Diese Publikation Modell erscheint anlässlich der Ausstellung Utopien für alle This catalogue is Model published on the Martin Kippenberger occasion of the exhibition Utopia for Everyone Kunsthaus Graz am Kuratoren Herausgeber Erschienen im Verlag Landesmuseum Joanneum Peter Pakesch Peter Pakesch der Buchhandlung 15.09.2007 – 06.01.2008 Daniel Baumann Editor Walther König, Köln Kunsthaus Graz am Curators Peter Pakesch Published by Landesmuseum Joanneum Peter Pakesch Verlag der Buchhandlung Sept 15, 2007 – Jan 6, 2008 Daniel Baumann Walther König, Cologne Utopien für alle Utopia for Everyone 6 Peter Pakesch Martin Kippenberger: Die Utopie des Künstlers Martin Kippenberger: Modell An Artist’s Utopia Martin Kippenberger Model Martin Kippenberger 22 34 58 68 84 97 Daniel Baumann, Diedrich Veit Loers Katerina Gregos Elisabeth Abbildungen Peter Pakesch, Diederichsen „I had a vision“: MOMAS: Das Hirschmann Illustrations Martin Prinzhorn Welteroberung: Kippenberger unwahrscheinliche Kippenberger Absolut kalkuliertes Meta-Museum und Beuys Museum schließt Graz an 205 Risiko, dass etwas und METRO-Net “I had a vision”: MOMAS: The sein Netwerk an Anhang daneben gehen kann. Conquering the Kippenberger Unlikely Museum Kippenberger Appendix Peter Pakesch, Globe: Meta-Museum and Beuys Plugs Graz into Martin Prinzhorn and METRO-Net his Network und Daniel Baumann im Gespräch The Absolutely Modell Calculated Risk That Something Can Go Wrong. Peter Pakesch, Martin Prinzhorn and Daniel Baumann Martin in Conversation Kippenberger Model Martin Kippenberger Peter Pakesch Martin Kippenberger: Die Utopie des Künstlers Martin Kippenberger: An Artist’s Utopia Joseph Beuys, Peter Pakesch 6 7 Demokratie ist lustig, 1973 (Postkarte, Edition Staeck) Joseph Beuys, Demokratie ist lustig, 1973 (postcard, Staeck edition)

Wir gehen davon aus, dass die Biografie der Künstler, ihr Our assumption is that artists’ biographies, their work, Werk, die Gesellschaft und die Zeit, die sie umgibt, mitein- the society and the time they live in are correlated and ander in Korrelation stehen und einander bedingen. Die therefore condition each other. The diverse ways these Vielfältigkeit, wie sich gerade in den letzten Jahrzehnten variables manifested themselves, particularly in the last des 20. Jahrhunderts diese Umstände manifestieren können, decades of the 20th century, is now of great interest ist für uns heute von großem Interesse und eine wichtige to us and an important sine qua non of present-day Vorgabe für die heutige Praxis. Mit Martin Kippenberger praxis. In Martin Kippenberger, we encounter an artist begegnen wir einem Künstler, der für jüngere Generationen who is of great interest to younger generations and has von großem Interesse ist und hier ein Feld des Umgangs staked out a field of action that in its multiple facets will vorgegeben hat, das in seinen vielen Facetten noch lange have resonance long into the future. His is an oeuvre weiter wirken wird. Dabei handelt es sich um ein Werk, das that was almost unparalleled in being tailor-made for wie kaum ein anderes auf seine Zeit und auf sein gesellschaft- its time and social environment, and yet it remains valid liches Umfeld zugeschnitten ist, und dennoch bleibt es über beyond its time and the person of the artist. In fact, it die Zeit und die eigene Person hinaus gültig, ja mehr noch: has become meantime the object of a comprehensive Es ist mittlerweile Gegenstand einer ausführlichen posthumen posthumous reception that will be further reinforced in Rezeption geworden, die in den nächsten Jahren mit wichtigen the coming years with important exhibitions in museums Ausstellungen in den Museen in Los Angeles und New York in Los Angeles and New York. noch um einiges verstärkt werden wird. In the present project, for which there probably could Im vorliegenden Projekt, für das es – in Bezug auf Kippen- hardly be – in relationship to Kippenberger’s biography bergers Biografie – wahrscheinlich kaum einen besseren – a better place than Graz, we should like to show Ort als Graz gibt, möchten wir ihn als öffentliche Figur him as a public figure in a context that refers less zeigen, in einem Kontext, der weniger auf die öffentliche to the figure he presented in public than to the social Selbstdarstellung verweist als vielmehr auf das gesellschaft- commitment and public reflection that sought nothing liche Engagement und auf das öffentliche Nachdenken über less than to improve the world. This was where, in almost nichts Geringeres als die Verbesserung der Welt. Hier hat exemplary and comprehensive fashion, he designed and er, fast exemplarisch, umfassend und für ihn als Modell implemented an artistic cosmos that was valid for him gültig einen künstlerischen Kosmos entworfen und umgesetzt, as a model and of fundamental importance for him and der für ihn und für sein Schaffen von grundlegender Bedeu- his work. It was a special situation to which reference tung war. Eine spezielle Situation, auf die im Weiteren im will be made later in the present catalogue, as well as vorliegenden Katalog noch Bezug genommen wird, ebenso to some other model constellations in his oeuvre. What wie auf einige andere modellhafte Konstellationen in diesem we are primarily interested in here is the artist as a Werk. Uns interessiert hier in erster Linie der Künstler als social player and therewith artistic creation as a model. gesellschaftlicher Akteur und damit künstlerisches Schaffen That this is particularly relevant in Kippenberger’s case als Modell. Dass dies im vorliegenden Fall mit entsprechen- is due to the circumstance that the artist concerned is dem Gewicht geschehen kann, schulden wir dem Umstand, so complex that diverging, indeed diametrically opposed dass wir es mit einem so komplexen Künstler zu tun haben, interpretations of his oeuvre are not only possible and der unterschiedliche, ja diametral entgegengesetzte Lesarten admissible but were deliberately made available. His und Interpretationsmöglichkeiten seines Werks nicht nur themes were multi-faceted and in a sense intercon- zulässt, sondern sogar ganz bewusst zur Disposition gestellt nected, and when we look more closely, they lead us hat. Seine Themen waren vielschichtig und in einem Sinn back time and again to precisely that model character miteinander vernetzt, der bei der Betrachtung immer wieder and his ambition to confer on art a validity and effect auf genau jenen modellhaften Charakter und den Anspruch as a social force. hinweist, den er der Kunst gegenüber hat: nämlich ihre Gültig- keit und ihr Wirken als gesellschaftliche Kraft zu definieren. Klaus Staeck, Klaus Staeck, Klaus Staeck, Würden Sie dieser Zur Konfirmation Die Kunst der Frau ein Zimmer 1970 (Postkarte) 70er Jahre, 1975 vermieten?, 1971 (Postkarte) Klaus Staeck, (Postkarte) Zur Konfirmation Klaus Staeck, Klaus Staeck, 1970 (postcard) Die Kunst der Würden Sie dieser 70er Jahre, 1975 Frau ein Zimmer (postcard) vermieten?, 1971 (postcard)

Bei einer Ausstellung seiner Selbstportraits, die Daniel In an exhibition of his self-portraits that Daniel Baumann Baumann und ich vor fast zwei Jahren, zehn Jahre nach and I organised at the Kunsthalle in Basle almost two seinem Tod, in der Kunsthalle , ausgerichtet haben, years ago, ten years after his death, we followed a gingen wir einen anderen Weg. Damals ging es um die different path. At that time the approach focused on the Metamorphosen des Individuums, um den einzigartigen metamorphosis of the individual, the unique self-promoter Selbstdarsteller, der auch hier Individualität zum Modell who here again elevated individuality to a model. It was erhob. Es ging auch darum, der heute als wenig zeitgemäß also a matter of finding a new garb for the nowadays betrachteten Rolle des Künstlers als Heroen ein neues less fashionable role of the artist as a hero, and helping Gewand zu geben und dieser, ob ironisch oder tragisch it (whether ironic or tragically broken) to new meaning gebrochen, zu neuer Bedeutung in einem eigenen System in a system of its own that functioned as much as a zu verhelfen, das ebenso als System der zeitgenössischen system of contemporary art as part of society, which is Kunst als ein Teil der Gesellschaft funktioniert, so wie es das just the way the Kippenberger system was. The case for System Kippenberger eben ist. Dieser Anspruch präsentiert this seems to us still perfectly intact and shows today sich uns als immer noch aufrecht und zeigt heute noch, how seriously he took it despite the relativisation of wie ernst es ihm damit trotz der Relativierung vieler Aspekte many aspects. Art is seen as a healing force in society, stets war. Die Kunst wird als heilende Kraft der Gesellschaft of the kind one encountered in one of his inspirations, gesehen, so wie sie uns bei einem seiner Vorbilder, Joseph Beuys, and art will continue to be experienced as Joseph Beuys, begegnet, und die Kunst wird weiters als mit closely interwoven with life, just as Dieter Roth – an artist dem Leben eng verwoben erfahren, so wie es der auch Kippenberger greatly admired – demonstrated in depth. von Kippenberger bewunderte Dieter Roth intensiv vorführen konnte. First, however, we may take another look at the time (as it were, the Martin Kippenberger era), which as we Zuvor werfen wir jedoch noch einen Blick auf die Zeit, gleich- now know was characterised by huge changes and sam auf die „Epoche“ Martin Kippenbergers, die, wie wir increasingly comes across as a key period of changes heute wissen, von größten Veränderungen gekennzeichnet of meanings in modern history. Kippenberger grew ist und sich zunehmend als zentrale Periode des Wandels up in the heyday of the German economic miracle, von Bedeutungen in der neueren Geschichte darstellt. Martin experiencing its economic and sociological biotope in Kippenberger wächst in der Hochblüte des deutschen Wirt- a family that must be considered thoroughly typical of schaftwunders auf, erlebt dieses ökonomische und soziolo- the time. We know this from an impressive, recently gische Biotop in einer Familie, die für die Zeit durchaus als published biography that his sister Susanne wrote about repräsentativ anzusehen ist. Das erfahren wir auch eindrück- her brother and his “families”.1 In the self-perception lich aus der Biografie, die seine Schwester Susanne unter of our society in general, as in this family in particular, dem Titel Kippenberger – Der Künstler und seine Familien 1 contemporary art occupied a special position. It repre- unlängst veröffentlicht hat. Im Selbstbild dieser Gesellschaft sented the cultural emancipation of Germany, overcom- im Allgemeinen wie auch in dieser Familie im Speziellen hat ing the horror of Nazism and the emergence of new die zeitgenössische Kunst einen besonderen Platz. Sie steht für economic strength. The Federal Republic compared die kulturelle Emanzipation Deutschlands, für die Überwindung itself with America, and wanted to shine as an explicitly der Nazi-Gräuel, für einen Aufbruch zu neuer wirtschaftlicher West European country. The Cold War was inscribed Stärke. Die Bundesrepublik misst sich an Amerika und will als in this construct of statehood – the “other system”, dezidiert westeuropäisches Land glänzen. Der Kalte Krieg ist East Germany, was omnipresent as an antithesis. That diesem Staatskonstrukt eingeschrieben; das „andere System“, generation experienced the politicisation of the 1960s die DDR, ist als Gegenbild omnipräsent. Diese Generation when they were very young. They experienced at first erfährt die Politisierung der 1960er Jahre noch in sehr jungen hand how the agenda moved from demos outside insti- Jahren, sie erlebt ganz nah die Weiterentwicklung vom aus- tutions to open warfare on institutions, as was so dra- gerufenen Marsch durch die Institutionen bis hin zum offenen matically illustrated by the Red Army Faction gang. Here Kampf gegen die Institutionen, wie sie von der RAF so drama- too it was the artist, i.e. Joseph Beuys, who as a white Joseph Beuys, Martin Kippenberger, 8 9 „Dürer, ich führe persönlich Tankstelle Martin Bormann Baader + Meinhof durch 1986 die Dokumenta V“, 1972 > p. 146/147

tisch vorgeführt wurde. Auch hier ist es der Künstler, nämlich knight could charge to the rescue of privileged expec- Joseph Beuys, der als Lichtgestalt eine privilegierte Heilserwar- tations and in 1972 proclaimed: “Dürer, I will personally tung eher erfüllen und noch 1972 appellieren kann: „Dürer, ich guide Baader + Meinhof through Dokumenta V.” führe persönlich Baader + Meinhof durch die Dokumenta V.“ In the background, poster artists and publisher Klaus Im Hintergrund mag auch der Plakatkünstler und Verleger Staeck may have had a determinative effect with his Klaus Staeck mit seinem gesellschaftlichen Impetus prägend social influence, his posters in the vein of John Heartfield gewirkt haben, mit seinen Plakaten in der Nachfolge von and the provocative and political editions of various John Heartfield und den provokanten und politischen Editionen artists, above all Joseph Beuys, which were available to verschiedener Künstler – allen voran wiederum Joseph Beuys –, everyone in small format and at this time proved very die im kleinen Format allen zugänglich waren und in dieser popular.2 Art as a tool of democracy was an idea Martin Zeit sehr populär waren.2 Kunst als demokratisches Werkzeug, Kippenberger grew up with, in a family where this was mit dieser Idee ist Martin Kippenberger aufgewachsen und in reinforced by the effusive enthusiasm of their parents, einer Familie, in der dies durch einen überschwänglichen and where the father celebrated all sorts of things and Enthusiasmus der Eltern verstärkt wurde, in der der Vater evolved great rituals. The familiarity with art, the artistic vieles zelebrierte und große Rituale entwickelte. Der familiäre fantasies and rituals of the father, the circumstance of Umgang mit Kunst, die künstlerischen Phantasien und Rituale the whole family being collectors, then later the mother’s des Vaters, das Sammeln der ganzen Familie, später dann writing – all these activities were a reflection of reality das Schreiben der Mutter, alle diese Aktivitäten sind das in a Federal Republic with an emancipated cultural policy. Spiegelbild der bundesrepublikanischen Wirklichkeit mit ihrer The museums radically reinvented themselves, and the emanzipierten Kulturpolitik. Die Museen orientieren sich radikal documenta exhibitions became synonymous with a new neu, die documenta wird zum Synonym für ein neues Bewusst- awareness and a new appropriation of the world, where sein und eine neue Aneignung der Welt, bei der die Kunst art had a special role. Modernism was defined a second eine besondere Rolle spielt. Die Moderne wird in Deutschland time in Germany, this time without interruption and ein zweites Mal definiert, diesmal ungebrochen und in einer in an unambiguously western form shaped by America. eindeutig westlichen und von Amerika geprägten Form. Places played an important role in Kippenberger’s Orte spielten in der künstlerischen Strategie Kippenbergers artistic strategy. Cities such as Berlin, Vienna, Cologne, eine wichtige Rolle. Städte wie Berlin, Wien, Köln, New York New York and Graz were conquered, as it were by coup oder Graz wurden erobert, gleichsam „im Handstreich genom- d’état. The procedure was always the same: he set up men“. Die Vorgehensweise war immer dieselbe: In einem für a headquarters based in a hostelry that was important die Szene bedeutenden Lokal wurde ein Hauptquartier errichtet, for the local scene, became best mates with the landlord, mit dem Wirt innige Freundschaft geschlossen, ein Freitisch paid for meals with pictures and thence sallied forth to mit Bildern erkauft und von dort aus die Stadt aufgerollt. Die attack the city. Places included the “Paris Bar” in Berlin, „Paris Bar“, das „Oswald und Kalb“, oder das „Café Alt Wien“, the “Oswald & Kalb” and “Café Alt Wien” in Vienna, the das „Hotel Chelsea“ und das „Barocco“ in Tribeca oder das “Hotel Chelsea” and the “Barocco” in Tribeca and the „Café Glockenspiel“ in Graz, dessen Oberkellner Joschi er in “Café Glockenspiel” in Graz, whose headwaiter Joschi einer großen Serie portraitierte. Kippenberger painted in a major series of portraits.

1985 bricht Martin Kippenberger zu einer Tour nach Rio de In 1985, Kippenberger set off on a tour to Rio de Janeiro. Janeiro auf. Die Idee ist, in dieser „Megapole der dritten Welt“ The idea was to descend on this “Third World megapolis” ebenso zu landen wie zuvor an anderen Orten der großen the same way he had previously landed on other places Welt. Nur greift seine bewährte Methode nicht, die Grammatik in the wide world. Unfortunately, the proven method did europäischer Städte ist nicht anwendbar. Interessant wird not take, the grammar of European cities not being hingegen die symbolische Ebene, mit der er dieser Konstellation applicable. However, the symbolic level on which he beikommen möchte. Die Wahl des Ortes und den Umgang aimed to deal with this situation is interesting. I interpret Martin Kippenberger, Drei Häuser mit Schlitzen (Betty Ford Klinik, Jüdische Grundschule, Stammheim), 1985 > p. 113–115

damit interpretiere ich als intuitives Interesse an einer post- the choice of place and his handling of it as intuitive kolonialen Fragestellung, politisch unkorrekt abgehandelt über interest in a post-colonial issue, dealt with politically das Tourismus-Thema, die er dann in verschiedene Werke incorrectly as tourism theme, which he then offloaded äußerst deutscher Natur fließen lässt. Eine endlose Serie von into various works of an extremely German nature. Postkarten mit Resultaten von Mau-Mau-Spielen (Duchamp An endless stream of postcards with the results of mau spielte Schach) – eines Kartenspiels, das er liebte und mit mau games (Duchamp used to play chess) – a card seiner Reisebegleitung ständig spielte – entsteht und wird game he loved and constantly played with his travel laufend in die Welt versandt. Von der Installation Tankstelle companions – were dispatched into the wide world. Even Martin Bormann schwärmt er schon vor seiner Reise. Irgend- before he left, he had already been enthusing about the wo in Brasilien gäbe es eine Tankstelle, die würde nach Martin Tankstelle Martin Bormann installation, saying that some- Bormann benannt sein, die würde er sich dann kaufen und where in Brazil there would be a filling station named dort jemanden anstellen, der, wenn ein Anruf käme, sich mit after Martin Bormann, which he would buy and employ „Tankstelle Martin Bormann“3 melden würde. Zurück kam there someone who would answer the phone “Tankstelle er aus Brasilien mit einem Foto einer verfallenen Tankstelle, Martin Bormann”3 if anyone called. He returned from die er gekauft hatte, und daraus entstand die Installation. Brazil with a photo of a run-down filling station he had Der anderen Welt Brasiliens konnte er, wie es scheint, nicht bought, and the installation came from that. There was anders beikommen, als Klischees der deutschen Geschichte no other way, it appears, that he could handle the other auf seine Art zu bemühen, so wie er selbst dort auch wie Brazil except as his own version of clichés of German der klassische Tourist unterwegs ist. Trotz allem fügt sich history, just as he himself had gone there as a classic der Output aus dieser Zeit und in der Folge, in der auch die tourist. Nonetheless, the output from this period and ersten Fotos der Psychobuildings entstehen, in eine Linie, thereafter, when the first photos of Psychobuildings were die im METRO-Net abschließt, wenn auch nur aufgrund von also taken, fits into a line that concluded with METRO-Net, Kippenbergers frühem Tod. Die Idee einer global funktionie- even if only because of Kippenberger’s early death. The renden Welt begann ihn zu interessieren und diese Reise war idea of a globally functioning world had begun to interest der erste Ausdruck davon, die Tankstelle Martin Bormann him, and the Brazilian journey was the first expression mit den Fotos der Psychobuildings das Symbol dafür, her- of it, while the Tankstelle Martin Bormann plus the photos kömmliche ästhetische Bezugsrahmen nicht mehr anwenden of the Psychobuildings were a symbol that he could no zu können. Die Psychobuildings werden zu einer wichtigen longer apply a traditional aesthetic frame of references. Vorstufe der Peter-Skulpturen, ebenso wie die kurz zuvor The Psychobuildings became an important preliminary entstandenen Architekturbilder. Seine Auseinandersetzung stage of the Peter sculptures, just like the architectural mit der Moderne ist auch eine Auseinandersetzung mit der pictures he had recently produced. He grappled with Architektur und ihren Funktionen. Hier verknüpft er Inhalte modernism the way he grappled with architecture and its und Formen ohne Rücksicht, oder mit falscher Rücksicht auf functions. He linked content and form regardless, or linked ihre Funktionen und stellt damit Bezugsysteme auf den Kopf.4 them to the wrong functions, thereby turning reference Die Architektur wird zu einem Synonym für Aktivitäten der systems upside down.4 Architecture became synonymous heutigen Gesellschaft und zu einem symbolischen Raum, in with activities of today’s society and a symbolic area in dem die Bedeutung von Interaktion verhandelt werden kann. which the meaning of interaction could be negotiated.

Eine Empfehlung von Joseph Beuys im Jahre 1964, also drei A recommendation from Joseph Beuys in 1964, i.e. three Jahre nach dem Mauerbau, in dem der Düsseldorfer Künstler years after the construction of the Berlin Wall, in which anregt, die Mauer 5 cm höher zu machen, um die Proportion the Düsseldorf artist suggested the Wall should be zu verbessern, fasziniert Kippenberger. Sie ist auch ein two inches higher in order to improve its proportions, wichtiger Teil seiner Argumentation im Jahr 1990 anlässlich fascinated Kippenberger. It was an important part of der Diskussion um das künftige Schicksal der Mitte Berlins, in his argument in 1990 when the future fate of the centre der er die Unfähigkeit Deutschlands beklagt, mit historisch of Berlin was being discussed: he lamented the inca- belasteter Architektur umzugehen und dieser nicht den pacity of Germany to handle architecture with historic Martin Kippenberger, Martin Kippenberger, 10 11 Ertragsgebirge, 1985 Georg Herold, Deutschsprachige > p. 119 Gipfel, 1986 aus: Zeichnungen über eine Ausstellung Martin Kippenberger, Georg Herold, Deutschsprachige Gipfel, 1986 from: Zeichnungen über eine Ausstellung

entsprechenden Platz zukommen zu lassen. Er spricht sich connections or accord it appropriate status. He spoke vehement gegen die Verdrängung der Geschichte durch vehemently against the suppression of history by elimi- die Eliminierung ihrer negativ besetzten Monumente aus. nating monuments with negative associations. He liked Es gefällt ihm, Gebäude als Skulptur mit Bedeutung lesen to read buildings as sculpture with meaning. Here he zu können. Hier kann er eine Methode des Denkens und could pursue a method of thinking and working that had Arbeitens weiterführen, die ihn bereits früh in der Malerei interested him early on in painting – mixing abstract and interessiert hat: Abstraktes und Gegenständliches zu ver- representational, allowed different systems to take effect mischen, verschiedene Systeme nebeneinander wirken zu alongside each other – a procedure applied specifically lassen. Ein Verfahren, das bei der Serie der „Ertragsgebirge“ and concentratedly in the Ertragsgebirge (Mountains im Speziellen und konzentriert angewandt wird. of Yield) series.

In dieser Zeit setzt er sich auch stark mit dem bildhauerischen At this time, he took a lively interest in the sculptural Schaffen einiger Kollegen und Freunde auseinander. Eine output of certain colleagues and friends. An exhibition Ausstellung von Günther Förg, Georg Herold, Hubert Kiecol, of Günther Förg, Georg Herold, Hubert Kiecol, Meuser Meuser und Reinhard Mucha in meiner Wiener Galerie 1985 and Reinhard Mucha at my gallery in Vienna in 1985 ist ein Teil davon, vor allem als er, aus Brasilien zurück, den was a manifestation of that, especially when, newly Katalog dieser Ausstellung nochmals zeichnet und unter dem returned from Brazil, he drew up another catalogue Titel Zeichnungen einer Ausstellung veröffentlicht. In diesen of this exhibition and published it as Drawings of an Zeichnungen schafft er eine Synthese zwischen Skulptur Exhibition. In these drawings, he created syntheses und Bild wie zwischen Architektur und Zeichnung und stellt between sculpture and picture and between architec- damit herkömmliche Bedeutungsgeflechte zur Disposition. Ein ture and drawing, thereby putting traditional networks Verfahren, das es ihm ermöglicht, die Skulpturen zu machen, of meaning up for consideration. It was a procedure die im Jahr 1987 an verschiedenen Orten und verschiedenen that in 1987 enabled him to produce sculptures that Variationen unter dem Titel Peter gezeigt werden. Damit were shown as Peter in various places and sundry vervollständigt er in seinem Werk eine Methode, die es ihm variations. Therewith he perfected a method in his work erlaubt, nahtlos zwischen Themen und Medien zu springen. that allowed him to switch easily between themes and Hier wird aus dem eigenwilligen Maler, der für seine Auftritte media. Therewith the idiosyncratic painter who was ge- und verachtet wurde, ein hoch komplexer Künstler, der both regarded and despised for his shows turned into eine neue Welt definiert, sich darin platziert und diese a highly complex artist who defined a new world, took Konstellation zum Modell formt. his place in it and shaped this constellation into a model.

Eine Haltung, die auch dann klar zutage tritt, wenn es It was an attitude that also emerged clearly when it darum geht, sich an den Großen der Vergangenheit zu came to locking horns with the greats of the past. The messen. Der Name Joseph Beuys ist schon gefallen, ein name Joseph Beuys has already been mentioned, an Künstler, an dem in dieser Generation kaum jemand vorbei artist whom none of that generation could really ignore. konnte. Kippenberger misst sich jedoch auch an anderen But Kippenberger looked with interest at others as well, oder lässt Einflüsse anderer in seinem Werk zu. Neben den or accepted the influence of others in his work. Alongside gleichaltrigen, die als Kollegen und Reibebäume dienen, those of his own generation who were colleagues and sind in der direkten Vorgängergeneration inhaltlich für ihn sparring partners, it was artists of the immediate pred- sicher Positionen wie die von Dieter Roth, Marcel Broodthaers, ecessor generation with assured styles such as DIeter Sigmar Polke, Gerhard Richter und Andy Warhol wichtig. Es Roth, Marcel Broodthaers, Sigmar Polke, Gerhard Richter sind die Bücher bei Roth, die Institutionskritik bei Broodthaers, and Andy Warhol that he drew on. What he admired Polkes respektloser Umgang mit Bildern, Richters großer was Roth’s books, Broodthaer’s hostility to institutions, Respekt vor der Malerei als solche und seine Fähigkeit, sie Polke’s disrespectful treatment of pictures, Richter’s great zu einem System auszubauen und bei Warhol das ganze respect for painting as such and his capacity to develop System seiner medienindustriellen Produktion. An anderen it into a system, and in Warhol the whole system of his Martin Kippenberger, Martin Kippenberger, Die Mutter von Joseph Beuys, 1984 Muttergedächtnisstube, 1985 > p. 109 > p. 117

wie Markus Lüpertz oder Walter de Maria interessieren ihn commercial media production. Others such as Markus Attitüden, beim einen die große Öffentlichkeit und der Auftritt, Lüpertz or Walter de Maria interested him for their beim anderen das Gegenteil. Für eine Galerie-Ausstellung attitudes – in one case the great openness and personal in New York besorgt er sich eines der seltenen Portraitfotos style, in the other the opposite. For a gallery exhibition in de Marias und verwendet es für ein Plakat (was in dieser New York, he got hold of one of de Maria’s rare portrait Stadt und in diesem Kontext ohnehin unüblich ist), das photos and used it for a poster (which in that city and in er ausschließlich in seinem Lieblingslokal in der Wohngegend that context was unusual enough in itself), which he put des Künstlers aufhängen lässt. Über die Nervosität einiger up exclusively in his favourite watering hole in the artist’s Beteiligter in Bezug auf die Privatheit des Portraitierten residential area. His amusement at the nervousness of amüsiert er sich mit der Freude eines Kindes. some of those involved, who worried about the privacy of the sitter, was that of a child. Es fällt auf, dass dies alles Künstler sind, die in größeren Systemen denken, die der Korrelation von Kunst und Leben It is noticeable that these artists who think in larger einen besonderen Raum zuordnen, die durchaus unterschied- systems, who allocate particular space to the correlation lich und konträr als Rollenmodelle dienen. Dass Kippenberger of art and life, and who feature as role models act in a unterschiedliche Inhalte, Haltungen und Bedeutungen neben- thoroughly diverse and contrary way. That Kippenberger einander unaufgelöst, aber auch ohne wirklichen Widerspruch could post differing content, attitudes and meanings stehen lassen konnte, wissen wir. Immer wenn sich diese side by side undigested but also without any real unterschiedlichen Haltungen offen zeigten, lieferten sie den incompatibility we already know. Whenever these incom- Stoff für Anekdoten, wie in folgender Begebenheit, die er patible stances showed openly, they provided material damals mit großer Freude preisgab: Bei einer gemeinsamen for anecdotes, as on the following occasion, which he Taxifahrt in Stuttgart konnte er Gerhard Richter erzählen, wie divulged with great delight: sharing a taxi with Gerhard er bei einem lokalen Bordellbesuch einen ganzen Raum voller Richter in Stuttgart, he told Richter how, on a visit to a Werke von Dieter Roth gefunden hätte. Er, Kippenberger, local brothel, he had found a whole room full of works hätte seiner Begeisterung über Roths Tauschhandel Ausdruck by Dieter Roth. He, Kippenberger, had voiced his enthusi- verliehen, was Richter wiederum über die Maßen schockiert asm for Roth’s habit of bartering, which shocked Richter hätte. Rhetorisch war seine Position die von Dieter Roth, to the core. Rhetorically, his position was the same as im tiefsten Inneren hat er wahrscheinlich mehr mit Richter Roth’s, but inwardly he probably sympathised more with sympathisiert. Ein Konflikt der Positionen hat ihn nicht interes- Richter. The conflict in positions did not interest him. siert. Schon beim Erzählen musste er beides gelten lassen, Even as he was telling the story, he had to let both sides um daraus eine neue Haltung entwickeln zu können. be valid, so as to develop a new position from it.

Eines wissen wir: Von diesen Idolen hat er viel gelernt, das One thing we do know. He learnt a lot from these idols – manische Büchermachen und Publizieren (das ihm schon the manic production and publication of books (just as sein Vater vorgelebt hatte) von Roth, das Verständnis für die his father had done before him) from Roth, the under- Malerei als System und das große Umfassen der Materie von standing of painting as a system and large scope of Richter, auch dessen moralische Haltung der Kunst gegenüber, matter from Richter, also his moral attitude towards art, das Funktionieren einer Szene, eines Auftritts sowie die Stilisie- and how staging and personal style work, plus stylisation rung und kollektive Produktionsformen von Warhol, die Insti- and collective production forms from Warhol. The anti- tutionskritik und das tiefe Verständnis von Mechanismen von institutionalism and deep understanding of mechanisms Broodthaers und die Berufung von Beuys. Diesen Künstler came from Broodthaers and the vocation from Beuys. bindet Kippenberger in einem Werk ganz besonders ein. Das The latter artist in particular Kippenberger integrated Bild Die Mutter von Joseph Beuys von 1984, das es in zwei into one of his works. The Mother of Joseph Beuys of Versionen in unterschiedlicher Farbigkeit gibt, wirft Fragen 1984, which exists in two versions in different colorations, auf, wie die der Beziehung zur eigenen Mutter und nach dem poses questions such as his relationship with his own Bedürfnis, das mütterliche Über-Ich mit dem des großen mother and the need to connect his maternal super-ego Martin Kippenberger, Martin Kippenberger, 12 13 Modell Interconti, 1987 Entwurf Verwaltungsgebäude Als Tischplatte ein Gemälde für Müttergenesungswerk von Gerhard Richter in Gütersloh, 1985 > p. 179 > p. 140/141 Martin Kippenberger, Martin Kippenberger, Modell Interconti, 1987 Entwurf Verwaltungsgebäude As table top a painting für Müttergenesungswerk by Gerhard Richter in Gütersloh, 1985 > p. 179 > p. 140/141

Künstlers zusammenzuhängen. Die Mutter oder „Mütter“ with the great artist’s. His mother – or plural “mothers” – im Plural tauchen in dieser Zeit immer wieder in Bildern keep(s) turning up in pictures and the titles of pictures und Bildtiteln auf. Die Rückkehr der toten Mutter mit neuen around this time. The Return of the Dead Mother with Problemen, Muttergedächtnisstube, Mutter in der Woh- New Problems, Mother Remembrance Parlour, Mother in nung = Wirklichkeit – Tote Mutter = Wahrheit, Grüße vom Mütter- the House = Reality – Dead Mother = Truth, Greetings from genesungswerk Massaker und die Gruppe der Skulpturen Mothers’ Recovery Works Massacre and the Mothers’ Müttergenesungswerk, um ein paar Titel zu nennen. Welche Recovery Works group of sculptures, to mention just a Rolle spielt die Mutter in seinem System? In Wirklichkeit war few titles. What was his mother’s role in his system? In sie eine starke Person, die aber hinter dem Vater zurücktrat, reality she was a strong person who retreated behind his dem Sohn gegenüber viel Verständnis zeigte. Sie beginnt father, but showed great understanding of her son. After nach ihrer Scheidung aktiv zu schreiben. Diese Arbeit betreibt the parents divorced, she began to write actively. This sie neben dem Arztberuf, den sie wieder aufnimmt, als die she did alongside her work as a doctor, which she took älteren der fünf Kinder aus dem Haus sind. Sie stirbt, bereits up again once the elder of the five children was out of seit einigen Jahren krebskrank, an einem absurden Unfall. Die the house. She died, already ill with cancer, in a absurd Europaletten, die sie auf der Straße erschlugen, fließen später accident. The europallets that crushed her in the street ins Werk des Sohnes ein.5 Das Erbe, das sie hinterließ, sollte later found their way into the son’s work.5 The legacy she ihm die ersten produktiven Berliner Jahre finanzieren. left him would finance his first productive years in Berlin.

Noch vor den Peter-Skulpturen entstehen mit diesen Paletten- Even before the Peter sculptures, sculptural works came ansammlungen skulpturale Werke, die Architektur und sprach- out of these piles of pallets that combined architecture liche Systeme zusammenbringen und damit für Kippenberger and language systems and therefore opened up new neue Felder eröffnen. Susanne Neuburger verweist im Katalog fields for Kippenberger. In the catalogue to the Nach zur Wiener Ausstellung Nach Kippenberger von 2003 eindeutig Kippenberger exhibition of 2003 in Vienna, Susanne auf den Bezug zur eigenen Mutter hin, ebenso wie auf das Neuburger explicitly draws attention to the references Bedürfnis, gleichsam ein Frauenthema zu behandeln und to his own mother, likewise his need to explore the dabei Themen wie Versorgung, Wunscherfüllung und Verlust subject of women and therewith themes such as care, aufzugreifen.6 Dabei entsteht ein System, denn in diesem wish-fulfilment and loss.6 A system arose out of this, Moment hebt der Künstler sein Werk ganz eindeutig aus because from that moment the artist lifted his work quite der zeitgeistbezogen Perspektive des „wilden Malers“, der er unambiguously out of the zeitgeist-based perspective nie war und wogegen er sich immer gewehrt hatte, und setzt of the “wild painter” that he never was and had always dieses in Zusammenhang mit Positionen, denen es in der rebuffed and put it in the context of positions in art Kunst darum ging, der Welt ein anderes Modell entgegenzu- that involved pitting a different model against the world. setzen. Susanne Neuburger weist auch richtigerweise darauf Susanne Neuburger correctly points out that these hin, dass diese einfachen, readymadehaften Skulpturen noch apparently simple, readymade-style sculptures are more komplexer sind. Über die biografische Anspielung hinaus wird complex. Beyond the biographical allusion, architecture wiederum die Architektur thematisiert, hier als Ordnung und was being thematicised, in this case as order and system System sowie als Metapher einer bestimmten Hierarchie.7 and as a metaphor of a certain hierarchy.7

Mit den fotografischen Studien der Psychobuildings (1988), With the photographic studies of the Psychobuildings an denen er in den folgenden Jahren vor allem in Spanien (1988), which he worked on in the following years, mainly weiterarbeitete und den Peter-Skulpturen (1987) begannen in Spain, and the Peter sculptures (1987), the networks sich die Netze der Ideen und ihre bildnerischen Entsprechungen of ideas and their visual correlates began to take shape. zu formieren. Aus dem bilderhungrigen Maler, als der er wohl The picture-hungry painter, as he no doubt could be in der Frühzeit bezeichnet werden kann, wurde ein Meister der described in the early period, turned into a master of Verbindungen und der umspannenden Systeme. Wie Kunst connections and encompassing systems. The way art funktioniert, war für ihn ein Synonym für das Funktionieren works was for him synonymous with the way society der Gesellschaft. Daher hatte die Kunst logischerweise den functions. Art therefore could logically claim to shape Anspruch, die Gesellschaft zu formen. So kam es wiederum society. That in turn led to his ambition to shape social zu seinem Anspruch, soziale Prozesse zu gestalten. Damit processes. He was not of course the first to do this. war er sicher nicht der Erste, Beuys, unter anderem, hatte Beuys for example had already done it before him, but es ihm schon vorgemacht, aber seine Haltung entsprach his [Kippenberger’s] attitude reflected his own genera- viel mehr seiner Generation als jene des „Schamanen“ vor tion much more than the “shamans” before him. He ihm, er hat die ganze Thematik neu aufgerollt und weder im reopened the whole subject and explored it neither in the Rahmen der Paradigmen der Moderne noch im Mainstream frame of modernist paradigms nor in the postmodernist der Postmoderne behandelt, wie Martin Prinzhorn schlüssig in mainstream, as Martin Prinzhorn conclusively explains seinem Text Jenseits der Diskursanalyse: Der Kurator Martin in Jenseits der Diskursanalyse: Der Kurator Martin Kippenberger zur Wiener Ausstellung Tiefes Kehlchen 1991 Kippenberger in connection with the Tiefes Kehlchen erläutern konnte.8 Dieses Vorgehen öffnete sein Handlungsfeld (Deep Throat) exhibition in Vienna in 1991.8 This pro- und überstieg die meisten – auch heute noch kursierenden – cedure opened up his field of action and transcended Vorstellungen dessen, wozu Kunst in der Lage ist und was most notions – even those still current – of what art is ein Künstler zu leisten vermag. Diese Bestimmungsmacht capable of and what an artist can achieve. To expand the des Künstlers auszuweiten und immer neu zu definieren, war artist’s power of determination and constantly redefine ihm ein besonderes Anliegen. Sie wurde zum Ausgangspunkt it was no doubt a special concern of his. It became the seiner Neugestaltungen und Korrekturen der vorhandenen starting point of his reshapings and corrections of the Welt. Am Anfang waren es die Galerien und seine direkten existing world. At the start it involved the galleries and Partner wie Editionen und Verlage – alle wurden sie ins his direct partners such as editors and publishers – „System Kippenberger“ integriert, und dieses System musste they were all integrated into the “Kippenberger System”, sich beharrlich ausweiten und zu einem universalen Netz and this system had to be steadfastly expanded into werden. Die Wirtshäuser, Bars und Restaurants, die seine a universal network. I have already mentioned the pubs, Stützpunkte und Hauptquartiere wurden, habe ich schon bars and restaurants that became his bases and head- erwähnt. Das System weitete sich jedoch bis hin zum Museum quarters. However, the system expanded to embrace of Modern Art Syros und dem METRO-Net aus, als ein the Museum of Modern Art Syros and METRO-Net as a System der Menschen, die verbunden wurden, für die Martin system of people who were connected and for whom Kippenberger Positionen, Funktionen und Aufgaben vorge- Martin Kippenberger had provided positions, functions sehen hatte. Es war ein System des Austausches, wie Albert and duties. It was a system of exchanges, as einmal treffend bemerkte,9 und ein System der Orte. Oehlen once aptly remarked 9, and a system of places.

Drei dieser Konstellationen möchte ich in der Folge und zum In conclusion, I should like below to examine and have a Abschluss noch genauer betrachten, da sie in exemplarischer closer look at three of these constellations, as they can Form zeigen können, wie er Orte interpretierte, für seine show in exemplary form how he interpreted places, used Zwecke nützte und weiterentwickelte, sei es realiter und/ them for his own purposes and further developed them, oder in fiktiven Anordnungen. Dabei handelt es sich um das whether in reality and/or in imaginary arrangements. „Café Alt Wien“ in der Bäckerstraße im ersten Wiener Bezirk, The places concerned are the “Café Alt Wien” in Bäcker- das Museum of Modern Art Syros und das Metro-Net. In Wien strasse, Vienna 1, the Museum of Modern Art Syros, in dienten Martin Kippenberger über die Jahre verschiedene Greece, and Metro-Net. In Vienna, Kippenberger made Lokale als Stützpunkte, allen voran in den ersten Jahren das use of various watering holes as bases. In the first years, „Oswald und Kalb“. Kurt Kalb, der legendäre Kunsthändler, it was mainly the “Oswald & Kalb”. Legendary art dealer der vor allem der Gruppe um die Wiener Aktionisten zugetan Kurt Kalb, who was mainly attached to the group around war und sie in den frühen Jahren immer wieder unterstützte, the Viennese Actionists and frequently supported them in eröffnete Ende der 1970er Jahre ein Lokal in der Wiener the early years, opened a lokal in Vienna’s Bäckerstrasse Bäckerstraße. Als Vorbilder können die Lokale seiner at the end of the 1970s, no doubt following the lead of ursprünglich Wiener Freunde Oswald Wiener und Michel the lokale run by his former Viennese friends Oswald Martin Kippenberger, Peter Pakesch 14 15 METRO-Net U-Bahn-Eingang, 1993 Kthma Canné Hrousa, Syros, Griechenland Martin Kippenberger, METRO-Net Subway Entrance, 1993 Kthma Canné Hrousa, Syros, Greece Café Alt Wien, Überdrucktes Plakat Wien für das Café Alt Wien, Wien, 1987 Café Alt Wien, Vienna Overprinted Poster at Café Alt Wien, Vienna, 1987

Würthle in Berlin, das „Exil“ und die „Paris Bar“ gelten. Kalbs Wiener and Michel Würthle in Berlin, the “Exil” and the Lokal wurde von der Eröffnung weg zu einem Brennpunkt “Paris Bar”. Kalb’s place was probably a focal point for der Wiener Künstler- und Politikerszene. Es wurde auch zu artists and politicians from the day it opened. It also einem Zentrum der stürmischen Erneuerung des Nachtlebens became one of the key venues in the dramatic revival in der Wiener Innenstadt Anfang der 1980er Jahre, die wie- of nightlife in the inner city of Vienna in the early 1980s, derum für die jüngere Künstler- und Galerienszene von großer which was again of great importance for the young Bedeutung war. Gegen Ende dieser Dekade verloren Kurt artist/gallery scene. However, towards the end of the Kalb und seine Frau Evelyne Oswald zunehmend das Interesse decade, Kurt Kalb and his wife Evelyne Oswald increas- daran, das Lokal selbst weiterzuführen. Sie scheiterten an ingly lost interest in carrying on with the lokal. They der Konstellation, selbst Wirt und die besten eigenen Gäste ran aground on the problem of being the landlords and zu sein. Martin Kippen berger befreundete sich anlässlich their own best guests. During his first group exhibition seiner ersten Gruppen ausstellung in Wien umgehend mit in Vienna, Kippenberger immediately made friends with Kurt Kalb.10 Eine Empfehlung von Michel Würthle trug dazu Kurt Kalb.10 A recommendation from Michel Würthle bei, dass Kalb für Kippenberger und die anderen Künstler helped to persuade Kalb to work out a generous, almost und deren Anhang ein fast einwöchiges großzügiges Begleit- week-long accompanied tour of the local scene for Kip- programm quer durch die Wiener Lokalszene ausarbeitete. penberger and the other artists and their appendages. Als Kippenberger dann für seine darauf folgende Einzelaus- When Kippenberger spent a lengthy time in Vienna for stellung 1984 und in der Folge 1985 längere Zeit in Wien his next exhibition in 1984 and subsequently 1985, he set verbrachte, eröffnete er im „Oswald und Kalb“ sein Haupt- up base at “Oswald & Kalb”. He came to an arrangement quartier. Mit Kalb arrangierte er sich: Für ein Kunstwerk with Kalb, getting free meals every evening in exchange erhielt er im Tausch einen Freitisch und war dann jeden for a work of art, and so he was there every evening. By Abend dort zu sehen. Bereits in dieser Zeit war das „Café then, the “Café Alt Wien” on the other side of the street, Alt Wien“, das auf der anderen Straßenseite lag und damals which had been taken over by Kalb’s brother-in-law Rudi von Kalbs Schwager Rudi Oswald übernommen wurde, ein Oswald, had already become another important pole in weiterer wichtiger Pol in Kippenbergers Wiener Universum. Kippenberger’s Viennese universe. Whereas “Oswald & War das „Oswald und Kalb“ das Speiselokal, das sich für Kalb” was the “diner” but not really suitable for a larger eine größere Öffentlichkeit weniger eignete, so konnten große public, major events were simpler to put on any time at Auftritte im „Alt Wien“ jederzeit einfach realisiert werden. the “Alt Wien”. A further point was that the new landlord Hinzu kam, dass der neue Wirt großes Interesse an der damit was very keen on the publicity that this brought. It was verbundenen Publicity hatte. Hier zelebrierte Kippenberger here for example that, at the end of a marathon series beim Veran staltungsmarathon anlässlich der Finnissage of events and the conclusion of his solo show,11 also seiner Einzelausstellung 11 und der Vernissage der Ausstellung the varnishing day of Albert Oehlen’s exhibition,12 Kip- Albert Oehlens 12 zum Beispiel die Siegerehrung zum penberger celebrated the presentation ceremony of the „Ersten Wiener Fiakerrennen“. Zu Anfang der 1990er Jahre “First Viennese Horse Cab Races” (Fiakerrennen). At the war dann das „Alt Wien“ die erste Adresse für die Szene. beginning of the 1990s, the “Alt Wien” then became the Es entsprach mehr dem Stil und Geist der Zeit als das top venue for the scene. It suited the style and spirit of „Oswald und Kalb“. Das mondäne Speiselokal hatte sich the time better than “Oswald & Kalb”. The sophisticated überlebt, die informelle Kneipe als allgemeiner Umschlagplatz eatery had passed its sell-by date. As a general rendez- war wieder mehr gefragt. vous, the informal bar was once again the place to be.

Zwei Transformationen, die Kippenberger an diesem Ort in Two transformations that Kippenberger subsequently der Folge vornahm, erscheinen mir bemerkenswert. Beide undertook at this place seem to me noteworthy. Both hatten damit zu tun, dass das „Alt Wien“ mehr als manche had to do with the fact that the “Alt Wien” more than andere Wiener Kaffeehäuser – vor allem ist da das legendäre many another Viennese café – and here the legendary „Café Havelka“ zu nennen – mit aktuellen Ausstellungs- und “Café Havelka” should be mentioned – was decorated Theaterplakaten austapeziert war. Da traf einiges zusammen. with posters of current exhibitions and theatre shows. Paris Bar, Berlin Oswald & Kalb, 16 17 (Im Vordergrund Wien eine Laterne von Oswald & Kalb, Martin Kippenberger) Vienna Paris Bar, Berlin (in the front a lantern by Martin Kippenberger)

Kippenberger hatte ein besonderes Verhältnis zu Plakaten, It was a lucky set of circumstances for Kippenberger, das Plakat, vor allem das Künstlerplakat, hatte in der Stadt since he had a particular affinity with posters, and immer einen ganz besonderen Stellenwert, was sicher zur posters – especially art posters – had always enjoyed noch intensiveren Zuwendung Martin Kippenbergers zu special status in the city, which no doubt accounted for diesem Medium beitrug. Die größte Wand der Stadt für solche Kippenberger’s even greater interest in the medium. The Plakate fand sich in dem von ihm erwählten Lokal. Als er largest wall in the city for posters of this kind happened 1987 seine letzte Galerieausstellung in Wien hatte und diese to be in the café he had alighted on. When he had his parallel mit einer Ausstellung des Wiener Künstlers Otto Zitko last gallery exhibition in Vienna in 1987, which took place stattfand, war sein Plakatbeitrag, alle Plakate im „Alt Wien“ in parallel to an exhibition of Viennese artist Otto Zitko, abmontieren zu lassen und diese mit dem Ankündigungstext Kippenberger’s poster contribution was to have all the für Otto Zitko überdrucken zu lassen. Das geschah über Nacht posters in the “Alt Wien” taken down and get them over- und am nächsten Abend hingen alle Plakate wieder, nur um printed with an announcement of Otto Zitko’s show. That einige Information bereichert. Zwei Jahre darauf gab es eine happened overnight, and on the next day all the posters Ausstellung des Grazer Kunstvereins zum Künstlerplakat in were back in place, with a little extra text added. Two Österreich der letzten Jahre. Dazu wurden auch einige inter- years later, there was an exhibition at the Kunstverein in nationale Künstler eingeladen, Großplakate für den öffentlichen Graz on Austrian artist posters of recent years. A number Raum zu machen. Dafür ließ Kippenberger eine Gruppe of international artists were invited to make large posters ausgewählter Plakate im „Alt Wien“ aufhängen und davon for the public room. Kippenberger got a selected group ein Foto machen. Diese Aufnahme zierte dann als Großplakat of posters put up in the “Alt Wien” and took a photo of viele Werbeflächen der Stadt Graz. Beides Eingriffe, die den them. This photo then adorned numerous billboards in öffentlichen und privaten Raum vermischen, die verschiedene Graz in large-poster format. Both interventions – mixing Formen von Öffentlichkeit gegeneinander ausspielen, die viel of public and private space, and playing off different über Kippenbergers Umgang mit den Räumen der Kunst und forms of public against each other – tell us a lot about der Öffentlichkeit aussagen: Sie wurden für ihn verschiebbar. Kippenberger’s handling of art space and public space: Das hat natürlich auch damit zu tun, dass sein persönlicher they were movable fixtures. Of course, this also had to Umgang mit privater und öffentlicher Sphäre insofern neue do with the fact that his personal treatment of private Dimensionen absteckte, als er mit seiner Lebensführung den and public spheres shifted the boundaries – his lifestyle Rückzug in private Sphären gänzlich negierte und mit seiner wholly negated the retreat into private spheres. Being ständigen Bindung zu den Orten des Geschehens immer constantly bound to the places of events, his sphere was öffentlich war. always public.

Nachdem die Kunst in solchen Fragestellungen ohnehin Once art has adopted a wholly autonomous position eine ganz eigene Position einnimmt ist der nächste Schritt in such issues, the next step is the museum, which das Museum, das absolut öffentlich ist, ohne dass es die is absolutely public without the public noticing it, and Öffentlichkeit merkt, und die Metro, die global ist, obwohl the Metro, which is global although it only takes place sie nur lokal stattfindet. Für die Kykladeninsel Syros, wo locally. On the island of Syros in the Cyclades, where er immer wieder viel Zeit bei seinen Freunden Michel und Kippenberger repeatedly spent a lot of time with his Katerina Würthle verbringt, entdeckt Kippenberger ein Gebäude, friends Michel and Katerina Würthle, he discovered a ein „Psychobuilding“, in dem er das perfekte Museum moderner building – a “psychobuilding” – which he considered was Kunst erblickt. Ein Relikt aus einem größeren Projekt, ein perfect as a museum of modern art. It was the remains Betonskelett, eine moderne Basilika. Sie wird zum Museum of a larger project, a concrete skeleton, a modern basilica. of Modern Art Syros (MOMAS) deklariert und Künstlerfreunde It was declared to be the Museum of Modern Art Syros werden nach Syros eingeladen, um Projekte zu machen, (MOMAS), and artist friends were invited to Syros to do die sich über die ganze Insel erstrecken. Sie bleiben zumeist projects that would be scattered over the whole island. ephemer und bilden wiederum ein Netz, das die Insel mit The works were mostly ephemeral, but again formed der Welt verbindet. Auf der Insel selbst merkt kaum jemand a network that linked the island with the whole world. Museum of Modern Art Syros (MOMAS)

etwas davon, die Welt hingegen soll dies zur Gänze wahrneh- On the island itself, you hardly noticed any of it, but the men, auch wenn die wenigen Relikte, die es je vor Ort gab, world was supposed to take note of it in its entirety, even bereits verschwunden sind. In diesem Sinn wird dann auch though now the few remains that there ever were on the das weltweite U-Bahn Netz, das METRO-Net verlegt. Seine spot have already vanished. The METRO-Net world-wide Orte sind keine Metropolen und die Stationen, obwohl Teil subway network was installed on the same principle. Its eines globalen Netzes, bleiben eigenartig lokal. Diese globale places were not metropolises, and the stations, although U-Bahn handelt mehr von Haltung und dem Umgang mit part of a global network, remained strangely local. This all den Verbindungen als vom Fassen einer Gesamtheit und global subway was more about attitude and handling all der Ordnung, der sie unterworfen ist. the connections than taking hold of a totality and the order it was subject to. Peter Pakesch 18 19

Anmerkungen Notes 1 Susanne Kippenberger: Kippenberger. Der Künstler und seine Familien. 1 Susanne Kippenberger: Kippenberger. Der Künstler und seine Familien. Berlin Verlag 2007. Berlin Verlag 2007. 2 Klaus Staeck wuchs in Bitterfeld auf und siedelte 1956 mit 18 Jahren nach 2 Klaus Staeck grew up in Bitterfeld, moving to Heidelberg in 1956 when Heidelberg um und studierte dort Jura. Zur Kunst kam er als Autodidakt. he was 18 to study law. As an artist he was self-taught. Today his work Heute umfasst sein Werk ca. 300 Plakate und zahlreiche Fotos, die in über comprises about 300 posters and numerous photos, which have been 3.000 Ausstellungen präsentiert wurden. Bekannt wurde Staeck Anfang der shown at over 3,000 exhibitions. Staeck became known in the early 1970s 1970er Jahre durch seine satirische Auseinandersetzung mit der Politik. as a result of his satirical involvement with politics. 3 Vom Leiter der NSDAP-Parteikanzlei, Martin Bormann, hielt sich lange das 3 It was long rumoured that Martin Bormann, head of the Party Gerücht, er sei mit Kriegsende nach Südamerika entkommen und dort unter- Chancellery of the NSDAP, had escaped to South America at the end getaucht. of the war and disappeared. 4 Eva Meyer Hermann: After Kippenberger. In: Nach Kippenberger. Ausst. Kat. 4 Eva Meyer Hermann: After Kippenberger. In: Nach Kippenberger. Exhib. Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien 2004, S. 98. Cat. Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig, Vienna 2004, p. 98. 5 „Zwischendurch bekam er durch die Tatsache, dass seine Mutter den Schritt 5 “Meantime he got from the fact that his mother had made the move von lebendiger Mutter in tote Mutter machte, (ein LKW, der überladen mit Euro- from a living mother into a dead mother, (a lorry overladen with euro- Paletten war, ging zu schnell in die Kurve und verlor dabei Teile des geladenen pallets had gone into a bend too fast and shed part of its load in the Gutes, das den Tod meiner Mutter verursachte) (so musste meine Mutter nicht process, which caused the death of my mother)(so at least my mother did an dem schwerleidenden Krebs sterben). Sie hinterließ ihm um die 750.000 not have to die from the agonies of cancer). She left him around 750,000 DM. Anhand der 750.000 DM konnte er sich nochmal genau vergewissern, dass marks. With the 750,000 marks, he could make very sure once again that das Geld nicht in der Lage war, länger als vier Jahre zu reichen, noch ihm einen the money was not in a position to last more than four years and provide Funken gehobenen Mittelmaßes vermitteln zu können. Dafür aber konnte ihm him with a spark of superior mediocrity. But the lovely old dosh proved das liebe Geld auf ein neues beweisen, dass die Vermutung der Mutter stimmte, once again that his mother’s expectation was quite right – her dear boy dass der liebe Junge nicht mit Geld umgehen kann.“ Martin Kippenberger: was quite incapable of managing money.” Martin Kippenberger: Café Café Central. Skizze zum Entwurf einer Romanfigur. Hamburg 1987, S. 47. Central. Skizze zum Entwurf einer Romanfigur. Hamburg 1987, p. 47. 6 Die Müttergenesungswerke stellte Kippenberger erstmals 1985 in der Galerie 6 Kippenberger first exhibited Müttergenesungswerke (Mothers’ Recovery Heinrich Ehrhard in Frankfurt – Acht Ertragsgebirge und drei Entwürfe für Works) in 1985 at the Galerie Heinrich Ehrhard in Frankfurt – Acht Müttergenesungswerke – aus. Mit der Einladungskarte – ein historisches Foto, Ertragsgebirge und drei Entwürfe für Müttergenesungswerke (Eight das stillende Gefängnisaufseherinnen zeigt und mit „In der Muttermilchzentrale“ Ertragsgebirge and Three Studies for Müttergenesungswerke). With the überschrieben ist und von Kippenberger mit den Ertragsgebirgen übermalt invitation card – a historical photo showing prison wardresses who are wurde – schuf Kippenberger ein komplexes, quasi ökonomisches Bezugssystem, breast-feeding, written over with “Mother Milk Centre” and painted over das ebenso bizarre Momente weiblicher Geschichte aufgriff wie es Wunscherfül- by Kippenberger with his Ertragsgebirge – he created a complex, almost lung und Verlust thematisierte. brand-like system of references, which spotlighted both various bizarre aspects of women’s history and themes such as wish-fulfilment and loss. 7 Über den persönlichen Bezug Kippenbergers zu seiner Mutter hinaus sind die Arbeiten mit Paletten ebenso ein Kommentar zur „Logik der Skulptur“ als 7 Apart from Kippenberger’s personal reference to his mother, the works „Warenfetisch“ (Benjamin Buchloh) wie ein Nachdenken über Architektur bzw. with pallets are both a commentary on the “logic of sculpture” as “goods Modelle von Gebäuden, die vorgeben, sozialen Zwecken zu dienen. Darüber fetish” (Benjamin Buchloh) and a reflection on architecture or models of hinaus wird die Palette Element eines Baukastenprinzips, das sich aneinan- buildings that profess to serve social ends. Over and above that, pallets derreihen bzw. stapeln lässt. Bausysteme bzw. Module, die von Plattenbau bis become elements of a modular system that can be put in rows or stacked zu Kinderbaukästen reichen, sind offene Systeme, die nicht nur erweiter- und up. Building kits or modules, which range from prefabricated buildings ausbaubar sind, sondern auch gleich die richtige Ideologie mitliefern. Die Palette, to children’s building kits, are open systems that are not only capable of die im Transportwesen die Funktion von Stütze und Unterbau hat, nun aber extension but also immediately supply the correct ideology. In the trans- in neuer Zusammensetzung selbst auf einem Sockel steht, ist ein in Preis und port industry, pallets have usually acted as supports and substructures, Maßen genormtes Produkt aus Holz, eine stabile Konstruktion voller Zwischen- but in recent practice they now themselves stand on plinths. They are of räume, die Assoziationen an Leichtbauweisen mit offenen Strukturen zulässt. course products of wood standardised in price and dimensions, a stable Tatsächlich erinnern die Arbeiten an luftige Pavillons, wie sie als freistehende design full of gaps that permit associations with lightweight construction Bauwerke in Garten- und Parkanlagen vorkommen und oft – wie bei Schulen with open structures. The works really do evoke airy pavilions like the oder Krankenhäusern – als kleine Nebenbauten einem Hauptbau mit zentralen detached structures found in parks and open spaces and often – as Einrichtungen zugeordnet sind. in schools or hospitals – as small ancillary buildings organisationally attached to a main building with central facilities. 8 „Neben der Malerei entwickelt Kippenberger aber bald eine neue Richtung, in der prinzipiell jedes Medium Platz hat und in die letztendlich auch die Ölbilder 8 “Along with painting, Kippenberger soon developed a new direction eingehen. Dieser Schritt scheint auf den ersten Blick mit der Logik der Kunst des in which every medium had a place in principle and in which the oil offenen Diskurses ident. Der entscheidende Unterschied liegt aber im Prozess paintings ultimately also belonged. This step seems prima facie identical der Inkorporation – dem, was in Theorien der Postmoderne als parasitäre to the logic of open discourse art. However, the crucial difference lies Handlung bezeichnet wird – und in einer Definition des Quellenbereiches für in the process of incorporation – what is described in postmodernist diese Inkorporation, die von Kippenberger gemacht wird. Während in der Kunst theory as parasite action – and in the definition of the source area for des offenen Diskurses die Inkorporation eine Strategie zur Dekonstruktion this incorporation that Kippenberger effects. Whereas in open discourse von Grenzen zwischen Kunst und außerkünstlerischen Bereichen ist, negiert art incorporation is a strategy of deconstruction of boundaries between Kippenberger diesen Schritt von Anbeginn, indem er ein fertiges Ergebnis der art and non-art areas, Kippenberger negates this step from the first by postmodernen Inkorporation als Kunst scheinbar inkorporiert. Während also im apparently incorporating a completed result of postmodernist incorpora- ersten Fall Kunst ein arbiträres Derivat im postmodernen Universum ist und ihr tion as art. Thus, while in the former case art is an arbitrary derivative definierendes Moment gerade in der vorgegeben Unterschiedlichkeit innerhalb in the postmodernist universe and its defining element lies in the given dieses Universums liegt, thematisiert Kippenberger das, was er als Kunst fertig variability within this universe, Kippenberger thematicises what he finds vorfindet. Man kann sagen, er erzählt die Kunst der verschwundenen Narration, readymade as art. You could say he narrates the art of the vanished nar- ohne einen Moment lang daran zu glauben, da der Stoff, aus dem sie gemacht, ration without believing in it for a moment, since the material it is made of ihr schon völlig widerspricht. Exemplarische Beispiele dafür sind seine Peter totally contradicts it. Characteristic examples of this are his Peter exhibi- -Ausstellungen, in denen er die Kunst von Günther Förg, Reinhard Mucha oder tions, where he thematicises the work of Günther Förg, Reinhard Mucha Jeff Koons thematisiert, aber eben als künstlerisches Ganzes und nicht deren or Jeff Koons, but as an artistic whole and not following the internal logic interner Entstehungslogik folgend. Die Präsentation dieser Ausstellungen ist of their genesis. The presentation of these exhibitions is very important: sehr wichtig: Die Skulpturen werden nicht in einer Raumsituation als eigene the sculptures are not exhibited as his own works in a room situation Werke gezeigt, die mit Kunst vollgeräumte Fläche vermittelt den Eindruck der where stuffing the room full to the brim produces the effect of ‘pure’ „reinen“ Kunst, die aus jeglichem Kontext gelöst ist. Diese Ausstellungen haben art stripped of any context. These exhibitions have the same theoretical denselben theoretischen Stellenwert wie seine Grazer Ausstellung Broken Neon, status as his Graz exhibition Broken Neon, where he did not exhibit any in der er allerdings keine eigenen Kunstwerke mehr ausstellt, sondern seine of his own works but equated his art production with curating works of Kunstproduktion konsequenterweise mit dem Kuratieren von Werken anderer other artists. The difference between modernism and postmodernism is Künstler gleichsetzt. Der Unterschied zwischen Moderne und Postmoderne wird often described as modernist citations of non-artistic reality compared oft mit dem modernen Zitieren außerkünstlerischer Realität gegenüber dem with the postmodernist incorporation of these. Kippenberger curated the postmodernen Inkorporieren derselben beschrieben. Kippenberger kuratiert die artistic reality of postmodernism. In contrast to citation, this carries the künstlerische Realität der Postmoderne. Dies trägt im Unterschied zum Zitieren affirmative feature of postmodernist strategy within but is distinct from den affirmativen Zug der postmodernen Strategie in sich, unterscheidet sich postmodernism in the conscious use of an external referent, i.e. art itself, aber von dieser durch die bewusste Verwendung eines externen Referenten, der which in turn facilitates typical modernist thinking about art. Strategies of Kunst selbst, was wiederum das typisch modernistische Nachdenken über Kunst a theory with no superstructure are provided with one – an embrace that ermöglicht. Strategien einer überbaulosen Theorie werden mit eben diesem is fatal.” versehen – eine Umarmung, die tödlich ist.“ Martin Prinzhorn: Jenseits der Diskursanalyse: Der Kurator Martin Martin Prinzhorn: Jenseits der Diskursanalyse: Der Kurator Martin Kippenberger. Kippenberger. In: Topographie – sachdienliche Hinweise – Martin In: Topographie – sachdienliche Hinweise – Martin Kippenberger. Wiener Kippenberger. Wiener Festwochen 1991. Festwochen 1991. 9 “At the same time, he was magnanimous. Dealing in values and ideas 9 „Gleichzeitig war er großzügig. Das Verschieben von Werten und Ideen war was important to him, not possession. He wanted to see the whole opera- ihm wichtig, nicht das Besitzen. Er wollte den ganzen Betrieb in Bewegung tion in motion.” Albert Oehlen in: 2. Martin Kippenberger. Museum für sehen.“ Albert Oehlen in: 2. Martin Kippenberger. Museum für Neue Kunst, ZKM Neue Kunst, ZKM Karlsruhe. Karlsruhe. “‘All the supposed hanging around in cafés, that was all about Any „‚Das vermeintliche Herumhängen in Cafés, das war Austausch, Austausch, Aus- news? Any news? Any news?’, says dealer and executor Gisela Capitain. tausch‘, sagt Gisela Capitain, Galeristin und Nachlassverwalterin. Als ‚Spiderman‘ As ‘Spiderman’ he spun webs, day and night and everywhere. ‘Martin hat er überall Netze gesponnen, Tag und Nacht und überall, ‚Martin war immer was always on duty’: Wahrheit ist Arbeit (the title of an exhibition at the im Dienst‘: Wahrheit ist Arbeit (der Titel einer Ausstellung 1984 im Folkwang Folkwang Museum in Essen. – author’s note) He crossed this boundary Museum Essen, Anm. des Autors). Auch diese Grenze hat er überschritten, die between art and life. ‘It provides me with support in general and always Grenze zwischen Leben und Kunst. ‚Mich gibt es halt insgesamt und immer sehr very unambiguously as a living vehicle.’” Susanne Kippenberger: Wer war eindeutig als lebendes Vehikel.‘“ Susanne Kippenberger: Wer war eigentlich mein eigentlich mein Bruder?, ibid. Bruder?, ibid. 10 Schwerter zu Zapfhähnen – Werner Büttner, Martin Kippenberger, Albert 10 Schwerter zu Zapfhähnen – Werner Büttner, Martin Kippenberger, Oehlen und Markus Oehlen, Galerie Peter Pakesch, Wien 1983. Albert Oehlen und Markus Oehlen, Galerie Peter Pakesch, Vienna 1983. 11 Martin Kippenberger: Schock aus heißt das Spiel, Galerie Peter Pakesch, 11 Martin Kippenberger: Schock aus heißt das Spiel, Galerie Peter Wien 1984. Pakesch, Vienna 1984.

12 Albert Oehlen: Farbenlehre/My Mother was a Friend of the Enemy of the 12 Albert Oehlen: Farbenlehre/My Mother was a Friend of the Enemy of people, Galerie Peter Pakesch, Wien 1984. the people, Galerie Peter Pakesch, Vienna 1984. Peter Pakesch 20 21 Absolut kalkuliertes Risiko, dass etwas daneben gehen kann Daniel Baumann, Peter Pakesch und Martin Prinzhorn im Gespräch The Absolutely Calculated Risk That Something Can Go Wrong Daniel Baumann, Peter Pakesch and Martin Prinzhorn in Conversation Baumann, Pakesch, Prinzhorn 22 23

Daniel Baumann Ihr gehört beide zu denen, die früh mit Daniel Baumann The two of you are among those who Kippenberger zu tun hatten und verschiedene Etappen der had dealings with Kippenberger early on and were able Rezeption seines Werks und seiner Person mitverfolgen to follow at first hand the various phases of his career, his konnten. Gleichzeitig habt ihr die Rezeption auch maßgeblich reputation and his work. In fact, you were quite involved geprägt. Mich interessiert, welchen Blick ihr heute auf diesen in his career and his reputation. What interests me is how Prozess habt. Aber beginnen wir mit dem Anfang, der ersten you now view that process. But let’s begin at the beginning, Begegnung. with the first encounter.

Peter Pakesch Was einen nicht gleichgültig gelassen hat, war, Peter Pakesch What you couldn’t ignore was how deftly wie er sehr geschickt sich selbst thematisierte, respektive he made himself the subject of conversation, or rather wie er die eigene Situation zur allgemeinen Situation machte. how he turned his own situation into the general Ohne dass ich dies von Beginn weg entdeckt hätte, war situation. I didn’t discover that right away, but it was es für mich insofern bedeutend, als ich damals noch unter significant for me in that, at the time, I was still rather einem ziemlichen Dieter-Roth-Eindruck gestanden bin, der beguiled by Dieter Roth, fascinated by how Roth could Faszination, wie Roth aus allem sofort einen Kunstkontext immediately make an art context out of anything. That aufgezogen hat. Das war auch ein zentraler Aspekt von was also a key aspect of Kippenberger’s procedure, Kippenbergers Vorgehen, wobei dieses mir zeitgemäßer though in his case it seemed more up-to-date and closer erschien, mir näher stand. Zudem auch mit weniger Senti- to my way of thinking. And carried less sentimental mentalitäten beladen, weil er direkter agierte. Er hat sich baggage with it as well, because he acted more directly. auch insofern von vielen anderen unterschieden, als er die He was also different from many others in that he saw Themen breiter gesehen hat und als Teil eines gesamten themes more broadly and as part of a total system. Systems. Das hat ihn vom Großteil der damaligen Maler That in particular distinguished him from the majority unterschieden. of painters of the time.

Daniel Baumann Was meinst du mit „gesamtes System“? Daniel Baumann What do you mean by a “total system”?

Peter Pakesch Er hat seine eigene Umgebung immer mit- Peter Pakesch He always brought his own surroundings gedacht, hat sich jedoch – zumindest anfangs – nicht in into it, but – to start with, at any rate – he didn’t see der ersten Reihe gesehen. Es gab zum Beispiel die Episode, himself in the first rank. There was for example the time wo Max Hetzler, sein Galerist, recht krank war und Martin when Max Hetzler, his gallery owner, was very ill and dann die Phantasie hatte, dass er vielleicht die Galerie Martin then had the idea that he might, or ought to or übernehmen könnte oder müsste oder sollte. Er hatte ein should, take over the gallery. He always had an ongoing ständig laufendes strategisches Denken mit dabei, gerade strategic framework in his mind, particularly as far as was die Kunst der anderen betraf. Womit wir auch beim the art of others was concerned. Which brings us to the Thema der Ausstellung Modell Martin Kippenberger sind, subject of the exhibition, the Martin Kippenberger Model, also die Vorstellung des Künstlers als Organisator der Welt, i.e. the notion of the artist as an organiser of the world, als Veränderer und Verbesserer. Das heißt, Kippenberger a mover and improver. I.e. Kippenberger wanted to influ- wollte eben auf alles Einfluss nehmen und seinen Senf dazu ence everything and get his three ha’porth in, but he geben, hatte aber auch einen guten Überblick. Erstmals habe did have a good grasp of the whole thing. I first met him ich ihn 1982 in Basel, in der Kunsthalle bei der Eröffnung at the Kunsthalle in Basle in 1982, at the opening of the der Ausstellung 12 Künstler aus Deutschland getroffen, 12 Artists from Germany exhibition. He was not one of the wo er jedoch nicht dabei war, aber ziemlich geschickt und twelve, but he rather cleverly and pushily took over the penetrant das Ereignis zu seinem gemacht hat. Wie er auch event. Just as he was not an exhibitor at my exhibition nicht kurz davor bei meiner Ausstellung deutscher Malerei of German painting shortly before, I had Dokupil, Markus dabei gewesen ist, sondern Dokupil, Markus Oehlen, Albert Oehlen, Albert Oehlen … Martin then turned up in Oehlen … Martin tauchte dann in Wien auf und wollte gleich Vienna and immediately wanted to reorganise my gallery meine Galerietätigkeit reorganisieren, neu erfinden, wie er business, and reinvent it, just as he was forever on the an allem permanent kritisch und korrigierend dran war. spot criticising and correcting everything.

Daniel Baumann Kannst du etwas zur Ausstellung sagen, die Daniel Baumann Could you say something about the Kippenberger 1985 in deiner Galerie in Wien organisierte? exhibition that Kippenberger organised in your gallery in Vienna in 1985? Peter Pakesch Im programmatischen Denken für die Galerien und als großer Galeriepolitiker war es ihm ein Anliegen, Peter Pakesch In the programmatic thinking for the gal- eine Skulpturen-Ausstellung zu kuratieren mit Reinhard leries and as a great gallery politician, he was very keen Mucha, Günther Förg, Meuser, Hubert Kiecol und Georg to curate a sculptural exhibition with Reinhard Mucha, Herold. Katalog und Ausstellung dazu verarbeitete er noch- Günther Förg, Meuser, Hubert Kiecol and Georg Herold. mals 1986 in seinem Künstlerbuch Martin Kippenberger. In 1986, he worked up the catalogue of that and the exhi- Zeichnungen über eine Ausstellung. Zuvor hatte er bei mir bition into a book of drawings about the exhibition called bereits eine Serie seiner Bilder 1984 in Schock aus heißt das Martin Kippenberger. Zeichnungen über eine Ausstellung. Spiel gezeigt, sie waren alle bei Martin Prinzhorn auf dem Previously he had already shown me a series of his pic- Land entstanden. Dazu erschien des Buch Sind die Discos tures in Schock aus heißt das Spiel in 1984, which had all so doof, wie ich glaube, oder bin ich der Doofe, wobei alle been done in the country at Martin Prinzhorn’s. The book Seiten vergrößerte Motive von Sigmar Polkes Leporello für entitled Sind die Discos so doof, wie ich glaube, oder bin Parkett zeigte, auf welchem er Reproduktionen seiner eben ich der Doofe was the outcome of that. All the pages had entstandenen Bilder klebte. blown-up motifs from Sigmar Polke’s fanfold for Parkett, on which he stuck reproductions of the pictures he’d just done. Martin Prinzhorn Am Anfang habe ich seine Kunst unter- bewertet, weil es für mich immer nur Kunst über Kunst war, Martin Prinzhorn At first, I underrated his work, because it also ein aufklärerisches und didaktisches Zeug, um Typen always seemed to me to be art about art, I mean informa- wie mir, die wenig über Kunst wussten, einige Sachen klar tive and didactic stuff to make a few things clear to guys zu machen. Ich brauchte einige Zeit, um zu kapieren, dass like me who didn’t know much about art. I needed a little das nicht einfach nur Simulation eines irren Privatgelehrten time to figure out that it was not just simulating a crazy war, der seine Sichtweise auf Kunst und alles was entsteht, private scholar who immediately makes use of his view of für sich sogleich benutzt. Als er im Sommer bei mir gemalt art and everything that comes out of it for his own ends. hat, habe ich diese Arbeitsweise mitgekriegt: wie er sein When he spent the summer painting at my house, I finally gesammeltes Bildmaterial collagenhaft aufbaute, auch um realised that was how he worked – how he built up a col- den ganzen Platz zu besetzen. Wichtig war damals die lage from the pictorial material he had collected – just to Idee der Serie, um Motive aus ganz verschiedenen Ecken fill the whole space, apart from any other reason. The idea zusammenzubringen. Alles war sehr genau geplant und es of a series was important at the time, in order to bring war immer auch ersichtlich, welches Genre, welcher Stil together subjects from all sorts of places. Everything was hier bedient wurde. Gleichzeitig wurde immer ununterscheid- planned very carefully, and it was always apparent what barer, was Ausstellung, Kunst, Kunst der anderen usw. waren; genre or style was being used. At the same time it became stattdessen hat er einen großen Komplex geschaffen, an less and less easy to distinguish what was exhibition, what dem er wie an einem Gesamtkunstwerk rummanipulieren was art, other people’s art, etc. Instead, he created a whole konnte. complex which he could manipulate like a comprehensive work of art. Peter Pakesch Er hat sich in der Rolle des Organisators und Ideologen gesehen und auch gesagt, dass er Albert Oehlen, Peter Pakesch He saw himself in the part of an organiser Werner Büttner und insbesondere Reinhard Mucha für die and ideologue, and also said that he thought Albert Oehlen, besseren Künstler hält. Insofern waren die Peter-Skulpturen Werner Büttner and particularly Reinhard Mucha were wichtig, wo er von der Malerei weg ist, um explizit ein better artists. In that respect, the Peter sculptures were Baumann, Pakesch, Prinzhorn 24 25

anderes Feld zu besetzen. Da waren die Skulpturen von important, where he got away from painting explicitly so Mucha von Bedeutung, wobei er sie natürlich völlig anders as to be in a different field. There, Mucha’s sculptures were interpretiert und mit anderen Inhalten gefüllt hat. Was bei of importance, though he interpreted them quite differently Mucha viel formaler gedacht war und im Bereich der reinen of course, and filled them with different content. What Skulptur ist, ist bei ihm inhaltlich geworden. was intended by Mucha far more formally and what is in the realm of pure sculpture became content in his version. Martin Prinzhorn Also eines der zahlreichen produktiven Missverständnisse. Es gab diesen Anspruch, als Künstler Martin Prinzhorn In fact, one of the many productive mis- gleichzeitig Kurator zu sein, deshalb war es egal, als er understandings. There was this ambition to be a curator in eine der Peter-Ausstellungen eine Skulptur von Mucha as well as an artist, so it didn’t matter if he put a sculpture reingestellt hat. by Mucha in one of the Peter exhibitions.

Peter Pakesch Was mit der Ausstellung Broken Neon in Peter Pakesch Which is what happened with the Broken Graz erfolgt ist, wo er sozusagen eine Peter-Ausstellung mit Neon exhibition in Graz, where he kind of put on a Peter Skulpturen anderer gemacht. exhibition with other people’s sculpture.

Daniel Baumann Wann kam der Moment, wo neben der Daniel Baumann When did the moment come when, apart Person, die euch anzog, das Werk überzeugte? Als Galerist from the person who attracted you, the work also won musstest du, Peter, an die Objekte glauben, du wolltest sie you over? As a gallery owner, Peter, you had to believe in auch verkaufen. Und du, Martin, hast immer dezidiert auf the objects, since after all you wanted to sell them. And der Trennung von Biografie und Werk bestanden, also das what about you, Martin? When did you decide to separate Werk als autonom und bedeutend betrachtet. biography and work and see the work as autonomous and significant? Martin Prinzhorn Für die Ausstellung Miete Strom Gas 1984 in Darmstadt wollte er einen Text von mir unter dem Vor- Martin Prinzhorn In 1984, he wanted me to write a text wand, dass ich Linguist sei und er Legastheniker. Da musste for the Miete Strom Gas exhibition in Darmstadt on the ich mich mit dem Werk auseinandersetzen. Mein Thema war, grounds that I was a linguist whereas he was dyslexic. dass Kippenberger früh die Ununterschiedlichkeit zwischen That meant I had to take a close look at the work. My figurativer und abstrakter Malerei klar war. Das heißt, mich theme was that Kippenberger had appreciated the indis- interessierte das malerische Moment am meisten, diese tinguishability between figurative and abstract painting Strategie, wie man mitten im Bild einen totalen Turn von early on. That is to say, the painterly element interested abstrakt zu figurativ und umgekehrt macht und den Gegen- me most, the strategy of making a total switch from satz im Grunde auflöst. Wie er sich dadurch über eine gewisse abstract to figurative and vice versa in the middle of the Ideologie in der Malerei lustig macht, sie aber analytisch picture and basically dissolving the difference between auch weiter verarbeitet. them. Of making fun of a certain ideology in painting but still taking it further analytically. Daniel Baumann Das Pendant dazu auf einer anderen Ebene wäre, dass die Rolle von Künstler und Kurator sich ebenso Daniel Baumann On another level, the corollary to that auflöst. would be that the difference between the roles of artist and creator would also be dissolved. Martin Prinzhorn Ja, und wie man das Werk auch immer am Laufen hält. Es war ja damals schon klar, um nochmals auf Martin Prinzhorn Yes, and keeping the work up to date. die Malerei der 1980er Jahre zu kommen, dass die meisten In fact it was already obvious then, to go back to the paint- ihren Dreh raushatten und weiter ihre Bilder verkauft haben. ing of the eighties, that most artists had got a technique Das aber war ein Hassmodell für Kippenberger. Darum worked out and gone on selling their pictures. But that wohl auch die Affinität zu Albert Oehlen. Dass man also was a no-no for Kippenberger. Which probably explains unbedingt vermeiden muss, einen Trick oder ein Verfahren the affinity with Albert Oehlen. That you absolutely had zu entwickeln, dieses dann zu verfeinern und zu vervoll- to avoid developing a trick or procedure, refining it and kommnen und dann zu sagen, das ist es. Das war die große perfecting it and then saying, that’s it. That was where Gegenposition. he drew the line.

Daniel Baumann Wie stand es mit dem Bedürfnis, sich selber Daniel Baumann How did things stand with the need to get zu vermitteln? himself across?

Peter Pakesch Das war eben immer Teil der ganzen Sache, Peter Pakesch That was always part of the whole thing, er war gleichzeitig eine Propagandamaschine, jedoch in he was at the same time a propaganda machine, though einer raffinierten Art und Weise. in a very sophisticated way.

Martin Prinzhorn Er war sozial nicht auf den Kopf gefallen Martin Prinzhorn Socially he was no fool, and he was aware und es war ihm bewusst, dass gerade sein Umgang mit that especially his handling of the institutions got in the way den Institutionen auch viel verhinderte. Das ist nicht einfach quite a lot. That simply didn’t happen. so passiert. Peter Pakesch His approach worked excellently in the Peter Pakesch Sein Vorgehen hatte im Galerien- und im gallery and non-profit sphere, where he found people at Non-Profit-Bereich ausgezeichnet funktioniert, da fand er the same eye level, but on an institutional level it didn’t Leute auf derselben Augenhöhe, auf institutioneller Ebene work at all. Few curators and museum people were willing funktionierte es jedoch überhaupt nicht. Wenige Kuratoren to get involved with him. und Museumsleute waren bereit, sich auf ihn einzulassen. Martin Prinzhorn There was this insistence and this way Martin Prinzhorn Es gab dieses Insistieren und diese Art, of plugging his own art by running down other people’s den Leuten die eigene Kunst so einzureden, dass man erst art, a real hatchet job. At least on the surface, that had die andere Kunst beleidigt und zwar richtig hart. Das hatte a counter-productive effect, certainly in the short term. mindestens an der Oberfläche eine kontraproduktive Wirkung, wenigstens kurzfristig. Peter Pakesch He was also into forming groups and com- munities, i.e. social domains, which he wanted to define Peter Pakesch Es ging auch darum, Gruppen und Commu- very precisely and to dominate. nities zu formen, also soziale Räume, die er sehr genau definieren und dominieren wollte. Daniel Baumann Looking at such behaviour and goings-on as a symptom from our present point of view, what would Daniel Baumann Wenn man jetzt diese Verhaltens- und Vor- be the causes? There was also the moment at the begin- gehensweise als Symptom ansehen würde, was wären die ning of the 1990s where obviously many people had had Ursachen? Es gab ja auch den Moment Anfang der 1990er enough, not just because of over-saturation, but perhaps Jahre, wo offenbar viele genug hatten, nicht nur wegen also because the gesture was no longer necessary or Übersättigung, sondern vielleicht auch, weil die Geste nicht workable. mehr notwendig, nicht mehr tragfähig war. Martin Prinzhorn Well, a symptomatic anecdote would be Martin Prinzhorn Eine symptomatische Geschichte wäre dann, how the Colin de Land-Nagel group of artists became wie in den 1990er Jahren die Colin de Land-Nagel Künstler- more important in the 1990s. For them it was rather terrible gruppe wichtiger wurde. Für die war es eher schrecklich, was what Kippenberger did. I remember how Kippenberger Kippenberger machte. Ich erinnere mich, wie Kippenberger and I went to an opening of Andrea Fraser at Christian und ich zu einer Eröffnung von Andrea Fraser bei Christian Nagel’s. She had installed a complex installation, and part Nagel gingen. Sie hatte eine komplexe Installation gemacht of it were large round smilies, which Kippenberger found Baumann, Pakesch, Prinzhorn 26 27

und ein Teil davon waren runde große Smilies, die Kippen- brilliant and had mentally already incorporated in his work berger genial fand und geistig schon in sein Werk inkorpo- and immediately wanted to buy or actually did buy. rierte und sogleich kaufen wollte oder tatsächlich gekauft hat. Peter Pakesch The fact was the 1980s were a very enclosed Peter Pakesch Tatsache war, dass es in den 1980er Jahren world, the art world was small compared with today and eine Insider-Geschichte war, die Kunstwelt im Vergleich zu the whole thing took place within a small network of con- heute klein war und das Ganze also in einem kleinen Bezugs- nections. But Kippenberger did not have the institutional netz stattfand. Kippenberger hatte jedoch die institutionelle multiplication that others knew about and had made Multiplikation nicht, die andere bereits kannten und bekannt familiar. It came only in the 1990s, with a first high-point gemacht haben. Sie erfolgte erst in den 1990er Jahren mit around 1997 – when he was no longer around. Ironic, really, einem ersten Höhepunkt um 1997 – wo er ja dann nicht when he was the one who’d worked so hard to promote mehr dabei war. Ausgerechnet er, der so stark versucht hat, himself. die Rezeption zu verbreitern. Martin Prinzhorn Of course, the aim always was to be Martin Prinzhorn Es ging natürlich darum, endlich Erfolg zu a success one day, and that came from his marginalised haben, was aus der marginalisierten Situation der 1980er situation in the eighties: the dominant crew of Michael Jahre herkam: auf der einen Seite die dominierende Crew Werner on the one hand and the “Neue Wilden” on the von Michael Werner, auf der anderen die Neuen Wilden, mit other, whom Kippenberger, Oehlen and Büttner would denen aber Kippenberger, Oehlen, Büttner nichts zu tun have nothing to do with. In that set-up, they were simply haben wollten. In dieser Konstellation waren sie einfach nur just a disagreeable incidental phenomenon. eine unangenehme Begleiterscheinung. Daniel Baumann I’m one of the generation that came to Daniel Baumann Ich gehöre zu der Generation, die nicht the work not via the person but by coming across a few über die Person zum Werk kam, sondern zuerst ein paar works. In my case, it was the publications that did it, the Arbeiten entdeckte. Bei mir geschah es über die Publikationen, surprise that someone should pinch the cover of the yellow diese Überraschung, dass da einer das Cover der gelben Reclam minibook series and use it for his own ends. There Reclam-Hefte klaute und für seine Zwecke nutzte. Es gab was cheek, repetition, wit and playing around with culture die Frechheit, die Wiederholung, den Witz und das Spiel mit and its conventions in it. It seems to me that the different der Kultur und ihren Konventionen. Es scheint mir, dass die reception he got in the nineties was also to do with the sich verändernde Rezeption der 1990er Jahre auch damit young generation of artists and curators getting more inter- zu tun hat, dass eine junge Generation von Künstlern und ested in his work and its unpredictability. In addition there Kuratoren sich stärker für das Werk und seine Unberechen- was the impression that this artist was doing Pop Art that barkeit interessierte. Zudem gab es den Eindruck, dass dieser spoke German, that you could understand, or think you Künstler Pop-Art machte, die deutsch sprach, die man could understand. verstehen konnte, oder glaubte zu verstehen. Martin Prinzhorn But one shouldn’t forget that Kippenberger Martin Prinzhorn Man darf aber nicht vergessen, dass and Oehlen were also always out to break the rules. es bei Kippenberger und Oehlen immer auch darum ging, die Regeln zu verletzen. Daniel Baumann Yes, especially in their music production, actually a parody of the Neue Deutsche Welle. The mean- Daniel Baumann Ja, gerade auch in ihrer Musikproduktion, ings of these breaches of the rules were obviously only eigentlich eine Parodie der Neuen Deutschen Welle. Die recognised by most people in the mid-1990s, the irony and Bedeutungen dieser Regelverletzungen wurden von den meis- the dirty tricks and the tempo. Can I ask once again – what ten offenbar erst Mitte der 1990er erkannt, die Ironie, die happened there that the oeuvre took so long to gain Fiesheit und das Tempo. Ich frage nochmals: Was ist passiert, recognition? It can’t just have been death, because in that dass das Werk erst so spät anerkannt wurde? Es kann case lots of people would become known. nicht nur der Tod sein, weil dann müssten viele bekannt sein. Martin Kippenberger, Martin Kippenberger, Jazz Dance-Case, 1987 aus: 47 Zeichnungen (aus der Serie der zu den Peter-Skulpturen, Peter-Skulpturen) 1987/1988 > p. 181 Martin Kippenberger, Martin Kippenberger, from: 47 Zeichnungen Jazz Dance-Case, 1987 zu den Peter-Skulpturen, (from the series of 1987/1988 Peter sculptures) > p. 181

Martin Prinzhorn Entscheidend war, dass die auch damals Martin Prinzhorn A critical factor was that installation art, nicht mehr so ganz junge Installationskunst doch wieder sehr which was no longer a young thing, once again moved in den Mittelpunkt rückte und aus ihrer nichtkommerziellen centre stage and emerged from its non-commercial corner Ecke heraustrat und populär wurde. So konnten gewisse and became popular. So certain works, beginning with the Arbeiten, beginnend mit den Peter-Skulpturen, durchaus als Peter sculptures, were interpreted entirely as installations. Installationen rezipiert werden. Das war der erste Schritt That was the first step towards recognition, the appre- zur Anerkennung, die Wertschätzung der Malerei folgt erst ciation of the paintings came after. And one could say danach. Und man könnte jetzt kryptisch sagen, dass dies cryptically now that this was based on a misunderstanding, auch auf einem Missverständnis beruht, weil das, was als because what is described as installation, in Kippenberger Installation bezeichnet wird, bei Kippenberger aus einem comes from a feeling of not being able to get enough, Gefühl des Nicht-genug-kriegen-Könnens kommt, möglichst collecting as many things as possible, occupying as much viel zusammenzusammeln, möglichst viel Raum zu besetzen, space as possible so there’s no room for anything else. damit nichts anders Platz hat. Peter Pakesch Which is also entirely a part of why it can go Peter Pakesch Was durchaus auch ein Teil davon ist, warum on having an effect in that way, because he made himself das so weiter wirken konnte, weil er sich ein unwahrschein- an incredibly dense and wide-ranging network. Not just of lich dichtes und breites Netzwerk geschaffen hatte. Nicht nur people, but also of works. He didn’t just stick to one thread mit Menschen, sondern auch mit Werken. Es ist nicht bei of work – apart from painting and installations, there was einem Werkstrang geblieben, sondern es gab neben Malerei an enormous output of multiples, then the artist books und Installation auch eine enorme Multiple-Produktion, and the posters, which he caused a big stir with. There is dann die Künstlerbücher und die Plakate, womit er sehr viel a large and complex corpus of works. That’s the special, Geräusch erzeugt hat. Es gibt einen großen und komplexen unique thing that distinguishes him from most artists of his Werkkörper. Das ist das Spezielle und Einzigartige, das ihn generation. von den meisten Künstlern seiner Generation unterscheidet. Daniel Baumann The decisive point for us was that here Daniel Baumann Für uns war entscheidend, dass hier ein Werk was an oeuvre whose purpose was not primarily to give stand, dessen Ziel nicht primär war, einem Künstler zu einer an artist a clearly discernible identity and establish a klar erkennbaren Identität zu verhelfen und eine Wiedererken- brand label. That it why it was tactically vital for Kippen- nungsmarke zu etablieren. Deshalb war es für Kippenberger berger to have a huge propaganda machine running, taktisch entscheidend, eine riesige Propagandamaschine am because he wanted to be famous and occupy space, but Laufen zu haben, weil er bekannt werden und Raum beset- with a disparate oeuvre that nobody identified as the work zen wollte, jedoch mit einem disparaten Werk, das niemand of a single artist. That was the critical factor for us, that als das Werk eines einzigen Künstlers identifizierte. Das war seemed to us unparalleled freedom, this renunciation für uns entscheidend, das haben wir als unerhörte Freiheit of trademarks and immediate recognisability. That was empfunden, dieser Verzicht auf Markenzeichen und unmittel- far out there, so far that it didn’t matter to him if his cata- bare Erkennbarkeit. Da ging er sehr weit, so weit, dass es logue looked like a Reclam mini-book, so actually it did ihm egal war, wenn sein Katalog wie ein Reclam-Heftchen matter … ausschaute, also eigentlich war es ihm nicht egal … Peter Pakesch … it was intentional. Peter Pakesch … sondern gewünscht. Daniel Baumann Exactly. I.e. acquiring another identity Daniel Baumann Genau. Also sich eine andere Identität zu and assimilating it. holen und sie sich einzuverleiben. Martin Prinzhorn There I have my doubts. I do think he Martin Prinzhorn Da habe ich doch meine Zweifel. Ich glaube saw his work as a genuine voice. schon, dass er sein Werk als genuine Handschrift verstand. Baumann, Pakesch, Prinzhorn 28 29

Daniel Baumann Natürlich, das war die andere Seite, die dann Daniel Baumann Of course, that was the other side, which einem total romantischen Künstlerbild verpflichtet war. Aber was in the vein of a totally Romantic artist image. But genau diese Spannung war das Interessante und sie hält bis precisely that excitement of the two sides was the interest- heute an. ing thing, and it’s still there.

Martin Prinzhorn Auch dieser Glaube, diese beiden Positionen Martin Prinzhorn Also this belief, being able to link these und Pole verbinden zu können. Das musste ja auch durch- two positions and poles. That had to be kept up, too. gehalten werden. Daniel Baumann So the overt borrowings from other artists Daniel Baumann Da war dann die enge Anlehnung an andere were a means of reviving this excitement, restringing the Künstler ein Mittel, diese Spannung zu erneuern, den Bogen bow, in order to heighten the tension, as it were. Ranging sozusagen wieder zu spannen, um wieder Verschärfung her- from incorporating real works by others to continuing the beizuführen. Also vom Inkorporieren realer Arbeiten anderer work of Picasso and Matisse. bis zur Fortsetzung der Arbeit von Picasso und Matisse. Peter Pakesch There was this need to measure oneself up … Peter Pakesch Es gab dieses Bedürfnis, sich zu messen … Daniel Baumann … and build up excitement. Daniel Baumann … und Spannung aufzubauen. Peter Pakesch Though Matisse and Picasso were appro- Peter Pakesch Wobei Matisse und Picasso auch bewusste priations from fields that were not part of the general Rückgriffe in Felder waren, die damals nicht Teil des all- debate at the time. That was the time when Duchamp gemeinen Diskurses waren. Es war die Zeit der endgültigen finally made it, and it was just then he came along Durchsetzung von Duchamp und genau da ist er dann with Matisse and Picasso, who were kind of non-figures mit Matisse und Picasso dahergekommen, sozusagen den of the day. Unfiguren der Zeit. Daniel Baumann Would we have to say that in the history Daniel Baumann Müsste man sagen, dass in der westlichen of western art in the last 50 years Warhol represents the Kunstgeschichte der letzten 50 Jahre Warhol für die Auf- dissolution of a self-affirming artistic ego, whereas Beuys lösung eines sich affirmierenden Künstler-Ichs steht, während represents the other extreme? That, in this case, a part of Beuys das andere Extrem repräsentiert? Dass in diesem Kippenberger’s success today has to do with the fact that Fall ein Teil des heutigen Erfolges von Kippenberger damit he had another go at tackling the question of biography zu tun hat, dass er die Frage der Biografie und ihr Verhältnis and its relationship with the oeuvre? zum Werk nochmals anders angegangen ist? Peter Pakesch One could also mention Dieter Roth and Peter Pakesch Man könnte auch Dieter Roth und Gerhard Gerhard Richter as two other poles. Richter als zwei andere Pole nennen. Daniel Baumann Or putting it differently, the interesting Daniel Baumann Oder anders gesagt, das Interesse bestand thing was, and obviously still is, the fact that and the way darin – besteht offenbar bis heute darin –, dass und wie er that he worked site-specifically and contextually and es geschafft hat, ortsspezifisch und kontextuell zu arbeiten that he knew how to combine this procedure with other und dass er es gewusst hat, dieses Vorgehen gleichzeitig ambitions at the same time, i.e. with the idea of an art mit anderen Ambitionen zu verbinden, also mit der Idee einer that could stand for itself and function independently, Kunst, die für sich stehen konnte und unabhängig funkti- which was at once ironic and provided a setting for the onierte, die gleichzeitig ironisch war und die Inszenierung artistic ego. eines Künstler-Ichs möglich machte. Martin Kippenberger, Martin Kippenberger, Ohne Titel, 1992 (aus der Ohne Titel, 1996 Selbstporträt-Serie) (aus der Medusa-Serie) Martin Kippenberger, Martin Kippenberger, Ohne Titel, 1992 (from the Ohne Titel, 1996 series of self-portraits) (from the Medusa series)

Peter Pakesch Ja, er konnte verschiedene Systeme, auch Peter Pakesch Yes, he was very adept at using and relating solche, die sich widersprochen haben, mit großer Souverä- different systems at the same time, even those that were nität gleichzeitig verwenden und in Beziehung setzen. mutually incompatible.

Martin Prinzhorn Wenn man, wie im allgemeinen Warhol- Martin Prinzhorn If, as is customary in the general Warhol Kanon üblich, von der Transposition des Gewöhnlichen, canon, to talk of the transposition of the ordinary, advertis- der Werbung, des Alltagsgegenstandes und des Außer- ing, everyday objects and non-artistic things, then twenty künstlerischen spricht, dann macht es zwanzig Jahre später years later it makes sense for Kippenberger to do the schon Sinn, dass Kippenberger dasselbe mit der Kunst same with art. I.e. treat art as ordinary and in turn trans- macht. Das heißt, die Kunst als Gewöhnliches nimmt und figure it for himself. That also fits into the overall logic dann wiederum für sich transfiguriert. Das passt auch of the oeuvre. in die Gesamtlogik dieses Werks. Peter Pakesch In fact, the deliberate trivialisation of art. Peter Pakesch Also die bewusste Trivialisierung der Kunst. Martin Prinzhorn To go back to the question of why young Martin Prinzhorn Um jetzt nochmals zurückzukommen auf die artists are so interested in Kippenberger’s work. What Frage, warum sich junge Künstler so stark für Kippenbergers played a part and followed the transpositioning of other Werk interessieren: Was eine Rolle spielte und was an das people’s art, was that at the end of the 1990s things Transpositionieren anderer Kunst anschließt, war, dass es were enormously difficult for young artists because these Ende der 1990er Jahre für junge Künstler enorm schwierig programmes didn’t exist any more, questions like “Am war, weil es diese Programme nicht mehr gab, also diese I a conceptual artist?” or “Am I a painter?”, and so on. Fragen „Bin ich Konzeptkünstler?“, „Bin ich ein Maler?“ usw. That’s where the Kippenberger model does become very Da wird das Modell Kippenberger schon sehr interessant, interesting because it can act as a blueprint of how you weil es als Blaupause dienen kann, wie man sich nicht davor don’t need to worry about not doing anything original fürchten muss, nichts Originelles zu machen oder keine neue or inventing a new style. Position zu erfinden. Daniel Baumann And this liberation communicated itself via Daniel Baumann Und diese Befreiung hat sich über das Werk the oeuvre. Over and beyond that, it is striking how strong mitgeteilt. Jenseits davon ist auffällig, wie stark Kippenbergers Kippenberger’s need was to occupy space, as you also Bedürfnis war, Raum zu besetzen, was du, Martin, auch described in your article for the Gitarren, die nicht Gudrun in deinem Artikel für den Katalog Gitarren, die nicht Gudrun heissen: A Homage to Martin Kippenberger catalogue heißen: A Homage to Martin Kippenberger 2003 beschrieben (2003), Martin. But there are times when I still get scepti- hast. Da gibt es für mich Momente, wo ich doch skeptisch cal about the Martin Kippenberger model, when the whole werde bezüglich des Modells Martin Kippenberger, wo mir das thing becomes a bit laddish. Ganze sehr burschig wird. Martin Prinzhorn Even apart from the question of gender, Martin Prinzhorn Jenseits der Geschlechterfrage gibt es da there are critical moments there. From a certain point on, kritische Momente. Ab einem gewissen Punkt war es auch even his mates couldn’t put up with it any more, because für gute Kumpanen nicht mehr aushaltbar, daneben zu stehen, the space was already occupied. weil der Raum eben schon besetzt war. Daniel Baumann You mean in the 1990s? Daniel Baumann Du meinst in den 1990er Jahren? Martin Prinzhorn Yes. That’s when it got kind of cramped. Martin Prinzhorn Ja. Da wurde es sozusagen eng. Daniel Baumann The works as well? Daniel Baumann Auch das Werk? Baumann, Pakesch, Prinzhorn 30 31

Martin Prinzhorn Nein, das glaube ich nicht, sondern nur die Martin Prinzhorn No, I don’t think so. Only the conditions. Bedingungen. Und das System Kollaboration hat auch nicht And the collaboration system wasn’t working any more. mehr funktioniert. Daniel Baumann Would a greater reputation have made Daniel Baumann Wäre dann dieses System durch eine ver- the system unnecessary? Or a wider public made the breiterte Rezeption abgelöst worden? Die Community durch community irrelevant? ein breiteres Publikum? Peter Pakesch It did indeed coincide with the moment Peter Pakesch Es fällt tatsächlich mit dem Moment zusam- when his reputation burgeoned. But it was also the men, wo die Rezeption an Breite gewinnt. Es ist aber auch moment when Kippenberger left us with massive quanti- der Moment, wo Kippenberger massiv mit persönlichen und ties of personal and autobiographical references. By that, autobiografischen Verweisen aufwartet. Damit meine ich I mean the self-portrait series of 1992, then of course the die Selbstporträt-Serie von 1992, dann selbstverständlich die Medusa series of 1996, but also the Jacqueline Picasso Medusa-Serie von 1996, aber auch die Jacqueline Picasso- pictures. What they have in common is that the community Bilder. Allen ist gemeinsam, dass hier die Community is unimportant. unwichtig ist. Daniel Baumann My impression is that in the early 1990s Daniel Baumann Mein Eindruck ist, dass sich Anfang der a system had had its day, which was possibly reflected 1990er Jahre ein System erschöpft hatte, was sich womög- in the break with the Max Hetzler and Peter Pakesch lich in der Trennung 1992 von den Galeristen Max Hetzler galleries in 1992. Are there actually works you would rate und Peter Pakesch spiegelte. Gibt es eigentlich Werke, die differently today? ihr heute anders beurteilt? Martin Prinzhorn I would distinguish the things that are Martin Prinzhorn Ich würde die Dinge unterscheiden, die fast comprehensible almost only in terms of installation nur über die Installation und den Kontext verständlich sind. and context. Like the Peter sculptures, which are terrif- Wie die Peter-Skulpturen, die als einzelne Objekte durchaus ically good as individual objects but sometimes only wahnsinnig gut sind, die aber manchmal nur verständlich comprehensible when you know how they were installed, sind, wenn man weiß, wie sie installiert wurden, dass man for example that you couldn’t go through, so that it was beispielsweise kaum durchgehen konnte, sodass es eine a completely anti-autonomous artwork-installation. The komplette anti-autonome Kunstwerk-Installation war. Das exciting thing there was of course the mental involvement Spannende war da natürlich der gedankliche Umgang mit with the spaces of the art and how they are defined, i.e. den Räumen der Kunst und wie sie definiert sind, was also what constitutes the difference between sculpture and den Unterschied zwischen Skulptur und Raum ausmacht space. In fact, the kind of things Heimo Zobernig was also usw. Also Sachen, an denen auch ein Heimo Zobernig arbei- working on, where Kippenberger had a close look and tete und wo Kippenberger genau hingeguckt und es weiter took it a bit further. verarbeitet hat. Daniel Baumann What was the reason for producing the Daniel Baumann Was war der Grund, die Sachen in Serien things in series? Were there doubts that the individual zu produzieren? Gab es Zweifel, dass die einzelnen Bilder pictures or objects couldn’t remain afloat by themselves? oder Objekte alleine nicht bestehen konnten? Peter Pakesch Perhaps at the beginning. But it was more Peter Pakesch Vielleicht am Anfang. Aber es war eher eine a form of production that hived itself off and contained Form der Produktion, die sich verselbstständigt hat, die methodologically interesting approaches. It was an oppor- methodisch interessante Ansätze barg. Es war die Möglich- tunity for trying out alternatives. keit, Alternativen durchzuprobieren. Daniel Baumann Letzte Frage. Wie versteht ihr folgendes Zitat Daniel Baumann One last question. How do you understand von Albert Oehlen? „Kippenbergers Stärke war das Erkennen the following quote from Albert Oehlen? “Kippenberger’s von signifikanten Motiven und deren Umsetzung über ein forte was recognising significant motifs and implementing Konzept. Aber nicht einfach auf direktem Wege. Da war noch them via a concept. But not simply in a direct fashion. eine zusätzliche Instanz da, die ihn dazu brachte, das Konzept There was a second authority there that induced him to zu verlassen. Er war nicht damit zufrieden, einem ausge- abandon the concept. He wasn’t satisfied with imposing wählten Motiv die richtige Methode gegenüberzustellen.“ Das the right method on the selected subject.” Does that mean heißt, ein Motiv wird aufgenommen, aber mit einem ihm a subject is adopted but run through an alien outlook? fremden Konzept behandelt? Martin Prinzhorn Well, of course that’s Kippenberger’s Martin Prinzhorn Das ist natürlich die Grundarbeitsweise basic way of working. Kippenbergers. Daniel Baumann You take paintings and make jokes Daniel Baumann Dass du Malerei nimmst und damit einen of them? Witz machst? Martin Prinzhorn No, not jokes. Nor would I say the method Martin Prinzhorn Nein, keinen Witz. Ich würde auch nicht is necessarily always different. What matters is not to let sagen, dass es immer eine andere Methode ist, sondern dass yourself in for a single method. Not to rely on being able es darum geht, sich nicht auf eine einzige Methode einzu- to translate a subject into art via a single method. What lassen, sich also nicht darauf zu verlassen, dass man mit it involves is always allowing for an alternative, even an einer einzigen Methode ein Motiv in Kunst überführen kann. alternative interpretation. That’s to say, defining openings Es geht darum, immer auch eine Alternative zuzulassen, auch methodically every which way you can. What’s really eine alternative Leseart. Also methodisch an allen Ecken und important there is this generating of ambiguities, because Enden Öffnungen zu definieren. Wirklich wichtig ist dabei the only possible point is constantly renegotiating the dieses Erzeugen von Ambiguitäten, weil das der einzige mög- concept of art as such. liche Punkt ist, den Kunstbegriff überhaupt immer wieder zu verhandeln. Peter Pakesch That’s why various forms of work concept existed parallel to each other – that there was a self- Peter Pakesch Deshalb haben unterschiedliche Formen von portrait production line as well as a Peter production line. Werkkonzeptionen parallel existiert. Es gab eine Selbstporträt- This juxta, co and contra is replicated as a mini-model Schiene genauso wie die Peter-Schiene. Dieses Nebenein- in every single work. ander, Miteinander und Gegeneinander findet sich in jedem einzelnen Werk als ein Kleinmodell wieder. Martin Prinzhorn The works with the ambiguities and methodological alienations are the important works as Martin Prinzhorn Die Arbeiten mit den Ambiguitäten und far as I’m concerned. Where I need anecdote for under- methodischen Verfremdungen sind für mich die wichtigen standing it’s rather different. Hence my scepticism vis-à-vis Arbeiten. Wo ich für das Verständnis die Anekdote brauche, The Happy End of Franz Kafka’s “Amerika” installation, ist es was anderes. Deshalb auch meine Skepsis gegenüber which, installed in the museum and without the little der Installation The Happy End of Franz Kafka’s „Amerika“, stories round about it as art work, is less interesting. die, im Museum installiert und ohne die kleinen Geschichten rundherum, als Kunstwerk weniger interessant ist. Daniel Baumann True. Formally it’s rather boring.

Daniel Baumann Ja, formal ist es eher langweilig. Martin Prinzhorn You kind of need biographical information … Martin Prinzhorn Du brauchst sozusagen eine biografische Information … Baumann, Pakesch, Prinzhorn 32 33

Daniel Baumann … und dann wird es etwas schwatzhaft. Daniel Baumann … at which point it becomes rather gar- Könnte man sagen, dass, wenn man als Künstler ein Motiv rulous. Could one say that, if you take up a subject as an aufgreift, dieses eine gewisse Sprache einfordert? Und dass artist, it demands a certain idiom? And that Kippenberger Kippenberger es geschafft hat, dem Motiv eine andere Spra- managed to fit a different idiom to the subject? Or, con- che zu verpassen. Oder, umgekehrt, dass er eine Sprache trariwise, that he adopted an idiom but made a different aufgegriffen hat, aber ein anderes Motiv damit gemacht hat. subject of it?

Martin Prinzhorn Das ist genau das Grundsatzding an guter Martin Prinzhorn That is precisely the basic thing in good Kunst und warum es Spaß macht, ins Museum zu gehen: art and why it’s fun going to a museum – that in the end dass du dich letztendlich von diesen Dingen überraschen you want to let these things surprise you. So we can now lassen willst. So können wir jetzt auch retrospektiv die Werke retrospectively judge works, the ones that get themselves beurteilen, nämlich wo das von selbst transportiert ist, sind across, we’re happy, and the ones that don’t, we’re a bit wir zufrieden und wo es nicht transportiert ist, sind wir ein sceptical. bisschen skeptisch. Daniel Baumann That’s where I see the great thing about Daniel Baumann Da sehe ich auch die Großzügigkeit in Kippenberger’s work, this creating space for the viewer. Kippenbergers Werk, dieses Schaffen von Raum für die Perfect works don’t need me. Betrachter. Perfekte Werke brauchen mich nicht. Martin Prinzhorn The absolutely calculated risk that some- Martin Prinzhorn Das absolut kalkulierte Risiko, dass etwas thing can go wrong. daneben gehen kann. Diedrich Diederichsen Welteroberung: Meta-Museum und METRO-Net Conquering the Globe: Meta-Museum and METRO-Net Diedrich Diederichsen 34 35

Martin Kippenberger hatte bestimmte langfristige Projekte, Martin Kippenberger had a number of long-term projects, Obsessionen, Wünsche, an denen er trotz seiner scheinbar obsessions and aspirations that he beavered away at an momentanen Gelegenheiten und Deadlines orientierten for long periods of time, despite his hectic productiveness hektischen Produktivität über große Zeiträume hinweg being apparently geared to immediate concerns and festhielt. Wenn man die vielen unterschiedlichen Gestalten deadlines. If we want to align the many discrete shapes solcher dauerhafter Wünsche und Obsessionen auf zwei of such long-term aspirations and obsessions towards abstrakte Fluchtpunkte bringen will, so war das zum einen two notional vanishing points, one was a desire for global ein Wunsch nach Weltgeltung, nicht so sehr Weltruhm, sondern validity. That meant not world fame so much as an elastic eine elastische internationale Struktur von Bezugspunkten, international structure of reference points between which zwischen denen er sich und seine Arbeiten bewegen konnte. he and his works could move. The other aspect he Zum anderen aber war es der stabile Hafen eines Museums often thought about was the stable port of one or more oder mehrerer, von Sammlungen, von denen er wusste, dass museums, collections he could count on to make his man seine Arbeit auch für eine Nachwelt verfügbar macht, world available to posterity as well. It was not really that an die er oft dachte. Nicht so sehr, weil er glaubte oder ahnte, he believed or suspected he would die young, more that früh zu sterben, sondern weil ihn die Künstlerfigur und ihre he was interested in the artist-figure as such and its Mythen in allen Facetten interessierte, ganz besonders auch myths in all its facets, particularly the problem of lasting das Problem des andauernden Ruhmes und des Nachruhmes. fame during the artist’s lifetime and in posterity. And Und das ist ja jenseits aller narzisstischen Vorteile diesbezüg- beyond all the narcissistic benefits of projections of this licher Projektionen ein Kern des Wert- und Qualitätsproblems: kind, that is after all the core of a value and quality Es könnte ja sein, dass mein Werk nicht nur eine Variable der problem: it might after all be that my work is not only Konstante Kunst ist, sondern selber eine Konstante, in Bezug a variable of art as a constant but is itself a constant, auf die andere (Werke, Personen und Ideen) zu Variablen in relation to which others (works, people and ideas) werden. Ist das erstrebenswert? Was bedeutet das für die become variables. Is that worth striving for? What does alltägliche, gegenwartsbezogene Arbeit? that mean for everyday, present-time related work?

Er hat das oft ausdrücklich betont: Erst in einigen Jahrzehnten Kippenberger often explicitly emphasized that it would werde sich die Qualität seiner Arbeit herausstellen. Er meinte be some decades before the quality of his work would damit nicht, dass erst die Nachwelt ihn richtig verstehen become apparent. He did not mean thereby that only und bisher unerkannte Sinnschichten freilegen würde, sondern posterity would understand him properly and bring to schlicht, dass sie andere Maßstäbe zur Verfügung haben light hitherto unrecognised layers of meaning. He meant würde – schließlich war er selbst ständig damit beschäftigt, simply that it would have different criteria available – immer wieder neue Kriterien an längst erledigte oder günstig after all, he himself was always endeavouring to draw kanonisierte Künstler anzulegen. Die Frage, inwieweit diese up new criteria for long-dismissed or acclaimed and can- anderen Kriterien, Paradigmenwechsel etc. standhalten onised artists. He may have answered the question as können, hat er zwar durchaus auch in Kategorien des Genie- to how far these other criteria and changes of paradigm Glaubens beantwortet, aber die Ermittlungen, die er zu ihrer held water in terms of faith in genius, but the enquiries Beantwortung unternommen hat, waren sehr viel nüchterner he undertook in order to answer it were much more sober und im besten Sinne kritisch: im Sinne eines permanenten and critical in the best sense, constantly comparing and vergleichenden und unterscheidenden Konstatierens von Erfolg differentiating in order to identify success and failure in und Misserfolg bei wechselnden Rahmenbedingungen. Es ist various framework conditions. It is typical of Kippenberger typisch für Kippenberger, dass eine sentimentale Idee wie die that a sentimental idea such as long-term fame inspired des Nachruhms bei ihm eine analytische Intelligenz beflügelt. his analytical intelligence. The same worked in the case Dasselbe klappte auch bei anderen sentimentalen Ideen. of other sentimental ideas as well.

Viele von Kippenbergers Projekten nahmen Ende der 1980er Many of Kippenberger’s projects took on a different und zu Beginn der 1990er Jahre einen anderen Charakter an. character in the late eighties/early nineties. It was by Martin Kippenberger, METRO-Net Transportabler U-Bahn Eingang, 1997 Skulpturenprojekt Münster Martin Kippenberger, METRO-Net Transportable Subway Entrance, 1997 Sculpture project Münster Diedrich Diederichsen 36 37

Es sollte sich nicht mehr nur um Ausstellungen handeln, then not just a question of exhibitions held in local in lokalen Galerien abgehalten, mit den üblichen Belohnungen galleries with the usual perks of a publication, a poster, einer Publikation, eines Plakats, einer Eröffnungsparty oder a vernissage party or perhaps a little inspiring work vielleicht eines kleinen inspirierenden Arbeitsaufenthalts, gerne in residence, nicely linked with temporary commitments verbunden mit vorübergehenden Bindungen und kurzfristigen and short-term plans. More and more frequently, it was Plänen, sondern immer häufiger ging es jetzt um besondere now a matter of particular places in which the motifs of Orte, an denen die Motive der dynamischen globalen Ausbrei- dynamic global dissemination and stable preparation came tung und der stabilen Aufbereitung irgendwie zusammen- together. Just as he personally was always conquering schossen. So wie er sich persönlich immer wieder reale Orte new locations where he relaxed, worked, entertained the eroberte, an denen er sich erholte, arbeitete, die Alteingeses- regulars or got on their nerves and was forever playing senen unterhielt oder ihnen auf die Nerven ging und sich immer to the gallery as a conceptual adviser to his favourite wieder als konzeptueller Berater seiner Lieblingslokale – in watering holes – in Berlin, Thomasberg, Vienna, Cologne, Berlin, Thomasberg, Wien, Köln, Frankfurt, Carmona und Venice Frankfurt, Carmona and Venice Beach etc, so he imag- Beach u.v.m. – in Szene setzte, so stellte er sich ganz von ined worlds entirely imbued with the stamp of his work seiner Arbeit geprägte Welten vor, die mehr und etwas anderes that were increasingly something else besides galleries. waren als Galerien. Es war nicht das erste und nicht das It was not the first or the last time that Kippenberger letzte Mal, dass Kippenberger auf selbstbezogene und theorie- finished up in self-referential and theory-free immanent los immanente Weise genau dort mit seinen Überlegungen fashion precisely in locations where the international landete, wo die internationale Theorie bezogene und kritisch theory-bound and critically motivated, discourse-dominated motivierte, argumentierende Kunstszene auch gerade gelandet art scene had also just landed: at a revival of the model war: bei einem Revival des Modells ortsbezogener Kunst, of place-related art such as had been developed both by wie es sowohl von der minimalistischen Skulptur, kommend Minimalist sculpture coming from artists such as Richard von Künstlern wie Richard Serra, als auch vom institutions- Serra and anti-institutional conceptualism coming for kritischen Konzeptualismus, kommend von etwa Michael Asher, example from Michael Asher, in each case with a slightly mit je einer etwas anderen Nuance entwickelt worden war. different nuance.

Die Einmaligkeit des Ortes und die Spezifik der institutionellen The singularity of locations and the specifics of the Funktion eines Ortes sind nicht von der gleichen Sorte Singu- institutional function of a place are not singularities of the larität. In der künstlerischen Praxis, gerade in der von Kippen- same kind. However, in artistic practice, particularly in berger, wurden sie aber immer wieder produktiv verwechselt Kippenberger’s case, they were time and again produc- oder sie überlagerten sich. Er führte eine Auseinandersetzung tively mixed up or superimposed on each other. He locked mit dem Museum als Institution, das ihn nicht (oder nicht horns with museums as institutions, which did not want oft und groß genug) ausstellen wollte, aber er suchte nach to exhibit him (or not often or large-scale enough), but he anderen Orten auch, weil ihm langsam das Berechenbare, also looked for other places, because predictability – the das rituell und institutionell Gebremste der White Cubes dieser ritually and institutionally restrained white cubes of this Welt auf den Keks ging. Er hatte zwar immer schon Orte der world – bugged him. Though he had always run the gamut Lebenswelt bespielt: mit seiner Präsenz, seinen Parties und of lebenswelt locations with his presence, his parties and seinen Leihgaben. Doch waren dies meistens Restaurants und his loans, these were mostly restaurants and hotels – the Hotels, die „Paris Bar“ in Berlin, das „Hammersteins“ oder “Paris Bar” in Berlin, the “Hammerstein” or “Café Central” das „Café Central“ in Köln, „Oswald & Kalb“ und „Alt Wien“ in in Cologne, the “Oswald & Kalb” and “Alt Wien” in Vienna Wien oder Manolos namenlose Kneipe in Carmona bei Sevilla. or Manolo’s nameless joint in Carmona near Seville. Apart Darüber hinaus gab es die Lebenszusammenhänge, Burgen from this, there were the living spaces, castles and studio und Ateliersituationen auf dem Land, bei denen er zu Gast war, situations in the country where he was a guest, but aber was er eigentlich erstrebte – das wäre eine Synthese aus what he was actually after was a synthesis of museum, Museum, Landkommune und Installation gewesen. Bevor er rural commune and installation. Before he finally found so etwas Ähnliches auf der griechischen Insel Syros für einige something of the kind on the Greek island of Syros, his Martin Kippenberger, Tiefes Kehlchen, 1991 (Installationsansicht Wien) Martin Kippenberger, Tiefes Kehlchen, 1991 (Installation view Vienna)

Zeit tatsächlich fand, gipfelten seine Vorarbeiten in einer Aus- preparatory work culminated in an exhibition in Vienna, stellung in Wien, die wohl seine erste Arbeit war, die ganz which was probably his first work that took place wholly außerhalb von White Cubes stattfand und dennoch im Kunst- outside white cubes while still remaining in an art context. kontext. Nach den vielen Reisen und Auslandsaufenthalten in After numerous travels and spells abroad in Brazil, south- Brasilien, in Südspanien und dann in Madrid und schließlich in ern Spain and then Madrid and finally Los Angeles that Los Angeles, die ihn während der Jahrzehntwende beschäftigt kept him busy around the turn of the decade, and which hatten, und die natürlich immer wieder mit vielen Überraschun- were of course always associated with numerous surprises gen und unkontrollierbaren Umständen verbunden waren, and uncontrollable circumstances, plans for total syncretic reiften nun gesamtkunstwerkartige Pläne. Sie zeichnete einer- art now matured. Distinguishing features were high seits höhere Kontrollierbarkeit, mehr Möglichkeiten zu Mono- controllability and more opportunities for monomania and manie und Autonomie aus, andererseits bespielten sie autonomy; and at the same time they increasingly ran zunehmend nicht nur symbolische, sondern auch reale Orte. through the gamut of not only symbolic but also real places.

In Wien gab es ein Projekt zum seinerzeit allgegenwärtigen In Vienna there was a project called Topography. Useful Thema „Kunst im öffentlichen Raum“ mit dem Titel Topogra- Tips, on the theme of that overworked buzzword of the phie. Sachdienliche Hinweise. Das war so eine Art Antwort time, “art in public space”. That was a kind of answer to auf Aktivitäten wie das Skulpturenprojekt in Münster und ein activities such as the Sculptural Project in Münster and frühes Symptom eines bald überall einsetzenden re-politisierten an early symptom of what soon turned into a new, ubiq- und an Öffentlichkeitsbegriffen orientierten Umdenkens nach uitous, re-politicised attitude churning out public-benefit Jahren subjektivistischer Kunst. Kippenberger trat in mancher mantras after years of subjectivist art. In many respects, Hinsicht als Scharnier zwischen dem alten Subjektivismus Kippenberger turned out to be a link between the old und der neuen Politisierung in Erscheinung. Der relevante subjectivism and the new politicisation. Though the public öffentliche Raum konzentrierte sich für Kippenberger zwar space concerned in itself was actually concentrated for tatsächlich auf die Gastronomie und groteske Fehlleistungen Kippenberger in gastronomy and grotesque mistakes in öffentlicher Planung, aber in Wien erweiterte sich dieser public planning, in Vienna this space expanded specifically Raum gerade unterirdisch – und das faszinierte ihn. Zu den underground – and that fascinated him. Among the cura- Kuratoren, die ihn einluden, gehörten Helmut Draxler und tors who invited him were Helmut Draxler and Susanne Susanne Neuburger, die ebenfalls unter den Bedingungen der Neuburger, who, likewise conditioned by the conditions of 1980er Jahre angefangen hatten und jetzt an künstlerischen the 1980s, were now interested in artistic developments Entwicklungen jenseits der Iteration bestimmter Subjektivismen beyond the iteration of certain subjectivisms. interessiert waren. For the Tiefes Kehlchen (Deep Throat) installation created Für die Installation Tiefes Kehlchen, die 1991 im Rahmen within the framework of this project during and with the dieses Projekts zu und mit den Wiener Festwochen entstand, Vienna Festival, a builders’ shaft was made available to stand Kippenberger ein Arbeitsschacht zur Verfügung, der Kippenberger that had been used during the construction beim Ausbau der Linie U 3 unterhalb der Mariahilfer Straße of underground line U 3 beneath Mariahilfer Strasse. He entstanden war. Den „dunklen, düsteren, schmutzigen und and architect Michael Hofstätter and Wolfgang Pauzen- extrem langen Schacht mit sehr hoher Luftfeuchtigkeit“1 berger (PAUHOF) turned the “dark, gloomy, dirty, extremely gestaltete er, gemeinsam mit den Architekten Michael Hof- long and highly humid shaft”1 into a place of their own stätter und Wolfgang Pauzenberger (PAUHOF) als einen in in every respect, though without any kind of conventional jeder Hinsicht eigenen Ort, ohne jede konventionelle Vorgabe. specifications. The Tiefes Kehlchen, as he called the work, Das Tiefe Kehlchen, wie er die Arbeit in Anspielung auf den alluding to the first and long-since classic arthouse porn ersten und längst klassischen Arthouse-Porno Deep Throat film Deep Throat, was no longer a variant of a genre but nannte, war nicht mehr die Variante eines Genres, sondern a form of its own that demanded a certain amount of eine eigene Form, die auch den Betrachtern bei der Eröffnung flexibility in the viewer’s orientation at the opening. einiges an Orientierungsfähigkeit abverlangte. Diedrich Diederichsen 38 39

Heute ist das komplett begehbare Kunstwerk außerhalb Nowadays, completely walk-in works of art have long der Kunstinstitutionen, dessen Vorläufer man bei Schwitters, become an established element in the international Dubuffet oder auch bei Pinot-Gallizios Kaverne der Anti- repertoire, thanks to the work of such different artists Materie, aber natürlich auch bei Zeitgenossen wie as Gregor Schneider, Mike Kelley, Paul McCarthy or suchen könnte, durch so unterschiedliche Künstler wie Gregor Thomas Hirschhorn. Their forerunners were Schwitters, Schneider, Mike Kelley, Paul McCarthy oder Thomas Hirsch- Dubuffet or even Pinot-Gallizio’s Cavern of Anti-Matter, horn längst stabil im internationalen Repertoire verankert. and of course contemporaries such as Ilya Kabakov. Here, Hier stellte sich damals zunächst nicht nur die Frage, ob das the first question to be addressed at the time was not übliche aktive Inspizieren oder ein passives, geisterbahn- just whether the usual active inspection or a passive, besuchendes Erleben und Überwältigtwerden die richtige ghost-train visiting experience and being overwhelmed Haltung in dieser Arbeit darstellen. Sondern diese Unklarheit would be the right attitude for the job – as a result of setzte sich durch eine weitere Unsicherheit über den Status a further uncertainty, this lack of clarity extended over der Arbeiten fort. In einer hinteren Ecke des langen Ganges the status of the works themselves. In a back corner gab es z.B. ein Karussell: zwei auf Schienen montierte Schleu- of the long corridor there was for example a merry-go- dersitze unter Regenschirmen (Kippenberger nannte sie round – covered by umbrellas two ejector seats mounted „Spitzwege“) fuhren um einen Tisch in Form eines zerlaufenden on tracks (Kippenberger called them “Spitzwege” ) went Spiegeleis herum. Würde da gleich noch mehr passieren? round a table in the shape of a melting fried egg. Would anything else happen there shortly? Der sich in Richtung des Schachtes in die Tiefe zwängende Betrachter wurde zuweilen von einem kleinen elektrischen The viewer squeezing himself down in the direction of the Wägelchen überholt, auf dem eine Art Bauchrednerpuppe shaft was occasionally overtaken by a little electric wagon mit einem Gießharzkopf saß, den man für einen Abguss des on which sat a kind of ventriloquist’s doll with a cast resin Künstlerschädels halten konnte. Während man sich also head that you could take for a cast of the artist’s skull. seinen Weg an Objekten und Installationen vorbei in die Tiefe So while you were trying to make your way down the shaft des Schachts bahnen wollte, kam der Doppelgänger des past objects and installations, the artist’s doppelgänger Künstlers vorbeigefahren und stellte klar, dass er diese Show would come whizzing past, making it clear that he’d put auch für sich selbst ausgerichtet hatte. Zunächst kam man the show on for his own benefit as well. Initially various an diversen unmittelbar zuvor oder danach in Einzelausstel- motifs shown at exhibitions immediately before or after- lungen gezeigten Motiven vorbei: wards cropped up:

––– der Birkenwald, den es kurz darauf in Lund, Schweden, ––– the birch wood that went on show shortly after in zu sehen gab (als Jetzt gehe ich in den Birkenwald, denn Lund, Sweden (as Now I’m going into the birch wood, meine Pillen wirken bald), auf dessen Boden, die Kippen-Selt- because my pills will take effect soon), on the floor zers, ca. 100fach vergrößerte Spalt-Tabletten und Alka-Seltzer of which was a scattering of Kippen-seltzers, splittable herumlagen – eine eigentlich typische, nicht ortsspezifische, tablets enlarged about a hundredfold, and Alka-Seltzers – sondern ortsklischeespezifische Arbeit, die bei Schweden an actually a typical work that was not place-specific but Birken, Alkohol- und andere Überdosen und Erbrechen denkt; specific to a cliché of a place, which in the case of Sweden ––– dann die Kippenblinkys, bunte Stehlampen aus Gießharz, made you think of birch trees, overdoses of alcohol etc., nach einem Murano-Modell aus den 1960er Jahren, in die and throwing up; Raucherutensilien eingegossen waren und die es zuvor bei ––– then the Kippenblinkys, colourful standard lamps of David Nolan in New York zu sehen gab; cast resin modelled on a Murano product of the 1960s, ––– der Müllcontainer Heavy Burschi, der die Überreste von with smoking utensils embedded in them, which had Gemälden enthielt, die Kippenbergers Assistent Merlin previously been on show at David Nolan in New York; Carpenter angefertigt hatte und die alle möglichen Motive ––– the Heavy Burschi refuse bin, which contained the vor allem von Plakaten, Einladungskarten und Buchcovern remnants of paintings that Kippenberger’s assistant des Künstlers aufgriffen – kurz darauf sollte es den Container Merlin Carpenter had made and incorporated all kinds und die 51 Farbfotografien der zerstörten Gemälde im Kölner of motifs, particularly from Kippenberger’s posters, Kunstverein als Heavy Burschi zu sehen geben, kurz zuvor invitation cards and watercolours – soon afterwards the war bei Pace/MacGill in New York eine Auswahl der Fotos der container and 51 colour photos of the destroyed paintings Gemälde in Originalgröße ausgestellt worden, als Heavy Mädel. would be on show as the Heavy Burschi (Heavy Guy) at Pace/MacGill war eine reine Fotogalerie, aber ein Teil der sehr the Kunstverein in Cologne, while shortly before, full-size renommierten Pace Gallery. Ein Angebot gab es aber nur photos of the paintings had been exhibited as the Heavy von der Foto-Dependance und als Hauptgalerie für New York Mädel (Heavy Girl) at Pace/MacGill in New York. Pace/ war er ohnehin an Metro Pictures gebunden. Kippenberger MacGill was purely a photo gallery, but part of the very hatte sich die Versuchsanordnung aus mehrfach gebrochener famous Pace Gallery. However, he only got an offer from Autorschaft, Reproduktion und Zerstörung der Originale auch the photographic branch. (As his main gallery in New als Kommentar zu der medienspezifischen Ausrichtung York, he was more reliant on Metro Pictures.) Kippenberger der Pace/MacGill-Galerie ausgedacht – und als Weg, sich eine had seen the arrangement of the experiment consisting Show in dieser Galerie in den CV schreiben zu können; of multiply broken authorship, reproduction and destruction ––– außerdem ging die Fahrt an dem Broken Kilometer vorbei, of the originals also as a commentary on the media- eine von der Decke hängende, schmale sehr lange Vitrine mit specific orientation of the Pace/MacGill Gallery – and as Scheiben aus farbigem Plexiglas, in der sich die Silikonversion a way of getting a show at this gallery in his cv; einer Skulptur aus umgekehrt perspektivisch verzerrten Mittel- ––– the journey also went past the Broken Kilometer, streifen einer Landstraße befindet. In der Bodenskulptur, die a narrow, very long showcase with panes of coloured als Teil der Installation Heimweh Highway in der Fundacio der Plexiglas hanging from the ceiling. It contained the silicon Caixa de Pensiones in Barcelona im Jahr zuvor zu sehen war, version of a sculpture made of inverted, perspective-dis- steht der Betrachter quasi vor einer Straße, deren Markierun- torted central reservations of a country road. In the floor gen in der Ferne größer werden. Hier werden aber Signatur- sculpture, which had been on show the year before at the Arbeiten zweier minimalistischer Künstler zusammengezwängt: Fundacio of the Caixa de Pensiones in Barcelona as part Walter de Marias Broken Kilometer durch den Titel, die farbige of the Heimweh Highway (Homesick Highway) installation, Vitrine erinnert an die einschlägigen Donald-Judd-Kästen. the viewer stands as it were in front of a road whose markings get larger in the distance. The whole feature is Fast alle genannten Objekte waren auch Bestandteil seiner a compression of the signature works of two Minimalist Ausstellung desselben Jahres in San Francisco gewesen – artists: Walter de Maria’s Broken Kilometer in the title, and erhielten aber in Wien eine ganz andere Qualität durch diese Donald Judd’s familiar boxes in the coloured showcase. Inszenierung zwischen Höhle, Wunderkammer und Kino. Ihr unklarer Status als sequenziell wahrzunehmende Teile einer Almost all the objects mentioned had also been compo- quasi-narrativen Installation, die von Großmetaphern der nents of his exhibition in San Francisco the same year, unterirdischen Expedition zum einen und der bizarren porno- but in Vienna acquired a quite different quality in this graphischen Erfindung des Films Deep Throat zum anderen, synthesis of cavity, chamber of curios and cinema. Their nämlich einer Frau, die im Hals eine Klitoris hat 2, zusammen- unclear status, to be perceived in sequence as parts of gehalten wurde, verwandelte sie von Konzentration erhei- a quasi-narrative installation held together by the grand schenden Werken in zunächst nur vorüberziehende Attrak- metaphors of the subterranean expedition on the one tionen, die denn aber doch kaum verständlich waren, wenn hand and the bizarre pornographic invention of the Deep man ihnen nicht die Aufmerksamkeit zubilligt, die man dem Throat film on the other – namely, a woman with a clitoris autonomen Kunstwerk schenkt. Kippenberger hatte so ein in her throat 2 – transformed them from works crying out zentrales eigenes Problem auf eine Bühne gebracht: dass for concentration into only passing attractions for the time er nämlich zugleich ein Erzähler war und sein wollte, der sein being, but which were moreover scarcely comprehensible Publikum kontinuierlich und in der Zeit fesseln und doch auch if you did not accord them the attention that you give to Objekte herstellen wollte, die ganz konventionell von dem Aus- autonomous works of art. Thus in this way Kippenberger nahmezustand der Kunst leben sollten, für sich stehen und laid bare a key problem of his own, i.e. he was and nicht ständig von des Künstlers eigener Begeisterung für das wanted to be both a narrator who sought to captivate Diedrich Diederichsen 40 41

Unübersichtliche, Überwältigende kontextualisiert werden. his public at all times and over time, and yet also wanted Der letzte große paradigmatische Entwurf vor Tiefes Kehlchen to produce objects that would depend quite convention- war Peter: eine Orgie der Simultaneität. Hier gab es dagegen ally on the state of exception that is art in standing for die Sequenz, die Dramaturgie und die Zuspitzung – am Ende themselves and were not constantly contextualised by stand ein Extra-Raum, in dem dann tatsächlich Szenenbilder the artist’s own enthusiasm for the confusing and over- aus Deep Throat projiziert wurden, der aber nur durch einen whelming. The last great paradigmatic design prior to Sehschlitz einsehbar war. Tiefes Kehlchen was Peter, an orgy of simultaneity. In this there were sequence, dramaturgy and a point – at the Unterwegs fand man aber auch die schwarzen Gummibilder, end, there was an extra room where pictures from Deep die in dem Jahr entstanden sind, und eine Produktionsreihe Throat were screened, but you could only see into the begründen, die noch ausgebaut werden wird. Auf die Zukunft room through an observation slit. verweist auch der erste Hochsitz, sozusagen die erste Vor- arbeit zum Happy End of Kafka’s „Amerika“, der nächsten On the way you found the black rubber pictures as well, großen Privatwelt, die Kippenberger bauen wird. Ein Gemälde built that year and launching a production series that von Jack Bauer, einer von Kippenbergers Assistenten und would still expand. Referring to the future is the first high Sohn seines Freundes, des Dichters Wolfgang Bauer, bezieht chair, as it were, the first preliminary work for Happy End sich auf ein Foto von Linda Lovelace, der Hauptdarstellerin of Kafka’s “Amerika”, the next major private world that aus Deep Throat, das nach der Trennung von ihrem Mann, Kippenberger would build. A painting by Jack Bauer, one dem Porno-Geschäft und zu Beginn einer, dann später eben- of Kippenberger’s assistants and son of a friend, poet falls revidierten, feministischen Phase gemacht worden ist. Wolfgang Bauer, alludes to a photo of Linda Lovelace, the Kippenbergers Reaktion auf die in dieser Zeit beginnende starring actress in Deep Throat, taken after her separa- Repolitisierung der (nicht nur) deutschsprachigen Kunstwelt, tion from her husband and the porn business and at the die ihm ja durchaus auch selbst Vorwürfe des Sexismus und beginning of a feminist phase that she later likewise der Männerbündelei einbrachte, war der vermehrte Bezug reconsidered. Kippenberger’s reaction to the re-politicisa- auf weibliche Künstler – in Interviews und auch in seiner kura- tion in the art world (just starting at the time, and not torischen Arbeit.3 Hier war es ein Thema, in dem er ambivalent limited to German-area art), which reaped him charges of Sex, Sexismus und feministische Kritik zusammensperren sexism and male bonding, was an increased reference to konnte, ohne – für seinen Geschmack – zu eindeutig oder zu female artists, in both interviews and his curatorial work diskursiv zu werden. as well.3 Here it was a theme where he could ambivalently lock up sex, sexism and feminist criticism without becom- Obwohl hier also vereinzelte bzw. im Falle von San Francisco ing – for his own taste – too obvious or too discursive. sogar schon ensembleartig aufeinander bezogen ausgestellte Arbeiten wiederauftauchen, war die Ausstellung in jeder Hin- So although individual (or in the case of San Francisco, sicht ein großer Einschnitt. Das Motiv des Abstiegs in eine even ensemble-style) exhibited works surfaced that verrufene, böse, gefährliche und ausbeuterische Welt, ebenso cross-referred to each other, the exhibition was in every wie die Idee der Baustelle, die durch die provisorisch wirkende respect a decisive point. The motif of descending into an Beleuchtung verstärkt wurde, das Gepräge des Illusionsrau- accursed, evil, dangerous and exploitative world, like the mes des Kinos, nicht zuletzt das Assoziationspanorama von idea of a building site, which was reinforced by the provi- Mine und Bergwerk, das schließlich auf den Beruf des Vaters sional-looking lighting, the aura of the illusionist space verwies, die durch das pornographische Innuendo aufgeladene of the cinema, and not least the whole panorama of asso- Superallegorie – all das heizte die Vorstellungen einer neuen ciations to do with mines, which ultimately derived from stärkeren verbindlicheren Kunstpraxis an, an denen der his father’s occupation, the super-allegory loaded with zuweilen leicht resignierte Kippenberger in dieser Zeit herum- pornographic innuendo – all this fuelled ideas for a new, laborierte. L.A. hatte – bei allen sozialen und künstlerischen stronger, more compelling art praxis Kippenberger was Erfolgen – wieder nur dazu geführt, dass er ein Restaurant in thrashing around with at this time, in occasionally rather seine Gewalt gebracht hatte, aber nicht Hollywood; die große resigned fashion. For all the social and artistic successes Museumsausstellung und Retrospektive ließ auf sich warten, he had, L.A. had again only led to him roping a restaurant kurzerhand hat er die Ausstellung in San Francisco dazu into his orbit, not Hollywood; and as other major museum erklärt. Bei deutschen Institutionen lief sowieso nichts. Und exhibitions and retrospectives were not forthcoming either, die Wiedervereinigung – repräsentiert im Tiefen Kehlchen without further ado he declared the exhibition in San durch eine Plakatarbeit zur Berliner Mauer – hatte die Opera- Francisco was just one such. Certainly nothing was doing tionsbasis BRD in ihrer alten Form verschwinden lassen. at German institutions either, anyway. And German reuni- fication – represented in Tiefes Kehlchen by a poster work Sein alter Freund Michel Würthle, den er in der folgenden Zeit about the Berlin Wall – had caused his old operations häufiger auf der griechischen Insel Syros besuchte, berichtet 4, basis of the Federal Republic in its old form to disappear. dass nach dem Tiefen Kehlchen ein besonders intensives und zuweilen als „Staccato, ein Kauderwelsch, wunderbarer His old friend Michel Würthle on the Greek island of Vorbereitungsmonolog“ anschwellendes Sprechen über das Syros, whom in the following period he visited more Thema des U-Bahn-Schachts, der Unterwelt und deren frequently, reported 4 that after Tiefes Kehlchen a par- Mythologie einsetzte – die Topographie des Kehlchens, das ticularly intensive conversation set in about the subject Zusammenkommen von gewohnt brüsker und selbstgewisser of subway shafts, the underworld and its mythology. Setzung mit Abgrund, Dunkelheit, Tiefe und Entropie. Überall Occasionally the talk would swell to a “staccato of entdeckte der Künstler Treppen, die nach unten führten. double dutch, a wonderful preparatory monologue”. Roberto Ohrt erzählt von einem Buster-Keaton-Film, bei dem Threads included the topography of the throat, and the im Nichts ein U-Bahn-Eingang herumgestanden hätte, andere coming together of a usually brusque and self-assured verweisen auf Truffauts La Nuit Américaine, in der Jean Pierre formulation with abyss, darkness, depth and entropy. All Leaud aus einem erkennbar kulissenhaften Metro-Eingang over the place Kippenberger discovered steps that led erscheint. Würthle weiß sich auch an Begebenheiten in anti- downwards. Roberto Ohrt tells of a Buster Keaton film ken Ruinenfeldern zu erinnern, als Kippenberger in jedem where a subway entrance stood around in the middle of absteigenden treppenartigen Ensemble einen Verweis auf sein nowhere, others mention Truffaut’s La Nuit Américaine, Tiefes Kehlchen oder auch schon die davon abgeleitete, neu in which Jean Pierre Leaud emerges from a recognisably in seinem Kopf herumspukende symbolische Form U-Bahn- backdrop-like metro entrance. Würthle says he also Schacht erkennen wollte. remembers occasions in the ruins of ancient cities when Kippenberger thought he could see in any descending Irgendwann war es soweit. Kippenberger und Würthle mach- step-like feature an allusion to his Deep Throat or even ten sich auf Syros an die Arbeit. Würthle, der damals in Berlin the symbolic subway shaft derived from it that was newly gemeinsam mit Reinald Nohal die „Paris Bar“ betrieb, bat chasing around in his head. diesen, seinerseits in Kanada mit Bauvorhaben beschäftigten Kompagnon, ein paar technische Zeichnungen anzufertigen. At some stage it got to the point where Kippenberger Die wiederum hatten Kippenberger, der technischen Zeichnun- and Würthle got down to work on Syros. At the time, gen immer schon ein besonderes Interesse entgegengebracht Würthle jointly ran the “Paris Bar” in Berlin with Reinald hatte, besonders fasziniert. Weitere Zeichnungen entstanden, Nohal, who was currently engaged on a building project nun musste auch Würthle, der ja selber als Zeichner immer in Canada, and now asked him to do a few technical wieder hervorgetreten ist, entwerfen und protokollieren. Im drawings. When they came, they particularly fascinated April 1992 zeichnete er nach den Vorgaben von Kippenberger Kippenberger, who had always had a special interest in und den technischen Zeichnungen von Nohal bereits einen technical drawings. Further drawings followed, so that dem späteren Objekt recht ähnlichen Entwurf.5 Der „Mau- Würthle, who himself frequently featured as a draughts- rerpartie“, mit der Würthle schon vorher zu tun hatte, wurde man, now also had to do some drawing and minuting. zunächst erklärt, man brauche eine neue Zisterne, weil das In April 1992, he did drawings from Kippenberger’s speci- eigentliche Vorhaben zu verrückt war. Die Bauarbeiten zogen fications and Nohal’s technical plans, producing a design sich, der Schacht war irgendwann ausgehoben, nachdem that was very similar to the later real-life object.5 The der einzige Inselbewohner mit einem Caterpillar mobilisiert crew of bricklayers, with whom Würthle had already had Diedrich Diederichsen 42 43

werden konnte, und hatte nicht die geringste Ähnlichkeit dealings, were told for the time being that a new well mit einer Zisterne.6 Doch Kippenberger tauchte jetzt immer was needed, because the actual purpose was too crazy. häufiger auf, Syros war, wie Würthle es formuliert, „sein neues Building work dragged on, but eventually the shaft was St. Georgen“ geworden, in Anspielung auf den Schwarzwald- dug out once the only island resident with a Caterpillar was Ort, wo die Familie Grässlin lebt, an den sich Kippenberger, mobilised. The shaft bears not the slightest resemblance auch später noch, immer wieder zurückgezogen hat. Beide to a well.6 But Kippenberger now turned up more and Orte – Syros wie St. Georgen – tauchten auch als offizielle more frequently. As Würthle put it, Syros had become “his Wohnorte in den Katalogbiografien auf. In den glücklichen new St. Georgen”, alluding to the place in the Black Forest Tagen seiner Insel-Aufenthalte scheint das U-Bahn-Projekt where the Grässlin family lived, a constant bolthole for ein Gegenstand häufig entflammter Gespräche gewesen zu Kippenberger then and later. In potted bios in catalogues, sein – deren schweifender Hitze es gut getan haben muss, both places – Syros and St. Georgen – crop up as official dass man es nicht allzu übereilt realisierte. Für Kippenbergers residences. In the happy days of his island visits, the Tempo sind fast zwei Jahre eine lange Zeit: Im Herbst subway project seems to have been commonly the object 1991 schloss Tiefes Kehlchen, im Frühjahr 1992 war der Plan of heated discussions – the blithering ardour of which perfekt, aber erst Herbst im 1993 kam es zur Einweihung. must have benefited greatly from the rather dilatory pace of implementation. In Kippenberger’s tempo, almost two Bevor aber der U-Bahn-Eingang fertig war, entstand in der years was a long time: in autumn 1991 Tiefes Kehlchen inspirierenden Stimmung auf der Insel ein anderes Projekt. closed, in spring 1992 the plan was fully ready, but the Schon bei den Vorarbeiten zu Peter (1987), insbesondere official opening did not take place until autumn 1993. bei den in Café Central – Skizze zum Entwurf einer Roman- figur (1987) protokollierten Reisen des Künstlers und seines But before the subway entrance was ready, another damaligen Assistenten Michael Krebber, etwa nach Teneriffa, project had been conceived in the inspiring atmosphere entwickelte Kippenberger ein besonderes Interesse für of the island. Even during the preparatory works for Peter unfreiwillig komisches Design und bizarre Bauvorhaben im (1987), particularly during the travels of Kippenberger öffentlichen Raum. Diese wurden meistens durch Fotografien and his then assistant Michael Krebber (minuted in Café dokumentiert – oft durch Fotos, wie der gerne mit einer Central – Sketch for the Design of a Novelistic Figure, Kamera bewaffnete Künstler sie schon in seinen ganz frühen 1987), for example to Tenerife, Kippenberger developed Anfängen in Hamburg in den 1970er Jahren von Alltagssitu- a particular interest in unintentionally funny design and ationen und öffentlichen Szenen zu machen pflegte.7 In seinen bizarre building projects in the public sphere. These were Architektur- und Skulptur-Kommentaren (wie Familie Hunger generally documented in photographs – often in photos oder Drei Häuser mit Schlitzen) aus den frühen und mittleren taken by the artist himself. Back in the very early days 1980ern hatte er sich seiner zentralen kunstkritischen Heuristik in Hamburg in the 1979s, he had wandered about armed bedient, die ihm zur zweiten Natur geworden war und seine with a camera taking pictures of everyday situations permanente und äußerst produktive Beschäftigung mit anderer and public places.7 In his architectural and sculptural Leute Arbeiten anfeuerte, der Frage: „Was hat der sich dabei commentaries (such as Familie Hunger or Drei Häuser gedacht?“ Dazu gehört implizit die – nicht ganz unreligiös an mit Schlitzen) from the early and mid-1980s, he had einen rationalen Demiurgen, einen lieben Gott gewöhnte – made use of his core art-critical heuristics. It had become Vorgabe: Lies jedes Objekt und jede Konstellation im Alltags- second nature to him, and inspired his permanent and leben so, als hätte sie ein planendes Subjekt zu verantworten, highly productive preoccupation with the works of other das auf diese Weise ein Problem löst. people and the perennial question, “what were they thinking of when they did it?” Implicit in this is the require- Nun ist es noch eine vergleichsweise nahe liegende und in ment – not wholly irreligiously accustomed to rational mancher Hinsicht vereinfachende, Komplexitäten ausblen- demiurges and a benevolent God – to read every Object dende Methode, bei einem als solchem ausgewiesenen Kunst- and every constellation in ordinary life as if it had a plan- werk den Künstler als ein mit Psychologie ausgestattetes, ning Subject to account for that solved a problem in verursachendes Subjekt zu entwerfen und seine Obsessionen that particular way. Kippenbergers Psychobuildings, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, 1988 Kippenbergers Psychobuildings, Verlag der Buchhandlung Walther König, Cologne, 1988

abzuleiten – Kippenberger tat dies allerdings mit einer Now, in the case of a work of art defined as such, it gnadenlosen Stringenz, die nicht nur in ihrer produktionsäs- is a comparatively obvious and in many respects simpli- thetischen, vergleichenden Anwendung bei ihm selbst überaus ficatory method tending to eliminate complications to fruchtbar und anschlussfähig war, sondern auch sehr lustig: suppose that the artist is an originating Subject endowed Gott und Subjektivität waren nur um den Preis zu haben, dass with psychology and to deduce his obsessions. At any der Demiurg einen sitzen hatte. Wandte der Künstler aber die rate, that is what Kippenberger did. And he did it with a gleiche Methode auf Zweckbauten an, und die psychologische merciless rigour that was not only itself highly fruitful and Diagnose mischte sich mit einer baumarktmäßigen Einschät- widely adaptable in its application of comparative produc- zung der Frage, welches technische oder funktionale Problem tion aesthetics but also very funny: God and subjectivity hier wohl gelöst werden sollte, wurden also die scheinbar were to be had only on condition the demiurge had had außerpsychologischen angewandten Künste psychologisiert, one too many. But if the artist applied the same method reichten seine Überlegungen ins fundamental Kulturkritische. to functional buildings and the psychological diagnosis was mixed with a property-market assessment of the Zunächst waren es einfache Beispiele, wie der von einem question, probably to solve technical or functional problems Parkwächter in Teneriffa zusammengezimmerte Unterstand, here, i.e. if the apparently non-psychological applied arts dessen patente wie hemmungslose, offensichtlich von were psychologised, his deliberations would lap over into primären Bedürfnissen nach Windschutz und Schatten ange- basic issues of cultural criticism. triebene Bricolage Kippenberger und Krebber bewunderten. Doch je mehr sich dieser Blick auf die – vermeintlichen – Nöte To start with, they were very simple examples, like the des Subjekts hinter den Architekturen als erfolgreich erwies, shelter knocked up by a parking attendant on Tenerife. in dem Sinne, dass er immer neue Pointen generierte, desto Kippenberger and Krebber admired its uninhibited DIY universeller wurde er in Stellung gebracht. Das Ergebnis war character, which was obviously motivated by the primary schon 1988 das Büchlein Psychobuildings 8 – eine Selbstparo- need for shade and protection from the wind. But the die. Kippenberger hatte den Umschlag und den Aufbau seines more their attention focused successfully on the supposed eigenen, 1979 bei Merve erschienenen Fotobuches Frauen needs of the Subject taken account of in the structure übernommen und im – allerdings spiegelverkehrten – Merve- (i.e. they noticed more and more points), the more univer- Design im Verlag der Buchhandlung Walther König heraus- sal it became. The end result of that was the little booklet gegeben. Die unpaginierten und komplett textfreien Seiten von on Psychobuildings published in 1988 8 – a self-parody. Psychobuildings zeigen architektonische und gestalterische Kippenberger had taken over the cover and structure of Auffälligkeiten des öffentlichen Raums, darunter einige, die zu his photo album Frauen issued by Merve in 1979 and Vorbildern von Skulpturen Kippenbergers geworden waren, published it in a back-to-front Merve design with the pub- aber auch eigene Arbeiten und solche von Freunden wie das lisher Walther König. The unpaginated and wholly textless Markus-Oehlen-Pferd im Garten des Hauses in Carmona. pages of Psychobuildings manifest architectural and design features of public spaces, including some that became Das Psychobuilding par excellence in Kippenbergers Kosmos models for Kippenberger’s sculptures, but also some works aber war kein konkretes architektonisch gestalterisches of his own and works of friends such as the Markus- Monstrum, sondern ein gesellschaftlich funktionales: das Oehlen-Horse in the garden of the house in Carmona. Museum. Schon zu Zeiten der Gruppenausstellung Wahrheit ist Arbeit mit Albert Oehlen und Werner Büttner gab es eine However, the psychobuildings par excellence in Kippen- privatmythologische Causerie entlang der Begriffe „Mutter“, berger’s cosmos were not specific architecturally designed „Staat“, „tote Mutter“, „Wohnung“ und „Museum“. Im Katalog- monstrosities but socially functional ones – i.e. museums. text selbst nur angespielt und vor allem von Oehlen und Even at the time of the joint Wahrheit ist Arbeit exhibi- Büttner auf den Unterschied zwischen Mutter gleich Wahrheit tion with Albert Oehlen and Werner Büttner, there was und toter Mutter gleich Wirklichkeit hin entwickelt, spielte in extended private-mythology chitchat about terms such dieser Rede das Museum als der Ort, an dem der Staat („die as “mother”, “state”, “dead mother”, “apartment” and größte Wohnung ist der Staat“) das Verhältnis von „Mutter“ “museum”. Barely touched on in the catalogue itself and Martin Kippenberger, Diedrich Diederichsen 44 45 O Rio de Janeiro besser (richtig), 1987

und „toter Mutter“ organisiert, eine besondere Rolle, die auf mainly developed by Oehlen and Büttner in the direction angetäuscht existenzieller Ebene die Tatsache, dass alle drei of the difference between mother = truth and dead Künstler früh ihre Mütter verloren hatten, mit dem – damals mother = reality, the argument was that museums are noch relativ fern liegenden und beim Anti-Establishment-Gestus places where the state (“the largest apartment is the der Künstler überraschenden – Ziel, den Wahrheitsanspruch state”) organises the “mother”/“dead mother” relationship, der eigenen Arbeit bei seiner Kanonisierung durch die Institu- and this plays a particular role in combining on a feigned tion des Museums zu lokalisieren, miteinander verbindet. existential level the fact that all three artists had lost their mothers early on, with the goal (at the time a relatively Und so ernst gemeint war das auch wieder nicht. Kippen- remote aspiration and surprising given the artists’ anti- berger hätte es leichter haben können. Mehr als selber die establishment gesture) of localising their own work’s Herzen der Museumsdirektoren zu erobern und Kunst zu claim to truthfulness in its canonisation by museums as machen, die sich für deren Häuser in den 1980ern geeignet institutions. hätte, interessierte es ihn zu beobachten, wer wie und wann im Leben zu den Museen zugelassen wurde. 1986 hatte And in any case it was not meant very seriously. Kippen- er eine Museums-Ausstellung in Darmstadt, aber das war berger could have had it easier. More than winning the offensichtlich nicht das richtige Museum – wie wäre es sonst hearts of museum directors himself and producing art zu erklären gewesen, dass eine derartiges Aufsehen erregende that might have suited their institutions in the 1980s, he Show kaum Resonanz in der Presse und der übrigen Außen- was an interested observer of museum behaviour – who welt fand? 1991 begann eine Reihe von internationalen was admitted to the museums, how, and at what stage Museums-Ausstellungen in San Francisco, die dann 1993 in life. In 1986, he had a museum exhibition in Darmstadt, mit den wichtigen Shows im Centre Pompidou und 1994 im but that was obviously not the right museum – how other- Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam fortgesetzt wise could you explain why such a sensation-arousing wurde – und zu seinen Lebzeiten in Genf und Mönchenglad- show hardly caused a ripple in the press and the rest bach endete. Aber die wichtigen deutschen Museen, die er of the outside world? In 1991 a series of international persönlich genau kannte, deren Direktoren und Kuratoren er museum exhibitions began in San Francisco, continuing hatte kommen und gehen sehen, wollten ihn nicht – und da with important shows at the Centre Pompidou in 1993 er sich selbst dann doch immer der ideale Testpilot war, hatte and the Boijmans van Beuningen Museum in Rotterdam er auch ein besonderes Interesse für das Museum als einen in 1994, ending in his lifetime in Geneva and Mönchen- Ort, der Zulassungs- und Ausschlusstestate verteilte. Soziale gladbach. But the important German museums he per- Wettkämpfe, Hierarchien, Überbietungen – das hatte den sonally knew very well and whose directors and curators Sohn einer kinderreichen Familie schon immer angetrieben. he had seen come and go, didn’t want him – and as he himself was in the event always the ideal test pilot, he Nicht zuletzt von Michael Krebber, aber auch von seinen also had a particular interest in museums as places that 1990 in Los Angeles gemachten Bekanntschaften Christopher handed out admission and exclusion certificates. Social Williams, Mike Kelley und Stephen Prina hatte Kippenberger rivalries, hierarchies, upstagings – these were things that aber noch etwas ganz anderes gelernt. Dass nämlich das had always spurred on the son of a large family. Arbeiten mit fertigen Arbeiten – eigenen und fremden – im größeren Zusammenhang der Ausstellungsgestaltung interes- What he learnt not least from Michael Krebber, but also santer war als das Generieren von eigenem Material. Zumal from his acquaintance with Christopher Williams, Mike ja Kippenbergers Praxis schon spätestens seit der Brasilienreise Kelley and Stephen Prina in Los Angeles in 1990, was ganz stark geprägt war vom Gestus des korrigierenden und something else again – that working with finished works dekontextualisierenden Aufgreifens von auf der Straße und in (your own and others’) in the larger context of designing Buchhandlungen herumliegenden Materials: Seine „korrigier- exhibitions was more interesting than generating your ten“ Bruce-Webber- und Robert-Mapplethorpe-Bände 9 waren own material. Particularly since, by the time he returned der Anfang dieses, über das immer schon fest im Repertoire from the trip to Brazil, he was very much into correcting verankerte Parodieren von Looks, Logos und Layout – wie das and decontextualising material he had picked up in the Museum of Martin Kippenberger, Modern Art Syros METRO-Net U-Bahn Eingang (MOMAS) Kthma Canné Hrousa, Syros, Griechenland, 1993 Martin Kippenberger, METRO-Net Subway Entrance Kthma Canné Hrousa, Syros, Greece, 1993

Cover des Katalogs Die I.N.P.-Bilder, die diversen Reclam- street or found lying around in bookshops: his “corrected” Paraphrasen etc. – Hinausgehens in den mittleren 1980ern. Bruce Webber and Robert Mapplethorpe volumes 9 were Michael Krebber, der damals in seinen eigenen Ausstellungen the beginning of this mid-1980s venture into transcending Poster geschätzter Filme oder aufgeschlagene Bücher in the already well-established practice of parodying looks, Vitrinen auratisierte und zu primären Materialien erhob, ganz logos and layouts such as the cover of the I.N.P.-Bilder ohne dekontextualisiernde, collagierende Geste, war also auch catalogue, various Reclam paraphrases, etc. Michael Kreb- ein wichtiger Faktor, als Kippenberger nach und nach im Zuge ber, who in his own exhibitions at the time was auraticis- der professionalisierenden Einübung dieses Materialzugriffs ing posters of admired films or books open in shop die Idee des kuratierenden Künstlers entwickelte. Ausstellungen windows, making primary material of them without any wie Broken Neon, eine von ihm im Forum Stadtpark kuratierte decontextualising, collaging gesture, was thus an impor- Gruppenausstellung und die mehrteilige Reihe Eurobummel tant factor as Kippenberger gradually developed the idea standen noch für ein klassisches Kuratieren als Nebenbeschäf- of the curating artist in the course of practising his profes- tigung des primär autografische Werke schaffenden Künstlers. sional skills in the use of material in this way. Exhibitions Doch Tiefes Kehlchen war, wie Martin Prinzhorn im Katalog 10 such as Broken Neon, a group exhibition he curated at schon damals schrieb, mehr: Hier war das Kuratieren und the Forum Stadtpark, and the multi-part Eurobummel Selbstkuratieren als eine meta-künstlerische Praxis ins Reper- series still stood for curating in the classic sense as a sec- toire einer als durchaus eigen und primär empfundenen Produk- ondary occupation of an artist producing mainly auto- tion eingegliedert worden. Kuratieren war wie Malen, Tackern graphic works. But Tiefes Kehlchen was more, as Martin oder Schneiden ein künstlerisches Handwerk geworden. Prinzhorn already observed at the time in the catalogue.10 Curating and self-curating had been incorporated into So gab es mehrere Zugänge zum monströsen Ideenkomplex the repertoires as meta-artistic praxis of a production „Museum“: der alte Diskurs der Wahrheit, die im Museum felt to be thoroughly personal and primary. Curating had liegt (wobei offen blieb, ob Wahrheit möglich bzw. erstrebens- become an artistic craft like painting, stapling or cutting. wert ist); sodann das Museum als ein ein- und ausschließender Mechanismus der Geschichtsschreibung und Hierarchien- There were thus various ways of getting at the monstrous bildung und als solches ebenso attraktiv wie abstoßend; complex of ideas called “museum”: the old discourse of schließlich aber der Ort, an dem sich Kuratoren austoben – truth that resides in museums (though it remained open also Leute, die eine lange unkünstlerische Tradition mit dem whether truth was possible or worth going for); then entwickelt hatten, was Martin nun für sich selbst als künstle- museums as admittance and exclusion mechanisms of rische Praxis entwickelte. Auf der Insel Syros aber konvergierten historiography and the formation of hierarchies, and as diese Zugänge mit der ganz anders, viel praktischer und such equally attractive and repulsive; and finally places technischer gefassten Obsession der „Psychobuildings“ und in which curators do their thing, i.e. people who had bizarren Blüten des öffentlichen Raums. Über dem Hafen der developed a long, unartistic tradition in what Martin now Insel thronte nämlich ein Bauskelett, das wie eine Basilika developed for himself in an artistic vein. On the island über ein zentrales Schiff und zwei Seitenschiffe verfügte – of Syros, these forms of access converged with the quite aber weder über Wände, Türen, noch andere architektonische different, much more practically and technically formulated Elemente. Hier sollte einmal ein Schlachthaus gebaut werden. obsession with “psychobuildings” and exotic flowerings Es prangte als pure Struktur, tempelartig und autoritär in of public space. A construction skeleton loomed over the ihrer ganz grandiosen Leere, über dem Ort wie eine Kultstätte island’s port that had a nave and two aisles like a basilica, und hatte bald Kippenbergers Interesse erregt, als er Würthle but no walls, doors or other architectural elements. immer häufiger auf der Insel zu besuchen pflegte. A slaughterhouse had been due to be installed there some time. It shone forth over the place as pure structure, Die ebenso unordentlichen wie heftigen Gedanken über das authoritarian and temple-like in its wholly grandiose Kuratieren und das Künstlermuseum hatten inzwischen ver- emptiness, like a place of worship, and it soon aroused schiedene Stadien durchlaufen. Der ebenfalls durch Krebber Kippenberger’s interest as he came to the island to visit stark in die gemeinsame Diskussion gebrachte Marcel Würthle ever more frequently. Logo der Lord Jim Loge Diedrich Diederichsen 46 47 auf der Eingangstür des METRO-Net U-Bahn Eingang Kthma Canné Hrousa, Syros, Griechenland, 1993 Logo of Lord Jim Lodge on the entrance door of METRO-Net subway entrance Kthma Canné Hrousa, Syros, Greece, 1993

Broodthaers mit seinem „Musée d’Art Moderne. Département The untidy but violent thoughts about curating and a des Aigles“ hatte ebenso einen starken Eindruck auf Martin possible artist museum had meantime gone through hinterlassen wie ein gemeinsam mit Würthle besuchtes Privat- various stages. Krebber had in the interim brought Marcel museum auf einer benachbarten Insel. Das eigene Museum Broodthaers with his “Musée d’Art Moderne, Départe- schien machbar: Doch sollte es sich weder rein über seine ment des Aigles” into the joint discussion, which left Behauptung und die unter ihrer Überschrift poetisch zusam- as marked impression on Martin as a private museum mengefassten Gegenstände definieren wie bei Broodthaers, he and Würthle had visited on a neighbouring island. noch tatsächlich wie bei realen Privatmuseen zusammen- A museum of their own seemed feasible; but it would gekaufte Schätze und Sammlungen dokumentieren oder als not be defined purely by asserting it and the poetically bizarre Wunderkammer Erstaunen wecken – das waren alles assembled objects beneath its heading as in the case schon ausprobierte Möglichkeiten. Dieses Museum würde of Broodthaers’, nor actually document an accumulation schroff, lustig, minimal und bestimmt auftreten. Es würde das of purchased treasures and collections as in the case Museum auf seine auktoriale Geste reduzieren und seine of a real private museum, nor arouse astonishment as Architektur auf das Nötigste. Ja, es würde die Geste Sigmar in a chamber of bizarre curios. Those were all tried and Polkes toppen, der auf einem vielverbreiteten Foto in einen tested possibilities. This museum would look stark, funny, Mülleimer greift und offensichtlich dank des Gespürs seiner minimal and definite. It would reduce museums to the künstlerischen Hände Müll in Kunst verwandelt, ja die Methode all-knowing authorial gesture and its architecture to the der Found Objects und der Found Footage überhaupt über- bare minimum. Indeed, it would surpass Sigmar Polke’s bieten – durch Found Architecture. gesture in a widely distributed photo in which he reaches into a rubbish bin and, obviously thanks to the sensitivities Während also die U-Bahn-Station noch im Bau war, spitzte of his artistic hands, transforms rubbish into art, outshin- sich das zweite Projekt zu: das Museum of Modern Art Syros, ing the method of found objects and found footage as abgekürzt MOMAS – das klang schließlich wieder ein bisschen a whole – with found architecture. nach Mutter wie all diese Museumsabkürzungen und eignete sich gut für ein Logo, das Christopher Wool schließlich ent- While the subway station was still being built, the second werfen sollte, einer der Künstler, die im MOMAS ausstellen project – the Museum of Modern Art Syros (MOMAS for würden. So kam es, dass schließlich beide Eröffnungen, die short) – gathered momentum. Like all such abbreviations der U-Bahn-Station und die des Museums, an zwei aufeinander for museums, MOMAS sound a bit like “mother” and was folgenden Tagen im September 1993 begangen werden konn- very suitable for a logo that ultimately Christopher Wool ten – rund um die Feierlichkeiten zu Würthles 50. Geburtstag would design, he being one of the artists who would later und von einer Ausstellung bei Eleni Koroneou in Athen von exhibit in MOMAS. So it came about in the end that both Krebber und Kippenberger flankiert, einer Galerie, die häufig openings, the subway station and the museum, took neben Syros als zweiter Stützpunkt für Kippenberger und place on successive days in September 1993, around seinen Kreis diente. the celebrations for Würthle’s 50th birthday, and flanked by an exhibition of Krebber and Kippenberger at Eleni Dabei war die U-Bahn Station zunächst als Bestandteil eines Koroneu in Athens – a gallery that along with Syros often ganz anderen Netzwerks konzipiert als desjenigen, das ein served as a second base for Kippenberger and his friends. paar Jahre später METRO-Net heißen sollte. Ein paar Monate vor der ersten Zeichnung fand man einen verschnörkelten Initially the subway station was conceived as an element Rest von Geländer, der für einen anderen Zweck entstanden of a wholly different network from the one that would war und sich nun für die Metro-Station anbot. „Zum Glück later be called METRO-Net. A few months prior to the first geht hier ja nichts verloren“ (Würthle). So erhielt der U-Bahn- drawing, the ornate remains of railings were found that Schacht-Eingang durch seine sehr entfernt an die Pariser had been intended for a different purpose and now proved Jugendstil-Originale gemahnenden Schnörkel auch tatsächlich suitable for a metro station. “Luckily nothing gets wasted ein Gepräge von Metro – und nicht nur allgemein von U-Bahn. here,” said Würthle. Thus, thanks to the flourishes very Dennoch hieß die erste von Kippenberger entworfene Station vaguely reminiscent of the Art Nouveau originals of the Karte von Martin Kippenbergers METRO-Net Map of Martin Kippenberger’s METRO-Net

des späteren METRO-Net noch Entrance to the Subway Station Paris Metro, the subway shaft entrance did indeed get Lord Jim. Das Logo der Lord Jim Loge bildete die Eingangstür a touch of the Paris Metro to it, and not just underground am Ende der herabführenden Treppe des U-Bahn-Eingangs. railways generally. Even so, the first station of the later METRO-Net designed by Kippenberger was called the Die Lord Jim Loge war also das primäre, flexible Netzwerk, Entrance to the Subway Station Lord Jim in English. The in dessen weltumspannenden Anti-Nepotismus gemäß dem logo of the Lord Jim Lodge formed the entrance door at Motto, dass keiner keinem helfe, sich Kippenberger entspannen the end of the descending steps at the subway entrance. konnte. Dass die Loge nur Männer aufnahm und in einem von Jörg Schlick zusammengefassten, auf Zeichnungsteile von The Lord Jim Lodge was thus the primary, flexible Albert Oehlen, Wolfgang Bauer und Kippenberger basierenden network in whose world-encircling anti-nepotism Kippen- Logo sich auf Sonne, Busen und Hammer bezog, wurde ihr berger could relax in accordance with the motto “No in den Debatten der 1990er als sexistisch und ausschließend one helps anyone”. That the lodge only admitted male ausgelegt. Tatsächlich, so kann man ohne Übertreibung sagen, members and sported a sun-bust-hammer logo based gab es aber überhaupt nur zwei der angeblich 40 Mitglieder, on components drawn by Albert Oehlen, Wolfgang Bauer die das Vereinsleben einigermaßen ernst nahmen; zum einen and Kippenberger and organised into a whole by Jörg Jörg Schlick, der auch das Logen-Journal Sonne – Busen – Schlick was interpreted as sexist and exclusive in the Hammer betreute und die meisten der insgesamt 17 erschie- debates of the 1990s. But indeed, one may say without nenen Nummern auch redigierte; zum anderen Kippenberger exaggeration that there were overall only two of the selbst, der die Idee des Weltumspannenden liebte und die supposedly forty members who took lodge life rather Idee der Loge im U-Bahn-Projekt langsam in die Idee des seriously: one was Jörg Schlick, who produced the lodge Netzes hinübergleiten ließ. Was für Schlick die Notwendigkeit mouthpiece Sonne – Busen – Hammer and also edited war, die relative Isoliertheit in Graz mit einer wenigstens virtu- the seventeen issues actually published, the other was ellen Globalität zu kompensieren, war für Kippenberger die Kippenberger himself, who loved the idea of globalisation alte Obsession einer geregelten, gut geölten Internationalität. and gradually allowed the idea of the lodge in the subway Diese Obsession deckte sich auch nur teilweise mit dem tat- project to mutate into the idea of the network. What was sächlichen globalen Reisen des Künstlers: die Vorstellung eines for Schlick a need to compensate for the relative isolation weltumspannenden Netzwerkes hatte einen psychologischen of Graz at least with a little virtual globalism was for bis ästhetischen Rang bei ihm und wurde nicht notwendig Kippenberger the old obsession of a regulated, well-oiled auf echte Reisen bezogen – vor allem nachdem diese entweder internationalism. The obsession related only in part to enttäuschend verlaufen waren oder wenigstens nicht mehr the actual global trips the artist undertook. The notion of viel Neues einbrachten. a world-spanning network had a psychological and aes- thetic status for him, and did not necessarily have to do Das Motto der Lord Jim Loge findet sich dann auch als Tür with real journeys – especially when these went off rather am Boden des griechischen U-Bahn-Eingangs, darunter das disappointingly or reaped little that was new. Motto, „Keiner hilft Keinem“, abgekürzt aufgeteilt in K.H. und K. in jeweils einem Panel unterhalb des Logos. Inhaltlich lässt The motto of the Lord Jim Lodge is also to be found on sich die große Negation natürlich auf das Nichts beziehen, the floor of the Greek subway entrance, with the motto das komplett Unbestimmte, zu dem die Treppe den Eingang “No one helps anyone” (in German “Keiner hilft Keinem”) bildet. Zugleich dementierte die Einladungskarte zur Eröffnung abbreviated as K. H. and K. in separate panels beneath dieses Eingangs diese Lesart: Eines der Gemälde des von the logo. Philosophically this great negation relates of Kippenberger und Würthle sehr geschätzten und gesammelten course to nothing, the completely indefinite, which the kongolesischen Künstlers Cheri Samba zeigt nicht nur einen steps form the entrance to. At the same time, the invita- in merkwürdigen, je konsequenten, aber einander widersprüch- tion card to the opening of this entrance refuted this lichen Perspektiven gehaltenen, von freundlichen Menschen interpretation: one of the paintings by the Congolese artist bevölkerten Metro-Schacht, sondern darauf auch die vom Cheri Samba, whom Kippenberger and Würthle much Künstler notierten euphorischen Sätze: „Ich habe eine zweite admired and collected, shows not only a metro shaft full Christopher Wool, Diedrich Diederichsen 48 49 Wegweiser zum MOMAS, 1994 Christopher Wool, Signpost to MOMAS, 1994

Welt in Paris gefunden, unter der Erde. Hier kann man sich of friendly people depicted in remarkable, in themselves Tag und Nacht aufhalten und findet die Züge, die man ‚Metro‘ consistent but mutually incompatible perspectives, but also nennt. Mit der Metro kann man ohne Unterbrechung durch the euphoric sentences quoted by the artist: “I’ve found a Paris reisen.“ second world in Paris under the ground. You can be there night and day and find the trains they call ‘Metro’. With the Das war noch vor den heute üblichen privaten Sicherheits- Metro you can travel through Paris without interruption.” diensten, die die Aufenthalte in dieser zweiten Welt auf das Nötigste verkürzen. Die Engführung eines verheißungsvollen That was before the now customary security services, Versprechens und des „reinen Drecks“ (Kippenberger) oder who abbreviate your time in this second world to the Nichts, von Staub und Behauptung war zunächst das Kern- absolute minimum. A narrow interpretation of an auspi- stück dieser Arbeit. So gesehen war es die Verbindung zweier cious promise and “pure dirt” (in Kippenberger’s phrase) Künstler, die in unterschiedlichem Maße im Umfeld eine Rolle or nothing, of dust and assertion was initially the core of spielten: Robert Smithson und Piero Manzoni. Während this work. Seen this way, it was a connection between Manzonis Socle Du Monde – Roberto Ohrt und Stephen Prina two artists whose background contributions were of vary- haben darauf hingewiesen 11 – ungeschlagenes Vorbild bei ing importance – Robert Smithson and Piero Manzoni. der Erweiterung des Geltungsbereichs der Skulptur war, aber Whereas Manzoni’s Socle du Monde was an unsurpassed dessen Maximum (die ganze Welt) schon ein Jahrzehnt vor model in expanding the operative zone of sculpture, as der Land-Art durch bloße Behauptung erreicht hat, ohne sich Roberto Ohrt and Stephan Prina point out 11 (though its die Finger schmutzig zu machen, stand ihm in Robert Smith- maximum extent – the whole world – had been achieved son der Künstler gegenüber, der am entschiedensten die a decade before Land Art by mere assertion, without Entropie von Staub und Dreck und deren spezifische Geschichts- getting their fingers dirty), in Robert Smithson he had an fremdheit zur Domäne künstlerischer und in letzter Instanz artist counterpart who had most decisively asserted the auch politischer Forschung erklärt hat. Während sich Smithson entropy of dust and dirt and their specific historical for- tatsächlich für den Aushub und den in jeder Hinsicht zum eignness to the domain of artistic and in the last instance „Non-Site“ im Sinne seiner Definition 12 qualifizierten Ort der political research as well. Whereas Smithson was actually U-Bahn-Station interessiert hätte, war die Geste, von einer interested in the dig and the site of the subway station U-Bahn-Station zu sprechen, eher Manzoni-mäßig, die Steige- he qualified, as in every respect a non-site in terms of his rung zum Netz lag erst recht auf dessen Linie. Kippenberger theory,12 the gesture of talking about a subway station aber, der seiner Schwester zufolge, den Dreck und die Schön- was more Manzoni-style; upgrading it to a network was heit aufeinander bezog 13, meinte mit Dreck eben nicht nur definitely his line. But Kippenberger, who according to his das Falsche oder Hässliche, sondern eben in diesem Falle sister related dirt and beauty to each other,13 thought of buchstäblich das entropisch staubige Unbestimmte, auf das dirt not so much as falseness or ugliness but in this case er dann eine vollkommen in sich geschlossene Behauptung as literally the entropically dusty indeterminate on which setzte, deren Inhalt ausgerechnet auch noch der war, eine he then placed a completely self-contained assertion Verbindung herzustellen. Eine Zugverbindung. Museum und whose content just happened to be one of producing Station lagen zwar auf derselben Insel, aber doch einen connections. Train connections. The museum and station erheblichen Fußweg durch sengende Hitze voneinander ent- may have been on the same island, but they were a fernt. Es sollte nun seinen Ausstellungsbetrieb beginnen. considerable distance from each other along a path in Es war klar, dass die Künstler keine Objekte an keine Wände scorching heat. The thing now was to get an exhibition hängen konnten, dass es keine Kataloge und keine großen business going. It was clear that the artists could hang Mengen anreisender Presse, Sammler und Multiplikatoren no objects on no walls, and that there would be no geben würde, nur eine Einladungskarte und ein großes Essen catalogues or large numbers of art critics, collectors and zur Eröffnung. Dennoch dachten sich alle möglichen interna- multiplicators turning up, just an invitation card and a tionalen Freunde Ausstellungen aus, die für das MOMAS great junket at the opening. Nevertheless, they thought geeignet waren. Die erste Ausstellung sollte Hubert Kiecol up all possible international friends who were suitable for bestreiten: Kippenberger hatte einen anderen Gebäuderest MOMAS. Hubert Kiecol would take on the first exhibition: Martin Kippenberger, Martin Kippenberger, Spiderman-Atelier, 1996 METRO-Net U-Bahn Eingang Dawson City, Yukon Territory, Kanada, 1993 Martin Kippenberger, METRO-Net Subway Entrance Dawson City, Yukon Territory, Canada, 1993

in unmittelbarer Umgebung des MOMAS entdeckt, der wie ein Kippenberger had discovered another ruined building in mehrere Meter hoher Beton-Tisch aussah – der Riesenbeton- the immediate vicinity of MOMAS that looked like a con- tisch zu Kiecols Zwergenbetonhäusern. crete table several metres high – a giant table for Kiecol’s dwarf concrete houses. Von diesem Modell ließen sich auch die anderen Künstler anstoßen: Kippenbergers langjähriger Mitarbeiter Ulrich The other artists were spurred on by this model: Kippen- Strothjohann, der sich für den skulpturalen Wert von Löchern berger’s long-standing colleague Ulrich Strothjohann, who interessierte, fand eines, das zur Eröffnung zugeschüttet was interested in the sculptural value of holes, found one wurde, für die Einladungskarte aber nutzte er ein weiteres that was filled up for the opening, but for the invitation herumliegendes Beton-Teil, das noch besser in sein Projekt card he used another chunk of concrete lying around passte: ein breiter Betonreifen, der an zwei Stellen von that fitted his project better: a wide concrete hoop drilled Löchern durchbohrt war. „Ein Ding ist ein Loch in einem, das with holes in two places. “A thing is a hole in one that keines ist“, sagt Robert Smithson. Zusammen mit Strothjohann isn’t,” says Robert Smithson. Christopher Wool and Stroth- zeigte Christopher Wool Wegweiser zum MOMAS, die er in johann exhibited signposts to MOMAS written in Wool’s seiner Trademark-Schrift gehalten hat. Jedes Jahr sollte es trademark font. There would be a show every year, for eine Show geben, fünf Jahre lang. Auf die 1994er Ausstellung five years. The 1994 exhibition of Wool and Strothjohann von Wool und Strothjohann folgte 1995 eine von Christopher was followed in 1995 by one with Christopher Williams Williams und Cosima von Bonin sowie von Stephen Prina, der and Cosima von Bonin, plus Stephen Prina, who brought ein altes Tonbandgerät mitbrachte, ein paradoxes Objekt, das an old tape-recorder with him, a paradoxical object that während des 1991er Northridge-Bebens zerstört wurde und was destroyed in the Northridge earthquake in 1991 and dessen unentfernbar eingelegtes Band sowohl Prinas als auch whose irremovably wedged tape had an unrecreatable die Concrete Band seines Lehrers Michael Asher unwieder- recording of Prina’s and also one of the Concrete Band herstellbar aufbewahrte. Cosima von Bonin hatte als Hommage of his teacher Michael Asher. Cosima von Bonin had an Kippenbergers Lebensthema Nudeln für die Ausstellungs- concocted an edible sculpture for the opening as a tribute eröffnung eine essbare Skulptur geschaffen, bei der Nudeln to Kippenberger’s life long passion for noodles, in which jeweils in die nächstgrößere Nudel hineingedreht wurden. each noodle was threaded into the next largest noodle. Williams zeigte in einem Kino Filme von Morgan Fisher und In a cinema, Williams showed films by Morgan Fisher and David Lamelas und Jörg Schlick erklärte den Parkplatz David Lamelas, and Jörg Schlick put up stickers decla- per Aufkleber zur „Pettingzone MOMAS“. Für 1996 wurden ring the car park to be “MOMAS Petting Zone”. In 1996, Johannes Wohnseifer, damals Kippenbergers „Büroleiter“, Johannes Wohnseifer, Kippenberger’s “office manager” Heimo Zobernig und eingeladen. Letzteren at the time, Heimo Zobernig and Michel Majerus were kannte Kippenberger gar nicht persönlich und hatte ihn sich invited. Kippenberger did not know Majerus personally von dessen Galeristen Burkhard Riemschneider empfehlen at all, but he had been recommended by Majerus’ dealer lassen. Zobernig verhalf dem MOMAS zu einem grauen Fuß- Burkhard Riemschneider. Zobernig helped the gallery to a boden und Wohnseifer entwarf die Mütze für den Museums- grey floor, and Wohnseifer designed the caps for museum wächter und nutzte das Lieblingsmaterial des Museums, Beton, attendants and used the favourite material of the museum, um den Stuhl des Wächters auf dem Museumsboden für concrete, to fix the attendant’s chair to the spot on the immer an einer Stelle zu verankern. Als letzte Ausstellung war museum floor for ever. Planned for the last exhibition in für 1998 eine Kooperation von Albert Oehlen und Jorge Pardo 1998 was a joint effort between Albert Oehlen and Jorge geplant – zu der es wegen Kippenbergers Krankheit und Tod Pardo. Unfortunately because of Kippenberger’s illness nicht mehr kam. and death it did not take place.

Das Kuratieren hört aber in den letzten Jahren nicht auf, sich But in the last years the curating went on mingling with mit den anderen künstlerischen Sprachen Kippenbergers zu Kippenberger’s other artistic outlets. Already in the course vermengen. Schon im Laufe des in dieser Hinsicht ereignis- of what was an eventful year of 1993 in this respect reichen Jahres 1993 erhält er von Veit Loers eine Art Carte he received a kind of carte blanche from Veit Loers for Martin Kippenberger, Diedrich Diederichsen 50 51 Peter 2, 1987 Galerie Peter Pakesch, (Installationsansicht) Martin Kippenberger, Peter 2, 1987 Galerie Peter Pakesch, (installation view)

Blanche für einen am Kasseler Museum Fridericianum instal- a “Kunstverein Kippenberger” (a kind of art club) based lierten „Kunstverein Kippenberger“, der 1993 mit einer Gruppen- at the Museum Fridericianum in Kassel, which opened ausstellung Frauenkunst/Männerkunst eröffnet. Der Anlass in 1993 with a group exhibition called Woman’s Art/Men’s war zum einen Loer’s Idee, eingeladenen Künstlern einen Raum Art. The background to this was both Loer’s idea of auf Zeit zur Verfügung zu stellen, zum anderen dass der making a room available to invited artists for a period, Kasseler Kunstverein dem Museum Fridericianum institutionell and the Kassel Kunstverein being institutionally assigned zugeordnet worden war. Aus diesen Umständen entstand to the Museum Fridericianum. Out of this came Kippen- Kippenbergers Idee, einen eigenen Kunstverein am Fridericia- berger’s idea to operate his own Kunstverein at the num zu betreiben. Hier kuratierte er Einzelausstellungen mit Fridericianum. Here he curated individual exhibitions with Zeichnungen von Albert Oehlen, seiner eigenen Sammlung ero- drawings by Albert Oehlen, his own collection of erotic tischer Kunst, Michael Krebber, Ulrich Strothjohann, Johannes art, Michael Krebber, Ulrich Strothjohann, Johannes Wohn- Wohnseifer und Cosima von Bonin – 1995 endete das Projekt seifer and Cosima von Bonin. The project came to an mit dem Wechsel von Loers nach Mönchengladbach. Doch vor end in 1995 when Loers moved to Mönchengladbach. allem die 1994 erstmals ausgestellte Arbeit The Happy End But above all The Happy End of Kafka’s “Amerika”, first of Kafka’s „Amerika“, die zwei Stränge in Kippenbergers Arbeit, exhibited in 1994, which united two strands in Kippen- den von der Ausstellung Peter und den von Tiefes Kehlchen berger’s work, the one of the Peter exhibition and the one ausgehenden zusammenführt (nicht zuletzt, weil hier Objekte of Tiefes Kehlchen (not least because objects from both aus beiden versammelt waren), enthält nun noch einmal ein were assembled here), now contained once again a cura- um diverse Virtuositäten erweitertes kuratorisches Repertoire, torial repertoire expanded by various virtuosities that das u.a. das nicht unspektakuläre Initiieren einer Produktion also included inter alia the not unspectacular launch of von zehn Künstlerbüchern, weitgehend von Freunden und the production of ten artist books, largely of friends and Kollegen, mit enthielt. Bei den im Spiderman Atelier, den colleagues. Projects taken in hand in the last two years Jacqueline-Bildern und dem Medusa-Komplex in den letzten with their very particular focusing on Kafka – Spiderman beiden Lebensjahren in Angriff genommenen Aufgaben wird Atelier, the Jacqueline pictures and the Medusa group – dann aus dem sehr speziellen Zugriff auf Kafka wieder ein resulted in a new material strand of staging the classics. neuer Materialbezug: die Inszenierung von Klassikern. Das The curatorial vocabulary was no longer spectacular kuratorische Vokabular war nicht mehr spektakulär genug, enough to show it up – it had as it were become part um es vorzuzeigen, war sozusagen zum Teil des Händchens, of the trick, i.e. the natural spontaneity. also der natürlichen Spontaneität geworden. If meantime we take the number of hotel drawings on Vergleicht man indes die Anzahl der Hotelzeichnungen zu den the subjects of MOMAS and the subway shaft, the beiden Themen MOMAS und U-Bahn-Schacht, nimmt der subway shaft would rank at least equal to the museum U-Bahn-Schacht in den kommenden Jahren mindestens den in the coming years. Whereas the museum project was gleichen Platz ein wie das Museum. Während das Museums- acknowledged and summed up in an exhibition at MAMCO projekt durch diverse Zeichnungen und Modelle 1995 in einer in Geneva in 1995 showing various drawings and models – Ausstellung im Genfer MAMCO gewürdigt und zusammen- the whole ensemble is still in the museum’s possession – gefasst wurde – das Ensemble ist noch heute im Besitz des a comprehensive appreciation, likewise with models and Museums–, kam es zu einer umfassenden Würdigung, eben- drawings of the subway project (now known as METRO- falls mit Modellen und Zeichnungen des U-Bahn-Projekts, Net), followed in 1998 at the Schindler building in Los nunmehr als METRO-Net erst nach Martins Tod im Jahre 1998 Angeles after Martin’s death, the building having been im Schindler-Haus in Los Angeles, das inzwischen vom öster- acquired as an outstation by MAK in . The associa- reichischen MAK als Außenstelle übernommen worden war. tions observed by Würthle between the ground plans of Die von Würthle beobachteten Assoziationen zwischen antiken classical temples and both the MOMAS skeleton and the Tempelanlagen und einerseits dem MOMAS-Skelett, anderer- subway idea become very specific in some of these hotel seits den U-Bahn-Ideen, werden in einigen dieser Hotelzeich- drawings, particularly in relation to the subway. nungen sehr konkret, insbesondere in Bezug auf die U-Bahn. Martin Kippenberger, Martin Kippenberger, METRO-Net Transportabler METRO-Net Transportable U-Bahn Eingang Subway Entrance Deutscher Pavillon, German pavillion, Biennale, Venedig, 2003 Biennale, Venice, 2003

Dennoch ruhte das Projekt noch ein bisschen, bis sich die Even so, the project went quiet for a while until an oppor- Gelegenheit bot, am anderen Ende der Welt einen zweiten tunity offered to build a second entrance at the other end Eingang zu bauen, nämlich in Dawson City in Kanada, einst of the world, i.e. in Dawson City in Canada, once the larg- die größte Stadt nördlich von San Francisco, heute als Zentrum est town north of San Francisco, now of rather minimal des Yukon Territoriums von eher geringer Bedeutung, hätte importance as the centre of the Yukon Territory were it nicht ausgerechnet hier Oswald Wiener vor Zeiten eine Art not for Oswald Wiener aeons ago finding a kind of highest Exil in der Potenz (im Verhältnis zum zuvor in Berlin begrün- degree of exile (in comparison with the previous exile in deten Exil) gefunden und vorübergehend auch – wie in Berlin – Berlin) just here and briefly running a guesthouse, as he ein Gasthaus betrieben. Der von Kippenberger verehrte Autor had in Berlin. An author admired by Kippenberger, Wiener hatte mittelbar wohl auch dazu beigetragen, dass Reinald probably also contributed indirectly to Reinhald Nohal’s Nohal hier baute und gastronomisch tätig wurde und Kippen- decision to build here and work in gastronomy, and in berger schließlich helfen konnte, seinen zweiten U-Bahn- the end helped Kippenberger to finish his second subway Eingang zu vollenden. Dieser war nun ganz im vermeintlichen entrance. This was now built entirely in wood in what Stil der Gegend in Holz gehalten – gewissermaßen eine Vari- was thought to be the style of the area. In a way, it was ante ortsklischeespezifischer Arbeiten wie dem Birkenwald. a variant of local cliché specific works such as the birch Schwere Stämme wurden übereinander geschichtet, als gelte wood. Heavy trunks were piled on top of each other as es, kindliche Blockhaus-Phantasien zu überbieten. Die Vor- if the point was to build the ultimate childhood log cabin. arbeiten hatten ohne den Künstler begonnen, der allerdings The preliminary works began without the artist, although diesmal ausgesprochen genaue Vorzeichnungen gemacht this time he had produced extremely precise preliminary hatte, an denen Himmelsrichtung, Größenverhältnisse, umge- drawings where the points of the compass, proportions, bende Straßen etc. akkurat eingetragen waren – nur der Ort surrounding roads etc. were all marked accurately. Only wurde die ganze Zeit in guter alter Legasthenie „Dorson City“ the place name was written throughout in good old geschrieben. Am 3.8.1995, fast zwei Jahre nach Syros, wurde dyslexic style as “Dorson City”. The entrance was opened der Eingang eröffnet. on 3.8.1995, almost two years after Syros.

Durch die kanadische Station war nicht nur der Grundstein The Canadian station was not only the foundation stone zu einem weltumspannenden Netz gelegt. Darüber hinaus for a worldwide network. In addition, the second great war nun endlich erst der zweite große Einfluss des U-Bahn- influence on the subway project had also come into its Projekts zu seinem Recht gekommen, die absurd deplatzierte own, the absurdly displaced Manhattan subway station Manhattaner U-Bahn-Station in Buster Keatons The Frozen in Buster Keaton’s Frozen North. In this film, Keaton paro- North. Keaton parodiert in diesem Film den ersten großen dies the first great cowboy actor of Hollywood, William Cowboy-Darsteller Hollywoods, William S. Hart. Dessen arche- S. Hart. His archetypal robustness was of course an ideal typische Robustheit war für Keatons schlacksigen Körper antithesis of Keaton’s gangling style, and the Manhattan natürlich ein idealer Antagonismus und diesen unterstützt subway station reinforced this metonymically, which metonymisch die Manhattener U-Bahn-Station, die als Zei- as a symbol of the unhealthy city type pitched Keaton chen ungesunder Urbanität Keaton gegen den Naturburschen, against the outdoor man/tough guy/noble cowboy that Kraft- und Moralprotz Hart in Stellung bringt. Diesem Anta- Hart represented. Interestingly, Kippenberger contrasts gonismus setzt Kippenberger allerdings interessanterweise this antagonism with a synthesis: the station you pass eine Synthese entgegen: Die Station, mit der man sich auf through to urbanity and globalism is constructed outdoor Urbanität und Globalität einlassen kann, ist ihrerseits ganz man-style in rough wood. naturburschig in bollerigem Holz gehalten. Even during the planning stage of Dawson City, new Schon während der Planungsphase für Dawson City kamen commissions and ideas were added for expanding the neue Aufträge und Ideen hinzu, das Repertoire der U-Bahn zu repertory of the subway into a network. Plans and pre- einem Netz zu erweitern. Es entstanden Pläne und Vorzeich- liminary drawings were drawn up for ventilation shafts nungen für Lüftungsschächte, die in Tokio und Los Angeles to be installed in Tokyo and Los Angeles – it was in fact Martin Kippenberger Diedrich Diederichsen 52 53 METRO-Net Transportabler U-Bahn Eingang documenta X, Kassel, 1997 (Entwurf für die Fulda) Martin Kippenberger METRO-Net Transportable Subway Entrance documenta X, Kassel, 1997 (draft for river Fulda)

installiert werden sollten – es war ja nun möglich, nach now possible with two co-ordinates to think about the zwei Punkten über die Geraden oder nicht ganz so Geraden straight (or not so straight) lines that would connect nachzudenken, die sie verbinden würden. In einer Zeichnung them. In a drawing by Kippenberger looking at the planet Kippenbergers, die den Blick auf den Planeten von oben from above, one can make out how the shaft in Tokyo richtet, kann man erkennen, wie der Schacht in Tokio auf der would be placed midway between the two points, in Mitte zwischen beiden Punkten angebracht sein soll. In ande- another how it is given the job of (as it were) ventilating ren, wie er die Aufgabe bekommt, sozusagen das gesamte the whole interior of the earth. In later schemes following Innere der Erde zu lüften. In späteren, nach seinem Tode diese these drawings after his death, not only does warm air Zeichnungen befolgenden Realisierungen, steigt nicht nur come out but you can also hear the sound of a New York warme Luft auf, sondern auch das Geräusch einer vorbeifah- subway train rattling past. Cologne-based architect Lukas renden New Yorker U-Bahn ist zu hören. Lukas Baumewerd, Baumewerd, who had developed all plans and models for der Kölner Architekt, der schon alle Pläne und Modelle für das MOMAS, surveyed the site and for a while was expected MOMAS entwickelt hatte, das Gelände vermessen und kurz- to plan a virtual extension, had found the relevant sound fristig auch mit einem virtuellen Erweiterungsbau betraut war, sample on the World Wide Web, with which METRO-Net hatte das entsprechende Sound-Sample im World Wide Web slowly began to establish contact. Kippenberger was so gefunden, mit dem das METRO-Net langsam Kontakt aufzuneh- taken with the electronic find that he wanted to use it for men begann. Kippenberger war von dem elektronischen Fund another multiple. The last time it was exhibited was in so angetan, dass er ihn für ein weiteres Multiple verwenden the German pavilion at the 2005 Venice Biennale – as wollte. Das letzte Mal ist er im deutschen Pavillon bei der the official German contribution. Alongside the works of Venedig Biennale von 2005 zu sehen gewesen – als offizieller Candida Höfer and without any further contextualisation, deutscher Beitrag. Neben den Arbeiten von Candida Höfer the shaft with its grille looks like a minimalist sculpture und ohne jede weitere Kontextualisierung wirkt der Schacht with an inbuilt pleasantry by Maurizio Cattelan. It lacked mit seinem Rost wie eine minimalistische Skulptur mit einem the extension of the joke by self-destruction and obstruc- eingebauten Cattelan-Witz. Es fehlte die Erweiterung der tion of a simple consumability that Kippenberger’s work Pointe durch Selbstzerstörung und Erschwerung einer ein- actually always had. In this case, only the German pavillon fachen Konsumierbarkeit, die es bei Kippenberger eigentlich and the bare sound faced each other. Which might have immer gab. Hier waren nur der deutsche Pavillon und das tickled Kippenberger- after all, a year before his death he trockene Geräusch konfrontiert. Was Kippenberger vielleicht had had his photo taken in front of the German pavilion, gefallen hätte, schließlich hatte er sich ein Jahr vor seinem in a year when there was no Biennale, but which he Tod in einem Jahr ohne Biennale vor dem deutschen Pavillon would never have done like that. fotografieren lassen; was er aber nie so gemacht hätte. Before his death, Kippenberger completed the third Den dritten und noch zu Lebzeiten fertiggestellten Eingang entrance for the Leipzig Fair, which has in recent years machte Kippenberger für die Leipziger Messe, die sich neuer- included an art programme. Here the Lord Jim logo as a dings ein eigenes Kunstprogramm leistete. Hier war das closed door was no longer at the level of the underground Lord-Jim-Logo als verschlossene Tür nicht mehr auf der Ebene as in the Greek, Canadian and later Kassel models but des Untergrunds wie bei den griechischen, kanadischen und closed off the entrance on level ground. The acronym of später auch dem Kasseler Modell, sondern schloss den Ein- the motto was likewise missing. The Leipzig station was gang schon auf ebener Erde ab. Ein Akronym des Mottos fehlte perfectly suited to the supposed minimal elegance that ebenfalls. Die Leipziger Station passte sich der vermeintlich business culture likes to attribute to itself – i.e. set it a minimalen Eleganz, die sich die Business-Kultur gerne selber benchmark. This entrance appeared at first glance to have nachsagt, perfekt an – bzw. setzte ihr einen Maßstab. Diesem lost the grotesque element. METRO-Net, as it was first Eingang schien auf den ersten Blick das Groteske abhanden officially called here, had attained the level of the global gekommen zu sein. Das METRO-Net, wie es hier erstmals offi- network society, a concept which was just beginning to ziell hieß, hatte die globale Netzwerkgesellschaft, die gerade score very highly in general conversation. It is wholly pos- begann, sehr hoch im allgemeinen Gerede bewertet zu werden, sible that this interpretation attained a certain popularity Martin Kippenberger METRO-Net Transportabler U-Bahn Eingang documenta X, Kassel, 1997 Martin Kippenberger METRO-Net Transportable Subway Entrance documenta X, Kassel, 1997 Diedrich Diederichsen 54 55

erreicht. Durchaus möglich, dass diese Lesart eine gewisse because Kippenberger himself was no longer able to be Popularität erreicht hat, weil Kippenberger selbst nicht mehr there to undermine it in person, as he otherwise used da sein konnte, um sie lebendig zu unterminieren, wie er das to do with interpretations of that kind. sonst mit dergleichen Interpretamenten gemacht hätte. This project brought Kippenberger to the year of his Ausgerechnet mit diesem Projekt landete Kippenberger death, and then eight years later in Venice to the three schließlich in seinem Todesjahr und dann eben noch mal most prestigious exhibitions that could make him a global acht Jahre später in Venedig auf den drei renommiertesten artistic reputation, i.e. altogether to the goal towards Ausstellungen, die über künstlerische Weltgeltung entschei- which the allegorical trains of the METRO-Net project (as den – durchaus also an einem der Ziele, zu dem auch die it now was called) were indeed heading. The other two allegorischen Züge des METRO-Net tatsächlich unterwegs were Catherine David’s documenta X in Kassel and the waren: auf der von Catherine David kuratierten documenta X sculpture project in Münster. For Kassel, Kippenberger in Kassel und beim Skulpturenprojekt in Münster. Für Kassel had envisaged a floating entrance that one would come hatte Kippenberger einen schwimmenden Eingang vorgesehen, across going through water meadows, which after the den man beim Gang durch die Auen auffinden würde und desert-like Mediterranean dust and Canadian permafrost der nun nach wüstenartigem Mittelmeerstaub und Permafrost would link a third element with the net. Unfortunately ein drittes Element mit dem Netz verbinden würde. Leider safety regulations for river transport on the Fulda would ließen das die Sicherheitsvorschriften der Wasserschifffahrt not permit it, so the “portable entrance” lay on the river auf der Fulda nicht zu, und daher lag der „Transportable bank. In Münster, the “portable ventilation shaft” was Eingang“ dann auf dem Gelände vor dem Flußufer. In Münster shown – quasi dug out as a reclining sculpture, whose wiederum war der „Transportable Lüftungsschaft“ gezeigt function would only be clear to the cognoscenti. But all worden – quasi ausgebuddelt, als liegende Skulptur, deren these works were successfully implemented immediately Funktion nur Eingeweihten erkennbar war. All diese Arbeiten after the death of the artist by Lukas Baumewerd, who konnten aber unmittelbar nach dem Tod des Künstlers noch had introduced Kippenberger to the world of computer- von Lukas Baumewerd, der Kippenberger in die Welt des aided design. There was no problem therewith at the Computer Aided Design einführte, realisiert werden. Auch bei 1998 show in the Schindler building either. In this case, der 1998er Show im Schindler-Haus war das kein Problem. models of the ideal implementation were added, built by Hier kamen noch Modelle der idealen Realisierung hinzu, die friends and colleagues such as Wohnseifer, Strothjohann, Freunde und Mitarbeiter wie Wohnseifer, Strothjohann, Baume- Baumewerd and L.A. artist Tom Simpson. werd und der LA-Künstler Tom Simpson gebaut hatten. METRO-Net was of course accepted as a glorious allegory Natürlich war das METRO-Net, als es nun so hieß, als eine that not only went laconically to the heart of the age glorreiche Allegorie angenommen worden, die nicht nur of mobility, globalism and acceleration but also evoked das Zeitalter von Mobilität, Globalität und Akzeleration auf the romantic possibility of a different “alternative world einen lakonischen Punkt gebracht hätte, sondern auch beneath the ground” that bohemians had fed on so long, noch die romantische Möglichkeit einer anderen, „zweiten meantime allegorising its botched construction. And it Welt unter der Erde“, von der sich die Bohème solange would mean yielding to a particularly cloddish reflex of genährt hat, mit einbezog und zugleich deren Verbautheit biographical art historiography and common sense if mit allegorisierte. Und es hieße, einem besonders dumpfen one were to point out that the artist had by no means Reflex biographistischer Kunstgeschichtsschreibung und ihres intended all of that but was only attracted by the very gesunden Menschenverstandes zu folgen, wenn man darauf strong metaphor of the subway entrance – an appeal hinweisen wollte, dass der Künstler das gar nicht alles mit that also resides in the pithiness verging on triviality beabsichtigt hat, sondern nur von der sehr starken Metapher that forces the iconic image of Marilyn Monroe, standing des U-Bahn-Eingangs angezogen war – einer Stärke, die over a ventilation shaft with her skirt blowing up, into an auch gerade in der an der Grenze der Trivialität angesiedelten underworld where you can abandon all hope, design an Dichte bestand, die die ikonisch mit hochgeblasenem Rock alternative world or are suddenly connected to everything. Marilyn Monroe, Szene aus Das verflixte 7. Jahr, 1955 Marilyn Monroe, Scene from The Seven Year Itch, 1955

über dem Lüftungsschacht stehende Marilyn mit dem Eintritt The relationship between pithiness and triviality in it can in eine Unterwelt zusammenzwingt, in der man alle Hoffnung almost be calculated – an idea that concerns something fahren lassen kann, eine Gegenwelt entwerfen oder plötzlich important can only co-occur in a picture or phrase to verbunden ist mit allen. Das Verhältnis von Dichte und Trivialität the same extent and on the same scale as other ideas lässt sich dabei fast berechnen: eine Vorstellung, die etwas of similar significance, just as a certain generality and Wichtiges betrifft, kann nur in dem Grade und Maße mit familiarity (and thus also emptiness) befits the individual anderen Vorstellungen ähnlicher Bedeutsamkeit in einem Bild members of this notion and the overall image as well. oder Ausdruck zusammenkommen, wie den einzelnen Gliedern But Kippenberger’s achievement was precisely that he dieser Vorstellung wie auch dem zusammenfassenden Bild was able to load the formula to the maximum extent so eine gewisse Allgemeinheit und Bekanntheit (und so auch as to contain as much precision, wit and singularity in Entleertheit) eignet. Die Leistung Kippenbergers bestand aber the pictures and clichés that a summarising image almost präzise darin, diese Formel so maximal zu belasten, dass so fails to come about but somehow just manages to. The viel Genauigkeit, Witz und Singularität in den Bildern und issue of how critical his personal presence is as a fer- Klischees noch enthalten war, dass ein zusammenfassendes menter or catalyst for its success is of course becoming Bild fast nicht mehr, aber eben gerade doch noch zustande increasingly pressing. Yet the currents of art debate that kommt. Die Frage, wie weit seine persönliche Anwesenheit als prevailed at the time and which he set in motion in this Ferment oder Katalysator für dieses Gelingen entscheidend way may well have been of secondary importance to him, ist, stellt sich allerdings mit wachsender Dringlichkeit. Die seiner- if he noticed them at all. zeit aktuellen Diskurs-Konjunkturen, die er auf diese Weise antriggerte, dürften für ihn aber von sekundärer Bedeutung He often heard, when reproached for his hectic busyness, gewesen sein, wenn er sie überhaupt wahrnahm. people say he couldn’t get enough. In a certain respect the subway entrances were “filled in”, “full” throats, full Er hat oft gehört, wie man ihm anlässlich seiner hektischen of world, but at least there were symbolic entrances to Aktivität vorgehalten hat, dass er den Hals nicht voll kriegen them. The question of this admission and exclusion, eva- könne. In gewisser Hinsicht waren die U-Bahn-Eingänge sion, ridiculing and replacing museums came to a head zugeschüttete, „volle“ Kehlchen, mit Welt voll geschüttet, zu once again in the last subway station of all, which was denen es aber wenigstens symbolische Zugänge geben sollte. actually to be shown at his gallery in New York, at Metro Die Frage dieses Zugangs und der Zulassung, der Umgehung, Pictures. It is obvious that it would never have got through Ridikülisierung und Ersetzung des Museums verdichtet sich the doors of the gallery and would, like the pictures in noch einmal in der allerletzten U-Bahn-Station, die nun tat- the Heavy Burschi bin, have been squashed together. sächlich in New York in seiner Galerie Metro Pictures gezeigt In this way – and only in the impaired but sculpturally werden sollte. Es war klar, dass sie nicht durch die Tür der eventful form – could the sculpture be reintegrated into Galerie passen würde und sollte daher, ähnlich den Bildern the normal framework of sculpture it had broken out of. im Heavy Burschi Container gestaucht werden. Auf diese MOMAS, once destined to be an abattoir, after its four Weise – und nur in dieser beschädigten, aber skulptural ereignis- years as a museum, has now been functionally disam- reichen Form – durfte die längst aus ihrem ursprünglichen biguated in another heavily symbolic and philosophically Bezugsrahmen ausgebrochene Skulptur wieder in diesen ein- pertinent fashion – as a sewage treatment plant. gegliedert werden. Das MOMAS, das einst ein Schlachthaus werden sollte, ist nach seinen vier Jahren als Museum heute auf eine andere symbolträchtige und gegenwartsdiskussions- haltige Weise funktional vereindeutigt worden: als Kläranlage. Diedrich Diederichsen 56 57

Anmerkungen Notes 1 Susanne Neuburger: „Mir scheint, ich habe zu tief gesägt …“ – Assoziation 1 Susanne Neuburger: “Mir scheint, ich habe zu tief gesägt …“ – Assoziation und Dissoziation in Martin Kippenbergers Tiefem Kehlchen. In: Nach und Dissoziation in Martin Kippenbergers Tiefem Kehlchen. In: Nach Kippenberger. Ausst.-Kat. Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien Kippenberger. Exhib.-Cat. Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien und Van Abbemuseum Eindhoven. Wien: Schlebrügge 2003, S. 154. and Van Abbemuseum Eindhoven. Vienna: Schlebrügge 2003, p. 154. 2 In grotesker Weise nimmt Deep Throat die zeitgenössische feministische Kritik 2 Deep Throat picked up in grotesque fashion the contemporary feminist auf, dass die geläufigen männlich bestimmten Sexpraktiken weibliche Lust und complaint that familiar male-determined sexual practice ignored female insbesondere die Klitoris als zentrales sexuelles Organ ignorieren, und erfindet pleasure and in particular the clitoris as a central sexual organ, and eine sexuell „selbstbestimmte“ Frau, die sozusagen gute organische Gründe invented a sexually “independent” woman who had more or less good für die Lieblingspraktik des Pornos der frühen 1970er hat: den Blow Job. Diese organic reasons for the favourite pornographic practice of the seven- Synthese aus einer Reaktion auf eine gender-politische Diskussion und ihrer ties – the blow job. This synthesis of a reaction to gender-political debate ostentativen Ignorierung erinnert an Kippenbergers Konstruktion, in dieser and pointed ignoring of it is reminiscent of Kippenberger’s design for Installation beides haben zu wollen: die „gute“, genaue Würdigung der Objekte getting both into the installation: the “good”, specific appreciation of (Organe) und die „böse“ abenteuerlich-erzählerisch-sequenzielle Penetration the objects (organs) and the “wicked” adventurous/narrative/sequential des Schachts. penetration of the shaft. 3 So sammelte und pries er Künstlerinnen wie Andrea Fraser, Louise Lawler und 3 For example, he collected and lauded artists such as Andrea Fraser, Zoe Leonard und stellte sie wiederholt aus oder war stolz darauf, die „künstle- Louise Lawler and Zoe Leonard, and repeatedly exhibited their work or was rische Ausstattung der ‚Paris Bar‘, Berlin, durch Arbeiten u.a. von Louise Lawler, proud to have rejuvenated the “artistic furnishings of the ‘Paris Bar’ in Laurie Simmons, Barbara Ess und Zoe Leonard“ verjüngt zu haben, wie es in Berlin with works by (inter alios) Louise Lawler, Laurie Simmons, Barbara der Taschen-Monographie heißt. (Angelika Taschen, Burkhard Riemschneider, Ess and Zoe Leonard”, as it says in the Taschen monograph (Angelika Roberto Ohrt: Kippenberger. Köln: Taschen 1997, S. 225). Taschen, Burkhard Riemschneider, Roberto Ohrt: Kippenberger. Taschen, Cologne 1997, p. 225). 4 Mehrere Gespräche mit dem Verfasser im April und Juli 2007. 4 Several conversations with the present writer in April and July 2007. 5 Vgl. Kippenberger fanden wir schon immer gut. St. Georgen: Sammlung Grässlin 1994, S. 320. 5 Cf. Kippenberger fanden wir schon immer gut. St. Georgen: Sammlung Grässlin 1994, p. 320. 6 Ibid, S. 322. 6 Ibid, p. 332. 7 „1973 […] Martin Kippenberger war seit einem Jahr in Hamburg, auch bei Hausner eingeschrieben, besuchte aber die Hochschule kaum. Vom Malen 7 “In 1973 […] Martin Kippenberger had been in Hamburg a year, enrolled hielt der Eleve wenig. Auch ihm lag mehr das schnelle Medium Fotografie …“, with Hausner, but hardly going to college. The tyro didn’t think much of Stephan Schmidt-Wulffen: Alles in allem – Panorama „wilder“ Malerei. In: painting. He too found the instantaneous medium of photography suited Tiefe Blicke – Kunst der achtziger Jahre. Köln: DuMont 1985, S. 52. him better.” Stephan Schmidt-Wulffen. Alles in allem – Panorama “wilder” Malerei. In: Tiefe Blicke – Kunst der achtziger Jahre. Cologne: DuMont 8 Martin Kippenberger: Psychobuildings. Köln: Verlag der Buchhandlung Walther 1985, p. 52. König 1988; vgl. auch Martin Kippenberger: Endlich 2. Bonn: Galerie Erhard Klein 1986 – mit einigen brasilianischen Psychobuildings. 8 Martin Kippenberger: Psychobuildings. Cologne: Verlag der Buchhandlung Walther König 1988; cf. also Martin Kippenberger: Endlich 2. Galerie Erhard 9 Martin Kippenberger: O Rio De Janeiro besser (richtig). Künstlerbuch 1987; Klein Bonn 1986 – with various Brazilian psychobuildings. Martin Kippenberger: T.O.T. Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König 1988. 9 Martin Kippenberger: O Rio De Janeiro besser (richtig). Künstlerbuch 10 Martin Prinzhorn: Jenseits der Diskursanalyse: Der Kurator Kippenberger. 1987; Martin Kippenberger: T.O.T. Cologne: Verlag der Buchhandlung In: Martin Kippenberger, Tiefes Kehlchen T.K. (D.T.). Wien: Wiener Festwochen Walther König 1988. 1991. 10 Martin Prinzhorn: Jenseits der Diskursanalyse: Der Kurator Kippenberger. 11 Der „Socle du Monde“ ist ein umgekehrter Sockel, auf dem zu lesen ist, In: Martin Kippenberger, Tiefes Kehlchen T.K. (D.T.). Vienna: Wiener Fest- dass er der Sockel der Welt sei. Vgl. Stephen Prina: Regard The Pit. In: Martin wochen 1991. Kippenberger: The Last Stop West. Ostfildern-Ruit: Cantz 1998, S. 10–19; Roberto Ohrt, in: Kunst in der Leipziger Messe. Köln: Oktagon 1997, o. S. 11 The Socle du Monde is an upturned plinth labelled the “Pedestal of the World”. Cf. Stephen Prina: Regard The Pit. In: Martin Kippenberger: 12 Z.B. in Robert Smithson: Eine provisorische Theorie der Nicht-Orte. In: Ders.: The Last Stop West. Ostfildern-Ruit: Cantz 1998, pp. 10–19; Roberto Ohrt, Gesammelte Schriften. Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König 2000, in: Kunst in der Leipziger Messe. Cologne: Oktagon 1997, n. p. S. 106. Auch wenn die „Subway Station“ diesen Ort nicht repräsentiert, sondern markiert, indem sie ihn mit einem Site konfrontiert. 12 For example in Robert Smithson: Eine provisorische Theorie der Nicht- Orte. In: Idem: Gesammelte Schriften. Cologne: Verlag der Buchhandlung 13 Susanne Kippenberger: Kippenberger – Der Künstler und seine Familien. Walther König 2000, p. 106. Even if the subway station does not represent Berlin: Berlin Verlag 2007, S. 442 f. but marks this place by confronting it with a site. 13 Susanne Kippenberger: Kippenberger – Der Künstler und seine Familien. Berlin: Berlin Verlag 2007, pp. 442, 443. Veit Loers „I had a vision“: Kippenberger und Beuys “I had a vision”: Kippenberger and Beuys Martin Kippenberger, Veit Loers 58 59 Put Your Eye In Your Mouth, 1991 San Francisco Museum of Modern Art (Installationsansicht) Martin Kippenberger, Put Your Eye In Your Mouth, 1991 San Francisco Museum of Modern Art (Installation view)

Im Juni 1991 erhielt Martin Kippenberger seine zweite In June 1991, Martin Kippenberger was awarded his Einzelausstellung in einem Museum, dem Museum of Modern second solo exhibition in a museum, the Museum of Art San Francisco, dank der Bekanntschaft mit dessen Aus- Modern Art in San Francisco, thanks to his acquaintance stellungskurator John Caldwell, der an jungen, unorthodoxen with its curator of exhibitions John Caldwell, who was Kunstpositionen interessiert war. Titel der Ausstellung war interested in unorthodox young artists. The exhibition Put Your Eye In Your Mouth. Der Titel des Katalogs hingegen was called Put Your Eye In Your Mouth. The title of the lautete I Had a Vision und beinhaltete die von Assistenten catalogue was different – I Had a Vision, and contained gemalten Aquarelle seiner Kataloge mit Lupen darüber sowie the watercolours of his catalogues painted by assistants auf der Rückenklappe ein doppelt belichtetes Foto des auf with magnifying glasses over them and on the rear flap einer Franz-West-Liege ruhenden Kippenberger mit sinnierend a double-exposed photo of Kippenberger resting on a nach oben gerichtetem Blick.1 Die Aquarelle waren auch – Franz West couch and gazing pensively upwards.1 The sozusagen als Ersatz für Vitrinen mit seinen Katalogen – watercolours were also – one might say as a replacement Bestandteile der Ausstellung. Man musste also, so scheint es, for display cases with his catalogues – components of the nur diese Kataloge lesen, um zu wissen, welcher Art die Vision exhibition. It seems one only had to read these catalogues Kippenbergers war. Man musste aber auch das Interview mit to know what kind of vision Kippenberger had. But one Jutta Koether lesen, in dem Kippenberger die Philosophie would also have to read the interview with Jutta Koether, seines Kunstbegriffs auf die ihm eigene Weise erläuterte. Es in which Kippenberger elaborated the philosophy of his ging vor allem darum, die ihm bekannte Szene kritisch zu view in his idiosyncratic fashion. What it mainly involved analysieren und sich selbst vom herkömmlichen Kunstbegriff was critically analysing the art scene he knew and abzuwenden.2 Aber was hatte das in den Mund gesteckte abandoning the traditional concept of art.2 But what did Auge des Titels damit zu tun? Handelte es sich um eine der the “eye in the mouth” have to do with it? Was this typi- üblichen Kippenberger-Persiflagen? cal Kippenberger banter?

Die schreckliche und zugleich groteske Vorstellung, sein Auge The awful and at the same time grotesque idea of zu verschlucken, entstammt einer Geschichte aus einem swallowing your eye comes from a story by that forgotten vergessenen Klassiker der rheinischen Humoreske, Hermann classic writer of Rhineland humour, Hermann Harry Harry Schmitz, der 1911 sein Buch der Katastrophen schrieb.3 Schmitz, who wrote a Book of Catastrophes in 1911.3 Kippenberger besaß dieses Buch. Die letzte Geschichte Kippenberger had a copy of this book. The final story was heißt Der Mann mit dem verschluckten Auge und handelt called The Man Who Swallowed an Eye, and was about von einem jungen Mann, der sich aufs Land zurückzieht, a young man who retires to the country to become a yogi. um Yogi zu werden. Er zieht als Städter Schimpf und Schande As an urbanite, he attracts abuse and vilification by der Landbevölkerung auf sich, weil er sich in deren Augen the rural population because they think he behaves and absonderlich benimmt und kleidet. Während er bestimmte dresses oddly. Though he interprets certain of his own Reaktionen seines Körpers als Eintritt ins Nirvana interpretiert, physical reactions as the approach of nirvana, the doctor diagnostiziert der Arzt bei ihm einen Bandwurm. Da kommt diagnoses tapeworm. The tormented initiate then con- der gepiesackte Adept auf die Idee, seine Augen aus den ceives the idea of taking his eyes out of their sockets, Höhlen zu nehmen, ein Kunstgriff, den er bei richtigen Yogis a trick he has seen ordinary yogas perform. So one eye mal gesehen hat. So landet ein Auge schließlich im Mund, finishes up in his mouth, whose insides, including bad dessen Innenleben, u.a. eine falsche Zahnarztbehandlung, ihn dental treatment, arouse great interest in him. Then lebhaft interessiert. Dann wird das Auge bedauerlicherweise unfortunately the eye gets swallowed, and in its odyssey geschluckt und trifft auf seiner Irrfahrt im Darm auf den through the intestine encounters the tapeworm, whom Bandwurm, dem es zynisch den Abgang empfiehlt: „Was it advises to buzz off: “What’s in it for you? You wriggle haben Sie hier, Sie kriechen und kriechen und bringen es zu and writhe and get nowhere. You wag tail and gobble nichts. Sie wedeln mit dem Schwanz und fressen Schleim slime and gain nothing by it. You belong out in the world, und haben keinen Lohn davon. Sie gehören in die Welt, mein old man.” Whereupon the tapeworm opts for an uncertain Lieber.“ Während der Bandwurm den Weg in eine ungewisse freedom in the world through the anus, and perishes. Foto des Rückumschlags des Katalogs I Had a Vision, San Francisco Museum of Modern Art, 1991 Martin Kippenberger auf Franz-West-Liege Photo of the back cover of the catalogue I Had a Vision, San Francisco Museum of Modern Art, 1991 Martin Kippenberger on a Franz West couch

Freiheit durch den Anus wählt und verendet, folgt ihm das The eye follows him curiously, still hanging on to the optic neugierige, immer noch am Sehnerv hängende Auge nach, nerve, until it skids through the sphincter muscle and bis es durch den Schließmuskel gerutscht ist und nicht mehr can’t go back. Now looking both forwards and back- zurückkann. Der nun sowohl nach vorne als auch nach hinten wards, the narrator finishes up at Barnum’s Circus with blickende Erzähler landet schließlich bei gutem Monatsgehalt a decent monthly wage. im Zirkus Barnum. The magnifying glass not only enlarges, it sets the Die Lupe vergrößert nicht nur, sie bringt auch den vergrößer- enlarged area in motion, while the margins begin to break ten Ausschnitt in Bewegung, indem die Ränder zu fließen up. The roving eye can look into the self or view the world beginnen. Das losgelöste Auge kann in sich selbst hineinsehen from the anus. At any rate, the angle of vision is not the oder die Welt aus dem Anus betrachten, jedenfalls ist der same any more. In the remarkably melancholic and sur- Blickwinkel nicht mehr derselbe. Auf den merkwürdig melan- real etchings that Martin Kippenberger did in Tokyo at the cholischen und surrealen Radierungen, die Martin Kippenberger end of 1991, you see the roving eye in two places. Once Ende des Jahres 1991 in Tokio schuf, sieht man das heraus- like a balloon on a line as the eye of a poodle and then, gelöste Auge gleich zweimal. Einmal wie ein Ballon an der more recognisably, with the inscription: “Put your eye in Schnur als Auge eines Pudels und dann, besser erkennbar, your mouth”, as a detached eye in a male hand, behind mit dem Schriftzug „Put your eye in your mouth“ als herausge- which a Japanese woman … appears. The same hand and löstes Auge in einer Männerhand, hinter der eine Japanerin … eye and a Chagall motif appear in the I Love Bezahlen erscheint. Die gleiche Hand mit Auge und einem Marc-Chagall- collage of 1985. Kippenberger must thus have been think- Motiv taucht schon auf der Collage I love bezahlen von 1985 ing about the question of vision for some years. In the auf. Kippenberger muss sich also schon mehrere Jahre mit foreword of the Tokyo catalogue, Jutta Koether writes of der Visions-Idee beschäftigt haben. Jutta Koether schreibt im “apocalyptic sadness […] giving us a cardboard box with Vorwort des Tokio-Katalogs von „apocalyptical sadness […] eyeholes to look through […] The artist is left behind, but giving us a cardboard box with eye-holes to look through still restless, saying ‘I had a vision’. After all!”4 […] The artist is left behind, but still restless, saying ‘I had a vision’. After all!”4 We think we can see the same view of the autonomous eye – as through a glass wall – in the view of the instal- Denselben Blick des autonomen Auges – wie durch eine lation at the San Francisco exhibition. Photographer Ben Glaswand hindurch – glaubt man bei der Installationsansicht Blackwell photographed it from above, and Kippenberger der San-Francisco-Ausstellung zu sehen. Der Fotograf Ben preferred that view: sculptures and installation, which Blackwell hat sie genau von oben aus fotografiert und Kippen- like their partition walls are slightly rounded, as it were berger diese Ansicht präferiert: Skulpturen und Installationen, around the ejector seat merry-go-round displaced from die wie ihre Stellwände leicht gerundet sind, sozusagen um the middle. There are “pictures” made only of Latex, in the das aus dem Zentrum gerückte Karussell mit Schleudersitz. container, as an exhibition title (painted by Cosima von „Bilder“ gibt es nur aus Latex, im Container, als Ausstellungs- Bonin) and as the above-mentioned watercolours showing titel (von Cosima von Bonin gemalt) und als die erwähnten the Kippenberger catalogues and publications. It is as if Aquarelle mit den abgebildeten eigenen Katalogen und Publi- the roving eye were observing the exhibition installation, kationen. Es ist, als beobachte das herausgelöste Auge die and this was reflected in it. There is no kowtowing to Ausstellungsinstallation und diese spiegle sich in ihm. Es sind appropriation art, the abstract painting of the time or the keine Verbeugungen vor der Appropriation Art, vor der abs- nascent Context Art. The spirit of Kippenberger’s ascetic trakten Malerei dieser Jahre noch vor der erwachenden Kontext exhibition gathers multi-level allusions to the USA and Kunst. Der Spirit von Kippenbergers asketischer Ausstellung Germany into an anti-museum concept, formally and versammelt mehrschichtig Anspielungen auf die USA und despite completely different intentions most readily com- auf Deutschland in einem Antimuseumskonzept, formal und parable with the early museum exhibitions of Joseph trotz völlig anderer Intentionen am ehesten vergleichbar mit Beuys. But the latter’s utopias, for example the warmth den frühen Museumsausstellungen von Joseph Beuys. Dessen theory of art, are turned on their head, critical, sombre Martin Kippenberger, Martin Kippenberger, Veit Loers 60 61 Ohne Titel II, 1991 Ohne Titel IV, 1991 Martin Kippenberger, Martin Kippenberger, Untitled II, 1991 Untitled IV, 1991

Utopien aber, etwa vom Wärmecharakter der Kunst, sind auf visions that have reached the end of the avant-garde den Kopf gestellt, kritisch-düstere Visionen, die am Ende des alphabet – XYZ – in rubber, plastic and hardboard. Avantgarde-Alphabets angekommen sind: XYZ – in Gummi, Plastik und Hartfaser. The same year, Kippenberger put the potent installation photo on the back of the dust jacket of his first large Martin Kippenberger bildete das aussagekräftige Instal- monograph published by Taschen. But from San Francisco, lationsfoto noch im gleichen Jahr auf dem rückwärtigen a direct path also leads back to Kippenberger’s first Schutzumschlag seiner ersten großen Monografie im Taschen- museum exhibition in the Hessisches Landesmuseum Verlag ab. Aber von San Francisco führt auch ein direkter five years earlier (1986). Here again his own publications Weg zurück zu Kippenbergers erster Museumsausstellung were so important that they were illustrated in the appen- im Hessischen Landesmuseum Darmstadt – fünf Jahre zuvor dix of the catalogue. Later at the Centre Pompidou (1993) (1986). Auch dieses Mal sind ihm die eigenen Publikationen and the Boijmans van Beuningen Museum in Rotterdam so wichtig, dass sie im Kataloganhang illustriert werden. (1994) he would declare showcases with these books Später im Centre Pompidou (1993) und im Boijmans van and booklets as important components of the exhibition. Beuningen Museum Rotterdam (1994) wird er dann Vitrinen Darmstadt and its extension and the Young Art Leasing mit diesen Büchern und Heften als wichtige Bestandteile der project Tiefe Blicke between the head of the Moderne Ausstellung deklarieren. Darmstadt hatte mit seinem Anbau Galerie Johann Carl Schmidt and gallery owner Hans- und dem Junge-Kunst-Leasing-Projekt Tiefe Blicke zwischen Jürgen Müller had caused a sensation. The new post-Junge dem Leiter der Modernen Galerie, Johann Carl Schmidt, Wilden groupings of the 1980s – the New Geometric und dem Galeristen Hans-Jürgen Müller für Furore gesorgt. painters and the “Bastelkünstler” based on Hildebrandt- Die neuen Achtziger-Jahre-Gruppierungen nach den jungen strasse in Düsseldorf, grouped around Thomas Schüte, Wilden kündigten sich bereits an: die neugeometrischen Maler Harald Klingelhöller and Ludger Gerdes – were already und die so genannten Bastelkünstler, die sich um die Düs- knocking at the door. But also in the ranks of the artists seldorfer Hildebrandtstrasse, also Thomas Schütte, Harald represented by Max Hetzler, the first successes were Klingelhöller und Ludger Gerdes gruppierten. Aber auch in being notched up by conceptual, non-figurative sculptors den eigenen Reihen der Hetzler-Künstler hatten konzeptuelle, (Georg Herold, Hubert Kiecol, Meuser and Reinhard nicht figurative Bildhauer wie Georg Herold, Hubert Kiecol, Mucha). However, the major challenge was the vicinity Meuser und Reinhard Mucha die ersten Erfolge. Die größere of the Beuys Block in another wing of the museum. Herausforderung jedoch war die Nähe des Beuys-Blocks in Kippenberger referred to his esteem for Beuys on many einem anderen Flügel des Museums. Kippenberger hat bei occasions. He was compared with him by the authors vielen Gelegenheiten auf seine Wertschätzung von Joseph of the exhibition catalogue, Schmidt himself and Bazon Beuys hingewiesen. Er wird auch von den Autoren des Aus- Brock.5 Yet for all his admiration, Brock sought to paint stellungskatalogs, Schmidt selbst und Bazon Brock, in diese Kippenberger into an illustrated-magazine corner and Relation gesetzt.5 Brock versuchte bei aller Wertschätzung, at the same time establish a connection with Beuys, Kippenberger in eine bildjournalistische Ecke zu drängen und who had particularly admired the posters of Klaus Staeck.6 gleichzeitig eine Verbindung zu Joseph Beuys herzustellen, der besonders die Plakate von Klaus Staeck geschätzt hätte.6 But Martin Kippenberger had something quite different in mind. He saw himself as a successor, which nowa- Aber Martin Kippenberger hatte etwas ganz anderes vor. Er days is actually proven in the belated recognition of his sah sich als Nachfolger, was heute durch seine erst spät importance for the art of the 1980s and 1990s. The icon erkannte Bedeutung für die Kunst der 1980er und 1990er of this positioning was the large painting Die Muttter Jahre auch tatsächlich belegt wird. Die Ikone der Verankerung von Joseph Beuys of 1985, i.e. before the death of Beuys, war das bereits 1985 – also vor dem Tod von Beuys – ent- which is shown inconspicuously in the Darmstadt cata- standene große Gemälde Die Mutter von Joseph Beuys, das logue in an exhibition view of the Hetzler show.7 It is als Ausstellungsansicht einer Hetzler-Show unauffällig im a remarkable self-portrait of Kippenberger with a hat Darmstädter Katalog abgebildet wird.7 Es ist ein merkwürdig such as his mother wore and an expression of suffering Martin Kippenberger, Joseph Beuys, Beuys Best, 1995 (CD) Kunst = Kapital, 1980 (unikatäres Multiple) Joseph Beuys, Kunst = Kapital, 1980 (unique multiple)

archaisches Selbstporträt Kippenbergers mit einem Hütchen, that corrobates his identification with Mother Theresa. wie es seine Mutter trug, und einer Leidensmiene, die seine Perhaps it is what he called “clairvoyance” that prompted Identifikation mit Mutter Theresa erhärtet. Vielleicht ist es die him to feature in an “East German” look with wet-look von ihm genannte „Hellseherei“, die ihn – noch bevor es Mode leather and hat before it became fashionable.8 At the wurde – im DDR-Look mit „Knautschledermantel und Hüt- time (1985), the tragic/comic facial expression may chen“ auftreten lässt.8 Man mag damals, 1985, in Gelächter have prompted laughter, but it was a question of auratic ob des tragisch-komischen Gesichtsausdrucks ausgebrochen positioning: I, Martin Kippenberger, am not the son and sein, aber es ging um die auratische Stellung: Ich, Martin successor of Beuys but actually his predecessor. In other Kippenberger, bin nicht der Sohn und Nachfolger von Beuys, statements of the time, he acted more modestly. In the sondern eigentlich sein Vorgänger. In anderen Stellungnah- 241 Picture Titles to Hire Out to Artists, which he drew up men dieser Zeit gibt er sich demütiger. Bei den 241 Bildtiteln during his stay in Rio around the turn of 1985/86, it says zum Ausleihen für Künstler, die er bei seinem Aufenthalt under number 114 and the term ROCK: “I’d rather enter in Rio um die Jahreswende 1985/86 verfasste, findet sich into the obligation of a post-death legacy (nachleben) unter Nr. 114 und dem Begriff ROCK folgende Feststellung: and become a sweaty blood sausage in the showcase „Eher trete ich die Pflicht des Nachlebens an und werde eine for neglected Beuys research.”9 When the Darmstadt schwitzige Blutwurst in der Vitrine für vernachlässigte Beuys- exhibition opened, Beuys had been dead for five months. Forschung.“9 Als die Darmstädter Ausstellung beginnt, ist In the title Miete, Strom, Gas (Rent, Electricity, Gas), Beuys fünf Monate tot. Im Titel Miete, Strom, Gas scheint Kippenberger seems to want to compare the fluctuating, Kippenberger den Beuys’schen Wertbegriffen Fond II und transient values of employees with Beuys value concept Fond III, die beide Bestandteile des Beuys-Blockes sind, die installations Fond II and Fond III, the two components of instabilen flüchtigen Werte des Arbeitnehmers gegenüberstel- the Beuys Block in Darmstadt. Moreover, the well-known len zu wollen. Darüber hinaus hat das bekannte Plakat von poster of Beuys standing in front of a mastodon skeleton Joseph Beuys, auf dem dieser 1980 im Hessischen Landes- in the Hessisches Landesmuseum in 1980 also attracted museum vor einem Mastodonskelett steht, die Aufmerksam- the attention of Kippenberger. Between the tusks Beuys keit von Kippenberger erregt. Zwischen den Stoßzähnen hat wrote by hand “Art = Capital”. At his feet is a bottling jar Beuys handschriftlich vermerkt: „Kunst = Kapital“. Zu seinen with a paintbrush on it, as if he had painted his signature Füßen steht ein Einmachglas mit darüber gelegtem Pinsel, so, and the motto in the room. You can’t fail to notice the als hätte er seine Signatur und das Motto in den Raum gepin- humorous allusion to shamans in the horned hat. The selt. Die humorvolle Anspielung auf den Schamanen mit dem message framed by the mastodon seems to come from gehörnten Hut ist nicht zu übersehen. Die vom Mastodon her- a prehistoric offstage and thematicises the skeleton: the eingehaltene Botschaft kommt wie aus dem prähistorischen museum is an energy fond, where everything becomes Off und thematisiert das Skelett: Das Museum ist ein energe- valuable. The bottling jar is also a fond. It recurs in one tischer Fond, da wird alles wertvoll. Das Einmachglas ist auch of the showcases of the Beuys Block as Fond II, filled ein Fond. In einer der Vitrinen des Beuys-Blocks kehrt es, mit with stewed pears. And the brush is also capital. When Birnenkompott gefüllt, als Fond II wieder. Und der Pinsel ist it paints the signature, the original poster becomes both auch Kapital. Indem er die Signatur pinselt, wird das Original- a work of art and capital. poster zum Kunstwerk und zum Kapital gleichzeitig. Kippenberger’s invitation card, which is also printed in the Kippenbergers Einladungskarte, die auch im Katalog der catalogue of the exhibition, affects to be – in the given Ausstellung abgedruckt ist, gibt sich – unter den gegebenen circumstances – a disrespectful replica, though combined Umständen – als respektlose Replik, gepaart jedoch mit with self-mockery. The young artist stands in front of Selbstironie. Der junge Künstler steht in einer Art Parodie vor the skeleton of a huge stag, as a kind of parody – it was dem Skelett eines Riesenhirsches – ausgerechnet dem Chef- an iconic beast for Beuys. The exhibition title features Tier von Joseph Beuys. Der Ausstellungstitel steht zwischen between the antlers. The extinct beast is the alter ego dem Geweih. Das ausgestorbene Tier ist das Alter Ego und and he himself Satan. After all, people who pay rent, er selbst der Gehörnte. Denn Miete, Strom, Gas zahlt der, der electricity and gas have no capital. Kippenberger satirises Martin Kippenberger, Martin Kippenberger, Veit Loers 62 63 Miete Strom Gas, 1986 Miete Strom Gas. Ausstellung > p. 199 vom 8. Juni bis 10. August 1986, Hessisches Landesmuseum Darmstadt (Einladungskarte) Martin Kippenberger, Miete Strom Gas. Exhibition from 8th June to 10th August 1986, Hessisches Landesmuseum Darmstadt (invitation card)

kein Kapital besitzt. Kippenberger persifliert den hintergrün- Beuys’ enigmatic humour with incisive irony. Even in the digen Humor von Beuys mit schlagkräftiger Ironie. Auch im sacrosanct museum there are running costs, and the pal- sakrosankten Museum gibt es die laufenden Kosten, und der aeontological witness seems to confirm this – that’s the paläontologische Zeuge scheint dies zu bestätigen: So war way it’s always been. But Hauptstrom was also the title das schon immer. Aber Hauptstrom hieß auch die Aktion, die of an aktion that Beuys did at the Franz Dahlem gallery Joseph Beuys 1967 in der Darmstädter Galerie von Franz in Darmstadt in 1967, and the gas station, i.e. Tankstelle Dahlem durchführte, und die Gas-Station, also die Tankstelle Martin Bormann (Gas Station Martin Bormann), was a Martin Bormann, war ein wichtiges Exponat Kippenbergers major exhibit of Kippenberger’s in his exhibition. in seiner Ausstellung. The poster takes these ideas further: a firework and Das Plakat arbeitet an diesen Ideen weiter: Ein Feuerwerk a serious-looking Kippenberger? Beuys died on 23rd Jan- und ein ernst blickender Kippenberger? Am 23. Januar uary 1986, and on 28th January the Challenger disaster 1986 starb Joseph Beuys, am 28. Januar ereignete sich die occurred, when all the astronauts in the space shuttle Challenger-Katastrophe, bei der alle Astronauten eines Raum- died in the launch. What you see on the poster are the shuttles beim Start ums Leben kamen. Was man auf dem clouds produced by the explosion in the Orbit. So the Plakat sieht, sind die Explosionswolken im Orbit. Die Ausstel- Miete, Strom, Gas exhibition was anything but funny. But lung Miete, Strom, Gas war also alles andere als lustig. Die mockery was the only way Kippenberger could approach Ironie war jedoch der einzige Weg, mit dem sich Martin his serious subjects, the combination in Darmstadt being Kippenberger seinen ernsten Themen nähern konnte, deren worth a separate investigation. First of all the exhibition Zusammenstellung in Darmstadt eine eigene Untersuchung was grouped with pictures that had to do with the Rus- wert wäre. Zunächst einmal gruppiert sich die Ausstellung aus sian avant-garde and everyday Communist life (1984), Bildern, die sich mit den Themen der russischen Avantgarde then parallel to that is the series about Fascism, including und dem kommunistischen Alltag beschäftigten (1984), dann the picture With the best will in the world, I can’t see parallel dazu die Serie über den Faschismus, unter anderem any swastikas (1984)10, then come the Architekturbilder mit dem Bild Ich kann beim besten Willen kein Hakenkreuz (architectural pictures), Architekturentwürfe (architectural entdecken (1984) 10, dann die Architekturbilder, die Architektur- designs), Kostengebirge (cost mountains) and Meinungs- entwürfe, die Kostengebirge und die Meinungsbilder, schließlich bilder (opinion pictures), and finally Familie Hunger, and die Familie Hunger und als Mitbringsel aus Brasilien die Tank- a souvenir from Brazil in the form of the Tankstelle Martin stelle Martin Bormann im Rahmen der Installation Brasilien Bormann within the framework of the Brazil Now instal- aktuell. Das Jahr 1985 brachte eine konsequente Veränderung lation. 1985 brought a consistent change in his paintings. der Malerei mit sich. Statt der gegenständlichen Aphorismen, Instead of the representational aphorisms, which were die zum Teil bereits mit Text-Aufklebern collagiert werden, partly collaged together with text stickers, he produced entstehen Schaubilder wie aus Schnittbögen zusammengesetzt diagrams seemingly produced from cutout patterns with mit quasi kubistisch zueinander gruppierten Architekturteilen architectural parts and pieces grouped together in quasi- und Flächen, die man dreidimensional als Hüte oder architek- Cubist fashion, which you can interpret three-dimension- tonische Konglomerate erleben kann. Mal sind es visualisierte ally as hats or architectural conglomerations. Sometimes Statistiken, dann wieder Psychobuildings, wie er eine ungefähr it is visualised statistics, or else the Psychobuildings, as gleichzeitig entstehende Fotoserie nennt. Diese Ertragsgebirge he called a series of photos from about the same time. werden zum Teil mit Beuys-Multiples der „Wirtschaftswerte“ These “mountains of yield” are furnished in places with bestückt und damit zu grotesken Wert-Hybriden transformiert. Beuys “business value” multiples, thereby being trans- „Also Werte, die es nicht gibt, im Grunde genommen. Die formed into grotesque value hybrids. “I.e. values that don’t können nur gehandelt werden“, sagt er in anderem Zusammen- exist, basically. That are only traded,” he said in a differ- hang.11 Oder es erfolgt eine abstrakte Visualisierung in den ent context.11 Or there followed an abstract Picabia-style Meinungsbildern à la Picabia, die psychologischen und sozio- visualisation in the “opinion pictures”, which tautologically logischen Erkenntnissen tautologisch zu Leibe rücken: Makabre tackle psychological and sociological insights – macabre Visionen gesellschaftlicher Themen, die gleichzeitig das visions of social themes that at the same time thematicise künstlerische Problem des Déjà-Vu thematisieren (Futurismus, the artistic problem of déjà vu (Futurism, Constructivism, Konstruktivismus, Minimal Art) und zusätzlich die Verflech- Minimal Art) and additionally depict the entanglement of tung der Avantgarde in gesellschaftliche Lethargie, in modische the avant-garde in social lethargy, fashionable modernity Modernität und in Krieg darstellen. Hinter dem Witz, der Ironie and war. Behind the wit, irony and sarcasm of the modes und dem Sarkasmus der Darstellungsmodi stehen düstere of representation are the sombre insignia of a social situ- Insignien einer gesellschaftlichen Situation, aber auch persön- ation, but also personal calamities, as in Daddy Watches liche Kalamitäten, wie bei Vatti beobachtet, wie Mutter die Mother Leaving the Flat (1985) or the grievous memory Wohnung verlässt (1985) oder die Erinnerungsschwere der of pallets falling from a lorry, which killed Kippenberger’s von einem LKW fallenden Paletten, die Kippenbergers Mutter mother in 1976, as a background to the europallets used 1976 erschlugen, als Background zu den als Gebäudemodellen as building models.12 These have the macabre title Designs benutzten Europaletten.12 Diese heißen, makaber genug, for Mother Recovery Works. Entwürfe für Müttergenesungswerke. The Darmstadt exhibition showed itself indebted to Die Darmstädter Ausstellung zeigte sich Beuys verpflichtet Beuys, with the critical reflection of how it could evolve mit der kritischen Reflexion, wie es in den 1980er Jahren with “Saint Martin” in the 1980s. A poster appeared durch „Sankt Martin“ weitergehen könnte. Schon 1982 ent- in 1982 for an exhibition at the Forum Kunst Rottweil, steht als Plakat für eine Ausstellung im Forum Kunst Rottweil a poster with a photo of Kippenberger in Beuys felt suit. ein Plakat mit dem Foto von Kippenberger im Filzanzug von The things he liked about Beuys were the convoluted Joseph Beuys. An Beuys schätzte er den rheinischen spitzfin- Rhineland humour, his charismatic position in the art digen Humor und seine charismatische Stellung im Kunstbe- business, that he said the Berlin Wall needed to be raised trieb, dass er gesagt hat, man müsse die Mauer in Berlin aus by three inches for aesthetic reasons, and the recording ästhetischen Gründen um 8 cm erhöhen sowie die Tonauf- Ja, Ja, Ja, Ja, Ja, Nee, Nee, Nee, Nee, Nee of 1968, which nahme Ja, Ja, Ja, Ja, Ja, Nee, Nee, Nee, Nee, Nee von 1968, Kippenberger affectionately satirised in his own whimsical die er – obwohl schon bei Beuys humorvoll-grotesk artiku- fashion in 1995, even though Beuys’ own version was liert – 1995 auf seine eigene launische Art liebevoll persiflierte. itself humorously grotesque. In an interview with Artfan, Im Artfan-Interview spricht Kippenberger davon, Beuys habe Kippenberger talks about Beuys having tweaked his ears ihm bei der Mappendurchsicht an der Hochschule in Hamburg while looking through the portfolios at college in Ham- die Ohren lang gezogen. Es habe aber viele, viele Jahre hin- burg. But he said that there were “sort of affinities” for durch „so Sympathien“ gegeben.13 Zum anderen kritisierte many many years.13 On the other hand, he criticised him er an ihm die Attitüde, als Grün-Abgeordneter ins Parlament for his ambition to get elected to Parliament as a Green einziehen zu wollen und den Song Sonne statt Reagan. Ein candidate and for the song Sonne statt Reagan (Sun anderer Weg zu Beuys war die Galerie Erhard Klein in Bonn. instead of Rain/Reagan). Another route to Beuys was the Dort stellten Joseph Beuys, Palermo, Imi Knoebel, Sigmar Erhard Klein gallery in Bonn, where Beuys, Palermo, Imi Polke und Ulrich Rückriem aus. Sein Galerist Max Hetzler sagte Knoebel, Sigmar Polke and Ulrich Rückriem exhibited. His später: „Mit denen wollte er sich messen, genau da wollte [Kippenberger’s] dealer Max Hetzler said later: “That was er hin.“ Schon früh versuchte Kippenberger bei Klein auszu- the standard he set himself, that was precisely where he stellen, aber erst 1983 kam es gemeinsam mit Albert Oehlen wanted to be.” Very early on, Kippenberger tried to get dazu. Titel der Ausstellung Frauen im Leben meines Vaters. exhibited at Klein, but nothing came of it until a joint exhi- Eine weitere Ausstellung bei Klein fand 1986 unter dem Titel bition with Albert Oehlen in 1983. The title of the exhibition Gib mir das Sommerloch statt. Die Einladungskarte trug den was Frauen im Leben meines Vaters. Another exhibition Stempel „Erhard Klein vollkonzentriert“, eine Antwort auf die at Klein’s Gallery in 1986 was entitled Gib mir das Som- Geste von Beuys, als dieser die Restauflage einer Einladungs- merloch. The invitation bore the stamp “Erhard Klein voll- karte mit dem Stempelaufdruck „Erhard Klein unkonzentriert“ konzentriert” (fully focused), an answer to Beuys’ gesture zum Multiple verwandelte.14 of transforming the superfluous copies of an invitation card into a multiple by stamping them “Erhard Klein unkonzen- triert” (unfocused).14 Veit Loers 64 65

Die Figur von Joseph Beuys, das wird klar, hatte er sich als It is clear that Kippenberger singled out the figure of Sparringpartner für „Ausstrahlung“, Erleuchtung und Visionen Beuys as a sparring partner for his charisma, inspiration herausgesucht. Im Interview mit Jutta Koether heißt es: and visions. In his interview with Jutta Koether, Kippen- „Beuys war ne Ausnahme, einer von wenigen. Ich werd ne berger said: “Beuys was an exception, one of few. I’ll Ausnahme irgendwann mal sein […] Und bei mir werden be an exception some day […] And in my case they’ll sie sagen – und da leg ich auch irgendwie für mich selber say – and I myself set great store by it: Kippenberger in Wert drauf: Kippenberger in den 80er Jahren; da war ich the eighties; that was me. Whereby I have the advantage das halt. Wobei ich dann den Vorteil habe, dass ich nicht of not being compared with Beuys or Warhol, for the mit Beuys oder Warhol verglichen werde, vorläufig, weil das time being, because that was the seventies after all! I put waren ja die 70er Jahre! Ich tu mir die 80er rein.“ An anderer myself in the eighties.” In another part of the interview, Stelle dieses Interviews kommt Martin Kippenberger dann Kippenberger gets to his own visions and speaks so zu seinen eigenen Visionen und spricht so schnoddrig, dass disrespectfully you could think he was making fun of man meinen könnte, er verulkte sein Gegenüber. „Ich hab the person opposite. “I’ve had lots of visions and … I’ve viele Visionen gehabt und … Ich hab ja immer meine Serien always had my series. When I was nine, I had – what’s gekriegt. Mit neun Jahren hab ich es – so was nennt man im crudely called inspiration – and then everything was groben Erleuchtung – gehabt, und da wurde mir alles voraus- predicted that I’d do.” An inner voice told him, “You’re the gesagt, dass ich es mache.“ Eine innere Stimme sagte ihm, chosen one.” After he’d just been beaten up by fellow „Du bist auserwählt“. Nachdem er zuvor von Schulkameraden schoolboys, “you’re – you’ll be above someone, you’ll be verprügelt worden war, „du bist – du stehst über jemandem, above everyone, you’re the chosen one.” Since then, said über den ganzen Leuten, du bist der Auserwählte“. Seitdem, the artist, he’d been above things.15 sagt der Künstler, stehe er über den Dingen.15 In the Kippenberger interview in the catalogue I Had Im erwähnten Interview von Martin Kippenberger im Katalog a Vision mentioned earlier, the term “living vehicles” I Had a Vision ist von „living vehicles“ die Rede, als die er sich occurs, which is how he saw himself and his works. selbst und seine Kunst verstand. Damit kann er nicht nur das He can’t just have meant the merry-go-round with the Karussell mit den Schleudersitzen gemeint haben. Im Gegen- ejector seats thereby. In contrast to Beuys, who shut satz zu Beuys, der seine Aktionsrelikte bei der Transformation down the remnants of aktionen in transforming them zu Installationen stilllegte, verlebendigte Martin Kippenberger to installations, Kippenberger brought his installations seine Installationen gleichsam animistisch durch die Imperative to life almost animistically through the imperative der Bildtitel. Statt der Summe von „7000 Eichen“ kündigte of the picture titles. Instead of the sum of “7,000 oaks”, er an: „Jetzt gehe ich in den Birkenwald, denn meine he announces: “Now I’m going into the birch wood Pillen wirken bald.“ In der Installation Vorstellungsgespräche because my pills will take effect soon.” In the Vorstellungs- scheinen die sich gegenüberstehenden Stühle in ein gewaltiges gespräche installation, the chairs facing each other seem unverständliches Murmeln, das polyglotte Gewisper der to be joining in an almighty, incomprehensible murmur, Avantgarde, einzustimmen. Und selbst die minimalistischen the polyglot whispering of the avant-garde. And even the Up Site Down-Arbeiten, die sich als Kunsttransportkisten à la minimalist Up Site Down works, which are ostensibly Marcel Broodthaers ausgeben, sprechen mit dem Betrachter, art transport chests à la Marcel Broodthaers, speak to the den sie auffordern, sie umzudrehen. Wie Kippenberger im viewer, asking him to turn them round. As Kippenberger Interview ausführte, war er gar nicht so sehr interessiert, die explained in the interview, he was not particularly inter- Arbeiten zu machen, sondern andere Künstler als seine eigene ested in producing works himself but in using other art- Arbeit zu benutzen und sich andere Arbeiten anzueignen, ists as his work and appropriating other works, though jedoch immer im Zusammenhang, wie er betont. Im epheme- always in context, as he stressed. In the ephemeral con- ren Kontext der Alltags-Artefakte unserer Zivilisation sah er text of the everyday artefacts of our civilisation he had his seine visionären Momente. In diesem absurden Szenario von visionary moments. In this absurd scenario of social will gesellschaftlichem Willen und kultureller Ohnmacht erhebt and cultural powerlessness, Kippenberger set up the best Kippenberger die besten Konstellationen zur Kunst. Keine constellations for art. No social sculptures but social sozialen Skulpturen, sondern Sozial-Pasta, kein „Büro für pasta, no “bureau for direct democracy” but “fitting-out direkte Demokratie“, sondern „Einrichtungsprobleme“. BILD- problems”. Red-top headlines instead of quality arts page. Zeitungsaufmacher statt FAZ-Feuilleton. Statt des „Dritten Instead of Beuys’ “Third Way” Kippenberger’s “second Wegs“ von Beuys das „zweite Sein“ (Kunstverein Potsdam existence” (Kunstverein, Potsdam, 1996) and the cryptic 1996) von Kippenberger und der rätselhafte Spruch „Dieses saying: “This life can’t be the excuse for the next” on Leben kann nicht die Ausrede für das nächste sein“ auf einer a postcard. The same saying is also the title of an art Postkarte. Derselbe Spruch ist auch Titel eines Künstlerbuches, book that he made together with Jörg Schlick in Graz. das gemeinsam mit Jörg Schlick in Graz entstanden ist. Martin Kippenberger, with Beuys in his sights, but also Martin Kippenberger, Beuys im Visier, aber auch das Ver- the insanity and paranoid of society, as Foucault analysed rückte und Paranoide der Gesellschaft, wie es Foucault it in his Histoire de la Folie, did not want to leave any fur- in seiner Histoire de la Folie analysierte, wollte in der gesell- ther artistic scent marks behind in the socially motivated schaftlich motivierten, aber spirituell verklärten Askese des but spiritually transfigured asceticism of the expanded erweiterten Kunstbegriffs eine weitere künstlerische Duft- concept of art. He wanted to produce his own perfume, marke hinterlassen, sondern sein eigenes Parfum herstellen, one that included the sediment of life, the trivial, the banal eines, das den Bodensatz des Lebens, das Triviale, Banale and ordinary in the artistic brainwork of the utopian so und Alltägliche in die künstlerische Denkarbeit des Utopischen that the latter could escape the middle-class embrace such mit einschloss, damit dieses der bourgeoisen Umklammerung, as had happened to Beuys with artists and museums. etwa bei der Beuys-Rezeption von Künstlern und Museen, entgehen konnte. Self-confidently, Kippenberger answered the question as to what he had to do with Beuys: “That was a man with Selbstbewusst antwortete Kippenberger auf die Frage, was er the charisma and I in the very last generation.”16 mit Beuys zu tun habe: „Das war ein Mann mit der Ausstrah- lung und ich in der allerletzten Generation.“16 Veit Loers 66 67

Anmerkungen Notes 1 Fotograf: Octavian Trauttmansdorff. Es entstand 1990 im Atelier Franz Wests 1 Photograph: Octavian Trauttmansdorf. It was taken in 1990 in Frank in der Weissgerberlände in Wien. [Freundliche Auskunft Franz West.] West’s studio in the Weissergerberlände in Vienna. Information kindly supplied by Franz West. 2 Die deutsche Originalversion erschien zuerst in: Texte zur Kunst, Nr. 3, 1991 (Wiederabdruck Kippenberger sans peine, Genf 1997) und zur Ausstellung 2 The original German version first appeared in Texte zur Kunst, no. 3, The Happy End of Franz Kafka’s „Amerika“ in: B, Gespräche mit Martin Kippen- 1991 (reprinted as Kippenberger sans peine, Geneva 1997) and for berger. Rotterdam 1994. Die englische Version unterscheidet sich davon auf The Happy End of Franz Kafka’s “Amerika” exhibition in B, Gespräche mit den ersten Seiten. Martin Kippenberger. Rotterdam 1994. The English version is different in the opening pages. 3 Rowohlt Leipzig. Wiederauflage München 1943. 3 Rowohlt Leipzig. New impression, Munich 1943. 4 Jutta Koether: „I had a vision!“ – „You too?“ In: Martin Kippenberger. Tokio: New Editions, AC&T Corporation 1991, o. S. 4 Jutta Koether: “I had a vision!” – “You too?” In: Martin Kippenberger. Tokyo: New Editions, AC&T Corporation 1991, n. p. 5 Darmstadt 1986. 5 Darmstadt 1986. 6 Ibid, S. 73. 6 Ibid, p. 73. 7 Ibid, S. 60. 7 Ibid, p. 60. 8 Koether, B, wie Anm. 2. 8 Koether, B, as note 2. 9 Zit. aus: Wie es wirklich war am Beispiel. Lyrik und Prosa. Hrsg. von Diedrich Diederichsen. Frankfurt am Main 2007, S. 133. 9 Quote from: Wie es wirklich war am Beispiel. Lyrik und Prosa. Ed. by Diedrich Diederichsen. Frankfurt am Main 2007, p. 133. 10 Der Titel ist zugleich ein Seitenhieb auf den Maler Helmut Federle, der damals (1984) eine geometrische Swastika malte, die in Basel ausgestellt und 10 The title is at the same time a swipe at painter Helmut Federle, who von der Kunsthalle angekauft wurde. Federle äußerte sich entsprechend in at that time (1984) painted a geometrical swastika that was exhibited in einem Interview. Basle and bought by the Kunsthalle. Federle expressed himself accordingly in an interview. 11 Stellen Sie sich vor, ein Mond scheint am Himmel. Gespräch mit Martin Kippenberger. In: ARTFAN 1991, neu hrsg. von STARSHIP 2007, S. 24. 11 Stellen Sie sich vor, ein Mond scheint am Himmel. Conversation with Martin Kippenberger. In: ARTFAN 1991, reprinted by STARSHIP 2007, p. 24. 12 Susanne Kippenberger: Kippenberger. Der Künstler und seine Familien. Berlin 2007, S. 62. 12 Susanne Kippenberger: Kippenberger. Der Künstler und seine Familien. Berlin 2007, p. 62. 13 Ibid, S. 50 f. 13 Ibid, p. 50 f. 14 Brigitte Jakobs van Renswou: Dann gib mir doch das Sommerloch. In: FAZ vom 12.04.2007, S. K5. 14 Brigitte Jakobs van Renswou: Dann gib mir doch das Sommerloch. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.04.2007, p. K5. 15 Koether, B, wie Anm. 2 15 Koether, B, as note 2. 16 Wie Anm. 11, S. 50. Die Betonung des „der“ ist im Interview nicht ersichtlich, der Satz aber sprachlich nur so denkbar. 16 See note 11, p. 50. The stress on the is not obvious in the interview, but the sentence only makes sense if it is stressed. Katerina Gregos MOMAS: Das unwahrscheinliche Museum MOMAS: The Unlikely Museum Akropolis, Athen Das MOMAS-Skelett Katerina Gregos 68 69 Acropolis, Athens The MOMAS skeleton

Es gibt eines unter den vielen von Martin Kippenberger in Of all of Martin Kippenberger’s numerous projects seinem kurzen, aber überaus produktiven Leben realisierten during his short but prolific life, there is one which per- Projekten, das vielleicht nicht die ihm gebührende Würdigung haps has not received its due credit. This project is erfahren hat. Dieses Projekt ist MOMAS, das Museum MOMAS, the artist’s Museum of Modern Art Syros, on moderner Kunst Syros des Künstlers, auf der Kykladen-Insel the Cycladic island of Syros, Greece. Most people who Syros in Griechenland. Die meisten mit Kippenbergers Werk are familiar with Kippenberger’s work know something vertrauten Menschen kennen MOMAS ein wenig, über das, of MOMAS, but little is known in detail about what was dort tatsächlich geschehen ist, ist jedoch kaum etwas actually took place there, except by the few people who im Detail bekannt, und wenn, dann durch diejenigen, die were invited or visited it, and this was a very small group eingeladen waren oder das Museum besuchten, und dies war consisting, mostly, of artists and close friends of Kippen- eine sehr kleine Gruppe, die zum größten Teil aus Künstlern berger’s. In the majority of the bibliography about the und engen Freunden Kippenbergers bestand. In der Mehrheit artist, MOMAS is almost always invariably mentioned but aller Quellenverzeichnisse über den Künstler wird MOMAS then only in a couple of lines and not entirely accurately. fast ausnahmslos erwähnt, aber immer nur mit ein paar Zeilen In that sense, even though the awareness of MOMAS und nicht wirklich fehlerfrei. In diesem Sinne wurde seine has grown since Kippenberger’s death, its conceptual konzeptuelle Bedeutung, obgleich das Bewusstsein für MOMAS importance has been underestimated perhaps because seit dem Tode Kippenbergers gewachsen ist, unterschätzt; the project is at odds with the idea of Kippenberger as möglicherweise deshalb, da das Projekt mit dem Konzept von prolific artist-prodigy, overshadowed by his capacities Kippenberger als produktivem Künstlerwunderkind in Konflikt as a painter and his bad boy antics. Indeed, many of the stand und von seinen Fähigkeiten als Maler und seinen Enfant- artists who participated in MOMAS tend to agree that terrible-Possen überschattet wurde. Und so stimmen viele der Kippenberger’s abilities as a conceptual artist have also Künstler, die an MOMAS teilhatten, zu, dass Kippenbergers been overshadowed by these clichés. As MOMAS now Möglichkeiten als Konzeptkünstler ebenfalls von diesen Klischees mostly exists only in the memories of all those involved überschattet wurden. Da MOMAS nun hauptsächlich in den (and the sparse documentation that exists), I am indebted Erinnerungen der darin Involvierten (und der spärlichen Doku- to all the artists who recounted their experiences in Syros mentation darüber) existiert, stehe ich in der Schuld all jener and shared information about the projects they insti- Künstler, die von ihren Erfahrungen auf Syros erzählten und gated there. With their invaluable help, this text aims Informationen über die Projekte, die sie dort initiierten, weiter- to shed some more light on this albeit modest, but very gaben. Durch ihre unschätzbare Hilfe kann dieser Text vielleicht important project in Kippenberger’s oeuvre. mehr Licht auf dieses wenngleich bescheidene, aber äußerst wichtige Projekt in Kippenbergers Œuvre werfen. MOMAS, of course, was not a real museum – on the contrary, it was more of a virtual, imaginary museum, MOMAS war natürlich kein wirkliches Museum. Es war im a challenge to the traditional idea of the museum, even Gegenteil mehr ein virtuelles, imaginäres Museum, eine Kampf- an anti-museum. Kippenberger “founded” it in 1993 ansage an die traditionelle Vorstellung von einem Museum, while en route to Syros with his friend Michel Würthle sogar ein Anti-Museum. Kippenberger „gründete“ es 1993 who owns an estate on the island. As the story goes, auf einer gemeinsamen Fahrt nach Syros mit seinem Freund Kippenberger spotted the cement skeleton of a building Michel Würthle, der auf der Insel ein Grundstück besitzt. Kippen- at the entrance of the island’s harbour, Ermoupolis, berger, so geht die Geschichte, entdeckte das Betonskelett from the boat. Apart from being intrigued by its air of eines Gebäudes an der Einfahrt zum Hafen der Insel, Ermou- abandoned desolation, the building also struck him polis, vom Boot aus. Abgesehen davon, dass ihn das Gebäude as it reminded him of a Greek temple, a “modern” Greek aufgrund seines Flairs der Verlassenheit und Trostlosigkeit Acropolis. Not long after, he decided to proclaim it his faszinierte, berührte es ihn auch deshalb, weil es ihn an einen Museum of Modern Art. He thus founded the museum griechischen Tempel erinnerte, an eine „moderne“ griechische in a single act, instantly appropriating the idea of the Akropolis. Wenig später entschied er, es als sein Museum existing building and “claiming” it through language. moderner Kunst auszurufen. Er gründete das Museum also in einem einzelnen Akt, eignete sich die Idee des existierenden The museum did not have walls, a collection, nor any- Gebäudes augenblicklich an und „beanspruchte“ sie durch thing in the way of tangible, material objects; it hardly Sprache. had a budget, but it did have an inspired, inventive director in Kippenberger himself and it did organise Das Museum hatte keine Wände, keine Sammlung oder irgend- exhibitions, print invitations and host openings. It was, welche materiellen Gegenstände zum Anfassen; es verfügte however – as could be expected from an artist who kaum über ein Budget, doch es hatte in Kippenberger selbst relished provoking convention – no ordinary museum. einen inspirierten, erfindungsreichen Direktor und es organi- First of all, Kippenberger did not show his own work, sierte Ausstellungen, gedruckte Einladungen und Vernissagen. but rather invited other artists to make projects there. Dennoch war es – wie von einem Künstler, der es genoss, Secondly, it did not cater to a large audience. On the Konventionen herauszufordern, nicht anders zu erwarten – kein contrary, perhaps it was the museum with the smallest gewöhnliches Museum. Erstens zeigte Kippenberger nicht sein audience in the world. As Michel Würtle aptly put it, eigenes Werk, sondern lud andere Künstler ein, dort Projekte “we were a ‘crowd’ of between 9 and 11.”1 zu realisieren. Zweitens bediente es kein großes Publikum. Im Gegenteil, es war wahrscheinlich das Museum mit den Since very little was actually produced for MOMAS in the spärlichsten Besuchern weltweit. Wie Michel Würthle treffend way of tangible objects it was principally a museum of formuliert: „Wir waren eine ‚Menge‘ von zwischen neun und elf.“1 immaterial nature, a conceptual museum: a real museum but without walls.2 It was, however, also a guerrilla Da – was konkrete Objekte betraf – sehr wenig tatsächlich project, a parody of the museum as we know it in the für MOMAS produziert wurde, war es prinzipiell ein Museum contemporary art world, a tongue-in-cheek critique of immaterieller Natur, ein konzeptuelles Museum: ein reales the institution of the museum. What was, therefore, most Museum, aber ohne Wände.2 Es war jedoch auch ein Guer- important about MOMAS was the idea behind it, and of rilla-Projekt, eine Parodie des Museums, wie wir es aus der course the artists’ contributions which were in line with zeitgenössischen Kunstwelt kennen, eine ironische Kritik der its conceptual nature. As very little was actually physi- Institution Museum. Am wichtigsten war daher an MOMAS die cally “made” in the way of artworks, perhaps MOMAS’ Idee dahinter, und natürlich die Beiträge der Künstler, die mit most important museum “asset” was the ideas of the seiner konzeptuellen Natur im Einklang standen. Sehr wenig artists. In fact, this museum depended solely on artists’ wurde tatsächlich, als Kunstwerk, physisch gemacht, und so ideas and not on collections, blockbuster temporary waren die wichtigsten MOMAS-Museums-„Aktiva“ die Ideen exhibitions, fancy restaurants and museum shops. At der Künstler. Tatsächlich beruhte dieses Museum ausschließlich MOMAS, the artist was definitely at the top of the agenda. auf den Ideen der Künstler und nicht auf Sammlungen, tempo- rären Blockbuster-Ausstellungen, schicken Restaurants und It is perhaps not surprising that Kippenberger decided Museumsshops. Am MOMAS stand der Künstler wirklich in der to create his own museum given the fact that he con- Tagesordnung ganz oben. stantly pushed the boundaries of the role of the artist and undertook so many different roles in his own life – from Es ist vielleicht nicht überraschend, dass Kippenberger aspiring actor, to nightclub manager, art collector and beschloss, sein eigenes Museum zu kreieren, wenn man all-round bad boy – so why not that of the museum bedenkt, dass Kippenberger ständig die Grenzen der Künstler- director? There are several precursors for MOMAS, from rolle ausweitete und so viele verschiedene Rollen in seinem the Büro Kippenberger he set up with Gisela Capitain Leben übernahm – vom aufstrebenden Schauspieler bis zum in Berlin in 1978–1979, where, among other events, he Manager eines Nachtclubs, Kunstsammler und universeller mounted exhibitions 3, to the Kunstverein Kippenberger „bad boy“ –, warum also nicht auch jene des Museumsdirektors? he set up at the Museum Fridericianum in Kassel from Es gibt einige Vorläufer von MOMAS, vom Büro Kippenberger, 1993–1995, where he decided to invite other artists to das er gemeinsam mit Gisela Capitain in Berlin 1978–1979 make projects rather than showing his own work.4 In that aufbaute und wo er nebst anderen Ereignissen Ausstellungen 3 sense, Kippenberger’s role of artist as curator is one he einfädelte, bis zum Kunstverein Kippenberger, den er am adhered to throughout his life. Katerina Gregos 70 71

Museum Fridericianum in Kassel von 1993–1995 installierte MOMAS was also a reflection on Kippenberger’s ideas und wofür er beschloss, andere Künstler zu Projekten einzu- about the museum and the artist’s relationship to it. He laden, anstatt sein eigenes Werk zu zeigen.4 In diesem Sinn often reflected on the uneasy and often thorny relation- hielt Kippenberger an der Rolle des Künstlers als Kurator sein ship between artist and museum, as well as problema- ganzes Leben über fest. tising on the nature, role and function of the museum itself. Kippenberger was well aware that artists need the MOMAS war auch eine Reflexion über Kippenbergers Ideen museum and that the museum exhibition still constitutes zum Museum und die Beziehung des Künstlers zu ihm. a prerequisite for an artist’s career; while simultaneously Er reflektierte oft über das unbehagliche und oft stachelige being conscious of the conflicted nature of this relation- Verhältnis zwischen Künstler und Museum und problema- ship. At the time of MOMAS’ founding in 1993, he himself tisierte die Natur, Rolle und Funktion des Museums selbst. had not had many museum shows.5 A year later when Kippenberger war sich wohl bewusst, dass Künstler Museen he finally did land a major solo exhibition at an impor- brauchen und die Museumsausstellung noch immer eine tant European museum – The Happy End of Franz Kafka’s Voraussetzung für eine Künstlerkarriere darstellt; gleichzeitig “Amerika” at the Museum Boijmans van Beuningen in war er sich aber der gegensätzlichen Natur dieser Beziehung Rotterdam – he was subsequently disappointed by what ebenfalls sehr bewusst. Zur Zeit der MOMAS-Gründung im he perceived to be the lack of response from this ambi- Jahr 1993 hatte er selbst noch nicht oft in Museen ausgestellt.5 tious project in which he had invested a lot. Evidently Ein Jahr später, als er endlich eine große Solo-Ausstellung in then he did not have an easy relationship with the idea einem wichtigen europäischen Museum gelandet hatte – The of the museum and had always been thinking how to Happy End of Franz Kafka’s „Amerika“ am Museum Boijmans create his own response and structure to it. Further- van Beuningen in Rotterdam –, war er in der Folge enttäuscht more, Kippenberger’s relationship to the museum as an von dem, was er als Fehlen von Resonanz diesem ambitio- artist was not made easier by the fact that, at the time, nierten Projekt gegenüber wahrnahm, in das er viel investiert many curators and institutions were reluctant or even hatte. Offensichtlich hatte er damals keine unbeschwerte afraid to work with him because of his often abrasive or Beziehung zur Idee des Museums und stets überlegt, wie er provocative behaviour. For those reasons, then, it is not seine eigene Struktur und Resonanz ihr gegenüber kreieren surprising that Kippenberger saw the museum as “a pet- könnte. Darüber hinaus wurde Kippenbergers Beziehung zum rified joke, a failure as a sacred place, unsuitable as a Museum als Künstler auch dadurch nicht leichter, dass damals place of teaching, abused as a storehouse of kitsch, with viele Kuratoren und Institutionen aufgrund seines oft groben negligible social function, it was now merely a frame oder provokativen Gebarens unwillig waren oder sich sogar in which non-existent cultural policies clashed with half- davor fürchteten, mit ihm zu arbeiten. Es ist aus diesen Gründen baked curator concepts and the far more clearly articu- also nicht überraschend, dass aus Kippenbergers Sicht das lated interests of collectors and sponsors.”6 So, he decided Museum „ein versteinerter Witz [war], Versagen als heiliger to make his own museum, on his own terms; a museum Ort, ungeeignet als Ort der Lehre, missbraucht als Lagerhaus which was not hampered by the considerations and des Kitsches, mit vernachlässigbarer sozialer Funktion, war compromises that real museums often have to make.7 es nun bloß ein Rahmen, innerhalb dessen nicht-existierende But “creating” the museum was not enough; he also kulturelle Methoden mit unausgegorenen Kuratorenkonzepten became its director, immediately assuming authority over und den viel klarer artikulierten Interessen der Sammler und it in one symbolic act. Sponsoren kollidierte.“6 Also beschloss er, sein eigenes Museum zu machen, zu seinen eigenen Bedingungen; ein Museum, das From the start MOMAS was to be a transgressive and von den Erwägungen und Kompromissen, die richtige Museen subversive project for it questioned the notion of the oft eingehen müssen, nicht behindert wurde.7 Das Museum nature of artistic “production”, went against the formal zu „schaffen“ war aber nicht genug; er wurde auch sein Direktor and conventional structure of the museum, and chal- und übernahm in einem symbolischen Akt sofort die Amts- lenged the traditional, regular function of the museum by gewalt darüber. proposing a more flexible, less moribund, less bureaucratic and altogether more fun and laissez-faire alternative. Von Anfang an sollte MOMAS ein transgressives und subversives In that sense, MOMAS was also a virtual museum since Projekt sein. Es stellte die Idee der Natur der künstlerischen most of what it generated was ephemeral, non-tangible „Produktion“ in Frage, stellte sich gegen die formale und kon- or immaterial. However, all of the regular museum “rou- ventionelle Struktur des Museums und forderte die traditionelle, tines” were carried out from the printing of invitations, reguläre Funktion des Museums heraus durch den Vorschlag to the opening reception, formal speeches and after-open- einer flexibleren, weniger moribunden, weniger bürokratischen ing dinners. The rest was all improvisation, imagination Atmosphäre mit mehr Spaß und mehr Laissez-faire. In diesem and surprise. Often Kippenberger did not know before- Sinne war MOMAS auch ein virtuelles Museum, da das meiste, hand what projects the artists would do. Sometimes the das es generierte, ephemer, nicht angreifbar oder immateriell artists themselves did not at first realise what kind of war. All die üblichen Museums-„Routinen“ wurden trotzdem museum they were to be confronted with. Christopher durchgeführt, vom Drucken der Einladungen bis zu den Williams said, characteristically, that he didn’t realise Eröffnungsempfängen, den formalen Reden und den Après- “how little museum there was” until he was already deep Eröffnungsessen. Der Rest war ganz Improvisation, Innovation into conversation with Kippenberger about the project.8 und Überraschung. Oft wusste Kippenberger nicht, welche Kippenberger also really liked the idea of MOMAS figur- Projekte die Künstler realisieren würden. Manchmal erkannten ing on the artists’ biographical note, as did the artists die Künstler selbst nicht, mit welchem Museum sie konfrontiert who contributed who were “conspirators” in the irony. He werden würden. Christopher Williams sagte charakteristisch, also liked the inevitable parallelism that was conjured dass er nicht erkannt hatte, „wie wenig Museum es gab“, bis by the museum’s abbreviation: MOMAS(yros) and MOMA er schon mit Kippenberger tief in Konversation über das Projekt (New York). Two museums that sound almost the same versunken war.8 Kippenberger fand auch großen Gefallen an but couldn’t be further apart. der Vorstellung, dass das MOMAS im Lebenslauf der Künstler aufscheinen würde, was auch den Künstlern gefiel, die in dieser Kippenberger respected Marcel Broodthaers and was Ironie konspirierten. Auch gefiel ihm der unvermeidbare Paral- certainly aware of his “Musée d’Art Moderne” and its lelismus, der durch die Abkürzung des Museums beschworen fictional narrative which questioned strategies of museum wurde: MOMAS(yros) und MOMA (New York). Zwei Museen, display and collecting. He also knew and admired the die fast gleich lauten, aber nicht weiter voneinander entfernt work of Michael Asher and his – often barely visible – sein könnten. investigations into how the understandings of artworks are conditioned by museum display and interpretation. Kippenberger schätzte Marcel Broodthaers und kannte mit MOMAS was thus very much in line with contemporary Sicherheit sein „Musée d‘Art Moderne“ und dessen fiktionales discourse on imaginary or fictional museums. At the same Narrativ, das die Strategien des Zeigens und Sammelns von time it can also be seen as an spontaneous response Museen in Frage stellte. Ebenso kannte und bewunderte to what Kippenberger perceived to be the slow-moving, er auch das Werk von Michael Asher und dessen – oft kaum bureaucratic aspect of museum practice and an ironic sichtbare – Erkundungen hinsichtlich der Frage, wie das comment on the “artist’s museum” or the small museum Verständnis von Kunstwerken durch die Präsentation und Inter- on the periphery, with its “internationalist” aspirations. pretation bedingt ist. MOMAS war daher sehr auf Augenhöhe He made jokes about artists who had or were setting up mit dem zeitgenössischen Diskurs über imaginäre oder fiktio- their own museums.9 In fact, before setting up MOMAS nale Museen. Gleichzeitig kann es auch als spontane Reaktion Kippenberger had, together with Michel Würthle, travelled darauf verstanden werden, was Kippenberger als zähen, to Andros, another small Greek Cycladic island. There bürokratischen Aspekt der Museumspraktik und als ironischen they paid a visit to the local Museum of Modern Art Kommentar zum „Künstlermuseum“ oder dem kleinen Museum founded by a wealthy Greek shipping magnate and his an der Peripherie mit seinen internationalistischen Bestrebungen wife. Kippenberger perceived this museum to be some- gesehen werden. Er scherzte über Künstler, die ihre eigenen what of an oddity: an homage to Modernism in a remote, Museen gründeten oder gegründet hatten.9 In der Tat hatte peripheral place far from the problematics of urban Kippenberger – vor der Gründung von MOMAS zusammen mit modernity.10 In any case, Kippenberger knew that his Michel Würthle – Andros, eine weitere kleine Kykladeninsel, idea was better and more ingenious than the myriad Das MOMAS-Publikum Katerina Gregos 72 73 The MOMAS audience

bereist. Dort besuchten sie das örtliche, von einem reichen small – and often mediocre – museums that are to be Reeder und dessen Frau gegründete Museum moderner Kunst. found in peripheral locations all over the world. Kippenberger sah dieses Museum als Kuriosität: Eine Hom- mage an den Modernismus an einem entlegenen, peripheren MOMAS was also very much a social space, even an Ort, weit entfernt von der Problematik der urbanen Moderne.10 excuse for creating social occasions. In Syros, Kippen- Kippenberger wusste jedenfalls, dass seine Idee besser und berger’s friends congregated to socialise, have fun and geistreicher war als die Myriaden kleiner, oft mittelmäßiger enjoy the Greek summer. One of its goals was to give Museen, die an entlegenen Schauplätzen auf der ganzen Welt people a good time, and Kippenberger was always gefunden werden können. generous in this direction. At the same time, however, the museum was taken very seriously by all the artists MOMAS war auch ein sehr sozialer Raum, sogar eine Ausrede involved. Apart from the first opening event, there was für soziale Anlässe. In Syros versammelten sich Kippenbergers never an audience of more than 10-15 people at these Freunde, um Kontakte zu knüpfen, Spaß zu haben und den events. Nevertheless, MOMAS consistently produced griechischen Sommer zu genießen. Eines seiner Ziele war es, invitation cards designed by the artists which were mailed den Menschen eine gute Zeit zu verschaffen, etwas, worin internationally through the museum’s “head office” at Kippenberger immer großzügig war. Gleichzeitig wurde das the Galerie Gisela Capitain in Cologne. Museum von allen, die involviert waren, sehr ernst genommen. Abgesehen von der Eröffnung waren bei diesen Anlässen nie In a sense, MOMAS, just like the METRO-Net subway mehr als 10 bis 15 Besucher anwesend. Trotzdem produzierte stations which basically aimed to “connect” his friends MOMAS beständig vom Künstler gestaltete Einladungskarten, in different parts of the world, was a utopian project. die von der „Direktion“ des Museums, der Galerie Gisela Capitain It was entirely Kippenberger’s own invention and creation, in Köln, international versandt wurden. it was his own kingdom and playground where he could have all the freedom he desired. It also constituted a In gewissem Sinne war MOMAS, genau wie auch die METRO- kind of refuge, an escape from the art world with which Net U-Bahnstationen, die eigentlich darauf abzielten, seine he often felt at odds with or alienated from. MOMAS Freunde in verschiedenen Teilen der Erde zu verbinden, ein was his retreat, his field of play, where he could spend utopisches Projekt. Es war zur Gänze Kippenbergers eigene time with friends, artists whom he respected and people Erfindung und Kreation, es war sein eigenes Königreich und of his choice, far from the maddening crowd and the main sein eigener Spielplatz, an dem er alle erdenklichen Freiheiten channels of the art world. And as tourism and travel haben konnte. Es stellte auch eine Art Zufluchtsort dar, ein were also important components in his oeuvre, MOMAS Entkommen aus der Kunstwelt, mit der er oft in Konflikt stand successfully brought together this aspect with socialising, oder sich ihr entfremdet fühlte. MOMAS war sein Rückzugsort, pleasantry and the thing Kippenberger was most pas- sein Spielfeld, auf dem er Zeit mit Freunden, mit Künstlern, die sionate about: art. “It was the ideal museum, a perfect er respektierte, und Menschen seiner Wahl verbringen konnte, ‘frame’ for a series of various aspects: the dream of an fernab der unerträglichen Menge und den Hauptkanälen der ideal museum, a replica of Marcel Broodthaers’ formula Kunstwelt. Und da Tourismus und Reisen ebenfalls wichtige ‘This is not a museum’ and especially, of course, a parody Komponenten in seinem Œuvre darstellten, brachte MOMAS of the contemporary museum including administration diesen Aspekt erfolgreich mit Gesellschaftspflege, Nettigkeit wing and museum shop.”11 und jener Sache zusammen, der Kippenbergers größte Leiden- schaft galt: Kunst. „Es war das ideale Museum, ein perfekter Apart from his obsession with art, though, Kippen- ‚Rahmen‘ für eine Serie verschiedener Aspekte: der Traum berger also had a keen interest in architecture and the eines idealen Museums, eine Kopie von Marcel Broodthaers’ sculptural qualities of architecture. Already in his 1988 Formel ‚Dies ist kein Museum‘ und natürlich vor allem eine series Psychobuildings (and even before in some of Parodie des zeitgenössischen Museums inklusive Verwaltungs- his paintings) Kippenberger demonstrated a sensitivity flügel und Museumsshop.“11 to architecture and the built environment, seeking out architectural oddities and unusual structures. The MOMAS-Einladungskarte: MOMAS-Einladungskarte: Ulrich Strothjohann, Christopher Wool, One Sculpture, 1994 Road Signs, 1994 MOMAS invitation card: MOMAS invitation card: Ulrich Strothjohann, Christopher Wool, One Sculpture, 1994 Road Signs, 1994

Abgesehen von seiner Kunstbesessenheit hatte Kippenberger MOMAS building is also such an example of anomalous aber auch reges Interesse an Architektur und den skulpturalen architecture, and bungled development. For years the Qualitäten von Architektur. Schon in seiner Serie Psycho- building stayed unfinished, a ghostly shell. In her preface buildings von 1988 (und auch schon in ein paar Gemälden for the catalogue of the 2003 Kippenberger exhibition davor) zeigte Kippenberger eine Sensitivität für Architektur und Nach Kippenberger at the Van Abbemuseum, Eindhoven, gebaute Umgebung und machte architektonische Kuriositäten Eva Meyer Hermann states that the artist’s whole life und ungewöhnliche Strukturen ausfindig. Das MOMAS-Gebäude and work “were defined by this constant search for ‘the ist ebenfalls ein Beispiel für abweichende Architektur und place’”12, a place where he could find meaning and für verpfuschte Entwicklung. Jahrelang blieb das Gebäude space for his own artistic existence. The consistent inter- unfertig, eine geisterhafte Hülle. In ihrem Vorwort zum Katalog est in architecture and the use of architectural motifs der Kippenberger Ausstellung Nach Kippenberger im Van recurring in his work are part of this quest and MOMAS Abbemuseum, Eindhoven, von 2003 führt Eva Meyer Hermann seemed to be one such, rather important, “place”; far aus, dass das ganze Leben und Werk des Künstlers „von dieser from the art world, in the company of friends and artists ständigen Suche nach ‚dem Ort‘ bestimmt war“12, einem he admired, a “place” of his own. But as with many Ort, an dem er Bedeutung und einen Raum für seine eigene Kippenberger projects MOMAS was also characterised künstlerische Existenz finden konnte. Das stetige Interesse an by a dual character; this perfect, utopian place was, in Architektur und der Gebrauch immer wiederkehrender archi- effect, also beyond reach since it did not really belong to tektonischer Motive in seinem Werk sind Teil dieser Suche, und him, but was, in fact, hijacked, squatted and borrowed: MOMAS schien einer dieser wohl eher wichtigen „Orte“ zu sein; “Everything Kippenberger built in the way of forms, weit weg von der Kunstwelt, in der Gesellschaft von Freunden architecture and (largely) virtual constructions was a und von ihm bewunderten Künstlern, ein ganz eigener „Ort“. means and a method to open up reality. The architec- Aber wie viele andere Kippenberger-Projekte war auch MOMAS ture in these pieces is communicative. The place itself von dualem Charakter; dieser perfekte, utopische Ort war remains indefinable and unattainable, a distant goal.”13 effektiv auch außerhalb seiner Reichweite, da er nicht wirklich ihm gehörte, sondern tatsächlich gekapert war, besetzt und The first project for MOMAS was by the artist Hubert geborgt: „Alles, was Kippenberger bezüglich Formen, Architektur Kiecol. Like many of the subsequent MOMAS projects, und (größtenteils) virtuellen Konstruktionen geschaffen hat, the work was an objet trouvé. Next to the main MOMAS war ein Mittel und eine Methode, die Realität zu öffnen. Die “building” – which was in fact trespassed for this and Architektur ist in diesen Stücken kommunikativ. Der Ort selbst all subsequent openings - there was a smaller concrete bleibt undefinierbar und unerreichbar, ein entferntes Ziel.“13 building which looked like an oversized table. Kiecol declared this to be his artistic contribution. This act was Das erste Projekt für MOMAS kam vom Künstler Hubert Kiecol. to define many of the other projects for MOMAS which Wie viele der folgenden MOMAS-Projekte war die Arbeit ein were sparse, economical and conceptual in nature, often objet trouvé. Neben dem MOMAS-„Hauptgebäude“ – das in immaterial and created on-the-spot. As the conceptual Wahrheit für diese und alle anderen Eröffnungen unbefugt museum that it was, MOMAS was more concerned with betreten wurde – gab es ein kleineres Betongebäude, das engendering situations rather than the production of wie ein überdimensionierter Tisch aussah. Kiecol erklärte es objects. It is characteristic that there were hardly ever zu seinem künstlerischen Beitrag. Dieser Akt sollte viele der any transport costs in the setting up of the “exhibitions”, anderen Projekte für MOMAS definieren, die alle karg waren, and also that the artworks themselves have disinte- ökonomisch und in ihrer Natur konzeptuell, oft immateriell grated, disappeared, their whereabouts are unknown or und sofort vor Ort geschaffen wurden. Als das konzeptuelle they never really “existed” in the first place. The opening Museum, das es ja war, beschäftigte sich MOMAS mehr damit, show took place at 7 pm the 10th September 1993. It Situationen zu erzeugen als Objekte zu produzieren. Es ist was a bizarre opening in an unlikely setting. Taxis and charakteristisch, dass in den Vorbereitungen für die Ausstellun- cars drove the few guests to the unfinished building. It gen so gut wie keine Transportkosten anfielen, und auch die was a social occasion like at all openings but instead of Kunstwerke selbst haben sich aufgelöst, sind verschwunden, enjoying artworks on the non-existing walls, the guests Katerina Gregos 74 75

ihre Aufenthaltsorte sind unbekannt oder hatten von Anfang were admiring stunning views of the Aegean sea. The an nie wirklich „existiert“. Die Eröffnungsausstellung fand am Kiecol exhibition also coincided with Michel Würthle’s 10. September 1993 um 7 Uhr abends statt. Es war eine 50th birthday party for which quite a few people from bizarre Eröffnung in einem seltsamen Setting. Taxis und Autos abroad flew over 14 as well as the unveiling and inaugu- fuhren die wenigen Gäste zum unfertigen Gebäude. Wie bei ration of Lord Jim the first of the Kippenberger subway allen Eröffnungen war es ein gesellschaftlicher Anlass, aber entrances of his METRO-Net project, which was con- anstatt sich an Kunstwerken an den nicht existierenden Wän- structed on Ktima Kanné, Michel Würthle’s estate in the den zu erfreuen, bewunderten die Gäste atemberaubende countryside of Hroussa, Syros. It was an appropriate Ausblicke auf das Ägäische Meer. Die Kiecol-Ausstellung fiel and delightful coincidence: the simultaneous inaugu- auch mit Michel Würthles Party zu seinem 50. Geburtstag ration of a subway entrance leading nowhere and a zusammen, zu der einige Menschen aus Übersee einflogen 14, museum where, in most cases, there was almost nothing und mit der Enthüllung und Einweihung von Lord Jim, dem to see. ersten von Kippenbergers U-Bahneingängen seines Metro-Net- Projekts, der auf Ktima Kanné gebaut wurde, Michel Würthles Every year, following the inauguration of MOMAS, until Grundstück in der Landschaft von Hroussa auf Syros. Es war 1996 – an exhibition took place at the Museum, the ein passender und wunderbarer Zufall: die simultane Einwei- only material part of which was the invitation card hung eines U-Bahneingangs, der nirgendwo hinführte, und ein designed by the artist himself and the visitors present Museum, in dem es die meiste Zeit fast nichts zu sehen gab. at the official opening. The following year, 1994, Chris- topher Wool and Ulrich Strothjohann were the invited Bis 1996 fand jedes Jahr seit der Einweihung des MOMAS artists. Ulrich Strothjohann declared a concrete waste eine Ausstellung im Museum statt, deren einzige materielle pipe which lay in front of the “museum” to be his artistic Teile die vom Künstler selbst gestaltete Einladungskarte und work. The project was a conceptual counterpart to his die bei der offiziellen Eröffnung anwesenden Besucher waren. photographic series Holes of the World. On the day Im folgenden Jahr, 1994, waren Christopher Wool und Ulrich of the opening Strothjohann found out that this con- Strothjohann die eingeladenen Künstler. Ulrich Strothjohann crete pipe had had building work carried out around it, erklärte ein Abfallrohr aus Beton, das vor dem „Museum“ concealing it from view. But this appealed to the artist lag, zu seinem Kunstwerk. Das Projekt war ein konzeptuelles immensely as it meant that nobody could actually see Gegenstück zu seiner Photo-Serie Holes of the World. Am Tag his work. Kippenberger invited Christopher Wool to do der Eröffnung fand Strothjohann heraus, dass rund um dieses the signs for the museum; the signs, made in Wool’s Betonrohr Bauarbeiten stattgefunden hatten, die die Sicht characteristic typography, were made on Michel Würth- darauf versperrten. Dies aber gefiel dem Künstler außeror- le’s estate and then installed by Wool and Kippenberger dentlich, da es bedeutete, dass niemand sein Werk tatsächlich at various locations on the island, including in the sea sehen konnte. Kippenberger lud Christopher Wool ein, die for a photo opportunity. Of course, there was no real Schilder für das Museum zu machen; die Schilder, in Wools need for road signs because, really, there was not much charakteristischer Typografie, wurden auf Michel Würthles to see in the museum. Wool’s road signs were also quite Grundstück gefertigt und dann von Wool und Kippenberger unique in the MOMAS curatorial agenda since they were an verschiedenen Orten auf der Insel, darunter auch das in fact the only real physical works actually produced. Meer, für einen Fototermin installiert. Natürlich brauchte es Wool and Kippenberger also made t-shirts in Athens, Straßenschilder nicht wirklich, da es nun wirklich nicht viel im before coming to Syros, with the slogan NO PROBLEM Museum zu sehen gab. Wools Straßenschilder waren aber auch MOMAS printed on them. But the quality of the adhesive ziemlich einzigartig in der kuratorischen Agenda des MOMAS, sticker was so bad that by the time they reached the da sie de facto die einzig wirklich physischen Werke waren, island, the slogans had washed off. die tatsächlich produziert wurden. Wool und Kippenberger machten auch in Athen T-Shirts, bevor sie nach Syros kamen, In 1995 Kippenberger invited Stephan Prina, Christopher mit dem aufgedruckten Slogan NO PROBLEM MOMAS. Aber Williams and Cosima von Bonin. Prina shipped over a die Qualität des Aufklebers war so schlecht, dass die Slogans reel-to-reel tape recorder from Los Angeles, which at Stephen Prina, MOMAS, Syros, 1995

zu dem Zeitpunkt, als sie die Insel erreicht hatten, bereits some point had fallen off a book case in his dining room heruntergewaschen waren. in an earthquake and had remained broken since. Prina packed it in its original cardboard box, made a crate 1995 lud Kippenberger Stephan Prina, Christopher Williams for it and shipped it to Syros. At MOMAS, he unpacked und Cosima von Bonin ein. Prina brachte ein Tonbandgerät the tape recorder, used the crate and box as a “pedes- aus Los Angeles mit, das irgendwann einmal während eines tal” and placed the broken tape recorder on top. It was Erdbebens von einem Buchregal in seinem Esszimmer a kind of “pyramid” which – when inspected from all gefallen war und seitdem kaputt war. Prina verpackte es in sides – provided all sorts of information on this non-func- der originalen Schachtel, machte eine Kiste dafür und brachte tioning piece of electronic equipment. Prina liked the es nach Syros. Im MOMAS packte er das Tonbandgerät aus, idea that the tape recorder had been “transformed” back verwendete die Schachtel und die Kiste als „Podest“ und stellte into “base material” to be observed as obsolete technol- das kaputte Tonbandgerät darauf. Das ergab eine Art „Pyra- ogy but also a work of “sculpture”. The event took place mide“, die – wenn man sie von allen Seiten inspizierte – alle inside the Kiecol “work” (the concrete building resembling möglichen Informationen über dieses nicht funktionierende an oversize table) so one had the opportunity to look at elektronische Gerät bereitstellte. Prina gefiel die Idee, dass das the sculpture from within another sculpture. In any case, Tonbandgerät zurück in „Basismaterial“ „transformiert“ worden however, the tape recorder was doomed never to play, war, um als obsolete Technologie, aber auch als eine „Skulptur“ as there was no electricity in the museum. 15 Cosima betrachtet werden zu können. Der Event fand innerhalb des von Bonin organised the “benefit lunch for the trustees Kiecol-„Werks“ (das Betongebäude, das an einen zu großen of the museum”. The lunch served was a dish of thin Tisch erinnerte) statt, man hatte also die Möglichkeit, die spaghetti which was stuck into hollow spaghetti (the kind Skulptur innerhalb einer weiteren Skulptur zu betrachten. Das that is used to make Greek pastizzio, a baked macaroni, Tonbandgerät jedenfalls war dazu verdammt, nie zu spielen, mincemeat and béchamel dish), boiled in salt water da es keinen Strom im Museum gab. 15 Cosima von Bonin on-site by Michel Würthle’s gardener and served with a organisierte den „Benefiz-Lunch für die Treuhänder des Muse- simple garlic, oil and pepperoncini sauce. The result was ums“. Das Essen war ein Gericht aus dünnen Spaghetti, die in a long noodle, exceptionally thick in dimensions, due hohle Spaghetti gesteckt worden waren (jene, die verwendet to Bonin’s culinary “intervention” (pasta, incidentally, was werden, um griechisches Pastizzio zu machen, ein Backrohr- one of Kippenberger’s favourite dishes). Again there gericht aus Makkaroni, Faschiertem und Béchamel-Sauce), vor was a small audience: as Bonin recalls, it was “a rather Ort von Michel Würthles Gärtner gekocht wurden und mit einer superb and amusing lunch, rather delightful speeches einfachen Sauce aus Knoblauch, Öl und Pepperoncini serviert were delivered, sun was shining, sky was blue and such wurde. Das Resultat war eine lange, durch Bonins kulinarische things …”16 „Intervention“ außergewöhnlich dicke Nudel (Pasta war übri- gens eines von Kippenbergers Lieblingsgerichten). Wieder war The following day Christopher Williams who was desig- nur wenig Publikum anwesend: Wie Bonin sich erinnert, war nated director of the museum’s “film department” organ- es „ein großartiges und amüsantes Essen, entzückende Reden ised a screening of experimental films by Morgan Fisher wurden gehalten, die Sonne schien, der Himmel war blau, and David Lamelas in an old neighbourhood cinema, und so weiter …“16 in the capital Ermoupolis. The films were screened to a very small audience after the scheduled screening of Für den folgenden Tag hatte Christopher Williams, der desig- a Bruce Willis movie. Again, in the audience were nierte Direktor der „Filmabteilung“ des Museums ein Screening a handful of people including, Kippenberger, Michel and von Experimentalfilmen von Morgan Fisher und David Lamelas Katerina Würthle, the German painter Helmut Middendorf, in einem alten Nachbarschaftskino organisiert, in der Haupt- Stephen Prina, Cosima von Bonin, a producer of Wim stadt Ermoupolis. Die Filme wurden nach der planmäßigen Wenders films and Christopher Williams himself with his Vorführung eines Bruce-Willis-Films vorgeführt. Wieder bestand wife, curator Ann Goldstein. There are conflicting reports das Publikum nur aus einer Handvoll Menschen, darunter about who operated the projector but it seems that Kippenberger, Michel und Katerina Würthle, der deutsche Maler both Kippenberger and a child who was present both MOMAS-Einladungskarte: Katerina Gregos 76 77 Johannes Wohnseifer, Museum Guard, 1996 MOMAS invitation card: Johannes Wohnseifer, Museum Guard, 1996

Helmut Middendorf, Stephen Prina, Cosima von Bonin, ein had a go at it, at some stage. The films projected were Produzent von Wim-Wenders-Filmen und Christopher Williams Fischer’s Projection Instructions and Picture and Sound selbst mit seiner Frau, der Kuratorin Ann Goldstein. Es gibt Rushes (1969) and Lamelas’ A Study of the Relation- widersprüchliche Berichte darüber, wer den Projektor bediente, ships between Inner and Outer Space (1973). Williams aber es scheint so, dass sowohl Kippenberger als auch ein took Kippenberger’s request as a proper curator very anwesendes Kind es einmal probierten. Die vorgeführten Filme seriously, proposing films that were in line with waren Fishers Projection Instructions und Picture and Sound the conceptual nature of the museum.17 Rushes (1969) und Lamelas’ A Study of the Relationships between Inner and Outer Space (1973). Williams nahm Kippen- The following year Kippenberger invited Johannes bergers Aufforderung als richtiger Kurator sehr ernst und Wohnseifer, Michel Majerus and Heimo Zobernig. wählte Filme, die mit der konzeptuellen Natur des Museums Wohnseifer, who was Kippenberger’s assistant for a auf einer Linie lagen.17 while was involved, in the beginning, as an “employee” of the museum, based in Cologne where he worked on Im darauf folgenden Jahr lud Kippenberger Johannes Wohnsei- the printing and mailing of the invitation cards. In 1996 fer, Michel Majerus und Heimo Zobernig ein. Wohnseifer, der when Kippenberger invited him to make a project, his eine Zeit lang Kippenbergers Assistent war, war zu Beginn als proposal was to be the museum guard. At the “vernis- „Angestellter“ des Museums involviert und hatte seinen Sitz sage” Wohnseifer appeared with his museum guard cap, in Köln, wo er am Drucken und Versenden der Einladungskarten specially designed and embossed with the “MOMAS arbeitete. Als Kippenberger ihn 1996 einlud, ein Projekt zu GUARD” logo for the occasion. As usual speeches – which machen, war sein Vorschlag, einen Museumswärter zu geben. were a very important component of the museum rou- Zur „Vernissage“ erschien Wohnseifer mit seiner Museums- tine – were delivered, including, somewhat reluctantly, wärtermütze, die für diesen Anlass speziell designt und mit dem by Wohnseifer himself. (Wohnseifer and Williams were, Logo „MOMAS GUARD“ versehen war. Wie üblich wurden by the way, the only two people apart from Kippenberger Reden, die eine wichtige Komponente der Museumsroutine dar- who had real “job descriptions”). stellten, gehalten, unter anderem auch vom etwas unwilligen Wohnseifer selbst. (Wohnseifer und Williams waren abgesehen Michel Majerus’ contribution was a project called von Kippenberger die einzigen, die wirkliche „job descriptions“ Summer Hits 96, a video compilation of summer hits hatten). from 1996 taken from MTV and VIVA channels. The video was played on a brand new video camera with Michel Majerus’ Beitrag war ein Projekt mit dem Titel Summer small rotating screen, mounted on a tripod, which Kippen- Hits 96, eine Video-Kompilation von Sommerhits aus dem berger had given as a gift to his wife Elfie Semotan. Jahr 1996, mitgeschnitten bei MTV und VIVA. Das Video The image on the announcement card was taken from wurde auf einer brandneuen Videokamera – ein Geschenk von a TV guide listing the programmes of the two channels. Kippenberger an seine Frau Elfie Semotan – mit kleinem dreh- Heimo Zobernig, the other invited artist, could not make barem Schirm abgespielt, die auf ein Stativ montiert war. Das it to Syros so sent his proposal by email. His idea was Bild auf der Ankündigungskarte war einer Fernsehzeitschrift to “do” the MOMAS floor and proposed to paint it grey, entnommen und zeigte das Programm zweier Kanäle. Heimo which it already was since the floor was concrete. Only Zobernig, der andere eingeladene Künstler, schaffte es nicht the invitation card gave some hint of his intervention. nach Syros, also schickte er seinen Vorschlag per E-Mail. Seine Zobernig’s participation had a nice Kippenbergian twist Idee war, den Boden des MOMAS zu „machen“ und ihn grau since the work was purely conceptual and the artist him- zu streichen, was er schon war, da er ja aus Beton war. Nur self also did not appear. As Zobernig said to me, “Some- die Einladungskarte verriet ein wenig von seiner Intervention. how it seemed the right thing to do; not to be there.”18 Zobernigs Teilnahme besaß einen netten Kippenberger’schen At all these openings – which in fact, constituted the Dreh, da das Werk rein konzeptuell war und der Künstler selbst museums core “activity” and raison d’être – there was auch nicht vorkam. Wie Zobernig mir sagte: „Irgendwie war es always a handful of people; the artists, some of Kippen- das Richtige, nicht dort zu sein.“18 Bei allen diesen Eröffnungen, berger’s friends, some art people from Athens 19 and die in Wahrheit die Kern-„Aktivität“ und raison d’être des some art afficionados from Syros. For the rest, MOMAS Museums darstellten, waren immer nur wenige Menschen; die existed mainly through its invitation cards which were Künstler, einige von Kippenbergers Freunden, ein paar aus der mailed out all over the world from Galerie Gisela Capi- Athener Kunstszene 19 und ein paar Afficionados aus Syros. tain’s mailing list. And of course, it existed through the Für alle anderen existierte MOMAS hauptsächlich durch die iconic value of its building, which like the museum itself Einladungskarten, die über das Adressbuch der Galerie Gisela was a quite uncanny structure. Capitain in die ganze Welt versandt wurden. Und natürlich existierte es durch den ikonischen Wert seines Gebäudes, das, The MOMAS building was impressive but weird: a wie das Museum selbst, ein recht unheimliches Gebilde war. ghostly, concrete skeleton which (at the time) seemed to have no purpose and lay there in the landscape, Das MOMAS-Gebäude war eindrucksvoll, aber bizarr: ein rather deserted and incomplete. It was intended to be geisterhaftes Betonskelett, das (damals) keinen Zweck zu a slaughterhouse but somehow had idled, trapped in haben schien und in der Landschaft stand, verlassen und some Greek planning bureaucracy and perhaps, a little eher unvollständig. Es sollte ein Schlachthaus werden und scandal. Purportedly, public money put up during the wurde irgendwie verbummelt, gefangen in etwas griechischer time of the Greek military junta (1967–1974) to build the Planungsbürokratie und vielleicht auch ein wenig Skandal. slaughterhouse had been embezzled and the building Öffentliche Gelder, die während der griechischen Militärjunta languished ever since. In proclaiming it his museum of (1967–1974) aufgebracht wurden, um das Schlachthaus zu modern art, Kippenberger instantly blew life into the bauen, waren angeblich veruntreut worden, und seitdem hopeless, purpose-less structure. In fact, these kinds siechte das Gebäude dahin. Indem er es zu seinem Museum of buildings are not uncommon in Greece: one often moderner Kunst erklärte, hauchte Kippenberger dem hoff- encounters all sorts of concrete spectres which lie aban- nungs- und nutzlosen Gebilde Leben ein. Diese Art von Gebäu- doned, indefinitely, due to lack of money, legal wrangling den sind in Griechenland in Wahrheit gar nicht selten: Man or complicated bureaucracy (there is even a Greek a findet oft Betongespenster, die auf unbegrenzte Zeit, aus Geld- term for them: a yapí or unfinished building). Though mangel, rechtlichem Gezänk oder komplizierter Bürokratie Kippenberger probably did not know it, the MOMAS verlassenen in der Landschaft stehen (es gibt für sie sogar ein building was very much in tune with the ad hoc, dys- griechisches Wort: ein yapí oder unvollendetes Gebäude.) functional nature of much of architecture and public Obwohl Kippenberger dies wahrscheinlich nicht wusste, war building works in Greece and a symptom of a particular das MOMAS-Gebäude sehr im Einklang mit der dysfunktiona- Greek kind of botched development. There is some- len Ad-hoc-Natur eines großen Teils der Architektur und der thing very peculiar about this structure which, entirely by öffentlichen Gebäude in Griechenland und ein Symptom einer coincidence, fits perfectly into Kippenberger’s category speziell griechischen Art von vermurkster Entwicklung. Es of useless or senseless building projects, odd structures ist etwas sehr Eigentümliches an diesem Gebilde, das – voll- in public places. kommen zufällig – perfekt in Kippenbergers Kategorie der nutzlosen oder sinnlosen Bauprojekte, kuriose Strukturen an The MOMAS building is a perfect illustration of Kippen- öffentlichen Plätzen, passt. berger’s interest in unusual, weird or “off” architecture which he often used to make cultural, political and social Das MOMAS-Gebäude ist eine perfekte Illustration von Kippen- allusions and references. In the case of MOMAS the allu- bergers Interesse an ungewöhnlicher, versponnener oder sion was to ancient Greece and the Acropolis. One could „jenseitiger“ Architektur, derer er sich für kulturelle, politische make an interesting comparison between MOMAS and und soziale Anspielungen und Referenzen oft bediente. Im Falle another similar conceptual project which can be consid- des MOMAS’ galt die Anspielung dem antiken Griechenland ered as MOMAS’ distant “relative”: Tankstelle Martin und der Akropolis. Man könnte einen interessanten Vergleich Bormann (Gas Station Martin Bormann), from 1986. zwischen dem MOMAS und einem ähnlich konzeptuellen Projekt Kippenberger purportedly bought this station while on ziehen, das als MOMAS’ entfernter Verwandter bezeichnet a trip to Brazil. Documentation of this project exists in the werden kann: der Tankstelle Martin Bormann aus dem Jahr form of a very large black-and-white photograph of this Katerina Gregos 78 79

1986. Kippenberger soll diese Tankstelle angeblich auf einer dilapidated gas station located on a secluded Brazilian Reise nach Brasilien gekauft haben. Eine Dokumentation beach. In this case, the allusions were to the Nazi crimi- dieses Projekts existiert in Form einer sehr großen Schwarz- nal Martin Bormann who, like many others, escaped Weiß-Fotografie dieser abbruchreifen Tankstelle an einem to Brazil; and of course to gas chambers and concentra- abgelegenen brasilianischen Strand. Diesmal wurde auf den tion camps. Presumably this could have been the Gas Naziverbrecher Martin Bormann angespielt, der, wie viele Station where Bormann used to “fill up”? Or maybe he andere auch, nach Brasilien geflüchtet war, und natürlich auf owned it, or worked there, incognito. Gas Station Martin Gaskammern und Konzentrationslager. Könnte dies womöglich Bormann and MOMAS, as buildings, both share a similar die Tankstelle sein, an der Bormann gewöhnlich „voll“ wurde? desolate trait and sense of failure, but while Gas Station Oder vielleicht gehörte sie ihm, oder er arbeitete dort, inkognito. Martin Bormann is a dystopic place of desolation, MOMAS Tankstelle Martin Bormann und MOMAS teilen als Gebäude is in fact its utopian counterpart: a place of creativity einen ähnlich desolaten Zug und ein Gefühl des Versagens; and birth in direct contrast to the deathly and morbid während aber die Tankstelle Martin Bormann ein dystopischer implications of “Bormann’s gas station”. Ort der Trostlosigkeit ist, stellt MOMAS ihren utopischen Widerpart dar: ein Ort der Kreativität und Geburt im direkten The last project planned in relation to MOMAS was not Kontrast zu den tödlichen und morbiden Implikationen von realised. Kippenberger had been invited to participate „Bormanns Tankstelle“. in documenta X in 1997. In his initial proposal to curator Catherine David, he proposed to have a simultaneous Das letzte Projekt, das in Beziehung mit MOMAS geplant opening of documenta and the MOMAS exhibition he war, wurde nicht realisiert. Kippenberger war eingeladen planned for that year (Kippenberger intended to invite worden, bei der documenta X 1997 teilzunehmen. In seinem artists Jörg Schlick, Louise Lawler as well as a third ursprünglichen Vorschlag bot er der Kuratorin Catherine David artist) and to somehow project or connect the MOMAS eine zeitgleiche Eröffnung der documenta und der von ihm für opening to the opening of documenta in some way. The dieses Jahr geplanten MOMAS-Ausstellung an (Kippenberger proposal was rejected outright and Kippenberger went wollte die Künstler Jörg Schlick, Louise Lawler und einen dritten on to show his mobile subway station rather than his Künstler einladen) und so die MOMAS-Eröffnung irgendwie MOMAS project which is what he originally wanted.20 auf die documenta-Eröffnung zu projizieren oder mit ihr zu verbinden. Dieser Vorschlag wurde gänzlich abgelehnt und MOMAS was never intended to be completed as a Kippenberger zeigte daraufhin seine mobile U-Bahnstation museum building nor was it intended to be a regularly und nicht das MOMAS-Projekt, wie er ursprünglich wollte.20 functioning museum.21 What remains of the building as it was at the time are of course the photos and MOMAS war nie dazu bestimmt, als Museumsgebäude holiday snaps but also architectural drawings and fertiggestellt zu werden oder ein regelmäßig funktionierendes computer simulations of the hypothetical development Museum zu werden.21 Was vom Gebäude, wie es damals of the museum made by the Cologne based architect war, bleibt, sind die Fotos und Urlaubsbilder, aber auch vom Lukas Baumewerd. In a nice twist to the MOMAS story, Kölner Architekten Lukas Baumewerd gemachte Architektur- Baumewerd was awarded the third Weka Architecture zeichnungen und Computersimulationen der hypothetischen Prize for his proposal to develop the existing building Entwicklung des Museums. Als nette finale Wendung der into a museum, in 1994. (The competition concerned MOMAS-Geschichte wurde Baumewerd 1994 für seinen the re-development of existing or disused buildings.)22 Vorschlag, das existierende Gebäude in ein Museum zu ver- wandeln, mit dem dritten Platz beim Weka Architecture Prize No one really knows what Kippenberger’s intentions ausgezeichnet. (Bei diesem Wettbewerb ging es um die regarding the future of MOMAS were. Depending on who Neuentwicklung existierender oder stillgelegter Gebäude.)22 one talks to, there are different ideas of what was to become of MOMAS and conflicting reports about Niemand kennt Kippenbergers tatsächliche Intentionen in its possible development (or not). Some say he intended Bezug auf die Zukunft von MOMAS. Je nachdem, mit wem to end the project after five years, others believed he Das MOMAS-Gebäude, ca. 1999, Die Kläranlage heute als es in eine Kläranlage The sewage processing umfunktioniert wurde unit today The MOMAS-building, c. 1999, while it was being converted into a sewage processing unit

man spricht, gibt es verschiedene Ideen zur Zukunft des would continue it, and one or two people were convinced MOMAS und widersprüchliche Darstellungen über seine that with the financial resources he may have had mögliche Entwicklung. Einige behaupten, er wollte das Projekt today were he alive, he would have pushed the project nach fünf Jahren beenden, andere glaubten, er wollte es weiter- further. The fact however is, that with Kippenberger, one führen, und ein oder zwei Leute waren überzeugt, dass er, never really knew. Perhaps the most significant aspect hätte er weitergelebt, das Projekt mit seinen heutigen finanziel- of MOMAS is its importance as a conceptual project, len Ressourcen weitergetrieben hätte. Fakt ist auf jeden Fall, its symbolic potency, the kind of power it exerted and dass man bei Kippenberger wirklich nie wissen konnte. Vielleicht continues to exert on the mind, and the fascination ist der signifikanteste Aspekt von MOMAS seine Bedeutung it engenders in our imagination as pure concept. And als konzeptuelles Projekt, seine symbolische Potenz, die Art der MOMAS was a very pure museum, because it proved Kraft, die es auf das Bewusstsein ausübte und noch immer that one can have a museum inside one’s head, just like ausübt, und die Faszination, die es in unserer Vorstellungskraft Malraux had suggested. als reines Konzept erzeugt. MOMAS war ein sehr pures Museum, da es bewies, dass man ein Museum innerhalb seines Kopfes haben kann, genau wie es Malraux angeregt hatte. Katerina Gregos 80 81

Postskriptum Post Script Gegenwärtig ist das MOMAS-Gebäude tatsächlich fertiggestellt. Es ist kein Today the MOMAS building has actually been completed. It is not a Museum, natürlich, sondern wurde in eine umweltfreundliche, von der EU museum, of course, but has been turned into an environmentally-friendly finanzierte Abwasserkläranlage verwandelt. Wahrscheinlich kennen nur ein paar sewage processing unit, financed by the EU. Probably only a handful of wenige der 20.000 Bewohner der Insel Syros seine geheime, „illustre“ Geschichte. the 20,000 inhabitants of the island of Syros know of its secret, “illustrious” Ich bin sicher, dass die Vorstellung, das Gebäude habe ein geheimes, den meisten history. The idea that this building has a hidden life unknown to most, unbekanntes Leben, Kippenberger heute begeistern würde. I am sure would have thrilled Kippenberger today.

Postskriptum II Post Script II Auch wenn es wie ein unwahrscheinlicher Schauplatz scheinen mag, war It may have seemed like an unlikely location but Syros was probably Syros doch eine der am wenigsten unwahrscheinlichen griechischen Inseln zur one of the least improbable of the Greek islands to establish a museum, Errichtung eines Museums, da sie eine besonders reiche kulturelle Geschichte as it had a particularly rich cultural history. Unlike many other islands hatte. Anders als andere Inseln, deren Wirtschaftlichkeit auf Landwirtschaft und which were places whose economies were based on farming and fishing, Fischfang beruht und auf denen Armut nichts Seltenes war (vor allem in der and where poverty was not uncommon (especially in the days before vor-touristischen Zeit), wurde Syros zum wohlhabenden Handelszentrum mit tourism) Syros became a wealthy merchant centre, with an educated gebildeter und kultivierter Bourgeoisie. Während des griechischen Unabhängig- and cultured bourgeoisie. During the Greek War of Independence (1821) keitskrieges (1821) wurde es zum sicheren Hafen für von den Türken verfolgte it became a safe haven for Greeks being persecuted by the Turks, as the Griechen, da die Insel aufgrund der hohen Zahl dort lebender Katholiken unter island remained under French protection because of the high number of französischem Protektorat blieb. Diese émigrés – von denen viele aus wohlha- Catholics residing there. These émigrés – a number of whom were from benden Reederfamilien anderer Inseln stammten – bauten die schöne neoklassi- wealthy shipping families from other islands – built the island’s beautiful sche Hauptstadt der Insel, Ermoupolis, und luden ausländische Architekten und neo-classical capital, Ermoupolis, inviting foreign architects and artists Künstler ein, an der Konstruktion und Verschönerung der Stadt mitzuarbeiten. to work on the construction and embellishment of the city. From then Von da an florierten die Kultur und Wirtschaft auf der Insel bis hin zum Beginn on the island’s culture and economy flourished until the beginning of the des 20. Jahrhunderts. Tatsächlich war Syros im 19. Jahrhundert nicht nur die twentieth century. Indeed, in the 19th century Syros was not only the com- kommerzielle, sondern auch die kulturelle Hauptstadt Griechenlands und außer- mercial but also the cultural capital of Greece, as well as an important dem ein wichtiges Wirtschaftszentrum des östlichen Mittelmeers. Kippenberger commercial centre of the Eastern Mediterranean. Kippenberger probably kannte diese Fakten womöglich nicht, als er das Schlachthaus zum ersten Mal did not know these facts when he first set eyes on the slaughterhouse, sah; dieses kleine Extra an Information aber könnte der Geschichte einen inter- but this extra bit of information may add an interesting angle to the story. essanten zusätzlichen Blickwinkel verleihen. Heute ist Syros das administrative Today, Syros is the administrative centre and capital of the Cyclades as Zentrum und die Hauptstadt der Kykladen und aufgrund seiner Schiffswerft well as an important centre of trade due to its shipyard. auch ein wichtiges Handelszentrum.

MOMAS Exhibition Chronology (By opening date) Chronologie der MOMAS Ausstellungen (nach Eröffnungsdatum) 10 September 1993: Hubert Kiecol 10. September 1993: Hubert Kiecol 21 May 1994: Christopher Wool, Ulrich Strothjohann 21. Mai 1994: Christopher Wool, Ulrich Strothjohann 11 November 1995: Stephan Prina, Cosima von Bonin 11. November 1995: Stephan Prina, Cosima von Bonin 12 November 1995: Chistopher Williams 12. November 1995: Chistopher Williams 03 July 1996: Johannes Wohnseifer Michel Majerus, Heimo Zobernig 03. Juli 1996: Johannes Wohnseifer Michel Majerus, Heimo Zobernig

Special Thanks Besonderer Dank The author would like to thank the following people for their invaluable Die Autorin bedankt sich bei den folgenden Personen für ihre unschätzbare Hilfe help during the research for this text: Cosima von Bonin, Gisela Capitain, während der Recherchen zu diesem Text: Cosima von Bonin, Gisela Capitain, Eleni Koroneou, Helmut Middendorf, Maria Papadimitriou, Stephen Eleni Koroneou, Helmut Middendorf, Maria Papadimitriou, Stephen Prina, Martin Prina, Martin Prinzhorn, Burkhard Riemschneider, Anna Strickroth, Ulrich Prinzhorn, Burkhard Riemschneider, Anna Strickroth, Ulrich Strothjohann, Strothjohann, Christopher Williams, Johannes Wohnseifer, Christopher Christopher Williams, Johannes Wohnseifer, Christopher Wool, Michel Würthle, Wool, Michel Würthle, Heimo Zobernig Heimo Zobernig

Notes Anmerkungen 1 From a telephone conversation Michel Würthle, 24 July 2007. Würthle 1 Aus einem Telefongespräch mit Michel Würthle vom 24. Juli 2007. Würthle war was not involved in any artistic decisions in relation to MOMAS but was in keine künstlerischen Entscheidungen in Bezug auf das MOMAS involviert, war instrumental as a friend and supporter of the project, as well as a facilita- aber als Freund und Unterstützer des Projekts behilflich und auch als Vermittler tor and organiser on the island, providing accommodation for artists, und Organisator auf der Insel; er stellte seine Angestellten und Arbeitsraum für lending out his staff, and providing workspace for Kippenberger himself Kippenberger auf seinem Grundstück zur Verfügung. on his estate. 2 In diesem Sinne kann MOMAS mit André Malraux’ Museum without Walls 2 In that sense, MOMAS can be likened to André Malraux’s Museum verglichen werden, wobei der Unterschied der ist, dass Ersteres konzeptuelle Without Walls, the difference being that the former generated conceptual Projekte generierte und nicht von Reproduktionen von Arbeiten abhängig war. projects rather than depending on reproductions of works. Malraux’s Malraux’ Museum war ein Museum ohne Wände im metaphorischen Sinn, museum was a museum without walls in the metaphorical sense, while wohingegen Kippenbergers Museum buchstäblich ohne Wände war. Kippenberger’s museum was literally without walls 3 Eine dieser Ausstellungen war Misery, mit Werken von Werner Büttner, 3 One such exhibition was Misery, including works by Werner Büttner, Achim Duchow, Walter Dahn und Georg Herold. Achim Duchow, Walter Dahn and Georg Herold. 4 Im Kunstverein organisierte Kippenberger Einzelausstellungen von Albert 4 At the Kunstverein Kippenberger organised solo exhibitions of Albert Oehlen, Ulrich Strothjohann, Cosima von Bonin, Michael Krebber, Johannes Oehlen, Ulrich Strothjohann, Cosima von Bonin, Michael Krebber, Wohnseifer und auch eine Gruppenausstellung mit dem Titel Frauenkunst Johannes Wohnseifer, as well as a group exhibition entitled Frauenkunst Männerkunst mit Werken von über 30 Künstlern (1993). Maennerkunst / Art of Women – Art of Men with works by over thirty artists (1993). 5 Seine erste große Museumsausstellung, Rent Electricity Gas fand im Hessischen Landesmuseum, Darmstadt 1986 statt. Die nächste große Einzelausstellung 5 His first large-scale museum exhibition, Rent Electricity Gas was in the fand im San Francisco Museum of Modern Art 1991 und im Centre Pompidou Hessisches Landesmuseum, Darmstadt in 1986. The next major museum 1993 statt. solo exhibition was at the San Francisco Museum of Modern Art in 1991 and the Centre Pompidou 1993. 6 Manfred Hermes: Museum of Modern Art Syros, ab 1993. In: Nach Kippenberger. Ausst.-Kat. Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien 6 Manfred Hermes: Museum of Modern Art Syros, ab 1993. In: Nach und Van Abbemuseum Eindhoven. Wien: Schlebrügge 2003, S. 179. Kippenberger. Exhib.-Cat. Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien and Van Abbemuseum Eindhoven. Vienna: Schlebrügge 2003, p. 179. 7 Ulrich Strothjohann, Kippenbergers Assistent, fügt die folgenden aufschlussrei- chen Kommentare über Kippenbergers Beziehung zum Museum an: „Ich glaube, 7 Ulrich Strothjohann, who was Kippenberger’s assistant also adds the die Idee von MOMAS war [auch] Kippenbergers Reaktion auf den Zusammen- following insightful comments about Kippenberger’s relationship with bruch des Kunstmarktes am Beginn der 1990er Jahre … Er dachte: ‚Wenn sie the museum: “I think the idea of MOMAS was [also] the reaction of mir keine Museumsausstellung geben, gründe ich eben mein eigenes Museum, Kippenberger to the breakdown of the art market at the beginning of the weit draußen, an der Peripherie der Kunstwelt. [Ich werde] meine Freunde 90s… He thought: ‘if they don‘t give me a museum show, I [will] establish einladen und Kollegen und Einladungskarten aussenden. Diese Einladungskarten my own museum, far out, at the periphery of the art world. [I will] invite werden der einzige konkrete [Beleg] sein.‘ Heute sehen die Leute aus dem my friends and colleagues and mail invitation cards. These invitation Kunstzirkel MOMAS vielleicht nur als etwas im Sinne eines konzeptionellen cards will be the only [evidence] concretely.’ Today maybe art people will Kunstwerks. Tatsächlich war es aber eine sehr persönliche Reflexion über [den] think of MOMAS only in the sense of a neo-conceptual artwork. But in fact Kunstmarkt, Präsentation, [die] Kunstszene und Beziehungen zwischen Künstlern.“ it was a very personal reflection on [the] art market, presentation, [the] Aus einem E-Mail-Interview mit Ulrich Strothjohann, 4.8.2007. art scene and relations between artists.” From an email interview with Strothjohann, 4.8.2007. 8 Konversation mit Christopher Williams, 24.7.2007. 8 Conversation with Christopher Williams, 24.7.2007. 9 Konversation mit Heimo Zobernig, 25.7.2007. 9 Conversation with Heimo Zobernig, 25.7.2007. 10 Konversation mit Michel Würthle, 25.7.2007. 10 Conversation with Michel Würthle, 25.7.2007. 11 Manfred Hermes, Museum of Modern Art Syros, ab 1993, S. 179. 11 Manfred Hermes, Museum of Modern Art Syros, ab 1993, p. 179. 12 Eva Meyer Hermann: After Kippenberger. In: Nach Kippenberger. Ausst.-Kat. Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien und Van Abbemuseum Eindho- 12 Eva Meyer Hermann: After Kippenberger. In: Nach Kippenberger. ven. Wien: Schlebrügge 2003, S. 19. Exhib.-Cat. Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Vienna and Van Abbemuseum Eindhoven. Vienna: Schlebrügge 2003, p. 19. 13 Ibid, S. 25. 13 Ibid, p. 25. 14 Unter den Gästen waren: Bernd Koberling, Gottard Graubner, Walter Pichler, Meuser, Helmut Middendorf, Markus Oehlen, Ulrich Strothjohann, Gisela Capi- 14 Among the guests were: Bernd Koberling, Gottard Graubner, Walter tain, Max Hetzler, Peter Pakesch, Roberto Ohrt, Elfie Semotan und der berühmte Pichler, Meuser, Helmut Middendorf, Markus Oehlen, Ulrich Strothjohann, Berliner Coiffeur Udo Walz. Gisela Capitain, Max Hetzler, Peter Pakesch, Roberto Ohrt, Elfie Semotan, and the famous Berlin coiffeur Udo Walz. 15 Es gibt eine amüsante Anekdote, die sich durch die Geschichte von Prinas Beitrag zu MOMAS zieht. Das verwendete Tonbandgerät hatte er dem Schrift- 15 There is an amusing anecdote threaded through the story of Prina’s steller Tim Martin abgekauft. Martin und der Künstler sollen damals, so die contribution to MOMAS. The tape recorder Prina used was purchased by Legende, an einer „Band“ namens „Pre-Stressed Concrete“ gearbeitet haben. him from the writer Tim Martin. Legend had it that, at the time, Martin Teil des Produktionsprozesses der Musik war es, Verstärker-Geräte an Betonge- and the artist Michael Asher were busy working on a “band” called “Pre- bäuden anzubringen und diese zu verstärken. Womöglich wurde das Tonband- Stressed Concrete”. Part of the procedure in producing the music was gerät dazu verwendet, die Verstärkungen aufzuzeichnen. Als Prina Martin vom to attach amplification equipment to concrete buildings and amplify it. MOMAS-Projekt und dem Tonbandgerät erzählte, erzählte Martin ihm, dass sie It may have been that the tape recorder would be used to record these diese „Band“ nie gegründet hatten, sondern lediglich bekannt gegeben hatten, amplifications. When Prina told Martin about the MOMAS project and the dass sie es tun würden. tape recorder, Martin told him that they never actually formed this “band”, they had merely announced that they would. Katerina Gregos 82 83

16 E-Mail-Interview mit Cosima von Bonin, 30.7.2007. 16 Email interview with Cosima von Bonin, 30.7.2007. 17 Fishers Arbeiten erkunden die Maschinerie des Kinos. Fisher erstellte ein 17 Fisher‘s works explore the machinery of cinema. Fischer set up System und Regeln, die den Apparat, physikalisches Material und Produktions- systems and rules which used the apparatus, physical material and methoden des Kinos verwenden. Projection Instructions bezieht den Vorführer production methods of cinema. Projection Instructions engages the selbst mit ein, indem dieser einfache Instruktionen ausführen muss: einfache projectionist himself by means of simple instructions to be carried out: Handgriffe wie die Linse des Projektors scharf und unscharf stellen oder den basic operations such as putting the projector lens in and out of focus Projektor ein- und ausschalten. All diese Aktionen werden hervorgehoben, or switching the projector on and off. All of these actions are highlighted um auf den unsichtbaren „Akteur“ hinter der Filmprojektion aufmerksam zu to draw attention to the invisible “actor” behind the film’s projection, machen, den Filmvorführer. Picture and Sound Rushes (1973) hat die Form einer the projectionist. Picture and Sound Rushes (1973) takes the form of Vorlesung, die beschreibt, wie Sound und Bild zusammengebracht werden und a lecture which describes how sound and image are brought together wie die Variationen zwischen Klang und Stille und Bild und Bildlosigkeit erzeugt and talks about how the variations between sound and silence and werden. Lamelas’ A Study of the Relationships between Inner and Outer Space picture or no picture are created. Lamelas’ A Study of the Relationships (1969) wiederum handelt von der visuellen Analyse eines Ausstellungsraums, in between Inner and Outer Space (1969) is, on the other hand, a film about diesem Fall das Camden Arts Centre, und der Stadt (wo sich das Centre the visual analysis of an exhibition space – in this case, the Camden befindet, in die eine Geschichte über die bevorstehende Landung der Menschen Arts Centre – and the city of London (where the centre is located), with auf dem Mond eingewoben ist. Williams erzählte mir, dass er sich noch immer an interwoven story about the imminent arrival of man on the moon. als den aktiven Filmkurator für MOMAS sieht und gelegentlich Screenings unter Williams told me he still considers himself the acting film curator for der MOMAS-Überschrift an Außenschauplätzen wie kürzlich dem Getty Museum MOMAS and occasionally programmes screenings under the MOMAS veranstaltet. rubric, at off-site locations such as, recently, at the Getty Museum 18 Konversation mit Heimo Zobernig, 25.7.2007. 18 Conversation with Heimo Zobernig, 25.7.2007. 19 Kippenberger hatte durch die Galeristin Eleni Koroneou und ihren Ehemann, 19 Kippenberger had relationships with Athens through the gallerist Eleni den Künstler Helmut Middendorf, Beziehung zu Athen. Kippenberger hatte sogar Koroneou and her husband, artist Helmut Middendorf. Kippenberger zwei Ausstellungen an der Koroneou Gallery: M.K.-M.K., eine Duo-Ausstellung actually had two shows at the Koroneou gallery: M.K.-M.K. a duo exhibition mit Michael Krebber (1993), und Made in Syros (1996), eine Gemäldeserie, die with Michael Krebber (1993) and Made in Syros (1996), a series of paint- er auf der Insel gemacht hatte. Damals waren die Bilder mit 7.000 Euro ange- ings he made on the island. At the time, the paintings were priced at schrieben und kein Einziges wurde im Laufe der Ausstellung verkauft. Kippenberger 7,000 euros and not a single one sold during the duration of the exhibition. kuratierte auch eine Ausstellung in der Eleni Koroneou Galerie mit dem Titel Kippenberger also curated an exhibition at the Eleni Koroneou gallery The Super Shadows of Understatement mit Christopher Wool, Ulrich Strothjohann entitled The Super Shadows of Understatement with Christopher Wool, und „special guest“ Katerina Würthle (1994). Ein paar Leute aus Kippenbergers Ulrich Strothjohann and “special guest”, Katerina Würthle (1994). A hand- Athener Zirkel kamen nach Syros, um die MOMAS-Ausstellungen zu sehen, ful of people from Kippenberger’s Athenian circle would visit Syros to darunter auch die griechische Künstlerin Maria Papadimitriou, die damals von see the MOMAS exhibitions, including the Greek artist Maria Papadimitriou, der Koroneou Galerie vertreten wurde. Es gibt eine Anekdote, einen MOMAS- who was at the time represented by the Koroneou gallery. There is an Insiderwitz, erwähnt von Johannes Wohnseifer, derzufolge die aus Athen in Syros anecdote, a MOMAS inside joke, mentioned by Johannes Wohnseifer ankommenden Menschen die Taxifahrer baten, sie „zum MOMAS zu bringen“! about people arriving from Athens at Syros and asking taxi drivers to “take them to MOMAS”! 20 Aus einem Gespräch mit Johannes Wohnseifer, 2.8.2007. 20 From a conversation with Johannes Wohnseifer, 2.8.2007. 21 Die griechische Künstlerin Maria Papadimitriou unternahm Versuche, das MOMAS doch in ein Museum zu verwandeln. Sie initiierte Meetings mit Beamten 21 The Greek artist Maria Papadimitriou made efforts to make turn in Athen und Syros, darunter auch der Bürgermeister von Syros sowie der grie- MOMAS into a “real” museum. She instigated meetings with officials in chische Kulturminister, um sie zu überzeugen, diese Idee zu unterstützen. Sie Athens and Syros, including, at some point the mayor of Syros and the erzählt, dass sie die Beamten zu überreden versuchte, dass die Komplettierung then Greek Minister of Culture, to convince them to support the idea. des Gebäudes als Schlachthaus eine Schande wäre und ein schlechtes Bild von She mentions that she tried to persuade the officials that completing the Syros abgebe, da es an so sichtbar prominenter Lage stand, an der Einfahrt zum building as a slaughterhouse would be a disgrace and a bad image for Hafen der Insel. Einmal gab es laut Papadimitriou ein Essen, zu dem Michel und Syros since it was situated in such a visibly prominent location, at the Katerina Würthle auf Ktima Kanné geladen hatten. Der Bürgermeister von Syros entrance to the island’s harbour. According to Papadimitriou, at some wurde gemeinsam mit lokalen Kunst-Afficionados dorthin eingeladen, um diese point, there seems to have been a dinner hosted by Michel and Katerina Idee voranzutreiben. (Kippenberger war nicht dort.) Kippenberger selbst war an Würthle on Ktima Kanné, where the Mayor of Syros together with local einem richtigen Museum auf Syros nicht interessiert, er stoppte die Bemühungen art afficionados were invited in order to further this idea. (Kippenberger anderer in diese Richtung aber nie, da er sehr gut wusste, dass diesen Bemühun- was not there.) Kippenberger himself was not interested in a real gen kein Erfolg beschieden war. museum in Syros, but he never stopped efforts by others in this direction, knowing full well that these efforts would not succeed. 22 „Weka-Architektur-Preis“, Computer und Bauen, 2/1995, S. 42–45. 22 “Weka-Architektur-Preis”, Computer und Bauen, 2/1995, pp. 42–45. Elisabeth Hirschmann Kippenberger schließt Graz an sein Netzwerk an Kippenberger Plugs Graz into his Network Elisabeth Hirschmann 84 85

Mit seiner Aussage „Jeder Künstler ist ein Mensch“ veranschau- In saying “every artist is a human being”, Martin Kippen- lichte Martin Kippenberger nicht nur seine Auseinandersetzung berger illustrated not only his encounter with one of mit einer der Ikonen der Kunst des 20. Jahrhunderts, Joseph the icons of 20th century art, Joseph Beuys, but also Beuys, sondern auch seine Idee, seinen Wunsch und letztendlich his idea, his desire and ultimately his principle of linking auch sein Prinzip, Kunst und Leben miteinander zu verbinden. art with life. Childhood memories, the figure of his Kindheitserinnerungen, die Figur des Vaters 1, aber auch aktuelle father 1 but also current events, particularly personal Ereignisse, insbesondere persönliche Erlebnisse, wurden in experiences, were incorporated into Kippenberger’s art. Kippenbergers Kunst verarbeitet. Along with the strongly autobiographical streak, Neben der stark autobiografischen Prägung lässt sich das Werk temporal strands can be found in Kippenberger’s oeuvre, des deutschen Künstlers durch drei Zeitebenen – Vergangenheit, i.e. past, present and future. The reference to the past – Gegenwart und Zukunft – charakterisieren. Der Verweis auf tradition and history – shows up for example in the Tradition und Geschichte zeigt sich beispielsweise an der Aneig- appropriation and transformation of Picasso’s heroic nung und Transformation von Picassos heroischer Pose in weißer posing in white underpants, the heroic element being Unterhose, wobei das heldenhafte Moment in den zahlreichen transformed into irony in Kippenberger’s numerous Selbstporträts Kippenbergers durch den extrem nach vorne self-portraits by the extreme forwards dilation of the gestreckten Bauch in ein ironisches verwandelt wird. Daraus belly. The artist’s claim “to be a human being” can be darf der Anspruch des Künstlers, „ein Mensch zu sein“, gelesen read from this, which can also be seen as a contrast werden, der zugleich als Gegensatz zur Ambition, ein Genie to the ambition of wanting to incorporate a genius. The verkörpern zu wollen, verstanden werden kann. Das Einfließen stream of everyday culture flowing into Kippenberger’s der Alltagskultur in Kippenbergers Arbeiten repräsentiert hin- works on the other hand represents his reference to gegen seinen Bezug zur Gegenwart. Dieser ist an den von ihm the present. This is particularly evident in his choice of gestalteten Plakaten 2 und Einladungskarten für Ausstellungen pictorial motifs and linguistic elements for the posters 2 durch die Wahl der Bildmotive und der sprachlichen Elemente and invitation cards to exhibitions. The third temporal besonders anschaulich. Die dritte zeitliche Stufe, ein in die Zukunft aspect, a creative process directed towards the future, gerichteter Schaffensprozess, wird bei Martin Kippenberger shows up in Kippenberger’s interdisciplinary working. aufgrund seines interdisziplinären Arbeitens evident. Er war nicht He was not only an artist but also a curator, the editor nur Künstler, sondern auch Kurator, Herausgeber zahlreicher of numerous publications, a designer of printed forms Publikationen, Gestalter von Drucksorten und Förderer von and promoter of colleagues and artists of younger Kollegen und Künstlern jüngerer Generationen. Das Verbreiten generations. The dissemination of Kippenberger’s art der Kunst Kippenbergers mithilfe von Büchern, Plakaten, by means of books, posters, multiples and a consider- Multiples und einer beachtlichen Anzahl an Ausstellungen veran- able number of exhibitions illustrates both his enor- schaulicht einerseits seine enorme Produktivität, andererseits mous productivity and the need to position himself in das Bedürfnis, sich in der Kunstgeschichte zu positionieren und art history and therewith establish a claim to eternity somit einen Anspruch auf Ewigkeit und die damit verbundene and thence to immortality. Diffusion of this kind could Unsterblichkeit zu erheben. Möglich war eine derartige Ausbrei- only happen if an international network was set up. tung nur durch die Schaffung eines internationalen Netzwerks. Networking is a concept that is important today mainly Networking, ein Begriff, der heute vor allem im wirtschaftlichen in a business context, but it was something Kippen- Kontext von Bedeutung ist, wurde von Martin Kippenberger berger practised (and constantly augmented) even in his bereits in jungen Jahren praktiziert und zunehmend intensiviert. youth. He threw himself into lots of things, often changed Durch sein vielseitiges Engagement, einen häufigen Ortswechsel address and was extremely gregarious, as a result und ein ausgeprägtes soziales Leben gelang es dem Künstler, of which he managed to set up networks whose traces eine Vernetzung zustande zu bringen, deren Spuren sich bis in are still with us today, even if the idea of a worldwide die Gegenwart erstrecken, selbst wenn die Idee eines weltwei- underground railway network and the development of ten U-Bahnnetzes und ein globales Branding der Lord Jim Loge a global Lord Jim Lodge brand have remained utopian eine Utopie geblieben sind. aspirations. Die Begegnung mit Jörg Schlick Mitte der 1980er Jahre war An encounter with Jörg Schlick in the mid-1980s was für Martin Kippenberger nicht nur der Beginn einer lebenslangen for Kippenberger not only the start of a lifelong friend- Freundschaft, sondern auch der Anfang seiner Grazer Aktivi- ship but also the beginning of his involvement with Graz. täten. Der vorliegende Text behandelt die Zeit des Künstlers in The present essay looks at his doings in Graz and his Graz und den Anschluss der Stadt an das von ihm geschaffene incorporation of the city into his network. The research Netzwerk. Untersucht wurde hierfür die künstlerische Szene background to this is the art scene in Graz in the late der steirischen Landeshauptstadt in den späten 1980er Jahren, 1980s, with the people in the art trade there and their wobei die im Kunstbetrieb tätigen Personen und ihre persön- personal links with Martin Kippenberger being the start- liche Verbindung zu Martin Kippenberger Ausgangspunkt der ing point. The mixture of art and life, which also gives Analyse waren. Die Vermischung von Kunst und Leben, die rise to the problem of how you separate them, called for auch das Problem der Untrennbarkeit mit sich bringt, erforderte a detailed examination of the social ambience. That is eine genaue Betrachtung des sozialen Umfeldes. So nahmen why the accounts of numerous friends and relations of die Schilderungen zahlreicher Freunde und Verwandter der the people Kippenberger collaborated with most closely engsten Kooperationspartner von Kippenberger Einfluss auf have influenced the shape of the essay. In looking at the die Gestaltung des Textes. Anhand des Männerbundes Lord Lord Jim Lodge and Broken Neon exhibition put on in the Jim Loge und der Ausstellung Broken Neon, die 1987 im Forum Forum Stadtpark in 1987, its prehistory and subsequent Stadtpark gezeigt wurde, ihrer Vorgeschichte und ihres Nach- effects, the aim will be to shed light on Kippenberger’s wirkens soll die Vernetzungsstruktur des Künstlers, bei der die network structure, where the personal element stood in persönliche Ebene im Vordergrund stand, demonstriert werden. the foreground.

Den Künstler, Autor, Kurator und Musiker Jörg Schlick lernte Artist, author, curator and musician Jörg Schlick first Martin Kippenberger 1985 im „Café Alt Wien“ kennen. Der met Kippenberger at the “Café Alt Wien” in 1985. Accord- Beschreibung Sabine Achleitners, Jörg Schlicks Ehefrau, zufolge ing to the account by Schlick’s wife Sabine Achleitner, besaßen beide eine extreme Neugier, die den notwendigen both of them were extremely inquisitive, which was Impuls für die zahlreichen gemeinsamen Projekte ausmachte. enough of a basis for numerous joint projects. As the Schlick, der ab dem Jahr 1986 im Forum Stadtpark in Graz als project leader for the fine arts at the Forum Stadtpark Referatsleiter für bildende Kunst fungierte, machte die Galerie in Graz from 1986, Schlick drew the attention of the Bleich-Rossi 3 auf Kippenberger aufmerksam. Die beiden Multi- Galerie Bleich-Rossi 3 to Kippenberger. As multi-artists, artisten wurden zur idealen Ergänzung; gegenseitig komplet- the two men were ideally matched. Together they threw tierten sie Ideen und etablierten einen Kreis um sich, das Forum out ideas and established a group round themselves – Stadtpark, die von Petra und Ralph Schilcher geführte Edition the Forum Stadtpark, Petra and Ralph Schilcher’s Artelier und die Galerie von Aky und Gabriella Bleich-Rossi. Edition Artelier and Aky and Gabriella Bleich-Rossi’s Martin Kippenberger, der die Mechanismen des Kunstbetriebs gallery. In his work, Kippenberger constantly returned in seinen Werken immer wieder zum Thema erhob 4, fand in to the subject of the mechanisms of the art trade 4, Graz die Möglichkeit, diesen operativ mitzubestimmen. Das and found in Graz the opportunity to play an operative Forum Stadtpark als relevante kulturelle Institution mit seinem part in it. The Forum Stadtpark as a relevant cultural Freund Jörg Schlick als Verantwortlichem im Bereich der institution, with his friend Jörg Schlick in charge of bildenden Kunst präsentierte sich Kippenberger als geeignete fine art, seemed to Kippenberger a suitable stage for Bühne für Ausstellungen, in denen neben eigenen Arbeiten exhibitions where, alongside works of his own, artistic künstlerische Produktionen von Kollegen gezeigt werden konnten. productions by colleagues could also be exhibited. Der deutsche Künstler hatte somit die Gelegenheit, seinen kura- Kippenberger thus had an opportunity to pursue his torischen Bestrebungen nachzukommen, zu denen auch das curatorial aspirations, which also included designing Gestalten von Publikationen zählte. Für die Herstellung von Editi- publications. For the production side, Edition Artelier onen wurde die so genannte Edition Artelier in das Netzwerk was brought into the network. The fruitful collaboration miteinbezogen. Die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Martin between Martin Kippenberger and Jörg Schlick, who Kippenberger und Jörg Schlick, der ebenso den Kontakt zur inter- likewise sought contact with international contemporary Fig. 1 Logo der Lord Jim Loge Elisabeth Hirschmann 86 87 „Sonne, Busen, Hammer“ Fig. 1 Logo of Lord Jim Lodge “Sun, Bust, Hammer”

nationalen Gegenwartskunst suchte, führte zu einem auf Graz art, led to a Graz-oriented focus that went beyond gerichteten, sich über nationale Grenzen erstreckenden Fokus. national frontiers.

Mit der Ausstellung Kritische Orangen für Verdauungsdorf, The Kritische Orangen für Verdauungsdorf exhibition put die 1985 in der Galerie Bleich-Rossi präsentiert wurde, setzte on at the Galerie Bleich-Rossi in 1985 had a leverage eine Hebelwirkung für weitere gemeinsame Projekte der effect for further joint projects involving the artists who teilnehmenden Künstler Martin Kippenberger, Wolfgang Bauer, participated, i.e. Martin Kippenberger, Wolfgang Bauer, Albert Oehlen und Jörg Schlick ein. Für Kippenberger war der Albert Oehlen and Jörg Schlick. For Kippenberger, the gesellschaftliche Aspekt von allerhöchster Wichtigkeit. Diejeni- social aspect was all-important. Anyone who hit it gen, die ihn begeisterten, wie etwa der österreichische Autor off with him, like Austrian writer Wolfgang Bauer, was Wolfgang Bauer, wurden sogleich in sein Vernetzungssystem immediately drawn into his network system. In contrast miteingebunden. Im Gegensatz dazu, konnte es, so erinnert to that, it could (recalls Ralph Schilcher) “be a disad- sich Ralph Schilcher, „von Nachteil sein, wenn man von Martin vantage not to be rated by Martin Kippenberger.”5 The Kippenberger nicht geschätzt wurde.“5 Die Galerie Bleich-Rossi, Galerie Bleich-Rossi, which pursued a contemporary, die ein zeitgenössisches, nationales und internationales Avant- national and international avant-garde programme, gardeprogramm verfolgte, wurde zu einem der wichtigsten became one of the most important meeting points. A Treffpunkte. Hier entwickelte sich eine Art Familie, die durch kind of family sprang up here, where lively get-togethers intensive Phasen des Beisammenseins, den freundschaftlichen and an atmosphere of friendship had a wonderfully Umgang, das gegenseitige Verständnis eine enorm produktive productive effect. Particularly worth mentioning in this Zusammenarbeit bewirkte. Besonders erwähnenswert sind in context are the Graz watering holes that Kippenberger diesem Kontext die von Martin Kippenberger geliebten Grazer particularly favoured – the “Café Glockenspiel”, the Ernst Lokale, das „Café Glockenspiel“, die von Ernst Fuchs gestaltete Fuchs-designed bar at the “Hotel Erzherzog Johann”, Bar im „Hotel Erzherzog Johann“, das „Braun de Praun“ und the “Braun de Praun” and the “Likörstube Haring” on Mehl- die „Likörstube Haring“ am Mehlplatz. An diesen Orten, die von platz. In these places, which Elisabeth Fiedler describes Elisabeth Fiedler als für Kippenberger notwendige Fixpunkte as indispensable fixed points for Kippenberger, a host bezeichnet werden, wurden sämtliche Ideen ins Leben gerufen, of ideas were summoned up and put into practice die eine schnellstmögliche Umsetzung zur Folge hatten. Das as quickly as possible. Immediately thinking it through sofortige Reflektieren und das rasche Handeln sind charakte- and acting quickly was characteristic of Kippenberger. ristisch für den deutschen Künstler, der die Nächte durchfeiern He was capable of both living it up all night long and und sich am nächsten Tag jedoch bereits frühmorgens seinen getting down to work early the next day. During the Arbeiten widmen konnte. Im Laufe der Vorbereitungen für die preparations for the group exhibition Kritische Orangen Gruppenausstellung Kritische Orangen für Verdauungsdorf für Verdauungsdorf, Schlick, Bauer, Kippenberger and wurde in der heute nicht mehr existierenden Haring ein Männer- Oehlen founded a men’s club, the Lord Jim Lodge, at club, die so genannte Lord Jim Loge, von Schlick, Bauer, the now no longer extant Haring. Other people from Kippenberger und Oehlen gegründet. In diesen Bund wurden the immediate environment such as gallery owner noch weitere Personen aus dem Umfeld, wie der Galerist Aky Aky Bleich-Rossi but also contemporaries such as Niki Bleich-Rossi, aber auch Zeitgenossen wie Niki Lauda aufgenom- Lauda were also enrolled, mostly without them being men, meist ohne diese davon in Kenntnis zu setzen. War man informed. Once you were integrated, you couldn’t leave. einmal integriert, konnte man nicht mehr austreten. Neben dem Along with being female, trying to get admittance to weiblichen Geschlecht galt das Bemühen um eine Aufnahme the club was considered the most important grounds in den Club als wichtigstes Ausschlusskriterium. Die inszeniert for exclusion. The stagey sessions with their illusions of größenwahnsinnige Runde, die unter dem Motto „Keiner grandeur took place beneath the motto “No one helps hilft keinem“ stand, hatte es sich zum Ziel gesetzt, sein Logo anyone” – the declared objective was to make the club’s „Sonne, Busen, Hammer“ (Fig. 1) so berühmt zu machen wie “Sun, Bust, Hammer” logo (Fig. 1) as famous as the die Marke Coca Cola. Coca Cola brand. Fig. 2 Martin Kippenberger, Fig. 3 Martin Kippenberger, Ohne Titel, 1988 Peter – Die russische Stellung, 1987 (Installationsansicht Fig. 2 Martin Kippenberger, Galerie Max Hetzler, Köln) Untitled, 1988 Fig. 3 Martin Kippenberger, Peter – Die russische Stellung, 1987 (Installation view Galerie Max Hetzler, Cologne)

Die Lord Jim Loge, eine Art Anti-Loge, die nicht ganz ernst The Lord Jim Lodge, a kind of anti-lodge, cannot be genommen werden darf, war zu keinem Zeitpunkt ein ordent- taken wholly seriously. At no point was it a proper art liches Kunstprojekt, vielmehr handelte es sich um ein Privat- project – in fact, the agenda was private pleasure. vergnügen. Trotz des scheinbaren Mangels an Sinn- und Even so, despite the apparent lack of purpose and Ernsthaftigkeit formierte sich dennoch eine gewisse Bedeutung: gravitas, a certain significance did emerge. The deliber- Zum einen schloss das bewusst negativ gewählte Motto ein ately negative motto did not exclude mutual support, gegenseitiges Unterstützen nicht aus, zum anderen und im while on the other hand – and in contradiction thereto – Widerspruch dazu wurde der wechselseitige Protektionismus the reciprocal protectionism of classic lodges was klassischer Logen an den Pranger gestellt. Aus diesem Blick- condemned. Seen from this point of view, the exclusion winkel betrachtet, ist auch der Ausschluss von Frauen als Kritik of women can be regarded as criticism of the way an den gewohnten Vorstellungen von Männerbünden zu ver- male organisations normally think. The distortion of stehen. Die Verdrehung üblicher Logenpolitik – selbst wenn normal masonic lodge policies – even if these were not diese durch die gleichzeitigen Bestrebungen einer Vernetzungs- wholly followed up in parallel endeavours to establish struktur nicht zur Gänze eingehalten wurde – war auch ein a network structure – was an attempt to resist received Versuch, gegenüber vorgegebenen Denk- und Verhaltensschab- thought and behavioural templates and draw attention lonen Widerstand zu leisten und auf die Machtverhältnisse im to the power set-up in the art trade and politics. Kunstbetrieb sowie in der Politik zu verweisen. The name of the club suggests a schizophrenic atti- Hinter der Namensgebung des Clubs verbirgt sich die zwei- tude on the part of the founding members, in that deutige Haltung der Gründungsmitglieder, die um eine Etablie- they were fighting to establish a network while attack- rung eines Netzwerks kämpften, während vernetzte Systeme ing networked systems on other levels. The Lord Jim anderer Ebenen angegriffen wurden. Auf die ambivalente title goes back to Joseph Conrad’s ambivalent novel Romanfigur von Joseph Conrads Werk Lord Jim – Held in einer of that name, whose protagonist is a hero in an imaginären und Versager in der realen Welt – ist die Benennung imaginary world and a failure in the real world. In order Lord Jim Loge zurückzuführen. Um dem Ziel einer globalen to promote their goal of global proliferation, every Ausbreitung näher zu kommen, wurde jeder Beteiligte des participant of the original inner circle was required ursprünglichen inneren Zirkels aufgefordert, das „Sonne, Busen, to integrate the “sun, bust, hammer” symbol into Hammer“-Symbol in seine Arbeiten zu integrieren. So fügte his works. Kippenberger for example added the logo etwa Martin Kippenberger in eines seiner Selbstporträts aus of the men’s club alongside the Picasso citation of dem Jahr 1988 neben dem Picasso-Zitat der hochgezogenen the pulled-up underpants as his sole garment in one Unterhose als einzigem Bekleidungsstück auch das Logo des of his self-portraits of 1988 (Fig. 2). Männerbundes hinzu (Fig. 2). Along with using the logo themselves, which in written Neben der Verwendung des Zeichens, die auch sehr banal correspondence took the form of wielding an ordinary in Form eines Stempels im Rahmen von schriftlicher Korrespon- rubber stamp, in the early nineties the Lord Jim Lodge denz erfolgte, nutzte die Lord Jim Loge zu Beginn der 1990er issued a series of small-format publications as means Jahre das Publizieren einer kleinformatigen Zeitschriftenreihe of publicising it. Like the overall structure of the lodge als Instrument zur Bekanntmachung von „Sonne, Busen, itself, the booklets – the central organ of the club – Hammer“. Die Heftchen, das Zentralorgan des Clubs, wie auch reflected the characters of the people who produced die Loge in ihrem gesamten Aufbau waren von den tonange- them. Thus the illustrations in the publications featured benden Personen geprägt. So zeigen die Abbildungen der events in the lives of members, for example the wedding Zeitschriften Ereignisse aus dem Leben der Mitglieder, beispiels- of Martin Kippenberger and Elfie Semotan. When weise die Hochzeit von Martin Kippenberger und Elfie Semotan. Kippenberger died in 1997, the activities of the lodge Mit dem Tod des deutschen Künstlers 1997 nahmen folglich declined in consequence. In 2005, Jörg Schlick finally die Aktivitäten der Lord Jim Loge ab. Im Jahr 2005 beschloss decided to revive the club by officially ceding all rights Jörg Schlick schließlich die Wiederbelebung des Bundes durch and associated obligations of the lodge to the “mono- Fig. 4 Broken Neon Elisabeth Hirschmann 88 89 steirischer herbst 87 – Forum Stadtpark Graz (Katalogcover) Fig. 4 Broken Neon steirischer herbst 87 – Forum Stadtpark Graz (catalogue cover)

eine offizielle Übergabe aller Rechte und der damit verbundenen chrom” group of artists, which has since continued it in Pflichten an die Künstlergruppe „monochrom“, die den Club the spirit and on the principles of its founders. seither im Sinne der Gründer und ihrer Grundsätze weiterführt. The effects of Kippenberger’s activities in Graz on the Die Auswirkungen von Martin Kippenbergers Grazer Aktivitäten next generation of artists, to the point of a tie-up with auf die nächste Künstlergeneration bis hin zu einer Verbindung a global enterprise,6 provided proof of his capacity to mit einem globalen Unternehmen 6 liefert den Beweis seiner build networks for the long term. He was also endowed Fähigkeit, Netzwerke nachhaltig aufzubauen. Zudem besaß er with versatility, which is a requirement in almost all das im 21. Jahrhundert in praktisch allen Bereichen geforderte aspects of life in the 21st century, and he knew how to Talent des Multi-Tasking, das er auch effizient einzusetzen use it efficiently. Kippenberger’s versatility is evident of wusste. Kippenbergers Vielseitigkeit ist allerdings nicht nur an course not only in the various roles he united in a single den verschiedenen Rollen ablesbar, die er in einer Person ver- person but also in his artistic output, using a wide range einte, sondern auch anhand seiner künstlerischen Produktion of media. Apart from painting (of central importance mittels unterschiedlichster Medien. Abgesehen von der Malerei, mainly in his younger years), photography and sculpture, die vorwiegend in jungen Jahren einen zentralen Stellenwert in the second half of the eighties he increasingly einnahm, der Fotografie oder der Skulptur, widmete er sich devoted himself to expansive installations. The Broken in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre zunehmend der raum- Neon exhibition at the Forum Stadtpark in Graz in Sep- greifenden Installation. Die im September und Oktober 1987 tember/October 1987 was a major example of a turning gezeigte Ausstellung Broken Neon im Forum Stadtpark in Graz point in Kippenberger’s choice of artistic medium. In ist ein bedeutendes Beispiel des Wendepunkts von Kippenbergers formal terms, the structure of the show, which was put künstlerischer Ausdrucksform. Formal betrachtet wurde die on as part of the steirischer herbst festival, was antici- Struktur der Schau, die im Rahmen des steirischen herbst statt- pated in the Peter – Die Russische Stellung show at the fand, in der Galerie Max Hetzler in Köln mit Peter – Die russische Galerie Max Hetzler in Cologne (Fig. 3). Stellung (Fig. 3) vorbereitet. Like the Peter show, the Forum Stadtpark was filled Auf ähnliche Weise wurde das Forum Stadtpark mit hetero- with heterogeneous objects, their heterogeneousness genen Objekten gefüllt, wobei der Grund dafür in der unter- being due to the different authorship. Broken Neon schiedlichen Autorenschaft lag. Broken Neon (Fig. 4) war eine (Fig. 4) was a group exhibition with works by Albert Gruppenausstellung mit Arbeiten von Albert Oehlen, Martin Oehlen, Martin Kippenberger, Werner Büttner, Bettina Kippenberger, Werner Büttner, Bettina Semmer, Georg Herold, Semmer, Georg Herold, Michael Krebber, Marcel Bieter, Michael Krebber, Marcel Bieter, Georg Jiri Dokoupil, Hubert Georg Jiri Dokoupil, Hubert Kiecol, Joseph Beuys, Rein- Kiecol, Joseph Beuys, Reinhard Mucha, Meuser, Heimo Zobernig, hard Mucha, Meuser, Heimo Zobernig, Jutta Koether, Jutta Koether, Stefan Nessmann, Markus Oehlen, Günther Förg, Stefan Nessmann, Markus Oehlen, Günther Förg, Beat Beat Zgraggen, Franz West, Fischli & Weiss, Hannes Brunner Zgraggen, Franz West, Fischli & Weiss, Hannes Brunner und Michael Kienzer.7 Die extrem dichte Anordnung der Skulp- and Michael Kienzer.7 Because the sculptures were turen erschwerte den Besuchern die Konzentration auf die packed in so closely, visitors found it difficult to focus einzelnen Werke und die damit verbundene Zuordnung zum on individual works and were thereby hampered jeweiligen Urheber. Dass Kippenberger bei der Konzeption der in attributing them appropriately to individual artists. Grazer Ausstellung den Gesamteindruck und somit eine von That the key element in Kippenberger’s concept for the ihm geschaffene Installation in den Vordergrund stellte, wird Graz exhibition was the overall impression, i.e. he saw von der Tatsache untermauert, dass mehrere Objekte eines the exhibition primarily as an installation by him, is Künstlers nicht beisammen, sondern im Raum verteilt zu supported by the fact that several objects by one artist finden waren. Die enorme Fülle an Kunstwerken, die auch als were not put together but scattered round the room. überfüllt bezeichnet werden darf, fordert förmlich einen Vergleich The enormous profusion of works of art, which can be mit den dicht behängten Wänden russischer Ausstellungs- described as excessive, can be formally compared with räume zu Beginn des 20. Jahrhunderts heraus. Die Erinnerung the densely hung walls of Russian exhibition venues at Fig. 5 Werner Büttner, Sepp Maier, 1987

an knapp nebeneinander positionierte Malereien von Kasimir the turn of the 20th century. The title of the exhibition – Malewitsch war bereits durch den Titel Peter – Die russische Peter, the Russian Position – is itself an allusion to the Stellung angedeutet worden. Demzufolge reflektiert das in way paintings by Malevich used to be crammed together Broken Neon verwendete Konzept der Dichte Kippenbergers on the walls. Accordingly, the concept of density used in Bezug zur Kunstgeschichte, wodurch sich der zu Beginn Broken Neon reflects Kippenberger’s take on art history, erwähnte Vergangenheitscharakter zeigt. Die Verlagerung des which is thus an aspect of the “past” thread mentioned in Russland angewandten Prinzips von der Wand auf den at the beginning. The transposition of the Russian treat- Raum ist als Vergegenwärtigung und Weiterentwicklung einer ment of wall space to the horizontal dimension involved bereits gedachten Idee und gleichzeitig als Maßnahme zur remembering and further developing an idea already Stiftung von Kontinuität zu lesen. Im Gegensatz dazu stellt die thought up, and at the same time can be interpreted as Integration von Kollegen in eigene Projekte – im Speziellen a step towards establishing continuity. In contrast thereto, die Teilnahme junger Künstler – eine Förderung und Investition the integration of colleagues into his own projects – in die Zukunft dar. specifically, the participation of young artists – constituted encouraging and investing in the future. Die Arbeit der Ausstellung, die das größte Echo auslöste, waren die Weltmeister von 1987 von Werner Büttner. Schon The work in the exhibition that had the greatest resonance zu Beginn der 1980er Jahre hatte Martin Kippenberger was Werner Büttner’s Weltmeister von 1987 (World mit Büttner gemeinsam gearbeitet, eine Verbindung, die auch Champions of 1987). Kippenberger had already worked nach Broken Neon ihre Fortsetzung fand.8 Die elfköpfige with Büttner at the beginning of the 1980s, a connection Figurengruppe (Fig. 5), bei der es sich um die Darstellung that was continued after Broken Neon as well.8 The group der bundesdeutschen Fußballmannschaft handelte, die 1974 of eleven figures (Fig. 5), a representation of the West den Weltmeistertitel im Finale gegen Holland errungen German football team that had won the World Cup against hatte, wurde im Forum Stadtpark nebeneinander gereiht auf Holland in 1974, were placed in a row on a white pedes- einem weißen Podest platziert. Die Formation der auf den tal at the Forum Stadtpark. The formation of Büttner’s Marquesasinseln geschnitzten Holzfiguren von Werner Büttner wooden figures – carved for him on the Marquesas war Exempel für die Einheit der akkumulierten Skulpturen Islands – represented the unity of the accumulated sculp- der Broken Neon-Installation, die trotz aller Heterogenität der tures of the Broken Neon installation despite the hetero- Objekte der zahlreichen anderen Künstler gebildet werden geneity of the objects by all the various other artists. konnte. The most important common denominator was Kippen- Wichtigster gemeinsamer Nenner war der Kurator der Aus- berger as curator of the exhibition. In his essay Jenseits stellung, Martin Kippenberger. So spricht der Linguist Martin der Diskursanalyse: Der Kurator Kippenberger, linguist Prinzhorn in seinem Essay Jenseits der Diskursanalyse: Der Martin Prinzhorn speaks of “incorporating art” that Kurator Kippenberger vom Inkorporieren von Kunst, die bereits already exists in a complete state.9 Under this theory, fertig vorgefunden wird.9 Gemäß dieser Theorie thematisierte the designer of the Broken Neon show thematicised the der Gestalter der Broken Neon-Schau die Kunst anderer, dies art of others, but did it in the form of an artistic whole jedoch in Form eines künstlerischen Ganzen und nicht ent- and not in accordance with the specific internal logic of sprechend der jeweiligen internen Entstehungslogik. Als zentrale genesis. The key issue here was the manner of presen- Frage stellte sich hierbei die Art der Präsentation, bei der die tation, whereby the sculptures did not come across Skulpturen nicht als eigene Werke den Betrachtern begegneten. to the viewer as autonomous works. The extreme pro- Die extreme Menge sollte den Eindruck der „reinen“ Kunst fusion was intended to create an impression of “pure” vermitteln, die in keinen Kontext einzubeziehen war. Prinzhorn art that was not to be put into any kind of context. beschreibt Kippenbergers Gleichsetzen der Bedeutung von Prinzhorn describes Kippenberger’s equating the impor- Kunstproduktion mit dem Kuratieren von Arbeiten anderer tance of art production with curating works by other Künstler und bezeichnet diesen als Kurator der künstlerischen artists, and calls him the curator of the artistic reality of Realität der Postmoderne. In der Schilderung der ausstellungs- postmodernism. In outlining Kippenberger’s work as an Elisabeth Hirschmann 90 91

gestalterischen Aktivitäten Martin Kippenbergers darf der Anteil exhibition designer, the contribution by Jörg Schlick, des Beitrags von Jörg Schlick, vor allem in Bezug auf Broken particularly in respect of Broken Neon, should not be Neon, nicht zu kurz kommen. Dieser stellte dem deutschen underrated. As an official of the Forum Stadtpark, Künstler durch seine Funktion im Forum Stadtpark den notwen- he made the necessary venue available to Kippenberger digen Schauplatz zur Verfügung und vervollständigte überdies and polished up his ideas. In his choice of participating dessen Ideen. Kippenberger traf bei der Auswahl der teilneh- artists, Kippenberger’s choices were very personal, menden Künstler sehr persönliche Entscheidungen, bei der er opting for those who interested him and came from jene wählte, die ihn interessierten und seinem Umfeld entstam- his environment, while looking for and finding Austrian mten, während das Suchen und Finden der österreichischen contributors was Jörg Schlick’s responsibility.10 The Positionen im Bereich von Jörg Schlick lag.10 Die Frage einer question of who exactly did what as a curator has to exakten Zuordnung der einzelnen kuratorischen Aufgaben muss be left open, in the same way as one has to leave open jedoch in Anlehnung an die Unmöglichkeit einer für jedes Detail the attribution of details to individual hands in joint bestimmten Händescheidung bei gemeinsam geschaffenen works of art, e.g. in the works of the Van Eyck brothers Werken – wie etwa bei Arbeiten der Brüder van Eyck oder bei or projects by contemporary groups of artists. The Projekten zeitgenössischer Künstlergruppen – im Raum stehen point here is to stress the smooth functioning of the bleiben. Vielmehr sollte die gut funktionierende Kooperation co-operation between Kippenberger and Schlick, where Kippenberger/Schlick betont werden, bei der sich „Ideenfinder“ the “ideas man” and the “implementer” complemented und „Ideenkomplettierer“ optimal ergänzten. each other in the best possible way.

Diese Symbiose betraf auch die Publikation zu Broken Neon, This symbiosis was also evident in the publication for in der ein Zitat von Levi-Strauss die Ästhetik der im Forum Broken Neon, in which a quote from Levi-Strauss was Stadtpark ausgestellten Skulpturen beleuchten sollte: „Die intended to illuminate the aesthetics of the sculptures so genannte ästhetische Befriedigung ist meiner Ansicht exhibited at the Forum Stadtpark. “In my view, ‘aesthetic nach nichts anderes als das Gefühl, das uns erfüllt, wenn ein satisfaction’ is nothing but the feeling we get when an Gegenstand ohne Bedeutung mit einem Mal eine Bedeutung object without meaning suddenly acquires meaning.”11 gewinnt.“11 Eine Idee, die an Duchamp erinnert, wurde von This idea worthy of Duchamp was adapted by Kippen- Kippenberger und Schlick adaptiert. In der Grazer Ausstellung berger and Schlick. In the Graz exhibition, it was not, handelte es sich nicht um Alltagsgegenstände, die durch ihr as in Duchamp, a case of everyday objects becoming Präsentsein im musealen Rahmen zu Kunst wurden; die beiden art as a result of being on show within the framework zeigten jedoch Arbeiten aus zum Großteil minderwertigen of a museum; but both Duchamp and Kippenberger Materialien, deren Wert sich durch das Aufstellen in einem showed works made of largely low-quality material, whose Schauraum erhöhte. value was enhanced by being set up in a showroom.

Martin Kippenbergers Auseinandersetzung mit Historie wird Kippenberger’s peregrinations into history show up in durch den von ihm gewollten und in den Katalog integrierten the inclusion in the catalogue, at his insistence, of Text aus dem 19. Jahrhundert, Ausschnitte aus Friedrich passages of Friedrich Theodor Vischer’s 19th-century Theodor Vischers Auch Einer – Eine Reisebekanntschaft, augen- Auch Einer – Eine Reisebekanntschaft. Written in the scheinlich. Das in der Ich-Form verfasste und mit vielen Zitaten first person and furnished with numerous quotations, versehene Schriftstück besteht aus unzähligen Einheiten, die the document consists of countless units that, like the wie die Skulpturen in der Ausstellung eine zusammengewürfelte sculptures at the exhibition, give the appearance of Wirkung haben. Mitten im Text, der sich durch eine akribische having been thrown together. In the middle of the text, Darstellung von Details charakterisieren lässt, findet sich which might be described as a meticulous account of eine zum Ausstellungskonzept spiegelbildliche Stelle: „Es galt, details, there is a passage mirroring the Broken Neon viele Kleinigkeiten in engem Raum zusammenzufügen.“12 Die exhibition concept: “it was a matter of fitting lots of Parallelen zu Vischers Auch Einer – Eine Reisebekanntschaft small things into a confined space.”12 The parallels with repräsentieren den Bezug zur Geschichte, während das Fehlen Vischer’s work constitute the historical reference of the Fig. 6 Martin Kippenberger, Fig. 7 Martin Kippenberger, Die Reise nach Jerusalem, 35 Mirror Babies, 1987 1987 (Installationsansicht Forum Stadtpark) Fig. 7 Martin Kippenberger, 35 Mirror Babies, 1987 (Installation view Forum Stadtpark)

von Beiträgen zeitgenössischer Kunsthistoriker – außer dem exhibition, while the lack of papers by contemporary art schriftlichen Teil von Vischer und dem Bubenstück, so der Titel historians in the catalogue – apart from the text passages des erklärenden Textes von Werner Büttner zu seinen Welt- by Vischer and the Bübenstück as Büttner called his meistern, enthält die Publikation nur Abbildungen von Werken explanatory text for his Weltmeister, the publication only der Broken Neon-Künstler – als Ablehnung oder vielleicht auch contains illustrations of works by the Broken Neon art- als Nichtdurchführbarkeit eines sofortigen Rückblicks auf die ists – can be interpreted as a rejection or perhaps the non- Gegenwart interpretiert werden kann. feasibility of an instantaneous retrospect on the present.

Auf dem Cover dominiert das Schwarz-Weiß-Bild einer Arbeit On the cover, the black and white picture of a work by von Martin Kippenberger und Albert Oehlen, Orgonkisten Martin Kippenberger and Albert Oehlen is predominant bei Nacht von 1982, das mit weißem Grund unterlegt ist. (Orgonkisten bei Nacht, 1982), with a white background. In Bezug auf die grafische Konzeption gliedert sich der Grazer In terms of layout, the Graz catalogue forms one of Katalog in die Reihe der zu den Peter-Ausstellungen 13 ent- the series of books produced for the Peter exhibitions,13 standenen Bücher, wobei sich der Titel jeweils über der Abbil- where the title is always above the illustration. The dung befindet. Die Bezeichnung Broken Neon könnte sich in Broken Neon of the title could literally refer to the light ihrer wörtlichen Übersetzung „gebrochenes Neon“ auf die Licht- situation in the Forum Stadtpark, in which natural situation im Forum Stadtpark beziehen, bei der die natürliche refraction and the absence of any museum-style precise Lichtbrechung und keine museal exakt inszenierte Beleuchtung lighting affected the appearance of the sculptures. das Erscheinungsbild der Skulpturen mitbestimmte. Der in Michael Kienzer, who was represented in the exhibition, der Ausstellung vertretene Künstler Michael Kienzer sieht in der sees the title as an immediate reference to the 1980s, Betitelung einen sofortigen Hinweis auf die 1980er Jahre, when neon was a popular material and generated in denen Neon ein beliebtes Material war, das eine bestimmte an aesthetic of its own. “Broken Neon was deliberately Ästhetik hervorbrachte. „Broken Neon wollte sich bewusst looking for alternative positioning and taking a stand anders positionieren, sich gegen das Beliebte und Populäre against easy or popular art.”14 But the full interpretation stellen.“14 Die vollständige Interpretation des Ausdrucks bleibt of the expression – and probably this was the inten- jedoch – und wahrscheinlich war auch diese Tatsache inten- tion – remains unclear. diert – im Unklaren. Kippenberger’s talent for constructing networks is also Kippenbergers Begabung, Netzwerke aufzubauen, ist auch evident in the international resonance of Broken Neon. anhand der Tragweite der Grazer Schau ersichtlich. Diese fand The show toured to Munich and Paris in 1988. In this auch im Ausland großen Anklang; 1988 wanderte Broken Neon way, art works, jointly developed ideas and concepts nach München und Paris. Mit dem Hinaustragen von Kunstwer- went abroad to Germany and France, opening up the ken, gemeinsam gewachsenen Gedanken und Konzepten nach Forum Stadtpark to international influences, while in the Deutschland und Frankreich erfolgte eine Öffnung des Forum other direction international attention focused more on Stadtparks nach außen hin, die von einem internationalen, Graz. With the related Peter exhibitions, the geographi- auf Graz gelenkten Blick reflektiert wurde. Mit den verwandten cal network expanded from Cologne towards Vienna Peter-Ausstellungen erweiterte sich das räumliche Netz von and Winterthur. But Kippenberger extended his contacts Köln aus nach Wien und Winterthur. Kippenberger dehnte seine not just abroad but consolidated them in Graz as well. Kontakte aber nicht nur in die Weite, sondern auch in die Tiefe. Broken Neon was followed in late autumn 1987 by two Auf Broken Neon folgten im Spätherbst 1987 zwei weitere other exhibitions in Graz – Die Reise nach Jerusalem Ausstellungen in Graz: Die Reise nach Jerusalem in der Galerie (The Journey to Jerusalem) at the Galerie Bleich-Rossi Bleich-Rossi und POP IN, 35 Mirror Babies im Forum Stadtpark, and POP IN, 35 Mirror Babies at the Forum Stadtpark, für die sogar eine Schallplatte produziert wurde. for which even a disc was produced.

In der Galerie von Aky und Gabriella Bleich-Rossi platzierte At Aky and Gabriella Bleich-Rossi’s gallery, Kippenberger Kippenberger zehn Thonetsessel, auf die er aus Holz gefertigte set out ten Thonet chairs, on which he put model Elisabeth Hirschmann 92 93

Containermodelle setzte (Fig. 6). Die Installation wies auf containers made of wood (Fig. 6). The installation alluded das beliebte Kinderspiel (in Deutschland bekannt als „Reise to the popular children’s game Musical Chairs (called nach Jerusalem“) hin, bei dem derjenige, der keinen Sessel “The Journey to Jerusalem” in German), when anyone findet, ausscheiden muss. Auf einem der Stühle landeten zwei who can’t find a chair when the music stops is out of der Holzcontainer, wodurch Kippenberger das Ausschließen the game. On one of the chairs two wooden containers und Ausgeschlossenwerden suggerierte. Die nur zwei Wochen landed, wherewith Kippenberger was suggesting exclu- später eröffnete Ausstellung POP IN im Forum Stadtpark sion and being out. Opened just two weeks later, the demonstrierte Kippenbergers Spiegelungen der Wirklichkeit in POP IN exhibition at the Forum Stadtpark demonstrated wörtlichem Sinne und auf sehr persönliche Art und Weise. Kippenberger’s reflections of reality in a literal sense Bei den 35 Mirror Babies (Fig. 7), eine Ausführung der Grazer and in a very personal fashion. The 35 Mirror Babies Edition Artelier, zu denen auch ein Behälter, eine Holzkiste, (Fig. 7) – an item by Graz’s Edition Atelier involving a gehörte, handelte es sich um eine Darstellung von Selbst- container, a wooden chest – presented self-reflections reflexionen, wie etwa den Briefwechsel des Künstlers mit dem such as the artist’s correspondence with the then head damaligen Chef der documenta in Kassel. Den beiden Aus- of documenta in Kassel. What was common to both stellungen ist gemeinsam, „außerhalb des Systems zu sein“. exhibitions was “being outside the system”. Whereas in Könnte man bei der Reise nach Jerusalem an ein historisches the case of the musical chairs you might think of a Geschehen des Ausgrenzens von Menschen, an die Deporta- historical case of people being excluded, i.e. the depor- tionen von Juden im zweiten Weltkrieg denken, so repräsen- tation of Jews in World War II, the Mirror Babies repre- tieren die Mirror Babies das „Sich-ausgeschlossen-Fühlen“ sented Kippenberger’s own feeling of being excluded. Kippenbergers, der mit Problemen der Akzeptanz im zeitge- He had had problems of acceptance in the contemporary nössischen Kunstbetrieb konfrontiert gewesen war und diesen art trade, and his works were a criticism of it. in seinen Werken auch kritisierte. Although Kippenberger was never represented at the Obwohl Martin Kippenberger niemals auf der Biennale in Biennale in Venice and only took part in documenta Venedig vertreten war und an der documenta auch nur post- posthumously (and even there under the Lord hum teilgenommen hatte (hier allerdings unter Verwendung Jim Lodge logo), in 1987 – the year of Broken Neon – des Symbols der Lord Jim Loge), gelang ihm 1987, im Jahr von Kippenberger finally made the breakthrough from an Broken Neon, der Durchbruch vom deutschen zum international artist with a German reputation to an international one. anerkannten Künstler. Diese Tatsache strahlte in ihrer Wirkung This fact also had its beneficial effects for the city of auch auf die Stadt Graz aus, in die er nach seiner intensiven Graz, to which he constantly returned after his intensive Phase der späten 1980er Jahre immer wieder zurückkehrte. phase in the late 1980s. With Jörg Schlick and the Mit Jörg Schlick und dem Kreis an Personen, der sich um circle of people that had formed round the Forum Stadt- das Forum Stadtpark, die Galerie Bleich-Rossi und die Edition park, the Galerie Bleich-Rossi and the Edition Artelier, Artelier gebildet hatte, hatte Kippenberger eine Szene aufge- Kippenberger had built up a scene that subsequently baut, die in der Folge über den bereits bestehenden Kreis formed further circles via the existing circle and will hinaus noch weitere Kreise formte und diese auch in Zukunft continue to form them in the future. noch weiter bilden wird. His constant urge to be active also prompted him Sein ständiger Drang, aktiv zu sein, bewegte ihn auch zum to promote other artists, whose works he collected or Fördern anderer Künstler, deren Werke er sammelte oder die successfully integrated into his network. As Petra er erfolgreich in sein Netzwerk eingliederte. Michael Krebber, Schilcher recalls, Michael Krebber, Cosima von Bonin Cosima von Bonin oder Uli Strothjohann, so erinnert sich and Uli Strothjohann established a link with Graz Petra Schilcher, bekamen durch Kippenberger einen Bezug through Kippenberger. The Cologne artist’s mushroom zu Graz. Die Pilz-Skulpturen der Kölner Künstlerin, die auf der sculptures, which are represented specially prominently documenta 2007 in Kassel besonders prominent vertreten ist, at the documenta 2007 in Kassel, are an appropriate sind eine geeignete Metapher für Kippenbergers Arbeitsweise metaphor for Kippenberger’s working technique and und auch für ihre eigene: So wie ein Pilz ein unterirdisches Netz her own as well. Just as a mushroom needs a subterra- braucht, um entstehen und wachsen zu können, so benötigt nean network to sprout and grow, Cosima von Bonin – Cosima von Bonin wie schon zuvor Martin Kippenberger ihr like Kippenberger before her – needs a network of people Menschen-Netzwerk, um weiterzukommen und um sich weiter- to make progress and develop. As well as bringing art- zuentwickeln. Im Gegensatz zu jenen, die Martin Kippenberger ists to Graz, Kippenberger took his own link with Graz, nach Graz brachte, nahm er seinen Verbindungspol Jörg Schlick Jörg Schlick, to Frankfurt and America. Bringing in and nach Frankfurt und Amerika mit. Ein Hereinbringen und Hinaus- exporting art and artists, expanding and consolidating tragen von Kunst und Künstlern, ein Erweitern und Vertiefen relationships and art-related tasks and consolidating von Beziehungen und kunstimmanenten Aufgaben, eine immer an increasingly intensive, durable networking structure intensivere Vernetzungsstruktur mit Nachhaltigkeitscharakter ist were Kippenberger’s achievement during his Graz time, Kippenbergers Leistung während seiner Grazer Zeit, wobei der though the personal nexus always remained its most persönliche Umgang stets das wichtigste Merkmal blieb. important characteristic.

Für die Unterstützung im Rahmen meiner Recherchen über I should like to express my sincere gratitude to the Martin Kippenberger möchte ich mich bei Sabine Achleitner, following for support during my research into Martin Jack Bauer, Gabriella Bleich-Rossi, Elisabeth Fiedler, Michael Kippenberger: Sabine Achleitner, Jack Bauer, Gabriella Kienzer, Eva Martischnig, Peter Pakesch, Petra und Ralph Bleich-Rossi, Elisabeth Fiedler, Michael Kienzer, Eva Schilcher, Heimo Steps und Heimo Zobernig herzlich bedanken. Martischnig, Peter Pakesch, Petra and Ralph Schilcher, Heimo Steps and Heimo Zobernig. Elisabeth Hirschmann 94 95

Anmerkungen Notes 1 Hier sei auf die Ausstellung Frauen im Leben meines Vaters in der Galerie Klein 1 Cf. the exhibition Frauen im Leben meines Vaters at the Galerie Klein in Bonn im Jahr 1983 gemeinsam mit seinem Freund Albert Oehlen verwiesen. in Bonn in 1983, jointly with his friend Albert Oehlen. 2 Das Entwerfen von Plakaten galt bei Kippenberger nicht als Nebenprodukt des 2 Designing posters was for Kippenberger not a by-product of the art Kunsthandels, sondern hatte eine eigenständige Funktion. In seine fast 200 Poster trade but had an autonomous function. The nearly 200 posters he did integrierte er immer wieder Fotografien aus seinem momentanen sozialen Umfeld. repeatedly integrate photos from his social environment of the moment. So zeigt etwa das Plakat Die Reise nach Jerusalem von 1987 einen seiner Grazer The poster of Die Reise nach Jerusalem (1987) for example features Lieblingskellner, den Herrn Joszi aus dem „Café Glockenspiel“. Herr Joszi from the „Café Glockenspiel“, one of his favourite waiters in Graz. 3 Die 1982 gegründete Galerie Bleich-Rossi war zur damaligen Zeit in Graz 3 Founded in 1982, the gallery Bleich-Rossi was based in Graz at the angesiedelt. Heute befindet sie sich in Wien. time, but has now relocated to Vienna. 4 So zeigt das 1996 entstandene Plakat anlässlich der Biennale von Venedig den 4 For example, the 1996 poster for the Biennale in Venice shows Künstler vor dem deutschen Pavillon. Da in diesem Jahr jedoch keine Biennale Kippenberger outside the German pavilion. As there was no Biennale stattfand, ist das Poster als Kritik Kippenbergers an den Entscheidungsträgern im that year, the poster must be seen as Kippenberger’s criticism of the Kunstbetrieb zu sehen. decision-makers in the art trade. 5 Interview mit Petra und Ralph Schilcher im Juli 2007. 5 Cf. interview with Petra and Ralph Schilcher in July 2007. 6 2006 gewann „monochrom“ einen Wettbewerb der österreichischen Coca Cola- 6 In 2006, “monochrom” won a competition organized by the Austrian Niederlassung „Coke Light Art Edition“. Für diese Ausschreibung wurden 50.000 subsidiary of Coca Cola, Coke Light Art Edition. As a result, 50,000 Coca Coca Cola Light-Flaschen mit dem Logo „Sonne, Busen, Hammer“ produziert. Cola Light bottles were produced bearing the “Sun, Bust, Hammer” logo. 7 Die Aufzählung der teilnehmenden Künstler entspricht der Nennung in dem von 7 The list of participating artists is taken from the Broken Neon Martin Kippenberger gestalteten Katalog Broken Neon. catalogue designed by Kippenberger. 8 1992 fand im Kunstverein München die Ausstellung Malen ist Wahlen, eine 8 In 1992, an exhibition called Malen ist Wahlen (Painting is Choosing) Kooperation von Martin Kippenberger, Werner Büttner und Albert Oehlen, statt. was jointly put on at the Kunstverein in Munich by Kippenberger, Büttner Diese bezog sich auf ein früheres Projekt der drei Künstler Wahrheit ist Arbeit aus and Albert Oehlen. This related to an earlier project by the three in 1984, dem Jahr 1984. Vgl. Malen ist Wahlen. Büttner, Kippenberger, Oehlen, Kunstverein called Wahrheit ist Arbeit (Truth is Work). Cf. Malen ist Wahlen. Büttner, München, Ostfildern-Ruit 1992. Kippenberger, Oehlen, Kunstverein München, Ostfildern-Ruit 1992. 9 Martin Prinzhorn: Jenseits der Diskursanalyse: Der Kurator Kippenberger. In: 9 Martin Prinzhorn, “Jenseits der Diskursanalyse: Der Kurator Wiener Festwochen (Hrsg.), Tiefes Kehlchen. Martin Kippenberger. Topographie I., Kippenberger”, in: Wiener Festwochen (ed.), Tiefes Kehlchen. Martin Wien 1991, S. 33–46. Kippenberger. Topographie I., Vienna 1991, pp. 33–46. 10 Interview mit Sabine Achleitner im Mai 2007. 10 Cf. interview with Sabine Achleitner, May 2007. 11 Broken Neon, steirischer herbst 87, Forum Stadtpark, Graz 1987, S. 74. 11 Broken Neon, steirischer herbst 87, Forum Stadtpark, Graz 1987, p. 74. 12 Ibid, S. 11. 12 Ibid, p. 11. 13 Dem Prinzip der Serie folgend gab es nach Peter Projekte mit einem ähnlichen 13 Following the principle of the series, Peter was followed by projects Titel wie Petra oder Peter 2. with similar titles such as Petra or Peter 2. 14 Interview mit Michael Kienzer im Juni 2007. 14 Cf. the interview with Michael Kienzer, June 2007.

Abbildungen Illustrations Malerei, Zeichnungen Paintings, Drawings Malerei, 98 99 Zeichnungen Paintings, Drawings Sympathische Sympathische 100 101 Kommunistin, 1983 Kommunistin, 1983 Öl auf Leinwand; Oil on canvas; 180 × 150 cm 180 × 150 cm

Krieg böse, 1983 Krieg böse, 1983 102 103 Öl auf Leinwand; Oil on canvas; 100 × 120 cm 100 × 120 cm

Fusspilz im Fusspilz im 104 105 Querschnitt, 1984 Querschnitt, 1984 Öl auf Leinwand; Oil on canvas; 90 × 75 cm 90 × 75 cm

For a Life Without For a Life Without 106 107 a Dentist, 1984 a Dentist, 1984 Öl auf Leinwand; Oil on canvas; 180 × 150 cm 180 × 150 cm

Die Mutter von Die Mutter von 108 109 Joseph Beuys, 1984 Joseph Beuys, 1984 Öl, Kunststoff auf Oil, plastic on canvas; Leinwand; 160 × 133 cm 160 × 133 cm

The Modern House of The Modern House of Believing or Not, 1985 Believing or Not, 1985 Öl, Silikon auf Leinwand; Oil, silicone on canvas; 180 × 225 cm 180 × 225 cm

Drei Häuser mit Schlitzen Drei Häuser mit Schlitzen 112 113 (Betty Ford Klinik, (Betty Ford Klinik, Stammheim, Jüdische Stammheim, Jüdische Grundschule), 1985 Grundschule), 1985 Öl, Lack auf Leinwand; Oil, varnish on canvas; three drei Teile zu je 125 × 150 cm parts 125 × 150 cm each

Muttergedächtnisstube, 1985 Muttergedächtnisstube, 1985 116 117 Öl auf Leinwand; 180 × 150 cm Oil on canvas; 180 × 150 cm

Ertragsgebirge, 1985 Ertragsgebirge, 1985 118 119 Öl, Silikon auf Leinwand; Oil, silicone on canvas; 150 × 125 cm 150 × 125 cm

Ertragsgebirge, 1985 Ertragsgebirge, 1985 120 121 Öl, Silikon auf Leinwand; Oil, silicone on canvas; 180 × 150 cm 180 × 150 cm

Ertragsgebirge mit Ertragsgebirge mit Wirtschaftswerten von Wirtschaftswerten von Joseph Beuys I, 1985 Joseph Beuys I, 1985 Öl, Multiples von Oil, multiples of Joseph Beuys auf Lein- Joseph Beuys on wand; 150 × 180 cm canvas; 150 × 180 cm

We don’t Have Problems with We don’t Have Problems with 124 125 the Rolling Stones, Because the Rolling Stones, Because we Buy Their Guitars, 1986 we Buy Their Guitars, 1986 Öl auf Leinwand; 180 × 150 cm Oil on canvas; 180 × 150 cm

Reinhard Mucha, Dahlem-Eiffel, 1986 Reinhard Mucha, Dahlem-Eiffel, 1986 126 127 aus: Zeichnungen über eine Ausstellung from: Zeichnungen über eine Ausstellung 8 Zeichnungen, Mischtechnik auf Papier; 8 drawings, mixed media on paper; je 15 ×21 cm 15 ×21 cm each Aus: 47 Zeichnungen zu From: 47 Zeichnungen zu den Peter-Skulpturen, 1987/88 den Peter-Skulpturen, 1987/88 Mischtechnik; je 29,7 × 21 cm Mixed media; 29.7 × 21 cm each 128 129 Ohne Titel, 1988 Untitled, 1988 Aquarell, Kugelschreiber Watercolour, ball pen on auf Bütten; 35,5 × 51 cm handmade paper; 35.5 × 51 cm Ohne Titel, 1988 Untitled, 1988 130 131 Aquarell, Farbstift auf Watercolour, coloured pencil Bütten; 35,5 × 51 cm on handmade paper; 35.5 × 51 cm Nachträglicher Entwurf Nachträglicher Entwurf Grazer Rampe, 1988 Grazer Rampe, 1988 Zeichnung; 21 × 15 cm Drawing; 21 × 15 cm 132 133 Skulpturen Sculptures Skulpturen 134 135 Sculptures Orgonkiste bei Nacht, 1982 Orgonkiste bei Nacht, 1982 136 137 (mit Albert Oehlen) (with Albert Oehlen) Dispersion, Holz, Metall, Dispersion, wood, metal, Haferflocken, Leinwand, Ölfarbe; rolled oats, canvas, oil paint; 120 × 110 × 90 cm 120 × 110 × 90 cm

Entwurf Verwaltungsgebäude Entwurf Verwaltungsgebäude für Müttergenesungswerk in für Müttergenesungswerk in Paderborn, 1985 Paderborn, 1985 Holzpaletten; 30 × 120 × 80 cm Wooden pallets; 30 × 120 × 80 cm

Entwurf Verwaltungsgebäude Entwurf Verwaltungsgebäude für Müttergenesungswerk in für Müttergenesungswerk in Gütersloh, 1985 Gütersloh, 1985 Holzpaletten; 75 × 160 × 120 cm Wooden pallets; 75 × 160 × 120 cm

Entwurf Verwaltungsgebäude Entwurf Verwaltungsgebäude für Müttergenesungswerk in für Müttergenesungswerk in Heilbronn, 1985 Heilbronn, 1985 Holzpaletten; 30 × 120 × 80 cm Wooden pallets; 30 × 120 × 80 cm

Studentenwohnheim Studentenwohnheim 144 145 in Riad, 1985 in Riad, 1985 Holzpaletten; Wooden pallets; 58 × 120 × 81 cm 58 × 120 × 81 cm Tankstelle Martin Bormann, 1986 Tankstelle Martin Bormann, 1986 146 147 Fotografie, Holz; 350 × 494 cm Photography, wood; 350 × 494 cm Ohne Titel (Baumaßnahme), 1986 Untitled (Baumaßnahme), 1986 Siebdruck auf Pappe, Screenprint on cardboard, Holzkonstruktion; zwei wooden construction; Teile zu 225 × 210 × 100 cm two parts: 225 × 210 × 100 cm, und 225 × 225 × 18 cm 225 × 225 × 18 cm

Worktimer, 1987 Worktimer, 1987 Stahl, Aktentasche, Steel, briefcase, Gummi; rubber; 243 × 257 × 140 cm 243 × 257 × 140 cm

Klopfpeitsche, 1987 Klopfpeitsche, 1987 150 151 Verschiedene Materialien; Mixed media; 290 × 240 × 90 cm 290 × 240 × 90 cm

Retusche Kasten, 1987 Retusche Kasten, 1987 152 153 Diverse Materialien; Mixed media; 206 × 50 × 71 cm 206 × 50 × 71 cm

Rainer Werner Fassbinder, 1987 Rainer Werner Fassbinder, 1987 Spiegel, Holz, Eisen; Mirror, wood, iron; 221,5 × 364,5 × 75 cm 221,5 × 364,5 × 75 cm

Pyramide Colonia, 1987 Pyramide Colonia, 1987 156 157 Fotografie, Holz, Plexiglas, Photography, wood, plexiglas, Räder; 74 × 75,5 × 82 cm wheels; 74 × 75,5 × 82 cm

Bergwerk II, 1987 Bergwerk II, 1987 158 159 Holz, Schaumstoff, Wood, foam, leather Lederschuh, Teppich, shoe, carpet, metal; Metall; 81 × 50 × 60 cm 81 × 50 × 60 cm

Wohl des Volkes, 1987 Wohl des Volkes, 1987 160 161 Verschiedene Materialien; Mixed media; 8 × 70 × 70 cm 8 × 70 × 70 cm

Wittgenstein, 1987 Wittgenstein, 1987 162 163 Holz, Lack, Metall, Wood, varnish, metal, Eisen; 200 × 100 × 50 cm iron; 200 × 100 × 50 cm Korrekte Syntax, 1987 Holz, Plexiglas, Aufkleber, Siebdruck, Steckkasten; 124 × 28 × 48 cm

Korrekte Syntax, 1987 Wood, plexiglas, stickers, silk-screenprint, socket box; 124 × 28 × 48 cm 164 165

Aufnahmeprüfung in Rot, 1987 Aufnahmeprüfung in Rot, 1987 166 167 Staffelei, Holz, Bronze, Lack, Easel, wood, bronze, varnish, Fotografie; 232 × 90 × 66 cm photography; 232 × 90 × 66 cm Wenn’s anfängt durch Wenn’s anfängt durch 168 169 die Decke zu tropfen, 1987 die Decke zu tropfen, 1987 Holz, Plexiglas, Gummi, Wood, plexiglas, rubber, Röhren; 267,5 × 116,5 × 56 cm tubes; 267,5 × 116,5 × 56 cm

Laufstall für Prospekte, 1987 Laufstall für Prospekte, 1987 Verschiedene Materialien; Mixed media; 120 × 107 × 112 cm; 120 × 107 × 112 cm; 170 171 Hinten ist noch ein Loch frei, 1987 Hinten ist noch ein Loch frei, 1987 Verschiedene Materialien; Mixed media; 170 × 108 × 67 cm 170 × 108 × 67 cm 172 173 Reserviertes Warten, 1987 Reserviertes Warten, 1987 Verschiedene Materialien; Mixed media; 140 × 46 × 63 cm 140 × 46 × 63 cm 174 175

Ansprache an die Ansprache an die 176 177 Hirnlosen IV, 1986/87 Hirnlosen IV, 1986/87 Holz, Molino, weiß grundiert; Wood, Molino, primed white; 62,5 × 109,5 × 86 cm 62.5 × 109.5 × 86 cm Modell Interconti, 1987 Modell Interconti, 1987 Gerhard Richter-Malerei Gerhard Richter painting von 1972, Holz, Metall; from 1972, wood, metal; 32 × 79,5 × 59 cm 32 × 79,5 × 59 cm 178 179 Jazz Dance – Case, 1987 Jazz Dance – Case, 1987 180 181 Ofenrohr, Nagellack, Stovepipe, nail polish, Siebdruck, Holz; screenprint, wood; 164,5 × 61 × 60 cm 164,5 × 61 × 60 cm Memorial of the Memorial of the Good Old Time, 1987 Good Old Time, 1987 Gummi, Holz, Rubber, wood, industrial Industriestaubsauger; vacuum cleaner; 183 × 376 × 211 cm 183 × 376 × 211 cm > p. 182/183 > p. 182/183

Sozialkistentransporter, 1989 Sozialkistentransporter, 1989 Holz, Farbe, synthetisches Wood, colour, synthetic Material, Metall, Silikon; material, metal, silicone; 166 × 577 × 117 cm 166 × 577 × 117 cm 184 185 Wie auch immer, 1991 Wie auch immer, 1991 Plastikgewächshäuser Plastic greenhouses mit Verkehrszeichen; with traffic signs; screen- siebbedruckte Holzkisten, printed wooden boxes, Styropor, beklebt mit styrofoam, pasted up farbunterschiedlichem with diverse-coloured felt; Filz; 71 × 102 × 116,5 cm 71 × 102 × 116,5 cm 186 187

Ohne Titel, 1994 Untitled, 1994 188 189 Polierte Bronze, Polished bronze, plastic Kunststoff- und Holzfüße, and wooden feet, Aluminium, Glas und aluminium, glass and Holzkonstruktion, wooden construction, Verpackungskiste, packing case, unicum; Unikat; Maß variabel dimensions variable The Happy End in The Happy End in Kafka’s „Amerika“, 1996 Kafka’s “Amerika“, 1996 Gartenmöbelobjekt: Garden furniture object: siebbedruckter Gartentisch, a silkscreened garden table, zwei Gartenstühle aus two silkscreened garden chairs Kunststoff und Stahlrohr, of plastic and steel tube, in einem siebbedruckten in a silkscreened cardboard Karton; 125 × 100 × 10 cm box; 125 × 100 × 10 cm 190 191 Plakate Posters Plakate 192 193 Posters Schwerter zu Schwerter zu Zapfhähnen, 1983 Zapfhähnen, 1983 Plakat; 84 × 59 cm Poster; 84 × 59 cm Offizierskasino, 1984 Offizierskasino, 1984 Ansprache an Ansprache an 194 195 Plakat; 83,8 × 59 cm Poster; 83.8 × 59 cm die Hirnlosen, 1984 die Hirnlosen, 1984 Plakat; 84,2 × 59,4 cm Poster; 84.2 × 59.4 cm The Alma Band, 1984 The Alma Band, 1984 Selling America and Selling America and Plakat; 76,2 × 58,5 cm Poster; 76.2 × 58.5 cm Buying El Salvador, 1985 Buying El Salvador, 1985 Plakat, Siebdruck auf Poster, screenprint Papier; 87,7 × 61 cm on paper; 87.7 × 61 cm Familie Hunger, 1985 Familie Hunger, 1985 Helmut Newton für Arme, 1985 Helmut Newton für Arme, 1985 196 197 Plakat, Siebdruck auf Poster, screenprint on Plakat, Siebdruck auf Papier; Poster, screenprint on paper; Papier; 84 × 59,2 cm paper; 84 × 59.2 cm 42,2 × 30,2 cm 42.2 × 30.2 cm Kritsche Orangen für Kritsche Orangen für Kritsche Orangen für Kritsche Orangen für Verdauungsdorf, 1985 Verdauungsdorf, 1985 Verdauungsdorf, 1985 Verdauungsdorf, 1985 Plakat; 98 × 67,4 cm Poster; 98 × 67.4 cm Plakat; 60 × 41,7 cm Poster; 60 × 41.7 cm Miete Strom Gas, 1986 Miete Strom Gas, 1986 Grazzmania, 1986 Grazzmania, 1986 198 199 Plakat, Siebdruck auf Poster, screenprint on Plakat; 84,2 × 59,4 cm Poster; 84.2 × 59.4 cm Papier; 83 × 59,3 cm paper; 83 × 59.3 cm Peter 2, 1987 Peter 2, 1987 Die Reise nach Die Reise nach Plakat, Seidenpapier; Poster, tissue paper; Jerusalem, 1987 Jerusalem, 1987 92,5 × 64 cm 92.5 × 64 cm Plakat; 88 × 62 cm Poster; 88 × 62 cm Broken Neon, 1987 Broken Neon, 1987 Martin Kunst Kippenberger Martin Kunst Kippenberger 200 201 Plakat; 84,2 × 59,4 cm Poster; 84,2 × 59.4 cm (Nix Rugula), 1996 (Nix Rugula), 1996 Plakat; 90 × 60 cm Poster; 90 × 60 cm

Alt Wien, Großplakat, 1991 Alt Wien, Großplakat, 1991 Plakat; 8-teilig, Poster; 8 parts, je 84,1 × 118,9 cm 84.1 × 118.9 cm each > S. 202/203 > p. 202/203

Malerei, Zeichnungen Skulpturen Index Ertragsgebirge mit Wirtschaftswerten Sympathische Kommunistin, 1983 Orgonkiste bei Nacht, 1982 von Joseph Beuys I, 1985 Öl auf Leinwand; 180 × 150 cm (mit Albert Oehlen) Öl, Multiples von Joseph Beuys Privatsammlung Dispersion, Holz, Metall, auf Leinwand; 150 × 180 cm > p. 101 Haferflocken, Leinwand, Ölfarbe; Sammlung Grässlin, St. Georgen 120 × 110 × 90 cm Krieg böse, 1983 > p. 122/123 Sammlung Grässlin, St. Georgen Öl auf Leinwand; 100 × 120 cm We don’t Have Problems with > p. 137 Privatsammlung, Deutschland the Rolling Stones, Because > p. 103 Entwurf Verwaltungsgebäude we Buy their Guitars, 1986 für Müttergenesungswerk in Fusspilz im Querschnitt, 1984 Öl auf Leinwand; 180 × 150 cm Paderborn, 1985 Öl auf Leinwand; 90 × 75 cm Privatsammlung Holzpaletten; 30 × 120 × 80 cm Privatsammlung > p. 125 Sammlung Grässlin, St. Georgen > p. 105 Reinhard Mucha, Dahlem-Eiffel, 1986 > p. 138/139 For a Life Without a Dentist, 1984 aus: Zeichnungen über Entwurf Verwaltungsgebäude Öl auf Leinwand; 180 × 150 cm eine Ausstellung für Müttergenesungswerk in Privatsammlung 8 Zeichnungen, Mischtechnik Gütersloh, 1985 > p. 107 auf Papier; je 15 × 21 cm Zehn Holzpaletten; 75 × 160 × 120 cm Privatsammlung Die Mutter von Joseph Beuys, 1984 Thomas Borgmann, Köln > p. 127 Öl, Kunststoff auf Leinwand; > p. 140/141 160 × 133 cm 47 Zeichnungen zu den Entwurf Verwaltungsgebäude Sammlung Gaby und Wilhelm Peter-Skulpturen, 1987/88 für Müttergenesungswerk in Schürmann, Herzogenrath-Berlin Mischtechnik; je 29,7 × 21 cm Heilbronn, 1985 > p. 109 Privatsammlung, Freiburg Holzpaletten; 30 × 120 × 80 cm > p. 128/129 The Modern House of Nachlass Martin Kippenberger, Believing or Not, 1985 Ohne Titel, 1988 Galerie Gisela Capitain, Köln Öl, Silikon auf Leinwand; Aquarell, Kugelschreiber auf Bütten; > p. 142/143 180 × 225 cm 35,5 × 51 cm Studentenwohnheim in Riad, 1985 Deutsches Architekturmuseum, Privatsammlung Holzpaletten; 58 × 120 × 81 cm Frankfurt am Main > p. 130 Nachlass Martin Kippenberger, > p. 110/111 Ohne Titel, 1988 Galerie Gisela Capitain, Köln Drei Häuser mit Schlitzen Aquarell, Farbstift auf Bütten; > p. 144/145 (Betty Ford Klinik, Stammheim, 35,5 × 51 cm Tankstelle Martin Bormann, 1986 Jüdische Grundschule), 1985 Sammlung Stolitzka, Graz Fotografie, Holz; 350 × 494 cm Öl, Lack auf Leinwand; 3 Teile, > p. 131 Nachlass Martin Kippenberger, zu je 125 × 150 cm Ohne Titel, 1988 * Galerie Gisela Capitain, Köln Stedelijk Museum Amsterdam Aquarell, Buntstift, > p. 147 > p. 113–115 Kugelschreiber auf Bütten; Ohne Titel (Baumaßnahme), 1986 Muttergedächtnisstube, 1985 35,5 × 51 cm Siebdruck auf Pappe, Öl auf Leinwand; 180 × 150 cm Sammlung Hans Böhning Holzkonstruktion; Nachlass Martin Kippenberger, Ohne Titel, 1988* zwei Teile zu 225 × 210 × 100 cm Galerie Gisela Capitain, Köln Aquarell, Kugelschreiber auf Bütten; und 225 × 225 × 18 cm > p. 117 35,5 × 51 cm Nachlass Martin Kippenberger, Ertragsgebirge, 1985 Privatsammlung Galerie Gisela Capitain, Köln Öl, Silikon auf Leinwand; > p. 147 Nachträglicher Entwurf 150 × 125 cm Grazer Rampe, 1988 Worktimer, 1987 Sammlung Stolitzka, Graz Zeichnung; 21 × 15 cm Stahl, Aktentasche, Gummi; > p. 119 Artelier Contemporary, Graz 243 × 257 × 140 cm Ertragsgebirge, 1985 > p. 132 Sammlung Grässlin, St. Georgen Öl, Silikon auf Leinwand; > p. 148/149 180 × 150 cm Klopfpeitsche, 1987 Privatsammlung Verschiedene Materialien; > p. 121 290 × 240 × 90 cm Nachlass Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Köln > p. 151 Retusche Kasten, 1987 Verschiedene Materialien; 206 × 50 × 71 cm Nachlass Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Köln > p. 153 Rainer Werner Fassbinder, 1987 Spiegel, Holz, Eisen; 221,5 × 364,5 × 75 cm Nachlass Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Köln > p. 154/155

Plakate 206 207 Pyramide Colonia, 1987 Reserviertes Warten, 1987 Kritische Orangen für Schwerter zu Zapfhähnen, 1983 Fotografie, Holz, Plexiglas, Verschiedene Materialien; Verdauungsdorf, 1985 Plakat; 84 × 59 cm Räder; 74 × 75,5 × 82 cm 140 × 46 × 63 cm Plakat; 60 × 41,7 cm Privatsammlung Nachlass Martin Kippenberger, diethARdT collection, Graz Courtesy Galerie Bleich-Rossi > p. 194 Galerie Gisela Capitain, Köln > p. 175 > p. 198 > p. 157 Offizierskasino, 1984 Ansprache an Kritsche Orangen für Plakat; 83,8 × 59 cm Bergwerk II, 1987 die Hirnlosen IV, 1986/87 Verdauungsdorf, 1985 Privatsammlung Holz, Schaumstoff, Lederschuh, Holz, Molino, weiß grundiert; Plakat; 98 × 67,4 cm > p. 195 Teppich, Metall; 81 × 50 × 60 cm 62,5 × 109,5 × 86 cm Courtesy Galerie Bleich-Rossi Nachlass Martin Kippenberger, Neue Galerie am Landesmuseum Ansprache an die Hirnlosen, 1984 > p. 198 Galerie Gisela Capitain, Köln Joanneum, Dauerleihgabe Plakat; 84,2 × 59,4 cm Miete Strom Gas, 1986 > p. 159 Rudi Molacek 1990 Privatsammlung Plakat, Siebdruck auf Papier; > p. 176/177 > p. 195 Wohl des Volkes, 1987 83 × 59,3 cm Verschiedene Materialien; Modell Interconti, 1987 The Alma Band, 1984 Nachlass Martin Kippenberger, 8 × 70 × 70 cm Gerhard Richter-Malerei von 1972, Plakat; 76,2 × 58,5 cm Galerie Gisela Capitain, Köln Nachlass Martin Kippenberger, Holz, Metall; 32 × 79,5 × 59 cm Privatsammlung > p. 199 Galerie Gisela Capitain, Köln Sammlung Gaby und Willhelm > p. 196 Grazzmania, 1986 > p. 161 Schürmann, Herzogenrath-Berlin Selling America and Plakat; 84,2 × 59,4 cm > p. 179 Wittgenstein, 1987 Buying El Salvador, 1985 Privatsammlung Holz, Lack, Metall, Eisen; Jazz Dance - Case, 1987 Plakat, Siebdruck auf Papier; > p. 199 200 × 100 × 50 cm Ofenrohr, Nagellack, 87,7 × 61 cm Peter 2, 1987 Nachlass Martin Kippenberger, Siebdruck, Holz; Nachlass Martin Kippenberger, Plakat, Seidenpapier; Galerie Gisela Capitain, Köln 164,5 × 61 × 60 cm Galerie Gisela Capitain, Köln 92,5 × 64 cm > p. 162 Privatsammlung > p. 196 Privatsammlung > p. 181 Korrekte Syntax, 1987 Familie Hunger, 1985 > p. 200 Holz, Plexiglas, Aufkleber, Memorial of the Plakat, Siebdruck auf Papier; Die Reise nach Siebdruck, Steckkasten; Good Old Time, 1987 84 × 59,2 cm Jerusalem, 1987 124 × 28 × 48 cm Gummi, Holz, Industriestaubsauger; Nachlass Martin Kippenberger, Plakat; 88 × 62 cm Nachlass Martin Kippenberger, 183 × 376 × 211 cm Galerie Gisela Capitain, Köln Privatsammlung Galerie Gisela Capitain, Köln Courtesy The Dakis Joannou > p. 197 > p. 200 > p. 164/165 Collection, Athen Helmut Newton für Arme, 1985 > p. 182/183 Broken Neon, 1987 Aufnahmeprüfung in Rot, 1987 Plakat, Siebdruck auf Papier; Plakat; 84,2 × 59,4 cm Staffelei, Holz, Bronze, Lack, Sozialkistentransporter, 1989 42,2 × 30,2 cm Privatsammlung Fotografie; 232 × 90 × 66 cm Holz, Farbe, synthetisches Material, Nachlass Martin Kippenberger, > p. 201 Nachlass Martin Kippenberger, Metall, Silikon; 166 × 577 × 117 cm Galerie Gisela Capitain, Köln Galerie Gisela Capitain, Köln Sammlung Falckenberg > p. 197 Martin Kunst Kippenberger > p. 166 > p. 184/185 (Nix Rugula), 1996 Plakat; 90 × 60 cm Wenn’s anfängt durch die Decke Wie auch immer, 1991 Privatsammlung zu tropfen, 1987 Plastikgewächshäuser mit > p. 201 Holz, Plexiglas, Gummi, Röhren; Verkehrszeichen, 267,5 × 116,5 × 56 cm siebbedruckte Holzkisten, Alt Wien, Großplakat, 1991 Sammlung Gaby und Wilhelm Styropor, beklebt mit Plakat; 8-teilig, Schürmann, Herzogenrath-Berlin farbunterschiedlichem Filz; je 84,1 × 118,9 cm > p. 169 71 × 102 × 116,5 cm Privatsammlung Artelier Contemporary, Graz > p. 202/203 Laufstall für Prospekte, 1987 > p. 186/187 Verschiedene Materialien; METRO-Net, 1997 * 120 × 107 × 112 cm Ohne Titel, 1994 Plakat; 93 × 58 cm Sammlung Gaby und Wilhelm Polierte Bronze, Kunststoff- und Nachlass Martin Kippenberger, Schürmann, Herzogenrath-Berlin Holzfüße, Aluminium, Glas und Galerie Gisela Capitain, Köln > p. 170 Holzkonstruktion, Verpackungskiste, Unikat; Maß variabel Hinten ist noch ein Loch frei, 1987 Sammlung Stolitzka, Graz Verschiedene Materialien; > p. 188 170 × 108 × 67 cm Sammlung Gaby und Wilhelm The Happy End in * keine Abbildung im Katalog Schürmann, Herzogenrath-Berlin Kafka’s „Amerika“, 1996 > p. 172 Gartenmöbelobjekt: ein siebbedruckter Gartentisch, zwei siebbedruckte Gartenstühle aus Kunststoff und Stahlrohr, jedes Exemplar zweifarbig, in einem siebbedruckten Karton; 125 × 100 × 10 cm Artelier Contemporary, Graz > p. 191

Paintings, Drawings Sculptures Index Ertragsgebirge mit Wirtschafts- Sympathische Kommunistin, 1983 Orgonkiste bei Nacht, 1982 werten von Joseph Beuys I, 1985 Oil on canvas; 180 × 150 cm (with Albert Oehlen) Oil, multiples of Joseph Beuys Private collection Dispersion, wood, metal, on canvas; 150 × 180 cm > p. 101 rolled oats, canvas, oil paint; Grässlin Collection, St. Georgen 120 × 110 × 90 cm Krieg böse, 1983 > p. 122/123 Grässlin Collection, St. Georgen Oil on canvas; 100 × 120 cm We don’t Have Problems with > p. 137 Private collection, Germany the Rolling Stones, Because > p. 103 Entwurf Verwaltungsgebäude we Buy their Guitars, 1986 für Müttergenesungswerk in Fusspilz im Querschnitt, 1984 Oil on canvas; 180 × 150 cm Paderborn, 1985 Oil on canvas; 90 × 75 cm Private collection Wooden pallets, 30 × 120 × 80 cm Private collection > p. 125 Grässlin Collection, St. Georgen > p. 105 Reinhard Mucha, Dahlem-Eiffel, 1986 > p. 138/139 For a Life Without a Dentist, 1984 from: Zeichnungen über Entwurf Verwaltungsgebäude Oil on canvas; 180 × 150 cm eine Ausstellung für Müttergenesungswerk in Private collection 8 drawings, mixed media Gütersloh, 1985 > p. 107 on paper; 15 × 21 cm each Ten wooden pallets; Private collection Die Mutter von Joseph Beuys, 1984 75 × 160 × 120 cm > p. 127 Oil, plastic on canvas; Thomas Borgmann, Cologne 160 × 133 cm 47 Zeichnungen zu den > p. 140/141 Gaby and Wilhelm Schürmann Peter-Skulpturen, 1987/88 Entwurf Verwaltungsgebäude Collection, Herzogenrath-Berlin Mixed media; 29.7 × 21 cm each für Müttergenesungswerk in > p. 109 Private collection, Freiburg Heilbronn, 1985 > p. 128/129 The Modern House of Wooden pallets; 30 × 120 × 80 cm Believing or Not, 1985 Untitled, 1988 Estate Martin Kippenberger, Oil, silicone on canvas; 180 × 225 cm Watercolour, ball pen on Galerie Gisela Capitain, Cologne Deutsches Architekturmuseum, handmade paper; > p. 142/143 Frankfurt am Main 35.5 × 51 cm Studentenwohnheim in Riad, 1985 > p. 110/111 Private collection Wooden pallets; 58 × 120 × 81 cm > p. 130 Drei Häuser mit Schlitzen Estate Martin Kippenberger, (Betty Ford Klinik, Stammheim, Untitled, 1988 Galerie Gisela Capitain, Cologne Jüdische Grundschule), 1985 Watercolour, coloured pencil > p. 144/145 Oil, varnish on canvas; 3 parts, on handmade paper; 35.5 × 51 cm Tankstelle Martin Bormann, 1986 125 × 150 cm each Stolitzka Collection, Graz Photography, wood; 350 × 494 cm Stedelijk Museum Amsterdam > p. 131 Estate Martin Kippenberger, > p. 113–115 Untitled, 1988 * Galerie Gisela Capitain, Cologne Muttergedächtnisstube, 1985 Watercolour, coloured pencil, > p. 147 Oil on canvas; 180 × 150 cm ball pen on handmade paper; Untitled (Baumaßnahme), 1986 Estate Martin Kippenberger, 35.5 × 51 cm Screenprint on cardboard, Galerie Gisela Capitain, Cologne Hans Böhning Collection wooden construction; two parts: > p. 117 Untitled, 1988* 225 × 210 × 100 cm, 225 × 225 × 18 cm Ertragsgebirge, 1985 Watercolour, ball pen on Estate Martin Kippenberger, Oil, silicone on canvas; handmade paper; 35.5 × 51 cm Galerie Gisela Capitain, Cologne 150 × 125cm Private collection > p. 147 Stolitzka Collection, Graz Nachträglicher Entwurf Worktimer, 1987 > p. 119 Grazer Rampe, 1988 Steel, briefcase, rubber; Ertragsgebirge, 1985 Painting; 21 × 15 cm 243 × 257 × 140 cm Oil, silicone on canvas; Artelier Contemporary, Graz Grässlin Collection, St. Georgen 180 × 150 cm > p. 132 > p. 148/149 Private collection Klopfpeitsche, 1987 > p. 121 Mixed media; 290 × 240 × 90 cm Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Cologne > p. 151 Retusche Kasten, 1987 Mixed media; 206 × 50 × 71 cm Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Cologne > p. 153 Rainer Werner Fassbinder, 1987 Mirror, wood, iron; 221.5 × 364.5 × 75 cm Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Cologne > p. 154/155

Posters 208 209 Pyramide Colonia, 1987 Reserviertes Warten, 1987 Kritische Orangen für Schwerter zu Zapfhähnen, 1983 Photography, wood, plexiglas, Mixed media; 140 × 46 × 63 cm Verdauungsdorf, 1985 Poster; 84 × 59 cm wheels; 74 × 75.5 × 82 cm diethARdT collection, Graz Poster; 60 × 41.7 cm Private collection Estate Martin Kippenberger, > p. 175 Courtesy Galerie Bleich-Rossi > p. 194 Galerie Gisela Capitain, Cologne > p. 198 Ansprache an > p. 157 Offizierskasino, 1984 die Hirnlosen IV, 1986/87 Kritsche Orangen für Poster; 83.8 × 59 cm Bergwerk II, 1987 Wood, Molino, primed white; Verdauungsdorf, 1985 Private collection Wood, foam, leather shoe, 62.5 × 109.5 × 86 cm Poster; 98 × 67.4 cm > p. 195 carpet, metal; 81 × 50 × 60 cm Neue Galerie am Landesmuseum Courtesy Galerie Bleich-Rossi Estate Martin Kippenberger, Joanneum, permanent loan Ansprache an die Hirnlosen, 1984 > p. 198 Galerie Gisela Capitain, Cologne Rudi Molacek 1990 Poster; 84.2 × 59.4 cm Miete Strom Gas, 1986 > p. 159 > p. 176/177 Private collection Poster, screenprint on paper; > p. 195 Wohl des Volkes, 1987 Modell Interconti, 1987 83 × 59.3 cm Mixed media; 8 × 70 × 70 cm Gerhard Richter painting from 1972, The Alma Band, 1984 Estate Martin Kippenberger, Estate Martin Kippenberger, wood, metal; 32 × 79.5 × 59 cm Poster; 76.2 × 58.5 cm Galerie Gisela Capitain, Cologne Galerie Gisela Capitain, Cologne Gaby and Willhelm Schürmann Private collection > p. 199 > p. 161 Collection, Herzogenrath-Berlin > p. 196 Grazzmania, 1986 > p. 179 Wittgenstein, 1987 Selling America and Poster; 84.2 × 59.4 cm Wood, varnish, metal, iron; Jazz Dance-Case, 1987 Buying El Salvador, 1985 Private collection 200 × 100 × 50 cm Stovepipe, nail polish, screenprint, Poster, screenprint on paper; > p. 199 Estate Martin Kippenberger, wood; 164.5 × 61 × 60 cm 87.7 × 61 cm Peter 2, 1987 Galerie Gisela Capitain, Cologne Private collection Estate Martin Kippenberger, Poster, tissue paper; > p. 162 > p. 181 Galerie Gisela Capitain, Cologne 92.5 × 64 cm > p. 196 Korrekte Syntax, 1987 Memorial of the Good Old Time, 1987 Private collection Wood, plexiglas, stickers, Rubber, wood, industrial vacuum Familie Hunger, 1985 > p. 200 silk-screenprint, socket box; cleaner; 183 × 376 × 211 cm Poster, screenprint on paper; Die Reise nach Jerusalem, 1987 124 × 28 × 48 cm Courtesy The Dakis Joannou 84 × 59.2 cm Poster; 88 × 62 cm Estate Martin Kippenberger, Collection, Athens Estate Martin Kippenberger, Private collection Galerie Gisela Capitain, Cologne > p. 182/183 Galerie Gisela Capitain, Cologne > p. 200 > p. 164/165 > p. 197 Sozialkistentransporter, 1989 Broken Neon, 1987 Aufnahmeprüfung in Rot, 1987 Wood, colour, synthetic material, Helmut Newton für Arme, 1985 Poster; 84.2 × 59.4 cm Easel, wood, bronze, varnish, metal, silicone; 166 × 577 × 117 cm Poster, screenprint on paper; Private collection photography; 232 × 90 × 66 cm Collection Falckenberg 42.2 × 30.2 cm > p. 201 Estate Martin Kippenberger, > p. 184/185 Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Cologne Galerie Gisela Capitain, Cologne Martin Kunst Kippenberger Wie auch immer, 1991 > p. 166 > p. 197 (Nix Rugula), 1996 Plastic greenhouses with traffic Poster; 90 × 60 cm Wenn’s anfängt durch die Decke signs, screenprinted wooden boxes, Private collection zu tropfen, 1987 styrofoam, pasted up with diverse- > p. 201 Wood, plexiglas, rubber, tubes; coloured felt, 71 × 102 × 116.5 cm each 267.5 × 116.5 × 56 cm Artelier Contemporary, Graz Alt Wien, Großplakat, 1991 Gaby and Wilhelm Schürmann > p. 186/187 Poster; 8 parts, 84.1 × 118.9 cm each Collection, Herzogenrath-Berlin Private collection Untitled, 1994 > p. 169 > p. 202/203 Polished bronze, plastic and Laufstall für Prospekte, 1987 wooden feet, aluminium, glass and METRO-Net, 1997 * Mixed media; 120 × 107 × 112 cm wooden construction, packing case, Poster; 93 × 58 cm Gaby and Wilhelm Schürmann unique copy; dimensions variable Estate Martin Kippenberger, Collection, Herzogenrath-Berlin Stolitzka Collection, Graz Galerie Gisela Capitain, Cologne > p. 170 > p. 188 Hinten ist noch ein Loch frei, 1987 The Happy End in Mixed media; 170 × 108 × 67 cm Kafka’s “Amerika”, 1996 Gaby and Wilhelm Schürmann Garden furniture object: Collection, Herzogenrath-Berlin a silkscreened garden table, * not shown in the catalogue > p. 172 two silkscreened garden chairs of plastic and steel tube, in a silkscreened cardboard box 125 × 100 × 10 cm Artelier Contemporary, Graz > p. 191

1972 1980 Biografie Beginnt an der Hochschule für bilden- Übersiedlung nach Paris, will de Künste Hamburg sich selbst zu Schriftsteller werden. Bevorzugte bilden, bricht nach 16 Semestern ab. Aufenthaltsorte sind Hotels am linken Ufer der Seine. Arbeitet an einem 1976 ersten Roman, dessen Exzerpte 1981 Kehrt Hamburg den Rücken zu. Will in der Veranstaltungsreihe Durch Schauspieler werden. Wahlheimat die Pubertät zum Erfolg umgesetzt Florenz. Es entstehen erste Tafelbilder werden. der Serie Uno di voi, un tedesco in Firenze. Alle Arbeiten im Format 1981 50 × 60 cm, in Schwarz-Weiß gehalten. Reise nach Siena. Anschließender Bevorzugte Vorlagen: Postkarten und Arbeitsaufenthalt im Schwarzwald eigens vor Ort entstandene Fotos. und in Stuttgart. Es entstehen erste Das Projekt wird jedoch nicht ganz farbige Bildserien. Ausstellung dieser 1953 zu Ende geführt. Das angestrebte Arbeiten in der Galerie Hetzler in Geboren in Dortmund. Der Vater Ziel, dass die gestapelten Keilrahmen Stuttgart unter dem Titel: Ein Erfolgs- ist Direktor der Zeche Katharina- der Serie seine Körpergröße von geheimnis des Herrn A. Onassis. Elisabeth, die Mutter ist Hautärztin. 189 cm erreichen sollen, scheitert. Er ist der einzige männliche Spross 1982 Es fehlen 10 cm bis zur Vollendung. der Familie; zwei jüngere, zwei ältere Es entstehen Gemeinschaftsarbeiten Ergebnis: etwa 70 Arbeiten. Schwestern. mit Albert Oehlen wie Capri bei 1977 Nacht und Orgonkiste bei Nacht. 1956 Rückkehr nach Hamburg. Dort erste Lernt Günther Förg und dessen Arbeit Übersiedlung der Familie nach Essen. Einzelausstellung mit den Bildern kennen und schätzen. Es folgt eine sechsjährige Schul- aus Florenz in der Zimmergalerie ausbildung im Schwarzwald („streng 1983 Petersen. Bekanntschaft mit Werner evangelisch“). Schon als Kind zeigt Fester Wohnsitz Köln, Atelier am Büttner und Albert Oehlen. er besondere künstlerische Begabung. Friesenplatz. Trifft Martin Prinzhorn, Er boykottiert den Zeichenunterricht, 1978 bei dem er ein Jahr später auf dessen nachdem ihm sein Lehrer nur eine Übersiedlung nach Berlin, Gründung Anwesen „Thomasburg“ bei Edlitz Zwei gegeben hat. Die Benotung von „Kippenbergers Büro“ mit einen Sommer zum Malen verbringt. scheint ihm unangemessen. Gisela Capitain. Wird gleichzeitig Stellt mit Werner Büttner, Albert Geschäftsführer der legendären und Markus Oehlen unter dem Titel 1967 Veranstaltungshalle S.O. 36, er organi- Schwerter zu Zapfhähnen das erste Versuch, Kontrolle über Bewegungs- siert dort Konzerte (u.a. mit Lydia Mal in Wien in der Galerie Pakesch freiheit zu erhalten: Testplatz Lunch, Wire, Adam and the Ants und aus. Lernt dort Franz West kennen. Tanzsalons, wo er mit 14 Jahren Scott Asheton, dem Schlagzeuger Rückkehr nach Köln. Malt Casa von Tanzlehrerin Anne Blömke zu von Iggy Pop) und Filmfestivals sowie Magnetica. hören bekommt: „Herr-Kippenberger- Ausstellungen in seinem Büro. nicht-so-mit-dem-Hintern-wackeln.“ 1984 Gründung der Punkband „Die Grugas“. Das war ausschlaggebend. Seither Malt er die I.N.P.-Bilder (Ist-Nicht- Seine erste Singleproduktion Luxus Bemühungen, der drittbeste Tänzer Peinlich-Bilder). Zur Ausstellung im mit Christine Hahn und Eric Mitchell. Europas zu sein. Museum Folkwang, Essen, erscheint 1979 der Katalog Wahrheit ist Arbeit von 1968 Kippenbergers Büro zeigt die Werner Büttner, Martin Kippenberger Nach dreimaliger Wiederholung der Ausstellung Elend, u.a. mit Werner und Albert Oehlen. Bei Prinzhorn Untertertia Abbruch der schulischen Büttner, Achim Duchow, Walter Dahn, am Land malt er Bilder, die er im Laufbahn. Stattdessen Wahl eines Georg Herold. Lernt Michel Würthle, Herbst bei Pakesch und in einer praktischen Berufs. Wird als Auszu- den Besitzer der „Paris Bar“ in Berlin, Gruppenausstellung bei Metro zeigt. bildender vom Schuhhaus Böhmer kennen. Stiftet eigene Arbeiten als Zu seiner Wiener Ausstellung und der wegen „zu viel Talents“ abgewiesen. Dauerleihgabe an das Restaurant. darauffolgenden von Albert Oehlen Beginn einer Dekorateurslehre beim Reise nach Amerika, deren Früchte (der inzwischen auch nach Wien Bekleidungshaus Boecker. unter dem Titel Knechte des gezogen ist) bei Pakesch gestaltet 1969 Tourismus gemeinsam mit Achim er ein umfangreiches Programm. Auflösung des Arbeitsverhältnisses Schächtele in Bild und Ton im „Café Teil davon ist das legendäre „Fiaker- bei Boecker wegen Drogen- Einstein“ in Berlin aufgeführt werden. rennen“ (1. Preis: Martin Kippenberger, konsum. Anschließend Reise nach Nach Vorlagen von Kippenberger 2. Preis: Albert Oehlen, ein 3. Preis Skandinavien. malt der professionelle Plakatmaler wird wegen Mangel an ernsthaften Hans Siebert die 12-teilige Werk- Teilnehmern nicht vergeben. In dieser 1970 gruppe Lieber Maler, male mir. Kauft Zeit wohnt und arbeitet er mit Albert Therapieaufenthalt auf einem Bauern- erste Arbeiten von Ina Barfuss und Oehlen in dessen Wiener Atelier an hof bei Hamburg, der Patient wird als Thomas Wachweger für seine eigene der Weißgerberlende. Beitritt in die geheilt entlassen. Sammlung. Lernt seinen späteren Lord Jim Loge und Anerkennung ihres 1971 Galeristen Max Hetzler kennen. obersten Status „Keiner hilf Keinem“ Übersiedlung nach Hamburg, Spielt in drei Filmen von drei Frauen: (Mitglieder: Jörg Schlick und Wolf- wechselnder Wohnsitz in verschiede- Gibbi Westgermany von Christel gang Bauer). nen WGs. Resultat: Bekanntschaft Buschmann, Bildnis einer Trinkerin mit Ina Barfuss, Joachim Krüger und von Ulrike Oettinger, Liebe Sehnsucht Thomas Wachweger. Abenteuer von Gisela Stelly. Dann Abbruch der Filmkarriere. Vorbilder: Albert Finney in Under the Vulcano und Ben Gazzara in The Killing of a Chinese Bookie.

1985 1990 1993 1995 210 211 Aufenthalt mit Michael Krebber in Es entstehen in den USA erste Bilder, Erarbeitet sich sein Adressbuch neu, Zyklus Erotik hinter Architektur in Santa Cruz, Teneriffa. Es entstehen die mit Latex überzogen werden. trennt sich von einigen Freunden. Tokio (Zeichnungen). Vermeidet erste Entwürfe zu Skulpturen, u.a. zur Bekanntschaft mit Mike Kelley, John Hält die Musikwelt zunehmend für Schnäpse, spricht kalifornischem Peter-Serie. Kuraufenthalt in Knokke Caldwell, Ira Wool und Cady Noland. lapidar. Konzentriert sich nunmehr auf Rotwein zu. Mitglied im „Club an der (Belgien). Martin Kippenberger setzt Beginnt verstärkt, zeitgenössische Empfehlungen unbekannter Personen. Grenze“, Übersiedlung ins Burgenland. einen Ghostwriter auf seine Urlaubs- amerikanische Kunst zu sammeln. Fortlaufender Stress mit Kunstmarkt Plant Ausstellung im Matisse-Atelier erlebnisse an. Literarisches Ergebnis: Kauft 35 % der Geschäftsanteile des (glaubt, er spinnt). Kunstverein in Nizza mit Spiderman-Atelier. Wie es wirklich war, am Beispiel italienischen Restaurants „Capri“ in Kippenberger im Fridericianum, Kassel CD-Release Beuys Best im neuen Knokke. Erste Fotoarbeiten werden Venice, Los Angeles. Rückkehr nach (bis 1995): Einzelausstellungen von Sound frei nach Joseph Beuys. in der CCD Galerie, Düsseldorf, gezeigt Köln und Antritt einer Gastprofessur Albert Oehlen, Ulrich Strothjohann, Zweites Hotel-Hotel-Buch. mit dem Ausstellungstitel Helmut an der Städelschule in Frankfurt. Cosima von Bonin, Michael Krebber, 1996 Newton für Arme. Es entstehen Während einer Ausstellung in der Johannes Wohnseifer, Gruppen- Heirat mit Elfie Semotan. Start der Skulpturen der Serie Familie Hunger Galerie Jänner, Wien, kommt es zu ausstellung Frauenkunst – Männer- Bauarbeiten für Turmbau von Syros sowie Ertragsgebirge. Bekanntschaft einem öffentlichen Eklat: Auslöser kunst mit über 30 Künstlern. mit eingebauter Staircase (1990) von mit Christian Bernard, Direktor der ist die Schnitzarbeit Fred the Frog Announcement for a candidature to Cady Noland. Verschärfte Wieder- Villa Arson, Nizza. am Künstlerkreuz. a retrospective in der Galerie Samia aufnahme des Themas Ei + Nudeln; Saouma (Kasperle-Bilder). Ausstellung 1986 1991 Beginn des Zyklus’ The Raft of Medusa Candidature à une rétrospective Reise nach Brasilien („The Magical Verjüngung der künstlerischen und J. Picasso, den traurigen Porträts im Centre Georges Pompidou, Paris. Misery Tour“). Vor Ort Kauf einer Ausstattung der „Paris Bar“, Berlin, von Jacqueline Picasso. CD-Release Bau erster U-Bahn-Station Syros, wird stillgelegten Tankstelle. Umbenen- durch Arbeiten u.a. von Louise Greatest Hits, 17 Jahre Musik Martin 1995 vernetzt mit U-Bahn-Station in nung der Örtlichkeit in „Tankstelle Lawler, Laurie Simmons, Barbara Ess Kippenberger (mit Rüdiger Carl, Dawson City West (Yukon Territory, Martin Bormann“. Erste umfassende und Zoe Leonard. Großinstallation Sven Åke Johansson, Christina Hahn, Canada). Entwicklung einer U-Bahn- Museumsausstellung im Hessischen anlässlich der Wiener Festwochen Achim Kubinski, Eric Mitchell, Albert Station Leipzig (Gelände der Leipziger Landesmuseum, Darmstadt. in einem U-Bahn-Tunnel mit dem Titel Oehlen). Weitere CD mit Lukas Messe 1997), einer transportablen Es erscheint der gleichnamige Tiefes Kehlchen. Ausstellung von Baumewerd, Geräusche von U-Bahn- U-Bahn-Station für die documenta X, Katalog Miete Strom Gas mit Texten Fotos gemalter und später zerstörter Stationen (international). Ausstellung Kassel (1997) und eines transportab- von Bazon Brock und Diedrich Arbeiten im Kölnischen Kunstverein. in der Villa Merkel, Esslingen, anstatt len Lüftungsschachtes für Skulptur. Diederichsen. „Anti Apartheit Drinking Einzelausstellung im San Francisco in der Villa Hügel in Essen (Krupp). Projekte in Münster (1997). Gründung Congress“ anlässlich der Common- Museum of Modern Art. Gibt verstärkt Planung der Schließung des Ausstel- des MOMAS (Museum of Modern wealth-Spiele in Edinburgh. Erste und Interviews. Bevorzugte Gesprächs- lungsraumes Fettstrasse 7a bei Birgit Art Syros). Eröffnungsausstellung einzige politische Aktion im Werk partner sind Jutta Koether, Diedrich Küng in Zürich (Fettstrasse 7a in mit Hubert Kiecol. Seither jährliche des Künstlers. Lebt im Hotel Chelsea Diederichsen und Oswald Wiener. Hamburg mit A. Oehlen seit ca. 1984). Ausstellungen, bisher mit Ulrich in Köln und übernimmt dessen künst- Lernt die hohe Kunst des Akkordeon- Verleihung des Käthe-Kollwitz-Preises Strothjohann, Christopher Wool, lerische Umgestaltung. Wichtigstes spiels bei Free-Jazzer Rüdiger Carl. (DM 10.000,–). Beginnt, Helmut Lang Cosima von Bonin, Stephan Prina, autobiografisches Zeugnis aus dieser Überlegt sich ernsthaft, Urlaub zu in die Kunst einzuführen, Helmut Lang Christopher Williams, Michel Zeit das Buch Café Central, Skizze machen, um das Romanfragment beginnt, Martin Kippenberger in die Majerus, Johannes Wohnseifer, zum Entwurf einer Romanfigur. Amerika von Franz Kafka zu einem Modewelt einzuführen. Heimo Zobernig. glücklichen Ende zu bringen. Lebt 1987 1997 und arbeitet in Köln und Frankfurt. 1994 Erste Ausstellung in Frankreich in 28. Januar Eröffnung der Abschluss- Erste Aluminiumskulpturen Krieg böse der Villa Arson, Nizza, mit Werner 1992 ausstellung des Ausstellungsraumes und Weihnachtsmann als Frosch Büttner, Albert und Markus Oehlen. Unterrichtet in Kassel an der Fettstrasse 7a in Zürich. 30. Januar getarnt an Spiegelei mit Laterne (Insel) Skulpturenausstellung Peter, die Gesamthochschule. Professor der Retrospektive Respektive 1997–1976 als Palme getarnt. Beginnt mit Kunst russische Stellung in der Galerie Max Erfreulichen Klasse Kippenberger. im MAMCO (Musée d’art moderne ist Schrebergärtnerei, angefangen Hetzler, Köln. Weitere Stationen der Gastvorlesungen in Yale (University), et contemporain) in Genf. 1. Februar mit Don’t Wake Daddy-Zyklus, Peter-Tournee: Wien, Graz, New York. Nizza und Amsterdam (bis 1995). Ausstellung Der Eiermann und seine Abschluss in Madrid mit dem Beitrag Kuratiert die Gruppenausstellung Entfernt sich zunehmend von der Ausleger im städtischen Museum für Cocido y crudo (Holzreliefs mit Broken Neon im Forum Stadtpark, Kunstszene und lebt und arbeitet Abteiberg in Mönchengladbach. Holzzäunen). The Happy End of Graz, u.a. mit Joseph Beuys, im Schwarzwald. Franz Kafka’s „Amerika“ in Rotterdam, Am 7. März stirbt Martin Kippenberger Jiri Georg Dokoupil, Fischli & Weiss, begleitet von 9 Buchpublikationen: in Wien. Franz West und Heimo Zobernig. Toll von Daniel Richter und Werner 1988 Büttner; Der Schoppenhauer. Umzug nach Spanien mit Albert Ein Schauspiel von Walter Grond; Oehlen (Sevilla, Madrid). Beschäftigt Frech und ungewöhnlich am Beispiel sich hauptsächlich mit Malerei. Kippenberger von Heliod Spieker- Es entstehen Selbstporträts mit Unter- mann; Ein Einstellungsgespräch von hose. Im Aperto der Biennale Venedig Jörg Schlick; The Happy End of Franz werden Laterne an Betrunkene und Kafka’s „Amerika“, Tisch 3, zwecks Hühnerdisco gezeigt. Einstellungsgespräch von der Familie Grässlin; Einstellungsgespräch Nr. 54, 1989 Dialog für zwei Akkordeons von Geburt seiner Tochter Helena Rüdiger Carl; Embauche au Balkan Augusta Eleonore. Vorbereitung einer von Michel Würthle; B: Gespräche Ausstellungstrilogie Köln/Los Angeles/ mit Martin Kippenberger von Jutta New York 1990–91 dokumentiert Koether, Mehr rauchen! von Diedrich durch einen Katalog der Villa Arson, Diederichsen und Roberto Ohrt. Nizza. Kuratiert die Ausstellung Euro-bummel I–III in Köln und Graz: Es werden Werke von Luis Claramunt, Sven Åke Johansson und Michael Krebber gezeigt. Ende des Jahres Umzug nach Los Angeles.

Einzelausstellungen 2001 1996 (Auswahl) Bilder einer Ausstellung, Galerie Bitte nicht auf die Bilder setzen, Bärbel Grässlin, Frankfurt (DE) Galerie Mikael Andersen, Kopenhagen 2008 (DK); L‘Atelier Matisse sous-loué Martin Kippenberger, Museum of 2000 à Spiderman, L’Atelier Soardi, Nizza Contemporary Art, Los Angeles (US); Hotel Drawings and The Happy End (FR); Kippenberger – Géricault: Martin Kippenberger, The Museum of Franz Kafka’s „Amerika“, The David Memento Metropolis, Turbinen Halls, of Modern Art, New York (US) and Alfred Smart Museum of Art Kopenhagen (DK); Vergessene University of Chicago, Chicago (US); 2007 Einrichtungsprobleme in der Villa The Renaissance Society at the Martin Kippenberger: Preis Bilder, Hügel (Villa Merkel), Villa Merkel, University of Chicago, Chicago (US); 1018 ART, New York (US); Martin Esslingen (DE); Martin Kunst Jacqueline: The Paintings Pablo Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Kippenberger: Nix Rugula, Galerie Couldn’t Paint Anymore, Metro Köln (DE); In het Paviljoen: Bleich-Rossi, Graz (AT); Visa View: Pictures, New York (US); Gummibilder, publicaties, drukwerk, en affiches Martin Kippenberger – Jaqueline: Galerie Gisela Capitain, Köln (DE) van Martin Kippenberger, de Hallen, The Paintings Pablo Couldn‘t Paint Haarlem (NL) 1999 Anymore, Galerie Samia Saouma, Selbstbildnisse, The Happy End Paris (FR) 2006 of Franz Kafka’s „Amerika“, Martin Kippenberger: Arbeiten bis 1995 Sozialkistentransporter, Laternen alles geklärt ist – Bilder 1984/85, Directions: Martin Kippenberger – etc., Deichtorhallen, Hamburg (DE); Städel Museum, Frankfurt (DE); Works on Paper, Hirshhorn Museum National Gallery, Prag (CZ); Martin Kippenberger, Tate Modern, and Sculpture Garden, Washington, Carnegie Museum, Pittsburgh (US); London (GB); Martin Kippenberger, D.C. (US); Über das Über, Galerie Together Again Like Never Before: K 21, Düsseldorf (DE); Ihr Kippy Borgmann Capitain, Köln (DE); The Complete Poster Works of Martin Kippenberger, Galerie Bärbel Grässlin, Martin Kippenberger, Art Front Kippenberger (mit Michael Asher), Frankfurt (DE); Martin Kippenberger, Gallery, Tokio (JP) 1301 PE, Los Angeles (US); Selbst- Museum of Contemporary Art, portraits, Deichtorhallen Hamburg, 1994 Los Angeles (US) Hamburg (DE) Das 2. Sein: Werke 2005 aus der Sammlung Grässlin, 1998 Martin Kippenberger: Lieber Maler Brandenburgischer Kunstverein Martin Kippenberger, Kunsthalle male mir, Gagosian Gallery, Potsdam (DE); Redemokratisierung, Basel, Basel (CH); The Last Stop New York (US); Martin Kippenberger: Galerie Borgmann Capitain, Köln West, MAK Center, Schindler Self-Portraits, Luhring Augustine (DE); Pictures of an Exhibition, Metro House, Los Angeles (US); Martin Gallery, New York (US) Pictures, New York (US); Printed Kippenberger & Freunde: Frühe Bilder, Matter, New York (US); The Happy 2004 Collagen, Objekte, die gesamten End of Franz Kafka’s „Amerika“, The Magical Misery Tour, Gagosian Plakate und späte Skulpturen, Museum Boijmans Van Beuningen, Gallery, London (GB); Kippenberger: Kunsthaus Zürich, Zürich (CH); Rotterdam (NL); A Man and His Pinturas, Palacio de Velazquez, Hommage an Martin Kippenberger: Golden Arm, Nolan/Eckman Gallery, Parque del Retiro, Museo Nacional Die achtziger Jahre, Bilder und New York (US); Don’t Wake Up Centro de Arte Reina Sofia, Skulpturen, Galerie Max Hetzler, Daddy, Galeria Juana de Aizpuru, Madrid (ES) Berlin (DE); Selbstportraits, Madrid/Sevilla (ES) Kunsthalle Basel, Basel (CH) 2003 1993 Martin Kippenberger: Das 2. Sein, Candidature à une retrospective, Museum für neue Kunst/ZKM, 1997 Centre Georges Pompidou, Paris (FR); Karlsruhe (DE); Schattenspiel im Martin Kippenberger: Respektive Metro-Net: Entrance To The Subway Zweigwerk: Martin Kippenberger – 1997–1976, Musée d’Art Moderne Station Lord Jim, Kthma Canné, Die Zeichnungen, Museum für neue et Contemporain, Genf (CH); Hrousa, Syros (GR); Pictures of an Kunst in der Kunsthalle Tübingen, Castello Di Rivoli, Turin (IT); Exhibition, Forum of Contemporary Tübingen (DE); Nach Kippenberger/ Der Eiermann und seine Ausleger, Art, St. Louis (US); Inhalt auf Reisen, After Kippenberger, Museum Städtisches Museum Abteiberg, Galerie & Edition Artelier, Graz (AT) Moderner Kunst, Stiftung Ludwig, Mönchengladbach (DE); Das Floß Wien (AT); Van Abbemuseum, der Medusa, Galerie Gisela Eindhoven (NL); Martin Kippenberger: Capitain, Köln (DE); Albert Oehlen Multiples, Kunstverein Braunschweig, präsentiert Martin Kippenberger, Braunschweig (DE); Martin Martin Kippenberger präsentiert Kippenberger: Die weißen Bilder Nudeln, Nudeln repräsentieren von 1991, Galerie Bärbel Grässlin, das Ende der Fettstrasse 7a, Birgit Frankfurt (DE) Kueng, Fettstrasse 7A, Zürich (CH); Homage to Martin Kippenberger: 2002 Hotel Drawings, London Projects, Documents of the Magical Misery London (GB); Martin Kippenberger, Tour, Galerie Gisela Capitain, Köln Galerie Drei, Klagenfurt (AT); (DE); Martin Kippenberger: Selected Martin Kippenberger, Metro Pictures, Works, Zwirner & Wirth, New York New York (US) (US); Martin Kippenberger: Works on Paper, David Zwirner, New York (US)

1992 1988 1985 1981 212 213 Martin Kippenberger: Handpainted Nochmal Petra, Kunsthalle Helmut Newton für Arme: Selbst- Werner Kippenberger: Pictures, Galerie Max Hetzler, Köln Winterthur, Winterthur (CH); beschmutzende Nestwärme bis 84, „Lieber Maler, male mir …“, (DE); Open Forum/Open House, Broken Neon, Galerie Christoph Dürr CCD Galerie, Düsseldorf (DE); Neue Gesellschaft für bildende Kunst, Forum for Contemporary Art, (Buck & Nagel), München (DE); Acht Ertragsgebirge und drei Entwürfe Realismusstudio 14, Berlin (DE); Washington D.C. (US); Kippenberger- Galerie Sylvana Lorenz, Paris (FR); für Müttergenesungswerke, Galerie Kippenberger in Nudelauflauf sehr Kippenberger-Kippenberger, Galerie Elite ’88, Edition Artelier, Graz (AT); Heinrich Ehrhardt, Frankfurt (DE); gerne, Galerie Petersen, Berlin (DE); Bleich-Rossi, Graz (AT); Malen ist El Retrato, Galeria Juana de Aizpuru, Money Forever (Hunger), Galerie Dialog mit der Jugend, Galerie Wahlen (mit Werner Büttner und Sevilla (ES); Martin Kippenberger Bärbel Grässlin, Frankfurt (DE); Achim Kubinski, Stuttgart (DE); Albert Oehlen), Kunstverein München, e Albert Oehlen, Galleria d’arte, Selling America & Buying El Salvador, Ein Erfolgsgeheimnis des Herrn München (DE); Erfreuliche Klasse Silvio R. Baviera, Cavigliana (CH); Metro Pictures, New York (NY); A. Onassis, Max Ulrich Hetzler GmbH, Kippenberger: Worm Works, David M. Oehlen, A. Oehlen, M. Kippenberger, Collagen: Martin Kippenberger, Albert Stuttgart (DE) Nolan Gallery, New York (US) W. Büttner, Galerie Susan Wyss, Oehlen, Galerie Thomas Borgmann, 1979 Zürich (CH) Köln (DE); Wäscheleine verkehrt rum 1991 Knechte des Tourismus (mit Achim (mit Georg Herold), Petersen Galerie, Heavy Mädel, Pace/MacGill Gallery, 1987 Schächtele), Performance im Berlin (DE); Was ist Ihre Lieblings- New York (US); Only Heavy, Luhring Peter: Die russische Stellung, Galerie Cafe Einstein, Berlin (DE); Kommen, minderheit – Wen beneiden Sie Augustine Hetzler Gallery, Santa Max Hetzler, Köln (DE); Peter 2, Kucken, Kaufen, Künstlerhaus, am meisten? Arbeiten mit Papier Monica (US); New Work (Put Your Galerie Peter Pakesch, Wien (AT); Hamburg (DE) 1983–1985, Galerie Klein, Bonn (DE); Eye In Your Mouth), San Francisco Sorry III, Metro Pictures, New York Wie komm’ ich in Kriegszeiten mit 1978 Museum of Modern Art (US); (US); Petra, Galerie Gisela Capitain, einem gebrochenen Arm und dem Dieser Mann sucht eine Frau, Kippenblinkys, David Nolan Gallery, Köln (DE); Broken Neon, steirischer Futurismus klar?, Galerie Ascan Crone, Segitzdamm 2–4, Berlin (DE) New York (NY); Heavy Burschi, herbst 87, Forum Stadtpark, Graz Hamburg (DE) Kölnischer Kunstverein, Köln (DE); (AT); Künstlerwerkstatt Lothringer- 1977 Tiefes Kehlchen, Wiener Festwochen, straße, München (DE); Galerie 1984 Al vostro servizio (mit Achim Duchow Wien (AT); Fred the Frog Rings the Christoph Dürr (Buck & Nagel), Geoma Plan: Neurologisches und Jochen Krüger), Galerie Petersen, Bell Once a Penny Two a Penny Hot München (DE); Galerie Sylvana Experiment mit der Macht (mit Hamburg (DE) Cross Burns, Galerie Max Hetzler, Lorenz, Paris (FR) (kuratiert von Georg Herold), Kunstverein Hamburg Arco, Madrid (ES) Martin Kippenberger); Martin (DE); Wahrheit ist Arbeit (mit Kippenberger: Arbeiten mit Papier, Werner Büttner und Albert Oehlen), 1990 Galerie Gisela Capitain, Köln (DE); Museum Folkwang, Essen (DE); Tiefe Heimweh Highway 90, Fundació Martin Kippenberger: Reise nach Blicke, Hessisches Landesmuseum, Caixa de Pensions, Barcelona (ES); Jerusalem, Galerie Bleich-Rossi, Darmstadt (DE); M.K.: 4 Bilder, Eine Handvoll vergessener Tauben, Graz (AT); Pop in: 37 Mirror Babies – Gerald Just, Hannover (DE); I.N.P. Galerie Grässlin-Ehrhardt, Frankfurt Martin Kippenberger, Forum Stadt- (Ist-nicht-Peinlich-Bilder), Galerie Max (DE); Martin Kippenberger, Villa park, Graz (AT); Q.U.I. (mit Werner Hetzler, Köln (DE); Abschied vom Arson, Nizza (FR); Jetzt geh ich in Büttner, Albert Oehlen, Markus Jugendbonus II (mit Albert Oehlen), den Birkenwald, denn meine Pillen Oehlen), Centre National des Arts Galerie Thomas Borgmann, Köln wirken bald, Anders Tornberg Gallery, Plastique, Villa Arson, Nizza (FR) (DE); Schock aus, heißt das Spiel, Lund (SE); Haus-Schloss-Case, Metro Galerie Peter Pakesch, Wien (AT); Pictures, New York (US); Unlängst 1986 One ten eight four, Ausstellungsraum verlängerte Originale, Galerie Miete Strom Gas, Hessisches Fettstrasse 7a, Hamburg (DE) Gisela Capitain, Köln (DE); Martin Landesmuseum, Darmstadt (DE); Kippenberger: Le Désenchantement Sand in der Vaseline, CCD Galerie, 1983 du Monde, Galerie Peter Pakesch, Düsseldorf (DE); Nur Angst vor Kippenberger! 25.2.53–25.2.83, Wien (AT); Café Central, Innsbruck Frauen die Samt tragen (Seidene Abschied vom Jugendbonus!, (AT); Martin Kippenberger, Galerija Schlüpfer sind keine Ausrede für Vom Einfachsten nach Hause, Dany Studentskog Kulturnog Centra, hautfarbene BHs), Oldenburger Keller Galerie, München (DE); Frauen Belgrad (YU); Schwarz – Brot – Gold, Kunstverein, Oldenburg (DE); im Leben meines Vaters (mit Albert Galerie Bleich-Rossi, Graz (AT) Martin Kippenberger, T.Ü., Galerie Oehlen), Galerie Klein, Bonn (DE); Borgmann Capitain, Köln (DE); Kennzeichen eines Unschuldigen, 1989 Die No Problem Bilder (Anlehnungs- Galerie Rudolf Zwirner, Köln (DE); Die Hamburger Hängung, Umzüge bedürfnis), Galerie Christoph Dürr Werner Büttner, Mattin Kippenberger, 1957–1988, Fallende Flüge, (Buck & Nagel), München (DE); Albert Ohlen, Markus Oehlen, Galerie Galerie Gisela Capitain, Köln (DE); Die Perspektivenscheiße, Gerald Just, Max Hetzler, Stuttgart (DE); Gibt’s Bei Nichtgefallen Gefühle zurück Hannover (DE); Gib mir das mich wirklich?, Galerie Max Hetzler, (En cas de réclamation les senti- Sommerloch (Under the Volcano – Stuttgart (DE) mentes vous seront remboursés), Teil II), Galerie Klein, Bonn (DE) Halle Sud, Genf (CH); D.E.d.A. 7 1982 (Das Ende der Avantgarde), Fiffen, Faufen, Ferfaufen, Studio F, Fettstraße 7A, Zürich (CH); D.E.d.A. 6 Ulm (DE); Capri bei Nacht (mit (Das Ende der Avantgarde), PPS. Albert Oehlen), Galerie Tanja Grunert, Galerie F.C. Gundlach, Hamburg (DE); Stuttgart (DE); Kiste Orgon bei VIT 89, Galerie Max Hetzler, Köln Nacht (mit Albert Oehlen), Galerie (DE); Eurobummel I, kuratiert von Max Hetzler, Stuttgart (DE); Türe Martin Kippenberger, Galerie Bleich- bei Nacht, Dr. Dacic, Tübingen (DE); Rossi, Graz (AT); Eurobummel II Kippenberger: Das Leben ist hart und (Die unbekannten Bekannten, ungerecht, Forum Kunst, Rottweil Die Fahrt ins Freilichtmuseum), (DE); Über sieben Brücken mußt Du kuratiert von Martin Kippenberger, gehen, Galerie Max Hetzler, Stuttgart; Galerie Gisela Capitain, Galerie Kutscherhaus, Berlin (DE) Isabella Kacprzak, Köln (DE); Eurobummel 4, kuratiert von Martin Kippenberger, PPS. Galerie F.C. Gundlach, Hamburg (DE)

Gruppenausstellungen 2003 2000 (Auswahl) La Biennale di Venezia, Deutscher German Art in Moscow, Central Pavillon (mit Candida Höfer), Venedig House of the Artist, Moskau (RU); 2007 (IT); SUPPORT 1: Die Neue Galerie The Biennale of Sydney, The Gunnery, Think with the Senses – Feel with als Sammlung, Neue Galerie, Graz Sydney (AU); Unvollendete Vergangen- the Mind. Art in the Present Tense, (AT); Go Johnny Go! Die E-Gitarre: heit: Verarbeitung des Zweiten La Biennale di Venezia, Venedig (IT); Kunst und Mythos, Kunsthalle Wien, Weltkrieges in der Bildenden Kunst Das abc der Bilder, Staatliche Museen Wien (AT); M_ARS: Kunst und Krieg, in Deutschland und den Niederlanden, zu Berlin, Pergamonmuseum, Berlin Neue Galerie, Graz (AT); Obsessive Stiftung Kunst und Gesellschaft, (DE); Sympathy for the Devil: Art and Malerei: Ein Rückblick auf die Neuen Amsterdam (NL); Neues Museum, Rock and Roll Since 1967, Museum Wilden, Museum für Neue Kunst, Staatliches Museum für Kunst und of Contemporary Art, Chicago (US); ZKM Karlsruhe (DE); Berlin Moskau: Design in Nürnberg, Nürnberg (DE); Studio Jahresgaben, Grazer Kunst- Kunst 1950–2000, Martin Gropius Pulchri Studio, Amsterdam (NL) verein, Graz (AT); Passion for Art, Bau, Berlin (DE); Staatliche Tretjakow- Essl Museum, Klosterneuburg (AT) 1999 Galerie, Moskau (RU) Carnegie International, Carnegie 2006 2002 Museum of Art, Pittsburgh (US); Eye on Europe: Prints, Books & Keine Kleinigkeit, Kunsthalle, Das XX. Jahrhundert: Ein Jahrhundert Multiples/1960 to Now, MoMA, New Basel (CH); Sand in der Vaseline: Kunst in Deutschland, Nationalgalerie York (US); Defamation of Character, Künstlerbücher II: 1980–2000, Berlin (DE); dAPERTutto, La Biennale P.S.1 MoMA, New York (US); Krefelder Kunstmuseum, Krefeld (DE); di Venezia, Venedig (IT); zoom: Faster!Bigger!Better! Signetwerke Hessisches Landesmuseum Darm- Ansichten zur Deutschen Gegen- der Sammlungen, ZKM, Museum stadt (DE); Neues Museum – wartskunst, Sammlung Landesbank für Neue Kunst, Karlsruhe (DE); Staatliches Museum für Kunst und Baden-Württemberg, Forum Landes- Make Your Own Life: Artists In & Out Design in Nürnberg, Nürnberg (DE); bank Baden-Württemberg, Galerie of Cologne, Institute of Contemporary Painting on The Move, Kunstmuseum Landesbank Baden-Württemberg, Art, University of Pennsylvania (US); Basel, Museum für Gegenwartskunst, Galerie der Stadt Stuttgart, Galerien The Power Plant, Toronto (CA); Kunsthalle Basel (CH); Postwar der Stadt Esslingen, Villa Merkel und Henry Art Gallery, University of German Works on Paper: Gifts of Bahnwärterhaus, Württembergischer Washington, Seattle (US); Museum Susan and Lewis Manilow, The Art Kunstverein Stuttgart, Städtisches of Contemporary Art, North Miami Institute of Chicago (US); Lieber Museum Abteiberg Mönchengladbach, (US); Sexy Mythos: Selbst- und Maler, male mir: Radikaler Realismus Kunsthalle zu Kiel (DE); Get Together, Fremdenbilder von Künstler/innen, nach Picabia, Centre Pompidou, Kunsthalle Wien, Wien (AT) Neue Gesellschaft für Bildende Kunst Paris (FR); Kunsthalle Wien, Wien (AT); NGBK, Berlin (DE); Forum Stadtpark, 1998 Schirn Kunsthalle, Frankfurt (DE) Graz (AT); Hochschule für Grafik und one for you – among you – with you: Buchkunst, Leipzig (DE); Inventur. 2001 A Martin Kippenberger, Galerie Juana Werke und Dokumente aus der Big Nothing, Höhere Wesen, de Aizpuru, Sevilla (ES); Mai 98: Sammlung Herbert, Kunsthaus Graz, Der blinde Fleck und Das Erhabene Positionen zeitgenössischer Kunst Graz (AT) in der Zeitgenössischen Kunst, seit den 60er Jahren, Kunsthalle Köln, Staatliche Kunsthalle, Baden-Baden Köln (DE); Selbstporträts, Galerie 2005 (DE); Zero Gravity, Kunstverein Bärbel Grässlin, Frankfurt (DE) Drawing from the Modern, für die Rheinlande und Westfalen, 1975–2005, Museum of Modern Art, 1997 Düsseldorf (DE); Abbild: Recent New York (US); When Humour documenta X, Kassel (DE); A House Portraiture and Depiction, Landes- Becomes Painful, Migros Museum is Not a Home: Everyday Objects in museum Joanneum, Graz (AT); für Gegenwartskunst, Zürich (CH); Contemporary Sculpture, Rooseum, Painting at the Edge of the World, The Blake Byrne Collection, Center for Contemporary Art, Center Walker Art Center, Minneapolis (US); The Museum of Contemporary Art, for Contemporay Art, Malmö (SE); Reisen Ins Ich: Künstler/Selbst/Bild, Los Angeles (US); Exit: Ausstieg aus Deutschlandbilder, Kunst aus einem Sammlung Essl – Kunst der Gegen- dem Bild, ZKM, Museum für neue geteilten Land, Martin Gropius-Bau, wart, Klosterneuburg/Wien (AT); Kunst, Karlsruhe (DE); Flashback, Berlin (DE); Deep Storage: Arsenale Tele(visions): Kunst sieht Fern, Kunst- Museum für Gegenwartskunst, Basel der Erinnerung, Henry Art Gallery, halle Wien, Wien (AT); Vom Eindruck (CH); Zur Vorstellung des Terrors: Seattle (US); Kunstmuseum zum Ausdruck: Grässlin Collection, Die RAF. Ausstellung, Kunst-Werke, Düsseldorf (DE); Haus der Kunst, Deichtorhallen Hamburg (DE) Berlin (DE) München (DE); P.S. 1 Center for Contemporary Art, New York (US) 2004 100 Artists See God, Institute for 1996 Contemporary Art, London (GB); Kippenberger – Géricault, Memento I Hate You: The Falckenberg Collection Metropolis, Turbinen Hallen Meets Louisiana, Louisiana Museum Kopenhagen, Kopenhagen (DK); of Modern Art, Humlebaek (DK); Hessenhuis Antwerpen (BE); Obsessive Malerei: Ein Rückblick Kulturfabrik Liljeholmen, Stockholm auf die neuen Wilden, Museum für (SE); Thinking Print: Books to Neue Kunst, ZKM Karlsruhe (DE); Billboards, 1980–95, The Museum off the record, ARC/Museee d’Art of Modern Art, New York (US); Moderne de la Ville de Paris, Paris Someone else with my fingerprints, (FR); SUPPORT 2: Die Neue Galerie David Zwirner Gallery, New York als Sammlung, Neue Galerie, Graz (US); Galerie Hauser & Wirth, Zürich (AT); Skulptur: Prekärer Realismus (CH); SK Stiftung Kultur, Köln (DE); zwischen Melancholie und Komik, Kunstverein München, München (DE); Kunsthalle Wien, Wien (AT); Kunstverein Hamburg, Hamburg (DE) Contemporary German Art from the Collection, San Francisco Museum of Modern Art, San Francisco (US)

1995 1991 1984 214 215 Rainer Fetting und Zeitgenossen 2 Semester Kippenberger, Virtuosen Group Show (mit Werner Büttner, aus der Sammlung Martin Sanders, Ihrer Zeit ’91, Galerie Grässlin- Albert Oehlen, Markus Oehlen), Metro New York (US); Staatliches Ehrhardt, Frankfurt (DE); Give me Pictures, New York (US); Deutsch- Russisches Museum, Petersburg a hand before I call you back, Galerie sprechende Galeristinnen, Galerie Six (RU); Pittura/Immedia: Malerei in Bleich-Rossi, Graz (AT); steirischer Friedrich, München (DE); Die Güte den 90er Jahren, Neue Galerie am herbst ’91: Fallen und Fallen Lassen, der Gewohnheit, CCD Galerie, Düssel- Landesmuseum Joanneum, Graz Forum Stadtpark, Graz (AT); Galerie dorf (DE); Van Krimpen, Amsterdam (AT); Mücsarnok, Budapest (HU); Bleich-Rossi, Graz (AT); Once again (NL); Neue Grafik, Galerie Max Hetzler, The Image of Europe, European the world is flat (mit Joseph Kosuth Köln (DE); Zwischenbilanz, Neue Cultural Month 95, Eleftheriea’s und Haim Steinbach), Galeria Juana Galerie am Joanneum, Graz (AT); Square Garden, Nikosia (CY) de Aizpuru, Madrid (ES) Villa Stuck Museum, München (DE); Forum für aktuelle Kunst/Galerie 1994 1990 Krinzinger, Innsbruck (AT); Rheinisches Bild: Contemporary Photography Allegories of Modernism: Landesmuseum, Bonn (DE) in German Art, Louisiana Museum Contemporary Drawing, The Museum of Modern Art, Humlebaek (DK); of Modern Art, New York (US); 1983 Return of the Hero (mit Georg Baselitz, Drawings, Metro Pictures, New York Werner Büttner, Mattin Kippenberger, Günther Förg, Albert Oehlen, Sigmar (US); Prints and Multiples, Albert Ohlen, Markus Oehlen, Polke, Gerhard Richter), Luhring Luhring Augustine Hetzler Gallery, Galerie Max Hetzler, Stuttgart (DE); Augustine Gallery, New York (US); Santa Monica (US) Photocollage, Neue Gesellschaft für Spielverderber, Forum Stadtpark, Bildende Kunst – Realismus Studio 1989 steirischer herbst, Graz (AT); Works 24, Berlin (DE); La Nouvelle Peinture Edition, Fotos, Originale, Ausstellungs- on paper, Eleni Koroneou Gallery, en France et Ailleurs, Museé de raum 1020, Wien (AT); I Triennal de Athen (GR); Neue Galerie am Landes- Bourbon, Lancy (CH); Schwerter zu Dibuix Joan Miró, Fundacio Joan Miró, museum Joanneum, Graz (AT); Welt- Zapfhähnen (zusammen mit Werner Barcelona (ES); Das Medium der Moral: Moralvorstellungen in der Kunst Büttner, Albert Oehlen, Markus Oeh- Fotografie ist berechtigt, Denkanstöße heute, Kunsthalle Basel, Basel (CH) len), Galerie Peter Pakesch, Wien (AT) zu geben, Kunstverein Hamburg, 1993 Hamburg (DE) 1982 Frauenkunst – Männerkunst, La giovane pittura in Germania: 1988 (Kippenberger-Kunstverein), Die junge Malerei in Deutschland, Aperto 38, La Biennale di Venezia, Museum Fridericianum, Kassel (DE); Galleria d’Arte Moderna Bologna, Venedig (IT); Das Licht von der German Photography, Solomon R. Bologna (IT); Tendenzen ’82, anderen Seite, PPS Galerie, Hamburg Guggenheim Museum, New York (US); Ulmer Museum, Ulm (DE) (DE); Refigured Painting: The German Lannan Foundation, Los Angeles Image, The Toledo Museum of Art, 1981 (US); Images pour la lutte contre le Toledo/Ohio (US); Solomon R. Junge Kunst aus Westdeutschland sida, Centre Georges Pompidou, Paris Guggenheim Museum, New York (US); ’81, Galerie Max Hetzler, Stuttgart (FR); Photographie in der Deutschen Williams College Museum, Williams- (DE); Vom Jugendstil zum Freistil Gegenwartskunst, Museum Ludwig, town/Massachusetts (US); Arbeit (mit Ina Barfuss und Thomas Köln (DE); Museum für Gegenwarts- in Geschichte – Geschichte in Arbeit, Wachweger), Galerie Petersen, kunst, Basel (CH); Louisiana Museum Kunsthaus Hamburg, Hamburg (DE); Berlin (DE) of Modern Art, Humblebaek (DK); Georg Herold, Joseph Beuys, Drawing the line against AIDS, Peggy 1980 Martin Kippenberger, Sigmar Polke, Guggenheim Collection, Venedig (IT) 2. außerordentliche Veranstaltung Luhring Augustine & Hodes Gallery, in Bild und Ton: Aktion Pißkrücke – 1992 New York (US) Geheimdienst am Nächsten, Allegories of Modernism: 1987 Künstlerhaus, Hamburg (DE); Contemporary Drawing, The Museum Berlinart 1961–1987, Museum of Finger für Deutschland, Atelier of Modern Art, New York (NY); Modern Art, New York (US); Museum Jörg Immendorff, Düsseldorf (DE) steirischer herbst ’92, Grazer Kunst- of Modern Art, San Francisco (US); verein, Graz (AT); Galerie Bärbel 1979 Fotografie, Groninger Museum, Grässlin, Frankfurt (DE); Qui, quoi, 1. Außerordentliche Veranstaltung in Groningen (NL); Room Enough: où? Un regard sur l’Art en Allemagne, Bild und Klang zum Thema der Zeit: Sammlung Schürmann, Suermondt- Musée d’Art Moderne de la Ville Elend, Kippenbergers Büro, Berlin Ludwig Museum, Aachen (DE) de Paris, Paris (FR); Photography (DE); Buenas Dias, SO 36, Berlin (DE) in Contemporary German Art: 1960 1986 1978 to the Present, Walker Art Center, Galerie Bama, Paris (FR); Deutsche Aschamatta: Bier für junge Leute Minneapolis (US); Dallas Museum Malerei der Gegenwart, Galerie (mit Ina Barfuss und Thomas of Art, Dallas (US); Modern Art Cómicos, Lissabon (PT); Photographie, Wachweger), Kippenbergers Büro, Museum of Forth Worth, Texas (US); Galerie Gugu Ernesto, Köln (DE); Berlin (DE) The Solomon R. Guggenheim Neue deutsche Kunst aus der Museum, SoHo, New York (US); Sammlung Ludwig, Aachen, Haus 1977 Dirty Data, Sammlung Schürmann, Metternich, Koblenz (DE); Thema Chimären (mit Ina Barfuss und Ludwig Forum für Internationale Anlehnungsbedürfnis 86, Villa Stuck, Thomas Wachweger), Hamburg (DE) Kunst, Aachen (DE) München (DE) 1985 1945–1985: Kunst in der Bundes- republik Deutschland, Nationalgalerie, Berlin (DE); Kritische Orangen für Verdauungsdorf (mit Wolfgang Bauer, Albert Oehlen, Jörg Schlick), Galerie Bleich-Rossi, Graz (AT)

1972 1980 Biography Begins studying at the Hamburg Moves to Paris, intending to become Art Academy (Hochschule für a writer, lives in hotels on the Left bildende Künste). Quits after sixteen Bank. Works on his first novel, semesters. excerpts from which are used in 1981 in the series of events entitled 1976 Through Puberty to Success. Leaves Hamburg for Florence, hoping to become an actor. Paints the first 1981 canvases in his series Uno di voi, Visits Siena, then spends some time un tedesco in Firenze. All these works working in the Black Forest and are in the same format, 50 × 60 cm, Stuttgart. First series of paintings in black and white, mainly based using colour, shown in the Hetzler on postcards or on photos taken by Gallery in Stuttgart under the title himself. However, the project remains A Secret of the Success of Mr A. 1953 incomplete. The idea was for the Onassis. Born in Dortmund, the only boy in frames of the pictures, when stacked a family of five, with two elder and 1982 together, to reach his own height two younger sisters. His father is Collaborates with Albert Oehlen on of 189 cm, but the end result (around director of the Katharina-Elisabeth such works as Capri by Night and 70 works) falls 10 cm short. colliery, his mother a dermatologist. 0rgone Box By Night. Meets Günther 1977 Förg and admires his work. 1956 Returns to Hamburg. First one-man The family moves to Essen. He spends 1983 show of his Florence pictures at six years at a “strict, evangelical” Settles in Cologne, with a studio the Petersen Gallery. Meets Werner school in the Black Forest. Shows near the Friesenplatz. Meets Martin Büttner and Albert Oehlen. great artistic talent even as a child, Prinzhorn in Vienna. A year later, although he skips art classes after 1978 spends the summer painting on his teacher gives him only the second Moves to Berlin. Founds Prinzhorn’s “Thomasburg” estate highest grade, feeling that this grade “Kippenberger’s Office” with Gisela near Edlitz. First exhibition in Vienna is unfair. Capitain. At the same time becomes at the Pakesch Gallery, a group show manager of the famous S.O. 36 hall, with Werner Büttner and Albert and 1967 a venue for the film festivals and Markus Oehlen called Schwerter Attempts to maintain control over concerts he organises (including zu Zapfhähnen. Makes Franz West’s his freedom of movement by going performances by Lydia Lunch, Wire, acquaintance there. Returns to to the dance hall; aged 14, is told Adam and the Ants, and Scott Cologne. Paints Casa Magnetica. by dance teacher Anne Blömke, Asheton, the Iggy Pop drummer). “Herr Kippenberger, don’t waggle 1984 Also mounts exhibitions in the Office. your behind like that.” This exagger- Paints the I.N.P. Bilder (Ist Nicht Founds “The Grugas” punk band. ation is a deciding factor. Cherishes Peinlich Bilder/Is Not Embarrassing Makes his first single, “Luxus”, with ambitions thereafter to become the Pictures). Wahrheit ist Arbeit (Truth Christine Hahn and Eric Mitchell. third best dancer in Europe. is Work) catalogue by Werner Büttner, 1979 Martin Kippenberger and Albert 1968 Kippenberger’s Office shows the Oehlen published for the exhibition After taking his fourth-year exam exhibition Misery, including works at the Folkwang Museum in Essen. three times he decides to leave by Werner Büttner, Achim Duchow, Ruralises again on Prinzhorn’s estate, school and pursue a practical career. Walter Dahn and Georg Herold. and exhibits the resulting pictures Rejected as a trainee by the Böhmer Meets Michel Würthle, the owner in autumn at Peter Pakesch’s gallery shoe store for having “too much of the “Paris Bar” in Berlin. Donates and in a group show at Metro. talent”. Starts a course in window works of his own to the restaurant Designs an extensive programme of dressing with the Boecker clothing on permanent loan. Goes on a trip to events for his exhibition in Vienna and store. the United States, resulting in works the following one by Albert Oehlen, 1969 in sound and pictures by himself and who has meantime also moved to Fired from his job for taking drugs. Achim Schächtele entitled Vassals Vienna. One event is the legendary Trip to Scandinavia. of Tourism and shown in the “Cafe Fiakerrennen (Cab Race, 1st prize Einstein”, Berlin. The professional Martin Kippenberger, 2nd prize Albert 1970 poster artist Hans Siebert paints the Oehlen, 3rd prize withheld for want Has therapy at a farm near Hamburg. series of twelve works Dear Painter, of serious participants). During this Discharged as cured. Paint Me from ideas by Kippenberger. period, lives and works with Albert 1971 Buys early works by Ina Barfuss and Oehlen at the latter’s studio in Moves to Hamburg and lives Thomas Wachweger for his own Weissgerberlende. Joins the Lord Jim in various communes. collection. Meets his future gallerist Lodge, acknowledging its supreme Meets Ina Barfuss, Joachim Krüger Max Hetzler. Acts in three films status and “No-one Helps Anyone” and Thomas Wachweger. directed by three women: Christel principle (members: Jörg Schlick and Buschmann’s Gibbi Westgermany, Wolfgang Bauer). Ulrike Oettinger’s Bildnis einer Trinkerin (Portrait of a Woman Drunk) and Gisela Stelly’s Liebe Sehnsucht Abenteuer (Love Yearning Adventure), after which he abandons his career in films. His models: Albert Finney in Under the Volcano and Ben Gazzara in The Killing of a Chinese Bookie.

1985 1990 1993 1995 216 217 Stays with Michael Krebber in Creates his first latex-covered Revises his address book, parting Cycle of drawings Eroticism behind Santa Cruz, Tenerife. First attempts pictures in the USA. Meets Mike from several friends. Becomes architecture in Tokyo. Gives up spirits at sculpture, including the Peter Kelley, John Caldwell, Ira Wool and increasingly convinced that the world in favour of Californian red wine. series. Goes to the health resort of Cady Noland. Begins collecting of music is defunct and the theatre Becomes member of the “Border Knokke, Belgium, for a cure. Hires contemporary American art more is insular. From now on, concentrates Club”. Moves to the Burgenland area. a ghost writer to record his vacation intensively. Buys 35 % share in on recommendations from people Plans an exhibition in the Matisse experiences there in a work entitled ownership of the Italian restaurant, previously unknown to him. Is con- Studio, Nice: Spiderman. Release of How It Really Was, From the Example Capri, in Venice, Los Angeles. Returns stantly at odds with the art market CD entitled Beuys Best, in new sound, of Knokke. First photographic works to Cologne and begins term as (which thinks him crazy). Runs the freely adapted from Joseph Beuys. exhibited in the CCD Gallery, guest professor at the Städelschule, Kippenberger Art Society in the Second book, Hotel-Hotel. Düsseldorf, under the title of Helmut Frankfurt. A public uproar is caused Fridericianum in Kassel until 1995, 1996 Newton for the Poor. Creates sculp- by the carving Fred the Frog on the putting on one-man shows of the Marries Elfie Semotan. Makes a tural works in the series Familie Artist’s Cross during an exhibition works of Albert Oehlen, Ulrich start on construction work for the Hunger, and Mountains of yielded at the Jänner Gallery, Vienna. Strothjohann, Cosima von Bonin, Tower of Syros with built-in Staircase income. Meets Christian Bernard, Michael Krebber, Johannes 1991 1990, by Cady Noland. Returns to director of the Villa Arson, Nice. Wohnseifer, and a group exhibition Updates the art collection of the the subject of eggs and noodles with entitled Art of Women – Art of Men 1986 “Paris Bar”, Berlin, by adding works renewed interest. Begins The Raft with works by over thirty artists. Trip to Brazil (“The Magical Misery of artists including Louise Lawler, of Medusa cycle and J. Picasso, his Announcement for a candidature to Tour”), where he buys a disused Laurie Simmons, Barbara Ess and sad portraits of Jacqueline Picasso. a retrospective at the Samia Saouma gas station and renames it the Zoe Leonard. Major installation Releases CD Greatest Hits; 17 years Gallery (Kasperle-Bilder); Exhibition “Martin Bormann Gas Station”. entitled Deep Throat in a subway of Martin Kippenberger’s Music (with Candidature à une rétrospective at First large-scale museum exhibition, tunnel on the occasion of the Wiener Rüdiger Carl, Sven Åke Johansson, the Georges Pompidou Centre, Paris. Rent Electricity Gas in the Hessisches Festwochen (Vienna Festival Weeks). Christina Hahn, Achim Kubinski, Eric Builds first subway station on Syros, Landesmuseum, Darmstadt; Exhibition at the Kunstverein, Mitchell and Albert Oehlen). Another linked 1995 to subway station in catalogue under the same title Cologne, of photographs of works CD made with Lukas Baumewerd, Dawson City West (Yukon Territory, published with texts by Bazon Brock painted and later destroyed. One-man Subway Station Noises (international). Canada). Construction of a subway and Diedrich Diederichsen. “Anti- show at the San Francisco Museum Exhibition at the Villa Merkel, station in Leipzig (site of the 1997 Apartheid Drinking Congress” during of Modern Art. Gives more interviews, Esslingen, instead of the Krupp Leipzig Trade Fair), a transportable the Commonwealth Games in particularly to Jutta Koether, Diedrich family’s Villa Hugel, Essen. Plans to underground station for documenta X, Edinburgh: the first and only political Diederichsen and Oswald Wiener. close the exhibition room Fettstrasse Kassel (1997), and a transportable act in the artist’s work. Stays at Learns the noble art of accordion 7a at Birgit Küng’s in Zurich ventilation shaft for Sculpture. the Hotel Chelsea in Cologne and playing from free-jazz musician (has run Fettstrasse 7a in Hamburg, Projects in Münster (1997). Founds redesigns it. Main autobiographical Rüdiger Carl. Seriously considers with A. Oehlen, since about 1984). the MOMAS (Museum of Modern Art, work of this period: the book Cafe taking time off to complete Franz Is awarded the Käthe Kollwitz Prize, Syros). Opening exhibition featuring Central: Sketches for the Protagonist Kafka’s fragment of a novel Amerika, worth DM 10,000. Begins introducing Hubert Kiecol, followed by annual of a Novel. giving it a happy ending. Lives and Helmut Lang to the world of art, while exhibitions so far featuring works works in Cologne and Frankfurt. Lang introduces Kippenberger to the 1987 by Ulrich Strothjohann, Christopher world of fashion. First exhibition in France at the Villa 1992 Wool, Cosima von Bonin, Stephen Arson, Nice, with Werner Büttner and Teaches at the Comprehensive Prina, Christopher Williams, Michel 1997 Albert and Markus Oehlen. Exhibition University of Kassel, as professor Majerus, Johannes Wohnseifer, 28 January, opening of the of sculptures, Peter, the Russian of the Happy Kippenberger Class. Heimo Zobernig. final exhibition at the Fettstrasse 7a Positions, at the Max Hetzler Gallery, Is a guest lecturer at Yale University exhibition room in Zurich. 1994 Cologne; subsequently shown in and in Nice and Amsterdam (until 30 January, his retrospective First aluminium sculptures War Vienna, Graz and New York. Is curator 1995). Moves further and further exhibition Respektive 1997–1976 Wicked and Santa Claus disguised of the exhibition Broken Neon in away from the art world; lives and opens at MAMCO (the Musée d’art as frog on a fried egg with street lamp the Forum Stadtpark, Graz, containing works in the Black Forest. moderne et contemporain) in Geneva. (island) disguised as palm tree. works by several artists including 1 February, exhibition The Eggman Begins on art as allotment gardening Joseph Beuys, Jiri Georg Dokoupil, and his Outriggers in the Städtisches project, starting with the cycle Don’t Fischli & Weiss, Franz West and Museum Abteiberg, Monchengladbach. Wake Daddy, concluding in Madrid Heimo Zobernig. with Cocido y crudo (wooden reliefs 1988 with wooden fences). Installation, Martin Kippenberger dies Moves to Spain (Seville and Madrid) The Happy End of Franz Kafka’s on 7 March in Vienna. with Albert Oehlen. Is chiefly occupied “Amerika” in Rotterdam, accompanied with painting. Creates Self-portraits by the publication of nine books: with Underpants, Street Lamp for Amazing, by Daniel Richter and Drunks and Chicken Disco, shown Werner Büttner; The Schoppenhauer. in the Aperto of the Venice Biennale. A Play, by Walter Grond; Bold and Unusual: Kippenberger’s Example, 1989 by Heliod Spiekermann; An Interview, Birth of his daughter Helena Augusta by Jörg Schlick; The Happy End of Eleonore. Preparations for a tripartite Franz Kafka’s “Amerika”, Table 3, exhibition Cologne/Los Angeles/ With a View to an Interview, by the New York 1990–91, as recorded Grässlin family; lnterview 54, Dialogue in a catalogue from the Villa Arson, for Two Accordions, by Rüdiger Carl; Nice. Is curator of the exhibition Embauche au Balkan, by Michel Euro-stroll I–III in Cologne and Graz, Würthle; B: Conversations with Martin showing works by Luis Claramunt, Kippenberger, by Jutta Koether; More Sven Åke Johansson and Michael smoking!, by Diedrich Diederichsen Krebber. Moves to Los Angeles at the and Roberto Ohrt. end of the year.

Solo exhibitions 2001 1996 (selection) Bilder einer Ausstellung, Galerie Bitte nicht auf die Bilder setzen, Bärbel Grässlin, Frankfurt (DE) Galerie Mikael Andersen, Copenhagen 2008 (DK); L’Atelier Matisse sous-loué Martin Kippenberger, Museum of 2000 à Spiderman, L’Atelier Soardi, Nice Contemporary Art, Los Angeles (US); Hotel Drawings and The Happy End (FR); Kippenberger – Géricault: Martin Kippenberger, The Museum of Franz Kafka’s “Amerika”, The David Memento Metropolis, Turbinen Halls, of Modern Art, New York (US) and Alfred Smart Museum of Art Copenhagen (DK); Vergessene University of Chicago, Chicago (US); 2007 Einrichtungsprobleme in der Villa The Renaissance Society at the Martin Kippenberger: Preis Bilder, Hügel (Villa Merkel), Villa Merkel, University of Chicago, Chicago (US); 1018 ART, New York (US); Martin Esslingen (DE); Martin Kunst Jacqueline: The Paintings Pablo Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Kippenberger: Nix Rugula, Galerie Couldn’t Paint Anymore, Metro Cologne (DE); In het Paviljoen: Bleich-Rossi, Graz (AT); Visa View: Pictures, New York (US); Gummibilder, publicaties, drukwerk, en affiches Martin Kippenberger – Jaqueline: Galerie Gisela Capitain, Cologne (DE) van Martin Kippenberger, de Hallen, The Paintings Pablo Couldn’t Paint Haarlem (NL) 1999 Anymore, Galerie Samia Saouma, Selbstbildnisse, The Happy End Paris (FR) 2006 of Franz Kafka’s “Amerika”, Martin Kippenberger: Arbeiten bis 1995 Sozialkistentransporter, Laternen alles geklärt ist – Bilder 1984/85, Directions: Martin Kippenberger – etc., Deichtorhallen, Hamburg (DE); Städel Museum, Frankfurt (DE); Works on Paper, Hirshhorn Museum National Gallery, Prague (CZ); Martin Kippenberger, Tate Modern, and Sculpture Garden, Washington, Carnegie Museum, Pittsburgh (US); London (GB); Martin Kippenberger, D.C. (US); Über das Über, Galerie Together Again Like Never Before: K 21, Düsseldorf (DE); Ihr Kippy Borgmann Capitain, Cologne (DE); The Complete Poster Works of Martin Kippenberger, Galerie Bärbel Grässlin, Martin Kippenberger, Art Front Kippenberger (with Michael Asher), Frankfurt (DE); Martin Kippenberger, Gallery, Tokyo (JP) 1301 PE, Los Angeles (US); Self- Museum of Contemporary Art, Portraits, Deichtorhallen Hamburg, 1994 Los Angeles (US) Hamburg (DE) Das 2. Sein: Werke 2005 aus der Sammlung Grässlin, 1998 Martin Kippenberger: Lieber Maler Brandenburgischer Kunstverein Martin Kippenberger, Kunsthalle male mir, Gagosian Gallery, Potsdam (DE); Redemokratisierung, Basel, Basle (CH); The Last Stop New York (US); Martin Kippenberger: Galerie Borgmann Capitain, Cologne West, MAK Center, Schindler Self-Portraits, Luhring Augustine (DE); Pictures of an Exhibition, Metro House, Los Angeles (US); Martin Gallery, New York (US) Pictures, New York (US); Printed Kippenberger & Freunde: Frühe Bilder, Matter, New York (US); The Happy 2004 Collagen, Objekte, die gesamten End of Franz Kafka’s “Amerika”, The Magical Misery Tour, Gagosian Plakate und späte Skulpturen, Museum Boijmans Van Beuningen, Gallery, London (GB); Kippenberger: Kunsthaus Zürich, Zurich (CH); Rotterdam (NL); A Man and His Pinturas, Palacio de Velazquez, Hommage an Martin Kippenberger: Golden Arm, Nolan/Eckman Gallery, Parque del Retiro, Museo Nacional Die achtziger Jahre, Bilder und New York (US); Don’t Wake Up Centro de Arte Reina Sofia, Skulpturen, Galerie Max Hetzler, Daddy, Galeria Juana de Aizpuru, Madrid (ES) Berlin (DE); Self-Portraits, Kunsthalle Madrid/Sevilla (ES) Basel, Basel (CH) 2003 1993 Martin Kippenberger: Das 2. Sein, 1997 Candidature à une retrospective, Museum für neue Kunst/ZKM, Martin Kippenberger: Respektive Centre Georges Pompidou, Paris (FR); Karlsruhe (DE); Schattenspiel im 1997–1976, Musée d’Art Moderne Metro-Net: Entrance To The Subway Zweigwerk: Martin Kippenberger – et Contemporain, Geneva (CH); Station Lord Jim, Kthma Canné, Die Zeichnungen, Museum für neue Castello Di Rivoli, Torino (IT); Hrousa, Syros (GR); Pictures of an Kunst in der Kunsthalle Tübingen, Der Eiermann und seine Ausleger, Exhibition, Forum of Contemporary Tübingen (DE); Nach Kippenberger/ Städtisches Museum Abteiberg, Art, St. Louis (US); Inhalt auf Reisen, After Kippenberger, Museum Mönchengladbach (DE); Das Floß Galerie & Edition Artelier, Graz (AT) Moderner Kunst, Stiftung Ludwig, der Medusa, Galerie Gisela Capitain, Vienna (AT); Van Abbemuseum, Cologne (DE); Albert Oehlen Eindhoven (NL); Martin Kippenberger: präsentiert Martin Kippenberger, Multiples, Kunstverein Braunschweig, Martin Kippenberger präsentiert Braunschweig (DE); Martin Nudeln, Nudeln repräsentieren Kippenberger: Die weißen Bilder das Ende der Fettstrasse 7a, Birgit von 1991, Galerie Bärbel Grässlin, Kueng, Fettstrasse 7A, Zurich (CH); Frankfurt (DE) Homage to Martin Kippenberger: Hotel Drawings, London Projects, 2002 London (GB); Martin Kippenberger, Documents of the Magical Misery Galerie Drei, Klagenfurt (AT); Tour, Galerie Gisela Capitain, Cologne Martin Kippenberger, Metro Pictures, (DE); Martin Kippenberger: Selected New York (US) Works, Zwirner & Wirth, New York (US); Martin Kippenberger: Works on Paper, David Zwirner, New York (US)

1992 1988 1985 1981 218 219 Martin Kippenberger: Handpainted Nochmal Petra, Kunsthalle Helmut Newton für Arme: Werner Kippenberger: „Lieber Pictures, Galerie Max Hetzler, Winterthur, Winterthur (CH); Selbstbeschmutzende Nestwärme Maler male mir …“, Neue Gesellschaft Cologne (DE); Open Forum/Open Broken Neon, Galerie Christoph Dürr bis 84, CCD Galerie, Düsseldorf (DE); für bildende Kunst, Realismusstudio House, Forum for Contemporary Art, (Buck & Nagel), Munich (DE); Acht Ertragsgebirge und drei Entwürfe 14, Berlin (DE); Kippenberger in Washington D.C. (US); Kippenberger- Galerie Sylvana Lorenz, Paris (FR); für Müttergenesungswerke, Galerie Nudelauflauf sehr gerne, Galerie Kippenberger-Kippenberger, Galerie Elite ’88, Edition Artelier, Graz (AT); Heinrich Ehrhardt, Frankfurt (DE); Petersen, Berlin (DE); Dialog mit Bleich-Rossi, Graz (AT); Malen ist El Retrato, Galeria Juana de Aizpuru, Money Forever (Hunger), Galerie der Jugend, Galerie Achim Kubinski, Wahlen (with Werner Büttner and Sevilla (ES); Martin Kippenberger Bärbel Grässlin, Frankfurt (DE); Stuttgart (DE); Ein Erfolgsgeheimnis Albert Oehlen), Kunstverein München, e Albert Oehlen, Galleria d’arte, Selling America & Buying El Salvador, des Herrn A. Onassis, Max Ulrich Munich (DE); Erfreuliche Klasse Silvio R. Baviera, Cavigliana (CH); Metro Pictures, New York (NY); Hetzler GmbH, Stuttgart (DE) Kippenberger: Worm Works, David M. Oehlen, A. Oehlen, M. Kippenberger, Collagen: Martin Kippenberger, Albert 1979 Nolan Gallery, New York (US) W. Büttner, Galerie Susan Wyss, Oehlen, Galerie Thomas Borgmann, Knechte des Tourismus (with Achim Zurich (CH) Cologne (DE); Wäscheleine verkehrt 1991 Schächtele), Performance in rum (with Georg Herold), Petersen Heavy Mädel, Pace/MacGill Gallery, 1987 Cafe Einstein, Berlin (DE); Kommen, Galerie, Berlin (DE); Was ist Ihre New York (US); Only Heavy, Luhring Peter: Die russische Stellung, Kucken, Kaufen, Künstlerhaus, Lieblingsminderheit – Wen beneiden Augustine Hetzler Gallery, Santa Galerie Max Hetzler, Cologne (DE); Hamburg (DE) Sie am meisten? Arbeiten mit Papier Monica (US); New Work (Put Your Peter 2, Galerie Peter Pakesch, 1983–1985, Galerie Klein, Bonn (DE); 1978 Eye In Your Mouth), San Francisco Vienna (AT); Sorry III, Metro Pictures, Wie komm’ ich in Kriegszeiten mit Dieser Mann sucht eine Frau, Museum of Modern Art (US); New York (US); Petra, Galerie Gisela einem gebrochenen Arm und dem Segitzdamm 2–4, Berlin (DE) Kippenblinkys, David Nolan Gallery, Capitain, Cologne (DE); Broken Futurismus klar?, Galerie Ascan New York (NY); Heavy Burschi, Neon, steirischer herbst 87, Forum 1977 Crone, Hamburg (DE) Kölnischer Kunstverein, Cologne (DE); Stadtpark, Graz (AT); Künstler- Al vostro servizio (with Achim Duchow Tiefes Kehlchen, Wiener Festwochen, werkstatt Lothringerstraße, Munich 1984 and Jochen Krüger), Galerie Petersen, Vienna (AT); Fred the Frog Rings (DE); Galerie Christoph Dürr Geoma Plan: Neurologisches Hamburg (DE) the Bell Once a Penny Two a Penny (Buck & Nagel), Munich (DE); Galerie Experiment mit der Macht (with Hot Cross Burns, Galerie Max Hetzler, Sylvana Lorenz, Paris (FR) (curated Georg Herold), Kunstverein Hamburg Arco, Madrid (ES) by Martin Kippenberger); Martin (DE); Wahrheit ist Arbeit (with Kippenberger: Arbeiten mit Papier, Werner Büttner and Albert Oehlen), 1990 Galerie Gisela Capitain, Cologne (DE); Museum Folkwang, Essen (DE); Tiefe Heimweh Highway 90, Fundació Martin Kippenberger: Reise nach Blicke, Hessisches Landesmuseum, Caixa de Pensions, Barcelona (ES); Jerusalem, Galerie Bleich-Rossi, Graz Darmstadt (DE); M.K.: 4 Bilder, Eine Handvoll vergessener Tauben, (AT); Pop in: 37 Mirror Babies – Gerald Just, Hannover (DE); I.N.P. Galerie Grässlin-Ehrhardt, Frankfurt Martin Kippenberger, Forum Stadt- (Ist-nicht-Peinlich-Bilder), Galerie Max (DE); Martin Kippenberger, Villa park, Graz (AT); Q.U.I. (with Werner Hetzler, Cologne (DE); Abschied vom Arson, Nice (FR); Jetzt geh ich in Büttner, Albert Oehlen, Markus Jugendbonus II (with Albert Oehlen), den Birkenwald, denn meine Pillen Oehlen), Centre National des Arts Galerie Thomas Borgmann, Cologne wirken bald, Anders Tornberg Gallery, Plastique, Villa Arson, Nice (FR) (DE); Schock aus, heißt das Spiel, Lund (SE); Haus-Schloss-Case, Metro Galerie Peter Pakesch, Vienna (AT); Pictures, New York (US); Unlängst 1986 One ten eight four, Ausstellungsraum verlängerte Originale, Galerie Gisela Miete Strom Gas, Hessisches Fettstrasse 7a, Hamburg (DE) Capitain, Cologne (DE); Martin Landesmuseum, Darmstadt (DE); Kippenberger: Le Désenchantement Sand in der Vaseline, CCD Galerie, 1983 du Monde, Galerie Peter Pakesch, Düsseldorf (DE); Nur Angst vor Kippenberger! 25.2.53–25.2.83, Vienna (AT); Café Central, Innsbruck Frauen die Samt tragen (Seidene Abschied vom Jugendbonus!, (AT); Martin Kippenberger, Galerija Schlüpfer sind keine Ausrede für Vom Einfachsten nach Hause, Dany Studentskog Kulturnog Centra, hautfarbene BHs), Oldenburger Keller Galerie, Munich (DE); Frauen Belgrade (YU); Schwarz – Brot – Gold, Kunstverein, Oldenburg (DE); im Leben meines Vaters (with Albert Galerie Bleich-Rossi, Graz (AT) Martin Kippenberger, T.Ü., Galerie Oehlen), Galerie Klein, Bonn (DE); Borgmann Capitain, Cologne (DE); Kennzeichen eines Unschuldigen, 1989 Die No Problem Bilder (Anlehnungs- Galerie Rudolf Zwirner, Cologne (DE); Die Hamburger Hängung, Umzüge bedürfnis), Galerie Christoph Dürr Werner Büttner, Mattin Kippenberger, 1957–1988, Fallende Flüge, Galerie (Buck & Nagel), Munich (DE); Albert Ohlen, Markus Oehlen, Galerie Gisela Capitain, Cologne (DE); Die Perspektivenscheiße, Gerald Just, Max Hetzler, Stuttgart (DE); Gibt’s Bei Nichtgefallen Gefühle zurück Hannover (DE); Gib mir das mich wirklich?, Galerie Max Hetzler, (En cas de réclamation les senti- Sommerloch (Under the Volcano – Stuttgart (DE) mentes vous seront remboursés), Teil II), Galerie Klein, Bonn (DE) Halle Sud, Geneva (CH); 1982 D.E.d.A. 7 (Das Ende der Avantgarde), Fiffen, Faufen, Ferfaufen, Studio F, Fettstraße 7A, Zurich (CH); Ulm (DE); Capri bei Nacht (with D.E.d.A. 6 (Das Ende der Avantgarde), Albert Oehlen), Galerie Tanja Grunert, PPS Galerie, F.C. Gundlach, Hamburg Stuttgart (DE); Kiste Orgon bei (DE); VIT 89, Galerie Max Hetzler, Nacht (with Albert Oehlen), Galerie Cologne (DE); Eurobummel I, Max Hetzler, Stuttgart (DE); Türe curated by Martin Kippenberger, bei Nacht, Dr. Dacic, Tübingen (DE); Galerie Bleich-Rossi, Graz (AT); Kippenberger: Das Leben ist hart und Eurobummel II (Die unbekannten ungerecht, Forum Kunst, Rottweil Bekannten, Die Fahrt ins Freilicht- (DE); Über sieben Brücken mußt Du museum), curated by Martin gehen, Galerie Max Hetzler, Stuttgart; Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Kutscherhaus, Berlin (DE) Galerie Isabella Kacprzak, Cologne (DE); Eurobummel 4, curated by Martin Kippenberger, PPS. Galerie F.C. Gundlach, Hamburg (DE)

Group exhibitions 2003 2000 (selection) La Biennale di Venezia, German German Art in Moscow, Central pavilion (with Candida Höfer), Venice House of the Artist, Moscow (RU); 2007 (IT); SUPPORT 1: Die Neue Galerie The Biennale of Sydney, The Gunnery, Think with the Senses – Feel with als Sammlung, Neue Galerie, Graz Sydney (AU); Unfinished Past: the Mind. Art in the Present Tense, (AT); Go Johnny Go! Die E-Gitarre: Coming to Terms with the Second La Biennale di Venezia, Venice (IT); Kunst und Mythos, Kunsthalle Wien, World War in the Visual Arts Das abc der Bilder, Staatliche Museen Vienna (AT); M_ARS: Kunst und Krieg, of Germany and the Netherlands, zu Berlin, Pergamonmuseum, Berlin Neue Galerie, Graz (AT); Obsessive Stiftung Kunst und Gesellschaft, (DE); Sympathy for the Devil: Art and Malerei: Ein Rückblick auf die Neuen Amsterdam (NL); Neues Museum, Rock and Roll Since 1967, Museum Wilden, Museum für Neue Kunst, Staatliches Museum für Kunst und of Contemporary Art, Chicago (US); ZKM Karlsruhe (DE); Berlin Moskau: Design in Nürnberg, Nuremberg (DE); Studio Jahresgaben, Grazer Kunst- Kunst 1950–2000, Martin Gropius Pulchri Studio, Amsterdam (NL) verein, Graz (AT); Passion for Art, Bau, Berlin (DE); Staatliche Tretjakow- Essl Museum, Klosterneuburg (AT) 1999 Galerie, Moscow (RU) Carnegie International, Carnegie 2006 2002 Museum of Art, Pittsburgh (US); Eye on Europe: Prints, Books & Keine Kleinigkeit, Kunsthalle, Das XX. Jahrhundert: Ein Jahrhundert Multiples/1960 to Now, MoMA, New Basle (CH); Sand in der Vaseline: Kunst in Deutschland, Nationalgalerie York (US); Defamation of Character, Künstlerbücher II: 1980–2000, Berlin (DE); dAPERTutto, La Biennale P.S.1 MoMA, New York (US); Krefelder Kunstmuseum, Krefeld (DE); di Venezia, Venice (IT); zoom: Faster!Bigger!Better! Signetwerke Hessisches Landesmuseum Ansichten zur Deutschen Gegen- der Sammlungen, ZKM, Museum für Darmstadt (DE); Neues Museum – wartskunst, Sammlung Landesbank Neue Kunst, Karlsruhe (DE); Make Staatliches Museum für Kunst und Baden-Württemberg, Forum Landes- Your Own Life: Artists In & Out of Design in Nürnberg, Nuremberg (DE); bank Baden-Württemberg, Galerie Cologne, Institute of Contemporary Painting on The Move, Kunstmuseum Landesbank Baden-Württemberg, Art, University of Pennsylvania (US); Basel, Museum für Gegenwartskunst, Galerie der Stadt Stuttgart, Galerien The Power Plant, Toronto (CA); Kunsthalle Basel (CH); Postwar der Stadt Esslingen, Villa Merkel and Henry Art Gallery, University of German Works on Paper: Gifts of Bahnwärterhaus, Württembergischer Washington, Seattle (US); Museum Susan and Lewis Manilow, The Art Kunstverein Stuttgart, Städtisches of Contemporary Art, North Miami Institute of Chicago (US); Lieber Museum Abteiberg Mönchengladbach, (US); Sexy Mythos: Selbst- und Maler, male mir: Radikaler Realismus Kunsthalle zu Kiel (DE); Get Together, Fremdenbilder von Künstler/innen, nach Picabia, Centre Pompidou, Paris Kunsthalle Wien, Vienna (AT) Neue Gesellschaft für Bildende Kunst (FR); Kunsthalle Wien, Vienna (AT); NGBK, Berlin (DE); Forum Stadtpark, 1998 Schirn Kunsthalle, Frankfurt (DE) Graz (AT); Hochschule für Grafik und one for you – among you – with you: Buchkunst, Leipzig (DE); Inventory. 2001 A Martin Kippenberger, Galerie Juana Works and Documents from the Big Nothing, Höhere Wesen, Der de Aizpuru, Sevilla (ES); Mai 98: Herbert Collection, Kunsthaus Graz, blinde Fleck und das Erhabene in der Positionen zeitgenössischer Kunst Graz (AT) Zeitgenössischen Kunst, Staatliche seit den 60er Jahren, Kunsthalle Köln, Kunsthalle, Baden-Baden (DE); Cologne (DE); Selbstporträts, Galerie Zero Gravity, Kunstverein für die Bärbel Grässlin, Frankfurt (DE) 2005 Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf 1997 Drawing from the Modern, (DE); Abbild: Recent Portraiture and documenta X, Kassel (DE); A House 1975–2005, Museum of Modern Art, Depiction, Landesmuseum Joanneum, is Not a Home: Everyday Objects in New York (US); When Humour Graz (AT); Painting at the Edge of the Contemporary Sculpture, Rooseum, Becomes Painful, Migros Museum World, Walker Art Center, Minneapolis Center for Contemporary Art, Center für Gegenwartskunst, Zurich (CH); (US); Reisen Ins Ich: Künstler/Selbst/ for Contemporay Art, Malmö (SE); The Blake Byrne Collection, Bild, Sammlung Essl – Kunst der Deutschlandbilder, Kunst aus einem The Museum of Contemporary Art, Gegenwart, Klosterneuburg/Vienna geteilten Land, Martin Gropius-Bau, Los Angeles (US); Exit, Ausstieg aus (AT); Tele(visions): Kunst sieht Berlin (DE); Deep Storage: Arsenale dem Bild, ZKM, Museum für neue Fern, Kunsthalle Wien, Vienna der Erinnerung, Henry Art Gallery, Kunst, Karlsruhe (DE); Flashback, (AT); Vom Eindruck zum Ausdruck: Seattle (US); Kunstmuseum Museum für Gegenwartskunst, Basle Grässlin Collection, Deichtorhallen Düsseldorf (DE); Haus der Kunst, (CH); Zur Vorstellung des Terrors: Hamburg (DE) Munich (DE); P.S. 1 Center for Die RAF. Ausstellung, Kunst-Werke, Contemporary Art, New York (US) Berlin (DE) 1996 2004 Kippenberger – Géricault, Memento 100 Artists See God, Institute for Metropolis, Turbinen Hallen Contemporary Art, London (GB); Kopenhagen, Copenhagen (DK); I Hate You: The Falckenberg Collection Hessenhuis Antwerpen (BE); Meets Louisiana, Louisiana Museum Kulturfabrik Liljeholmen, Stockholm of Modern Art, Humlebaek (DK); (SE); Thinking Print: Books to Obsessive Malerei: Ein Rückblick Billboards, 1980–95, The Museum auf die neuen Wilden, Museum für of Modern Art, New York (US); Neue Kunst, ZKM Karlsruhe (DE); Someone else with my fingerprints, off the record, ARC/Museee d’Art David Zwirner Gallery, New York (US); Moderne de la Ville de Paris, Paris Galerie Hauser & Wirth, Zurich (CH); (FR); SUPPORT 2: Die Neue Galerie SK Stiftung Kultur, Cologne (DE); als Sammlung, Neue Galerie, Graz Kunstverein München, Munich (DE); (AT); Skulptur: Prekärer Realismus Kunstverein Hamburg, Hamburg (DE) zwischen Melancholie und Komik, Kunsthalle Wien, Vienna (AT); Contemporary German Art from the Collection, San Francisco Museum of Modern Art, San Francisco (US)

1995 1991 1984 220 221 Rainer Fetting und Zeitgenossen 2 Semester Kippenberger: Virtuosen Group Show (with Werner Büttner, aus der Sammlung Martin Sanders, Ihrer Zeit ’91, Galerie Grässlin- Albert Oehlen, Markus Oehlen), Metro New York (US); Staatliches Ehrhardt, Frankfurt (DE); Give me Pictures, New York (US); Deutsch- Russisches Museum, Petersburg a hand before I call you back, Galerie sprechende Galeristinnen, Galerie Six (RU); Pittura/Immedia: Malerei in Bleich-Rossi, Graz (AT); steirischer Friedrich, Munich (DE); Die Güte den 90er Jahren, Neue Galerie am herbst ’91: Fallen und Fallen Lassen, der Gewohnheit, CCD Galerie, Düssel- Landesmuseum Joanneum, Graz Forum Stadtpark, Graz (AT); Galerie dorf (DE); Van Krimpen, Amsterdam (AT); Mücsarnok, Budapest (HU); Bleich-Rossi, Graz (AT); Once again (NL); Neue Grafik, Galerie Max Hetzler, The Image of Europe, European the world is flat (with Joseph Kosuth Cologne (DE); Zwischenbilanz, Neue Cultural Month 95, Eleftheriea’s and Haim Steinbach), Galeria Juana Galerie am Joanneum, Graz (AT); Square Garden, Nicosia (CY) de Aizpuru, Madrid (ES) Villa Stuck Museum, Munich (DE); Forum für aktuelle Kunst/Galerie 1994 1990 Krinzinger, Innsbruck (AT); Rheinisches Bild: Contemporary Photography Allegories of Modernism: Landesmuseum, Bonn (DE) in German Art, Louisiana Museum Contemporary Drawing, The Museum of Modern Art, Humlebaek (DK); of Modern Art, New York (US); 1983 Return of the Hero (with Georg Drawings, Metro Pictures, New York Werner Büttner, Mattin Kippenberger, Baselitz, Günther Förg, Albert Oehlen, (US); Prints and Multiples, Albert Ohlen, Markus Oehlen, Sigmar Polke, Gerhard Richter), Luhring Augustine Hetzler Gallery, Galerie Max Hetzler, Stuttgart (DE); Luhring Augustine Gallery, New York Santa Monica (US) Photocollage, Neue Gesellschaft für (US); Spielverderber, Forum Stadt- Bildende Kunst – Realismus Studio 1989 park, steirischer herbst, Graz (AT); 24, Berlin (DE); La Nouvelle Peinture Edition, Fotos, Originale, Ausstellungs- Works on paper, Eleni Koroneou en France et Ailleurs, Museé de raum 1020, Vienna (AT); I Triennal de Gallery, Athens (GR); Neue Galerie Bourbon, Lancy (CH); Schwerter zu Dibuix Joan Miró, Fundacio Joan Miró, am Landesmuseum Joanneum, Graz Zapfhähnen (with Werner Büttner, Barcelona (ES); Das Medium der (AT); Welt-Moral: Moralvorstellungen Albert Oehlen, Markus Oehlen), Fotografie ist berechtigt, Denkanstöße in der Kunst heute, Kunsthalle Basel, Galerie Peter Pakesch, Wien (AT) zu geben, Kunstverein Hamburg, Basle (CH) Hamburg (DE) 1982 1993 La giovane pittura in Germania: 1988 Frauenkunst – Männerkunst, Die junge Malerei in Deutschland, Aperto 38, La Biennale di Venezia, (Kippenberger-Kunstverein), Galleria d’Arte Moderna Bologna, Venice (IT); Das Licht von der Museum Fridericianum, Kassel (DE); Bologna (IT); Tendenzen ’82, anderen Seite, PPS Galerie, Hamburg German Photography, Solomon R. Ulmer Museum, Ulm (DE) (DE); Refigured Painting: The German Guggenheim Museum, New York (US); Image, The Toledo Museum of Art, 1981 Lannan Foundation, Los Angeles (US); Toledo/Ohio (US); Solomon R. Junge Kunst aus Westdeutschland Images pour la lutte contre le sida, Guggenheim Museum, New York (US); ’81, Galerie Max Hetzler, Stuttgart Centre Georges Pompidou, Paris (FR); Williams College Museum, Williams- (DE); Vom Jugendstil zum Freistil Photographie in der Deutschen town/Massachusetts (US); Arbeit (with Ina Barfuss and Thomas Gegenwartskunst, Museum Ludwig, in Geschichte – Geschichte in Arbeit, Wachweger), Galerie Petersen, Cologne (DE); Museum für Gegen- Kunsthaus Hamburg, Hamburg (DE); Berlin (DE) wartskunst, Basle (CH); Louisiana Georg Herold, Joseph Beuys, Museum of Modern Art, Humblebaek 1980 Martin Kippenberger, Sigmar Polke, (DK); Drawing the line against AIDS, 2. außerordentliche Veranstaltung Luhring Augustine & Hodes Gallery, Peggy Guggenheim Collection, in Bild und Ton: Aktion Pißkrücke – New York (US) Venice (IT) Geheimdienst am Nächsten, 1987 Künstlerhaus, Hamburg (DE); 1992 Berlinart 1961–1987, Museum of Finger für Deutschland, Atelier Allegories of Modernism: Modern Art, New York (US); Museum Jörg Immendorff, Düsseldorf (DE) Contemporary Drawing, The Museum of Modern Art, San Francisco (US); of Modern Art, New York (NY); 1979 Fotografie, Groninger Museum, steirischer herbst ’92, Grazer Kunst- 1. Außerordentliche Veranstaltung in Groningen (NL); Room Enough: verein, Graz (AT); Galerie Bärbel Bild und Klang zum Thema der Zeit: Sammlung Schürmann, Suermondt- Grässlin, Frankfurt (DE); Qui, quoi, Elend, Kippenbergers Büro, Berlin Ludwig Museum, Aachen (DE) où? Un regard sur l’Art en Allemagne, (DE); Buenas Dias, SO 36, Berlin (DE) Musée d’Art Moderne de la Ville 1986 1978 de Paris, Paris (FR); Photography Galerie Bama, Paris (FR); Deutsche Aschamatta: Bier für junge Leute in Contemporary German Art: 1960 Malerei der Gegenwart, Galerie (with Ina Barfuss and Thomas to the Present, Walker Art Center, Cómicos, Lisbon (PT); Photographie, Wachweger), Kippenbergers Büro, Minneapolis (US); Dallas Museum Galerie Gugu Ernesto, Cologne Berlin (DE) of Art, Dallas (US); Modern Art (DE); Neue deutsche Kunst aus der Museum of Forth Worth, Texas (US); Sammlung Ludwig, Aachen, Haus 1977 The Solomon R. Guggenheim Metternich, Koblenz (DE); Thema Chimären (with Ina Barfuss and Museum, SoHo, New York (US); Anlehnungsbedürfnis 86, Villa Stuck, Thomas Wachweger), Hamburg (DE) Dirty Data, Sammlung Schürmann, Munich (DE)

Ludwig Forum für Internationale 1985 Kunst, Aachen (DE) 1945–1985: Kunst in der Bundes- republik Deutschland, Nationalgalerie, Berlin (DE); Kritische Orangen für Verdauungsdorf (with Wolfgang Bauer, Albert Oehlen, Jörg Schlick), Galerie Bleich-Rossi, Graz (AT)

Autoren Authors

Diedrich Diederichsen Veit Loers Diedrich Diederichsen Veit Loers 222 223 war in den 1980er Jahren Redakteur Geboren 1942, Studium der was an editorial journalist for several born in 1942, studies of art history, von Musikzeitschriften, seit den Kunstgeschichte, Archäologie und music magazines in the 1980ies archeology and philosophy in Munich 1990ern Hochschullehrer. Letzte Philosophie in München und Wien. and since the 1990ies he has held and Vienna. 1987–1995 artistic Veröffentlichungen: Argument Son – 1987–95 Künstlerischer Direktor der university teaching positions. Most director of the Kunsthalle Museum Critique électrocacoustique de Kunsthalle Museum Fridericianum, recent publications: Argument Son – Fridericianum, Kassel. 1995–2003 la société (Dijon 2007, im Druck); Kassel. 1995–2003 Direktor des Critique électrocacoustique de la director of Museum Abteiberg Golden Years (Co-Hg., Graz 2006), Museum Abteiberg Mönchengladbach. société (Dijon 2007, currently in print); Mönchengladbach. 2000–2002 Musikzimmer (Köln, 2005), 2000–2002 Kurator der Sammlung Golden Years (Co-Ed., Graz 2006), curator of the Sammlung für zeit- Personas en loop (Buenos Aires, für zeitgenössische Kunst der Bundes- Musikzimmer (Cologne, 2005), genössische Kunst der Bundes- 2005). Lehrt in Wien, lebt in Berlin. republik Deutschland. Zahlreiche Personas en loop (Buenos Aires, republik Deutschland. Numerous Kataloge und Ausstellungen zur Kunst 2005). He teaches in Vienna and catalogues and exhibitions on des 20. Jahrhunderts. 1988 Schlaf lives in Berlin. 20th-century art. 1988 Schlaf Katerina Gregos der Vernunft, 1995 Okkultismus und der Vernunft, 1995 Okkultismus und ist eine in Belgien lebende Kuratorin Avantgarde (Schirn-Kunsthalle), 1997 Avantgarde (Schirn-Kunsthalle), und Publizistin. Zurzeit ist sie künst- Martin Kippenberger, 1997/98 Im Katerina Gregos 1997 Martin Kippenberger, 1997/98 lerische Leiterin von Argos – Centre Reich der Phantome – Fotografie is a curator and writer based in Im Reich der Phantome – Fotografie for Art & Media in Brüssel und des Unsichtbaren, 2001 Futureland. Belgium. Currently she is artistic des Unsichtbaren, 2001 Futureland. Co-Kuratorin der für 2008 geplanten Buchpublikationen: Aus-stellung – director of Argos – Centre for Art Books: Aus-stellung – Die Krise 1. Biennale von Brüssel. Davor Die Krise der Präsentation (1995), & Media, in Brussels and co-curator der Präsentation (1995), Franz West (1997–2002) war sie Direktorin der Franz West (2006). Arbeitet seit 2003 of the 1st Brussels Biennial, scheduled (2006). Since 2003 he has lived as Deste Foundation in Athen. Zu ihren als freier Autor und Kritiker im Veneto. for 2008. Previously (1997–2002), a freelance writer and critic in the jüngeren kuratorischen Projekten she was the Director of the Deste Veneto. zählen: E V+ A, Limerick, Irland (2006); Foundation, in Athens. Some recent Leaps of Faith: An International Arts Martin Prinzhorn curatorial projects are: E V+ A, Project for the Green Line and the ist Linguist an der Universität Wien. Limerick, Ireland (2006); Leaps of Martin Prinzhorn City of Nicosia, Zypern, 2005; Channel Schreib- und Kuratorentätigkeit im Faith: An International Arts Project is a linguist at the University of Zero, Netherlands Media Art Institute, Bereich Gegenwartskunst. for the Green Line and the City of Vienna. Moreover, he is a curator and Amsterdam (2004). Katerina Gregos Nicosia, Cyprus, 2005; Channel Zero, writer in the field of contemporary art. hat für zahlreiche Kunstkataloge Netherlands Media Art Institute, geschrieben und liefert regelmäßig Amsterdam (2004). Katerina Gregos Beiträge für Flash Art International, has authored numerous artists’ Contemporary sowie für andere catalogues and is a regular contri- internationale Kunstzeitschriften. butor to Flash Art International, and Contemporary, as well as other international art periodicals. Elisabeth Hirschmann Geboren 1978 in Graz, Auslands- aufenthalt in Los Angeles, Kalifornien Elisabeth Hirschmann 1996–1997, Studium der Kunst- born in Graz in 1978, studies abroad geschichte sowie der Internationalen in Los Angeles, CA 1996–1997, Betriebswirtschaft, lebt und arbeitet studies of art history and inter- in Wien. national business administration; lives and works in Vienna.

Copyrights Copyrights Quellenverzeichnis First Publications und Übersetzungen and Translation © 2007 Verlag Buchhandlung © 2007 Verlag Buchhandlung Walther König, Köln Walther König, Cologne Peter Pakesch Peter Pakesch und Kunsthaus Graz and Kunsthaus Graz Martin Kippenberger: Martin Kippenberger: Die Utopie des Künstlers An Artist’s Utopia © für die abgebildeten Werke von © for the reproduced works (translated by Paul Aston) Martin Kippenberger (falls nicht by Martin Kippenberger (unless Daniel Baumann, anders vermerkt) beim Nachlass otherwise noted) by Estate Peter Pakesch, Daniel Baumann, Martin Kippenberger, Courtesy Martin Kippenberger, Courtesy Martin Prinzhorn Peter Pakesch, Galerie Gisela Capitain, Köln Galerie Gisela Capitain, Cologne Absolut kalkuliertes Martin Prinzhorn Risiko, dass etwas The Absolutely © für die Fotografien bei den © for the reproduced photographs daneben gehen kann. Calculated Risk FotografInnen oder deren Rechts- by the photographers or their estates Daniel Baumann, That Something nachfolgerInnen © for the texts by the authors, Peter Pakesch und Can Go Wrong. © für die gedruckten Texte bei den translators or their estates Martin Prinzhorn Daniel Baumann, AutorInnen, ÜbersetzerInnen und im Gespräch Peter Pakesch and We have made every effort to find all deren RechtsnachfolgerInnen Martin Prinzhorn copyright holders. However, if we have Diedrich Diederichsen in Conversation Wir haben uns bemüht, sämtliche omitted to do so in any individual Welteroberung: (translated by Paul Aston) RechtsinhaberInnen ausfindig zu instances, we should be most grateful Meta-Museum machen. Sollte es uns in Einzelfällen if these copyright holders informed und METRO-Net Diedrich Diederichsen nicht gelungen sein, so bitten wir the editor forthwith. (Teil von und Vorarbeit Conquering diese, sich beim Verlag zu melden. zu einer monographischen the Globe: © Gaby and Wilhelm Schürmann Studie über Martin Kippen- Meta-Museum © Sammlung Gaby und Wilhelm Collection, Herzogenrath-Berlin: berger, die bei Kiepenheuer and METRO-Net Schürmann, Herzogenrath-Berlin: p. 170 (installation view Deichtorhallen & Witsch erscheinen wird) (translated by Paul Aston) p. 170 (Installationsansicht Deichtor- Hamburg, 1994) (part of and preliminary hallen Hamburg, 1994), p. 172 p. 172 Veit Loers work for a monographic © art-documentation.com: p. 12, © art-documentation.com: p. 12, „I had a vision“: study on Martin Kippenberger, 109, 179 109, 179 Kippenberger und Beuys which will be published Courtesy Sammlung Stolitzka, Graz: Courtesy Stolitzka Collection, Graz: Katerina Gregos by Kiepenheuer & Witsch) p. 119 p. 119 MOMAS: Das Courtesy Neue Galerie am Courtesy Neue Galerie am Veit Loers unwahrscheinliche Museum Landesmuseum Joanneum, Graz: Landesmuseum Joanneum, Graz: “I had a vision”: (übersetzt von p. 176/177 p. 176/177 Kippenberger and Beuys Christof Huemer) Courtesy The Dakis Joannou Courtesy The Dakis Joannou (translated by Paul Aston) Collection, Athen: p. 182/183 Collection, Athens: p.182/183 Elisabeth Hirschmann Katerina Gregos © Galerie Bleich Rossi: p. 175, © Galerie Bleich-Rossi: p. 175 Kippenberger schließt MOMAS: The 198, 92 (Fig. 6) 198, 92 (Fig. 6) Graz an sein Netwerk an Unlikely Museum Artelier Contemporary, Graz: Artelier Contemporary, Graz: p. 196/197, 92 (Fig. 7) p. 196/197, 92 (Fig. 6) Elisabeth Hirschmann Octavian Trauttmansdorff, Wien: Octavian Trauttmansdorff, Vienna: Kippenberger Plugs p. 60 p. 60 Graz into his Network © Johannes Eisele/DDP © Johannes Eisele/DDP (translated by Paul Aston) p. 17 (Paris Bar) p. 17 (Paris Bar) © WTV/Popp & Hackner © WTV/Popp & Hackner p. 16 (Café Alt Wien) p. 16 (Café Alt Wien) © Digital Globe 2007 © Digital Globe 2007 p. 80 (Kläranlage) p. 80 (sewage processing unit) © Maria Papadimitriou: p. 46 © Maria Papadimitriou: p. 46, (MOMAS), p. 47, 210, 216 (MOMAS), p. 47, 210, 216 Courtesy Sammlung Herbert, Ghent, Courtesy Herbert Collection, Ghent, p. 50 (Spiderman Atelier) p. 50 (Spiderman Atelier) Cover: Martin Kippenberger, Cover: Martin Kippenberger, Studentenwohnheim in Riad, 1985 Studentenwohnheim in Riad, 1985 © Nachlass Martin Kippenberger, © Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Köln Galerie Gisela Capitain, Cologne

Dank an Nachlass Martin Kippenberger, sowie sämtliche 224 225 Thanks to Galerie Gisela Capitain, Köln: LeihgeberInnen, Gisela Capitain, Regina Fiorito, die namentlich nicht Anna Strickroth, Margarete Jakschik; genannt werden wollen. Elfie Semtoan; Helena Hirsch; as well as to all Gabi Könen-Hirsch; Ulrich Strothjohann; lenders who are not Kai Hammermeister; Veit Loers; mentioned by name. Elisabeth Hirschmann; Diedrich Diederichsen; Martin Prinzhorn; Katerina Gregos; Maria Papadimitriou; Werner Peters; Doris Ammann, George Frei, Maria Brassel, Christa Meienberg, Thomas Ammann Fine Art, Zürich; Gaby und Wilhelm Schürmann, Ulrike Baumgart, Sammlung Schürmann; Peter Cachola Schmal, Inge Wolf, Anke Gabriel, Deutsches Architekturmuseum Frankfurt; Bärbel Grässlin, Galerie Bärbel Grässlin, Frankfurt; Thomas Grässlin, Franco Ubbriaco, Stiftung Grässlin, St. Georgen; Catherine Forni; Stefan Stolitzka, Sammlung Stolitzka, Graz; Detlev Gretenkort; Petra Schilcher, Artelier Contemporary, Graz; Ralph Schilcher; Thomas Borgmann, Köln; Rudolf Molacek; Gudrun Danzer, Neue Galerie Graz; Dakis Joannou, Natasha Polymeropoulos, Eugenia Stamaopoulou, The Dakis Joannou Collection Foundation; Gabriella Bleich-Rossi, Leo Bleich, Marion Geier, Galerie Bleich-Rossi, Wien; Reinhard Diethardt, diethARdT collection, Graz; Hans Böhning; Günter Förg; Sammlung Falckenberg; Gijs van Tuyl, Stedelijk Museum Amsterdam

Diese Publikation erscheint Das Werk ist urheberrechtlich The work is subject to copyright. anlässlich der Ausstellung geschützt. Die dadurch begründeten All rights reserved, whether the Rechte, insbesondere die der whole or parts of the material is Modell Martin Kippenberger Übersetzung, des Nachdruckes, concerned, specially those of Utopien für alle der Entnahme von Abbildungen, der translation, reprinting, re-use of Kunsthaus Graz am Rundfunksendung, der Wiedergabe illustrations, broadcasting, reproduction Landesmuseum Joanneum auf photomechanischem oder by photocopying machines or similar 15.09.2007 – 06.01.2008 ähnlichem Weg und der Speicherung means, and storage in data banks. in Datenverarbeitungsanlagen, © 2007 Artists, Authors, Institution bleiben, auch bei nur auszugsweiser and Verlag der Buchhandlung Walther This catalogue is published Verwertung, vorbehalten. König, Cologne on the occasion of the exhibition © 2007 KünstlerInnen, AutorInnen, CIP data applied for Model Martin Kippenberger Institution und Verlag der Buchhandlung Utopia for Everyone Walther König, Köln ISBN 978-3-86560-311-1 Kunsthaus Graz am Die Deutsche Bibliothek – Landesmuseum Joanneum CIP-Einheitsaufnahme Distribution Sept 15, 2007 – Jan 6, 2008 Ein Titelsatz für diese Publikation ist bei der Deutschen Bibliothek erhältlich Europe Buchhandlung Walther König ISBN 978-3-86560-311-1 Ehrenstr. 4, D – 50672 Köln Tel +49-221/205 96 53 Fax +49-221/205 96 60 Vertrieb [email protected] Europa Switzerland Buchhandlung Walther König AVA, Verlagsauslieferungen AG Ehrenstr. 4, D – 50672 Köln Centralweg 16, Postfach 27, Tel +49-221/205 96 53 CH-8910 Affoltern a.A. Fax +49-221/205 96 60 Tel +41-1/762 42 00 [email protected] Fax +41-1/762 42 10 Schweiz [email protected] AVA, Verlagsauslieferungen AG UK & Eire Centralweg 16, Postfach 27, Cornerhouse Publications CH-8910 Affoltern a.A. 70 Oxford Street, Tel. +41-1/762 42 00 GB-Manchester M1 5NH Fax +41-1/762 42 10 Tel +44-161/200 15 03 [email protected] Fax +44-161/200 15 04 UK & Eire [email protected] Cornerhouse Publications Outside Europe 70 Oxford Street, D.A.P./Distributed Art Publishers, GB-Manchester M1 5NH Inc., New York Tel +44-161/200 15 03 155 Sixth Avenue, New York, NY 10013 Fax +44-161/200 15 04 Tel +212/627 1999 [email protected] Fax +212/627 9484 Außerhalb Europas Printed in Austria D.A.P./Distributed Art Publishers, Inc., New York 155 Sixth Avenue, New York, NY 10013 Tel +212/627-1999 Fax +212/627-9484 Gedruckt in Österreich

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Herausgeber Grafische Konzeption 226 227 Peter Pakesch und Gestaltung Kuratoren Lichtwitz – Büro für Peter Pakesch visuelle Kommunikation Daniel Baumann Lithographie und Druck Redaktion Print & Art Katia Schurl Faksimile Austria Stefan Schwar Papier Übersetzungen Gardamatt 170g, Paul Aston Biotop 3 100g, Christof Huemer Trucard 300g Otmar Lichtenwörther Schrift Lektorat KunsthausGraz Martha Davis Konrad Stefan Schwar Art Direction and Design Lichtwitz – Büro für Editor visuelle Kommunikation Peter Pakesch Curators Reproduction Peter Pakesch works and Print Daniel Baumann Print & Art Assistant Editor Faksimile Austria Katia Schurl Paper Stefan Schwar Gardamatt 170g, Translation Biotop 3 100g, Paul Aston Trucard 300g Christof Huemer Font Otmar Lichtenwörther Kunsthaus Graz Lectorship Martha Davis Konrad Stefan Schwar

Kunsthaus Graz Kunsthaus Graz Peter Pakesch, Intendant Peter Pakesch, Director Landesmuseum Joanneum Landesmuseum Joanneum Gabriele Hofbauer, Gabriele Hofbauer, Assistentin Intendanz Director’s Assistant Katrin Bucher-Trantow, Katrin Bucher-Trantow, Kuratorin Curator Adam Budak, Kurator Adam Budak, Curator Katia Schurl, Katia Schurl, Kuratorische Assistenz Assistant Curator Johanna Ortner, Johanna Ortner, Curators’ Trainee Praktikantin Kuratoren Elisabeth Ganser, Registrar Elisabeth Ganser, Registrarin Werner Urdl, Werner Urdl, Registrar Assistant Registratur Assistenz Regina Novak, Regina Novak, Head of Educational Team Leitung Kunstvermittlung Astrid Bernhard, Astrid Bernhard, Educational Assistant Assistenz Kunstvermittlung Eva Ofner, Sigrid Rachoinig, Eva Ofner, Sigrid Rachoinig, Supervision Education Personalkoordination Aufsicht/ and Staff Coordination Kunstvermittlung Christa Gamperl, Information Staff Christa Gamperl, Information Silvia Münzer, Information Staff Silvia Münzer, Information Doris Lind, Press Doris Lind, Presse Sabine Bergmann, Press Sabine Bergmann, Presse Teresa Ruff, Teresa Ruff, Office Management Office Management Elisabeth Weixler, Marketing Elisabeth Weixler, Marketing Bärbel Hradecky, Bärbel Hradecky, Marketing Assistant Marketing Assistenz Helga Bloder, Helga Bloder, Tourism Representative Tourismusbeauftragte Andreas Schnitzler, Head of Andreas Schnitzler, External Relations Department Leiter Außenbeziehungen Gabriele Filzwieser, Gabriele Filzwieser, Event Management Veranstaltungsmanagement Sarah Spörk, Sarah Spörk, Assistenz Event Management Assistant Veranstaltungsmanagement Iris Kastner, Shop Management Iris Kastner, Leitung Shop Helene Martischnig, Barbara Helene Martischnig, Barbara Max, Heidrun Oswald, Claus Max, Heidrun Oswald, Claus Sondergelt, Birgit Studeny, Sondergelt, Birgit Studeny, Shop Team Shop Team Sabine Suppan, Sabine Suppan, Leitung EDV System Administrator Andreas Graf, Assistenz EDV Andreas Graf, Erik Ernst, Technischer Leiter Assistance System Administrator Irmgard Knechtl, Erik Ernst, Head of Technical Team Leitung Reinigung Irmgard Knechtl, Robert Bodlos, Head of Cleaning Team Leitung Werkstatt Robert Bodlos, Erich Aellinger, Walter Ertl, Head of Construction Team Markus Ettinger, Bernd Klinger, Erich Aellinger, Walter Ertl, Christian Reinprecht, Klaus Markus Ettinger, Bernd Klinger, Riegler, Peter Rumpf, Michael Christian Reinprecht, Klaus Riegler, Saupper, Peter Semlitsch, Peter Rumpf, Michael Saupper, Andreas Zerawa, Peter Semlitsch, Andreas Zerawa, Technisches Team Technical Team