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Feature II

Die Ära Solf in den deutsch-japanischen Beziehungen

Frank Käser In der historischen Wahrnehmung wurde den deutsch-japanischen Beziehungen der 20er Jahre des 20. Jh. im Vergleich zu anderen Epochen bislang wenig Aufmerk- samkeit zuteil. Dies hängt damit zusammen, dass dem „Goldenen Zeitalter“ der deutsch-japanischen Beziehungen der Meiji-Zeit (1868-1912) und den Beziehungen beider Länder in den 1930er Jahre sowie den Jahren des Zweiten Weltkrieges das Hauptaugenmerk galt. Die Vernachlässigung der 1920er Jahre verleitet dazu, ihre Bedeutung innerhalb der deutsch-japanischen Beziehungen, die sich im Jahre 2011 auf 150 Jahre beliefen, gering zu achten. Mit Bezug auf das „Versailler“ bzw. das „Washingtoner System“ wird das deutsch-japanische Verhältnis der 1920er Jahre häufig als Vorgeschichte des militärisch-politischen Zusammengehens der 1930er und 1940er Jahre charakterisiert. Subsumierend wird die Periode der 1920er Jahre zu einer Vorstufe der späteren Zusammenarbeit reduziert. Anhand zeitgenössischer Quellen lässt sich jedoch der Befund, Deutschland und hätten sich „in einem Lager“ wieder gefunden, nicht substantiieren. Vielmehr legen die Quellen nahe, dass der Blick der Akteure sowohl auf japanischer als auch auf deutscher Seite zu- rückging und sie das Verhältnis zwischen beiden Ländern nach der sechsjährigen Unterbrechung der Beziehungen (1914-1920) erneuern und auf eine neue Grundlage stellen wollten. Anlässlich des 150. Geburtstages von Wilhelm Heinrich Solf, der am 5. Oktober 1862 geboren wurde und von 1920 bis 1928 deutscher Botschafter in Japan war, möchte ich einen Versuch unternehmen, anhand der Person und des Wirkens Solfs in Japan die 1920er Jahre innerhalb der deutsch-japanischen Beziehungen zu beleuchten. Wilhelm Solf wurde 1862 in geboren. Er besuchte das Gymnasium in An- klamm in Pommern 1874-76 und das Großherzogliche Gymnasium zu , wo er 1881 die Reifeprüfung ablegte. Anschließend studierte er in Berlin und Kiel Sanskrit und promovierte im Jahre 1885 im Fach Indologie über Die Kaçmîr-Re- cension der Pañcâçikâ (1886) an der Universität . Von Hause aus war Solf also Indologe und mit seinen Sprach- und kulturellen Kenntnissen gelangte er zunächst nach Kalkutta an das dortige deutsche Konsulat. Hier war er von 1888 bis 1890 tä- tig, bevor er für die Laufbahn des höheren auswärtigen Dienstes ein Jura-Studium in Jena von 1891 bis 1896 absolvierte. Im Jahre 1896 trat er in die Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes ein, war 1898/1899 Richter in Daressalam, anschließend

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Munizipalpräsident in / und von 1900 bis 1911 dort Gouverneur und schließlich von 1911 bis 1918 Leiter des Reichskolonialamtes (Staatssekretär des Reichskolonialamtes), in dessen Funktion er 1912/13 Deutsch-Ostafrika, Kamerun und Togo bereiste. Er war letzter kaiserlicher Staatssekretär des Auswärtigen Am- tes im Kabinett Prinz Max von Badens und für kurze Zeit erster Außenminister der Weimarer Republik. Im Jahre 1920 wurde er zum ersten deutschen Botschafter für Japan nach dem Großen Krieg berufen.1 Der Öffentlichkeit gegenüber äußerte sich Wilhelm Solf zu seiner bevorstehenden Japan-Mission in einem Interview mit einem Mitarbeiter der Vossischen Zeitung im Juni 1920 wie folgt: „Ich gehe in ein Land, dessen Volk mit um so größerem Vertrauen und größerer Sicherheit der Zukunft entgegensieht, als Japan innerhalb der führenden Weltmächte durch den Krieg sehr gestärkt worden ist, während das heutige Deutschland noch sehr viele Gefahren, die als Folge des Krieges drohen, wird überwinden müssen. Was aber noch schlimmer ist als die große Unsicherheit in unserem Lande, das ist der Umstand, daß die Ereignisse der letzten Jahre leider das Vertrauen der fremden Nationen zu Deutschland durchaus zerstört haben. Und deshalb meine ich, daß die Hauptaufgabe, die vor mir liegt, darin bestehen muß, dieses verlorene Vertrauen wieder herstellen zu helfen. Ich bin nicht der Ansicht, daß ich in Japan nur für die deutschen wirtschaftlichen Interessen einzutreten habe, und seien diese Interes- sen auch noch so wichtig. Ich bin im Gegenteil der festen Ueberzeugung, daß es auch meine Pflicht sein wird, die geistigen Bande, die zwischen zwei intellektuell so hochstehenden Völkern, wie Japan und Deutschland es sind, nach Möglichkeit zu pflegen. Trotzdem Japan der westlichen Zivilisation sehr viele Dinge entlehnt hat, ist es doch nicht unter die Herrschaft dieser Zivilisation gekommen. Und da- rin dürfte Japan als einziges Land dastehen; als Land, das mit vielen Zeichen von Erfolg versucht hat, aus alten Traditionen einerseits und den Forderungen der Neuzeit andererseits eine neue, eigene, japanische Kultur zu schaffen. Schon in der Vergangenheit haben wir uns japanische Erfahrungen zunutze gemacht. Und wir haben allen Grund, auch in der Zukunft den japanischen Bestrebungen mit größter Aufmerksamkeit zu folgen und sie unsererseits mit unseren Erfahrungen auf jede Art und Weise zu unterstützen.“ 2 Hierin kommt bereits deutlich zum Ausdruck, welche Bedeutung Solf künftig den kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Japan beimaß. Wir müssen uns an dieser Stelle ins Gedächtnis rufen, dass Solf Indologe war und über ein feines Gespür für das Kulturelle verfügte, das ihm aus der Beschäftigung mit der indi- schen Kultur erwachsen war. Vergleicht man den Ausbildungsweg der Mitarbeiter der deutschen Vertretungen in Japan mit Solfs Ausbildung, dann fällt auf, dass diese

1 Biographische Darstellungen zu Wilhelm Solf wie folgt: Vietsch 1961. Schwalbe u. Seemann 1974. Friese 1986. Hempenstall u. Mochida 2005. Hiyama 2005. 2 Nachlass von Wilhelm Solf im Bundesarchiv Koblenz, N1053/64, S. 10.

OAG Notizen 21 zuerst ein Jura-Studium absolvierten und dazu begleitend Japanisch und/oder Chi- nesisch lernten, ein Sprach-Diplom erwarben und im Fach Jura abschlossen oder promovierten.3 Bei Wilhelm Solf stand indessen zu Beginn das Sanskrit-Studium und die Promotion in dieser Fachrichtung, bevor er sich zum Juristen ausbildete. Im obigen Interview klingen auch bereits die Themen an, die auf der Agenda der deutsch-japanischen Beziehungen der 1920er Jahre stehen sollten, nämlich Kultur- und Wissenschaftspolitik auf der einen, Handelspolitik auf der anderen Seite. Im Folgenden möchte ich anhand dieser beiden Themenkreise die deutsch-japanischen Beziehungen der 1920er Jahre näher betrachten. Beginnen wir mit den kulturellen und wissenschaftlichen Beziehungen. 1. Kulturelle und wissenschaftliche Beziehungen Wissenschaftlicher Austausch zwischen Japan und Deutschland war in der Meiji- Zeit und bis 1914 Grundbestandteil der wechselseitigen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Vor allem in den Fächern Medizin, Recht, Philosophie, Kunst und in den Ingenieursfächern wurde Wissen zwischen beiden Ländern ausgetauscht. Deutsche Dozenten lehrten an japanischen Hochschulen, japanische Studenten und Absolventen kamen nach Deutschland zum Studium und zur Forschung.4 Von 1868 bis 1914 waren knapp 2700 japanische Studierende in Deutschland. Mit ca. 1000 Studenten (ca. 40%) galt dem Fach Medizin das Hauptinteresse seitens der japani- schen Wissenschaft. Dieser Austausch wurde mit der Kriegserklärung an Deutschland im Jahre 1914 abrupt unterbrochen. Doch der Abbruch der diplomati- schen Beziehungen und der Kriegszustand dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die wissenschaftliche Kommunität in Japan ihrer deutschen Lehrer und Kol- legen gedachte und daran interessiert war, den wissenschaftlichen Austausch mit Deutschland sobald wie möglich wieder aufzunehmen. Nachdem der Kriegszustand zwischen Japan und Deutschland beendet war, wurde alsbald der wissenschaftliche Anschluss beiderseits gesucht. Aber nicht nur, dass der Anschluss gesucht wurde, japanische Vertreter aus der Wissenschaft setzten sich für deutsche Interessen in der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft ein. Zwar hatten sich der ja- panische Chemiker Sakurai Jōji (1858-1939), der wissenschaftlich in London und Glasgow sozialisiert war, im Gegensatz zum Gros der japanischen Wissenschaft- ler, die in den Jahren 1868-1914 bis zu ca. 75% in Deutschland ausgebildet worden waren, und der japanische Physiker Tanakadate der Erklärung zum Boykott der deutschen Wissenschaft auf dem Gelehrtenkongress von Paris angeschlossen, aber

3 z.B.: Emil Ohrt (1868-1934), 1921-1923 Konsul in Yokohama. Karl M. Mechlenburg (1876-1957), ab 1920 in Tokyo. Kurt Sell (geb. 1877), ab 1920 in Tokyo, dann in Yokohama. Erich Michelsen (1879-1948), 1920-1926 in Tokyo. Hans Kolb (1891-1983), 1921 in Kobe, 1922-1925 in Tokyo. Alle Angaben nach den entsprechenden Bänden des Biographischen Handbuchs des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871-1945, hg. v. AA, hist. Dienst. Paderborn: Ferdinand Schöningh, 2000-2012. 4 Für die folgenden Angaben vgl. Staatsbibliothek zu Berlin: Hartmann, Rudolf: Lexikon Japans Studierende in Deutschland 1868-1914. URL: crossasia.org/digital/japans-studierende/index (Zugriff: 1. August 2012).

10/2012 22 die Mehrheit der japanischen Wissenschaftler stand einer solchen Maßnahme gegen Deutschland ablehnend gegenüber. Der im Jahre 1920 konstituierte „Verein für wis- senschaftliche Forschung“ in Japan, dessen Vorsitz Prof. Furuichi führte, traf sich im Dezember 1920 und beriet gegen den Vize-Vorsitzenden Sakurai die japanische Zustimmung zum Ausschluss Deutschlands aus der internationalen Wissenschafts- gemeinschaft. Da Kritik gegen Sakurai laut wurde, trat dieser von seiner Position als Vize-Vorsitzender zurück. Die nationale wissenschaftliche Vereinigung Japans votierte daraufhin in der Sitzung einstimmig, dem internationalen Gelehrten-Kon- gress eine Resolution vorzulegen mit der Aufforderung, „alle Kulturstaaten“ zuzu- lassen, eine Formulierung, die auf Deutschland gemünzt war. Offenbar waren die japanischen Gelehrten bei der Beschlussfassung in Paris übergangen worden und suchten nun ihrer eigentlichen Haltung gegenüber dem Wissenschaftsland Deutsch- land Ausdruck zu geben.5 Auch seitens der japanischen Mediziner war das Interesse an einer Zusammenarbeit mit Deutschland groß. Ein Telegramm der japanischen Medizinischen Gesellschaften vom 23. April 1921 fand Eingang in die Deutsche Tageszeitung vom 24. April 1921: „Die Mitglieder der hier in Tokio im April 1921 tagenden Gesellschaften für Patho- logie, Hygiene, Bakteriologie, Innere Medizin, Gynäkologie, Dermatologie, Oph- talmologie, Otologie, Psychiatrie und Neurologie haben einstimmig den folgenden Beschluss gefaßt: Nachdem erfreulicherweise mit dem Friedensschluß der normale Zustand zwischen Deutschland und Japan wiederhergestellt ist, sprechen die ja- panischen Mediziner den dringenden Wunsch aus, mit den deutschen und öster- reichischen Medizinern zur Förderung der Wissenschaft und zur Pflege der Kultur und Zivilisation in freundschaftlichen Verkehr genau wie vor dem Kriege zu treten und dafür zu sorgen, daß der geistige Verkehr zu beiderseitigen Nutzen ein immer lebhafterer und innerer wird. Vorstände: Howada, Yokote [sic!], Kitasato, Irisawa, Iwase, Dohi, Komoto, Okada, Kuro.“6 Bei den japanischen Vertretern aus Wissenschaft und Forschung war darüber hinaus das Mitgefühl mit deutschen Akademikern aufgrund der bedrückenden Finanz- situation in der akademischen Landschaft Deutschlands, die aus den Bestimmungen des Versailler Vertrags resultierten, so groß, dass sowohl Einzelpersonen als auch Gruppen in Japan Stiftungen ins Leben riefen oder Spendengelder nach Deutsch- land überwiesen, die die Forschung in Deutschland unterstützen sollten. Die wohl bekannteste Stiftung dürfte die sog. Hoshi-Stiftung sein, die von dem japanischen Pharmaunternehmer Hoshi Hajime (1873-1951) 1920 veranlasst wurde und in den 1920er Jahren die deutsche Forschung vornehmlich auf dem chemischen Gebiet mit- finanzierte.7 Auch der japanische Abgeordnete und Kaufmann Mochizuki Gunshirō

5 Politisches Archiv des Ausw. Amtes Berlin (im Folgenden PAAA), Akte R 85978: W. Solf an das AA in Berlin, 14. Dezember 1920. 6 Ebd., Deutsche Tageszeitung (24.4.1921, Nr. 189). 7 Hierzu ausführlicher die Beiträge von Friese 1983, 1985, 1989, 1990. Oyama 1997. Oshio 1990.

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(1879-1940) initiierte eine Stiftung, die der deutschen Wissenschaft zu Gute kom- men sollte. Weniger bekannt dürfte sein, dass auch die japanische Ärzteschaft Gel- der sammelte. Die Sammlung der japanischen Mediziner ging auf die Initiative des japanischen Medizin-Professors und ehemaligen Assistenten Erwin Bälz’ (1849- 1913), Irisawa Tatsukichi (1865-1938), zurück, der wie viele seiner Kollegen bei deutschen Medizinern und in Deutschland studiert hatte. Die Gelder beliefen sich auf fast eine halbe Million Reichsmark und wurden im Jahre 1921 Deutschland geschenkt. Die japanischen Ärzte Hata Sahachirō (1873-1938) und Shiga Kiyoshi (1871-1957) organisierten außerdem einen Ausbildungsfonds für die Kinder des früh verstorbenen Mediziners Fritz Schaudinn (1871-1906). Die japanischen Ärzte han- delten hier im hippokratischen8 und konfuzianischen Sinne zu Ehren ihrer Lehrer. Im medizinischen Bereich sei auch an eine Spende für Ludwig Aschoff (1866-1942) erinnert, die dem pathologischen Institutsneubau in Freiburg/Br. dienen sollte. Im Zusammenhang mit Stiftungen und Schenkungen seitens japanischer Wissenschaft- ler sollte auch auf eine Spende japanischer Forstleute hingewiesen werden, die der deutschen Forstwirtschaft zur Verfügung gestellt wurde.9 Welche Rolle spielt Solf in diesem Zusammenhang? Wenn wir bedenken, welche Bedeutung traditionell der Gelehrsamkeit in Ostasien zukommt und wir uns Wil- helm Solf als promovierten Indologen in Erinnerung rufen, so wurde er in Japan nicht nur als politischer Vertreter Deutschlands wahrgenommen, sondern auch als Gelehrter.10 Als solcher stand er in seiner Funktion als deutscher Botschafter in Ja- pan seiner eigenen Auffassung zufolge an der Schnittstelle zwischen Politik und Wissenschaft. Es ist bekannt, dass er mit dem japanischen Politiker Gotō Shinpei (1857-1929) in Kontakt stand, welch letzterer als Mediziner in Deutschland studiert und im Jahre 1892 beim Hygieniker Max von Pettenkofer in München promoviert hatte. Gotō Shinpei war es, der bei Hoshi Hajime die Stiftung für Deutschland ver- anlasst hatte. Wilhelm Solf selbst schrieb am 30. Dezember 1924 an Gotō: „Hochzuverehrender Herr Viscount, am Schluss des Jahres 1924 möchte ich nicht verfehlen, Euerer Excellenz meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen für die mannigfachen Beweise freundschaft- licher Gesinnung, die ich von Ihnen im Laufe des Jahres erfahren habe. Seit mei- nem Eintreffen in Japan, vor nunmehr mehr denn 4 Jahren haben Sie Verständniss gezeigt für die Schwierigkeiten, die sich dem ersten Vertreter Deutschlands in den Weg stellten. Wenn es mir gelungen ist, normale, ja freundschaftliche Beziehungen zwischen der Deutschen Botschaft und den Kaiserlichen Behörden einerseits und

8 Zum Hippokratischen Eid ausführlicher Steger 2011, S. 38-46. Der „klassische“ Hippokratische Eid sieht in Absatz 2 vor, „Den, der mich diese Kunst lehrte, gleich zu achten meinen Eltern, insbesondere mit ihm den Lebensunterhalt zu teilen und ihn mitzuversorgen, falls er Not leidet; […].“, hier zitiert nach ebd., S. 41. 9 Die Angaben stützen sich auf die Akten des PAAA R 64949 und R 85980, passim. 10 Vgl. hierzu zum Beispiel N1053/74, S. 167 und PAAA R 85845, Thiel an das AA, Stellungnahme zur Solf-Rede vom 27.9.1920.

10/2012 24 zwischen den Japanern und den hiesigen Deutschen andererseits herzustellen, so weiss ich, wieviel von diesem Erfolg ich Ihrer freundlichen Unterstützung zuzu- schreiben habe. Ich weiss auch, dass Ihre fürsorgliche Hand Herrn Hoshi die Bahn gezeigt hat, auf der er so viel Gutes für die Wissenschaft Deutschlands in schwerster Zeit gestiftet hat. Das Echo dieses Dankes soll in Ihrem gastlichen Haus erklingen und die Ehrungen für Hajime Hoshi gelten auch seinem hohen Protektor. Es ist mir Herzensbedürfnis Ihnen das an der Jahreswende zu sagen und all[e] gu- ten Wünsche für das Wohlergehen Ihrer Selbst sowie der Kaiserlichen Regierung und des japanischen Volks anschliessen zu dürfen. In ausgezeichneter Hochachtung und Verehrung stets Ihr (gez.) S o l f“.11 Gotō dürfen wir übrigens im Zusammenhang mit den deutsch-japanischen Bezie- hungen der 1920er Jahre als prodeutschen Vertreter der japanischen Seite wahrneh- men, um welchen sich deutsch-freundliche Akteure in einer losen Gemeinschaft sammelten. Zu dieser „Gotō-Kreis“ genannten Personengruppe dürfen wird bei- spielsweise die Mitarbeiter des japanischen Außenministeriums Debuchi Katsuji (1878-1947), Hioki Eki (1861-1926), Honda Kumatarō (1874-1948), Nagaoka Haru- kazu (1877-1949), Shidehara Kijūrō (1872-1951), außerdem den bereits genannten Mochizuki Gunshirō, Okamatsu Santarō, Hoshi Hajime, den Mediziner Sata Aihiko (1871-1950) und Nagai Nagayoshi (1845-1929) rechnen. Auch Tōgō Shigenori (1882- 1950) zählt zu ihnen. Letzterer war von 1919 bis 1921 in Berlin Legationsrat an der japanischen Botschaft, und Wilhelm Solf befürwortete im Jahre 1922 wärmstens die Heirat zwischen Tōgō und der Deutschen Edith de Lalande bei Uchida Yasuya (1865-1936), der von 1918 bis 1923 japanischer Außenminister war.12 Insbesondere der japanischen Ärzteschaft aus der Meiji-Zeit, die von deutschen Lehrern ausgebildet worden war oder zum Teil in Deutschland studiert hatte, kommt bei der Wiederaufnahme der deutsch-japanischen Beziehungen eine immense Be- deutung zu. Neben Gotō und Irisawa war es Sata Aihiko, der zur Neu-Gestaltung des deutsch-japanischen Verhältnisses beitrug. Im Jahre 1921 wurde die Japanisch- Deutsche Gesellschaft Osaka wieder gegründet. Sata Aihiko, der 1897 bis 1900 in Berlin und Freiburg Medizin studiert hatte, war als Medizin-Professor Rektor der medizinischen Akademie und Direktor des pathologisch-bakteriologischen Instituts in Osaka. Auf seine Initiative hin wurde die Japanisch-Deutsche Gesellschaft Osaka wieder gegründet, während die Japanisch-Deutsche Gesellschaft Tokyo von Irisawa, Gotō und Nagai zusammen mit Solf neu ins Leben gerufen wurde. Im Jahre 1921 hielt Wilhelm Solf die Eröffnungsrede für die Gedenkfeierlichkeiten zum 100. Ge- burtstag Rudolf Virchows im pathologischen Institut der Universität Tokyo.

11 N1053/73, S. 95. 12 N1053/68, S. 24 ff. und 55 f. Zu den einzelnen Personen Nihon Gaikōshi Jiten 1992.

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Festversammlung im pathologischen Institut zu Tokyo/Japan am 13. 10. 1921 zum Andenken an Virchows 100. Geburtstag. Der deutsche Botschafter Solf hält die Festrede. Bundesarchiv, Bild 137-005252 / Fotograf: unbekannt.

Wilhelm Solf selbst hielt während seines Aufenthalts in Japan weitere Vorträge, folgte Einladungen zu wissenschaftlichen Veranstaltungen und war Mitglied und später Vorsitzender der Asiatic Society. Als Indologe galt sein besonderes Interesse dem Buddhismus, den er als das überspannende Prinzip für das fernöstliche Geis- tesleben der Chinesen und Japaner identifizierte: „Als ich nach Japan kam, war ich überrascht, in den bildnerischen Erzeugnissen dessen, was man hier Buddhismus nennt, das gesamte Pantheon des Hinduismus wiederzuerkennen. […]. Das gesamte Geistesleben des fernen Ostens konzentriert sich im Buddhismus, und zwar im Mahayana-Buddhismus. […]. Ich empfinde es als eine Lücke in unserer Wissenschaft, und als eine akademische Anomalie, dass wir in Deutschland auf keiner Universität einen Lehrstuhl für eine Religion oder besser für ein religiös-philosophisches System haben, das in der Welt mehr Anhänger zählt als das Christentum. Sollte hier nicht ein Feld des Zusammenarbeitens von Osten und Westen sein? Die Kenntnis des fernöstlichen Buddhismus ist der Schlüssel für das Geistesleben der für uns so schwer verständlichen Lebewesen Chinas und Ja- pans. Verstehen wir diesen Buddhismus, dann verstehen wir auch die Philosophen und Dichter, die in seinem Bannkreis gewirkt und gelehrt haben. Dann verstehen wir auch die Darstellungen der bildnerischen Kunst des fernen Ostens. […]. Das

10/2012 26 genügt, glaube ich, um Ihnen die Gedanken zu skizzieren, die mir seit Jahren durch den Kopf gehen. Ich fürchte, es sind zunächst rein akademische Erwägungen, denn das praktische Ziel, ein gemeinsames Institut für die Lehre des Mahayana zu grün- den, scheint mir gegenwärtig in weiter Ferne zu liegen.“13 Das Institut, das W. Solf hier als Ideal für ein kulturelles Verständnis des Fernen Ostens nennt, wurde zwar in dieser akademisch-universitären Form erst später re- alisiert, dafür wurden aber zwei Einrichtungen in Berlin (1926) bzw. Tokyo (1927) gegründet, die der kulturellen Erforschung des jeweils anderen Landes und damit der kulturellen Verständigung dienen sollten. Die Idee für die Einrichtung japanolo- gischer Institute hatte Friedrich M. Trautz (1877-1952) bereits 1923 gegenüber dem Auswärtigen Amt geäußert14, zunächst aber wurden zwei Schwestern-Institute ge- gründet, deren Präsidentschaft in Berlin von 1929 bis 1936 Wilhelm Solf und Gotō in Tokyo führten. An der Idee und Gründung der Institutionen hatte neben W. Solf und Gotō Shinpei auch mitgewirkt. Der Chemiker und Nobelpreisträger Fritz Haber (1868-1934) hatte Japan im Jahre 1924 auf Einladung Hoshis und auf Empfehlung Albert Einsteins (1879-1955) besucht. Einstein war Fritz Haber durch einen Besuch in Japan im Jahre 1922 vorausgegangen15 und hatte bei seiner Rück- kehr Haber einen Japan-Aufenthalt dringend nahegelegt. Fritz Haber trat daraufhin eine Japan-Reise an, die sowohl wissenschaftlichen als auch wirtschaftlichen Inter- essen dienen sollte. Zu diesem Zeitpunkt begannen gerade die deutsch-japanischen Handelsvertragsverhandlungen in Berlin. Mit Fritz Haber reiste übrigens Ludwig Aschoff, der gelegentlich seines Besuchs zum Ehren-Mitglied der japanischen pa- thologischen Gesellschaft ernannt wurde. W. Solf und Fritz Haber entwickelten mit Gotō und dem Haber-Schüler Tamaru Setsurō (1879-1944) zusammen die Idee, das gegenseitige kulturelle Verständnis durch staatliche Forschungsinstitute zu vertie- fen. Für das Japaninstitut in Berlin stellte Hoshi Hajime Gelder für die Bibliothek bereit, während die laufenden Kosten vom Auswärtigen Amt und zum geringeren Teil vom Reichsinnenministerium und der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft getragen wurden. Das Japaninstitut befand sich bis 1931 im Stadtschloss; dem Präsidenten standen ein deutscher und ein stellvertretender japanischer Leiter zur Seite. Auf Gründungspräsident Fritz Haber 1926-1929 folgte Wilhelm Solf.16 Als erster deut- scher Leiter fungierte Trautz17 formal bis 1934, während die aus Japan stammen- den Leiter stärker fluktuierten. Unter ihnen finden wir in den Jahren bis 1930 Uno

13 Brief an eine Vertraute vom 2. Juni 1925 in N1053/74, S. 123. Zu seinem Interesse am Buddhismus vgl. auch seinen Vortrag zum Thema „Mahayana. The Spiritual Tie of the Far East” 1926 in: N1053/Nr. 14, S. 9 ff. 14 Trautz 1923 an Ministerialdirektor Knipping in: PAAA R 85978. 15 Hierzu ausführlicher Sugimoto 2005. Stoltzenberg 1994. Pauer 2011. 16 Zu Solfs Zeit nach seiner Rückkehr aus Japan Hack 1997. 17 Universität Bonn: Pressemitteilung zur Sammlung von Friedrich M. Trautz (1877-1952). URL: http://www3.uni-bonn. de/Pressemitteilungen/350-2011 (Zugriff am 6. August 2012). Zöllner 2011.

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Tetsutō (Konfuzianismus-Forscher, 1875-1974) 1926/27, Kanokogi Kazunobu (Phi- losoph, 1884-1949) 1927-1929 und schließlich 1929/1930 den Mediziner Shimazono Junjirō (1877-1937). Fritz Haber führte übrigens den Vorsitz im Hoshi-Ausschuss in der Not-Gemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, welche die Gelder, die Hoshi der deutschen Wissenschaft zur Verfügung gestellt hatte, verwaltete und an Stipen- diaten verteilte.18 Zu den deutsch-japanischen wissenschaftlichen Beziehungen der 1920er Jahre sei hier noch bemerkt, dass von deutscher Seite beispielsweise Prof. Dr. Siegfried Gräff (Medizin), Prof. Dr. Michaelis (Biochemie) und Prof. Dr. Härtel (Chirurgie) in Japan weilten und der Physiker Werner Heisenberg 1929 dort zu Besuch war, während aus Japan Dr. Kamiya und Mori Otto (1890–1967), Sohn des japanischen Arztes Mori Rintarō (1862-1922), zu Forschungszwecken nach Deutschland kamen. Während Fritz Haber im Verein mit der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft und verschiedenen Reichsministerien das Japaninstitut 1926 in Berlin auf die Beine stellte, wurde ein Parallel-Institut in Tokyo vorbereitet, das kaum ein halbes Jahr später eröffnet werden konnte. Hier und in der Japanisch- Deutschen Gesellschaft Tokyo präsidierte Gotō Shinpei, und Wilhelm Solf war Eh- renmitglied im Beirat des Tokyoter Instituts. 2. Der deutsch-japanische Handelsvertrag von 1927 Der Handelsvertrag zwischen Deutschland und Japan von 1911 war mit anhängigem Zollabkommen und den Regelungen über das Konsulatswesen aufgrund des Krieges 1914-1918 erloschen. Somit herrschte zwischen Japan und Deutschland ein vertrags- loser Zustand in Hinsicht auf Handel und Schifffahrt. Beide Seiten waren jedoch aus handelspolitischen Gründen bestrebt, diesen Zustand zu überwinden und mit einem neuen Vertrag zu normalisieren. Wenn man bedenkt, dass beide Seiten ab dem Jahre 1920 daran interessiert waren, den Handel durch einen Vertrag einem Rechtsrahmen anzupassen, so verwundert die lange Zeit, die bis zum Abschluss eines Vertrages verging. Welche Hindernisse stellten sich den Verhandlungspartnern in den Weg? Die ersten Anfragen in Bezug auf einen Handelsvertrag gingen von deutscher Seite aus, da die deutsche Industrie aufgrund der „Rechtlosigkeit“19, wie Wilhelm Solf den Zustand umschrieb, im Handel erhebliche Nachteile aufgrund hoher Zölle hin- nehmen musste. Japanischerseits wurde jedoch um Zeit für Vertragsverhandlungen gebeten, da Japans Handelsverträge mit auswärtigen Mächten noch bis 1923 in Kraft waren und erst danach neue Verträge angestrebt werden sollten. Japan arbeite- te an einer Umstellung seines gesamten Handelsvertragswesens und in diesem Zuge

18 Als Ergebnis der finanziellen Unterstützung für die deutsche chemische Forschung erschien Deutsche Wissen- schaftliche Untersuchungen auf dem Gebiete der Chemie 1924. 19 Bericht von Solf vom 31. Januar 1921 an das AA in: PAAA R 265237.

10/2012 28 sollte auch der Handel mit Deutschland vertraglich auf eine neue Grundlage gestellt werden. Wilhelm Solf vermutete allerdings zu Recht, dass Japan nicht unabhängig von seinen ehemaligen Verbündeten agierte, sondern deren Befindlichkeiten zu be- rücksichtigen hatte. Bereits bei Solfs erster öffentlicher Rede vor der japanischen wirtschaftlichen Vereinigung am 27. September 1920, in der er sich für gegenseiti- gen gedeihlichen Handel und wirtschaftliche Zusammenarbeit aussprach, reagierten die ehemaligen Kriegsgegner in Japan mit Argwohn und meinten in Solfs Worten Bündnisabsichten zwischen Japan und Deutschland zu sehen. Von seinem Dienstherrn in Berlin wurde Solf daraufhin gebeten, sich mehr Zurückhaltung aufzuerlegen.20 In den Jahren 1920 bis 1924 setzte das Deutsche Reich seine Bemühungen um einen Handelsvertrag fort, konkrete Gestalt nahmen Verhandlungsabsichten erst im Herbst 1924 an, nachdem im Frühjahr 1924 Japan Interesse wegen eines Handelsvertrags bekundet hatte. Da am 10. Januar 1925 die auf dem Versailler Vertrag beruhende einseitige Meistbegünstigungsklausel Deutschlands erlöschen sollte, sah es nun Ja- pan als tunlich an, einen Handelsvertrag mit dem Deutschen Reich abzuschließen. Die Vertragsverhandlungen wurden dann im November 1924 in Berlin aufgenom- men: der japanische Botschafter Honda Kumatarō fungierte auf japanischer Seite als Verhandlungsführer, während Ministerialdirektor Alfred Knipping (1868-1955) die deutschen Interessen vertrat. Verhandlungsgrundlage sollte der Handelsvertrag von 191121 sein. Die Verhandlungen endeten allerdings ergebnislos und mussten 1925 vertagt werden. Als Haupthindernis können wir hier die sog. „Farben-Frage“ identi- fizieren, die auch für die weiteren Verhandlungen bestimmend sein sollte. Das japanische Handelsministerium hatte vor Beginn der Handelsvertragsverhand- lungen mit dem Deutschen Reich im Herbst 1924 ein Lizenzsystem für Farbenein- fuhr aus Deutschland in Kraft gesetzt.22 Dieses Lizenzwesen sollte dem Schutze der eigenen Farbenindustrie dienen, die in Japan gerade aufgebaut wurde. Die deutsche Farbenindustrie war zu dieser Zeit führend in der Welt. Zum Schutze seiner Farben- industrie verlangte jedoch das Deutsch Reich seinerseits volle Gleichberechtigung bei den Verhandlungen in allen Industriebereichen und für alle Industrie-Produkte ohne Sondermaßnahmen. Das Lizenzsystem in Japan schadete aber der deutschen Farbeneinfuhr in erheblichem Maße und wirkte sich hemmend auf den Verhand- lungsverlauf aus. Fritz Haber, der sich im Herbst 1924 in Japan aufhielt und sich einen Eindruck über die japanische chemische Industrie verschaffte, riet der deut- schen Farbenindustrie mit Wilhelm Solf zusammen zu einer konzilianten Haltung. Trotzdem verliefen die ersten Verhandlungen ergebnislos. Die Verhandlungsjahre 1925/26 standen in Folge ganz im Zeichen der Farben-Frage.

20 PAAA R 85845, passim. 21 Handels- u. Schiffahrtsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Japan, in: RGBl., Jg. 1911, Nr. 40, S. 477-503. 22 Solf an das AA am 17. Oktober 1924 in: PAAA R 265237.

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Da Japan in der Gestalt seines Handelsministeriums kein Entgegenkommen zeigte, setzte die deutsche Seite als Druckmittel Spezialzölle für Soyabohnen-Öl ein. Japan exportierte aus seinem mandschurischen Einfluss- und Herrschaftsgebiet Soyaboh- nen und Soyabohnen-Öl. Das Deutsche Reich war mit einer Einfuhr von 41% der mandschurisch-japanischen Soyabohnen und einer Einfuhr von fast 25% des Soya- bohnen-Öls einer der Hauptabnehmer des japanischen Soyabohnen- und Öl-Exports und hätte mit seinen Spezialzöllen Japans Export empfindlich getroffen, war je- doch zu Zugeständnissen bereit, wenn Japan seinerseits Kompensationen im Farb- Lizenzsystem angeboten hätte. Somit diente der Soyabohnen-Öl-Zoll deutscherseits als „handelspolitischer Hebel“23 gegen japanische Importbeschränkungen gegenüber deutschen Farben. Da das japanische Außenministerium mit seinem Verhandlungsführer in Berlin nicht zufrieden war und außerdem Eigenmächtigkeit Hondas beklagte, wurden die Verhandlungen im Sommer 1925 nach Tokyo verlegt. Zum deutschen Verhandlungs- führer in Japan wurde nun Wilhelm Solf berufen. Die Verhandlungssituation im Sommer 1925 stellte sich nun wie folgt dar: Wäh- rend Japan auf Einfuhrbeschränkungen bestehen blieb, um die deutsche Farbenein- fuhr zu begrenzen, verlangte das Deutsche Reich im Sinne der Gleichbehandlung volle gegenseitige Einfuhrfreiheit. Auf beiden Seiten wurde jedoch die Idee eines gentleman’s agreement als Zwischenlösung gutgeheißen, die Solf dem Auswärtigen Amt als einstweilige Brücke bis zum Abschluss des Handelsvertrages mitteilte.24 Um eine Lösung in der Farbenfrage zu erreichen, wurde nun Dr. Hermann Waibel (1881-1945), der Direktor der IG Farben, von der Interessengemeinschaft selbst nach Japan entsandt. Er sollte Wilhelm Solf in der Farben-Frage beraten und, wenn nicht eine Lösung, so doch wenigstens einen Kompromiss zwischen dem japanischen Handelsministerium und der deutschen Farbenindustrie erreichen. Denn die sog. Farben-Frage war keine Frage, die in erster Linie die beiderseitigen außenpolitischen Interessen berührte, sondern ein industriell und wirtschaftlich motiviertes Problem. Zu diesem Zeitpunkt war Kataoka Naoharu (1859-1934) Handelsminister. Im Hinter- grund agierte jedoch Baron Shijō als Vize-Handelsminister und war bestrebt, die noch junge japanische Farbenindustrie weiter aufzubauen und gegen ausländische Konkurrenz zu schützen. Er war Gründer der Nihon Senryō. Dagegen war das japa- nische Außenministerium in der Gestalt des Außenministers Shidehara, des Vize- Außenministers Debuchi und des Vize-Direktors der Handelsabteilung des Außen- ministeriums Saitō vornehmlich prodeutsch eingestellt. Die Konfliktlinie verlief also zwischen der deutschen Farbenindustrie einerseits und dem japanischen Handels-

23 Trautmann am 6. August 1925 in: PAAA R 263874. 24 Solf an das AA am 7. August 1925 in: PAAA R 263874.

10/2012 30 ministerium andererseits. Während die deutsche Botschaft mit Solf an der Spitze auf Kompromissbereitschaft und Unterstützung seitens des japanischen Außenministe- riums rechnen konnte, bildete die Farben-Frage zwischen dem japanischen Handels- ministerium und der IG Farben die Hürde in den Verhandlungen bis August 1926. Am 27. Oktober 1925 traf Waibel in Japan ein. Die Situation im Herbst 1925 ließ jedoch keinen Optimismus zu, da noch keine wesentlichen Veränderungen in den Ver- handlungspositionen eingetreten waren. Doch sah auch Waibel in einem gentleman’s agreement eine mögliche „Uebergangsmassnahme“25. Als gentleman’s agreement wurden mehrere Modelle diskutiert. Einmal gab es das „Shidehara-Modell“, wonach neben dem abgeschlossenen Handelsvertrag ein Abkommen über Farben-Einfuhr nach Japan vierteljährlich und nach Bedarf inhaltlich veränderbar in Kraft sein sollte. Zweitens gab es seitens des japanischen Handelsministeriums ein Modell mit drei Produkten – frei aus Deutschland einzuführende, kontigentierte und beschränkte Produkte. Und drittens hatte Waibel in Ablehnung und Abwandlung des zweiten Modells ein eigenes gentleman’s agreement vorgelegt, dem zufolge nur zwei Farben- produkte auf der Produktliste erscheinen sollten, nämlich beschränkte Produkte und frei einzuführende Produkte. Alle drei Modelle bedeuteten jedoch im Kern eine Diskriminierung deutscher Han- delsinteressen, da Einfuhrbeschränkungen dem Geist der Ein- und Ausfuhrfreiheit widersprachen. Die Meistbegünstigungsklausel wäre dadurch durchsiebt worden. Um den Weg zu einem Handelsvertrag freizuräumen, musste eine Einigung zwi- schen deutschen und japanischen Farben-Interessen erreicht werden. Während das japanische Handelsministerium für eine deutsche Zusage zu technischer Zusam- menarbeit Zugeständnisse in den Handelsvertragsverhandlungen gemacht hätte, lehnten Waibel und der Direktor des Reichsverband der Deutschen Industrie, Carl Duisburg (1861-1935), der sich just zu diesem Zeitpunkt in Japan aufhielt, eine tech- nische Kooperation vehement ab. Im Juni 1926 räumte Wilhelm Solf in den Verhandlungen ein wesentliches Hinder- nis aus, indem er gegenüber Japan erklärte, den Bohnenöl-Zoll zu reduzieren, wenn ein Handelsvertrag zu Stande käme. Die sog. Farben-Frage wurde dagegen erst An- fang August 1926 durch ein „Farben-Abkommen“ zwischen der IG Farben und dem japanischen Handelsministerium und dem japanischen Außenministerium gelöst. Wilhelm Solf kommentierte das Farben-Abkommen mit offensichtlicher Erleichte- rung: „Sehr geehrter Herr Stohrer, wir haben gestern Abend das Farben-Abkom- men gezeichnet und ich bin seit Monaten nicht in so guter Stimmung gewesen, wie nach Erledigung dieser Herkules-Arbeit.“ „Ich gehe in den nächsten Tagen nach

25 So Hermann Waibel nach seiner Ankunft in Japan im November 1926 in: PAAA R 263874.

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Deutschland, um in Berlin zu versuchen, die mühseligen Handelsvertragsverhand- lungen zu beschleunigen. Als Zangengeburt ist mir das Farbenabkommen gelungen. Jetzt handelt es sich um Preferenzial-Zölle. […].“ 26 Der Abschluss des Handelsvertrags konnte jedoch vorläufig nicht erfolgen. Erstens erkrankte der als japanischer Verhandlungsführer handelnde japanische Justiz- minister, zweitens aber erwartete das japanische Handelsministerium für seine Eini- gung im Farben-Abkommen weitere Zugeständnisse von Deutschland für den Han- delsvertrag. Zur Klärung und Besprechung dieser Fragen reiste Solf im September 1926 nach Deutschland. Die Zugeständnisse, die das Handelsministerium erwartete, betrafen Tarifabreden zu bestimmten japanischen Handelswaren. Gleichzeitig legte die deut- sche Seite Japan eine Wunschliste für Konventionaltarife vor. Da Deutschland be- reits die Herabsetzung des Soyabohnen-Öl-Zolls auf 2 Mark zugesagt hatte, gestand das kooperationsbereite Außenministerium zu, diese Zollherabsetzung als deutsches Zugeständnis für das Farbabkommen im Kabinett gegenüber dem Handelsministeri- um zu vertreten. Das Bohnenöl bzw. der Zoll auf das Bohnenöl in Bezug auf die Ta- rifabreden blieb indessen Verhandlungsgegenstand zwischen Deutschland und Japan bis zum Vertragsabschluss im Juli 1927. Hier beendete erst der Kabinettswechsel in Japan im April 1927 die schwierigen Verhandlungen, da Premierminister Tanaka Giichi (1863-1929) in Personalunion das auswärtige Ressort übernahm und sich ge- gen die Bedenken im Kabinett auch und vor allem gegen das Handelsministerium durchsetzte. Wilhelm Solfs abschließender Bericht zu den Handelsvertragsverhand- lungen vom Tage der Unterzeichnung am 20. Juli 1927 gibt prägnant und in Kürze den gesamten Verlauf wieder: „Die Verhandlungen über den Vertrag haben den langen Zeitraum von 2,5 Jahren gefordert.“ Als einen der Gründe nannte Solf hier die weite Entfernung zwischen Japan und Deutschland, die die Kommunikation mit der übergeordneten Behörde mit Sitz in Berlin erschwerte; der vertragslose Zustand musste zwar nicht dringend beendet werden, da sich der deutsche Handel in Japan auch ohne Vertrag günstig entwickelte. Die mangelnde Meistbegünstigungsklausel machte sich aber in einzelnen Branchen wie der deutschen Farbindustrie bemerkbar. Da die deutsche Farbindustrie außerdem vom japanischen Lizenzsystem betroffen war, wollte gerade diese einen Handelsvertrag möglichst bald erreichen. Damit wur- de aber ausgerechnet der Vertragsabschluss verzögert: „Dieses qualifizierte Drän- gen bedeutete für den Vertragsabschluss keine Beschleunigung, sondern eine Verzö- gerung, indem nun die grundsätzliche Hauptschwierigkeit für das Zustandekommen eines deutsch-japanischen Handelsvertrags in den Vordergrund trat: die Unverein-

26 Solf an Herr Stohrer, Tokyo 7. August 1926 in: N1053/75, S. 128 u. Solf an Herrn Schuster, Tokyo 27. August 1926 in: ebd., S. 145 f. u. Solf an das AA am 8. August 1926 in: PAAA R 264092. Zur Entwicklung der Verhandlungen 1926/1927 auch PAAA R 263819 und R 265236. Zur Farben-Frage auch PAAA R 263371 u. Kudō 2009.

10/2012 32 barkeit des japanischen Entschlusses die eigene Industrie um jeden Preis zu schüt- zen und des deutschen Bestrebens, seine Einfuhr von Industrieproduktionen nach Japan zu heben“. Deutschland übte seinerseits Druck auf Japan über das Soyaöl aus: „Es ist bezeichnend, dass man, um überhaupt eine Art Kompensation für Japan zu finden, nach einem Artikel greifen musste, der gar nicht japanischen, sondern frem- den Ursprungs ist: das Soyabohnenöl.“ Die Zustimmung zum Handelsvertrag wurde im japanischen Kabinett dank Tanakas energischen Durchgreifens in Japan erreicht: „Wenn der Vertragsabschluss jetzt auf der Basis der Gleichheit und der Meistbe- günstigung gelungen ist, so ist dies der politischen Einsicht der leitenden Beamten des Aussenministeriums und des jetzigen Premier- und Aussenministers Baron Ta- naka zu verdanken. Diese Stellen schätzten den politischen Gewinn der Herstellung eines vertragsmässigen Zustandes mit Deutschland höher ein, als den Nachteil einer gewissen Bindung im wirtschaftlichen Wettkampf mit der deutschen Indus- trie. Diesen Standpunkt haben während der ganzen Verhandlungen die Vertreter des Gaimusho, insbesondere Baron Shidehara und nach seiner Demissionierung der Vize-Minister Debuchi vertreten. Als unsern besten Freund während der lan- gen Verhandlungen im alten sowie im neuen Kabinett muss ich an dieser Stelle den Ministerialdirektor Saito nennen, der sich um das Zustandekommen des Farbenab- kommens wie des Handelsvertrags ganz besonders verdient gemacht hat. Er hat mit grossem Geschick und vieler Geduld gegen die hyperprotektionistischen Ansichten des Handelsministeriums angekämpft und ehrlich versucht zu einer gerechten Ver- ständigung zu gelangen. Es bedurfte aber, um zum endlichen Schluss zu kommen, eines Mannes wie Baron Tanaka als Aussenminister und als Ministerpräsident, der sich nicht scheute, über die Bedenken der Handels- und Industrieexperten im Han- delsministerium mit einem kategorischen Befehl zum Abschluss hinwegzugehen. Mit dem Widerstand dieser Experten, g e g e n deren Meinung der Vertrag abge- schlossen worden ist, haben wir auch in Zukunft zu rechnen, insbesondere wird dies die IG fühlen, deren Vertreter es trotz ihrer gern anerkannten Sachkunde und Un- ermüdlichkeit im Verhandeln leider nicht gelungen ist, mit diesen im Handelsminis- terium sitzenden Leuten ein freundschaftliches und vertrauensvolles Einvernehmen herzustellen. Nach dem Inkrafttreten des Handelsvertrages wird der Kampf um die Ausführung des Farbenabkommens beginnen und, wie ich voraussehe, sehr häufig die Intervention der Botschaft nötig machen. Für die japanische Regierung bedeutete es ein erhebliches Opfer, als sie sich zum Abschluss des Vertrages vor der Vereinbarung über den Konventionaltarif bereit er- klärte. Denn eine für Japan vorteilhafte Regelung des Tarifs war viel eher möglich, solange Japan seine Zustimmung zu dem von uns gewünschten Vertragsabschluss

OAG Notizen 33 an die Bindung einer für Japan befriedigenden Regelung der Tariffrage knüpfen konnte. Die Japanische Regierung erwartet daher, dass wir die Tarifverhandlungen loyal weiterführen werden. Vorläufig und solange die Zeit heiß andauert, werden die Verhandlungen ruhen. Sobald das japanische Aussenministerium an mich herantritt, werde ich die Verhandlungen im Rahmen der dortigen Weisungen wiederaufnehmen und darüber berichten. S o l f.“27

Japan, Dr. Solf, den deutsch-japanischen Handels- und Schiffahrtsvertrag unterzeichnend. Gegenüber der Premier- minister Baron Tanaka. Bundesarchiv, Bild 137-026531 / Fotograf: unbekannt.

Aus seinen persönlichen Mitteilungen ist ihm die Erleichterung über den Ver- tragsabschluss deutlich zu entnehmen. Noch im Dezember 1926 schrieb er seinem Vertreter von Borch in Tokyo: „[…]. Ueber den Handelsvertrag will ich heute nur wenig schreiben, das ist ein besonders grosses Kapitel. Ich will nur soviel sagen, dass es wirklich ein Kampf gegen zwei Seiten ist(;) gegen den Unverstand und den Protektionsfanatismus der Japaner und auf der anderen Seite gegen die Happigkeit unserer Industrie. Ich bin gleichsam als Wanderprediger in Deutschland herum- gezogen, um der Industrie klar zu machen, dass wir überhaupt keinen Handels- vertrag bekommen, wenn sie zu viel Anforderungen an preferentielle Behandlung

27 Solf am 20. Juli 1927 an das AA in: PAAA R 265157.

10/2012 34 ste llt . […].“ 28 Und am 1. August 1927 an Dr. Schneider in Chūzen-ji: „[… .] Heute vor sieben Jahren bin ich in Japan gelandet und am 20. v. Mts., also nach sieben Jahren weniger 10 Tagen, haben wir endlich den Vertrag unter Dach und Fach gebracht.“29 Auch welche Bedeutung dem Handelsvertrag zwischen Japan und Deutschland bei der Anknüpfung freundschaftlicher Beziehungen zukommt, hat uns Wilhelm Solf in einem Dankesbrief an Gotō am 2. August 1927 überliefert:

„[…]. Ehe ich mich in die Sommerfrische begeben wollte, hatte ich die Absicht, bei Euerer Exzellenz vorzusprechen und meinen allerherzlichen Dank abzustatten für die grosse Unterstützung, die ich während der langwierigen Verhandlungen über den Han- delsvertrag von Euerer Exzellenz Seite mich zu erfreuen hatte. […] der Abschluss eines Handelsvertrages [hat] nicht nur fachliche und rein oekonomische Bedeutung, sondern […] die Wiederherstellung normaler Bezie- hungen zwischen zwei grossen Staaten ist in erster Linie eine politische Angelegenheit. […]. Ich möchte annehmen, dass für den Ba- ron Tanaka der Abschluss dieses Vertrages, den man zwar Handels- und Schiffahrtsver- trag nennt, der aber in der Tat ein allgemei- ner Staatsvertrag ist, […], von großem Wert Dr. Solf verlässt seinen Posten, 1928. Bundesarchiv, i st . […].“ 30 Bild 146-1989-040-34 / Fotograf: unbekannt.

3. Schlussbetrachtung Kein anderer Missionschef des Deutschen Reiches vor 1914 war so lange in Japan akkreditiert wie Wilhelm Solf. Überschauen wir seine Amtszeit in Japan, so stellen wir fest, dass seine Tätigkeit dem deutsch-japanischen Verhältnis ein eigenes, auf kultureller Verständigung beruhendes neues Gepräge gab. Es berechtigt mich, von einer Ära Solf zu sprechen. In den kulturellen, wissenschaftlichen und handelspoli- tischen Beziehungen wurde das deutsch-japanische Verhältnis auf neue Grundlagen gestellt. Bedenken wir, dass ein Handelsvertrag zwischen Japan und Deutschland

28 Solf an von Borch am 30. Dezember 1926 in: N1053/75, S. 246. 29 Solf an Dr. Schneider am 1. August in: N1053/76, S. 111. 30 Solf an Gotō am 2. August 1927 in: N1053/76, S. 131 f.

OAG Notizen 35 sieben Jahre in der Schwebe war, wovon allein zweieinhalb Jahre intensiv verhandelt wurde, ist es auch gerechtfertigt, von einer Neu-Justierung der deutsch-japanischen Beziehungen zu sprechen. Zwar knüpften die Akteure an Kontinuitäten an, aber die Interessen und Gewichte hatten sich deutlich verschoben, und diesem Faktum begegnete man mit kultureller Wertschätzung. Wilhelm Solf blieb in den deutsch- japanischen Beziehungen auch im Ruhestand aktiv. Bis zu seinem Tod 1936 war er Präsident des Japaninstituts in Berlin und organisierte die „Ausstellung von Werken lebender japanischer Maler“ 1931 mit. Als er sich in Japan aufhielt, sammelte er ja- panische Kunst; 467 Objekte führt der Auktionskatalog von 1936 auf.31 Mit zwei zeitgenössischen Zitaten möchte ich meine Würdigung Wilhelm Solfs als deutschen Botschafter in Japan zu seinem 150. Geburtstag beenden. Lassen wir zu- nächst den Schweizer Gesandten Gignoux zu Wort kommen, der beim Antrittsbe- such Solfs bei Außenminister Uchida am 10. August 1920 anwesend war: „[…] ich hatte den Eindruck, als ob ich einem Besuch beiwohnte, den ein alter Freund des Ministers des Äußeren diesem bei der Rückkehr von einer Urlaubsreise abstattet. […]. Auf mich persönlich hat Dr. Solf den Eindruck einer äußerst bemer- kenswerten Persönlichkeit gemacht. Er verfügt über eine vorzügliche Allgemeinbil- dung, ein vollendetes Taktgefühl und besitzt in einem Wort in höchstem Maße alle Eigenschaften, die zur Lösung der ihm anvertrauten delikaten Aufgabe erforderlich sind. … Wenn ich das Vorstehende zusammenfassen darf, so glaube ich nicht fehl zu gehen, wenn ich Herrn Dr. Solf für seine Mission in Japan einen vollen Erfolg pro- phezeie.“ Und Freiherr von Schoen vermeldete an das Auswärtige Amt 1928 über den Ab- schied Solfs aus Japan: „Es wird allgemein glaubhaft versichert, daß noch nie einem von Japan scheiden- den fremden Vertreter derartige Sympathiebekundungen zu Teil geworden sind wie Herrn Dr. Solf. Seit Wochen überboten sich Deutsche, Japaner und Fremde, um ihn durch Abschiedsfeiern zu ehren und mit Geschenken förmlich zu überschütten. Galten diese Freundschaftsbezeugungen auch in erster Linie der Persönlichkeit Wil- helm Solfs, so boten sie doch auch Anlaß zu freudiger Betonung der während seiner Amtstätigkeit wieder angeknüpften guten Beziehungen zwischen Deutschland und Japan. Das ist in diesem Falle mehr als konventionelle Phrase, denn tatsächlich ist die Einstellung der öffentlichen Meinung in den letzten Jahren zunehmend deutsch- freundlich geworden, was z.B. in der Haltung der Presse in den uns hauptsächlich berührenden Fragen – Reparationen, Rheinland-Räumung, deutsch-österreichischer

31 Kuwabara 1997. Japansammlung Exz. Solf Berlin (Auktionskatalog) 1936. Ausstellung von Werken lebender japanischer Maler in der Preussischen Akademie der Künste Berlin vom 17. Januar bis 28. Februar 1931 (Ausstellungs- katalog) o.J.

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Zusammenschluß – zum Ausdruck kommt. Der Umstand, daß Herr Dr. Solf wäh- rend der Krönungsfeier Dekan des diplomatischen Korps war, hat erheblich dazu beigetragen, sein ohnedies sehr großes Ansehen noch zu heben … . Daß während dieser Tage gerade der deutsche Botschafter Doyen war, bedeutete eine glückliche Fügung, deren Wirkungen Deutschland zu Gute kommen … .“ 32

Erste und letzte Seite des Deutsch-Japanischen Handels- und Schiffahrtsvertrages vom 20. Juli 1927 in PAAA, BILATR JAN 8.

32 Zitiert nach den biographischen Angaben von Wilhelm Heinrich Solf im PAAA (Anlage zu 117/83-00//2607/62).

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Quellen- und Literaturverzeichnis a) Archivalische Quellen Nachlass von Wilhelm Heinrich Solf im Bundesarchiv Koblenz, N1053, Bände 1 (64), 2 (65), 3 (66), 4 (67), 5 (68), 6 (69), 8 (71), 9 (72), 10 (73), 11 (74), 12 (75), 13 (76), 14 (77) und Nr. 14. Akten aus dem Referat IV Ostasien/Japan des Politischen Archivs des Auswärtigen Amtes Berlin (PAAA): R 85978, R 64949, R 85980, R 85845, R 265237, R 263874, R 263731, R 264092, R 263819, R 265236, R 265157. Biographische Angaben zu Wilhelm Heinrich Solf (Anlage zu 117/83-00//2607/62).

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Frank Käser, Studium der Geschichte und Japanologie in Würzburg, Trier und Ber- lin. Abschluss des Studiums an der FU Berlin und im Fach Alte Geschichte an der TU Berlin. Seit 2009 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ostasiatischen Seminar in der Fachrichtung Japanologie im Arbeitsbereich von Frau Prof. Dr. Hijiya-Kirsch- nereit. Forschungsschwerpunkte: Geschichte des modernen Japans, Geschichte der Deutsch-Japanischen Beziehungen, Medizingeschichte, Geschichte des Japanischen Roten Kreuzes.

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