Historische Recherche zum Rantzau-Obelisken in Bad

Marén Gröschel M.A. Bredowstraße 38 10551 Berlin

Auftraggeber: Matthiesen und Schlegel GbR Allensteiner Weg 71 24161 Altenholz

2014

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

Inhalt

Heinrich Rantzau (1526 -1598) ...... 3 Kindheit und Jugend ...... 3 Ein politischer Berater im Dienste der dänische Krone ...... 4 Heinrich Rantzaus Einbindung in Politik und Krieg ...... 5 Mäzen und Humanist ...... 6 Landesbeschreibungen ...... 7 Lebensende ...... 7 Die Pyramide und der Obelisk in Bad Segeberg ...... 9 Der Einfluss der römischen Antike ...... 9 Bauten und Denkmale (Auswahl) ...... 9 Die Pyramide von Nordoe (Tempel von Nordoe) ...... 11 Die Segeberger Pyramide ...... 12 Der Obelisk in Bad Segeberg ...... 14 Die Lage der Denkmale an der Hamburger Straße ...... 16 Die Stadtentwicklung Bad Segebergs mit Fokus auf den Rantzau-Obelisken ...... 19 Einführung ...... 19 Segeberg und Gieschenhagen, zwei unterschiedliche Stadtentstehungsprozesse ...... 19 Kartenchronologie ...... 22 Fotografien ...... 37 Quellenverzeichnis ...... 43

2

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

Heinrich Rantzau (1526 -1598)

Über das Leben und Werk Heinrich Rantzaus gibt es einige Einzelstudien und Spezialuntersuchungen, jedoch fehlen bis heute eine umfassende Biographie und eine Gesamtdarstellung seines vielschichtigen Wirkens. Der zu dem Uradel der Herzogtümer Schleswig und Holsteins zählende Heinrich Rantzau hob sich in vielfacher Hinsicht von seinen Standesgenossen ab. Der Humanist und Vertreter der Renaissance bekleidete die höchsten politischen Ämter, die ein Adliger zu dieser Zeit überhaupt erreichen konnte und diente drei dänischen Königen: bis 1559 Christian III., dann bis 1588 Friedrich II. und schließlich bis kurz vor seinem Tod 1598 Christian IV. Er war Mäzen und Finanzier auf internationaler Ebene, Bauherr und vielfacher Abb. 1 Heinrich Rantzau als idealisierter Ritter und Vertreter des Landesadels, als Statthalter des Gutsbesitzer, Geograph und Verfasser von dänischen Königs und Träger des dänischen zahlreichen Abhandlungen zu den Elefantenordens unterschiedlichsten Themen. Wie kein Die rahmenden Ahnenwappen dienen dem Nachweis der Ritterbürtigkeit; unten rechts ist das anderer prägte er die kulturelle und Allianzwappen Rantzau/von Halle abgebildet. geistigen Entwicklung des Landes in der Kupferstich von Hendrik Goltzius (1558-1617) 1585 (Quelle: SHLB, Kiel) zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, die daher auch als das „Rantzausche Zeitalter“ während des „pax danica“ in die Landesgeschichte Schleswig-Holsteins eingegangen ist. Kein anderer war auch zu Lebzeiten so um die Ehre und das Andenken seiner Familie und seiner Person bedacht und schuf in Bildern, Schriften und Monumenten schon zu Lebzeiten herausragende Denkmäler.

Kindheit und Jugend Heinrich Rantzau wurde am 11. März 1526 als ältestes von vier Kindern aus der Ehe des berühmten königlich-dänischen Feldherrn und Rats Johann Rantzau (1492 - 1565) und seiner Frau Anna Walstorp (ca. 1505 - 1582) auf dem heute nicht mehr existierenden Schloss bei Itzehoe geboren. Über seine Kindheit und Jugend schweigen die Quellen – vermutlich erhielt er hier auf der , dem Regierungssitz des Vaters, eine standesgerechte Elementarausbildung, an die sich der Besuch der Klosterschule von anschloss.1 Wie es für damalige Adelssöhne üblich war, wurde Heinrich sehr früh an einer Universität immatrikuliert: mit 12 Jahren besuchte er die Universität

3

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

Wittenberg, die zur damaligen Zeit zu den führenden Universitäten im gesamten protestantischen Raum zählte.2 Unter seinem Hofmeister Johannes Saxonius (1507/08 - 1561) erhielt er eine exzellente Ausbildung in der lateinischen Sprache und vertiefte sich in den Fächern Jura, Philologie und Rhetorik. Zudem verkehrte er mit dem bereits alternden Martin Luther (1483 - 1546) und Philipp Melanchton (1497 - 1560) und knüpfte Kontakte zu den bedeutendsten Intellektuellen seiner Zeit.

Wohl waren es diese prägenden Wittenberger Jahre, die ihn zu einem Vertreter „eines dogmenfreien, konfessionell nicht gebundenen Christentums humanistischer Prägung“3 heranwachsen ließen, der zeitlebens Kunst und Kultur förderte und unter dem das Land ein „Goldenes Zeitalter des Friedens und der Kulturentfaltung“ 4erleben sollte.

Ein politischer Berater im Dienste der dänische Krone Nach den Studienjahren in Wittenberg begab sich Heinrich Rantzau im Gegensatz zu vielen Standesgenossen nicht auf eine Kavaliertour in die Länder Süd- und Westeuropas, der sogenannten peregrinatio academica, sondern kehrte in seine Heimat zurück. Es folgten ab 1548 sieben Lehrjahre am Hof Kaiser Karls V., wo er zusammen mit dem späteren Herzog Adolf von Gottorf in die hohe Schule der Diplomatie eingewiesen wurde und das Regieren aus dem Alltag heraus erlernte. Hier am Hofe in Brüssel eignete er sich jene Weitläufigkeit an, die ihm in seinen späteren hohen politischen Ämtern von großem Nutzen sein sollte. 1554 trat er als königlicher Rat wie bereits sein Vater in den Dienst des dänischen Königs Christian III. (1503 - 1559) und wurde 1555 zum Amtmann von Segeberg berufen. Er bezog die königliche Burg auf dem Kalkberg, errichtete sich jedoch alsbald sein eigenes repräsentatives Wohnhaus unweit der Burg am Fuße der Berges. 1556 erhob ihn Christian III in das Amt des königlichen Statthalters in den vom dänischen König verwalteten Teilen der Herzogtümer Schleswig und Holstein. Nach dem Tod Christian III. übertrug sein Sohn Friedrich II (1534 - 1588), der als König von Dänemark und Norwegen von 1559 bis 1588 regierte, Heinrich Rantzau 1564 schließlich die Regierung über die Herzogtümer, die gemeinschaftlich von den dänischen Königen und den Gottorfer Herzogen verwaltet wurden. Damit hatte er die höchsten Ämter inne, die ein schleswig- holsteinischer Adliger zu dieser Zeit erreichen konnte. Bis kurze Zeit vor seinem Tod behielt Abb. 2 Friedrich II. (1534 - 1588) er diese Stellung des Produx oder Vicarius regis Kupferstich von Franz Hogenberg. (vgl. Titel des Kupferstichs, Abb. 1) inne, die (Quelle: SHLB, Kiel)

4

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014 ihm im zwei - und später dreijährigen Turnus immer neu übertragen wurde. Er stand somit als Vertreter des Königs neben den Herzögen Johann dem Älteren (1521 - 1580) und Adolph von Gottorp (1526 - 1586) und gilt bei manchen Historikern als „mächtiger als der König selbst“.5 Diese Macht wurde durch einen immensen Reichtum gestützt: Heinrich Rantzau gehörte weit über die engere Region hinaus zu den wohlhabendsten Männern seiner Zeit. Sein umfangreicher Familienbesitz an Ländereien, Gütern und Barvermögen und die Einnahmen und Vergünstigungen, die ihm als Amtmann in Segeberg und als königlicher Statthalter zuteilwurden, vergrößerten sich durch die Heirat mit Christine von Halle (1533 - 1603), einer reichen Erbin aus dem Hause Drakenburg und Rinteln. 6 Sein geradezu legendärer Reichtum ermöglichte ihm ein freizügiges Mäzenatentum und die Aktivität auf internationalen Kreditmärkten: Er zählte den hochrangigen Adel wie Friedrich II. von Dänemark, und Herzog Adolf von Holstein und auch Philipp II. von Spanien und Elisabeth I. von England zu seinen Schuldnern. Auch die Städte Lübeck, Danzig, Hamburg und Antwerpen liehen sich bei dem „reichen Heinrich“ zum Teil immense Summen. Heinrich Rantzau ließ somit sein Geld auf beiden Seiten der englisch-spanischen Auseinandersetzungen sowie im niederländischen Freiheitskampf für sich arbeiten und verdiente als Friedensbefürworter somit paradoxerweise trefflich am Kriegsgeschehen. Das Geldgeschäft hatte jedoch auch seine Kehrseite: In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts hatte die Stadt Antwerpen bei ihm 375.000 Reichstaler Schulden, die Rantzau jedoch niemals zurückgezahlt bekam. Diese bittere Erfahrung ließ ihn später sein Geld vermehrt in Gebäuden anlegen.7

Heinrich Rantzaus Einbindung in Politik und Krieg Heinrich Rantzau kam unabhängig von seinen Ämtern auch eine bedeutende Beratertätigkeit auf politischer Ebene zu, die sich in seiner umfassenden Korrespondenz, seinen weit über hundert „Relationen“ bis heute erhalten hat. Die Schriften dokumentieren die sorgfältige Unterrichtung des dänischen Königs über die Nachrichten und die Geschehnissen im Lande und übermittelten ihm zudem die Neuigkeiten und Gerüchte der bedeutenden politischen Schauplätze der Politik und der militärischen Krisenherde in ganz Europa.8 Insbesondere war er an dem Zustandekommen von politischen Heiratsbeziehungen der bedeutenden europäischen Fürstenhäuser beteiligt und nahm auch bei wichtigen Friedenverhandlungen der Zeit als Ratgeber und Vermittler eine bedeutende Rolle ein.9

Heinrichs Vater Johann Rantzau hatte mehrere Bauernaufstände niedergeschlagen, so 1525 in Schonen, 1534/35 in Jütland. Über die engeren Grenzen der Herzogtümer hinaus bekannt geworden ist er jedoch durch die Eroberung Dithmarschens 1559, an der auch sein Sohn maßgeblichen Anteil hatte. Auf Initiative des Gottorfer Herzogs Adolf hin war es zu einer gemeinsam mit den beiden anderen Landesherren, dem jungen dänischen König Friedrich II. und Herzog Hans dem Älteren, vorgetragenen Kriegsunternehmung gekommen, um die reiche eigenständige Bauernrepublik zu unterwerfen. Die Dithmarscher hatten 1404 und 1500 ihre Eigenständigkeit noch eindrucksvoll behaupten können, jedoch mussten sie sich unter der umsichtigen Leitung von Johann Rantzau und dem überlegenen Heer geschlagen geben. Das eroberte Land wurde unter den Siegern aufgeteilt. Auch Heinrich Rantzau war

5

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014 bei diesen Unternehmungen als strategischer Kopf und Ratgeber sowie persönlich im Feldzug beteiligt. Er hielt die Ereignisse dieser „Letzten Fehde“ in lateinischer Sprache fest und veröffentlichte sie 1570 unter dem Pseudonym Christianus Cilicius Cimber. Mit dem panegyrischen Werk glorifizierte er auch seinen verstorbenen Vater als einen überragenden Feldherrn seiner Zeit.10 Sein diplomatisches Geschick konnte er weiterhin als königlicher Berater und enger Vertrauter König Friedrich II. von Dänemark im nordischen Siebenjährigen Krieg (1563 - 1570), der im Süden Schwedens stattfand, unter Beweis stellen. Dieser Krieg um das Dominium Maris Baltici war aus Rantzaus Perspektive 1563 zunächst ein gerechter und notwendiger Krieg (bellum iustum) gegen Schweden, verlor jedoch bald an Glanz und erschien ihm nach dem Stettiner Frieden von 1570, der einen Vorkriegszustand festschrieb und kaum Veränderungen erwirkte, bald als bellum malum, als verwerfliche Unternehmung.11 Unter dem Eindruck des Leides und des wirtschaftlichen Niederganges, der ganze Regionen betraf, kam Heinrich Rantzau bald zu der Überzeugung, dass ein beschwerlicher Frieden allemal besser sei als ein noch so gerechter Krieg12.

Um 1592 arbeitete er an einem Generalfriedensplan für Europa, der auf der Grundlage der freien Religionsausübung und Gewissensentscheidung für die damalige Zeit geradezu revolutionären Charakter besaß. Es wurde zwar nie als fertige Denkschrift verbreitet, jedoch lassen sich seine Gedanken aus der umfangreichen Korrespondenz rekonstruieren, die sich bis heute in verschiedenen Archiven und Bibliotheken Europas größtenteils erhalten hat. Die zentrale Idee des Generalfriedensplans berief sich auf die allgemeine Anerkennung von Freiheit und Toleranz in Angelegenheiten des Glaubens und der Weltanschauung. Heinrich Rantzau formulierte es wie folgt: daß man uf keine Handlung gedenken dörffte, wo nicht Spanien, Frangkreich, Engel- und Niederlandt gleichsam unter ein Dach begrifen, ein Generalfriedt und die Region frey gestelt und die Gewißen ungezwungen sollen gelasen werden. 13 Dieser modern anmutende Vorschlag stieß bei seinen Zeitgenossen jedoch weitgehend auf Unverständnis und Ablehnung. So reihte sich Heinrich Rantzau in die Reihe der Verfechter der Irenik des 16. Jahrhunderts ein, einer durch das Bestreben nach einer friedlichen, interkonfessionellen Auseinandersetzung getragenen intellektuellen Strömung, deren Friedenskonzepte keine Umsetzung in der praktischen Politik fanden und auch den Jahrzehnte später ausbrechenden 30jährigen Krieg nicht verhindern.

Mäzen und Humanist Nicht nur als Politiker und Bankier hatte sich Heinrich Rantzau einen Namen gemacht – nein, besonders als Humanist und Mäzen, denn er fühlte sich dem von der Renaissance propagierten Ideal des uomo universale verpflichtet. Heinrich Rantzau verfügte über eine immense Allgemeinbildung und über vielfältige Interessen auf den unterschiedlichsten Themenfeldern. Sein umfangreiches schriftliches Werk umfasst demzufolge Schriften aus den verschiedensten Wissenschaftsfeldern, mit besonderem Eifer widmete er sich zudem der Landesbeschreibung und der Geschichte. Er erfasste und veranlasste umfangreiche Schriften zu Fragen der Astronomie, der Medizin, der Ökonomik, der Kriegsgeschichte und der Kriegskunst im weitesten Sinne. Weiter finden sich Werke der Dichtung und Prosa, von

6

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014 denen jedoch nicht genau bekannt ist, wie weit sie eigenständig von Rantzau verfasst worden sind, da Rantzau einen großen Kreis an Dichtern und Intellektuellen um sich geschart hatte und sie auch finanzierte.

Landesbeschreibungen Ein besonderes Interesse Heinrich Rantzaus galt der Geschichte seines Landes und ihrer Beschreibung, die nicht zuletzt auch dem Zwecke einer idealisierten Beschreibung seiner eigener Person und Familie dienten. Neben seinem unter einem Pseudonym veröffentlichten Werk über die Geschichte des Dithmarscher Krieges, mit dem er seinem Vater ein Denkmal gesetzt hatte, war er an zahlreichen weiteren Projekten, die sich größtenteils mit topographischen oder allgemein landeskundlichen Themen befassten, beteiligt. Besonders hervorzuheben ist jedoch eine erst postum veröffentlichte Publikation: Die auf sein Bestreben hin aufgenommene und wohl zu einem große Teil auf seinen eigenen Arbeiten fußende Beschreibung der Herzogtümer Schleswig und Holstein sowie der Jütischen Halbinsel (Cimbriae Chersonesi ejusdemque partium, urbium, insularum et flumium . . . descriptio nova). Erst 1739 wurde es in Leipzig veröffentlicht und gilt mit seinen anschaulichen, der Erläuterung dienenden Holzschnitten und Karten als Meilenstein auf dem Weg von einer mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Landesbeschreibung zur modernen Topographie.14

Diese Werke sowie zahlreiche Handschriften und Inkunabeln bewahrte Heinrich Rantzau in seiner legendären Bibliothek auf der Breitenburg auf, die mit 6300 Bänden wohl zu den bedeutendsten ihrer Art im 16. Jahrhundert zählte. Seit der Eroberung der Burg 1627 durch Wallenstein und der Plünderung der Bibliothek befinden sich diese Bücher größtenteils in der National- und Universitätsbibliothek in Prag und in verschiedenen dänischen, schwedischen und deutschen Bibliotheken.

Lebensende Die letzten Lebensjahre Heinrich Rantzaus waren von dem Tod vierer seiner zwölf Kinder überschattet. Auch der Tod König Friedrich II. von Dänemark im Jahre 1588, mit dem ihn Abb. 3 Altersbild Heinrich Rantzaus eines eine enge Freudschaft verband, stellte einen unbekannten Künstlers (Öl auf Holz) großen Einschnitt in sein Leben dar. Die Die Unterschrift nennt den Wahlspruch Rantzaus: „Des Zeitlichen Lebens Ausganck/ Ist Des Ewigen Erbfolge sah den elfjährigen und somit Ein Anfangk“ unmündigen Christian IV. (1577 - 1648) als (Frederiksborg, Nationalhistorisches Museum)

7

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

Nachfolger vor, dessen Mutter Sophie die Regentschaft übernahm und auf die erneute Aufteilung der Herzogtümer unter ihren Söhnen drängte. Heinrich Rantzau widersetzte sich ihr erfolgreich, fiel jedoch bei ihr in Ungnade. 1598 ersuchte er um Entlassung aus dem Amt des Statthalters. Der junge König willigte ein und verlieh ihm wie sein Vater es bereits 1580 getan hatte, einen zweiten Elefantenorden, den höchsten Orden Dänemarks. In der Silvesternacht, am 1. Januar 1599, starb Heinrich Rantzau 73-jährig auf der Breitenburg.

Die von dem Rostocker Humanisten Eilhard Lubinus (1565-1621) als lateinisches Distichon verfasste Inschrift seines Grabes in der Laurentiuskirche in Itzehoe lautet:

HENRICI TUMULUS RANZOI HEIC. CÆTERA NORUNT

EUROPÆ GENTES ORBIS ET OCCIDUUS.

(Heinrich Rantzaus Grab, sieh´ hier, das übrige wissen die

Völker in Europa und in der westlichen Welt)15

Heinrich Rantzau war es stets von größter Bedeutung, seiner Familie ein Denkmal zu errichten und sein Leben und seine Schaffenskraft im Lande darzustellen und in der Zukunft für nachfolgende Generationen aufrecht zu erhalten. So erhielt er der Mit- und Nachwelt ein idealisiertes Bild seines Vaters, seiner selbst und seiner ganzen Familie – ein Bild, das sich tief im Bewusstsein seiner Landsleute verankerte und von seiner Frische bis heute wenig eingebüßt hat. Den Literaten des Rantzaukreises gelang es, ihren Gönner als einen Mann darzustellen, der „Kriegshandwerk und Gesetzbuch, Harnisch und Toga, Mars und Ars gleichermaßen beherrscht“ 16 . Detlev Kraak beschreibt ihn als „geradezu ideale Verkörperung der nobilitas erudita, in der adlige und bürgerlich-gelehrte Idealvorstellungen ineinanderfließen.“17

8

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

Die Pyramide und der Obelisk in Bad Segeberg

Der Einfluss der römischen Antike Heinrich Rantzau war zeitlebens ein tätiger Bauherr gewesen, der wohl unentwegt Steinmetze und Baumeister beschäftigte. Seine Anregungen holte er sich aus der Renaissance-Architektur der Niederlande, Frankreichs, Italien und im Besonderen aus der römischen Antike. Nicht zufällig hing in der Diele des Schlosses Breitenburg ein 18 Gemälde der Ruinen Roms. Abb. 4 Die Pyramide und der Obelisk in Bad Segeberg, Ölgemälde (85 x 77cm) von Dietrich Findorff 1761 Heinrich Rantzau hatte zwar nie Eine Beschriftung auf dem Spannrahmen erläutert das Bildmotiv: selbst Italien oder Rom bereist, „Diese Kapelle nebst dem Obelisco ist 480 Schritt von Segeberg bezog aber durch seine guten zum Andenken des Königs in Dennemarck Friedrichs des 2ten ann Verbindungen Bücher, 1588 von den damaligen Statthalter Graf Heinrich Rantzow erbauet worden, auch mit einem Gestifte versehen, nach welchen Jährlich Holzschnitte und Kupferstiche, des Dienstags im Pfingstfeste daselbst ein Predigt gehalten und die die architektonischen nach geendeten Gottesdienst 100 Personen gespeiset werden.“ Monumente des alten Roms Original im Staatliche Museum Schwerin darstellten. So kannte Heinrich Foto: Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein Rantzau den französischen Architekturtheoretiker und Kupferstecher Jaques Androuet du Cerceau (1510/20- 1585/1586), in dessen „Antiken Bögen und Monumenten“ („Arcs et monuments antiques“, 1560) sich das Vorbild für den Bau der Segeberger Pyramide findet, auf die weiter unten eingegangen wird. Weiter waren die „Fünf Bücher von der Architektur“ des italienischen Architekten und Architekturtheoretikers Sebastiano Serlio (1475-1554) („De architectura libri V“, Venedig 1569) in seiner Bibliothek vorhanden. Auch sein Sohn Gert besaß in seinem Haus mehrere Architekturbücher, darunter die zehn Bände „Über Architektur“ („De architectura“) des römischen Ingenieurs Vitruv (um das 1. Jhd. v. Chr.), die in ihrer Proportionslehre die Architekturtheorie prägten. 19

Bauten und Denkmale (Auswahl) Heinrich Rantzau hatte nach dem Tod des Vaters 1565 die Breitenburg geerbt, die er als seinen Hauptwohnsitz nach dem Vorbild der römischen Villa umgestaltete und zudem in den 1580er Jahren erweiterte.

9

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

Der erste Neubau Heinrich Rantzaus war das Herrenhaus des Gutes Wandsbek, das 1569 begonnen wurde. Als erste Dreiflügelanlage in den Herzogtümern war sie deutlich Im Stil der Renaissance errichtet, wenngleich sie noch nicht durchgängig symmetrisch war. Auch in seinen anderen Gutshäusern findet sich dieser Stil wieder. So zeigte das ein Jahrzehnt später errichtete Gut Redingsdorf in die konsequente Durchführung der Symmetrie in einer Dreiflügelanlage nach dem Vorbild der französischen Renaissance oder das Herrenhaus Rantzaus im östlichen Schleswig-Holstein, das sich an italienischen Renaissance-Villen orientierte.

Bei all seinen Bauten war es eine Notwendigkeit für den Statthalter sich selbst und den Personen, die ihm nahestanden, mit einer Vielzahl von Inschriften ein Denkmal zu setzen. Bezeichnend sind hierbei zwei Granitquader mit seinem Namen und dem Christine von Halles an den Seiten des Eingangs zum Herrenhaus Nütschau. Gleich diesem Bau dürften auch seine anderen gekennzeichnet gewesen sein und auch vor der Baumschule Heinrich Rantzaus in der Nähe von Itzehoe20 befand sich eine steinerne Säule mit seinem Namen.

Neben Inschriften zeugten auch Bildwerke von Macht und Ruhm des Statthalters. Er ließ Münzen mit seinem Porträt stanzen und zahlreiche Ölbilder, Kupferstiche und Holzschnitte von sich anfertigen. Seinen bei seinem Tod 1594 noch lebenden Kindern vermachte er jeweils einen Humpen mit silbernen Münzen mit seinem Porträt. Weiter ließ er im Laufe der Jahre über 20 Epitaphien zur Erinnerung an seine verstorbenen Verwandten anfertigen.

Den aufwändigsten Totenkult betrieb er jedoch für den 1588 verstorbenen dänischen König Friedrich II. Die Kredite, die ihm Heinrich Rantzau im Laufe der Jahre gewährt hatte, waren eine solide Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.21 Die beiden Männer verband schließlich eine enge Freundschaft.22 Im Todesjahr des Königs erschien eine von Heinrich Rantzau selbst verfasste Beschreibung der Beisetzungsfeierlichkeiten in der Schlosskirche von Roskilde in drei verschiedenen Drucken in Hamburg, Rostock und Leipzig und eine bildliche Darstellung in 21 Kupfern, die Franz Hogenberg in Köln anfertigte. Im Anhang seines Textes beschrieb er bereits ein Abb. 5 Die Baumschule Heinrich Rantzaus auf der Denkmal, das er dem soeben Rantzautafel auf Krengerup/Fünen (Ausschnitt) verstorbenen König zu Ehren errichtet Sie befand sich bei Winseldorf und Lägerdorf in der 23 Nähe von Itzehoe. Rechts ist die Pyramide von Nordoe hatte, die Segeberger Pyramide . Diese dargestellt. ist eines von drei heute noch rudimentär Fotograf: Heino von Rantzau, Ahrensburg

10

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014 erhaltenen Denkmälern in dem ehemaligen Verwaltungsgebiet des Statthalters. Die Pyramide von Nordoe, die Segeberger Pyramide sowie der Segeberger Obelisk wurden von Heinrich Rantzau sowohl als Zeichen des Herrscherlobes, als auch zum Zeichen seiner eigenen Machtbehauptung gewählt und besaßen so weit mehr als die Funktion eines reinen Denkmals der Erinnerung. Daneben ist es auch erwähnenswert, dass nicht nur diese drei nachfolgend beschriebenen Monumente an den Statthalter und seinen König erinnerten. Heinrich Rantzau ließ darüber hinaus zahlreiche Gedenksteine zwischen 1573 und 1597 setzen, die in kurzen oder längeren Inschriften an den König Friedrich II. und seiner selbst erinnerten. Einer dieser Steine ist heute in die Trockenmauer eingebaut, die das Fundament der Rantzaukapelle in Bad Segeberg abstützt.

Die Pyramide von Nordoe (Tempel von Nordoe) Das erste Denkmal, durch das Heinrich Rantzau wichtige Erfahrungen über seine Umsetzung und Wirkung sammeln konnte, ließ Heinrich Rantzau 1578 auf einer Anhöhe in der Nähe seines Stammsitzes auf der Breitenburg errichten. Die Pyramide von Nordoe war ein aus Bückeburger Sandstein gefertigtes, hochrechteckiges Monument mit einer zeltförmigen Dachform, welches ihr den Namen verlieh. Ihre lateinischen Inschriften erinnerten an die drei dänischen Könige Friedrich I., Christian III. und Friedrich II., denen Johann und Heinrich Rantzau Dankbarkeit schuldeten, weiter an den Statthalter, den Vater und ihre Gattinnen selbst sowie an die namentlich genannten 12 Kinder aus der Ehe Heinrichs mit Christine von Halle und an deren Nachkommen. Eine Sonnenuhr an der Südseite hob Abb.6 Die Pyramide von Nordoe nach ihrer Restaurierung 1968 neben dem praktischen Nutzwert das astrologische Fotoarchiv LfD S-H Interesse Heinrich Rantzaus hervor. Unter der Sonnenuhr besagt eine Inschrift: „Salvo Rege Daniae foelices Ranzovii“ („Wenn es dem König von Dänemark gut geht, sind die Rantzaus glücklich“). Mit dieser Inschrift wollte Heinrich Rantzau die Rolle seiner Familie in der dänischen Monarchie verankert und verstanden wissen, was für das „Rantzausche Zeitalter“ durchaus zutraf. 24 1967 wurde die Pyramide auf Veranlassung der Gemeinde Breitenburg restauriert, so dass man sie noch heute besuchen kann.25

An diesem Objekt lässt sich die Multifunktionalität des Denkmals, das zum einen politisch motiviert und zum andern einen dynastischen Charakter aufwies, sehr gut ablesen. Die Pyramide diente vorrangig dem Herrscherlob. Die Beschreibung der Familie und die

11

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

Darstellung der engen Verbindung zum dänischen König erfüllten jedoch auch den Wunsch Heinrich Rantzaus nach adliger Selbstdarstellung.

Die Segeberger Pyramide Als das bedeutendste profane architektonische Denkmal, das Heinrich Rantzau errichten ließ, gilt die Segeberger Pyramide, die in ihrer Form in den Herzogtümern einzigartig ist, sowohl in ihrer Gestaltung als auch durch ihren symbolischen Sinngehalt. Zuweilen wurde die 1588 in 220 Tagen26 errichtete Pyramide gar als Weltwunder angesehen.27

Das Bauwerk wurde 480 Schritte vor Segeberg, an der heutigen Hamburger Straße errichtet und war von gewaltiger Größe: die tragenden Mauern aus leicht erodierendem Segeberger Kalkstein besaßen eine Seitenlänge von sieben Metern und eine Höhe von acht Metern; das namensgebende pyramidale Dach wuchs zehn Meter in die Höhe.28 Das Bauwerk befand sich dabei auf einem Sockel, der aus quadratischen gotländischen Steinen und Felsbrocken aus Höxter zusammengesetzt war. Eine schützende Dornenhecke und ein Graben verhinderten den Zugang.29

Im Inneren der an einen Triumphbogen erinnernden Architektur, dessen Vorbild Heinrich Rantzau wie bereits erwähnt bei Du Cerceau gefunden hatte, befanden sich 16 Kupfertafeln, die akribisch sowohl die kriegerischen Leistungen des Königs als auch die Taten der Familie Rantzau – im Besonderen Johann Rantzaus – darstellten. Ebenfalls ließ Heinrich Rantzau Gedenktafeln für die verstorbenen Mitglieder der Rantzaufamilie anbringen. Mehrere Tafeln zeigten die Eroberung Dithmarschens, weiter die Krönungszeremonie vom 20. August 1559, den Siebenjährigen Nordischen Krieg, den Friedrich II. von 1563-1570 gegen Schweden führte, die Huldigung der Adelsstände am 3. Mai in Odense und zuletzt eine Tafel mit der Darstellung des Trauerzuges für den am 5. Juni 1588 verstorbenen König.

Auch hier findet man – stärker als bei der Pyramide von Nordoe die politische Motivation. So deutet Wiebke Steinmetz das Bildprogramm der Pyramide als einen „Kanon politischer Machtdemonstration.“30 So versinnbildlichten z.B. die Kriegstaten den Herrschaftsanspruch und verdeutlichten im Sinne des Selbstverständnisses königlicher Macht im 16. Jahrhundert die politische Vorrangstellung Dänemarks.

Auch die weiteren Abbildungen verfolgten den Zweck der Festigung der machtpolitischen Strukturen. Die Wahl der pyramidalen Form begründet sich auf ihren antiken Sinngehalt der Tugend und des ewigen Ruhms. Eine Bedeutung, die ihr als Zugehörige zu den sieben Weltwundern zuteil wird. Pyramiden waren zudem antike Grabbauten, weshalb ihr auch eine Vanitas-Symbolik anhaftete. Diese beiden Bedeutungsebenen ließen die Pyramide für die Verehrung des ruhmreichen Königs als die ideale Architekturform erscheinen.31

Mit der Pyramide war auch eine wohltätige Stiftung verbunden, die verordnete, dass jedes Jahr hundert bedürftige Personen am Dienstag nach Pfingsten und an den drei darauffolgenden Tagen im Anschluss an einen Gottesdienst einen Schilling und weißes Brot, den sogenannte Stuten erhalten sollten. Auch wurden von den Zinsen ein Pastor, ein Lehrer, 12

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014 der Küster für das Läuten der Glocken sowie die Erhaltung des Bauwerkes finanziert. Diese Stiftung blieb auch über den Tod Heinrich Rantzaus hinaus erhalten. Damit wurde das Denkmal „mit einer religiös geprägte Sozialfürsorge etikettiert“32, die den mittelalterlichen Kirchenstiftungen ähnelte. Möglicherweise resultiert hieraus auch die Bezeichnung „Sacellum“ (Kapelle), die Heinrich Rantzau für das Bauwerk benutzte. Nicht ausreichende Rücklagen sowie der schnell verwitternde Kalkstein ließen die Kapelle immer mehr verfallen. 1770 ließ der damalige Patron der Stiftung, Graf Friedrich zu Breitenburg, die Kapelle schließlich abbrechen und einen Neubau veranlassen, der noch heute zu sehen ist.

Die Szenen der 16 Kupfertafeln wurden von Franz Hogenberg (1535-1590) und Simon Novellanus in Kupfer gestochen und erschienen 1589 als „Res gestae Friderici II. Daniae Regis“ („Die Taten den Königs Friedrich II. von Dänemark“). Je ein lateinisches Epigramm erläuterte die Kupferstiche, die wohl auch auf den Wänden der Pyramide zu lesen gewesen sein dürften. Weiter erschien 1592 ein umfangreicher Zyklus von Epigrammen auf die Taten des Königs: „Epigrammata de rebus gestis Friderici II. Regis Daniae“. Dieses Werk hatte Heinrich Rantzau von Johannes Lauterbach, dem Rektor der Lateinschule in Maulbronn schreiben und mit den Kupfertafeln von Hogenberg und Novellanus illustrieren lassen. Ein Jahr später erschien aus der Hand des Historikers Gaspar Ens aus Lorch (1570-1650) die „Geschichte der dänischen Taten zu Land und zu Wasser während der Regierungszeit Friedrich II.“(„Rerum Danicarum Friderici II. rerum potiente terra marique gestarum“). Dieses Buch war ein erläuternder Prosatext zu den besagten Kupfertafeln und besaß als Anhang den Epigrammzyklus Lauterbachs. Außerdem wurde hier eine große Kupfertafel vorgestellt, die das mittlerweile dritte errichtete Denkmal des Statthalters für den verstorbenen König und Freund darstellte: den Segeberger Obelisken.33

Abb. 7 Die 1588 erbaute Segeberger Pyramide Abb. 8 Die 1770 errichtete Pyramide heute an der Hamburger Straße Kolorierter Kupferstich von Franz Hogenberg / Simon Novellanus 1589 Eigene Fotografie, Winter 2013

Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel

13

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

Der Obelisk in Bad Segeberg Etwa 100 Meter westlich der Segeberger Pyramide hatte Heinrich Rantzau 1590 einen Obelisken aus Bückeburger Sandstein auf einem zweiteiligen Granitsockel errichten lassen, der von seinen Zeitgenossen hoch gepriesen wurde.34 Wie auch die Kapelle stand das Monument auf einem aus Feldsteinen zusammengetragenen Sockel. Die Beschriftung des Kupferstichs zeugt von der Bedeutung des Monuments und Rantzaus außergewöhnlichem Ehrgeiz als Bauherr: Kein geringerer hatte als Vorbild gedient als der Obelisk, der an Kaiser Augustus Mausoleum errichtet worden war, und den Papst Sixtus V. vor Santa Maria Maggiore in Rom 1587 wieder aufgestellt hatte.35

An dem einst 12 Meter hohen Segeberger Obelisken war im oberen Teil eine Krone mit kleinen Glocken aus vergoldetem Erz angebracht, deren Klang den Ruhm des Königs verbreiten sollte. Die Spitze wurde durch einen schweren Sturm am 24. April 1748 zerstört. In zahlreichen Quellen wird auf das Storchenpaar hingewiesen, dass sich nun auf dem Stumpf jedes Jahr sein Nest errichtete. An den vier Seiten des einst freistehenden Monumentes befanden sich panegyrische Inschriften, die heute größtenteils verwittert sind. Auf dem noch erhaltenen Granitsockel ist noch die Inschrift: PRO DEO FRIDERICO SECUNDO erhalten. 36 Weiter ist das unterste Stück des Sandsteinobelisken erhalten und eine Zyklopenmauer stützt das Fundament ab.

Abb. 9 Der Segeberger Obelisk. Abb. 10 Das Storchennest auf dem Segeberger Nicht signierter Kupferstich aus Obelisken in den 1930er Jahren Hieronymus Henninges: Genealogiae Zeichnung aus Bad Segeberg, a.a.O. S.43 aliquot familiarum nobilium Sxoniae, Hamburg 1590. Foto: SHLB Kiel 14

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

Ab.11 Der Obelisk in Bad Segeberg heute an der Hamburger Straße Eigene Fotografie, Winter 2013

Abb. 12 Der Esquilin-Obelisk vor der Kirche S. Maria Maggiore in Rom Foto: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Obelisken_in_Rom (online im Internet 25.01.2014) 15

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

Die Lage der Denkmale an der Hamburger Straße Weshalb hatte Heinrich Rantzau diesen Standort für die Kapelle und den Obelisken gewählt? Dass Heinrich Rantzau den Standort unweit der Stadt Segeberg wählte, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die große Bedeutung der Stadt als Verwaltungssitz des Statthalters zurückzuführen. Es war der Ort, an dem Heinrich Rantzau die größte politische Machtausübung ausübte. Wiebke Steinmetz deutet diese Standortwahl als ein mögliches Zeichen politisch-territorialer Machtbehauptung und verweist zudem auf die gute topografische Lage Segebergs, etwa in der Mitte des königlichen Anteils, den Heinrich Rantzau verwaltete. Somit können die Denkmale auch als ein Zeichen stellvertretender örtlicher Präsenz verstanden werten, wenn Heinrich Rantzau außerhalb Segebergs weilte.37 Segeberg lag zudem im Mittelpunkt des Großstadtdreiecks Hamburg-Lübeck-Kiel. Die heutige Hamburger Straße gehörte einst zum Klostervorwerk und der prosperierenden Straßensiedlung Gieschenhagen (Details siehe Kartenchronologie). Hier trafen die Landstraßen von Eutin, Hamburg, Oldesloh und Lübeck zusammen, wie es die nebenstehende Abbildung Nr. 10 skizziert. An dieser Landstraße erreichten die Monumente so ein breites Publikum und kamen wohl schlichtweg am besten zur Geltung. Auf einer Belagerungskarte von 1700 (S.27) sind beide Denkmale auf einer runden, platzartigen Erweiterung der Hamburger Straße zu sehen. Möglicherweise wurde hier eine Art Rastplatz geschaffen, der es auch ermöglichte, den Obelisken von allen Seiten zu bestaunen – besaß er doch allseits Inschriften. Abb. 13 Bad Segeberg im Mittelalter Ein weiterer Grund für die Wahl eben Am westlichen südlichen Rand des hier schraffierten dieses Bauplatzes lässt sich durch die Feldes Gieschenhagen befinden sich die Denkmale Zeichnung: Schöning & Co., Lübeck in: Walter Kasch: sich wandelnden Besitzverhältnisse des Bad Segeberg. Frankfurt am Main 1974, S.7. Klostergebietes erklären. Heinrich Rantzau hatte das Klostervorwerk nach der Säkularisierung und nach der Aufstellung eines genauen Inventarverzeichnissens 1564 aufgelöst, um es anschließend vom König in Pachtung zu nehmen.38 Die Flurkarte von 1775 (Abb. 11) zeigt, dass die Nordseite der Hamburger Straße damals fast unbebaut war. In der Mitte der Nordseite lag jedoch in einem fast übergroßen Grundstück an der Stelle des heutigen Hauses Segeberg, dem Sitz des Landratsamtes, ein Gutshaus (Hamburger Straße 25, blaue Markierung). Ein Vorgänger dieses Gebäudes – so belegt es das Kellergewölbe, der „Rantzau-Keller“ – war das Gutshaus des Klostervorwerkes. Hans Simonsen vermutet hier den Grund für die Errichtung der Kapelle, denn Heinrich Rantzau kam wegen der großen Klosterpachtung fast täglich hierher (Lage von Obelisk und Kapelle rote Markierung).39 Weiterhin soll der Rantzaustein, der heute

16

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014 im Fundament der Kapelle verbaut ist, aus dem Garten des gegenüberliegenden alten Amtshauses stammen.40

Ein interessanter neuer Gesichtspunkt ergibt sich durch die Lektüre des 1900 erschienenen Buches „Aus Segebergs alten und jungen Tagen“ von Ernst Stegelmann. In Bezug zu der Rantzaukapelle schreibt dieser: „Man ist oft der Meinung gewesen, daß auch das in der Nähe der Kapelle befindliche alte obeliskförmige Denkmal in Beziehung zu diesem kleinen Gotteshaus stehe. Dem ist aber nicht so. Der Gedenkstein hat vielmehr eine eigene Geschichte und ist auch älteren Ursprungs: Es ruhen unter ihm die Gebeine des Grafen Adolf VI. und seines Sohnes, die im Jahre 1315 auf der Siegesburg ermordet wurden, und zum Andenken an diese ist das Denkmal errichtet.“ 41 Zunächst soll an gleicher Stelle ein Kalksteinmonument gestanden haben, dass die Augustinermönche gesetzt hatten. Dessen lateinische Inschrift lautete: „Hier ruht Graf Adolf, zugleich mit seinem Sohne erschlagen.“42 Stegelmann führt weiter aus, dass der Kalkstein schnell verwitterte und Heinrich Rantzau an seiner statt, den Obelisken setzen ließ. Die einst vergoldete Inschrift, die heute nicht mehr lesbar ist, war um 1900 noch zu erkennen und lautete ins Deutsche übersetzt: „Heinrich Rantzau, unter drei dänischen Königen, Christian III., Friedrich II., und Christian IV., vierzig Jahre hindurch Statthalter der Cimbrischen Halbinsel, und Präfekt der Segeberger Burg, hat dies Monument Adolfs, Grafen zu Holstein, welcher von Hartwig Reventlow unter der Verkleidung eines Jägers auf dem Schlosse Abb. 14 Ausschnitt aus der Bildtafel in der Segeberger während des Schlafes in seinem Marienkirche. 1560 hatte Heinrich Rantzau den Mord an Adolf Bette erschlagen ward, auf VI. auf dieser festhalten lassen. eigene Kosten herstellen lassen, Fotografie N. Külper in Peter Zastrow: 875 Jahre Segeberg. S. 37. nachdem es einst von den Augustinermönchen aus Gips errichtet und mit Inschrift versehen worden, durch Alter aber verfallen war. Im Jahre Christi 1596, seines Alters 70.“43

17

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

Abb. 15 Segeberg und Gieschenhagen 1775 „Grundriß von denen sämtlichen Ländereien, welche zu der Stadt Segeberg wie auch zu den Segeberger und Travethaler Gieschenhagen gehören…“ Der Name „Die Grosse und Kleine Capellen Koppel“ bezieht sich vermutlich auf ihre Funktion, die Rantzau- Kapelle und die damit verbundene Stiftung zu unterhalten. Vermessungsblatt im Maßstab 1:4826 von Major und Oberlandmesser J. C. Bruyn. Gezeichnet von C. A. Stemann. Bearbeitung: Marén Gröschel (Archiv der Stadt Bad Segeberg)

18

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

Die Stadtentwicklung Bad Segebergs mit Fokus auf den Rantzau- Obelisken

Einführung Prägend für die Geschichte der Stadt Segeberg ist der am Ostufer des Travetals durch eiszeitliche Ablagerungen entstandene gewaltige Kalkberg, der sich über einem großen Salzlager einst 110 Meter erhob. Er lag im Bereich des Limes Saxoniae, des Sachsenwalles, den die Karolinger im 9. Jahrhundert als Grenze zwischen den Sachsen und den Slawen angelegt hatten und der als Waldstreifen eine natürliche Grenze bildete. Im Jahr 1134 ließ Kaiser Lothar III. (1075 - 1137) auf Bitten Vicelins, des Apostels der Wenden in Ostholstein, durch Graf Adolf II. eine Burg auf dem Kalkberg erbauen. Die weit in die Landschaft ermöglichte Sicht und die westlich gelegene Furt durch die Trave, die den Übergangspunkt der nach Norden und Westen führende Straßen bildete, spielte bei der Standortwahl der Burg eine wichtige Rolle. 44 Die Burg erhielt den Namen „Siegesburg“, da sie der Unterwerfung(Besiegung) der Slawen dienen sollte (niederdeutsch heißt der Sieg „de Seg“). Gleichzeitig wurden am Fuße des Berges eine Kirche und ein Augustinerkloster, ein „Missionskloster“45 errichtet, die die Grundlage für die Christianisierung und Kolonisierung der wendischen Gebiete und sogar des Baltikums bildeten. Im Schutze der Siegesburg entstand bald eine Ansiedlung, der später befestigte Burgflecken Segeberg (siehe Zeichnungen von Peter Zastrow, S. 19 f).

Segeberg und Gieschenhagen, zwei unterschiedliche Stadtentstehungsprozesse Kaiser Lothar III. hatte 1137 dem Segeberger Kloster zur finanziellen Unterstützung das westlich der Burg gelegene Land vom Berg bis zur Trave zu beiden Seiten des Weges nach Hamburg geschenkt. Auch die Pacht einiger Dörfer westlich der Trave gehörte hierzu und es wurde ein Vorwerk errichtet. Das Klosterland erstreckte sich im weiten Rahmen um das Grundstück des heutigen „Haus Segeberg“, dem einstigen Gutshaus des Klosters: Es reichte vom Mönchsberg (Heldenfriedhof beim 2. Friedhof), über die Backofenwiese, den Appelhof (den alten Klostergarten, heute 1. Friedhof) weiter auf der Höhe westlich des großen Klosterkamp (heute Gasberg, Allg. Krankenhaus, Vitalia-Kurzentrum und Hotel, Linden, Garten-, Schillerstraße und Klosterkamp). Dann folgte die Hauskoppel, die Kälberkoppel (Parkstraße), woran sich der Moorteich anschloss (zwischen Park- und Ziegelstraße), die Stahwedder Koppel und die Tegel-Koppel bis zur Trave mit der Mönchsmühle. Südlich der Hamburger Straße gehörten die Grosse Kapellenkoppel sowie die Wiedekoppel zum Klosterbesitz (siehe Vermessungsblatt von 1775, Abb. 14).46

Das Land war zwar kein Eigentum des Klosters, aber es erhielt alle gutsherrlichen Rechte. Hier befanden sich zunächst neben Kirche und Kloster einige Hütten in der Nähe der Kirche, in denen Bauarbeiter und Handwerker mit ihren Familien lebten. Die Klosterkirche zog an Sonn- und Feiertagen viele Menschen an, denn das Kirchspiel Segeberg umfasste zahlreiche Dörfer und ist noch heute recht groß. Aufgrund dieser Menschenversammlungen wurden 19

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014 auch immer mehr Gewerbetreibende angezogen, die sich hier niederließen. Mitte des 12. Jahrhunderts wurde eine Kornmühle an der Trave errichtet, die noch heute und das klösterliches Vorwerk, ein Vorgängerbau des heutigen Haus Segeberg (Hamburger Straße 25), von dem die klösterlichen Ländereien bewirtschaftet wurden.

Die Menschen ließen sich lieber auf dem privilegierten Klostergrund nieder, da sie nur ein geringes Schutzgeld an das Kloster zu entrichten hatten. In dem nur wenige hundert Meter weiter östlich, hinter dem Hamburger Tor gelegenen Burgflecken Segeberg mussten sie wesentlich höhere Abgaben an den Burgvogt und an den Landesherrn zahlen. Hinzu kam die beengte städtebauliche Situation, denn Segeberg war mit seiner einzigen, sich um den Berg herumwindenden Straße, der heutigen Lübecker Straße, im Süden durch den Berg und im Norden von dem damals morastigen Brook und den großen See eingeklemmt. Die Klostersiedlung bot dagegen viel Raum. Auch das Zusammentreffen der Landstraßen von Eutin, Hamburg, Lübeck und Oldesloh auf dem Klostergebiet, führten zu einer prosperierenden Straßensiedlung, die 1480/81 erstmals als Gieschenhagen benannt wurde. und die zeitweise gar der Stadt Segeberg die Lebensgrundlage zu entziehen drohte. Das mittelhochdeutsche Wort „Hagen“ bedeutet Umzäunung, umfriedeter Ort, Gebüsch oder Holzung. Kaiser Lothar hatte 1134 dem Kloster eine Holzung zwischen Berg und Trave geschenkt. Ebenfalls gehörte das Gut Gißkau, auch Gußkau oder Güßkau zum Klosterbesitz. Aus diesen beiden Bezeichnungen ist wohl der Name Gieschenhagen entstanden.

Aufgrund der topographischen Lage, die keine Ausdehnung der Stadt zuließ, der zahlreichen, stets zum Schaden der Stadt ausgetragenen Kämpfe um die Burg und der zusätzlichen Bedrängung der Stadt durch Gieschenhagen gestattete Adolf IV. 1230/1235 den Segebergern einige Vorzüge: sie erhielten das Fischereirecht für den Großen See, das Schlagen von Holz und das Weiden der Tiere in den landesherrlichen Hölzungen und er verlieh ihnen das damals sehr begehrte Lübsche Recht, dessen wesentliches Merkmal die starke Stellung des Rates gegenüber der Bürgerschaft war.47 Wann Segeberg sein volles Stadtrecht erhielt, ist jedoch unbekannt.48 Bis 1820 entwickelte sich also völlig unabhängig von der Stadt im Westen die selbstständige Gemeinde Gieschenhagen, die zunächst dem Kloster unterstand, jedoch nach der Säkularisierung vom Segeberger Amtmann verwaltet wurde. 1820 wurden die beiden Gemeinwesen Segeberg und Gieschenhagen zur Stadt Segeberg vereinigt. Gieschenhagen war zu dieser Zeit nicht nur von der Einwohnerzahl sondern auch durch sei Geschäftsleben der bedeutendere. 49 Baulich dehnte sich die Stadt im Laufe des 19. Jahrhunderts nur wenig aus. Es folgte eine Verdichtung der bereits erschlossenen Bereiche der Oldesloer Straße und in den Bereichen der Altstadt. Wesentliche Teile der Hamburger Straße wurden bebaut und die Entwicklung in Kieler Straße /Große Seestraße über den Schweinemarkt in Richtung Norden begann. Eine neue wichtige Verkehrsader erschloss sich für Segeberg 1845, als die Hamburger Straße durch die dänische Regierung nach Südwesten verlängert wurde und fortan über einen neu aufgeworfenen Damm durch das Travetal zur alten Landstraße, der heutigen Bundesstraße 432, nach Hamburg führte.

20

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

Bis heute kann man diese zwei unterschiedlichen Stadtentstehungsprozesse der Burgsiedlung und der Straßensiedlung Gieschenhagen im Stadtbild Bad Segebergs ablesen. So endet die Kirchstraße als östlicher Teil Gieschenhagens plötzlich und führt weiter den Namen Lübecker Straße. Zwischen diesen Häusern unweit des Rathauses verläuft noch heute der Abfluss aus dem kleinen See hindurch, dem sogenannten Scheidebach, der jahrhundertelang die Grenze zwischen Segeberg und Gieschenhagen darstellte.50

21

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

Kartenchronologie

Um 1156

Segeberg um 1156 Zeichnung: Peter Zastrow. In: Peter Zastrow: Chronik 875 Jahre Bad Segeberg. Duderstadt 2009, S. 16.

Gleichzeitig mit dem Bau von Burg, Kirche und Kloster entstanden in deren Nähe Ansiedlungen in denen sich Handwerker und Händler mit ihren Familien niederließen. Unterstützt wurde dies durch die große Besucherzahl der Kirche an Sonn- und Feiertagen, denn das Kirchspiel umfasste viele Dörfer. Diese Siedlung, wie auch die umliegenden Dörfer unterstanden dem Burgvogt. 1137 hatte Kaiser Lothar eine Stiftungsurkunde unterzeichnet, die das Kloster mit allem Land zwischen Segeberg, Trave und Mözener See ausstattete. Die Verbindung zwischen dem Kleinen See und dem Großen See, der „Scheidebach“ war die Grenze zwischen Klostergebiet und Burgsiedlung.

22

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

um 1330

Segeberg um 1330 Zeichnung: Peter Zastrow. In : Peter Zastrow: Chronik 875 Jahre Bad Segeberg. Duderstadt 2009, S. 52.

Nach und nach siedelten sich Handwerker und allerlei Gewerbetreibende am Fuße des Kalkberges an, so dass auch Befestigungen angelegt wurden. Ursprünglich war Segeberg im Osten durch eine Mauer und im Westen durch einen Wall hinter dem Scheidegraben befestigt. Im Osten stand am Ende der einzigen durchgehenden Straße das Lübecker Tor und im Westen, am „Scheidegraben“ das Hamburger Tor, auch „Holstentor“ oder „Tor am Graben“ genannt. Dieses Tor wurde 1480 abgerissen. In kleineren Städten waren dieses Maßnahmen üblich, da die Mauern dem Beschuss durch Geschütze nicht mehr standhielten.

23

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

Im Mittelalter

Bad Segeberg im Mittelalter Zeichnung: Schöning & Co., Lübeck. In: Walter Kasch: Bad Segeberg. Frankfurt am Main, 1974, S.7.

Diese Skizze verdeutlicht die Lage Segebergs als Mittelpunkt des Großstadtdreiecks Hamburg – Lübeck – Kiel und die Handelswege, die in der 1480/81 erstmals genannten Straßensiedlung Gieschenhagen aufeinandertrafen. Auf der Hamburger Straße trafen die Handelswege zusammen und es entwickelte sich eine prosperierende Siedlung. An dieser Straße errichtete Heinrich Rantzau die Kapelle und später den Obelisken.

24

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

1528

Erste Darstellung Bad Segebergs 1528 Sammlung H.C. Schneider. In: Peter Zastrow: Chronik 875 Jahre Bad Segeberg. Duderstadt 2009, S. 60.

Erste Darstellung Bad Segebergs 1528 auf einer, für einen Reichsgerichtsprozess angefertigten Karte. Die Stadt Segeberg wird durch den prägenden 110m hohen Kalkberg sowie die Siegesburg dargestellt.

25

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

1585

Erste Stadtansicht Segebergs Kupferstich von Johann Greve (1544-1589), (SHLB, Kiel)

Johann Greve fertigte im Auftrag von Heinrich Rantzau den ersten Kupferstich von Segeberg an. Hier fällt auf, dass die Segeberger Pyramide am rechten Rand bereits dargestellt ist. Diese wurde jedoch erst im Todesjahr Friedrich II. 1588 errichtet. Eine frühere Konzeption oder eine spätere Einfügung in das Bild sind denkbar. Rantzau war bereits 1583 mit dem Kölner Kupferstecher Franz Hogenberg (1538-1590) und dem Kanoniker Georg Braun (1542-1622) in Verbindung getreten. Sie gaben ein mehrbändiges Werk mit Stadtansichten heraus. „Civitates Orbis Terrarum“ (Städte der Länder der Erde) und „Theatrum Orbium“ (Schauplatz der Städte). Die ersten beiden Bände waren erfolgreich erschienen und Heinrich Rantzau bot ihnen an, Karten des Königreichs Dänemark, den Herzogtümern Schleswig und Holstein sowie der damals noch dänischen Provinz Südschweden zu erstellen. In diesem Zuge entstand wohl auch diese Ansicht Segebergs.51

26

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

1648

Segeberg mit Gieschenhagen, Rantzau-Pyramide mit Obelisk. Danckwerth , Archiv der Stadt Segeberg

Die Siegesburg war 1644 von schwedischen Truppenzerstört worden und sollte nicht wieder aufgebaut werden. Diese Ansicht Segebergs von 1848 zeigt im linken Bildbereich die Burgruine, die dichte Bebauung an der Lübecker Straße und auch deutlich den „Scheidebach“. Dieser bildete die Grenze zwischen der Burgsiedlung und der Klostersiedlung - befestigte Stadttore sind nicht mehr vorhanden. Rechts ist sehr vereinfacht der Grundriss der Burg auf dem Kalkberg dargestellt, die jedoch hier nicht in zerstörtem Zustand erscheint. Die Menschen, die sich auf dem Berg befinden, visualisieren den fortschreitenden Kalkabbau. In Bezug auf die Rantzauschen Denkmale, die hier stark vereinfacht dargestellt sind, zeigt die Ansicht bereits ein kleines Gebäude neben der Kapelle, vermutlich eine Gaststätte. Auch in der umliegenden Landschaft sind vereinzelte Gebäude zu sehen. Obelisk und Kapelle sind freistehend und können so von Reisenden entlang der Landstraße gut gesehen und die Inschriften gelesen werden.

27

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

1648

Segeberg, Grundriss der Stadt & Schloss Segeberg Quelle: Danckwerth: Landkarte des Südens Wagriens, 1650. Fotoarchiv, Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein.

Gieschenhagen besaß in der Mitte des 15. Jahrhunderts nahezu die Größe der Burgsiedlung Segeberg. Die Straßensiedlung bestand außer der Häuserreihe an der Kirche vom Scheidebach an, aus der Hamburger Straße bis zum Grundbesitz an dem heutigen Haus Segeberg und der südlichen Oldesloer Straße. In diesem Kupferstich wird im Aufriss nicht auf die Monumente Heinrich Rantzaus eingegangen, da sie außerhalb der Bebauung standen und wohl nicht zu Gieschenhagen gezählt wurden. Auch das etwas zurückversetzte große Gutshaus der Klostersiedlung (heute Haus Segeberg) ist nicht deutlich dargestellt.

Wie auch in dem obigen Stich Danckwerths werden beide Denkmale in der Ansicht freistehend gezeigt. Sie scheinen auf einer leichten Erhöhung zu stehen, was auf die Feldsteinfundamente hinweisen könnte. Wie in der vorigen Abbildung steht ein kleines Gebäude zwischen den Denkmalen.

28

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

1700

Rantzau-Kapelle und Obelisk

Ausschnitt einer Belagerungskarte

Durch den Frieden von Traventhal am 18. August 1700 wurde eine militärische Auseinandersetzung zwischen dem Gottorfer Herzog Friedrich IV. (1671-1702) und dem dänischen König Friedrich IV. (1671-1730) verhindert, an der 36.000 Soldaten beteiligt gewesen wären. Das Gefecht sollte am Travebogen nördlich des Ihlsees stattfinden. (Das Original der Karte befindet sich im Archiv des schwedischen Kriegsministeriums) Foto: P. Zastrow in Peter Zastrow: Chronik 875 Jahre Bad Segeberg. Duderstadt 2009, S. 111. Die Kapelle und der Obelisk sind hier auf einer platzartigen Erweiterung der Hamburger Straße dargestellt. Möglicherweise diente diese den Reisenden zur Rast. Die Monumente kamen deutlicher zur Geltung und konnten so von allen Seiten betrachtet werden, da sie auch allseits beschriftet waren.

29

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

1775

Haus Segeberg

Rantzau-Kapelle und Obelisk

Klosterbezirk

Segeberg und Gieschenhagen 1775

„Grundriß von denen sämtlichen Ländereien, welche zu der Stadt Segeberg wie auch zu den Segeberger und Traventhaler Gieschenhagen gehören…“ Vermessungsblatt im Maßstab 1:4826 von Major und Oberlandmesser J. C. Bruyn. Gezeichnet von C. A. Stemann, (Archiv der Stadt Bad Segeberg) Bearbeitung: Marén Gröschel

Auf dieser Karte lässt sich zum einen der im Text beschriebene Umfang des Klostergeländes ablesen, zum anderen zeigt sich auch die stete Vergrößerung Gieschenhagens. Die Kapelle und der Obelisk sind bereits von Häusern umgeben, im Westen schließt sich jedoch noch freies Feld an.

30

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

1780

Auszug aus der Varendorff´schen Karte von 1788, der Landesaufnahme des Herzogtums Holstein von Gustav Adolf von Varendorff (gedruckte Karte des Landesvermessungsamtes, Planarchiv LfD S- H)

Die Varendorff´sche Karte nennt nur die Bezeichnung Segeberg, die Bezeichnung Gieschenhagen fehlt. Deutlich ist die zunehmende Bebauung an der Hamburger Straße zu verzeichnen, die den Obelisken und die Kapelle bereits umschlossen hat.

31

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

1825

Stadtplan 1825

Privatarchiv H. W. Baurycza.

Auf dieser Karte ist eine deutliche Abgrenzung des Obelisken zu erkennen, die zur Hamburger Straße eine Öffnung besitzt. Möglicherweise stellt dies die Ziegelsteinmauer da, die die Fotografie von 1882/87 zeigt.

32

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

1845

Der neue Travedamm 1845 Hans Siemonsen: Bad Segeberg in neun Jahrhunderten. Bad Segeberg, 1984, S. 62f.

Die Hamburger Straße wurde 1845 nach Südwesten verlängert und führte fortan über einen neu aufgeworfenen Damm durch das Travetal zur alten Landstraße nach Hamburg. Dies eröffnete für Segeberg eine wichtige Verkehrsader.

33

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

1908

Stadtplan 1908 Privatarchiv H.W. Baurycza

Im südlichen Bereich der Obelisken und der Kapelle stehen nun auch Gebäude.

34

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

Um 1970

Stadtplan Bad Segeberg

Stadtplan um Planarchiv Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein

35

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

2012

Luftbild 2012 Landesvermessungsamt Kiel, Bearbeitung: Marén Gröschel

Dieses Luftbild verdeutlicht die fortgeschrittene Bebauung der Hamburger Straße, die die einst freistehenden Monumente nach und nach eingenommen haben. Aber auch alte Strukturen lassen sich erkennen. So ist das Haus Segeberg, ein Nachfolger des Gutshaus der Klosterverwaltung, bis heute auf dem gleichen Standort erhalten und besitzt nach wie vor ein großzügiges Grundstück.

36

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

Fotografien

1882/87

Fotografie um 1880, Fotoarchiv Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein Zeichnung aus Bad Segeberg(Hrsg.): 800 Jahre Segeberg. Segeberg 1937. S.43

Das Storchenpaar, das auf dem Obelisken über viele Jahre sein Nest errichtete, fand vielfach Erwähnung in der Literatur. Diese Fotografie von 1882 diente wohl als Vorlage zu der Illustration, die im 1937 erschienen Buch „800 Jahre Segeberg“ zu finden ist.

Die Umgebung des Denkmals zeigt starke Schäden auf und wirkt stark vernachlässigt. So zeigt das Erdreich starke Erosionen und auch die niedrige Ziegelmauer weist Schäden auf und ist stark lückig. Gräser bewachsen den Granitsockel und Sträucher wachsen – vermutlich ohne gärtnerische Pflege auf der Fläche.

37

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

1882/87

Fotografien um 1882/87, Fotoarchiv Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein

Diese beiden Fotografien zeigen wiederrum den Obelisken mit dem Storchennest. Auf dem linken Foto ist eine hohe Ziegelsteinmauer mit einem schmiedeeisernen, verzierten Eingangstor zu sehen. Möglicherweise handelt es sich hier um den Zugang zum Denkmal, das von der Mauer begrenzt war. Die Umgebung des Obelisken zeigt sich auf der linken Fotografie, die vermutlich im Februar aufgenommen wurde von einem dichten, immergrünen Buschwerk umgeben. Die rechte Fotografie zeigt wiederrum einen ungepflegten Vorplatz, der wohl als Ablageplatz diente, was die aufgehäuften Äste am linken Bildrand nahelegen.

38

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

Um 1920

Fotografie um 1920, Privatarchiv Hans-W. Baurycza, Bad Segeberg

Die Umgebung des Obelisken ist nur spärlich bepflanzt, einige Büsche und jüngere Laubbäume säumen den Obelisken.

39

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

Um 1950

Fotografie um 1950, Privatarchiv Hans-W. Baurycza, Bad Segeberg

Blick auf die nördliche Seite des Obelisken.

Das Mauerwerk besteht um diese Zeit aus groben Feldsteinen, das die brüchige Ziegelsteinmauer ersetzte. Wenig später (s. nächste Fotografie) wurde diese durch das heutige Polygonmauerwerk ersetzt. Die noch auf dem Foto der 20er Jahre erkennbare Bepflanzung ist nicht mehr zu vorhanden.

40

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

Um 1950

Fotografie um 1950, Sammlung Hans-W. Baurycza, Bad Segeberg

Blick auf die nord-westliche Seite des Obelisken.

Die baufällig gewordenen Mauer wurde abgebrochen und durch das heutige Polygonmauerwerk ersetzt. Dies war aufgrund des immer mehr nachgebenden Bodens und rutschendem Erdreich nötig geworden. Der Obelisk und seine Umgebung wurden nach Aussage des Stadtarchivars von Bad Segeberg stets „stiefmütterlich“ behandelt. Eine Dokumentation der Instandsetzungsarbeiten existiert nicht.

41

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

1982-84

Links: Fotografie 1982, Bad Segeberg (Hrsg.): Die Stadt Bad Segeberg-Bildband und Stadtgeschichte, Bad Segeberg 1982.

Rechts: Fotografie 1984, Dr. Deert Lafrenz, Fotoarchiv LfD S-H

Blick auf die nord-westliche Seite des Obelisken.

Die linke Aufnahme von 1982 zeigt den Obelisken noch mit abgebrochener Spitze, erst 1983 wurde die Oberfläche geglättet und die heutige Verdachung angebracht. Die Bepflanzung der Umgebung des Obelisken wurde von einer Reihe von jüngeren Birken bestimmt. Weiter umsteht ein dichtes Buschwerk, mit einigen Kiefern das Denkmal.

42

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

Quellenverzeichnis

1 Vgl. Detlev Kraak: Heinrich Rantzau (1526 - 1598) – ein norddeutscher Adliger von europäischem Format: im Dienste der Familie, des Königs und der Musen. In: Dr. Alexander Ritter und Peter Fischer (Hrsg.): Steinburger Jahrbuch 2000. 44. Jahrgang, Itzehoe 1999. Hier S. 32. 2 Vgl. Karl Eduard Förstemann: Album Academiae Vitebergensis, Bd.I (1505 - 1560), Leipzig 1841 (Neudruck Aalen 1976), S. 169. 3 Detlev Kraak, a.a.O., S. 33. 4 Vgl. Antje Erdmann-Degenhardt: Im Schatten des Kalkbergs. Die Geschichte von Burg, Kloster und Stadt Segeberg. Bad Segeberg 1988, S. 45. 5 Vgl. ebd. S. 44. 6 Vgl. hier detailliert: Marion Bejschowetz-Iserhoht: Christine von Halle – Die Frau an seiner Seite. In Heinrich Rantzau (1526–1598) Statthalter in Schleswig-Holstein. Ein Humanist beschreibt sein Land. Ausstellungskatalog Schleswig: Landesarchiv Schleswig-Holstein 1999, S. 17 – 30. 7 Vgl. Detlev Kraak, a.a.O. S. 38. 8 Vgl. Otto Brandt: Heinrich Rantzau und seine Relationen an die dänischen Könige. Eine Studie zur Geschichte des 16. Jahrhunderts. München/Berlin 1927. 9 Rantzaus Bedeutung war weit über die Landesgrenzen bekannt, so spiegelt sie sich unter anderem in einem Memorandum des päpstlichen Nuntius Minutio Miucci über die „Glaubensangelegenheiten im Reich“ wider, in dem Heinrich Rantzau 1588 als ein sehr gebildeter und in Kriegs- und Friedensangelegenheiten äußerst versierter Zeitgenosse beschrieben wird, ein „huomo dottissimo et versatissimo nei mestieri della pace et della guerra“. Vgl. Nuntuaturberichte aus Deutschland nebst ergänzenden Akten, 3. Abt., Bd. I: Der Kampf um Köln 1576-1584, bearb. von Josef Hansen. Berlin 1892, S. 749. 10 Vgl. Christianus Cilius Cimber:Belli Dithmarsici . . . vera descriptio. Basel 1570, S. 54, zitiert nach Detlev Kraak, a.a.O. S. 37. 11 Vgl. Reimer Hansen: Heinrich Rantzau und das Problem des europäische Friedens. In: Heinrich Rantzau (1526–1598) – Statthalter in Schleswig-Holstein. Ein Humanist beschreibt sein Land. Ausstellungskatalog Schleswig: Landesarchiv Schleswig-Holstein 1999 (=Veröffentlichungen des Schleswig-Holsteinischen Landesarchivs 64) 1999 S. 38. Hier zitiert nach Kraak, S. 36. 12 Vgl. Detlev Kraak, a.a.O. S. 37. 13 Aus einem Brief Rantzaus an Herzog Ulrich von Mecklenburg. Hier zitiert nach Detlev Kraak, a.a.O., S. 36. In der Antwort des Herzogs hieß es jedoch, er mochte nicht zu verstehen, wie solch groß Werck mit Bestandt anzufagen und zuvolfhüren sei. 14 Vgl. Heinrich Rantzau (1526-1598) Ausstellungskatalog, a.a.O., S. 197-301 (deutsche Übersetzung) 15 Vgl. Detlev Kraak, a.a.O, S. 49 und S. 52. 16 Dieter Lohmeier: Heinrich Rantzau und die Adelskultur der frühen Neuzeit. In Dieter Lohmeier: Arte et Marte. Studien zur Adelskultur des Barockzeitalters in Schweden, Dänemark und Schleswig-Holstein (Kieler Studien zur deutschen Literaturgeschichte, 13). Neumünster 1978, S. 75. 17 Vgl. Detlev Kraak, a.a.O, S. 44. 18 Vgl. hier und im Folgenden: Dieter Lohmeier: Heinrich Rantzau. Heide 2000. S. 65. 19 Vgl. ebd. S. 78. 20 Vgl. Oliver Auge: Nachhaltigkeit als historisches Thema: Das Beispiel Schleswig-Holstein in Spätmittelalter und früher Neuzeit. In: Verein zur Pflege der Natur- und Landeskunde in Schleswig-Holstein und Hamburg e.V.(Hrsg.): Natur– und Landeskunde, Zeitschrift für Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg, Jg. 120 (2013), S. 141-149, hier S. 146. 21 Vgl. ebd. S. 38. 22 In den „Relationen“ Heinrich Rantzaus zeigt sich z.B. dass er sein Interesse an der Astrologie mit dem König teilte und ihm mitunter das Horoskop erstellte.Vgl: Günther Oestmann: Heinrich Rantzau und die Astrologie: Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des 16. Jahrhunderts (= Disquisitiones Historiae Scientiarum: Braunschweiger Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte, 2). Braunschweig 2004; Habilitationsschrift, Fachbereich Mathematik der Universität Hamburg. 23 Auf der Stadtansicht von 1585 ist sie bereits dargestellt, was möglicherweise auf eine frühere Konzeption des Bauwerks von Heinrich Rantzau spricht, möglich ist jedoch auch eine spätere Einfügung in den Kupferstich. So wurden ihr im Nachhinein ein eindeutiger Memorialcharakter und eine gewisse Aktualität zuteil, denn am 4. April 1588 war der dänische König und Landesherr Friedrich II. verstorben. 43

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

24 Vgl. Dieter Lohmeier, a.a.O., S. 80. 25 Vgl. Wiebke Steinmetz: Pyramiden und Obelisken als Zeichen des Herrscherlobes und adeliger Selbstdarstellung. In: Ausstellungskatalog Schleswig: Landesarchiv Schleswig-Holstein 1999 S. 70. 26 Vgl. Horst Tschentscher: Segeberg als Residenz Heinrich Rantzaus. In: Die Heimat, Jg. 80 (1973), S. 33-40, hier S. 39. 27 Vgl. Stadt Bad Segeberg (Hrsg.): 800 Jahre Segeberg. 1937, S. 43. 28 Vgl. ebd. S. 79. 29 Vgl. Peter Zastrow: Chronik 875 Jahre Bad Segeberg. Duderstadt 2009, S. 79. 30 Wiebke Steinmetz: Pyramiden und Obelisken als Zeichen des Herrscherlobes und adeliger Selbstdarstellung. In: Ausstellungskatalog Schleswig: Landesarchiv Schleswig-Holstein 1999 S. 70. 31 Ebd. 32 Ebd. 33 Vgl. Dieter Lohmeier, a.a.O., S. 78. 34 Ein erhaltener Reisebericht des badischen Gesandtschaftssekretärs Michael Heberer, der 1592 dem Statthalter auf der Durchreise seine Aufwartung machte, beschreibt eine Besichtigung des Obelisken unter der Führung Heinrich Rantzaus, der seinen Gästen gern das Land und seine Denkmale vorführte: „Des Morgens ging der Herr Churfürstliche Gesandte den Herrn Rantzow besuchen, welcher allbereit´ in seinem Vorhoff in einem langen Schlafbeltz, mit etlichen vom Adel und Trabanten begleitet, unserer erwartete. Empfing den Herrn Gesandten sehr freundlich und batte ihn, mit einem gutem Gespräch ein wenig in das Feldt zu spatzieren, und etliche Monumente oder Gedächtnüssen, so er hatte bauen lassen, zu besichtigen (…)“: Die Gesellschaft besichtigte dann die vor kurzem errichtete Pyramide und Rantzaus Lieblingsmonument, den Obelisken. Heberer berichtet weiter: Der Churfürstliche Gesandte lobete solche herrliche Gebew und Königliche Gedächtnüssen über die massen, welches dem alten Herrn Rantzow sehr wol´gefiele.“ Vgl. Hans Siemonsen: Johann und Heinrich Rantzau. Bad Segeberg 1955, S. 32 ff. 35 Dieter Lohmeier meint hier, der Segeberger Obelisk hätte das römische Vorbild noch in der Höhe übertroffen, jedoch ist der Esquilin-Obelisk mit 14,75 m noch etwas höher als das Segeberger Exemplar von 12 Metern. 36 Vgl. Stadt Bad Segeberg, a.a.O., S. 44. 37 Wiebke Steinmetz, a.a.O., S. 70. 38 Vgl. Hans Siemonsen: Bad Segeberg in neun Jahrhunderten. In: Heimatverein des Kreises Segeberg e.V. (Hrsg.): Bad Segeberg, 1984, S. 13. 1521 begann die Reformation in Bad Segeberg und zahlreiche Mönche verließen das Kloster als Sie sich der Lehre Martin Luthers anschlossen. Ab 1522 erhielt nicht mehr das Kloster sondern das Kirchspiel den Zehnten der ehemaligen Klosterdörfer und ab 1525 besaß die Gemeinde auch eine evangelische Kirchenordnung. Nicht alle Mönche verließen das Kloster, jedoch waren bis 1564 alle- bis auf einen, verstorben. Diesem befahl König Friedrich II die Übersiedlung in das Kloster Reinfeld und die Übertragung des gesamten Klosterbesitzes an den Statthalter. Der Kanonikus unterschrieb die aufgesetzte Abdankungsurkunde und die Klosterländereien und das Vermögen gingen in Heinrich Rantzaus Besitz über. In diesem Zuge konnte Friedrich II. einige seiner Schulden bei Heinrich Rantzau tilgen. 39 Vgl.ebd., S. 25. 40 Vgl. ebd. S. 25. Hans Siemonsen bezieht sich hier auf den früheren Provinzialkonservator Prof. Haupt. 41 Ernst Stegelmann: Aus Segebergs alten und jungen Tagen. Bilder aus der Vergangenheit und Gegenwart der Stadt Segeberg. Barmen 1900 S. 42f. 42 Ebd. S. 43. 43 Ebd. 44 Wilhelm Sponholz: Bad Segeberg und seine bauliche Entwicklung. In: 850 Jahre Bad Segeberg. Bad Segeberg 1984, S. 50. 45 Christian Kuß: Die Stadt Segeberg in der Vorzeit. In: Archiv für Geschichte, Statistik, Kunde und Verwaltung und Landesrechte der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. 5.Jahrgang, 1. Heft 1845, S.5. 46 Vgl. Peter Zastrow, a.a.O., S.51. Siehe auch Christian Kuß, a.a.O., S. 4 f. 47 Das Lübische Recht ist das von der Bürgerschaft und Rat der Stadt Lübeck geschaffene Gewohnheitsrecht, das in weiteren rund 100 Städten im Ostseeraum galt. Wesentliches Merkmal war die starke Stellung des Rates gegenüber der Bürgerschaft. Weiterhin wurden Rechtsgeschäfte geregelt und das Privat- und Erbrecht sowie das Konkurs- und Vergleichsrecht so verfeinert, dass es ein hochwertiges Kaufmanns- und Handelsrecht wurde. Vgl. Klaus -Joachim Lorenzen Schmidt und Ortwin Pelc (Hrsg.): Das neue Schleswig-Holstein Lexikon. Neumünster 2006. 48 Vgl. Peter Zastrow: Chronik 875 Jahre Bad Segeberg. Duderstadt 2009, S.30.

44

Historische Recherche zum Obelisken in Bad Segeberg Marén Gröschel M.A. 2014

49 Wilhelm Sponholz: Bad Segeberg und seine bauliche Entwicklung. In: 850 Jahre Bad Segeberg. Bad Segeberg 1984, S. 50ff. 50 Vgl. Hans Siemonsen, Bad Segeberg, a.a.O., S. 13. 51 Vgl. Dieter Lohmeier, a.a.O., S. 37.

45