, da Antritte zwischen 10-30 m während eines Einsatzes auf dem Eis zur Regel gehören. Agilität: - Pro Agility Shuttle Run (5 m- 10 m- 5 m) des Deutschen Eishockey Bundes

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Da Richtungswechsel und Sprints zur Bewegung eines Eishockeyspielers während eines Spiels dazugehören und situationsentscheidend sind, wird dieser Test ausgewählt. Beweglichkeit - Functional Movement Screen Die Testung der Beweglichkeit ist von Bedeutung, weil sie in jeder Sportart in dem Maße der Nützlichkeit für die jeweilige Sportart trainiert werden sollte und weil Einschränkungen in der Beweglichkeit auch Einschränkungen in der Leistung bedingen können.

Die Testbatterie umfasst also mehrere Teilbereiche, welche auf die Leistungsfähigkeit eines Eishockeyspielers einwirken können. Die eishockeyspezifischen Testformen werden im folgenden Kapitel vorgestellt, während gleichzeitig diskutiert wird, ob diese Testungen schon im jungen Alter Anwendung finden sollten.

7.2. Sind einheitliche eishockeyspezifische Testungen von U8 bis U20 sinnvoll?

Leistungsdiagnostische Verfahren, wie sie vorangegangen erläutert wurden, kommen bereits auch im Nachwuchstraining zum Einsatz. So dienen Testungen der Diagnose des Ausprägungsgrades von Leistungsfähigkeiten zur Feststellung des individuellen Annäherungsgrades an die sportartspezifische Leistungsstruktur (Wettkampfleistung). Mit sportmotorischen Testungen und den Testverfahren der Leistungsdiagnostik werden außerdem voraussetzungsbezogene Merkmalsausprägungen einzelner Fähigkeitsbereiche (Bsp. Kraft-, Ausdauerfähigkeiten) untersucht. Beim Messplatztraining, der Bewegungsbeobachtung und durch Wettkämpfe werden zudem komplexe Leistungen in Bezug auf die Leistungsstruktur der Sportart untersucht (Martin et al., 1999, S. 241-243).

Des Weiteren werden vom Aufbautraining (Dauer: ca. 2-4 Jahre) an sportmotorische Tests und Verfahren der Leistungsdiagnostik zur Feststellung des Ausprägungsgrades von Fähigkeiten übereinstimmend mit bestimmten Zeitpunkten der Trainingsperiodisierung verwendet. Ab dem Anschlusstraining, welches nach dem Aufbautraining folgt und 2-3 Jahre andauert, kommt dann die

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leistungsstrukturbezogene komplexe Leistungsdiagnostik zum Einsatz (Martin et al., 1999, S. 241-243).

Zusätzlich zu den Kontrollverfahren werden die Trainings und die in den Trainings verrichteten Leistungsanforderungen mittels Trainingsdokumentation analysiert (Martin et al., 1999, S. 241-243).

Als Trainingsdokumentation werden die systematische Sammlung, die Ordnung nach Inhaltskategorien und Maßeinheiten sowie die Auswertung von Daten des schon absolvierten Trainings verstanden. Deren Ziel ist es, Zusammenhänge von Training und Leistungsentwicklung zu begründen. Die gewonnenen Ergebnisse werden schließlich für den zukünftigen Trainingsvollzug genutzt. (Martin et al., 1999, S. 243).

Ein weiterer Vorteil der Trainingsdokumentation ist, dass mit ihrer Hilfe die Ursache-Wirkungs-Beziehung veranschaulicht wird. Dadurch soll herausgefunden werden, mit welchen Trainingsmaßnahmen, bezogen auf Inhalt, Methoden, Maße, und mit welcher Intensität und zu welchem Zeitpunkt eine bestimmte Ausprägung der Leistungsfähigkeit hervorgerufen werden kann oder auch zustande kommt. Für die künftige Trainingsplanung spielt die Trainingsdokumentation demnach auch eine große Rolle, da Veränderungen des Trainings im Makrozyklus und Mikrozyklus nur dann vorgenommen werden können, wenn das bereits absolvierte Training mit dem ursprünglichen Trainingsplan verglichen werden kann. Nur dann kann ein neuer Trainingsplan unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Analyse des vergangenen Trainings angewendet werden. Mittel dafür sind Trainingsprotokolle und dementsprechende Auswertungsverfahren (Martin et al., 1999, S. 244).

Einen weiteren Vorzug der Trainingsdokumentation und der Leistungsdiagnostik zeigt sich auch im Nachwuchssport der Vereine. Dort verfolgt jeder Sportverein einen langfristigen Plan zum Leistungsaufbau. Dieser beschreibt Inhalte, welche in bestimmten Altersbereichen ausgebildet werden sollten, um letztlich einen bestens ausgebildeten Sportler herauszubilden. Das gilt natürlich auch im Eishockey.

Beim Nachwuchstraining hat die Trainingsdokumentation in diesem Zusammenhang eine wichtige Funktion im Trainingssteuerungsprozess. Durch die Dokumentation wird es ermöglicht, den langfristigen Leistungsaufbau über 79

mehrere Ausbildungsetappen verschiedener Athletengruppen im Detail aufzuzeichnen, wodurch ein Einblick in die tatsächlich realisierte Trainingsstruktur gewährt wird. Zusammen mit der langfristigen Diagnostik der Leistungsentwicklung bei Kindern und Jugendlichen können basierend darauf idealtypische Konzepte für den langfristigen Leistungsaufbau entwickelt werden. Zudem können Rahmentrainingspläne für die Ausbildungsetappen im langfristigen Leistungsaufbau sowie Profile und Kennziffern für die Trainingsstruktur verschiedener Trainingsjahre und Trainingsabschnitte ausgearbeitet werden (Martin et al., 1999, S. 244-245). Daher ist es durchaus sinnvoll, jene Fertigkeiten und Fähigkeiten ebenso in allen Altersbereichen zu testen bzw. zu bewerten, zumal dies einer Aufzeichnung der Entwicklung eines Spielers entsprechen und Informationen über seine Leistungsentwicklung während des Heranwachsens und des Lernprozesses liefern würde. In späterer Folge kann eine solche Aufzeichnung in bestimmten Situationen Aufschluss geben, wenn es beispielsweise um den Grad des Könnens spezifischer Fertigkeiten geht. Wie sinnvoll die leistungsdiagnostischen Verfahren und die Trainingsdokumentation von U8 bis U20 sind, soll folgend anhand einiger ausgewählter Eislauffertigkeiten aufgezeigt werden. So könnten das Vorwärtslaufen, Rückwärtslaufen, Übersetzen, Bremsen, Bogenfahren getestet werden und deren Entwicklungsverlauf bzw. jeweiliger Ist-Stand und Soll-Stand pro Altersbereich festgehalten werden. Hierbei geht es dann hauptsächlich um eine Zeitnahme pro Testung der jeweiligen Fertigkeit und es kann angenommen werden, dass der Grad der Ausbildung der Technik der Fertigkeit mit der dazu gebrauchten Zeit in Verbindung steht. Ein Spieler, der zum Beispiel das bloße Vorwärtslaufen technisch besser beherrscht, wird vermutlich schneller vorankommen als ein anderer, bei dem das nicht der Fall ist. Des Weiteren spielen natürlich die physiologischen Bedingungen und Entwicklungsstände der Spieler eine große Rolle, wie z.B. die sich beim Heranwachsen merklich verändernde Ausbildung der Muskulatur.

Wie kann eine Testung aussehen, die diese Eislauffertigkeiten überprüft? Die Abbildung 9 stellt vier eishockeyspezifische Testformen dar, bei denen der Spieler jeweils seinen Schläger und die volle Ausrüstung an sich trägt.

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Abb. 17: Eishockeyspezifische Testbeispiele (Vgl. Hockey Canada Skills Academy, Fitness Testing)

Diese Tests werden wie hier beschrieben durchgeführt:

1. Test: 30 m Sprint am Eis vorwärts und rückwärts Aufbau: Start und Ziel ist bei einer Distanz von 30 m abgesteckt und mit Hütchen markiert Startposition vorwärts: entgegengesetztes Bein der oberen Stockhand, Fuß parallel zu Startlinie Startposition rückwärts: Fersen an Startlinie Start auf Pfiff händische Zeitnahme und durch Lichtschranke

2. Test: Übersetzen am Bullykreis vorwärts und rückwärts, links- und rechtsherum Aufbau: Start und Ziel an Torlinie Startposition vorwärts: entgegengesetztes Bein der oberen Stockhand, Fuß parallel zu Startlinie Startposition rückwärts: Fersen an Startlinie Start auf Pfiff händische Zeitnahme und durch Lichtschranke

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3. Test: Bremsen/ Start und Stopp Aufbau: 6 Reifen/ Hütchen diagonal mit 5 m Abstand/ Laufweg Reifen/ Hütchen in Reihe mit 4 m Abstand Von Start bis Ziel wird Zickzack gelaufen und an Reifen/ Hütchen gebremst Startposition: entgegengesetztes Bein der oberen Stockhand, Fuß parallel zu Startlinie Start auf Pfiff händische Zeitnahme und durch Lichtschranke

4. Test: Bogen- und Slalomfahren Aufbau: 4 Reifen/ Hütchen in einer Linie im Abstand von 2 m Bogenfahren: ganzer Bogen mit Richtungswechsel von Reifen zu Reifen von Start bis Ziel Slalomfahren: Slalom durch die 4 Reifen und wieder zurück, Start und Ziel sind ein Ort Startposition: entgegengesetztes Bein der oberen Stockhand, Fuß parallel zu Startlinie Start auf Pfiff händische Zeitnahme und durch Lichtschranke

Folgende Erkenntnisse bzw. Informationen können aus dieser Fertigkeitstestung von U8 bis U20 gewonnen werden:

- der Ist-Stand der Spieler pro Altersbereich, - die Entwicklung einzelner Spieler über die Jahre durch Ergebnisse der einzelnen Tests pro Altersbereich, - Entwicklungssprünge der Spieler von Jahr zu Jahr, - in welchen Bereichen hat sich der Spieler verbessert, in welchen nicht, - die Veränderung der Ausführungszeit bei den Tests der einzelnen Spieler. Durch die Sammlung/ Erstellung einer Datenbank über mehrere Jahre können zusätzlich - durchschnittliche Zeiten der Tests erstellt werden und - Vergleiche in den Altersbereichen erstellt werden.

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All diese aus der Leistungsdiagnostik und der Trainingsdokumentation gewonnen Daten unterstützen, nicht nur im Eishockey, Trainer und Sportler dabei, die sportartspezifischen Leistungen kontrolliert kontinuierlich zu verbessern und zu steigern. Aus diesem Grund ist die Durchführung einheitlicher eishockeyspezifischer Testungen von U8 bis U20 sinnvoll.

8. Schlussfolgerung und Zusammenfassung

Von der Beschreibung der Sportart Eishockey, der Darstellung der Nachwuchsarbeit, der Erläuterung der Leistungsdiagnostik im Allgemeinen und im Spezifischen des Eishockeys bis hin zu Testbeispielen verschiedener Nationen und der Leistungsdiagnostik im Nachwuchs wird die Wichtigkeit der Leistungsdiagnostik in den Sportarten bzw. im Eishockey hervorgehoben. Es gibt unzählige verschiedene Testformen und Testmöglichkeiten, wie die Beispiele der verschiedenen Nationen zeigen. Auf welche Formen Wert gelegt wird, hängt vom Ziel der Testbatterie bzw. der Testungen ab. Es gilt die Leistungsdiagnostik für die Sportler und deren Training richtig, zielführend und weiterbringend einzusetzen. Die Wichtigkeit und Nützlichkeit verschiedener Testformen ist in jeder Sportart genau zu hinterfragen und hängt vom Anforderungsprofil der Sportart ab. Aus der Zusammenstellung der vorangegangenen Informationen und Grundlagen der Leistungsdiagnostik ist eine Testbatterie für den Altersbereich U16-U20 zusammengestellt worden. Eine für die Leistungsdiagnostik im Eishockey wichtige Frage der Anwendung von off-ice Testformen zur Bestimmung der eishockeyspezifischen Leistung am Eis wurde analysiert und durch verschiedene Studien und deren Ergebnisse beleuchtet. Demnach sind Testformen auf dem Eis zur Bestimmung der spezifischen Leistung unersetzlich und aussagekräftiger. Ein wirkliches Ergebnis über die Anwendbarkeit und tatsächliche bessere Nützlichkeit für Testungen einer Skating Treadmill ist zu vermuten und wäre nur durch praktische Versuche zu bestätigen. In der Gesamtheit ist die Wichtigkeit und die korrekte Anwendung von leistungsdiagnostischen Verfahren in der Sportart Eishockey und auch in allen anderen Sportarten zu betonen.

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Wer sich das Wissen über das Anforderungsprofil der Sportart aneignet, sich der eigenen Leistungsvoraussetzungen bewusst ist oder jener der zu trainierenden Sportler, wer die richtigen Testformen zur Feststellung der Leistungsstände bestimmt und deren Ergebnisse nutzen kann und das Training mithilfe derer steuert, wird in seiner Sportart als Sportler oder als Trainer erfolgreich sein.

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9. Literaturverzeichnis

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10. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildungen:

Abb. 1: Eishockeyspielfeld unter https://www.bienenfisch- design.de/produkt/eishockey-spielfeld/ (abgerufen am 19.04.2020)

Abb. 2: Herzfrequenz Stürmer und Verteidiger bei einem Spieleinsatz am Eis (nach Green et al., 1978, S. 290 aus Keil und Weineck, 2005)

Abb. 3: Fragebogen, Einleitung und Fragen 1-5 aus Elbe & Wenhold & Müller, 2005, AMS Sport, unter https://www.bisp- sportpsychologie.de/SpoPsy/DE/Diagnostikportal/Motivation/Spo rtlerfrageboegen/ams/ams.html (abgerufen am 10.10.2019)

Abb. 4: Fragebogen, Fragen 6-16 aus Elbe & Wenhold & Müller, 2005, AMS Sport, unter https://www.bisp- sportpsychologie.de/SpoPsy/DE/Diagnostikportal/Motivation/Spo rtlerfrageboegen/ams/ams.html (abgerufen am 10.10.2019)

Abb. 5: Fragebogen, Fragen 17-26 aus Elbe & Wenhold & Müller, 2005, AMS Sport, unter https://www.bisp- sportpsychologie.de/SpoPsy/DE/Diagnostikportal/Motivation/Spo rtlerfrageboegen/ams/ams.html (abgerufen am 10.10.2019)

Abb. 6: Fragebogen, Fragen 27-30 aus Elbe & Wenhold & Müller, 2005, AMS Sport, unter https://www.bisp- sportpsychologie.de/SpoPsy/DE/Diagnostikportal/Motivation/Spo rtlerfrageboegen/ams/ams.html (abgerufen am 10.10.2019)

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Abb. 7: Auswertung: Gesamtleistungsmotiv aus Elbe & Wenhold & Müller, 2005, AMS Sport, unter https://www.bisp- sportpsychologie.de/SpoPsy/DE/Diagnostikportal/Motivation/Spo rtlerfrageboegen/ams/ams.html (abgerufen am 10.10.2019)

Abb. 8: Auswertung: Hoffnung auf Erfolg aus Elbe & Wenhold & Müller, 2005, AMS Sport, unter https://www.bisp- sportpsychologie.de/SpoPsy/DE/Diagnostikportal/Motivation/Spo rtlerfrageboegen/ams/ams.html (abgerufen am 10.10.2019)

Abb. 9: Auswertung: Furcht vor Misserfolg aus Elbe & Wenhold & Müller, 2005, AMS Sport, unter https://www.bisp- sportpsychologie.de/SpoPsy/DE/Diagnostikportal/Motivation/Spo rtlerfrageboegen/ams/ams.html (abgerufen am 10.10.2019)

Abb. 10: Auswertung: Nettohoffnung aus Elbe & Wenhold & Müller, 2005, AMS Sport, unter https://www.bisp- sportpsychologie.de/SpoPsy/DE/Diagnostikportal/Motivation/Spo rtlerfrageboegen/ams/ams.html (abgerufen am 10.10.2019)

Abb. 11: Test vorwärts Slalom (Hockey Canada Skills Academy)

Abb. 12: Test Richtungswechsel vorwärts/ rückwärts (Hockey Canada Skills Academy)

Abb. 13: Test Vorwärts-/ Rückwärts-Skaten Schnelligkeit (Hockey Canada Skills Academy)

Abb. 14: Test Sprintausdauer (Hockey Canada Skills Academy)

Abb. 15: Testaufbau RSS und RISS (Legerlotz K. et al. (2020). Ice Hockey-Specific repeated Shuttle Sprint Test performed on Ice should not be replaced by Off-Ice Testing. Journal of Strength and Conditioning Research, S. 3)

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Abb. 16: Skating Treadmill unter: https://twitter.com/peakhockeysask/status/7196927082525491 20 (abgerufen am 9.11.2019)

Abb. 17: Eishockeyspezifische Testbeispiele, Vgl. Hockey Canada Skills Academy, Fitness Testing unter https://www.bchockey.net/Files/Skills%20and%20Fitness%20Te sts%20-%202015.pdf (abgerufen am 04.04.2019)

Tabellen:

Tabelle 1: Durchschnittswerte des Körperfettes und der maximalen Sauerstoffaufnahme 1981-2003, Montgomery, D. (2006). Physiological profile of professional hockey players - a longitudinal comparison. Appl. Physiol. Nutr. Metab. 31, 181- 185.

Tabelle 2: Durchschnittliche Körpergröße und Gewicht von NHL Teams unter: http://www.eishockey.com/berichte/hgrund02111.htm (abgerufen am 08.12.2019)

Tabelle 3: Durchschnittliche Körpergröße und Gewicht von NHL Spielern unter: http://www.eishockey.com/berichte/hgrund02111.htm (abgerufen am 08.12.2019)

Tabelle 4: Physiologische Leistungsvoraussetzungen eines Eishockeyspielers, Keil, M. & Weineck, J. (2005). Optimales Eishockeytraining. Konditionstraining für den Eishockeyspieler. Balingen: Spitta Verlag GmbH & Co. KG.

Tabelle 5: Beanspruchung im Eishockey, Keil, M. & Weineck, J. (2005). Optimales Eishockeytraining. Konditionstraining für den Eishockeyspieler. Balingen: Spitta Verlag GmbH & Co. KG.

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Tabelle 6: Vergleich der Rahmenkonzeptionen: Altersklassen, Vgl. Hockey Canada, Svenska Ishockeyförbundet, ČSLH

Tabelle 7: Vergleich der Rahmenkonzeptionen: Allgemeine Inhalte und Gemeinsamkeiten, Vgl. Hockey Canada, Svenska Ishockeyförbundet, ČSLH

Tabelle 8: Vergleich der Rahmenkonzeptionen: Unterschiede, Vgl. Hockey Canada, Svenska Ishockeyförbundet, ČSLH

Tabelle 9: Darstellung der Testformen von Kanada, Vgl. Hockey Canada Skills Academy

Tabelle 10: Darstellung der Testformen von Deutschland, Vgl. DEB

Tabelle 11: Darstellung der Testformen der USA, Vgl. NHL

Tabelle 12: Darstellung der Testformen von Österreich, Vgl. ÖEHV

Tabelle 13: Darstellung der Testungen „Optimales Eishockey Training“, Keil, M. & Weineck, J. (2005). Optimales Eishockeytraining- Konditionstraining für den Eishockeyspieler. Balingen: Spitta Verlag GmbH & Co. KG.

Tabelle 14: Darstellung der durchgeführten Tests des Instituts für Sportwissenschaft, Graz (Wonisch et al., 2008 und Spirk, 2013)

Tabelle 15: Ergebnisse, Legerlotz K. et al. (2020). Ice Hockey-Specific repeated Shuttle Sprint Test performed on Ice should not be replaced by Off-Ice Testing. Journal of Strength and Conditioning Research, 1-7.

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Tabelle 16: On Ice und Off Ice Testergebnisse, Peterson, B. et al. (2016). Off-Ice Anaerobic Power does not predict On-Ice Repeated Shift Performance in Hockey. Journal of Strength and Conditioning Research, 2375-2381.

Tabelle 17: Korrelation der Ergebnisse der anaeroben Leistung (off-ice) mit Geschwindigkeit und Beschleunigung am Eis Peterson, B. et al. (2016). Off-Ice Anaerobic Power does not predict On-Ice Repeated Shift Performance in Hockey. Journal of Strength and Conditioning Research, 2375-2381.

Tabelle 18: Sauerstoffaufnahme und Herzfrequenz auf dem Eis und auf der Skating Treadmill, Nobes, K. J. et al. (2003). A Comparison of Skating Economy On-Ice and On the Skating Treadmill. Canadian Society for for Exercise Physiology, 1-11.

Tabelle 19: Schrittfrequenz und Schrittlänge auf dem Eis und auf der Skating Treadmill, Nobes, K. J. et al. (2003). A Comparison of Skating Economy On-Ice and On the Skating Treadmill. Canadian Society for for Exercise Physiology, 1-11.

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11. Anhang:

Kapitel 3.1 : Konzept Langfristiger Leistungsaufbau Graz 99 Juniors

Sportliches

Nachwuchskonzept

der (Eishockey)

Erstellt Juli 2016 überarbeitet August 2017 (Sportlicher Nachwuchsleiter)

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Sportliches Nachwuchskonzept der Graz99ers

Der Gedanke des Konzeptes ist es, die Arbeit der Nachwuchsorganisation und die Ausbildung der Nachwuchssportler zu optimieren. Im Vordergrund steht der langfristige Leistungsaufbau, der es ermöglicht, eine wachsende Anzahl an besser ausgebildeten Sportlern hervorzubringen. Langfristiger Leistungsaufbau bedeutet den systematischen Aufbau sportlicher Leistung durch Training vom Anfänger bis zum Hochleistungssportler. Dabei beruht man sich auf wissenschaftlich fundierte Methoden eines dem Alter und den physiologischen, psychologischen Voraussetzungen entsprechenden Trainings, sowie Erfahrungswerten.

Ziele unseres Vereins: - hohe Standards für den langfristigen Leistungsaufbau setzen - neue Ideen und Strukturen vermitteln - ein durchgängiges Konzept für die Nachwuchsarbeit darstellen - die Bedeutsamkeit der Arbeit im anfänglichen Nachwuchsbereich hervorheben

Unser sportliches Programm wird nach den Abschnitten des langfristigen Leistungsaufbaus wie folgt unterteilt:

1. Abschnitt: Rekrutierung und Eislaufschule (Grundausbildung) 2. Abschnitt: Anfänger, Kinder des Altersbereiches U8 und U10 (Grundlagentraining) 3. Abschnitt: Kinder des Altersbereiches U12 und U14 (Aufbautraining) 4. Abschnitt: Jugendliche des Altersbereiches U16 (Anschluss- bzw. Leistungstraining) 5. Abschnitt: Jugendliche des Altersbereiches U18 und U20 (Hochleistungstraining)

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Unser Bestreben ist es also, das Interesse am Eishockey bei so vielen Kindern wie möglich zu wecken und sie für unsere Sportart zu begeistern. Denn eine große Anzahl an Nachwuchssportlern erhöht neben einem durchdachten und adäquaten Training auch die Chance mehr Spitzensportler herauszubilden. Um diese hervorzubringen, bedarf es einer aufeinander aufbauenden Ausbildung der sportartspezifischen Fähigkeiten (Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Beweglichkeit) und Fertigkeiten (sportartspezifisch: Eislaufen vorwärts, rückwärts, etc.) vom Anfänger an, welche folgend in unserem Programm genau beschrieben werden.

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Inhaltsverzeichnis Seite

1. Langfristiger Leistungsaufbau 5 Rekrutierung, Laufschule, U8, U10 7 U12 und U14 8 U16 9 U18 und U20 10 2. Trainingsmethodik 11 Eislaufschule, Anfänger, U7 und U8 11 U9, U10 und U12 12 U14 13 U16 14 U18 16 U20 17 Torwart 18

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1. Langfristiger Leistungsaufbau

Dieser Aufbau ist angelehnt an das "Long-Term Athlete Development" Model (Balyi). Das Programm wurde aufgestellt um den Athleten die Möglichkeit zu geben, die bestmögliche Entwicklung in ihrer Sportart zu erreichen und lebenslang aktiv zu sein.

Aktiver Start Jungen und Mädchen Lerne spielerisch FUNdamentale von 0-6 Jahren Bewegungsabläufe FUNDAMENTALS Jungen 6-9 Lerne alle FUNdamentalen Mädchen 6-8 Bewegungsabläufe und eine breite Basis an koordinativen Fähigkeiten Lernen zu trainieren Jungen 9-12 Entwickle eine breite Basis an Mädchen 8-11 allgemein sportlichen technischen Fähigkeiten Trainieren um zu Jungen 12-16 Bilde eine aerobe Basis, entwickle trainieren Mädchen 9-15 Schnelligkeit und Kraft, lerne und verfeinere Sport spezifische Techniken Trainieren um zu Jungen 16-23 +/- Optimiere die Fitness und konkurrieren Mädchen 15-21 +/- sportliche-, individuelle- und positionsspezifische Fähigkeiten und die Ausführung im Wettkampf Trainieren um zu Jungen 19 +/- Lege den Fokus auf Top Leistung gewinnen Mädchen 18 +/- Aktiv sein fürs Leben Jedes Alter Langsamer Übergang von einer Wettkampfkarriere zu einer lebenslangen sportlich aktiven Lebensweise und dem Verbleib im Sport

Es ist an die natürliche physiologische Entwicklung und Reifung eines jeden Menschen, speziell im motorischen Bereich, angelegt. Dieser Prozess wird „Motorische Ontogenese“ genannt. Es ist bekannt, dass sich die Leistungsfähigkeit im Laufe des Heranwachsens und Alternsganges verändert und ihre Höhepunkte aufweist. Welche Einflussgrößen, in welcher Zeit und in welcher Intensität auf die motorische Entwicklung niederschlagen, ist elementarer Gegenstand der Forschung zur Sportmotorik und muss im Leistungsaufbau unumgänglich beachtet werden. Um Parallelen zwischen dem „Long- Term Athlete Development Model“ nach Balyi, unserem folgenden ausführlichen eishockeyspezifischen Programm des langfristigen Leistungsaufbaus und der motorischen Entwicklung ziehen zu können, befindet sich in der folgenden Tabelle eine in Altersbereiche unterteilte kurze, informative Nennung der motorischen Entwicklungsphasen (Hartmann, 99

Minow und Senf, 2011, Sport verstehen- Sport erleben, S. 62) und die Etappen des langfristigen Leistungsaufbaus.

Entwicklungsphase Altersspanne Motorische Etappen des in Jahren, Erscheinungsform langfristigen Monaten Phase der… Leistungsaufbaus Pränatale Phase Konzeption Vielfältigen bis Geburt Reflexbewegungen Frühes Säuglingsalter Geburt bis Ungerichteten 0,03 Massenbewegungen Spätes Säuglingsalter 0,03-1,00 Aneignung erster koordinierter Bewegungen Kleinkindalter 1,00-3,00 Aneignung vielfältiger Bewegungsformen Frühes Kindesalter 3,00-6/7 Vervollkommnung Grundausbildung vielfältiger Bewegungsformen und der Aneignung elementarer Bewegungskombinationen Mittleres Kindesalter 6/7-9/10 Raschen Fortschritte in Grundlagentraining der motorischen Lernfähigkeit Spätes Kindesalter Weiblich: Besten motorischen Aufbautraining 10/11- 11/12 Lernfähigkeit Männlich: 10/11-12/13 Frühes Jugendalter (Pubeszenz) Weiblich: Umstrukturierung von 11/12-13/14 motorischen Fähigkeiten Männlich: und Fertigkeiten 12/13-14/15 Spätes Jugendalter (Adoleszenz) Weiblich: Sich ausprägenden Anschluss- bzw. 13/14-17/18 geschlechtsspezifischen Leistungstraining Männlich: Differenzierung, 14/15-18/19 fortschreitenden Individualisierung und zunehmenden Beständigkeit Frühes Erwachsenenalter 18/20-30/35 Relativen Erhaltung der Hochleistungs- motorischen Lern- und training Leistungsfähigkeit Mittleres Erwachsenenalter 30/35-45/50 Allmählichen motorischen Leistungsminderung Spätes Erwachsenenalter 45/50-60/70 Verstärkten motorischen Leistungsminderung Späteres Erwachsenenalter Ab 60/70 bis Ausgeprägten zum Tod motorischen Leistungsminderung 100

Im Folgenden werden die einzelnen Bereiche genauer beschrieben.

FUNDAMENTALS Jungen 6-9 Lerne alle FUNdamentalen Mädchen 6-8 Bewegungsabläufe und eine breite Basis an koordinativen Fähigkeiten Rekrutierung, Laufschule, U8, U10 Grundausbildung und Grundlagentraining

Das Ziel ist es mehr Kinder für das Eishockey zu gewinnen, Rekrutierungsmaßnahmen durchzuführen und Begeisterung für den Eishockeysport zu entfachen. In diesem Alter sollen die Kinder vor allem vielseitige Bewegungserfahrungen aufgrund ihrer physiologischen Reifung sammeln. Die vorangeschrittene Entwicklung der Nervenstrukturen und das hohe Bedürfnis an Bewegungsaktivität setzen Voraussetzungen für rasche Fortschritte in neu zu erlernenden Bewegungen. Hauptsächlich geht es um die Ausprägung der koordinativen Fähigkeiten, die uns befähigen eine Bewegung koordiniert zu gestalten und durchzuführen. Dabei werden unsere verschiedenen Sinne angesprochen: optisch, akustisch, taktil (Haut), kinästhetisch (Haltung des Körpers, Muskulatur) und statico-dynamisch (Gleichgewicht, Lage im Raum). Die Bewegungserfahrungen im Eishockey beginnen mit den ersten Schritten am Eis (Laufschule) über die ersten Lernerfolge der Eislauftechniken (U8) bis hin zur Einprägung und sicheren Ausführung der Techniken in der U10. Die Grundlagen der Eishockeytechniken sollen also erfahren werden und zum Ende der Phase strukturiert und verfestigt werden.

Learn to play Programm: Hierbei handelt es sich um ein in Finnland entwickeltes System, das nicht ergebnis- bzw. leistungsorientiert ist. Die SpielerInnen sollen einfach Spaß an der Bewegung haben und sich ohne Druck des Ergebnisses und ohne Ehrgeiz der Eltern und Trainer im Spiel wohl fühlen. http://www.iihf.com/iihf-home/sport/coaches/learn-to-play/ (25.8.2017)

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Lernen zu trainieren Jungen 9-12 Entwickle eine breite Basis an Mädchen 8-11 allgemein sportlichen technischen Fähigkeiten Trainieren um zu Jungen 12-16 Bilde eine aerobe Basis, entwickle trainieren Mädchen 9-15 Schnelligkeit und Kraft, lerne und verfeinere Sport spezifische Techniken

U12, U14 Aufbautraining

Der Bereich der U12 und U14 deckt einen für die technische Entwicklung entscheidenden Abschnitt ab. In dieser Entwicklungsphase begünstigen der harmonische Wachstum mit vorteilhaften Körperproportionen, das ausgeprägte Bewegungsbedürfnis, eine emotionale Ausgeglichenheit und die Zunahme intellektueller Fähigkeiten das Erlernen von Bewegungsabläufen. Die Sinnes- und Gleichgewichtsorgane sind ausgeprägt. Diese Phase wird als die der besten motorischen Lernfähigkeit in der Kindheit bezeichnet. (Hartmann, Minow und Senf, 2011, Sport verstehen- Sport erleben, S. 79) Im frühen Jugendalter des 13. und 14. Lebensjahres kommt es zu einem gravierenden biologischen körperlichen Wandel durch die Ausdifferenzierung der Organsysteme und Gewebe. Durch Hormonproduktion, speziell bei den Jungen des Testosterons, steigt das Muskelwachstum intensiv an. Die Mädchen erfahren durch eine geringere Hormonausschüttung einen Wachstumsschub. Die Trainierbarkeit der Muskulatur bei Jungen erhöht sich besonders. Speziell auf das Eishockey ausgerichtet, bedeutet dies, dass die technischen Skills entwickelt, der zeitliche und räumliche Druck erhöht, das Spielverständnis durch Kleinfeldspiele geschult und die 4 Rollen des Eishockeyspielers (1. der scheibenführende Spieler, 2. der scheibenführende unterstützende Spieler, 3. der scheibenführende attackierende Spieler, 4. den scheibenführenden attackierenden unterstützenden Spieler) kennen gelernt werden.

Neben den vielen eishockeyspezifischen Spielsituationen (1vs1, 2vs1, 2vs2, 3vs2,...) beginnt man auch taktische Situationen zu erlernen (Stellungsspiel in den Zonen, Aufbau, PP, PK,...) und trainiert die Umsetzung im Wettkampf. Dies

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benötigt viel Zeit, Energie und eine gute Trainingseinstellung, die dadurch auch forciert wird.

Die allgemeine sportliche Ausbildung wird erweitert und die physischen Voraussetzungen ganzjährig verbessert. Dazu zählen die Ausprägung der Kraftfähigkeiten im Sinne einer Ganzkörperkräftigung, der Schnellkraftfähigkeit (eine Bewegung so schnell wie möglich auszuführen) und der Ausdauer (Fähigkeit, über einen wachsenden Zeitraum eine Bewegung bis zur Ermüdung auszuführen).

Trainieren um zu Jungen 12-16 Bilde eine aerobe Basis, entwickle trainieren Mädchen 9-15 Schnelligkeit und Kraft, lerne und verfeinere Sport spezifische Techniken

U16 Anschluss- bzw. Leistungstraining

Der U16-Abschnitt ist der Beginn des Leistungsbereichs. Dieser Altersbereich ist geprägt durch eine zurückkehrende harmonische Körperentwicklung in individueller Weise eines jeden Sportlers. Die Bereitschaft zum Lernen und zum Leisten ist wieder im erhöhten Maße vorhanden. Durch das gesteigerte Kraftfähigkeitsniveau können weitere Trainingsziele gesetzt werden und Bewegungen in höherer Qualität ausgeführt werden. Bereits beherrschte Bewegungen und Kombinationen aus diesen können rhythmischer und ausdrucksstärker ausgeführt werden, neue, schwierigere Fertigkeiten können gut ausgebildet werden. Jugendliche sind durch diese Voraussetzungen leistungsfähiger und belastungsverträglicher und können nun einer gezielten sportartspezifischen Ausbildung unterzogen werden. Im Eishockey tritt nun das taktische Verhalten am Eis (Mannschaftsspiel) mehr in den Vordergrund und die Entwicklung im athletischen Bereich wird forciert. Die technischen Skills und individuellen Taktiken werden verfeinert.

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Trainieren um zu Jungen 16-23 +/- Optimiere die Fitness und konkurrieren Mädchen 15-21 +/- sportliche-, individuelle- und positionsspezifische Fähigkeiten und die Ausführung im Wettkampf U18, U20 Hochleistungstraining

Der U18- und U20-Abschnitt stellt den Beginn des Hochleistungsbereichs dar. Die körperlichen Veränderungen, welche im Bereich der U16 beginnen, nehmen hier ihren Lauf und ihre Vervollkommnung. Das Wachstum des Körpers und seiner Organsysteme ist abgeschlossen. Das Herz-Kreislauf- und Atmungssystem ist ausgeprägt und gut anpassungsfähig. Sportler entwickeln dadurch eine hohe Belastungsverträglichkeit. Die Entwicklung der motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten erreicht ihren Höhepunkt. Präzision und Ökonomie in der Bewegungsausführung setzen neue Maßstäbe. Im Eishockeytraining wird der Umfang nochmals gesteigert, um die Spieler an die Anforderungen der Kampfmannschaft heranzuführen.

2. Trainingsmethodik

Eislaufschule, Anfänger, U7 + U8

Sommer: U7 + U8: 1 - 2 mal pro Woche 90 Min Winter: Anfänger: 1 - 2 mal pro Woche am Eis 50 - 70 Min U7 + U8: 2 - 3 mal pro Woche am Eis 50 - 70 Min

Schwerpunkte • Beweglichkeit Sommer: • Gleichgewicht • Geschicklichkeit • Rhythmus • Reaktion • Entwicklung der koordinativen Fähigkeiten • viel spielen

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Schwerpunkte • Bewegen mit Ausrüstung Winter: • Spaß und Freude • Eislaufen - Grundposition und Grundtechnik • Scheibenführung - Gefühl für Schläger und Puck entwickeln • Passen - einfache Pässe spielen und annehmen

U9, U10 und U12

Sommer: 3 mal pro Woche 90 Min Winter: 3 mal pro Woche am Eis 60 - 80 Min 3 mal pro Woche Off-Ice 30 - 45 Min

Schwerpunkte • Beweglichkeit Sommer: • Gleichgewicht • Geschicklichkeit • Rhythmus • Reaktion • Entwicklung der koordinativen Fähigkeiten • viel spielen • Hindernisparcours • Partnerübungen Schwerpunkte • Eislaufen Winter: • Scheibenführung • Passen • Schießen • 1 gegen 1

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Meisterschaft: Die U9 + U10 spielen nur in Turnierform 3vs3 oder 4vs4 über die Breite. Die U12 Meisterschaft ist in eine West- und Ostgruppe geteilt. In jeder Gruppe sind 7 Mannschaften. Die 2 Gruppen spielen eine doppelte Hin- und Rückrunde. Im Anschluss an den Grunddurchgang gibt es ein Finalturnier an dem die 10 besten Mannschaften teilnehmen werden. Die ersten 5 Mannschaften aus der Gruppe West sind für das Finalturnier qualifiziert. Aus der Gruppe Ost die ersten 4 plus Veranstalter. Es wird in einem Turniermodus in 2 Gruppen der österr. Meister der Altersgruppe ausgespielt. Finalturnier: 15. - 18. März in Weiz

U14

Sommer: 4 mal pro Woche 90 Min Winter: 3 - 4 mal pro Woche am Eis 60 - 80 Min 3 - 4 mal pro Woche Off-Ice 30 - 45 Min

Schwerpunkte • Bewegungsmuster erweitern - viel spielen Sommer: • allgemeine Beweglichkeit und Koordination • Entwicklung polysportiver Tätig- und Fähigkeiten • Partnerübungen • Hindernisparcours • Reaktion und Schnelligkeit weiter optimieren Schwerpunkte • Entwickeln und Verbessern der Winter: technischen Skills - Eislaufen, Passen, Schießen, Scheibenführung • 1 gegen 1 • 4 Rollen im Eishockey • Körperspiel entwickeln • erste Taktiken erlernen

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Meisterschaft: Die U14 Meisterschaft ist in eine West- und Ostgruppe geteilt. In jeder Gruppe sind 7 Mannschaften. Die 2 Gruppen spielen eine doppelte Hin- und Rückrunde. Im Anschluss an den Grunddurchgang gibt es ein Finalturnier an dem die 10 besten Mannschaften teilnehmen werden. Die ersten 5 Mannschaften aus der Gruppe Ost sind für das Finalturnier qualifiziert. Aus der Gruppe West die ersten 4 plus Veranstalter. Es wird in einem Turniermodus in 2 Gruppen der österr. Meister der Altersgruppe ausgespielt. Finalturnier: 8. - 11. März in

U16

Sommer: 4 mal pro Woche 90 Min Winter: 3 - 4 mal pro Woche am Eis 60 - 80 Min 3 - 4 mal pro Woche Off-Ice 45 - 60 Min

Schwerpunkte • Ausdauer - Spielausdauer (azyklisch) wird Sommer: verbessert • Kraft - Rumpfkraft gezielt trainieren • Schnell- und Maximalkraft werden optimiert und zielgerichtet gesteigert • Beweglichkeit und Koordination Schwerpunkte Eislaufen, Passspiel und Schießen verbessern Winter: einfache Spielverhaltensregeln - Abschluss- und Defensivverhalten Taktiken entwickeln - Forecheck, Backcheck, Auslösen und einfache Spezial-Situationen Körperspiel optimieren Spielrhythmus entwickeln

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Meisterschaft: Die U16-Meisterschaft wird in zwei regionalen Gruppen ausgetragen. a) Grunddurchgang Die Vereine spielen eine doppelte Hin- und Rückrunde innerhalb der Gruppe. Die Plätze 1-3 der jeweiligen Gruppe sind fix für das Play-off qualifiziert und spielen im Anschluss eine Platzierungsrunde (einfache Hin- und Rückrunde). Die Plätze 4–6 der jeweiligen Gruppe spielen in einer Qualifikationsrunde (eine Gruppe) um die verbleibenden zwei Play-off Plätze in einer einfachen Hin- und Rückrunde. Für die Qualifikationsrunde gibt es Bonuspunkte: 4. Platz der jeweiligen Gruppe 4 Punkte 5. Platz der jeweiligen Gruppe 2 Punkte 6. Platz der jeweiligen Gruppe 0 Punkte Jene Vereine, die die Qualifikation für die Play-offs nicht schaffen, spielen eine Platzierungsrunde. b) Play-off - Viertelfinale: Die ersten vier Vereine der Platzierungsrunde haben Heimrecht. Es spielt 1 gegen 8 (Platz zwei Qualifikationsrunde), 2 gegen 7 (Platz 1 der Qualifikationsrunde), 3 gegen 6 und 4 gegen 5 in einer Serie „Best-of-Three“, wobei der besser platzierte Verein mit zwei Heimspielen beginnt. - Halbfinale: Sieger aus 1/8 spielt gegen Sieger aus 4/5, Sieger aus 2/7 spielt gegen Sieger aus 3/6. Heimrecht hat der im Grunddurchgang besser platzierte Verein, der mit zwei Heimspielen beginnt. Gespielt wird in einer Serie „Best- of-Three“. Die Verlierer des Halbfinales spielen in einer „Best-of-Three“ Serie um Platz 3. Heimrecht hat der im Grunddurchgang besser platzierte Verein, der mit zwei Heimspielen beginnt. - Finale: Die beiden Sieger des Halbfinales spielen im Finale in einer Serie „Best- of-Three“ um den österreichischen U16 Meistertitel. Heimrecht hat der im Grunddurchgang besser platzierte Verein, der mit zwei Heimspielen beginnt.

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U18

Sommer: 5 mal pro Woche 90 - 120 Min Winter: 4 mal pro Woche am Eis 60 - 80 Min 4 mal pro Woche Off-Ice 45 - 60 Min

Schwerpunkte • viel Ausdauer - Grundlagen gezielt Sommer: weiterentwickeln • Schnelligkeits- Ausdauertraining • Intervalltraining • Reaktion und Antrittsschnelligkeit • Kraft wird weiter gesteigert - Rumpfkraft optimieren • gezieltes Beweglichkeitstraining Schwerpunkte • Eislaufen Winter: • Passen und Schießen individualisieren und perfektionieren • Wettkampfsituationstraining • Heranführen an schwerste Spielverhaltensregeln • Taktiken optimieren - positionsspezifisches Verhalten • Spielrhythmus optimieren

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Meisterschaft: Die U18 nimmt an der Steirischen Eliteliga als Graz99ers Juniors teil. In dieser Mannschaft sind alle Spieler des Nachwuchses spielberechtigt. Es nehmen 7 Mannschaften an der Eliteliga teil. a) Grunddurchgang Der Grunddurchgang wird in einer einfachen Hin- und Rückrunde gespielt: 12 Spiele. Die ersten 6 Teams sind fix für das Play-off qualifiziert und spielen im Anschluss eine Meisterrunde (einfache Hinrunde): 5 Spiele Der 7. Platz und die 3 Teams aus der Landesliga spielen in einer Qualifikationsrunde um die verbleibenden zwei Play-off Plätze in einer einfachen Hin- und Rückrunde: 6 Spiele b) Play-off - Viertelfinale (best-of-three): ersten 4 Teams der Meisterrunde haben Pickright - Halbfinale (best-of-five) - Finale (best-of-five)

U20

Sommer: 5 mal pro Woche 90 - 120 Min Winter: 4 mal pro Woche am Eis 60 - 80 Min 4 mal pro Woche Off-Ice 45 -60 Min

Schwerpunkte • Krafttraining - Maximalkraft steigern Sommer: • Schnellkraft individual optimieren • Reaktion, Antritt, gezieltes Beweglichkeits- und Koordinationstraining • Rumpfkraft wird perfektioniert • Grundlagenausdauer gezielt optimieren • Intervalltraining - spezifisches Stehvermögen

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Schwerpunkte • Einstudieren schwerster Winter: Spielverhaltensregeln • Abschluss- und Defensivverhalten gezielt trainieren • Taktik - Blockverhalten, • Spezial-Situationen und Spiel in der Verteidigungszone • Spielrhythmus perfektionieren • positionsspezifische Skills optimieren

Meisterschaft: Die U20 Meisterschaft (EBYSL) ist in eine Ost- und Westgruppe geteilt. In der Ost-Gruppe sind 9 Teams und in der West-Gruppe sind 8 Teams. a) Grunddurchgang Die Vereine spielen eine einfache Hin- und Rückrunde innerhalb der Gruppe + 2 bzw. 3 extra Spiele und 1 Hinrunde Gruppe Ost gegen West: 26 Spiele. Die Plätze 1-3 der jeweiligen Gruppe sind fix für das Play-off qualifiziert und spielen im Anschluss eine Masterround (einfache Hin- und Rückrunde): 10 Spiele. Die Plätze 4–8/9 der jeweiligen Gruppe spielen in einer Qualifikationsrunde um die verbleibenden zwei Play-off Plätze in einer einfachen Hin- und Rückrunde: 8 bzw. 10 Spiele Der Erstplatzierte aus jeder Qualifikationsrunde ist für das Play-off qualifiziert. b) Play-off - Viertelfinale (best-of-three): ersten 4 Teams der Masterround haben Pickright - Halbfinale (best-of-three) - Finale (best-of-five)

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Torwarttraining (Maximilian Reiter)

Das Torwarttraining findet ganzjährig statt, sowohl in der Vorbereitungs-, der Wettkampf- und der Regenerationsphase. Zum Sommertraining wird ein zusätzliches Training durchgeführt, welches speziell für Torhüter ausgelegt ist. Dabei wird in zwei Altersstufen unterteilt: 7 bis 13 und 14 bis 19 Lebensjahre und die Schwerpunkte Koordination, Balance, Fangen, Flexibilität, Mobilität und Kraft in den Beinen werden behandelt. Im Winter werden die Torhüter ein bis zwei Mal in der Woche vom Torwarttrainer zu ihrem Mannschaftstraining begleitet und in diesem Zeitraum wird ein alters- und leistungsspezifisches Torwarttraining ausgetragen. Dabei werden Schützen des älteren Jahrgangs eingesetzt, um die Torhüter noch mehr zu fordern. Außerdem trainieren die Torhüter bei angemessener Leistung regelmäßig beim Training der älteren Mannschaft mit. Während der Trainingseinheiten werden die Sportler vom Trainer gefilmt und noch auf dem Eis mit Hilfe des Videos ausgebessert. Auch das regelmäßige Feedback zu Meisterschaftsspielen, bei denen die Torhüter ähnlich viele Einsätze bekommen sollen, ist gegeben, um die bestmögliche Entwicklung zu erreichen. In der gesamten Laufbahn eines Nachwuchstorhüters bei den Graz 99jrs wird ein langjähriger Plan verfolgt, um die Sportler gezielt zu trainieren und sie Schritt für Schritt auf ein Leben als Eishockeyprofi vorzubereiten.

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Skillsplan Graz99jrs Torhüter 2017/18 U8: • Allgemeines Eislaufen • Gewöhnung an die Ausrüstung • Spaß im Tor • keine Angst vor dem Puck • Torwartposition muss nicht fix sein U10: • Eislaufen torwartspezifisch • Grundstellung • kontrollierte Abwehr mit Handschuhen, Schläger und Körper • Spaß im Tor U12: • Winkelspiel • Save-Selection • Puck Tracking • Butterfly (kontrolliert) • Recovery lang, Recovery kurz U14: • hinter dem Tor • One Knee Down • Rebounds • Butterflyslide • Puckhandling • Breakaway U16: • Spielsituationen (2:0; 2:1; 1:1; Screen, Tip) • Spiel lesen • Mitspielen mit Puck • Kommunikation U18: • komplexe Spielsituationen • schnelle und kontrollierte Recoveries U20: • Techniken fixieren • Tempo hochhalten • Mental Game Coaching • Vorbereitung auf Profileben

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Kapitel 4.2. Gewinnung leistungsdiagnostischer Daten Achievement Motives Scale–Sport - Fragebogen und Auswertung (Elbe, Wenhold und Müller, 2005)

Abb. 3: Fragebogen, Einleitung und Fragen 1-5 (Elbe, Wenhold, Müller, 2005)

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Abb. 4: Fragebogen, Fragen 6-16 (Elbe, Wenhold, Müller, 2005)

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Abb. 5: Fragebogen, Fragen 17-26 (Elbe, Wenhold, Müller, 2005)

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Abb. 6: Fragebogen, Fragen 27-30 (Elbe, Wenhold, Müller, 2005)

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Abb. 7: Auswertung, Gesamtleistungsmotiv (Elbe, Wenhold, Müller, 2005)

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Abb. 8: Auswertung, Hoffnung auf Erfolg (Elbe, Wenhold, Müller, 2005)

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Abb. 9: Auswertung, Furcht vor Misserfolg (Elbe, Wenhold, Müller, 2005)

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Abb. 10: Auswertung, Nettohoffnung (Elbe, Wenhold, Müller, 2005)

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