MUST HAVE – Die INGUIDES Kompakt Kompakt-Reiseführer

Kompakt-Reiseführer

Über 400 außergewöhnliche Fotos und Stadtansichten Wichtige Adressen, Telefonnummern und Internetadressen Geführte Stadtspaziergänge durch die schönsten Stadtteile Mit herausnehmbarem Stadtplan

MUST MUST SEE FEEL MAP € (D) 11,95 / € (A) 12,30 ISBN 978-3-95504-301-8

REISEN BARCELONA ISTANBUL NEW YORK SEHEN MÜNCHEN PARIS DRESDEN ROM www.kunth-verlag.de ERLEBEN HAMBURG MALLORCA WIEN 2 Berlin BERLIN

Berlin 3 Brandenburger Tor Für die ältere Generation ist es noch immer beson- ders, das Tor von beiden Seiten zu betrachten. MUST Das einzige erhaltene Stadttor ist Mittelpunkt SEE der Berliner Partymeile. s. Seite 12 >

Egal, ob man viel Zeit oder nur wenige Tage zur Verfügung hat, sollte man Berlin nicht verlas- sen, ohne diese High- lights gesehen zu haben.

Checkpoint Charlie Schloss Charlotten- erinnert an den Ort der burg Die Ursprünge ehemaligen Grenze zwi- gehen auf das 17. Jh. schen amerikanischem zurück. Zu sehen sind und sowjetischem Sek- barocke Räume, Porzel- tor der Stadt in der lan, eine Bibliothek und Friedrichstraße. > der Schlossgarten. > s. Seite 188 s. Seite 152

Potsdamer Platz Wo sich früher Künstler tra- fen, stehen heute Glaspa- läste. Man kann shoppen und feiern. Vom Panora- mapunkt im Kollhoff-To- wer hat man einen groß- artigen Blick. < s. Seite 114

4 Berlin Reichstag Schon im Deutschen Kaiserreich und während der Weima- rer Republik war der heu- tige Regierungssitz Zent- rum der Macht. Für eine Führung am besten an- melden. > s. Seite 94 ff.

East Side Gallery Nach Museumsinsel Auf ei- dem Mauerfall bemal- ner Landzunge in der ten 118 Künstler aus 21 befindet sich eine Ländern einen Abschnitt Konzentration hochklas- der Mauer in Ber- siger Museen, darunter lin-Friedrichshain, heute Pergamonmuseum, Al- die größte Open-Air-Ga- tes und . lerie der Welt. < s. Seite 38 ff. < s. Seite 184

Kulturforum Am Pots- damer Platz hat sich eine Ansammlung kultureller Einrichtungen entwickelt, von denen einige in archi- tektonisch interessanten Gebäuden untergebracht sind. > s. Seite 122 ff.

Kurfürstendamm Die Gedenkstätte Berliner schon 1542 angeleg- Mauer – Prenzlauer te Straße war einst der Berg Die Gedenkstät- Verbindungsweg der te erinnert mit Filmen, Kurfürsten vom Stadt- Ausstellung und Doku- ins Jagdschloss. Ein Be- mentationszentrum an such der Gedächtniskir- die Berliner Mauer. che ist ein Muss. < s. Seite 106 < s. Seite 148 ff.

Berlin 5 Optaspe dolum nulpa- rumEine Fugia Berliner volum Curry- ear- wurstum dollaborrum essen. Die debis ori- MUST ginalminus Berlinernulpa ped Curry- quas wurstcon conesciae wird ohne la Darm cus involuptat Öl gebraten. iunt ese que Am FEEL bestenodi cor verkostetdolendem mannul- siepacon. im m, Traditions-Im- con commo- bissdi niandandem. Konnopke in Nem der Schönhauserquam de venis Allee, et at bei la- Berlin in seiner faszinieren- Curry36nimusciis ammaior Bahnhof abori- den Einzigartigkeit zu Zoobuscius oder ped in quasBioquali- con begreifen, erreicht man tätconesciae bei Witty‘s la cusam Wit- vo- am ehesten, indem man tenbergplatz.lup tatiunt eseque odi diese besonderen Erfah- core dol endem. rungen hautnah erlebt.

OptaspeSich ins Berliner dolum Nacht-nulpa- rumleben Fugia stürzen, volum in Knei- ea dollaborrumpen, Biergärten debis oder minusKellerclubs: nulpa abped in quas den conOsthafen conesciae mit la Tech- cus voluptatiuntno-Tempel Watergate eseque odicoreoder an dolendemden Savigny nul- paplatz con in reria den reriaJazzkeller dunt utemQuasimodo. estiat minis.

Den Fernsehturm erklim- Durch das KaDeWe schlendern. Das 1907 er- men und die ganze Stadt öffnete Kaufhaus des Westens ist seit jeher überblicken. Auf 207 Me- ein Shopping-Tempel der Extraklasse. Jeder tern liegt das Restaurant Berlinbesucher sollte die Feinschmecker etage Sphere. Gehobene Küche gesehen und eine der vier Champagner-Bars mit Traumblick und Kla- besucht haben. vieruntermalung.

6 Berlin An einem der Stadtstrände an der Spree oder an den Seen entspannen. Ohne Meer kein Strand? Von wegen! Sowohl an der Spree als auch an zahlrei- chen Seen – allen voran der berühmte Wannsee – gibt es sie. Besonderheit: das Badeschiff, ein Flussschwimmbad mit Hauptstadt-Blick.

Eine Trabi-Safari unter- nehmen und sich in die Ver- gangenheit versetzt fühlen. Eine Berliner Weiße Man lenkt den kultigen Tra- im Biergarten trinken. bant selbst und fühlt sich Eigentlich ist sie eine nostalgisch in die DDR ver- Weißbiersorte, wird aber setzt, während man dem überwiegend als Mix mit Reiseführer folgt; verschie- Himbeer- oder Waldmeis- dene Touren im Angebot. terlimo bestellt. In ei- nem Biergarten des Tier- gartens probieren, etwa im Schleusenkrug oder im Café am Neuen See. Auf einem Restaurantschiff Berlins mariti- me Seite erleben. Buchen Sie ein Mittag- oder Abendessen auf einem der Schiffe, die vom Spreeufer aus oder auf den Seen verkehren, und genießen Sie die Stadt vom Wasser aus.

Berlin 7 BERLINS HISTORISCHE 64 Philharmonie, 10 Hackesche Höfe 66 Kammermusiksaal 120 Brandenburger Tor 12 Neue Synagoge 68 Gemäldegalerie 122 Quadriga 14 Galeries Lafayettes 70 Berlins Museen für Akademie der Künste 16 Friedrichstadtpalast 72 moderne Kunst 128 Hoteltradition: das Adlon 18 Friedrichstraße 74 Neue Nationalgalerie 130 20 Shopping in Berlin Mitte 76 Bauhaus-Archiv Museum 132 Friedrich der Große 22 78 Gedenkstätte Deutscher Komische Oper 24 Historische Mitte: Wiederstand 134 Humboldt-Universität 26 Kompakt 80 Neue Mitte: Kompakt 136 Neue Wache 28 Zeughaus, Deutsches BERLINS NEUE MITTE 92 - Historisches Museum 30 Reichstagsgebäude 94 WILMERSDORF 140 Bebelplatz, Norman Fosters Kuppel 96 Tauentzien, Hedwigskathedrale 32 Deutscher Bundestag 98 142 Deutsche Oper, Bundeskanzleramt 100 Kaiser-Wilhelm- 34 Hauptbahnhof 102 Gedächtniskirche 144 Friedrichwerdersche Kirche 36 Museum für Naturkunde 104 Zoologischer Garten, 38 Die Mauer 106 Aquarium 146 Neues Museum 40 , Siegessäule, Kurfürstendamm 148 Pergamonmuseum 42 Straße des 17. Juni 108 Berlins Theater 150 Bode-Museum 48 Schloss Bellevue 110 Schloss und Park 50 Holocaust-Mahnmal 112 Charlottenburg 152 Berliner Dom 56 114 ICC, Messe, Funkturm 154 58 116 156 Marx-Engels-Forum, Internationale Charlottenburg-Wilmersdorf: 60 Filmfestspiele Berlin 118 Kompakt 158 Fernsehturm 62

8 Berlin INHALTSVERZEICHNIS

Links: Als einer der schönsten Plätze Euro pas gilt der Gen- darmenmarkt mit Deutschem Dom, Konzerthaus und Fran- zösischem Dom. Bild S. 2/3: Blick in die Kuppel des Reichs tagsgebäudes.

PANKOW (PRENZLAUER AUSSERHALB DER Restaurants: BERG/WEISSENSEE) 166 ZENTREN 204 Besondere Restaurant- Rund um den Kollwitzplatz 168 Schloss Glienicke 206 Tipps 240 Kulturbrauerei 170 Havel und Havelseen, Top-Restaurants 242 Junge Kunst 172 Pfaueninsel 208 Weitere Restaurant-Tipps 244 Synagoge Rykestraße 174 Grunewald, Wannsee 210 Jüdischer Friedhof Siedlungen der Berliner STADTRUNDGÄNGE 246 Weißensee 176 Moderne 212 Vom Zoo zum Schloss 248 Pankow: Kompakt 178 Spandau 214 Vom Reichstag zur Gedenkstätte Berlin- Museumsinsel 252 FRIEDRICHSHAIN- Hohenschönhausen 216 Vom Nikolaiviertel KREUZBERG, TEMPELHOF- Schloss Friedrichsfelde, in die Neue Mitte 256 SCHÖNEBERG 180 Tierpark Friedrichsfelde 218 Vom Potsdamer Platz Karl-Marx-Allee 182 , Sowje- in den Tiergarten 260 184 tisches Ehrendenkmal 220 Vom Technikmuseum Oberbaumbrücke 186 Köpenick, Müggelsee 222 nach Kreuzberg 264 Mauermuseum – Haus Außerhalb der Zentren: am 188 Kompakt 224 REGISTER 268 Martin-Gropius-Bau, Deut- BILDNACHWEIS/ sches Technikmuseum 190 BERLIN KOMPAKT 228 IMPRESSUM 272 Deutsches Allgemeine Informationen: Technikmuseum 192 Rund um die Reise 230 Jüdisches Museum 196 Hotels: Türkisches Kreuzberg 198 Besondere Hotel-Tipps 234 Flughafen Tempelhof1 200 Top-Hotels 236 Friedrichshain-Kreuzberg, Weitere Hotel-Tipps 238 Tempelhof-Schöneberg: Kompakt 202

Berlin 9 Das im Jahr 1830 eröffnete Alte Museum von Karl Fried- rich Schinkel ist das älteste in Berlin. Nicht nur in der Langen Nacht der Museen drängen sich die Besucher auf der Freitreppe zur Vorhalle.

10 Berlin BERLINS HISTORISCHE MITTE

Mit der Öffnung der Mauer am ches bedurfte einer kostspieli- Altstadt, und das Weltkultur- 9. November 1989 hat Berlin gen Sanierung. Die klassizisti- erbe Museumsinsel wird nach seine historische Mitte zurück- sche Flaniermeile »Unter den der Sanie rung wieder an erhalten. Vieles war im Zwei- Linden« erzählt von jahrhun- glanzvolle Zeiten erinnern. ten Weltkrieg zerstört worden, der telangem Glück und Un- Seit 2009 sind – 70 Jahre nach man ches wurde während der glück des Landes. Mit dem Ni- der letzten Schließung – alle DDR-Zeit neu aufgebaut, man- kolaiviertel gibt es eine neue Museen wieder geöffnet.

Berlin 11 BERLINS HISTORISCHE MITTE

Einen triumphalen Abschluss Athen. Ein 26 Meter hoher und der Prachtstraße Unter den 65,5 Meter breiter, wuchtiger Linden hat Carl Gotthard Sandsteinbau ist es geworden. Langhans 1788 bis 1791 mit Zwölf dorische Säulen teilen dem Brandenburger Tor errich- den Portikus in fünf Durchgän- tet. Viel mehr noch als ein ge. Der mitt lere war einst mit Entrée zur Stadt, stand es sym- seinen 5,50 Me tern Breite den bolisch für die Stärke Preu- königlichen Equipagen vorbe- ßens. Das Vorbild waren die halten, die schmaleren Seiten- Propyläen der Akropolis von gänge nutzte das Fußvolk. Das

12 Berlin BRANDENBURGER TOR 1

Relief auf der Attika zeigt den Einzug der Götter des Friedens in die Stadt, der Bildschmuck in der Durchfahrt kündet von den Taten des Herkules, in den Seitenhallen wachen Mars und Minerva. Die krönende Quad- riga wurde 1791 nach Entwür- fen von Johann Gottfried Schadow vollendet.

Die Geschichte des Branden- burger Tors ist ein Spiegelbild der deutschen Geschichte: Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Bauwerk stark lädiert, die Quadriga praktisch zer- stört; nach dem 13. August 1961 stand es einsam im Mauerstreifen. Heute erstrahlt es in neuem Glanz mit intakter Quadriga (links); ein Foto davor ist für Berlinbesucher obligatorisch (oben).

Berlin 13 Die Figur der griechischen Modell. Nach klassischem Vor- führen, um sie dort mit ande- Friedensgöttin Eirene, die den bild war die Göttin unbeklei- rer Beutekunst auszustellen. mit vier Pferden bespannten det, was dem König missfiel. 1814, im Jahr nach der franzö- Wagen lenkt, entwarf Johann Erst mit einem Tugendmantel sischen Niederlage in der Völ- Gottfried Schadow 1789. Für durfte sie die Rösser Richtung kerschlacht bei Leipzig, ließ die Ausführung des fünf Meter Schloss lenken, bis die Preu- Marschall Blücher die Quadri- hohen Standbildes in den Jah- ßen 1806 die Schlacht bei Jena ga nach Berlin zurückbringen; ren 1790 bis 1793 stand dem und Auerstedt verloren: Napo- im Volksmund sprach man in Potsdamer Kupferschmied Ema- leon ließ Gespann und Dame diesem Zusammenhang von nuel Jury seine Nichte Ulrike in zwölf Kisten nach Paris ent- der »Retourkutsche«. Die Frie-

Von der ursprünglichen, im Zwei ten Weltkrieg zerstörten Quadriga blieb nur ein Pfer- dekopf übrig, der bis heute im Märkischen Museum auf- bewahrt wird. Für die Her- stellung der im September 1958 neu aufgestellten Qua- driga konnte man auf alte Gipsabgüsse zurückgreifen. Nach dem Mauerfall wurde diese Quadriga (beide Abbil- dungen) restauriert – Übermü- tige hatten in der Silvester- nacht 1989/1990 das Zaum- zeug gestohlen.

14 Berlin QUADRIGA densgöttin wurde zur eichen- laubbekränzten Siegesgöttin Viktoria und erhielt das Eiser- ne Kreuz im Eichenkranz, ge- krönt vom preußischen Adler. Der Platz wurde zum »«. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Quadriga zerstört und musste neu geschaffen werden.

Berlin 15 BERLINS HISTORISCHE MITTE

Kein steinernes Einerlei, son- Nachbarschaft und konnten dern eine Glasfassade, hinter schließlich bauen. Tagsüber der die Spuren der alten Aka- verrät die Glasfassade nichts, demie der Künste sichtbar blei- die ungeliebte Nachbarschaft ben, dafür haben Akademie spiegelt sich allerdings mit und Architekt Günter Behnisch pompösem Stuck und domi- lange gekämpft. Unermüdlich niert das Bild des Pariser Plat- plädierten sie gegen das Ver- zes. Innen jedoch: alles Glas. gessen der Geschichte und ge- Alles schräg. Alles Kunst? Ein gen Pseudohistorisches in der verblüffend verspieltes Dach,

Wände stürzen (rechts) in diesem Gebäude. Hinter der Glasfassade (rechts oben) zeigt der Neubau Spuren der alten Hallen der Akademie.

16 Berlin AKADEMIE DER KÜNSTE 2

Herbstblätter leuchten gegen Himmelblau. Schön ist der Neubau der Akademie der Künste erst abends. Wenn warmes Licht hinter der Glas- fassade zu den schrägen For- men ins Innere lockt, dann wird die Akademie zu einem glänzenden Solitär an dem sand steinernen Ort.

Berlin 17 Nicht, dass es der Hauptstadt überschreiten. Schon das Fo- chen. Und noch ein Märchen an Fünfsternehotels man gelte. yer schien aus Glanz und Zau- gehört zu Berlins berühmtes- Noch immer wachsen neue in berlicht, aus ein wenig Deka- tem Hotel, nämlich jenes von den Berliner Himmel – aber denz – wenn nicht gar dem Tischler gesellen und das Adlon bleibt etwas Beson- Unmoral – und natürlich dem Schausteller Lorenz Adlon aus deres. Klang des großen Geldes ge- Mainz, der als Bauherr und Pa- »Tempel der Lüste« nannte es wirkt. Bäder gab es und Firle- tron der Nobelherberge ein Kaiser Wilhelm II. und bestand fanz wie Klingeln mit Quasten Hotelkönig wurde. Das Gebäu- darauf, bei der Eröffnung 1907 fürs Personal oder Bänkchen de hatte den Bombenkrieg als Erster die Schwelle zu für Taschentuch und Täsch- halbwegs überstanden, aber

Es sollte aussehen wie »damals«, das neue Kempinski Berlin am Alten Platz. Tatsächlich wünschte der Berliner Senat eine Replik – ein Gebäude im historistischen Stil der Gründerjahre (rechts oben). Romantische Pferdekutschen (rechts) geleiten die Gäste vors Hotel.

18 Berlin HOTELTRADITION: DAS ADLON

ein brennendes Streichholz, im Mai 1945 in den Weinkeller gefallen, zerstörte eine Legen- de. Nach der Wende wurde ein Fonds aufgelegt, 1996 stand das Adlon als erstes Haus am Pariser Platz. Es sollte sich ren- tieren, nicht nur für das Stadt- bild, sondern auch für 3500 Anleger.

Berlin 19 BERLINS HISTORISCHE MITTE

Berlins Hauptstraße ist eine debrücke bis in den Thiergar- Flaniermeile, »2162 Schritte ten« –, pflanzte man in sechs oder etwa 21 Minuten« lang: Reihen 1000 Linden und Nuss- So steht es im alten Baedeker. bäume. Ab 1741 wurde sie zur Nach heutigen Maßstäben Baustelle. Längst ist die Straße bum melt man einen guten Ki- Unter den Linden ein Mythos, lometer (1390 m) vom Bran- ihre Häuser erzählen vom denburger Tor zum Schloss- Glück und Unglück eines Lan- platz. 1647, als die Straße an- des über Jahrhunderte hin- gelegt wurde – »von der Hun- weg. Was in mehr als 500 Jah-

Fotogen ist sie eigentlich immer, Berlins Hauptstraße »Unter den Linden« mit dem von Christian Daniel Rauch geschaffenen Reiterstandbild Friedrichs des Großen (rechts) – wenn im Sommer die Linden Spaziergängern Schat ten spen den, wenn sich im Herbst die Bäume bunt färben und auch im Weihnachtsschmuck, bei dem gol dene Lichter jedes Jahr die kahlen Äste kleiden (beide Abbildungen).

20 Berlin UNTER DEN LINDEN 3

ren entstanden war, lag am Ende des Zweiten Weltkriegs großteils zerstört, wurde wie- der aufgebaut oder durch mo- derne Bürogebäude ersetzt. Immer noch repräsentiert die Straße das Berlin der Kurfürs- ten, das der preußischen Köni- ge und Kaiser, das der DDR und nun auch das der Einheit.

Berlin 21 Während der Regierungszeit Krieg führte und dem Sohn die nicht, zog nach Potsdam und Friedrichs II. (1740–1786), der viertstärkste Armee Europas lenkte die Geschicke Preußens schon zu Lebzeiten »der Gro- hinterließ, begann Friedrich von dort aus. Die Tafelrunden ße«, aber auch »der Alte Fritz« mit dem Schlesischen und dem mit Denkern und Künstlern genannt wurde, entwickelte Siebenjährigen Krieg territori- wurden legendär. Aus Frank- Berlin sich zu einer Stadt von ale Erwei terungen Preußens. reich holte er Voltaire an den europäischem Rang. Im Ge- Mit einem Forum Fridericia- Hof. Schloss Bellevue ent- gensatz zu seinem Vater, dem num wollte er das kleine Berlin stand, die Königliche Porzel- streng-pragmatischen »Solda- an der Spree zur Residenz ma- lanmanufaktur wurde gegrün- tenkönig«, der nicht einen chen. Aber er liebte die Stadt det. Die friderizianische Mo-

22 Berlin FRIEDRICH DER GROSSE

narchie galt vielen als Muster- beispiel des starken und ge- rechten Staates, im Glanz der Siege waren die sozialen Fol- gen der Militärpolitik schnell vergessen. Friedrich, zuletzt vereinsamt und von der Gicht geplagt, hinterließ einen stän- disch organisierten Staat, aber keine Erben.

Erst 100 Jahre nach seiner Thronbesteigung wurde der Grundstein für das nach einem Modell Christian Daniel Rauchs ausgeführte Denkmal Fried- richs des Großen gelegt, 1851 enthüllte man dann schließlich das Kunstwerk: Der König reitet in seinem Krönungsman- tel mit Dreispitz auf seinem Lieblingspferd Condé. 150 Personen begleiten Seine Majestät in Bronze, lebens- groß seine Generäle.

Berlin 23 BERLINS HISTORISCHE MITTE

1947, in der sowjetischen und Restaurationsbetrieb, war Besat zungszone im kriegszer- nach dem Krieg nur der Zu- störten Berlin, wurde die Ko- schauerraum erhalten. Ein mische Oper gegründet, die neues Gebäude entstand – mit zur Geburtsstätte des moder- Eingang in der Behrenstraße nen Musiktheaters werden –, und Walter Felsenstein er- sollte. Als »Theater Unter den öffnete mit Johann Strauß‘ Linden« 1891 bis 1892 vom Operette »Die Fledermaus« Wiener Architekten Ferdinand ein neues Kapitel in der Ge- Fellner erbaut, einst mit Hotel- schichte des Hauses. Bis zu

Von außen reizlos (rechts: die Abendkasse), erfreut der Zuschauerraum in Formen des Wiener Spätbarock. Der Ver- ständlichkeit wegen werden alle Opern ausschließlich in deutscher Sprache aufgeführt. Dies wurde seit Felsenstein als Besonderheit im inter- nationalen Opernbetrieb be- wahrt. Einmal in der Spielzeit findet ein Kostümverkauf statt (oben und rechts oben).

24 Berlin KOMISCHE OPER 4

seinem Tod 1975 führte er es als Intendant und Chefregis- seur zu Weltruhm. Zu den Diri- genten des im Jahr 1947 unter Leo Spies gegründeten Or- chesters gehörten Otto Klem- perer, Václav Neumann und Kurt Masur. 2007 wurde die Komische Oper als Opernhaus des Jahres ausgezeichnet.

Berlin 25 BERLINS HISTORISCHE MITTE

Eine stolze Liste: Die Hum- ständen bewachen der große boldt-Universität, bis 1946 Naturforscher Alexander von Friedrich-Wilhelm-Universi- Humboldt und sein nicht min- tät, kann auf 29 Nobelpreis- der renommierter Bruder Wil- träger verweisen, darunter Al- helm das Entrée. Das Haus, bert Einstein (Physik), Otto 1748 bis 1765 erbaut nach Hahn (Chemie), Robert Koch Plänen des legendären Kno- (Medizin) und Theodor Momm- belsdorff, Leibarchitekt Fried- sen (Literatur). Über den mun- richs des Großen, war für des- ter frequentierten Bücher- sen Bruder Prinz Heinrich

Das Gebäude der Humboldt- Universität hat in den 250 Jahren seines Bestehens viele Veränderungen erfahren. Die Außenarchitektur wurde nach dem Krieg rekonstruiert, aber in den historischen Hör- sälen wird der Computer heute selbstverständlich genutzt. Zeitlos erwarten Hermann von Helmholtz (oben) und Ale- xander von Humboldt (rechts) heute wie gestern die Studierenden.

26 Berlin HUMBOLDT-UNIVERSITÄT 5

bestimmt, wurde dann aber Domizil der Berliner Univer- sität. Erster Rektor war Jo- hann Gottlieb Fichte. Hier lehrten Koryphäen wie Hegel, Schleiermacher, die Brüder Grimm, Planck, Virchow, Sau- erbruch – wahrlich ein »Who’s who« der europäischen Wis- senschaftsgeschichte.

Berlin 27 BERLINS HISTORISCHE MITTE

Seit 1993 ist die Neue Wache zerstörte Gebäude rekonstru- die zentrale Gedenkstätte der ieren. Zum Publikumsmagnet Bundesrepublik Deutschland wurde die wiederaufgebaute für die Opfer von Krieg und Neue Wache ab 1962, als sich Gewalt herrschaft. Nach dem DDR-Wachsoldaten jeden Mitt- Ersten Weltkrieg war der Bau woch in preußischem Stech- mit den dorischen Säulen ein schritt am »Mahnmal für die Ehrenmal für die Gefallenen. Opfer von Faschismus und Mi- Von 1951 bis 1957 ließ die litarismus« ablösten. Auch in- DDR das im Zweiten Weltkrieg nen ließ die SED Schinkels

»Mutter mit totem Sohn«, eine vergrößerte Bronze-Pietà nach Käthe Kollwitz, symbolisiert in der Neuen Wache das Leid aller Gewaltopfer (rechts). Dort, wo einstmals eine Kanonenwache das Schloss schützte, stellte Karl Friedrich Schin kel 1818 ein klassizisti- sches Tempelchen in einen kleinen Kastanienwald. Es war sein erster öffentlicher Auftrag und er wurde zum Prototyp des schinkelschen Klassizismus (oben).

28 Berlin NEUE WACHE 6

Wachhaus verändern: 1969 er- hielt das Gebäude einen Kris- tallwürfel mit Ewiger Flamme, dazu Urnen mit der Asche des »Unbekannten Widerstands- kämpfers«. Und von zwei Bron ze plat ten bedeckt lag dort »blutgetränkte Erde aus Konzen trations lagern« sowie von Schlacht feldern.

Berlin 29 BERLINS HISTORISCHE MITTE

Der älteste Großbau Berlins Artillerie. Schlüters Hauptbei- am Boulevard Unter den Lin- trag zum Bauwerk ist der den wurde 1695 bis 1706 von Skulpturenschmuck, sein Mei- Johann Arnold Nering, An- sterwerk ist im Ehrenhof zu dreas Schlüter und Jean de bestaunen: 22 Masken ster- Bodt als Waffendepot errich- bender Krieger über den tet. Bis 1876 stapelten sich im Schlusssteinen der Bogenfens- Obergeschoss Degen und Mus- ter. Ende des 19. Jahrhunderts keten – im Erdgeschoss lager- verlor das Zeughaus seine Be- te das schwere Geschütz der deutung als Waffenlager; in

30 Berlin ZEUGHAUS, DEUTSCHES HISTORISCHES MUSEUM 7

den Räumen wurden Ausstel- lungen gezeigt. Heute, ergänzt um den Glasbau des Architek- ten Ieoh Ming Pei, ist hier das Deutsche Historische Museum untergebracht. Die Daueraus- stellung zur deutschen Ge- schichte birgt manche Rarität, wie etwa das Feldbett Fried- richs des Großen.

Das Zeughaus wurde nach der Wiedervereinigung zum Deutschen Historischen Museum (oben: Fassade des Haupteingangs). Im Schlü- terhof entstand ab 1998 eine neue Ausstellungshalle des Architekten I. M. Pei, die 2003 eröffnet wurde (links). In ihr werden – ergänzend zu der Dauerausstellung im Zeughaus – Wechsel- und Sonderausstel- lungen gezeigt.

Berlin 31 BERLINS HISTORISCHE MITTE

Am Bebelplatz (früher Opern- für die Wiener Hofburg. Nur platz) fällt der »Kommode« noch die Fassade ent spricht genannte Barockbau der Alten dem historischen Vorbild, das Bib liothek aus der Rolle. Die- Haus gehört heute zur Hum- ser wurde gemäß Georg Chris- boldt-Universität. In der Mitte tian Unger und Georg Fried- des Platzes liegt unter einer rich Boumann 1775 bis 1780 Glasplatte die leere Biblio- erbaut, auf Weisung des Kö- thek, ein von dem israeli- nigs nach einem etwa 50 Jahre schen Künstler Micha Ulmann alten Plan Fischer von Erlachs 1994 geschaffenes Mahnmal

Trotz unterschiedlicher Bau- stile wirkt der Platz harmo- nisch geschlossen. Die Hed- wigskathedrale (rechts oben) wurde von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff entworfen, brannte 1943 aus und erhielt im Inneren wieder eine schlich- te Rotunde mit gestaffeltem Orgelwerk. Zwischen Kathe- drale und der Alten Bibliothek (rechts) passt sich das Hotel de Rome ins historische Gefüge (rechts im Bild oben).

32 Berlin BEBELPLATZ 8 HEDWIGSKATHEDRALE 9

zur Erinnerung an die Bücher- verbrennung am 10. Mai 1933. Die Hedwigskathedrale an der Platzfront – 1778 geweiht, Sitz des katholischen Bischofs von Berlin – ist nach der schlesi- schen Nationalheiligen be- nannt und erinnert mit ihrer Kuppel an das Pantheon in Rom.

Berlin 33