Leseszenen und Lesespiele - 37 Kinder vom fünften Schuljahr an können diesen Text in Rudolf Otto Wiemer der Adventszeit als Klassenlektüre lesen. Nele geht Aber auch Jugendliche und Erwachsenengruppen nach bekommen hier ein Lesespiel vorgelegt, das in der Ein Lesespiel für und Advents- und Weihnachtszeit in die Gemeinde getragen werden kann. Zwölfte Auflage - ISBN 3-7695-2037-8 Spieltyp: Lesespiel Bestimmungen über das Aufführungsrecht Spielanlaß: Advent und Weihnachten in Gemeinde, Das Recht zur einmaligen Aufführung dieses Stückes Schule, Gruppe und Verein wird durch den Kauf der vom Verlag vorgeschriebenen Spielraum: Jeder Raum mit oder ohne Bühne Bücher erworben. Für jede Wiederholung bzw. weitere Personen: 6 männl., 5 weibl., 1 bel. (Erzähler/in) Aufführung des Stückes muß eine vom Verlag Spieldauer: 30 Minuten festgesetzte Gebühr vor der Aufführung an den Aufführungsrecht: Bezug von 13 Heften Deutschen Theaterverlag PF 10 02 61, D-69442 Die Stimmen Weinheim/Bergstraße gezahlt werden, der dann die Der Erzähler Aufführungsgenehmigung erteilt. Nele Für jede Aufführung in Räumen mit mehr als 300 Plätzen Die Mutter ist außer dem Kaufpreis für die vorgeschriebenen Der Junge Rollenbücher eine Tantieme an den Verlag zu Die alte Frau entrichten. Der Herr im Pelz Diese Bestimmungen gelten auch für Das kranke Mädchen Wohltätigkeitsveranstaltungen und Aufführungen in Die Schreijette geschlossenen Kreisen ohne Einnahmen. Der Mann im Schuppen Unerlaubte Aufführungen, unerlaubtes Abschreiben, Der Bäcker Vervielfältigen oder Verleihen der Rollen müssen als Der Sträfling Verstoß gegen das Urheberrecht verfolgt werden. Den Der Invalide Bühnen gegenüber als Handschrift gedruckt. DER ERZÄHLER: Alle Rechte, auch die der Übersetzung, Verfilmung, Es war kurz vor Weihnachten, Neles Mutter hatte den Rundfunk- und Fernsehübertragung, sind vorbehalten. ganzen Tag zu tun. Sie schürte den Ofen, sie ließ den Das Recht zur Aufführung erteilt ausschließlich der Staubsauger brummen, dann schrubbte sie, dann kochte Deutsche Theaterverlag PF 10 02 61, D-69442 sie, dann nähte sie, dann putzte sie die Fenster, dann Weinheim/Bergstraße. sagte sie: "Je, es wird schon dunkel." Nele blickte in die Für die einmalige Aufführung dieses Stückes ist der Kauf Flocken hinaus und sah zu, wie es dunkel wurde. von 13 Textbüchern vorgeschrieben. Zusätzliche Rollen Plötzlich fragte sie: können zum Katalogpreis nachbezogen werden. NELE: Kurzinformation Mutter, wo ist Bethlehem? Kann man da hingehen? Nele stellt ihrer Mutter, die bis über beide Ohren in DIE MUTTER: Festvorbereitungen steckt, die Frage: "Mutter, wo ist Freilich - Bethlehem? Wohin muß man gehen, wenn man nach NELE: Bethlehem will?" - Sie fragt das, wie kleine Kinder, Wohin muß man gehen, Mutter, wenn man nach Kinder Bethlehem will? im Alter von vielleicht fünf Jahren, so etwas eben fragen. DIE MUTTER: Und die Mutter antwortet: "Quer über die Straße." Quer über die Straße. So, nun weißt du's. Nele nimmt die Antwort ernst. Sie geht "quer über die DER ERZÄHLER: Straße" und sucht Bethlehem. Und die Stationen ihres Nele nickte, zog den Mantel an, setzte die Mütze auf, Suchens machen die Handlung dieses Lesespiels aus. nahm die Tasche und ging quer über die Straße. Da kam 1 ein Junge mit einer roten Bommelmütze vorbei. Straße, sie kam in ein Haus, der Flur war dunkel, und DER JUNGE: Nele hatte Angst, als sie an die Tür klopfte. Doch hinter Nele, wohin gehst du? der Tür wohnte jemand. Nele hörte, wie eine Stimme NELE: leise "Herein!" rief, da öffnete sie, trat ein und sagte: Nach Bethlehem. NELE: DER JUNGE: Bist du das ? Pah, weißt du denn, wo Bethlehem ist? DIE ALTE FRAU: NELE: Nein - das Christkind bin ich wohl nicht. Quer über die Straße. NELE: DER JUNGE: Wer bist du? Das soll Bethlehem sein? Ein paar Häuser, mit Gärten DIE ALTE FRAU: dazwischen? Links, das ist doch der Bäcker! Und Ich bin eine alte Frau. Meine Haare sind weiß. Und ich dahinter die Mauer mit dem Gefängnis. Bethlehem ist kann auch nicht mehr richtig gehen. ganz woanders. NELE: NELE: Was tust du hier? Die Mutter hat gesagt: Quer über die Straße. DIE ALTE FRAU: DER JUNGE: Ich sitze am Fenster und warte, bis es dunkel ist. Mütter sagen manchmal so was. Weil sie keine Zeit NELE: haben. Am besten, man verdrückt sich. Wollen wir Und dann? spielen? DIE ALTE FRAU: NELE: Dann wird die Laterne draußen angezündet. Das sieht Ich will nach Bethlehem. hübsch aus, so eine brennende Laterne. DER JUNGE: NELE: Was willst du dort? Hast du kein Licht? NELE: DIE ALTE FRAU: Zum Christkind. Ich brauchte nur am Schalter zu drehen. Aber wozu? Es DER JUNGE: ist ja niemand hier, mit dem ich mich unterhalten Dir was schenken lassen? könnte. NELE: NELE: Nein. Weshalb bist du allein? DER JUNGE: DIE ALTE FRAU: Vom Christkind kriegt man doch was geschenkt. Du Das kommt ganz von selbst. Zuerst sind alle Stuben zu nicht? eng. Das schwatzte und sang und lachte. Wir wußten NELE: kaum, wo wir den Weihnachtsbaum aufstellen sollten, Im vorigen Jahr habe ich eine Puppe gekriegt. Und einen damals. Stell ihn auf die Nähmaschine, sagte mein Ball. Und Rollschuhe. Mann, da steht er niemandem im Weg. Ja, und nun, so DER JUNGE: oft ich die Nähmaschine betrachte - dort drüben, in der Hast du das alles in die Tasche gepackt? Ecke, das ist sie - muß ich daran denken, wie hell und NELE: warm es hier war und wie es rief und lachte und sang - Ja. Hier ist alles drin. NELE: DER JUNGE: Wo ist dein Mann jetzt? Wozu? DIE ALTE FRAU: NELE: Wo wird er sein? Gestorben ist er. Zum Glück war er Weil ich dem Christkind was mitbringen will. nicht lange krank - DER ERZÄHLER: NELE: Der Junge lachte und lief fort. Nele ging quer über die Und die Kinder? 2 DIE ALTE FRAU: Schenken? Du - mir? Wüßte nicht, was. Die Kinder sind groß. Sie haben geheiratet und haben NELE: selbst wieder Kinder - Ich habe eine Puppe, einen Ball und Rollschuhe. NELE: DER HERR IM PELZ: Besuchen sie dich nicht? Ausgezeichnet. DIE ALTE FRAU: NELE: Sie kommen hie und da. Zu meinem Geburtstag. Ich habe auch einen Stern. Manchmal auch zwischendurch. DER HERR IM PELZ: NELE: Sterne? Meinetwegen. Ich habe was anderes. Werden sie heute kommen? NELE: DIE ALTE FRAU: Was denn? Nein, heute nicht. Es läßt sich nicht machen, steht im DER HERR IM PELZ: Brief, und das ist ja auch zu begreifen. Die weite Reise, Ne ganze Menge. was denkst du? Und das Geschäft erlaubt es nicht. Und NELE: Weihnachten will man unter sich sein, das ist nun mal Und da ist nun alles drin, in den Päckchen? nicht anders. Heutzutage hat man wenig Zeit - DER HERR IM PELZ: NELE: Im Wagen ist noch mehr. Hast du auch keine Zeit? NELE: DIE ALTE FRAU: Auch eine Halskette? Oder ein Ring? O doch. Ich kann warten, bis draußen die Laterne DER HERR IM PELZ: angezündet wird. Dann habe ich noch den Abend vor (lacht) mir, und die Nacht. Was hast du denn da in deiner Wo denkst du hin! Die würden mich schön auslachen, Tasche? wenn ich nur mit einem Ring oder mit einer Halskette NELE: ankäme. Die Frau muß was haben, die Tanten müssen Geschenke. Nichts für dich. was haben, die Töchter, die Köchin, das DIE ALTE FRAU: Zimmermädchen. Und der Chauffeur, meinst du, der ist Es war trotzdem schön, daß du mich besucht hast. Man mit Manschettenknöpfen zufrieden? kann sich mal aussprechen, weißt du. Das ist gut für NELE: unsereins. Was haben sie sich gewünscht? DER ERZÄHLER: DER HERR IM PELZ: Nele schloß die Tür und ging wieder auf die Straße. Einen ganzen Sack voll. Fahrrad, elektrische Eisenbahn, Schräg gegenüber war ein großes, hellerleuchtetes Haus. Schier, Radiokoffer, Filmgerät. Die Älteste einen Pelz, die Davor stand ein Auto, und ein Herr im Pelz war gerade Jüngste ein paar seidene Fähnchen, und die Mutti - dabei, seinen Arm mit Päckchen und Paketen zu weißt du, was die haben will? Einen neuen Wagen. Tja, beladen. Es waren sehr viele, mit silbernen und einen Sportzweisitzer. goldenen Kordeln verschnürte Päckchen, sie reichten NELE: ihm vom Ellbogen bis ans Kinn. Der Mann hatte ein Du hast doch ein Auto. dickes, rotes Gesicht, auch einen Schnurrbart, aber die DER HERR IM PELZ: Augen waren schmal und der Mund zugekniffen. Nele Klar, habe ich. Kommt aber nicht mehr in Frage, der ging auf ihn zu. Kasten. Ein Jahr gefahren - aus. Können wir uns leisten. NELE: Ist doch alles da, besonders Pinkepinke. Tja, bißchen Bist du das Christkind? - hoch, was? Hängt mir auch zum Hals raus. Immer (nach einem Augenblick) derselbe Dreh. Spaß macht das nicht, und eigentlich Wenn du nicht das Christkind bist, kann ich dir auch sollte man - aber das ist nichts für dich. Geh heim. Wirst nichts schenken. sonst kalte Füße kriegen, wie wir alle. DER HERR IM PELZ: NELE: 3 Und du, was wünschst du? DAS KRANKE MÄDCHEN: DER HERR IM PELZ: Wenn du mich verklapsen willst, dann hau ab. Ich? Habe verdammt wenig Zeit. Man kommt ja nicht zu (Pause) sich selber. Wenn ich überlege, was vor dem Fest noch Sieht hier nicht grade nach Bethlehem aus. alles zu tun ist, wird mir übel. Eigentlich sollte man - ja, (Pause) was eigentlich? Was willst du denn dort? (plötzlich) NELE: Wohin gehst du? Dem Christkind etwas schenken. NELE: DAS KRANKE MÄDCHEN: Nach Bethlehem. Du - ihm? Wozu das? DER HERR IM PELZ: NELE: (lacht) Weil das Christkind nie etwas bekommt. So was. Bethlehem! Hier, vor meinem Haus! DAS KRANKE MÄDCHEN: (Er ruft) Aber es hat doch 'ne ganze Menge gekriegt. Die Weisen Paß auf, daß du nicht unter die Räder kommst! aus Morgenland haben ganz hübsch ausgepackt, und DER ERZÄHLER: die Hirten womöglich auch. Mindestens 'ne Seite Speck Der Herr im Pelz schüttelte den Kopf, ging rasch ins Haus oder 'ne Flasche Bier oder so was. und schlug die große, strahlend helle Glastür hinter sich NELE: zu. Nele stand jetzt auf der anderen Seite der Straße, wo Das ist lange her, sagt die Mutter. die Wäscherei ist und der große, breitästige Baum, der DAS KRANKE MÄDCHEN: im Frühjahr weiße Blütenkerzen aufsteckt und im Herbst Und heute, meinst du, kriegt das Christkind von grüne Stachelbälle herabwirft. Dann kommt die dunkle, niemandem mehr was? steinerne Mauer mit Stacheldraht oben, dahinter das NELE: Gefängnis. Hier irgendwo mußte Bethlehem sein. Die Nein. Von niemandem. Alle wollen nur von ihm haben. Mutter hatte es gesagt, und bisher war alles immer so DAS KRANKE MÄDCHEN: gewesen, wie die Mutter gesagt hatte. Nele ging um den Du nicht? Baum herum, der kahl war und ächzte. Vielleicht dort NELE: drüben, da war ein kleines Haus, zwischen der Doch. Ich habe auch etwas gekriegt. Eine ganze Tasche Wäscherei und dem Bäcker, mit schiefem Dach und voll. grauen, verwitterten Fensterläden. Die Glocke DAS KRANKE MÄDCHEN: schepperte, Nele ging durch den Flur, der nach Zeig her. 'ne olle Puppe. Verrostete Rollschuhe. 'n Scheuerwasser und Arznei roch, dann ein paar Stufen Pappstern. hinauf, sie kam an eine Tür, klopfte und trat ein. Drinnen NELE: brannte eine Lampe, die war mit Bindfaden schräg über Aus Goldpappe. das Bett gezogen, und in dem Bett lag ein Mädchen, das (Pause) hatte ein Buch in der Hand und las, und die Hand des Was willst du denn haben? Mädchens war mager und durchsichtig. DAS KRANKE MÄDCHEN: DAS KRANKE MÄDCHEN: Ich? Gar nichts. Mach die Tür zu. So viel Kohlen haben wir nicht, daß wir NELE: die Straße heizen können. Wünschst du dir nichts? DER ERZÄHLER: DAS KRANKE MÄDCHEN: Nele schloß die Tür und blieb dort, wo der Schatten war, Nee. Was ich mir wünsche, krieg ich ja doch nicht. stehen. Das Mädchen im Bett blätterte die Seite um und NELE: las. Was denn? NELE: DAS KRANKE MÄDCHEN: Ist hier Bethlehem? Ach, sei still. Was verstehst du schon. 4 NELE: Da. Das Buch. Steht da was Schönes drin? Ich will es dem Christkind sagen. DAS KRANKE MÄDCHEN: DAS KRANKE MÄDCHEN: Nee. Alles nicht wahr. (lacht) NELE: So klein möcht ich auch nochmal sein! Wolltest du nicht lieber lesen, als mit mir sprechen? NELE: DAS KRANKE MÄDCHEN: Hast du keine Mutter? Im Anfang schon. Lesen ist vielleicht immer noch besser DAS KRANKE MÄDCHEN: als sprechen. Doch. NELE: NELE: Warum? Warum läßt sie dich allein? DAS KRANKE MÄDCHEN: DAS KRANKE MÄDCHEN: Mit wem soll ich sprechen? Es kommt ja niemand. Und Weil sie arbeitet. Meinst du, das Geld kommt zum du? Willst du auch schon weg? Fenster rein? NELE: NELE: Soll ich bleiben? Wo arbeitet sie? DAS KRANKE MÄDCHEN: DAS KRANKE MÄDCHEN: Geh nur. Du mußt ja zum Christkind. In der Wäscherei. Da ist jetzt was los, kurz vor NELE: Weihnachten. Jeder will noch schnell die Klamotten Ja, das muß ich. Aber vielleicht besuch ich dich mal. sauber haben. DAS KRANKE MÄDCHEN: NELE: Verzichte. Außerdem habe ich das Buch. Das genügt mir. Und du? Du liegst den ganzen Tag im Bett? Bist du DER ERZÄHLER: krank? Nele ging die Stiege hinab, dann über den Flur, wo es DAS KRANKE MÄDCHEN: nach Scheuerwasser und Medizin roch. Die Flocken Was denn sonst. fielen spärlicher, die Straßenlaterne brannte. Sie brannte NELE: nicht besonders hell, doch so, daß man die dicken Schon lange? Überschriften auf den Zeitungen erkennen konnte, die DAS KRANKE MÄDCHEN: Schreijette in der Hand hielt. Nele konnte nicht lesen, 'n halbes Jahr ungefähr. das war auch gar nicht nötig, denn Schreijette hatte NELE: ihren Namen nicht umsonst. Sie schrie: Wann wirst du aufstehen? DIE SCHREIJETTE: DAS KRANKE MÄDCHEN: Sprengstoff im Geburtstagspäckchen! Friedenskonferenz Quatsch nicht so viel. gescheitert! Tausend Liter Sekt auf der Autobahn! NELE: DER ERZÄHLER: Morgen? Oder übermorgen? Oder Weihnachten? Nele wollte eigentlich an Schreijette vorüber, denn alle DAS KRANKE MÄDCHEN: Leute in der Straße kannten Schreijette, niemand Der Doktor sagt, ich könnt's zu Weihnachten mal glaubte, daß Schreijette das Christkind war, doch probieren, aber ich glaub's nicht. Er lügt nämlich, der womöglich wußte Schreijette etwas über Bethlehem. Doktor. Alle lügen sie. Die Mutter, Tante Anna und die Schreijette wußte alles, was passierte, manchmal wußte dicke Wäschereibesitzerin, die immer nach Seifenpulver sie noch mehr, und es gab jedenfalls nichts, was riecht. Kein wahres Wort, was sie sagen. Schreijette nicht wußte. Ihre Stimme war rauh wie die NELE: Stimme eines alten Schafes, sie schrie: Aber lesen kannst du doch? DIE SCHREIJETTE: DAS KRANKE MÄDCHEN: Mörder heiratet Witwe des Ermordeten! Bankräuber Lesen? verhaftet! NELE: DER ERZÄHLER: 5 Plötzlich hatte sie noch eine zweite Stimme, die war viel Warum fliegt er zum Mond? leiser als die andere Stimme, und mit dieser zweiten DIE SCHREIJETTE: Stimme sagte sie: Weil er ein Affe ist. DIE SCHREIJETTE: NELE: Na, du Krähe, wohin so spät? Und warum trinkst du Schnaps? NELE: DIE SCHREIJETTE: Nach Bethlehem. (schreit) DIE SCHREIJETTE: Tausend Liter Sekt auf der Autobahn! Mörder heiratet Affe Ferdinand fliegt zum Mond! Witwe des Ermordeten! Affe Ferdinand fliegt zum DER ERZÄHLER: Mond! Schreijette schüttelte belustigt den Kopf, während sie NELE: schrie. Sie trug eine blaue Schildmütze mit Aufschrift, Schreist du immer dasselbe? eine graugrüne Steppjacke, die ihr fast bis zu den Knieen DIE SCHREIJETTE: reichte, und schwarze Gummistiefel. Sie schrie: Du hörst doch. DIE SCHREIJETTE: NELE: Sechs Dörfer von Eislawine begraben! Nichts von Bethlehem? DER ERZÄHLER: DIE SCHREIJETTE: Und mit der zweiten Stimme sagte sie: Nee, Bethlehem ist nicht rot unterstrichen. DIE SCHREIJETTE: NELE: Bethlehem? Wo soll denn das sein? Dann kann ich dir auch nichts schenken. NELE: DER ERZÄHLER: Quer über die Straße. Schreijette beugte sich vor. Dann sagte sie mit ihrer DIE SCHREIJETTE: zweiten Stimme, ganz leise: (schreit) DIE SCHREIJETTE: Horoskop der Woche! Attentat auf Staatsoberhaupt! Geh heim. Mit Bethlehem ist kein Geschäft zu machen. (leiser) Oder es müßte rot in die Zeitung. Sprengstoff in Was fällt dir ein? Das wüßte ich doch. Bethlehem - soll ich das mal schreien? Soll ich? NELE: DER ERZÄHLER: Warum schreist du so? Nele lief rasch fort, die Straße entlang, dann rechts über DIE SCHREIJETTE: den Hof. Sie kam zum Brunnen, aus dem niemand mehr Weil die Leute es sonst nicht hören. Wasser haben will, weil das Wasser jetzt in einem NELE: blanken Rohr bis in die Küche läuft. Nele blieb stehen. Und warum hast du eine rote Nase? Sie hörte den Wind, sie hörte auch die Uhr schlagen und DIE SCHREIJETTE: das Klingeln der Straßenbahn, aber Schreijette hörte sie I, du Gör, du. Meinst vielleicht, der Hals wird vom nicht mehr. Gegenüber vom Brunnen lag die Schreien nicht trocken? Klempnerwerkstatt, in der niemand mehr arbeitet, und DER ERZÄHLER: nicht weit davon war ein niedriger Schuppen, wo die Die braunen, faltigen Finger, die zur Hälfte in einem Leute die Gartengeräte aufbewahren. Nele ging an dem abgeschnittenen Handschuh steckten, zogen etwas Schuppen vorüber - nein, sie wollte vorübergehen, doch Rundes, Bauchiges aus der Rocktasche. Schreijette es war, als hustete da einer. schraubte am Verschluß und trank. Danach schraubte sie NELE: den Verschluß zu und schrie. Ist da jemand? DIE SCHREIJETTE: DER ERZÄHLER: Friedenskonferenz gescheitert! Affe Ferdinand fliegt zum Als keine Antwort kam, ging Nele einen Schritt näher. Mond! Die Tür des Schuppens war offen, und ganz hinten, im NELE: Dunkeln, sah Nele einen gelben, glühenden Punkt, mal 6